Gemeinschaftsforum.com

Gemeinschaftsforum => Offtopic-Forum => Literatur-Forum => Thema gestartet von: Jerry Garcia am 6 August 2011, 03:14:07

Titel: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2011, 03:14:07
Um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, beginne ich erst einmal mit einer Kurzkritik:


(http://ecx.images-amazon.com/images/I/41%2BesGkwYAL._SL500_.jpg)

Brett McBean. Die Mutter. Psychothriller. Sie steht seit vielen Monaten am Rande des dröhnenden Highways und fährt per Anhalter. Sie steigt nur bei Männern ein. Längst hat sie vergessen, wer sie ist, woher sie kam, denn sie lebt nur noch, um den Mörder ihrer Tochter Rebecca zu finden. Per Handy konnte Rebecca ihr noch einen einzigen Hinweis geben: Auf dem linken Arm trägt der Mann ein Tattoo, auf dem STIRB MUTTER steht. Jeder Fahrer der anhält könnte der Killer sein oder jemand noch viel Schlimmeres.

Die Mutter trifft auf ihrer Reise in verschiedenen Kapiteln auf die unterschiedlichsten Menschen. Die Storys sind nicht vorhersehbar und bieten immer Abwechslung. Manche sind schlicht traurig oder nur eine kurze Begegnung, andere hingegen knüppelhart und grausam. Intensives Leseerlebnis mit ultrabrutalen Szenen und ruhigen Passagen, das auf mehr von Brett McBean hoffen lässt. Der FESTA-Verlag hat auch schon für demnächst (August) "Die Bestien" sowie voraussichtlich im Dezember 2012 (ja, wirklich erst 2012) "Das Motel" von McBean angekündigt. Pflichteinkäufe. Und wer sich an den Büchern des Herren Laymon mittlerweile satt gelesen hat und deren etwas überdrüssig ist - hier gibt es neues Futter, Leute.


Noch etwas Allgemeines zu meinen Rezensionen.
Ich unterteile die Kurztkritiken wie hier in zwei Parts:
1. Zusammenfassung vom Buchrücken abgeschrieben (Sollte dieser Text - wie schon oft geschehen - zu viel vom Inhalt verraten, ändere ich ihn durch Auslassungen ab)
2. Meine Meinung

Die längeren Rezis kommen so daher:
1. Zusammenfassung vom Buchrücken entnommen (Sollte dieser Text - wie schon oft geschehen - zu viel vom Inhalt verraten, ändere ich ihn durch Auslassungen ab)
2. Inhalt aus meiner Sicht nach dem Lesen (ohne zu spoilern, Schluss wird nicht verraten). Manchmal ist der Klappentext nicht nur verräterisch was den Inhalt betrifft, sondern schaut so aus, als hätte der Klappenfuzzi das Buch auch nur bestenfalls überflogen, was ich denn hier auch erwähnen würde. Einfach eine ausführlichere inhaltsangabe.
3. Meine Meinung

Übrigens sind Kommentare, Vorschläge oder Buchtipps ausdrücklich erwünscht. Suche immer nach neuem Material und vielleicht etwas, das mir bis dato unbekannt ist und hoffentlich mit Action oder Horror ausreichend garniert wurde.    
Titel: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2011, 12:42:27

(http://ecx.images-amazon.com/images/I/511Obb%2Bs5YL._SL500_AA300_.jpg)





Nachdem ich mir ja gleich zu meinem Start im Forum einen großen Klops geleistet und mich mit meiner ersten Rezi zum falschen Veröffentlichungsort verirrt habe :doof:, gleich mal mein dickes SORRY dafür. Und jetzt mal gleich zwei (da die Bücher zusammengehören) längere Rezensionen, um auch dafür mal eine Ansicht zu bieten.

Daniel Suarez. Daemon. Thriller. Seit langem wusste Matthew Sobol, Computergenie und einer der reichsten Männer des Silicon Valley, dass er sterbenskrank ist. Exakt in der Sekunde seines Todes nehmen rund um den Erdball Computerprogramme ihre Arbeit auf - zunächst unbemerkt, aber sehr bald wird deutlich, dass ein DAEMON unseren gesamten digitalisierten Planeten infiziert hat. Ein DAEMON, der herrscht, ein DAEMON, der tötet. Und in einer Welt, in der alle vernetzt sind, kann keiner entkommen. Es beginnt mit der Meldung des Ablebens des Computergenies und Spieleentwicklers Matthew Sobol. Doch einige Zeit nach seinem Tod sterben auf ungewöhnliche Weise zwei Programmierer, die für Sobols Firma gearbeitet haben. Der Ermittler Pete Sebeck wird auf den ersten Fall angesetzt, doch beim Fund der zweiten Leiche wird ihm der Fall vom FBI aus der Hand genommen. Der zunächst verdächtige Jon Ross (Computerconsultant) bringt Sebeck auf die Idee, dass der verstorbene Sobol ein Programm namens DAEMON entwickelt hat, das auf Ereignisse reagiert und dann selbstständig in Aktion tritt.

Als der gesamte Buchstabensalat (FBI, CIA, NSA, DEA, SWAT) die Villa des Toten genauer unter die Lupe nehmen wollen und mit einer immensen Streitmacht aufgefahren sind, deren Fahrzeuge sie im riesigen Hof des Geländes abstellen und mit ihrer Mannschaft dann das Gebäude umstellen, öffnet sich die Garagentür und heraus schießt ein ferngesteuerter Hummer (wir reden hier von dem Fahrzeug, Leute), der die Cops wie eine Art "Christine" auf Speed auf die Hörner nimmt und etliche davon wahrlich plättet. Er rast ohne Fahrer über den Hof, um gezielt zu töten, was ihm auch trotz Dauerfeuer der Beamten gelingt. Erst als sich die veerängstigten Bullen voller Panik vom Gelände entfernen, gibt die Karre Ruhe und verfolgt die Flüchtenden nicht. Während die Entkommenen ihre Wunden lecken, tauchen immer neue Fragen auf: Wieso zieht Sobol immer weiter Personen in manipulatives Spiel hinein? Warum wurde Detective Sergeant Sebeck bei den Angriffen so offensichtlich verschont? Welches Ziel verfolgt Sobol damit, seinen DAEMON auf die Menschheit loszulassen? Da wird die Journalistin Anji (Mitte 30, arrogant, hochnäsig) altersbedingt aus ihrem Job entfernt, nur um von Sobol an Schauplätze seiner Wahl geschickt zu werden, die große Nachrichten versprechen. Und Brain Gragg (Kleinganove, Computerexperte) wird nach einem irren Test von Sobol als Gründer einer Gruppe installiert, deren Zweck sich Gragg nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorstellen kann. Sobol taktiert mit Menschen wie diese es mit den von ihm entwickelten Computerspielen tun. Und genau auf diese Gamer fokussiert sich auch Jon Ross, der Detective Sergeant Sebeck weiterhin bei den Ermittlungen unterstützt. Doch dann wird Sebeck verdächtigt, verhaftet und schließlich zum Tode verurteilt. Natürlich hat Sobol das eingefädelt. Und die Behörden spielen schön mit, denn niemals in der Geschichte ihrer Rechtssprechung wurde ein Urteil so schnell gefällt, gingen Verhandlungen so zügig vonstatten. Klar, sie wollen ihre Unfähigkeit, die wirklichen Täter zu stellen, mit dem Opfer Sebeck vertuschen. In der Zwischenzeit gehen die Rekrutierungsmaßnahmen durch DAEMON weiter. Zudem beginnt er, Firmen sozusagen als Cybergeiseln zu nehmen. Eindringen in die Systeme, Übernahme und bei Gegenwehr wirtschaftlicher und finanzieller Ruin. Worauf läuft das alles hinaus? Weltherrschaft? Rache? Nichts und Niemand scheint die Bedrohung aufhalten zu können. Da verschanzt man sich in einer alten, aufgelassenen Militäranlage bei Oakland, um dem DAEMON auf die Spur zu kommen, da wird man von Dutzenden ferngesteuerter, gepanzerter Autos attackiert, die etliche Wachen töten und sich eine wilde Verfolgungsjagd durch die Stadt liefern.

Da werden Erinnerungen an die alten Car Crash-Filme wach. Explosionen, Blut und Trümmer begleiten die Blechorgie. Schüsse aus dem Hinterhalt und Verrat tun ihr Übriges. Und dann: CLIFFHANGER!!! Warten auf Teil 2. Ein blitzsauberer, perfekter Roman.Für ein Debüt geradezu genial. Schnelle, harte Actionkost gepaart mit SciFi- und Technothrillerelementen verwoben zu einer starken Story. Trau niemals Deinem Computer (und eine kleine, aber brutale Botschaft wird auch untergebracht: Tod allen Spammern). Ich hatte beim Kauf auf einen wirklich spannenden Cyberthriller gehofft, doch diese atemlose, nervenaufreibende Jagd nach dem DAEMON so garantiert nicht erwartet. Hier ist der Begriff Page Turner endlich wieder ohne Zweifel und völlig zu Recht angebracht. Eine wahrhaft positive Überraschung meiner letztenEinkäufe und absolut jedem zu empfehlen, der Action favorisiert und mal etwas zu lesen wünscht, das abseits der üblichenTerroristen-Pfade spielt. Das Ding ist hinterlistig, mit fiesen Fallen und durchaus intelligent, was man ja nicht von jedem Thriller behaupten kann. Man merkt dem Buch an, dass der Autor aus der IT-Branche kommt, aber bis auf wenige Ausnahmen ist es nicht schwer, der Handlung trotzdem zu folgen, da er den Leser nicht mit Fachtermini überfüttert. Jetzt heißt es nur warten auf die Fortsetzung und wann der angeblich geplante Film erscheint, steht eh noch in den Sternen, vermeintlich 2012. Die Filmrechte hat sich wohl Paramount gegriffen und auch schon ein Drehbuchautorenduo drangesetzt.  
Titel: Buchrezension "Darknet" (Fortsetzung von "Daemon")
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2011, 12:45:25
(http://bilder.buecher.de/produkte/32/32469/32469537n.jpg)




Daniel Suarez. Darknet. Thriller. Die Welt ist nur ein Spiel – das Überleben der Menschheit der Preis. Ein DAEMON hat die digitale Welt erobert, und wer das Internet beherrscht, beherrscht auch den Planeten. Die Menschen, die sich ihm unterordnen, erleben die Realität wie ein Computerspiel und werden mit ungeheuren Kräften ausgestattet. So gewinnt der DAEMON nach und nach immer mehr Macht jenseits der Datenströme. Und staunend erkennt die Menschheit: Vielleicht ist das die Rettung der Zivilisation.Doch diejenigen, die bisher das Sagen hatten, wollen sich nicht kampflos entthronen lassen. Auf allen fünf Kontinenten treten die Söldnerarmeen des Global Business an gegen den DAEMON. Und bald herrscht Terror in allen Ländern, brennen Städte und Dörfer, rüsten sich zwei Heere zur letzten Schlacht.

Der in "Daemon" von Sobol vor dem Tod durch Hinrichtung bewahrte Pete Sebeck macht sich auf eine Reise - eine Quest -, für die ihm ein Gefährte (oder Aufpasser?) zur Seite gestellt wurde. Beide wissen nicht, was genau auf sie zukommt und es führt sie durch ein zerrüttetes Land, das von Gewalt und Aufruhr heimgesucht wird. die alten Machthaber (nicht unbedingt die "demokratisch" gewählten Regierungsvertreter) wollen ihre Pfründe natürlich nicht so einfach dem Gegner überlassen und schlagen zurück, während sich überall im Land mit Unterstützung von Sobols Daemon unabhängige Enklaven bilden, die den ehemals Herrschenden ein Dorn im Auge sind. Angeheuerte Söldnertrupps aus dem Ausland machen diese freien Orte schwerstens bewaffnet dem Erdboden gleich, hinterlassen verbranntes Land und etliche Leichen, ganze Orte werden ausradiert, während die korrumpierbaren Medien die Massen mit gefaketen Meldungen über ausländische Invasoren aus dem spanischsprechenden Drogenmilieu südlich der Landesgrenzen auf Kurs halten, damit sie sich nicht den Freien anschließen und die wahre Natur ihrer sogenannten Regierung erkennen. Und dann ist da auch noch Loki, der mit seiner Armee von Killermaschinen, die ihm von Sobol bzw. dem Daemon zur Verfügung gestellt werden, gnadenlos unter den Süldnern und deren Anführern aufräumt. Doch er ist seiner Macht verfallen und benimmt sich nicht besser als einer der Despoten, die er bekämpft. Er sieht seinen Status als Möglichkeit, selbst zum Führer der neuen Ordnung zu werden. In diesem Wirrwarr soll Sebeck, wie sich bald herausstellt, Gründe finden, den Menschen ihre neue Freiheit und Zukunft zu belassen, die mit dem durch Sobol initiierten Daemon begonnen hat oder zum vorherigen Zustand zurückzukehren. Während seiner Quest begegnet er alten Kampfgefährten und neuen Verbündeten, die ihn unterstützen, soweit es in ihrer Macht steht. Wird sich die amerikanische Bevölkerung als würdig erweisen?


Dieses Buch sticht durch einen intelligenten sozial- und ökonomiekritischen Plot aus der Masse hervor. Da stellen sich Fragen, wie weit wir mittlerweile den Bossen in den Vorstandsetagen ausgeliefert sind oder die großen Männer des Global Business bald die Weltherrschaft endgültig übernehmen? Das enthält jede Menge Substanz und ist mit etlichen narrativen Feinheiten an den Leser gebracht. Da fragt sich schon der Eine oder Andere, wie sich der Rezensent auf dieser Seite plötzlich einem solchen Werk zuwenden konnte, passt es doch so gar nicht zu ihm. Wahrscheinlich hat er es geschenkt bekommen und dann nur gelesen, um den großzügigen Geber nicht zu brüskieren. Natürlich ist er von dem hohen Actionanteil, der hier und da auch recht brutal daherkommt, begeistert und das hohe Tempo der Story sowie die schnörkellose Dynamik haben ihren Teil dazu beigetragen. Doch auch der Part, der unsere derzeitige Regierungsstruktur (Wirtschaft oder gewählte Politiker) anprangert, hat seine Berechtigung. Man kann es derzeit doch immer wieder beobachten, wie Lobbyisten die eh nur noch repräsentative Regierung unterminieren und nur Geld und Wirtschaftsmacht zählen und die wahren Entscheidungen nur noch von den CEOs und ihren Handlangern getroffen werden, welche die Politk dann mit feinen Floskeln versehen (um nicht von Lügen zu sprechen) ausführt. Die Medien (besonders den verlogenen Faltblatt-Boulevard) haben sie im Griff und nutzen sie zur Manipulation der Bevölkerung und wer sich nicht an die von ihnen aufgestellten Spielregeln hält, die natürlich je nach Bedarf kurzfristig geändert werden, wird niedergemacht, die Existenz zerstört. Im Buch sollte man seine Aufmerksamkeit auf das Treffen der Geheimdienstorgane mit den den Vertretern der freien Wirtschaft lenken. Näher an der Wahrheit als man von einer fiktiven Geschichte erwarten sollte. Und über allem die Globalisierung, die weltweite Vernetzung, die Gefahren des Internet. Wer es beherrscht, wer sich die digitlae Welt zu Untertan macht, der kann die gesamte Menschheit unterjochen. Ob es nun um private Daten, Kontonummern oder freiwilliges Preisgeben von Privatangelegenheiten oder Meinungen geht, alles kann verwendet werden. Der Bürger wird ausspioniert und seine Daten verkauft. Der Mensch verkommt zum Arbeitsmaterial und zur Melkkuh. Durch die Angebote im weltweiten Wirtschaftssektor, durch die Konkurrenz, immer billiger zu produzieren, können diese Oligarchen, diese wenigen Superreichen, die sich mittlerweile ja sogar ihre eigenen, geschützten Reservate innerhalb des Landes bauen, können sie die Arbeitnehmer wieder erpressen, ihnen die in jahrelanger Arbeit erkämpften Rechte durch Auslagerung und Outsourcing von Jobs bzw. der Androhung entsprechender Maßnahmen wieder abspenstig machen, sie mit Löhnen abspeisen, von denen sie nicht leben können, und da genau diese Wirtschaft auch die Preise für die Güter des täglichen Gebrauchs trotz angeblicher Kontrolle der Kartellämter weiter unter sich ausmacht und durch Spekulationen künstlich zum Zweck der Gewinnmaximierung um jeden Preis hochhält, wird der arbeitnehmen wieder mehr und mehr zum Bittsteller, Leibeigenen oder Sklaven der kleinen elitären Gruppe reduziert, während sich die Bosse ihre Verluste oder Fehlinvstitionen von den Regierungen (die sie ja unterstützen) durch die Steuergelder der Bürger ausgleichen lässt. Eigentlich ist das Buch ein Skandal, weil es so nah an der Wahrheit ist, dass es schon fast wehtut. Schaut euch doch um. Japan, Lebensmittelskandal, Atomenergie und Stromkonzerne. Sicherheit kostet Geld, und das gedenkt die Branche in keinem Fall aufzubringen, würde ja die Gewinne schmälern. Wagt es eine Regierung trotzdem, Maßnahmen anzugehen, wird mit Klagen gedroht. Menschen gibt es schließlich viele, da sind einige Opfer verzichtbar, solange sie ihr Hab und Gut zurücklassen, um es zu verwerten. Modernes Raubrittertum ohne Konsequenzen. Zusammenschluss der Mächtigen mit Lizenz zum Plündern. Eigentlich ist dieses Buch ein Pflichtkauf - auch wenn dabei ein weltweit agierender Großverlag wieder mehr Einnahmen generieren kann.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2011, 21:11:17
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SeIEaGj0DGI/AAAAAAAAALI/HWeqUf2lFeM/s320/MR.jpg)

Und jetzt mal ein Beispiel, was ich unter (Lese-)Action verstehe:

Matthew Reilly. Hell Island, eine kleine Insel im Pazifik, ist das Ziel von vier verschiedenen Spezialeinheiten der US Army, die gleichzeitig mit ihren Fallschirmen über der Insel abspringen: eine Einheit der 82nd Airborne, eine gruppe von Navy SEALs, das geheimnisvolle Delta Six Team und die Marines des legendären Shane Schofield, genannt Scarecrow. Sie haben den Auftrag, herauszufinden, was mit dem Flugzeugträger George Washington passiert ist, der auf der Insel eine geheime Ladung an Bord nehmen sollte und zu dem kein Funkkontakt mehr besteht. Als Schofield und sein Team mit dem Fallschirm auf dem Flugzeugträger landen, machen sie eine grauenerregende Entdeckung: Die gesamte Besatzung des Schiffs wurde getötet, und von den 600 Soldaten, die eigentlich an Bord sein sollten, finden sie nur noch Leichenteile. Gleichzeitig hören sie per Funk, wie ihre Kameraden angegriffen und brutal massakriert werden - von einem unbekannten Feind, der offenbar schwer bewaffnet ist und keine menschlichen Laute von sich gibt.

Okay, hier wie angedroht die äußerst subjektive Meinung zum neuen Quickreader (nur rund 100 Seiten) von Matthew Reilly. Auch bei ihm lassen sich Komponenten und Elemente finden, die ihn von der primitiven Literatur (ich weiß, ich hacke schon wieder auf dem Thema rum, aber es widert mich einfach an, wenn einer glaubt, sich aufgrund seines vermeintlich höheren IQ über den Rest der Menschheit erhaben fühlen zu müssen, bloß weil er die unglaubliche Fähigkeit besitzt, unter Zuhilfenahme seiner Finger bis Zehn zählen zu können - und das ganz alleine) unterscheiden. In dezenten Andeutungen kritisiert er die Zulässigkeit von wissenschaftlich aufgerüsteten Soldaten und erörtert die Frage, ob es moralisch unbedenklich ist, jede technologische Neuerung in der modernen Kriegsführung auch einzusetzen.
Davon abgesehen bietet Matthew Reilly - Logik mal außen vor gelassen - als Maestro der Actionunterhaltung wieder eine astreine, temporeiche Story, die den Leser dauerhaft in Atem hält. Es ist absolut mitreißend und vibrierend wie Reilly Kampfhubschrauber und Marines mit vollem Elan massenweise Munition in die Reihen der Gegner pulvern lässt, dass die Blutfontänen nur so spritzen. Aufgrund der Kürze des zum weltweiten Tag des Buches (beim Veröffentlichungsdatum des Originals) erschienen Romans werden die Charaktere um die Hauptfiguren herum eher weniger bis gar nicht skizziert, doch das ist auch nicht von Nöten, da die Lebensdauer der meisten Personen eher kurz ist. Rasant prescht die Truppe vorwärts, dass es eine wahre Pracht ist.

Fazit: Der Begriff Page-Turner wird ja seit geraumer Zeit von den Verlagen für jeden Autor, den sie an den Käufer bringen wollen, recht inflationär verwendet, um einen neuen Superstar am Belletristikhimmel zu kreieren. Doch bei Matthew Reilly trifft dieses Attribut uneingeschränkt zu. Gnadenlose, schnörkellose und bisweilen sinnfreie, straighte Action bis zum Abwinken. Reilly rulez!! Für alle Freunde hemmungsloser Action: LEST MATTHEW REILLY!!!!. Und meine Bitte an alle Majors - jetzt noch ein Schofield-Movie. Weitere Titel um Shane Schofield sind "Ice Station", "Die Offensive" und "Operation Elite" (Ein weiterer ist in Vorbereitung und wird im Herbst im Original in Australien erscheinen). Alle noch im Buchhandel erhältlich (Übrigens habe ich KEINE prozentuale Umsatzbeteiligung - ich bin nur begeistert).
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2011, 21:26:00
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SRAxDjYl9pI/AAAAAAAAAGM/h-zh0EFMlpM/s320/logo.jpg)

Und hier etwas unerwartet Lektüre der etwas intelligenteren Art, ohne den Gedanken der Action zu vernachlässigen:

Max Barry. In Max Barrys Vision von Morgen läuft der globale Kapitalismus und Konsumterror Amok. Die Welt wird von einigen wenigen amerikanischen Konzernen beherrscht, die aggressiv um die Vormachtstellung am Markt kämpfen, wobei ihnen jedes Mittel recht ist. Angestellte werden nach ihrem Arbeitgeber benannt, Steuern sind verboten, selbst Polizei und amerikanische Waffenlobby sind längst privatisiert und korrupt. Die freie Marktwirtschaft kennt keine Grenzen oder Skrupel, und so ist es kein Wunder, als zwei Marketingangestellte von Nike die Idee zu einer gnadenlosen Promotionaktion haben. Um die Street Credibility eines neuen 2.500 Dollar teuren Turnschuhs zusteigern, wollen sie bei dessen Markteinführung 10 Teenager erschießen lassen. Da sie die Morde nicht selbst begehen wollen, ködern sie Hack Nike, einen kleinen, leichtgläubigen Vertreibsangestellten. Als er kalte Füße bekommt, geht er zur Polizei, die ihm anbietet, den Job gegen Bezahlung für ihn auszuführen. Doch auch die Polizei will sich die Hände nicht selber schmutzig machen und sublizensiert den Auftrag an die amerikanische Waffenlobby. Ein sauberes Lizenzgeschäft, wäre da nicht Agentin Jennifer Gouvernment, die dem Konsumwahn den rücken gekehrt hat und den Kampf gegen eine Welt aufnimmt, in der nur die Karriere zählt.

Ich schicke es gleich vorweg: Das Werk hat mich begeistert und ich kann es nur dringend als lektüre empfehlen. Auch wenn der Roman unter dem Siegel einer Satire vermarktet wird, kommt die Action nicht zu kurz. Die in der Zusammenfassung erwähnte Planung der Marketingstrategie des plötzlichen Kundentodes wird tatsächlich auch in die Tat umgesetzt, aber wir bekommen es auch mit schwer bewaffneten Milizen und Polizeieinheiten zu tun, die ihre Einsatzwagen mit aufmontierten MGs a la Death Race aufgemotzt haben. Auftragsmorde, Intrigen, Hinterhalte und bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Burger King und McDonald's gehören in den Handlungsablauf.

Als Satire kommt die Lektüre bissig, böse und absolut fies rüber. Eine Abrechnung mitdem Globalisierungs- und Wirtschaftsgebaren hauptsächlich der USA allererster Güte. Die Welt ist unterteilt in US-Wirtschaftszonen oder deren Gegner (z. B. EU oder China). Gesamtamerika bis Feuerland sowie Australien, Russland gehören gemeinsam mit Großbritannien und Japan zum US-amerikanischen Wirtschaftsreich, das natürlich von den USA verwaltet wird und "regiert" wird. Der Autor erwähnt real existierende Firmen namentlich und in einem Vorwort erklärt er warum und distanziert sich gleichzeitig davon, dass er diesen Firmen jegliche im Buch vorkommenden Aktivitäten im wwahren Leben unterstellen möchte, damit ihm die Firmenanwälte nicht mit einer klagewelle wie in den USA (HEUTE) üblich. Ansonsten hat er die bisherigen Auswüchse der Konzerne und ihrer Strategien sowie deren Werbemaßnahmen weiter geführt und überspitzt, wie die groteske Namensgebung der Bevölkerung, da die arbeitende Masse Nachnamen den Firmennamen ihres jeweiligen Arbeitgebers tragen muss wie z.B. Harry Arcor oder Shane McDonald's. Arbeitslose sind auch Nachnamenslos. Zudem entlarvt er die geistig flachen Werbemaßnahmen der US-Konsumankurbelungsindustrie, die wir ja weltweit und auch in Deutschland nur zu gerne übernehmen (siehe Saturn) als Volksverdummung ebenso wie das wenig soziale Verhalten und die Egoismen, die sich durch die immer weitere Privatisierung zum Zwecke der Gewinnmaximierung ergeben (Premiumstraßen, die nur Reiche befahren können, gesponsorte Schulen wie die Legoschule usw.).

So ist es denn auch zu erklären, dass in den US-Gebieten die Polizei privatisiert ist und statt für Recht und Ordnung zu sorgen eher ihr eigenes, gewinnbringendes Süppchen kocht. Strafverfolgung gibt es nur noch gegen Bares von den Opfern, wer nicht zahlen kann, hat dann eben Pech gehabt. Auf diese Art bekommt dann die NRA (National Rifle Association) den Mordauftag zugeschustert und daraus ergibt sich dann das Dilemma für Nike. Sämtliche Mitwisser der innovativen Werbekampagne müssen beseitigt werden, während Jennifer Government, die für eine geschwächte Regierung arbeitet, die fast alles in private Hände gegeben hat, den Tätern auf der Spur ist, weil die Eltern eines beim Attentat erschossenen Mädchens ihr Haus verkaufen, um die Ermittlungsarbeit zu finanzieren, da die Regierung nur Vorsorge trifft, dass keine Verbrechen geschehen, aber für die Strafverfolgung keine Mittel zur Verfügung stellt. Eine solche Praktik wird auch vom Gesundheitswesen gefördert. ein Krankenwagen fährt erst los, nachdem die Kreditkartennummer sowie die Liquidität des Kunden gepüft wurde. So kommt es, dass Jennifer Government bei ihrer Jagd nach den Verbrechern immer wieder in Shoot-outs gerät (Beispiel: die Polizei baut ein MG auf der Ladentheke des Burger King auf, um damit den gegenüberliegenden Konkurrenten McDonald's in Fetzen zu schießen. Ein herrliches Bild!!!), bei denen alle Mittel angewendet werden, die zur Verfügung stehen, sodass die Leser, die der Actionfraktion angehören, mehr als nur zufriedenstellend versorgt werden.


Nach AC/DC, Jimmy Barnes und Matthew Reilly ist Max Barry das nächste Highlight aus Down Under. Soderbergh und Clooney haben sich wohl mit gutem Grund schon die Filmrechte gesichert. Satire, Action, Thrill - alles drin. Und da ich noch nicht einmal alle starken Einfälle des Autors hier auflisten konnte - unbedingt lesen!!!!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2011, 21:31:15
(http://ecx.images-amazon.com/images/I/51F6S1VNATL._SL500_AA300_.jpg)

Schneller, globaler, tödlicher ist das Leben in der völlig durchkapitalisierten Welt Mitte des 21. Jahrhunderts. Auch der junge Londoner Investmentbänker Chris Faulker bekommt das zu spüren, als er seine neue Stelle bei Shorn Associates antritt, einer Firma, die vornehmlich in Krisengebiete der dritten Welt investiert. Die Konkurrenz hat Chris zum Abschuss freigegeben.

Morgan liefert hier eine actionreiche Satire zur Globalisierung und dem Kapitalismus moderner Prägung ab. Die Regierungen sind kaum mehr handlungsfähige Pleitiers und haben den gierigen Global Playern der Welt schon lange nichts mehr entgegenzusetzen. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer und der Gelder in Steueroasen nimmt ungeahnte Ausmaße an. Die Konzerne regieren mittlerweile selbst wie kleine Nationen - und zwar solche mit Macht und Geld. Wirtschaftlicher Aufschwung geht hier einher mit Arbeitsplatzverlust, die Kosten dafür tragen die Regierungen der Staaten. In diesem Ambiente kämpft Chris Faulkner im wahrsten Sinne des Wortes um einen neuen Job. Die Bewerber müssen den Gewinner in einer Art Death Race ausfahren. Wer überlebt, hat den Job. Und ist man erst auf seinem Platz, kann man jederzeit von einem Konkurrenten zum nächsten Duell herausgefordert werden. In ähnlicher Weise erfolgt die Auftragsvergabe der Firmen. Die Kunden müssen sich in einer tödlichen Auseinandersetzung beweisen, um den Auftrag zu erhalten. Um ihre Produkte zu verkaufen, werden gezielt Märkte geschaffen, die kleinen Länder weiter unter dem Existenzminimum gehalten. Die Schere zwischen arm und reich klafft immer weiter auseinander. Die reiche Minderheit beherrscht die Welt - und das sind die Konzerne und ihre CEOs.

Eine tiefschwarze, absolut bösartige Satire über die Auswüchse des Kapitalismus und der Globalisierung, die im Jahre 2049 völlig außer Kontrolle geraten ist und den Menschen nur noch als Ware oder Arbeitsmaterial ansieht - wenn er Glück hat. Nach einem etwas ruhigeren Beginn zieht "Profit" danach atemberaubend das Tempo an und bietet eine beklemmende Zukunftsvison, die Angst macht, aber unterhaltsam verpackt an den Leser gebracht wird. Das Buch rockt. Zwingend und überzeugend geschrieben, mit einigen Erzählsträngen auch zum aufmerksamen Lesen animierend, wird die Unmenschlichkeit der weltweiten Profitgier gnadenlos angeprangert. Sprachlich hervorragend umgesetzt, aber nicht ohne Klischees auskommend genau das richtige Buch für einen intelligenteren Leseabend ohne dabei zu langweilen. Lesetipp!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 August 2011, 20:53:15
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TT277qeagXI/AAAAAAAAAdM/TBKz_TzsAa4/s320/lb.jpg)

Ken Bruen. Kaum zehn Minuten aus dem Knast, bricht Mitchell auch schon einem Punk den Arm. Als Geldeintreiber ist man nicht gerade zimperlich. Doch Mitchell will sein Leben ändern: legale Geldquelle, nette Frau, Kinder vielleicht. Als ihm die Diva Lillian Palmer einen Job auf ihrem Anwesen in Notting Hill anbietet, sieht er seine Chance gekommen – und Lillian könnte glatt die richtige Frau sein. Alles prima, wären da nicht Lillians zwielichtiger Butler Jordan und Gant, ein Geldhai, der seine eigenen Pläne für Mitchell hat.

Kaum draußen, erhält er von Billy Norton, seinem Kumpel, eine günstige und feudale Belibe und soll diesem beim Job als Geldeintreiber als Rückendeckung behilflich sein. Außerdem erhält er einen Job in Notting Hill, wo er das Anwesen in Ordnung halten soll und unter der Anleitung des Butlers Jordan die wesentlichen Arbeiten verrichtet. Als kleine Zugabe darf er sich auch mit der Diva des Hauses - ein schon etwas angestaubter Jahrgang, was den Mittvierziger aber nicht weiter stört. Und da es ihm trotzdem nicht an Zeit mangelt, macht er auch noch bei einem kleinen Bankding im Norden Englands mit. Er verliebt sich, trifft sich mit seiner Schwester und kümmert sich um die Jungs, die einen Verkäufer einer Obdachlosenzeitung, den er kannte, zu Tode geprügelt haben. Als er dann den Rolls seiner Lady in Notting Hill klauen soll, weigert er sich. FEHLER!! Jetzt steht er zwischen den Fronten, keiner will mit ihm zu tun haben. Und dann gibt es auch diverse Todesfälle in seiner Umgebung, von denen er nicht einmal ahnt, dass sie seinetwegen geschehen sind.

Cool, lakonisch, knochentrocken, hart, brutal und böse. In kurzen, knackigen Sätzen erzählt Mitchell aus seiner Persektive und in seinen knappen Worten, was ihm widerfuhr, seit er aus dem Knast draußen ist. Die Sprache ist leger, der Stil nicht unbedingt feinsinnig, aber krachend und die Figurenzeichnung ist auf die knappsten Merkmale begrenzt. Präzise, knapp und treffsicher schildert Bruen den Weg des Mitchell, wie er immer tiefer in den Sumpf gerät, statt sich ein neues (wie von ihm geplant) Leben aufzubauen. Schwarz-britischer Humor grundiert die Story und macht die knapp 260 Seiten zu einem erstklassigen Lesegenuss, angefüllt mit brutaler Gewalt und verweisen auf literarsiche Vorbilder oder Weggenossen wie James Ellroy. Das ist reine Straßenrealität. Mitchell verliert, aber knallt dem Schicksal trotzig eine in die Fresse. London Boulevard ist ein maulfaules, hellwaches Stück Genre-Literatur, desgleichen man lange suchen muss. Ein Guiness auf den Iren Bruen. Unbedingt lesen. Und den Film mit Colin Farrell anschauen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 August 2011, 14:21:22
(http://3.bp.blogspot.com/-Y6O8nz7LXY0/TiLRffvRhcI/AAAAAAAAAiM/Ka24Ca72Hc0/s320/new%2Bdead.jpg)


Diverse Autoren (Joe Hill, Joe Lansdale usw.): Die Toten sind zurückgekehrt und sie sind hungrig! Sie wanken über die Straßen, sie verstecken sich in Hinterhöfen, Garagen und Einkaufszentren und sie verspeisen Nachbarn, Haustiere und Polizisten. Sie sind gekommen um zu bleiben. Die Frage ist jetzt, was kann man dagegen tun? Wie soll man überleben?

19 Autoren (unter ihnen auch Koryphäen wie Joe R. Lansdale oder Brian Keene) haben zu dieser Anthologie Stories aus ihrem Portfolio beigetragen, die faszinierenden Zombiehorror von Voodoo über Biblethemen bis hin zu Twitter abdecken. Da werden Geschichten von gefühlvoller Liebe oder abgrundtiefem Hass in unterschiedlichen Abhandlungen kredenzt. Die meisten Stories lesen sich sehr flüssig, sind mal mehr, mal weniger ausführlich verfasst. Joe Hills Twitterhorror ist beim Lesen erst einmal gewöhnungsbedürftig, dafür aber eine gelungene Geschichte. Insgesamt nix mit den Schmachtvampiren der heutigen Zeit, sondern düsterer, teilweise brutaler Horror, der sich zwangsweise nur um den Tod dreht und dies auch in manchmal recht schmutziger und abstoßender Art und Weise. Keine Kleinmädchengeschichten a la Twilight mit bleichen Modelwerwölfen und übergelaufenen Vampirverrätern, die nur noch Konservenblut schlürfen. In der Sammlung herrscht noch der Hunger nach Blut und Menschenfleisch. Die Zombies haben seit George A. Romero den Vampirmythos endgültig abgelöst. So kommen hier also Joe R. Lansdale mit seinem staubtrockenen Texas-Style (und auch nicht ganz so nah am Zombieuniversum), Joe Hill mit seiner Twitterei oder auch Jonathan Maberry (dessen Zombiebücher ja vom Verlag damals schon nach einem Band abgewürgt wurden) zu Ehren, um dem Leser das Fürchten beizubringen.

Überraschungen sollte man nicht unbedingt erwarten, doch die Vielfalt der unterschiedlichen Geshcichten und voneinander abweichenden Schreibstile sorgen auf jeden Fall für eine Menge Abwechslung auf den knapp 480 Seiten. Die Ausfallquote bei den Stories ist gering, wirkliche Lückenbüßer kaum zu finden. Insgesamt also ist "The new dead" recht ordentliche, spannende und unterhaltsame Lektüre für den geneigten Zombieanhänger, der aber auch nicht auf ultraharte Splattereinlagen hoffen darf.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 August 2011, 19:24:54
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Sk4wo2lkArI/AAAAAAAAAOI/XUC1cwJkA9M/s320/Keene.jpg)

Brian Keene: Jim Thurmond hat sich in einem Bunker verschanzt, in dem er vermeintlich sicher ist. Doch wozu? Die Toten beherrschen die Welt, und es scheint keine Zukunft zu geben - bis sein totgeglaubter Sohn anruft, der sich hunderte Meilen entfernt in einer Dachkammer versteckt. Fortan kennt Jim nur noch ein Ziel: seinen Sohn zu retten, koste es, was es wolle. Wild entschlossen bricht er zu einer Reise durch die Hölle auf Erden auf. Unverhofft erhält er Unterstützung durch einen alternden Priester, eine ehemalige Prostituierte und weiteren Einzelgängern auf der Flucht vor den Toten. Doch wird das reichen, um den Heerscharen der Untoten zu trotzen - und so manchen Lebenden, die sich im Angesicht der Katastrophe selbst zu reißenden Bestien gewandelt haben?
Indes hat sich eine Handvoll Überlebender in New York City in einem befestigten Wolkenkratzer verschanzt und stemmt sich der unaufhaltsamen Flut der unersättlichen Wiederauferstandenen entgegen. Doch ihre Zahl schwindet ständig, während die der Untoten nur wachsen kann, denn früher oder später stirbt alles - und kehrt zurück, um gnadenlos zu töten. Zudem erhalten die Untoten plötzlich einen entscheidenden Vorteil: einen mächtigen Anführer, der zum großen Vernichtungsschlag gegen die Menschen ausholt. Gibt es noch Hoffnung, oder ist die Erde unweigerlich und endgültig dem Untergang geweiht?

Heute beginne ich einmal mit dem einzigen minimalen Makel, den jedoch auch nur Leser von Matthew Reilly bemerken würden: hätte Brian Keene einen ähnlich temporeichen Stil wie vorgenannter Reilly, wäre das Buch über alles Andere erhaben, doch das ist eigentlich Kleinkrämerei bei einem solch starken Werk. Apokalyptisch, innovativ, modern, traditionell und extrem blutig sowie aufgepeppt mit Oralkastration und Darmschmuck, ist das Buch eigentlich aus zwei Teilen bestehend: 1. Auferstehung und 2. Die Stadt der Toten. Und hier gilt nur die Devise - Endzeit ist Zombiezeit. Eine Schlachtplatte für Splatteranhänger. Jim macht sich also auf die Suche nach seinem Sohn, findet dabei Reisegefährten alle Couleur und wird mit Gegnern verschienster Herkunft konfrontiert. Nicht nur die Zombies (die eigentlich Dämonen sind, die die Körper der Verstorbenen übernommen haben) stellen sich ihm in den Weg, sondern auch machtgeile, schwerbewaffnete Militärs, "ordentliche" Kannibalen oder Milliardäre auf dem Heilandtrip stellen sich ihm in den Weg, sondern auch das Viehzeug ist wieder "lebendig" geworden - unvergessen hier die Goldfischattacke oder die angreifenden Killereichhörnchen. Im ersten Teil werden zwar auch die Figuren eingeführt und vorgestellt, doch das tut dem gesamten Gemetzel keinen Abbruch, auf jeder zweiten Seite wird weiter geschnetztelt, was das Zeug hält, denn die Siqqusim wollen die Erde übernehmen und da darf kein Lebendes Wesen übrig bleiben. Trotzdem sollte man nicht alles zu bierernst nehmen, sondern lieber bierselig genießen, denn hier wird vor nichts halt gemacht. Männer, Frauen, Kinder, Babys und Tiere - alles wird niedergemäht zum Wohle einer neuen Welt.


Keene, dessen Arbeit mir hier zum ersten Mal in die Hände kam, hat das Zombiegenre eines Romero nicht unbedingt erneuert, aber irgendwie ins 21. Jahrhundert geführt. Auch wenn natürlich Erinnerungen an Dawn of the dead (Remake) und Land of the dead nicht zu übersehen sind (und auch diverse Personen zumindest namentlich Cameo-Auftritte haben, genannt seien hier George, Ken, Fulci und Savini), sind die schlabbrigen Jungs zwar etwas langsam, aber trotzdem durchaus beweglich und vor allen Dingen intelligent und dazu befähigt zu planen und Fallen zu stellen, was die Aufgabe der noch nicht übernommenen Menschen, dem Schicksal der anderen zu entkommen, schier unlösbar macht. So bleibt ein spannender, blutiger Reigen mit massig Action in militärischen Ausmaßen, der wieder den Kampf des Guten gegen das Böse heraufbeschwört und gegen Ende auch etwas den Glauben und die Religion durchschimmern lässt, es aber dem Leser obliegt, sich dazu seine eigenen Gedanken zu machen. Nichts für zartbesaitete Gemüter oder Leute mit schwachem Magen und einem Stephen King um Längen voraus. Da muss sich der (Alt-) Meister gewaltig strecken, wenn er Brian Keene mit seinen künftigen Outputs übertrumpfen will. Wer sich von dem Dauergemetzel auf kanpp 500 eng beschriebenen Seiten nicht abschrecken lässt, ist hier genau richtig - alle anderen seien gewarnt. Werdemir auf jeden Fall weitere in Deutschland erhältliche Bücher des Autors zu Gemüte führen. Für Horrorfans ein Toptipp (auch wenn man sagen könnte, dass weniger manchmal mehr ist).
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 August 2011, 19:30:21
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SZVR40qI8fI/AAAAAAAAAIY/UPL2C98rS3Q/s320/Cheffe.jpg)

Heute mal etwas, das all jene erfreuen könnte, die sich eines Bürojobs rühmen können und die diverse mehr oder weniger sinnfrei Umstrukturierungen oder Neuorganisationen schon über sich ergehen lassen mussten:

Max Barry. Zephyr Holdings ist ein typischer Großkonzern voll Intrigen, absurder Managemententscheidungen, bizarren Mitarbeiterrichtlinien und einer Firmenphilosopie, die niemand versteht. Stephen Jones, der gerade eingestellt wurde, traut sich, Fragen zustellen, die man nicht stellen darf: Was macht Zephyr überhaupt und warum? Bald gelingt es ihm ,die großen Geheimnisse des Konzerns aufzudecken.

Willkommen bei Zephyr Holdings und einer Unternehmenskultur, die Ihnen die großen Fragen zur Arbeitswelt beantworten wird: - Was hat es für Vorteile, mit seinem Chef zu schlafen anstatt mit nur einem Mitarbeiter - Welche Bezeihung wird Ihrer Karriere wirklich von Nutzen sein? - Wann ist die Anwendung von Gewalt eine angemessene Reaktion auf die Entscheidungen des Managements? - Die Firmenphilosophie ist schwammig formuliert. Ist das etwa Absicht? - Warum ist der eine reservierte Parkplatz niemals belegt? - Ist das vorhaben, sich in der Kaffeepause einen weiteren Donut zu genehmigen, nur eine Bagatelle oder ein strafbares Vergehen? - Wenn das Unternehmen eine Neuorganisation durchführt, bedeutet das, dass die letzte nur Zeit- und Geldverschwendung war? - Was macht der Führungsstab eigentlich den ganzen Tag?

Und nicht zuletzt: Warum arbeite ich überhaupt? Nachdem mich der Australier schon mit seiner perfekten Globalisierungssatire "Logoland" begeistern konnte, nimmt er nun die amerikanischen Managementmethoden zielsicher auf's Korn; und sollte jemand seinen eigenen Arbeitgeber darin erkennen, so ist das wohl nicht weiter verwunderlich, denn etliche Winkelzüge besitzen einen klaren Wiedererkennungsfaktor, da die aus Amerika bekannten menschenunwürdigen Zustände erfolgreich in die ganze Welt exportiert wurden - globalisiert eben. Man kann auch anhand der täglichen Nachrichtenmeldungen aus unserem Lande bezüglich der Versuche, Aktionäre milde zu stimmen, deutlich herauslesen und -hören, dass die Vorhaben zwecks Umstrukturierung, Rationalisierung und Konsolidierung einem bestimmten Muster folgen. Woher dies stammt? Hier wird es erläutert.
Und so führt Max Barry nun den Leser in die zynische Welt des Managements. Zu Figuren, die sich tatsächlich einbilden, über alles erhaben zu sein, zumeist mehr mit sich selbst, ihrem Status und finanziellen Wohlergehen beschäftigt sind und völlig realitätsfremd zum Beweis ihrer eigenen Daseinsberechtigung immer wieder neue Umstrukturierungsmaßnahmen wie Externalisierungen oder weiteres Outsourcing zu ersinnen, obwohl die vorhergehenden gar nicht die Zeit hatten, um greifen zu können bzw. eh nur Zeitverschwendung waren, da weder durchdacht noch erfolgreich umgesetzt. Ohne wirkliche Kenntnisse der Arbeitsabläufe im Betrieb werden Mitarbeiter unproduktiv umgesetzt, durch Bespitzelungen drangsaliert, durch überflüssige Sitzungen von der eigentlichen Arbeit abgehalten und mit Sätzen wie "Behinderte werden nicht diskriminiert, sie werden versetzt" von der Wahrnehmung ihrer Rechte fern gehalten. All dies natürlich nur zum Wohle des Unternehmens, der - verbliebenen - Mitarbeiter und selbstverständlich des Aktienkurses und der eigenen Aktienoptionen und Bonuszahlungen. Die beiden letzten Punkte werden gegenüber der Belegschaft bei den obligatorischen Rundschreiben per Intranet wohlweislich nicht erwähnt.

Barry nimmt - böse und sarkastisch - die neue Unternehmenskultur auf die Schippe, zieht ihr die Maske der Integrität und Redlichkeit von der häßlichen Fratze. Jeder, der das unheimliche Glück (ich setze das Wort Glück hier absichtlich nicht in Ausrufezeichen, weil derjenige, der heute Arbeit hat, wirklich auch vom Glück gesegnet ist) hat, in einem größeren Konzern zu arbeiten, wird dieses Buch sicher mit großem Vergnügen oder bitteren Tränen der Wiedererkennung lesen. Jeder BWL-Student sollte wenigstens einmal kurz einen Blick in dieses Buch wagen. So wie der Autor den Managerrobotern den Spiegel vor die Nase hält, hoffe ich auf mehr Lesestoff von ihm. Im Vergleich zu "Logoland" fehlt hier zwar der Actionanteil und hin und wieder werden auch Klischees erfüllt, doch nichts kann den Gesamteindruck trüben. Satire pur. Eine perfekte Lektüre für jeden, der in Lohn und Brot steht (ausgenommen vielleicht der betroffene Personenkreis, da dieser wohl anderer Meinung sein dürfte).
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 August 2011, 11:46:03
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453265610.03.MZZZZZZZ.jpg)

Völlig verkatert schaut Ig Perrish in den Spiegel: ihm wachsen Teufelshörner! Was hat er bloß in der Nacht getrieben? Dabeihat er schon sein Fegefeuer durchlebt, weil ihm niemand glaubt, dass er nicht hinter der grausamen Ermordung seiner Freundin steckt. Ig macht sich auf die Suche nach dem wahren Übeltäter, und auf einmal ist die Hölle los.

Da wacht der arme Tropf frühmorgens auf und muss beim Blick in den Spiegel feststellen, dass ihm Teufelshörner gewachsen sind. Als er merkt, dass das keine Suffhalluzinationen sind, pisst er sich erstmal ein. Doch das ist nicht alles. Er kann doch tatsächlich die niederen Gedanken und Wünsche seiner gegenüber lesen. Die wahren, die bösen Gedanken. Selbst ein Arztbesuch bringt da keine Abhilfe. Ein Abstecher zu den Eltern wird zur Tortur. Vor einem Jahr wurde seine Freundin ermordet und er unter Tatverdacht verhaftet, aber mangels Beweisen freigelassen. Entgegen seiner Hoffnung haben seine Eltern nie an seine Unschuld geglaubt, sondern nur versucht ihn frei zu bekommen, weil er eben ihr Sohn ist. Jetzt will er seine neue Macht nutzen, um den wahren Übeltäter zu finden, doch er nutzt sie auch anderweitig. Zu seinem Leidwesen kann er aber nicht so agieren wie ermöchte, sondern ist eher zur Reaktion geeignet. Irgendwie stehen ihm immer noch sein Gewissen und seine Skrupel im Wege, während der wirkliche Täter ein echter Psycho ohne Hemmungen ist. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Der neue Roman von Stephen King-Sprößling Joe Hill (Lobenswerterweise wirbt der Verlag immer noch nicht mit dieser Tatsache) legt eigentlich ganz amüsant und temporeich los, wenn sich dem armen Protagonisten seine neuen Kräfte offenbaren und er sichin die Gedanken seiner Mitmenschen einklinken kann bzw. diese sich gemüßigt fühlen, ihm all ihre bösen Geheimnisse mitzuteilen. Da treten schon einige obskure Wünsche zutage. Doch mit der Zeit wandelt sich das Geschehen in ein Psychogramm eines Gebeutelten. Enttäuschungen über seine Familie, Freunde und Mitmenschen ohne Ende, von Zweifeln geplagt. Er wird nicht zum Helden seiner Geschichte, kann trotz neuer Kräfte nur reagieren statt zu agieren und bleibt im Endeffekt das, was er schon zu Beginn der Story war - ein armer Teufel. Joe Hill entpuppt sich ob der dramatischen Handlung jetzt nicht unbedingt als Literat, weicht aber durchaus vom üblichen Handlungseinerlei der meisten Horrorbücher ab und widmet sich dem Seelenleben des armen Kerls, der hier zum Satan wird und feststellen muss, dass ihm seine Gegner weiterhin überlegen sind und er von anderer Seite auch keine Hilfe zu erwarten hat. Auch seine Rolle als erbarmungsloser Rächer kann er nur bedingt ausfüllen. Tempo zu Beginn und Tempo am Ende, etwas Fun und mittig speziell in den Rückblenden, die die Vorkommnisse aufarbeiten, die zu seiner Verwandlung führen, ein bisschen Leerlauf bzw. zähe Phasen kennzeichnen den nicht ganz rundum gelungenen Roman von Joe Hill, aber gute Unterhaltung bietet er allemal. Da wandelt einer auf Daddys Spuren und ist damit auf einem guten Weg, auch wenn er die Fans des blutigen Horrors im Stile eines Rollo, Keene oder Laymon hier nur bedingt auf ihre Kosten kommen lässt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 August 2011, 18:00:51
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SWuDIGmGgwI/AAAAAAAAAHk/996ZjR6ulGE/s320/Siggi.jpg)

Scott Sigler. Margaret Montoya ist Epidemieologin bei der CIA. Sie wird mit einer seltsamen Krankheit konfrontiert. Aufgrund eines unbekannten Erregers verwandeln sich normale Menschen in Psychopathen, die erst ihre Familien töten und sich selbst dann auf grauenerregende Weise umbringen. Schuld daran sind Samenkapseln außerirdischen Ursprungs, die sich perfekt dem menschlichen Körper anpassen können und diesen als Wirt benutzen, bevor sie den Körper rapide zum Zerfall bringen. Montoya und die US-Regierung glauben zunächst an eine terroristische Attacke mit einer neuartigen Biowaffe. Währenddessen wird auch der Ex-Footballprofi Perry Dawsey Opfer der Invasoren. Er bemerkt dreieckige Wucherungen an seinem Körper. Bald darauf hört er fremde Stimmen in seinem Kopf.

Endlich wurde die Reihe der belanglosen oder mittelmäßigen Einkäufe eindrucksvoll durchbrochen. Stephen King würde dafür töten, um endlich wieder einen solchen Roman verfassen zu können und die Splatterfraktion wird feucht im Schritt. Hier geht es blutig zu.
Zu Beginn plündert der Autor ansatzweise bekannte Motive aus "Body Snatchers", "Outbreak" und ein bisschen "28 Days later", um dann aber zu völlig eigenständigen Handlungsaufbauten zu finden und mancherorts fröhlich drauflos zu splattern. Garantiert keine Unterhaltung mit Jugendfreigabe, sondern gewalttätig mit einem Schuss Humor.

Der Autor erzählt hier zwei vorerst parallel verlaufende Geschichten. Da sind einmal die Wissenschaftler und CIA-Agenten, die hinsichtlich der unerklärlichen Ausbrüche unter der Bevölkerung zu ermitteln und dabei auf schreckenerregende Ereignisse stoßen wie sie grausamer nicht sein könnten. Während man in Labors zu ergründen sucht, was diese Vorkommnisse auslöst und wie man sie möglicherweise eindämmen kann, wird der Ex-Footballprofi Perry Dawson von den Paraiten befallen und Sigler zeigt nun seinen Kampf gegen die Auswirkungen des Befalls und die Übernahme seines Körpers UND Geistes durch die dreieckigen Gebilde und Wucherungen in seinem fitnessgestählten Körper. Das führt zu grotesken und äußerst blutigen Situationen (Selbstkastration mit der Geflügelschere; Hose runterziehen und dem nackten Hintern ein Lineal vorhalten, damit man seinem Arsch, bedeckt mit einer dieser Wucherungen, die Maßeinheiten erklären kann). Im Laufe der weiteren Handlung werden dann beide Parteien zusammengeführt und die wahren Ausmaße des Grauens, das die Erde befällt aufgedeckt und alles mündet in ein actionreiches Spektakel, das aber etwas zu kurz kommt.


Trotz einiger kleiner Logiklöcher ist dieses Buch eine wirklich feine Sache und die Ankündigung eines zweiten Teils erklärt dann auch den etwas verkürzten Schlussspurt. Meine Erwartungshaltung an die Fortsetzung ist hoch, da die Fronten jetzt einigermaßen geklärt scheinen und der Kampf ums Überleben der Menschheit wohl erst richtig in die Gänge kommen dürfte. Zudem wird damit geworben, dass die Filmrechte bereits verkauft seien und die Dreharbeiten in diesem Jahr beginnen würden. Doch dies hat man schon von etlichen anderen guten Büchern behauptet und letztendlich wurde die Option zur Verfilmung dann doch fallen gelassen, da die Filmstudios lieber den Weg des geringen Risikos wählen und eher zu Sequels oder Remakes tendieren, statt endlich wieder gute, neue Geschichten zu verfilmen (Matthew Reilly wäre da nur ein Beispiel von vielen, die auf die Leinwand gehören). Doch das ist eine andere Geschichte. Mehr zum Autor und seinem Schaffen unter Scottsigler.com. Schaut mal rein.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 August 2011, 18:03:19
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Sptttzph6fI/AAAAAAAAAPw/EBV6ldNI_3U/s320/Wurmg%C3%B6tter.jpg)

Brian Keene. Endloser Regen hat die Welt ins Chaos gestürzt. Die alten Regeln der Zivilisation gelten nicht mehr. Jeder kämpft nur noch um das eigene Überleben. Teddy Garnett fühlt sich mit über achtzig Jahren zu alt, um sich evakuieren zu lassen. als die ationalgarde ihn abholen will, lehnt er ab und bleibt in seinem abgeschiedenen, hoch gelegenen Heim - allerdings ohne zu ahnen, dass der Regen nicht annähernd das Schlimmste ist, dem er zu trotzen hat. Ähnlich ergeht es einigen Überlebenden, die in den obersten Stockwerken eines Wolkenkratzers in Baltimore eine relativ trockene Zuflucht gefunden haben. Sie wähnen sich vergleichsweise sicher, bis aus den Fluten Kreaturen auftauchen, die man bisher nur aus dem Reich der Sagen und Legenden kannte.

Und ein weiteres Mal lässt Keene die Welt untergehen. Ein schreibender Roland Emmerich, der sich aber hollywoodtypische Happy-Ends erspart, dafür einen hohen Gewaltpegel in seine Werke einbaut. Sein Einstieg in seine neueste Geschichte ist diesmal nicht direkt von blutigen Einzelheiten geprägt, aber die (Regen-) Katastrophe ist schon in vollem Gange und die Erzählung wird in 3 Abschnitte unterteilt. Im ersten wird das Schicksal zweier alter Haudegen und WKII-Veteranen geschldert, die sich der Evakuierung durch die Behörden verweigert haben und lieber in ihren Häusern auf einem bewaldeten Berg dem Fortgang der Ereignisse harren. Was um sie herum passiert bzw. passiert ist, erfuhren sie nur aus den Nachrichten, solange noch gesendet werden konnte. In diesem Teil nimmt sich Keene denn auch Zeit für die Charakterisierung seiner Figuren - speziell für seinen Protagonisten Teddy mit seinen achtzig Jahren - und baut die Handlung ruhig und konsequent auf. Ab dem zweiten Part wird es rasanter und vor allem auch entschieden blutiger mit ein paar etwas verwegenen Ideen, die man auch leicht als spinnert abwerten kann. Die Spirale der Gewalt dreht sich hier eindeutig schneller und es fließt eine Menge Blut. Eine fast zwanzigköpfige Gruppe wird nach und nach von menschlichen wie auch Meeresungeheuern dezimiert und flieht alsbald ohne Hoffnung auf ein minimales Häuflein zusammengeschrumpft mit einem Hubschrauber in die Berge, wo sie den Alterchen mehr oder weniger vor die Füße fallen und sich nunmehr mit diesen gemeinsam dem Kampf ums Überleben stellen, was dann den dritten und finalen Teil des Buches darstellt. Gewisse Ähnlichkeiten zu "Das Reich der Siqqusim" sind augenscheinlich. Egositen und Wahnsinnge sind ebenso vertreten wie Ob, der Herrscher aus der Unterwelt. Die Frage nach einem Happy-End erübrigt sich wie schon erwähnt und wird eher zum Open-End mit Touch zum Negativen.

Eine gute Horrormär, die sich teilweise an Stephen King anlehnt und wie dieser auch etliche Klischees bedient. Die Bösen haben alle einen an der Rassel und die Guten benehmen sich teilweise so dämlich wie die Opfer-Teens in einem Hollywood-Horrorschinken. Also wer keinen Tiefgang, sondern ab ca. Seite 120 harte Horrorkost erwartet, ist hier definitiv richtig. Insgesamt kann es mit "Das Reich der Siqqusim" nicht mithalten, zudem ist das Muster seiner Weltuntergangsszenarien gepaart mit religiösen Anspielungen recht auffällig und wirkt dadurch doch etwas ideenlos - besonders wenn man die Bücher innerhalb kurzer Zeit fast direkt hintereinander gelesen hat. Trotzdem einer der besseren Horrorautoren und ich werde auch weiterhin seine Bücher kaufen - so sie in deutscher Sprache erscheinen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 August 2011, 14:15:00
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TFF1wt3VoQI/AAAAAAAAAYI/SiNAdQd2Dt0/s320/D%C3%A4mon+delaney.jpg)

Matthew Delaney. Als Meeresforscher ein im 2. Weltkrieg gesunkenes Schiff entdecken und bergen, können sie nicht ahnen, welche Gefahren sie damit heraufbeschwören. Denn in dem Wrack befindet sich ein Wesen, das nur ein Zeil kennt: zu töten. Mit der Überführung des Schiffes nach Boston beginnt für die Bewohner der Stadt eine Phase des Schreckens. Bizarre morde, verstümmelte Leichen und kryptische Zeiochen halten die Polizei in Atem, und alles scheint auf eine Verbindung zwischen den Gewalttaten und dem Wrack hinzudeuten. Bei den Ermittlungen stoßen die Kriminalbeamten auf ein Geheimnis, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Zweiter Weltkrieg - Pazifik. Die Amerikaner erobern Insel für Insel in blutigen Gefechten von den Japanern zurück. Doch dabei werden sie auch von einer unerklärlichen Macht attackiert. Etwas Unsichtbares, Unheimliches ergreift Besitz von Menschen (auch wenn im Folgenden das Wort "besitzergreifend" eine tragende Rolle spielt, handelt es sich NICHT um eine Frau).

Irgendwann stellte sich bei mir der Eindruck ein, dass hier "Predator" mischt "Der schmale Grat" auf Pate gestanden haben könnte. Schöner Mix. Zeitsprung 2008. Eine Bergungsmannschaft ist dabei, das gesunkene Transportschiff "Galla" zu heben, das während der Rückfahrt mit Verwundeten 1943 von den Japanern versenkt wurde. Zwecks Untersuchung und späterer Ausstellung im Museum wird das Schiff nach Boston überführt. Keiner der vor Ort Beteiligten ahnt, was sie sich da in die Stadt geholt haben. Und nach einigen Monaten gehen auch schon die Morde los. Brutale Gemetzel, bizarre Botschaften mit Blut und Exkrementen an die Wände gemalt und eine Menge Verdächtige halten die Beamten auf Trab. Die Opfer sind scheinbar willkürlich ausgewählt und haben offensichtlich keine Verbindung zueinander. Nachdem die Gerichtsmedizin vor einem Rätsel steht und die Wunden eher auf einen animalischen statt menschlichen Täter hindeuten, beginnt man sich mit dem Gedanken an Dämonen zu beschäftigen, die auf der Suche sind. Doch was suchen sie? Antwort im weiteren Verlauf der Handlung des Buches - nicht hier.

Seit der Erstlektüre des Debüts von Matthew Delaney vor einigen Jahren habe ich mir den Gedanken an ein starkes Werk bewahrt und nun aufgrund des Erscheinens seines zweiten Romans "Golem", der übrigens nichts mit der Handlung von "Dämon" (Originaltitel "Jinn") zu tun hat, die Sache nochmals in Angriff genommen, sodass ich auch hier auf dem Blog (damals war ich hier noch nicht eingeladen, meine sinnfreien Amateurkritiken auf die armen Blogverfolger loszulassen) nun eine Meinung äußern kann und gleichzeitig prüfen, ob das Buch bzw. meine damalige Meinung einer Zweitlektüre standhält. Zwar habe ich zwischenzeitlich feststellen können, dass die Kritiken zu dem Output von Delaney durchaus voneinander abweichen (von genial bis übler Müll ist alles vertreten), doch ich sah mich in meiner subjektiven Einstellung zu dem Werk einigermaßen bestätigt. Auffällig ist eine kleine Ähnlichkeit mit dem Film "Dämon" mit Denzel Washington, aber der Hauptteil des Buches ist nicht inhaltsgleich mit dem Film, der übrigens auch nichts mit diesem Werk zu tun hat. Erfreulich ist ein gewisser Härtegrad bei den Morden oder den Szenen im Pazifik. Zudem wurde das Ganze mit einer ordentlichen Portion Action garniert und Thrillerelemente fehlen auch nicht. Manches wirkt jetzt im Nachhinein etwas an den Haaren herbeigezogen und unlogisch, ein paar Fehler sind aufgefallen, aber das tut der Sache im Ganzen nicht weh, denn wer erwartet bei einem Horrorroman um Dämonen eine realistische Schilderung der Ereignisse? Ich zumindest nicht. Stilistisch erwartet den Leser keine neue Herangehensweise, Delaney schreibt wie viele andere Autoren auch recht unauffällig ohne großé Abstriche, aber auch ohne dass man ihn hervorheben müsste. Die ganze Chose hat Feuer von Beginn an und fast ständig passiert etwas. Verfolgungsjagden, Feuergefechte, hoher Body Count und Blutvergießen in rauen Mengen. Horrorherz, was willst Du mehr. Trotz seiner über 750 Seiten ein unterhaltsamer, schnörkelloser Reißer, der Lust auf mehr gemacht hat. Glücklicherweise ist die Wartezeit jetzt vorbei. Eine letzte Anmerkung zu den Verlagsangaben. Angeblich wurden die Rechte zur Verfilmung schon vor Fertigstellung des Buches an Touchstone verkauft. Wo bleibt der Film? Wieder so ein Fall, wo sich die Majors Optionen auf ein Buch sichern (Bei den genialen Werken "Ice Station" und "Contest" von Matthew Reilly war es ähnlich) und dann passiert nichts. Optionen verfallen und gehen an den Autor zurück oder die Rechte bleiben beim käufer und blockieren so die Möglichkeit, dass sich vielleicht ein anderer der Verfilmung annehmen kann. Stattdessen wird weiter auf Prequels, Sequels, Reboots oder Remakes gesetzt. Denen gehen nicht die Ideen aus, die sind zu bequem und zu feige oder geizig neue Stoffe zu verfilmen, die sicher ankommen würden. Es sind so viele wirklich gute Bücher auf dem Markt, die zu verfilmen sich lohnen würde und wenn sie sich schon Rechte sichern, sollen sie gefälligst auch was draus machen, statt zum Beispiel "Conan" mit Jason Momoa zu remaken oder wie damals "Rollerball" als Neuinterpretation zu versauen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 August 2011, 14:17:48
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TGAhjulsfsI/AAAAAAAAAYY/IKWOjF7lh0g/s320/The+Cage.jpg)

Jason Brannon. Captain Jack Omaha besucht mit seiner ungewöhnlichen kryptozoologisachen Wanderausstellung die Stadt Crowley's Point. Doch hinter den Gitterstäben seiner Käfige lauert etwas Tödliches und Hochintelligentes. Während er versucht, mit dem Zoo in Crowley's Point Verhandlungen aufzunehmen, braut sichein Sturm zusammen, und als dieser losbricht, trifft der Mensch auf Bestien und auf etwas noch viel Schrecklicheres. Für die hilflosen Besucher wird der Zoo zu einem Käfig, aus dem es kein Entrinnen gibt. Die Naturgewalten und die finstersten Grauen sind entfesselt. Wer wird die Angriffe der blutrünstigen Kreaturen überleben? Gibt es einen Ausweg aus diesem Käfig?

Teddy Archer, seines Zeichens Polizist mit Gespür für den eigenen Kontostand, vermittelt für Leonard und seine Kumpel, gelangweilte Erfolgsbörsianer mit zuviel Geld, eine Beute, die sie in einem abgehalfterten Quarter ihrer Heimatstadt mit ihren High-Tech-Waffen zu Tode hetzen können, um sich die Trophäe an die Wand zu hängen. Mit dem, was Jack Omaha ihnen liefert, hatten die überheblichen und verweichlichten Großkopferten denn doch nicht gerechnet. Muffensausen stellt sich ein, doch ein Zurück gibt es nicht mehr. Zumal Omaha auch noch ein falsches Spiel im Sinne hat. Zum Leidwesen der Freizeitkiller natürlich. Weiter geht die Reise Richtung Crowley's Point und dem dort beheimateten Zoo, der kurz vor der Pleite steht und dem die Wirtschaftskrise wie anderen Geschäften auch schwer zu schaffen macht. Da kommt die Wanderausstellung gerade recht. Ein Angebot wird gemacht und akzeptiert. Omahas Monster finden einen Unterschlupf. Währenddessen säubert sich Polizist Teddy von den Eingeweiden seiner Kunden, nachdem ihn sein Instinkt und eine schnelle Reaktion davor bewahrten, ebenfalls ein tragisches Opfer in der Farce des Captain Omaha zu werden und nur noch als eine "köstliche" Anekdote in dessen Vita zu existieren. Jetzt wirft er alle Hemmungen und Zukunftspläne über Bord und ist nur noch auf Rache aus. Somit beginnt seine eigene Großstadtjagd - die nach Captain Jack, der mittlerweile seine Zelte im Zoo aufgeschlagen hat, und nach Teddys Regeln. Im neuen Domizil des Schaustellers erfreuen sich die ersten Besucher an den Tieren des Zoos, während ein heftiges Unwetter mit Tornadowarnung naht. Natürlich hat das Unwetter unmittelbare Auswirkungen auf den Zoo. Mal abgesehen, dass es zum Davonschwimmen schüttet, fällt der Strom aus, die Kommunikationsmöglichkeiten liegen plötzlich brach und Zootiere wie Bestien kommen frei. Fröhliches Halali. Wer nicht rechtzeitig flüchten kann, wird niedergemetzelt und als schmackhaftes Häppchen genutzt, bis nur noch Omaha und ein kleines Häuflein Unverzagter übrig sind. Und in dieses blutige Chaos kommt der Polizist/Jäger Teddy, der mittlerweile von einem Medium geführt wird. Schwerbewaffnet erreicht er den Zoo in dem Moment, als die Gräueltaten beginnen.. Und er sieht sich nicht nur den räuberischen Zootieren gegenüber, sondern auch dem Jersey Devil, Mongolischen Todeswürmern, El Chupacabra und dem Drachen von Bone Island - und alle gieren nach Blut, Fleisch und Rache.

Ein Tierhorror mit übersinnlichen Momenten und während ihres grausamen Überlebenskampfes machen die Protagonisten jeweils ihren persönlichen Wandel durch. Aus Gejagten werden Jäger, feige wird mutig, Einsichten machen sich breit, statt zu reagieren wird nun agiert. sie gehen Koalitionen ein und kooperiren bei der Jagd nach den Bestien des Wanderzoos. Sie stellen Fallen, um die Kreaturen zu vernichten, müssen aber auch erkennen, dass die Viecher ihnen durchaus an Raffinesse und Rachedurst überlegen sind. Besonders auf ihren ehemaligen Peiniger Captain Jack Omaha fokussiert sich das Interesse der Monster. Und da ist ja auch noch Teddy, den sein Gewissen und sein Jagdinstinkt auf die Spur von Omaha setzen, wobei er natürlich auch mit der animalischen Bedrohung in gewalttätige Auseinandersetzungen gerät. Und für Jack Omaha hat er noch etwas ganz Perfides in petto. Der Basilisk-Verlag hat mir mit "Der Käfig - The Cage" das Vergnügen beschwert, einen mir bis dato unbekannten Autor namens Jason Brannon lesen zu können. Dieser spielt auch gleich mit der Gier des Menschen nach Sensationen, der Faszination des Grotesken nach Blut und Gewalt. Immer größer, immer mehr, immer schrecklicher. So kann man sich denn auch die gelangweilten reichen Jäger erklären, denen Familie, Geld verdienen, Wohlstand, Freunde zu wenig sind, die einen abartigen Nervenkitzel bei der Jagd nach Lebewesen empfinden wollen, um zu spüren, dass sie selbst noch lebendig sind. So wie die Typen glauben, dass sie sich mit Geld alles erlauben können, spielen finanzielle Belange auch bei den anderen Handelnden zu Beginn der Geschichte eine Rolle. Der bestechliche Polizist, der gierige Omaha und der Zoomanager in der Krise. Nebenbei erinnert die kryptozoologische Wanderausstellung des Captain Jack Omaha zumindest zu Anfang etwas an F. Paul Wilson und seinen Oszymandias Prather mit seinem Kuriositäten-Kabinett aus "Der letzte Rakosh" mit dem Protagonisten Handyman-Jack. Stilistisch ist Brannon fein goutierbar, auch wenn ich ihn vielleicht nicht gerade zu den Meistererzählern zählen möchte. Aber das sind andere Erfolgsautoren auch nicht. Auf jeden Fall versteht er es, Angst zwischen zwei Buchdeckeln zu verbreiten und er setzt nicht nur auf vordergründige, blutrünstige Szenen, an denen es aber nicht mangelt, sondern lässt die Furcht der Protagonisten vor den geflüchteten Kreaturen in der Dunkelheit fast spürbar werden. Wer Stephen King schätzt, macht hier garantiert keinen Fehler beim Erwerb des Buches. Auch Brannon bietet neben Horror pur, Grusel und Grauen Eigenschaften wie Menschlichkeit, Familiensinn, Loyalität und Zusammenhalt im Angesicht drohender Gefahr. Narrativ vielleicht nicht der Überflieger, aber auf jeden Fall gut genug, um den Roman ohne große Einschränkungen empfehlen zu können. Kleine Schwächen sind verziehen. Sehr ordentlicher, übersinnlicher Tierhorror.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 August 2011, 14:13:07
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TJ27oEBWlZI/AAAAAAAAAZg/Us4AV9oCd2M/s320/whitey.jpg)

Brian Keene. Larry Gibson sehnt sich nach Abwechslung in seinem eintönigen Alltag als Lagerarbeiter. Als er Sondra kennenlernt, eine betörende Stripperin, wird sein Leben schlagartig aufregend. Zu aufregend. Von einem Tag auf den anderen sterben seine Freunde, und er ist auf der Flucht vor der russischen Mafia, der Polizei und einem schier unbesiegbaren Wahnsinnigen. Will Larry überleben, muss er einen Weg finden , Whitey zu töten.

Larry und seine Kumpels Darryl, Yul und Jesse sind Arbeiter, ganz normale Typen mit entsprechenden Bedürfnissen. So führt sie eine fröhliche Abendgestaltung in den Stripclub Odessa, um sich an den Mädels zu ergötzen. Und Larry vergafft sich prompt in die Hauptattraktion Sondra. Ab da besteht seine Freizeitgestaltung hauptsächlich aus Besuchen im Odessa. Nicht dass er auch in die Nähe der Tusse käme. Da geht es ihm wie Schalke - nur gucken, nicht anfassen. Bis er sie eines nachts in seinem Truck versteckt vorfindet, auf der Flucht vor ihrem Boss und Zuhälter mit Prügelvorlieben Whitey. Klar, dass Larry ihr hilft. Und damit ist die Spirale der Gewalt ausgelöst. Die Russenmafia ist nicht zimperlich, wenn man sich an ihrem Eigentum vergreift. (Einschub: Zu diesem Zeitpunkt vermutete der hier parlierende Lesewichtl, dass die Schnepfe nicht ganz koscher ist. Ob das den Tatsachen entspricht, wird nur im Buch aufgelöst. Einschub Ende) Die muntere Jagdgesellschaft um Whitey erweist sich als äußerst kreativ und rücksichtslos in ihrem Vorgehen, doch das Wild schlägt zurück. Da er schon miterleben musste, wie seine Freunde und fast auch sein fetter Kater Webster - ein herzallerliebstes Tierchen mit Hang zur Fresssucht und Neigung zu Attacken auf Besucher - brutal gemeuchelt wurden, wählt er ähnliche Methoden wie seine Peiniger, um sich und Sondra zu retten. Bei den Auseinandersetzungen erlebt Larry die eine oder andere Überraschung was den Russki, genannt Whitey, angeht. Doch im Kampf um's Überleben wächst der nette Kerl von nebenan über sich hinaus. Und wie!!!

Mit seinem wirklich sympathischen Protagonisten Larry lässt Brian Keene den Leser erst einmal für rund 80 Seiten auf einen Club-Trip gehen, bei dem sich die Jungs eher mit tarantinoesken Dialogen ohne Fussfetischismus amüsieren, bevor er dann plötzlich und unerwartet (naja, fast unerwartet. es ist ja schließlich Keene) mit brutaler Gewalt aufwartet. Willst Du blutige Details mit Trockenhumor garniert? Willst Du einen heftigen Thriller mit spät einsetzender übernatürlicher Note? Dann "Kill Whitey". Nach der 80-seitigen Einleitung geht es denn auch richtig zur Sache. Schnell, präzise, und ohne große Umwege auf den Punkt gebracht. Auch wenn Keene diesmal auf seine bekannten postapokalyptischen Horrorvisionen wie Zombies, Wurmgötter oder vor sich hinfaulenden Fische und Eichhörnchen ebenso wie auf religiöse Anspielungen verzichtet, hat er einen rasanten Thriller mit anderen Vorzeichen gewürzt und zieht den Leser schon nach kurzer Zeit absolut in seinen Bann. Blei, Blut, Gewalt und Terror faszinieren den geneigten Leser bis zum Ende - und das wird richtig, richtig heftig. Nix für schwache Nerven oder Leute mit schwachem Magen. Diese Buch ist jede Kopeke und jede Minute der kostbaren Lebenszeit wert. 274 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 August 2011, 14:15:55
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SY1NkhTCoUI/AAAAAAAAAIQ/a3o-qEjAEOE/s320/sigler.jpg)

Scott Sigler. Durch die Begegnung mit einem Indianer erfährt der Prospektor Sonny McGuiness von einer angeblichen "Silberquelle" in einem Berg in Utah. Trotz der Gerüchte, der Ort sei verflucht, bricht Sonny auf, um danach zu suchen.

Tatsächlich erweist sich der Fund als Platinvorkommen. Sonny verkauft die Informationen an Earthcore, einen Bergbaukonzern, der sofort alle Hebel in Bewegung setzt, um die Fundstätte unter größter Geheimhaltung zu erschließen, zumal die analysierten Proben auf Platin von einem einzigartigen Reiheitsgrad schließen lassen. Alle hinweise, dass mit dem Berg etwas nicht stimmt, werden in den Wind geschlagen. Die Arbeiten schreiten zügig voran, alles läuft nach Plan - bis die Earthcore-Mannschaft in einer bisher nie erreichten Tiefe auf etwas stößt, das jede Vorstellungskraft übersteigt.
Nachdem Sigler mich mit "Infiziert" selbst infiziert hat und mein Geduldsfaden eher als marginal zu bezeichnen ist, habe ich zur Überbrückung der langen Zeit bis zur Fortsetzung nun zu "Earthcore" gegriffen.

Nach einer deftigen und geheimnisvollen Einführung beruhigt sich das Geschehen vorerst und Sigler lässt den Leser an den Vorbereitungen der Abenteuers teilhaben und stellt währenddessen auch die handelnden Personen - ein Mix aus Wissenschaftlern, Geschäftemachern, Söldnern und Bauarbeitern - vor, ohne sie aber allzu ausführlich zu charaterisieren, aber es ergibt sich im Laufe der Zeit, dass keiner der Protagonisten als echter Sympathieträger taugt oder vom Autor als solcher gedacht war. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und intrigiert, was das Zeug hält, um möglichst viel vom vermeintlichen Reichtum abzubekommen.

In dem folgenden Mischprodukt aus Wissenschafts- und SciFi-Thriller mit Action- und Horrorelementen werden die Figuren - vom alten Prospektor Sonny bis zum Erztycoon Kirkland - in ein geheimnisvolles Szenario gezogen, das seinen Reiz vor allem aus der Ungewissheit bezieht, was nun in den Höhlen und Stollen unter dem Berg bei den Förderarbeiten auf sie lauern mag. Während also jeder an sich selbst denkt, seine jeweils eigenen Pläne rücksichtslos voran treibt, ahnen sie nicht, welches Grauen sie in den Tiefen der Abgründe erwartet.

Trotz einiger Schreckensmomente ist dieses Buch eher als leicht verständlicher Wissenschafts- und Sci-fi-Thriller gepaart mit einiges an Action und einer dosierten Portion Horror zu sehen, denn als reiner Horrorroman, als den ihn der Verlag verkaufen will. Löst man sich aber von den Versprechungen des Klappentextes, wird man durchaus eine anerkennende Meinung zu dem Werk äußern können. Als Vorteil erweist sich imo, dass die Figuren nicht so stereotyp sind, wie aus den schon bekannten derartigen Geschichten gewohnt (hier beachte der Leser, dass sich das während der Story herauskristallisierende Liebespaar gewaltig von den üblichen Schönlingen und Gutmenschen unterscheidet). Bedrohliche Atmosphäre, packender, (zeitweise) actionreicher Stil, geradlinige Geschichte. "EarthCore" ist ein wirklich gutes Buch. Noch nicht der ganz große Wurf, doch dem hat er sich mit "Infiziert" deutlich genähert. Und das Warten auf dessen Fortsetzung geht weiter. Aber Sigler gehört in dieser Form ganz klar die Zukunft. Und daher immer ein Lesetipp! 624 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 August 2011, 11:59:33
(http://1.bp.blogspot.com/-vhrJA5VUOAQ/TcPPoNoj6bI/AAAAAAAAAgw/0-jthUFPdnE/s320/laymon.jpg)

Richard Laymon. Vor langer Zeit war sie Herrscherin. Jetzt ist sie nur noch eine vertrocknete Mumie. Bis die Siegel zerbrochen werden, die sie in ihrem Sarkophag gefangen halten. Die Untote macht sich auf einen blutigen Rachefeldzug durch das heutige L.A., in dem zu allem Überfluss auch noch einige andere finstere Gestalten ihr Unwesen treiben.

Die Mumie Amara wird von Einbrechern im Hause des Sammlers Callahan aus ihrem versiegelten Sarg befreit und tötet diese sowie auch den Hausherrrn. Nur sein Ziehsohn Imad kann entkommen, der denn auch sein gesamtes Vermögen erbt. Um die Spuren der Mumie zu verwischen, deren Existenz ihm eh keiner geglaubt hätte, arrangiert er die Wachhunde, die mit einer 22-er Kugel getötet wurden, um ihren Herren und lässt es so aussehen, als hätten die Köter ihn angekaut. Die Mumie ist indes wieder in ihren Sarg gekrabbelt und hält ein Verdauungsnickerchen. Die gesamte Sammlung wird an das Museum übergeben und dort macht sich Amara gleich mal an die Wärter ran. Ungewürzt und ohne Beilagen beißt sie sich durch drei davon durch und haut ab, um sihc im nächtlichen L.A. ihren ganz eigenen Vergnügungen hinzugeben. Mit dem Fall der Wärter wird der Polizist Tag beauftragt, der zusammen mit der Museumsangestellten Susan die Sache (und nicht nur die, wir sind ja bei Laymon) angeht und der Spur der Mumie folgt. In der Zwischenzeit finden sich einige Zeitgenossen in einem Keller in Käfigen gefangen und werden dort in völliger Dunkelheit von Unbekannten für perverse Spielchen missbaucht. Wer nicht spurt, wird erledigt. Damit das Chaos perfekt wird, machen sich auch noch drei Ausreißer auf den gefahrvollen Weg nach L.A., erleben das eine oder andere unerwünschte Abenteuer und werden dann zusammen mit den schon genannten Protagonisten in einen blutigen Showdown verwickelt, den nicht alle überleben.

Richard Laymon hat seinen letzten Drops ja schon gelutscht und nach seinen vorhergehenden schriftstellerischen Ergüssen vermutete ich, dass dies auch für seine Bücher gelten würde, die immer langweiliger gestaltet waren. Doch "Der Käfig" bietet durchaus alles, was der Fan von einem Laymon so erwartet. Die Story wird nicht durch den geringsten Hauch von Anspruch verwässert, der Geist nicht gefordert (dachte man sich wohl auch beim Lektorat, denn die Verwechslungen von seid und seit sind hier äußerst auffällig), dafür aber mit Sex und Gewalt in fast altgewohnter Manier gewürzt und aufgepeppt. Klar, ist das Ganze auf P. Hilton-Niveau weit weg vom Vorwurf jeglicher Intelligenz, aber es unterhält. Nachteil ist vielleicht, dass es in der Heyne Hard Core-Reihe eher nix verloren hat, dazu ist es doch zu "normal". Da haben in letzter Zeit Krimiautoren wie Ken Bruen oder Don Winslow in Sachen Brutalität und Sex deutlich mehr angeboten. Davon abgesehen aber ist in dem Buch immer was los. Verschiedene Handlungsstränge mit entsprechend vielen Protagonisten (hier muss man schon mal etwas aufpassen wegen den vielen Figuren) sorgen dafür, dass es nie zäh wird. Natürlich trägt dazu auch der formidabel-schlichte Schreibstil des Autors bei. Der Ausreißerstang ist irgendwie unnötig, kommt am Ende wie zwangseingeflochten daher, während die Mumie nach altbekanntem Muster durch L.A. stakst und die Sache mit den Käfigen ist pervers-psychologischer Laymon pur. Recht flottes Tempo, kaum Längen in der Story. So darf es mit Laymon gerne weitergehen. Nach den letzten Enttäuschungen bin ich zufrieden. Ach ja, ein Vorwort von Dean Koontz gibt es auch noch zu bewundern. 512 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 August 2011, 12:04:41
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TLn_TXv0ybI/AAAAAAAAAZ4/d2Ne4RvOTUA/s320/schattenGr.jpg)

Brian Moreland. Jack Chambers, Veteran aus dem 2. Weltkrieg, bewahrt seit 60 Jahren ein dunkles Geheimnis. Tief unter deutscher Erde verborgen liegt ein Nazi-Relikg, so bizarr und gefährlich, dass Chambers schwor, das Geehimnis mit ins Grab zu nehmen. Eine albtraumhafte Vision jedoch überzeugt ihn davon, dass das Relikt geborgen werden muss. Er wendet sich mit seinem düsteren Geheimnis an seinen einzigen Vertrauten bei der Army.

Jack Chambers leidet unter seinen Albträumen und Gewissensbissen und schickt seinen Enkel Sean mit einem Auftrag nach Deutschland. Ein Rabbi versucht schon auf dem Weg dorthin, dessen Mission zu unterbinden und lässt myteriöse Andeutungen ihr Werk des Misstrauens tun, um zu vermeiden, dass das Tagebuch des Jack Chambers die darin enthaltenen Geheimnisse offenbart und Sean es zu einem ehemaligen Kameraden seines Vaters bringt. Der Rabbi will unbedingt verhindern, dass das Tagebuch zu General Briggs kommt, da es den Auftrag enthält, ein Grab auf einem entlegenen deutschen Friedhof zu öffnen, da durch diesen Frevel die Hölle auf Erden entfesselt werden würde. Doch Sean setzt sich durch und das Grab wird geöffnet. Man findet uralte Skelette und Briggs handelt nach den verschlüsselten Anweisungen im Tagebuch und begibt sich in ein Tunnelsystem unter dem Friedhof. Was er dort vorfindet, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Auf Seans Nachfrage widmet man sich dem Inhalt des Tagebuchs und nun wird rückblickend die Geschichte der Einheit von Jack Chambers und seinen Glücklichen Sieben in all ihrer Grausamkeit und Kriegsrealität erzählt. Grabenkämpfe mit den deutschen im Hürtgenwald, der dunkel, nass und nebelverhangen daherkommt. Doch irgendwann wird den Soldaten klar, dass hier noch irgendetwas anderes lauert, das man nicht erklären kann, etwas Unbarmherziges. Ein Gegner gegen den es keine Abwehr gibt, kein Entrinnen. Es wird zur Geschichte der Nazis und ihrem Glauben an die Übermenschen, die Herrenrasse und ihrer Faszination für Mythologie.

Ein amerikanischer Autor kann wohl gar nicht anders als den WKII in Gut und Böse zu unterteilen und daher seine Landsleute als absolut makellos und fehlerfrei zu skizzieren, während die Gegner mit sämtlichen Unzulänglichkeiten und Charakterfehlern ausgeschmückt sind, die man einem Menschen nur zuschreiben kann, was natürlich eine äußerst einseitige Betrachtungsweise ergibt. Zudem ist er schriftstellerisch auch nicht unbedingt erste Wahl (wenn auch auf dem Klappendeckel von James Rollins ausdrücklich gelobt), obwohl er sich bemüht, seinem Roman eine gewisse Substanz zu verleihen. Trotzdem erinnert manches in seinen Schilderungen im Hürtgenwald an ein Drehbuch, wenn pünktlich mit Auftritt der Bösen der Nebel durch den Wald wabert, der Regen einsetzt und alles ungemütlich wird. Manchmal erinnert sein Stil an Groschenheftniveau oder einen Schüleraufsatz. Gerade bei Beginn der Kampfhandlungen versucht er mit den Einschüben von "rat-ta-ta-ta-tat" auf jeder zweiten Seite die Schussgeräusche darzustellen, was auf die Dauer ermüdend und einfallslos wirkt, doch nach geraumer Zeit schien es ihm selbst aufgefallen zu sein und er mäßigt sich in der Hinsicht. Nebenbei überspannt er den Bogen bei dem religiösen Gemenge gegen Ende der Story mit ihren Einflüssen der Katholiken, Atheisten, der Kabbala, der Freimaurer und den Bemühungen der Soldaten und des Rabbi ordentlich, was ich als nicht so ganz gelungen empfunden habe. So als wolle er alles Mögliche unterbringen, um die Story aufzupeppen oder den Leser zu verwirren als dann noch die übernatürlichen Elemente Einzug in die Geschichte halten. Insgesamt erwartet den Leser eine trashige Kriegsactionstory, die mit zunehmender Dauer zu einem Mystery-Thriller mit blutigem Horroreinschlag wird. Brutalitäten und Gemetzel eingeschlossen. Da wird gesplattert, aber auch an Klischees nicht gespart, viel geballert, blutige Einschüsse deutlichst geschildert, Nazi-Mythologie eingebaut. Wie das Geheimnis um den Inhalt des Tagebuchs nun ausschaut, lasse ich natürlich offen und dass am Schluss auch noch Gefühlsduselei eingeflochten wird, muss ich nicht weiter ausführen. Insgesamt könnte das Buch ein ganz gutes sein, trotz der Mängel. Die Story hat Potenzial, bräuchte aber einen besseren Autor. So kommt es gerade mal auf eine mittelmäßige Bewertung meinerseits und als Kauf würde ich raten, das Taschenbuch von "Schattenkrieger" abzuwarten.

Noch eine Kleinigkeit am Rande bemerkt. Da ich mir anfangs nun wirklich nicht sicher war, ob ich das Buch nun kaufen sollte oder nicht, habe ich entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten gewartet und dann einige Rezensionen durchgelesen, um vielleicht Hinweise zu erhalten, die mich dazu bewegen konnten, mir das Werk zu gönnen (hat ja funktioniert). Bei der Gelegenheit bin ich auch auf verschiedene Amazon-Analphabeten-Depp-des-Tages-Rezis gestoßen, die nicht nur (heute weiß ich, dass sie selbst das nicht zustande brachten) gespoilert und die Pointe verraten haben, dass es sich um Vampire der Nazis (da ich das hier so offen darlege, könnt ihr davon ausgehen, dass auch das nicht korrekt ist) handelt, die den Wald unsicher machen. Ich bin also etwas vorbelastet an das Buch gegangen und meine Erwartungen an einen gelungenen Kniff waren weg. Es ist ein bisschen anders gekommen. Sinn meines letzten Abschnittes hier ist es eigentlich nur, vor den Amazon-Rezis zu warnen. Da sind entweder Fan-Boys am Werke oder Leute, die die Bücher entweder nicht gelesen oder nicht verstanden haben, was bei hier vorliegendem hieße, dass sie schon Schwierigkeiten haben, einzelne Buchstaben zu Worten und mehrere Worte zu einem (verständlichen) Satz zu formen bzw. diese zu entschlüsseln, als wäre es eine Art Geheimschrift. Warum ich das jetzt hier loslasse? Ich hab mich geärgert und will das loswerden. Hat mit dem Buch per se nichts zu tun. 461 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 August 2011, 06:05:51
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S0hlhXKl7pI/AAAAAAAAATg/srxBUGtJ6E8/s320/king.jpg)

Stephen King. An einem ganz normalen schönen Herbsttag wird die Stadt Chester's Mill auf unerklärliche Weise durch ein unsichtbares Kraftfeld vom Rest der Welt abgeriegelt. Flugzeuge zerschellen daran und fallen als brennende Trümmer vom Himmel, einem Gärtner wird beim Herabsausen der Kuppel die Hand abgehauen, Tiere werden zweigeteilt, Menschen, die gerade in Nachbarorten unterwegs sind, werden von ihren Familien getrennt, und Autos explodieren, wenn sie auf die mysteriöse Wand prallen. Es ist allen ein Rätsel, worum es sich bei dieser unsichtbaren Wand handelt, wo sie herkommt und wann - falls überhaupt - sie wieder verschwindet. Es gibt kein Entrinnen - und je mehr die Vorräte zur Neige gehen, desto stärker tobt der bestialische Kampf ums Überleben in dieser unerwünschten Arena.


Hier der neue King (und auch nicht der letzte, wie schon von vielen gemutmaßt wurde - er schreibt weiter. Möglicherweise eine Fortsetzung von "The Shining", doch das weiß er selber noch nicht so genau, kann auch ein anderes Thema werden wie z. B. Zeitreise nach Dallas 1963.) Erstes Kapitel gleich erster Auftritt Kuppel, kein langes Vorgeplänkel, kein Warten. Da werden denn auch sogleich Tiere zerteilt, Menschen verstümmelt, ein Truckfahrer beim Aufprall auf die unsichtbare Mauer von seiner Ladung Baumstämme zermatscht und ein Flugzeug in der Luft plus Insassen in Einzelteile zerlegt sowie ganz nebenbei eingeflochten die handelnden Personen der noch folgenden 1200 Seiten (so sie diese denn auch erleben) vorgestellt. Schön getrennt nach Normalos und Arschgeigen. Vielleicht einer der Kritikpunkte - diese Schwarz-/Weißmalerei. Und da bei einem solchen Phänomen die Armee nicht fehlen darf, riegeln sie den Außenbereich um die Kuppel erst einmal weiträumig ab und rufen höchste Alarmstufe aus, während drinnen die ersten Planungen zum Überleben beginnen und so nach und nach die Volksseele köchelt. Gruppen rotten sich zusammen, Vergleiche mit Nazideutschland machen schnell die Runde, die bisherigen - auch kriminellen - Stadtoberhäupter wollen nun die endgültige Macht, ihr eigenes kleines Königreich innerhalb der Vereinigten Staaten und setzen dazu Dorfschläger und dorfdeppen als ihr Instrumentarium ein. Erste gewalttätige Übergriffe der neu eingesetzten Polizeibehörden werden bekannt. Das Gesetz des Stärkeren kommt zum Tragen. Rücksichtslos werden alle Außenseiter und Kritiker ins Abseits manövriert oder kaltzustellen versucht. Lebensnotwendige Ressourcen für die Mächtigen beiseite geschafft, den normalen Bürgern vorenthalten. Bleibt die Kuppel länger geschlossen, steht ein offener, blutiger Krieg zwischen den Parteien ums Überleben bevor.

Ich habe beileibe nicht alle Bücher von Stephen King gelesen, aber diese ist eines der gelungensten, die ich konsumiert habe. Den Literaturnobelpreis wird er sicher nicht erhalten (was wohl auch nicht seine erklärte Absicht war/ist), aber er schafft es wie bei "The Stand-Das letzte Gefecht" den Leser über 1200 Seiten lang durch geschickt gesetzte Cliffhanger gespannt und erwartungsvoll am Lesen zu halten. Kritiker seines Stils sollten bedenken, dass die momentan so gehypten Frank Schätzing oder Dan Brown auch nur massenkompatible Ware anbieten und dass ein John Grisham sich ebenfalls der schlichten Schreibe unterworfen hat und dabei seit Jahren nur noch langweilt (was man von King nicht immer behaupten kann, der kann die Leute wenigstens unterhalten.). Jaja, ich weiß, ich kaufe Grishams Zeug trotzdem immer wieder - genauso wie jeden neuen Seagal Film. In der Hoffnung auf Besserung. So manche "Begegnung" mit der Kuppel und diverse Kämpfe werden mit blutiger Härte gewürzt, die Action kommt trotz der Länge des Werkes nicht zu kurz und ein gewisses Maß an Sozialkritik ist in die Handlung eingewoben. Da hält er der Gesellschaft schön den Spiegel vor und verschont auch nicht die religiösen Spinner, die Armee und Regierung sowie Politiker ganz allgemein, manches gut in geschickt getimeten Nebensätzen versteckt. Operation gelungen, gute Unterhaltung abgeliefert, obwohl statt echtem Horror viel mehr die Thrillerelemente überwiegen, die das Böse im Menschen hervorheben, das immer dann zum Ausbruch kommt, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet, der Schluß aber nochmal so richtig losgeht. Und als kleines Bonmot hat King noch die Figur des Jack Reacher aus den Romanen von Lee Child ins Spiel gebracht, da Stephen King nach eigenen Angaben die Romane dazu geradezu verschlingt. 1100 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 August 2011, 06:11:34
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SbzU2-yZCDI/AAAAAAAAAJY/w1l1FQqteSo/s320/Jack.jpg)

F. Paul Wilson. Eigentlich hat Handyman Jack gar keine Zeit, für den Inder Kusuk Bakhti eine geraubte Halskette wiederzubeschaffen. Schließlich muss er sich um das Verschwinden der Tante seiner Freundin kümmern und das ist vielleicht auch die letzte Chance, ihre Beziehung zu retten, denn Gia hält nicht viel von einem Mann, der "Dinge in Ordnung bringt" und sich dabei meist außerhalb des Gesetzes bewegt. Aber dann stellt sich heraus, dass es um vielmehr als nur eine Halskette geht und plötzlich hat es Jack mit einem jahrhundertealten Fluch und einer Brut höllischer Wesen zu tun, die es auf Vicky abgesehen haben: Gias kleine Tochter.

Diese Story war ursprünglich als Konstrukt innerhalb einer anderen Serie gedacht und daher auch mit einem Ende versehen, das Handyman Jack (im Original Repairman Jack) seinem Tod entgegensehen lässt. Doch Erfolg und Fanproteste nötigten den Autor fast, die Story um Jack fortzusetzen, sodass er den Roman umschrieb und als Reihenbeginn wieder auflegen ließ, sowie er einige dann unverständliche Passagen, die zur früheren Fassung zwar nötig waren, hier aber nun nur für Verwirrung gesorgt hätten, gestrichen hat. Ich selbst habe auch nicht direkt dieses Buch lesen können (damals noch out of print), sondern begann mit einer anderen Story um Jack, die mich aber so faszinierte, dass ich alles Verfügbare über diese Figur nachkaufte und mittlerweile die 10 ins Deutsche transferierten Bücher alle mein Eigen nennen kann.
Da dieses Werk ehemals als "Stand-Alone" - zumindest was Jack angeht - gedacht war, wurden auch die zwischenmenschlichen Probleme Jacks mit seiner Freundin, die nicht nur seinen Lebensstil ja so gar nicht zu schätzen wusste, sondern auch sein Geheimnis entdeckte, dass er außerhalb jeglichen Rasters lebt, thematisiert. Unser Held hat sich nämlich gesagt, dass in Zeiten der ständigen Überwachung ein kleines bißchen Paranoia gar nicht so übel sei und besitzt aus diesem Grunde auch keinen (regulären) Ausweis, ebensowenig wie Führerschein oder Sozialversicherungsnummer oder gar ein Bankkonto - jedenfalls keine echten Dokumente. Natürlich darf er dabei keinesfalls in allzu nahen Kontakt mit irgendwelchen Behörden kommen. Doch er hat auch überall Hilfe von Personen, denen er früher einmal etwas "repariert" hat. Trotzdem ist er dadurch irgendwie ein Phantom, das vor allen Dingen keine Steuern zahlt, aber nicht unbeträchtliche Honorare von seinen Kunden in cash (Bankkonto fehlt ja) einzieht.
Diese Fälle wie den hier vorliegenden mit der Halskette, die eine Bedeutung erhält, die anfangs niemand ahnt und die auf seine Freundin und deren Familie nicht unerheblichen Einfluss haben wird, löst er immer am Rande der Legalität und kann dann seiner manchmal ungezügelten Wut freien Lauf lassen, da die Gegner den Weg zur Polizei eher scheuen. Wie hier auch reichen seine Fälle in den Bereich des Mystischen, aber auch ins Horrorgenre hinein - gemischt mit Crime, Action und einer guten Prise trockenen Humors. Man lernt in diesem Erstlingswerk um den späteren Serienhelden die Figur näher kennen, die dann in folgenden Büchern weitere ungewöhnliche Aufgaben und Abenteuer zu überstehen hat, wie er seine Aufträge an Land zieht, wo er seine Arrangements mit den Kunden trifft, seinen Waffenlieferanten und seine Methoden, den Behörden ein Schnippchen zu schlagen. Bei "Die Gruft" haben wir es nun mit einer Version mit Horrorelementen zu tun, da Jack eine Bande durch Beschwörungszeremonien wiedererweckter Monster, die auch noch seine Freundin und ihre kleine Tochter bedrohen, in die Schranken weisen muss. Wie er dies tut, ist spektakulär und spätestens ab diesem Teil des Buches wird der Humoranteil merklich zurückgeschraubt und es geht härter zur Sache. Unheimliche Ereignisse, vermeintliche Albträume und brutale Kampfsequenzen wechseln sich ab, bis der Fall gelöst ist. Was nun wirklich dahinter steckt und wer die Drahtzieher sind, wird hier natürlich nicht verraten, aber dass alles einen Einfluss auf die künftigen Geschichten haben wird, sei schon erlaubt.


Die Figur des Handyman Jack wird einem schnell sympathisch, was wohl am flüssigen und humorigen Schreibstil des Autors liegen mag, aber auch an den Charaktereigenschaften, die dieser seinem Helden mit auf den Weg gegeben hat sowie vielen Weggefährten, wie sie skurriler nicht sein könnten. Dadurch, dass der Leser nie weiß, was ihn nun bei einem neuen Handyman Jack erwartet, ist das Interesse von Beginn an groß, ob es nun eine Detektivstory wird oder ob Horrorelemente sich mit Mystik mischen und die Jack zu unkonventionellem Handeln zwingen, wenn er Geisterbeschwörer mit ihren eigenen Waffen schlägt, nur um dann höchstselbst eine Überraschung zu erleben. All dies liest sich so zügig, dass man durchaus die Zeit vergessen kann. Es werden zwar keine Splatterorgien abgefeiert, doch als sanftes Lüftchen im Horrorsturm kann man F. Paul Wilsons Werke nun auch nicht deklarieren. Eine etwas andere Reihe im Sammelbecken der Horror- und Spannungsliteratur, die gerade deswegen - und wegen ihrer Hauptfigur - so ungemein lesenswert ist und deshalb von mir uneingeschränkt empfohlen werden kann. Zum besseren Verständnis sollte der geneigte Leser mit diesem Buch beginnen, wenn er sich mit der Welt des Repairman Jack anfreunden will und dann mit den Kurzgeschichten in dem Buch "Handyman Jack" fortfahren. Da sich durch alle Geschichten so etwas wie ein roter Faden zieht, wäre auch darauf zu achten, dass man die anderen Werke in Reihenfolge ihres Erscheinens liest. Ich habe es (mit Ausnahme von "Die Gruft" und "Handyman Jack", die erst nach meinem Kennenlernen der Romane wieder auf deutsch erschienen sind) so gehandhabt und bin es äußerst zufrieden. Schnell, schräg, actionreich, fesselnd, faszinierend und humorvoll. Vom Feinsten.


Unterdessen haben sich wohl anscheinend die deutschen Verlage entschlossen, Wilson zu boykottieren (ob es nun an Honorarforderungen liegt oder aus anderen Gründen geschieht, entzieht sich meiner Kenntnis), denn mittlerweile hat der Autor in den USA 4 weitere Bücher um seinen sympathischen Helden sowie eine neue Reihe um "Young Handyman Jack" vorgelegt, die bis dato nicht unsere Sphären erreicht haben (leider sind meine Englischkenntnisse eher marginal). Nachfragen bei den Verlagen erbrachten nur die lapidare Antwort, auf ihre Homepages zu achten, da weiteres nicht bekannt sei. Als ob ich das nicht getan hätte, hab ja das dortige Kontaktformular genutzt. Ach ja, der liebe Dienst am Kunden. Enttäuschend das Alles. Aber ich habe ja die bisherigen 10 Bücher, zu denen ich immer wieder einmal greifen kann. 462 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 August 2011, 06:15:40
(http://2.bp.blogspot.com/-IzL4TevC0_4/TdvINLP0D3I/AAAAAAAAAhg/hhsXYo_bCcY/s320/zookland-2-cklein.jpg)

William Swears. Die Welt in nicht allzu ferner Zukunft: Eine Seuche, deren Ursprung nicht bekannt ist, hat die Erde in bewohnbare und von Militäreinheiten sowie privaten Sicherheitsfirmen beschützte Regionen und solche verwandelt, in denen zombieähnliche Wesen, Zooks, befallene Menschen, leben und jagen. Obgleich die Erde kurz vor dem Abgrund stand, hat sich ein gewisses Machtgleichgewicht zwischen Zookland und den von Menschen bewohnten Gebieten etabliert - doch jetzt zeigen die Zooks neue Verhaltensweisen und Politiker versuchen, die Krise für ihre eigenen Zwecke auszunutzen. Gary und Jake, die beiden Partner der privaten Zookjägerfirma Seraglio, erhalten den Auftrag, für ein Konsortium reicher Investoren die erste Freilandreinigung seit Jahrzehnten durchzuführen: Ein Golfplatz soll von den Zooks gereinigt und nutzbar gemacht werden. Was wie die hoffnungsvolle Wiederinbesitznahme eines großen Stücks Landes nach vielen Jahren des Rückzugs in hermetisch abgeschlossene Siedlungen beginnt, endet jedoch in einer Katastrophe.

Jake saß zwei Jahre im Bau, weil er als Soldat seine Einheit bis auf den letzten Mann platt gemacht hat. Es war gerade die Angangszeit der Seuche und man wusste noch nichts um die Auswirkungen und wie man ihrer Herr werden kann. Mittlerweile wurde die Regierung bzw. deren Nachfolge eines Besseren belehrt und Jake wurde freigelassen. Zusammen mit seinem Kumpel Gary wird er zu einem professionellen Zookjäger. Die Zooks sind eine Variante der Zombies, die nach dem Tod wieder auferstehen. Zu töten sind sie mit Silber, das sie zum Verbrennen bringt, und wenn man ihnen die Rübe vom Körper trennt. Diese Teile sollte man aber nicht gemeinsam begraben, sonst finden sie wieder zusammen wie Hollywood und Remakes - genauso eine Plage. Ihre gegründete Firma ist eine wie Tausende in den Staaten und so konnte man dem Treiben der Zooks zumindest Einhalt gebieten, aber sie nicht stoppen. Etwa ein Drittel der Menschheit ist verzookt. Doch sie müssen sich nicht nur mit den Monstern auseinandersetzen, sondern haben auch Gegner anderer Natur. Das Leben in Zookland ist kein Zuckerschlecken und die Gefahr ist allgegenwärtig.

Wer jetzt eine Blut- und Splatterorgie erwartet, wird wohl etwas enttäuscht sein, denn dies wird nicht geboten. Die Kämpfe gegen die Zooks verlaufen recht normal wie in einem Actionfilm. Irgendwie kommt einfach kein richtiges Tempo auf, trotz zahlreicher Kämpfe fehlt der Drive und der Schwung, man fiebert nicht richtig mit. Das heißt jetzt nicht, dass das Buch schlecht wäre, aber ihm fehlt einfach das gewisse Etwas. Und hinzu kommt noch, dass der Begriff Thriller wörtlich zu nehmen ist. Intrigen und unglaubliche Machenschaften von Konzernen und Politikern gepaart mit irren Wissenschaftlern versuchen die Zookjäger in ihrer Arbeit zu behindern und gefährden die ganze Nation. So wechseln sich langatmige Passagen mit spannenden und actionreichen, wenn auch oft wiederholten, Sequenzen ab und so kann das Buch nicht voll überzeugen. Da einige Begriffe und unerklärt bleiben und im Epilog angedeutet wird, dass da noch einiges im Argen liegt, dürfte eine Fortsetzung schon ausgemachte Sache sein. Mal abwarten. Und ganz nebenbei ist dies die weltweit erste Veröffentlichung des amerikanischen Autors. Insgesamt wohl eher oberes Mittelmaß aus dem Atlantik-Verlag. Nicht der erhoffte große Wurf. 200 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 August 2011, 06:18:09
(http://1.bp.blogspot.com/-zPkueTlvKjY/TY3d70l6LRI/AAAAAAAAAfw/pWLJpzm8p5I/s320/unheil.jpg)

Bentley Little. Sie suchen Ruhe und Erholung? Dann ist das "Reata" der perfekte Ort für Ihren Urlaub. Unser gemütliches Resort liegt mitten in der Wüste von Arizona, ruhig und abgeschieden. Ein wahres Paradies für Familien mit Kindern! Leider hat es in letzter Zeit ein paar tödliche Unfälle gegeben. Stören Sie sich auch nicht daran, dass gelegentlich Gäste spurlos verschwinden. Für den Fall, dass Sie Blutflecken auf dem Teppich in Ihrem Zimmer entdecken, verständigen Sie bitte unser Reinigungspersonal. Und dann ist da noch dieses Ding im Pool. Sollten Sie irgendwann der letzte Gast in unserem Hotel sein, denken Sie daran: In der Wüste hört Sie niemand schreien.

Eine wunderschöne Ferienanlage in der Wüste bei Tucson. High Life für das Ehepaar Lowell und Rachel Thurman nebst ihren drei Jungs Owen, Curtis und dem jüngsten Sohn Ryan. Doch nach und nach verändert sich die Situation. Ungewöhnliche, teilweise sehr beängstigende Vorkommnisse untermauern ihren Entschluss das Anwesen schnellstmöglich zu verlassen. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht. Mit allen Tricks hindert man die Familie am Aufbruch. So muss man ausharren und wird vom Freizeit-Koordinator zu immer neuen Aktivitäten genötigt, die schnell in gewalttätige Auseinandersetzungen ausarten. Geisterhafte Erscheinungen ängstigen die Familie und weitere Urlauber zusätzlich. Dazu gesellen sich Veränderungen im Verhalten, eine gewisse Apathie gegenüber den Dingen innerhalb der Anlage macht sich breit und befremdliche Gefühle machen sich breit. Nur der jüngste Sohn scheint einen klaren kopf zu behalten und den Dingen auf den Grund zugehen. Irgendwo in dem Resort lauert das pure Böse und treibt seine Spielchen mit den ahnunglosen Urlaubern. Als dann auch noch einige Gäste spurlos verschwinden, macht sich die nackte Angst breit in Reata, fern von der Außenwelt. Können die Thurmans dem Grauen entkommen?

Dass Horror-Ikone Stephen King Bentley Little als seinen Schüler auserkoren hat (oder dieser ein Die Hard Fan von ihm ist), macht sich in fast jeder Zeile bemerkbar. Themen, Motive und Sprache sind dicht beim Meister angesiedelt, ohne aber dessen hohen Unterhaltungswert wirklich zu erreichen. Trotzdem ist das Buch kein schlechtes. Lässt man mal das unerreichbare Vorbild außer acht, bietet Little einen Roman mit einigen feinen Ideen, wie die armen Urlauber terrorisiert werden (Aqua-Volleyball, Golf). Leider sind seine Charktere ziemlich flach ausgearbeitet, das Ganze kommt irgendwie oberflächlich daher. Aber die Spannung weiß er aufzubauen und lange Zeit beizubehalten, dass es nicht abzusehen ist, was sich wirklich hinter den Vorkommnissen verbirgt. Sprachlich ist er eher den Vertretern des schlichteren Erzählens zuzuordnen, was aber den Lesefluss durchaus positiv beeinflusst. In den Gewaltdarstellungen hat er sich aber meines Erachtens etwas zurückgenommen, da viele Szenen eher am Rande erwähnt werden, denn genau ausgebreitet. Daher dürften Gorehounds und Spatterfans nicht wirklich auf ihre Kosten kommen. Das Finale ist ein bisschen knapp geraten, drückt noch ein wenig auf die Tränendrüse und macht das Buch in seiner Gesamtheit wohl kaum zu einem Bestseller, ist aber ein durchaus lesenswertes, das knapp über dem Durchschnitt liegt und akzeptabel unterhält. 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 August 2011, 16:51:00
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TRSnv2xAewI/AAAAAAAAAcU/ADA3ZPlvfos/s320/pf.jpg)

Patrick Lee. Countdown zum Weltuntergang. Ein Forschungszentrum in der Einöde Wyomings Mitte der siebziger Jahre. In einem Laboratorium tief unter der Prärie beginnt ein Experiment. Doch das geht anders aus als geplant. Und unerwartet öffnet sich die Tür zu einer anderen Welt. Es wird das bestgehütete Geheimnis des Planeten. Und auch das gefährlichste. Über dreißig Jahre später stößt Expolizist Travis Chase mitten in der eisigen Gebirgslandschaft Alaskas auf ein riesiges Flugzeugwrack. Es ist voller Leichen. Todesursache: Kopfschuss. Unter den Opfern: die First Lady der USA. Unvermittelt sieht sich Travis als wichtigste Figur in einem apokalyptischen Spiel. Der Einsatz: die Zukunft der Erde.

Der Expolizist Travis, der nach einigen Jahren im Knast aufgrund diverser Verfehlungen, die im Laufe des Buches so nach und nach erläutert werden, nun endlich frei die Einsamkeit der Wildnis sucht, findet das Wrack und einige Notizen, die auf die Vorkommnisse hinweisen. Zudem stellt er fest, dass zwei Menschen, die den absichtlich herbeigeführten Crash überlebt haben, von Angreifern mitgenommen wurden und verhört werden. Er greift ein, kann zumindest die Frau, Paige, nach einem erbitterten Kampf retten und wird damit in ein Spiel hineingezogen, das er nur schwer verstehen kann. Sie flüchten vom Ort des Geschehens, werden mit Hubschraubern und von Quads gejagt, schaffen es trotzdem in ein kleines Kaff. Doch die Ruhepause währt nicht lange. Die Gegner kommen, machen die Gäste eins kleinen Cafes ohne Ausnahme nieder und wenden sich nun den beiden Flüchtigen zu. Gerade rechtzeitig kommt ihnen ein Armeehubschrauber mit einem Spezialteam zu Hilfe. Travis wird mitgenommen in ein geheimes Versteck und man macht ihn mit der Pforte bekannt. Diese liefert den Menchen in Stargate-ähnlicher Weise Gegenstände, die ihnen nutzen können, die aber auch Böses verursachen können. Und prompt befand sich unter den Insidern einer, der genau dieses im Sinne hatte. Nun greift er die Wissenschaftler an und wird selbst von der Armee gejagt und zwar weltweit, weil in Gegensatz zu den sonstigen Egiosmen der einzelnen Nationalstaaten diesmal alle zusammen von der Pforte profitieren. Eine Spur führt nach Zürich und dort kommt es zu Geschehnissen die schier unglaublich sind und ein Gemetzel unter den Bewohnern von Zürich nach sich ziehen.

Da hat Patrick Lee mit seinem Debüt einen ordentlichen Kracher hingelegt. Er setzt größtenteils auf Action, erklärt die Entdeckung der Pforte und den Werdegang von Travis in Rückblenden, lässt sich von verschiedenen Logiklöchern nicht irritieren und geht sofort in die Vollen. Er hat ein rasantes, zumeist auch spannendes Buch mit viel Geballer und Action, Sci-fi-Einschlag a la Stargate und ein bisserl Gefühl geschaffen, das man sich bedenkenlos zulegen kann, wenn man keine zu hohen literarischen und inhaltlichen Ansprüche stellt. Zu den Klassikern der Weltliteratur wird das Buch wohl nie gehören, wurde vom Rezensenten auch nicht erwartet. Der wollte schlichte, unterhaltsame Action und die hat er mit diesem nett ausgeklügelten apokalyptischen Spiel um die Zukunft der Erde bekommen. Und mit "Ghost country" steht schon ein Nachfolger um die Protagonisten Paige und Travis bereit, der ebenfalls knallharte Action verspricht. Ist mit Sicherheit auf meinem Einkaufszettel, sobald das Dingen den deutschen Sprachraum erreicht. 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 August 2011, 16:52:18
(http://4.bp.blogspot.com/-VW-u_ItuZxI/TaL00uv9DhI/AAAAAAAAAgI/-oHQ8gNSkYE/s320/twood.jpg)

Tom Wood. Victor, Codename ,,Tesseract", ist Auftragskiller. Der beste, den es gibt. Er stellt keine Fragen, er hinterlässt keine Spuren, er macht keine Fehler. Auch sein jüngster Job in Paris scheint glattzulaufen: Victor soll einen Mann töten, bei dem Opfer einen USB-Stick sicherstellen und diesen weitergeben, sobald man ihm eine Adresse übermittelt. Doch plötzlich wird er selbst zur Zielscheibe. Durch seinen Auftrag gerät Victor ins Kreuzfeuer einer internationalen Verschwörung, bei der Jäger und Gejagte nicht mehr zu unterscheiden sind.

Victor ist ein Elite-Auftragskiller, der beste, den es gibt.Niemand kennt seine wahre Identität, niemand findet Spuren von ihm an einem Tatort. Auch seinen jüngsten Auftrag erledigt er ohne Fehler. Doch als er nach dem Mord in sein Pariser Hotel zurückkehrt, machen ihn in der Lobby so einige Männer misstrauisch, der auffällig unauffälliges Verhalten er nur zu gut kennt - von sich selbst. Das Killerkommando, das offenbar auf ihn wartet, ist gut. Aber es ist nicht gut genug. Nachdem Victor einen Mann nach dem anderen ausschalten konnte, gelingt ihm die Flucht. doch wer steckt hinter dem Anschlag auf sein Leben? Solange er nicht weiß, wer ihn ausschalten will, schwebt er in ständiger Lebensgefahr. Dass ihn überhaupt jemand aufspüren konnte, ist seltsam genug. Denn Victor, dem seine Verfolger den Codenamne "Tesseract" gegeben haben, hinterlässt eigentlich keine Hinweise auf seinen Aufenthaltsort. Den konnte nur jemand in Erfahrung bringen, der über exzellente Verbindungen und Informationsquellen sowie unbegrenzte Ressourcen verfügt. Eine tödliche Jagd beginnt.

Victor ist ein Killer. Nichts Neues in der Thrillerwelt sollte man meinen. Doch im Gegensatz zu einem Jason Bourne von Robert Ludlum oder Mitch Rapp von Vince Flynn, die zur Legitimation ihrer Tötungsdelikte im Staats- und Geheimdiensteinsatz im Endeffekt stets für die vermeintlich richtige Seite eintreten, ist Victor ein eiskalter Hitman, der für gutes Geld jeden Auftrag annimmt und ausführt. Wen er dabei eliminieren soll, spielt für ihn keine Rolle. Er würde die Queen ebenso umlegen wie eine simple Hausfrau. In jedem anderen Buch oder einem Film wäre er das personifizierte Böse, das vom Helden ausgeschaltet werden muss. Hier ist er die Hauptfigur, die sich seiner Haut erwehren muss und zudem noch der Möglichkeit, an der einen oder anderen Stelle Gefühl zu zeigen (was er übrigens recht erfolgreich meistert). Tom Wood (eigentlich Tom Hinshelwood, doch der Name war dem deutschen Verlag wohl zu "funny" und so wurde Tom Wood aus ihm) macht also einen eiskalten Profi zu seinem Helden, der sich auch nicht scheut, zu seinem Schutz mal den einen oder anderen Unbeteiligten oder ihn attackierenden Polizeieinsatztrupp aus dem Weg zu räumen - endgültig. Nichts mit kampfunfähig machen, wenn es sich um offizielle Staatsbedienstete handelt. Daneben erfährt man über seine Person fast nichts. Nur dass er äußerst umsichtig ist, belesen und am Klavier klassische Musik spielen kann. Und dass er persönliche Beziehungen tunlichst vermeidet, da sie ihm gefährlich werden könnten, man sie gegen ihn benutzen könnte. Seine Motivation, seine Vergangenheit bleiben im Dunkeln. Es gibt keine miesen Eltern, eine schlechte und böse Kindheit oder ein Trauma, das ihn ohne sein Zutun verkorkst hat. Keinen Grund den psychologischen Aspekt ellenlang auszuwälzen und den Killer auf die Couch zu schicken und zu verteidigen. Er ist einfach was er ist. Er hat seine Profession und die führt er vorbildlich aus und will gut dafür entlohnt werden - und nicht reingelegt und verraten. Um diese Situation und Figur herum hat Tom Wood einen äußerst spannenden, nahezu perfekten und actionreichen kompromisslos-brutalen Thriller allererster Güte geschaffen, der noch dazu durch seine Detailgetreue besticht und kaum die Logiklöcher der vielen anderen Romane des Genres aufweist. "Codename Tesseract"erfreut den Leser durch viele Schauplätze, einen gut und flüssig lesbaren Schreibstil am oberen Level des Genres voller Power und Cliffhangern an den Kapitelenden. Merken Sie sich Tom Wood - den neuen Stern am Thrillerhimmel. Hell leuchtend und Garant für durchwachte Nächte. Man kann sein Buch nicht einfach beiseite legen. Man will immer weiter an der Story des Victor teilhaben. Der wahre Erbe eines Robert Ludlum. Ein exquisites, unübertreffliches Debüt. Es gibt jetzt Victor - wer braucht da Jack Ryan oder Jason Bourne. Eine eindeutige Kaufempfehlung. 520 Seiten.

Auf Anfrage bestätigte der Autor übrigens eine Fortsetzung, ohne sich jedoch auf einen Veröffentlichungstermin festzulegen. Hoffentlich bald. Ich kann es kaum erwarten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 August 2011, 16:55:38
(http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila/351_52740_105728_xl.jpg)

Nur eine Kurzkritik und eine Warnung für diejenigen, die einen fetten Horrorthriller erwarten:

Rob Scott. 15 Meilen. Horror (?). Samuel Doyle, gerade erst ins Morddezernat versetzt, wird zu seinem ersten Fall gerufen, und der hat es in sich: Auf einer gottverlassenen Farm im ländlichen Virginia wurden die Leichen des Ex-Marines Carl Bruckner und seiner Frau gefunden. Womit Doyle jedoch nicht gerechnet hat: Die Rache des verstorbenen Marines kennt keine Grenzen – nicht einmal den Tod.

Hätte man dieses Buch als düsteren Thriller mit Drama-Elementen angepriesen, wäre man ihm a) eher gerecht geworden und b) hätte ich ihn dann möglicherweise liegen lassen. So erwartete ich wie auf dem Klappentext versprochen, einen starken Roman vom neuen Stern am Horrorhimmel. Ja, am Arsch. Das ist bestenfalls ein verglimmendes Lichtlein wenn es um Horror geht. Der Protagonist ist ein Tablettensüchtiger im Drogenwahn, kämpft mit den Geistern seiner Vergangenheit und muss sich mit dem Fall des Marines beschäftigen. Erzählen kann der Autor ja, aber zustande gebracht hat er leider nur eine überlange Folge CSI mit einem vielleicht mystischen Moment auf der Schlangenfarm. Und sonst? Nix Horror. Durch die falsche Herangehensweise des Verlages beim Klappentext und die Erwartungshaltung bezüglich Horror eine Enttäuschung. Sagen wir Horror 3/10 (also wird mir ein weiterer Rob Scott nicht in die Finger kommen), als düsterer Thriller mit dezenten Mystery-Elementen und viel gutem Willen 5/10. fast 600 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 August 2011, 16:59:47
(http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila/351_52793_108619_xl.jpg)

Kurzkritik, diesmal ohne Warnhinweis. J. L. Bourne. Tagebuch der Apokalypse 1+2. Tipp von Shane Schofield. Konnte ja eigentlich nix schiefgehen, außerdem hat Cheffe immer Recht!!

Willkommen in der Welt nach der Apokalypse! Dies ist das Tagebuch des unbekannten Soldaten, und es schildert auf eindringliche Weise den Untergang der menschlichen Zivilisation durch eine Plage, mit der keiner gerechnet hatte: Die Toten sind aus den Gräbern zurückgekehrt, und sie machen vor nichts halt. Denn im Angesicht des Todes kämpft jeder für sich allein.

Old School Zombies unterwegs. Keine neuartigen Varianten, einfach nur tot und hungrig. In Tagebuchform geschildert; mit einfachen Worten und manchmal herrlichen Stilblüten ("ich flutschte durch ihre Reihen wie die Nadel durch's Öhr"), ohne überflüssiges Lamentieren und langatmige Satzgestelle. Natürlich keine Literaturansprüche. Wer sich dieses Buch zulegt und dann nölt, dass es eher was für's tote Hirn wäre, hätte seines besser vor dem Kauf wiederbelebt. Was erwartet denn diese Klientel von einem Zombieroman in Tagebuchschilderung? Mann, Brecht oder Dostojewski? Haltet mal den Ball flach. Hier will man Action und die kriegt man. Ne Splatterorgie ist es nicht, aber ne Ballerballade, Patronenhülsenzählen unmöglich. Zudem wird das Ganze noch etwas atomar angereichert. Kurzweil ist angesagt. Auch im zweiten Buch, das direkt an Teil 1 anschließt, geht des ordentlich zur Sache, ja wird sogar noch übertrumpft. Es wird militärischer, die Untoten werden ein bisserl schlauer, und man wird mit einem fetten Cliffhanger gegen Ende von Teil 2 bedient, der so richtig neugierig auf Nummer drei macht, der uns im März nächsten Jahres kredenzt wird und schon vorbestellt ist. Seichte, anspruchslose Kost für zwischendurch, die richtig Laune macht. Wer Literaturnobelpreisverdächtiges lesen will, sollte sich anderweitig orientieren, wobei ich dem einen oder anderen, der sich die Ausbreitung einer Seuche über Kontinente nicht vorstellen kann, empfehlen würde, bei seiner Lektüre der Tageszeitung mit den berühmten vier Buchstaben zu bleiben. Das dürfte dann seiner Vorstellungskraft zumindest halbwegs gerecht werden. Für Zombie- und Actionfans auf jeden Fall ein Lesetipp. Hirn aus und durch. 8/10. Danke Cheffe. Buch 1 350, Buch 2 420 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 August 2011, 12:25:37
(http://3.bp.blogspot.com/_glS1QcahlYI/SKPxeZecshI/AAAAAAAACN0/WCJCfuNg2vo/s320/b57a98e8-bdfe-4590-bbaa-8f27f3fe0eac.jpg)

Jonathan Littell. Die Wohlgesinnten sind die fiktiven Erinnerungen des SS-Offiziers Maximilian Aue, Jahrgang 1913, Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter, promovierter Jurist und frühes NSDAP-Mitglied.
Es sind die verstörenden Erinnerungen an die Schauplätze des zweiten Weltkrieges und an das Grauen der Verfolgung und Vernichtung der Juden vom Juni 1941 bis April 1945, an die Einsatz- kommandos und Massenhinrichtungen in der Ukraine und im Kaukasus, an den Kessel von Stalingrad, an Auschwitz, das besetzte Paris und das zerstörte Berlin. An seine Begegnungen mit Nazigrößen wie Himmler, Eichmann und Speer.


Es ist ein Bericht über die Naziverbrechen aus der Sicht eines Täters und zu Beginn seiner Aufzeichnungen konfrontiert uns der Ich-Erzähler Aue mit der Aussage "Ich bin wie ihr". Dieser kann der Leser aber nur bedingt folgen. Beschrieben wird das in jungen Jahren inzestuöse Verhältnis zu seiner Schwester, die es aber in den späteren Jugendjahren beendet, was laut seiner Erkenntnis zu einer Homosexualität führte, da keine Frau einem Vergleich mit seiner Schwester hätte standhalten können. Bei der Ausübung eben jener Praktiken in einem Park, wird er von einem Gestapo-Mann aufgetan, der ihn aber nicht verhaftet, sondern "freundlich überredet", der SS beizutreten.
Nach der Eingewöhnungszeit mit Berichten erstellen, die dem Willen der Vorgesetzten und der Führung entsprechen, aber nicht der tatsächlichen Sachlage, wird Aue zu den Kriegsschauplätzen im Osten abgeordnet, um eine effizientere Vernichtungsmaschinerie aufzubauen als dies bisher der Fall ist. Die Opfer in den Lagern sind dafür nur Gegenstand, nicht menschliche Wesen. Er nimmt an Erschießungen, der ausgewählten Bevölkerung teil, welche er damit rechtfertigt, vom Chaos und Blutrausch mitgerissen worden zu sein und auf diese Weise findet er für alles eine Begründung, das ihn zu Massakern an Juden, Zivilbevölkerung oder gegnerischen Soldaten verführt. In seine Augen sind die Juden zwar bemitleidenswerte Menschen, aber da minderwertig, ist eine Vernichtung mit Stumpf und Stiel absolut von Nöten. Zudem müsse man ja seine Befehle hinsichtlich der Quoten an Hinrichtungen erfüllen, damit schlechtere Zahlen im Vergleich mit anderen Orten und Befehlshabern nicht einer Beförderung im Wege stünden, was dazu führte, dass man auch hin und wieder willkürlich Leute aus der Menge aufgreift, um die Zahlen zu erhöhen. Spätestens hier kann der Leser die Aussage "Ich bin wie ihr" nicht mehr nachvollziehen. Hier geht es nicht um jemanden, der weggesehen hat, "nur" ein Mitläufer oder Befehlsempfänger war, sondern um einen von Egoismus getriebenen Täter, der diese Menschen noch nicht einmal hasst, sondern sie nur als Karrieresprungbrett betrachtet, ohne sie als lebende Wesen wahrzunehmen. Und dies alles gekrönt von seinen erklärenden Aussagen, dass er ja nicht zu den Schuldigen zähle, da er für alles seine gerechtfertigten Beweggründe gehabt habe.


Der Leser wird konfrontiert mit der ständigen Vorteilsnahme eines privilegierten, begüterten Elternmörders (was sich bei einem Genesungsurlaub ereignete und mit einem Alkoholblackout verharmlost wird und so keine Schuldgefühle aufkommen lässt), der Stalingrad nur deshalb rechtzeitig mit dem letzten Flug verlassen konnte, weil er schwerer Verwundeten Kameraden den Platz streitig machte, da diese ja sowieso sterben müssten, was er in seiner Überheblichkeit ohne ärztlichen Kenntnisse beurteilt hat. Hauptsache weg von der Front. Nach der Rettung und dem folgenden oben erwähnten Mord erlebt man den Rekonvaleszenten bei einem Leben in Saus und Braus (der es sich aber auch im Einsatzgebiet mit wechselnden Lovern und Saufgelagen mit Offizierskollegen schon hat gutgehen lassen) erst im besetzten Paris und später dann in Berlin bis zum Fall, das den Kontrast zwischen dem Offizier, der ja rein gar nichts für die Gräueltaten konnte und dem normalen Teil der Bevölkerung, die ums Überleben in der zerbombten Stadt kämpfen mussten. Von wegen "Ich bin wie ihr"!!!!!!


Seine sexuellen Eskapanden, die schon zuvor immer wieder während des 1300 Seiten umfassenden Buches geschildert wurden, werden nun richtiggehend ausgewalzt und seinen perversen Phantasien ziemlich viel Raum gegeben. Desweiteren werden - je näher die Niederlage rückt - die Intrigen im Kreise der Mächtigen und Oberbefehlshaber immer weiter entlarvt und seine Beteiligung zur Wahrung seiner Interessen tritt deutlich zu Tage. Zum Zwecke des eigenen Vorteils werden Vorgesetzte oder Auftraggeber mit widersprüchlichen Informationen versorgt, die ihm die Möglichkeit eröffnen sollen, zwecks erschwindelter Reisepapiere Deutschland zu verlassen. Da er seine Papiere in den Wirren der Angriffe auf Berlin verliert, erschlägt die verabscheuungswürdige Hauptfigur Aue den jahrelangen Freund und Offizierskollegen aufgrund einer gewissen Ähnlichkeit, um sich die Ausreise nach Frankreich zu ermöglichen, wo er zum erfolgreichen Unternehmer mutierte und sich genötigt sah, diesen Bericht zu verfassen.
Diese Buch hat die nationalen Kritiker entzweit. Von epochalem Meisterwerk mit exzellent recherchiertem Material über die damalige Zeit ist genauso die Rede wie von unerträglichem Schund. Ich sehe es einfach als das, was es ist - ein Roman, eine fiktive Geschichte ohne Anspruch auf die alleinige Wahrheit.
Ich gebe nur eine bedingte Leseempfehlung, da das Buch a) gewisse Längen hat und b) für empfindsame Gemüter eher ungeeignet erscheint ob der drastischen Schilderung seiner Obssessionen und der Gräueltaten. Wer sich aber davon distanzieren kann, sollte einen Blick riskieren, aber das Erscheinen des preislich günstigeren Taschenbuchs abwarten. Als Meisterwerk würde ich das Buch aber nicht bezeichnen. Wie gesagt, die Meinungen sind gespalten. 1300 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 August 2011, 12:29:04
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/ScI1jBW4e0I/AAAAAAAAAJg/Q-iMwPVFUzE/s320/Jack+2.jpg)

F. Paul Wilson. Elf Erzählungen des Amerikaners, davon sechs um den Helden "Handyman Jack", den Mann für alle Fälle, sowie fünf weitere Storys, die ebenso das Fürchten lehren können.

Ein weiteres Produkt (veröffentlicht vom Autor nach dem Bestseller "Die Gruft", in Deutschland erst jetzt erschienen) aus der Feder des Crossover-Spezialisten Wilson, das wieder einen hervorragenden Mix aus Detektiv- und Horrorroman bereithält, der die Leser beständig in Atem hält.


Da er offiziell nicht existiert und nirgends datentechnisch erfasst ist, kann Jack ungehindert von Polizei und Justiz seine nicht ungefährlichen Aufträge in unnachahmlicher Manier ausführen und geht dabei garantiert nicht zimperlich vor. Beim "Zwischenfall im Drugstore" gerät er unvermutet in eine Überfall und weiß sich zu wehrten, indem er einem der Gangster die Rastas inklusive Gesicht abfackelt. Die Kumpane des Rastaman lässt er sodann ihre eigene Medizin schlucken. Mit List und Tücke bereinigt er die Situation und verschwindet, bevor die Polizei auftaucht. In "Ein ganz normaler Tag" vertreibt sich Jack die Wartezeit bis zur Ausführung des neuen Auftrag mit Shuriken-Training auf an den Wänden seines vorübergehend angemieteten billigen Hotelzimmers umherspazierende Kakerlaken als er durch das Fenster beschossen wird. Schon bald stellt er fest, dass er es mit einer Schutzgelderpresserbande und einem Killer, der ihn jagt, zu tun hat. Aber mit Ideenreichtum und dosiert eingesetzter Gewalt (nicht zu gering dosiert) bringt er die Typen zur Strecke. Diese beiden und vier weitere Geschichten um Jack machen den Hauptteil des Buches aus, doch man sollte nicht glauben, dass die Qualität der Erzählungen ohne den Protagonisten ohne Sozialversicherungsnummer sinken würde. Das Niveau kann auch bei den fünf folgenden Szenarios ohne den Problemlöser locker gehalten werden und gleich bei der ersten Story "Untermieter" wird dies eindrucksvoll unter Beweis gestellt.


Exzellente spannungsgeladene Geschichten, schnörkellos, gewalttätig, zeitweise amüsant, kurzweilig und originell wird in allen elf Erzählungen beste Unterhaltung geboten, die Lust auf mehr macht. Es ist eine echte Freude, Wilsons Geschichten zu lesen, da er auch immer wieder eine Finte einbaut, um den Leser zu täuschen. Ob nun actionreich, unheimlich oder gruselig sind alle Storys versiert und flüssig zu Papier gebracht. Klarer Lesetipp. Mein Dank an den Festa-Verlag, der sich dieser Veröffentlichung angenommen hat und hoffentlich noch weitere plant. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 September 2011, 19:28:36
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SqTJmssr-HI/AAAAAAAAAQQ/9WFLqfCEe-0/s320/wahn.jpg)

David Moody. Danny McCoyne ist ein ganz normaler Mann. Er hat einen Job, den er nicht sonderlich mag, und seine Familie, die ihm nicht nur glückliche Momente beschert. Jeden Morgen geht er etwas widerstrebend zur Arbeit und kehrt zur nächsten Familienkrise pünktlich nach Hause zurück. Doch eines Morgens wird er plötzlich Zeuge eines grausamen Vorfalls. Ohne Vorwarnung und scheinbar ohne Grund stürzt sich ein Mann auf eine alte Frau und prügelt sioe zu Tode. Kurz danach läuft er Amok und attackiert jeden, den er fassen kann. Danny ist geschockt, doch schon bald hört er von mehr Vorfällen dieser Art. Immer häufiger muss er sich und seine Familie vor brutalen Totschlägern in Sicherheit bringen. Die Welle der Gewalt breitet sich aus wie ein Virus. Auch Danny McCoyne weiß nicht, wie lange seine Familie noch vor ihm sicher ist - oder er vor ihr.

Gleich zu Beginn aus heiterem Himmel ein Mord an einer alten Passantin mittels Regenschirm in die Gedärme. Danach aber nimmt sich Moody Zeit seinen Protagonisten vorzustellen, der frustriert und desillusioniert die Tage an sich vorbei ziehen lässt. Der Job geht ihm auf den Sack, die Familie nervt, er findet weder Motivation noch einen Ausweg. Ein eigentlich normaler Typ, unauffällig, desinteressiert, lebt nur vor sich hin. Währenddessen häufen sich die in der Stadt und deren Satellitenorten gewalttätige Vorfälle, die schon mal mit zu Brei geschlagenen Schädeln enden, der Horror entwickelt sich langsam aber stetig. Die Regierung behauptet, nicht zu wissen, was vor sich geht. Fernsehanstalten übertragen Talkshows mit sogenannten Experten im Stile von "Dawn of the dead", während draußen die Welle der Gewalt weiter eskaliert und die Situation immer mehr an "28 days later" erinnert. Nach und nach werden die Gewaltaktionen zu Massenverantaltungen, gipfeln gar in Vernichtungslagern und letztendlich im Krieg WIR gegen DIE.

Furioser Roman, der gegen Ende das volle Actionpotenzial ausschöpft. Die Eingangssituation wird noch ruhig und sachlich ohne ellenlange Umschreibungen skizziert und die Spannungsschraube langsam bis zum Showdown angedreht. die Verwandlung ist subtil, es werden Räume für Spekulationen gelassen, die Paranioa ist fast zum Greifen und ein Kniff im Plot hat es dann auch in sich. Bis dahin. Denn das Ganze ist als Trilogie ausgelegt und nach dem herrlichen Schluß, wo Moody so richtig auf die Kacke haut, warte ich schon gespannt auf den zweiten Teil. Klarer Tipp für den netten Horrorfreund von nebenan. 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 September 2011, 19:32:35
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SsSAXZBWgdI/AAAAAAAAARI/QDFPHssCR60/s320/reloaded.jpg)

Jack Henderson. Die junge Jeannie Reese ist DIE Koryphäe der amerikanischen Geheimdienste auf dem Gebiet der IT-Branche. Zusätzlich zu den bekannten Überwachungsorganen hat sie noch ein Programm entwickelt, das die bisherigen absolut in den Schatten stellt. Durch Zufall stößt sie auf Informationen, die die Welt an den Rand des Abgrunds führen könnten.

Bei ihren Recherchen findet sie den von der Welt abgeschotteten John Fagan, der sich als Hacker seit Jahren anonym durch die Welt des Internet bewegt. Zusammen versuchen sie, einer umfassenden Verschwörung auf die Spur zu kommen und weitere Anschläge zu verhindern. Ein weiterer Thriller um die Tücken des www - das war meine Intention beim Kauf dieses Buches. Von mir erwartet war etwas mehr Action als bei Charles den Tex und gehaltvoller als z.B. der Film "Das Netz" mit Sandra Bullock (von dessen Sequel ganz zu schweigen). Herausgestellt hat sich das Ganze als ein First-Class-Verschwörungsthriller, der ganz nebenbei sämtliche Paranoiker der Welt aufs Feinste bedient und in ihrer Meinung der totalen Überwachung nur bestärkt (wenn das Schäubi gelesen hätte). Was der Klappentext nicht verrät: Die Ausgangssituation ist der 11.9.2001. Das Thema wurde ja schon etliche Male in Buch-und Filmform beackert, aber nie so gekonnt wie von Jack Henderson. Absolut realistisch schildert er, wie die Überwachung überhand nimmt, die Bürger ausspioniert werden, aber das Netz auch gegen die Machthaber verwendet werden kann. Bei ihrer Jagd nach Informationen stoßen die Protagonisten auf weitere Hacker, die sich mit ihnen gemeinsam dem neuen Feind stellen, der nach den Anschlägen von 9/11 weitere Aktionen auf die Fahne geschrieben hat, die die Welt vollkommen verändern sollen und durchaus stellenweise Erinnerungen an die berühmt-berüchtigten Turner-Tagebücher wecken, ohne deren rassistische Hetze hervorzuheben. CIA, FBI, NSA usw. - die gesamte Buchstabensuppe der US-Gehiemdienste gehört zu den Verdächtigen. Mord und Entführung werden angeordnet, Milizcamps per Bombardement geplättet, Erstschläge vorbereitet. Wie kann man das verhindern?

Mal abgesehen davon, dass der Autor durchaus fähig ist, über den Tellerrand hinaus zu schauen (die Immobilien- undBankenkrise hat er schon 2005 - das Erscheinungsjahr des Romans - in einem Nebensatz vorhergesagt), hat er ein bedrohliches und gar nicht so abwegiges Szenario entwickelt, das vor Spannung und Action teilweise nur so strotzt. Sicher sind manche Charatere recht plakativ, doch das behindert die Story überhaupt nicht. Seine Verbindung der virtuellen und materiellen Welt um eine Saga wie man die Weltmacht USA wirtschaftlich und militärisch durch Anschläge und Attentate in eine Katastrophe führen kann, ist hervorragend zu einem absoluten Thrillerkracher verwoben worden, der Hoffnung auf mehr von Jack Henderson macht (laut Verlag in Vorbereitung, was immer das bei denen heißen mag).Grandios, überragend, überzeugend!!!! Absoluter Einkaufstipp. 576 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 September 2011, 20:01:05
(http://2.bp.blogspot.com/-TxxSUps5st8/TWZJlu0nrVI/AAAAAAAAAeA/BuDbpKNnAN4/s320/amputiertGr.jpg)

Gord Rollo. Michael Fox ist im Begriff, Selbstmord zu begehen, als ihm ein Fremder zwei Millionen Dollar anbietet. Alles, was er dafür will, ist Fox rechter Arm Doch das ist erst der Anfang. Die Pläne des geheimnisvollen Chirurgen gehen weit über einen schlichten Arm hinaus. Und Fox ist nicht der einzige Spender. Gefangen hinter den Türen des Operationssaals muss Fox feststellen, dass er einem Wahnsinnigen in die Falle gegangen ist und es kein Entrinnen gibt.

Michael Fox ist kaputt. vom Leben gebeutelt nach dem Tod seiner Frau und seinem Sohn und dem nachfolgenden Selbsthass und der Ablehnung durch seine Tochter, die mittlerweile 17 Jahre alt ist und bei seiner Schwägerin lebt. Er selbst knallt sich mit allem zu, das ihm in die Finger fällt, pennt wortwörtlich unter der Brücke und hat die Schnauze voll. Er will sich das Leben nehmen. Doch kurz bevor es soweit kommt, tritt ein Fremder auf ihn zu und unterbreitet ihm ein Angebot. Da er nichts zu verlieren hat und ihm eh fast alles egal ist, steigt er darauf ein, die Kohle kann man ja noch mitnehmen, sich eine letzte Dröhnung gönnen. Der "Spaß" vergeht ihm, als er hört, was er dafür zu tun hat. Trotzdem fährt er mit zu dem Arzt, der seinen Schergen auf die Suche nach einem "Spender" ausgesandt hatte und bekommt 2 Millionen Dollar für seinen rechten Arm geboten. Und jetzt beginnt der Albtraum erst. In der Klinik des Arztes finden sich weitere "Spender", abgeschottet von allem anderen und dazu auserkoren, Körperteile für die Versuche eines wahnsinigen Doktors zu geben. Und schon bald wird das Grauen intensiver.

Michael, der hier als Erzähler in der Ich-Perspektive auftritt, lebt auf der Straße. Anhand seiner Schilderung hält er sich immer noch für etwas Besseres als so mancher seiner Leidensgenossen, die ebenso wie er alles zum zudröhnen nutzen, das billig und schnell zu haben ist, die in Containern leben, überfahrene Tiere essen und nur noch so vor sich hinvegetieren. Betteln, saufen und vollgekotzt am Straßenrand aufwachen gehört zum Tagesablauf. Dem will er ein Ende machen. Das erhaltene Angebot stoppt dieses Vorhaben und schickt ihn in eine grauenvolle Welt voller Blut und Hoffnungslosigkeit. Gord Rollo lässt sich nach der Anwerbung Zeit, bis er auf den Punkt kommt und die blutrünstige Story mit all ihrem Grauen auf den Leser loslässt. Stellenweise wird es knallhart und entspannt zu Gemüte führen kann man sich das Werk wahrlich nicht, dazu ist es zu intensiv, zu deftig, zu dramatisch. Nachdem es so ungefähr ab Seite hundert dann ordentlich zur Sache geht, lässt das Tempo kaum nach, entwickelt sich ein echter Page Turner, der an Brutalität und Grausamkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Vielleicht sogar ein bisserl krank, das Ganze. Nichts für schwache Nerven (oder Mägen). 336 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 September 2011, 20:03:50
(http://3.bp.blogspot.com/-23m1cMcZo1w/TXTWVbbzxsI/AAAAAAAAAeQ/nqixQJtG1dE/s320/verscholl.jpg)

Brian Keene. Eine tropische Insel mitten im Ozean. Eine Gruppe Kandidaten für eine Reality-TV-Show. Ein Geheimnis, das den Trip ins Paradies schon bald in ein blutiges Gemetzel verwandelt. Wer schafft es heil von der Insel herunter? Und was zur Hölle treibt dort sein Unwesen? Das Spiel ist vorbei – der blutige Ernst des Überlebens hat begonnen.

Eine neue Staffel der Reality-Show Castaways wird gedreht und natürlich sind wieder etliche gescheiterte Hohlköpfer bereit, sich von noch dämlicheren Drehbüchern für die Show verarschen zu lassen. Schließlich darf der Gewinner eine Million einstecken. Und so übernehmen auf dem Inselparadies vorerst dümmliche Spielchen, kindische Intrigen und arrogante Regisseure das Zepter. Zur Freude der Veranstalter, die sich etwas mehr Kick und vor allem Einschaltquoten und Werbeeinnahmen erhoffen, macht sich ein tropischer Wirbelssturm auf den Weg zur Insel. Während sich die Filmcrew bis auf drei erbarmenswerte von der Insel auf ein sicheres Schiff absetzt darf sichdie unterbelichtete Schar Dumpfbacken nun mal wirklich am Überlebenskampf ausprobieren. Keiner ahnt, dass die wirkliche Gefahr im Dschungel lauert. Doch eines Nachts dringt ein unheimliches Geheul zu den Kandidaten und der Minifilmcrew vor. Und bald beginnen die ersten Mitbewerber um die Dollarchen zu verschwinden. Aus dem lukrativen Spiel ist nun blutiger Ernst geworden.

Keene orientiert sich hier an seinem Mentor Richard Laymon, als dessen Nachfolger er hier in Deutschland von Verlagsseite her aufgebaut werden soll. Aus einer Kurzgeschichte, die in einer Anthologie zu ehren des verstorbenen Laymon geschrieben wurde, ist mittlerweile ein vollständiger Roman geworden, der sich an Vorbildern wie "Die Insel" und "Der Keller" orientiert sowie aus Elementen der Filme "The Tribe" und "Gale Force" zusammensetzt. Die Charakterzeichnung ist dem "TV-Event" voll angepasst -sprich absolut flach. Die Figuren haben nix zu bieten und kommen wirklich daher wie Darsteller solcher Shows. Und heraus kommt ein Grobschnitt-Horror, der sich auf Sex- und Gewaltdarstellungen beschränkt, die aber nicht so drastisch ausgefallen sind wie beim Meister selbst, trotzdem aber noch für genug Blut, Eingeweide und Fleischbeschau sorgen, dass die Fans von Brian Keene zufrieden sein dürften. Leider vergeht einige Zeit (wie auch bei Laymon), bis die Sache ins Rollen kommt, muss man sich mit pubertären Streitereien der Inseldeppen rumquälen, vermeintliche politische Wirrungen ertragen, die dann auch noch in einer leise geäußerten Kritik am TV-Verhalten, an den entsprechenden Verantwortlichen und an der mangelhaft vorhandenen Bildung des amerikanischen Durchschnitts gipfeln. All das umrahmt aber nur eine schlichte Metzelstory auf B-Movie-Niveau ohne Überraschungen und Höhepunkte. Die Ehrerbietung von Keene an Laymon ist vollständig gelungen, er schreibt wie sein Vorbild selbst. Anspruchslos. Nach der Lektüre von "Amputiert" von Gord Rollo ist dieses Buch bestenfalls schwaches Mittelmaß, Fast Food-Horror und kein Vergleich zu Büchern wie "Das Reich der Siqqusim" oder "Die Wurmgötter". Keene sollte sich wieder auf seine eigenen Stärken besinnen, statt Laymon zu kopieren (auch wenn der deutsche Verlag das liebend gerne sehen würde). "Die Verschollenen" bietet nicht mehr Unterhaltung als die gefakten Reality-Shows. 384 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 12:04:09
(http://1.bp.blogspot.com/-GflWCjJWjKA/TYD2o0hP2OI/AAAAAAAAAeY/DtT6BJZz_9E/s320/fragmente-15091474.jpeg)


Stefan T. Pinternagel. Da macht sich ein Serienkiller auf, die Menschheit vom Übel zu befreien, das sie selbst darstellt und verweist dabei immer wieder auf die Kollegen seiner Zunft, die ähnliches tun, während er sich selbst ohne falsche Scham an die Arbeit macht. Da werden Augen ausgestochen (nicht zermatscht, wie er dem Leser genüsslich erklärt), Knochen zermahlen und körperteile abgetrennt, dass sicheinem der Magen umstülpen will. Voller Stolz erzählt er von seiner Mission, seinem Anliegen, die Feiglinge in der geschützten Masse einfach rauszunehmen, zu foltern, zu quälen, leiden zu lassen, ihnen einen grausam langsamen Tod zu bereiten. Er ist sich seiner Sache sicher, wird nie entdeckt werden, die Schafe immer weiter umkreisen, sich neue Opfer aus der Herde holen. Ebenso wie seine Mitstreiter in aller Welt, denen er in extra Abschnitten huldigt. In unverblümten drastischen Worten bringt er seine Freude an der Jagd zum Ausdruck, schildert wie er Beziehungstiere erlegt, sich an ihren Schreien labt, ihr Gezappel genießt und gibt dem Leser gleichzeitig einen ausführlichen Ratgeber für kommende Serienkiller an die Hand. Bezähme deine Sucht und du fällst nicht auf. Nutze Medikamente und Alkohol. Bleib stets unauffällig. Natürlich verrät er nichts zu seiner Person - kein Name, kein Beruf. Dafür äußerst plakativ und blutgeil sein Gematsche mit seinen Opfern - dem Herdenvieh. Vieh schlachtet man!!! So einfach ist das. Der selbsternannte Holiday-Killer weist eindeutig eine hohe Intelligenz auf wie er da so die Fragmente seiner untaten aufzählt, lässt sich aber wenn er ob seines Vorgehens erregtist, auf die Gossensprache herab und nutzt seine Tiraden, um sich auch in Kritik an der Gesellschaft, den Medien, Politikern und Eltern zu üben (nicht immmer zu unrecht). Dann geht er wieder zur Tagesordnung über und gedenkt eine Frau zu pfählen. War schon immer sein Herzenswunsch.

Der Autor schildert hier ausgefeilt und sprachlich stellenweise recht gewandt die Psyche eines Monsters, das schon in früher Kindheit mit Gewalt und Vernachlässigung in Berührung kam, Tiere gequält hat und straffällig wurde. Er lässt seine Hauptfigur aus der Ich-Perspektive seine Taten und die Motivation dahinter schildern. Nebenbei wird auch noch auf Statistiken und andere Serienkiller und deren Vorgehen verwiesen, dass alles überaus real wirkt, sodass es einen durchaus grausen kann. Neben dem Profil des Erzählers werden auch seine Morde explizit zelebriert und hier gleitet der Autor dann in die sprachlichen Niederungen der Gosse, um alles noch deutlicher zu veranschaulichen. Das kommt dann alles schlicht und extrem grob daher. Die Morde eiskalt, brutal und bestialisch. Wie krank muss man sein, so etwas zu ersinnen - und dann auch noch auszuführen. Ein perverses Blutbad folgt dem nächsten. Unmenschliche Perversitäten und abartige Schlachtereien bestimmen das Geschehen und das Ende des Buches macht es nicht besser. Ein Buch das Eindruck hinterlässt, nachhaltig wirkt, nichts für schwache Nerven. Dagegen ist Laymon ein Kinderbuchautor. Was wundert ist, dass dieses Buch noch nicht auf dem Index gelandet ist. Eine zwiespältige Aufnahme des Gelesenen ist garantiert. Die Einen werden es hassen und verabscheuen, andere werden den Mut des Autors loben. Ganz schwerer Stoff. Albträume garantiert. Habe noch nichts Vergleichbares gelesen. 200 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 12:11:24
(http://4.bp.blogspot.com/_glS1QcahlYI/SbTz3AbVRqI/AAAAAAAADrw/aFf5ASTu51s/s320/Gott.jpg)

Joe R. Lansdale. Ein schwarzer Chevy rollt durch die Nacht und hinterlässt eine Spur des Grauens. Die Nightrunners sind unterwegs, und wer immer das Unglück hat, ihnen zu begegnen, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Doch die nächtliche Fahrt hat ein Ziel: Ein einsames Ferienhaus, in dem die Lehrerin Becky und ihr Mann Montgomery über ein tragisches Ereignis hinwegkommen wollen. Montgomery hält sich selbst für einen ausgemachten Feigling und Versager, doch er ist die einzige Hoffnung, die Becky bleibt.


Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir Joe R. Lansdale bis dato kein Begriff war, doch ebenso konnte ich feststellen, dass er die Storys zu den Don Coscarelli-Filmen "Bubba-ho-tep" und "Incident on and off a mountain road" (letztere ist auch als Shortstory in diesem Buch enthalten) verfasst hat. Da mir beide Filme zusagten, hatte ich dann schon eine vage Vorstellung, was mich erwarten könnte. Das Buch selbst erschien in den USA 1987 und in Deutschland erstmals 1998 unter dem Titel "Nightrunners", war aber schnell vergriffen. Nun also eine Neuauflage mit zusätzlich sechs Kurzgeschichten. Wer aber anhand von so mancher bisher erschienen Rezension ein Buch im Stile von "Christine" von Stephen King oder dem John Carpenter-Film "Das Ende" erwartet, sollte umdenken, denn es gibt bestenfalls leichte Ähnlichkeiten. Wie die Rezensenten auf die Idee kommen, es so direkt mit den Filmen in Verbindung zu bringen, wird mir wohl ein Rätsel bleiben. Naja, unterschiedliche Meinungen halt. Schon der Prolog zu einer deftigen Geschichte bietet einen brutalen, sinnlosen Mord ohne scheinbare Motivation als Einstieg, um dann die jugendlichen Straftäter zu skizzieren, die von einem alle beherrschenden intelligenten Anführer zu brutalen Aktionen in der Umgebung ihres Heimatortes angestiftet wird. Zu Beginn besteht sein Gefolge eher aus zugedröhnten Dumpfbacken ohne eigenen Willen geschweige denn einem Fitzelchen Verstand, bis er bei einer Provokation in der Schule an einen mutigen Gleichgesinnten gerät, der denn auch sogleich von ihm für seine Bande vereinnahmt wird, da auch der vielleicht durch Langeweile oder sein Umfeld keinerlei Unrechtsbewusstsein kennt und der Mitgefühl oder Menschlichkeit wohl nie gelernt hat. Hier prangert der Autor schon im Jahre 1987 Szenarien unter gewaltbereiten Jugendlichen an, die heutzutage noch ausgeprägter sind und hauptsächlich Filmen und Videospielen zugeschrieben werden (was nicht bewiesen ist). Bei einem weiteren nächtlichen Überfall wird der Anführer trotz aller Vorsichtsmaßnahmen von der Polizei gescnappt und hinter Gitter gebracht, wo er sich kurz danach selbst aufhängt. Die Opfer des Überfalls - Becky und Monty - versuchen zwischenzeitlich ihr persönliches Drama, ausgelöst durch die brutale Vergewaltigung von Becky durch die Punks und der gleichzeitigen Abwesenheit ihres Gatten auf einem Kongress, in den Griff zu bekommen. Während Becky seitdem unter Albträumen und grausamen Visionen leidet und körperlichen Kontakt grundsätzlich vermeidet, hadert Monty mit seiner vermeintlichen Feigheit, die er schon seit seiner frühen Jugend mit sich herumschleppt. Um dies zu überwinden, entschließt man sich, in der abgeschiedenen Einsamkeit einer Hütte auf dem Land, die einem befreundeten Pärchen gehört, die Ereignisse zu verarbeiten und wieder zueinander zu finden. Doch die Jugendlichen wollen ihr Werk zu Ende bringen und ziehen während der Suche eine blutige Spur durch das Land. Eiskalt und skrupellos wird jeder getötet, der das Pech hat, ihren Weg zu kreuzen.


Ein ziemlich harter Horrorstoff mit übersinnlichem Einschlag. An der Spannungs- und Gewaltschraube wird kontinuierlich gedreht und so steigert sich das Ganze fast in einen Blutrausch. Hier wird geköpft, gefoltert, kastriert was das Zeug hält und in einer drastischen Sprache in kurzen, schnellen Kapiteln ohne überlange Dialogpassagen oder Beschreibungen der umgebenden Landschaft vom Autor dem Leser nahe gebracht. Ebenso wohltuend ist es, dass die psychologischen Aspekte nicht zu sehr in den Vordergrund gestellt werden, sodass kaum etwas den schnellen Fortgang der Geschichte behindert. Dazu kommen noch einige nicht ganz erwartete Winkelzüge. Daher ist das Buch zügig zu lesen und würde als Vergleich vielleicht einen Richard Laymon ohne dessen Sexeskapaden erreichen, sodass es auch früher zur Sache geht. Offen bleibt vielleicht die Frage, ob der schwarze Chevy nun übernatürliche Kräfte hat. Ich glaube, das ist Auslegungssache und kann auch nicht unbedingt nach der Lektüre des Buches sicher beantwortet werden. Zumindest ich halte mich da vornehm (oder vorsichtshalber) zurück.
Die sechs Kurzgeschichten sind feine, unheimliche Horrostorys, die entsprechend empfänglichen Lesern einen kalten Schauer über den Rücken jagen können. Düstere Häuser, verfallene Hütten, gruselige Figuren, nebeldurchwobene Wälder, viele interessante Ideen des Autors und über allen sein GOTT DER KLINGE. Und der spart nicht mit Blut. Ich war hochzufrieden und kann das Buch Horrorfans daher guten Gewissens empfehlen (und enttäusche dabei hoffentlich niemanden). 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Mr. Blonde am 10 September 2011, 15:57:03
Es stimmt mich ja schon fast ein wenig nachdenklich, dass Du, der mit solch Feuereifer dabei ist, keine Resonanz bekommt.  :icon_eek: Ich denke mal, hier lesen schon einige mit, auch wenn keiner was schreibt. Mach jedenfalls weiter so - ich habe mir schon das ein oder andere notiert!  :respekt:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 16:27:56
Mr. Blonde. Danke für das Lob. Die geringe Resonanz stört mich nicht großartig. Zudem sind ja hier viele, die sich auch den Shane.schofield.Blog anschauen (sodass es ihnen schon bekannt ist, was ich bisher hier angeboten habe) und dort verwurste ich das Zeug ja auch schon seit drei Jahren mit mehr oder weniger Resonanz und Shane deckt sich gerne auch mit einigen der Titel ein. Die Tage kommen aber auch Neuheiten (natürlich erst auf den Blog, sonst bekomm ich Prügel) wie Samhane, den ich schon beendet habe und nur noch eine lesbare Rezi formulieren muss und heute ist unter anderem der neue McBean "Die Bestien" eingetroffen. Fürs nächste halbe Jahr stehen auch noch etliche Sachen aus dem Horrorbereich wie Nate Southard, Edward Lee, Tim Curran sowie die üblichen Verdächtigen Keene, Laymon, King oder so ins Haus. Und neben dem Horror auch noch diverse Actioner. Reilly ist wieder am Arbeiten und auch die Jungs wie Patrick Lee oder Tom Wood lassen sich nicht lumpen. Und zur Resonanz nochmal: Wenn es gelesen und nicht gemeckert wird, kann ich doch auch schon zufrieden sein, obwohl ich für Vorschläge (auch für Bücher), Hinweise zu Verbesserungen oder Fehlerkorrekturen immer offen bin. Also mach ich erst einmal so weiter wie bisher bis man mich rausschmeißt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Mr. Blonde am 10 September 2011, 17:19:17
Da kommt ja dann einiges an "Arbeit" auf Dich zu.  :icon_smile: Leider kann ich als eher sporadischer Leser gar nicht großartig mitreden, aber vielleicht ändert sich das ja demnächst.

Ansonsten stimme ich Dir zu: keine Resonanz heißt auch kein Gemecker.  :icon_mrgreen:  :respekt:

Und da du auf Vorschläge aus bist:

Ich persönlich würde es cool finden, wenn Du jedes Mal die Seitenzahl angeben könntest - wäre hilfreich für so nen Faulpelz wie mich.  :icon_lol:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 19:08:44
Wunsch soweit möglich rückwirkend erfüllt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Mr. Blonde am 10 September 2011, 19:13:50
Zitat von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 19:08:44
Wunsch soweit möglich rückwirkend erfüllt.

Nice.  :respekt:

Wie verfährst Du mit ausgelesenen Exemplaren? Verschenken, verkaufen oder verbrennen?  :icon_mrgreen: Die Frage stelle ich, weil Du bei den ersten Rezensionen ja die Seitenanzahl nicht mehr hinschreiben konntest. (?)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 19:34:13
Also einige Sachen behalte ich, aber nicht viele.
Verkaufen ist mir einfach der Aufwand zu viel.
Also verschenken. Ein naher Kumpel nimmt jeden Laymon oder King und so was zwischendurch, Bekannte meiner Frau nehmen Thriller jeglicher Art und die meisten Horrorschinken wandern zu Shane.
Wenn dann noch was übrig ist, wird es im Nebengebäude gelagert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Snake Plissken am 10 September 2011, 21:08:01
Also, um mal ein bißchen Feedback zu geben: Ich habe deinen Rezensions-Thread überflogen, würde mir teilweise aber ausführlichere Inhaltsangaben wünschen und keine, die so klingen, als während sie aus einem Katalog übernommen.
Gekauft habe ich auf dein Anraten hin immerhin schonmal "Auferstehung" von Bryan Keene, war aber nicht ganz so begeistert davon.
"Amputiert" werde ich mir demnächst mal bestellen.

Snake
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 21:13:41
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453527976.03.MZZZZZZZ.jpg)

Safe Haven, Wisconsin. Eine kleine friedliche Stadt, fernab von allen Übeln der Zivilisation. Bis jetzt!!! Denn in der Näher von Safe Haven ist ein Militärhubschrauber abgestürzt. An Bord waren fünf der furchtbarsten Verbrecher, die die Welt je gesehen hat. Sie haben den Absturz überlebt - und sind auf dem Weg nach Safe Haven, Wisconsin.

Vorbei ist es mit dem Frieden von Safe Haven, als die Verbrecher sich langsam dem Ort nähern. Erste Morde geschehen und der Feuerwehrmann Josh, der noch unter den Nachwirkungen des Todes seiner Feundin Annie leidet, wird, nachdem er an der Absturzstelle war, in den Sog des Grauens hineingezogen. Ebenso wie sein Begleiter Bernie, der Sheriff Streng, die Coffeshopbedienung Fran mit ihrem Sohn und dann die gesamte Bevölkerung der Stadt. Mit einem Trick werden die Bewohner alle an einem Ort versammelt, ohne zu wissen, was ihnen blüht. Nur wenige sind noch abseits der Versammlung, werden aber mit den Verbrechern, die sich gertrennt haben, konfrontiert. So tuen sich zwei Fronten auf. Jene in der Stadt und eine außerhalb in den dunklen Wäldern von Wisconsin. Ein weiterer Hubschrauber, der die Entflohenen wieder einsammeln soll und einen Dr. Stubin an Bord hat, wird ebenfalls zerstört und nur der Dr. überlebt. Beim Versuch die Stadt zu verlassen, stoßen Josh, Fran und deren Sohn Duncan auf Dr. Stubin und auch auf eine Straßensperre, welche die Armee errichtet hat. Keiner darf das Gebiet verlassen. Wer dagegen verstößt, wird erschossen. Also müssen sie wieder zurück und sich dem grausamen Kampf stellen. Und der wird blutig, birgt noch die eine oder andere - wenn auch nur kleine - Wendung und legt an Härte zu.


Wer eine schmusige, kleine Nachtmär erwartet, ist hier völlig falsch. Kilborn kills. Mal abgesehen von einigen kleinen Ungereimtheiten und Logiklöchern sowie Klischeebedienungen ist das Werk ein knochenhartes Brett. Nicht ganz so temporeich wie vermutet, aber das ist absolut kein Manko. Von Beginn an geht es richtig zur Sache. Da wird gemetzelt, was das Zeug hält. Köpfe abgedreht, Haut abgezogen, Leute vergast und ähnliche Abscheulichkeiten. Ein Beispiel ist die Szene, wo einer der Verbrecher einen Stadtbewohner eliminiert, ihm ein Auge entfernt, es auf seinen Kumpan schleudert und trocken meint "Ich hab ein Auge auf Dich geworfen". In der Qualität kommen einige Sprüche aus der Abteilung menschenverachtend. Der Leser bleibt atemberaubend bei den Protagonisten und ihrer Flucht hängen, wagt es nicht, die Lektüre zu unterbrechen und ist fasziniert von Gänsehautperspektive, in die ihn der Autor schickt. Wer blutigen Horror gepaart mit Action und etwas wissenschaftlichem Unsinn mag, der ist hier absolut richtig. Horrorfreunde bekommen hier ihre volle Dröhnung. Der Handlungsstrang um Love-Interest und ein bisserl Herzschmerz gehört halt dazu, wirkt aber nicht sonderlich störend. Der eingangs beschriebene Klappentext sagt nicht wirklich etwas über das Buch aus, er ist eher eine banale Vorbereitung auf das, was wirlich folgt. Die positive Überraschung folgt dann bei der Lektüre des Buches selbst. Mehr von Jack Kilborn kann kommen. Der Name ist übrigens nur ein weiteres Pseudonym des Autors J. A. Konrath, was bei den Danksagungen denn auch noch für einen kleinen Schmunzler sorgen wird. 400 Seiten.

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 21:28:03
Zitat von: Snake Plissken am 10 September 2011, 21:08:01
Also, um mal ein bißchen Feedback zu geben: Ich habe deinen Rezensions-Thread überflogen, würde mir teilweise aber ausführlichere Inhaltsangaben wünschen und keine, die so klingen, als während sie aus einem Katalog übernommen.
Gekauft habe ich auf dein Anraten hin immerhin schonmal "Auferstehung" von Bryan Keene, war aber nicht ganz so begeistert davon.
"Amputiert" werde ich mir demnächst mal bestellen.

Snake



Hi,was die Inhaltsangaben angeht, sind sie im Prinzip "aus dem Katalog"! Der erste Abschnitt wird immer vom Klappentext entnommen. Absatz zwei enthält dann noch etwas mehr zum Buch und im dritten Teil äußere ich meine subjektive, unmaßgebliche und private Amateurmeinung. Bei Kurzkritiken lasse ich den Mittelabschnitt weg. Zudem versuche ich zu vermeiden, durch Spoiler zu vioel zu verraten. Sollte ich nach der Lektüre eines Werkes feststellen, dass der Klappentext fast schon alles verrät, ändere ich den Klappentext entsprechend ab, den ich poste. 

Was nun "Auferstehung" angeht, sind Geschmäcker ja verschieden und ich versuche auch niemandem meine Sichtweise aufzuzwingen. Das Buch wird übrigens mit "Stadt der Toten" bald in die zweite und endgültige Runde gehen.

Insgesamt sollte auch niemand von mir gehaltvolle und anspruchsvolle Lektüre (und schon gar keine Weltliteratur) erwarten. Wenn ich endlich mit meinem Tagwerk fertig bin, will ich wie bei Filmen auch nur reine Unterhaltung, die meinen Vorstellungen entspricht. Sollte sich da mal intelligenterer Lesestoff, der den Geist fordern will, einschleichen, war das unbeabsichtigt.

Was hat Dich an dem Keene denn gestört? Und wie sieht denn Dein Anspruch an ein Buch aus dem Horrorbereich aus? Oder gibt es bestimmte Autoren? Würdest Du auch Actionbücher lesen, die an einen B-Actioner aus der guten alten Cannon-Schmiede erinnern? Also temporeiches Dauergeballer mit minimalem Plot. Aus der Richtung kommt sicher auch noch was, besonders Matthew Reilly.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 21:35:56
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453526651.03.MZZZZZZZ.jpg)

Tony Monchinski. Ganz Nordamerika ist von Zombies besetzt. Die wenigen Überlebenden Menschen haben sich in die hermetisch abgeriegelte Enklave eden zurückgezogen und versuchen dort ein normales Leben zu führen. Doch dann wird Harris, einer der Bewohner Edens, im Schlaf von einem Zombie angegriffen und gebissen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich ebenfalls in einen Untoten verwandeln und die Bewohner ins Verderben reißen wird. Doch wie ist es dem Zombie gelungen in die Enklave einzudringen? Offenbar gibt es einen Verräter in den eigenen Reihen. Harris setzt alles daran, den Übeltäter zu finden, doch die Zeit arbeitet gegen ihn.

(Pseudoreales?) Vorwort. Einstieg. Brett!! Sofort geht es ans Eingemachte. Da werden Zombieschädel gespalten, in Fetzen geschossen, von den Körpern getrennt. Eingeweide fliegen durch die Gegend, Körperteile im Verwesungszustand bedecken den Boden, wobei Monchinski im Gegensatz zu den meisten anderen Autoren hier auch auf den Gestank der Viecher hinweist. Eden ist wie ein altes Western-Fort im Indianergebiet. Befestigt, von blutgierigen Feinden umzingelt. Und ein Seitentor stand offen, was den Angriff auf Harris erst möglich machte. Mit Flammenwerfern, Macheten, Motorsägen, Pistolen und Schnellfeuergewehren werden die lebenden Leichname, die eingedrungen sind, vernichtet und das Tor wieder geschlossen. In New York, der großspurig selbsternannten Hauptstadt der Welt, beginnt das grausame Dilemma wie mit den Russkies in "Die rote Flut", nur dass es hier eben die tote Flut ist und die Angreifer nicht mit Fallschirmen abgesprungen sind. Ohne Vorwarnung tauchen sie auf und verwüsten binnen kurzer Zeit die Innenstadt und breiten sich weiter aus. Selbst die Armee mit Panzern, Bombern und Giftgas kann sie nicht aufhalten, die einzigen Opfer bei den Abwehrmaßnahmen sind die noch nicht Infizierten. Danach bleiben nur noch einzelne, zu Befestigungsanlagen ausgebaute Widerstandnester der Menschen, in die sie sich zurückzogen, um zu überleben und den Ausgang oder das Ende der toten Invasion abzuwarten, einfach auszusitzen, in der Hoffnung, dass es bald ein Ende hat. Eden ist so eines und erinnert im Aufbau an die Enklave aus "The Ultimate Warrior" mit Yul Brynner. Und auch hier gibt es innerhalb der Festungsmauern Reibereien unter den Überlebenden, Despoten, die die Macht wollen und bedenkenlose Verräter, die um ihrer Rache willen, alle zu opfern bereit sind, was beinahe zur Katastrophe für die Bewohner von Eden führt, wie es schon bei der Nachbarenklave Jericho passiert ist. In einem steten Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit wird die Geschichte der Untoten und der Errichtung von Eden durch Monchinski geschildert. Wie ungläubig die Menschen den ersten Angriffen gegenüberstanden, die Regierung alles unter dem Tisch halten wollte und auf Zeit gespielt hat, ohne die wahre Bedrohung zu akzeptieren, wie in Pressekonferenzen standhaft eine ernste Gefahr mit Lügen heruntergespielt wurde. Ebenso wie sich die wenigen übrig gebliebenen Menschen mit ihrer Situation arrangiert und begriffen haben, dass sie eine der letzten Bastionen der Menschheit gegen die Untoten sind.

In Monchinskis "Eden" existieren die Fitness-Zombies (hier Sprinter genannt) aus dem "Dawn of the dead"-Remake in enger Gemeinschaft mit den Gehhilfen-Untoten (hier Schlurfer genannt) aus Romero-Zeiten, die sich nur langsam un unbeholfen vorwärts bewegen können, gemeinsam ist ihnen aber die Gier nach Menschenfleisch (im Gegensatz zu Brian Keene werden hier die Tiere nicht vom Virus befallen dienen aber als Ersatzhäppchen, wenn gerade keine Menschen fressbar in der Nähe sind). Der Autor liefert keine Erklärung für das Phänomen der lebenden Toten, TV-Diskussionen mit Spezialisten und sogenannten Experten (erinnernd an den Film "Zombie" - in Deutschland so betitlet - von George A. Romero) führen wie erwartet und auch im wahren Leben zu nichts (man denke nur an die ganzen Diskussionen nach einem vermeintlichen Amoklauf von Jugendlichen über das Thema gewaltverherrlichende Spiele und Filme, die im Endeffekt doch nur gehaltloses Gewäsch sind), er lässt die Schicksale einiger Charaktere (von denen aber auch viele aufgrund der Thematik ziemlich leblos wirken) offen und bietet zum Ende auch keine Lösung an. Er haut dem Leser "nur" einen echten Zombie-Splatter-Roman um die Ohren - auf die Augen -, wie es ihn lange nicht gab. Endzeit ist Essenszeit. Die ultimative Zombieapokalypse. Eine zerstörte Welt ohne Hoffnung. Sehr gefällig neben der ganzen Action, die sich aber auch von Beginn bis Ende durchzieht, ohne Atem zu holen, sind die vielen Filmzitate nicht nur aus dem Horrorbereich. Angenehmer, aber nicht allzu anspruchsvoller Schreibstil, Tempo, einige Spannung und etliche Härten machen das Buch zu einem Page-Turner, der selbstverständlich jeden sich ernst nehmenden Literaturkritiker auf die Palme bringen würde. Wundert mich eh, dass hier noch nicht nach Zensur oder neudeutsch Marktanpassung geplärrt wurde. Äußerst brutal und nicht wirklich höheren Weihen in Literatenkreisen genügend, aber für den geneigten Konsumenten wirklich packend und erfreulich, wird der Leser angesprochen, der sich aber durch die scheinbar willkürlichen Zeitsprünge durchaus konzentrieren muss, um nicht den Überblick über die Handlung zu verlieren. Obwohl also eine wirkliche chronologische Reihung fehlt, die sogenannte Zivilisation am Ende den Bach runtergeht, wurde die Geschichte um Eden eine äußerst unterhaltsame Lektüre für erwachsene Leser. Dass im Nachwort aus Tom Savini plötzlich im Druck Tom Savin wurde ist mal wieder ein Beweis, dass echte Wertarbeit für die Verlage nicht mehr aktuell ist. Wird schon keiner merken, dass wir nicht mehr auf Sprache achten. Korrekturlesen ist was Anderes. Lektor, was ist das? Hauptsache verkauft. Davon abgesehen ist das Buch für den Horror- und Zombiefan fast schon Pflichtlektüre. 480 Seiten.

Eine Fortsetzung ist übrigens in Arbeit.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 September 2011, 15:32:45
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TMQbGTFgIwI/AAAAAAAAAaA/fSz1g00Ywlo/s320/m%C3%B6nch.jpg)

Jeff Somers. Avery Cates ist ein sehr schlechter Mensch. Manche würden ihn als Kriminellen bezeichnen. Er ist sogar bereit zu töten, solange die Bezahlung stimmt. Doch momentan hat Avery Cates Angst. Er muss den elkektronischen Mönchen entkommen: Cyborgs mit menschlichen Gehirnen, verbesserten Roboterkörpern und einem beachtlichen Waffenarsenal. Ihre Mission: alles und jeden zur Cyber-Kirche zu konvertieren. Die Sache hat nur einen Haken - Konvertierung bedeutet den sicheren Tod.

Die Welt hat sich verändert. Es gibt keine Nationalstaaten mehr sondern einen konföderierten Staatenbund unter Führung des Einheitsrates. Für die Sicherheit sorgt der System-Sicherheits-Dienst (SSD) - lässt man das "D" weg, kann man erahnen, wie er funktioniert - sowie eine untergeordnete, korrupte Polizeitruppe. Menschen können sich mit Genoperationen Muskeln usw. verpassen lassen, was aber nicht ohne Nebeneffekte bleibt und die Mönche der Kirche sind Cyborgs. Hier lebt in den zerstörten Teilen New Yorks der kriminelle, einem Drink nie abgeneigte Auftragsnehmer und Revolvermann Avery Cates, der sich auch für den einen oder anderen Mord nicht zu schade ist. Doch zum Leidwesen seiner Kundschaft entscheidet er selbst, wen er umzubringen gedenkt und wen nicht. Irgendein kruder Rest von Gewissen und Ehre schwirrt ihm im Geist herum und er kann davon nicht ab, selbst wenn es ihm Ärger einbringt. Klar, dass er damit in Schwierigkeiten gerät und schon bald von der Weltpolizei (ein Schelm, wer da an einen bestimmten Staat denkt, der sich zu solchen Aktionen berechtigt fühlt) des SSD gesucht wird. Doch damit nicht genug, er bekommt es auch noch mit den elektronischen Mönchen zu tun, die ihn zur Cyber-Kirche konvertieren wollen, wobei er auch noch das Pech hat, mitansehen zu müssen, wie einer dieser Mönche einen der eigentlich unantastbaren SSD-Bullen tötet. Natürlich wird ihm diese Aktion auch noch in die Schuhe geschoben und er wird von allen gejagt. Doch Überraschung: der Big Boss des SSD heuert ihn mit einem fantastischen finanziellen Angebot an, die Cyber-Kirche aufzuhalten, die korrupten SSD-Schergen zu eliminieren und so aus allem heraus zu kommen. Da nur der Boss und Cates informiert sind, bleibt es bei der Hetzjagd auf Avery, der zwischen allen Fronten steht.

Zur Abwechslung mal ein anderes Genre - SciFi. Auf Jeff Somers bin ich beim Stöbern in meinem Stammbuchladen gestoßen und habe beim Blättern in dessen Danksagungen angesichts seines Buches "Die digitale Seuche" aufgrund des Textes "Als mich die Regierung bat, dieses Buch zu schreiben........" und der weiteren Sätze mit einem debilen Grinsen (nein, das ist bei mir nicht Dauerzustand) im Laden gestanden und mich dann sofort zum Kauf entschieden. Zu Hause eingetroffen, musste ich feststellen, dass zuvor noch die Lektüre von "Der eletronische Mönch" angebracht wäre. Also geordert, erhalten und sofort in Arbeit genommen. Ergebnis: ganz, ganz klasse Unterhaltung. Trotz einer wirklich düsteren Zukunftsvision mit Noir-Elementen packt der Autor noch genügend Humor mit hinein, dass es den Leser stellenweise wirklich zum Schmunzeln animiert. Auch wenn er an einen Richard Morgan und dessen rhetorische Fähigkeiten noch nicht heranreicht, ist Jeff Somers immerhin recht vielversprechend gestartet. Mal sehen, was die Folgebücher "Die digitale Seuche" und "Das ewige Grab" zu bieten haben. Eines ist sicher. Die Lektüre des Buches macht Spaß, ist flüssig zu lesen und spannend mit der einen oder anderen Actionszene aufgewertet und sein selbsterzählender Protagonist lässt es an flapsigen Bemerkungen und Gedanken an die Welt an sich nicht mangeln, ohne daraus ein existenzielles Drama zu machen. Schlicht kurzweilig, temporeich, frisch und flott zulesendes Debüt von Jeff Somers, das wirklich Lust auf mehr macht. 464 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 September 2011, 15:36:29
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3785760361.03.MZZZZZZZ.jpg)

Richard Doetsch. Nicholas Quinn sitzt im Verhörraum der Polizei. Seine Frau wurde ermordet, und man hält ihn für den Täter. Doch er ist unschuldig. Ihr Tod ist mit dem Schicksal von 212 Menschen verbunden, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind, denn eigentlich sollte Nicholas' Frau an Bord der Maschine sein. Doch aus irgendeinem Grund hat sie das Flugzeug in letzter Minute verlassen. Dieser Grund ist für den Absturz verantwortlich. Und für ihren Tod. Ein Fremder betritt das Verhörzimmer. "Ihre Frau lebt noch", sagt er. "Sie können sie retten und die 212 Passagiere des Flugzeugs." Er überreicht Nicholas eine goldene Uhr, auf der die Zeit rückwärts zu laufen scheint. "Sie haben 13 Stunden."

Der Countdown läuft. Da wird Nick aus heiterem Himmel verhaftet, weil er seine Frau ermordet haben soll, als ihm beim Verhör, das extra wegen seines Besuchers unterbrochen wurde, ein Fremder - vermeintlich sein Anwalt - ein Schreiben und eine Uhr überreicht, deren Zeit rückwärts läuft. Als Erklärung bekommt er nur, dass er 13 Stunden Zeit habe, die Sache aufzuklären und seine Gattin zu retten. Ungläubig nimmt er die Gegenstände entgegen und zur vollen Stunde ist er schwuppdiwupp aus dem Verhörzimmer verschwunden und zwei Stunden in der Zeit zurückgereist. Und so soll es denn auch weitergehen - eine Stunde vor, dann wieder zwei zurück. Die Erkenntnisse, die er bei diesen Zeitsprüngen erhält, erschließen sich nur ihm und Gesprächspartner erinnern sich nicht mehr an die Geschehnisse, wenn er später (oder denn auch früher, aus ihrer Sicht) wieder bei ihnen auftaucht. Bleibt die große Frage: Wie kann er sich den Leuten denn erklären, glaubhaft seine Geschichte und Informationen darlegen? Kann er das Verhängnis aufhalten? Auf jeden Fall ist er auf sich allein gestellt, um die Puzzleteile zusammenzusetzen, die er bei seinen Rücksprüngen aufsammelt. Erschwert wird das Ganze natürlich durch die lange Zeit unbekannten Täter, die vor Gewaltanwendung und Schußwaffengebrauch nicht zurückschrecken, wie sie mit dem skrupellosen und kaltblütigen Mord an seiner Frau ja schon hinlänglich bewiesen haben. Der Gefahr trotzend und ohne Rücksicht auf die eigene Unversehrtheit versucht er unbeirrbar, das anscheinend Unvermeidliche doch noch zu verhindern.

Zur Abwechslung mal eine Geschichte, die rückwärts erzählt wird. Filmfreunde werden sich dabei sicher an den glänzenden "Memento" erinnern. Die Erzählweise ist eine erfrischende Neuerung in dem Einheitsbrei (der durchaus auch seine Highlights hat), den man von den Verlagen im Thrillerbereich sonst meist vorgesetzt bekommt und macht einiges an Reiz bei dem Buch aus. Von Beginn an ist man gespannt, wie sich der Protagonist mit der Situation, die ja nun wirklich recht ungewöhnlich ist, zurecht findet und den Tod seiner geliebten Gattin nun aufzuklären gedenkt bzw. sie vor ihrem Schicksal bewahren will. Der einzige Nachteil ist hier auch die Charakterzeichnung der Hauptfigur. Alles ein bisserl zu gut, ein solcher Engel und Gutmensch ist leicht unglaubwürdig, doch das macht dem Gesamtwerk wenig aus. Man kann sich nicht so schnell von der Lektüre lösen, will unbedingt an den nächsten Schritten teilhaben, wissen, wie er die nächste Stunde angeht, Hinweise und Erklärungen erhalten. Diese Ungewissheit ist ein großer Teil des Spannungsbogens, den der Autor hier gezogen hat. Er setzt zwar nicht auf vordergründige Action, aber er lässt sie auch nicht außen vor. Da geht es schon zur Sache, nur halt nicht so fetzig wie bei einem Reilly oder Rollins. Ein paar Logiklöcher sind wohl vorhanden, aber bei Zeitreisegeschichten wohl unvermeidlich und damit kann man sich getrost abfinden. Ansonsten ist das Ding wirklich schnörkellos und spannend, in einem leicht und locker lesbaren Stil, der nicht lesehemmend wirkt. Hat mir wirklich gefallen. 416 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 September 2011, 19:06:26
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S7Q8buOv47I/AAAAAAAAAVQ/U4EUOQRkB9w/s320/Hardcover_Grabraeuber_neu.jpg)

Jeff Strand. Andrew Mayhem ist ständig knapp bei Kasse. Da erscheinen 20.000 Dollar für ein paar Stunden Arbeit wie ein Geschenk des Himmels - auch wenn er dafür einen Sarg ausgraben muss! Statt abzukassieren gerät Andrew jedoch ins Fadenkreuz eines wahnsinnigen Killers. Um sich und andere zu retten, muss er auf eigene Faust ermitteln.

Nun haben wir als Leser die Ehre, Andrew Mayhem, einen Lebenskünstler, kennen zu lernen, der sich durch diverse Jobs hangelt, um endlich einen zu finden, der ihn auch wirklich interessiert und mit dem er genug Geld machen kann, um seine Frau und die beiden Kinder ohne größeren Aufwand zu ernähren. Da meint er schon mal ohne Lizenz als Privatdetektiv ermitteln zu können und nimmt auch ungewöhnlichere Aufträge an. Den Sarg ausbuddeln ist einfach, den Eingesargten noch lebend vorzufinden, ist überraschend, dass der dann an einer Herzattacke stirbt, schlichtweg miserabel. Und damit nimmt das Unheil erst seinen Anfang. Da wird schon mal mit Pfeilen aus dem Hinterhalt auf ihn geschossen und er und sein Kumpel Roger werden niedergeschlagen, betäubt, gefangen genommen und wieder frei gelassen, um eine Aufgabe zu erfüllen. So langsam wird die Sache wirklich ernst und er kommt in ein Milieu, das an "8mm" mit Nicolas Cage erinnert. Ab da wird denn auch schon etwas deftigere Kost geboten, aber nichts für Freunde des blutigen Horrors. Die Aufgaben sind durchaus makaber und gehen nicht ohne Verluste an Menschenleben ab. Der Einstieg in die Geschichte ist wirklich humorvoll und hat mich - selten bei einem Buch - oftmals zum Lachen animiert ("Wie wär's, wenn wir uns um 6 Uhr früh treffen?" "Äh, ich hab schon Gerüchte gehört, dass es morgens eine solche Uhrzeit gibt, aber bislang sind sie unbestätigt, soweit es mich betrifft."). Das Ganze wird recht schnodderig formuliert, ist wirklich in einem gut lesbaren Stil verfasst und lässt den anscheinend absolut schusseligen Helden von einem Fettnäpfchen ins nächste treten. Mit der armen Sau kann man schon Mitleid haben, zumal er zu Hause wohl auch eher unter dem Scheffel von Frau und Kindern steht, wobei die Frau die Familie mit ihrem regelmäßigen Gehalt als Krankenschwester am Leben erhält, während Andrew ("Nenn mich nicht Andy") weiterhin mehrere Berufsmöglichkeiten ausprobiert oder von der Tante der Kiddies als Schmarotzer bezeichnet wird. Im Laufe der Geschichte tritt der feine Humor in den Hintergrund und die Spannung nimmt ordentlich zu. Trotz aller detektivischer Mängel macht er sich unverzagt und mit unerwartetem Geschick an die Lösung des Falles und gerät in einen Strudel aus Gewalt, wie er ihn sich niemals im Leben vorgestellt hat.

Sehr kurzweilige, gelungene Lektüre. Nach einigen Flops bekannter Autoren, die ich in letzter Zeit so in Angriff genommen habe, ein echter Lichtblick. Fun und Thrill. Bei lediglich 250 Seiten Umfang mit etwa 18 Euro (gebundene Fassung) etwas teuer, aber das war es durchaus wert. Ein weiteres Abenteuer des gebeutelten Andrew folgt demnächst hier mit "Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte". Aus steht noch ein dritter Teil, der wohl erst 2011 erscheinen wird - "Sarg zu verkaufen (nur einmal benutzt)". 254 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 September 2011, 19:10:26
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S7Ym_Nk9ASI/AAAAAAAAAVY/pX-IpJ0ELa8/s320/psychKl.jpg)

Jeff Strand. Andrew Mayhem ist zurück - pleite, planlos und mit dem Hang, in skurril-makabre Abenteuer zu geraten. Diesmal muss er sich als Serienmörder ausgeben, um eine Gruppe von Psychopathen zu infiltrieren, die sich in einem Landhaus in Alaska zu blutigen Spielen versammeln. Kann er die Opfer rechtzeitig befreien oder muss er an ihrem Tod mitwirken, um sein eigenes Leben zu retten?

Da ist er wieder, der liebenswerte Schusselkopp Andrew (nicht Andy) Mayhem. Das Graberlebnis ist mittlerweile anderthalb Jahre her und einigermaßen verdaut, während Andrew in der Zwischenzeit versucht hat, sich mal wieder an ehrenwerten Jobs auszuprobieren. Doch seine Ausflüge in die Bereiche des Salonsängers und in die Zeitarbeit endeten jeweils mit einem Fiasko, sodass ihn der für ihn normale Alltag wieder eingeholt hat und er sich von den Attacken seiner Frau, doch mal wieder am Erwerbsleben zum Unterhalt der Familie teilzuhaben, vor dem Fernseher erholt. Obwohl er schon zu Beginn nur knapp zwei Typen entkommt, die ihn zu Hackfleisch verarbeiten wollten, lässt er sich auf einen vermeintlich einfachen Leibwächterjob ein, der damit endet, dass fünf Menschen am Ende doch recht kopflos agieren. Nix gelernt, lässt er sich vom Parkplatzautovögeln weg zu einem Lockvogel für kriminelle Entführer engagieren. Und da geht es denn durchaus hart und rau zur Sache. Tief im fernen Alaska haben die Typen ein feudales Hüttchen, in dem sie entführte Zeitgenossen möglichst kreativ um die Ecke bringen. Nur so zum Zeitvertreib. Und Andrew halten sie für einen aus ihrem Stall. Hält natürlich nicht lange, die Deckung. Doch bei Andrew hat das auch niemand wirklich erwartet. Und schon muss er sich in einer wahren und gewalttätigen Hatz nicht nur der aufgestellten Fallen erwehren, sondern auch den blutrünstigen Psychopathen.

Zu Beginn ist der durch Band 1 bekannte flapsige und schnoddrige Grundton wieder ein Grund, den Leser zum Schmunzeln zu bringen, doch diesmal ist es damit schnell vorbei. Das Buch erhält eine Wendung, die ruckzuck in die härteren Gefilde eines Actionthrillers mündet. Da wird gefightet, gelitten, gestorben. Massenweise Blut. Kreative Kills, abartige Typen, perverse Foltermethoden - alles drin. Trotz so mancher Übertreibung ist jetzt Schluss mit lustig. Nun heißt es alle gegen einen. Die Romane von Jeff Strand sind anders als die seiner Autorenkollegen. Locker, witzig, abstrus, kurzweilig, spannend, blutig. Wieder eine feine Sache. Warte nun gespannt auf Band 3, bei dem es wohl aber trotz Ankündigung noch einige Zeit dauern wird, bis er zu erhalten ist. Leider. 272 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Snake Plissken am 14 September 2011, 22:20:22
Zitat von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 21:28:03
Zitat von: Snake Plissken am 10 September 2011, 21:08:01
Also, um mal ein bißchen Feedback zu geben: Ich habe deinen Rezensions-Thread überflogen, würde mir teilweise aber ausführlichere Inhaltsangaben wünschen und keine, die so klingen, als während sie aus einem Katalog übernommen.
Gekauft habe ich auf dein Anraten hin immerhin schonmal "Auferstehung" von Bryan Keene, war aber nicht ganz so begeistert davon.
"Amputiert" werde ich mir demnächst mal bestellen.

Snake



Hi,was die Inhaltsangaben angeht, sind sie im Prinzip "aus dem Katalog"! Der erste Abschnitt wird immer vom Klappentext entnommen. Absatz zwei enthält dann noch etwas mehr zum Buch und im dritten Teil äußere ich meine subjektive, unmaßgebliche und private Amateurmeinung. Bei Kurzkritiken lasse ich den Mittelabschnitt weg. Zudem versuche ich zu vermeiden, durch Spoiler zu vioel zu verraten. Sollte ich nach der Lektüre eines Werkes feststellen, dass der Klappentext fast schon alles verrät, ändere ich den Klappentext entsprechend ab, den ich poste.  

Was nun "Auferstehung" angeht, sind Geschmäcker ja verschieden und ich versuche auch niemandem meine Sichtweise aufzuzwingen. Das Buch wird übrigens mit "Stadt der Toten" bald in die zweite und endgültige Runde gehen.

Insgesamt sollte auch niemand von mir gehaltvolle und anspruchsvolle Lektüre (und schon gar keine Weltliteratur) erwarten. Wenn ich endlich mit meinem Tagwerk fertig bin, will ich wie bei Filmen auch nur reine Unterhaltung, die meinen Vorstellungen entspricht. Sollte sich da mal intelligenterer Lesestoff, der den Geist fordern will, einschleichen, war das unbeabsichtigt.

Was hat Dich an dem Keene denn gestört? Und wie sieht denn Dein Anspruch an ein Buch aus dem Horrorbereich aus? Oder gibt es bestimmte Autoren? Würdest Du auch Actionbücher lesen, die an einen B-Actioner aus der guten alten Cannon-Schmiede erinnern? Also temporeiches Dauergeballer mit minimalem Plot. Aus der Richtung kommt sicher auch noch was, besonders Matthew Reilly.

Okay, inhaltsmäßig hoffe ich wohl meistens auf mehr Spoiler, aber das würde auch wiederum die Spannung nehmen.
Gehaltvolle Lektüre erwarte ich gar nicht, keine Sorg. Gutgeschriebene Unterhaltung reicht mir völlig aus.

ActionBÜCHER... hmm, ich weiß nicht recht. Sowas kommt auf dem Bildschirm meist besser rüber. Eindimensionale Charaktere mit dünner Story verkrafte ich visuell besser, als das ich darüber lesen will.

Was mich an Keene gestört hat, ist ein Kapitel für sich, aber für einen zweiten Teil wäre ich trotzdem zu haben.

Snake
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 September 2011, 11:31:02
Bei Actionbüchern würde ich dir, falls Du die Kohle opfern willst, da 7 Euronen für einen Quick-Reader von 100 Seiten recht viel sind, den auf Seite 1 schon erwähnten "Hell Island" von Matthew Reilly empfehlen. Vielleicht kommt dir dann ja Action in Büchern nicht mehr fad vor, aber da wären wir wieder bei der Geschmackssache. Ich lass mir kleinen Reilly entgehen und nehme auch Autoren wie Andy McDermott oder Jeremy Robinson mit, die in die gleiche Kerbe hauen. Ein Jack DuBrul, der eigentlich nur als Co-Autor des Herren Cussler bekannt ist, hat auch mehrere Soloromane veröffentlicht, von denen bisher nur  einer den Weg zu uns gefunden hat, der mich aber anhand der Action begeistern konnte. Oder Jonathan Maberry, der Action und Horror verquickt hat. Zombieleichen pflastern seinen Weg. Die Rezi folgt als nächste.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 September 2011, 11:36:07
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S73Xp-r-O0I/AAAAAAAAAVg/xoVTR_uNwO0/s320/maberry.jpg)

Jonathan Maberry. Als Detective Joe Ledger bei einer Großrazzia den Terroristen Javad Mustafa erschießt, scheint der Auftrag erledigt: Die Terrorzelle ist ausgehoben und der Anführer tot. Vier Tage später erhält Ledger jedoch unangekündigten Besuch. Drei Spezialagenten bringen ihn in einen geheimen Kommandobunker, wo ihm ein Verdächtiger vorgeführt wird, den Ledger unschädlich machen soll - Javad Mustafa. Die Terroristen haben in einem Geheimlabor offenbar ein Virus entwickelt, mit dem sie Menschen in Zombies, hirnlose, fleischfressende Killermaschinen, verwandeln können. Die Einzigen, die diese unheimliche Armee des Grauens noch aufhalten können, sind die Geheimagenten vom Department of Military Sciences - und sie wollen Joe Ledger als neuen Leiter für ihr Einsatzteam. Als er zusagt, weiß er noch nicht, was auf ihn zukommt.

Nach einem erfolgreichen Antiterroreinsatz, bei dem sämtliche Gegner getötet werden, nimmt sich Joe Ledger eine Auszeit zwecks Entspannung am Strand, da die bei tödlichen Schüssen obligatorische Anhörung ansteht und er dementsprechend vom Dienst befreit ist, bis sie vorüber ist. Nicht wenig überrascht ist er, als ihn drei Anzugtypen abholen und zu einer völlig unbekannten Institution bringen, die ihn mit einem von ihm erschossenen Terroristen konfrontiert. Problem: der Typ sieht zwar scheiße aus, lebt aber noch. Der Test: die unansehnliche Figur mit Handschellen fixieren. Als der dann versucht, ihn zu beißen, erledigt Ledger ihn mit Genickbruch. Diesmal endgültig. Der Leiter der Behörde - DMS genannt - versucht, ihn zur Mitarbeit bei einer neuen Einheit zu überzeugen. Nach seiner Weigerung wird ihm das amerikansiche Demokratie- und Rechtsverständnis deutlich nahe gebracht. Überwachung und Nötigung bringen ihn dann dazu, der Truppe beizutreten. Dazu erhält er die schockierenden Informationen über den Einsatz einer neuen Seuche, die vermeintliche Terroristen entwickelt haben und auch skrupellos testen und einsetzen. Seinen Test zur Eignung als neuer Teamführer besteht er mit Bravour und auf geht es zur Jagd auf die Feinde Amerikas. Ganz schlimm wird es, als auch Kinder in die Vorgänge der Wiedegänger (die Bezeichnung für die Zombies) mit einbezogen werden. Doch aufhalten darf das die Krieger nicht, wenn sie die Hintermänner entlarven und deren Beweggründe aufdecken wollen.

Brutale Shoot-outs in dunklen Lagerhäusergängen sind die Folge der Ermittlungen und erinnern doch stark an Filme wie 28 Days later, Dawn of the dead oder einfach an Videospielabläufe. Je weiter die Kämpfe fortschreiten und je näher man seinem vermeintlichen Zeil kommt, desto rasanter und härter werden die Einsätze, sodass die Teams bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit gehen müssen. Den Buchverweigerern oder Gelegenheitslesern sei es gesagt - manchmal findet man doch eine Perle in der Masse der Veröffentlichungen. Nicht unbedingt im literarisch wertvollen Bereich, dafür aber unterhaltend besonders wertvoll. Dies ist so ein Werk. Abgesehen von dem leider mittlerweile üblichen Trauma, mit dem der Held ausgestattet wird und dem Umstand, dass die ihn überprüfende Tussi schon bei Ansicht der Überwachungsbilder einen feuchten Schritt bekommt (da war Andrew Mayhem doch eine klischeefreie Wohltat, die Jeff Strand da kreiiert hat), werden die Protagonisten sowie die Antagonisten ausführlich skizziert und vorgestellt. Maberry schreibt in einem gut lesbaren und flüssigen Stil, enthält sich aber jedem Anflug von Humor. Dafür steigert sich der Actionanteil von Seite zu Seite. Und es geht echt rigoros zur Sache. Da wird nicht taktiert oder auf Gefangene zwecks intensiver Befragung geschielt. Wer infiziert ist, muss weg. Da heißt es nur: Killt die toten Schweine. Voll mit packenden Kampfszenen ist das Buch also. Es bietet perfekt choreographierte Actionunterhaltung. Die Horror- und Actionfraktion sollte Jonathan Maberry unbedingt im Auge behalten. Sollte eigentlich schon im letzten September mit einem zweiten Teil fortgesetzt werden und auch Titel und Cover waren schon publiziert, bis sich der Verlag (zu meiner und einiger anderer großer Enttäuschung entschloss, ärgerlicher Weise aufgrund geringer Umsatzzahlen auf weitere Veröffentlichungen des Herrn Maberry zu verzichten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 September 2011, 15:21:39
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453266390.03.MZZZZZZZ.jpg)

Guillermo del Toro / Chuck Hogan. Für Ephraim Goodweather, den Chef der New yoker Seuchenschutzbehörde, ist es keine Nacht wie jede andere. In dieser Nacht kommt auf dem John-F.-Kenndey-Flughafen eine gerade gelandete Maschine abrupt zum Stehen, der Funkverkehr bricht ab, alle Lichter erlöschen. Goodweather trommelt sein Team zusammen, und gemeinsam betreten sie das Flugzeug. Ihnen bietet sich ein gespenstisches Bild. Die Passagiere sitzen aufrecht in ihren Sesseln und bewegen sich nicht: Als hätte sie eine gewaltige Kraft in Sekundenschnelle getötet. Nur: Wie ist so etwas möglich? Sind die Passagiere wirklich tot? Nein, es ist keine Nacht wie jede andere. In dieser Nacht beginnt der Kampf gegen das Böse, das gekommen ist, um New York zu erobern. Und nicht nur New York, sondern die ganze Welt.

Es beginnt mit einer gruseligen Gute-Nacht-Geschichte, die Oma ihrem Enkel während des WKII in Polen erzählt und dem geneigten Leser schon die ersten Anzeichen bietet, was da nun auf ihn zukommen wird und welche Monster demnächst aus dem Flugzeug entfleuchen werden. Zeitsprung. Neuer Abschnitt - Gegenwart. Die Maschine aus Europa landet pünktlich und problemlos auf JFK, doch dann gehen sämtliche Lichter aus und nichts regt sich mehr. Die Tower-Besatzung gerät langsam in Aufregung. Fragen über Fragen. Was ist passiert und was ist zu tun? Man holt den Experten Ephraim Goodweather von einem Papa-Sohn-Wochenende weg, das er sich im Scheidungskrieg mit seiner Gattin erkämpft hat, während Feuerwehr und SWAT-Teams das Flugzeug einkreisen und erste Annäherungsversuche wagen. Was werden sie vorfinden, wenn sie sich endlich Zutritt verschaffen können? Nachdem die Katze aus dem Sack, die Bedrohung identifiziert ist, wird versucht das Phänomen wissenschaftlich zu erklären, statt es direkt zu bekämpfen (frag nach bei Romero), während die Gegner das Flugzeug zügig hinter sich lassen, um die Stadt zu überfluten, wobei sie sich auf alles stürzen, das sich bewegt, aber nicht schnell genug ist, ihnen zu entkommen. Zwischen den blutigen Attacken und der Jagd auf die Veranstalter des Gemetzels werden die Hauptcharaktere vorgestellt, die künftig im Lauf der Story (auf zwei weitere Teile ausgelegt) tragende Rollen spielen werden, um zu verhindern, dass nicht nur New York ein Hort der Bösen wird, sondern die gesamte Zivilisation (letzteres hieße, dass mein Heimatort eh verschont bleibt).

Guillermo del Toro ist nicht nur ein bekannter Regisseur (Blade 2, Hellboy), sondern auch Drehbuchautor, was man diesem Roman deutlich anmerkt. Kein Wort zu viel, sehr schlicht und keineswegs Anforderungen an den Leser stellend. Um seine Ideen wenigstens in eine halbwegs verlegbare Form zu bringen, hat er sich mit dem Autor Chuck Hogan (Dashiell Hammett Award für "Endspiel") adäquate unterstützung an Bord geholt, um seine Geschichte zu verkaufen. So ist es gelungen, dem Werk wenigstens einen gewissen Stil zu verpassen, der aber klar an Hollywood erinnert (eine Verfilmung dürfte im Rahmen der Planungen liegen). Davon abgesehen schafft es das Duo aber direkt von Beginn an die Spannung auf hohem Niveau zu halten. Der weitere - und sehr große - Vorteil ist es, dass sie es auch geschafft haben, den unsäglichen Teenie-Vampir-Quark "Twilight" von Stephanie Meyer wieder in die Eselsecke des Vergessens zu stellen, wo er meines Erachtens auch hingehört. Endlich wieder härtere Kost aus dem Vampirlager. Ein absolut gnadenloser Page-Turner auf den ersten 200 Seiten, die dann auf eine blutig inszenierte, aber nicht sonderlich innovative und hin und wieder leicht zähe Vampirhatz durch New York reduziert wird, was dem Ganzen doch den Spaß etwas nimmt. Finster, rau und actiongeladen kommt es schon daher, das Buch, aber auch sehr schlicht verfasst. Nicht der Überhammer, hatte irgendiwe mehr erwartet, also nicht völlig überzeugend, aber insgesamt recht akzeptabler Stoff, der im Oktober 2010 in den USA mit Teil 2 fortgesetzt wird und im März 2011 - wieder US-Termin - dann sein Ende findet.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 September 2011, 12:50:02
(http://1.bp.blogspot.com/-Ol3pE3TXp-A/Tm3GowQqqTI/AAAAAAAAAjs/58i_uk0RX-k/s320/samhane_web.jpg)

Daniel I. Russell. Samhane, ein nettes verschlafenes Örtchen im Norden Englands. Nur wenige Leute kennen die Wahrheit. Donald Patterson muss bis um Mitternacht in Samhane das dort angesiedelte Orchard House erreichen, da sonst seine Verlobte der Star einer perversen, sadistischen Online-Show wird.

Brian Rathbone und sein Sohn sind Jäger der besonderen Art. Sie nehmen sich jene kleinen Probleme vor, die unter den Einwohnern der Stadt ein Blutbad angerichtet haben. Bis die Ereignisse eine noch unheimlichere Wende nehmen und Brian den wahren Grund ihres Aufenthaltes infrage stellt.

Donald erwirbt einen gebrauchten Laptop, auf dem er einen schrecklichen Videoclip entdeckt und will das Gerät schnellstens dem ursprünglichen Besitzer zurückgeben. Doch statt sich von den schrecklichen Bildern zu befreien, wird in seiner Abwesenheit seine Verlobte entführt. Eine Nachricht zwingt ihn Richtung Samhane. Zur selben Zeit ist Brian mit seinem zehnjährigen Sohn Sam in Samhane, um dort auf Geheiß des Bürgermeisters als Geisterjäger aktiv zu werden. Die ersten Erfolge bringen weitere Aufträge mit sich. Doch unheimliche Ereignisse und mysteriöse Vorgänge lassen Brian bald vermuten, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt als anfangs vermutet und es mehr ist als nur ein schlichter Job, der sich um Ghoule oder Vampire dreht. Prompt stellt man ihm eine Falle, der er nur mit Mühe entrinnen kann. Was ist falsch in dem Ort Samhane? Sein Jagdinstinkt ist jetzt erst recht geweckt und mit seinem Sohn im Schlepptau dringt er in die düstere Villa Orchard House ein. Hier kreuzen sich die Wege der beiden Monsterjäger und von Donald, während sie sich durch die labyrinthartigen Gänge und Kellergewölbe des Gemäuers kämpfen und sich diverser grausamer Gegner menschlichen und nichtmenschlichen Ursprungs erwehren müssen. Eine alte Macht greift nach der Weltherrschaft, um sie dem Chaos zu unterjochen. Sie verstricken sich in Kämpfe, an deren Ende die Welt, wie wir sie kennen, vernichtet werden könnte.

Grausam und grässlich (in zweifacher Hinsicht), brutal und blutig. Das ist Samhane von Daniel I. Russell. Fängt es noch relativ harmlos mit dem Laptop an, entwickelt sich die Geschichte schnell zu einer Mixtur aus dem Bereich der Snuff-Filme und Supernatural für Erwachsene sowie einer Prise Hostel. Ein bisserl Erotik a la Laymon verirrt sich auch noch in die Story, aber die mögliche pornographische Komponente eines solchen Szenarios wird nicht übermäßig ausgewalzt. Das Tempo des Geschehens steigert sich von Seite zu Seite und ab der Mitte der knapp 360 Seiten geht die Post ordentlich ab. Samhane erfährt ein echtes Monsterwunder. Der Leser bekommt für sein Geld die Vollbedienung an Folter, Amputationen, Blut und Schleim. Da wird geköpft, gemetzelt und gematscht, was das Zeug hält und man hat es nicht nur mit den menschlichen Bestien zu tun, sondern auch mit Wassernixen oder Zandathru zu tun, der sich schon lange in Samhane eingenistet hat, die Menschen zu Üblem verführt, Chaos verbreiten will, um irgendwann die Macht zu übernehmen und die Welt zu beherrschen. Das Finale wird zu einer knüppelharten Splatterorgie mit einem durchaus spannenden Handlungsstrang, der aber ohne tiefergehende Charakterzeichnung auskommt und literarisch sicher nicht preisverdächtig ist. Flottes Gemetzel für erwachsene Leser, garantiert nichts für schwache Nerven und sicher kein Mainstream sondern eher für eine kleinere Klientel der Extremhorrorfans. Abnorm, gewalttätig, exzessiv. Freunde harter Horrorkost werden gut bedient. Insofern also mehr als nur zufriedenstellend.

Ein wirklich nerviges Manko bietet aber die Übersetzung - grausam und grässlich Teil Zwei. Mag man manche Schwäche noch dem Original unterstellen können, sind Wortschöpfungen übelster Art leider auch dem Übersetzer geschuldet und die ständigen Grammatikfehler sind leider ebenfalls unerträglich. Zusätzlich geht das ständige Vertauschen der Namen der handelnden Figuren auf keine Kuhhaut mehr. Selbst Kleinverlage sollten sich einen Lektor leisten, um derartige Schlampigkeiten zu unterbinden. Selbst ein Amateur könnte dies mit etwas mehr Sorgfalt erledigen. Für gutes Geld sollte man auch gute Arbeit abliefern.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 September 2011, 12:59:19
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453525914.03.MZZZZZZZ.jpg)

Richard Morgan. Für die Meisten ist Ringil ein gefeierter Held und der beste Schwertkämpfer der Tieflande. Für alle, die ihn etwas näher kennen, ist Ringil lediglich ein heruntergekommener Haudegen, der in einem Provinznest seine Zeit mit Schaukämpfen und halbherzigen Affären totschlägt. Als eines Tages seine Mutter, die Herrin des Klans, in der Tür steht, wird Ringil jäh aus seiner Tristesse gerissen: Er soll eine entfernte Kusine wiederfinden, die in die Sklaverei verkauft wurde. Doch Ringil muss schon bald erkennen, dass seine Kusine nicht nur in einer größeren Gefahr schwebt, als alle bisher glaubten - sondern dass diese Gefahr die gesamte Menschheit bedroht. Im Verborgenen sind die Dwenda, uralte, gottgleiche Wesen, wieder erwacht, und sie wollen die Herrschaft über die Menschen erneut an sich reißen. Ringils einzige Verbündete im Kampf gegen die Dwenda sind seine ehemaligen Kampfgefährten: Archeth, Tochter eines längst verschollenen Volkes, und Egar, Barbarenhäuptling und Drachentöter. Denn so viel steht für Ringil fest - die Rettung der Menschheit wird eine blutige Angelegenheit.

Nun bin ich Richard Morgan in das Genre der Fantasy gefolgt, der ich bis auf einige Exemplare von Conan in früheren Jahren bis dato nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt habe und demzufolge wirklich als Laie dastehe. In seinem Roman geht es in der Hauptsache um Ringil, einen Kämpfer aus gutem Hause mit schlechten Angewohnheiten. Seine Hobbys bestehen aus kiffen, saufen, killen und Schwänzen hinterherjagen, einfach ein schwuler Tunichtgut, der zum Widerwillen seiner Herkunft zu seinen Lastern steht. Eingeführt werden die Protagonisten mit kleinen Scharmützeln gegen Grabfresser oder Guhls, die sie unabhängig voneinander auszufechten haben. Während Egar, der Drachentöter als alternder Barbar mit Sinn für Gerechtigkeit geschildert wird, ist Archeth doch eher eine streitlustige Xanthippe. Drei Personen, drei Schicksale, die im Laufe der Geschichte zusammengeführt werden. Während Ringil sich auf die Suche nach seiner Kusine begibt, wird dem Leser die Welt, in der die Helden leben, vorgestellt und man kann sich nicht davor schützen, dass Erinnerungen an Intrigen im alten Rom oder am französischen Hof wach werden, wenn seine Eltern oder Lordobere zu verhindern versuchen, dass er die Aufgabe übernimmt. Nach und nach bewegen sich die Hauptfiguren auf ihrem jeweiligen Weg immer näher aufeinander zu und man stellt fest, dass es bis dahin eigentlich keine großen Schlachtengetümmel gibt. Kleinere Kämpfe gegen vereinzelte Gegner ja, mehr aber auch nicht. So mündet das Ganze denn in einer endgültigen Metzelei zur Entscheidung über die Herrschaft der Welt zum Ende des Romans hin.

Langweilig wird es trotz des geschilderten Ablaufes und 560 Seiten nie, da hier eine völlig andere Geschichte erzählt wird, als man sie (zumindest für mich aus Filmen) bisher kennt. Kein strahlender Held ohne Makel, sondern Typen mit Fehlern und Vorliebe für's Zudröhnen. Querköpfe, deren Lebensryhthmus man verfolgen kann, bis sie in die Schlacht ziehen. Eine unkonventionelle Lektüre fern aller Fantasy- und Barbarenklischees, keine Typen mit der Schablone skizziert, dafür einige drastische Sprachgebilde, in denen das F... Wort Hochkonjunktur hat und Morgan scheint Gefallen daran zu finden, in seinem neuesten Buch die Grenzen des guten Geschmacks des öfteren zu überschreiten (wobei dies jeder für sich selbst beurteilen muss) und zu provozieren. Sexuelle Ausschweifungen, Spaß am Töten, Rauschzustände, abgetrennte Körperteile, reichlich Blutvergießen gegen Ende und zerschmetterte Knochen wechseln sich mit einer bedrückenden Fantasywelt ab, die durchaus Parallelen zu moderneren Welten erkennen lässt. Korruption und Günstlingswirtschaft durchziehen auch diese Zivilisation. Ein überzeugender Roman - wobei sich hier aber die Meinungen voneinander entfernen werden. Was für mich eine wohltuende Abwechslung im allgemeinen Heldeneinerlei ist, könnte für andere Leser eher abstoßend wirken. Insgesamt ist er jedenfalls gut geschrieben, hält den Leser bei Laune und langweilen tut er eigentlich nie. Eine Fortsetzung ist wohl in Arbeit.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 September 2011, 17:52:45
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3518461591.03.MZZZZZZZ.jpg)

Adrian McKinty. Die Bronx. Harlem. 2000 Morde pro Jahr. Und nicht gerade das, was der Ire Michael Forsythe sich von New York erhofft hat. Aber als Neuling in Darkey Whites Street Gang macht Michael sich gut. Bis er sich mit dessen Freundin einlässt - eigentlich sein Todesurteil. Doch Darkey hat Michael unterschätzt.

Da als Erzählform die Ich-Version gewählt wurde, lassen wir uns vom Protagonisten zum Einstieg gleich mal berichten, warum er als Sozialschmarotzer (Nein, er ist weder Banker noch Politiker) enttarnt wurde und daher wegen besserer Verdienstmöglichkeiten illegal (ja, in den Anfängen der Nineties ging das noch) von Irland in die USA einreist. Da ist er nun als Weißbrot in Harlem gestrandet und soll für Darkey White (Iren-Mafia) die Drecksarbeit erledigen. Mit Coolness und Effizienz sowie etwas mehr Verstand als seine Compadres schafft es Michael, die Aufmerksamkeit seines irischen Gangbosses Darkey auf sich zu lenken, der ihm während einer längeren Zechtour ob einer gelungenen Aktion gegen die Konkurrenz den Aufstieg in der Hierarchie in Aussicht stellt. Klingt nach rosigen Zeiten? Eigentlich ja, wenn dann aber nicht der Schwanz über den Verstand gehen und er mit der Tusse vom Boss anbändeln würde. Mag der ja nun gar nicht. Und ist auf Rache aus. Irische Hitzköpfe im Vendettamodus. Das kann ja was werden - und wird es auch. Umwerfend verfasst, sodass man ständig an der Story dranbleiben will und das Buch nicht aus der Hand legen kann. Dabei kommen einem irgendwie auch Charlie Huston und sein Verlierer Hank Thompson in den Sinn. Währenddessen gibt der Erzähler einen Einblick in das New York zu Beginn der Neunziger. Verkommen und versifft. Mord, Totschlag, Drogen. Ein Schmelztiegel der Kulturen. Weiß, schwarz, braun, gelb. Aus aller Herren Länder legal und illegal eingereist, versuchen sie sich mehr oder weniger legal oder illegal durch's Leben zu schlagen. Eine kaputte Stadt, nahe daran, von den Kriminellen und Gangs übernommen zu werden. Und in diesem "freundlichen" Ambiente mittendrin Michael mit seinem Problem Darkey White, das er bis jetzt mehr erahnt, denn sicher weiß. Hat Darkey nun Kenntnis von seiner verhängnisvollen Liaison oder nicht? Szenenwechsel: Neuer Auftrag in Mexiko. Sonne, Strand, Suff und Mädels plus ein Drogengeschäft. Und wie nicht anders erwartet - eine Falle. Geschnappt. Eingekerkert. In einem versifften Mexenknast. Und vor allem - allein. Jo, Darkey hat wohl doch was mitbekommen und Michael schön auflaufen lassen. Dann kommt die Verlegung in eine noch schlimmere Einrichtung, aber wenigstens trifft er dort drei seiner Kumpane wieder. Nur Big Bob - die Nummer Vier - fehlt. Nach und nach gehen während der grausamen Haftzeit seine Begleiter drauf und nur Michael schafft es, unter unmöglichen Qualen und einem unbändigen Durst nach Rache dem fieberverseuchten Sumpfknast in die Zivilisation zu entkommen. Nach einer wahren Odyssee und vollkommen zerschreddert schafft er es zurück nach New york, kommt hier und da unter, muss Rückschläge einstecken, macht sich aber gleich daran, einen Plan zu entwickeln, seine Rache endlich genießen zu können, wobei ihm Darkeys Konkurrenz durchaus gerne behilflich ist. Das wird bitter für Darkey White. Sehr bitter.

Da kann ich nun gleich mal die Beichte ablegen, dass Bücher aus dem Suhrkamp-Verlag bei mir eher selten im Regal stehen, doch nun kommt nach Don Winslow ("Frankie Machine") mit Adrian McKinty innerhalb kurzer Zeit ein weiterer hoch zu schätzender Autor aus diesem Hause hinzu. Kompliment. Narrativ und sprachlich kann man ihn vielleicht auf die Ebene von David Peace heben, nur nicht ganz so drastisch in der Wortwahl, aber ein sanftes Gute-Nacht-Geschichtchen braucht niemand zu befürchten, schließlich geht es um hitzköpige Iren. Auf jeden Fall ist "Der sichere Tod" mit der Rache-Odyssee des Iren Michael Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ein Top-Thriller auf dem Markt, der auch Lust auf mehr macht (es gibt auch noch zwei Fortsetzungen, deren Veröffentlichungsdatum in Deutschland aber noch nicht bekannt ist). Mit der hohen Kunst der Literatur hat das Buch eher weniger zu tun (dann wäre es bei mir aber auch an der völlig falschen Adresse). Dafür ist es hart und rau wie New York es war, bevor Giuliani dort aufgeräumt hat. Insgesamt wirklich eine positive Überraschung, da der Autor auch durch handwerkliches Geschick hinsichtlich der Stilistik zu überzeugen weiß und eine erstaunliche erzählerische Vielfalt (feinsinnigen Humor speziell zu Beginn der Geschichte, Thriller, Dramatik) aufzuweisen hat, die eine nicht ganz neue Rachegeschichte dadurch äußerst lesenswert macht. Also keine wirklich neue Story, doch so gut in den Zutaten, dass sie auf knapp 400 Seiten zu begeistern weiß.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 September 2011, 17:56:24
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453533542.03.MZZZZZZZ.jpg)

Christopher Farnsworth. Für die einen die Geißel der Menschheit, für die anderen die Rettung vor den Ausgeburten der Hölle: Nathaniel Cade, Vampir im Auftrag des Präsidenten. Gebunden durch einen Jahrhunderte alten Bluteid, ist Nathaniel Cade das letzte Mittel des Präsidenten der Vereinigten Staaten gegen die Invasion Werwölfe, Untoten und anderen Kreaturen.

Für den ehrgeizigen Secret-Service-Aenten Zach Barrows läuft es hervorragend: Er ist vom Wahlhelfer zum politischen Zögling des Präsidenten aufgestiegen, und nichts scheint seine Karriere noch aufhalten zu können - bis er den Fehler begeht, sich mit der Präsidententochter ein heftiges Techtelmechtel zu erlauben. Klar, dass das nicht ungestraft bleiben kann. Als ganz besondere Sühne wird er eines Nachts in die Katakomben des Weißen Hauses geführt, wo man ihm ein Wesen vorstellt, von dessen Existenz auf der ganzen Welt nur eine Handvoll Menschen wissen: Nathaniel Cade. Durch den Bluteid daran gebunden, dem Präsidenten und somit der USA zu dienen. Al-Kaida, Afghanistan oder Irak sind nur Kleinkram gegen die Gefahren, mit denen sich Cade herumschlagen muss. Werwölfe auf dem Balkan, magische Artefakte oder einer Geheimorganisation innerhalb der CIA sieht er sich ausgesetzt. Doch die neueste Bedrohung überrascht auch ihn. Dr. Johann Konrad - ein Altnazi - will die USA mit einer Armee von Untoten überfluten (um die geistigen Zustände braucht er sich dort ja nicht mehr kümmern) und Nathaniel Cade vernichten. Jetzt sind einige blutige Nachtschichten angesagt. Dazu kommt noch ein Unsterblichkeitsserum, das selbst den loyalsten Politiker (eh selten genug, diese Gattung) in Versuchung führt und Al-Kaida auf Seiten der Untoten (die aus gefallenen US-Soldaten "rekrutiert" wurden) machen seine Aufgabe auch nicht leichter. Da hatte sich Zach Barrows seine Karriere sicher anders vorgestellt, als nun den Handlanger / Aufpasser für den Vampir aus dem Keller zu spielen und Kämpfe gegen Monster waren in seinem Aufstiegsplan wohl auch nicht vorgesehen.

Abgesehen davon, dass die USA nun neben dem Kampf gegen den Terror auch einen Kampf gegen den Horror führen und auch noch einen Vampir auf ihrer Seite haben, nichts wirklich Neues an der Horrorfront. Handlungsabläufe und Figuren kommen dem Leser meist irgendwie vertraut vor, doch ansonsten hat Farnsworth die Mischung aus Thriller und Horror zu einem sehr unterhaltsamen Roman verquickt. Er weiß hier und dort auch erfahrene Thrillerbefürworter mit einigen Wendungen zu überraschen, die man so nicht ganz erwartet hat. Stilistisch eher gewöhnliche Kost, die aber actionreich, mitreißend, jedoch ohne sonderlichen Tiefgang serviert wird. Ein bißchen Humor dazu und fertig ist die perfekte Lektüre zum Abschalten. Gelungen. Gefallen. Ist ja alles drin. Zombies, Werwölfe, Al-Kaida, Geheimdienste, Verräter, Nazis, Vampire und das über allem stehende Amerika. Fehlt nur noch Jack Bauer *gg*. Bin sehr gespannt auf die Fortsetzung der Reihe. Falls sich der Verlag nicht wie schon öfter kommentarlos dagegen entscheidet. 520 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 September 2011, 12:29:50
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Sw1dZAXBtEI/AAAAAAAAASo/vf-rHFp9lgo/s320/effekt.jpg)

John Birmingham. Es ist der 14. März 2003. Wie jeden Tag stehen die Menschen morgens auf und gehen zur Arbeit. Die amerikanischen Truppen bereiten sich auf den Einmarsch in den Irak vor. Drogenhändler verschiffen ihre Ware ...... Ein Tag wie jeder andere, scheint es - bis plötzlich das Unvorstellbare geschieht: In einem einzigen Augenblick verschwinden die Vereinigten Staaten von Amerika sowie Teile von Mexiko, Kanada und Kuba in einer gigantischen Energiewolke, die jedes Leben vernichtet. Von einem Moment auf den anderen ist die Welt nicht mehr dieselbe. Aber wer oder was könnte den EFFEKT ausgelöst haben?

Auf der ganzen Welt bricht Chaos aus, während im Nahen Osten Iran und Irak einer Weltmacht den Krieg erklären, die nicht mehr existiert. Für die wenigen US-Bürger, die von dem unerklärlichen Phänomen verschont geblieben sind, geht es nun um alles oder nichts. Der Kampf ums Überleben hat begonnen. Plötzlich und aus heiterem Himmel und ohne Warnung bricht die Kommunikation mit den USA ab. Die wenigen Überlebenden in Alaska, Seattle, Hawaii, Gitmo und Übersee rätseln über die Ursache, als im Internet die ersten Bilder der Katastrophe kursieren. Die Städte brennen, Menschen sind keine mehr zu sehen. Neutronenbombe? Dagegen sprechen die Verwüstungen. Im Irak des Jahres 2003 gibt Saddam Hussein, schon feucht im Schritt ob seines Glücksgefühls, eine Pressekonferenz, in der er verkündet, Allah habe den großen Satan hinweggefegt. Über die Welt verteilt sind geschätzte 4-5 Millionen US-Bürger am Leben geblieben. Militärs, Gangster, Schmuggler, Pressefritzen, die wie Kakerlaken alles überstehen, eine Killerin im Staatsdienst sowie die Bewohner von Seattle mit dem Direktor der Stadtwerke, auf den eine neue, steile Karriere wartet. Sie alle kämpfen mit verschiedensten mitteln um ihre Existenz, während Amerikas Feinde einen neuen Feiertag ausrufen und gewisse muslimische Gemeinden in den Partymodus übergehen.

Bleibt die Frage nach den Auswirkungen auf den Rest der Welt, nachdem die selbsternannte Weltpolizei und Auslöser der Globalisierung und Amerikanisierung plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist. Was ist mit der Wirtschaft? Bleiben die Nationen ruhig und finden wieder ihre eigene Identität und sind stolz auf ihre eigene Sprache ohne das Amenglisch aufgezwungen zu bekommen? Oder wird im neuen Ungleichgewicht der militärischen Kräfte ein neuer Weltkrieg ausbrechen? Tja, die Wall Street ist futsch und China hungert, da sie keine Lebensmittel für ihr Massenvolk mehr importieren können, Europa leidet unter Rebellion und Frankreich geht sogar so weit, deutsche Neonazis zügeweise zu importieren, um aufständische Migranten zu plätten. Indien und Pakistan lassen ihren alten konflikt wieder aufleben, Venezuela versucht sich in der eigenen Region noch ein bißchen neues Staatsgebiet einzuverleiben. Doch endlich vom Gängelband losgelassen, hauen die Israelis so richtig auf die Kacke und verwandeln den Nahen Osten in ein nukleares Ödland. Als Kontrastprogramm gibt es Bikinigirls mit Schnellfeuergewehren, Piratenattacken auf Jet-Skis (o selige B-Movie-Zeiten) und Geheimdienstaktivitäten in Paris. JA, das ding ist ein echtes Feuerwerk und geht ab wie eine Rakete. Ein echtes Brett, das volle Programm, Action satt mit einer (un-) gesunden Portion Härte versehen. Figurenzeichnung wird nicht groß geschrieben - egal, dafür kracht es ordentlich und ich musste hin und wieder an die Outputs von Eric L. Harry denken. Dass der titelgebende Effekt nicht näher erläutert wird (eigentlich nur der Aufhänger für die folgende Actionorgie) und die Handlungsstränge der diversen Protagonisten nicht zusammengeführt werden, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass bereits eine Fortsetzung in Arbeit ist, die, wie mir der Verlag bestätigte (nach der vielen Kritik in letzter Zeit, kann ich den hier auch mal loben), ebenfalls in absehbarer Zeit in Deutschland veröffentlicht wird. Ziemlich gutes Buch mit dem gewohnten Mangel des "America First" und dass man leider die Auswirkungen nur auf die Scharmützel überall beschränkt. Da hätte mehr zu den Lebensumständen und wirtschaftlichen Auswirkungen kommen können. Dafür ist aber ständig was los. 752 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 September 2011, 12:32:03
(http://4.bp.blogspot.com/-ZfdqHth6XW0/TaRh7woqQzI/AAAAAAAAAgQ/5t-vtHZRHo0/s320/v-land.jpg)

John Birmingham. Der 14. März 2003 hatte die Welt in ihren Grundfesten erschüttert: Die USA sowie Teile Kanadas und Mexikos wurden durch einen gigantischen Energieblitz restlos vom Erdboden getilgt. Die Welt ist in Aufruhr, denn egal ob Freund oder Feind, das Verschwinden der letzten großen westlichen Supermacht hat das Gleichgewicht der Kräfte unwiderruflich verschoben. Die Welt droht im Chaos zu versinken und noch ist nicht geklärt, wer für den Energieblitz verantwortlich ist - und was seine weiteren Pläne sind.

Die größten Teile der USA wurden damals entvölkert und die letzte verbliebene Großmacht der Welt vom Antlitz der Erde getilgt. Die letzten versprengten Überlebenden stehen vor einer schier unmöglichen Aufgabe: wie kann man das Land der Freiheit und des amerikanischen Traums wiederauferstehen lassen? Der neu gewählte Präsident Kipper steht vier Jahre nach der Katastrophe vor schwierigen Entscheidungen, dennim Süden und in New York toben erbitterte Kämpfe mit Piraten und fanatischen Gotteskriegern, die sich aus der von den Israelis zerstörten Heimat auf zu neuen Ufern gemacht haben. Besonders ein Mann, ein gewisser Emir, will die Insel Manhattan und von dort aus ganz Amerika mit einem Heiligen Krieg überziehen.Ein unerfahrener Präsident und eine verzweifelte Geheimagentin sind nun die einzigen, die ihr gerade wieder aufblühendes Land noch retten können.

Zum Vorgänger "Der Effekt" wurde zu Recht kritisiert, dass der Autor sich wenig um die Folgen eines solchen Effekts und die Auswirkungen auf die restliche Welt in Form von Wirtschaft, Sozialgefüge, neuen Machtverhältnissen oder möglicherweise politischen und diplomatischen Verhandlungen geschert hat, die eine solche Katastrophe zum Wohle der Menschheit hätte auffangen können. Man hätte so vieles besser machen können als es derzeit läuft. Doch der Autor hat sich auf Amiland fokussiert und die Welt ohne den ehemaligen selbsternannten Weltpolizisten und gewalttätigen Demokratieverbreiter nach eigenem Verständnis in ein Chaos und nicht überlebensfähiges Restgefüge verwandelt. Die Aussage war schon in Teil 1, dass ohne Amerika in der Welt gar nichts geht. Stattdessen hat er auf Action satt gesetzt. Und hier setzt dann meine Zufriedenheit ein. Lässt man sich kritiklos auf die Action ein, ist das Dingen ein echter Reißer - auch "Das verlorene Land". Natürlich sind außer den Rest-USA und Großbritannien alle Länder im Bürgerkrieg versunken, lassen sich von Migranten am Gängelband führen und in Deutschland werden in gewissen Gebieten und Bezirken die deutschen Gesetze nicht mehr anerkannt, sondern nur noch nach der Scharia gelebt (so wirklich weit entfernt von der Wahrheit dürfte dies nicht sein). China kann sein Volk nicht mehr ernähren und wird vom Bürgerkrieg so verwüstet, dass man sich auch nur um eigene Belange kümmern kann (hätten die Amis wohl gerne) und den Russen geht es ähnlich. Israel hat die Arabs in einem nuklearen Angriffskrieg vernichtet und Indien und Pakistan haben sich gegenseitig verseucht. Südamerika kümmert sich mittlerweile mehr um sich selbst und Brasilien würde dort gerne Großmacht werden. Und die Amis wollen ihr nach dem Effekt völlig verwildertes Land nun wieder aufbauen. Sie holen Fremdarbeiter ins Land (hehe, heute wollen sie sie immer noch loswerden), die ausreichende Fertigkeiten vorweisen müssen und sich auf Jahre gegenüber dem Staat verpflichten. Doch sie haben auch andere Gäste. Moderne und schwer bewaffnete Piraten von den Küsten Afrikas plündern mit Genuss die Gebiete an der Ostküste der USA, Manhattan wird von Gotteskriegern im Guerillakampf gehalten, die sich aus ihren von den verhassten Juden zerstörten Heimatländern auf den Weg gemacht haben, um sich die anscheinend wehrlosen USA untertan zu machen und ihren eigenen Gottesstaat auf dem Gebiet des ehemaligen Todfeindes zu gründen. Und im Süden des Landes macht sich Texas mal wieder auf, die Unabhängigkeit des Lone Star Staates vom Rest des Landes zu proben. Und das nicht ohne rassistische Untertöne. Menschen mexikanischer Herkunft werden von ihren Farmen verjagt und/ oder getötet, das Land dem Staatsgebiet von Texas einverleibt. Und der Präsident muss erkennen, dass es seinem Land plötzlich ergeht wie den damaligen Ureinwohnern als die von aggressiven Einwanderern und Landräubern systemathisch vernichtet wurden. Und ebendieser so richtig knuffig-sympathische Präsident aus dem Volke und ein herzensguter Kerl muss nun den Kampf gegen die Mächte des Bösen aufnehmen und seine Armee in den blutigen Kampf schicken. Daraus entwickelt sich nun ein actionreiches Buch mit gnadenlosem Dauerkampf inklusive einigen Härten sowie Logiklöchern und eindimensionalen Charakteren. Bei den Beschreibungen wird man z. B. in Texas an den Film "Postman" erinnert, während die nicht umkämpften Gebiete von New York durchaus an den "Omega-Mann" denken lassen. Der Rest ist Endzeitgeballer ohne Pause. Da der Autor die Möglichkeiten und das Potenzial nicht genutzt hat, die seine Ausgangslage bereit hielt, sind die schlechten Kritiken für beide Bücher durchaus verständlich, doch die Actionanteile reißen das Ruder für mich durchaus wieder rum, solange man sich keine zu großen Gedanken zum Thema macht. Zudem werden einige Handlunggsstränge nicht beendet und der Effekt immer noch nicht erklärt, sodass vermutlich ein dritter Teil ins Haus steht. Kommt er tatsächlich, wird er von mir gekauft. Eine Empfehlung für das Buch spreche ich nicht aus, da ich mit meiner einigermaßen positiven Meinung recht allein dastehe. Wer aber pausenlose Action schätzt, könnte sich eine Anschaffung mal überlegen. Geschmackssache eben. 750 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 September 2011, 10:10:25
(http://2.bp.blogspot.com/-WMoNhixue-o/Tnh29y500kI/AAAAAAAAAkU/GqzV8V7NfUQ/s320/bestien.jpg)


Rezi zu Brett McBean "Die Bestien":

http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=die+bestien (http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=die+bestien)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 September 2011, 10:16:12
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SRqMYS7iawI/AAAAAAAAAGU/V0FxB9io5Jw/s320/nano.jpg)

Jeff Carlson. Der schlimmste Albtraum wird Wirklichkeit: Nanoviren, winzige, im Labor entwickelte Maschinen, geraten außer Kontrolle und überziehen die Welt mit einer vernichtenden Seuche. Fünf Milliarden Menschen fallen ihr zum Opfer. Eine Schwäche allerdings weisen die künstlichen Geschöpfe auf: Sie können nicht oberhalb von 3000 Metern (ca. 10000 Fuß) existieren. Die letzten Überlebenden um Cameron Najarro und Albert Sawyer finden sich auf den Brergkuppen des kalifornischen Hinterlandes zusammen. Doch als die Nahrungsvorräte knapp werden, treffen Najarro und Sawyer eine riskante Entscheidung: Sie brechen zu einer Mission ins Tal auf, mitten hinein in die Welt der Nanoviren.

Das Erstwerk des Autors (Originaltitel: "The Plague Year") verschont den Leser mit langen Vorgeschichten und steigt sofort in die Handlung ein. Die Katastrophe ist schon geschehen und er schildert den Überlebenskampf einer dieser Gruppen, die sich auf die umliegenden Berge flüchten konnten. Durch Nahrungsmangel hat der Kannibalismus einzug gehalten und die Schwächsten waren die Ersten - auf der Kochstelle. Wie es in solchen Dramen üblich ist, haben sich auch unter den wenigen auf dieser besagten Bergspitze zwei Gruppen gebildet, die mehr oder weniger um die Befehlsgewalt über die gesamte Truppe rangeln. Als eines Tages von einer gegenüberliegenden Konklave ein Mutiger den Weg durch das Tal zu ihnen findet, um sie zu seinen Leuten zu führen, die ein Funkgerät ihr eigen nennen, beginnt die abenteuerliche Reise durch die verseuchte Welt der Nanos. Selbst hier, wo es um, ihr Überleben geht, können sich die beiden Seiten nicht über die Vorgehensweise einigen und trennen sich, nur um sich später während des beschwerlichen Weges unter widrigsten Bedingungen mit im Tal gefundenen Waffen zu bekämpfen.
Währenddessen sind auf der Raumstation ISS einige wenige Wissenschaftler und Raumfahrer gut verpflegt und sicher vor den Gefahren dabei, ein Gegenmittel für die todbringende menschliche Erfindung zu suchen. Auch hier spaltet man sich in verschiedene Gruppen, zusätzlich noch angeheizt durch Konflikte, die nur dadurch entstehen, dass man sich nun schon seit Monaten ohne Abwechslung auf der Pelle hockt. Die Einen wollen auf der Erde ihr bisheriges Mittel testen, andere lieber sicher im All bleiben. Als sie letztendlich von den Resten der bisherigen Regierung zurückbeordert werden, erledigt sich das Problem von allein.
Auf der Erde angekommen müssen sie feststellen, dass sich auch hier Machtkämpfe um die Regierung und sichere Gebiete sowie Nahrungsmittel und Wasser immer mehr in den Tagesablauf eingeschlichen haben. Heckenschützen, Hubschrauberangriffe auf Rebellenlager, interne Querelen und Intrigen sorgen in dem Roman für Abwechslung und einen gehörigen Actionanteil, der sich noch steigert, als eine Gruppe Überlebender sich über Funk melden kann und bestätigt, einen der Wissenschaftler aufgenommen zu haben, der Mitschuld an der Apokalypse trägt. Sofort wird eine Truppe mit Soldaten zum Schutz der mitgenommenen Wissenschaftler zusammengestellt, die zu den Ausharrenden fliegt, um den Auslöser der Krankheit zu holen und seine Informationen zum weiteren Vorgehen zu nutzen. So treffen die beiden zu Anfang geschilderten Hoffnungsträger zusammen, um die Menschheit vor der völligen Vernichtung zu erretten. Und wie in unserer Welt üblich, versuchen die Regierenden aus ihren sicheren Bunkern, den größtmöglichen Vorteil für sich und ihre Nationen aus dem Dilemma herauszuholen und die Nanoviren als Waffe zu nutzen, sobald das Gegenmittel gefunden ist. Die Jagd auf die kleine Gruppe beginnt.


