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Autoren-Thread: Happy Harry mit dem Harten

Begonnen von Happy Harry mit dem Harten, 11 Januar 2007, 22:06:49

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Bretzelburger

Zitat von: Mr. Hankey am 16 Juni 2007, 20:03:22
Anders wäre es, wenn die IA völlig vom Film abweichen würde. Dann würde man sie natürlich löschen und gegen eine korrekte IA austauschen müssen, aber so...
Ich glaube du unterschätzt, wie weit das inzwischen gediegen ist. Mich interessiert ja nicht jeder Film und ich nehme viele Inhaltsangaben gelassen hin, aber das bedeutet noch lange nicht das sie deshalb in Ordnung sind. Ich habe mal 6 (in Worten : sechs) Inhaltsangaben korrigiert, weil sie zu Filmen geschrieben worden waren, die ich besprochen hatte. Alleine der Aufwand ,um Korrektur zu bitten, ist nicht gering - von der eigentlichen dann folgenden Aktion ganz abgesehen...Eine schlechte und falsche Inhaltsangabe ist dagegen in wenigen Minuten geschrieben.

Das hat aber nicht mit COPFKILLER zu tun, dem ich glaube, daß er ordentlich recherchiert hat, bevor er die Inhaltsangabe reinsetzt und der ja auch die ehrliche Antwort gegeben hat, warum er es tut :
Zitat von: COPFKILLER am 16 Juni 2007, 19:57:21
@Bretzelburger:
Ab und zu schreibe ich gern mal eine Inhaltsangabe zu einem aktuellen Film und das früh genug, damit mir niemand zuvor kommen kann.
Was tut man nicht alles für einen gewissen Erfolg. Nur sollte man nicht glauben, daß die Größenordnung der Klicks ,die man zu einer Inhaltsangabe bekommt, etwas mit der Qualität zu tun hat.

In diesem Zusammenhang der unkritischen Übernahme falscher Informationen, die sich schon alleine dadurch ergeibt, daß man den Inhalt nicht persönlich nachvollziehen kann, ist auch die Betrachtung deiner Review zu "What's Opera, Doc ?" interessant. Zu dieser möchte ich gleich zwei sehr positive Aspekte erwähnen : zum Einen, daß du mich auf das mir unbekannte Werk aufmerksam gemacht hast (und ich es inzwischen gesehen habe), zum Anderen ist es sehr informativ und schlüssig beschrieben.

Und man merkt, daß du selbst auch nicht im Bereich der Oper und besonders Wagner bewandert bist. Denn du machst das einzig Richtige - du hältst dich raus. Und übernimmst nicht einmal die Informationen der englischen Web-Side, die den Film zeigt. Dort steht nämlich, daß hier Musik aus Wagners "Ring" verwendet wird, was aber schlicht falsch ist. Denn außer dem allgemein bekannten "Walküren"-Thema, daß hier wie so oft verwurstet wird, stammen die sonst verwendeten Zitate aus dem "Thannhäuser". Die Musik ist aber zu etwa 90 Prozent einfach frei erfunden und macht ein bißchen eingängig Einen auf Wagner.
Genausowenig gehst du auf die Beziehung Wotan (Elmer) - Brünnhilde (Bugs) ein, die hier sehr schön persifliert wird und die tatsächlich essentiell für den Ring ist (Brünnhilde ist seine uneheliche Tochter). Das Wotans Blitz Bugs tötet, nachdem ihm die Brunnhilden-Maske vom Kopf fiel, ist somit verständlich und die Treppe führt natürlich nicht ins Jenseits, sondern nach Hause. Walhalla, daß sie sich durch den Ring erst erkauften...

Geschickt hast du dich um diese (dir wahrscheinlich nicht bekannten) Informationen herum gedrückt und dein Wissen in sämtlichen anderen Bereichen bewiesen. Und damit hast du genau den Fehler nicht begangen, der zu meinen Inhaltsangaben-Bemerkungen führte - du hast keine Fehlinformationen weitergegeben.

Mr. Hankey

17 Juni 2007, 12:33:26 #121 Letzte Bearbeitung: 17 Juni 2007, 12:35:13 von Mr. Hankey
ZitatIch glaube du unterschätzt, wie weit das inzwischen gediegen ist. Mich interessiert ja nicht jeder Film und ich nehme viele Inhaltsangaben gelassen hin, aber das bedeutet noch lange nicht das sie deshalb in Ordnung sind. Ich habe mal 6 (in Worten : sechs) Inhaltsangaben korrigiert, weil sie zu Filmen geschrieben worden waren, die ich besprochen hatte. Alleine der Aufwand ,um Korrektur zu bitten, ist nicht gering - von der eigentlichen dann folgenden Aktion ganz abgesehen...
Dennoch, du musst dich einfach daran gewöhnen und ggfs. fehlerhafte IAs, die dir auffallen aufzeigen. Etwas anderes bleibt Dir da einfach nicht übrig!
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Bretzelburger

Nun ja, so weit wird mich der hier angepriesene Fatalismus wohl ereilen, aber vieleicht fruchtet mein Appell doch etwas, nicht jede Vorlage unkritisch zu übernehmen nur um auf "Teufel komm raus" der Erste zu sein, der eine Inhaltsangabe einstellt...

Mr. Vincent Vega

Ich muss ja mal lobend anmerken, dass deine filmische Bandbreite beachtlich ist, du besprichst wirklich vielseitig und das imponiert mir sehr!

Bretzelburger

Vielen dank für dein Review zu "Her mit den kleinen Engländerinnen", einen Film, den ich längst vergessen hatte. Als der damals rauskam, war ich gerade 15 und bin angesichts der Erlebnisse der französischen Jungs vor Neid erblasst. Der Film war damals übrigens in aller Munde.
Du sprichst zurecht von altmodischem Stil im Vergleich zu modernen Teenie-Komödien, aber gerade weil diese Filme nicht so weit weg waren von der Realität, haben sie einem manchmal stärker eigene Versäumnisse vor Augen geführt, angesichts des Erfolgs beim anderen Geschlecht.
Heutige Komödien sind so überstilisiert und so voller extremer Klischees, daß sie zwar Spaß machen ,aber sie lassen ja selbst den hinterwäldlerischsten Sesselpoopser (ist nicht persönlich gemeint) kalt und werden ihn kaum dazu bewegen, mal selbst etwas für seine Sozialisation zu tun. Ein Film wie "Her mit den kleinen Engländerinnen" hat durchaus zum Denken angeregt - zumindest Mitte der 70er. Auch hier zeigt sich eben der allgemeine Filmtrend, den Zuschauer unterhalten zu wollen, ihn und seine Psyche dabei aber möglichst nicht zu berühren.

