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Sind die meisten alten Filme wirklich so schlecht ?

Begonnen von Bretzelburger, 18 Juli 2006, 23:35:42

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Bretzelburger

Man könnte diesen Eindruck bekommen ,wenn man sich im Ofdb umsieht. Nimmt man mal die 15 Autoren mit den meisten geschriebenen Reviews, so haben sie gerade mal 2% dieser Reviews Filmen gewidmet, die vor 1960 erschienen sind.

Der führende Review-Schreiber Blade Runner, der mit deutlich über 1 Million Klicks ja auch Vorbildfunktion hat (oder zumindest prägend ist), hat sich gerade mal mit 10 Filmen (von bald 2000) befasst, die vor 1960 erschienen sind.

Rein statistisch steht das in keinem Verhältnis zu den tatsächlich in dieser Zeit gedrehten Filmen und gerade die 40er und 50er Jahre waren echte Filmjahrzehnte, die auch prägend für die späteren Filmjahrgänge waren. Ich gehe sogar soweit zu sagen, daß man zumindest die Filme dieser Zeit kennen sollte, um über spätere Filme fundierte Reviews schreiben zu können.

Immer wieder lese ich in Kritiken zu späteren Filmen Behauptungen (z.B. über "Django"), die deutlich zeigen, daß dem Autor die vorherige filmhistorische Entwicklung nicht bewußt ist. Tarantino und Konsorten, die ja (zurecht) hier hochleben dürfen, haben sich sehr stark an Filmen wie z.B. aus der "schwarzen Serie" Hollywood's der 40er Jahre orientiert, auch die Coolness wurde nicht erst in den 90ern erfunden....

Qualitätssprünge gab es immer und ich finde es keineswegs, daß ein alter Film automatisch gut sein muß. Das Gesamtniveau ist aber aus einem Grund einfach besser,denn die schlechten Filme sind fast völlig in der Versenkung verschwunden.

Stattdessen gibt es ja eine unzählige Menge an Filmen aus den letzten 40 Jahren, die auch trotz miesen Niveaus als DVD rauskommen, einfach weil es eine entsprechende Trash-Film Fangemeinde gibt. Dagegen sind viele Top Filme - allein von den Cagney-Filmen gibt es nur ein Bruchteil - aus den 30ern und 40ern noch gar nicht erschienen.

Mir geht es gar nicht darum, daß hier alle jetzt das Hohelied der guten alten "Schwarz-Weiß"-Films singen sollen.

Das sich die Bildsprache, das Tempo, die Schnitttechnik stark verändert haben ,ist nicht nur der verbesserten Technik, sondern auch der Anpassung an die jeweiligen Sehgewohnheiten geschuldet. Die Regisseure haben vor 1960 keine langweilige Bildsprache, Längen oder Pausen ungeschickt eingebaut, sondern waren natürlich auch auf der Höhe ihrer Zeit.

Wenn ich dann in einer Review zu "Psycho" lesen muß, der Film wäre ja toll trotz einiger Längen, dann fehlt mir einfach der Respekt vor dem Künstler. Nur weil man es selbst  HEUTE so empfindet, hat deshalb Hitchcock damals keinen Lapsus begangen.

Wenn jemand keinen Zugang zu einem "alten" Film bekommt und ihn persönlich langweilig findet, sollte er soviel Größe haben, daß nicht sofort einer mangelnden Qualität anzukreiden oder dem Film das Etikett "nicht mehr zeitgemäß" anzuhaften, sondern mal in sich hineinfragen, warum man nicht mehr von den heutigen Sehgewohnheiten herunterkommt.

Auch mir geht es so. Wenn ich mal was vergnüglich entspannendes zum Abend brauche, greife ich auch eher selten zu einem "alten" Film. Habe ich aber die Muße oder Ruhe dazu, stelle ich oft fest, wie gut ich mich danach fühle.

Also, warum gibt es nicht mehr Respekt vor der Leistung der damaligen Filmemacher und Schauspieler ?

Mr. Hankey

18 Juli 2006, 23:56:34 #1 Letzte Bearbeitung: 19 Juli 2006, 00:20:31 von Mr. Hankey
Ähmmm... Meinungen sind nun mal verschieden. Interessen auch.

Und gerade was uralte Filme angeht, ist es auch, aus meiner Sicht, wesentlich schwieriger ein geeignetes Review zu verfassen, als zu den Filmen mit denen man nun mal aufgewachsen ist und mit denen man sich in aller Regel wesentlich mehr befasst. Da eben die Erwartungen und Sichtweisen damals wesentlich anders waren, als heutzutage.

Und nur weil die alten Filme weniger besprochen werden als die heutigen, heißt das noch lange nicht das das Interesse an solchen Filmen geringer ist. (zumindest was die von dir angesprochenen 15 Schreiberlinge mit den meisten Reviews angeht.) Ich persönlich habe z. Bsp. bis jetzt alle Ausgaben der "Die grossen deutschen Film-Klassiker"-Reihe zusammengesammelt und die Uraltverfilmungen von "Der Glöckner von Notre Dame" oder "Phantom der Oper" landen auch ab und an mal in meinem Player, genauso wie Buster Keaton, Charlie Chaplin etc. Aber eine wirklich passende Review zu solch alten Schinken zu verpassen, die den Filmen auch wirklich gerecht werden (sowohl aus damaliger Sicht, als auch aus heutiger Sicht), dass fällt, zumindest mir, noch ziemlich schwer. Und deshalb mache ich dies auch nur in Ausnahmefällen (z. Bsp. die Pater Brown-Filme oder "Der blaue Engel").

Aber wenn du dir gute Reviews zu Uraltfilmen durchlesen willst, dann empfehle ich Dir z. Bsp. die Besprechungen von Vince. Der hat doch so einige Besprechungen zu Uralt-Klassikern (Frankenstein etc.) dabei!