An Actionelementen hat der Autor nicht gespart, wobei sich der zweite Abschnitt des Buches mehr hervorhebt als Teil 1, in welchem nach und nach der Ausbruch der Seuche geschildert wird. Es liest sich alles recht flott und ohne große Schwierigkeiten, da man auch nicht mit übermäßig vielen Fachbegriffen aus der Lektüre gerissen wird, die man sich zum besseren Verständnis erst aneignen müsste. Einzig die Charakterzeichnung hat für mich ein Element vermissen lassen, das mir einen der Protagonisten hätte sympathisch machen können, sodass man mitfiebern könnte, wie er die nächsten Ereignisse übersteht. Natürlich tauchen bei solchen Ereignissen Egoismen auf, man muss töten, um zu essen, aber selbst wenn ich dies alles nicht auf die Goldwaage legen würde, stößt es mich eher ab, dass die Figuren, die die Handlung bestimmen samt und sonders in irgendeiner Form nach Ruhm drängen (Verehrung weil Heilmittel gefunden, Mitmenschen gerettet und was sie sich nicht alles so wünschen), ohne eigentlich weiter an andere zu denken und sie sogar bei ihrer Flucht im Stich lassen, obwohl es Möglichkeiten zur Hilfestellung gegeben hätte. Trotz hin und wieder eingestreuter Bedenken über ihr Verhalten, schafft es der Autor nicht, den negativen Beigeschmack wegzuwischen. Das ist auch der Grund, warum ich mir nicht sicher bin, ob ich das als Trilogie angelegte Werk weiter verfolgen soll (hab ich denn doch getan, Rest folgt). Aber bis zum Erscheinen der Fortsetzung ist ja noch Zeit und der Originaltitel des nächsten Buches "The Plague War" verspricht zumindest Action. Mal sehen. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 September 2011, 22:11:03
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SqGKwHcdHTI/AAAAAAAAAQI/85Z43RkYhvA/s320/Plasma.jpg)

Jeff Carlson. Millionen Menschen sind einem Ausbruch tödlicher Nanoviren zum Opfer gefallen. Doch endlich gelingt der Forscherin Ruth Goldman der kaum für möglich gehaltene Durchbruch: Sie entwickelt ein Serum gegen die Killerviren, deren einzige Schwäche bisher darin lag, dass sie nicht oberhalb von 3000 Metern existieren können. Ruth und ihr Gefährte Cameron versuchen, die letzten Überlebenden ausfindig zu machen, um sie mit dem rettenden Impfstoff zu versorgen, doch die Regierung hat andere Pläne. Sie will das Serum an sich bringen und die Verteilung selbst kontrollieren.

Während in den Bergen Kaliforniens der erbitterte Kampf um den Impfstoff ausbricht, wird in der restlichen Welt der Lebensraum knapp. Und der Wettlauf um die letzten bewohnbaren Gebiete beginnt. "Plasma" setzt direkt an den Abschluss von "Nano" an und vorerst auch wieder auf vordergründige Action, während sich die Protagonisten durch eine zerstörte Welt mühen, um die Impfnanos nicht nur zu vervollkommnen sondern auch an die Bevölkerung zu verteilen. Die Reise wird durch etliche Hindernisse wie riesige Ameisenkolonien oder Spinnenpopulationen erschwert, die sich in den Ruinen der von Killernanos verseuchten Städte und Ebenen ungehemmt ohne natürliche Feinde vermehren konnten. In diesem Endzeitszenario sind nicht nur Klappershclangennester ungeahnten Ausmaßes die Gefahr, sondern auch die Regierungstruppen, welche die Forscherin und ihre Begleiter verfolgen. Und während deren Überlebenskampf fortschreitet, versucht die Regierung einen alternativplan in die Tat umzusetzen, der die neuentwickelten Impfnanos zu einer Waffe gegen die eigene Bevölkerung und die Überlebenden der restlichen Welt machen würde. Ein ideales Mittel, um sich die Macht über den veränderten Planeten zu sichern. Daraus entwickelt sich nicht nur ein Bürgerkrieg auf US-Gebiet, auch die Überlebenden von andern Kontinenten versuchen mit Gewalt auf das Staatsgebiet der USA vorzudringen und sich in den Besitz des Gegenmittels zu bringen. Wird die Regierung ihr Volk für den Bau einer neuen Massenvernichtungswaffe opfern? Und was ist mit der Bedrohung von außen? Dazu wird noch keine Lösung geboten - die wird es erst im dritten Teil "Infekt" geben, der im Februar 2010 erscheinen wird.

Hatte ich doch dem Autor bei seinem ersten Buch "Nano" noch Mittelmaß unterstellt, um dann nach weiteren Büchern anderer Autoren, die eine ähnlich gelagerte Thematik der Zerstörung der Zivilisation durch bestimmte Einflüsse ihr eigen nannten, bemerken zu dürfen, dass er zu dem Thema doch noch einer der geeigneteren Verfasser ist. Und als hätte er es geahnt, ist sein zweites Buch denn auch um einiges ausgefeilter als der Vorgänger und er fügt die Action mit anderen Handlungssträngen zu einem gelungenen Roman über die Zeit nach der Katastrophe zusammen. Regierungen, denen ihre Bürger egal sind und die so abgehoben auf ihren Stühlen der Macht sitzen, dass sie unter sich nichts mehr wahrnehmen, sind nicht unbedingt neu, aber Jeff Carlson beschreibt eindrucksvoll dieses Streben nach eigener Macht in einer postapokalyptischen Welt, würzt dies mit der schon erwähnten Action und einer im Erstling schon hauchdünn angedeuteten Liebesgeschichte, die aber gut in das ganze Gemenge passt, da sie nicht den üblichen Pfaden folgt. Ansonsten ein wunderbarer Endzeitroman mit allem was dazu gehört: Atombomben, Killerviren, zerstörte Städte, Ödland und allerlei Viehzeug, das den Menschen un das Leben schwer macht - nur Mutanten haben noch gefehlt, hätten aber auch nicht gepasst. Sehr gelungen, gut und spannend. Warte schon auf Teil 3. 416 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 September 2011, 22:13:27
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S6FSCOeEDhI/AAAAAAAAAU4/aBs29EaQk4s/s320/Carlson_Infekt.buchvorschau.jpg)

Jeff Carlson. Amerika nach der Nano-Katastrophe und der vernichtenden Invasion durch die russisch-chinesische Allianz: Cam Najarro und Ruth Goldman haben überlebt und helfen beim Wiederaufbau der Regionen unter 3000 Metern. Da taucht eine neue Bedrohung auf: eine hochgradig ansteckende Nanoseuche, die die Menschen innerhalb von wenigen Sekunden in willenlose Werkzeuge verwandelt. Cameron Najarro und Ruth Goldman begeben sich auf die gefährliche Suche nach einem Gegenmittel. Dabei stoßen sie auf die Wissenschaftlerin Kendra Freedman, die Schöpferin der Nanoviren. Auch die neue Generation stammt von ihr. In chinesischer Gefangenschaft wurde sie zur Entwicklung der Seuche gezwungen, um dem Feind die Kontrolle über die Menschheit zu verschaffen. Können Cam und Ruth den Untergang verhindern?

Da lebten sie also friedlich in einem geteilten (Kalifornien - soweit es noch existiert - ist unter russischer sowie chinesischer Besatzung) und zur Hälfte zerstörten (der weitaus größte Teil ist mittlerweile Wüste oder versumpft) Amerika in einer kleinen Kommune und sorgten für Nachwuchs, als das Dorf plötzlich von einer Meute willenloser Opfer der neuen Seuche gestürmt wird, wobei die schwangere Frau von Cam getötet wird. Nur Cam und drei Frauen, darunter Ruth, können entkommen und er nutzt die willkommenen Gelegenheit, sich sofort an die Goldman zu hängen. Immerhin ist seine Frau ja schon seit ein paar Stunden tot. Auf ihrem Weg zu einem sicheren Ort müssen die Vier sich mal wieder mit Ameisen, Schlangen und großen Hornissen abplagen und sehen, wie in einiger Entfernung Atombomben einschlagen bzw. die daraus resultierenden Atompilze. Diese sind ein Resultat eines chinesischen Angriffs auf die restlichen, übers gesamte Land verstreuten und unterirdisch versammelten, wenn auch arg dezimierten, amerikanischen Streitkräfte, um jeglichen Widerstand zu brechen. Aber einige Amis überstehen den Angriff und so lässt eine Antwort nicht lange auf sich warten. Während die Gegner also das noch verbliebene bewohnbare Land verwüsten, greift die neue Seuche immer weiter um sich - weltweit. Auch die vermeintlichen Genossen aus dem russischen Lager werden nicht verschont. China will alles. Dem gegenüber stehen die Forscher, die am Gegenmittel arbeiten und die Cam und seine Frauenbewegung zu erreichen versuchen, um zu verhindern, dass die Menschen zu willenlosen, von der Gehirnpest niedergerungenen Werkzeugen und Sklaven der Chinesen werden.

Der dritte Band der Reihe ist überflüssig wie ein Kropf und dient anscheinend nur dem Zweck, die Käufer-Kuh ein weiteres Mal zu melken. Er hätte wirklich besser nach dem zweiten Band Plasma Schluß gemacht. Zudem wird hier mal wieder absolut nach dem America First Schema verfahren. Die armen, friedliebenden (ähem) Amerikaner werden von den bösen Russen und den noch böseren Chinesen, die ihre eigenen Verbündeten ebenfalls unterjochen wollen in die Enge getrieben und müssen sich so mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf Verluste wehren. Da lässt man schon mal einige Mitkämpfer im Stich, wenn man sich einen Vorteil davon verspricht. Und daran krankt auch das gesamte Werk. Sympathieträger kann man nicht finden. Ich hatte den Egoismus der Protagonisten schon hinsichtlich dem ersten Band Nano erwähnt, doch hier wird er sogar noch ausgeweitet (siehe Verhältnis Ruth und Cam kurz nach dem Tod von dessen Frau und Kind) und so ziemlich jeder denkt eigentlich nur an sich, seine Karriere (ja, selbst unter den widrigsten Umständen bzw. im Kampf) oder seinen Ruf. Dafür sind die Gegner natürlich absolut böse und mit den vermeintlich schlechtesten Eigenschaften der Menschheit ausgestattet, den Anführer der Chinesen macht man mal schnell zu einem Schwulen, der seinen Liebhaber opfert, damit keiner sein Geheimnis kennt. An Action mangelt es dem Buch eigentlich nicht, aber wie schon bei den Vorgängern will der Funke einfach nicht zünden oder überspringen. Da kommt keine rechte Spannung auf, kein Mitfiebern (mit wem auch) und da sich vieles aus dem ersten beiden Büchern auch wiederholt, lässt das Interesse von Seite zu Seite nach. Es ist zwar trotz der vielen Kritikpunkte noch einer der besseren Endzeitromane, die ich mir in letzter Zeit gegönnt habe, doch leider ist das keine Qualitätsgarantie, die anderen waren nur noch schwächer. Liest man, vergisst man, geht zum nächsten Buch über. 416 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 September 2011, 04:38:00
(http://3.bp.blogspot.com/-w8o37-y-2yo/ToEW3DU7MLI/AAAAAAAAAmc/FiZIpNoPXbM/s320/grange.jpg)

Der neue Grange "Im Wald der stummen Schreie"

http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=im+wald+der+stummen+schreie (http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=im+wald+der+stummen+schreie)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 September 2011, 04:42:34
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453526503.03.MZZZZZZZ.jpg)

Markus Heitz. Wir schreiben das Jahr 3042. Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen, doch nicht mit eigener Technik, sondern mit hilfe von Objekten, die man bei Ausgrabungen auf der Erde gefunden hat. Außerirdische Hinterlassenschaften, die den Menschen das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit ermöglichen, obwohl nur ansatzweise klar ist, wie diese Artefakte eigentlich funktionieren. Schnell bilden sich multinationale Konzerne, die mit Macht und viel Geld den Aufbruch zu den Sternen vorantreiben - bis die Menschheit auf eine geheimnisvolle außerirdische Spezies trifft, die ihnen bei weitem überlegen ist: die Collectors. Und mittendrin der Schwerlastfahrer auf Terra - Kris Schmidt-Kneen. Als er von seinem Arbeitgeber den Spezialauftrag erhält sieht alles nach leicht verdientem Zusatzgeld aus, doch weit gefehlt. Transport sabotiert, Ladung gestohlen und Kris dafür verantwortlich gemacht. Als Strafe wird er auf eine geheime Mission geschickt - und lernt nicht so ganz freiwillig die Collectors kennen.

Eine technologisch weit überlegene Rasse nimmt mehr und mehr Planeten mit menschlichen Bewohner unter ihre Obhut. Da von dort keine Nachrichten mehr durchdringen und schon gar keiner mehr die Planeten verlassen kann, weiß auch niemand, was in Wahrheit vor sich geht. Zum Zwecke der Erkundung werden einige mehr oder weniger Freiwillige in "Das dreckige Dutzend"-Manier zum Dienst gepresst und sollen zusammen mit Entscheidungsträgern die Wahrheit hinter der Obhut herausfinden. Außerdem an Bord: mächtige Aliens, kybernetisch veränderte Menschen, parapsychologisch begabte Mutanten sowie Chimären - Mensch/Tierkreationen. Ebenso mit an Bord - viele Geheimnisse, Intrigen, Falschspieler und Verräter. Was die Obhut wirklich ist, wie die Collectors vorgehen, wird erst im letzten Drittel unter einigen Verlusten aufgedeckt.

Eine SciFi-Mär aus Deutschland. Durchaus lesbar, obwohl sie im Mittelteil etwas lahmt und erst im letzten Drittel wieder mächtig Fahrt aufnimmt. Leider konnte es sich der Autor nicht verkneifen, einen Handlungsstrang einzubauen, der sich mit der Impfung der behüteten Menschen befasst, die dann einem ungezügelten Sexualtrieb anheimfallen, den sie denn auch fröhlich munter an jedem Ort zu jeder Zeit auf dem Planeten ausleben. Das könnte auch aus einem C-Movie a la Fred Olen Ray entstammen - billig. Besonders hier bleibt der intellektuelle Nährwert vollständig auf der Strecke. Das Ganze wird zu einer Rammler- und Vermehrungsveranstaltung degradiert. Ansonsten wurde aber alles reingepackt, was in einen schlichten SciFi-Roman ohne Anspruchsdenken gehört (das Wort Epos auf dem Klappentext ist natürlich eine klare Übertreibung, das Buch ist einfach nur 150 Seiten zu lang): ausufernde Weltraumschlachten, Aliens, Verschwörungen, Elitetruppen und Heldenfiguren. Zudem dient das Buch auch der Einführung der neuen Reihe "Justifiers", deren erster Band "Justifiers-Missing in Action" von Christoph Hardebusch schon erschienen ist und noch schlichtere Action ohne große Längen zu bieten hat und mich mancherorts an alte "Star Trek"-Folgen erinnert. In beiden Romanen ist es auffällig, dass sich in tausend Jahren der Umgang von Konzernen mit ihren Mitarbeitern nicht geändert hat - die Arbeitnehmer werden immer noch am Nasenring durch die Manege geführt und sind bestenfalls ersetzbares Arbeitsmaterial. Das könnte man schon fast als Sozialkritik auffassen, ebenso wie die eine oder andere Bemerkung zur Tierhaltung zu Nahrungszwecken, aber wirkliche Botschaften sind es denn doch nicht, dazu ist alles zu flach und einfach aufbereitet. Actionreiche, unterhaltsame Kost, die jeglichen Anspruch vermissen lässt. Zudem kommt es einem beim Lesen vor, als habe sich der Autor durchaus an einige TV-Serien seiner Kindheit erinnert und die Einflüsse genutzt sowie das Niveau beibehalten. Kann man sich geben, muss aber nicht unbedingt sein. Kein Pflichtkauf. 656 Seiten. Der erwähnte erste Band von Justifiers hat 448 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2011, 04:58:09
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453675274.03.MZZZZZZZ.jpg)

Da mich die Tage der 5. und auch abschließende Band der Reihe um Joe Pitt erreichen wird, liefere ich hier mal die ersten beiden Romane in Kurzkritikform, während die dann noch ausstehenden die Tage nachgereicht werden.

Untote durchstreifen das nächtliche Manhattan. Von einem mysteriösen Virus dazugezwungen, menschliches Blut zu trinken, haben mächtige Vampirclans New York unter sich aufgeteilt und führen heftige Konkurrenzkämpfe. Privatdetektiv Joe Pitt legt sich mit der mächtigen Koalition an, die Folgen sind fatal. Es fließt Blut.

Joe Pitt ist selbst einer der Vampire, die von der Krankheit, von ihnen selbst als Vyrus bezeichnet, befallen sind. Während die anderen zumeist in mehr oder weniger großen Clans beheimatet sind, hat er sich solchen Zusammenschlüssen strikt verweigert und streift als Einzelgänger durch die Gegend von Wall Street bis bis Brooklyn. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich damit, ihre Drecksjobs zu erledigen. Als er dann eine Gruppe Zombies unschädlich macht, sieht er sich dem Zorn der Koalition ausgesetzt und die ist der älteste und mächtigste Clan der Stadt. Dazu kommen dann noch eine untote Biker-Gang und ein mysteriöser Vampyrkult. Was braucht ein Vampirdetektiv mehr, um sich so richtig Scheiße zu fühlen? Naja, wenigstens hat das Virus auch seine Vorteile. Man bekommt übermenschliche Kräfte, Wunden verheilen in Sekunden und muss sich halt nur mit menschlichem Blut versorgen. Sein momentaner Auftrag ist die Suche nach der Tochter eines reichen New Yorkers und seinem Blutvorrat, den man ihm geklaut hat. Da kommt er glatt auf Entzug und seine Freundin zickt auch noch rum.


Endlich mal keine Vampire, die bleich schmachtend mit irgendwelchen Teenies rummachen und Kinderkuschelromantik versprühen. Weit weg von Twilight das Ganze. Gut so. Die Story ist hart und brutal, schnörkellos und ohne langes Geplänkel, geht direkt zu Sache. Blutig, aber mit lakonischem Humor versehen kämpft sich Joe Pitt durch die Reihen seiner Feinde, die auch seine Freunde sind, spielt die Clans gegeneinander aus und versichert sich der Hilfe von Leuten, die ihm einen Gefallen schulden, die er dann auch rücksichtslos einfordert. Da werden schon mal Köpfe zerdeppert und Blut fließt, geht die Story straight voran, ist zudem spannend und macht Spaß. Nix für Leute mit schwachem Magen. 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2011, 05:00:20
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453433300.03.MZZZZZZZ.jpg)

New York ist fest in der Hand der Untoten. Doch unter den Vampirclans tobt ein heftiger Machtkampf. Privatrdetektiv Joe Pitt, der selbst auf der Suche nach frischem Blut ist, gerät zwischen die Fronten eines mördersichen Krieges. Eine atemlose Hetzjagd nimmt ihren Lauf.

Nach den Ereignissen von "Stadt aus Blut" ist Joe Pitt nicht nur restlos pleite, sondern auch immer noch ohne Blutvorrat. Die Koalition weigert sich, ihn nach den letzten Ereignissen weiter zu versorgen. So bittet er aus der Not Terry Bird von der Society, ihn mit einem Job auszustatten. Der erzählt ihm von einer neuen Droge, die im Umlauf ist und nur bei Vampyren wirkt. Joe, der selbst schon mit einem Opfer des Stoffes eine klitzekleine Auseinandersetzung hatte, besucht den Count, der die Droge unters Volk bringt. Anathema, so der Name des Stoffs, ist das Blut eines frisch infizierten Vampyrs. Der Count selbst bezieht die Droge aus dem Hood, einem Clan unter der Führung von DJ Grave Digga. Joe wendet sich an Daniel, den Anführer der Enklave. Er gibt ihm den Tipp, Percy im Hood aufzusuchen, doch der Weg dorthin führt durch Koalitionsgebiet. Also mitten ins Kriegsgebiet. Und seiner Freundin hat er immer noch nicht gebeichtet, was er wirklich für einer ist. Kommt mal wieder alles zusammen. Wenigstens neutralisiert das Vyrus sämtliche anderen Drogen und so kann er wenigstens saufen und qualmen bis zum Geht-nicht-mehr. Hilft aber auch nicht bei seinen Problemen. Also macht er sich auf den Weg, seinen Job zu erfüllen und sich so vielleicht die Gunst der Clans wieder zu sichern.


Der neue König der Blutsaugerliteratur hat wieder zugeschlagen. Schnell, hart, brutal. Charlie Huston eben. Da wird nicht lange erklärt oder rumgelabert. Joe Pitt lässt die coole Sau raushängen und räumt in seinem Sinne auf. Da werden Augen ausgerissen, Köpfe von den Körpern getrennt und dazu Witzchen über Buffy gerissen. Ein wilder Mix aus Action, Horror und etwas Humor mit trockenen Sprüchen nimmt ein weiteres Mal seinen Lauf. Und begeistert abermals. 315 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Oktober 2011, 21:21:05
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453434188.03.MZZZZZZZ.jpg)

Privatdetektiv Joe Pitt steht nun schon seit einem Jahr in den Diensten von Terry Bird und seinem Vampyrclan. Als Mann fürs Grobe beseitigt er unliebsame Konkurrenten und Feinde, sein Lohn sind Geld und Blut. doch irgendetwas scheint sich in der Unterwelt von New York zusammenzubrauen und auch auf Manhattan überzugreifen. Die Spur führt nach Brooklyn.

Tja, das war es denn mit der Unabhängigkeit für Joe. Zu viele Feinde zwingen sogar ihn, den notorischen Einzelgänger, dazu, sich einem Clan anzuschließen. Also heuert er bei Terry an und lässt sich von ihm mit dem benötigten Blut versorgen, während er seine Jobs erledigt. Doch dann wird Terry von einem Clan aus Brooklyn kontaktiert und Joe muss nach Coney Island, um die Verhandlungen zu führen. Es ist anscheinend ein neuer, mächtiger Feind aufgetaucht, der sogar die große Koalition beunruhigt. Und dabei spielt auch die Enklave, die wahnsinnige Vampyrsekte eine Rolle. Die Verhandlungen laufen nicht gerade so, wie gedacht. Es geht zügig an die Eingeweide, ein richtiges Gemetzel nimmt seinen Lauf. Und als dann och ein Vampyrjäger seinen Auftritt hat, veralbert Joe den armen Kerl gnadenlos. Weihwasser macht Joe nass, Knoblauch gibt Mundgeruch und ein Kruifix ist Holz an das ein Kerl genagelt ist. Nix mit Vampyre jagen. Außerdem scheint an der Sache ein Haken zu sein. Und Joes Freundin, die immer noch nicht weiß, was er eigentlich ist, ist an AIDS erkrankt und droht zu sterben. Da erhält er ein Angebot von Daniel, dem Anführer der Enklave, das er wohl nicht ablehnen kann.

Und im Band drei setzt Huston noch einen drauf. Noch härter, noch mehr Blut und mittendrin Joe mit seinen Problemen und dem lockeren Mundwerk. Er kann einfach nicht die Klappe halten oder sich irgendwem unterordnen. Nicht sein Ding. Gewohnt einfach, ohne übermäßig ausgefeilte und feinsinnige Charakterzeichnung kommt der Dritte Joe Pitt-Roman daher. Dafür wird auf massig Blut und Gewalt gesetzt und das schnell und direkt. Empfindsame Gemüter sind hier fehl am Platz, Literaturkritiker, die was auf sich halten ebenso (bleibt lieber bei euren düsteren Dramen). Brutalotrash. Richtig gut. Ab zu Band 4. 318 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Oktober 2011, 21:24:14
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453435125.03.MZZZZZZZ.jpg)

Nach einem Jahr in der Bronx erhält Privatdetektiv Joe Pitt einen neuen Auftrag, der er icht ablehnen kann. Er soll für die koalition einen verfeindeten Clan ausspionieren. Dazu darf er nach Manhattan zurückkehren, wo er seine große Liebe Evie wiedersehen könnte. Bei seiner Odyssee durch das Reich der Untoten kommt er dem Geheimnis der Vampyrwelt auf die Spur.

Nachdem er in der Bronx untergetaucht war, da ihm seine alten Freunde/Feinde die Rückkehr nach Manhattan verweigerten, wird Joe der Auftrag angeboten, einen Vampyrclan auszuspionieren, der an einem Heilmittel gegen das Vyrus arbeitet. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf ein uraltes Geheimnis, das die Vampyrwelt in den Grundfesten erschüttern würde. Klar, dass er wieder zwischen alle Fronten gerät. Nur wegen Evie geht er das Risiko ein und sorgt wieder für Arger. Er muss feststellen, dass seine Bekannte Amanda diejenige ist, die nach dem Heilmittel forscht. Und dafür hat er sich bei seiner Rückkehr foltern lassen und ein Auge verloren, bevor ihm das Angbot gemacht wurde, den Clan zu infiltrieren. Im folgenden - blutigen - Intrigenspiel hetzt er in bekannter Manier die Kontrahenten aufeinander und kommt dabei dem schockierenden Geheimnis auf die Spur.

Und wieder darf der Leser feststellen, dass es auch noch Vampire außerhalb der (Un-)Art der sexsüchtigen Modeltypen und Schmachtbolzen für pubertierende Mädchen gibt. Raue, harte, blutrünstige Wesen mit Hang zur Gewalt und dem Streben nach Unabhängigkeit vom Rest der Welt, ohne dabei von den "Normalos" entdeckt zu werden. Zynisch, brutal, mit mafiösen Strukturen innerhalb der Clans und einem Umfeld, wie es die Menschen in den entsprechenden Bezirken tatsächlich erleben schildert Huston den Kampf des Joe Pitt gegen alle Widrigkeiten und Gegner. Einen Mangel an knochenharter Action kann man auch diesem Teil nicht vorwerfen. Hebt sich natürlich wohltuend gegen den momentanen Romantik-Vampirtrend ab, den Stephanie Meyer (leider) ausgelöst hat. Gewaltbetonte Lektüre, die im derzeit in Deutschland erschienenen Buch fünf abgeschlossen und von mir gespannt erwartet wird (ist in den nächsten beiden Wochen wohl fällig). Erstleser sollten zwecks besseren Verständnisses die Bücher in der Reihenfolge des Erscheinens konsumieren. 315 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Oktober 2011, 16:44:30
(http://3.bp.blogspot.com/-ag-ivWi1xbY/TomuKqSJTUI/AAAAAAAAAnk/x0uo605e-5o/s320/laymon%2Bwald.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=Der+Wald (http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=Der+Wald)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Oktober 2011, 16:46:51
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TPkdVtbIUjI/AAAAAAAAAbo/F-f1oRUKnU0/s320/tage%2Btoten.jpg)

Don Winslow. Mit vollem Risiko ist der US-Drogenfahnder Art Keller in die Strukturen der mexikanischen Drogenmafia eingedrungen - mit so viel Erfolg, dass die Drogendepots reihenweise auffliegen und die Kartellbosse die Jagd auf ihn eröffnen.

Es beginnt im Jahr 1975 mit der Operation Condor. Art Keller vernichtet im Auftrag der US-Regierung gemeinsam mit mexikanischen Behörden Drogenanbaufelder im Land. Unterstützt wird er dabei von Tio Barrera, dessen Vertrauen er sich über Adan Barrera und dessen Bruder Raul erschlichen hat. Besonderes Augenmerk der US-Staatsmacht liegt dabei auf dem Boss Don Pedro, den sie unbedingt dingfest gemacht haben will. Er wird von Tios Leuten gestellt und dann heißt es "Ley del Fuego" - auf der Flucht erschossen, wie es offiziell heißt. Eigentlich war es eine Hinrichtung. Für die Amis ist der Fall nun erledigt. Nach ihrer Sprachregelung gibt es nun keine Drogen mehr im Nachbarstaat. Szenenwechsel ins Jahr 1977 und den Hexenkessel New York. Hell's Kitchen ist die Ecke, in der sich die Iren und Italiener die Macht teilen und ihre mafiösen Strukturen aufbauen. Mittendrin der junge Callen mit seinem Kumpel O'Bop. Und die legen sich mit beiden Seiten an. Ein kleines Buch verschafft ihnen aber die Macht über diverse dunkle Gestalten und sie lassen den irischen Boss durch einen italienischen Killer beseitigen. Jetzt haben sie den in der Hand und er führt sie in seine Gang ein, sein Capo bestätigt die beiden Jungs als Mitgleider seiner Familie. Bedingung - keine Drogengeschäfte. Doch gerade ihr Mitspieler auf italienischer Seite - Jimmy Peaches - will gegen diese Order verstoßen. Der Drogenfluss nach New York beginnt. Später im Jahr 1984 hat sichdie Haltung der USA gegenüber Mexiko noch nicht geändert. Man behauptet weiterhin, dass in diesem Land keine Drogen mehr wären. Art Keller weiß, dass das ein Scheiß wert ist. Er ermittelt weiter und muss denn auch bald feststellen, dass er vor Jahren von Tio Barrera ordentlich geleimt wurde. Der hat ihn nämlich dazu benutzt, die Konkurrenz auszuschalten und das Gebiet unter seinen Leuten neu aufzuteilen. Auch wenn er selbst nicht attackiert wird, nimmt man sich einen seiner Leute vor und dieser überlebt die Aktion nicht. Jetzt will Keller auch noch Rache. Um jeden Preis. Obwohl er Belege hat, dass die Mexikaner für die Kolumbianer den Transport der Drogen in die USA übernehmen und dafür Prozente kassieren, wird er von seinen Vorgesetzten ausgebremst. Mexiko IST drogenfrei, sagt man ihm. Hintergrund: der Handel wird von den Amis nicht nur geduldet, sondern auch noch finanziert, um über den gleichen Weg, nur in die andere Richtung, Waffen geheim für den Kampf gegen die Kommunisten in Mittelamerika zu liefern, die anfangen sich dort breit zu machen. Die CIA sitzt in El Salvador (Der Erlöser) und nimmt von hier aus mit Hilfe von Rebellen das von kommunistischen Handlangern durchsetzte Nicaragua aufs Korn. Man hat die große Befürchtung, dass sich die Seuche des Kommunismus bis an die Grenzen der USA - also Mexiko - ausbreitet. Kommies direkt an den Landesgrenzen, das darf nicht sein. Kuba ist schon schlimm genug. Und in den Urwäldern Südamerikas lässt die USA Truppen ausbilden, die im Guerillakampf gegen die Kommunisten und sonstige unliebsame Zeitgenossen vorgehen sollen. Leiter dieser Aktion ist Sal Scachi, ein Bekannter von Keller aus dem Vietnamkrieg und ein Angehöriger der New Yorker Cosa Nostra. Dieser bringt den Iren Callen mit ins Land, um dort zu kämpfen und Attentate auszuführen. Irgendwann werden sich ihre Wege kreuzen.

Wer anhand des Titels einen Horrorroman erwartet hat, wird enttäuscht sein, aber jeder, der sich auf einen absolut gelungenen Thriller eingestellt hat, wird höchst erfreut sein. Don Winslow hat ja mit "Frankie Machine" schon ein Klassebuch abgeliefert und auch mit der Vorlage zu dem Film "Kill Bobby Z." (Originaltitel "The Death and life of Bobby Z.") mit Paul Walker sein Können unter Beweis gestellt. Hier lässt er seine Protagonisten, die samt und sonders weit jenseits des Begriffes "Gutmenschen" oder strahlende Helden sind, durch extreme (US-)politische Widerwärtigkeiten und diverse Länder Mittel- und Südamerikas reisen, um offiziell den Drogenhandel zu unterbinden, aber auch Todesschwadronen auszubilden. Das Buch ist kein banaler Actionreißer, sondern orientiert sich an tatsächlichen Begebenheiten, die auch überall nachzulesen sind, so man sich die Mühe macht, etwas zu recherchieren. Drum herum hat er einen Roman mit fiktiver Handlung und fiktiven Figuren verfasst. Er hat die Iran-Contra-Affäre mit eingeflochten und auf weitere belegte, nie bestrafte kriminelle Machenschaften und Menschenrechtsverletzungen der USA in den damaligen Zeiten (ist ja heute kaum anders) verwiesen. Schnörkellose Handlung und blendende Rhetorik machen den Roman - und mehr ist es trotz aller eingebauten Tatsachen nicht - um die Verwicklungen der CIA, DEA und Mafia in den Drogenhandel aus Kolumbien über Mexiko und die Schicksale des irischen Mobsters Callen, des Vietnamveteranen Art Keller und des mexikanischen Drogenbosses Tio Barrera zu einem absoluten Genuss. Gegenüber "Frankie Machine" hat sich Winslow noch einmal gesteigert (und daran werde ich ihn sicher messen bei den nächsten Romanen, die ich noch vorliegen habe) und bietet auf knapp 700 Seiten beste Thrillerunterhaltung sowie einen weiteren Abgesang auf Amerikas Anspruch eine heile Nation zu sein, welche die Demokratie und ihre Menschen in Ehren hält. Das Buch "Tage der Toten" ist ein echter Hochkaräter. Eigentlich ein Pflichtkauf.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Oktober 2011, 18:11:24
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Si_82idIehI/AAAAAAAAANY/K8ArgHWFeTw/s320/1974.jpg)

David Peace: Jeanette Garland, vermisst gemeldet in Castleford, Juli 1969. Susan Ridyard, vermisst gemeldet in Rochdale, März 1972. Clare Kemplay, vermisst gemeldet in Morley am gestrigen Tag. Es ist Freitag, der 13. Dezember 1974, und Edward Dunford tritt seinen ersten Arbeitstag an. Endlich hat er den Job, den er immer wollte: Reporter bei der Evening Post. Nur weiß er noch nicht, dass er in den nächsten elf Tagen durch die Hölle gehen wird. Ein grausamer Mord wird entdeckt. Zeugen verschwinden spurlos. Und die Polizei scheint mehr zu wissen, als sie vorgibt. Als Edward herausfindet, dass die Honoratioren der Stadt in den Mordfall verwickelt sind, beginnt ein Wettlauf mit dem Tod.

Der Autorennachname ist hier garantiert nicht Programm und die Inhaltsangabe des Verlages sagt (glücklicherweise mal) nur sehr wenig darüber aus, was der Leser hier zu erwarten hat. Düstere Atmosphäre, knapper Satzbau, schnell, schnörkellos, brutal, hart, das sind die Attribute, die man dem Buch locker verpassen kann. Wieder so ein Erstling, der beeindruckt und bei dem ich durchaus hin und wieder an Charlie Huston oder Duane Louis denken musste. Dunkel und beklemmend schildert Peace die Ermittlungen von Edward Dunford in einem Mordfall, der sich zu einer ausnehmend gewalttätigen Story über Korruption in einem Geflecht der Macht entwickelt und dem Leser die volle Aufmerksamkeit abverlangt, damit er den verschiedenen Handlungssträngen und Figuren auch folgen kann. Fast ohne die gängigen Klischees von Gut und Böse zu strapazieren, baut er einen sich ständig steigernden Spannungsbogen auf, der dazu verleitet, immer weiter zu lesen - jede Pause oder Unterbrechung könnte störend wirken. Der Sumpf der Polizeibrutalität, der Folter und Todeskommandos sowie Hinterzimmerklüngeleien zeigt eine drastische Gesellschaftskritik an den Verhältnissen in Englands Norden der 70er Jahre. Durch eingestreute Song- und Filmtitel (an etliche konnte ich mich da schon noch erinnern) sowie Schlagzeilen aus der Epoche lässt er ein Gefühl für den damaligen Zeitgeist aufkommen. Sprachlich drastisch mit höchstem Erzähltempo wird die Reise des Protagonisten, der beileibe kein strahlender Held ist, ins Dunkel der Macht und seine eigenen Abgründe an den geneigten Leser gebracht - ohne Hoffnung auf ein Happy-End.


Stilistisch würde ich David Peace hauptsächlich mit James Ellroy vergleichen und ich muss zugeben, dass es schon fast ein Frevel meinerseits war, erst so spät auf ihn aufmerksam zu werden. Heißt - ich werde mir die 3 Folgebücher ebenfalls zulegen. Wer schnelle, harte, brutale Thriller schätzt, die nicht den üblichen 08/15-Pfaden folgen, sollte hier unbedingt zugreifen - falls er es nicht schon getan hat. Und die üblichen Lobeshymnen der Presse oder von Autorenkollegen, die die Buchdeckel zwecks Umsatzoptimierung zieren, sind hier absolut gerechtfertigt. Endlich wieder ein Werk, das mich ohne Einschränkung begeistert hat.  KLASSEBUCH! 384 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Oktober 2011, 18:15:18
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SmRun69_I8I/AAAAAAAAAOg/Fj7dK41zHqU/s320/Peace77.jpg)

David Peace: Yorkshire, 1977. Polizeisergeant Robert Fraser wird zu einer Sondereinheit abgestellt, die den grausamen Mord an einer Prostituierten aufklären soll. Bald schon werden Parallelen zu anderen Mordfällen aufgedeckt und die ersten verdächtigen festgenommen. Noch bevor ein weiterer Prostituiertenmord die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken versetzt, schaltet sich Jack Whitehead, Starreporter der Evening Post, in die Ermittlungen ein und versucht, auf eigene Faust den "Yorkshire Ripper" zu stellen. Doch Fraser und Whitehead verstricken sich in ein Geflecht aus Intrigen, Korruption und tödlicher Gewalt. Denn die beiden teilen ein Laster, das ihnen zum Verhängnis werden kann: die Huren von Chapeltown.

Nachdem ich mich nun wieder von meinem vergeblichen Versuch, deutsche Thrillerliteratur zu würdigen (positive Ausnahmen sind Andreas Eschbach und Uwe Schomburg), erholt habe, geht es in die zweite Runde der Gewaltorgie aus der Feder von David Peace. Die Inhaltsangabe auf den Klappenseiten bereitet den Leser nicht im mindesten auf das vor, das ihn in der Folge erwartet. Wieder wird der Leser durch die Personenvielfalt gezwungen, der Handlung trotz der kurzen und knackigen Sätze aufmerksam zu folgen, zumal auch alte Bekannte aus 1974 wieder in Erscheinung treten. Ansonsten dreht sichhier alles um Sex, mehr Sex und die verschiedenen Facetten davon. Im Jahr 1977 wird Leeds immer noch so trostlos dargestellt wie 3 Jahre zuvor, wenn nicht sogar noch düsterer, sodass es einen als Leser wahrhaftig graust und erspart bleibt einem hier auch wirklich nichts - Gewalt, Folter, Erniedrigung, Rassismus, Polizeiwillkür, nichts wird ausgelassen. Hier wird eigentlich kein (Kriminal-)Fall präsentiert, sondern der Fall einer Gesellschaft und für den Leser noch zusätzlich anstrengen, da aus der Perspektive von ZWEI Ich-Erzählern (bei etwas Aufmerksamkeit aber doch schnell zu unterschieden) geschildert wird, wie man die Aufdeckung der verotteten Verhältnisse bewerkstelligen möchte oder daran zu scheitern droht. Es ist eine düstere Zeit in England, Aufbruch in neue Bereiche, die Zeit des Punk, des Auflehnens, aber ohne Lösung, ohne Entkommen aus dem Bestehenden (als Beispiel hier immer wieder die 25-Jahr-Feier zum Thronjubiläum). Und so ergeht es auch den beiden Erzählern. Happy-End - NEIN. Klarer Abschluss des Romans oder des Falls - wieder NEIN. Der Leser bleibt mit dem Ende seinen eigenen Gedanken überlassen (wie übrigens im Fall des Protagonisten aus 1974 - Eddie Dunford - , der hier zwar immer wieder erwähnt wird, aber sein Schicksal nicht weiter ausgeführt) und der Wartezeit auf Teil 3 - 1980 - , der demnächst eingekauft wird. Ein Buch weitab von der gewohnten Kost auf den Wühltischen, keine Massenware, sondern weiterhin auf einem Niveau nahe einem James Ellroy. Moral bleibt bei beiden Autoren außen vor, beängstigende Szenarien beherrschen das Bild der Gesellschaft.

Kaltherzige, gnadenlose kost für hartgesottene Thrillerkonsumenten. Düster, beklemmend, spannend wird der Leser mit einem gewalttätigen Szenario konfrontiert (bei dem mich persönlich nur die Tagtraum - oder Albtraumsequenzen in ihrer Häufigkeit etwas angenervt haben), wie es nur wenige Autroen zu Papier zu bringen vermögen. Hier wird so richtig die Sau rausgelassen. If Peace is too hard, you're too weak. David Peace ist ohne Zweifel ein neuer "Großer" in Englands Thrillergemeinde. Leseempfehlung. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Oktober 2011, 20:46:10
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Srn1chE6JII/AAAAAAAAARA/gfFX7NOrRdQ/s320/1980.jpg)

David Peace. Leeds, 1980. Die Frauen trauen sich nachts nicht mehr allein auf die Straße, denn der Yorkshire Ripper geht um. Dreizehn Morde, und die Polizei tappt immer noch im Dunkeln. Es muss etwas geschehen. Auf Anordnung von ganz oben übernimmt Peter Hunter aus Manchester den Fall. Er soll den Ripper finden und gleichzeitig die korrupten Bullen von der Yorkshire Police ans Messer liefern. Das haben die von oben sich so gedacht. Aber Hunter wühlt zu tief im Dreck und setzt damit sein Leben aufs Spiel. Denn die Yorkshire Police lässt sich nicht so einfach ans Messer liefern.

Ich beginne direkt mit einem massiven Makel bei diesem Buch. Um überhaupt einen ordentlichen Einstieg in die Geschichte zu bekommen, ist die Lektüre der Vorgänger fast schon eine Pflichtangelegenheit. Ansonsten wird man auch hier wieder mit einer fast unübersichtlichen Fülle an Figuren, die noch dazu namentlich recht schwer auseinander zu halten sind (mehrere mit Namen Bob oder Pete), konfrontiert, was dem Leser eine hohe Konzentration abverlangt. Seinen rüden Sprachstil hat Peace beibehalten, aber leider auch den Großteil des Storygerüsts. Abgesehen von der jetzt offensiven Herangehensweise an die Korruption in Leeds und der Führungsebenen in Wirtschaft und Polizeiapparat hat sich nicht viel geändert. Jetzt wird halt ein Außenstehender in die Metzeleien und Manipulationen hineinkatapultiert, der sich - was Wunder - dem Misstrauen der Kollegen ausgesetzt sieht und bei seiner Tour von Verhör zu Verhör, Besprechung zu Besprechung ein Bild der englischen Gesellschaft vorfindet, in dem es heißt: Jeder gegen jeden. Und auf seinem steinigen Weg durch das Gespinst aus Lügen und Intrigen bleibt es nicht aus, dass auch sein Leben in Gefahr gerät.

Auch in seinem dritten Buch werden die Protagonisten von David Peace fernab des üblichen Gut/Böse Schemas angelegt, Handlungsfäden der Vorgänger aufgenommen, um ein neues Intrigennetz zu spinnen. Also wieder ein hartes Buch um Mord und Korruption auf höchster Ebene. Zynisch und kalt mit zumeist kaputten Existenzen. Aber durch die ständige Wiederholung gewisser Handlungsstränge wollte sich bei mir erst nicht so die richtige Spannung einstellen, was sich erst mit Fortgang der Geschichte änderte, da sich langsam herauskristallisierte, dass sich einige Verstrickungen andeuten, die Personen aus den vorherigen Büchern - "1974" und "1977" - in ein anderes Licht rücken könnten, bisher nicht weiter verfolgte Schicksale aufgeklärt werden könnten. Daher bin ich denn auch sehr gespannt auf den letzten Teil des Red Riding Quartetts - "1983". Für sich allein gesehen ist "1980" wohl nicht das beste der Reihe, aber als Vorbereitung für das große Finale vielleicht notwendig gewesen (außerdem ist das jetzt auch mäkeln auf hohem Niveau). Und er hat sich bis zum Schluß Zeit gelassen, um den Leser herausfinden zu lassen, ob David Peace diesmal tatsächlich einen wirklichen Gutmensch-Charakter in die Story eingebunden hat. 464 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Oktober 2011, 20:47:52
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S2Ld0fo8eqI/AAAAAAAAATw/opG5KvvlJCs/s320/1983.jpg)

David Peace. Yorkshire 1983. Ein Schulmädchen wird vermisst. Detective Chief Superintendent Maurice Jobson übernimmt die Ermittlungen und präsentiert der Öffentlichkeit schnell einen Hauptverdächtigen. als dieser in der Untersuchungshaft angeblich Selbstmord begeht, stellt Rechtsanwalt John Piggot eigene Nachforschungen an und stößt auf kriminelle Machenschaften, die bis in höchste Polizeikreise reichen: Pornohandel, schmutzige Immobiliengeschäfte und eine Reihe von Kindesentführungen, die nie aufgeklärt wurden. Auch damals hieß der Chefermittler Maurice Jobson. Red Riding Quartett. Der Kreis schließt sich.

Alte Figuren, neue Figuren. Ein Anwalt, Marke LFC - Loser First Class. Ein fetter Alki mit Neigung zu "Getränkeunfällen". Im abschließenden Werk "1983" wird er als Rechtsbeistand für Michael Myschnik und James Ashworth engagiert. als James vermeintlich Selbstmord in seiner Zelle begeht, verbeißt sich dieser feige, fette Loseranwalt in den Fall. Polizeibrutalität, Rassismus und Korruption prägen seine Weg durch die Lügen in der Umgebung der Fälle. Jetzt führen die Fäden endlich zusammen. Rückblenden, Zeitsprünge und Ermittlungsarbeit decken die meisten Hintergründe zu den Mördern, Machern und darin verwickelten Honoratioren der Stadt auf. Etliche Schicksale werden hier zwar abgeschlossen, trotzdem bleibt das Manko, dass der zwar wieder mehrfach erwähnte Eddie Dunford eher von der Bildfläche verschwunden scheint, ohne eine Spur zu hinterlassen. Genausowenig wird das Motiv des Exorzistenpfaffen beleuchtet. Wie er dazu kommt, gerade in dem Umfeld seine Methoden anzuwenden, warum überhaupt.

Insgesamt aber hat sich der Lesefluss und das Interesse im Vergleich zu "1980 " aber wieder gesteigert bzw. verbessert. Stil und Wortwahl sind nicht weiter erwähnenswert, da sich im Hinblick auf die drei schon besprochenen Vorgänger rein gar nichts verändert hat. Es bleibt ach bei seiner düsterne, pessimistischen Sicht auf ein (Nord-)England in den späten Siebziger- und frühen Achtziger- Jahren. Kein feines Bild von Good Old England. Abgesehen von dem schwachen "1980" ein schlüssiges Gesamtkonstrukt über dem Mittelmaß, das auch schon auf die Verfilmung (TV, mit Sean Bean) von Dreien der Bücher zurückblicken kann. 512 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Oktober 2011, 20:53:25
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TS32humYPRI/AAAAAAAAAc8/oEvqHPyYHgs/s320/finster.jpg)




http://shaneschofield.blogspot.com/2011/01/buchreview-finster.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/01/buchreview-finster.html)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Oktober 2011, 20:55:30
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TPkUOK0hJnI/AAAAAAAAAbg/HJ5l5pdI4RM/s320/laymon%2Bvj.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2010/12/buchreview-vampirjager.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2010/12/buchreview-vampirjager.html)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Oktober 2011, 12:47:20
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3499224801.03.MZZZZZZZ.jpg)

Gibt es den Yeti doch? Jack Furness, ein kalifornischer Bergsteiger, will einen der höchsten Gipfel Nepals bezwingen. In einer tückischen Eiswand stürzen er und seine Begleiter ab. Doch in einer Gletscherspalte macht Jack einen aufsehenerregenden Fund .

Bei einer illegalen Besteigung eines Berges im Nepal kommt die Truppe des Bergsteigers Jack Furness bis aufihn selbst bei einem Lawinenunglück ums Leben. In einer Höhle findet er einen Schädel, der möglicherweise einem Vorfahren der Menschen gehören könnte. Er packt das Dingen also ein und macht sich auf den beschwerlichen Weg nach Hause. In Kalifornien angekommen, übergibt er das Fundstück einer Anthropologin, die es auf weitaus jünger datiert als bis dato angenommen. Und auch schon bald taucht die Vermutung auf, dass es sich um einen Yetikopp handeln könnte. Also auf nach Subtropica und die nächste Besteigung geplant. Leider ist im Grenzgebiet zwischen Indien und Pakistan nicht alles im Reinen, die beiden Nationen haben sich mal wieder in den Haaren und die Behörden wollen natürlich jeglichen Zugang zu dem Gebiet verweigern. In letzter Minute mischt sich ein reicher Finanzier ein und ermöglicht den Aufstieg. Wie gewohnt nicht ganz ohne eigennützige Motive.

Thriller, Adventure und Fantasy gemischt zu einem guten Bergsteigerabentuer unter schwierigsten Umständen. Spannend mit einigen gelungenen Charakteren einem Undercover-Agenten, einem zwielichtigen Finanzier und dem obligatorischen Helden zueinem sehr lesenswerten Buch verwoben, das einen vergleich mit Michael Crichton garantiert nicht zu scheuen braucht. Zwar baucht die Story etwas Anlaufzeit, doch das ändert sich von Seite zu Seite bis zum teilweise sogar etwas unerwarteten Finale. Der Stil von Kerr ist bisweilen etwas sperrig und nicht auf simple Sprachvarianten ausgelegt, sodass sich Massenkonsumenten möglicherweise etwas schwerer tun, dem Buch eine Chance zu geben, doch das wäre ein Fehler. Wer sich also von Crichton gut unterhalten fühlt, sollte hier unbedingt zugreifen, auch wenn es etwas komplexer wird. 512 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Oktober 2011, 12:50:00
(http://4.bp.blogspot.com/-x6WkyzCuPb8/TcU8oDGQpRI/AAAAAAAAAhI/dar3ZZp0bVM/s320/flop.jpg)
(http://1.bp.blogspot.com/-cfQgtcoG6_g/TcU8jVigLSI/AAAAAAAAAhA/Q5MjJZ35FCg/s320/HCC_Bruen_Starr_Crack.jpg)
(http://2.bp.blogspot.com/-WA0LVmpTTPw/TcU8fibULMI/AAAAAAAAAg4/goTl7JyQ-X0/s320/HCC_018_BruenStarr_Attica.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/05/buchreview-max-fisher-trilogie-mit-flop.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/05/buchreview-max-fisher-trilogie-mit-flop.html)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Oktober 2011, 14:41:33
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3423212101.03.MZZZZZZZ.jpg)

Kurzkritik: Nach einem Millionenraub ist Parker auf der Flucht. Da stößt er auf Tom Lindahl, der ihn vor den Häschern in Sicherheit bringt, dies aber nicht aus Menschenfreundlichkeit tut. Und schon ist Parker wieder mittendrin in einer Aktion, die mehr von Stümpern beherrscht wird, denn von wirklichen Profis. Die Geschäftsidee klingt zwar einträglich, aber die Mitwirkenden?

"Fragen Sie den Papagei" schliesst direkt an "Keiner rennt für immer" an (der Papagei übrigens beantwortet die Frage falsch und wird eliminiert). Cool wie Parker nunmal ist, schickt er sich an, tatsächlich bei dem Mob, der ihn und seine Kumpane sucht, als Helfer mitzuwirken. Die Dörfler erkennen ihn auf dem Phantombild nicht und so macht er sich daran, mit Lindahl den Plan umzusetzen. Gestört wird er dabei von diversen Gestalten aus dem Umfeld des Dorfes, die so nach und nach dahinter kommen, wen sie da in ihrer Mitte haben. Parker reagiert wie gewohnt gefühllos und ohne jegliche Moral, zeigt nur Mitgefühl, wenn er es für seine Zwecke nutzen kann. Er analysiert die Situation und reagiert gelassen darauf, lässt sich auf nichts und niemanden ein und vermittelt
keinem das Gefühl der Freundschaft oder gar Bekanntschaft. Job erledigen und weg. Privates aus seiner Vergangenheit erfährt man nicht - weder als Leser noch als Kontrahent oder Kollege. Kurze und knackige Dialoge, interessante Charaktere, ein Antiheld, wie er im Buche steht machen das Buch zu einem spannenden und kurzweiligen Vergnügen ohne sonderliche Gewalttätigkeiten oder Blutorgien. Tötungen geschehen irgendwie immer nebenbei aus der Notwendigkeit heraus. Auf jeden Fall einen Blick wert. 256 Seiten.
   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Oktober 2011, 14:43:47
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3552054634.03.MZZZZZZZ.jpg)

Kurzkritik:Bankenfusion in der Kleinstadt. Parker erfährt davon von einem Vertrauensmann, dem allerdings nicht wirklich zu trauen ist. Komplizierter wird die Sache noch dadurch, dass die Frau des Bankdirektors ein Techtelmechtel mit dem Tippgeber hat. Außerdem sucht ein Kopfgeldjäger nach dem Spitzel, den Parker verschwinden lassen musste, noch bevor das Unternehmen überhaupt startete. Jeder will an das Geld, aber keiner hält sich an die Abmachungen, sodass der Aktionsplan für den Überfall ständig korrigiert werden muss - ein schwieriger Job für Parker, der für Präzision berüchtigt ist, aber auch dafür, dass er keine Kumpel kennt und kein Erbarmen mit Pfuschern.

Parker ist ein skrupelloser Gangster, cool, ohne Vergangenheit oder Vornamen. Ein Verbrecher alter Schule, der jeden, der ihm in die Quere kommen könnte oder zu seiner Gefangennahme beitragen könnte ohne Bedenkenaus dem Weg räumt. Er macht nicht viele Worte, kann mit Amateuren nicht viel anfangen und bleibt immer darauf bedacht sich einen Fluchtweg freizuhalten. In "Keiner rennt für immer", den man übrigens vor "Fragen Sie den Papagei", welcher vom Verlag zuerst veröffentlicht wurde, lesen sollte, kommen ihm einige Stümper unter, denen er Feuer unterm Arsch machen muss. Er ist ein kühler Typ, ohne große Gefühlsduselei und richtet sich immer nach den Fakten - Freunde sind Fehlanzeige. Wären gute Rollen für Typen wie Bogart und Lee Marvin (Point Blank) hat sich ebenso wie Mel Gibson (Payback) schon in Filmen nach Starks (richtiger Name Donald E. Westlake) Büchern erfolgreich versucht. Parker ist der Antiheld, mit dem man trotzdem mitfiebert, obwohl er der Bankräuber ist, der sich seinen Lebensunterhalt nicht durch eine legale, geregelte Arbiet zu verdienen pflegt. Die Parker-Storys entpuppen sich als reine Männerromane, ohne überflüssige Romantik oder schmachtende Dialogzeilen. Keine Actionbretter, sondern reine Krimis der alten Sorte im Noir-Stil. Der Geldraub und seine Probleme sind ein absoluter Kauftipp für Krimifans.
288 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Oktober 2011, 21:18:13
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TKIrlt2n4AI/AAAAAAAAAZo/LL5gmccq2XU/s320/ofest.jpg)

Christoph Scholder. Der zweite Wiesn-Sonntag. Weiß-blau erstreckt sich der Himmel über München. Tausende strömen auf das größte Volksfest der Welt. Partystimmung, so weit das Auge reicht, ausgelassen tanzen die Leute in den riesigen Zelten. Niemand ahnt, dass dieser Nachmittag um exakt vier Minuten vor sechs in einem Höllenszenario enden wird. Denn genau zu diesem Zeitpunkt gibt Oleg Blochin, der skrupellose Kommandeur einer russischen Elite-Soldateska, seinen Männern den Befehl, das Betäubungsgas im ersten Bierzelt freizusetzen. Und das ist erst der Anfang. Schlag auf Schlag geht es weiter. 70.000 Menschen werden zu Geiseln in einem hochriskanten Spiel auf Leben und Tod.

Bosnien, Mauritius, Afghanistan, Tschetschenien, Bremerhaven, München, Kaliningrad, Helgoland. Unterschiedliche Schauplätze zu unterschiedlichen Zeiten. Vorstellung der Hauptfiguren (wobei mich eine doch sehr an den ehemaligen Chef von 1860 München erinnert). Aufbau der Handlungsfäden. Waffen werden beschafft und illegal ins Land gebracht. nunmehr nutzlose Schergen werden aus dem Weg geräumt (Kehlenschnitt und der Blutfluss wird kommentiert mit "O'zapft is'"). die Unternehmer Romburg und Vogel geraten durch einen lukrativen Auftrag in die beängstigenden Geschehnisse und einen Strudel aus Blut und Gewalt, Mord und Erpressung. Ein russischer Offizier nimmt das Münchner Volksfest in seiner Gesamtheit als Geisel und fordert zwei Milliarden Euro. Wahres Motiv? Unklar. Die Bundesregierung lässt ihren geheimsten Geheimagenten des MAD, Wolfgang Härter, den Fall übernehmen. Der Bundeskanzler (AM abgewählt, ein Segen? Nö, Pech gehabt, das Buch spielt einige Jahre zuvor und erinnert noch an die vermeintlichen und spekulativen, unbewiesenen Seilschaften mit russischen Präsidenten zur Sicherung eigenen Wohlstandes während man noch vom Volk bezahlt wird und für dieses arbeiten sollte.) nennt den Agenten seinen deutschen James Bond (Nein, ich bin Härter. Wolfgang Härter.), der die Situation sicher und unter zu Hilfenahme einiger Kollegen bereinigen soll - inklusive weiterer Bonmots. Oleg Blochin bekommt einen würdigen Gegner, während er und seine Leute ihre Geiseln mit Freibier und Hendln umsonst ruhig stellen können. Das geht wohl auch nur in Bayern. Im weiteren Verlauf der Handlung entwickelt sich das Ganze zu einem Duell der beiden Kontrahenten, das etliche Opfer fordert und auch die eine oder andere kleine Überraschung zu bieten hat. Da die Geiselnehmer schwer bewaffnet sind (mobile SAM-Abschussrampen, H&K MPs, Gasvorrichtungen), ist Vorsicht angebracht, die nicht immer bei den Großkopferten an erster Stelle steht. Kann Härter das Disaster verhindern?

Passend zum aktuellen Anlass kam die Veröffentlichung des Buches sowie meine zeitige Rezi. Ob so ein Szenario wirklich denkbar ist? Keine Ahnung. Aber wer hätte an 9/11 gedacht? Höchstens Tom Clancy. So kam es denn auch, dass das Werk von Christoph Scholder schon im Vorfeld heftige Kritik vonm allen Seiten einstecken musste. Weil er es wagte a) ein großes deutsches Volksfest als Grundlage für sein Terrorszenario zu wählen, b) weil es zum 30. Jahrestag des Wiesn-Attentats erschien und c) auch noch pünktlich zum Wiesnstart. Da wurde ihm jegliche Sensibilität abgesprochen, dafür aber Sensationsgier unterstellt (und das auch noch von Faltblättern, die mit der Wahrheit wenig, dafür aber mit Sensationsgeilheit, Gerüchten und vagen Behauptungen um so mehr am Hut haben). Fragwürdige Argumente wurden aus dem Hut gezaubert, die sich aber mal keiner zu äußern wagt, wenn ein amerikanischer Schriftsteller solche Bedrohungen in seine Geschichten integriert, da bleiben die Populisten mit ihren erhobenen, mahnenden Zeigefingern feige in ihren Löchern. Denen ist wohl nicht die Angst um die Menschen an die Nieren gegangen, sondern eher der Bammel vor Umsatzverlusten. Man stelle sich vor, dass die Leser den Roman ernst nehmen und das Fest meiden. Diese Blamage, diese Steuerverluste, die armen Wiesn-Wirte und ihre Zulieferer und die armen Organisatoren. Solchen Schreiberlingen muss öffentlich ein Riegel vorgeschoben werden - einfach das Volksfest Nummer Eins verunglimpfen. Mammon vor Mensch eben, wie in der heutigen Zeit üblich. Das Buch selbst beginnt mit einem wilden Dekadenhopping (80-er, 90-er, erste Dekade 2000 und bunt gemischt), um die Motivation der einzelnen Figuren begreiflich zu machen und einzelne Handlungsfäden zu starten (die im Gegensatz zu manch anderen Autoren zu Schluss alle verknüpft und zu Ende geführt werden). Insgesamt ein recht spannendes Buch, gewalttätig, aber nicht übermäßig blutrünstig, dafür hin und wieder recht menschenverachtend (Afghanistan: Ein russischer Offizier hält zwecks Befragung der Eltern ein Kleinkind über einen Brunnenschacht, lässt es fallen und meint: "Ups, da ist das Kind in den Brunnen gefallen".). Ein Schmankerl für Fußballfreunde ist auch enthalten, da der Anführer der Speznaz Oleg Blochin heißt (Weltfußballer 1975). Von der sprachlichen Gestaltung sollte man sich nicht zuviel erwarten. Von einem akademiker mit Abschluss in Soziologie, Philosophie und Psychologie hätte ich denn doch mehr erwartet als das gebotene "Ohne Mampf kein Kampf". Recht biederes Niveau. Da lob ich mir denn doch den von mir schon hin und wieder kritisierten Daniel Silva, bei dem die Sprache sowie etwas intellektuelleres Umfeld doch besser ankommen. Bei ihm hapert es im Storyaufbau (siehe demnächst in der neuen Rubrik Bücherreport). Warum trotzdem eine ausführliche Besprechung? Weil das Buch für deutsche Verhältnisse in diesem Genre sehr gelungen ist und einen Marc Kayser (um nur ein Beispiel zu nennen) um Längen hinter sich lässt, dazu eine ordentliche Portion Action mit hoher Opferzahl anbietet. Am Humor müsste vielleicht noch etwas gearbeitet werden, der kam nicht so rüber. Für Deutschland am oberen Limit und international immer noch oberes Mittelmaß. Also durchaus geeignet für spannende, unterhaltsame und actionreiche Lesestunden, wenn man nicht mit zu hohem Anspruch an die Sache rangeht. Ein wirklich gelungenes Debüt, mal sehen, ob mehr kommt. Rund 600 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Oktober 2011, 21:21:37
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S8RkU2CdkuI/AAAAAAAAAV4/pPYFgXmqUDA/s320/child.jpg)

Lincoln Child. Fear Base, eine verlassene Militärstation in Alaska. Ein kleines Team von Klimaforschern untersucht einen Berg, der den einheimischen Tunit heilig ist. Da bricht ein riesiges Stück vom Gletscher ab und legt eine Höhle frei. Im Eis entdecken die Forscher eine Kreatur, deren Augen sie feindselig anstarren. Als der Tunit-Schamane, einer der letzten Überlebenden seines Stammes, erfährt, was die Männer entdeckt haben, warnt er sie: Es ist tödlich, dem Berg sein Geheimnis zu entreißen. Doch es ist bereits zu spät. Sully, der Anführer der Forscher, hat bereits einem TV-Team die Entdeckung gemeldet, das sofort zu einem Dreh einer Dokumentation anreist. Zum Entsetzen der Forscher sägen die Fernsehleute das Monstrum aus dem Eis und wie es denn so kommt, verschwindet die Kreatur eines nachts. Und am Morgen wird die erste Leiche entdeckt.

Sie sind alle wieder da, die Stereotypen aus dem Reich der Lincon Child und Douglas Preston Abenteuer. Der egoistisch-ehrgeizige Wissenschaftler, der sich überall anbiedert, der rücksichtslose Pseudo-Dokumentarfilmer im Auftrag eines sensationslüsternen Medienkonzerns, die verständnisvolle Schöne und die zu opfernden Randfiguren sowie die ernsthaften und gutgläubigen Paläoökologen. Auf dieses Sammelsurium menschlichen Lebens lässt Lincoln Child dann die durch das TV-Team befreite Kreatur los, die sich nicht lange bitten lässt und sich zügig den ersten Happen schnappt. Schließlich war man ja Ewigkeiten eingefroren, da kann man schon mal Appetit bekommen. Und während der Monstersuche erhält der Leser noch einen kleinen Exkurs zur globalen Erwärmung und dass beim Privat-TV schändlichste Methoden angewandt werden, um Aufmerksamkeit und vor allem Profit zu erhaschen (aber im Gegensatz zum wahren Leben bekommen sie hier ihre Strafe für schlechtes und gefaketes Programm). Und um die Bedrohung perfekt zu machen, verhindert ein Schneesturm, dass die Base so ohne Weiteres verlassen werden kann. Flucht also vorerst unmöglich. Also bleibt nur, sich in den unterirdischen Ebenen der Anlage zu verbarrikadieren und auf das Beste zu hoffen, während die kleine Notbesatzung - bestehend aus 4 Soldaten - das Vieh hetzt. Ist natürlich nicht so einfach und der eine oder andere Eingeschlossene erlebt das Ende der Geschichte nicht.

Der Ansatz zu Religion und Glauben der Ureinwohner verpufft schnell und dann erinnert die Story an vielen Stellen an die alte Fassung von "Das Ding aus einer anderen Welt" mit dem "Rauchende Colts"-Darsteller James Arness. Nach zuletzt einigen unkonventionellen Neuerscheinungen am Büchermarkt (Jeff Strand, Victor Gischler) nun wieder altbekannte und bewährte Kost von Lincoln Child. Auch in "Nullpunkt" hat er wieder die Schablone aufgelegt und eine Story wie schon zu Zeiten der Einzelabenteuer zusammen mit seinem Partner in Crime Douglas Preston abgeliefert. Ein Monster an einem abgelegenen Ort, schwer erreichbar und nur mit einer kleinen Besatzung versehen, die natürlich in größte Not gerät und nach dem üblichen Prinzip nach und nach dezimiert wird. So beschränkt sich der Spannungseffekt auch eher nur darauf, wer sich denn am Ende nun retten kann und wer dran glauben muss. Ebenso wie frühere Werke wieder anspruchsfrei flüssig formuliert, leicht konsumierbar wie gewohnt, aber auch ohne große Überraschungseffekte. Wem die bisherigen Outputs des Autors gefallen haben, der kann hier bedenkenlos zugreifen, ansonsten ist es aber doch nur Mittelmaß und Massenware. Aber wenigstens versucht hier niemand dem Leser eine andere Qualität vorzugaukeln, als sie denn am Ende auch ist (ich denke da an die renommierten Autoren, die Bücher in Massen umsetzen, obwohl sie längst nicht mehr an ihre Glanzleistungen anknüpfen können und auch nur noch nach Schema von sich selbst abkupfern, es nur nicht zugeben können). Lockere Unterhaltung zum Abschalten bietet das Buch allemal. 420 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Oktober 2011, 12:05:56
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SNaEw2_hlPI/AAAAAAAAAD8/lMDry0MPpLQ/s320/Thor.jpg)

Brad Thor. Ohne dass die Bevölkerung auch nur im Mindesten ahnt, dass neue Terrorattacken auf amerikanischem Boden anstehen, jagt die US-Regierung den gefährlichsten Feind, den sie je hatte. Ein hochrangiges Al-Quaida-Mitglied, das in Kanada festgesetzt wird, soll den Ermittlern der Geheimdienste als Köder dienen. Doch was stattdessen passiert, übertrifft die schlimmsten Vorstellungen: Brücken und Tunnel rund um Manhattan werden am 4. Juli, dem amerikanischen Nationalfeiertag, den die New Yorker gerne außerhalb der Stadt verbringen, gesprengt. Die Insel ist von der Außenwelt abgeschnitten. Die Bewohner geraten in Panik, das Land droht im Ausnahmezustand zu versinken. Eine todbringende Eliteeinheit jagt durch die brennenden Straßen, um den Gefolgsmann aus den Fängen der Amerikaner zu befreien. Der Einzige, der die Katastrophe noch abwenden kann, ist Scott Harvath. Seine Operation in den Trümmervierteln gerät zu einem Wettlauf mit einer brandgefährlichen Al-Quaida-Einheit - und zu einem Wettlauf mit der Zeit.

Zu Beginn eine Kritk am veröffentlichenden Verlag. Dieser Roman ist nicht der erste aus der Reihe um Scott Harvath, was sich aber leider nur aus Hinweisen im Inhalt und der folgenden Suche auf der Website des Autoren belegen lässt. Daher sind einige der vorkommenden Ereignisse und Bezüge auf zurückliegende Aufgaben nicht richtig nachzuvollziehen. Eine Anfrage, ob diese noch publiziert werden, wurde leider nur mit einem "vielleicht hinsichtlich der Verlagsplanung" beschieden.

Nun zum Inhalt. Ein weiterer Roman um Kampf der Vereinigten Staaten von Amerika gegen den radikalen internationalen Islamismus - vom Thema her also nicht unbedingt neu. Dafür bekommt der Leser Rechtfertigungen geboten, die in einem Streit zwischen dem Präsidenten und einem ministerialen "Abweichler" münden, der es doch tatsächlich wagt, die amerikanische Strategie heftig zu kritisieren, indem er z.B. die Überstellungspolitik (oder auch Folteroutsourcing in befreundete Staaten), sowie die Angriffe auf souveräne Staaten, deren Politik nicht in Amerikas Weltbild passt, als Imperialismus anzuprangern, der den Feinden in die Hände spielt, da man so auch die USA irgendwie als Terroristen bezeichnen könnte. Ein Machtwort des Präsidenten beendet die Debatte und so beschließt man, wie bisher jegliche zur Verfügung stehenden Mittel zur Bekämpfung von wem auch immer einzusetzen.

So geschieht, was geschehen muss. Der Hauptakteur und staatlich beauftragte Problembereiniger Scott Harvath wird in dem Fall ermitteln. Dabei muss er sich durch ein Szenario kämpfen, das durchaus Erinnerungen an die Katastrophenfilme aus den Achtzigern aufkommen lässt: einstürzende Brücken, verschüttete Tunnel, Verletzte, Tote - schlicht absolutes Chaos. Die Qualität des Romans reicht an die Werke eines Vince Flynn heran, ja er übertrifft ihn mit dem Actiongehalt auch noch. Gut und spannend zu lesen, mit kurzen, knackigen Kapiteln, ohne allzu lange oder ausufernde Umschreibungen, die das Vorwärtsstreben der Story behindern könnten. Für Action satt ist von Brad Thor hier jedenfalls gesorgt worden und an manchen Stellen erweckt er gar den Eindruck, den man von so manchem Endzeitfilm der früheren Tage kennt - schwer bewaffnet mit Motorrädern durch eine menschenleere Stadt, auf der Jagd nach dem Feind. Eine Atempause ist weder für den Leser noch für den Protagonisten vorgesehen, ständig neue Überfälle, Hinterhalte und blutige Shoot-outs.
Wer auf ausgefeilte Storylines mit viel Hintergrund und einer romantischen Liebesgeschichte abfährt, sollte diesen Roman eher meiden. Wer aber einen straighten Actioner lesen will, der nur der Entspannung dient und nicht allzu dialoglastig ist sowie keine Psychoanalysen der Handelnden vorfinden will, ist hier vollkommen richtig. Ich persönlich hoffe nur, dass der Verlag Random House Deutschland ein Einsehen hat und die Vorgängerwerke sowie die neuesten Outputs des Autors ebenfalls nach Deutschland importiert. Starke Sache. Ca. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Oktober 2011, 12:08:39
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/ScpwmbwziII/AAAAAAAAAJ4/isLEn97C1q4/s320/W%C3%A4chter.jpg)

Lincoln Child. Als der ehemalige Marinearzt Dr. Peter Crane auf die Bohrinsel "Storm King" beordert wird, ahnt er noch nicht, was ihn dort erwartet. Kurz nach seiner Ankunft stellt sich heraus, dass die Plattform nur Tarnung für ein geheimes Forschungsunternehmen ist: Man vermutet, in der Gesteinsschicht unter dem Meeresboden auf Überreste von Atlantis gestoßen zu sein. Doch zum Schrecken aller erkranken Tag für Tag weitere Mitarbeiter an mysteriösen Leiden. Angst breitet sich aus. Dr. Peter Crane ist ratlos. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Krankheiten und den unglaublichen Entdeckungen in der Tiefe? Lauert dort unten eine Gefahr, die die Menschheit vernichten kann? Die Wissenschaftler warnen vor weiteren Bohrungen, doch die Machtgier des Militärs wächst. Das Unternehmen "Deep Storm" droht außer Kontrolle zu geraten.

Atlantis und Fiktion gehören einfach zusammen. Ebenso nicht fehlen dürfen da Militärs, die glänzende Augen, das große Kribbeln und einen feuchten Schritt bekommen, bei der Vorstellung, welch fortschrittliche Errungenschaften zum Nutzen für die moderne Kriegsführung dort auf sie warten könnten. Dazu kommen etliche Wissenschaftler - mehr oder weniger effizient - verschiedener Couleur, um den Rahmen der Geschichte zu vervollständigen, die Lincoln Child dem Leser diesmal ohne seinen Partner in Crime Douglas Preston serviert.
So beginnnt das Abenteuer um die Ölplattform "Storm King" und Operation "Deep Storm" auch gleich mit Verrat, Erpressung und einem recht kreativen Kill, bevor der Leser nicht das übliche, überschaubare Häuflein Aufrechter, das im Laufe der Handlung so nach und nach dezimiert wird, vorgesetzt bekommt, sondern eine mit rund 400 Personen (Arbeiter, Forscher, Militärs, Ärzte) besetzte Tiefseestation. Und schon bei der ersten Visite der Patienten, die an ein geheimnisvollen Erkrankungen leiden, wird deutlich, dass der Arzt Dr. Crane von Geheimhaltungsvorschriften und sturen Militärs bei seiner Arbeit massiv behindert wird. Das Auftauchen myteriöser Figuren tut ein Übriges, den Doc seinen neuen Job in der Anlage tief unter dem Meeresspiegel in einem anderen Licht sehen zu lassen. Und da hat er noch nicht mit Sabotage gerechnet. Nach dem ersten Attentat auf die Station beginnen die Fragen: Wer will die Mission verhindern? Geht es überhaupt um Atlantis?. Immer tiefer wird er in die Ereignisse verstrickt. Das Erzähltempo erhöht sich dann auch mit der steigenden Zahl der Erkrankungen, die weiterhin unerklärlich sind, dem Druck des Militärs und Morden durch Sabotage und Verrat. Beim Enträtseln der Vorkommnisse entwickelt sich die Story etwas mehr in Richtung Science Fiction, ohne den Thrillerpfad aber zu verlassen. Fast ohne Unterstützung macht sich der Dr. daran, sein Überleben sowie möglicherweise das der gesamten Menschheit zu sichern.


Die Auflösung wird dann auch nicht ganz so wie erwartet präsentiert, was okay ist, der Saboteur ist nicht sogleich zu erraten, was ich ebenfalls als positiv empfunden habe, aber leider sind die Organisation dahinter sowie deren Motive am Ende etwas lasch dahergekommen. Als hätte der Autor sich ganz auf die Geschichte unter dem Meer konzentriert und dann wäre ihm eingefallen, dass er den Handlungsstrang mit der Gegenseite noch abschließen muss. Drehbuchgerecht konstruiert, aber diesmal ohne die obligatorische, penetrante Liebesgeschichte, in flottem Stil verfasst, mit Action, Thrill, unheimlichen Ereignissen und SF verfasst, kann nach dem Tod von Michael Crichton die Lücke im Bereich des massenkompatiblen Wissenschaftsthrillers durch die Soloromane von Lincoln Child sowie Douglas Preston (dessen Solowerk "Der Canyon" demnächst auch auf dieser Seite) geschlossen werden. Reine Unterhaltungsromane, die einem jeweils recht ähnlichen Schema folgen, nicht literaturpreisverdächtig, ohne Tiefgang, die man sich jederzeit als Freizeitvergnügen gönnen kann. Rund 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Oktober 2011, 12:47:39
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3404164814.03.MZZZZZZZ.jpg)

Bob Jones führt ein unscheinbares Leben. So unscheinbar, dass er eines Tages für andere Menschen tatsächlich unsichtbar wird. Aber es gibt noch mehr Menschen wie ihn. Bob erfährt von ihnen und entdeckt einen finsteren Plan: Um die Menschheit für ihr Schicksal zu bestrafen, planen die Unsichtbaren einen schrecklichen Anschlag. Wie soll Bob einen Gegner aufhalten, den niemand anderes sehen kann?

Bob hat ein super Leben. Er ist glücklich mit Jane zusammen und hat auch noch einen neuen Job gefunden. Doch ab da geht es mit seinem Leben bergab.
Irgendwann fällt ihm auf, dass er immer öfter von den Leuten ignoriert wird. Sei es auf der Arbeit oder nur im Supermarkt nebenan. Er wird immer unsichtbarer und als ihn Jane dann auch noch verlässt, scheint er vollends am Boden zu sein.
Im Laufe der Geschichte trifft er andere, die wie er sind. Unsichtbar und unbemerkt von den "normalen" Menschen, tut er sich mit einer kleinen Gruppe von ihnen zusammen. Nun versuchen sie verzweifelt die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen.

Gleich vorweg. Auch wenn das Buch unter Horror angepriesen wird und man das bei Bentley Little auch erwartet, hat das Werk mit Horror so gut wie nix zu tun. Dazu gestaltet sich die erste Hälfte der rund 500 Seiten, dermaßen langweilig, dass man ständig an eine Aufgabe der Lektüre denkt. Gerade deshalb habe ich mich so schnell es geht (ohne Seiten zu überblättern oder "quer" zu lesen) durchgekämpft, um ein neues Buch angehen zu können, das für die kommenden Regentage mehr Action und Spannung anbietet. Will man dem Buch etwas Gutes, dann kann man die Gesellschaftskritik erwähnen, die mit dem heute üblichen Konformismus abrechnet, ein Zustandsbericht der heutigen Zeit, in der jeder nach Aufmerksamkeit heischt und es nur um die Anerkennungsjunkies geht, die sich bei jeder Gelegenheit in den Vordergrund drängen. Das war es aber auch schon. Spannung eher nö. Hin und wieder etwas Gewalt eingestreut. Da wollte er wohl nur seinem Namen als Horrorautor wenigstens in geringem Maße gerecht werden, doch das Experiment ist misslungen.Eine gute Idee belanglos und schlicht ohne Atmosphäre und Thrill oder gar Horror völlg verheizt. Geldverschwendung. Als Horrorbuch nur eine Empfehlung für jemanden, den ich abstrafen will. Ansonsten Finger weg. 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Oktober 2011, 12:51:24
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TVAG6jEB2qI/AAAAAAAAAdY/s9Dis0rhQgw/s320/doa.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/02/buchreview-dead-or-alive.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/02/buchreview-dead-or-alive.html)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Oktober 2011, 18:29:07
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3548254063.03.MZZZZZZZ.jpg)

Im Lager der New York State Library wird die gräßlich zugerichtete Leiche eines Nachtwächters entdeckt. Die Verwüstungen lassen auf einen Angreifer mit übermenschlichen Kräften schließen. Dr. Stephen Swain, Unfallchirurg am St. Luke's Hospital, findet sich plötzlich auf mysteriöse Weise in den Lesesaal der Bibliothek transportiert - und Mitten im Kampf auf Leben und Tod. Doch anders als er sind seine Gegner für den Fight gerüstet - und nicht von dieser Welt.

Zu allem Unglück muss der Dr. feststellen, dass auch seine kleine Tochter Holly, 8 Jahre als, mit ihm im Labyrinth der Bibliothek gelandet ist. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht einmal erahnen kann, ist, dass er dazu auserkoren wurde, die Menschheit in einem alle 1000 Jahre veranstalteten Wettkampf (der Päsidian) auf Leben und Tod zu vertreten. Der Gewinner gilt als Herrscher über das Universum. Die übrigen Gladiatoren sind ausgesuchte Vertreter der übrigen galaktischen Systeme. Die Regelnsind einfach - sieben Teilnehmer betreten das Spielgelände und nur einer kann es lebend verlassen. Um die Regeln des Wettkampfes zu verstehen, wird ihm ein "Führer" zur Seite gestellt, der nicht ins Geschehen eingreifen darf, aber anhand der Fragen von Swain diesen und somit auch den Leser in die Regeln des Spiels und die Gründe für die Auswahl einzuführen. Dazu werden die Kämpfer mit Armbbändern versehen, die einen Sprengsatz enthalten. Abhauen aus der Bibliothek ist nicht. Wer nicht innerhalb von 15 Minuten, das Gebäude wieder betreten hat, fliegt in die Luft. Zu allem Überfluss kommen auch noch "Men in Black"-Figuren von der NSA ins Spiel, die versuchen, von außen in das Gebäude und somit die Arena einzudringen.

Das Buch kommt ohne lange Charakterzeichnung aus und geht eigentlich sofort in die Vollen. Eine Actionachterbahnfahrt sondergleichen beginnt. In einer schlichten Sprache hetzt Reilly seinen Protagonisten von einer Bredouille in die nächste. Da muss er gegen Figuren antreten, die wie ein Predator wirken, andere wie Monster aus diversden B-Filmen. Seine temporeiche Hatz durch die verschiedenen Ebenen wirkt manchmal so rasant wie ein Videospiel. Das ist die beste Voraussetzung für einen superschnellen Non-Stop-Thriller. Lässt man die Logik außen vor, bekommt man den perfekten, unterhaltsmen uns spannenden Actionthriller geliefert, den man sich davon verspricht, kleine Härten inklusive. Schon damals hat er alle Register gezogen, um seine Leser zufrieden zu stellen - und es geschafft. Für die Actionfraktion absolut und uneingeschränkt zu empfehlen. Hirn aus und durch. So muss Action sein. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Oktober 2011, 18:30:34
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SQrFPNEuY6I/AAAAAAAAAGE/dWKsMGtAA1M/s320/credo.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=douglas+preston+credo (http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=douglas+preston+credo)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Oktober 2011, 18:34:37
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3548252834.03.MZZZZZZZ.jpg)

William Race, Professor für Sprachen, wird von der USArmy für eine geheimnisvolle Mission angeheuert: die Suche nach einer uralten Inka-Statue, die angeblich in einem Tempel hoch oben in den Anden zu finden ist. Nur Race kann das Manuskript entschlüsseln, das den entscheidenden Hinweis einhält. Was der Professor mncht weiß: Eine Gruppe von Extremisten hat sich an seine Fersen geheftet. Denn die Statue verleiht ihrem Besitzer die Macht, auf einen Schlag die ganze Welt zerstören zu können.


So geht es tief in den peruanischen Schungel, um Race mit seinem Manuskript direkt vor Ort zuder Statue zu bringen, die aus einem Material besteht, das als Basis für eine neue, unvorstellbare Vernichtungswaffe dienen soll. Als sie vor Ort ankommen, gauben sie sich am Ziel ihrer Wünsche. Doch nicht nur der Tempel ist durch diverse fiese Fallen gesichtert, wie sie beim Betreten desselben flugs bemerken, sondern auch andere Häscher sind hinter der Statue her, um sie für ihre dunklen Zwecke zu missbrauchen. Bis zum Fund des Heiligtums, das wohl aus einem Meteoritensplitter besteht, der sich aus aktivem Thyrium zusammensetzt, was wohl genau das Material ist, das eine Supernova beötigt, um ihre zerstörerische Kraft zu entwickeln. Da den Army-Leuten bekannt ist, dass sie nicht die Einzigen sind, die das Artefakt in die Finger bekommen wollen, wird zur Eile getrieben. Ging es bis dahin noch einigermaßen ruhig und spannend zu, setzt ab jetzt die von Reilly bekannte atemlose Action ein. Haarsträubend, wenn Panzer aus der Luft abgesetzt werden, Kaimane die Truppe bedrohen und mit Messern gekillt werden müssen, Bootsjagden, Hubschrauberverfolgungen und schie unmenschliche Leistungen lassen zwar an der Logik zweifeln (was ich bei Reilly grundsätzlich einfachausblende), aber die Abenteuer der Truppe werden immer grausamer und unüberwindbarer.

Das sattsam bekannt Nazi-Klischee ist zwar auch vorhanden, die Fronten sind ziemlich deutlich geklärt und sein Sprachstil ist gewohnt schlicht und einzig auf Rasanz ausgerichtet, was auch einige sehr unrealistische Aktionen seitens der Protagonisten beinhaltet, aber ansonsten ist Reilly hier wieder ein Feuerwerk an Actionkunst gelungen, wie es selten ein Autor zu Papier bringen kann. Also wieder ein wunderbarer Kracher von Reilly, der den Titel "Page-Turner" absolut zu Recht verdient. Action-Highlight. Wer den Verstand ausblenden kann, sofort kaufen. Ca. 630 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Oktober 2011, 23:47:52
(http://4.bp.blogspot.com/-PlEjiCbVl-8/Tj5g_Lnn2UI/AAAAAAAAAi8/5i2geg4L-os/s320/keene.jpg)

Inklusive eines "Bücherreports" mit einigen "Fast-Food-Kritiken" - schnell eingepfiffen ohne besonderen Nährwert.

http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=b%C3%BCcherreport+juli (http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=b%C3%BCcherreport+juli)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Oktober 2011, 19:06:45
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3462037048.03.MZZZZZZZ.jpg)

Frank Schätzing. 2025 - Bahnbrechende Technologien haben die Raumfahrt revolutioniert. In einem atemlosen Wettlauf fördern Amerikaner und Chinesen auf dem Mond Helium-3, ein element, das sämtliche Energieprobleme der Welt zu lösen verspricht. Zur selben Zeit soll Detektiv Owen Jericho in Shanghai die untergetauchte Dissidentin Yoyo ausfindig machen. Was nach Routine klingt, entwickelt sich zu einer albtraumhaften Jagd, denn die schöne Chinesin ist im Besitz streng gehüteter Geheimnisse. Die Spur führt rund um den Erdball - und zum Mond, wo eine Gruppe Weltraumtouristen eine bedrohliche Entdeckung macht.

So, nun habe ich mich endlich an "Limit" gewagt. Schätzing startet seine Erzählung mit einem Weltraumunfall und lässt dann die Vorstellung der Superreichen folgen, die einen Ausflug Richtung Mond zu machen gedenken, bei denen ihnen der Reiseveranstalter großzügige Beteiligungen an seinen Projekten aus den Rippen zu leiern hofft. In der Folgezeit suhlen sich die wenigen Auserwählten in ihrer Machtfülle, dem Reichtum und Egoismus, dass man den meisten der Geldsäcke alsbald nur ein zügiges Ableben wünscht (das mit dem zügig bleibt ein Wunsch). Sie spinnen Intrigen, kontrollieren mit ihren Wirtschaftsimperien längst die Regierungen der Welt, die nur noch den Vorzeigestatus eine UNO haben und man erinnert sich als Leser durchaus an gegenwärtige Ereignisse in der Politik (Sparmaßnahmen!!!). Neben der Reise ins All kommt als zweiter Handlungsstrang die Arbeit des Detektivs, der zuert in einer Sache um einen Kinderschänderring ermittelt, danach aber für ihn unerwartet in die Mission Mond hineingezogen wird. So nach und nach wird dem Leser dann in blumigen und manchmal auch unfreiwillig komischen, aber trotzdem auflockernden Satzgebilden die Umweltbotschaft in Sachen Energiegewinnung auf's mittlerweile schon malträtierte Auge gedrückt. Bis dahin hält sich der Spannungs- ebenso wie der Actionanteil ziemlich in Grenzen. Garniert wird das Ganze mit einer kleinen Liebesgeschichte, einem Showdown nach dem anderen und vielen langwierigen Dialogen. Da wird erklärt und erläutert, geschätzt und vermutet, gestritten und gezickt, palavert und gequatscht und der eine oder andere Monolog lässt die aufgeblähten Egos der Teilnehmer hemmungslos von der Leine. Das geht so, bis der neuartige Mondaufzug endlich seine Reise antritt, die Mitgleider auf der Raumstation zur Weiterreise Richtung Erdtrabant abliefert. Ein endloses Gequake, nur unterbrochen von dem Wechsel zum Ermittler Jericho in seinem Domizil Shanghai, dessen Geschichte aber wenigstens was hermacht. Problematisch empfand ich den Wechsel von den Männeken im Mond zu Jericho und wieder zurück. Hatte man sich erst einmal in den einen Handlungsstrang richtig eingelesen, wurde man schon wieder durch einen Sprung zur zweiten Story rausgerissen, das hat den Lesefluss noch zusätzlich gehemmt.

Insgesamt kann man bei einem Roman mit mehr als 1300 Seiten natürlich keine Einleitung von nur 50 Seiten erwarten, doch dass es dann fast das Zehnfache sein musste, war nicht gerade förderlich, sodass die Story nach einem eigentlich nicht schlechten Einstieg ziemlich versandete. Ein Bad der Langeweile, nur aufgelockert durch einige Stilblüten des Autors, die einfach zum Schmunzeln anregen. Mit der Zeit entwickeln sich aus dem Ganzen im Prinzip zwei Bücher. Buch 1 ist die Reise zum Mond mit all ihrem Gelaber und später auch Thrillerelementen, Buch 2 die Ermittlungsarbeit von Owen Jericho, die so ab Seite 500 dann auch richtig Fahrt aufnimmt und recht rasant in Szene gesetzt ist. Verfolgungsjagden mit fliegenden Motorrädern, zerballerten Lagerhallen, in Fetzen geschossene Körper, Hinterlist und Tücke gepaart mit mehreren Morden beherrschen die Szenerie auf der Erde, die von China nach Berlin und weiter in die USA und Kanada führen. Diverse Späßchen wie dem Russen, der den FC Bayern München gekauft hat (Feuchter Traum eines gebürtigen Kölners. Bevor das passiert spielt der FC Kölle in der 3. sibirischen Kälterekordliga um die weiße Eisschollentropähe mit einem gealterten Prinzen als krummbeinigen Icekeeper), die rockenden Mittdreißiger Tokio Hotel (rocken?) oder der Auftritt eines gewissen David (wie alt isser denn nu?) Bowie machen die Sache denn auch nicht unbedingt interessanter, lockern die Atmosphäre der Langeweile aber wenigstens an den richtigen Stellen auf. Ein schwer zu beurteilendes Buch, das besonders zu Beginn wirkt wie ein rezeptfreies Schlafmittel oder der Versuch, die Seiten an die Amis zu verkaufen, damit sie diese ihren Kandidaten in den Todeszellen vorlegen, um die hohen Kosten für die Hinrichtung zu sparen, die armen Kerle würden sich nämlich zu Tode langweilen. Dann folgt ein wirklich rasanter und actionreicher Mittelpart, der nicht viel zu wünschen übrig lässt. Alles vorhanden - Action, Spannung, Tempo. Hauptsächlich dem Detektiv Owen Jericho und seinen Ermittlungen geschuldet. Das letzte Drittel wird wieder etwas ruhiger und lebt eher von der Spannung und einem Showdown nach dem anderen und einer leider ziemlich flachen Auflösung. Da hatte ich mehr erwartet. Vielleicht waren auch meine Erwartungen nach "Der Schwarm" zu hoch. Viel zu lang, da wäre weniger sicher mehr gewesen. Der Autor hatte sicher seinen Spaß beim Fabulieren, wie man oft auch erkennen kann, schaffte es aber leider nicht, ihn so richtig zu vermitteln. Aber den vermeintlichen Schätzing-Hatern, die ihm inhaltslose und sinnentleerte Massenware unterstellten, sei gesagt, dass sie dann vielleicht doch lieber mal wieder einen Grisham (abgesehen vom Neuesten, dazu bald mehr ) oder den letzten Dan Brown in die Hand nehmen und auch lesen sollten, damit sie wissen, was sinnfreie Massenware ohne Inhalt ist. Kann das Buch aber selbst auch nur bedingt empfehlen. Apropos Schluß - der ist leider in der Auflösung ziemlich schlicht und banal, schon tausend mal so oder zumindest so ähnlich gelesen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Oktober 2011, 19:50:27
(http://1.bp.blogspot.com/-S4KRkBze6Yw/TpxTkAMyP9I/AAAAAAAAAsE/e_zmHjLCVlY/s320/ausgesaugt.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-ausgesaugt.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-ausgesaugt.html)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Oktober 2011, 15:04:55
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TVLuWAM4xcI/AAAAAAAAAdg/fcboO-xzRSM/s320/schacht.jpg)

Joseph Garber. Jeden Morgen vor Arbeitsbeginn genießt Dave Elliot die Stille seiner Chefsuite im 45. Stockwerk eines New Yorker Bürohauses. Doch an einem bestimmten Tag ist alles anders. Dave fühlt sich bedroht, scheint von Menschen umgeben, die ihm ans Leben wollen. 24 Stunden hat er Zeit, herauszufinden, warum.

Jeden Morgen um kurz vor 7.00 Uhr genießt Dave Elliott noch einmal die Stille seiner Chefsuite im 45. Stock Midtown New York, bevor sein Arbeitstag beginnt. Aber dieser Tag ist anders als alle zuvor: An diesem Tag versucht jeder, der Dave begegnet, ihn umzubringen. Sein Chef macht den Anfang, als er ihm mit durchgeladener Pistole und der festen Absicht, ihn zu erschießen, gegenübertritt. Und der fünfzigstöckige Büro-Tower scheint zu wimmeln von Leuten, die nur eines wollen: Dave Elliotts Leben. Er kennt keinen Grund, weiß nicht, wer alles beteiligt ist, kann über die Hintergründe und Hintermänner nur rätseln. Er weiß nur eines: er wird ihnen den Triumph nicht gönnen und alles tun, um zu überleben.

Kein Buch für Freunde der ernsthaften Literatur, doch das Grundkonzept funktioniert richtig gut, auch wenn - wie von mir erhofft - kein fetzig-rasanter Reißer im Stile von Matthew Reilly draus geworden ist (Hätte ich das Buch damals in die Fänge bekommen, bevor uns Reilly mit Action verwöhnte, wäre die Kritik vermutlich besser ausgefallen). Dazu machen die Rückblenden den Fluss und das Tempo etwas zu sehr kaputt. Naja, der Protagonist war mir anfangs auch nicht so recht sympathisch. Davon abgesehen macht die Lektüre was her. Viel macht hier der Kampf zwischen dem ehemaligen Vietnamsoldaten Elliott und seinen ebenbürtigen und zahlenmäßig weit überlegenen Gegnern aus. Obwohl Garber auf blutrünstige Szenen verzichtet und Elliott eher als Vermeider von Tötungsdelikten darstellt, kommt es zu einigen Opfern, die auch die innovativen Fallen fordern, die Elliott im Laufe der Zeit seinen Kontrahenten stellt. Lange bleibt Elliott wie der Leser auch im Unklaren, was um ihn herum vorgeht, mit welcher Motivation man seinen Tod verfolgt. Trotz des zumindest angedeuteten, teilweisen Happy-Ends ist "Der Schacht" ein zügiger, ziemlich solider und raffiniert in Szene gesetzter Thriller, der atemberaubende Momente zu bieten hat und durchaus jedem, der Thriller auf seiner Bücherliste hat, nur empfohlen werden kann. Da OOP habe ich mir mein Exemplar auch erst über amazon beschaffen können. Ca. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Oktober 2011, 15:06:33
(http://2.bp.blogspot.com/-bAfRrUhfNYQ/Tp_96xdB6JI/AAAAAAAAAtw/w4z-IhzJ4AA/s320/satori2.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=don+winslow+Satori (http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=don+winslow+Satori)


Rund 600 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Oktober 2011, 20:07:57
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453877799.03.MZZZZZZZ.jpg)

Eigentlich soll sich Hank von einer Nierentransplantation erholen, doch plötzlich tauchen von überall her merlwürdige Typen auf, die es auf ihn abgesehen haben und die auch über Leichen gehen. Was folgt ist eine unglaubliche Odyssee durch den New Yorker Großstadtdschungel, an die sich der Leser noch einige Zeit erinnern wird.

Hank Thompson wohnt allein in New york und arbeitet nach einer gescheiterten Karriere als Baseballspieler nun als Barkeeper in der Lower Eastside. Da wird er eines Abends in der Bar attackiert und bekommt übelst auf die Fresse. Zum Arzt geht er hauptsächlich wegen der Schmerzen im Fuß, doch als plötzlich Urin aus der Bux tropft und im Urin auftaucht, ist ne Niere fällig. Alkohol und Schläge haben sie vernichtet. Von der Operation sollte er sich nun eigentlich erholen, doch unerwartet tauchen die bekannten Drescher wieder auf, die anscheinend etwas suchen. Allmählich dämmert des Hank, dass dies wohl mit seinem Nachbarn Russ zu tun haben muss. Russ hat ihm eines Abends völlig überraschend im Haustierkäfig seine Katze dargereicht und sich mit den Worten, er müsse dringend weg, das sein Vater im Sterben liege und ob Hank seine Katze versorgen könne, verabschiedet. Natürlich kein Problem für den freundlichen Hank. Was Hank nicht weiß - die Katze Bud sitzt auf einem Geheimnis. Russ hat im Käfig einen Schlüssel verborgen, hinter dem einige höchst obskure Gestalten her sind, und die dafür auch über Leichen gehen. Und so muss Hank sich sputen, aus der Schusslinie zu kommen. Nicht sehr einfach, da auch noch korrupte Bullen hinter ihm her sind.

Eine wohltuende Abwechslung im Einheitsbrei der einfallslosen Psychothriller nach immer gleichem Muster, die die Ladentheken überschwemmen, stellt dieser knüppelharte Actioner von Charlie Huston dar. Die kurzweilige, stellenweise lakonische Schreibe des Autors lässt den Leser mit dem Schicksal des gebeutelten Hank richtiggehend mitfiebern und unterhält über die volle Seitenzahl glänzend. Skurril, grotesk und mit feinem Sinn für Humor wird der arme Knilch von einem Schicksalsschlag zum nächsten getrieben, kommt manchmal etwas naiv daher und kümmert sich trotz aller Widrigkeiten um die Katze Bud. Derb, blutig und fesselnd erleben wir die Odyssee eines geborenen Verlierers. 390 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Oktober 2011, 20:09:46
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453431006.03.MZZZZZZZ.jpg)

Hank Thompson lässt es sich nach seiner Flucht aus New York in Mexiko gut gehen. Er genießt die Sonne, den Strand und das Leben, doch als plötzlich ein Mann mit russischem Akzent auftaucht, wird im rasch klar, dass die Jagd auf die viereinhalb Millionen Dollar erneut begonnen hat.

Mittlerweile sind drei Jahre vergangen, die Hank nun wirklich genossen hat. Er ist in einer kleinen, idyllischen Strandbar in Mexiko abgetaucht und lässt das Leben Leben sein. Bis er eines Tages von einem Mann mit russischem Akzent angesprochen wird und er feststellen muss, dass die Russenmafia ihn aufgespürt hat. Nun folgt eine atemlose Hetzjagd, die an beste Szenarien aus Road-Movies erinnert. Und es sind ja nicht nur die Russen. Da kommen mal wieder korrupte Cops ins Spiel und damit nicht genug, auch eine weitere geldgierige Meute trachtet ihm nach Leben und Moneten. Was die Jungs nicht wissen: Der Verlierertyp von früher hat dazugelernt. Er ist härter geworden, kaltblütiger. Das nimmt ihm aber trotzdem nichts von dem Charme, den der Autor seit "Der Prügelknabe" aufgebaut hat. Trotz der Veränderung ist es natürlich nicht in seinem Sinne, Mitmenschen zu töten, aber jeder Schauplatz, den er verlässt, ist letztendlich mit Leichen übersät. Er selbst steckt wieder jede Menge Prügel ein. Aber dafür hat er einen guten Grund. Die Bad Guys haben seine Eltern aufgetan und die muss er schützen. So stellt er sich jeder Herausforderung, die an ihn herangetragen wird.

Eine wilde Action-Tour de Force, die dem Protagonisten alles abverlangt. Und so nach und nach entwickelt er sich zu einem Menschen, der er eigentlich nie werden wollte. Unterschwelliger schwarzer Humor wechselt mit schnellen, rasanten Sequenzen, die das Tempo und den Lesefluss am oberen Limit halten, die Sätze sind kurz, knackig und prägnant, ohne langatmige Dialoge. Raue Sprache, Drogenkonsum, ruppiger Umgangston und bewaffnete Auseinandersetzungen prägen das Bild. Rasante Fortsetzung, absolut gelungen und nichts für sanfte Gemüter, die lieber einen ruhigen Krimi genießen wollen. Zugreifen, lesenswert.  Ca. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Oktober 2011, 20:11:20
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453432053.03.MZZZZZZZ.jpg)

Aus dem Prügelknaben und Gejagten ist ein gefährlicher Mann geworden. Um seine Eltern zu schützen, arbeitet Hank Thompson jetzt in Las Vegas für einen Gangsterboss als Killer und Schläger. Als er nach New York beordert wird, beginnt sich die Spirale der Gewalt erneut zu drehen.

Eltern bedroht, die Millionen sind futsch, die Probleme massiv. In Vegas arbeitet Hank jetzt für den New Yorker Gangsterboss David Dolokhov. Eine geraume Zeit gelingt es ihm auch, für den Big Man Menschen aus dem Weg zu räumen, doch er verliert bei dieser Tätigkeit auch jeglichen Lebensmut. Als David seinen miesen Zustand nicht mehr übersehen kann, gibt er ihm einen weiteren Auftrag: Er soll Miguel Arenas, einen aufstrebenden Baseballstar, der aufgrund seiner Spielsucht immense Schulden bei David hat, als Bodyguard beschützen. David will Miguel von sich abhängig machen, indem er ihn weitere Schulden anhäufen lässt. Doch bevor es soweit kommt, muss Hank noch einen letzten Mordauftrag ausführen. Er soll Davids Schwägerin Anna kaltmachen, die dem schwer auf den Keks geht. Und damit steckt Hank zwischen den Fronten, denn Anna ist auch noch Mickeys Mutter, dem russischen Backpaper, der einst von Hank in Mexiko in den Tod gestoßen wurde. Und sie hat Rache geschworen und hetzt Hank ihre russischen Neffen auf den Hals. In New York schließt sich der Kreis, es kommt zum finalen Showdown. Die halbe Mafia hat sich Hank an die Fersen geheftet und die Situation scheint auswegloser als je zuvor.

Wie schon die beiden Vorgänger alles andere als zimperlich in der Wahl der Mittel geht es zügig dem Ende entgegen. Problem ist nur, dass man sich jetzt schon in die Story eingelesen hat und es kaum noch Neuerungen oder Überraschungen gibt. Stilistisch ist sich Huston natürlich treu geblieben. Kurze Sätze, einfache sprache, nicht gerade vor Dialogen überbordend und knüppelhart geht die Geschichte voran. Da wird kein Blatt vor den Mund genommen. Blutig wie eh und je kämpft sich Hank durch die Vielzahl seiner Feinde, moralisch und ethisch fragwürdig bleibt er trotz aller Unkorrektheiten der Sympathieträger der Geschichte. In der Form wird jedes weitere Buch von Charlie Huston zur Pflichtlektüre. Ca. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Oktober 2011, 20:16:58
(http://3.bp.blogspot.com/_glS1QcahlYI/SJ7LokdsbOI/AAAAAAAACMk/zpGb-MCe23k/s320/spiel.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2008/08/buchreview-das-spiel.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2008/08/buchreview-das-spiel.html)

Rund 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Oktober 2011, 21:36:38
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3453523563.03.MZZZZZZZ.jpg)

Die nicht allzu ferne Zukunft: Religiöse Fanatiker und kriminelle Kartelle haben das politische Gleichgewicht auf der Erde in eine bedrohliche Schieflage gebracht. Um die zahllosen internationalen Krisenherde unter Kontrolle zu bringen, wurde eine militärische Spezialeinheit geschaffen: mit genetischen Mitteln aufgerüstete Supersoldaten. Söldner ohne Skrupel und für jede Art von Krieg verwendbar. Carl Marsalis war einst Mitglied dieser Spezialeinheit, jetzt aber macht er für die UNO Jagd auf seine ehemaligen Kameraden. Denn in einer Serie von brutalen Morden führt die Spur des genetischen Materials direkt zu einem dieser Elitekiller. Bald jedoch muss Carl begreifen, dass hinter dem scheinbaren Routinefall etwas viel Größeres verborgen ist.

In Morgans Zukunftswelt spielen Ethik und Moral keine Rolle mehr. Die Menschheit hat die genetischen Möglichkeiten dazu genutzt, Abbilder für ihre primitivsten Bedürfnisse zu schaffen. Sex und Krieg. Natürlich werden diese so Erschaffenen nur als Minderheiten betrachtet und als man den Elitekriegern dann die Menschenrechte abspricht, emigireren diese auf den Mars. Carl Marsalis gehörte zu ihnen, arbeitet aber jetzt für die UNO. Und dann flüchtet wie weiterer Supersöldner vom Mars. Tötet die Raumschiffcrew und landet auf der Erde. Carl wird beauftragt, ihn zu jagen. Und in der Wahl der Mittel sind beide Kontrahenten nun wirklich nicht zimperlich, da unterscheiden sie sich in nichts.
Unterstützt wird Carl von einer Frau, die ihn bei seinen Ermittlungen begleitet und ihm auch sonst zu Diensten ist.

Es dauert, bis der Plot aufgebaut ist, die einzelen Figuren vorgestellt und ihre Motive geklärt sind. eine komplexe Verschwörungsgeschichte braucht nun einmal ihre Zeit. Das Ganze garniert mit Sex und nicht wenig brutaler Action und Szenarien, die teilweise Erinnerungen an den seligen Blade Runner wach werden lassen, machen das Buch trotz seiner Länge äußerst unterhaltsam. Eigentlich ein Cop-Thriller im Sci-Fi-Gewand, mit diversen Klischees - speziell bei der Frauendarstellung - behaftet mit seinen Höhepunkten ganz klar in den gewaltätigen Auseinandersetzungen. Differenzierte Darstellung ist Morgans Ding nicht unbedingt, er setzt da eher auf den Unterhaltungsfaktor mit einem angedeuteten sozial-kritischen Aspekt, den er aber nicht zum Hauptbestandteil seiner Geschichte macht. Guter futuristischer Action-Krimi mit Verschwörungscharakter. Ein Brite schreibt amerikanisch angehauchte Action. Und dass er mit "Das Unsterblichkeitsprogramm" den Philip K. Dick Award ergattern konnte, hilft seiner Popularität natürlich auch. 830 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Oktober 2011, 21:38:48
(http://4.bp.blogspot.com/_glS1QcahlYI/SKFbia2THRI/AAAAAAAACM0/E3XN9MyGLnU/s320/insel.bmp)

http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=richard+laymon+die+insel (http://shaneschofield.blogspot.com/search?q=richard+laymon+die+insel)


Ca. 560 Seiten. Ungekürzte Version!

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Oktober 2011, 12:51:11
(http://1.bp.blogspot.com/-ipxuZVWVYBU/TqUr5Qpwp3I/AAAAAAAAAvo/_70wA0D8ySU/s320/leichenkoenig.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-der-leichenkonig.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-der-leichenkonig.html)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Oktober 2011, 19:11:12
(http://3.bp.blogspot.com/-bQGzDO5lf6U/TqWAVp8185I/AAAAAAAAAwY/xgDJgMqC1rA/s320/trippinf.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-infektion.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-infektion.html)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Oktober 2011, 13:54:15
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SwrXpzs-K6I/AAAAAAAAASg/6O96V_NtobU/s320/huston.jpg)

Charlie Huston. Niemand hat gesagt, das Leben sei einfach. Noch dazu in Los Angeles, Stadt der Träume, Möchtegernstars und Versager. Genau so einer ist Webster, genannt Web. ein 29-jähriger loser, der liebend gerne große Sprüche kloppt, aber sonst wenig zustande bringt. Er lebt bei seinem Kumpel Chev, der ein runtergekommenes Tätowier- und Piercingstudio hat, liest stundenlang Comics, schaut sich miese Horrorfilme an und schläft täglich mindestens elf Stunden. doch damit ist es bald vorbei, als ihn Chev dazu zwingt, endlich einen Job bei seinem Bekannten Po Sin anzunehmen. Web fängt beim "Clean Team" an. Der Job besteht darin, Verbrechensschauplätze von Blut, Fäkalien und anderen unschönen Dingen zu säubern und wieder wohnlich zu machen.


Der (jetzt nicht mehr ganz so) neue Charlie Huston - eigentlich mit nichts wirklich vergleichbar, was derzeit den Büchermarkt in unseren Breitengraden beherrscht. Sprachlich wie hinlänglich bekannt deutlch unter der Gürtellinie angesiedelt, ist die ganze Chose aber treffend und humorvoll rübergebracht. Hätte Renny Harlin seinen "Cleaner" mit Samuel L. Jackson ähnlich aufgezogen, wäre das der Qualität des Films sicher zugute gekommen. Anfangs werden die einzelnen Charaktere so langsam vorgestellt, wie sich der Faulenzer Web bei seinem Kumpel durchschnorrt, ne dicke Lippe riskiert und wie er eigentlich von einem jungen Arsch zum erwachsenen Arschloch mutiert ist. Fetzige Action sollte man also nicht erwarten, aber man wird durch skurrile Typen, aberwitzige Situationen und viel Spaß entschädigt. Hinzu kommen noch die absolut widerlichen Tatortbeschreibungen, inklusive Scheißeschippen, Blutbeseitigung oder Larvenentsorgung. Da sich der liebenswerte Trottel natürlich von einem Weib in eine krumme Sache reinziehen lässt, wird das Ganze auch etwas gewalttätiger, ohne aber den üblichen Standard von Huston zu erreichen. Hier ne Entführung, da ein Mord mit Telefon oder dort das Abfackeln der Trucks der Konkurrenz im heiß umkämpften Geschäft mit dem Tod. Gewürzt mit ein bisschen Menschenschmuggel und Containern voll Mandeln treibt Huston seine Story mit Weltklassedialogen ohne überbordende Action dem Ende entgegen, wobei es eine Freude ist, seinen finsteren, aber gleichzeitig komischen Schurken durch einen absolut morbiden und durchgeknallten Reißer zu folgen. Der Vergleich mit "The big Lebowski" auf dem Klappentext passt durchaus und als Beginn einer neuen Reihe macht das Werk Appetit auf mehr. Hat mir trotz des zurückgefahrenen Gewaltlevels außerordentlich gut gefallen und richtig Spaß gemacht beim Lesen. Und das Wort Arschloch erlebt hier eine Wiederauferstehung ohnegleichen. Kaum noch zählbar, direkt gefolgt von Fickende Hölle (wurde halt nunmal so übersetzt). Huston eben.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Oktober 2011, 18:57:59
(http://3.bp.blogspot.com/-riVoSRNuoTc/Tql2cy5oBMI/AAAAAAAAAx4/40y1yiAzvf8/s320/tiefwald.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-im-tiefen-wald.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-im-tiefen-wald.html)

Ca. 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Oktober 2011, 14:16:35
(http://2.bp.blogspot.com/-Lk_YOwqnuwQ/TbBPW6sIwvI/AAAAAAAAAgo/0vMryPx7VJM/s320/plage.jpg)

Charlie Huston. Eine bessere Welt. Das war alles, was Parker Haas wollte, als er dem Los Angeles Police Department beitrat. Doch die Welt ändert sich und versinkt im Chaos. Eine Seuche greift um sich und führt bei zehn Prozent der Weltbevölkerung zu akuter Schlaflosigkeit. Mit verheerenden Folgen: Die Menschen drehen der Reihe nach durch. Nur ein Medikament namens Dreamer hilft gegen die Qualen. Und das will jeder haben.

Der Undercover-Cop Parker - Park - Haas erhält den Auftrag nach der Droge Dreamer zu suchen und die Verbreitung zu verhindern, die angeblich gegen die neue Seuche SLP hilft und nur Reichen zur Verfügung steht. Als er an den Ort eines Gemetzels kommt, nimmt er eine Festplatte mit, die möglicherweise Hinweise enthält, die ihm vonnutzen sein könnten. Doch nicht nur er war dort, sondern natürlich auch der Killer und nach den Beiden ein Auftragsmörder, der ebenfalls ausgesandt wurde, um die Festplatte zu sichern. Jetzt ist der dem Undercover-Cop auf den Fersen. Währenddessen hat der sich auch noch mit seiner an SLP erkrankten Frau rumzuplagenund das Baby zu hüten, um das sich seine Frau nur noch sporadisch kümmern kann. Und all das findet in einer apokalyptischen Welt statt, die sich nit mehr um Regeln schert, die sich selbst vernichtet und ein LA geschaffen hat, das nur noch in Zonen eingeteilt ist und in denen sich die Reichen hinter dicken Mauern verstecken, während um sie herum das Chaos herrscht. Andere Nationen sind schon längst untergegangen.

Ich muss schon sagen, dass dieser Huston gewöhnungsbedürftig ist, da der Stil sich abseits der bisher veröffentlichten Bücher bewegt. Nicht kurz, trocken und hart, sondern ausgereift und teilweise detailgetreu erzählt und auch leider mit der einen oder anderen Länge und dem leider für US-Autoren typischen "nur Amerika kann angemessen auf eine Katastrophe reagieren und sie zumindest im Ansatz meistern". Sämtliche anderen Nationen und Kontinente sind laut Huston mal wieder dem Untergang geweiht, da unfähig auf die Gegebenheiten zu reagieren. Neben der ausführlichen Schilderung der Pandemie und den Auswirkungen der Krankheit, entwickelt sich ein recht normaler Kriminalfall in einer Endzeitumgebung mit nicht ganz alltäglichen Typen. Ein grundsolides Buch, durchaus einfallsreich, aber es konnte mich längst nicht so begeistern wie seine bisherigen Werke - schon gar nicht wie die Abenteuer um Joe Pitt oder Hank Thompson. Albtraumartig, aber vorhersehbar. Von mir daher nur ein Mittelmaß.

Rund 600 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Oktober 2011, 14:17:51
(http://3.bp.blogspot.com/-qcWeTDYo9io/TqvWY2mWNwI/AAAAAAAAAzY/_xp45xJHUFs/s320/flashback.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-flashback.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-flashback.html)

Ca. 640 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Oktober 2011, 13:31:50
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3785723741.03.MZZZZZZZ.jpg)

Andreas Eschbach. Vincent Wayne Meritt, ein US-Amerikaner deutscher Abstammung, kann vielem widerstehen, aber keiner Herausforderung, seine Fähigkeit als Programmierer unter Beweis zu stellen. Auch nicht, als er im Herbst 2000 aufgefordert wird, mal eben ein Programm zu schreiben, mit dem man über Wahlcomputer abgegebene Stimmen fälschen könnte. Nur ein Prototyp, heißt es, zu Studienzwecken. Noch ahnt niemand, dass den USA die umstrittenste Präsidentenwahl aller Zeiten bevorsteht. Kommt Vincents Programm zum Einsatz, um George W. Bush an die Macht zu bringen?

Vincent weiß es nicht, aber die Hinweise mehren sich. Acht Jahre später wird Vincent erpresst, noch einmal ein solches Programm zu schreiben. Um sich abzusichern, schickt er alles heikle Material nach Deutschland, zu seinem Vater Simon König,. Bloß versteht der nichts von Computern und begreift deshalb erst, als ein paar junge Computerfreaks ihm die Sachlage erklären, was das alles bedeutet. Gemeinsam entwickeln sie einen verwegenen Plan. Eingestiegen wird in die Story mit Vincent, wie er sich dazu verleiten lässt, das (Manipulations-) Programm für die Wahlcomputer zu schreiben und da er hinsichtlich Computerkriminalität eine Vergangenheit hat, ist er auch leicht erpressbar. So kommt es, dass er nicht nur Zweifel an der Wahl 2000 mit dem Florida-Chaos bekommt, sondern auch die weiteren Wahlen bis 2008 für ihn verdächtig wirken. Er will mit der ganzen Sache auch nichts mehr zu tun haben, bis jemand an ihn herantritt, ein neues, besseres Programm zu schreiben, mit dem man bei verschiedenen Parteien weltweit ordentlich abkassieren kann, wenn man ihnen den Wahlsieg verspricht, indem man die eingestzten Wahlcomputer manipuliert. Natürlich weiß die Rübe, dass er sich wieder in illegale Machenschaften verwickeln lässt, aber sein naiver Programmiererstolz lässt ein NEIN nicht zu und so macht er sich an die Arbeit, flüchtet aber nach getanem Werk, sendet das Material an Papi Unbekannt (er hat nur Namen und Adresse, kennt aber icht seine Fresse) in Deutschland, wird aber trotzdem geschnappt und verknackt, da das Auto, das er zur Flucht benutzt, leider geklaut war. Während er sich also in einem privaten Luxusknast amerikanischer Prägung (also gewinnorientiert), wie ich ihn noch nie gesehen habe, eine ungewollte Auszeit nimmt, wird sein deutscher Papi mit den Erpressern konfrontiert, von den jungen Computergenies auf die richtige Fährte gebracht und macht sich mit denen an die Ausführung eines aberwitzigen Plans, der den Betrug aufdecken soll. Zu eben dem Zweck gründet man eine eigene Partei, um in Deutschland die Monarchie wieder einzuführen. Und schon kommt jeder beim Austüfteln der Wahlpropaganda in den Genuß von königlichen Vorzügen. Leben in einem Schloß, umgeben von Hofstaat und Lakaien. Das ist so wirkungsvoll, dass sogar seine Frau, die Redakteurin für diverse Weiberklatschblätter ist, und seit zwanzig Jahren von ihm getrennt lebt, mit Freuden zu ihm zurückkehrt und versucht, ihren Sissi-Traum auszuleben. Bis zum Tag der Wahl läuft auch alles phantastisch.

Andreas Eschbach wurde von verschiedenen Seiten für die flache Story und die banalen Charaktere kritisiert, aber meines Erachtens bilden die nur den einfachen Rahmen um sein Gesamtanliegen, das viel wichtiger ist. Man kauft sich ja auch ein Bild nicht wegen der Fassung, sondern konzentriert sich auf das Wesentliche am Werk. Und das ist hier die Möglichkeit, Wahlcomputer zu manipulieren und der absoluten Modernisierungswille der Regierung, obwohl die Risiken der Wahlcomputer bekannt sind und das alte - jetzige - System doch noch das sicherste ist. Also abgesehen von den lächerlichen Eskapaden der Ex-Frau von Simon König mit ihrem Sissi-Tick und der leicht verständlichen Schreibe, die ihren Grund sicher darin hat, dass man auf diese Weise ein so brisantes Anliegen auch wirksam massenkompatibel verfasst, wird das Thema äußerst interessant aufbereitet und wer sich für weitergehende Informationen interessiert, kann dies anhand von rund einhundert Fußnoten gerne tun, die den Roman (und etwas anderes soll es ja nicht sein) dann wieder von der Masse abheben. Außerdem hat der Autor auch in einigen Nebensätzen durchaus noch die Zeit gefunden, seine Kritik an den TV-Sendern, der Bildung, Erziehung oder verblödende Werbung durch den Mund oder die Gedanken Simon Königs an den Leser zu bringen. Man muss nur aufmerksam dem geschriebenen Wort folgen, um dies zu sehen. Gutes Thema, einfach formuliert an den Leser gebracht, mit leichten Thrillerelementen versehen, lässt sich das Werk locker konsumieren. Leichte Abzüge für die kleinen Hänger, die mittig auftauchen, und manch doch zu schlichte Figur und der etwas hanebüchene Strang mit dem Schloß und der königlichen Auftritte, obwohl ich mir da nicht sicher bin, ob das vom Autor nicht so gewollt war, um das Kasperletheater um Könige in der heutigen Zeit ad absurdum zu führen, da sich ja kein "Blaublüter" den Finger in der Nase brechen kann, ohne dann groß auf die Titelseite der einschlägigen Blätter oder Boulevardrechtschreibungsverweigerer zu kommen. Kein Top-Buch wie es "Ausgebrannt" war (und natürlich auch nichts für die Horror- oder Actionfraktion), aber immer noch besser als das, was so manch anderer namhafter Autor in letzter Zeit unters (zahlende) Volk bachte. Werde demzufolge auch den nächsten Eschbach wieder erwerben.

496 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Oktober 2011, 16:03:30
(http://3.bp.blogspot.com/-wYH0_UCoZCU/Tq6icx_HleI/AAAAAAAAA0U/g2KbixriKPA/s320/bewacher.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-der-bewacher.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/10/buchreview-der-bewacher.html)

Rund 370 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Snake Plissken am 31 Oktober 2011, 18:31:00
Was würdest du sagen, wenn ich mir auf einen Tip des ShaneSchofield-Blogs hin "Vampirjäger" von Richard Laymon bestellt habe, und damit auch nicht zufrieden war? :icon_mrgreen:
Aber okay, ich gebe ihm mit "Das Spiel" und "Der Keller" noch eine Chance...

Snake
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Oktober 2011, 19:23:27
Abgefeiert hab ich den ja auch nicht, aber insgesamt würde ich sagen:

Orientier Dich NIIIIIIIIIIIEEEEE wieder an meinen Rezis!!!!

Unsere Geschmäcker sind wohl zu verschieden. Sorry, dass Du Deine Kohle verschwendet hast.

Äh, erstattet wird trotzdem nix. :icon_mrgreen:

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Snake Plissken am 31 Oktober 2011, 22:46:18
LOL
Okay, gute Antwort ;)

Snake
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 November 2011, 15:22:50
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SSaA79OY4qI/AAAAAAAAAGc/uNQPajxlY_E/s320/Glob.jpg)

Jean-Christophe Rufin. Globalia ist eine perfekte Welt. Zum Schutz vor äußeren Gefahren und schlechtem Wetter ist sie in einer riesigen, gläsernen Kuppel untergebracht. Diese trennt die moderne Welt von den übrigen unzivilisierten Gebieten. Freiheit, Sicherheit, Wohlstand - hier scheint all das tägliche Realität. Globalia ist ein Land ohne Grenzen, eine Welt ohne Kriege. Das Alter ist abgeschafft, die Vergangenheit auch.

Doch einem ist diese perfekte Welt unerträglich: Der junge Baikal ist ein Rebell, er will raus, er will frische Luft atmen, das Meer sehen und ausbrechen aus seinem künstlichen Leben. Gemeinsam mit seiner Freundin Kate schmiedet er einen Plan: Während einer Trekkingtour wollen die beiden versuchen, auf die andere Seite Seite der Glaswand, in die sogenannte Non-Zone, zu kommen. Doch ihr Fluchtversuch scheitert, sie werden vom "Gesellschaftsschutz" gefasst - jedoch schon bald wieder in der Non-Zone auf freien Fuß gesetzt. Denn der unbeugsame Baikal eignet sich hervorragend als Feindbild, das die Regierung braucht, um die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Eine mörderische Jagd beginnt.


Rufin verpackt seine allgemeine, nicht auf einen speziellen Staat bezogene, Gesellschaftskritik in einen Zukunftsroman, in dem er die heutigen "Werte" wie Jugendwahn und Kontrolle ad absurdum führt und durch überspitzte Darstellungen den Irrsinn aufzeigt. In dieser perfekten Welt wird die Zeitrechnung nur noch von Jahr 1 bis Jahr 60 geführt und dann wieder von vorn begonnen. Nachdem man mittlerweile die Lebensdauer extrem verlängern kann, soll damit das wahre Alter der "Menschen mit großer Zukunft", wie hier die älteren Bewohner bezeichnet werden, verschleiert werden. Denn gibt man das Geburtsjahr 10 an kann man eben 10 sein oder auch 70 oder 130. Desweiteren hat sich der Gleichheitswahn hinsichtlich des jugendlichen Aussehens dahingehend verschoben, dass nun die Schönheitsoperationen darin bestehen, sich älter zu machen als man ist, da die Jugend in dieser Welt verpönt ist - keine Erfahrung, Erscheinungsbild häßlich und allgemein in der Minderheit, da Geburten nur noch dann erlaubt sind, wenn es für die Bevölkerungszahl tatsächlich von Nöten. In dieser subtileren Form der Diktatur ist die freie Meinungsäußerung natürlich erlaubt - sogar gefördert -, solange man sich nicht zu Kritik am Staat hinreißen lässt. Die Medien sind manipuliert und da ein solches Herrschaftskonstrukt zumeist auf Angst basiert, verübt die Regierung eigenhändig Anschläge, die dann den Bewohnern der Non-Zonen zugeschrieben werden, um die Bevölkerung Globalias zusammen zu halten. Aus dieser Welt will Baikal ausbrechen.
Nachdem er bei seinem ersten Fluchtversuch gefangen und zurück gebracht wurde, setzt ihn die Regierung überraschend wieder in der von ihm gewünschten Freiheit aus. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. So beginnt eine fein gesponnene Intrige, die Baikal zu einem Werkzeug der Mächtigen machen soll, damit der Staat Globalia weiter die Kontrolle über seine Bürger ohne Kritik ausüben kann, da man doch feststellen musste, dass die Anschläge nicht mehr die Wirkung erzielten, die man sich erhofft hat und man nun einen neuen - einen echten Feind braucht. Während er Autor nun die Geschichte Baikals und seines Weges in den an ein Endzeitszenario erinnernden Non-Zonen aufzeichnet, wird von ihm parallel die Entwicklung innerhalb Globalis geschildert, die an Spannung immer mehr Fahrt aufnimmt, weil sich der Autor sogar ein mehrfaches Intrigenspiel ausgedacht hat, das ein Robert Ludlum nicht besser hätte ersinnen können. Daher bleibt das Buch auch bis zum Ende interessant und mit kleinen Überraschungen versehen.


Für Leser, die sich an Werken wie "1984" oder "Fahrenheit 451" erfreuen können, ist das Buch die wahre Pracht und durch die intriganten Strippenzieher der Regierung und ihrer Schergen werden auch die Thrillerfreunde gut versorgt. Wer sich aber anhand der Inhaltsangabe eine mörderische Jagd versprochen hat, die mit einem ordentlichen Actionanteil gewürzt ist, der hat hier leider verloren. Ein paar kleine Scharmützel außerhalb Globalias in den Non-Zonen und das war es auch schon. Aber an sich ein gutes Buch, die intelligentere Form der Thrillerliteratur, nur stellenweise ein bisserl fad.

512 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Snake Plissken am 1 November 2011, 18:35:38
Zu Laymons "Vampirjäger" (Dämlicher dt. Titel) wollte ich noch loswerden, das es natürlich nicht deine Schuld ist, das mir das Buch nicht so gefallen hat und Geld verschwendet habe ich auch nicht.
Immerhin hab ich auf deine Anregung hin mal was "anderes" gelesen.

Aber irgendwie sagt mir sein Stil nicht so zu, ich weiß, er schreibt minimalistisch, mit einfach Sätzen, usw, aber da werden einem Sachen hingeknallt die kein bißchen begründet werden, sonder als Leser muss man es halt fressen oder sterben.
Das finde ich alles ein bißchen sehr dünn.
War trotzdem mal interessant zu sehen, das solche Sachen erfolgreich sein können (auch wenn Laymon selbst davon nichts mehr hat).

Snake
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 November 2011, 15:56:50
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SO4k5FbWpWI/AAAAAAAAAFM/HHAhMtn9xrE/s320/RA.jpg)

Russell Andrews. Der Name ist ein Pseudonym eines mit mehreren Literaturpreisen ausgezeichneten Autors, der auch schon diverse Drehbücher verfasst hat. Nun schreibt er unter dem Namen auch Thriller für die Masse. Sommer auf Long Island. Ein Selbstmordattentat in einem Restaurant erschüttert die Kleinstadt East End Harbor. Unter den zahlreichen Toten ist auch Sheriff Jimmy Leggett. Sein Stellvertreter Justin Westwood übernimmt die Ermittlung. Zusammen mit der neuen Kollegin Reggie entdeckt er eine unglaubliche Verschwörung. Eine Verschwörung, deren Spur bis ins Weiße Haus reicht.

Herausgekommen ist hier ein gut durchdachter und strukturierter Polit- und Wirtschaftsthriller, der in einige Szenarien unterteilt ist. Es beginnt mit Terroranschlägen inklusive anschließender Zeugenbeseitigung, während ein Präsident - vom Volk umjubelt - den starken Mann spielt. So kommt es, dass mit der USA-üblichen Begründung zur nationalen Sicherheit die Bürgerrechte (Recht auf einen Anwalt usw.) abgeschafft werden und ein Triumph of Freedom Act ausgerufen wird. Zusammenhänge der Welt- und US-Wirtschaft werden detailliert dargestellt, da überall hohe Regierungsbeamte in den Aufsichtsräten Konzernriesen ihre lukrativen Nebeneinkünfte beziehen. Ist ja nicht neu, kennt man auch von den deutschen Politbonzen, die sich so bereichern als ob ihre Einnahmen aus den Positionen in der Regierung nicht ausreichen würden. Geld regiert die Welt.


Romane im Terrorismusbereich sind ja mittlerweile wie Sand am Meer auf dem Markt, doch kaum einer ist so spannend und realistisch (bei Andrews kommt es gerade auf den letzten Punkt an) hinsichtlich des Sicherheitswahnes in den USA. Es werden viele Figuren vorgestellt und ausführliche Verflechtungen diverser Personen in mehr oder weniger hohen Positionen in die verschiedensten illegalen Aktivitäten beschrieben, was dem Leser die gesamte Aufmerksamkeit abfordert, um nicht den Faden der Geschichte zu verlieren. Dies geht zwar auf Kosten der Charakterdarstellung der Figuren (abgesehen vom Protagonisten), ist aber nicht weiter verwunderlich, hätte es den Fluß der Geschichte dann doch eher behindert als gefördert, wenn der Leser auch damit noch überfrachtet worden wäre. Wie sich für einen guten Thriller gehört, ist nicht jeder das, was er zu sein scheint oder vorgibt zu sein, was die Aufgabe des guten Westwood nicht gerade erleichtert.
Beim Lesen bekommt man durchaus den Eindruck vermittelt, dass die USA im Falle eines ähnlichen Anschlages genau so und nicht anders reagieren würden. Wie genau? Bitte selbst im genialen Buch von Russell Andrews davon überzeugen.   480 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 November 2011, 16:04:39
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TDEjZsy3BWI/AAAAAAAAAXw/cXdu-9N85pg/s320/laymon.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2010/07/buchreview-das-inferno.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2010/07/buchreview-das-inferno.html)

ca. 640 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 November 2011, 16:07:27
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SKvrNasD5mI/AAAAAAAAABU/cO_X6U52Mpk/s320/Cart.bmp)

http://shaneschofield.blogspot.com/2008/08/buchreview-im-auge-des-bsen.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2008/08/buchreview-im-auge-des-bsen.html)

Rund 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 November 2011, 13:02:17
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/STjdOxafTbI/AAAAAAAAAGs/3lD12GzyVto/s320/DKZ.jpg)

Dean Koontz. Ethan Truman, Sicherheitschef des steinreichen Hollywoodschauspielers Channing Manheim, hat mit mysteriösen Drohsendungen zu kämpfen. Seit einiger Zeit schon gehen in der riesigen Villa Pakete mit grausigem Inhalt ein: Schnecken, Käfern, menschlicher Haut - und zuletzt einem Apfel, der fein säuberlich zerteilt und wieder vernäht wurde. Als Truman ihn öffnet, starrt ihm ein Puppenauge entgegen. Offensichtlich plant ein Verrückter einen Anschlag, vermutlich aus Neid auf den märchenhaften Erfolg des Schauspielers. Zwar gelingt es Ethan Truman bald, den Überbringer der letzten Nachricht aufzuspüren, doch wird er bei der Konfrontation fast erschossen, und die Spur wird kalt. Mit wachsender Unruhe fühlt er, dass er den Fall nicht im Griff hat. Die Unsicherheit wird noch verstärkt, denn kurz darauf sieht Truman einen alten Freund wieder - der eben noch tot in der Leichenkammer des Krankenhauses lag.

Der Beginn des Buches ist vielleicht für manchen etwas zäh geraten, doch wer trotzdem weiter den Geschehnissen interessiert folgt, wird alsbald feststellen können, dass es sich gelohnt hat, da die Story mit jeder Seite an Tempo gewinnt und durch geschickt platzierte Cliffhanger an den jeweiligen Kapitelabschlüssen immer wieder zum Weiterlesen animiert. Koontz hat es hier nicht zum ersten Mal geschafft, kunstvoll die Elemente eines Thrillers, die zu Beginn des Buches klar überwiegen, mit denen des Horrorromans sowie mit Mystery und Fantasy zu verweben. Um den Hollywooddebilen von heute einen Spiegel vorzuhalten, wird das Ganze mit etwas Satire gewürzt, das manchmal tatsächlich zum Schmunzeln verleitet. Eine kleine Portion Drama rundet das Geschehen ab, wird aber glücklicherweise eher als Nebenstrang geführt und daher etwas vernachlässigt.


Mit durchaus "netten" Ideen hinsichtlich der Post, die der Hollywoodsuperstar erhält, beginnt die abenteuerliche und phantastische Ermittlungsarbeit des Sicherheitschefs und auch ein perfides Spiel, in das zudem der neunjährige Sohn des Darstellers verwickelt wird. Detailgetreu und detailliert, aufgefrischt mit kleinen, aber amüsanten Übertreibungen, führt Koontz seinen Protagonisten und den Leser erst in Thrillerform auf die Fährte des Täters, bevor er dann die schon erwähnten weiteren Elemente nach und nach ins Spiel bringt. Zu Morden und aus dem Leichenschauhaus entfleuchten Toten gesellen sich Geister und unheimliche Anrufer, die sogar dem abgebrühten Ex-Cop und jetzigen Sicherheitschef den Angstschweiß auf die Stirn treiben und schon befindet man sich mitten in einem typischen Buch von Dean R. Koontz, wie man es von ihm erwartet.


Sein Schreibstil ist wieder einmal packend und ansprechend und arbeitet neben der soliden Grundidee die verschiedenen Charaktere fein heraus und es finden sich erfreulicherweise keine Längen, die vielleicht den Fluss der Geschichte eintrüben könnten. Mit brutalen Schilderungen hat sich der Autor zurückgehalten, sodass die Horrorelemente nicht übermäßig blutrünstig ausfallen und zum Ende hin der Mysterytouch eindeutig überwiegt. Bis dahin bleiben einem als Leser viele Möglichkeiten der Mutmaßung, was nun hinter dem Ganzen steckt. Ansprechender Roman und mit über 700 Seiten hat man auch etwas für sein Geld bekommen - nicht unbedingt als Schlafmittel geeignet, da es an Spannung keinen Mangel hat. Und zugegeben: Hin und wieder ein neuer Dean Koontz statt des sich mittlerweile ständig wiederholenden Stephen King tut gut. ca. 740 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 November 2011, 13:07:06
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/STkXsVPEJhI/AAAAAAAAAG0/IG7OcXUpeQE/s320/wj.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2008/12/buchreview-white-jazz.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2008/12/buchreview-white-jazz.html)

ca. 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 November 2011, 13:09:32
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Sz3Tqm6B-qI/AAAAAAAAATQ/B02aSYVjfHM/s320/150px_laymon-ripper.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2010/01/buchreview-der-ripper.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2010/01/buchreview-der-ripper.html)

ca. 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 November 2011, 13:11:55
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SwAaAsCkv3I/AAAAAAAAASY/8vQm2wFivLE/s320/rollins.jpg)

James Rollins. Professor Conklin hat in den peruanischen anden einen bahnbrechenden Fund gemacht: eine fast fünfhundert Jahre alte Mumie mit der er endlich die Existenz einer unbekannten Kultur zu beweisen hofft, die vor den Inkas die Gegend bevölkerte. Zu Conklins Enttäuschung ergibt die untersuchung der Mumie an der Universität in Baltimore, dass es sich um einen spanischen Priester, vermutlich einen Missionar, handelt. Doch was hat es mit der rätselhaften goldenen Substanz auf sich, mit der der Schädel des Priesters gefüllt war?

Währenddessen führt eine Gruppe junger Archäologen, darunter Conklins Neffe Sam, die Ausgrabungen in Peru fort. Sie stoßen auf eine verborgene Schatzkammer der Inkas, gefüllt mit unermesslichen Reichtümern. Eine sensationelle Entdeckung und eine tödliche Falle. Während der Untersuchungen der Mumie in Baltimore werden diverse Personen im Umfeld des Professors ermordet und er sowie eine Kollegin letztendlich entführt, um in Peru die geheimnisvolle Substanz für eine Gruppe vom wahren Glauben abgefallener Mönche zu suchen. In der Zwischenzeit macht die Gruppe unter Sam die Entdeckung der Höhle, sieht sich Grabräubern ausgesetzt, wird dann beim Einsturz der Tempeanlagen verschüttet, und kämpft sich durch ein Labyrinth von Fallen und unheimlichen Tieren wie Albinospinnen und Bewohnern der Tiefe wieder ans Tageslicht.

Rollins hat eine Mixtur aus Abenteuer, Action und SciFi zu einer guten Story verwoben, in der die Hauptfiguren allen bekannten Klischees entsprechen, die man auch aus Film und Fernsehen kennt. Protagonisten mit Traumata, die sie durch die Liebe überwinden, die Quotenbesetzung der Personen im Umfeld wie den kumpelhaften Schwarzen, den netten Schwulen und die abgrundtief Bösen Schergen des Abtes. Irgendwie scheint Rollins ja gerne seine Figuren in Höhlen hinabsteigen zu lassen (naja, bei seinem Werdegang wohl nur natürlich), denn die Story ist eigentlich nur eine leicht abgewandelte Form seines ersten Buches "Sub Terra". Durchaus spannend, aber mit Hängern zwischendurch. Gelungen, aber nicht überragend. Erinnert auch ein bisschen an "Der Tempel" von Matthew Reilly, aber ohne dessen Rasanz. Trotzdem immer noch empfehlenswert, da es momentan kaum bessere Lektüre auf dem Markt gibt. Da zählt Rollins schon zu meinen Favoriten. ca. 550 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 November 2011, 15:51:56
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SxAH_NRRX4I/AAAAAAAAASw/HXes-nN2hJg/s320/laymon.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2009/11/buchreview-der-regen.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2009/11/buchreview-der-regen.html)

Ca. 520 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 November 2011, 15:57:49
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S0Bw55YvIGI/AAAAAAAAATY/lqXRdK_vQd0/s320/h%C3%B6lle.jpg)

Will Elliott. Jamies schwärzester Albtraum beginnt, als er eines Nachts beinahe einen Clown überfährt. Von nun an wird er von einer Horde Clowns verfolgt, eiskalten Killern aus einer anderen Welt. Sie entführen Jamie in den Pilo-Zirkus, ein Höllenreich jenseits unserer Wirklichkeit, und unterziehen ihn wahnwitzigen Prüfungen. Er soll selbst zum Killer werden. Jamie setzt alles daran, sich dem Einfluss der Dunkelheit zu entziehen. Doch sein wahrer Gegner sind nicht die Clowns, sondern eine uralte, bösartige Macht.

Nachdem Jamie den Clown mit seinem Auto nicht ordentlich getroffen hat, begeht er den Fehler, diesem nachzuspionieren und findet weitere dieser skurrilen Gestalten vor, die bei einem Handgemenge einen Beutel mit Kristallen verlieren, den er dann einsteckt. In seiner WG angekommen, versetzt er einen Beutel Milch, in der Annahme, dass es sich bei den Kristallen um Drogen handelt, um einem seiner Mitbewohner, der als Lebensmittelschnorrer bekannt ist, den Trip seines Lebens zu verpassen. Wie es der Teufel so will, schluckt der introvertierte Dussel Jamie aber selbst auch von seiner eigenen Medizin und wird daraufhin von den Clowns traktiert und soll eine Prüfung seines Könnens abgeben, indem er diese durch eine gewagte Aktion zum Lachen bringt. Operation gelungen, Patient wird entführt. So findet er sich im Zirkus Pilo wieder, stationiert in einer Zwischenwelt, und soll nun Dienst in einer Komikertruppe verrichten. Was er noch nicht weiß - die Schminke verändert seine Psyche. So wird aus dem ruhigen Jamie der Clown bösartige JJ, der seine Kollegen und die anderen Artisten oder Kreaturen hänselt, reizt oder quält und sich auch noch selbst als feige Kröte entpuppt. Als er ohne Schminke wieder zu sich selbst findet, versucht er nun mit allen Mitteln, diesen Zirkus hinter sich zu lassen und wird dabei in eine Rebellion der Unterdrückten verwickelt, die zum Ende hin etliche Leben kostet. Außerdem wird das Geheimnis um Zirkus und die Bosse aufgedeckt.

Anhand der Inhaltsangabe zur Taschenbuchversion waren meine Erwartungen recht hoch, vielleicht zu hoch. Bis auf eine überschaubare Anzahl Szenen zündet der Humor nicht und konnte mir bloß hin und wieder ein Schmunzeln entlocken. Auch die Konkurrenzreibereien unter den Schaustellern wirken mit der Zeit eher ermüdend, sodass sich das Ganze nach ca. 150 Seiten schon eher zäh gestaltet und das große Geheimnis um den Zirkus Pilo kann man auch schon recht früh erahnen. So bleibt dann nur noch die Frage, ob es Jamie schafft, sich von seiner zweiten, bösartigen Persönlichkeit zu befreien und der Zwischenwelt zu entkommen. Durchgeknallt und abgehoben ist das Buch an einigen Stellen schon, doch ein paar Actioneinlagen gegen Ende, diverse verrückte Ideen (Dixie-Klo-Aufzug, Clown heiratet einen Farn) retten das Werk meiner Meinung nach nicht vor dem absoluten Mittelmaß, ob es nun den Humor, die Action, Horror, Fantasy oder Persönlichkeitsspaltung betrifft. Sicher eine Geschmacksfrage. Meinen hat er jedenfalls nicht getroffen, daher nur bedingt zu empfehlen. Rund 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 November 2011, 20:08:50
(http://2.bp.blogspot.com/-bXqxIZfIm0g/Tr1WIDcSdHI/AAAAAAAAA5Y/Ho4BV3S4M3A/s320/daMN.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/11/buchreview-damned-united.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/11/buchreview-damned-united.html)

Ca. 510 Seiten.

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 November 2011, 20:11:52
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SNYYkq79bLI/AAAAAAAAAD0/Ik_6CX1Dq54/s320/Mills.jpg)

Kyle Mills. In Arizona wird die fünfzehnjährige Jennifer Davis entführt, ihre Eltern werden ermordet aufgefunden. Die Ermittlungen leitet der nach Phoenix versetzte brillante Querkopf und FBI-Agent Mark Beamon.

Bald stellt sich heraus, dass Jennifer die Enkelin von Albert Kneiss ist, dem Anführer einer weltweit operierenden, mächtigen Sekte namens "Church of Evolution". Plötzlich findet sich Beamon in eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung verstrickt, da ihn Gläubige der Kirche in einflussreichen Postionen bedrohen und selbst vor Mord nicht zurückschrecken. Beamon muss auf eigene Faust gegen die internationale Organisation antreten, um das Leben des entführten Mädchens zu retten.


Mills hat hier einen Protagonisten kreiert, der durch seine flapsige Art, die große Klappe und insgesamt unkonventionellen Umgangston ständig bei Vorgesetzten sowie weiteren handelnden Personen aneckt. Kollegen und Mitmenschen fühlen sich von ihm dauern brüskiert. Er raucht, säuft und schleppt ständig etliche Kilo zuviel auf den Rippen mit sich herum. Trotz seiner Versprechen - und zugegebnermaßen auch Versuche - sich zu bessern, versagt er in diesem Punkt auf ganzer Linie. Ein guter Kontrast zu den durchtrainierten Helden anderer Thriller ist er mit diesen Mängeln allemal. Daher ist er auch für Freunde des härteren Actionthrillers etwas gewöhnungsbedürftig und sollte der Autor sich irgendwann dazu entschließen, dem Protagonisten die erwähnten positiven Manierismen anzudichten, wird die Sache schnell sehr konventionell und das Besondere an dem Charakter des Mark Beamon entschwindet in der Masse anderer Publikationen.
Der Autor hat aber einen flüssigen Schreibstil aufzubieten, der uns über diverse Fehltritte vor und während der Ermittlungen seines Helden dann schnell zur spannungsreichen Handlung führt, die auch auf eine Portion Action nicht verzichtet. So sind die Romane um den Helden Beamon erfreulich gut zu lesen und man fiebert mit und wartet natürlich auf den nächsten Fauxpas von Beamon, der ihn trotz geleisteter Arbeit wieder ins Abseits stellt. Die Beamon-Reihe ist gefällig, aber von Werken ohne dessen Beteiligung bin ich nicht so überzeugt, also Vorsicht bei einem eventuellen Kauf eines Romans von Kyle Mills.  Rund 420 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 November 2011, 22:00:01
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SX3_7vtFd5I/AAAAAAAAAII/UzuxluhOdx4/s320/Regen.jpg)


http://shaneschofield.blogspot.com/2009/01/buchreview-der-keller.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2009/01/buchreview-der-keller.html)

ca. 1200 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 November 2011, 19:31:06
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SNYPdxCDh1I/AAAAAAAAADs/64vIphPobPM/s320/Flynn.jpg)

Vince Flynn. In einer einzigen blutigen Nacht werden in Washington drei der einflussreichsten Politiker der Vereinigten Staaten ermordet. Am folgenden Morgen stellen die Attentäter der amerikanischen Regierung ein schockierendes Ultimatum: Wenn der Präsident und seine Mitarbeiter nicht endlich bereit sind, die kleinliche Parteipolitik zu überwinden und die von der Bevölerung gewünschten Reformen umszusetzen, wird es noch mehr Morde geben. Und sie stellen klar, dass niemand - auch nicht der Präsident - für sie außer Reichweite ist.

Eine Task Force aus Vertretern von FBI und CIA findet heraus, dass es sich bei den Attentätern um ehemalige Angehörige der special Forces handelt, doch keiner weiß genau, wer die Betreffenden sind und wann sie wieder zuschlagen werden. Nur Michael O'Rourke, ein ehemaliger US-Marine und seit kurzem Abgeordneter, ahnt, dass die Gewaltakte mit einem tragischen Ereignis in seiner Vergangenheit zu tun haben. Doch während er versucht, das rätsel zu lösen, erschüttert bereits eine neue Welle der Gewalt das Land.

In den USA erschien dieser Roman als Erstling von Vince Flynn vor denen der Mitch Rapp-Reihe, obwohl einige der tragenden Figuren wie Thomas Stansfield oder Irene Kennedy sowie Scott Coleman in den späteren Werken regelmäßig in Erscheinung treten. Der Hauptakteur aber verschwindet in der Bedeutungslosigkeit.

Flynn hat hier ein brisantes Thema aufgegriffen (mit einer äußerst verlockenden, wenn auch undemokratischen Idee bezüglich des Umgangs mit Politikern aller Staaten, die Ihre eigenen Süppchen zu kochen pflegen), in dem er den politischen US-Standard anprangert. Das Buch selbst wirkt dabei äußerst patriotisch (siehe Autoren wie Tom Clancy oder Patrick Robinson), aber auch fragwürdig in der Einstellung des Protagonisten gegenüber der vorsätzlichen Hinrichtung korrupter Politiker. Das tut dem Lesegenuss aber nicht den geringsten Abbruch, da es ja nur ein Roman ist und hoffentlich nicht in die Realität übertragen wird, da dann der Beruf (falls das noch die richtige Bezeichnung ist) des Politikers vom Aussterben bedroht wäre, außer man findet irgendwo ein seltenes Exemplar, das unbestechlich ist und nicht gemeinsam mit der Wirtschaft in die eigene Tasche arbeitet - auch bei uns eher eine Rarität, die dann vermutlich in einem Kuriositätenkabinett ausgestellt würde. Daher ist die Darstellung der US-Führungsriege inklusive des Präsidenten durchaus realistisch (man bedenke nur die Schmutzwahlkämpfe, die drüben geführt werden). Trotz des Patriotismus ist das Buch frei von "political correctness", was durch aus wohltuend wirkt, da dies Verhalten ja heute anscheinend schon per Gesetz verlangt wird - also nicht die Meinung sagen, sondern nachplappern, was als politisch korrekt gerade Gültigkeit hat. Natürlich könnte man auch das mangelnde Demokratieverständnis der Helden bemängeln, doch a) ist das auf der politischen Ebene gleichfalls verschwunden und b) ist es ja doch nur eine Fiktion, der die Bezüge zur heutigen Demokratie (zumindest nennt man sie noch so) aufgreift und erkennen lässt, dass die Bürger von den korrupten Bonzen nur noch zum Stimmvieh degradiert sind, das man dann ohne Mitsprache zur (auch finanziellen) Schlachtbank geführt wird - aktueller denn je und man braucht nicht zu den Amis schauen, die Unsrigen haben sich zumindest in dieser Hinsicht als äußerst lernbegierig erwiesen.

Vergleiche mit Clancy oder Ludlum (als diese ihre literarischen Ergüsse sonst selbst verfassten oder im Falle Ludlums dies noch tun konnten) braucht Flynn nicht zu scheuen, auch wenn er die Klasse der Beiden nicht ganz erreicht. Zumindest bietet er Spannung pur, Action, eine gute Portion an diversen Mittätern im Hintergrund, die nicht sofort entlarvt werden, was der Sache des Thrillers sehr dienlich ist. Grundsätzlich eine Leseempfehlung. Steigerung bei den Mitch Rapp-Romanen versprochen. Besprechungen dazu folgen in lockerer Reihung. Ca. 550 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 November 2011, 19:32:31
(http://4.bp.blogspot.com/-8lur3zG634g/TsFGM4rt9JI/AAAAAAAAA7c/jndCHMjjhec/s320/hades.jpg)

http://shaneschofield.blogspot.com/2011/11/buchreview-hades.html (http://shaneschofield.blogspot.com/2011/11/buchreview-hades.html)

510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 November 2011, 19:34:50
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SPzHe8NpbJI/AAAAAAAAAFc/YtHe8DP2c7M/s320/Flynn.jpg)

Vince Flynn. An einem gewöhnlichen Morgen in Washington D.C. wird das Weiße Haus plötzlich zur Zielscheibe des Terrors: Eine Gruppe von islamistischen Terroristen, die von Saddam Hussein unterstützt wird, hat es geschafft, ins Weiße Haus einzudringen und mehr als hundert Geiseln in ihre Gewalt zu bringen. Der Präsident entgeht mit knapper Not dem Anschlag und wird von Männern des Secret Service in den Bunker des White House gebracht. Doch die Terroristen setzen alles daran, ihn aus seinem vermeintlich sicheren Versteck herauszuholen.

Währenddessen sind sich auf amerikanischer Seite die Mächtigen aus Politik, Militär und Geheimdiensten uneinig, wie man gegen die Angreifer vorgehen soll. Manchen, so hat es den Anschein, kommt die dramatische Situation nicht ungelegen, weil sie sich davon persönliche Vorteile erhoffen.Schließlich setzen sich diejenigen durch, die bei aller gebotenen Rücksicht auf die Geiseln auf ein entschlossenes Handeln dringen.
Und so wird als erster Schritt Mitch Rapp, ein Mann für ganz spezielle Einsätze aus den Reihen der CIA, losgeschickt, um die Lage im besetzten Weißen Haus zu sondieren, und den Weg für die Rückeroberung zu bereiten. Rapps Mission wird zum Wettlauf mit der Zeit, doch mithilfe der Kameras, die er an wichtigen Punkten im Inneren des Gebäudes anbringt, können sich die US-Verantwortlichen ein Bild von der Lage machen - und so gehen sie schließlich das große Risiko ein und schicken ihre Sondereinsatzkräfte los, um den Amts- und wohnsitz des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu stürmen. Das Leben von zig Geiseln hängt ebenso an einem seidenen Faden wie das des Präsidenten , als der entscheidende Kampf gegen die Terroristen beginnt und das Weiße Haus zum Schlachtfeld wird.
Nach seinem guten Erstling "Das Ultimatum" hier nun der erste Auftritt seines Serienhelden Mitch Rapp. die Rollenverteilung ist klar definiert. Auf der einen Seite die guten Amerikaner, auf der Gegenseite die bösen Araber, die dann ihren Albtraum in Gestalt des Mitch Rapp erleben. Dieser geht die Sache in einer Manier an, die streckenweise an Bruce Willis in "Stirb langsam" erinnert und die Gangster reihenweise eliminiert. Dazu befleißigt er sich absolut rücksichtsloser Methoden - knallhart und ohne Kompromisse. Währenddessen versuchen die Politiker außerhalb des Weißen Hauses sich über ihre Strategien einig zu werden und scheitern dabei eher kläglich.
Die gesamten Abläufe werden vom Autor in einem zügigen Fluß dargelegt, der die Spannung hochhält, obwohl er sich auch so manchen Klischees bedient, welches aber zumeist in der rasanten Handlung untergeht ebenso wie kleine Unstimmigkeiten hinsichtlich der Altersangaben so manches Helferleins, da sich sowieso fast alles um den Kern der Handlung dreht und Nebenschauplätze nur am Rande erwähnt werden. Wie der Vorgänger weist auch diese Buch einen patriotischen Grundton auf, den man auch aus den Werken eines Tom Clancy kennt, wobei dessen Ausarbeitung technischer Details intensiver dargestellt wird als im vorliegenden Werk. Rapp kämpft sich eher mit einfachen Mitteln und rüden Methoden durch die Schar seiner Feinde, findet natürlich seine Liebe und rettet den Präsidenten, der fortan große Stücke auf ihn hält. Unterstützung von Außen erhält er zudem von Mitspielern, die man schon im Vorgängerroman, in dem Rapp noch keine Rolle spielte, kennen gelernt hat.


Kurz und knapp: Einmal begonnen, möchte man das Buch nicht vor dem ende aus der Hand legen. Harter Actionstoff (Rapp sucht gar nicht erst nach Rechtfertigung für sein brutales Handeln, sondern erkennt sich als Killer im Staatsauftrag und unterschiedet sich allein dadurch von den meisten Protagonisten anderer Autoren) in Einzelkämpfermanier. Ganz klarer Lesetipp wie bisher alle veröffentlichten Romane des Vince Flynn. ca. 500 seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 November 2011, 12:11:14
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Spvytp6npuI/AAAAAAAAAP4/4JqRP8K-wBc/s320/Amerika.jpg)

Warren Ellis. Privatdetektiv Michael McGill ist einer, der Probleme und Geistesgestörte anzieht, ohne es zu wollen. Und genau so einen kann die US-Regierung gut gebrauchen. Der Stabschef des Präsidenten erteilt ihm den Auftrag, die "Geheime Verfassung" des Landes aufzuspüren. Mit ihr will sie den moralischen Verfall und die Pornographisierung der Bevölkerung aufhalten und die Bürger wieder in eine Zeit zurückversetzen, als Freundlichkeit, Gottesfurcht und Mutterns apfelkuchen alles war, was zählte. Also macht sich McGill auf die Reise durch die Abgründe Amerikas, weil die Regierung glaubt, dass dort am ehesten die "Geheime Verfassung" zu finden sei. An seiner Seite hat er ein polymorph-perverses Tattoo-girl namens Trix. Gemeinsam treffen sie auf Bodybuilder, die sich Salzlösung in die Hoden spritzen, debile texanische Milliardäre und viele weitere seltsame Gestalten, die sie sich in ihren wildesten Fantasien nicht hätten vorstellen können.

Ja, hallo!!! Was war das denn?Einfach genial. Vergesst die Inhaltsangabe, die ist nur das Mäntelchen um eine fiese, dreckige Story über das vermeintliche Mainstream-Amerika von heute (und künftig?), wie es keiner erwartet. Anscheinend hat der Autor amerikansiche Sonderlinge und ihre mehr oder weniger perversen Neigungen im Netz beobachtet und daraus einen bitterbösen Roman gebastelt, in dem er seinen Detektiv anstatt einer traditionellen Ermittleraufgabe durch die Perversitäten einer durchgeknallten, internetsüchtigen Nation hetzt. Übrigens, wer die Vorgänge für allzu offensichtlich einem spinnerten Geist entsprungen hält, der wende sich mal kurz an Google - und erlebe seine Überraschung. Im Roman wird mit Salzlösungen gespielt, werden texanische Milliardäre bloßgestellt (ein Schelm, wer Vergleiche zu den Bushs zieht), die des nächtens nackend durch die Weiden rennen und Rindviecher vögeln, bevor sie jene dann garottieren und alte Serienkiller geraten ins Schwafeln ob der mangelnden Anerkennung ihres Berufszweigs. Was hier an Absurditäten geboten wird, ist mir bisher in einem Roman noch nicht untergekommen. Eine hinterhältige und aberwitzige Botschaft an alle, die sich dem Internet anvertrauen oder jene, die glauben, es wäre noch etwas Besonderes, darin veröffentlicht zu sein, denn alles für die Massen Veröffentlichte ist Mainstream.

Stellt sich nach der Lektüre nur die Frage: Wie schlimm ist dann das, was noch verborgen ist, abseits des Mainstreams? Gruselige Vorstellung. Ja, bei solchen Bürgern ist der deutsche Titel sicher Programm. Schräg, fies, lustig und völlig durchgeknallt von der Führungsspitze bis in die menschlichen Tiefebenen - so schildert der Engländer Warren Ellis das derzeitige Amerika. eine extrem rüde Abrechnung, die mit dem Klappentext nicht mehr viel gemein hat, was dazu geführt haben dürfte, dass etliche Käufer das Buch als ekelhaft und absolut niveaufrei in die Ecke gepfeffert haben dürften. Andere - mich eingeschlossen - haben gelacht und sich amüsiert, weil es völlig bekloppt und abgedreht daher kommt. Siehe Salzlösung und Milliardäre. Selten bei einem Buch so gelacht. Trotzdem nur bedingt zu empfehlen, da sich so mancher Geschmnacksnerv irritiert fühlen dürfte angesichts der Story und der rüden Wortwahl des Autors. Mir jedenfalls hat es gefallen.

Ca. 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 November 2011, 18:53:01
(http://3.bp.blogspot.com/-AaQebggWe_k/TspuLwRHHuI/AAAAAAAAA9U/9za1t44kzdE/s320/eschbach.jpg)

Andreas Eschbach. Als Kinder begegnen sie sich zum ersten Mal. Charlotte, die Tochter des französischen Botschafters, und Hiroshi, der Sohn einer Hausangestellten. Von Anfang an steht der soziale Unterschied spürbar zwischen ihnen. Doch Hiroshi hat eine Idee. Eine Idee, wie er den Unterschied zwischen Arm und Reich aus der Welt schaffen könnte. Um Charlottes Liebe zu gewinnen, tritt er an, seine Idee in die Tat umzusetzen - und die Welt in einem nie gekannten Ausmaß zu verändern. Was als bahnbrechende Erfindung beginnt, führt ihn allerdings bald auf die Spur eines uralten Geheimnisses und des schrecklichsten aller Verbrechen.

Charlotte ist hochintelligent. Sprachen zu erlernen ist für sie ein Kinderspiel. Doch sie verfügt dazu auch noch über eine seltene und geheimnisvolle Gabe - sie kann durch die Berührung von Dingen die Vergangenheit der Besitzer spüren bzw. sehen. Da sie in einem behüteten und reichen Elternhaus großgezogen wird, ist es ihr untersagt, sich mit dem Pöbel zu verbrüdern. Also keine Chance für Hiroshi, der sie von seinem Fenster aus anschmachtet, zumal auch dessen Mutter eine heftige Abneigung gegen die Menschen auf der reichen Seite des Lebens hegt. Entgegen der Wünsche ihrer Familienoberhäupter treffen sich die beiden trotzdem. Sie schließen Freundschaft, doch dann trennen sich ihre Wege. Bis sie sich erstmalig beim Studium in den USA wiedersehen. In Boston flammt ihre alte Freundschaft wieder auf, aber Widerstände trennen das Paar abermals. Hiroshi arbeitet indes - mittlerweile zu Geld gekommen und finanziell mindestens auf den gleichen Level wie Charlotte - daran, seine Idee zu verwirklichen. Er räumt die Hindernisse aus dem Weg, findet viele Unterstützer. Charlotte dagegen hat gar keinen Plan für ihr Leben. Sie lässt sich treiben. Fährt zu ihren Eltern, die mittlerweile einen Botschafterposten in Russland innehaben. Dort erfährt sie von einer geheimnisvollen Insel im russischen Eismeer. Spontan entschließt sie sich, an einer Expedition teilzunehmen und entdeckt etwas, das sie fatal an Hiroshis Erfindung erinnert. Gefahr droht.

Nach dem Beginn in Tokio, der Zeit des ersten Kennenlernens, entwickelt sich die Geschichte leider erst einmal in die Richtung von lästigen Teenie-Soaps us-amerikanischer Prägung. Harvard, reiche, verwöhnte Zöglinge und mittendrin Hiroshi, der aber mittlerweile auch zu etwas Geld gekommen ist und sich zumindest teilweise dem Lebensstil anpasst. Er hat es geschafft, eine Erfindung gewinnbringend an den Mann zu bringen und sogar einen Sponsor für sein Projekt gefunden. Dazu wird uns eine komplizierte und irgendwie nervige Liebesgeschichte kredenzt, die aber bald ein abruptes Ende findet. Gut so, denn bis dahin konnte zumindest dieser viel zu lange Teil keine sonderlich große Begeisterung am Buch entfachen. Weniger wäre hier sicher mehr gewesen. Aber jetzt kommt es endlich zu den erhofften Spannungsschüben Eschbachscher Prägung. Wenn man das Buch bis dahin nur wegen des Eschbach-Bonus noch nicht in die Ecke gefeuert hat, wird man jetzt zufriedengestellt. Eschbach verlässt endlich den Pfad der Klischees, lässt die Charaktere sioch wandeln, obwohl man sagen muss, dass keiner der beiden Protagonisten viel Sympathie bei mir erwecken konnte. Der eine ist stur und besessen wegen seiner Idee, die andere verlässt sich auf die Kohle der Eltern und tut gar nichts außer sich von jedem, der nicht schnell genug abhaut kneckern zu lassen. Charlotte ist völlig ziellos, während Hiroshi sich schon fast zum Fanatiker entwickelt, der nichts auf Menschen gibt. Aber dafür entschädigt, dass Andreas Eschbach jetzt originelle Ideen und Tempo ins Spiel bringt. Es ist zwar ein Buch mit einigen Längen geworden, mit einem tränenrührenden Ende und etwas unbefriedigenden Schluss, kann aber nach der überflüssigen Studiumseinlage, durch die man sich wirklich durchbeißen muss, aber dann kommen Spannung und Acion ins Spiel. Thematisiert wird alles von Liebe über SciFi bis hin zu Religion, Ökologie, Politik, Technik, Fantasy und Thriller. Da wird dann geklotzt und nicht gekleckert. Aufgrund des zähen Beginns und des trivialen Endes nur eine bedingte Empfehlung, da trotz guter Ansätze und Ideen etweas unausgegoren. Der Klappentext deutet mehr an, als man letztendlich geboten bekommt. Ganz gut, aber "Ausgebrannt" bleibt Eschbachs bester.  ca. 690 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 November 2011, 18:54:34
(http://4.bp.blogspot.com/-Ye-QL-jqJI8/Tsp3YV5ujvI/AAAAAAAAA9g/bIhea-_WVL4/s320/h%25C3%25B6llennacht.jpg)

Stephen Leather. Jack Nighingale erbt von seinem Vater, den er nie kennengelernt hat, unverhofft ein Vermögen. doch der Nachlass beinhaltet auch eine Warnung. Sein Vater hat Jacks Seele an den Teufel verkauft und der will in 3 Wochen, was ihm versprochen wurde - an Jacks 33. Geburtstag. Jack glaubt zwar nicht an Gott und schon gar nicht an den Teufel, doch als immer mehr seiner Freunde eines schrecklichen Todes sterben, kommen ihm Zweifel. Gibt es die Hölle wirklich? Und wenn ja, kann er seine Seele vor der ewigen Verdammnnis bewahren?

Die Tortur von Jack beginnt eigentlich schon mit dem Tod eines Mädchens, das sich umbringt, weil es von seinem Vater missbraucht wurde. Er als Polizeiunterhändler konnte sie nicht davon abbringen. Danach stürzt der Schuldige aus einem Fenster, während Jack im Raum ist. Der Verdacht liegt nahe, dass der Typ gestoßen wurde, aber man kann nichts beweisen. Jack verlässt die Polizei, wird Privatdetektiv. Dort erreicht ihn die Nachricht von der Erbschaft.Ein Herrenhaus samt einer Bibliothek von erheblichem Wert, hinterlassen von einem Mann, den er gar nicht kannte, denn seine Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen als er 19 war. Das fördert natürlich seine Skepsis. Also geht er mit den erhaltenen Informationen auf die Suche und muss mit weiteren Überraschungen vorlieb nehmen. Der Tote hatte Unmengen von Geld, das er aber kurz vor seinem Tod scheinbar sinnlos verprasst hat, in einem Bankschließfach liegt eine DVD, die Jack darüber aufklärt, dass der Ersteller seine - Jacks - Seele an den Teufel verkauft habe. Eine Schwester hat er dann auch noch und plötzlich tauchen Interessenten für die Bücher in der Bibliothek auf. Dafür sterben aber Freunde und Bekannte aus seinem Umfeld mysteriöse Tode und Jack beginnt seine Ermittlungen zu intensivieren, unterstützt von seiner treuen Sekretärin, die für den Job eindeutig überqualifiziert ist. Aber was sie herausfinden,hat keiner erwartet.

Also seinen Platz im Product-Placement-Himmel hat sich Stephen Leather schon mal gesichert. Wie in anderen Medien schon lange üblich, wirft er hier mit bekannten Markennamen nur so um sich. (Mal abwarten, wann auf Büchern der Aufdruck "Dies könnte Product-Placement enthalten"erscheint, wie es so mancher private TV-Sender angeblich auf Gesetzesgrundlage schon länger im Videotext tut. Aber nur bei US-Serien und nicht dem eigenproduzierten Scheißdreck, der noch werbeverseuchter ist, und auch nicht bei Spielfilmen egal welcher Herkunft. Und Spielfilme ohne offensichtliche Werbung sind heute doch rar gesät. Verstehe wer will.) Die Story beginnt eingentlich wie ein simpler Krimi ohne besondere Vorkommnisse. Der Protagonist ist vom Schicksal gebeutelt und hadert mit den Geschehnissen in der Vergangenheit, doch mit der Zeit wandelt sich das Ganze zu einem Mystery-Thriller. Familiengeheimnisse, spiritistische Sitzungen, Okkultismus prägen das Geschehen. Der Spannungsanteil bei den vermeintlichen Unfällen oder Selbstmorden ist überschaubar und so plätschert die Story eigentlich eher entspannt denn mitreißend vor sich hin und strotzt sicher nicht vor Rasanz. Kein aufregender Page-Turner, der den Leser die Zeit vergessen lässt. Nur ein Krimi mit zahmen und zumeist unblutigen Mysteryanteilen. Und narrativ ist Stephen Leather ein Allerwelst-Stilist, nicht wirklich positiv auffällig, keine besonderen Merkmale, problemlos konsumierbar - unangestrengt eben. Zu bieder das Ganze, zu sehr Mainstream. Würde ich nicht unbedingt empfehlen und ein weiterer Roman von Herrn Leather kommt mir eher nicht ins Haus. Wer wirklich flotte Unterhaltung aus dem Genre lesen will, der sollte lieber zu den Handyman-Jack-Romanen von F. Paul Wilson greifen. ca. 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 November 2011, 15:17:34
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Spf9nZPvWhI/AAAAAAAAAPo/7JbV2ef_G1E/s320/Heimweg.jpg)

Brian Keene: Weltweit verschwinden schlagartig Menschen. Aus ihren Autos. aus Einkaufszentren. Aus ihren Betten. Spurlos. Steve, Charlie und Frank sind auf dem Heimweg, als es geschieht. Sie bleiben zurück und wünschen sich bald, selbst verschwunden zu sein. Denn in einem Chaos ungeahnten Ausmaßes erleben sie mit, wie die Zivilisation um sie herum zerbricht. Verängstigt und voller Angst brechen sie auf zu einem Marsch durch eine neue Welt - auf der Suche nach Antworten, nach Gott, nach ihren Lieben. Auf der Suche nach einem Zuhause. Der Verfasser hält sich auch diesmal nicht mit langem Vorgeplänkel auf und steigt direkt in die Story ein, in der durch eine vermeintliche Explosion auf dem Highway in der abendlichen Stoßverkehrszeit eine Massenkarambolage etliche Menschen nicht nur verletzt, sondern auch vor Rätsel stellt. Nicht nur, dass plötzlich die Handys nicht mehr funktionieren, es sind auch Menschen spurlos verschwunden, die kurz zuvor noch neben ihren Mitreisenden gesessen haben.

Während sich die Überlebenden langsam zusammenraufen, um die Verletzten zu versorgen, die Toten zu bergen oder die Vermissten zu suchen, werden die Protagonisten nach und nach vorgestellt inklusive einer religiösen Komponente und political correctness (beides etwas nervig und unnötig), wobei die Religionsschiene durchaus an die Machwerke (und anders kann man die nicht beschreiben) von Tim LaHaye und Richard Jenkins erinnern und mit "Finale-die letzten Tage der Erde" betitelt waren (habe Band 1 gelesen sowie den TV-Film mit Lou Gossett jr. gesichtet - beides absoluter Schwachsinn aus dem amerikanischen Bible Belt mit seinen Tele-Predigern und Apokalypse-Mahnern). Glücklicherweise fokussiert sich Brian Keene nicht vollständig auf die Relischiene der Entrückung, bei der Jesus die Gläubigen zu sich ins Heim holt (und nur solche) und alle anderen zurücklässt, auf dass sie sieben trübe Jahre verleben. Aber es bleiben auch 144.000 Heilige des Trübsals zurück, die die Erde retten könnten usw. usw. Erst einmal lässt er seine Hauptfiguren zum nach Hauseweg antreten. So wie sie in Etappen vorankommen, so erfahren sie auch in Etappen die die Neuigkeiten, dass das Phänomen weltweit aufgetreten ist, dass Millionen Menschen vermisst werden, die Finanzmärkte zusammengebrochen sind, Atomkraftwerke sich ihren Tschernobyl-Memory-Day nehmen, Plünderungen die Städte verwüsten und in verschiedenen Ländern neue und alte Kriege offen ausgetragen werden. Ja, und zu allem Übel gehört doch tatsächlich ihr heißgeliebter Number-One-Man Mr. President of the United States zu den Vermissten und Gottes eigenes Land beginnt in Anarchie zu versinken, während immer neue Erklärungsversuche für das Geschehene die Runde machen und Optionen wie Terroristen, Außerirdische oder außerirdische Terroristen mit einschließen. Auch wenn nur selten zu vernehmen, hat der Autor hin und wieder einzelne Sprenkel von trockenem und bösartigem Humor in die Handlung integriert.

KEIN Horrorroman, in dem das Blut nur so sprudelt und kein absoluter Actionreißer, aber eine kurzweilige Odyssee, die zumindest in Teilen etwas an "Todesmarsch" von Stephen King/Richard Bachmann erinnert und es halbwegs dem Leser überlässt, was er aus der religiösen Komponente macht oder ob er sich lieber für andere Erklärungen erwärmen kann, was der Auslöser der Katastrophe war. Oder wie sich eine vermeintlich zivilisierte Gesellschaft kurzerhand in einen rasenden, mordenden Mob verwandeln kann. Ansonsten eine recht simple Story, die man schon öfter gelesen hat, mit halbwegs normalen Menschen in den Hauptrollen. Nur der Religionsansatz stört mich - zwar nicht ganz so aufdringlich und penetrant wie bei LaHaye/Jenkins, aber trotzdem hätte man diesen Handlungsstrang aussparen und die Ursache noch mehr im Dunkeln lassen können. Liest sich aber gut und flüssig und kann trotz der Kritikpunkte durchaus empfohlen werden, aber als den ultimativen Pflichtkauf würde ich es dennoch nicht bezeichnen. ca. 160 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 November 2011, 22:54:21
(http://4.bp.blogspot.com/-JUybfNRsS54/TtKU0CAjFkI/AAAAAAAAA_k/ckCvXgrLaUI/s320/bazell.jpg)

Josh Bazell. Nachdem ihm die Flucht vor den Mobstern aus Manhattan gelang, arbeitet Pietro unter falschem Namen als Schiffsarzt auf einem Luxus-Liner. Doch dann erhält er das verlockende Angebot, für einen mysteriösen Milliardär herauszufinden, ob dieser einem Schwindel aufgesessen ist. Zusammen mit der Paläontologin Violet begibt sich Pietro auf eine äußerst seltsame Expedition. Doch die harmlos scheinenden Wälder und Seen von Minnesota verwandeln sich bald in ein Inferno aus Wahnsinn und Gewalt.

Vor Jahresfrist wurden an einem See im Norden der USA zwei Menschen getötet. Nun erhält der Milliardär Rec-Bill eine Einladung zu einer Expedition an den Ort des Geschehens. Ihm wurde Bildmaterial zugesandt, das auf eine geheimnisvolle Entdeckung hoffen lässt und er soll vor Ort entscheiden, ob er dieUntersuchungen finanzieren will. Er traut dem Frieden nicht und lässt Pietro alias Lionel zusammen mit seiner Angestellten Violet nach Minnesota reisen, um die Angelegenheit zu prüfen. Pietro, froh von dem Schiff runterzukommen, sagt sofort zu, als Unterstützung der Paläontologin teilzunehmen. Dort angekommen treffen sie die verschiedensten Figuren mit unterschiedlichsten Motiven, um sich der Expedition anzuschließen. Zu allem Überfluss treiben sich auch noch einige Dealer in der Umgebung der kleinen Ortschaften, die kurz vor dem Vergessen stehen, herum. Man wartet auch noch auf eine geheimgehaltene Teilnehmerin, die aus Regierungskreisen stammen soll, und das Ganze so aufwertet, dass ein großes allgemeines Interesse auf die Sache gezogen wird. Die Story, die der Initiator den Teilnehmern auftischt, scheint schier unglaublich und die Skepsis ist natürlich groß. Reibereien mit den Einwohnern der Orte um das Naturschutzgebiet bleiben nicht aus und dann stellt sich der Ehrengast auch noch als Sarah Palin heraus, eine Politikerin mit einem weit vorauseilenden Ruf - und das ist nicht gerade der beste. Ab jetzt läuft für Pietro der Auftrag endgültig aus dem Ruder. Und zuguter letzt muss er sich auch noch entschließen, endlich etwas gegen seine alten Feinde zu unternehmen.

Bazell wollte sich in seinem neuen Roman "Einmal durch die Hölle und zurück" wohl als Stalinorgel der Regierungskritik etablieren, denn er feuert wirklichaus allen Rohren auf ehemalige Präsidenten wie Carter, Reagan oder Bush und deren Administration. Und die ehemalige Gouverneurin von Alaska namens Sarah Palin kriegt erst recht ordentlich auf die Mütze. Korruption und Vorteilnahme werden ebenso angeprangert wie das Gesundheitswesen, das eh nur von zahlungsunwilligen Versicherern beherrscht wird oder die Bildungsmisere und der Lug und Trug spendabler Konzerne, die mit viel Geld die Politiker auf ihre Linie einschwören. Irrige Gesetze, die die Menschen den Firmen regelrecht ausliefern. Der Anhang hat es wirklich in sich, in dem er die ganzen Erklärungen zu seinen Andeutungen aus dem Buch liefert. Die eigentliche Story selbst ist leider eine ziemliche Enttäuschung. Zwar hat Bazell wieder humorvoll und amüsant seine Geschichte gewürzt, aber wer sich auf eine stimmige Fortsetzung von "Schneller als der Tod" gefreut hat, wird bald eines Schlechteren belehrt. Hier bietet er nur einen Mix aus Krimi, Politfarce und etwas Mystery, das an Loch Ness verlagert nach Amerika erinnert. So wirklich passieren tut eigentlich nix. Action ist Mangelware und der Wahnsinn aus Blut und Gewalt, bleibt völlig außen vor. Am Ende andeutungsweise etwas Kampf, aber sonst nichts. Wirklich origniell ist es nicht und die vielen Fußnoten mögen zwar putzig sein, hemmen aber den Lesefluss, da sie manchmal auch recht üppig ausgefallen sind. Wer sich also für das Buch interessiert und es sich trotzdem anschaffen will, sollte zumindest auf die Taschenbuchausgabe warten, denn das Geld für die Hardcoverausgabe ist es meiner Meinung nach nicht wert. Es hatte irgendwie den Anschein, als wäre ihm seine Kritik wichtiger als die Story und das Buch nur der Aufhänger für den Anhang.Gar nicht überzeugend. ca. 350 Seiten ohne Anhang.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 November 2011, 23:01:11
(http://images-eu.amazon.com/images/P/3442375657.03.MZZZZZZZ.jpg)

Auf dem Heimweg von einem billigen Imbiss zurück in sein New Yorker Hotel stolpert der britische Agent David Trevellyan über den leblosen Körper eines Obdachlosen. Nahezu zeitgleich fährt die Polizei vor und nimmt Trevellyan fest: Mordverdacht! Abgekartete Sache, denkt sich David und nimmt die Verhaftung zunächst gelassen hin. Schließlich genießt er Geheimdienst-Immunität. Doch das FBI schert sich einen Teufel darum. Trevellyan flieht und holt zum Gegenschlag aus: Vergeltung für den begangenen Verrat!

David Trevellyan findet in einer Gasse den Leichnam eines vermeintlich Obdachlosen und kaum beugt er sich über die Leiche, ist auch schon die Polizei da. Eigentlich unfassbar für jemanden, der rund 14 Jahre Berufserfahrung im Dienste der Royal Navy Ihrer Majestät auf dem Buckel hat, dass er in eine solche Falle tappt. Doch damit nicht genug. Kaum hat die Polizei mit dem Verhör begonnen, taucht das FBI auf und holt sich den Gefangenen, da sie einen Serientäter suchen, der Eisenbahntramps - neu und respektvoll sowie politisch korrekt "Freerider" - kaltmacht und dabei einen ihrer Kollegen erwischt hat. Und da die Leiche in der Gasse trotz einiger Entfernung zur nächsten Bahnlinie perfekt ins Profil des Täters passt, wurde Trevellyan mal soeben eingesackt. Doch auch das FBI ist nicht Endstation, wird er doch beim Transport von einer dritten Gruppe rausgeholt und ins Quartier gebracht. Mittlerweile hat ihn seine Regierung fallen gelassen und er ist auf sich gestellt - not amused, wie man so schön sagt, er sinnt auf Revanche, die aber noch warten muss. Und seine neuen "Dienstherren" erwarten von ihm, dass er einen Mord unterstüzten soll und dazu wird ihm drastisch die Strafe für Versagen sozusagen als Motivationshilfe vorgeführt. Echt harte Sitten. Dennoch entschließt er sich, den Plan zu vereiteln und wird fortan in die Ermnittlungen der Bundesbehörden eingebunden, die ihn aber auch nur widerwillig dulden, da sie einen Verräter in den eigenen Reihen vermuten und das gegegnüber ihren britischen "Cousins" nicht gerade gerne publizieren wollen. Im Laufe der Recherchen verdichten sich die Zeichen, dass nicht nur die Eisenbahnmorde eine Rolle spielen und so langsam wird Trevellyan auch sauer, stoßen ihm doch die Amis sowie die Täter gewaltig auf. Jetzt ist er in der richtigen Stimmung, sich die feindliche Gruppe vorzuknöpfen.

Mixt man Lee Child mit Robert Ludlum erhält man Andrew Grant. Was Wunder, ist jener doch auch der Bruder des Jack-Reacher-Autors Lee Child, womit allerdings in der Aufmachung nicht groß kokettiert wird. Auch er lässt seinen Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählen, gibt der Story Zeit, sich zu entwickeln, ohne zu langweilen und bringt somit rund 480 Seiten Spannung und Action zusammen, die nur hin und wieder durch kleinere Hänger leicht gehemmt wird. Kühl, zynisch, knochentrocken und mit einigen Härten agiert Trevellyan, wobei der Autor auch darauf verzichtet, sich in endlosen Beschreibungen und Dialogen zu ergehen, was dem Tempo durchaus zugute kommt. So wird ein Agent alter Schule wie aus einem Ludlum-Roman auf die Gangster losgelassen und auch die Story ist so wendungsreich, dass man an den Meister denken muss. Nichts ist, wie es scheint. Der Fall ist verzwickt und der colle, clevere Ermittler kommt ebenfalls zum Vorschein, was dann wieder um an die Figur des Jack Reacher erinnert. So erhält man einen wirklich bis auf wenige kleine und ruhige Sequenzen einen beinharten Thriller in alter Tradition, von dessen Sorte gerne mehr kommen dürfen. Ein weiteres Abenteuer von David Trevellyan ist schon fertiggestellt, ob es auch in Deutschland erscheint, ist aber noch ungewiss.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 November 2011, 12:41:33
Diesmal nur eine Vorschau, was in den nächsten Monaten so droht. Änderungen oder weitere bis jetzt noch nicht bekannte Zugänge durchaus im Bereich des Möglichen. Planung bis Oktober 2012.

Cussler/DuBrul Killerwelle

Clancy Gegen alle Feinde

Marc Elsberg Blackout

Jeffrey Deaver Carte blanche (ein Bondroman)

Trevor Shane Paranoia

Jeff Abbott Todeslauf

Patrick Lee Ghost country

Tom Wood Zero Option

Bryan Smith Todesgeil

Richard Laymon Der Gast

Bryan Smith Seelenfresser

John Sandford Bittere Sühne

Bryan Smith Verkommen

Nate Southard Red Sky

C. M. Taylor Premiership Psycho + Euro Psycho

James Corey Leviathan erwacht

Mario Giordano Apocalypsis

Ulrich Hefner Mutiert

Max Barry Maschinenmann

Markus Stromiedel Die Kuppel

Robert Low Raubzug + Runenschwert

Duane Swierczynski Der Wärter

Alex Bledsoe Das Schwert des Königs

Edward Lee Haus der bösen Lust

Mira Grant Feed - Viruszone

Jack Coughlin Dead shot

Sean Black Rattennest

Jon Stock Manhatten Killer + Verrat in eigener Sache

J. L. Bourne Tagebuch der Apocalypse 3 (wurde in Juli verschoben)

Simon Kernick Erlöst mich

John Lescroart Der Angeklagte

Adam Nevill Apartment 16

Levitski Tekhotma-Zeit der Dunkelheit

Brett McBean Das Motel

Eric van Lustbader Die Ungläubigen

Robert Kirkman The walking dead

Ian Mcdonald Cyberabad

Z. A. Recht Jahre der Toten

Tim Curran Verseucht

J. C. Grange Der Ursprung des Bösen

Brett McBean Die Sünder

Steve Berry Das verbotene Reich

Tom Emerson Tödliches Gold

John Sandford Blutige Saat

Nick Stone Voodoo + Todesritual

Steve Alten Goliath

Patrick Robinson Lauschangriff

Edward Lee Bighead

Richard Laymon Das Loch

Edward Lee Flesh Gothic + Creekers

Robert J. Bennett Mr. Shivers + Silenius

Boyd Morrison Die Arche + Das Midas-Komplott + Todesflut
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 Dezember 2011, 15:35:59
(http://4.bp.blogspot.com/-E0FDAaTdFf4/TtjEtwJ2pgI/AAAAAAAABAg/sVNkh8d6VG0/s320/zeit%2Bzorn.jpg)

Don Winslow. Wenn Dein Feind Dich in die Enge treibt, Dir den Boden unter den Füßen wegzieht, wenn er Dir nimmt, was Du am meisten liebst. Dann ist die Zeit für Verhandlungen vorbei. Dann kommt die Zeit des Zorns.

Ben und Chon sind Dealer von gehobenem Niveau. Ihre exklusive Kundschaft sind die reichen Nichtstuer mit zu viel Geld und Freihzeit in und um San Diego. Sie versorgen sie mit erstklassigem Dope und horten somit Millionen auf ihren Konten. Während Ben sein Gewissen mit wohltätigen Spenden und Einrichtungen in der ganzen Welt zu beruhigen sucht, lässt Chon es ruhig angehen und kümmert sich lieber um das Geschäft. Beide haben aber Spaß an ihrem feudalen Lebensstil, keine Probleme und beide lieben dieselbe Frau. Auch kein Drama, denn die liebt ebenfalls beide. Ophelia - genannt O - ist in dem Unternehmen für die Finanzen zuständig, lässt sich aber hauptsächlich treiben und weiß nichts mit sich anzufangen, außer viel Sex mit ihren beiden Lovern. Eine echte Dealer-Idylle unter der Sonne Kaliforniens. Das ändert sich als das Baja-Kartell die Fühler von Mexiko über die Grenze zu den USA ausstreckt und das einträgliche Geschäft des Trios feindlich übernehmen will. So einfach lassen die sich aber nicht aus dem Geschäft drängen, was dazu führt, dass die Mexikaner O entführen und damit drohen, sie zu köpfen, wenn ihnen das Dope und die Herstellungsstätten nicht übergeben werden und die Drei ab jetzt fürs Kartell arbeiten. Chon, der Mann fürs Grobe und mit Erfahrung bei den SEALS und in Afghanistan, legt sich einen Plan zurecht, um dem Kartell die Suppe zu versalzen. Und dabei sind ihm alle Mittel recht. Nachdem die ersten Opfer zu beklagen sind, eskaliert die Sache und auch Unschuldige werden hineingezogen.

Winslow in gewohntem Stil, nicht ganz so brillant wie bei "Tage der Toten", an den das Buch in mancher Sequenz erinnert und auch wirkt, als wäre es nur ein Teil des großen Ganzen aus seinem Meisterwerk, aber immer noch weit über dem Durchschnitt. Zynisch, sarkastisch, cool, hart und temporeich mit einer ironischen Note (als Beispiele seinen die Weinverkoster oder der Schwarzarbeiter im Weißen Haus genannt). Entgegen der Erwartungen, dauert es seine Zeit, bis richtig Fahrt in die Sache kommt, wenn man die halbpornographischen Sexspielchen mal außen vor lässt). Erst werden die Protagonisten vorgestellt, ihre Lebensumstände seziert und für mich zumindest kommt keine wirkliche Sympathie für die drei Dealer auf. Es läuft eher auf die Verbrecher aus Vergnügen (und natürlich Geldgier) und die richtig fiesen Mexikaner mit ihren brutalen Methoden hinaus. Klar, dass man dann doch mit dem kleineren Übel mitfiebert. Es entwickelt sich eine Geschichte um Betrug, Verrat, Hinterlist, Kartellkriegen und familiären Abgründen, die gewalttätig und stellenweise brutal daherkommt. Kompromisse kennen dann bald auch beide Seiten nicht mehr. Die kurzen und wirklich knappen Kapitel (Kapitel 1 hat nur zwei Worte für den Leser übrig) und sein für die Masse ungewohnter Stil kommen dem Buch natürlich zugute. Und auch seine sachliche Erzählweise, die sich dann aber plötzlich zu rein ironischen Anmerkungen wandelt, ist etwas Besonderes auf dem Markt. Und Kalifornien zeigt er mal wieder von seiner weniger sonnigen Seite - und das bis zum bittersüßen Ende. Stellenweise wirklich harte Kost, wie sich vermeintlich friedfertige Menschen in Bestien verwandeln können, die nur noch von den noch übleren Individuen übertroffen werden, die sie dazu getrieben haben, aber dafür ist es ja ein Winslow. Der Film "Savages" (Originaltitel) ist übrigens schon in der Mache und weist mit John Travolta (DEA-Mann mit Wampe), Uma Thurman (Mutter von O), Benicio del Toro (Kartellkiller), Blake Lively (O), Taylor Kitsch aus John Carter (Chon) und Aaron Johnson aus Kick Ass (Ben) unter der Regie von Oliver Stone (JFK) einen beeindruckenden Cast auf. 338 Seiten plus eine Leseprobe zu Tage der Toten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Dezember 2011, 12:51:04
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SJ2v82r9TWI/AAAAAAAAAAU/XwAEXNi68EE/s320/Erb..jpg)

G.M. Ford's Erstling hinsichtlich des Enthüllungsjournalisten Frank Corso dreht sich um den in den Medien als Trashman bezeichneten Serienvergewaltiger und Mörder, der seine Opfer auf Müllbergen zurücklies. Dank einer Zeugenaussage wurde er vor Jahren gefasst, doch just jene Zeugin meldet sich nun, um ihre Aussage als Lüge zu widerrufen. Frank Corso soll den Fall neu aufrollen.

Klingt irgendwie nach "Ein wahres Verbrechen", was sich aber beileibe nicht bewahrheitet. Der recht eigenwillige Ermittler Corso (in Bezug seiner Beschreibung scheint er ein Bild wie Steven Seagal ohne Wampe aber mit mehr Regung abzugeben) macht sich mit der Fotojournalisten Meg Dougherty an einen Wettlauf gegen die Zeit, um die Hinrichtung des Trashman noch zu verhindern. Während im Laufe der Story immer mehr Verdächtige wie aus dem Nichts auftauchen, die Staatsanwaltschaft eine Korrektur des Urteils mit allen Mitteln verhindern möchte und etliche Fallstricke auslegt, um ihr Ziel zu erreichen, arbeiten sich die beiden Hauptcharaktere, die nicht dem üblichen Muster von Romanfiguren entsprechen und beide mit Problemen aus der Vergangenheit zu hadern haben, was im Laufe der Geschichte immer mehr zu Tage tritt, durch alle Widrigkeiten zu einigen überzeugenden sowie auch unerwarteten Wendungen bis zur Klärung des Falles durch, der aber nicht in dem üblichen Happy-End mündet. Ironische Dialoge sowie ein kurzweiliger, spannender Schreibstil sorgen dafür, dass man das Buch nicht so schnell wieder aus der Hand legt. Klare Leseempfehlung.  ca. 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Dezember 2011, 12:52:43
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SLkCdtRpQxI/AAAAAAAAABs/ITpZujU_sWs/s320/Ford.bmp)

G.M.Ford. Buch Nummer zwei um den Journalisten Frank Corso. Für Anhänger der Todesstrafe gibt es kein besseres Argument als Nicholas Balaluga. Aber obwohl der russische Mafioso des 63-fachen Mordes angeklagt ist, hat er es bereits zweimal geschafft, der Justiz von der Klinge zu springen, da Zeugen entweder ihre Aussage zurücknahmen oder einfach spurlos verschwanden bzw. tot aufgefunden wurden. Beim zweiten Prozess verhinderte ein gekaufter Geschworener den Schuldspruch. Bei Prozess Nummer drei darf Frank Corso aufgrund seiner vielfältigen Beziehungen exklusiv aus dem Gerichtssaal berichten. Während sich die Verhandlung durch ständige Einsprüche der Verteidigung immer mehr in die Länge zieht, wird Meg Dougherty in den Sog der Ereignisse gezogen. Sie recherchiert in einem anderen Fall, bei dem in einem nach schweren Regenfällen abgerutschten Brückenfundament ein Pick-up gefunden wird, and dessen Steuer noch der Fahrer saß - von neun Kugeln durchsiebt. Bei ihren Nachforschungen gerät sie ins Visier zweier Killer - und Frank Corso muss alles riskieren, um sie zu retten.

Nachdem Meg verletzt im Krankenhaus landet, will Corso herausfinden, wer hinter allem steckt. Im Gegensatz zu seinem Erstling schreibt Ford diesmal nicht nur aus der Perspektive seines Protagonisten, sondern auch aus jener der beiden Killer, die bei ihrem ersten Auftrag die Überraschung erleben müssen, dass ihr Ziel bereits getötet wurde. Sie verheimlichen das Missgeschick und versuchen nun ihrerseits den "Konkurrenten" zu beseitigen. Natürlich werden sich ihre Wege dannm mit denen des Enthüllungsjournalisten kreuzen. Doch bis es soweit ist, springt der Autor locker zwischen den verschiedenen Erzählsträngen hin und her und versteht es dabei, immer das Interesse des Lesers aufrecht zu erhalten, sodass man das Buch am liebsten in einem Rutsch durchlesen würde. Dazu trägt auch sein flüssiger Schreibstil ohne nennenswerte Längen oder Durchhänger bei.

Und wie es sich für einen ordentlichen Thriller gehört, ist nicht immer alles so, wie es den Eindruck erweckt - für kleinere Plottwists ist gesorgt. Aber irgendwie erweckt das Buch - und speziell die Beschreibung des Frank Corso als finanziell unabhängig, verschroben bis schroff im Umgang mit seinen Mitmenschen, ausgestattet mit einem bis zur Überheblichkeit reichenden Selbstbewusstsein, Beziehungen in allerhöchste Kreise trotz seiner Art als Provokateur jeglicher Vertreter der Obrigkeit - einen Eindruck, als wäre es schon drehbuchgerecht für Hollywood vorgefertigt. Ich hätte nichts dagegen, denn ein Grisham mit seinen Reiseführern mit Lokalkolorit und einem kleinen Tupfer Thrillerelement wäre froh, wenn er wieder einmal ein solches Buch zustande bringen könnte, in dem die Frage gestellt wird, ob man das Gesetz beugen oder brechen darf, wenn es dazu dient, einen Gangster endlich dingfest zu machen. Das sich aber bei Grisham in dieser Richtung schon seit Ewigkeiten keine Besserung erkennen lässt, genieße ich diesen Roman von G. M. Ford. Ca. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Dezember 2011, 20:01:00
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SLu4llU_O3I/AAAAAAAAAB0/maEf8-coWjk/s320/Ford3.bmp)

G.M.Ford. An Regeln hat sich der hartgesottene Journalist Frank Corso noch nie gehalten. So lässt ihn auch der in Texas auf seinen Namen ausgestellte Haftbefehl kalt. Er flüchtet nur in einen anderen Bundesstaat. Gemeinsam mit Meg Dougherty, seiner wohl einzigen Person, die er als Freund bezeichnen kann, sucht er das Weite. Mitten im endlosen Niemandsland von Wisconsin setzt ein Schneesturm ein, der die Straßen mit Schnee und Eis überzieht und als sie mit ihrem Wagen von der spiegelglatten Straße abkommen, ist ihre Flucht jäh beendet.


Zu ihrem Glück entdecken sie in der Nähe des Unfallortes ein verlassenes Farmhaus, in dem sie Schutz vor der Kälte finden. Um ein wärmendes Feuer zu entfachen, löst Corso einige Holzbretter aus dem Scheunenboden und findet zu seiner Überraschung mehrere stark verweste Leichen vor. Die ortsansässige Polizei, in Mordfällen unerfahren, bittet ihn um Mithilfe, die dieser auch gewährt. So dauert es nicht allzu lange, bis er die erste Spur auftut. Ein Familienmitglied lebt noch!!! Nun ist er also aus Tarnungründen ab, der Seagal-Zopf, aber sonst ist Corso der Alte geblieben. Steckt seine Nase in Dinge, die ihn eigentlich nichts angehen, obwohl er von zwei texanischen Polizisten verfolgt wird. Sein neuer Fall führt ihn auf der Suche nach dem Täter durch mehrere Bundesstaaten, für Ablenkung sorgen auch noch die Intrigen innerhalb des Polizeiapparates der Gemeinde, da demnächst Wahlen anstehen und jeder nur gut auszusehen wünscht.

Gegen alle Widrigkeiten verfolgen der Protagonist und seine Begleiterin die Spuren, geschildert durch den mittlerweile bekannten spannungsgeladenen, frischen Stil des Autors. Die Dialoge sind kurz und frech, mit diversen One-Linern durch Corso aufgepeppt. Der finale Dreh überrascht den Leser dann doch wieder. Ford ist halt einer der Topautoren der US-Thriller-Literatur. Der Roman ist pure Unterhaltung - und das auf einem hohen Niveau. Weitere Abenteuer aus der Reihe werden folgen. ca. 360 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Dezember 2011, 20:02:34
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SLu9qfkd7CI/AAAAAAAAAB8/k-gVHKhyXo4/s320/RF.bmp)

G.M.Ford. Eigentlich sollte es Megs großer Tag werden. Die Fotografin hat eine Vernissage in Seattle, die über ihre berufliche Zukunft entscheiden könnte. Doch kaum hat der Abend begonnen, evakuiert die Polizei das Gebäude sowie die gesamte Umgebung. Als Frank Corso, für den die Anwesenheit natürlich Ehrensache war, nach dem Rechten sieht und den Grund für die Maßnahmen erfahren möchte, entdeckt er, dass ein Katastrophenszenario vor der Öffentlichkeit verheimlicht werden soll: Hunderte Menschen, die offensichtlich einem aggressiven Virus zum Opfer gefallen sind, wurden tot im Tunnel einer Busstation gefunden. Ein Terroranschlag? Und wie schnell wird die tödliche Gefahr um sich greifen? Währenddessen versucht man die Bevölkerung von Seattle ruhig zu halten, die Politiker setzen bei der Bewältigung der Krise auf Spezialeinheiten und den Patriot Act. Es scheint ein glücklicher Zufall, dass gerade ein Symposium zum Thema chemische und biologische Waffen in der Stadt tagt. Aber auch die internationale Schar von Experten steht der sich anbahnenden Katastrophe hilflos gegenüber. Frank Corso, der den Schauplatz an der Busstation (natürlich ohne Genehmigung der Behörden) untersucht, gerät selbst ins Visier der Ermittler.


Ein Szenario wie gemalt für Frank Corso und seine eigenwilligen und ungefragten Einmischungen in Ermittlungen der Staats- und Bundesapparate. Verschiedene Erzählstränge aus der Sicht der Attentäter, der Behörden und natürlich Frank Corso, sowie ein Abenteuer für Meg, das sie erst später mit der Katastrophe verbindet, machen die Hatz nach den vermeintlichen Tätern inklusive einiger Actionzutaten erst richtig spannend. Diesmal werden aber auch einige bekannte Klischees verbraten, wie der einsame Wolf, der gegen den gesamten Staatsapparat kämpft und am Ende Sieger bleibt, den rücksichtslosen, egoistischen Karrieristen von der TV-Sendestation, der am Ende aber doch seinen Skrupeln erliegt und als geläuterter aufrechter Ami die richtige Seite unterstützt.


Zudem wird hier durchaus glaubwürdig die Politik der Vereinigten Staaten und US-Konzerne hinsichtlich ihrer Auslegung der Globalisierung ins Auge gefasst sowie tatsächliche und mögliche Folgen aufgezeigt. Und: die Terroristen sind diesmal nicht aus Sandland!!! Auch wenn er hier nur einen weiteren Beitrag zur aktuellen Schwemme der Terrorromane abgeliefert hat, ist der Roman trotz einiger Zufälle (auch in den Nebensträngen) bezüglich der Aufklärung des Falles sehr lesenswert. Keine Längen oder Durchhänger, die bei den Beschreibungen zu den politischen Ränkespielen während der Krisensituation hätten entstehen können. Flüssig und wenig kompliziert dargestellt unterhält der Roman während seiner 350 Seiten mit Kurzweil. Gute Sache.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: KrawallBruder am 9 Dezember 2011, 20:43:42
Darf ich mal fragen wielange du für so ein Buch brauchst?
Nach deinem Blog gibt es ja fast alle 2-4 Tage eine neue Rezension o_O
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Dezember 2011, 17:54:09
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SLzy9Httc4I/AAAAAAAAACE/SMsARBdlEVM/s320/DG.bmp)

G. M. Ford. Das Mesa-Azul-Gefängnis ist ein hochmodernes Wunder, uneinnehmbar und absolut sicher. Hier sind die gefährlichsten Verbrecher des Landes inhaftiert. Einer von ihnen ist Timothy Driver, ein ehemaliger Navy-kommandant, der wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde.
Eines Tages geschieht, womit niemand gerechnet hat: Es gelingt Driver, einen Aufstand anzuzetteln und 163 Sicherheitsbeamte als Geiseln zu nehmen. Er droht damit, alle 6 Stunden eine Geisel zu erschießen, falls man seiner Forderung nicht nachkommt: Frank Corso soll in das Gefängnis gebracht werden, damit Timothy Driver ihm seine wahre Geschichte erzählen kann.
Corso, der nicht für den Tod Unschuldiger verantwortlich sein will, willigt ein und begibt sich in die Hand des unberechenbaren Mörders. Doch Driver hat andere Vorstellungen als nur die Aufmerksamkeit des Journalisten zu erhalten. Er hat sich mit dem mehrfachen Mörder Cutter Kehoe verbündet und sich einen teuflischen Plan ausgedacht. Corso bleibt nicht viel Zeit, um das Leben der Geiseln sowie sein eigenes zu retten.


Mit diesem Output ist Ford wieder ein spannendes Thrillererlebnis gelungen. Hart, blutig und brutal und somit für zartbesaitete Gemüter eher ungeeignet, da die ausufernd brutalen und blutigen Kämpfe durchaus detailliert beschrieben werden, was man von den Charakteren nicht unbedingt behaupten kann. Corso ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt, doch auf die weiteren Hauptfiguren wird nur am Rande eingegangen.


Natürlich sind der Ausbruch, die Flucht und vor allen Dingen die Beweggründe des Täters der Hauptteil des Buches, aber Ford prangert auch die Privatisierung des Strafvollzuges speziell sowie die gleiche Praktik bei den eigentlichen Staatsaufgaben im Allgemeinen an und welche Gefahren und Auswüchse dadurch entstehen können. Auch in Deutschland an Beispielen wie Post, Wasserwerken oder Telekom (ein Roman über Letztere wäre natürlich kein Thriller sondern eine Abhandlung von Pleiten, Pech und Pannen oder wie schikaniere ich meine Mitarbeiter) deutlich zu erkennen. Auf Kosten der Allgemeinheit wird nur an Gewinnmaximierung um jeden Preis gedacht, vom Staat noch unterstützt, der eigentlich zum Wohle des Volkes handeln sollte. Dies dann auf die amerikanischen Hochsicherheitsgefängnisse übertragen, ergibt die Zustände, die Ford hier eindrucksvoll schildert, dazu verpackt in ca. 380 Seiten voller Thrill und Action. Rund 360 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Dezember 2011, 17:56:09
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SP7sld41vlI/AAAAAAAAAFs/8xEgUUskZT4/s320/Ford.jpg)

G.M.Ford. Der Albtraum beginnt in Pennsylvania mit dem Tod eines Mannes, den eine Bombe in Stücke reißt. Ein Jahr später zieht sich bereits eine blutige Spur bis zur Westküste, und die Kette der tödlichen Banküberfälle reißt nicht ab. Ein Verrückter scheint hinter den Taten zu stecken, ein Mann, der seine Opfer mit Bomben um den Hals in Banken schickt und Geld rauben lässt. Doch wo das FBI nur einen skrupellosen Verbrecher am Werk sieht, der beliebig tötet, vermutet der Journalist und Schriftsteller Frank Corso ein motiv und eine Botschaft. Gemeinsam mit seiner Kollegin, der Reporterin Chris Andriatta, sucht er nach dem Schlüssel der Taten. Doch je näher sie dem Täter kommen, desto schockierender die Wahrheit, die allmählich sichtbar wird.

Der sechste und letzte Roman in der Serie um den Schriftsteller Frank Corso, der, ausgestattet mit einem neuen Verleger und einem hochdotierten Vertrag, in seiner üblichen Manier provozierend und arrogant den Bewohner des ersten Tatorts die Nerven raubt. Ein kleines Städtchen, in dem alle zusammen halten und wo Verschwiegenheit erstes Gebot ist, lässt ihn informationslos daran denken, die Sache hinzuwerfen, doch eine Klausel in seinem neuen Vertrag zwingt ihn zum Weitermachen. Also stochert er herum und wird alsbald derart belohnt, dass man versucht, ihn zubeseitigen. Aus dem Krankenhaus entlassen, wird er vom FBI zur Westküste geschleppt und dort mit weiteren Fällen konfrontiert. Teils in Videos der örtlichen Behörden, teils live sieht er die nächsten Banküberfälle und bombengesteuerten Hinrichtungen unfreiwilliger Bankräuber.

Sein bekanntes Problem mit Autoritäten oder Behörden lässt ihn ständig bei FBI oder ATF anecken, die er mit seinen Sprüchen nur noch weiter provoziert, um ihnen ihre Unfähigkeit unter die Nase zu reiben. Im Laufe seiner Ermittlungen muss er feststellen, dass nicht jeder, der anscheinend auf seiner Seite ist, auch wirklich in seinem Sinne handelt. Er kann niemand vertrauen und stößt ständig auf Widerstände, während die anderen Ermittlungsbehörden sich gegenseitig den Ruhm streitig machen wollen, endlich den Durchbruch zu erzielen. In seinem üblichen lockeren und runden Stil sorgt Ford dafür, dass auch das letzte Buch um Corso nichts an Qualität einbüßt und man es bis zu einem unkonventionellen Ende zügig lesen kann.
Nachdem in den ersten ca. 100 Seiten eher Corso und seine Sticheleien gegen die Bevölkerung der Stadt in Pennsylvania im Mittelpunkt stehen, wendet sich ab dem ersten Attentat auf ihn die Story mehr dem aktionsgeladenen Inhalt zu. Garniert mit kleineren Überraschungen und Wendungen steigert sich das Ganze zu dem erwähnten Ende, das nicht in den üblichen Bahnen eines Thrillers oder Krimis mündet. Für Leser der anderen Abenteuer eine willkommene Fortsetzung und auch ein Abschied vom Protagonisten, da laut Verlag keine weiteren Aufgaben für Corso mehr folgen werden. Ansonsten gute Thrillerkost mit Actioneinlagen verfeinert. Rund 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Dezember 2011, 18:00:32
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SvXvezMd3KI/AAAAAAAAASA/8AP57va9gVQ/s320/Gegenschlag.jpg)

Chris Ryan. Sein Gewissen wurde ihm zum Verhängnis. Er weigerte sich, einen Jungen zu töten. Danach ging es mit John Porters Karriere in der Eliteeinheit SAS steil bergab. Heute ist das Kind von damals ein Terrorist, der die britische Regierung erpresst. Porter ist der Einzige, mit dem er verhandeln will. Für Porter die Chance seines Lebens - doch bald sieht es aus, als sei die Bewährungsprobe sein sicherer Tod. Beirut 1989, Geiselbefreiung durch eine SAS-Elitetruppe. Es geht ordentlich zur Sache und die Hisbollahkämpfer sind zum Abschuss freigegeben, Verwundetenabzeichen werden auf deren Seite wohl eher nicht mehr verliehen. Der Brite Porter verliert beim Einsatz zwei Finger, kann aber noch einen Zwölfjährigen, der mit einem Sprengstoffgürtel ausgestattet ist, außer Gefecht setzen, tötet ihn aber nicht. Während die Kollegen den Rückzug decken, wird er mit der Geisel ausgeflogen. Die Rückkehr der Truppe fällt anders aus als erwartet - 3 von 4 sind tot, da der Junge, den Porter nur niederschlug, sich eine Waffe griff und sie erledigte. Mit diesem Makel behaftet, vertraut ihm keiner in der Truppe mehr, er wird zu Administrationsarbeiten eingesetzt und quittiert nach einigen Jahren desillusioniert den Dienst.

London 2006, vom SAS-Spezialisten zum Penner. Nach dem Ausscheiden aus dem Armeedienst vegetiert Porter nur noch völlig haltlos dahin, bettelt um Geld für Wodka, futtert aus Mülltonnen, schläft unter der Brücke. Doch als eine britische Reporterin in Beirut entführt wird, kommt seine Chance. Der Entführer ist der Junge von damals und er will - wenn überhaupt - nur mit ihm verhandeln. Also wird Porter vom MI6 gebrieft, 2 Tage trainiert und aufgepäppelt und kann dann ohne jegliche Nachwirkungen von 10 Jahren Suff - also kein Zittern oder Schwitzen oder gar Verlust von Fähigkeiten - auf die Menschheit bzw. Hisbollah losgelassen werden. In der - im wahrsten Sinne des Wortes - Höhle des Löwen erwarten ihn zähe Verhandlungen, die ziemlich festgefahren sind, als plötzlich ein Angriff auf die Basis der Entführer gestartet wird.

Kurz und knackig, ohne große Umschweife skizziert Ryan die Geschichte seines Protagonisten und wer sich für derartige Actionkost schon länger interessiert, wird auch ohne große Überraschungen bezüglich des einen oder anderen Kniffs zum Ende des Romans kommen. Gewiß kein Highlight, aber Ryan hat auch schon schwächere Storys zum Besten gegeben, aber man kann schon konstatieren, dass er qualitativ zu Andy McNab aufgeschlossen hat und daher im Vergleich zum zuletzt Gelesenen doch wieder eine erfreuliche Lektüre ohne allzu markante Längen. Da ist es mir schon wie bei den Filmen lieber, einen soliden B-Actioner in Händen zu halten, statt eines Blockbusters, der große Erwartungen schürt und dann fast nichts einhält. Daher kann ich "Gegenschlag" mit GUT bewerten, was sich wohl auch die BBC gedacht hat, da sie momentan eine sechsteilige Serie um John Porter mit Richard Armitage (Spooks) produziert. Mittlerweile ja geschehen und auch gesehen und durch den Erfolg mit einer zweiten Staffel belohnt. Buch mit rund 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Dezember 2011, 22:15:23
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SvlNQA1tnVI/AAAAAAAAASI/GqCo2aFljKs/s320/Inferno.jpg)

Chris Ryan. Der Al-Kaida-Terrorist Faisal droht Großbritannien mit einem Anschlag verheerenden Ausmaßes. Will Jackson von der elitetruppe SAs wird beauftragt, Faisal zur Strecke zu bringen - für Jackson Gelegenheit zur Rache an dem Mann, der seine Familie ausgelöscht hat. Doch auf der Jagd nach Faisal wird ihm klar, wer dessen wahre Hintermänner sind. Dieses Wissen bringt Jackson in tödliche Gefahr.

Im Prolog wird kurz das britisch-amerikanische Verhör-Outsourcing thematisiert, bevor Ryan dem vom Schicksal gebeutelten EX-SAS-Mann Will Jackson seinen Auftritt gönnt, der die Army zwei Jahre zuvor wegen des Todes von Frau und Tochter bei einem Terroranschlag verlassen hat. Jetzt wird er eher zwangsweise rekrutiert, bekommt aber die Möglichkeit zur Rache, was seiner Motivation entschiedend auf die Sprünge hilft. Klingt einfach, doch er muss feststellen, dass die Briten, Amis, Talibangruppen und der Terrorist mitmischen in einem Spiel, das nicht zu berechnen ist und er so zwischen allen Stühlen zu sitzen kommt. Ein Auftritt als Zimperliese fällt daher schon mal flach, besonders da er und 3 ausgesuchte Kameraden in die winterlich-unwirtliche Bergwelt im Süden Afghanistans mit ihren Splittergruppen, die sich gegenseitig bekämpfen, geschickt werden, um einen möglichen informanten zu befreien, den die Taliban dort gefangen halten. Eindringen, Verrat, Gefangennahme, Flucht nicht ohne Verluste, aber mit der Zielperson, sind die folgenden Zutaten, die aktionsreich vermittelt werden. Zurück in der westlichen Welt (von manchen auch als Zivilisation bezeichnet), gilt es, den Terroristen ausfindig zu machen und zu eliminieren, sowie den Maulwurf ausfindig zu machen, der die ganze Aktion aus dem Hintergrund zu torpedieren versucht. Dabei stößt Jackson auf eine ganz miese Nummer.

Nach dem Vorgeplänkel geht das Ende des ersten Drittels ordentlich zur Sache und meine vorherige Einschätzung des Autors bei "Gegenschlag" wird - für mich zumindest - bestätigt. Chris Ryan ist sicher noch gut für einige Actionreißer des gehobenen Mittelmaßes. Hoffentlich hat Weltbild noch weitere Werke von ihm exklusiv unter Vertrag. Hier stimmt Preis-/Leistungsverhältnis in jedem Fall. Leider ist die Actionkost bei den Verlagen zugunsten von Massenware a la Grisham oder Dan Brown und deren Nachahmern mittlerweile ein ziemlich vernachlässigtes Genre. Bleibt nur zu hoffen, dass man sporadisch und mit viel Glück Reißer wie McDermott oder Reilly entdecken kann und von denen nicht nur ein Buch veröffentlicht wird, sondern ihre Gesamtpalette, so sie denn eine haben (Brad Thor, Andy McNab usw.). Knapp 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Dezember 2011, 22:17:43
(http://4.bp.blogspot.com/-rOdZ1kD7uqM/TvBqNzkeUPI/AAAAAAAABFE/wHT34aGIWIc/s320/grippe_front.jpg)


Wayne Simmons. Eine hartnäckige Grippe geht um - eine Epidemie sogar, wie manch einer behauptet. Auf Plakaten sagen sie, du sollst dir beim Niesen die Hand vor das Gesicht halten. Tachentücher nur einmal benutzen. Zu dumm, dass sich diese Grippe nicht von solchen Maßnahmen aufhalten lässt. Hast Du sie dir erst eingefangen, klopfen schwer bewaffnete Polizisten an die Tür und sperren dich zu Hause ein, wo du alleine sterben musst. Und das wirst du innerhalb weniger Tage. Und wenn es dann mit dir zu Ende gegangen ist, dauert es keine zwei Stunden und du schlägst die Augen wieder auf.

Nach dem einleitenden Kapitel, in dem Polizisten die ersten Kranken isolieren, geht es ganz schnell. Irland wurde von der Epidemie überrolt. Jeder wird misstrauisch angeschaut, der nur leicht hüstelt. Die verschnupften Toten beherrschen die Straßen. Nur kleine Gruppen Überlebender haben sich an verschiedenen Orten verschanzt und versuchen, der Ansteckung oder dem gefressen werden zu entgehen, denn die Grippe killt ihren Wirt nicht nur, sie macht ihn auch gefräßig. Vor einer Militärbasis stapeln sich die Leichenberge, da man die Infizierten abschoss, um die Seuche einzudämmen. Doch auch das misslang und so sind in den Katakomben nur wenige Soldaten und Wissenschaftler plus wenige Offiziere übriggeblieben, die versuchen, durch Forschung dem Phänomen auf die Spur zu kommen. doch die zu Beginn eher lethargischen Keucher, die die Menschen um sich herum kaum beachteten, verwandeln sich langsam aber sicher in halbwegs intelligente Monster, die ihre Opfer einkesseln und dem Grauen eine neue Dimension verleihen. Während sich die Eingeschlossenen tapfer zur Wehr setzen, wird Irland vollständig abgeriegelt. Sie sind sich selbst überlassen. Nach und nach führen die Wege der verschiedenen Grüppchen zusammen und auch die Armee sucht die Überlebenden. Blutige Kämpfe und Hetzjagden prägen fortan das Geschehen und nicht alle kommen ungeschoren davon.

Der richtige Roman zur richtigen Jahreszeit. Sollte euch bei den Weihnachtseinkäufen eine Triefnase über dne Weg laufen, schlagt lieber einen Bogen drum. Wer weiß, was da auf euch zukommt. Und wenn es euch selbst erwischt, geht der Polizei aus dem Weg, denn die hilft garantiert nicht. Hoffentlich nimmt das unsere Regierung nicht als Anleitung für ihre neue Gesundheitsreform, mit der sie Arztbesuche künftig unbezahlbar für den Großteil der Bevölkerung machen will, indem sie einfach das Eintrittsgeld beim Arzt extrem erhöht, sodass die Kluft zwischen arm und reich nicht nur größer wird, sondern auch auf finanzieller Ebene die überflüssigen Kostentreiber, die den Reichen ihre Exklusivversorgung streitig machen, elegant aussortiert werden. Sicher wird es dann bald soweit sein, dass die Besserverdiener für jedes Fachgebiet ihren eigenen Arzt haben (denn die darf man ja nicht opfern, die Ärzte), da der Rest durch eine Art aktive Sterbehilfe (oder kann man das auch anders bezeichnen) vom Staat aus dem System genommen wurde. Wäre aber Pech für die so schlaue Regierung, wenn die Unterversorgten plötzlich wieder aufstehen und sich nehmen, was sie wollen. Stellt euch mal den Schreck der Führungsspitze vor, wenn die Untoten plötzlich Rente verlangen würden. Herrje, die armen Staatskassen. Der Roman selbst ist jetzt keine Revolution des Genres. Simmons erfindet es nicht neu. Einige wenige Charktere, die allesamt eine nicht sonderlich reine oder unbescholtene Vergangenheit haben, teilweise recht undurchsichtig sind, aber mehr hermachen als jeder Wichtel in einem Laymon-Werk, die Simmons stilistisch bei Weitem übertrifft, kämpfen in fast aussichtloser Situation um ihr Überleben. Das kommt daher wie ein Steak, bevor es gebraten wird - nämlich roh und blutig. Mit einem alles andere als gemächlichen Tempo skizziert der Autor die Katastrophe und würzt das Ganze auch noch mit Zutaten der irischen Revolutionsgeschichte, dem Terror der IRA, aber auch dem Fehlverhalten der Armee, der Politik der Briten aber auch der Sinn Fein. Da kann man sogar von Tiefgang sprechen, wenn er Folter oder gezielte Tötungen beider Seiten anspricht und als Fazit zieht: Irland ist endlich vereint - im Tode. Action sowie eine Portion Geschnetzeltes runden den ca. 275 Seiten langen Roman ab. Irgendwie besonders menschenverachtend und grausam oder erschreckend und fruchteinflößend sind die Szenen, wenn Kranke in ihre Wohnung zurückgedrängt werden - und zwar mit Waffengewalt durch die Ordnungshüter - und Familien mit Kindern künftig hinter zugeschweißten Türen und Fenstern sterben und wiederauferstehen dürfen. Eine schreckliche Vorstellung. Zuletzt widmet er sein Werk noch der Vogelgrippe, der Schweinepest und dem Rinderwahn. Seine Grippe könnte durchaus der nächste Schritt sein. Und wie positiv man das Ende bewerten will, bleibt jedem selbst überlassen. Aus meiner Sicht garantiert kein Happy-End. Ein blutiger und unterhaltsamer Horroroman, der zwar nicht mit vielen Neuerungen aufwarten kann, aber das Zombiegenre würdig vertritt und keine Langeweile aufkommen lässt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Dezember 2011, 13:37:32
(http://2.bp.blogspot.com/-ztwPxWwYUsg/TvMNFXK_AsI/AAAAAAAABFc/2mF6meNAM-c/s320/laymonw%25C3%25A4lder.jpg)

Richard Laymon. Neala und ihre Freundin Sherri nutzen die Ferien, um durch die Berge Kaliforniens zu wandern. Sie ahnen nicht, dass man in dem Städtchen Barlow schon auf sie lauert. Die Bewohner verschleppen die Frauen in den Wald und fesseln sie an Bäume - dann laufen sie weg. Die Gefangenen können nur warten. Auf die Dunkelheit, den Wahnsinn, die Schmerzen, die hungrigen Krulls.

Nachdem man die beiden Mädels in einem Restaurant festgesetzt und dann in den Wald gebracht sowie an die Bäume gefesselt hat, sieht einer der Männer in Keala die einzig Wahre, seinen Glücksstern und kehrt um, um sie zu befreien. In der Zwischenzeit hatte man im Motel des Ortes auch eine Reisegruppe aus vier Personen (Vater, Mutter, 18-jährige Tochter plus deren Freund) überwältigt und an die Bäume neben den Girls gefesselt. Johnny befreit alle und die Flucht durch die dunklen Wälder beginnt. Und sie wird blutig, sehr blutig. Sie werden mehrfach von den Krulls angegriffen, voneinander getrennt und müssen sich in kleinen Grüppchen durchschlagen und nicht alle finden wirklich wieder den Weg nach draußen. Die Kreaturen wollen ihr Fleisch und es wäre kein Laymon, wenn sie nicht auch die Mädels wollten. Besonders der Vater aus der Familie zeigt sich als besonders wehrhaft und brutal, er räumt unter den Krulls ordentlich auf. Doch wird er das alles verkraften? Zudem taucht eine weitere und riesige Bestie auf, die sich mit den Krulls anlegt. Bedeutet sie eine Gefahr für die Ausgesetzten? Einigen gelingt die Flucht in die Zivilisation, andere bleiben zurück.

Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich dazu noch einmal komme - einen Laymon als durchaus lesbar und sogar recht kurzweilig zu beschreiben, waren doch die letzten Outputs eher eine ernste Konkurrenz für die Schlafmittelindustrie. Einer der großen Vorteile ist die Kürze des Buches - nur grad mal halb so umfangreich wie die bisherigen Stories und somit bei ca. 250 Seiten, was den Laber- und Schnarchfaktor enorm einschränkt. Sicher schreibt der Autor schon zu Beginn seiner Karriere (dies ist erst sein zweites veröffentlichtes Werk und stammt aus dem Jahr 1981) plump und schlicht und wer die bisherigen Bücher kennt, weiß, dass er durchaus hart und unappetitlich, sexistisch und bisweilen die Grenzen des guten Geschmacks auslotend vorgehen kann. Sein minimalistischer Stil liest sich ja eh schon recht schnell, aber die hier vorhandene (ja, wirklich, die gibt es in dem Buch) Action treibt das Tempo tatsächlich voran. Natürlich ist seine Charkterisierung der Figuren mal wieder blass und - vorsichtig formuliert - recht sparsam, dafür wird aber ordentlich gesplattert bis der Arzt kommt (oder eben nicht). Haut abziehen, Schädel zermatschen, Amputationen, Schusswechsel, Kannibalismus und natürlich eine sehr heftige Portion Erotik - alles drin. Und bei dem Familienvater und Lehrer (!!!) Lander hatte ich durchaus die Vermutung, dass Laymon sich selbst zu gerne in der Rolle gesehen hätte. Ein besserer Laymon als die letzten 10 Bücher, wohl tatsächlich uncut und unzensiert, wenn man die letzten Werke als Vergleich heranzieht und das Vorwort seiner Tochter beachtet, die eine Geschichte der Buchzensur mitzuteilen hat, die ebenso übel ist, wie des gleiche Problem bei Filmen, nur im Buchbereich nicht so viel Aufmerksamkeit erhält. Brett Mcbean feiert dagegen den Verfasser in seinem Nachwort regelrecht ab, was mir denn doch etwas zu dick aufgetragen vorkommt. Wünscht er sich doch Verfilmungen der Romane und bringt Vergleiche mit Last house on the left und Evil dead ins Spiel. Naja, lassen wir das eben so stehen. Aber sicher ist - dies ist der beste - und härteste - Laymon seit Monaten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Dezember 2011, 13:38:41
(http://4.bp.blogspot.com/-0R6nWy2rKcU/TvMC94EH3VI/AAAAAAAABFQ/EPFe8R0mAIY/s320/eingesperrt1.jpg)

Brian Keene. Für die Angestellten von Big Bills Home Electronics ist es nur ein ganz normaler Arbeitstag kurz vor dem Feierabend - bis ein bewaffneter Mann in den Laden stürmt und die Normalität mit brutaler Gewalt zu einem Ende kommt. Die, die den Angriff des unerbittlichen Mannes überleben, werden von ihm hinten im Laden in einen Käfig gesteckt. Für sie beginnt eine Nacht des Bangens, der Furcht und des Entsetzens. Denn sie sind eingesperrt. Und niemand weiß, was genau der Verrückte vorhat.

Der völlig in schwarz gekleidete Fremde stürmt kurz vor Ladenschluss das Geschäft und bläst ganz trocken mit einer Schrotflinte dem armen Alan, der gerade abschließen will, die Rübe weg. Als der Chef von Big Bills mit dem Kerl eine Diskussion anfängt, ereilt ihn das gleiche Schicksal. Kommentiert wird das Ganze mit einem rätselhaften: "Ich brauche nur sechs." Dann werden die Überlebenden in einen Käfig im Lager gesperrt. Während die gesamte Einrichtung an das Buy more aus der TV-Serie "Chuck" erinnert, versuchen die Gefangenen sich einen Fluchtweg zu überlegen und Streitigkeiten untereinander im Keim zu ersticken. Da kommt ihr Geiselnehmer und nimmt einen aus ihrer Mitte mit in den Laden, wo er sämtliche Geräte so einstellen soll, dass es nur noch statisches Rauschen gibt. Und als dann einer der Kollegen einen extrem störenden Harndrang verspürt, holt ihn der Typ aus dem käfig ab, um ihm einen Gang zur Toilette zu erlauben. Doch mit der Zeit machen sich die Verbliebenen Sorgen. Wieso kommen die beiden nicht zurück? Schüsse waren jedenfalls nicht zu hören. Was ist da draußen bloß los?

Brian Keene hat sich mit dieser Novelle wieder von seinem Richard-Laymon-Gedächtnistrip entfernt und auch der veröffentlichende Verlag Atlantis prahlt nicht mit markigen Worten und knalligen Aufklebern, dass hier der legitime Nachfolger des verstorbenen Gottes der Fastalphabeten und Zeitverschwenders des Genres am Werke ist. Brian Keene sei es gedankt, dass er über die Fähigkeit verfügt, seine Geschichten interessant, spannend und auch stilistisch ausgefeilter erzählen zu können und nicht auf Nachahmung angewiesen ist. Nach dem blutigen Gewaltausbruch konzentriert sich Keene auf die Gefangenen, ihre Ängste, ihr Rätseln ob des Motivs des Killers und ihre Charaktere, so das bei rund 80 Seiten möglich ist. Da sind die alten Mitarbeiter, die ihr Leben fast hinter sich haben, der Starke, der Feigling und alle bemerken plötzlich anhand des nahenden Todes völlig alltägliche Dinge, die sie bis dato nie zu würdigen wussten und jetzt womöglich nie wieder erleben werden. Sie denken an die Familie, vergebene Chancen und die guten alten Zeiten. Sie weinen und bibbern, werden wütend und beschimpfen sich gegenseitig, hoffen immer darauf, dass der andere den Mut hat, den Gangster irgendwann anzugreifen, damit sie es selbst nicht tun müssen. Währenddessen lässt Keene die Protagonisten ebenso wie den Leser bis zum Schluss im Dunkeln tappen, was die Motivation des Eindringlings angeht und hält so die Spannung hoch. Düstere Geschichte, die mal nicht dem Zombiereich entstammt und auch (noch?) keine Endzeitstimmung aufkommen lässt. Eher ein Terrorroman mit gewalttätigen Sequenzen.

Ach ja, und noch Frohe Weihnachten!!!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Dezember 2011, 19:43:04
(http://3.bp.blogspot.com/-jv-gwJcvtE4/TvyZ5q-Ow_I/AAAAAAAABHM/quK4JlnEkWM/s320/james-sallis-driver.jpg)

James Sallis. Ein schäbiges Hotel. Mehrere Leichen im Zimmer und eine Tasche voller Geldscheine. Dabei ist Driver kein Verbrecher. Jedenfalls nicht im engeren Sinne. Er ist nur der beste Stuntfahrer, den man in Hollywood kriegen kann. Gelegentlich verdient er sich als Fluchtfahrer bei Raubüberfällen etwas dazu. Aber dann läuft einer dieser Überfälle schief. Eigentlich sollte Driver tot sein und jetzt dreht er den Spieß um.

Der namenlose Driver erledigt seinen Job als Stuntman in Hollywood gerne. Ständig wechselnde Schauplätze, die Kohle stimmt auch und um etwas mehr Abwechslung in den Alltag zu bringen, macht er hin uind wieder den Fluchtfahrer bei einem Bruch. Bis eben einer schiefgeht. Jetzt hat er drei Leichen an der Backe, ne Tasche mit ner Menge Kohle und dazu vermutlich die Mafia am Hacken, da der Überfall leider schmutziges Geld einbrachte. Um sich von den Verfolgern zu befreien, schlägt ein einen Deal vor, der akzeptiert wird. Nur leider hält sich die Gegenseite nicht an die Absprachen. Driver gibt das Geld zwar zurück, doch die Häscher schlagen trotzdem zu und es gibt weitere Leichen. Jetzt kommt auch der ansonsten eher ruhige Driver in Rage und nimmt sich die Betrüger vor.

Das Buch "Driver" (OT "Drive") aus dem Jahr 2005 wurde schon mit diversen Filmen verglichen. Da wäre "Roadhouse" (Häh, wieso? Bloß weil im Buch erwähnt wird, der Driver habe den im Kino gesehen, weil er mal einige Stunts da hatte?) oder auch der Film "Driver" von Walter Hill, zu dem selbsternannte Filmexperten schon zu berichten wussten, dass nicht Hill der Regisseur sei, sondern ein Mensch namens Manny Gilden. Wer ist dieser Gilden? Ich kenne den Namen nur aus dem Buch, also als Romanfigur, die im Roman als ebendiese Romanfigur später das Leben des Driver verfilmen würde. "Driver" ist ein Buch wie ein Road-Movie mit einem absolut coolen, irgendwie fast emotionslos agierenden Protagonisten, der nur an sich selbst denkt. Er hält bewusst Distanz zu anderen Menschen, geht keine wirklichen Freundschaften ein. James Sallis schildert seinen Werdegang mit vielen Zeitsprüngen, die einen Blick auf die Vergangenheit und Jugend des Stuntman zulassen, aber immer eingestreut in die aktuelle Handlung, was aber mit einem Minimum an Aufmerksamkeit bei der Lektüre nicht für Verwirrung sorgen sollte. Das Buch ist eine Hardboiled-Perle wie man sie von Donald E. Westlake aka Richard Stark oder auch Ken Bruen kennt und kommt ohne große Worte oder seitenlange Dialoge aus. Ein nur rund 160 Seiten starker Noir-Roman, der subtil und vielschichtig, ohne überflüssiges oder schmückendes Beiwerk auskommt und keinen Non-Stop-Action-Thriller bietet, sondern eine Abrechnung mit dem nach außen tranportierten, glimmernden und strahlenden American Way of Life, den es so auf den Hinterhöfen, in den kargen Motels und den Vororten nicht gibt. Dort findet Amerika wirklich statt, nicht in Hollywood oder dem, was die Politiker und Werbestrategen den Leuten gerne vormachen wollen. Ach ja, ein Film unter dem Titel "Drive" wird am 26.01.2012 mit Ryan Gosling als Driver sowie Albert Brooks und Ron Pearlman in die deutschen Kinos kommen. Regie hat übrigen Nicolas Winding Refn und nicht M. Gilden!!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Dezember 2011, 19:45:04
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SQmKBVkr50I/AAAAAAAAAF8/708YdwbyZCU/s320/MC.jpg)

Michael Connelly. Henry Pierce steht mit seiner Firma kurz vor einem revolutionären Durchbruch: Er arbeitet an einem Rechner, bei dem Informationen nicht mehr mittels Siliziumchips, sondern auf Molekularebene chemisch übertragen werden. Er verhandelt gerade mit einem Sponsor, der das aufwändige Projekt finanzieren soll. So gut es offensichtlich mit seiner Firma steht, so schlecht sieht es in seinem Privatleben aus. Seine Freundin hat ihn eben erst vor die Tür gesetzt, und er musste sich eine neue Wohnung suchen. Dort erhält er vom ersten Tag an Anrufe von Männern, die eine gewisse Lilly sprechen wollen. Pierce verfolgt die Spuren der geheimnisvollen Frau und gerät dabei in eine Welt voller Internetseiten mit Call-Girls, Sex und Leidenschaften, in der ihm all sein Erfolg und Expertenwissen nichts mehr nützen. Er wird des Mordes verdächtigt, und nicht nur die Polizei heftet sich an seine Fersen.

Seine Meriten als Romanautor verdiente Connelly sich speziell mit seiner Reihe um den desillusionierten Polizisten und Privatdetektiv Harry Bosch, aber auch durch den Roman "Das zweite Herz", den Clint Eastwood unter dem Originaltitel "Blood Work" ins Kino brachte, was Michael Connelly wohl auch dazu veranlasst hat, den Regisseur mittlerweile in jedem seiner Romane namentlich auftauchen zu lassen.
Die hier vorliegende Geschichte kann man sich durchaus als Warnung zu Herzen nehmen, aufzupassen, welche Telefonnummer einem bei einem Anbieterwechsel oder Neuanschluss zugeteilt wird und was sich daraus entwickeln kann, wenn man darüber hinaus noch viel zu neugierig ist. Curiosity kills the cat.
Der Protagonist besitzt eine Firma und arbeitet an Patenten für Molekularcomputer (vergleichbar mit den Geräten aus "Die phantastische Reise" oder "Die Reise ins Ich") und man wird anhand der wissenschaftlichen Ausführungen automatisch etwas an Michael Crichton erinnert, aber ohne dass sich die Erfindung hier auf eigene Wege begibt, sondern sich "nur" ein Kriminalfall entwickelt, bei dem die Gefahr eigentlich nur vom Firmenbesitzer selbst ausgeht, da er sich unbedacht und durch seine Wissbegier letztendlich ins Pornomilieu begibt und somit seine Zukunft sowie die seiner Firma aufs Spiel setzt - und das bloß wegen einer Telefonnummer, die zuvor jemand anderem gehörte, was noch eine wichtige Rolle im Verlauf der Geschichte spielen wird.


Der Thriller steigt nicht sofort ins spannende Geschehen ein, sondern baut die Story langsam auf, um dann im Mittelteil deutlich an Tempo zuzulegen, wenn die Hauptfigur durch verschiedene Parteien bedroht wird, von der Polizei verdächtigt wird und dann die Ermittlungen auf eigene Faust fortsetzt, was ihm nicht sonderlich wohl bekommt, da er denn doch eher Forscher ist als Ermittler. Spannend und interessant bleibt das Buch die meiste Zeit über, da man nicht zu schnell erkennen kann, wer hinter der ganzen Misere steckt und sie ausgeheckt hat. Insgesamt ein guter Krimi aus der Hand eines Fachmannes, den ich Thrillerfans durchaus ans Herz legen kann, obwohl ich persönlich die Reihe um "Harry Bosch" bevorzuge, die ja vom selben Autor stammt, wie eingangs erwähnt. Knapp 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Dezember 2011, 19:12:41
(http://1.bp.blogspot.com/-nouuFd7y7rk/Tv82eqXNtUI/AAAAAAAABH4/rjxGf4mHNHA/s320/hotel.jpg)

Jack Kilborn. In der idyllischen Abgeschiedenheit West Virginias liegt das Rushmore Inn, ein kleines familienbetriebenes Hotel. Im Rushmore Inn wird Service noch großgeschrieben, denn hier kümmert man sich um seine Gäste. Mit Haut und Haaren. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Rushmore Inn wirkt nun wirklich alles andere als einladend oder vertrauensvoll, liegt es doch nur abseits einer Schneise im tiefen Wald und ähnelt eher einer Bruchbude. Doch Maria wurde von ihrem eigentlichen Hotel dorthin verwiesen, da ihr eigenes Zimmer tatsächlich an einen Journalisten vermietet wurde, der über das Sportereignis schreiben soll. So viel dazu. Statt den Sportlern, die überhaupt dafür sorgen, dass dieser Journalist etwas zum Schreiben hat, die Zimmer zu überlassen, werden die mit den nutzlosen Randfiguren belegt, die nie im Leben etwas anderes gemacht haben, als sich ihre Stories aus den Fingern zu saugen. Es bleibt ihr nichts übrig, sie muss ins Rushmore Inn. Dort angekommen, ist es wirklich alles andere als heimelig und dann kommen noch merkwürdige Ereignisse hinzu: Erst verschwindet das Handy, dann der Koffer und Geräusche aus den Wänden tragen auch nicht zum Wohlbefinden bei. Doch das ist erst der Anfang. Ein Jahr später wird in der Gegend der nächste Ironwoman-Wettbewerb ausgetragen. Zu den Gästen der Gegend gehört aber auch Felix, der mit deren Bruder Cam auf der Suche nach Maria ist. Natürlich darf auch die Journalie nicht fehlen und Sportker erleben dasselbe Phänomen wie dereinst Maria - überbucht, ab ins Rushmore Inn. So kommt eine illustre Schar neuer Gäste zur Familie Roosevelt und darf deren spezuielle Aufmerksamkeit genießen - und die erfordert einen schier unbändigen Überlebenswillen, will man ungeschoren aus dem Hotel wieder auschecken.

Die ersten Seiten des Buches ließen klare Erinnerungen an den Film "Motel" aufkommen, dazu eine Portion "Wrong Turn" und eine deftige Prise Redneck-Quasimodo-Casting. Dunkle Wälder, deformierte Freaks, Geheimgänge im Hotel, alles da. Bis es nach dem Prolog dann wirklich zur Sache geht, werden die einzelnen Hauptfiguren vorgestellt, die sich in den Journalisten, ein Frauen-Trio bestehend aus kampferprobter Oma (die räumt echt ab), fitter Tochter und zwölfjähriger Enkelin, Felix und Cam sowie Deb, Teilnehmerin am Ironwoman und der großen Sippe der Roosevelts bestehen. Sympathieträger lassen sich schnell finden, was die Sippe angeht - siehe "Wrong Turn". Bei der Charkterisierung hat sich Herr Kilborn für jeden einen Makel, etwas in der Vergangenheit und der Psyche vergrabene einfallen lassen, damit die vermeintlichen Opfer noch etwas an Seelenpein zu überwinden haben und nicht ganz so leer und platt dastehen (leider wird dies zum Ende genutzt, um etwas zu dick aufzutragen, wenn jeder mit schier unmenschlichem Mut seine jeweilige Schwäche überwindet). Ab der Mitte des Buches zieht das Tempo richtig an, und das Blut fließt wahrhaftig in Strömen. Und trotz des Umstandes, dass die Gefangenen nicht nur zum Austausch des Blutes sondern auch die Frauen als Gebärmaschinen gebraucht werden, lässt sich Kilborn nie auf ein Pubertätsniveau eines Laymon herab. "Das Hotel" wird reiner, stellenweise abartiger Horror ohne kindische Sexphantasien. Ob Handamputationen, Schädel zertrümmern oder Ausweidungen. Das Buch strotzt vor unappetitlichen Szenen und häuft Leichenberge auf. Blutiger, spannender, packender Roman, der vielleicht nicht ganz an den Vorgänger "Angst" heranreicht und sicher auch nicht gerade ein völlig neues Thema beackert, aber für Freunde des Genres kein Fehleinkauf sein dürfte. Subtiler Horror ist es jedenfalls nicht. Kilborn geht in die Vollen. 384 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Dezember 2011, 19:17:37
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SaKldRkKt2I/AAAAAAAAAIo/i9F8RoTx3Ns/s320/DLLO.jpg)

Duane Louis. Jamie LeBroux, gerade Vater geworden, arbeitet für eine Firma in Philadelphia. Was er nicht weiß: Er arbeitet für eine Tarnorganisation der CI-6, einer amerikanischen Geheimbehörde. David Murphy, der Chef der Firma, erhält die Order, diese aufzulösen und alle Mitarbeiter zu töten. Er bestellt seine Leute an einem Samstagmorgen ins Büro. im ganzen Stockwerk hat er Saringas und Bomben versteckt. Ruhig erklärt er seinen Mitarbeitern die Situation und fordert sie auf, vergifteten Champagner zu trinken, was auch tatsächlich einer von ihnen tut - und stirbt. Daraufhin gerät auf dem abgeriegelten Stockwerk alles außer Kontrolle. Es folgt ein wildes Handgemenge, bei dem die verbliebenen Mitarbeiter unter Zuhilfenahme aller verfügbaren Waffen aufeinander losgehen. Keiner weiß, wem er noch trauen kann. Wenn Jamie seine Familie wiedersehen will, muss er das Gebäude lebend verlassen.

Vorhang auf, die Action beginnt. Ohne lange Vorrede wird der Leser direkt ins Geschehen hinein katapultiert. Die Charaktere werden nicht ausführlich beleuchtet, aber man findet den Typ, den niemand beachtet, die grummelige Sekretärin, die Büromaus, den Witzbold oder die Praktikantin, die von nichts eine Ahnung hat. So scheint es zumindest. Doch im Laufe der Handlung verschieben sich die Loyalitäten, es werden Beweggründe aufgedeckt, die man zuvor nie vermutet hätte, Waffen wurden schon vor Monaten oder Wochen an verschiedensten Stellen gebunkert, um selbst in Aktion zu treten.


Kurz, schnell, bisweilen zynisch oder amüsant treibt Louis das Tempo voran, sodass keiner seiner Akteure Zeit zum Luftholen bekommt. Hin und wieder versteigt er sich aber in unrealistische Fähigkeiten für die ein oder andere Protagonistin und so mancher Fehler schleicht sich ein (wobei Letzteres auch an der Übersetzung liegen könnte), aber so richtig stören wird es einen Freund temporeicher Storys wohl nicht. Wohltuend fand ich auch, dass man nicht sofort in die Hintergründe der jeweiligen Aktionen oder Figuren eingeweiht wird und man sich alles zusammenreimen kann. Nichts ist wie erwartet, nichts geht die üblichen ausgetretenen Pfade oder passt sich der typischen Machart bekannter Massenware an. Immer wieder folgt eine kleine Überraschung hinsichtlich der Motivation der Mitarbeiter, wechselnd mit superben Actioneinlagen im Stile von "Die Hard".
Wer auf Psychogramme der handelnden Personen getrost verzichten kann, wird an dem Buch sicher seine Freude haben, das ich aber wegen diverser kleinerer Mängel nur mit der Bewertung GUT versehen möchte und ob der Schluss jedem so gefällt, muss man für sich selbst entscheiden. Ich fand ihn okay. Alles in allem kein Fehleinkauf und gut für einige lockere Lesestunden, aber auch kein MUSS. Ich werde aber möglichen weiteren Büchern von Duane Louis sicher meine Beachtung schenken, obwohl er die Qualität eines Charlie Huston nicht erreicht hat - bisher. 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Januar 2012, 19:53:06
(http://3.bp.blogspot.com/-g6vkz9KGcfw/TwxsOd7HsiI/AAAAAAAABKU/O1dWlh4BibY/s320/verderben.jpg)

Bentley Little. Juniper ist ein verschlafenes Nest in der Wüste Arizonas. Das Aufregendste hier sind die die Sonntagsspiele der örtlichen Baseballmannschaft. Doch eines Tages kommt Leben in die kleine Stadt. Ein bekannter Discounter eröffnet eine Filiale. Dort gibt es alles, was man sich vorstellen kann. Der Besitzer erfüllt selbst die verwegensten Wünsche - zu einem besonderen Preis. Wer hier einkauft, verpfändet einen Teil seiner Seele und schuldet dem Besitzer von nun an einen Gefallen. Als dieser beginnt, sie einzufordern, schleichen sich kleine Gehässigkeiten in den Alltag der Bewohner. Und dann geschieht der erste Mord.