Dank deines Vorbildes werde ich mir den Film mal selbst ansehen.

Happy Harry mit dem Harten

6 Juli 2007, 19:47:04 #125 Letzte Bearbeitung: 6 Juli 2007, 20:23:12 von COPFKILLER
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  3 Juli 2007, 03:38:18
Ich muss ja mal lobend anmerken, dass deine filmische Bandbreite beachtlich ist, du besprichst wirklich vielseitig und das imponiert mir sehr!

Danke für die Feststellung, um die unfangreiche Bandbreite bin ich in meinen Reviews auch sehr bemüht ...

Zitat von: Bretzelburger am  5 Juli 2007, 11:45:09
Vielen dank für dein Review zu "Her mit den kleinen Engländerinnen", einen Film, den ich längst vergessen hatte. Als der damals rauskam, war ich gerade 15 und bin angesichts der Erlebnisse der französischen Jungs vor Neid erblasst. Der Film war damals übrigens in aller Munde.
Du sprichst zurecht von altmodischem Stil im Vergleich zu modernen Teenie-Komödien, aber gerade weil diese Filme nicht so weit weg waren von der Realität, haben sie einem manchmal stärker eigene Versäumnisse vor Augen geführt, angesichts des Erfolgs beim anderen Geschlecht.
Heutige Komödien sind so überstilisiert und so voller extremer Klischees, daß sie zwar Spaß machen ,aber sie lassen ja selbst den hinterwäldlerischsten Sesselpoopser (ist nicht persönlich gemeint) kalt und werden ihn kaum dazu bewegen, mal selbst etwas für seine Sozialisation zu tun. Ein Film wie "Her mit den kleinen Engländerinnen" hat durchaus zum Denken angeregt - zumindest Mitte der 70er. Auch hier zeigt sich eben der allgemeine Filmtrend, den Zuschauer unterhalten zu wollen, ihn und seine Psyche dabei aber möglichst nicht zu berühren.

Dank deines Vorbildes werde ich mir den Film mal selbst ansehen.

Den Film wollte ich schon länger besprechen, um einen einigermaßen vernünftigen Text zustande zu bekommen musste ich ihn mir aber nochmals ansehen. Schön, das du dir ihn nochmals ansehen möchtest, dann zeigt meine Arbeit ja bereits Früchte ...übrigens sehe ich das mit den Teenie-Komödien ganz genauso, deshalbt gefällt mir auch deine Besprechung zu VOLLTREFFER so gut, einer meiner persönlichen Favoriten des Genres.


Nachdem ich in letzter Zeit nicht viel schreiben konnte und mich wieder mal niedrigem Dreck wie Faces of Gore gewidmet hab, hier mal wieder was anspruchsvolleres. Die Besprechung zu OHM KRÜGER setzt meine Propagandafilm-Review-Reihe fort, über Feedback freue ich mich wie immer:

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=41184&rid=251276

Fastmachine

Vorneweg: Zu deinem "Ohm Krüger" Review nehme ich als Leser Stellung, der den Film bisher nicht gesehen hat.


Was mir gefällt, ist die konsequente Einordnung des rassistischen Buren-Führers Ohm Krüger vor dem  historischen Hintergrund der zeitgleich in Deutschland laufenden antijüdischen Politik des NS-Regimes. Man kann es sich sehr leicht mit der moralischen Abfertigung dieses Films machen, die in gewisser Hinsicht natürlich vollkommen richtig ist, aber eben der Komplexität des Gegenstandes nicht gerecht wird. Es freut mich, dass Du, wie bei allen deinen Propagandafilm-Reviews, derartige Schablonen vermeidest, sondern die Wirkmechanismen genauer unter die Lupe nimmst. Dabei setzt Du allerdings ein aufgeklärtes, interessiertes Publikum voraus, was, glaube ich mich zu erinnern, früher hier schon mal bei Bretzelburger etwas Unwohlsein hervorgerufen hat.

Natürlich hat ein Review Grenzen in der Ausführlichkeit. Vielleicht hätte man in einem Satz darauf hinweisen können, warum man 1941 ausgrechnet auf den uralten Stoff aus dem Burenkrieg zurückgriff. Ohm Krüger war in Deutschland eben nicht irgendein beliebiger "Vorläufer" Hitlers, sondern seit dem Burenkrieg zu Kaisers Zeiten ein öffentlich gefeierter anti-englischer Volksheld, der über das nationalistische Lager hinaus, seit Jahrzehnten schon sowas wie eine Symbolfigur war.

Eine zweite Präzisierung hätte ich villeicht noch angebracht hinsichtlich der Veröffentlichung 1941. Der Film entstand also nach dem Novemberpogrom 1938, aber vor dem Beginn der Deportationen 1941/42. Auschwitz lag also noch in der Zukunft und war bei Produktionsbeginn wohl noch nicht mal abzusehen. Ebenso entstand der Film auch vor der endgültigen Ausweitung des Krieges zum Weltkrieg. 1940/41 war England der einzig verbliebene Kriegsgegener Deutschlands.
Man könnte also "Ohm Krüger" als eine sehr zielgerichtete, auf eine bestimmte politische Situation in der Frühphase des Zweiten Weltkriegs ausgerichtete Produktion sehen.

Wichtig finde ich auch den Raum, welchen Du den Schauspielern, vorneweg Emil Jannings, einräumst. Das scheint mir ein ganz wesentlicher Punkt zu sein: hier spielte, wie in anderen Propagandawerken, die erste Garde der deutschen Schaupieler mit. Dies macht die Frage nach der künstlerischen Qualität solcher Filme umso unbehaglicher, ja unheimlicher.