Ach und nur weil die Besprechungen zu alten Filmen eher Rar gesäht sind heißt das noch lange nicht, dass sie unbedingt für schlecht befunden werden! Und den von dir angesprochenen mangelnden Respekt kann ich ehrlich gesagt auch nicht ganz nachvollziehen. Nur weil jemand halt nicht 100% mit "Psycho" zufrieden ist, heißt das noch lange nicht das er keinen Respekt vor Hitchcock hat. Das ist, Sorry, einfach nur Blödsinn! Filmbesprechungen sind nun einmal dazu da, um die Meinungen der verschiedensten Leute zu erfassen. Und wenn nun einmal jemand meint, dass er mit dem oder dem alten Film nichts anfangen kann und dies auch in passende und nachvollziehbare Worte fasst, dann kann man ihm das auch nicht verübeln oder mangelnden Respekt vorwerfen.

Ich werfe doch auch niemanden der z. Bsp. "Herr der Ringe" hasst und mir seine Meinung ausreichend und plausibel begründet (wobei das in diesem Fall doch ziemlich schwierig sein dürfte ;)) vor, er hätte kein Respekt vor der gigantischen Leistung des Peter Jacksons. Das geht doch, aus meiner Sicht, etwas zu weit. 100% Objektivität gibt es nun mal einfach nicht! Und das war schon damals so, so ist es heute und so wird es auch immer sein!


BTW: Gehört der Thread nicht eher ins Ofdb-Forum?
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Snake-Plissken

Wo sind denn auch z.b. die alten Filme ab 1950 in den Läden in Saturn stehe die nicht rum nur Klassiker.
Na gut Louis de Funes Filme, Belmondo und sonstige sind alles Kultfilme! :love:

Vince

ZitatBTW: Gehört der Thread nicht eher ins Ofdb-Forum?

Jepp, würde ich auch sagen...

@Bretzelburger: Hmja, also sicherlich würde ich mir manchmal auch etwas mehr Orientierung zu Filmklassikern wünschen. Insofern kann ich dich zumindest in Ansätzen verstehen - ein Review zu einem sehenswerten Klassiker bringt mir persönlich weit mehr als das hundertste Review zum neuen Mainstream-Aufreger. Allerdings müsstest du dann den Rezensenten auch zugestehen, sich bei alten Klassikern so zu äußern wie sie wollen und dann eben ggf. auch in Kauf nehmen, dass ein Hitchcock-Film mal als "langweilig" bezeichnet wird. Auch auf die Gefahr hin, dass dem Film damit Unrecht getan wird.

Den Autoren kannst du jedenfalls nicht vorwerfen, dass sie sich zu einem geringen Prozentsatz mit Klassikern beschäftigen. Dass zB. Blade Runner (den du als Beispiel nanntest) das generelle Filmwissen in Massen besitzt, um die von ihm behandelten Filme souverän zu besprechen, das kann man aus seinen Kritiken herauslesen. Dass er und andere nur selten alte Filme besprechen, ist aber nun mal Sache der eigenen Prioritäten. Blade Runner hat sich zB. in weiten Teilen Action / Western / Neumaterial gewidmet (so jedenfalls mein Eindruck), mit unserem Hankeyman haben wir erfreulicherweise einen Experten im Bereich des allzu stiefmütterlich behandelten "Kinderfilms" (steht absichtlich in Anführungsstrichen), Rain Jao Asiafilme und so weiter. Ich selbst sehe mich als Gelegenheitswilderer in so ziemlich allen Bereichen, schreibe auch nur sehr selten zu aktuellen Filmen, sondern halte mich halbwegs gleichmäßig in allen Jahrzehnten von den 30ern bis heute auf. Summiert haben wir dann für so ziemlich alle Bereiche unsere üblichen Verdächtigen, und das finde ich auch okay so. Es ist schön, wenn man in einem bestimmten Genre nach Reviews sucht und hat dann einen zuverlässigen Mann, auf dessen Outputs man immer wieder zurückgreifen kann - hat mir schon so manche Kauf- bzw. Ansehentscheidung erleichtert.  ;)

Neo

Na von der Itention her passt der Thread schon ganz gut in das Forum.

Ich denke, Bretzels Idee hinter diesem Thread ist schon die, dass sich die Leute fragen, ob wir uns (insgesamt) ein gefestiges Urteil über Neuproduktionen bilden können, ohne die Ursprünge, die Ideengeber, die "Klassiker" zu kennen.

Und ich stimme mit ihm darin sehr überein. Auch ich erwische mich in den letzten Jahren immer öfter, ältere Produktionen den neuen vorzuziehen und entdecke oft dort Elemente, Ideen, dramaturgische Kniffe, die in den neuen Produktionen als was "ganz Neues" verkauft werden. Jawohl, Leute: Schaut euch Filme aus den 30ern, 40ern, 50ern an und ihr werden im Prinzip dort all das finden, was heute als total "In" gilt.

Zugegeben, viel weiter greife auch ich nicht zurück. Stummfilme sind nicht so "mein Ding". - Einige wichtige kenne ich, aber dann hört es schon auf.

Und ich steh dazu: Schwarz/Weiß ist cool, Man!  :icon_mrgreen:

Neo

Vince

Zitat von: Neo am 19 Juli 2006, 00:24:14
Na von der Itention her passt der Thread schon ganz gut in das Forum.

Ich denke, Bretzels Idee hinter diesem Thread ist schon die, dass sich die Leute fragen, ob wir uns (insgesamt) ein gefestiges Urteil über Neuproduktionen bilden können, ohne die Ursprünge, die Ideengeber, die "Klassiker" zu kennen.