Der Protagonist Bill Davis, Ehemann von Ginny, Vater zweier Töchter namens Shannon und Samantha (17 bzw. 18 Jahre alt), ist genauso wie der Rest der Bewohner von Juniper überrascht, dass sich überhaupt ein Discounter in ihrer kleinen Gemeinde ansiedeln will und traut daher dem Frieden nicht so recht. Im Gegensatz zu ihm und einigen wenigen Freunden sind aber alle inklusive der Stadtoberen vollauf begeistert, erhoffen sie sich doch einen Aufschwung durch das Geschäft. Um seine Pforten zu öffnen, stellt der Eigner aber einige Bedingungen an die Ratsherren, welche die Lockerung von Bauvorschriften und weitere Vergünstigungen beinhalten. Ruckzuck genehmigt. Dass beim Bau dann noch Arbeiter aus der Umgebung eingestellt werden, einheimische Firmen die Aufträge erhalten, lässt über alle Mängel hinwegsehen. Auch der Fund toter Tiere, alle unverletzt und ohne erkennbares Zeichen gestorben, sowie die Verschandelung der Landschaft werden kritiklos hingenommen. Doch der LADEN, wie der Discounter heißt, ist noch nicht fertig mit der Gemeinde. Erst werden die Einzelhändler verdrängt, dann nach und nach die Polizei, Feuerwehr und weitere Einrichtungen zum angeblichen Kosten sparen privatisiert, wobei dann natürlich der LADEN die Aufgaben nun übernimmt und das Personal bezahlt. Dennoch verkommt die Stadt immer mehr. Jetzt lehnen sich Bill und seine Kumpel Ben und Street immer offener gegen diesen Parasiten auf, der ihren Heimatort übernimmt. Zudem mehren sich Gerüchte über seltsame Vorgänge in den Katakomben des LADENS. Und dann kommen auch beide Töchter von Bill auf die Idee, der Mehrheit der Bewohner, die mittlerweile durch den Verdrängunsprozess in die Arbeitslosigkeit geschoben wurden, zu folgen und im LADEN zu arbeiten. Und mit der Zeit beginnen sich die Menschen in ihrem Wesen zu ändern, werden aggressiver, unhöflicher. Nachts treiben sich unheimliche Gestalten in der Stadt herum. Bill beginnt nachzuforschen, weitet seinen Widerstand aus, will sogar das FBI involvieren und bringt damit sich und seine Familie in Gefahr. Und dann wird er auch noch in die Konzernzentrale nach Dallas eingeladen um den Chef Newman King zu sprechen.

Gleich vorweg - der Klappentext führt in die Irre und man fragt sich, ob das beabsichtigt ist oder der Verfasser einfach das Buch bestenfalls überflogen hat, denn was in der Inhaltsangabe noch wie eine Kopie des Stephen King-Romans "In einer kleinen Stadt" klingt, entpuppt sich doch als eine anders geartete Geschichte. Bis der wahre Horror sich einschleicht, gibt es auf den ersten 200 Seiten erst einmal Alltagshorror. Eine Geschichte, wie sie sicher schon jeder mal erlebt hat. Ein Discounter kommt aufs Land, verdrängt den Einzelhandel. Ökonomische Story von Expansion und Verdrängung der kleinen Geschäfte durch Großkonzerne. Preisdumping, aggressive Werbung bestimmen das Geschehen. Zitat:" Die Kunden wissen nicht, was sie mögen - sie mögen, was sie kennen." Zitat Ende. Massenhaft geschaltete Clips, Artikel, TV-Spots, die sich kein kleiner Laden leisten kann, gaukeln dem Kunden eine tolle Ware vor, die er haben oder gesehen haben muss. Lang genug berieselt aus allen Medien, fängt das Zeug plötzlich an den Leuten zu gefallen und es wird konsumiert (Kinofilme, Songs oder Bücher usw.). Hat Little dann den Prozess der Ansiedlung des LADENS beendet, widmet er sich den Konzernstrategien innerhalb der Geschäftsräume und mit den politischen Entscheidungsträgern der Stadt. Bestechung, Korruption, Bedrohung bestimmen nun das Bild. Die Mitarbeiter und die Stadt werden in einer Art Konzernfaschismus gleichgeschaltet, die Schule erhält neues Lehrmaterial, das nur Konzernmeinungen vertritt, alle müssen die einheitliche Uniformen tragen und durch die blonden Aufpasser in ihren schwarzen Mänteln werden die Erinnerungen an die Nazis wohl sehr bewusst hervorgerufen. Der Autor schafft eine düstere, beklemmende Atmoshpäre und man kann sich den Verfall der Innenstadt, die dunklen Gänge des LADENS in der Nacht gut vorstellen. Und langsam kommt er dann auch in Sachen Horrorstory in die Spur. Unheimliche Figuren, grausame Bestrafungen in den Gewölben des LADENS, und ein Konzernboss, der nicht menschlich zu sein scheint. Was der denn wirklich ist, wird nicht erklärt, bleibt ebenso offen, wie das Epilogende. Insgesamt eine unblutige, kaum gewalttätige Geschichte, die sich ob des sehr einfachen Stils von Bentley Little zwar sehr flott liest, aber auch wenig bemerkenswert ist. Sanfter Alltagshorror wie man ihn schon aus den vorangegangenen Werken kennt. Seichte Kost (was den Horror betrifft), schnell konsumierbar und wenn man ihm mit guten Willen etwas Substanz zuspechen will, dann hinsichtlich seiner - dennoch recht oberflächlichen - Schilderung ökonomischer Arbeitsweisen. Komplex wird die Story deshalb aber trotzdem nicht, Logik lassen wir mal ganz außen vor. 540 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Januar 2012, 19:57:38
Und so kann es gehen, wenn manche mit der Rezi unzufrieden sind (bitte die Kommentare lesen):

http://buecherzeit.wordpress.com/2011/11/16/john-asht-twin-pryx-zwillingsbrut/ (http://buecherzeit.wordpress.com/2011/11/16/john-asht-twin-pryx-zwillingsbrut/)

Ich enthalte mich da lieber, man soll ja auf seine Wortwahl achten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Moonshade am 11 Januar 2012, 15:54:02
Ich find die Rezi zwar auch relativ dürftig - ich schreib keine Kritiken, wenn ich nur 10 Prozent des Werkes kenne und schmeiße alle Kritiken in der ofdb raus, die Ähnliches bei Filmen andeuten - aber dennoch scheinen die kleineren Verlage ja wohl extrem dünnhäutig zu werden un die modernen Autoren eifersüchtig im Netz nach Rezi-Blogs zu haschen, wie ihr Roman denn so ankommt.

Falls jetzt jedoch jemand irgendeinen User verklagen will, weil dieser "Fight Club" nicht verstanden hat oder die Qualitäten des "Paten" nicht überschauen kann - die Staatsanwaltschaft hat bestimmt gut zu tun. :viney:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Roughale am 11 Januar 2012, 16:24:37
Ist John Asht gar ein Pseudonym vom ollen Wulff?

Ernsthaft: Das Ganze hat echt skurile Züge, zum einen finde ich es absolut unangebracht, eine Rezension zu einem fast ungelesenen Buch zu veröffentlichen, das rechtfertigt aber trotzdem absolut nicht die Reaktionen des Autors  und der Dame (Verlegerin, Managerin, Freundin?)... Gib mal Bescheid, ob und was daraus wird, ich hoffe mal, dass das aus Vernunft eingestellt wird und keine Kosten für den Staat produziert. Was ist eigentlich aus freier Meinungsäusserung geworden? Es ist ja nicht so, dass du zum Nichtkauf aufgerufen hat, nie passte der Facepalm Smiley besser...  :viney:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Januar 2012, 19:32:04
Zitat von: Roughale am 11 Januar 2012, 16:24:37
Ist John Asht gar ein Pseudonym vom ollen Wulff?

Ernsthaft: Das Ganze hat echt skurile Züge, zum einen finde ich es absolut unangebracht, eine Rezension zu einem fast ungelesenen Buch zu veröffentlichen, das rechtfertigt aber trotzdem absolut nicht die Reaktionen des Autors  und der Dame (Verlegerin, Managerin, Freundin?)... Gib mal Bescheid, ob und was daraus wird, ich hoffe mal, dass das aus Vernunft eingestellt wird und keine Kosten für den Staat produziert. Was ist eigentlich aus freier Meinungsäusserung geworden? Es ist ja nicht so, dass du zum Nichtkauf aufgerufen hat, nie passte der Facepalm Smiley besser...  :viney:

Ganz kurz: die Rezi ist nicht von mir. Bin auch der Meinung, hat man das Buch nicht vollständig gelesen, lässt man auch die Finger von einer Meinungsäußerung wie Moonshade schon anmerkte. Andererseits hat die Rezensentin sich nunmal dazu entschlossen und sagt nur, dass das Buch eben schon von Beginn an ihr Interesse nicht wecken konnte. Nur der Aufstand, der dann gemacht wurde, ist schon etwas "gewöhnungsbedürftig" - besonders wenn man auf die Autorenseite geht und dort seinen Eintrag zur freien Meinungsäußerung liest. Ich werde aber die Sache schon verfolgen, um mal zu sehen, was dabei rauskommt. Übrigens kannte ich vor dieser Sache weder Autor noch den Verlag.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Roughale am 13 Januar 2012, 14:44:57
Ok, ich hatte irgendwie den Eindruck bekommen, dass das dein Blog ist keine Ahnung wieso. Danke für die Klarstellung! Wenn du aber doch was höst, gib Bescheid ;)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Januar 2012, 20:30:31
(http://2.bp.blogspot.com/-Iy8kYqB2H_Y/TxRZVHx7qGI/AAAAAAAABM0/DPxxbTA7pTo/s320/game.jpg)

Anders de la Motte. Als Henrik "HP" Petterson im Zug ein Handy findet, steckt er es kurzerhand ein und überlegt, wie er es zu Geld machen kann. Doch plötzlich erscheinen folgende Worte auf dem Display: WANNA PLAY A GAME? HP zögert erst, drückt dann aber auf YES. Und damit beginnt der allergrößte Nervenkitzel, den er je erlebt hat. Bis es irgendwann um sein eigenes Leben geht.



Arbeitslos, ständig pleite - so sieht das Leben von Henrik Petterson aus. Da kommt ihm der Fund gerade recht. Und als er dann das Spiel beginnt und vom Leiter auch noch Kohle in Aussicht gestellt bekommt, gibt es für ihn kein Halten mehr. Ein Riesenspaß und es gibt auch noch Geld dafür. Die ersten Aktionen sind noch leicht, mehr grober Unfug mit Sachbeschädigung denn strafrechtlich wirklich relevant. Doch je weiter er kommt, je höher er in der Rangliste aufsteigt, desto schwieriger die Missionen, wie er sie kindisch für sich selbst nennt und sich dabei vorkommt wie der beste Bond ever. Also macht er weiter und sonnt sich in der Anerkennung, die er von der anonymen Spielergemeinde für seine erfolgreichen Missetaten erhält. Selbst als die Öffentlichkeit eine seiner Aufgaben mit einem terroristischen Akt vergleicht und Schwedens Polizeiaufgebot so richtig auf den Plan ruft, lacht er noch. Nicht mehr lange allerdings. Mittlerweile wird es gefährlich und es geht tatsächlich bald um sein Leben. Währenddessen müht sich Rebecca Normen in ihrem Job als Personenschützerin nicht nur die Anerkennung ihrer Kollegen zu verdienen, sondern schlicht und einfach die BESTE von allen zu werden. Sie hat einen guten Ruf, steigt stetig in der Hierarchie auf, schleppt aber ein dunkles Geheimnis mit sich herum und kämpft gegen Mobbing am Arbeitsplatz an. Und bald sollen sich die Wege der beiden Protagonisten kreuzen.



Fangen wir mit dem Negativen an. Henrik ist mal ganz klar keiner, dem man seine Sympathien so wirklich entgegenbringen will. Ein antriebsloser Kleinkrimineller, der sich mit Diebstählen und dem Sozialstaat durcvhs Leben mogelt, kein wirkliches Interesse an einer geregelten Arbeit hat und lieber andere für sich aufkommen lässt. Zudem führt er sich die meiste Zeit auf wie ein 15-jähriger Aufmerksamkeitsjunkie in der Pubertät. Lächerlich für eine 31-jährige Hauptfigur. Er wird zu einer manipulierbaren Marionette, da er leicht zu beeinflussen ist, egoistisch daherkommt, kaum Freunde hat und sich mehr mit Internetfreundschaften denn mit dem wirklichen Leben beschäftigt. Keine Perspektive, keine Interessen, kein Antrieb - nur Spaß im Kopf und das auf Kosten anderer. Und läuft was schief, war es nie sein Verschulden. Um Ausreden ist er nie verlegen - und glaubt noch selbst dran. Seine Schwäche wird ausgenutzt, ein Profil über die Tauglichkeit erstellt, indem man seine Internetaktivitäten zu Rate zieht und dann auf seine Naivität gesetzt. Dass er sich gegen Ende des Buches zumindest ansatzweise wandelt, hilft da nicht mehr viel. Normen ist da bodenständiger, im Berufsleben verankert, aber auch von Geistern der Vergangenheit ebenso geplagt wie der Loser Henrik. So versucht der Autor den Figuren etwas Tiefe zu geben, die sie aber nicht erreichen, da alles schon zu abgenutzt ist, was die Charakterzeichnung mit irgendwelchen Vorfällen und Dramen aus der Vergangenheit angeht. Stil und Sprache scheinen für die Generation von Leuten geschaffen, die dem geschriebenen Wort nicht gerade freundschaftlich verbunden sind. Kurze, sehr knappe Sätze, eher szenige oder trendige Wortwahl mit wie von vielen skandinavischen Thrillern gewohnt etlichen englischen Einlagen. Und jetzt zum positiven Teil. Die angebotenen kleine und oberflächliche Kunde zu den Religionen Islam und Christentum sowie die heftigere Kritik an Überwachungswut und Datenspeicherung und dem Verhalten der Internetnutzer geht im Tempo des sehr flott inszenierten Romans fast unter. Das Thema ist gut gewählt, noch nicht übermäßig stapaziert, sodass man nicht ständig auf schon altbekannte Thrillerformeln stößt und die Idee mit dem Einsatz der Unbedarften für eigene Zwecke in Form eines Spiels ist nicht schlecht. Dazu ist die Geschichte mit einigen Wendungen versehen, von denen nicht jede gleich ins Auge fällt und die man als Genrevielleser schon zu Beginn erwartet. Ein flottes, leicht konsumierbares Buch, das durch die nicht so abgedroschene Handlung durchaus empfehlenswert ist, wenn man die eingangs ausführlich erwähnten Mängel und besonders den nervigen Hauptdarsteller mal ausser Acht lässt. Es ist spannend, abwechslungsreich, rasant und eingängig. Zudem kommen immer mal wieder sehr deutliche Anspielungen an Filme wie "Fight Club" oder "Der unsichtbare Dritte" von Hitchcock . Kann man sich also mal gönnen. In Schweden wurde von Anders de la Motte übrigens schon die Fortsetzung mit dem Titel "Buzz" veröffentlicht.  432 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Januar 2012, 11:14:36
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S9FqrJpmJgI/AAAAAAAAAWQ/A-mehZ2hg04/s320/lawson.jpg)

Mike Lawson. Eine Anschlagserie mit muslimischem Hintergrund erzeugt in ganz Amerika eine Atmosphäre aus Angst und Panik. Der ideale Zeitpunkt für Senator Broderick, um seinen anti-muslimischen Gesetzesentwurf durchzubringen. Doch Kongresssprcher Mahoney wittert Unstimmigkeiten und beauftragt seinen Mann für heikle Fälle, Joe DeMarco, mit diskreten Nachforschungen. Schon bald kommen DeMarco und seine resolute Partnerin Emma einer hochrangigen politischen Verschwörung auf die Spur, die keine Gnade kennt. Auch wenn die Attacken auf das Weiße Haus.oder andere Ziele scheitern, die Attentäter umkommen, herrscht in Amerika wieder Angst.

Dies ruft die titelgebenden Hardliner (in der deutschen Ausgabe) auf den Plan und schon wird versucht, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das die Muslime im Land unter Generalverdacht stellt. Man ist es ja gewohnt, dass die Amerikaner unter dem Deckmantel des Patriot Act gerne Menschen- und Bürgerrechte außer Kraft setzen, wenn es ihnen in den Sinn kommt. Der amerikanische Weg der wahren Demokratie eben. Doch mit dem neuen Gesetz sollen die Muslime nicht nur kontrolliert, sondern kaserniert oder aus dem Land geschafft werden bzw. erst gar keine Einreiseerlaubnis erhalten. Mit jedem Attentat kommen diese Vertreter des Gesetzes ihrem Ziel näher. Und während Senator Mahoney versucht, dieses radikale Vorgehen zumindest abzuschwächen und seinen Mitarbeiter Joe DeMarco auf Ungereimheiten ansetzt, kann auch der Leser erahnen, dass hinter dem Ganzen eine völlig andere Stratgie stecken könnte. Joe indessen geht die Sache vorerst recht locker an, fährt mal kurz für einige Tage in Urlaub, bis er von Mahoney zurückbeordert wird. Nach und nach tauchen erste Verdächtige auf, die möglicherweise ihre Finger im Spiel haben. Da DeMarco alles andere als ein Troubleshooter ist und kaum je eine Waffe in Händen hielt oder gar gegen Menschen einsetzen musste, benötigt er Hilfe. So wendet er sich an Personen in den Ermittlungsbehörden, die seine Zweifel durchaus teilen und sie ermitteln vermeintliche Hintermänner und versuchen diese mit einem Trick aus der Reserve zu locken. Und während der Ermittlungen wird in einem weiteren Handlungsstrang die Vorbereitung eines wesentlich größeren Anschlags skizziert, von dem die Strafverfolgungsbehörden nicht einmal etwas ahnen.

Ein Roman wie gemalt für Verschwörungstheoretiker, aber da die Klappentextschreiber oft genug die Pointe schon in ihrer kurzen Zusammenfassung verraten, bleibt auch hier wenig von der möglichen Spannung erhalten. So hangelt man sich von Attentat zu Attentat und von Verdächtigem zu Verdächtigem, wobei der Actionanteil nicht allzu hoch ist. Hauptsächlich die Ermittlungen und politischen Intrigen prägen den Roman. Da wird gemauschelt und geschachert, um ein Gesetz durchzubringen und dabei geht es garantiert nicht um die Vorteile für die Bevölkerung. Lobbyisten versuchen für ihre gut zahlenden Klienten das Beste rauszuholen, während die Politiker nur nach ihrer Karriere und hervorragend dotierten Pöstchen nach ihrer Amtszeit gieren. Kommt einem irgendwie bekannt vor, als hätte Europa von den Amerikanern gelernt, wie man Politik zu eigenen Gunsten macht. Durch den zweiten Handlungsstrang mit der Attentatsvorbereitung im größeren Stil bleibt zwar eine latente Spannung erhalten und auch Fragen offen, doch insgesamt ist die gesamte Lektüre - wenn auch ohne größeres Manko lesbar - bestenfalls akzeptables Mittelmaß ohne aus der Masse der Veröffentlichungen hervorzustechen. Einziger Unterschied ist vielleicht der Protagonist Joe DeMarco, der nicht der Alleskönner und Supermann ist, wie man sie aus den sonstigen Veröffentlichungen des Genres kennt. Er ist kein Kämpfer, durchaus bequem und nicht gerade ein Held der Arbeit, aber wenn er sich mal in einen Fall verbissen hat (oder dazu genötigt wird), dann bleibt er dran und holt sich Hilfe für die Aktivitäten, die er nicht beherrscht.  480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Januar 2012, 11:21:09
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S4jm7v-CWvI/AAAAAAAAAUg/uq9cihkzz6w/s320/bourne+a..jpg)

Robert Ludlum mit Eric van Lustbader. Jason Bourne kommt nicht zur Ruhe: Eine Gruppe islamistischer Terroristen plant den finalen schlag gegen die USA. Bourne wird ausgesandt, das Dokument, in dem das Ziel des Anschlags festgelegt ist, zu finden. Dabei gerät er selbst ins Visier der Terroristen und des amerikanischen Geheimdienstes, für den er ein Unsicherheitsfaktor ist, den es auszuschalten gilt. Bourne entgeht nur knapp einer Serie von Mordanschlägen, aber schließlich gelingt es ihm, die brisanten Pläne an sich zu bringen. Zu seiner Bestürzung erfährt er, dass ein Spion aus den eigenen Reihen dem muslimischen Netzwerk angehört. Erst im letzten Augenblick erkennt Bourne, wer der eigentliche Drahtzieher des drohenden Anschlags ist und wo die Terroristen zuschlagen wollen. Doch es scheint zu spät zu sein.

Ein Bourne, wie wir ihn aus den Filmen kennen. Immer in Bewegung, ständig auf der Flucht vor wem auch immer, immer in Kämpfe verwickelt. Unterwegs durch die ganze Welt. Auch hier geht es über Deutschland nach Moskau, wo er versucht, das brisante Dokument zu finden, um den vermeintlichen Anschlag zu verhindern. Natürlich gerät er wieder zwischen die Fronten von Geheimdiensten, russischen Gangstern und Terroristen. Damit nicht genug, machen ihm auch die Revierkämpfe zwischen den Diensten in der Heimat zu schaffen und einen Verräter zu entlarven gilt es auch noch. Irgendwie alles schon mal gehört/gelesen/gesehen? Yep. Und damit nicht genug, darf er sich weiter mit seiner Vergangenheit auseinander setzen, über Liebe und Vertrauen philosophieren, als wäre das nicht schon bis zum Erbrechen in den Vorgängern beackert worden. Bleiben einzig und allein die Actionsequenzen, die das Buch am Leben erhalten, sonst wäre es eine grausige Angelegenmheit geworden - grausig langweilig. Wie schon erwähnt, hatte sich van Lustbader nach Ludlums Tod die Rechte an der Figur Bourne gesichert, um die Reihe weiterzuführen. Leider wird das immer noch unter Ludlums Namen vermarktet (zumindest in Deutschland), obwohl es schon längst nicht mehr dessen Qualität erreicht, statt dessen wird es immer schwächer und erinnert an einen Versuch, das nächste Drehbuch für die Verfilmungen zu kreieren. Waren "Der Bourne-Betrug" und "Das Bourne-Vermächtnis" wenigstens noch annähernd qualitativ gleichwertig mit den Outputs von Ludlum, erinnert jetzt kaum noch etwas an die Figur von früher. Er wirkt trotz allen Einsatzes plötzlich nachgiebig und weich, menschelt und diskutiert und erinnert in manchen Phasen sogar an Jack Bauer aus "24". Immer wieder die Geheimdienste vor einer Blamage bewahrt, aber glauben tut ihm trotzdem keiner. Immer wieder Verwicklungen der Geheimdienste in Black Ops oder Revierkämpfe und Bourne zwischen den Fronten und wie Bauer trotzdem immer noch Zeit für ein Weib. Glücklicherweise muss Ludlum das nicht mehr erleben. Da bleibt alles oberflächlich ohne Überraschungsmoment, Gut und Böse sind absolut klar abgegrenzt, was natürlich dem Spannungselement wenig zugute kommt, einen der berühmten AHA-Effekte von Robert Ludlum zu seinen Glanzzeiten nahezu völlig ausschließt.

. Bewertet man das Buch anhand seiner Vermarktung mit dem Namen Robert Ludlum auch als ein Buch von eben jenem, dann wäre das Urteil hier als schwach zu deuten, kann dem Original niemals das Wasser reichen. Auch verglichen mit den beiden vorhergehenden Storys von van Lustbader sind noch Schwächen auszumachen, sodass das Urteil nur unwesentlich milder ausfallen würde, wenn man sich nur auf van Lustbader fokussiert. Versucht man den Roman völlig losgelöst von der Figur Bourne und dem geistigen Vater Ludlum nur als einen "normalen" Actionroman zu sehen, ist er ganz ordentlich und mit gutem Tempo versehen, vollgepackt mit den genreüblichen Klischees, aber auch mit rasanter Handlung, die dem Werk seine Daseinsberechtigung gibt. Bliebe aber immer noch hinter der Klasse eines Vince Flynn zurück. In diesem Sinne kann man sich das Dingen mal geben, aber ein Pflichtkauf ist es nicht. Akzeptables Mittelmaß ohne Anspruch. Da in den USA mittlerweile zwei weitere Romane zur Figur des Jason Bourne erschienen sind, hoffe ich (bezweifle es aber), dass sich da wieder Besserung einstellt, denn van Lustbader ist ja beileibe kein schlechter Autor, wie er schon mehrfach bewiesen hat, hätte aber lieber die Finger von der Ludlum-Reihe gelassen, da die Fußstapfen für ihn doch zu groß waren/sind. 550 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Januar 2012, 11:23:16
(http://4.bp.blogspot.com/--vg_IhDwMKg/TV-cgIiC5FI/AAAAAAAAAd4/lTRwI81IGv8/s320/Bourne.jpg)

Eric van Lustbader / Robert Ludlum. Getrieben von unmenschlicher Rache, trachtet der russische Killer Leonid Arkadin Jason Bourne nach dem Leben. Ein minutiös geplantes, teuflisches Attentat soll Bournes Tod bringen. Doch Jason Bourne überlebt und macht sich, kaum genesen, auf die gefährliche Jagd nach dem Schützen. Die Spur führt ihn über den halben Erdball bis nach Khartum im Sudan, ins Hauptquartier eines international gesuchten Waffenhändlers. Dort, in der Höhle des Löwen, erkennt Bourne, dass Arkadin nicht nur seinen Tod will, sondern in einen viel größeren Plan von weltpolitischer Dimension verwickelt ist. Einen Plan, der das Ende des Weltfriedens bedeuten könnte.

Ein verhängnisvoller Deal soll Bourne beseitigen und den Weg für eine Aktion des amerikanischen Verteidigungsministers frei machen, die die Welt in den Abgrund reißen könnte. Vordergründig soll der Führer einer extremistischen Gruppe liquidiert werden, aber das eigentliche Ziel ist ein anderes. Da Bourne im Gegensatz zu dem Extremisten den Anschlag überlebt, macht er sich daran, die Schuldigen zu finden. Einer davon ist sein alter Feind Arkadin, der den Sturz vom Tanker vor Long Beach aus dem Vorgänger "Das Bourne-Attentat" überlebt hat und nun seinen Kontrahenten beseitigen will, während er selbst an einem perfiden Plan arbeitet, der ihm Macht und Reichtum einbringen soll. Jetzt ist es an Jason Bourne korrupte und machthungrige Politiker, Privatiers, osteuropäische Mafiosi und Agenten aus den eigenen Reihen aufzuhalten, nachdem über Ägypten eine Linienmaschine mit hauptsächlich amerikanischen Passagieren abgeschossen wird. Schnell wird der Iran als Täter ausgemacht und von der Weltgemeinschaft verurteilt. Amerika macht sich für einen Krieg bereit. Doch war es wirklich der Iran?

Mal abgesehen davon, dass der Name Ludlum in Deutschland nur noch aus marketingtechnischen Gründen auf dem Cover platziert wurde, da Eric van Lustbader die Rechte an der Figur Bourne aus dem Nachlass des verstorbenen Weltklassethrillerautors erworben hat, lässt sich feststellen, dass der neue "Vater" des Agenten Bourne seine Sache diesmal weitaus besser gemacht hat als die letzten Bücher befürchten ließen. Action satt bekommt der Leser geboten und oft auch die Verwicklungen, Lügengespinste, Verschwörungen wie man sie vom Meister selbst zur Genügekennt. Nicht ganz so gekonnt, aber flott und unterhaltend. Flüssig geschrieben, liest sich das Buch schnell, auch wenn man hin und wieder aufpassen muss, welche Figur sich nun auf wessen Seite befindet. Zudem werden diverse Protagonisten aus dem Geschehen genommen, mit denen man nicht unbedingt in dieser Rolle gerechnet hat und nicht jeder Plan oder jeder Beweggrund erschließt sich dem Leser sofort, dazu sind einige Handlungsstränge doch viel komplexer als bisher bei van Lustbader. Wer die alten Bücher von Robert Ludlum kennt, die in Deutschland damals noch mit dem Namen Borowski im Titel - warum auch immer - erschienen, wird es sicher mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass sich die Figur wieder halbwegs alter Stärke nähert. Leider gibt es auch etwas zu bemängeln. Bourne scheint sich in einer Handlungsschleife zu bewegen. Immer noch sucht er nach Anhaltspunkten aus seiner Vergangenheit, da er mit den Identitäten Bourne und Webb noch nicht völlig im Reinen ist, wieder wird er verletzt und für tot gehalten und kämpft mit wenigen Unterstützern gegen das Böse und Intrigen. Dazu kommen einige unlogische Szenen sowie unglaubwürdige Zufälle, die schon zu offensichtlich sind. Ansonsten beherrschen Kampf, Action, Spannung und Tempo das Buch, das auch eine weitere Fortsetzung erfahren wird. Und so, wie es diesmal geschrieben war, darf die gerne kommen. Falls jemand meine unmaßgebliche Meinung interessiert, welches Buch ich empfehlen würde - den neuen Clancy oder den neuen Bourne? Ganz klar "Die Bourne-Intrige". 580 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Januar 2012, 23:57:55
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SzDrgZeASII/AAAAAAAAATA/c5S3kwS6WxA/s320/anwalt.jpg)

John Grisham. Kyle McAvoy steht eine glänzende Zukunft als Jurist bevor. Bis ihn die Vergangenheit einholt. Eine Frau behauptet, Jahre zuvor auf einer Party von Kyle vergewaltigt worden zu sein. Er weiß, dass diese Anklage seine Karriere zerstören kann. Und er trifft eine Entscheidung, die ihn mit allem brechen lässt, was bisher sein Leben bestimmt hat. Also wird er Opfer einer Erpressung, statt sein Wissen in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. Kyle wir gezwungen, einen Job anzunehmen, für den sich jeder Jurist ein Bein ausreißen würde. Seine Welt gerät zu einem Albtraum.

Klappentext und die ersten Seiten seines neuesten Outputs versprechen einen packenden und ordentlichen Thriller im Justizbereich, der ja Grishams Lieblingsthema ist (er kommt ja schließlich vom Fach) - wie schon so oft. Und leider verzettelt sich Johnny Boy denn auch wieder in einer langatmigen, ausführlichen Vorstellung seines Protagonisten, seiner Ausbildung und dessen bisherigen beruflichen Werdegang. Alles - bis auf die Ausnahme der vermeintlichen Vergewaltigung - Nebenstränge ohne besonderen Wert für die Geschichte. Auch der Auftritt des - natürlich unbekannten - Erpressers trägt nicht sonderlich zum Schwung eines als Spannungsroman verkauften Werkes bei. Es folgenausführliche Schilderungen des Alltags eines angehenden Partners in einer renommierten Kanzlei mit überragendem Ruf in der Welt der Hochfinanz, wo die jungen Möchtegernstaranwälte erst einmal 20 Stunden täglich 7 Tage die Woche für die etablierten und wirklich gut verdienenden Herren schuften, die sich natürlich die Stunden ihrer Zuträger von den Kunden gut honorieren lassen.

Tja, Vorsicht mit der Berufswahl. Ansprechend ist in dieser Phase des Buches eigentlich nur noch der skrupellose Umgang in Anwaltskanzleien sowie an der Wall Street. Eigennutz ohne Rücksicht auf Verluste, Gefangene werden keine gemacht. So zieht sich das bis kurz vor Ende (auch ein schon öfter festgestelltes Phänomen der "Erfolgsbücher" des bekannten Autors), das denn auch noch sehr abrupt daherkommt, ohne irgendwelche Lösungen anzubieten oder einmal kurz aufgegriffene Handlungsstränge wie z. B. die Verwicklung der Regierung in Waffenhandel und Industriespionage weiterzuführen. Aber er lässt sich irgendwie auch den Weg zu einer Fortsetzung offen. Spannung: Nö. Thriller: Nö. Öde und langweilig: JA!!!! Keine positiven Veränderungen in seinem Schaffen der letzten Jahre festzustellen. Würde ein unbekannter Autor ein solches Konstrukt einem Verlag anbieten, würde der ihn - höflich formuliert - ignorieren oder die heutigen Grishamfeierer ihn steinigen. Anscheinend will Grisham mit diesem Roman wieder Kohle aus Hollywood abgreifen ( angeblich ist er sogar schon an einen Major verkauft), da er drehbuchgerecht flach und absolut einfach formuliert ist und so manche Figur durchaus an bestimmte Darsteller angepasst sein könnte. John Cusack wäre da zu nennen oder Gene Hackman, der sich aber mittlerweile aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen hat. Bei den vielen wohlmeinenden Kritiken, die man über diesen Schnellschuss aus der Feder von Grisham so lesen durfte, scheint jener auch den Fahrplan der Deutschen Bahn AG inklusive Preiserhöhungen zu einem Bestseller umfunktionieren zu können. Den liest schließlich auch jeder (nur die Kritiken sind meist negativer Art - völlig unverständlich bei dem Service und der Pünktlichkeit des deutschen Staatsunternehmens, ähem). Ein Glück, dass ich das Buch nur von einer Bekannten geliehen habe (der es übrigens gefiel - lästern darf ich jetzt nicht). Verschwendetes Geld und verschwendete Zeit. Nur für Grisham-Allesleser geeignet. 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Januar 2012, 00:00:15
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/StxvvElSPoI/AAAAAAAAARQ/1WeeHLd8Fbk/s320/shadow.jpg)

Brad Meltzer. Michael Garrick gehört dem Beraterstab des amerikanischen Präsidenten an und liebt die gefährlichste Frau der Welt - dessen Tochter. Als er mit ihr, die bei den Agenten des Secret Service den Codenamen "Shadow" trägt, nachts zufällig seinem Chef vom Beraterstab begegnet, kommt sie auf die Idee, diesem zu folgen. Sie werden Zeugen, wie E. Simon, der Chefberater des Präsidenten, in einem Wald Geld versteckt. Aus Spaß nimmt Shadow 10.000 Dollar aus dem Umschlag und schon stecken sie in tödlichen Schwierigkeiten.

Ich beginne mal mit den negativen Aspekten des Buches, die aber nur der deutschen Seite zuzuschreiben sind. Da wird in der Übersetzung aus einem Lost-and-found-deposit ein verloren-und-gefunden-Depot. Wie wäre es denn mit Fundbüro gewesen? Da werden die wörtlichen Reden so gesetzt, dass man wirklich mehrfach lesen muss, um nun herauszufinden, wer denn nun gerade was gesagt hat und dann die namentlichen Unaufmerksamkeiten. Da heißt eine Person auf der Seite noch Pam, um überraschenderweise eine Seite weiter dann plötzlich Pat genannt zu werden und sich dann wieder in Pam zu verwandeln.Nicht gerade eine Topleistung vom Verlag. Genug des Negativen. Der Autor nimmt sich keine Zeit für ein längeres Vorgeplänkel; Hauptfiguren vorgestellt und schon beginnt die Odyssee für den Protagonisten. Von der First Daughter in die Bredouille gebracht, dazu noch von den kurz nach dem nächtlichen "Waldspaziergang" aufgebracht, fragt er sich schnell, in was er sich da reingeritten hat (wobei der von ihm avisierte "Ritt" zu seinem Leidwesen ausgeblieben ist). Tags darauf nimmt das Schicksal seinen Lauf. Statt die Sache unterm Teppich zu halten, plaudert er bei einer Kollegin und wird dann noch des Mordes und der Erpressung verdächtigt. Natürlich spricht sich alles rum und schon gehen die Ränkespiele um das richtige Positionieren im Machtspiel los, und alles, ohne dass der Präsident von der Sache erfährt. Zu allem Überfluss stehen nämlich die Wahlen vor der Tür und kein Schatten darf auf das Amt oder seinen Träger fallen, um eine weitere Amtszeit zu sichern. Da auch "Shadow" eine äußerst launige Person ist, steht Michael Garrick plötzlich fast allein da und versucht sich aus dieser Klemme heraus zu winden, immer das FBI, den Secret Service und verräterische Kollegen auf den Hacken. Keine leichte Aufgabe.

Brad Meltzer hat hier wieder einen hervorragenden Thriller abgeliefert, dem man tatsächlich das Prädikat "Pageturner" verpassen kann. Durch ständige Wendungen, unvorhersehbares Verhalten der Mitwirkenden und immer neue Winkelzüge wird die Spannung stetig erhöht, das eigentliche Motiv des Gelddepots im Wald bleibt lange im Dunkeln und die Zahl der Verdächtigen wächst mit jedem Kapitel. Mit etwas Romantik gewürzt, aufregend bis zum Schluss ist dies ein Klassethriller. Daumen hoch für Brad Meltzer.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Januar 2012, 15:56:02
(http://2.bp.blogspot.com/-6c15mHdrNtU/TxwCSGirMII/AAAAAAAABOg/r33MpDN7K20/s320/%25C3%25B6dland.jpg)

Jean Marc Ligny. 2030. Tornados, Überschwemmungen, Hitze. Die Klimakatastrophe ist Wirklichkeit. Die Welt wird zum Ödland. Eine Sekte sieht die Apokalypse anbrechen und begeht mörderische Attentate. Hunderttausende sterben. Auch Rudy verliert seine Familie. Verzweifelt schließt er sich einer Hilfsorganisation in Afrika an, die das Land vor den Bohrungen eines amerikanischen Unternehmens schützen will. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn alle wollen das kostbare Elixier des Lebens für sich sichern.


Nachdem er bei der verheerenden Flutkatastrophe in Holland seine Familie verlor, schlägt sich Rudy gerade so durch, landet ineinem Auffanglager in Deutschland, schließt sich einer Survival-Gruppe an, die sich letztendlich als Neo-Nazi-Organisation herausstellt und desertiert daraufhin aus dem militärisch geführten Lager. Immerhin hat er 10 Tage lang kämpfen gelernt. Unterdessen ist Laurie im langsam landunter gehenden Frankreich am Ende ihrer Kräfte. Ihr Verlobter ist an einer neuen Droge gestorben, die Eltern längst tot, der Bruder ein Hacker auf der Flucht und nichts hält sie mehr im Land. So nimmt sie den Job an, Bohrmaterial nach Burkina Faso zu bringen, wo eine riesige unterirdische Wasserstelle entdeckt wurde. Als Fahrer kommt Rudy mit. Natürlich haben auch die Amerikaner in Person des Magnaten Anthony Fuller von dem Fund erfahren und wollen das kostbare Nass kommerziell und rein amerikanisch ausbeuten, ohne die Afrikaner in irgendeiner Form zu beteiligen. Die in der dortigen Trockenheit verdurstende Bevölkerung interssiert Amerika keinen Deut. So wird der Transport von Laurie und Rudy nicht nur durch Tornados, Sandstürme und Rebellen, sondern auch durch Sabotage behindert, um ihr zeitiges Eintreffen in Burkina Faso zu verhindern, denn hätten die Afrikaner das Material, ihr kostbares Gut selbst auszubeuten, hätte Fuller keinen Zufgriff mehr darauf. In Amerika indes machen sich eine Sekte mit Hang zu Attentaten, Rassismus und andere Unwägbarkeiten daran, das Land in den endgültigen Ruin zu treiben.



Die Welt am Abgrund. Ligny hat sein Buch pickepackevoll mit Themen rund um die Globale Erwärmung, aber auch Menschlichkeit, Gier, Desinteresse, Drogen, Virtual Reality und Rechtfertigungen auf 800 Seiten zu Papier gebracht. In den USA wird der Versuch mit der Eindämmung der Treibhausgase der Globalen Erwärmung Einhalt zu gebieten als Intrige der in diesem Buch selbstständig und unabhängig vom selbsternannten Weltpolizisten Amerika agierenden Europäer dargestellt und man denkt keinesfalls daran, etwas an dem bisherigen Schadstoffausstoss durch die Industrie zu ändern. Man lässt sich nicht die Wirtschaft durch Lügen aus der Alten Welt ruinieren. Amerika ist selbst am Ende, Pleite durch sinnlose Kriege, zerfallen durch abgespaltene Bundesstaaten, nur noch ein Land für Privilegierte in Enklaven mit genug Ressourcen für ein gutes Leben. Der Rest des Landes wird von Tornados heimgesucht, von genmanipulierten Nutzpflanzen in eine Wüste verwandelt, da man sich der möglichen Nebenwirkungen solcher Anbauten entweder nicht bewusst war oder sie ob des Profites nicht beachtet hat. Medikamente werden nur nach dem Gewinnmaximierungsprinzip auf den Markt gebracht und wenn es nur um Dritte Welt-Länder geht schlicht unter Verschluss gehalten. Aamerika ist von der Weltbevölkerung isoliert. Weder die Europäer, noch die Asiaten oder andere Länder bzw. Kontinente wollen mit ihnen zu tun haben. Amerikas Macht ist gebrochen. Im Jahr 2030 sind die Menschen in Europa mit sich selbst beschäftigt. Einwanderung unmöglich gemacht worden und das Land bzw., der Kontinent im Süden, der langsam verdurstet, kümmert kaum jemanden. Hier wird dem Primat-TV oder der Boulevard-Presse mit ihren täglichen Meldungen oder Sendungen zu irgendwelchen gefaketen Casting, einem Politiker-Fauxpas oder dem Privat-Porno eines Promis mehr Aufmerksamkeit geschenkt, denn Menschen in Not. Die Regierungen stützen lieber marode Banken in ihren selbstverschuldeten Krisen, statt sich um Bevölkerung oder Hilfsleistungen für die ärmsten Länder der Welt zu bemühen. Klingt irgendwie alles gar ncht so sehr nach Roman. Vieles davon kommt einem doch recht bekannt vor, wirkt durchaus realistisch. Das macht auch die ca. 250 Seiten zu Beginn wirklich aus, ein beängstigendes Szenario, etwas überspitzt geschildert, aber teilweise nur zu wahr. Und es ist noch mehr drin. Expansion der Nationen, Kindeserziehung und und und. Zu viel, um es hier alles nennen zu können. Danach kippt das Buch in einen fast reinen Abenteuerroman mit einigen Actionelementen. Rudy mutiert vom Gartenbauspezialisten und Rosenzüchter so nach und nach zum emotionslosen Killer, der aber auf der vermeintlich richtigen Seite steht. Laurie entdeckt die Liebe neu - nicht wie vielleicht zu erwarten zu ihrem Reisegefährten. Beide erkennen, dass die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft in den armen Regionen der Welt noch ausgeprägter ist, als in den Industrieländern, die sich als zvilisiert bezeichnen. Hin und wieder schleichen sich aber auch Längen ein, was man bei über 800 Seiten aber auch nicht überbewerten sollte. Die Schilderung von Fuller und Amerika scheint irgendwie klischeehaft, geht aber ebenfalls nicht allzu sehr an der Wahrheit vorbei. Wollte Amerika irgendwelche Ressourcen fremder Länder ausbeuten oder Demokratie nach Amerikas Gnaden einführen, kam schnell mal die Armee zum Einsatz.

Das ist vorbei. Kann man sich nicht mehr leisten, da man das höchst verschuldete Land der Welt ist, die Gläubiger auf Zahlungen drängen. Selbst die Geheimdienste bieten ihre Leute oder Möglichkeiten privat an ("Sie wurden ausgespäht? Nehmen sie die Dienste von NetSurvey in Anspruch. NetSurvey ist eine Tochterfirma der NSA". Das verleitete mich denn doch zum Schmunzeln, da ich dran denken musste, dass uns vielleicht bald die Regierung einen Bundestrojaner zum Schutz vor Trojanern anbietet, sollten sie die Idee aufgreifen. So holt man sich den Teufel auch ins eigene Haus.) Die Sekte um Moses wird bald als geldgierige Meute geoutet, die sich ausgerechnet an Fullers Vermögen zu schaffen machen will und dazu seine Frau auf ihre Seite bringt. War nicht schwer, da Fuller als Mensch dargestellt wird, der nichts anbrennen lässt, keine Moral kennt, drogenabhängig ist (Tablettensucht), seine Frau ignoriert und nur ans Geldscheffeln denkt. Er hintergeht jeden, um des eigenen Vorteils willen - kurz ein Magnat, wie er im Buche der Arschgeigen steht. Auch die restlichen Figuren sind recht eindimensional gehalten und so wirklich Sympathien erwecken kann auch keine - auch Rudy nicht, trotz seines Verlustes. Viel besser skizziert ist die Verzweiflung und die Tragödien der Bevölkerung in Burkina Faso in ihrem Überlebenskampf. Schaut halt mal rüber nach Afrika. Wir beachten es nur nicht, die Meldungen in den ernstzunehmenden Nachrichten (also nicht die News Shows aus dem Primat-TV) plätschern an uns vorbei. Leider kippt das Buch dann noch einmal in eine andere Richtung, die mir aber zu dick aufgetragen wirkt, als wären dem Autor die Ideengäule mit vollem Galopp durchgegangen, was zumindest meiner Meinung nach die letzten rund 200 Seiten komplett überflüssig macht. Der geistig behinderte und vollgelähmte Sohn von Fuller entpuppt sich als Antichrist, misst sich in einem Gedankenduell mit einer Heilerin in einem Zweikampf USA gegen Burkina Faso mit nem Ozean zwischen den Kontrahenten und dann kommen auch noch die Shawnee-Indianer auf Kriegspfad (Nö, nach Burkina Faso kommen die nicht, sie beschränken sich auf ihre angestammte Heimat und wollen dem gierigen Weißen Mann mal wieder zeigen, was ne Harke ist.) Insgesamt ein ambitionierter Ökothriller, aufgepeppt mit Abenteuer und Action, Intrigen und Geheimdiensten, wirtschaftlichen Mätzchen und menschlichen Unzulänglichkeiten, der im Verlauf der Geschichte immer wieder kritische Anmerkungen,manchmal auch nur in Nebensätzen einfliessen lässt. Anfangs noch eine Warnung vor der Katastrohe später Thriller mit unbefriedigendem Ende. Gerade beim Schluss wäre weniger mehr gewesen. Lässt man die letzten 200 Seiten aber ausser acht, ist "Ödland" schon gelungen, besonders zu Beginn. Kein Werk für den reinen Unterhaltungszweck, man sollte sich schon intensiv in die Story einlesen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Januar 2012, 13:28:34
(http://2.bp.blogspot.com/-5VFrycnvDGA/TyJ31odfIRI/AAAAAAAABP0/mhBYyAJy_sk/s320/king.jpg)

Stephen King. Am 22.November 1963 fielen in Dallas, Texas, drei Schüsse. John F. Kennedy starb, und die Welt veränderte sich für immer. Jake Epping kann in jene Zeit zurückkehren und will das Attentat verhindern. Aber je näher er seinem Ziel kommt, umso mehr wehrt sich die Vergangenheit gegen jede Veränderung.


Jake ist Lehrer und nimmt seine Mahlzeiten bei seinem Kumpel Al in dessen Diner ein. Der erzählt ihm eines Tages eine wilde Geschichte und beweist ihm, todkrank, dass sie der Wahrheit entspricht. Er will Jake durch ein Portal in die Vergangenheit schicken, um den Tod von JFK zu verhindern und die Welt zu einem aus seiner Sicht bessweren Ort zu machen. Er weist Jake in seine Vorgehensweisen ein, gibt ihm Unterlagen und Sachwissen, das dieser für die Zeitreisen benötigt. Erste Tests zum Zwecke der Veränderung des Schicksals eines Bekannten zeigen Jake die Schwierigkeiten auf, die ihn erwarten. Es scheint, als würde sich ihm immer etwas in den Weg stellen, um sein Eingreifen zu verhindern. Als er bei der entscheidenden Reise, die ihn zuerst als Abstecher nach Derry führt, einer miefigen Industriestadt mit unfreundlichen Zeitgenossen, wo er eine Frau und deren vier Kinder vor einem blindwütigen Ehemann rettet, der sie im Suff sonst getötet hätte, nach Dallas kommt, stellt er fest, dass ihm diese Ölstadt so gar nicht gefällt und macht sich auf nach Jodie, einer kleinen Gemeinde vor den Toren der Stadt. Dort sind die Menschen freundlich und er bekommt fast sofort einen Job als Lehrer an der örtlichen Schule. Er beginnt zweigleisig zu fahren - Beruf und die Vorbereitungen zur Rettung vom Präsidenten. Dazu verliebt er sich noch in die neue Bibliothekarin der Schule namens Sadie. Seine große Liebe. Doch während er das Leben in der Vergangenheit genießt, verstrickt er sich auch in seinem Lügengeflecht und die Beziehung steht kurz vor dem Aus. Also volle Konzentration auf die Mission: Das Ausschalten von Lee Harvey Oswald, den er monatelang überwacht, seine Kontakte überprüft und sich einen Plan erstellt, wie er ihn aufhalten kann. Vor dem Attentat selbstverständlich.


Ganz zu Beginn legt Stephen King seinem Protagonisten Jake Epping eigene Erfahrungen hinsichtlich mangelnder Rechtschreibung und Bildung in der Bevölkerung, AA-Weisheiten und die Gefahren des Tabakkonsums in den Mund. Besonders die Gesundheitsaspekte haben es ihm angetan, da er mit penetrantem, fast missionarischem Eifer seine Mahnungen kundtut und dies über die gesamte Seitenzahl tapfer durchhält. Leider wollte ich keinen Gesundheitsratgeber (dafür hab ich meinen Arzt) und auch nicht dazu herhalten, mir seine eigene Suchtkarriere wie ein Therapeut anzuhören bzw. zu lesen, wenn er sie in Buchform verarbeitet. Ansonsten macht der Romancier zu Beginn so gut wie alles richtig (soweit ich das als Laie und schlichter Leser beurteilen kann) und der Part, wie Al seinen Kumpel häppchenweise einweiht, immer durch Cliffhanger unterbrochen, und die ersten Tests sind feine und vor allem spannende Unterhaltung. Die Erwartungshaltung steigt weiter und King packt die "Was wäre, wenn..."-Karte aus. Lebt Kennedy weiter, gibt es keine Morde, verhindert er Vietnam und die Rassenunruhen bleiben aus. Soweit der Wunschgedanke. Dass der in Amerika völlig kritiklos mit Heiligenschein versehene Kennedy, der auch nicht ohne Makel war, was aber niemand wahrnehmen oder wahrhaben will, vielleicht auch den Dritten Weltkireg auslösen könnte, kommt niemand in den Sinn. Mit Kennedy wird alles besser. Bei dem Thema wird es so proamerikanisch, dass man sich fast bei Clancy und Konsorten wähnt. Daneben stehen natürlich die zentralen Fragen der Zeitreise. Was bewirken die Veränderungen der Vergangenheit für die (neue?) Zukunft? Hinzu kommt der Ansatz, dass die Zeit sich wehrt, obwohl dies nicht so grausam geschieht, wie auf dem Klappentext großspurig verkündet. Es sind eher Unglücke, Dinge des alltäglichen Lebens, die passieren können. Gehäuft, je näher er dem Ziel kommt, aber erklärbar. Bis zu ca. Seite 450 bleibt der Roman auf einem guten Niveau, sie sind die besten des Buches bis er sich fast völlig der Liebesgeschichte von Jake und Sadie widmet und deren Leben in den Sixties. Hier kommt zwar Charme auf, wenn er diese Zeit so schildert, als wäre bis auf Ausnahmen alles besser gewesen, aber das verblasst je länger er sich mit diesem Teil seines Buches aufhält und das Attentat immer noch in weiter Ferne liegt, während sich Jake mit Sadie vergnügt und nebenbei Oswald hin und wieder im Auge behält. Diesen Part erzählt King ausschweifend und langatmig, aber ohne große Verschwörungstheorien, nur unterbrochen von einigen wenigen Krimielementen, von Horror keine Spur, nur ein paar Andeutungen. Das Erzähltempo wird langsamer, die Sache verliert an Fahrt und driftet teilweise Richtung Kitsch ab. Liebesdrama mit Lokalkolorit und Taschentuchpflicht. Hier hätte man sich getrost rund 300 Seiten sparen können. Gegen Ende der 1050 Seiten der deutschen Ausgabe geht es wieder etwas flotter zur Sache, aber es kann den langweiligen Part nicht völlig vergessen machen, kurz noch die Fantastik gestreift und dann ein recht unbefriedigendes Ende (zumindest teilweise). Die Story hatte mehr Potenzial, das ungenutzt blieb und konnte mich nicht völlig überzeugen. Ich sag nur Reset-Option. Daher bleibt nur Mittelmaß für einen zwar emotionalen Roman, der locker zu konsumieren ist, wenn man die zähen Phasen übersteht, der aber auf dem Gebiet von Horror nicht wirklich überzeugen kann, mit dem er beworben wird. Da fand ich "Die Arena" entschieden besser. Wer sich aber eine große Lovestory von King gewünscht hat, liebevoll und herzensgut, zu Tränen rührend, eine Werk eines anscheinend gereiften Schriftstellers, der sich immer mehr vom offensichtlichen Horror abwendet und mehr über das Böse in den Menschen und deren seelische Abgründe skizziert, der ist bei "Der Anschlag" besser aufgehoben als ich, da meine Erwartungshaltung eben eine andere war. Geschmackssache eben. Dachte sich laut Entertainment Weekly wohl auch Jonathan Demme und hat sich angeblich schon die Rechte für eine Verfilmung gesichert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Januar 2012, 14:38:59
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SK_SGb_6t5I/AAAAAAAAABc/K4aQjSq9uVc/s320/Noir.bmp)

Olivier Pauvert. Dieser SciFi-Fantasy Mix führt seinen Protagonisten nach seinem Unfall mit einem Gefangenentransporter der französischen Polizei zurück in die Zukunft - etwas mehr als 12 Jahre sind seit dem Sturz in eine Schlucht und seine Befreiung vergangen und er trägt nun an sich die Kennzeichen eines Menschen mit Downsyndrom, was ihn nicht nur zum Aussenseiter degradiert sondern auch bei der Suche nach dem Mörder der jungen Frau, deren Tod er verdächtigt wird, behindert. In einem Frankreich, das sich völlig gewandelt hat seit seinem Unfall, begegnet man ihm nun mit vorsichtiger Zurückhaltung oder offener Abscheu. Hilfe kann er sich nur von anderen seiner Art erhoffen.


Auf der Jagd nach Spuren muss er feststellen, dass sich der Staat in eine Form des Diktats der Gleichschaltung verändert hat, gegen das sich nur wenige aufzulehnen scheinen. die Menschen denken gleich, kleiden sich konform und werden von Großbetrieben ausgebeutet, die ihnen in der massiven Werbung für die immer gleichen Produkte das Geld aus der Tasche ziehen. Freie Marktwirtschaft ist abgeschafft, freie Meinungsäußerung erst recht, die Politik jagt die Widerspenstigen, um sie zu kasernieren und umzuerziehen. Deshalb hat er sich mittlerweile bewaffnet bzw. festgestellt, dass er eine Waffe ist - seine Blicke können töten, was er auch zu nutzen weiß. Hilfe erhält er von weiteren Ausgestossenen, die sich in Hinterhöfen und der Kanalisation vor der Allmacht der staatlichen Geheimpolizei verstecken, um wenigstens zu überleben oder aber einen gemeinsamen Widerstand zu organisieren. Für ihn aber ist die Lösung seines Falles vorrangig, da er sich beim besten Willen nicht als Mörder dieser jungen Frau fühlt. Er vermutet gezielte Manipulation, um in ihm einen Sündenbock aufzubauen.


Das Thema des totalitären Staates wird hier - obwohl etwas an 1984 erinnernd - aus einer neuen Perspektive angegangen. Das Opfer des Systems kehrt Jahre später wieder zurück.! Im Verlaufe der Story wird dann die gesamte perfide Macht und Durchtriebenheit des Staatsapparates aufgerollt, ohne aber dabei die Hauptperson aus dem Auge zu verlieren. Insgesamt wird hier durch den Autor dazu aufgerufen die Menschenrechte, Freiheit (zur Zeit ja in Frankreich mehr als aktuell hinsichtlich der Vororte und des offenen Rassismus bezüglich der Einwanderer aus den früheren Kolonien) und den Datenschutz (mit diesem Thema darf sich aktuell Deutschland beschäftigen, da Firmen und Politik diesen ja nach Gutdünken zu eigenem Nutzen aushebeln, ohne dafür auch nur ansatzweise Strafe fürchten zu müssen, der Bürger wird allein gelassen, da die Mächtigen miteinander kungeln) nicht durch die Staatsmacht oder Wirtschaftsmonopole unterlaufen zu lassen. Hervorzuheben sei, dass der Beginn des Werkes wichtig für die gesamte Auflösung des Falles sein wird sowie die stellenweise harten und grausamen Züge, die Olivier Pauvert in seine Botschaft für Toleranz und Vorsicht vor den Regierenden mit einfließen lässt. Klarer Lesetipp. Rund 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Januar 2012, 14:43:08
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SKqQ7Sc4LiI/AAAAAAAAABM/RDTaWK5JIwk/s320/unbenannt+FT.bmp)

Taavi Soinivaara. Tausende Kilometer liegen zwischen Helsinki und Bagdad. Und doch ist die finnische Hauptstadt Dreh- und Angelpunkt eines mörderischen Plans: von hier soll ein weltweiter Jihad ausgehen. Noch ahnt Arto Ratamo nicht, dass er es mit einem Fall von apokalyptischen Dimensionen zu tun hat. Die fünf Jahre als Ermittler der Sicherheitspolizei haben Spuren bei ihm hinterlassen. Zudem ist seine alte Liebe Riita Kuurma von Europol zurückgekehrt, während seine jetzige Freundin Ilona mehr Nähe sucht. Doch eine andere Frau braucht seine Hilfe. Eeva, die ein enormes Zahlengedächtnis hat, wird von Terroristen erpresst. Ratamo läuft die Zeit davon, um herauszufinden, wo und wann der Terroranschlag stattfinden soll.


Der Autor spart nicht mit Bezugnahme auf aktuelle Tagesgeschehen Darstellungen der Situation in Bagdad inklusive des Verhaltens der amerikanischen Besatzer gegenüber der Bevölkerung. Hier werden die Auslöser für die folgenden Ereignisse und deren Planung erörtert und dann weiter geführt, bis die Akteure die finnische Hauptstadt erreichen. Dort angelangt, erhält man einen Eindruck in das Leben und Treiben der finnischen Gemeinschaft, da der Autor das Eintauchen der Terroristen ins alltägliche Leben ihrer neuen Heimat beschreibt und es daher dem Sicherheitspolizisten Ratamo schwer fällt, unter den ganzen Flüchtlingen und Fremdarbeitern, die sich schon eingewöhnt haben, die Verbecher ausfindig zu machen.

Den eigentlichen Plan der finnischen Variante der "Achse des Bösen" enthüllt der Autor erst im Laufe des Geschehens. Eingeflochten werden die menschlichen Züge und Probleme des Ermittlers, der es mit Herz und Verstand zu meistern versucht, seine Fälle und sein Privatleben zu ordnen. Im Laufe der Handlung werden einige drastische Szenen aus irakischen Gefängnissen geschildert, die im starken Kontrast zum Leben in der finnischen Metropole stehen, was für Stammleser eher ungewohnt ist, da Soininvaara auf ausführliche Gewaltdarstellungen in seinen bisher sechs Romanen um Arto Ratamo eher verzichtet hat. Die Spannung hinsichtlich des Ziels und die Auflösung des Falls bleibt jederzeit erhalten und dieser Roman ist meiner subjektiven Meinung nach wie die vorherigen Ratamo-Fälle auch, ein hervorragender Kontrast zu den Romanen des Schweden Mankell, dem mittlerweile schon inflationär gehuldigt wird, obwohl er meines Erachtens seit einigen Jahren eher schwächelt. für Freunde des guten, gediegenen skandinavischen Krimis eine klare Empfehlung. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Januar 2012, 14:48:31
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SddX6-y_sWI/AAAAAAAAAKQ/NqZ22PjisoI/s320/BG1.jpg)

Brent Ghelfi. Alexei Volkovoy, genannt Volk, ein alter Tschetschenien-Kämpfer, der im Krieg einen Fuß verlor und seither mit einer Prothese lebt, ist ein Gangster, der im postsowjetischen Moskau dubiose Geschäfte mit Drogen, Waffen und Kunstobjekten macht. An seiner Seite hat er Valja, eine exotische Schönheit, die seine gefährlichste Waffe und ihm treu ergeben ist. Zwei Männer kontrollieren jeden seiner Schritte: Maxim der psychotische Herrscher der Moskauer Unterwelt und der General, dem Volk auf geheimnisvolle Weise verpflichtet ist. Von Maxim erhält Volk den Auftrag, aus der Eremitage in St. Petersburg ein bisher unbekanntes Bild von Leonardo da Vinci mit dem Titel "Leda und der Schwan" zu stehlen. Das Gemaälde stammt aus der Sammlung von Sophia Alexejewna, der Schwester Peter des Großen, einer rechtmäßigen Thronfolgerin. Mit einer kleinen Truppe dringen Volk und Valja in die Eremitage ein und können das Bild entwenden, doch bei der Flucht stellt sich heraus, dass einer der Mitstreiter ein falsches Spiel treibt und mit der "Leda" entkommt. Die Suche nach dem Verräter und dem Gemälde führt Volk nach Prag, New York und wieder zurück nach Moskau, wobei er eine blutige Spur hinter sich herzieht.

Zwei positive Aspekte gleich zu Beginn. Der Klappentext beinhaltet glücklicherweise längst nicht das gesamte Szenario des Buches, was schon so viele andere Werke langweilig machte und endlich wieder ein Protagonist, der nicht mit einem heldenhaften Heiligenschein den Leser blendet (was mittlerweile ebenfalls langweilt). Volk ist ein Veteran, kriegsverseht, Gangster mit eigener Räuberbraut und alles andere als zimperlich. Menschlichkeit zeigt er nur, indem er Soldatenwitwen oder abgestürzten Ex-Soldaten hilft, da sie für ihr Land gekämpft haben, und in seiner Liebe zu Valja. Ansonsten betreibt er im heutigen Russland seine illegalen Geschäfte. Er ist eher ein vielschichtiger Charakter wie man ihn als Vic Mackey aus "The Shield" kennt. Er handelt mit allen möglichen Produkten von Drogen bis zur Frauen, aber nicht mit jedem, was ihn auch auf die Abschussliste so manches Geschäftskonkurrenten bringt. Nach einem missglückten Anschlag konfrontert er den Typen mit einem Uzi-Blowjob, um kurz danach in ein unsauberes, undurchsichtiges sowie riskantes Vorhaben einzusteigen.
Ab diesem Zeitpunkt ist die Aufmerksamkeit des Lesers gefragt, da etliche völlig unterschiedliche Figuren in dem Spiel mitmischen und man sich schon konzentrieren muss, um diese alle auseinander zu halten. Die Motive bleiben bis zum Ende im Dunkeln und man kann sich außer bei Volkov selbst nie sicher sein, dass diese oder jene Person nun die ist, für die sie sich ausgibt. Gleichzeitig erhöht sich der Härtegrad der Vorgehensweise und es wird so kalt und gefühllos ohne Bedenken getötet, als würde man eine Zigarette austreten - einfach so nebenbei, völlig gedankenlos. So fordert die gnadenlose Jagd durch die Großstädte der Welt etliche Menschenleben und findet beileibe nicht das erwartete Ende.


Zynisch, hart und schnell lässt Brent Ghelfi seinen Helden durch die Handlung und dessen illegalen Machenschaften hetzen. Während er zudem die Zustände im Russland von heute schildert, die den Weg in die westlichen Medien nie schaffen. Armut, Schmutz, Korruption, Kriminalität, Hoffnungslosigkeit und Wodka prägen die russische Gegenwart, das Verbrechen hat seine Blütezeit und Volk ist ein Produkt davon. Einerseits führt er seine Geschäfte wie ein Buchhalter mit Büro und Papierkram, andererseits ist er auch ein Mietkiller zwischen allen Fronten, der sich in dieser komplexen, harten Story um ein brutales Ränkespiel mit allen Mitteln und einer selten gelesenen Kompromisslosigkeit zur Wehr setzt. Gnade gibt es keine, Zeugen werden nicht hinterlassen und von seinen Foltermethoden kann auch ein Jack Bauer noch etwas lernen. Ghelfi hat mit seiner Kombination aus knüppelhartem Actionthriller und russischer Gegenwart einen Roman geschaffen, der weit über das Mittelmaß hinausgeht. Fast perfekter Erstling und wer auf Charlie Huston oder Duane Louis sein Augenmerk gelegt hat, kann hier bedenkenlos zugreifen. Top!! 390 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Januar 2012, 15:31:10
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SdpoZmjgLVI/AAAAAAAAAKY/4hoqBNk6zKY/s320/BG2.jpg)

Brent Ghelfi. Der Moskauer Hauptsitz eines amerikanischen Ölkonzerns wird Ziel eines blutigen Anschlags. Alexei Volkovoj, der Mann für die Drecksarbeit, wird auf den Fall angesetzt. Schon bald findet er sich in einem Sumpf aus Korruption und derart dunklen Machenschaften, dass selbst der hartgesottene Volk an seine Grenzen stößt. Denn neben der Jagd nach den Terroristen hält ihn auch noch die Suche nach einem Video in Atem, das russische Gräueltaten während des Tschetschenienkrieges dokumentiert. Das Video ist nicht nur eine politisch brisante Zeitbombe, sondern es hat auch bereits etliche Menschenleben gekostet. Irgendjemand scheint Jagd auf die für das Massaker Verantwortlichen zu machen. Alle Spuren weisen in den Kaukasus. Die Reise in ein kleines Bergdorf wird für Volk gleichzeitig zu einer Rückkehr in seine Vergangenheit. Erinnerungen an die schreckliche Folter, die er selbst einst ertragen musste, werden für ihn wieder lebendig. Er droht, zwischen den Fronten der Mächtigen zerrieben zu werden.

Da ich von dem ersten Roman "Russisches Abendmahl" sehr angetan war, habe ich mich entschlossen, direkt im Anschluss den zweiten zu lesen, was sich insofern als Vorteil erwies, dass gegen Ende des ersten schon Hinweise auf den nächsten Fall gegeben wurden, die ich sicher bei längerer Pause geistig unterschlagen hätte. Zudem hatten sich im Erstling einige Fakten zu Volk und seinen Geschäften verdichtet, die jetzt intensiver beleuchtet werden. Etliche Figuren aus dem Vorgänger sind auch wieder in die Handlung eingebunden.
Die vorliegende Aufgabe ist in der ersten Hälfte mehr mit einem normalen Kriminalroman zu vergleichen, wenn Volk sich durch die Indizien und Beweise arbeitet, die ihn zu immer mehr Mitspielern führen, die ihm denn auch das Leben schwer machen. Während noch mehr auf die innerrussischen Probleme der Gegenwart eingegangen wird, hat der Protagonsit seinen Kampf mit diversen Gruppierungen auszufechten, die ihn von der aufgenommenen Fährte ablenken wollen oder versuchen, ihn für ihre jeweiligen Zwecke einzuspannen. Erst nachdem Volk den Tätern immer näher kommt, nimmt der Gewaltpegel stetig zu, die Aktionen werden rasanter und der Autor kommt auch auf die Grauen des Tschetschenienkrieges zu sprechen; und zwar in einer Form, die den westlichen Medien entweder vorenthalten wird oder die sie einfach ignorieren. Dabei geht er nicht einseitig vor, sondern klagt beide Parteien an, nur um des eigenen Vorteils willen zu handeln. Dabei muss Volk immer wieder feststellen, dass in seinem Umfeld Verrat und Misstrauen in voller Blüte stehen und Loylitäten sich ständig wandeln. Er kann niemandem wirklich trauen. Dass auch hier kein wirklich befriedigendes Ende oder gar ein Happy-End im üblichen Sinne die Ermittlungen ausklingen lässt, war schon zu erwarten.


Nicht ganz so hart wie sein Vorgänger, aber ebenso fordernd, was die rege geistige Mitarbeit des Lesers angeht, da auch hier wieder eine Menge Personen oder Institutionen an der Hatz nach Video und Terroristen teilnehmen und diesmal sogar China und Amerika ihren Teil zur Handlung beitragen. Tricks und Täuschungen sind an der Tagesordnung, Betrug und Hinterlist gehören zum Programm und die Mächtigen und Reichen versuchen mit allen Mitteln eine Aufklärung zu verhindern, da daurch ihre Geschäfte im In- und Ausland bedroht werden. Die schmutzige Atmosphäre des Krieges und seine Auswirkungan auf die Beteiligten werden von Brent Ghelfi schonungslos dargestellt. Dies alles bettet er in eine Romanhandlung ein, die von spannend zu rasant wechselt und alles bietet, was man sich unter einem guten Thriller vorstellt. Und das Ende lässt vermuten, dass sich der dritte Roman (laut Verlag schon in Arbeit) wieder direkt an den vorliegenden anschließt.

Doch der deutsche (eher nicht gerade unabhängige Verlag, der unter dem Oberbegriff Random House.de eingeordnet ist) Verlag hat wie gewohnt keinen Sinn für seine Kunden und Fortsetzungsstorys. Der neueste Roman von Brent Ghelfi hat es nicht zu uns geschafft. Hier lob ich mir Kleinverlage wie Atlantis der Voodoo-Press usw. Die mögen vielleicht preislich etwas höher liegen, beim Lektorat manchmal nicht die große Genauigkeit (Hierzu sei gesagt, dass die bei den etablierten Verlagen auch oft vergessen wird und man für sein teures Geld aus vermeintlich gutem Hause mit höheren Ansprüchen und viel besseren Rahmenbedingungen auch etlichen Schrott mit hohem Fehlerquotient erhält) an den Tag legen und bei den Erscheinungsterminen der Bücher aufgrund diverser Schwierigkeiten in der Produktion, Druck oder bei Verhandlungen (Oder Übernahmeversuchen durch die Etablierten) etwas flexibel vorgehen müssen und erste Termine vielleicht nicht halten können, doch die brechen eine Reihe um einen Serienhelden nicht kommentarlos mittendrin ab oder kündigen gar den Folgetitel mit Erscheinungsdatum, Cover an, bloß um ihn dann kommentarlos unter den Tisch fallen zu lassen. Was intressieren die Großen im Geschäft denn die Kunden oder Fans. Haben ja schon die Masse auf ihre Seite gezogen und der mit ihren flachgeistigen Immer-Gleich-Romanen die Euronen aus der Tasche gezogen. Abweichende Meinungen (Themen) werden kaum  toleriert. Blogger oder Kritiker, die negative Meinungen zu Büchern haben, können schon mal von einem Verlag und Autor (der sich auf seiner Homepage angeblich der Meinungsfreiheit 100% verpflichtet fühlt) bedroht oder beleidigt werden und mit einer Klage konfrontiert. Bei den kleinen Verlagen wie Atlantis-Verlag oder Voodoo-Press und dem schon etwas bekannteren Festa-Verlag würde so etwas nicht passieren. Der Kunden wird auf Anfrage (ja, hier antwortet man noch) über den neuesten Stand informiert, bekommt bei der Direktbestellung beim Verlag sein Buch noch vor der offiziellen Auslieferung (kann ich unbedingt bestätigen), Terminverschiebungen werden angekündigt und sollte sich aus dem einen oder anderen Grund eine Preiserhöhung ergeben, wird der Vorbesteller informiert und bekommt die Chance vom Kauf zurückzutreten, falls er es aufgrund der Teuerung wünscht. Ich  nutze das hier einfach mal als meinen Dank an die viele Mühe, das gesamte Personal, auch die Lektoren, die so manchen Fehler mal übersehen, was ich auch schon bemängelt hab, die aber Verbesserung nicht nur in Worthülsen geloben, sondern sie auch leben, auch die Übersetzer und Covergestalter seien lobend erwähnt und sogar die Chefs. Unter schwierigen Bedingungen gegen große Konkurrenz, die durch niedrigere Preise, Werbemassnahmnen, Aufkäufe und so weiter kleine Verlage ins Abseits drängen (siehe den leider geschlossenen Otherworld) und somit auch die Themenvielfalt einzuschränken versuchen, bleibt ihr für die Kunden (und wollt natürlich auch den einen oder anderen Euro zum Leben verdienen) und lässt Fans von Fantastik, Horror der härteren Art (abseits von Twilight oder radikal gekürzten und zensierten Richard-Laymon-Büchern) sowie harten Thrillern a la Brett McBean nicht im Stich. Daher einfach mal mein Dank an all die kleinen Verlage, die unabhängig agieren und sich nicht ins Bockshorn jagen lassen.Vielen Dank an Atlantis-Verlag, Voodoo-Press, Festa-Verlag, Shayol-Verlag oder Golkonda-Verlag und den Rot-Buch-Verlag mit seiner Hard-Case-Crime-Reihe aus der die Bücher von Ken Bruen (von ihm wurde ja "Blitz" mit Statham und "London Boulevard'" mit Farrell verfilmt) und viele mehr stammen  - sollte ich den einen oder anderen vergessen haben, war es völlig unabsichtlich und hat nicht mit einer Wertung deren Leistung zu tun. Fällt es mir wieder ein, wird nachgetragen, versprochen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Februar 2012, 05:08:42
Neues zu Post #154 Bücherzeit:

http://john-asht.blogspot.com/2012/01/literatur-kriminalitat-im-internet.html?spref=bl (http://john-asht.blogspot.com/2012/01/literatur-kriminalitat-im-internet.html?spref=bl)   Lachen oder weinen, naja, bedauern ginge vielleicht auch noch.

http://www.fandomobserver.de/pdf/272.pdf (http://www.fandomobserver.de/pdf/272.pdf)   Man beachte bitte das Interview. Fandom Observer 02/2012 ab Seite 7.

http://www.fandomobserver.de/2012/01/hilfe-fuer-vermutlich-talentierte-autoren/ (http://www.fandomobserver.de/2012/01/hilfe-fuer-vermutlich-talentierte-autoren/)

Hat ganz schöne Wellen geschlagen, die Sache. Und ganz so gut weggekommen ist der Autor hier wohl auch nicht. Könnte sich als Schuss in den Ofen herausstellen, was er da so verfasst hat.

Wie wohl Michael Bay oder Marcus Nispel über schlechte Rezis zu ihren Filmen denken? Schicken sie dann die Transformers oder Conan bzw. Jason los?
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: JasonXtreme am 3 Februar 2012, 11:56:27
Zitat von: Jerry Garcia am 22 Januar 2012, 15:56:02
(http://2.bp.blogspot.com/-6c15mHdrNtU/TxwCSGirMII/AAAAAAAABOg/r33MpDN7K20/s320/%25C3%25B6dland.jpg)

Interessant, das steht bei mir als Hardcover zu Hause, und hieß da noch AQUA
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Februar 2012, 20:21:56
(http://3.bp.blogspot.com/-NXEYM25GcDM/TywWj3ExzQI/AAAAAAAABR4/QIMHyTn9yy4/s320/bourned.jpg)

Robert Ludlum/Eric van Lustbader. Jason Bourne ist auf Bali untergetaucht, wo er in den Besitz eines mysteriösen Rings kommt. Die Inschrift verweist auf eine im Geheimen operierende Organisation. Bournes Weg führt nach Marokko, wo er das Machtzentrum der Gruppe vermutet. Hier trifft er auf seinen Todfeind Leonid Arkadin, und ein unerbittlicher Kampf entbrennt. Doch scheinen beide in eine tödliche Falle getappt zu sein.

Während Bourne damit beschäftigt ist, der Spur des Rings zu folgen, der einer Frau gehörte, mit der er anscheinend im unbekannten Teil seines Lebens näher verbandelt war, und dabei versucht, weitere Einzelheiten aus seiner undurchsichtigen Vergangeheit mühevoll aufzudecken, ist Arkadin mit einem Laptop untergetaucht, auf dem verschlüsselte Daten über Kunden eines Waffenhändlers hinterlegt sind. Arkadin wird dewegen von Dimitri Maslow und seinem Segundo Oserow unerbittlich gejagt. Besonders Oserow hegt aufgrund einer gemeinsamen Geschichte unbändigen Hass auf Leonid, den ehemaligen Top-Agenten von Treadstone. Und genau dieses Treadstone, dessen erster Agent Arkadin war, bevor Bourne noch ausgebildet wurde, wird durch einen skrupellosen Mann im Hintergrund wiederbelebt, der wiederum durch eine ihm unbekannte Gruppe finanziert und geschützt wird. Gleichzeitig versuchen die neuen Macher von Treadstone die Central Intelligence mit ihren eigenen Leuten in den entscheidenden Positionen zu besetzen. Und sie jagen Bourne, um ihn in einen Konflikt mit Arkadin zu hetzen, der ebenfalls vor seinen Häschern auf der Flucht ist. Und Bournes Freundin Moira Trevor wird engagiert, um den verschwundenen Laptop im Auftrag eines marokkanischen Geschäftsmannes wieder zu beschaffen.

Sieht man davon ab, dass in Deutschland auch elf Jahre nach seinem Tod die Bücher immer noch unter dem Namen Robert Ludlum vermarktet werden und Eric van Lustbader nur im Kleingedruckten genannt wird und dass die ewige Suche von Jason Bourne nach seiner Vergangenheit und vermeintlichen verflossenen Liebschaften sich langsam aber sicher abnutzt, wenn nicht gar ermüdend wirkt, hat van Lustbader aber wieder einen recht spannenden Thriller konzipiert, der einige Wendungen im Plot aufzuweisen hat. Wie schon im Vorgänger, an den das Buch fast direkt anschließt, hat der Autor einen actionreichen Roman vorgelegt, der durchaus der Tradition des Schöpfers der Hauptfigur gerecht wird, ohne jedoch völlig seine eigene schriftstellerische Identität zu untergraben. Gerade auf Bali schimmern Stil und Art durch, die man aus älteren Werken wie "Der Ninja" oder "Schwarze Augen" noch positiv in Erinnerung hat. Was den Roman etwas unübersichtlich macht - zumindest zu Beginn -, sind die vielen Personen und Organisationen, der schnelle Schauplatzwechsel und Handlungsstränge, die anfangs nicht wirklich mit Bourne in Bezug zu bringen sind. Hier ist dann schon etwas Konzentration vom Leser gefordert, bevor die Fäden nach und nach zusammengeführt werden. Ähnlich wie beim Meister selbst, bleibt man auch hier oft im Unklaren, wer nun Bourne wirklich zur Seite steht, welche Motive jeder hat und wer nun warum an welcher Verschwörung gegen wen auch immer beteiligt ist. Mit der Zeit wird die Hatz aber immer rasanter, das Tempo zieht an und es geht zügig vorwärts. Wirklich neue Erkenntnisse gibt es nichtzu berichten. Van Lustbader ist nah an der Qualität eines Ludlum dran, aber längst nicht so komplex im Aufbau der Geschichte wie dieser. So liest sich das Ganze zwar flüssiger, ist aber trotz aller positiven Aspekte eben doch kein "echter" Ludlum. Am Ende sind noch genug Anzeichen für weitere Abenteuer des Agenten zu erkennen und wer sich auf van Lustbaders Homepage umschaut, wird sehen, dass noch zwei Bücher der deutschen Veröffentlichung harren (zwischendurch wird es aber auch wieder andere Stories geben). Jedenfalls kann jeder, dem die bisherigen Thriller um Bourne aus van Lustbaders Feder zugesagt haben, hier bedenkenlos zugreifen. 590 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Februar 2012, 16:30:42
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Sc0NpYaHFeI/AAAAAAAAAKA/Zzby0laA7h0/s320/conny1.jpg)

Michael Connelly. Zuletzt wurde Marie Gesto in einem Supermarkt gesehen, danach verliert sich ihre Spur. Harry Bosch wird mit dem Fall betraut, doch die junge Frau taucht nie wieder auf. Dreizehn Jahre später bekommt Bosch einen Anruf. Ein geständiger Serienmörder namens Raynard Waits ist bereit, neben den Morden, derer man ihn überführt hat, weitere Morde zu gestehen, wenn er im Gegenzug nicht zum Tode verurteilt wird. Eine der Taten ist der Mord an Marie Gesto. Bosch, den das Verschwinden der jungen Frau nie in Ruhe gelassen hat, übernimmt zusammen mit seiner Partnerin Kiz Rider erneut den Fall. Beim Studium der alten Ermittlungsakten stößt er auf ein Detail, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt: Kurz nachdem Marie Gesto verschwunden ist, geht bei der Polizei ein Anruf ein, der direkt zu Raynard Waits geführt hätte. Bosch hätte nicht nur den Mord an Marie Gesto aufklären, sondern vor allem weitere Morde verhindern können. Bosch kann icht glauben, dass er den entscheidenden Hinweis damals übersehen hat, und er beginnt, den alten Fall wieder aufzurollen. Dabei kommt er einem unheimlichen Komplott auf die Spur.

Die Hauptfigur Harry Bosch ist ein von seinem Beruf und den Umständen zutiefst betroffener Police Detective, da ihn seine Arbeit als Polizist, dann Privatdetektiv und wieder zurück im Polzeidienst zu den abscheulichsten Abgründen im sonnigen L.A. abseits der Glitzerwelt Hollywoods führt. Er hat seinen eigenen Kopf, geht stur seinen einsamen Weg, eckt bei Kollegen und Vorgesetzten regelmäßig an, aber anders als bei seinem Namensvetter "Dirty Harry" ist sein Seelenleben eher mit den düsteren Bildern eines Hieronymus Bosch zu vergleichen. Seine Fälle gehen ihm an die Nieren, verfolgen ihn des Nachts in wilden Albträumen und die "Cold Cases" verfolgen ihn jahrelang und wirken sich dabei auf seine Stimmung aus.
Die anstehenden Wahlen zum Bezirksstaatsanwalt und in den Stadtrat konfrontieren Bosch ebenso mit seiner Vergangenheit wie der neue (alte) Fall Gesto, was ihn einmal mehr in die Schattenseiten von L.A. führt. Vom Leben enttäuschte und vergessene Individuen kreuzen seinen Weg auf der Suche nach der Wahrheit, von Connelly stilistisch aber nicht ganz so drastisch dargestellt wie von seinem Kollegen James Ellroy. Aber auch hier wird die Verquickung der alltäglichen Polzeiarbeit mit den ehrgeizigen Zielen der höheren Chargen deutlich zum Ausdruck gebracht und Korruption als Mittel zum Zweck scheint an der Tagesordnung. Das Streben nach Medienpräsenz der jeweiligen Kandidaten hat Priorität gegenüber den jeweiligen Fällen, die nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für die eigenen Interessen zu wecken. Und mittendrin versucht Harry Bosch mit schon fast an Paranioa grenzendem Misstrauen gegenüber seinem Umfeld und den Vorgesetzten seinen Fall zu lösen. Trotz etlicher Stolpersteine und Vorgaben bleibt er verbissen und stur an dem Fall dran, da nicht alle Indizien zu seinen früheren Ermittlungen und Überlegungen passen wollen. Wird da etwa ein Schuldiger gekauft, damit der wahre Mörder nicht weiter drangsaliert wird? Ist die Justiz in die Vorgänge involviert?

Brillant durchdachte Story, deren verschiedene Handlungsstränge schwer durchschaubar erst kurz vor Ende zusammengeführt werden. Stilistisch bemerkenswert, allemal spannend, fernab von den üblichen Klischees lässt Michael Connelly seinen Harry Bosch ermitteln. Figuren mit Ecken und Kanten, Fehlern und Eigenheiten machen seine Geschichten aus. Und wie in seinen vorherigen Büchern hat er es sich auch diesmal nicht nehmen lassen, eine Hollywoodgröße (statt Clint Eastwood, der seinen Roman "Blood Work" verfilmte, diesmal den Produzenten Stephen J. Cannell - Renegade -) zu erwähnen sowie den Journalisten und Autor Duane Swercienski (in Deutschland unter dem Namen Duane Louis veröffentlicht) als Verfasser eines (fiktiven) Zeitungsartikels darzustellen.Sehr gute, spannende Krimi-/Thrillerkost, aber kein Actionreißer.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Februar 2012, 16:36:47
(http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila/351_52852_112861_xl.jpg)

Kurzkritik.
Ronald Malfi. Snow-Die Kälte. Horror. Und hier eine der positiven Überraschungen. Amerikas mittlerer Westen schneit zu, und alle Flüge werden gestrichen. Für Todd Curry, einen geschiedenen Vater auf dem Weg zu seinem Sohn, ist das schlimm genug. Kurz entschlossen macht er sich mit drei anderen "Gestrandeten" im Auto auf den Weg durch die Kälte. Doch als sie einen zerlumpten und verletzten Anhalter mitnehmen, der sie schließlich in ein eingeschneites Städtchen führt, beginnt für ihn eine Odyssee des Grauens. Denn draußen im Schnee lauern SIE, und SIE haben immer Hunger. Guter, alter Horror, der nie langweilt und an die guten Darbietungen eines Stephen King erinnert. Einfach, aber gekonnt entwickelt Malfi eine Story, die spannend ist, da auch der Leser nie weiß, was da im Schnee umgeht oder die Protagonisten noch erwartet. Hin und wieder kommen mal kurz Erinnerungen an "Die Körperfresser kommen" auf, doch auch andere Elemente halten Einzug in die Geschichte. Da werden tatsächlich Körper gefressen, aber eher in Zombie-Manier. Da wird gehetzt, gekämpft und geblutet und ein allzu zuckersüßes Happy-End gibt es auch nicht. Vielleicht nicht die innovativste Story des Jahres, aber dafür eine äußerst gelungene. Hoffentlich kommt von Malfi noch mehr. 384 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Februar 2012, 16:42:06
(http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila/146_26636_99262_xl.jpg)


Kurzkritik:
Michael Connelly. "So wahr uns Gott helfe". Thriller. Connelly, der vor kurzem noch an der Seite des am 30.9. verstorbenen Seriencreators Stephen J. Cannell eine kleinere Rolle in der TV-Serie "Castle" hatte, ist im Thrillerbereich eigentlich eine sichere Bank. Sein neuestes Buch führt den Anwalt Michael Haller dazu, dass er den Mord an einem Kollegen aufklären muss, der ihm seine Fälle und die Kanzlei vermacht hat, was nun zu einer Bedrohung wird. Welcher Klient hat etwas zu verbergen? In einer größeren Nebenrolle taucht auch sein Serienheld Harry Bosch als Ermittler auf, der Haller später unterstützt. Falsche Fährten, juristische Tricks und körperliche Gewalt halten Einzug ins das bisher beschauliche Leben des Anwalts. Insgesamt ein gut recherchierter Justizthriller, der mehr Substanz hat, als mehrere Bücher zusammen aus der Feder bestimmter Erfolgsautoren. Zudem wird auch vor den Fehlern des amerikanischen Rechtssystems nicht halt gemacht und die Methoden und Abläufe vor Gericht angeprangert. Mehr Show als sein, mehr gewinnen als Gerechtigkeit üben. Tricks und Lügen, um alle zu täuschen. Jeder ist ein Lügner. Ein paar kleinere Mängel wie z.B. die überflüssige Enthüllung am Ende, die nichts mit dem Fall zu tun hat, schmälern den Gesamteindruck ein klein wenig. 510 Seiten. Buch drei um Mickey Haller liegt mir übrigens schon vor, kommt irgendwann demnächst.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Februar 2012, 20:44:55
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SQbmZS5Z47I/AAAAAAAAAF0/DssTJbWG8bo/s320/CH.jpg)

Colin Harrison. Der New Yorker Anwalt Bill Wyeth ist am Ende. Einst angesehenes Mitglied der Schönen und Reichen von Manhattan, stürzt er bei einer Tragödie, bei der ein achtjähriger Junge zu Tode kommt, ins Bodenlose. Er verliert seinen hochdotierten Job, seine Familie, und schließlich auch seine Selbstachtung. Der soziale Abstieg verläuft rasant, und bald wird ein altmodisches Steakhouse zu Wyeths neuem zu Hause. Um Einlass zum (Originaltitelgebenden) Havana Room, einem geheimnisvollen Separee, zu dem nur ausgewählte Gäste und ein alter Chinese Zutritt haben, zu erlangen, muss er einem Fremden bei einem dubiosen Grundstücksgeschäft juristisch zur Seite stehen, das um Mitternacht desselben Tages abgeschlossen sein muss. Zähneknirschend willigt der Anwalt ein und bereut diesen Entschluss sehr bald. Zu spät - denn noch bevor der Havana Room sein unerhörtes Geheimnis preisgibt, gerät Bill Wyeth in einen Strudel von Mord, Erpressung und Verfolgung.

Liest sich doch recht gut. Dachte ich auch und habe mir das Werk gegönnt. Selber schuld, sag ich da nur. Da wird eine Figur als Sympathieträger aufzubauen versucht, die man eigentlich nur ablehnen kann. Ein Promianwalt mit dicken Konten, Kindermädchen mit 100.000 $ Jahresverdients, damit sich ja kein Elternteil um den Sohnemann bemühen muss, fette Penthousewohnung und eine Frau, die das Geldausgeben schätzt. Daher überlegt er sich, dass weitere Kunden/Mandanten akquiriert werden müssen, damit auch noch eine Yacht, eine Ferienwohnung in den Bergen sowie ein zweites Kindermädchen für ein mögliches zweites Kind angeschafft werden können. Er hat viel und ist nie zufrieden. Als der Typ dann durch die Tragödie abstürzt und seine Frau ihn verlässt, da sie sich ohne das zuvor entlassenen Kindermädchen " richtig arm" vorkommt und sich gleich einen finanziell potenteren Ernährer sucht, macht das auf den Leser (hier auf mich) ungefähr den Eindruck, als würde man dem Herren Ackermann das Gehalt auf 5 Millionen im Jahr kürzen. Das Mitgefühl hält sich absolut in Grenzen. Und immerhin beinhaltet dieser "Absturz" für den Herren die Möglichkeit nach Entdeckung dieses Steakhouses (in dem eine finanziell gut dastehende Klientel verkehrt, wie man später feststellen darf) sich dort täglich nicht nur mit einem Steak für die arbeitslosen Mühen des Tages zu belohnen, sondern eben diesen auch fast vollständig dort zu verbringen, da er ein Auge auf die Geschäftsführerin geworfen hat. Hey, jeden Tag Steak auswärts mit Drinks und allem möchte sich jeder als Arbeitsloser auch gönnen können und dann noch bemitleidet werden, wie arm man ja dran ist.
Und blöd ist der Kerl auch noch. Nachdem man seinem "Absturz" ins Selbstmitleid eine zeitlang folgen durfte und er sich nach einer Phase ständiger Betrunkenheit (natürlich nicht mit billigem Fusel), seiner Entdeckung des Restaurants und der Feststellung, dass es dort einen Raum gibt, zu dem nur Ausgewählte Zutritt haben und in dem es ein Geheimnis gibt, wartet man sehnsüchtig, dass endlich etwas passiert, denn bis dahin war es weder ein Thriller, noch ein halbwegs interessanter Roman. Als er dann endlich Zugang zu dem Raum unter der Bedingung bekommt, dass er die rechtliche Vertretung für einen Unbekannten übernimmt, stellt sich seine Dämlichkeit sofort heraus. Ein Geschäft (Grundsücksverkauf) innerhalb weniger Stunden ohne erforderliche Papiere und völlig unter dem üblichen Preisnivaeu abzuwickeln, sollte einem guten Anwalt genügen, um sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Da er aber versprochen hatte, um des Zugangs zum Havana Room willen die Aufgabe zu übernehmen, sei es noch verziehen. Als er dann aber auf eben jenes Grundstück gelotst wird, um eine Leiche zu beseitigen, wäre es an der Zeit gewesen, seinen Verstand einzuschalten. Tut er nicht, also bekommt er Ärger. Übrigens - das große Geheimnis des Havana Room: dort wird Fugu (in den USA verboten) serviert, diesen giftigen Kugelfisch aus asiatischen Gewässern, den man nur absolut korrekt von Profis zubereitet genießen sollte, will man den Verzehr überleben. Das war es denn auch.


Nun entwickelt sich ein leidlich spannendes Thrillergeplänkel um das Grundstück, den Käufer sowie Verkäufer, die Leiche, die Vergangenheit einzelner Personen, alles gebührlich ausgedehnt, um den Eindruck eines literarischen Kunstgriffs zu erwecken und einer Hauptperson, die bei mir nie punkten konnte und ich daher froh war, dass ich die Lektüre beendet hatte. Einziger Sympathieträger wird gerade die Figur, die man anfangs als möglichen Betrüger dargestellt bekommt. Was den angeht, ist sein Schicksal wirklich tragisch, nicht wie beim titelgebenden Anwalt, der zum Happy End wieder einen Job bekommt, seine mittlerweile geläuterte Alte (ist ja wieder Geld im Haus und man kann sich wohl ein neues Kindermädchen leisten) auch wieder zurücknimmt. Empfehlen würde ich dieses Werk niemandem, der auf gute Thriller, Action oder Ähnliches steht. Das ist eher etwas für Leute, die Mammutwerke im Dramabereich ohne allzu großes Erzähltempo für ganz große Literatur halten, aber eben nichts für mich. 600 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Februar 2012, 15:30:46
(http://2.bp.blogspot.com/-ReJTwX218KE/TzEZE7br2uI/AAAAAAAABTM/rWvDXc89AmA/s320/das_grosse_gold-9783423213370.jpg)

Richard Stark. Als Preis für seine Flucht aus dem Knast muss Parker beim Einbruch in einen Juweliergroßhandel mitmachen. Von Anfang an missfällt ihm der vermeintlich todsichere Plan und tatsächlich muss Parker all seinen Scharfsinn aufbieten, damit er und seine Kumpels mit dem großen Gold davonkommen. Doch dann begeht ausgerechnet Brenda, eigentlich ein Profi, eine Dummheit.


Bei einem eigentlich simplen Bruch, bei dem Parker und seine Leute sich Medikamente greifen wollen, um sie in großen Mengen teuer im Ausland zu verscherbeln, wird er aufgrund einer Blödheit eines der Kollegen geschnappt. Durch eine Nachricht, die der ansonsten unfähige Pflichtverteidiger aus dem Knast schmuggelt, bekommt Parker einen kompetenten Rechtsbeistand, der ihn schon kennt und weiß, mit wem er es zu tun hat. Dieser sorgt dafür, dass außerhalb des Baus bestimmte Personen die Zuverlässigkeit von Parker bestätigen und so kann er damit anfangen, im Knast Vorbereitungen zur Flucht zu treffen. Die richtigen Leute sind gefunden, Vertrauen ist hergestellt und los gehts. Nachdem ausbaldowert ist, wie man sich absetzen kann, wird dies schnell in die Tat umgesetzt und bis auf eine - nötige aus Parkers Sicht - Ausnahme geht es völlig ohne Verletzte raus. Dort macht man sich sofort daran, den Plan mit dem Raub in die Tat umzusetzen. Das Lager ist in einem alten und aufgegebenen Armystützpunkt mit dicken Mauern untergebracht. Nur zwei Zugänge - bis auf einen dritten, der den meisten Menschen unbekannt ist. Nur einer von Parkers neuen Kumpanen kennt den Weg in das ansonsten eher leicht bewachte Gebäude. Pech nur, dass der Weg rein auch der Weg nach draußen sein sollte und leider durch unglückliche Umstände beim Abtransport der Sore versperrt wird. Jetzt sind sie in dem Gebäude gefangen und jede Idee zum Aussteigen ist immer wieder mit neuen Komplikationen verbunden. Und dann ist da ja auch ncoh Brenda.

Den Ganoven Parker, dessen geistiger Daddy Donald E. Westlake alias Richard Stark ist, wurde schon zweimal im Kino verewigt. Das Buch "Payback aka The Hunter" war nicht nur das erste der Reihe um Parker sondern auch als erstes und bisher einziges verfilmt. Zuerst mit Lee Marvin in "Point Blank" und dann mit Mel Gibson in "Payback-Zahltag". Als dritter Darsteller des Protagonisten wird alsbald Jason Statham (Transporter) unterstützt von Michael Chiklis (The Shield) vor die Kameras treten. Während zu Lebzeiten des Autors (er verstarb 2008) die Nutzung des Namens Parker untersagt war (Marvin hieß im Film Walker, Gibson wurde Porter genannt), darf Statham denn nun tatsächlich den Namen Parker tragen. Das Drehbuch zum Film orientiert sich vage am 19. Buch der Reihe mit dem Titel "Flashfire". "Das große Gold" ist Band 21 von 24, die Westlake/Stark über einen Zeitraum von rund 47 Jahren verfassst hat. Das Bemerkenswerte hier ist, dass nunmal gar nichts funktioniert. Nach dem Gefängnisausbruch geht bald alles schief. Immer neue Hindernisse tauchen auf und nicht jeder der Truppe erlebt das Ende des Romans als lebendige Figur. Parker bleibt sich selbst treu. Völlig ruhig, immer durchdachte Handlungen und keine noch so geringe Emotion beeinflussen seine Taten. Wer im Weg steht, wird falls nötig eliminiert. So kommt es, dass der Leser sich damit konfrontiert sieht, dass er einem Dieb, Räuber und Mörder die Sympathien entgegenbringt. Einem Berufsverbrecher, der nicht immer zu den großen Gewinnern zählt. Stark beschränkt sich in seinem Stil auf das Nötigste. Kurze, knappe Dialoge, bei denen man Statham in Person des eh wortkargen Parker laut Drehbuch einige nette One-Liner in den Mund legen könnte, da sich die Charakterisierung der Hauptperson über sämtliche Romane zieht. Man erfährt fasst nichts über ihn, er bleibt im Prinzip ohne ein Seelenleben, geht nur cool und berechnend vor. Hier gibt es keine seitenlangen Psychogramme oder Motivationserläuterungen, Stark schreibt nichts, das von der Story ablenken könnte oder den Lesefluss hemmen würde. Alles irgendwie kühl, distanziert und immer vorsichtig und auf der Hut. Auch daraus bezieht die Reihe ihre Faszination, eine Abweichung vom gewohnten Heldenbild und den Happy-Ends. Daraus ergibt sich ein kurz und gut. So muss ein Parker-Roman sein. Dass trotz des Titels kein Gold im Buch vorkommt, lassen wir mal außen vor, es geht nur um Juwelen. Abgesehen davon bleibt es eine Empfehlung für jeden Krimifan, der es mit dem stoischen Außenseiter hält, der keinerlei zwischenmenschlichen Kontakt zu seinen Weggefährten hält. Macht es irgendwie leichter, sie zu beseitigen, wenn es nötig wird. Rund 285 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Roughale am 9 Februar 2012, 16:02:00
Sorry, ich bin jetzt erst dazu gekommen, die John Asht Sache etwas nachzuarbeiten, für den langen Artikel im PDF reicht die Zeit nicht, daher poste ich die Fragen mal hier, vielleicht kannst du mir auf die Sprünge helfen...

Irgendwie klingt das alles gar nicht mal so falsch, was der Autor da gebloggt hat, nur ist das seine Sicht, schlimm wär es, wenn er Recht hat. Ich gebe ihm vollkommen Recht, dass es durch das Internet abwärts gegangen ist, was Kritiken angeht, jeder kann und macht es auch, nur ist das Können rein technischer Art und eher nicht der wertvollen Art. Das hat nichts mit Geschmack zu tun, ich möchte schon voaraussetzen, dass der Rezensent das entsprechende Werk voll und ganz rezipiert hat, ansonsten taugt die Kritk nichts, egal ob positiv oder negativ. Welches Gegenargument gibt es da aus Sicht der Beschuldigten? Ich sag es mal so: Wenn er wirklich Anzeige erstattet hat und das nicht nur ebensolches Internetgeprotze ist, dann wird sich das schon zeigen, ob die Vorwürfe echt sind. Ich befürchte, dass in dem Fall der Bestätigung es etwas schwerer sein wird, an Rezensionsmaterial zu bekommen. Das erinnert mich an meine Pressezeit, wo die Kinofilme von Massen Schülerzeitungsmitglieder versucht wurden zu überschwemmen...

PS: Wenn die Vorwurfe vonwegen der Rezensionsmafia stimmen, dann hat das auch nichts mehr mit freier Meinungsäusserung zu tun...
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Februar 2012, 17:33:04
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SLOo7RnYMrI/AAAAAAAAABk/1zb2o_P2soE/s320/Ambler.bmp)

Robert Ludlum. Ein weiterer Roman aus der Feder der ersten Adresse, wenn es um klassische Spionage- und Agententhriller geht. Auch die neueste Geschichte bietet wieder eine rasante Story um Intrige und tödlichen Verrat. Ex-Agent Hal Ambler wird von seinen Auftraggebern auf einer entlegenen Insel gefangen gehalten. als ihm die flucht gelingt, nimmt eine mörderische Jagd ihren Anfang.

Der Ort seines Martyriums wird von höchster Geheimhaltung beherrscht und Parrish Island ist eine von der Außenwelt abgeschnittene Insel, sechs Meilen vor der Küste Virginias. Selbst in Regierungskreisen wissen nur wenige von der psychiatrischen Anstalt, die sich in der Mitte der Insel befindet. Ehemalige Agenten, die aufgrund ihrer psychischen Verfassung ein Sicherheitsrisiko darstellen, werden hier gefangen gehalten. Unter ihnen Hal Ambler - als so gefährlich eingestuft, dass er nach Dauermedikation vollständig isoliert wird. Allerdings gibt es einen Unterschied zwischen Ambler und den restlichen Insassen: Hal Ambler ist nicht krank oder verrückt. Mithilfe einer Krankenschwester gelingt ihm die Flucht aus der Klinik. Aber die Welt, in die er zurückkehrt, ist nicht mehr die, die er verlassen hat. Alte Freunde und Kollegen erkennen ihn nicht, die Person Hal Ambler scheint nie existiert zu haben. Von seinen eigenen Leuten gejagt, muss Ambler herausfinden, wer ihn ausschalten will. Dazu muss er sich erinnern. Was macht ihn zur Gefahr, dass jemand bereit ist, für seinen Tod alles zu riskieren?

Dieser Roman ist ein gelungener Thriller. Er ist kurzweilig und hält einige überraschend Wendungen bereit - fast wie ein echter Ludlum zu Lebzeiten. Handwerklich gut, routiniert, aber etwas fehlt - nämlich der echte Ludlum-flair. Trotz dieser leisen Kritik sorgen die sympathischen Protagonisten und das atemberaubende Tempo für ein gelungenes Lesevergnügen. Insgesamt erkennt man aber durchaus etliche Parallelen zur Bourne-Trilogie, aber Robert Ludlum hat sich zu Beginn seiner Schriftstellerkarriere auf eine Themennische festgelegt, diese dann konsequent und gekonnt variiert und somit etliche hochkarätige Thriller verfasst. Seit seinem Tod im März 2001 werden die Manuskripte aus seinem Nachlass von Co-Autoren oder Ghostwritern verarbeitet (hier seien genannt "Die Amblerwarnung" sowie "Die Bancroftstrategie") oder schlicht verwurstet ("Der Tristan-Betrug"). Dieser Beitrag jedenfalls ist gelungen und ich hoffe, man findet noch einige Notizzettel mit Plotansätzen für weitere Romane unter dem Namen Robert Ludlum - und adäquate Ghostwriter hinsichtlich der Umsetzung. ca. 550 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Februar 2012, 14:42:12
(http://1.bp.blogspot.com/-zsbYjsza7WQ/TzemHCavo1I/AAAAAAAABUU/RtoMQ8X2nFU/s320/mira%2Bgrant.jpg)

Mira Grant. Fast drei Jahrzehnte nachdem sich weltweit die Toten erhoben haben, sind die Blogger Shaun und Georgia Mason der größten Schlagzeile ihres Lebens auf der Spur: einer Verschwörung, deren Drahtzieher nicht davor zurückschrecken, das Zombievirus als Waffe einzusetzen. Sie müssen die Wahrheit ans Licht bringen, auch wenn es sie das Leben kostet.


Im Jahr 2014 haben die Menschen den Krebs besiegt und mit einem anderen Mittelchen auch den Schnupfen. Blöd gelaufen, wenn sich die beiden Virenstämme vermengen und die Leutchen dann zombifizieren. Mittlerweile sind 26 Jahre vergangen und man hat mit der Katastrophe zu leben gelernt. Nachteil weiterhin - jeder trägt das Virus in sich und kann sich spontan verwandeln, auch jegliches Säugetier, das mehr als 20 Kilo wiegt (trotz meines Übergewichts von ebendieser Zahl, kann es aber mich zum Beispiel nicht treffen, da man zum "Erwachen", wie es genannt wird, auch ein Gehirn braucht) ist davon betroffen. Man darf sich also auf Zombiepferde und so einstellen. Die Menschen leben in geschlossenen Enklaven, die Weite des Landes ist gefährlich, Farmen so gut wie verboten. Größere Menschenansammlungen gibt es aus Angst nicht mehr. Und in dieser Zeit findet der Präsidenschaftswahlkampf statt und einer der Kandidaten will sich nicht in schützenden Bunker verkriechen, sondern vor Ort den traditionellen Wahlkampf ausfechten. Als Begleitung wählt er die Blogger Georgia und Shaun Mason mit ihrer Truppe. Die wissen, dass sich eine solche Gelegenheit nur positiv auf ihre Karriere in der Blogosphäre auswirken kann und sagen zu. Die Reise geht natürlich nicht ohne Probleme vonstatten.


Ich fasse mich aus Zeitgründen diesmal recht kurz. Wer hier jetzt ob des Titels ein ein rasantes Zombiegemetzel erwartet, wird enttäuscht. Es gibt zwar den einen oder anderen Angriff durch die Beisser, der dann auch mit etwas Action garniert ist, aber hauptsächlich geht es um die Verschwörung und die veränderten Lebensumstände in der neuen, immer noch us-dominierten Welt. Alaska haben sie zwar verloren und diverse Regionen in Kalifornien zeigen sich aufmüpfig, aber sonst ist die Weltmacht noch existent. Der Rest der Welt verdient sich wie gewohnt nur eine Nebenbemerkung. Im Vordergrund steht die Anpassung an die Umstände, die Veränderung der Medien, die sich von dusseligen Realityshows (TV, Presse usw. aus vergangener Zeit werden teilweise heftig kritisiert) nun den Blogs zuwendet. Blogger sind jene, die die Wahrheit verbreiten, der Rest der Presse unterwirft sich (wie früher bzw. heute) der Zensur und nur regierungsgenehme Nachrichten werden verbreitet. Anders die aufstrebende Bloggerszene. Doch was ist deren Begleitung des Kandidaten auf Schritt und Tritt mit Kameras und Mikrofonen anders als ne Realityshow. Und diverse Einlagen wie die private Zombiehatz von Shaun dienen auch nur der Quote. Also wohl doch nichts so Neues, wie man weismachen will. Am Anfang ein Zombieangriff mit nem netten Stunt, zwischendurch die eine oder andere Attacke, dazu die Verschwörung, die im ersten Band der Trilogie doch recht bieder und allzu bekannt daherkommt, also recht vorhersehbar ist, ein bisserl Schicksal und Tränendrüsen gegen Ende, der obligatorische Verrat und manchmal der Eindruck, hier ein Jugendbuch in den Händen zu halten (bin ich blond, nenn ich mich Buffy, total kindisches Verhalten des einen oder anderen Protagonisten, die als gerade mal 20 Jahre alt geschildert werden usw. und völlig frei von jeglichem erotischen Ansatz. Genau wie Schneewittchen - kein Arsch und kein Tittchen. Das ist schließlich nix für junge Gören.), wechseln sich ab. Politik, Zusammenhalt, Freundschaft, Lebensumstände, Berühmtheitsstreben und Action, die nicht übermäßige Härten aufzuweisen hat, prägen die 500 Seiten. Zombies und Politiker der rechten Art müssen hier als Aufhänger für Angst und dunkle Mächte herhalten, die ihre Ziele zu erreichen versuchen. Im Prinzip sind die Zombies nur die Randfiguren - austauschbar. So fallen gute Ansätze dann wieder hintenrunter und werden den Klischees geopfert, der Schurke schon sehr früh von der Autorin selbst entlarvt und die Endzeitwelt nur zu einem Spielfeld für einen (Jugend-?)Thriller in neuem Gewand, der womöglich in Buch Zwei "Deadline" etwas mehr hermacht. Ich werde die Trilogie jetzt auch zu Ende lesen, kann das vorliegende Buch aber nur bedingt empfehlen. Auch weil man die Zombies locker durch Russen, atomare Verseuchung oder Terroristen ersetzen kann und sie nur als Grund dienen, mal wieder die Einschränkung der Bürgerrechte und Freiheit der Menschen durch die Regierung (wenn auch nicht zu unrecht) anzuprangern. Heute wird ja auch die Angst geschürt, um sich noch weiter in die Belange und Privatsphäre der Bevölkerung einzumischen. Das alles bleibt aber auf einem recht biederen Niveau, ist daher aber leicht verständlich und wird der vermeintlich anvisierten Zielgruppe keine Probleme bereiten. Wer wie ich auf den Erwerb eines soliden, actionreichen Zombieromans für Erwachsene gehofft hat, wird wenig zufrieden sein und sich mit dem Thrillerbereich trösten müssen, der wenigstens halbwegs akzeptabel ist. Der große Wurf ist das nicht, der Ball ist kurz nach dem Start abgestürzt. Soweit meine Kurzfassung zu dem Buch.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Februar 2012, 08:33:47
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/ScZeeh4cvgI/AAAAAAAAAJw/k0-vyt6yzHk/s320/Reilly.jpg)

Victor O'Reilly. 1981. Ein Mann wie Carlos. Unbekannt, unerkannt, der Henker genannt. Er tötet nicht aus Idealismus, sondern für Geld. Ob PLO oder IRA, wer bezahlt, in dessen Diensten verrichtet er sein Geschäft. Nun plant er seinen größten und letzten Coup, bevor er sich zur Ruhe setzen will. Doch er macht einen gravierenden Fehler.

Alles beginnt auf Fitzduanes Insel. Ein mysteriöser Selbstmord eines Schülers aus dem auf der Insel per Erbverordnung ansässigen Internat für wohlbehütete Zöglinge aus reichem Elternhaus, dessen Folgen und ein altes Ritual - so wird Fitzduane, Ex-Söldner und nun Kriegsberichterstatter, der sich als Eigentümer der Insel und damit auch als Grundbesitzer des Geländes, auf dem das Internat unterhalten wird, für die Vorkommnise auf seiner seit Generationen im Familienbesitz befindlichen Insel verantwortlich fühlt, in die gewalttätigen Ereignisse hineingezogen. Er beginnt in eigener Regie zu ermitteln.
Sein Weg führt ihn in die Heimatstadt des ermordeten Schülers, Bern (CH). Die ansonsten eher betuliche Schweiz und deren Hauptstadt Bern werden plötzlich von einer Spirale der Gewalt, die sich immer schneller dreht, heimgesucht, denn der Henker ist nun dabei, sämtliche Wege, die zu ihm führen könnten, hinter sich zu versperren. Da werden Menschen am hellichten Tage auf Marktplätzen von Kugeln durchsiebt, in der Aare verstümmelte Leichen gefunden und falsche Spuren zu Unbeteiligten gelegt, um die eigene Fährte zu verwischen. Bei der Gelegenheit werden nicht nur Attentate auf Fitzduane, der dem Henker mutmaßlich immer näher kommt, verübt, sondern im Zuge der Ermittlungen auch mal schnell ein Eingang per Panzer in ein verbarrikadiertes und mit Sprengfallen ausgestattetes Haus gerammt, um die dortigen Killer zu eliminieren. Gefangene werden keine gemacht. Danach wird dem Henker der Boden in der Schweiz zu heiß und ermacht sich auf und davon, da es seinen Plan auszuführen gilt. Bis dahin ein sehr guter, flüssiger Thriller, in dem ordentlich die Post abgeht.
Im letzten Drittel des Buches, das sich auf ca. 200 Seiten erstreckt, wird die letzte Konfrontation eingeläutet und die überbietet alles bis dato Gelesene. Im ausklingenden 20. Jahrhundert sieht sich Fitzduane dazu gezwungen, seine alte Inselburg mit den vorhandenen Waffen wie Hellebarden, Säbeln, Armbrüsten, vorsintflutlichen Kanonen sowie einigen wenigen aus seiner Zeit als Söldner illegal gebunkerten automatischen Waffen gegen eine Armee aus nicht ganz 100 Terroristen zu verteidigen, deren eigentliches Vorhaben es war, die Schüler des Internats zu entführen, um Lösegeld zur Finanzierung weiterer Operationen gegen ihre jeweiligen Unterdrücker zu erpressen. Allein die Vorstellung dieser Belagerung einer Burg im Jahre 1981 bringt einen schon mal zum Schmunzeln, das aber schnell von der Sapnnung und der Action verdrängt wird. Es werden alle Mittel angewandt, um die Gegenseite mit ihrer modernen Ausrüstung von der Burg bzw. dem Burginneren, wohin die Internatsschüler geflüchtet sind, fern zu halten, was auch bei den Verteidigern etliche Opfer fordert. Ein fantastisches Actionfeuerwerk in Buchform, bei dem keine Wünsche offen bleiben und auch die eingangs erwähnten Ereignisse aufgelöst werden. Und glücklicherweise mal keine islamischen Fundamentalisten, die von einem heldenhaften amerikanischen Übermenschen im Alleingang zur Strecke gebracht werden.

Der Autor hat glücklicherweise auf zu dick aufgetragenen Patriotismus und unbeugsamen Heldenmut verzichtet, die Charaktere nicht zu einseitig ausgearbeitet und als weiteren Pluspunkt eine sehr gute Recherche zu Ländern, Städten und Organisationen erarbeitet, die wirkliche Informationen beinhalten (Waffenrecht der Schweiz, Unterschiede bei Bund, Kantonen und Kommunen aufgezeigt), das Tempo auf über 600 Seiten ständig angezogen und mit seinem auch hin und wieder etwas humorvollen Stil (besonders bezüglich der Klischees über Iren und Schweizer) das Werk dauernd auf Betriebstemperatur gehalten, sodass keine Sekunde Langeweile aufkommt. Mittlerweile wird ja mit dem neuen Modebegriff "Pageturner" nur so um sich geworfen. Dieses Buch hätte das Prädikat 100% verdient, aber hier wurde es natürlich nicht verwendet. Ein echter Killer-Thriller. Mehr davon.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Februar 2012, 10:01:48
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SfrUgeWlN7I/AAAAAAAAALQ/zr1w-eRUY4o/s320/Berry.jpg)

Steve Berry. Fatima, Portugal, 1917: Die heilige Jungfrau Maria erscheint drei Schäferkindern und verkündet ihnen drei Geheimnisse. Die ersten beiden Botschaften werden schon bald von der Kirche enthüllt, doch die dritte bleibt noch lange unter Verschluss - bis ins Jahr 2000. Warum nur widersetzte sich die Kirche so lange dem offensichtlichen Willen der Mutter Gottes? Und warum zweifeln noch immer viele Gläubige, dass es wirklich das letzte Geheimnis von Fatima war, was der Vatikan damals enthüllte?

Rom, Gegenwart: Pater Colin Michener, Sekretäar von Papst Clemens XV., macht sich große sorgen um den Heiligen Vater. Nacht für Nacht vergräbt sich dieser in den geheimen Archiven des Vatikans: Die Geheimnisse von Fatima lassen ihm keine Ruhe. Und schließlich schickt der Papst Michener mit einem mysteriösen Auftrag nach Rumänien - wo sich der junge Priester bald in einem tödlichen Gewirr aus Verdächtigungen, Verrat und Mord gefangen sieht. Und schließlich muss Michener sich dem stellen, was den Papst so verängstigt hat - und ein Geheimnis aufdecken, das die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern wird.
"Urbi et Orbi" ist ein weiterer Roman, der sich im Sog von Dan Brown's "Sakrileg" zu einem literarischen Welterfolg aufmachen will und sich um die 1917 verkündeten 3 Geheimnisse der Fatima dreht. Aber im Gegensatz zu Brown entwirft der Autor hier keine wilden Auswüchse an Spekulationen, Geheimlogen und Verschwörungstheorien, die von vielen (besonders amerikanischen) Konsumenten für der Weisheit letzter Schluss gehalten wurden. Demzufolge wird hier auch die Action eher klein geschrieben und stattdessen eine anscheindend ordentlich recherchierte Geschichte abgeliefert, die von Dialogen lebt und daraus auch ihre Spannung bezieht, die sich aber nicht jedem erschließen kann, der sich nicht zumindest etwas mit der katholischen Kirche beschäftigt hat, sowie der Frage, aus welchem Grund nun die kirchlichen Würdenträger um ihre Macht bangen. Die Interessen des kleinen Kirchenstaates werden von Berry so klar geschildert, dass man - zumindest ich - sich fragt, was die kleinen und großen Intrigen, das Unterdrücken von Informationen sowie das Ansammeln von finanziellen Reichtümern und Kunstgegenständen mit der gepredigten Nächstenliebe zu tun haben. Doch dies ist nur ein Nebenaspekt in einer durchaus interessanten Geschichte, die von wirklich gläubigen Christen wohl auch besser nachvollzogen werden kann als von mir, da mir doch der tiefere Einblick in die Aspekte der Religionsgemeinschaft fehlt.

Trotz meiner Eingangsbemerkung, dass Steve Berry auf der Erfolgswelle der Kirchenthriller mitreitet, ein sehr eigenständiges Werk, das nicht so sehr an Dan Brown sondern eher an Tom Gifford erinnert, aber auch nicht unbedingt viel Neues bietet. Als Protagonist muss ein zweifelnder amerikanischer Priester herhalten, der natürlich auch der Liebe nicht abgeneigt ist, was denn auch eine Thematisierung des Zölibats innerhalb der Geschichte rechtfertigt, die aber zum unvermeidlichen Happy-End führt. Gegen Ende kommt dann etwas Action in die Story als die europäischen konservativen Kräfte alle Mittel einsetzen, um die Veröffentlichung der Geheimnisse von Fatima durch den (ja, tatsächlich - deutschen) Papst der Erneuerung und Öffnung zu verhindern. Sprachlich ordentlich umgesetzt, einigermaßen lesenswert, aber auch wirklich Grundlage für geteilte Meinungen (ich finde geteilte Meinungen gut, solange jeder meine Meinung teilt). Geschmäcker sind halt verschieden und daher von mir keine wirkliche Empfehlung für das Buch. Geht so. Dutzendware.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Februar 2012, 15:17:37
(http://www.sf-magazin.de/image/300erCover/1780.jpg)


Kurzkritik:
Eine Lawine in den Schweizer Bergen reißt Jonathan Ransom in die Tiefe. Er überlebt, seine Frau wird für tot erklärt. Später erhält er im Hotel einen Brief, der an seine Gattin gerichtet ist. Ein Schließfachschlüssel bringt ihn in den Besitz brisanter Dokumente. Ein hervorragender Thriller, der seinen Protagonisten vor schier unüberwindliche Herausforderungen stellt und ihn mit Polizei, CIA, Israelis sowie etlichen undurchsichtigen Figuren konfrontiert. Ein nahezu perfektes Buch mit dem bekannten "Wem kannst Du trauen?"-Muster, aber so spannend, verwinkelt, voller Wendungen und auch Action, dass er mich sehr positiv überrascht hat. Knapp 590 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Februar 2012, 15:22:42
(http://www.redcoon.de/res/shop/cataloge/books/product_200/28/28515574Z.jpg)

Als der Arzt Jonathan Ransom in London in ein Attentat auf den russischen Außenminister platzt, zerbricht sein Leben in Scherben, wie er es sich nach den Ereignissen in der Schweiz nicht vorstellen konnte. Die Polizei verdächtigt ihn, mit den Drahtziehern in Verbindung zu stehen. Aber er ist unschuldig und flieht. Unterdessen haben die wahren Attentäter schon ein neues Ziel ausgemacht, das Tausenden das Leben kosten würde. Wie schon der Vorgänger "Geblendet" und auch der Erstling "Das Nummernkonto" aus den späten Neunzigern hat das Buch alles, was ein wirklich ordentlicher Thriller braucht, um den Leser zu begeistern und sich zu einem wahren Kracher zu entwickeln. Reich hat gut recherchiert und ist narrativ etlichen seiner Kollegen überlegen. Trotz des einen oder anderen kleinen Mangels auch hier wieder (mit nem kleinen Bonus für die Vorgänger) eine gute Leistung. Knapp 560 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Februar 2012, 12:54:20
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Sd3R812UwAI/AAAAAAAAAKo/hxpE43jeILY/s320/Tentakel.jpg)

Luis Miguel Ariza. Nora Pulaski steht kurz vor der Erfüllung ihres Lebenstraums: einem Flug auf den Mars. Doch wenige Wochen vor dem Start enthebt die NASA sie ihrer Verantwortung für das Projekt. Was die ehrgeizige Wissenschaftlerin nicht ahnt: Hinter dieser Entscheidung steckt der berühmte Geologe und Weltraumforscher Robert Pulaski. Ihr Onkel verschwand vor einiger Zeit, und alle gingen davon aus, er sei tot. Seine Spur führt Nora nach Spanien, zum kantabrischen Meer. Hier hat eine multinationale Erdölorganisation in den Tiefen der See einen sensationellen Fund gemacht, der die weltweite Energiekrise für alle Zeiten lösen könnte. Doch das Unternehmen hat mit Robert Pulaski seinen wissenschaftlichen Kopf verloren. Also beauftragt der Ölmilliardär Calvin Steiffel Nora mit der Leitung des Projekts. Vor der kantabrischen Küste, wo Steiffels gigantisches Ölsuchschiff mit seiner High-Tech-Unterwasserstation vor Anker liegt, mehren sich indes seltsame Begebenheiten: Zuerst verschwindet ein Fischerboot während eines Sturms spurlos. Dann treibt der Wind mehrere Riesenkalmare noch nie gesehener Größe ans Ufer. Mehrere junge Leute, die nachts am Strand des kleinen Fischerstädtchens Luarca gewesen waren, erkranken schwer und sind geistig verwirrt - offensichtlich haben sie Grauenhaftes erlebt. Im Dorf machen bald alte Legenden und Schauergeschichten die Runde. Und auch auf dem Ölschiff treten Krankheitsfälle auf. Um die Ursache dieser Vorfälle zu klären, muss Nora in die Tiefsee tauchen, wo die lichtscheuen Riesenkalmare leben, die plötzlich gegen die Menschheit mobil m achen. Ihr Unternehmen wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Denn in den Tiefen des Ozenas gibt es kein Entrinnen.

Und da haben wir es wieder, das Potpourri der üblichen Verdächtigen in einer solchen Story. Die ungerecht behandelte, aber hübsche, überaus intelligente, ehrgeizige (als Hauptfigur wird das Wort Egoismus von ihr ferngehalten) Wissenschaftlerin mit hohen Weihen, zudem über jegliche Schwächen in der Charakterformung erhaben, den bösen Verwandten, den gierigen Ölmagnaten und das sonstige Drumherum an Geheimdiensten und Geheimnissen.Etwas Inspiration hat der Autor sicher bei Frank Schätzing ("Der Schwarm") und Michael Crichton ("Sphere") gefunden, gewisse Ähnlichkeiten sind nicht von der Hand zu weisen. Insgesamt mischt er hier den Spionagethriller mit Elementen aus der Wissenschaft und dem Unterwasserabenteuer, klaustrophobische Stimmung beim Tauchgang eingeschlossen. So kämpfen hier verschiedene Parteien aus den USA, Russland und Spanien um die Errungenschaften und versuchen sich gegenseitig auszutricksen, während Nora natürlich nur der Wissenschaft (und nicht erwähnt - ihrem Ruf) dient, um alle Geschehnisse aufzuklären. Die Riesenkalmare, von denen man einen Einsatz a la Frank Schätzing erwartet sind eher in einer Nebenrolle untergebracht, die zwar mal angreifen dürfen, aber nicht in dem Maße, wie es der deutsche Titel und Klappentext suggerieren, der Tauchgang wird dann mehr zu einem Kammerspiel. Nix mit Creature Feature. Ende und Auflösung bitte ich den geneigten Leser bitte auf eigene Faust zu erkunden.


Irgendwie ist das Buch aber besser gelungen als die Romane von Douglas Preston oder Lincoln Child, da es nicht ganz so sehr die Masse bedient und alles vereinfacht darstellt - von den Charakteren bis zur Geschichte per se -, sondern mit anscheinend guter Recherche etliche Fakten unterzubringen weiß und man sich doch etwas konzentrieren muss, um alles aufzunehmen. Natürlich werden auch hier einige Klischees voll bedient, wenn es um die Darstellung und die Eigenschaften der Hauptpersonen geht, doch in der Gesamtheit nicht ganz so aufdringlich. An eine Qualitätsangleichung von Frank Schätzing und seinem "Der Schwarm" zu denken, ist dann aber auch etwas übertrieben. Trotz eingestreuter Angriffe, SF-Elementen, Spannungsszenarien und gierigen Konzernen plus Umweltbotschaft kommt Luis Miguel Ariza an die Leistung des Deutschen nicht ganz heran. Manchmal etwas sperrig, aber durchaus lesbar. Kein unbedingtes Muss, aber auch kein Totalausfall und wer sich die bisher genannten Autoren auf den Einkaufszettel geschrieben hat, sollte Ariza ruhig dazunehmen, da er in diesem Genre vielleicht bald ein gewichtiges Wort mitreden kann. Rund 650 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 März 2012, 12:48:53
(http://2.bp.blogspot.com/-L5jTTcUmKys/T09IIDOALyI/AAAAAAAABa4/1eUvVFDyMhs/s320/creed%2Bgehetzt.jpg)

Sean Creed. London. In einem Hotelzimmer des Ritz erwacht der ehemalige CIA-Agent Danny Shanklin - in der Hand ein Sturmgewehr, neben ihm die Leiche eines Mannes, den er noch nie zuvor gesehen hat. Noch völlig benommen stolpert er auf den Balkon und sieht das Unfassbare: Auf dem Platz vor dem Ritz liegen überall Leichen. Eine Limousine brennt, schreiende Menschen laufen ziellos umher. Sämtliche Einsatzkräfte der Londoner Polizei sind auf der Straße. Scharfschützen beziehen Stellung. Inmitten dieses Chaos sieht Danny plötzlich drei Menschen, die ganz ruhig wirken. Eine der Personen hält einen großen Gegenstand in der Hand und Danny begreift: Dieser Gegenstand ist eine Fernsehkamera und die ist genau auf ihn gerichtet.


Als seine Familie von einem irren Serienkiller, der immer noch frei rumläuft, mit Ausnahme der Tochter bei einem Urlaub in den Bergen getötet wurde, schmeißt Danny den Job bei der CIA und verdingt sich freiberuflich. Seinen Kontaktmann bekommt er nie zu sehen, Aufträge werden nur virtuell in einem Online-Spiel erteilt. Während Danny sich auf seinem Hausboot mit seiner Gelegenheitsfreundin vergnügt, wird ein russischer Diplomat von einer feschen Tussi in die berühmte Honigfalle gelockt und von seinen Häschern dann für deren Zwecke benutzt. Und Danny tappt bei seinem neuen Auftrag auch in einen Hinterhalt und wird mit einer Injektion betäubt. Danach findet er sich im Hotelzimmer wieder, das auf dem Klappentext Erwähnung findet. Schnell begreift er, dass er sich aus dem Hotel absetzten muss, da man sicher ihm die Schuld für diesen verheerenden Anschlag geben wird. Nun beginnt eine atemlose Hetzjagd quer durch London, an der sich nicht nur die Sicherheitsbehörden sondern auch die Gangster beteiligen, da Dannys Flucht so nicht in ihrem Programmheft stand. Und Danny versucht natürlich, nicht nur seine Haut zu retten, sondern auch die Hintergründe der Sache aufzudecken. Und schleppt dabei seine Tochter mit sich rum, die er in dem Internat, in dem sie unterbracht ist, aus offensichtlichen Gründen nicht zurücklassen konnte.


Das werbeträchtige Lob von Jeffrey Deaver, dass es von der ersten bis zur letzten Seite nur um Tempo geht, ist so nicht ganz stimmig, da doch rund 100 Seiten dazu benötigt werden, den Plan in die Tat umzusetzen - dann aber geht die wilde Hatz richtig los. Und London bzw. die britische Regierung als Hauptstadt der Paranoia und Überwachungskameras bekommt auch ihr Fett weg, da nimmt Creed (eigentlich Emlyn Rees, Sean Creed ist nur für den deutschen Markt gewählt) kein Blatt vor den Mund. Rasant, spannend, bei den Charakteren leider etwas unausgegoren und seicht, geht die Jagd ungemein schnell voran, unterbrochen nur durch gelegentliche Rückblenden zum Tod seiner Frau und des Sohnes, die sein Verhältnis zu seiner Tochter erklären sollen und leider manchmal an den völlig falschen Stellen eingbaut sind. Mitten in einer Jagd durch ein Einkaufszentrum, wo er sich in höchstem Tempo durch die Massen schlängelt, denkt Danny plötzlich an die Vergangenheit - eher unwahrscheinlich. In einem ruhigen Moment ja, aber nicht mitten in einer Flucht, die Verfolger auf Sichtweite hinter ihm. Als Leser ist man dem Protagonisten bezüglich der Hintergründe zumindest teilweise etwas voraus, aber wer ihn in die Falle gelockt hat, warum man gerade ihn ausschalten will und welchen nutzen wer dann aus dem Attentat zu ziehen gedenkt, bleibt lange im Dunkeln, was der Spannung natürlich nicht abträglich ist. Tiefsinnig ist das Buch jetzt nicht gerade und die Wendungen sind auch nicht die großen Überraschungen, die schnelle Wandlung der Tochter von der ihren Vater verachtenden Göre zur vertrauensseligen Familienagehörigen geht viel zu schnell vonstatten. Für längere Auseinandersetzungen blieb wohl auch keine Zeit, wollte der Autor nicht den Fluss des Buches abschwächen, der wirklich nur auf die Rasanz abzuzielen scheint. Fetziges Tempo hat das Buch also, nur wirklich abwechslungsreich ist es durch die dauernde Jagd nicht und bis auf das Attentat und eine Foltersequenz bietet es auch keine sonderlichen Härten, die zwar nicht unbedingt vonnöten sind, aber der Held der Geschichte vermeidet zunehmend jede tödliche Auseinandersetzung, was bei den Polizisten durchaus verständlich ist, aber bei den Gegnern eher weniger. Insgesamt also seichte, schnelle Unterhaltung, die nicht enttäuscht und "Gehetzt" hält, was der Klappentext verspricht, wenn man nicht eine komplexe Story erwartet hat und die mit Sicherheit eine Fortsetzung erfahren darf, da einige Fäden noch nicht verknüpft sind. 416 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 März 2012, 13:31:33
(http://2.bp.blogspot.com/-vpj6t8FivwU/T1SW9zw0KZI/AAAAAAAABbc/tT0OCKCrbxA/s320/patlee.jpg)

Patrick Lee. Ein unscheinbares Gerät mit ungeheurer Macht. Es stellt eine Schleuse in die Zukunft her. Forscherin Paige Campbell wagt als Erste den Blick ins Morgen. Und sieht nichts als eine tote Einöde. Ruinenstädte und Knochenberge. Offenbar steht das Ende der Menschheit schon in wenigen Wochen bevor. Es sei denn, Paige und ihr Partner Travis Chase finden heraus, welche Kräfte unsere Zivilisation zu zerstören drohen. Die beiden müssen den Sprung wagen, sie müssen in die Zukunft. Auch auf die Gefahr hin, nicht mehr zurückzukehren.

Zwei Jahre sind seit "Die Pforte" ("The Breach") vergangen. Ein neuer Präsident ist am Ruder und lenkt die Geschicke der USA. Und Travis Chase hat sich nach der Eröffnung gegen Ende des ersten Abenteuers von der Bordert Town zurückgezogen, sich von Paige Campbell eine neue Identität verpassen lassen und lebt ruhig und unerkannt in Atlanta. Paige hingegen ist noch voll in ihrem Element und mit einer neuen Entität beim Präsidenten vorstellig geworden. Auf dem Rückweg von der Vorführung wird ihr Team und die Wagenkolonne aus dem Hinterhalt überfallen. Nur Paige überlebt, wird aber zusammen mit der Entität entführt. Zuvor kann sie gerade noch eine Nachricht an eine Kollegin abschicken, die wiederum Travis um Hilfe bittet. So wird er wieder für Border Town aktiv. Mithilfe der Entität - einem Portal in die Zukunft - können sie Paige befreien und stoßen auf ihren neuen Gegner Finn. Dazu das Programm UMBRA, in das anscheinend auch der aktuelle Präsident eingeweiht ist. 70 Jahre in der Zukunft ist die USA entvölkert, Ex-Präsident Garner ermordet, das gesamte Land eine Einöde. Sie machen es sich zum Ziel, die Ereignisse zu verhindern, doch in Finn haben sie einen unerbittlichen Gegner gefunden.

Um "Dystopia" ("Ghost Country") wären Vorkenntnisse aus "Die Pforte" zwar durchaus nützlich, aber nicht zwingend erforderlich. Man kann es auch als eigenständiges Buch lesen. Glücklicherweise macht sich auch die Vergangenheit des Autors als Drehbuchschreiber bemerkbar. Kein langes Schwadronieren in unwichtigen Nebensächlickeiten, sondern direkt auf den Punkt gebrachte Handlung ohne Fissimatenten. Sprachlich vielleicht nicht die Oberliga, aber dafür leicht konsumierbar und trotz der Sci-Fi-Elemente bezüglich der Zeitreisenthematik gut verständlich, wenn auch hin und wieder mit Logiklöchern. Rafinesse sucht man hier zwar vergeblich, dafür sind seine Figuren nicht immer so eindimensional, wie man es aus ähnlichen Werken gewohnt sein mag. Besonders der Gegner Finn hat eine durchaus hehre Motivation. Nur den Weg, den er wählt, kann man als falsch bezeichnen. Tolle (Endzeit-)Action (obwohl nicht ganz so massiv wie im Vorgänger) mit einem hohen Spannung-Level trotz eines leichten Hängers im Mittelteil machen auch "Dystopia" wieder zu einem guten Page Turner aus der Feder von Patrick Lee. Teil 3 um unsere womöglich äußerst düstere Zukunft kann also gerne kommen. 417 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 März 2012, 09:11:04
(http://2.bp.blogspot.com/-nZBOW5j6Vvc/T1WqWkYctjI/AAAAAAAABcA/ZInvHDMJUYo/s320/150px_taylor-premiership.jpg)

C.M.Taylor. NIE MEHR ZWEITE LIGA. Seine Welt ist der Profifußball: wo man sich über Marken definiert, die Bewunderung grenzenlos ist und es nichts - und niemanden - gibt, den man nicht für Geld kaufen kann. Bis zur letzten Saison hatte Kev King den Premiership-Status, der seinem extremen Livestyle angemessen war. Doch jetzt ist King verletzt und wird in eine untere Liga abgeschoben. Er wird zunehmend paranoid, verliert die Kontrolle über sein Leben. Und er wird wütend, furchtbar wütend. Auf seinem Weg an die Spitze hinterlässt er eine Spur der Verwüstung.


Mit dem Verein aus der Premier League abgestiegen, verletzt, gefrustet und von einem Paparazzo zwischen den Beinen der Frau des Teamkapitäns abgelichtet. Interessiert Kev nur am rande. wichtiger ist, wie hoch die Summe ist, für die er dem Bilderwicht die Fotos abkaufen kann. Und 20.000 Pfund sind lächerlich. Kev ist beleidigt. Das ist seinem Bekanntheitsgrad völlig unangemessen. Sein Ziel Titelseite erreicht er aber. Und bekommt vom Kapitän ordentlich die Fresse poliert. Und sein Trainer schmeißt ihn raus. Dazu zickt noch die Vorzeige-Gattin Sas, Model und Dschungelcamp-Teilnehmerin mit neuer Oberweite, weil er die Aktion hinsichtlich der Karriereplanung und Medienpräsenz der beiden nicht mit ihr abgesprochen hat. doch er wird wieder unter Vertrag genommen. Zwar nur als Ergänzungsspieler und Ersatz für den Ersatz im Mittelfeld, doch es ist die Premier League. Kev ist wieder auf dem Weg nach oben, belügt mal kurz seinen Manager, der von dem Deal nichts weiß, über sein Wochengehalt, das für Kevs Verhältnisse mit 63.000 Pfund eh nur ein Taschengeld ist. Und er sieht sich als Diener im Sinne der Verbraucherrechte. Mit dieser Begründung vor sich selbst, tötet er seinen ehemaligen Trainer, einen Kundenberater und wer ihm sonst noch im falschen Moment über den Weg läuft. Und er spielt Fußball. Von Mal zu Mal besser. Kommt wieder in die Stammelf. Spielt um Titel mit. Hat aber mittlerweile keine Freunde mehr, die Polizei auf den Fersen, seinen Ex.Manager als Erpresser am Hacken und einen Schreiberling, der Nutzen aus den Fußballmorden ziehen will. Wie soll er dem nur entkommen und dabei seinen Livestyle wahren?


Angesiedelt im Bereich des britischen Profifußballs mit seinen vielen Legionären aus dem Ausland und den Großverdienern durch ausländische Clubbesitzer im Milliardärsstatus, die mit ihrem Geld nur so um sich werfen und ihr Hobby und ihre Gladiatoren finanzieren, um sich mit Titeln schmücken zu können, werden auch am Rande reale Spieler wie M. Ballack oder C. Ronaldo sowie Lampard oder Gerrard und Vereine wie Tottenham oder Arsenal und in der Champions League der FC Bayern München erwähnt, doch die Hauptfiguren sind fiktiv, der Verein, bei dem Kev anheuert, wird namentlich nie genannt. Der Fokus des Autors richtet sich auf die fiktive Figur des Kevin King, der sich ausgestattet sieht mit etlichen "Eigenschaften" von Spielern, die man kennt. Narzisstisch, arrogant bis zum Erbrechen (da fällt mir ein realer Spieler zu ein), mediengeil, sich nur über Äußerlichkeiten und Statussymbole definierend, bildungstechnisch auf unterem Niveau und ein Popstar der Fußballkultur. Er braucht die Anbetung der Massen, die er im Grunde als proletenhafte Habenichtse verachtet. Wirkliche Freunde gibt es für ihn nicht, es ist immer eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Ein eitler Fatzke und Kotzbrocken, der sich ständig ungerecht behandelt fühlt, leicht ausrastet und dann mal eben einen tötet, von dem er glaubt, dass er ihn übervorteilt hätte oder der ihn nicht perfekt bedient hat (falscher Kaffee serviert, vermeintlich unfähiger Kundenberater). Eine völlig überzogene psychotische Figur in einem vielleicht gar nicht so überzogenen Portät des heutigen Fußballgeschäfts und seinen konsumhörigen Zöglingen, die glauben, ihr Promi-Status sei wohlverdient und gebe ihnen jedes Recht, zu tun, was sie wollen. Besonders den Markenwahn stellt Taylor in den Vordergrund, was dazu führt, dass man als Leser seitenweise mit Aufzählungen von Prestigeprodukten konfrontiert wird (die vielleicht auch dem Autoren ein paar ExtraPfund für Produkt Placement eingebracht haben könnten). Leider kann man das von einer Handlung nicht sagen. Während mit den Produkten gewuchert wird, ist die Handlung eher minimalistisch, der Schreibstill alles andere als filigran. Und einen wirklichen Spannungsbogen hat Taylor nun auch nicht aufgebaut. Livestyle, Prestige, Komfort, ein bisserl Fußball mit dem FCBayern, der das Champions League Endspiel natürlich mit 1:2 verliert - gegen einen britischen - Kevs - Club und ein paar Morden und ob Kevs Oma die Sache überlebt, ist nicht so ganz klar - vermutlich eher nicht. Eigentlich nur eine Aufzählung, statt einer amüsanten Satire oder einer wirklichen Geschichte. Mir als bildungsfähigem Minderbegabten hat das Buch anfangs Spaß gemacht, doch mit Fortschreiten der (fast hätte ich geschrieben Handlung) Seitenzahl wird die Sache einfach nur noch langweilig und dröge. Zudem klingt es, als hätte man versucht, "American Psycho" aufs Fußballgeschäft oder den Promikult allgemein zu übertragen. Stellenweise aberwitzig, wie die Reichen nicht wissen, wohin mit hrem vielen Geld, aber letztendlich würde ich das Buch nicht gerade als Empfehlung weitergeben. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 März 2012, 15:50:19
(http://1.bp.blogspot.com/-ovFFSNMDMtA/T1irBS0h0xI/AAAAAAAABdI/tCgN6RUnPS0/s320/london%2Bkilling.jpg)

Oliver Harris. Im reichsten Stadtteil Londons wird ein russischer Oligarch vermisst. Detective Nick Belsey, hoch verschuldet und mit einem Disziplinarverfahren am Hals, wittert die Chance, sich mithilfe der Identität des Vermissten abzusetzen. als er bemerkt, dass er nicht der einzige ist, der diese Idee hatte, steckt er bereits mittendrin in einer Spirale aus Lügen, Korruption und Finanzbetrug.


Belsey wacht eines Morgens irgendwo im Park in den Hecken auf. Ihm fehlt jede Erinnerung an den vorigen Abend. Erst nach und nach dämmert ihm, dass er nach einer durchzechten Nacht im Vollsuff einen Streifenwagen geklaut und anschließend demoliert hat, um danach zwischen den Hecken auf dem Boden zu pennen. Wie er sich eingestehen muss, ist er nicht gerade auf der Siegerstraße. Hochverschuldet, das Haus verloren. Quasi obdachlos. Wie er sich da wieder rauslavieren will, ist ihm ein Rätsel. Da kommt ihm der Vermisstenfall Alexi Devereux gerade recht. Der Oligarch hatte allein gelebt und so nistet sich Berlsey kurzerhand in dessen feudalem Stadthaus ein. Und wenn er das schon übernommen hat, denkt er sich, dass er doch gleich dessen Identität vollständig übernehmen könnte, die Konten abräumen und raus aus London und England. Problem: im Haus sind keine Papiere mehr, keine Kontendaten, Ausweise oder sonstige Unterlagen. Also beginnt er zu ermitteln und gerät in einen verzwickten Fall. Doch bei seinen Nachforschuingen fällt ihm auf, dass da schon eine weitere Person zugange ist. Und er hat ja auch noch sein Disziplinarverfahren wegen des Wagens und einiger anderer Vorfälle am Hals. Nicht genug damit, kommt ihm ein Mordfall dazu, dessen Täter ihm bekannt ist und der der Sohn eines ihm gut bekannten Kleinkriminellen ist, dessen Hilfe er braucht. Scotland Yard ist auch nicht fern, eine Reporterin hat sich an seine bzw. Devereux' Hacken geheftet, die einer Spur zu Finanzmanipulationen in der Stadtkasse folgt. Irgendein großes Geschäft ist im Gange, das alles andere als legal ist. Involviert scheinen die Stadtoberen, Polizisten, Security-Firmen und reiche Ausländer aus China, Russland, Saudi-Arabien und Kroatien. Als dann auch noch ein Mädchen aus dem Hinterhalt erschossen wird, das ihm irgendwie bekannt vorkommt, kann er nicht mehr einfach so davonlaufen. Das will er aufklären, bevor er verschwindet. Besonders, da er glaubt, dass sie irgendwie mit dem Fall zu tun hat. Während er versucht Geld aufzutreiben, um sich neue Papiere zu beschaffen, entwickelt sich die Szenerie immer geheimnisvoller. Immer mehr Parteien tauchen auf und jagen plötzlich ihn.


Nick Belsey ist nicht gerade der Vorzeigepolizist der Stadt, von einem vorbildlichen Charakter weit entfernt. Die Arbeitsauffassung war anscheinend schon immer lasch, Beziehungen zur Londoner Unterwelt seit jeher vorhanden. Eine Hand wäscht die andere. Er lässt sich treiben, spielt, säuft und mogelt sich durch den Tag. So folgt man ihm als Leser auf den ersten ca. 150 Seiten, wie er versucht, mit allen Mitteln - die wenigsten legal - seinem Dilemma zu entfliehen. Dann nimmt die Handlung unvermittelt an Fahrt auf, wird nicht nur durch den einen oder anderen Mord temporeicher und mit etwas Action dargestellt, sondern auch verzwickter, weil sämtlichen handelnden Personen hinter dem Oligarch her und allesamt keine Vorzeigebürger sind, obwohl viele von ihnen entsprechende Positionen innehaben. Kaltschnäuzig umgeht Nick sämtliche Regeln, arbeitet nach dem Mord an dem Mädchen eher zweckgebunden wieder in seinem Beruf und verlässt sich auf die Trägheit des Polizeiapparates, dass die ihm nicht auf die Schliche kommen. Moral ist seine Stärke sicher nicht. Herausgekommen ist ein komplexer Thriller mit einigen ruhigen Momenten, einem eigentlich abstoßenden Protagonisten, durchgehend spannend und sollte es eine Fortsetzung geben, würde ich mir diese sicher zulegen. Originell war dieses Debüt auf jeden Fall. Stilistisch leicht zu verdauende Kost, ohne allzu billig zu wirken und den Leser wie den "Helden" lange im Dunkeln lassend. Das macht einen guten Thriller doch aus - dass man nicht schon nach 50 Seiten weiß, wer der Täter ist, wer wann welchen Love Interest abkriegt. Genau das hat Oliver Harris vorzüglich hinbekommen. 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 März 2012, 18:44:23
(http://1.bp.blogspot.com/-jn9tg15LKmc/T19n87vU5YI/AAAAAAAABd4/0ezWSrSjutU/s320/todeslauf.jpg)

Jeff Abbott. Sam Capra ist ein brillanter Geheimagent, liebender Ehemann und werdender Vater - der von einem Augenblick auf den nächsten alles verliert. Ein Bombenattentat vernichtet die CIA-Zentrale in london, und eine scheinbar übermächtige Geheimorganisation entführt seine Frau, stellt ihn als den Schuldigen hin und zwingt ihn zur Flucht. Wenn Capra überleben will, muss er seinen Verfolgern stets einen Schritt voraus sein.

Alles beginnt mit einem Einblick in die Freizeitbeschäftigung von Sam - dem Parkour-Lauf. Danach verabschiedet er sich von seiner schwangeren Ehefrau und fährt zur Arbeit in die Londoner Zentrale der CIA. Mitten in einer Präsentation zu dem Geldfluss von Terroristen und eines ihrer Finanzgenies, dem Geldzar, erhält er einen Anruf seiner Gattin, die ihn beschwört, das Gebäude schnellstens zu verlassen. Nach einigem Zögern gibt er ihrem Drängen nach und entkommt so der veheerenden Explosion, die das Gebäude und seine Kollegen vernichtet. Seine Frau sieht er als Gefangene in einem Wagen auf dem Beifahrersitz, bedroht von dem Mann am Steuer. Er versucht sie zu verfolgen, nutzt dabei seine Parkour-Erfahrungen, kann aber das Entkommen nicht verhindern. Stattdessen wird er von den eigenen Leuten festgesetzt und verhört. Man bringt ihn sogar im gewohnten amerikanischen Stil von Gerechtigkeit, Menschenrechten und Demokratie ins Ausland, um dort die auf eigenem Staatsgebiet untersagten Methoden des hochnotpeinlichen Verhörs anzuwenden; von Waterboarding bis zu Schlägen und Stromstößen und Dauerbeschallung mit Schlafentzug ist alles dabei. Doch irgendwann lässt man ihn frei. Bedingung: Er bleibt zwar auf der Lohnliste, wird aber nicht mehr im Dienst eingesetzt, bekommt dafür einen regulären Job als Barmann zu Hause in den USA, wo sie ihn ständig im Auge behalten können. Natürlich ist das alles nicht in seinen Plänen vorgesehen und er setzt sich mithilfe seiner alten Kontakte und gefälschten Papieren Richtung Europa ab. Auf dem Containerschiff, auf das er sich zur Flucht geschmuggelt hat, wird er aber entdeckt. Doch wider erwarten nicht von seinen ehemaligen Kollegen. Es ist Mila, die für eine ultrageheime Organisation arbeitet und ihm ihre Hilfe anbietet, ohne ihn einzuweihen. Sie gelangen nach Holland, wo Sam nach und nach auf die Spur der Entführer kommt. Die entpuppen sich nicht nur als Waffenschmuggler, sondern auch als Mädchenhändler. Und testen eine neuartige Waffe auch sogleich auf dem Bahnhof von Amsterdam. In größter Sorge um seine Frau, versucht sich Sam dort einzuschleusen. Er stößt auf eine weitere Organisation, die sich Novem Soles nennt und anscheinend umstürzlerische Pläne hat und deren Spur wieder nach London führt.



Auf einen ruhigen und friedfertigen Start folgt zügig die Action, wobei ich sagen muss, dass mir ein Parkourlauf in Schriftform längst nicht so spektakulär erscheint, wie ihn in Filmen a la Getto Gangz von David Belle visuell dargebracht zu sehen. So entwickelt sich ein schneller, rasanter und auch spannender Thriller, in dem der Protagonist auch nach und nach das Töten lernt und sich überraschend schnell damit abfindet, dass es notwendig ist, wenn man sich vor Augen hält, dass er zu Beginn eher einer dieser Power Point-Päsentatoren war. Lange hält er sich denn auch mit Gewissensbissen nicht auf. Zudem hat er ja noch die Suche nach Frau und Kind als Motivation im Hintergrund. So wächst der ehemals friedliebende Familienmensch in den haarsträubendsten Situationen immer mehr über sich hinaus und zeigt so einigen Gegnern völlig unerwartet, was ne Harke ist. Die Story hält einige Wendungen und Überraschungen bereit, ist eher actionlastig, denn ausgeklügelt und glaubwürdig. Macht aber gar nix. Bis auf einzelne Sequenzen mit Sam werden die Figuren nicht groß charakterisiert, dienen teilweise nur als Staffage und der Story, aber das kann ja noch kommen, denn das Buch ist eindeutig auf eine Fortsetzung ausgerichtet (Die mit "The last minute" auch schon fertig ist und wohl nächstes Jahr auf den deutschen Markt kommen wird.), nicht alle Fragen werden beantwortet. Wie schon "Run!" oder "Vertrau mir" wieder ein starker Actionthriller von Jeff Abbott. 525 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 März 2012, 12:59:25
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TIJ8qUag2FI/AAAAAAAAAY4/k2biSrnWv9Q/s320/turow.jpg)

Scott Turow. Der Richter sitzt stundenlang am Ende eines Bettes, in dem eine tote Frau liegt. Seine Frau. Erst am nächsten Morgen ruft er die Polizei. Er wird des Mordes angeklagt werden. Alles wird gegen ihn sprechen. Er wird beweisen müssen, dass er unschuldig ist. Vor zwanzig Jahren hatte Rusty Sabich eine Affäre mit einer Kollegin, die brutal ermordet wurde. Sein Widersacher in der Staatsanwaltschaft, Tommy Molto, hatte unnachgiebig versucht, Rustys Schuld zu beweisen. Diesmal will Tommy Molto zu Ende bringen, was er damals begann.

Vor rund zwanzig Jahren kriselte es in der Ehe vom serbischstämmigen Rusty Sabich, als er sich auf die Affäre mit einer Kollegin einließ. Doch das war damals nicht das einzige Problem. Der Tod seiner Geliebten hätte Rusty um ein Haar in den Knast gebracht. Seine Frau hielt zu ihm, sie überstanden die Krise und verurteilt wurde er auch nicht. Er arbeitete weiter in seinem Beruf, der alte Ruf war wieder hergestellt und alles nahm seinen geregelten Lauf. Könnte alles so schön sein, würde seine Gattin Barbara nicht tot im Ehebett aufgefunden. Erste Verdachtsmomente weisen darauf hin, dass Medikamente im Spiel waren. Und schon steht Tommy Molto bzw. sein Scherge Jimmy Brand, der nach einer steilen Karriere giert, auf der Matte, Verlierer in der vorangegangenen Auseinandersetzung um den Tod der Geliebten. Diesmal soll es besser laufen und gleichzeitig der Eindruck vermieden werden, dass Molto nur auf Wiedergutmachung seines verlorenen Prozesses aus ist und nun versucht, die niederlage von vor 20 Jahren jetzt mit allen Mitteln ausmerzen zu wollen. Doch auch Richter Sabich hat wohl nichts aus den Ereignissen von damals gelernt. Molto und sein Team finden heraus, dass sich Sabich mit einer ehemaligen Untergebenen trifft. Da wäre denn schon mal ein Motiv für den Mord. Jetzt kann er die Angelegenheit vor gericht bringen und einen aufsehenerregenden Prozess anstrengen, dessen penible Vorbereitung Monate braucht, um eine unanfechtbare Verurteilung zu erreichen. Natürlich ist auch Sabich nicht untätig und geht seinerseits in die Offensive, um das Schlimmste zu vermeiden. Doch er ahnt nicht, was wirklich auf ihn zukommen wird.

Viele Cineasten werden sich sicher noch an den sehr gelungenen Kinohit "Aus Mangel an Beweisen" mit Harrison Ford in der Hauptrolle erinnern. Nun liegt mit dem Justizthriller "Der letzte Beweis" nicht nur das neueste Werk von Scott Turow vor, sondern auch die Fortsetzung seines damaligen Erstlings und verfilmten Bestsellers. Turow beweist damit auch, dass es sich lohnt (auch für den Leser), sich beim Verfassen eines Buches Zeit zu lassen und dabei die Qualität des Romans hochzuhalten, anstatt auf jährliche Outputs für den Massenmarkt in leicht verständlicher Sprache und wenig komplexer Handlung zu setzen, um das eigene Konto aufzustocken und vielleicht noch Hollywood anzulocken, das ja unerklärlicher Weise gerade auf solche Werke reagiert wie ein Hai auf Blut. Uninspiriert, handlungsarm, nur durch den schnellen Dollar motivierte Machwerke im Boulevardstil. So erreicht man zwar hohe Verkaufszahlen, aber keine guten Storys. Glücklicherweise ist das nicht die Arbeitsweise von Scott Turow, was ihn von anderen Autoren in diesem Genre wohltuend unterscheidet. Er bietet dem Käufer einen vielschichtigen und hochspannenden Fall, den er in jahrelanger Vorbereitung qualitativ hochwertig und ausgiebig recherchiert hat. Es hat wohl schon seinen Grund, warum er seit seinem Debüt 1987 erst acht Romane verfasst hat und das ist sicher nicht der Mangel an Käuferschichten. Auch in "Der letzte Beweis" werden die Figuren tiefgründig (und ich für meinen Teil muss sagen, dass mir die Hauptfigur mal so gar nicht sympathisch war, ein Egoist, wie er im Buche steht - und das ist nicht mal alles) präsentiert, ist die Sprache klar und ausdrucksstark, verglichen mit anderen Schreiberlingen schon fast ein literarischer Höhenflug. Erneut setzt Turow zu einem Blick auf das amerikansiche Justizsystem an, der zeigt, dass es bei den ganzen Strategien, Verwicklungen und Machtspielchen nicht immer einfach ist, den wirklich Schuldigen zu bestrafen. Zudem werden Verhandlungen nur nach dem Motiv des Sieges geführt. Die Verteidiger sind nicht im Geringsten an Schuld oder unschuld ihres Mandanten interessiert, sie wollen ihn nur aus dem Knast heraus halten. Aber auch die Staatsanwaltschaft, die eigentlich dazu da sein sollte, dass die Gerechtigkeit siegt, denkt nur an das Gewinnen des Prozesses, nicht an ihren eigentlichen Auftrag. Geht ein Unschuldiger in den Knast - egal, Hauptsache wieder eine Kerbe auf der Siegerliste. Da wird durch die Anwälte vor Gericht geschauspielert, getrickst, Geschworene mehr oder weniger subtil beeinflusst, nur um den Prozess zu gewinnen und natürlich ist es immer noch so, dass Angeklagte mit einem guten Ruf, einer entsprechen geschätzten Profession oder genügend Geld anders behandelt werden, als ein armer Schlucker. Wirkliche Gerechtigkeit geht anders und das prangert Turow hier auch deutlich an. Die Geschichte um Rusty Sabich dient dazu nur als Aufhänger - aber als ein äußerst spannender und gelungener. Für Freunde von Gerichtsthrillern eine klare Empfehlung und und große Vorkenntnisse aus dem Debüt "Aus Mangel an Beweisen" sind auch nicht nötig. 576 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 März 2012, 15:14:09
(http://3.bp.blogspot.com/-sJoe-FiBp_w/T2SD2moSGrI/AAAAAAAABfk/PHsQ7VMV6Zk/s320/carte%2Bblanche.jpg)

Jeffery Deaver. Während eines Abendessens mit einer schönen Frau erhält Bond eine alarmierende Nachricht: Ein verheerender Anschlag wurde angekündigt. Britische Sicherheitsinteressen sind massiv gefährdet, und man rechnet mit Tausenden von Todesopfern. Allein James Bond kann die bevorstehende Katastrophe jetzt noch abwenden. Doch nur, wenn seine Vorgesetzten ihm eine Carte Blanche erteilen - und 007 damit an keine Regel mehr gebunden ist.

Der Einsatz führt Bond direkt nach Serbien, wo auf ein Treffen zwischen den vermeintlihcen Übeltätern in der an ihn überbrachten Nachricht hingewiesen wird. Doch es ist nicht nur ein schlichtes Treffen, sie wollen auch einen Zug mit einer gefährlichen Ladung entgleisen lassen. Bond kann das Unglück noch einigermaßen abwenden, aber der Rädeslführer - ein Ire - kann entkommen und hat dabei Bonds zwei serbischen Unterstützer, den Lokführer und auch seine eigenen Leute eliminiert. Da die Serben Bond die Schuld geben, muss er zügig aus dem Land evakuiert werden. Der Balkan war keine Reise wert. In London soll er sich auf die Fährte des Iren und eines Kompagnons mit dem Codenamen NOAH machen, da man die serbische Aktion nur für einen Probelauf für einen weitaus größeren Anschlag hält. Schwierige Aufgabe, da Bond sich im Inland an die Gesetze halten muss und seine Befugnisse begrenzt sind. Zusammenarbeit mit den anderen Diensten des Reiches ist nicht so sein Ding. Er verfolgt eine Spur zu dem Ort March, stößt auf ein altes, ausgemustertes Armeelager und kann bei einem Erkundungsgang gerade noch so einer Sprengung der Anlage entfleuchen. Doch er erhält zumindest Informationen zu Hydt, dem Lumpensammler. Dieser ist ein großes Tier im Recyclinggeschäft. Als Hydt nach Dubai aufbricht, ist ihm Bond auf den Fersen, da er vermutet, dass dort ein weiterer Anschlag vonstatten gehen soll. Er sichert sich die Unterstützung seines CIA-Kumpels Felix Leiter und ist endlich wieder mit der im Ausland nutzbaren Carte Blanche ausgestattet. Doch was als ein tödliches Attentat auf 90 Menschen gedacht war, entpuppt sich als unerwartete Wendung. Weiter geht die Jagd nach Kapstadt, wo Bond Unterstützung bei den örtlichen Behörden erhält, einem nicht gerade gut beleumundeten Kollegen möglichst aus dem Weg geht und dann das Hauptquartier und die Finanziers von Hydt und seinem Planer und Killer Dunne, dem Iren, findet. Jetzt gilt es zu handeln, die Zeit wird knapp, um Projekt Gehenna zu verhindern.

Dies war mein erstes Buch zu James Bond, ansonsten kenne ich nur die bisher gedrehten Filme und kann meine Vergleiche nur an diesen ausrichten. Deaver mischt Zutaten aus dem bekannten Agenten wie M, Moneypenny, Pre-Title-Sequenz, Felix Leiter massenhaft Product Placement und in einigen Momenten echtes Bond-Flair mit einem Reboot der Reihe (ganz nett die Idee, ein Reboot mit dem Thema Recycling zu verknüpfen). Bond ist gerade erst 2 Jahre beim Dienst, man erfährt etwas über sein Vorleben und auch die Eltern, die bei einem Unfall starben. Und genau diesen untersucht Bond in einem zweiten Handlungsstrang so ganz nebenbei zur Haupthandlung. Doch die Carte Blanche nutzt der neue Bond sehr zögerlich. Wo der Filmbond früher draufgehalten hat, verwundet der Frischling trotz sämtlicher Befugnisse die gefährlichsten Gegner bloß, ist mittlerweile von einer schlimmeren political correctness als Daniel Craig. Die Action ist weichgespült, wirkliche Härten, wie sie der Titel eigentlich erwarten ließ, gibt es nicht. Chauvigehabe plus entsprechende Sprüche hat man ihm ebenfalls ausgetrieben. Zudem ist das Buch um geschätzte 100 Seiten zu lang. Nach der Sequenz in Serbien, passiert lange Zeit recht wenig, wird viel mit Dialog gearbeitet und erläutert und erklärt, bis man sich wünscht, es habe doch bitte bald ein Ende. Rasanz hat das keine, leider. Das reißt auch der Showdown vorm endgültigen Showdown nicht raus, bei dem es wenigstens einige Schusswechsel und ein bisserl Feuerwerk gibt. So bleibt eigentlich nur eine solide, unspektakuläre und routinierte Arbeit - eine Auftragsarbeit eben. Aber alles irgendwie doch schon mal gelesen und das auch noch besser - nur eben nicht als Bond verkauft. Da übrigens die Ermittlungen im Falle seiner Eltern zu keinem endgültigen Ergebnis führen, dürfte einer Fortsetzung nichts im Wege stehen. 530 Seiten.

Übrigens kann man die beiden Schlachten aus den Zulukriegen, die im Buch erwähnt werden, auch in Filmen besichtigen: Die Schlacht bei Rorkes Rift wurde unter dem Titel "Zulu" mit Michael Caine verfilmt und jene bei Isandhlwana als "Zulu Dawn" mit Burt Lancaster.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 März 2012, 16:43:26
(http://2.bp.blogspot.com/-uRc-L0NwOKg/T2stbz2ZzQI/AAAAAAAABiM/3NMlVsM4jcc/s320/zero%2Boption.jpg)

Tom Wood. Fast jeder Mensch kann morden. Aber niemand schafft es unentdeckt davonzukommen. Und das immer wieder. Victor, ein so eiskalter wie brillanter Auftragskiller, ist ein Meister darin. Früher arbeitete er auf eigene Rechnung, doch mittlerweile steht er im dienst der CIA. Nun soll er dabei helfen, die zwei größten internationalen Waffenhändler auszuschalten, um unzählige Leben zu retten. Doch dieser Auftrag erfordert mehr als nur Kaltblütigkeit und eine ruhige Hand. Victor muss mit höchster Raffinesse vorgehen, um sein Ziel zu erreichen - und um seinen Einsatz zu überleben.

Nach einer erfolgreichen Operation in Rumänien, die einige Fragen aufwirft, wird Victor nach Deutschland geschickt. In Hamburg soll er Waffen entgegennehmen, die er für einen Folgeauftrag in Berlin benötigt. Das Treffen mit seinem Waffenlieferant gerät zu einem blutigen Fiasko, dem Victor nur knapp entkommen kann. Glücklicherweise kann er sein Arbeitsmaterial noch in einem abseits stehenden Transporter finden. In Berlin erledigt er seinen Hit in perfekter Manier und wird von seinem Kontaktmann nach Weißrussland geschickt, wo es gilt, den Handlanger eines libanesischen Waffenhändlers zu beseitigen. In der Zwischenzeit puzzeln Roland Procter, der Kontaktmann, dessen Identität Victor bis dahin völlig unbekannt ist, und dessen Partner Peter Clarke in Washington D.C. an einem riskanten Spiel, dessen Ausgang Victor überleben kann - aber nicht zwangsläufig muss. Für den gepressten Arbeitnehmer geht indessen fast alles schief, was in Minsk nur so schiefgehen kann. Kann er eingangs noch die Bodyguards vom Libanesen und dessen weißrussischen Kollegen noch sauber eliminieren, kommen plötzlich noch vier Typen einer weiteren Partei hinzu, mit der niemand gerechnet hat. Auch die überleben die Begegnung mit Victor nicht, doch seine Zielperson entwischt und ein Beobachter der unbekannten Truppe entkommt ebenfalls. Jetzt jagen ihn die Leute der beiden Verbrecher und die Hintermänner von Gruppe drei. Victor setzt sich nach Linz ab, dann weiter nach Bologna. Lässt sich dort neue Papiere beschaffen und meldet sich bei seinem Auftraggeber. Dieser schickt ihn nach Sotschi, wo er den russischen Makler des Todes Kasakov endgültig zur Ruhe betten soll. Nach einiger Zeit akribischer Vorbereitung ist alles fertig, aber kurz vor dem finalen Schuss bemerkt Victor, dass er nicht allein ist und wendet sich gegen seine Beobachter. Drei Mann. Er schaltet zwei aus und befragt den letzten Mann noch, bevor er ihn ebenfalls endgültig erledigt. Von dem erfährt er, dass der Libanese, der Victor entkommen ist, in der Zwischenzeit von den drei Beobachtern ausgeschaltet wurde. Ihm dämmert, dass hier ein Spiel läuft, in das er nicht eingeweiht wurde und dass womöglich er auch eines der Opfer darin sein soll. Ist da Verrat im Spiel? Wer steckt hinter diesem perfiden Plan? Victor ist nun Gejagter und Jäger zugleich.

Der aus "Codename Tesseract" ("The Killer") bekannte Profi-Killer Victor, der seinem selbsterwählten Beruf effizient, kaltblütig und emotionslos nachgeht, dem unbeteiligte opfer, die ihm zufällig in den Weg geraten, wenig bedeuten und der auf seine akribische Arbeit und seine Unabhängigkeit stolz ist, wurde in der Person von Procter zum Dienst für die CIA gepresst. Das geht ihm gewaltig gegen den Strich und er will sich aus den Klauen seiner unfreiwilligen Partner lösen. Aber erst muss er Aufträge für sie erledigen, da sie sonst seine Identität preisgeben. Daraus strickt Tom Wood aka Tom Hinshelwood in seinem zweiten Roman "Zero Option" ("The Contract") einen fulminanten Thriller, der allein auf den ersten 100 Seiten mehr Speed aufzuweisen hat als das Jeffery Deaver-Werk "Carte Blanche" - und auch dem Begriff einer Carte Blanche - wenn auch selbsterteilt sozusagen - näher kommt als im Deaver-Roman Mr. Bond. Hier werden keine Kompromisse gemacht. In einem auf den Punkt gebrachten Stil ist "Zero Option" auf Schnelligkeit und Power ausgelegt, zögert nicht lange rum und verbietet sich ausufernde Beschreibungen von Belanglosigkeiten. Das Buch, das seinen Protagonisten durch Rumänien, Italien, Deutschland, Russland, Bulgarien und weitere internationale Schauplätze hetzt, ist eine geballte Ladung, der Ikonen wie Frederick Forsythe, ehemalige Koryphäen wie Tom Clancy oder der selige, leider schon verstorbene Robert Ludlum ihren Respekt zollen müssten. Mit seinem zweiten Buch hat Tom Wood nicht nur bewiesen, dass sein Erstling "Codename Tesseract'" keine Eintagsfliege war, sondern dass er binnen kürzester Zeit an die Spitze der Thrillerautoren vorgestoßen ist. Er lässt es demnach auch diesmal kräftig krachen und spielt mit zwielichtigen Plänen, undurchsichtigen Charakteren und diversen Wendungen mit der Erwartungshaltung des gespannten Lesers. Ein Action-Thriller in Reinkultur, bisher das Highlight des Jahres. Gehört mit zum Besten, was ich in den letzten Jahren in dem Genre gelesen habe (und wenig war das nicht). Spannungsgeladene Adrenalin-Action vom rumänischen Anfang bis zum bulgarischen Schluss. Für Freunde und Fans der genannten Autoren schon fast Pflichtprogramm, aber auch für Genreliebhaber eine uneingeschränkte Kaufempfehlung. Hier dürfte Hollywood gerne mal von der derzeitigen Remakewelle abweichen und die Rechte nicht nur erwerben, sondern auch zur Verfilmung - bitte R-Rated - nutzen. Buch Nummer drei darf gerne kommen. 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 März 2012, 20:53:10
(http://4.bp.blogspot.com/-HTnIOUHG6kI/T2y7piF7pGI/AAAAAAAABiY/8PoIeL3SCgw/s320/red%2Bsky.jpg)

Nate Southard. Der Überfall auf eine Bank in El Paso läuft völlig aus dem Ruder und so bleibt dem Ganoven Danny Black nur die Flucht in die Wüste von New Mexico - auf dem Rücksitz eine weibliche Geisel, einen schwerverwundetetn Psychopathen und dessen hysterische Freundin. Als sie in den verlassenen Fabrikhallen von Red Sky Manufacturing Schutz suchen, ahnen sie nichts von dem geheimen Leben im Wüstensand um sie herum. Bald umschwirren Armee-Helikopter das Gebäude und eröffnen erbarmungslos das Feuer. Die Soldaten tragen Gasmasken und sie haben es eilig, denn die Sonne sinkt..... und aus den Schatten kriecht das hungrige Grauen hervor.


Danny und seine Kumpane haben eigentlich alles unter Kontrolle und haben ihre Pfründe aus dem Safe der Bank schon eingesackt, bis der Proll Dale einen Kunden umnietet, weil der ihn angeblich schief angeguckt hat. Daraus entwickelt sich ein schieres Gemetzel, dem auch vier Bullen zum Opfer fallen, die zum Tatort geeilt sind. Am Ende lässt die Gruppe ein gutes Dutzend Leichen zurück - inklusive ihres Kollegen Sampson. Sie flüchten mit ihrem bereitstehenden Transporter, verfolgt von zwei Streifenwagen. Wallace, der Fluchtwagenfahrer, drängt beide nacheinander in den Gegenverkehr und hängt sie somit ab. Jetzt ist ein Wagentausch fällig. Dann geht es hinaus in die Wüste nach New Mexico. Dort finden sie Zuflucht in einer verlassenen Fabrikhalle, ohne zu ahnen, dass dort im Dunkeln etwas auf sie lauert. Und Psycho-Braut Gina dreht endgültig am Rad. Sie bedroht ihre Partner und will, dass ihrem Dale sofort geholfen wird und sie ihn operieren. Was ja so einfach ist mitten in der Wüste. Sie ballert wild um sich und verletzt Nelson, Dannys besten Kumpel, bevor sie sich tiefer in die Räumlichkeiten der Fabrikhalle absetzt und ihren schwerverletzten Prollfreund mit sich schleppt. In der Zwischenzeit taucht am Horizont ein Helikopter, der schwerbewaffnete Soldaten transportiert, die Gasmasken tragen und sofort losballern und dabei die Geisel Mel leicht verletzen. Jetzt müssen sich auch Danny und seine restlichen Leute in die Schatten des Gebäudeinneren flüchten, verfolgt von den mittlerweile gelandeten Armeeangehörigen. Und mit der Dunkelheit, die mit untergehender Sonne die Halle durchdringt, werden die ausgehungerten Geschöpfe immer mutiger und trauen sich auf die Jagd nach Fleisch zu gehen. In ihrer Gier nach Nahrung kennen die Kreaturen keine Gnade.


Nate Southard hält sich nicht lange mit seichtem Vorgeplänkel auf und startet sofort mit kräftigen Dosis an blutiger Action. Für die Figurenzeichnung bleibt da wenig Spielraum und der Leser erfährt eher nebenbei, dass Danny eigentlich der ruhige und nicht wirklich gewalttätige Planer ist, der zu den Überfällen erpresst wird und dass sein bester Kumpel Nelson ein verträglicher Typ, der seinem Freund einfach nur beisteht sowie der Fahrer Wallace eben nur ein Spitzen-Driver, doch ansonsten eher unbedarft ist. Für Gina und Dale gilt nur, dass sie völlig durchgedrehte Killer-Psychos sind. Kumpan Nummer sechs namens Sampson ist nicht lange genug dabei, dass er charkterisiert werden könnte. Viel Leerlauf gibt es nicht, bis auf einige Seiten der Fahrt durch die Wüste ist ständig was im Gange, ob nun durch Gegner oder eben untereinander. Größere Dialogparts sucht man hier vergebens, Humor findet man ebensowenig. Southard hat mit seinem minimalistischen, flotten und gradlinigen Stil, bei dem er kein Wort zuviel schreibt, eine gelungene Mischung aus Horror- und Actionthriller kreiert, die den einen oder anderen Filmfan sicher an diverse Werke aus seiner Home Entertainment Sammlung erinnern dürfte. Vielleicht ist "Red Sky" etwas anspruchslos und bietet keine umwälzenden Neuerungen, aber dafür ist es eine äußerst unterhaltsame und blutige Horrorgeschichte. Sie ist brutal - inklusive Folter -, aber keine Splatterorgie. Angereichert mit dem zarten Pflänzchen einer bloß angedeuteten Liebesgeschichte, die aber kaum Raum einnimmt und den Lesefluss und das Tempo nicht mindert. Der Festa-Verlag darf nach diesem gelungenen Erstling gerne weitere Romane von Nate Southard veröffentlichen. 270 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 März 2012, 22:40:22
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S3HeVPNpc9I/AAAAAAAAAUA/0RnhRbz741E/s320/baldacci.jpg)

David Baldacci. Die verwackelten Bilder eines gefolterten Russen, der seine letzten Worte in die Kamera spricht, versetzen die ganze Welt in Entsetzen. In rasender Geschwindigkeit verbreitet sich das Video über das Internet - und mit ihm die alarmierende Botschaft des Mannes: Er ist Opfer der russischen Regierung, und er ist nicht das einzige. In großem Stil räumt Russland sein eigenes Volk aus dem Weg. Daraufhin spitzen sich die Konflikte zwischen den Großmächten der Welt zu. Ganze Armeen rüsten auf - es droht ein neuer globaler Krieg innie dagewesenen Ausmaßen. Nur Shaw, Agent einer multinationalen Geheimdienstorganisation, soll die Wahrheit hinter den Gräueltaten aufdecken und den Krieg verhindern. Dieser Auftrag kann ihn das Leben kosten - und die Welt retten.

Politiker, Medien, Manipulation, Gier. Danach richtet Baldacci seinen neuen Thriller aus. Wie man mit genug Geld und Einfluss die Massen so manipulieren kann, dass man seinen eigenen Interessen dahinter vollkommen versteckt ausführen kann, indem man einfach seine eigene Wahrheit erfindet und sie unters Volk bringt und am Ende davon profitiert. So wird auch das Video eingesetzt, das den gefolterten Russen zeigtdas dann eine Eigendynamik entwickelt, die ihresgleichen sucht. Mit entsprechendem Unterbau wird die gesamte Welt zu Protesten gegen Russland animiert, werden neue Feindbilder geschaffen, Völker aufeinander gehetzt, um die eigenen - doch recht verworrenen - Ziele zu erreichen. Um dies zu verhindern, muss nun Agent Shaw gegen diesen perfiden Plan antreten. Die dabei auftretenden Widrigkeiten räumt er nicht gerade zimperlich aus dem Weg und muss sich dabei nicht nur den Dämonen seiner Vergangenheit stellen, sondern auch aufpassen, dass er nicht von den eigenen Leuten hintergangen wird, was denn auch gegen Ende zu einem kleinen Aha-Effekt führt.

Nach den Reihen um Oliver Stone und den Camel-Club sowie dem Ermittler-Duo Maxwell/King nun endlich wieder ein Stand-Alone von David Baldacci und sofort ist eine Steigerung gegenüber den vorgenannten zu erkennen. Zwar ist er bei seiner Charakterzeichnung der Hauptfiguren nicht vom Pfad des Üblichen abgewichen und hat eine klare Trennung zwischen Gut und Böse vorgenommen und einige Klischees wie ein Trauma aus der ach so dramatischen Vergangenheit der Helden mit eingebaut oder die große, absolut kräftige Statur des gutaussehenden Protagonisten, gegen den natürlich kein anderer auch nur im geringsten anstinken kann. Hier bleibt doch alles recht banal, wie schon in Tausenden anderer Thriller gelesen. Davon aber abgesehen, hat er in punkto Action noch einige Pfund draufgepackt, stellenweise rüde umgesetzt und tatsächlich kann sich einem der Eindruck aufdrängen, dass Baldacci mit diesem Werk in die Nähe eines Clancy zu dessen guten Zeiten gerückt ist. In die Nähe wohlgemerkt, denn trotz internationaler Verwicklungen, kriegerischen Auseinandersetzungen und amerikanischem Heldenpatriotismus fehlt doch noch einiges bis zu der Ikone des Technothrillers. Es bleibt aber ein starker Spannungsroman mit einer klaren Sprache, klaren Verhältnissen und einer ordentlichen Portion Action. Durchaus beachtenswert. Das Perzeptionsmanagement, das hier angesprochen wird, ist eigentlich die Weiterführung des "Spin Doctors", der für seinen Auftraggeber Fakten zum Positiven hin verdreht, sodass dieser am Ende doch gut dasteht. Aber alles basiert auf Fakten. Das Perzeptionsmanagement erfindet aber einfach die Fakten und verkauft sie dann als Wahrheit. Beispiele gibt es dafür schon (Irak, Massenvernichtungswaffen) und auch Boulevardzeitungen sowie Politiker im Wahlkampf nutzen dies in geringerem Umfang. Einfach mal was behauptet, mit irgendwelchem Gewäsch untermauert und publiziert. Die Masse wird es schon glauben. Und in Zeiten des www ist es ja noch einfacher geworden. Da fragt man sich schon, ob man überhaupt noch etwas glauben soll, das einem so als News verkauft wird. Egal, von wem. 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 März 2012, 06:06:53
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Sjt1buafi_I/AAAAAAAAANo/kDaPFhADWgo/s320/CdT+Miller.jpg)

Da mir demnächst das dritte Buch von Charles den Tex um seinen Protagonisten Michael Bellicher in die Finger kommt, hier meine Meinung zum ersten, die zum zweiten folgt hinterher.

Charles den Tex: Ein Albtraum für jeden Computerbesitzer: Stellen Sie sich vor, Sie fahren Ihren Rechner herunter und eine kriminelle Organisation hat weiterhin Zugriff auf Ihre gespeicherten Informationen. Und nicht nur auf Ihre, sondern auf die von Millionen anderer Menschen auf dieser Welt. Michael Bellicher arbeitet in Amsterdam in einer international operierenden Beratungsfirma. Alles, wovon er jemals geträumt hat, scheint erreicht. Bis ihn das Wiedersehen mit seinem Bruder völlig aus der Bahn wirft. Zwei Tage erscheint Michael nicht an seinem Arbeitsplatz und erhält prompt die Quittung: die fristlose Kündigung. Um sich noch einmal Zugang zu seinem Büro zu verschaffen, lässt er sich über Nacht im Firmengebäude einschließen - eine fatale Fehlentscheidung. Denn in dieser Nacht wird er Zeuge eines Mordes und gerät selbst unter Verdacht. Michael taucht unter - und versucht währenddessen seine Unschuld zu beweisen, wobei er auf den mysteriösen Mr. Miller stößt.

Als Grundlage für seinen Roman nutzt der Schriftsteller die Diskussion um die Sicherheit des Internet. Da heutzutage jede Information im Netz abgespeichert wird, gibt es augenscheinlich keine wirklichen Geheimnisse mehr. Nachdem Michael Bellicher des nachts in seiner Firma einen Mord beobachtet und trotzdem vom System als einziger Anwesender registriert wurde, gerät er schnell in Tatverdacht. Also ab auf die Flucht und versucht im Alleingang die Unschuld zu beweisen. Eine Website führt in zum "Haus von Mr. Miller". Die Polizei auf den Fersen, von den wahren Schuldigen ständig bedroht, sucht er nach Antworten auf die Fragen, was seine Firma damit zu tun hatte und welche Rolle die ermordete Kollegin in diesem Geflecht gespielt hat. Und so wird der Leser nicht nur mit dem menschlichen Aufwand/Nutzen-Denken in Bezug auf Freundschaften konfrontiert, sondern auch mit der rabiaten Wirtschaftswelt im Bereich der Beratergremien - und davon hat ja mittlerweile jeder Politiker, dessen Regierung, mehr oder weniger nutzlose Prominente oder Fußballer, mehr oder weniger gierige Wirtschaftsboss mindestens einen an der Hand, der ihm sagt, wo es lang geht und wie er das Meiste für sich herausholen kann und natürlich auch für den Berater selbst, der ja nur vermeintlich für seinen Klienten arbeitet, sondern in der Hauptsache selbst verdienen will und bei dieser Aufgabe auf die jeweiligen Geschicke mehr Einfluss nehmen kann, als erwartet oder erhofft. Und er erhält mehr Informationen als eigentlich gewünscht und die Öffentlichkeit je erfährt, wenn er beispielsweise Politikern beibringen muss, wie sie schlechte Nachrichten dem Volk als neue Errungenschaften verkaufen. Die Berater wissen die Wahrheit und der Rest der Welt wird verschaukelt. Und jede Info steht im Netz - und das kann manipuliert werden. Privatsphäre - das war einmal. Datenschutz - wo denn???

Spannend, mit einem ordentlichen Tempo prangert den Tex die Möglichkeiten des Internet und die Machenschaften der Wirtschaft und Politik an. Im Roman kann seine Hauptfigur Michael Bellicher sich noch gegen die Bande behaupten, doch im wahren Leben dürfte das kaum hinzubekommen sein. Oder wie will sich jemand gegen die Online-Durchsuchungen wehren, wenn er gar nichts davon mitbekommt, dass er für eine solche von einem ihm völlig unbekannten Gremium in der politischen oder wirtschaftlichen Grauzone gecastet wurde? Sämtliche Infos oder sein Surfverhalten, seine Interessen, seine Daten und Nachrichten landen in den Speichern unberechtigter Personenkreise, die diese wieder für ihre Zwecke nutzen können. Und es ist ja nicht nur der eigene PC. Überall werden die Daten der Bürger irgendwo im Netz verarbeitet, selbst beim Einkauf - und jeder mit ein bißchen Sachkenntnis kann sie sich besorgen, nutzen oder gar verfälschen. Tun kann man dagegen schon lange nichts mehr, diese Welt hat sich längst verselbständigt. 447 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 März 2012, 06:08:31
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SkIfi7AXw2I/AAAAAAAAANw/bd9bu_lKN-8/s320/CdT+Zelle.jpg)

Charles den Tex: Hat irgendjemand eine Ahnung, was hier los ist? Michael Bellicher weiß nicht, wie ihm geschieht: Der junge Amsterdamer Unternehmensberater wird Zeuge eines schweren Autounfalls und ruft die Polizei. Doch die eintreffenden Beamten beschuldigen ihn eines anderen Unfalls mit Todesfolge und nehmen ihn vorläufig fest. Wieder auf freiem Fuß, muss er feststellen, dass er ohne sein Zutun Eigentümer maroder Treibhäuser im niederländischen Gartenbaugebiet geworden ist. Bellichers Existenz wird mehr und mehr fremd bestimmt. Wer stiehlt erst seine Identität und will dann auch noch sein Leben?

Wieder erzählt Michael Bellicher wie schon in "Die Macht des Mr. Miller" seine Geschichte selbst und hat auch einiges damit zu tun, dem Leser zu vermitteln, wie er ein weiteres Mal derart in die Bredouille kommen konnte. Nach dem Unfall auf Kaution entlassen, auch noch als Kreditbetrüger beschuldigt, macht er sich daran, mit Unterstützung seines Partners und seiner übrig gebliebenen Freunde und Familienmitglieder aus seinem früheren unfreiwilligen Abenteuer, hinter die Machenschaften zu kommen, die ihn so in Schwierigkeiten gebracht haben. Ein Mann, der das Internet schon als selbstverständlich und unverzichtbar sowie absolut sicher angesehen hat (hat er keine Lehren aus den Vorgängen in seiner früheren Firma gezogen?), wird durch Datenhandel in eben jenem Netzwerk zu einer völlig anderen, oder besser, einer Unperson, erhält ohne eigenes Zutun den Ruf eines Verbrechers und muss seine Unschuld beweisen, um sein bisheriges Leben - das echte, nicht weltweit vernetzte - wieder zu erhalten.

Das Alles ist äußerst spannend geschildert und der Autor hat einiges an Kritik an den heutigen Methoden der Terrorbekämpfung und den Datenschutzrichtlinien sowie der Gesellschaft allgemein in seinen Thriller einfließen lassen. Hier geht es nicht nur um den Diebstahl einer Identität, sondern auch um illegale Einwanderer und Arbeitgeber, die diese unter unwürdigen Bedingungen schamlos ausnutzen und auf diese Art die Löhne drücken sowie europäische Regierungen, die sich eigentlich nicht anders verhalten als die Amerikaner, die ihren Bürgern die Grundrechte aufgrund von Terrorängsten immer mehr beschneiden. So kann man lesen, dass es auch in unserem Nachbarland eine Art "Holland-Gitmo" gibt und die Methoden sich kaum von denen der großen Macht jenseits des großen Teiches unterscheiden und weil das alles ja gut funktioniert und vor allem auch etliches an Geld damit verbunden ist, freut sich auch die Wirtschaft über die Einschränkungen beim Datenschutz, kann man doch nun bedenkenlos Adressen versilbern, Personal überwachen, Werbemaßnahmen anpassen und vieles mehr. Damit das Ganze nicht zu trocken wird, enthält den Tex' Roman auch einige starke Actionpassagen wie eine Autohatz durch etliche Gewächshäuser, bei der es auch anständig Glasbruch zu bestaunen gibt. Wie das Durcheinander dann aufgelöst wird, sei hier nicht verraten, aber es lässt Zweifel an unseren Politikern noch stärker werden und der freien Wirtschaft traut eh keiner mehr und zu was Regierungen fähig sind - siehe Amerika. Auf jeden Fall liegt hier intelligente, informative Thrillerkost vor, die das Zeug zu einer Verfilmung hätte, wäre da nicht der heutige Massengeschmack für Fast-Food-Kino mit Epilepsieanleihen ohne verquickte Handlungsstränge. Ist für die momentane Filmkunst und deren Kunden vermutlich zu anstrengend. Daher bleibt bloß das Buch - und das ist es wert, gelesen zu werden. Klare Leseempfehlung für Thrillerfans. 446 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 März 2012, 13:26:45
(http://3.bp.blogspot.com/-Ex9osMi96yM/T3bNUKdGsdI/AAAAAAAABj4/9l8PG8bqsjw/s320/zewrfleischt.jpg)

Tim Curran. Kannibalismus, Mord, Vergewaltigung - wenn die Zivilisation endet, wird die Erde zur blutbesudelten Hölle. Und der Mensch wird weniger Mensch.


In Greenlawn, Indiana, naht das Wochenende an einem Freitag, dem 13. Grillen, faulenzen oder Ausflüge sind das Ziel der Menschen an diesem sonnigen Tag zum Halbgötter zeugen. Doch etws irritiert Louis, aber er verdrängt das Gefühl und fährt kurz zwecks einer Erledigung von zu Hause weg. Unterwegs sieht er zwei kräftige Kerle, die den Zeitungsjungen mit Baseballschlägern zu Matsch verarbeiten. Die Typen hauen fröhlich lachend nach getaner Verrichtung ab. Doch als Louis sich um den zu Brei geschlagenen Burschen kümmern will, greift der ihn tatsächlich trotz schwerster Verletzungen an. Louis wehrt sich und gibt dem Jungen damit unabsichtlich den Rest. Die herbeigerufene Polizei scheint das wenig zu scheren. Im Gegenteil, sie trampeln noch ein bisschen auf der Leiche rum, testen aus, wie labbrig der völlig blutüberströmte und zerschlagene Körper noch ist. Während der entsetzte Louis nun langsam auch vor den Uniformierten ordentlich Bammel kriegt, drehen auch die Schüler der örtlichen Bildungsstätte durch und killen einen Lehrer sowie den Hausmeister auf brutalste Art und Weise. Und kaum zu Hause, steht sein Postbote vor Louis' Tür und fängt auch an zu spinnen. 70 Jahre alt und wird aggressiv, flucht, schmeißt mit der Post seiner Kunden um sich und pisst in die Gegend, bevor er sich verzupft. Im Supermarkt gehen die Kunden aufeinander los und metzeln sich gegenseitig nieder. Die Überlebenden laben sich am Fleisch der Toten und schreiben mit Blut und Exkrementen rituelle Worte und Bilder an die Wände. Nach und nach breitet sich diese Rage über die gesamte Stadt aus. Selbst Kinder werden zu blutrünstigen Bestien. Louis und Macy, eine Schülerin, die ebenfalls bisher verschont blieb, versuchen sich durchzuschlagen, werden dabei immer wieder von verwilderten Kreaturen attackiert, die im Laufe der Stunden tatsächlich auch lernfähig werden und Fallen stellen. Ein Mob aus veränderten Bürgern macht gemeinsam mit einer Meute Hunde die Polizeistation nieder, bevor sich Mensch und Köter gegenseitig an die Kehle gehen - im wahrsten Sinne des Wortes. Indes werden Macy und Louis getrennt. Sie wird von einem neu gebildeten Clan entführt, Louis dagegen zwecks Tötung verfolgt. Er kann zwar der Gruppe entkommen, aber ob er es aus der Stadt schafft?


Zu Beginn, als das Grauen so nach und nach die Stadt übernimmt, musste ich kurz an den Film "Crazies" denken, doch die nächsten Seiten beweisen, dass der Film gegen dieses Buch eher ein Kindermärchen ist. Es entwickeln sich rund 400 Seiten blutigstes Dauergemetzel, ein echtes Schlachtfest. Ohne Mitleid oder Rücksicht auf zarte Gemüter, da wird geköpft, ausgeweidet, gefressen, vergewaltigt - aber auf einem höheren Niveau als es ein Richard Laymon je erreicht hat. Verfilmt wird "Zerfleischt" (der Titel ist Programm) sicher nicht, denn das Werk würde von den Medienwächtern in dieser Form sofort eingezogen. Erinnern wenige Szenen wie die mit dem Postboten noch an King oder Little, wird man auf der nächsten Seite sofort eines besseren belehrt. So hart und deftig haben King oder Little nie gesplattert, wollten sie wohl auch nie. Lange Einleitung ist die Sache von Tim Curran nicht. Kurz die Örtlichkeit beschrieben, die zwei Protagonisten vorgestellt und dann losgelegt, dass das Blut nur so aus den Seiten sprudelt und nicht mehr aufgehört. Die Sprache ist präzise, kommt direkt auf den Punkt, liest sich flüssig und fesselnd. Die Handlung ist dermaßen derb,heftig, blutig, exzessiv und teilweise etwas geschmacklos, dass "Zerfleischt" wirklich nicht jedermanns Sache sein dürfte. Horrorfans mit Sinn für blutige Details und ständiger Action werden dafür umso besser bedient. Die erwartet hier das volle Brett. So sehr, dass die Aufzählung der Gräueltaten schon fast wieder zuviel wird. Und man kann Tim Curran durchaus zugute halten, dass er einen Sinn in der Story versteckt haben könnte. Wie zivilisiert sind wir heute wirklich mit unseren Kriegen um Öl, Territorien, Macht? Oder den Attentaten auf Unschuldige? Den Verbrechen an Kindern? Die Ausbeutung der Schwachen, die Ausgrenzung der Alten und Kranken? Vielleicht nicht so blutrünstig, aber sonst? Man schaue auf lügende und vorteilnehmende Politiker, die nur für sich selbst und ihre Machterhaltung, statt für das Volk arbeiten oder die Wirtschaft, die in ihrem Streben nach Gewinnen rücksichtslos die Arbeitnehmer ausbeutet mit ihren Niedriglöhnen oder Fabriken in rechtlich freundlicheren Gegenden errichtet,. wo die Sicherheitsnormen geringer sind und sich keiner um etwaige Opfer einer Katastrophe schert (siehe Bhopal in Indien). Wer schert sich noch um den Nächsten? So gesehen macht sein Menscheits-Reboot durchaus Sinn, hält der Welt einen brutalen Spiegel vor. 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 April 2012, 16:08:39
(http://1.bp.blogspot.com/-0zdn0c8ULDw/T3w8XtmwYsI/AAAAAAAABl8/N4mCcz3zdqA/s320/der%2Bgast.jpg)

Richard Laymon. Eine Nacht in Los Angeles: Eher aus Zufall befreit der ängstliche Neal eine junge Frau aus der Gewalt eines Serienkillers. Zum Dank dafür schenkt sie ihm ein Armband, das magische Kräfte besitzt. Mit seiner Hilfe kann man in die Körper anderer Menschen eindringen - fühlen, was der andere fühlt, spüren, was der andere denkt. Doch was zunächst ein prickelndes Erlebnis zu sein scheint, verwandelt sich für Neal schnell in einen Albtraum.

Neal ist ein wahrer Hasenfuß. Fährt zur Abgabe von Videos extra Umwege, da er hofft, er könnte so irgendwelchen Gangs aus dem Wege gehen oder die Begegnung mit Verbrechern vermeiden. Irgendwie fürchtet er sich nachts vor seinem eigenen Schatten in der Straßenbeleuchtung. Aber ne geladene Knarre im Handschuhfach, der Knülch. Als er mal wieder durch die Walachai fährt, um (eingebildete) Konflikte zu vermeiden, hört er in der Stille um sich herum plötzlich Schreie einer Frau. Und greift sich tatsächlich völlig entgegen seiner sonst feigen Art seine Kanone (obwohl wir bei Laymon sind, ist es diesmal die aus dem Handschuhfach) und eilt zu Hilfe. Auf einem Stück Brachland wird eine an einen Baum gefesselte nackte Lady von einem vermummten bärtigen Kerl bedrängt und misshandelt. Er pumpt vier Kugeln in den Typ und fährt die gerettete Elise dann nach Hause. Die macht ihm einige sehr eindeutige Angebote zur Begleichung ihrer Dankesschuld, doch er lehnt sie ab (und das bei einem Laymon, tsts). Schließlich akzeptiert er ein Armband, das bestimmte Fähigkeiten besitzen soll. Nach der Erklärung, dass man damit in die Körper anderer Menschen eindringen kann, verabschiedet er sich. Er nutzt dann zu Hause das Geschenk, um zu prüfen, ob es wie versprochen funktioniert und testet dann, ob Elise auch wirklich noch unversehrt ist, nachdem er gegangen war. Ist sie nicht. Der Killer hat überlebt und erledigt nun seinen zuvor unterbrochenen Job. Er rast zu ihr hin, findet sie aber nur noch tot vor. Geschockt fährt er wieder zu sich und erzählt seiner Freundin von den Geschehnissen, verschweigt aber vorerst das Armband. Da er bei Elise seine Visitenkarte hinterlassen hat, glaubt er, dass der Killer nun auch hinter ihm her ist und zieht vorübergehend zu Marta. Während die zur Arbeit geht, testet er weiter das Armband, blamiert sich mal ordentlich und entschließt sich dann um der Sicherheit Martas willen, die Wohnung und die Stadt zu verlassen. Auf dem Weg nach Nevada liest er unterwegs die blutjunge Kellnerin Sue auf, die ihn dann auf seiner Reise zu "The Fort" - Casino und Vergnügungspark - begleitet. Und da wird dann gefahren, gelabert und gelabert und gefahren bis man endlich am Ziel ist. Er nutzt dann jede sich bietende Attraktion (hier wieder typisch für Laymon denn auch wirklich jede), bevor er auf die Idee kommt, er könne wieder zu Marta zurückfahren - aber mit Sue im Schlepptau. Entgegen seiner Befürchtungen ist die durchaus nicht sauer wegen seines Anhängsels. Schwesterlich teilen sich die Mädels den Typen. Dann hecken sie einen Plan aus, wie sie den Killer fangen und eine stattliche Summe Geld abgreifen können. Klappt aber nicht wie so schlau ausgedacht.

Nach dem durchaus brauchbaren "In den finsteren Wäldern" vom feinen Festa-Verlag, der auch demnächst mit "Licht aus" einen weiteren Laymon bringt, und dem extrem blutrünstigen "Zerfleischt" von Tim Curran (ebenfalls Festa), nun wieder ein Laymon von Heyne Hard Core. Nach einem durchaus netten Beginn mit einer feinen Idee, leiert sich Laymon gewohnt kreativbefreit durch seine Geschichte. Da wird man nach den vorgenannnten Werken schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Fast völlig unblutig, ohne Drive und Action wird der Leser eingelullt in Gelaber und einige Autorenfeuchtträume, die man getrost auch hätte weglassen können, da sie eher eine Rubbelvorlage für pubertierende Jungspunde sind, denn eine atmosphärische Story. Nach dem Mord an Elise wird es laaaang und laaaangweilig. Über 100 Seiten dauert die Fahrt nach Nevada und bis zur Rückkehr vergehen auch noch einige Orgasmen, ohne dass sonst etwas an der Spannung rührt. Esprit oder frische Ideen vermisst man hier jedenfalls völlig. Und mit feiner Feder geschrieben ist auch was anderes. Der Killer bleibt blass und hat kein Profil, kommt zudem eh nur selten zu Besuch und das Frauenbild ist zwar typisch Richie, aber Alice Schwarzer würde auf die Palme gehen. Eigentlich bleibt die gesamte Grundidee fast ungenutzt - was hätte man daraus alles machen können, statt sie so zu verschwenden. Denn die war wirklich gut, hätte nur einen besseren Autor benötigt. So bleibt ein munterer Beginn und ein halbwegs akzeptabler Schluss und dazwischen viel, viel Leerlauf. Die 750 Seiten hätte man gut und gerne um 500 Seiten kürzen können. Eigentlich entpuppt sich "Der Gast" nur als ein blutleerer Thriller mit Mystery-Touch und wieso er bei Heyne Hard Core aufgelegt wurde, dürfte das Geheimnis des Verlags bleiben. Laues Lüftchen. Schwach. Und im September kommt dann aus dem gleichen Hause "Das Loch" (in das wohl jeder Leser nach dem "Genuss" von "Der Gast" gefallen sein dürfte).

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 April 2012, 19:35:59
(http://2.bp.blogspot.com/-vQ2dcCUCivc/T4GwdNgmidI/AAAAAAAABno/C-YqbSu0Oq4/s320/niceville.jpg)

Carsten Stroud. Niveville, eine Kleinstadt im Süden der USA, verschlafen, altmodisch und noch immer fest in den Händen der Gründerdfamilien. Hier lässt es sich leben. Aber irgendetwas läuft schief in Niceville. An einem Sommertag verschwindet der kleine Rainey Teague. Zehn Tage später wird er gefunden - in einer alten Gruft. Er liegt im Koma. Nick Kavanaugh, der Ermittler, steht vor einem Rätsel. Niceville findet keine Ruhe mehr. Merle Zane und Charlie Danziger überfallen eine Bank und machen sich mit zweieinhalb Millionen Dollar aus dem Staub. Nach einer Meinungsverscheidenheit knallen sich beide gegenseitig ab. Beide überleben schwer verletzt. Niceville wird zu einem Ort ohne Gnade. Während eines langen infernalischen Wochenendes überschlagen sich die Ereignisse. Liegt ein Fluch über Niceville? Geht er aus von einem mit schwarzem Wasser gefüllten Loch auf dem Felsen über der Stadt? Man sagt, etwas lebt darin. Doch was?

Niceville ist nicht so idyllisch wie gedacht. Hier sind in den letzten Jahren überdurchschnittlich viele Menschen verschwunden. Diese alarmierenden Zahlen sorgen dafür, dass bei sofort von allen Polizeistellen inklusive FBI in der nächsten größeren Stadt sofort reagiert wird, als die Suche nach dem kleinen Rainey beginnt. Trotzdem ist er nicht aufzufinden. Man verfolgt alle möglichen Spuren, bis der Ermittler Nick Kavanaugh in einem Geschäft die Aufnahmen der Überwachungskamera begutachtet. Er sieht den Burschen vor dem Schaufenster auf dem Gehweg stehen und etwas betrachten - einen alten Spiegel. Anscheinend erschreckt ihn etwas, denn er tritt zurück und verschwindet von einem Schritt auf den anderen. Puff und einfach weg - ohne Spur. Dann wird er zehn Tage später in einer fast hundert Jahre alten Gruft gefunden. Firedhofsarbeiter haben sein Weinen gehört. Er wird aus der vollkommen unberührten Gruft geholt und ins Krankenhaus gebracht und fällt dort ins Koma. Wie kam der Junge in die Gruft, die seit "Einweihung" nicht mehr geöffnet oder angerührt wurde? Sein Vater bleibt einige Stunden bei dem Jungen und fährt dann nach Hause, um sich den Schädel wegzuschießen. Die Mutter hatte schon Tage zuvor ihren Wagen vor dem Loch Crater Sink geparkt, die Schuhe ausgezogen und verschwand anscheinend in den Tiefen des dunklen Wassers. Ein Jahr später ist der Fall immer noch ungelöst, der Bube weiter im Koma. Das Leben geht seinen Gang. Dazu gehört auch ein Banküberfall. Merle Zane und Charlie Danziger jagen mit ihrem Mercury vor der Meute der Verfolger her - bestehend aus vier Polizeiwagen und einem Presseheli. Im Hinterhalt wartet ein Komplize mit schwerem Gewehr. Er holt erst den Pressehubschrauber vom Himmel und erledigt dann nach und nach die vier Verfolger, bevor er zu seinem Wagen geht - dem des County-Sheriffs. Die beiden Bankräuber verstecken sich im Wald, um die Suche abzuwarten und dann erhält Danziger einen Anruf, bevor er beginnt, auf Zane loszuballern. Der schießt zurück und beide verziehen sich schwer verletzt in ihre jeweiligen Verstecke. Später werden weitere Vermisste gemeldet und auch einige Leichen gefunden. Alle haben mit einer myteriösen Clara zu tun, alle haben zu den ehemaligen Gründerfamilien gehört. Wie übrigens auch der kleine Rainey Teague. Und alle haben mit dem seltsamen Spiegel zu tun. Ein jeder wird von einer dunklen Wolke bedrängt und sieht darin schwarze Vögel mit scharfen Schnäbeln. Und die Bankräuber? Haben aus der Bank noch einen Gegenstand mitgehen lassen, der einen Inhaber einer Secvurityfirma auf den Plan ruft, eine Gruppe chinesischer Geschäftsmänner und werden von allen gehetzt. Nach und nach führen zumindest einige Wege zusammen, doch damit ist es nicht genug. Da kommt noch ein Mann namens Bock ins Spiel, der einen Sorgerechtsprozess verloren hat und auf Racxhe sinnt und seine Pläne erst einmal an völlig Unbekannten testet. Auf diese Weise kommt er mit dem Securitymann, dem Sheriff und anderen Beteiligten in Kontakt. War es das? Nein. Denn eine riesige Menge schwarzer Vögel bringt ein Fluzeug zum Absturz und sammelt sich dann auf dem Berg vor dem Wasserloch und beobachtet es.

Niceville ist ein sehr kurzweiliger Auftakt zur Trilogie von Carsten Stroud. Der Beginn liest sich noch wie ein Thriller mit vielen Verdächtigen und einer gewissen Portion Action, bevor das Buch in eine Art Mysterythriller kippt. Eigentlich ist das gesamte Szenario in einer typischen Südstaatenatmosphäre inklusive diverser Klischees angesiedelt, wobei aber der ansonsten meist auch vorhandene Rassismus hier bis dato fehlt. Dafür sind aber die sonstigen Zutaten wie uralte Familientraditionen der früheren Sklavenhalter, Hass auf den Norden wegen des verlorenen Bürgerkriegs und alles beherrschende Gründerfamilien in ihren weitläufigen Domizilen, die nicht alle auf einer Seite stehen. So pendelt die Story temporeich und mit kurzen Kapiteln sehr interessant gestaltet, zwischen heftigen Schusswechseln und unheimlichen Begebenheiten hin und her, verlangt vom Leser einiges an Aufmerksamkeit durch die Vielzahl der Figuren und Schauplätze um Niceville herum. Zwischen Bankräubern und Gespenstern. Die Geschichte wird von Seite zu Seite komplexer und kaum glaubt man, dem Geheimnis auf der Spur zu sein, wirft Stroud neue Fragen auf, gibt es ein weiteres Rätsel. So gelingt es dem Autor aber auch, den Leser bei der Stange zu halten, die Neugier treibt einen (naja, zumindest mich) dazu, immer weiter zu lesen, vollkommen gespannt, was als nächstes kommt. Und das ist nicht wenig. Damit hat man einen vielschichtigen Roman aus den Bereichen Thriller, Mystery und Fantasy in den Händen, der sich mit Outputs von Stephen King (hier - bis jetzt - ganz klar Vorteile vor dessen letztem Buch "Der Anschlag" hat) oder Dean Koontz durchaus messen kann und ein großartiges Puzzle zum Mitraten und der trotz einiger Ballereien ohne übermäßigen Einsatz von blutiger Gewalt und extrem brutalen Szenen auskommt. Langweilige Parts gab es ebenfalls keine. Wer hier noch keine Lösungsansätze findet außer dem mit den alten Familien, sollte sich nicht grämen, dafür sind ja noch die weiteren Teile zuständig, für die auch noch mehr als genug Handlungsstränge offen bleiben, um aufgelöst zu werden. Jedenfalls ist die Saat jetzt ausgebracht, aber geerntet wird erst mit "Niceville - Die Rückkehr" (2013) und "Niceville - Der Aufbruch" (2014), auch wieder aus dem DuMont-Verlag. Und ich kann dem Klappentext nur zustimmen - "Niceville" ist absolut geeignet, zu einer hochinteressanten TV-Serie verarbeitet zu werden, falls die Folgebücher die Qualität des vorliegenden halten können. Da wären Cliffhanger am Ende jeder Folge quasi garantiert. Hat mir also gut gefallen und stellt eine positive Überraschung dar, da mir Carsten Stroud bis dato noch kein Begriff war. Wer die von mir schon erwähnten Referenzautoren schätzt, sollte mal einen Blick wagen. Rund 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 April 2012, 14:01:27
(http://1.bp.blogspot.com/--KFdtsnVmaY/TVu085zkpoI/AAAAAAAAAdw/JFT4gaTWQPA/s320/3905_Lansdale-Rumble_Tumble.jpg)(http://4.bp.blogspot.com/-22sqqJHK6lY/TVu05qpIlgI/AAAAAAAAAdo/5R6212vuq-I/s320/3902_Lansdale-Wilder_Winter.jpg)

Joe R. Lansdale.

"Wilder Winter":

Hap Collins: weiß, hetero, Kriegsdienstverweigerer. Leonard Pine: schwarz, schwul, Vietnamveteran. Die beiden ungleichen Freunde haben auch schon bessere Tage gesehen und schlagen sich mit Gelegenheitsjobs auf den Rosenfeldern von Texas durch. Eines schönen Wintermorgens tauchen Haps Ex-Frau Trudy und ein paar Kumpels aus den 60er Jahren auf, die den bewaffneten Kampf gegen das Establishment wiederbeleben wollen. Das Startkapital dazu liegt angeblich im Sabine River: eine Million Dollar aus einem schiefgelaufenen Bankraub. Hap ist in der Gegend aufgewachsen und soll bei der Suche helfen. Doch die Zeiten haben sich geändert, und auch ehemaligen Revolutionären sitzt mittlerweile das Hemd näher als die Hose. So bewahrheitet sich bald das, was Leonard von Anfang an klar war: Wo Trudy ist, gibt's Ärger. Es wird ein wilder Winter.

Fängt an wie ein normaler Krimi. Knacki verrät Kumpel, wo eine Beute versteckt ist, die aus einem Bankraub stammt und die wohl immer noch vor Ort ist. Daraus macht Lansdale, der eh nicht für ellenlange Romane bekannt ist, eine raffiniert erzählte Geschichte, die man schon in einem Rutsch durchliest. Das Anwerben von Hap durch Trudy, Leonards KdN (Kraft durch Nörgeln)-Einstellung, die Suche nach dem Ort des versteckten Geldes im Sumpfgebiet von Texas und die Komplizen von Trudy haben schon was für sich. Besonders die ersten beiden Drittel vertreiben dem Leser die Zeit mit den ständigen Frotzeleien der beiden Kumpels, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, in derbem Umgangston auf humorigste und pfiffigste Weise. Dann schlägt das Geschehen um und es wird mit Auftauchen der Altrevoluzzer und dem Geld hart und blutig. Die Situation eskaliert und der Showdown hat es wirklich in sich. Das Buch war trotz seiner geringen Seitenzahl jeden Euro der Anschaffung wert.

"Rumble Tumble":

Hap arbeitet als Rausschmeißer in einem Nachtclub und wohnt, seit ein Tornado sein Haus zerstört hat, bei Leonard - sehr zu dessen Missvergnügen. Haps zweite Stütze ist seine Freundin Brett. Als deren Tochter, eine drogenabhängige Prostituierte, an eine brutale Biker-Gang "verliehen" wird, ist Brett wild entschlossen, sie nach Hause zurückzuholen. Dass sie dies nicht allein schaffen kann, ist klar. Leonard besorgt einen Koffer voll Waffen und adoptiert nebenbei einen "Sohn", Hap steuert seine Treffsicherheit und gelegentliche Gewissensbisse bei, und Bretts Mutterinstinkt verwandelt sie in eine Furie. Eine wilde Jagd durch Texas, Mexiko und Oklahoma beginnt.

Im Vergleich zu "Wilder Winter" setzt Lansdale in Sachen Humor und Action noch einen drauf. Lachen bis es einem im Blutrausch vergeht. Und da Lansdale seine Geschichten, die er famos erzählt, nicht künstlich aufbläht, um unwesentliche Randnotizen unterzubringen und Seiten zu schinden, geht die Story geradlinig und straight voran. Keine Schnörkel, kein leeres Blabla oder sinnlose Psychospielereien. Wortgewandt und stilsicher geht es von einer Bredouille in die nächste, wird nach Oklahoma auch noch Mexiko unsicher gemacht und bei der Rückkehr nach Texas wird man auch noch mal überrascht. Ungeschminkt, hart, amoralisch kommt Lansdales Texas daher. Blutig, brutal und schonungslos. So kümmern sich die beiden Kumpels mit schierer Waffengewalt um die Befreiung von Tillie und nicht wenige bleiben dabei endgültig auf der Strecke. Aber sie schaffen es erwartungsgemäß zurück und Leonard kann sich wieder um seinen "Sohn" kümmern. Wie gewohnt: kurz und gut. Und da beim Golkonda-Verlag und dem anhängenden Shayol-Verlag noch weitere Bücher von Lansdale zu erwerben sind, werde ich mich demnächst um "Sturmwarnung" und "Teufelskeiler" kümmern. 196 + 224 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 April 2012, 14:44:39
(http://1.bp.blogspot.com/-kUo8rXItdS4/T4v208688PI/AAAAAAAABp4/0VU3UZD2ZaM/s320/don%2Bwinslow%2Bfeuer.jpg)

Don Winslow. Russische Erpresser und abtrünnige KGB-Agenten, Antiquitätenhändler und Versicherungsbetrüger, vietnamesische Gangs und abgelegte Liebschaften - Jack Wade verstrickt sich in einem Dickicht aus Verschwörung, Korruption und Betrug, so sehr, dass er am Ende beschließt, Feuer mit Feuer zu bekämpfen.

Hausbrand in einer Villa. Eine Tote aus gutem Hause und mit reichem Gatten. Der Hauskläffer im Handtaschenformat überlebt, weil er im Garten war, die Kinder, weil sie beim getrennt lebenden Ehemann gewesen sind. Eine Tischlerei brennt samt Inhaber ab. Zwei Vietnamesen mit einer undurchsichtigen Lieferung werden vom Empfänger abgeknallt und dann heiß entsorgt. Das alles passiert, bevor Jack Wade überhaupt aus dem Bett kriecht. Er wird von seinem Arbeitgeber, California Fire and Life, zum Brand der Villa geschickt und vermutet erst einmal schlampige Arbeit des Polizisten vor Ort, den er aus seiner früheren Beschäftigung bei den Hütern des Gesetzes nur zu gut kennt. Er macht seine Bestandsaufnahme und begibt sich zum wenig trauernden Ehemann, der sich mehr für die Versicherungssumme interessiert als für seine mehr als nur gut durchgebratene Ehefrau. Schon während der Befragung wird ihm der jüdische Russe nicht nur äußerst unsympathisch sondern direkt suspekt. Aber er hat noch keine Beweise, wie er die Zahlung verhindern kann. Doch dafür ist er ja Ermittler der Versicherung. Und tatsächlich findet er bald erste Belege dafür, dass etwas faul ist an der Geschichte und Mord mit Brandstiftung hier überzeugender klingt als nur ein simpler Unfall. Währenddessen muss seine Ex-Geliebte, die bei den Cops ihren Lebensunterhalt verdient, sich mit dem Fall der beiden Vietnamesen rumschlagen, die bis dato noch als verschollen gelten. Und stößt in der Gemeinde der Vermissten wie gewohnt auf allgemeines Schweigen. Nebenbei entwickelt sich ein geplanter Versicherungsbetrug zu einem wahrhaft brenzligen Fiasko, das acht Tote Mexikaner fordert. Und Jack stößt bei seinen Ermittlungen immer tiefer in die Auswirkungen der Immobilienkrise (Ja, die gab es auch damals schon und ist keine Erfindung des neuen Jahrtausends. Nur haben sich die kalifornischen Amerikaner mit Feuer saniert und ein Erdbeben hat ja dann auch noch gütlich mitgeholfen und einen Krieg im eigenen Land konnten sie denn doch nicht anzetteln, um died Wirtschaft anzukurbeln. Für das konnte man aber keinen Schuldigen ausmachen. Jedenfalls mussten die Versicherungen zahlen statt bloß zu kassieren und der Wiederaufbau hat neuen Schwung in die Wirtschaft gebracht.), Vericherungsbetrug inklusive sowie mafiöse Vereinigungen aus Russland und Vietnam. Und der arme gebeutelte Nicky Vale muss nicht nur den Tod seiner Gattin verkraften, sondern sich mit alten Freunden, alten Feinden und neuen "Freunden" rumschlagen. Dass dazu eine Gruppe Armenier gehört, ist nicht gerade von Vorteil, wie jeder weiß, der sich die Serie "The Shield" angeschaut hat. Dann kommt noch das FBI ins Spiel und Jack Wade erlebt sein blaues Wunder. Je weiter er die Strukturen offenlegt, die Fäden zusammenführt, umso größer ist die Gefahr für sein Leben. Und er weiß wirklich nicht immer, woher die Gefahr gerade kommt.

"Die Sprache des Feuers" ist kein neuer Roman von Don Winslow, sondern schon 1999 verfasst, aber erst jetzt hierzulande unters Volk gebracht. Laut dem veröffentlichenden Verlag Suhrkamp werden noch weitere, frühere Werke des Autors folgen, was durchaus in meinem Sinne ist und die sicher von mir erworben werden. Zudem ist gerade ein Prequel zu "Savages" ("Zeit des Zorns") mit dem Titel "Kings of cool" in der Mache. Der hier besprochene "Die Sprache des Feuers" ist nicht ganz so auf minimalistische Sätze und Dialoge ausgelegt wie die neueren Werke Winslows. Trotzdem ist sein Stil unverkennbar und auch einige Spritzer seines trockenen Humors sind schon vorhanden. Natürlich beschreibt der gebürtige New Yorker gewohnt sicher das kalifornische Lebensgefühl des unabhängigen Lebens, bei dem weniger auf Bildung und Sicherheit Wert gelegt wird, denn auf Sonne, Strand, Spaß, Surfen, Wellen und fast grenzenlose Freiheit. Und es gibt einen längeren, außerordentlich informativen Vortrag über die Arbeit der Versicherungen und die Eigenschaften des Feuers sowie über Brandherd und Brandursache (derart realistisch, dass ich sehr geneigt war, meine gesamte Elektroinstallation mal überprüfen zu lassen). Hier bekommt das Buch dann aber aufgrund der Detailgetreue und Akribie die eine oder andere Länge, die aber später wieder wettgemacht werden. Ganz sicher, das Tempo wird wieder ordentlich anziehen. In Rückblenden wird der Protagonist als scheuer Surfertyp, der in seinem Polizistenleben zwar Fehler gemacht hatte, aber auch reingelegt wurde, charakterisiert. Seitdem geht er treu seinem Job bei der Versicherung nach, erweist sich als clever und durchaus mitfühlend, aber konsequent den Klienten gegenüber, die möglicherweise seinen Arbeitgeber um einige Dollars erleichtern wollen. Und im letzten Drittel wird dann richtig aufgeräumt. Zudem wird der Spannungsanteil durch einige nicht ganz erwartete Wendungen erhöht und das Versicherungsgewerbe bekommt dann auch sein Fett weg. Eigentlich kommt keiner ungeschoren davon, jeder hat letzten Endes ein Päckchen zu tragen. Auch der Protagonist muss sich den Gesetzen seines Handelns beugen. So ist "Die Sprache des Feuers" kein epochales Meisterwerk (Jaja, ich weiß, ich überteibe da etwas.) wie "Tage der Toten", aber immer noch ein spannender Thriller weit über dem Durchschnitt anderer Veröffentlichungen. Für gelungene Lesestunden taugt es allemal. Nur sollte der Verlag vielleicht etwas mehr Sorgfalt an den Tag legen. Eine der Figuren heißt mal Tillinan, dann wieder Tillanin. Kein großes Drama, aber nervig. Sonst gibt es nix zu meckern. Rund 420 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: JasonXtreme am 16 April 2012, 15:56:48
@ Jerry Garcia
Dann kannst Du getrost auch alle anderen Hap/Leonard Bücher lesen - die sind ALLE Gold wert!!! Lansdale ist mein persönlicher Lieblingsautor - und DIE WÄLDER AM FLUSS ist auch ganz große Klasse!!!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 April 2012, 16:10:36
@JasonXtreme.
So sie in Deutsch erscheinen, werde ich das auch tun. Mit dem Englischen hab ich es nicht so. Demnächst kommt aber "Schlechtes Chili" raus. Steht schon auf der Orderliste. Und bei Golkonda gibt es  noch diese, die auch bald geordert werden.

http://golkonda-verlag.de/cms/front_content.php?idart=274 (http://golkonda-verlag.de/cms/front_content.php?idart=274)

Aber ich hab noch einige andere Sachen aufm Stapel, die ich fast schon "abarbeiten" muss. Und Filme schauen, arbeiten oder sonstigen Privatverpflichtungen muss ich zwischendurch auch noch nachkommen. Klingt schon fast nach Stress.

Gruß
Jerry Garcia
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: JasonXtreme am 17 April 2012, 14:56:08
Naja ich les die auch nur deutsch, und hab mir halt die alten VÖs im Netz zusammengesucht ;) die Anfrage beim Label, ob die noch mehr bringen (inkl. der die noch nie auf deutsch erschienen) war aber eher mau - naja ich hoffe noch.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 April 2012, 16:38:24
"Schlechtes Chili" kommt jetzt vom DuMont Buchverlag, die anderen waren ja von Golkonda. Vielleicht kommt ja von DuMont noch mehr. Deren Vorschau geht leider nur bis April dieses Jahres. Bleibt also nur WARTEN.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 April 2012, 13:08:25
(http://2.bp.blogspot.com/-r4bKBAimY5w/T4_Tm2ZNYnI/AAAAAAAABrM/k1nFjHUA8nE/s320/bryan%2Bsmith%2Bverkommen.jpg)

Bryan Smith. Jessica möchte einen günstigen Gebrauchtwagen kaufen. Als sie mit dem Besitzer alleine in dessen Wohnung fährt, fällt er über sie her und vergewaltigt sie. Jessica will nur noch eines: Rache. Deshalb netführt sie den Mistkerl in die einsame Wildnis. Sie will ihn erschießen, er soll sterben. Aber die beiden befinden sich an einem bösen Ort. Die inzüchtigen Bewohner des Städtchens Hopkins Bend hüten seit Generationen ein grauenvolles Geheimnis - und Jessica kommt ihnen für ihre perversen Spiele gerade recht.


Hoke, der miese Autoverkäufer und Mädchenschänder, befindet sich in einer unbequemen Situation. Zusammengerollt in einem engen Kofferraum harrt er in der Dunkelheit des Zeils, während er ordentlich durchgeschüttelt wird - vor Angst und den Unebenheiten der Straße. Doch bald halten sie an. In einem abgelegenen Waldstück darf es aus seinem Gefängnis aussteigen und sich bereit machen für die letzte Kugel, die Jessica ihm für seine Schandtat zu offerieren gedenkt. Gerade als er entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten weinerlich um sein verkorkstes Leben betteln will, tauchen aus dem Wald mehrere degenerierte Hillbillie-Figuren auf, die eher Ähnlichkeiten mit einem Kuriositätenkabinett aufweisen und versuchen sich die beiden zu greifen. Ohne nur einen Gedanekn an den Vergewaltiger zu verschwenden, ballert Jessica in den Wald und macht sich auf die Socken, um den Typen zu entkommen. Während sie versucht, sich im Wald zu orientieren, werden an einer einsamen Tanke in diesem Hinterwald das Pärchen Pete und Megan überfallen, Pete dabei von einer Spackenfamilie verschleppt, Megan kann vorerst abhauen, doch dann trifft sie auf den Sheriff. Hilfe bekommt sie von dem nicht - höchstens hinsichtlich ihres eigenen Werts als lebendes Wesen, das künftig den örtlichen Stripclub aufwerten soll. Sie also als Neunutte im Ortszentrum und die anderen Fremden gefangen als Festschmaus für die beiden Waldschratfamilien, die untereinander für die verblödete Nachkommenschaft sorgen und nur Jessica auf der Flucht. Die macht es dann aber richtig und hinterlässt eine Blutspur, bis sie auf einen Kerl trifft, der normal zu sein scheint. Die anderen versuchen aus dem Wald zu fliehen, bzw. eine Möglichkeit zur Flucht zu entdecken, Hoke, der elende Vergewaltiger, begegnet Garner, der einige Überraschungen zu bieten hat. Schaffen sie es, dieser gruseligen Region zu entkommen, ohne davor als Nahrungsmittel zu dienen oder im Puff bis ans Lebensende ihr Horizontalwerk zu vollbringen? Die Hoffnung hat jeder, aber erfüllen tut sie sich nicht.


Die Inhaltsangabe des ersten in deutsch übersetzten Buches von Bryan Smith ist in Wirklichkeit nur das Vorgeplänkel zu viel schlimmeren Dingen und hat gegenüber vielen Machwerken den Vorteil, dass sie nicht gleich das komplette Buch zusammen fasst. Dafür beschreibt der Klappentext auch nicht im mindesten, was den Leser an blutigen Details da erwartet. Tiefe und dunkle Wälder, bewohnt von weit verstreuten Hinterwäldlern, deren Zentrum ein kleiner Ort ist, der sich sogar einen Sheriff leisten kann. An Klischees wird da vorerst mal nicht gespart, man glaubt alles irgendwie schon mal gelesen zu haben oder aus einem Film zu kennen, ABER: Smith schafft es problemlos das durch viele Zutaten zu übertünchen. So wird aus "Verkommen" ganz schnell schon auf den ersten Seiten blutige Unterhaltung. Schrecken wechselt mit Action und hin und wieder tauchen auch schablonenhafte Figuren wie der Sheriff auf, was aber nicht wirklich negativ ins Gewicht fällt. Nun hetzt Smith seine Protagonisten in verschiedenen Erzählsträngen durch den Wald, lässt ihnen trotz der Gefahr, aber immer wieder Zeit für einige Sexspielereien, die aber bei Weitem nicht so dumpf und pubertärliterarisch zelebriert werden wie bei dem uneingeschränkten Meister von Büchern Marke "Wie schläft man bei Sex ein". (Namen bitte selbst eintragen). Alles schön ins Gesamtkonzept eingebunden, keine lange Seitenhascherei durch unnütze Randereignisse oder Regionalbahnfahrplantexte. Ist das Buch in Hälfte eins als gut und unterhaltsam zu bezeichnen, fehlen ihm bis dahin aber die Besonderheiten, die den Leser wirklich mit einen Oh Mann-Effekt aufhorchen lassen, was aber durch Action, eingestreute Gewalt, etwas Sex und kurze Kapitel mit Cliffhangern, die zu weiterlesen geradezu verleiten, wieder ausgeglichen wird. Wer also bis dahin auf etwas gewartet hat, das ihn aus dem Lesestühlchen hebt, sollte nicht die Geduld verlieren, denn Teil zwei wird ihn fürs Warten belohnen. Die Figuren, die sich im Laufe der Geschehnisse durchaus entwickeln, nehmen den Kampf auf, Hoke wird von einer undurchsichtigen Type namens Garner, die extrem brutal einige Spacken zerlegt, in Beschlag genommen - und Jessica: DIE geht durch die Familienbanden und Polizisten durch,wie ein heißes Messer durch Butter. Ballert, was das Zeug hält und macht keine Gefangenen, Leichen pflastern ihren Weg. Rambo war gegen sie ein Ausbund an Sanftmut. Und da geht das Feuer erst richtig an, das Tempo wird sehr hoch und die Hillbillies können sich auf ihr blaues Wunder gefasst machen. Jetzt wird aufgedreht bis zum Anschlag, bis zu Unappetitlichkeit. Mit Bryan Smith hat der Festa-Verlag mal wieder einen guten Griff getan, denn der bietet einen blutrünstigen Backwood-Slasher, der das Blut in den Adern gefrieren lässt und bei dem nicht jeder so aus dem Wald rauskommt, wie er reinspaziert ist. If it's too hot you're too cold. ca. 380 Seiten

Der Festa-Verlag hat noch weitere Bücher des Autors angekündigt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 April 2012, 14:01:53
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Skh6n34CstI/AAAAAAAAAOA/NPQGjVh3__o/s320/Kernick+2.jpg)

Simon Kernick: 48 Stunden. Soviel Zeit bleibt Andrea Devern, um 500.000 Pfund Lösegeld aufzutreiben. Diese Summe fordern die Kidnapper für das Leben von Andreas vierzehnjähriger Tochter Emma, die nach einem Zahnarztbesuch wie vom Erdboden verschluckt ist. Ihr Stiefvater soll sie abholen, auch von ihm fehlt jede Spur. Tatsächlich kann sie die Summe auftreiben. Da sie dem nervlichen Druck nicht standhält, bittet sie ihren ehemaligen Liebhaber Jimmy Galante um hilfe. Bei der Geldübergabe hinterlässt Andrea das Geld wie verabredet in einem verfallenen Haus, während Jimmy die Entführer identifizieren soll. Doch als er danach nicht wieder auftaucht, macht sie sich Sorgen und fährt zum Haus zurück. Ein Bild des Grauens empfängt sie: Galante wurde an einem Haken aufgehängt, seine Finger und Zehen abgetrennt. Statt ihre Tochter freizulassen, verlangen die Entführer erneut 500.000 Pfund. Auf der Heimfahrt gerät die völlig aufgelöste Andrea in eine Verkehrskontrolle, wo sie die Beamten in ihre verzweifelte Situation einweiht. Detective Mike Bolt übernimmt den Fall und gerät bald in einen Strudel der Gewalt, der auch in seine Vergangenheit zurückreicht.

Die Figur der armen Geschäftsfrau, deren Tochter entführt wird, ging mir schon nach einigen Zeilen absolut auf den Keks. Mit der entführten Tochter kann man natürlich Mitleid haben, aber die Mama entpuppt sich als Steuerhinterzieherin mit Schwarzgeld im Schließfach, Ex-Nutte mit (verstorbenem) reichen Eheman, Lügnerin und absolute Unsympathin. Tönt dann auch noch rum, dass sie für ihren geschäftlichen Erfolg viel gearbeitet und geschuftet habe, und dies ist nicht alles: der Ex-Geliebte, der zu Hilfe eilt, trägt den Namen Jimmy Galante - wenn der Name nicht ins Brit-Mafiosi-Programm passt. Nachdem sie also ihren Gangsterhelfer an die Entführer verloren hat, muss sie sich neue Unterstützung holen. Da kommt Mike Bolt natürlich gerade recht, da sie ihn ebenfalls von früher kennt und ihr manipulatives Spiel geht in die nächste Runde. Hilft natürlich nicht unbedingt bei der Lösung ihres Problems - der Rückkehr ihrer Tochter, um die sie sich wenigstens ehrliche Sorgen macht.

Bis Seite 80 ging der Roman noch gut voran und war gut lesbar, danach aber begannen die Verwicklungen um die gebeutelte Lügenmutter, die mir immer unsympathischer wurde und meines Erachtens sofort nach Bekanntwerden ihrer Steuerhinterziehung mit einem Strafbefehl bedacht gehört hätte. Action ist von nun an Mangelware, große Spannung kommt vorerst auch nicht auf, es wird langatmig, was dazu führt, dass man hier leider noch mehr Abstriche machen muss als im Vorgänger. Klar, es kommt noch eine unerwartet Wendung gegen Ende ins Spiel und der Inspektor überschreitet ein weiteres Mal seine Grenzen und zwar diesmal so weit, dass er einen zweifelsfrei Unschuldigen trotzdem noch zu Brei schlägt, obwohl der mittlerweile wehrlos am Boden liegt. Gerechtfertigt wird das Vorgehen mit einem leicht angedeuteten Kritikansatz am britischen Rechtssystem. Der Stil ist wie im bisher in Deutschland einzig erschienen Vorgänger eigentlich recht flüssig und gut lesbar, wird aber durch die Schwächen im Gesamtwerk leider der Sache nicht gerecht. Aufgrund der absolut unsympathischen Mutterfigur, dem Mangel an Spannung und Action kann ich mich hier nur auf ein "Mittelmaß" festlegen. Schade - hatte nach "Gnadenlos" mehr erhofft. 416 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 April 2012, 21:00:46
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SkXlqKoo-LI/AAAAAAAAAN4/03fV2gfnuOc/s320/Kernick+1.jpg)

Simon Kernick: An einem gewöhnlichen Samstagnachmittag erhält Tom Meron einen Anruf, der sein Leben für immer verändern wird. Sein alter Schulfreund Jack Calley, ein erfolgreicher Rechtsanwalt aus London, fleht panisch um Hilfe. Noch während des Telefonats wird Calley ermordet. Doch es sind vor allem die letzten Worte seines Freundes, die Meron selbst in Todesangst versetzen. Calley nennt seinem Mörder Merons Adresse, dann ist die Leitung so tot wie Calley. Ohne lange zu überlegen, schnappt sich Meron seine beiden Kinder und verlässt fluchtartig das Haus. Kurz darauf sieht er noch, wie ein fremdes Auto in seiner Straße hält. Zwei Männer steigen aus. Meron ist sich sicher, dass sie hinter ihm her sind. Er wird gejagt, doch er hat keine Ahnung, warum. Und es kommt noch schlimmer: Seine Frau verschwindet spurlos, eine Leiche liegt in ihrem Büro, und die Polizei hält ihn für den mutmaßlichen mörder. Meron muss schnell handeln, sonst sind er und seine Familie für immer verloren.

Auf den Buchdeckeln sind etliche Lobeshymnen von diversen Zeitungen oder Autoren wie Lee Child und Peter Robinson abgedruckt ("vor Spannung Fingernägel abbeißen", "großartige Handlung-rasante Action", "absolut packender Roman", "dass Ihnen der Atem stockt", "kann man nicht mehr aus der Hand legen" und "mörderisch-knallhart-phänomenal"), die meine eigentlich schon große Hoffnung auf einen starken neuen Actionthriller noch mehr schürten. Also verfolgte ich die Flucht des Protagonisten vor seinen unbekannten Häschern mit Interesse und stellte fest, dass das Ganze etwas zwiespältig ist. Teilweise wird dann auch das Tempo angezogen und es geht zur Sache, aber oft ist es nur ein normaler Krimi mit einigen Wendungen, bei denen eben jeder verdächtig ist. Im Lauf der Handlung wächst der als normaler Bürger mit einem langweiligen Bürojob und völlig untrainiert geschilderte Meron auf einmal über sich hinaus und plättet den ein oder anderen Gangster. Jaja, erst fett, frech, faul und gefräßig und dann aus dem Nichts zum Bruce Willis mutiert. (Lassen wir den Bruce Willis-Vergleich weg, könnte das meine eigene Beschreibung sein). Die zweite Hauptfigur, die in die Handlung integriert wird, ist der Inspektor Mike Bolt. Belastet mit einem Trauma bezüglich des Unfalltodes seiner Frau, zweifelnd an sich selbst, mit einigen Problemen wegen seiner Einsamkeit, beginnt er die Ermittlungen in einem anderen Fall, die sich zunehmend mit dem von den Merons zu überschneiden.


Nicht so hart, wie es die ganzen Lobpreisungen versprechen, aber beileibe kein Langweiler. Teilweise mit Klischees bestückt, dann wieder von der üblichen Thrillerroutine abweichend. Obwohl in Hälfte eins das Gaspedal nicht ganz durchgetreten ist, nimmt das Werk dann doch an Fahrt auf und die Action wird rasanter, die Legalität der Polizeiarbeit beginnt an amerikanische Methoden zu erinnern und die Aufklärung des Falls ist nicht ganz die erwartete. Einerseits wird zwar mit angedeutetem Happy-End kokettiert, andererseits aber lässt man auch einiges offen - als wäre eine Fortsetzung angedacht. Ich würde das Werk als gut einstufen, das mich neugierig auf weitere Outputs des Autors macht (ein Zweites liegt mir gerade vor), aber ihn nicht mit den von mir favorisierten Autoren wie Huston, Peace, Louis oder gar Reilly auf eine Stufe stellen. Lesenswert ist er schon - ordentliche Sache. ca. 420 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 April 2012, 07:21:55
(http://3.bp.blogspot.com/-ovfIp4I00KA/T5oRT9Ztf4I/AAAAAAAABts/s9dX2vCEZPs/s320/jack+taylor.jpg)

Ken Bruen. Jack Taylor, ein Bücher liebender Polizist, der säuft, prügelt und schließlich rausfliegt, macht als Privatdetektiv weiter und bezieht sein neues Büro im Grogan's, dem einzigen Pub in Galway, in dem er noch nie Hausverbot hatte. Eigentlich ein ernsthafter Ort für ernsthaftes Trinken. Doch schon bald hat Jack seinen ersten Fall an der Backe.

Nach zehn Jahren Job bei der Polizei gepaart mit regelmäßigem Suff wird Jack von seinem Vorgesetzten zu einem Aufenthalt auf einer Fanta-Ranch verdonnert. Die Therapie zeigt sogar einige Zeit Wirkung, doch nach und nach verfällt Jack wieder in alte Verhaltensmuster. Bei einer langweiligen Verkehrsüberwachung, die er mit einer Thermoskanne Brandy, getarnt mit einem feinen Schuss Kaffee, zu überstehen gedenkt, halten er und sein Kollege Clancy einen zu schnellen Mercedes mit Regierungskennzeichen an. Durch den Alkohol forsch geworden fordert Jack den Chauffeur auf, sich auszuweisen als der Fahrgast - ein hoher Beamter - dem Wagen entsteigt. Und da tut Jack, was jeder aufrechte Bürger gerne mit den Bonzen aus dem Politzirkus tun würde - er haut ihm aufs Maul. Konsequenz: Job weg. Also schlägt er sich ab jetzt mit Alk und Privatermittlungen durch. Dann erhält er den Auftrag, den Selbstmord einer Sechzehnjährigen zu untersuchen, den deren Mutter anzweifelt. Schon nach seinen ersten lästigen Fragen wird er von zwei Ex-Kollegen aufgemischt. Das hält ihn jedoch nicht ab. Er kommt einem Pädophilen auf die Spur, den er bei einer Auseinandersetzung versehentlich tötet. Doch das war nicht alles. Es gibt noch einen Hintermann und zudem kommt Jack nicht von der Flasche los. Eine Sauftour folgt auf die andere. Ein Freund wird getötet und Jack war blau. Jetzt will er erst recht den Fall klären.

"Jack Taylor fliegt raus" hat schon einen gewissen Humor zu bieten, doch der ist eher düster und böse, denn lustig und komisch. Dieser Krimi wird beherrscht von der Figur des Jack, einem Mann am Rande der Selbstzerstörung, der die Hälfte des Buches knülle ist, seinen Glauben an was auch immer verloren hat, statt von der eigentlichen Suche nach dem vermeintlichen Mörder. Es gibt zwar die eine oder andere Leiche, absichtlich oder unabsichtlich getötet, doch der Fall selbst bleibt unter der Geschichte und der Verzweiflung des Protagonisten verborgen und blitzt nur hie und da mal auf. Die Story wechselt sich zwischen gefällig konstruiert und dem Tagebuch eines starken Alkoholikers, der scheinbar unbelehrbar ist, ab. So sind Bruens knappen Dialoge und kurzen Sätze zwar atmosphärisch dicht und bieten zudem viele Anspielungen auf Filme und Musiker sowie Gedichte, die man zumindest in den meisten Fällenauch kennt, doch an die Qualität anderer Werke wie z.B. "London Boulevard" reicht es diesmal nicht heran. Zu sehr liegt der Fokus auf der Charakterstudie des Protagonisten, seiner Vergangenheit, der schwierigen Mutter und seines Mangels an Vertrauen. Darunter leidet denn auch die Spannung, die im Mittelteil fast völlig zum Erliegen kommt, um gegen Ende den Fall schon fast nebenbei zu klären. Mehr persönliches Drama denn Crime. Daher nur bedingt zu empfehlen, wenn man einen reinen Hard-Boiled-Krimi erwartet hat. Rund 300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 April 2012, 20:15:05
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TOZn4a71qlI/AAAAAAAAAa4/O3N8VTFAEFo/s320/letzte%2Bwinter.jpg)

Ake Edwardson. Erik Winter entdeckt einen Toten am Strand. Kurz darauf erhält er eine Videokassette mit der Ankündigung eines weiteren Mordes. Hilflos muss Erik zusehen, wie das Böse in sein Leben eindringt. Als klar wird, wer der Tote war, kommt Erik dem Mörder gefährlich nahe.

Nach den Geschehnissen aus dem neunten Band um den Protagonisten Erik Winter hat sich dieser zwar von seinen Migräneanfällen erholt, doch sein verstorbener Kollege Lars Bergenhem fehlt ihm wirklich und er versucht auf seine Art, den Verlust zu verarbeiten. Dazu kommt noch, dass er nun an seinem Privatstrand, den er mit seiner Familie besucht, auch noch eine angespülte Leiche vorfindet. Jetzt ist er nicht mehr nur Ermittler, sondern auch Zeuge. Unterdessen wird die junge ostdeutsche Polizistin, die in Schweden arbeitet und lebt, ebenfalls in mysteriöse Mordfälle involviert. Bei zwei verschiedenen Männern unterschiedlichen Alters und mit abweichenden Wohnadressen werden die Partnerinnen des Morgens jeweils tot neben ihnen aufgefunden und die Männer können sich an nichts erinnern, verdammen sich, weil sie nicht bemerkt haben, was da in der Nacht vermeintlich neben ihnen geschah. Dann erhält Winter die DVD, die weitere Morde ankündigt. Das düstere der Gesellschaft hat seine Familie erreicht. Besonders engagiert stürzt sich Winter in die Ermittlungen, setzt Puzzleteile zusammen und muss feststellen, dass die Spuren weiterhin seiner Familie folgen. Auch zu seinen Eltern im sonnigen Spanien.