Da ich den Film wie gesagt nicht kenne, vermag ich mir in diesem Fall darüber kein Urteil bilden. Interesse hast Du aber geweckt. Sollte sich innerhalb einer speziellen Veranstaltung die Gelegenheit geben, werde ich mir "Ohm Krüger" ansehen.

Ich mag keine Filme; die verblöden nur. (Alfons d. Ä.)

movieguide

8 Juli 2007, 23:54:14 #127 Letzte Bearbeitung: 9 Juli 2007, 00:05:13 von movieguide
So, dann möchte ich auch mal.
Deine filmische Ausrichtung geht zwar stark in die Splatter/Horror Ecke was jetzt nicht unbedingt mein Lieblingsgenre ist, dafür sind deine Kritiken zumeist sehr detailiert und informativ geschrieben. Gerade dein Background ist beachtlich, man merkt das du tief im Genre verwurzelt bist und dies in deinen Rezensionen wiedergibst. Außerdem ist es immer schön wenn sich jemand für Filme abseits des Mainstream stark, die SS Schocker scheinen recht interessant zu sein.

Sehr gefallen hat mir deine sehr umfassende "Grindhouse" Review, die so ziemlich alle Facetten des Films beschreibt und in meinen Augen keine Wünsche offen lässt. Da bekommt man richtig Lust auf mehr. Daumen hoch!

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: movieguide am  8 Juli 2007, 23:54:14
Sehr gefallen hat mir deine sehr umfassende "Grindhouse" Review, die so ziemlich alle Facetten des Films beschreibt und in meinen Augen keine Wünsche offen lässt. Da bekommt man richtig Lust auf mehr. Daumen hoch!

Danke für die Blumen, aber es gibt noch einige Aspekte am Film, die ich außen vor gelassen habe. Ich spiele bereits mit dem Gedanken DEATH PROOF und PLANET TERROR nochmals einzeln zu besprechen und etwas tiefer in die Filme einzutauchen.


@McKenzie:

Nach langem Überlegen habe ich mir "Düstere Legenden" ausgesucht und versucht meine 1-Punkt-Bewertung zu rechtfertigen. Bin für weitere Wünsche offen und freue mich bereits auf den Verriss zu "Verrückt nach Mary". Hoffentlich kann der Text gefallen und meine Meinung anständig begründen:

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=593&rid=252461

McKenzie

Trifft sich ausgezeichnet!  ;) Ein Review zu "Izo" oder "Die Passion Christi" wäre zwar noch interessanter gewesen, aber da ich "Düstere Legenden" gleich 8/10 verpasst habe wird es umso interessanter sein, einen Totalverriss zu lesen!

Da ich heute Abend noch etwas vorhabe werde ich mich aber erst morgen dazu äußern.  ;)

Und "Verrückt nach Mary" habe ich mir inzwischen auch beschafft, allerdings nur auf VHS weswegen ich warten muss, bis mir meine Eltern ihren Fernseher frei machen da ich selbst keinen Videorekorder mehr besitze... Denn natürlich gilt auch hier: Nur mit frischen Eindrücken schreiben.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: McKenzie am 13 Juli 2007, 22:31:17
Da ich heute Abend noch etwas vorhabe werde ich mich aber erst morgen dazu äußern.  ;)

Alles klar, gibt schließlich wichtigeres im Leben. Bin gespannt auf deine Einschätzung ... PASSION CHRISTI und IZO werde ich wohl noch reviewen, ZOMBIE III eher nicht...

Mr. Hankey

14 Juli 2007, 00:04:59 #131 Letzte Bearbeitung: 14 Juli 2007, 00:06:59 von Mr. Hankey
ZitatPASSION CHRISTI
Na ja, aber ob sich das bei grob geschätzt 1000 Reviews in der Ofdb, davon 450 Positiv, 450 Negativ und vielleicht knapp 100 irgendwo dazwischen ;)) noch lohnt?... Na ja, da sie nach deiner Wertung ja leider in die gleiche Kerbe schlagen wird, wie bei all die anderen großen Meister der Review-Kunst, wäre ich dagegen! :icon_mrgreen: (Bin anscheinend wirklich der Einzige, der Mel und seine Intension verstanden hat. :icon_confused: :king: ;))

Ach und Deine Review zu "Düstere Legenden" werde ich nach dem Überflug gerade eben, auch lieber ignorieren. Sonst rege ich mich wieder auf. ;)
Ofdb-Filmsammlung
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Happy Harry mit dem Harten

@Fastmachine:

Danke für das hilfreiche Feedback. Werde deine Tipps für die nächsten Propagandafilm-Reviews nutzen und habe den Text zu OHM KRÜGER leicht verändert. Im Nachhinein gelingt mir sowas aber nie besonders gut und auch hier wirkt das Ganze ziemlich plump erweitert, deswegen habe ich es bei einigen wenigen Sätzen belassen.

Chili Palmer

Zitat von: McKenzie am 13 Juli 2007, 22:31:17
Und "Verrückt nach Mary" habe ich mir inzwischen auch beschafft, allerdings nur auf VHS

Hoffentlich die Originalversion, denn die deutsche Übersetzung der Straßenmusikanten-Songs ist zum Davonlaufen. Und das schreibt jemand, der sonst weniger ein Problem mit Synchros hat, nun stell' dir das mal bei dir vor!  ;)
Ich meine ja nur, der Fairness halber...

Zitat von: Mr. Hankey am 14 Juli 2007, 00:04:59
Bin anscheinend wirklich der Einzige, der Mel und seine Intension verstanden hat. :icon_confused: :king: ;))

SCHMERRRRRRRRZ ???!!!??? Intention. Du meintest Intention.

Zitat von: Mr. Hankey am 14 Juli 2007, 00:04:59
Ach und Deine Review zu "Düstere Legenden" werde ich nach dem Überflug gerade eben, auch lieber ignorieren. Sonst rege ich mich wieder auf. ;)

Habe mich auch erst aufgeregt, aber das "Scream"-Geschmeichel hat's irgendwie wieder geradegebogen.  ;)
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

McKenzie

Doch (unfreiwillig aufgrund einer Saumseligkeit der deutschen Bahn) wieder früher zurück, eine Frage:

Soll ich dir ausführlich auf deine Kritik antworten oder lieber gleich selbst eine schreiben?  :king:
Beim lesen deiner Zeilen - und obwohl im Grunde jedes deiner Argumente nachvollziehbar ist, würde ich dir natürlich harsch widersprechen  ;)- überkam mich dieser Gedanke mehr als einmal. Den vieles was du dem Film vorwirfst, würde bei mir in einer genaueren Ausführung zum Vorteil avancieren.