Und ich stimme mit ihm darin sehr überein. Auch ich erwische mich in den letzten Jahren immer öfter, ältere Produktionen den neuen vorzuziehen und entdecke oft dort Elemente, Ideen, dramaturgische Kniffe, die in den neuen Produktionen als was "ganz Neues" verkauft werden. Jawohl, Leute: Schaut euch Filme aus den 30ern, 40ern, 50ern an und ihr werden im Prinzip dort all das finden, was heute als total "In" gilt.

Zugegeben, viel weiter greife auch ich nicht zurück. Stummfilme sind nicht so "mein Ding". - Einige wichtige kenne ich, aber dann hört es schon auf.

Und ich steh dazu: Schwarz/Weiß ist cool, Man! :icon_mrgreen:

Unter dem Gesichtspunkt, demnach der Thread in diesem Unterforum steht, stimme ich auch mit euch überein - wenn man sich erstmal drauf einlässt (ich selbst habe das erst sehr spät gemacht, im Grunde mit EInführung der DVD), ist der Film so viel mehr als der Output der letzten 10 Jahre und ich will selbstverständlich auch jedem empfehlen, sich eingehender mit vergangenen Jahrzehnten zu beschäftigen - eben auch deswegen, um auch neuere Produktionen besser (einzu-)schätzen wissen.
Aber in Bretzels Anmerkungen schwingt ja auch etwas Kritik an dem Auswahlverfahren der ofdb-Rezensenten mit, und unter diesem Gesichtspunkt würde der Thread 1. ins ofdb-Unterforum passen und bin ich 2. nur seeeehr bedingt seiner Meinung. ;)

Bretzelburger

Ich wollte keineswegs mit meiner Meinung aussagen, daß etwa Blade Runner sich nicht mit alten Filmen auskennt - das maße ich mir nicht an. Fakt ist aber, daß er kaum Reviews dazu gemacht hat.

Desweiteren gestehe ich jedem zu, einen Film nicht zu mögen oder gar schlecht zu finden. Aber es ist immer ein Unterschied, daß aus persönlicher Sicht zu sehen oder es als tatsache zu verkaufen.

Gutes Beispiel "Herr der Ringe" - ich bin nicht der größte Fan davon, aber die Wahnsinnsleistung Peter Jacksons erkenne ich an. Wenn ich also irgendetwas daran zu kritisieren habe, dann muß ich das aus meinem persönlichen Empfinden begründen. Eine Aussage wie "Die Filme sind viel zu lang" würde kaum einer als qualitativ anerkennen, sage ich aber, daß ich persönlich nicht so auf Fantasie stehe und mir das deshalb manchmal zu viel wird, dann ist das eine Haltung, kritisiert aber nicht Jacksons Werk.

Es gibt das schöne Buch "Wie haben sie das gemacht, Mr.Hitchcock?" und das sollte man sich eben fragen, bevor man die Behauptung aufstellt der Film hätte Längen.

Vince

19 Juli 2006, 00:50:34 #7 Letzte Bearbeitung: 19 Juli 2006, 00:52:27 von Vince
An sich ja alles absolut richtig, aber
Zitat von: Bretzelburger am 19 Juli 2006, 00:40:22
Desweiteren gestehe ich jedem zu, einen Film nicht zu mögen oder gar schlecht zu finden. Aber es ist immer ein Unterschied, daß aus persönlicher Sicht zu sehen oder es als tatsache zu verkaufen.

Hier sind wir wieder bei dem alten Mißverständnis... in dem Moment, in dem ich eine Kritik schreibe, werde ich automatisch subjektiv. Ich muss dann nicht hinter jeden Satz "Meiner Meinung nach" et cetera anhängen, das versteht sich von selbst durch die Tatsache, dass der Text in diesem Kontext auf dieser Seite steht. Wenn man im Gegenzug etwas als Tatsache hinstellt, muss man das auch so kennzeichnen, zB. durch Zitate, Statistiken oder sonstige Untermauerungen. Eine Aussage wie "Hitchcocks Psycho ist ein langweiliger Film" kann aber ungeachtet des Umstandes, dass das eine konstative Aussage ist, in diesem Kontext nie den Status einer Tatsache erreichen.

Mr. Hankey

19 Juli 2006, 00:53:28 #8 Letzte Bearbeitung: 19 Juli 2006, 00:55:36 von Mr. Hankey
Zitat von: Bretzelburger am 19 Juli 2006, 00:40:22Es gibt das schöne Buch "Wie haben sie das gemacht, Mr.Hitchcock?" und das sollte man sich eben fragen, bevor man die Behauptung aufstellt der Film hätte Längen.
Nun ja, aber gerade Längen sind nun mal etwas, was man nur persönlich empfinden und beurteilen kann. Ein gutes (aktuelles) Beispiel, welches mir gerade einfällt, ist da "Wolf Creek". Ich persönlich finde dort z. Bsp. die Einführung mehr als passend gestaltet und fühlte mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt. Die meisten Ofdb-Reviews prangern aber gerade diese Einführung an, dass sie viel zu lang geraten wäre, da in diesen Minuten eben nicht allzu viel passiert. Ob ein Film Längen hat oder nicht, hängt nun mal in aller Regel damit zusammen, ob es während des Schauens Momente gab, in denen ich mich gelangweilt habe oder nicht. Und das kann nun mal nur jeder für sich entscheiden.