Wieder einer dieser fast depressiven, nüchternen Romane um Erik Winter und seine Familie, der sich den seelischen Abgründen des Protagonisten, aber auch der Täter widmet, die dunkle und kalte Atmosphäre des schwedischen Winters auch auf das Privatleben seines Helden überträgt. Seine Probleme mit dem Job, der Familie, der Gesundheit, seine Albträume in Balance mit seinen Ermittlungen bringt und dabei im nun schon zehnten Roman um Erik Winter immer noch steigerungsfähig ist. Leider wird dieser mysteriöse Fall nach Aussage des Autors der letzte Roman um Erik Winter sein. Das ist aber noch einmal fesselnd, spannend und in den familiären Momenten liebevoll erzählt und man spürt tatsächlich, welch einzigartiger Künstler hier am Werke ist. Bis zum Schluss bleibt man als Leser im Dunkeln, was nun dahinterstecken mag, wie sich der Fall mit seiner Vergangenheit verquickt und ist nach dem Ende der Geschichte fast schon etwas traurig, dass man hier den wirklich letzten Fall des Erik Winter bewundern durfte. Packend, persönlich, stark. Feinstes schwedisches Kriminalgespinst mit gefühlsbetonter Note. Sicher wird man von Edwardson noch viel Gutes erwarten können. Hoffen wir es. 512 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 Mai 2012, 17:01:12
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SjZAzbDy4aI/AAAAAAAAANg/WjiHe-TF5QE/s320/PS.jpg)

Peter Sasgen: Terroristen planen einen Anschlag auf die Zivilisation. Ihre Waffe: ein Atom-U-Boot. Ihr Gegner: Commander Jake Scott. Für ihn beginnt ein ungleiches Rennen. Mit einem betagten russischen U-Boot jagt er die Gegner durch die Tiefen des Ozeans. Er muss alles auf eine Karte setzen, denn es gibt nur eine Alternative: Sieg oder totale Vernichtung.

Nach längerer Zeit mal wieder eine Terroristen hatz aus meinem Bücherregal.. Nach dem Tod eines Amerikaners, der in Russland vorgeblich zur Überprüfung der Abwrackung der veralteten Atom-U-Boote im Einsatz war, wird ein Captain der Navy zur Rückführung der Leiche ausgeschickt. Und wie es sich gehört, ist dieser dazu noch mit dem Problem einer gescheiterten Ehe belastet, wurde - natürlich unschuldig - wegen eines Vorfalls bei seinem letzten Einsatz gerüffelt und ist bekannt dafür, Befehle recht frei auszulegen. So beginnt er in dem Fall des ihm bekannten Ermordeten zu ermitteln und stößt auf einige Ungereimtheiten, die bis in hohe Regierungskreise seiner Heimat führen. Es entwickelt sich ein Szenario, das an Afghanistan erinnert, als die Amerikaner die Mudschaheddin mit Waffen und Ausbildung gegen die Russen unterstützten und sich somit ihren eigenen Feind geschaffen haben, der sie nun mit den von ihnen erlernten Fähigkeiten bekämpft. Um nun in Ruhe ohne russische Einmischung im Mittleren Osten die amerikansiche Form der Demokratie (Ausplünderung des Landes durch amerikanische Firmen ohne Konsequenzen fürchten zu müssen) einführen zu können, lieferte die US-Regierung Waffen an die tschtschenischen Rebellen, damit diese die Russen beschäftigen und im Gegenzug wird der russichen Regierung versprochen wegzusehen, wenn sie zu härteren Mitteln greift, um den Krieg in Tschtschenien zu beenden. Alles zum Wohle Amerikas. Kennt man ja schon aus der Geschichte. Beide Parteien werden bedient, benutzt und Amerika bekommt seinen Willen und die Bodenschätze oder was auch immer von Wert für sie ist. Doch einer der Rebellen, den die USA unterstützten, kapert mithilfe der Besatzung ein russisches Atom-U-Boot und plant einen finalen Anschlag. Captain Scott tritt an, dies zu verhindern. Klingt nach einem schönen U-Boot-Thriller in der Tradition von "Roter Oktober", kann aber beileibe nicht mithalten.

Wenn Tom Clancy, Robert Ludlum oder Nelson DeMille die 1. Liga der Thrillerautoren sind (waren), dann ist Peter Sasgen meiner Meinung nach leider nur 2. Liga kurz vorm Abstiegsplatz. Stilistisch absolut austauschbar mit einer Menge weiterer Autoren, die sich an solchen Themen versuchen, bietet er clevere amerikansiche (warum immer ein Amerikaner, wieso sollten die Russen nicht einmal auf einen Franzosen zurückgreifen, die sich mit sicherheit genauso gut mit Atom-U-Booten auskennen) Helden, doofe und unfähige Russen sowie böse Terroristen auf. Natürlich darf auch der Blitzeinschlag der Liebe auf den ersten Blick in diesem Sammelsurium nicht fehlen. Und die Geheimdienststoryline erinnert irgendwie an die aus einigen Seagal-Filmen: verworren, überflüssig und am Ende ohne weitere Erwähnung im Sande verlaufen. Hätte in diesem Buch nicht sein müssen. Zudem haben sich einige Anschlussfehler eingeschmuggelt, die aber auch an der Übersetzung liegen könnten, sowie deutliche Mängel bei Satz und Druck. Etwas mehr Sorgfalt wäre nicht schlecht. Da werden ständig Namen handelnder Personen verwechselt, Sätze nur zu Hälfte in die Zeile gepresst usw. Ansonsten ein mittelmäßiger klischeehafter Militärthriller ohne besondere Vorkommnisse, den man sich im Urlaub nebenbei bei Regenwetter geben kann. Mehr aber auch nicht. Da wartet man vielleicht doch lieber auf den neuen Vince Flynn oder Nelson DeMille und wenn es um U-Boot-Action geht, auf Patrick Robinson. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Mai 2012, 00:32:36
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SKaW74xAa8I/AAAAAAAAABE/u3i-m4Gdb5A/s320/PR.bmp)

Patrick Robinson. Unter der Rubrik Politthriller wird uns hier ein Technothriller serviert. Argentinien in Jahr 2010: Noch immer ist die Schmach der Niederlage im Falkland-Krieg der 1980-er Jahre nicht vergessen, und der Hass auf die Briten sitzt tief. Die Malvinas, wie die Falklandinseln in der Landessprache heißen, gehören nach Meinung der Argentinier zu ihrem Land, die Engländer sind nur verhasste Besetzer. So lässt sich die argentinische Regierung von Russland leicht überzeugen, noch einmal einen Überraschungsangriff auf Großbritannien zu starten. Handstreichartig werden die Inseln vor der Küste erobert, in einer hochgeheimen Mission leistet Russland Schützenhilfe. Ihr Atom-U-Boot viper K 157 fügt den Engländern den größtmöglichen Schaden zu. Russland jedoch hat allein ein wirtschaftliches Interesse: Das Land benötigt dringend Erdöl. die Förderung der neuen Quellen auf den Falklandinseln will man gemeinsam mit Argentinien betreiben. Der US-amerikanische Admiral Morgan verfolgt die Entwicklung mit Sorge. Natürlich werden die USA Großbritannien beistehen müssen, wenigstens inoffiziell und mittels verdeckter Aktionen. Dies ist seine große Stunde: Der Einsatz einer "Phantomarmee" wird geplant.


Ich beginne mit dem, was mit negativ auffällig geworden ist. Die Politiker (nicht dass ich eine allzu positive Einstellung zu der Gattung der "Homo Laberus" hätte) kommen ziemlich schlecht weg. Speziell der englische Premier wird als eine unfähige Schaufensterpuppe im Spiel um Wählerstimmen gezeichnet - feige, entschlusslos, kriecherisch. Der US-Präsident kommt natürlich etwas besser weg, aber bei genauem Hinsehen entpuppt er sich als Marionette von Militär und Wirtschaft (da hat sich wohl von heute bis zum Jahre 2010 in Führungskreisen aller Welt nix geändert). Und Robinson macht sich munter daran, Ausgabenkürzungen bei Militärs zugunsten sozialer Projekte für Arbeitslose, Drogenbekämpfung und Gesundheitswesensowie unterdrückte Schwule und Lesben als fehlerhaft hinsichtlich der Empfänger darzustellen, da diese ja eh nur unverbesserliche Faulenzer oder Drückeberger zweifelhafter Natur seien und somit britische Ausgaben in solche Programme besser in Militärkreisen zur Verteidigung verwendet werden könnten. Der US-Präsident lässt sich in der Hinsicht natürlich nicht angreifen, da die Verteidigungsausgaben hoch sind, die Armeeführung immer im Recht ist und wenn ein Wirtschaftsboss seine Interessen sowie die Gewinne auf den besetzten Inseln in Gefahr sieht, wird gehandelt. Geld und Politik eben, ist ja heute nicht anders, wenn die Bosse mit Politikern kungeln. Ansonsten stört mich eigentlich nur die übliche einseitige Charakterzeichnung der Figuren: die feigen Briten (in Form der Politiker), die ehemalige Weltmacht am Abgrund (Briten unzulänglich bewaffnet und nicht richtig im Kampf ausgebildet), die hinterhältigen Angreifer (Argentinien und Russland) sowie die immer heldenhaften, bestens gedrillten und loyalen Kämpfer für eine gerechte Welt (natürlich nur aus Amisicht zu Aminutzen) aus Amerika.

Sollte jemand die obigen Kritikpunkte so verstehen, dass mir das Buch nicht gefiel, liegt er falsch. Dass Tom Clancy uns jetzt schon seit Jahren nicht mehr mit eigenen Büchern versorgt, hat eine Lücke gerissen, die Robinson zumindest größtenteils ausfüllen kann. Nicht ganz die Klasse von TC, aber nahe dran. Ebenfalls positiv ist die Vorstellung der Hauptfiguren seines Romans vor Beginn der Geschichte, ohne allerdings etwas vom folgenden Geschehen vorwegzunehmen. Die Schilderung der Separationsversuche des größten Erdöllagers Sibirien von den Russen und deren Gegenmaßnahmen zeigt schon seine Qualität, die er mit dem Spinnen der militärischen Intrigen gegen Großbritannien fortsetzt. Vorbereitung und Umsetzung des Angriffs sind gut in Szene gesetzt, wobei die Schilderung der Kampfhandlung nicht den größten Raum einnimmt, aber zu gefallen weiß. Der Zeitraum bis zum Eintritt der USA mit der erwähnten "Phantom Force" (eine Eliteeinheit) wird etwas zu ausführlich geschildert, um die wirtschaftlichen Auswirkungen und die Reaktion der Wirtschaftsbosse sowie die Kleinarbeit der amerikanischen Geheimdienste und ihre fast hellseherischen Fähigkeiten in der Voraussage der nächsten Geschehnisse entsprechend zu würdigen. Militäreinsatz über alles, aber nur dem eigenen Vorteil oder des schnöden Mammons willen, über die Briten (gemeint sind die Zivilisten) auf den Inseln wird kaum ein Wort verloren. Wenn jemand Tom Clancy als republikanischen Rechtsverteidiger bezeichnet hat, dann dürfte dies auch auf Patrick Robinson zutreffen. Sein Admiral Morgan, für mich nur schwerlich als Sympathiefigur zu akzeptieren, ist ein Kriegstreiber erster Güte, aber es ist alles ein Roman und um der Handlung willen ist ein solches Verhalten dann auch akzeptabel. Der zweite Teil des Buches beschreibt den Angriff der USA auf die Argentinier (selbstverständlich ohne Kriegserklärung im Geheimen),um sie von den Inseln zu vertreiben und nachdrücklich daran zu erinnern, dass sie keine weiteren Aktionen wagen sollten. Zudem wurde bei der britischen Kapitulation nach den ersten Kampfhandlungen eine SAS-Einsatzgruppe auf den Inseln zurückgelassen, die natürlich von den befreundeten Amerikanern (um diese Menschen macht sich Amerika dann Sorgen, sind ja Militärkumpels) gerettet werden müssen, bevor die eigentlichen Angriffe auf Argentinien vollständig ins Rollen kommen. Die erstklassige amerikansiche Planung durch Admiral Morgan und seinen Stab sorgt natürlcih dafür, dass der Einsatz nicht nur ohne Verluste vonstatten geht, die Engländer samt und sonders gerettet werden und argentinische Truppen auf eigenen Stützpunkten aussehen wie Dilettanten, sondern Argentinien sich auf Bedingungen einlässt, um die Angriffe zu beenden, die Amerika und dessen wirtschaftlichen Interessen zu Gute kommen. Besagtes russisches Atom-U-Boot aus dem Klappentext, das den Argentiniern zu Hilfe kommt, zerstört bei den ersten Angriffen auf die marode englische Flotte, die zur Rückeroberung der Falklands vor den Inseln in Stellung ging, einen (den einzig ob der Etatkürzungen noch verbliebenen) Flugzeugträger der Engländer und ward dann nur noch auf Rückreiseetappen erwähnt, bis es dann kurz vor erreichen der Heimat in der Enge bei GIUK (Grönland, Island und United Kingdom) doch noch torpediert wird. Schließlich kann Amerika ja keinen Gegner verschonen. Auch diese Aktion geschieht, ohne dass je einer erfahren wird, dass das U-Boot von den amerikanischen Streitkräften vernichtet wurde. Ein flüssig geschriebenes Buch, das eine Steigerung im Vergleich zum letzten Werk des Autors darstellt und zugleich auch eines seiner besten ist. Wer Politthriller im Stile von Clancy schätzt, kann ohne Bedenken zugreifen, auch wenn dessen Klasse nicht vollständig erreicht wird. Review anhand der gebundenen Ausgabe erstellt. 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Mai 2012, 14:59:50
(http://1.bp.blogspot.com/-LCszQKxMmTM/T6pN9Dy2ZKI/AAAAAAAAByE/ISlUOrZwfPg/s1600/w%C3%A4rterf.jpg)

Duane Swierczynski. Charlie Hardie gerät in die Fänge einer mächtigen Geheimorganisation, die ihn kurzerhand in ein fast völlig von der Außenwelt abgeschnittenes Hochsicherheitsgefängnis werfen lässt. Dieser bizarre, gottverlassene Ort wird ausschließlich von gefährlichen Psychopathen bevölkert, niemand weiß von seiner Existenz. Hardie erhält die Höchststrafe: Er ist der Wärter.

Nach den Ereignissen aus "Der Bewacher", in welchen Hardie vergebens versuchte, die Schauspielerin Lane Madden zu beschützen, die von unbekannten Angreifern bedroht wurde, ist er im Kampf gegen die Unfallleute und ein Psychopärchen verletzt worden und wird in einem Krankenwagen abtransportiert. Was er nicht weiß, ist, dass seine Fingerabdrücke auf der Leiche von Madden platziert wurden und sein Weg nicht ins Krankenhaus führt. Die Organisation, die Madden töten ließ, weil sie Zeugin eines vermeintlichen Unfalls mit Fahrerflucht war, bei dem der Sohn von Jonathan Hunter sein Leben lassen musste, schafft Charlie mit unbekanntem Ziel weg. Während Hunter und seine Familie spurlos verschwunden sind, macht sich Hardies Freund Deke Clark vom FBI daran, seinen Kumpel zu suchen. Doch kurze Zeit später muss er aufgrund von massiven Drohungen gegen ihn und seine Familie von dem Vorhaben ablassen. Hardie ist auf sich gestellt. Diese unbekannte Macht hat überall ihre Spitzel, unterwandert sämtliche Polizei- und Strafverfolgungsbehörden und ist von keinem zu fassen oder gar zu erkennen. Und Charlie? Der staunt nicht schlecht, als er ineinem unterirdischen Hochsicherheitsknast direkt als Chef der Wärter eingesetzt wird. Aufgrund seiner Verletzungen - der linke Arm und das rechte Bein sind fast völlig gefühllos -  kein leichtes Unterfangen. Die Umstände hier unter der Erde sind mehr als nur ungewöhnlich: 4 Wärter, 5 Gefangene und dazu Charlie. Versorgung nur über Schächte, keine Möglichkeit zu entkommen. Und die Erkenntnis, dass hier nicht nur die Eingekerkerten Psychos sind, lässt nicht lange auf sich warten. Nach einigen Auseinandersetzungen macht sich Hardie auf die Suche nach einem Fluchtweg, den er schließlich auch findet. Er entkommt zwar, muss aber auch einige Überraschngen verdauen, die dieses "Secret America", diese staatsumspannende Organisation im Dunkeln, bereitgehalten hat. Und sein ungläubiges Staunen erst, als er endlich die Oberfläche erreicht. Ginge es ihm nicht so beschissen, könnte er drüber lachen. Naja, fast jedenfalls. Er macht sich auf, die Hintermänner, deren Namen er unten erfahren hat, ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Sein Urteil hat er schon gefällt. Klappt auch, aber nur teilweise. Er wird wieder geschnappt und in den Dienst von "The Industry" (oder auch "Secret America" bzw. "Die Unfallleute") gepresst und auf eine Mission gejagt. Diese Ereignisse werden dann in Teil 3 der Trilogie um Charlie Hardie auf den Leser zukommen.

"Der Wärter" ist nach "Der Bewacher" auch keiner dieser konventionellen Thriller, wie man sie zuhauf in den Regalen der Buchhandlungen vorfindet. Swierczynski hat sich mit seinen "Unfallleuten" und dem unterirdischen Gefängnis erfrischend originelle Ideen zu Eigen gemacht, die seine Romane von der Masse abheben. Schnell geschrieben, mit lakonischem Unterton, bösem Humor ("Hoffentlich ist es kein Arbeitslager. Da muss ich ja arbeiten.") und einigen wirklich fiesen Psychospielchen wie bei einem dieser Tests bei denen die Probanden Wächter und Insassen darstellen sollen, um festzustellen, wie weit der Mensch in Extremsituationen geht. Alles umfasst von einer dieser Paranioa erzeugenden Verschwörungstheorien einer geheimen Macht hinter der Regierung, die niemand kennt und die mit Gewalt, Mord und Geld die Geschicke des Landes zu ihren Gunsten lenkt, ohne dass es die -allgemeinheit überhaupt bemerkt. So wurde aus "Der Wärter" ein spannungsgeladener, nicht vorhersehbarer Reißer, den man möglichst in einem Rutsch durchlesen möchte, da die Story schnörkellos vorangeht und wenig Luft zum Atemholen lässt ob der nicht nachlassenden Dynamik. Kurze Rückblenden erläutern das Leben von Charlie, sein Scheitern am Beruf, die zerbrochene Ehe und dass er seit Jahren ein unstetiges Leben als Housesitter gelebt hat, das ihn etwas verweichlichen ließ. So ist er schlussendlich keiner dieser alles könnenden Überhelden, aber auch kein wehrloses Opfer, das seine Rolle einfach annimmt. Der Autor spielt mit der Erwartungshaltung der Leser ohne eine wirklich tiefgründige Story zu bieten. Dafür hat sie ein rasantes Tempo aufzuweisen, ist reizvoll und effektiv geschrieben und daher lesenswert sowie interessant. Das Ende ist ein fetter Cliffhanger, der den Weg zum dritten Teil weist und dessen Titel "Der Retter" hoffentlich nicht schon ein Spoiler an sich ist. Doch Swierczynski konnte schon immer überraschen, also abwarten. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Mai 2012, 19:33:54
(http://4.bp.blogspot.com/-QoDtJcLJfsg/T601OPJd6LI/AAAAAAAABzk/HhFROikazMI/s1600/seelenfresser.jpg)

Bryan Smith. Jakes Bruder hat eine neue Freundin: Myra. Sie ist wunderschön, aber auch seltsam. Als Jake herausfindet, dass ein Mann nach dem anderen in Myras Bett landet, ist er kaum überrascht, denn er hält sie für abgrundtief verdorben. Das spürt er einfach. Doch dass Myra die Männer sexuell regelrecht versklavt, verschlägt ihm den Atem. Als ihm jemand erzählt, Myra sei jahrhundertealt und reiße jungen Männern bei lebendigem Leib die Seelen aus der Brust, lacht Jake keineswegs: Diese Kreatur ist wirklich unmenschlich geil .... geil auf ihn.

Schon zu Beginn nimmt sich Myra Trey, Jakes Bruder, vor und raubt ihm bei einer teuflischen Zeremonie die Seele. Sie schart eine Gefolgschaft um sich, die ihr, auch als Lamia, die Dunkle Mutter, bekannt, beri der Seelenernte in der Stadt Rockville beistehen soll. Just zu dieser Zeit kommt Jake in die Stadt, die er vor vielen Jahren auf der Flucht vor seinen primitiven und schlagwütigen, versoffenen Eltern flugs verlassen hat, um eigentlich nie wiederzukehren. Doch gerade seine Mutter, die ihn früher drangsaliert hat, ruft ihn zurück, um ihrem jüngsten Sohn Trey zu helfen - und Jake kommt ausschließlich seines Bruders wegen, der Rest der Familie ist ihm egal. Auch Jake stellt bei Trey eine mentale Veränderung fest und versucht, der Ursache auch den Grund zu gehen. Dabei muss er errfahren, dass es nicht nur Trey getroffen hat. Nach und nach werden die Bewohner von Rockville zu fiesen, brutalen Bestien - getrieben von schrecklichen Dämonen. Auch die Schulfreunde von Trey, Kelsey und Will sowie die junge Jordan, stehen dem sexistischen und abartigen Treiben eher hilflos gegenüber, wenn sich Bekannte oder gar Eltern in sadistische Kreaturen ohne Menschlichkeit verwandeln. Alles steuert auf die Vollversammlung der Seelenernte in der Highschool von Rockville hin, mit der sich Lamia weitere hundert Jahre Lebenskraft und Energie verschaffen will, um ihr Unwesen treiben zu können. Hier wird sich das Schicksal von Myra/Lamia und der Protagonisten sowie eines Großteils der Schüler und Bürger der Stadt in einem rotsuppenden, irren Showdown um die Seelen einer Kleinstadt im tiefgläubigen Bible-Belt der USA entscheiden.

Mr. Smith langt direkt zu Anfang in die Vollen und lässt keine Zweifel offen, was er mit dem Leser auf den nächsten Seiten vorhat. Ohne Umschweife und überflüssiges Blabla kommt er zur Sache, wobei ich es vielleicht etwas angenehmer gefunden hätte, Myras Identität noch nicht so früh zu offenbaren und sie noch etwas länger unerkannt ihre Mitschüler auf die Palme zu treiben. Dafür werden aber auch einige Klischees wie das der Gothic-Braut in ihren schwarzen Klamotten, der Musik und ihren abartigen Ideen sowie dem Rektor mit Nazi-Fetischismus geboten und dem Bruder als Horrorautor, der seinem Verwandten tough zu Hilfe eilt. Eine Girlie Clique im Cheerleader-Modus darf auch nicht fehlen. Damit ist dann aber genug. Smith zeigt dann aber auch, dass hinter der heilen Fassade der ach so gläubigen Kleinstädter, die Sittsamkeit gegen Verderbnis ausgetauscht wird, dass dunkle Geheimnisse verborgen werden und abnormales Verhalten keine Seltenheit ist. Eben, dass auch perverse Vorstellungen ausgelebt werden, nur hinter den Kulissen halt. So gibt der Autor auch deftige Sexszenen gepaart mit blutigem Horror zum Besten, wie man sie auf dem Mainstreammarkt eher weniger findet.Splattereinlagen mit Blut, Eingeweiden und Gedärm setzen dem magen des Lesers ebenso zu wie der Kannibalismus, der sich zeigt, wenn der Myra-Dämon die hässliche Fratze hinter dem gutbürgerlichen Anschein zum Vorschein kommen lässt. Es wird geköpft und gehäutet, gebraten und gefressen, vergewaltigt und verstümmelt, lässt aber ausführliche Charakterzeichnung von Figuren eher auf der Strecke bleiben, was aber bezüglich der Unterhaltung nicht weiter ins Gewicht fällt. Zum letzten Viertel hin wird das Buch noch einmal richtig schnell und es wird nicht an Actionsprenkeln gespart, wobei Smith durchaus auch die Grenzen des Erträglichen auszuloten sucht. Insgesamt wird daraus dann ein fetziger Horrorroman vom blutigen Feinsten. nicht wirklich etwas für Belletristik-Weichspüler und man sollte sich auch von der Erwartung höchster literarischer Weihen verabschieden, denn Bryan Smith zelebriert ausschließlich den Spaß am blutrünstigen Horror-Genre - das aber exzellent. Rund 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Mai 2012, 15:55:28
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SgLeKrg7xMI/AAAAAAAAAMQ/OAPbwab6S8c/s320/Vince+Verrat.jpg)

Vince Flynn.Ein blutiger Anschlag auf die Wagenkolonne des demokratischen Präsidentschaftskandidaten erschüttert Amerika kurz vor der Wahl. Der Kandidat überlebt, doch seine Frau sowie achtzehn weitere Personen finden den Tod. Alles deutet darauf hin, dass der Anschlag von moslemischen Fundamentalisten ausgeführt wurde, doch CIA-Direktorin Irene Kennedy und FBI-Special-Agent Skip McMahon werden unerwartet mit brisantem Bildmaterial konfrontiert, das den Verdacht nahelegt, dass auch einflussreiche Kreise in den USA in die Tat verwickelt sein könnten. Mitch Rapp, der Anti-Terror-Spezialist der CIA, findet den Attentäter, der seine auftraggeber jedoch nicht kennt. Erst die geheimen Informationen seiner Chefin führen ihn auf die Spur der wahren Urheber, die es zu fassen gilt, bevor die neue Regierung vereidigt wird. Rapp folgt den Drahtziehern auf die andere Seite des Atlantiks nach Mitteleuropa, um sie unschädlich zu machen und die amerikanische Demokratie vor schwerem Schaden zu bewahren.

Hier wird den Politikern, die wahrlich keine Heiligen sind, wenn es um leere Versprechungen oder die Mittel zum Erreichen ihrer Ziele geht, denn doch ein ganz ordentliches Ding untergejubelt. Nicht dass ich jetzt auf die Idee käme, die Politbonzen jeglicher Couleur und die Pilotfische, die sie umschwärmen zu verteidigen, doch dieses rücksichtslose Ränkespiel wird sich in natura wohl doch (noch) keiner trauen - nicht einmal ein Amerikaner. Das sind denn doch eher Dritte-Welt-Methoden. Natürlich wird nach dem verheerenden Anschlag Mitch Rapp auf die Fährte der vermeintlichen Täter gesetzt, um sie seiner Arbeitsplatzbeschreibung entsprechend zu eliminieren. Doch im Laufe der Ermittlungen wendet sich das Blatt immer mehr. Neue Verdächtige tauchen auf, anonym erhaltenes Beweismaterial zeigt eine neue Richtung an. Und Rapp kann abgesehen von seinen engsten Freunden niemandem mehr vertrauen. Kann ein Präsidentschaftswahlkampf in den USA tatsächlch so eskalieren? Sind die Kandidaten zu allem fähig? Wer ist der wirklich Drahtzieher hinter dem katastrophalen Anschlag und wer war eingeweiht oder ist gar ein Mittäter? Rapp arbeitet sich in seiner unnachahmlichen Art mit Härte, Intelligenz und Geschick an Täter und Hintermänner heran und führt sie fast alle ihrer entsprechenden Strafe zu.

Ein neuer actionreicher Auftrag für Mitch Rapp, bei dem auch die Charakterisierung der verschiedenen Hauptfiguren nicht zu kurz kommt und bis auf wenige Ausnahmen auch nicht das übliche Gut-/Böse-Schema klar ersichtlich ist, sodass auch der Leser anfangs nicht direkt mit der Nase auf die wahren Schuldigen gestoßen wird. ein bißchen dick aufgetragen hinsichtlich der neuen "Qualität" des Wahlkampfes und vor allen Dingen des Motivs zu einer solchen Tat, versorgt Flynn den geneigten Konsumenten wieder mit den erwarteten Ingredenzien in seinem neuesten Werk. Wie vielerorts publiziert, gehört Flynn mittlerweile tatsächlich zu den etablierten Größen im Bereich des Politthrillers, obwohl ich gerade diesen Roman nicht unbedingt als einen seiner besten bezeichnen würde, ist er immer noch um Längen besser als viele, die schon auf eine Stufe mit Ludlum oder Clancy gehoben werden. Warum der Verlag das Buch nach drei Monaten von "Der Verrat" in "Der große Verrat" umtitelte (Marketing?), bleibt wohl sein Geheimnis. Mich zumindest hat es dazu veranlasst zu überprüfen, ob ich nicht vielleicht doch ein Buch verpasst habe. glücklicherweise war dem nicht so, aber die Zeit hätte ich mir sparen können. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Mai 2012, 15:26:20
(http://2.bp.blogspot.com/-DHTPCLWMTqA/T7eDS6p3I7I/AAAAAAAAB1I/b4Miy5J6924/s1600/pollock-cover-180xVar.jpg)

Donald Ray Pollock. Zwei Lebensfluchten kollidieren, eine auf dem Weg in die Verdammnis, die andere aus ihr heraus. Der junge Arvin wächst in den fünfziger Jahren im heruntergekommenen Niemandsland des Mittleren Westens auf. Hier hat sich der amerikanische Traum in einen fiebrigen Albtraum verwandelt, der bevölkert wird von psychopathischen Verbrechern, korrupten Sheriffs und religiösen Fanatikern. Arvin ringt um einen Ausweg aus dieser Welt. Doch als seine Freundin vom Ortsprediger missbraucht wird und sich daraufhin erhängt, nimmt auch er das Gesetz in die eigene Hand. Zur gleichen Zeit, nur wenige Meilen entfernt, brechen die beiden Serienkiller Carl und Sandy zur Jagd auf. Sie locken arglose Tramper in ihren Wagen, um sie dort auf brutale Art und Weise umzubringen. Irgendwo in der tiefe des Hinterlandes, in jenem Grenzgebiet zwischen Zivilisation und archaischer Grausamkeit, kreuzen sie schließlich Arvins Weg.

Die Story beginnt mit der Rückkehr von Willard, der im WKII im Pazifik-Einsatz war und Schreckliches erlebt hat, in seinen 600-Seelen-Heimatort Knockemstiff. Seine tiefgläubige Mutter hat schon Pläne für seine Zukunft gemacht, die passende Braut ausgesucht. Doch Willard heiratet stattdessen Charlotte und zieht mit ihr nach Meade, Ohio und sie bekommen einen Sohn - Arvin. Die verschmähte Herlen indes heiratet einen Wanderprediger namens Roy, der mit seinem gelähmten Bruder Theodore unterwegs ist. Theodore erträgt es nicht, ab jetzt die zweite Geige zuspielen und und intrigiert gegen Helen so sehr, dass Roy im Fieberwahn seine Frau tötet. Die beiden Prediger verschwinden flugs aus der Gegend. In der Zwischenzeit wächst Arvin normal auf, bis die Mutter erkrankt. Dann zwingt ihn sein Vater täglich an einer extra errichteten Stätte stundenlang für die Gesundung der Mutter zum Herrn zu beten, während Willard dort immer neue Blutopfer bringt. Erst sind es nur Tiere, doch dann muss auch der Besitzer des Hauses dran glauben, das sie gemietet haben. Als die Mutter trotzdem stirbt, schneidet sich Willard an der Gebetsstätte die Kehle durch und wird von Arvin gefunden, der gerade erst 10 Jahre alt ist. Im Jahre 1965 sind in der Gegend zwei Serienkiller unterwegs, Carl und Sandy, die ihre Opfer auf den Landstraßen suchen, die Tramper mitnehmen, um sie beim Sex mit Sandy zu fotografieren und dann bestialisch zu töten. Und irgendwann kommen auch sie nach Meade und es stellt sich heraus, dass Sandy die Schester des korrupten Sheriffs ist, der aber vom Treiben seiner Schwester und ihres Gatten nicht den geringsten Schimmer hat. Und mit der Zeit führen die Wege des Herren oder Das Handwerk des Teufels die handelnden Personen zusammen und es endet für viele unerfreulich.

In der von Rassismus und religiösem Fanatismus geprägten Zeit der 50-er und 60-er Jahre im Hillbilly-Land der USA, wo Eichhörnchenbraten noch ne Delikatesse ist (weil man sich nichts anderes leisten kann) ist die Hoffnungslosigkeit eher die Normlität. Dort zu existieren ist kein Leben, es ist ein Dahinvegetieren. Keine Zukunft, keine Freude oder Glück. Die Bürger in deser Hölle werden mitleidlos in ihr Schicksal getrieben, die Lehren der Vergangenheit und der Jugend bleiben an ihnen haften, sie werden wie die Generationen zuvor. Das Umfeld prägt die Menschen in dieser authentischen, kaputten Welt. Pollock braucht in seinem Buch keine effekthascherischen Szenen, um die degenerierte Szenerie im Hinterland der USA zu beschreiben und den Leser zu faszinieren und er benötigt keinen unschlagbaren Protagonisten, der alle Widrigkeiten besiegt und als großer Held aus der Geschichte hervorgeht. Einfache Menschen in einer unmenschlichen Umgebung, von denen man zu keiner so wirklich Sympathien entwickeln kann (abgesehen vielleicht von Charlotte und Arvin mit Abstrichen) genügen Pollock, um das Amerika außerhalb der Großstädte und somit außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung zu skizzieren und auf das unausweichliche Finale zuzusteuerm, das bei jedem seine Wunden hinterlässt. Der Stil des Autors ist präzise und voller Energie, ohne aber ein rasantes Tempo eines Actionthrillers aufzubauen und daher eher ein ruhiger, abgeklärter Roman über Frömmler und Psychopathen in einer Welt, wo Erziehung noch mit der Faust stattfand. Keine seiner Figuren ist ohne Makel, jeder mit Defiziten ausgestattet und im Gegensatz zu dem Amerika, das Stephen King zuletzt portätierte, ist hier das Leben im Hinterland kein Zuckerschlecken. "Das Handwerk des Teufels" ist ein tiefdüsteres Buch, das wie bei James Ellroy einen Blick auf die gerne verschwiegenen und verschleierten dunklen Seiten der USA wirft.  300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Mai 2012, 19:00:44
(http://3.bp.blogspot.com/-Ot2G-SM6VWs/T7pfPbrfqAI/AAAAAAAAB30/wP-yyV3VTl0/s1600/motel.jpg)

Brett McBean. Ein Ehepaar.....zwei Ganoven....ein junger Mann....ein perverser Serienmörder.....Sie sind Fremde. Sie haben sich nie zuvor gesehen. Doch in einer Nacht des Grauens werden ihre Schicksale ewig miteinander verflochten. Und jetzt wollen sie alle nur noch eines: die Nacht im Lodgepole Pine Motel irgendwie überleben.

Halloweenabend. Schlechtes Wetter, ein einsames im Wald gelegenes Motel. Nach und nach treffen in dem selten frequentierten Gasthaus diverse Fremde ein, die von der Besitzerin Madge ihre Hütten zugewiesen bekommen. Eddy und Al, zwei Tunichtgute, die angesoffen eine Karre geklaut haben, in deren Kofferraum ne Leiche liegt, welche sie nun entsorgen wollen, bevor sie Ärger kriegen. Das Ehepaar Morrie und Judy, die aus Versehen einen jungen Mann vor ihrem Haus erschossen haben, der nur für eine Halloween-Party verkleidet war. Daraufhin haben sie die Flucht ergriffen und sind in der Lodgepole Pine gelandet. Und dann ist da noch Wayne, der mit seinem Sohn Simon eine weitere Hütte bezieht. Was keiner der anderen Gäste weiß, ist, dass Wayne den Jungen nur zu seinem perversen Vergnügen mit sich schleppt und er mitnichten dessen Sohn ist. Diese illustre Gesellschaft hat sich als an Halloween 1980 in dem Motel versammelt, als sich ein Sturm daran macht, die idyllische Gegend im Regen zu ertränken. Es bleibt nicht aus, dass sich die Figuren im Laufe der Zeit bei ihren diversen Aktivitäten über den Weg laufen, Verdächtigungen werden ausgesprochen, Telefondrähte zerschnitten. Bald heißt es jeder gegen jeden - und nicht alle überstehen die Nacht. Und irgendwo in der Stadt spannt des nächtens ein Unbekannter ein Haus aus, über den man lange nicht erfährt. Was hat es mit dem auf sich? 

Eigentlich ist ja jedes Wort zuviel, da der Name Brett McBean mittlerweile für sich selbst spricht und seine deutsche Verlagsheimat FESTA ebenfalls einen sehr guten Ruf bezüglich der Genre-Kost genießt. Gemeinsam also ein perfektes Duo Infernale. Blut darf in "Das Motel" also in nicht geringen Mengen fließen und auch andere Körpersäfte werden munter ausgetauscht. Und alles zusammen ist nicht zu einem platten Gemetzel mit sinnfreien Erotikeinlagen geworden, sondern es wurde zu einem durchaus harten Thriller, der mit brutalen und auch freizügigen Szenen nicht geizt, aber auch eine nicht sofort durchschaubare Handlung und zwielichtige Schar an Protagonisten bietet. Hier ist nicht jeder, was er zu Anfang zu sein scheint. In verschiedenen Rückblenden wird der Weg der einzelnen Gäste zum Motel geschildert und somit die Motivation und Wesenszüge der unterschiedlichen Charaktere. Der Erstling von Brett McBean aus dem Jahre 2003 - überarbeitet 2011 - ist ein erbarmungsloser, spannender Psychotrip, der auch auf einen gewissen bösen Humor nicht verzichtet und somit den Leser kurzweilig und im lockeren Stil nachweislich gut unterhält. Nett war auch der kleine Kniff mit den Werdegängen der Figuren in ihrer näheren Vergangenheit, auch wenn McBean die eine oder andere Szene durchaus hätte weglassen können, die wenig zum Geschehen beiträgt, was man aber insgesamt durchaus verschmerzen kann, da es der guten Qualität des Buches wirklich keinen Abbruch tut. Es ist unbedingt gelungen, den Leser bzw. mich so bei der Stange zu halten, dass ich wirklich auf die nächsten Schritte der Motelgäste neugierig wurde und einfach weiterlesen musste. Bleibt also zu hoffen, dass wir in zukunft noch mehr von Brett McBean zu lesen bekommen und er nicht zu einem der selbstzensurfreudigen Mainstreamverlage abwandert. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Mai 2012, 14:25:42
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S_OvSLuicRI/AAAAAAAAAW4/llfwb_SG0UE/s320/gegenschlag.jpg)

Vince Flynn. Der CIA gelingt es, zwei gefährliche Terrorzellen im fernen Osten auszuschalten. Doch es gibt Hinweise auf eine dritte Zelle. Sie wird angeführt von einem ehrgeizigen Terroristen, der mit allen Mitteln die Führung von Al-Kaida übernehmenwill. Sein Ziel: Ein Bombenanttentat, das alles Vergleichbare in den Schatten stellt. Spezialagent Mitch Rapp wird beauftragt, das Unvorstellbare abzuwenden.

In Bagram werden auf dem dortigen Luftwaffenstützpunkt zwei hochrangige Terrorgruppenmitglieder inhaftiert, die nach einem Besuch diverser Politbonzen entsprechend der Menschenrechtscharta zu behandeln sind, auf die sie sich berufen. Bei so viel Fürsorge denken die natürlich gar nicht erst dran, irgendwelche Vorhaben oder Geheimnisse auszuplaudern. Da kommen Mitch Rapp und sein Protege Mike Nah ins Spiel. Vorbei die gemütlichen Tage in den Zellen. Wo Rapp ist, herrscht sein Gesetz. Und nach gesamtamerikanischem Selbstverständnis wird dann auch ziemlich schnell der ganz rechte Kurs angeschlagen, wenn er den Zeilen dient. Ab jetzt finden wieder "ordentliche" Verhöre statt. Schmerzen frei Haus. Während für die Gefangenen also neue Zeiten anbrechen, machen sich in den heiligen Hallen der Macht in Washington die ersten Zauderer auf, die Vorgehensweise derGeheimdienste - insbesondere der CIA - in Frage zu stellen und die unwürdigen Methoden zu stoppen. Klar, dass diese Figuren bei der Charakterzeichnung durch Vince Flynn erhebliche Abstriche in Kauf nehmen müssen, während die eigentlichen Täter und Verteidiger des Landes grundsätzlich über jeden Zweifel erhaben sind. Und hier beginnt auch der zweite Handlungsstrang in "Der Gegenschlag": die politischen Diskussionen um die Richtigkeit des Vorgehens, die Abnklagen gegen Rapp, Nash und die CIA sowie die privaten Probleme des Agenten Nash, der neben seinem Beruf auch noch Frau und Kinder hat und vom Streß und der Geheimniskrämerei geplagt, psychische Probleme bis hin zur Erektionsstörung (der arme Kerl, nun muss man ihn auch noch bemitleiden) erdulden muss. So haben wir dann auf der Regierungsseite einen wahren Intrigantenstadl, der sich in die Belange der Geheimdienste einmischt, ja es tatsächlich wagt, seiner Aufgabe nachzukommen, die Aktivitäten der Geheimdienste zu kontrollieren, damit die Bürgerrechte gewahrt bleiben. Ist das denn zu fassen, behindern ihre Mörder im Dienste der Nation einfach bei ihrer Arbeit. Und schon passiert das Malheur: Rapp wird von seinem Verhör abgezogen, da man sich höheren Ortes über seine Methoden (das bisserl Folter und Schlafentzug) echauffiert hat und soll nun in einer Anhörung Stellung nehmen, während die Terroristen ein eine Kuschelzelle mit allen Annehmlichkeiten verlegt werden. Da verbieten sie doch glatt ihrem Killer das Töten. Das grenzt schon an Majestätsbeleidigung. Als würde man Politikern das Lügen untersagen. Derart abgelenkt durch die Privatsituation des Mike Nash und der Anklage gegen Rapp, bemerkt niemand, dass sich eine Terrorgruppe aus einem Ausbildungslager in Südamerika auf den Weg nach Washington macht und dort angekommen auch gleich mal einige Bomben explodieren lässt, die etliche Menschenleben fordern. Und hoppala - sdchon schwenken die Kritiker um und setzen Nash und Rapp auf die Terroristen an und gegen ihnen die schriftliche Erlaubnis alles aufzuwenden, um die Typen zu stellen. Rapp erhält seinen Freibrief. Foltert sie. Tötet sie. Macht mit ihnen, was ihr wollt. Hauptsache, es nutzt uns. AMERICA FIRST. Was scheren uns die Rechte, Gesetze und Regeln anderer Menschen oder Nationen? Jagt sie und legt sie um. Und da nicht jeder Attentäter gefasst werden kann, machen sich Rapp und Nash an die Arbeit, die aber erst im Folgebuch vollendet werden wird.

Keine großen Änderungen bei Vince Flynn. Er ist sich und seinem Stil treu geblieben. Die Handlungsstruktur ist mit den Themen Terrorismus und Verschwörung weiterhin ähnlich den Vorgängern. Einzige Neuerung ist die tragende Rolle des Proteges Mike Nash, den Rapp jetzt an seiner Seite hat. Der dient auch dazu, eine menschlichere Komponente in die Bücher einzuführen, da er Familie hat und sich um Probleme kümmern muss, die mit Kindern und Eheleben zu tun haben, während Rapp weiter den harten Kerl ohne Kompromisse geben darf. Der Spannungsaufbau ist zwar okay, aber gemessen an den bisherigen Schriften des Vince Flynn und der dadurch recht hohen Erwartungshaltung seitens meiner Person aufgrund der bisher positiven Erfahrungen mit seinen Romanen, muss ich leider sagen, dass "Der Gegenschlag" nicht unbedingt die Hitliste der Rapp-Storys anführen wird. Nach der Action und den Verhören direkt zum Einstieg leidet das Tempo erheblich unter dem Wechsel zwischen den Konferenzen zur Eindämmung der Gewalt im Einsatz und den privaten Auseinandersetzungen, die Nash mit seiner Gattin zu führen hat. Etwas überzogen auch die positive Darstellung der amerikanischen Charaktere. Nicht mal die Kinder haben eine normale Schulhofprügelei, da müssen sie gleich zu Verteidigern der Mutter hochstilisiert (oder wie einst Bruno L. sagte "hochsterilisiert") werden. Und der Schwenk vom Kritiker zum Befürworter geht auch derart schnell und drastisch vonstatten, dass es eine wahre Pracht ist. Aber das mit dem positiven und kritiklosen Amerikabild war ja schon durch die Vorgänger bekannt und hat sich halt nicht geändert. Da Vince Flynn als Berater für die TV-Serie "24" bis zu ihrer Einstellung nach Staffel 8 tätig war, hat er vielleicht jetzt wieder mehr Zeit, seinen Protagonisten Mitch Rapp auf actionreichere Jagd nach den Feinden von Gottes eigenem Land gehen zu lassen und die Politintrigen nur als Randerscheinung in die Geschichte aufzunehmen. Ich gebe zu, das ist Gemecker auf hohem Niveau, da Flynn wirklich zu den besseren Autoren im Bereich Techno- und Actionthriller zählt, was ihm auch eine Verfilmung seines Buches "Consent to kill - Der Feind" eingebracht hat, die angeblich für 2012 geplant ist. Wird das ein Erfolg, könnte vielleicht eine Reihe daraus entstehen, die sich womöglich besser macht, als die vorgesehenen "24"-Spielfilme, die meines Erachtens irgendwie nicht richtig funktionieren, wie der TV-Film "24-Redemption" gezeigt hat. Warten wir es ab. 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Mai 2012, 17:48:05
(http://2.bp.blogspot.com/-g2blF046WCE/T8DcNtlZQuI/AAAAAAAAB48/q7WM8jwu3Qg/s1600/blackou.jpg)

Marc Elsberg. An einem kalten Februartag brechen in Europa alle Stromnetze zusammen. Der totale Blackout. Der italienische Informatiker Piero Manzano vermutet einen Hackerangriff und versucht, die Behörden zu warnen - erfolglos. Als Europol-Kommissar Ballard ihm endlich zuhört, tauchen in Manzanos Computer dubiose E-Mails auf, die den Verdacht auf iohn selbst lenken. Er ist ins Visier eines Gegners geraten, der ebenso raffiniert wie gnadenlos ist. Unterdessen liegt ganz Europa im Dunkeln, und der Kampf ums Überleben beginnt.

Beginnend in Mailand, bemerkt von Piero Manazano, fällt nach und nach europaweit der Strom aus. Die Feuerwehren haben Großeinsätze, um Menschen aus U-Bahnen oder Fahrstühlen zu befreien und erste Brände unter Kontrolle zu bekommen. Das öffentliche Leben kommt immer mehr zum Stillstand. Je länger der Blackout andauert, umso dringlicher werden die Sitzungen in den Krisenzentren der verschiedenen Regierungen. Aber auch Firmenchefs rufen ihre Vorstände zusammen, um zu beratschlagen wie sie aus der Krise unverhofftes Kapital schlagen können. Als Manzano eine Manipulation an seinem Stromzähler der neuesten Generation entdeckt, versucht er den Fund zu melden, wird aber überall abgeblockt, bis er es schafft, einen EU-Mitarbeiter zu kontaktieren. Der bittet ihn aufgrund seiner Vergangenheit als Hacker zur Mithilfe in einer EU-Task-Force in Den Haag. Tag für Tag treffen auf extra für die Behörden freigehaltenen und betriebsbereiten Leitungen neue Hiobsbotschaften ein. Die Börsen setzen den Handel aus, Politiker bereichern sich, das Volk beginnt langsam unruhig zu werden, in den dafür anfälligen und einschlägig bekannten Ländern kommt das Militär wieder an die Macht, schwere Störfälle in Kraftwerken sind nicht mehr hinter einem Lügengespinst der Betreiber, Behörden und Regierungen zu verbergen. Ganze Landstriche werden kontaminiert, Lebensmittel und Wasser verknappen immer mehr. Und dann entdeckt Europol eine verräterische E-Mail, die Manzano angeblich abgeschickt hat. Der, mittlerweile in Ratingen, Deutschland, wird sofort verhaftet, kann sich aber dennoch in einem unbeobachteten Moment absetzen. Noch hektischer wird die Situation als es auch die USA trifft, die wohl geglaubt hatten, dass Gottes eigenes Land verschont bleibe und man von dem darniederliegenden Europa profitieren könne. Schnell nennt man die üblichen Verdächtigen, die den Angriff ausgeführt haben sollen - natürlich Amerikas Achse des Bösen Nordkorea, Iran und dazu die Russen und die Chinesen, die die westlichen Nationen schon seit Jahren über das Internet bespitzeln. Doch mit etwas Zeit und Glück kommen sie den unbekannten Verursachern dieser Katastrophe in den Industrienationen immer näher, während die marodierende Bevölkerung beginnt, Aufstände anzuzetteln, Regierungsgebäude abzufackeln. Manzano wird wieder hinzugezogen - nachdem er sich gestellt hatte - und kann bei der Verfolgung der digitalen Spuren der Täter, die auf verschiedenen Kontinenten Gruppierungen installiert haben, helfen. Doch durchgegangene Reaktoren, verseuchte Gebiete und Millionen Tote lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Die westliche Welt ist schwer getroffen.

Natürlich ist "Blackout" nur ein Roman und vordergründig gibt es einen Helden, der zum Schluss auch noch seinen Love-Interest abbekommt. Aber es ist auch die abrechnung mit den bestehenden Systemen der privaten Stromanbieter, Netzbetreiber und großen Konzerne, die alle ihre gierigen Finger aufhalten, um zu kassieren (das Wort verdienen wäre hier zu freundlich gewählt), aber jegliche Sicherheitsmaßnahmen ignorieren. Dazu kommen die Lobbyisten und wirtschaftshörige Politiker, die schon ihre Zeit nach der Politkarriere vorbereiten, um einen lukrativen Posten zu ergattern sowie Konzernbosse die sich als Krisengewinnler riesige Profite erhoffen. Sehr realitätsnah. Genau wie die sogenannte Energiewende. Hat sich da einer Gedanken über die Kosten gemacht? Eher nicht, der Fußvolk zahlt es ja. Die Risiken? Scheinen ebenfalls nicht bedacht worden zu sein. Aber die Gewinne für die Wirtschaft, die wurden errechnet und dann als Wohltat für die Bürger verkauft, genauso wie die Bürger selbst - nämlich für dumm. Ebenso die Vertuschungspolitik, wenn es wirklich zu einer solchen oder ähnlichen Katastrophe kommt. Die Wahrheit wird dem Volk verschwiegen, den Wählern vorenthalten, mit meist fadenscheinigen Argumenten. Und die ach so innovativen technischen Neuerungen. Nicht nur, dass sie weitere Jobs kosten werden, sie sind auch manipulierbar, können als Datensammler genutzt werden und vermeintliche Vorteile sind eher Mangelware. Dafür hat der Kunde das Recht, dafür  bares Geld zu bezahlen, dass ihm weitere Rechte genommen werden. Die Gefahren der neuen Technik wird heruntergespielt oder ganz verschwiegen. Thematisiert wird aber auch, dass die Menschen ab einer gewissen Zeit dann doch nur noch an sich selbst denken und sich jeder selbst der Nächste ist, das Recht des Stärkeren tritt wieder voller Wucht in Kraft. Vorbei ist es mit Freundschaft und Loyalität oder Hilfsbereitschaft. Und man kann erkennen, wie abhängig die Menschheit besonders in den westlichen Industrienationen mittlerweile von Elektrizität ist (und wie sehr sie schon Gefangene der Stromkonzerne sind). Nicht nur, dass die Flimmerkiste oder das Internet mit den massenhaft angesammelten "Freunden" in sozialen (hehe, ich frag mich immer, was an denen sozial sein soll) Netzwerken den Geist aufgegeben haben, nein, da funktionieren die selbstverständlichsten Dinge nicht mehr. Wasser fließt nicht mehr, die Toilettenspüluing geht dann ebenfalls nicht, kochen ade, nix mehr Mikrowellenfutter, tanken ist nicht mehr möglich und so fort. Gar nicht gut für die verwöhnten Leutchen. Nicht alle Errungenschaften, die man uns als Nutzen für die Allgemeinheit unterjubeln will, sind wirklich ein dauerhafter Segen oder zumindest anfällig für Probleme, die dann die kleinen Leute ausbaden dürfen. Und die skrupellosen Konzerne, deren Bosse die Macht an sich reißen, während die Volksvertreter dabei zuschauen. Sieht man doch andauernd und schützen tun sie sich gegenseitig. Somit bietet uns der Österreicher Marc Elsberg gut recherchierte und ambitioniert-realistische Dramatik pur mit einem guten Schuss Kritik in seinem Roman mit kurzen Kapiteln und schnellen Szenenwechseln sowie vielen handelnden Personen. "Blackout" ist packend, schockierend, aufrüttelnd, rasant und durchaus beängstigend. Auf eine Erfüllung dieser Vision kann ich gerne verzichten. Da sollte man besser vorbereitet sein und sich bevorraten. Ich geh dann mal einkaufen. 800 Seiten.
Und nachfolgend einige Infos zum Smart Meter, der laut EU-Vorgabe bis 2020 überall eingebaut werden soll (und den Kunden natürlich wieder extra kostet)

http://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenter_Z%C3%A4hler (http://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenter_Z%C3%A4hler)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Mai 2012, 13:47:18
(http://4.bp.blogspot.com/-OoFnscm5WpY/T8dAFLBn7xI/AAAAAAAAB8s/GzYeK9koCbI/s1600/schlechtes-chili.jpg)

Joe R. Lansdale. Hap kehrt von der Saisonarbeit auf einer Bohrinsel nach Texas zurück. Eigentlich will er sein Leben ändern und nicht mehr vagabundieren. Daraus wird aber erst mal nichts, denn der Bikler Horse Dick wird ermordet aufgefunden. Hauptverdächtiger in dem Mordfall ist Haps schwarzer Freund Leonard: Horse Dick hatte ihm zuvor den Liebhaber ausgespannt. Um Leonard aus der Klemme zu helfen, muss Hap zu Mitteln greifen, die er gar nicht gerne einsetzt.

Hap und sein schwuler, schwarzer Kumpel Leonard werden bei Schießübungen im Wald hinter ihrem Haus von einem durchgeknallten Eichhörnchen attackiert (der texanischen Version des Tier-Horrors), wobei sich Hap einen Biss einfängt. Der Doc vermutet Tollwut und weist Hap ins Krankenhaus ein, wo er diverse Spritzen erhalten soll. Als er einige Zeit nichts von seinem Kumpel Leonard hört, was wirklich ungewöhnlich ist, da dieser sicher keine Gelegenheit verstreichen lassen würde, ihm einige despektierliche Bemerkungen an den Kopf zu werfen, macht er sich Gedanken und wird prompt bestätigt, als er erfährt, dass Leonard in Schwierigkeiten ist. Also entlässt er sich selbst, nicht ohne vorher mit der Krankenschwester Brett angebandelt zu haben, die seine unerlaubte Entfernung vom Krankenlager denn auch deckt. Er muss erfahren, dass Leonard des Mordes am neuen Lover seines Freundes Raul beschuldigt wird. So macht er sich daran, die Unschuld von Leonard zu beweisen. Leichter gesagt als getan. Da sich die Biker-Gang, der der Ermordete angehörte, aber gehörig verplappert, kann Leonard freikommen und sich nun gemeinsam mit Hap auf die Suche nach dem Schuldigen und dem immer noch verschwundenen Raul machen. Nachund nach kristallisieren sich aber Vorgänge heraus, mit denen keiner der beiden Freunde gerechnet hat und andere Verdächtige geraten in den Fokus.

Schon die Eskapade mit dem marodierenden Eichhörnchen bringt die Lachmuskeln in Schwung und auch im weiteren Verlauf der Story muss der Leser auf humorige Einlagen, die einfach zum Lachen reizen, nicht verzichten. Und da der Autor nun einmal Joe R. Lansdale heißt, sich all dies im Hinterland von Ost-Texas abspielt, ist es mit der von den Bundes-Fuzzis in irgendwelchen White Houses verordneten ppolitical correctness nicht weit her. Ein schnodderiger Tonfall beherrscht die Szenerie. Natürlich geht es nicht dauerhaft spaßig zu. Schwulen-Vergewaltigungs-Videos, schmutzige Wohnwagenparks und deren nichtsnutzige Bewohner, Gewalt in der Ehe, verbrecherische Biker-Gangs und korrupte Lokalgrößen sowie Polizeichefs, die von den Gangstern Bestechungsgelder annehmen, um unangenehme Fälle in der Versenkung verschwinden zu lassen und heuchlerische Moralvorstellung prägen das Bild. Und im Kontrast zu den freundlichen Kabbeleien der Freunde steht dann der blutige Gewaltausbruch, bei dem der eine oder andere Schädel in Stücke geballert wird. Der Showdown selbst wird zu einer äußerst stürmischen Angelegenheit. Immer wieder unterhaltsam gewürzt mit lockeren Sprüchen erweist sich dieses Werk von Joe .R. Lansdale als knallig, lustig, cool, hart und mit einem sozialkritischen Blick auf das heutige Amerika ausserhalb der Großstädte durchsetzt. Nicht so tiefernst wie "Das Handwerk des Teufels" von Donald Ray Pollock ist "Schlechtes Chili" dennoch ein gutes Buch. Klare Leseempfhelung. 318 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Juni 2012, 20:36:28
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SgLkXcodm3I/AAAAAAAAAMY/NVtrA_xo_RM/s320/Vince.jpg)

Vince Flynn. Um das iranische Atomwaffenprogramm zu zerschlagen, führen israelische Agenten einen Anschlag auf unterirdische Nuklearanlagen durch. Der Zorn der iranischen Regierung ist grenzenlos. Aus sorge vor Vergeltungsschlägen reist CIA-Chefin Irene Kennedy in die Region. Doch bei einem Treffen mit dem iranischen Geheimdienstchef fällt sie in die Hände von Terroristen. Anti-Terror-Agent Mitch Rapp bleibt nicht viel Zeit, um seine Vorgesetzte zu retten und eine politische Katastrophe ungeahnten Ausmaßes abzuwenden.

Bei "Die Bedrohung" hat der Verlag es geschafft auf der Innenseite unter der Rubrik "Das Buch" tatsächlich eine Zusammenfassung des Vorgängers als Inhaltsangabe unterzubringen, was mich beinahe vom Kauf abgehalten hätte, da ich das ja schon kannte (und über die Neubetitelung hab ich mich ja schon geäußert). Erst nach dem Lesen der ersten Seiten war ich überzeugt, ein neues Werk von Flynn in Händen zu halten.

Zu Beginn kappt Rapp noch gnadenlos die letzten Verbindungen zu dem Attentat auf den Präsidentschaftskandidaten, doch direkt darauf muss er wieder in einen neuen Einsatz. Denn nun ist es an den Amerikanern, die Folgen eines Alleinganges der Israelis bezüglich des iranischen Atomprogramms auszubaden und die Wogen der Empörung nach Möglichkeit wieder zu glätten. Dass dies nicht ohne Probleme vonstatten geht, war zu erwarten. So macht sich Mitch Rapp nach der Gefangennahme von Irene Kennedy als Ein-Mann-Armee auf den Weg, um sie zu befreien. In der Wahl seiner Mittel ist er wie bekannt nicht sonderlich subtil und somit auch ein erhöhter Actionanteil in die Handlung eingebaut, wobei die Selbstjustizthematik eine nicht unwesentliche Rolle spielt.
Ganz zu Beginn wird Rapp kurzzeitig mit menschlichen Emotionen in Verbindung gebracht, was aber kurze Zeit später durch einen kaltblütig ausgeführten Mord/Hinrichtung wieder ad absurdum geführt wird. Flynn vertritt ganz klar die Linie der Hardliner, wenn er den Präsidenten Tötungsaufträge aussprechen lässt und dabei gemahnt, doch bitte recht kreativ zu Werke zu gehen und die Anwendung sinnloser Gewalt ausdrücklich erlaubt. Was die iransiche Führungsriege angeht, kann man sich durchaus an reale Personen erinnert fühlen, wenn die Hasstiraden gen Israel propagiert werden. Ansonsten gibt sich der Autor alle Mühe, die Beweggründe und Handlungen der amerikansichen Seite so darzustellen, dass sie in jedem Falle und auch in der Wahl der Mittel gerechtfertigt sind. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder die gleichen Rechte für sich beanspruchen würde, wie die Amerikaner es tun. Abgesehen von dieser etwas fragwürdigen Sichtweise haben wir es ja nur mit einem Roman zu tun - und der gefällt. Eine Steigerung zum Vorgänger und wieder in der oberen Klasse unterwegs. Mehr davon. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Juni 2012, 20:40:14
(http://4.bp.blogspot.com/-iQ-5Xwk_WJQ/T8-GajNPySI/AAAAAAAACGM/9MnWjtKgvBQ/s1600/lichaus.jpg)

Richard Laymon. Als Brit in einem Kino den Film "Schreck, der Vampir" sieht, wundert sie sich. Die junge Frau, der man die Kehle durchschneidet, ist das nicht ihre Freundin Tina?Aber die ist doch keine Schauspielerin. Brit ahnt noch nicht, dass auch sie bald die Hauptrolle in einem Film spielen würde - "Schreck, der Inquisitor".

An einem Wochenende fährt Tina mit ihrem Freund zu einem einsamen Haus, zu dem sie von einem Bekannten den Schlüssel bekommen hat. Die beiden Liebenden wollen sich ohne störende Begleiter amüsieren. Dass das Gebäude etwas heruntergekommen und gruselig aussieht, nervt sie nicht weiter. Als sie dann aber seltsame Geräusche hören, versuchen sie doch zügigst abzuhauen. In der Stadt geht derzeit Dal mit Elizabeth fremd, während seine eigentliche Freundin ihn im Kino glaubt. Die Alleingelassene macht sich auf den Weg zu einem Seven-eleven, um sich was zum Picheln zu gönnen als sie von ein paar geilen Spacken angemacht wird. Die Typen bekommen aber statt Spaß schnell einige gebrochene Knochen, da Connie in Selbstverteidigung geübt ist. Währenddessen gehen Brit und ihr derzeitiger Freund Pete, der sich verdächtigt brav verhält, ins Kino, wo Brit dann auf der Leinwand ihre Freundin Tina zu erkennen glaubt. Kaum zu Hause, entschließt sie sich, der Sache nachzugehen. Keine gute Idee. Und da sie dann ihren Pete alleine zurückllässt, tröstet der sich schnell mit der ebenfalls unzufriedenen Connie. Verhältnisse wie bei Laymon. Brit wurde unterdessen von Tinas Mitbewohnerin Freya mit einem kleinen Trunk betäubt und an ihre Geschäftsfreunde ausgeliefert, um nun ihrerseits eine unfreiwillige und blutige Rolle im nächsten Film zu übernehmen. Und sie ist nicht das letzte Opfer der Realfilmer. während einige Camperinnen und eine Prostituierte ebenfalls eine ungeplante Filmkarriere starten (und sofort wieder beenden müssen), setzt Connie ihren untreuen Dal vor die Tür und greift sich Pete, der nun wirklich nicht gerade vor Sorge um Brit vergeht. Dal plant mit Elizabeth erst deren gelähmten und reichen Ehemann zu beseitigen und dann Connie, die mit ihren Liebesromanen auch gut verdient - und alle geraten ins Visier der Filmcrew. Nicht jeder wird die Begegnung überleben.

Im Original von 1982 war das Buch sicher schon fast ein Tabubruch mit seinem Thema um die Snuff-Filme. Doch mittlerweile haben die Horrorliteratur, die Filmwirtschaft und gar die Realität die Grenzen schon derart ausgelotet, dass man mit "Licht aus!" kaum noch einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken oder jemanden in Angst und Schrecken versetzen kann. Nicht dass das Buch jetzt die einschläfernd wirkenden Längen der Outputs von Mitbewerbern unter den Verlagen aufweist, ganz so dramatisch schlimm ist es nicht, doch heutzutage hätte man aus dem Thema viel mehr herauskitzeln können (Wenn das ein Tim Curran oder Bryan Smith und Brett McBean verfasst hätten, wäre es sicher ein unschlagbarer Kracher geworden und nicht irgendwie altbacken.) . Die Figurenzeichnung ist selbstverständlich gewohnt seicht und die erotischen Einlagen dafür umso ausgeprägter, aber wer zu einem Laymon greift, dürfte darob kaum überrascht sein. Der Autor nutzt auch die Gelegenheit auf einige Filme wie "Halloween", "The hills have eyes" oder "Der weiße Hai" anzuspielen und bringt den geneigten Leser fast zum Lachen, als er sich erlaubt, über sinnentleerte Handlung in Filmen zu parlieren. Schließlich ist es ja gerade er, der den Intellekt seiner Leser ja nun gar nicht vor irgendwelche unüberwindbaren Hürden stellt. Er war schon ein richtiger Spaßvogel. Sein Stil ermöglicht es, durch das Buch zu rasen wie ein heisses Messer durch die Butter. Nix hemmt den Fluss, überlegen braucht keiner. Diverse Morde, die Intrige von Elizabeth und das Finale sorgen für ein akzeptables Tempo und einen gewissen Unterhaltungswert, der auf jeden Fall über dem der gekürzten und langweiligen Ausgaben anderer Verlage liegt (Die kommenden "Das Loch" und "Die Familie" von Heyne werd ich mir ersparen.). So lautet auch mein Urteil - wenn schon noch einen Laymon anrühren, dann nur noch aus dem FESTA-VERLAG. 270 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Juni 2012, 17:54:59
(http://1.bp.blogspot.com/-2EgIM8IrCnA/T9SkiyBBxtI/AAAAAAAACJM/ERkzHyGQF5s/s320/high+lkife.jpg)

Matthew Stokoe. Auf der Suche nach Geld, Sex und Macht zieht es Jack nach Los Angeles. Doch der Traum von Ruhm und Reichtum bleibt unerfüllt. Stattdessen fristet Jack ein elendes Dasein und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. In der Hoffnung auf ein kleines, bescheidenes familiäres Glück nimmt er schließlich die Prostituierte Karen bei sich auf. Doch Karen verlässt ihn. Wenige Tage später wird ihre Leiche in einem Abwasserkanal gefunden, entstellt und ausgeweidet. Jacks Leben gerät vollends aus den Fugen. Bis er sich entschließt, sich dem Grauen, das über ihn hereingebrochen ist, zu stellen. Er erfüllt sich seinen Traum von einem Leben im Scheinwerferlicht - und begibt sich auf eine Reise in die Finsternis.

Jack ist in der Nacht unterwegs. In den dunklen Straßen von Los Angeles sucht er nach seiner Frau Karen. Er findet sie auch - tot, ausgeweidet und von Bullen und Gaffern umlagert. Kommentarlos zieht er sich zurück. Er und die abgehalfterte 22-jährige Nutte hatten ein Jahr zuvor geheiratet, doch Liebe war dabei nicht im Spiel. Es war eher eine Zweckgemeinschaft zweier  einsamer gescheiterter Existenzen. Sie ging weiter ihrem Job nach. Eines Tages taucht sie auf und schenkt Jack einen Wagen, den sie aus dem Lohn für eine verkaufte Niere erstanden hat. Danach verschwindet sie wieder und erscheint Tage später erst als Leiche wieder auf der Bildfläche. Jack stürzt ab, säuft, kokst und verlässt die Wohnung kaum noch. Doch er bekommt Besuch: Ryan ein Cop, der angeblich im Fall von Karen ermittelt und dann Rex, ein Stricher, der die Reichen bedient. Ebendieser Rex führt Jack dann auch in die Gemeinde der Liebesdiener ein, verschafft ihm sogar ein Engagement in reichem Hause. Und dann beschließt Jack, Karens Tod aufzuklären und taucht dabei tief in den Sumpf des Geschäftes mit der käuflichen Liebe in den Hinterhöfen der Metropole ab. Gibt sein altes Apartment auf, verscherbelt die mitgemieteten Möbel, zieht in den schmutzigen Teil von Hollywood und sucht nach einem Arzt, der Karen die Niere entnommen hat. Dabei lernt er Bella kennen, findet ihre Adresse raus und stellt fest, dass sie den Lebensstil führt, den er sich für seine Wenigkeit vorgestellt hat. Er nistet sich bei ihr ein, bis sie ihm ein eigenes Haus mit allen Annehmlichkeiten und einen Wagen bezahlt. Doch es bleibt nicht lange so, denn Ryan hängt sich an seine Hacken und wie sich herausstellt, ist Bellas Vater Arzt.

"High Life" spielt zu einer Zeit als Tom Cruise sich noch hinter Nicole Kidman vor Gerüchten verschanzt, Macauley Culkin noch auf seinen achtzehnten Geburtstag wartet und über Mel Gibsons Millionensalär für "Ransom" spekuliert wird. In diesem Ambiente zeigt die radikale Gesellschaftssatire nicht Hollywoods Scheinwelt mit Johnny Depp oder Arnold Schwarzenegger, sondern das dunkle und düstere Gesicht der Metropole mit den vielen Gescheiterten, den Pennern, Junkies und Nutten in den dämmrigen Gassen und Hinterhöfen. Schon damals hat Stokoe Hollywood als das entlarvt, was es für viele auch ist: Eine Täuschung, die nur für den Tourismus und einige wenige erfolgreiche Menschen wirklich existiert und in der alles Nichtamerikanische ohne Chance und Wert ist. Und auch Jack denkt so. Nur das Leben im Scheinwerferlicht ist für ihn von Bedeutung, er will geliebt werden ob seiner Präsenz auf Bildschirm oder Leinwand, er will das Geld und die großen Anwesen. Mit aller Macht. Dafür würde er wirklich alles tun. Alle anderen zählen für ihn nicht. Daher ist Jack auch nur ein armseliger Wicht, ein unmoralischer, widerwärtiger und emotionsloser Bastard. Stokoe beschreibt Jacks Hollywood mit üblen Szenen reinen Ekels, zu denen Menschen doch fähig sein können. Abartig, pervers, unfassbar. Echte Morde mit Bohrmaschinen vor Zuschauern, die dafür tausende Dollar gezahlt haben und gegen die das zuletzt besprochene Buch von Richard Laymon "Licht aus!" mit seinem Thema Snuff-Filme schon fast wieder Kindergeburtstag ist. Stellenweise brutaler, gefühlloser als Vieles was ich schon gelesen habe. Ein derber Blick auf die Gesellschaft ausserhalb der Traumfabrik. "High Life" ist Extremliteratur, die schon mit "American Psycho" oder "Fight club" verglichen wird (auch wenn das vielleicht etwas zu hoch gegriffen scheint) und gnadenlos den Finger auf die Wunde legt, wie weit manche gehen, um berühmt zu werden und abzusahnen. Sieht man ja heutzutage auch in unseren Breitengraden immer wieder im privaten Spacken-TV.  Gutes Aussehen, schöne Titten und als maximale Anforderung vielleicht noch sprechen können reicht da völlig. Intelligenz ist fehl am Platze oder gar abträglich, es ist fürs Fernsehen. Insgesamt harter Stoff mit derbem Sex und blutig-brutalen Szenen und nicht ganz zu unrecht von der Kritik gelobt wird.  450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 August 2012, 14:13:44
(http://3.bp.blogspot.com/-yhm5fqEJyis/T9sHLmk6BAI/AAAAAAAACMc/G5EFc3XY4oI/s1600/todesgeil.jpg)

Bryan Smith. Als Rob seinen Wagen volltankt, taucht dierses sexy Gothicgirl auf und hält ihm eine Knarre an den Kopf. Sie braucht einen Chauffeur, denn sie verfolgt vier Jugendliche, die über sie gelacht haben. Offenbar will sie sie abknallen. Rob kann es nicht fassen. Doch noch weniger versteht er sich selbst: Er will bei ihr bleiben, er will Sex mit ihr, er will ihr beim Morden helfen. Denn es tut gut, endlich seine Wut und Lust zu befriedigen.

Zwei psychopathische Killer, namentlich Clyde und Zeb, sind aus der Klapse ausgebrochen und morden sich brutal ihren Weg nach Myrtle Beach. Da muss ein junges Pärchen zuerst die Segel streichen und wird niedergemetzelt, selbst tot noch vergewaltigt und dann als Abendmahl verzehrt. Danach ist eine dreiköpfige Familie dran, deren Oberhaupt selbst gerade einen Plan entworfen hat, wie er sich seiner beiden lästigen Anhängsel entledigen kann. Scheiße gelaufen. Und während sich sdie beiden Killer mit den Leichen beschäftigen, kommt auch noch die siebzehnjährige Julie hinzu. Doch statt zum Opfer zu werden, macht sie den debilen Clyde extrem blutig platt und schließt sich dann Zeb an. Ungefähr eine Woche nach dem Ausbruch der Triebtäter wird Rob an einer Tanke von Roxie, wie sie sich nennt, recht ungewöhnlich gebeten, sie als Anhalterin mitzunehmen. Da er ohnehin keine Wahl hat, macht er sich mit ihr an die Verfolgung des Vans mit den sechs Collegespacken, die Roxie verhöhnt haben. Als sich unterwegs ein Wagen mit vier bekifften Punks zwischen sie und den verfolgten Van setzt, zwingt Roxie diese zum Anhalten und erledigt sie einfach so. Weiter geht die Reise - nach Myrtle Beach. Nachdem ein Kunde an einer anderen Tankstelle völlig unfreiwillig vom Leben zum Tod wechselt, wird Rob in einem Motel eine Belohnung zuteil, die er schon lange erwartet hat - Roxie schläft mit ihm. Sie folgen weiter der Route der Van-Bersatzung, die sich indes als nicht so freundschaftlich untereinander erweisen, wie man glauben mochte. Die Typen saufen und streiten und die Mädels zicken gegeneinander, ohne zu ahnen, dass hinter ihnen eine wahre Teufelin mit unbändiger Mordlust her ist und zudem noch ein Psycho mit jungem Fan auf dem Weg zu ihrem Ziel ist. sie treffen zwar dort ein, werden aber sicher nicht alle Myrtle Beach wieder lebend verlassen.

Bryan Smith kommt ohne lange Einleitunhg direkt auf den Punkt. Entführung, Mord, Vergewaltigung, Ausweidungen und Kannibalismus prägen schon das Bild der ersten 60 Seiten und abgesehen von wenigen Ausnahmen geht das auch so weiter. Er zimmert dem Leser mit voller Wucht brutale Szenen ins Hirn, die sich so schnell nicht wieder daraus löschen lassen dürften. Dazu die typischen College-Dumpfbacken, wie man sie aus unzähligen Horrorfilmen zu kennen glaubt. Doch so einfach ist es mit der Clique denn doch nicht. Es ist ein undurchschaubarer Haufen, der sich nicht unbedingt wirklich an die Regeln der Freundschaft hält und von denen einige diverse dunkle Obessionen offenbaren, während sie sich eigentlich vergnügen wollen in ihren ach so kostbaren Urlaub. Und auch Rob ist nicht so eindimensional wie man glauben mag. Kriegt er anfangs noch das Muffensausen vor der zwar toughen und geilen Roxie, wird er immer mehr in ihren Bann geschlagen, wandelt sich vom normalen Typen in einen zumindest begeisterten Mitläufer und die junge Julie setzt dann allem die Krone auf. Eine brachiale Jagd durch die Abgründe der menschlichen Seele nimmt ihren Lauf. Mitleidlos, roh und gemeingefährlich. Und der Autor hat seine Charaktere fast gänzlich ohne Sympathiewerte ausgestattet. Vielleicht ist Rob anfangs noch nicht verdorben, doch das änderet sich mit der Zeit. Höchstens der zu Beginn extrem großkotzige Chuck kann gegen Ende etwas positiv punkten. Der Rest ist fast ausnahmslos krank und pervers. Der Spannung zuträglich ist auch, dass nichts und niemand im Buch wirklich vorhersehbar oder ausrechenbar ist. Und: Man kann das Buch wirklich in einem Rutsch durchlesen, so flüssig ist sein Stil. Starke Lektüre und routiniert-harter Horror, brutal, mit hohem Blutzoll und ohne jedwede Länge. Für jeden Freund des gepflegten Psycho-Horrors ein Muss. Frank Festa sei Dank werden noch weitere Bücher von Bryan Smith in Deutschland zur Veröffentlichung kommen und landen sofort auf meiner Einkaufsliste. Rund 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: RoboLuster am 17 August 2012, 14:37:30
Äh, welcome back, Jerry. ;)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 August 2012, 21:12:06
(http://3.bp.blogspot.com/-FXX2BTUkDeo/UAZvNieAfmI/AAAAAAAADAQ/OQfm0oe0MMg/s1600/kay.jpg)

Martin Kay. Ein ganzes Leben kann an einem einzigen Tag völlig umgekrempelt werden, ein Weltbild aus den Fugen geraten. Diese Erfahrung muss auch Eileen Hannigan machen. Ihre Karriere als Agentin von Homeland Security endet abrupt, als ihr Partner getötet wird und Eileen sich auf der Liste amerikanischer Staatsfeinde an erster Stelle sieht. Sämtliche Bundesbehörden der Vereinigten Staaten eröffnen die Jagd auf sie. Ihr einziger Verbündedter scheint ein mysteriöser General zu sein, der behauptet, Eileen wäre vor Jahren Teilnehmerin an einem streng geheimen militärischen Experiment gewesen. Die Sache hat einen Haken: Eileen kann sich nicht erinnern.

Bei der Verfolgung eines Verdächtigen kommt ihr Partner ums Leben als plötzlich ein Helfer ihres flüchtenden Kriminellen auftaucht. Und plötzlich ist Eileen im Zentrum des Interesses: noch während sie den Killer jagt, wird sie von einem Unbekannten angerufen, der sie warnt, dass nun sie die Gejagte sei und er ihr helfen wolle. Seine Hinweise stellen sich als richtig heraus. Schließlich bringt man sie in die Basis des Unbekannten - des Generals. Er will, dass sie Informationen zum Projekt "Misty Hazard" zusammenträgt, welche auch ihr aus ihrer Zwangslage helfen würden. Außerdem eröffnet er ihr, dass sie an einem streng geheimen Experiment beteiligt war und man danach diesen Teil ihres Gedächtnisses gelöscht habe. Währenddessen vertreibt sich in Unna, Deutschland, Markus mit seinem Freund Andy die Zeit in einer Disco, als ihm ein liegengebliebenes Pillendöschen in die Hände fällt. Natürlich öffnet er es und findet darin eine micro-SD Karte. Er selbst kann sie nicht auslesen, also wendet er sich an einen Studentenkumpel, bekannt als Kiffer und Hacker. Dieser wird seinem Ruf gerecht und sie finden eine Liste mit Namen. Und dann taucht plötzlich ein Heli, auf der mit die Wohnung mit einer AGM (Air-to-ground-missile) dem Erdboden gleich macht. Doch Markus ist rechtzeitig aus dem Rum gerannt und flüchtet nun, wird von der Polizei aufgegriffen und erfährt, dass man auch seinen Freund Andy getötet hat. Die Verhörspezialistin vom MAD erklärt sich bereit, ihm zu helfen, doch viel bringt das nicht, denn nun sind sie beide auf der Flucht vor den Behörden. Einige Zeit und Anschlagsversuche später kreuzen sich die Wege von Markus und Eileen und mit vereinten Kräften können sie einiges in Erfahrung bringen, doch ihre Gegner sind mächtig und sie können niemandem trauen.

Meine bisherige Action-Entdeckung des Jahres - und das aus deutschen Landen. Bei einheimischen Autoren bin ich zumeist sehr skeptisch und wurde auch recht oft in meiner negativen Beurteilung bestätigt, doch Uwe Schomburg, Christoph Scholder (wo bleibt ein neues Buch?), Dirk van den Boom (mit seiner Alternate Reality-Reihe "Kaiserkrieger") und nun auch Martin Kay beweisen, dass es beachtenswerte Ausnahmen gibt. "Kalte Spuren" steigt sofort und ohne Umschweife ein und lässt es ordentlich krachen. Pausen gibt es selten, eine richtige Hatz durch die Seiten, prallgefüllt mit krachender Action. Ja, fast kommt Martin Kay gar in die Nähe von Matthew Reilly, nur sein Stil ist nicht ganz so rasant. Ein einzigartiges Spektakel mit Hubschrauberattacken, einer Menge Explosionen, Seegefechten, ziemlich hohem Body Count mit einigen unbeteiligten Passanten, das Kay hier bietet. Dazu Verschwörungs- und Paranoia-Szenarien wie man sie sonst nur von jenseits des Großen Teiches kennt. Ganz klar Daumen hoch für "Kalte Spuren". Ein fetziger, turbulenter Page-Turner aus dem Atlantis-Verlag, der hier ein gutes Preis-Leistungsverhältnis für die 400 Seiten ohne große Ränder oder übergroße Schrift und Riesenzeilenabstand auf hochwertigem Papier bietet. eigentlich ein Rundum-Sorglos-Paket für Fans von Action- und Verschwörungsthrillern. Sehr, sehr unterhaltsames Action-Kopfkino dessen Fortsetzung bereits in den Startlöchern steht. Feine Sache. 406 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 August 2012, 14:17:01
Zitat von: RoboLuster am 17 August 2012, 14:37:30
Äh, welcome back, Jerry. ;)

Danke. Bin wieder auf der Versenkung aufgetaucht und wurde dankenswerterweise auch wieder unter dem ollen JG aufgenommen. Hatte mich ordentlich mit meinem Zeitmanagement verzettelt und besonders privat eine aufs Dach bekommen. Jetzt hab ich nur noch die (für mich) interessantesten Sachen ausgewählt und das sind neben dem Forum natürlich scarecrows area sowie Filme und Bücher ordern und eben meine Mailabfrage. Ansonsten Konzentration auf netzfreies Privates. (Kurzversion)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 August 2012, 14:28:19
(http://2.bp.blogspot.com/-kiqx0OlPJfI/T-C_WuaHzOI/AAAAAAAACSk/teCCQNXAOUc/s1600/clancy.jpg)

Peter Telep (nach einer Idee von Tom Clancy). Seit Jahren tobt der Konflikt im Mittleren Osten. Nun verlagert sich der Kriegsschauplatz. Die Taliban nutzen die Machenschaften eines mexikanischen Drogenkartells: Sie tragen den Kampf ins Heimatland des Erzfeindes - in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Nach gleich zwei gründlich misslungenen Missionen in Pakistan bedingt sich der Ex-Seal Max Moore zwei Tage aus, um die Sache zu klären, bevor er die Leitung einer Task Force aus Mitgliedern der verschiedenen legalen und illegalen Ermittlungsdiensten der USA übernimmt. Während er in Pakistan mit Hilfe eines Informanten die Namen zweier ins Terrornetzwerk eingebundenen Taliban in Erfahrung bringt und nebenbei seine eigene Geschichte erzählt, wie er zu den Seals kam und zur CIA wechselte, machen sich an der südlichen US-Grenze zwei Kartelle mopsig und wollen den Drogenkrieg in die USA tragen und sich dabei auch gegenseitig ausschalten. Damit die Grenzpatrouillen und Drogenbehörden der Amerikaner es dabei nicht zu langweilig haben, entschließen sich Talibanführer über Kolumbien und Mexiko unter mithilfe der Drogenkartelle Waffen und Kämpfer in das Land des Feindes zu schmuggeln, um dort verheerende Anschläge zu verüben. Bevor sie dies aber in die Tat umsetzen, lassenb sie in Pakistan alle Verräter ihrer Sache hinrichten - auch Moores Informanten. So kehrt Moore unverrichteter Dinge zurück und leitet seine Task Force richtung Süden. Sie wollen die Kommandostruktur der Kartelle unterwandern, korrupte Polizisten und Regierungsmitglieder enttarnen und die Bosse hinter dem Schmuggel eliminieren. Doch das fordert Opfer. Nach und nach wird die Task Force dezimiert. Und während sich die Kartelle, die Polizei und die Amis gegenseitig ausradieren, sind die Taliban auf die US-Seite gewechselt und beginnen mit ihren Attentaten.

Ist der Ruf erst zementiert, faket sichs völlig ungeniert. So auch beim neuen Produkt aus dem Hause Clancy, das zwar auf dem Cover dick und fett NUR seinen Namen trägt, bei dem der geneigte Leser aber einige Seiten später erfahren muss, dass sich der ehemalige Großmeister des Techno-Politthrillers ein weiteres Mal nur mit der Ideengebung befasst hat und einen Lohnschreiber die eigentliche Arbeit machen ließ (mittlerweile hat diese unsägliche Marotte ja allgemeinen Einzug gehalten, dass sich renommierte Autoren wie Cussler, Patterson usw. zwar auf dem Cover verewigen lassen, aber das Buch stattdessen von einem Zögling verfasst wurde. Mit Ludlum macht man das ja auch, aber der kann ja nichts dafür.). Irgendwie vermutet man Etikettenschwindel, wenn nun ein Clancy-Fan einen Roman des Meisters erwartete und dann nur ein Abziehbild davon bekommt. Und mehr ist "Gegen alle Feinde" denn auch nicht. Eine ideenlose, übergroße Blaupause des ersten Romans um Jack Ryan jr - "Im Auge des Tigers". Viel zu lang für die dürftige Story ist Peter Telep auch stilistisch weit von seinem Boss entfernt und schafft es nicht im geringsten Spannung aufzubauen. Das plätschert so dahin, gewürzt mit dem einen oder anderen Scharmützel, einigen toten Drogenbossen und Polizisten sowie zivilen Opfern. Auf die Hälfte zusammengestutzt wäre es vielleicht noch ganz erträglich oder brauchbar, wenn man sich vor Augen hält, dass es kein Buch von Tom Clancy ist. Gemessen an seinen früheren Leistungen aber ist es nur schwach und den vollen Preis von 24,95 Euro (ja, hohe Preise sind garantiert, mit der Qualität und der Ehrlichkeit hapert es etwas) nicht wert. Auch mein Kauf war Gebrauchtware unter der Hälfte des eigentlichen Preises. Es fehlen jedwede Überraschungs- oder Aha-Effekte, selbst die vermeintlichen Cliffhanger können das Buch nicht vor dem unteren Mittelmaß bewahren und um gleich vorzuwarnen: In den USA stehen mittlerweile ein weiteres Buch um Max Moore sowie ein neues um Jack Ryan jr. bereit, um ihren Weg nach Europa zu finden - natürlich wieder nur von Co-Autoren verfasst. Herr Clancy lässt sich seinen guten Namen bezahlen, ohne dafür noch groß etwas zu tun oder sich gar kreativ zu verausgaben wie die keineswegs neue Idee für dieses Buch zeigt - weit weg von seinem ehemals hohen Niveau. 848 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 August 2012, 21:00:24
(http://4.bp.blogspot.com/-lYWWoD2Oz5o/T_rXZuYsU3I/AAAAAAAACu0/zFnM9S5jpTc/s1600/rattennest.jpg)

Sean Black. Eigentlich sollte der Auftrag des Bodyguards Ryan Lock reine Routine werden. Er muss einen Mann namens Frank "Reaper" Hays eine Woche lang beschützen. Aber Reaper ist Häftling in einem Hochsicherheitsgefängnis und gehört zudem der gefürchtesten Gefängnisgang Amerikas an, gegen die er in einer Woche aussagen soll. Um ihn bis dahin zu beschützen, lässt sich Lock in das Gefängnis einschleusen. Doch der hochintelligente Reaper spielt ein tödliches Spiel. Und Lock erkennt schnell, dass nicht nur Reaper diese Woche überleben muss - sondern auch er selbst.

Lock wird von der Staatsanwältin Jalicia Jones angeheuert, den Führer der Aryan Brotherhood zu beschützen, der gegen seine Kumpane aussagen will, die einen Undercover-Mann und dessen Familie hingerichtet haben. Nicht dass dem was an dem FBI-Mann gelegen wäre, aber sein Ehrenkodex verbietet die Tötung von unbeteiligten Frauen und Kindern - behauptet Reaper zumindest. Also lässt sich Lock mit seinem Kumpel Ty als Back-Up ins Gefängnis einschleusen, um Hays vor seiner Gang und auch anderen Kontrahenten zu schützen. Lange geht das nicht gut und schon bald wird eine Revolte angezettelt, in deren Verlauf Ty verletzt wird, aber Lock und der Reaper es schaffen, die Zeit bis zur Überführung ins Gerichtsgebäude und zur Aussage zu überleben. Doch dort erwartet sie eine gewaltige Überraschung. Eine extrem rücksichtslose, aber umso besser ausgerüstete Drei-Mann-Truppe überfällt das Flugzeug, mit dem sie transportiert werden schon bei der Landung und tötet jeden Mann außer Lock und Hays. Im Gerichtsgebäude wähnt man sich in Sicherheit. Fehleinschätzung. Mit Hubschrauber, MGs und RPGs (rocket-propelled-granates) attackiert die Truppe das Bundesgebäude und tötet jeden in Reichweite und schafft es, den Gefangenen mitsamt seinem Käfig zu entführen. Jetzt ist es an Lock, den brutalen Verbrecher zu jagen.

War ich damals von dem ersten Buch um Ryan Lock - "Code 3" - noch nicht so wirklich rundum überzeugt, kann "Rattennest" in punkto Action diesmal volle Zähler einfahren. Sonderlich komplex ist die Story zwar nicht, bietet aber mehr als die Inhaltsangabe zuerst vermuten lässt. Nach den Einleitungen und den Vorkommnissen im Hochsicherheitsknast geht es fast pausenlos voller Rasanz zur Sache, wobei es sich Sean Black aber anscheinend verkniffen hat (keine Ahnung, ob da vielleicht in deutscher Version gekürzt wurde), die Gewalt allzu explizit darzustellen. Schnell, rasant, actionreich und hinsichtlich der Beweggründe des Reaper durchaus auch spannend wird hier vorzügliche Unterhaltung geboten, die zwar nicht besonders anspruchsvoll ist, aber dafür mit viel Pulverdampf und Body Count entschädigt. So würde ich mir mal wieder nen Film wünschen. Ich vermute mal stark, dass sich der Verlag wie schon bei anderen Action-Büchern wieder viel Zeit lassen wird, um weitere (bis dato gibt es vier) Bücher von Black zu veröffentlichen - oder es gar ganz einstellt wie bei Flynn, Thor, Maberry usw. 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 August 2012, 21:47:11
(http://4.bp.blogspot.com/-IhDohmbgYaM/T_CfsThxH8I/AAAAAAAACkk/4DTyfHnPUmM/s1600/wolfen.jpg)

Whitley Strieber. Auf einem abgelegenen Schrottplatz in Brooklyn werden zwei Polizisten auf bestialische Weise ermordet. Ihre Kollegen Becky Neff und George Wilson untersuchen den Fall und erkennen, dass sie es mit unbekannten, unheimlichen Kreaturen zu tun haben.

Auf einem Schrottplatz mit anschließender Müllhalde werden zwei Cops (abgeleitet von der ehemals kupfernen Polizeimarke, der Copperplate) von Unbekannten getötet und verstümmelt, was die gesamte Polizeigemeinde in Aufruhr versetzt. Detective Becky Neff und ihr Partner George Wilson werden auf den Fall angesetzt. Schnell stehen sie vor einem Rätsel. Einige der am Tatort gefundenen Spuren passen zu keinem bekannten existierende Lebewesen. Karrieregeile vorgesetzte und Korruptionsvorwürfe tun ihr Übriges, um die Ermittlungen zu erschweren und vom eigentlichen Problem abzulenken. Der Fall wird von oben als gelöst betrachtet, als man sich drauf einigt, dass wilde Hunde die beiden Cops getötet hätten. Meinungen der beiden Ermittrler sind unerwünscht. Sie werden von der Sache abgezogen und an unwichtigere Fälle gesetzt - ruhiggestellt sozusagen. Doch es lässt ihnen keine Ruhe, sie bleiben dran. Zudem geht das Töten weiter. Obdachlise verschwinden, ein Blinder auf dem nächtlichen Nachhauseweg wird attackiert. Und je näher die beiden der Aufklärung kommen, umso mehr bekommen sie es auch nmit der Angst zu tun. Die Viecher sind nämlich überdurchschnittlich intelligent und verstehen es fabelhaft, fast perfekte fallen zu stellen, in denen sie ihre Verfolger vernichten wollen. Doch eben nur fast - Neff und Wilson entkommen jedes Mal. Und finden heraus, dass ihre Jäger in Horden in den Städten hausen, sich der Zivilisation angepasst haben und sich nur die Kranken und Schwachen oder solche, die nicht vermisst werden zur Beute nehmen, um nicht weiter aufzufallen. Doch Neff und Wilson sind jetzt in ihren Fokus geraten, da sie Bescheid wissen und jeder Zeuge muss getötet werden. Also wird die Jagd nach den Menschen intensiviert.

Viele werden sicher noch den genialen Film "Wolfen" mit Albert Finney und Gregory Hines in wohlwollender Erinnerung haben, der sich äußerst positiv von den altbekannten Werwolf-Filmen (ja, die Werbung versprach eigentlich einen solchen) abgehoben hat. Meines Erachtens ein sehr guter Film, der sich - wie jetzt erst vom Schreiberling festgestellt - doch erheblich von dem Buch unterscheidet. Um es vorwegzunehmen: Hier hat man einen der seltenen Fälle, in denen die Veränderungen von Buch zu Film nicht zu Qualitätsverlust führten, sondern man hat zwei klasse Werke vor sich, die beide mit unterschiedlicher Story blendend unterhalten und wenn man den Remakewahn jetzt mal auf "Wolfen" ausdehnen würde, sollte man sich bei einer Verfilmung mal näher ans Buch halten, der Film würde sicher auch gelingen, falls man sich vom gewohnten und lästigen CGI-Einsatz etwas entfernt, 3D, Wackelkamera und Schnittgewitter weglässt. Das Buch spielt in einer Zeit als ein Computer im Wohnzimmer noch etwas Außergewöhnliches war, man keine Handys zur Verfügung hatte und DNS-Spuren auch nicht genutzt werden konnten. Strieber hat zwei Hauptcharaktere kreiert, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten und ein galliger, grimmiger Humor beherrscht die Szenerie und lockert so manche Szene auf. Doch auch ernste Themen wie Korruption, Vertuschung und unerwiderte Liebe stehen auf dem Programm. Das Besondere aber sind die Kreaturen, denen Strieber Gefühle und sogar eine gewisse soziale Komponente und Verantwortungsgefühl ins Klassenbuch geschrieben hat. Seine Erklärungen zu Werwölfen oder gar Vampiren weichen weit vom landläufigen Klischeedenken ab und machen das Buch wirklich zu einer besonderen Lektüre, die zudem spannend unterhält und extrem flüssig zu lesen ist. Schnörkellos und originell sowie clever und über jeden Tadel erhaben. Leider hat Strieber mit späteren Büchern nicht mal annähernd an "Wolfen" herankommen können. Zusätzlich bekommt man von Festa aber noch die weltweite Erstveröffentlichung eines Drehbuchentwurfs für eine 25 Jahre später geplante TV-Serie geboten. Es sind mehr Notizen in knapper Fassung und kein eigenständiger Roman und leider so klischeebeladen, dass man sie von anderen TV-Serien kaum unterscheiden könnte. Eigentlich nur gut, dass die Serie dann auch nie über die Idee hinauskam. Hätte "Wolfen" sicher nur geschadet. 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 August 2012, 21:45:35
(http://4.bp.blogspot.com/-BdhuFXLRfjo/UAvE23xGbTI/AAAAAAAADJ4/oIQo0yGNluE/s1600/haus+der+b%C3%B6sen+lust.jpg)

Edward Lee. Nachdem Justin Collier das Hotel betreten hat, bemerkt er, wie ungeheuer scharf er heute ist. Er kann an nichts anderes mehr denken als an Sex. Aber er irrst sich - nicht er ist so geil, es ist das Haus. Und als es nacht wird, hallt durch die leeren Räume ein gieriges Flüstern, und Mädchen, die schon vor langer, langer Zeit gestorben sind, kichern unheilvoll.

Justin Collier ist ein bekannter TV-Mann, den die Recherche für seine Show um besondere Biere in dem Sender Food Network in die kleine Stadt Gast in Tennessee führt. Dort möchte er im Eigenversuch eines der Biere, das sein Interesse als Trinkgourmet geweckt hat, ausgiebig testen, um es dann nicht unbedingt in seine Sendung aufzunehmen, sondern auch in sein neuestes Buch integrieren. Ja, er verdient mit seinem Interesse an Bier zweigleisig und das sogar noch recht gut, was seine gierige Frau zu Hause auch dazu treibt, die Scheidung einzureichen - fällt ja genug für sie ab. Der Empfang in Gast und der Pension Branch Landing Inn ist herzlich, auch wenn die Inhaberin sowie Tochter und Sohn auf den ersten Blick nicht gerade das Schönheitsempfinden des Autors Collier reizen. Trotzdem verwundert es ihn, dass er beim Anblick der sechzigjährigen Mutter und sogar der stummen und bestenfalls erträglich aussehenden Tochter um die 30 sofort wuschig wird, was ihm seit über einem halben Jahr weder mit der nervigen Gattin noch sonst einer heißen Braut passiert ist. Er schiebt es der Aufregung zu. Doch schon in der ersten Nacht plagen ohn heftige Albträume um Sex und auch die Vergangenheit des Branch Landing Inn, das einst kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg - hier der Angriff des Nordens genannt, eine durchaus sehr eigenen und patriotische eingefärbte Sichtweise - der Herrensitz eines brutalen Patriarchen und Eisenbahnbauers mit sexuell extrem aktiver Gattin war, der seine Wut an den Sklaven ausgelassen hat - und dies in brutalster Weise. In den Tagen darauf geht Justin mit Jiff, dem Sohn der Pensionsleiterin einige Male auf Tour und pichelt ordentlich, lern aber Leute kennen, die ihm mehr über den Ort, die Pension, die einst Herrenhaus war und die grausame Vergangenheit kennen - und auch Dominique, auf die er sofort im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar anspriongt, die sich aber als tiefreligiös erweist und nur Gefummel duldet, bleiben ihm nur Träume und Fantasien. Oder das Angebot von Jiff, der sich als schwuler Stricher herausstellt, aber glücklicherweise nicht aufdringlich ist, sondern ihn sogar mit einem für örtliche Verhältnisse Historiker zusammenbringt. Der klärt Collier noch weiter auf, wie es hier vorm Bürgerkrieg zuging und was für ein übler Kerl Gast war und dass seine Frau an all dem Unglück nicht unschuldig ist. So langsam dämmert es Justin, dass es an der Zeit wäre, das Branch Landing zu verlassen, aber so einfach ist das nicht.

Anhand der Warnungen auf dem Klappentext und der bisher von Festa gelesenen Büchern war meine Erwartungshaltung an Edward Lee. In diesem Fall bin ich wohl mit meinen Vorstellungen übers Ziel hinausgeschossen, wie der Protagonist im Buch. Da war nicht viel, das mich ernsthaft in Begeisterung versetzen konnte. Der Handlungsstrang in der Zeit kurz vor dem amerikanischen Bürgerkrieg (Hier im amerikanischen Süd-Hinterland gerne noch als "Der Angriff des Nordens" bezeichnet) zeigt einen brutalen Plantagenbesitzer, der von Ehrgeiz zerfressen einen Eisenbahnlinie errichten will. Natürlich mit Sklavenarbeit. Und hier setzen zwar gewisse Brutalitäten ein und auch diverse sexuelle Übergriffe der Herrin, die alle so enden, wie man es schon aus TV-Serien a la "Roots" kennt. Möglicherweise hier und da noch eine etwas härtere Spitze drauf gesetzt, aber im Grunde alles schon mal gelesen oder gesehen, wenn man sich zuvor mal selbst oberflächlich mit der Thematik befasst hat. Selbst "Fackeln im Sturm" konnte da schon Hinweise liefern. Nix Neues also. Und der Part in der Gegenwart plätschert eher vor sich hin. Es wird viel erzählt, die Geschichten der jeweiligen Personen aufgearbeitet, Collier versucht, seinen Sexualdrang zu kontrollieren. Doch das Endprodukt ist weder sonderlich hart noch irgendwie überraschend und bleibt leider eher fade und blass und der Schluss ist ja fast so knuffig wie bei ner RomCom. Nö, das war es nicht, was ich mir von Lee erwartet hatte und ich werde mir erst einmal überlegen, ob ich micht mit weiterer Lektüre von ihm eindecke. Autoren wie Bryan Smith, Brett McBean oder Tim Curran sind ihm und Längen voraus. Das hier war jedenfalls nur Mittelmaß, schade. Man könnte natürlich noch eine gewisse soziale Komponente hineinlesen bezüglich des Rassissmus, der religiösen Hörigkeit und Hingabe bis zur Selbstaufgabe, den Fremdenhass, doch das ist es eigentlich nicht, was ich von einem Horroroman möchte - und hey, die Akzeptanz der gleichgeschlechtlichen Orientierung wäre in einem solchen Ambiente sicher auch nicht so weit gegangen.   400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 August 2012, 21:46:44
(http://3.bp.blogspot.com/-kpzW3BAY8m8/UBQwmqducEI/AAAAAAAADV4/BXrpQIE0PKo/s1600/zrecht.jpg)

Z. A. Recht. Unsere Welt in naher Zukunft (kurz: Das Buch wurde 2006 verfasst, also ist die nahe Zukunft in dem Fall Ende 2006, Anfang 2007). Als das sogenannte Morgenstern-Virus ausbricht, sind Mediziner und Journalisten zunächst geschockt über die heftigen Auswirkungen: Die Opfer fallen in ein Fieberdelirium mit heftigen Gewaltausbrüchen - nur um als lebende Tote zurückzukehren. Als schließlich eine großangelegte Militäroperation fehlschlägt, breitet sich das Virus in einer Pandemiewelle über den Globus aus. Ab sofort gilt nur noch ein Gesetz: Leben oder gefressen werden  -  töten oder getötet werden. In dieser brutalen neuen Welt versucht ein kleine Einheit von überlebenden US-Soldaten unt der Führung von General Sherman, sich aus dem Nahen Osten nach Hause durchzuschlagen, während in den Staaten ein Colonel dem finsteren Ursprung des Virus auf die Spur kommt.

Afrika wird nach einem ersten Ausbruch in Mombasa völlig von Untoten überrannt. Armeeeinheiten verschiedener Nationen wie USA, Großbritannien oder Deutschland versuchen, den Kontinent völlig abzuriegeln, um eine Ausbreitung zu verhindern, während man in den Nachrichtensendern auf allen Erdteilen auf Geheiß der jeweiligen Regierungen der Bevölkerung mal wieder Kappes erzählt und das wahre Ausmaß der Katastrophe zu vertuschen sucht - mit allen Mitteln, wie einige Personen später noch erfahren müssen. Entführung, Folter oder Mord gehören da zum neuen Regierungsprogramm. Jaja, so sind sie unsere gewählten Volksverräter, wenn sie mal an der Macht sind. US-General Francis Sherman ist mittendrin in der afrikanischen Kampfzone, um mit seinen Truppen ein Überschreiten des Virus Richtung Mittlerer Osten zu verhindern. Der Suez-Kanal wird abgeriegelt und schwimmen können oder wollen die Infizierten anscheinend nicht. In Amerika versucht man verzweifelt am USAMRIID (Forschungseinrichtung der Armee für infektiöse Krankheiten - was hier so sehr nach Segen für die Menschheit klingt, dient aber auch der Erfindung neuer biologischer Waffen oder der Erhaltung schon vorhandener Waffen oder ausgemerzt geglaubter tödlicher Krankheiten wie der Pest) ein Gegenmittel zu finden. Die Probleme dabei führen Colonel Anna Dimilio nach Washington, wo sie prompt in den dortigen Intrigenstadl gerät. In der Zwischenzeit fällt die Befestigung zum Mittleren Osten, der Suezkanal ist so voller infizierter Leichen, dass die Nichtschwimmer einfach drübermarschieren und die Verteidigungsbastion überrennen können. Die wenigen Überlebenden der Truppen ziehen sich zurück, nehmen unterwegs einige Zivilisten auf und versuchen ans Rote Meer zu kommen, um auf den Zerstörer Ramage das Land zu verlassen und überlassen es Israel und ihren alten Feinden ihr Land nun gemeinsam (!) gegen den toten Feind zu verteidigen. Eingeschifft ist man schnell (ich meine hier an Bord gegangen, sonst nichts), dabei leidet aber die Sorgfalt bei der Überprüfung, ob Infizierte unter den Leuten sind. Prompt gibt es an Bord einen Ausbruch, den man nur mit Mühe eindämmen kann, um endlich Richtung Heimat zu tuckern, aus der es aber auch keine wirklich guten Nachrichten gibt. Sie schaffen es an die Westküste und dort trennen sich ihre Wege. Die reguläre Schiffsbesatzung will an Bord ihrer schwimmenden Zuflucht das Problem aussitzen, während Sherman mit seinen Leuten und einigen Zivilisten versuchen möchte, den wenig besiedelten Mittelwesten zu erreichen und außerdem in Omaha Colonel Demilio zu treffen, um dort ein Gegenmittel zu finden. Doch der Weg ist lang und schwierig und schon bald geraten sie in der 900-Seelen-Gemeinde Hyattsburg in einen Hinterhalt der Zombies. Sind diese aus Sprintern und Watschlern bestehenden Gruppen etwas schlauer geworden? Wieder kann man sich unter schweren Verlusten freikämpfen, sogar ein Waffendepot plündern, aber man hat noch viele Meilen vor sich. Auf einer Hügelkuppe außerhalb von Washington D.C. beobachten Demilio, Mason und Julia Ortiz wie die Hauptstadt von mit Brandbomben eingeäschert wird (die "Elite" hat sich sicherlich schon verpisst), bevor sie sich von Osten nun auf den Weg nach Westen machen, um dort mit Sherman zusammenzutreffen.

Zombies, Zombies und kein Ende. Z. A. Recht nimmt sich einen Virus, Morgenstern genannt, um die Welt in ein blutiges Chaos zu verwandeln und den Überlebenskampf diverser kleinerer Gruppen zu schildern. Wenn man davon absieht, dass hier viel Armykampfgetümmel vorkommt, ist es also keine große Neuerung auf dem heftig umkämpften Markt der Zombielektüre. Dafür garantieren die Soldaten aber kräftige Action, wenn es darum geht, Stellungen zu halten, Brücken zu sprengen oder die wilden Horden mit Kampfhubschraubern niederzumähen. Die Charaktere aber sind so klischeehaft wie auch aus anderen Büchern gewohnt (also auch hier nichts Neues). Da sind dann der knurrige, verlässliche Sergeant, der toughe General, ne tapfere und vor allem hübsche Krankenschwester, der sprücheklopfende Private First Class und ne geläuterte Pressetante. Für umfangreiche Hintergründe der Figuren nimmt sich der Autor wenig Zeit, hetzt sie eher von einer Gefahrensituation in die nächste. Dass es dabei ständig irgendwo scheppert, versteht sich von selbst, aber der geneigte Horrorfan sollte keine übergroßen Härten oder irgendwelche Ausweidungen und sonstige Schlachtplatten erwarten. Recht setzt mehr auf die Actionelemente, aber irgendwie krankt das Buch meiner Meinung nach dennoch daran, dass sein Stil etwas flotter sein könnte. Oft wirkt "Die Jahre der Toten" wie der Kampf um ein besetztes Land. Statt "Die Rote Flut" ist es eben die Tote Flut. Langweilig wird es also nicht. Im Endeffekt eine lockere Urlaubs- / Freizeitlektüre mit hohem Patriotismus- und Heldenmutanteil. Solide Daueraction, ohne großen Anspruch oder Innovation, die man in Filmsprache umgemünzt dem gehobenen B-Sektor zuordnen würde. Gute Unterhaltung also, bei der das Ende irgendwie n die Kolonialisierung Amerikas erinnert als Auf nach Westen noch der Schlachtruf war. Die Story, die in die geliche Kerbe schlägt wie die "Tagebuch der Apokalypse-Reihe" von J. L. Bourne soll mit "Aufstieg der Toten" fortgesetzt werden, doch wie verlässlich solche Vorankündigungen sind, hat der Verlag ja bereits bei Jonathan Maberrys "Patient Null" zur Genüge vorgeführt. Also abwarten und hoffen. 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 August 2012, 21:48:16
(http://3.bp.blogspot.com/-1LSP-5DCA9k/UCuhpqgpJgI/AAAAAAAADbI/z-tZukWu6MM/s320/WalkingDead.jpg)

Robert Kirkman, Jay Bonansinga. Die Apokalypse ist hereingebrochen: Eine weltweite Plage lässt die Toten wiederauferstehen und Jagd auf Menschenfleisch machen. Die meisten Überlebenden fliehen in Angst und Schrecken und nur wenige wagen es, sich der Flut der Untoten Bestien entgegenzustellen. Zu ihnen gehört Philip Blake mit seiner kleinen Schar, zu der seine Tochter Penny, sein Bruder Brian sowie seine Freunde Bobby und Nick zählen. Auf ihrem Weg nach Atlanta müssen sie sich den Herausforderungen des tagtäglichen Kampfes ums Überleben stellen. Mit diesem Höllentrip beginnt die Story des Mannes, den sie später nur noch den Gouvernor nennen werden - eines unmenschlichen Despoten, der mit harter Hand über eine kleine Siedlung von Überlebenden regiert.

Philip, der vor vier Jahren bei einem Unfall seine Frau verlor und dies immer noch nicht verwunden hat, säubert mit seinen Begleitern, von denen sich speziell sein Bruder Brian eher als Kindermädchen  für Philips Tochter Penny denn als Kämpfer eignet, ein Haus in einer jener ehemals bewachten Wohnsiedlungen der Reichen, um es für eine Pause auf dem Weg nach Atlanta, wo es ein Flüchtlingslager geben soll, zu nutzen. Doch die Ruhe währt nicht lange. Bald versammeln sich die hungrigen Untoten vor den errichteten Barrikaden. Zudem haben sie bei der Räumungsaktion einen kleinen Zombiebengel übersehen, der prompt Bobby erwischt. Nachdem sie den lebenden Toten zerhackt und Bobby mit der Nagelpistole erlöst haben, packen sie ihr weniges Zeug zusammen und machen sch in einem SUV auf die letzten 30 Kilometer nach Atlanta. Doch schon nach einem Drittel der Strecke ist die Straße blockiert. Die Karre bleibt bei einem Ausweichversuch stecken und sie müssen wieder zu Fuß ihr Glück versuchen. Sie finden einen neuen liegengelassenen Wagen, fahren bis sie zwei Platten haben, müssen sich vor einer großen Horde Zombies in eine Autowerkstatt flüchten und requirieren dort einen schweren Chevy SUV, mit dem sie durch die Zombiemassen Richtung Innenstadt pflügen, bis auch dieser schlapp macht. Sie schaffen es gerade noch in ein Haus, in dem sich noch drei Überlebende aufhalten. Man richtet sich ein, harrt aus und ernährt sich aus den Geschäften in der näheren Umgebung. Doch Unstimmigkeiten in der Gruppe machen ein Weiterziehen unvermeidlich. Die Vier fliehen aus Atlanta und finden in einer ländlichen Gegend in einem leerstehenden alten Herrenhaus Unterschlupf. Doch von dort werden sie von einer marodierenden Bande vertrieben. Also wieder weiterziehen. Bis zu einer Siedlung, in der es anscheinend zwei Fraktionen gibt und wo sich Brian entscheiden muss, ob er sich dem Kampf stellt.

"The walking dead" steigt ähnlich wie die TV-Serie sofort ins Geschehen ein - und damit sind die Ähnlichkeiten auch schon vorbei, wenn man von Verwesern absieht. Kurz werden die Figuren vorgestellt, dann beginnt die Flucht vor den Untoten, in eine vermeintlich sichere Gegend. Neu ist da gar nichts, sonderlich hart ist es bis auf die Matschfahrt in Atlanta auch nicht und wenn ich schon Z.A.Recht mit seinen "Die Jahre der Toten" unterstellt habe, nichts wirklich Neues dem Genre hinzuzufügen, dann gilt das auch für dieses Buch (Ich würde sogar Recht dem hier vorziehen). Der Mittelteil in Atlanta und dem Unterschlupf erinnert gar sehr an Romeros Kaufhaussequenz. Einige Actioneinlagen, Bissattacken, eingeschlagene Köpfe, sich durchaus verändernde, entwickelnde Charaktere und ein sehr simpler, schlichter, teilweise gar altbackener (vielleicht auch der Übersetzung geschuldet) Stil lassen die Story leicht lesbar an einem vorbeiziehen. Nicht Bemerkenswertes, nichts wirklich Erinnerungswürdiges. Sieht eher danach aus, als würde man hier nur die Franchisekuh weiter melken. Der Co-Autor wurde auf dem Cover mal wieder vom Verlag unterschlagen und wird erst auf Seite zwei abgedruckt und was der Mensch, der die Zusammenfassung verzapft hat, sich dabei -  falls überhaupt - gedacht hat, bleibt auch offen. Der Governor hat nämlich bestenfalls einen Cameo-Auftritt, die Siedlung wird erst kurz vor Schluss der Geschichte erreicht. Für Fans womöglich geeignet, für einen Happen zwischendurch ebenfalls, aber mit Sicherheit kein großer Wurf, der es zur Pflichtlektüre machen würde. Naja. Trotzdem sollen weitere Bücher folgen. 440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 August 2012, 22:22:55
(http://1.bp.blogspot.com/-HNmxY9ow2Ac/UDTcBRlFSaI/AAAAAAAADd8/rQvWQc82GCA/s1600/veryeucht.jpg)

Tim Curran. Atomarer Regen... Mutationen... tödliche Pandemien... Städte voller Leichen.... Die Menschheit steht vor ihrem Ende. Rick Nash ist einer der letzten Überlebenden. Aber dafür muss er einen unglaublichen Preis zahlen: ein Bündnis mit dem gefräßigen Bösen, das im radioaktiven Feuer Gestalt angenommen hat. Damit zu leben, bedeutet für Rick den lebendigen Tod. Es zu bekämpfen, die Hölle auf Erden.

Die Bomben sind gefallen, herabgeregnet. Und wer das und den folgenden nuklearen Winter (dem Gegenmittel zur globalen Erwärmung) überlebt hat, muss sich nun mit der Strahlenkrankheit, Seuchen, Banden, Militätr, Staat und sonstigen Mördern herumschlagen. So auch Rick Nash, der in seiner Heimatstadt am Bett seiner an Cholera dahinsiechenden Frau ausharrt. Als diese stirbt, hätte er die Stadt eigentlich verlassen sollen, in der sich Armee und Milizen bekämpfen und außer Leichen alles knapp wird. Doch er bleibt und versorgt sich aus den umliegenden Häusern und Geschäften mit dem Nötigsten. Was er nicht erwartet hat, waren schrecklich mutierte Kinder, die äußerlich anscheinend normal wirken, aber höchst radioaktiv und mit enormen Beißern ausgerüstet sind. Und damit nicht genug: in den Leichenbergen stellt er Bewegungen fest und muss mitansehen, wie sich riesige Würmer an den Toten gütlich tun und als er diese Viecher auch noch beim Vermehrungsakt beobachten muss, gehen ihm die Nerven durch. Dabei hat er noch gar nicht das volle Grauen dieser neuen Zeitrechnung erfassen können. Trotzdem ist er schon bereit, Selbstmord zu begehen, um dieser Zukunft zu entrinnen. Doch eine Stimme in seinem Schädel, das Schattengebilde, wie er es nennt, hält ihn davon ab und führt ihn Richtung Westen der USA. Auf dem Weg dorthin findet er Freunde, Wegbegleiter und massenweise Mutationen aus der Mensch- und Tierwelt. Jeder Tag ist ein neuer Kampf ums Überleben, dich sein Schattengebilde scheint ihn und auch manche seiner Begleiter zu schützen und vor der einen oder anderen drohenden Gefahr zu warnen. Zudem verlangt das Schattengebilde Opfer, die ihm darzubringen sind, wenn es weiter die Sicherheit der kleinen Gruppe garantieren soll. Rick kann sich keinen Reim auf die Motivation seines geheimnisvollen Beschützers machen, begibt sich aber wie gewünscht auf den Weg, der ihn durch Roten Regen, Leichenwürmer, Kriegsbeil-Clans oder Trogs führt. Immer wieder neue Monster kreuzen ihren Weg. Oft der Verzweiflung nahe, setzen sie ihren Marsch durch das zerstörte Land fort, um am Ende welches Schicksal auch immer entgegenzunehmen.

Tim Curran und seine Apokalypse um Tod und Verderben für die gesamte Menschheit wieder voll im Einsatz und er kommt direkt auf den Punkt. Von Beginn an beschreibt er die Ausmaße des Grauens nach einem solchen Big Bang (der natürlich  nicht von den Amis ausging, sondern von den Bösewichtern im Nahen Osten), die Hoffnungslosigkeit, die Zerstörung recht plastisch. Um die Seuchen, Krankheiten, Widerwärtigkeiten der Menschen unter Ihresgleichen darzustellen, nimmt er kein Blatt vor den Mund und lässt sie durch ein Fleisch-/Blutmatschgemenge waten, hetzt ihnen verschiedenartigste Mutationen auf den Hals, dass es wirkt wie in einem B-Movie - wobei die Legende Roger Corman auch mehrfach erwähnt wird - mit ebensolchen Fehlern, wenn Rick in einer Szene erwähnt, dass ihm nur noch drei Kugeln zur Verfügung stehen und er dann ohne nachzuladen doch viermal ballert. Für Tierhorrorfreunde wäre die manchmal etwas episodenhaft wirkende Hatz von Ost nach West unter dem Einfluss des Schattengebildes eine wahre Freude, hat sich Curran doch mannigfaltige Mutationen wie die WespenMückenSchnake, Riesenratten oder eben die Leichenwürmer einfallen lassen, die neben dem Zerfall der Zivilsation und den sich immer mehr zu den eigentlichen Bestien verwandelnden Überlebenden des Bombardements für wie schon in seinem Buch "Zerfleischt" sehr actionlastige Unterhaltung sorgen. Die eine oder andere Wiederholung (ständig will Rick "...nie vergessen") fällt nicht zu sehr negativ ins Gewicht und wer seine Freude an "Zerfleischt" hatte, wird hier wieder voll bedient und das Ende ist zwar typisch Curran, birgt aber noch eine unerwartete Erklärung. Das war denn auch wieder etwas, das ich vom Festa-Verlag erwarte (erhoffe): eine starke, düstere und kurzweilige Horrormär ohne erwähnenswerte Länge, die manchmal sogar mit etwas Humor (Texas-Slim und sein Kumpel Carl mit ihren Kabbeleien) garniert wurde. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 August 2012, 22:24:29
(http://1.bp.blogspot.com/-0U45S8AZye4/UDeEj7_UC9I/AAAAAAAADfo/Y5qJ9wvUumA/s1600/der+gewinner+geht+leer+aus.jpg)

Richard Stark. Ein dot.com-Millionär soll um ein paar wertvolle Gemälde erleichtert werden. Der Einbruch in seine verlassene Jagdhütte ist ein Kinderspiel - zumindest auf den ersten Blick.

Parker ist soeben mal dabei, einen widerrechtlihcen, bewaffneten eindringling in seiner Garage zu töten, als seine Berufskollegen anrufen, um ihm einen äußerst lutkrativen und simplen Job anzubieten und eine Jagdhütte (was eben ein mehrfacher Millionär halt so seine Jagdhütte zu nennen gedenkt) auszuräumen, in der neben goldenen Kloschüsseln auch Gemälde von höchstem Wert nur darauf warten, eingesackt zu werden. Also schafft er sich die Leiche vom Hals und trifft sich tags darauf mit Elkins, Wiss und Lloyd. Letzterer ist der Einzige, den er nicht kennt und erweist sich als hibbeliger, nervöser Computer-Fachmann mit krimineller Vorgeschichte, der aber für den Bruch nahe der kanadischen Grenze unbedingt wegen der Sicherheitssyteme vonnöten ist. Neben der neuen Aufgabe will Parker aber auch wissen, wer ihm den Killer auf den Hals gehetzt hat, dessen Name Viktor Charpow auterte, und dessen Identität er vorübergehend sogar als Tarnung nutzte, und er forscht etwas nach, stellt dabei fest, dass der Tote ein aus Moskau stammender, freischaffender Killer war, der von einer Privatperson angeheuert worden sein muss. Da dessen Auftraggeber vermutlich nicht sofort mit einer Vollzugsmeldung rechnet, legt Parker die Nachforschungen vorübergehend auf Eis und kümmert sich um den Job. Der bringt auch seine Probleme mit sich, denn trotz aller Planung ist man nicht gegen die Mätzchen eines Computerfreaks geschützt, der Dateien mit den Namen aller Beteiligten angelegt hat und die wurden von einem Hacker geknackt. Es stand zwar nichts über ihren Coup in den Dossiers, aber es tut sich nun eine Verbindung zu dem Anschlag auf Parker auf und woher der Mann seine Adresse wissen konnte.  Jetzt muss sich Parker doch forciert um diese lästige Angelegenheit kümmern. Gesagt, getan. Und dann auch noch den Risikofaktor Larry im Auge behalten. Was so schön mit dem Anruf begann, wächst sich langsam zur Katastrophe aus, als der Millinär auch noch ins Fadenkreuz der Bundesbehörden gerät und Bullen verschiedener Behörden auftauchen.

Cool und überlegt wie gewohnt lässt Stark/Westlake seinen Helden Parker schon direkt mit dem originellen und trockenen Beginn handeln. Wenn beim Killen das Telefon klingelt, muss man sich eben sputen. Und so geht es dann weiter. Kein Wort zuviel, keine Handscchlag mehr als unbedingt nötig. Parker bleibt immer ruhig, besonnen, effektiv und während eines Jobs berechnend und emotionslos. Schwierigkeiten, auch solche in Form menschlicher Hindernisse, werden umstandslos beseitigt. Wortkarg, sarkastisch und mit hin und wieder aufblitzendem, knochentrockenem Humor liefert Richard Stark auch hier wieder einen Hardboiled-Krimi allererster Güte ab, der auch kleinere Unabwägbarkeiten mit beigefügter Leiche für den Leser bereithält. Wer sich schon für die bisher erschienen Romane um den Gangster ohne Vornamen, der am liebsten dort zuschlägt, wo das Geld massiert gehortet wird - also in Banken -, statt in Wohnzimmern reicher Wichtigtuer, begeistern konnte, wird auch hier wieder mit einer spannenden, rund 285 Seiten kurzen Lektüre bestens unterhalten. 285 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 August 2012, 20:26:55
(http://3.bp.blogspot.com/-jhGonUD5eG0/UDi1VJO0evI/AAAAAAAADgo/BcXTi7iEZtM/s1600/bighead.jpg)

Edward Lee. Nachdem sein Großvater gestorben ist, sitzt Bighead ganz allein in der Hütte irgendwo im tiefen Wald Virginias. Als das letzte Fleisch verzehrt ist, treibt ihn der Hunger hinaus in "die Welt da draußen", von der er bisher nur von seinem Opa gehört hat.

Nach dem Tod seines Großvaters macht sich Bighead auf, um aus den tiefen Wäldern von Virginia Richtung besiedeltes Gebiet zu gelangen, um sich dort seine Dosis Hirnfutter (Im wahrsten Sinne des Wortes und sein Lieblingsmahl) und so viele Pussys wie möglich zu krallen. Charity und Jerrica, die eine sexuell frustriert, die andere ständig notgeil, hingegen kommen aus der Stadt in die ländliche Gegend. Jerrica um einen Bericht für die Washington Post über das Leben in der Welt außerhalb der Citys zu schreiben und Charity um ihre Tante zu besuchen, die ein Gasthaus führt, in das auch der Prediger Tom Alexander eincheckt. Er soll in der Gegend eine alte Abtei restaurieren und wiedereröffnen. In den Wäldern sind zudem Balls und Dicky unterwegs, die als Moonshiner das Produkt ihres Auftraggebers auf Nebenstrecken in rasantem Tempo an den Bullen vorbei (Frag nach bei Robert Mitchum oder Burt Reynolds) zu dessen Kunden liefern sollen. Ihre freudigste Nebenbeschäftigung haben die beiden Spacken aber in Mord und Vergewaltigung gefunden, wobei ihnen egal ist, ob die Opfer noch leben oder schon hinüber sind. Und sie ficken jedes Loch - wirklich jedes!! In einer Kneipe vor Ort reffen die beiden Shineys dann auf Alexander (Der Priester hat so seine kleinen Laster) und Jerrica, wie gewohnt schon ganz nass im Schritt,. Als sie dann Jerrica übelst anmachen, erhalten sie vom Prediger einer fette Abreibung. Gedemütigt folgen sie dann den beiden, um herauszufinden, wo sie wohnen und planen ihre bittere Rache. Und wie die Polizei feststellt führt die Leichenspur von Bighead in fast gerader Linie ebenfalls Richtung Gasthaus. Alexander plagen Albträume in denen er Steven Tyler sieht, der den Aerosmith-Song "Dream On" schmettert und er - Alexander, nicht Tyler (Der hätte vielleicht seine Freude dran) - von Nonnen vergewaltigt wird. Und die Abtei, die der Priester zu restaurieren hat, wird dann für alle Beteiligten zum Schicksal, wenn ihre Wege dort zusammentreffen. Nicht jeder kommt aus dem Treffen unbeschadet wieder raus und einige Wahrheiten ungewöhnliche kommen ans Licht.

Edward Lees Sprache, die er zumindest den Hinterwäldlern in den Mund legt, ist recht gewöhnungsbedürftig. Das Wort "Psücherpat" konnte ich erst nach dem wiederholten Lesen des Satzes wirklich zuordnen - und von diesen Konstrukten gibt es einige. Ansonsten stellt er auf den ersten Seiten die Hauptcharktere schon vor und begibt sich dann sofort in sein Gemetzel mit ausufernd sexueller Komponente. In der idyllischen Landschaft mit hoher Arbeitslosigkeit geben sich die übelsten Psychos die Klinke in die Hand. Was folgt ist pervers, brutal, krank, grausam, primitiv, (extrem?) abartig und ultrahart. Extrem-Horror, in dem Kannibalismus und Nekrophilie nur die Eckpfeiler einer überbordenden Gewaltorgie sind, die es wirklich in sich hat. Da fehlen einem manchmal wirklich die passenden Worte, um diesen Schrecken auch nur ansatzweise beschreiben zu können ob dessen außerordentlicher Widerwärtigkeit. Gerade glaubt man, schlimmer geht es nicht mehr, da setzt Edward Lee noch einen drauf. Verstümmelungen, Scheiße fressen, Pisse saufen und Ausweidungen gehören genauso fest zum Programm wie die blutrünstigen Vergewaltigungen von Mann oder Frau, lebend oder tot. Das Ganze mixt sich zu einer unappetitlichen und grenzüberschreitenden Masse, wie man sie bisher kaum zu lesen bekommen hat. War ich nach "Haus der bösen Lust" noch skeptisch, was Edward Lee angeht, ist "Bighead" so ekelerregend, dass er schon einen immensen Unterschied zum  Vorgänger darstellt. Vielleicht sollte der Verlag noch eine weitere Warnung aussprechen: "Für eventuelle Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Angstzustände nach der Lektüre übernimmt der Verlag keine Haftung". Ganz nebenbei wird auch noch etwas Sozialkritik an Kirche, Staat, Gesellschaft und Ausbeuterkonzernen eingeflochten, die aber in der Blut- und Sexorgie fast untergeht. "Bighead" ist echt derbe Kost und der vielgepriesene Richard Laymon wirkt daneben wie ein Kinderbuchautor. Das Buch ist wie das Training der Seals. Man muss jede Steigerung der Torturen durchstehen oder aufgeben. Die Herausforderungen in Form von ausufernder Gewalt und provozierend-eklig-brutalem Sex erhöhen sich von Kapitel zu Kapitel. Zum Ende setzt der Autor noch einen drauf, aber irgendwie passt das nicht mehr so recht zum vorherigen Geschehen. Andererseits ist es schön durchgeknallt. Für die Freunde schonungsloser Horror- oder Psychokracher in exzessivster Form hat Frank Festa hier wieder einen absoluten, aber auch grenzwertigen Leckerbissen aufgetan. Wer es bretthart und düster mag - einfach zugreifen. Und falls man irgendwann mal den Löffel abgibt und man das Buch in der Erbmasse vorfindet, wird man sicher nicht nur für einen kleinen Perversen gehalten. 350 extreme und abgefahrene Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 September 2012, 21:26:32
(http://4.bp.blogspot.com/-bjbrum6WQGA/UEdFC6pAi_I/AAAAAAAADjA/NM737kGvN5U/s320/%C3%BCbergang.jpg)

Justin Cronin. Das Mädchen Amy ist gerade einmal sechs Jahre alt, als es von zwei FBI-Agenten entführt und auf ein geheimes medizinisches Versuchsgelände verschleppt wird. Man hat lange nach Amy gesucht: der optimalen Versuchsperson für ein mysteriöses Experiment, das nichts Geringeres zum Ziel hatr, als Menschen unsterblich zu machen. Doch dann geht irgendetwas schief - völlig schief. Von einem Tag auf den anderen rast die Welt dem Untergang entgegen. Und nur eine kann die Menschheit vielleicht noch retten: Amy Harper Bellafonte.

Amys Mutter Jeanette war selbst erst 19 als sie von einem Durchreisenden geschwängert wurde. Obwohl sie sich alle Mühe gab, das Kind großzuziehen, konnte sie es nicht mit dem Job vereinbaren und als auch der Typ Marke verantwortungsloser Vater wieder auftaucht, bessert sich nichts. Die traurige Gestalt hängt nur rum und lässt sich aushalten, bis ihr der Geduldsfaden reißt und sie ihn rausschmeißt. Leider ändert das nichts an ihrer Misere und so entschließt sie sich schweren Herzens Amy bei den Nonnen zu lassen und selbst zu verschwinden. In der Zwischenzeit werden nach einer verlustreich beendeten Expedition in den Urwald in einem geheimen Forschungslabor in Colorado Experimente an ehemaligen Insassen (insgesamt 12) vom jeweiligen Todestrakt unterschiedlicher Gefängnisse durchgeführt, die das Leben der Menschen verlängern sollen. Natürlich nicht unbedingt zum Nutzen der Menschheit. Nein, die Armee braucht unzerstörbare Soldaten. Zugeführt werden die Gefangenen dem Professor in der abgeschiedenen Bergwelt von zwei FBI-Leuten - Doyle und Wolgast. Und als die Späher der Regierung durch einen Zwischenfall im Zoo auf Amy aufmerksam werden, schickt man die beiden Agenten los. Man bringt Amy ins Labor und entledigt sich neben bei aller Zeugen der Aktion. Womit keiner gerechnet hat, ist, dass sich die Versuchspersonen verwandeln und verselbstständigen. sie engtwickeln sich zu übermenschlichen, vampirähnlichen Wesen, mal als Virals, mal als Smokes bezeichnet, die aus ihren Zellen entkommen und das gesamte Areal niedermachen. Wolgast kann nur Amy retten und versteckt sich mit ihr in den Bergen, während die Welt um sie herum von der neuen Rasse der Virals nahezu vernichtet wird. Als Wolgast stirbt, verliert sich vorerst auch Amys Spur. Zeitsprung in das Jahr 92 nach der Katastrophe. Wenige Menschen haben in sogenannten Kolonien überlebt und schützen sich des nachts mit Flutlichtstrahlern vor dem lichtscheuen Gesindel der Virals. Doch ewig währt die Stromversorgung in dem zerstörten Land nicht, man muss sich arrangieren und zusammenstehen. Eines Tages steht Amy vor den Toren und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Eine Gruppe folgt ihren Visionen und kämpft sich durch bis nach Colorado, wo das Unheil begann, um dort den ersten des dreckigen (Viral-)Dutzends zu erledigen.

Unser treuer Leser SNEAK hatte mich ja schon einmal beim Erscheinen des Werkes darauf aufmerksam gemacht, aber ich bin irgendwie nicht richtig damit warm geworden und habe bis vor Kurzem gezögert, mir die Lektüre zu gönnen. Gut, dass ich mich umentschieden habe, denn trotz einer Länge von 1020 eng und klein bedruckter Seiten (also keine Seitenschinderei zum Aufblähen des Buches und des Preises) kann "Der Übergang" zumeist gut unterhalten. Das erste Drittel lässt einen nach der Vorstellung der Figuren, die bei einem solchen Mammutwerk etwas ausführlicher ausfällt, aus reinem Interesse an der Story dran bleiben, was auch dem flüssigen Schreibstil zu verdanken ist. Spannung ist ebenso vorhanden, wie gewisse Actioneinsprenkelungen. Leider lässt das Tempo mit dem zweiten Drittel und der Einführung der Kolonie und ihrer Bewohner dann für einige Zeit nach, wenn die üblichen Sperenzchen einer solchen Gruppe überhand nehmen. Die Beziehungskisten, Eifersüchteleien, Hierarchieprobleme und Egoismen hätte man meines Erachtens etwas kürzen können. Erst mit dem Verlassen der Kolonie durch die kleine Gruppe um Amy und Peter kommt wieder mehr Fahrt in die Geschichte. Auffällig aber auch, dass man viele Szenarien schon aus diversen Büchern (The Stand, Stephen King) oder Filmen kennt, ob nun Endzeit, Postapokalypse, Vampire oder Fantasy/Horror und dass der Autor es nicht auf vordergründige Schlachtszenen angelegt hat, um sein Werk aufzupeppen (Wenn ich blutrünstige Lektüre suche, weiß ich, dass ich da nur zu Festa gehen muss). Es ist auch kein hastig hingeworfenes Stück Billigprosa oder so enttäuschend wie die Trilogie (okay, ich hab erst zwei gelesen) von Guillermo del Toro und Chuck Hogan. Trotz mancher Schwächen (mal ausschweifend, mal kurz und abgehackt, Cronin sollte sich auf eine Variante festlegen), dem zu langen Mittelteil und den "verschwundenen" 92 Jahren ist dem Autor ein spannendes, fesselndes Werk gelungen, das Neugierde auf die Fortsetzung (Januar 2013, "Die Zwölf", 850 Seiten, gebunden) geweckt hat. Eine Verfilmung ist bereits in Planung. Da ich gänzlich ohne Erwartungen an das Buch heranging, konnte es mich wirklich positiv überraschen, auch wenn es nichts grundlegend Neues zu bieten hatte.  1020 Seiten   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 September 2012, 05:21:18
(http://1.bp.blogspot.com/-jJD0NmsmrDU/UEsLAHWdv-I/AAAAAAAADn4/MKKOAnEF-cg/s1600/grange.jpg)

Jean-Christophe Grange. Mathias Freire leidet unter einer rätselhaften Krankheit: Sein Gedächtnis setzt aus, sobald er unter Stress steht. Und wenn er das Bewusstsein wiedererlangt, ist er ein anderer. Ein neues Ich hat sich formiert, mit einer neuen Vergangenheit, einem neuen Lebensschicksal. Als Freire erfährt, dass die Polizei nach dem Täter einer grausamen Serie von Ritualmorden fahndet, gerät er zunehmend unter Druck: Alle Taten wurden in unmittelbarer Nähe Freires verübt. Ist er der Mörder? Freires mühevolle Identitätssuche wird schon bald zum atemlosen Wettlauf mit der Zeit, denn offenbar gibt es jemanden, der unter allen Umständen verhindern will, dass Freire der entsetzlichen Wahrheit um seine Herkunft auf die Spur kommt.

Mathias Freire ist Arzt an einer psychiatrischen Klinik in Bordeaux. Aufgrund eines unwürdigen Zwischenfalls an seiner alten Arbeitsstätte hat er das Jobangebot aus Bordeaux sofort akzeptiert. Eines Abends bringt die Polizei einen Mann, den sie am Bahnhof mit blutigen Händen und einem Telefonbuch von 1996 aufgegriffen hat und der erheblichen Gedächtnisverlust aufweist. Seine Vergangenheit und auch Name und sonstige Daten sind vom Winde verweht. Der kräftige Zwei-Meter-Mann mit Cowboystiefeln und -hut sowie Arbeiterhänden wird in der Klinik aufgenommen und nennt unter Hypnose Namen und Orte. Nach dem Dienst stellt Freire fest, dass er zu Hause anscheinend von zwei Männern in Schwarz überwacht wird, die auf der Straße vor seinem Haus stehen. Der folgende Tag beginnt für Anais Chatelet von der Kripo Bordeaux mit einer bizarren Leiche; ein Junkie wurde tot aufgefunden, einen ausgehöhlten Stierschädel über den Kopf gerammt. Da der Fundort derselbe Bahnhof ist, an dem der Fremde aufgegriffen wurde, macht sich Anais auf zur Befragung von Freire. Viel ergibt sich nicht, da beide sich mit Misstrauen gegenüberstehen. So ermittelt jeder für sich. Freire bekommt die Identität seines Patienten quasi frei Haus geliefert, während Anais dem Stierschädel und dem Lebensweg des toten Junkies auf die Spur kommt. Freire muss bald feststellen, dass er da ganz unbewusst in einem Hornissennest rumstochert und dessen Bewohner sich nun wütend auf ihn stürzen. Eine Autoverfolgung ist dabei noch das Geringste, wie er schon bald an den um ihn herumschwirrenden Geschossen spürt. Jetzt sucht er Unterstützung bei anais. Doch bevor es dazu kommt, erreicht ihn eine Nachricht, überbracht von einem ihm unbekannten Mann, der aber anscheinend über Freire Bescheid weiß, die ihn bis ins Mark erschüttert. Ab  jetzt ist er selbst auf der Flucht und während Kommissarin Anais Chatelet alles in Bewegung setzt, ihn zu finden, begibt er sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.

Jean-Christophe Grange ist bekannt für seine Themen weit abseits des Mainstream, was ihn und seine Bücher auch so interessant macht. Doch "Der Ursprung des Bösen" erscheint mir etwas anders. Sicher begibt er sich wieder in die Abgründe der menschlichen Seele, aber ungewohnt actionlastig. Doch bis die Jagd beginnt, wird man als Leser durch die Welt der Psychiatrie geführt (allgemein verständlich gehalten) und lernt etwas über die Abscheulichkeit der Stierkämpfe. Massenunterhaltung, bei der der Stier so gezüchtet wird, dass er von vornherein chancenlos ist. Während der Jagd durch halb Frankreich werden Städte wie Paris, Bordeaux, Cap Ferret, Biarritz, Nizza, das Baskenland, die Pyrenäen oder Marseille nicht von ihrer positivsten Seite geschildert. Gerade Marseille wird nur düster als Pennerparadies, Einwandererhochburg und Schmelztiegel der Kulturen und Kriminalität beschrieben, ohne Sonne, Strand, Mittelmeer, Touristenattraktionen, Mädels oder auch den Vorzeigeclub Olympique Marseille nur zu erwähnen. Sobald das Buch dann richtig Fahrt aufnimmt, erweckt es den Anschein, man habe es mit Jason Bourne mit psychologischem Hintergrund zu tun. Verfolgungsjagden, Mordanschläge, Schusswechsel, Folter und Intrigen beherrschen die Szenerie. Hier kommt auch wieder die Einmischung Frankreichs in fremde Angelegenheiten oder ihre Kolonialpolitik ins Spiel. Kritik an Politik, Behörden und Konzernen zieht sich ja wie ein roter Faden durch die Bücher von Grange. Das ist hier nicht anders. Dazu zwei Protagonisten, die auch ihr Päckchen zu tragen haben. Ob es nun die Tablettensucht der Kommissarin (manchmal ganz schön zugedröhnt) und deren Vergangenheit bzw. Herkunft ist oder die Verzweiflung des Freire. Zusammen gibt das Ganze ein Actiondrama der dunklen Seelen mit den bekannten Zutaten des Autors, was auch der einzige Kritikpunkt sein könnte. Hat man sich mit den bisherigen Romanen von Grange befasst, ist nicht mehr viel Neues oder wahrlich Überraschendes zu finden. Ansonsten bleibt aber ein immer noch überdurchschnittlicher, äußerst rasanter Thriller, der sich trotzdem noch von der Massenware angenehm abhebt und das Ende der Actionhatz ist irgendwie folgerichtig, finde ich. Grange bleibt also weiter eine Empfehlung und seine Landsleute werden diesen Monat ja schon mit dem nächsten Werk mit dem Titel "Kaiken" versorgt. Vermutlich dann in ca. einem Jahr bei uns, unter welchem Titel auch immer. 850 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: JasonXtreme am 12 September 2012, 13:54:00
Vielen Dank :D hab den Grange soeben eingetütet! Bisher fand ich alle Bücher von ihm super unterhaltsam! (Ausgenommen SCHWARZES BLUT, das war öde) Flug der Störche war aber noch das Beste, weil sleazigste  :icon_twisted:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 September 2012, 17:49:24
(http://3.bp.blogspot.com/-E1YWHm8oG30/UE19x5rdyxI/AAAAAAAADp4/A3EaRCEkMEI/s1600/fukksirup.jpg)

Max Barry. Scat ist jung, lebt in Los Angeles und glaubt an die Zukunft. vor allem glaubt er an das große Geld. Und er weiß, wie  man es bekommt: Man nehme ein neues Produkt nebst zugehöriger genialer Marketingstrategie - fertig ist der Millionär.Scats Produkt heißt Fukk und ist eine völlig neue Cola-Sorte. Tatsächlich findet er auch einen Partner, der drei Millionen in die Idee investieren will. Dumm nur, dass Scat vergessen hat, den Markennamen schützen zu lassen. Und dass ein paar hinterhältige Gestalten nicht davor zurückschrecken, ihn nach allen Regeln der Kunst übers Ohr zu hauen. Aber Scat bekommt seine Chance zur Revanche. Und gemeinsam mit einer äußerst attraktiven Marketingspezialistin wird er sie nutzen.

Scat ist jung, eher antriebslos, aber mit Flausen im Kopf, wie er ohne zu großen Aufwand reich und berühmt werden kann. Ein Jurastudium an einer renommierten Uni hat sich angesichts seiner miesen Noten zerschlagen, doch an einer kleineren Universität belegt er - notgedrungen, weil zeitige Einschreibung verpeilt - Marketing. Job ist nicht in Aussicht, aber das Wissen, dass jeder Mensch drei Millionendollarideen im Leben hat und er wartet auf seine. Eines Tages schwirrt sie ihm tatsächlich durchs Hirn und stellt sich als eine völlig neue Cola-Sorte heraus. Da er zwar von Marketing Ahnung hat, sich aber nicht gerade gut mit dem Mundwerk verkaufen kann, fragt er bei seinem Mitbewohner Sneaky Pete nach, der noch nie einen Finger krumm gemacht hat, aber jedem so das Ohr ablabern kann, dass er immer vorankommt und Kohle verdient/erhält. Ein Schleimer ohne Leistung und Können. Scat spricht also bei Coca Cola vor und lernt dort auch die attraktive 6 kennen und etwas über seinen Mitbewohner: hat der doch die Chance genutzt und sich das Urheberrecht eintragen lassen, was Scat verpeilt hat. Bei der Gelegenheit nimmt Sneaky Pete auch noch drei Millionen Dollar mit und den Job der Marektingfrau 6. Wer Freunde wie Pete hat, braucht auch keine Feinde. Natürlich wollen die zwei sich  nicht so abspeisen lassen und sprechen nun sozusagen freiberuflich mit einer Idee zur Vermarktung wieder vor. Pete, clever wie gewohnt, bezirct die Chefs, ihm das Projelkt zu übertragen, leiert ihnen 140 Millionen Dollar für einen Spielfilm zur Werbung aus den Rippen. Kein Product Placement mehr, sondern die Steigerung eines Spielfilmes rund um das Produkt. Zur Ausführung unter seiner Egide werden 6 und Scat angeheuert, mit einem Komitee bestraft, das ihre Aktionen verschleppen soll, damit sie den Film bis zur Premiere nicht fertig bekommen. Sneaky Pete hat sich natürlich abgesichert: schaffen sie das Projekt nicht, schiebt er ihnen die Schuld zu, funktioniert es aber doch, kann er die gesamten Meriten einheimsen. Doch so leicht geben sich die beiden Ausgebooteten trotz ihrer Beziehungsprobleme nicht geschlagen.

Die von mir gelesene Ausgabe ist noch die aus dem Jahre 1999 als die unselige Rechtschreibreform noch nicht durch war und der Wilhelm Goldmann Verlag noch nicht unter dem Dach Random House verschwand und trug den Titel "Fukk", während die diesjährige Neuauflage unter dem Titel "Sirup" (Original "Syrup") veröffentlicht wurde. Der Erstling von Barry zeigt schon die Richtung, die er auch später mit Büchern wie "Logoland", "Chefsache" und "Der Maschinenmann" perfektionieren sollte. Witzig und amüsant - besonders im ersten Drittel - persifliert er mit scharfer Feder die Mechanismen der Werbebranche und vieles davon kann man durchaus wiedererkennen, wenn man sich umschaut, so drastisch sind seine vermeintlichen Übertreibungen gar nicht. Wie danach in "Chefsache" nimmt er auch die Unternehmensstruktur und Menschenführung sowie die Marketingkampagnen gnadenlos aufs Korn, demaskiert die verlogenen Strategen hinter den Kulissen. Als Running Gag hat er noch die mehrfache, wenn auch jeweils kurzeitige, Obdachlosigkeit des Protagonisten eingebaut, lässt ihn zwischen zwei Frauen hin und herspringen und sich mit dem alltäglichen Überlebenskampf im Büro auseinandersetzen. Fazit dieser intelligenten, abwechslungsreichen, wenn auch im letzten Drittel nicht mehr sehr spannenden Satire erster Güte ist, dass Werbung und Hollywood eh nur aus Lug und Trug bestehen, was zwar beileibe keine bahnbrechende Neuigkeit ist, aber selten so lustig aufs Korn genommen wurde. Und mittlerweile hat Hollywood denn auch Max Barry entdeckt, denn eine Verfilmung mit Amber Heard, Kellan Lutz und Shiloh Fernandez ist schon in der Postproduction und die Bücher "Logoland" ("Jennifer Government") und "Der Maschinenmann" ("Machine Man") sollen gerüchteweise auch zur Verfilmung anstehen. 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 September 2012, 14:33:09
(http://1.bp.blogspot.com/-Y14nXXHG3g0/UFA3q5839tI/AAAAAAAADtI/fjz6Cl1lXv0/s320/z+underg.jpg)

Lee Child. New York City, zwei Uhr nachts. Jack Reacher sitzt in der U-Bahn. Neben ihm befinden sich  noch fünf weitere Personen im Abteil. Vier davon sind harmlos. Die fünfte erregt Reachers Aufmerksamkeit. Minutenlang beobachtet er sie genau - und ist sich sicher, eine Selbstmordattentäterin vor sich zu haben. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes, und ausgerechnet Reacher selbst gerät ins Kreuzfeuer.

Nächtliche U-Bahnfahrt, stille Personen sitzen in ihren jeweiligen Ecken, ohne die Mitreisenden zu beachten. Die eine Person, die Reacher dennoch auffällt, ist eine nervöse Frau. Er beobachtet sie und arbeitet in Gedanken die israelische Liste für Selbstmordattentäter mit ihren zwölf (bei Frauen elf) Punkten ab. Dann ist er sicher, dass sie etwas vor hat. Er spricht sie an. Die Frau reagiert ausweichend und zieht dann plötzlich einen Revolver, um sich in den Kopf zu schießen. Selbstmord ja, Attentäterin nein. Die Polizei kommt und plötzlich ist Reacher der einzige Zeuge, die anderen Fahrgäste haben sich in Luft aufgelöst. Die ganze Fragerei der Cops läuft darauf hinaus, ob die Frau etwas zu ihm gesagt oder ihm gar gegeben hat. Hat sie nicht, doch eine Bemerkung der Beamtin Theresa Lee macht ihm zu schaffen - auch dann noch als er gehen darf. Kaum draußen, wird er von vier Typen umringt, die ebenfalls eine Quizshow veranstalten wollen. Auch ihnen kann er nicht helfen, doch sie verplappern sich auch und geben ihm mehr Informationen, statt welche zu erhalten und erwähnen einen Namen, der Reacher stutzig macht. Neben der Andeutung von Lee ein weiterer Grund für ihn, wieder in seine alte Ermittlerrolle zu verfallen. Er macht sich auf, nun seinerseits Fragen zu stellen - und gerät prompt zwischen alle Fronten. Der erwähnte Name ist Sansom, ein Mann auf dem Weg zum Senatorenposten mitten im Wahlkampf. Viel kann der ihm nicht berichten, doch jetzt sind auch noch die Geheimdienste im Spiel: Heimatschutz, DIA, CIA und letztlich auch die Bundespolizei namens FBI. Und eine weitere Gruppierung interessiert sich für ihn und keiner will sein Bestes. Nachund nach kristallisiert sich heraus, dass alle einen USB-Stick suchen, auf dem brisante Informationen enthalten sein sollen, die aus dem Pentagon geschmuggelt worden sind.

Abgesehen davon, dass der 13. Roman in der Ich-Form verfasst ist (eine weniger oft genutzte Erzählweise von Lee Child), bekommt man im neuen Reacher genau das, was man erwartet. Reacher mischt sich ein und zeigt seinen Gegnern, was eine Harke ist. Und gerade bei denen lässt sich Lee Child etwas einfallen. Als Leser folgt man dem Ich-Erzähler sozusagen in Echtzeit und weiß nicht mehr als dieser. So tappt man von einer falschen Fährte zur nächsten, erlebt die eine oder andere Überraschung und Wendung und muss wie der Protagonist lange warten, bis sich einem die eigentlichen Feinde und Gründe für diese ganze Aktion erschließen. Spannung ist garantiert, der eine oder andere Cliffhanger erhöht sie sogar noch, die Sätze sind kurz und knapp, die Beschreibungen sind sehr plastisch, man sieht die Bilder fast vor sich. Je weiter die Handlung fortschreitet, je öfter Reacher einem falschen Verdacht erlegen ist, umso riskanter wird sein Einsatz. Tiefgang hat ein Reacher wohl weniger, aber dafür wird der Leser mit Action, die zum Ende hin immer mehr zunimmt, an und ab sogar etwas brutal daherkommt, und einem perfekten Thriller belohnt, der ihn sehr lange im Ungewissen lässt und sich von den gewohnten 08/15-Romanen wohltuend abhebt.  Wie gewohnt eben von Lee Child.  Übrigens hat der Bruder von Lee Child - Andrew Grant - mit dem Titel "Ohne Reue" auch eine Reihe um einen Protagonisten begonnen, die bisher drei Titel umfasst, von denen aber bis dato nur der schon genannte in Deutschland veröffentlich wurde.Und durch die Erzählform musste ich nicht ständig dran denken, dass dieser Brocken von Kerl im Film von Tom Cruise gespielt wird. Nur zwei oder drei Formulierungen aus dem Munde des Helden haben mich wieder auf den Lapsus gestoßen - andererseits, mit welchem Darsteller hätte man Reacher ins Kino bringen können, dass der Film sich auch Blockbusterqualitäten bewahrt?  450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Oktober 2012, 12:14:16
Einige Kurzrezis:

Patrick Robinson. Lauschangriff. Die USA stehen vor ihrer größten Herausforderung: Die Geheimdienste wissen um die Aktivitäten der weltweit gefährlichsten Terroristen, die bereits bei der Planung eines schrecklichen Anschlags sind. Doch der National Security Agency sind die Hände gebunden, denn es gibt keine Beweise. Dem Geheimdienst bleibt nichts anderes übrig als eine Mission undercover zu starten. Und niemand anders als der Ex-NavySeal Mack Bedford erhält die Chance seines Lebens.

Patrick Robinson wieder als Verteidiger der freien Welt. Gegen ihn ist Clancy ein Weichei, wenn es um die Glorifizierung der USA und ihrer Truppen geht. Wie schon im Vorgänger ist er völlig außer Rand und Band, verunglimpft Andersdenkende, heroisiert Mord als akzeptable Lösung. Vier vermeintliche Terroristen werden von einem US-Bundesgericht freigesprochen und aus Guantanamo entlassen. Doch wen interessieren dort Gerichtsurteile oder Menschenrechte, wenn sie nicht im Sinne der USA oder Israels sind. Die Israelis bomben die Anwälte zu Klump, keinen kümmerts. Und die Geheimdienste erteilen Bedford den Mordauftrag, die Freigelassenen zu beseitigen - im Sinne der nationalen Sicherheit. Ansonsten sind die Bösen bitterböse und strunzeblöd und die Guten engelsgleich. Die  Liberalen und der derzeitige Präsident zu schwach (Obwohl er schon gelernt hat, wie man Opferzahlen von Drohenattacken schönt. Man bezeichnet per Gesetz  einfach jeden, der in den Angriffsbereich einer solchen Drohne gerät als feindlichen Kämpfer - egal, ob Frauen oder Kinder. Daher auch die publizierten und gefeierten geringen zivilen Todesfälle.), also müssen die Übermenschen der Dienste ran. Zudem ist das ganze Werk bis auf ein paar Actionsprenkel recht fade. 440 Seiten.

John Grisham. Verteidigung. Als Harvard-Absolvent David Zinc Partner bei einer der angesehensten Großkanzleien Chicagos wird, scheint seiner Karriere nichts mehr im Weg zu stehen. Doch der Job erweist sich als die Hölle. Fünf Jahre später zieht David die Reißleine und kündigt. Stattdessen hewuert er bei Finley & Figg an, einer auf Verkehrsunfälle spezialisierten Vorstadtkanzlei, deren chaotische Partner zunächst nicht wissen,was sie mit ihm anfangen sollen. Bis die Kanzlei ihren ersten großen Fall an Land zieht. Der Prozess könnte Millionen einspielen - die Feuertaufe für David.

Immerhin bezeichnet  man Grishams Romane mittlerweile nicht mehr als Thriller, denn davon ist er weit entfernt. Vorbei die Zeiten von "Die Firma" oder "Die Akte". Er widmet sich derzeit eher schmusigen kleinen Anwaltsgeschichtchen zur Unterhaltung ohne großen Nährwert. Eingestreut ein bisschen Humor, erweist sich "Verteidigung" doch als recht zähe Angelegenheit, die nur für Fans noch von Interesse ist. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den kleinen Problemchen seiner Anwälte (nicht den beruflichen), statt einen spannenden Gerichtsthriller abzuliefern. Gerade gut genug, wenn man sich mit ein paar Seiten des Abends müde lesen will. Wer wirklich gute Justizthriller lesen will, sollte mal zu David Ellis oder John Lescroart greifen. 460 Seiten.

Jon Stock. Der Marathon-Killer. Der MI6-Agent Daniel Marchant läuft das Rennen seines Lebens: Denn wenn einer der Teilnehmer am London Marathon das Tempo verringert, wird eine Bombe hochgehen und mit ihr der US-Botschafter. Die atemberaubende Rettungsaktion gelingt und Marchant ist der Held des Tages - bis er der Mittäterschaft verdächtigt wird. Beim Versuch seinen Namen reinzuwaschen, muss er jedoch entdecken, dass die Folgen eines sehr persönlichen Verrats die Sicherheit der gesamten westlichen Hemisphäre gefährden könnten.

Obwohl "Dead Spy Running" (Originaltitel) zur Verfilmung ansteht, ist er kein wirklich herausragendes Werk im Meer der vielen Romane um Terrorismus. Gutes Mittelmaß mit etlichen Klischees und leicht vorhersehbar kann man ihm attestieren. Liest sich zwar recht flüssig, lässt aber Überraschungsmomente vermissen und da einige Fäden lose bleiben, folgt auch noch ein zweiter Teil mit dem Titel "Verrat in eigener Sache". 450 Seiten.

Howard Linskey. Crime Machine. David Blake hat eine weiße Weste. soweit man in Newcastle eine haben kann, wenn man als Berater für einen skrupellosen Gangsterboss arbeitet. Als zigtausend Pfund Schutzgeld verschwinden, kommt David jedenfalls reichlich ins Schwitzen. Er hat 72 stunden, das Geld wieder aufzutreiben, sonst ist er ein toter Mann.

Dieser Einkauf hat sich gelohnt. Brit-Noir vom Feinsten. Anhand des Klappentextes eher wenig originell, entwickelt sich die Story nach und nach zu einem echten Reißer und bekommt gegen Ende so richtig Fahrt. Die Suche nach dem Geld gestaltet sich nicht einfach und schon bald stellen sich erste Überraschungen ein. Dazu erlaubt sich David ein Verhältnis mit der Tochter vom Boss. Wäre eine böse Falle, wenn sich nicht kurz darauf die Ereignisse derart überschlagen würden, dass dies kein Thema mehr ist. Und wer hier einen heldenhaften, gesetzestreuen Protagonisten erwartet, ist schief gewickelt. Eigentlich ist David ein echter Unsympath, der die Freundin mit den Worten "Dich geliebt? Ich kann dich noch nicht mal leiden." abschiebt. Er macht zwar eine gewisse Wandlung durch, aber nicht wirklich zum Besseren. Ein deftiger Gangsterthriller mit Witz und Gewalt, dafür ohne Geschwafel. 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Oktober 2012, 21:29:02
 Eigentlich schon überfällig, hier die geplanten Einkäufe von 11/12 bis 04/13.

Diesen Monat noch eintreffend:
F. Paul Wilson: Der Erbe (Handyman-Jack 10)
Edward Lee: Creekers
Ab November:
John Sandford: Zorn
Jack Kilborn: Serial
Patrick Lee: Im Labyrinth der Zeit
Christopher Reich: Getrieben
Michael Connelly: Der 5. Zeuge
M. Theurillat: Der Rütli-Schwur
Anders de la Motte: Hype
Scott Sigler: Die Verborgenen
David Singer: Homicide
Elmore Leonard: Raylan
Jeff Abbott: Die letzte Minute
Duane Swierczynski: Der Retter
David Goyer: Der Himmelsschatten
Richard Morgan: Das kalte Schwert
Sean Crogan: Das Areal
Adam Neville: Der letzte Tag
V.M.Zito: Return Man
J.L.Bourne: Tag der Apokalypse 3
Daniel Suarez: Kill Decision
Tom Cain: Collapse
Robert Ludlum: Das Jansonkommando
Olivier Descasse: Das Tribunal
A. Levitski: Tekhotma 1 + 2

Dazu kommen noch (ohne festen Termin):
Matthew Reilly (der neue Shane Schofield)
Robert Ludlum/Eric van Lustbader (der neue Bourne)
Tom Clancy (natürlich nur mit "Schreibhilfe", der neue Jack Ryan)

Verteilt bis Ende 2013 direkt bei den Verlagen geordert (Festa):
Michael Slade: Der Kopfjäger
Michael Slade: Der Ghoul
Dan Simmons: Eiskalt erwischt
F. Paul Wilson: Das Blutband (Handyman-Jack 11)
Bryan Smith: Herrin des Blutes
Bryan Smith: Haus des Blutes
Richard Laymon : Night Show
Brian Keene: Urban Gothic
Brian Keene: Leichenfresser
Brian Keene: Eine Versammlung von Krähen
Nate Southard: Down
Bryan Smith: Die Finsteren
Edward Lee: Flesh Gothic
Atlantis-Verlag:
Joseph Nassise: By the blood of heroes - Kaiserzombies
Martin Kay: Eileen Hannigan (Kalte Spuren Buch zwei)
Dirk van den Boom: Kaiserkrieger 5 + 6
Voodoo-Press:
Wayne Simmons: Zum Sterben schön
Jeff Strand: Benjamins Parasit
Daniel I. Russell: Komm in die Dunkelheit
Jeff Strand: Fangboys Abenteuer
Wayne Simmons: Inkubation (Grippe 2)
 
Keine Angst, die werden nicht alle besprochen und bei dem einen oder anderen Buch (Clancy wäre da ein Kandidat) kann es sein, dass ich auch eine günstige gebrauchte Ausgabe erwerbe. Änderungen wie z.B. heute mir noch nicht bekannte Neuerscheinungen kann es ebenfalls geben.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Oktober 2012, 22:20:50
(http://3.bp.blogspot.com/-BaiyvXJFGW0/UHrdfNgOxXI/AAAAAAAAECc/_p-h9hUu8Jo/s1600/erbe.jpg)

F. Paul Wilson. Es fängt ganz harmlos an: Ein Mann, der sich Timmy nennt, bittet Jack um Hilfe. Seine 14-jährige Nichte wird seit diesem Morgen vermisst. Die Polizei sagt, dass es noch zu früh ist, um sich Sorgen zu machen, aber Timmy weiß, dass etwas Schlimmes geschehen ist.
Jack übernimmt den Fall. Das löst eine Kette von Ereignissen aus, die sich bald als wahrer Albtraum offenbaren: Jack wurde von einer übernatürlichen Macht auserwählt, um gegen eine zweite zu kämpfen. Diese Mächte sind weder gut noch böse, sie existieren einfach. Menschen sind für sie so etwas wie Mücken und es kümmert sie nicht, dass mehr und mehr von ihnen sterben. Jack erlebt die dunkelsten Tage seines Lebens.

Jack findet den Aufenthaltsort von Timmys Nichte schnell heraus, aber als er sie aus den Klauen von drei Sektierern befreien will, kommt ihm ein Trio in die Quere, das wie die Blues Brothers gekleidet ist - und die machen mit den Sektierern kurzen Prozess. Das Mädchen wird befreit, aber die Kerle wollen herausfinden, wer Jack ist und wo er wohnt. Gar nicht in seinem Sinn. Umgekehrt ist auch er neugierig, was es mit den Typen auf sich hat. So dreht er den Spieß um, findet deren Heimstatt und verschafft sich Zutritt. einer der Typen, Miller, ist ganz erpicht darauf, Jack auszulöschen, doch der Boss der Truppe, der sich Oculus nennt, unterbindet dieses Vorhaben und unterhält sich mit Jack. So wird Jack in Teile von Vorkommnissen eingeweiht, die er hinter sich gelassen glaubte und als dann der Oculus eine Vision von Sprenstoffattentaten innerhalb New Yorks hat, schließt sich Handyman Jack den Brüdern an, um dies zu verhindern. Was auch mit großém Kawumm gelingt. Doch so einfach ist die Geschichte nicht. Die zweite Macht greift ins Geschehen ein, sorgt dafür, dass Jacks Freundin Gia und deren Tochter Vicky schwer verletzt werden - und die Blues Brothers erweisen sich auch nicht unbedingt als sehr zuverlässig auf seiner Seite. Nachdem schon vor Monaten seine Schwester, danach Bruder und Vater umgekommen sind, greift Jack jetzt durch und wird zum gnadenlosen Rächer. Menschen kann er besiegen, beseitigen. Aber gegen die dunklen Mächte ist er ein Nichts, sie benutzen ihn als Spielzeug für ihre Zwecke, zu ihrer Erheiterung.

Beginnen will ich mit dem DANK an den Festa-Verlag, der es geschafft hat, die Handyman Jack-Reihe weiterzuführen, nachdem einer der großen Verlagszusammenschlüsse dieVeröffentlichung der Serie vor einigen Jahren einfach kommentarlos mittendrin abgebrochen hat (Was bei den Verlagen in dieser Größenordnung und die nur den neuen Trends und dem Massenmarkt wie Dan Brown oder schwulen Vampirstorys zugewandt sind, leider keine neue Erfahrung war.) Da muss also ein kleinerer, eigenständiger Verlag kommen, um denen zu zeigen, was ne Harke ist. Schön so. hoffentlich wird es ihm durch gute Verkaufszahlen gedankt. F. Paul Wilson ist ja bekannt dafür, dass er gerne große Verschwörungen, Paranoiaszenarien und Regierungskritik in seine Werke einfließen lässt. Und davon handelt auch die Handyman Jack-Serie, in der "Der Erbe" der zehnte Band ist. Sein Protagonist ist außerhalb der gesellschaftlichen Gepflogenheiten und hat weder einen Ausweis, Krankenversicherung, Führerschein (jedenfalls keine echten Papiere) noch ist er sonstwo irgendwie  offiziell registriert. Er übernimmt kleinere und auch größere Aufträge gegen Cash, löst sie clever und teilweise mit Humor, kann aber auch hart zur Sache gehen. Eine originelle Figur auf dem Buchmarkt. Wilson lässt sich dabei - auch bei "Der Erbe" - nicht auf ein Genre festlegen, sondern bietet einen Mix aus Thriller, Mystery und Horror. "Der Erbe" ist nicht gleichzusetzen mit den deftigen Werken von Lee, Smith, McBean oder Curran, weder was das Blutvergießen und die Gewaltnote angeht und schon gar nicht, was Sexszenen betrifft. Es ist manchmal harte Mystery-Thrillerkost, in der schon mal der eine oder andere Kopf weggesprengt wird, aber nie so derb wie die vorgenannten Autoren. Hier bekommt man einen sympathischen Protagonisten in einer cleveren, spannenden und sehr unterhaltsamen Mischung verschiedener Genres um geheimnisvolle Mächte, dunkle Bedrohungen und scnhier unüberwindliche Gegner kredenzt, der einfach Spaß macht. Sehr empfehlenswert. Schade, dass es bis zum nächsten Buch "Das Blutband" noch einige Monate dauern wird. Rund 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Oktober 2012, 13:14:48
(http://2.bp.blogspot.com/-0LeEs_vE-ro/UIEPNNOIjRI/AAAAAAAAEGU/lQqYJgWM0QA/s1600/hy%C3%A4nen1.jpg)

Tom Epperson. Erst heiratete sie einen Mafioso. Dann brachte sie ihn in den Knast. Nun ist Gina mit ihrem Sohn auf der Flucht, quer durch die USA. Eigentlich ohne jede Chance. Denn Gina ahnt nicht, dass ein Peilsender an ihrem Wagen klebt. Doch dann lernen die beiden Gray kennen, einen schweigsamen Traveller. Auch Gray wird gejagt, von den Geistern seiner Vergangenheit. Und Gina erkennt: Der softe aussteiger ist ein Profi im Töten. Und damit ihre einzige Hoffnung.

Gina hat sich in einer kleinen Stadt einen Job als Kellnerin angenommen. Ein ortsansässiger Gebrauchtwagenhändler macht ihr den Hof, darf sogar in ihrem Zimmer warten, während sie sich für den Abend umzieht, da kommt ein fetter, ungesunder Kerl durch die Tür und tötet den hoffnungsfrohen Einwohner des Städtchens ohne Warnung oder Skrupel. Doch Gina - schon erprobt in solchen Situationen, in denen sie blitzschnell handeln muss, um weiter fliehen zu können - schlägt den Kerl nieder und haut mit ihrem Sohn ab. Richtung L.A. um in der Menge unterzutauchen. Vom Peilsender weiß sie nichts. Unterdessen kommt ter Horst vorbei, schnappt sich den fetten Killer und erledigt ihn außerhalb der Stadt und zwei zufällige Zeugen gleich mit. In L.A. hat Gina eine Reifenpanne als ein Fremder vorbeikommt und ihr seine Hilfe anbietet. Widerwillig nimmt sie an. Nach und nach aber freundet sie sich mit dem Mann an und er verrät ihr zumindest seinen Namen:  Gray, während er ansonsten über seine Vergangenheit eisern zu schweigen versteht. Während die kleine Gruppe noch Norman, einen gutsituierten, verwitweten und daher einsamen Pensionär kennenlernt, machen sich in der Ferne verschiedene Killer auf den Weg, um sie auszulöschen und gehen dabei nicht zimperlich vor. Wer im Weg steht oder zufällig etwas mitbekommt, wird gnadenlos eliminiert. Und irgendwann kommen sie auch alle nach L.A., finden Gina, die aber Hilfe von Gray erhält. Gemeinsam können sie der Gefahr entkommen und fliehen in die Wüste, wo Norman tatsächlich eine nette Zweitvilla stehen hat. Dort entscheidet sich das Schicksal aller Beteiligten.

Die Figur des Gray erinnert mich über eine längere Zeit des Buches ganz schwer an Jack Reacher, wenn auch mit kleinen Abweichungen. Gina und ihr Sohn waren für mich dagegen zwar die Hauptfiguren des Dramas, aber irgendwie ohne besondere Merkmale. Sicher spürt man die Angst vor den Verfolgern und Lukes Unwillen über die durch seine Mutter verursachte Zwangslage, die ihn zwingt, ohne Freunde oder Schulkameraden auskommen zu müssen. So ist der Junge auch der Erste, der den Fremden in sein Herz schließt. So wechselt die Handlung immer zwischen den Gangstern und den Gejagten hin und her, wobei man manchmal schon aufpassen muss, dass man den Sprung von einer Person zur nächsten nicht übersieht. Auffällig waren die vielen Traumsequenzen, die Epperson eingebaut hat und die meines Erachtens nicht sonderlich viel zum Fortgang der Story beigetragen haben und auch einige zu viel gewesen sind. Aber das ist meckern auf hohem Niveau, denn die Killer hinterlassen auf ihrer Jagd nach den Opfern eine Spur des Blutes und der Leichen, gehen gnadenlos und effizient vor. Und alle haben ein völlig anderes Motiv als ihre jeweiligen Partner, was sich auch in den unterschiedlichen Charakterzeichnungen offenbart. Dann wäre da noch das unfreiwillige Pärchen DeWitt und Dee, mit denen man fast schon Mitleid haben könnte, sind sie doch absolut ohne Selbstbewusstsein, hadern mit dem Schicksal und trauen sich nicht etwas zu riskieren. Insgesamt ist "Hyänen (Sailor im Original)" ein schnörkelloser, gradliniger Thriller, der auf jeden überflüssigen Schnickschnack verzichtet. Gefühlskalte Verfolger wechseln sich mit emotionalen Momenten der Protagonisten ab, ohne dabei zu dick aufzutragen oder Längen im Buch, das flott und gut lesbar verfasst ist, aufkommen zu lassen. Ausnahmsweise stimmt einmal die auf dem Klappentext ausgesprochene Empfehlung. Lesenswert. 420 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Oktober 2012, 22:35:56
(http://1.bp.blogspot.com/-QvIS28cY7ZI/UJARSwzgvfI/AAAAAAAAEQM/QdggjeLZ3HA/s1600/creejers.jpg)

Edward Lee. Phil Straker hat das Städtchen Crick City einst verlassen, um Karriere als Polizist zu machen. Nun kehrt er zurück - gebrandmarkt als Mörder eines Kindes, das er im Dienst unabsichtlich erschoss. Phil merkt schon bald, dass in der Stadt, die er doch zu kennen glaubte, etwas Grauenvolles vorgeht. Auf der Suche nach einem vermissten Mädchen führen ihn die Ermittlungen zu den Creekers - einem abscheulichen Clan, der unter primitivsten Bedingungen in den Wäldern lebt und sich seit Jahrhunderten durch Inzucht vermehrt. Über die Creekers gab es immer mysteriöse Gerüchte, Phil kennt sie nur zu gut: Dämonische Rituale, sexuelle Exzesse, Mord und Kannibalismus. Aber das waren nur harmlose Fantasien.

Phil verliert seinen Job aufgrund einer vermeintlichen Intrige eines offensichtlich neidischen älteren Kollegen, der ihm den Tod eines kleinen Jungen - Aufpasser für Dealer - bei einer Razzia anlastet. Um einer Verurteilung zu entgehen, quittiert er den Dienst und arbeitet als Nachtwächter. Eines Abends schneit sein ehemaliger Chef aus seinem Heimatort bei ihm rein und bietet ihm den Job des Sergeants in seiner Truppe an. Besser als seine jetzige Lage und so nimmt Phil an. Der Sheriff hat Probleme mit Drogendealern, vermissten Landeiern und den Creekers - einer Inzuchtsippe aus den Wäldern der Umgebung - , deren Boss sich einen Stripclub der besonderen Art leistet - und in dem auch Phils ehemalige große Liebe Vicky ihren Dienst am männlichen Kunden versieht. Während Phil seinen Dienst antritt und dabei auch Susan kennenlernt, werden zwei der Redneckschrate, die ihre Drogentransporte auch zum Einsammeln von Mädchen zwecks Vergewaltigung und nachfolgender Zerstückelung nutzen, selbst die Opfer einer nächtlichen Gewaltaktion. Einer wird gehäutet, der andere muss zuschauen. Phil beginnt zu ermitteln, speziell was die Drogen betrifft und er vermutet, dass in dem Stripclub nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Wie recht er hat, ahnt er aber noch nicht.
Dafür wird er aber immer wieder von seltsamen Träumen geplagt, in denen er als Zehnjähriger schreckliche Dinge im Wald erlebt hat. Er und sein Freund Eagle, der jetzt als Drogentransporteur unterwegs ist. Über ihn erhofft sich Phil Zugang zu der Gang. Er schießt sich voll auf den Chef der Creekers ein und je näher er dem kommt, um so düsterer und grauenhafter wird die Szenerie - und er muss feststellen, dass er in seiner Heimat nicht unbedingt jedem trauen kann. Und was noch auf ihn zukommt, übersteigt jegliche Vorstellungskraft.

"Creekers" wird auf dem Frontseite des Umschlags als Thriller deklariert. Und genau als solcher präsentiert sich das im Original 1994 verfasste Buch auch lange Zeit - aber als einer mit etlichen Gewaltspitzen. Angesiedelt in der von Edward Lee anscheinend favorisierten Hinterwäldleratmosphäre werden dem Leser Drogendealer, Psychos, Killer, die inzestuösen Creekers und ein Protagonist präsentiert, der sich nicht nur mit seinen Gefühlen für zwei Frauen rumplagen muss, sondern auch mit schweißtreibenden Erinnerungsfetzen aus seiner Zeit vor seiner Flucht aus der Stadt. Und in all dem bringt Lee auch noch gesellschaftskritische Anmerkungen unter, wie es denn sein kann, dass in einem modernen, reichen Weltmacht-Amerika noch Menschen existieren, die so arm sind, dass sie sich weder Krankenversicherung noch Strom leisten können ( Der letzte Punkt wird ja mit der Energiewende von der hiesigen anscheinend Regierung auch angestrebt, solange die Konzerne keine Verluste erleiden). Der Roman liest sich flüssig und man mag ihn kaum aus der Hand legen, da sich die Spannung und die Handlung von Seite zu Seite steigern, sogar diverse Wendungen vorhanden sind und die Szenerie immer düsterer und blutiger wird. Die Sexszenen sind nicht so ausgewalzt wie bei Laymon, stattdessen regiert die Gewalt und das Dämonische. So manches erinnert an den später verfassten "Bighead" (Die Psychopathen auf der Pirsch, die eine oder andere Metzerlei) und zum Ende hin ist auch der Härtegrad entsprechend. Hätte ich nicht zuvor schon den erwähnten "Bighead" gelesen, wäre die Rezi etwas euphorischer, aber jener war doch um einige Tacken extremer. Das tut der Sache aber keinen Abbruch, denn übrig bleibt immer noch ein harter, spannender, blutrünstiger und heftigerer Horrothriller als es sich andere Verlage zu veröffentlichen wagen. So ist es eben bei Festa und ich warte schon gespannt auf Nachschub. 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 November 2012, 21:29:53
Weitere Kurzreviews:

Jon Stock. Verrat in eigener Sache. Ex-MI6-Agent Daniel Marchant ist auf der Flucht. Er hält sich in Marrakesch versteckt und fahndet dort in eigener Sache nach dem gefährlichsten Terroristen der Welt, Salim Dhar. Der Zufall verhilft ihm zu einer heißen Spur: Denn wer hätte vermutet, dass sich Dhar einer alten Tradition seiner Landsmänner und nicht dem Hightech verschrieben hat? Um ihn zu stellen, muss Marchant jedoch einen hohen Preis zahlen: Er muss seinen Vater, dessentwegen er vom Dienst suspendiert wurde, verraten.
War der Vorgänger "Der Marathon-Killer", der unter dem Originaltitel "Dead Spy Running" auch zur Verfilmung ansteht, noch ein eher mittelmäßiger Agententhriller, der zwar nicht in alle amerikanischen Jubelarien eingestimmt hat, aber leider an Vorhersehbarkeit und einigen Klischees krankte, so ist "Verrat in eigener Sache" eine immense Steigerung, die schon fast an klassische Spionagestories aus dem Kalten Krieg erinnert. Involviert sind die Russen, die Briten, die Amis und natürlich Terroristen. Wer mit wem gerade mauschelt und wer wen hintergeht wechselt ständig. Zwar werden auch hier diverse Klischees bedient, aber die Spannung bleibt hoch, die meisten Figuren undurchsichtig, der Schreibstil flüssig und mit einem recht zynischen Blick auf die Arbeit der verschiedenen Geheimdienste und Regierungen versehen. Keiner dieser amerikahörigen Romane wie man sie von Robinson oder Clancy kennt. ca. 440 Seiten.

Tom Emerson. Tödliches Gold. Abenteurer Diego Camaro verdient sein Geld mit der Suche nach Artefakten. Die hochdotierte Reality-TV-Sendung kommt ihm da gerade recht: Begleitet von Fernsehkameras sollen Forscher und Glücksritter aller Nationen nach dem legendären Gold der Templer suchen, denn ein verschlüsselter Brief aus dem 16. Jahrhundert gibt neue Hinweise auf dessen Verbleib. Eine Jagd rund um den Globus beginnt, dem Gewinner winkt ein Finderlohn von 100 Millionen Euro. Aber je näher Diego dem Schatz kommt, desto gefährlicher wird es für ihn. Denn längst haben dunkle Mächte aus alten Zeiten die Spur des Schatzes aufgenommen.
Der deutsche Autor Tom Emerson mixt hier sämtliche populären Zutaten der heutigen Zeit wie Reality-TV, Dan Brown, Mystery und Action zu einem flachen Abenteuerroman ohne besonderen Nährwert zusammen. Sollte er beabsichtigt haben, ein Buch zu verfassen, bei dem man den Verstand ausschalten  kann und das man jederzeit zwecks Unterbrechung an die Seite legt, wenn sich was Besseres ergibt, so ist es ihm gelungen. Jedes Klischee wird bedient, aber immerhin wird seine TV-Show zumindest als Fake entlarvt. Kein bleibender Erinnerungsfaktor vorhanden. Muss man wirklich nicht unbedingt haben. 510 Seiten.

David Ellis. Im Namen der Lüge. Allison Pagone war eine erfolgreiche Autorin, jetzt ist sie tot. Wurde sie ermordet? Je tiefer das FBI in ihre Vergangenheit eintaucht, umso mehr Ungereimtheiten ergeben sich. Könnte ihr Liebhaber etwas mit dem brisanten Todesfall zu tun haben? Stück für Stück entfaltet sich ein Minenfeld aus Intrigen, Verrat und kaltblütiger Berechnung, das bis in die Spitzen des internationalen Terrorismus reicht. Justizthriller, Terrorismus, FBI, Bestechung, Mord und Schuld. Eine Menge Themen für einen Thriller, der noch dazu im Stil des Films "Memento" rückwärts erzählt wird. Und genau damit hatte ich lange Zeit ein Problem, da sich mir über etliche Seiten nicht erschließen wollte, wieso dieser Erzählstil gewählt wurde. Es ging nichts voran, hätte einfach ein normaler Fall sein können. Recht spät führt Ellis die Fäden dann zusammen, löst er den Fall auf. Manches scheint an den Haaren herbeigezogen und das Ende ist möglicherweise ein bisserl zu süß, aber wenn das Buch in die Gänge kommt, ist es dann doch richtig gut und so manche Wendung hat man nicht erwartet. Recht gelungen, wenn auch nicht der Überhammer, bei dem man sich vor Freude überschlägt. Rund 430 Seiten.

Charles den Tex. Password. Der erfolgreiche Unternehmensberater Michael Bellicher ist ratlos: Seine Freundin, die Anwältin Guusje, verschwindet von einem Moment auf den anderen. Er lässt in der  Firma alles stehen und liegen und verfolgt verbissen jeden Hinweis, der sich ihm bietet. Denn irgendwo muss Guusje Spuren hinterlassen haben, schließlich wird im Zeitalter von Überwachungskameras, Mobiltelefonen und Internet jede Bewegung registriert. Und tatsächlich: Bellicher entdeckt, dass sich Guusje in den Händen der osteuropäischen Mafia befindet. Diese kontrolliert ein internationales Netzwerk des Frauenhandels und agiert nicht gerade zimperlich, wenn man sich ihr in den Weg stellt. Im Gegensatz zu den Vorgängern "Die Macht des Mr. Miller" und "Die Zelle" ist "Password" äußerst klischeehaft und beschäftigt sich auch kaum noch mit den Gefahren der virtuellen Welt und der ständigen Überwachung, ob sie nun der Sicherheit oder dem Kommerz dienen soll. Herausgekommen ist nur ein routinierter, konventioneller Thriller, ohne die beängstigenden Szenarien von früher, dafür aber mit einer deftigen Vergewaltigung unter Männern angereichert. Vielleicht was fürs verregnete Wochenende, aber als Bellicher-Roman war das eher nix. Rund 440 Seiten.

Kevin J. Anderson + Doug Beason. Trinity. Als sich die radikale Atomgegnerin Elizabeth Devane nach einem Sabotageversuch in der Wüste von New Mexico fünfzig Jahre in der Vergangenheit wiederfindet, sieht sie die Chance gekommen, die Zukunft zu verändern. Wenn es im Jahr 1943 gelingt, am Manhattan-Projekt mitzuwirken und die Entwicklung der Atombombe zu verhindern, werden 1945 Hiroshima und Nagsaki nicht zerstört und es wird 1979 nicht zu einem Zwischenfall in einem Kernkraftwerk in Harrsiburg kommen. Aber kann man den Verlauf der Geschichte ändern? Und was, wenn der Plan nicht so funktioniert wie gedacht und alles anders kommt?

Die Angst vor der Atomenergie, eine (mir zumindest) unsympathische Protagonistin und ein Zeitsprung dominieren den 1991 verfassten und beim Atlantis-Verlag erschienen Roman "Trinity". Wie bei dem meines Erachtens langatmigen Stephen King "Der Anschlag" erweist sich auch hier die Zeit als unerbittlicher Gegner. Statt etwas zu verändern, wie sie es sich vorstellte, arbeitet Devane nur tatkräftig an der von ihr verachteten Atombombe mit. Ihre kleinen Sabotageakte führen nur dazu, dass sich das Kriegsgeschehen wandelt, andere Vernichtungswaffen eingesetzt werden, auch ihr Heimatland nun betroffen ist. Trotzdem wird das Denken der naiven, selbstgerechten und rücksichtslosen Aktivistin nicht gewandelt. Am Ende meint sie nur, dass sie wieder so vorgehen wird, egal welche Opfer es fordert. Es war ja nicht sie, die zu den Opfern zählte. Spannung bezieht die Story hauptsächlich daraus, wie sich die Dame in der Vergangenheit zurechtfindet (stellenweise viel zu einfach) und wie die bösen Deutschen nun ins Kriegsgeschehen eingreifen und welche Veränderungen und Konsequenzen  sich aus den Taten der Lady ergeben. Ganz ordentlicher Alternative Reality-Roman, der am Ende noch mit zwei aktuellen Interviews mit den beiden Autoren abgerundet wird. ca. 330 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 November 2012, 14:43:44
(http://1.bp.blogspot.com/-uozG6ZXRabY/UJ40Oc6_IdI/AAAAAAAAEc4/-Z2ZKu3GoKk/s320/benjamins_parasite.jpg)

Jeff Strand. Zu jedem Zeitpunkt beherrbergt der menschliche Körper Millionen von Parasiten. Dies ist die Geschichte von nur einem von ihnen. Einem wirklich, wirklich widerlichen. Benjamin Wilson hatte einen lausigen Monat, und das sogar noch vor seinen Magenschmerzen. Er wurde bald 40. Einer seiner Schüler war erschossen worden, während er mit einem Fleischerbeil Amok lief. Und kurz nach dessen Beerdigung fühlte sich Benjamin nicht so wohl. Es verändert sich alles. Sein Körper wird auf unangenehme Weise beeinträchtigt. Sein Charakter entwickelt ein paar "Marotten". Aber die größte Veränderung besteht darin, dass ein Haufen böser und/oder psychisch gestörter Leute versucht ihn umzubringen, um an den Parasiten zu gelangen. Seine einzige Hoffnung ist Julie, eine hinreißende Kopfgeldjägerin, die das Beste für ihn will - oder vielleicht auch nicht. Und die fähig genug ist, ihm zu helfen - oder vielleicht auch nicht.

Brian werkelt erst eher unduldsam an seinen Hausaufgaben, bevor er sich an den PC setzt und sich mit einem Killerspiel vergnügt. Die Metzeleien bereiten ihm durchaus Vergnügen, doch plötzlich steht er auf, schnappt sich in der Küche ein Fleischerbeil und beginnt damit, seine Mutter zu attackieren. Mama trägt einige Verletzungen davon, schafft es aber dennoch zum Nachbarn zu flüchten. Als Brian dort eindringen will, erhält er von dem Mann des Hauses per Schrotflinte die letzte Füllung. Während der Beerdigung des Schülers beugt sich der Lehrer Benjamin Wilson über den geöffneten Sarg und meint, von dem Toten angehaucht worden zu sein. Er tut es als Einbildung ab und sieht auch keinen Zusammenhang, als er Wochen später ständigen Heißhunger auf Schokolade verspürt und zum sexbesessenen Lehrer mutiert (Warum muss ich bloß an Richard L. denken?). Seine Frau findet es toll, also kann es ja nicht falsch sein. Doch genug der Freuden. Bald stellen sich Magenschmerzen ein und als er in der Schule fast zusammenbricht, schafft man ihn ins Krankenhaus. Dort zeigen die Röntgenaufnahmen einen großen Parasiten in seinem Magen. Und dann wird er auch noch    vom OP-Tisch weg von Julie entführt, die ihn ins Forschungslabor nach Kalifornien bringen soll. Und weil das noch nicht genug Probleme sind, werden die beiden dann auch noch von diversen Gruppierungen verfolgt, die ebenfalls hinter dem Parasiten her sind. Die Reise nach Kalifornien entwickelt sich zu einem blutigen Trip, bei dem sich Psychos, Killer und durchgeknallte Hinterwäldler sozusagen die Klinke in die Hand geben.

Jeff Strand hat seine Visitenkarte ja schon mit "Grabräuber gesucht..." und "Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte" abgeliefert. Das dritte Buch um Andrew Mayhem, "Sarg zu verkaufen...." wurde dann vom Otherworld-Verlag zwar angekündigt, aber leider nicht mehr veröffentlicht. Nun hat sich also Voodoo-Press dankenswerterweise des Autors angenommen und gleich einen Kracher vor dem Herrn veröffentlicht. Von Beginn an wird Fun und Action geboten, lässt sich ein Schmunzeln selten vermeiden und steigert sich das Tempo bis zum Ende immer mehr. Abgesehen von einigen Parasitenattacken und einer durchdrehenden Kuh ist der Horror nicht übermäßig blutrünstig, aber die Action und der Humor machen das locker wieder wett. Ob es nun die Begegnungen mit den Brüdern Smith sind oder mit dem Bodenstatz der Gesellschaft, der Mix bleibt immer äußerst spaßig und die Story lässt sich sehr zügig lesen - quasi verschlingen. Zwar bleibt die Charakterzeichnung etwas auf der Strecke, doch darauf hab ich bei Jeff Strand auch nicht gesetzt. "Benjamins Parasit" ist schnörkellos, temporeich, lustig, schwungvoll und dynamisch sowie überkandidelt, abgedreht und völlig überzogen, kreativ und flapsig. Voll von irre komischen Situationen wie der "Unterhaltung" mit dem Parasiten oder die Sache mit den Zähnen. Die Zeit über den ca. 270 Seiten vergeht wie im Flug. Wirklich feine Unterhaltung, die ne Menge Spaß mit sich bringt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 November 2012, 14:33:49
(http://3.bp.blogspot.com/-2z5c46vRSc0/UKouHBGtizI/AAAAAAAAElA/Fh_A8Fpht84/s1600/eiskalt+erfwischt+simmons+1.jpg)

Dan Simmons. Ungerührt wirft Privatdetektiv Joe Kurtz den Mann, der seine Partnerin bestialisch ermordet hat, aus dem Fenster eines Hochhauses, direkt auf das Dach eines Polizeiautos. Diese Rache ist ihm eine Ewigkeit Knast wert. Fast zwölf Jahre später wird Joe entlassen. Im Keller eines Pornoshops eröffnet er sein Detektivbüro. Den ersten Auftrag erhält er von einem Mafiaboss: Er soll den Mord an einem Buchhalter der "Familie" aufklären. Aber Joe findet zuviel heraus. Bald ist er auf der Flucht vor einer Meute aus sadistischen Drogenhändlern, wahnsinnigen Auftragskillern und korrupten Bullen - und in kürzester Zeit stapeln sich in Buffalos Hinterhöfen die Leichen.

Kurtz findet den Mörder seiner Partnerin und steckt dessen Hand erstmal in den Küchenhäcksler, bevor er dessen Flugeigenschaften mit einem Wurf aus dem Fenster testet. Da diese nicht sonderlich ausgeprägt sind, ist die Flugbahn stets abwärts gerichtet und die Landung abrupt und tödlich. Dann lässt sich Kurtz widerstandslos von den Cops festnehmen.Nach rund 12 Jahren kommt er wieder frei und macht sich daran, wieder auf die Beine zu kommen. Ein Büro für Nachforschungen im Keller eines Sex-Shops, eine Sekretärin und die Möglichkeit, bei einem Mafaiboss eine Aufgabe zu bekommen, da er dessen Sohn im Knast beschützt hat. Nach einem kurzen Gemenge mit einem der Bodyguards erhält er den Auftrag, den verschwundenen Buchhalter des Bosses zu finden. Er befragt die Frau des Verschollenen, erfährt nichts, wird aber während des Besuches bei seiner Bewährungshelferin wegen Mordverdachts festgeommen, da die Befragte plötzlich tot und gehäutet aufgefunden wurde. Kurtz kommt ins Untersuchungsgefängnis, wird aber auf Kaution freigelassen, die die Tochter des Mafioso hinterlegt hat. Nach einem erotischen Zwischenspiel verlässt er ihre Wohnung, muss sich aber bald mit dem Bodyguard auseinandersetzen, mit dem er sich beim Boss gekabbelt hatte. Mit einem Totschläger bricht er ihm einige Rippen, legt den Bewusstlosen dann mit den Beinen unter die Räder seines Wagens und erledigt dann die Grundvoraussetzungen für ein Leben im Rollstuhl. In der Zwischenzeit werden Killer von Drogendealern angeheuert, um Kurtz aus dem Weg zu schaffen und als diese Joe angehen, macht er mit den Spacken aus den Reihen einer Arischen Bruderschaft kurzen Prozess. Jetzt ist er fest entschlossen, dem Treiben ein Ende zu machen und packt die Keule aus. Ob es ein Albino-Killer, ein mörderischer Däne oder Consigliere sind, Joe mutiert zum knallharten Hund und räumt unter seinen Feinden ohne Rücksicht auf Verluste auf und wandelt dabei auf der schmalen Grenze zwischen Recht und Gesetz sowie der des Verbrechens.

Dan Simmons ist ja bekannt für seine Vielseitigkeit und auch Stilwechsel, wie ich hier eindeutig im Vergleich zu "Terror" feststellen konnte. Wüsste man es nicht besser, man würde zwei verschiedene Autoren hinter den Werken vermuten. Schon zu Beginn fand ich seine Widmung für Richard Stark köstlich. In der Folge ist der Verfasser in der Lage, einen vergleichsweise minimalistischen Stil abzurufen, der gut zu dem Roman und seinem Protagonisten passt, obwohl der vielleicht noch etwas trockener und cooler hätte daherkommen können. Der eine oder andere Oneliner mehr hätte der Sache sicher gutgetan. Aber das ist Kleinkrämerei. Es entwickelt sich ein harter Thriller, der dem Leser Bilder vor Augen aufsteigen lässt, die mit ihren dunklen Hinterhöfen, verqualmten Blues-Bars, dreckigen Straßen, Kellerbüros und alternden Mafiabossen an Filmklassiker der Schwarzen Serie erinnern. Buffalo an den Niagarafällen auf der US-Seite versinkt alsbald in Blut, nachdem Simmons seine Story aufgebaut, die Figuren, die in manchen Fällen gar nicht oder nur andeutungsweise auf Tiefgang ausgelegt sind (Auch über Joe Kurtz wird man sicher in den Folgebänden "Bitterkalt" und "Kalt wie Stahl", beide auch bei Festa noch mehr erfahren), eingeführt hat und alles auf die entscheidende Konfrontation und die Auflösung des einen oder anderen Rätsels zusteuert. Man trifft auf kalten Professionalismus ebenso wie auf Gier und Wut bzw. Rachlust. So bekommt man einen spannenden, unterhaltsamen Crime-Thriller aus dem Hause Festa, der nicht mit gewalttätigen Blutorgien aufwartet, sondern sehr solide Krimikost zu bieten hat, aber nicht unbedingt für den Horrorliebhaber mit Splatterhintergrund zu den bevorzugten Lektüren zählen könnte. Ein echter Krimi halt.Von einem Autor, der hiermit seine chamäleonhafte Wandlungsfähigkeit erneut bescheinigt und einen traditionellen Hard-Boiled-Thriller abliefert. Rund 330 Seiten.

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 November 2012, 16:32:38
(http://1.bp.blogspot.com/-zEAf0Z1Y-_k/ULCqudCk2NI/AAAAAAAAEqk/I4OPhcJ4enM/s1600/kopfj%C3%A4ger.jpg)

Michael Slade. In Vancouver werden mehrere Frauen brutal ermordet. Die Opfer waren offenbar sehr schön, aber ganz sicher ist das nicht - ihnen fehlen nämlich die Köpfe. Superintendent Robert DeClerq und seine Kollegen kommen  mit ihren Ermittlungen nicht weit. Verfolgt der Mörder einen Plan? Oder treibt ihn unkontrollierte sexuelle Perversion an? Spielt Kannibalismus eine Rolle? Erst als DeClerq auf einen alten Fluch der kanadischen Indianer stößt und herausfindet, dass Verbindungen zum Voodoo-Kult in New Orleans bestehen, offenbart sich eine entsetzliche und irre Erklärung.

1897, Alberta, Kanada. Der Mountie Blake, geplagt von Malaria, die er sich im Dienste des Königreichs einfing, als er die Ashanti niedermetzelte, und grässlichen Albträumen, jagt und tötet den Cree-Indianer Eisenkind. 1957, New Orleans, USA. Suzanne und Crysatl gehen fröhlich koksend einem Gewerbe nach, in dem sie Männern ihre abartigsten Wünsche erfüllen. 1969, Ecuador. Sparky tötet nach von Drogenkonsum verursachten Visionen ihre Freundin. 1982, Vancouver, Kanada. Nach und nach findet die Polizei Frauenleichen, denen die Köpfe fehlen. Schnell machen die Medien daraus auflagenträchtige Schlagzeilen und verpassen dem unbekannten Killer den Namen Kopfjäger. Während in den Bars noch die damals angesagte Band Loverboy aus den Boxen schallt, schaukelt sich die Atmosphäre hoch und die Polizei gründet eine Sondereinheit, um den Täter endlich zu kriegen. Die akribischen Ermittlungen kommen lange nicht und in der Stadt geht die Angst um, die sich in einer gewalttätigen Demonstration entlädt. Und weitere Morde geschehen. Erst Hinweise auf den Indianerfluch und den Voodoo-Kult beschleunigen  die Jagd bis zum so nicht erwarteten Ende.

Unter dem Sammelpseudonym Michael Slade verfassen unterschiedliche Autoren unter der Leitung von Jay Clarke die Romane zur Special X-Reihe, die mittlerweile schon 17 Bände umfassen soll. Der Kopfjäger ist der Start der Serie. Diese Veröffentlichung aus dem Festa-Verlag ist um einiges anspruchsvoller als so manch andere. Allein schon der Beginn mit den verschiedenen Zeitebenen und vielen handelnden Personen erfordert die volle Konzentration des Lesers. Die detaillierte Schilderung der Ermittlungsmethoden und der Hintergründe der Protagonisten macht schnell klar, dass man es  hier nicht mit einem Schnellschuss zu tun hat, der nur möglichst viel Sex und Gewalt auf einfachem Niveau zelebrieren will. Lange bestimmt das Augenmerk auf die Menschen und die ausführlichen Recherchen gespickt mit Hintergrundinformationen das Szenario, worunter vielleicht etwas das Tempo leidet, dem Ganzen aber einies an Substanz mit auf den Weg gibt. Ein böser, komplexer Thriller mit Horrorelementen, der Fans des literarisch hochwertigen Nervenkitzels voll auf ihre Kosten kommen lassen dürfte. Unterscheidet sich eklatant von Werken der Herren Lee oder Smith (um mal zwei Beispiele zu nennen), ist aber auch eine völlig andere Baustelle. Da hat jeder seine eigene Nische und meine Person kauft dann je nach Gusto hier oder da ein. Das Warten auf den zweiten Fall "Der Ghoul" beginnt, aber bei Festa ist die Auswahl ja groß, sodass man sich mit anderen Büchern diese Zeit je nach Geschmack verkürzen oder gar versüßen kann. 520 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Dezember 2012, 12:44:56
(http://1.bp.blogspot.com/-NKKRovbe9Dk/ULTrjORljiI/AAAAAAAAEsk/fUOjBibu6CA/s320/jack+taylor+2.jpg)

Ken Bruen. Jack Taylor hat sich nach London verkrümelt. Doch auch London hält nicht, was es nie versprochen hat: Statt in einer schicken Wohnung mit Parkblick landet Jack in einem beheizbaren Kabuff im Abrissviertel. Und er kehrt mit zwei Errungenschaften nach Irland zurück: Einem neune Ledermantel und einer handfesten Koks-Abhängigkeit. Kaum ist er in Galway angekommen, bittet ihn ein Landfahrer um Hilfe:"Man bringt unsere Leute um." Ein neuer Fall - zu dem sich zwei Pints später noch ein zweiter gesellt: Am Claddagh Basin werden des Nachts Schwäne gemetzelt.

Jack kommt aus London zurück nach Galway, trifft alte Bekannte wieder, säuft in alter Tradition wie ein Loch und kokst zu allem Überfluss noch wie ein Schneekönig, wird aber dennoch von einem Tinker (Landfahrer, Zigeuner) angeheuert, die Morde an vier von dessen Leuten aufzuklären. Er erhält dafür Geld - ne menge Geld - und Wohnung. Bei seiner alkoholumnebelten Fragerei stößt er anscheinend jemandem sauer auf und so bekommt er eine deftige Tracht Prügel, bei der er einige Zähne einbüßt sowie die Erinnerung an die zwei vergangenen Tage und den Kater seines letzten Suffs. Während seiner K.O.-Phase muss ein weiterer Tinker dran glauben und kurz darauf bekommt Jack auch noch den Fall mit den niedergemetzelten Schwänen aufgedrückt. In einigen der wenigen lichten Momente in seinem Alkoholdunst kann er tatsächlich den Schwänekiller stellen. Dafür erhebt man ihn in Galway und speziell den Kneipen dort vorübergehend in den Heldenstatus. Doch beim Fall der Tinker baut er im Tran ziemlichen Mist. Erst kurz vor dem Ende blickt er endlich durch und sorgt für die endgültige Klärung ganz aus seine Art und Weise.

Zitat Anfang:"Der Bub ist wieder in der Stadt." Zitat Ende. Mit diesem simplen Satz frei nach Thin Lizzy, der irischen Band um den leider früh- weit vor erscheinen des Buches - verstorbenen Phil Lynott und dem genialen Gitarristen Gary Moore (mittlerweile auch dahingegeangen), beginnt der neue anlauf von Jack Taylor in seiner Heimat. Leider hat der Mann nix gelernt. Er macht übergangslos da weiter, wo er in "Jack Taylor fliegt raus" aufgehört hatte. Er zerstört sich selbst. Auch "Jack Taylor liegt falsch" hat mehr die Niederungen des menschlichen Seins zum Thema, denn die zu bearbeitenden Fälle. Trotz seiner belesenen Art und Kenner von Literatur und Film ist Taylor ein Verlierer, mehr damit beschäftigt, sich selbst zugrunde zu richten, Beziehungen aus dem Weg zu gehen, aus Angst, es könnte etwas schieflaufen und der sich lieber auf seine selbst geschaffene Hölle konzentriert. Eigentlich wäre diese Lektüre,in welcher der Fall der Schwäne sich bestenfalls als Randnotiz enpuppt, eine äußerst deprimierende Angelegenheit, wäre da nicht die humorig-knurrige Übersetzung von Harry Rohwolt und die trotz aller Mängel sympathische Art des Protagonisten. Feiner Hard-Boiled aus der Feder von Ken Bruen, der noch einige Fortsetzungen erfahren wird. Humor und Drama überwiegen, Action und Tempo sind in Maßen vorhanden. Man muss den Stil mögen, um weitere dieser Bücher der Reihe zu lesen. Ich werd wohl dabei bleiben.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Dezember 2012, 14:51:05
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1354614627_kilborn.jpg)

Jack Kilborn/Blake Crouch. Nimmst Du einen Anhalter mit, kann es sein, dass er ein durchgeknallter Psychopath ist, der dich töten will. Fährst du per anhalter, kann es sein, dass dich ein durchgeknallter Psychopath mitnimmt, der dich töten will. Und jetzt stell dir vor, ein durchgeknallter Psychopath nimmt einen durchgeknallten Psychopathen mit.

1978. Auf einer einsamen Landstraße hält der Mann Donaldson als Tramper einen Wagen an. Der Fahrer nennt sich Mr. K. und verwickelt Donaldson in ein Gespräch, bei dem er in diesem einen Gleichgesinnten zu erkennen glaubt, der aber erst am Anfang seiner Karriere steht. Um dessen Talente zu fördern und förmlch herauszukitzeln, bringt Mr. K. seinen Mitfahrer dazu, in einer abgelegenen Sumpflandschaft einen Mann systematisch zu zerstückeln, den er die ganze Zeit im Kofferraum eingesperrt hatte. Nach getanem Tagwerk fährt K. einfach davon und lässt Donaldson bei der Leiche zurück. 1995. Die junge Lucy (15) ist von zu Hause abgehauen, um bei einem Autorenkongress ihren Lieblingsschriftsteller zu treffen. Da das Hotelpersonal ihr aufgrund ihrer Jugend ein Zimmer verweigert, hängt sie sich an einen eher noch unbekannten Schreiberling, bringt ihn dazu, sie auf sein Zimmer mitzunehmen und tötet ihn dort. Ihr Treiben ist nicht unbemerkt geblieben, denn Orson und Luther haben sie beobachtet. Doch sie liefern sie nicht der Polizei aus. als hauptberufliche Serienkiller erkennen sie ihr Potenzial und bringen ihr weitere Tricks und Kniffe bei, um unerkannt ihrem neuen "Hobby" frönen zu können. Gegenwart. Taylor, Trucker mit Hang zum Zerhackstücken von Ladys aus dem horizontalen Gewerbe, trifft an einer Raststätte auf Donaldson. Beide kommen ins Gespräch und Bestie erkennt Bestie. Sie beschließen, eine der Nutten vom Truck Stop gemeinsam abzumurksen. Doch sie haben nicht mit Jaqueline "Jack" Daniels gerechnet. Als Cop von der mordkommission auf Urlaub kommt sie gerade zufällig vorbei und gerät ebenfalls an die beiden Killer, kann jedoch Taylor festsetzen, während Donaldson flieht. Eine Woche später in Utah. Donaldson nimmt eine junge Frau mit, die am Straßenrand auf eine Mitfahrgelegenheit wartet. Es ist Lucy, die gerade zuvor zwei Snowboarder erledigt hat und nun auf ein neues Opfer aus ist. Ebenso will Donaldson die Gelegenheit nutzen. Beide haben im Laufe der Jahre Erfahrungen sammeln können, sind immer wieder den Cops entkommen  und so beginnt ein Duell der Serienkiller.

Der Rückseitenklappentext verspricht ein Horror-Meisterwerk. Der Horror beginnt eigentlich schon bei einem Preis von 9 Euro für 220 Seiten von denen bei einigen Kapitelenden und Buchübergängen noch etliche durch Leerseiten geschunden werden. Stell dir vor, du erwartest aufgrund der Inhaltsangabe ein spannendes, actionreiches Duell zweier Psychopathen, die ohne Rücksicht auf Kollateralschäden ihren Kampf austragen? Wirst du die Enttäuschung ohne bleibende Schäden überstehen? Das Ganze erinnert  mich an überteuerte Resteverwertung in einem Episodenroman. Vier Geschichten, deren Figuren zwar im Laufe der wenigen Seiten miteinander zu tun bekommen, die aber dennoch nur kleine Shorties sind und keinen wirklich zusammenhängenden längeren Roman ergeben ob der Verknüpfung der Charaktere, welche eh kaum Hintergrund bekommen. Nur Donaldson erwähnt, dass er seinen Vater kalt gemacht hat, weil der ihn verdroschen habe, als er kleine Tiere zerstückelte. Als Aussage könnte man annehmen, dass keiner der Psychos einen Schaden durch den Einfluss von anderen Personen oder Ereignissen hat. Die Typen sind von grundauf gestört, ohne Ausnahmen, ohne Ausrede. Hin und wieder die eine kleine, fiese Idee eingeflochten und einige wenige harte Szenen passen das Werk dem Massenmarkt an und vieles ist auch der Fantasie des Lesers überlassen, was ja an sich nicht schlecht sein muss. Aber wer wenigstens etwas Substanz, Mystery, Spannung (eine solche taucht eigentlich bloß in der dritten Geschichte mit dem weiblichen Sheriff auf, welche dann auch die einzige Sympathieträgerin im gesamten, kurzen Roman darstellt) und gepflegten Horror oder Grusel erleben will, sollte sich dann doch an die Meister des Genres wenden und vielleicht King, Koontz oder Morrell lesen und wer derbes Gemetzel an der Grenze des Erträglichen will, geht eh zum Festa-Verlag und wird dort bestens bedient. Flüssig, simpel konstruiert und problemlos zügig zu konsumieren, ist "Serial" ein kleines Büchlein für Zwischendurch, das niemandes Intellekt auch nur ansatzweise fordern oder über Gebühr strapazieren würde. Nimmt man so nebenbei mit und plant, dass man den nächstes Jahr erscheinenden "Killers" lieber außen vor lässt. Muss man nicht haben. Hat Kilborn noch mit "Angst" und "Hotel" zu beeindrucken gewusst, scheint dies nur das Abschöpfen des Ruhmesrahms zu sein. Crouch hab ich noch nicht gelesen und habe somit keinen Vergleich anzubieten. 220 Seiten (brutto).
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Dezember 2012, 16:20:44
Vorschau Mai 13-Oktober 13

Anonymus - Buch des Todes
Taylor Stevens - Mission Munroe, Die Sekte
Thomas Dekker - Flüstern des Todes
Robert Kirkman - The walking dead 2
Bernard Minier - Schwarzer Schmetterling
Douglas Preston/ Lincoln Child - Revenge
Don Winslow - Glamour
Sam Eastland - Roter Zar
Sam Eastland - Der rote Sarg
Graham Brown - Eden Prophecy
Warren Ellis - Gun Machine
Karl Pilney - Japan Inc.
Guillermo del Toro - Die Nacht
Miles Cameron - Der rote Krieger
J.C. Grange - Die Wahrheit des Blutes
Ken Bruen - Jack Taylor fährt zur Hölle
David Baldacci - Das Komplott
Dale Brown - Schattenkommando
Max Wilder - Schwarzes Blut
David Baldacci - Tag der Vergeltung
Howard Gordon - Peacemaker
David Ellis - Die Anklage
David Ellis - Der falsche Mann
Matthew Reilly - Arctic Fire
Steve Berry - Der Washington Code
Fernando S. LLobero - Der Profi
Michael Marshall - Killerspiel
Will Hill - Department 19 (1)
Will Hill - Department 19 (2)
Adrian McKinty - Der katholische Bulle
Richard Stark - Parker Nummer 7 (Nach Verlagszählung)
Tom Wood - Blood Target
Z.A. Recht - Der Fluch der Toten
William Jordan - Mission Vendetta
Robert Low - Drachenboot
Robert Low - Rache
Elmore Leonard - Raylan

Hinzu kommen noch aus kleineren Verlagen, bei denen Verschiebungen durchaus im Bereich des möglichen liegen:
Atlantis-Verlag:
Dirk van den Boom - Kaiserkrieger 5+6
Martin Kay - Kalte Spuren 2+3
Voodoo-Press:
Wayne Simmons - Inkubation 2
Jeff Strand - Fangboys Abenteuer
Daniel I. Russell - Komm in die Dunkelheit
Festa-Verlag:
Edward Lee - Das Schwein (aus der Extrem-Reihe)
Dan Simmons - Bitterkalt
Bryan Smith - Rock 'n' Roll Zombies aus der Besserungsanstalt (Extrem-Reihe)
Edward Lee - Der Teratologe (Extrem Reihe)
Dan Simmons - Kalt wie Stahl
Ben Coes - Power Down

Man beachte mal Festa Extrem. Ich weiß ja nicht, wie die einen Edward Lee nach Big Head in der normalen Reihe nun in Extrem noch toppen wollen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Dezember 2012, 14:29:31
(http://2.bp.blogspot.com/-AM0MNBUZiSE/UMBf8d8poZI/AAAAAAAAE8A/RBZzzRt6_Zs/s1600/kings+of+cool.jpg)

Don Winslow. Am Strand ist das Paradies. Am Strand ist die Hölle. Hier verlor Kalifornien seine Unschuld.

Das Trio Ben, Chon und O lebt 2005 eher müßiggängerisch an den Stränden von Laguna Beach und ist vom Arbeiten so weit entfernt, wie dieser Blogger davon, ernst genommen zu werden. Der Ort im Orange County, Kalifornien, ist ein echtes Surferparadies, das Chon - man höre und staune - nur für Einsätze für die Spezialeinheiten der Army in Sandland verlässt. Eines Tages bringt er von drüben ein zartes Pflänzchen mit, das die drei hegen und pflegen wie ein Baby ermöglicht sie ihnen doch den Einstieg ins Geschäft mit sanften Drogen. Ben kreiert eine exzellente neue Mischung, die sie dann auf den heimischen Markt bringen. Als die Nachfrage und somit das Geschäftsumfeld sich ausweitet, meldet sich die Konkurrenz, die keine Neulinge auf ihrem Territorium duldet außer sie zahlen eine Abgabe. Eine wenig subtile Warnung wird von Chon mit einigen gebrochenen Knochen beantwortet, bevor er zum nächsten Einsatz für sein Land aufbricht. Kaum ist Chon aus dem Weg, starten ihre Gegner einen neuen Versuch mit einem Vorschlag, den Ben vordergründig akzeptiert, während er längst an einem Plan für einen Konter bastelt. Ben ist stur und lässt sich nicht gerne zu etwas drängen. Als Chon dann aus Afghanistan zurückkommt, gedenken sie diesen Plan in die Tat umzusetzen. 1967, 1976, 1981. Aus der Happy-Hippie-Zeit in Laguna Beach entwickelt sich unter Anleitung von Doc, John, Stan und Diane sowie der jungen Kim nach und nach die kalifornische Drogenszene. Da wird dann aus Gras bald das lukrativere Gechäft mit Heroin, die Einnahmen steigen. Und Jahre später, eben 2005, kreuzen sich die Wege von Jung und Alt, finden Kinder ihre Eltern, lernen Verleugnung, Wahrheit und sogar Fürsorge kennen. Alles im Strudel um den War on drugs, der ja eigentlich war against drugs heißen müsste, aber nicht umbenannt wurde, weil womöglich sämtliche damit befassten staatlichen Stellen und Politiker eben on drugs sind.

Don Winslow wie man ihn kennt und schätzt. Erstes Kapitel, vier Worte, eine Seite. Kurz, knapp, prägnant. Glücklicherweise geht es nicht ganz so sparsam und minimalistisch weiter, aber seine knackigen Sätze kommen dennoch mit wenigen Worten aus und erläutern dabei mehr als manche Autoren auf Seiten zustande bringen. Und der Schriftsteller hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Ob er nun den Liberalen eine Breitseite mitgibt oder sich darüber mokiert, dass mehr Geld in Kriege, Gefängnisse oder diverse kommunale Stellen gebuttert wird, statt in die Bildung. Vielleicht schützt ja Dummheit die Kinder vor Drogen. Mit "Kings of cool" schildert Winslow die Vorgeschichte zu "Zeit des Zorns" (unter dem Originaltitel "Savages" von Oliver Stone verfilmt) und gibt seinen Protagonisten dadurch mehr Tiefe, erhellt ihre Vergangenheit, befasst sich mit ihren Problemen, die sich durch die desinteressierten Ex-Hippie-Eltern mit zuviel Kohle und zu wenig Fürsorge ergeben. Jeder hat seinen eigenen Kopf, O tritt trotz vorhandener Intelligenz als nutzlose Schlampe mit oberflächlichem Gedankengut auf, Chon liebt den Kampf und Ben versteckt sich hinter einer Maske der Ruhe und lässt außer seinen Freunden niemand an sich heran. Mit vielen Verweisen auf seine bisherigen Romane - die man aber jetzt nicht unbedingt gelesen haben muss, um der Handlung folgen zu können - wie Bobby Z. oder Frankie Machine und mehr oder weniger dezenten Erwähnungen aus Literatur, Film und Musik führt Winslow die Wege der handelnden Personen zusammen und auch wenn dem Leser klar ist, dass das Trio zum Ende hin kleinen größeren körperlichen Schaden nehmen wird aufgrund dessen, dass es ja die Vorgeschichte zu "Zeit des Zorns" ist, kann der Autor trotz der einen oder anderen kleinen Verschnaufpause mit seiner einzigartigen Prosa eine gewisse Spannung und selbstverständlich den Lesefluss mit trockenem Humor und Sarkasmus gewürzt immer aufrecht erhalten. Und man ertappt sich als Konsument dabei, dass man trotz ihrer kriminellen Geschäfte mit den Dreien fiebert. Also wieder ein starker Roman aus der Feder von Don Winslow und man kann sich schon auf nächstes Jahr freuen, wenn bei Suhrkamp dann "Glamour" erscheinen soll. Dieser ist einige Jahre früher geschrieben worden als das vorliegende Werk und man kann gespannt sein, ob der Stil damals schon so prägnant war. 336 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Dezember 2012, 17:03:59
(http://4.bp.blogspot.com/-J03SOfYbk7Q/UMb01MYLPBI/AAAAAAAAFCA/sv5KhkwriB0/s320/zarecht.jpg)

Z.A. Recht. Drei Monate lang hat das Morgenstern-Virus rund um den Globus gewütet und Menschen in Monster verwandelt. Drei Monate voller verzweifelter Versuche, die völlige Ausrottung aufzuhalten. Nun scheint alles verloren - bis eines Tages ein scheinbar perfektes Heilmittel entdeckt wird. Der Kampf ums Überleben beginnt von vorn.

Die einzelnen Gruppen der wenigen Überlebenden machen sich aus verschiedenen Richtung auf nach Omaha, wo sie sich zusammentun wollen, um einen Impfstoff zu entwickeln. Von Westen kommt General Sherman mit seinen Leuten, der sich alsbald in Kämpfe nicht nur mit Infizierten sondern auch mit Banditen verwickelt sieht. Nachdem er und sein Trupp nur knapp einem Hinterhalt von Wegelagerern entgehen, erreichen sie ein gut befestigtes kleines Städtchen und suchen dort Schutz und Unterstützung bei der Reparatur ihrer Fahrzeuge. Als Gegenleistung sollen sie eine entführte Frau aus den Händen von Marodeuren und Plünderern befreien. Die Aktion gelingt, doch die Gangster sinnen auf Rache und hecken einen perfiden Plan aus. sie locken eine große Gruppe Zombies vor die Stadt, um die Verteidiger damit abzulenken und selbst aus der Gegenrichtung anzugreifen. Die Schlacht beginnt. Unterdessen ist das Trio um Anna, die Ärztin vom CDC, geradeso einer Falle des abtrünnigen Regierungsagenten Sawyer entgangen und hat sich in den nächstgelegenen Ort geflüchtet. Dort treffen sie auf drei weitere Überlebenden, die sich ihnen nach dem Austausch von Informationen anschließen und sogar einen Laster als Transportmittel zur Verfügung stellen können. Sawyer hetzt seine Leute hinter ihnen her und ein Voraustrupp tötet die Journalistin Julie, bevor Mason ihnen den Garaus machen kann. Als dritte Gruppe ist die Besatzung des Zerstörers Ramage auf dem Weg nach Omaha. Diese hatte sich, nachdem sie Sherman und seine Leute an Land gebracht hatten, wieder aufs Meer zurückgezogen und gehofft, dort die Seuche aussitzen zu können. doch irgendwann gingen Treibstoff und Proviant zur Neige und man musste das Schiff aufgeben. Da sich ihnen sonst kein Ziel anbietet, bewegen auch sie sich gen Osten. Unterwegs treffen sie auf Stiles, der vor Wochen bei einem Ablenkungsmanöver von seinen Leuten getrennt wurde.

Der Schreiber der Inhaltsangabe auf Seite zwei scheint sich nicht sonderlich gemüht zu haben. Nicht nur, dass der Text so neutral ist, dass er auf etliche andere Bücher zutreffen könnte, hat er auch die Bezeichnung Billion direkt aus dem Amerikanischen übernommen und der Seuche Billionen Menschen zum Opfer fallen lassen - wohl sein Beitrag zur Überbevölkerung und die gewohnte "Sorgfalt" der Großverlage. Zum Buch: Es gibt Military-SF und von Z.A.Recht Military-Zombie-Horror. Die Geschichte setzt direkt an das Ende von "Die Jahre der Toten" an, aber die Infizierten werden zugunsten der reinen Action etwas in den Hintergrund gedrängt. sie haben zwar weiterhin ihre Rolle wie in dem fiesen Plan der Gangster, aber das Augemnerk von Recht ist hauptsächlich auf Kampfeinsätze gerichtet. Die Protagonisten bekommen kaum Ruhepausen vergönnt, die Szenerie wechselt voin einem Kampfgetümmel zum anderen. Langeweile kommt also schon mal nicht auf. Die Figurenzeichnung und auch diverse Handlungsebenen sind hinlänglich aus anderen Werken oder Filmen bekannt, erfüllen diverse Klischees, wie die gefeierten Retter der Stadt oder die Opferbereitschft einzelner Soldaten. Fesselnde, spannende und flüssige Lektüre ohne explizite oder ausufernde Gewaltdarstellungen mit Hauptaugenmerk auf Action und die Auseinandersetzungen der verschiedenen Parteien. Es wird noch das Buch "Der Fluch der Toten" im nächsten Jahr erscheinen, das aufgrund des Todes von Z.A. Recht von einem anderen (Ghost-) Autor verfasst wurde. 440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: MMeXX am 18 Dezember 2012, 17:52:02
Zitat von: Jerry Garcia am 18 Dezember 2012, 17:03:59Es wird noch das Buch "Der Fluch der Toten" im nächsten Jahr erscheinen, das aufgrund des Todes von Z.A. Recht von einem anderen (Ghost-) Autor verfasst wurde.
Das Buch wurde von Thom Brannan beendet, Recht hat aber mindestens einen Entwurf verfasst, wenn ich mich nicht völlig täusche.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Dezember 2012, 20:07:44
Danke für die Info.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Dezember 2012, 20:16:46
(http://2.bp.blogspot.com/-TMr4TMfr2x0/UNBFhiu6QsI/AAAAAAAAFOI/NWa1va416Vk/s320/bourne.jpg)

Eric van Lustbader/Robert Ludlum (Charakter). Eine mächtige internationale Organisation schickt sich an, der amerikanischen Wirtschaft einen vernichtenden Schlag zu versetzen. Doch zuvor muss der Mann beseitigt werden, der ihr als Einziger gefährlich werden kann: Jason Bourne. ausgerechnet Bournes russischer Freund Boris Karpow wird auf den amerikanischen Top-Agenten angesetzt. Findet Karpow einen Weg aus der tödlichen Zwickmühle?

Erneut geplagt durch in seinen Träumen auftauchende Erinnerungsfetzen an eine Auftrag in Stockholm zu seiner Zeit vor dem Sturz ins Meer (Erstes Bourne-Buch von Robert Ludlum), erwacht Bourne in seinem Zimmer in Phuket, Thailand. Er macht sich bereit, zu einer Unterstützungsaktion für seine Freundin Mara nach Kolumbien aufzubrechen, wo er einen Mann treffen soll, der mehr über die Vorgänge weiß, die US-Wirtschaft zu destabilisieren. Es ist der zweite Versuch einer Gruppe, nachdem Bourne ihnen den letzten Plan mit den Goldreserven vermasselt hat. Doch als er sich am Strand etwas erfrischen will, wird er von vier Figuren attackiert, die er aber auslöschen kann. Wie von ihm erwartet, wird der Auftrag nicht gerade einfach. In Kolumbien wird er schnell vom Drogenboss Correlos festgesetzt, der ihn zu beseitigen gedenkt, doch von Jalal Essai aufgehalten wird. Essai hat sich von der Gruppe namens Severus Domna losgesagt und will sich nicht nur vor deren Rache in Sicherheit bringen, sondern seinerseits gegen sie vorgehen. Bourne soll zu diesem Zweck einen Mann mit Namen Vegas aus den Bergen rausholen und nach Spanien zu Don Fernando bringen, ebenfalls Gegner der Severus Domna. Der Trip wird gefährlich und schon bald wird er von Militär und Rebellen der FARC gejagt. Er kann sich seiner Verfolger entledigen, findet Vegas und dessen Frau, aber sie werden von zwei Helis attackiert, die die beiden Männer aber mt Raketen vom Himmel holen können und sich dann mit Rosie auf den Weg nach Europa begeben, ausgestattet mit verändertem Aussehen und falschen Pässen. Severus Domna ist natürlich nicht untätig und unternimmt den nächsten Versuch, die USA in die Knie zu zwingen. Die Organisation, die nicht nur weltweit verzweigt ist, sondern auch aus Mitgliedern aus Ost, West und Muslimen besteht, hat China dazu gebracht, ihre Finanzkraft auf den Erwerb von Firmen und Gebieten zu konzentrieren, in denen man die äußerst wertvollen seltenen Erden findet, die man unter anderem zur Herstellung von Mikrochips usw. braucht. Als man fast alle Förderstellen unter Kontrolle hat, schneidet man die USA von der Quelle ab. Vorbei wäre es mit PC oder gar der ultramodernen Bewaffnung der Amerikaner. Natürlich muss zu dem Zweck auch der Weg bereitet werden, was das Todesurteil für diverse Geschäftsleute und Politiker in den USA ist. Und der äußerst lästige Jason Bourne soll von seinem alten Freund Boris Karpow erledigt werden. Karpow ist in der Hand eines russischen Geheimdienstführers, der nicht unerwartet auch für Severus Domna arbeitet. Also wird Karpow auf die Reise geschickt, Bourne zu eliminieren.

Eric van Lustbader hat die Bourne-Reihe von Robert Ludlum mit wechselnder Qualität weitergeführt. Besonders anfangs hat er im Vergleich zum Meister eher schlecht abgeschnitten, sich dann aber angepasst und nach und nach dessen Talent für verzwickte Agentenromane mit Action garniert auf sich selbst übertragen. so bietet auch "Der Bourne-Befehl" einige Spannungselemente, viele Parteien und etliche zwielichtige Gestalten, deren Motivation oder Loyalität nicht sofort zu erkennen ist. Neben einigen Klischees in der Beschreibung der verschiedenen Länder, durch die die wilde Hatz geht, wird wenig auf die Geschehnisse vergangener Einsätze eingegangen, obwohl dies für einen neuen Leser durchaus vonnöten wäre. Immer wieder tauchen Personen oder Verweise auf zurückliegende Ereignisse auf, die mit der derzeitigen Handlung in Verbindung stehen. Ansonsten ist das Buch zwar kurzweilig und actionreich, aber auch verzwickt zu lesen, da man ständig von einem Ort zum anderen springt, massenweise Figuren die Handlung bestimmen und man nie weiß, wer mit wem nun mauschelt (Lezteres ist natürlich gut für die Spannung). Manche der Actionszenen erinnern zumindest von der Idee her an Matthew Reilly, aber bei van Lustbader fehlt der Schwung, sie auch in dessen Art umszusetzen. Einen weiteren Teil des Interesses zieht sicher die Frage, ob die beiden Freunde nun aneinandergeraten, auf sich. Doch bis es dazu kommt (oder eben nicht) dauert seine Zeit. Mehrfach wird natürlich auch das Thema der Identitäten diskutiert, seinen sie nun echt, falsch, krankhaft oder eingebildet, jedoch meist nur kurz angerissen, um der Action wieder den Vorrang zu geben. Sieht man von den genannten Nachlässigkeiten und der Tatsache, dass sich das Thema Bourne und seine Suche nach der Vergangenheit langsam erschöpft und schon irgendwie abgedroschen wirkt, ab, ist "Der Bourne-Befehl" ein unterhaltsamer, spannender und temporeicher Spionagethriller mit hohem Body Count und einem echt explosiven Finale. Gut, aber auch mehr nicht. 560 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Dezember 2012, 18:10:06
(http://2.bp.blogspot.com/-1ZKlz32Dopg/UNfk6QXc1RI/AAAAAAAAFf0/oF11d3Cuhuw/s320/zumsterben_schoen.jpg)

Wayne Simmons. Ein Sonntagmorgen im Frühling: Gerade will Star ihren ersten Kunden tätowieren, als die Welt plötzlich in eine üble Schieflage gerät. Belfasts verkaterte Nachteulen fallen in einen noch tieferen Schlaf als gewöhnlich und Sekundentode verursachen ein heilloses Verkehrschaos, Brände und Flugzeugabstürze. In den Nachwehen des Chaos begibt sich eine Gruppe Überlebender auf Sinnsuche durch die postapokalyptische Stadt. Der alternde Radiomoderator Sean Magee findet sein Heil zusammen mit dem Jungfrauenkiller Barry Rogan in einer Hotelbar. Die ehemalige IRA-Aktivistin Mairead Burns und Soldat Roy Beggs verbünden sich zwangsläufig, Ordnung in eine Kommune zu bringen, während andernorts ein geheimnisvoller Prediger verstörte Überlebende aus den Schatten lockt, indem er ihnen Erlösung verspricht.

In der Folgezeit versuchen Tim und Caz, die ein Eisenbahnunglück überlebt haben, der recht trinkfreudige alternde DJ mit dem guten Musikgeschmack Sean, der zum Alki mutierte emeritierte Professor Herb und die Tätowoererin Star jeder auf seine jeweils ureigene Art mit der plötzlichen Katastrophe umzugehen. Barry, Student, Trunkenbold und aufreißer, wacht neben einer Leiche in seinem Bett auf und spannt erst gar nicht, was los ist. Roy ist in seinem Land-Rover unterwegs, im Gepäck die IRA-Aktivistin Mairead, die er unterwegs aufgelesen hat, Waffen und Proviant und am Heck einen kleinen Konvoi, dessen Anführer er ungewollt geworden ist. Die Leute hoffen auf die Hilfe der Army. Alle versuchen sie, einen sicheren Ort zu erreichen, Unterstützung, andere Menschen, Hilfe. Die Gruppe um Roy nistet sich in einer Schule ein und wo Menschen verschiedener Herkunft oder Glaubensrichtungen in einer Krisensituation zusammentreffen, gibt es auch Reibereien. Sean trifft indes auf Barry und die beiden Schluckspechte picheln sich erst einmal den Frust weg, bevor sie weiterziehen. Tim, Caz und Star richten sich im Busbahnhof ein und kommen einigermaßen zurecht, warten ab, was als nächstes passiert. Der halbblinde Prediger macht sich auf, verlorene Seelen zu sammeln. Die Kommune schafft es, einen Angriff von Marodeuren abzuwehren, bei dem sich Mairead und Roy trotz aller Unterschiede fast schon perfekt ergänzen. Leider kommt es danach ob gewisser Härten und Führungsansprüche von Roy zum Bruch und Mairead nimmt die kleine Clare und verschwindet von dort, verfolgt von ihrem ehemaligen Mitstreiter. In Belfast treffen sie auf die Gruppe um Star und es kommt zum Kampf. Auch die Kommune muss um ihr Bestehen fürchten - die Toten stehen wieder auf. Gleiches bekommen auch der Prediger und der Rest von Belfast zu spüren.

Die Iren und ihre Musik. Schon nach wenigen Seiten werden wie bei Bruen auch hier Thin Lizzy mit ihrem Song "Whiskey in the Jar" erwähnt. Irisches Kulturgut eben. Leider wird dieses Kulturgut nach den ersten Wehen der neuen Katastrophe nur geringen Wert haben und die Menschen kämpfen ums Überleben. Die eine oder andere Szene - Star vor ihrem Studio - erinnert tatsächlich ganz kurz an "Der Omega-Mann" mit Charlton Heston. Allein und einsam in einer verheerten Stadt. Doch dann finden sich die anderen Überlebenden nach und nach zusammen und Simmons lässt sie einen anderen Weg gehen. Er nimmt sich viel Zeit, die Personen zu charakterisieren, ihre Schwächen, Stärken und Probleme vorzustellen und so manch einer hat ein mehr oder weniger großes Geheimnis zu verbergen, das sich aber im Laufe der Zeit dann unter Stress doch offenbart. Lange ist das Buch auf die Figuren konzentriert, nur hin und wieder werden in der ersten Hälfte kleine Actionsprenkel eingeflochten oder auch die äußerst tragischen und bedauernswerten Schicksale eines Kranken, der im Ganzkörpergips auf ständige Betreuung angewiesen ist und elendig zugrunde geht oder die tapfere Flugbegleiterin, die in der Maschine als einzige Person überlebt hat und nun ausharrt, bis dem Flieger der Sprit ausgeht und sie in den Boden rammt. Kleine, traurige Schicksale im großen Chaos. Passend zum ganzen Szenario hatte der DJ Sean noch den Song "Don't fear the Reaper" von Blue Öyster Cult gespielt, ein Song der in solchen Situationen gerne als Referenz hergenommen wird und eh als zeitloser Klassiker gilt. Simmons hat sich auch wie bereits bei seinem gelungenen "Grippe" auch hier den Irland-Konflikt, Rassenthematik und eben die Religion auf die Fahnen geschrieben. Das gehört zu Irland wie Musik und Suff. Doch ebendas und Machtgier sind auch schuld am Zerbrechen der Kommune, gute Menschen werden zu Tyrannen, gar Mördern. Der Wandel vollzieht sich meist schleichend und die zuvor erwähnten Geheimnisse und Charakterschwächen treten offen zutage. Und als wäre dies nicht genug, taucht im letzten Drittel des Buches die eigentliche Katastrophe auf. Ab jetzt wird es blutig, Eingeweide werden herausgerissen, Körperteile verspeist und die wenigen Überlebenden müssen wieder kämpfen. Nach dem intensiven Blick ins irische Seelenleben ist die Kacke jetzt am Dampfen und da das Buch eine Fortsetzung erfahren wird, können wir Leser uns schon freuen, denn da dürfte es dann wirklich rund gehen. Und die Idee mit diesen ungewöhnlichen und wahrlich neuen Zombies hat was für sich, ist schlicht genial und hat mich trotz aller Tragik und brutaler Gewalt bei einem bestimmten Gedanken tatsächlich noch zum Schmunzeln gebracht. Einen kleinen Lapsus hat sich der Verlag geleistet, in dem er an das fünfte Kapitel das vierte noch einmal drangehängt hat. Kleiner Fehldruck, der aber zu verschmerzen ist und die Freude auf die kommende Fortsetzung ganz sicher nicht trübt. Jetzt heißt es nur geduldig warten. 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Dezember 2012, 18:11:40
(http://3.bp.blogspot.com/-tWJHzccPgOc/UNXS9UV2XaI/AAAAAAAAFZw/rrrK1sllOag/s1600/irgendwann_gibt_jeder_auf-9783423214193.jpg)

Richard Stark. In Palm Beach, Stadt der Superreichen und der Polizisten, will Parker im Alleingang einer Bande ehemaliger Kumpel das Geschäft vermasseln. Eine Frau, die ihm auf die Schliche kommt, verdirbt ihm seinen nahezu perfekten Plan. Und am Ende muss er einen Kampf an drei Fronten führen.

Der Bankraub, zu dem Parker über einen Mittelsmann hinzugezogen wurde, klappt perfekt. Enttäuschend ist aber für den Gerechtigkeitsfanatiker unter seinen Milieuumständen, dass die drei Kumpane die gesamte Beute in die Finanzierung ihres nächsten Coups investieren wollen - also auch Parkers Anteil. Das Angebot,an dem Raubzug teilzunehmen, lehnt er ab und die Typen lassen ihn mit zweitausend Dollar und dem Versprechen, dass der Rest als Darlehen gilt und nach dem Raub verzinst zurückgezahlt wird, allein zurück. Parker bleibt ruhig, lässt sich nicht anmerken und denkt dabei dennoch nur an Rache. Er weiß, wann und wo der Coup stattfinden soll und beginnt mit den Vorbereitungen für seine Aktion. Erst besorgt er sich recht unkonventionell neue Waffen, dann zieht er durchs Land, um sich bei fünf unterschiedlichen kriminellen Aktivitäten die Finanzierung zu sichern. Dass er mittlerweile weitaus mehr Geld eingenommen hat, als er durch die Spacken verlor, ist fiür ihn dabei völlig irrelevant. Der Betrug geht ihm einfach gegen den Strich, gegen seinen Sinn für Ehre unter Ganoven. Es gab klare Absprachen und die sind einzuhalten. Bei dem Versuch, sich frische Papiere zu besorgen, geht etwas schief. Parker ist nicht der einzige Kunde des Experten und als er seine neue Identität abholen will, sind da schon drei Killer, die den Experten und alle Kunden, die an dem Tag bei diesem vorstellig waren, aus dem Weg schaffen wollen. Parker überwältigt die Typen und lässt sie dann vom Experten erschießen. Der verzieht sich nach getaner Arbeit und Parker geht seinen Plan an. In Palm Beach tritt er als dümmlich-reicher Öl-Texaner auf, der weder selbstständig genug ist, den Aufzug zu finden, noch weiß, wohin mit seinem vielen Geld. Er wendet sich an eine Maklerin, um mit ihrer Hilfe, das Haus zu finden, in dem sich seine Ex-Kollegen eingenistet haben, um dort ihren großen Auftritt vorzubereiten. Leider ist die Frau nicht so naiv, wie von ihm vermutet und seine Tarnung weist ein Lücke auf, die sie auch noch entdeckt. Sie will an dem Reibach teilhaben. Da sie sich durchaus als nützlich erweisen kann und ihn auch  nicht sonderlich mit dauerhaftem Gequassel nervt, stimmt Parker zu. Womit er auch nicht gerechnet hat, ist die Tatsache, dass die Vorkommnisse bei der Beschaffung seiner Papiere nicht vergessen wurden. Der Auftraggeber der nun toten Handlanger, hat zwei weitere auf den Weg geschickt und die schaffen es Parker zu überraschen und zu schnappen. In den Everglades gedenken sie ihn zu beseitigen, doch da kommt eine Gruppe Heimatverteidigung trainierender Möchtegern-Arier vorbei und rettet ihm das Leben, das seine Häscher so blöd sind, eine Schießerei zu starten. Parker wird schwer verletzt und muss ins Krankenhaus, wo er zu allem Überfluss jetzt auch noch im Fokus der Cops ist. Trotz aller Schwäche verduftet er mithilfe der Maklerin Lesley aus dem Sanatorium und nistet sich in dem Haus ein, das die Verbrecher, die er sucht, angemietet haben. Die sind gerade unterwegs, ihren Zug zu machen und räumen gründlich aus. Zurück in ihrem Domizil, wartet dort Parker schon auf sie, ABER....

Cool, clever, wortkarg, souverän. So lässt Richard Stark seinen Protagonisten auch in "Irgendwann gibt jeder auf" agieren. Akribisch ausgetüftelte Verbrechen, möglichst ohne Todesopfer, in kurzen, trockenen Worten skizziert, beweisen Starks Gespühr für Sprache und Aufbau einer Story. Sein Parker bleibt als eigentlich eiskalter Verbrecher zwar fair, ist aber umso rigoroser im Umgang mit Hindernissen und Leuten, die ihn hintergehen. Ein vollkommen amoralischer Typ, dem eigentlich keine Sympathien entgegengebracht werden sollten. Die Gestaltung der Figuren, Handlung und Dialoge ist so sparsam, dass weder bekannte Klischees noch irgendwelche nervigen Familiendramen oder andere vom Plot ablenkende Szenarien den Fluß der Geschichte, die zumindest einen großen Zufall beherbergt, verlangsamen können. Man liest sich da mit echtem Zug durch. Da wurde wirklich eine große Portion an Brüchen und Action zwischen die beiden Buchdeckel gepackt - schnörkellos, trocken und hin und wieder sogar etwas unterkühlter Humor. Sollte auf den Leser Parkers Welt kalt wirken, soll er sich doch mal die der Palm Beach-Reichen anschauen. Wer nicht zu ihrer "Herde" alten, ererbten Geldes gehört, das zumeist auch nicht unbedingt aus reelen Geschäften stammt, gehört für die zum Pöbel. Dazu zählen auch solche, die sich ihre Millionen oder Milliarden erarbeitet haben, vielleicht sogar ehrlich sind. Für die sind alle anderen nur Pack, sodass sich kaum einer wirklich was drausmachen dürfte, wenn die mal was von  ihrem Vermögen, das die für selbstverständlich halten und sich damit Gesetze, Polizei und Macht kaufen, auf die eine oder andere Art verlieren. Kompromisslos, mit Wendungen versehen und auf hohem Niveau - Richard Stark braucht nicht viele Worte, um eine Geschichte temporeich und außerordentlich spannend zu erzählen. Klare Leseempfehlung. Und da dieses Buch als Vorlage für den Film"Parker" diente, der am 7.2.13 bei und mit Jason Statham und Michael Chiklis in den Kinos starten soll, freu ich mich drauf. Sollte man sich mehr nach dem Buch von Stark denn nach einem Drehbuchverwursterwichtel gerichtet haben, wird das ein feines Kinoerlebnis. 300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Dezember 2012, 18:14:06
(http://4.bp.blogspot.com/-EMi18vYB_Rs/UNsyo_I_7kI/AAAAAAAAFqM/Wwo5sWhBfec/s320/martin-kay-misty-hazard.jpg)

Nur ein Vorgeschmack und Hinweis, besonders für die Actiongilde:

Über Martin Kay und sein Buch "Kalte Spuren" hab ich mich hier in einem Review ja schon deutlich begeistert gezeigt und nun steht also bald (März/April beim Atlantis-Verlag)  eine Fortsetzung ins Haus. Wer auf satte Action steht, mit der man auf dem Buchmarkt ja nun wirklich nicht verwöhnt wird, wer den neuen Reilly nicht abwarten kann, dem kann ich Martin Kay und seine Romane (okay, bei "Geheimcode Misty Hazard" ist es derzeit noch Hoffnung statt wissen) empfehlen. Ich kann mir nicht helfen, aber bei der Inhaltsangabe musste ich an die starken frühen Romane von Jon Land denken (wieder ein Qualitätszeichen für mich), der ja auch wusste, wie man actionreich unterhält. Ich kann jedenfalls das Erscheinen kaum abwarten und nur vermelden, dass ein dritter Roman um Eileen Hannigan bereits in Arbeit ist. gebt dem Autor und seinen Actionstories die entsprechende Aufmerksamkeit und Absatzzahlen, damit er uns auch weiter blendend unterhält. Und ja, das ist mit einer starken Portion Egoismus unterlegt, da nur gute Verkaufszahlen auch weitere Bücher nach sich ziehen - und ich würde gerne noch viel mehr davon lesen.

http://kaylog.wordpress.com/2012/12/19/nach-dem-sauerstoffzelt-cover-fur-eileen-hannigan-freigegeben/ (http://kaylog.wordpress.com/2012/12/19/nach-dem-sauerstoffzelt-cover-fur-eileen-hannigan-freigegeben/)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Januar 2013, 12:35:58
(http://2.bp.blogspot.com/-bRVqdYI5X8g/UNso_8ln8LI/AAAAAAAAFnE/s604ifkHKwA/s320/6stunden.jpg)

Allen Guthrie. Edinburgh, abends um halb elf: Fraser Savage kommt nach einem feucht-fröhlichen Kneipenabend mit seiner neuen Flamme nach Hause, um noch etwas Spaß zu haben, als ihm der Anblick einer Leiche einen Strich durch die Rechnung macht. Es handelt sich um seinen Onkel Phil, dessen Kopf säuberlich abgetrennt wurde. Und dies ist erst der Auftakt zu einer blutigen Nacht.

