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Santiago, der Verdammte (The Naked Dawn)

Begonnen von MMeXX, 1 Februar 2014, 12:09:13

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Produktion: USA 1955

Regie: Edgar G. Ulmer

Darsteller: Arthur Kennedy, Betta St. John, Eugene Iglesias

Inhalt: Ein nächtlicher Raub soll den beiden Dieben Santiago (Arthur Kennedy) und Vicente (Tony Martinez) Geld verschaffen. Doch die beiden werden ertappt, Vicente tödlich verwundet. Santiago macht sich mit der Beute, Kisten voller Uhren, weiter allein auf den Weg. Er kommt zum Hause des jungen Mannes Manuel Lopez (Eugene Iglesias) und dessen Frau Maria (Betta St. John). Er kann Manuel überreden, ihn am Abend in die Stadt zu fahren.

Dort will Santiago die heiße Ware seinem Auftraggeber, dem Zollbeamten Guntz (Roy Engel) übergeben, wird von diesem jedoch bei der Bezahlung betrogen. Für den grimmigen Banditen Grund genug, Guntz zu fesseln und sich sämtliches Geld zu nehmen. Gemeinsam mit dem unerfahrenen Manuel geht er anschließend in die örtliche Bar. Als Manuel sieht, wie leichtfertig Santiago das Geld ausgibt, reift in ihm der Wunsch, es sich selbst unter den Nagel zu reißen...

MMeXX

1 Februar 2014, 12:17:12 #1 Letzte Bearbeitung: 1 Februar 2014, 12:25:13 von MMeXX
Ein deftiges Drama im Westerngewand. Statt weiter Landschaften setzt Ulmer in 1,33:1 stärker auf innere Werte. Fast kammerspielartig spielt sich ein Großteil des Films in diversen Räumen ab, immer nah an den Darstellern. Bei Betta St. John hat das den Vorteil, dass man ihr schönes Aussehen umso besser genießen kann. Geschickt inszeniert auch die jeweiligen Begegnungen Santiago-Maria und Santiago-Maunel. In beiden Fällen wird Santiago zunächst in einer höheren Position eingefangen (Maria unten am Wasser, Manuel im Loch, welches ein Tunnel werden soll). Arthur Kennedy gibt den alternden, desillusionierten Halunken mit Herz überzeugend. Die Dreiecksgeschichte Santiago-Maria-Manuel reißt mit, da haben auch die beiden anderen Akteure ihre Aktie dran. Sicher wirken einige Szenen darstellerisch überspitzt, eher theaterhaft. Das stört aber nicht, sondern unterstreicht gerade die Motivation der Figuren. Und gerade hier punktet der Film aus meiner Sicht am stärksten: den Charakteren. Denn es sind nicht keine Schwarz-Weiß-Zeichnungen, sondern die Graustufen, die hier gezeigt werden. Es handelt sich nicht um reine Reißbrettvorlagen, alle müssen sich ihre Sympathien beim Zuschauer erst erarbeiten, nur um sie in der nächsten Szene möglicherweise schon wieder zu verlieren. Wenn man sie denn überhaupt sympathisch findet. Das war für mich doch eine unverhoffte Perle: 8/10


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