BTW: Ich merke natürlich, dass du mit deinem Psycho-Vergleich geziehlt auf meine Besprechung zielst. Aber da ich diese früher oder später eh vor habe zu überarbeiten, gehe ich darauf jetzt mal bewusst nicht ein! :icon_mrgreen:
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Vince

Zitat von: Mr. Hankey am 19 Juli 2006, 00:53:28
BTW: Ich merke natürlich, dass du mit deinem Psycho-Vergleich geziehlt auf meine Besprechung zielst. Aber da ich diese früher oder später eh vor habe zu überarbeiten, gehe ich darauf jetzt mal bewusst nicht ein! :icon_mrgreen:

Dann muss ich mir den Fehlgriff in der Hankeyschen Review-Legende doch gleich mal anschauen gehen, bevor er ersetzt worden ist. :icon_mrgreen:

Bretzelburger

Kurz noch eine Anmerkung zur Anordnung an dieser Stelle. Ich wollte keineswegs die häufigsten Review-Schreiber kritisieren und mir ist bewußt, daß es da auch Unterschiede gibt. Ich wollte nur mit einer kleinen Statistik meine These untermauern, daß alte Filme hier nicht so berücksichtigt werden und ich denke, da gibt es ja Konsens (wenn auch nicht über die Gründe dazu).

Zitat von: Vince am 19 Juli 2006, 00:50:34
An sich ja alles absolut richtig, aber
Hier sind wir wieder bei dem alten Mißverständnis... in dem Moment, in dem ich eine Kritik schreibe, werde ich automatisch subjektiv. Ich muss dann nicht hinter jeden Satz "Meiner Meinung nach" et cetera anhängen, das versteht sich von selbst durch die Tatsache, dass der Text in diesem Kontext auf dieser Seite steht. Wenn man im Gegenzug etwas als Tatsache hinstellt, muss man das auch so kennzeichnen, zB. durch Zitate, Statistiken oder sonstige Untermauerungen. Eine Aussage wie "Hitchcocks Psycho ist ein langweiliger Film" kann aber ungeachtet des Umstandes, dass das eine konstative Aussage ist, in diesem Kontext nie den Status einer Tatsache erreichen.

Ich denke, daß es da nicht um das primitive "meiner Meinung nach" geht, sondern das wir alle zwischen den Zeilen lesen können. Man spürt schon, ob jemand da vom persönlichen Empfinden spricht (und sich vielleicht dabei sogar in Frage stellt) oder ob er sich über die Arbeit eines anderen erhebt.

Übrigens, die "Psycho"-Kritik fand ich keineswegs so daneben, sie war mir nur gegenwärtig. Ich kann mich auch an eine "Sieben Samurai"-Kritik erinnern, die wirklich gräßlich war. Etwa in der Art "was hat Kurosawa hier für einen Mist gebaut" und wie blöd muß man sein ,daß auch noch gut zu finden nur weil es "schwarz/weiß" ist.

Ich will solche Kritiken keineswegs los werden, sie zeigen aber eben eine Haltung ,die von Unverständnis zeugt.

Moonshade

Zitat von: Vince am 19 Juli 2006, 00:55:17
Dann muss ich mir den Fehlgriff in der Hankeyschen Review-Legende doch gleich mal anschauen gehen, bevor er ersetzt worden ist. :icon_mrgreen:

Kann man da nicht jeden nehmen? *unschuldigindiegegendschau* ;)

Ach so, zum Thema.
Ich hab allerhöchsten Respekt vor alten Filmen, die gefallen mir sogar meistens besser als neue, Tatsache ist aber, daß ich sie erst mal präsentiert bekommen müßte und das dauert seine Zeit.
Ich schreibe ja jeden Text aus dem Stand, aber ich kann über längere Zeit nicht jedes Detail aus einem alten Film behalten, die Erinnerung muß schon noch frisch sein. Ergo: erst mal alle sehen können, die Klassiker.
Kaufen werde ich nicht jeden, dafür fehlt mir das Geld.
Das TV-Nachtprogramm tut sein Möglichstes.
Mein kommunales Kino vor Ort ebenfalls, aber die haben sich auch mehr dem modernen Problem- und Schicksalsfilm verschrieben, anstatt mal ein paar Klassiker auszugraben.

Tatsächlich sind nur knapp über 50 meiner 1500 Reviews vor 1960 anzusiedeln, vor 1970 sinds aber schon 125 und das liegt vornehmlich an folgenden Gründen.
Es gibt mehr Gelegenheiten, neuere Filme zu sehen.
Es gibt weniger Gelegenheiten, ältere zu sehen.
Die Interessenlage spielt auch eine Rolle, weswegen ich weder Rosselini, noch Bergman noch der nouvelle vague oder dem japanischen Autorenkino bisher Texte geschenkt habe.
Jedem seine Vorliebe - und deswegen werfe ich den meisten, sehr jungen OFDB-Reviewern nicht vor, daß sie vornehmlich mit Filmen ab 1975 groß geworden sind.

Natürlich haben viele noch eine Menge nachzuholen, wenn das Interesse später weiter wachsen wird (so ist es bei mir zum Glück immer noch), aber das werte ich nicht als mangelnden Respekt oder fehlendes Interesse.
Und der Overkill an Möglichkeiten, den der moderne Film besitzt, ist inzwischen Standard geworden - ich kann aber niemanden zwingen, sich für die Wurzeln zu interessieren.

Von mir wird es jedenfalls immer gemischte Revies aus den o.a. Gründen geben, mal alt, mal neu, je nach Angebot. Und daß ich ein bißchen auch auf Leserschaft und Aktualität schaue, ist der Eitelkeit jedes Autoren wohl verzeihbar.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Vince

Zitat von: Bretzelburger am 19 Juli 2006, 01:08:00
Kurz noch eine Anmerkung zur Anordnung an dieser Stelle. Ich wollte keineswegs die häufigsten Review-Schreiber kritisieren und mir ist bewußt, daß es da auch Unterschiede gibt. Ich wollte nur mit einer kleinen Statistik meine These untermauern, daß alte Filme hier nicht so berücksichtigt werden und ich denke, da gibt es ja Konsens (wenn auch nicht über die Gründe dazu).

Ich denke mal, das hat auch keiner so aufgefasst.