Eigentlich ist der Auftakt dieser Nacht ein ganz anderer. Tommy Savage, seines Zeichens Verbrecher, Daddy des ebenfalls milieugeschädigten Fraser und des jungen Jordan und eher gewaltfreier Ganove, erhält am Abend einen Anruf, in dem ein Fremder namens Smith 50.000 von ihm fordert. Er müsse dafür bezahlen. Tommy weiß nicht, wofür er zahlen soll. Als der Anrufer nicht nachgibt, verabredet Toimmy sich mit dem in einem Restaurant, das der Erpresser maskiert betritt, sich aber wenig um die Blicke der anderen Gäste schert. Er zeigt Tommy die Aufnahme eines Mannes und geht wieder. Später sieht Savage den Mann in den Nachrichten wieder. Er wurde ermordet. Er lenkt ein und will zahlen. Man vereinbart einen Treffpunkt, an dem aber Tommys Bruder Phil warten soll, um den Kerl zu fassen. Der kommt aber nicht selbst, sondern schickt einen Mittelsmann - Grant. Den wollen die Savages nun befragen, doch Grant versucht abzuhauen und kommt dabei um. Jetzt nimmt die Geeschichte an Fahrt auf und zudem wird in Rückblenden erzählt, wer der Erpresser ist und was es mit der Zahlung auf sich hat.

Allen Guthrie ist jetzt nicht der große Erzähler vor dem Herrn. Gegenüber Leuten wie z.b. Richard Stark / Donald E. Westlake verblasst er, geht regelrecht in der Masse unter. Diese vermeintliche Schwäche macht er mit einigen recht brutalen Szenen und dem zelebrieren einer Opferzerstückelung zwar wieder einigermaßen wett, aber sein Versuch, das Ganze auch noch mit Humor zu würzen, misslingt dann wieder kläglich. Manchmal wirkt es wie bei Tarantino ausgeliehen und es wirkt sich auch vorteilhaft aus, dass dessen Geschwätzigkeit nicht als Vorbild genommen wurde, doch insgesamt macht Guthrie aus seinen durchaus guten Ideen und auch dem Aufblitzen des schwarzen Humors zu wenig. Alles bleibt irgendwie im Ansatz stecken, kommt nicht wirklich voran. Dem Leser fordert er ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit ab, wenn er nach und nach in den Rückblenden, die verschiedenen Figuren und Handlungsebenen zusammenführt, bis man sich einen Reim drauf machen kann, was da vor sich geht. Leider reicht auch das nicht aus, eine guten Reißer zu veröffentlichen. Über ein "kann man mal lesen" kommt er nicht hinaus. Und trotz der lobenden Worte des veröffentlichenden Verlages, muss man sich den nicht zulegen, denn es gibt - wie erwähnt - einige bessere Autoren, die sich die Aufmerksamkeit eher verdient haben. Ca. 330 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Januar 2013, 12:38:35
(http://4.bp.blogspot.com/-fh0nfETF6VQ/UN8cklvvlFI/AAAAAAAAFwM/Tmca5SsKVBI/s320/flesh_gothic.jpg)

Edward Lee. Das Luxusanwesen von Reginald Hildreth in Florida war berüchtigt. Die schlimmsten Orgien sexueller Tortur sollten darin stattfinden. Und tatsächlich: Als die Beschwörung des Dämons Belarius misslingt, bleiben von den 26 Gästen nur Fleischfetzen zurück - und der Hausherr ist spurlos verschwunden. Seine Frau kann das alles nicht glauben. Deshalb heuert sie eine Gruppe übersinnlich begabter Menschen an, die die Vorfälle untersuchen sollen. Doch das finstere Labyrinth der 66 Zimmer wird von gefährlichen Kreaturen heimgesucht. Ereignete sich doch kein "magischer Unfall", sondern hat Hildreth erreicht, was er beabsichtigte? Wurde ein Tor zur Hölle geöffnet?

Viveca Hildreth engagiert für gute Gage fünf Leute, die etwas über das Verschwinden ihres Mannes Reginald aus der gemeinsamen Villa herausfinden sollen. Außer dem Ex-Reporter und jetzigen Schriftsteller Westmore haben alle eine übersinnliche Gabe aufzuweisen. Sie quartieren sich mit der Asstentin von Viveca und dem Sicherheitsmann Mack in der Villa ein. Man schaut sich das düstere gebäude, das für private Pornodrehts genutzt wurde, gemeinsam an, findet eine umfangreiche Pornosammlung, die sich der Reporter dann zwecks Aufzeichnungen für die Auftraggeberin zu Gemüte führt. Die Anderen machen sich an ihre jeweilige Arbeit, ihre Begabungen dabei nutzend. Bald geschehen die ersten merkwürdigen Dinge, die darauf hinweisen, dass hier wirklich etwas Unheimliches im Gange ist. Je länger die Gruppe in dem Haus verweilt, umso rätselhafter werden die Fundstücke, aber umso gefährlicher auch die Begegnungen  mit dem Unbekannten. Geisterhafte Erscheinungen machen die Teilnehmer neugierig, verbreiten aber auch immer mehr Angst. Als dann auch noch ein Privatdetektiv samt Begleiterin auf den Plan tritt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass in dem Haus zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Tag etwas Schreckliches passieren wird, das sicher nicht alle Beteiligten überleben werden.

Eigentlich geht es in "Flesh Gothic" fast nur um Sex in jeglicher Form und um grauenhafte Visionen, die über die Protagonisten hereinbrechen. Nach Vorstellung der Figuren und dem Einzug in die Villa vergeht einige Zeit mit Erläuterungen, die die Geschichte auch öfter mal ziemlich ausbremsen und mit diversen Konflikten unter den Beteiligten, deren Hintergrund sich erst später aufklären wird. Über allem schwebt die sexuelle Spannung, die das Haus verbreitet und die vom verschollenen Hausherrn auch auf seine perversen Videos gebannt wurde. Eine gewisses Thrillelement beherbergt die Suche nach dem Besitzer und dem eruieren der geheimnisvollen Vorgänge und Visionen, die bald alle befallen. Der Ton ist rüde, der Sex ist derb und die eine oder andere Stelle auch recht brutal, aber kein Vergleich mit "Bighead". Lee greift hier nicht auf die simple Aneinanderreihung von Metzel- und Vergewaltigungsszenen zurück, sondern will auch eine Geschichte erzählen, legt es aber ach wieder drauf an, mit seinen expliziten Darstellungen von Sex und Gewalt zu provozieren, zu schocken, Grenzen des Erträglichen zu überschreiten. Meinen Geschmack hat er diesmal nicht so richtig getroffen, das Geisterzeug ist einfach nicht meins. Aber wer sich einen Roman von Edward Lee greift, weiß nicht nur, was ihn erwartet - er weiß auch, was er sich da ausgewählt hat: Harten Tobak!!  Wohl auch ein Grund, warum diverse Vertreter des Buchhandels Veröffentlichungen aus dem Festa-Verlag nicht in ihr Sortiment nehmen wollen. 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Januar 2013, 16:40:04
(http://1.bp.blogspot.com/-nj-D6PEqeb8/UPWaGWnq5dI/AAAAAAAAGHo/i1sBMxj-Xwg/s1600/Das_Labyrinth_der_Zeit.jpg)

Patrick Lee. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat gerade eine Fernsehrede gehalten, da löscht vor den Augen der Welt ein Raketenangriff das Weiße Haus aus. Kurz danach überleben Travis Chase und Paige Campbell nur knapp ein Bombardement auf ihre Forschungsstation tief unter der Erde von Wyoming. Was steckt hinter diesen Angriffen? Ein jahrzehntealtes Geheimprojekt? Travis sieht nur einen Weg zur Lösung des Rätsels: Den Weg zurück in der Zeit. In seine frühere Existenz in Gestalt eines Kindes macht er sich auf eine Reise quer durch die USA, um den Mächten der Zerstörung zuvorzukommen.

Nach dem Attentat auf den Präsidenten wird an der Abschussstelle eines innerörtlichen Raketensilos aus dem Kalten Krieg eine Botschaft gefunden: Siehe Skalar. Die Nachricht erreicht das Team um Travis und Paige, die herausfinden, dass es sich dabei um eine alte Sache des Portals aus dem Jahr 1978 handelt. Nur eine der damals beteiligten Personen lebt noch. Als sie diese aufsuchen, geraten sie in einen Hinterhalt, dem sie aber entkommen können. Mit den neuen Informationen ausgerüstet, entschließt sich Travis zur Reise in die Vergangenheit in seinen eigenen Körper als Zehnjähriger. Die Suche nach einem Notizbuch mit Aufzeichnungen gestaltet sich als recht schwierig, wenn man nur in der Gestalt eines zehnjährigen Bengels rumlaufen kann. So kommt Travis nur mit fragmentarischen Ergenissen in seine ursprüngliche Zeit und Körper zurück. Kaum ist er wieder an Ort und Stelle, wird das unterirdische Labor von einem B-52-Bomber mit einem Bunkerbrecher fast völlig zerlegt, sodass nur Travis, Paige und elf weitere Mitarbeiter den Angriff überleben. Die beiden trennen sich zusammen mit Bethany von der Gruppe, um in einem Ort namens Rum Lake weitere Ermittlungen anzustellen, weil sie vermuten, dass dort der Ausgangspunkt nicht nur der Verschwörung sondern des gesamten Projekts liegt. Sie finden unterirdische Gewölbe vor, werden aber auch schon von einem großen Trupp Soldaten erwartet. Dennoch gelingt es ihnen einzudringen, aber ihre dringdsten Fragen sind noch nicht beantwortet, die Bedrohung der Welt noch nicht vorbei.

Der abschließende Teil der Trilogie ist vollgepackt mit Actionelementen, einer zwar kurzen, aber die Stephen King-Farce jederzeit übertreffenden Zeitreise, außergeöhnlichen Ideen, fremder Technologie, überraschenden und verwirrenden Begebenheiten und menschlicher Gier und Niedertracht. Auch wenn manches an den Haaren herbeigezogen scheint und es schon fast Bedingung ist, vor "Das Labyrinth der Zeit" auch "Die Pforte" und "Dystopia" allein des Verständnisses wegen zu lesen, ist das bisher letzte Buch von Patrick Lee ein äußerst unterhaltsamer Page Turner im Hollywood-Blockbuster-Stil. Eingebettet in die rasante Story werden alle bisherigen Fragen beantwortet und der Leser wird mit Unterstützung etlicher Cliffhanger von Seite zu Seite gejagt, bis die spannende Hatz letztendlich ihr positives Ende findet. Nette, richtig heimelige Momente wie bei der Zeitreise wechseln sich mit explosiver Action und stellenweise eiskalter Gewalt ab, die ihren Ursprung durchaus auch in den Entitäten hat, die aus dem Portal kommen, aber ebenso von den nach Weltmacht gierenden Schurken ausgeht. Ein weiterer starker Roman, Mr. Patrick Lee. We want more. ca. 450 Seiten.

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 Januar 2013, 14:52:58
(http://1.bp.blogspot.com/-kZfV3m3NsEg/UQLBtXS5EtI/AAAAAAAAGcQ/B3U6WB-Oges/s320/kernick+ultimatum.jpg)

Simon Kernick. London. Ein ganz gewöhnlicher Tag, geschäftiges Treiben. Plötzlich zerreißen Detonationen die Luft, Panik bricht aus. Eine Bande Schwerbewaffneter stürmt das Luxushotel Stanhope. Sie stellen der Regierung ein Ultimatum: Fünf Stunden, um ihre Forderungen zu erfüllen - dann wird die erste Geisel sterben. Sonderkommissarin Arley Dale übernimmt die Einsatzleitung. Sie weiß: Auch ihre Kinder befinden sich in der Gewalt der Verbrecher. Für Dale beginnt ein Albtraum - und der Countdown läuft.

Der Einstieg in die Handlung ist die Entführung zweier Kinder, bei der das Au-Pair-Mädchen und der Vater dran glauben müssen. Sieben Stunden später geht erst in einem Transporter unter einem Kaufhaus und dann auf dem Bahnhof in einem eingefahrenen Zug jeweils eine Bombe hoch. Während sich vor dem Bahnhof die Flüchtenden versammeln, sprengt sich ein Selbstmordattentäter mitten unter ihnen in die Luft. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Sanitätern rasen an die Einsatzorte.Diesen Zeitpunkt nutzt eine radikale Gruppe zur Besetzung des Hotels, in dem zuvor eingeschleuste Komplizen schon Vorarbeit geleistet haben. Nachdem einige widerspenstige Gäste getötet wurden, gehen die Täter weiter nach Plan vor. Sie stellen ihre Forderungen an die Polizei und Regierung und beginnen nun nach und nach auch die Gäste aus den Zimmern in der Lobby zu versammeln. Darunter auch Martin, der sich eigentlich nur eingemietet hatte, um in einem der Zimmer Selbstmord zu begehen. Scope, der hier war, um den Tod seiner Tochter an einem Drogendealer und dessen Leibwächtern erfolgreich zu rächen, entgeht ihnen dabei genauso wie diverse Leute und Mitarbeiter in den oberen Stockwerken des Hotels. Während draußen unter den Polizeikräften und in der Regierung die Hektik ausbricht, weil auch ein hochrangiger MI6-Mann unter den Gästen ist, macht Arley Dale ihren Zug zur Befreiung ihrer Kinder. Sie ruft Tina Boyd an, die nach den Ereignissen in "Erlöst mich" gefeuert wurde und nun als einzige zur Verfügung steht. Die Regierung übergibt die Leitung nun an das SAS, das sich auf einen Angriff vorbereitet, doch Arley Dale wird erpresst, deren Taktik an die Geiselnehmer zu verraten. Im Hotel beginnen die ersten Gäste mit Widerstand, die Erpresser unter sich trauen sich nicht mehr, die Motive der einzelnen Gangster scheinen sich doch gewaltig voneinander zu unterscheiden. Die Atmosphäre wird immer explosiver.

Simon Kernick setzt in "Das Ultimatum" voll auf Rasanz und atemlose Spannung. Lange hält er sich nicht mit der Charakterisierung seiner Figuren oder der Protagonisten auf. Zu jedem ein paar kurze Anmerkungen hinsichtlich Vergangenheit oder Motivation und das war es auch schon. Auch die Verbrecher werden nicht sonderlich auführlich skizziert, dafür wird der Leser aber mit immer neuen Hinweisen gefüttert, wer hier gerade wirklich mit wem kungelt oder worum es den einzelnen Gangstern gehen könnte. Alles bleibt irgendwie diffus und hält auch für die Komplizen durchaus Überraschungen bereit. So hat er einen packenden, schnellen Thriller geschaffen, der bestens unterhält und den man so schnell nicht aus der Hand zu legen gedenkt, da er über keine wesentlichen Längen verfügt, ständig im Fluss  ist und auch mit eingen Actionsequenzen aufwarten kann. Die Killer sind kaltblütig, aber Kernick verzichtet auf plakative Gealtdarstellungen. "Das Ultimatum" ist jetzt nicht der litarische Höhepunkt des Jahres, aber meines Erachtens hat Kernick hier seinen bisher besten Roman abgeliefert. Dass Tina Boyd wieder auftaucht, hat keine besondere Bewandtnis zu vorherigen Werken, man kann den vorliegenden Thriller als eigenständige Story lesen, ohne Vorkenntnisse zu den anderen zu besitzen. Rund 490 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Februar 2013, 14:14:53
(http://1.bp.blogspot.com/-oJ7sH0CLPbk/UQkCwU3m6RI/AAAAAAAAGgw/2s7BrcnYR_o/s320/verborgenen.jpg)

Scott Sigler. San Francisco, Gegenwart: Detective Bryan Clauser und sein Partner Chang werden zum Schauplatz eines grauenhaften Mordes gerufen. Bryan bemerkt dort einen seltsamen Geruch, der nur ihm auffällt. Er fühlt sich seltsam in letzter Zeit, makabre Visionen suchen ihn heim. Weitere blutige Morde geschehen. Alle Hinweise deuten auf einen verschwundenen Jungen. Die beiden Cops geraten auf die Spur eines unheimlichen Kults, während Bryan merkt, dass er sich zu verändern beginnt. Es gibt etwas, das unter den Straßen der Metropole lebt, das lauert und sich vermehrt. Und es kommt in der Nacht.

Die beiden Detectives Bryan Clauser und Pookie Chang werden zum Schauplatz des mordes an einem ehemaligen Priester gerufen, der von der Kirche wegen Kindesmissbrauchs verstoßen wurde. Während ihrer Ermittlungen gibt es nicht nur weitere Morde, die von mysteriösen Symbolen in der Umgebung der Tatorte begleitet werden, sondern Bryan wird von äußerst verworrenen und seltsamen Albträumen heimgesucht. Ebenso geht es dem Schüler Rex, der von seiner Mutter schikaniert und von einer Schülergang drangsaliert wird. Eines Tages wird einer der Gang zerstückelt aufgefunden und beide - Rex und Bryan - haben davon geträumt. Bryan gerät aufgrund seiner Kenntnisse über den Tatort sogar kurzzeitig unter Verdacht. Zu allemn Überfluss werden Chang und Clauser von ihren Bossen dann auch noch von den Fällen abgezogen, Hinweise auf Parallelen missachtet und mit der Zeit entsteht der Eindruck, dass die Stadtoberen sowie die Polizeibehörde hier etwas unter den Teppich kehren wollen. Auch die Erkenntnisse der Gerichtsmedizinerin Robin, Ex-Freundin von Bryan, werden in Zweifel gezogen. Derweil zeichnet der Schüler Rex ein Bild, bei dem ihm immer wieder der Name Sly durch den Kopf geht, obwohl er niemanden kennt, der so heißt.  Auch Bryan wird wieder von einem blutigen Trum heimgesucht, auch bei ihm taucht der Name Sly auf und als er nach dem Erwachen zu der Stelle rennt, von der er geträumt hat, findet er den nächstenToten aus der Schülergang. An sich selbst stellt er immer mehr Veränderungen fest, seine Verwirrung steigert sich und dann taucht auch noch ein geheimnisvoller Bogenschütze auf. Rex lernt indes Sly kennen und muss sich einer grausamen Wahrheit stellen, der Obdachlose Aggie wird entführt und in Katakomben unter der Stadt gebracht, wo er einem unglaublich ekelhaften Ritual beiwohnen muss. Derweil werden Pookie und Bryan auf Jebediah und Adam sowie Alder aufmerksam. Sie vermuten diese hinter den Morden. Dann kommt es zu einem wahren Showdown tief unter der Stadt.

"Die Verborgenen" hat knapp 900 Seiten aufzuweisen und Scott Sigler nimmt sich die Zeit, nicht nur seine Hauptcharktere mit Hintergrund und Tiefe zu versehen, sondern auch vermeintliche Nebenfiguren. Die Story selbst kann dennoch über den gesamten Umfang des Werkes die Spannung aufrecht erhalten, zieht im Tempo immer mehr an. Alles ist gut strukturiert, ohne jeglichen Leerlauf und bietet teilweise blankes Entsetzen, wenn Sigler neben einem kleinen Ausflug ins Drama auch mal ordentlich in die Ekelkiste greift und hin und wieder gruselige Details bietet. Daraus wird dann ein nahezu perfekter Horror-Action-Thriller gepaart mit Buddy-Movie-Humor, der einmal mehr beweist, dass Scott Sigler literarisch und narrativ Kollegen wie Edward Lee, Bryan Smith oder eben Richard Laymon um Längen voraus ist. Manches erinnerte aber auch an Superhelden-Comics und entsprechende Anspielungen werden auch eingeflochten. Im Endeffekt ein empfehlenswerter, stellenweise humorvoller Roman, der sich einige brutale Sequenzen leistet, viel Action bietet und einen echt feurigen Showdown zu bieten hat.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Februar 2013, 19:45:15
(http://1.bp.blogspot.com/-I4xhExfikFI/UQusZ_5jOoI/AAAAAAAAGsY/iw7PJ2qncIs/s320/517vkPx3S9L.jpg)

Richard Laymon. Tony hält es für eine ziemlich coole Idee, seine Schulkameradin Linda eine Nacht lang in einer alten Villa, in der es angeblich spuken soll, einzuschließen. Welche Todesängste die hübsche Cheerleaderin in den folgenden Stunden aussteht, ahnt er nicht. Als er nach dem High-School-Abschluss nach Hollywood zieht, um bei der Königin der Spezialeffekte, Dani Larson, als Lehrling anzuheuern, hat er den Vorfall längst verdrängt. Linda dagegen wird für den Rest ihres Lebens nicht vergessen können, was damals passiert ist - und schmiedet grausame Rachepläbne, gegen die selbst der schlimmste Splatterstreifen harmlos ist.

Ja, diese vermeintliche Entführung ist für Linda gar nicht lustig. Allein in diesem dunklen Haus, gefesselt - und dann kommt ein nackter, wirrer Typ mit einer Axt in der Hand. sie fürchtet sich so sehr, dass sie sich einpinkelt, kann aber die Fesseln lösen und abhauen, bevor der Kerl ihr etwas antut. Später, Hollywood, Filmaufnahmen. Nach einer erotischen sowie einer blutigen Szene kommen sich die Special Effects-Queen Dani Larson und ihr Assistent Jack näher. Sie verabreden sich zum Essen, werden dort aber von einem anscheinend gestörten Fan belästigt und nach dem Aufbruch auf dem Nachhauseweg von einem Leichenwagen verfolgt sowie in der Folge auch beim Sex beobachtet. Am nächsten Tag gibt sich Tony als der Verursacher ihrer Ängste zu erkennen und behauptet, es wäre seine Art der Bewerbung für die Stelle als ihr Assistent gewesen. Statt den Vollidioten zusammen mit Jack einfach im Pool zu ersäufen, gibt sie ihm einen Gesprächstermin einige Tage später. Unterdessen ist Linda, die nach ihrer gelungenen Flucht aus dem Horror-Haus von einem Wagen angefahren wurde und einige Zeit im Koma lag, wieder erwacht und sinnt auf Rache. Sie schnappt sich Daddys Knarre, eine Pint Benzin aus dem Rasenmäher und begibt sich zum Gebäude ihrer Albträume. Sie fackelt es kurzerhand ab und hofft, der Irre würde verkokeln. Es gibt sogar zwei Opfer. Keines hatte mit ihrer Entführung zu tun. Irgendwann zieht es auch sie nach Hollywood, wo sich Tony weiterhin auf seine ganz spezielle Art Dani und Jack widmet. Doch das Zusammentreffen mit Linda ist vorprogrammiert.

Ein typischer Laymon. Schriftstellerisch so leichtgewichtig wie nach einem Schreibkurs für angehende Autoren (Das Buch stammt auch aus seiner früher Zeit und ist von 1984 mit Copyright by Ann Laymon) mixt er seine gewohnten Rezepturen unter die Worte, die laut Stephen King auf der Umschlagrückseite nicht verpasst werden dürfen. Muss gut bezahlt worden seine oder er hat es wie Richard Castle in seiner TV-Serie gemacht: "Warum soll ich das Zeug lesen? Ich schreib was Nettes, dann macht er das vielleicht auch mal für mich." Tiefe bekommen seine Figuren nicht, auch die traumatisierte Linda oder der rundum wahnsinnige Tony werden nicht gerade psychologisch seziert. Mr. Laymon verlässt sich da lieber auf etwas Furcht verbreiten und einige schlüpfrige Details, die tatsächlich ausführlicher sind als seine Personenzeichnung oder auch bei Veröffentlichungen anderer Verlage. Familienfreundlich war er halt noch nie. Sein schlichter stil, die verhältnismäßig geringe Seitenzahl (knapp über 300) und einige nette Ausführungen zum Thema Special Effects sowie die Einbindung von Namen wie Tom Savini oder Rob Bottin sorgen für ein Easy Reading ohne große Substanz. Richard Laymon bleibt damit hinter seinen Kollegen Edward Lee, Bryan Smith oder Brett McBean (Bücher von diesen sind auch bei Festa erhältlich) zurück. Einen Scott Sigler oder Stephen King (Beide derzeit bei Heyne zu Hause) erreicht er schon gar nicht. Ein Totalausfall ist das Werk nicht, aber Sachen wie "In den finsteren Wäldern" (Festa) oder "Die Insel" (Heyne) hatten es da entschieden mehr in sich. Da es sich hier eher um "Festa light" handelt:Ausschließlich Laymon Fans dürften noch absolut begeistert sein über den neuesten bzw. zuletzt in Deutschland veröffentlichten Output ihres Lieblingsautors sein. "Night Show" bietet ihnen auf rund 310 Seiten genau das, was sie erwartet haben.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Februar 2013, 14:52:02
(http://2.bp.blogspot.com/-E4rE1DnmIs4/URKgSTYm5JI/AAAAAAAAGyI/kDjE5cY5KSI/s320/hype.jpg)

Anders de la Motte. Nach einem Millionen-Coup ist Henrik "HP" Pettersson im Ausland untergetaucht. Aus Angst, erwischt zu werden, kann er seine erbeuteten Millionen jedoch nicht genießen. Da kommt ihm die Begegnung mit der undurchsichtigen Anna Argus gerade recht. Voller Wucht stürzt er sich in eine Affäre, doch plötzlich verschwindet Anna, und HP landet im Gefängnis. HP wird das Gefühl nicht los, dass die Ereignisse manipuliert wurden. Wer zieht im Hintergrund die Fäden?

Nach diversen Stationen im Ausland ist HP erst einmal in Dubai gelandet. Seine Millionen, die er sich von den Konten des Spiels - "Game" - gegönnt hat, hat er durchaus mit einigen Betroffenen der vorherigen Ereignisse geteilt, doch die Hintermänner des Spiels sind immer noch hinter ihm her. Trotz aller Vorsicht hat er bald genug von der Versteckspielerei und lässt sich auf eine heiße Nacht mit Anna ein. Als sie später mit einigen Franzosen einen Ausflug zu einem Beduinenlager machen, wird Anna des nachts tot aufgefunden und HP als Mörder verhaftet. Nachdem einige nette Verhörmethoden wie Waterboarding zum Einsatz kamen, stellen die Ermittler dann doch fest, dass HP in eine Falle gelockt wurde und schieben ihn nach Schweden ab, wo ihn die heimatliche Bullerei schon erwartet. Er kann sich an ihnen vorbei mogeln und macht sich auf, in eigener Sache zu ermitteln. Dazu schleust er sich mit falschen Papieren in die Firma ArgusEye ein, deren Teilhaberin Anna war. Unterdessen gerät seine Schwester Rebecca bei ihrem Job als Personenschützerin in Schwierigkeiten und wird suspendiert, die internen Ermittler übernehmen. Bald stellt sich das aber als gemeine Intrige heraus, dennoch wird sie im Internet auf einem Blog übelst diffamiert. Die Suche  nach dem Übeltäter gestaltet sich schwierig, oft verdächtigt sie die falschen Personen. Mit dem Internet beschäftigt sich auch ArgusEye und je länger HP sich dort aufhält und während seines neuen "Jobs" in den Dateien schnüffelt, umso sicherer ist er sich, dass der Spielleiter ein Kunde von ArgusEye ist. Jetzt will er nur noch herausfinden, wer ihn damals in diese Falle lockte, in welche er in seinem Leichtsinn auch getappt war.

Seinen Protagonisten hat Anders de la Motte inzwischen etwas reifer werden lassen, er kommt tatsächlich erwachsener daher. Nicht zu sehr, denn das wäre nicht mehr der Hallodri HP, aber auch nicht mehr so egoistisch und rücksichtslos anderen Personen gegenüber. Der Stil des Autors ist wie im Vorgänger "Game" jugendlich flott und flüssig, seine Figuren sind abgesehen von der leichten Veränderung des HP genauso geblieben und kämpfen teilweise mit ihrer Vergangenheit - jeder auf seine Art. Rebecca ist zwar die ernsthaftere und bodenständigere der Geschwister, hat aber auch ihre dunklen Seiten und Geheimnisse. Alle weiteren Figuren dienen nur dazu, eine Geschichte zu kreieren, in der sich HP nach und nach und durchaus spannend geschildert von Info zu Info hangelt, um letztendlich festzustellen, was es mit ArgusEye auf sich hat. Und das ist ein beängstigendes Szenario, wie man es schon von Charles den Tex kennt. Vieles hat man auch selbst schon hier und da mal vernommen, aber der Ablauf ist doch erschreckend. Blogs werden gekapert, Foren mit Meinungsäußerungen von erfundenen, seit Monaten oder gar Jahren etablierten, völlig fiktiven Usern überschwemmt, um Bewertungen zu verändern, je nach Wunsch des Auftraggbers. ArgusEye wird dafür bezahlt, negative Bewertungen zu kontern oder die so viele Äußerungen zu tätigen, dass unerwünschte Suchergebnisse bei den Suchmaschinen immer weiter in der Seitenzahl nach hinten wandern, sodass kaum einer noch die Muße hat soweit zu schauen. Man "bildet" Meinungen, die sogar in den "seriösen" Nachrichten und Zeitungen übernommen werden oder geht nach dem Motto vor, was die Masse gut findet, muss auch gut sein. Also überschwemmt man das Netz und bald folgt die doofe unkritische Herde, die eh keine eigene Meinung hat. Großkonzerne steuern so ihre Schäfchen, die sie gerne ausnehmen würden und über deren Kaufverhalten sie sich Daternsätze anlegen, um sie mit passender Werbung zu bombardieren, so wird die Politik des Landes beeinflusst und die eigentlichen Macher sind schon lange nicht mehr die gewählten Volksvertreter. Über all dem schwebt dann noch im Hinterkopf die Paranoia, die Gefahr, dass Das Spiel tatsächlich auch Kunde bei ArgusEye ist. Und wer hat Anna umgebracht, was ist mit den Diffamierungen von Rebecca? Das Tempo bleibt hoch und benötigt keine überbordende Action, um den Leser bei der Stange zu halten und zum Ende wird noch eine kleine Überraschung geboten - und ein dritter Teil wird folgen. Flotte Unterhaltung. 490 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Februar 2013, 19:55:14
(http://1.bp.blogspot.com/-PchhQiATG_g/URp42niKxLI/AAAAAAAAG6g/OP5TibH5Xhw/s320/die+zw%C3%B6lf.jpg)

Justin Cronin. Zu Anfang waren es zwölf Kriminelle, die auf die Todesstrafe warteten. Doch dann wurden sie für ein geheimes Experiment ausgewählt. Es sollte den Fortschritt bringen, aus ihnen sollten mehr als nur Menschen werden. Doch es schlug fehl. Jetzt sind es diese Zwölf, die das Leben auf der Erde bedrohen und das Ende der Menschheit bedeuten könnten. Und die letzte Hoffnung ruht auf einem Mädchen. Amy ist die Einzige, die sich der Macht der Zwölf entgegenstellen kann. Aber der Gegner ist stark, und ihre Kraft scheint mehr und mehr zu schwinden.

Im Jahr Null, dem Ausbruch der Virals und ihrer fast explosionsartigen Vermehrung, können einzelne Überlebende dem brutalen Abschlachten entkommen. Nach und nach treffen die Grüppchen  zusammen, um gemeinsam ums Überleben zu kämpfen. Nach wochenlanger Odyssee durchs Land kommen sie zu einem Auffanglager der Armee. Was sie nicht ahnen, ist, dass gerade dieses Lager bald von Schwärmen der Virals angegriffen werden soll - nicht jeder der Flüchtlinge überlebt. 79 Jahre später in Texas, das sich erfolgreich von der restlichen Nation abgespalten hat, werden eine Kolonie bzw. Siedlung und deren Arbeitertrupp sowie Frauen und Kinder bei einem Picknick von den Virals durch eine geschickte List überrascht und es gibt nur wenige, die entkommen können. Außerdem erscheint zum ersten Mal die geheimnisvolle Frau in Schwarz, die anscheinend Seelen für die Virals zu sich ruft. 97 n.V. Nachdem der Versuch, einen der Virals - Martinez - in seinem Unterschlupf zu grillen, fast in einem Fiasko endet, wird Lieutenant Peter Jaxon zum Begleitschutz von Öl-Transporten abgestellt, was er als Degradierung und Demütigung empfindet. Bald muss er feststellen, dass der Job gefährlicher ist als er erwartet hat, denn bei einem Überfall von Virals und Menschen auf einen dieser Trecks, werden fast alle seine Gefährten getötet und auch die mysteriöse Frau ist wieder mit im Spiel. Peter macht es sich jetzt zur aufgabe, diese Frau zu stellen, während Amy auf dem Weg ins zerstörte Houston ist, wo sie einen der Zwölf - Carter - treffen will. Dieser zeigt sich durchaus hilfsbereit. Und so machen sich Amy und ihre Gefährten von verschiedenen Standorten auf, die Zwölf und deren Anhänger bis aufs Blut zu bekämpfen, was in einem krachenden Finale mündet.

Justin Cronin konzentriert sich nicht sofort auf die Wiederaufnahme der Geschichte direkt nach dem Ende von Teil 1, "Der Übergang", und gönnt auch seiner Protagonistin Amy noch eine Auszeit, damit er die Ereignisse vor der großen Katastrophe noch vertiefen kann und wie die unterschiedlichsten Charaktere mit der schier ausweglosen Situation umgehen. Auch wenn einiges davon als überflüssig erscheinen mag, wird dem Leser mit fortschreiten der Story immer mehr bewusst, dass alles ineinander übergeht, noch Bedeutung für spätere Vorgänge haben wird, was auch zu einem besseren Verständnis führt. Der Autor nutzt sicher auch einige bekannte Szenarien aus Western (Fort Kearney aus den Indianerkriegen sei nur als Beispiel erwähnt), Horror oder Action, bleibt sich aber mit seinem eigenen Stil dennoch weitgehend treu, auch wenn man die Arbeitslager, die eintätowierten Nummern und den despotischen Anführer mit seiner Hymne bekannten Fakten zuordnen kann. Die Menschheit ändert sich eben nie. Irgendein Bauernfänger schafft es immer wieder, mit der Macht der Gewalt und des Wortes Menschen in seinen Bann  zu ziehen und dann zu versklaven. Ebenso sicher ist, dass irgendwo kleine Minderheiten-Gruppierungen versteckt sind, die sich gegen diese Tyrannen wehren. Cronin vermittelt ein realistisch anmutendes, tristes und trostloses Endzeitszenario mit vielen Handlungsebenen, die dem Leser doch ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit abverlangen und die man nicht mal nur so nebenbei konsumieren kann bzw. sollte. Justin Cronin hat sich mit den ersten beiden Teilen seiner Trilogie auf Anhieb in die oberen Ränge seiner Genre-Kollegen katapultiert und braucht einen Vergleich mit Stephen Kings "The Stand" nicht zu scheuen. Der Mann ist ien großartiger Erzähler und "Die Zwölf" liest sich trotz seiner mehr als 820 Seiten und der Komplexität der Handlung fließend wie von selbst, ist actionreich, durchdacht, episch, emotional, spannend und atmosphärisch dicht - sprich hat alles, was ein gutes Buch braucht. Klare Leseempfehlung.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Februar 2013, 15:07:24
(http://3.bp.blogspot.com/-nFsVEI804Ng/UR0tqW4swvI/AAAAAAAAHBU/7R-i2axQVEk/s320/edwardlee-dassch.jpg)

Edward Lee.
Man nehme:
- einen skrupellosen Pornoproduzenten
- ein auf Perversitäten spezialisiertes Studio mitten in der Einöde
- zwei abgefuckte, drogenabhängige Prostituierte
- dumme, aber liebenswerte Hinterwäldler
- einen naiven Filmstudenten aus der Großstadt
- eine sexsüchtige Sektenbraut
- einen allzeit willigen Schäferhund
- ein Hausschwein mit besonderen Talenten
Und fertig ist die größte literarische Sauerei des Jahrhunderts.

Ein junger Filmemacher, dereinst auf der heimischen Farm nach Daddys Beispiel zur eigenen Entjungferung ein Schwein zur Brust bzw. den Schniedel genommen, muss nach dem Studium feststellen, dass ihm zur Herstellung des Films nach seiner eigenen Geschichte die nötige Knete fehlt.
Das zu verdienen mit einem ies bezahlten Job würde natürlich ewig dauern, also mal schnell Kohle und Equipment geklaut und natürlich erwischt. Ab in den Knast und dort in kürzester Zeit zur Lieblingsschlampe des Baus avanciert. Nach neun Monaten wegen guter "Führung" entlassen und sich dann von der Mafia Geld geliehen. Er kriegt seinen Film zwar fertig und schafft es sogar, ihn als Beitrag zu einem später stattfindenden Festival zu schicken, aber mit der Rückzahlung funzt es weniger. Da kennt die Mafia keine Gnade - ruckzuck ist er Mr. One-Egg und muss dazu für die Schweinepriester in nem abgelegenen Schuppen einige säuische Filmchen drehen, da sich der normale Markt im Pornogeschäft durch das Aufkommen des Videorekorders enorm verschlechtert  hat. Da müssen jetzt spezielle filme für spezielle Gelüste her, die von Gesetzes wegen verboten sind. In der abgelegenen Gegend, wo man ihn und seine "Darsteller" einquartiert, ist nur noch eine abgeriegelte Amish-Siedlung, die mit der restlichen Welt nichts am Hut hat. Ab jetzt soll er mit zwei dauerbekoksten Huren auf dem Abstellgleis des Lebens, Hunden, Schweinen und Pferden verwertbares Material drehen. Schlimm? Es kommt noch derber.

Recht haben manche aber damit, dass es Edward Lee wohl kaum um künstlerische Integrität geht, sondern eher um die reine Provokation und so ist er in punkto Schreibkunst auch eher begrenzt, inhaltlich mit einem Niveau-Limbo aufwartend, kann aber als Pfund in der Hinterhand immer seine überbordend-ätzende Schreckensfantasie aufweisen. Eigentlich ist der Beginn von "Das Schwein" noch gar nicht einmal so grob - abgesehen vielleicht von dem Schweinespermacocktail -, denn erst wird der arme Leonard mit seinen beruflichen Träumen vorgestellt, mit Namen aus dem Filmbusiness geprotzt (Coppola, Borgnine, Cimino), werden kurze Anspielungen auf den Kennedy-Mord gemacht (der ist noch gar nicht so lange her, denn die Handlung spielt 1977) oder Präsidenten, die mit Drogenkartellen kooperieren. All das ohne eine Bewertung vorzunehmen. Dann geht es aber ans Eingemachte, wird eklig, brutal, krank (da lag so mancher Rezensent nicht so sehr daneben, nur das mit den Idioten hätte so mancher Rezensent sich sparen können), menschenverachtend, pervers und abartig. Pferdespermadusche, Snuffgemetzel, Hundfick, Stricknadel in die Penisöffnung und dergleichen  mehr. Wer das Buch vor Ekel nicht schon zur Hälfte vollgereihert in die Ecke gepfeffert hat oder entsprechend abgehärtet ist, wird feststellen, dass sich das Dingen auf aufgrund des extrem minimalistisachen Stils wie im Flug liest und dass "Bighead" (dazu wird ja auch ein Kurzfilm gedreht) oder "Zerfleischt" (Tim Curran - auch im FESTA-Verlag) fast schon Kindskram gegen die fast storylose Aneinanderreihung von  unsäglichen Grausamkeiten sind. Wem "Bighead" schon zuviel war, der sollte von "Das Schwein" Abstand nehmen - großen Abstand. Wer aber unbedingt wissen will, wie ein Autor Grenzen nicht nur auslotet, sondern überschreitet, ja sogar überspringt, der greife zu. Auch wenn sich Lee mit manchem wiederholt (in den Hals ficken kommt ja auch schon in "Bighead" und "Creekers" vor), setzt er immer noch einen drauf. Trotz eines gewissen Humors, der einen das Buch auch nicht so bierernst nehmen lassen sollte, ist der Begriff "Extrem" die perfekte Wahl des Verlags. Der Autor toppt seine bisherigen Ekelattacken noch und zum Ende hin gibt es noch ne kleine Wendung, die ich ebenfalls nicht so wirklich ernst auffassen wollte. Insgesamt ist "Das Schwein" seiner Extrem-Einstufung gerecht geworden und wirklich knallharte Kost für Fans des überharten Horrors, die mit dem Veröffentlichten (das bei einer Auflage auf dem normalen Markt mit ziemlicher Sicherheit beschlagnahmt worden wäre) das volle Ekelbrett bekommen. Wer auf solche Lektüre steht, dürfte - um es noch einmal zu benutzen - EXTREM zufrieden sein. Keine Ware für den Massenmarkt. 150 Seiten. Leseempfehlung nur für wirklich Abgebrühte.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Februar 2013, 05:51:18
(http://3.bp.blogspot.com/-PIiEJmkkjb0/USEV7oc0NfI/AAAAAAAAHFc/asTzZZFUa4g/s320/abbott.jpg)

Jeff Abbott. Er wurde hereingelegt, als Verräter gebrandmarkt, aus der CIA ausgeschlossen, seine Frau liegt im Koma und sein Kind wurde entführt. Für Sam Capra gibt es nur noch ein Ziel: er muss seinen Sohn aus der Gewalt einer mächtigen Geheimorganisation befreien. Die stell ihre Forderung: Wenn Capra seinen Sohn lebendig wiedersehen will, muss er einen Mord begehen. Die Suche nach Daniel wird zum gnadenlosenWettlauf gegen die Zeit.

Sam Capra ist nach den Ereignissen aus "Todeslauf", die ihn mit seinem Arbeitgeber CIA, der geheimnisvollen Organisation Novem Soles (Neun Sonnen) und der mysteriösen Mila und deren Arbeitgeber, die sogenannte Tafelrunde, die sich angeblich nur dem Guten verschrieben hat, konfrontierten, auf der Suche nach seinem Sohn Daniel, der von NS entführt wurde. Die Verschwörer und Attentäter glauben, mit dem Jungen ein gutes Druckmittel gegen Capra in der Hand zu haben. Gemeinsam mit Mila versucht er über einen Kinderhändler, bei dem die Beiden sich als Ehepaar ausgeben, das ein Baby kaufen möchte, an die Hintermänner zu kommen. Sie fliegen auf und müssen die Leibwächter des Händlers töten, bevor dieser mit der Sprache rausrückt. Eine Frau in Las Vegas gehört zu der Truppe und sie treffen sich mit ihr. Doch statt sie in einer Falle zu schnappen und zu verhören, werden sie ausgetrickst und Capra bekommt den Auftrag, einen Mann zu töten. Dieser Mann ist Ming, der noch im Krankenhaus in Holland liegt und sich von den Folgen eines Schusswechsels mit Gangstern und der CIA erholt. Kurz darauf entkommt er einem ersten Anschlag auf sein Leben und lässt sich voin einer Freundin falsche Papiere beschaffen und flieht nach New York, wo er aufgrund vorhandener Informationen einen Deal mit der CIA eingehen möchte. Doch er ist auch das Zeil von Capra, der den jungen Hacker eigentlich verschonen möchte. Und eine weitere Partei will den Jungen tot sehen. Bei einer Konfrontation mit der zweiten Killereinheit werden die die anderen Mörder selbst getötet und der Junge kann entkommen. Capra wird eines klar. Innerhalb der CIA muss ein Maulwurf sitzen und die Fäden in der Hand halten. Zu allem Überfluss bekommt er von NS auch noch eine Aufpasserin an die Seite gestellt, was sich später als eine ganz perfide Aktion der Verbrecher heraustellt.

Jeff Abbott ist mittlerweile seit "Run" zu einer festen Größe und einem sicheren Tipp im Thrillerbereich geworden. Was in "Todeslauf" rasant und spannend begann, wird in "Die  letzte Minute" in ähnlichem Tempo und mit gleichbleibender Spannung fortgesetzt. Sicher, sein Protagonist Sam Capra hat sich etwas sehr schnell vom Schreibtischtäter zum toughen Agenten gewandelt, doch sonst gibt es wenig zu bemängeln. Die Story geht straight voran, die Hintergründe nicht immer gleich zu durchschauen und auch vor Mila und der Tafelrunde muss er sich in  Acht nehmen, da er deren Motive nicht wirklich kennt. Auch wenn in der Story Frau und Kind eine Rolle spielen, was natürlich auch Emotionen und kleine Dramen beinhaltet, bietet Abbott kaum Füllsel oder gar Längen an. Diverse Cliffhanger sorgen dafür, dass man sich nur schwer von der Lektüre lösen kann und Jeff Abbott beweist ein weiteres Mal, dass er den richtigen Mix für seine Romane gefunden hat. Zudem steht mittlerweile auch schon ein drittes Abenteuer für Sam Capra in den Startlöchern. Erneut gute, flotte, temporeiche und spannende Thrillerunterhaltung. Rund 570 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Februar 2013, 17:03:35
(http://1.bp.blogspot.com/-kiFD37TLXY8/USNKgPNzzhI/AAAAAAAAHKI/0LsLy0ZbmYQ/s1600/jacksmagischebohnen.jpg)

Brian Keene. Es geschieht im Bruchteil einer Sekunde. In einem Moment sind die Kunden im Supermarkt noch ganz normal und friedlich, und im nächsten Augenblick verwandeln sie sich in blutrünstige Psychopathen, die nur noch alle möglichen Gräueltaten  im Sinn haben! Einzig Jack, Sammi, Angie  und Marcel scheinen immun gegen den Wahnsinn, der deen Rest der Stadt infiziert  hat. Aber können sie lange genug am Leben bleiben und einander lange genug trauen, um das Geheimnis von Jacks magischen Bohnen zu lüften?

Jacks magische Bohnen. Ben, Aushilfe an der Obst- und Gemüsetheke im Supermarkt, ist in einer Scheißstimmung und dann fängt auch noch der Kopfsalat an, ihn vollzusülzen. Wir sind der Kopfsalat, wir sind weise, kill die Alte da vorne. Und da Kopfsalat ja gesund ist und immer recht hat, macht er die Oma auch gleich platt. Lange kann er sich aber an seiner Tat nicht erfreuen, denn eine Putzkraft haut ihm einen spitzen Besenstiel ins Kreuz und hin ist er, der Ben. Und so langsam knallen alle Kunden und Mitarbeiter im Markt durch und gehen aufeinander los. Männer, Frauen, Kinder, jung, alt - egal. Nur drei Menschen können sich in den Kühlraum flüchten, wo Jack sich gerade ein Päuschen gönnt und gut eingemummt in eine dicke Jacke friedlich schlummert - wahre Arbeitsmoral eben. Er hat überhaupt nicht mitbekommen, was da draußen lief, wird aber schnell von den drei Überlebenden in Kenntnis gesetzt. Es verwundert sie, dass nicht auch sie durchgedreht sind, aber auch sie müssen sich irgendwann der Gefahr stellen und nach draußen. Was erwartet sie dort? Warum wurden sie verschont?

Ohne dich. Der Ich-Erzähler ist mit seinem Leben unzufrieden. Jung geheiratet, jetzt Mitte dreißig schon kein gegenseitiges Interesse mehr, schmeißt telefonisch den Job und trifft eine Entscheidung.

I am an exit. Ein Unfallopfer am Straßenrand erzählt einem hinzugekommenen Mann in seinen letzten Zügen sein Geschichte.

This is not an exit. In einer Kneipe gibt ein junger Mann im Suff gegenüber einem Fremden mit begangenen Bluttaten an. Der Zuhörer ist eigentlich desinteressiert, fragt den Typen aber, ob er nach den ersten Morden weitergemacht habe.

"Der King: in Gelb" Durch Mundpropaganda macht ein Theaterstück Furore, aber nicht so, wie es die Protagonisten erwarten.

Eine etwas umfangreichere Geschichte und vier ziemlich kurze Stories beinhaltet "Jacks magische Bohnen" und man bekommt einen typischen Brain Keene geboten, der diesmal gänzlich ohne Zombies auskommt, aber auch ohne Frieden auf Erden. Humor und einige Gewaltspitzen machen die Geschichten aus und nicht immer erahnt man das Ende. Vielleicht einige Keene-Stammleser, die die Pointe jeweils im Voraus erahnen, aber auch denen lässt Keene noch das eine oder andere Rätsel offen und erklärt nicht alles. Alles in allem eine gelungene Zusammenstellung von Kurzgeschichten, aus der "Jacks magische Bohnen" hervorsticht, aber auch die anderen eine kurzweilige Unterhaltung bieten können. Stilistisch besser als manch anderer Horror-Autor ist Keene ja und das macht diese Sammlung zu einer lesenswerten Angelegenheit.  

Eine lohnenswerte Veröffentlichung aus dem Atlantis-Verlag, der ja auch die Bücher von Martin Kay um Eileen Hannigan (Band zwei - Geheimcode Misty Hazard - demnächst und dann noch zwei weitere - Der General und Hannigan) herausbringt.
Rund 90 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 März 2013, 13:59:05
(http://1.bp.blogspot.com/-B4EvhrKHFvs/UStmImLdbZI/AAAAAAAAHUI/QBvQ_EBQydA/s320/kalte+schwert.jpg)

Richard Morgan. Yhelteth, die pulsierende Hauptstadt des südlichen Imperiums, schwebt in höchster Gefahr, denn an den Grenzen des Reiches erhebt sich ein uralter Feind, der nichts als Chaos und Zerstörung im Sinn hat. In der Stunde der größten Not müssen sich drei Helden, die unterschiedlicher nicht sein könnten, mit dem blanken Schwert in der Hand entgegenstellen. Auch wenn es ihren eigenen Untergang bedeutet.

Ringil, der verstoßen wurde, hat sich ein neues Aufgabengebiet zugelegt. Er überfällt mit einer Horde gedungener Söldner zweiten Ranges Sklavenkarawanen und erreicht damit, dass ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wird, das sich so mancher verdienen will. So muss er sich hin und wieder Kämpfern erwehren, die seinen Kopf wollen. Doch nicht nur das macht ihm zu schaffen. Selbstzweifel und Krankheit nagen an ihm. Er zieht sich nach Yhelteth zurück, um Ruhe zu finden, was ihm aber nicht gelingen soll. Ebenfalls dort ist Egar, der Drachentöter. Er hat einen Job als Leibwächter, den er bei der zu bewachenden oftnals extrem wörtlich nimmt, sich aber ansonsten genauso extrem langweilt. Das ist bald vorbei, als er vom Gatten seiner Arbeitgeberin in deren Bett überrascht wird. Den folgenden Kampf überlebt der Ehemann nicht und Egar sieht sich festgenommen und einem Todesurteil nahe. Zu ihnen stößt Archeth, ewig alte Mensch-Kiriath Mischlingsfrau, die auf der Suche nach weiteren Abkömmlingen ihres alten Volkes ist, das ehemals plötzlich verschwand und Erzfeind der Dwenda war. Unterstützt wird sie dabei von Steuermännern, metallenen, hochintelligenten Ratgebern. Als die Bedrohung für die Stadt und das Reich groß wird, lassen sogar die intriganten Höflinge ihre Machtgehabe fallen und schicken die drei auf die Reise ans ndere Ende der Welt, um sie vor der Gefahr zu bewahren.

Zu Beginn und auch über lange Strecken des Buches sind die Gefährten getrennt, werden eigentlich drei verschiedene Geschichten über deren Lebensweg erzählt. Wie schon aus dem Vorgänger "Glühender Stahl" bekannt, sind die drei Helden keineswegs schablonenhafte Figuren, wie man sie schon hunderte Male irgendwo vorgesetzt bekam, sondern eher ungewöhnliche Typen mit zahlreichen Macken und Eigenheiten. anfangs werden dem Leser beim Überfall auf die Slavenkarawane einige etwas härtere Szenen kredenzt, doch danach lässt nicht  nur die Aciton, sondern auch der Fluss der Handlung nach. Speziell Ringils Eintauchen in eine fieberhafte Traumwelt, die einen langen Abchnitt des Buches einnimmt wirkt mit der Zeit etwas öde. Da kommt das Buch einfach nicht voran. Erst gegen Ende - das viel zu schnell abgehandelt wird - kommt wieder richtig Zug in die Geschichte und man freut sich trotz diverser Längen in diesem 700 Seiten Wälzer auf den abschließenden Band der Trilogie. Nach dem unheimlich starken ersten Buch hatte ich hier doch mehr erwartet und bin etwas enttäuscht. Andererseits ist das wiederum motzen auf hohem Niveau. Morgan lässt dennoch andere Autoren im Vergleich zu ihm eher blass aussehen. Und nicht jeder nimmt sich den Mangel an Toleranz und die verlogene Heuchelei der Herrschenden vor, um sie als das zu entlarven, was sie ist. Den Werbeaufkleber "Für alle Fans von Game of Thrones" sollte man nicht überbewerten. Typische Verkaufsstrategie. 700 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 März 2013, 20:56:23
(http://1.bp.blogspot.com/-pcwLqH8aG_8/UTCM5C2T6UI/AAAAAAAAHec/dDARG5uTfAg/s320/winds-of-change.jpg)
Jason Brannon. Eine Gruppe von Fremden ist in einem Eisenwarengeschäft gefangen, während draußen geheimnisvolle winde jeden, der sich hinauswagt, in einen Salzhaufen verwandeln. Ist dies die Folge fehlgeschlagener biologischer Kriegsführung oder ein einfacher Terroristenanschlag? Ist es ein biblischer Fluch aus der Zeit der Plagen der alten Ägypter? Oder ist es doch etwas viel Düstereres?

Ein Streichquartett wird im Inneren eines Konservatoriums von Kreaturen aus den Tiefen des Meeres gefangen gehalten. Der auftrag der Wesen lautet, die Musik der Gefangenen zu stoppen. Die einzige Übelebenschance des Quartetts liegt in ihrer Fähigkeit, Musik hervorzubringen. Deshalb müssen sie entweder bis in die Ewigkeit weiterspielen oder sterben.

Ein Obdachloser freundet sich mit einem Jugendlichen an, der Voodoogötter durch die Graffitti, die er an die Mauern der Stadt sprüht heraufbeschwören aknn. Als einer der Götter entflieht, bedarf es mehr als nur einer Freundschaft, um dem Jungen zu helfen.

Die Ideen für die jeweiligen Geschichten sind durchaus Neugierde erweckend, doch leider lässt die Umsetzung etwas zu wünschen übrig. Gerade "Winds of change" erinnert zu sehr an Stephen King und "Nebel", ist aber von dessen Qualität ne ganze Ecke entfernt. Ebenso wie die anderen beiden Stories bleibt alles oberflächlich und hat nur einen geringen Spannungsbogen. Zu den Begegnungen der Menschen mit fremden, unnatürlichen Wesen gesellt sich immer wieder der religiöse Aspekt, der besonders deutlich in "Winds of change" hervortritt. Alles in allem eine mittelmäßige Storiesammlung, die man sich nicht unbedingt zulegen muss. Für nebenbei geeignet, gibt es viel mehr Positives nicht anzumerken. Der Gewaltanteil ist gering, ebenso lässt sich die Spannung mit der Lupe suchen, dazu etwas Gefühl und einige unterschiedliche, nicht groß ausgearbeitete Charaktere - das war's. Da hatte ich mir nach seinem "Der Käfig" doch mehr erhofft. Rund 175 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 März 2013, 18:39:26
(http://3.bp.blogspot.com/-HG0PypptzB4/UTOM2Yl_e0I/AAAAAAAAHg8/rzH0lfgausc/s1600/r%C3%BCtli.jpg)

Michael Theurillat. In einer Züricher Bank verschwindet ein Mitarbeiter spurlos. Der Chef der Bank, Jakob Banz, bittet Kommissar Eschenbach um Hilfe. Kurz darauf wird Banz ermordet. Seine junge Assisstentin Judith gerät in Verdacht. Doch Kommissar Eschenbach vermag nicht zu glauben, dass sie tatsächlich die Mörderin ist. Er macht sich auf die Suche nach dem wahren Täter - und taucht tief ein in das Schattenreich der internationalen Finanzwelt.

Kommissar Eschenbach wird aus seiner achtwöchigen Auszeit in Kanada zwei Wochen vor deren Ablauf zurück in die Schweiz berufen. Dort angekommen, muss er sich mit veränderten Verhältnissen zurechfinden. Seinen Chefposten ist er anscheinend los, vielleicht sogar seinen Job. Da fällt es ihm leicht, einen hochdotierten Posten in der Bank seines alten Schulkameraden Banz anzunehmen, um erst einmal die noch zustehenden zwei Wochen Urlaub zu nutzen. Sein Kumpel will nicht mehr oder weniger, als dass Eschenbach das Verschwinden des Mitarbeiters aufklärt und dafür inkognito in der Bank ermittelt. Das Salär ist großzügig. Mit ihm kommt seine Assisstentin Rosa, deren Job bei der Polizei ja ebenso auf dem Spiel steht und die ein  neues Betätigungsfeld durchaus gebrauchen könnte. Außerdem sieht er kurz die Mitarbeiterin Judith, die mit dem verschollenen Kollegen zusammengearbeitet hat, bekommt aber weiter keinen Kontakt zu ihr. Das ändert sich bald, denn auch die junge Frau ist nicht gerade das, was sie scheint. Sie wurde von der FINMA mit Sitz in der Hauptstadt Bern und der Polizei bei der Privatbank eingeschleust, weil sie dort bezüglich des Waffenhandels ermitteln soll. Einiges in der Bank geht nicht mit rechten Dingen zu. Eines Abends wird Judith von Banz attackiert und von seinen Leuten gefesselt aus dem Haus eskortiert und in einen Wagen verfrachtet. Doch auf der Fahrt geschieht ein Unfall, bei dem sie aus dem Wagen abhaut, aber in der Nähe bleibt. Als ihre Bewacher den Angefahrenen in den Kofferraum packen wollen, springt sie auf den Fahrersitz und haut mit dem Verletzten ab und bringt ihn ins Kloster Einsiedeln. Dort wird er wieder aufgepäppelt - es ist Kommissar Eschenbach, der vor dem Unfall auf dem Weg zu Banz war, den  man mittlerweile tot aufgefunden hat und für dessen Tod sich Judith verantworten soll und im Knast landet. Eschenbach glaubt nicht an so eine einfache Lösung und ermittelt weiter. Seine Spur führt in nach Irland, wo er Indizien dafür entdeckt, dass er hier in einem abgekartetern Spiel gelandet ist, in dem einige Konzernchefs, Regierungsbosse  und Bänker ihr eigenes Süppchen kochen, bei dem die derzeitige Finanzkrise durchaus eine Rolle spielt. Überraschung folgt auf Überraschung und immer noch weiß er nicht, wo er da wirklich hineingeraten ist.

Michael Theurillat ist Schweizer von Geburt und kennt sich auf im Bankensektor aus. Er weiß, wie die Mechanismen in den Bankhäusern und besonders den privaten Instituten funktionieren und wie sehr diese von den Veruntreuungen von Bankdaten ihrer Kunden getroffen wurden und auch welche Leichen in deren Kellern zu finden sein könnten und baut darauf seinen Kriminalfall auf. Es ist der vierte in Deutschland erschienene Roman, aber der erste, den ich bisher gelesen habe. Michael Theurillat versieht seine Protagonisten mit Charakter, haucht den Personen Leben ein, gibt ihnen eine Vergangenheit, macht sie entweder sympathisch, verachtenswert oder gar undurchsichtig. Genauso ist irgendwie seine Geschichte. Komplex, verzwickt, mit Zeitsprüngen versehen, Aufmerksamkeit fordernd und sogar informativ. Wer sich im Geschichtsunterricht vor dem Thema Schweiz gedrückt hatte, kann jetzt einiges über den Rütlischwur, den Rütlirapport, den Verteidigungsplan im Angriffsfall usw. nachlesen. Das alles eingebettet in einen kritischen Roman, der auch die Themen des westlichen Lebensstils, der amerikanisch geprägten Gier-Kapitalismus, Währungs-und Zollkriege/-Erpressungen oder die unterstützten Konflikte in Afrika, um sich dort für die Bodenschatzgewinnung günstige Konditionen zu sichern - und wenn es mit Waffenverkauf in Krisenregionen an beide kämpfende Seiten ist. Er wertet nicht, ob es nun um China, die USA, Frankreich oder andere Nationen geht, er stellt nur fest. Und mit einem humorvollen Seitenhieb bekommen sogar die Gesundheitsfanatiker mit ihren Rauchverboten in geschlossenen Räumen einen mit - dann kokst man eben, dafür braucht man nicht rausgehen und die Beschaffungskriminalität interessiert keinen, da die Fälle eh nie aufgeklärt werden. So erhält der Leser einen anspruchsvollen, themastisch aktuellen, spannenden und informativen Kriminalroman, der ohne größere Gewaltausbrüche und Dutzende von Morden eine vielschichtige Story erzählt. Starker Krimi und ich werde mich mal um die Vorgänger kümmern. ca. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 März 2013, 12:29:16
(http://3.bp.blogspot.com/-9TFcpPbD-Jo/UTsBP9Q_CzI/AAAAAAAAHjc/nrMoJKbMB3w/s320/chrisreichgetrieben.jpg)

Christopher Reich. "Getrieben". Lange reiste der Chirurg Jonathan Ransom für Ärzte ohne Grenzen um die Welt. Immer an seiner Seite seine Frau Emma - bis er sie als Doppelagentin von Division entlarvte, einer zwielichtigen Spionageeinheit der CIA. Nun lässt Jonathan sich selbst zum Spion ausbilden. Denn Emma befindet sich in der Hand von Prinz Raschid, einem fanatischen Terroristen, der einen Anschlag auf die New Yorker U-Bahn vorbereitet. Jonathan ist der Einzige, der Emma retten und Raschids perfiden Plan durchkreuzen kann.

1984. In Afghanistan tobt der Krieg der Russen mit den Einheimischen, während eine Bergsteigergruppe von pakistanischer Seite aus einen Gipfel erklimmen will. Während des Aufstiegs bei miesem Wetter stürzt eine US-B-52 ab, verliert ihre Ladung und löst eine gewaltige Lawine aus, die den Trupp in den Tod reißt. Gegenwart. Jonathan Ransom ist in Afghanisten, um in entlegenen Dörfern die Menschen zu versorgen. Doch ein Warlord macht nicht nur ganze Ortschaften nieder, um an das Mohnanbaugebiet der Bauern zu kommen und auch Sklaven für die Arbeit zu gewinnen, zudem will er auch Ransom einkassieren, damit er dem Vater des Despoten hilft. Ransom wird in die Hählen von Tora Bora gebracht, um den Mann zu operieren. Der alte Mann wird aber von einem westlichen Agenten getötet und Ransom kann nur mit Mühe entkommen. Sultan Haq bleibt rachsüchtig zurück und plant seinen Krieg gegen die USA. Zwischenzeitlich versucht Emma über einen Waffenhändler, Prinz Raschid in eine Falle zu locken und zu eliminieren. Der Plan misslingt und Emma wird gefangengenommen, in die wüste gebrcht, gefoltert und liegengelassen. Doch der Waffendealer rettet sie, da er sein letztes sicheres Domizil in Pakistan verlassen muss und nun eine Anleitung zum Leben mit falscher Identität braucht; vor allem aber soll Emme die 1984 verlorene Ladung der B-52 bergen. Die Division in Person von Frank Connor tritt nun an Ransom heran, um ihn auf die Jagd nach den Terroristen, den Waffenhändler und Emma zu schicken. Man nutzt die Hilfe der Israelis, um ihn auszubilden und schickt ihn in die Höhle des Löwen nach Pakistan. Dort entscheiden sich die Schicksale der meisten Beteiligten.

Nach "Geblendet" und "Getäuscht" begibt sich Christopher Reich, der mit dem Bankenthriller "Das Nummernkonto" seinen internationalen Durchbruch schaffte,  mit "Getrieben" ein drittes Mal in die Gefilde der Geheimdienstarbeit. Es gelingt ihm ein weiteres Mal, seine Protagonisten durch persönliche Dramen sowie Hinterhalte, Heimtücke und Verrat zu schicken. Bündnisse werden auf beiden Seiten eingegangen und genauso schnell wieder aufgelöst. Keinem kann man vertrauen, die Dienste selbst sind auch kein sicherer Hafen, da sie ihre Mitarbeiter oder auch Zivilisten nur als nutzbringende Gegenstände ansehen und gerne in den sicheren Tod schicken sowie untereinander küngeln, was das Zeug hält. Kaum einer steht zu seinem Wort, sondern arbeitet hinter dem Rücken der anderen an eigenen Plänen. Für Emma ist das normal, doch das Gefühlsleben des Jonathan Ransom gerät dabei durcheinander und Reich versucht, das dem Leser näher zu bringen. Leider gelingt ihm das in seinem dritten Abenteuer um den Protagonisten nur bedingt und auch der Mittelteil des Buches zieht sich etwas in die Länge, lässt die anfängliche Action vermissen und da schon der Klappentext recht viel verrät und die Terroristen sowie die Verteidiger in den wesentlichen Punkten klar voneinander abgegrenzt sind (den einen oder anderen Verräter mal außer acht gelassen) kommt wenig Spannung auf. Der explosive erste Showdown reißt noch mal etwas raus, doch die anschließende Jagd in New York dagegen ist nur noch ein Anhängsel. So bleibt "Getrieben" der schwächste Teil der Trilogie. Die vollmundigen Worte des Verlags im Autorenportät, dass Christopher Reich an einem weiteren Abenteuer von Ransom arbeiten würde, erweisen sich bei genauerer Ansicht als bis dato falsch. "Getrieben aka Rules of Betrayal" stammt im Original aus 2010 (was man auch bei einigen Szenarien innerhalb des Buches erkennen kann) und seitdem kam nichts mehr zu der Reihe. Ein neues Buch für dieses Jahr hat nichts mit Ransom zu tun. Bin nach den wirklich starken Vorgängern etwas enttäuscht, doch als völlige Grütze kann man den letzten Teil der Reihe auch nicht abtun. Rund 560 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 März 2013, 12:35:52
(http://2.bp.blogspot.com/-AJP8tox9hyA/UT7NGS7qwaI/AAAAAAAAHlk/eH9DN3HaIGI/s1600/bitterkaltr.jpg)

Dan Simmons. Privatdetektiv Joe Kurtz bläst ein eisiger Wind entgegen. Und das liegt nicht nur am bitterkalten Winter in Buffalo. "Little Skag" Farino, der Juniorboss eines örtlichen Mafia-Clans, will Joe aus dem Verkehr ziehen und setzt eine Horde von mehr oder minder begabten Killern auf ihn an.  Seine attraktive Schwester Angelina verfolgt unterdessen ganz eigene Pläne mit dem Schnüffler - nicht alle sind so romantisch wie eine gemeinsame Liebesnacht.

Joe Kurtz, Ex-Knacki und Privatdetektiv ohne Lizenz, wird gleich zu Beginn mit drei geistig nicht wirlich gut ausgestatteten Spacken bedrängt. Er macht sie kurz und knapp fertig und sorgt dafür, dass sie auch nicht mehr quatschen können. Dabei geht er äußerst rabiat vor. Ihm ist klar, dass die drei Holzköppe von Stephen Farino aus dem Knast heraus auf seine Fährte gesetzt wurden, denn er hat ein Kopfgeld auf Kurtz ausgelobt. Farinos Schwester Angelina, gerade aus Sizilien zurückgekehrt, hat andere Pläne mit Joe. Er soll sie im Kampf gegen einen weiteren in Buffalo ansässigen Clan namnes Gonzaga unterstützen. Und zudem erhält Joe von seinem obdachlosen Kumpel noch die Bitte, für ihn in einem bestimmten Fall nachzuforschen. Erst lehnt er den Fall ab, aber nach und nach verwickeln sich die Fäden diverser Verbrechen zu einem Wust und bei der Gelegneheit kann er auch den Gefallen für den Freund erledigen. Und Rachel, die Tochter seiner verstorbenen Partnerin Samantha, benötigt ebenfalls Hilfe gegen ihren Stiefvater. Für den Rachefeldzug gegen die Mörder von Sam saß Joe im Knast, aber die Hintermänner konnte er nicht erwischen. Diese Chance bietet ihm Angelina, wenn er ihr gegen den feindlichen Clan hilft. Leicht wird das nicht, wenn die Cops korrupt, deren Captain ein Serienkiller und die Gegener gewarnt sind. Dennoch entwickelt Kurtz einen Plan, wie er alle Probleme auf einmal lösen kann.

Mit "Bitterkalt" liegt nun der zweite Roman um den lizenzlosen Privatdetektiv mit angeschlossener Heiratsvermittlung aus dem Festa-Verlag vor. Und wieder zeigt sich, dass Simmons ein unheimliches Geschick hat, von Genre zu Genre zu wechseln und stilistisch auf unterschiedlichen Pfaden zu wandeln. Sind z. B. seine Romane "Terror" oder "Drood" ausführlich und überlang, bleibt Dan Simmons bei seinen Thrillern zur+ckhaltend knapp und schreibt kein Wort zuviel. Der Tonfall ist lakonisch und trocken, der selten aufblitzende Humor derb und sein Protagonist eiskalt. Als gesetzestreuen Bürger kann man Joe Kurtz keineswegs charkterisieren, eher als brutalen Gerechtigkeitsfanatiker, der keine Gnade kennt. Hin und wieder erinnert mich das Ambiente von Büro mit Sekretärin an den Film "Ich, der Richter" mit Armand Assante als Mike Hammer und das düstere Winterwetter mit seinen dunklen Wolken und schneeverhangenen Gebäuden vermittelt den Eindruck als habe es sich auf die Gemüter der dort ansässigen Menschen gelegt, denn im gesamten Roman findet man bestenfalls einen oder zwei Menschen ohne gößeren Makel. Insgesamt ist "Bitterkalt" ein spannender, guter Thriller  mit einem harten Heldenhund, Mord, Geballer, Autoverfolgungsjagd und OHNE Love Story mit zumindest einem recht ekligen Abgang eines der Killer. Mir jedenfalls hat es gefallen und so kann das dritte Buch gerne kommen. 380 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 März 2013, 20:24:55
(http://2.bp.blogspot.com/-dfyjyQH-KE4/UUYCRfQStvI/AAAAAAAAHog/JStl2Ynr4LA/s320/homicide.jpg)

David Simon. Tatort Baltimore. In der Stadt an der Ostküste der USA geschehen innerhalb eines Jahres 234 Morde - an zwei von drei Tagen wird ein Bürger erstochen, erschossen oder erschlagen. Im Zentrum dieses Hurrikans des Verbrechens steht das Morddezernat unter Leitung von Lieutenant D'Addorio. Eine kleine Bruderschaft, konfrontiert mit dem amerikanischen Albtraum: Donald Worden, ein abgeklärter Ermittler am Ende seiner Karriere; Harry Edgerton, ein schwarzer Detective in einer überwiegend weißen Einheit; Tom Pellegrini, ein ehrgeiziger junger Cop, der frisch in die Mordabteilung gekommen ist und den schwierigsten Fall des Jahres aufklären will - die brutale Vergewaltigung und Ermodrung eines elfjährigen Mädchens.

Baltimore 1988, Morddezernat. Noch mit Fällen aus dem alten Jahr beschäftigt, müssen sich die Detectives schon bald an die Auswirkungen des Neujahrsfestes machen - sind die sechs Toten, die gemeldet wurden, nur Unfälle der Silvesterknallereien oder wurden sie absichtlich getötet? Und so geht es weiter. Ständig werden die gestressten Beamten vor neue Herausforderungen in ihrer Stadt gestellt; Drogenmorde, eine vergewaltigte und ermordete Elfjährige, ein misshandeltes und dann getötetes Baby oder Schießereien im Gangmilieu. Manches sind leicht aufzuklärende Tötungsdelikte innerhalb der Familie, andere verzwickter. Da ist der Tod eines Dealers, der angeblich von Polizisten hinterrücks erschossen wurde, der öffentlichkeitswirksame Fall des elfjährigen Mädchens, der mit besonderer Sorgfalt und unter dem Einsatz aller Kräfte gelöst werden soll, damit die Stadtoberen und die Behörde mit dem Erfolg nicht nur prahlen und ihre eigenen Karrieren vorantreiben können, sondern auch um der Bevölkerung zu beweisen, dass der Mord an einem schwarzen Kind die gleiche Aufmerksamkeit erhält wie der an einem weißen. Verdächtige werden verhört, wieder freigelassen, weil Indizien oder gar Beweise fehlen, die vor Gericht verwertbar sind, andere Fälle angenommen, als sich nach Monaten nichts ergibt, Überstuinden gerissen, bis die Polizeileitung solche untersagt, weil zu teuer für die Stadt. All das bloß bis zum nächsten eingehenden Anruf - und der ist in Baltimore so sicher wie das Amen in der Kirche.

"Homicide" hätte man auch mit "Ein Jahr in der Hölle" betiteln können, wenn man dem journalistischen Recherche Buch von David Simon seinen Glauben gibt. Es ist ein Abgesang auf die amerikansichen Großstädte, die von Drogen und Gewalt sowie Gangstern schon fast in Geiselhaft genommen wurden, ein Abschiedsgruß an Recht und Ordnung, die nur noch bedingt aufrecht erhalten werden können, da ganze Stadtviertel schon längst von den Dealern und der Armut übernommen wurden und die wenigen Polizisten einer Großstadt gegen das ausufernde Verbrechen keine Chance mehr haben. Es ist aber auch die Story von Männern, die an ihren Beruf glauben müssen, die mit Herzblut dahinterstehen, denn sonst hätten sie längst aufgegeben und sich eine einfachere Tätigkeit besorgt. David Simon beschreibt seine Helden des Alltags auführlich, lässt ihren Lebenslauf aufblitzen und bezeugt ihre Schwierigekiten mit der Bürokratie, den Regeln und der Dezernats- sowie Stadtpolitik - und wenn ein Bürgermeister Ambitionen für höhere Weihen entwickelt, stehen die Ermittler erst recht im Fokus, denn es müssen Ergebnisse her, um zu beweisen, dass der Mayor seine Stadt im Griff hat. Statistiken, Verhörprotokolle, akten anlegen und dann immer wieder grausamste Mordfälle, von denen man kaum glaubt, dass dazu tatsächlich ein Mensch fähig sein soll. Eine eindrucksvolle Milieustudie, wie man sie mit dem rauen Cop-Humor und dem Alkoholkonsum hin und wieder auch von Joseph Wambaugh gelesen hat (der zudem keine Rücksicht auf irgendwelche Empfindlichkeiten nahm, da er in Romanform formulierte), die sehr detailliert geschrieben und daher auch nicht wirklich leicht und nebenbei konsumierbar ist. Man hat hier auf über 800 Seiten schließlich keinen simplen Kriminalroman vor sich, sondern einen Einblick in die tatsächliche Arbeit der Mordkommission von Baltimore gegen die sogar Simons "The wire" noch geschönt wirkt und gegen den Serien wie "CSI" oder wie sie alle heißen nur lächerlich sind. Und zudem werden auch noch Themen wie Rassismus und frühere Polizeibrutalität aufgegriffen, die mit der Zeit zwar ausgemerzt wurden (was auch richtig ist), die aber durch die neu entstandenen Regeln hinsichtlich der Polizeiarbeit ebendiese wieder schwieriger machen. Miranda lässt grüßen, windige Anwälte ebenso - und das Nachwort macht einen ganz besonderen Eindruck; leider wirft es aber keinen positiven auf die derzetigen Stukturen in der Polizei, der Politik und des (Gassen-) Journalismus insgesamt. Nüchtern, tragisch und erschütternd. Muss man gelesen haben.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 März 2013, 22:58:56
(http://1.bp.blogspot.com/-wkgZIPQKU7A/UUn9GOAXZZI/AAAAAAAAHp8/dNHbsnLTq_0/s1600/ghoul.jpg)

Michael Slade. Sieben bestialische Morde. Offenbar alle von einem Psychopathen begangen. Doch Hilary Rand von Scotland Yard kommt mit ihren Ermittlungen einfach nicht weiter. Da meldet sich Inspector zinc Chandler von der kanadischen Polizei. Er glaubt, dass es in dem Fall eine Verbindung zu der skurrilen Rockgruppe Ghoul aus Vancouver gibt. Die Spur führt die Polizisten immer tiefer in einen bluttriefenden Albtraum, in dem eine uralte Familie aus Neu-England schon auf sie lauert.

London wird von einer Serie grausamer Morde erschüttert: acht junge Mädchen im Alter von sieben bis elf Jahren wurden tot aus der Themse geborgen, das Blut aus den Adern gesogen und das Herz aus der Brust geschnitten. Doch zu allem Überfluss gibt es da noch Bombenattentate und den Kanalmörder, der sich seine Opfer vom Ufer holt und dann in den Kanälen unter London verschwindet. So auch einen Anwalt, der zwar nicht gerade zur Sorte der beliebten Bürger gehört, aber so langsam wird die Bevölkerung ob der Häufung der Vorfälle unruhig. Hilary Rand versucht Hilfe von einem Profiler zu bekommen, steht aber dennoch irgendwie auf verlorenem Posten, da keiner eine Frau in ihrer Position haben will. Erst ein altgedienter Polizist, der seine eigenen raue Vergangenheit hat, steht ihr wirklich zur Seite. In Vancouver, Kanada, muss sich Zinc Chandler indes gegen einige Drogendealer durchsetzen, zu denen auch Ray Hengler gehört. Bis auf diesen und einen Typen mit Irokesenschnitt überleben die Figuren die Auseinandersetzung nicht - und der Iro wird später von einem Briten, den Hengler angeheuert hat erledigt und spurlos verschwinden lassen. Nach und nach kommt Chandler dahinter, dass Hengler nicht nur dealt, sondern auch Snufffilme dreht, im Pornogeschäft die Griffel drin hat und die Rockgruppe "Ghoul" zu managen scheint. So wird sein Augenmerk auch auf die Mitglieder der Gruppe gerichtet, die anscheinend auch einiges zu verbergen haben und mit Morden in der Umgebung in Verbindung zu stehen scheinen. Mit einem Umweg über die USA, wo er auf Deborah trifft, die ihm die Familiengeschichte der Mitglieder der Rockband zu erzählen weiß, führt ihn der Weg nach England, wo sich alles zusammenfügt.

Im zweiten Roman von Michael Slade mit dem Titel "Der Ghoul" wird wieder düstere Crimekost dargeboten, wie sie ihresgleichen vergeblich sucht. Statt nur auf graphische Gewalt zu setzen (auch wenn die nicht zu knapp vorkommt), bietet Slade ein komplexes Buch, das gut recherchiert ist und den Leser über London und dessen Vergangenheit, über Profiling und die Arbeit der Polizei bestens ins Bild setzt. Gleichzeitig bedient er sich der damals durch sämtliche Medien gehetzten Morde und Selbstmorde, die nach angeblichem Vorbild von Filmen, Comics, Videogames und Texten von Rocksongs begangen wurden (meines Erachtens nutzt er dies genauso plakativ wie diverse Billigprintmedien damals, wenn man sich bloß mal an Judas Priest erinnern möge). Abgesehen von diesem kleinen Kritikpunkt hat Michael Slade ein weiteres Mal einen durchaus Nachdenkenswerten Roman geschaffen, der den Finger in die Wunde legt, wozu sich labile Personen durch irgendwelche Einflüsse hinreißen lassen. Seine Diskussion geführt durch zwei Detectives über schädlichen oder nichtschädlichen Einfluss von Medien, Musik oder Büchern und deren nicht zu beweisende Schuld an realer Gewalt heben das Buch aus dem Einheitsbrei der Massenware heraus. Insgesamt also ein harter und auch tiefschürfend-intelligenter Thriller, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Hoffentlich wird die Reihe von Festa auch weitergeführt.  Rund 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 März 2013, 20:44:48
(http://3.bp.blogspot.com/-_LUF4tj8iL4/UU3mjZx2HlI/AAAAAAAAHsY/oZKopJBw7kc/s1600/rocknroll_zombies_2.jpg)

Bryan Smith. Vergewaltigung, Folter und Gehirnwäsche stehen in einer Besserungsanstalt in Southern Illinois auf dem Stundenplan. Statt Jugendliche im Auftrag bibeltreuer Eltern von ihrer Heavy-Metal-Sucht zu befreien, treiben hinter der biederen Fassade zahlreiche kranke Gestalten ihr Unwesen. Eine Direktorin etwa, deren lesbische S/M-Spielchen ständig außer Kontrolle geraten, ein Hausmeister, er sich als Totengräber verdingen muss, um hinterher die Überreste zu beseitigen, und ein Schließer, dem seine Gier nach Sex zum Verhängnis wird. Und dann gibt sich nach einem Kometeneinschlag auch noch eine Horde mordlustiger Zombies die Ehre.

1987 - Illinois. Wayne fährt mit seinem Kumpel Steve Richtung MUSI (Musikalische Umerziehungsanstalt Southern Illinois), wo Jugendliche im Auftrag ihrer konservativen Eltern von ihrer Heavy-Metal-Sucht befreit werden sollen, um seine Freundin Melissa dort rauszuholen. Diese angeblich schulische Einrichtung steht voll unter der Knute der sexuell recht speziell veranlagten Rektorin Sybil Huffington, die sich für ihren Lustgewinn vom Hausmeister abgewrackte Prostituierte zuführen lässt und auch vor mehr oder weniger willigen Schülerinnen nicht halt macht. Da ob ihrer recht deftigen Obsessionen hin und wieder eine davon die ewige Flatter macht, muss der Hausmeister, der nach besonderen Eignungen für den Job ausgewählt wurde, hernach die Leichen auf dem institutseigenen Grundstück verbuddeln. Während unterdessen Wayne und Steve sich einen der sogenannten Pädagogen schnappen, um auf das Schulgelände zu gelangen, wird der emsige Hausmeister bei seiner Tätigkeit von einem Meteoriteneinschlag unterbrochen, der fatale Auswirkungen hat: Das Mädel, das er gerade zur letzten Ruhe betten wollte, macht ich plötzlich putzmunter und dennoch tot über seine Griffel her und kaut ihm drei Finger ab. Damit nicht genug, krabbeln die anderen Opfer der Rektorin auch noch aus ihren Löchern und attackieren nicht nur den Hausmeister, sondern auch den Rest der Belegschaft und der "Insassen". Gerade als Melissa, die sich mit zwei Freunden in Eigeninitiative verkrümeln wollte, kurz vor ihrem Auftritt als Schlachtplatte für die Zombies befindet, erreichen Wayne und Steve die Schule und können sie retten. Doch die mittlerweile ebenfalls zombiefizierte Rektorin hat eine Schar Infizierter um sich versammelt, die nun gemeinsam mit ihr den anderen Personen, die noch einen Rest Leben in sich haben den Garaus zu machen. Dem Trio steht nun ein schier aussichtsloser Überlebenskampf bevor.

Nachdem sich Michael Slade in "Der Ghoul" ernsthaft mit der Problematik der Auswirkungen des Heavy Metal auf die Psyche von Jugendlichen auseinandergesetzt hat, nimmt sich im Jahr 2010 auch Bryan Smith dieses Themas an, ohne allerdings einen allzu strengen Ansatz zu wählen und die Angelegenheit eher mit Humor zu würzen. Dennoch kann man aus dem Buch herauslesen, dass die Zeit unter der Administration eines Ronnie Raygun (Wortlaut Bryan Smith) eindeutig eine fundamentalistisch-religiöse und konservative Ausrichtung hatte und jegliche Elemente, die sich nicht der Masse anpassen, umgeschult und ausgemerzt gehören. Reagan ist weg und hat die Sache mittlerweile eh vergessen, aber die Ausgrenzung von Andersdenkenden, anders gekleideten und solchen,  die nicht mit dem gewollten Strom schwimmen, ist immer noch hochaktuell, wird durch die Nutzung der vielen schönen neuen Medien sogar noch ausgeweitet und man hat ihm auch schon den schönen Namen political correctness verpasst. Eigene Meinungen sind doch unerwünscht, es zählt nur, was die Vordenker so von sich geben. Neben diesem Ansatz ist "Rock and Roll-Zombies aus der Besserungsanstalt" aber ein blutiges, spaßiges Trash-Werk, das man nicht zu ernst nehmen sollte, das vom Autor mit Anspielungen auf seine Vorbilder in der Namensgebung handelnder Personen gespickt ist, und denen er damit seine Referenz erweist, sowie mit Kapitelüberschriften, die aus Titeln von Rocksongs aus der Feder von Def Leppard, The Doors oder AC/DC etc. bestehen. Nachdem zu Anfang noch so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm herrscht, wird es im zweiten Teil der rund 190 Seiten dann deutlich derber, wenn auch recht anspruchslos. Man kann sich flugs durch die Seiten lesen, ohne sich die Birne anstrengen zu müssen und es wird auch anständig gesplattert. Die eine oder andere erotische Szene plus die blutrünstigen Zombieattacken ergeben irgendwie einen netten Trash-Mix aus "Das Frauenlager" meets "Zombie". Humor, Sex, Gewalt und Splatter bilden den Rahmen für einen flotten und unterhaltsamen Roman (wenn man ihn nicht allzu kritisch näher beäugt), der vielleicht nicht so "extrem" ist, aber doch wieder so absurd und durchgeknallt, dass er zumindest mir Spaß gemacht hat.     
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 März 2013, 16:54:05
(http://www.mallux.de/shop_cfg/Freebird/schwestern.jpg)

Jack Ketchum. Die Schwestern. Eine knapp 70-seitige Novelle, die im Bereich des Western um 1848 angesiedelt ist und zum Teil auch wirklich wie ein normaler Western daherkommt. Doch nachdem sich die Protagonsiten gefunden haben und zur Tat schreiten, entwickelt sich eine brutale Befreiungsaktion, die es in sich hat. Drei Männer - darunter der Erzähler Marion T. Bell - begegnen Elena, deren Schwester von einer grausamen Bande im Grenzgebiet zu Mexiko gefangen gehalten wird und als Sexsklavin angeboten wird. Als sie auf die feindliche Truppe stoßen wird es blutig. Coole Typen im Eastwood-Stil, trockene Dialoge und markige Sprüche umrahmen Schießereien und Folter. Es fließt wieder Blut im Westen. Wer die bisherigen in Deutschland erschienen Bücher von Ketchum gelesen hat, muss aber umdenken. "Die Schwestern" ist nicht die gewohnte Kost. Ebenfalls von Nachteil ist der doch recht happige Preis für die geringe Seitenzahl. Hat mir trotzdem gefallen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 März 2013, 23:01:24
(http://bilder.buecher.de/produkte/32/32597/32597054n.jpg)

Kelly Rich, die sich vor langer Zeit von ihrer Familie abgewandt hat, ist gezwungen, nach Hause zurückzukehren, als ihre Schwester in einen mysteriösen Unfall verwickelt wird. Nachdem sie jahrelang die Ereignisse unterdrückt hat, die sie zur Flucht bewogen, muss sie das Geheimnis ihrer Vergangenheit lüften, um ihre Schwester zu retten. Aber in der unheimlichen Ortschaft Spires, ihrer einstigen Heimat, in der kalte Herzen herrschen und im Wald tödliche Geheimnisse lauern, ist nichts, wie es scheint. Kelly wird in die Traumwelt ihrer Kindheit gestürzt und muss sich ihrer Rolle in den Tragödien stellen, die ihre Familie heimsuchen. Mystery-Horror mit Märchenelementen und wenig Gewalt, dafür aber Erinnerungen an Dean Koontz, die Gebrüder Grimm und den Film Poltergeist. Die Story wird langsam aber stetig entwickelt, ist narrativ schon fast vom Feinsten und hat mich trotz der Blutarmut gepackt. Subtiler, feinsinniger Horror mit seelischen Abgründen, düsterem Ambiente eines Märchenwaldes und völlig anders als "Snow", aber dennoch empfehlenswert. ca. 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 März 2013, 21:15:09
(http://3.bp.blogspot.com/-40r4YqkLgVo/UVcV4_2MFxI/AAAAAAAAHvg/3P8VQCsa-vA/s320/drood.jpg)

Dan Simmons. London im Jahr 1865. Bei einem dramatischen Eisenbahnunglück finden etliche Menschen den Tod. Unter den Passagieren, die die Katastrophe überleben, ist der bekannteste Schriftsteller Englands, wenn nicht der ganzen Welt: Charles Dickens. Nach dem Unfall ist Dickens nicht mehr derselbe. Immer öfter taucht er in die Londoner unterwelt ab, besessen von einem mysteriösen Mann namens Drood, dem er an der Unfallstelle begegnet ist. Aber ist dieser Drood überhaupt ein Mensch?

Die erste Begegnung von Dickens mit Drood ist dramatisch. Während Dickens damit beschäftigt ist, Überlebenden des Unglücks zu helfen, sieht er einen schwarz gekleideten Mann, der sich anscheinend den Verletzten nähert, um ihnen endgültig dass Lerben zu rauben. Er kann seine Theorie und Beobachtungen nicht beweisen, macht sich aber daran, den Fremden zu finden. Der Einzige, der von ihm eingeweiht wird, ist sein Freund und Schriftstellerkollege William Wilkie Collins. Dickens begibt sich auf Exkursionen durch Londons Unterwelt, in der sich auch Opiumhöhlen befinden. Nicht jede Information teilt er mit seinem Freund. Der wird später von einem ehemaligen Inspektor und jetzigen Privatermittler namens Field angesprochen, der auch noch ein Hühnchen mit Drood zu rupfen hat, wie er behauptet. Um sich der Mitarbeit von Collins zu versichern, erpresst Field diesen mit ein paar vermeintlich delikaten Details aus dessen Privatleben. Collins schwankt zwischen seiner Freundschaft zu Dickens und dem Wunsch Drood mit Hilfe des Inspektors auszuschalten, denn Drood ist beileibe kein Heiliger. Er hat eine ganze Truppe von Helfern, ist zudem ein Kenner altägyptischer Riten und Geheimnisse und lässt jeden, der ihm in die Quere kommt, rücksichtslos beseitigen. Doch Dickens hat seinen eigenen Kopf und will auch die Hilfe seines Freundes nicht. Zu der Frage, wer oder was dieser unheimliche Drood eigentlich ist, gesellt sich noch jene, ob die Freundschaft der Männer dieser Situation standhalten kann und ob sie deses schreckliche Spiel überleben werden.

Mit "Drood" hat Dan Simmons wieder ordentlich aufgetragen und stellt seine Leser zudem vor das Problem, in welchem Genre er sich eigentlich befindet. Ist es nur eine doppelte Autorenbiographie, eine Horrorgeschichte, ein Krimi oder was auch immer? Eine eindeutige Zuordnung gibt es meines Erachtens nicht. Und zudem bin ich der Meinung, dass Simmons sich für diese Geschichte doch einige Seiten zuviel gegönnt hat. Er schweift ständig ab, verzettelt sich in Schwafeleien, die nichts zur Story beitragen und lässt so sein Werk auf den Leser stellenweise ermüdend wirken. Er hat es zwar geschafft, irgendwie immer den richtigen Zeitpunkt abzupassen, dem Leser ein Häppchen hinzuwerfen, das diesen bei der Stange hält, doch der Eindruck dass der Roman aus der Sicht des Erzählers Wilkie Collins nichts anderes ist, als das Geschwätz eines Opiumsüchtigern im Rausch ist, hat sich bei mir bis zum Ende, das auch recht offen ob des Schicksals des Drood bleibt, stetig gehalten. Und wohl auch der Neid, der Collins auf den Erfolg des Selbstdarstellers Dickens zerfrisst, trägt einen Teil der dennoch vorhandenen Freundschaft der Männer, auch wenn Collins in seinen Äußerungen immer wieder durchblicken lässt, dass er sich für einen Teil von Dickens' Erfolgen verantwortlich fühlt. Während dieser im Laudanum- und Opiumrausch vorgetragenen Teile des Buches wird zwar das schwierige Verhältnis der beiden Männer klar, aber sie tragen auch zur langsam einsetztende Langeweile ob ihrer zähen und ausführlichen Schilderung bei. Daher ist der gesamte "Drood" weniger faszinierend denn behäbig, weitschweifig und umständlich. Mittelmaß in zu langer Form. Was bei "Terror" noch glänzend funktionierte, geht hier leider baden. Und jetzt hör ich auf, bevor ich genauso schwafle wie der Autor selbst. Rund 950 Seiten plus Nachwort usw.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 März 2013, 03:05:10
(http://ecx.images-amazon.com/images/I/51W21NCS9cL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-arrow-click,TopRight,35,-76_AA300_SH20_OU03_.jpg)

John Lescroart. Der Anwalt Dismas Hardy ist mit einem Mordfall beschäftigt, der in die höchsten Kreise von San Franciscos feiner Gesellschaft hineinreicht. Es handelt sich um einen Doppelmord. Die Opfer sind ein politisch einflussreicher Mann und seine glamouröse Verlobte. Die Bürgermeisterin kümmert sich persönlich um die Angelegenheit und beauftragt Hardys Freund bei der Polizei, Abe Glitzky, mit der Leitung der Ermittlungen.

Das verärgert wiederum dessen Kollegen Dan Cuneo, der alles tut, um Glitzky die Arbeit schwer zu machen. Schlimmer noch, Cuneo konzentriert seine Recherchen auf eine frühere Klientin und Freundin von Hardy, die schließlich wegen Mordes angeklagt wird. Hardy hat alle Mühe, seine Freundin vor dem Gefängnis zu bewahren. Wenn es um Justizthriller geht, fällt den meisten Konsumenten immer noch zuerst der Name John Grisham ein, obwohl dieser seit Jahren in etwa zum Steven Seagal der Prosa (okay, über seinen Körperumfang kann ich mir mangels Bildmaterial kein Urteil erlauben) mutiert ist. Nach etlichen belanglosen Büchern ist man schon zufrieden, wenn er mal akzeptables Mittelmaß erreicht. Glücklicherweise ist da aber noch John Lescroart als Alternative auf dem Markt. Bei ihm werden noch Kriminalfälle ersonnen, die diesen Titel auch verdienen. Anwälte und Polizei ermitteln, anstatt nur zu schwafeln, es wird intrigiert, vertuscht und gelogen, was das Zeug hält.

Charaktere und Story sind vielschichtig angelegt und Handlung sowie Ende sind nicht schon von Beginn an absehbar. Zudem drängt Lescroart mit seinem Schreibstil nicht drehbuchgerecht nach Hollywood oder auf den Massenmarkt mit leicht goutierbaren Belanglosigkeiten ohne Nährwert. Im Gegensatz zu Grisham hat er seit seinem Debüt "Das Indiz" seine Qualität erhalten, ja sogar teilweise noch gesteigert. So auch hier. Bloß das Ende ist hier etwas hanebüchen, da hätte eine bessere Idee der Sache sicher gut getan. Wer Justizthriller schätzt, sollte sich die Romane von John Lescroart nicht entgehen lassen. Sie sind immer abwechslungsreich und spannungsgeladen. Wirklich eklatante Schwächen weisen sie jedenfalls nicht auf. Erfreulich auch das Fehlen der üblichen Klischees. Stattdessen sympathisch und warmherzig gezeichnete Hauptfiguren mit Familie, die ihren Professionen - Anwalt und Polizist - mit Inbrunst nachgehen. Keine Superhelden, aber echte Koryphäen in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld. Neben den Berufen Menschen mit Alltagsproblemen und Spannungen im zwischenmenschlichen Bereich. Dadurch wird es immer wieder ein Genuß, den neuen Lescroart zu lesen. Also: Grisham für Justizthriller, Lescroart für GUTE Justizthriller. rund 592 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 April 2013, 21:31:17
(http://www.droemer-knaur.de/fm/48/thumbnails/978-3-426-51036-0.jpg.30089005.jpg)

Howard Linskey. Crime Machine. David Blake hat eine weiße Weste. soweit man in Newcastle eine haben kann, wenn man als Berater für einen skrupellosen Gangsterboss arbeitet. Als zigtausend Pfund Schutzgeld verschwinden, kommt David jedenfalls reichlich ins Schwitzen. Er hat 72 stunden, das Geld wieder aufzutreiben, sonst ist er ein toter Mann.

Dieser Einkauf hat sich gelohnt. Brit-Noir vom Feinsten. Anhand des Klappentextes eher wenig originell, entwickelt sich die Story nach und nach zu einem echten Reißer und bekommt gegen Ende so richtig Fahrt. Die Suche nach dem Geld gestaltet sich nicht einfach und schon bald stellen sich erste Überraschungen ein. Dazu erlaubt sich David ein Verhältnis mit der Tochter vom Boss. Wäre eine böse Falle, wenn sich nicht kurz darauf die Ereignisse derart überschlagen würden, dass dies kein Thema mehr ist. Und wer hier einen heldenhaften, gesetzestreuen Protagonisten erwartet, ist schief gewickelt. Eigentlich ist David ein echter Unsympath, der die Freundin mit den Worten "Dich geliebt? Ich kann dich noch nicht mal leiden." abschiebt. Er macht zwar eine gewisse Wandlung durch, aber nicht wirklich zum Besseren. Ein deftiger Gangsterthriller mit Witz und Gewalt, dafür ohne Geschwafel. ca. 385 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 April 2013, 20:59:55
(http://4.bp.blogspot.com/-KFg936mLaKw/TeKR522UogI/AAAAAAAAAhw/4xEx5BQNjAM/s320/quarry%2B2.jpg)
(http://3.bp.blogspot.com/-JyqlggRpS6U/TeKRyKPitvI/AAAAAAAAAho/2_e1jw6mLhw/s320/quarry%2B1.jpg)

Max Allen Collins. Auf den ersten Blick ist es ein todsicherer Job: Professor K. J. Byron muss verschwinden und mit ihm alle seine Recherchen für ein ominöses Enthüllungsbuch. Als dann aber Byrons Ehefrau samt einem schmierigen Privatdetektiv auftaucht und schließlich die Chicagoer Mafia mitmischen will, droht die Sache aus dem Ruder zu laufen. Dabei wollte Quarry doch nur da weitermachen, wo er kurz zuvor in Vietnam aufgehört hatte.

Es ist der berühmte letzte Coup: Der skrupellose Berufskiller Quarry war längst in den wohlverdienten Ruhestand abgetaucht, als ein Medienmagnat den rastlosen Profi für einen letzten lukrativen Auftrag ködert. Doch der verspricht höchst ungewöhnlich zu werden: Warum, fragt sich Quarry, würde jemand eine junge hübsche Bibliothekarin töten wollen? Und warum zur Hölle soll es ihn besonders kümmern?

Beide Bücher sind recht kurz - knapp 200 Seiten jeweils, aber das gerät ihnen nur zum Vorteil. Kein überflüssiges Gelaber, keine langen Dialoge. Collins' Protagonist ist ein cooler Killer, Vietnamveteran, dem es nichts ausmacht zu töten. Die Romane sind typischer Pulp. Knochentrocken, mit Tussen garniert und einer ungesunden Portion Härte. Irgendwie Storys zum Spaß haben. Ironie, Kraftausdrücke und Schießereien ohne Gnade. Wenig Akteure, viele Rückschläge und mehr Leichen als von seinen Auftraggebern geplant, hin und wieder eine Wendung und wunderbar schnell zu lesen. So sind beide Quarry ein echter Genuss für Fans des harten Krimis der 70-er Jahre. Spannend, stimming und cool. Mehr braucht es nicht. Das bringt einfach Freude und schnellen Genuss. Auf irgendwelche pseudokritischen Aussagen oder deutungsfähige und inhaltsschwangere Sätze sollte der geneigte Leser aber nicht hoffen, da ist er genauso falsch hier wie bei den üblichen Mainstreamwerken a la Grisham. Und wer möglicherweise noch nicht von Herrn Collins überzeugt ist, denke vielleicht mal kurz an "Road to perdition", da hat er sich nun wirklich verdient gemacht.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 April 2013, 19:08:03
(http://1.bp.blogspot.com/-NKUw-iyFKt8/UWA22hyRHqI/AAAAAAAAHzc/-cMBo4dk-DE/s1600/haus+des+blutes.jpg)

Bryan Smith. Wären sie doch bloß nicht von der Landstraße abgefahren! So aber stranden fünf High-School-Abgänger mitten in der Einöde. Unheimliche Geräusche aus dem nächtlichen Wald, Kreaturen wie aus einem Horrorfilm ... Ihre Nerven liegen blank. Da kündigt sich die Rettung an. Ein Licht in der Dunkelheit. Ein geheimnisvolles Herrenhaus in den Bergen als Zuflucht. Doch das Haus entpuppt sich als blutiges Tor zur Hölle, bevölkert von Sadisten, Sklaven und toten Göttern. Auf die fünf warten unsägliche Torturen und Schändungen. Wohl denen, die nicht überleben.

Die fünf Freunde auf der Rückkehr vom gemeinsamen Urlaub biegen auf die falsche Strecke ab, während sie dabei sind, alte Rechnungen per fiesem Streitgespräch zu begleichen. Irgendwann halten sie auf dunkler Strecke im Wald an und einer macht sich auf, eine ruhige Ecke für ein menschliches bzw. in dem Fall männliches Bedürfnis zu finden. Kurze Zeit später wird er von einer grässlichen Kreatur zerfetzt und die verängstigten Freunde - Chad und die drei Mädels Dream, Alicia und Karen -
zanken ob des weiteren Vorgehens. Chad setzt sich zu Fuß ab, während die Girls eigentlich zurück zur Hauptstraße wollen, doch vom schlechten gewissen geplagt doch in die Richtung fahren, in der sie Chad vermuten. In der Zwischenzeit macht sich Eddie aus den tiefen Katakomben des Hauses auf die Flucht durch die Gänge, um endlich seiner Pein zu entkommen und gerät über den Umweg der Stummen an Giselle, die ihm zur Freiheit verhelfen will. Chad indes wurde ebenfalls gefangen und mit Cindy in ein Verlies gesperrt, in dem er zusehen muss, wie diese einen Mann tötet und dann mit ihm gemeinsam den Wächtern vorgeführt wird. Die drei Mädels in ihrem Auto, dem langsam der Sprit ausgeht, erreichen das feudale Haus im Wald und werden von King empfangen, der isch nicht als der Gastgeber erweist, den man hinter seiner Fassade vermuten kann. Bald müssen alle um ihr Überleben kämpfen, geraten mitten in eine Revolution der vielen Gefangenen in den Höhlen unter dem Haus und erfahren erst spät, mit welchen Dämonen und viehischen Kreaturen sie es zu tun haben.

Was nach einem Backwood-Slasher klingt, entwickelt sich bald zu einem bösen Horrortrip in abgründige Folterhöhlen. Doch zuvor kann man sich als Leser mit keinem der Protagonisten irgendwie anfreunden oder ob oihres Schicksals mitfiebern. Selbst die als absoluter Gutmensch gezeichnete Dream Weaver (Ein Song von Gary Wright, womit Bryan Smith erneut seine Hinwendung zur Musik beweist und später auch noch einige Anspielungen auf diverse Horrorfilme hinzufügt) hat ihre Probleme, die sich aber vor dem Hintergrund ihrer Geschichte als lächerlich darstellen. Erst mit Fortschreiten der Story kommt vielleicht etwas Sympathie auf, aber zumindest meine wendete sich eher dem flüchtigen Eddie oder den später eingreifenden Nebenfiguren zu, die Hauptcharaktere blieben mir irgendwie egal. Und ansonsten hält sich das Buch fein an Mittelmäßigkeit (was natürlich daran liegen kann, dass man von Festa bisher zumeist sehr verwöhnt wurde) und "Haus des Blutes" erweist sich auch nicht als der beste Roman aus der Feder bzw. Tastatur von Bryan Smith. Trotz des zunehmenden Actionanteils gegen Ende und des flüssig lesbaren Stils ist es einfach nicht mitreißend und packend. Auch Gewalt und Erotik halten sich vergleichsweise im Rahmen. Da der Schluss einige Fäden offen lässt, kann man aber gespannt auf die "Herrin des Blutes" warten. Geordert ist er natürlich schon, denn trotz der Kritik ist das Buch um Längen besser als das Meiste, das andere Verlage in ihrem Programm so bejubeln. Rund 410 Seiten.  
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 April 2013, 20:15:47
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SmmTRLviU4I/AAAAAAAAAOo/7JIVTslWoys/s320/Mills.jpg)

Kyle Mills: Quinn Barry ist eine ehrgeizige junge Computerprogrammiererin im Dienste des FBI. Insgeheim träumt sie jedoch von einer gefährlichen Mission, bei der sie ihren Wert als Agentin unter Beweis stellen kann. Als sie in der FBI-Datenbank auf eine mysteriöse DNA-Spur stößt, erfüllt sich ihr Wunsch schneller als ihr liebsein kann. Denn offenbar ist sie einem Serienmörder auf die Schliche gekommen, dessen grausame Morde von der Regierung absichtlich vertuscht werden. Barry ermittlet weiter und riskiert dabei nicht nur ihren Job, sondern bald auch ihr Leben. Der bestialische Killer, der immer noch sein Unwesen treibt, hat sie bereits im Visier.

Der (in Deutschland) neue Roman von Kyle Mills hat diesmal nicht Mark Beamon - der aber einen Cameo-Auftritt spendiert bekommt - als Hauptfigur, sondern eine Computerspezialistin - eben die Jägerin. Da mich der Autor bisher fast immer zu überzeugen wusste, habe ich auch hier zugegriffen und wurde nicht übermäßig enttäuscht. Spannung, Witz, Thrill und Charme lassen dem Leser die Wahl leicht fallen, ob er sich weiter dem Buch widmet oder lieber anderweitig beschäftigt. Man ist schon gespannt darauf, wie das nächste Kapitel weitergeht. Langeweile durch ausufernde, zähe Charakterzeichnung kommt nicht auf, da er sich auch überflüssige, ausgewälzte Nebenkonstrukte gespart hat. Es ist ein spannungsgeladenes Buch mit zum Ende hin zunehmenden Actionsequenzen und einigen menschlichen Zwischentönen geworden, das man nicht so schnell aus der Hand legen möchte. Klar, dass man auch schon auf das nächste Buch von Mills wartet - speziell, da noch eines aus der Beamon-Reihe noch als deutsche Veröffentlichung fehlt und obwohl man hier auch manchen Mangel entdecken kann, der aber nicht so gravierend ist, dass man das Buch nicht genüßlich lesen könnte.

Gut aufgebaut mit großem Erzählrtalent und gut gezeichneten Figuren macht Kyle Mills den bekannten Autoren wie David Baldacci, Glenn Meade oder Henry Porter mittlerweile ihre Vormachtstellung im Politthriller streitig, aber dass er nun, wie vom Verlag prognostiziert, als Erneuerer des Politromans gilt, ist denn doch etwas zu hoch gegriffen, zumal der Plot in gerade diesem Werk doch etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen ist. Ich würde ihm daher, trotz einiger Stärken, nur gehobenes Mittelmaß bescheinigen und hoffe auf eine Steigerung der Qualität wie bei den ersten Mark Beamon-Storys, die nun wirklich durch ihre - damals - unangepasste und völlig aus dem Rahmen laufende Hauptfigur etwas Besonderes darstellten. An Leute wie Vince Flynn oder Brad Thor reicht er aber nicht heran. 450 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 April 2013, 20:19:12
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SaUsyh92ckI/AAAAAAAAAI4/44-YJHUTX00/s320/KMGW.jpg)

Kyle Mills. Ein Szenario, so apokalyptisch wie aktuell: An mehreren wichtigen Ölförderungsstätten weltweit findet sich ein Bakterium, das Rohöl angreift und damit unbrauchbar macht.Angefangen mit einer Förderstätte in Alaska ist schon bald ein saudi-arabisches Ölfeld betroffen, das fast sieben Prozent des Weltmarktes mit Öl versorgt.. Mark Beamon, Leiter der Energieabteilung des Heimatschutzes gegen Ökoterrorismus, rekrutiert den führenden Mann auf diesem Gebiet: Erin Neal, der seine Forschungen einzig und allein einem solchen Bakterium gewidmet hat, um Ölpesten durch Havarien von Supertankern entgegenwirken zu können. Nachforschungen in Saudi-Arabien und Alaska ergeben, dass es sich um ein gentechnisch manipuliertes Bakterium handelt, das in böser Absicht in die Förderungsstätten eingebracht wurde. ein Drittel der Ölreserven der ganzen Welt sind in Gefahr. Die Welt droht an einer Energiekrise zu zerbrechen, ein Rückfall in die Steinzeit wäre die Folge.

Einst war der Held Mark Beamon eine Figur, die völlig aus dem üblichen Rahmen fiel und absolut nicht den gängigen Klischees amerikanischer Weltenretter entsprach. Eher fett als fit, garantiert ohne Kondition durch zu hohen Zigarettenverschleiß, Fast Food und Alkohol sehr zugetan, grundsätzlich eigensinnig und mit einer ungesunden Abneigung gegen jegliche Autoritäten sowie mit einer ziemlich frechen Schnauze ausgestattet. Also mehr der Antiheld, der seine Fälle eher durch Intuition oder intelligente Ermittlungen löst, denn durch waghalsige Aktionen. Zu meinem Leidwesen gestaltet der Autor seinen Protagonisten immer mehr um und von seinen sympathischen und menschlichen Eigenschaften und Schwächen sind nur noch die Abneigung gegen Vorgesetzte aller Art und sein Eigensinn sowie die große Klappe geblieben.
Bevor sich Mark Beamon nun auch noch in den friedlichen Hafen der Ehe begibt, wird er auf den Fall des Bakteriums angesetzt, um zu klären, ob es sich hier um einen Terroranschlag einer ausländischen Macht, Ökoterror oder schlicht und einfach um den Versuch, die Energiepreise mit unmoralischen Mitteln in unmoralische Höhen zu treiben, was den gewinnsüchtigen Konzernen durchaus zuzutrauen wäre. Während sich im Laufe der Nachforschungen immer weitere Rätsel auftun, wird Beamon zusammen mit dem Spezialisten Erin Neal zum Präsidenten der Vereinigten Staaten einbestellt, um über die Fortschritte und mögliche Schuldige zu spekulieren, während sich die anderen Geheimdienste gegenseitig der Unfähigkeit bezichtigen und versuchen, jegliche Verantwortung abzuschieben. Als der Präsident sich darauf versteift, dass der Iran ein möglciher Kandidat für die Attentate sein könnte und mit einem Angriff liebäugelt, kommt Beamons Eigensinn wieder durch und er wagt es tatsächlich, seinem Oberbefehlshaber in dessen Heiligtum - dem Oval Office - zu widersprechen. Doch statt wieder einmal strafversetzt zu werden, wird ihm nun die gesamte Verantwortung für die Operation übertragen.
Mills hat seine Geschichte glücklicherweise mit dem bekannten trockenen Humor und den despektierlichen Sprüchen seines Protagonisten gewürzt, sodass man durchaus des Öfteren ein Schmunzeln beim Lesen nicht vermeiden kann. Das hilft auch darüber hinweg, dass der Actionanteil geringer ausfällt als in Werken ähnlicher Couleur. Langeweile kommt durch den Wechsel zwischen Spannung und Witz nicht auf. Seine Gegenspieler sind jedoch eher schablonenhaft skizziert, denn ausführlich vorgestellt und entsprechen durchaus gängigen Klischees. Die in der inhaltlichen Zusammenfassung angedeuteten chaotischen Zustände wegen Spritmangel und steigender Energiekosten entstammen aber wohl eher der Phantasie des Klappentexters, denn des Romanonhaltes. Klar werden an Tankstellen Rationierungen vorgenommen und es entbrechen Streitigkeiten zwischen Einsichtigen und Egoisten, doch das war es auch schon. Die Auflösung ist letztendlich auch recht simpel und bietet nichts wirklich Neues oder Überraschendes für den Leser. Akzeptabler Roman, der zur Reihe um den unangepassten und intuitiven Mark Beamon passt, mit Andeutungen von Szenarien einer Welt ohne Öl, aber nicht unbedingt etwas, das auf Dauer im Gedächtnis haften bleibt. Der Epilog geht etwas mehr auf das Thema ein, doch auch nur oberflächlich. Kann man lesen, muss man aber nicht. Ein Ökothriller mit einer Botschaft, die von den Adressaten eh ignoriert wird. Dieses Thema wurde von Andreas Eschbach in "Ausgebrannt" erheblich besser verarbeitet. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 April 2013, 02:09:33
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SZ6thVEbrSI/AAAAAAAAAIg/4fOiUOFjOWo/s320/Andy+B.jpg)

Andrew Britton. Nach der schmerzhaften Trennung von seiner Partnerin Naomi hat sich der ehemalige CIA-Agent Ryan Kealey aus dem Dienst zurückgezogen und reist um die Welt. Doch dann wird in Afghanistan eine Gruppe amerikanischer Bergsteiger entführt. Der Verdacht fällt auf einen der gefährlichsten Terroristen der Welt, und der Präsident der Vereinigten Staaten persönlich besteht darauf, dass Kealey den Fall übernimmt. Doch dieser möchte unter keinen Umständen in den Dienst zurückkehren. Erst als man ihm Naomi als seine Partnerin in Aussicht stellt, willigt er ein. Die Lage spitzt sich zu, als die Terroristen auch die amerikanische Außenministerin in ihre Gewalt bringen. Während der gefährlichen Jagd muss Kealey feststellen, dass auch Naomi ein dunkles Geheimnis in sich birgt. Bald weiß er nicht mehr, wem er noch trauen kann.

Die Story startet mit einigen fulminanten Actionsequenzen wie der Entführung von Bergsteigern und Rucksacktouristen im Grenzgebiet von Pakistan sowie der gewaltsamen Gefangennahme der amerikanischen Außenministerin durch Terroristen bei deren diplomatischem Besuch in der pakistanischen Hauptstadt, wobei deren gesamte Entourage sowie etliche Unbeteiligte ihr Leben lassen müssen. Als Ryan Kealey in Jack Bauer Manier in die Ermittlungen einbezogen wird, sorgt seine Partnerin Naomi Kharmai in Madrid für einen Eklat. Bei der Verfolgung eines Verdächtigen löst sie eine verheerende Explosion aus, bei der mehrere Unschuldige Spanier inklusive eines Polizisten getötet werden. Hinter den Kulissen schachern die US-Sicherheitsbehörden und der Präsident um Schadensbegrenzung, da die ruhmreichen Verteidiger der freien Welt schließlich ihren besten Mann trotz des Mordes an Bürgern eines befreundeten Staates in Manier eben jener Terroristen, die man verfolgt, nicht wegen Opfern außerhalb der USA zur Verantwortung ziehen wollen. Also wird versucht die Angelegenheit zu vertuschen - zumindest in Beziehung auf die Beteiligung amerikanischer Geheimdienste. Äußerst fragwürdig, aber abwegig? Quien sabe? Für Amerika zählt eben nur Amerika - andere werden nur nach ihrem jeweiligen Nutzen bewertet.
Ab diesem Zeitpunkt aber setzt ein dialoglastiges zweites Drittel ein. Die Beteiligten Agenten diskutieren nicht nur ihre Selbstvorwürfe bezüglich der Explosion mit Todesopfern und was dies alles für ihre Arbeit und die Vereinigten Staaten bedeuten könnte und insbesondere die Auswirkungen auf den Präsidenten, sondern arbeiten auch gleich ihre eigenen Dämonen aus der Vergangenheit mit ab (man kommt übrigens zu dem Schluss, dass einige wenige Opfer hinter dem großen Ziel zurückstehen müssten und Zweck die Mittel heiligt). Ab diesem Part zieht sich Langeweile durch die nächsten ca. 130 Seiten und man muss sich bemühen, der Geschichte weiter die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Erst gegen Ende des Buches wird wieder Fahrt aufgenommen, die "gute Amerikaner, böse Terroristen und nutzlose Verbündete Strategie" weiter geführt und die Schuldigen bzw. Gejagten zur Strecke gebracht. Dies kann aber den Gesamteindruck wegen des Mittelteils nur Mittelmaß zu sein, nicht korrigieren. Ein Roman, der in der Menge mit ähnlichem Thema befassten Werke untergehen wird.
Der junge Autor wurde schon sehr voreilig - wie mittlerweile üblich - mit Genregrößen wie Tom Clancy, Robert Ludlum und dem durchaus ähnlichen Vince Flynn verglichen, doch diese Qualität hat er noch nicht ganz erkennen lassen, aber die Genannten hatten ihren Leistungszenit auch nicht mit ihren ersten Romanen sofort erreicht. Wäre Andrew Britton nicht nach seiner dritten Story im Alter von 27 Jahren an einem nicht diagnostizierten Herzleiden im Schlaf verstorben, hätte er sicher seinen Weg gemacht, die Vorausatzungen dazu hatte er, das Talent auch. Schade für die Leser, viel schlimmer für die Familie. RIP. ca. 470 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 April 2013, 02:13:10
(http://3.bp.blogspot.com/-mWq4-Tj6Pgk/Te5ILCYWEgI/AAAAAAAAAiE/MmvOIJaBz1c/s320/mission%2B3.jpg)

Douglas Preston/Lincon Child. Er ist brillant. Er kennt keine Angst. Und er ist eine tickende Zeitbombe: Gideon Crew hat ein Aneurysma im Gehirn, das ihn jederzeit töten kann. Doch gerade das macht ihn zum idealen Agenten für eine Organisation, die immer dann ermittelt, wenn ein Fall für die US-Behörden brenzlig wird – denn Gideon hat nichts zu verlieren und setzt sich auch der größten Gefahr aus.

Gideon Crew muss als Junge mitansehen wie sein Vater, ein Regierungsangestellter, von Polizeikräften erschossen wird, obwohl er sich nach einer Geiselnahme mit erhobenen Händen und eindeutig unbewaffnet ergeben hatte. Jahre später erfährt er von seiner seelisch gebrochenen Mutter auf deren Sterbebett die Hintergründe der Tat. Sein Dad hatte die Regierung gewarnt, ein entwickeltes Verschlüsselungsprogramm im damaligen Kalten Krieg zu verwenden, da es fehlerhaft und leicht zu knacken sei. Der Bericht wurde unterschlagen, etliche Agenten in Russland bekamen einen großzügigen und kostenlosen Aufenthalt im munterfrischen Sibirien spendiert, während andere einfach liquidiert wurden und man seinen Vater in den USA als Verräter denunzierte. Nach Jahren der Recherche und Vorbereitung deckt er alles auf und tötet den wahren Verantwortlichen in Notwehr. Durch diese Aktion sowie seine Vorgeschichte als meisterhafter Dieb, der zu Zwecken der Unauffälligkeit nur kleinere Museen mit seiner Anwesenheit beehrte, erscheint er auf dem Radar von Mr. Glinn, dem Boss einer geheimen Organisation innerhalb der Gehiemdienste, der für die Regierung diverse heikle Aufträge übernimmt und dafür Privatiers und Zivilpersonen anheiert. Crew hat zwar keinen großen Bedarf an neuen Abenteuern und lässt sich zuerst auch mit Geld nicht ködern. Doch Röntgenbilder seines Schädels, die nach seiner Aktion gegen den hinterhältigen General, der seinen Vater auf dem Gewissen hat, wurden nichtnur seine Verletzungen behandelt, sondern auch umfassende Untersuchungen angestellt. Dabei entdeckte man ein Aneurysma, das vermeintlich innerhalb eines Jahres seinen Tod zur Folge haben dürfte. Behandlung nicht möglich. Unter diesen Voraussetzungen ändert er seine Meinung. Was soll's denn, ist doch eh egal. Sein erster Auftrag lautet, einen Chinesen abzufangen, der via New York in die USA kommt und Pläne für eine neue Errungenschaft dabei hat, die man durchaus für eine Waffe hält. Da nicht klar ist, ob der Mann überlaufen will oder die Waffe gegen die Amerikaner einsetzen will, soll Gideon sich die Unterlagen aneignen. Hört sich zunächst einfach an, aber der Mann wird natürlich verfolgt - und nicht nur von seinen Landsleuten. Und so entwickelt sich ein Kampf auf Leben und Tod, bei dem Crew den Vorteil nutzt, dass er eh nichts mehr zu verlieren hat und sich auf waghalsige Aktionen einlässt.

Nach "Darknet" von Daniel Suarez, einem intelligenten und hochaktuellen Superspannungsthriller, der meine Aufmerksamkeit erforderte, und dem todlangweiligen "15 Meilen" von Rob Scott (der auf dem Klappentext als neuer Stern in der Horrorszene angepriesen wird, sich jedoch nur als ein kleines, unauffälliges Lichtlein am Firmament darstellt, da sich nicht weiter beachten werde), der genauso enttäuschend war, wie darstellerische Leistungen (und nur von denen schreibe ich hier) einer Megan Fox, habe ich mich wieder der einen Unterhaltung gewidmet, die höchstens einen Paris-H-IQ erfordert (also wohl irgendwo bei klimatisierter Raumtemperatur einzustufen ist). Das Autoren-Duo Douglas Preston und Lincoln Child hat hierfür einen neuen Helden geschaffen, der leichter zu handhaben ist als Special Agent Pendergast und ohne Horror- oder Fantsayelemente seinen Weg durch die Zeilen finden muss. Wirklich Neues bieten sie aber außer Gideon Crew nicht. Geheimorganisationen innerhalb des Geheimdienstes kennt man schon seit Robert Ludlum - und da auch entschieden besser - und der Protagonist weist außer einer gewissen Wandlungsfähigkeit, mit der er sein jeweiliges Gegenüber perfekt zu täuschen vermag, keine Besonderheiten auf, was wohl auch an der flachen und recht sparsamen Charakterzeichnung der Figuren liegen mag. Der Kniff mit dem Aneurysma und der begrenzten Lebenserwartung kommt bei dem Plan einer Reihe nicht so recht an. Die Sprache ist schlicht, die Handlung erfordert keine große Konzentration, was das Buch für ideal als nette Urlaubslektüre für den Strand erscheinen lässt. Es geht geradlinig zur Sache. Ungewohnt ist aber der vergleichsweise hohe Actionanteil, den man von den Autoren bis dato so nicht gewohnt war. Insgesamt eine unterhaltsame, leicht konsumierbare Kost ohne Anspruch. Literarische Filigrantechnik ist es jedenfalls nicht, wollte ich aber bei der Auswahl auch nicht haben. Somit flüssig zu lesende Massenware (irgendwie eine Wohltat nach dem Flop von "15 Meilen") für den Zeitvertreib. Als Anschaffung würde ich aber empfehlen, das Taschenbuch abzuwarten, statt 20 Euronen für die gebundene Ausgabe zu opfern. ca. 400 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 April 2013, 19:44:10
(http://3.bp.blogspot.com/-DPlZ373X_VA/UWl61fljBkI/AAAAAAAAH3U/cli8QPTqRZs/s1600/connellym%C3%A4dis.jpg)

Michael Connelly. Mickey Haller, von Haus aus Strafverteidiger, bekommt die einmalige Chance, in einem aufsehenerregenden Prozess die Anklage zu vertreten. Vor 24 Jahren ist Jason Jessup für die Entführung und den Mord an einer Zwölfjährigen zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Weil eine DNA-Analyse ihn jetzt entlastet, muss der Fall neu aufgerollt werden. Mickey hält Jessup für schuldig - aber er muss Beweise liefern. UnterstützT von seinem Halbbruder, dem LAPD-Veteranen Harry Bosch, übernimmt Mickey den schwierigen Fall. Ohne es zu wollen, bringt er damit seine eigene und auch Harrys Tochter in tödliche Gefahr.

Der wegen Kindesmordes zu lebenslang verurteilte Jessup hat es geschafft, mithilfe einer Rechtshilfeorganisation nach 24 Jahren eine Wiederaufnahme seines Verfahrens zu erwirken. Der derzeitige Bezirksstaatsanwalt wendet sich aus nicht uneigennützigen Gründen an Mickey Haller und bittet ihn, für diesen einen Fall die Seiten zu wechseln und als Ankläger zu fungieren. Haller weiß um die politischen Ambitionen des Bezirksstaatsanwaltes und dass der nur für den Fall eines Scheiterns liebend gerne seinen Namen aus der dann folgenden Blamage raushalten würde. Also stellt Haller die Bedingungen, dass er sein eigenes Team, bestehend aus Harry Bosch und Hallers Ex-Frau Maggie anheuern darf und ihm keiner in die Arbeit pfuscht und er nicht weisungsgebunden ist. Schon die erstern Tage vor Gericht werden von der Verteidigung dazu genutzt, Nebenschauplätze zu eröffnen, denen sich Haller vorerst dadurch entledigt, dass er Jessup auf freien Fuß setzen lässt. Natürlich wird der Mann Tag und Nacht von einer Einheit der Polizei überwacht, doch sein Verhalten erscheint ihnen merkwürdig. Nächtliche Ausflüge in Parks, in denen er nur auf einer Bank sitzt, während er am Tage die von seinem Anwalt ausgegebene Pressetour des unschuldigen Bürgers abliefert. Doch eines Nachts taucht er vor Harrys Haus auf, in dem auch dessen Tochter lebt. Und Harry sucht nun noch intensiver nach Hinweisen, die den Beklagten für immer hinter Gitter bringen könnten. Er findet auch einige Akten zu vermissten Mädchen, die durchaus ins Opferprofil von Jessup passen könnten. Zudem muss er auch noch eine Zeugion beschützen, die Jessup identifizieren belasten könnte.

"Spur der toten Mädchen" ist ein reinrassiger Justizthriller, wie man ihn sich endlich mal wieder von John Grisham wünschen würde. Der Einbezug von Hallers Familie, den Kinern, seiner Ex-Frau und Harry Bosch sowie den ermordeten Mädchen lässt zudem genug Freiraum für einige emotionale Szenen neben den Intrigen, Lügen und gerichtlichen Auseinandersetzungen mit jeglichen Mitteln, die den Anwälten zur Verfügung stehen. Geschworenenbeeinflussung, Verdrehen der Tatsachen und sonstige juristische Winkelzüge, die die Richterin im Prozess erlaubt. Harry Bosch mit seiner Ermittlungsarbeit für Haller ist hier nur ein Nebendarsteller und somit ist der Thrilleranteil recht gering. Die Spannung wird dahingehend erzeugt, wie die Geschworenen reagieren, ob Zeugen gefunden werden und was es vielleicht mit den weiteren toten Mädchen auf sich hat. Große Wendungen darf man nicht erwarten, Action gibt es erst gegen Ende ein wenig und der Abschluss des Falls ist bei Weitem nicht so zufriedenstellend, wie man das vielleicht gerne sehen würde. Nicht das übliche Ende eines Gerichtskrimis und endlich mal wieder etwas, das sich auch Justizthriller nennen darf, ohne sich dafür schämen zu müssen. Guter Roman von Michael Connelly. Rund 490 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 April 2013, 22:01:03
(http://4.bp.blogspot.com/-kKKe5eqNCeQ/UWw91S_Y2nI/AAAAAAAAH48/3I4lFTMekCI/s320/Lansdale_Strasse_der_Toten_408.JPG)

Joe R. Lansdale. Reverend Jebidiah Mercer weiß die Bibel ebenso gut zu handhaben wie seine Revolver. Von seinem schlechten Gewissen verfolgt hetzt er durch den Wilden Westen und legt sich mit allem an, was sich ihm in den Weg stellt: indianischen Zombies, hungrigen Ghulen, Gespenstern, Werwölfen und anderen grässlichen Geschöpfen. Und doch ist er stets nur auf der Suche nach innerem Frieden.

Dead in the west. Reverend Jebidiah Mercer kommt auf seinem Pferd, treffsicher auch Pferd genannt, in eine kleine Stadt, um dort als Wanderprediger das Wort Gottes zu verkünden und den Klingelbeutel rumgehen zu lassen. Whiskey und Patronen wollen finanziert werden. Nach und nach erfährt er, dass zuletzt eine Kutsche ohne Begleitpersonal und Passagiere, aber auch nicht ausgeraubt in die Stadt kam. Er lernt die Leute kennen undn immt sich des kleinen David an, der von seinem Vater mehr Dresche bezieht, denn Freundlichkeit erfährt und der Doc erzählt eine fantastische Geschichte, die sich alsbald bewahrheiten sollte. Ein ungerechtfertigt gelynchter Indianer kommt von den Toten zurück und verursacht eine Untoteninvasion, der sich der Reverend und seine Gefährten nun blutig erwehren müssen.   
Straße der Toten ist der andere Name der Friedhofsstraße, an der der Geist eines Toten Bienenzüchters, der sich zu Lebzeiten als unerträglicher Tyrann und Mörder erwiesen hat, sein Unwesen treibt. Der Reverend schließt sich einen Deputy an, der einen Killer in seiner Heimatstadt der gerechten Strafe zuführen will und sie nehmen die Friedhofsstraße, um schneller anzukommen und weil Mercer auch den Geist vernichten will.
Das Gentlemen's Hotel steht in der Geisterstadt Falling Rock und wird auch von wahrhaftigen Geistern bevölkert. Einer davon hat sich die Faähigkeit bewahrt, mit ausgewählten Menschen - lebenden Menschen - kommunizieren zu können und berichtet Mercer von dem Unheil, das über die Stadt hereingebrochen ist. Eine neue und bluttriefende Aufgabe für den Reverend zeichnet sich ab.
Der schleichende Himmel führt den Reverend nach Wood Tick, eine Mini-Siedlung, die aus sechs windschiefen Häusern besteht und wo man in einem Käfig auf der Straße einen Mann gefangenhält, dessen einzige Schuld es sein soll, dass er angeblich verrückt ist. Mercer hört sich dessen Geschichte an, lässt ihn frei und hilft dem Mann, sein übernatürliches Problem zu lösen.
Tief unter der Erde beginnt mit einem Überfall von vier Grubenarbeitern auf den Reverend. In bester Revolverheldmanier erledigt er sie und kann dem letzten, der noch ein bisschen Leben in sich hat, eine Geschichte aus der Nase ziehen, bevor er ihn mit einem Schuss von seinem Daseinsleid erlöst. In der Bergarbeiterstadt wird er sofort von einigen Spacken angegangen, die er ebenfalls zügig vom Leben zum Tod befördert, wobei er einen, der sich nur mit Worten als Bedrohung erweist und unbewaffnet ist, mal schnell präventiv abknallt - sicher ist sicher. Danach macht er sich auf den Weg zur Mine, in der Kobolde ihr Unwesen treiben. Nicht mehr lange, wenn es nach Reverend Jebidiah Mercer geht.

Joe R. Lansdale gibt sich in einem Vorwort die Ehre und erklärt seine Liebe zu Comics, Büchern oder Filmen, seine Abneigung gegen gewisse Stilblüten und auch die heutige Veröffentlichungspolitik von Filmen nach dem Kinostart. Er gesteht Fehler ein und dass er früher unter dem Namen Ray Slater mal einen Schnellschußwestern zwecks Finanzaufbesserung geschrieben hat, der auch noch Auswirkungen auf den Reverend zeitigte. Und dieser Reverend Jebidiah Mercer ist kein simpler Killer mit Bibel, sondern ein intensiv charakterisierter Mann der versucht, den Sünden der Vergangenheit zu entkommen oder zumindest wieder etwas gutzumachen und sich so in den Dienst des Herrn gestellt hat, wenn auch auf etwas ungewöhnliche Art. genauso ungewöhnlich wie die Bestien, mit denen er es zutun bekommt. Seine Gegner sind  Werwölfe, Kobolde, Zombies Schamanen und Geister. Denen begegnet er mit roher und rauer Gewalt, wenn sich Zombies in die Hoden ihrer Opfer verbeißen oder einem Werwolf die Klöten weggeschossen werden. Lansdale hat durchaus einige recht blutrünstige Szenen in seinen harten Western eingebaut und lässt auch den Humor nicht zu kurz kommen, der speziell bei seiner bildhaften Beschreibung einiger Szenen hervortritt, aber in der einen oder anderen Story auch durch markige und trockene Sprüche untermauert wird. Wortwitz und ein sympathischer Held machen das Buch zu einem reinen Spaß und man sollte die Sache nicht wirklich mit einem Bierernst angehen, der nicht dazu passt. Ein starker Erzähler liefert ein flottes Funbuch ab und eigentlich passt hier alles, außerdass der Allerweltskunde das Buch wohl entweder garnicht erst entdecken wird oder nicht zu würdigen weiß. Und da der Golkonda-Verlag die 285 Seiten mit einem roman und vier kürzeren Geschichten nicht wie diverse Publikumsverlage, die ihre teuren Paperbacks mit riesigen Zeilenabstanden und Seitenrändern auf 400 Seiten aufblähen und dies auch noch als Kundenservice abfeiern, eben NICHT in dieser mittlerweile weit um sich greifenden und lästigen Form der Abzocke präsentiert, ist das Geld in das Buch eine gute Investition. Also ist "Straße der Toten" eine Kaufempfehlung meinerseits und Lansdale-Anhänger sollten es auch zufrieden sein .
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 April 2013, 19:28:56
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TGrgSu8Q8rI/AAAAAAAAAYg/DWG4Vqkr1U8/s320/rollins.jpg)

James Rollins. Commander Grayson Pierce kommt einer Verschwörung ohne Gleichen auf die Spur. Der mächtige russische Politiker Nicolas Solokow will mithilfe paranormal begabter Kinder die Weltherrschaft antreten. Als Messias will er die Menschheit aus der Asche der Zivilisation führen - nachdem er die Welt zuerst selbst in Brand gesetzt hat. Allein die SIGMA-Force kann den wahnsinnigen Plan jetzt noch vereiteln. Doch da wird ihr Hauptquartier in Washington angegriffen.

Obwohl James Rollins seine SIGMA-Froce auf eine neue, gefährliche Mission schickt, in die anscheinend auch die allseits beliebte und als völlig gesetzeskonform bekannte CIA verstrickt ist, schließt das Buch direkt an den Vorgänger "Der Judas-Code" an. Als Grayson Pierce noch völlig frustriert von der bisher vergeblichen Suche nach seinem verschollenen Freund und Force-Mitglied Monk die Mall in Washington entlanggeht, wird vor seinen Augen ein Bettler erschossen, der ihm im Sterben noch eine Münze mit dem eingeprägten "E" zuwirft. Die nicht gerade sonderlich risikoarmen Ermittlungen bringen zutage, dass Amerikas liebstes Kind, die CIA, in eine Verschwörung verwickelt ist, die ein wissenschaftliches Projekt beinhaltet, bei dem Professoren verschiedener Fachgebiete Kinder mit paranormalen Fähigkeiten regelrecht gezüchtet haben. Angeblich besitzen manche sogar die Gabe, die Zukunft vorhersagen zu können, da sie direkte Nachfahren der Pythia, dem Orakel von Delphi, sind. Und wie beim meistgeschätzten Geheimdienst der Welt üblich, möchte dieser aus lauter Menschenfreundlichkeit nicht die Kontrolle über sein Geheimnis verlieren. Wenn dies die Vernichtung eines anderen US-Geheimdienstes zur Folge haben sollte, dann soll es eben so sein. Man ist ja nicht zimperlich und der Spruch mit der nationalen Sicherheit erlaubt einem dort ja fast alles. Die Central Intelligence Agency (wobei mir das Wort Intelligence in dem Zusammenhang immer irgendwie befremdlich vorkommt) ist bereit, zum Gemeinwohl - also ihrem eigenen - Opfer zu erbringen, solange andere die Opfer sind. Doch während sich die CIA damit beschäftigt, andere zu beseitigen, um selbst im Spiel zu bleiben, hat sie "intelligence"-typisch glatt übersehen, dass sich einer ihrer Schützlinge verselbständigt hat und sich mit seiner Schar übernatürlich begabter Kinder nicht nur von seinem "Wohltäter" lösen will, sondern auch daran arbeitet, die Weltherrschaft zu übernehmen. Dass an der ganzen Chose auch noch dieRussen beteiligt sind, macht das Ganze auch nicht gerade einfacher. Da wird sich die CIA wohl doch auf die SIGMA-Force verlassen müssen und zudem hält der Autor für die Truppe (nicht in jedem Fall für den Leser) noch die eine oder andere Überraschung bereit.

Eine weitere Story aus der SIGMA-Force-Reihe von James Rollins. Wer sich hier darauf versteift, literarsiche Feinkost vor sich zu haben, ist wohl einem Irrtum erlegen. Massenware, gehobener Mainstream trifft es schon eher. Handwerklich gelungene, spannende Popcornliteratur ohne großen Anspruch inklusive einer Verschwörungstheorie wie sie in einem Thriller, der Agenten beinhaltet nun mal vorkommen muss. Dazu verbindet Rollins ein weiteres Mal geschichtliche Fakten und Fiktion zu einem packenden Actionthriller mit einigem Tempo. Da fliegen die Kugeln, wird gehetzt und gefightet, was das Zeug hält, aber im Vergleich zu seinen Stand-Alone-Romanen hat er sich da um einen oder zwei Gänge zurückgenommen (kommt mir vor, wie ein Film, der auf ein PG-13 Rating zusammengestutzt wird). Sicher ist sein Roman, mit Fakten garniert, durchaus gut lesbar und weiß zumeist zu gefallen, sind die Katastrophenszenarien einigermaßen glaubwürdig und langweilt er nicht durch klischeebeladene Figuren (auch wenn er nicht völlig ohne Klischees auskommt) wie ein Clive Cussler bei seinen Helden Dirk Pitt und Kurt Austin. Also insgesamt eine solide Geschichte, die immer interessant bleibt, doch eigentlich nicht uneingeschränkt empfehlenswert (außer man ist schon ein Fan der Reihe um Grayson Pierce und seine Mannen / Frauen), da seine Stand Alone Novels wie "Subterra" einfach gelungerner und auch härter waren. Trotzdem teile ich die Meinung von Booklist, die auf dem Klappendeckel abgedruckt wurde:"In jeder Hinsicht besser als Dan Brown". Stimmt. Kurz etwas zur Verlagsarbeit. Seit geraumer Zeit häufen sich die Qualitätsmängel. In diesem Buch werden recht oft Namen vertauscht. Figuren die in der Szene gar nicht vorkommen, werden namentlich genannt, obwohl eine andere Person gemeint ist (z.B. Painter statt Pierce usw.). In einem anderen Fall - sprich Buch - wurde der Klappentext des Vorgängerbuches verwendet (Richard A. Clarke "Breakpoint" erhielt den Klappentext des vorherigen "The Scorpion's Gate") oder im Klappentext von "Operation Foxbat" des Autors Commander James Barrington die Hauptfigur Jason Richter erwähnt, der jedoch als Protagonist von Dale Brown ("Feuerstoß" sowie "Gegenschlag") genutzt wurde.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 April 2013, 19:32:09
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TCDfrDS0hcI/AAAAAAAAAXQ/yKLBKbYayy4/s320/black.jpg)

Sean Black.Ryan Lock ist der Leibwächter von Nicholas van Straten, dem Boss von Amerikas größtem Pharmakonzern. Er ist einer der mächtigsten Männer des Landes - und der wahrscheinlich am meisten gehasste. So kommt der Attentatsversuch eigentlich nicht unerwartet. Doch schnell erkennt Lock, dass dahinter viel mehr steckt. Die Verschwörer, denen er auf die Spur kommt, gehen über Leichen - und plötzlich ist Lock der Einzige, der jetzt noch den Tod von mehreren Millionen Menschen verhindern kann, als plötzlich alle Zugänge zu Manhattan gesperrt werden.

Die Kommerzinsel ist von der Außenwelt abgeriegelt. Der Autor nimmt direkt zu Beginn seinen verhassten Milliardär ins Fadenkreuz eines Attentäters, doch es wird ein nicht ganz unbeteiligter Demonstrant für die Rechte der Tiere und Gegner von Tierversuchen mit einem Kopfschuss niedergestreckt. Der CEO des Pharmakonzerns besteht darauf, trotz Drohungen und einem Massenaufgebot von Gegnern seiner Firmenpolitik,die den Haupteingang seines Stadthauses belagern, den Vordereingang zu benutzen, da er ja Millionen an Steuergeldern zahlt und außer dem Schutz durch seine Leibgarde auch noch den Dienst der Polizei in Anspruch zu nehmen gedenkt, denn zudem ist der Bürgermeister ja ein persönlicher Freund und da kann man schon mal die Polizei von ihrem Dienst am normalen Bürger abziehen, um dickköpfige Bonzen zu beschützen. Wie es denn so kommt, werden statt seiner andere Opfer des Anschlags und außer dem Anführer der Demonstranten auch noch einige Unbeteiligte. Sein Leibwächter Lock, der in Konkurrenz mit dem vom Sohn des CEO - Slattery van Straten - angestellten Ex-Militär und seiner Bande steht, wird dabei verletzt und im Krankenhaus behandelt. Währenddessen wird ein verwöhnter, siebenjähriger Zögling eines Ex-Mitarbeiters des Konzerns entführt. Ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich das Ganze zu einer routinemäßigen Ermittlung in dem Entführungsfall, gepaart mit einer banalen Love-Story und intrigierenden Personenschützern um den Platz an der Seite von beiden van Stratens. Erst als sich ein Bindeglied zwischen den beiden Fällen auftut, kommt im letzten Drittel des Buches wieder mehr Tempo und Rasanz ins Spiel, die Action nimmt zu. Der Big Boss hat tatsächlich den Tierversuchen abgeschworen, doch eine perfide andere Lösung parat: Da entführt man schlicht ein paar lang gesuchte Terroristen aus den üblichen Feindstaaten und benutzt diese halt als unfreiwillige Versuchskarnickel. Schlechte Idee. Entkommen die doch tatsächlich völlig ungefragt seiner mildtätigen Obhut und bilden nunmehr eine Gefahr für die gesamte Insel, ja das gesamte Land. Da muss Lock wieder an die Front, um das Schlimmste zu verhindern.

Die Ausgangssituation von "Code 3" hat mich irgendwie an den Knaller von Brad Thor - "Overkill" - erinnert und ich habe mich zuerst diesem Buch gewidmet. Leider konnte mich das Buch gegenüber den Balltretern auch nicht vollständig überzeugen. Der Stil ist schlicht, die Story teilweise an den Haaren herbeigezogen und so richtig zünden will der Funke hier auch nicht. Zudem hat es Sean Black nicht geschafft, auch nur einen seiner Charaktere (Ausnahme der Nebendarsteller Ty) so richtig sympathisch zu gestalten, die Charakterzeichnung ist im Allgemeinen sehr dürftig ausgefallen. Man fiebert nicht sonderlich mit. Selbst der entführte Junge ist einem egal. Ebenfalls nicht überzeugend ist die Handlung nach der Entführung des Jungen. Da geht nichts voran, Lock muss sich nur einigen Anfeindungen seiner internen Konkurrenten erwehren und versucht nebenbei hinter die Gründe für das Attentat zu kommen. Erst als er auf ein Gelände aufmerksam wird, das die Meditech heimlich gekauft und ausgebaut hat, kommt wieder Fahrt auf. Er dringt ein, findet die Gefangenen vor, erfährt von den Plänen und den Hintermännern und muss dann die geflüchteten Terroristen wieder einfangen. Da wird es dann schon etwas rauer, doch nichts Neues schreibt der Mann. alles schon mehrfach - und besser - gelesen und die Abschottung von Manhattan kommt gerade mal auf den letzten 50 Seiten zum Zuge, die Beschreibung der Panik und Fluchtversuche der Massen lässt zu wünschen übrig, nicht mehr als eine Randnotiz. Da hatte ich mir entsprechend mehr erhofft. Kann man sich für zwischendurch mal geben und wer nicht so verwöhnt oder überfüttert ist, wird womöglich absoluten Gefallen daran haben. Für meinen Teil zu belanglos und mit 15 Euronen für das Paperback zu teuer für das Gebotene. Dann lieber auf das reguläre Taschenbuch warten. In der Vita des Autors heißt es, er habe bisher nur für TV-Serien geschrieben und das merkt man dem Buch auch an. Da nehme ich mir lieber noch einmal "Overkill" von Brad Thor vor.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 April 2013, 19:34:24
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TEXeyY0W5-I/AAAAAAAAAX4/V7dbDhu8i-k/s320/nesbo.jpg)

Jo Nesbo. Harry Hole ist am Ende, er hat alle Brücken hinter sich abgebrochen und lebt zurückgezogen in Hongkong. Gleichzeitig erschüttert eine Serie aufsehenerregender Morde Oslo. Die junge Kommissarin Kaja schafft es schließlich, ihren berühmten Kollegen zurückzuholen. Schnell wird Harry immer tiefer in den Fall hineingezogen. Der Täter erweist sich als äußerst unberechenbar und intelligent. Er arbeitet mit einem perfiden Mordwerkzeug, das lautlos und quälend langsam tötet. Die Spuren führen Harry von einer einsamen Hütte im norwegischen Hochgebirge bis nach Ruanda. Als er dem Killer schließlich gegenübersteht, muss er eine übermenschliche Entscheidung treffen.

Harry Hole ist fertig. Sein letzter Fall ("Der Schneemann") hat ihn endgültig gebrochen. Abgetaucht in Hongkong säuft er wieder wie ein Loch, hat Wettschulden und wird von der Chinesenmafia bedrängt. Ein guter Grund, sich letztendlich wieder zurück nach Oslo locken zu lassen und sich um seinen schwer kranken Vater zu kümmern. Gleichzeitig wird er aber in einen Serienkillerfall hineingezogen, der es in sich hat. Nach und nach lichtet sich der Nebel um den Täter, eine Todesliste wird aufgefunden, an der dieser sich orientiert und der Fall scheint der Lösung nahe. Glaubt die Polizei inklusive Harry Hole. Doch über dem ganzen Kompetenzgerangel um die Vorherrschaft im norwegischen Justizsystem und Machtgehabe der Protagonisten geht völlig unter, dass man sich in eine zu einfache Lösung verrannt hat. Wie immer sitzt Harry hole zwischen allen Stühlen und weigert sich strikt, es jemandem recht zu machen. Eigenmächtig ermittelnd setzt er mit geschickt platzierten Lügen und Halbwahrheiten die Ermittlungen fort und die Puzzleteile zusammen. Dabei stellt er fest, dass die Lösung des Falles vielleicht gar nicht in Norwegen zu suchen ist und macht sich auf die Reise nach Ruanda. Nicht gerade die beste Wahl für den norwegischen Kommissar, der stets am rande der Selbstzerstörung wandelt. Er muss seine inneren Dämonen zumindest zeitweise ohne seine tapferen Helferlein Alkohol und Opium zügeln, um die vielen falschen Fährten aufzudröseln und die Intriganten im Justizapparat an die Kandarre zu nehmen. Alles entwickelt sich zu einem komplexen Fall, in dem alle Opfer sind. Opfer des Mörders. Opfer des Lebens. Opfer der Umstände. Opfer der Gesellschaft. Ungeschoren kommt keiner davon. Bis zum bitteren Ende.

Eine erneut facettenreiche Story aus der Feder von Jo Nesbo, der seine Qualität ein weiteres Mal unter Beweis stellen kann und nicht wie so viele andere Autoren nach ein oder zwei gelungenen Outputs auf flache, leicht verdauliche und daher gut verkäufliche Massenware setzt. Da ist die menschliche Seite mit dem todkranken Vater von Hole und Holes eigenen Dämonen, die er zu vertreiben oder zumindest mit Drogen zu unterdrücken sucht. Dazu die Machtgier in verschiedenen Varianten von seinen Vorgesetzten je nach persönlichem Gusto propagiert und über allem die Jagd nach dem Täter. Alles gewürzt mit unerwarteten Wendungen, falschen Fährten und massenweise Verdächtigen. Die Stimmung um Hole und seine Recherchen wird optimal vermittelt, das ganze Ambiente ist bedrückend, überlagert von einer düsteren Atmosphäre, die sämtliche Aspekte des Falles und das Privatleben des Kommissars überschattet. Der sterbende Vater, Alkohol, Opium, Folterinstrumente aus dem tiefsten Afrika, Lug und Trug. Die Suche nach positiven, lebensbejahenden Formeln des Daseins könnte im neuen Werk von Jo Nesbo zur Lebensaufgabe werden, da wirklich nur in Nebensätzen vielleicht mal so etwas wie Optimismus ausgestrahlt wird. Ein äußerst negatives Bild der skandinavischen - aber nicht nur - Gesellschaft, wie es auch schon Mankell oder Edwardson zu vermitteln wussten. Ein starker, schwermütiger Thriller mit ein, zwei fiesen Ideen, die glatt aus der "Saw"-Masse entnommen sein könnten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 April 2013, 19:37:40
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/TFk5PNcPlyI/AAAAAAAAAYQ/8p4ejQ7JpY8/s320/nestor.JPG)

Tom Nestor. In der Wüste steht ein Baum (Boah, was'n Satz, ey!!!). Er stammt aus der Zeit, als der Mensch im Paradies lebte - der biblische Baum der Erkenntnis (dessen Früchte ich besser vor dem Kauf des Buches genascht hätte). Was, wenn wir dort nicht allein waren? EinForscher entdeckt das Unglaubliche: wir sind ein Irrtum der Evolution. Andere Lebewesen haben ebenfalls die Früchte der Erkenntnis gegessen. Lebewesen, die viel widerstandsfähiger sind als wir. Sie sind intelligenter als wir. Sie leben tief in der Erde. Sie beobachten uns seit vielen Jahrhunderten. Und nun haben sie beschlossen, uns zu vernichten.

Sahara. Drei Abenteurer auf Irrfahrt entdecken mitten in der Wüste ein einzelnes Bäumchen. Was hat es damit auf sich? Man nähert sich, einer versinkt in vermeintlichem Treibsand, wird von den Freunden rausgezogen und ist unterhalb der Hüfte voller Blut. Sand, der solche Wunden verursacht? Italien. Entomologe Tom hilft bei der Suche nach Erdbebenopfern, indem er sein neues Verfahren einsetzt, bei dem er Kakerlaken mit einer Kamera und Steuermodul verbindet und sie in unzugängliche Lücken zwischen Trümmern schickt, um dort Verschüttete zu finden, an die sonst kein Mensch herankäme. Die kleinen Krabbler kommen in Öffnungen, die sonst unerreichbar wären (hier verkneife ich mir lieber Bemerkungen, wären nicht jugendfrei). Trotzdem wird das Ganze eher ein Fiasko und ab geht es heim nach Good Old England, wo er zugleich vom Chef ordentlich abgefiedelt, von der Gattin verlassen und danach flugs vom wieder strahlenden Chef Richtung Kongo verfrachtet wird, wo ein Kollege eine seltsame Ameisenkathedrale entdeckt hat. Ja, der liebe Tom hat so richtig Spaß, dass er vor Lebenslust nur so sprüht, der Knabe. Insektenforscher führen halt ein aufregendes und ereignisreiches Leben voller Abenteuer. Und in Russland nahe der Grenze zu Georgien beginnt ein zweiter Handlungsstrang um einen Agenten im Auftrag der Kirche, der jegliche Entdeckung, die der kirchlichen Glaubenlehre zuwiderläuft, radikal eliminieren soll, was er auch voller Eifer tut. Da wird die Arche Noah im Gebirge ausgebuddelt, was leider beweisen würde, dass die biblische Geschichte nur ein Plagiat einer anderen Religion wäre und so müssen die Archäologen plus Arche eben dran glauben. Kirche und Nächstenliebe at it's best eben. In der Form plätschert die Story denn auch vor sich hin, die Handlungsstränge werden verknüpft und kurz vor Schluss geht dem Autor dann irgendwie die Fantasie aus und der finale Kniff wird in wenigen Sätzen abgehandelt.

Ich gehe mal davon aus, dass meine etwas lästerliche Schreibe schon direkt zu Beginn beim Klappentext deutlich gemacht hat, was ich von diesem wirklich exzellenten Ausbund eines Autorengehirns halte. Leider könnte ich das auch auf mich beziehen, da ich ja den Baum der Erkenntnis auch nicht genutzt habe, um Fehlgriffe wie Grisham (ja, da lerne ich es wohl auch nie) oder verschiedene deutsche Autoren (gut hier nur Andreas Eschbach und Uwe Schomburg, mit Abstrichen seit "Limit" Frank Schätzing und als völligen Humbug empfand ich das Gekritzel von Marc Kayser und jetzt auch Tom Nestor, dessen nächstes Werk "Caligula" ich nun doch lieber für den Wühltisch liegen lassen werde) zu vermeiden. Habe noch romane von Marc van Allen und Christian Schönborn vorliegen, die ich aber nicht beurteilen kann, da sie noch meiner Aufmerksamkeit harren. Jetzt zum vorliegenden Mumpitz, den der Autor unter einem Pseudonym verfasst hat, um seinen anderen Namen - Boris von Smerczek - wohl nicht damit in Verbindung zu bringen (hätte ich Ochs das nur vorher recherchiert). Falls er wirklich - wie auf dem Klappenkommentar gepriesen - wie Michael Chrichton oder das Duo Lincoln/Child schreiben wollte, hat er auf ganzer Linie versagt. Allein schon die Erwähnung dieser Autoren ist für jene eher eine Strafe. Trotzdem beginnt die Story eigentlich recht ordentlich und wenn man da noch von dem Klappentext ausging, hätte wirklich etwas Feines aus der Sache werden können. Doch hätte, wenn und aber bringen leider hier mal wieder nix. Nach der Aktion in Italien und der Entdeckung im Kongo geht es mit der Geschichte aber so was von steil bergab, dass einem schwindelig werden könnte. Ameisen kommunizieren per Laptop. Jo Mann, das isses. Erinnerte mich irgendwie an den absolut missratenen Film "Killerameisen - The Hive". Genauso spinnert. Richtige Verschwendung von Geld und Lebenszeit, wobei das Buch auch noch mehr in Anspruch nahm. Als Film wäre "Phänomen" so richtig geeignet für das 20.15 Uhr Abendprogramm von RTL2 oder Vox. Schön klischeebeladen mit einem Heldendoktorchen, der nicht nur die superdupischlauen Ameisen aus der Kolonie nach Hause schleppt, sondern sich zu allem Überfluss mit einer Gattin rumplagen muss, die kein Verständnis dafür hat, dass er sich weigert, ihre Eheprobleme zur Kenntnis zu nehmen und auszieht und natürlich schon ihren Arbeitgeber als neuen Lover hat, mit dem Tommyboy dann auch noch zur Rettung der Stadt zusammenarbeiten muss. Obwohl es ja nicht nur der Loverboy seiner Alten ist, mit dem er sich da zusammentun muss, nein, das helfen auch noch die guten Ameisen gegen die bösen. Um das zu erreichen, wird erstmal über PC ein Plan ausgeheckt, den ihm die Ameisen anbieten. Ein paar kleine Tierhorroreffekte lockern das Grauen zwischendurch mal auf, aber zu spät und zu wenig. Der Handlungsstrang mit dem katholischen Killerbuben wird natürlich auch noch eingebaut und der entführt wen? JA, natürlich die abtrünnige Fremdvöglergattin. Und wer eilt zu deren Rettung? Wieder richtig. Tommylusche mit seinen Ameisen. Echt, die Nummer mit der Kirche war absolut überflüssig und wohl nur dem Umstand geschuldet, dass man mit den Themenkomplexen Kirche und Verschwörung momentan immer punkten kann. Die Vampire und feuchte Schmachteteeniegirls haben halt noch gefehlt. Empfehlen würde ich das wirklich nur Leuten, die ich in irgendeiner Form nerven will, ansonsten: FINGER WEG. Mir hat das Werk nun mal gar nicht zugesagt und ich war froh, als ich endlich durch war.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 April 2013, 19:44:13
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/S28dHquI_ZI/AAAAAAAAAT4/aqSnJK5BWQs/s320/demille.jpg)

Nelson DeMille. An der Gold Coast von Long Island tummeln sich die Schönen und die Reichen - und die mächtigen Dons der italiensichen Clans. Als Anwalt John Sutter nach zehn Jahren dorthin zurückkehrt, glaubt er, die Ereignisse der Vergangenheit - die verhängnisvolle Affäre seiner Frau mit dem damaligen Paten Bellarosa - hinter sich gelassen zu haben. Ein fataler Irrtum! Denn der Sohn des Paten verfolgt eigene Ziele, in die Sutter durchaus mit einbezogen ist. Er bekommt ein Jobangebot als Mafiaanwalt.

Nachdem ich schon bei einigen Thrillern aus der Feder von Nelson DeMille durchaus vergnügliche Stunden verbacht habe, konnte ich mir den neuen Roman natürlich nicht entgehen lassen. Diesmal hat sich der Autor aber die meiste Zeit abseits der bekannten Pfade bewegt und sich eher einer Familiensage gewidmet, als er den Anwalt John Sutter zehn Jahre nach seiner Abreise per Segelboot in heimatliche Gefilde zurückkehren lässt. Natürlich trifft er wieder auf seine Ex-Frau, die damals ihren Geliebten kaltblütig erschossen hat, natürlich straffrei blieb, und versöhnt sich prompt wieder mit ihr. Das Glück trüben nur die Rachegelüste des Sohnes des toten Paten. Die Mafia hat ein gutes Gedächtnis. Bis zum Showdown, der alles zur Zufriedenheit regelt, lässt sich DeMille viel Zeit, um seiner Hauptfigur, die in der Ich-Form berichtet, Gelegenheit zu geben, amüsante und sarkastische Anzüglichkeiten über die alteingessenen Familien mit noch älterem Geld, ihre Macken und ihre Manierismen von sich zu geben, die durchaus als eine Kritik an dem immer noch herrschenden Klassendünkel in den USA gelten können. Geld und Macht können in Verbindung alles bereinigen - selbst einen Mord an einem Mafiosi oder kleinere Verfehlungen wie Missbrauch, Vergewaltigung oder Erpressung.

Im Endeffekt eigentlich kein Thriller - abgesehen von den letzten fünfzig Seiten. Eher eine zum Schmunzeln anregende Gesellschaftskritik, die flüssig geschrieben daherkommt und so gar nicht langweilt. Dies liegt aber ausschließlich am Humor den, der Autor an den Tag legt, denn ansonsten hätte ich mich gefragt, wie man 850 Seiten lang so gut wie nichts erzählt bekommt. Spannung oder Action kommen erst gegen Ende auf, ein paar zu erwartende Familiengeheimnisse werden aufgedeckt und das war es. Nicht das von DeMille gewohnte Material. Bis auf den Humor, ohne den das Buch eher ein nicht verschreibungspflichtiges Schlafmittel wäre. Spaß ganz klar am oberen Level, doch der Rest leider nicht. Freue mich daher schon auf den kommenden Roman "Lion", der wieder als actionreicher Thriller daherkommen soll (plus Humor).
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 April 2013, 23:56:46
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SunNpZj5V2I/AAAAAAAAARo/1-9eQ8BpAAo/s320/cgold.jpg)

Damien Lewis. Codename Cobra Gold. Bei einer geheimen Mission im Libanon raubt ein Trupp britischer Elitesoldaten den gesamten Goldvorrat einer großen Bank in Beirut. Wert: Fünfzig Millionen Dollar steigend. Als sie zwanzig Jahre später das Gold holen wollen, das sie damals vor Feinden und vorgestzten versteckt haben, merken sie schnell, dass sie nicht die Einzigen sind, die sich dafür interessieren. Offenbar gehörte das Gold einer Terrorgruppe, die nun alles daran setzt, den Schatz wieder in ihre Hände zu bekommen. Für Lieutenant Luke Kilbride und seine Männer geht es um Leben und Tod.

Die Amerikaner und Briten versorgen schon seit einigen Dekaden in Buch - oder Filmform ihre geneigte Kundschaft mit diversen mehr oder weniger sinnfreien Sondermissionen ihrer Söldnerkommandos, was zumeist ordentliche Action garantiert. Im vorliegenden Buch schickt Lewis seine Truppe auf eine offizielle SAS-Mission, aus der der gemischte Haufen (Schotten, Waliser, Iren, Engländer, Amerikaner, Südafrikaner) schnell einen Auftrag in eigener Sache macht. Statt nur Geheimpapiere aus dem Zeiltresor zu räumen, wollen sie sich das dort lagernde Gold mal kurz zur Aufstockung des eigenen Kontostandes unter den Nagel reißen und sind dabei in der Wahl der Mittel nicht gerade zimperlich. Da die dortigen Konfliktparteien zur Zeit einen Waffenstillstand vereinbart haben, sorgen unsere Söldner der woche dafür, dass sich beide Seiten wieder gnadenlos bombardieren, um durch diese Ablenkung in Ruhe die Bank ausräumen zu können. Alles klappt hervorragend, bis kurz vor Ende der Aktion eine Milizpatrouille des Weges kommt und ausgeschaltet werden muss. Da spritzen die Blutfontönen, Claymore-Minen zerfetzen Körper und auf der Flucht werden Checkpoints eingeäschert - inklusive Wachposten. Mit ein paar Verletzten und dem Gold gelingt die Flucht, die Beute wird versteckt, die Papiere bei den Vorgesetzten abgeliefert und der Teil 1 des Buches ist zu Ende. Zwanzig Jahre später sind die Jungs zu älteren Herren mutiert, die sich jenseits der Fünfzig befinden und mehr oder weniger erfolgreich als Privatiers tätig. Also fasst man den Entschluss, sich endlich das wohlverdiente Gold aus dem selbstinszenierten Raubzug zu holen. Die Truppe kommt aus allen Teilen der Welt zusammen, führt sich erst einmal auf wie eine Horde pubertierender Teens und jagt den 30 Jahre jüngeren Mädels hinterher, gibt sich zum Teil dem Liebeskummer hin und wirkt allgemein recht kindisch. Damit die Jungs aber nicht mit Frotzeleien und Frauen beschäftigt sind, hat sich der Autor noch eine neue Terrorgruppe - "Die Schwarzen Assassinen" - und einen Verräter aus den eigenen Reihen ersonnen (der aber nicht wesentlich zur Spannung beitragen kann, da er vom Leser schon nach wenigen Seiten identifiziert werden kann), die einen ultimativen Anschlag auf die Führer der Welt der Ungläubigen plant, zu dessen Finanzierung sie aber das im Wert erheblich gestiegene Gold aus dem Raub von vor 20 Jahren benötigt. Da die britische Regierung die Truppe dazu nutzen will, die Attentäter auszuschalten, unterstützt sie diese mit Informationen und so kann Kilbride einen Schlag mit einer Megabombe gegen die Terroristen vorbereiten. Ansonsten sind sie mit Minen, Miniguns und selbst gemixtem Napalm ausgerüstet und all das schöne Zeug kommt auch zum Einsatz.

Ein bisschen zwiespältig ist der Roman schon, da sich die Phasen außerhalb der Einsätze doch eher lächerlich ausnehmen, die Charakterzeichnung sehr klischeehaft ist (der Kumpeltyp, der alles zusammenhält fehlt ebensowenig wie der überhebliche Vorgesetzte, der nach den Regeln vorgehen will und der mürrische Einzelgänger, dem man nicht trauen kann) und einer kurzen Rechtfertigung, dass nicht alle Muslime böse Terroristen sind, folgt die Quasi-Aufforderung allen Bettuchträgern den Schädel einzuschlagen, solange es die Richtigen sind. Natürlich wird das Missachten von Regeln und Gesetzen hier zur Tugend erhoben, dient aber nur als Aufhänger zum gelungenen Teil des Buches. Hart, blutig und unerbittlich mit einer Menge an Action gehen die Raubzüge voran und während der Einsätze kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Ein paar Überteibungen mag man dem Autor verzeihen, dient ja nur der Geschichte. Erst der Schluss nervt wieder etwas, denn das Ende ist so Happy und süß, dass Kariesgefahr besteht und die Disneyproductions vor Neid erblassen würden. wäre als Vorlage für einen Film aus den NuImage-Studios oder der ehemaligen Cannon-Group aber mehr als nur geeignet gewesen. Ordentliche Sache mit Mängeln, daher nicht uneingeschränkt zu empfehlen, aber für Actionfreunde durchaus mal lesenswert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 April 2013, 00:00:04
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/Su17zHrk0bI/AAAAAAAAARw/dHpq531E_k8/s320/arktis.jpg)

Robert Ludlum / James Cobb. In der kanadischen Arktis finden Wissenschaftler auf einem Gletscher das Wrack eines russischen Bombers. Für die Öffentlichkeit handelt es sich nur um die Relikte aus dem frühen Kalten Krieg. Doch eine Handvoll Menschen weiß, dass diese Wrack eine heute noch hochgiftige biologische Waffe an Bord hat. Mit mehr als zwei Tonnen Anthrax kann man ganze Länder und und Millionen von Menschen verseuchen. Colonel Jon Smith von der Geheimorganisation Covert One wird vom amerikanischen Präsiodenten persönlich beauftragt, die Fundstelle abzusichern und die Waffe zu entschärfen. Doch sobald sie den Ort erreichen , finden sie bereits einen tödlichen Widersacher. Ohne Hilfe von außen und in der extremen Umwelt der Polarregion gilt es, einen zweiten kalten Krieg abzuwehren und den Feind, der auch aus dem eigenen Lager zu kommen scheint, in die Schranken zu weisen.

Da Robert Ludlum nun seit mittlerweile acht Jahren verstorben ist, gibt es auch aus seinem Nachlass nur noch die Reihenfiguren Jonathan Smith in der Covert One Reihe und Jason Bourne. Während Bourne von Eric van Lustbader weiter auf gefährliche Missionen geschickt wird - und das recht gelungen im Vergleich mit dem Thrillermeister -, versuchen sich an der Covert One Reihe verschiedene Auftragsautoren unterschiedlicher Qualität. Hier ist nun der erste Output zu dem Thema von James Cobb, der aber schon Erfahrung mit Militärthrillern durch seine Reihe um Captain Amanda Lee vorzuweisen hat und die Wahl des Autoren für die Jagd nach dem Flugzeugwrack im Eismeer und den verschollenen wissenschaftlern ist wirklich gelungen. Cobb führt die Reihe so fort, wie sie Ludlum vermutlich selbst geschrieben hätte, obwohl natürlich durch den Seriencharakter gewisse Kniffe aus den Stand-Alone-Romanen nicht zum Zuge kommen können. Trotzdem hat er die Verschwiegenheit der Regierungen und die Mauscheleien hinter den Kulissen, den Verrat von eigentlich Verbündeten und den Einsatz von Gewalt zur Lösung des Problems gut eingefangen und damit die Geschichte der Verfolgungsjagd auf der einsamen, frostigen Insel im Eismeer ohne Mängel zu Papier gebracht. Unterschiede in der Politik zwischen Ost und West (Russland und Amerika) werden in die alten und gerne benutzten Mechanismen, die solche Thriller seit Epochen beherrschen, eingebunden und zu einem einigermaßen modernen Actionthriller verwoben. Dazu noch etwas internationaler Waffenhandel und sein Protagonist hat mit seinen Kollegen einiges zu tun.

Kurzweiliger, übersichtlicher (allein schon wegen der Location) Thriller, der zwar nicht an die besten Werke aus Ludlums Glanzzeiten wie z. b. "Die Aquitaine-Verschwörung" heranreichen kann (doch wer kann das schon), aber durchaus Spass beim Lesen macht, mit einem bisschen an Humor ist dies auf dem Thrillersegment sicher kein Fehleinkauf und Cobb ist zusammen mit Gayle Lynds (Der Hades-Faktor, verfilmt mit Mira Sorvino und Stephen Dorff) der bisher beste aus der Riege der Auftragsschreiber. Gelungenes Debüt für James Cobb in dieser Reihe, der schon seinen zweiten Einsatz fertiggestellt hat. Leute, die mit dem geschriebenen Wort nicht viel anfangen können/wollen, sollten sich die Verfilmung vom "Der Hades Faktor" der Autorin Gayle Lynds durchaus einmal gönnen, da sie beweist, dass auch Frauen ein Händchen für Thriller haben können. Mit ca. 160 Minuten ist die TV-Produktion vielleicht etwas zu lang geraten, aber trotzdem um Vieles besser als das, was uns die hiesigen Privatsender als Weltpremiere (ähem, wer sonst will oder muss das Zeug sehen als wir in Deutschland) ihrer Eigenproduktionen Woche für Woche anbieten - als störende Schnipsel zwischen den Werbeblöcken.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 April 2013, 00:04:16
(http://4.bp.blogspot.com/_glS1QcahlYI/SNIu7dFaZlI/AAAAAAAACTc/QeDvG5sf2E4/s320/9783453006621.jpg)

John Grisham
. In wenigen Minuten wird das Urteil der Jury erwartet. Nach einem monatelangen, nervenaufreibenden Prozess ist der Moment gekommen, auf den Jeanette Baker so lange gewartet hat. Die junge Frau hat alles verloren. Ihr kleiner Sohn und ihr ehemann sind qualvoll an Krebs gestorben, verantwortlich für ihren Tod ist Krane Chamical Inc., davon ist Jeanette überzeugt. Jahrelang hatte der Konzern hochgiftige Abfälle illegal entsorgt und somit das Trinkwasser der Region verseucht. Niemand hat die Kraft noch den Mut aufgebracht, den Kampf gegen den Chemieriesen mit seiner Armada von hochbezahlten Anwälten aufzunehmen. Nur Jeanette Baker hat sich getraut. Als ihrer Klage stattgegeben wird und Krane Chemical zu 41 Millionen Dollar Schadenersatz leisten muss, ist die Sensation perfekt. Die Freude währt jedoch nur kurz. Angeführt von Firmenboss Trudeau, geht der Chemiekonzern in die Berufung. Um sein Unternehmen zu retten, ist Trudeau jedes Mittel recht.

Eigentlich müsste ich hier die Überschrift "Der Unverbesserliche" wählen, da ich mich von meinem inneren Schweinehund doch glatt wieder überreden ließ, den neuen Grisham käuflich zu erwerben. Eines vorweg - es ist nicht so schlimm geworden wie bei den letzten Outputs des Autors. Hier werden von ihm die Fronten sofort geklärt: Auf der einen Seite die Guten in Form der vom Schicksal und der Firma gebeutelten Klägerin mit ihren Anwälten, die alles opferten, um den langen Prozess finanzieren zu können, dort der riesige Konzern mit dem rücksichtslosen CEO, der Heerscharen überbezahlter Anwälte und Winkeladvokaten an seiner Seite hat. Und bevor es in die Berufungsverhandlung geht, zeigt uns Grisham, wie das Gesetz wirklich funktioniert (nein, nicht wie es laut der Gesetzesbuchstaben funktionieren sollte). Geld regiert die Welt. Macht öffnet alle Türen. So werden die Lobbyisten eingespannt, um bis zum Zeitpunkt der Berufung einen neuen und genehmen Richter an die Spitze des Courts zu hieven, es werden Abermillionen Dollar zur Verfügung gestellt, um die Wahlkämpfe auszufechten, damit dies erfolgreich geschieht. Zudem werden Detektive auf die Gegenanwälte angesetzt, um Schmutz zum Verbreiten in der Öffentlichkeit zu finden. Man deckt die Gegenseite mit ihren paar Anwälten mit 16.000 Seiten an Schiftsätzen ein, manipuliert Senatoren, Polizei und Wählerschaft, um Stimmung gegen das bisherige Urteil zu machen, schließt sich mit ähnlich denken Gruppierungen aus Wirtschaft oder Reilgionsfanatikern zusammen, die "Wahlkampfspenden" aufbringen, um den richtigen Richter für die richtigen Urteile an den richtigen Platz zu bringen. Die gewählten Volksvertreter spielen mit, da die finanziellen Anreize höher zu bewerten sind als der Auftrag ihrer Wähler.


Vielleicht sollte ich hier noch nebenbei erwähnen, dass der Meister sich geneigt sah, dem allgemeinen Schlankheitswahn in den USA, der sich von dort ja wie McDonalds und Starbucks oder andere ähnliche Seuchen von Übersee ins schöne Europa (oder wie so mancher Politprotz an der Spitze der einzigen Weltmacht oder Weltpolizei *gg* mal zu behaupten pflegte - die alte Welt.) ausbreitete, einen Spiegel vorzuhalten und seine Schilderung der Magertussen, die durch übergroße Silikonvorbauten nicht nur Gleichgewichtsprobleme mitimplantiert bekamen (wie Mike Krüger früher zu sagen pflegte: Wenn die nach vorn fällt) sondern auch den Appetit einer Feldmaus mit Durchfall, ist schon amüsant zu lesen. Egal, welches Alter die Damen erreicht haben, sie sehen alle gleich aus. Und er hat sich immerhin das Klischee erspart, dass diese Vorzeigefrauen alle mit Blödheit gesegnet seien (soll ja tatsächlich Ausnahmen vom Hilton-IQ geben - nach oben meine ich, also über Alaskatemperatur). Klingt das irgendwie abwegig? Eigentlich nur, was die Summen betrifft, mit denen in den Vereinigten Staaten von Amerika in Schadensersatzprozessen jongliert wird. Ansonsten kann man sich über die Macht der Wirtschaft und Großkonzerne und die Ohnmacht oder gar tätige Mitwirkung der gewählten Volksvertreter auch in Deutschland oder jedem anderen x-beliebigen Land informieren. Läuft es hier wirklich so anders? Nö, nur ne Nummer kleiner. Noch!!! Frag mal die Stromkonzerne oder Gazprom und Schröder. Andere Marktbeherrscher wie Telekom oder Bahn werden gar nicht oder selten ausgebremst, wenn sie zu unverschämt werden (Mehdorn und der Servicezuschlag pro Fahrt beim Ticketverkauf am Schalter). Normalerweise können sie machen, was ihnen in den Sinn kommt under werden noch unter dem Deckmantel der Standorterhaltung und des wirtschaftlichen Aufschwungs für Deutschland fröhlich mit unseren Steuergeldern gefördert, die sie dann in ihren Bilanzen stolz als Gewinn präsentieren und die Lohnleistung für Lobbyisten oder sonstige Unterstützer aus der Politik mit ihren vielen Nebenjobs in Aufsichtsräten können sie auch noch von der Steuer absetzen.
Grisham zeigt uns hier ein pervertiertes Rechtssystem, das nach Gutdünken von einigen Wenigen mit genug Geld und Macht ausgehöhlt wird, während von Staatsseite nichts geschieht. Wie in seinen Romanen ungefähr ab "Die Akte" wählt Grisham auch hier wieder eine einfachere Form der Sprache, um seinen Roman den Lesern näher zu bringen bzw. um ihn gleich als Drehbuch Richtung Hollywood vorzubereiten. Sprachlich ausgefeilte und inhaltsmäßig spannende Werke wie
"Die Firma" gelingen ihm seit etlichen Jahren nicht mehr, das Niveau hat sich eher den einfachen Groschenheften angenähert, bei denen man ja auch das Denken getrost einstellen kann. Reine Unterhaltung auf unterem Niveau. Eher etwas für die Mittagspause in der Kantine. Nur für diesen hat er sich etwas bemüht, den Inhalt nicht zu einem Reisebericht mit Lokalkolorit verkommen zu lassen. Die Schilderung des Gegenangriffs der Firma nach dem Urteil wird interessant rübergebracht und animiert immer mehr zum Weiterlesen. Grisham-Fans lesen das Ding sowieso, Grisham-Gegner wie ich wurden positiv überrascht und sind einigermaßen zufrieden, Grisham-Neulingen ist es zu empfehlen. Nicht seine große Rückkehr, aber ordentlich mit guten Ansätzen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 April 2013, 00:07:57
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SKaW74xAa8I/AAAAAAAAABE/u3i-m4Gdb5A/s320/PR.bmp)

Patrick Robinson. Unter der Rubrik Politthriller wird uns hier ein Technothriller serviert. Argentinien in Jahr 2010: Noch immer ist die Schmach der Niederlage im Falkland-Krieg der 1980-er Jahre nicht vergessen, und der Hass auf die Briten sitzt tief. Die Malvinas, wie die Falklandinseln in der Landessprache heißen, gehören nach Meinung der Argentinier zu ihrem Land, die Engländer sind nur verhasste Besetzer. So lässt sich die argentinische Regierung von Russland leicht überzeugen, noch einmal einen Überraschungsangriff auf Großbritannien zu starten. Handstreichartig werden die Inseln vor der Küste erobert, in einer hochgeheimen Mission leistet Russland Schützenhilfe. Ihr Atom-U-Boot viper K 157 fügt den Engländern den größtmöglichen Schaden zu. Russland jedoch hat allein ein wirtschaftliches Interesse: Das Land benötigt dringend Erdöl. die Förderung der neuen Quellen auf den Falklandinseln will man gemeinsam mit Argentinien betreiben. Der US-amerikanische Admiral Morgan verfolgt die Entwicklung mit Sorge. Natürlich werden die USA Großbritannien beistehen müssen, wenigstens inoffiziell und mittels verdeckter Aktionen. Dies ist seine große Stunde: Der Einsatz einer "Phantomarmee" wird geplant.

Ich beginne mit dem, was mit negativ auffällig geworden ist. Die Politiker (nicht dass ich eine allzu positive Einstellung zu der Gattung der "Homo Laberus" hätte) kommen ziemlich schlecht weg. Speziell der englische Premier wird als eine unfähige Schaufensterpuppe im Spiel um Wählerstimmen gezeichnet - feige, entschlusslos, kriecherisch. Der US-Präsident kommt natürlich etwas besser weg, aber bei genauem Hinsehen entpuppt er sich als Marionette von Militär und Wirtschaft (da hat sich wohl von heute bis zum Jahre 2010 in Führungskreisen aller Welt nix geändert). Und Robinson macht sich munter daran, Ausgabenkürzungen bei Militärs zugunsten sozialer Projekte für Arbeitslose, Drogenbekämpfung und Gesundheitswesensowie unterdrückte Schwule und Lesben als fehlerhaft hinsichtlich der Empfänger darzustellen, da diese ja eh nur unverbesserliche Faulenzer oder Drückeberger zweifelhafter Natur seien und somit britische Ausgaben in solche Programme besser in Militärkreisen zur Verteidigung verwendet werden könnten. Der US-Präsident lässt sich in der Hinsicht natürlich nicht angreifen, da die Verteidigungsausgaben hoch sind, die Armeeführung immer im Recht ist und wenn ein Wirtschaftsboss seine Interessen sowie die Gewinne auf den besetzten Inseln in Gefahr sieht, wird gehandelt. Geld und Politik eben, ist ja heute nicht anders, wenn die Bosse mit Politikern kungeln. Ansonsten stört mich eigentlich nur die übliche einseitige Charakterzeichnung der Figuren: die feigen Briten (in Form der Politiker), die ehemalige Weltmacht am Abgrund (Briten unzulänglich bewaffnet und nicht richtig im Kampf ausgebildet), die hinterhältigen Angreifer (Argentinien und Russland) sowie die immer heldenhaften, bestens gedrillten und loyalen Kämpfer für eine gerechte Welt (natürlich nur aus Amisicht zu Aminutzen) aus Amerika. Sollte jemand die obigen Kritikpunkte so verstehen, dass mir das Buch nicht gefiel, liegt er falsch. Dass Tom Clancy uns jetzt schon seit Jahren nicht mehr mit eigenen Büchern versorgt, hat eine Lücke gerissen, die Robinson zumindest größtenteils ausfüllen kann. Nicht ganz die Klasse von TC, aber nahe dran. Ebenfalls positiv ist die Vorstellung der Hauptfiguren seines Romans vor Beginn der Geschichte, ohne allerdings etwas vom folgenden Geschehen vorwegzunehmen. Die Schilderung der Separationsversuche des größten Erdöllagers Sibirien von den Russen und deren Gegenmaßnahmen zeigt schon seine Qualität, die er mit dem Spinnen der militärischen Intrigen gegen Großbritannien fortsetzt. Vorbereitung und Umsetzung des Angriffs sind gut in Szene gesetzt, wobei die Schilderung der Kampfhandlung nicht den größten Raum einnimmt, aber zu gefallen weiß. Der Zeitraum bis zum Eintritt der USA mit der erwähnten "Phantom Force" (eine Eliteeinheit) wird etwas zu ausführlich geschildert, um die wirtschaftlichen Auswirkungen und die Reaktion der Wirtschaftsbosse sowie die Kleinarbeit der amerikanischen Geheimdienste und ihre fast hellseherischen Fähigkeiten in der Voraussage der nächsten Geschehnisse entsprechend zu würdigen. Militäreinsatz über alles, aber nur dem eigenen Vorteil oder des schnöden Mammons willen, über die Briten (gemeint sind die Zivilisten) auf den Inseln wird kaum ein Wort verloren. Wenn jemand Tom Clancy als republikanischen Rechtsverteidiger bezeichnet hat, dann dürfte dies auch auf Patrick Robinson zutreffen. Sein Admiral Morgan, für mich nur schwerlich als Sympathiefigur zu akzeptieren, ist ein Kriegstreiber erster Güte, aber es ist alles ein Roman und um der Handlung willen ist ein solches Verhalten dann auch akzeptabel. Der zweite Teil des Buches beschreibt den Angriff der USA auf die Argentinier (selbstverständlich ohne Kriegserklärung im Geheimen),um sie von den Inseln zu vertreiben und nachdrücklich daran zu erinnern, dass sie keine weiteren Aktionen wagen sollten. Zudem wurde bei der britischen Kapitulation nach den ersten Kampfhandlungen eine SAS-Einsatzgruppe auf den Inseln zurückgelassen, die natürlich von den befreundeten Amerikanern (um diese Menschen macht sich Amerika dann Sorgen, sind ja Militärkumpels) gerettet werden müssen, bevor die eigentlichen Angriffe auf Argentinien vollständig ins Rollen kommen. Die erstklassige amerikansiche Planung durch Admiral Morgan und seinen Stab sorgt natürlich dafür, dass der Einsatz nicht nur ohne Verluste vonstatten geht, die Engländer samt und sonders gerettet werden und argentinische Truppen auf eigenen Stützpunkten aussehen wie Dilettanten, sondern Argentinien sich auf Bedingungen einlässt, um die Angriffe zu beenden, die Amerika und dessen wirtschaftlichen Interessen zu Gute kommen. Besagtes russisches Atom-U-Boot aus dem Klappentext, das den Argentiniern zu Hilfe kommt, zerstört bei den ersten Angriffen auf die marode englische Flotte, die zur Rückeroberung der Falklands vor den Inseln in Stellung ging, einen (den einzig ob der Etatkürzungen noch verbliebenen) Flugzeugträger der Engländer und ward dann nur noch auf Rückreiseetappen erwähnt, bis es dann kurz vor erreichen der Heimat in der Enge bei GIUK (Grönland, Island und United Kingdom) doch noch torpediert wird. Schließlich kann Amerika ja keinen Gegner verschonen. Auch diese Aktion geschieht, ohne dass je einer erfahren wird, dass das U-Boot von den amerikanischen Streitkräften vernichtet wurde.

Ein flüssig geschriebenes Buch, das eine Steigerung im Vergleich zum letzten Werk des Autors darstellt und zugleich auch eines seiner besten ist. Wer Politthriller im Stile von Clancy schätzt, kann ohne Bedenken zugreifen, auch wenn dessen Klasse nicht vollständig erreicht wird. Review anhand der gebundenen Ausgabe erstellt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 April 2013, 18:03:36
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1366218659_flammenz.jpg)

Nur eine Kurzrezi:
James Rollins. Das Flammenzeichen. Thriller. Drei Morde, jeder auf einem anderen Kontinent, erregen die Aufmerksamkeit von Painter Crowe, Agent der Sigma-Force. Bald findet er heraus, dass Ivar Karlsen – Vorstandsvorsitzender eines der größten Konzerne der Welt – darin verwickelt ist. Crowe reist nach Norwegen, um dem mächtigen Wirtschaftsboss auf den Zahn zu fühlen. Doch auch Karlsen ist lediglich ein Strohmann für noch Mächtigere. Die mysteriöse Gilde – eine verbrecherische Söldnerorganisation, die mit Hightech und uraltem Geheimwissen nach Macht und Einfluss strebt – hat mit Karlsens Hilfe ein Mittel gefunden, jeder Regierung der Erde ihren Willen aufzuzwingen. Nur Painter Crowe und die Sigma-Force wissen von dem schrecklichen Plan. Aber um ihn zu verhindern, müssen sie zunächst den brutalen Angriff der Gilde überleben. Wissenschaft und Action paart Rollins auch in seinem neuesten Abenteuer der Sigma-Force. Sprachlich schlicht, aber dafür äußerst unterhaltsam mit einer Menge rasanter Ereignisse und etlichen Konfrontationen geht die Story stellenweise in einem Höllentempo voran, lässt den Leser auch ein ein paar Logiklöchern teilhaben und hat sich an den Kapitelenden öfters des Stilmittels Cliffhanger bedient und hält den geneigten Käufer so bei der Stange. Ende übrigens wieder offen, der - wenn auch dünne - rote Faden der vorherigen Bücher wird fortgeführt. Man bezeichnet ja hin und wieder Rollins als legitimen Anwärter auf den Actionthron, doch a) hat er da noch Konkurrenz wie Jeremy Robinson, Andy McDermott, Patrick Lee ("Die Pforte") oder auch Jack DuBrul (Soloroman "Havoc-Die Verwüstung"), der ja in unseren Breitengraden hauptsächlich als Co-Autor (und da der bis jetzt beste) von Clive "ich werd wie Clancy" Cussler bekannt ist und b) kommt Matthew Reilly mit Shane Schofield, um dem Gebrabbel um eine Ablösung der Herren der Action ein Ende zu bereiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 April 2013, 12:39:33
(http://1.bp.blogspot.com/-mDue2yR7gAw/UXJUnj6Ga_I/AAAAAAAAH8U/hsiNpaAAmpg/s320/tekhnotma1.jpg)

Andrei Levitski + Alexsei Bobl. Jegor Rasin, Soldat und Söldner, hat keine Ahnung, wo es ihn hin verschlagen hat, als er nach einem außer Kontrolle geratenen wissenschaftlichen Experiment die Augen öffnet: Das Russland, das er kannte, hat sich in eine radioaktiv verseuchte Wüste verwandelt. Die Felder sind verödet, die Städte verfallen, und die wenigen Überlebenden haben sich zu Clans zusammengeschlossen und führen einen erbitterten Krieg um Lebensmittel und Rohstoffe. Verzweifelt versucht Rasin herauszufinden, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte - und wie es ihm gelingen kann, in seine Welt zurückzukehren.

Jegor Rasin kämpft in einem Krieg in der Ukraine, der sich als Putschversuch herausstellt und bei dem die Parteien nicht wirklich übersichtlich sind und immer mal wieder die Seite wechseln, um ja bloß auf der Position dies Siegers zu sein. Eines Tages wird sein Kampfflieger von einer SAM (Surface to Air Missile) getroffen und er muss mit dem Schleudersitz aussteigen. Am Boden angekommen, wird er bald gefangengenommen und in das Institut von Dr. Hubert gebracht, der gerade nach "Freiwilligen" für seine Experimente sucht. Schnell findet sich Rasin in einem Labor auf eine Liege geschnallt vor und mitten in einem laufenden Experiment. Er kann sich zwar von der Liege befreien und will fliehen, als sich alles um ihn herum verändert und er das Bewusstsein verliert. Er erwacht in einer Art Höhle auf einem Hügel und macht sich auf den Weg nach draußen, immer am Überlegen, wo er gerade ist und was passiert sein könnte. Bald wird ihm klar, dass etwas Ungeheuerliches geschehen sein muss, das das Land verwüstet hat und zudem schreckliche Mutationen und Monster sowie einen tödlichen Schimmel (Nekrose), der alles zu verschlingen droht, zu Tage gebracht hat. Kurze Zeit später trifft er auf Juna, die junge Tochter eines Clansoberhauptes, die sich auf den Weg zu einem anderen Clan gemacht hat, um mit diesem und dessen Erkenntnissen gemeinsam ihr Land zu retten. Zu seiner Überraschung trägt das Mädchen die gleiche Tätowierung wie Dr. Hubert und er beschließt bei ihr zu bleiben, um vielleicht Informationen zu erhalten. Doch die Reise wird mehr als nur beschwerlich, da sie von unterschiedlichen Gegnern angegriffen werden und auch Jegor Rasin deren Ziel ist, da er anscheinend der Einzige ist, der sich in der Nekrose bewegen kann, ohne von ihr getöätet zu werden und dies macht ihn für alle Grueppierungen interessant und sie wollen ihn in die Finger bekommen. Unterwegs lesen sie noch den Dieb und Kleinwüchsigen Tschak auf, der sich als durchaus hilfreich erweist. Gemeinsam machen sich die drei dann nach Moskau auf, um ihre jeweilige Mission zu beenden.

Wer sich anhand der Autorennamen eine Story in der Nähe der STALKER-Romane erhofft, liegt damit richtig. Endzeit und ein bisserl Mad Max-Ambiente mit zusammengebastelten Karren und viel Geballer als weitere Zutat. Die Erzählweise ist wie bei ihren STALKER-Werken temporeich und an einem Videospiel orientiert. Es geht schnell voran, manchmal anscheinend auch zu schnell für die Übersetzerin, denn das, was da geboten wird, strotzt vor Wiederholungsfehlern (Schutzhandschuh schützt - hätte man auch anders umschreiben können). Tekhnotma kommt actionreich daher, aber nicht blutdürstig, extreme Szenen fehlen wie bei einem Film, dem die blutigen Einschüsse abgehen, dafür ist es flott und einfach inszeniert. Man sollte auf keinen Fall anspruchsvolle Lektüre mit einer Aussage erwarten - außer man nimmt sich heruas, dass die Menschheit auch nach einer Katastrophe nix gelernt hat und sich dem Willen der Politik beugt, sich mit allen Mitteln zu bekämpfen, zu tricksen und zu lügen, um and die Macht zu kommen. Ölförderer, die danach trachten, andere und günstigere Wege zur Strom- und Spriterzeugnung von den Menschen fernzuhalten, damit sie weiter ihren Profit machen können, gibt es auch im neuen Russland. Insgesamt erhält man ein Paperback für 14,99 Euro mit 470 Seiten Story, das mit schöner großer Schrift, noch größeren Zeilenabständen und sehr intensiven Randern aufwartet, aber auch eine solide Story bietet, die schnell (wenn auch nicht wie ein Reilly) vorangeht, leicht konsumierbar ist und das Hirn nicht anstrengt. Zum Ende bleiben einige Fäden lose, sodass man sich auf die Folgebücher einlassen kann (muss), wobei zu sagen bleibt, dass das bererits erschienene "Tekhnotma - das wüste Land" nicht direkt an dieses hier anschließt - und mir auch schon vorliegt, ich aber aus eben diesem Grund erstmal was anderes in Angriff nehme - und ich hoffe, dass bei dem avisierten (muss ja nicht immer heißen bei dem Verlag, dass das Buch denn auch kommt, wie ich mich bei Joe Ledger schmerzlich erinnere) dritten Teil Krieger des Clans die Handlungsstränge zusammengeführt werden. Ordentlich, gut, aber nicht überragend.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 April 2013, 19:11:19
(http://3.bp.blogspot.com/-4Zbh6ccDxcA/UXKtT-H6OoI/AAAAAAAAH9E/Z8M-q7LaB7c/s320/weissenmaenner.jpg)

Arthur Gordon Wolf. Brandon Tolliver ist eigentlich der nette Durchschnittstyp von nebenan. Als er jedoch eines Tages seiner alten Nachbarin zu Hilfe eilt, beginnt sein Leben kontinuierlich aus den Fugen zu geraten. Plötzlich wird er von wahnsinnigen Replikanten und von Killer-Kommandos verfolgt. Ohne zu wissen, warum, ist Brandon mit einem Mal zum Outlaw geworden, zu einem Vogelfreien, dessen Leben keinen Cent mehr wert ist. Seine soziale Fürsorge hat ihn etwas entdecken lassen, was nicht für seine Augen bestimmt war. Ein übermächtiger Feind setzt nun alles daran, ihn für alle Zeiten zum Verstummen zu bringen.

Brandon hat seinen Job, der ihn langweilt, sein Zuhause, das ihn auch nicht gerade zu Freudensprüngen hinreißt, Ex-Freeundinnen, die per Halo-Botschaft mit ihm Schluss gemacht haben und eine nette, alte Nachbarin, mit der er eigentlich genauso wenig zu tun hat, wie mit seinen anderen Nachbarn oder Kollegen. Als er eines Tages Krawall und Hilfeschreie aus der Wohnung der alten Dame hört, springt er rüber und hilft ihr gegen einen durchgedrehten Replikanten, der ihr eigentlich als Haushaltshilfe dienen sollte. Danach geht er wieder zur Tagesordnung über, ohne sich weiter darum zu kümmern, wie die Nachbarin nun vorzugehen gedenkt. Einige Wochen später besucht er sie und findet sie völlig verändert vor, den Hilfsreplikanten immer noch an ihrer Seite. Plötzlich stürmen Männer in weissen Monturen in den Raum und er flüchtet. Freunde hat er keine, er weiß nicht wohin, und die Angst vor Überwachung lässt ihn die Stadt verlassen, wo er zu einem Kollegen flüchtet, den er eigentlich immer als Spinner abgetan hat. Was er von diesem erfahren muss, stellt sein gesamtes Weltbild auf den Kopf.

Mein Dank für diesen Tipp geht an Carmen Weinand von Horror and more.
Das Thema ist durchaus aktuell, wenn man bedenkt, dass unsere Regierung nach den Anschlägen in Boston sofort wieder die Kurve zur weitergehenden Überwachung ihrer Bürger durch mehr und mehr Kameras zur angeblichen Sicherheit bekommen hat. In dieser Dystopie von Arthur Gordon Wolfs UMC-Saga, die man aber dennoch auch ohne Kenntnis anderer Geschichten lesen kann, haben die großen Wirtschaftskonzerne die Welt unter sich aufgeteilt, beherrschen die Politik und auch den Rest des Staates (so weit von hiesigen Zuständen nun auch nicht mehr entfernt), negative Nachrichten werden unterdrückt, die Überwachung ist allgegenwärtig und ultimative individualität besagt hier nur, dass man für sich allein vor dem neumodischen TV oder den Haloschirmen hockt und nicht mehr mit echten Menschen interagiert. Als Gefährten bekommt man nun Replikanten zum Kauf angeboten. Doch diese neue Welt hat ihre Tücken und in die tappt der sympathische Loser Brandon und Wolf hat mit Wortwitz und Tempo seinen Weg aus dem Dilemma, ohne dabei aber auf allzu gewalttätige Mittel zurückzugreifen. Trotzdem ist es eine spannende, durchaus auch schnelle Novelle mit Humor und ganz vielen kritischen Anmerkungen, bei der nur die Hauptcharaktere ausführlich vorgestellt werden. Die rund 115 Seiten sind viel zu schnell vorbei. Guter Einkauf bei Voodoo-Press.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 April 2013, 12:43:16
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SNaeYn11HmI/AAAAAAAAAEE/LZtYKv8KuPg/s320/Barri.jpg)

Commander James Barrington. Alles sieht nach einem Routineauftrag aus, als Paul Richter, Geheimagent im Dienste ihrer britischen Majestät, nach Moskau geschickt wird, um einen Leichnam zu identifizieren. Es handelt sich um einen an der dortigen Botschaft stationierten Kollegen, der angeblich bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sein soll. Doch als Richter die Leiche und den Unfallwagen genauer inspiziert , stellt er zweierlei fest: Der Mann ist nicht in diesem auto gestorben, und zudem handelt es sich bei dem bis zur Unkenntlichkeit entstellten Toten nicht um den SIS-Agenten Newman.


Kaum in England zurück, entgeht Richter nur um Haaresbreite einem Mordanschlag. Doch es ist ihm zunächst vollkommen rätselhaft, wer es hier, auf britischem Boden auf ihn abgesehen hat. Und warum? Erst als er die Flugdaten einer in Schottland notgelandeten amerikanischen Spionagemaschine auswertet und Erkundigungen bei den "Cousins" von der CIA einholt, ergeben sich erste Verdachtsmomente. Offenbar wurde in den Weiten der russischen Tundra ein neuer Waffentyp getestet. Und dann stößt Richter auf eine weitere Spur, die darauf hindeutet, dass sich zwei zu einem teuflischen Pakt zusammengeschlossen haben.
Der Brite James Barrington, laut Verlagsbio ein ehemaliger Helikopterpilot der britischen Navy, lässt die kalten Krieger aus den östlichen Gefilden hier wieder als die Bad Guys mit einem perfiden Plan (den ich hier aus Gründen der Spannung für mögliche künftige Leser nicht weiter ausbreiten werde) herhalten, mit dem der Westen konfrontiert wird. Die westlichen Geheimdienste CIA und SIS konkurrieren erneut mit dem altbekannten russischen KGB (neurussisch FSB) und wenn die Briten ins Geheimdienstspiel kommen, sollte sich der Thriller-Neuling nicht von dem gewählten Kürzel RAF auf die falsche Schiene locken lassen, bloß weil derzeit ein Film zu diesem Thema die Kinos erobern will, da diese RAF nicht mit der kürzelgleichen deutschen Terroreinheit zu tun hat, sondern für Royal Air Force steht, die britische Luftwaffe.
An sich ist die geamte Handlung etwas realitätsfremd geraten, was der Spannungskurve keinen Abbruch tut, da sich dieser Spionagethriller durch den Schreibstil des Commanders meistens leicht und flüssig lesen lässt. Ein paar kleinere Logikmängel und Zufälle, die den Hauptcharakter auf die richtige Spur und zum glücklichen Ausgang kommen lassen, kann man - besonders bei einem ansonsten gut gelungenen Erstlingswerk - gut verkraften. Auch hier werden Verrat auf höchster Ebene, unerwartete Allianzen und skrupellose Feinde auf den armen Protagonisten los gelassen, gepaart mit einigen fulminanten Actionsequenzen, die der Held natürlich unerschrocken und todesmutig übersteht.
Nur dass mittlerweile jeder Autor, der es fertig bringt, einen halbwegs gut strukturierten Spionagethriller zu verfassen, gleich mit Größen wie Clancy oder Ludlum verglichen wird, ist nervig. Das Buch ist wirklich gut, aber noch lange nicht so ausgereift, dass ein Vergleich mit den Genannten wirklich akzeptabel wäre. Gefallen hat er mir aber schon.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 April 2013, 12:46:23
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SNfRiM6u9SI/AAAAAAAAAEM/pY_PZuwRjRw/s320/JF.jpg)

Joseph Finder. Man nennt ihn Zero - den Top-Terroristen und Auftragskiller: Er ist gerissen wie ein Schakal, hochintelligent und eiskalt. Sein Geschäft ist der internationale Terrorismus jeglicher Couleur. Jetzt plant er seinen größten Coup: Ein Bombenattentat auf das verletzliche Herz der Wirtschaft - das größte Bankencomputernetz im Zentrum von New York. Aber davon ahnt Sarah Cahill, FBI-Spezialistin für organisiertes Verbrechen und Terrorismus, nichts, als sie eines Tages bei einem Mordfall eingeschaltet wird.

Während Sarah mit ihrem Team New York durchkämmt, befindet sie sich unwissentlich bereits mitten in einem tödlichen Katz- und Maus-Spiel. Mit einem raffinierten Trick hat Zero sich nämlich schon längst das Vertrauen Sarahs erschlichen und das ihres achtjährigen Sohnes Jared. Ein älteres Werk des Autors und daher von der Realität schon längst überholt. Nicht nur in technischer Hinsicht, sondern auch der Anschlag auf das World Trade Center ist nicht der von 2001. Es ist der auf das Tiefgeschoss der Zwillingstürme acht Jahre zuvor. Also wieder ein Roman zum Thema Terrorismus auf amerikanischem Boden. Finder dürfte sich ausgiebig mit der Sache befasst haben, denn so überholt einiges scheint oder auch ist, so sehr fällt dem Leser nun einige Jahre später auf, dass der Autor schon Jahre vor dem zweiten Anschlag auf das WTC nicht nur Schwachpunkte der Sicherheitsbehörden in Sachen Anti-Terrormaßnahmen im eigenen Land, sondern auch ziemlich detailliert das Verhalten der Menschen in einer extremen Gefahrensituation in einem attackierten Hochhaus beschrieben hat. Im Laufe der Geschichte bewegen sich die beiden Protagonisten immer mehr aufeinander zu. Da ist die Ermittlerin Sarah Cahill, mit Gespür und Gewissenhaftigkeit ausgestattete Terrorexpertin, dort der unter Decknamen auftretende Top-Terrorist, der eine Spur der Verwüstung und des Leids hinter sich zurücklässt.

Finder weiß im folgenden Handlungsverlauf die Spannungsschraube ständig weiter anzuziehen und das Ganze mit Action und diversen Perspektivwechseln anzureichern, sodass man das sehr überzeugende Buch schwerlich aus der Hand zu legen vermag. Dieses Buch war für mich die Entscheidungsgrundlage zum Erwerb weiterer Romane des Autors.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 April 2013, 20:24:03
(http://1.bp.blogspot.com/-BEDUvBlSVW4/UXa2AoneHGI/AAAAAAAAH_8/tq1db8ZUXKU/s1600/countdown.jpg)

Douglas Preston & Lincoln Child. Agent Gideon Crew will gerade New York City verlassen, als ihn die Nachricht erreicht, dass ein anscheinend wahnsinniger Atomwissenschaftler eine Familie gefangen hält. Doch die Geiselnahme geht schief, und der Täter stirbt einen jähen Tod. Die Aufzeichnungen des Toten lassen keinen Zweifel zu: In 10 Tagen wird eine selbstgebaute Atombombe eine nukleare Katastrophe auslösen. Doch niemand weiß, welche amerikanische Stadt das Ziel des Terroranschlags sein wird.

Gideon Crew wird direkt nach seiner erfolgreichen letzten Mission von seinem Auftraggeber mit der nächsten Aufgabe betraut. Ein Dr. für Atomforschung hat in einer Wohnung das Vermieterehepaar und dessen beiden Kinder als Geiseln genommen und faselt gegenüber den Beamten vor Ort wirres Zeug von Strahlen und Agenten, die man von ihm abziehen soll, sonst würde er die Leute töten. Gideon erscheint ideal für den Einsatz, da er mit dem Mann einige Zeit zusammengearbeitet hat. Eher ungehalten geht er ans Werk, kann aber trotz allen Versuchen, den Ex-Kollegen zur Aufgabe zu bewegen, nicht verhindern, dass dieser den Mann unter seinen Geiseln tötet, bevor er selbst erschossen wird. Danach stellt sich heraus, dass der Geiselnehmer hochgradig radioaktiv verstrahlt war und vermeintlich an einer Atombombe für Terrorzwecke gebastelt hat. Ein Indiz dafür scheint auch sein Übertritt zum Islam zu sein. Nun soll Crew zusammen mit dem FBI-Mann Fordyce die Bombe sowie die Terroristen auftreiben. Eine erste Spur führt nach Santa Fe, während in New York nach und nach der Panik-Modus angeschaltet wird, als die Nachrichten über eine Bombe durchsickern. Von Santa Fe aus folgen Crew und Fordyce verschiedenen Fährten, die sie dort finden, nur um immer wieder auf eine weitere Abzweigung zu stoßen. Weitere Verdächtige, aber nirgends Beweise. Der Gegner erweist sich als schlau, schickt sie immer wieder ins Leere. Und die Zeit läuft.  

"Countdown" schließt direkt an "Mission - Spiel auf Zeit" an, der dortige Epilog ist gar der Beginn von "Countdown". Und der Protagonist wird auch gleich emotional berührt, als der vorliegende Fall Erinnerungen an die Vergangenheit heraufbeschwört und das Autorenduo charakterisiert den Helden gleich als clever, verletzlich, aber dennoch irgendwie unkaputtbar, mit einem Hang zum Glück, der ihn eigentlich zum täglichen Lotterielos greifen lassen müsste. Ihm zur Seite gestellt wird ein anfangs recht missmutiger, aber mit der Zeit immer sympathischer wirkender Partner, der auch mit trockenem Humor zu punkten weiß. Während mir die Panik, die Evakuierungen und die hektische Stadtflucht mit den nachfolgenden Plünderungen und dem Einsatz der Nationalgarde doch etwas zu sehr an den Rand gedrängt scheinen, punktet der Rest der Story mit einem Kettensägenzweikampf, der aber Preston/Child-gerecht nicht sonderlich blutrünstig daherkommt, Wortklaubereien der beiden Ermittler, einem manipulierten Flugzeug, einer brennenden Westernstadtfilmkulisse, einer Verfolgungsjagd durch die Wüste und einem fetzigen Finale. Alles präsentiert in einem lockeren und leicht lesbaren Schreibstil mit einem ordentlichen Spannungsbogen und durchaus unerwarteten Wendung, was die wahren Hintergründe der ganzen Affäre angeht. Im Gegensatz zu dem eher verschlossenen und schwierig-komplexen Charakter des Pendergast ist Gideon Crew eher simpel gestrickt trotz all seiner Kenntnisse und Fähigkeiten. Flott, seicht, unterhaltsam und schon fast drehbuchgerecht präsentiert ist "Countdown" solider Lesestoff für einige gemütliche Stunden, die keinen Deut auf irgendwelchen Anspruch als vielmehr auf manchmal etwas an Glaubwürdigkeit mangelndes Tempo setzt. Einem dritten Teil dürfte wohl nichts im Wege stehen und ich würde ihn mir auch sicher zulegen.  
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 April 2013, 13:11:28
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SN1dzSK9OmI/AAAAAAAAAEc/P4HC50JtRsc/s320/GH.jpg)

Gregg Hurwitz. Tim Rackley ist US-Marshal in Los Angeles. Als seine sechsjährige Tochter brutal entführt und ermordetund der Täter wegen eines juristischen Formfehlers freigesprochen wird, gerät seine Welt aus den Fugen. Das Verlangen nach Rache wird übermächtig, und so schließt sich Rackley einer Organisation an, die sich das Ziel gesetzt hat, solche "Fehler" der Rechtsprechung zu korrigieren. Als skrupellose Mitglieder bei ihren Aktionen ein Blutbad anrichten, begreift Rackley, dass es eine Qual sein kann, sich zum Herrn über Leben und Tod aufzuschwingen. Und bevor Shane hinsichtlich des Titels und der Inhaltsangabe einen feuchten Schritt bekommt, sollte er sich erst einmal folgende Zeilen zu Gemüte führen.


Das Thema ist nicht gerade neu, erinnert sich der Filmfan doch an Calahan mit Clint Eastwood oder Ein Richter sieht rot mit Michael Douglas. Durch Gesetzeslücken und gewiefte Verteidiger entkommen Schwerverbrecher ihrer wohlverdienten, was eine Selbstjustizgruppe auf den Plan ruft.
Der Autor versucht zu Beginn die Tragödie und die Trauer der Familie und Freunde in passende Worte zu kleiden, doch leider zieht sich dieser Bereich zu sehr in die Länge, manche Szene wirkt zu ausgedehnt und ausschweifend. Es ist anstrengend, dem Buch in dieser Phase mit Genuss zu folgen. Erst ab dem 2. Drittel stellt sich Besserung ein, die Spannung steigt etwas und die Bezeichnung Thriller gewinnt ein bisschen mehr an Bedeutung. Hier finden sich dann hin und wieder die geschickte und ausgefeilte Planung der Exekutionen, die ebenso wie die Schilderung der Ausführung als positiv hervorzuheben sind. Leider wird der erfahrene Krimileser oder auch Filmkonsument schon sehr früh den Kern des Ganzen erkennen und eigentlich nur noch auf Bestätigung seiner Vermutung zum Ende hin warten. Bis dahin aber verweigert sich der Held Tim Rackley aufgrund seiner unumstößlichen moralischen Grundsätze dem Angebot der Kollegen den gefassten Täter zu liquidieren und so moralisch wandert er weiter durch die Geschichte, immer unterbrochen von Trauerarbeit, um die Ehe am Leben zu halten, während er und seine Frau die Tragödie verarbeiten. Gerade dieser Teil hält den Roman durch seine Länge in Sachen Tempo doch sehr auf. Mit knapp über 600 Seiten ein wenig zu lang geraten (siehe 1. Drittel), ein mittelmäßiger Actionanteil, sowie der kurze finale Kniff, um den Protagonisten aus der Bredouille zu erretten, ergeben einen akzeptablen Unterhaltungsroman - mehr aber auch nicht. Hatte selbst aufgrund des Titels und des Klappentextes etwas mehr erwartet.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 April 2013, 13:13:14
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SN4HyK-MS1I/AAAAAAAAAEk/aqGEl58ZGIs/s320/SW.jpg)

Stephen Woodworth. Ein Serienkiller wütet unter den "Violetten". Seit vielen Jahren leben sie unter uns und verfügen über die Fähigkeit, mit den Seelen der Toten Kontakt aufzunehmen. Ihren Spitznamen verdanken sie der typischen Augenfarbe, die sie in der Öffentlichkeit meist tarnen. In den USA sind ca. 200 von ihnen registriert und der Killer hat es sich zum Ziel gemacht, sie alle auszulöschen. Dan Atwater, FBI (auch Fucking Bunch of Idiots) Agent, soll mit Natalie Lindstrom - einer "Violetten"- den Killer stoppen.

Der Autor führt uns ohne Umschweife in eine Welt, in der die "Violetten" schon lange zum Alltag gehören, mit Toten Kontakt aufnehmen und diese vor Gericht über den an ihnen verübten Mord aussagen lassen. Wir werden ohne größere Erläuterungen mit dem Seelenscanner konfrontiert, der unerwünschte "Gäste" aus dem Totenreich dorthin zurückschickt. So hat Woodworth einen Genremix aus Phantastik und Krimi erstellt.

Seine Prägung bezieht der Roman nicht nur aus der eigentlich konventionellen Krimihandlung und der Jagd nach dem Killer, sondern auch durch die unterschiedlichen Charaktere. Wie im richtigen Leben werden die "Anderen" ausgegrenzt, mit Vorurteilen überhäuft auf Abstand gehalten wie ansteckende Krankheiten oder wie seltene Tiere im Zoo aus einer sicheren Distanz beobachtet. Unter ständigem Misstrauen werden sie aber auch für die Zwecke der "Normalos" eingesetzt, dabei aber unter das Dach einer Kontrollorganisation namens "Nordamerikanische Gesellschaft für Jenseitskommunikation" gezwängt, die in ihrem Leben eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Der Krimianteil ist routiniert und sachlich dargestellt. Das Ermittlerpaar aber funktioniert nach den gängigen Klischees unterschiedlicher Partner in Buddy Movies inklusive Problemen aus der Vergangenheit. Klingt alles irgendwie bekannt, ist aber in dem neuen Gewand mit den "Violetten" und der Jenseitskommunikation attraktiv gestaltet. Zusammen mit einem kleinen Dreh am Ende macht das die Lektüre des Buches interessant und lesenswert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 April 2013, 13:16:50
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SWXd9GUVaCI/AAAAAAAAAHU/9dxLyHmMyGY/s320/Booth.jpg)

Stephen Booth. Seit über zwei Jahren ist Emma Renshaw spurlos verschwunden. Die junge Studentin war im Zug unterwegs zu ihren Eltern nach Derbyshire, ist aber nie zu Hause angekommen. Howard und Sarah Renshaw weigern sich jedoch standhaft zu glauben, dass ihre Tochter einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist, schließlich hat man ihre Leiche nie gefunden. eines Tages schließlich findet man aber Emmas blutverscmiertes Handy. Hatten ihre Eltern doch Recht mit der Vermutung, ihre Tochter sei noch am Leben? Oder ist der Fund nur der Beweis für ihren Tod?

Während sich Detective Diane Fry mit diesen Fragen beschäftigt, hat Detective Constable Ben Cooper ganz andere Sorgen. Man hat ihn vorübergehend an die Abteilung für Verbrechen im ländlichen Raum ausgeliehen, wo er eine Einbruchsserie ermitteln soll. Doch bald hat er es nicht nur mit gestohlenen Antiquitäten zu tun, sondern auch mit einer Leiche: Neil Granger, ein junger Mann aus der Gegend, wird mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden. Er stammt aus einer Familie, die den örtlichen Behörden einschlägig bekannt ist. Aber damit nicht genug. Es stellt sich heraus, dass Neil Granger ein ehemaliger Mitbewohner von Emma Renshaw war.

Ich habe nicht beachtet, dass dies schon der vierte Fall des Ermittlerduos ist, demzufolge werden die Figuren nicht mehr sonderlich vorgestellt oder charakterlich gezeichnet. Andererseits könnte dies aber auch von Vorteil gewesen sein, da der Autor hier schon viel zu intensiv auf unwichtige Detailbeschreibungen setzt, was eine zügige Abnahme des Interesses bei mir zurfolge hatte, auch ohne umschweifige Zeichnung der Hauptfiguren. Keine Stimmung, keine Spannung, dafür mindestens 200 Seiten zuviel, die den "Lesegenuss" erheblich eintrüben konnten, was auch dazu führte, dass ich ewig brauchte, um mich durch dieses Werk zu lesen. Jede Ablenkung war mir recht, aber ich bin auch stur bis zur Selbstkasteiung und wenn ich dafür schon Geld ausgegeben habe, wird es auch vollständig gelesen.
Wenn ich mich je dazu entschlossen haben sollte, einer Milieustudie in Buchform meine Aufmerksamkeit zu schenken, dann werde ich auch nur ein entsprechend gekennzeichnetes Werk beim Händler meines Vertrauens erwerben. Stattdessen wird hier von Verlag und Autor auf eine Krimihandlung gebaut, deren eigentlicher Fall aufgrund umständlicher Ausführungen über Land, Leute und Lokalkolorit völlig in den Hintergrund gerät.
Zu empfehlen ist das Buch nur für Menschen mit akuten Schlafstörungen, denn damit kann man sich gewahr sein spätestens nach 20 Seiten sanft zu entschlummern. Immerhin könnte man sich damit aber die Praxisgebühr beim Hausarzt für das Verschreiben von nicht frei erhältlichen Medikamenten sparen. Krimi-, Thriller- und Actionfreunde sollten tunlichst Distanz zu dieser Lektüre wahren.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 April 2013, 13:18:52
(http://1.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SVDdlyRDfRI/AAAAAAAAAHM/9Pge-mou_f8/s320/Bear.jpg)

Greg Bear. Die USA in der nahen Zukunft: Terroristische Aktionen zermürben das Land. Doch es sind nicht nur islamische Attentäter, die angst und Misstrauen unter den Menschen säen. Nach einer Serie kleinerer Explosionen setzt sich FBI-Sonderagent Griffin auf die Spur des "Patriarchen", eines Schwerverbrechers, der sich einer christlich-militanten Sekte angeschlossen hat. In einem waghalsigen Unternehmen dringt Griffin in das Haus des Patriarchen ein. Doch die Situation entgleitet ihm, es kommt zu einem Schusswechsel, der Patriarch wird tödlich getroffen. Als dasSonderkommando die Gebäude untersucht, in denen chemische Kampfstoffe vermutet werden, sieht Griffins Sohn William, ebenfalls für das FBI tätig, per Videoschaltung zu und wird Zeuge, wie sein Vater Opfer einer Explosion wird. Kurz darauf erschüttern dramatische Vorkommnisse das Land.

Die Verlage drucken ja bekanntlich auf der Rückseite des Umschlags sowie auf der Innenseite Inhaltsangaben zu dem Roman ab, den man in den Händen hält, um das Buch für den vermeintlichen Käufer interessant zu machen. Leider gibt es darunter auch Dilettanten, die auf diesen beiden Seiten gleich das Gesamtwerk bis zum Ende zusammenfassen. So auch hier geschehen (meine Angaben zum Inhalt sind daher durch mich kurz gehalten worden, falls sich jemand zur Lektüre des Buches entschließen sollte).
So erwartete ich also einen spannenden Thriller, der durchaus mit einer guten Idee aufzuwarten hatte (dieses Virus, das hier die Bedrohung darstellt, hat noch keiner erfunden - weder ein Schriftsteller noch ein Drehbuchschreiber und hoffentlich auch kein real existierender Wissenschaftler). Doch der Klappentexter (er sei auf ewig verflucht und in die Registratur verbannt) hat mir die gesamte Spannung genommen, denn bis es zum Showdown kommt (der einzige Teil des Buches, der nicht vorweggenommen wurde), habe ich mich durch die Zeilen gekämpft, bis ich endlich ein Kapitel erreichte, das noch zu lesen lohnte, da die Geschehnisse, die in der Zusammenfassung geschildert wurden, leider den Großteil des Buches ausmachen. Bis die Explosion, die Griffin in die Luft jagt endlich stattfindet, ist schon fast die Hälfte gelesen.
Der Rest des Buches überlässt uns dem Kompetenzgerangel der verschiedenen Akronym-Dienste, von denen jeder den Löwenanteil an einem möglichen Erfolg auf seiner Fahne geschrieben sehen möchte und es geht sogar so weit, dass diese Sicherheitsdienste gegeneinander arbeiten, sich behindern, abhören um ja zum Schluss als die Helden dazustehen, denen der Hauptanteil am alljährlichen Geheimdienstbudget zusteht sowie sich das Wohlwollen der Präsidentin zu sichern. Aus der Möglichkeit, die neuen Waffensysteme oder Abhörgeräte in der näheren Zukunft, deutlicher zu beleuchten und auch die Umstände weiterer Anschläge (hier mehrfach erwähnt der 10/4) und dem Prädikat Science Fiction, wie es der Verlag gerne darstellt, wurde durch Greg Bear leider wenig gemacht. Das alles wird zwar erwähnt, aber nicht weiter darauf eingegangen. Wäre auf jeden Fall interessanter gewesen als die Streitigkeiten unter den Diensten. Vielleicht hätte auch der Versuch, die Figuren lebendiger zu gestalten, dem Werk gut getan, da eigentlich keine der handelnden Personen irgendwie dazu anregt mitzufiebern, wie es denn nun weitergeht.
Erspart wurde dem Leser aber eine rührige Liebesgeschichte voller Herzschmerz, da sich der Autor in dieser Hinsicht wohltuend zurückgenommen hat, dafür werden zum großen Showdown die Actionelemente etwas zahlreicher und auch der potentielle Attentäter wird von seinem Virus nicht verschont. Mehr über den Virus zu schreiben, würde mich in die gleiche Postion manövrieren, die ich dem Verlag vorgeworfen habe - zuviel zu verraten.

Alles in Allem hätte es ein spannender Thriller mit SciFi-Touch werden können, wenn man nicht schon von Beginn an fast alles über den Inhalt gewusst hätte und nur darauf gewartet hätte, dass innerhalb des Buches endlich Situationen eintreten, die neu sind. Ärgerlich. Sollte sich jemand trotzdem für den Roman interessieren, bloß nicht den Klappentext lesen und direkt zum Anfang gehen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 April 2013, 14:47:08
(http://1.bp.blogspot.com/-lFBQhmOe20s/UXpaBtsAWJI/AAAAAAAAICc/ZxV9PN7YAfo/s320/tekhnotma2.jpg)

Andrei Levitski & Aleksei Bobl. Die Welt des jungen Turan Dschaj ist von Katastrophen gezeichnet: Russland hat sich in eine radioaktive Wüste verwandelt. Felder liegen brach, Städte sind zu Ruinen geworden. Die Menschen haben sich zu Clans zusammengerottet und liefern sich einen brutalen Kampf um die wenigen verbliebenen Lebensmittel und Rohstoffe. Als Turans Familie ermordet wird, macht er sich auf die Suche  nach den Tätern. Eine Suche, an deren Ende ein tödliches Geheimnis wartet.

Der junge Turan wird von seinem Vater zu einem alten Heiler geschickt und soll dabei auch seinen kleinen Bruder mitnehmen, der aber nicht die geringste Lust dazu verspürt und Turan bequasselt, ihn zu Hause zu lassen. Also zieht Turan allein los und begegnet unterwegs dem Flieger Karaban und dem Mädchen Ajuta, denen er gegen Angreifer hilft. Da deren Aviette kaputt ist und keine schwere Fracht mehr aufnehmen kann, überreichen ihm die Beiden eine Kiste, die er in Sicherheit bringen soll. Doch am Ziel seines Weges muss er feststellen, dass der Heiler überfallen und getötet wurde. Er vergräbt die Kiste unter einem Baum und macht sich auf den Weg nach Hause. Dort findet er die Farm, seine Eltern und auch seinen kleinen Bruder nur noch tot vor. Die Farm wurde vom Banditen Makota und seinen Leuten überfallen. Der Junge sinnt auf Rache und folgt der Bande, die er dann auch attackiert. Leider recht erfolglos, da sein Hauptziel Makota überlebt und er selbst gefangengenommen wird. Nun soll er als Sklave in einer Siedlung am anderen Ende der Wüste verkauft werden. Der Weg dorthin ist beschwerlich und gefahrvoll. Überall lauern Banditen, Mutanten und allerlei grauenvolles Viehzeugs, das sich erst nach dem Untergang entwickelt hat. Und Makota selbst bringt die Gruppe auch in Gefahr, weil er versucht Händler zu betrügen. Bei einem schweren Gefecht kann Turan entkommen, schlägt sich mühsam durch und lernt den bekannten Kämpfer und Luftschifffahrer Stawro kennen, mit dem er weiterreist. Doch jetzt ist ihm und seinen neuen Bekannten der Gangster Makota auf der Spur, der es nicht zulassen kann, dass ihm seine Beute entkommt.

"Tekhnotma - Das wüste Land" schließt nicht direkt an den Vorgänger "Tekhnotma - Zeit der Dunkelheit" an. Die Autoren beginnen eine völlig neue Geschichte um den jungen Turan, in der sich aber auch Mutanten, Mutafage und die geheimnisvollen Plattformen tummeln. Vieles an der Story erinnert an einen alten Western. Farmüberfall, Rachepläne, Gefangenschaft, Wüstendurchquerung mit Überfällen, Flucht und Kämpfe. Nur eben alles in apokalyptischer Endzeitstimmung mit einigen noch verbliebenen modernen Errungenschaften und natürlich den Mutanten. Das Ganze liest sich überaus flüssig und sehr einfach, man kann da durchflutschen wie ein heisses Messer durch die Butter. Action gibt es en masse, die aber nicht mit expliziten Gewaltdarstellung und Blutvergießen durchsetzt ist. Trotzdem: Es geht schon ordentlich zur Sache in den Kämpfen mit Messern, Gewehren, Maschinengewehren, Granaten und gar alten Panzern und so wird der Leser regelrecht durch die Geschichte des Turan getrieben, die zwar jeglichen Anspruch vermissen lässt (so man hier den Wert darauf legt), dafür aber auch kaum zähe oder langatmige Sequenzen aufzuweisen hat, die sich vielleicht störend oder hemmend auf den Lesefluss auswirken könnten. Nebenden Parallelen zu Western werden auch diverse Kklischees bedient, alles halt schon mal so dagewesen, speziell was die Figurenzeichnung angeht. Da ist der aufrechte und gute Rächer, der abgrundtief böse Verbrecher, Freunde, die zum Helden stoßen, Gangster, die sich anders entwickeln als vom Boss geplant und alles recht oberflächlich. Andererseits macht sich das Fehlen von ausufernden Umschreibungen hinsichtlich der Inszenierung von Turans Abenteuern ebenso positiv bemerkbar wie die vielen und schnellen Kämpfe bei der Wüstenreise. Wie bei dem ersten Buch bleibt auch hier der Schluss offen und der dritte Teil ist ja als "Krieger des Klans" schon angekündigt ud man kann mit dem Erscheinen auch schon mal rechen, falls der Verlag sich an seine Vorankündigung hält, was bei diesem aber nicht unbedingt in Stein gemeißelt ist. Möglicherweise werden ja die Charaktere in den nächsten Büchern zusammengeführt. Das flotte Buch wurde wieder mit dem großzügigen Breitdruck inklusive fetten Zeilenabständen und Rändern sowie dem verlagsfreundlichen Preis bei rund 450 Seiten ausgestattet.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 April 2013, 13:52:04
(http://2.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SN5V8n_HIcI/AAAAAAAAAEs/vCpFl0YAIYQ/s320/JW.jpg)

Jess Walter. Vince Camden lebt in dem Provinznest Spokane und führt ein Doppelleben. Am frühen Morgen backt er in seinem Laden Donuts und anschließend widmet er sich dem Kreditkartenbetrug. Davon kann er gut leben, bis in der Stadt ein angeheuerter Killer auftaucht, der es auf ihn abgesehen hat. Vince erkennt, dass ihn seine Vergangenheit eingeholt hat und die Mafia, mit der er sich in New York angelegt hatte, ihn aufgespürt hat. Um reinen Tisch zu machen und das ewige Versteckspiel zu beenden, beschließt Vince seine Schulden zurückzuzahlen und sich denen zu stellen, die er verraten hat. Er will endlich ein freier Bürger sein und das Wahlrecht, das er soeben erst erworben hat, nicht wieder verlieren.

Eine kurze Kritik zu einem kurzen Roman, der mir - kurz gesagt - nicht sonderlich gefallen hat. Hier musste ich feststellen, dass der Autor mehr Wert auf die Beschreibung des Zustandes im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten der 80-er Jahre legte, als dass er einen Thriller anbietet, wie es Titel und Klappentext dem geneigten Käufer weismachen wollen. Die sympathische Darstellung des Helden Vince übertüncht leider nicht die Schwächen, die durch die Reiseführerdarstellung des Provinz- oder Großstadtambiente dieser Zeit entstehen.
So wechseln humorvolle Dialoge sich ab mit langwierigen Passagen der aufkeimenden Diskussionen bezüglich der anstehenden Präsidentschaftswahlen zwischen Carter und Reagan. Auf die Dauer wird dieser Polittalk leider etwas ermüdend und bringt ja nun gar keinen Fluß in die Geschichte, was das Lesevergnügen auf ein Minimum beschränkt - hätte er das bei seinen ausschweifenden Ausführungen über das Umfeld nur auch getan.

Sehr viel mehr gibt es zu diesem Werk auch nicht zu schreiben. Der schwarze Humor ist noch das positivste Element am Ganzen, der Rest ist eher unspannend und unspektakulär und alles, nur kein Thriller. Laut Verlagsbio ist der Autor hauptberuflich Journalist, der mit einem Sachbuch den Pulitzerpreis gewann. Wäre er nur dabei geblieben. Entgegen meiner üblichen Vorgehensweise, habe ich dieses eher langweilige Buch trotzdem recht zügig gelesen - aber nur, um schnell zu einem hoffentlich besseren greifen zu können.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 April 2013, 13:55:35
(http://4.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/SOM5g2tD3wI/AAAAAAAAAE0/0Z-eQdnKT5Y/s320/jd.jpg)

Jeffrey Deaver. Qualvoll stirbt ein junges Mädchen in einer New Yorker Musikschule. Der Täter flieht in einen fensterlosen Raum. Drinnen fällt ein Schuss, bevor die Polizei das Zimmer stürmen kann. Die Beamten finden es leer.


Für Lincoln Rhyme, den gelähmten Ermittler, und seine ambitionierte Partnerin Amelia Sachs ist sofort klar: Es war nicht der letzte Mord dieses Täters. Zu lustvoll missbraucht er die Tricks großer Magier wie Houdini oder David Copperfield, zu schlau sind seine Ablenkungsmanöver. Und schon nach wenigen Stunden schlägt der Mörder tatsächlich ein zweites Mal zu. Wieder liefert er einen eindrucksvollen Beweis seiner Täuschungskunst und hinterlässt die Ermittler ratlos: Was ist Zaubertrick, was ist Wirklichkeit?
Erst die junge Illusionistin Kara bringt Rhyme und Sachs auf die richtige Spur: Es gibt einen perfiden Plan hinter den vordergründigen Effekten zu entschlüsseln, um so noch vielleicht in letzter Sekunde einen wahrhaft grausigen Racheakt zu verhindern - den akribisch geplanten Höhepunkt in der mörderischen Glanzvorstellung eines psychopathischen Magiers.
Hier beginne ich einmal mit den wenigen kleinen Schwächen des Buches. Zuerst erinnert mich vieles der akribischen Arbeit an die TV-Serie CSI - die allwissenden Bullen. Hat mich schon nach kurzer Zeit im TV genervt. Dann sind die Passagen, in denen Stichpunkte zum Täter und Tathergang auf der Schiefertafel in Rhymes Labor gelistet werden, etwas zu ausgiebig erzählt und wirkt etwas lähmend auf den Fluss der Story und zuletzt ist es dem erfahrenen Krimileser nicht schwer gefallen, den wahren Grund für die Morde zu enträtseln - aber nicht den Täter. Mehr Negatives gibt es nicht und im Gesamtbild des Buches sind die genannten Punkte absolut zu vernachlässigen.

Deaver hat sich anhand von Fachliteratur akribisch in die Materie der Magie eingearbeitet, sodass er detailgetreu die Tricks der Illusionisten wiedergeben kann. Natürlich braucht man nicht darauf zu hoffen, dass hier die neuesten Showelemente der aktiven Künstler dieses Metiers aufgedeckt werden, doch was uns Deaver anbietet, ist allein schon interessant genug. Der Roman ist an sich schon ein Zweikampf der beiden Genies Rhyme und Täter, gewürzt mit Täuschungen, Tricks und Ablenkungsmanövern jeglicher Art. Verkleidung und Hergang wandeln sich von Fall zu Fall und die Verfolger bleiben immer einen Schritt hinter dem Psychopathen aus der Illusionistenriege zurück. Verdächtige tauche auf, werden wieder entlastet und glaubt man endlich den wahren Täter entlarvt zu haben, muss man feststellen, dass man wieder getäuscht wurde. Tote sind nicht tot, Alte eigentlich jung - so sehen Teile der Palette von Täuschungen aus.

Der Autor hat es geschafft, im 5. Abenteuer der Ermittler Lincoln Rhyme und Amelia Sachs , deren ersten Fall uns Hollywood schon unter dem Titel "Der Knochenjäger" mit Denzel Washington, Angelina Jolie und Ed O'Neill (ja, der olle Bundy kann auch richtig schaupielern) kredenzt hat, die Spannungsschraube stetig anzuziehen und den Leser bei Laune zu halten. Das Motto "Was kannst Du glauben?Wem kannst Du vertrauen?" ist hier Programm. Ist er wirklich nur ein Serienkiller oder verfolgt er tatsächlich ein höheres Ziel? Diese Fragen stellen sich die Ermittler und der Leser und der Arsch, der diese Zeilen hier verfasst, verrät nix. Viel Spaß beim Lesen und Mitraten.
Jeffrey Deaver präsentiert sich hier selbst als Meister der Illusion, der Irrungen und Wirrungen mit falschen Fährten und allem, was zu einem guten Thriller gehört. Die Action ist gut über das Gesamtwerk verteilt und steigert die Spannung mit ständig. Für Thrillerfans ein klares "must have"!!!!!! Klasse Lektüre, der meine eingangs geschilderten kleinen Minuspunkte nichts anhaben können.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 April 2013, 13:56:38
(http://3.bp.blogspot.com/_y0ylRpS-Uic/STGgHBhbV7I/AAAAAAAAAGk/v_wt8hGSocU/s320/HPB.jpg)

Henry Porter. Der Brief, den Rudolf Hasenharte in Händen hält, ist eine Fälschung. Dass die Absenderin, Annalise Schering, tot ist, kann er den Stasi-Offizieren jedoch nicht sagen, denn Rosenharte hatte geholfen, den Selbstmord seiner Geliebten vor fünfzehn Jahren zu vertuschen. Nun sieht sich der Exspion gezwungen, nach Triest zu reisen, um dort von der angeblichen Annalise Informationen zu erhalten. Tatsächlich entpuppt sich die Frau, die er dort trifft, als Agentin des britischen Geheimdienstes. Ihr Vorgesetzter Robert Harland versucht, rosenharte auf seine Seite zu ziehen. Er soll einen syrischen Terroristen finden, der von der Stasi gedeckt und für Anschläge im Westen finanziell unterstützt wird. Im Gegenzug bietet Harland Rosenharte die Befreiung seines schwerkranken Bruders an, der als Dissident im Gefängnis von Hohenschönhausen zugrunde gerichtet wird. Rosenharte lässt sich auf das riskante doppelspiel ein. Er muss nun seine verschütteten Kenntnisse im Tarnen, Täuschen und Improvisieren ausgraben und darf nicht den geringsten Fehler machen.

Nun also ein Roman, den wohl alle nach 1980 Geborenen für reine Erfindung halten dürften (besonders nach den Ergebnissen der PISA-Studie) über die Ereignisse zur Zeit des Mauerfalls, also der jüngeren deutschen Geschichte. Der ehemalige DDR-Agent Rosenharte wird in einen Fall verwickelt, der anfänglich als Aufbringung des syrischen Terroristen ausgegeben wird, doch bis dieser überhaupt erst in Erscheinung tritt, beschreibt Porter den Lesern die Unterdrückung im Staate durch die Machthaber und die Ohnmächtigkeit der Bevölkerung gegenüber der Spitzelmethoden innerhalb der eigenen Kreise. Erpressung zur Mitarbeit, Abhöraktionen und Folter gehören zu den Mitteln mit denen die Menschen gefügig gemacht werden. In diesem Umfeld beginnt der Protagonist seine "Arbeit".

Erinnerungen an einen John Le Carre werden automatisch wach, wenn in ausgedehnten Dialogen und dramatischen Ereignissen die Umstände der Anwerbung und der Ausführung des Auftrags umfangreich gezeichnet werden. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und Reflektionen des Lebens in der DDR zumeist zutreffend geschildert. Unwahrscheinlich wird die Geschichte durch ein wahrhaft wahnsinniges Ränkespiel des Helden, der es schafft, insgesamt fünf Geheimdienste (wobei der BND eher nur Erfüllungsgehilfe der Briten und Amis ist) gegeneinander auszuspielen oder für seine Zwecke einzuspannen. Dabei werden natürlich die Briten und Amerikaner größtenteils in positivem Licht dargestellt, die Russen in Form des KGB erscheinen hier als heimlicher Helfer zum Zwecke der Entmachtung der alten DDR-Führungsriege mit einer fiktiven Hauptrolle für Wladimir Putin als Unterstützer von Rosenharte und den Umsturzbemühungen, die hier mit den Versammlungen in den Kirchen und den Montagsdemos sowie der Machtlosigkeit der Befehlshaber ihren Anfang nehmen und dann auch gegen Ende des Buches zum Fall der Mauer führen. Bis dahin wird die Geschichte mit einigen geschickten Wendungen gewürzt, die so nicht unbedingt zu erwarten waren und zur Auflockerung erhält man auch eine Portion Action, aber nicht übermäßig viel. Leider hat Porter dann auch noch einen meines Erachtens überflüssigen Handlungsstrang einfließen lassen, in welchem der Protagonist, der glaubt, seine Eltern wären wahrhafte Nazis gewesen, die im 2. WK umgekommen seien, woraufhin er adoptiert wurde, dann seine richtigen Eltern bzw. nur die Mutter findet, die eigentlich Polen sind, denen er und sein Zwillingsbruder im Krieg geraubt wurde. Das war etwas zuviel des Guten und hatte mit der eigentlichen Handlung nix zu tun. Die übliche Lovestory mit Happy-End darf auch nicht fehlen. Und der syrische Terrorist wird so nebenbei erledigt und war auch nur eine Nebenfigur.

So hat der Roman denn auch seine Höhen und Tiefen, ist meines um 100 Seiten zu umfangreich und wird eigentlich kaum dauerhaft in Erinnerung bleiben, da er statt eines actionreichen Spionagethrillers eher den Kampf eines Mannes um die Existenz seiner Familie und seiner selbst zeigt, anstatt rasante Schilderungen von Verfolgung, toten Briefkästen, nächtlichen Einsätzen und Abwehr von Gegnern zeigt. Wer sich also einen Roman im Stile von Ludlums Bourne-Einsätzen erhofft hat, ist hier fehl am Platze, wer auf dialogreiche Kost spekuliert, die von Literaten bevorzugt wird, kann sich dagegen freuen. Zuletzt noch eine Bemerkung zum Titel. Das Buch spielt zwar in Berlin sowie in Dresden und Leipzig, doch wieso der Autor ihm den Titel "Brandenburg" (auch im Original) gab, bleibt wohl sein Geheimnis.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 April 2013, 15:51:19
(http://3.bp.blogspot.com/-V22ZMQMRLIM/UXvACcdJaeI/AAAAAAAAIEQ/lOyfRanI3jk/s320/Brannon_Die_Missverstandenen_Web.jpg)

Jason Brannon. Es sind die Sonderbaren und Missverstandenen, die die dunklen Flecken der Welt bevölkern...
....ein Todesengel sucht Jahr für Jahr eine Kleinstadt heim.
....ein alter Uhrensammler besitzt den Schlüssel zum Armageddon.
....Vogelscheuchen erwachen zum Leben.
....ein Schlangenkult möchte einen Kirchenbesucher bekehren.

Neun Geschichten, in denen sich düstere Geschehnisse auf die Protagonisten auswirken - und zwar nicht so, wie sie es erwartet haben. Ob es nun die Vogelscheuchen, der Todesengel, der Uhrensammler, das Kirchenzeremonium, die Frau mit dem Schlüssel zu einer nicht vorhandenen Tür oder die Frau an der Tanke.

Auf rund 100 Seiten kredenzt Jason Brannon neun Geschichten, die sich abseits des Gewöhnlichen halten und kurzen Grusel mit überraschendem Ende versprechen. Insgesamt solide, aber wenig bemerkenswerte Unterhaltung, die aber nicht im Gedächtnis bleibt. Hervorzuheben wären die Stories um die Vogelscheuchen, den Todesengel und Folgt dem Führer. Düster, manchmal auch mit Botschaft, skizziert Brannon seine unheimlichen Shorties, von denen einige wirklich Spaß bereitet haben und der Autor beweist, dass sein "Der Käfig" keine Eintagsfliege war.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Mai 2013, 20:23:17
(http://2.bp.blogspot.com/-ojOymgBhCRQ/UYE_J4jek8I/AAAAAAAAIIE/Iuj9icxySXQ/s1600/feuerflut.jpg)

James Rollins. Ein grausiger Fund, mysteriöse indianische Schrifttafeln und eine gewaltige Explosion - Painter Crowe und die SIGMA-Force kämpfen gegen einen Geheimbund. Gleichzeitig müssen sie eine geologische Kettenreaktion aufhalten, die die Vereinigten Staaten zu zerstören droht.

Ein junger Mann indianischer Herkunft trekkt mit einem Studienkollegen zu einer Höhle, von der sein Großvater erzählt hat und die Hinweise über die Abstammung seines Volkes verbergen soll. Doch die Sache hat einen Haken: Niemand der die Höhle je betreten hat, kommt wieder lebend hinaus. Und so ergeht es auch dem Enkel, da sein Großvater plötzlich erscheint und ihn und danach sich selbst erschießt. Doch der Begleiter kann entkommen und informiert die Behörden über den Vorfall. Die schickt die Polizei und was dort entdeckt wird, ruft auch die Armee auf den Plan. Eine Organisation für die Rechte der Ureinwohner will die Ausbeutung der Höhle verhindern und schickt die Aktivistin Kai, um mit C4 die Höhle zu verschließen. Sie entwendet drei goldene Schrifttafeln und wird dann entdeckt. Bei der Flucht verliert sie ihren Rucksack mit dem Sprengstoff und es gibt eine Explosion, bei der eine Wissenschaftlerin und ein weiterer Mensch getötet werden und eine noch schlimmere Bedrohung ausgelöst wird. Verzweifelt wendet sie sich an ihren Onkel Painter Crow, Leiter der SIGMA-Force. In der Zwischenzeit wird Grayson Pierce von Seichan, einer abtrünnigen GILDE-Agentin, die  in der SIGMA inoffiziell Aufnahme fand, darüber informiert., dass ihr ehemaliger Arbeitgeber, sich ebenfalls an der Jagd nach den Artefakten beteiligt, deren Herkunft bis zu Benjamin Franklin zurückverfolgt werden kann. Doch damit nicht genug. Auch eine weitere Partei will sich die Gegenstände aneignen. So muss SIGMA an mehreren Fronten kämpfen und dabei auch noch an die Animositäten zwischen den Natives und den Weißen denken, die sich anhand der Geschehnisse zu weiteren Protestaktionen ausweiten könnten, die sich mit der Unterdrückung der Ureinwohner befassen. Im Laufe der Ermittlungen kommt es zu diversen Gefechtshandlungen und sogar Vulkan- und Geysirausbrüchen. Man wird durch die halbe USA gehetzt und muss sogar nach Island.