Deine Kritik ist also gelungen, weil du überwiegend - nicht immer - dem Reiz wiederstehst, dich nur "auszukotzen" (wie ich das bei Verrissen meist tue, siehe "The hills have eyes 2"), trotzdem kommen einige Punkte, die ich gerne näher erläutert hätte wie etwa die deiner Meinung nach unterdurchschnittliche Darstellerriege und die schlecht entwickelten Charaktere (zu 75 % auch zutreffend - aber zu 25 % ungerecht  :icon_cool:) sowie der fehlenden Atmosphäre.

Der Vergleich mit "Ich weiß was du letzten Sommer" getan hast ist in diesem Fall (meiner Meinung nach) schon fast paradox weil "Düstere Legenden" eben im Gegensatz zu diesem Film wirklich Athmosphäre und Stimmung besitzt und die Selbstironie - die eben gerade in den Mordszenen an Danielle Harris, Joshua Jackson sowie der Sequenz, in der Natalie meint, den Mörder im Schwimmbad zu sehen ihren Höhepunkt erreicht - im Gegensatz zu dort und auch anderen Epigonen wie dem peinlichen "Scream 2" oder "Dich kriegen wir auch noch" nicht nach hinten losgeht sondern sich eher unauffällig am Rande bewegt und nicht mit dem Holzhammer daher kommt.

Den Gedankenansatz, was aus dem Film hätte werden können wenn man ihn nicht ins Slasher-Gewand gepresst hätte, finde ich allerdings hochinteressant und er ist sicherlich das triftigste Argument, das deine Meinung zum Film untermauert wie kein anderes innerhalb der Kritik (das schlagkräftigste Argument gleich zu Beginn der Kritik... :icon_mrgreen: ;)). Frage am Rande: Hast du die DDR-TV-Verfilmung von Karl Mays "Das Buschspenst" gesehen? Dieser Film, als Kino- und vor allem Horrorfilm inszeniert und in eine Großstadt verlegt, würde deiner Vorstellung eines Genre-Films, der urbane Legenden elegant und effizient ausschlachtet - vielleicht am ehesten entsprechen.

Soll heißen: Vermutlich wäre der Film, hätte man ihn so gedreht wie du es indirekt vorschlägst, tatsächlich deutlich besser geworden und würde auch als ernsthafte (Genre-)Filmkunst funktionieren, als die ich "Düstere Legenden" natürlich auch nicht ansehe. Für mich ist der Film auch nur eine hip aufbereitete, trendig verklebte aber gerade deshalb so amüsante Verbindung von amerikanischem Spukhaus-Trash, Slasher und - man höre und staune - einem Hauch von Satire. Alles in allem also ein Film der Spaß macht, aber natürlich weder wichtig noch anspruchsvoll ist.

Soviel dazu- es brennt mir jetzt natürlich auf den Fingern, ebenfalls eine Kritik zu schreiben, du hast also wirklich etwas erreicht (und zwar - nebenbei bemerkt- das Gegenteil des Effekts, der sich einstellt, wenn ich bei einem potentiellen Review-Kandidaten eine Kritik von Bretzelburger oder Plani vorfinde  :icon_mrgreen:).

Einen kleinen Wunsch, den ich nach den vielen Wünsche der anderen ganz kleinlaut äußere (irgendwann, wenn du wieder einmal überlegst, was du als nächstes besprechen könntest  :icon_lol:) wäre die ein oder andere Kritik zu a) einer richtig üblen, grenzdebilen und unfassbar schrottigen Trash-Granate  :king: oder b) zu dem ein oder anderen klassischen Autorenfilm von Regisseuren wie Bergman, Fassbinder, Kurosawa, Alan Clarke oder Truffaut  :andy:  ;)

Ich hoffe, bald meine Kritik zu "Verrückt nach Mary" nachreichen zu können und einen deinem Text ebenbürtigen Verriss abzuliefern;-)
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

14 Juli 2007, 03:01:53 #135 Letzte Bearbeitung: 14 Juli 2007, 03:09:05 von Mr. Vincent Vega
Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 02:38:22
Der Vergleich mit "Ich weiß was du letzten Sommer" getan hast ist in diesem Fall (meiner Meinung nach) schon fast paradox weil "Düstere Legenden" eben im Gegensatz zu diesem Film wirklich Athmosphäre und Stimmung besitzt und die Selbstironie - die eben gerade in den Mordszenen an Danielle Harris, Joshua Jackson sowie der Sequenz, in der Natalie meint, den Mörder im Schwimmbad zu sehen ihren Höhepunkt erreicht - im Gegensatz zu dort und auch anderen Epigonen wie dem peinlichen "Scream 2" oder "Dich kriegen wir auch noch" nicht nach hinten losgeht sondern sich eher unauffällig am Rande bewegt und nicht mit dem Holzhammer daher kommt.

Ich würde dir ja liebend gern dabei zustimmen, wenn es darum geht, dass "Düstere Legenden" ein durchaus feiner Post-"Scream"-Vertreter ist und auch mir schon so manche Videoparty gerettet hat (8.-10. Klasse müsste das gewesen sein), doch du haust hier wieder ein Paar Querschläge rein, die auf keine Kuhhaut gehen. ;) "Scream 2" ist zwar der schwächste Teil der Reihe, aber wohl alles andere als "peinlich", sondern schlicht und ergreifend die selbstreflexive, intelligente und dennoch augenzwinkernde Auseinandersetzung mit den Regeln und Mechanismen des Horrorsequel-Paradoxons, funktioniert mal ganz nebenbei dennoch als grandios souveräner Thriller und haut mit der sexy wie nie zuvor dreinschauenden Courteney Cox (Arquette) mal jedes Negativargument von selbst aus der Welt. So. Aber nicht genug der Blasphemie: Ich behaupte einfach mal, du hast dich mit "Disturbing Behaviour" ebenso wenig auseinandergesetzt. Dieser nämlich ist (zumindest bzw. vor allem in der ursprünglichen Konzeption) die einzig legitime Neuauflage vom "Dorf der Verdammten", setzt sich überaus doppelbödig mit grundsätzlichen Generationsfragen auseinander und nimmt seine jugendlichen Figuren (im Gegensatz zu den meisten postmodernen Slashern) ungewöhnlich ernst. Das Spiel mit Motiven reicht von FRANKENSTEIN über DER TOD HAT SCHWARZE KRALLEN bis zum Rattenfänger von Hameln, vor allem aber ist der Film eine großartige Ode an die Außenseiter. Völlig unterschätzt! Deshalb mein Rat: Lieber mal 'nen Autorenfilm im Regal stehen lassen und mehr mit dem Teenager-in-Angst-Kino auseinandersetzen (Achtung Polemik).