Und naja, Kritiken, die Unverständnis zeigen, und solche von Leuten, die meinen, ihre Meinung stünde über allen Fakten, das gibt's natürlich immer wieder. Meist sind das aber eher die nicht ganz so aussagekräftigen Gelegenheitsschreiber, die eher mit dem Elan des Moments schreiben als mit dem Kopf, die hauen dann gerne mal solche unüberlegten Phrasen raus, die du bei unseren Vorzeigeschreibern so nie finden würdest. Und solche Reviews kann man ja umgehen, um sich auf Autoren zu konzentrieren, mit denen man wirklich was anfangen kann. Gibt inzwischen imo sehr viele gute Schreiber mit unglaublich abwechslungsreichem Schreibstil - mal sachlich, mal ironisch, mal metaphorisch, mal informativ. ;)

Vince

Zitat von: Moonshade am 19 Juli 2006, 01:17:46
Kann man da nicht jeden nehmen? *unschuldigindiegegendschau* ;)

Ach, herrlich... ihr beiden solltet mal gemeinsam ein Review zu "Ein seltsames Paar" stemmen, das wäre eine wundervolle Gelegenheit, euch selbst auf den Arm zu nehmen.  :icon_lol:

Moonshade

Ich bin nicht Oscar Madison - ich würde ihn wirklich erwürgen. :LOL:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Bretzelburger

Zitat von: Vince am 19 Juli 2006, 00:35:28
Unter dem Gesichtspunkt, demnach der Thread in diesem Unterforum steht, stimme ich auch mit euch überein - wenn man sich erstmal drauf einlässt (ich selbst habe das erst sehr spät gemacht, im Grunde mit EInführung der DVD), ist der Film so viel mehr als der Output der letzten 10 Jahre und ich will selbstverständlich auch jedem empfehlen, sich eingehender mit vergangenen Jahrzehnten zu beschäftigen - eben auch deswegen, um auch neuere Produktionen besser (einzu-)schätzen wissen.
Aber in Bretzels Anmerkungen schwingt ja auch etwas Kritik an dem Auswahlverfahren der ofdb-Rezensenten mit, und unter diesem Gesichtspunkt würde der Thread 1. ins ofdb-Unterforum passen und bin ich 2. nur seeeehr bedingt seiner Meinung. ;)

Ich hatte schon den Eindruck, daß du es so aufgefasst hast. Aber lassen wir das...

Denn wir sind beim Thema. Ich bin auch der Meinung, daß es gute Schreiber gibt, aber die schreiben eben nicht annähernd so viel über alte Filme. Wie gesagt ca. 2% von allen, warum nicht mehr?

Mr.Hankeys Antwort dazu fand ich persönlich überzeugend. Ich bin ja Jahrgang 1960 und habe noch Hitchcocks "Familiengrab" im Kino gesehen als es neu rauskam, vielleicht bin ich deshalb näher dran. Aber andererseits gehe ich ja komplett mit allen Neuerungen mit und meine Sehgewohnheiten haben sich genauso verändert.

Als ich letztens "Die letzten beißen die Hunde" mit Eastwood nach Jahrzehnten wiedersah, war ich völlig perplex über das langsame Tempo und den ernsten Hintergrund. Ich hatte das völlig anders - actionmäßiger - in Erinnerung. Ich bin ins Grübeln gekommen ob meiner Ungeduld mit dieser Umsetzung und ich habe das keineswegs als Fortschritt empfunden.

Irgendwie ist da auch etwas verloren gegangen....

Rain Jao

Also ich schau gerne mal s/w Filme und hab auch zwischendurch mal 6 oder 7 hintereinander zu beschreiben versucht, aber dazu fällt mir automatisch viel weniger ein. Das Hintergrundwissen fehlt und damit die Vergleichsmöglichkeiten. Ausserdem bekomm ich den Bezug nicht wirklich hergestellt, bin nicht richtig am Film dran irgendwie. Keine Ahnung warum.
Jedenfalls ist es trotz weniger Text mehr "Arbeit" als ich selber beispielsweise bei Hong Kong Filmen hab, wo es nur so sprudelt.

Hab mir jetzt die "ganzen" Robinson / Cagney Gangsterfilme zugelegt und werd mich wohl daran setzen, weil es dann eine Art Reihe bildet und man innerhalb darin aufbauen kann. Aber ich glaube nicht, dass hier wirklich viel Interesse dafür besteht. Das sind dann wahrscheinlich auch nur 2%.
Wenn ich selber von Vince z.b. eher After the Sunset durchlese als Frankenstein, sagt das irgendwie schon alles.

Unholy

nö sind sie nicht, nur halt anders. alt und nicht auf modern getrimmt. darum die ganze remake welle. die alten filme sind der ursprung des ganzen films der heute abgeht. ohne
die alten filme gäbe es nicht so gute remakes. was man davon hält muss jeder selber entscheiden.

jeder wächst irgendwie zu einer anderen zeit auf, in der filme aktuell sind. meine waren die 80´s und die sind heute für mich noch geil.

also ich würde die "alten" nicht als schlecht oder ideenlos abstempeln

:icon_lol:
Intellekt ist keine Grundvoraussetzung für das Gute!

Wein, Weib und Splatter!

Vince

Also alte Filme zu besprechen ist in der Tat auch für mich mit viel mehr Aufwand verbunden. Bezüge zu aktuellen Filmen hat man einfach im Kopf, weil man eben in der Gegenwart lebt und das alles automatisch mitbekommt... bei 50 Jahre alten Filmen muss man dann auch mal hart recherchieren. Mein erstes Universal Monster Classic-Review fing vor einem Jahr ungefähr so an: "Ich wage jetzt einiges, weil sich mein Wissen über den Horrorfilm der Dreißiger sich in Grenzen hält." Wenn man dann aber an dem Genre interessiert ist und auch mehrere vom gleichen Schlag guckt, womöglich mit Rückgriff auf informative Audiokommentare und Bonusmaterial, und wenn man dann noch ein bisschen zusätzlich recherchiert, dann fühlt man sich plötzlich ganz schnell heimisch in dem Genre und es fällt automatisch leichter, weitere Filme aus dem Bereich zu behandeln. Und je mehr Background man hat, desto mehr Spaß macht es natürlich auch, weitere Filme dieser Art zu gucken und so entsteht irgendwann ein Faible dafür.