James Rollins ist bekannt dafür, dass er Fakt und Fiktion ebenso gut mischen kann wie andere Autoren und immer wieder nette Ideen konstruiert, um den Leser bei Laune zu halten. Im Gegensatz zu einem Dan Brown, der in seinem letzten Buch eher versucht hat, den Leser einzuschläfern statt zu fesseln, gelingt Rollins das auch. Er verquickt Tatsachen mit Erfindung und erklärt im Nachwort, was wie zu deuten ist. Zudem lässt er es menscheln und er packt Themen wie Alzheimer-Erkrankung oder den niedrigen Status der Indianer oder eben Natives in den USA an. Auch wenn die Konflikte später eher zur Randerscheinung werden, gibt einiges doch zu denken. "Feuerflut" ist das siebte Abenteuer um die SIGMA-Force und wieder vollgepackt mit Action, die sich auf unterschiedliche Art und Weise zeigt: Auf Feuergefechte und Explosionen folgen auch Vulkanausbrüche, heiße Schlammlawinen und sogar indianische Bogenschützen. Die Action stimmt, das Tempo ist hoch und der Fall spannend, was aber mehr an der erwarteten Erklärung für die Artefakte und den Zusammenhang mit den Gründervätern der USA liegt, denn am Mitfiebern mit den Protagonisten. Da sind die Rollen denn doch klar verteilt. Äußerst unterhaltsam, mit etlichen Cliffhangern, neuen Gegnern und zum Ende einigen offenen Handlungsstängen, die in weiteren (in den USA bis jetzt noch zwei) Abenteuern sicher weitergeführt werden. Auch wenn ich immer noch die Einzelabenteuer von Rollins bevorzuge, ist "Feuerflut" insgesamt 560 Seiten gute Unterhaltung, die es als gebundenes Buch bei Weltbild derzeit für schlappe 4,99 Euro zu kaufen gibt. Wer auf solche Bücher steht und da nicht zuschlägt, ist selber schuld.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Mai 2013, 20:54:32
(http://2.bp.blogspot.com/-wwAlwed-Lhg/UYPrglUFSLI/AAAAAAAAIKQ/hldGnwl82Ys/s320/arealcregen.jpg)

Sean Cregan. Niemand setzt freiwillig einen Fuß in das Areal, Ghetto und Sammelbecken aller Gescheiterten und Ausgestoßenen. Doch genau dorthin muss der Ex-CIA-Agent Nathan Turner gehen, um herauszufinden, warum in den Nachrichten von seiner Ermordung berichtet wird. Und auch die suspendierte Polizistin Kate Friedman macht sich auf den Weg in das Areal, der Quelle der rätselhaften Infektion, die ihr nur noch wenige Tage zu leben lässt. Beide folgen sie der Spur des Biests, eines Killers, der nichts mehr zu verlieren hat.

Nate Turner erfährt von seinem Tod in den Nachrichten während er einen Job für einen Magnaten erledigen soll. doch dessen Sohn wieder aufzutreiben erscheint ihm weniger wichtig, wie zu klären, warum er nun tot sein soll. Als sicher vermerkt er, dass die Cops mit drinhängen müssen, denn sonst hätte die Identifizierung nicht funktioniert. Turner lässt über einen Informanten Fragen stellen, doch als er von diesem nichts mehr hört, macht er sich selbst auf ins Areal. Dort trifft er auf Ghost, eine junge Frau von sechzehn Jahren, die sich vor etwas versteckt, aber ungemein gut mit dem Messer umgehen kann. Indes macht sich Kate Friedman nach einer Suspendierung heftige Vorwürfe, da der Grund für ihre Maßregelung ihr Ex-Lover ist, der nicht nur in großem Umfang gedealt hat, sondern die Gewinne auf ein auf ihren Namen eingerichtetes Konto hat fließen lassen, ohne dass sie etewas spannte. Der Besuch einer Bar wird ihr beim Verlassen fast zum Verhängnis, als sie vor Beobachtern flüchtet und hinetr der Kneipe von einem Maskierten attackiert wird. Sie wird niedergeschlagen, aber wie sie später erfährt, vin den vermeintlichen Beobachtern gerettet, die nicht  sie sondern den Angreifer im visier hatten. Der Typ ist natürlich entkommen und sie bleibt mit einer Verletzung zurück, die ihr einen tödlichen Virus eingebracht hat. Der Kerl hat sich ins Areal geflüchtet und so macht sie mit ihren neuen Freunden gemeinsame Sache, da sie vielleicht so ein Gegenmittel gegen das Virus finden können. Das Areal stellt sich als eine von Gott und der Kommune verlassene Gegend heraus, die keiner mehr aufwändig sanieren will, das das Geld in den Säckeln der Honoratioren eh besser aufgehoben ist. So bilden sich dort Banden und eine Subkultur, in der Sorrow herrscht, der auf seine Art von seinem Tower aus für Gerechtigkeit im Areal zu sorgen pflegt.

John Rickard, der unter diesem Namen schon vier Bücher verfasst hat, beschließt laut Verlagsangaben eines Tages, dass ihm der Sinn nach schnellerem steht und verpasst sich den Namen Sean Cregan, um unter diesem "Das Areal" unter seine Mitmenschen zu bringen. Ein paar kleine Dramen bekommen hier aber auch nur einen kleinen Rahmen. Ansonsten nimmt die Story schnell Fahrt auf, wird immer temporeicher und man hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Kein großes Palaver, kein Blablabla, keine ausschweifenden Umschreibungen. Auf den Punkt gebracht lässt Cregan es krachen, baut einige furztrockene Sprüche ein, weckt mit seinem Areal Erinnerungen an "Die Klapperschlange" so düster und kaputt wie die Gegend und ihre Bewohner sind. Neben krachender Action, die zwar nicht an einen Reilly oder Kay heranreicht und keine seitenlangen Ballereien bietet, lässt Sean Cregan den Leser ob des Motivs und der Hintergründe lange im Dunkeln, bietet ständig neue Wendungen auf und es ist nie gewiss, ob nicht eine der Hauptpersonen denn doch unfreiwillig den Löffel abgibt. Während man auf ausführliche Charakterzeichnungen weitestgehend verzichten muss, darf man sich aber an Messerkämpfen, Explosionen, Ballereien erfreuen, bei denen die Tötungsdelikte stellenweise völlig emotions- und mitleidlos daherkommen, dafür um so effizienter sind. Diese werden aber nicht mit blutigen Details ausgeschmückt, aber alles ist schnell, grausam und hässlich und erweckt in mindestens einer Szene sogar einen dezenten Horroreindruck. Anspruch und stilistische Feinheiten sind jetzt nicht zu erwarten, aber sehr solide, rasante und schnell präsentierte Unterhaltung ist garantiert. Äußerst positive Überraschung meiner letzten Einkäufe. Ich hoffe nur, dass der Verlag auch den nächsten unter dem Namen Sean Cregan herausgebrachten "The Razor Gate" in sein Portfolio aufnimmt. 380 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Mai 2013, 20:14:36
(http://2.bp.blogspot.com/-Lx1KoshXAD4/UYaHyn4fxII/AAAAAAAAILc/HNuejcXkTqk/s320/chrisryan+21.jpg)

Chris Ryan. Als der 14-jährige Zak seine Eltern unter ungeklärten Umständen verliert, weiß er noch nicht, wie sehr das sein Leben verändern wird. Ein seltsamer Mann taucht plötzlich auf und bietet dem Jungen eine völlig neue Existenz an. Aus Zac wird nach einer harten Trainingsphase Agent 21. Zacs erster hochriskanter Auftrag führt ihn nach Mexiko. Er soll sich mit dem Sohn des skrupellosen Drogenbosses Martinez anfreunden - um so an Informationen über eines der mächtigsten Kokainkartelle weltweit zu kommen. Alles läuft wie geplant, bis Martinez' Häscher Calaca Verdacht schöpft.

Nachdem Zaks Eltern in Lagos gemeinsam mit fünfzig anderen Menschen, darunter insgesamt dreizehn Briten, die zu einer Tagung eingeladen waren, auf rätselhafte Weise ermordet werden, kommt Zak bei Verwandten unter. Mit Ausnahme von deren jugendlicher Tochter ist er dort wenig gelitten und wird eher wie Luft behandelt und von familiärer Wäre ist dort wenig zu spüren. In der Schule ein Eigenbrötler, versuchen ihn die sogenannten coolen, aber weniger cleveren Rowdys zu schikanieren, was er aber an sich abprallen lässt wie auch den Druck des Aushilfslehrers, der erst seit einigen Tagen an der Schule ist. Im Laufe der Zeit fühlt er sich immer wieder beobachtet und etwas später auch bestätigt, als ein Mann ihn anspricht und ihn zu einer geheimen Regierungsbehörde rekrutieren will. Nach kurzer Abwägung seiner persönlichen Situation sagt er zu, wobei er des nachts heimlich aus dem Haus seiner Verwandten geholt wird und man lässt es nach einem Bruch mit zugehöriger Entführung aussehen. Während seiner nun beginnenden Ausbildung auf einer Insel vor Schottland lernt er das Team kennen und erfährt auch, dass man in den Zeitschriften und Nachrichten Meldungen über seinen Tod lanciert hat. Bald steht der Tag seines ersten Auftrages bevor. Er erhält eine Legende, neue Papiere, ein fettes Bankkonto und muss nun nach Mexiko, um dort mithilfe eines alten Agenten, der seinen Onkel spielt, über die Freundschaft mit Cruz, dem Sohn des Kartellbosses, an die Beweise gegen dessen Vater zu kommen. Dabei sieht er sich den abenteuerlichsten und lebensbedrohendsten Situationen seines bisherigen Lebens ausgesetzt.

"Agent 21" von Chris Ryan, Kollege von Andy McNab bei den Spezialkräften (Bravo two zero) ebenso wie nun als Schriftsteller ist dessen Beispiel gefolgt und hat sich nun dem Jugendroman verschrieben. Das Ergebnis ist halt Chris Ryan light. Er war schon zuvor nicht gerade für seine ausführliche Charakterzeichnung und intensive Ausarbeitung seiner Geschichten bekannt, sondern ging immer direkt aufs Ziel zu. So auch hier - kurz und knapp in einfachem Stil - also noch einfacher als gewohnt - schreibt er einen Agententhriller für Leser so um die fünfzehn Jahre herum. Die Abläufe und Ereignisse sind dabei kaum von einem seiner Thriller für Erwachsene zu unterscheiden, nur dass er sich in punkto Gewalt und Erotik logischerweise sehr zurückgenommen hat. Heißt nicht, dass es keine Täuschungsmanöver, Schießereien oder gar Tote gibt. All das ist dabei, nur aus der Sicht eines Jungen, der mir manchmal doch etwas zu erwachsen gehandelt hat. Liest sich leicht - besonders als Erwachsener - und geht zügig voran. Spannung und die eine oder andere kleine Wendung sind ebenso vorhanden wie die klar definierten Grenzen zwischen Gut und Böse. So als Häppchen zwischendurch akzeptabel, wenn man sich beim Lesen nun mal gar nicht anstrengen will. Wie tauglich es für die jüngere Generation ist, mag ich nicht zu beurteilen. Das Ende bietet die Möglichkeit einer fortlaufenden Handlung und bald wird auch ein weiteres Abenteuer um Agent 21 erscheinen. 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Mai 2013, 13:57:31
(http://2.bp.blogspot.com/-hlHXDnsd-d0/UYjNuo1JGlI/AAAAAAAAIMQ/P463YFvNmdw/s1600/000.jpg)

Bernard Minier. Ein abgeschiedenes Dorf in den französischen Pyrenäen, eingeschlossen von Schnee und Eis. Eine geschlossene Anstalt, ein Wasserkraftwerk in 2000 Metern Höhe und ein hochintelligenter Psychopath mit einem teuflischen Plan. Ein verstörender Alptraum wird Realität.

In den Pyrenäen wird bei einem Wasserkraftwerk ein grausamer Fund gemacht. Hinzugezogen wird ein Commandante aus der Stadt Toulouse, da die Befehlshaber von einem mächtigen Konzernchef genötigt werden, alles andere ruhen zu lassen, um den Fall zu klären. So erklärt sich Commandante Martin Servaz bereit, zusammen mit Capitaine Irene Ziegler von der Gendarmerie die Ermittlungen zu leiten. Diverse Theorien über den Tathergang werden diskutiert, bis man die DNA eines der Insassen der Heilanstalt vor Ort am Tatort entdeckt. Problem: die Klinik ist mit besten Sicherheitsmaßnahmen gegen die hochgefährlichen Psychokiller des Instituts versehen. Wie sollte da einer rauskommen? Man trifft dort auch auf Diane Berg, die tags zuvor erst ihre Stelle hier angetreten hat. Als diese später zufällig ein Gespräch zwischen dem Leiter der Anstalt und der Chefpflegerin mithört, beginnt sie selbst rumzuschnüffeln, da sie vermutet, dass innerhalb der Klinik einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. In der Ortschaft im Tal spitzt sich die Lage zu, weil jetzt auch dort Menschen ermordet werden oder andere spurlos verschwinden. Jede neue Spur führt die Polizisten immer mehr zu alten Geheimnissen, die in dem Ort unter Verschluss gehalten werden. Hat der Fall wirklich nur oder überhaupt mit der Klinik zu tun?

Bernard Minier baut in seinem Debüt "Schwarzer Schmetterling - Glace" schon zu Beginn eine düstere Atmosphäre auf. Eine einsame Klinik, die wie ein Prunklbau aus alten Zeiten am Berg hängt, der in Eis und Nebel seine schroffen Züge unter einem wolkenverhangenen Winterhimmel zeigt, dazu das grässlich an den Berg drapierte Opfer. Seine Protagonisten sind alle Menschen mit Problemen aus ihrer Vergangenheit, die sie nicht verarbeitet haben, denen man inklusive der  neuen Therapeutin der Klinik selbst hin und wieder eine Sitzung empfehlen würde gegen ihre Ängste und Befürchtungen und depressiven Attacken. In Rückblenden stellt Minier deren Lebenswege vor, nimmt sich aber auch die Politik und die Gesellschaft zur Brust. Ob es nun die gutbezahlten Manager sind, die ja ach soviel Verantwortung tragen für Firma und Mitarbeiter, die aber im Versagensfalle doch nur mit Entlassung reagieren oder schlimmstenfalls selbst mit hohen Abfindungen freigestellt werden. Von Verantwortung keine Spur, wie man derzeit ja auch beim Bankensektor sieht. Da darf der Steuerzahler und bald auch der Sparer ran und die Verursacher werden verschont und lachen sich ins Fäustchen. Die Politik kriegt ihr Fett weg, da sie den Konzernen, die ihr Handeln eh schon fast bestimmen, keine Steine in den Weg legt, wenn es an die Ausbeutung ihrer Mitarbeiter oder der Natur geht. Heute wird die Welt doch schon fast von Konzernen regiert und die Menschen zur Ware degradiert, während die Regierung sie umfassend kontrollieren will - die Gesellschaft, nicht die Konzerne und ihre hochbezahlten Manager. Doch auch in der Gesellschaft läuft einiges schief, wenn Jugendliche völlig ohne Reue einen Obdachlosen totschlagen und dann noch von ihren Eltern bestätigt werden mit Sätzen "der war eh nur ein Parasit und Schnorrer, nicht schade drum". Alles verroht und könnte mit den vielen neuen Medien zusammenhängen, die den Typen auch noch Aufmerksamkeit schenken und über die sich die Spinner, Killer, Holligans oder gar Selbstmordcliquen zu ihren Taten verabreden können. Das alles und noch mehr (Outsourcing, Medikamentenmissbrauch, Herstellung nur im lohnenden Fall usw.) hat Minier in seinen Psychothriller eingewoben, der mit einigen Wendungen gespickt ist und der der Klinik ein Ambiente wie in einem Horrorschinken gibt sowie zeitweise wirklich auf Augenhöhe mit Jean Christophe Grange ist. Spannung ist Programm in diesem hintergründigen Thriller und es ist ein fast rundum gelungenes Werk. Gegen Ende und hinsichtlich der Auflösung bleibt aber doch ein kleiner Makel, andererseits wird auch nicht alles so gelöst, wie man es in einer heilen Welt gerne hätte. Eines der stärksten Werke dieses Jahres, wenn auch nicht ganz an Grange heranreichend. 680 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Mai 2013, 18:28:11
(http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila/351_43509_101016_xxl.jpg)

John Lescroart. Schattenkampf. Thriller. Evan Scholler wird verdächtigt, den ehemaligen Elitesoldaten Ron Nolan ermordet zu haben. Der Konflikt zwischen den beiden früheren Irakkämpfern wurde dadurch verschärft, dass Nolan ein Verhältnis mit Schollers Geliebter gehabt haben soll. Doch als der Anwalt Dismas Hardy zu ermitteln beginnt, entdeckt er ein viel tiefer liegendes Geheimnis, das die beiden Männer verband. Hardy taucht nur zu Beginn im Prolog mal auf, um dann für längere Zeit ebenso wie sein Kumpel Abe Glitzky von der Bildfläche zu verschwinden, um der Vorgeschichte Platz zu machen. Erst im letzten Viertel der rund 600 Seiten haben die beiden Kumpel ihren großen Auftritt. Bis dahin wird in einer komplexen Geschichte von Krieg, Politk, Liebe und Justiz erzählt. Kein Wunder, dass es da irgendwann tote gibt. Gute Charakterzeichnung und eine spannende Erzählweise, die weit über dem Niveau des weitaus bekannteren Justizthrillerautoren John Grisham ist, machen das Buch wieder zu einem gelungenen Output aus dem Hause Lescroart. Zugegebenermaßen aber nicht sein bestes Werk, doch selbst ein absolut schwacher Lescroart ist noch um Längen besser als die Grisham-Vehikel der letzten Jahre.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Mai 2013, 13:24:05
(http://2.bp.blogspot.com/-6huirll5Cdw/UY6Tcr5t9lI/AAAAAAAAIOM/KQxjYt0eLo4/s1600/RAGE_397.jpg)

Matthew Costello. Der Asteroid "Apophis" hat die Erde in ein apokalyptisches Trümmerfeld verwandelt. Nur wenige Menschen überlebten die Katastrophe und überdauerten tief unter der Erde in sogenannten Archen die Zeit. Jahrhunderte später sollen diese Auserwählten eine neue Zivilisation auf dem verwüsteten Planeten erschaffen. Als Lieutenant Nick Raine seine Arche verlässt, findet er eine Zukunft vor, wie er sie sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht vorzustellen wagte. Nicht alles Leben wurde durch den Asteroiden venrichtet. Stattdessen hat sich eine neue Gesellschaft etabliert, in der das Leben rau, hart und unmenschlich ist. Mutanten und Banditen machen gnadenlos jagd auf die Schwachen und Wehrlosen und auch die mysteriöse paramilitärische Gruppe "Authority" scheint wenig von den Zukunftsplänen der Neuankömmlinge zu halten .... der Kampf um die Erde hat begonnen.

Ein Asteroid rast auf die Erde zu und die führenden Staaten der Welt erkennen schnell, dass das Ende wohl unausweichlich ist. So planen sie zusammen, ohne den Rest der Welt zu informieren, zumindest Teile - die wichtigsten und nützlichsten - ihrer Bevölkerung zu retten. Man baut sogenannte Archen und vergräbt sie tief in der Erde. Natürlich ist auch die Armee involviert und wie gewohnt hat da der eine oder andere Befehlshaber so seine eigenen Gedanken zur Zukunft. Zeitsprung, rund 100 Jahre später. Nicholas Raine erwacht aus seinem Kryoschlaf, erinnert sich mühsam an die Impfung mit den Nanotriten, die ihm schnellere heilung von Krankheiten und Wunden sowie größere Kräfter verleihen sollen und wieso er überhaupt hier ist. In seiner Arche hat nur er überlebt und als er sich an die Erdoberfläche freigekämpft hat, wird er prompt von Banditen überfallen. Doch er wird von einem Mann in recht zerlumpter Kleidung gerettet und von diesem in dessen Siedlung gebracht. Gleich darauf wird ihm klargemacht, dass er nur in der Ortschaft bleiben kann, wenn er seinen Nutzen für die Gemeinschaft unter Beweis gestellt hat. Man teilt ihm zum Patrouillendienst ein, um vor möglichen Angriffen von Banditen gefeit zu sein. Tatsächlich trifft er auf eine Gruppe, die gerade eine junge Frau traktiert. Er tötet die Verbrecher und befreit die Lady, die ihm aus lauter Dankbarkeit sein Messer stibizt und sich flugs und ohne Wort des Dankes verdrückt. Zurück in der Siedlung muss er feststellen, dass diese überfallen wurde und er wird in den nächstgrößeren Ort geschickt, um Medikamente für die Verletzten einzutauschen. Was ihm dabei entging, ist, dass er das Tauschobjekt ist. Er wird festgesetzt, aber nun zeigt sich, dass seine Taten bisher doch belohnt werden: die von ihm Gerettete verhilft ihm zur Flucht. Seine Reise führt ihn nun über eine kurzen Abstecher zur Siedlung ins Ödland, wo ihn Mutanten attackieren. Er kann sie besiegen, wird aber verletzt und von einem alten Einsiedler aufgelesen und wieder hochgepäppelt. Der hat aber auch nicht selbstlos gehandelt und erwartet von ihm, dass er aus der Totenstadt eine Festplatte holt. Totenstadt heißt die nicht umsonst und er muss sich durch eine ganze Horde Mutanten kämpfen. Auch das gelingt ihm, aber bei seiner Rückkehr ist der Einsiedler tot - ermordet von Vollstreckern, Fängern im Regierungsauftrag. Nun schlägt er sich in die Stadt Wellspring durch. Dort wird von ihm verlangt, für sein Bleiberecht an einem Rennen teilzunehmen. Gesagt, getan, gewonnen. Doch damit nicht genug. Jetzt soll es um einen TV-Kampf in der Arena gehen. So langsam begreift er, wie in der neuen Welt der Hase läuft und dass sich da Einiges zusammenbraut. 

Wie gewohnt kennt Alterchen beim Roman zum Game das Spiel nicht und so kann ich da keine Vergleiche anstellen, doch hat das ganze Szenario den Eindruck erweckt, als müsste der Held sich von einem Level zum nächsten hangeln. Irgendwie wirkt das alles dann aber auch nur zusammengestückelt als habe man einfach nur einige Kurzgeschichten aneinandergereiht. Und neu ist da auch nicht viel. Ein bisserl Mad Max, etwas Ben Hur trifft Death Race plus Reality TV brutal meets Spartacus. Dazu Despoten, Verschwörung, Mutanten in Übergröße, Widerstand, Rebellion und eine manchmal recht blumige Übersetzung (Von einem "strubbeligen" Gesicht hab ich noch  nie gehört. Falls mir das jemand erläutern kann, ich lerne gern dazu.) Das Buch ist nicht schlecht, aber auch nicht  herausragend, wirkt manchmal etwas trocken und nicht wirklich spektakulär. Ein bisschen mehr Drive hätte der Sache gutgetan. Unkompliziert geschrieben, mit eindimensionalen Charakteren, ohne Tiefe (Hatte ich aber auch nicht erwartet) und leider nicht an die Bücher von S.T.A.L.K.E.R. oder HALO heranreichend. Ist eher so eine kann man lesen, muss man aber nicht-Lektüre. Rund 330 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Mai 2013, 13:25:10
(http://2.bp.blogspot.com/-ttbDVHY4RXM/UZD2VvrZGoI/AAAAAAAAIP4/y53So0ljOY0/s320/raylamn.jpg)

Elmore Leonard. Raylan Givens ist ein Top-Ermittler im U.S. Marhsals Service. Er schreckt nicht davor zurück, zur Waffe zu greifen - und sie auch effektiv einzusetzen. Dass er damit Strafverfahren schneller abschließt, als sie eröffnet werden können, bringt Raylan nicht nur Freunde ein. Deshalb ermittelt er nicht mehr im sonnigen Florida, sondern in der trostlosen Einöde von Kentucky. Hier in Raylans Heimatstadt Harlan schlug einmal das Kohleherz Amerikas, heute ist der Ort nur noch ein Umschlagplatz für Drogen. Doch auch der Drogenmarkt droht zu kippen, sodass zwei findige Dope-Dealer beschließen, auf menschliche Organe umzusteigen. Als Raylan den beiden auf die Schliche kommt, findet er sich plötzlich in der Rolle des unfreiwilligen Organspenders wieder.

Raylan ist mit seinen auf dem Weg, um einen kleinen Dealer namens Angel zu verhaften, der sich so clever angestellt hat, sich nur drei Monate vor Ablauf seiner vierjährigen Bewährungszeit mit Dopeverkauf zu beschäftigen und dabei beobachten zu lassen. Angel ist aber kein hartgesottener Typ, sondern sogar meist unbewaffnet. Also betritt Raylan das Motelzimmer, in dem sich Angel aufhält, zwar mit einer gewissen Portion vorsicht, aber dennoch relativ ruhig. Er findet den Kleindealer in Eiswasser in dessen Badewanne vor und schnell stellt man fest, dass man ihm beide Nieren geklaut hat. Damit nicht genug. Im Krankenhaus erzählt Angel, dass die Typen ihm auch noch das Geld für den Deal abgenommen haben und jetzt dazu so unverschämt sind, per Fax dem Krankenhaus und somit Angel dessen Nieren zum Rückkauf für 100.000 Dollar anzubieten. Angel verrät Raylan die Namen der Käufer seines Stoffs und Raylan will sie sich vornehmen. Dabei stolpert er nicht nur über die eine oder andere Leiche, sondern wird selbst zum Spender wider Willen auserkoren. Also unternimmt er was dagegen und gerät dabei nur in den nächsten Schlamassel
in Form eines Todesfalls, der nur vermeintlich Notwehr zu sein scheint. Sein Bekannter Boyd Crowder gibt an, einen Mann erschossen zu haben, der sich bei der Vertreterin der Kohleabbaugesellschaft etwas zu derb über deren Vorgehensweise und Ausbeutung der Arbeiter sowie Verschmutzung der Landschaft beschwert hatte. Damit nicht genug, kommen ihm noch eine Frauendreigestirn mit Hauptberuf Bankraub sowie eine Pokerspielerin auf der Flucht in die Quere.

Hat man schon die TV-Serie genossen, kann man sich die Figuren aus Elmore Leonrads Buch "Raylan", das er mit einem netten neuen Geschäftskniff beginnt, viel besser vorstellen. Man hat Timothy Olyphant oder Walton Goggins irgendwie ständig vor Augen. Und das Geschäftsmodell des Nierendiebstahls wurde um die Zutat ergänzt, dass man die entwendeten Organe gleich demjenigen wieder anbietet, der sie wohl am nötigsten hat - dem "edlen" Spender nämlich. Und dazu die Fälle mit Gewehrpatronen im Altenheim, bankraubenden Stripperinnen, Pokermiezen und Kohleabbaugesellschaft. Alles unterhaltsam verknüpft und mit stellenweise hanebüchenen Ideen zu einem Roman mit lakonischem Unterton und coolen Typen. Das alles absolut frisch serviert von einem fast 90-jährigen, der etliche der heute schreibenden Jungspunde erblassen lässt. Knappe Plaudereien, die hin und wieder durch schnelle und kurze Gewaltausbrüche unterbrochen werden, machen "Raylan" aus, heben ihn aus der Masse hervor - und die Erkenntnis, dass die treibende Kraft hinter dem Bösen Frauen sind. Kurzweilig, schlagfertig, mit zwielichtigen Gestalten und viel Wortwitz gesegnet, lässt Elmore Leonard mit "Valdez kommt" noch eine Anspielung auf ein vergangenes Meisterwerk einfließen und sorgt insgesamt dafür, dass sich bei der Lektüre immer ein leichtes Schmunzeln auf das Gesicht des Lesers zaubert. Einfach klasse.  ca. 310 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Mai 2013, 16:04:04
(http://1.bp.blogspot.com/-oqxN2GFjS4Y/UZN3yqh-JNI/AAAAAAAAIRk/VPx8pOSrWOs/s1600/ein_schlag_ins_herz-9783423248532.jpg)

Ilkka Remes. In Stockholm werden die hochrangigen Teilnehmer der Bilderberg-Konferenz entführt und auf einen Atommüllfrachter gebracht. Als der Frachter die schwedische Küste verlässt, kommt ihm ein Schnellboot mit Umweltaktivisten entgegen., die auf der Ostsee gegen den Bau der russisch-deutschen Gaspipeline protestieren. Mit an Bord: Der finnische Geologe Patrik, ein Spezialist für Fragen der Endlagerung von Atommüll. Zu spät erkennt Patrik, dass die Protestaktion fingiert ist und einzig dem Zweck dient, ihn, den Experten für Kernmaterial, den Geiselnehmern auszuliefern. Doch damit nicht genug: Unter den Geiseln befindet sich die belgische Ärztin Sandrine, die, davon ist Patrik überzeugt, seine Freundin Beate auf dem Gewissen hat. Patrik und Sandrine geraten zwischen die Fronten der Geheimdienste und in einen Strudel von lebensgefährlichen Ereignissen.

Mit einem aufsehenerregenden Coup gegen ein Schiff, das bei der Verlegung der Pipeline aktiv ist, wollen sich die Umweltschützer ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen. Die Aktion gelingt und die Gruppe, der sich Patrik angeschlossen hat, scheint zufrieden. Tage später wird die Bilderberg-Konferenz in Stockholm von bewaffneten Terroristen überfallen und es werden mehr als dreißig Geiseln benommen und mit dem Boot auf See gebracht. Nahezu zeitgleich muss Patrik mit seinen Verbündeten an einem Überfall auf einen Transporter mit einem Castor-Behälter teilnehmen. Das Schiff wird gekapert, die Besatzung festgesetzt. Und wider jegliche Absprachen muss Patrik feststellen, dass seine Kollegen andere Pläne in die Tat umsetzen. Dann kommt für ihn überraschend das Boot mit den Geiseln aus Stockholm und die beiden Gruppen vereinigen sich. Zu den Neuankömmlingen zählt auch Sandrine, die die Aktionen der Terroristen finanziert hat, aber ebenfalls nur in Teilaspekte der Pläne eingeweiht war. Jetzt beginnt hinter den Kulissen ein Hauen und Stechen der Geheimdienste und Politiker, die noch dazu mit der brisanten Lage in Estland beschäftigt sind, wo die russen fieberhaft daran arbeiten, die Baltikum-Länder wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Auch die Amerikaner schicken flugs eine Truppe Seals, die offiziell natürlich nur zur Beratung da sind, wie dereinst in Vietnam. Und sofort wollen die sowie die Gehiemdienstleute das Kommando übernehmen, da viele der Geiseln amerkanische Wirtschaftsbosse sind. Doch auch der am Bord gelagerte Atommüll macht ihnen Sorgen. Was haben die Gangster vor?  Warum wollen sie plöztlich nach Helsinki? Und wieso mischen sich die Russen auch noch ein? Hat es mit der geheimnisvollen Kapsel zu tun, die man ebenfalls an Bord des Frachters entdeckt hat?

Das Buch macht es dem Leser schwer, Sympathien für die Beteiligten zu entwickeln. Terroristen, Ökoaktivisten mit Hang zu zivilem Ungehorsam und leichter Gewaltanwendung, Politiker oder Geheimdienste. Alle haben nur sich selbst im Sinn und sind zumeist in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich. Zu Anfang kann man eigentlich nur den finnischen Polizisten etwas abgewinnen, die aber nicht im Zentrum der Handlung stehen. Und Ilkka Remes legt schnell den Finger in die Wunden der heutigen Demokratien. Politiker, die sich und ihr Land bzw. die Wähler verkaufen und belügen, um ein Prestigeprojekt mit einer anderen Nation durchzuboxen und dann noch bei der Firma einen sicheren und gutdotierten Job ergattern zu können. Die Atomlobby, die über die Daten der Sicherheit lügt. Geheimdienste, die alles und jeden opfern würden, um ihren Willen durchzusetzen. Weltmächte, die sich einen Dreck um die Souveränität von anderen Staaten oder gar Verbündeten scheren. Politische Umwälzungen und Großmachtsambitionen, die zu Kriegen führen könnten. Die Konturen oder Abgrenzungen von Gut und Böse, Schwarz oder Weiß, sind nicht mehr zu erkennen, wenn Illka Remes seinen exzellenten Politthriller mit unheimlichen Elan und ab der Mitte des Buches auch ordentlicher Action vorantreibt. Und damit der Leser auch nicht sofort erkennt, auf was die ganze Chose hinausläuft, hat das Buch mehr Wendungen als die Serpentinen hoch nach Alpe D'Huez. Überraschungen garantiert. Und man findet sich bald damit wieder, dass man doch für die eine oder andere Handlungsweise zumindest ein gewisses Verständnis aufbringen kann. Ich muss zugeben, dass ich Ilkka Remes bis jetzt nicht auf meinem Einkaufszettel hatte, aber mit diesem Werk um hochbrisante Themen und einer Menge Action hat der Autor ein absolutes Klassebuch abgeliefert und so werde ich ihn. Falls jemand nach frischem Lesestoff mit hoher Qualität sucht, findet er ihn bei dem finnischen Bestsellerautor.  Rund 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Mai 2013, 19:55:32
(http://1.bp.blogspot.com/-OCqIoWdzyOw/UZZSVF5f8wI/AAAAAAAAITw/JXCznzYcbAo/s1600/connellyzeuge.jpg)

Michael Connelly. Mickey Haller ist wieder zurück in seinem alten Job als Strafverteidiger und vertritt vor Gericht insolvente Hausbesitzer. Seine Klientin Lisa aber hat ncih weit größere sorgen als nur ihre Hypotheken. Sie ist des Mordes angeklagt, weil sie den Chef ihrer Bank erschlagen haben soll. Für Mickey deutet alles darauf hin, dass in Wirklichkeit jemand anderes hinter Gitter gehört. Doch wie kann er die erdrückenden Beweise gegen Lisa entkräften? Und was, wenn Lisas Unschuldsmiene trügen sollte?

Mickey Haller ist nach seinem Ausflug auf die Seite der Anklage in "Spur der toten Mädchen" wieder in seine ursprüngliche Position als Strafverteidiger zurückgekehrt. Da er aber auch eine neue Assistentin und frischgebackene Anwältin hat, die er zusammen mit seinen anderen Helfern auch bezahlen muss, nimmt er sich zudem zivilrechtlichen Sachen an wie den derzeit grassierenden Zwangsversteigerungen. Eine dieser Mandantinnen namens Lisa hat aber auch noch das Problem, des Mordes an ihrem Bänker, der für ihre Hypothek zuständig war, verdächtigt zu werden. Die Polizei hat sie verhaftet und dann auch eingekerkert. Sie betraut Mickey auch mit ihrer Verteidigung. Da es ihr an Geld mangelt, ein solcher Fall aber Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte, was Buch- und Filmrechte bedeutet, lässt sich Haller vertraglich jegliche Einnahmen aus dem Fall zusichern. Kurz darauf ist Lisa aber schon gegen Kaution frei, weil ein Herb Dahl ihre Kaution gestellt hat  und sie ihm im Gegenzug auch die Rechte an ihrem Fall abgetreten hat. Und der ist auch nicht untätig und lässt flugs die entsprechenden Dokumente aus Hallers Lincoln-Kanzlei bzw. deren Kofferraum klauen, sodass Dahl jetzt der alleinige Rechteinhaber zu sein scheint. Zudem lässt er Haller von zwei angeheuerten Schlägern ordenklich vermöbeln. Während Haller sich im Krankenhaus auskuriert, ermitteln seine Mitarbeiter, dass Dahl sich schon mit dem Boss von den Archway Studios geeinigt hat. Mickey fährt hin und klärt die Sachlage in seinem Sinne und kümmert sch danach wieder um Lisas Fall, der immer verzwickter wird. Der Bankmann war pleite, eine Vertragsfirma, die für die Banken die Drecksarbeit der Zwangsversteigerungen erledigt, damit diese sich nicht die Finger schmutzig machen müssen, scheint auch nicht ganz sauber zu sein und die Polizei hat vermutlich auch nur in eine Richtung ermittelt, nachdem sie eine Verdächtige hatten.

Im neuesten Fall des Lincoln Lawyers nimmt sich Michael Connelly durchaus kritisch die Banken in ihrer Rolle der Finanzkrise und der Zwangsversteigerungen vor, erläutert einige der Machenschaften, die viele Leute ihr Heim gekostet haben und den Finanzmarkt ins Schleudern brachten. Sein Hauptaugenmerk liegt natürlich auf der Geschichte von Lisa, die sich von Haller verteidigen lassen will. Und die Mandantin kommt von Beginn an für den Leser extrem unsympathisch und nervig rüber, was aber kein Hinweis auf deren Schuld ist. Mit Fortlauf der Story werden immer mehr Fakten in den Ring geworfen, kommen immer mehr Wendungen ins Spiel, dass man als Leser durchaus meint, die Dame könne tatsächlich unschuldig sein. Der Gerichtsthriller, der sich auch noch so nennen darf, ist zwar blutleer und bietet nur ganz wenige Actionszenen auf, ist dafür aber umso spannender und geizt auch nicht an Kritik am derzeitigen Rechtssystem der USA, in dem es nicht mehr um Recht und Gerechtigkeit geht, sondern nur noch ums Gewinnen, Taktieren und Täuschen, um das bestmögliche Urteil rauszuholen, unabhängig von Schuld oder Unschuld. Da stehen sich beide Seiten in nichts nach - Verteidigung oder Anklage tricksen mit allen Mitteln, Lug und Trug im Rahmen der Lücken, die das Gesetz bietet, werden genutzt und Facebook bekommt auch noch seinen Teil weg, wenn plötzlich alle Parteien dort nach beweisen suchen. Und Connelly hat sich zudem noch wie schon bei "Bloodwork" und Clint Eastwood auch die Möglichkeit eingeräumt, über den Hollywood-Deal des Falles auch den Namen von Matthew McConaughey einfließen zu lassen, der ja in "Lincoln Lawyer" den Mickey Haller darstellte. Es wird eine weitere Story um Mickey Haller geben, für die sich Connelly wohl schon gewisse Weiterentwicklungen ausgedacht hat. Übrigens der Klappentext (hier im ersten Absatz) ist äußerst unsauber formuliert, wie man bei der Lektüre des Buches schnell merkt. Wer darf den Derartiges verzapfen und bekommt noch Geld dafür? 640 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Mai 2013, 22:46:34
(http://3.bp.blogspot.com/-3McucdC6XV0/UZfGtxLnnvI/AAAAAAAAIVI/eKlT_J45-0k/s320/fakebook.jpg)

Alexander Broicher. Stellen Sie sich vor, Sie könnten jemand anderes sein. Jemand, der alles bekommt und alles erreicht, was er sich erträumt. So wie Frieder Kurtsmeier. Er ist ein Nichts, ein Niemand. bis er sich bei Facebook eine neue Identität verschafft, die ihm auch im echten Leben alle türen öffnet. Als Rocco beginnt er ein Doppelleben und nimmt Rache an all jenen, die ihn einst demütigten. Bis er zu weit geht....

Frieder Kurtsmeier ist tatsächlich eine Übernull. Von allen verachtet, links liegen gelassen, von der Freundin verlassen und im Job auf der Stelle tretend und ausgenutzt. Er kommt als die personifizierte soziale Inkompetenz daher und fragt sich, was die Leute an ihrem Treiben so finden und er will denselben Spaß und die gleichen Freunde und Freuden haben. Selbst auf dem angesagten Facebook wird er nicht beachtet. Da kommt ihm eines Tages die gelegneheit in Gestalt eines Fremden ins Haus, der ihn für einen gewissen Rocco hält, der ihm anscheinend seinen Hut verpfändet hat. Er löst den Deckel günstig aus und macht einen auf cool. Auf Facebook folgen sie ihm plötzlich wie eine Hammelherde um jede nichtnutzige Nachricht mit dem erhobenen Daumen zu bewerten, er findet massig neue Kumpels im netz. Er zieht seine Show ab und erfindet sich auch außerhalb des Netzwerkes neu und immer öfter hat er Erfolg. Und dann erscheint ihm auch noch die Figur des Rocco, mit der er redet und die ihm Dinge einflüstert, mit denen er sich an seinen Peinigern rächen kann, mit denen er auf der Erfolgsspur an ihnen vorüberziehen kann. Anfangs macht es ihm auch ordentlich Spaß, aber hin und wieder zieht er die Vorgehensweise des imaginären Kumpels, der ebenso echt ist, wie seine Facebook-Compadres, in Zweifel. Doch er macht weiter munter mit. bis er eine Grenze erreicht, von der es vielleicht kein zurück mehr gibt.

Alexander Broicher bringt seine Gesellschaftskritik speziell zu Beginn in vielen Themen unter: der Lebensmittelmarkt, der von Meinungsmachern und Nahrungspanschern beherrscht wird, die hirnlose Masse der Spaßgesellschaft, Intrigen auf Büroebene, Ausgrenzung von Andersdenkenden, Neid und Gier, die machenschaften der unternehmensberater, deren einzige "Leistung" die folgende Entlassungswelle ist, während deren sonstige "Ratschläge" ganz schnell als untauglich entlarvt werden und bei der nächsten Unternehmensumstrukturierung wieder aufgehoben werden (Natürlich ohne Neu- oder Wiedereinstellung von Personal, den diese Kostenersparnis heften sich die Manager mit den hohen Gehältern ja gerne ans eigene Revers ohne für die eigenen Fehler geradezustehen.). Und dann natürlich das allumfassnde Netzwerk von Facebook, wo jeder jeder sein kann und jeden Mist von sich geben kann, während der überall gespeichert wird. Da ist von den ausartenden Parties die rede, wo uneingeladene "Gäste" nur Bruch und Randale im Sinn haben und für die Konsequenzen nicht einstehen wollen und wie der Mensch das Auge für die echte Realität verliert und Facebook und die unsichtbaren Freunde für das einzig wahre Leben hält. Alles etwas überspitzt dargestellt,gewürzt mit kritischen Anmerkungen zu unserer heutigen Gesellschaft und hin und wieder etwas schwarzem Humor. Wer anhand der Inhaltsangabe und des etwas bluttriefenden Covers auf einen härteren Knaller aus dem Heyne Hardcore-Bereich gehofft hat, wird schnell enttäuscht. Hardcore ist nur der Preis von 12,99 Euro für ein augen- und verlagsfreundlich gesetztes Buch mit einigen Leerseiten als Füllsel, um auf rund 240 Seiten zu kommen. Frieder sieht ein, dass er mit dem Facebookquatsch nur in die Irre läuft und findet zum glücklichen Happy-End im richtigen Leben und hat dabei nur den einen oder anderen etwas verärgert wie seine Ex-Freundin mal versetzt und ihr die meinung  - natürlich nur per Facebook - gesagt und einen großkotzigen Vorgesetzten mit dessen ausschweifendem und auf Facebook bereitwillig breitgetretenen Lebensstil gaaaanz leicht erpresst. Sonst passiert da nichts außer Seiten langen und platzraubenden Unterhaltung im Netz, etwas rumgephantsiere. Die Idee war gut, aber die Ausführung in jedem Fall schwach, ob es nun Gesellschaftskritik sein sollte (da greif ich lieber zu Max Barry) oder nur eine humorvolle Abrechung mit dem Wahn der sozialen Netzwerke und deren Auswirkungen. Alles recht belanglos und mit eingien Fehlern (Namen vertauscht usw.) gespickt. War die - kurze - verschwendete Lebenszeit nicht unbedingt wert. Und unter Heyne Hardcore erwarte ich was anderes.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Mai 2013, 15:11:47
(http://3.bp.blogspot.com/-UvX7ewJMSK0/UZoHyECdSqI/AAAAAAAAIWY/voXQ8lAE2A4/s1600/jimmyus_front.jpg)

Donald E. Westlake. Als der Kleinganove Kelp einen Schmöker liest, der die perfekt geplante Entführung eines kleinen Jungen schildert, ist der nächste Coup mit seiner Gang beschlossene Sache - sie müssen nur umsetzen, was im Buch wie geschmiert läuft: eine harmlose Sache, die eine Menge Kohle einbringt. Eigentlich kann gar nichts schiefgehen - aber alles kommt ganz anders, als die Gauner sich das vorgestellt haben, denn ihr Opfer - ein zwölfjähriges Millionärskind - entpuppt sich als Intelligenzbestie, mit der die Entführer nicht so locker fertig werden.

Dortmunder versucht sich grade an einem Bruch in einem Pelzladen, als ihn sein Kumpel Kelp darauf hinweist, dass er im falschen Stockwerk ist. Nach einer nicht leisen Diskussion, die auch noch von aufgeweckten Nachbarn kommentiert wird, verziehen sich die beiden. Nicht der erste Coup, den sie versiebt haben und Dortmunder gibt wie gewohnt Kelp die Schuld. Der ist aber nicht müde, mit immer neuen Ideen anzukommen. So hat er während eines kurzen Knastaufenthaltes ein Buch von einem gewissen Richard Stark über dessen Helden Parker mit dem Titel Kindesraub gelesen, das seiner Meinung nach einen fertig ausgeklügelten Plan enthält, nach dem sie sich nur zu richten brauchen. Nachdem er die anderen überzeugt hat, wird die Aktion angegangen. Der Junge auf seinem Weg zu dessen Therapeuten mitsamt Chauffeur abgefangen und dann in eine abgelegene Farmhütte gebracht. Den Chauffeur lassen sie mit dem Wagen zurück, damit er dem Vater des Jungen von der Entführung berichten kann. Tragen die Gauner anfangs noch Masken erledigt sich das bald: Der Junge hat sich befreit und kann dann ihre Gesichter sehen, die sie im Glauben an seine sichere Verwahrung abgenommen haben.Bald macht man es sich gemeinsam vor dem Fernseher gemütlich, während der Vater des Jungen versucht das Geld aufzubringen und auch das FBI eingeschaltet hat.

Dortmunder ist Donald E. Westlakes Gegenentwurf zu seinem Verbrecher Parker, dessen Aktionen er unter dem Namen Richard Stark veröffentlicht. Dortmunder stellt sich immens blöde an bei seinen Jobs, ausgeklügelt ist da gar nichts. Und seine Kollegen sind wahrlich noch schlimmer - naiv ist da kein Ausdruck für. Mit Dortmunder und seinen Mannen hat der Autor eine komödiantische Variante des Gangsterdaseins unters Volk gebracht. Die Typen sind so schusselig, dass sie einem schon echt sympathisch vorkommen und auch der Junge ist hier mal keine extreme Nervensäge, wie man das bei Kindern in solchen Situationen bzw. Büchern oder Filmen oft erdulden muss. Er ist cleverer als die Gauner, aber nicht penetrant überschlau oder überheblich. Da auch die vom Vater benachrichtigten Fibbies die Intelligenz nicht mit Löffeln gefressen haben, wird aus "Jimmy the Kid" ein netter Spaß, der auf Actionsequenzen und Shootouts sowie Leichen vollständig verzichtet, dafür aber jede Menge Situationskomik enthält. Wenn z. B. Richard Stark einen Brief an seinen Anwalt schreibt, um die Verfilmung der Geschehnisse wegen Plagiats zu verhindern oder wenn die Gangster nach dem versaubeutelten Coup erst einmal über ein Jahr getrennte Wege gehen und beim wiedersehen beschließen, ins Kino zu gehen - Kinderspiel heißt das Werk. Lockere Lektüre, die schon mehrfach verfilmt wurde. Schlecht ist es nicht, aber mir persönlich ist aber der abgebrühte Parker lieber, der ja mit einem Kniff selbst in "Jimmy the Kid" eine gewisse Rolle spielt. Rund 160 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Mai 2013, 15:16:08
(http://1.bp.blogspot.com/-fCtyyXua_Jg/UZtT4m5e0BI/AAAAAAAAIYA/NlVJnwD_RSs/s1600/000.jpg)

Matthew Quirk. Was in Washington läuft, bestimmen 500 Männer. Sie fühlen sich unantastbar. Doch sie haben eines gemein. Sie sind Klienten der Davies Group. Mike Ford glaubt, das ganz große Los gezogen zu haben, als er für die einflussreichste Beraterfirma der Hauptstadt engagiert wird. Doch was weder die 500 Senatoren, Lobbyisten und Minister noch Mike ahnen: Wer auf Davies' Liste steht, hat das Spiel um die Macht längst verloren. Denn Davies weiß alles. Mike sieht nur einen Weg aus dem tödlichen Netz aus Intrigen, Erpressung und Mord, in das er sich verstrickt hat. Er muss seinen Boss ans Messer liefern, bevor er der Nächste auf der Liste ist.

Mike Ford hat eine schwere Jugend hinter sich. Der Vater war ein Künstler als Betrüger und Einbrecher und hat einige dieser Fähigkeiten auch seinem Sohn vererbt. Als sein Dad dann aber wegen wiederholten Einbruchs mit Todesfolge für 24 Jahre in den Knast muss, ist Mike erst zwölf Jahre alt und muss für seine krebskranke Mutter sorgen. Das bedeutet Rechnungen en masse. Um das Geld zu beschaffen, greift er auf die Kenntnisse zurück, die er von seinem Vater gelernt  hat und leiht sich zudem einen Batzen Kohle bei einem Kredithai. Nach dem Tod der Mutter studiert er und hat mehrere Jobs, um das Geld abzubezahlen. Eine Tretmühle ohne Ausweg. Doch dann tritt einer seiner Dozenten an ihn heran und bietet ihm einen lukrativen Job in seiner Firma, der Davies Group. Mike nimmt an und bekommt bald die ersten Aufträge, die er selbständig zu erledigen hat. Er bewährt sich, steigt in der Hierarchie weiter auf, lernt die Kollegin Annie kennen und verliebt sich in sie. Doch bald merkt er, dass da so einige Dinge nicht reell ablaufen. Als Ex-Gauner ist es ihm bis zu einer gewissen Grenze wurscht und solange das Geld stimmt, hält er die Klappe. Bis ebendiese Grenze eines Tages überschritten und Mord zum Mittel des Tages erklärt wird. Da er mit drin hängt, versucht Mike Beweise aufzutreiben, die ihn unbeschadet aus seinem Dilemma bringen können. Jetzt hat er nicht nur seinen Boss und dessen Handlanger, sondern auch einen Auftraggeber - einen serbischen Kriegsverbrecher mit wahrhaft blutrünstigen Neigungen - gegen sich. Und er erfährt mehr über seine eigene vergangenheit als er jemals erwartet hat.

Zum Klappentext werden ja gerne diverse Aussagen renommierter Autorenkollegen zwecks Lobeshymnen herangezogen. Manchmal ist man erstaunt über die Kreativität, mit der jeder Murks zum Bestseller erhoben wird, aber hier ist der Vergleich von James Patterson, der auf John Grishams "Die Firma" verweist, durchaus angebracht. Vom Grundtenor her ist die Story ähnlich: Junger, aufstrebender Mann wird mir Geld und allen möglichen Annehmlichkeiten geködert, bis er das miese Spiel seines Arbeitgebers durchschaut. Matthew Quirk hat die Geschichte nicht ganz so dicht und detailliert erzählt wie dereinst John Grisham als der nch was Taugliches zu Papier brachte, hat dafür aber eine ordentliche Portion Action draufgepackt, die jetzt zwar keine wilden Dauerballereien beinhaltet, aber der eine oder andere Schusswechsel, etwas Folterkunst aus Serbien und etliche zwielichtige Gestalten geben der Story schon einigen Pep. Stilistisch ist er lockerer als vergleichbare Autoren, misst der Figurenzeichnung weniger Bedeutung bei und lässt speziell in der zweiten Buchhälfte seinen Protagonisten einige schwierige Situationen gekonnt meistern. Für einen Debütroman ist das vorliegende Werk sicher stark, an das mögliche Vorbild "Die Firma" reicht er sicher nicht heran (obwohl ich einige Leute kenne, die diesen neuen und schlichter verfassten Roman dem genannten vorziehen würden, weil er ihr Hirn beim Lesen nicht anstrengen würde), aber die Schlaftabletten aus dem Hause Grisham des letzten Jahrzehnts schlägt er dann wieder um Längen. Liest sich flott, ist unterhaltsam, bietet etwas Action und endet absolut happy. Unangestrengte Lektüre, die man sich ohne schlechtes Gewissen geben kann. Mal sehen, ob der 31-jährige Autor da noch nachlegen kann. rund 415 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Mai 2013, 02:01:51
(http://3.bp.blogspot.com/-Jv1392j2GVA/UaEWwq4etWI/AAAAAAAAIbg/V3YOTLwe1K0/s320/zielerfasst.jpg)

Tom Clancy/Mark Greaney. Jack Ryan sieht sich der größten Herausforderung seines Lebens gegenüber. Es droht nicht nur eine atomare Auseinandersetzung im Mittleren Osten, auch der Feind im inneren rüstet sich zum Krieg mit allen Mitteln.

Jack Ryan sr. stellt sich erneut zur Wahl für das Präsidentenamt, um die Staatsführung wieder in seiner Meinung nach richtige Bahnen zu lenken. Dabei muss er sich aber nicht nur mit seinem Wahlgegner auseinandersetzen, sondern auch das intrigante Spiel eines Milliardärs im Auge behalten, der mit so manch fiesen Methoden versucht, Ryan von seiner Mission abzubringen und dazu auch Hilfe aus dem Umfeld des derzeitigen Amtsinhabers hat. Unterdessen hat die Gruppe um den ultrageheimen Campus, dem neben Jack Ryan jr. auch John Clark und Domingo Chavez angehören mit verräterischen Kräften innerhalb der pakistanischen Dienste ihren Strauß zu fechten, da diese an die Atombomben des Landes kommen wollen, um ein neues Kalifat zu errichten. Zudem wird in Dagestan ein Führer der dortigen militanten Muslime von den Russen aufgegriffen und nach Russland ins Gefängnis gebracht, um ihn dort zu verhören. Und außerdem ist der gefangene Emir mittlerweile in einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado inhaftiert, wo er auf seinen Prozess warten muss. Doch die Regierung will ihm einen öffentlichen Auftritt geben, während die Opposition dazu neigt, ihn einem Militärgericht zu überantworten, da er dort keine Plattform für seine Hetzparolen bekäme. Die gestellte Anwältin  verschafft derweil dem Angeklagten immer mehr Verbesserungen der Haftbedingungen. Nach und nach führen die Wege der Terroristen und des Campus zusammen und es läuft auf den finalen Showdown hinaus, ebenso wie bei der innenpolitischen Lage und den Wahlen.

Tom Clancy hat wie gewohnt einen Co-Autor an seine Seite genommen, der seine Ideen zu Papier gebracht hat und die Clancy dann in der Endabnahme für die Veröffentlichung freigegeben hat. Es gibt eigentlich nichts Neues an der Clancy-Front. Er hat seine politische Gesinnung deutlich rüberbringen lassen und vertritt weiter die Meinung, dass Liberale Luschen und die Welt Amerikas harte Hand braucht. Patriotismus ist hier wieder Programm und Schwarz und Weiß wird munter gemalt. Gut und Böse sind fein säuberlich getrennt und die Figurenzeichnung bedient die bekannten Feindbilder, wobei aber positiv hervorzuheben ist, dass sich Clancy nicht dazu herablässt, die Gegner durch eine beleidigende Wortwahl zu verunglimpfen, wie das etwas ein Patrick Robinson durch seinen Admiral Morgan gerne getan hat. Insgesamt bleibt ein actionreicher Thriller, der an verschiedenen Schauplätzen der Welt spielt, aber noch lange nicht an die Clancys früherer Tage heranreicht, auch wenn er so ziemlich alle bekannten Charaktere aus seinen ehemaligen Techno-Thrillern hier wieder zusammenführt inklusive der Rainbow-Truppe. Ordentlich, aber nicht herausragend. 800 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Mai 2013, 20:41:36
(http://2.bp.blogspot.com/-_XJPdiFwZK8/UaOPOOLb1MI/AAAAAAAAIdA/M-QAWQ2MANc/s1600/revenge.jpg)

Douglas Preston/ Lincoln Child. Der Schock trifft Aloysius Pendergast ohne jede Vorwarnung: Seine Frau Helen, deren mysteriösen Tod er aufzuklären versucht, lebt! Aber warum setzt ihr Bruder alles daran, ihn auszuschalten? Pendergast ermittelt unter Hochdruck und kommt dabei einer skrupellosen Gruppe auf die Spur, die ihre gefährlichen Machenschaften seit langer Zeit erfolgreich verbirgt.

Pendergast ist bei seiner Suche nach Judson Esterhazy bis nach Schottland gekommen, wo dieser ihn bei einer Hirschjagd im Moor niederschießt und in einem Sumpfloch versinken lässt. Die dann herbeigeholten Helfer können aber keinen Leichnam finden. Pendergast wurde "nur" schwer verletzt und konnte sich aus der schlimmen Situation befreien sowie sich zu einem entfernt gelegenen Bauerngehöft in der Einsamkeit des Moors schleppen. Dort wird er von den Besitzern gepflegt. Lieutenant 'D'Agosta, der sich in New York noch am Schreibtisch von den Ereignissen der letzten Zeit und seiner dabei erlittenen Verletzung erholt, vermisst seinen Partner und macht sich auf die Suche. Er kann Pendergast auch finden und dieser kehrt dann nach Amerika zurück, um mit Esterhazy abzurechnen und seine Gattin zu finden, die nach Angaben des Gesuchten angeblich noch leben soll. In der Zwischenzeit werden ihn Louisiana zwei Menschen brutal ermordet und der Reporter eines kleinen Käsebaltts macht sich auf, seine große Story zu schreiben, die ihn aus der Provinz rausbringen soll. Seine Nachforschungen führen ihn nach New York, er stellt fest, dass der FBI-Mann Pendergast irgendwie in der Sache drinhängt und will diesem diverse Fragen stellen. Uman den heranzukommen, wendet er sich an Corrie Swanson, die ihn aber abblitzen lässt. Doch er gibt nicht auf. Und Esterhazy wendet sich an die Organisation, mit der er zusammenarbeitet, um Pendergast eine Falle zu stellen. Zu diesem Zweck entführt man Constance aus der Kinik, in die Pendergast sie hat bringen lassen. Auf der Yacht "Vergeltung" soll es zu finalen Auseinandersetzung kommen.

Irgendwie erweckt das Buch den Eindruck, dass es wirklich nur der mittlere Lückenfüller einer Trilogie ist. Stellenweise lieblos hingeworfen (man beachte die Namen mancher handelnden Personen aus fremdsprachigen Nationen), wo etwas Recherche der Sache gut getan hätte. Auch die Organisation, die hinter der ganzen Sache steckt, ist nicht gerade ein großer Wurf, sondern recht platt gewählt. Von der Sorte hat es doch schon genug in der Spannungsliteratur. Dazu tauchen einige Figuren nur auf, um dann zügig wieder aus der Handlung entfernt zu werden. Sie tragen nichts zum Aufbau bei. Natürlich hat das Buch einige Spannungselemente und es liest sich flüssig und zügig durch, aber verglichen mit früheren Abenteuern des Aloysius Pendergast ist es eher schwach. Viele Klischees werden bedient und Pendergast zu einen schier unverwundbaren Superhelden hochstilisiert. Das ist der Übertreibung etwas zu viel. Also ein Buch mit Höhen und Tiefen, einigen Wendungen und am Ende gespickt mit nicht abgeschlossenen Handlungsfäden, die den Erwerb des Nachfolgewerkes schon fast zur Pflicht machen. Aber da werd ich wie auch schon bei dieser Lektüre auf die Taschenbuchausgabe warten. 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Mai 2013, 22:21:45
(http://1.bp.blogspot.com/-XJQx51ICAHg/UaZE93PBjCI/AAAAAAAAIeo/VnGHQ6dUN7o/s320/000.jpg)

Klaus von Anderen. Im Krieg und in der Buchbranche ist alles erlaubt - wer hier nicht mit harten Bandagen kämpft, bleibt leicht auf der Strecke. Gut, dass Literaturagent Merlin Petrow nicht nur Einfallsreichtum, sondern auch eine gehörige Portion Skrupellosigkeit besitzt. Was ihm noch fehlt ist eigentlich nur eines: Ein richtiger Megaseller. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?

Peter Meier alias Merlin Petrow hat den Schreibtisch voll mit unverlangt eingesandten Manuskripten von selbsternannten Autoren, die er zumeist ungelesen in die Tonne wirft. Als er gerade wieder über einem unterirdischen Skript einer Jutta Schniedelhahn brütet, das immerhin den verwertbaren Titel Alle Sünden dieser Welt trägt, ruft ihn ein Verleger an, der noch ein Buch für die neue Frühjahrskollektion braucht. Er schatzt ihm das Machwerk auf, erfindet ein Pseudonym für die Autorin und stellt fest, dass sich die Sache langsam aber sicher verselbstständigt. Ein weiterer Verleger hat über einen Informanten von der Aktion gehört und will nun ebenfalls seine Pfründe sichern. Petrow verscherbelt das Dingen einfach nochmal. Nebenbei muss er sich mit einer Assistentin rumplagen, die vermeintlich an Faulenzia Akutis erkrankt ist, mit diversen Autoren, die schon unter Vertrag sind und nun gebauchpinselt werden wollen, Höflichkeiten (Lügen) austauschen und sich gegen die Umschreibungspläne der Verleger durchsetzen. Und die Autorin von Alle Sünden dieser Welt muss ja irgendwie auch noch informiert werden und man muss sich auf die Tantiemen einigen. Er sucht sie auf und bekommt den Schreck seines Lebens: Diese Person kann man nicht vermarkten, da muss ein neuer Plan her. Ab diesem Zeitpunkt laufen die dinge endgültig aus dem Ruder.

Für dieses Rezensionsexemplar geht der Dank des Rezensenten an Shane Schofield und Boo!."Der Megaseller" ist die Buchvermarktung  mit breitem Grinsen unters Volk gebracht. Eine launige Mixtur aus Boshaftigkeit und dem wahren Leben in  der Verlagsbranche, wenn gewisse Autoren nur darauf reduziert werden, ihr Erfolgsrezept immer wieder aufs Neue zu wiederholen. Ein paar Namen und Locations geändert und schon wird ein und dieselbe Story wieder auf den gutmütigen Käufer losgelassen und nach dem Motto vermarktet, Bestseller sind Werke, über die von allen gesprochen wird, weil eben jeder was dazu zu sagen hat und deshalb von jedem gelesen wird, weil alle sie lesen - und wenn es nur drum geht, mitreden zu können. Und zugeben, dass man nur gequirlte Scheiße gelesen hat, tut eh keiner. Bei derartigem Vorgehen kommt einem gleich ein Grisham oder Dan Brown in den Sinn. Dazu ersinnt man dann noch kreative Namen für die Autoren, die sich besser vermarkten lassen. Da wird aus einem Duane Swierczynski schnell mal ein Duane Louis, ein Emlyn Rees zu Sean Creed oder Tom Hinshelwood zum griffigeren Tom Wood. "Der Megaseller" entwickelt sich schnell zu einer scharfzüngigen Persiflage auf die Verlagsarbeit, an der Klaus von Anderen (Klau's von Anderen? - natürlich ein Pseudonym, aber nicht schlecht gewählt) kein gutes Haar und geschickt Anspielungen auf real existierende Autoren einfließen lässt. Komisch, humorvoll, schräg, fies, lästerlich (Für die Shane Schofield, JasonXtreme, Doc Savage und Jerry Garcia-Fraktion: nicht  lasterhaft! Ihr braucht keinen neuen Edward Lee-Sexmarathon zu erwarten, der würde euch spätestens ab Mitte der Story eh vergehen.), hämisch, bissig, böse und entlarvend bekommen alle ihr Fett weg. Verlage, Ex-Politiker, die nach den Steuererhöhungen während ihrer vergangenen Politkarriere jetzt das Volk ein zweites Mal in Buchform mit hohlem Gerede melken wollen, ohne eine sinnvolle Gegenleistung zu erbringen, eigentlich die gesamte Branche, die sich liebend gerne um leistungegerechte (Okay, bei manchem Autor dürfte da gar nix rumkommen) Entlöhnung ihrer Übersetzer, Lektoren, Korrektoren und anderer Mitarbeiter zwecks Gewinnmaximierung drücken, um dann so zu tun, als wären sie der Kunst und Kultur im Non-Profit-Bereich verpflichtet. Insgesamt eine flott verfasste Lektüre, die wohl keine hohen Weihen erwartet hat und sich entsprechend zügig liest sowie etliche Schmunzler geradezu herausfordert. Angehende Autoren könnten beim Konsum dieses Buches aber blitzartig die Lust verlieren, ein mit Herzblut verfasstes eigenes Werk irgendwo anzubieten. Rund 300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Juni 2013, 21:19:29
(http://3.bp.blogspot.com/-U57TJlvH-ig/UaotaroRhNI/AAAAAAAAIg0/r13gde9V5jw/s320/returnman.jpg)

V. M. Zito. Die Apokalypse ist da. Eine Zombie-Infektion hat sich epidemieartig über den ganzen Westen der USA ausgebreitet. Die Überlebenden haben sich in den Osten gerettet, in die Sicheren Staaten von Amerika, während im Westen die Zombies Jagd auf die Menschen machen. Nur ein Mann ist dort geblieben, um im Auftrag der Lebenden den Untoten die letzte Ruhe zu geben: Henry Marco. Dies ist seine Geschichte.

Nach der Auferstehung sind die USA ein geteiltes Land. Im Westen herrschen die Untoten, die Auferstandenen, die Zombies. Im Osten eine neue, konservative Regierung, die die Überlebenden aus den evakuierten Gebieten nun unterbringen, beschäftigen, ernähren und in ihrem Sinne kontrollieren will/muss. Die Grenze zwischen den beiden neuen Amerikas ist der Mississippi. Keiner darf die Grenze überqueren. Doch Henry Marco hat sich gar nicht erst evakuieren lassen, er ist im Westen geblieben, um seine Frau zu suchen und dem Geschäft mit der ewigen Ruhe nachzugehen. Überlebende, die es in den Osten geschafft haben und nun untote Verwandte, Kinder, Ehefrauen oder Ehemänner zurücklassen mussten, heuern ihn an, um die Infizierten per Kopfschuss zur endgültigen Ruhe zu betten. Nachdem Marco einen dieser gefährlichen Jobs erledigt hat, wird er via Internet von der Regierung im Osten angeheuert, nach einem Arzt zu suchen, der im verseuchten Westen zurückgeblieben ist. Da er den Mann von früher kennt, sie sogar Kollegen waren, scheint er für den Auftrag der richtige Mann. Man verspricht ihm Geld und als besonderes Zuckerl die Einreiseerlaubnis und Staatsbürgerschaft des Ostens. Um nach Kalifornien zu kommen, wo dieser Ballrd zuletzt gesehen wurde, will man ihm auch eine Armeeeskorte stellen, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Doch schon am Treffpunkt löst sich der schöne Plan in Rauch auf, da nur noch ein Mann davon am Leben ist. Und man hat ihm auch verschwiegen, dass Agenten von ausländischen Regierungen ebenfalls hinter seiner Beute her sind. So kämpft er sich mit seinem Gefährten durch die wüstenartigen Gegenden von Arizona und Kalifornien, wo sie sich  nicht nur den Zombies, sondern auch Banditenhorden erwehren müssen, die sich dort plündernd an den offen gelassenen Häusern und Geschäften bereichern.

V. M. Zito geht die übliche Zombiegeschichte etwas anders an. Er lässt den familiären Hintergrund dafür Sorge tragen, dass man die Zombies als das wahrnimmt, was sie einmal waren: Menschen, mit Familie und Verwandten, die sie geliebt haben. Sie sind nur grausam verändert, aber dennoch eben tote Menschen, die nun einem Trieb folgen sich zu ernähren, nur halt durch frisches Menschenfleisch. Und sie sind auch nicht vollkommen geistig abgestumpft, sondern entwickeln eine Art Schwarmverhalten und so etwas wie unterschwellige Restintelligenz. Zudem hat Zito den Ansatz von George A. Romero aufgenommen, dass sich die Untoten an Plätze erinnern, die ihnen früher wertvoll waren oder an denen sie die meiste ihrer Zeit als lebendige Wesen verbrachten. Und anders als man es aus vielen Zombiegeschichten kennt, wurden nur die USA von der Zombiemacht, der Auferstehung, befallen. Die Staaten haben ihre Vormachtstellung in der Welt verloren, sie sind isoliert, keiner will ein Übergreifen der Seuche riskieren. Leider wird auf die Konsequenzen des Niedergangs der ehemaligen Weltmacht in den Bereichen Wirtschaft oder Rohstoffen und Militär auf den Rest der Welt so gut wie gar nicht eingegangen. Nachdem die Seuche schon vier Jahre wütet, hätten sich sicher einige Verschiebungen im weltweiten Machtgefüge ergeben müssen und die Auswirkungen auf die Wirtschaft oder Nahrungsmittelversorgung anderer Nationen, die Währungen, Börsenwerte hätten sicher panische Reaktionen auslösen müssen. Chaos weltweit wäre da die Folge gewesen. Abgesehen davon ist "Return Man" ein sprachlich und inhaltlich sehr gelungenes Werk, das sich in dieser Hinsicht um Längen ähnlich gelagerter Stories abhebt. Und Freunde der härteren Gangart kommen nach anfänglichen Hemmungen auch sehr bald auf ihre Kosten. Die Szenen im MaxSec-Knast erweisen sich als wahres Splatter-Fest und es wird ordentlich aufgeräumt inklusive hohem Munitionsverbrauch. Dazu etwas Verrat, Spionage und Spannungselemente, ein trotz Tränendrüsen nicht ganz erwarteter Schluss und die Möglichkeit einer - von mir erhofften - Fortsetzung. Hat etwas von Romero und Maberry um seinen Joe Ledger. Kann ich nur empfehlen, auch weil es nicht nur blindes Gemetzel ist und eine Geschichte zu erzählen weiß. Rund 530 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Juni 2013, 20:19:13
(http://3.bp.blogspot.com/-3aMXVeYDSSs/UbC19TAyimI/AAAAAAAAIi4/zy9c2slyIGQ/s320/mcgold.jpg)

Michael Crichton. Er wollte das Unmögliche anpacken. Und dabei reich werden. Doch eines steigt in der Karibik schneller als die Flut: der Preis der Loyalität. Port Royal, Jamaika, 17. Jahrhundert. Freibeuter Hunter heuert eine verwegene Crew von Spezialisten an, um eine nie dagewesene Beute zu erjagen. Das Ziel: ein spanisches Handelsschiff, das tonnenweise Edelmetall an Bord haben soll. Der Hafen, in dem das Gold vor Anker liegt (Ja, das Gold liegt vor Anker und was ist mit dem Schiff? Abgesoffen?), gilt allerdings als uneinnehmbar. Und er wird von dem ruchlosen Spaner Cazalla schwer bewacht. Just mit Cazalla hat Hunter noch eine Rechnung offen; der Spanier ließ Hunters Bruder grausam ermorden. Doch nicht nur er könnte den englischen Piraten am ERfolg hindern. Denn unter Hunters Männern lauert ein Verräter.

Hunter geht im Auftrag des Gouverneurs von Jamaika unter britischer Hoheit in der Karibik auf Kaperfahrt, um die heimischen Schatullen des Königs mit Gold und Edelmetall zu füllen, damit der seinen verschwenderischen Lebensstil fortführen kann. Dazu erhält er einen Brief als Freibeuter, der somit die Piraterie legalisiert (Wie Konzerne heute von den gewählten Politikern). Bevorzugtes Ziel für neue Prisen für den König sind die in der Karibik vorherrschenden Spanier und ihre Schatzgaleonen, die sie mit Gold aus Südamerika füllen, wo sie die einheimische Bevölkerung gnadenlos ausplündern. Bei einem besonders verwegenen Coup überfallen Hunter und seine erlesene Crew eine Festung über dem Hafen, in dem eine mit Schätzen beladene Galeone vor Anker liegt und befreien dabei auch eine von den Spaniern gefangen gehaltenen britische Adlige. Mit ihrer eigenen kleinen Schaluppe und dem Schatzschiff El Trinidad machen sich die Seeräuber auf und davon, nachdem Hunter den verhassten Cazalla getötet  hat. Doch dessen Stellvertreter gibt nicht auf und verfolgt die Flüchtenden und stellt sie bei einer kleinen Insel, deren Bucht in Luv liegt und somit einem aufkommenden Sturm freie Bahn auf das Piratenschiff geben würde. Hunter muss sich also gegen den stärkeren Gegner so schnell wie möglich aus dieser misslichen Lage befreien, bevor der sich anbahnende Hurrikan (So im Atlantik genannt, im Pazifik nennt man es einen Taifun und im indischen Ozean ist es ein Zyklon) aufs Land und die vorgelagerte Bucht trifft. Da hat Hunter eine unglaubliche Idee, die seine Männer für undurchführbar halten.

"Gold" war das letzte Buch, das Michael Crichton beenden konnte. eigentlich war die Veröffentlichung für Dezember 2008 angedacht, doch da Crichton im November 2008 verstarb, wurde es auf November 2009 verschoben. Er hatte zudem noch ein Skript für "Micro" in der Schublade, das dann von Richard Preston fertiggestellt wurde. Von dem Bestsellerautor erwartet der geneigte Leser eigentlich frische Ideen, wissenschaftlich untermauert und massentauglich unters Volk gebracht. Er hat sich als Romancier, Drehbuchautor, Produzent und Regisseur einen großen Namen gemacht, der es ihm sogar ermöglichte, seine damalige Gattin Anna Marie Martin ("Sledgehammer") als Drehbuchautorin für den Katastrophenfilm "Twister" (wurde übrigens für die Goldene Himbeere nominiert) ins Team zu schleusen. Doch hier hapert es leider gewaltig an frischem Wind und einer genialen Idee. "Gold" ist bestenfalls eine Reminiszenz an die frühere Piraten- und Seeräubergeschichten, die wie der Western mittlerweile fast vollständig aus den Regalen verdrängt wurden bzw. nur noch ein Schattendasein führen. Seine Story strotzt leider vor Klischees, jedes bekannte Merkmal aus dem Genre wurde irgendwie verwurstet und  man hat sogar auf den alten Seemannsgarn mit den Kraken zurückgegriffen. Taffe Kerle, straffe Bräute, Seegefecht, Goldhatz, Verrat und Schatzsuche und alles in exotischer Hispaniola-Kulisse kredenzt. Wirklich nichts besonderes, es wirkt eher, als habe man nur einen aufgeblähten Heftroman vor sich, der sich zwar schnell und zügig lesen lässt, dem es aber an Substanz mangelt. Strandlektüre ohne Tiefgang und so auch gerade noch an einer Untiefe vorbeigemogelt und cvöllig auf Grund gelaufen. Geht so. Mittelmaß bestenfalls. Wer richtige Seeabenteuer lesen will, greife zu Patrick O'Brian ("Master and Commander"). Ach ja, Klappentexte zu schreiben scheint auch ne schwere Aufgabe zu sein. 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Juni 2013, 18:20:51
(http://2.bp.blogspot.com/-CrBkDnBGjrY/UbM8gArxj5I/AAAAAAAAIk0/TmMVs-OkWpQ/s320/kalt+wie+stahl.jpg)

Dan Simmons. Privatschnüffler Joe Kurtz gerät immer tiefer zwischen die Fronten der verfeindeten Mafia-Clans in Buffalo. Als ein Unbekannter auf ihn und seine Bewährungshelferin schießt, wird die Sache persönlich. Ironischerweise schwören sowohl Toma Gonzaga als auch die schlüpfrige Angelina Farino, nichts mit dem Attentat zu tun zu haben. Joe kommt der Wahrheit bei einer waghalsigen Klettertour n den Ruinen eines alten Vergnügungsparks auf die Spur. Und auf wen hat es eigentlich der Däne, ein gefährlicher Kopfgeldjäger aus Kurtz' Vergangenheit, abgesehen?

Joe Kurtz geht gemeinsam mit seiner Bewährungshelferin Peg O'Toole ins Parkhaus beim Gerichtsgebäude, als aus dem Dunkeln Schüsse fallen. Kurtz wird von einem Querschläger, dem glücklicherweise schon der Speed fehlte, am Kopf getroffen und wacht erst im Krankenhaus mit ordentlichen Kopfschmerzen wieder auf. Der Arzt attestiert ihm eine Gehirnerschütterung und verbindet die offene Wunde. Doch mit Entsetzen muss Joe feststellen, dass er mit einer Handschelle ans Bett gefesselt ist und die Polizei ihn wegen der Schießerei nicht nur befragen will, sondern nur zu gerne wieder nach Attica zu bringen gedenkt. Und in der Nacht taucht auch noch der im Rollstuhl sitzende Onkel von O'Toole mit einem Helfershelfer auf und droht ihm mit Konsequenzen. Als die Cops ein Videoband der Security sichten, können sie sehen, dass Joe nichts weiter getan hat, als zu versuchen, seine Bewährungshelferin zu retten und die Gangster trotz seiner Verwundung zu erwischen, bevor er zusammenbrach. Man nimmt ihm die handschellen ab und nacheinem besuch des Verlobten von O'Toole, der auch der Chef des Sicherehitsunternehmens ist, entlässt sich Kurtz selbst aus dem Krankenhaus. Ziemlich angeschlagen kehrt er in sein Büro zurück und denkt über den Wunsch nach, den O'Toole bei ihrem Termin genannt hatte: er sollte nach einem Vergnügungspark Ausschau halten, von dem sie nur einige alte Bilder hatte. Unterdessen hat sich ein unbekannter Killer, der sich Dodger nennt, dran gemacht, Dealer und Kunden von den beiden in Buffalo herrschenden Mafia-Clans umzunieten und die Bosse jeweils dazu zu bringen, die Sauerei hinterher wegzuräumen, bevor die Bullerei spannt, was da passiert ist. Prompt tauht auch schon Angelina Farino auf, um ihm einen erklecklichen Betrag für Namen und Adresse des Killers zu bieten. Natürlich nimmt er an, ohne zu ahnen, dass kurze Zeit darauf auch Gonzaga seine Dienste aus dem gleichen Grund, aber für mehr Geld und mit einem tödlichen Ultimatum gewürzt, in Anspruch nehmen will. Dennoch konzentriert er sich auf die Ermittlungen in seiner eigenen Angelegenheit, die alsbald dazu führen, dass sich beide Fälle miteinander überschneiden und nichts so einfach ist, wie es den Anschein hatte.

In seinem dritten und (leider) letzten Roman um den Schnüffler, Ex-Knacki und Ex-Privatdetektiv Joe Kurtz, der wegen seiner Vergangenheit keine Lizenz mehr bekommt, liefert Dan Simmons wieder eine rasante Reise durch das triste, von Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit gebeutelte Buffalo im Bundesstaat New York an der kanadischen Grenze bei den Niagara-Fällen. Wieder ein Beweis, dass sich der vielseitige Autor auch im Hardboiled-Bereich durchaus gekonnt behaupten kann. Simmons spinnt ein Netz aus zwei vorerst voneinander unabhängigen Handlungssträngen, die er dann zusammenführt und das seine Spannung dadurch bezieht, wer der Auftraggeber des Dodger ist, denn dass er einen solchen hat, erschließt sich im Laufe des Romanes, wenn er nach vorgegebenen Instruktionen arbeitet, und ob der mächtig lädierte Joe vielleicht diesmal endgültig den Löffel abgeben muss, da die Zahl seiner Feinde mittlerweile Legion ist. Der Autor drückt ordentlich auf die Tube und liefert einen schnellen, mit kurzen und knackigen Kapiteln versehenen Page-Turner ab, der so ganz das Gegenteil der von mir letzt besprochenen Einschlafhilfe "Drood" ist. Kein Wort zuviel, keine ausufernden Charakterstudien oder langwieriges Geschwafel. Nichts, was das Tempo ausbremsen könnte. Nüchtern, trocken, mit einem coolen Protagonisten, der sich zwischen allen Fronten abmüht, ständig von Kopfschmerzen geplagt. Glänzender Abschluss der Hardboiled-Trilogie, bei der sich das von Ideenarmut geplagte Remake- und Sequel-Hollywood vielleicht mal den Gedanken um eine Verfilmung machen sollte. 445 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Juni 2013, 19:01:04
(http://1.bp.blogspot.com/-hTlfdw6XRAc/UbXoXXyxOtI/AAAAAAAAIm8/5k-58AYuueU/s320/derteratologe.jpg)

Edward Lee & Wrath James White. Für die Journalisten James Bryant und Richard Westmore sieht alles nach einem Routineauftrag aus, als sie für eine Reportage in die Villa des öffentlichkeitsscheuen Milliardärs John Farrington geschickt werden. Doch dann stolpert ihnen der exzentrische Neureiche nackt und geistig verwirrt in die Arme, halluziniert von Engeln und konfrontiert sie mit seinen perversen Vorlieben. Tödliche Orgien mit entstellten und deformnierten Frauen, Männern und Zwitterwesen. Religiöse eiferer, die  mit einer Potenzdroge sexuell gefügig gemacht werden, um sich im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib zu vögeln. Und über allem thront der durchgeknallte Hausbesitzer, der es sich allen Ernstes in den Kopf gesetzt hat, Gott höchstpersönlich in seine bizarre Folterkammer zu locken.

Bryant und Westmore, Reporter und Fotograf, werden zum Wohnsitz des jungen Milliardärs Farrington beordert, um einen Bericht inklusive Bildern über den erfolgreichen Geschäftsmann abzuliefern. Westmore entpuppt sich recht schnell als ein alkoholabhängiger Zyniker, der an nichts mehr glaubt und auf dem absteigenden Ast ist, während Bryant mit beiden Beinen im Leben steht und durch nichts zu erschüttern scheint. Doch schon bei der Ankunft im Domizil des Milliardärs kommt ihnen vieles nicht recht koscher vor und auch die Weigerung des Mannes, sich fotografieren zu lassen sowie dessen Eröffnung, dass sie beide statt nur einigen Stunden nun eine Woche bleiben müssten stößt ihnen sauer auf. Als der Hausbesitzer dann mit dem Vorhaben rausrückt, dass er versuche, Gott anzulocken, verschlägt es ihnen die Sprache. Und dabei war das erst der Anfang. Der wirkliche Wahnsinn eröffnet sich ihnen erst dann, als der Typ damit kommt, dass er über eine von ihm gut bezahlte Pharmafirma ein potenz- und luststeigerndes Mittel herstellen lässt, das die Wirkung von Viagra bei weitem übertrifft und es von ihm gekidnappten Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen verabreicht, damit sie vom rechten Weg abkommen und derbsten Geschlechtsverkehr mit behinderten oder deformnierten Menschen vollziehen lässt, um das Ergebnis dann ins Internet zu stellen, weil er denkt, er könne damit Gott aus der Reserve und in seine Hallen locken. Dies sollen die beiden Reporter dann dokumentieren, doch sie beschließen dagegen vorzugehen.

Wer bisher noch keinen Edward Lee gelesen hat, sollte nicht unbedingt mit "Der Teratologe" oder "Das Schwein" und "Bighead" anfangen. Nichts für Leute mit etwas sanfterem Gemüt. Doch auch wer Lee schon kennt, weiß nicht nur, was ihn erwartet, sondern auch, dass er das erste Kapitel ohne Kotzattacke überstehen muss, um sich den weiteren Vorkommnissen zu widmen. Man kann den Autor durchaus darauf reduzieren, dass er munter und fröhlich übelst provozierenden Sex mit brutalster Gewalt paart und somit Aufmerksamkeit erregt, wenn er da abartige Szenen an abartige Szenen reiht. Doch so einfach ist es gerade bei "Der Teratologe" nicht. Edward Lee nimmt sich die Religionen aller Glaubensrichtungen vor, hält ihnen einen Spiegel hin, wenn er perverse Spiele öffentlich macht, die durchaus auch real durch die Medien geistern und dann immer schön hinter hohlen Bibelphrasen und aktiver Vertuschung versteckt werden. Zudem greiftr er die Gesellschaft an, die solche Dinge duldet, ja sie mittlerweile gar ignoriert, weil sie schon fast zur Gewohnheit geworden sind und zudem die Macht des Geldes, mit der man alles erreichen und unter dem Teppich halten kann. Jeder ist bestechlich, jeder hält die Hand auf und keiner kümmert sich um den anderen. Und über all dem stehen die Geschmacklosigkeiten und äußerst brutalen Exzesse in derb-grober Sprache dargeboten, die man mit armen, wehrlosen Menschen, die oft gar nicht begreifen, was mit ihnen vorgeht oder was sie da tun, in den dunklen Kammern des großen Herrenhauses anstellt. Krass, krank, derb, heftig, mit einem Schuss Fantasy-Horror zum Schluss. Wie groß der Anteil von Wrath James White an dem Buch ist, kann ich nicht beurteilen, da ich den Autor bis dato gar nicht kannte, doch das wird sich sicher mit den ebenfalls bei Festa erscheinenden Solo-Romanen des Herrn ändern. Für Freunde der kotz-oder kicher-Kost ein Fest und Fans von Edward Lee werden bestens bedient. Rund 135 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Juni 2013, 19:30:24
(http://1.bp.blogspot.com/-MYVH5hGODzc/UbiWDk0q7LI/AAAAAAAAIpo/1SZwes_UH54/s1600/steinhauerspinne.jpg)

Olen Steinhauer. Milo Weaver kommt nicht zur Ruhe. Bis ins letzte Detail hat er seinen Ausstieg vorbereitet, als ihn ein dringender Hilferuf aus der Zentrale erreicht. Die CIA steht vor einer rätselhaften Mordserie. Mehr als dreißig Agenten wurden rund um den Erdball umgebracht. Alle gehörten einer geheimen Abteilung an, für die auch Weaver lange Zeit im Einsatz war: ist er das nächste Opfer?

In China versucht Xin Zhu sich einer Befragung durch das Komitee zu entziehen, weil er befürchtet, für einige seiner Aktionen, die nicht abgesegnet waren, zur Verantwortung gezogen zu werden. Doch er kann sich nicht ewig verstecken und muss irgendwann zum Rapport. Zudem ist man mit ihm unzufrieden, weil er sich weigert, seine erhaltenen Informationen mit den Geheimdiensten zu teilen, da er einen Maulwurf in deren Reihen vermutet. Ebendies lenkt aber auch den Verdacht auf ihn selbst. In Amerika unterdessen macht sich Alan Drummond, ehemals Leiter der ultrageheimen Abteilung Tourismus innerhalb der CIA, extreme Vorwürfe,. weil er nicht verhindert hat, dass seine Agenten im Feld bis auf wenige ausgelöscht wurden. Er sinnt auf Rache und hat ja jetzt die Zeit dazu, da man ihn vor die Tür gesetzt hat. Er wendet sich an Milo Waever, der sich noch von der schweren Schussverletzung erholt, die ihm ein Moldawier beigebracht hat, der ihn für den Tod seiner Tochter verantwortlich machte. Doch der lehnt dankend ab und will sich künftig nur noch um seine Familie kümmern und nichts mehr mit der gefährlichen Arbeit zu tun haben. Doch Drummond gibt nicht auf. Er verwickelt Weaver dennoch in die Sache, indem er sich in London unter einem von dessen (verbrannten) Decknamen in ein Hotel einmietet und danach einfach verduftet. Jetzt sind aller Augen plötzlich wieder auf Milo Weaver gerichtet und er muss sich auch bald Gedanken um die Sicherheit seiner Frau und Tochter machen, als Agenten aus dem Ausland auftauchen und ihn nicht nur überwachen, sondern mit Fragen über seine Pläne oder die seiner ehemaligen Kollegen belästigen. Egal, wie oft er seinen Ausstieg beteuert, man glaubt ihm nicht. Es kann nur noch versuchen, Drummond von seinem Vorhaben abzubringen.

"Die Spinne" setzt direkt am Vorgänger "Last Exit" an und obwohl man später zumindest kleinere Rückblenden mit vergangenen Ereignissen serviert bekommt, wäre es günstig diesen und des erste  Buch "Der Tourist" zu kennen, denn sonst fällt der Einstieg unheimlich schwer und man hadert mit dem Gelesenen, weil  man lange keinen Zugang dazu findet. Und auch im Fortgang des Geschehens ist durchaus ein gewisses Maß an Konzentration erforderlich, um bei den vielen Handlungssträngen, Rückblenden und der großen Menge an beteiligten Figuren den Überblick zu behalten. Nichts ist so, wie es scheint und keiner so richtig loyal. Da wird gelogen und betrogen, wie man es nur aus der hiesigen Politik kennt, da wird das Fähnlein nach dem Wind geschwenkt und nur der eigene Vorteil gesucht. Olen Steinhauer hat einen emotionalen und komplexen Spionagethriller geschaffen, der nur über einen geringen Actionpart verfügt und der erst in verschachtelten Kapiteln nach und nach ein perfides Spiel aufdeckt. Doch das fieseste Stück ist das Ende, wenn noch Fäden offen sind und keiner mehr weiß, wer was warum getan hat und wieso es all diese Toten gab. Angeblich auch der letzte Einsatz von Milo Weaver. Mal sehen, was es von Olen Steinhauer noch zu erwarten gibt auf dem deutschen Markt, denn er hat noch einige Werke im Köcher, die es bisher nicht bis zu uns geschafft haben. 490 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Juni 2013, 22:28:39
(http://1.bp.blogspot.com/-aNhyL-otlAs/Uby13QfouMI/AAAAAAAAIrs/eNTIsjwoniI/s1600/blutglocke_190.jpg)

Ilkka Remes. Der deutsche Innenminister wird in Finnland ermordet, mysteröses Frachtgut befindet sich auf dem Weg nach Berlin, eine Molekularbiologin entwendet genmanipulierte Viren aus einem Labor in Moskau - und das ist erst der Anfang der größenwahnsionnigen Operation des russischen Mafiabosses Rem Granow. Kann es Kommissarin Johanna Vahtera mit diesem scharfsinnigen, eiskalten Menschen aufnehmen?

Der Sohn des deutschen Innenministers wird in Finnland auf spektakuläre Weise entführt und danach die Forderung an den Vater gestellt, sich allein zu einem bestimmten Ort zu begeben. Der gehorcht und wird dann später völlig tot und ausgeblutet in einem Waldstück schön für seine einstigen Beschützer drapiert vorgefunden, während man seinen Sohn unverletzt regelrecht geliefert bekommt. Bei den Ermittlungen sollen die finnischen und deutschen Behörden zusammenarbeiten, doch der Informationsfluss bleibt einseitig, die Detuschen blocken. In der Zwischenzeit werden diverse Personen angeheuert, um mehr oder weniger wissend an einem großen Plan teilzuhaben und die Vorbereitungen für dessen Umsetzung zu treffen. In Russland werden genmanipulierte Viren entwendet, andernorts unterschiedliche Gerätschaften gestohlen und über Grtenzen hinweg nach Deutschland geschafft, ein Reporter angeheuert, der für eine Werbefirma einen Clip drehen soll, der aufgemacht ist, wie eine echte Nachricht. Die Kommissarin Johanna Vahtera auf finnischer reist  nach Deutschland, um in Berlin endlich mehr Unterstützung in der Angelegenheit einzufordern, während nahe der Hauptstadt eine Privatmaschine abstürzt,wobei es nach den Bergungsarbeiten plötzlich etliche Krankheitsfaälle gibt. Nach und nach beginnen die Ermittler die Zusammenhänge zu erkennen, doch längst nicht, wer hinter der Angelegenheit steckt oder was das Motiv ist.

Illka Remes entwickelt ein zumindest teilweise realistisches Szenario (übrigens wird der Begriff "Blutglocke" im Verlauf des Romans erklärt), wie man einen Staat mit einigen Millionen und cleverem Einsatz unterminieren kann. Dabei lässt er sich über die Unzulänglichkeiten der USA in Politik und Gesellschaft aus, deren Streben auch in den Medien und Nachrichten nur auf seichte Unterhaltung statt auf ernsthafte Auseinandersetzung mit Geschehnissen ausgerichtet ist und dass diese Welle der Ignoranz auch nach Europa rübergeschwappt ist. Die Politik wird schon fast einheitlich als egoistisch und nur am eigenen Machterhalt interessiert dargestellt und schon weitab vom eigentlichen Auftrag, dem Volke zu dienen. Diese Voraussetzungen nutzt er dazu, seine Handlung einzuflechten und eine Bedrohung zu kreieren, die dann wie geschrieben durchaus machbar wäre. Seine Protagonisten lässt er dabei bis auf Johanna nur oberflächlich erscheinen, während er sich der Kommissarin und ihrer Probleme näher annimmt. Einsam, etwas zickig, aber dem Beruf verschrieben, der Mann von der TERA - Timo Nortamo - bleibt wie die meisten anderen Figuren nur am Rande existent und hat wenig Einfluss auf die Ermittlungen. Im Gegensatz zu "Ein Schlag ins Herz" sind hier die Geheimdienste eher aussen vor und es geht eher über die polizeiliche Schiene, dies aber spannend und intensiv, verlangt einige Aufmerksamkeit beim Lesen, auch weil viele Personen auf unterschiedlichem Terrain in diversen Ländern aktiv sind. Intelligenter Thriller, der gut unterhält, mit einer kleinen Wenung aufzuwarten weiß und den guten Ruf des Autors nur bestätigt. 475 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Juni 2013, 21:11:18
(http://1.bp.blogspot.com/-Vc2eCZAx7zU/Ub9DfSTttlI/AAAAAAAAIto/930xkKgf1qQ/s1600/briankeenekr%C3%A4hen.jpg)

Brian Keene. Fünf geheimnisvolle Geschöpfe statten Brinkley Springs einen Besuch ab. Vor Jahrhunderten wurden sie aus den Schatten geboren, einzig, um zu zerstören...zu töten...zu fressen. Sie bringen Terror und Blutvergießen. In dieser Nacht wird die Stadt nicht länger so still sein. Schreie werden durch die Finsternis hallen. Aber wird sie noch irgendwer hören können?

Freie Natur, idyllische Wälder - plötzliche Stille, als sich fünf Krähen auf den Verstrebungen eines Strommastes niederlassen. Dann verliert einer der Vögel eine Feder. Sie trudelt zu Boden und Unheimliches geschieht. Umgeben von Bergen und bewaldeten Abhängen ruht im Tal das Städtchen Brinkely Springs. Leider ist die Atmosphäre im Ort wenig heimelig, da man ihm den langsamen Niedergang schnell ansieht. Zerfallende Häuser, nur noch wenige Einwohner, die zumeist außerhalb arbeiten, so sie denn überhaupt Arbeit haben und die Jungen wollen nach ihrem Schulabschluss das Kaff so schnell es geht verlassen. Keiner von den Verbliebenen ahnt, was auf sie zukommt. Denn wo sich die Krähen versammelt hatten, erheben sich plötzlich fünf dunkle Gestalten. Die Natur hält den Atem an und die Fauna begeht kollektiven Selbstmord. Gegen Abend ziehen die düsteren Gesellen Richtung Ortschaft. Dort sitzt der alte Axel und betrachtet an seinem Lebensabend das Städtchen, in dem er seine gesamte bisherige Zeit verbracht hat, während andernorts die Dorfjugend unterwegs ist oder einer sich wieder auf den Weg begibt, das Drama hinter sich zu lassen. Auf einmal fällt der Strom aus, Brinkley Springs sitzt im Dunkeln ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt. Automotoren streiken, Telefone funktionieren nicht. Angst macht sich langsam breit und bald schon ereignet sich der erste Todesfall. Immer mehr schrille Schreie gellen durch das Dunkel der Nacht und auch der durchreisende Levi erwacht aus seinem tiefen Schlaf, als das Grauen seinen Anfang nimmt. Er hütet ein Geheimnis, das er jetzt wohl oder übel lüften muss, wenn er sich und einige Stadtbewohner retten will.

"Eine Versammlung von Krähen" ist kein Erfahrungsbericht über eine Bundestagssitzung, sondern der neue Roman von Brian Keene, den man für satte 13,95 Euro beim Festa-Verlag erwerben kann und dafür ein Buch erhält, das sofort einen kalten Schauer des Entsetzens über den Rücken des geneigten Lesers kribbeln lässt - und das bis dahin ohne Blutvergießen. Gekonnt, Herr Keene. Ohne große Umschweife wird die beklemmende, beängstigende Atmosphäre geschaffen, die sich die gesamte Handlung hinweg, die nur jene eine Nacht dauert, hält. Kurz und knapp werden die Protagonisten und Hauptcharaktere vorgestellt, ohne allzusehr in die Tiefe zu gehen und dann ist es aus mit gemütlich. Brian Keene drückt immer mehr aufs Tempo, rückt dabei seine Lieblingsthemen Religion und andere Glaubensgemeinschaften sowie Paralleluniversen in den Vordergrund, während die Bewohner von Brinkley Springs nach und nach einen grausamen Tod sterben. Neben den nicht plakativ oder provozierend ausgebreiteten Gräueltaten lässt es sich der Autor auch nicht nehmen, auf seine Favoriten in Musik (Blue Öyster Cult, AC/DC) oder auf Kollegen (Bryan Smith, Zane Grey, Ray Slater aka Joe R. Lansdale) hinzuweisen und mit der einen oder anderen Zutat zu seiner Geschichte an Stephen King zu erinnern. Im normalen Maß blutige Entsetzensmär, die sehr flott, rasant und extrem unterhaltsam daherkommt und die man fast in einem Rutsch durchlesen kann. Wer schon Bücher von Brian Keene kennt (von denen auch einige hier erwähnt werden), dürfte keine Überraschung erleben, wird aber mit dem Gebotenen wie bisher sicher zufrieden sein (außer man konnte bis jetzt so rein gar nichts  mit ihm anfangen). Gute Lektüre, empfehlenswertes Buch. 345 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Juni 2013, 21:54:17
(http://1.bp.blogspot.com/-8Xr9hJxmYvA/UcSY79bPJ6I/AAAAAAAAIzw/RFO1uPTUDi0/s320/taylosteven.jpg)

Taylor Stevens. Vor acht Jahren wurde die fünfjährige Hannah entführt. Seitdem erlebt sie in der christlich-fundamentalistischen Sekte der Erwählten die Hölle auf Erden. Um die Spur des kleinen Mädchens zu verwischen, reisen die Anhänger des sogenannten Propheten unaufhörlich von Land zu Land. Doch Hannah ist nicht vergessen, und eine Gruppe von Sektenaussteigern hat endlich einen Hinweis auf den Verbleib des Kindes erhalten. Sie wird in Buenos Aires festgehalten. Doch das Netz der Erwählten ist feingesponnen, sie zu infiltrieren ist noch nie gelungen. Bei der Suche nach ihrer Tochter haben die verzweifelten Eltern nur noch einen Trumpf in der Hand: Vanessa Michael Munroe.

Logan reist nach Marokko, um die sich dort aufhaltende Munroe um einen Gefallen zu bitten. Er möchte, dass sie im Auftrag ehemaliger Sektenmitglieder, davon eine ehemalige Bekannte von ihm, das Mädchen Hannah aus der Gewalt ihrer Entführer befreit. Trotz der geringen finanziellen Unterstützung durch ihre Auftraggeber reist Munroe  nach Buenos Aires - im Schlepptau Logan sowie Heidi und Gideon. Ebenfalls mit von der Partie ist Miles Bradford, ein privater Sicherheitsberater und Freund von Munroe. Nach und nach ermitteln sie den Aufenthaltsort bzw. die Oasen der Gruppe, wobei es nachts zu einem Zwischenfall kommt, bei dem Munroe mitansehen muss, wie ein junges Mädchen verkauft wird. Sie tötet Käufer und Verkäufer und bringt das Kind in ein Kloster, bevor sie sich wieder ihrer eigentlichen Aufgabe widmet. Es gelingt ihr dann auch, sich in die Nähe von Hannah zu begeben, doch die wird plötzlich weggebracht. Sie ist nun in den Händen von einer einflussreichen argentinischen Mafiafamilie, die die Erwählten unterstützt. Ein neuer Plan muss her. Munroe und Bradford kidnappen ihrerseits das Mädchen, doch dabei wird Munroe gefangengenommen. Sie kann sich befreien und lässt eine Menge Leichen zurück, muss jetzt aber zusehen, wie sie ohne Papiere das Land verlassen kann.

Der zweite Mission Munroe-Roman braucht einige Zeit, um so richtig in Fahrt zu kommen. Taylor Stevens nimmt sich die Zeit, das Dilemma ihrer Heldin, die Nachwirkungen der grausamen Vergangenheit ausführlich zu beleuchten und ihre Probleme im Umgang mit anderen Menschen, ihre innere Unruhe, ihre Neigung zu unverhältnismäßigen Gewaltausbrüchen, ihren Albträumen. Einen weiteren Teil des Geschehens nimmt die Planung der Infiltrierung der Sekte in Anspruch, bevor die ersten Spannungsmomente sich langsam einstellen. Im Vergleich zum Erstling "Die Touristin" geht hier alles mit deutlich gebremstem Schaum vor sich, wird die Sektenproblematik und der entweder sensationsgierige oder gleichgültige und verständnislose Umgang der Öffentlichkeit thematisiert, bevor im letzten Drittel dann Munroe richtig vom Leder zieht. Als Fazit bleibt für mich bei "Die Sekte" eher Mittelmaß mit Hoffnung auf mehr Speed im dritten Buch "Die Geisel", da ja vermeintlich jetzt alle bremsenden Klippen umschifft sind. Rund 470 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Juni 2013, 21:00:19
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1372009895_danielsuarez.jpg)

Daniel Suarez. Blutiger Drohnenangriff auf eine Pilgerstätte im Irak. Ein weiterer Angriff trifft eine kalifornische Universität. Die Biologin Linda McKinney ahnt nichts davon: Sie erforscht gerade eine besonders aggressive Spezies afrikanischer Ameisen, als sie mitten im Dschungel gekidnapped wird. Ihr Entführer heißt Odin, und er hat ihr offenbar das Leben gerettet. Wer sind die Mächte, die Lindas Forschungen zur Schwarmintelligenz unterdrücken wollen? Während sich in den USA grauenhafte Bombardements häufen und in den hintersten Winkeln des Planeten Millionen fliegender Tötungsmaschinen vom Band laufen, macht sich das Team um Odin und McKinney daran, die Menschheit vor der Vernichtung durch ihren eigenen Fortschritt zu retten.

Die Techniker und Drohenlenker in ihrem klimatisierten Kabuff beobachten, wie eine Drohne mit US-Wappen etliche Hellfire-Raketen mitten in die Prozession von Pilgern bei einer Stätte im Irak feuern, die hunderte Menschenleben fordert. Die Schuld liegt sofort bei den Amerikanern, die daraufhin von den anderen Nationen für diesen Akt der Brutalität geächtet werden. Doch die Drohne war fremdgestuert. In den USA sitzen einige Forscher einer Universität zusammen, um ihren Erfolg zu feiern, den sie mit einer Präsentation erreicht haben, während draußen vor dem Fenster im idyllischen Wald Vögel und Raben ihr Treiben ungerührt fortsetzen. Dann platzt die Nachricht herein, dass die Errungenschaften schon im Internet veröffentlicht sind. Sie wurden verraten oder ausspioniert. Als einer der Männer herausbekommt, wo die Quelle des Verrats sitzt und ein Treffen einberuft, werden allesamt von einer Explosion getötet. In Afrika studiert die Forscherin Linda McKinney gerade das Schwarmverhalten der aggressiven Weberameisen, als sie gerade rechtzeitig von Odin vor einem Anschlag gerettet wird. Dieser hat nebst zwei Raben eine illustre Truppe um sich versammelt, die die Anschläge aufklären soll. Zu diesem Zweck zwangsrekrutiert er McKinney, die mit ihren Ergebnissen und ihrem Wissen die geheime Aktion unterstützen kann. Man eröffnet ihr, dass ihre Erforschung der Schwarmintelligenz zusammen nit der Visuellen Intelligenz der getöteten der Universität für die Attentate missbraucht wurde. Man bringt sie in eine Einrichtung, in der das Equipment der sogenannten Activity lagert, doch sie misstraut deren Worten und sie kann flüchten, was sich als kein Ruhmesblatt für die spezielle Einheit darstellt. Natürlich wird sie wieder eingefangen und dann nicht mehr aus den Augen gelassen. Doch auch ein Standortwechsel in ein sogenanntes sicheres Haus bringt eben keine Sicherheit. Sie werden von einem tödlichen Schwarm von Einwegkillerdrohnen angegriffen und das fordert Opfer, bevor sie flüchten können und sich zum Gegenschlag wieder sammeln. Sie finden Mittäter der Organisation, die hinter der Sache steckt, dazu neue Spuren und müssen eine weitere heftige Attacke wegstecken. Dann herrscht Klarheit über das künftige Operationsziel des Gegners und erhalten Erkenntnisse über den Plan, neuartige Kriege zu schüren, dei dem militärisch-industriellen Komplex neue Gewinne generieren und den Überwachungsfanatikern neuen Pfrümnde für den Ausbau ihrer Technologie bringen sollen. Es bleiben nur wenige Stunden, um eine Katastrophe zu vereiteln.

Daniel Suarez hat sich eines Themas angenommen, das derzeit auch hierzulande recht populär ist (Wenn auch eher unrühmlich und peinlich, wenn man sich die Steuergelderverschwendung ansieht. Jeder kleine oder größere Steuersünder wird angeklagt und der Staat betätigt sich bedenkenlos als Hehler beim Ankauf gestohlener Daten, doch solche Steuersünden werden nicht verfolgt, obwohl viel umfangreicher.): Überwachung und Kriegsführung durch Drohnen. Nicht nur, dass durch den fast schon missionarischen Glauben an die scheinbar unfehlbare Überlegenheit der Technik wertvolle Informationen verloren gehen, die früher durch menschliche Aufklärung erhalten wurden, die Technik auch weiterhin nicht ersetzen kann, sondern auch, dass die Drohenlenker in ihren Arbeitscontainern das Ganze nur noch als Videospiel an einem übergroßen Bildschirm wahrnehmen und gar nicht wissen, was für ein Leid sie verursachen und abwertend von Death TV sprechen, wenn sie wieder eine Drohne ins Ziel lenken. Kollateralschäden? Werden billigend in Kauf genommen, trifft ja nur die Anderen. Die beiden Hauptfiguren von Daniel Suarez bekommen einen etwas ausführlicheren Hintergrund spendiert, wobei speziell McKinney als Patin eines afrikanischen Waisenjungen für die menschlichen Züge der Operation stehen soll. Doch der scheint nur als Alibi herhalten zu müssen, da sie nach ihrer Entführung und der weltweiten Bedrohung bestenfalls einmal an den Jungen denkt. Man sollte meinen, dass die Dame nach ihren Abenteuern und der Explosion in Afrika doch wissen möchte, wie es dem Burschen geht. Nix da. Natürlich kommt auch Daniel Suarez nicht ohne Klischees aus, von denen das der erst widerwilligen Partner, die dann zu einem Paar werden, das hervorstechendste ist. Nebenbei mokiert sich McKinney über die Rolle der Frau in den Nachrichtensendungen, bei denen schnuckelige Modelmäuse die blöden Fragen an den männlichen Chefmoderator stellen, um sich sowie das Publikum von dem dann schlau machen zu lassen. Im Laufe der Zeit bzw. Verlauf der Handlung erfüllt sie selbst bis auf Ausnahmen auch ebendiese Rolle, die ihr so zuwider scheint. Nach der fulminanten Einleitung wird das Ganze erst einmal zur Erklärmaschine über die neuesten Entwicklungen, die, da viele, ja die meisten von ihnen schon tatsächlich existieren, ziemlich erschreckend sind und welche Zusammenhänge sich daraus ergeben. Doch durch z. B. die Flucht oder andere Geschehnisse entwickelt sich keine Langeweile beim Leser und das Tempo wird nicht ausgebremst. Die Kritik an der heutigen Welt der Medien beschränkt sich  nicht nur auf die Rolle der Frau in den News, sondern auch auf die sogenannten Beeinflussungsoperationen, wo nur verbreitet wird, was genehm ist oder diverse Vorkommnisse bagatellisiert werden. Gemeinsam mit der nicht wirklich neuen Erkenntnis, dass Medeen, Wirtschaft und Konzerne längst eigene Wege gehen und die Regierungen und Politiker bestenfalls noch (gut bezahlte?) Erfüllungsgehilfen sind, wirft der Autor nach "Daemon" und "Darknet" kein allzu schönes Bild der ach so "schönen, neuen Welt" auf, in der die Bevölkerung bestenfalls als Statisten und Melkkühe auf der Weide ihr Dasein fristen darf. Das Kapital regiert die Welt. Kriege werden aus Gewinnsucht geführt, Revolutionen aus denselben Gründen angezettelt oder niedergeschlagen, Menschenrechte ausser Kraft gesetzt, humanitäre Projekte nur dem Gewinnstreben untergeordnet (Medizin mal als Beispiel genannt. Krankheiten in Afrika, gegen die es Mittel geben würde, werden nicht behandelt, weil die Herstellung der Medikamente aufgrund der Unwirtschaftlichkeit im schwarzen Kontinent nichts bringt.) Auch die Nachrichtenwelt (TV oder auch die berühmte und bekloppte Boulevard-Presse) und das Internet kommen nicht wirklich gut zu Geltung, da diese mittlerweile in beiden Fällen dazu verkommen sind, populäre Botschaften in den Vorergrund zu rücken, während weniger populäre im Vergessen versinken und unterdrückt werden. So kommen statt bedeutsamen Themen diverse Spacken, Müll-TV, geistig unterbelichtete It-Girls zu ständigen Ehren, wo echte Information angebracht sein sollte. Auf die Art konnte sich sogar Al Kaida in Richtung einer Marke entwickeln und vermarkten. Eigentlich unfassbar. Dazu kommt noch die Parallele zu Aussagen des Autors Anders de la Motte, der ja schon deutlich skizziert hat, wie im Internet Meinung gemacht wird. Ganze Horden bezahlter Trolle sorgen durch positive Berichte dafür, dass negative Meinungen so weit in den Hintergrund gerückt werden, dass sie in den Suchmaschnen erst spät oder fast gar nicht mehr auftauchen - und diese Horden werden mittlerweile durch Programme ersetzt, die sich über Facebook, Twitter, kommerzielle Foren, die sich mit Werbung finanzieren oder auch kommerzielle Blogs (Glücklicherweise ist Cheffe Shane Schofield stolz darauf, seinen Blog frei von jedem äußeren Einfluss zu führen (schlimm genug, dass er mich fabulieren lässt), sonst wäre dies bestimmt meine letzte Rezi.), massenweise Fake-Accounts einrichten und Meinungen in der Art verbreiten, dass man das gewohnte Phänomen des "was alle gut finden, muss auch gut sein" zu eigenen Gunsten ausnutzen kann. Auftraggeber für so etwas sind Regierungen, Firmen, Großkonzerne, Autoren usw. Nicht jede Rezi, die man liest, ist wirklich echt (So, jetzt überlegt mal, ob man an mein Geschmiere nun glauben kann oder nicht.), sondern nur eine Manipulation oder Beeinflussungsoperation. Das gilt auch für Politik. Die nutzt das auch gerne für sich, ob es da nun um Arbeitslosenzahlen oder die Globale Erwärmung geht. Abgesehen von diesen vielen Punkten ist "Kill Decision" mit etlichen rasanten Actionelementen angereichert, aber nicht überhart oder gar brutal. Das eine oder andere Klischee verirrt sich in die Handlung, die trotz wissenschaftlicher Anteile leicht zu verfolgen und flott zu lesen ist. Hier trifft intelligente Story mit eingeflochtenen Bildungsanteilen Action, was an sich schon selten ist. Noch seltener ist nur, dass solche Werke auch in meinem Portfolio zu finden sind. Wer also Michael Crichton mit seinen fundierten Unterhaltungsbildungsromanen zu schätzen wusste, sollte bei Daniel Suarez zugreifen. Und ganz allgemein sollte man künftig vielleicht noch mehr überlegen, welchen Mist in Wort oder Schrift in TV, Presse oder Internet man glauben will oder nicht. Rund 490 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juni 2013, 19:52:13
(http://3.bp.blogspot.com/-9Krc-a7E4dc/UcsSytTptpI/AAAAAAAAI4Y/uTxBXknt7DA/s320/edenprohpecy.jpg)

Graham Brown. Der amerikanische UN-Botschafter erhält einen Brief, der mit einem unbekannten Virus verseucht wurde. Auf dem Umschlag findet man die Fingerabdrücke eines Genetikers - und bald darauf in Paris die grausam verstümmelte Leiche des Mannes. Kurz vor seinem Tod sandte der Wissenschaftler eine verzweifelte Bitte um Hilfe an den ehemaligen CIA-Agenten Hawker. Der setzt alles daran, die Mörder seines alten Freundes zu finden. Hawkers Hetzjagd führt ihn von Frankreich über Beirut bis in die erbarmungslose iranische Wüste. Wo eine mysteriöse Sekte Pläne verfolgt, die der Menschheit ein neues Eden bescheren könnten - oder aber die Hölle auf Erden.

Die stellvertretende UN-Botschafterin der USA öffnet am frühen Morgen einen Brief, der sie mit einem Virus infiziert und zusammenbrechen lässt. Natürlich läuten jetzt alle Alarmglocken, besonders, weil ein beiliegender Brief noch viel schlimmere Ausbrüche androht. Man holt Danielle Laidlaw vom NRI hinzu und als der Wissenschaftler Ranga Milan dem Ex-Agenten Hawker einen Hilferuf zukommen lässt, will der ihn aufsuchen, findet ihn aber in Frankreich nur noch ermordet vor. Als er in der Sache zu ermitteln beginnt und mit Laidlaw zusammen dessen Wohnung und Labor betritt, werden sie von Fremden angegriffen und das Labor gesprengt. Milan hatte es mit Sprengfallen versehen, da er einen Anschlag auf ihn und seine Forschungen vermutete. Nach einer Verfolgungsjagd auf der Seine können einige der Angreifer entkommen. Doch kleine Hinweise führen zu einer Auktion in Beirut, die Laidlaw besucht und einer Veranstaltung in Dubai, wo sich Hawker einschleicht. In beiden Fällen werden Anschläge auf die Teilnehmer verübt. Laidlaw kann sich retten und in Dubai kann auch Hawker Sonia, die Tochter von Ranga, vor Schlimmerem bewahren. Es kristallisiert sich heraus, dass sie in den Iran müssen, um die Hintergründe der Forschungen aufzudecken, das Vorhaben der Sektierer zu unterbinden und zudem noch die Schwester von Sonia zu retten. Sie finden auch den Ort, der die Antworten liefern soll, werden aber von etlichen Söldnern angegriffen. Bei den folgenden Kampfhandlungen wird Sonia gefangengenommen, während Laidlaw und Hawker entkommen können. Gemeinsam mit ihrem Verbündeten Keegan machen sie sich auf, die Frau zu befreien und Welt vor einer üblen Bedrohung zu bewahren.

Graham Brown hat ja mit "Black Rain" und "Black Sun" ordentlich vorgelegt, bevor er sich auch in die Dienste eines Clive Cussler begab, um für den an den NUMA-Files zu arbeiten. Auch in den beiden vorherigen Romanen waren Laidlaw und Hawker die Protagonisten und haben sich nach und nach zusammengerauft und ein Pärchen gebildet, was jetzt zumindest als Ausgangslage für etwas oberflächliche Eifersüchteleien durch Laidlaw dient, der die Vertrautheit zwischen Hawker und Sonia nicht passt. Sehr viel mehr wird den Protagonisten an Hintergrund auch nicht zugestanden, der Rest der Handlung beschränkt sich auf die Ermittlungsarbeit und Hatz durch die Welt, gepaart mit diversen Actionszenen, die aber sehr klischeehaft daherkommen. Wer sich von Clive Cussler gut unterhalten fühlt, macht bei dieser Lektüre auch  nichts falsch. Anspruchslose Unterhaltung mit Actionsequenzen gewürzt, die aber wenig originell oder allzu temporeich sind. Alles irgendwie schon mal gelesen oder gesehen, mal besser, aber auch schon schlechter. Passt so in die Schnittmenge von Steve Berry und den vielen "Bibelauslegern", die sich mit der Wissenschaft und der neuen Deutung der Bibel zum Zwecke der Unterhaltung beschäftigen. Seichtere Diskussionern zu Religion und ihrem Wahrheitsgehalt sind relativ kurz gehalten und hemmen den Lesefluss der recht simpel verfassten Story nicht. Nichts Neues auf dem Markt, aber wenigstens einigermaßen unterhaltsam. Und der Klappentext ist mal wieder recht lieblos und fehlerhaft hingerotzt. 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Juli 2013, 00:01:17
(http://1.bp.blogspot.com/-kNRWBUOrNe8/UdCM1qKNOZI/AAAAAAAAI6Q/w9EihOmhZ_U/s260/urban-waite_schreckensbleich2-170x260.jpg)

Urban Waite. Phil Hunt züchtet Pferde in der Nähe von Seattle und verdient sich ein Zubrot mit Drogenschmuggel für alte Bekannte. Sein neuester Auftrag geht jedoch völlig schief. Die Bergung der 200 Kilo Kokain an der kanadischen Grenze wird von dem ehrgeizigen Provinzsheriff Bobby Drake vereitelt - mit fatalen Folgen. Denn der psychopathische Auftragskiller, der die Drogen wiederbeschaffen soll, verliert mehr und mehr die Kontrolle über sich und steigert sich in einen wahren Mordrausch hinein.

Aus einem nächtlichen Aufstieg zu einem Tal in den Bergen, wo man aus einem Flugzeug abgeworfene Drogen bergen und zum nächsten Empfänger bringen soll, wird ein Fiasko. Der Deputy-Sheriff Drake wurde anhand eines im Wald geparkten Wagens in der ländlichen Gegend misstrauisch und mach sich auf die Suche. Er findet Phil Hunt und seinen jungen Begleiter und versucht sie zu stellen. Hunt flieht, der Begleiter wird von Drake erschossen. Der Deputy schafft die Ware ins Tal und informiert die DEA, die ihren Mann Driscoll schickt, der auch den zweiten Mann fassen will. Was sie nicht ahnen, ist, dass die Hintermänner über ihren Mittelsmann, einen Anwalt, den Killer Grady auf Hunt angesetzt haben. Dieser Grady überschreitet nach und nach die Grenze zum Wahnsinn und murkst zwischendurch noch eine Vietnamesin ab, die gerade via Kanada Richtung Seattle unterwegs ist und in ihren Eingeweiden Drogen für rund 90.000 Dollar transportierte. eigentlich sollte er das Mädchen sowie eine zweite, die nicht auftauchte, bei seinen Bossen abliefern. Indes macht Hunt mit seinem Kumpel Eddie, der ihn zu diesem Nebenjob angeheuert hatte, einen Deal, dass er eine weitere Lieferung entgegennimmt und damit beweist, dass er weiter vertrauenswürdig ist. Diese zweite Lieferung ist das Mädchen, das zuvor mit ihrer Freundin nicht auftauchte. Doch bei der Übergabe sitzt Grady schon im Hinterhalt und versucht Hunt zu erledigen. Er versagt und muss sich nun auf dessen Spur setzen. Auf dieser befinden sich auch Driscoll und der Deputy - und jetzt auch die Vietnamesen.

Der Beginn des Buches hat mich fast dazu verleitet, die Lektüre abzubrechen, zu sehr versucht Urban Waite hier literarisch hochwertig daherzukommen, die ständig übers Leben und Dasein sinnierenden Figuren ermüden eher als dass sie interessieren. Doch je weiter man mit der psychologischen Sezierung des Innenlebens und das Kampfes der Männer mit ihren eigenen Fehlern und Versagensängsten fortschreitet, umso mehr wird man von der Geschichte gefangen, die mit der Zeit auch auf Actionelemente setzt. Die Protagonisten bekommen Tiefe, während die Gewaltorgie dialogfrei einsetzt und mit dem Auftauchen des Killers Erinnerungen an "No country for old men" wachwerden lässt. Andere Location, aber ähnliche Atmosphäre. Direkt und ohne viel Schmacht, dennoch teilweise anrührend, aber ohne das gewohnte Happy-End, sondern mehr ein versöhnlicher Schluss ohne viel Pathos. Psychologischer Tiefgang trifft Action und macht den grüblerisch-harten Thriller nicht nur zu einem erstklassigen Debüt, sondern auch zu einem entgegen der Anfangserwartungen hervorragenden Actionroman mit Perspektive und weitab von der üblichen Actionliteratur. Bald erscheint von Urban Waite "Wüste des Todes". Ist für mich schon sicher vorgemerkt. Und wer C. McCarthy zu schätzen wusste, kann hier ebenfalls zugreifen, auch wenn dessen Qualität nicht ganz erreicht wird. Auf jeden Fall keine Allerweltsware. 360 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 Juli 2013, 22:24:22
(http://3.bp.blogspot.com/-LVg-sWw4__Q/UdMglnxaoRI/AAAAAAAAI8U/sJ3SC9E29_s/s320/heckensch%C3%BCtze.jpg)

Jack Cannon. Eine Serie von heimtückischen Morden erschüttert New York. Fast immer sind es attraktive blonde junge Frauen, die aus dem Hinterhalt erschossen werden. Sergeant Joe Ryker erhält den Auftrag, den Mörder unschädlich zu machen. Seine Ermittlungen lassen ihn bald vermuten, dass der offenbar geisteskranke Heckenschütze sein blutiges Handwerk in Vietnam gelernt hat. Hart und skrupellos wie sein Gegner nimmt Ryker den Kampf auf. In den Slums der Riesenstadt kommt es zu einem gnadenlosen Duell.

Der erste Mord, der sich zu einem Massenmird ausweitet, nachdem das Auto der Getöteten auf die Fahrbahn unter der eigenen stürzt, stellt die Ermittler noch vor ein Rätsel. Aber bald geht ihnen auf, dass sie es mit einem Killer aus dem Dunkeln zu tun haben. Doch Ryker erkennt ein Muster und lässt sich alte Armeeakten bringen, vergleicht einen Teilfingerabdruck den sie gefunden haben und lässt zwei junge Zeugen den Täter identifizieren. Doch der ist nicht leicht zu fassen, er hat sein Handwerk in Vietnam gelernt; nicht nur das Töten als Scharfschütze, sondern auch das Täuschen und Tarnen. Als Ryker ihm dennoch zu nahe kommt, verlegt er sich von Blondinen auf Polizisten und da er ein Nachtsichtgerät benutzt, das die Regierung für geheim erklärt hat, mischt sich noch das FBI wegen der nationalen Sicherheit ein. Jetzt heißt es Ryker gegen alle. Die Regierung bekommt ihr Nachtsichtgerät und um zu vertuschen, dass so etwas Geheimes in die Hände eines Killers geraten kann, werden alle zum Schweigen vergattert und der Killer kommt nur in die Klapse, statt auf einen Prozess wegen der Morde zu warten. Bloß kein Aufsehen. Doch Ryker gibt nicht auf und hat eine Idee.

Jack Cannon ist bekannter unter dem Namen Nelson DeMille und hat die Ryker-Reihe in den späten 80-ern und frühen 90-ern mit insgesamt sechs Romanen verfasst. Sein Protagonist Joe Ryker ist eine Art Harry Calahan, nur "dirtier". Saufen, qualmen und Nutten gratis vögeln kommt noch hinzu. Er ist desillusioniert, geschieden, hasst im Prinzip alle Menschen, wühlt nur im Dreck der Großstadt und mit ihm ist nicht leicht auszukommen und er hat einen ähnlichen Partnerverschleiß wie einst Calahan. Er ist ein grober Hund, maulfaul und nicht gut auf seine Vorgesetzten zu sprechen, er macht sich seine eigenen Regeln, wird von den Leuten - Zivilisten wie Cops - eher gefürchtet als geachtet und Zitat: Im Toreingang lag ein Besoffener, doch Ryker war zu müde, um ihn wegzutreten" Zitat Ende zeigt, von welch überaus friedvoller Natur der Sergeant ist. Insgesamt geht Jack Cannon wenig auf seine Hauptfiguren ein, die Charakterisierung des Killers und die Beweggründe für dessen Knacks und der Grund für die Blondinenvorliebe werden nur kurz gestreift. Das rund 150 dicht bedruckte Seiten lange Buch kommt ohne Problemgewinsel oder tiefgehende Psychogramme daher, sondern gibt eher dem knallharten Ryker eine Bühne nach eigenen Gesetzen zu kämpfen. Unterhaltsame Actionkost ohne Längen und lakonisch wie knochentrocken.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Juli 2013, 14:52:35
(http://1.bp.blogspot.com/-M5AtaQsKvsw/Udf3KDMbCII/AAAAAAAAI94/sKnvBqMXDqQ/s320/hameergod.jpg)

Jack Cannon. Der grausame Mord, den Sergeant Joe Ryker und sein Assistent Peter Christie von der Kriminalpolizei New York aufzuklären haben, ist von ungewöhnlicher Natur. Eine Schauspielerin, die in einem kleinen theater des Stadtteils Greenwich Village eine der Hexen in Shakespeares Macbeth gespielt hat, wird, die Brust von einem Eichenholzpflock durchbohrt, in ihrer Wohnung aufgefunden. Der einzige Hinweis, über den Ryker verfügt: Ein riesiger Mönch in Kutte und Kapuze soll der Schauspielerin in der Mordnacht nach der Vorstellung gefolgt sein. Die äußeren Umstände der Tat deuten auf einen Ritualmord hin, auf Teufelsaustreibung.

Ryker lümmelt sich verkatert an seinem Schreibtisch rum, als er den Auftrag erhält, den neuesten Mord zu bearbeiten. Gewohnt rüde geht er vor und schon nach kurzer Zeit hat er von zwei Kleinganoven eine brauchbare Aussage zum Täter. Leider weiß aber niemand, wo sich dieser aufhält, was Ryker wiederum stinkt. Und wenn er sauer ist, muss er sich abreagieren. Was liegt da näher, als ein paar vermeintliche Zeugen zu striezen. Doch bevor er zu weit geht, kommt der zweite Mord dazwischen., Wieder eine Schaupielerin, die eine Hexe darstellte. Doch diesmal gibt es eine Zeugin: Die Tote hatte eine Mitbewohnerin und wurde vor der Tat niedergeschlagen und hat wohl nur überlebt, weil der Täter bei seiner Arbeit durch Nachbarn gestört wurde und übers Fenster auf der Notleiter abhaute. Durch die erfährt Ryker von einem Hexenzirkel und Satanskult, der sich in der Stadt ausgebreitet hat und die beiden Frauen waren dort Mitglieder. Schnell ist ein Plan zurechtgeschustert, dass man die nächsten Hexensabbate in der Zeitung groß ankündigt und auch Zeit und Ort nennt sowie ein Polizistenpärchen dort einschleust. Wenig überrascht stellt Ryker fest, dass einige Honoratioren der Stadt sich an diesem Vergnügen beteiligen. Aber mit dem blutigen Verlauf des Sabbats hat er nicht gerechnet. 

Wie schon "Der Heckenschütze" ist auch "Der Hammer Gottes" nicht auf literarische Weihen ausgelegt. Ich vermute, dass sich Nelson DeMille als Jack Cannon einfach von der Erwartungshaltung nach Werken wie "Die Kathedrale" befreien und schlicht mal ordentlich auf die Kacke hauen und einen eher unsympathischen Protagonisten in den Mittelpunkt stellen wollte. Das Ganze garniert mit Gewalt und hier auch einer deftigen Portion Sex. Hätte er in den beiden Punkten noch etwas expliziter draufgehalten, wäre das der beste Laymon gewesen, den ich je gelesen hab. Gerade zum Ende hin wird mit Blut, Sex und Gewalt nicht gespart und Ryker wäre nicht Ryker, wenn er dem Recht wieder auf seine Art Geltung verschaffen würde.Die rund 155 Seiten eignen sich nicht zur großen Charakterzeichnung und auch die Beweggründe des Mönchs werden wie schon beim Heckenschützen nur kurz gestreift. Und Ryker hat nach den Geschehnissen aus seinem vorherigen Fall scheinbar Narrenfreiheit, da er das große Stühlerücken in den oberen Etagen bis runter zum Captain unbeschadet überstanden hat. Er wusste bzw. weiß einfach zuviel über die fehlerhaften Befehle und Anweisungen der Chefs. Und da er sich nichts entgehen lässt, findet er auch in diesem Fall wieder etwas für seinen eigenen Nutzen. Eine schnelle, harte Story, einfach strukturiert, die sich auch ob der Kürze gut lesen lässt und den rabiaten Protagonisten trotz all seiner Mängel noch als einen der kompetenteren Polizisten dastehen lässt. An Humor hapert es und zwischenmenschliche Züge sind bei der Hauptfigur kaum auszumachen. Er ist bloß ein Sauhund mit Polizeimarke.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Juli 2013, 16:49:54
(http://1.bp.blogspot.com/-95mc2kAvcoY/Udq8UYzPkjI/AAAAAAAAI_I/CI3Z-EU9VV0/s320/weissetod.jpg)

Jack Cannon. In New Yorks Stadtteil Manhattan sterben nacheinander mehrere Prostituierte durch Heroin, das mit Strychnin gestreckt worden ist. Sergeant Joe Ryker, der mit der Aufklärung der Morde beauftragt wird, vermutet den Täter in Zuhälterkreisen und schleust seinen Kollegen Williston als Zuhälter, seine Assistentin Pamela York als Prostituierte in das Milieu ein. Aber dies hat furchtbare Folgen: Williston und Pamela müssen sterben, weil sie auf der richtigen Spur waren. Ryker nimmt sie auf, und sie führt ihn zu einem Geheimfahnder des Drogendezernats.

Benny Schwartz ist ein heruntergekommener Junkie mit großen Plänen. Er beschafft sich bei einem Jamaikaner, der die Stadt verlassen will und daher wenig zu befürchten hat, eine Menge Stoff und will ihn selber als Pusher unter das Volk bringen. Bald taucht die erste Leiche einer Nutte auf, in Qualen verkrampft tot auf ihrem Bett liegend. Ryker bringt den Luden der Frau auf seine unnachahmliche Art zur Mitarbeit, muss aber feststellen, dass es so nichts bringt. Also fordert er bei seinem Lieutenant Unterstützung an und bekommt Milliston und York, die sich in dieser Sorte Arbeit durch ihre Tätigkeit bei der Sitte und dem Drogendezernat auskennt. Dennoch verlaufen die Ermittlungen zäh und Ryker verliert langsam die Geduld. Also mischt er einen Trupp Zuhälter auf und verlangt von ihnen Informationen, erfährt dabei, dass inzwischen mehr als 35 Nutten draufgegangen sind, aber die meisten Morde nicht gemeldet wurden, sondern man die Leichen still und leise selbst entsorgt hat.

Der Klappentext ist mal wieder eine Klasse für sich. Nicht fehlerhaft wie heutzutage gewohnt, erzählt er den gesamten Inhalt bis hin zum Plot. Ansonsten hat Cannon/DeMille den Roman diesmal mit etwas grimmigem Humor gewürzt, wenn z.B. der Leichenbeschauer, der eine der Toten mit ihrer Spritze im Bein Dr. Needleman heißt oder Ryker einen der Zuhälter mal in Hollywoodmanier eine Tür aufbrechen lassen will. Ryker bleibt natürlich der Alte. Die neue politisch korrekte Gangart mit Rücksichtnahme auf Minderheiten und ähnlichem Politquatsch hat er nix am Hut. Ryker ist ein unverbesserlicher, unbestechlicher Sturkopf, der immer gerade seinen Weg geht, ein komisches Verhältnis zu seiner Ex-Frau hat, das als Running Gag ebenso romanübergreifend herhalten muss, wie seine "Ryker kann ..... (nach Gusto selbst auszufüllen) nicht leiden", und sich wenn er motiviert ist, in einen gemeinen Typen verwandelt - und wenn er gemein ist, will er Schädel einschlagen. Ryker ist oft motiviert. Am Ende von "Der weisse Tod" bekommt er ausnahmsweise sogar mal einen Klaps auf die Finger, nutzt die dadurch gewonnene Freizeit aber seiner Ansicht nach sinnvoll. Gewohnt grob und gegen Ende auch hart, flott und ohne großen Anspruch, aber wieder äußerst unterhaltsam Ryker bei seinem Kampf gegen das Verbrechen und Vorgesetzte sowie ein ruhiges Leben zu folgen.  155 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Juli 2013, 21:51:53
(http://3.bp.blogspot.com/-hiOguR0oEFo/Udr-Im6oDJI/AAAAAAAAI_o/MrUdC_HkqT0/s320/cannibal.jpg)

Jack Cannon. In Chinatown, dem Chinesenviertel von New York, häufen sich die Vermisstenmeldungen, und trotz aller Anstrengungen gelingt es der Polizei nicht, je wieder die Spur auch nur eines einzigen der Verschwundenen ausfindig zu machen. So wird Sergeant Joe Ryker, ein ungehobelter, bei den Kollegen nicht sehr beliebter Bulle, auf den Fall angesetzt. Nach Durchsicht der Unterlagen entwickelt Ryker eine irrwitzig anmutende, doch zwingende Theorie: Ein Kannibale treibt im Kanalsystem der Riesenstadt sein Unwesen. Und eine fieberhafte Jagd beginnt.

Vietnam, kurz vor Kriegsende. Eine sechs Mann starke Einheit auf Erkundung wird auf einem Feld voller zerfetzter Vietcong in eine Falle gelockt und bis auf einen Mann aufgerieben. Dieser stürzt in ein Höhlensystem und findet den Ausgang nicht mehr. Er muss lange zeit dort ausharren und stellt fest, dass er nicht alleine ist, sondern auch sieben Vietnamesen mit ihm verschüttet sind, die aber nichts von ihm wissen. Die Vietnamesen versuchen einen Fluchtweg zu graben, doch das dauert ewig und so beginnen sie, sich gegenseitig zu fressen - und in der Dunkelheit haben sie einen stummen Mitesser. Die letzten beiden erledigt der Ami namens Kondor selbst und schafft es noch, den Weg ins Freie fertig zu graben. Jahre später in New York. Die Zahl der Vermissten in Chinatown steigt unproportional an nachdem ein Schiff aus Japan am Pier angelegt hat. Ryker stößt in den Akten auf den merkwürdigen Zusammenhang und reißt den Fall auf die für ihn übliche Art an sich. Er versetzt sich selbst in das Revier von Chinatown und bekommt dort den Partner Shia zugewiesen. Gemeinsam befragen sie die Bevölkerung, bis sie auf den entscheidenden Hinweis stoßen, der sie ins Kanalsystem der Stadt führt.

Grobheiten aus dem Hause Ryker, Folge vier. Der Sergeant steigt in eine Taxe,, zündet sich eine an und wird auf das Schild Zitat "Bitte nicht rauchen. Der Fahrer hat eine Allergie" Zitat Ende hingewiesen. Seine lakonische Antwort Zitat "Der Passagier hat eine Nikotin-Gewohnheit. Erstick doch." Zitat Ende. Die Story verläuft nach dem bekannten Prinzip und Ryker hat den einen oder anderen Spruch drauf, eckt bei seinen Vorgesetzten an, die sich auch alles bieten lassen, überrascht den Desk Sergeant damit, dass er ihn plötzlich höflich grüßt (eine Rarität) und Jack Cannon spart auch nicht mit einigen blutigen Details der Mahlzeiten des Kannibalen. Schnelle, deftige Story ohne ausführliche Charakterzeichnung oder langwierigen Beschreibungen des Umfeldes. Bei Ryker zeichnet sich aber immer mehr ab, dass ihn die Trennung von seiner Frau zu diesem unerträglichen Sack gemacht hat, der er für seine Kollegen und Mitmenschen geworden ist, der aber bei seiner Arbeit Resultate erzielt. Der deutsche Titel "Bis aufs Blut" passt ja nicht so recht zum Original. Vielleicht ausgewürfelt. 156 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Juli 2013, 12:36:40
(http://1.bp.blogspot.com/-mdLJ0ONC4B0/UdvP3bc3fAI/AAAAAAAAJBY/P955a7e0GIE/s320/000.jpg)

Jack Cannon. Sergeant Joe Ryker von der Kriminalpolizei New York ist Mördern auf der Spur, deren Opfer Kriminelle sind. Im Lauf seiner Untersuchungen erhärtet sich zu seiner Bestürzung ein Verdacht, den er schon früh gehegt hat: dass er die Mörder unter seinen Kollegen suchen muss. Sie haben sich, offensichtlich aus Unzufriedenheit mit allzu nachsichtigen Richtern, zu einer Todesschwadron zusammengeschlossen, die blutige Selbstjustiz übt. Ryker nimmt den Kampf gegen die untreuen Gesetzeshüter auf. In diesem Kampf gibt es kein Pardon.

Während eines Einsatzes, bei dem man einen Laden schützen will, der anscheinend schon aus Tradition heraus ständig überfallen wird und den Tätern eine Falle stellt, muss Ryker mit ansehen, wie zwei Kollegen, die Gangster, die sich schon ergeben hatten, kaltblütig zusammenschießen. Ryker hält, auch aus Selbstschutz die Klappe, vergißt den Vorfall aber nicht. Er merkt auf, als sich die vermeintlichen Selbstmorde oder Unfälle von ungeständigen Tätern in den Gefängnissen häufen. Selbst kein Kind von Traurigkeit, kann er diese Art der Verbrechensbekämpfung nicht dulden und beginnt zu ermitteln. Als dann auch noch ein milder Richter zum Opfer der Gruppe wird, ist das Maß voll. Doch Ryker muss feststellen, dass die Todesschwadron überall ihre Leute hat und er keinem mehr -bis auf wenige Ausnahmen - trauen kann und er schon bald selbst zur Zielscheibe für die neuen Henker wird.

Grobheiten des Sergeant Joe Ryker, Folge 5. Von einem Streifschuss verwundet und - eigentlich normal - stinksauer geht Ryker mnit seinem Partner in eine - sehr normal - und ordert Whisky.   
Gepichelt und nen Zwanni auf die Theke geworfen, fragt der Barmann Zitat "Kein Trinkgeld?" Zitat Ende. Ryker müht sich zu der Antwort Zitat "Doch. Ein guter Rat: Halt's Maul" Zitat Ende. "Todesschwadron" ist ein Mix aus viel "Calahan" und etwas "Ein Richter sieht rot", wobei letzterem aber ein von Gewissensbissen geplagter Michael Douglas fehlt, ersterer aber mit einer viel tiefergehenden Verschwörung aufgepeppt wird. Ist Ryker eh schon ein harter Hund, räumt er hier richtig auf - inklusive dem finalen Sicherheitskopfschuss auf am Boden liegende Gegner, egal, ob verwundet oder schon tot. Die 156 Seiten sind vollgepackt mit Action und Schießereien und auch wenn es keine wirklich großen Wendungen gibt, macht die Spannung sich schon bemerkbar, wenn man hinter jedem Cop und/oder Vorgesetzten/Richter/Stadtoberen ein Mitglied der "Selbsthilfegruppe" vermuten muss. Tricks und Täuschungen beherrschen die Szenerie, aber Ryker geht stur seinen Weg und verschleißt natürlich wieder einen Partner, der aber wenigstens verletzt in den Ruhestand gehen kann. Kurz, knackig, unterhaltsam und auch hier recht humorlos.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Juli 2013, 19:49:36
(http://1.bp.blogspot.com/-Y_NB_XpVd_M/Udw3WhKypAI/AAAAAAAAJB4/FhMAZgoGVUA/s320/000.jpg)

Jack Cannon. Ein brutaler, scheinbar geistesgestörter Mörder zieht eine blutige Spur durch New York. Seine Opfer: ehemalige CIA-Agenten, die er auf grauenhafte Weise umbringt. Sergeant Joe Ryker und sein Assistent Lindly können,wie sie feststellen müssen, bei den Ermittlungen in diesem mysteriösen Fall niemandem trauen, nicht einmal der CIA, aus deren Reihen der Verbrecher vielleicht kommt. Wer spielt welches Spiel? Der Antwort auf diese Frage, der Wahrheit, kommt Ryker schließlich nah - zu nah, wie der Killer meint.

Vietnam. Morgan ist ein  freiberuflicher Killer für die Agency und wird nicht wie ein gewöhnlicher Mitarbeiter entlöhnt, sondern nach einer Kopfgeldstaffelung. Je höher der Rang des getöteten Feindes, umso höher die Prämie. Als Beweis für den Abschuss bringt er die abgehackte rechte Hand und die Erkennungsmarken der Toten mit. Als er von seinem letzten Auftrag ausgeflogen werden soll, stellt man ihm eine Falle, der er aber in den Dschungel entkommen kann. Gegenwart. In einer Wohnung wird die Leiche eines ehemaligen CIA-Mannes gefunden, der in der Wanne liegt und von Blutegeln ausgeschlürft wurde, nachdem man ihn vorher zu Tode gefoltert hatte. Als Ryker am Tatort ankommt, sind die ganzen hohen Tiere des Polizeiapparates und des Buchstabensalats schon wie eine Horde Wildsäue durch die Bude getrampelt und haben eventuell vorhandene Spuren konatminiert. Auffällig ist aber auch die Sauberkeit der Wohnung - alles strahlend vor Glanz. Ryker hegt gleich den Verdacht, dass da schon etwas vertuscht wurde. Als sie dann auch noch einen CIA-Mann namens Jorgensen vor die Nase gesetzt bekommen, der ihnen wüste Stories, aber selten die Wahrheit unterbreitet, bekommt Ryker seine ersten Saufattacken - irgendwie muss der Frust ja runter. Interessant wird es, nachdem man auch die Gattin des Toten umgelegt hat, dann einen weiteren Mann häutet - und das trotz Bewachung - und dessen Frau plus einem Kind in die Hölle bombt. Irgendwie scheint der Täter über alle Maßnahmen informiert zu sein und sie haben einfach keine rechte Spur zu ihm. Und es kommt noch dicker, denn bald steht auch Ryker auf der Abschussliste.

Grobheiten des Sergeant Joe Ryker, Folge 6: nachdem ein Captain umgebracht wurde, meint Jorgensen, dass der sicher vermisst würde. Zitat Ryker "Nicht sehr". Zitat Ende. "Die Nacht des Phönix" wartet diesmal mit einer undurchsichtigen Story auf, die den Leser auch nicht wie bei den vorherigen Büchern wissen lässt, was vor sich geht. Diesmal hat Jack Cannon Wendungen und Ränkespiele eingebaut, lässt dafür aber sogar bei Ryker Humor aufblitzen, wenn der einem Blutegel seine Rechte vorliest. Schüsse aus dem Hinterhalt, einige blutige Szenen, etwas Rumgehacke auf den bösen Deutschen, diesen ollen Nazis, noch mehr Rumgehacke auf den US-Geheimdiensten, Explosionen, fiese Tricks und ein nicht ganz erwartetes Ende sorgen für gute Unterhaltung. Irgendwie kam mir Ryker trotz einiger kleinerer Eskapaden etwas handzahmer vor als sonst. War der letzte Roman aus der Ryker-Reihe und mit 190 Seiten auch der längste.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Juli 2013, 17:12:12
(http://4.bp.blogspot.com/-qUb2kj57fAM/UeAFbH5IQiI/AAAAAAAAJC4/lNlpnGRJPbQ/s1600/collapse.jpg)

Tom Cain. Früher war Samuel Carver einer der besten Geheimagenten der Welt, heute arbeitet er ausschließlich auf eigene Rechnung - und auch nur, wenn es ihm passt. Doch dann wird er Opfer eines Komplotts, und plötzlich befindet er sich auf der größten Mission seines Lebens: Ein größenwahnsinniger Milliardär will die Welt ins Chaos stürzen, und London bildet sein nächstes Anschlagsziel. Carver bleibt nicht mal mehr eine Woche, um das Schlimmste zu verhindern.

Sam Carver wird im Urlaub auf Mykonos mit einem ganz fiesen Trick dazu genötigt, für einen Typen namens Shafik einen Auftrag anzunehmen. In den USA hingegen macht sich der Finanzmanager Zorn daran, einen Fonds nur für Superreiche zu gründen. Sein Ruf ist derart gut, dass ihm alle vertrauen, hat er doch den Untergang des Bankhauses Lehman Brothers vorausgesehen und sich damals eine goldene Nase verdient sowie sein Gespür auch in den Folgejahren immer wieder unter Beweis gestellt. Nun will er in London ein Treffen der Milliardäre einberufen, um den Fonds klarzumachen. Zu seinen neuen Kunden gehört uch der ehemalige Premierminister von England, der aber unter der Überwachung des MI6 steht. Außerdem plant eine Gruppe Ökoaktivisten einen verheerenden Anschlag, um nachhaltig auf ihre Agenda aufmerksam zu machen. Als Grantham, Chef des MI6 erfährt, dass Shafik, der eigentlich Razzaq heißt, Sam Carver angeheuert hat, sucht er den ehemaligen Auftragskiller auf, um ebenfalls den Tod des Milliardärs Malachi Zorn in Auftrag zu geben. Und wie Shafik/Razzaq nutzt er Informationen, um Carver zu der Tat zu zwingen. Im Gegensatz dazu wünschen sich chinesische Regierungsmitglieder, dass Zorn am Leben bleibt, da er mit seinen Aktivitäten den chinesischen Bemühungen in die Hände spielt. Zu dem Zweck wird der Schläferagent Choi in den Einsatz befohlen, um Carver auszuschalten. Der sitzt jetzt zwischen allen Stühlen und muss sehen, wie er mit heiler Haut davonkommt.

Nach der Joe Ryker-Reihe von Jack Cannon ist "Collapse" von Tom Cain um den Agenten Samuel Carver zwar neueren Datums, aber er kommt ebenfalls ohne muslimische Terroraktionen  aus, die mir in letzter Zeit einfach zu gehäuft auf den Tisch kamen - wurde ja schon fast langweilig. Der neueste Roman von Tom Cain widmet sich der Finanzkrise und spart auch nicht mit Kritik am bestehenden System und den Gierbänkern. Selbst die Regierung (en) bekommt (bekommen) ihren kleinen Seitenhieb mit Hinweis auf die staatlich geförderte Paranoia hinsichtlich Terror (okay, mal kurz erwähnt) und Überwachung zur angeblichen Sicherheit. Tom Cain gibt den Lesern, die nicht über entsprechende Sachkenntnis verfügen, in einfachen Worten einen leicht verständlichen, wenn auch obeflächlichen Einblick in die Geschäftsmodelle der Banken und Fondsmanager, die ohne jegliche Werte zu bieten mit dem Geld der Kunden spekulieren und die den Hintergrund für die reale Finanzkrise und den fiktiven Bereich der Romanstory bilden (In Wirklichkeit sind diese Finanzkonstrukte noch viel dubioser und verzwickter als hier geschildert.). Undurchsichtig ist auch das Spiel, das Carver auf Trab hält. Weder er noch der Leser wissen wirklich, welchen Plan Zorn tatsächlich verfolgt. Eingestreute Berichte über Unfälle oder Selbstmorde vor dem eigentlichen Treffen können anfangs nicht direkt mit der Handlung in Verbindung gebracht werden. Das kommt natürlich dem Spannungsfaktor zugute, man bleibt einfach aus reiner Neugier dran, um den gesamten Plan entschlüsselt zu sehen. So trifft eine durchdachte Geschichte, angereichert mit einer Love Story, auf schnelle Action, die aber nach dem furiosen Beginn etwas auf sich warten lässt. Die Geschichte ist abwechslungsreich und in einem einfachen und klaren Sprachstil erzählt. Das Ende weckt leise Erinnerungen an Kurt Russell und sein Tonband in "Die Klapperschlange". Nach dem Vorgänger "Collateral", der nicht so gelungen war, ist Tom Cain durch diese Steigerung auch für seinen - hoffentlich - nächsten Output auf meiner Einkaufsliste. 415 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Juli 2013, 20:40:26
(http://3.bp.blogspot.com/-RvlXxYiChFQ/UeQjm4mhYSI/AAAAAAAAJFQ/8lSXfCgY00g/s320/walking+dead.jpg)

Jay Bonansinga/Robert Kirkman. Wenn dein bisheriges Leben ein Alptraum wird. Wenn die letzten lebenden Menschen langsam selbst zu Monstern werden. Wenn Gewalt im harten Überlebenskampf das einzige Mittel zu sein scheint. Was würdest du tun?

Lilly ist mit einer Gruppe Überlebender in einer Zeltstadt untergebracht, die eine erste Attacke der Zombies abwehren, bei der zweiten der Übermacht der Kreaturen aber hilflos ausgeliefert ist. Sie kann mit Josh, Bob, Scott und Megan fliehen. Sie schlagen sich durch das zerstörte Gebiet vor Atlanta, werden hin und wieder mit kleinen Angriffen der Untoten konfrontiert und ernähren sich von dem, was das Land so bietet oder sie in der Umgebung bzw. liegen gebliebenen Autois finden. Sie können ihr Glück kaum fassen, als sie einen zombiefreien Walmart entdecken, der auch noch diverse Vorräte und Gebrauchsgegenstände enthält, die nicht irgendwelchen anderen Plünderern in die Hände gefallen sind. Doch bald taucht eine Gruppe bewaffneter Männer auf, die ebenfalls die Gelegenheit zur Versorgung im Markt nutzen wollen. Statt sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, nimmt die fremde Truppe die fünf Flüchtlinge mit nach Woodbury. Sie leben sich dort einigermaßen ein, müssen aber bald feststellen, dass die Zustände alles andere als paradiesisch sind. Blake, der sich der Governor nennt, herrscht mit harter Hand über die befestigte Stadt und nach und nach zeigt sich der Wahnsinn des Despoten. Man denkt über Flucht nach, wagt es aber nicht wegen den Zombies vor den Toren. Josh soll mehr und mehr für die Unterbringung und Lebensmittel arbeiten, während sich die anderen in der Stadt zerstreuen und bald kaum noch Kontakt zueinander haben. Nur Lilly bleibt bei ihm. Mit der Zeit aber finden immer mehr ihrer alten Gefährten den Tod und Lilly zettelt mit Gleichgesinnten eine Revolte an.

Die Comics sind mir unbekannt und mit der Handlung der TV-Serie, die so umjubelt wird, hat das Buch ebenso wie der Vorgänger bis jetzt nichts zu tun. Wenigstens taucht hier nach geraumer Zeit der schon auf dem Klappentext des ersten Buches groß angekündigte Governor auf, dessen Verwandlung zum Despoten sich erst später entwickelte. Hie und da gibt es ein paar Scharmützel, die Figuren werden oberflächlich skizziert, wobei mich Lilly mit ihren Angstzutänden und dem ständigen, teilweise irrigen Geschwafel und dämlichen (nicht im Sinne von Dame gemeint) Handlungen durchaus nerven konnte. Insgesamt aber sind sie alle - von Lilly über Josh bis zum Governor - nur klischeebeladene Abziehbilder, die sich mal in flachen Beziehungsdramen oder widersinnigen Aktionen verzetteln. Sprachlich ist das Ganze äußerst schlicht mit einigen herrlichen Stilblüten und leider auch etlichen Fehlern beladen, die deutlich zeigen, dass die großen Verlage sich zu ungunsten des zahlenden Kunden liebend gerne das Korrektorat zu sparen scheinen. Klar liest sich alles ziemlich flüssig und leicht und es gibt auch einige Actionsequenzen, die aber nicht zu hart ausfallen, aber insgesamt kann man attestieren, dass Autoren wie V.M. Zito oder Ben Tripp und Brian Keene - um nur wenige zu nennen -  hier die Nase vorn haben (Von der derben Kost, die man beim Festa-Verlag erhält ganz zu schweigen. Dort kann wenigstens ein Autor, der stilistisch ähnliche Qualitäten hat, mit Härte und Action punkten.). "The walking Dead 2" wirkt auf mich wie das berühmte Melken der Franchise-Kuh mit einem schnell auf den Markt geworfenen Produkt unter Verwendung bekannter Namen (Kirkman) und Titel ("The walking dead"), um auch noch den letzten Tropfen zu generieren. Herausgekommen ist reinstes Mittelmaß, das vielleicht die Anhänger von Serie und Comics zufriedenstellen dürfte, aber das auch in der Menge der Publikationen zu dem Thema untergeht, weil wenig bemerkenswert. Kann man sich anschaffen, muss man aber nicht. Wer es nicht tut, hat nicht viel versäumt. Und dennoch werd ich mir das bald erscheinende dritte Buch holen, denn da ich schon mal angefangen hab, will ich auch den Rest der Geschichte kennen. Aber die Begeisterung für die rund 410 Seiten hält sich doch ziemlich im Rahmen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Juli 2013, 21:21:36
(http://4.bp.blogspot.com/-NOjzokhFTw0/UebSoqSVQrI/AAAAAAAAJHY/jOuIXxDPfm8/s1600/illka.jpg)

Ilkka Remes. Ein Flugzeug verschwindet auf dem Flug von Nizza  nach Frankfurt vom Radar. Teile des Wracks werden gefunden, doch von den Passagieren fehlt jede Spur. Mit an Bord war die Malerin Tina Carabella - auf dem Weg zu ihrer Hochzeit.

Der Hirnforscher Dr. Christian Brück will seine Verlobte Tina Carabella in Frankfurt heiraten, daher müssen sie von ihrem Domizil in Nizza aus nach Deutschland fliegen. Tina nimmt einen früheren Flug, was Brück überhaupt nicht gefällt. Dennoch setzt sie ihren Kopf durch. Doch ihr Flugzeug stürzt nach einem wahren Irrflug vor Montenegro ins Meer. Brück fliegt mit einer Frau namens Rebecca, deren Mann ebenfalls unter den Flugreisenden war, zum Unglücksort, der aber von den ermittelnden Behörden, darunter Deutsche und Amerikaner, abgeschottet wird. Bei einer Pressekonferenz taucht das Gerücht eines Lichtscheins auf, der von einem eifrigen Bild-Reporter sofort für eine der berühmten Schlagzeilen genutzt wird. Doch dahinter scheint etwas anderes zu stecken, man versucht etwas zu vertuschen. Und als ein Einheimischer Brück eine Camcorder-Kassette zum Kauf anbietet, scheint man der Lösung des Rätsels näher. Da Brück nicht genug Geld bei sich hat, muss er sich bis zum nächsgten Tag gedulden, an dem er den fehlenden Betrag von der Bank abheben kann. Als er zum Treffpunkt kommt, ist der Mann tot - erschossen. Dann wird auch noch Rebecca ermordet und die Situation wird immer brenzliger. In Nizza versucht seine Ex-Freundin ihm durch ihre Ermittlungen zu helfen und stellt fest, dass Tina einer Sekte auf der Spur war und mit der sich auch ein Luc Cresson befasst, der im Auftrag von (reichen) Familien Sektenmitglieder wieder nach Hause bringt und sie danach betreut.

Ilkka Remes beweist schon in seinem zweiten Buch, dass er eine feine Klinge führen kann und sich vom üblichen Mainstream abhebt. Selbst in diesem früheren Buch, das noch an alte D-Mark-Zeiten erinnert, spinnt er nach und nach geschickt die Handlungsfäden, die nicht gleich erkennen lassen, wohin der Weg führen wird und sich erst viel später im Roman aufdröseln. Kurze Kapitel und etliche Cliffhanger sorgen für hohes Tempo, doch so einige der vielen Verfolgungsjagden lassen den lieben Herrn Hirndoktor bald wie einen Teutonen-Bourne erscheinen, der noch dazu von einem Glücksschwein geküsst scheint und dem öfter der berühmte Zufall in letzter Sekunde zuhilfe kommt. Gut und Böse sind zwar fein säuberlich getrennt, dennoch erscheint auch hier eine gewisse Abneigung gegen eine bestimmte Großmacht und deren rüde Methoden vorhanden zu sein - und das war vor Prism usw. Besonders gegen Ende hat er einige Klöpse drin und nicht alle Handlungen erscheinen wirklich sinnig und trotzdem erweist sich "Hochzeitsflug" als ein guter Thriller, der spannend und unterhaltsam die Zeit des Lesers zu vertreiben vermag. Rund 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Juli 2013, 20:52:34
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1374253361_Fangboy_Frontcover_vorab_72dpi-189x300.jpg)

Nathan Pepper sah wie einb gewöhnliches Baby aus - außer, dass er einen Mund voller gruseliger scharfer Zähne hatte. Sein Leben begann damit, dass seine Großmutter dringend empfahl, ihn so bald wie möglich umzubringen. Man kann deshalb wohl sagen, dass für Nathan kein typisches Dasein bestimmt war.
Er hasste den Spitznamen Fangboy. Aber keiner konnte leugnen, dass er der furchteinflössendste kleine Junge in der ganzen Stadt war. Und er würde alle möglichen Abenteuer erleben. Tragische Abentuer, wie das Schicksal seiner Eltern. Gefährliche Abenteuer, wie seine Begegnung mit dem zwielichtigen Professor Mongrel. Spannende Abenteuer, wie der Ritt auf einem wildgewordenen Pferd, das er nicht zum Stehen bringen konnte. Du denkst dir dann: Naja, er sollte einfach abspringen". Aber das kann er nicht, weil es zu schnell rennt, und er sich ein Bein brechen könnte. Und ja, ein besonders grauenvolles Abenteuer, das allerdings nicht sehr ausführlich beschrieben wird.

Nachdem seine Eltern sich weigerten, ihn zu ersticken, verließen seine Großeltern flugs das traute Heim von Nathan, während sich seine Eltern rührend um den Kleinen kümmerten. Doch als er gerade sechs Jahre alt war, vergisst seine Mutter den Gasherd auszuschalten und seine Eltern kommen ums Leben. Natham kommt in ein Waisenhaus, dessen Leiter ein knauseriger Sparfuchs ist und der gerne mit der Gerte züchtigt. Doch eines Tages kann Nathan fliehen und lebt fortan für ein Jahr im Wald. Mit sieben Jahren wird er von Penny und Mary aufgenommen, die ihn dann auch zur Schule schicken. Dort wird ihm auch der Name Fangboy angehängt und er hat unter den Hänseleien der anderen zu leiden. Doch Jamison, ein Junge, der bald an seiner Krankheit sterben sollte, schert sich nicht um die Zähne und wird sein Freund. Bald wird Fangboy sogar zu einer Halloweenparty eines Klassenkameraden eingeladen, doch die endet damit, dass er in Notwehr einen Peiniger beißt und ins Gefängnis muss. Dort wird er von einem Mann rausgekauft, der ihn an Professor Mongrel weitergibt, der eine Monstrositätenshow organisiert und den Jungen auftreten lassen will. Doch bei einer Vorstellung kommt es zu einem Brand und Nathan büchst auf einem Pferd aus, das er aber nicht stoppen kann und das tagelang einfach ohne Pause weiterläuft. Als er endlich von dem Pferd herunterkommt, muss er wieder im Wald leben und flüchtet des winters vor einem Bären. Er gräbt sich tief in den Schnee ein, um sich zu verstecken und wird erst elf Jahre später tiefgefroren wieder gefunden.

Jeff Strand liefert hier weder einen Horrorroman noch ein Splatterfest ab. "Fangboy" weist aber den typischen Humor des Autors auf und man sollte die vielen überzeichneten Figuren nicht bierernst nehmen, denn das wäre fehl am Platz. Eine sehr unblutige Geschichte, die eigentlich tieftraurig im Grundtenor sein könnte, wird von Strand zu einem warmherzigen und so feinfühligen wie anrührenden MÄRCHEN. Die Themen reichen von all den Sehnsüchten nach Liebe und Geborgenheit, die sich jeder wünscht, über die Tatsache, dass man den Mut aufbringen sollte, sich nicht von der Masse verbiegen zu lassen, bloß, weil man anders ist. Er erzählt dem Leser, den er manchmal sogar direkt anspricht, sympathisch und locker, hin und wieder sogar ergreifend, wie der kleine Kerl sein Schicksal meistert und hat sich noch ein besonderes Ende einfallen lassen. Auch wenn es trotz minimaler und seltener kleinerer Gewaltspitzen kein Horrorroman ist, den uns Jeff Strand hier kredenzt, ist es dennoch eine wunderschöne, etwas bizarre Story um einen liebenswerten Bengel. 250 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Juli 2013, 15:43:52
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1374577055_dale_brown.jpg)

Dale Brown. General Patrick McLanahans Traum scheint in Erfüllung gegangen. Für die Verteidigung der USA steht ihm nun endlich ein schlagkräftiges Netz aus Satelliten und Kampfdrohnen zur Verfügung, das es ihm erlaubt, überall auf der Welt rasch zu intervenieren. Doch er hat das übersteigerte Ego von Präsident Joseph Gardner unterschätzt, der ihn um jeden Preis kaltstellen will. Als die Bedrohung wächst, zögert McLanahan dennoch keine Sekunde, eine russische Basis im Iran anzugreifen. Ein gnadenloser Wettlauf um Leben und Tod beginnt.

Russland schießt einen der neuen Black Stallion Raumgleiter mit einer Laserwaffe ab, doch da keiner die Tat beweisen kann, bleibt sie vorerst ungestraft. Stattdessen erledigt die Truppe um McLanahan zielgenau mitten in Teheran eine selbstgebastelte Raketenabschussrampe, deren Sprengkopf aber mit chemischen Wirkstoffen geladen war und weshalb die Aktion nun das Leben von unbeteiligten Zivilisten fordert. Dies bringt auch McLanahan in die Bredouille, da der amtierende Präsident ihn liebend gerne absetzen würde. Und die Russen planen ebenfalls das Ausscheiden von McLanahan aus dem aktiven Dienst - und dazu benutzen sie ausgerechnet den Präsidenten der USA. Der hört auf die ständigen Einflüsterungen aus Russland, wie gefährlich Mcanahan doch für den Weltfrieden sei und forciert die Ablösung des Generals. Und währenddessen machen sich die Russen auf, in der neuen Demokratischen Republik Persien - ehemals Iran - die islamistischen Kräfte zu unterstützen, die die neuen gemäßigten Machthaber im Land stürzen wollen. Dazu werden auch Waffenlieferungen, eine Abschussbasis für den Laser und Truppen ins Land gebracht.

"Schattenkommando" ist einer dieser Technothriller im Stile von Tom Clancy oder Patrick Robinson mit einer kleinen Prise Science Fiction hinsichtlich der neuen Waffengattungen, wobei festzuhalten bleibt, dass die Wirklichkeit in manchen Punkten die Fantasien des Autors mittlerweile eingeholt hat. Autonome Waffensyteme, die selbstständig handeln, Drohnen und Überwachungstechniken gibt es in der Zwischenzeit schon, dafür ist seine Version von Star Wars noch nicht aktuell (soweit wir wissen). "Schattenkommando" ist mittlerweile der 16. Roman um den General - wobei  ich den anfangs als Stand-Alone angesehenen "Die silberne Festung" mit einbeziehe, da diese die Grundlage für die Stationierung der Waffen im All gibt - und Dale Brown hat seine Protagonisten schon durch etliche Auseinandersetzungen gehetzt. Zumeist stand die Action im Vordergrund, weniger die Politik, doch diesmal wird viel Zeit mit politischem Geplänkel, Ränkeschmieden und dem Aufführen technischer Details verplempert und rasante Aktionen werden nur punktuell eingesetzt. Alles ist ziemlich dialoglastig in Szene gesetzt und wirkt daher langatmig. Die Charaktere sind teilweise wohlbekannt, aber der Präsident erinnert fatal an den Staatenlenker Logan aus "24", während McLanahan mit seiner Truppe den Jack Bauer mimt - nur eben alles in weitaus größeren Dimensionen. Der missverstandene Held, der immer wieder verunglimpft wird, den man aber ruft, wenn alles zu spät scheint. Wie Clancy und Robinson ist auch Brown ein Verfechter des America first und sieht die Großmacht immer noch als Weltpolizei mit Allmacht. Im Gegensatz zu Robinson spart er es sich aber, die Gegner zu verunglimpfen oder mit diversen Schimptiraden lächerlich zu machen. Dafür aber geht er den Schritt, den sonst bisher keiner gemacht hat - er lässt seine Protagonisten den amtierenden Präsidenten mit dem Tode bedrohen, so er nicht nach deren Willen agiert. Die Einstellung von Dale Brown ist nicht neu, aber sein Roman ist leider nur Mittelmaß - und das ist neu. Rund 475 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Juli 2013, 15:17:42
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1374750324_child.jpg)

Lincoln Child. Der Sudd - das unendliche Sumpfgebiet im Sudan. In seinen Tiefen soll das Grab des ersten ägyptischen Pharaos verborgen sein. Multimillionär Porter Stone will sein Geheimnis enthüllen. Doch die Ägypter schützen die Ruhe ihrer Toten mit allen Mitteln. Und ihre Rache bringt den sicheren Tod.

Jeremy Logan wird von Ethan Rush, der unter dem Verlust seiner Frau Jennifer Rush (wer denkt da nicht an die ehemalige McD-Sangesbraut) leidet, zu einem mysteriösen Auftrag hinzugezogen. Die erste Station der Reise führt nach Kairo, wo sie den Finanzier des Unternehmens, den Schatzsucher Peter Stone treffen, der zur Ausgrabung der Beerdigungsstätte des ersten Pharaos von Ägypten Spezialisten aus allen möglichen Sparen hinzugezogen hat. Das endgültige Ziel ist der Sudd, ein Sumpfgebiet im Sudan, fernab jeglicher Zivilisation, was dem Geheimhaltungswunsch des Millionärs natürlich sehr entgegen kommt. Schon beim ersten Rundgang über die im Sumpf errichtete, riesige Plattform wohnt Logan einem Zwischenfall bei, der einen Taucher fast das Leben kostet. Danach wird er der Ägyptologin Tina Romero vorgestellt, die ihm klarmacht, dass seine Berufsbezeichnung Enigmatologe bei allen Teilnehmern eine gewisse Skepsis ausgelöst hat. Nur kurze Zeit später ereignet sich der nächste Zwischenfall und Logan spürt eine Präsenz, eine Entität, die böse und voller Hass ist. Doch das ist nicht alles: Ethan stellt Logan dann seine vermeintlich verstorbene Frau vor, die in der Tat vierzehn Minuten im Reich der Toten war, aber dann wieder zurückgeholt werden konnte. Ihre Nahtoderfahrungen sind Objekt von Ethans Forschungen und werden auch dazu benutzt, den genauen Standort des Grabes zu lokalisieren. Je näher sie dem Ziel kommen, umso gefährlicher wird die Expedition - immer mehr unheimliche Ereignisse geschehen und es gibt bald wirklich Todesfälle unter den Beteiligten.

"Hüter des Todes" ist ein Abenteuer, wie man es auch schon aus den Stand alone-Werken mit seinem Partner Douglas Preston kennt. Eher seichte, unkomplizierte Handlung mt nicht sonderlich tiefschürfender Charakterisierung der Hauptfiguren. Trotz des umfangreichen Personalaufwands kristallisiert sich schnell die gewohnte "Zehn-kleine-Negerlein"-Geschichte (Ja, ich weiß, die Anhänger der Political Correctness werden diese Bezeichnung bald verbieten und ersetzen, wobei ich dann Zehn kleine Korinthenkacker vorschlagen würde.) heraus. Die zugrunde liegenden wissenschaftlichen Fakten werden mit einer geballten Ladung Fiktion gemischt und leicht verständlich präsentiert. Ob irgendwo auf einer eisbedeckten Insel oder im Sumpf am Nil - der Ablauf ist irgendwie immer der Gleiche, wie Schreiben nach Zahlen,  und dennoch für Zwischendurch eine nette Geschichte, die alle Personenzutaten wie den Love Interest, den schlauen Protagonisten, den gierigen Wissenschaftler sowie einige verzichtbare (Opfer-)Nebenfiguren aus der Staffage der Großzahl der Helfershelfer und Arbeiter aufzuweisen hat. Der Stil ist flüssig, ohne große Umschweife auf rund 380 Seiten auf den Punkt gebracht, die aber an Spannung nur aufzubieten haben, welches Unheil nun über die Grabschänder hereinbricht. Das ergibt zusammen ein schnell konsumierbares, leicht verdauliches Abenteuer mit Mysteryelementen und einem Geisterjäger, das zwar unterhaltsam in Szene gesetzt wurde, ohne einen Anspruch auf literarische Weihen zu erheben, aber dadurch auch im Mittelmaß versinkt und dem ein gerüttelt Maß an mehr Action doch gut zu Gesicht gestanden hätte. Was bleibt, ist eine nette Urlaubslektüre, an die man keine hohen Erwartungen stellen darf und die man auch mal unterbrechen kann, ohne sich zu grämen, weil es grad so spannend ist und die nicht wirklich im Gedächtnis haften bleibt. Okay, nicht mehr, nicht weniger.

Was ich noch aber manchmal frage, ist, was die mit ihren Klappentexten so fabrizieren. Dafür werden doch auch extra Leute bezahlt, aber was da an Schmodder rumkommt, ist hin und wieder haarsträubend. Ich meine jetzt nicht die werbeträchtigen Verlagstaglines oder positiven Kommentare anderer Schriftsteller oder diverser (Zeitungs-)Rezensenten, sondern wie hier bei dem im ersten Absatz angegebenen Text, der impliziert, dass die Expedition von Ägyptern an den Ausgrabungen gehindert werden soll. Und auch wenn man das als korrekt auf die "alten" Ägypter bezieht, ist dann der Text auf der Innenseite des Umschlags, der behauptet, dass beim ersten Unfall (Taucher) und den nächsten Zwischenfällen, Todesfälle zu verzeichnen sind, völlig falsch. Erst zum finalen "Rundumschlag" gibt es einige Opfer. Das ist für mich keine Werbung mehr, sondern eher Täuschung - oder einfach nur schludrig. Wenn man sonst im jeweiligen Job so arbeiten würde, hätte man den die längste Zeit gehabt, den Job.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Juli 2013, 19:18:53
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1374939507_bourneapokalypse.jpg)

Die Erde, in naher Zukunft. Nach einer mysteriösen Infektionsepidemie, die sich aus China weiter in die USA ausgebreitet hat, haben sich die Menschen der Vereinigten Staaten in fleischfressende Zombies verwandelt. Unter den wenigen Überlebenden ist ein Mann namens Kilroy. Als ehemaliger Marineoffizier hat er sich zur Küste des Golfs von Mexiko durchgeschlagen, wo er mit einigen anderen auf den Flugzeugträger USS George Washington evakuiert wird. Aufgrund seiner Kenntnisse über den Überlebenskampf unter den Monstern bekommt er nun einen stregn geheimen Auftrag: Zusammen  mit einer Handvoll elitekämpfern wird erm it einem U-Boot nach China geschickt, um den Patienten 0 ausfindig zu machen und zu evakuieren. Es besteht der Verdacht, dass es sich dabei nicht um einen Menschen handelt. Eine Mission auf Leben und Tod beginnt.

Kil und sein Kumpel Saien, den er auf seiner Tour durchs verheerte Amerika kennenlernte, werden auf dem Flugzeugträger gebrieft, um einen geheimen Einsatz in China durchzuführen. Unterdessen besetzt eine vier Mann starke Gruppe Elitesoldaten Hotel 23, wo Kilroy und seine Gefährten lange Zeit hausten, bevor sie von den Untoten, die durch eine neuartige Waffe einer unbekannten Gruppierung hingelockt wurden, von dort flüchten mussten und dann auf dem Flugzeugträger ihre neue Heimat fanden. Die vier Mann sollen herausfinden, ob die Atomraketen im silo noch zu starten sind. Doch zuvor müssen sie sich durch die Horden ihrer fleischgierigen Gegner kämpfen und gegen diese dann den Stützpunkt verteidigen. Ein weiteres Häuflein Überlebender ist in einer Station in der Arktis von der Kälte und einigen Untoten gefangen, kann aber per Funkt mit dem Flugzeugträger kommunizieren. Der Auftrag in der Arktis hatte ebenfalls etwas mit den Gegenmaßnahmen zur Eindämmung der Anomalie, wie man es mittlerweile nennt, zu tun. Kil und seine Leute werden zuerst auf ein U-Boot verfrachtet, das sie nach Hawaii bringen soll, wo sie auf dem von einem Atomschlag verheerten Oahu in einem Bunker bestimmte Aufzeichnungen sicherstellen müssen, die ihnen bei ihrem eigentlichen Auftrag von nutzen sein können. Schon dort fordert es einige Opfer. Währenddessen verfolgt eine Truppe namens Remote Six die Absicht, die USA und somit auch den Rest der Welt unter ihre Kontrolle zu bringen. Dazu müssen aber die Pläne der anderen Überlebenden unterbunden und diese gnadenlos vernichtet werden.

Sofort ins Auge fällt dem geneigten Leser, dass der dritte Teil von "Tagebuch der Apokalypse" mit einem Tagebuch nur noch sehr wenig zu tun hat. Bis auf einzeln eingestreute Einträge ist das Buch nämlich in konventioneller Art geschrieben. Dem mit trockenen Galgenhumor durchsetzten militaristischen Inhalt ist J. L. Bourne hingegen treu geblieben. Da ist es natürlich klar, dass die Shoot-Outs in ihrer Häufigkeit ebenfalls nicht abnehmen, was auch darin begründet liegt, dass die Untoten nach der Bombardierung der Städte mit Atomwaffen durch die Strahlung Fähigkeiten entwickelt haben, die sich nicht mehr mit den Zombies aus alten Romero-Zeiten vergleichen lassen. Sie sind widerstandsfähiger und auch in manchen Punkten schneller und cleverer geworden. Neben einigen kleinen Spitzen Richtung Regierungen (keine gefälschten Arbeitlosenstatistiken mehr nötig, keine Verfassungsbrüche und Abhöraktionen mehr), setzt der Autor weniger auf emotionale Momente sondern viel mehr auf Action und ein meines erachtens eher unnötiges Sci Fi-Element. Leider bleibt das alles sehr oberflächlich und diverse Handlungsstränge laufen ins Leere bzw. werden nicht zu Ende geführt. Der Schluss kommt dann doch sehr abrupt. Man stelle sich eine Bruckheimer/Bay Actionorgie vor, die anscheinend alles auf einen explosiven Showdown hinsteuern lässt und dann geben sich die gegnerischen Parteien nach kurzem Geplänkel die Hände und meinen, dass sie es jetzt gut sein lassen. Es bleibt durchaus die Möglichkeit eines vierten Teils und den werde ich mir trotz der aufgezählten Mängel nicht entgehen lassen, sollte er denn kommen, denn in diesem Buch (wie auch in den beiden Vorgängern) war erheblich mehr Unterhaltungswert als in den  Büchern z. B. zu "The Walking Dead". "Tagebuch der Apokalypse 3" ist zwar insgesamt etwas unbefriedigend, aber dennoch nicht völlig misslungen. J. L. Bourne selbst hat aber ebenso wie seine Kollegen Z. A. Recht und V. M. Zito schon bewiesen, dass es besser geht. Knapp 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Juli 2013, 13:59:00
(http://4.bp.blogspot.com/-H0cxL2apbqk/UfY4Q3JMU-I/AAAAAAAAJOg/OJEppWCkAms/s320/schwarzes+blut.jpg)

Max Wilde (Roger Smith). Sie hat gerade die Ruinen des alten Roadhouse erreicht, als sie das Grummeln eines Motors hinter sich hört. Scheinwerfer beleuchten den Sand zu ihren Füßen. Sie geht schneller, während der Fahrer gerade so viel Gas gibt, um mit ihr mitzuhalten. Sie spielen mit ihr. Sie lassen sie rennen, halten sich immer dicht hinter ihr. Der Wagen beschleunigt erst, als sie die Straße verlässt, um hinaus in die Wüste zu fliehen. Da weiß sie, dass es kein Entkommen gibt. Das Unvermeidbare wird geschehen. Ihre Verfolger werden sterben.

Die junge Skye ist nach Mitternacht zu Fuß auf dem Heimweg von ihrem Job bei einem kleinen Diner, als vier vermeintliche Rowdies sie mit ihrem Wagen abseits der Straße Richtung Wüste des Grenzgebietes jagen. Doch bevor die Typen zu ihrer wie auch immer gearteten Schandtat schreiten können, kommt das tödliche Grauen über sie. Kurze Zeit später taucht erst Deputy Sheriff des County - Martindale - am Tatort auf, gefolgt von Sheriff Drum aus dem Nachbarcounty, der nur sicherstellen will, dass das Gemetzel so nah an der Grenze der beiden Bezirke nicht seinen Einflussbereich betrifft, da er ob seiner illegalen Aktivitäten in seiner Stadt und den umliegenden Gebieten keine Ermittlungen gebrauchen kann, die vielleicht auch Dinge zu Tage fördern, die er lieber bedeckt gehalten sähe. Doch gerade dieser Drum, der sich mit Methverkäufen, die ein gescheiterter Prediger mit Hurenharem in seiner Gemeinde herstellt, ein Zubroit verdient, findet die zerbrochene Brille von Skye. Die wiederum nutzt er, um Martindale zu erpressen, die Drogentransporte durch dessen Bezirk unkontrolliert passieren zu lassen. Und während dies alles geschieht, erwacht in einer Klinik für geistig gestörte Straftäter der katatonische Serienkiller Junior aus seinem Zustand und arbeitet sofort an einem Fluchtplan. Und Skye? Die wird von "Dem Anderen", das/der in ihr haust, immer wieder dazu gebracht, zu töten, um ihren "Gast" mit frischem Menschenfleich zu versorgen. Und bald werden sich die Wege der Beteiligten kreuzen.

Roger Smith hat mit seinen Südafrikathrillern, von denen ich bis jetzt noch keinen gelesen habe, einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. Unter neuem Namen wechselt er nun das Genre und kredenzt einen dunklen Horrorthriller im Grenzgebiet der USA und Mexiko. In diesem trocken-trostlosen Umfeld der langsam aber sicher entvölkerten Kleinstädte, die vieles dem Verfall überlassen und wo ein Geschäft nach dem anderen schließen muss, gibt es kaum ein fröhliches Gesicht. Nur die Nebenfigur der Minty scheint ein lebensbejahendes Geschöpf ohne Arglist zu sein. Die anderen Handelnden schleppen eine Menge Ballast mit sich herum, der in diesem Buch des emotionalen Autismus aber nur als Tatsache geschildert wird, als Grundlage für die Geschehnisse der nächsten Zeit. Ansonsten ist Gefühl eher Mangelware. Max Wilde baut die Spannung nach und nach auf, gibt immer nur Häppchen zum Besten, die keine wirklichen Antworten bieten und nur weiter und tiefer in die Geschichte der Protagonisten eintauchen. Stilistisch ist er trotz der knappen Sätze und kurzen Kapitel einem Richard Laymon und Konsorten weit überlegen und neben diversen Anspielungen auf Filme ("...ist mit den idiotischen Twilight-Filmen aufgewachsen.", "...wie dereinst in dem Film mit Steve McQueen.") oder Schauspieler ("..hat Ähnlichkeit mit Owen Wilson."), bei denen die Verwandlung von Skye irgendwie doch Erinnerungen an den Hulk hervorruft, bietet er eine ordentliche Portion an Blut, Gewalt und Gekröse. Das Buch ist ein durchaus würdiger Vertreter der Heyne Hardcore-Reihe und braucht sich auch vor Genre-Vertretern von Verlagen mit direkter Ausrichtung zum Horror nicht zu verstecken. Trotz des leicht sperrigen Beginns der rund 320 Seiten ist "Schwarzes Blut" gelungene und spannende Unterhaltung mit einigen Härten und recht butalen Szenen und sogar einem ordentlichen Shoot-Out, der wie schon der Kommentar von Jack Ketchum auf der Buchrückseite erkennen lässt, wohl eine Fortsetzung erfahren muss, da längst nicht alle Fragen geklärt sind und einige Handlungsstränge schön offen bleiben. Bis auf Andeutungen gab es kaum richtige Antworten, dafür die eine oder andere Überraschung sowie auch Vorhersehbares. Was nun tatsächlich mit Skye passiert oder wieso auch Timmy, der Sohn des Deputys, bestimmte Fähigkeiten hat, muss noch geklärt werden. Das Buch ist ein weiterer Beweis, dass auch ein blinder Verlag hin und wieder ein Korn finden kann. Hoffentlich machen sie es nicht wie so oft und werfen dann die Flinte ins selbige, bevor die Fortsetzung erscheint.       
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Juli 2013, 12:31:18
(http://4.bp.blogspot.com/-zwFR4nFwQR4/UfjOskqdfYI/AAAAAAAAJRo/C2R9BFNooSs/s320/howard+gordon.jpg)

Howard Gordon. Gideon Davis ist ein sogenannter Peacemaker, ein Vermittler in Konflikten rund um den Globus. Seine Aufträge erhält er direkt vom amerikanischen Präsidenten, und seine neueste Mission besteht darin, einen gegnerischen Agenten, der sich stellen will, nach D.C. zu holen. Nur Gideon kommt für diese Aufgabe infrage, denn der feindliche Agent ist ihm kein Unbekannter: Es handelt sich um seinen eigenen Bruder Tillman. doch der Plan geht schief, und nun droht Tillman, einen Bohrturm im Südchinesischen Meer mitsamt Geiseln in die Luft zu sprengen, wenn seine Forderungen nicht erfüllt werden.

Gideon Davis erhält vor den Vereinten Nationen gerade von seinem Präsidenten eine Medaille und will sich seiner Dankesrede widmen, als ebendieser Präsident ihn wieder zu sich rufen lässt, um einen neuen Auftrag zu übernehmen. Gideon soll nach Mohan, einem Sultanat im Südchinesischen Meer, reisen, weil dort sein Burder Tillman angeblich die Dschihadisten unterstützt, die gerne die Macht über das westlich orientierte Land übernehmen wollen und dafür alle Mittel einsetzen. Kurz nach seiner Ankunft bekommt er schon zu spüren, wie hart es in Mohan zugeht, denn sein Konvoi wird überfallen und er kann als einziger Überlebender entkommen. Kate Murphy, die nach einer Anhörung im Senat wieder auf ihrer Bohrinsel vor Mohan ist, deren Leitung sie hat, muss mitansehen, wie ihr Lebenswerk von einer Gruppe Terroristen gekapert wird. Dass sich auch die Presse plus dem stellvertretenden Nationalen Sicherheitsberater und dem US-Botschfter in Mohan dort eingefunden hat, verschärft die Krise nur noch. Und der Anführer der Gangster gibt sich als Tillman Davis zu erkennen. Unterdessen schlägt sich Gideon unter schwerem Beschuss durch Dschungel und zerstörte Ortschaften zur Bohrinsel durch und versucht nun die Geiseln zu retten, bevor auch noch ein Taifun möglicherweise sie alle ins Meer pustet. Und die Zeit läuft.

Howard Gordon war Drehbuchautor und Executive Producer bei der TV-Serie "24" und das kann man erkennen, auch wenn er einige der traditionellen Pfade des Thrillers beschreitet. Die anfängliche Befürchtung, dass Gideon Davis versuchen würde als Verhandlungsführer die Terroristen zu Tode zu quatschen, erweist sich bald als falsch. Schon bald mutiert der beste Mann des Präsidenten für Krisensituationen zum "Auslands-"Jack Bauer, der aber bis dato auf Folter im Namen der Nation verzichtet. Ansonsten räumt er unter den Gegnern ordentlich auf. Während die Charaktere in Rückblenden nur flach beleuchtet werden, lässt Gordon seinen Protagonisten mit Booten, Bomben und schweren MGs durch den Dschungel hetzen und baut zum Kapitelende jeweils Cliffhanger im Stile der Serie ein. Lug, Trug und Politgeplänkel kennt man ebenfalls aus "24", aber Howard Gordon macht hier meines Erachtens den Fehler, dass er Motive und Schuldige nach dem ersten Drittel des Buches aufdeckt, da geht dann trotz Tempo und Cliffhangern ein Teil der Spannung flöten. Im Grunde folgt er der bekannten Rezeptur, die er mit einem unauffälligen Stil darbietet und sich voll und ganz auf die Actionsequenzen verlässt, die aber auch recht gelungen sind. Klar, dass auf dem Umschlagdeckel eine Lobeshymne von Kiefer Sutherland abgedruckt ist, die dann doch etwas zu ehrerbietig und gut gemeint erscheint. Viele Zufälle und eine etwas zu toughe Kate "Love interest" Murphy runden das Bild ab, ergeben aber insgesamt doch unterhaltsame Actionlektüre, von der die weiteren Teile gerne auch bei uns kommen dürfen. nichts Besonderes, aber ganz gut - und wer sich für "24" begeistern konnte, dürfte hier nicht viel falsch machen beim Erwerb, auch wenn es etwas anderes ist, das zu lesen, statt im TV gebannt zu sehen. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 August 2013, 15:38:13
(http://1.bp.blogspot.com/-V7UEvfbymHU/UfudlM-LbiI/AAAAAAAAJUY/UFUUuqLrgsM/s1600/000.jpg)

Bryan Smith. Man nannte es das "Haus des Blutes". Wer es betrat, musste unvorstellbare Qualen erleiden. Aus dieser Hölle kehrte niemand zurück ins Licht der normalen Welt. Doch dann gelang es einigen. Sie entkamen - und sie glaubten, sie hätten das Haus für alle Zeit zerstört. Ach, wie sie sich irrten.

Nachdem sie erfolgreich aus dem Haus geflohen waren, heirateten Chad und Dream Weaver, doch die Ehe hielt nicht lange. Chad ist jetzt mit Allyson zusammen, während Dream sich verändert hat. Ihr Äußeres und auch ihr Verhalten. Alkohol, Drogen und Kerle abschleppen sind jetzt ihr Lebensinhalt. Dann begeht sie den Fehler, in der Toilette einfach aus einer Laune heraus, ein Mädchen zusammenzuschlagen. Die taucht später mit ihrer großen Schwester und einigen Freunden auf und sie schleppen Dream in ein abgelegenes Haus, um sie endgültig und gnadenlos fertigzumachen.
Doch in der größten Not, machen sich bei Dream Kräfte bemerkbar, von denen sie nicht einmal etwas ahnte. Sie tötet alle bis auf Ellen und Marcy - die Schwestern - und zieht mit ihnen als ihre Schülerinnen mordend durch die USA. Indes werden Allyson und Chad von Jim, auch Lazarus genannt, aufgesucht. Er will sie zu einem Ort bringen, an dem sie vor den Häschern in Sicherheit sind, die Jagd auf die Entflohenen von ehedem machen. Zum Ende hin werden sich die Wege aller Beteiligten in einer Orige der Gewalt kreuzen.

Trotz einer recht oberflächlichen Ausarbeitung der Hauptfiguren und deren Probleme mit der Verarbeitung der Vorfälle in "Haus des Blutes" ist "Herrin des Blutes" meines Erachtens gefälliger als der Vorgänger, den ich zwar nicht schlecht, aber auch nicht gerade zum Jubilieren fand. Ging mir die vopr lauter Selbstmitleid zerfließende Dream im Vorgänger noch deftig auf den Keks, wird sie hier zu einer knallharten Braut, die zwischendurch auch mal einen auf Stephen Kings "Firestarter" macht. Bryan Smith hat in allen Punkten einen draufgepackt. Sex in allen Variationen (naja, Tiere wie bei Edward Lee fehlen), Folter und Morde, Außerirdische und rasante Action. Einen echten Sympathieträger hat es in "Herrin des Blutes" nicht wirklich, alle schleppen ihre Defizite mit sich herum und auch Allyson sowie Chad kommen nicht immer gut weg. Dream hingegen wird mittlerweile ihrer neuen, und wahren Bestimmung zugeführt - und war kein Happy-End, wie es der Schluss von "Haus des Blutes" noch vermuten ließ. Das Finale aber wird bestimmt von einer fetzigen Action (zu Metallica-Musik) mit Explosionen, brutalen Kills und der Vernichtung der meisten Übeltäter - aber eben nicht von allen. Schneller, temporeicher, härter und damit besser. "Herrin des Blutes" ist eine sehr gelungene Fortsetzung, die ich nur empfehlen kann. 390 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 August 2013, 21:48:30
(http://1.bp.blogspot.com/-n9XbXmwj_ic/Uf6WEvww_DI/AAAAAAAAJWA/zdfLmQPk250/s320/warren+ellis.jpg)

Warren Ellis. Hinter einer mit High-Tech-Systemen gesicherten Tür in einem unscheinbaren Wohnkomplex an einer der ältesten Straßen Manhattans liegt mein Apartment, dessen Wände und Decken über und über mit Schusswaffen bedeckt sind. Mit jedem dieser Werkzeuge habe ich genau einen Mord begangen, und meine Sammlung ist noch lange nicht komplett. Ich bin der Jäger. Mein Revier ist Manhattan.

Tallow und sein Partner Rosato werden zu einer Adresse in Manhattan gerufen, weil dort ein nackter Mann mit einer Schrotflinte rumfuchtelt. Als sie dort ankommen, nietet der Nackte Rosato um, woraufhin ihn Tallow von seinem irdischen Elend erlöst. Doch er muss entdecken, dass der Mörder seines Partners vorher um sich geballert und dabei eine der dünnen Wände eines Apartments in Mitleidenschaft gezogen hat. Die Tür ist mit neuestem Sicherheitsmaterial verriegelt, doch durch das  Loch in der Wand kann Tallow massenweise Waffen an den Wänden sehen. Er ruft die Spurensicherung und die erweitert den neuen Zugang. Schon bald steht fest, dass die Waffen zu über zweihundert ungeklärten Morden in den letzten zwanzig Jahren gehören und die Vorgesetzten von Tallow sind wenig begeistert von der Aussicht, die Fälle nun wieder alle an der Backe zu haben. Statt dass er wie üblich nach einem Schusswechsel mit Todesfolge erst einmal beurlaubt wird, um die Sache zu untersuchen, wird er sofort auf die Fälle angesetzt. Mit zwei Kollegen vom CSU macht er sich an die Arbeit und stellt bald fest, dass manche der Waffen direkt aus der Asservatenkammer der Polizei stammen und jede Waffe eine gewisse Verbindung zur Tätigkeit oder Herkunft des Opfers hat. Der Jäger, dem nun seine Sammlung entwendet wurde, beobachtet die Ermittlungen und denkt bald darüber nach, wie er die lästigen Bullen loswerden kann. Doch er muss auch seinen Job erledigen, der weitere Morde fordert.

Hardboiled-Krimi trifft New Yorker Geschichte. In "Gun Machine" geht es nicht vordergründig um den Killer, sondern um Gier und Macht, um das, was sich Menschen antun, wie man bei jeder Autofahrt im ständig mitlaufenden Polizeifunk mithören kann. Warren Ellis skizziert schwarzhumorig ein New York, in dem schon die ersten Siedler aus Holland die Ureinwohner um Manhattan betrogen haben und zieht den Bogen zur heutigen Situation, nur dass die Holländer jetzt durch die Wall Street ersetzt wurden und die Ureinwohner sind jetzt der Rest der Welt. Die Polizei ist hier nicht der Freund und Helfer, der sich in den Bausatzkrimiserien wie "CSI" gemeinsam und erfolgreich an die Verbechensbekämpfung macht. Ja, selbst Tallow war bis zum Mord an seinem Partner ein sozial inkompetenter Faulenzer, der sich völlig desillusioniert von seinen Kollegen durchschleppen ließ. Und da er auf der Beliebtheitsskala ganz unten steht, muss er sich zur Hilfe auf zwei ebenfalls eher als Außenseiter zu titulierenden CSU-Kollegen verlassen wie den knurrigen und derbe Sprüche absondernden Bat und die lesbische Scarly. Geht es anfangs noch eher ruhig zu, steigert sich mit fortlaufender Handlung auch die Mordlust des Killers und tun sich Abgründe in der Gesellschaft auf, von denen keiner auch nur eine Ahnung hatte. Nebenbei wird auch die Privatisierung der Polizeidienste hart  hergenommen, denn wenn die Überwachungs- und Sicherheitsaufgaben in private Hände gelegt werden, um den Städten und Kommunen Geld zu sparen, werden sämtliche Informationen über die Bürger zum Allgemeingut, das windige Profiteure zu ihren Gunsten nutzen dürften. Zynisch und hart und seinem Debüt "Gott schütze Amerika" ebenbürtig. Und wer Warren Ellis noch nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen und wenn er sich nur den Film zu seiner Comic-Reihe "Red" mit Bruce Willis mal anschaut.  Rund 380 Seiten.   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 August 2013, 15:11:57
(http://4.bp.blogspot.com/-zt1IMmLOdLg/Uf-NUp5X_wI/AAAAAAAAJW4/-n2JcXXIpgk/s320/down.jpg)

Nate Southard. Nach einem ausverkauften Konzert in Austin, Texas, chartert die Rockgruppe The Frequency Brothers ein Flugzeug. Sie wollen schnellstmöglich nach New York, um ein Promotionvideo zu drehen. Aber das Flugzeug stürzt ab und kracht in ein riesiges, einsames Waldgebiet. Die Musiker überleben, wenn auch verletzt. Doch schon bald schlägt ihre Erleichterung in nackte Panik um - denn sie sind nicht allein! Etwas Fremdes verbirgt sich im Dickicht. Sie hören es. Sie spüren sein Lauern. Und sie sind der Kreatur hilflos ausgeliefert.

Nach ihrem Auftritt macht sich die Band zusammen mit ihrem Manager Potter, der Journalistin Shannon und dem Gatten der Sängerin Dani, Kevin, per Flugzeug auf den Weg nach New York. Der Absturz fordert nicht nur das Leben des Drummers Curtis, sondern matscht auch die Piloten. Ohne Blessuren kommt keiner der restlichen vier Bandmitglieder und anderen an Bord davon. Nachdem sie angefangen haben, ihre Wunden zu versorgen und sich zu sammeln, taucht eine wilde Kreatur aus dem Wald auf und krallt sich die Leiche von Curtis. Danach sind die Piloten dran und die Furcht der restlichen Menschen steigert sich ins Unermessliche. Dani versucht mit Conner, dem drogensüchtigen Gitarristen, einen Weg aus dieser grünen Hölle zu finden, während die anderen sich gegen die Bestie zu verteidigen suchen. Dabei stellen sie in Person des Bassisten Greg fest, dass das Monster nicht die einzige Bedrohung ist, die ihr Leben bedroht.

Nate Southard steigt direkt in die Handlung ein und skizziert seine Figuren nur knapp und mit dem Nötigsten an Worten. Wie schon in "Red Sky" ist sein Stil schnörkellos und grob. Ein wenig klischeehaft ist es schon  manchmal, aber nicht übertrieben, wenn sich in den Beziehungen der Bandmitglieder untereinander einige ungeahnte Abgründe auftun. Das wird aber erfolgreich übertüncht von den Auftritten der Kreatur und den leichten Survival-Einflüssen und dem rasanten und nicht erwarteten Ende. Besonders auf den letzten ca, 60 Seiten legt der Autor einen Zahn zu, auch wenn die Action nicht an die aus dem Vorgänger heranreicht. Dafür bekommt das Buch noch einen leichten Mystery-Touch spendiert, der den Leser weg vom (möglichen) Bigfoot-Szenario in eine andere Richtung lotst. So bleibt auch die Spannung aufrecht erhalten, von der man sich nach dem frühen Auftauchen der Kreatur schon verabschieden zu müssen glaubte. Wieder ein kleines Highlight von Nate Southard, auch wenn es nicht ganz an "Red Sky" herankommt - und ein kleiner Fehler hat sich auch eingeschlichen: Die neben Warrant erwähnte Band heißt Dokken und nicht Docken. Abgesehen davon ist der Erwerb des Buches sicher keine Fehlinvestiton. Rund 250 Seiten inklusive Interview mit dem Autor
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2013, 15:42:24
(http://4.bp.blogspot.com/-vItC26JIWv0/UgDgweut2iI/AAAAAAAAJXk/QCnCMFZxQLQ/s1600/haas1.jpg)

Derek Haas. Er nennt sich Columbus und ist ein Meister seines Fachs. Ein eiskalter Mörder, der selbst die schwierigsten Aufträge präzise und zuverlässig ausführt. Er lebt für seine Arbeit. Für die minutiöse Vorbereitung und den tödlichen Schlag. Doch dieses Mal ist alles anders. Der nächste Mann, den Columbus töten soll, ist sein eigener Vater. Er übernimmt den Auftrag trotzdem - doch vom ersten Moment an läuft alles schief.

Columbus ist schon seit Jahren erfolgreich im Geschäft und er erledigt jeden seiner Aufträge nach Wunsch. Für die Vorbereitung eines Mordes lässt er sich bis zu acht Wochen Zeit. Dann tritt ein Mittelsmann an ihn heran und beauftragt ihn Abe Mann, den Präsidentschaftskandidaten, zu töten. 
Columbus nimmt an. Bald muss er feststellen, dass nicht nur er angeheuert wurde. Neben seiner Person sind noch zwei weitere Killer mit dem gleichen Auftrag unterwegs, doch nur einer wird für die Tat bezahlt werden. Also muss die Konkurrenz weg. Alles nicht so einfach, wie geplant. Besonders als sein Vorbereiter und einziger Freund Pooley in einem Hotelzimmer von einem der anderen Attentäter ermordet wird. Columbus kennt ihn und macht Jagd auf ihn. Danach widmet er sich seinem eigentlichen Ziel.

Mindestens die Hälfte des Romans besteht aus Rückblenden, wie der große Columbus zum Profikiller wurde. Und was Wunder, hatte der arme Kerl doch eine harte Kindheit mit Prügeln bei Adoptiveltern und einem Vater, der in Washington Karriere machen wollte, sich aber zu oft mit Nutten einließ. Kurz nach der Geburt von Columbus lässt der Politiker seine Mutter töten. Drehbuchautor Derek Haas (Fast and the furious) hat sich da nichts wirklich Originelles  einfallen lassen. Und auch der ach so gefühlskalte Killer, wie er auf dem Klappentext geschildert wird, ist Columbus nicht. Nach einigen Fehlern in der "Lehrzeit" weiß er zwar, einen Job richtig zu erledigen, doch wie sehr er dann an seiner Freundin (Jake) hängt, bei Jobs sogar Mitleid hat (Monique), passt nicht richtig zu dem erwarteten gefühlskalten Typen. Im Laufe der Handlung bekommt man häppchenweise eine gewisse Sehnsucht nach einem normalen Leben, mit Frau oder Freunden, serviert, das sich der Protagonist aber in seinem Job niemals erlauben kann. Da ist Victor von Tom Wood ein anderes Kaliber. Ansonsten geht das Buch zügig voran, ist schnell geschrieben und keinesfalls langweilig. Die 250 Seiten sind vollgepackt mit Morden in der Laufbahn von Columbus. Die wirkliche Spannung bezieht das Buch eigentlich nur aus der Frage, wer der Auftraggeber ist und einem Ende, das denn doch etwas überzogen und eher unglaubwürdig daherkommt. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 August 2013, 13:30:21
(http://1.bp.blogspot.com/-jezzCSFvTcQ/UgISnJio45I/AAAAAAAAJYM/sda_su0rKyc/s1600/haas2.jpg)

Derek Haas. Columbus ist ein Profikiller. Einer der besten. Denn er weiß: Jeder Fehler kann tödlich sein. Doch als er in Paris einen Geschäftsmann beseitigen soll, ist Columbus das erste Mal in seinem Leben unaufmerksam und wird plötzlich selbst zur Zeilscheibe. Mit einem Gegner wird Columbus spielend fertig. Aber es ist wie mit den Köpfen der Hydra: Sobald er einen Killer ausschaltet, heften sich zwei neue an seine Fersen. Möge die Jagd beginnen.

Einen ersten Auftrag in der Tschechei kann Columbus in bekannter Manier problemlos erledigen. Danach zieht er sich wieder zurück in sein neues Domizil in Italien, wohin er nach den Ereignissen in Amerika gegangen ist. Sein neuer Mittelsmann William Ryan hat sein Quartier ebenfalls nach Europa, aber nach Paris, verlegt und versorgt ihn von dort mit Arbeit. In Rom lernt Columbus Risina kennen und verliebt sich in sie. Prompt ist er abgelenkt und baut bei der nächsten Aktion Scheiße. Zwar kann er sein Ziel ausschalten, doch nicht ohne aufzufallen. Und bald spürt er Verfolger im Nacken. Sein Mittelsmann wird erledigt und auch auf ihn hat man es abgesehen. Um sich und Risina zu schützen, muss er zum Gegenangriff übergehen. Erste Option ist, dass er seinen früheren Mittelsmann Archie kontaktiert und ihn nun anheuert, fest für ihn die Fäden zu ziehen und Informationen zu beschaffen. Schon bald hat man erste Spuren und Columbus reagiert wieder gewohnt professionell. Er schaltet einen der Killer aus, beschafft sich weitere Hinweise von Handlangern des nächsten, die dann auch das Zeitliche segnen müssen und erfährt auch bald, wer hinter den Anschlägen auf ihn steckt. Doch als er den Auftraggeber erledigt, muss er feststellen, dass damit noch längst nicht alles vorbei ist. Das Kopfgeld bleibt weiterhin auf ihn ausgesetzt und jeder, dem danach ist, kann sich das Geld verdienen.

Lässt man mal außer acht, dass der sogenannte Profikiller erster Güte anscheinend nicht lernfähig ist und seine eigenen Regeln bricht, indem er sich verliebt und wieder eine Frau in Gefahr bringt, die auch für ihn zum Klotz am Bein werden kann, der ihn in die Tiefe ziehen könnte und dass er dadurch vermeidbare Fehler begeht, ist "Bluthund" straighter als der Vorgänger. Keine Rückblenden, keine Geplänkel mit der Frau, die jeweils nur kurze Auftritte hat, dafür aber temporeiche Action und Attentate. Kein bisschen Langeweile, aber auch wenig Anspruch, dafür aber spannender als "Killer". Wer hetzt ihm seine vermeintlichen Mörder auf den Hals und vor allem warum? Bis diese Frage beantwortet wird, vergehen einige Leichen, die den Weg von Columbus, dem Silbernen Bären (effektiver und einträglicher Auftragsmörder) pflastern. Was mich etwas gestört hat, gilt für beide Bücher: Da wird der Antiheld als mitleidloser, perfekter Superkiller angekündigt, der sich keine Gefühle leistet und dann verliebt er sich pro Buch einmal (für einen Killer nicht gerade günstig, da er damit nicht nur die Frau, sondern auch sichin Gefahr bringt, da er a) abgelenkt ist und b) über sie erpresst werden kann) und macht hirnrissige Fehler. Zudem wird in "Bluthund" - absichtlich oder nicht - der Eindruck erweckt, dass er nur Aufträge annimmt, die Gauner oder sonstigen Abschaum betreffen, den einer aus dem Weg haben will. Das war in "Killer" zumindest bei der Richterin anders. Schnell, fetzig und ohne Geplänkel im Drehbuchstil geschrieben und jederzeit verfilmbar. Leider dennoch nicht sonderlich originell und z. B. von Barry Eisler (noch nicht gelesen, daher auf Kritiken verlassend) oder Tom Wood (stark) schon entschieden besser durchexerziert. Gutes Mittelmaß, den dritten Teil würde ich mir demzufolge auch zu Gemüte führen, so er denn in deutschen Landen erscheint.   Rund 290 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 August 2013, 13:42:06
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1376043161_simonmicklerr.jpg)

In Cambridge wird ein Hochsicherheitslabor überfallen, in dem eine Waffentestreihe des Militärs stattfinden sollte. Eine der zehn Testpersonen ist Jack Hartman. Als der IT-Student mitansehen muss, wie die anderen Patienten brutal abgeschlachtet werden, rennt er um sein Leben. In sich trägt er einen zellbasierten Supercomputer: Die Waffe der Zukunft. Und genau diese bringt Jack in höchste Gefahr. Auf der Flucht vor skrupellosen Waffenhändlern, international agierenden Hightech-Sicherheitsfirmen und korrupten Regierungen weiß er bald nicht mehr, wem er noch trauen kann.

Jack erwacht in einem Krankenbett und hat keine Erinnerung mehr, wie er hierher kommt. Neben ihm liegen neun weitere Personen in ihren jeweiligen Betten. Als er ein menschliches Bedürfnis verspührt, rappelt er sich mühsam auf, um auf dem Flur eine Toilette zu suchen und stellt dabei fest, dass es kaum Personal zu geben scheint und auch alles andere nicht wie ein reguläres Krankenhaus aussieht. Irgendwann hört er Geräusche, die wie Schüsse klingen und versteckt sich in einem Wandschrank. Von dort beobachtet er, wie die anderen Patienten erschossen und dann aufgeschnitten werden, um  ihnen etwas aus dem Körper zu entfernen. Als die Killer weg sind, flüchtet er sich zu seiner Freundion Amanda. Als er zur Ruhe gekommen ist, fällt ihm nach und nach wieder ein, wie er in diese Situation gekommen ist. Um Geld für seine Spielschulden aufzutreiben hat er sich freiwillig gegen gute Bezahlung für ein Experiment zur Verfügung zu stehen. Doch noch während er von Amanda versorgt wird, kommen ihm die Hintermänner des Kommandos auf die Spur und schicken drei Männer, die ihn töten und das Material, das sie suchen, aus dem Körper schneiden sollen.  Er kann wieder flüchten, wird aber vom MI6 aufgegriffen und darüber informiert, dass er eine neue Waffentechnik im Körper trägt, die aber nur imn Zusammenarbeit mit den anderen neuen Komponenten funktioniert. Man beschließt, den Häschern eine Falle zu stellen. Doch dazu muss Jack in den Kongo.

Jack ist als Charakter nicht mehr als eine Blaupause, das betrifft ebenso die meisten anderen Figuren. Schnell noch den Love Interest dazu, ebenso tapfer, mutig, clever und gutaussehend, wie der Protagonist, und fertig ist der Lack. Die Story ist jetzt auch nicht gerade wundersam neu, aber sie funktioniert, da Simon Mockler von Beginn an auf hohes Tempo und rasante Handlung setzt. Verschiedene Locations wie Großbritannien, USA, Kongo und Frankreich wechseln sich mit den actionstarrenden Hetzjagden auf dem Studenten ab. Da sein Love Interest Amanda und auch sein vermeintlich versoffener Vater jeweils nur im ersten und letzten Viertel ihre Auftritte haben, bremst nichts den Lesefluss aus. Auf tiefgründige Behandlung diverser Bereiche, die eher familiärer oder vergangener Herkunft sind, wird größtenteils verzichtet. Dafür strotzt das nur rund 350 Seiten bei 87 Kapitlen lange Buch nur so vor Verrätern, Intrigen, Machtspielchen und Kommandoeinsätzen. Gemeinsam mit einer neuartigen Waffe erinnert das alles an die frühen Romane eines jungen Jon Land, der mit diesen perfekt unterhalten konnte. Es ist noch kein McCracken, aber es kommt nahe dran. Abzüge in der B-Note gibt es nur wegen den nicht gerade vielschichtigen Figuren und dem etwas zu gezuckerten Ende. Ansonsten eine feine Actionssause ohne höhere Ziele. Also fast rundum gelungen. Fortsetzungsmöglichkeit inklusive. Somit werde ich auch das zweite Buch von Simon Mockler - "Das Midas-Kartell" - garantiert einsacken, auch wenn die Inhaltsangabe KEINE Weiterführung der Geschichte um Jacj Hartman verspricht.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 August 2013, 16:32:12
(http://3.bp.blogspot.com/-Lr2gMGxKu9s/UgeEA9yHwZI/AAAAAAAAJb4/u9OS6Blir1M/s1600/gegenschlag.jpg)

Eric L. Harry. Als sich die Amerikaner in einen atomaren Konflikt zwischen China und Russland einmischen, beginnt der Dritte Weltkrieg. Unter der Führung des russischen Generals Zorin wird Amerika von russischen Atom-U-Booten attackiert. Der US-Präsident wird abgesetzt, und sein Nachfolger befiehlt im Gegenzug die Invasion Russlands. Die Situation gerät ausser Kontrolle.

Der Krieg zwischen Russland und China um Grenzgebiete schwelt schon länger, blieb aber bisher im Rahmen. Nun ereignen sich mehrere Dinge fast zeitgleich. Nordkorea greift den Süden an und die USA müssen reagieren. Ein verantwortungsbewusster russischer General informiert den US-Präsidenten, dass man China mit Atomraketen angreifen werde und dass keine davon auf Amerika gerichtet sei. Im Moskau übernimmt im Kreml ein Hardliner-General namens Zorin die Macht, indem er die bisherigen Vorsitzenden einfach in die Hölle bpmbt. Und der amerikanische Präsident hadert mit seinem Gewissen, ob er die Chinesen unvorbereitet auf den russischen Angriff lassen kann. Noch während die amerikanischen Würdenträger zur Vorsicht vor einem möglichen Atomangriff aus Nordkorea in ihre sicheren Bunker evakuiert werden, warnt er die Chinesen. Die reagieren prompt und feuern einige Raketen mit Atomsprengköpfen Richtung Moskau. Dort hat man die Evakuierungsbemühungen der Amis ebenfalls bemerkt ung glaubt, diese würden sie angreifen. Sofort werden Rakten mit atomaren Grüßen via USA gesandt. Sie sind hauptsächlich auf militärische Ziele gerichtet (Was den Menschen in deren Einzugsgebiet natürlich wenig nutzt.) und vernichten nicht nur etliche Militärbasen oder NORAD, sondern auch Millionen Menschenleben. Der noch zögerliche US-Präsident gibt seinen Beratern nach und antwortet mit derselben Intensität. Doch seine Minister und Generäle wollen es dabei nicht belassen, die Opposition will ihn gar absetzen. Und das Volk will Rache. Der amtierende Präsident wird des Amtes enthoben und sein Nachfolger wirft alles in die Schlacht. Wirklich alles, da er auch auf das bio-chemische Arsenal zugreift und einen seiner Generäle deutlich anweist:"Dann vergast sie"!

Ganz klar ein Kandidat für die Leser von Dale Brown oder Tom Clancy. Wer "Im Sturm" von Clancy genossen hat, ist bei Eric L. Harry und "Gegenschlag" genau richtig. Im Gegensatz zu den genannten Autoren nutzt Harry bei seinem Buch nicht nur die gesamten Waffenarsenale der Großmächte aus, er
widmet sich auch der menschlichen Seite eines solchen Krieges. Die Familien, die um ihre Männer bangen, die im Einsatz sind, die Verheerungen, die die atomaren Einschläge hinterlassen haben, die Auswirkungen auf die Bevölkerung und ja - auch auf die Produktion von Lebensmitteln sowie Nachschub für die Front. Sicher sind bei ihm bis auf wenige Ausnahmen die Amerikaner die Guten in dem bösen Spiel, aber anders als die Autorengilde,  bei denen immerdar nur das unübertreffliche Heldenlied der mutigen Männer an der Front gesungen wird, von deren moralischer Überlegenheit und der schier angstfreien Kämpfer für die freie Welt, bekommt man von Eric L. Harry auch Charaktere gezeichnet, die sich fürchten, die vor lauter Angst in Tränen ausbrechen (Soweit, dass Amis desertieren geht er aber dann auch  nicht.) und sich am lioebsten verstecken würden. Vieles von dem, was der Autor 1994 zu Papier brachte scheint eher unmöglich, aber was ist denn heute mit den Nordkoreanern und ihren Atomprogrammen, den neu erstarkenden Russen und Chinesen, dem immerwährenden Kampf um Ressourcen? So abwegig ist ein derartiger Ausbruch nicht, wenn wohl auch  nicht mit so vielen Zufallsgeschehnissen auf einen Schlag. Das Buch ist natürlich im Militärjargon mit Akronymen und Waffenbeschreibungen nur so gespickt, dazu kommen die politischen Händel, bei denen der US-Präsident und der eine oder andere Russe sicher zu einem schnellen Konsens kommen würden, wenn ihre Bemphungen nicht durch machtgeile Kriegstreiber in ihren jeweiligen Reihen nicht ständig behindert werden würden. So treiben ich die kriegerischen Handlungen ebenso wie die Spannung atemlos voran und der atmosphärisch dichten Story geht nur selten die Luft aus. Trotz seiner 730 Seiten will man das Buch kaum aus der Hand legen und trauert den Zeiten nach, als auch ein Tom Clancy zu so etwas noch fähig war. Und Eric L. Harry gelingt es zudem, viele Sympathiefiguren aufzubauen, mit denen man mitfiebern kann, doch - wieder ein Gegensatz zu Clancy - werden auch ebenso viele das ende der Geschichte nicht miterleben. Wer für auf Militär-Hightech-Thriller ein Faible hat und sich von Tom Clancy mittlerweile nur noch gelangweilt fühlt, sollte sich durchaus mal mit Eric L. Harry befassen. Leider hat er nur vier Romane geschrieben und sich dann wieder lukrativer und ernsthafter Arbei zugewandt. Mir jedenfalls liegen sämtliche vier Werke vor und die Begeisgterung darüber hat noch nicht nachgelassen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 August 2013, 20:01:51
(http://4.bp.blogspot.com/-CE7hzsGpTp8/UgkJAoTQLlI/AAAAAAAAJcw/s-SAbewqz6k/s320/000.jpg)

Brian Keene. Sommer 1984. Timmy und seine Freunde freuen sich auf die Schulferien. Aber statt Sonne und Comics erwartet sie der tödliche Kampf mit einer grauenhaften Kreatur. Der Ghoul hat ihr Blut gerochen und ist auf der Jagd nach den Kindern. Und niemand hilft ihnen, weil niemand glauben kann, dass ein solches Wesen überhaupt existiert.

Pat und Karen weilen zum Schäferstündchen auf dem örtlichen Friedhof als sie überfallen werden. Pat wird dabei getötet. Timmy, Barry und Doug freuen sich derweil auf die Sommerferien, welche das befreundete Trio mit vielen Comics und einer Menge Spaß zu verbringen gedenkt. Doch sie haben die Rechnung ohne das Schicksal und die Erwachsenen gemacht. Timmys Opa stirbt und wird auf dem Friedhof, neben dessen Gelände sie sich einen Bunker gebaut haben, beerdigt. Barry muss seinem Vater ständig bei der Arbeit helfen und Timmy erst einmal den Tod des Großvaters verdauen. Doch dann legt sich die Trauer und sie treiben sich in ihrem Revier herum. Dabei stellen sie fest, dass immer mehr der Gräber einsinken, richtige Löcher darin sind. Und bald verschwinden außer Pat und Karen weitere Menschen, dafür hat plötzlich der Vater von Barry mehr Geld in den Taschen als er mit seinem Beruf als Friedhofwärter verdienen kann. Die Jungs vermuten einen Ghoul hinter der Sache und als Timmy mit seinem Vater darüber redet, zerreisst dieser ob der wilden Fantasie des Jungen dessen Comicsammlung und verpasst ihm Hausarrest. Doch dann verschwindet ihr Freund Doug. Jetzt wollen Barry und Timmy nicht mehr nur beweisen, dass es diesen Ghoul gibt, sondern auch ihren Freund retten.

"Der Leichenfresser" beginnt mit einem Prolog, der auf eine typische Horrorstory aus dem Hause Keene schließen lässt. Doch dieser Anfang täuscht. Eingerahmt von Hinweisen auf das Keene-Universum wie die Wurmgötter oder die Siqqusim und untermalt von Rocksongs von Def Leppard ("Die hard the hunter") oder - sehr passend Rush mit "Tom Sawyer" entwirft der Autor eine Coming-of-age-Story, die den Leser von Beginn an in ihren Bann zieht und ihn sich alles bildlich vor Augen führen lässt. Reines Kopfkino. Nach und nach und schon vor dem ersten Auftreten der Kreatur wird einem bewusst, dass die Monster und das Grauen in der Kleinstadt nicht allein unter dem Friedhof, sondern auch und besonders hinter den häuslichen Fassaden des Friedens lauert. Suff, Schläge, Inzest sind an der Tagesordnung. Oft tritt der titelgebende Leichenfresser in den Hintergrund und muss dem Schicksal der drei Rabauken weichen, die sich durch die Widrigkeiten des Erwachsenwerdens, dem ersten Interesse für Mädels und das Unverständnis der Eltern kämpfen müssen. Ein authentisches und emotionales Buch, das nicht auf vordergründigen und blutigen Horror setzt, was die vergleichsweise dezenten Attacken des Ghoul angeht, sondern sch mehr der Bestie Mensch widmet und auch dem Verständnis dafür, dass nicht immer das Offensichtliche das wahre Monster ist. Das kann sich auch hinter einer biederen Maske verbergen. Der Epilog ist dann irgendwie niederschmetternd. Rund 395 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 August 2013, 19:49:35
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1376496671_quinnellders%C3%B6ldner.jpg)

A. J. Quinnell. Der ehemalige Fremdenlegionär Creasy wird als Leibwächter angeheuert - er soll Pinta Balletto, die elfjährige Tochter eines italienischen Industriellen, gegen Kidnapper schützen. Das Kind schafft es, mit Charme und Intelligenz die Freundschaft des introvertierten, einsamen Mannes zu gewinnen. Zum ersten Mal in seinem Leben empfindet Creasy eine tiefe Zuneigung zu einem Menschen. Als das Kind bei einer entführung ums Leben kommt, sinnt Creasy auf blutige Rache. Mit unerbittlichem Hass und eisernem Willen trifft er, unterstützt von seinem Freund Guido, die Vorbereitungen zu einem gigantischen Kampf gegen die Mafia - er ist von der Idee besessen, das organisierte Verbrechertum Italiens aus den Angeln zu heben.

Ettore Balletto hat eine schöne, aber auch extrem anspruchsvolle Gattin. Die ließ aus Sorge um das Wohlergehen ihrer Tochter nach der letzten Entführungswelle diese nur noch zu Hause unterrichten. Da aber alle ihrer wohlhabenden Bekannten ihre Kinder mit Leibwächtern umgeben, soll auch Pinta einen bekommen, sodass nicht nur das Kind sich wieder mit ihren Freunden in der Schule treffen kann, sondern auch der Status der Familie wieder gesteigert wird, denn nichts ist Rika Balletto wichtiger als ihr Ansehen. Da Balletto aber finanziell recht klamm dasteht, nimmt er nur einen Vorzeigeleibwächter, dessen Fähigkeiten nicht sonderlich bemerkenswert sein müssen  - er soll nur ein Prestigeobjekt darstellen; und billig sein. So kommt der ehemalige Legionär und Söldner Creasy an den Job. Er trinkt zuviel, ist mürrisch und abweisend, hat kein Lebensziel mehr, wird aber eingestellt. Auf Kontaktversuche des Kindes reagiert er barsch, doch nach und nach kann Pinta seine harte Schale durchdringen. Als sie eines Tages vom Klavierunterricht abgeholt werden sol, tauchen vier Entführer auf, von denen Creasy zwei töten kann, bevor er selbst schwer verletzt und Pinta entführt wird. Er muss lange im Krankenhaus behandelt werden und erfährt währenddessen, dass zwar ein Lösegeld bezahlt, aber Pinta dennoch nur tot aufgefunden wurde. Jetzt macht sich sein Lebenswille wieder bemerkbar. Er will gesund werden, sich fit trainieren und Rache für Pinta nehmen. Sein Freund Guido hat auf Korsika eine Pension und der schickt ihn nach Malta auf die Schwesterinsel Gozo, wo sich Creasy nicht nur bei seinen Gastgebern nützlich macht, sondern auch daran arbeitet, seine alten Qualitäten wieder zu erlangen. Nach Monaten harten Arbeitens ist es soweit: Creasy geht auf die Jagd. Gut ausgerüstet nimmt er sich nach und nach jeden vor, der auch nur im geringsten von der Entführung profitierte - und keiner überlebt die Begegnung mit dem Ex-Söldner. Dann ist der oberste Boss in seiner Trutzburg dran. Creasy hat einen Plan, wie er in das Gebäude hineinkommt, doch für die Flucht danach hat er keinen geschmiedet.

Der Großteil des Buches beschäftigt sich mit der Beziehung des Söldners zu dem Mädchen. ER ist desillusionert und hat das Leben an sich satt, seine bewegende und gewalttätiuge Vergangenheit wird nach und nach offengelegt und man kann verstehen, dass er sich unter Menschen nicht wohlfühlt. SIE ist munter, fidel, intelligent und wissbegierig, lässt sich auch von mürrischer Abweisung nicht unterkriegen und irgendwann hat sie dann das Herz von Creasy erweicht. Hier konnte ich bildlich den Übergang zu der neuen Filmversion ziehen, in der Dakota Fanning das Mädchen spielte, da passte alles perfekt inklusive Creasy-Bär (nur dass das Mädchen im Buch schwarhaarig ist) und der Abholung/Entführung nach dem Klavierunterricht. Ansonsten wäre für mich die frühere Verfilmung mit Scott Glenn als Creasy die passendere Wahl. Bis - außer der Entführung - wirklich Tempo ins Geschehen kommt, lässt Quinnell den Leser an der langsamen Veränderung des Mannes Creasy teilhaben, der sich durch das Pinta wieder ins Leben zurückgeholt fühlte, die ihm dazu verhalf, wieder am Leben seiner Mitmenschen teilzuhaben und die jetzt tot ist und er sich nie dafür revanchieren kann, dass er jetzt wieder eine Zukunft hat. Selbst seinen Freund Guido aus der Zeit als Fremdenlegionär in Vietnam (Franzosenzeit) überrascht er plötzlich mit Scherzen und Lächeln. Nach diesen teilweise emotionalen Abschnitten wird es ernst und hart. Creasy kennt keine Rücksicht und agiert kalt wie eh und je. Von Mailand über Rom bis nach Palermo mordet er sich durch die Organisation - von den Medien und den rechtschaffenen Menschen gefeiert, von der Polizei nur halbherzig verfolgt. Beide Filme basieren nur lose auf der Vorlage von A. J. Quinnell und man muss sich auch auf einen anderen Ablauf des Showdowns einstellen, sollte man die Filme gesehen haben. Guter Thriller, der von emotional berührend zu knallhart wechselt. Rund 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 August 2013, 14:00:26
(http://4.bp.blogspot.com/-tVGnwyE5ueo/Ug9JvQE3XnI/AAAAAAAAJfE/1otPpnLfiWg/s320/midaskartell.jpg)

Simon Mockler. Als Markus Cartright ein rätselhaftes Paket von seinem alten Freund Daniel erhält, ahnt er nicht, in welche Gefahr er dadurch gerät. Denn schon wenige Tage später stehen skrupellose Auftragskiller vor seiner Tür, und nur um Haaresbreite gelingt dem Journalisten die Flucht. Markus versucht, Daniel zu erreichen - und muss feststellen, dass dieser spurlos verschwunden ist. Auf sich allein gestellt bemüht sich Markus, Daniels Unterlagen zu entschlüsseln. Dabei kommt er Machenschaften eines weltumspannenden Kartells auf die Spur, das nun auch ihn um jeden Preis aus dem Weg räumen will.

Daniel hat für seine Firma, eine angesehene Wirtschaftskanzlei, die private Wittgensteinbank als Kunden gewinnen können und überprüft in deren Aufgtrag die Konten der Bank. Bald fällt ihm ein ungewöhnlicher Geldfluss auf, der auf ausländischen Konten versickert. Er  macht den Boss der Bank darauf aufmerksam, wird aber vertröstet, dann mit einer Nutte in Verruf gebracht und bald von seiner Firma gekündigt. Dennoch gibt er nicht auf, sammelt Belege, recherchiert sogar in Banken in Guatemala City und Umgebung: und kann seine Unterlagen gerade noch rechtzeitig an Markus schicken, bevor ihn die Handlanger der Hintermänner einkassieren, um von ihm die Herausgabe seiner Beweise zu verlangen. Seine Häscher greifen dabei auf  Drogen und Desorientierung sowie Nahrungsverweigerung zurück, anstatt härtere Bandagen zu nutzen. Markus erhält indes das Paket und muss schon schnell feststellen, dass sein Leben von da an gefährlicher geworden ist. Eigentlich schon vorher, denn der erste Angriff erfolgt, bevor er überhaupt einen Blick in das Material geworfen hat. Dann versucht er Daniel zu erreichen, was aber nicht gelingt und da der Umschlag aus Guatemala kam, macht er sich auf den Weg dorthin - die Unterlagen immer bei sich. Dort wird er bald mit einer Frau konfrontiert, die schon Daniel in die Falle gelockt hat. Doch nach einer Auseinandersetzung mit einem der Gangster hilft sie nun Markus bei der Suche nach seinem Freund und dem verschwundenen Geld. Denn dass er es findet, ist unabdingbar, da man mittlerweile in London seine Frau und sein Kind entführt hat, um ihn zur Herausgabe der Milliarden zu bewegen.

"Das Midas-Kartell" hat zwei völlig unterschiedliche Charaktere als Hauptfiguren. Da ist zum einen der weichliche, etwas übergewichtige Schreibtischtäter Daniel, der sich eigentlich aus Ärger herauszuhalten gedenkt und nicht als mutiger Mann erscheint. Der zweite ist Markus, ein harter Kerl, der Daniel vor rund 18 Jahren mal im Internat vor Rowdys beschützt hat und der eine recht heftige Kindheit verbracht hat und auch aus dieser Zeit ein Geheimnis mit sich rumschleppt. Zudem ist er ein starker Trinker, der seine Kraft dann im Suff gerne mal an anderen auslässt. Wirklich tiefschürfend ist die Zeichnung des Innenlebens der Hauptfiguren nicht und alle anderen  - speziell die Kontrahenten - bleiben seicht und bestenfalls oberflächlich. Was dem Buch aber meiner Meinung nach auch nicht gerade zugute kam, ist, dass man mit keiner der Figuren mitfiebert oder Mitleid haben kann. Sie berühren einen emotional null, nada, niente - auch wenn wenigstens Daniel den Leser in zumindest einem Punkt positiv überrascht. Und von der rasanten Action aus "Dunkle Ernte" ist auch nicht viel geblieben. Im ersten Viertel etwas bei der Jagd nach Markus, dann viel Leerlauf mit Rückblenden hinsichtlich der Vorkommnisse in der Bank und Daniels Werdegang, ein paar Ermittlungen von Markus und die Angst der Gierbanker, die Geld abgezweigt haben, vor einem ihrer besten Kunden, dem Boss eines Drogenkartells, der seine Kohle wiederhaben will, bevor es gegen Schluss ein eher "Ruckzuck"-Finale gibt, in dem die bösen Wichtel ganz schnell den Löffel abgeben. Als Kniff bleibt nur noch die Enttarnung eines der Drahtzieher der gewalttätigen Verfolgungsjagd in London und Guatemala. Sonst ist ausser den flüssigen Stil und ein paar Cliffhangern, die die Story auch  nicht retten können, nichts mehr von der Klasse des Erstlings übriggebleiben. Und als Thriller im Finanzbereich habe ich schon entschieden bessere Werke gelesen wie z. B. "Das Nummernkonto" von Christopher Ride. Muss man nicht unbedingt gelesen haben. Schade, denn nach "Dunkle Ernte" hatte ich mehr erhofft.  350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 August 2013, 17:30:49
(http://3.bp.blogspot.com/-YR7egF03HrA/UhNvTGIZmrI/AAAAAAAAJh0/xDpkIxOC0bg/s320/grange.jpg)

Jean-Christophe Grange. Olivier Passan, Pariser Mordkommissar mit einer Passion für die japanische Kultur, ist einem brutalen Serienkiller auf der Spur, der es auf schwangere Frauen abgesehen hat. Zugleich versucht er zu begreifen, warum die Ehe mit seiner Frau Naoko gescheitert ist. Als in seinem Haus bedrohliche Dinge geschehen, vermutet Passan zunächst Racheakte des Killers. Doch dann mehren sich die Anzeichen, dass die Anschläge in Zusammenhang mit einem offenbar wohlbehüteten Familiengeheimnis stehen.

Passan hat herausbekommen, wo der "Geburtshelfer", wie die Medien den Serienkiller nennen, der den Frauen den Fetus aus dem Leib schneidet und ihn dann zusammen mit der Frau und den möglichen Beweisen verbrennt, wo der Psychopath sein nächstes Opfer ermorden will. Doch Passan ist nicht offiziell unterwegs. Der Killer hat schon im Vorfeld wegen des Drängens des Kommissars eine Verfügung erwirkt, dass dieser ihm nicht mehr näher als auf zweihundert Meter kommen darf. Doch Passan stört das nicht und prompt geht alles schief. Der Killer entkommt, alle möglichen Indizien werden für ungültig erklärt und Passan erhält den nächsten Rüffel. Natürlich setzt er sich über alle Befehle hinweg und verfolgt besessen den Täter weiter. Nebenbei hat er auch noch private Probleme. Er und seine japanische Ehefrau stehen vor der Scheidung, haben sich aber geeinigt, dass es eine vernünftige Trennung mit nur einem Anwalt wird und dass man sich auch weiter gemeinsam um die Kinder kümmert. Doch schon bald kommt es zu unheimlichen Geschehnissen in der Villa der beiden. Einmal liegt sogar ein gehäuteter Affe im Kühlschrank. Passan verdächtigt zuerst den Serienkiller, sich an ihm rächen zu wollen, muss aber bald einsehen, dass an dieser These nichts dran ist. Die Bedrohung lauert in seinem direkten Umfeld.

"Die Wahrheit des Blutes" dreht sich um Wünsche und Hoffnungen, um ein Ehepaar, das sich nicht nur auseinandergelebt hat, sondern völlig gegensätzliche Vorstellungen hat. Während Passan wie besessen von der alten Kultur Japans ist, will sich seine Frau gerade von diesen Traditionen lösen und sich dem westlichen Lebensstil zuwenden. Ausserdem ist Passan ein knallharter Bulle geworden, der seinen Frust aus dem vermasselten Eheleben auf den Job überträgt und somit seine inneren Dämonen zu beschwichtigen sucht. Er hat seine eigenen Regeln aufgestellt. Er ist ebenso wie die meisten Figuren im Buch von Jean-Christophe Grange abweichend von der Norm geschildert (obwohl es an Bullen, die wider den Willen ihrer Vorgesetzten eigene Wege gehen ja auch schon genügend gibt), ob es nun der Punkerpolizist mit dem dezernatsinternen Drogenhandel oder seine Gattin Naoko sind - alle haben ihr Päckchen zu tragen und zeigen es nur durch Äußerlichkeiten, nicht durch Worte. Grange widmet sich auch ausführlich der japanischen Kultur, ihren Werten, ihren Mythen und sogar den Nachwirkungen des schrecklichen Bebens von Fukushima. "Die Wahrheit des Blutes" enthält durchaus auch die bizarren und düsteren Elemente, die man von Grange schon kennt und er lässt hin und wieder auch extreme und blutige Gewalt aufblitzen, doch leider kennt man den Täter schon früh, worunter die Spannung leidet und irgendwie kam es mir so vor, als habe er die beiden Handlungsstränge nicht richtig zusammenführen können, sie erscheinen wie zwei voneinander getrennte Geschichten. Und auch der Part mit seiner Familiengeheimnis und der Bedrohung seiner Lieben wird viel zu früh offengelegt und nähert sich dann einem zu erwartenden Showdown. Mir hat das Besondere an dem Buch gefehlt, das Grange sonst auszeichnet, alles irgendwie schon einmal dagewesen und ein viel zu schlichtes Ende, wie es von jedem anderen Autor hätte stammen können. So bleibt eigentlich viel Eheanalyse verpackt in einen handelsüblichen Thriller. nicht gerade die Bestleistung des Autors. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 August 2013, 20:21:57
(http://4.bp.blogspot.com/-C2ozJhnY2xI/UhTqHOGq-VI/AAAAAAAAJjE/l6D4-gL_PHY/s1600/jacktaylor3.jpg)

Ken Bruen. In den 50-er Jahren wurden im Magdalenenstift in Galway Mädchen misshandelt, erst jetzt fliegt der Skandal auf. Nun soll Jack Taylor eine Frau finden, die den Maggiers damals zur Flucht verholfen hat.

Jack Taylor, derzeit so trocken wie die Sahara, steht bei Bill Cassell noch in der Schuld. Die soll er jetzt einlösen, indem er für den Mann eine Frau finden soll, die den Mädchen aus dem berüchtigten Magdalenenstift zur Flucht verholfen hat. Obwohl Jack aus Ehrgefühl sofort seine Zustimmung gibt, den Auftrag zu übernehmen, lässt Cassell seine Leute (einen simplen Schläger und den unbekannten Juicy Fruit-Killer) etwas Nachdruck ausüben. Während Jack sich im Hotel Bailey's einnistet, seiner Mutter und dem ihr ständig am Rockzipfel hängenden Prediger aus dem Weg geht und versucht, weiterhin Alkohol und sonstige Rauschmittel von sich fernzuhalten, wird er auf einen weiteren Job angesprochen. Für Terry soll er die Frau von dessen Vater überführen, dass sie diesen umgebracht habe. Daraus ergeben sich gleich mehrere Probleme: das Weib interessiert ihn und er hat inzwischen wieder mit Suff und Drogen angefangen und mogelt sich nur noch von Kater zu Kater, ohne etwas wirklich zustande zu bringen. Währenddessen werden in Galway innerhalb weniger Tage zwei junge Männer mit Kopfschüssen getötet, einer seiner wenigen verbliebenen Freunde hängt sich auf und eine junge Polizistin spricht ihn auf seine Fälle an.

"Jack Taylor fährt zur Hölle - Jack Taylor 3" könnte auch Jacks kleiner Leitfaden für Süchtige betitelt sein, denn Rückfälle, Auswirkungen des Konsums, schlechtes Gewissen und Halluzinationen nehmen eine großen Raum in dem Buch ein. Ansonsten nehmen knappe, lakonische Dialoge, schräge Figuren und Jacks eigene Sicht auf das Leben den ihnen zugestandenen Platz ein. Wieder beweist er sich neben seinen Fähigkeiten als Trinker und Ermittler als äußerst belesener Geselle, der sich zudem auch in den Sphären der Rockmusik bestens auskennt. Und in den wenigen lichten Momenten ackert er sich mühsam durch den Sumpf aus Verbrechen und Korruption, findet sogar die Gesuchte und klärt seine Fälle, bis er durch die eine oder andere Überraschung grad wieder von vorne beginnen kann. Für Freunde "Schwarzer Krimis" auf jeden Fall wieder ein Gewinn und diesmal sind die Lösungen nicht ganz so gradlinig serviert wie in den beiden vorherigen Werken. 300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 August 2013, 21:55:16
(http://3.bp.blogspot.com/-dzmpYIy3M5Q/UhZVLCRA4gI/AAAAAAAAJko/8yVIiRIJpfI/s320/martinkay.jpg)

Martin Kay. Stell Dir vor:
Es ist Nacht: Du sitzt im Auto und fährst über eine einsame Landstraße. Während der Fahrt überlegst du, was du gestern getan hast und stellst fest, dass du es nicht weißt. Du denkst darüber nach, was überhaupt geschehen ist, und erkennst, dass du außer deinem Namen gar nichts mehr von dem weißt, was letzte Woche, gestern oder gerade eben geschehen ist.

So ergeht es Steven Caine. Noch während er darüber nachgrübelt, warum seine Erinnerungen verschwunden sind, fährt er in die Ortschaft Greepershire hinein. Die Menschen verhalten sich ihm gegenüber merkwürdig und zeigen spürbare Abneigung. Ein Gespräch mit dem örtlichen Sheriff verschafft zumindest etwas Klarheit: Will Caine erfahren, was mit seinem Gedächtnis geschehen ist, muss er das Geheimnis von Greeprshire lösen.

Das fängt schon damit an, dass er einen Unfall vor der Stadt meldet und der Sheriff dort keine kaputten Wagen oder gar Unfallopfer findet. Und in der gesamten Stadt gibt es keine Uhr, kein Internet, kein TV. Sie werden zwar mit Post beliefert und auch Lebensmittel kommen beim örtlichen Laden an, doch leiner kann den Ort verlassen. Erst als Caine die offensichtliche Frage nach
der Uhrzeit stellt, werden die Menschen plötzlich aufgeschlossener. Dennoch verhaftet ihn der Sheriff wegen Falschaussage bezüglich des Unfalls -aber nur um ihn daraufhin unter vier Augen um Hilfe zu bitten. Durch seine Zusage gerät Caine in ein Abenteuer, wie er es sich nie vorstellen konnte.

"Die Legende des dunklen Propheten" ist ein Roman um den  Auftragskiller Caine, von dem es schon mehrere zuvor gab, doch den man auch als "Uneingeweihter" lesen kann, ohne auf gewisse Vorkenntnisse zurückgreifen zu müssen. Nach dem mysteriösen Start geht es bald richtig in die Vollen und Martin Kay schildert temporeich den Kampf von Caine um das Weiterbestehen der Erde - oder was man so als Erde bezeichnet. Vom Dunkelelf bis hin zu Weltenwandlern, seinem älteren Ich und den Aganoi. Dazu das Amulett des PENUMBRA und fertig ist der Lack. Fantasy-Action auf rund 145 Seiten, die ohne Umschweife zum Punkt kommt und Tentakel für Tentakel den Fortbestand der Menschheit zu sichern versucht. Ziemlich unterhaltsamer Stoff, der den einen oder anderen Winkelzug und Überraschung für den Helden bietet und bei dem man lange nicht weiß, wo der Hase hinläuft. Es ist jetzt sicher kein Reißer wie "Kalte Spuren" aber das dürfte wohl auch nicht in der Absicht des Autors gelegen haben. Aber einigermaßen rasanter Lesestoff ist es allemal, wobei ich hin und wieder an Handyman Jack und seinen Kampf gegen die Andersheit denken musste.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 August 2013, 18:35:21
(http://1.bp.blogspot.com/-QTJppQamW2Q/UhjFMSfEufI/AAAAAAAAJmQ/YKQpkf-nA8g/s320/quinnellr%C3%BCckkehr+des+s%C3%B6ldners.jpg)

A. J. Quinnell. Seit Jahren hat niemand mehr von ihm gehört. Er gilt als tot. Aber Uomo Creasy, Ex-Fremdenlegionär, Söldner und Präzsionskiller, lebt. Und es steht für ihn bereits fest, dass er seine Deckung verlassen wird - um Rache zu nehmen an dem Mann, der seine Frau und seine Tochter auf dem Gewissen hat. Die Spur führt ins syrische Damaskus, eine der gefährlichsten Städte der Welt. Aber Gefahr kann eine Droge sein, und Creasys neues Credo lautet: Gnade ist reiner Luxus.

21. Dezember 1988. Unter den Opfern der über dem englischen Lockerbie explodierten Pan-Am-Maschine 103 befinden sich auch die Frau und die Tochter von Uomo Creasy. Creasy hatte sich nach den Ereignissen, die Italien in Aufruhr versetzten, auf einer Insel nahe Malta zur Ruhe gesetzt und galt als tot. Doch nach dem Anschlag nimmt er seine alte Profession wieder auf. Er sucht Spuren, die auf die Täter Hinweisen und findet auch einen Mann, der einen weiteren Hinterbliebenen der Opfer unter Creasys Namen schröpfen will. Creasy setzt sich mit dem gelinkten Senator in Verbindung, erhält die Daten des falschen Creasy und findet ihn in Europa. Er macht ihm seinen Standpunkt klar, lässt ihn aber am Leben. Danach schließt er sich mit dem Senator zusammen, um die Jagd zu beginnen. Doch der andere Gangster zeigt keine Dankbarkeit dafür, dass er verschont wurde: Er verrät Creasy an den wahren Täter. Diese Rechnung begleicht Creasy sofort, dann beginnt die Planung für die Attacke auf die Attentäter sowie den Schutz des Senators. Creasy holt einen siebzehnjährigen Jungen aus dem Waisenhaus und engagiert in England eine Frau, die seine Gattin spielen soll, damit er den Jungen adoptieren kann. Er bildet den Jungen aus, um ihn für seinen Rachefeldzug an seiner Seite zu haben.