McKenzie

14 Juli 2007, 03:19:01 #136 Letzte Bearbeitung: 14 Juli 2007, 03:23:08 von McKenzie
Wo bleibt nur Hankey? Das ist eine Diskussion wie für ihn geschaffen!  :icon_razz:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Juli 2007, 03:01:53(Achtung Polemik).

Ignorier-Modus AN!  :icon_twisted:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Juli 2007, 03:01:53
Ich würde dir ja liebend gern dabei zustimmen, wenn es darum geht, dass "Düstere Legenden" ein durchaus feiner Post-"Scream"-Vertreter ist und auch mir schon so manche Videoparty gerettet hat (8.-10. Klasse müsste das gewesen sein), doch du haust hier wieder ein Paar Querschläge rein, die auf keine Kuhhaut gehen. ;) "Scream 2" ist zwar der schwächste Teil der Reihe, aber wohl alles andere als "peinlich", sondern schlicht und ergreifend die selbstreflexive, intelligente und dennoch augenzwinkernde Auseinandersetzung mit den Regeln und Mechanismen des Horrorsequel-Paradoxons

Um mal eins klar zu stellen (was ich tatsächlich vergaß, zu erwähnen): Ich liebe "Scream"!  :love: Das Konzept ist großartig. Und Teil 2 dekonstruiert imo diese Qualität vehement.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Juli 2007, 03:01:53
funktioniert mal ganz nebenbei dennoch als grandios souveräner Thriller und haut mit der sexy wie nie zuvor dreinschauenden Courteney Cox (Arquette) mal jedes Negativargument von selbst aus der Welt.

Definitiv nein!  :icon_twisted: :king:
Teil 3 empfinde ich heute als bombastische Trash-Granate ohne Sinn und Verstand und sehe ihn auch eher im Kontext von Wes Cravens Schaffen als den ersten Teil (der wiederum seinen vermutlich letzten wirklich guten Film darstellt - "Red Eye" habe ich bislang noch nicht gesehen und "Cursed" funktioniert ausgezeichnet aber auch nur als pseudo-dramatisches Trash-Feuerwerk)
Irgendwie wirkt Teil 2 jedesmal (und gesehen habe ich ihn schon 4 Mal- das sollte in diesem Fall reichen  :icon_rolleyes:) so, als hätte Craven keinen "Bock" mehr gehabt (wie ambivalent, nicht wahr?...)

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Juli 2007, 03:01:53
Aber nicht genug der Blasphemie: Ich behaupte einfach mal, du hast dich mit "Disturbing Behaviour" ebenso wenig auseinandergesetzt.

Stimmt. Manchen Schrott lasse ich nur einmal über mich ergehen. Und wenn dann noch Katie Holmes mitspielt, bleibt ein besonders fauliger Nachgeschmack zurück. Aber das ist natürlich kein Argument.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Juli 2007, 03:01:53
Dieser nämlich ist (zumindest bzw. vor allem in der ursprünglichen Konzeption) die einzig legitime Neuauflage vom "Dorf der Verdammten", setzt sich überaus doppelbödig mit grundsätzlichen Generationsfragen auseinander und nimmt seine jugendlichen Figuren (im Gegensatz zu den meisten postmodernen Slashern) ungewöhnlich ernst. Das Spiel mit Motiven reicht von FRANKENSTEIN über DER TOD HAT SCHWARZE KRALLEN bis zum Rattenfänger von Hameln, vor allem aber ist der Film eine großartige Ode an die Außenseiter. Völlig unterschätzt!

Unerhört! Diesem Film sollte eine Wiederaufführung und eine Retrospektive seines meisterlichen Regisseurs in diversen Arthouse-Kinos wiederfahren. Von Auftragsarbeiten ist dieser Filmemacher sicherlich himmelhoch entfernt!  :icon_eek:
Und im gleichen Atemzug ein kleines Juwel wie "May" nur als "ganz nett" und quasi als prätentiös bezeichnen... tsss... ;)

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Juli 2007, 03:01:53
Deshalb mein Rat: Lieber mal 'nen Autorenfilm im Regal stehen lassen und mehr mit dem Teenager-in-Angst-Kino auseinandersetzen (Achtung Polemik).

Vor einem Jahr habe ich ca. 20 DVDs aus meiner Sammlung verkauft. Sie enthielten fast ausschließlich Filme des besagten Subgenres (vor allem neueren Datums, "post-Scream") die mir nach mehrmaligem Sehen und intensiver Reflexion nicht mehr würdig für mein Regal erschienen. Inzwischen stehen dort an neueren Vertretern nur noch wenige, erlesene Exemplare!  :king:
Soviel dazu.

Und da ich es nicht ganz verstanden habe: Was hältst du nun eigentlich tatsächlich von "Düstere Legenden"? (Ich sehe schon, ich komme um eine Kritik nicht herum)...

PS: Endlich einmal begegne ich einem wirklich solidarischen, treuen Wes Craven-Fan. "Vampire in Broolyn" ist sicherlich auch maßlos unterschätzt, oder?  :icon_cool:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 03:19:01Um mal eins klar zu stellen (was ich tatsächlich vergaß, zu erwähnen): Ich liebe "Scream"!

Zumindest für den heutigen Abend reicht das, um dich noch mal eben aus der Affäre zu ziehen.