Sicher werden Reviews zu alten Filmen leider viel seltener gelesen. Das mache ich allerdings nicht zum Kriterium dafür, welche Filme ich bespreche. Ich versuche eher, für mich persönlich eine ausgewogene Mischung zu finden und springe deswegen auch sehr gerne mal hin und her, obwohl ich andererseits gerne auch ganze Reihen vollständig bespreche (deswegen hab ich noch keinen Bond besprochen, dann müsste ich ja noch 19 weitere Bonds besprechen...).

Die Preissenkung der ganzen Cagney-Filme habe ich jetzt btw. auch mal zum Anlass genommen, ein Genre kennenzulernen, in dem ich derzeit noch total unbewandert bin. Es werden anschließend sicher noch viele weitere Filme folgen, und dann habe ich wieder eine Filmära, an der ich mich festbeißen kann.

Stefan M

Um das auch noch einmal zu betonen: Ich kann älteren Filmen grundsätzlich mehr abgewinnen als den neueren und bin ein großer Fan vor allem der amerikanischen Thriller aus den 60ern und 70ern. Ich bin wie die meisten hier zwar ziemlich weit davon entfernt, in jenen Jahrzehnten aufgewachsen zu sein, aber ich habe frühzeitig begonnen (schon mit zehn, elf Jahren, würde ich spontan schätzen, ohne mich wirklich daran erinnern zu können), mich für die Werke von Alfred Hitchcock zu interessieren. Meine Eltern mußten stets mit dem Videorekorder paratstehen, sobald ich "Vertigo", "Die Vögel" & Co. im Fernsehprogramm erspähte.  :icon_lol:

Jenes Interesse ist folglich nie ganz abgerissen (noch immer schmücken Uraltkassetten mit Aufnahmen, selbstverständlich nicht nur von Hitchcock, sondern etwa auch "Charade"  :love:, aus den Jahren ab 1994 das Regal und es kommen stets nostalgische Gefühle auf, wenn ich mal wieder eine davon einschiebe - DVD-Veröffentlichungen davon kommen dagegen verdammt selten ins Haus). So läßt sich auch erklären, daß furchtbar viele echte Klassiker bei mir auch mit 8/10 bis 10/10 bedacht sind, während die neueren/neue schon mehr strampeln müssen, um eine ebenso hohe Punktzahl zu ergattern.

Erst verhältnismäßig spät habe ich meinen Blick intensiver auf aktuellere Filme gerichtet, wie es meine Klassenkameraden schon seit Jahren praktizierten. Wie lange hatte es gedauert, bis ich erstmals populären Kult wie "From Dusk till Dawn" oder "Pulp Fiction" zu Gesicht bekam? Sechs Jahre nach der Kinopremiere? Sieben?

Ich bemühe mich nach wie vor (das habe ich von Anfang an so gehandhabt), auch Kritiken zu den sogenannten "alten" Filmen zu verfassen, auch wenn ich mich damit naturgemäß schwerer tue (Mr. Hankey und Vince haben es ja angesprochen) als mit den "neuen". Daß in der Hinsicht auf der Onlinefilmdatenbank nämlich Nachholbedarf besteht und beispielsweise auch ein "Fahrstuhl zum Schafott" eine ausführliche Besprechung verdient hätte, ist klar.

Gruß,
Stefan M
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Kerry

Die Aussage, dass alte Klassiker unterpräsentiert sind, stimmt schon. Lassen wir doch mal die Zahlen sprechen:

"Der 3. Mann" z.B. hat ganze 4 Reviews,
"Spartacus" von Kubrick 5,
"Deutschland im Jahre 0" 1,
"Fahrraddiebe" immerhin 2,
"Ben Hur" von 1925 ebenfalls 2.

Alle diese Filme haben Kinogeschichte geschrieben und gehören unbestritten zu den großen Meisterwerken - was man von 95% der aktuellen Produktionen nicht sagen kann. Moderne Durchschnittsfilmchen a la "Wolf Creek" usw. haben jedoch regelmäßig weit über 20 Reviews.

Ist eigentlich Schade, dass der Fokus der Mehrzahl auf neuen Durchschnittsfilmen liegt ohne die alten Klassiker eines Blickes zu würdigen. Die Meisten dürften gar nicht wissen, was ihnen dabei entgeht - es gibt so viel zu entdecken.


Vince

Also Jungs, ihr habt es gehört: Schreibt mehr Klassikerreviews!  :D

Mr. Hankey

19 Juli 2006, 21:46:00 #22 Letzte Bearbeitung: 19 Juli 2006, 21:48:38 von Mr. Hankey
Zitat von: Vince am 19 Juli 2006, 18:26:41
Also Jungs, ihr habt es gehört: Schreibt mehr Klassikerreviews!
Genau! Und Brezelburger und Kerry fangen da am besten mal an! :icon_mrgreen:

Zitatwas man von 95% der aktuellen Produktionen nicht sagen kann
Ich würde mal behaupten wollen, dass auch 95% der Uralt-Filme nicht unbedingt Filmgeschichte geschrieben haben!


Ach ja, und "Wolf Creek" ist definitiv besser als der Durchschnitt! :D
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Bretzelburger

Ohne das ich daraus eine längere Diskussion machen wollte, so habe ich bisher 12 Reviews (von 90) über Filme bis 1960 geschrieben, also ca. 15%. Dabei habe ich mich bewußt von Hitchcock, Chaplin und alten Horrorklassikern fern gehalten, die ja noch die größte Aufmerksamkeit genießen.