Die Figur des Söldners setzt da an, wo seine Charakterisierung in "Der Söldner - Man on fire" aufgehört hat. Creasy ist milder geworden, mitteilsamer, aber wenn es darauf ankommt, wird er wieder zum eiskalten, distanzierten Profi. Das müssen auch der Junge und die Frau erfahren, die anfangs nur Mittel zum Zweck darstellen. Erst mit der Zeit wird Creasy vertrauter ihnen gegenüber, auch wenn er seine Gefühle nicht in Worte fassen kann, da er dies in seinem Leben nicht gelernt hat. "Die Spur des Söldners" besteht im Großteil aus der Planung des Rachefeldzuges und der Ausbildung des Jungen, wird zwar durch einige Actionsequenzen unterbrochen, aber die Melancholie des Söldners ist immer spürbar. Auch dieses Buch ist kein Actionreißer, in dem es von Seite zu Seite nur kracht, sondern ein ruhig aufgebauter Thriller, der die akribische Planung der Tat in den Vordergrund stellt. Während die eingestreuten Sprenkel der Auseinandersetzungen (besonders der versuchte Anschlag auf den Senator) schon einen gewissen Raum einnehmen, ist die eigentliche Aktion in Syrien nur kurz und knapp geschildert. Durchaus spannender Thriller, der aber auch Geduld fordert, da sich hin und wieder Längen einschleichen. Rund 315 Seiten.     
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 August 2013, 21:20:37
(http://4.bp.blogspot.com/-Lkyn3pzYiJY/UhuOVLAyShI/AAAAAAAAJoY/o7JpLfJnjCQ/s320/winslow.jpg)

Don Winslow. Manhattan 1958. Die künftige First Lady und ihr M;ann halten Hof in Big Apple, beglücken die Presse und beleben die Partylandschaft. Für ihre Sicherheit ist Ex-CIA-Mann Walter Withers verantwortlich, der sich bald im Zentrum einer tödlichen Verschwörung wiederfindet.

Walter Withers hat seinen Job bei der CIA in der Station Stockholm gründlich satt. Er will wieder nach Hause ins vertraute New York, in sein Manhattan. Also schmeißt er hin und geht in die Privatwirtschaft. Bei Forbes and Forbes (trotz des Namens gibt es nur einen Forbes) managt er die Abteilung für Personenüberprüfungen für Kunden, die einen Mitarbeiter in eine gehobenere Stellung befördern wollen, aber grundsätzlich Angst vor Wirtschaftsspionage haben. Doch eines schönen Tages im tiefsten Dezember wird er von seinem Chef als Bodyguard für die Gattin von Senator Joe Keneally beauftragt, welcher derzeit eine Party zum Weihnachstfest und nebenbei zur Wahlspendensammlung veranstaltet. Er ist von beiden schwer beeindruckt, macht aber auch selbst auf sich aufmerksam, als er eine unliebsame Situation ohne Aufsehen lösen kann. Nach der Feier tritt der Bruder des Senators an ihn heran und teilt ihm mit, dass man auf seinen Namen ein Zimmer im Hotel gemietet habe, um ungesehen eine geheime Besprechung abzuhalten. Später sieht Walter, wie der Senator einer blonden Schauspielerin den Schlüssel zu eben jenem Apartment überreicht. Er denkt sich seinen Teil und geht. Doch dann wird Marta Marlund, blonde Schaupsielerin mit Zimmer unter falschen Namen, tot aufgefunden und Walter ist der Hauptverdächtige. Und schon ist er verstrickt in eine Sammelsurium aus Poliziedienstten, FBI, CIA und Auslandsagenten, die alle etwas von ihm wollen.

"Manhattan" ist einer der frühen Winslows (erschien hierzulande auch 1997 schon einmal unter dem Titel "Manhattan Blues"), vor dem nur noch die Reihe um "Neal Carey" herauskam. Damals war sein Stil noch nicht so stakkatoartig mit kurzen Kapiteln und nur minimalistischen Sätzen, die das Tempo nur so vorantreiben. Dementsprechend ist sein Stil in "Manhattan" ruhig - aber dennoch nicht spaßbefreit - und die Handlung braucht Zeit, um sich nach und nach zu entwickeln. Bis der Fall dann endlich Fahrt aufnimmt, lässt Winslow den geneigten Leser am Ambiente des Manhattan der späten 50-er Jahre teilhaben, den Jazzclubs, den versteckten Homokneipen, den Mafiosi, die jene beherrschen teilhaben. Und man muss sich schon auf dem oft vorherrschenden heutigen Bildungsniveau bewegen, um nicht mitzubekommen, dass sein Senator plus Gattin eindeutige Parallelen zu den Kennedys aufweisen. Seine Familie hat das Geld durch Alkoholschmuggel und Geschäfte mit der Mafia während der Prohibitionszeit gemacht, ist irischer Herkunft, lässt nichts anbrennen, während sie aus altem Geldadel stammt. Don Winslow macht wie gewohnt kein Hehl aus seiner Abneigung gegen die herrschenden Zustände und äußerst seine - mittlerweile wie sehr aktuell gewordene - Kritik an den Machthabern, wenn er die Rede auf ein Land der Gerechtigkeit und dass ein Politiker das amt nicht um des Amtes willen anstreben soll. Guckt man sich hüben wie drüben heutzutage mal um, sieht das alles völlig anders aus und von hehren Zielen ist nichts geblieben, sondern eher mafiöser als die Mafiosi selbst. Erst bei knapp der Hälfte des Buches zieht das Tempo dann an, kommt Spannung ins geschehen und auch wenn er hier nicht mit Action protzt, hat der Autor einen spannenden Thriller geschaffen, dessen Figuren wirklich zum Leben erweckt und wirklich erst ganz zum Ende hin sämtliche Puzzleteile mehr oder weniger überraschend an ihren Platz gebracht. Selbst seine Schilderung der Geheimdienste ist mit ihrer ständigen Überwachung so realitätsnah geworden, weil in der Gegenwart so aktuell. Anders als von ihm gewohnt und dennoch ein extrem unterhaltsamer Spitzenthriller. 400 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 August 2013, 20:55:25
(http://3.bp.blogspot.com/-gi5ci985rGw/Uh4roE6t30I/AAAAAAAAJrI/mtc35LJLYyc/s1600/ilkka+remes+ewigenacht.jpg)

Ilkka Remes. Mehrere Geldtransporte werden ausgeraubt. Die Täter gehen brutal und mit äußerster Präzision vor. Drei Menschen sterben. Ein Fall für TERA, die international besetzte Anti-Terror-Einheit in Brüssel. TERA schickt ihren Spezialisten Timo Nortamo zunächst nach Finnland. Erste Ermittlungen führen ihn auf die Spur von Ralf Denk. Der ehemals erfolgreiche Molekularanthropologe verfolgt einen ebenso teuflischen wie größenwahnsinnigen Plan. Bei den Sicherheitsbehörden in Brüssel, Washington und im Vatikan schrillen die Alarmglocken. Und ihre schlimmsten Befürchtungen sind nichts im Vergleich zur Wirklichkeit, mit der Timo Nortamo sich schließlich konfrontiert sieht.

Alles beginnt auf dem G8-Gipfel in Genua. Die Globalisierungsgegner werden von der Polizei brutal zurückgedrängt und manche tun sich zusammen, um gegen die Großkapitalisten des Westens etwas zu unternehmen. Es fängt zwei Jahre später mit einigen Überfällen auf Geldtransporter in Bremen und andernorts an. Bei manchen der Überfälle sind auch Tote zu beklagen. In Finnland geht der Plan mit einem weiteren Überfall auf einen Geldtransporter weiter. Der Beifahrer wird gefesselt zurückgelassen, der Fahrer muss seine gewohnte Route zu Kunden in Russland weiterfahren. doch dort kommen sie nicht an. In einem Wäldchen warten zwei Russen, die eine kleine Atombombe aus einem Lager entwendet haben, in dem Glauben, dass die Globalsierungsgegner, mit denen sie sympathisieren, nur Fotos als Beweise davon machen wollen. Diesen Irrglauben überleben weder sie noch der Fahrer. Mittlerweile wurde Timo Nortamo von der TERA in Brüssel auf die Sache angesetzt, der eigentlich mit seinem Sohn einen Angelausflug machen wollte. Stattdessen fährt er mit ihm zurück nach Brüssel. Auf der Fähre wird Timnos Sohn zu neugierig und beobachtet einen Transporter. Er wird entdeckt, doch um großes Aufsehen zu vermeiden, werden beide nur betäubt. Die Ökoterroristen machen sich mit ihrer Sore auf nach Afrika - in die ehemalige belgische Kolonie Kongo. Aber einen Zwischenstopp im Vatikan müssen sie noch ausführen. Bald darauf gehen die Sicherheitsbehörden davon aus, dass die Gruppe auch  noch über das Ebola-Virus verfügt - und zwar über eine veränderte Variante. Weltweit wird höchste Alarmstufe ausgerufen und Nortamo reist ebenfalls in den Kongo, um die vermeintliche Katastrophe zu verhindern.

Kapitalismus, Kolonialismus, Kirche, Ökoterror - das sind die vorherrschenden Themen in "Ewige Nacht" von Ilkka Remes. Sein Protagonist Timo Nortamo ist kein finnischer Bond, sondern ein Mann mit Familie, einem zu neugierigen Sohn und etwas zuviel Leibesfülle, ein Mann mit den üblichen Problemen neben dem Job. Die Story ist gespickt mit Informationen zu Belgiens übelster Zeit als Kolonialmacht sowie den Auswüchsen des Kapitalismus und der Überbevölkerung des Planeten sowie der Macht, den die Kirche nicht nur ausübt, sondern die sie sogar zu nicht wünschenswerten Zwecken nutzt. Der Plan der Attentäter erschließt sich dem Leser nicht von Anfang an, wird häppchenweise in die Fülle an Informationen eingeflochten, was anfangs auch recht spannend wirkt, mit der Zeit aber leider gerade die nötige Spannung und das Tempo ausbremst. Zum Ende hin zieht Ilkka Remes dann wieder alle Register für rasante Action und gibt der Sache auch noch zwei Wendungen mit auf den Weg, die man so nicht ganz vorhergesehen hat. Doch leider ist das nach dem etwas zähen Mittelteil zu wenig, um das Ruder endgültig herumzureißen. "Ewige Nacht" ist ein brauchbarer Thriller, aber vom Finnen hab ich da schon einige bessere gelesen. 418 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 August 2013, 20:09:24
(http://3.bp.blogspot.com/-LxApBzqOKFk/UiDER0d4UsI/AAAAAAAAJtA/U_FF7BQnRks/s1600/Tony-Black-Geopfert-e1318435257995.jpg)

Tony Black. Edinburgh: Hinter den schicken Fassaden machen scheinheilige Politiker, skrupellose Spekulanten und Schlepperbanden aus Osteuropa schmutzige Geschäfte und schnelles Geld. Auch der zwanzigjährige Billy will sich seinen Teil sichern - und bezahlt dafür mit dem Leben. Der Vater sucht Hilfe bei seinem Freund gus dury, der den Fall aufklären soll. Niemand sonst wagt sich in den Sumpf von Korruption und Verbrechen. Gus selbst lebt auf Messers Schneide, nachdem er seinen Job als Journalist verloren und seine Frau ihn wegen seines Hangs zu Whiskey verlassenhat. Er ist ein Mann voller Widersprüche, ein Liebender und ein Kämpfer, den die Wut anfeuert. Er verbeißt sich in den Fall, kämpft sich durch die Unterwelt Edinburghs bis in die Höhle des Löwen - doch was ihn dort erwartet, ist nur des Schrecklichen Anfang.

Gus Dury ist gescheitert, unten angelangt. Dennoch wird er seinem Freund Col helfen, er hat ja auch bei ihm Unterkunft gefunden, als der ihn bittet, den Tod von Cols Sohn zu untersuchen. Er befragt dessen Ex, Nadja, und schon ist er sich sicher, dass er belogen wurde. Er hört sich in der Stadt bei seinen wenigen Freunden um und erfährt, dass Billy auf die schiefe Bahn geraten ist. Mit dem Geld, das ihm Col für die Ermittlungen vorgestreckt hat, mietet er sich in einem miesen Hotel ein, ohne zu ahnen, dass er gerade dort auf weitere Spuren stößt. Nachdem er die Bekanntschaft des alten Milo gemacht hat, stolpert er in eine Zimmer voller junger Mädchen, die anscheinend aus Lettland eingeschleust wurden. Während er weitere Nachforschungen in der Stadt anstellt, wird Milo in seinem Zimmer getötet. Jetzt hat er einen persönlichen Grund, die Sache zu klären. Was er n icht im Griff hat, ist seine Sauferei, die Russenmafia und korrupte Bullen, die ihn erst einmal einbuchten und ordentlich vertrimmen. Ihm geht auf, dass Billy vor seinem Tod etwas in Erfahrung gebracht haben muss, das die Gangster fürchten. Er sucht dessen Wohnung auf und findet eine Disc, die Beweise für die Verquickung von Politik und Russengangster Zalinaskas enthält, der in seinem Anwesen einen Wolf hinter einem Glaskäfig eingesperrt hat. Die endgültige Konfrontation der Parteien lässt nicht lange auf sich warten.

Irland hat seinen Ken Bruen mit Jack Taylor, Schottland hält mit Tony Black und Gus Dury gut dagegen. Black lotet die dunklen Ecken von Edinburgh aus, die miesen Hotels, die Penner, die schlecht beleuchteten Gassen und mittendrin sein geschlagener und gescheiterter Protagonist Dury. Nach einem Zwischenfall mit einem Politiker aus seinem Journalitenjob geflogen gibt er sich nur  noch mehr dem Suff hin und stürzt immer weiter ab, beweist aber dennoch eine gewisse Sensibilität bewahrt hat und seinem Freund helfen will. Dury hat zudem ein Päckchen aus seiner Vergangenheit mit einem schlagkräftigen Vater, der als Fußballer zu einem gewissen Ruhm  kam,den aber nicht verarbeiten konnte, zu tragen, das auch zu seinem Hang zu Hochprozentigem beigetragen hat. Die gesamte Story ist auf tiefste Abgründe getrimmt, die Sprache derb, rotzig und hart und wie bei Bruen kommt der Held recht belesen daher (Vachss oder Bruen und Joseph Roth werden ebenso erwähnt wie Ozzy, Nirwana oder Seagal) und weiß mit einigen humorigen Anekdoten aufzuwarten - alte Schabracken, die schon mehr Kämpfe hinter sich hätten als Chuck Norris, die Frau, der eine 40 kilo schwere Zyste rausoperiert wurde, so schwer wie dereinst Paris Hilton und wenn  man die rausoperieren könnte, würde sich Dury freuen oder der Dialog um Hannibal: Zitat:"Hältst du es für möglich, dass man irgendwas planen kann?" "Hannibal dachte das, ja." "Die Alpen überqueren?" "Die Folge muss ich verpasst haben." "Welche Folge?" "Als sie in den Alpen waren - das A-Team." Zitat Ende. Schnoddrig, voller Alki-Poesie und hin und wieder auch etwas emotional und mit einem skurril-gelungenen Finale. Einziger Wermutstropfen, der ihn auch von Bruen zu unterscheiden weiß, ist, dass Gus Dury mit dem Politiker abrechnen kann, der seine Karriere runiniert hat und sogar seine Frau wieder bei ihm landet - zu viel heile Welt. Der Rest ist hard-boiled mit hohem Unterhaltungswert, obwohl der Fall selbst eher traditionelle Krimiware ist. Den Unterschied macht die Sprache, der Humor, die teilweise echt düstere Stimmung. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 August 2013, 19:20:35
(http://2.bp.blogspot.com/-gqln4eZNIe4/UiIOjbLTccI/AAAAAAAAJvA/2Rn3atkPdU8/s1600/tunnel.jpg)

Robert A. Heinlein. Rod Walker, ein Oberschüler in ferner Zukunft, steht vor einer schwierigen Prüfung: Seine Aufgabe besteht darin, sich auf einem unbekannten Planeten zu behaupten, mit nichts anderem ausgerüstet als seiner Intelligenz und seinen Instinkten. Gegen den Willen seiner Eltern wagt er den Sprung durch das große Ausfalltor zu den Planeten. Und er landet inmitten eines undurchdringlichen Dschungels, wo auf Schritt und Tritt unbekannte Gefahren drohen, wo ihn nachts unheimliche Geschöpfe anfallen und ihn zwingen, auf Bäumen zu kamopieren und jeden seiner Schritte abzuwägen. Nach und nach trifft Rod auf Kameraden, die gleich ihm ums Überleben kämpfen. Und bald stellen sie mit Entsetzen fest, dass man auf der Erde offenbar vergessen hat, sie zurückzuholen aus den Weiten des Alls. Die jungen Leute, Mädchen und Jungen, gründen die Stadt Cowpertown, sie kultivieren und erobern ihren Planeten, so wie es ihre Vorfahren vor Jahrtausenden mit der Erde taten.

Gegen den Widerstand seiner Eltern wagt Rod das Abenteuer. Schon vor dem Start versucht er, Kampfgenossen zu gewinnen, damit sie in der neuen Umgebung eine Einheit bilden können, doch keiner will sich mit ihm zusammentun. Kaum auf dem neuen Planeten angekommen findet er einen Kameraden tot vor, die Ausrüstung verschwunden. Er wird vorsichtiger, schlägt sien Lager auf einem starken Ast eines hohen Baumes auf und beobachtet vor dort aus, wie sich unter ihm Tiere oder Lebewesen bewegen, die er anscheinend noch niemals zuvor gesehen hat, soweit er es in der Dunkelheit erkennen kann. Doch auch ihn überfällt man, aber er überlebt. Hilfe erhält er von Jack, die wie er auf dem Planeten ihre Prüfung macht und ebenso vor den gefährlichen Strobos gewarnt wurde. Gemeinsam schlagen sie ihr Lager in einer Höhle auf, teilen ihre Waffen (Messer) und die Ausrüstung sowie Nahrungsmittel und befestigen ihr Camp. Mit der Zeit finden sie immer mehr Mitstreiter, fangern an, die Höhle und das Umfeld zu einer kleinen Siedlung auszubauen.  Querulanten werden entfernt, man beginnt eine Hierarchie zu errichten,mit Regeln und Gesetzen. Dazu werden ausserdem Verteidigungsanlagen gegen wilde Tiere und mögliche Angreifer errichtet. Da aus den avisierten 10 Tagen mittlerweile Wochen geworden sind, mussman sich darauf einrichten, dass man nie wieder zur Erde zurückkehren kann und sich auf dem Planeten niederlassen muss. Familien werden gegründet, feste Unterkünfte gebaut und eines Tages kommt dann doch die Rückholaktion. Aber: soll man gehen oder in der neuen Heimat und der Siedlung bleiben?

Vorab: Wer oder was diese geheimnisvollen und gefährlichen Strobos sind, lasse ich hier offen. Die Geschichte selbst ist ein Bild, wie man sich in einer gefährlichen Umwelt nicht nur durchsetzen kann, sondern auch noch Mensch bleibt und  gesellschaftlichen Regeln unterwirft, eine wohlmeinende Gemeinschaft entwickelt und nicht selbst zum Tier wird. Obwohl die Story keinen großen Spannungsbogen entwickelt, ist der Kampf gegen die (fremde) Natur unterhaltsm zu lesen. Der Stil ist recht einprägsam, aber auch einfach zu lesen. Die eine oder andere Begegnung mit wilden Tieren sorgt für etwas Action, die Frage nach den "Strobos" und dem Grund, wieso sie nicht abgeholt werden oder ob sie es überhaupt jemals werden, für weiteres Interesse an der Lektüre, die im Mittelteil kleine Längen aufzuweisen hat. Ein bisserl Gruppen-"Robinson Crusoe" plus etwas "Herr der Fliegen" auf freiwilliger Basis und etwas Survival-Felling als Zutat machen einen guten SF-Jugend-Roman, der ohne überbordende Gewalt oder Raumschlachten auskommt und durchaus empfehlenswert ist. 220 Seiten. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 September 2013, 14:18:32
(http://4.bp.blogspot.com/-KIuU16GUSAo/UiW1h-ksFwI/AAAAAAAAJyI/tODd2nhZRTU/s320/1948.jpg)

James Herbert. London 1948. Trümmer, Ruinen, Leichen. Eine sogenannte Wunderwaffe hat den Bluttod über die Weltstadt gebracht. Von dem schleichenden Tod bleiben nur wenige Menschen verschont, die der Blutgruppe AB-negativ angehören. Fünf von ihnen suchen Zuflucht in den Ruinen des verlassenen Grand Hotels: Zwei junge Frauen, die über die Schranken unterschiedlicher gesellschaftlicher Herkunft eine tiefe Freundschaft verbindet. Ein Deutscher mit undurchsichtiger Vergangenheit und ein weltfremder Engländer vom Zivilschutz. Und Hoke, der Kriegsfreiwillige aus Kanada, der seit drei Jahren auf der Flucht vor jenen Menschen lebt, die wissen, dass sie sterben müssen.

Hoke, der sich im zerstörten London einige noch recht feudale Verstecke zurechtgebastelt und mit Vorräten aller Art bestückt hat, wird von den Schwarzhemden, die einer britischen Naziorganisation angehören und auf der Suchen nach Menschen mit Blutgruppe AB-negativ sind, weil sie glauben, deren Blut könne sie vor dem Tod durch die Viruswaffe bewahren, aufgestöbert und durch die Stadt gehetzt. Plötzlich bekommt Hoke Hilfe von unerwarteter Seite. Ein Wagen hält neben dem davonrennenden Hoke und er wird mitgenommen. Die drei Insassen sind zwei junge Frauen und ein Deutscher. Doch weit kommen sie mit dem Wagen in den von zerstörten Karosserien Straßen nicht. Sie müssen aussteigen und zu Fuß weiter und flüchten sich in einen U-Bahn-Tunnel, den die Schwarzhemden aus Angst vor verseuchten Leichen nicht betreten. Stattdessen werfen sie Molotow-Cocktails hinterher und der Brand treibt die Flüchtenden immer weiter, der Rauch raubt ihnen die Atemluft und durch die vertrockenten Knochen und vergammelt Kleiderrbündel nährt sich das Feuer immer mehr. Ein entkommen scheint nicht möglich. Doch dann werden sie von einem alten Briten vom Zivilschutz, der in einem Bunker die letzten Jahre überlebt hat, gerettet. Da auch der Bunker in Gefahr ist, von den Flammen vernichtet zu werden, rennen die nun fünf Leute zu einem der weiteren Verstecke von Hoke, in dem sie erst einmal zur Ruhe kommen. Dort hat er eine Menge Vorräte gehortet und es lässt sich leben. Nach und nach kommen die Animositäten zu Tage und besonders Hoke trachtet danach, den Deutschen kalt zu machen. Zu allem Überfluss ist auch noch ein einsamer deutscher Bomberpilot am Himmel unterwegs, der in unregelmäßigen Abständen immer noch die Stadt bombardiert, als hätte er in der mittlerweile ziemlich menschenleeren Welt keine anderen Probleme. So eine Bombe schlägt in ihrer Nähe ein und dazu kommt noch Verrat. Die Schwarzhemden tauchen auf und bemächtigen sich der Flüchtlinge. Hoke kann fliehen und sinnt dann auf Rache. Er schnappt sich aus seinem Waffenlager, was er brauchen kann und stellt die Bande in deren Hauptquartier, wo sie Menschenversuche zum Zwecke der eigenen Heilung vorantreiben, ohne Rücksicht auf die Versuchskaninchen.

Wer sich anhand der Inhaltsangabe auf einen Drama-Thriller auf engstem Raum gefasst gemacht hat, wird überrascht durch den absolut rasanten Start mit einer Verfolgungsjagd, die sich über rund 120 Seiten hin ausdehnt. Der eigentliche Dramaanteil sowie tiefergehenden Charakterzeichnungen und intensive Auseinandersetzungen mit den unterschiedlichen Ansichten der Protagonisten bleiben eher dem Mittelteil vorbehalten und sind auch nicht sonderlich ausführlich dargestellt. James Herbert nutzt sein Buch aber dazu, die Einstellung der Briten zum Faschismus zu beleuchten und siehe da - speziell die Aristokratie scheint eine recht positive Meinung zur deutschen Propaganda gehabt zu haben. Was sich mir beim Lesen ansonsten aufdrängte, ist, dass das Buch zwar im London 1948 spielt (in dieser Alternate History hat Hitler in einem letzten Rundumschlag statt den Krieg zu verlieren, lieber die gesamte Menschheit vernichtet und mit einigen V2 einen Virus entfacht, der alle außer den Menschen mit Blutgruppe AB-negativ getötet hat, auch die Mehrzahl der Tiere), aber außer der unterschiedlichen Location auch einer der B-Endzeitfilme aus den schönen 80-ern sein könnte. In einer zerstörten, lebensfeindlichen Umgebunggibt es Menschen, die etwas Neues aufbauen könnten und etwas in Besitz haben, das eine andere, größere Gruppe mit Gewalt an sich bringen will, um die Herrschaft über die Ödnis zu übernehmen. Und so entbrennt eine fast lupenreine Actionstory, die ordentlich Tempo aufweist, eine Menge Gefechte beinhaltet und ansonsten den Genreregeln folgt. Misstrauen, Verrat, ein bisserl sexuelles Gerangel und Gut gegen Böse, fein aufgeteilt in Schwarz und Weiß (selbst bei der Kleidung). Statt einem dialoglastigen Drama hat James Herbert einen schnellen Actioner, der sich aber auch mit dem Thema Vorurteile beschäftigt, zum Besten gegeben auf rund 390 Seiten gut und teilweise recht blutig unterhalten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2013, 20:36:55
(http://4.bp.blogspot.com/-m2NndJ8wiGo/UidlBTl0IeI/AAAAAAAAJ0w/w35wOrdKGlI/s320/fl%C3%BCgeldernacht.jpg)

Martin Cruz Smith. Der alte Abner, Medizinmann der Hopi-Indianer, sitzt vor seiner Hütte und sagt das Ende der Welt voraus. Am nächsten Tag wird er tot aufgefunden, und seine Prophezeiungen beginnen Wirklichkeit zu werden: Ein Schwarm riesiger Fledermäuse versetzt die Bewohner von Arizona in Angst und Schrecken.

In der Reservation der Navajo- und Hopi-Indianer herrscht nicht gerade Einigkeit. Der Anführer der Navajos, die den Hopis an der Zahl weit überlegen sind, hat sich als geschäftstüchtiger Interessenvertreter seines Volkes erwiesen und möchte auch die Hopis unter seine Fittiche nehmen, da er auf dem Grund, den diese bewohnen, ein Ölvorkommen vermutet, das er an die Weißen zwecks Ausbeutung verkaufen will. Mitten hinein in seine Geschäfte platzt die Nachricht von verstümmelten Toten, die  mit Wunden übersät sind, die sich keiner erklären kann. Zu allem Überfluss breitet sich auch noch die Pest im Reservat aus. Der junge Hilfssheriff Youngman Duran vermutet Vampirfledermäuse hinter den Todesfällen und wird darin auch noch von einem Wissenschaftler bestärkt, der den Zug der Fledermäuse von Südamerika bis nach Arizona dokumentiert hat. Sie sind auch der Überträger der Pest bzw. die Fledermausflöhe, die sich auf die Menschen übertragen. Nachdem weitere Menschen sterben mussten, darunter beinahe auch die Ärztin Anne, die Youngmans Freundin ist, macht er sich gegen alle Widerstände auf, um die böse Brut zu vernichten.

"Flügel der Nacht" wurde unter dem Titel "Schwingen der Angst" mit Nick Mancuso verfilmt und folgt den Genreregeln des Tierhorrorfilms ziemlich klar. Bedrohung taucht auf, wird von geldgierigen Geschäftsleuten erst verleugnet, dann vertuscht und erst ein gegen den Strom schwimmender Protagonist handelt unter Einsatz seines Lebens. Dazu bringt der Autor aber auch noch die Lebensumstände der Indianer in den Reservaten zur Sprache, deren Animositäten untereinander, lässt den Leser nicht nur an deren Riten teilhaben, sondern macht auch auf die überheblichen Touris aufmerksam, die glauben, sich über den indianischen glauben erheben zu dürfen und für die die Stammesmitglieder gegen geringes entgelt verfremdete Rituale wie den Schlangentanz vorführen, um überhaupt etwas zum Lebensunterhalt zu verdienen, da sie von der Regierung in ihren Reservaten, die sie von ebendieser Regierung gesteckt wurden, schlicht vergessen wurden und die nicht für sie sorgt. Die Story beginnt daher auch eher gemächlich, bevor sie sich immer mehr steigert, den Spannungsbogen erhöht, Tempo in die Sache kommt und die Jagd nach der Bedrohung aus dem Dunkeln und der Luft endgültig in Fahrt kommt. Wer sich mit Tierhorrorfilmen in den letzten Jahrzehnten beschäftigt hat, wird keine Überraschungen erleben, doch unterhaltsam ist "Flügel der Nacht" als Tierhorror-, Ethno- und Ökothriller allemal. 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 September 2013, 21:05:35
(http://2.bp.blogspot.com/-WweD-lwExEQ/Uitf0-SAFnI/AAAAAAAAJ3k/6qsktM_SFI8/s320/johnsandford.jpg)

John Sandford. Der Abriss eines Wohnhauses hält für die Polizei eine grausige Überraschung parat: die mumifizierten Leichen zweier Mädchen, in Plastikfolie verpackt. Sie sind offenbar schon eine Weile tot - und Lucas Davenport weiß auch genau, wie lange. Minneapolis 1985: Das Verschwinden der Jones-Zwillinge ist der erste große Fall für den jungen Polizisten. Verdächtigt wird ein verwirrter Obdachloser. Als der auf der Flucht erschossen wird, wird die Akte geschlossen. Doch Davenport glaubte nie an die Schuld des Mannes - und fast 30 Jahre später rollt er den Fall neu auf.

Nachdem Davenport zu der Fundstelle gerufen wird und die beiden Mädchen erkennt (ihre Kleider sind noch gut zu identifizieren), lässt er die Geschehnisse von damals Revue passieren. Er war als Anfänger und Streifenpolizist unterwegs, Als er in den Fall der vermissten Mädchen hineingezogen wird. er wird von den Uniformierten vorübergehend zu den Detectives ausgeliehen und macht sich forsch an die Arbeit mit dem unbändigen Willen, sich allen zu beweisen. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass ein Obdachloser der Täter sein könnte. Dazu kommen noch zwei anonyme Anrufe innerhalb weniger Stunden, die Indizien liefern, die auf  Scrape - so der Name des Penners - deuten. Außerdem wurde in der näheren Umgebung der Tat auch noch ein Mann niedergestochen, sodass man vermutet, er wäre von dem Verdächtigen getötet worden, weil er zufällig die Entführung der Mädchen beobachtete. Befragungen führen dazu, dass man den vermeintlichen Täter in seinem Unterschlupf findet und als der verwirrte Mann flüchtet, wird er erschossen. Seine Opfer werden nie gefunden. In der Gegenwart nimmt Davenport die Ermittlungen wieder auf, da er nun davon ausgeht, dass der Täter noch lebt und mit ziemlicher Sicherheit weitere Taten innerhalb der letzten mehr als zwanzig Jahre begangen hat. Er durchforstet die alten Akten, befragt die noch lebenden Bürger, die er schon damals interviewt hatte, erneut und stößt bald auf neue Spuren. ein Phantombild, das schon damals in Umlauf gebracht wurde, wird erneut den Leuten gezeigt und eine Person meldet sich, die einem Angreifer damals einige Monate nach dem Verschwinden der Jones-Kinder entkommen konnte. Die Frau spricht mit Davenport, geht aber auch mit ihren Infomationen ins TV. Fatalerweise sieht dies auch der Täter und er fährt zu deren Haus und erschießt eine dort anwesende Polizistein und verwundet zwei weitere Menschen schwer, die Zeugin bleibt unverletzt. Aber für Davenport wird nach dem Polizistenmord - noch dazu kannte er die Frau gut - die Sache persönlich.

Lucas Davenport ist schon bekannt für seine unkonventionellen Methoden, seinen Sinn für Karriere und die eignen Wege, doch der Griff in die Vergangenheit zeigt ihn als zwar jungen und noch nicht profilierten Polizisten, aber auch als Emporkömmling mit einer karrieregeilen Attitüde, die ihn recht unsympathisch dastehen lässt. Oft behält er Informationen für sich, um sie ausschließlich für seine eigenen Zwecke und nicht zum Wohle des Falles zu nutzen. Auch der Rest des Romanes ist kein großer Wurf von John Sandford, was aber bei rund zwanzig Büchern um seinen Proptagonisten durchaus zu verschmerzen ist. Insgesamt bewegt sich "Zorn" auf dem Niveau einer einigermaßen brauchbaren Episode aus einer TV-Serie, der auch die eingebauten Wendungen nicht zu einem besseren Urteil verhelfen können. Irgendwie etwas zu konstruiert, um auf eine gewisse Seitenzahl zu kommen. Da waren die früheren Bücher doch gelungener. Einzig erwähnenswert ist, dass man hier etwas mehr über die frühen Jahre des Ermittlers erfährt, wie er erste Ideen entwickelt, mit denen er sein Vermögen verdient und dass er schon immer ein gewissen Hang für Kleidungsstil und schnellen Autos hatte. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 September 2013, 20:50:32
(http://3.bp.blogspot.com/-R8BHfUXS4H8/Uiyrxr7B7DI/AAAAAAAAJ5k/6_7rL95DRec/s320/brennende+wellen.JPG)

Jack DuBrul. Tief unter dem Meeresgrund löst eine Atombombe einen ungeheuren Vulkanausbruch aus. Bald wird klar, dass die scheinbare Katastrophe ein Segen für die Menschheit sein könnte:
Ein unbekanntes Material ist aufgetaucht, und mit ihm das Versprechen einer sauberen, unbegrenzten Energiequelle. Doch der neue Rohstoff weckt auch alte Großmachtgelüste überall auf der Welt. Mitten zwischen den Fronten: Philip Mercer, Geologe und Ex-Elitesoldat mit geheimen Verbindungen. Als er erfährt, dass die Tochter eines Freundes unter rätselhaften Umständen gefangen gehalten wird, verspricht er, sie zu retten. Er hat keine Ahnung, dass er in eine tödliche Falle gelockt werden soll.

Im Jahr 1954 haben die Kapitäne und Reedereien einen neuen Markt entdeckt: Versicherungsbetrug. Gut abgesicherte Schiffe werden mit Ladung von den Mannschaften versenkt und dann kassiert man die versicherten Betrag. Derart scheint es auch bei der Grandam Phoenix zu laufen. Als man einen bestimmten Ort auf See erreicht hat, wird das Schiff geflutet und die Mannschaft steigt in die Rettungsboote. Doch der Frachter, der sie absprachegemäß aufnehmen sollte, taucht zwar auf, doch von der Reling aus werden die Boote mit Maschinenpistolen beschossen und die Mannschaft getötet. 1998 muss sich der US-Präsident mit der Tatsache herumschlagen, dass ein Forschungschiff seiner Regierung vermisst wird, obwohl eine Warnung ausgesprochen war, dass dies passieren würde. Die NSA, CIA und das FBI werden mobilisiert. Derweil kommt Philip Mercer gerade von einem Auslandsjob nach Hause in die Hauptstadt und erfährt, dass die Tochter eines Freundes an Bord dieses Schiffes war. Unterdessen macht sich auf Hawaii, in der Nähe des Unglücksortes, ein japanischer Milliardär daran, seinen Tribalismus, der nur ein anderes Wort für Rassismus ist, gegenüber einer Pressevertreterin in einem strahlenden Licht dastehen zu lassen. In Wahrheit plant er jedoch, die Insel und den US-Bundesstaat Hawaii von der US-Nation abzuspalten und dem japanischen Reich unterzuordnen. Dafür lässt er auf der Insel Gewaltakte gegen Weiße verüben, bringt die Chefs der Presse sowie die Bürgermeister und Senatoren hinter sich. Doch das Spiel wandelt sich, als man die einzige Überlebende der Schiffskatastrophe findet und sie dann von Mercer beschützt wird, als man einen anschlag auf ihr Leben vornimmt. Doch der Japaner ist nicht der Einzige in dem Spiel um Hawaii und dessen Hoheitsgebiet. Mercer findet bald heraus, dass etwas ganz anderes hinter der ganzen Sache steckt und dass nicht nur Japan seine Interessen sichern will.

Jack DuBrul ist ja hierzulande hauptsächlich als Kontraktautor für Clive Cussler bekannt, von seinen Soloromanen wurde bisher nur bei Blanvalet "Havoc" veröffentlicht, der zudem auch noch der letzte der sieben Bände aus der Mercer-Reihe war. Jetzt kam bei Weltbild mit "Brennende Wellen" das erste Abenteuer von Mercer zu Ehren. Cover und deutscher Titel weisen eindeutig den Weg zu den bisher mit Clive Cussler erschienenen Romanen und auch manche Abschnitte des Inhalts wie z. B. der Prolog aus der Vergangenheit vor der eigentlichen Handlung und das maritime Thema passen  noch, aber dann wird "Brennende Wellen" zu einem Actioner mit Geheimdienstanleihen. Glaubt man zu Beginn noch an eine gradlinige Story, die im ersten Viertel auch ordentlich mit temporeichen Shootouts gespickt ist, werden die Fäden danach entschieden verworrener. Jeder benutzt jeden, um an sein Ziel zu kommen, es wird gerade im Mittelteil viel erklärt und ermittelt, aufgelockert durch die eine oder andere Gewaltszene. Charakterzeichnung wird nicht sonderlich groß geschrieben, die Figuren bleiben eher blass und wirken allbekannt und als dann im explosiven Finale alle gegen alle kämpfen und es ein richtiges Feuerwerk an Explosionen und Schießereien gibt, wirkt das dann doch etwas zu viel des Guten, wenn auf einmal vier unterschiedliche Parteien gegeneinander antreten, die sich zuvor nach Strich und Faden belogen hatten. Aus dem wilden Geballer gehen nur Mercer und ein SEAL unbeschadet hervor und Hawaii ist wieder befriedet. Gewürzt wird alles mit ein wenig Humor, coolen Sprüchen und schnuckeligen Weibern, von denen natürlich der Held seine auch bekommt und einer kleinen Überraschung zum durchaus offenen Ende. Als Debüt gut, aber dass er es noch besser kann, hat Jack DuBrul mit "Havoc" und den Werken für Cussler (meines Erachtens ist er der beste der Co-Schreiber von Cussler) bewiesen. Hoffentlich setzen sie die Reihe nun auch fort.  360 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 September 2013, 01:34:19
(http://1.bp.blogspot.com/-H0bu-IcmGFM/UjDiAMKudsI/AAAAAAAAJ8Y/bDVX8waaXZ8/s1600/niklasekdal.jpg)

Niklas Ekdal. Sie werden gerädert, enthauptet, geteert und gefedert. Eine Serie brutaler, fast mittelalterlich anmutender Morde sucht Schweden heim. Zugleich steuert ein atomar hoch gerüstetes Schiff auf die Schären vor Stockholm zu.

Die Polizei findet innerhalb kürzester Zeit zwei ehemalige Mitglieder des gesellschaftlichen Establishments bestialisch ermordet vor. Inspektorin JohannaTott wird mit den Ermittlungen betraut. Als auch der Lebenspartner von Felix, der nicht nur homosexuell, sondern auch noch zum Islam übergetreten ist, tot aufgefunden wird, gerät Felix in Verdacht, der Killer zu sein. Aufgrund seiner Lebensumstände ist er das ideale Ziel der Polizei, um den Fall schnell abschließen zu können. Doch Felix entzieht sich der Verhaftung und versucht auf eigenen Faust herauszufinden, wer seinen Partner ermordet hat. Dieser hat ihm vor seinem Tod noch eine E-Mail geschickt, die auf einen Maler namens David Klöcker Ehrenstrahl hinweist. Unterstützung findet er zudem bei seiner Nachbarin Sara. Unterdessen läuft von einem Hafen in Marokko das Schiff Ikaros Richtung Schweden aus. Mit einem fetten Bestechungsgeld wurde der Hafenmeister überzeugt, dass sich eine Überprüfung der Fracht nicht lohnt. Während das Schiff den Weg durch den Atlantik quert, werden in Schweden weitere Adlige bzw. Personen adliger Abstammung getötet und Johanna verstrickt sich neben ihren häuslichen Problemen immer mehr in den Fall, da sie mittlerweile von der Unschuld des Felix überzeugt auch noch vom Dienst suspendiert wurde. Sie forscht weiter nach und stößt immer wieder auf Hinweise, die in den Bildern des Malkers versteckt sind, doch das Trio aus Felix, Sara und Johanna kann sich nicht zusammenreimen, wohin diese führen.

Ein Schwedenthriller, der sich ganz und gar nicht in die depressiv-düsteren Werke eines Henning Mankell einreihen möchte. Vielmehr entwickelt Niklas Ekdal eine Schnitzeljagd im Stile eines Dan Brown mit seinen vielen Hinweisen auf die schwedische Geschichte, über die der Leser hier einiges erfährt, um diese dann mit einer Verschwörungs- und Attentatshandlung in der Gegenwart zu verquicken. Zudem hält er sich nicht mit deutlicher Gesellschaftskritik zurück. Ob es nun der wilde Schlagzeilen fabrizierenden Presse oder dem Staat mit seiner Unterstützung der reichen Elite zu Lasten des einfachen Volkes an den Kragen geht, Homophobie angeprangert oder (schon 2008 vor Bekanntwerden des USA - Under Surveillance of America - Skandals) die Überwachungswut der Regierungen bloßgestellt werden - jeder bekommt sein Fett weg. Dazu etwas Familiengeschichte der Insopektorin mit ihrem ach so leidenden Gatten, der zu Hause in Elternzeit ist und sich jammernd über den Streß beklagt und fertig ist ein recht spannender Thriller, der aber zum großen Teil ohne Action auskommt, dennoch recht flott, aber mit teilweise sehr oberflächlichen Figuren ausgestattet ist und gegen Ende doch eine gewaltige Räuberpistole zu bieten hat, die ziemlich überzogen daherkommt. Besser als z. B. "Das verlorene Symbol" ist er aber allemal, auch wenn mir die weitreichende Verschwörung etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen wirkt. 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 September 2013, 20:51:56
(http://4.bp.blogspot.com/-Q6cOTpxozeo/UjXmh2wyECI/AAAAAAAAJ_E/u5uTE4ppCOs/s320/grishamkomplott.jpg)

Malcolm Bannister, in seinem früheren Leben Anwalt in Winchester, Virginia, sitzt wegern Geldwäsche zu Unrecht im Gefängnis. Die Hälfte der zehnjährigen Strafe hat er abgesessen, als sich das Blatt wendet. Ein Bundesrichter und seine Geliebte wurden ermordet aufgefunden. Es gibt weder Zeugen noch Spuren, und das FBI steht vor einem Rätsel. - bis Bannister auf den Plan tritt. Als Anwalt mit Knasterfahrung kennt er viele Geheimnisse, darunter auch die Identität des Mörders. Dieses Wissen will er gegen seine Freiheit austauschen.

Malcolm Bannister hatte das Pech völlig ohne Schuld in einer umfassenden Ermittlung des FBI gegen einen Schmiergeldvermittler und Geldwäscher aus Washington zu geraten. Da die Justiz mal wieder ein Exempel statuieren wollte, wurden alle, die auch nur ansatzweise in den Dunstkreis des Falles gerieten, zu hohen Haftstrafen verurteilt. Unschuldig eingekerkert verlor Bannister alles - Job, Ehefrau, Kind und natürlich seine Freiheit sowie seine Zulassung als Anwalt. In einem Gefängnis der niedersten Sicherheitsstufe, auch Camp genannt, kann sich Bannister mit Gelegenheitshilfen in juristischen Angelegenheiten über Wasser halten und lernt viele der Mitinsassen kennen. Bei einer solchen Gelegneheit kommt ihm auch zu Ohr, wer den Richter und seine Geliebte, die in dessen kleinem Ferienhaus ermordert aufgefunden wurden, getötet hat. Er wendet sich über den Direktor an das FBI, das sonst absolut im Dunkeln tappt. Die kommen, hören sich seine Argumentation an und bald glauben sie ihm. Er stellt entsprechende Forderungen: sofortige Freiheit, Zeugenschutz, die ausgesetzte Belohnung und Veränderung seines Aussehens. Die ermittelnden Behörden gehen darauf ein. In der Folge jedoch entwickelt sich ein Spiel, bei dem keiner weiß, wo sie dieser plötzlich aufgetauchte Zeuge hinführen wird.

John Grishams neuer Roman widmet sich in der ersten Hälfte der Situation des Protagonisten und fährt zudem auf dem zweiten Gleis gleich einen Schwertransport auf, der seine Geschütze direkt auf sein Heimatland richtet. Man erinnere sich, dass die Verfilmung seines Romans "Die Akte" dem Hauptdarsteller Denzel Washington (schwarz) nicht erlaubte am Schluss des Films (im Gegensatz zum Buch) das Mädel (Julia Roberts, weiß) zu kriegen. Wer glaubte, dass in den vielen Jahren danach und unter dem farbigen Präsidenten Barack Obama viel geändert hätte, sieht sich angesichts der Beschreibungen von John Grisham getäuscht. Der Rassismus tritt in den USA immer noch offen zutage - und nicht nur im Hinterland, sondern auch in der Hauptstadt. Und wie es so kommen musste, bleiben die verschiedenen Rassen lieber unter ihresgleichen. Und die ermittelnden Behörden mit dem Buchstabensalat sind weder wirklich kompetent noch an der Wahrheitsfindung interessiert. Wer in ihre Fänge gerät, ist verloren. Dazu kommt ein korruptes Justizsystem, das Bestechlichkeit und dem Lobbyismus huldigt. Gesetze oder auch Richter lassen sich nach Belieben korrumpieren. Und wie es in dem Staat mit der Bildung aussieht, beweist er mit der anmerkung, dass das Land für einen Gefangenen 40.000 Dollar im Jahr, für die Bildung eines Kindes aber nur 8.000 im Jahr ausgibt. Kein Wunder, dass einer seiner Hinterlandgauner Jamaika noch nicht einmal auf der Karte zeigen könnte. Staatliche Überwachung, Allmacht der Behörden wie DEA und FBI werden angeprangert, bevor in der zweiten Hälfte des Buches die eigentliche Handlung erst so richtig beginnt. Bannister ist draußen und macht sich daran, seine eigenen Pläne zu verfolgen, die aber weder dem - eh dämlichen - FBI noch dem Leser sofort ersichtlich sind. Daraus bezieht das Buch seine Spannung und es entwickelt sich ein feines Gaunerstück, das die New York Times laut Zitat auf dem Buchdeckel als raffiniert und überraschend bezeichnete, was auch nicht zu leugnen ist. Dem Zusatz, dass es ein Grisham in Höchstform ist, stimme ich nicht zu (zu Zeiten von "Die Jury" - zu der er eine Fortsetzung schreiben will - und "Die Firma" war er besser), aber es ist sein bestes Buch seit Jahren. Stilitisch blieb er sich aber treu und hat alles schon drehbuchgerecht aufgearbeitet und vielleicht bei Bannister auch Denzel Washington im Auge gehabt. Liest sich flott uind entschieden interessanter als bisher. Ein lesenswerter John Grisham. 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 September 2013, 20:35:51
(http://3.bp.blogspot.com/-M7sqxzxA-tU/UjczbpsZlqI/AAAAAAAAKAA/lHIp-c-jZLA/s1600/arcticfire.jpg)

Matthew Reilly. Eigentlich wollte die CIA Captain Shane Schofield, genannt Scarecrow, loswerden. Zu oft hat er sich mit seinen unkonventionellen Arbeitsmethoden Feinde gemacht. Doch jetzt droht die Vernichtung der gesamten nördlichen Halbkugel durch eine Superwaffe aus rotem Uran - noch viel schlimmer und gefährlicher als eine Atombombe. Nur Scarecrow kann die Katastrophe verhindern. Ihm bleiben ganze fünf Stunden, um in der eisigen Kälte der Arktis die Terroristen aufzuspüren und zu besiegen.

Nachdem sich eine Verbrecherorganisation, genannt The Army of Thieves und bestehend aus Hunderten von Straftätern und Ex-Militärs, einer ehemaligen russischen Forschungsstation in der Arktis auf Dragon Island bemächtigt hat und mit einer schrecklichen Massenvernichtungswaffe und einem äußerst perfiden Plan die gesamte Welt bedroht, wird der in Ungnade gefallene Shane Schofield wieder in den aktiven Dienst beordert. Er ist derzeit als Aufpasser einer Truppe von Materialtestern neuer Errungenschaften der DARPA weitab vom Schuß in der Arktis nahe der Station unterwegs. Als eine eilig zum Ort des Geschehens gerufene SEAL-Einheit niedergemetzelt wird, ist Schofield die letzte Hoffnung für die USA. Mit seinen drei Marines, darunter auch Mother, und vier Zivilisten sowie einem schon erprobten kleinen Roboter, macht er sich auf, den ungleichen Kampf mit der schieren Übermacht zu wagen. Mit kleinen Motorbooten nähern sie sich der Insel und werden schon bald entdeckt. Doch zuvor finden sie noch die abgestürzte Antonov, die ein russischer Professor vom Hauptquartier der feindlichen Truppe weggeflogen hat, als er hinter deren Plan kam. Er war es auch, der mit einem letzten Funkspruch erst die Aufmerksamkeit auf die Aktivitäten der Gruppe gerichtet hat. Sie bergen den Professor lebend, doch dann wird aus allen Rohren auf sie gschossen. Jeweils zwei Ospreys sowie AH-Cobra machen mit allem, was sie zur Verfügung haben, Jagd auf sie. Zu allem Überfluss taucht in der Fahrrinne, die sie genutzt haben, auch noch ein U-Boot auf: An Bord eine französische Truppe, die Schofield wegen vergangener Aktivitäten und auf Geheiß ihrer Regierung ausschalten wollen. Da die vier Kampfmaschinen das U-Boot als den gefährlicheren Gegner ausmachen, vernichten sie erst dieses, wobei aber drei der Menschen an Bord von Schofield gerettet werden können, von denen er denkt, dass sie ihm trotz deren Auftrags vielleicht gegen den nun gemeinsamen Gegner Hilfestellung geben könnten. Sie können sich auch den militärisch gut gerüsteten Angreifern erwehren, aber immer neue Gefahren wie z. B. aggressive Eisbären und Hundertschaften von Feinden stellen sich ihnen in den Weg: und die Zeit läuft ab.

"Scarecrow and the army of thieves" von Matthew Reilly wurde mit dem deutschen Titel "Arctic fire" versehen, wobei man aber auch "Die Bäreninsel in der Hölle der Arktis" hätte wählen können, da die Insel, um die es geht tatsächlich von fiesen, angriffslustigen eisbären bevölkert ist, die keine kleine Rolle in der Story spielen. Und Reilly bietet nach der Einleitung alles, was das geneigte Actionherz begehrt. Er knallt durch die Handlung wie dereinst der ICE durch Wolfsburg - ohne Halt. Explosive Action en masse hetzt den Leser atemlos über die Seiten und jagt die Protagonisten durch einen Bomben-, Säuregranaten- und Kugelhagel, dass es eine wahre Pracht ist. Cliffhanger und grandios-verrückte Ideen voller Elan vermitteln die reine Freude an actionreicher Übertreibung und zwischendurch bekommt der Leser noch kurz mitgeteilt, dass das Actionkino seine Blütezeit in den gesegneten 80-ern hatte und es heute nur noch ein Abklatsch mit CGI- und Schnittgewitter ohne echte Darsteller ist, die jenen Spaß von damals auch nur ansatzweise vermitteln können (Wie Recht Matthew Reilly damit hat!!!). Mr. Reilly fährt hier volles Geschütz mit experimentell noch verstärkt aggressiven Eisbären, Hunderten von Gegnern und wilden, schier unglaublichen Sequenzen fetziger Abenteuer auf. Pausen oder gar Längen gibt es nicht, dafür aber einen kurzen Rückblick, was Schofield in den Jahren gemacht hat, die wir nichts von ihm hörten aus der Zeit nach "Operation Elite". Für einen Erstleser ist "Arctic Fire" ein Wahnsinnserlebnis, das zwar keine literarischen Ruhmestaten zu bieten hat (was der Autor auch gar nicht beabsichtigte zu liefern), dafür aber bestens unterhält. Leser, die bereits mit Shane Schofield bekannt sind, werden immer wieder Hinweise auf vorangegangene Einsätze des Captains finden und auch sonst anhand einiger rasanter Szenarien wohlig an frühere Actioneinlagen erinnert werden. Insgesamt vertieft diese spektakuläre, absolut unterhaltsame Actionkurzweil wieder den Wunsch, dass sich doch bitte ein großes Studio Scarecrow annehmen und einen - gescheiten - Kinofilm daraus machen möge. So ein Actionbrett vor dem Herrn muss einfach auf die große Leinwand. Und außerdem nimmt uns der Autor auch nicht die Hoffnung, dass es weitere Abenteuer um Schofield und Mother geben könnte. Vielleicht sogar mit neuen Mitgliedern in seiner Truppe? Wer sich also an den bisherigen Büchern von Matthew Reilly und speziell Shane Schofield begeistern konnte, der sollte dieses hier nicht verpassen und auf die Einkaufsliste setzen. Eine Granate, ACTION pur. 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 September 2013, 14:09:02
(http://2.bp.blogspot.com/-zuG__ev8SW0/Ujl4vKPTYaI/AAAAAAAAKCE/e7W2HFMzojc/s320/bt.jpg)

Tom Wood. Victor, brillanter Profikiller im Dienst der CIA, steht vor einem brisanten Einsatz: Er soll in die Rolle eines ermordeten Auftragsmörders schlüpfen, um herauszufinden, für welchen Job dieser angeheuert werden sollte. Nach Rom beordert, trifft Victor auf eine ganze Gruppe von Profis wie er selbst, die offensichtlich auf einen spektakulären Einsatz vorbereitet werden. Niemand aus dieser Elitetruppe darf erfahren, dass victor ffür die CIA arbeitet - doch das ist nicht sein einziges Problem. Als er herausfindet, was in Rom geplant wird, läuft es selbst ihm kalt den Rücken hinunter.

Victor ist in Algerien auf den Profi Kooi angesetzt, um diesen zu beseitigen. Nach einer Verfolgungsjagd über die Märkte der Stadt kann er ihn auch erledigen. Doch als Zugabe wird er dann später nach einem wenig netten Hasch.mich-Spielchen von der Agentin Muir, die im Auftrag von Procter handelt, mit einer neuen Mission bedacht. Er soll den Platz des von ihm getöteten Kooi einnehmen, der anscheinend für einen geheimen und mysteriösen Einsatz von einem Makler des Todes engagiert werden soll. Nach einer ersten Kontaktaufnahme, bei der er auf Herz und Nieren auf seine Verlässlichkeit geprüft wird, geht es erst nach Gibraltar, wo er dann von einer Frau aubgeholt wird, die er schon vom ersten Treffen her kennt. Sie bringt ihn mit dem Boot nach Italien, wo er mit seinem vermeintlichen Auftraggeber zusammen trifft. Zudem sind außer dem Auftraggeber Leeson noch drei weitere Männer sowie die Frau in die Sache verstrickt. Während die Kerle ihr Revier markieren und sich aufplustern, wird in Andorra eine Frau, die einen kleinen Sohn hat, aus einer gefährlichen Situation befreit, die sie das Leben hätte kosten können. Danach aber wird sie von ihrem Retter in einen Van eingesperrt und zusammen mit ihrem Sohn entführt. Victor hingegen soll seinen Auftraggeber nach Rom zum Essen in ein Restaurant begleiten. Doirt werden sie von einigen Georgiern angegriffen, die es nur auf Leeson abgesehen haben. Victor beweist seine Qualitäten und eliminiert die Ex-Russen. Doch noch immer wird er nicht in den Plan eingeweiht,für den er und die anderen Beteiligten gebraucht werden. Anscheinend warten alle noch auf eine Person, die dann das Startzeichen gibt.

Der absolut gelungene Schachzug, einen professionellen Killer als Sympathiefigur aufzubauen, bietet einen ähnlichen Ansatz wie die Bourne-Reihe (die drei Teile von Robert Ludlum), ist aber sogar dieser in einigen Punkten überlegen. Victor agiert eiskalt, wohlüberlegt und ohne Emotionen, wer sein Ziel ist, ist ihm dabei völlig egal. Dadurch, dass er aber in manchen Situationen dennoch menschlich bleibt und nicht zum abgestumpften Schlächter mutiert, kann der Leser ihn als Protagonisten akzeptieren und bei seinen Aufträgen mitfiebern. "Blood Target" beginnt direkt mit der spannenden und cleveren Verfolgungsjagd durch Algier, die mit dem Tod von Kooi endet. Danach wird ganz langsam erst die Auftragsvergabe durch die CIA und danach die Anwerbung durch den feindlichen Makler skizziert. Hier zeigt sich vor allem die Art des Handelns und das spezifische, auf eigenen Sicherheit ausgerichtete Denken des Profis Victor. Er ist ständig aufmerksam, analysiert alles, was er sieht oder hörtr bzw. ihm gesagt wird. Lange werden Leser wie auch Victor im Unklaren gelassen, um was es überhaupt geht, wer das Ziel ist. Der Spannungsbogen ist hoch, der Actionanteil nicht minder, obwohl die Zahl der Leichen auf seinem Weg diesmal etwas geringer ausfällt und er hin und wieder seine unter der rauen Schale vorhandene Menschlichkeit durchblitzen lässt. Doch gerade wenn man vermutet, dass Victor in "Blood Target" Schwäche zeigen würde, belehrt er einen das Gegenteil. Mit den Bösen zusammengearbeitet, ihn in die Falle gelockt - wird mit Genickbruch bestraft; unerwartet und fast aus heiterem Himmel. Hart, kompromisslos, actionreicher als ein Jason Bourne, der von Victor noch einiges lernen könnte und obwohl hier auch Platz für kleinere Sentimalitäten blieb, ist die Reihe um Victor von Tom Wood ein Fest für Thrillerfreunde. Nun heißt es wieder warten, bis es ein viertes (ohne das E-Book mitzuzählen) Abenteuer von Victor gibt. Klare Empfehlung.  440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 September 2013, 21:06:51
(http://1.bp.blogspot.com/-H6Rj0z23eYY/UjstuKWgn1I/AAAAAAAAKEY/OghG1F_pQy0/s320/stround.jpg)

Carsten Stroud. Zwei Flugzeugabstürze lösen eine Kettenreaktion von brutalen Morden, tödlichen Geiselnahmen und Korruptionsskandalen aus. Niceville, die kleine Stadt im Süden der USA, ist im Alarmzustand, und der Ermittler Nick Kavanaugh aufs Äußerste gefordert. Damit nicht genug, denn er und seine Frau Kate haben gerade den grauenvoll verwaisten Rainey bei sich aufgenommen. aber irgendetwas stört Nick an dem Jungen - nicht nur, dass die Sekretärin aus Schule spurlos verschwunden ist. Überhaupt verschwinden immer wieder Menschen in Niceville. Liegt ein grausiger Fluch über der Stadt?

Kurz nachdem sich ein Mann mit seiner Cessna direkt in Tallulah's Wall gesteuert hat, rauscht ein Learjet mit einer Gruppe chinesischer Geschäftsleute in eine dichte Wolke von Krähen und sürzt durch den massiven Vogelschlag senkrecht auf einen Golfplatz und hinterlässt einen tiefen Krater. An Bord angeblich ein Teil, das von Byron Deitz und seiner Sicherheitsfirma stammen soll. Der wiederum wird von der Polizei in Gewahrsm genommen, weil er an einem brutalen Banküberfall in Gracie teilgenommen haben soll, bei dem nicht nur über zwei Millionen Dollar erbeutet, sondern auch vier Polizisten und zwei Presseleute (weniger schade drum) ermordet wurden. Als er vom FBI, das die Zuständigkeit übernommen hat, verlegt werden soll, gelingt ihm eine spektakuläte Flucht und er sichert sich danach die Hilfe des IT-Experten seiner Firma, den er wegen diverser Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit in der Hand hat. Gemeinsam mit dem türmt er in ein Shopping-Center und verbarrikadiert sich dort in einem Laden für den geneigten Freizietjäger. Versorgt mit allem, was man so braucht. Munition, Waffen en masse und sogar Lebensmittel. Was er nicht weiß: Zwei Zivilisten verstecken sich auch noch in dem Laden. Währenddessen wird die gesamte Chose natürlich im TV übertragen und in Leavenworth verfolgen drei eingekerkerte Mafiosi alles extrem penibel. Sie wollen auch an das geraubte Geld. Also schicken sie einen Spezialisten, der es für sie finden soll nach Niceville. Aber Nick Kavanaugh ist nicht nur in den Strudel wilder Ereignisse mit mehrfacher Todesfolge involviert, sondern muss sich auch noch mit dem von ihm und Kate adoptierten Rainey Mercer rumplagen und mit unheimlichen Vorkommnissen, die allesamt irgendwie mit den Familien Mercer und Teague in Verbindung stehen. Menschen verschwinden, aber dafür gibt es unerklärliche Sichtungen von Personen, die längst tot sein müssten. Eine Wesenheit oder Andersheit scheint sich in Niceville auszubreiten und all das Leid zu verurtsachen.

Der phantastische Genremix aus Grusel und Thriller setzt nahtlos genau da an, wo "Niceville" geendet hat. Nachdem in Buch eins die Charaktere und die diverse Handlungsstränge eingeführt wurden, lässt Carsten Stroud die Handlung sehr zügig und mit einigem an deutlichem, aber auch unterschwelligen Humor fortfahren (Dialog nachdem die Cessna in den Berg geknallt ist: Zitat: "Was dem Piloten da durch den Kopf gegangen sein mag?" - "Die Frontscheibe." Zitat Ende) und macht "Niceville 2 - Die Rückkehr" direkt zu einem Page-Turner, den man kaum aus der Hand legen möchte. Das Timing stimmt, die Story geht flugs voran und weist trotz der knapp über 600 Seiten kaum Längen auf. In der ersten Hälfte des Buches ist das Böse noch nicht so präsent, doch wie auch schon bei Stephen King immer mal wieder gelesen (und vor dem braucht sich "Niceville" nicht zu verstecken, die Qualität stimmt), nimmt es nach und nach immer mehr Raum ein, will nach Niceville eindringen. Stroud lässt den Leser nach den Andeutungen im ersten Teil nun mehr erkennen, was das Böse umtreibt. Es scheint sich um einen Konflikt noch aus den Tagen der Sklaverei, schon begonnen noch auf  Hispaniola im 18. Jahrhundert und der bis in die Gegenwart andauert und wohl mit den Gründerfamilien des Städtchens einiges zu tun hat. Carsten Stroud schafft es, rasante Actionpassagen und Thrillerelemente erst in den Vordergrund zu stellen und sie dann zugunsten des Mysteriösen etwas zurückzufahren, ohne dabei an Tempo zu verlieren. Er bietet die eine oder andere Erklärung für bisherige Geschehnisse, baut aber gleichzeitig neue unheilvolle Kräfte auf, die ihr Ende dann wohl erst im finalen dritten Band finden werden. Denn trotz aller Andeutungen ist noch lange nicht klar, was das Böse mit dem Ort wirklich vor hat; man weiß nur, dass sämtliche blutigen und brutalen Ereignisse mit der Erscheinung zusammenhängen, mit dem Ding, das von Rainey Besitz ergriffen hat. Geister und Gespenster, Action und Humor und alles zusammen zu einem fetzigen Spektakel gemacht, das den Leser nicht mehr löslässt und ihn ungeduldig auf "Niceville 3 - Der Aufbruch" (August 2014) warten lässt. bis hierher hat Carsten Stroud auf jeden Fall alles richtig gemacht. Und hier wäre (obwohl ich den dritten Band natürlich noch nicht kenne) eine TV-Serie sehr wünschenswert - und die könnte man gar ohne große Veränderungen vorzunehmen über mehrere Staffel bringen. Das Buch war/ist jeden investierten Euro wert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 September 2013, 20:17:41
(http://2.bp.blogspot.com/-QclhDsYODEI/Ujx0xQkFJtI/AAAAAAAAKFo/fx2x5S9AekE/s320/ghostman.jpg)

Roger Hobbs. Sich unsichtbar zu machen, ist sein tägliches Geschäft. Beweise und Spuren verschwinden zu lassen, damit kennt er sich aus. Diesmal geht es um einen misslungenen Überfall auf ein Casino. Er soll aufräumen, die Spuren beseitigen. Eine Million Dollar in bar stehen auf den Spiel - 48 Stunden hat er Zeit. Und da draußen gibt es jemanden, der es auf seinen kopf abgfesehen hat. Aber auch der wird ihn zuerst einmal finden müssen. Sie nennen ihn schließlich nicht umsonst "Ghostman".

Jack Delton (nicht sein wirklicher Name), wird überraschend unter einer Adresse und einem Namen kontaktiert, die er schon längst abgelegt glaubte. Und nur wenige Personen kennen diese. Einer davon ist Marcus, ein Jugmarker, ein Planer von Coups. Vor rund fünf Jahren hat Jack einmal in Kuala Lumpur mit anderen einen solchen ausgetüftelten Plan zu einem Bankraub ausführen sollen. alles lief gut, bis Jack einen Fehler machte, der sie auffliegen ließ und einen Teil des Teams das Leben kostete. Marcus ist keiner, der Fehler wirklich verzeiht und da er noch am Leben ist, schuldet Jack ihm nun einen großen Gefallen. Den fordert Marcus nun ein. In Atlantic City ist eine von Marcus geplante Aktion völlig aus dem Ruder gelaufen. Der Überfall auf ein Casino und den Bares anliefernden Geldtransporter fordert mehrere Menschenleben, darunter auch einer der Gangster. Der zweite konnte sich schwer verletzt absetzen, hat sich aber bisher nicht bei Marcus gemeldet. Problem: Dem Geld sind Bundesbeiladungen zugefügt worden, die nach rund 48 Stunden das Geld, wenn es nicht rechtzeitig am Bundesbank und Casino vereinbarten Ort ist. Eine gewaltige Farbladung geht inmitten des Geldes hoch. Jack soll Gangster und Geld finden. Nicht so einfach wie gedacht. Der Ghostman wird nämlich, obwohl er doch so perfekt ist und sich in jeden verwandeln kann, der er sein will und selbst spurlos abtauchen kann, von einer FBI-Agentin in Atlantic City empfangen. Da sie nichts gegen ihn in der Hand hat, kann er sie abschütteln. Doch bald muss er feststellen, dass sie nicht die Einzige ist,die ihn verfolgt. Eine lokale Größe aus einem ansässigen Drogenkartell hat es auch auf seinen Kopf und das Geld abgesehen - das gehört nämlich seiner Organisation. Jetzt muss der Ghostman all sein Können und alle seine Tricks aufbieten, um aus dieser Sache wieder rauszukommen.

Inhaltsangabe und Titel hatten zwar mein Interesse geweckt, aber irgendwie war ich doch unschlüssig. Also hab ich zuvor einige Rezensionen mal angeschaut. Da ging es von himmelhochjauchzend bis übelste Grütze. Der eine Leser meinte, einen perfekten Thriller im Stile von "Ocean's eleven" gelesen zu haben, während sich andere über zuviel Brutalität (Die Mimose hat noch kein Buch aus der Festa-Werkstatt in der Hand gehalten. Was "Ghostman" bietet, wurde schon in Büchern vor 30 Jahren geliefert), der andere moniert die vielen Markennamen (Auch hier widerspreche ich, das, was bekannte und gutbezahlte, auflagenstarke Leute wie Dan Brown an Product Placement in ihre Bücher bringen und wie sie sich und ihre Werke zwecks Konotauffüllung an die Wirtschaft verkauft haben, übertrifft diesen hier um Längen) und wieder ein anderer hält es nur für einen aufgeblähten Heftroman (Hier stimme ich wenigstens teilweise zu - aufgebläht ist es wirklich. Paperback mit Großdruck und auf 383 Seiten gedehnt für 14,99 Euro, so kriegt man auch seine Umsätze gestärkt. Nix anderers wie das aufblähen von mehr oder weniger schwachen Filmen auf 3D, um den Eintrittspreis zu erhöhen.). Eigentlich ist die Idee, einen Verbrecher zur Hauptfigur zu machen, ja recht gut. Doch das konnte Tom Wood mit seinem Victor schon entschieden besser verkaufen. In einer einfachen Sprache erzählt Roger Hobbs eigentlich zwei Geschichten: Der eine Handlungsstrang, der ungefähr ein Viertel des Buches ausmacht, beschäftigt sich mit dem schiefgegangenen Coup, der den Ghostman in die Schuld von Marcus brachte. Wenig interessant, da man den Ausgang ja kennt und man eigentlch nur kurz wissen will, was überhaupt schief ging. Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit Atlantic City und hat schon etwas mehr an Spannung aufzubieten. Nicht alles ist so, wie es zu Beginn scheint, da gibt es Pläne, die der Ghostman nicht sofort durchschaut und die ihn in Lebensgefahr bringen. Was den einfachen Roman neben der fehlenden Charakterisierung und der eher überflüssigen FBI-Agentin leider bis ins schwache Mittelmaß absinken lässt, sind diverse Fehler in der Logik, angefangen bei den beiden Vollhonks, die für den Überfall engagiert wurden, bis hin zu Autotüren, die beim Rückwärtsfahren zufallen. Solides Buch mit einem brauchbaren Spannungsbogen, aber keine Pflichtanschaffung. Den zweiten Teil, an dem der Autor angeblich arbeiten soll, werde ich mir wohl sparen. Da gibt es in meinen Augen etliche hochklassigere Geschichten von seinen Kollegen. Man sollte dem Autor aber zugute halten, es war das Debüt eines 24-jährigen, vielleicht steigert er sich ja mit den Jahren. Einen totalen Verriss, wie von einigen Lesern, hat das Buch denn auch nicht verdient.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 September 2013, 18:57:14
(http://2.bp.blogspot.com/-LhpAMx0Bc7M/Uj24GOPXhDI/AAAAAAAAKHA/ktGa6Rz27sw/s320/katholische+bulle.jpg)

Adrian McKinty. Belfast befindet sich im Ausnahmezustand. Detective Sergeant Sean Duffy ist neu in der Stadt, und gleich er bei seinem ersten Fall - der Suche  nach einem Serienkiller - muss er sich ins Zentrum des Terrors begeben.

Sean Duffy wollte eigentlich ins Zentrum des Geschehens und sich bei der Polizei profilieren. Irgendwie ist er enttäuscht, als er dann nach Carrickfergus kommt, einem Vorort von Belfast, in dem nichts Großes zu passieren scheint. Dennoch werden auch er und seine Kollegen mit dem Terror durch die IRA (katholisch) und deren protestantischen Gegnern gezogen. Im Jahr 1981 kann man sich nicht heraushalten. Dann kommen noch zwei Morde hinzu, die auf einen Schwulen hassenden Serienkiller hindeuten. Homosexuelle Aktivitäten sind in Irland zu der Zeit noch ein Straftatbestand; und die katholische IRA hasst die Schwulen erst recht. In seinem Bezirk ist Sean Duffy der einzige katholische Bulle - von den Protestanten verachtet und von den Katholiken als Verräter angesehen. Tag für Tag muss er seine Reputation beweisen. Die Chance kommt für ihn mit dem neuen Fall. Er ist durchaus ungewöhnlich: Da wird auf einem brachliegenden Grundstück eine Leiche gefunden - die rechte Hand abgehackt, einen zettel im Arsch. Kurze Zeit später findet man in einer Wohnung eine zweite Leiche - ohne Zettel, aber auch hier abgehackte Hand. Bald stellt man fest, dass die jeweiligen Hände, die man entfernt hat, dem jeweils anderen Opfer gehörten und vom Täter ausgetauscht und schön bei den Toten drapiert wurden. Die Ermittlungen kommen nicht voran, keiner will reden. Und dann findet man auch noch in einem Waldstück die erhängte Leiche einer jungen Frau, die erst vor kurzem entbunden hat. Sean Duffy ist überzeugt, dass alles zusammenhängt. Doch wie sehr, das ahnt auch er nicht.

1981. Schöne alte Zeit. Sie weckt Erinnerungen. Klobige Betamax-Videorekorder, Thin Lizzy, Phil Lynott und Gary Moore leben noch und die Hochzeit von Lady Di mit Prinz Charles steht noch bevor (da wurden bei uns in den Büros, die mit Kolleginnen besetzt waren, Fernseher aufgestellt und die Zeremonie gesichtet), aber auch grausame Zeit: Attentat auf den Papst und der brutale Nordirland-Konflikt. Jeden Tag mit der Furcht vor einem Anschlag leben, Auto nach Bomben überprüfen, Straße nach Heckenschützen absuchen. In diese Zeit schickt Adrian McKinty seinen Protagonisten Sean Duffy. Ohne groß die Hintergründe des Konfliktes zu erläutern oder eine Wertung abzugeben, schildert der Autor, der aus Carrickfergus kommt, das Leben in einer Zeit des Bürgerkrieges und der hohen Arbeitslosigkeit. "Der katholische Bulle" ist feinste Hard-Boiled-Literatur mit einem sturen Ermittler, der sich nicht von Widrigkeiten oder Vorgesetzten aus der Bahn schieben lässt und unbeugsam seinen Weg geht. Die Geschichte ist spannend und natürlich ist nichts so, wie es zu Anfang wirken mag und das in einem Krieg, der an religiösem Fanatismus den heutigen Ereignissen zwischen anderen Kulturen in nichts nachsteht. Ein großartiger Erzähler schreibt auf hohem Niveau über einen Konflikt, zu dem man vielleicht einige Vorkenntnisse brauchen könnte, da wie gesagt, wenig Hintergrund vom Autor kommt, der ein ganzes Land zerrissen hat und der Serienmord auf ein neues Level hebt: wenn man Lust zum Töten hat, schließt man sich einfach einer der beiden sich bekämpfenden Parteien an. Sean Duffy wird auch weitere Fälle in Nordirland lösen, da weitere Titel schon in Arbeit sind. 385 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 September 2013, 20:05:08
(http://1.bp.blogspot.com/-ZNN13ya6U8c/Uj8SqeSf2yI/AAAAAAAAKHg/DE7SMoS334Y/s320/kalter+tod.jpg)

Michael Connelly. In Hollywood wird eine Leiche mit zwei Kugeln im Hinterkopf gefunden. Es handelt sich um Stanley Kent, einen Sicherheitsbeauftragten für verschiedene Krankenhäuser in L. A. Detective Harry Bosch entdeckt weniger später im Haus des Ermordeten dessen Frau Alicia, nackt und gefesselt. Die ersten Ermittlungen ergeben, dass Kent auch für die Überwachung von radioaktivem Material in den Kliniken zuständig war. Und in einem Krankenhaus fehlt aus einem Safe der gesamte Cäsium-Vorrat.,

Harry Bosch wird mitten in der Nacht angerufen, um zu einem Tatort zu kommen. Nicht, dass ihn dies gestört hätte, er war nicht nur eh wach, sondern auch bereit, seinen neuen Posten beim Robbery and Homicide-Dezernat gleich anzutreten. Er weckt seinen neuen Partner Ignacio, der lieber Iggy genannt werden will, was ihm der sture Bosch natürlich verweigert. Harry ist vor seinem neuen Partner am Tatort und begegnet seinem alten Kumpel Edgar, der ihm den Fall nun überlässt. Der Tote wurde mit zwei Kugeln in den Hinterkopf regelrecht hingerichtet und in dem Kofferraum seines Porsche muss eine schwere Ladung gestanden haben, die nun fehlt. Um das Treffen der ehemaligen Kollegen oder Partner von Bosch noch weiter auszubauen, erscheint nun auch noch Rachel Walling vom FBI am Tatort. Von ihr erfährt Harry dann auch von dem Cäsium, für das Kent zuständig war. Gemeinsam fahren sie dann zum Haus des Toten, wo sie dessen Frau gefesselt vorfinden. Sie berichtet, dass sie von zwei Männern bedroht wurde, von denen nur einer gesprochen habe: Englisch mit ausländischem Akzent. Im Haus fehlt sonst nichts, es wurde nichts gestohlen. Die Frau sollte nur als Druckmittel für die Täter dienen, damit ihnen Kent etwas ausliefert. Schon bald gibt es Kompetenzstreitigkeiten (bei der Zusammensetzung Bosch und FBI nicht schwer)   und Harry wird von dem Fall abgezogen. Stört ihn natürlich nicht und konsequent als Querkopf bleibt er dran, findet sogar einen Zeugen, der die Schüsse mitbekommen hat. Seine Befragung ergibt, dass einer der Täter, die selbstverständlich maskiert waren, etwas wie Allah gefaselt hat. Bald haben auch die anderen Behörden aus dem Buchstabensalat davon wind bekommen und der Heimatschutz vermutet einen terroristischen Hintergrund, wie Bosch von (trara) einer weiteren Ex-Partnerin namens Kiz aus dem Büro des Chiefs der Polizei erfährt. Jetzt scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Anschlag erfolgen könnte.

"Kalter Tod" ist schon einige Jahre alt (lag bei mir rund 5 Jahre ungelesen rum) und man muss dem Buch attestieren, dass es nicht mehr als eine laue Folge in einer Krimireihe zu bieten hat. Das Ganze ist eine ganze Ecke unter dem gewohnten Niveau von Connelly und seinem Protagonisten Bosch. Es wirkt irgendwie, als habe der Autor einen nahen Abgabetermin gehabt, der ihn zu einer schnellen Arbeit gezwungen hat und entsprechend unmotiviert und hingeschludert wirkt der Fall auch auf mich. Bei knapp 320 Seiten mit viel Spielraum zwischen den einzelnen Zeilen kommt das Werk nur wie ein Schnellschuss rüber, der oberflächlich und frei von Innovation ist. Die Sache ist extrem vorhersehbar und schon nach wenigen Seiten hat man das Gefühl, dass da irgendwwas nicht stimmt, alles zu einfach ist und wenig Tiefgang hat. für mich bisher der schlechteste Roman aus der Feder von Michael Connelly. mit sowas kann man sich den guten Ruf versauen, wenn es öfter vorkommt. Wer sich einen Jerry Cotton greift, kann möglicherweise mehr Lesespaß haben als an diesem Buch. Auf jeden Fall sind beide in einem ungefähr ähnlichen Tempo locker, leicht und völlig unangestrengt zu konsumieren, fast schon als Einschlafhilfe zu benutzen. Dazu sei aber gesagt, dass jeder mal einen schlechten Tag hat und Michael Connelly mit seinen späteren Romanen, ob nun um Harry Bosch oder auch Mickey Haller, wieder zu besserer Form aufgelaufen ist und "Kalter Tod" anscheinend nur ein bisher einmaliger Ausrutscher war.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Oktober 2013, 21:45:58
(http://3.bp.blogspot.com/-iTcsjXHD2rU/Uk8CwC4O8wI/AAAAAAAAKOg/-mQpjs_hOvk/s320/zarecht.jpg)

Z. A. Recht/Thom Brannan. Das gefährliche Morgenstern-Virus hat fast die gesamte Menschheit in blutrünstige Monster verwandelt. Einzig eine kleine Gruppe überlebender Soldaten und Wissenschaftler versucht noch, das Ende der Menschheit zu verhindern. Doch ausgerechnet die mächtigsten Männer Nordamerikas, die Beschützer von Leben und Freiheit, machen ihnen einen Strich durch die Rechnung.

Während in Omaha die Wissenschaftlerin Anne weiterhin fieberhaft an einem Gegenmittel wider das fiese Virus forscht, kämpfen sich verschiedene Gruppierungen durch die verheerten Staaten, um entweder durch Gewalt das Mittel in die Hand zu bekommen, das noch gar nicht existiert, oder um sich endlich mit ihrer Truppe zu vereinen, die vom gegenseitigen  Ende des Kontinents Richtung Forschungsstation gezogen ist. Unterwegs stoßen sie auf hilfsbereite Städter, die aber ihre Freundlichkeit durch einen verheerenden Angriff einiger Renegaten teuer bezahlen müssen. Dazu kommt natürlich die ständige Gefahr durch die Infizierten und nach und nach werden die bisher gesunden Menschen immer weiter durch Attacken unversehrter Despoten und ihrer Anhänger oder den Untoten bis auf wenige dezimiert. Und dass der Agent der Pseudoregierung, die nach der Flucht des echten Präsidenten die Macht übernommen hat und agiert wie eine brutale Militärdiktatur in einem Dritte-Welt-Land, mit einem Kommandotrupp auf der Suche nach den Überlebenden und ihren Forschungsergebnissen ohne jegliche Skrupel über Leicchen geht, fordert ebenfalls etliche Opfer. Alles konzentriert sich letztendlich auf den großen Showdown um das Schicksal der (amerikanischen) Menschheit.

Z. A. Recht ist ja im Jahre 2009 verstorben, sodass Thom Brannan anhand der vorliegenden Notizen das letzte Buch der Trilogie vollenden musste. Und genau da setzt meine unsicherheit an, ob es nun am neuen Autor oder am Übersetzer lag, dass mich dieser letzte Teil der Geschichte nicht mehr richtig packen mochte. Um mal ein überstrapaziertes Wort aus dem Buch zu nutzen: Während die Jungs hinterm jeweiligen MG ihre Kugeln dem Gegner immer wieder entgegen"rotzen", so scheint mir das Buch auch nur schnell hin"gerotzt", um noch das letzte Gefecht zu Papier und den letzten Cent in die Taschen der Verleger zu bringen. Und wenn dann ständig von Fremdlingen (als wären da Eindringlinge im Hobbitland) statt von Fremden, Unbekannten oder feindlichen Truppen zu sprechen, immer wieder Essen zu Mampf wird und ähnliche derartige Worthülsen flapsig formuliert werden, dann ist der Unterschied zu den Büchern vom Hauptautor doch spürbar und ein sprachlicher (in negativer Hinsicht) Unterschied vorhanden. Ansonsten ist das Buch gespickt mit Actionszenen, Hubschrauberattacken gegen Menschen und Untote, temporeich und nicht langweilig. Diverse Klischees werden natürlich auch bedient, wirken  manchmal nervig, an anderen Stellen passend. Aber im Grunde ist "Fluch der Toten" nur noch eine Vervollständigung der Story und trotz der Action und nicht überharten Fressattacken ein eher schwacher Abschluss der Trilogie. Zur Ehrenrettung sei aber gesagt, dass es nicht so übel ist, wie "Tagebuch der Apokalypse 3". War jetzt nicht so der Reißer.  Rund 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Oktober 2013, 21:40:33
(http://3.bp.blogspot.com/-MQ7vszyHV20/UlLtPjpD9jI/AAAAAAAAKRk/AQk-hthqxTo/s320/missionvendetta.jpg)

Will Jordan. Unbekannte hacken sich in amerikanische Militärdrohnen und greifen nit ihnen zivile Ziele im Irak an. Ryan Drake, Chef einer geheimen Eingreiftruppe der CIA, hat nur 48 Stunden (Wieder ein Beweis, wie schwer das Klappentextschreiben in Wahrheit ist. Er hat nämlich drei Tage, demnach 72 !!! Stunden, Zeit dazu.), um die Agentin Maras aus einem sibirischen Hochsicherheitsgefängnis zu befreien, die dort wegen einer Intrige der CIA eingekerkert ist. Nicht gerade die verlässlichste Unterstützung. Allerdings ist es Drake nur mit ihr möglich, an die Terroristen heranzukommen. Doch die Folter im Gefängnis hat Maras körperlich und geistig beinahe zerbrochen. Nun hat sie nur noch en Ziel: Rache!

Mai 2007, Irak. Mitten in einem belebten Viertel in Mosul gibt es eine verheerende Explosion, die etliche Menschenleben fordert. Die Spezialisten der CIA müssen erkennen, dass sich jemand in ihr Programm gehackt hat und nun nicht nur die bewaffneten Drohnen kontrolliert, sondern auch von einer drei Hellfire-Raketen abgefeuert hat. In Washington wird Ryan Drake von seinem Chef direkt ins Hauptquartier beordert, um einen Auftrag zu übernehmen, für den er nur drei Tage Zeit hat. Schnell wählt er vier erfahrene Kämpfer aus, die ihn nach Russland begleiten sollen, um aus dem sibirischen Gefängnis Maras zu befreien. Der Einsatz gelingt, die Ex-Agentin wird befreit, aber Drake und auch weitere seiner Teammitglieder ziehen sich Verletzungen zu, die bei einem so schlimm sind, dass er vorerst nicht einsatzfähig sein wird. In den USA angekommen, wird Drake von einem vorerst Unbekannten dazu genötigt, sich mit Maras von der Truppe abzusetzen und einen Auftrag für den Erpresser auszuführen. Dieser stellt sich später als ein ehemaliger Newbie heraus, der vor Jahren von Maras trainiert wurde und sich in den Folgejahren eine eigene Truppe aufgebaut hat, die nur ihm gehorcht und Treue zeigt. Drake und Maras werden wieder in den Irak gelotst, immer verfolgt von den drei verbliebenen Kräften, die mit Drake in Russland waren.

Will Jordan hat mit seinem Debüt auf Anhieb einen großen Wurf gelandet. Nach dem Anschlag geht es zügig in die Planung, Teamzusammenstellung und Vorbereitung des Coups in Russland, was ungefähr rund 100 Seiten in Anspruch nimmt. Die nächsten etwas 90 Seiten wird das sibirische Gefängnis nach allen Regeln der Kunst infiltriert, die Wärter eliminiert und die Gefangene befreit. Kaltherzig (In Sibirien denn auch kein Wunder, hehe), hart und effizient wird die Vorgehensweise der Truppe geschildert. Innerhalb des ersten Drittels von "Mission Vendetta" (Im Original "Redemption") bietet Jordan schon mehr auf, als viele andere Autoren in zwei Büchern zusammen. Im zweiten Drittel konzentriert sich der Autor - ohne allzuviel Tempo zu verlieren - mehr auf seine Akteure und skizziert ihre bisherigen Lebenswege, die eigentlich in allen Fällen einen Bruch durch Ereignisse in der Vergangenheit aufweisen. Drake hadert mit einem Vorfall, der ihn die Karriere in der britischen Armee kostete und eine unehrenhafte Entlassung zur Folge hatte und den er nur mit übermäßigem Alkoholkonsum verdrängen kann. Dennoch funkioniert er weiterhin irgendwie und bekommt mit dem Auftrag einen zweite Chance. Auch die Teammitglieder untereinander sind sich nicht wirklich freundschaftlich gesonnen, Drogenprobleme kommen ans Tageslicht. Und Maras wird sehr eindrucksvoll und lebensecht geschildert, wie sie sich nach der langjährigen Haft in einer Einzelzelle ohne Tageslicht erst wieder an ein Leben unter Menschen und der frischen Luft gewöhnen muss. Nach und nach werden Geheimnisse offenbart, die zu ihrer Verhaftung durch die Russen geführt haben. Nicht alle Motive sind von vorne herein offensichtlich. Stilistisch, handwerklich und storytechnisch unheimlich starkes Erstlingswerk, das auch mit Actionsequenzen nicht geizt (Die Szenen in Sibirien haben es durchaus in sich), die Skrupellosigkeit der Geheimdienste sowie der deren Mitarbeitern in den Vordergrund rückt und nicht das mittlerweile gewohnte - und auch fast schon fade - Feindbild bietet. Ein zweites Buch, das auch Bezug auf das vorliegende nimmt, ist im Original schon erschienen, am dritten Teil arbeitet Will Jordan derzeit. Bleibt nur zu hoffen, dass diese dann auch den Weg nach Deutschland finden (Der Verlag vermerkt zwar, dass "weitere Titel in Vorbereitung" sind, aber Verlass ist darauf nicht, wie ich schon oft wehmütig feststellen musste.) Wer das Genre der Agententhriller schätzt, sollte hier  - meiner unmaßgeblichen und persönlichen Einzelmeinung nach - zugreifen. Wenn das Buch überhaupt einen erwähnenswerten Mangel hat, dann ist es der Klappentext. Rund 640 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Oktober 2013, 21:35:26
(http://2.bp.blogspot.com/-p2TEjGrvVV0/UlgzbhBNy6I/AAAAAAAAKUM/72Qe6P-h6-Q/s320/smithfinsteren.jpg)

Bryan Smith. Sie nennen sich "Die Finsteren". Der Name war zuerst eher ein Scherz, aber er passte, und jetzt tragen sie ihn voller Stolz. Sie sind die Außenseiter der Stadt, Sonderlinge, die nur für die Nächte leben. Dann steigen sie in das aufgegebene Haus. Dort geschah einst etwas Fürchterliches und seither lauert das Böse darin. All die Jahre war es tief unten im Keller gefangen - doch die Finstern  lassen es frei.

In Ransom und seinen vorgelagereten Wohnstädten geht es in der Öffentlichkeit geht das Leben seinen normalen und gewohnten Weg. Auch auf der High School ist alles, wie  man es aus anderen Städten kennt. Die Angesagten beherrswcxhen die Szene, während die weniger gelittenen Schüler drangsaliert werden. Doch der Schein trügt. hinter den Kulissen tobt der Kampf der Generationen und in der Stadtverwaltung bereichern sich die Honoratioren und Großbesitzer immer mehr auf Kosten der Gemeinschaft - und sie haben unerwartete Hilfe gehabt. Als diese nicht mehr von Nutzen war, wurde sie aus der Stadt verbannt und sinnt nun auf Rache. In dieser Situation findet sich die Clique der Finsteren wieder. Keine simplen Nerds, die sich von der Bande der Statuspfleger und Bildungsverweigerer einfach so drangsalieren ließen. Sie laben ihre Wut des nachts aus, begehen kleine Einbrüche und haben es nicht so mit dem Gesetz oder Legalität, hören den unerwünschten Metal, saufen, kiffen und vögeln rum, ohne sich über Konsequenzen Gedanken zu machen. Ihr einziger Freund ist ein älterer Bursche namens Clayton, der zurückgezogen lebt und sein Erbe verprasst/versäuft und ihnen hin und wieder Alkohol oder Stoff besorgt. Doch dann kommen sie auf die Idee in einem verlassenen Haus einzubrechen und rumzustöbern und dabei einen Dämon freizulassen. Der übernimmt sofort die Herrschaft über die City und nach und nach kommen die übelsten Gelüste und Wünsche der Bewohner ans Licht. Dringt der Dämon in sie ein, begehen sie für ihn die schrecklichsten Taten. Mit der Zeit überschlagen sich die gewalttätigen Ereignisse in der Stadt. Mittendrin die, die sich "Die Finsteren" nennen - als letzte Rettung ihrer Heimat.

Bryan Smith nimmt sich durchaus einige Seiten - wenn auch nicht unbedingt sehr tiefschürfend -, um einen Blick hinter die Fassade des zur Schau gestellten gutbürgerlichen Lebens zu werfen und zeigt, dass nicht nur der Schein zählt, sondern was wirklich in den Menschen steckt, wer sie wirklich sind und welche Auswirkungen das auf deren Töchter und Söhne haben kann. Und damit entwickelt er auch ein gewisses Verständnis für die Clique, die von den etablierten Gruppen ausgestoßen wurde, weil sie nicht normal, also nach dem vorherrschenden Gusto handelt und sich nicht der Masse unterordnet. Wer sich der vorherrschenden Meinung nicht unterordnet wird ausgestoßen, verfemt. Heute heißt das einfach "political correctness" und man umgeht mit diesem Begriff die Meinungsfreiheit. Einige wenige "Macher" bestimmen, was derzeit opportun ist und alle haben sich danach zu richten oder die Konsequenzen zu tragen. Dann kommt, was man von Bryan Smith erwarten kann: Keine ewig langen, ausschweifenden Sätze literarischer Feinkunst, sondern kurz und knapp der Wahnsinn geschildert, der über die Stadt kommt. Nachteilig für mich war irgendwie, dass außer Clayton oder vielleicht mit Abstrichen Mark so gar keine Sympathieperson auftauchte, zu der ich als Leser einen Bezug entwickeln konnte. Sie waren mir eher egal. Der Rest des Buches, also mehr als die Hälfte, vergeht in Sexorgien und einigen effekthascherischen Appetitlosigkeiten und extremen Gewaltausbrüchen. Der Dämon und seinen neuen Untertanen zerlegen nicht nur die Stadt, sondern auch die Bewohner im wahrsten Sinne des Wortes in ihre Einzelteile. Das ist wie ein Softprono-Laymon mit exzessiver Smith-Blutorgie. Schnell zu lesen, durchaus unterhaltsam, aber mittlerweile auch schon mehrfach vom Autor zelebriert, sodass Überraschungen oder Neuerungen ausbleiben. Daher ist das Buch für seine Fans sicher eine Offenbarung, doch insgesamt betrachtet, ist "Die Finsteren" für mich nur (Festa-)Mittelmaß. Außerhalb des Verlages wäre er sicher der Burner, wenn sich ein anderer da rangetraut hätte. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Oktober 2013, 19:53:09
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1381853975_tombaleoverkill.jpg)

Den ersten Mann schickten sie gegen Mittag. Seine Aufgabe war einfach. Am Strand sitzen, Augen und Ohren offen halten und dabei nicht auffallen. Das Zielobjekt war die kleine Insel Terror's Reach: fünf Häuser, neun Einwohner, ein Gesamtvermögen, das in die Milliarden ging. Es war eine Goldgrube, die man nur plündern musste.

Joe Carter arbeitet bei Valentin Nasenko als Leibwächter für dessen Ehefrau Carrie und deren Sohn Jaden sowie die kleine Tochter Sofia. Sie sind ebenso auf der Insel angesiedelt wie Oliver Felton, dessen Vater Robert auf Geschäftsreise ist, die Weaver-Eheleute, und Terry Fox. Das fünfte Anwesen steht zum Verkauf. Nasenko hat zudem nch einen persönlichen Leibwächter namens Juri, mit dem er unterwegs auf seiner Jacht ist, um mit dem Amerikaner Travers sowie seinem Berater McWhirter ein Geschäft in aller Stille auszubaldowern. Carrie fährt mit Joe und ihren Kindern in die Stadt zum Einkaufen, wo ihr Leibwächter gerader noch so einen Entführungsversuch verhindern kann. Er bringt die drei in einem verschwiegenen Hotel unter und begibt sich zurück zu seinem Auftraggeber. An der Brücke zur Insel stellt er fest, dass sie abgesperrt ist und die vermeintlichen Arbeiter eher zwielichtig aussehen. Er lässt den Wagen in einer uneinsehbaren Ecke stehen und schwimmt nach Terror's Reach. Dort sind in der Zwischenzeit die Bewohner und auch der von seinem Jachtausflug mit Finanzkonferenz zurückgekehrte Valentin von einer Gruppe Gangster gefangen genommen und gefesselt in eine Garage gesperrt worden. Einzig Oliver, der Sohn des Magnaten Felton, wird von ihnen in dessen Haus verhört, da sie im Safe ein enormes Vermögen erwarten. Joe schafft es auf die Insel, kann einen der Gauner ausschalten, wird dann aber selbst erwischt und zu seinen Leidensgenossen gebracht. Als dann einige ungeplante Ereignisse eintreten, überschlagen sich die Geschehnisse. Es kommt zu einem gnadenlosen Showdown.

Wie auch bei Filmen oft praktiziert, hat man einen englischen Titel nur durch einen weiteren englischen Titel ersetzt. Was "Overkill" jetzt soviel besser macht als das Original "Terror's Reach", entzieht sich meiner Kenntnis. Der Roman, der allseits derart mit Lob überschüttet wird und dessentwegen Tom Bale schon als der neue Superstar am Actionhimmel gepriesen wird, dass man glauben mag, Matthew Reilly würde im Schneckentempo schreiben, beginnt eher ruhig und lässt sich wirklich Zeit, die Vorbereitungen und die ersten Aktionen zu zelebrieren, bevor es ab der Hälfte der rund 450 Seiten dann zur Sache geht. Der Autor pflegt aber auch einige Klischees wie die Vorzeigegattin, ehemals Gewinnerin eines der sinnfreien Trällerwettbewerbe und Castinggewürges im TV, die dann einen Reality-TV-Star ehelichte, mit dem sie einen Sohn hatte und von dem sie geschieden wurde. Jetzt hat sie mit ihrem neuen Ehemann eine kleine Tochter, vom Neugatten spendierte Neumöpse und die ebenfalls neue Erkenntnis, dass sie für ihren ukrainischen Versorger nur noch uninteressant ist. Der Leibwächter mit einer unbekannten Vergangenheit, der sich als Kämpfer entpuppt und dem sie ihr Herz auschüttet, passt ebenso ins gewohnte Bild. Doch Tom Bale konnte seinen Thriller auch mit einigen Wendungen würzen, die nicht so ganz zu erwarten waren, aber trotzdem nicht die Riesenüberraschungen darstellten. Die zweite Hälfte des Buches, dessen Charaktere stur nach dem Gut-/Böse-Muster geschildert sind, zieht dann im Tempo ordentlich an. Schießereien, Betrug, Verrat, Ränkespiele und Explosionen beherrschen nun die Szenerie. Ab diesem Zeitpunkt entwickelt es sich tatsächlich fast zu einem Page Turner, der Laune machen könnte. Aber gemessen an den britischen Kollegen wie Tom Wood oder Will Jordan ist Tom Bale dann doch eher zweite Liga. Kein schlechter Roman, aber man kann ihn - besonders in der ersten Hälfte - auch alle 50 Seiten aus der Hand legen, ohne etwas zu vermissen, auch wenn er sich locker und leicht liest. Brauchbar als Strandlektüre, die nicht fordert. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Oktober 2013, 14:26:16
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1381660122_killerspiel.JPG)

Michael Marshall. Bill Moore, ein junger Immobilienmakler, lebt den Traum vom schnellen Geld. Auf einer Insel an der Golfküste Floridas dreht er wohlhabenden Klienten luxuriöse Apartments an. Doch wie aus heiterem Himmel gerät sein Leben plötzlich aus den Fugen. Eine unaufhörliche Kette mysteriöser Ereignisse bringt ihn ins Taumeln und droht seine Karriere zu ruinieren. Als die Polizei ihn auch noch wegen Mordes jagt, fragt sich Bill endgültig, welches böse Spiel mit ihm getrieben wird.

John Hunter wird nach sechzehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen, wo er für einen Mord büßen musste, den er nicht begangen hat. Naturgemäß ist sein Dran nach Rache riesengroß. Also entführt er einen Mann, um ihm einige Fragen zu stellen und nachdem er ihm lange genug zugesetzt hat, beginnt dieser auch mit weiteren Informationen rauszurücken. Unterdessen macht sich Bill Moore auf, seinen Kunden ihre Wünsche zu erfüllen, um sich seinen Lebenstraum eines Daseins in Reichtum und Überfluss zu verwirklichen. Dabei geht er nicht unbedingt zimperlich vor und seine Kollegen in der Firma haben garantiert nicht seine Wertschätzung. Ähnlich sind seine Gedankengänge bezüglich der Kunden, doch die haben wenigstens das Geld, das er sich zu verdienen gedenkt. Doch bald geschehen die ersten merkwürdigen Dinge. Ein Termin wird bestätigt, den er gar nicht getätigt hat. Eine E-Mail wird versandt, die nicht von ihm stammt. Treffen werden ausgemacht, die dann nicht stattfinden. Eine Buchlieferung kommt nach Hause, die er nicht geordert hatte und auf seinem PC finden sich geschmacklose Bilder, die er nicht aufgenommen hat. Dazu ein Ordner mit dem Titel Modified. Er hat keine Ahnung, was das soll. Als dann ein Mann verschwindet, mit dem er angeblich ein Verkaufsgespräch führen wollte, das aber nicht stattfand, weil der Mann nicht erschien, kommt die Polizei ins Spiel. Moore muss sich erklären und verstrickt sich dabei immer mehr in Widersprüche, da er die auftauchenden Indizien nicht widerlegen kann. Nach und nach stellt sich heraus, dass auch der verschwundene David Warner einige unappetitliche Geheimnisse hatte.

Michael Marshall ("Die Straw Men"-Trilogie) erzählt die Story aus zwei Perspektiven. Zum einen ist da Hunter, der ruhig und überlegt seine geplante Rache in die Tat umsetzen will und dessen Wirken in der Gegenwartsform geschildert wird. Nummer Zwei ist Bill Moore, der als Ich-Erzähler (Was zu seinem Charakter durchaus passt: Ich, ich ich.) in der Vergangenheitsform zum besten gibt, was da mit ihm geschieht. Moore ist ein egoistischer Selbstdarsteller, der für seine Mitmenschen (abgesehen von seiner Gattin) wenig übrig hat. Er behandelt sie von oben herab, schielt nur auf seinen Vorteil. Wichtigster Punkt in seinem Leben neben Frau und Geschäft (oder andersrum) ist ihm nur sein Status - besonders der auf Facebook muss ständig erneuert werden. Marshall zeigt fast schon genüßlich auf, wie das so durchorganisierte und geplante Leben des Maklers nach und nach zerbröckelt und der Mann fast zu Boden geht. Er wird von einem hinterhältigen und perfiden Plan fast völlig zerstört und dennoch behält er bis auf einige Ausnahmen seinen Glauben an seine Einzigartigkeit fest im Blick. Als Sympathieträger bekommt er sicher nie die volle Punktzahl. Dennoch folgt man ihm gespannt und neugierig, wie er sich aus seiner immer fataler wedenden Situation herauswinden will, was hinter all dem stecken mag. "Killerspiel" erzählt eine richtig, richtig fiese Geschichte, die jeden Verschwörungstheoretiker begeistern sollte und die voll auf Paranoia setzt, während sie nebenbei auch den sorglosen Umgang mit den vielgerühmten sozialen Medien anprangert. Hochspannend, voller Wendungen und ohne große Actionsequenzen und überbordende Härte auskommend, lässt Michael Marshall in einer dichten Atmosphäre seine Hauptfigur von einer Bredouille in die nächste schlittern und führt den Leser dabei in flüssigem Stil bis an ein Ende, das klar von der Norm der üblichen Thrillerkost abweicht. Sehr gutes Buch, besser sogar als erhofft. 440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Oktober 2013, 22:10:45
(http://1.bp.blogspot.com/-YjB6jex8qZA/UmF5rAk3y1I/AAAAAAAAKa8/NDSNesMTt4Q/s320/dienacht.jpg)

Guillermo del Toro / Chuck Hogan. Eine mysteriöse Seuche hat die Erde befallen und die Mehrheit der Menschen in blutrünstige Vampire verwandelt. Die Welt ist zu einem dunklen Ort geworden. Da entdeckt eine kleine Gruppe von Rebellen in einem uralten Mythos die letzte Hoffnung für unsere Zivilisation. Doch dieser Mythos kann auch den völligen Untergang bedeuten.

Nach den Ereignissen aus "Das Blut", wo der Meister die Alten vernichtet hatte, um alleine die Weltherrschaft zu übernehmen, sind die meisten Menschen entwerder zu Vampiren geworden, tot, übergelaufen oder werden von den Vampiren zu Vorrats- und Zuchtzwecken interniert und gezüchtet. Wenn man sein Happihappi unvorsichtig völlig auffrisst, hat man bald nix mehr und muss darben bis zum Tod. Dazu ziehen sie sich lieber Futternachwuchs. Einige wenige Überlebende wie Eph Goodweather, Vasily oder Nora versuchen alles, um die Vampire zu bekämpfen, wobei sich besonders Eph hervor, da sein Sohn von den Blutsaugern entführt wurde. Mit dem Buch Occido Lumen, das der ehemalige Kammerjäger Vasily aus dem zerstörten Island holt und der von dort noch ein besonderes Mitbringsel an seine Freund überreichen kann. Ein Kofferatombombe - bloß ohne Zünder. Um jetzt noch einen Zünder zu bekommen, verbünden sie sich wieder mit ihrem mexikanischen Gangsterkumpel Gus, doch da die Sprengkraft und der Einsatzort begrenzt sind, müssen sie auch noch den Aufenthaltsort vom Meister in Erfahrung bringen. Kein leichtes Unterfangen in der Welt voller Vampire, die noch dazu durch die vielen Atomexplosionen und hochgegangenen Kernkraftwerke nicht nur in ein fast dauerhaftes Dunkel gehüllt ist, sondern auch die Lebensumstände bezüglich Trinkwasser oder Nahrungsmittel erheblich erschwert hat.

Was ich schon in den vorherigen Bänden zu bemängeln hatte, kann ich hier getrost weiterführen. Wer von dem bekannten Autor und Regisseur etwas Besonderes oder Ungewöhnliches erwartet hatte (wie ich also), wird schon mal enttäuscht. Dazu gesellt sich aber, dass alles wie Schreiben nach Zahlen abläuft. Eine bisserl Familienemotion, der Love Interest, die Opportunisten, die Verräter und das kleine Häuflein Tapferer (bei denen mir die Figuren wie Gus oder Vasily entschieden sympathischer erschienen als der Rest) und das knallige Ende. Der plötzlich eingeführte religiöse Aspekt war überflüssig wie nur was, das zackig-flapsige Abhandeln der wesentlichen Vorkommnisse erinnert an einen Heftroman, wo man zügig zum Ende kommen muss, der Stil ist okay, das Tempo durchaus hoch. Die Vampire erleiden erhebliche Verluste in einigen blutigen Begegnungen mit den noch verbiebenen Menchen, aber nichts davon lässt einen irgendwie mitfiebern - wie aufgezählt und abgehakt. Was wurde das Werk überall als grandios und großes Epos gehandelt (Wenn ich in einem solchen bereich ein großes Epos bezeichnen müsste, würde ich wohl Stephen King und "The Stand" und weitere mehr von ihm anführen, bevor ich auch nur auf die Idee käme diesen Dreiteiler hier auch nur ansatzweise in Erwägung zu ziehen.) und dabei kam dann doch nur eine Vampirtrilogie, die glücklicherweise weitaus unterhaltsamer und actionreicher ist, als diese "Twilight-"Kacke, aber insgesamt nur seichtes Mittelmaß der Belletristik geworden ist. Als Lektüre zur Ablenkung vom Arbeitstag gut, erinnerungswürdig aber eher nicht. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Oktober 2013, 20:03:22
(http://2.bp.blogspot.com/-wMXt6MEj_n4/UmQFwvDmwdI/AAAAAAAAKco/2HgHuOq9Bz4/s1600/rossthomas.JPG)

Ross Thomas. Ed Cauthorne besitzt einen Oldtimer-Salon. Aber nicht mehr lange, wenn er sich weigert, für den Paten nach Singapur zu gehen. Aufgeschlitzte Reifen, zerfetzte Polster, Sirup im Tank und ein Mechaniker mit zerquetschten Händen - das sind die Überredungskünste der Gangster. Was ist so wichtig in Singapur? Warum braucht der Pate ausgerechnet Cauthorne als Fernost-Kurier?Cauthorne erfährt es nur zu bald; er soll in Singapur einen Kollegen aufspüren, den er selbst vor zwei Jahren ermordet hat.

Ed Cauthorne, ehemaliger Stuntman in Hollywood, hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen, als bei einem Stunt zu einem Film in Singapur ein Kollege bei einem schiefgegangenen Kunststück ums Leben kam. Jetzt hat er mit einem Partner einen Autosalon in Hollywood und die Sache nur fast verdrängt, denn ihn plagen tägliche Anfälle mit Zittern und Schweißausbrüchen, die zwar jeweils nur einmal am Tag auftreten und nur rund eine Minute dauern, aber ihn immer weiter verfolgen. Da tauchen eines Tages die Laufburschen des Paten aus Washington auf und nötigen ihn zur Reise nach Singapur. Weshalb? Der von ihm vermeintlich vor zwei Jahren Getötete soll nicht nur noch am Leben sein, sondern den Paten auch noch erpressen. Und damit die Sache nicht zu einfach wird, schickt ein Konkurrent des Paten ihm auch noch eine Nachricht, dass Cauthorne die damalige Verlobte Angelo Sacchetti, Tochter des zweiten Gangsters, mit nach Singapur kommen wird. Dort eingetroffen wird man erst einmal von der örtlichen Polizei unter die Lupe genommen und ein Mordanschlag auf Cauthorne verübt. Nicht der letzte seiner Art.

Ross Thomas lässt den Leser wissen, wie Singapur zu dem wurde, was es heute ist, geht auf die Geschichte des kleinen Landes ein und wie sich die Europäer damals dort als Herrscher aufführten, bevor sie ihren platz räumen mussten. Im Jahre 1970 waren aber noch die starken politischen Einflüsse der umgebenden Nationen wie China oder Malaysia zu spüren. und das organisierte Verbrechen konnte eher ungehindert seinen Geschäften nachgehen. Mit kalkuliert dosiertem Humor geht der Autor auf die Begebenheiten ein und schickt seinen Protagonisten in ein Abenteuer, das verzwickter ist, als es anfangs den Anschein hat. Nichts ist, wie es scheint. Er benötigt für seine spannende Story keine durchgeknallten Serienmörder oder effektiven Gewaltorgien, um seine Figuren nur durch deren Unsicherheit in ihrem Umfeld in Gefahr kommen zu lassen. Sie können sich auf niemanden verlassen, wissen nicht, woher der nächste, gefährliche Schachzug kommen wird. Ein Krimi, wie er sich in den siebziger Jahren wohl oft in den Regalen der Bücherläden finden ließ, wo Gangster wie Protagonisten ich Anzug tragend oder mit Gamaschen durch die Städte streiften und der weit weg ist von den (mir natürlich zusagenden) Actionfesten eines Reilly ist. Gut, spannend, aber nicht mehr zeitgemäß. 170 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Oktober 2013, 21:08:16
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1382551393_steveberry.jpg)

Steve Berry. Als Geheimagent Cotton Malone in ein New Yorker Hotelzimmer bestellt wird, ahnt er nicht, dass er in eine Falle tappt. Plötzlich ist er gefangen in der Verschwörung einer gefährlichen Geheimorganisation, und sie kennt nur ein Ziel: unbegrenzte Macht. Der Schlüssel dazu liegt in einem chiffrierten Dokument aus dem Unabhängigkeitskrieg. Für Malone beginnt eine erbarmungslose Jagd durch eine korrupte Welt.

Wenn Stephanie Nelle ruft, springt Cotton Malone. Also lässt er sich auch nicht lange bitten, als er in ein Hotelzimmer im Grand Hyatt in New York bestellt wird. Doch dort findet er eine ferngesteuerte Schussanlage vor, die direkt auf den Wagen des Präsidenten zielt, der unten gerade aus seinem Dienstfahrzeug steigt. Er kann den Anschlag mit Mühe und Not verhindern, wird aber nun selbst als Verdächtiger gehetzt. Doch was er nicht erwartet, ist, dass er bald vom Secret Service eingefangen und dann ins Weiße Haus gebracht wird. Der Präsident braucht dringend seine Hilfe. Eine nur für die Öffentlichkeit geheime Organisation versucht aufgrund alter Verträge den Präsidenten zu rechtlichem Schutz zu veranlassen, den sie bezüglich ihrer Taten garantiert nicht verdient hat. Doch die noch aus dem Unabhängigkeitskrieg stammendenUnterlagen sind nicht vollständig und nur, wenn sie alle Papiere in Händen halten sind die Missetäter vor strafrechtlicher Verfolgung sicher. So beginnt eine Jagd nach den fehlenden Papieren, an denen sich diverse Geheimdienste, Killer, Cotton Malone und die Gangster beteiligen und sich durch Lug und Trug sowie Mord und Totschlag aus dem Spiel zu drängen gedenken. Dazu kommt noch, dass der Präsident private Probleme hat, die ihn angreifbar machen.

Steve Berry trägt in dem siebten Thriller um Cotton Malone so richtig dick auf. Untereinander zerstrittene Geheimdienste, die sich gegenseitig in ihrer Arbeit eher behindern statt miteinander zu kommunizieren (also wie aus dem Leben gegriffen) und eine Organisation, die früher  mit weitgehenden Rechten als Kaperfahrer für die USA unterwegs war. Steht so in der Verfassung und die kann anscheinend so leicht nicht geändert werden. Mit vielen Cliffhangern nicht nur am Kapitelende, sondern auch bei so ziemlich jedem Szenenwechsel innerhalb der einzelnen Abschnitte will er das Tempo hoch halten (und kann einen Reilly dennoch nicht im Ansatz erreichen) und mit undurchsichtigen Figuren sowie wechselnden Loyalitäten die Spannung steigern. Doch leider ist er in diesem Buch viel zu umständlich zu Werke gegangen. Die übrigens recht blassen und klischeebehafteten Akteure seiner Geschichte hätten dem Spuk schnell ein Ende bereiten können, doch musste der Autor wohl immer wieder einen draufsetzten, um die Seitenzahl in die Höhe zu treiben. Mit der Zeit wird es trotz des versuchten Tempos etwas zäh, Wiederholungen schleichen sich ein und die Organisation sowie einige der Geheimdienstmitarbeiter entpuppen sich als lächerliche und tölpelhafte Knallchargen. Alles in allem eine recht flache Angelegenheit und sicher nicht die beste Arbeit von Steve Berry. Aber so einen Ausrutscher sollte man einem Schriftsteller schon mal zugestehen. 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Oktober 2013, 22:24:27
(http://1.bp.blogspot.com/-CqTfuV1wzNs/UmlnSt5qmVI/AAAAAAAAKf4/RjW3kV5QNmE/s320/wildg%C3%A4nse.jpg)

Daniel Carney. Es geht um Macht und um Geld, um Einfluss und um Politik. Ein Ex-Staatspräsident des Kongo soll hingerichtet werden. Diesen Mord will ein Minenbesitzer unbedingt verhindern. Deshalb beauftragt er den Ex-Oberst Fauslkner damit, eine Söldnertruppe aufzustellen. Und wie die Wildgänse fallen sie, die nicht Tod und Teufel fürchten, im Kongo ein. Sie wissen, dass sie sich auf ein Abenteuer eingelassen haben. Sie wissen aber nicht, wie dieses gefährliche Unternehmen enden wird.

Auf dem Flug in die Schweiz wird Ex-Präsident Limbani im Auftrag seines Nachfolgers im Kongo entführt, sein Leibwächter ermordet. Dies schreckt die Privatwirtschaft und Bänker in Großbritannien auf, da auf den neuen Machthaber anscheinend kein Verlass ist und ihre Investitionen sowie Gewinne nicht sicher sind. Auch die britische Regierung, die sich offiziell natürlich nicht einmischen darf, hat Ängste, dass der Einfluss der Kommunisten in dem Land erstarken könnte. Also lässt man eine Söldnertruppe zusammenstellen, die Limbani befreien soll, bevor er hingerichtet wird. Zuerst tritt man an Faulkner heran, einen schwer gealterten und am Boden angekommenen Söldner, der schon lange keinen lukrativen Kontrakt mehr hatte. Der bringt Rafer Janders ins Spiel, der sich derzeit in fortgeschrittenem Alter gegen Attacken der Mafoia erwehren  muss, da er einen deren Zöglinge mit dessem eigenen, strychninverseuchten Stoff zu Tode gefüttert hat. Nachdem diese Situation bereinigt ist, beginnt man mit der Anwerbung alter Kameraden, die entweder pleite sind oder die Lust aufs ruhige Eheleben verloren haben. Dazu einige jüngere Ex-Soldaten und dann die Beschaffung von Material und Waffen sowie Flugzeug und Pilot, die sie nach getaner Arbeit aus dem Kongo rausschaffen sollen. Viel Zeit bleibt nicht, die Trainigszeit ist kurz und hart und nur Tage später springen die Wildgänse über dem Kongo nahe Albertville, wo Limbani gefangen gehalten wird, aus einer Hercules. Zu anfang klappt alles hervorragend: Die Bewacher werden ausgeschaltet, hunderte von Soldaten im Schlaf vergast, die gegnerische Truppe am naheliegenden Flughafen eliminiert. Doch die Maschine dreht kurz vor der Landung aufgrund neuer Befehle ab. Jetzt muss sich die Truppe mit dem kranken Limbani gegen die reguläre Armee und die Simbas des neuen Präsidenten nach Rhodesien durchkämpfen.

Die meisten, die sich hierher verirren, werden den Film sicher kennen und ich geb erst mal einen kleinen Vergleich Buch/Film ab. Das Ende wurde für den Film komplett überarbeitet, während ansonsten nur kleiner Unterschiede - auch in der Härte und den Charakteren, die nicht wirklich nach Gut und Böse zu unterteilen sind, eher in weniger und mehr Böse und gegen die die "Expendables" wahre Klosterbrüder sind -  auszumachen sind wie diverse Personen oder Witterungslage oder der Angriff auf der Brücke. Bis auf den Schluss hat man sich größtenteils an die Vorlage gehalten. "Die Wildgänse kommen" von Daniel Carney ist ein martialisches Buch, das ein Hohelied auf Männerfreundschaft und (kaum noch vorhandene) Soldatenehre singt, aber auch den Betrug und die Habgier nicht außen vor lässt. Denn die Protagonisten sind im Buch keine strahlenden Helden, sondern eher aus Sicht des Privatiers verkommene Subjekte, die Spaß am Töten haben. Derartige Szenarien und "Helden" dürften heute gar nicht mehr ohne wenig diskrete Zensur auf die Leinwand, da sie der vorgeschriebenen politischen Korrektness, der wir uns alle gefälligst zu unterwerfen haben, um schön gleichförmig und angepasst zu sein, absolut nicht entsprechen. Schon die Vergasung der schlafenden Soldaten hat damals die Baumumarmer des Landes auf die Barrikaden getrieben, was würden die heut erst für einen Zinnober veranstalten, wenn sie ja auf Ideen wie Fleischrationierung kommen. Das Ende ist wesentlich derber als im Film, ruhige Momente hat das Buch auch eher wenige, könnte aber dennoch fast als Zeitdokument der damaligen afrikanischen bzw. europäischen Afrikapolitik durchgehen. Ausplünderung des Kontinents, Rassismus, alte Kolonialansprüche und der Kampf der Ideologien auf einem Ersatzschlachtfeld ausgetragen, da man sich ja selbst mit dem Atomwaffenarsenal nicht selbst gegenseitig ins Nirwana bomben wollte. Knallharte Söldnersaga, in der drei der eigenen Leute, die ihrem Ausbilder während des Trainings die Haut abziehen wollten, einfach mit Bajonetten am Boden gekreuzigt werden. Von den Kollegen unbedauert. Wer also mal einen knochenharten Söldnerroman, mit kleinen Anteilen an trockenem Humor und verflucht viel Menschenverachtung lesen möchte, kann sich "Die Wildgänse kommen" durchaus mal gönnen. Rund 255 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Oktober 2013, 17:02:11
(http://3.bp.blogspot.com/-gbAGbtUleh8/Umu2vzFseWI/AAAAAAAAKhc/91ryndSgdHE/s1600/das_hiroshima-tor-9783423210447.jpg)

Ilkka Remes. Paris. Eine Frau springt in die Seine. Sie wird tot geborgen. Doch sie ist nicht ertrunken: jemand hat ihr unter Wasser die Kehle durchgeschnitten. Für Timo Nortamo beginnt ein Wettlauf mit den Geheimdiensten der Großmächte, die etwas in ihren Besitz bringen wollen, das es eigentlich gar nicht geben dürfte.

Eine Frau scheint auf dem Weg zu einem Treffen, als ihr von einem Vespa-Fahrer die Handtasche entrissen wird. Als die Frau sowie zwei Männer von unterschiedlichen Seiten der Brücke die Verfolgung aufnehmen wollen, wirft der Fahrer die Tasche in die Seine und die Bestohlene springt flugs hinterher. Doch auch einer der Verfolger setzt über das Geländer und hechtet in den Fluss. Später wird die Frau nur tot geborgen und der Mann schwimmt unverrichteter Dinge unversehrt ans Ufer, wo er anscheinend erwartet und nun abgeholt wird. Die Tasche der Frau landet bei der Polizei, die sie vom Grund der Seine birgt. Eine Diskette war wohl der wichtigste Gegenstand, den die Handtasche enthielt - und eine Spur führt nach Finnland. Timo Ratamo von der TERA, der europäischen Terrorbekämpfungsorganisation mit Kollegen aus allen ländern der EU, sieht darin eine Möglichkeit, diverse Unregelmäßigkeiten, die er in seiner Regierung vermutet, aufzudecken. Doch er wird zurückgepfiffen. Als sich dan noch Amerikaner und Chinesen in den Fall einmischen, macht er erst recht weiter  und wird gefeuert. Gerade ein Haus gekauft, mit einem guten Sohn im Hause, der aber immer die neueste Technologie von Papa gekauft haben will und einer Ehefrau, mit der er gerade so seine Schwierigkeiten im Zusammenleben hat, machen ihm das Ganze nicht leichter. Aber unbeirrt oder auch stur ermittelt er gegen den Willen seiner ehemaligen Vorgesetzten und natürlich auch der finnischen Staatsorgane in der Angelegenheit, die alsbald eine Wendung in eine völlig andere Richtung nimmt. Ehemalige Professoren haben eine Entdeckung gemacht, die den Großmächten einiges zu bedeuten scheint und für deren Besitz sie auch zu Mord und Folter bereit sind. Und ganz neben bei scheinen auch die Atomkraftgegner in Finnland mit der inzwischen internationalen Affäre zu tun zu haben.

Ilkka Remes hat ja schon mehrfach bewiesen, dass er mit seiner Minung nicht unbedingt hinterm Berg hält. Auch hier macht er sich - wenn auch eher in wenigen Nebensätzen - Gedanken um die Wissenschaftler, die nicht mehr der Allgemeinheit dienen und sich von Konzernen oder Regierungen kaufen lassen, um dann die gewünschten Ergebnisse als sogenannte (unabhängige?) Experten zu publizieren und es derart an Moral mangeln lassen, dass ihnen nicht mehr auffällt, dass sie in sicheren Labors Abermillionen für irgendwelche Pseudomittelchen zur Erhaltung der Jugend irgendwelcher Schabracken zusammenbrauen, statt für dieses Geld lieber dafür zu sorgen, dass nicht Millionen anderer Meschen darben oder des Hungers sterben. Kratzt diese Typen zumeist nicht, da sie ja bestens versorgt sind und für ihren Arbeitgeber tun, was der verlangt. Man kann sich ja alles so drehen, wie man will (Globale Erwärmung, Statistiken, Arbeitslosenzahlen usw.). Und auch die Technikabhängigkeit des Menschen wird, der jedes neue Fitzelchen angeblicher Innovation aufsaugt und unbedingt sein eigen nennen will (Smart-TVs, Smart-Phones, 3d und und und) und dabei garn ichtmerkt, dass er eigenständiges Denken eh schon verlernt hat und isch dann coh beschwertr, wenn die Technik, die er unbedingt haben und nutzen wollte - freiwillig wohlgemerkt - nun dazu gebraucht wird, sie gegen ihn zu verwenden (Abhören usw.). Und da 2004, als das Original in Finnland erschien, die Debatte um Atomkraft und Endlager in Finnland recht groß war, nimmt er auch dieses aufs Korn. Die Bedrohung durch Stilllegung der Kraftwerke abbauen gehörte zu den Zielen der entsprechenden Parteien und Demostranten sowie gewalttätigen Störenfrieden der linken Szene (Der übrigens bei Gewalteinsatz ebenso hart zugesetzt gehört wie den rechten Chaoten) und viel wurde ja erreicht. Für die diversen Konzern, Politiker und Gierhälse!! Wer weiß, von wo nach wo da alles Geld geflossen ist. Auf jeden Fall aus den Taschen der bürger raus, die den ganzen Klumbatsch allein bezahlen dürfen, da sich die Großbetriebe und multinationalen Konzerne nun nicht mal mehr nur mit Niedriglöhnen oder Werkverträgen auf Kosten der Arbeiter die Taschen füllen können oder irgendwelche auf wilden Begründungen (Lohnkosten können es eigentlich nicht sein, da teuere Mitarbeiter gefeuert werden, um Billiglöähner einstellen zu können - vom Staat gefördert - und steigende Energiepreise schon gar nicht) fußenden Preiserhöhungen, da sie sich mit sehr wohlwollender unterstützung der Regierung von den steigenden Strom- und Energiekosten befreien lassen können. Der Bürger bezahlt deren Verbrauch einfach mit. Und dait nicht das ende der lobbyarbeitstange erreicht. Denn um die Wirtschaft noch mehr zu belohnen (Für was? Was ist da hinter den Kulissen geschehen, gezahlt worden?), werden Gesetze erlassen, die auf der Energiewende und der fehlenden Atomkraft beruhen, um den Leuten die letzten Ersparnisse aus den Taschen zu ziehen, indem man sie zu Umbau- oder Dämmmaßnahmen zwingen will, neue Heizungen zur Pflicht ausruft und sich nicht mal einen Gedanken macht, wie das Volk das finanzieren soll. Schleichende Enteignung. Kohle für die Wirtschaft, die Großkonzerne und die Politik, die es weiter wild verschwenden kann. (Hier frag ich mich, warum sogenannte Steuerhinterzieher verfolgt und angeklagt werden, während diverse Steuergeldverschwender - ist das nicht auch eine Art Hinterziehung, nämlich das Geld dem Volk vorenthalten, für das es eigentlich verwendet werden sollte - unbehelligt bleiben. Diese derzeitigen Aktionen lassen die Vermutung zu, dass manche da wohl den Text vom Eid für das deutsche Volk vergessen haben könnten.). Vieles davon hat Ilkka Remes in der einen oder anderen Randbemerkung untergebracht, die Atomkraft spielt eine größere Rolle und die eine oder andere kleine Zutat in diesem Review kommt jetzt von mir. Keine Ahnung, wer jetzt mitliest. All das ist nur ein Teil eines spannenden und temporeichen Thrillers, der einen Protagonisten aufweist, der jetzt nicht einer dieser Superhelden ist,wie man sie z. B. von Steve Berry kennt und auch kein Topfighter wie Shane Schofield, der ja jetzt eh hinterm Schreibtisch sitzt und sogar nur wenig Zeit für nen Blog hat, sondern ein Mann mit einem kleinen Steakfriedhof, familiären und finanziellen Sorgen, eher vorsichtig denn mutig. Würzen tut das der Autor mit ein bisschen Erich von Däniken, dem weltberühmten Schweizer, Cern und diversen Geheimdiensten, die dann auch für die richtige Portion Action sorgen und dabei wie von Remes gewohnt nicht im besten Licht erscheinen. Mord und Folter sowie Lug und Trug gehören nunmal zum Geschäft und in einen gepflegten Thriller. Und in dieser Kunst ist Ilkka Remes nicht nur den meisten seiner nordischen Kollegen überlegen - und auch nicht so düster-traurig-melancholisch - sondern auch denen aus Rest-Europa und den USA, der Hochburg der Thrillerkunst (wenn auch mit zuviel Hurrapatriotismus und fadenscheinigen Begründungen für jegliche Rechtsverletzung ausgestattet). Wie schon seine Vorgänger lässt "Das Hiroshima-Tor" den Leser nicht von der Leine und man will grundsätzlich weiterblättern, bis man endlich die Auflösung hat, die hier übrigens erst sehr spät überhaupt verraten wird und auch nicht schon wie bei vielen klischeebeladenen Werken der Konkurrenz frühzeitig zu erahnen ist. Trotz von Däniken oder der einen oder anderen Andeutung durch frühere Besucher aus dem All keine durchgeknallte Spinnerei, sondern eine durchdachte Story. Schnörkellos, mit einigen Wendungen und eine gute Alternative zu dem Allerweltskrempel, der sonst so in den Regalen als Bestseller wie Sauerbier angepriesen wird. 440 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Oktober 2013, 20:39:50
(http://3.bp.blogspot.com/-igIMaBLhDJA/Um6hegZhDdI/AAAAAAAAKjg/NjEqksxHVls/s320/tonyblackgelyncht.jpg)

Tony Black. Ein Buchmacher wird mit aufgeschlitztem Bauch aufgefunden. Sein Pitbull hatte ein dreijähriges Mädchen zerfleischt. Ernsthafte Ermittlungen sind unerwünscht - und lebensgefährlich. Der zweite Fall für Gus Dury.

Lautstarkes Geheul in der finsteren Nacht von Edinburgh bringt Gus Dury auf den Plan. Statt es zu ignorieren, was vermutlich sicherer wäre, sprintet er hin und stößt auf einige vermummte Teenager, die einen kleinen Hund quälen. Wie es sich für diese Affen gehört, will er ihnen die Fresse polieren, bekommt aber selber einen ab und stürzt ins Gebüsch - direkt auf die ausgeweidete Leiche des Tam Fulton. Trotz seines tief verankerten Widerwillens gegen die Berufsgruppe ruft er die Bullen an - und direkt danach seinen alten Arbeitgeber bei der Zeitung. Das bringt ihm zwar die Möglichkeit wieder zu schreiben, aber auch ne Menge Ärger durch seine Freunde und Helfer, die ihm den Mord an dem Toten anhängen wollen. Und während Gus sich nach einer ersten Vernehmung und folgenden Freilassung wieder Suff und Kippen widmet, interessiert sich einer der Cops tatsächlich für die Ex-Frau von Gus. Auch ein Grund, um Gus was anzuhängen. Nach und nach sickert durch, dass der Tote zu seinen Lebzeiten als Buchmacher für illegale Hundekämpfe aktiv war und 50.000 Pfund bei sich hatte, die natürlich aber auch so gar niemand am Tatort finden kann. Und sein Kampfhund hatte einst auch noch die dreijährige Tochter eines Mannes getötet, der jetzt Richter ist. So wie die Situation sich darstellt, hat niemand ein großes Interesse, den Mord an dem Scheißkerl wirklich aufzuklären, aber wenn man es denn schon Gus anhängen kann und ihn damit aus dem Weg schafft, ist es doch zu schön, um wahr zu sein. Und zudem zeigt auch der Boss des Buchmachers ein gewisses Faible für Gus, da er bei ihm sein Geld vermutet. Da der Boss aber im Knast sitzt, lässt er Gus vorführen, um ihm seine Forderungen zu übermitteln. Dury sitzt zwischen allen Stühlen.

Tony Black lässt in seinem zweiten Abenteuer mit Gus Dury, der sich selbst verflucht, weil er den möglichen Neuanfang mit seiner Ex Deb zum Ende von "Geopfert" verbockt hat und ihr und ihrer ehe immer nch nachtrauert, seiner Enttäuschung über Edinburgh und Schottland freien Lauf. Die Stadt wird beherrscht von den Honoratioren und den Baulöwen, die das große Geld machen, während ganze Stadtteile im Dreck versinken. Billige Arbeitskräfte werden aus dem Osten geholt, die Einheimischen bleiben auf der Strecke. Alles für den Tourismus - wer hier aber lebt, hat nichts zu melden. Stadt und Land werden immer mehr amerikanisiert, echte Lebensart verdrängt. Starbucks mit ihren exotischen Kaffeegemischen ("Was wollen Sie für einen Kaffee?" - "Ähem, wie wär's mit nem braunen".) und modernen Mätzchen übernehmen immer mehr das alte Schottland. Und Schottland? Das knabbert immer noch an den Niederlagen gegen die Briten. Man kommt sich vor wie die Aborigines in Australien. von fremden Eroberern vereinnahmt und unterdrückt. Überall Pessimismus pur. Auch beim Protagonisten. Dury ist sich seiner Situation durchaus bewusst, sinniert darüber, wie es mit ihm soweit kommen konnte, ist aber auch nicht mit der letzten Konsequenz gesegnet, daran etwas zu ändern. Er ist ein Alki und wird immer einer bleiben - und er weigert sich , in diesem Punkt Hilfe zu akzeptieren. Doch dieses Dilemma von Stadt, Land und Gus wird von Tony Black sehr humorvoll vor dem geneigten Leser ausgebreitet. Zitat Anfang: Ich rutschte aus, landete auf dem Hintern. Ziemlich nass hier, war halt Schottland, hey.... das gehört halt dazu. "Scheiße, ey", brüllte ich, als meine Handflächen über die harten, knorrigen Wurzeln eines Baumes schrammten. Brannte wie Sau. Als ich aufzustehen versuchte, machte ich gleich wieder den Flieger und knallte mit dem Kopf tüchtig gegen den Stamm. Zitat Ende. Coole, schottische Hard-Boiled-Literatur, in schnodderigem Tonfall erzählt und absolut ungeeignet für Tierfreunde, denn ein, zwei Kampfszenen sind echt eklig. Auch sonst herrscht kein sanfter Umgangston und wer Ken Bruen zu seinen Favoriten zählt, kann hier bedenkenlos zugreifen, glaube ich. Lakonischer Thriller mit einer kleinen Wende zum Ende und genug Potenzial, um daraus ebenso eine TV-Serie zu machen wie aus Jack Taylor. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Oktober 2013, 21:12:28
(http://1.bp.blogspot.com/-UnJ9nQF_KWY/UnKe12HitlI/AAAAAAAAKmc/13hYIIEyTgc/s1600/hoellensturz-9783423245722.jpg)

Ilkka Remes. Drei Frauen werden im äußersten Norden Finnlands ermordet aufgefunden. Sie gehörten der Glaubensgemeinschaft der Laestadianer an. Die Spuren führen in den Nahen Osten. Johanna Vahtera und Timo Nortamo ermitteln.

Drei Männer finden bei einer illegalen Elchjagd die Leiche einer Frau. Sie wurde per Kopfschuss getötet. Karri, einer der Männer, kennt die Frau, da sie zum Freundeskreis seiner Gattin zählt. Als kurz darauf eine zweite Frauenleiche gefunden wird, packt ihn die Panik: Auch diese war eine Bekannte seiner Frau. Diese ist indes im Nahen Osten unterwegs, um Beweise für ihre Forschungen zu sammeln, wird aber mit zwei Kollegen zusammen entführt. In Finnland geht währenddessen die Jagd nach dem Killer, der möglicherweise Finnlands erster Serienmörder sein könnte, richtig los. Kommissarin Johanna Vahtera kommt in die Kleinstadt, um die Verbrechen aufzuklären. Sie macht einen ersten Verdächtigen ausfindig, doch während der in Haft sitzt, wird eine dritte Frau ermordet - auch sie eine ehemalige Schulkollegin von Karris Ehefrau. Timo Nortamo von der TERA wird zu den Ermittlungen bezüglich der Entführung im Nahen Osten hinzugezogen, als sich Karri ob der vermeintlichen Tatenlosigkeit seiner Regierung im Entführungsfall an die Presse wendet und versucht, das mögliche Lösegeld über Spenden zu sammeln. Gemeinsam mit Karri reist er erst nach Amman und dann in die Nähe von Bagdad, begleitet von Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma, die dort ihre Aufträge generiert. Zudem mischen sich noch die Israelis in die Sache ein. In Finnland werden in der Zwischenzeit neue Verdachtsmomente gegen einen arbeitslosen Jäger wach, die nun diesen in den Knast bringen. Mit der Zeit aber tun sich Verbindungen zwischen beiden Fällen auf.

Ilkka Remes gibt in "Höllensturz" den Glaubensgemeinschaften jeglicher Couleur ordentlich Feuer. Die katholische Kirche bzw. christlichen Gemeinden, die ihre Hilfe für Ärmsten der Armen eher auf die Schultern einiger weniger verteilt oder sie gleich ganz privaten Hilfsorganisationen überlässt, um mit den Steuergeldern oder Spenden lieber Prunkbauten (wie passend zu den derzeitigen Vorfällen) zu errichten oder die Gelder lieber im Stile eines privaten Megakonzerns gewinnbringend anzulegen und die Konten zu füllen. Aber auch die anderen Religionen oder Glaubensgruppen bekommen ob ihrer Sturheit und ihres glaubens, dass nur sie die einzige Wahrheit kennen und zu verbreiten haben, ihr Fett weg. Dies alles ist eingebettet in eine - zumindest zuerst - normale Krimihandlung, fast schon traditionell, bevor es sich dann doch zu einem Politikum mit Terrorismus und Lug und Trug entwickelt, das zudem mit dem Handlungsstrang um Israel und gefundene Dokumente gewisse Erinnerungen an Dan Brown vermittelt - an einen Dan Brown, als er noch was taugte. Der Autor verknüpft viele Handlungsfäden nach und nach zu einem großen Ganzen, lässt seine Protagonisten emotional agieren, bringt die eine oder andere Wendung mit ein und bleibt die gesamte Zeit über spannend und unterhaltend sowie recht temporeich. Nur das Thema mit der Religion wurde mittlerweile derart ausgewalzt (Wobei es natürlich mein Problerm ist, dass ich das 2006 in Deutschland erschienen Buch erast jetzt lese.), dass es mir weniger zugesagt hat. Ansonsten wieder ein guter Thriller von Ilkka Remes. 460 Seiten. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 November 2013, 18:45:11
(http://1.bp.blogspot.com/-Z4RLS-7L94E/UnUcbVCWd4I/AAAAAAAAKns/D2GfOr_UCKA/s320/alphabrannan.jpg)

J. T. Brannan. Die Wissenschaftlerin Evelyn hat schoin immer geahnt, dass die Antarktis unvorstellbare Geheimnisse hütet. Eine 40.000 Jahre alte Leiche im ewigen Eis übertrifft allerdings selbst ihre kühnsten Träume: Dieser Urmensch besitzt alle Merkmale des modernen Menschen! Doch rasch verwandelt sich das Ganze in einen Albtraum, denn die Forscher werden attackiert. Allein Evelyn überlebt, die mysteriöse Leiche verschwindet spurlos. Fortan ist die junge Frau auf der Flucht - und von nur einem Zeil getrieben: Am Leben zu bleiben, um das Rätsel des Eismenschen zu lösen.

Mit acht Kollegen ist Evelyn Edwards zwecks Forschungen in der Antarktis. Einer der Forscher schliddert einen Abhang hinunter und findet dort einen eingefrorenen Menschen, den er gemeinsam mit den Kollegen auf ein Alter von rund 40.000 Jahren datiert. Verwunderlich ist nicht nur, dass er im Aussehen den heutigen Menschen nahezu gleicht, sondern auch modernste wetterfeste Kleidung trägt. Man entscheidet gemeinsam, dass Hilfe angefordert werden muss, um den Fund aus der Eishölle zu bergen. Mit zwei Hubschraubern kommt eine Army-Abteilung, lädt die Forscher in den einen, den Fund und die Truppe in den anderen und los geht es. Unterwegs schießen die vermeintlichen Helfer ihre Schutzbefohlenen lurzerhand ab, doch Edwards kann zuvor abspringen. Sie versteht sich darauf, sich nicht nur zu retten, sondern auch ungesehen an einen sicheren Ort zu entkommen. Doch um wieder in die USA zu kommen, benötigt sie Hilfe. Sie wendet ich an ihren Ex-Mann, den Indianer Adam, der im Reservat arbeitet. Erwartungsgemäß wird der aber von der Organisation, die hinter allem steckt, überwacht und man sendet ihm vier Killer auf den Hals, noch bevor er seiner Holden zu Hilfe eilen kann. Er kann sie aber erledigen und macht sich auf den Weg zu Edwards, die sich in Santiago de Chile aufhält. Doch sie werden aufgestöbert und quer durch Chile gehetzt, bevor sie nach Peru entkommen und dort einen anderen Wissenschaftler treffen, der ihnen diverse Informationen, Geld und Reisemöglichkeiten zukommen lässt. Adam holt sich Hilfe bei einer Truppe Indianer, die gemeinsam mit ihm für die Regierung als Spurensucher und Kämpfer gegen Menschenschmuggler an der Grenze zu Mexiko gearbeitet hat. Zusammen nehmen sie den Kampf gegen die übermächtige Organisation auf.

Auf dem rückwärtigen Klappendeckel wird das Buch als Mix aus Akte X und Dan Brown beschrieben. Dan Brown ist derzeit eh keine wirklich gute Referenz mehr, aber auch sonst passt da wenig zu ihm. Akte X kommt der Sache dann schon näher. Und den Autor schildert man als Ex-Soldaten, der Kampfsport, Bruce Willis (da hat er aber vermutlich nur dessen Schundwerke der letzten Jahre gesehen) und Page Turner liebt, sodass man als Käufer schon auf den Gedanken kommen könnte, jetzt ein fetziges Actionwerk in Händen zu halten. Hey, bis zu einem Reilly, McDermott oder auch Martin Kay ist es für J. T. Brannan dann aber noch ein weiter Weg. Sicher geht es hie und da echt zügig voran, aber von zündender Action, die man nicht mehr aus der Hand legen will, kann keine Rede sein. Der Stil ist leicht, anspruchslos und die Story trivial, voller Klischees. Positiv wäre vielleicht anzumerken, wie Brannan die Zustände in den Reservaten der Indianer in den USA kritisert, doch sonst besteht seine Story aus altbekannten Versatzstücken: Adam hat einen Schicksalsschlag aus der Vergangenheit zu verarbeiten, der ihm immer wieder Albträume beschert und auch Evelyn Edwards hat ihr Päckchen zu tragen. Natürlich könne sie ihre Probleme verdrängen und sich mutig auf den Überlebenskampf konzentrieren, wobei sich gerade Adam als Tausendsassa und Alleskönner bewährt und doch niemals an einen Shane Schofield oder eine Eileen Hannigan herankommt. Und schon bald wird das Ganze zu einem echt wilden Mix aus SciFi, Mystery, Bibel, Religion, von Däniken (ja, schon wieder), große Verschwörung (Wobei hier noch die Frage bleibt, wieso eine Truppe, die alle, aber wirklich alle Möglichkeiten und Unterstützung durch ihre Bosse und Regierungen hat und die auch völlig ungestraft in jedem Winkel der Welt brutale Gewalt anwenden darf, zwei Flüchtige nicht einfangen kann?), Außerirdische und Atlantis. Stellenweise etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen und insgesamt bestenfalls einmalig zu lesen und dann aus der Erinnerung zu verschwinden, dafür braucht man kein Alzheimer, das geht hier auch so. Simple Massenware, die nur teilweise unterhält und längst nicht an die oben genannten Action-Ikonen herankommt. 360 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 November 2013, 20:52:24
(http://bilder.buecher.de/produkte/36/36769/36769781n.jpg)

Evan Waller ist ein Monster. Dank seiner Bereitschaft alles und jeden zu verkaufen, hat er ein gewaltiges Vermögen angehäuft. Nun baut er ein neues Geschäft auf, ein Geschäft, das zu Millionen Toten führen wird. Aber Shaw, der mysteriöse Agent aus "Die Kampagne", ist ihm auf den Fersen. Er hat Waller bis in die Provence verfolgt und muss verhindern, dass der letzte Deal unter Dach und Fach gebracht wird. Dann kommt ihm jedoch eine unbekannte Agentin in die Quere. Auf der Jagd nach Waller entbrennt ein tödliches Duell zwischen ihnen.

Dieses Buch beginnt damit, dass eine junge Frau in Argentinien einen sechsundneunzig Jahre alten Nazi ausfindig macht und ihn eiskalt erledigt. Danach springt die Handlung zu Shaw, der von Frank Wells auf einen neuen Fall angesetzt wird. Es geht um Evan Waller, der durchaus dafür bekannt ist, neben sienen tatsächlich regulären Geschäften auch solch illegale Erwerbsmöglichkeiten wie Menschenhandel zum Zuverdienst zu nutzen. Doch das ist ihm nicht genug, wie der Gangster einem Vertrauensmann gegenüber erwähnt. Er sucht eine neue Herausforderung und da bietet es sich doch an, den Mullahs radioaktives Material zu verkaufen. Und genau das - nicht der Menschenhandel oder andere Verbrechen - bringen die Organisation hinter Wells und Shaw auf den Plan. Maqn folgt dem Mann nach Frankreich in die Provence, um den Deal zu verhindern. Shaw stellt fest, dass in dem Haus bzw. der Villa neben Waller eine Frau eingemietet hat, die sich ebenfalls für den Verbrecher zu interessieren scheint. Also muss auch die Frau von ihm observiert werden. Dann kommt Shaw ihr näher, man unterhält sich, gibt aber gegenseitig nicht preis, dass man hinter demselben Mann her ist. Der versucht in der Zwischenzeit den Handel mit den Arabern über die Bühne zu bringen,kann aber nur im letzten Moment einem Selbstmordattentat entkommen. Er lässt den Hintermann ausfindig machen, gefangen nehmen und foltert ihn zu Tode. Das Geschäft ist gestorben, die Amis wollen ihren Mann abziehen. Doch der denkt nicht daran und geht zusammen mit der Frau und deren Mitarbeitern gegen Waller vor. Doch der Plan misslingt und Waller entkommt. Er lässt Katie James entführen, die Shaw in "Die Kampagne" unterstützt hat und zwingt ihn so, sich zu ergeben. In der Wildnis Kanadas macht sich Waller den Spaß einer Menschenjagd.

Der Klappentext ist nicht völlig falsch, lenkt die Erwartungshaltung des Lesers aber in eine völlig andere Richtung. Von einem tödlichen Duell zwischen den beiden Jägern kann nämlich keine Rede sein. Man beobachtet sich, misstraut sich,  geht aber nicht gegeneinander vor. Zudem lässt sich das Buch Zeit, um auf den Punkt zu kommen. Es wirkt wie ein Film, in dem zu Beginn mit Action etwas eingeleitet wird, das in der Folge dann nur noch auf den Showdown abzielt und zwischendurch mit ein paar kleinen Shootouts oder Explosionen gewürzt wird, damit die Langeweile nicht zu groß wird. Überraschungen bietet "Doppelspiel" keine. Gut und Böse sind sauber getrennt. Besonders spannend, inspiriert oder gar temporeich kommt die Geschichte schon mal nicht daher und von früheren Glanzzeiten ist David Baldacci auch mit diesem Buch weit entfernt, das sich stellenweise richtig zäh liest. Zwar besser als die King/Maxwell-Romane, aber das war ja auch nicht schwer. Ansonsten kein Tipp. Mal sehen, was er mit dem letzten Buch des Camel-Clubs und dem kommenden "Zero Day" so zu bieten hat. In den letzten Jahren waren einfach zu viele Schnellschüsse dabei, ein Problem, das man auch bei einigen anderen Autoren "bewundern" kann/muss. Schade drum. Rund 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 November 2013, 22:50:31
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1383768764_petermillar.jpeg)

Ein altes Manuskirpt berichtet, dass Aladins Wunderlampe in Wahrheit ein Diamant war, der seinem Besitzer unermessliche Macht verlieh. Niemand sollte sich je dieser Kräfte bedienen. Man teilte den Stein und brachte die beiden Hälften in entlegene Winkel der Welt. Der Archäologe Marcus Frey macht sich auf die Spur der Legende. Denn Terroristen haben offenbar die eine Hälfte des Steins gefunden.

In Frankreich, genauer Marseille, einer Einwandererhochburg, wird eine Agentin des französischen Geheimdienstes bei einem Attentat mit etlichen anderen Personen getötet. Sie hatte aber einen Stick dabei, der in den Überresten der zerstörten U-Bahn gefunden wird und auf dem einige Textbruchstücke aus der Geschichte um Aladin zu finden sind. Die Franzosen glauben, dass die Spur nach England führen könnte, worauf die Briten Marcus und Nazreem, die seit kurzer Zeit ein Paar sind, in die französische Hauptstadt zum Chef des Inlandsgeheimdienstes schicken. Dort verdichten sich die Anzeichen, dass alles mit der bekannten Geschichte zu tun hat, die sich im Laufe der Ermittlungen aber immer mehr als auf diversen Fakten basierender Erfindung herausstellt. Um nun den Text wirklich entschlüsseln zu können, müssen Marcus und Nazreem in den Nahen Osten reisen, um hinter die Verschleierung der Erzählung zu blicken. Doch wieder zeigt der Wegweiser Richtung England, wo demnächst der neue König gekrönt werden soll. Die Skepsois des Brit-geheimdienstes führt dazu, dass immer mehr Leute verdächtigt und eingesackt werden, aber auch immer wieder Irrtümer eingestanden werden müssen.

Wer sich jetzt anhand des Klappentextes auf einen Mystery-Thriller mit einer Jagd nach alten Artefakten oder Unterlagen angefreundet hatte, musste schnell feststellen, dass es in "Projekt Aladin" vordergründig eher um einen der altbekannten Terrorthriller handelt. Noch dazu um einen, der nicht mit Tempo und Action zu protzen weiß. Trotz der nur rund 360 Seiten ist das Ergebnis stellenweise durchaus zäh und die wissenschaftlichen Ausschweifungen, die den Eindruck eines Archäologenabenteuers erwecken sollen, helfen da auch nicht. Letztendlich stellt sich die ganze Chose als etwas völlig anderes dar, als sie in Wirklichkeit ist. Mir hat sich auch anhand der späteren Anmerkungen des Autors die Situation so dargestellt, dass es ihm hauptsächlich darum ging, die britische Überwachungsmanie und deren Abhängigkeit von dem Amis sowie den Umgang mit ihren Einwanderern aus den früheren Kolonien in den Fokus zu rücken. Denn diverse Vorkommnisse und neue Gesetze auf den Insel der Euroverweigerer und Linksfahrer haben nichts mehr mit Demokratie und Menschenrechten zu tun. Da drängt sich immer mehr der Gedanke an eine Diktatur auf, einer mit genehmigter Gewalt. Und es ist ja nicht so, dass die Überwachungs- und Datensammelwut der beiden Cousins USA und Großbritannien nur auf die beschränkt bleibt. Andere Staaten ziehen mit und wer es nicht tut, wird schnell zum Außenseiter und angeschwärzt. Und wie diese Globalisierungsclowns mit ihren Verbündeten umgehen, ist ja derzeit in aller Munde. Davon abgesehen, ist das Buch insgesamt nur seichte Unterhaltung ohne sonderlichen Nährwert und der Klappentext schon fast eine Frechheit, da so gut wie nichts davon wirklich im Buch vorkommt oder eine Rolle spielt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 November 2013, 21:32:56
(http://2.bp.blogspot.com/-zU4MyHNhbfI/Un0u7IMVpWI/AAAAAAAAKsE/6CSYYtBJH9c/s1600/einienfaherplan.jpg)

Scott Smith. Nichts stört die Stille in dem verschneiten Ort in Ohio. Alles geht seinen gewohnten Gang. Bis die drei Freunde Hank, Jacob und Lou bei einem ihrer Streifzüge durch den Wald in einem Flugzeugwrack 4 Millionen Dollar finden. Einfach so. Sie beschließen, das Geld zunächst noch zu verstecken und es erst zu verbraten, wenn die Luft wirklich rein ist. Ein ganz einfacher Plan. Aber einfache Pläne haben die Angewohnheit, in kürzester Zeit äußerst kompliziert zu werden.

Hank, sein Bruder Jacob und dessen bester Freund Lou sind unterwegs auf den winterlichen Straßen im ländlichen Ohio nahe ihrer Heimatstadt, als ein Fuchs die Fahrbahn quert und sie abrupt bremsen müssen, was zur Folge hat, dass sie in eine Schneewehe donnern. Jacobs Hund Mary Beth macht sich auf die Verfolgung des tierischen Störenfrieds und die drei Kerle hinterher. Sie kommen in ein Waldstück und finden dort eine abgestürzte Maschine vor. Nach einigem Hin und Her krabbelt Hank durch die verklemmte Tür ins Cockpit und findet dort den Piloten tot vor, die Krähen knabbern ihm schon frech die Augen raus und beobachten die drei Menschen bei ihrem Tun. Hinter den sitzen findet Hank einen Matchsack voller Barem. Kurze Beratung und sie sind sicher, dass das Geld behalten wird. Man zählt es und einigt sich darauf, es mindestens ein halbes Jahr zu verstecken, bis man sicher sein kann, dass niemand die Kohle vermisst und es erst dann auszugeben. Doch leider geht das alles nicht so simpel vonstatten. Statt Stillschweigen zu bewahren, erzählt es Hank seiner Gattin und Lou seiner Freundin, nur der schüchterne und fettleibige Jacob hat niemanden, dem er davon erzählen könnte. Doch das ist nicht alles. Bald wollen die ersten das Geld lieber schon früher haben, um Schulden zu tilgen oder Anschaffungen zu machen. Leichtsinn und Misstrauen gehen Hand in Hand. Kurz darauf geschieht der erste Mord und dann läuft aber wirklich alles aus dem Ruder.

Nach seinem eigenen Roman hat Scott Smith dann auch das Drehbuch für den Film "Ein einfacher Plan" von Sam Raimi verfasst und sich eine Oscarnominierung eingeheimst. Jahre später hat er dann auch das Buch "Dickicht" geschrieben, das dann im Film zu "Ruinen" wurde. Ganz zu Beginn hatte ich die starke Vermutung, dass sich das Ganze auch in eine Mystery-Richtung wenden könnte, als sich die Krähen doch sehr auf die Beobachtung der Menschen konzentrierten, doch diese Richtung wurde dann nicht verfolgt. Es entwickelt sich vielmehr ein Thrillerdrama um Menschen, die im Hinterland so recht und schlecht zurande kommen. Zwei arbeitslos und nur einer mit Gattin, Haus und Job gesegnet und auf dem Weg in eine sichere Existenz. Das ist der Ich-Erzähler Hank, der auch als Sympathieträger gelten mag, bis die Kacke plötzlich am Dampfen ist. Mit fortlaufender Seitenzahl treten die Abgründe in der Seele der Beteiligten immer mehr zu Tage, werden Masken abgeworfen und das wahre Ich zeigt sich sehr deutlich. War es früher gut verborgen, vielleicht sogar nur unbewusst vorhanden, bricht es sich jetzt Bahn. Meine persönlichen Sympathien haben sich schnell auf den eher unbeholfenen Jacob übertragen, der keine eigenen Entscheidungen treffen kann, dem alles unangenehm ist und der sich nur in den Strudel durch seinen Freund und den Bruder hineinziehen lässt. Klar will er auch das Geld, aber nicht zu dem Preis, der dann zu zahlen ist. Sein Kumpel Lou kommt da schon eher als der Hinterwäldler daher, der sich nicht sonderlich um Recht und Gesetz schert, aber auch kein Gewohnheitsverbrecher ist, der Mord und Totschlag predigt. Hank ist derjenige, der die frappierendste Veränderung durchmacht und sichzu einer echten Drecksau entwickelt, immer unterstützt von seiner Ehefrau, die sich plätzlich als ein eiskaltes, berechnendes Biest entpuppt, das sich mit dem Geld endlich den Wohlstand und das Ansehen sowie die Bequemlichkeit kaufen will, die sie wegen der Ehe aufgeben musste. Gebildet und anscheinend auch verwöhnt, ist sie bereit, über Leichen zu gehen und ihren Mann hat sie im Griff. Und der? Redet sich ständig ein, dass alles nur eine Verkettung unglücklicher Umstände ist, findet dauern Rechtfertigungen und hält sich bis zuletzt für einen guten Menschen. Insgesamt eine spannende, flüssige Story, die es jedem selbst überlässt, wie er die Taten der Protagonisten werten will. Und es bleibt über die gesamten 480 Seiten ein überdurchschnittlicher Thriller, den man nur schwer aus dem Gedächtnis verdrängen kann. Schade, dass es von Scott Smith bisher nicht mehr zu lesen gibt.   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 November 2013, 15:32:03
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1384002426_rickards.jpg)

John Rickards. Es regnet in Strömen, als Sheriff Townsend durch die beschlagene Windschutzscheibe seines Geländewagens einen Mann auf der Fahrbahn stehen sieht. Der Mann hat in jeder Hand ein Messer, zu seinen Füßen liegt die Leiche einer jungen Frau. Aber der Regen hat sämtliche Spuren verwischt, und Townsend kann dem Fremden die Tat nicht nachweisen. Deshalb bittet er seinen alten Freund Alex Rourke, einen ehemaligen FBI-Agenten, um Hilfe. Aber auch der beißt sich an dem Fall die Zähne aus, bis ihm schlagartig bewusst wird, dass er selbst im Mittelpunkt eines bösen Spiels steht.

Als der Sheriff und sein Deputy den halbnackten Fremden in Gewahrsam nehmen und ihn dann verhören wollen, erhalten sie beim Verhör von diesem nur kryptische Antworten, aber nichts zur Sache. Anwalt? Braucht er nicht und falls doch, habe er alle Anwälte, die er benötige. Dale Townsend kommt nicht voran. Also bittet er seinen ehemaligen Kumpel Alex Rourke um Hilfe, der nach seinem krankheitsbedingten Abgang beim FBI nun für eine Detektei arbeitet. Alex nimmt sich auch frei von seinem derzeitigen Job - nicht ohne den Hinweis zu erhalten, dass die dortige Gemeinde dann seine Zeit zu bezahlen habe. Auch der neue Fragensteller stößt bei dem Verdächtigen auf Granit. Nur vermeintlich wirres Zeug, das nur aus diversen Andeutungen besteht und nicht weiterhilft. Dennoch ergibt sich nach und nach ein Muster, dem Alex dann folgen kann. Er findet ein altes Kinderheim, das vor Jahren abgebrannt ist und wo es dabei drei Tote gab. Immer tiefer gräbt er in der Vergangenheit der Stadt und des Opfers. Weitere Verbindungen tun sich auf, weitere Leichenfunde werden gemacht - und Alex steckt plötzlich mitten drin in einem Fall. wie er persönlicher nicht sein könnte.

"Die Tote im Regen" von John Rickards ist so völlig anders, als "Das Areal", das er unter dem Pseudonym Sean Cregan verfasst hat. Sein Protagonist Rourke ist ein Mann mit Problemen. Beim FBI hatte er nach dem Unfalltod seiner Eltern, bei dem er anwesend war, nach mehreren Monaten einen Zusammenbruch, leidet auch nach dem Abschied aus dem Staatsdienst noch an Albträumen, kämpft gegen Migräne, Schlaflosigkeit und Stimmungsschwankungen. Der Beginn mit dem tatverdächtigen Fremden und dessen Befragung wecken das Interesse des Lesers, was hinter diesem Menschen und den Andeutungen in seinen vom Fall abweichenden Antworten stecken mag. Lange Zeit bildet dieser ungewöhnliche Aspekt einen Schwerpunkt in der Story, die bei Laune hält. Doch mit fortschreitender Handlung, diversen Rückblenden in das Leben und die Albträume des Alex Rourke wird aus "Die Tote im Regen" ein Krimipsychodrama, wie man es schon mehrfach gelesen hat. Familie, Betrug, Drogen, Verschwörung zu Straftaten und natürlich mehrere Morde, die schon geschehen sind und erst jetzt nach und nach aufgeklärt werden. Alles hing zusammen, die Vergangenheit und das Kinderheim spielen eine große Rolle und ein Love Interest für den Protagonisten ließ sich auch finden. Ungefähr das erste Drittel des Romans ist mit seiner Geheimniskrämerei top und spannend, der Rest der rund 320 Seiten entwickelt sich dann in altbekannten Bahnen, die Krimivielleser nicht mehr vom Hocker hauen würden. Gut und bodenständig geschrieben und auch kein kompletter Flop, wie so einige, die ich in der letzten Zeit in die Finger bekam.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 November 2013, 20:04:55
(http://2.bp.blogspot.com/-SAFZeiNGKTA/Un--Ml9mUXI/AAAAAAAAKtM/NRKRHPLTUsE/s1600/Jeff-Strand_Sarg-zu-verkaufen_130.jpg)

Jeff Strand. Andrew Mayhem will verantwortungsbewusster werden. Als er mit seiner Familie und seinem besten Freund zu einem Campingurlaub im Wreitzer Park aufbricht, ist das Wohnmobil versichert und der Tank voll. Er nimmt keine Abkürzungen und hört auf einen verrückten Greis, der ihn vor dem Park warnt. Aber Andrew Mayhem wäre nicht er selbst, wenn er nicht trotz allem in ein haarsträubendes Abenteuer mit einer Bande irrer Mörder geriete ... in dem er sich dem schwäruesten augenblick seines Lebens stellen  muss.

Andrew Mayhem, endlich mit einem Job gesegnet, den er länger als nur ein paar Tage behält und stolz darauf, endlich wie ein verantwortungsvoller Erwachsener zu handeln, lässt sich von seiner Frau Helen die trotz der bei ihm vorgenommenen Vasektomie wieder schwanger ist, zu einem Campingurlaub mit ihren beiden Kindern und ihren Freunden Roger und Samantha überreden. auf dem Weg zum Wreitzer Park, den er auf dem direkten Weg ansteuert und Abkürzungen meidet, kommen sie an einem ollen, eher verfallenden Laden vorbei, in dem der alte Inhaber sie davor warnt, weiterzufahren. Sie wollen auch auf ihn hören, doch zuerst müssen sie auf dem engen Feldweg einen Platz zum Wenden suchen. Doch schon bald werden sie von zwei Lastern vor bzw. hinter ihnen eingebremst und können nicht weiter. Die Fahrer entpuppen sich als die reinsten Hinterwäldler, die ihre kleine Gruppe entführen wollen. Nach einem Handgemenge gelingt ihnen allen die Flucht. Aber das währt nicht lange. Andrew, Roger und Samantha werden wieder geschnappt, während Helen, die Kinder und der Mops Joe entkommen können und in den umliegenden Wald flüchten, in dem jedoch weitere Gefahr in Gestalt von fiesen Fallen lauert. außerdem stellen sie bald fest, dass die Naturburschen nicht wirklich auf eigene Faust handeln. Was sie tatsächlich erwartet, übersteigt sogar die Vorstellungskarft von Andrew und der hat ja nun schon einiges mitgemacht.

Mit "Sarg zu verkaufen (nur einmal benutzt)" hat der mkrug-Verlag ein weiteres Buch von Jeff Strand veröffentlicht. Wer eine Lektüre mit einem dauerhaft grenzdebilen Grinsen im Gesicht genießen möchte, der greife zum dritten Abenteuer von Andrew, nicht Andy, Mayhem. Das nach langer, vom Verlag nicht so geplanter, Wartezeit endlich erschienen ist. Jeff Strand schreibt eindeutig mit dem Schalk im Nacken, lässt den Humor nur so aufblühen und kredenzt so einige skurrile Dialoge und Situationen, in die sich sein Protagonist verwickeln lässt. würzen tut er das alles aber auch mit einigen deftigen Ideen, die diverse härten nicht ausblenden, aber auch nicht in zelebrierte Blutorgien oder sonstige Perversitäten ausarten. Trotz einiger blutiger Sequenzen und einem schicksalhaften dramatischen Teil überwiegt schwarzer Humor und Spaß. Wie sich Mayhem mit explodierenden Leichen, typischen Hinterwäldlern und einer durchgeknallten Cyborg-Manufaktur in dieser Backwoodstory mit fiesen Typen und hinterlistigen Fallen herumschlagen muss, wie Jeff Strand in seinem lockeren Schreibstil biederen Ernst mit Witz und Ironie mischt, dabei durchaus auch auf die Charaktere eingeht - wie die Kapitel aus der Sicht von Mayhems Gattin Helen beweisen - eingeht und damit durchgehend unterhalten kann ist einzigartig. Für mich neben Matthew Reilly (Wenn auch anderes Genre) das Highlight des Jahres und da Jeff Strand mittlerweile ja auch schon ein viertes Abenteuer für Andrew Mayhem ersonnen hat, hoffe ich, dass der mkrug-Verlag auch dieses in gewohnt guter Qualität, wie man sie schon damals unter anderem Verlagsnamen bestens unter Beweis gestellt hat, in Deutschland veröffentlichen wird. Amüsante Mischung aus teilweise hartem Horror (man ziehe zum Vergleich aber nicht den Festa-Verlag heran, der auf dem Gebiet des knallharten Horrors führend ist und wohl auch bleibt) und absurdem Humor, die ich geneigten Lesern nur ans Herz legen kann. 200 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 November 2013, 21:10:26
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1384369390_000.jpg)

Lee Child. South Dakota im tiefsten Winter. Der Bus, in dem Jack Reacher unterwegs ist, gerät auf einer Brücke ins Schleudern und landet im Straßengraben. Weiterfahrt ausgeschlossen. In der nahen Kleinstadt Bolton schlüpft Reacher vorübergehend bei einem Cop unter - und erfährt, dass die örtliche Polizei eine Seniorin zu schützen versucht, die Zeugin eines Drogendeals wurde. Seine Alarmglocken schrillen, als kurz vor der Gerichtsverhandlung erst eine Gefängnisrevolte ausbricht und dann auch noch ein stillgelegtes Army-Flugfeld vor den Toren der Stadt von Schnee und Eis befreit wird. In klirrender Kälte krempelt Reacher die Ärmel hoch.

Reacher strandet als Gast in einem Reisebus voller Senioren auf Urlaub nach dem Rutscher in einen Straßengraben in dem Städtchen Bolton. Die haben derzeit Hochkonjunktur, da die Stadtoberen mit allen Mitteln darum gekämpft haben, einen neuen Gefängnisbau in der Umgebung zu erhalten, der nicht nur Arbeitsplätze schafft, sondern durch die vielen Angehörigen, die ihre Knackis besuchen, auch Geld in die Kassen spült. Motels und Hotels sind ausgebucht, sodass die Reisenden auf die zuvorkommende Bevölkerung verteilt werden, bis eine Weiterreise möglich ist. Reacher kommt bei Andrew Peterson unter, der stellvertretender Chief der örtlichen Polizei ist. So erfährt er auch von der Seniorin, die als Zeugin in einem Drogendeal auftreten will und beschützt werden muss - und von den verrückten Bedingungen, auf die die Stadt eingegangen ist, um den Deal mit dem Knast/Staat zu bekommen. Heulen die Sirenen des Baus haben alle, wirklich alle Cops der Stadt zu erscheinen, um die Umgebung gegen einen vermeintlichen Ausbrecher abzuriegeln oder bei einem Aufruhr einzugreifen. Reacher, der sich mit Peterson durchaus versteht, bietet seine Hilfe an, da er bei dem Wetter eh nicht weiterreisen kann. Die Situation, die bald eintritt, scheint wie geschaffen für einen Anschlag auf die Dame. Doch damit nicht genug ärgert sich die Stadt noch mit einer Hundertschaft Bikern rum, die sich auf einem verlassenen Flugfeld nahe der Stadt eingenistet haben. Chief Holland können Reacher und Peterson gerade noch vor einer heftigen Auseinandersetzung mit zweien der Typen bewahren. Und Reacher wird neugierig. Was machen die Typen im dicksten Winter auf dem Flugfeld? Ist unter ihnen vielleicht der Killer? Und was hat es mit dem einsamen Bau auf sich, der auf dem Gelände steht und eher zu einem unterirdischen Gewölbe zu gehören scheint?

Mal abgesehen davon, dass Reacher bei der Scheißkälte keineswegs die Ärmel HOCHkrempelt, beginnt das Buch stellenweise wie eine Berichterstattung. Fakten, Informationen, alles knapp und kurz formuliert. Auch die Dialoge sind her trocken und ohne viel Worte, wobei Reacher den einen oder anderen Spruch von sich gibt, der es in sich hat. als er bei der Auseinandersetzung mit zwei Bikern vom Chief gefragt wird, wieso sie jetzt zwei Krankenwagen bräuchten, lässt er den wissen, er sei ausgerutscht. Was ausgerutscht? Na, als er dem einen den Ellbogen vor den Kehlkopf donnerte, sei er weggerutscht, sonst würden sie jetzt einen Leichenwagen und einen Krankenwagen benötigen. Da musste ich dann unwillkürlich an Tom Cruise als Reacher denken. Der hätte dem Riesenbiker höchstens die Stirn in den Schritt rammen können (Dennoch hat mir der Film mit Cruise gefallen, nicht wegen, aber trotz Cruise.). Lee Child setzt hier viel auf Spannung und Atmosphäre, lässt sogar wieder ein paar Häppchen aus Reachers Vergangenheit einfließen, gibt ihm emotionale Momente. "61 Stunden" ist ein Countdown, der von Beginn an runtergezählt wird und da es ein bisschen länger ist, als bei Jack Bauer in "24", darf der Protagonist sogar etwas ruhen. Dafür ist aber auch das Tempo nicht so hoch. Die Lektüre spielt eher mit der Neugier und der Erwartungshaltung des Lesers, was denn nun geschehen wird und was hinter den vielen offenen Fragen steckt. Und nicht alles, was Reacher anpackt, gelingt auch. Genaus deshalb geht er dann später um so schonungsloser vor. Und im Frühjahr 2014 soll dann schon "Wespennest" kommen. Steht schon auf der Orderliste. Ach ja, den Bösewicht Plato könnte Tom Cruise hier zumindest von der Größe her viel eher darstellen, hehe.
445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 November 2013, 22:52:44
(http://3.bp.blogspot.com/-6YrW8WPyXZo/UoZ6__ziIPI/AAAAAAAAKxs/7RBZ44AKcwI/s320/lloberaprofi.jpg)

Fernando S. Llobera. Lucca Corsini , Auftragskiller und Problemlöser der Mafia, ist der Beste seines Fachs. Er wird gerufen, wenn es hart auf hart kommt. Als in Spanien über Nacht mehrere Bosse ermordet werden, steht nicht nur die Polizei vor einem Rätsel, sondern auch die Mafia selbst. In einem korrupten Madrid, das den Gesetzen von Immobilienhaien und Finanzinvestoren  gehorcht, spielt Lucca auf der Jagd nach der Wahrheit ein doppeltes Spiel. Dabei benötigt er all seine Coolness und erfahrung - und muss vor allem seine Schwäche für die ermittlende Polizistin  bekämpfen. Eine echte Herausforderung für einen Profi.

Lucca Corsini ist im Auftrag der russischen Mafia unterwegs. In Istanbul soll er den Amis einen ihrer gesuchten Terroristenführer für einige Millionen verkaufen. Den Russen sind lukrative Geschäfte mit den ehemaligen Feinden lieber, als unberechenbare Arabs. Der Austausch geht recht glatt über die Bühne und Corsini bekommt seinen nächsten Job. Er muss nach Spanien. Genauer nach Madrid. Dort wurde mittlerweile der zweite Statthalter der Russenmafia in Spanien erledigt, nachdem es zuvor schon einen auf Mallorca per Granate im Swimmingpool zerfestzt hat, was die Polizistin Cruz Navarro auf den Plan bringt. Sie wird von ihrem Chef ebenfalls nach Madrid entsandt. während sie sich mit ihren neuen Kollegen einarbeitet, trifft sich Corsini mit den verschiedenen Russenbossen, um Informationen auszutauschen. Keiner kann sich vorstellen, wer ihnen ans Leder will. Verdächtige gibt es viele, aber ob die sich die Sache wirklich zutrauen? Die Türken, Marokkaner oder Chinesen sicher nicht. Bald erfährt Corsini, dass sich ein Geschäft anbahnt, in dem die Russen eine Bordellkette von einem Spanier übernehmen wollen und dazu ein Consultingunternehmen mit ins Boot nehmen, das unter den Auswirkungen der Finanzkrise zu leiden hat. Was die Russen nicht wissen, ist, dass innerhalb des Ladens diverse kleine Machtkämpfe um die beste Position ausgetragen werden. Mit Fortdauer der Ermittlungen stößt Corsini auch auf die Hintermänner der Aktionen und den Killer, der sich als Psychopath erster Güte entpuppt. Und auch Hilfskommissarin Navarro blickt bald durch, sodass sich ihre Wege kreuzen.

Zuerst einmal wieder fiel das fast schon gewohnte Verlagsmotto auf, von irgendwelchen Reihen um eine Buchfigur nicht mit dem ersten Band zu beginnen, sondern doch irgendeinen mittendrin zu nehmen. Fällt natürlich auf, wenn der Ich-Erzähler ständig Bezug auf vorangegangene Ereignisse nimmt. Scheißpraxis ist das. Tja, und dann die Sache mit dem Killer als Protagonist. Es ließ sich für mich nicht vermeiden, sofort Vergleiche mit Victor von Tom Wood anzustellen - und gegen den verliert Lucca Corsini um Längen. Was die versprochene Coolness in der Tagline auf der Rückseite angeht, dürfte die daher stammen, dass der Klappentextverfasser das Buch wohl zuvor zwei Tage im Eisfach seines Kühlschranks abgelegt hatte. Grundsätzlich passiert erst einmal nicht viel. Die ersten drei Morde an den Russenbossen geschehen im Off - es wird immer nur darüber geredet. Zwei kleinere Keilereien, eine Erschießung und eine Autoexplosion mit zweoi Toten und einigen Verletzten, alles in wenigen Worten dargebracht, und schon sind über 300 Seiten vorbei. Also faszinierende, schnelle und fetzige Action gibt es nicht. Die Erzählart aus der Ich-Perspektive macht das Buch zudem zu einem recht geschwätzigen. Da wird über die Probleme der Kommissarin (Alkohol, Fremdvögeln, Elternhaus und das Erschießen eines Einbrechers, der erst 14 war, aber mit drei Kumpels und einer Waffe auf sie losging) parliert, über Lucca Jugend und frühere Jobs, über Wirtschaft, Korruption und Werbung inklusive eher angedeuteter Gesellschaftskritik philosophiert und zwischendurch werden Spuren verfolgt. Lange wirkt das Geschehen wie ein Grisham zu seinen schwächsten Zeiten, als er auch nur über das Tagwerk seiner Anwälte zu berichten wusste und diverse thrillerähnliche Ansätze brachte, die dann später unerwähnt im Sande verliefen. Von denen gibt es hier auch den einen oder anderen. Erst im letzten Fünftel des 540 Seiten langen Buches zieht das Tempo an, wird es etwas spannender, werden Täter und Motive aufgedeckt und kommt die eine oder andere Auseinandersetzung hinzu, die ein paar Leben kostet. Coolness beweist der Held nur vielleicht zweimal, besonders bei seiner letzten Aktion. Insgesamt ein eher ruhiger Mafiakrimi, dem Tempo, Action und die versprochene Coolness doch mangeln. Für Krimifans okay, wer aber wie ich auf einen neuen Victor (siehe oben) gewartet hat, wird enttäuscht sein. Mittelmaß, das man nicht unbedingt haben muss.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 November 2013, 20:13:38
(http://1.bp.blogspot.com/-olyxBezwSPA/Uoj6UMIz1iI/AAAAAAAAKys/VA_GhzmAn0k/s1600/sein_letzter_trumpf-9783423214681.jpg)

Richard Stark. Parker erhält den Auftrag, ein Casinoschiff auf dem Hudson auszurauben. Sein Plan ist ausgefeilt, sein Team vielfach bewährt. Alles klappt scheinbar wie am Schnürchen, doch es gibt eine Reihe von Leuten, die zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Vor allem ein paar Trittbrettfahrer gehen dem Profi gewaltig auf die Nerven. Sie werden aus dem Weg geräumt. Die Frage ist nur: Von wem?

Parker ist mit seinem Fahrer auf der Flucht vor den Bullen nach einem erfolgreichen Raubzug in den Graben gerauscht. Parker kommt aus dem Fahrzeug raus, aber sein Kumpel ist eingeklemmt. Eigentlich sollte er ihn umlegen, damit er nicht plaudern kann, aber da er den Mann kennt und sicher ist, dass der nicht redet, lässt er ihn am Leben. Parker kann sich mit 140.000 Dollar Beute absetzen. Zurück in seinem Häuschen bei Claire erfährt er, dass in den Nachrichten vom Tod des Fahrers berichtet wurde - und dass ihn jemand anzurufen versuchte. Parker tüftelt eines seiner Rituale zur Kontaktaufnahme mit ihm unbekannten Auftraggebern aus und muss hören, dass sein jetzt toter Fahrer einem Mann namens Cathman die Rufnummer gegeben hat. Parker soll als Ersatz für den Fahrer einen Job übernehmen. Ein Casinoschiff, das künftig den Hudson rauf und runter zuckeln soll und dabei den unbedarften Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen wird. Das Besondere: Die Abmachung mit den Betreibern besagt, dass im ersten Vierteljahr nur Bargeld verwendet werden darf, keine Kreditkarten. Parker stimmt zu und übernimmt den Fall. Er stellt eine Crew zusammen, die nur aus Leuten besteht, die er kennt. Sie arbeiten gemeinsam einen cleveren Plan aus, zu dem sie aber mindestens einen Außenstehenden und eine Hütte am Fluss brauchen, wo sie ungesehen an Land gehen können. Beides ist bald gefunden, doch Parker traut den Motiven seines Auftraggebers nicht und überprüft ihn. So einige Dinge kommen ihm bald spanisch vor. Und dan gibt es auch noch die Probleme mit den Bikern und einem gierigen Bullen.

Wieder ein Hardboiled der Spitzenklasse und nach dem etwas "ausführlichen" Roman um einen coolen Profi in Spanien jetzt wieder ein echter, knochentrockener Gangsterroman, in dem kein Wort zuviel ist und keine großen Gefühle verschwendet werden. Parker räumt hinter sich auf. Ohne Skrupel, ohne Bedauern, aber auch ohne Spaß am Töten. Er erledigt einfach, was in seinem Metier notwendig ist, um unerkannt zu bleiben.  Richard Stark verschwndet  kein Wort über die Vergangneheit der Akteuere, ihre Wünsche oder ihre Problemchen im Leben, sondern widmet sich auf rund 280 Seiten dem Auftrag, den Gegenspüielern und dem undurchsichtigen Motiv des Auftraggebers. "Sein letzter Trumpf" ist lässig, professionell und spannend. Ein Highlight, von dem es hoffentlich noch weitere geben wird, denn es wird - unbewiesen - behauptet, dass der Verlag wohl bald die Veröffentlichung der Reihe einstellen will. Doch wer sonst kann uns noch solche kaltschnäuzigen Thriller, die ohne verbale Ausschweifungen daherkommen, servieren und den Leser mit einer gradlinigen Story regelrecht verwöhnen?  Viel Auswahl hat man da nicht mehr. Ich jedenfalls freu mich auf den nächsten Parker.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 November 2013, 22:05:06
(http://4.bp.blogspot.com/-7sI0hz80DIc/Uou2JKsWDWI/AAAAAAAAKzw/KBFj4uasTC4/s1600/timcurrandeadsea.jpg)

Tim Curran. Das Bermudadreieck, der Friedhof der Meere, das Geheimnis der Sargassosee - das ist für die Mannschaft der Mara Corday nichts als Seemannsgarn. Bis der Frachtkahn in einen schweren Sturm gerät  .... und im Nebel Geisterschiffe, Monster mit riesigen Fangarmen und seltsame Lichter auftauchen. Stammen diese höllischen Schrecken wirklich aus unserer Welt? Oder treibt das Schiff durch eine fremde Dimension? Und kann ausgerechnet ein durchgeknallter Physiker dabei helfen, wieder in unsere Gegenwart zu gelangen?

Die Mara Corday ist mit Arbeitsgerät, Sprengstoff und Sprit auf dem Weg nach Französisch-Guayana zu einer Diamantenmine. An Bord 21 Mann Besatzung plus 8 Passagiere, die als Arbeiter zu der Mine wollen. Alle glauben sich abgehärtet, wetterfest und jeder Gefahr gewachsen. Ein Sturm belehrt sie eines besseren. Und dann kommt der Nebel; eine undurchsichtige, dicke Suppe. Und sie hören Geräusche, Stimmen, glauben irgendwelches Getier zu sehen. Man frotzelt sich gegenseitig ob der unnötigen Furcht, die keiner zugeben will - bis einer der Männer von einem fliegenden Wesen vom Schiff geholt wird, das mit ihm im Nebel und dem Dunkel verschwindet. Panik macht sich
breit. Plötzlich kommt von Luv her ein weiterer Frachter in voller Fahrt in ihre Seite. Er donnert in die Deckbereiche und zerstört die Niedergänge zu den Laderäumen. Zertrümmerte Spritfässer und Funkenflug tun ihr übriges. Die Mara Corday explodiert. Nur wenige überleben diese katastrophe, nur um in die nächste zu schliddern. Kleine Grüppchen zu zwei oder drei Mann retten sich entweder auf Rettungsflöße, in Rettungsboote oder einfach an einer treibenden Kiste festgeklammert. Das Wasser ist dickflüssig wie Sirup, der Nebel unglaublich dicht und so eingefärbt, dass er irgendwie giftig erscheint. Nach und nach finden die Männer zusammen, aber sie müssen sich dem stellen, was da auf sie lauert. unheimliche Kreaturen im Wasser, in der Luft oder zwischen den immer dichter werdenen Algenfeldern. Angst macht sich breit, Streits brechen aus und legen sich auch nicht, als sie einen Schiffsfriedhof entdecken. Schiffe, Flugzeuge und gar ein Raumschiff, die weit vor ihnen hier gelandet sind und wohl schon seit Ewigkeiten hier ruhen. Und es gibt Menschen, die seither überlebt haben und auf den am besten erhaltenen Wracks leben und sich mit Lebensmitteln von den neu hinzukommenden havarierten Schiffen und gegen die allgegenwärtigen Gefahren, die hier lauern wenigstens einigermaßen gewappnet sind.

Tim Curran hat sich mit dem maritimen Wortschatz ausgestattet und eine düstere Story um die seit Jahrhunderten rankenden Seemannsgeschichten um das Bermudadreieck, die Saragassosee, das Flautenmeer und den Friedhof der Schiffe kreiert, die nichts von dem bisher bekannten Seemannsgarn oder den Vermutungen um dieses Phänomen auslässt. Er nimmt sich Zeit für seine Charaktere, baut sie auf, lässt sie aber auch einen Wandel durchmachen. Nicht immer ist der mit der größten Klappe und den dicksten Muckis am Ende noch der heldenmutige Anführer. Angst, Wut, Paranoia beherrschen die Szenerie. Anfeindungen und Streit drohen die Gruppe zu entzweien und dies alles in einer derart beklemmenden Atmosphäre, dass Vergleiche mit "The Fog" oder "Der Nebel" noch viel zu schwach sind. Curran baut die Spannungen zwischen den Parteien, die durchaus von diversen derben Zoten einige würze beziehen und dennoch nicht wirklich Humor aufzuweisen haben ebenso langsam und kontinuierlich auf wie die Spannung der Geschehnisse. Immer neue Gefahren und aberwitzigere Gestalten und Kreaturen lässt er sich einfallen, um die Nerven der Seeleute bis zum Bersten anzuspannen - und somit auch die des Lesers. Und da Tim Curran ja auch schon bewiesen hat ("Zerfleischt", "Verseucht"), dass man in einem seiner Romane nicht unbedingt mit einem Happy-End oder zartem Liebesgeplänkel rechnen muss, bleibt auch die Situation der Crew bis zum Ende spannend. Schafft es überhaupt jemand aus dieser angsteinflößenden Hölle zu entweichen? Atmosphärisch dichte Horrormär, die nur hin und wieder ausufernde Gewalt aufzuweisen hat, wie z. B. "Zerfleischt", aber auch kein Kind von Traurigkeit ist und durchgehend zu unterhalten weiß.  760 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 November 2013, 22:05:25
(http://3.bp.blogspot.com/-UU_vYO2XgmI/Uo0Kn6T0fWI/AAAAAAAAK0s/Ie2bG7nicTQ/s1600/Clines_Ex-Helden_130.png)

Peter Clines. Stealth, Gorgon, Regenerator, Cerberus, Zzzap, Mighty Dragon. Sie sind Helden Wächter, Kämpfer für Gerechtigkeit. Mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten sorgen sie in Los Angeles für Ordnung. Dann breiten sich durch eine Seuche lebende Tote über die ganze Welt aus. Trotz aller Bemühungen der Superhelden, der Polizei und des Militärs überrennen die hungrigen Zombies das Land.  Unter dem Schutz der Superhelden finden einige Überlebende auf dem befestigten Gelände eines ehemaligen Hollywood-Studios Zuflucht. Aber die wandelnden Toten vor ihren Toren sind nicht die einzige Bedrohung. Auf der anderen Seite der Stadt wächst die Macht einer Gruppe, die nicht damit zufrieden ist, nur zu überleben ... und sie besteht nicht aus Helden.

In Hollywood gibt es in den ehemaligen Filmstudios eine Enklave mit Überlebenden, die sich mithilfe der Superhelden gut abgeschottet, verbarrikadiert und eingerichtet haben. Seit dem ersten Auftreten der Seuche sind schon fast zwei Jahre vergangen und man hat auf den Flachdächern Gärten angelegt und dort, wo früher die Schaupieler ihre Texte runtergebetet haben, wurden Wohnungen für die Menschen angelegt. Mit Trucks fährt man raus in die Stadt, um Lebensmittel oder Sprit usw. zu holen. Jede Fahrt bedeutet Lebensgefahr, da es nur so von Exen (Statt dem Begriff Zombies oder Untote verwendet man Ex-Menschen, kurz Exe.), die sich an dem frischen Fleisch laben wollen. Eines Tages fährt der Truck in eine Falle, eine Nagelkette auf der Straße. Einer der Superhelden bleibt zurück, um die Flucht der anderen mit einem zweiten Truck abzusichern, bevor auch er sich absetzt. Am nächsten Morgen bricht  man auf, um den Truck zu reparieren und zurück in die sichere Zone zu fahren. Und stellt fest, dass man erst jetzt in die eigentliche Falle getappt ist. Die South Seventeens, eine hispanische Gang, greift sie an. Wäre nicht weiter schlimm, würden sie nicht von Leuten angeführt, die ebenfalls über besondere Fähigkeiten und Kräfte verfügen. Da sie ehedem auch superhelden waren, aber dem Virus zum Opfer fielen nennt man sie die Ex-Helden. Und sie wollen die Menschen sowie die Gruppe der Superhelden vernichten. Rund um das Gebiet der Filmstudios kommt es zur finalen Entscheidung.

Peter Clines lässt Superhelden in einem spektakulären Kampf gegen Zombies und gefallene Helden antreten. Und das geschieht bis auf wenige Ausnahmen (Man hat eine Punktetabelle für Promiabschüsse eingeführt, die dann Namen wie Charlie Sheen, Lindsay Lohan oder Angelina Jolie und andere aufweisen kann und in einer Szene, als ein untotes Kleinkind mit seinen Zähnchen am Bein eines Helden nagen will, tritt er zu einer Freistoßbananenflanke a la Manni Kaltz an. Da aber drei Blocks weiter kein Horst Hrubesch steht, der die Flanke verwerten könnte, matscht die Blage auf den Asphalt.) recht humorfrei. Dafür aber geht es von Anfang an rund und actionreich her. Kein Vorgeplänkel, nichts, was das Tempo ausbremsen und den Lesefluss hemmen könnte. Vorgestellt werden die Charaktere der Superhelden in eingeschobenen Kapiteln, die als Rückblenden gestaltet sind und mit der Zeit auch erklären, wie es überhaupt zum Ausbruch der Seuche kommen konnte. Originelle Story, die sehr unterhaltsam und sogar spannend rüberkommt und zum Finale hin so richtig auf die Kacke haut und verflucht viel Rasanz bietet. Mittlerweile gibt es zwei weitere Bücher zu den Exen und ein viertes ist in Arbeit. Also, lieber mkrug-Verlag, immer her damit. Und da man ja mittlerweile eh jeden Superheldenpups verfilmt - wie wäre es denn mit diesem hier? Dann hätten die erwachsenen Actionfreunde auch was von der Heldenschwemme. Rund 245 Seiten, aber a) eng bedruckt und b) im größeren Paperbackformat. Als Taschenbuch im gewohnten Format würde es das hier sicher auf rund 400 Seiten bringen. Ähnlches gilt auch für den schon früher besprochenen Jeff Strand.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 November 2013, 20:26:08
(http://4.bp.blogspot.com/-fUKjcYSzOsw/Uo5I8Cp5BZI/AAAAAAAAK1o/GevgAN01o1Q/s1600/southard.jpg)

Nate Southard. Dillon ist ein beliebter Footballspieler auf der High School. Zumindest war er es bis zu dieser Nacht. Denn nun sitzt er geknebelt und an einen Stuhl gefesselt in der Dunkelheit.
Seine Kollegen haben ihn sich geschnappt. Sie können es nicht fassen, dass sie eine Schwuchtel im Team haben. Diese Schande wollen sie tilgen. Deshalb haben sie auch Randy entführt, Dillons Geliebten. Was mit Demütigungen beginnt, endet in einer blutigen Nacht in der Hölle.

Wrath James White. Das Leben ist ein einziger Schmerz - zumindest für Jason.
Jason wurde mit einer seltenen Erkrankung des zentralen Nervensystems geboren. Jede Empfindung bringt Schmerz. Jede Berührung, jedes Geräusch, jeder Geruch – sogar jeder Atemzug verursacht qualvolles Leiden. Vollgepumpt mit Betäubungsmitteln vegetiert Jason viele Jahre in einem Raum mit gepolsterten Wänden vor sich hin. Schmerz ist alles, was er von der Welt kennt.
Bis der Yogi Arjunda eintrifft. Er behauptet, Jason helfen zu können. Und tatsächlich verändert sich Jason durch die Behandlung – denn nun will er seinen Schmerz teilen.

"Eine Nacht in der Hölle" ist eine Geschichte von Intoleranz und Engstirnigkeit gepaart mit dem Machtgehabe des Superhighschoolfootballcracks für den Freundschaft nicht mehr als ein Wort ist. Es entwickelt sich eine Art Folterthriller der brutalen Art. Fünf Personen fahren zu einer Waldhütte - nur eine kehrt (vielleicht) zurück. Die drei Typen, die das schwule Pärchen entführten, um ihnen Mores beizubringen, sind unterschiedlicher, wie sie nicht sein können. Nate Southard gelingt es auf nur rund 95 Seiten die Charaktere glaubwürdig zu gestalten und die Spirale der Gewalt immer weiter zu drehen. Das Tempo ist hoch, man liest sich flott durch die Seiten und das Blutvergießen scheint kein Ende nehmen zu wollen.

"Sein Schmerz" beginnt als intensives Drama einer Familie, deren Kind krank geboren wurde. In ihrer Verzweiflung versuchen sie, alle Mittel auszuschöpfen, um die Schmerzen des Kindes zu lindern. Das traute Familienleben geht den Bach runter, der Vater scheint gar aufgegeben zu haben. Bis zur Mitte ist es ein faszinierendes Familiendrama, dann kippt die Geschichte und sie wird dem Prädikat extrem absolut gerecht. Sex und Gewalt inklusive Blutfontänen und Brutaloverkehr könnten empfindlicheren Lesern bis hin zum bitteren Ende auf den Magen schlagen. Und wie Jason gegen seinen Vater andeutet, ist es durchaus berechtigt, über das Thema Sterbehilfe in so einem Fall nachzudenken. 125 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 November 2013, 21:13:31
(http://2.bp.blogspot.com/-drAkLjVGS2A/UpOWefCrVYI/AAAAAAAAK4U/CyiSRX-PXwo/s320/urban+gothic.jpg)

Brian Keene. Als ihr Auto in einem verrufenen Viertel der Stadt den Geist aufgibt, hoffen Kerri und ihre Freunde, dass sie bis zum Tagesanbruch Schutz in einem alten Haus finden werden. Sie glauben, dass das finstere Gebäude verlassen ist. Aber sie irren sich. Die, die im Keller und den Tunneln unter der Stadt hausen, sind viel gefährlicher als die auf den Straßen. Gefangen in einer Welt der Finsternis müssen die Freunde gegen unvorstellbare Geshöpfe kämpfen. Und wenn sie die Sonne jemals wiedersehen wollen, müssen sie diesen Kampf auch gewinnen.

Kerri, Stephanie, Heather uind ihre Freunde Tyler, Brett und Javier sind auf dem Heimweg von einem Rap-Konzert als Tyler einfällt, sie könnten sich noch etwas Stoff besorgen. Also schnell den Weg dahin eingeschlagen,, wo er sich diesen besorgen will. Oder auch nicht. Nach einer Irrfahrt streikt ihr Auto in einer düsteren Gegend. Sie steigen aus und bald kommt eine Gruppe schwarzer Jugendlicher auf sie zu. Die Freunde empfinden deren Auftreten als Bedrohung, lassen noch einen dämlichen Spruch ab und verdrücken sich in ein leerstehendes Haus, das ganz allein am Ende der Straße steht. Kaum sind sie drinnen, geht der Ärger los. Plötzlich ist die Eingangstür dicht, die Fenster sind verrammelt und sie werden von einer gräßlichen Kreatur attackiert. Gleich zweien wird schnell die Birne zermatscht, die anderen vier flüchten in verschiedene Richtungen. Doch sie finden bald wieder zusammen und schaffen es sogar zwei Angreifer, die sie als extrem kleinwüchsig erkennen, zu töten. Doch viel hilft ihnen das nicht, denn unter den Feinden sind auch riesige Typen, die mit Hämmern bewaffnet sind, über scharfe Krallen verfügen und gierig auf Menschenfleisch sind. Also geht die Flucht weiter, bis in die Keller des Gebäudes. Doch auch dort stoßen sie auf schreckliche ausgestoßene Wesen, die Beute zum Fressen machen wollen. Währenddessen plagt auf der Straße die Gruppe der Jugendlichen daqs schlechte Gewissen, da ihnen bekannt ist, dass in dem Haus schon seit etlichen Jahren Merkwürdiges vorgeht und immer wieder Menschen verschwinden. Sie beratschlagen sich mit dem Erwachsenen Perry und ziehen los, um die Weißbrote aus dem Haus des Schreckens zu befreien.

Kurz den Figuren etwas Platz eingeräumt, legt Brian Keene doch ziemlich schnell los mit seiner Schlachtplatte, die wohl nicht von ungefähr Erinnerungen an Edward Lee weckt(Abgezogene Hat wieder auftragen oder in den Hals ficken). Das Tempo bleibt unvermidert hoch und der Blutzoll steht dem nicht nach. Zermatschte Schädel, abgefressene Körperteile, degenerierte Mutanten und die erzeugte Stimmung tiefster Dunkelheit in Haus und den Kellergewölben macht Eindruck auf den Leser. Man weiß ja, dass Brian Keene sich durchaus auf unterschiedlichem Terrain behaupten kann wie Bücher wie "Leichenfresser" oder "Die Wurmgötter" beweisen, doch hier macht er dem schon erwähnten Edward Lee ordentlich Konkurrenz was Gemetzel und Körperflüssigkeiten angeht. Kein Pardon, keine Pause. Und mittendrin untergebracht ist auch der immer noch schwelende Rassismus in den USA, die Unfähigkeit des Präsidenten, seine Wahlversprechen auf ein menschenwürdiges Leben für alle Amerikaner einzuhalten und mit der - für mich - eigentlich überflüssigen Figur des Paul, seines Zeichens Metalldieb aus einer Notlage heraus, wird sogar die Kommerzailisierung des Gesundheitswesens angesprochen. Kürzungen und Einschnitte sowie Personalfreistellungen überall. Ein für Keene-Verhältnisse extrem hartes  Buch, das durchgehend rasant und blutig unterhält und sich vor keinem anderen Autor zu verstecken braucht. Hätte vermutlich bei einem anderen Verlag mit diversen Kürzungen rechnen müssen. rund 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 November 2013, 14:21:24
(http://3.bp.blogspot.com/-7cazJbDTB18/UpXXzDeI3TI/AAAAAAAAK58/yBMf5gh-6CI/s1600/ein_drama_fuer_jack_taylor_bd-9783423214803.jpg)

Ken Bruen. In Galway geht ein Killer um, der als Visitenkarte Bücher desirischen Dramatikers John Millington Synge bei seinen Opfern hinterlässt. Als Experte für Dramen aller Art bekommt Jack Taylor Wind davon - und steckt unversehens mitten in seinem nächsten Fall.

Jack Taylor ist jetzt seit sechs Monaten trocken, frei vom Alk und sogar frei vom Koks. Letzteres wurde besonders dadurch unterstützt, dass sein Dealer in den Bau gewandert ist. Und ausgerechnet der setzt ihn auf die Besucherliste und bittet ihn dann um einen Gefallen. Er soll den Tod eines Mädchens in Galway untersuchen, den die Bullerei als Unfall eingeordnet hat, was der Dealer aber anzweifelt. Die Bezahlung ist gut und Jack nimmt an. Er befragt deren Mitbewohnerinnen, lernt dabei etas über die Lebensweise junger Studentinnen und findet nichts dabei raus. Zu seinem Pech begegnet er noch einer alten Flamme, die von ihrem Gatten, einem Bullen, was sonst, durchgeprügelt wurde. Sie unterhalten sich, dann setzt sich Jack ab. Er hat die Schnauze voll. Doch so leicht kommt er nicht davon. Er erhält eine Nachricht von Ann, die ihn auf einen Parkplatz lotst. Und dort bekommt er von deren Ehemann eine ordentliche Dosis der gleichen Medizin, mit der dieser seine Frau behandelt. Während Jack im Krankenhaus liegt, geschieht ein weiterer Mord - und er findet die erste Spur. Der Mörder hat unter den Körpern der Toten jeweils ein Buch liegen lassen, in das er als sein Zeichen auf der letzten Seite "Der Dramatiker" eingetragen hat.

Nach dem Mord und dem Auftrag durch den Dealer geschieht eigentlich erst einmal nicht sonderlich viel. Man folgt Jack durch sein nüchternes Leben und wie er dem Drang zum Suff immer wieder den Kampf ansagt. Doch dies geschieht so locker, so sehr mit irischer Lebensart und Humor erfüllt, dass es keine Sekunde langweilig wird. Jack beginnt sogar eine Liebesbeziehung, muss sich aber auch mit der Rückkehr des Jungen auseinandersetzen, den er im Fall der toten Schwäne hinter Gitter gebracht hatte und der nun ständig seine Nähe sucht. Und immer wieder wird auf mehr oder weniger bekannte Autoren hingewiesen, gibt es literarische Verweise, von denen ich nur Lawrence Block, Matthew Stokoe oder Robert Crais sowie Henning Mankell und Joe R. Lansdale selbst schon gelesen habe. Und diese weitere Geschichte der Traurigen und Entmutigten in Irland, die mit dem veränderten Leben im Zeichen der Globalisierung so ihre Probleme haben, birgt zum offenen Ende hin doch die Andeutung eines wirklichen Dramas für Jack Taylor. Eines, das ihn wieder in die Fänge des Teufels Alkohol treiben könnte. Den Fall löst er, doch auch das hätte er cleverer und früher über die Bühne bringen können, wäre er nicht von den kleinen Missgeschicken und Dramen seines Lebens abgelenkt gewesen. Selbstzerstörerisch, schrullig und charmant wie gewohnt. Wer also die bisherigen Taylors zu schätzen wusste, wird hier wieder wunschgemäß bedient. Rund 230 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Dezember 2013, 20:09:16
(http://3.bp.blogspot.com/-2Fw1IqTG0aQ/UptqapRBdJI/AAAAAAAAK8k/S05xmBzz1zQ/s320/power+down.jpg)

Ben Coes. Eine Bohrinsel im Pazifik wird in die Luft gesprengt, einige Tage später der weltgrößte hydroelektrische Staudamm vor der kanadischen Küste. Durch ihre Zerstörung wird der Strom in den USA knapp. In Politik und Wirtschaft bricht Chaos aus. Doch dies ist erst der Anafang einer beispiellosen Terrorserie. Der frühere Soldat Dewey Andreas überlebt einen der Anschläge. Er macht sich auf, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Bei seiner Hetzjagd rund um den Globus kommt er einer ungeheuerlichen Verschwörung auf die Spur. Doch Andreas läuft die Zeit davon. Denn es droht Power Down - der totale Stromausfall.

Alles beginnt auf einer Bohrinsel vor Kolumbien, die sich in amerikanischem Besitz befindet. Der Leiter ist Dewey Andreas, ein übelgelaunter, zwei Meter großer Ex-Army Ranger mit einem gewissen Hang zu Alkohol, der die Arbeiter mit stählernen Fäusten und wenig Gerechtigkeitssinn zur Arbeit antreibt. Dennoch funktioniert alles reibungslos, bis zwischen einen arabischstämmigen und einem amerikanschen Ölmann eine Messerstecherei ausbricht, die der Amerikaner nicht überlebt. Daraus entwickelt sich nach und nach eine hitzige Situation zwischen den Arabern und den Amis auf der Insel. Kurze Zeit später  muss Andreas feststellen, dass dies alles geplant war: Die Araber übernehmen die Insel und wollen sie sprengen. Andreas kann zwar etliche der Terroristen töten, sogar einige der anderen Arbeiter retten, aber die Vernichtung der Bohrinsel nicht verhindern. Er zwingt den Piloten, der eigentlich die Araber abholen sollte, ihn an Land zu bringen, nach Cali. Doch auch dort wird er schon von Killern empfangen und setzt sich gnadenlos zur Wehr. Während er um sein Leben kämpft, wird in Kanada ein Staudamm gesprengt, der zumindest die östliche USA komplett mit Strom hätte versorgen können. Viele der dortigen Arbeiter kommen ums Leben. Hat all dies damit zu tun, dass die Besitzer der Bohrinsel und dem riesigen Ölfeld sowie der Besitzer des Staudamms und des Kraftwerks fusionieren wollten und somit die USA einen der größten Energiekonzerne der Welt hätten und somit auch unabhängig vom Öl aus den arabischen Staaten wären? Es scheint fast so, denn auf die Milliardäre wird ein Anschlag verübt, den aber einer überleben kann. Und der schwört Rache, will den Mördern an den Kragen. Und zwar auf seine Weise, ohne die Regeln der gesetzlichen Institutionen. Und in den heiligen Hallen des Weißen Hauses beraten die Minister darüber, wo sie nun frisches Öl herbekommen, ohne überzogene Preise zahlen oder an andere noch etwas abgeben zu müssen. America First. Und die Geheimdienste tappen weiter im Dunkeln, können die Hintermänner der Attentate nicht identifizieren. Prompt kommt es zu weiteren Unglücken mit tausenden von Opfern.

Ben Coes, in Deutschland frisch auf den Markt gebracht von FESTA CRIME, hat sich dem actionreichen Politthriller der Marke Tom Clancy, Robert Ludlum und Vince Flynn verschrieben und kann tatsächlich die Lücken schließen, die durch den Tod der drei Koryphäen gerissen wurden. Wie ein Clancy kann er akribisch die Kleinarbeit, die Beratungen und Probleme bei den Ermittlungen und den Zuständigkeitsstreitereien innerhalb der verschiedenen Dienste skizzieren und den Aufbau einer Verschwörung inner- und außerhalb der USA gleich einem Ludlum an den Leser bringen. Sein Protagonist Dewey Andreas, der anfangs eher unsympathisch wie ein billiger, versoffener Schläger und zwei Meter Hüne in der Form eines miesgelaunten Dwayne Johnson daherkommt, kann sich eben später genau auf diese "Eigenschaften" verlassen und mutiert so langsam zu einem Mitch Rapp wie er von Vince Flynn erschaffen wurde. Nur dass Ben Coes seinen Helden noch gnadenloser und brutaler gegen die Finsterlinge vorgehen lässt. Gegen die intensive Befragungstechnik eines Dewey Andreas ist Jack Bauer ein Waisenknabe. Leichen pflastern seinen Weg und Blut wird fließen, ne Menge Blut. "Power down" legt voller Power los, wird dann mittig etwas durch die ständigen sitzungen und Beratungen bzw. das Gezänk in Regierungskreisen sowie der einen oder anderen Rückblende ausdgebremst, zieht danach aber wieder voll an und zielt auch auf einen Fortsetzungsroman. Okay, es ist wieder einer dieser typischen "nur Amerika zählt und wir sind eh die Besten"-Romane, aber wer das außer acht lassen kann, bekommt stellenweise knallharte Kost, die straight voran geht und einen hohen Blutzoll von den USA fordert. Sollte ein weiteres Abenteuer um Dewey Andreas veröffentlicht werden, bin ich sicher wieder dabei. rund 610 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Dezember 2013, 21:07:55
(http://3.bp.blogspot.com/-nKWPRvCmBbA/Up4fqji36-I/AAAAAAAAK9k/BfqrPdKpUWU/s320/tedkosmatka.jpg)

Ted Kosmatka. Der Biologe Paul Carlson entnimmt auf der indonesischen Insel Flores von einem geheimnisvollen Fund DNA-Proben. Doch kaum ist das geschehen, werden sämtliche Wissenschaftler im Camp ermordet. Nur Paul kommt knapp mit dem Leben davon. Dabei sollte eigentlich er zum Schweigen gebracht werden. Denn wenn er mit seinen Ergebnissen an die Öffentlichkeit tritt, widerlegt er das Weltbild der gesamten westlichen Welt. aber kann er das überhaupt verantworten? Und welche Interessen hat der geheimnisvolle Milliardär, der die Ausgrabung finanziert hat?

Paul war schon als Junge ein wissbegieriges Kerlchen - und clever. Zu Hause hat er auf dem Dachboden der Scheune ein Projekt angestoßen, in dem er Mäuse immer wieder kreuzte und dabei nur die stärksten der Generation dazu nutzte, um eine völlig neue Art zu kreieren, die andere Merkmale und Fähigkeiten aufweist als die vorhergehende. Zu seinem Leidwesen ist sein Vater ein äußerst gestrenger Mann - und dazu Arzt -, der ihm diese Experimente verboten hat und als er diese entdeckt, zerstört er sie in seinem Jähzorn. Vierzehn Jahre später ist Paul bei einem Institut angestellt, von dem er durch einen Gavin McMasters abgeworben wird, um auf die Insel Flores zu reisen und sich mit den Merkmalen mysteriöser Knochenfunde zu befassen. Kaum angekommen, gelingt eine Datierung, wird gefeiert, mit Kollegin Margaret ne schnelle Wildnisfreudennumer gschoben, bis plötzlich am nächsten Tag Soldaten auftauchen und alle Wissenschaftler bis auf Paul, Margaret und James umbringen. Paul wird durch einen Messerstreich schwer am Auge verletzt, verliert es sogar. Und er kann die Knochen retten. Man verschanzt sich in der nächsten Stadt in einem Hotelzimmer, doch plötzlich ist Margaret verschwunden und die beidne Männer werden wieder angegriffen. James stirbt, Paul wird laufengelassen, als man sicher ist, dass er keine Beweise mehr bei sich hat. Er hat es aber doch geschafft, Knochenfragmente rauszuschmuggeln und widmet sich in der nächsten Zeit der Erforschung der Teile. Doch es bleibt nicht unbemerkt und bald hat er wieder Häscher auf seiner Spur. Er flüchtet zu einer Ex-Freundin namens Lilly, die ihm auch bei der genauen Datierung der Fragmente helfen kann. Doch er bringt sie auch in tödliche Gefahr.

Also Ted Kosmatka, der Biologie und Chemie studiert und zudem akribisch recherchiert hat, scheint zu erwarten, dass seine Leser auf dem gleichen Wissensstand sind. Sieht man davon ab, dass er voraussetzt, dass die Welt vor 5800 Jahren von Gott geschaffen wurde und Darwin nur ein Schwätzbär gewesen ist, schüttet er den Leser mit einer Flut von Fachtermini zu, dass es eine wahre Pracht ist. Leider bringt das verbunden mit diversen Rückblenden alles Mögliche, nur kein Tempo in die Sache. Auf den ersten rund 330 Seiten gibt es auf ungefähr 30 Seiten so etwas wie Aktion, der Rest besteht aus Abhandlungen, Vorträgen und teilweise religiösem Quark, der sich dann auch so zäh liest, dass ich einem Bekannten schon mitgeteilt habe, das Buch wäre ein guter Valiumersatz. Zu den Mix zwischen Religion (wobei hier nicht nur das westliche Weltbild erschüttert würde, wie im Klappentext behauptet), Wissenschaft, einem gewissen Thrilleranteil und Erinnerungen an "Dr. Moreau" sowie bestimmte Affenaufstände, gesellt sich dann noch eine kleiner Part Familiendrama. Wenn man sich aber sehr geduldig über die Seite 330 hinausgearbeitet hat, bekommt man für seine Mühen dann doch auch noch die versprochene Action mit Verfolgungsjagden, dem einen oder anderen Mord und wild gekreuten Kreaturen. Nachdem der Verlag aber vollmundig auf seiner Homepage das "Actiondebüt des Jahres" versprochen hat (Das Debüt ist es nur in Deutschland, im Ausland ist zuvor schon ein anderes als Debüt erschienen, das auch früher verfasst wurde und mit der Action ist es ja so weit nicht her), kann ich nur von einer Enttäuschung sprechen und würde es nur bedingt weiter emfehlen, wenn man ein Faible für Biologie und Chemie haben sollte. Als Actionkracher, auf den die Werbung abzielt, taugt es weniger. Rund 500 teilweise langatmige Seiten.     
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Dezember 2013, 19:12:56
(http://1.bp.blogspot.com/-4tpt9PX5rt4/Up9XxUm0eHI/AAAAAAAAK-Q/w9qfR4bLRXo/s320/forsythtodesliste.jpg)

Frederick Forsyth. Die Todesliste ist das geheimste Dokument der amerikanischen Regierung. Es enthält die Namen derer, die eine Gefahr für den Weltfrieden darstellen. Ganz oben auf der Liste steht der Prediger, ein radikaler Islamist, der dazu aufstachelt, im Namen Gottes Repräsentanten der westlichen Welt zu töten. Er muss gestoppt werden, für immer.

Ein vermummter Mann predigt via Internet Hass und Tod für die Feinde des Islam und radikalisiert junge Männer, um sie dazu zu bringen, in Amerika und Großbritannien Personen des öffentlichen Lebens zu töten - und anschließend sich selbst. Um ihn zu stoppen, beauftragen die USA ihren vermeintlich besten Mann, den Spürhund. Sein Werdegang liest sich genau, wie man es von einem jungen Mann vermutet, der mit seinem Vater von Standort zu Standort gereist ist und dabei das Leben als Soldat kennengelernt hat. Durch Einsätze in Kuwait und Afghanistan sowie seine Sprachkenntnisse ist er prädestiniert für den Job. Für die Ermittlungen im Netz sucht er sich einen Schüler, der sich einen Namen in der Szene gemacht hat. Der wohnt noch bei seinen Eltern und ist agoraphob veranlagt, sodass er das Haus so gut wie nie verlässt. Der Spürhund, richtiger Name Carson, setzt sich mit den Verbündeten in Verbindung und die Briten, eh selbst betroffen, und die Israelis, nie um ein Geschäft zu ihren Gunsten verlegen, helfen dabei. Bald führen Spuren nach Somalia. Und nach London. Zudem wird vor Somalia von Piraten noch ein schwedischer Frachter gekapert und Lösegeld verlangt.

Fredrick Forsyth gibt sich nicht die Blöße, wie so manch anderer Kollege und verunglimpft die Gegner mit diversen Beschimpfungen oder Herabsetzungen. Sicher sind Gut und Böse scharf getrennt und die westlichen Geheimdienste kommen daher, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Kein Wort von Kollateralschäden bei Drohenattacken, kein Wort von verschärftem Verhör. Nirgend wird erwähnt, dass mindestens zwei der drei westlichen Parteien in der Wahl ihrer Mittel denen nichts nachstehen, die sie als Terroristen bezeichnen. Doch abgesehen von dieser Schönfärberei erzählt der Autor weitestgehend sachlich die Geschichte der beiden Protagonisten von Kindheit an, bindet die gute, alte Spionagetätigkeit mit toten Briefkästen, verwanzten Häusern und Humint-Aufklärung in die modernen Mittel der Überwachung und Verfolgung gekonnt und präzise ein. Da diese Kleinarbeit, die näher an der Realität liegt, als manche andere Thriller aus dem Bereich Kampf gegen den Terror, nicht gerade förderlich für das Tempo ist, muss der Leser mit den immer wieder zum jeweils richtigen Zeitpunkt eingestreuten Attentaten der fehlgeleiteten Anhänger des Predigers vorlieb nehmen. Bildhaft geschriebener Thriller, der leider sehr vorhersehbar ist. Ganz okay, aber sicher nicht das Beste aus der Feder von Frederick Forsyth. Rund 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Dezember 2013, 20:48:08
(http://4.bp.blogspot.com/-HCEikJbhhFU/UqYAsael8FI/AAAAAAAALBM/7piCkORPmyA/s1600/marcelmontecinokaltwie+golde.jpg)

Marcel Montecino. Risse in der Welt. Lieutenant Jack Gold ist Polizist in Los Angeles, der Stadt der Engel, gleichermaßen verfolgt von den Dämonen seiner Vergangenheit wie denen der Gegenwart. Um ihn zu demütigen, beauftragen ihn seine Vorgesetzten mit einem scheinbar drittrangigen Fall von Vandalismus und antisemitischer Graffiti. Aber aus der Routinesache wird ein Alptraum: Der Gegner des Lieutenant entpuppt sich als amoklaufender Psychopath, vor dem weder die billigen Nutten am Sunset Strip noch die Schönen und Reichen von Hollywood sicher sind. Und dann bekommt es Gold zu allem Überfluss noch mit Leuten zu tun, die den Crosskiller für einen Helden halten.

Jack Gold ist in seinem Revier gefürchtet, da er sich nicht unbedingt mit seinen Vorgesetzten verträgt und gerne eigene Regeln aufstellt. Als er bei einem Banküberfall einer Geisel das Leben rettet, indem er den Gangster vom Leben zum Tode befördert, winselt die reiche Schickse was von Todesschwadron und beschuldigt Gold, den Täter absichtlich und unnötig erschossen zu haben. Auf die glorreiche Idee kam die olle Hollywoodhexe, weil ihr Regisseursgatte gerade einen Film über die Todesschwadronen in Südamerika gedreht hat. Aufmerksamkeit um jeden Preis. Golds Chef nutzt die Gelegenheit, um ihn mit einem billigen Fall von Schmiereien in ein abstellkammerartiges Büro aus der Sicht zu kriegen. Doch da hat er sich verrechnet, denn der Schmierer lässt es auf den "Killt die Juden"-Texten  nicht beruhen. Er schreitet bald selbst zur Tat, um sich bei arischen Vereinigungen lieb Kind zu machen und aufgenommen zu werden. Und in einer anderen Gegend von L. A. wartet Esther auf ihren Gatten Bobby, der auf Bewährung aus dem Knast kommen soll. Doch der hat gar kein Interesse an einem ordnetlichen Leben. Auf einen Tipp bin überfällt er einen jüdischen Rechtsanwalt, der eine Menge Koks zu Hause bunkert. Er  und sein Kumpel vergewaltigen dessen Frau, bevor sie verschwinden. Was sie nicht wissen, ist, dass die Frau die Tochter von Gold ist.  Bald sollen sich die Wege von Gold, dem Crosskiller und Bobby kreuzen.

Auf den Umschlag wird Stephen King zitiert:"Schwerstes Kaliber". Selten hat er so recht gehabt. Ein düsterer Thriller mit Noir-Anleihen und zeitweise an Joseph Wambaugh erinnernd und nicht ständig mit Action gespickt. Marcel Montecino lässt sich Zeit, die Story und die Figuren langsam aufzubauen und den Spannungspegel dennoch ständig zu steigern. Faszinierend und atmosphärisch dicht nimmt Montecino den Leser mit in eine Stadt der Gewalt, die nur wenig vom bekannten Glamour zu bieten hat. Seine Figuren versieht er mit einer enormen Tiefe, gibt ihnen Raum, sich emotional zu entwickeln und bindet dies alles ein in eine Geschichte um Antisemitismus und Rassismus, der auch den (Buch-)Juden nicht fremd ist, da sie die Schwarzen ebenfalls als Menschen zweiter Klasse abqualifizieren. Zu einem Protagonisten, der mit seiner Vergangenheit nicht ins Reine kommt, stellt er auch die Elite der Polizei und Hollywoods, die allesamt etwas zu verbergen haben oder nur Egosimus und Eigennutz als hervorstechende Charaktermerkmale aufzuweisen haben. Mit einem Heiligenschein kommt da keiner daher. Dealer ausrauben a la "The Shield", Kohle bunkern, Beamte bestechen und Postengeschacher gehört zum täglichen Brot. Und dann kommt da ein armes Würstchen, das labil und leicht empfänglich für die Tiraden von Volksverhetzern ist und macht sich auf die ganze Chose umzurühren, das unsichere Gerüst der gegenseitigen Duldung unter den verschiedenen Gruppen ins Wanken zu bringen. Plötzlich stehen sich Polizei, Rechtsradikale und Judenbürgerwehr unversöhnlich gegenüber. Das ändert sich erst, als der Crosskiller Amok läuft, weil seine selbsternannten Helden sich weigern, ihn ernst zu nehmen. Jetzt ist Gold am Zug. Und ab dem Zeitpunkt bekommt der Roman auch eine gesunde Portion Härte mit auf den Weg. Schade, dass man solche Werke in dem Massenoutput der Publikumsverlage nur noch mit viel Glück finden kann. Wurde ja als "Homicide" verfilmt.   rund 575 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Dezember 2013, 19:59:09
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1386695865_Aysa_Prinzessin_130.png)

John Aysa. Die Welt ist zum Teufel gegangen, und die Überlebenden haben den Mantel der Zivilisation abgelegt. Mord, Kannibalismus und Gewalt in allen Formen beherrschen den Alltag. Die Umwelt ist heimtückisch, und das Leben als gefährlich zu bezeichnen, wäre eine Untertreibung. Die Frau, die sich She nennt, streift durch diese Welt, hat ein Ziel vor Augen und lässt sich durch nichts davon abbringen, es zu erreichen. Auch nicht durch den Gottchirurgen, der eine neue Welktordnung unter seiner Führung anstrebt und brutalste Handlanger auf die Menschen loslässt, um seinen Willen durchzusetzen. Denn auch She kennt weder Gnade noch Rücksicht, wemnn man ihr in die Quere kommt.

She, von ihrer Mutter dereinst Prinzessin gerufen, schlägt sich kampfeslüstern (und nicht nur kampfes...) durch eine apokalyptische Welt, wie sie sich nach Atomschlägen und Bio- sowie Chemiewaffenattacken nun neu "gestaltet" präsentiert. Weltweit haben geschätzte 400 Millionen Seelen den umfassenden Vernichtungsschlag überlebt, nur um sich nun wieder gegenseitig den Garaus zu machen. Nix gelernt eben. Und weil das nicht genug ist, bevölkern jetzt noch grausame Mutanten die Erde, will ein despotischer Herrscher namens Gottchirurg zusammen mit seinen Vasallen und extra aus einem Sklavenbestand gezüchteten mehr oder weniger intelligenten und brauchbaren Kriegern, die eh nur als Kanonenfutter dienen sollen, eine neue Ordnung erschaffen und sich alle untertan machen. Indes schlägt sich She durch die verödete Welt, muss immer wieder harte Kämpfe durchstehen, aber die Toten, die sie dabei hinterlässt, dienen auch als Nahrung - auch ihr selbst. Sie gerät von einer Auseinandersetzung in die nächste, bis sie einen Mann trifft, mit dem sie vielleicht ein normales Leben,soweit möglich, beginnen könnte. Als dieser ermoirdet wird, entwickelt sich She zu einer rasenden und blutdürtigen Bestie, die ohne Gnade alles niedermetztelt, das sich ihr in den Weg stellt bzw. auch nur ihren Weg kreuzt.

Hab ich vor Kurzem noch die damals nicht ganz so kühne Behautpung aufgestellt, dass der Festa-Verlag mit seiner Extrem-Reihe wohl der alleinige Führende in Sachen expliziter Horror und Erotik ist, muss ich das nun korrigieren: Der mkrug-Verlag hat mit John Aysa und seiner "Prinzessin" einen neuen Sheriff in der Stadt. Die Dystopie legt noch einen gewaltigen Zacken zu. Der Autor lässt nie einen Zweifel daran aufkommen, dass er es vermag, diverse Autoren toppen zu können und nutzt in seiner Geschichte auch mehr oder weniger direkte Anspielungen auf Edward Lee (namentlich), dessen "Bighead" (Figur) sowie "Death Wish" oder "Clockwork Orange". Die Ausarbeitung der Figuren und jedwede tiefergehende Charakterzeichnung treten zugunsten von überbordender Gewaltorgien und derbsten (Porno-) Sexszenen in den Hintergrund. Was John Aysa hier auf den geneigten Leser loslässt, ist ein echter Blut-Pisse-Eingeweide- und Scheiße-Sturm, der es in sich hat und hier ist die Warnung, dass sich Personen mit empfindlichen Mägen oder die allgemein zartbeaitet sind, davon fernhalten sollten, mehr als nur angebracht. Von Beginn an fast durchgehende Action der härtesten Art, wenn die Gegner mit ihren eigenen Darmschlingen erwürgt werden oder Herzen bei lebendigem Leib entrissen und dann gefressen werden. Gnadenloser, knüppelharter Endzeitstoff, von dem man vielleicht noch mehr erwarten kann, wenn die "Prinzessin" vielleicht doch noch einmal wachgeküsst wird. Wohl nicht von einem Prinzen, aber dafür haben wir ja John Aysa. Wie Festa bei seinen Extrem-Romanen die Möglichkeit der Zensur umgeht, ist bekannt, aber da "Prinzessin" mit einer ISBN über eine Internetplattform mit bekanntem Namen verkauft wird, frage ich mich, ob das Buch lange unbeschadet verkauft werden kann. Kürzungen werden sicher nicht vorgenommen wie dereinst bei Laymons "Die Insel", denn dann würden von "Prinzessin" bei rund 200 eng bedruckten Seiten viellecht noch vierzig übrig bleiben. Ultraharte Lektüre. Wem die Festas nicht mehr hart genug sind, der kann hier getrost zugreifen, denn hiergegen ist ein Edward Lee eine Märchentante und auch die Blutfontänen von Tim Currans "Zerfleischt" spritzen etwas niedriger.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Dezember 2013, 19:23:51
(http://3.bp.blogspot.com/-6AZuKW0T6F8/UqyD3L2leQI/AAAAAAAALEA/BAqPeXCdA6I/s1600/uran+coonnection.jpg)

Robin Moore. Aus dem Gefängnis in Sibirien plant Jap, der Boss der russischen Mafia, seinen größten Coup. In New York findet Inspektor Peter Nichilow die erste Spur, die auf einen grandiosen Schmugglerring hindeutet - die Uran Connection gefährdet die Sicherheit der ganzen Erde. Peter muss den Plan des mächtigen Jap durchkreuzen.

In New York lässt die Nuklearsicherheitsorganisation NEST die UN-Mitarbeiter von Staaten überwachen, die zur sogenannten Achse des Bösen gehören, wie man sie in den USA gerne bezeichnet. Bei zwei Treffen mit Vertretern der Staaten Irak und später Nordkorea werden die jeweiligen russischen Staatsangehörigen aus dem Hinterhalt erschossen. Peter Nichilow kann einen der Killer verfolgen und am Flughafen stellen, doch aufhalten kann er ihn nicht. Er schmiedet den Plan, selbst nach Russland zu reisen, wo seine Vorfahren herkommen. In einem Hochsicherheitsgefängnis in Sibirien kann es sich der Gangster Jap ob seiner guten Kontakte zwar einigermaßen gutgehen lassen, aber er stellt bald fest, dass draußen seine Organisation in Schwierigkeiten  mit der Konkurrenz gerät und seine Macht schwindet. Zudem muss er selbstverständlich bei der Aktion um den Verkauf von Nuklearwaffen an jeden, der genug bietet, anwesend sein. Also sorgt er für seine Freilassung - auf die brutale Art. Kaum in Freiheit, lässt er sich mit einiem abtrünnigen CIA-Mann ein, der von einem Plan der USA erzählt, Russland mit falschen Dollarnoten zu überschwemmen, um den Staat in den Ruin zu treiben. Ausgeführt wurde er nicht mehr, da das Reich schon vorher langsam zusammenbrach. Aber die Sache mit dem Falschgeld kommt Jap zugute. Mit dem kann man nämlich ohne größeren Aufwand Bestechungsgelder im korrupten Staatsapparat verteilen, um sich die begehrten Waffen zu sichern. Um einen General in die Pflicht zu bekommen, der ihm bei seinen Verbrechen nützlich sein kann, lockt er via Mittelsmann dessen schöne Tochter in eine Falle, um sie selbst daraus zu retten und dann an ihr Ehrgefühl zu appellieren, ihn mit deren Vater in Verbindung zu bringen. Bald kommt auch Peter aus den USA nach Russland, um den ganzen abscheulichen Plan zu vereiteln, was ihm aber nicht so leicht fällt und auch ein großer Showdown bringt nicht das befriedigende Ergebnis..

Robin Moore, bekannt für "Die grünen Teufel" und "French Connection" hat hier einen durchaus rasanten Thriller hervorgezaubert, der in gewisser Weise und mit einigen Veränderungen durchaus als Vorlage für einen Bondfilm um die Zeit von Roger Moore herum hätte dienen können. Weltverschwörung um Atomwaffen, nicht wenig Erotik und eine ordentliche Portion Action wie bei dem Aufstand im sibirischen Knast, als von vierhundert Insassen nurmehr einhundert übrig bleiben oder das mehr als nur explosive Finale, in dem eine sogenannte "geheime Stadt" mit mächtig Krawall und Feuerwerk zerlegt wird. Die beiden Hauptfiguren auf Seiten der Vertreter des Guten - Peter und Oksana -, das hier eindeutig von den Bösewichtern getrennt wird, bleiben blass und deren Liebesgeschichte ist absolut platt. An Klischees spart der gute Herr auch nicht und sein vermeintliches Anliegen, der Zerfall der ehemaligen Weltmacht anhand des vergeblichen Putschversuches der Kommunisten vom August 1991 sowie der folgenden Orientierungslosigkeit fast aller Staatsorgane inklusive des berüchjtigten KGB, kommt einfach zu kurz. Er konzentriert sich mehr auf die Gefahr des Atomwaffenverkaufs und der Kämpfe gegen die Bande, statt den Gedanken auszubauen. Denn wie weit es kommen konnte (ohne dass Atomwaffen an Feinde der restlichen Welt verkauft wurden), kann man doch heute sehen. Nach dem vergeigten Putsch haben sich alle die rücksichtlos genug oder in guten Postionen waren, über die Schätze der ehemaligen Sowjetunion hergemacht und mittlerweile ihre erbeuteten Reichtümer auf Banken überall in der Welt verteilt, Oligarchen  kaufen sich Fußballvereine im Westen als Hobby und wie die Machtverhältnisse in Russland derzeit aussehen, weiß man ja auch. All dies konnte nur geschehen, weil der Putsch danebenging. Hat damals die USA mit der Aufrüstungspolitik den Osten in den Ruin getrieben, kehrt sich die Situation nun um. Russland verkauft und Mithilfe von westlichen Unterstützern seine Bodenschätze mit immensen Gewinnspannen an die ehemaligen Gegner in Europa und sonstwo in der Welt, während die "Noch"-Weltmacht USA in der Zwischenzeit zum kniefälligen Bittsteller bei China geworden ist. All das hätte Robin Moore nach seinen guten Ansätzen durchaus andeuten (natürlich nicht wirklich wissen) können. So gesehen eine Chance vertan. Aber hiervon sowie von den erwähnten Klischees und den beiden "Leichtcharaktern" abgesehen, ist ihm ein durchweg rasanter, schneller und sehr unterhaltsamer Thriller gelungen. ca. 560 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Dezember 2013, 20:38:34
(http://3.bp.blogspot.com/-FqnEyv4v_LA/UrCNTSsKthI/AAAAAAAALFg/N-LvIVE4iqY/s320/baldaccitakt.jpg)

David Baldacci. Babbage Town ist streng geheim. Dort arbeiten Genies an einer Maschine, die jeden Code knacken soll. Doch nun ist einer der Wissenschaftler ermordet wqorden. Nur Viggie, die Tochter des Toten, kennt die Hintergründe. Aber Viggie ist autistisch, und jedes Mal, wenn sie  nach ihrem Vater gefragt wird, spielt sie auf dem Klavier ein bestimmtes Stück.

Sean King ist in Geldnöten und muss daher den Job bei seiner Ex antreten, um sich nicht nur seine Brötchen zu verdienen, sondern auch für die Behandlung von Michelle Maxwell aufzukommen, die sich freiwillig in psychiatrische Behandlung begeben hat, nachdem sie in eine verrufene Kneipe spazierte, sich ordentlich die Kante gegeben hat und sich dann absichtlich mit dem Wunsch zu zerstören mit einem Typen der Marke Tiny Lister angelegt hat. Bei der Gelegenheit kriegt sie selber die Hucke voll und kann nur von der rechtzeitig eintreffenden Polizei gerettet werden. Der Typ lässt sich überreden, keine Anzeige zu erstatten, wenn sie sich in Behandlung begibt, die dann eben sämtliche Geldmittel von King auffrisst. King macht sich auf nach Babbage Town, findet aber keinen Zugang zu dem Mädchen. Indes macht sich Maxwell in der Klinik daran, statt über ihre Probleme mit dem behandelnden Psychiater Horatio Barnes - Freund von Sean King - zu reden, viel lieber einen Schmuggel aufzuklären und bei der Gelegenheit noch zwei Patienten sozusagen zu therapieren. Während Barnes in ihrem Heimatort in ihrer Vergangenheit gräbt, entlässt sie sich wieder selbst als geheilt und eilt nach Babbage Town, um King zu unterstützen. Sie schafft es, zu dem Mädchen eine Beziehung aufzubauen und hofft bald hinter das Geheimnis zu kommen. Doch in der Sache mischen auch noch die CIA, die direkt nebenan eine Anlage unterhalten, die hermetisch abgeriegelt ist, das FBI und die DEA mit. Nicht allen geht es wirklich um die Aufklärung des Mordes.

Was anfangs tatsächlich ein Thriller zu werden scheint, entwickelt sich später immer mehr zu einer wilden Räuberpistole aus dem großen Schatz der spinnerten und unrealistischen Abenteuer. Zudem scheint sich Herr Baldacci scheint während des Schreibens einige Glücklichmacher eingeworfen zu haben, so wunderbar fühlen sich alle bis zur Hälfte des Romans. Maxwell löst den Klinikfall, der eigentlich gar keiner war, bis sie rumgeschnüffelt hat (Übrigens sind da alle irgendwie am Schnüffeln. Wäre es Farbe, wär daraus kein Roman geworden,, also schnüffeln sie eben in den Angelegenheiten anderer rum.), schafft es, erst die eine und direkt darauf nch eine zweite Mitpatientin von der Therapie zu überzeugen und Doktorchen Barnes befragt eine alte Frau in einem verwahrlosten Altersheim und als er die richtigen Antworten erhält, lässt er sie sofort auf seine Kosten in ein richtig gutes Pflegeheim überstellen. Mann, sind da alle froh. Die Figuren sind wie gemacht für die auch tatsächlich folgende TV-Serie. Unterschiedliche Partner (Maxwell nervt, King ist langweilig und Barnes ist der gutmütige Doktor mit der Harley und Rockmusikfan), wenig überzeugender Fall und Emotionen. Härte gibt es keine, Spannung gibt es nur bedingt das Geheimnis ist nicht wirklich mit dem Institut in Zusammenhang und gegen Ende nimmt die Sache zwar Fahrt auf, wird dann aber so wirr und überfrachtet, dass man es nicht mehr ernst nehmen kann. Bücher wie dieses sind reinstes Mittelmaß und gibt es in den Buchläden wie schmerbäuchige Deutsche am Meer. Den Roman kann man sich gönnen, wenn man sich absolut nicht auf ein Buch konzentrieren will und nur nebenbei zu lesen gedenkt, sonst muss das nicht unbedingt sein. Rund 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Dezember 2013, 20:24:38
(http://2.bp.blogspot.com/-U1VlcpdqESM/UrcgaM_o1NI/AAAAAAAALJQ/9Yi_Ob9nIWE/s1600/hutsonsharfekaluen.jpg)

Shaun Hutson. Inspektor David Birch ist ein knallharter Ermittler. Er hat schon alles gesehen. Denkt er zumindest. Doch nun erschüttert eine Mordserie London, die selbst ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt: Ein Killer schlägt mit messerrscharfen Klauen zu und verschwindet, ohne Spuren zu hinterlassen. Neben den Leichen findet man lediglich Bücher, die mit ebensolcher Gewalt zerrissen wurden. Besteht ein Zusammenhang? Birch beginnt zu ermitteln - und ahnt nicht, in welchen Abgrund er bald blicken wird!

Detective Inspector David Birch wird nach einer rasanten Verfolgungsjagd mit reichlich Bruch und diversen Verletzten zu seinem Chef gerufen. Ein bisschen mulmig ist ihm dabei schon, denn nachdem der gefasste Verbrecher meinte, er würde für seine Morde auf unzurechnungsfähig plädieren und nach zehn Jahren wieder draußen sein, gibt ihm der Inspector den letzten nötigen Schubs, um das Vieh auf dem stromführenden Gleis der U-Bahn in Grillfleisch zu verwandeln. Doch sein Vorgesetzter liest ihm nur die Leviten und den Bruch vor, der bei seiner Hatz durch die Stadt entstanden ist und wieviel das die Stadt nun kosten wird. Und nach einer Ermahnung kann er wieder an die Arbeit gehen. Die besteht aus einem neuen Fall, in dem der Killer, der in eine Wohnung kam, ohne jegliche Spuren zu hinterlassen, ohne gesehen zu werden, obwohl die Gebäude perfekt gesichert sind und Wachen sowie Portiers haben, das Opfer mit klauenähnlichemn Werkzeug fast schon gschreddert hat und dazu noch die Fetzen von diversen Büchern auf ihm verstreute. Zügig folgt das zweite Opfer unter ähnlichen Begleitumständen. Doch jetzt findet man wenigstens Gemeinsamkeiten bei den Toten. Der eine war ein Verlagslektor, der andere einer dieser bezahlten Buchkritiker, die sich einen Spaß daraus machen, die Arbeit echter Autoren zu zerpflücken und mieszumachen. Und an beiden Tatorten wurden Bücher der Autoren Paxton (Horrorromane) und hunter (Sachbücher) gefunden. Als Birch gerade bei der Befragung von Megan Hunter ist, wird ihm ein dritter Mord gleicher Machart gemeldet - und dies dürfte nicht der letzte sein. Und immer noch kein wirklicher Tatverdächtiger, dem man etewas beweisen könnte.

Shaun Hutson erweist sich ja als Fan von Sam Peckinpah, Iron Maiden (Den FC Liverpool lass ich jetzt mal außer acht, auch wenn das Spiel, auf das er sich bezieht natürlich überwältigend war.), gibt "Dirty Harry" seine Referenz und gewinnt besonders dadurch Sympathiepunkte, dass er sich durchaus auch selbst auf die Schippe nimmt. Desweiteren nutzt er die Chance, in seinem Buch den vielen nutzlosen Fressern namens Berufskritiker, die für ihre Exemplare, die sie mit Genuss zerreißen ja noch nicht einmal zahlen müssen, einen mit auf den Weg zu geben. "Scharfe Klauen" ist mit diversen Anspielungen auf einige Erfolgsfilme der letzten Jahre vor dem Erscheinen des Buches angereichert, liest sich sehr flott und hat einige Spannungsmomente zu bieten, da der Autor neben seinen Protagonisten auch den Leser lange im Dunkeln tappen lässt. Die Figuren sind jetzt nicht wirklich ausführlich charakterisiert, aber das kommt dem Tempo zugute. Und bald bekommt der Thriller, wie es auf dem Buchdeckel heißt, den nicht erwarteten Mysterytouch, der dem Ganzen eine völlig neue Wendung verschafft. Manche Szenen sind für einen Thriller recht hart ausgearbeitet, doch als Horrorroman hat man sicher schon ekligere Kost bekommen, aber Shaun Hutson ist dennoch ein guter und auch empfehlenswerter Mysterythriller gelungen, den man auch als Empfehlung für weitere Einkäufe seiner Bücher nutzen kann. "Blutiger Segen" von Festa wird jedenfalls demnächst geordert. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Dezember 2013, 20:36:46
(http://2.bp.blogspot.com/-DbWPRATMTSA/Ur8KiggzBGI/AAAAAAAALK8/UUv2oTqjuU8/s320/ilkkarmesschock.jpg)

Ilkka Remes. In Helsinki wird eine russische Journalistin und Sytemkritikerin ermordet. Ist die Historikerin Elina Aro, die an einer brisanten Studie über KGB- und Stasi-Aktivitäten in Finnland arbeitet, das nächste Opfer? Sie war mit der Ermordeten befreundet und wurde durch Zufall Zeugin der Tat. Riku Tanner vom Dezernat für Gewalt und Drogen sieht sich mit einem Fall konfrontiert, der weit in die Zeit des Kalten Krieges zurückreicht und auf eine Katastrophe von entsetzlichem Ausmaß zusteuert.

Es beginnt mit einem fingierten Mord in Moskau, der ungeklärt bleibt. In Helsinki hingegen wird die Journalistin Vera Dobrina in der Wohnung ihrer Freundin Elina Aro kaltblütig erschossen. Die Aro hatte sich zum Arbeiten am Laptop ins obere Etagenbett zurückgezogen, das durch einen hohen Bettrand Sichtschutz geboten hat. So konnte der Killer nicht feststellen, dass er beobachtet wurde. Riku Tanner wird für den Fall abgestellt. Neben seinem Job streitet sich Tanner noch mit seiner russischen Ex-Frau um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn und hat auch noch an einer Rüge zu knabbern, die er für angebliche Verfehlungen bei Ermittlungen im Drogenmilieu zwischen Finnland und Estland einstecken musste. Dennoch konzentriert er sich voll auf seine Aufgabe, muss aber mitansehen, wie sein Ruf weiter geschädigt wird. Er hatte Aro bei deren Vater untergebracht und sie dort mit einem Polizisten als Schutz vor der Haustür in Sicherheit geglaubt, doch dem war nicht so. Bei einem weiteren Anschlag wurde ihr Vater verletzt, aber Aro konnte entkommen. Jemand bei der Polizei arbeitet für die Gegenseite und der erste Verdächtige ist Riku Tanner. Jetzt muss er untertauchen und ist als Gejagter gleichzeitig auch der Jäger, der versucht seinen Namen reinzuwaschen. Spuren führen nach Russland und Deutschland. Doch die wahren Hintergründe erschließen sich nicht so schnell. Wieso spielen alte KGB-Seilschaften und ehemalige Stasimitarbeiter ein solch große Rolle in diesem Spiel? Wieso verhält sich plötzlich der Freund von Aro - Sebastian - so neugierig?

Ilkka Remes hat seinen neuesten in Deutschland erschienen Thriller "Die Schockwelle" mit unterschiedlichsten Themen vollgepackt bis zum Rand. Daraus entwickelt sich ein komplizierter Handlungsablauf, der nicht so in 08/15-Manier daherkommt wie jener der meisten Neuerscheinungen auf dem Massenmarkt. Die Charaktere sind fein und gut ausgearbeitet und manch einer wandelt sich im Laufe der Story und so geht es auch der Geschichte selbst. Was anfangs wie ein simpler Mordfall erschien, wird zu einem Spionagefall mit zugehörigen schrecklichen Attentatsplänen. Die Handlung wird von Seite zu Seite komplexer, undurchsichtiger und an der Spannungsschraube wird ständig gedreht. Doch dabei belässt der Autor es nicht. Manchmal nur in Nebensätzen wird die Verantwortung der Firmen, deren Arbeitsbedingungen und ihre rücksichtlsoe Ausbeutung von Arbeitern oder Bodenschätzen in afrikanischen Staaten angeprangert. Und ein halber Absatz gibt eine wunderbare Idee zum Besten, wie westeuropäische Staaten und deren Lenker (die eigentlich einen Eid fürs Volk abgelegt haben) sich russischen Enegierkonzernen anbieten und erst als Berater und später als Mitarbeiter bezahlen lassen, während die Nachfolger auf ihren Posten dann den Weg ostwärts erst richtig freimachen, indem sie die Atomenergie auf Kosten der Verbraucher abschalten, damit die großen Enegiekonzerne aus dem Osten und der USA, die hauptsächlich auf Öl und Gas setzen, die Konkurrenz durch die Atomenergie los sind und um so mehr Profite in ihren berichen generieren können. Das Alles klingt durchaus realistisch und durchdacht. Hinzu kommen wie gewohnt die finnisch-russischen und finnisch-deutschen Beziehungen sowie familiäre Belange, die der Sache etwas Emotion geben. Insgesamt ein temporeicher, stellenweise rasanter Roman mit verschiedenen Themenbereichen, der sich etwas schwieriger als üblich und auf jeden Fall entschieden besser als üblich gestaltet und den Ruf des Autors als finnischer Star am Thrillerhimmel ein weiteres Mal unterstreicht. Minimale Abzüge gäbe es vielleicht für zwei  - nicht sonderlich hervorstechende - Punkte, in denen er dann doch etwas trivial wird und für den bekannten "Bullen unter Verdacht". Der überwiegende Teil von "Die Schockwelle" ist aber erste Sahne und sein bisher bester Roman (soweit ich es bisher beurteilen kann, da einige frühere mir in der Sammlung noch fehlen). 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Dezember 2013, 19:31:58
(http://1.bp.blogspot.com/-usSTM8_ERTY/UsLtW8MUtxI/AAAAAAAALMc/D4Bo9MhrcnA/s320/handymnajack.jpg)

F. Paul Wilson. Nach den schrecklichen Schicksalsschlägen in seiner Familie ist Handyman Jack überhaupt nicht danach, einen neuen Auftrag anzunehmen, aber dieser klingt ganz einfach: Er soll den Hintergrund des Mannes ausleuchten, der sich an die junge Tochter seiner Klientin herangemacht hat. Aber auch hier sticht Jack wieder in eine Wespennest, und hat es plötzlich mit einem psychopathischen Mörder, einem geheimen Militärprogramm der Regierung und einem seit Jahrzehnten vorbereiteten Plan zu tun, mit dem der Andersheit der Weg zurück in unsere Welt geebnet werden soll. Und jeder, der sich dem in den Weg stellt, muss sterben.