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 03:19:01Teil 3 empfinde ich heute als bombastische Trash-Granate ohne Sinn und Verstand

Das kann ja wohl nie und nimmer dein Ernst sein!?!

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 03:19:01und sehe ihn auch eher im Kontext von Wes Cravens Schaffen als den ersten Teil (der wiederum seinen vermutlich letzten wirklich guten Film darstellt - "Red Eye" habe ich bislang noch nicht gesehen und "Cursed" funktioniert ausgezeichnet aber auch nur als pseudo-dramatisches Trash-Feuerwerk)

"Cursed" ist sicher kein Meisterwerk (siehe Review :icon_twisted:), aber definitiv extrem underrated. Mit Trash hat das überhaupt nichts zu tun, also wirklich. ("Red Eye" ist übrigens auch gut, aber womöglich kann ich bei Craven nicht klar urteilen, ich verehre ihn viel zu sehr)

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 03:19:01Stimmt. Manchen Schrott lasse ich nur einmal über mich ergehen. Und wenn dann noch Katie Holmes mitspielt, bleibt ein besonders fauliger Nachgeschmack zurück. Aber das ist natürlich kein Argument.

WTF??? Lässt du mal meine kleine Katie - Joey Potter - Holmes in Frieden! :icon_evil:

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 03:19:01Unerhört! Diesem Film sollte eine Wiederaufführung und eine Retrospektive seines meisterlichen Regisseurs in diversen Arthouse-Kinos wiederfahren.

Gott bewahre - dass seine Filme in irgendwelchen Arthouse-Absteigen gezeigt werden hat David Nutter nun wirklich nicht verdient. :icon_mrgreen: Und mal ernsthaft: der Mann zeichnet für einige der besten "Akte X"-Folgen überhaupt verantwortlich, der ist wirklich fähig!

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 03:19:01Und im gleichen Atemzug ein kleines Juwel wie "May" nur als "ganz nett" und quasi als prätentiös bezeichnen... tsss... ;)

Hey, du hast Jeremy Sisto vergessen. Den find ich halt süß. :icon_mrgreen:

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 03:19:01Vor einem Jahr habe ich ca. 20 DVDs aus meiner Sammlung verkauft. Sie enthielten fast ausschließlich Filme des besagten Subgenres (vor allem neueren Datums, "post-Scream") die mir nach mehrmaligem Sehen und intensiver Reflexion nicht mehr würdig für mein Regal erschienen. Inzwischen stehen dort an neueren Vertretern nur noch wenige, erlesene Exemplare!  :king:
Soviel dazu.

Respekt, alter. ;) ;) ;)

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 03:19:01Und da ich es nicht ganz verstanden habe: Was hältst du nun eigentlich tatsächlich von "Düstere Legenden"?

Abgesehen vom grausig schlecht gespielten Schluss (Rebecca Gayheart = worst female killer der Filmgeschichte) finde ich den ganz vorzüglich.

Zitat von: McKenzie am 14 Juli 2007, 03:19:01PS: Endlich einmal begegne ich einem wirklich solidarischen, treuen Wes Craven-Fan. "Vampire in Broolyn" ist sicherlich auch maßlos unterschätzt, oder?  :icon_cool:

Du meinst das sicher ironisch - aber ich für meinen Teil kann auch dem was abgewinnen, freilich in dem Wissen, dass er unter Cravnes Niveau liegt und zu den schwächeren Arbeiten des Regisseurs zählt.

Mr. Hankey

14 Juli 2007, 18:49:24 #138 Letzte Bearbeitung: 14 Juli 2007, 18:51:04 von Mr. Hankey
ZitatWo bleibt nur Hankey? Das ist eine Diskussion wie für ihn geschaffen!
Nachdem du da oben gerade "Ich weiss...", "Scream 2" und "Dich kriegen wir auch noch" runtergemacht hast, bleibe ich hier auf Sparflamme! Denn damit zeigst du das du keine Ahnung von dem Genre hast und dadurch erübrigt sich jegliche Diskussion! :icon_twisted: :icon_mrgreen: ;)

Nein, Spaß beiseite: Habs einfach zu spät gesehen und Mr. VV hat mich ja schon größtenteils ganz gut vertreten! ;)
Ofdb-Filmsammlung
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Happy Harry mit dem Harten

Wie schon angekündigt, hier nun meine Besprechung zum kontroversen CRUISING:

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=496&rid=253235

@MR.Hankey:

Jetzt darf ich mir aber auch was wünschen oder?  :icon_mrgreen:

Mr. Vincent Vega

Ich habe deine Stellungnahme - als solche werte ich sie zumindest - gelesen. Und das ist auch schon ein wenig das Problem: Deine Intention, der Film sei definitiv nicht homophob, schimmert in ungefähr jedem Satz durch, im Prinzip geht es (fast) um nichts anderes, als Friedkins vermeintliche Schwulenfeindlichkeit zu bestreiten. Das gelingt dir sprachlich sehr hübsch, doch ich fragte mich beim Lesen schon ein wenig, warum dieser Aspekt - sofern er doch eigentlich so irrelevant sei - das Review ganz und gar dominiert. Weiterhin fehlen mir da ausreichend Argumente, du führst zwar einige Handlungsdetails auf, die einen homophoben Aspekt entkräftigen sollen –

ZitatDie Verdrängung der eigenen Homosexualität kommt auch im Charakter des Streifenpolizisten Di Simone zum tragen, exzellent gespielt von ,,Maniac" Joe Spinell. Sein schmieriger Charakter und die gegensätzliche Offenheit bzw. Ehrlichkeit der Schwulen steht eindeutig für die Tatsache, dass ,,Cruising" kein in der Intention homophober Film ist.

- richtig klar wird mir da allerdings nicht besonders viel!? Inwiefern bringt die Joe Spinell-Figur jetzt genau eine neue Sicht in den Film ein, wo sie doch selbst wiederum ausschließlich aus Klischees besteht? Ich habe auch nach dem zweiten Lesen noch keine überzeugenden Begründungen dafür finden können.