Ich habe das gleiche Problem, daß Moonshade angesprochen hat. Ich kann mich an viele klasse Filme aus der Zeit erinnern, kenne das grobe Handlungsgerüst und auch noch das eine oder andere Detail, aber zum Review schreiben reicht das hinten und vorne nicht.Und natürlich existiert keine DVD.

Nur zufällig fand ich eine alte Videoaufnahme von Jean Harlow, die ja hier gar nicht mehr existiert und eben auch nicht auf dem DVD-Markt.

ich glaube seit 25 Jahren zitiere ich eine Szene aus dem Film "Die Bestie ist tot" von Chabrol aus den 60ern, die mich sehr beeindruckt hatte, aber ich mache mir keine Hoffnung diesen Film mal wieder richtig ansehen zu können.

Unabhängig von diesen Schwierigkeiten, halte ich den jetzigen Anteil an Reviews über alte Filme trotzdem für deutlich unterrepräsentiert. Und man sollte das fehlende Hintergrundwissen gar nicht so wichtig nehmen. Ich gestehe auch einem seltenen Kinogänger ein Anrecht auf eine Meinung zu.

Das Einzige was man berücksichtigen sollte, ist einfach das andere Tempo, die andere Optik und Sprache. Hier sollte man sich einfach mal drauf einlassen und nicht immer nur seine heutige Vorstellung gelten lassen. Das wäre schon mal ein Anfang....

Ach ja, sicher sind auch 95% der alten Filme keine Klassiker. Die sind aber schon längst in der Versenkung verschwunden - die Zeit ist eine knallharte Auslese.


Eric

Tach,
also, Eines vorweg, dies ist einer der Threads, die mich mal wieder RICHTIG begeistert haben! Daher erst einmal Hut ab vor BRETZELBURGER.

Als Fan der Klassiker würde ich mich zwar nicht irekt bezeichnen, dazu fehlt mich einfach das spezielle Fachwissen um diese Klassiker dementsprechend würdigen zu können.

Was die OFDB betrifft:
(Und ich möchte hier jetzt bestimmt keine Grundsatzdiskussion aufkommen lassen!)
Wie wäre es denn wenn man gerade für diese Klassiker, die eben vor dem richtigen Kinoboom ab Mitte der 60er entstanden sind, eine Art eigene "Unterabteilung" in der OFDB einrichtet?
Und zwar mit dem Hintergrund auch solche Filme einer breiteren Masse zugänglich zu machen. Denn, sind wir dochmal ehrlich, sehr sehr vielen fehlt es da einfach an Wissen welche Filme aus dieser frühen Zeit sich wirklich lohnen! (Ich schließe mich da sowieso mit ein!)

MFG


ERIC
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Jared Kimberlain

Das ist viel Wahres dran, wobei wirklich die Möglichkeiten begrenzt sind, sich die Filme überhaupt anzuschauen.
Ich habe über 1000 Filme in meiner Sammlung, der Anteil vor 1960 liegt gerade mal bei 15-20 Filmen, dass sind nicht mal 2%.
Das liegt aber nicht daran, dass mich diese Filme nicht interessieren, sondern eher daran, dass man diese kaum bekommt.
Nach 60 geht dann der Sprung auch weit nach oben.
Aber ich will mich nicht freisprechen, dass ich diesen Bereich auch vernachläßige. Man wird schnell durch aktuelle Produktionen abgelenkt.
Leider habe ich auch nicht ansatzweise genug Zeit, um z.B. mehr reviews zu schreiben. Mit den popeligen 58 bisherigen kann ich nicht gerade angeben. davon sind auch nur zwei für Filme vor 1960.  :icon_redface:
Aber ich werde mal demnächst meine alten Perlen wieder schauen und auch reviews dazu schreiben.
Den Schnitt muss man doch anheben können.  :icon_mrgreen:

Gruß,
J.K.
"Ich bin was ich bin."

Stefan M

Darf ich hier einmal meine Wut darüber auslassen über das, was ich mir gestern in der unsäglichen KABEL1-Show "Die besten Thriller aller Zeiten" anhören mußte?

Da behauptete doch tatsächlich eine höchstwahrscheinlich dritt- bis viertklassige Moderatorin, von der ich in meinem Leben bis dahin nichts gehört hatte (Mist, ich wollte mir ihren Namen merken, um sie zum Abschuß freizugeben), "Das Fenster zum Hof" (der immerhin in der Rangliste Platz 13 oder 14 erreichte - übrigens bei 70 Filmen Auswahl!) möge vielleicht zur Entstehungszeit aufregend gewesen sein, aber heutzutage wäre der ja nur noch "todlangweilig".  :doof: Entschuldigung, aber solche Sprüche machen mich sowas von rasend, das glaubt man nicht.  :anime:

Tschuldigung, das mußte ich mal loswerden, wird nicht wieder vorkommen. Weiter im Text.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Mr. Vincent Vega

Bretzelburger, du sprichst mir aus der Seele!

Zitat von: Bretzelburger am 18 Juli 2006, 23:35:42
Rein statistisch steht das in keinem Verhältnis zu den tatsächlich in dieser Zeit gedrehten Filmen und gerade die 40er und 50er Jahre waren echte Filmjahrzehnte, die auch prägend für die späteren Filmjahrgänge waren. Ich gehe sogar soweit zu sagen, daß man zumindest die Filme dieser Zeit kennen sollte, um über spätere Filme fundierte Reviews schreiben zu können.