ZitatFazit: Letztendlich ist ,,Cruising" ein formal nahezu perfekt in Szene gesetzter Film

Ich finde, dass du es versäumst, die für dich persönlichen und objektiven Stärken des Films herauszustellen, indem du dich insgesamt zu stark auf den Homophobie-Aspekt stützt, zumal ich diesbezüglich keine neuen Erkenntnisse gewinnen konnte. Die Filmanalyse als solche kommt doch ziemlich kurz, vor allem weiß ich nicht recht, warum der Film nun 10/10 Punkte von dir bekommen hat - etwa nur weil er nicht homophob sei (so wirkt es ein wenig)?

ZitatDie Entgleisungen, welche im Untergrund stattfanden, die wollte sich ein konservativer Hetero wohl nicht mal vorstellen. Und wenn sich ein Film diese mystische Aura zunutze macht um eine ansprechend verpackte Geschichte zu erzählen, so macht das den Film nicht gleich zum Täter, zum Anstifter zur Homophobie.

Und du glaubst, ein Film wie "Cruising" (der Begriff ist übrigens extrem gängig und nicht negativ konnotiert) würde das Denken solch "konservativer Heteros" bezüglich der "Entgleisungen, welche im Untergrund stattfanden" (imo überaus fragwürdige Formulierung btw) ändern? Es glaubt doch wohl niemand, dass eben solch ein Zuschauer sich nicht in sämtlichen Klischees bestätigt fühlen bzw. seine Sicht womöglich noch radikalisieren würde. In zahlreichen Kinos, in denen der Film lief, wurden Schwule seinerzeit belästigt, verprügelt, angepöbelt. Es wurde nicht selten an entsprechenden Stellen geklatscht, und schnell entwickelte sich Friedkins Film zu einem warnenden Exempel gegen Homosexualität.* Und selbst wenn man das alles ignorieren würde, so ist der Film eines eben ganz einfach nicht: Eine differenzierte Darstellung der Szene (nebenbei bemerkt: hier wird kaum mehr zwischen S/M- und Schwulenszene unterschieden, im Prinzip wirft der Film alles in einen Topf, was auch nur irgendwie verächtlich ist). Und wenn man da argumentieren möchte, es handele sich lediglich um einen Thriller, der quasi zufällig in diesem Milieu angesiedelt wäre, so macht es das nur noch schlimmer. Aber ich schweife ab.

Dass der Film Homosexualität als Krankheit zeichnet (Schwule sind so etwas wie Insekten, die in schmierigen Seitengassen und Untergrundbars herumlungern - dabei sind es nicht zuletzt Filme wie diese, deren grundsätzliche Haltung der Grund dafür war, warum Schwule so lange ein isoliertes Parallelleben leben mussten), die man letztlich auch erfolgreich bekämpfen kann, möchte ich gar nicht erwähnen, das ist ja nur meine persönliche paranoide Meinung... aber eine Anmerkung sei noch gestattet: Ich war hier schon in so manch uriger Wirtschaft und habe von Fistclubs über Golden Shower-Parties mehr gesehen als mir lieb ist, aber der Film erreicht in seiner Darstellung nicht einmal annähernd so etwas wie Authentizität (unabhängig vom Zeitkontext), sondern schildert eine ihm offenbar völlig fremde Szene mit vorgehaltener Hand - paranoid, weltfremd, unwissend.

Wie gesagt, das Review ist schon gut geschrieben, aber inhaltlich für mich nur schwer nachvollziehbar.



*kleiner Filmtipp am Rande: "The Celluloid Closet".

Happy Harry mit dem Harten

18 Juli 2007, 22:29:55 #141 Letzte Bearbeitung: 18 Juli 2007, 22:39:44 von COPFKILLER
Freue mich über deine ausführliche Stellungnahme zu meiner Stellungnahme. Und zunächste einmal möchte ich dir beipflichten, ich stürze mich wirklich sehr auf den Aspekt der Homophobie und aus analytischer Sicht kommt alles andere zu kurz. Da dieser Aspekt aber für sämtliche Negativ-Kritiker des Films Argument Nr. 1 ist, halte ich es keinesfalls für irrelevant. Auch das man den Film so interpretiert, kann ich verstehen, nur vertrete ich einen anderen Standpunkt und wollte mit aller Gewalt dagegen halten, ein wenig spielten da sicher auch deine bisherigen Bemerkungen mit ein.

Bemerkung am Rande: Auch ich habe schon live sehr bizarre Sex-Shows gesehen, zwar nur im Hetero-Bereich, dennoch vermag ich eines zu sagen: Klischeebilder existieren nunmal auch in der Realität und wie Lei Li in seinem Text schon richtig anmerkte, unterstützen die szeneinternen Statisten den Authentizitäts-Eindruck ungemein. Mit authentisch meinte ich auch nicht realistisch...

Das CRUISING Schwule als kranke Insekten zeichnet, sehe ich vollkommen anders, das wollte ich auch mit der Erwähnung von Joe Spinells Charakter sagen: Nicht nur Schwule kommen hier schlecht weg, das Weltbild des Films würde ich eher als misanthrop als als homophob bezeichnen. Und inwiefern zeigt der Film das man seine Sexualität erfolgreich bekämpfen kann? Meiner Meinung nach zeichnet er  ein glaubwürdiges Bild einer zerrissenen Persönlichkeit, die nicht mit sich selbst zurecht kommt. Das es etliche Männer gibt die ihre Homosexualität verleugnen (auch sich selbst gegenüber) dürfte doch wohl klar sein oder?

Werde mal sehen ob ich den Text ein wenig um die formalen Punkte ergänzen kann, in der Regel gelingt mir das im Nachhinein aber nur selten ...

10 Punkte habe ich übrigens gegeben weil ich den Film persönlich einfach sehr mag und ich ihn mir auch häufig ansehen kann ... bereits vor rund zehn Jahren habe ich eine Fernsehausstrahlung gesehen und seitdem hat mich die suggestive Wucht nicht losgelassen ... auch nach nochmaliger Sichtung ebbte meine Begeisterung nicht ab, auch wenn ich nur neun Punkte vergeben hätte, hätte ich den Film erst heutzutage zu Gesicht bekommen. Will damit sagen das meine Benotung ebenso persönlich geprägt ist wie deine  ;) ... was bei meinen Benotungen aber alles andere als ungewöhnlich ist, mit der Höchstwertung gehe ich nicht so sparsam um wie die meisten anderen Review-Autoren (Bsp: Blade Runner, Moonshade)

Happy Harry mit dem Harten

Und mal wieder was zu einem neuen Film, was mir beim SIMPSONS-MOVIE eine Herzensangelegenheit war. Genau so gut habe ich mir das Debüt der Gelben vorgestellt, bin kein bisschen enttäuscht!!

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=129326&rid=254048

Snake_Plissken

29 Juli 2007, 16:03:08 #143 Letzte Bearbeitung: 30 Juli 2007, 18:47:34 von Snake_Plissken
Hi,

NACHDEM ich den Simpsons-Film auch gesehen habe und mein Review verfasst habe, habe ich mir Deines durchgelesen. Es gefällt mir sehr gut. In meinem weiche ich von meinem üblichen Stil ab, indem ich meine Eindrücke nahezu ungefiltert aufgeschrieben habe. Dein Review besticht hingegen durch viel Fachwissen und wirkt zwar ebenso euphorisch, aber stilistisch gefasster. Inhaltlich stehen wir beide sehr ähnlich, ich finde es bemarkenswert, dass Du auch die Szene mit dem Hochzeitsvideo highlightest. Insofern glaube ich, dass diese eine der wichtigsten Schlüsselszenen des gesamten Filmes ist.

Daumen hoch für Die Simpsons und Dein Review und Deinem nüchternen und sachlichen Stil, den ich in der Regel auch bevorzuge, der für mich aber in diesem besonderem Falle nicht einzuhalten war.

Greetings Snake_
I made a movie in Bulgaria. I'm ready for everything!
-The incomparable Mr. Bruce Campbell-

Jedem Sturm sein Wasserglas
-Nagel-

Snake_Plissken

ZitatDaumen hoch für Die Simpsons und Dein Review und Deinem nüchternen und sachlichen Stil, den ich in der Regel auch bevorzuge, der für mich aber in diesem besonderem Falle nicht einzuhalten war.

Na da lag ich wohl nicht zu verkehrt, was?

Herzlichen Glückwunsch zum neuerlichen Review-Tipp!

Greetings Snake_
I made a movie in Bulgaria. I'm ready for everything!
-The incomparable Mr. Bruce Campbell-

Jedem Sturm sein Wasserglas
-Nagel-

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: Snake_Plissken am 30 Juli 2007, 18:48:31
Na da lag ich wohl nicht zu verkehrt, was?

Herzlichen Glückwunsch zum neuerlichen Review-Tipp!

Greetings Snake_

Wie kommts, das du das immer vor mir siehst? ;) Die Tipps werden nach Belieben ausgetauscht und nicht in einem regelmäßigen Rahmen oder ? Naja, egal, freue mich das meine Simpsons-Review gut ankommt, hab mir auch Mühe gegeben für diesen ganz besonderen Film. Der nächste Kinofilm wird TRANSFORMERS sein, mal sehen ob ich da auch so begeistert aus dem Kino komme.


Snake_Plissken

ZitatWie kommts, das du das immer vor mir siehst? icon_wink

Wohl der richtige Riecher. Außerdem hatte ich so eine Ahnung, dass der Simpsons-Film der nächste Review-Tipp wird und war gespannt, wen es trifft. Da mir Deine Rezi am besten gefallen hat, war ich gespannt, ob Moonshade das auch so sieht und siehe da...

Greetings Snake_
I made a movie in Bulgaria. I'm ready for everything!
-The incomparable Mr. Bruce Campbell-

Jedem Sturm sein Wasserglas
-Nagel-

Moonshade

Ihr werdet, gerade weil es die Simpsons sind, nicht die einzigen Tipps bleiben (kaum zu glauben, kaum hab ich das ausgewählt, erzählen wir schon einige, welches Review sie besser finden!!!) - es werden mehrere in relativer Kürze hintereinander sein.

Allerdings bleibt die Ehre, der Erste gewesen zu sein... ;)
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Happy Harry mit dem Harten

Zum Gedenken an Ingmar Bergmann:

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=21895&rid=255169

Obwohl ich seine Filme sehr schätze, fällt es mir doch schwer meine Eindrücke vernünftig in Worte zu fassen. Feedback ist diesmal besonders gewünscht, da ich mich auf dünnem Eis bewege bei einem solch anspruchsvollen Film...

McKenzie

6 August 2007, 18:58:06 #149 Letzte Bearbeitung: 6 August 2007, 19:00:01 von McKenzie
Zitat von: COPFKILLER am  3 August 2007, 04:58:22
Feedback ist diesmal besonders gewünscht, da ich mich auf dünnem Eis bewege bei einem solch anspruchsvollen Film...

Besser spät als nie!  ;)

Gemessen dem Umstand das sich Bergmans Filme, ebenso wie die von Lynch (die Parallele in deiner Kritik ist sehr treffend - auch "Die Stunde des Wolfs" ist sicherlich ein wichtiger Inspirationsquell für Lynch) kaum angemessen rezensieren lassen da sie beinahe schon überladen sind mit Einzelszenen, die auch für sich selbst stehen können und Symbolen, ist deine Kritik sehr aufschlussreich. Ich hatte mich schon seit längerem auf den Film gefreut bis mir vor kurzem meine neue DVD ungesehen abhanden gekommen ist ( :bawling:) und ärgere mich darüber nun noch mehr.

Und vor allem hast du dich gestellt - ich habe mir letzte Woche in Gedenken an Michelangelo Antonioni (einer meiner drei Lieblingsregisseure) erneut "La Notte" angesehen und nicht gewagt, einen Review zu schreiben. Solche Filme sind immer eine besondere Herausforderung und bisher habe ich nie gut daran getan, sie nach der ersten Sichtung zu rezensieren was sich z. B. in den schwer verhauenen Kritiken zu "Zabriskie Point" und "Die Stunde des Wolfs" niederschlägt. Daher empfinde ich immer größten Respekt wenn sich jemand an einen solchen Film wagt!  :respekt:

Eigentlich wäre das auch ein Rüge in die Admin-Ecke wert. Einem Filmkünstler wie Bergman sollte man bei einer solch passenden Gelegenheit die Ehre erweisen und deine Kritik auf die Startseite setzen.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

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