Exakt das ist der Punkt! Alles, einfach alles, was moderne Filme (und damit meine ich nicht Filme aus den 90ern) beinhalten, ist dem Einmaleins der Stummfilmzeit zu verdanken. Die wirklich großen Filmjahre sind nun einmal die 10er, 20er, 30er und 40er, nie wieder war das Kino (ich klammere den japanischen Film jetzt bewusst aus) so originell wie in dieser Zeit. Ich bin eigentlich regelmäßig am Verzweifeln, wenn ich im Kino bin (was ca. 3mal die Woche vorkommt) über diesen Schrott, der da eigentlich nur noch fabriziert wird. Und selbst die hoch gelobten Tarantinos dieser Welt sind nur geschickte popkulturelle Cocktailmixer, nicht aber Regisseure, die irgendetwas Maßgebliches für das Kino geleistet haben. Ich erinnere mich da an ofdb-Reviews, wo behauptet wird, Tarantino habe den nicht-linearen Erzählstil geprägt, zum Brüllen ...

Zitat von: Bretzelburger am 18 Juli 2006, 23:35:42
Immer wieder lese ich in Kritiken zu späteren Filmen Behauptungen (z.B. über "Django"), die deutlich zeigen, daß dem Autor die vorherige filmhistorische Entwicklung nicht bewußt ist. Tarantino und Konsorten, die ja (zurecht) hier hochleben dürfen, haben sich sehr stark an Filmen wie z.B. aus der "schwarzen Serie" Hollywood's der 40er Jahre orientiert, auch die Coolness wurde nicht erst in den 90ern erfunden....

Da gibt es nichts zu diskutieren. In nahezu allen Genres findet man ihn wieder, den Film-Noir, der eben ein Stil, kein Genre ist.

Zitat von: Bretzelburger am 18 Juli 2006, 23:35:42
Qualitätssprünge gab es immer und ich finde es keineswegs, daß ein alter Film automatisch gut sein muß. Das Gesamtniveau ist aber aus einem Grund einfach besser,denn die schlechten Filme sind fast völlig in der Versenkung verschwunden.

Da ich privat, also nicht im Kino, zu 75% Filme vor 1960 schaue, möchte ich dennoch behaupten wollen, dass wirkliche qualitative Ausfälle eine Seltenheit sind.

Zitat von: Bretzelburger am 18 Juli 2006, 23:35:42
Stattdessen gibt es ja eine unzählige Menge an Filmen aus den letzten 40 Jahren, die auch trotz miesen Niveaus als DVD rauskommen, einfach weil es eine entsprechende Trash-Film Fangemeinde gibt. Dagegen sind viele Top Filme - allein von den Cagney-Filmen gibt es nur ein Bruchteil - aus den 30ern und 40ern noch gar nicht erschienen.

Tja, fragt man jemanden nach einem Gangsterfilm, kommt erstmal ,,Scarface" oder bestenfalls noch ,,Godfather".

Zitat von: Bretzelburger am 18 Juli 2006, 23:35:42
Auch mir geht es so. Wenn ich mal was vergnüglich entspannendes zum Abend brauche, greife ich auch eher selten zu einem "alten" Film. Habe ich aber die Muße oder Ruhe dazu, stelle ich oft fest, wie gut ich mich danach fühle.

100% agree.

Zitat von: Bretzelburger am 18 Juli 2006, 23:35:42
Also, warum gibt es nicht mehr Respekt vor der Leistung der damaligen Filmemacher und Schauspieler ?

Weil die meisten Leute FIGHT CLUB, LEON oder ONCE UPTON A TIME IN AMERICA sehen wollen.

Chili Palmer

Zitat von: Vince am 19 Juli 2006, 18:26:41
Also Jungs, ihr habt es gehört: Schreibt mehr Klassikerreviews! :D

Sei vorsichtig mit deinen Wünschen. Möchte nicht auch noch bei den Klassikern erleben, wie sich Reviews vom Inhalt "boah krass" wie Perlen an einer Kette aufreihen, wie es bei aktuellen Produktionen üblich ist. Bisher konnte ich mir sicher sein, beim Stöbern in Klassikerbesprechungen fast immer Lesbares anzutreffen, weil die entsprechenden Autoren sich eben die Mühe machten, ihnen am Herzen liegende Filmperlen ans Tageslicht zu hieven und somit auch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit ans Werk gingen. Wenn jetzt hier allzu vehement massives Oldie-Reviewing gefordert wird, müsste ich mich vielleicht demnächst auf Texte Richtung "ey, Ben Hur ist voll der Vorgänger von Diesel" gefasst machen.
Da begnüge ich mich doch lieber mit einer überschaubaren, aber umso qualitativeren Anzahl an Kritiken.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Eric

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 20 Juli 2006, 13:10:35
Weil die meisten Leute FIGHT CLUB, LEON oder ONCE UPTON A TIME IN AMERICA sehen wollen.

... da diese Filme ja auch wirklich grandios sind!!!

Aber wie wäre es denn mit einer Art Top 10 Liste (Jaja, vollkommen dämlicher Begriff) wirklich guter und sehenswerter Filme des entsprechenden Jahrzehnts?
Und nein, ich meine damit jetzt NICHT eine richtige Top 10 Liste, die eine Abstimmung nach sich ziehen würde welche Filme es verdient hätten, sondern eher eine jeweilige Liste mit Empfehlungen um eben auch der breiten Masse diese Filme erst einmal zugänglich zu machen.

Bei mir zumindest hört es da zum Beispiel schon bei solchen Sachen wie BEN HUR oder DIE 10 GEBOTE schon auf.

Das man, ma auf Deutsch gesagt, einfach eine Art "Unterabteilung" in der OFDB einführt, die sich eben ausschließlich solchen Klassikern widmet.

Anhand dieses Threads sieht ja jeder, das dies eigentlich schon mehr als überfällig ist. Oder?

@ OFDB-Admins:
Wie groß wäre da überhaupt der Aufwand so eine "Unterabteilung zu gründen?


MFG


ERIC
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

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