Jack hat sich mittlerweile aus seinem Geschäft zurückgezogen und will auch nicht durch Aufträge gestört werden. Ihm ist es wichtiger, sich nach den letzten Ereignissen um Gia und Vicky zu kümmern, die noch immer unter den Nachwirkungen zu leiden haben. Und auch ihn selbst hat das alles ziemlich mitgenommen, sodass er sich einfach nicht auf eine schwierigere Aufgabe konzentrieren könnte. Aber als Christy P. ihn auf eine Empfehlung hin kontaktiert, um den Liebhaber ihrer 18.jährigen Tochter auszuspähen, der nicht nur doppelt so alt wie das Mädchen ist, sondern ihr auch sonst recht suspekt erscheint, hält er das für eine simple Angelegenheit und eine durchaus willkommene Ablenkung von seinen Problemen. Doch bald stellt sich heraus, dassh hier viele Punkte zu einem bösen Ganzen führen. Der Diebstahl des Kompendium von Srem führt Jack zu einem Autor von Selbsthilfebüchern, die anscheinend mit dem im Buch gezeichneten vierarmigen Strichmännchen zusammenhängen. Von da wiederum führt auch eine Spur zu einem anderen Schreiberling namens P. Frank Winslow, der Actionromane verfasst. Leider haben die beiden bisher erschienenen eine verblüffende Ähnlichkeit mit den Ereignissen, in die Jack in den letzten Jahren verwickelt war. Und der Liebhaber des jungen Mädchens, der sich Jerry Bethlehem nennt, kommt eigentlich aus einer Anstalt für geistig instabile Schwerverbrecher, der für ein geheimes Regierungsexperiment benutzt wird. Dabei geht es um unkontrollierte Wutausbrüche, ein Mittel dagegen, um diese einzdämmen und nebenbei auch um die unbekannte anDNA. Auch seine Auftraggeberin entwickelt sich bald zu einer größeren Unbekannten in einem befremdlichen Spiel als Jack jemals vermutet hätte.

"Das Blutband" lässt alte Bekannte wieder am Leben des Jack teilnehmen. Neben Gia und Vicky tauchen auch Abe, sein Papagei Parabellum und Julio mit seiner Kneipe als Treffpunkt für Jacks Geschäftsverhandlungen wieder auf. Und hier beginnt für Erstleser auch die Krux des Buches. Immer wieder wird hier auf vorangegangene Ereignisse verwiesen, alte Geschehnisse erwähnt, die erst im Zusammenhang mit den älteren Büchern wirklich Sinn ergeben. Es sei geraten, die Romane um Handyman Jack von Beginn an zu lesen, um den Einstieg nicht zu verpassen oder es ganz bleiben zu lassen, weil die Lektüre dann wenig Freude machen wird, wenn man nicht den Überblick über das Gesamtkonstrukt hat. Diesmal ist Jack am Start noch in trüben Gedanken versunken, agiert eher lustlos gar gebremst und interessiert sich für nichts und niemanden außer seinen beiden Mädels. Den vermeintlich simplen Auftrag nimmt er nur an, um sich nicht ständig mit seinen Selbstvorwürfen zu zerfleischen - als reine Ablenkung eben. Doch je mehr er entdeckt, umso neugieriger wird er, sein Jagdfieber ist geweckt und ab hier nimmt das Buch dann auch mehr Fahrt auf, wird temporeicher, aber auch verzwickter, was die unterschiedlichen Handlungsfäden angeht. Natürlich hat der Autor auch sein Steckenpferd, die Kritik an der jeweiligen Regierung, wieder mit einfließen lassen, die hinter dem Rücken der Bürger wieder irgendwelche geheimen Projekte ausbrütet, die jedem zugute kommen, nur nicht der Bevölkerung, gönnt sich nette Namensspielereien mit P. Frank Winslow, lässt auch Don Winslow als ehemaligen Weltkrieg Zwei Navy-Kriegsveteran kurz einen nur namentlichen Auftritt und ist wieder mit etwas mehr Humor an die Sache herangegangen, obwohl es viele düstere und auch manchmal härtere Elemente in seinem in Deutschland neu erschienenen Werk gibt. Durch die komplexen Storybögen, die sich aus den alten Büchern nun mit den des neueren verbinden, ist "Das Blutband" konzentrationsfordernd und beweist, dass F. Paul Wilson garantiert kein literarisches Junk-Food abliefert. Spannend, dunkel, perfide bis fies, mit leiten Humoransätzen und absolut als Empfehlung weiterzugeben. Und da das Ende viel Spielraum für mehr lässt, wird es nach Verlagsangaben auch im November 2014 - falls diese Planung so beibehalten werden kann - das zwölfte Handyman Jack (Repairman Jack) unter dem Titel "Durch das Schwert" beim Festa-Verlag erscheinen. Allein für die Weiterführung der Reihe nach dem Ende bei einem großen Massenverwerterverlag gebührt Frank Festa mein Dank (Und dabei hab ich das andere Programm mit starkem und extremem Horror sowie einigen super Thrillern wie die von Ben Coes, Dan Simmons oder Stephen Hunter - "Shooter" usw. aus der Bob Lee Swagger-Reihe - noch gar nicht erwähnt). Die guten Wünsche fürs neue Jahr hätte er für sich und seine Frau aber auch so bekommen. Rund 540 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Januar 2014, 14:41:03
(http://3.bp.blogspot.com/-6AyFAvlnpBk/UsfpB1jkTiI/AAAAAAAALOI/bS8rs0PaM_8/s1600/pelecanosgesch%C3%A4ft.jpg)

George Pelecanos. Spero Lucas hat als Privatermittler eine Nische entdeckt: Das Auspüren verlorener Gegenstände. Er tut das schnell und ohne Fragen zu stellen; sein Anteil beträgt 40 Prozent. Jetzt engagiert ihn der in Haft sitzende Drogenboss Hawkins. Lucas soll ein verschwundenes Päckchen aufspüren und außerdem herausfinden, wer Hawkins ins Geschäft pfuscht. Wie immer ist Lucas erfolgreich: Er treibt die Ware auf, kassiert das Geld - und dann entgleiten ihm die Ereignisse. Schnell wird er selbst zum Spielball, tief verstrickt in ein Netz aus Korruption und Gewalt.

Lucas ist als Ermittler ohne Lizenz für den Anwalt Tom Petersen tätig und erledigt einen Job, der zum Freispruch der Mandanten des Rechtsverdrehers führt, der sich mal schnell ein Auto geliehen hatte, das ihm nicht gehörte. War so ein verzogenes Jüngelchen, dessen Eltern ihn mit Kohle verwöhnten und der glaubte sich alles erlauben zu können. Wie wahr, denn der Anwalt konnte ihn gegen sehr gute Entlöhnung rauspauken. Danach lässt sich Lucas für einen nächsten Auftrag anheuern, der ihn über Petersen als Vermittler aus dem Knast heraus erreicht. Er soll für einen einsitzenden Drogenboss, dessen Geschäfte draußen natürlich weiterlaufen, verschundene Pakete mit Gras finden. Dessen Geschäftsmodell war einfach: Man spioniert eine ruhige Wohngegend aus, sucht
sich die Häuser, die den Tag über verlassen sind, weil die Bewohner arbeiten und lässt dann dahin die Pakete mit der Sore schön mit dem Postversand liefern. Über's Tracking verfolgt man die Ware und weiß, wann man sie vor dem Haus abholen kann (Ob das hierzulande so simpel wäre, glaub ich nicht, da a) die Trackinangaben bei den diversen Anbietern durchaus als recht flexibel deutbar zu bewerten sind und b) zumindest die meisten Paketauslieferer die Ware nicht einfach vor die verlassenen Hütten des Kunden legen - auch wenn es hier durchaus unrühmliche Ausnahmen gibt.). Leider wurden in letzter Zeit einige der Pakete entwendet, bevor man ihrer habhaft werden konnte. Lucas soll die Pakete finden und seinen Anteil kassieren. Er schaut sich in der Nachbarschaft um, befragt die Leute, erhält sogar einen ersten Hinweis. Und bald hat er den Plan durchschaut, die beiden Männer des Bosses wollten selbst mal kassieren und haben den Stoff weiterverkauft. Doch Lucas soll nun eben das Geld wiederbeschaffen, aber die beiden Loser in Frieden lassen. Feine Sache denkt er und macht sich wieder ansWerk. Er stößt auf korrupte Bullen, einen Jungen, dessen Aussage den Schüler in Gefahr bringt, einen perfiden Plan und auch das Geld.

Da schreibt ein griechisch-stämmiger Autor über einen griechisch-stämmigen Ermittler (Beide anscheinend noch nicht von der deutschen Regierung finanziert - aber dafür haben wir ja dass Buch bekommen, um es für gutes Geld in Deutschland zu kaufen und so einen weiteren Anteil zu Griechenlands Aufschwung zu leisten. Aber das kann wenigstens jeder für sich selbst entscheiden, ohne dass ihm mit fadenscheinigen Begründungen per noch fadenscheinigerem Gesetz oder Solidaritätszuschlägen das Geld aus den Taschen entwendet wird.) mit einer erfrischenden Geschäftsidee und weniger moralischen Skrupeln, als man für legale Arbeit haben sollte. Er übernimmt jeden Auftrag, egal in welchem Zusammenhang; nur als Killer arbeitet er nicht. Lucas wird ausführlich vorgestellt mit dem Hang zu guter Kleidung, gutem Essen, Waschbrettbauch, breite, muskulöse Schultern und Ex-Marine rund 1,85 Meter groß. Den bezeichnet der Autor dann als unscheinbar und niemandem je in der Menge auffallend - und da der Protagonist nach seinem Dienst im Irak mit seinen 29 Jahren noch nicht genug Schnecken abbekommen hat, puckert er jede, die nicht zügig genug aubhaut. Und das tut ja auch keine. Wohl, weil er so "unscheinbar" ist. Nach Abschluss des ersten Auftrages kommt es einem vor als halte es Spero Lucas mit Balu, dem Bären:" Versuch's mal mit Gemütlichkeit". Der Leser erfährt viel über die Klamotten, die die Figuren so tragen (Mit Markennamen wird nur so um sich geworfen, brachte sicher noch etwas Taschengeld zusätzlich für Product Placement. Als armer Grieche muss man ja jeden Cent nehmen, am besten die aus Deutschland.), diverse Restaurants und ihre umfangreichen Speisekarten oder Biersorten bekommen ihren Auftritt und natürlich den südlich geprägten familiären Zusammenhalt, bis endlich Fahrt in die Sache kommt. Und gegen Ende zeigt sich auch das Potenzial, das in dieser neuen Ermittlerfigur steckt. Denn wenn er gegen seine Feinde vorgeht, dann im Stile des knallharten Marines - ohne jegliche Skrupel. Leider kann das den längeren und geschwätzigeren Part zuvor nicht vergessen machen, aber einige Sätze über die Pläne der neuen Serienfigur, wie sie sich auf ihre Berufswahl nun gezielter vorbereitet, lässt noch etwas Hoffnung aufkeimen, dass das zweite Buch Spero Lucas vielleicht etwas zielstrebiger und actionreicher daherkommt. Die Idee an sich ist gelungen, der roman selbst nicht der große Knaller, aber für einen leichten unangestrengten Konsum durchaus geeignet. Doch wenn Stephen King angeblich sagt:"George Pelecanos ist sehr wahrscheinlich der größte lebende Spannungsautor.", dann kann er in Bezug auf dieses Buch hier wohl doch nur die Körpergröße des Autors gemeint haben. Pflichtlektüre ist "Ein schmutziges Geschäft" nämlich nicht. Rund 385 nicht sonderlich eng bedruckte Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Januar 2014, 20:27:21
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1389116162_dalebrwonkontrolle.jpg)

General Patrick McLanahan hat den Dienst bei der US-Luftwaffe quittiert, um eine lukrative Vereinbarung als freier militärischer Vertragspartner, also als Söldner, zu unterzeichnen. Da explodiert das Pulverfass Naher Osten, nachdem der neu gewählte amerikanische Präsident gegen McLanahans Rat die US-Truppen aus dem Irak abgezogen hat. Nur McLanahans Söldner sind stark genug, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Doch wem gilt seine Loyalität? Seinem Land, seinen Männern - oder dem Meistbietenden?

McLanahan ist nach wie vor ein erklärter Gegner des gegenwärtigen Präsidenten Gardner, doch als mit der Sicherheitsfirma Sky Masters arbeitet er für gutes Geld in Diensten der USA. Diese sind dabei, ihre Truppen aus dem Irak nach und nach abzuziehen und werden dabei logistisch von Sky Masters und McLanahans Leuten unterstützt. Indes versuchen Hardliner in der türkischen Regierung endlich dem Kurdenproblem und der PKK sowie deren Verbündeten im Irak Herr zu werden. Sie überschreiten mit einem großen Truppenkontigent die Grenze zum Irak, nachdem sie mit Patriot-Raketen amerikanischen und irakische Streitkräfte zu Klump geschossen haben. Auf diplomatischem Weg versucht der türkische Staatsführer alles als einen Unfall hinzustellen und damit den US-Präsidenten zu besänftigen und davon abzuhalten, neue Truppen in das umkämpfte Grenzgebiet zu schicken. Als auch Männer um McLanahan und den Firmengründer Masters in Gefahr geraten und beschossen werden, nutzt die Truppe ihre sogenannten Abwehrwaffen zu einem Angriff auf die attackierenden Türken. Deren Befehlshaber sieht dies als Grundlage füe einen Einmarsch tiefer ins Gebiet des Irak, um das Kurdenproblem ein für alle mal zu lösen. Dass dabei auch US-Truppen, die eigentlich im Abzug begriffen sind, in ihren Basislagern niedergebombt werden, lässt die Türken kalt. Doch McLanahan hat seine CIDs und seine Tin Man in der Hinterhand und gemeinsam mit den Irakern und kurdischen Guerillas zeigen sie den Invasoren, was eine Harke ist.

Dale Browns Einstellung hinsichtlich America First ist schon seit seinem ersten Buch nicht von der Hand zu weisen. Für seine Bücher nutzt er Kenntnisse über neuartige Waffensysteme in der Entwicklung oder sogar schon fertiggestellte Verteidigungs- sowie Angriffswaffen. Dazu nimmt er sich dann Brennpunkte in der Welt vor und entwickelt daraus Szenarien, die sich so wie von ihm beschrieben durchaus ereignen könnten (Kämpfe um Gebietsansprüche bezüglich Inseln im chinesischen Meer hat er ebenso schon skizziert wie ein wiedererstarktes Russland oder nun den nicht neuen Konflikt der Türken mit den Kurden. Dass die Türkei die Grenzen zu den Nachbarländern Iran, Syrien und Irak schon mehrfach überschritten hat, um gegen die Kurden vorzugehen, ist ebenfalls bekannt.) und die man auch als Sandkastenspiele im US-Generalstab für künftige Auseinandersetzungen vorstellen darf. Natürlich nimmt er sich die dichterische Freiheit, die Waffen und Auseinandersetzungen mit fiktiven "Verbesserungen" zu übertreiben (hin und wieder etwas zu sehr) und daraus actionreiche Unterhaltung zu stricken (was ihm im letzten Buch nicht ganz gelungen ist, aber ier wieder ausgebügelt wird) und seine Protagonisten in den Krieg ziehen zu lassen. Sein McLanahan ist so etwas wie der Jack Bauer mit einer Armee und bester Armierung im Rücken, der Befehle deutet, wie er es gerade braucht, seine Kompetenzen überschreitet und sich immer wieder Ärger einhandelt, obwohl er aus seiner Sicht dem Wohle der Nation dient. Oft wirkt er stur, uneinsichtig und daher auch manchmal unsympathisch, wenn er letzten Endes doch seinen Willen durchsetzt und den Feind vernichtend schlägt. Ganz im Gegensatz zu den meisten anderen Autoren, die sich eine Serienfigur ausdenken, altern hier die Hauptfiguren mit, werden viele auch in Kämpfen getötet und man kann sich als Leser nie sicher sein, wer denn nun am Ende der Geschichte noch unter den Lebenden weilt. Amerikanische Superhelden ja, aber nicht alterslos und unkaputtbar - trotz ihrer wundersamen Hightechwaffen. In "Ausser Kontrolle" haben nun die Türken die Schurkenrolle übernommen - mehr böse und intrigante Spieler aus den Militärreihen als Vernunftmenschen (sprich vor den USA kuschenden) - und die Irakis sind die befreundete Macht, der es zu helfen gilt. Selbst den Kurden wird hier nicht der geringste Vorwurf gemacht, obwohl sie ja durchaus für ihre Anschläge auf zivile Ziele bekannt sind. Technothriller mit massenhaft US-Patriotismus und kaum verhohlener Kritik am Kurs der USA das Budget für die Armee ständig zu kürzen und stattdessen Söldner für sich in den Krieg ziehen zu lassen. Dale Brown will eine starke Streitmacht und eine Nation, die sich wieder als Weltpolizist darstellen kann. Kein Gedanke wird daran verschwendet, dass nach Privatarmeen (Halliburton, Blackwater), die von Konzernen gewinnbringend geführt werden, bald auch die Regierungen (dann auch offiziell) nur noch reine Privatunternehmen aus der Wirtschaft sind - und garantiert alles dafür tun werden, ihre eigenen Konten aufzufüllen und sich noch weniger für das Volk zu interessieren, als das heute schon der Fall ist. Das Buch hat Tempo, Action und entschieden besser (wenn auch ähnlich fragwürdig) als die letzten Clancys. Rund 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Januar 2014, 20:59:21
(http://2.bp.blogspot.com/-Hk0-eGORAn4/UtAxTOgorlI/AAAAAAAALQs/qwfkpbTnFCU/s1600/baldaccizero+day.jpg)

David Baldacci. John Puller gilt als der beste Ermittler in der amerikanischen Militärpolizei. Gemeinsam mit der Polizistin Samantha Cole soll er den grausamen Mord an einer Familie im ländlichen Virginia klären. Doch bald tauchen weitere Leichen auf und weisen auf ein Komplott von gigantischen politischen Ausmaßen hin. Noch viel mehr Menschenleben stehen auf dem Spiel.

In dem kleinen Ort Drake mitten im nirgendwo von West Virginia wird ein Oberst des Militärs mitsamt seiner Familie ermordet. Zur Aufklärung wird der Ermittler John Puller entsandt. Kaum hat er nach einer kleinen Irrfahrt das Gebäude mit den Toten gefunden, muss er sich eingestehen, dass hier etwas nicht zusammen passt. Der Polizist, der den Tatort bewachen sollte, wird von ihm im Keller erhängt aufgefunden. Zusammen mit dessen Chefin Samantha "Sam" Cole beginnt er diverse Spuren zu untersuchen und sieht, dass die Familie vor ihrr Ermordung verhört und dabei auf Video aufgenommen wurde. Als man auch im Nachbarhaus zwei weitere Tote entdeckt, wird die Sache unübersichtlich. Da die zuletzt gefundenen Leichen im Keller ihres Hauses ein nettes Meth-Labor unterhielten, könnte sich auch alles um sie gedreht haben, mit den anderen Opfern als unfreiwillige Zeugen, die dies durch eines ihrer Wohnzimmerfenster beobachtet haben könnten. Aber auch im Ort ansässiger Konzernboss namens Trent, der den Kohletagabbau in der Gegend beherrscht und die Landschaft verschandelt sowie Umwelt und Bewohner vergiftet, erhält angeblich Todesdrohungen. Das würde wiederum dazu passen, dass der tote Oberst Geländeproben untersuchen lassen wollte. Da Puller Anweisung hat, immer wieder auch persönlich Bericht zu erstatten, fliegt er nach Washington, um dort seiner Pflicht nachzukommen, aber auch um die Kollegen des Oberst sowie dessen Vorgesetzte zu befragen. Bevor er sich wieder ins Hinterland aufmacht, wird er von der Homeland Security zu einem Informationsaustausch eingeladen, der sogar ihm neue Erkenntnisse bringt. Leider machen diese die Sache nur noch komplizierter und es stellt sich auch noch die Frage nach einer Betonkuppel, die mitten in den Wäldern um Drake herum steht und deren betreten verboten ist.

"Zero Day" liest sich anhand des Klappentextes und des Buchbeginns zuerst recht interessant, aber bald wird auffällig, dass Herr Baldacci sich hier sehr auf seinen Ermittler John Puller konzentriert, der auch noch mit einem kranken Vater (Ex-General) und einem älteren Bruder im Gefängnis sein Päckchen zu tragen hat. Auch die Familienverhältnisse seiner ortsansässigen Partnerin Sam Cole sind nicht leicht zu durchschauen. Dennoch spielen die familiären Probleme der beiden Hauptfiguren nur einen untergeordnete Rolle, auch wenn der "Knastbruder" Puller, dem Militärermittler, durchaus hilfreiche Hinweise geben kann. Die Suche nach dem Mörder und dem Motiv gestalten sich anfangs noch recht spannend, ist man doch wirklich neugierig, was da so hinter den Kulissen in dem Kaff vor sich geht. Doch dann verflacht das ganze Konstrukt auch einige kleine Kabbeleien können das Tempo nicht forcieren. Den größten Teil der rund 605 Seiten bleibt "Zero Day" ein ruhiger und eher unaufgeregter Thriller, der zudem anscheinend viele Anleihen genommen hat. Puller könnte auch ein wenig charismatischer und blasser Jack Reacher sein, Samantha Cole scheint aus der King/Maxwell-Reihe die Rolle der Michelle Maxwell zu kopieren und das ganze Ambiente und die Atmosphäre erinnern in Teilen an das Buch "Raylan" von Elmore Leonard gemischt mit den ersten beiden Staffeln von der TV-Serie "Justified", die ja nach einer Kurzgeschichte von Leonard entstand. Zum Ende hin auf rund 70 Seiten gibt es wieder etwas mehr Schwung, aber die kann zusammen mit der platten Auflösung nicht mehr sehr viel retten. Vielleicht hätten dem Buch 100-150 Seiten weniger gutgetan und ein gewisses Qualitätsmanagement des Verlages, das ich ob des Vertauschens von Namen der handelnden Personen nur als mangelhaft bezeichnen kann, wäre einem besseren Gesamteindruck auch zuträglich gewesen. Da bleibt nur zu sagen, dass es hier statt Baupfusch vielmehr Buchpfusch gegeben hat. "Zero Day" ist ein befreiter Roman - befreit von Humor, den es hier gar nicht gibt, sowie von jeglichem Überraschungseffekt hinsichtlich einer cleveren Auflösung nach derart vielen Spuren. Das Buch bzw. die Story hätte Potenzial gehabt, bräuchte aber dazu einen Autoren, der nicht in den letzten Jahren nicht zuviel Maß genimmen hat - Mittelmaß!! Leider nur bedingt zu empfehlen, da die Spannungsschraube im Mittelteil ja mal so gar nicht angezogen wird, wenig Tempo vorherrscht und der Schluss leider abgehackt und an den Haaren beigezogen wirkt - und der Autor sich zu sehr an Versatzstücken anderer Unterhaltungsliteratur bedient hat. Da nutzt auch sein wohlgemeinter beitrag zum Umweltschutz und die Kritik am Tagabbau von Kohle nix. Und seine - vielleicht vom Gesundheitsministerium gesponsorte - Antiraucherkampagne wird eh ad absurdum geführt, da die Leutchen in der Region schon von abgeleiteten Chemikalien, Kohlestaub im wasser und in der Atemluft um die Ecke gebracht werden. Da wird der schwarze Energiestaub von der Zigarette nur noch überteert. Bliebe nur abzuwarten, was die Menschen dort eher um die Ecke bringen würde. Dass natürlich die Rqucherei die Schuld bekommt, dürfte klar sein, da man es sich mit der Energierwirtschaft nicht verscherzen will. Lieber die gesamte Region plattmachen und einige tausend Menschenleben opfern, statt gegen die Bonzen vorzugehen. Dann lieber gegen die Raucher gehetzt. Ob ich mir den zweiten "Pullermann" lesetechnisch reinziehe, weiß ich noch nicht.     
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Januar 2014, 20:39:07
(http://ecx.images-amazon.com/images/I/510LmsLQjIL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-arrow-click,TopRight,35,-76_SX385_SY500_CR,0,0,385,500_SH20_OU03_.jpg)

Chris Morgan Jones. Ben Webster, der für eine Sicherheitsfirma arbeitet, steht vor dem ungewöhnlichsten Auftrag seines Lebens. Der iranische Milliardär Darius Qazai beauftragt Webster, gegen ihn zu ermitteln. Auf diese Weise will der Geschäftsmann und Kunstsammler seine reine Weste beweisen. Abern den faszinierenden Qazai umgibt ein finsteres Geheimnis. Immer mehr Tote kreuzen Websters Weg, und schnell wird ihm klar, dass mächtige Feinde aus Politik und Hochfinanz auch sien Leben bedrohen.

Qazai hat vor seine Firma zu verscherbeln, doch zuvor muss er seinen amerikanischen Käufern beweisen, dass alles mir rechten Dingen zugeht. für den Zweck heuert er die Firma Ikertu an, für die Ben Webster die Recherchearbeit betreibt, während der Chef ike Hammer die hohen Rechnungen stellt. Deren Firmenpolitik ist es, nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit in den Bericht zu schreiben. Qazai erklärt sich mit dieser Bedingung einverstanden und kurz darauf macht sich Webster an die Arbeit. Immer an seiner Seite der zwielichtige Anwalt von Qazai - Yves Senechal. Schon die Umstände des ersten Treffens erscheinen merkwürdig - es ist die Beerdigung eines Partners von Qazai. Und bald tauchen erste Zweifel auf. könnte der Kunde ein internationaler Kunstschmuggler sein? Ben Webster macht sich auf den Weg nach Dubai, um dort weitere Informationen einzuholen, die ihm sein Freund Fletcher Constance besorgt  und um mit dem Sohn von Qazai zu sprechen, der dort eine von dessen Firmen leitet. Webster stößt auf immer mehr Widersprüche in der Geschichte des Milliardärs, doch er bekommt keine belegbaren Beweise. Wie in jeder Ermittlung um Finanzen folgt er der Spur des Geldes. Diese führt ihn erst nach Italien und dann auch nach Marokko. Während in Italien nur einige verhältnismäßig leicht zu behebende Probleme auftauchen, wird es ab Marokko richtig lebensgefährlich und immer noich weiß niemand, was wirklich hinter der ganzen Angelegenheit steckt. Bald wird sogar Websters Familie in London bedroht.

"Die Kunst des Sterbens" ist trotz der Ausgangslage (der Milliardär muss einfach Dreck am Stecken haben, sonst machte die Sache ja keinen Sinn) ein komplexer und verschachtelter Thriller, der seine Einführung nutzt, um Interesse beim Leser aufzubauen und ihn danach in finanzielle Sperenzchen auf internationaler Ebene mit Kunst- und Waffenhandel sowie Terror und Mord durch diverse Regime zu führen. Gerade der Teil, in dem die Geschichte sich entwickelt, das Geflecht der Firmen und Mitspieler aufgebaut wird, erfordert eine gewisse Konzentration und wirkt daher nicht sonderlich flüssig zu lesen. Aber sobald alle Figuren an ihrem Platz sind, gewinnt das Werk an Tempo, kommt es zu dem einen oder anderen Mord, wird entführt, gefoltert, erpresst, ohne dass es zu einem wilden Actionreißer ausartet und der Gewaltpegel hält sich dabei auch noch in Grenzen. Das Augenmerk liegt auf der gut strukturierten Story, auf den Hintermännern und der Absicht, den Leser nicht sofort wie bei einem dieser gemächlichen Teestubenhäkelkrimis auf die wahren Täter zu stoßen. Da wartet die eine oder andere Überraschung und auch das Ende ist nicht von der heilen Allerweltsart. Hier bleiben einige an Leib und/oder Seele geschädigte Personen zurück, die ihr Leben erst wieder sortieren müssen, bevor sie weitermachen können. Es gibt an manchen Stellen auch Anspielungen auf das Vorgängerbuch "Der Lockvogel", die aber für den Inhalt und Fortlauf dieser Story nur am Rande Bedeutung haben und sich mit der daraus resultierenden seelischen Verfassung des Protagonisten befassen. Kein Buch für Popcorn-Leser. Aber ab dem Mittelteil richtig gut. Rund 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Januar 2014, 18:42:00
(http://2.bp.blogspot.com/-k6TVAboo0M8/UtaszKSYRQI/AAAAAAAALU4/Fd5PoSBMDkE/s1600/Crais_RStrasse_des_Todes_136238.jpg)

Robert Crais. Jack Berman macht mit seiner Freundin Krista einen Ausflug in die kalifornische Wüste. plötzlich zerreißen Motoren die Stille, Schienwerfer schneiden durch die Nacht. Die beiden beobachten, wie eine Gruppe Mexikaner von mehreren Männern brutal zusammengetrieben wird. Dann fallen Schüsse. Sechs Tage später wird der Ermittler Elvis Cole mit der Suche nach dem jungen Pärchen beauftragt. Für ihn und seinen Partner Joe Pike beginnt ein Albtraum.

Die beiden jungen Leute wissen gar nicht, wie ihnen geschieht, als sie plötzlich von einer Bande Menschenschmuggler, wie sie vermuten, einkassiert werden. Man schafft sie zusammen mit etlichen anderen Personen unterschiedlicher Nationalität, die über die Grenze in die USA wollten, in sichere Häuser und sperrt sie ein. Nach einigen tagen beauftragt die Mutter des Mädchens Krista den Detektiv Elvis Cole damit, ihre Tochter zu suchen. Der nimmt zusammen mit seinem Kumpel Joe Pike erste Ermittlungen auf. Bald finden sie die Stelle, wo die zwei sich zuletzt aufgehalten hatten. Der Wagen des Jungen wurde inzwischen geklaut und von einem Händler in Einzelteile zerlegt und diese dann weiterverkauft. Doch dann nimmt die Sache eine Wendung, mit der keiner gerechnet hatte. Die Menschenschmuggler, die das Paar entführt haben, sind nicht die gewohnten Auftragnehmer - sie haben sich die "Ware" angeeignet und damit ein anderes Kartell auf sich aufmerksam gemacht und zudem die nun die koreanische Mafia im Genick, die ebenfalls einige Leute unter den Neuankömmlingen hatte. Elvis Cole denkt sich einen Plan aus, der aber auch nicht perfekt funktioniert. Bald gehört er selbst zu den Verschwundenen. Jetzt ist es an Joe Pike, der seinen Freund Jon Stone ins Boot geholt hat, die Kastanien und Cole aus dem Feuer zu holen.

Robert Crais ist als der Autor von "Hostage - Entführt", der mit Bruce Willis nach etlichen Umarbeitungen am Drehbuch verfilmt wurde, hierzulande bekannt. Sein jetzt erschienener Roman scheint nicht jeden Geschmack  zu treffen, wenn man liest, dass hier wieder nur die Mexikaner verunglimpft werden, die als Verbrecher herhalten müssen (Ja, was gibt es denn wohl in Mexiko und Umgebung? Stimmt: Mexikaner). Oder die Sprache wäre zu derb, die Handlung zu brutal. Dem ist natürlich nicht so - höchstens für Hedwig Courts-Mahler-Leser(-innen) vielleicht. Robert Crais hat eine neue, kriminelle Masche offenbart, die mir so noch gar nicht bekannt war. Da werden Menschenschmuggler, die sogenannten Coyoten, überfallen und man nimmt ihnen ihre "Reisenden" ab. Diese werden in ruhigen Häusern untergebracht und dann versucht man deren Angehörige zu schröpfen. Solange bezahlt wird, ist alles halbwegs gut. Sobald sich jemand weigert oder einfach kein Geld mehr hat, werden die Gefangenen nicht freigelassen, sondern getötet und in Massengräbern verscharrt. Eine düstere Variante im Grenzberich USA/Mexiko. Hier agieren die Detektive Cole und Pike und der in teilweise recht lässigem Ton geschriebene Thriller erwartet vom Leser etwas Aufmerksamkeit. Diverse Perspetkivwechsel zwischen dem Ich-Erzähler Cole und den Gefangenen sowie anderen Beteiligten und etliche Zeitsprünge vor die Entführung und nach der Entführungen jeweils aus anderen Blickwinkeln benötigt dann doch etwas Konzentration für den flotten, wenn auch nicht wie beworben rasend schnellen Roman, der zwar einen gewissen Anteil an Coolness und etwas Härte aufweist, aber beileibe nicht an solch harten Hunde wie z. B. einen Joe Kurtz von Dan Simmons heranreicht. Nichts für literarische Feingeister und Freunde chronologisch ordentlich gereihter Geschichten, aber unterhaltsam, mit einem guten Tempo und sauber gezeichneten Charakteren (wobei Jon Stone doch etwas überzogen wirkt als Alleskönner), die auch mal mit Härte gegen die Gangster vorgehen, wenn nötig. Übermäßige Brutalitäten waren hier aber nicht zu finden, alles hielt sich in einem für den Gelegenheitsleser normalen Rahmen. Und wie gewohnt beim Verlag des Massenvertrauens haben die Helden der Belletristik mal wieder eine Reihe mit dem letzten Roman daraus begonnen, was man an einigen Anspielungen auf frühere Fälle und bei der Darstellung der Protagonisten hin und wieder bemerkt. Unterhaltsam, aber keine Pflichtlektüre. 415 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Januar 2014, 19:22:58
(http://4.bp.blogspot.com/-9CWzDSEcJ6Y/Utqo3PMWY-I/AAAAAAAALV8/eYTFDkpv-1I/s1600/higsondiefeinde.jpg)

Charlie Higson. Eine schreckliche Epidemie bricht über London herein und rafft die Bevölkerung dahin. Wer Glück hat, ist nach der Infektion tot - und bleibt es auch. Alle anderen erwachen wieder, getreiben von einem schier unstillbaren Hunger Hunger. Für die wenigen Menschen, die sich nicht infiziert haben, wird die Suche nach einem Zufluchtsort zu einem Überlebenskampf.

Eine Gruppe hat sich in einem ehemaligen Supermarkt verschanzt und zumindest so gut abgeriegelt, dass keine Angreifer eindringen können. Doch sie müssen Tag für Tag nach draußen, um Nahrungsmittel zu finden. Die Wege führen immer weiter von ihrem Domizil weg, da in der näheren Umgebung alles schon abgegrast ist. Bei einer solchen Gelegenheit werden sie von Hunden attackiert, die nach dem Zusammenbruch der Zivilisation völlig verwildert sind. Einen können sie töten, doch dann flüchten sie sich in ein ehemaliges Schwimmbad. Beim Versuch einen alten Süßwarenautomaten zu plündern, laufen sie in eine Falle der Kranken, bei der einer ihrer Freunde sein Leben lässt und ein weiterer durch eine Bisswunde verletzt wird. Zurück in ihrer Trutzburg kommt plötzlich eine Figur an ihre Tür und verlangt um Einlass, da er kurz vor dem bitteren Tod durch gefressen werden steht. Endlich eingelassen erzählt er ihnen davon, dass er unterwegs ist, um weitere Überlebende zu finden und sie zum Buckingham Palast zu führen, der angeblich gut ausgebaut und sicher sei. Eine andere Gruppe Überlebender, die nicht weit vom Supermarkt ihr Revier hatte, kommt und schließt ich nach einem kurzen und wilden Kampf um die Führerschaft den Abziehenden an. Unterwegs ist man immer wieder Angriffen der Infizierten ausgesetzt, die Gruppen werden getrennt und Einzelne müssen auf sich selbst gestellt um ihr Leben kämpfen. Unter gewissen Verlusten schafft man es zum Palast, wo sie vom dortigen Anführer David mit einem großen Festmahl und einigem Trara empfangen werden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass der nur ein größenwahnsinniger Despot ist, der die Neuen für seine Kämpfe braucht, da er London von den Toten zurückerobern und beherrschen will. King David sozusagen. Der Großteil der frischen Truppen weigert sich, unter einem solchen Herrscher zu dienen und zieht lieber weiter in die Stadt hinein in der Hoffnung, für sich einen sicheren Platz zu finden und unterwegs vielleicht noch einige der Versprengten wiederzufinden.

Was auf dem Klappentext und den Inhaltsangaben so wenig wie in der Werbung verraten wurde, hab ich bis hierhin auch für mich behalten: "Die Feinde" ist ein Jugendbuch. Die Überlebenden sind allesamt Kinder im Alter von fünf bis ca. fünfzehn Jahren. Wer jetzt aber meint, er habe hier ein literarisches Leichtgewicht mit Texten im Stile eines Comicheftes vor sich, sieht sich schwer getäuscht. Charlie Higson nimmt seine jugendlichen Leser ernster als so mancher andere Zombieromanautor oder eines Autors, der ebenfalls Jugendbücher schreibt. Higson ist besser als eine Mira Grant oder etwa ein Chris Ryan im Bereich Action. Das ist ausgefeilt, gut durchdacht und handlungstechnisch gleichermaßen gut wie jeder andere Roman um Infizierte. Denn nur um die handelt es sich hier. Die Toten sind keine traditionellen Romerozombies. Sie sind auch keine Hater oder Sprinter. Irgendeine Epidemie, die nur in kleinen Häppchen aus Theorien der Kinder ansatzweise erläutert wird, hat ihnen das Hirn zerbrutzelt. Irgendwo ganz tief drinnen scheint noch ein bisschen dumpfer Verstand zu brüten, doch viel mehr ist es nicht. Doch da die Erwachsenen (Von den Kindern als Das Erwachsenen, die Großen oder als Mutter - für Frau - und Vater - für Mann bezeichnet), nun die größte Gefahr für die Kiddies darstellen, müssen diese nun selbst Verantwortung übernehmen und jene, die schon vor dem großen Knall als Gassenprolls unterwegs waren, sind nun die, welche am besten zurechtkommen und zu kämpfen verstehen. Und sehr gut gelungen ist es dem Autor, den erwachsenen Leser zwischendurch vergessen zu lassen, dass es hier lediglich um Kinder geht. Überhaupt gibt es nur hin und wieder wirklich kindliches oder gar kindisches Verhalten - und die Erwachsenen als Mutter/Vater zu bezeichnen, liegt wohl darin begründet, dass die erwachsenen Bezugspersonen, mit denen sie früher zumeist zu tun hatten, eben Vater und/oder Mutter waren. Ansonsten alles wie in einem Buch für ältere Generationen. Man sollte halt in punkto Gewalt einige Abstriche machen, obwohl mindestens eine Szene vorkommt, die recht unappetitlich wirkt. Insgesamt ein überraschend gutes Jugendbuch, das ich hier dennoch auch jedem anderen und älteren Leser empfehlen möchte. Die endgültige Erklärung, was der Auslöser der Epidemie war, bleibt ebenso offen, wie die Frage, ob die Kinder sich mit dem Erreichen eines bestimmten Alters selbst in die fressgierigen Bestien verwandeln, die ihre Welt nun so gefährlich machen. Es bleiben einige Handlungsstränge um vermisste oder um die neue Zuflucht offen, sodass ich mir auf  jeden Fall die folgebände 2-5 - so sie denn in Deutchland erscheinen werden - zulegen werde. Positive Überraschung und das beste Jugendbuch, das mir bieher unterkam. Ach ja, da ist auf einer ganz bestimmten Massenplattform eine Frustrezi zu finden, die das Buch zerreißt. Einfach ignorieren. Der Rezensent hat nur das Buch selbst für die verfehlte Verlagspolitik, den Käufern einen Erwachsenenroman vorzugaukeln, verantwortlich gemacht, ohne dem Werk selbst eine richtige Chance zu geben. Einfach aus Frust was zum Motzen gesucht.  Rund 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Januar 2014, 13:22:58
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1390301796_dwerletztepolizist.jpg)

Ben Winters. Ein Asteroid rast auf die Erde zu. In sechs Monaten wird er einschlagen. Und nichts kann ihn aufhalten. Im Angesicht der Apokalypse tun die meisten Menschen das, was sie schon immer tun wollten, sich aber nie getraut haben. Andere wenden sich dem Glauben zu. Wieder andere begehen Selbstmord. Aber niemand tut mehr seine Pflicht – bis auf Detective Hank Palace. Als sich ein vermeintlicher Suizid als Mord entpuppt, ist Hanks Neugierde geweckt: Wer macht sich kurz vor dem Ende der Welt noch die Mühe, jemanden umzubringen?

Ungefähr sechs Monate vor dem Einschlag eines Asteroiden auf der Erde macht sich bei der Polizie eigentlich kaum noch einer die Mühe, einen vermeintlichen Selbstmord zu untersuchen, der sich möglichweise auch als Mord herausstellen könnte. Nur Henry Palace fühlt sich bemüßigt im Angesicht der drohenden Apokalypse seiner Arbeit weiterhin nachzugehen. Also macht er sich auf zu Befragungen von Arbeitgebern und Kollegen des Toten. Auffällig  ist, dass der Mann namens Peter Zell eigentlich kaum Freunde hatte und niemand mit ihm näher in Kontakt kam. Selbst seine Schwester behauptet, ihn kaum zu kennen. Doch nach und nach zeichnet sich ein anderes Bild: Zell hatte in seiner Wohnung genaue Aufzeichnungen über den Maia genannten Asteroiden und seine Auswirkungen auf die Gesellschaft und es stellt sich ebenfalls heraus, dass er mit einem alten Jugendfreund zusammen so kurz vor dem Ende endlich einmal etwas gewagt hat, aus der Herde ausgebrochen ist.

"Der letzte Polizist" ist eigentlich nur ein simpler Krimi, doch der wirkliche Kniff hat es dann in sich. Was soll man sich denn sechs Monate vor dem Ende noch ein Bein ausreißen? Um den Fall herum hat Ben Winters eine apokalyptische Story der anderen Art angesiedelt. Wer anhand des Titels oder der Inhaltsangaben auf einen temporeichen Endzeitkracher der gewohnten Art erwartet hat und schon marodierende Banden, egoistische Einzelkämpfer oder Mord und Totschlag allgmein in Buchstabenform auf sich zukommen sah, wird etwas enttäuscht sein. Die Menschen erfüllen sich teilweise ihre letzten Wünsche, bekennen sich zu alten oder neuen Religionen und vereinzelte machen sogar noch ihre Arbeit. Die Märkte sind den Bach runtergegangen, diverse Firmen entlassen ihr Personal und verkaufen es als Menschenfreundlichkeit, damit sie die letzte Zeit noch mit ihren Lieben verbringen können (Auf uns kommt kein Astroid zu  - zumindest soweit ich weiß - und Bund, Land oder Privatwirtschaft agieren ähnlich. Die Firmensichtweise von Geiz ist geil.), Telefonnetze geben mehr und mehr den Geist auf und reparieren tut eh keiner mehr was. Der Staat hat neue und rigorose Gesetze erlassen, um die Bevölkerung im Zaum zu halten, während man sich mit den Bonzen zusammentut, um irgendwo vielleicht doch noch ein sicheres Eckchen zu finden. Natürlich ohne die Bürger einzubeziehen. Eine außergewöhnlihce Geschichte ohne Bruce Willis rettet im letzten Moment die Welt-Flair oder großartige Action- und Massensequenzen. Eine gelungene Dystopie, die einmal etwas andere Wege geht. Rund 350 Seiten. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Januar 2014, 13:23:46
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1390300585_agent21.jpg)

Chris Ryan. Ein Jahr ist vergangen, seitdem Zak zum Agenten wurde, und es gibt kein Zurück in sein altes Leben. Schon führt sein nächster Auftrag ihn nach Westafrika. Dort soll er das Schiff der Black Wolfs ausspionieren und ausser Gefecht setzen - einer Gruppe von Terroristen, die sich an den Diamantenvorkommen des kriegsgebeutelten Landes bereichern. Als jugendlicher Entwicklungshelfer getarnt, erreicht Zak sein Ziel. doch was ihn dort erwartet, ist grauenvoller, als er es sich hätte träumen lassen können .... Und auch seine alten Feinde sind ihm auf der Spur.

Zak wird also nach Afrika geschickt und bekommt den Ratschlag mit auf den Weg, sich nicht in Dinge einzumischen, die nichts  mit seinem Auftrag zu tun haben. Gehört und ignoriert. Die Schule, bei deren Bau er mithelfen soll, haben vier harte Typen besetzt und wollen ihren Anteil vom Geld, das für das Gebäude gespendet wurde. Er macht die Bande lächerlich und fällt dadurch natürlich auf. Dennoch setzt er seine Mission fort und begibt sich auf das Schiff der Terroristen. Er bringt seine Bombe an, die nach getaner Arbeit Schiff und Mannschaft versenken soll, wird aber gefasst und muss nun eine Überraschung nach der anderen hinnehmen. Glücklicherweise sind nicht alle schlecht. Und während er in Afrika seinem nicht unriskanten Job nachgeht, wird seine Kusine Ellie in England von einem finsteren Typen verfolgt, der anscheinend vorhat, sie zu töten.

Chris Ryan hat sich schon bei seinen Romanen für Erwachsene eher als Grobmotoriker gezeigt. Von irgendwelchen Feinheiten hält sich der Ex-SAS-Mann fern. Im Gegensatz zu Charlie Higson ist er eher der Vertreter des schlichten Verfassers wilder Bubenträume, der seinen Helden Zak mit süßen Mädels und deftigen Abenteuern umgibt, die der Bursche natürlich auch gegen erfahrene und gut ausgebildete sowie weitaus größere und stärkere Gegner bravourös meistern kann. Anspruch bietet er null, hatte er wohl auch nie auf der Agenda. Die Sätze sind knapp, die Gewalt entsprechend zurückgefahren und die Handlung mit leicht zu durchschauenden Agentenklischees gespickt und eindeutig auf das Zielpublikum ab 12 Jahre oder so zugeschnitten. Im Unterschied zu seinem Kollegen Higson liest man die (Jugend-)Bücher von Chris Ryan nur so nebenbei, wenn man sich nicht im geringsten anstrengen will. Heftromanniveau, mehr nicht. Lesen und vergessen. Rund 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Januar 2014, 18:51:29
(http://3.bp.blogspot.com/-jBQyeh5WNjQ/UuPaq0gJXwI/AAAAAAAALX0/YeTKstm_9zA/s1600/winsloiw.jpg)

Don Winslow. Dave Collins ist Elite-Soldat. Seine Familie stirbt bei einem Anschlag. Seine Regierung unternimmt nichts. Zeit für Vergeltung. Während Dave Collins eine internationale Söldnertruppe zusammenstellt und weltweit Jagd auf die Verantwortlichen des Attentats macht, plant Aziz, der Kopf der Terrorgruppe, einen neuen Anschlag. Er soll alles bisher Dagewesene in den Schatten sterllen. Noch fehlen Aziz die mittel, doch er ist auf dem besten Weg, sie zu bekommen. Wenn Dave und seine Truppe versagen, droht das Inferno.

Dave Collins bringt seine Frau und seinen Sohn zum Flieger, mit demsie zu seinem Schweigervater reisen, um Weihnachten dort zu verbringen. Er selbst will kurze Zeit später nachkommen. Doch die 747 explodiert kurz nach dem Start. Offizielle Statements sprechen von einem Unfall und die betroffenen Angehörigen der Opfer werden von der Fluggesellschaft mit Millionenabfindungen bedacht. Doch Dave zweifelt an der Darstellung und findet bald heraus, dass die Regierung einen Anschlag vertuschen will und die Fluggesellschaft genötigt hat, die Unfalltheorie zu bestätigen und die Abfindungen zu zahlen, weil man sie ansonsten schlicht in die Pleite getrieben hätte. Motiv: Die Regierung will nicht mehr in einen weiteren kostspieligen Krieg gegen den Terror hineingezogen werden, der nur Unmut in der Bevölkerung hervorrufen würde und Wählerstimmen sowie Unmengen an Dollars gekostet hätte. Also wurden Beweise gefälscht und die Hinterbliebenen sowie die Öffentlichkeit getäuscht. Dave will das nicht hinnehmen. Er versammelt die um die Wahrtheit Betrogenen, um ihnen einen Vorschlag zu machen. Nutzt die Abfindungen, werft die Kohle in einen Topf und finanziert die Jagd nach dem Täter - mit Dave als Anführer. Sein Appell wird gehört. Er stellt eine Söldnertruppe mit Spezialisten aus den unterschiedlichsten Nationen zusammen (Franzose, Deutscher, Israeli, Brite sogar ein ehemaliger Hamas-Anhänger) und führt sie in den Kampf, der auf dem Gebiet befreundeter Nationen oder im Feindesland ausgetragen wird. Er und seine Truppe gehen ohne Rücksicht gegen die Feinde vor, lebend brauchen sie keinen - will Dave auch gar nicht.

"Vergeltung" ist ein echter Winslow, was seinen Schreibstil und das Tempo angeht. Liest sich flott und zügig. Aber es ist auch verhältnismäßig humorfrei, wenn man mal von dem kleinen Seitenhieb Richtung Oliver Stone absieht (War wohl dem Ende des Films "Savages" geschuldet). Und neben der "Berechnung des Wertes eines Menschenlebens" (diese wirkt irgendwie skrupelloser, menschenverachtender und unmenschlicher als jede Gewalttat im Buch) durch die Fluggesellschaft nimmt er sich auch die Regierung vor (macht er ja auch gerne), die nicht mehr den Mut hat, effizient gegen die Bedrohung vorzugehen. Und hier ist meines Erachtens der Knackpunkt: "Vergeltung" könnte auch aus der Werkstatt eines Tom Clancy oder Vince Flynn kommen und reiht ich so nur in die Massen der Anti-Terror-Romane ein, die es auf dem Markt so gibt. Das ging mir irgendwie gegen den Strich, ich hatte von Don Winslow irgendwie wieder etwas erwartet, das sich eben von der Masse abhebt. Davon jetzt mal abgesehen ist das Buch aber ein rasanter Actionroman, in dem keine Gnade gewährt wird, Winslow einige Härten zelebriert und mit Details über Waffen- und Kampfkunst sowie Strategien der Kriegsführung nur so um sich wirft. Hier haben wie nei den zuvor genannten Autoren die rechtschaffenen Patrioten das Wort, wird Schwarz oder Weiß gesehen und er bedient so einige Klischees des Söldnergenres. Ein paar dramatische Differenzen unter den Teammitgliedern, etwas Verrat und eine Menge Action. Wer einen Söldnerkracher im Stile der Expendables oder ähnlichen Stoff lesen will, bekommt hier die volle Dröhnung und dürfte zufrieden sein, aber für die Qualität, die Don Winslow bisher abgeliefert hat, ist "Vergeltung" doch eher flach und simpel gestrickt. 490 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Januar 2014, 19:55:21
(http://3.bp.blogspot.com/-1-rXzWAjvTs/UufiLKxISOI/AAAAAAAALZU/CBR34xhZrQw/s1600/THE+END+-+Endzeit-Thriller+Webseite.jpg)

G. Michael Hopf. Das Überleben der Familie! Das ist alles, was gordon Van Zandt nach einem EMP-Anschlag auf seine Heimatstadt im Sinn hat. In einer Welt ohne Strom und Technik, in einer Welt ohne Werte und Moral - ohne Zivilisation....Gilt nur das Recht des Stärkeren.

Gordon hat im Irak gekämpft und wurde nach einer Pressekampagne, die ihm den Mord an einem Unbewaffneten Gegner vorwirft landesweit gedemütigt. Mittlerweile sind zehn Jahre vergangen, er hat sich mit seiner Familie in San Diego in einer gesicherten Wohnanlage eingerichtet und wartet darauf, von seinem Bruder zu hören, der sich ebenfalls zu den Marines gemeldet hat und derzeit im Einsatz ist. Er ist gerade in der Stadt joggen, als ihm auffällt, dass Autos liegen bleiben, Handys nicht mehr funktionieren und keiner weiß, was gerade geschieht. Aufgrund seiner Erfahrung wird ihm klar, dass es jetzt an der Zeit ist vorzusorgen. Er zieht los und besorgt sich massenhaft Lebensmittel und andere überlebensnotwendige Güter, bevor die Menge auf die gleich Idee kommt. Bis auf seinen Kumpel Jimmy wird kein weiterer in die Sachlage eingeweiht. Ab jetzt kennt Gordon keine Freunde oder Mitmenschen  mehr. Nachdem das Land schon das gesamte Jahr über von diversen Attentaten überzogen wurde, hat jetzt eine Atombombe der Regierung in Washington endgültig den Garaus gemacht. Der neue Präsident verzieht sich mit seinen Beratern in die Festung Colorado und will all ihre Feinde draußen in der bösen Welt atomisieren. In Amerika beginnt nun der verzweifelte Kampf um Ressourcen. Die Nahrungsmittel werden langsam knapp, Banden übernehmen ganze Stadtviertel und auch die gesicherte Wohnanlage bleibt von Streit um Lebensmittel nicht verschont. als sich die Lage verschlechtert, will Gordon mit seiner Familie und ein paar Anhängern nach Idaho abziehen. Unterdessen zieht sich die Armee aus den überseeischen gebieten zurück. Doch statt auf den Befehl des Präsidenten zu hören, und sich zu Aufräumarbeiten im eigenen Land zu begeben, meutern diverse Kapitäne einer Trägergruppe und verzetteln sich gar in eine Auseinandersetzung mit ihren Landsleuten, die ihre Befehle zu befolgen gedenken. Es beginnt ein Kampf zwischen Regierungstreuen und jenen, die sich lieber absetzen und zu ihren Familien wollen und zudem planen, in Oregon einen eigenen Staat nach eigenen Gesetzen aufzubauen.

Das Positive zuerst: Die Action stimmt, es gibt kaum eine längere Phase, in der es nicht irgendwelche Kampfhandlungen gibt. Leider ist das Buch nicht wirklich stimmig übersetzt. Die Sprache wirkt altbacken und holprig, es schleichen sich Fehler wie "vertrauensseliger Berater" statt "vertrauenswürdiger Berater" ein. Und das Buch bringt eine extrem fragwürdige erzkonservative Botschaft an den Leser. Jeder ist sich selbst der Nächste. "The end" ist ein Lehrstück in Egoismus. Ob es nun die Nation ist,die nur an sich denkt und der die Verbündeten egal sind und die lieber gleich mal alle möglichen Verdächtigen auf einmal mit Atomschlägen vernichten will oder ob es die Armee ist, die sich aus eigennützigen Motiven auf Kampfhandlungen mit Kameraden anderer Schiffsbesatzungen einlässt. Und da ist der Privatmensch Gordon, der sich schnell zum Polizisten, Richter und Henker macht. Alle haben eines gemeinsam: Präventivmorde, die fadenscheinig gerechtfertigt werden. Diese Rechtfertigungen sind das Hauptärgernis: "Wieso habt ihr die Kameraden auf dem Schiff ermordet?" "Die haben auf uns geschossen."  Dass das passierte, als sie das Schiff klauen wollten, spielt schon keine Rolle mehr. Also tiefgründig ist die Handlung nicht, die Charaktere sind platt, aber dafür wird der Leser, der über all die aufgeführten Schwächen hinwegsehen kann/will, mit einer schnellen Story bedient, die kaum Atempausen lässt. Einiges hat ich an "Der Effekt" von John Birmingham (das besser war, wenn auch nicht ohne Mängel) sowie die Romane von Z.A. Recht (was den Army-anteil angeht und ohne Zombies) erinnert. Die Aussagen machen das Vergnügen etwas zwiespältig, aber wirklich gestört hat es mich wie bei diversen Filmen auch nicht. Es ist halt wie bei Patrick Robinson, dass es schon nervt, solche Einstellungen ständig alle zwei Seiten lesen zu müssen. Als reine Actionunterhaltung aber schon lesenswert - man darf sich halt keine Gedanken machen. Ach ja, Fortsetzung folgt. 395 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 Januar 2014, 18:29:06
(http://4.bp.blogspot.com/-QcYmLz7-97E/Uupxg0UvtLI/AAAAAAAALak/qD0QaG4ZHFk/s1600/headshot.jpg)

Chris Knopf. Arthur Cathcart lebt mit seiner Frau ein ruhiges Leben in Connecticut. Doch eines Tages werden beide von einem Auftragskiller zu Hause erwartet und kurzerhand mit einem Kopfschuss erledigt. Arthur ist tot, denkt der Killer. Aber während seine Frau stirbt, kann Arthur wie durch ein Wunder überleben. Unter falschem Namen begibt er sich in den untergrund der amerikanischen Ostküste, auf die Jagd nach dem Killer.

Arthur kommt nach längerem Koma in Krankenhaus kurz zu sich, dämmert aber immer wieder weg. Doch bald ist er fähig, seine Schwester Evelyn, Ärztin, zu erkennen, dann gar mit ihr zu sprechen. Die Folgen des Kopfschusses sind nicht so einfach zu verdauen. Entkräftet, mathematische Fähigkeiten eines Drittklässlers, leicht gehbehindert. Erst nach und nach stellen sich gewisse Fähigkeiten wieder ein. Und schon beginnt er zu planen, wie er diesen Killer finden kann, der ihn so zugerichtet und seine Gattin getötet hat. Er hat den Kerl gesehen und seine Stimme gehört. Die Polizei tappt im Dunkeln. Also besinnt er sich auf seine Fähigkeiten als Rechercheur, die ihm vor dem Mordanschlag seine (nicht wenigen) Brötchen einbrachten. Via Internet, aber auch mit schwerfälliger Fußarbeit macht er sich daran, die wichtigsten Fragen zu stellen, nach Antworten zu suchen. Seine Schwester unterdessen wickelt die Firma seiner Frau ab, verkauft sein Haus, um Cash auf zur Verfügung zu haben. Er entdeckt erste Hinweise. Und ab da kann er sich den Weg immer weiter durch ein Dickicht von Verdächtigen bahnen, das ihn zuletzt zum Killer führen soll.

Aufgrund des Titels und des Klappentextes hatte ich erst einmal einen straighten Actioner erwartet, in dem der Protagonist nach seiner Genesung seine Waffensammlung schnappt und sich durch die Unterwelt ballert. Irrtum. Und deshalb hab ich das Buch mal für einen Abend aus der Hand gelegt, um es dann nach seinem wirklichen Inhalt zu beurteilen und nicht die Enttäuschung über meinen Irrglauben einfließen zu lassen. War anscheinend die richtige Entscheidung. "Head Shot" ist dann zwar auch relativ actionfrei und (fast) unblutig, aber dafür clever aufgebaut und Arthur handelt bei seiner Suche nicht immer im Rahmen der Legalität. Spielt er doch geschickt diverse Gangster, die unter unterschiedlichen Pseudonymen agieren, Polizei und sogar Presse gegeneinander aus, nutzt sein rhetorisches Geschick, ihnen Fallen zu stellen und hinterlässt einige ratlose Gesichter bei seinen Ermittlungen. Unterstützt wird er dabei von einer japanisch-amerikanischen Casino-Angestellten, die er unbeabsichtigt in sein Spiel hineingezogen hat. Lange Zeit tappt der Leser zusammen mit der Hauptfigur im Dunkeln, wer nun hinter alldem stecken köännte, folgt Arthur aber immer interessierter, wie er sich in die Gesellschaft der Gangster mit den weißen Kragen hineinmogelt, ihnen Informationen entlockt, sich mit Casinobossen, Bosniergangs und Handlangern umgibt und alle für seine Zwecke einspannt, ihre Gier und ihren Drang nach Anerkennung nutzt und die Spielsteine einen nach dem anderen umstößt, bis er endlich vor dem Täter steht. Der flüssige Schreibstil von Chris Knopf tut sein Übriges dazu, dass man sich den spannenden Roman mit seinen rund 350 Seiten dann in kürzester Zeit einverleibt und auch zufriednegestellt ist. Naja, fast zufriedengestellt, denn die Story erfährt eine Fortsetzung, da Arthur und der Leser eine Überraschung verdauen müssen, die sich wohl erst im Folgebuch aufklären wird. Wer einen guten Krimi/Thriller zu schätzen weiß, ist hier durchaus richtig, die Actionfraktion sollte sich denn auch darauf einstellen und sich das noch einmal überlegen, falls sie - wie ich und eingangs erwähnt - von einem schnellen Kracher mit jeder Menge Blei und Blut träumt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 Februar 2014, 16:16:18
(http://1.bp.blogspot.com/-4LGXTbzDdRQ/Uu5E6lGtggI/AAAAAAAALdU/w1p_xMUUnY4/s1600/bourneverrat.jpg)

Eric van Lustbader/ Idee, Charakter Robert Ludlum. Vor der schwedischen Küste zieht Jason Bourne einen Bewusstlosen aus dem Meer. Als der Mann zu sich kommt, fehlt ihm jede Erinnerung an sein bisheriges Leben - eine unheimliche Parallele zu bournes eigenemSchicksal. Die Lösung scheint in einem geheimen Mossad-Lager im Libanon zu liegen, in das Bourne sich Wochen zuvor geflüchtet hatte. Was geht dort vor sich? In letzter Minute erkennt Bourne einen zerstörerischen Plan, der nicht  nur sein Leben, sondern die Sicherheit der Welt bedrohen könnte.

Jason Bourne hat beim Angeln an einem See in Schweden einen besonders großen Fisch am Haken - einen am Kopf verletzten Mann, der nicht nur das Bewusstsein, sondern wie sich später heruasstellt, auch das Gedächtnis verloren hat. Nach und nach können die Wunden und die Unterkühlung versorgt werden und auch die Erinnerung kommt bruchstückhaft zurück. Bald stellt sich auch heraus, dass die bekannte Mossad-Agentin Rebekka hinter dem Mann her ist. Sie will ihn ausschalten, bevor er sie und Bourne töten kann. Die beiden Partner auf Zeit hatten sich mit dem Eindringen in ein Lager des Mossad im Libanon Feinde gemacht, die nun um die Geheimhaltung ihrer Forschungseinreichtung fürchten. Sobald der Mann sich wieder vollständig an seine Mission erinnern kann versucht er Bourne zu töten. Doch Rebekka kann ihn mit einem tödlichen Schuss davon abhalten. In den USA ist die Befürchtung groß, dass die Geheimdienste unterwandert sind, aber auch dass sie auf eigene Rechnung arbeiten. Also setzt der Präsident einen Mann zur Überwachung von Treadstone ein. Der wird mit Kollegen zugleich auf einen möglichen Maulwurf oder ein Sicherheitsleck im System der Agentur angesetzt. Das Spiel um Macht und Geld wird immer verzwickter als man im Hafen von Washington 30 Millionen Dollar findet, ein mexikanischer Konzernchef sich zudem als Drogendealer und Waffenhändler entpuppt, eine Energiekrise herbeigesehnt wird, um einen Staat sowie eine spezialisierte Firma an die Spitze zu bringen und es Verrat bis in die höchsten Ebenen der Macht gibt.

Eric van Lustbader lässt den vom 2001 verstorbenen Robert Ludlum ersonnenen Agenten Jason Bourne ein weiteres Mal von der Leine und hat damit schon doppelt so viele Abenteuer über den Agenten ohne Vergangenheit verfasst wie der Meister selbst. Die Story beruft sich auch auf den Vorgängerroman, von dem man schon ein bisschen Kenntnis haben sollte, um einige Lücken füllen zu können und was auch erklärt, dass viele Charaktere weitgehend flach bleiben, die schon zuvor agierten. Wirklich viel Neues hat "Der Bourne-Verrat" nicht zu bieten. Verräter allerorten, geheime Ränkespiele und viele Parteien, von denen der Leser nicht immer weiß, welcher Seite er sie zuordnen soll. Daraus entwickelt sich ein solider Thriller, der mit Gefahrenmomenten und Actionsequenzen geradezu gespickt ist, diverse Handlungsfäden von früher wiederholt und einige Muster immer wieder von sich selbst abkupfert. Muss ja nicht unbedingt schlecht sein, aber beim Meister himself wirkte das wenigstens intensiver und auch packender. Wirklich die Qualität von Robert Ludlum hat Eric van Lustbader nie erreicht, aber erhat es wenigstens geschafft, die Thriller spannend und unterhaltsam mit geheimdienstlichen Machenschaften und verborgenen Informationen oder Maulwürfen zu spicken, sodass niemals Langeweile aufkommt. Kein Highlight, aber für mich genug, um auch den nächsten Bourne - und wenn es auch nur wegen der Verbindung zu Robert Ludlum ist - wieder einzukaufen. 540 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Februar 2014, 21:08:02
(http://4.bp.blogspot.com/-ynBNNUuXxCo/Uu_OMTyV05I/AAAAAAAALf0/zI0o3tB_Ato/s1600/roadkill-eyre-price.jpeg)

Eyre Price. Du hast gerade eine Million Dollar in den Sand gesetzt. Du fühlst dich nicht gut. Du hängst von einem Balkon vierzehn Stockwerke über den Neonlichtern von Las Vegas. Ein riesiger Russe hält dich an einem Bein fest und droht, dir die Finger abzuschneiden. Zum Glück hast du in deiner Villa noch eine eiserne Reserve. Doch als du dann später in den Safe schaust, findest du nichts außer einer CD mit seltsamen Blues-Songs. Bald merkst du, dass die Songs eine Botschaft sind: Sie weisen dir den Weg quer durch die USA zu deinem geld. Aber du musst schnell sein. Verflucht schnell.

Daniel hatte einen so schönen Plan. eine abgehalfterte Rockband bei einem Comeback-Versuch durch kleine Klitschen und bei ihrem Alkoholentzug per Reality-Show begleiten. Nur das nötige Kleingeld fehlte. Da bot sich ihm der Russe an. Klar war Daniel sofort Feuer und Flamme. Doch leider nur er. Das Projekt ging den Bach runter, die Russenkohle war verloren. Und der will sein Geld wieder. Also lässt er Daniel von seinem Bodyguard Moog mal kurz übers Geländer seiner Penthousesuite im oberen Stock eines Hotels in Vegas hängen. Ruckzuck fällt Daniel ein, dass er zu Hause im Safe ja noch einen Notgroschen hat, der den gleichen Betrag ausmacht, wie den, den er dem Russen schuldet. Russki ist erfreut und lässt Daniel ziehen. Doch mit einer bleibenden Erinnerung. Er schneidet ihm den kleinen Finger ab, den er dann in seinen Drink drapiert und genüsslich schlürft. Damit Daniel nicht unterwegs zu flügge wird, darf er sich der Gesellschaft des Riesen Moog und des durchgeknallten Mexen-Psychos Rabidosos erfreuen. Alles kein Problem - bis er zu Hause den Safe ausmacht und nur eine CD darin findet. Alle sind wie erstarrt, aber Daniel ist am ehesten wieder munter und haut ab. Bevor Rabidoso sich der wilden Hatz anschließt, macht er erst noch die Haushaltshilfe von Daniel kalt - man hat ja sonst keine kleinen Freuden im Leben. Irgendwann hört sich Daniel die CD an und stellt fest, dass sie ihm einen Hinweis auf einen Ort liefert, den er aufsuchen soll. Dort fällt ihm die nächste CD mit einem weiteren Hinweis in die Hände. Verfolgt von den Gangstern und mittlerweile auch der Polizei, die glaubt, er habe seine Haushälterin und zudem den neuen Stecher seiner Ex-Gattin abgeschlachtet. Die wilde Jagd führt nach Memphis, New Orleas - wo ihn die beiden Gangster einholen und liebevoll in ihre Obhut nehmen - nach Philly und Seattle. Immer wieder begegnen ihm skurrile Typen, wird er von völlig Fremden mit "mi key" angesprochen und entweder beschützt oder mit neuen Hinweisen versorgt, die ihn Richtung Geld führen.

Eyre Price nutzt die Handlung um eine verschwundene Million Dollar, um im Thrillergewand eine fetzige CD-Schnitzeljagd quer durch Amerika zu inszenieren, die eindeutig von der Bluesmusik inspiriert ist (Originaltitel: "Blues Highway Blues"). Der Leser taucht ein in das wahre Wesen dieser Musik, in das Wissen um die heiligen Orte und großen Legenden und Götter des Blues. Und wie die Sage um Robert Johnson, der seine Seele an einer Kreuzung dem Teufel verkaufte, um sein Gitarrenspiel zu veredeln (Verfilmt von Walter Hill mit Ralph Macchio in "Crossroads".) lässt auch Eyre Price seinen nicht allzu gesetzestreuen und ehrlichen Protagonisten einer mystischen Figur begegnen, die dann auch für einige plötzliche Wendunen und unerklärliche Vorkommnisse verantwortlich ist. Seine Antagonisten Moog und Rabidoso sorgen für den mörderischen und manchmal leicht brutalen "Unterhaltungsteil" in "Roadkill", das entgegen so mancher Erwartung kein Seriekillerschlachtfest quer durch die Staaten ist, und liefern mit diversen Wortgefechten auch einige humorvolle Episoden, die wie auch die bildhaften Beschreibungen des Autors für diverse Schmunzler sorgen können. Diese Ode an den Blues bieetet zwar keine ausgefeilte Chartakterdarstellung der handelnden Person, ist aber zu einer Ode an die Musik geworden (auch wenn Elvis-Fans ihm die eine oder andere Spitze nicht verzeihen werden), die sich temporeich lesen lässt, kaum Ruhepausen aufweist und sich bei mir eine Begeisterung verdient hat, die ich sonst nur für rasende Action von Matthew Reilly oder Martin Kay erübrigen kann. Und weit hergeholt, aber dennoch irgendwie passend, ist der Gedanke an eine abgewandelte Geschichte um die "Blues Brothers". Kauzig, wild, wirr, abstrus, mit leichten Tendenzen zu den knalligen Geschehnissen in "Das Buch ohne Namen", nur etwas anspruchsvoller, ist "Roadkill" meine Entdeckung das Jahres - bisher. Eine erfreulich frische und unverbrauchte Hommage an den Blues. Die (extra geschriebenen und eingespielten) Songs zum Buch kann man sich übrigens downloaden.      470 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Februar 2014, 20:29:04
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1391622324_sch%C3%A4nderblut-189x300.jpg)

Wrath James White. Vor 15 Jahren wurde Joseph Miles von einem Kinderschänder entführt, im Keller eingesperrt und tagelang brutal gefoltert. Er ist das einzige Opfer des wahnsinnigen Mörders, das die Torturen überlebt  hat. Nun verspürt Joseph ein brennendes Verlangen, einen irren Drang nach Blut und Gewalt. Er verwandelt sich langsam selbst in ein Monster mit Appetit auf Menschenfleisch. Und es fällt ihm schwerer und schwerer, dieser Mordlust zu widerstehen. Verzweifelt sucht Joseph nach einer Heilung - bevor er die einzige Frau, die er jemals geliebt hat, töten wird. Und macht Jagd auf den Mann, der sein Leben ruinierte.

Im Alter von 10 Jahren wird Joey (Joe, Joseph) von dem 17-jährigen Schulabbrecher Damon, ein fettes, kleines Nichts mit einem Billigjob, von der Straße weg entführt. Der Typ lässt ihm Blut ab, das er dann trinkt, schneidet ihm Fleisch aus dem Körper, um es zu verschlingen. Als Joey an keine Rettung mehr glaubt, lässt ihn sein Peiniger im Park frei (Glück für Joey, da er das erste Opfer war und die folgenden ihr Kidnapping nicht überlebten. Pech für seinen Freund Mikey, da der irgendwann die beiden abgerichteten Hunde auf ihn hetzt, die Joeys Eltern zu dessen Schutz anschafften und die Mikey dann zerfleischten.) 15 Jahre später studiert Joey weit weg von sienem Zuhause Seattle in Kalifornien, hat mit seiner Familie gebrochen und ist selbst zu einem Ebenbild des Comichelden Superman herangewachsen. Doch er fühlt auch immer mehr, dass er abnorme Gelüste in sich hat. Er treibt sich im Internet auf Kannibalenseiten rum, rubbelt sich ob den Angeboten einen ab, besucht Swingerclubs, die die etwas anderen Interessen bedienen, wo es derb und brutal zugeht, Vorhäute abkauen zum täglichen Mahl gehört. Doch auch das genügt ihm nicht mehr. Er will Fleisch, Menschenfleisch. Sein erstes Opfer wird die Bibliothekarin, die er in Gegenwart seiner Liebe Alicia, die er gefesselt in einer angemieteten Wohnung festhält, teilweise verspeist, um damit dem Drang zuvorzukommen, sich an Alicia zu laben. Er brennt die Wohnung nieder und flüchtet mit ihr. Er vermutet hinter seinem Drang einen Virus, den man heilen kann, indem man den Verursacher tötet. Also macht er sich auf die Suche nach Damon, der ihn vor Jahren gequält und gebissen hatte. Während er unterwegs zu seinem ehemaligen Folterer ist, macht er in einem Park halt, um sich Frank, den er in dem Kanniblenforum kennengelernt hat und der sich ihm anschloß, um von Joe verspeist zu werden, weil ihn das anmacht, dann gemüßlich bei lebendigem Leib am Spieß zu braten und zu futtern. Indes ist auch die Polizei auf den wirren Studenten aufmerksam geworden und jagt ebenso hinter ihm her wie zwei Professoren, die sich einbilden, den Nobelpreis zu erhaschen, wenn sie den Serienkiller mit ihren Theorien heilen könnten. Doch Joes Drang wird immer stärker und es bricht voller Blut und Gewalt aus ihm hervor, als er seinen alten Feind in eine Klapse trifft, wo der wegen Unzurechnungsfähigkeit seinen Lebensabend ohne Menschenfleisch genießen kann.

Wo Festa draufsteht ist auch Festa drin und wer von Wrath James White schon "Sein Schmerz" gelesen hat, kann erahnen, dass auch in der "normalen" Horrorreihe des Verlages einiges auf ihn zukommt. Blut, Gewalt und Sex werden zwar nicht zelebriert, aber schonungslos und stellenweise widerlich dargestellt. Es ist aber auch eine Geschichte von Sucht, Hoffnung und Verzweiflung wenn Joe nach einer Lösung sucht, um sich von seinem Drang zu befreien. Wobei nicht immer klar ist, ob er das auch wirklich will oder es nur als Rechtfertigung für seine Taten sieht. "Schänderblut" ist eine harte Lektüre, die einen Konflikt aufgreift und um diesen herum einiges an widerlichen Akten in punkto Brutalität und Sex ausbreitet. Eine gewisse Spannung kann man dem Buch auch nicht absprechen - die tritt aber erst ab Teil Zwei des Buches langsam in den Vordergrund. Der Leser kann nicht erahnen, wie es mit dem Ergebnis hinsichtlich Sucht und Verursacher wirklich aussehen wird, ob es überhaupt eine halbwegs logische Erklärung geben kann. Was die Figuren betrifft, sind gerade die Polizisten und die Professoren eher Witzabziehbilder denn ausgefeilte Charaktere. Höchstens Joe mit seiner Suche und der auftretenden Verzweiflung bekommt etwas Tiefe, verliert aber gegen Ende auch einiges an Glaubwürdigkeit. Hohes Gewaltniveau trifft auf einigermaßen brauchbare Story. Wer ähnlich gelagerte Werke wie z. B. von Edward Lee oder gar John Aysa zu schätzen weiß, kann hier nichts falsch machen. Wer aber bei "Sein Schmerz" oder "Das Schwein" Abstriche gemacht hat und derartige Kost nicht sonderlich mag, sollte die Finger davon lassen. Aber der Festa-Verlag hat ja auch Autoren wie Brian Keene usw. im Angebot, das Programm ist schon etwas weiter gefächert als vielfach propagiert. 330 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Februar 2014, 20:10:47
(http://3.bp.blogspot.com/-76yXKqyV1vU/Uve2LCqqsrI/AAAAAAAALh8/dh3o9xQxguo/s1600/mistyhazard.jpg)

Martin Kay. McCune, Kansas. Ein ungeheures Verbrechen ereignet sich in der Kleinstadt. Amerikanische Streitkräfte fallen in den Ort ein, töten Zivilisten und riegeln die Gemeinde von der Außenwelt ab. Als ein Geheimdienstdirektor im Pentagon davon erfährt, aktiviert er eine versprengte Einheit und schickt sie nach McCune. Zusammen mit Ex-Agentin Eileen Hannigan decken sie eine Operation des Verbundes der Generäle auf - jener Organisation, die versucht, die Datenbank einer untergegangenen Hochkultur aufzuspüren. Doch die generäle sind nicht Eileens einziges Problem. auch das Syndikat Gaia's Dawn hegt ein Interesse an der Datenbank. Die Jagd auf den Geheimcode Misty Hazard beginnt.

In Kansas wird ein Zug aus heiterm Himmel von Jagdflugzeugen attackiert, während die Passagiere noch rätseln, wieso denn ihre gesamte Kommunikation ausgefallen ist. Nix mehr Handy, Smartphone, Tablet oder Laptop. Plötzlich schlagen Raketen ein, gehen ganze Salven tödlicher Schüsse auf die armen Reisenden nieder. Nur einer kann dem Chaos vorerst entkommen. Reno Spears wird aus dem Zug geschleudert und krabbelt einige Meter von den zerstörten Waggons weg. Von dort muss er beobachten, wie Humvees vorfahren und Soldaten aussteigen, um die Reisenden zur Sicherheit noch mit einem Kopfschuss zu bedenken. Grinsend tauchen die Scheißkerle auch vor ihm auf, um ihm den Rest zu geben als sie beide plötzlich durch rückwärtige Schüsse getötet werden. Kurz darauf kommt ein kauziger Alter angeritten und nötigt Spears dazu mitzukommen. Dafür nutzen sie nun den verwaisten Humvee, während sie den Gaul laufen lassen. Unterdessen ist Eileen Hannigan mit Gwen Stylez in Stuttgart unterwegs, um hinter die Rezeptur des Shift-P zu kommen, da ihr sowie vierzehn anderen Hazarders injiziert wurde. Nach dem Motto Frechheit siegt, marschiert sie mit einem falschen Ausweis zum Leiter des Instituts, fliegt aber auf und nun beginnt eine Autoverfolgungsjagd durch Stuttgart, die einigen Schaden hinterlässt - und ein paar tote Bösewichter. Sie schaffen es nach England und wollen dann von Heathrow aus in die Staaten fliegen. Doch sie wurden überwacht und in der Maschine sitzen auch mehrere Gegner, die Hannigan und ihre Kollegin noch vorm Erreichen der USA ausschalten wollen. Die beiden Mädels können sich ihrer Gegner sowie einem Kampfflugzeug erwehren, das sie und die restlichen Reisenden in den Tod befördern sollte. In den Staaten angekommen, werden sie fast ohne Übergang in die verheerende Sache in Kansas hineingezogen und haben bald die abtrünnigen Soldaten auf den Fersen. Sie verschanzen sich in einer riesigen Mall, haben aber nicht mit der Rücksichtslosigkeit ihrer Feinde gerechnet. Denn denen sind jegliche Zivilisten scheißegal und so wird die Mall mit Abrams-Panzer, Truppen und Apachekampfhubschraubern gestürmt. Und das ist noch längst nicht alles, was auf die Agentinnen zukommt.

Hell yeah. Ein fulminanter Start in das Buch, wie ihn sonst nur Matthew Reilly oder Jon Land (gerade an dessen frühe Glanzleistungen erinnert mich der Beginn mit dem Zug, dem Kaff und dem ollen Kauz) zustande bringen können. Nachdem der erfreuliche Überraschungseffekt von "Kalte Spuren", dass es überhaupt noch Autoren gibt, die sowas schreiben und das noch dazu aus deutsschen Landen, ja nun wegfällt, könnte man meinen, man wird ernüchtert. Falsch. Wie es weitergeht, ist schlicht der reine Wahnsinn. Obwohl Martin Kay nun nicht ganz so schnell schreibt, wie Matthew Reilly, knallt er dem geneigten Leser die Actionsequenzen nur so um die Ohren. Mit einem Jon Land kann er jederzeit mithalten - mit dem Jon Land, der uns noch McCracken oder Kimberlain kredenzt hat und die man eigentlich fast irgendwie auch hier erwartet hätte. Fetzigste Action mit Apachehubschraubern, Black Hawks, Malls zerlegenden Panzern (dagegen ist ein Bond, der durch Moskau rattert, nur ein lascher Abklatsch), Nagelpistolenduellen, Dekompression im Flugzeug nach einer Schießerei sind nur der Auftakt zu einer atemberaubenden Hetzjagd mit Verschwörern, Verrätern, Paranoia und Mysteryelementen. Man sollte den Vorgänger "Kalte Spuren" schon kennen, um wirklich allen Handlungssträngen folgen zu können, die auch wieder mit Gadgets wie meinen "feuchten Kreditkartentraum" - der Ghost Card - gespickt sind und auch einige Neuheiten zu bieten haben. Spätestens mit "Geheimcode Misty Hazard" hat sich Martin Kay als sehr ernstzunehmende Konkurrenz für die Gilde der Actionautoren bewiesen, eine englischsprachige Veröffentlichung (GB, USA) würde ich ihm wünschen, denn da könnte er so manchem zeigen, was ne Harke ist. Wer sich als dem Actiongenre auch in Buchform verschrieben hat und wer dafür auf ausführliche Charakterzeichnung oder ausufernde Beschreibungen von Gemütszuständen oder des Ambientes verzichtet, der kann/muss hier zugreifen, denn dieses Buch ist die volle Breitseite an reiner, purer, höllisch spektakulärer Action, eine Achterbahnfahrt mit Adrenalinausstoß. Leute, Actionfreunde, zückt den Geldbeutel, denn das Buch ist es wert und Herr Kay zückt wieder seinen Stift und lässt uns diesmal nicht wieder so lange auf Nachschub um Hannigan warten. Mein Dank für dieses explosive und kompromisslose Actionteil geht an den autor und den Verleger Guido Latz um den Atlantis-Verlag. 415 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Februar 2014, 20:23:31
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1392116351_meltzer.jpg)

Vierzehn Versuche hat es gegeben, den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu töten - vier Versuche waren erfolgreich. Nun entdeckt der junge Archivar Beecher White einen Killer in Washington, der die Verbrechen der vier Attentäter nachahmen will. Er beginnt mit historischen Waffen Geistliche zu ermorden, aber Beecher ist sicher: Sein wahres Ziel ist der amerikanische Präsident.

Nach den Ereignissen in "Die Mächtigen" (von mir aus was weiß ich denn für Gründen nie besprochen, daher jetzt ein Rückblick in der Inhaltsbeschreibung)! In denen sucht die Jugendliebe von Beecher, Clementine, ihn auf, um von ihm etwas Hilfe bei der Suche nach ihrem verschollenen Vater zu erhalten. Dazu muss er in die Katakomben des Archivs, wo auch Geheimdokumente des Präsidenten lagern. Er kann seiner Ex zwar helfen, findet aber heraus, dass die ihn schamlos ausgenutzt und belogen hat und zudem noch einen Hinweis, dass der Präsident und sein Freund aus Jugendtagen und nun präsidentialer Hausarzt vor ihrer Karriere einen Mord begangen haben. Daraufhin tritt eine Gruppe namens Culperring an ihn heran, um ihn dazu zu bewegen, dass er sich ihnen und ihrer Mission, dem Schutz des Präsidentenamtes, anzuschließen. Gemeinsam entdecken sie die hintergründe des Mordes, können aber keine stichhaltigen Beweise vorlegen. Clementine unterdessen ist ebenfalls auf die Spur einer experimentellen Sauerei gekommen und schießt deshalb auf den Leibarzt des Staatenführers. In "Der fünfte Attentäter" nun hat der Präsident den Archivar immer noch auf dem Kieker, lässt ihn aber gewähren, da er erwartet, dass keine Beweise für die frühere Tat mehr aufzufinden sind. Was ihn aber mehr beschäftigt ist die Tatsache, dass mehrere Priester nach Vorgaben der früheren Präsidentenmorde regelrecht hingerichtet wurden. Wie es der Teufel so will, stößt auch Beecher auf diese Zusammehänge und versucht, den Täter zu finden, auch wenn er dabei dem Präsidenten, den er stürzen will, das Leben rettet. Beecher ist dem Culperring nur beigetreten, um immer zu den Guten zu gehören. Seine Nachforschungen ergeben, dass hinter der Mordserie eine alte Gruppierung namens Zirkel der Heiligen Ritter zu stecken scheint. Und dann taucht auch noch ein ehemaliger Schulkamerad von Beecher auf, der unheimlich erscheint und mehr von der Sache weiß, als er zugeben will.

Für beide Bücher gilt: liest man nebenbei, fühlt sich etwas an Dan Brown erinnert, wenn die Schnitzeljagd durch die Archive über die Herkunft und Bedeutung der Kartenspiele und einzelner Spielkarten und den Umständen der Ermordungen von vier Präsidenten geht. Im Gegensatz zu Brown (Besonders "Das verlorene Symbol" - "Inferno" bin ich immer noch nicht angegangen) liest sich die Geschichte wenigstens flott, kann aber leider dennoch irgendwie nicht fesslen. Zu wirr, zuviel Nebensächliches, Zeitsprünge, die den Lesefluss eher hemmen, statt der Story zu dienen. Irgendwie verliert man nach und nach etwas das Interesse, wenn sich gewisse Verhaltensweisen aus "Die Mächtigen" nun auch in "Der fünfte Attentäter" wiederholen. Da helfen auch ein paar kleinere Wendungen oder Überraschungen nichts mehr. Vielleicht nicht so zäh und belehrend wie Dan Brown, aber auch lange nicht mehr auf dem Niveau, das Brad Meltzer z. B. in "Die Bank" zu bieten vermochte. Wenn man es günstig gebraucht erhält und sich immer nur ein paar Seiten vorm einpennen zu Gempte führen will, ist es oikay, ansonsten lasst es lieber. Und da das Ende so offen wie ein Scheunentor ist, wird man auch mit einem dritten Teil versorgt werden, der natürlich die Kenntnis der hier erwähnten Werke voraussetzt. Rund 470 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Februar 2014, 12:59:32
(http://3.bp.blogspot.com/-xmttDnTZAVo/UvyYHAdLtDI/AAAAAAAALlE/QQWoBAytCqM/s1600/blutiger-segen.jpg)

Shaun Hutson. Unsterblichkeit - das ultimative Mysterium. Die Mulitmillionäre David und Laura Callahan lassen sich durch nichts aufhalten, um dieses Geheimnis zu lösen. Aber für David scheint die aussicht auf ewiges Leben sehr unwahrscheinlich: Er wird nämlich von  mehreren Profikillern gejagt. Und niemand weiß, wer ihnen den Mordauftrag gab, noch warum. Eine Spur der Gewalt führt das Paar von einer entweihten Kirche in Frankreich nach London und in das politisch zerrissene Irland. Dort lauern nicht nur eiskalte Terroristen, sondern auch uralte, übernatürliche Mächte - und schon bald werden die Toten über die Lebenden lachen.

In Irland sitzen die verfeindeten Parteien dieses schon lange währenden Konfliktes überraschend an einem Tisch., um über Frieden zu beraten. Drinnen werden die Bedingungen ausgehandelt und draußen giert die Reportermeute nach News. Es wird hektisch, die Kinderstube der Reporter gerät wie gewohnt in Vergessenheit, wenn es um irgendwelche Nachrichten oder gar nur Tratsch geht und das Gedränge und Geplärre steigert sich, als die Politiker den rasen vor dem Gebäude betreten. Dann fallen Schüsse und Reporter wie Politiker werden in einem wahren Blutbad von einigen Bewaffneten niedergemäht. In London unterdessen ist Sean Doyle, englischer Angehöriger der CTU mit irischer Vergangenheit, mit einer Razzia beschäftigt, die ein Sprengstoffdepot der IRA aushebt. Als die Gefangenen verhört werden, rau verhört, sehr rau verhört, kommt eine Spur nach Irland aufs Tapet. Für den Job bekommt Doyle eine Partnerin zugeteilt, die eh die einzige Person ist, die sich mit ihm zu arbeiten traut. In Frankreich entdeckt ein Dozent in einer verlassenen Kirche ein Buntglasfenster, dessen Urpsrung er nicht richtig deuten kann. Er ruft eine befreundete Kunsthistorikerin zu Hilfe und macht sich mit ihr an die Arbeit und sie können ihren Fund auch datieren und einem hundertfachen Kindermörder aus dem 15. Jahrhundert zuordnen. Ein Mann, der sich als Reporter ausgibt, stellt bald neugierige Fragen und macht sich dann sofort daran, die Callahans in Irland über diesen Fund zu informieren, da er deren Vorliebe für solche gruseligen Details kennt. David und Laura Callahan sind so etwas wie Katastrophen- oder Terrortouristen, die von einem Ort mit blutigem Geschehen zum anderen ziehen und sich Andenken mitnehmen. Nebenbei machen sie ihren Reichtumg mit Drogen- und Waffenhandel und sind sich dabei nicht zu schade, ihre Geschäftspartner zu betrügen. aus diesme Grund sind ihre Feinde Legion und sie müssen sich natürlich auch vor der regulären Gerichtsbarkeit vorsehen. Dennoch suchen sie immer weiter nach dem Mysterium der Unsterblichkeit, des ewigen Lebens. Sie konnten nicht ahnen, was sie mit ihren Taten ausgelöst haben. Der Showdown wird blutig und unheimlich wenn alle Beteiligten aufeinander treffen.

"Blutiger Segen" startet fulminant und entwickelt sich zu einem spannenden Thriller mit einem Protagonisten, der sich nachdem er bei einer Explosion fast zerfetzt wurde und dem keine Familie mehr bleibt, zu einem harten Mann, der scheinbar gefühllos agiert, entwickelt hat. Seine Aktionen sind brutal, seine Verhörmethoden übertreffen einen Jack Bauer aus der TV-Serien CTU an Rücksichtslosigkeit. Wenn er einen Verdächtigen nicht mehr braucht, kann es schon mal passieren, dass er den nutzlosen Gefangenen einfach abknallt. Doyle hat irgendwie mit dem Leben abgeschlossen und schert sich nicht um Konsequenzen. Überhaupt ist hier mehr die Action im Vordergrund denn der Horror. Und als Actioner funktioniert das Buch blendend mit hohem Bloodshedanteil. Da werden Körperteile regelrecht zerfetzt, wenn sie von Dum-dum-Geschossen getroffen werden, fliegen die Gegner ob einer Schrotflintenladung in die Brust meterweit zurück, explodieren Autos filmgerecht und es werden keine Kompromisse gemacht. Gnade gewähren ist nicht angesagt. Neben dem zerrissenen Charakter Doyle tun sich die Callahans als abgrundtief böse, schlecht und pervers hervor. An ihnen lässt der Autor keinen Funken Anstand erkennen. Ihnen ist dann auch der Teil des Horrors gewidmet, der in dem bluttriefenden Showdown für einige Wendungen und Extrageschnetzteltes sorgt. Wie mich die Einheit "CTU" an das spätere "24" erinnert, so kommt auch eine Szene sehr nach dem ebenfalls späteren "Alias". Ansonsten ein derber, knallharter, schneller und ausgezeichnet geschriebener Thriller mit Horrorelementen und einigen freizügigen Szenen, den man sich schon ins Regal stellen sollte - speziell, weil es noch weitere Aufgaben für Doyle gibt, der aufgrund von vielen Leseranfragen ebenso wie dereinst Handyman Jack bei F. Paul Wilson zum Fortsetzungscharakter wurde. Sobald diese Romane erscheinen, bin ich natürlich wieder dabei, denn das hier gebotene überzeugt ohne Einschränkungen. Ca. 475 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Februar 2014, 13:15:13
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1392460894_lostland1.jpg)

Jonathan Maberry. Eine Katastrophe, deren Ursache niemand kennt. Eine Enklave, in der sich die letzten Überlebenden verschanzt haben. Ein riesiges Niemandsland, das von Untoten bevölkert wird. Zwei Brüder, die einander Feind sind., Ein junges Mädchen, das den einen bewundert und den anderen liebt.

Benny Imura ist wie andere fünfzehnjährige Burschen auch.Als in Mountainview das neue Gesetz, dass sich jeder in seinem Alter einen Job zu suchen hat, sonst würden die Rationen halbiert, auch bei ihm greift, versuchen er und sein Kumpel Lou Chong sich den genehmsten rauszusuchen. Er soll also weder langweilig noch in irgendeiner Form anstrengend oder mir körperlicher Arbeit verbunden sein. Nicht jeder Wunschtraum geht in Erfüllung. Während Chong auf einem Wachturm als Späher anheuern kann, bleibt Benny nichts anderes übrig, als bei seinem verhassten Bruder zu Kreuze zu kriechen und gerade bei dem Menschen, den er hasst und für einen miesen Feigling hält, in die Lehre als Zombiejäger zu gehen. Schon bei ihrem ersten Auiftrag, der lautet, dass sie einen Angehörigen eines Bewohners von Mountainside befrieden sollen, stellt Benny fest, dass so manches, das er zu wissen glaubte, nur auf Irrtümern oder Täuschung beruhte. Red Eye-Charlie z. B. ist kein Held, wie man es sich überall erzählt und Bennys Bruder Tom kein Feigling. Spätestens als Benny und seine Freunde eine Zombiekarte (Sammelkarten mit Abbildern berühmter Jäger oder bessonders fiesen Zombies) finden, auf der ein Bild des "verschwundenen Mädchens" ist, wird er eines Besseren belehrt. Denn Charlie und seine Compadres wollen verhindern, dass die Welt etwas über das Mädchen erfährt. Sie versuchen Benny und seinen Bruder ebenso zu töten, wie Bennys Freundin Nix und deren Mutter, die beide über Charlies wahre Natur und Tätigkeit Bescheid wissen. Es gelingt ihnen aber nur, Nix zu entführen und deren Mutter zu töten. Tom und Benny machen sich an die Verfolgung und im Feindesland erfährt Benny mehr darüber, was wirklich in der "Ersten Nacht" geschah und wie das Leben vor der Katastrophe war. Und er lernt seinen Bruder besser kennen. Nach einigen gefährlichen Abenteuern und Hinterhalten holen sie die Bande ein. Es kommt zum entscheidenden Kampf.

Jonathan Maberry hatte ja auch die erwachsenen Leser mit seinem "Patient Null" verwöhnt und es war sogar schon die Fortsetzung angekündigt und sogar mit Cover beworben, als der veröffentlichende Verlag sich wohl entschied, dass ihm die Kosten für ein Buch, das mehr als 450 Seiten hat zu hoch sein könnten. Wäre jetzt allgemein keine neue Praxis, da diverse Verlage ähnliche Arbeitsweisen an den Tag legen. Entweder werden die Bücher auf ein passendes Format runtergekürzt oder man lässt es eben ganz. Nur wirklich verkaufsträchtige Autoren wie ein Brown, Dan oder ähnliche Kaliber können über hunderte von Seiten langweilen ohne Kürzungen befürchten zu müssen. Bestens beworben verkauft sich deren Zeug eh wie geschnitten Brot. Nun hat Maberry mit seiner Jugendreihe um Benny und die Zombies eine Heimat beim Thienemann-Verlag gefunden, der nicht bei 440 Seiten Ende sagt. Jonathan Maberry hat einen Zombieausbruch mit der Geschichte eines pubertierenden Jugendlichen verquickt und lässt den Leser daran teilhaben, wie Benny und seine Gefühle sich bei der ersten Liebe verzetteln, wie angebetete Helden vom Sockel gestoßen werden und er mehr und mehr über die alte und neue Welt hinzulernt und ziemlich schnell erwachsen werden muss. Aus dem Bengel, der jeder schweren Arbeit (oder Arbeit allgemein) aus dem Weg gehen will, wird ziemlich früh nach einigen harten Lehrwochen ein Mann mit einem gewissen Verantwortungsgefühl und einem klaren Sinn für Freundschaft und Loyalität. Nur die Liebe und der erste Kuss bringen seinen Hormonhaushalt dann doch durcheinander. Er muss lernen, dass sich gewisse Eifersüchteleien einschleichen, dass man bei Unterhaltungen mit Frauen jederzeit in eine Falle tappen kann und nichts richtig ist, was man sagt oder tut. Sein Bruder Tom hingegen, der durch Bennys jahrelange Verachtung unsagbar gelitten hat, es aber nie zeigte, erinnert mich an den Protagonisten aus V. M. Zitos "Return Man". Er sieht die Zombies nicht als bösartige Kreaturen, sondern nur als Kranke, die ihrem Leiden erlegen sind und nun ihrem Instinkt folgen. Menschloiche Wesen, die überlegt Böses tun, sind da die wahren Bestien, wie die Bürder bald am eingenen Leib erfahren. Die Zombies hingegen, die Tom tötet, sind nur Verwandte von Überlebenden, die Tom den Auftrag gaben, ihre Lieben zu befrieden, damit sie in Ruhe ins Himmelreich einziehen können. Also ähnlich wie beim "Return Man". Natürlich tötet Tom auch aus Notwehr, wenn er von Mensch oder Kreatur angegriffen wird. Und es ist Toms Aufgabe, Benny den Unterschied zwischen sinnlosem Morden und seinen Aufträgen beizubringen. Jonathan Maberry serviert einen actionreichen, für ein Jugendbuch manchmal auch recht groben Zombieroman, in dem er auch viel Platz lässt für die Gefühle eines Heranwachsenden (und er schafft es auch, seinen Joe Ledger aus "Patient Null" ganz kurz zu Ehren kommen zu lassen). Der Beginn ist eher gemächlich, fast schon Tom Sawyer im Zombieland, doch dann wird das Tempo höher, die Dramaturgie ist stimmig, die Verfolgungsjagd und alles, was daraus resultiert, spannend und mittig mit eher sozialen Themen wie Ethik und gar Religion (Der Glaube, dass es Gottes Strafe dafür ist, dass man vor der "Ersten Nacht" Elektrizität genutzt habe und diese nun aus religiösen Gründen verboten ist) sowie Familiensinn gewidmet. Eine durchaus empfehlenswerte Lektüre nicht nur für Jugendliche.  Wird fortgesetzt mit "Lost Land 2: Der Aufbruch". ca 527 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Februar 2014, 20:43:57
(http://2.bp.blogspot.com/-MIME5pAfAnU/UwJKRXDzDYI/AAAAAAAALn4/iPnM94Q3QNg/s1600/lostland2.jpg)

Jonathan Maberry. Ein Flugzeug, das Hoffnungen weckt. Eine Gruppe von Freunden, die sich auf den Weg ins Niemandsland macht. Ein neues Gameland und grauenhafte Begegnungen. Zerreißproben für Freundschaft und Liebe. Ein bitteres Opfer im Kampf für die Zukunft. Gibt es weiteres, neues Leben.

Nachdem die Freunde in ihrem ersten Abenteuer Rotaugen-Charlie  und seine Bande vernichtet haben, sind sie wieder zu Hause und trainieren fleissig mit Tom. Ihre Kampfkünste verbessern sich, die körper werden kräftiger. Doch schon bald ist es mit der Ruhe vorbei. Ein alter Mann ist bei einem Nickerchen auf dem Sofa unbemerkt verstorben und bald wieder auferstanden und hat einige Nachbarn gebissen und infiziert. Man kann eine Ausbreitung zwar verhindern, aber tom beschließt, dass es jetzt Zeit zum Aufbruch ist, um das vor Monaten gesichtete Flugzeug zu suchen, das aus Osten kam, das Gebiet überflog und wieder Richtung Ost abdrehte. Wo die Maschine herkam, muss es Leben geben. Also ziehen sie hinaus und müssen bald feststellen, dass sich in letzter Zeit einiges verändert hat. Der Tod von Charlie hat ein Machtvakuum hinterlassen, das ein neuer fieser Gangster mit seiner Truppe auszufüllen gedenkt, um despostisch über alle Menschen und auch die Zoms zu herrschen. Er hat auch das einstmals zerstörte Gameland wieder aufgebaut, in dem damals in Gruben Kinder gegen Zombies antreten mussten und die Zuschauer Wetten auf den Kampfausgang abgeschlossen haben. Chong ist der Erste, den die Bande erwischt und ins Gameland bringt. Danach werden auch Benny und Nix eingefangen, während Tom und Lilash jeweils auf getrennten Wegen verschont bleiben und sich dann an die Befreiung ihrer Freunde machen. Und dabei unerwartete Unterstützung erhalten.

Mit dem zweiten Band seiner "Lost Land"-Reihe legt Jonathan Maberry noch einmal ordentlich nach. Natürlich kümmert er sich um die Gemütszustände seiner Protagonisten, lässt ihre Gefühlswelt durcheinanderwirbeln, stellt die Liebe, Mut, Kameradschft und Freundschaft auf schwere Proben und schafft es spielend, die jugendlichen Charaktere den Lesern, ob nun jung oder alt, bildlich näher zu bringen. Man kann den Veränderungen, die die jungen Leute durchleben, gut nachvollziehen. Ebenso aber, wenn sie hin und wieder in ihre eher kindlichen Gewohnheiten zurückfallen oder nicht weiter wissen. In eingeschobenen Tagebuchaufzeichnungen von Nix werden diverse Begriffe und Begebenheiten erklärt und die Freunde machen sich auch Gedanken, was diese Zombies eigentlich sind. Können sie fühlen, spüren sie Schmerz? Schließlich waren sie einmal Menschen, sind es eigentlich noch, nur tote Menschen eben. Und sie sind mit Sicherheit besser, als viele der Lebenden, denen die Truppe noch begegnen wird. Aber was hier als Jugendroman dargeboten wird, ist schon starker Tobak im positiven Sinn. Vor einigen Jahren hätte man besonders diesen zweiten Teil der Serie garantiert nur Erwachsenen vorgesetzt. Zwar wird das Töten und das Gemetzel nicht explizit und in "Nahaufnahme" zelebriert, aber Köpfen, Genickbrüche oder abgeschlagene Gliedmaßen, die dann als Schlagwaffe verwendet werden, sind jetzt nicht gerade das übliche Rezept für einen Jugendroman, der "geeignet ab 14 Jahre" sein soll. Der Showdown im neuen Gameland hat es nämlich wirklich in sich. Hohes Tempo, Feuersbrunst, Schlachten zwischen Zoms, Gangstern und Unterstützern der Freunde, Explosionen und fiese Charaktere, Kehlenschnitte, Zweikämpfe und wilde Schießereien mit etlichen Toten und noch mehr nun endgültig Toten. Bis zum Ende gibt es harte Prüfungen, emotionale Momente und einige Wendungen sowie zu betrauernde Verluste, bevor die Reise zu dem Flugzeug gen Osten weitergehen kann. Ein schneller, recht deftiger und actionreicher Jugendroman von Jonathan Maberry. Teil 3  kann gerne kommen.   Rund 570 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Februar 2014, 18:49:46
(http://4.bp.blogspot.com/-HDtLm0zIb64/UwjE5UWM8rI/AAAAAAAALrc/fTGVCkBnu14/s1600/clancy.jpg)


Tom Clancy (Idee, Charaktere) + Mark Greaney (Autor, Lohnschreiber). Für Jack Ryan ist die Stunde der großen Entscheidung gekommen. Und noch nie war der Einsatz so hoch. China will sich Taiwan einverleiben. Doch die Insel steht unter dem Schutz der Vereinigten Staaten. Kann Jack Ryan den Krieg der Supermächte verhindern?

China will sich nicht nur Taiwan einverleiben. Aufgrund massiver wirtschaflticher Probleme will der Staatenlenker das gesamte chinesische Meer unter ihre Kontrolle bringen, was auch die Anrainerstatten wie Indien, Taiwan, Vietnam, Malaysia oder die Philippinen unter ihren Einflussbereich bringen würde. Um dies zu erreichen, müssen erst einmal die Amerikaner in Schach gehalten werden. Dies geschieht mit einem massiven Cyberangriff auf die USA. Nicht nur der Kommunikationsausfall mit den Streitkräften droht, auch Kernlkraftwerke oder Verkehrsbetriebe sind betroffen. Um den US-Geheimdiensten (auch den verborgenen, illegalen) ebenfalls das Wasser abzudrehen, erpresst man diverse Mitarbeiter in entsprechenden Positionen der regulären Dienste und wird so auch über alle Vorhaben der Regierung informiert,die man sich nicht über Trojaner oder virenverseuchte Netze holen kann. Das führt dazu, dass man Verdächtige, die von den Amerikanern observiert werden, schnell ausschalten kann oder zumindest dann das sichere Haus und die Wachen eliminiert, wenn die US-Leute schneller waren. Jack Ryan jr. muss dann mit seinen Kollegen John Clark und Domingo Chavez raus in den Einsatz. während sein Vater, der Senior der Familie, als Präsident versucht, den Konflikt in Verhandlungen zu lösen. Jack jr. nimmt an einer Mission in Hongkong teil, bei der ein chinesischer Hacker, der für die Infiltrierung der amerikanischen Netze verantwortlich ist, in die USA geholt werden soll. Es gelingt zwar, aber nur unter Verlusten. Auch, weil eine andere US-Behörde dazwischenfunkt und der Einsatz im Chaos endet. Bald machen die Chinesen ernst und greifen provozierend kleinere Patrouillen der Amis und deren Verbündeter in der Umgebung von Taiwan an. Sobald sich die Attackierten wehren, spricht man in China Verbrechen gegen die stolze Nation der Chinesen. In einer letzten riskanten Aktion wollen Jack jr. und seine Leute den Ausbruch des Krieges verhindern.

Da der eigentliche Autor von "Gefahrenzone", Mark Greaney, der übrigens nur auf Seite drei im Zusammenhang mit dem Buch einmal erwähnt wird, sich an gewisse Vorgaben was Charaktere und Handlungsstrang zu halten hatte, kann ihm kein Vorwurf über die einseitige Darstellung der Figuren gemacht werden. Verräter und Chinesen sind fies, link, häßlich und schlicht unerträglich, während auf US-Seite selbst die miesesten Machenschaften und Personen, die dem Erfolg der USA in irgndeiner Form zuträglich sind, in den hellsten Farben geschildert werden. Noch dazu dreht man im fiktiven Spiel die Realitäten mal schnell um. Waren in der wahren Welt noch die Amerikaner zusammen mit Gierbänkern Auslöser von Finanzkrisen und die NSA der USA die Ausspäher der (freien?) Welt, wird der berühmte Schwarze Peter (dürfte der beim heutigen political correctness-Wahn überhaupt noch so heißen) den Chinesen zugeschoben. Diverse amerikanische Rechtsverletzungen wie die illegale Finanzierung einer illegalen Geheimdienstorganisation über Insiderinformationen, die sich die Dienste beschaffen und damit an der Börse und in Währungen spekulieren, lässt man ebenso unter den Tisch fallen, wie Angriffe gegen eine Nation, die sich offiziell nicht im Krieg mit den USA befindet. Zweierlei Maß. Was die USA dürfen, ist längst noch nicht dem Rest der Weltgemeinschaft gestattet. Wieder ein Paradebeispiel, wie gerne man sich noch als alleiniger Weltpolizist sähe. Und dazu musste man sich natürlich noch den amerikanischen Wunschtraum ins Buch formulieren: China geht aufgrund von den gleichen Wirtschaftsverfehlungen wie faule Kredite oder Immobilienblasen, die sich schon in den USA abgespielt haben (real, aber das bleibt selbstverständlich unerwähnt), ökonomisch den Bach runter. Würde dazu führen, dass die Chinesen als Konkurrent in der Wirtschaft und um Öl wegfallen, der Rüstungsaufbau stockt und man die US-Schulden bei dem Land, das die Amis finanziell zumindest real fast schon in der Tasche hat, zu sehr günstigen Bedingungen wieder abbauen könnte. Das Buch und die Story bieten wenig Neues - die Konflikte um Taiwan und diverse Inselchen wurden schon von anderen Autoren kurzweiliger abgearbeitet -, Action wird punktuell und auf über 846 Seiten verteilt eingesetzt und macht das Werk nicht zum schnellen Reißer. Insgesamt ist das alles ordentliches Mittelmaß (es gab schon schlechtere) des "Ersatzautors", der aber auch einige Ungereimtheiten enthält. Ich vermute, dass es auch bei Tom Clancy so werden wird wie dereinst - eigentlich auch jetzt noch - bei Robert Ludlum. Nach dessen Ableben wurden diverse Manuskripte "entdeckt", die dann Auftragsautoren verfasst haben oder seine Reihen wie Covert One oder Bourne wurden von anderen Schriftstellern weitergeführt. Auch von Tom Clancy ist mindestens noch eines auf Halde, das übersetzt werden muss, danach werden wir sehen. Der Name allein schon ist jedenfalls eine Kuh, die man noch schön weiter melken kann. Tut man ja schon mit den bisherigen "Zusatzautoren" - und ich war immer dabei. Muss aber zu meiner Ehrenrettung sagen, dass ich sie seit geraumer Zeit nur noch günstiger gebraucht erworben hab. Der volle Preis war es mir nicht mehr wert. Für Fans und Gelegenheitsleser okay, aber im Vergleich zu früher und auch vielen Konkurrenten auf dem Markt eindeutig unterlegen. Wer Kriegsszenarien will, sollte zu Eric L. Harry (vier eindeutig gelungenere Bücher) greifen und wer sich mit Terrorismusbekämpfung im America First-Stil unterhalten will, nehme Brad Thor, Ben Coes, den deutschen Martin Kay oder den letzten Don Winslow mit dem Titel "Vergeltung". Rund 850 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Februar 2014, 19:24:37
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1393346517_cashout.jpg)

Dan Jordan ist ein Mann, der seine Zukunft plant - finanziell wie familiär: Gerade hat er sich sterilisieren lassen. Der Eingriff war nicht sehr angenehm, und Dan ist noch sehr angeschlagen, trotz der Schmerztabletten und des Beutels Tiefkühlerbsen in der Hose. Kleiner Trost:In drei Tagen endet die Aktiensperrfrist der blöden Internetfirma, in der er arbeitet. Eins komma eins Millionen Dollar! Dan wird sofort kündigen, so viel ist klar, und für den Rest seiner Tage mit Kate und den Jungs surfen und am Strand liegen. Nur noch 72 Stunden!

Leider wird er auf dem Weg nach Hause brutal von einer Gruppe gekündigter IT-Kollegen überfallen. Sie wollen, dass er ihnen kompromittierendes Material über die Firma besorgt. Und sie haben ein Druckmittel: Dans gesamte Mailkorrespondenz, in der so einiges steht, was sein Chef und seine Frau auf keinen Fall erfahren dürfen. Dann muss handeln, will er Ehe und Cash Out retten. Wer kann ihm helfen? Etwas sein überaus psychotischer Nachbar Larry?   

Eigentlich ist Dan Jordan eher ein Fremdkörper bei FlowBid im Silicon Valley, da er doch nur dazu da ist, für seinen Chef als Ghostwriter die Reden zu verfassen und sonst nichts beizutragen hat. Entlohnt wird er mit Aktienoptionen, die er in rund drei Tagen einlösen kann und die ihm und seiner Familie (Frau, zwei Söhne) ein sorgenfreies Leben im Jahre 2008 verschaffen sollen. Doch eines schönen Tages, als er gerade von seiner Vasektomie noch ordentlich schmerzende und geschollene Eier hat - dicke Eier haben ist hier wohl wörtlich zu nehmen -, wird er von drei eher dusseligen Nerds von der Straße weg gekidnappt. Und nein, sie wollen ihm nicht ans Gekröse. Die Typen wurden auch in Optionen entlöhnt, aber ein paar Wochen vor Fälligkeit zwecks Sparmaßnahmen entlassen - und somit adieu Optionen, adieu große Kohle. Und nun erweist isch, dass Dan auch nicht der Hellsten einer ist. Hat er, der Ex-Journalist, seinen unbeliebten Chef doch höchst erfreut anonym an ein Magazin verkauft, das von Misständen in Führungsetagen berichtet, nebenbei einen Sex-Talk-Chat mit einer verheirateten Kollegin unterhalten und natürlich auch gewissen Vorlieben via Internet gefrönt - Fat.Asses.Com und ähnliche Seiten. Das Material wollen die drei Entführer natürlich nutzen, um ihn zur Mitarbeit und endgültigen Bloßstellung des Bosses zu nötigen. Wäre das doch bloß alles. Sein Nachbar Larry hat einen gewaltigen Sprung in der Schüssel und schmachtet nicht nur Dans Eheweib hinterher, er liebt es auch Informationen zu "ernten". Und in dessen Hinterhof wohnt Calhoun, ein verfetteter Schwabbel, der unbedingt zu nicht stattfindenden Partys eingeladen werden möchte. Als wäre das nicht genug, schleicht auch noch ein muskelbepackter Glatzkopf ums Haus und den Spielplatz der Kinder. Für solche Fälle hat Dan aber seinen Freund Rod Stone, seines Zeichens Cage Fighter. Und bis sich alles aufklärt, haben Dan und seine Eierchen mächtig zu leiden.

Der Held brüllt vor Schmerz - dieser Halbsatz auf dem Buchrücken ist völlig korrekt, manchmal sollte er aber auch vor Blödheit schreien, dämlich wie er sich anstellt. Der Leser brüllt vor Lachen - dieser zweite Halbsatz meint es doch etwas gut. Sicher gibt es eine Menge Situationskomik, sorgen skurrile und durchgeknallte Figuren für einige Lacher, aber unter dem Schild des vermeintlichen Spaßes verbergen sich auch ein netter, sehr flott erzählter Thriller und eine ordentliche Portion Kritik an jenen, die den Hals nicht voll kriegen können. Seien es nun die Unternehmer, die verdienten Mitarbeitern den verdienten Lohn vorenthalten oder Angestellte, die sich krumm und bucklig schaffen, um sich alle Annehmlichkeiten der Welt kaufen zu können und dann jammern, dass sie keine Zeit dafür haben. Beides geht nunmal nicht von jetzt auf sofort, zeigt aber die allgemeine Einstellung in der heutigen Gesellschaft und besonders im Valley. Für den größten Spaß sorgen vor allem die beiden Nachbarn Larry und Calhoun. Irre die beiden. Schwarzer Humor, überzogen, wild, verrückt und schnell geschrieben. Ein Buch ohne große Actioneinlagen und Leichenberge, aber dafür lesenswert, mit der einen oder anderen Wendung und mal was anderes im Wust der vielen Neuerscheinungen für den Massenmarkt.  Rund 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Februar 2014, 20:43:21
(http://4.bp.blogspot.com/-zw3_E6T3P5A/Uw98VAExgUI/AAAAAAAALto/4uEP0zNyChE/s1600/der_auftrag.jpg)

David Baldacci. Das Staatsbankett für den britischen Premierminister hält ganz Washington auf Trab. Oliver Stone, einst der beste Attentäter, den sein Land je gehabt hat, steht im Lafayette Park vor dem Weißen Haus und beobachtet die Kolonne des britischen Premiers. Plötzlich detoniert eine Bombe - offensichtlich ein Terroranschlag gegen den Minister. Stone entkommt nur knapp. Nun wird er vom amerikanischen Präsidenten persönlich beauftragt, die Drahtzieher des anschlags zu finden. Keine leichte Aufgabe, denn Stones Gegner erweisen sich als absolut tödlich.

Oliver Stone hat eine Audienz beim US-Präsidenten. Natürlich nicht zum Plausch. Der Präsident hat ein Problem. Der Nachschub an Drogen durch die mexikanischen Kartelle ist ins Stocken geraten. Was an sich ein Grund zur Freude wäre, entpuppt sich als vermeintlicher Schachzug der Russen, die mit ihren eigenen Drogenbossen als Vorhut nun versuchen, diesen Markt unter ihre Kontrolle zu bringen und auf diese Weise dann die westliche Welt zu unterminieren und selbst wieder zur Weltmacht aufzusteigen. Stone soll dem einen Riegel vorschieben. Am Abend nach der Besprechung geht Stone wie gewohnt an seinen alten Platz im Lafayette-Park, als die Bombe hochgeht und zudem noch hunderte von Schüssen auf den Rasen niederprasseln. Glücklicherweise stirbt bei der Explosion nur ein Mann. Doch da der britische Premier in der Nähe war und der Park ja sehr dicht beim Weißen Haus ist, geht man von einem misslungenen Anschlag aus. Und schon mischen sich sämtliche Buchstabensalat-Geheimdienste in die Ermittlungen ein, von den Briten kommt Unterstützung vom MI6 und Stone wird sofort zu dem neuen Fall abkommandiert, statt sich auf die Russen zu konzentrieren. doch die Ermittlungen kommen nicht nur in Stocken, der Gegner scheint immer einen Schritt voraus zu sein. Es gibt einen Verräter - und zwar in der höchsten Ebene. Stone holt seine Freunde vom Camel Club zwecks Recherche mit ins Boot, doch als auch diese attackiert werden, lässt er sie zu deren Schutz außen vor. Die Sache wird immer gefährlicher, als die Feinde, die unbekannten Feinde daeginnen, sämtliche Zeugen und Mitwisser zu beseitigen. Und noch immer hat niemand eine Ahnung, wer der Drahtzieher der Sache ist oder auch nur sein könnte.

David Baldacci hat seinen (vorerst) letzten Band der Reihe um Oliver Stone, auf dessen Kosten bezüglich seines Namens diesmal einige Witzeleien gehen, als temporeichen Agententhriller konzipiert, der leider an manchen Stellen etwas an den Haaren beigezogen wirkt und bei dem der thrillerkundige Leser spätestens bei einer Anmerkung ungefähr in der Mitte des Buches weiß, wohin der Hase läuft. Dass sämtliche Geheimdienste, Spezialisten und sogar Stone selbst nicht auf diese naheliegende Idee kommen, erscheint recht unwahrscheinlich. Abgesehen davon ist "Der Auftrag" eine spannende Geschichte, die den Terrorismus und die daraus folgernden Ängste zu einem wilden Katz- und Mausspiel ausbaut, mit einigen Wendungen versehen und durch mehrere Actionsequenzen in der Handlung aufgepeppt. Der eigentliche Camel Club spielt hier aber doch eher eine Nebenrolle. Stone wird zu einem Helden hochstilisiert, wie man ihn schon aus Dutzenden von ähnlich gelagerten Büchern kennt, das ist jetzt nichts Besonderes und nimmt der Sache zeitweise den Reiz der früheren Bücher aus der Reihe. Aber dadurch, dass Stone jetzt alleine im Vordergrund steht, erfährt man wieder einige Häppchen aus seiner Vergangenheit als Regierungsbeauftragter, gibt seinen Gewissensbissen eine Grundlage und er darf auch den einen oder anderen emotinalen Moment durchleben. Natürlich ist es auch ein Aufhänger für den Aufruf zu Mut und Treue gegenüber seinen Freunden entgegen allen Widerständen und/oder Befehlen/Befehlshabern. Eine Geschichte der Freundschaft in all den Ränkespielen der Geheimdiensnte und Nationen, denen Menschenleben oder solche Werte mittlerweile zum eigenen Nutzen völlig fremd geworden sind. Das Ende, explosiv wie eine Bourne-Folge, lässt auch offen, ob man nicht vielleicht doch noch weitere Abenteuer um den Camel-Club erwarten darf. Und man merkt auch, dass dieses Buch zumindest im Original schon vier Jahre auf dem Buckel hat, da es sich positiv von den letzten, eher lustlosen Arbeiten des Autors trotz kleinerer Mängel abhebt. 560 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 März 2014, 19:33:38
(http://3.bp.blogspot.com/-z2vBPycursA/UxIII6U9a-I/AAAAAAAALwE/B7n59wSfrQA/s1600/Taylor_Stevens_Mission-Munroe.-Die-Geisel-173x260.jpg)

Taylor Stevens. Du glaubst, du kannst  mir drohen. Du denkst, du kannst mir wehtun. Du weisst nicht, wozu ich fähig bin. Ich werde dich finden. Und ich werde dich töten.

Michael Munroe wird auf offener Strasse entführt, als sie gerade zur Firma ihres Freundes Miles Bradford fährt. Er kann es sogar vom Bürofenster aus beobachten und wundert sich, dass der Krankenwagen so schnell da war. Doch er kann nichts tun, ausser Nachforschungen anstellen. Und die beweisen ihm, dass hier Profis am Werk waren. Jegliche Spur führt ins Leere. Michael indes wurde nach Europa verschleppt, wo sie für einen Mädchenhändler eine junge Frau als Objekt der Begierde eines Perversen quer durch die EU liefern soll. Damit sie auch wirklich spurt, hat man ihren besten Freund Logan entführt und droht ihn zu töten und zudem habe sie ja noch weitere Menschen, an denen ihr etwas liegen würde. Also spielt sie vorerst mit, auch überrascht, dass die Ware, die sie zu liefern hat, ein verschwundenes Schauspieltalent ist, das sowieso ihr nächster Auftrag gewesen wäre. Also macht sie sich auf den Weg, versucht unterwegs die Gangster, die sie überwachen auszutricksen und auszuschalten. Währenddessen ist in Amerika Bradford zusammen mit seinem Team auf der Suche nach Logan und sie schaffen es auch, ihn zu finden und zu befreien und es Munroe mitzuteilen. Doch der Gegner hat gut geplant. Statt des Freundes haben sie nun ihre Nichte in Gewahrsam und nichts hat sich an Munroes Situation geändert. bis es ihr reicht. Sie liefert das Mädel in der amerikanischen Botschaft in Frankreich ab und will auf die Jagd gehen - ohne Gnade. Doch dsie junge Frau will ihr helfen, will ebenfalls Rache. So machen sich die beiden Frauen auf den Weg zum großen Showdown.

Mit etwas eingepflegtem, berechtigtem und nicht zu stark aufgetragenen Feminismus, der diversen Personen, die sich besser mit ihren Steuern beschäftigt hätten, statt sie Staat und Volk vorzuenthalten, ein Strahlen ins Gesicht getrieben hätte, lässt Taylor Stevens ihre Protagonistin auf ihre dritte Mission ziehen. Dabei wird auch Bezug auf die vorangegangenen Abenteuer genommen, sodass man die schon gelesen haben sollte. Munroe hatte nach ihrem schweren Schicksal mit Miles Bradford und seinem Heim endlich so etwas wie ein Zuhause gefunden. Frieden, Ruhe und Liebe, was sie sich gar nicht erwartet hätte. Doch man gönnt ihr dies nicht. Bald muss sie wieder gegen ihre inneren Dämonen antreten, gegen den Drang jeden zu töten, der ihr auch nur ansatzweise zu nahe kommt. Manche Situation, die sich im Süden Europas abspielt, erinnert an Filme wie "Transporter" oder "Taken", doch der eigenwillige, schwierige Charakter der Vanessa Michael Munroe, ihr Innenleben, die von Gewalt zerrüttete Seele hebt diesen Thriller wie die beiden Vorgänger eindeutig aus der Masse heraus. Tempo und Spannung beherrschen die Jagd nach den Gangstern, dem Versuch, den Frauen zu helfen und im letzten Drittel mehr sich auch die Action, als Munroe vor ihrem inneren Drang kapituliert und die Mädchenhändler stellt. Es bleibt aber nicht aus, dass sie sowie ihr Freund Miles einen hoihen Preis für den Kampf gegen die Verbrecher zahlen müssen, dass sie auch diverse Überraschungen erleben, Wendungen ertragen müssen und man nicht wirklich von einem Happy-End sprechen kann. Zudem bleibt noch der eine oder andere Faden der Handlung offen und man wird sehen, was der vierte Teil der Munroe-Saga bringen wird. Angeblich steht niemand anderer als James Cameron schon bereit, um Munroe auch auf die Leinwand zu bringen, aber der dürfte ja derzeit mit seinem anderen Projekt noch weiter beschäftigt sein. Schnelle, spannende und actionreiche Lektüre, wie ein Road-Movie mit Tiefgang und viel Potenzial für weitere Abenteuer. Bisher das beste Buch aus der Reihe.  rund 505 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 März 2014, 12:22:26
(http://4.bp.blogspot.com/-Xb7PAB4cxrU/UxRK5Hlgh7I/AAAAAAAALxc/7IPELU_mFmI/s1600/neville_schatten-151x260.jpg)

Stuart Neville. Docks, schmutzige Gassen, zwielichtige Hinterzimmer - das ist Belfast heute. Gerry Fegan hat für die IRA gemordet und im Gefängnis gesessen. Nun muss er sich im Frieden zurechtfinden. Doch das gelingt ihm nicht: Seine Opfer verfolgen ihn. Er muss wieder töten - diesmal seine Auftraggeber.

Gerry Fegan hat zwölf Jahre Knast hinter sich und als er rauskommt, ist nichts mehr wie zu seiner Zeit. In Irland herrscht Frieden. Aber nicht für Gerry. Er wird von den Dämonen seiner Vergangenheit verfolgt. Sie wollen, dass er auf ihre Art Buße tut. Sie lassen ihn nicht schlafen, erscheinen bei jeder Gelegenheit und fordern Genugtuung. Bald hält er es ichtm ehr aus. Der Suff über die Jahre hinweg kann die Geister der Toten nicht vertreiben. Sie wollen Blut sehen, wollen ihre Rache. Also macht sich Gerry um seines Seelenfriedens willen auf, seine damaligen Auftraggeber aufzuspüren und ihrem Lebensweg ein Ende zu bereiten. Doch so einfach ist das nicht. Manche von ihnen sind heute in der Politik, haben macht und Einfluss und geben ich den Schein von Rechtschaffenheit, während sie neben bei immer noch krumme Geschäfte am Laufen haben. Doch Gerry lässt sich nicht aufhalten und schon bald ist Belfast wieder der Schauplatz von Kämpfen. Was Gerry nicht weiß, ist, dass die Briten, die einen Mann in die Organisation der IRA eingeschleust haben, ihn daran hindern wollen, ein Gemetzel zu veranstalten, das die früheren Feindseligkeiten wieder offen ausbrechen lassen könnte. Und da sich Gerrys Jagd nun einmal auf die IRA-Leute, die ihm die Befehle erteilten, konzentriert, wird er jetzt von beiden Seiten gehetzt - plus seine Opfer, die ihm ebenfalls schwer zusetzen und es ihm nicht erlauben, mit dem Rachefeldzug jetzt aufzuhören, der in einem blutigen Showdown endet.

Gerrys Welt hat sich verändert, als er aus dem Knast kommt. An seinem Beispiel zeigt Stuart Neville, dass es den vielen ehemaligen Freiheitskämpfern schwerfällt, den Weg zum Frieden wirklich mitzugehen, dass aber auch die Cleversten von ihnen den Schritt in die Polöitkk gewagt haben und nun mit den ehemaligen Feinden in der Regierung an einem Tisch sitzen, jedoch weder ihre alten Ressentiments noch ihre gelegentlichen illegalen Geschäfte wie Menschenhandel unterbrochen haben. Je weiter Fegan vordringt, umso deutlicher wird, dass dieser Frieden eher nur  ein Waffenstillstand, denn ein echter Prozess des Zusammenlebens unter gleichen Regeln ist. Rassismus und Engstirnigkeit sowie religiöse Trennung sind immer noch vorhanden und wird auch ausgelebt. Da die Unterstützung von außen durch Amis und andere Organisationen ausbleibt, sorgen die Parteien jetzt für sich selbst und jeder muss erkennen, dass überall falsch gespielt wird. Die Briten tun den Teufel, das Land jetzt unbeobachtet zu lassen und schleusen weiter fröhlich Spitzel ein, die IRA ist immer noch so brtienfeindlich wie eh und je und man nutzt durchaus kleinere Auseinandersetzungen für ein Scharmützel mit der Polizei. Nur dringt davon nichts mehr an die Öffentlichkeit. Und Gerry: der ist ein verzweifelter, der vor seiner Schuld nicht davon laufen kann, die ihn weiter und weiter beschäftigt. Er könnte mit dem neuen Leben zurechtkommen, wäre da nicht seine Vergangenheit. Ob seine Opfer ihn nun in seiner Einbildung zur Rache aufhetzen oder ob dieser Teil eine übersinnliche Komponente von "Die Schatten von Belfast" ist, muss der Leser für sich selbst entscheiden. Und mit jedem Fortschreiten der Story erfährt man etwas über die Selbstsucht diverse Figuren, die sich allesamt und egal, auf welcher Seite stehend, in ihrer kriminellen und verlogenen ähneln. Weder die Iren noch die Briten spielen ein ehrliches Game. Wie weit der Hass oder jetzt nur noch die Abneigung geht, zeigt der Fall Marie und ihrer Tochter Ellen. Sie hatte sich mnit einem katholischen Bullen eingelassen und als der sie während ihrer Schwangerschaft mit Ellen verließ, wurde sie erst recht zum Außenseiter in ihrer Gesellschaft. Dort wird nicht so schnell vergessen. Als man sie als Druckmittel gegen Gerry benutzen will, tut er alles, um ihr zu helfen und sich gleichzeitig von seiner Schuld zu befreien. Dass dies nicht wirklich gelingt und nur seine Dämonen verschwinden, erkennt er erst kurz vor seine Flucht nach Amerika. Ein schneller hard-boiled Thriller aus Irland, der seine kompromisslose Geschichte mit eigenen Kenntnissen des Autors aus der Region aufpeppt, aber für einen Thriller mit hartgesottenen Typen die Kerle erstaunlich viel aus den unterschiedlichsten Gründen flennen lässt. Trotz dem Geplärre gehört der atmosphärisch dichte Roman, der zumindest minimale Kenntnisse der irischen Verhältnisse der letzten Dekaden voraussetzt mit Sicherheit zu den gelungensten Debütthrillern der letzten Jahre. Und mit "Blutige Fehde" geht es ja weiter. 440 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 März 2014, 22:03:07
(http://1.bp.blogspot.com/-JVqrTKZ-lKA/UxYdjU028yI/AAAAAAAALyU/ROBwJgOJOzo/s1600/blutige+fehde.jpg)

Stuart Neville. Police Inspector Jack Lennon gerät zwischen alle Fronten, als er versucht, seine kleine Tochter zu retten. Und nur einer kann ihm helfen: Gerry Fegan, ein gefürchteter Killer, der nach Belfast zurückkehrt, um alte Rechnungen zu begleichen.

Marie und ihre kleine Tochter Ellen sind nach den Ereignissen in "Die Schatten von Belfast"nach Birmingham in ein sicheres Haus gebracht worden, das ihnen Gerry Fegan besorgt hat und für das er auch bezahlt. Er selbst ist nach New York gegangen, um aus der Schusslinie zu sein, nachdem er seinen Aufgtrag durch seine zwölf Geister erfüllt hat und dabei aber einen der großen Bosse - Bull O'Kane - und zwei seiner Schergen am Leben ließ, die nichts mit seiner Reuemission zu tun hatten. Er hatte den irischen Paten schwer verletzt und um sein Leben bettelnd liegen lassen. Der will nun diese Scharte auswetzen und alle Zeugen seiner Demütigung beseitigen lassen, während er selbst verkrüppelt ans Bett gefesselt ist. Daher schickt er nach dem Nomaden, einem skrupellosen Lohnkiller. Der beseitigt auch prompt erst einmal die eigenen Leute von Bull, um sich dann anderen zu widmen, denn der Vater von Marie hatte einen Schlaganfall und wird diesen wohl nicht überleben. Da sie ihren Vater noch einmal sehen will, kommt sie mit  ihrer Tochter nach Belfast zurück und in die Schusslinie. Doch der Ex-Mann von Marie, der sie (siehe "Die Schatten von Belfast") mit dem Kind einst sitzen ließ, taucht auch wieder auf. Er ist Cop und versucht nun, das Richtige zu tun. Jack Lennon will sich plötzlich um Frau und Kind kümmern und stellt bald fest, dass dies dringend notwendig ist. Gerry Fegan indes hat in New York in der irischen Gemeinde unter falschem Namen einen Job gefunden, doch bald wird er erkannt und soll diverse Aufträge ausführen, von denen er eigentlich die Schnauze voll hatte und mit denen er sich nie wieder befassen wollte. Nach einer energischen Auseinandersetzung lässt er den Job sausen und verschwindet mit dem Flugzeug wieder Richtung Irland. Er erfährt, dass Marie in Schwierigkeiten ist und unterstützt Jack bei dessen Bemühungen, die Frau und das Mädchen zu retten sowie die Gangster auszuschalten.

Auch der zweite Thriller mit kleineren Mystery-Elementen, die so auch beabsichtigt sind, bietet einen realistischen Blick hinter die Kulissen des trügerischen Friedens in Irland. Verborgen hinter dem Vorhang der scheinbaren neuen Sicherheit machen sich die veschiedenen Parteien weiterhin den Säckel voll. Jetzt sind einige der früheren Gangster Politiker und haben diverse Polizisten auch immer noch auf der Lohnliste. Wirkliche Loyalität oder Freundschaft existiert nicht. Und die Hauptfiguren haben alle mit den Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Lennon, der als Cop verachtet und aus der Familie und von Freunden verstoßen wurde und im Prinzip auf großem Fuß und auf Pump lebt, um nicht erwachsen zu werden und Verantwortung übernehmen zu müssen, Fegan, den seine Vergangenheit als IRA-Killer immer wieder einholt und der Buße tut, indem er für Marie und die Kleine da ist und sogar der eiskalte und brutale Killer "Nomade" hat an Vorfällen aus der Kindheit zu knabbern, die aber nicht näher erläutert werden. Schmutzige Hände haben alle, doch wenige sind bereit, sich ihren Taten zu stellen. Bull und seine Tochter, diverse Cops, einige Politiker und Gangster wollen ihren Status bewahren und gehen dafür über Leichen. Düster, gewalttätig, temporeich, auch ob der oft kurzen Kapitel mit einigen Cliffhangern zeichnet Stuart Neville ein unschönes Bild des heutigen Irland bzw. Belfast. Nervig war aber, dass hier oft Namen vertauscht wurden, eine Menge Satzzeichen entweder weggelassen wurden oder an der falschen Stelle eingefügt waren und etliche Rechtschreibfehlter unkorrigiert bleiben. Besonders das mit den Namen sollte doch im Lektorat oder Korrektorat mal jemandem auffallen. Für gutes und nicht wenig Geld will man als Leser auch ordentliche Arbeit und keine gelangweilte Schluderei. Mit "Racheengel"ist ein dritter Teil hierzulande bereits erschienen, ein vierter wird irgendwann folgen. Rund 475 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 März 2014, 22:04:02
(http://1.bp.blogspot.com/-h1eVPqUM2cI/UxYlbGSnQ0I/AAAAAAAALyk/yKPYGziZhI4/s1600/buk_und_jimmyjpujp.jpg)

Brett McBean. Der Filmfreak Buk Thompson ist auf blutiger Fahrt durch den amerikanischen Südwesten. Er mordet sich seinen Weg bis nach Hollywood, der Heimat der Stars, die er seit seiner grausamen Kindheit für seine einzigen Freunde hält. Buk hat ungeheuren Spaß in diesem Film seines Lebens. Als ihm das Schicksal den unschuldigen Jimmy vor die Füße wirft, beschließt der Psychopath, sich um den Jungen zu kümmern und ihm das "Spiel des Tötens" beizubringen. Im Drehbuch stehen die schlimmsten Szenen - doch Jimmys Rolle ist weit mehr als die eines Nebendarstellers.

Buk ist ein vom Leben enttäuschter Mann. In der Jugend von den Eltern missachtet, von den Mitschülern verachtet und zum Außenseiter abgestempelt, hat er sich immer in die Scheinwelt des Hollywood-Glamours geflüchtet und ist mittlerweile mit seinem Verstand endgültig jenseits der Realität gelandet. Menschen sind für ihn nur von Gott geführte Schauspieler in einem Film und in einem solchen Sterben schon mal einige Statisten, ohne dass es jemanden auch nur im geringsten interessiert. So mordet er auch ohne jegliche Emotion auf seinem Weg Richtung Hollywood. Auf einer öden Wüstenstraße kommt ihm ein junger Mann entgegengehetzt - verfolgt von einem Typen in schwarzen Klamotten und mit Cowboyhut. Nach kurzem Überlegen überfährt er den Verfolger, sorgt dann dafür, dass der schwerverletzte Kerl garantiert nicht wieder aufsteht und nimmt den Jungen, den er fortan jimmy nennt, mit. Er will ihm die Freude am Töten beibringen und hat vorerst einen willfährigen Schüler. An einer Tankstelle, die abgelegen genug ist, dass es keine Zeugen gibt, tötet Buk einen Mann, der mit Frau und kleinem Sohn zwecks Tanken vorgefahren kommt, überlässt die Frau dem Tankwart und nimmt den kleinen Buben mit. Sie kehren in einem Motel ein und während Jimmy weggeht, um etwas Essbares zu besorgen, fällt Buk in einen Rausch und zerstückelt das Kind. Und dann kommt Jimmy zurück und Buk erfährt, welche Rolle er in diesem Treiben spielt.

Ein Buch von einem Filmfan für Filmfans. Hoffentlich entdecken nicht zu viele sich selbst in der Geschichte. Die Story ist gespickt mit Namen und Anspielungen auf Klassiker der Filmgeschichte und auch Werke neueren Datums. Vom Eastwood-Zigarillo bis "Pate 3" ist alles drin, daneben noch einige Musiktitel früherer Jahre von Jimmy Barnes oder INXS sowie Lynyrd Skynyrd und fertig ist die Hommage ans Filmbusiness. Und neben den ganzen Filmzitaten gibt es derbe Splatterkost, die schon recht eklig daherkommt und sich vor einem White oder Lee nicht zu verstecken braucht. Nachdem das Buch stellenweise den Charakter eines Drehbuchs eingehaucht bekam, wurde ihm sogar eine kleine Comiceinlage spendiert und ein Ende, das weder der Leser noch der von sich eingenommene Buk so erwartet hätten. Harte Kost mit Anspielungen auf Filme wie "Natural born Killers", "Spiel mir das Lied vom Tod" oder "Zombie", die auch nicht vor nekrophilen Einlagen zurückschreckt und Hirnmatsch und Eingeweide genüßlich über die Seiten verteilt. Der Zug  nach Hollywood ist abgefahren genug, um bei Festa berechtigt in der Extrem-Reihe zu landen. Knapp 160 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 März 2014, 17:25:06
(http://3.bp.blogspot.com/-ylZqlNS-4OQ/Uxc2SGKo1tI/AAAAAAAALzU/kW0jnBT_TgA/s1600/Sallis_Driver2-173x260.jpg)

James Sallis. Paul West alias Driver hat sich unsichtbar gemacht. Ist aus Los Angeles verschwunden und nach Phoenix geflohen. In die staubige Wüste. Sieben Jahre sind vergangen, seit mehrere Leute für eine Tasche mit gestohlenem Geld draufgegangen sind. Doch Drivers Feinde haben ihn nicht vergessen. Wenn er überleben will, muss er sich seiner Vergangenheit stellen.

Unerwartet und wie aus heiterem Himmel wird Driver von zwei Typen attackiert. Er kann sie beide platt machen, doch seine Begleiterin wird bei der Auseinandersetzung erschossen. Nun liegt ihm daran, die Auftraggeber der beiden Kerle zu finden, denn dass es Mietkiller waren, die hinter ihm her sind, steht außer Zweifel. Er kontaktiert Felix, der ihm Informationen verschaffen soll. Während der Wartezeit liegt Driver unter einem Ford Fairlane und rüstet ihn nach eigenem Gutdünken auf. Nach und nach kristallisieren sich Figuren heraus, die mit dem Anschalg auf sein Leben zu tun haben dürften und Driver geht den Weg zurück. Vom Killerpärchen, zum Handlanger, zum Geldüberbringer bis hin zum Mann hinter der ganzen Sache. Und muss Überraschendes erfahren.

"Driver 2" ist stilistisch so karg wie die Wüste, in der die Handlung spielt. Da gibt es keinen sinnfreien Firlefanz, um überflüssiges Randgeschehen zu beschreiben, da wird kein Wort zuviel verloren. Der Driver ist ein Mann ohne Geschichte, eine Figur wie ein Westernheld, als Clint Eastwood dereinst in seinen Itlaowestern einfach auftauchte und nach Verrichtetem wieder verschwand. Nur ganz kurz wird etwas zu Drivers Vergangenheit, Kindheit erwähnt, mehr erfährt man über ihn nicht. Die Dialoge sind kurz, trocken und lakonisch, mit dem einen oder anderen Oneliner versehen. Bei der Jagd nach den Hintermännern blitzt wie im ersten Buch sowie im Film kurz aber heftig die Gewalt aus, ohne zum Selbstzweck zelebriert zu werden. Und ja, die Auflösung ist nicht so simpel und spanungsfrei, wie sich der eine oder andere Rezensent zu äußern pflegte und auch noch eher lächerliche Vergleiche mit "Transporter" oder "Fast and the furious" heranziehen musste, da wird dem Driver doch eine Überraschung geboten, die aber an seinem weiteren Weg nichts ändern wird. Denn wie lauten die letzten Worte des Buches? "Er fuhr." Und es wurde die Möglichkeit offen gehalten, dem Driver einen dritten Auftritt zu gönnen. Auch wenn es schon mehrfach dementiert wurde, eine Verfilmung von "Driver 2" würde ich mir garantiert ansehen und wäre auch wünschenswert abseits dieser Blockbusterklischeeansammlung "Fast and the Furious 1 -?". Rund 155 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 März 2014, 18:23:03
(http://2.bp.blogspot.com/-AdXWidVMe1Y/UxyFVmaiYOI/AAAAAAAAL0s/lthnHZNAxis/s1600/dan-brown-inferno.jpg)

Dan Brown. Dante Alighieris "Inferno", Teil seiner "Göttlichen Komödie", gehört zu den geheimnisvollsten Schriften der Weltliteratur. Ein Text, der vielen Lesern heute noch Rätsel aufgibt. Um dieses Mysterium weiß auch Robert Langdon, der Symbolforscher aus Havard. Doch niemals hätte er geahnt, was in diesem siebenhundert Jahre alten Text schlummert. Gemeinsam mit der Ärztin Sienna Brooks macht sich Robert Langdon daran, das geheimnisvolle "Inferno" zu entschlüsseln. Aber schon bald muss er feststellen, dass die junge Frau ebenso viele Rätsel birgt, wie Dantes Meisterwerk. Und erst auf einer Jagd durch halb Europa, verfolgt von finsteren Mächten und skrupellosen Gegnern, wird ihm klar: Dantes Werk ist keine Fiktion. Es ist eine Prophezeiung. Eine Prophezeiung, die uns alle betrifft. Die alles verändern kann. Die Leben bringt. Oder den Tod.

Langdon wacht in einem Krankenhaus auf, die Erinnerung an die letzten Tage ist futsch, ausgelöscht durch eine Gehirnerschütterung, die ein Streifschuss an seinem Hinterkopf ausgelöst hat. Die Ärztin Sienna Brooks kümmert sich gerade mit dem italienischen Kollegen um Langdon als eine bewaffnete Frau heranstürmt, den Italiener erschießt und dies wohl auch mit Langdon plant. Doch der kann mithilfe von Brooks entkommen. Doch sie werden verfolgt, hetzen durch Florenz, um die Häscher abzuschütteln und schaffen es dann ungeschoren in die Wohnung von Frau Doktor. Doch anscheinend sind ihre Gegner überall. Ein Anruf beim Konsulat bringt nur ihre Verfolger wieder auf ihre Spur. Unterdessen ist auf einer Jacht im Mittelmeer der Provost dabei, die Anweisungen des Klienten der Organisation, punktgenau auszuführen. Die Organisation schert sich nicht um Gesetze oder ähnliche Hindernisse. Ein Auftrag, egal wie abstrus, wird wortgetrau ausgeführt. Dafür ist sie berühmt und auch recht teuer. Ihr neuester Auftrag kollidiert mit der Suche von Langdon nach Spuren, die seinen Krankenhausaufenthalt betreffen. In sein Jacket eingenäht findet er einen Zylinder mit den allseits bekannten Biohazard Warnzeichen. Dies stellt sich sogar als der erste Hinweis heraus. So beginnt eine Hatz durch Florenz bis nach Venedig und von dort weiter durch Europa. Immer verfolgt von den Gegnern, immer Dantes Inferno im Kopf und ständig ein neues Puzzleteilchen findend.

Wenn ein Matthew Reilly die Schablone auflegt, um seinen Shane Schofield durch reißerische Abenteuer zu hetzen, ist das okay, denn da passiert wenigstens was und ist Tempo drin. Wenn Dan Brown das tut, wird es leider schnell fad. Noch dazu, wenn - im Gegensatz zu den früheren Büchern - der Leser sogar mit einer Überdosis Schlafmitteln sofort auf die Bedrohung und den Täter kommt und man dem Professor und seiner begleitenden Ärztin nur noch als Zuschauer folgt, wie sie sich bemühen, den Schaden abzuwenden. Aus einem zugegebenermaßen recht flotten Anfang entwickelt sich alsbald ein ziemlich transuseliges Werk, das ständig durch einen müden Kulturreiseführeraspekt unnötig verlängert und ausgebremst wird. Und insgesamt entpuppt sich das völlig überflüssig gehypte Werk als kompletter Blödsinn. Morde, die keine sind. Echte Morde, die unbestraft bleiben. Die Auflösung ist dermaßen platt, da war der Schluss von der TV-Serie "Lost" noch extrem innovativ. Und das Thema, das Langdon zugrundelegt, wird hier auch nur mal leicht verdaulich angerissen. Er streift die altbekannten Themen Moral, Religion, Wissenschaft und Menschheit, ist rätselverliebt und erfreut sich daran, dass er über jeden Pflasterstein in Florenz eine seitenlange Expertise errstellen kann. Kurz, die Wendungen sind hanebüchen, der (gut) begonnene Thriller wird zur Schlaftablette und das Buch selbst ist keine Empfehlung wert. Auch weil sich am Schluss alles in Rauch auflöst, als wäre (fast) nichts passiert. Irgendwie wird diese Professorenreihe immer schlechter, aber solange der Mist sich derart gut verkaufen lässt, werden wir wohl mit noch weiteren Abenteuern des Herrn Langdon leben müssen. Ach ja, da der Professor in den Filmen von Tom Hanks gespielt wurde, hatte ich den immer vor Augen und dann diese rattenscharfe Superblondine mit Höchst-IQ und Anfang der dreissig, verguckt sich natürlich gerade in diesen Typen. Ähem und naja. Ich muss aber auch zugeben, dass in diesem Haushalt, die Meinungen zu dem Werk unterschiedlich sind. Da fand jemand den Roman tatsächlich unterhaltsam. Im Gegensatz zu mir. 685 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 März 2014, 21:28:59
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1394652082_000.jpg)


Craig DiLouie. Wie die Welt enden wird? Nicht mit einem Knall, nicht mit einem Wimmern, sondern in einem Gemetzel. Eine neue Pest in Form eines Tollwutvirus weitet sich unkontrollierbar aus, infiziert Millionen Menschen. Die tollwütigen Opfer werden extrem gewalttätig. Um eine Forschungseinrichtung zu sichern, die ein Heilmittel verspricht, muss Lieutenant Todd Bowman seine Männer in New York durch einen Sturm der Gewalt führen. Die Soldaten sehen sich einer furchtlosen  und endlosen Horde gegenüber - einer Horde, bewaffnet mit Zähnen und Klauen.

Amerika am Abgrund. Die Seuche wütet derart schlimm, dass sämtliche Truppenkontingente aus Übersee abgezogen werden und die Heimat verteidigen müssen. Hier stoßen sie auf aggressive und wilde Tötungsmaschinen, die keine Rücksicht kennen, kein Denken mehr, keine Furcht. Bald ist die Lage derart hoffnungslos, dass sie sich nurmehr durchschlagen können, statt irgendwem zu helfen. Immer mehr Truppenteile werden versprengt oder überrannt. Da bekommen sie den Befehl, zu einer Klinik auszurücken, in der Wissenschaftler an einem Gegenmittel arbeiten und vielleicht einen Durchbruch erzielt haben. Schon der Weg dorthin ist blutig und mit Leichen gepflastert - Kameraden, Zivilisten, Infizierte. Im Tod sind sie alle gleich. Doch die Zahl der Tolwütigen steigt immer mehr an, es werden aus Hunderten Tausende und aus denen dann Millionen. Alle mit dem gleichen Ziel - die noch Lebenden zu  zerfetzen. Selbst schwere Waffen können nicht viel ausrichten, die Lücken der zerfetzten Tollwütigen werden von immer neuen Infizierten geschlossen und die rücken unaufhaltsam gegen die Soldaten vor. Manche der Soldaten desertieren, Offiziere verweigern Befehle von Vorgesetzten, aber es kristallisieren sich auch Helden heraus, angsterfüllte junge Männer, die über sich selbst hinauswachsen und ihre Angst besiegen. Doch reicht das, um dem Virus und den Infizierten die Stirn zu bieten und die Welt, wie sie heute ist, zu retten?

Der Übergang von Dan Brown zu Craig DiLouie ist stilistisch wie Bundesliga zu Regionalliga - Brown macht aus seinen Fähigkeiten zu wenig, während DiLouie wohl nicht besser kann/will. "Mit Zähnen und Klauen" ist schlicht, simpel, ohne große Satzgebilde und trotz des mittlerweile auch schon abgenutzten Themas entschieden unterhaltsamere Kost als der schwer verdauliche und fehlerbehaftete "Inferno" von Dan Brown. DiLouie geht zwar auch kurz auf die Gemütslage der Soldaten ein, ihre Ängste um die Familien, ihre Gewissensbisse, auf Landsleute zu schießen (während im Gegenzug die Iraker, denen sie zuvor den Garaus gemacht haben, wenig zählten), findet andere, die sich bei dem Massenkill richtig wohlfühlen, ja sogar aufblühen. Da zeigen sich dann die wahren Killer. Was die Figurenzeichnung angeht, spart sich DiLouie viel aus, lässt es bei einer oberflächlichen Betrachtung, erzählt in einem flapsigen Tonfall, der aber keinen Humor zu transportieren vermag, sollte dies beabsichtigt gewesen sein. Eigentlich ist der Action hier voll und ganz Genüge getan, ohne übermäßig Brutalität zu zelebrieren, aber der Funke will nicht überspringen, die Story kommt eher wie ein distanzierter Bericht daher und wirkt daher recht unspektakulär, man findet kaum einen zum Mitfiebern und so ist das Alles auch irgendwie spannungsarm. Amerikas letzte Schlacht. New York statt Alamo oder Little Big Horn. Aufgrund der trockenen Erzählung nur eine bedingte Empfehlung. Zudem werden des Öfteren die Namen von beteiligten Personen vertauscht oder einfach falsch geschrieben (Beard statt Baird usw.). Selbst bei kleineren Verlagen sollte man zumindest auf solch gravierenden Dinge achten. Derartige Mängel nerven nämlich wirklich. Rund 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 März 2014, 21:13:05
(http://2.bp.blogspot.com/-zB-iNrR18tA/UyM_xMy-AoI/AAAAAAAAL4Q/gt_dyPEG3Xk/s1600/doetsch.jpg)

Richard Doetsch. Als der New Yorker Staatsanwalt Jack Keeler aufwacht, fehlt ihm jede Erinnerung. Sein Körper ist mit Wunden übersät, und ein Blick in die Zeitung verwirrt ihn vollends: Er und seine Frau Mia sollen bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein. Doch dann erhält er einen mysteriösen Anruf: Mia wurde entführt - von einem Mann, der kurz zuvor hingerichtet wurde. Als Lösegeld fordert dieser die Herausgabe von Beweisen zu einem Mordfall. Jack bleibt nur wenig Zeit, das Leben seiner Frau zu retten. Eine fieberhafte Jagd beginnt: nach Jacks Erinnerungen - und einem Mann der eigentlich tot sein müsste.

Nach dem Erwachen und dem Erkennen, dass etwas nicht mit ihm stimmt sowie dem Blick in die Zeitung und dem Aufnehmen der schrecklichen Nachricht, grübelt Keeler nach, was denn um Himmels Willen passiert ist. Nach und nach kommen Erinnerungsfetzen zurück. Nach einer Feier bei Jacks Schwiegervater fuhr das Ehepaar zurück Richtung eigene Wohnung, wurde aber dabei verfolgt. Starker Regen trübt die sicht, die Brücke über den Fluss ist glatt und die Verfolger drängen sie ab. Dann holen sie Jack und Mia aus dem Auto und wollen von Mia wissen, wo die Kassette sei. Mia leugnet, von der Kassette zu wissen. Also wird sie kurzerhand in den Kofferraum des Wagens der Verfolger gesteckt, während man Jack eine überzieht und ihn dann mitsamt Wagen von der Brücke stürzen lässt. Ab da ist Fine mit der Erinnerung. Woher die Schusswunde kommt und besonders, wer sie behandelt und genäht hat, was es mit dem Tattoo auf seinem Arm auf sich hat, das er ganz sicher vorher noch nicht hatte, bleibt weiter im Dunkeln. Doch dann kommt ihm sein Freund und ehemaliger Partner Frank zuhilfe. Frank kennt er schon von seiner Zeit bei der Polizei, wo er schnell in die Mordkommission berufen wurde und dann erst den Absprung Richtung Staatsanwaltschaft machte. Gemeinsam kommen sie auf die Spur eines Verbrechers namens Cristos, der aber vor rund einem Jahr per Giftspritze hingerichtet wurde (heutzutage nennt man das wohl in den Bund der Ehe getrieben zu werden). Und genau dieser Mann hat Mia in seiner Gewalt und fordert die Herausgabe von Beweismaterial, das in dieser ominösen Kassette aufbewahrt werden soll und das er dringend vernichtet sehen will. Nun beginnt eine Jagd, die einige Opfer fordert.

Richard Doetsch hat meine Aufmerksamkeit mit seinem Debüt "Die 13. Stunde" erregt und konnte damit auch auf Anhieb überzeugen. Danach wurde aber eine Reihe um den Dieb Michael St. Pierre mit einem religiösen Touch und Mysteryelementen veröffentlicht, die ich schon nach dem ersten Buch ad acta legte und nicht wieder angerührt habe. Nun erschien mit "Auferstanden" sein zweiter Stand Alone-Roman. Und da wollte ich ihm eine weitere Chance geben zu beweisen, dass sein guter Erstling keine Eintagsfliege war. Und ich konnte mich auf den nicht ganz 100 Seiten zu Beginn bzw. der ersten Viertel in meiner Hoffnung noch bestätigt sehen. Aber danach schwand diese immer mehr. Denn nun wird mit den Rückblenden, die wohl Spannung erzeugen sollten, alles ausgebremst statt forciert, die Protagonisten bekommen noch dazu einige unsymapthische Züge und nur das Rätsel um die Vorkommnisse vom Beginn können einen noch etwas bei Leselaune halten. Mit der Zeit wird das Geduldsspiel auch noch zum Verwirrspiel mit Actioneinlagen. Letzteres Gewürz kann die Suppe vor dem Verkochen auch nicht mehr retten. Der Schluss ist eigentlich nur esoterischer Murks, um noch einige sinnfreie Wendungen unterbringen zu können. Leider auch nicht mehr überzeugend. Nicht zu empfehlen. Rund 410 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 März 2014, 20:36:09
(http://1.bp.blogspot.com/-rLFbgU-Isn4/UybrkV6KsiI/AAAAAAAAL7A/DBewcTAC39s/s1600/cusslerw%C3%BCste.jpg)

Clive und Dirk Cussler. Dirk Pitt wollte in Istanbul eigentlich nur Urlaub machen – und gerät in einen Sumpf aus tödlichen Intrigen, Geheimdienstverschwörungen und Verrat. Denn der skrupellose Politiker Battal hat Terroristen angeheuert, die Schrecken und Panik in der Türkei verbreiten, damit er mit seinen Hassparolen die nächsten Wahlen für sich entscheiden kann. Nur Dirk Pitt kann Battals mörderischen Plan noch stoppen, bevor der die ganze Welt in Brand steckt. Doch zunächst muss er ein Rätsel aus fernster Vergangenheit lösen.

Während Dirk sr. mit Loren einen Freund aufsucht, um mit ihm über einen seiner Funde zu sprechen, wird nebenan von Verbrechern eine Reliquie gestohlen. Dirk macht sich an die Verfolgung, kann die Gangster aber nicht stellen. Was er nicht weiß, ist, dass die Aktion den Westlern in die Schuhe geschoben werden soll, damit diese für den Frevel verantwortlich gemacht werden und bei Neuwahlen in der Türkei islamische Hardliner an die Macht kommen. In Israel nimmt Dirk jr. an Ausgrabungen teil, gräbt nebenbei eine Archäologin an und muss feststellen, dass auch hier rücksichtslose Diebe ihr Unwesen treiben. Nach und nach kommen sie zusammen mit ihren Freunden und Mitarbeitern dem eigentlichen Grund der Aktion auf die Spur, können diverse Anschläge verhindern und müssen sich mit einigen der übelsten Schurken herumschlagen.

Super-Dirk-Doppel. Clive Cussler bleibt seinem Muster treu, legt die Schablone auf und los geht es mit der wilden Hatz. Natürlich sind bei einem Cussler-Roman die Seiten klar abgegrenzt. Hier die Dirks und ihr Gefolge, alle superklug, extrem gutaussehend, die Weibsen liegen ihnen zu Füßen wie dereinst James Bond (bevor den die political correctness eingeholt hat) und tapfer bis zum Äußersten. Dort die Bösewichter, die nicht sonderlich clever sind, dafür aber unheimlich gemein und niemals mit positiven Eigenschaften ausgestattet. Alles wie gewohnt. Nachdem ich mich jetzt einige Jahre lang außer mit der Cabrillo-Reihe von Jack DuBrul (der weitaus beste seiner Lohnschreiber) nicht mehr mit den Büchern von Clive Cussler befasst habe, da das ständige Einerlei seiner eigenen sowie der Auftragsarbeiten doch mit der Zeit langweilig wurde, nun also "Wüstensturm". Nach einer Schlaftablette wie "Inferno" von Dan Brown ist der Mix aus etwas Fakt und viel Fiktion vom Altmeister schon fast eine wohltuende Abwechslung gewesen. Weitaus temporeicher als der genannte Konkurrent kann er den Leser faszinieren. Dass aus Clive Cussler nie ein großer Poet werden wird, dürfte jedem, der sich schon an eines seiner Werke gewagt hat, wissen. Er liefert eine solide, actionreiche Unterhaltung ab, die kaum Längen aufweist und gradlinig vorangeht. Natürlich hat er es sich auch nicht nehmenlassen, im Hitchcock-Stil ein Cussler-Cameo einzubauen. Leichte, unterhaltende Kost, die keinerlei Anspruch auf literarische Weihen erhebt. Obwohl sehr eindimensional für zwischendurch kein Fehlgriff. Rund 540 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Maddox am 18 März 2014, 14:21:17
@Jerry Garcia: Mal ne kurze OT-Frage aus Interesse/Neugier, da mir jetzt erst dein ordentliches Output an Reviews hier auffiel.. schreibst du die eigentlich relativ zeitnah nach der Lektüre oder sind das z.T. Bücher, die du vor ner Weile mal gelesen hast? Weil wenn du echt 8 Bücher in nem halben Monat liest.. Das schaff ich meist so höchstens in 1,5 Jahren nebenher.. Bin aber auch eher ein Schneckenleser. Aber falls ja, hab ich hohen Respekt... verdammt, ich will auch Speedreaden können!! Hab hier noch soviele ungelesene rumliegen  :wallbash:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 März 2014, 15:50:25
Kommt natürlich auf die Seitenzahl an, aber im Schnitt zwei, drei Tage pro Buch. Ca. 60 Seiten die Stunde.

Also noch genug Zeit für Arbeit, Filme, Blog, Freizeit mit Gattin usw.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Maddox am 18 März 2014, 16:29:51
Krass, Respekt! Hast du immer schon so schnell gelesen oder mal so nen SpeedReading-Gedöns gemacht? Ich hatte mal so nen Kurs gemacht, war aber nicht sehr hilfreich bzw. muss man halt dranbleiben und trainieren. Anyhow, ich bin wohl das andere 'Extrem'..
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 März 2014, 20:11:46
Les eigentlich schon immer so. Früher - viel früher - als man noch lernen musste, hab ich diverse Sachen mehrmals gelesen, auswendig lernen war bei mir dann mit dem Aufschreiben nebenbei verbunden.

Aber es geht auch so recht schnell. Don Winslow - Zeit des Zorns: Seite 1, Kapitel 1 Text: Fickt euch.    Das war es denn auch schon mit der Seite. Schnell gelesen, oder?
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Maddox am 18 März 2014, 23:09:11
Ah okay, jetz is alles klar  :icon_smile:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 März 2014, 22:23:21
(http://1.bp.blogspot.com/-toeVrelm1LU/UynsIfkLrcI/AAAAAAAAL8Y/jV7JHMrNcWk/s1600/starshiptroopers.jpg)

Robert A. Heinlein. Die Menschheit befindet sich in einem unerbittlichen Krieg mit den Bugs, Insektenwesen aus den Tiefen des Weltalls, einem Krieg, der alle Lebensbereiche durchdringt. Die Bürgerrechte werden auf der Erde nur jenem zugesprochen, der seinen Militärdienst geleistet hat. Auch die Soldaten an Bord der Rodger Young müssen in den Kampf ziehen. sie sind die Starship Troopers, die Infanteristen in diesem galaktischen Konflikt, und sie trifft der Schrecken, die Einsamkeit und die Angst am Härtesten.

Johnny Rico meldet sich schnell gegen den Willen der Eltern, aber auf den Fersen eines Mädels mit seinem Kumpel Carl zum Militärdienst. Keine wahrlich überlegte Tat. Nach einem kurzen Blick auf eine Mission, richtet Rico seinen Blick zurück. Der Beginn der Ausbildung, das Erlernen von Kampftechniken, das Exerzieren und das bedingungslose Gehorchen entsprechnder Befehle. Was er nicht wusste: Da das vollständige Wahlrecht nur jenen zugestanden wurde, die ihren Wehrdienst freiwillig ableisteten, versuchte die Armee schon im Vorfeld soviele Bewerber wie möglich zu vergrätzen. Da noch Friedenszeiten herrschten, würden die meisten von den armen Schweinen wohl irgendwo als Versuchskarnickel für neue Drogen oder Waffen enden. Nun, er lässt sich nicht verscheuchen und meistert seinen Dienst, übersteht die harte Ausbildung, kommt spät dann auch zu einem Kampfeinsatz gegen die Bugs, bevor er zu einem Offizierslehrgang geladen wird und letztendlich auch seinen Trupp anführen darf. Der Kampf gegen die Bugs ist noch lange nicht zu Ende.

Holland-Paule hat mit seinem Film das Buch ja auf ureigene sarkastisch-brutale Art interpretiert und den hirnlosen Militarismus eher als lächerlich dargestellt und sich auch in Grundzügen an die Story gehalten. Wer sich jetzt darauf freut, ein actionreiches Gemetzel und heiße Kampfbräute a la Dina Meyer vorgesetzt zu bekommen - VERGESST es. Robert A. Heinlein hat einen Kalter Krieg Jugenderziehungsroman geschrieben. Viel haben Frauen in dieser Welt 1959 nicht zu melden, es gab noch Steuerlücken für große Redenschwingerinnen, die am Ende doch nur Dreck am Stecken haben und eigentlich bestraft gehören wie jeder andere Sünder dieser Art. Hier gilt noch der Spruch, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine starke Frau stehe - Betonung auf "hinter", an ihrem Platz. Heinlein widmet der Gesellschaft auch einiges an Zeit. Fragen der Erziehung werden angesprochen und hier kommt ein Teil, wo ich ihm durchaus zustimmen kann. Damals war eine Strafe wie Hintern versohlen noch okay, die ganzen Pädagogen und Psychologen haben die Blagen nur verhätschelt und statt Strafe das Gespräch gesucht. Ergebnis: Die Rotzlöffel tanzen frech jedem auf der Nase rum und glauben, sich alles erlauben zu können. Also aktueller denn je. Der Rest des Buches kommt eigentlich fast ohne jede Spannung aus. Es erzählt Ricos Lebensabschnitt bei der Wehrmacht. Und in Zeiten des Kalten Krieges müssen die Verteidiger des Glaubens auf den Krieg gedrillt werden. Drogen, Hypnose, absoluter Gehorsam und vor allem keine Denkprozesse durch die Soldaten, blindes befolgen von Befehlen wird hier eingetrichtert. All das erzählt Heinlein im Stile eines militärischen Handbuches, relativ humorlos, aber wer Heinlein jetzt vorschnell als Fascho abtut - wie man es ja zu Startzeiten des Films auch mit Paul Verhoeven machte -, tut ihm Unrecht. Das Buch enthält viele Facetten, manche nachvollziehbar und logisch, andere weniger bis gar nicht. Wären solche Situationen heute möglich? Ich denke ja - es gibt zuviele, die das alles für einen großen Spaß halten würden. Schönen Gruß an den Leser Doc Holliday und einige Figuren aus dem Film wirst/würdest du wiedererkennen (Lehrer, Ausbilder). 335 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 März 2014, 13:21:03
(http://3.bp.blogspot.com/-tmFpovZ7Dfw/Uy1kKZI7GiI/AAAAAAAAL90/AKqTSqyR4_k/s1600/henshaw.jpg)

Mark Henshaw. Nachdem ihr erster Einsatz in einer Katastrophe endet, wird die junge Agentin Kyra Stryker zu Schreibtischarbeit verdonnert. Sie soll mit dem arroganten Analytiker Jonathan Burke zusammenarbeiten, der sich mit seinen Chefs angelegt hat. Als kurz darauf bei einer Razzia in Taiwan chinesische Spione erschossen werden, plant China die Invasion des Inselstaates. Kyra und Burke erhalten die Chance, sich zu rehabilitieren; sie sollen einen chinesischen Überläufer aus seinem Heimatland herausholen, der über Geheimwissen verfügt. Doch ihre Aufgabe entpuppt sich als Himmerfahrtskommando.

Kyra Stryker wird in Caracas, Venezuela, als Spionin enttarnt. Bei einem Treffen mit einem Informanten entpuppt sich dieser als Doppelagent und will sie festnehmen. Sie kann fliehen, wird aber angeschossen. Nachdem sie sich in einem Safe House versorgt hat, liegt sie Richtung Heimat. Dort muss sie erst einmal wegen der schmerzhaften Verletzung und der Befragung hinsichtlich des Falls sechs Monate aussetzen, die sie nicht nur mit Training, sondern auch erhöhtem Alkoholkonsum erträgt. Nach dieser Zeit wird sie zur Analyse versetzt. Warum wird ihr bald klar. Mit ihr will keiner zusammenarbeiten, weil sie als schwierig gilt und der Boss der Analytiker, Jonathan Burke, erweist sich als extrem arrogant und von sich eingenommen. Dennoch müssen sie zusammenhalten, als die Krise um Taiwan beginnt. Nach einigen diplomatischen Noten, die hin und her gingen, macht sich China daran, den um Selbstständigkeit ringenden Inselstaat zu attackieren. Dabei können sie nicht nur eine kleine Insel vor Taiwan einnehmen, sondern schaffen es auch zwei Kriegsschiffe zu vernichten, die Taiwan von den USA gekauft hat. Die Frage ist bloß wie? Kein Radarkontakt, keine Sichtung, kein U-Boot? Antwort darauf kann vielleicht Pioneer geben, ein für die Amerikaner spionierender Einheimischer in hoher Position. Doieser hat nur auf so eine Gelegenheit gewartet, um sich mit brisanten Informationen abestzen zu können. Überraschend werden Burke und Stryker ausgesucht, den man zu retten - ganz besonders natürlich die Nachrichten, die dieser mitbringen kann.

Mark Henshaw steigt in seinen Erstling (Verlagsangabe) mit der Rückblende auf die Ereignisse in Venezuela und danach ist es erst einmal vorbei mit Tempo. Seine Protagonistin, die eher lustlos wirkt, vom Alkohol leicht umnebelt und enttäuscht, dass man ihr die Schuld an den Vorfällen und dem schiefgegangenen Auftrag gegeben hat, quält sich, noch immer leicht vom Schmerz der wunde geplagt, zu ihrer Chefin, die sie dann schnurstracks in die Kellergewölbe der Agency führt und sie mit dem Leiter bekannt macht. So lernt der Leser zwei Protagonisten kennen, die angeblich unsympathisch oder alkoholabhängig sind und mit anderen Menschen nicht können, stolz auf ihre soziale Inkompetenz sind, da andere ja weit unter ihrem Niveau seien. Diese "Merkmale" werden aber schnell aufgegeben, als die beiden in einen Einsatz müssen. Plötzlich erscheinen sie so normal wie jeder Massenwarenromanheld zu sein hat. Als die Chinesen sich Taiwan einverleiben wollen, werden einigen kleine Actionpunkte gesetzt, aber nicht mitreißend oder völlig überzeugend. Danach herrscht der klassische Spionageroman vor, aber die Geschichte ist zu simpel, zu leicht, die Trennung zwischen "Gut" (Amis, Taiwan) und "Böse" (die fiesen, hinterhältigen Chinesen) zu klar. Es gibt keine überraschenden Wendungen - eigentlich gar keine - und nur zum Ende hin eine notwendige Info, die noch mit dem Jugoslawienkrieg zusammenhängt. Wenn ich dann auf der Rückseite die Lobpreisung wie "Eines Tom Clancy würdig." lese, dann ist Mark Henshaw bestenfalls ein Baby-Clancy, denn die vermeintlich originellen Charaktere verblassen schnell, vom Komplexität wenig zu spüren und Details, wie sie viele Agententhriller - man denke an Ludlum - auszeichnen, sind auch eher Mangelware. Der Mittelteil wird vor Allem durch die Diplomatie beherrscht, in die Regierungsvertreter das Eine sagen und das Andere meinen. Erinnert an die derzeitigen realen Geschehnisse um die Krim und die Ukraine. Unterschied? Wie schon beim russischen Testlauf in Georgien halten die mit ihren Treue- und Hilfeschwüren schnell vorpreschenden Amerikaner sich fein aus der Sache raus, bis auf etwas politisches Ballyhoo und lassen die anderen machen. Auf die Art kann sich Putin nach und nach den Rest seiner früheren Teilrepubliken problemlos einsacken. Vermutlich lässt er sich aber viel Zeit und die alten Spezis erst noch finanziell und strukturell von der EU und hauptsächlich Deutschland aufbauen und kassiert sie dann erst ein. Und die eh als geduldig bekannten Chinesen, hier als die Bösen skizziert, werden sich das aus der Entfernung shön anschauenund irgendwann vielleiccht auch mal beginnen, sich in der Formosa-See ein Inselchen nach dem anderen einzuverleiben und der großsprecherische Ami kuscht wieder. Wie denn auch - Geld haben sie keins, um Krieg zu führen, aber fette Schulden bei den Chinesen. Zumindest könnte es so kommen. Ein Szenario wie in ihren und dem vorliegenden Romanen oder ihrer ruhmreichen Vergangenheit kriegen sie nicht mehr hin. Und schon gar nicht so einfach, wie in diesem recht simpel gestrickten Agentengeschichtchen, das schnell und leicht zu konsumieren ist. Thriller für den Strand, frei von jeglichem Konzentrationszwang. Rund 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 März 2014, 13:43:30
(http://1.bp.blogspot.com/-4DfKQNGkg4c/UzQDS-62xgI/AAAAAAAAL_o/0c4-9MPCd9Y/s1600/totenerwecker.jpg)

Wrath James White. Seitdem der neue Nachbar Dale McCarthy in das Haus einzog, hat Sarah schreckliche Albträume. Sie träumt immer wieder, dass sie und ihr Mann ermordet werden. Sarah weiß, dass dies nur wirre Ängste sind. Bis sie eines Morgens erwacht und die Flecken auf dem Teppich und das Blut auf der Matratze bemerkt.

Dale muss als kleiner Junge mitansehen, wie sein Crackhead-Daddy seine Mutter vergewaltigt, tötet und ihr die Haut abzieht. Dennoch kann er die Polizei anrufen, die auch ankommt und dann seinen Vater erschießt. Dale geht zu seiner völlig zerfetzten Mama und will es wie im TV gesehen mit Mund zu Mund-Beatmung versuchen. Zum Entsetzen aller - abgesehen von Dale und seiner Mutter, die sich an nichts erinnern kann - steht die Frau wieder auf und wundert sich über den Aufruhr im Haus. Man lässt die Sache im Sande verlaufen und Dale wohnt unbehelligt bei Mutter und Oma. Und die wissen nicht, was der so anstellt. Er nutzt seine Gabe, um sie an kleinen Tieren zu erproben. Großmutter ahnt etwas, sie will den Bengel loswerden. Dale treibt auch mit ihr sein Spielchen: ersticken, erwecken, ersticken, erwecken. Als die Oma eines Tages an einem natürlichen Herzanfall zu Tode kommt, hat Dale keine Lust auf ihre Rückkehr. Danach hasst ihn seine Mutter. Sie will sich selbst und ihre Blage verbrennen, schafft aber nur die Hälfte ihrer Aufgabe. Die Schlimmere überlebt. Dale ist jetzt erwachsen, aber hat keine Freunde oder Bekannten. Er ist ein kümmerliches Kerlchen, ohne Muskeln, gutes aussehen oder Selbstvertrauen. Dafür aber mit Pickeln und Neid. Als er in die Nachbarschaft von Sarah und Josh zieht, ist er von der Frau sofort angetan und steigt in der Nacht bei ihnen ein und geht ans Werk. Sarah glaubt zuerst an Albträume, aber als sie unter der anscheinend frisch gewaschenen Bettwäsche die blutdurchtränkte Matratze findet, ist es vorbei mit der Beherrschung. Sie gehen zur Polizei, doch die kann nicht viel machen ohne echte Beweise. Doch es findet sich ein alter Detective, der immer noch an einem Fall arbeitet, den er vor sechs Jahren nicht lösen konnte. Der Ablauf war ähnlich wie bei Sarah und ihrem Mann. Man stellt Dale eine Falle. Doch auch der ist cleverer als er aussieht.

Wrath James White hält sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf, sondern steigt direkt in die Handlung ein, nimmt sich aber die Zeit, den Autoren Brian Keene und Edward Lee seine Reminiszenz zu erweisen. Die Vorstellung des kleinen Dale wird sofort mit der Entdeckung der Gabe und den Morden verbunden, die das Kind mitansehen muss. Und was das Geschehene aus dem Buben macht. Während seine religiöse Oma ihn für einen bösrtigen Teufel hält, stellt die Mutter sich dem entgegen, ohne auch nur zu ahnen, dass ihr Sohn draußen gerade mit einem Kätzchen experimentiert - ein wahrhaft fiese, kleine und grauselige Szene -, das er erwürgt und wieder beatmet - immer wieder. Mangels Menschen, die an ihm hängen, entwickelt Dale nur Gefühl für seine Gabe und seine neu entdeckte Lust am Töten - und da die Religion einen Mord verbietet, holt er seine Opfer wieder zurück. Er sowie seine neuen Nachbarn konnten bei mir kaum Sympathie erwecken. Dale ist zwar wie auch die Gestalten aus "Sein Schmerz" und "Schänderblut" durch Vorgänge in der Jugend zu einem Monster mutiert, doch eine Entschuldigung ist das nicht. Und das Pärchen kommt mir eher so daher, dass die Tussi es mehr als nur erregend findet, wenn ihr Kerl sich wieder mal ein Opfer gesucht hat, das er vertrimmen kann - also irgendwie die primitive Sorte der High School-Herrscher. Religion, Finanzkrise, des Amis liebstes Kind "Shoppen auf Pump", Zwangsversteigerungen sowie Missbrauch in der Familie bringt der Autor hier unter einen Hut und lässt sein Werk nach dem aktionsreichen Start speziell im Mittelteil mehr wie einen normalen Thriller wirken, in dem dann auch nicht wirklich viel passiert. Naja, bleibt Zeit für ein paar Sexfantasien und ne kleine "Paranormal Activity"-Anleihe. Der Ausklang der Geschichte hat es dann wieder in sich, White dreht noch einmal richtig auf und es entwickelt sich zu einem blutigen Gemetzel, dem sämtliche zuvor beschworenen emotionalen Momente völlig abgehen. Und das Ende der Schlachterei scheint in letzter Konsequenz noch viel grausamer, wenn man sich die daraus resultierenden Folgen vor Augen hält. Ein guter und brutaler Thriller, nicht ganz so fulminant wie die "EXTREM"-Bücher, eher etwas zurückhaltender, aber was will das schon heißen beim Festa-Programm.? Rund 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 April 2014, 17:56:30
(http://3.bp.blogspot.com/-sWRNHwmDG6I/Uz63xaYIAkI/AAAAAAAAMCA/CzylxWYf4Gk/s1600/minier.jpg)

Bernard Minier. Hochsommerliche Hitze und heftige Gewitter belasten die Menschen im Süden Frankreichs, als ein brutaler Mord geschieht. Eine Professorin der Elite-Universität Marsac liegt ertrunken und grausam gefesselt in der Badewanne. In ihrem Rachen steckt eine Taschenlampe. Ohrenbetäubende Musik von Gustav Mahler schallt durch die Nacht. Kindertotenlieder. Beklemmung macht sich in Kommissar Martin Servaz breit. Ist Mahler doch der Lieblingskomponist des hochintelligenten und seit Monaten flüchtigen Serienmörders Julian Hirtmann. Hauptverdächtig ist jedoch ein Student: ausgerechnet der Sohn von Kommissar Servaz` Jugendliebe. Die Ermittlungen führen den Kommissar zu einem mysteriösen Studentenzirkel und zwingen ihn zu einer Reise in die eigene Vergangenheit. Amicus mihi Plato, sed magis amica veritas – Platon ist mir lieb, aber noch lieber ist mir die Wahrheit, lautet sein Motto. Doch die Wahrheit wird ihn in diesem Fall schmerzhaft an die Grenzen des Vorstellbaren bringen.

Martin Servaz wird eines Nachts angerufen. Es ist seine Jugendliebe Marianne und ihr Sohn ist in Schwierigkeiten. Er wird am Pool eines Hauses gefunden. Der Pool ist voller Puppen, im Hause liegt die Besitzerin tot in der Wanne. Sie war eine Lehrerin des Studenten. Also eilt Servaz zu Hilfe. Und wird mit seiner Vergangenheit und Gegenwart konfrontiert. Nicht nur, dass er selbst dort studiert hat, auch seine Tochter ist derzeit hier Studentin. Er kennt einen der Lehrer/Professoren sehr gut. Es ist sein ehemaliger bester Freund Francis. Wegen ihm hatten sich damals Servaz und Marianne entzweit. Statt Schriftsteller wurde Servaz nun Polizist. Nach und nach tun sich mehrere Wege zu verschiedenen Verdächtigen mit den unterschiedlichsten Motiven auf. Zum einen wären da ein Studentenkreis, über den kaum jemand Kenntnis hat, ein Politiker, der sich in Lügen verstrickt, der junge Hugo und diverse vermeintliche Hinweise, welche die Tote hinterlassen hat. Und zu allem Übel mischt sich auch noch seine Tochter in die Ermittlungen ein. Womit er aber wirklich überhaupt nicht gerechnet hat, war die Tatsache, dass der flüchtige schweizer Serienkiller Hirtmann möglicherweise nun hier herumspukt. Mit der Unterstützung seines Teams versucht Martin Servaz den Fall aufzuklären, bringt sich aber selbst in Schwierigkeiten, als er einen Unschuldigen, den er für Hirtmann hält, erst zusammenschlägt und dann befragt bzw. aus Scham abhaut, bevor er Fragen stellen kann. Sofort wird er zum Chef nach Toulouse zurück zitiert und erhält einen fetten Rüffel. Dennoch darf er weiter ermitteln, da hinter den Kulissen jemand zu seinen Gunsten interveniert hat.

Aus dem Telefonat nach dem Mord entwickelt sich ein düsterer, unheimlicher Thriller, der "Schwarzer Schmetterling" in nichts nachsteht. Zudem werden das Privatleben und die Vergangenheit des Martin Servaz seziert, erfährt der Leser, warum der Polizist oft so distanziert erscheint, wie es ihn zur Polizei verschlagen hat. Der Protagonist sowie die Hauptfiguren erfahren eine ausführliche Charakterzeichnung und Bernard Minier entwickelt aus dem anfänglich recht simplen Fall von Mord - vermutlich aus Eifersucht -, der sich zu einem komplexen Geflecht aus Lug und Trug, Politik und Hass zusammenfügt und richtet dabei auch sein Augenmerk auf die französische Gesellschaft , die sich mehr für die Fußball WM 2010 und den Rumpelfußballern der Nationalmannschaft interessiert, denn für die Geschehnisse um sie herum, er kritisiert das Gesundheitswesen ebenso wie die Verschwendungssucht von Politikern, die finanzielle Vorteilnahme aus Steuergeldern für ihr verbrieftes Recht halten (geht ja hierzulande nicht anders zu) und macht sich Gedanken zur Bildungspolitik ("Wo der Fernseher leuchtet, wacht jemand, der nicht liest"), die man auch gut auf Deutschland übertragen könnte und da unsere Länder von Schreihälsen geradezu überschwemmt sind, tut Blödheit wohl doch weh. Was er sich aber trotz vorhandener Möglichkeiten verkneift, ist die Produktplatzierung. Wirkt einfach positiv nach den werbeverseuchten Romanen der Massenschreiber wie Brown, Grisham und Co. Im letzten Drittel gönnt Bernard Minier seinem vielschichtigen und beklemmenden Thriller neuen Schwung, sodass sich eine spannende und tiefgründige Lektüre entwickelt, die beweist, dass sein "Schwarzer Schmetterling" kein "One-Book-Wonder" war und dass er durchaus mit Jean Christophe Grange mithalten kann. Und auch hier ist nicht jede Lösung oder jedes Ende die perfekte Welt, die man sonst so vorgesetzt bekommt. Ach ja, das Korrektorat sollte sich vielleicht mal hinterfragen, ob es Berufsbezeichnung und Gehalt wirklich wert ist. Im Gegensatz zu dem wirklich gelungenen und starken Roman sehr verbesserungswürdig, da man nicht einmal merkt, wenn aus David plötzlich Daniel wird usw. Martin Servaz wird übrigens im dritten Roman von Bernard Minier ebenfalls wiederkehren. 650 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 April 2014, 20:32:10
(http://1.bp.blogspot.com/-nVEjbkEVPlE/U0LP44qoFwI/AAAAAAAAMDw/LrtEA7S0hxw/s1600/001.jpg)

(http://3.bp.blogspot.com/-RAQD3JlwVUM/U0LP9N_ASpI/AAAAAAAAMD4/hDUQ8e9fy00/s1600/002.jpg)

Andrew Klavan. The Homelanders 1 - Stunde Null. Charlie West, 18, erlebt den Albtraum seines Lebens: Zwei Männer drohen, ihn zu töten – und er kann sich an nichts erinnern. Er weiß nur, er muss handeln. Jetzt! In allerletzter Sekunde gelingt ihm die Flucht. Und eine gnadenlose Jagd durch die USA beginnt, denn Charlie ist nicht nur ins Visier von Terroristen geraten, auch die Polizei sucht ihn. Wegen Mordes!

Andrew Klavan. The Homelanders 2 - Auf der Flucht. Charlie West kennt nur ein Ziel: Er muss seine Unschuld beweisen! Aber wie? Ein Weg führt zurück nach Spring Hill, an den Schauplatz des Mordes. Gejagt von Killern und gehetzt von der Polizei, schlägt Charlie sich bis dorthin durch. Und findet immer neue Hinweise, die ihn an sich selbst zweifeln lassen. Er hatte tatsächlich Kontakt zu den Homelanders. Außerdem hat man ihn am Tatort gesehen. Ist er wirklich so unschuldig, wie er glaubt?

Charlie West erwacht durch eine ordentliche Maulschelle und findet sich an einen Stuhl gefesselt vor, während ihm zwei Spacken Fragen stellen, die ihnen niemals selbst eingefallen sein können, da dies Intelligenz voraussetzen würde. Doch auch Charlie fällt nicht alles ein. Er leidet anscheinend unter partiellem Gedächtnisverlust. Er weiß weder wo er ist, noch wie er dahingekommen sein soll - und was die beiden Schlägerfressen von ihm wollen, weiß er schon gar nicht. Aber ihm wird zügig klar, dass die ihn umlegen, wenn er sich nichts einfallen lässt. Er kann sich befreien und auch aus den Raum entkommen. Doch draußen findet er sich in einem Lager wieder. Ein Ausbildungslager? Egal, weiter geflüchtet. Einen Pickup geklaut und ab durchs Tor Richtung Wald. Immer die Häscher auf den Hacken. Doch als er sich in ein Loch zwängt, in dem der Bach, dem er folgte, verschwindet, gerät er in ein unterirdisches Gewölbe, durch das er sich nur schwer wieder auf einer anderen Seite des Geländes herauszwängen kann. Die Verfolger ist er dadurch zwar losgeworden, doch wo er ist, weiß er immer noch nicht. Er läuft also weiter in der Irre umher, bis er auf eine Frau stößt, die ihm hilft und ihm Nahrung sogar frische Kleidung gibt - dann aber die Poloizei ruft. Jetzt erfährt Charlie, dass mittlerweile ein Jahr vergangen ist, seit er sich abends ins Bett legte und erst bei seinen Peinigern wieder aufwachte. Er sei als verurteilter Mörderan seinem Kumpel Alex im Gefängnis gewesen und ausgebrochen. Jetzt soll er wieder in den Gewahrsam eines MaxSec-Baus überstellt werden. Doch wieder hilft ihm jemand. Eine unbekannte Person löst seine Fesseln, sodass er flüchten kann.

Jetzt bleibt ihm eigentlich nur noch die Wahl, in seine Heimatstadt zu gehen und dort selbst nach Spuren und Beweisen für seine Unschuld zu suchen. Als er dort ankommt und sich in einer verlassenen Villa einquartieren will, erlebt er eine Überraschung: Seine Kumpels und Beth, für die er vor seinem Blackout schwärtmte, sind da. Sie haben sich gedacht, dass er irgendwann auftauchen würde und sich ausgerechnet, dass er eigentlich nur zu der Villa kommen könnte. Wenigstens können sie einige Lücken ausfüllen, die sich seit seinem Fortgang ergeben haben und die wenigstens einen Teil der Geschichte erklären. Ganz nebenbei erfährt er noch, dass er und Beth eine tiefergehende Beziehung hatten. Doch nun muss er sich auf die Suche nach einem Waterman machen und herausfinden, was mit dem Verteidigungsminister geplant ist, da der wohl irgendwie von den Gangstern erwähnt wurde. Nicht lange und Charlie bekommt heraus, dass einer seiner früheren Vertrauten in die Sache verwickelt ist. Diesen kann er stellen, doch es bleibt weiterhin dabei, dass er weder Waterrman noch den Hintermann Prince finden kann. Und was ihn selbst überhaupt so richtig in die Sache hineingezogen hat, bleibt ebenfalls im Dunkeln.

Eine flüssig lesbare Mixtur aus "Karate Kid, Auf der Flucht und Bourne" wird in schlichten Worten von Andrew Klavan ("True Crime" - Clint Eastwood) kredenzt. Er baut schnell Spannung auf, hetzt seinen jugendlichen Protagonisten atemlos durch diverse Abenteuer ohne übermäßig viele Informationen über Pläne und Hintergründe preiszugeben, sodass sich ein recht guter Page-Turner im Jugendromanbereich entwickelt. Natürlich werden sehr offensichtlich diverse Klischees bedient (Boah, ist der Held lieb und hilfsbereit und klug und clever usw., während die Bösen mit Niedertracht und Hässlichkeit sowie Blödheit aufwarten müssen.), wird der Patriotismus und Amerika über alles-Glaube des Burschen bis hin zur Penetranz ausgewalzt, dass es zum Kotzen reizt, aber wenn man das ausser Acht lässt, ist die Reihe zumindest noch den bisher zwei gelesenen Werken recht goutierbare Action-und Thrillerkost, die auf keinen Fall langweilt. Der Autor macht immer wieder neue Baustellen auf, die den Lesefluss aufrecht erhalten und auch wenn es bald in Buch zwei zu einigen Eröffnungen kommt, die dem Vielleser dann doch schon so einigermaßen die Richtung verraten, in die die Reihe steuert, hat es doch Spaß gemacht,m diese lkeichte Kost zu lesen. Wer bei einem Jugendbuch im Thrillerbereich jetzt aber eine literarsiche Kopfgeburt erwartet, sollte sich vielleicht besser nach was Geeigneterem umsehen.  285 + 270 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 April 2014, 22:16:00
(http://1.bp.blogspot.com/-LyZnqI2BB_U/U0baLqxDjMI/AAAAAAAAMGA/TL1HPtHFeY8/s1600/nesbokoma.jpg)

Jo Nesbo. In einem Krankenhaus liegt ein schwerverletzter Mann im Koma. Das Zimmer wird von der Polizei bewacht. Niemand soll erfahren, wer der geheimnisvolle Patient ist. Denn er hat einen Feind. Und der ist überall.

Ein junges Mädchen wird tot im Wald gefunden. Sie wurde brutal vergewaltigt. Zehn Jahre später wird an derselben Stelle ein Polizist getötet, sein Gesicht ist grausam entstellt. Eine Sonderkommission ermittelt unter Hochdruck. Doch es geschehen weitere Morde. Die Polizei hat keine Spur, und ihr bester Ermittler Harry Hole fehlt. Während die Kommission weiter im Dunkeln tappt und eigentlich nur sicher weiß, dass die Ermordeten Polizisten sind, wird der Komapatient trotz strenger Bewachung ebenfalls getötet - und der Polizist, der an der Tür Wache halten sollte, ist kurze Zeit danach gleichfalls auf der Opferliste. Mikael Bellman, mittlerweile ja Polizeipräsident, dessen Verbindung zum Drogenmilieu niemandem aufgefallen ist, sowie sein "Schatten" Truls Berntsen, der für Bellman die Drecksarbeit erledigt, passen akribisch darauf auf, dass keiner einen Verdachtsmoment gegen sie hat, da in den Fall auch Personen verwickelt sind, mit denen beide schon Ärger hatten. Speziell Berntsen, der oft auch Beweismittel vernichtet hat, muss sich sputen, dass seine Taten nicht ans Tageslicht kommen. Doch auch die besten Mittel der Behörde können nicht zu dem Täter führen. Und Bellman gerät auch noch in die Fänge der Sozialsenatorin, die sich ihn als Geliebten hält und für seine Zwecke ausnutzt. Pech für Bellman, dass seine Frau das mitbekommt. Und die liebe Senatorin ist auch schnell bereit, Bellman für ihre Karriere zu opfern, als es mit den Ermittlungen in den Polizistenmorden nicht vorangeht. Doch wenn es wirkich eng wird, zeigt sich das kriminelle Duo Bellman/Berntsen in Höchstform. Schnell haben sie zumindest diese Situation unter Kontrolle. Doch weitere Leichen, darunter auch eine Kollegin aus der Sonderkommission, erzeugen immer mehr Druck, endlich diesen brutalen Killer zu finden.

Eines vorweg: Auch wenn der Polizistenmörder ein ganz eigenständiger Plot ist, scheint es angebracht (auch wenn man dann das Personenverzeichnis am Ende des Buches liest), die vorhergehenden Romane um Harry Hole gelesen zu haben, da man ansonsten die Beziehungen der meisten Personen zueinander nicht wirklich nachvollziehen kann. Was jetzt "Koma" (Original "Politi" - also Polizei) angeht, lässt Jo Nesbo den Leser von einem Cliffhanger zum anderen wandern, baut ständig Spannung auf, führt den Leser so oft auf eine falsche Fährte und an der Nase durch die Manege, dass es irgendwann so viel wird, dass zumindest ich so ab dem letzten Drittel ganz einfach nicht mehr an seine Ablenkungsmanöver glaubte und zumeist auch richtig damit lag, dass er hier nur wieder irreführen wollte, aber wirklich wissen tut man es ja nie. Für einen Thriller aus einem der Publikumsverlagshäuser hat "Koma" schon einige Härten aufzuweisen, etliche Unsympathen mit ekligen Eigenschaften und undurchsichtige Charktere, die im Übrigen alle sehr gut herausgearbeitete Wesenszüge aufweisen. Und durch das Fehlen von Harry Hole mit seinem Hang zur Selbstzerstörung scheint diese düstere Grundstimmung, die jener immer auslöst, irgendwie trotz der ganzen Morde und Intrigen nicht mehr ganz so finster. Die Figur des Harry Hole hat mit ihren Eskapaden den Leser - also mich - immer mit in seine depressive Stimmung gezogen. Doch da, wo er fehlt, ist auch davon nichts mehr zu spüren. Jo Nesbo lässt hier wirklich fast alle (noch lebenden) Figuren aus den früheren Büchern auftreten, scheut sich auch nicht, Sympathieträgern Schaden zuzufügen, sie ganz aus der Handlung zu eliminieren. Der Roman ist nicht nur grundsolide, er ist ungemein stark, manchmal etwas derb-brutal, undurchschaubar, hoch spannend und wartet mit einem nicht ganz so verdächtigen Täter auf. Zudem drängt sich, obwohl einige der Antagonisten weiter ihr Unwesen treiben dürfen, ob des dennoch recht optimistischen Endes der Verdacht auf, dass dies das letzte Buch aus der Reihe sein wird. Gefördert wird diese Vermutung noch dadurch, dass Jo Nesbo sein nächstes Buch unter einem anderen Namen veröffentlichen wird. Zehnmal Harry Hole, zehnmal keine Enttäuschung. Skandithriller vom Feinsten. Immer eine Empfehlung wert.Und falls das wirklich der Abschluss gewesen sein sollte, dann ist er absolut gelungen. Rund 615 Seiten plus zwei Seiten Personenverzeichnis und eine mit allen zehn Titeln der Reihe.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 April 2014, 22:58:05
(http://1.bp.blogspot.com/-lZ685Kv-QS0/U02BUjGXk_I/AAAAAAAAMKs/uU9u7Bf6Uhs/s1600/walkingdead.jpg)

Roman Jay Bonansinga, Charaktere + Idee Robert Kirkman. Wenn das Überleben zu einem aussichtslosen Kampf wird. Wenn der einzige Ort der Sicherheit sich in eine Festung des Todes verwandelt. Wenn ein Mann sich zum grausamen Herrscher der Lebenden und Toten aufschwingt. Was würdest du tun?

Woodbury unter der Regentschaft von Governor Philip Blake. Es werden unter den Klängen von Heavy Metal-Musik Gladiatorenkämpfe in einer Arena ausgetragen. Nach einem Attentat auf sein Leben regiert Blake nur noch machtbesessener und brutaler. Selbst einige seiner treuesten Verbündeten fürchten sich vor dem Mann, der seine zombiefizierte Tochter wie ein Haustier hält. Und dazu kommen noch die täglichen Herausforderungen, die darin bestehen, sich Lebensmittel oder Medikamente aus umliegenden Orten zu beschaffen. Immer weiter muss man sich vom Zuhause entfernen, immer gefährlicher werden die Ausflüge. Immer wieder werden die Nahrungssuchenden von Zombies attackert, deren Zahl mit jedem toten Menschen unaufhörlich steigt. Als dann auch noch Fremde in den Ort kommen, sieht der Governor seine Macht bedroht und schmiedet Pläne zur Vereitelung möglicher Übernahmeversuche durch die Neulinge, zu denen auch Rick sowie Michonne gehören. Indes hat sich die zuvor ärgste Gegnerin des Governors - Lilly Caul - mit ihrer Situation und dem Treiben des Philip Blake abgefunden und kümmert sich mehr um rein privates Vergnügen. Inzwischen steuert die Hanldung immer mehr auf eine Auseinandersetzung des Governors mit den Neubürgern zu, bei der sich speziell Michonne hervortut.

Im Original heißt das Buch "The Fall of the governor" und wurde in den USA nach dem vom Kino her bekannten Gewinnmaximierungsprinzip herausgegeben,m dass man den dritten Teil einer Trilogie schlicht noch einmal unterteilt. Hierzulande wird einfach durchnummeriert und so wird der zweite Teil des letzten Bandes der Trilogie hier als "The Walking Dead 4" irgendwann erscheinen bzw. verwurstet werden. Aber jetzt erst einmal zu Teil drei. Ein laues Klischeelüftchen, das nur wenig mit der TV-Serie gemein hat (über die Comics kann ich ob Unkenntnis nichts äußern) und die Autoren verstehen es nicht im Geringsten, auch noch nur minimal Interessantes aus der Story herauszuholen. Alles schon gelesen oder gesehen - und das zumeist besser. Je länger ich an dem Buch gelesen habe - besser gesagt mich durchgequält habe, umso uninspirierter kam es mir vor. Schnell hingekritzelter Schund ohne Sinn und Verstand (könnte ein Zombie skizziert haben) oder auch nur ansatzweiser komplexer Handlung. Bis auf das - zumindest für diesen Verlag - recht "saftige" Ende ein eher lahmer Vertreter des Genres, der eigentlich keiner weiteren Erwähnung bedarf. Sprachlich ein absolutes Leichtgewicht, mitreißend ist an dem Buch auch nichts. Ehrlich gesagt ist es nur was für Fans oder Komplettisten, ansonsten Finger weg. Da sind selbst recht trocken übersetzte Sachen wie z. B. Craig DiLouie's "Zähne und Klauen" unterhaltsamer. Einer der uninteressantesten Zombieromane, den ich seit langer Zeit konsumiert habe. Um wenigstens den zweiten Teil des dritten Teils der Trilogie dann vollständig gelesen zu haben, wird "The Walking Dead 4" dann irgendwann noch geholt, aber die Erwartungen sind gering. Und sollte es danach noch die Drohung weiterer Bücher geben, werde ich mich nicht überzeugen lassen, auch nur noch einen Cent dafür hinzulegen. Statt Pharmazeutika aber eine gute Einschlafhilfe. 345 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 April 2014, 20:06:48
(http://4.bp.blogspot.com/-8h_D9dONbSk/U1FHp59-C2I/AAAAAAAAMNI/pkuLg6A0N8s/s1600/thekhnitma3.jpg)

Andrei Levitski und Aleksei Bobl. Nach der nuklearen Apokalypse ist Russland zerstört. Zwischen den verstrahlten Ruinen kämpfen die verfeindeten Clans um Lebensmittel, Rohstoffe und Macht. wer Schwäche zeigt, hat verloren. Das weiß auch der ehemalige Farmerssohn Turan Dschaj, der entschlossen ist, den Mörder seiner Familie zu finden und zur Strecke zu bringen. Doch in den verseuchten Wüsten Russlands warten noch ganz andere Schrecknisse auf Turan, und ehe er sichs versieht, wird sein Streben nach Rache zum brutalen Kampf ums Überleben.

Turan und seine Freunde erkunden ein abgestürztes Energion (auch Himmelsplattform genannt), das in einer Art Schlucht festklemmt und so vor dem endgültigen Ende vorerst noch bewahrt wird. Dieses Himmelsgefährt erweist sich als gefährlicher als vermutet. Dort lagern Teile, die Gift verspritzen, das Ganze erscheint wie ein Labyrinth, eine riesige Falle für unerwünschte Besucher. Und zu allem Überfluss kommt auch noch Makota mit seinen Mannen hinter ihnen her. Plötzlich beginnt sich das Energion zu bewegen, es hat keinen Halt mehr an den Schluchtwänden und dürfte bald endgültig in die Tiefe stürzen. Freunde wie Feinde eilen zu den Ausgängen, schnappen sich aber nicht, was sie kriegen können, von der Ausrüstung des Schiffs. Draußen bringen sich die beiden Gruppen in verschiedene Richtungen in Sicherheit. bevor sie sich ihrer Beute widmen. Sie stellen schnell fest, dass sie völlig neuartige Waffen oder Abwehrmechnismen ihr Eigen nennen können. Gut für sie, denn in der Wüste müssen sie sich nicht nur menschlichen Gegnern, sondern auch mutierten Quallen, Krabben oder gepanzerten Wölfen erwehren. Während der Gangster Matoka mit seiner neu gewonnen Kraft erst die Kannibalen, degenerierte, menschenähnliche Mutanten, die kaum noch die Sprache beherrschen, zu seinem Gefolge machte, will er mit seiner Truppe nun die Macht im Ödland und den umliegenden Orten übernehmen. Dazu überfällt er Charkow, die reiche Stadt, die den Zugang zum Ödland bildet und auch der Umschlagplatz von Waren und Waffen ist. Turan indes muss mit seinen Leuten dem Luftschiffpiloten Stawro helfen, die Stadt zu beschützen, in der dessen Frau lebt. Danach muss er sich mit zweien seiner Gefährten auf die Reise machen, um den Himmelsgängern, den reichen und von den im Ödland kaum berührten Bewohnern vom neuen Minsk, den Gegenstand zu überbringen, den er im letzten Buch versteckt hatte. Bei dieser Gelegenheit kommt es dann auch zum Showdown mit seinem Erzfeind Makota, der sich ob seiner neuen Bewaffnung für unüberwindbar hielt und sich sogar an die Himmelsgänger heranwagte.

Tja, es scheint, als würde sich nicht jeder Verlag, der es sich leisten könnte, ob seiner Preise und seiner Abzocke bei ebooks (man vergleiche gerne mal die Preise für ebooks zwischen den Publikumsverlagen oder den kleinen Anbietern wie Festa oder mkrug) ein Lektorat oder ein Korrektorat zu installieren, dies auch tun. Gewinnmaximierung um jeden Preis, auch dem, dass der Leser sich mit einer Zeichensetzung begnügen muss, die mit "mangelhaft" noch positiv beurteilt ist. Da werden Satzzeichen weggelassen und zum Ausgleich dann dort, wo keine hingehören, eben welche eingefügt. Und dass ziemlich oft aus der Vergangenheitsform schnell mal die Gegenwartsform wird, weil bei solchen Worten wie "prüfte" locker da "e" am Ende eingspart wurde und so "prüft" zu lesen ist. Und das waren keine Einzelfälle. Es ist zu vermuten, dass die Verlage dieser Größenordnung, die sich gerne eigene Regeln machen, schon damit rechnen, dass ihnen die Bildungsmisere in die Hände spielt und sie dies für ihre Sparmaßnahmen ausnutzen können, doch ganz so schlimm steht es um die Deutschen noch nicht. Dass die Führungsspitzen da sich nicht schämen, solche Produkte unters Volk zu bringen. Dann zum Buch selbst. Es schließt direkt an den Vorgänger an und bietet grundsätzlich eines: Gut unterhaltende Action, Pausen werden selten gemacht, übermäßig dialoglastig ist es auch nicht. Auf tiefgreifende Charakterstudien sollte man sich allerdings nicht einstellen, die fehlen fast völlig bzw. sind auf einige kurze Erwähnungen der Vergangenheit der Hauptfiguren begrenzt. So ergibt sich ein nettes, auch nicht übermäßig brutales Endzeitszenario, mit dem sich die Leser der "S.T.A.L.K.E.R"-Romane sicher auch anfreunden könnten. Die Reihe ist von Alexsei Bobl, wie er auf Anfrage mitteilte, und seinem Autorenkollegen Andrei Levitski auf acht Teile ausgelegt, wobei in den letzten beiden Bänden sämtliche Proptagonisten sich zu einem großemn Kampf gegen das Böse vereinen. Wenn man sich nicht an den vielen Fehlern vom Verlag stört, sich aber an einer leichten und flüssig verfassten Endzeitaction ohne größeren Ansprüchen erfreuen kann, ist man hier goldrichtig. Knackig, schnell (Kein Reilly, Leute) und ständig im Fluss, gut zu lesen. Mit knapp 16 Euro ein bisserl teuer und dem noch fieseren Preis von rund 13 Euro für das ebook auch nicht gerade ein Sonderangebot, aber sonst einen Blick für zeitvertreibende Lesestunden wert.  Rund 470 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 April 2014, 21:08:12
(http://1.bp.blogspot.com/-jyGRoasErf4/U1VIoIwfSnI/AAAAAAAAMOk/Wy7CaWecw4g/s1600/ferris.jpg)

Gordon Ferris. 1946. Der frühere Polizist Douglas Brodie kehrt in seine schottische Heimat zurück, gezeichnet und traumatisiert von den Kriegserlebnissen an der Front. Dort erreicht ihn ein Hilferuf: Hugh Donovan, ein Freund aus Kindertagen, sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. Ihm wird der Mord an einem kleinen Jungen vorgeworfen. Hugh beteuert seine Unschuld, aber die erdrückende Last der Beweise spricht gegen ihn. Gemeinsam mit der Anwältin Samantha stößt Brodie schnell auf Widersprüche. noicht nur die Glasgower Unterwelt, auch Justiz, Polizei und sogar die Kirche versuchen ihre grausamen Geheimnisse zu verbergen. Und als weitere Leichen auftauchen, wird Brodie von seiner Vergangenheit eingeholt.

Im Krieg Verhörspezialist für die Befragung fieser Nazis, lebt Douglas Brodie jetzt in London und verdient sich seine Brötchen als Reporter. Doch bald erreicht ihn der Hilferuf von Hugh Donovan und er macht sich auf nach Glasgow, um diesem beizustehen und womöglich zu verhindern, dass der alte Kumpel, mit dem ihn eine Art Hassliebe verbindet, wegen Mordes aufgehängt wird. Es dauert nicht lange und er findet heraus, dass hier Einiges im Argen liegt. Auch beim Gespräch mit Donovans Anwältin Samantha Campbell tauchen diverse Ungereimtheiten auf. Brodie geht auf Befragungstour und muss sich bald mit seinen ehemaligen Kollegen herumstreiten, war er doch früher selbst Polizist, bevor er den Job hinwarf und zur Armee ging. Schnell fühlt er sich in seiner damaligen Entscheidung bestätigt: Es wird immer noch der einfachste Weg gewählt, Beweise untergeschoben, Gefangene verprügelt und lieber ein schneller Abschluss gesucht denn die Wahrheit. Doch Brodie gibt nicht auf und kommt bald hinter verschiedene Geheimnisse, die man gerne weiterhin begraben sehen würde. Als er einen Priester befragt, gibt der ihm Hinweise, dass es doch Zeugen der Taten gab und diese an einem anderen Ort versteckt würden. Brodie sucht diese Zeugen auf, erfährt nichts, muss sich aber auf dem Rückweg eines Anschlags auf sein Leben erwehren - und der Priester, von dem er den Tipp hatte, ist kurz danach auch tot. Immer mehr verdichten sich seine Ahnungen, dass nicht nur die Glasgower Gangster ihre Finger in dem Fall haben. Und auch die Beteiligten an den Vorfällen und dem verschwinden von weiteren Jungen merken schnell auf, als ihnen Brodie zu nahe kommt. Weitere Todesfälle sind unvermeidlich.

Sieht man einmal davon ab, dass an zwei Stellen kleinere Fehler übersehen wurden (Im Bomber gibt es keine "Heckenschützen" sondern "Heckschützen" und wenn man auf Seite 353 einen Schrank aufbricht, weil er mit dem Schlüssel nicht zu öffnen geht, kann man ihn auf Seite 354 wohl kaum wieder abschließen), ist "Galgenfrist für einen Toten" von Gordon Ferris, der mir aus der "Crime"-Reihe des Festa-Verlages als einziger Autor noch fehlte, ein Werk, das sich sehr viel auf die Charaktere konzentriert. Der vom Krieg gebrochene und desillusionierte Ex-Polizist, der durch ein düsteres Schottland der 40-er Jahre hetzt, um einen eher mittelmäßigen Fall zu lösen. Lässt man nämlich die gelungenen Figuren und das Ambiente einer Welt, die sich mit Ausbeutung und Umweltverschmutzung, Armut sowie den Nachwehen des vergangenen Krieges herumplagen muss, ausser Acht, dann hat man einen Thriller vor sich, dem es doch an etwas Herausragendem oder Ungewöhnlichen mangelt. Die Vernetzung von Justiz, Polizei, Unterwelt und Kirche in den Fall ist ziemlich simpel, die Beziehungskiste Klischee pur und all das wird nur durch vereinzelte historische Anmerkungen und Daten aufgepeppt. Leider fehlt es der Story auch lange Zeit an Tempo, was der Autor anscheinend im letzten Fünftel des Buches durch einige Actioneinlagen wieder wettzumachen versucht. Das Ganze etwas besser auf den Roman verteilt, wäre der Sache womöglich eher von Nutzen gewesen. Für mich bisher der schwächste Roman der "Crime"-Reihe, der zwar mit Authenzität und Atmosphäre sowie den Figuren punkten kann, aber für mich leider an einer zu gewöhnlichen Story krankt. Die Lobeshymnen auf dem Backcover erscheinen doch etwas zu begeistert. Ordentlicher Thriller ohne Alleinstellungsmerkmal (abgesehen von der Kulisse). Rund 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 April 2014, 20:30:35
(http://4.bp.blogspot.com/-DFHkrY4O8L0/U1aaJpsiqoI/AAAAAAAAMPk/ccX8CSaN61E/s1600/inkubation.jpg)

Wayne Simmons. Ein tödlicher Grippestamm ist auf mysteriöse Weise mutiert und kostet Millionen Menschen in ganz Irland und darüber hinaus den Tod. Doch die Infizierten bleiben nicht lange tot, sondern erheben sich zu fleischfressenden Monstern. In einem Quarantänelabor vor den Toren Belfasts kämpfen sich die Laborantin Ellis und der Wachmann Abe ihren Weg durch die Gänge der lebenden Toten, entschlossen, die grausame Wahrheit ans Licht zu bringen. Der alte Verschwörungstheoretiker Tom zerbricht sich den Kopf, um herauszufinden, was schiefgelaufen ist. Inzwischen finden sich ein kleines Kind und seine zwei ungleichen Begleiter inmitten eines Katz-und-Maus Spiels des übrig gebliebenen Militärs, einer verdeckten staatlichen Einheit und einer stets mehr werdenden Schar Toter wieder. Das Schicksal der Menschheit liegt in ihren Händen.

In einem Labor werkeln Wissenschaftler an einem Grippevirus. Eigentlich sollte das Ganze ja nur an Tieren ausprobiert werden, doch die ganz Eifrigen haben es bald am Menschen ausprobiert. Und es kam, wie es kommen musste - alles ging schief und nachdm der erste Tote sich wieder erhoben hat, beginnt in der streng geheimen Forschungsstation das große Sterben. Und leider ließ sich die neue Krankheit absolut nicht eindämmen. Gerade noch sind die Menschen auf Arbeit, da kommen Anweisungen von oben, dass nur die wichtigsten Läden offen bleiben sollen und alles andere geschlossen wird. Man soll zu Hause abwarten und die Nachrichten verfolgen. Anfangs bleiben die Bürger ruhig, aber als es immer mehr Übergriffe durch Infizierte gibt und die Medien berichten, wie die Kranken in ihren Wohnungen eingeschlossen werden, macht sich langsam die Angst breit. Und die Stadtflucht beginnt. Auf allen Straßen herrscht Stau, weil sich die Bevölkerung auf dem Lande in Sicherheit wähnt. Doch die Wege aus der Stadt sind durch Polizei und Armee versperrt - und die machen von den Schußwaffen gebrauch. Dennoch gelingt es einigen Grüppchen, sich abzusetzen. Andere haben sich in ihren Häusern verbarrikadiert und verfolgen über das Internet die unterschiedlichsten Verschwörungsszenarien. Auch Tom ist einer von ihnen - und er hat anscheinend eine gute Quelle direkt bei den Bösen. So erfährt er auch, dass die Armee via Überwachungselektronik in einem Apartment in der Stadt ein Kind mit zwei Begleitern entdeckt hat, das womöglich gegen die Seuche immun ist. Und dass die Staatsorgane das Kind zwecks Forschungen schnellstmöglich in die Finger bekommen wollen. So muss man nicht nur gegen die lebenden Toten antreten, sondern auch gegen die immer mehr dezimierten noch gesunden Menschen.

"Inkubation" kommt daher wie ein Prequel zu "Grippe". Wayne Simmons erzählt vom Auslöser und dem ersten Patienten. Mithilfe seiner Figuren, die eine recht ausführliche Charakterisierung erhalten, führt er den Leser durch die Chronologie des Seuchenausbruchs und der Panik, die bald Irland befällt. Das geschieht in fünf Teilen und beginnt, was Wunder, in einem geheimen Labor. Und schon recht früh muss man sich an die Tatsache gewöhnen, dass hier trotz der heiklen Situation keiner dem Anderen trauen kann/darf. In der Folge werden vermeintliche Feiglinge zu Helden, und die dereinst harten Kerle - nein, nicht zu Weicheiern - zu rücksichtslosen Killern. Da können Polizisten und Soldaten, die nur wegen des Machtgefühls ihre Jobs angetreten haben, wahllos auf die Kacke hauen, ohne Strafe fürchten zu müssen. Nach und nach führt Simmons dann auch die Handlungen von "Grippe" und "Inkubation" zusammen, sodass letzteres nicht nur ein bloßes Prequel ist. Zudem schafft er es, auf plakative Gewaltorgien zu verzichten und einen wohltuend "normalen" Virus- und Zombiethriller zu kredenzen, dem es an Spannung nicht mangelt und der etliche Opfer fordert. Sein Bezug zur irisch-britischen Geschichte bleibt diesmal nur ganz am Rande erwähnt, doch dafür bekommen Medien (sinnfreie Reality-Shows) und die herrschende Klasse speziell die Politiker ihren Anteil ätzender Kritik. Und ja, man sollte dieses Buch auch unseren Politriegen und Krankenkassen nicht als Vorlage in die gierigen (?) Griffel drücken, denn die könnten den Vorschlag zur Kostenminimierung im Gesundheitswesen oder den Sozialkassen nur zu gerne aufgreifen, um sich dann vielleicht die Diäten zu erhöhen oder zumindest die Gewinne zu maximieren, was ja für diverse Vorstände erhebliche Boni bedeuten würde. Und wie das mit einer Grippe so ist - ist die eine Welle vorbei, wartet man einfach auf die für nächstes Jahr angekündigte. Wayne Simmons hat einige Fragen nicht beantwortet und lässt auch durch das letzte Kapitel selbst klar erkennen, dass da noch etwas kommen wird. Und nun werd ich mal warten, dass der nächste Edward Lee aus der Festa-Extrem-Reihe in meinem Briefkasten aufschlägt und bis dahin noch etwas Brett McBean und "Die Sünder" zu Gemüte führen. Knapp 370 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 April 2014, 20:55:01
(http://4.bp.blogspot.com/-f6N6S7Xwbh8/U1k_4Zuiv0I/AAAAAAAAMQs/SsjTsBiYVBk/s1600/brett+mcbean.jpg)

Brett McBean. Psychopathen, rachsüchtige Ex-Geliebte, ahnungslose Zombies und hysterische Geistermädchen.

21 Geschichten liefern Nervenkitzel, menschliches oder unmenschliches. Brutal oder clever, kritisch oder unterhaltend. Da finden sich Zombies aus dem "Siqqusim"-Universum ein, das dereinst Brian Keene ins Leben gerufen hat, da werden Jack the Ripper wie auch die TV-Gewohnheiten der Menschen skizziert, Monster im tiefen Gras dürfen sich ebenso austoben wie Seelenfänger oder Leichenbeseitiger. Rachsucht wird ebenso zum Thema wie durchgeknallte Psychopathen.

Brett McBean liefert hier Storys der unterschiedlichsten Art ab. jede für sich unterhaltend, manche blutrünstig, andere zum Nachdenken animierend. Beklemmendes wie "Wer wird überleben?", in dem es um die Sensationsgier der TV-Macher ebenso wie der Zuschauer geht und es wird alles geboten, was der Kunde wünscht. Wegschalten will keiner. Wie im echten Leben beim Dschungelekelblödsinnsfreilufttheater mit Figuren, die noch nicht einmal ins "Promi-Alphabet" passen und sich für Geld für alles hergeben. Die Zuschauerquoten sprechen für sich. Geheimnisvoll ist das alles und jede Geschichte ist so aufgebaut, dass sie den Leser bei Laune hält, dass er unbedingt wissen will, wie es nun weitergeht oder was der Autor sich als Clou ausgedacht haben mag. Priester, die eigentlich jedes Leben wertschätzen sollten, müssen sich mit Untoten auseinandersetzen, die Religion und der Glaube sind hier aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Alle Stories haben eines gemein: sie sind spannend, verzüglich aufgebaut, faszinierend und erschreckend, wobei sich hin und wieder sogar etwas Humor eingeschlichen hat , (speziell bei den Anmerkungen des Autors, die er zu jeder Geschihte angefügt hat)auf permanent hohem Niveau und vorzüglich dazu geeignet, die Wartezeit auf den nächsten McBean zu verkürzen, der mit "Die Verdammten" alsbald hier eintrudeln dürfte. Bis dahin war das aber ein feiner Lesespaß ohne jegliche Längen (was bei Kurzgeschichten ja auch irgendwie zu erwarten war). Rund 395 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 April 2014, 20:51:13
(http://3.bp.blogspot.com/-I4Djyr60dMI/U1qQ-OjUTII/AAAAAAAAMSk/QzJ6bKAWbOQ/s1600/muschelknacker.jpg)

Edward Lee & John Phelan. Die Brüder Esau und Enoch leben zufrieden am Sutherland Lake, irgendwo in der Einsamkeit Nordamerikas. Sie missbrauchen und quälen die dummen Stadtmenschen, die sich in ihr Reich verirren, und bereiten aus ihnen nach raffinierten Rezepten köstliche Speisen zu.

Gleich zu Beginn geht es zur Sache. Nachdem der Wurmwichser und sein Bruder vorgestellt wurden, lernt man auch gleich deren Gefangene kennen - und den Grund warum sie die Gefangene der beiden Fettspacken mit den seltsamen Gelüsten ist. Esau ist nämlich ein vorzüglicher Koch und er bereitet aus der Frau die Mahlzeiten für sich und seinen Bruder vor. Außerdem für Opa Abe, den wir aber erst später kennenlernen werden. Sie hausen auf einer kleinen Insel in einem See, der angeblich vorzügliche Angelplätze hat. Ihren Lebensunterhalt verdienen sie mit dem Verkauf von Ködern, Stellplätzen, Wasser und Strom für die wenigen Gäste, die sich zu ihnen verirren. In dieses Idyll kommen alsbald Fernsehköche und Inhaber von Sternerestaurants, die sich gegenseitig nicht abkönnen, da sie Konkurrenz nunmal nicht dulden und eifersüchtig auf jeden Erfolg des Anderen sind. Nun hat der Restaurantinhaber James seinen Kontrahenten zwar mit einem Gericht übertrumpft, aber ihm noch nicht den Rang abgelaufen, was ihn natürlich in Rage bringt. Der wiederum ist völlig außer sich und will unbedingt ebenfalls so einen Aal, den Muschelknacker, wie James ihn hatte, um seine Scharte wieder auszuwetzen. Also schnappt er sich seinen Bruder, ihre jeweiligen Fickmäuse und macht sich auf den Weg. Selbstverständlich zum Sutherland Lake. Hinter ihnen her natürlich James, der sich seine Pfründe nicht streitig machen lassen will und zu allem Überfluss noch zwei Schulmädels, die nach den ganzen Hänseleien ob ihres Aussehens durch die lieben Mitschüler den Weg des Freitods wählen wollen. Brauchen sie gar nicht, denn "hier werden sie geholfen". Dass die eine vor dem Abmarsch ihrem Daddy per Schrotflinte die Rübe perforiert hat, ist eh nur Nebensache. Und all diese netten Menschen laufen Gefahr, als Mahlzeit für die Hirnis herhalten zu müssen.

Für Kunden, die noch nicht mit dem Festa-Verlag, Festa Extrem und Edward Lee in Kontakt gekommen sind und vielleicht eine gewisse Empfindsamkeit an den Tag legen, sei gesagt, dass sie sich doch eine Kotztüte mitliefern lassen sollten. Auf ausgefeilte Charaktere und komplexe Handlungsstränge brauchen sie auch nicht hoffen. Hab ich früher - vor Festa-Zeiten - mal geglaubt, Herr Laymon hätte eine überbordend böse Fantasie, wurde ich schon vor ein paar Jahren eines besseren belehrt. "Inside his head, he must be mad" wäre für Edward Lee wohl eine angebrachte Vermutung. Was der so abliefert, ist unbeschreiblich. Kreativ ist der Mann, das kann ihm niemand absprechen, aber worin dieser Vorzug dann mündet, ist bestialisch und pervers. Genau davon lebt das Buch auch, denn bei den Figuren findet sich keine, mit der man aus Sympathiegründen mitfiebern könnte. Frauen wie Männer sind sexuell recht neben der Norm veranlagt und Edward Lee in Zusammenarbeit mit John Phelan präsentieren ein seitenlanges Geficke in sämtliche Körperöffnungen, zeigt Vorlieben verschiedenster Orientierung und zelebriert diverse Geschmacklosigkeiten wie den Wurmwichser oder die in die Möse einer Frau gestopfte Forelle, bevor er die Körperöffnung zutackert. Der miese Bulle zum Schluss ist da nur ein Wichtel gegen das, was die Hinterwäldlerbrut veranstaltet. Zum Ende gibt es noch eine nicht - oder vielleicht nach Kenntnis der anderen Romane von Lee doch - erwartete Wendung, die eine nicht wirklich ernst gemeinte Story abrundet. Wer aber Lee mitlerweile kennt, den kann eigentlich nichts mehr schockieren, was dem Mann so einfällt. Man findet nichts Frisches mehr in der Aneinanderreihung expliziter, grausamer Gewalt gepaart mit Vögeleien und Ausstoß von Körperflüssigkeiten ohne Ende und die Leberzüchtung im Kanu war ja der Gipfel. Freunde und Fans der Extrem-Reihe erhalten für ihr Geld die volle Dröhnung. Wer ein bisserl pienzisch ist, Finger weg. Knapp 190 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 April 2014, 15:41:38
(http://3.bp.blogspot.com/-J_wnQnIhEB0/U1zs0xqePgI/AAAAAAAAMVs/5zk_0iktmq0/s1600/spycatcher.jpg)

Matthew Dunn. Will Cochrane ist der beste Agent des britischen MI-6. Da ist es nicht überraschend, dass er auf den iranischen Topterroristen Megiddo angesetzt wird. Als er den Auftrag erhält, ahnt Cochrane nicht, dass sein Vorgesetzter eine private Rechnung mit dem Iraner zu begleichen hat. Bis er der ehemaligen Geliebten des Terroristen gegenübersteht, von der er wichtige Informationen braucht. Schnell wird klar, dass auch er seine Gefühle nicht länger aus dem Auftrag heraushalten kann.

Nach einem Auftrag, bei dem er einen iranischen Spion in Diensten der Briten beschützen soll und der dramatisch danebengeht, findet sich Will in amerikanischen Händen wieder. Schwer verletzt hat er als einzige Person das Desaster überlebt, nachdem er den Spion eigenhändig liquidiert hatte, damit er nicht den Feinden in die Hände fällt. Doch das Führt ihn direkt zu einem neuen Job, bei dem er mithilfe einer Agentin namens Lana einen iranischen Terroristen, der eigentlich niemandem wirklich dient, sondern nur gegen den Westen arbeiten will, dingfest machen soll, da sie den Mann persönlich kennt. Bisher hat den Mann, der sich während dem Balkankrieg hauptsächlich in Bosnien aufgehalten hat, um Serben zu töten und Terror zu verbreiten. Schon erste Versuche in Sarajewo Kontakte zu nutzen, enden mit Leichen. Doch Lana kann vielleicht Kontakt zu dem Terroristen namens Mediggo aufnehmen und auch endlich dafür sorgen, dass die westlichen Geheimdienste nicht nur ein Bild von ihm erhalten, sondern auch, dass sie seinen Plan, irgendwo im Westen - vorzugsweise in Großbritannien oder der USA - einen verheerdenden Anschlag zu verüben, vereiteln können und ihn dabei gleich zu eliminieren. Die Reise führt sie dabei quer durch Europa und die USA. Will erhält von seinen Kontaktpersonen in Amerika und seinem Agentenführer in England, die als einzige wissen, wer Spartan (so sein Kampfname) überhaupt ist und wie er in diese Rolle als einziger Top-Spion aus einem ultrageheimen Programm kam, vier Männer aus Delta-Force oder Seals zur Unterstützung. Und die hat er auch nötig, denn bald wissen die Iraner, dass man ihrem Top-Agenten auf der Spur ist. Man verfügt über genug Personal, um die lästigen Verfolger immer wieder zu attackieren.

Warum müssen die Helden der artiger Abenteuer immer wieder mindestens eine größere Tragödie in der Vergangenheit erlebt haben (abgesehen von Tom Woods Victor), die anscheinend als Motivation und emotionaler Background dienen müssen, um ihrSchaffen unters lesende Volk zu bringen. Auch Will Cochrane muss natürlich unter solchen Bedingungen leiden, erfährt noch so einige weitere Details, die ihm in seiner eigentlichen Situation vorerst nicht weiterhelfen. Die entscheidende kommt erst später. Ansonsten wird er als Mensch mit lauterem Charakter dargestellt, der die Bösen bekämpft und die Guten schützt. Der Roman ist jetzt nicht überaus brutal und kein Schlachtfest, aber die Auseinandersetzungen werden sehr rabiat und mit einer Eiseskälte ausgeführt, dass man diesen Gegensatz zu dem angeblichen Menschenfreund (Schenkt einer Witwe sein ganzes Erspartes) kaum zu glauben vermag. Als Beispiel sei angebracht, wie Cochrane in Prag einem französischen Agenten (also von einer befreundeten Nation), der sich ebenfalls mit seinen Kollegen auf die Fährte von Lana setzt, kurzerhand das Genick bricht und danach erkennt, dass es ein guter Kumpel aus seiner Zeit bei der Legion war. Kurz geschüttelt und abgehakt. Der Weg zum Ziel ist gepflastert mit Leichen, deren Tötungen manchmal wie nebenbei erledigt wirkten, völlig gefühllos. Kopfschüsse, Granaten, Folter oder sich foltern lassen, um den Feind "zu beschäftigen" bis die Kollegen da sind. Alles im Repertoire. Und alles ohne immense Blutorgien, dafür aber mit Reiselust und undurchsichtigen Personen, wie es sich in einem guten Spionage-oder Agententhriller gehört. Geschickt wird die wahre Identität des Meisters des Terrors lange unter Verschluss gehalten, muss sich Cochrane den wechselnden Loyalitäten seiner vermeintlichen Partner stellen und eine ganze Schar von Feinden ausschalten, Verletzungen wegstecken, wie es sonst nur Jack Bauer kann. Und in diesem Tempo geht die Story auch voran - nur eben nicht in den berühmten "24" Stunden, hier sind schon Wochen eingeplant, die aber wie im Flug (kommt eh öfter vor, dass der Flieger nach Irgendwo bestiegen wird) vergehen. "Spycatcher - Ein Tod ist nicht genug" stellt sich als ein humorloses, knallhartes Werk um einen loyalen Helden heraus, das ungemein spannend und vor allem tempo-und actionreich den Leser in seinen Bann zieht. Und ja, ein zweites Buch mit dem Titel "Spycatcher - Krieg der Spione" ist für November schon angekündigt. Leider hab ich schon erlebt, dass der Verlag sich dann doch noch gegen eine Veröffentlichung entschieden hat. Andererseits schafft es der Verlag ebenso, Autoren, die er schon längst abgeschrieben hatte (zumindest hatte es nach zwei Büchern den Anschein, als dann nichts mehr folgte), wieder aus der Versenkung zu holen. Brad Thor wird wieder mit Scot Harvath kommen. Überraschung gelungen. Rund 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 April 2014, 14:20:22
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1398767428_connelly.jpg)

Detective Harry Bosch bekommt zwei Fälle auf den Tisch: Vor über zwanzig Jahren wurde eine Studentin vergewaltigt und umgebracht. Endlich können die DNA-Spuren von ihrer Leiche einem einschlägigen Sexualstraftäter zugeordnet werden. Doch der Mann war damals erst acht Jahre alt. Der zweite Fall hat sich gerade ereignet: Der zwielichtige Sohn eines einflussreichen Stadtrates von Los Angeles ist auf mysteriöse Weise aus dem siebten Stock eines Luxushotels gestürzt. Selbstmord – oder Mord?

Harry Bosch und sein Partner David Chu sind in der Abteilung Offen/Ungelöst und erhalten ihre Fälle am Schreibtisch und müssen nicht zu einem Außeneinsatz gerufen werden. Sie bekommen den Fall von Lily Price zugeteilt. Doch etwas stimmt daran nicht: Der Verdächtige in der Sache war zum Tatzeitpunkt erst acht Jahre alt. Identifiziert wurde er anhand eines kleinen Blutflecks auf dem Hals des Opfers. Dennoch ist es schwer vorstellbar, dass ein achtjähriger Junge diesen Mord begangen haben soll. Lange sitzen sie nicht an ihren Schreibtischen in ihrem Kabuff, kommt doch plötzlich ihre Chefin zu ihnen und schickt sie raus. Harry wurde extra vom Stadtrat angefordert, um den Tod seines Sohnes zu untersuchen. Harry ist nicht zu Unrecht skeptisch, haben er und Stadtrat Irvin Irvng sind fast schon so etwas wie Intimfeinde - und da soll dieser gerade Harry angefordert haben? Der Tatort ist in einem Hotel und der Mann ist anscheinend vom Balkon des Zimmers gesprungen, das er erst kurz zuvor bezogen hatte. Sie müssen sich den Fall mit zwei anderen Detectives teilen, die sich sofort und ohne große Umstände für Selbstmord und kein Fremdverschulden entschieden haben. Doch Bosch fallen diverse Kleinigkeiten auf, die ihn unsicher werden lassen, was die Diagnose der beiden anderen Polizisten angeht. Er lässt sich die Bänder der Überwachungskamera aushändigen und auch den Safe öffnen, der sich im Zimmer befindet. Immer noch spricht alles für Selbsttötung. Aber eine Befragung der umliegenden Bungalows ergibt, dass sich ca. zwei Stunden vor dem errechneten Todeszeitpunkt jemand auf der Feuerleiter des Hotels auf der Seite, wo das Zimmer des Toten liegt, nach unten bewegt hat. Jetzt nimmt Harry die Spur auf und findet das Taxiunternehmen, mit dem der Tote ins Hotel kam. Und schon hat er einen ersten Verdächtigen. Ist auch gut so, da ihm der Stadtrat im Genick sitzt und schnelle Ergebnisse will. In der Zwischenzeit muss aber auch der andere Fall bearbeitet werden. Sie finden den Mann, dessen Blut an der Frauenleiche war, in einer therapeutischen Einrichtung, in der Straftäter freiwillig an Sitzungen teilnehmen können und dort auch wohnhaft sein dürfen sowie verpflegt werden. Der Mann ist wirklich kein Heiliger, gibt ihnen aber Informationen, die in eine andere Richtung deuten, als dass er der Täter gewesen sein könnte.

"Der Widersacher" ist eine klassische Kriminalstory, die sich ausführlich dem "High Jingo" widmet, der polizeiinternen Politik, für die sich jeder weit aus dem Fenster lehnt und um Posten schachert. Und um einen Stadtrat, der bei der Polizei gescheitert ist und von seiner neuen Position aus den Betrieb ausbremst, wo er nur kann. Kleinliche Rachegelüste bahnen sich ihren Weg. Dennoch lässt er den verhassten Bosch an den Fall seines Sohnes. Eigentlich sehen beide Fälle lange aus, wie recht simple 08/15-Angelegenheiten. Doch mit Fortschreiten der komplexen Handlung, in die auch etwas Emotion hinsichtlich Boschs Privatleben eingeflochten ist, wendet sich die Geschichte weg von den scheinbaren Belanglosigkeiten hin zu politischem Kalkül gegen das der "Kölsche Klüngel" ein Kaffeekränzchen ist. Bosch und auch andere Aktive werden benutzt, lassen sich benutzen, spielen der Presse Informationen zu und verfogen abseits der Arbeit eigene Ziele. Harry Bosch ist ein Mann mit Prinzipien und das lässt er Einige in seinem Umfeld spüren. und wenn ihn mal jemand enttäuscht hat, wird es schwer für die Person, sein Vertrauen zurückzugewinnen. All dies erschwert seinen job, den er aber dennoch nach eigenen Regeln erledigt und dabei zum Ende hin für einige Überraschungen und Wendungen sorgt. Und hier sollte man auch nicht vorschnell glauben, dass alles gekläört wäre, denn es ist wie bei einem film, bei dem man den Abspann nicht schaut und der doch noch einen neuen Zug in die Handlung bringt, indem er ganz zum Schluss noch einige kurze, aber wichtige Szenen bringt. So ist "Der Widersacher" auf jeden Fall spannend und clever konsturiert, zwar ohne große Action, wenn man von ein, zwei Szenen absieht, aber immer interessant. Korruption, Missbrauch, Psychopath und Serienkiller geben sich in diesem Buch die Hand und beweisen, dass Michael Connelly trotz des einen oder anderen mittelmäßigen Romans nichts von seiner Klasse eingebüßt hat. Der nächste Bosch - "Back Box" - ist bereits erschienen und wird alsbald ebenfalls besprochen. Neugierig bin ich auch drauf, was sie nun aus der Serie gemacht  haben, in der Titus Welliver den Harry Bosch mimt.  Ca. 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 April 2014, 22:01:10
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1398882664_spademan.jpg)

Ich töte Männer. Und ich töte Frauen, denn ich will nicht diskriminierend erscheinen.

Spademan war ein Müllmann. Das war vor der Bombe. Sie verwüstete den Times Square. Sie tötete seine Frau. Und sie vertrieb einen Großteil der Bewohner Manhattens aus der Stadt. Lediglich die Reichen blieben und zogen sich in ihre Elfenbeintürme zurück, wo sie sich in eine virtuelle Welt einloggen und in süßen Träumen der Realität zu entfliehen versuchen. Jetzt ist der Spademan ein Auftragskiller, der eiskalt tötet. Er ist die Kugel, man muss ihm nur die Richtung vorgeben. Seine bevorzugte Waffe: Ein Teppichmesser. Sein neuestes Zielobjekt ist die Tochter eines mächtigen Fernsehpredigers. Sie zu finden ist kein Problem, aber der Job wird plötzlich kompliziert - die junge Frau ist schwanger und der Kunde hat eine Agenda, die weit über einen einfachen Mord hinausgeht. Spademan muss sich entscheiden. T.K. Harrow, seines Zeichens Prediger und Vater von Persephone, versorgt die Reichen in ihren "Betten", wie sie die virtuellen Lagerstätten zu nennen pflegen, in denen sie verstöpselt und an Schläuchen der Realität entfliehen, mit neuen Träumen und einer religiösen Botschaft, die so gar nicht göttlich ist. Und auch der Prediger selbst ist kein allzu nett4er zeitgenosse, wie seine Mitarbeiter, seine Tochter und auch Freunde von Spademan erfahren müssen.

Bevor er den Spademan in kurzen knappen Sätzen loslässt, gibt Adam Sternbergh seinen Lesern noch etwas zu knabbern mit auf den Weg. Aus der Ich-Erzähler-Version kann man sich nämlich anfangs recht mühselig, bis man sich daran gewöhnt hat, die Unterhaltungen selbst raussuchen. Hat dereinst Charlie Huston schon ungewöhnliche Stilmittel benutzt, um Gespräche darzustellen, hat er es wenigstens gemacht. Sternbergh geht noch einen Sparsamkeitsschritt weiter und lässt jegliche Kennzeichnung einer Unterhaltung weg. War schon manchmal ein munteres Raten, ob da jetzt der Ich-Erzähler Spademan zum Leser quasselt oder sich mit einer Figur im Buch unterhält. So kann man den Lesr auch zur Konzentration zwingen. Ansonsten ist "Spademan" Hardboiled in Reinkultur in einer SciFi-angehauchten Welt voller Dreck und Verzweiflung, in der der Spademan,ehedem tatsächlich Müllmann nun anderen Müll gegen Bezahlung von den Straßen räumt. Gründe für Aufträge interssieren ihn nicht, nur die Kohle. Aber er bleibt auch seinen wenigen Prinzipien treu, was ihn vom Rest der verlotterten Gesellschaft unterscheidet. Es entwickelt sich eine bedrückende Geschichte um Moral, Religion und Falschheit, in der ein Mann - Spademan -, der durch den Tod seiner Frau eigentlich jeden Lebensfreude und jeden Sinn verloren glaubte, wieder aufgerüttelt wird, als es daran ging, einer Schwangeren zu helfen, die er eigentlich töten sollte. Kurze und knappe Sätze, das eine oder andere Logikloch oder auch Logikhöhle gehört mit dazu, vermitteln eine Sozialkritik an den Regierenden, der Obrigkeit, der Technik und des Fanatismus. Schnell, bitter und trostlos - und den digitalen Himmel vom Prediger Harrow kann man getrost vergessen. Stellenweise cool, teilweise blutig, aber nicht immer überzeugend. Da hätte man wohl mehr draus machen können. Ca. 305 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Mai 2014, 19:51:56
(http://2.bp.blogspot.com/-4xiZp0a2Csk/U2ZamlFlQ-I/AAAAAAAAMX8/nmRXr__NbjY/s1600/excesscover.jpg)

Mathias Frey. David Isler, Spezialist des Strategischen Nachrichtendienstes, ist beunruhigt. Wen traf der Kongressabgeordnete Art Sinshy im Hotel Beau Rivage in Genf? Steckt hinter "SC16" mehr als nur ein harmloses Manöver im Norden von Texas? Und wieso stürzte der Airbus über dem Pazifik ab? Je länger Isler nachforscht, destro monströser wird der Verdacht, der sich ihm aufdrängt. Doch die Realität übertrifft seine düstersten Erwartungen.

Die Idee, die USA in einer Weltregierung einzuordnen, ist der Auslöser für eine massive und umfassende Verschwörung. Ein religiös fundamentaler Katholik und gleichzeitig US-Kongressabgeordneter plant, die USA noch weiter zu schwächen, damit sie sich in einer neuen Weltordnung unterordnen muss und nicht selbst die Welt nach eigenem Gutdünken regieren will. Seine Überflegung erfordert Milliarden an Dollar, Kontrolle über Medienorgane, extreme Täuschung der Öffentlichkeit und viele Komplizen, die teilweise gar nicht wissen, an welcher Operation sie beteiligt sind. Eine texanische Kleinstadt wird von der Außenwelt abgeriegelt und mit falschen Nachrichten und Vorkommnissen versorgt, um anhand der Reaktion der Bewohner zu beweisen, dass selbst die größten Kritiker einer Union sich dazu aufraffen würden, einer Weltregierung zuzustimmen, wenn die kritische Situation einer oder mehrerer Katastrophen es erfordern würde. Doch so simpel, wie sich die Sachlage darstellt, läuft der ambitionierte Plan nicht ab. Unter dem Deckmantel dieses Experiments tummeln sich noch andere, die davon zu profitieren gedenken. 

Über das "Self-Publishing", das eh durch ein Quasi-Monopol eines Anbieters beherrscht wird, gibt es ja etliche verheerende Meinungen, weil dort derartig mieser Rotz angeboten würde, der zudem auf Lektorat/Korrektorat großmütig verzichtet  und demzufolge eine Fehlerquote im Analphabetenbereich aufzuweisen habe. E-Book-Schmierzettel, für die auch noch Geld verlangt wird. ABER - ein positives aber - es gibt auch Perlen unter diesen Werken. Man muss halt das Glück haben, sie zu finden oder eine Rezension zu lesen, die nicht ein Fake oder gekauft ist. Bei "Excess - Verschwörung zur Weltregierung" hatte ich jetzt dieses Glück. Wenn man von einem kleinen Lapsus bezüglich Orson Welles absieht, ist das Buch weitgehend fehlerfrei (eine marginale Anzahl, die eher dem Druck und Satz als dem Autor geschuldet sind, mal unter den Tisch fallen lassen, da die "Trefferquote" in dieser Hinischt bei den großen und teuren Publikumsverlagen entschieden höher ist) und äußerst spannend. Das Szenarion um eine solche Verschwörung könnte sich ein Robert Ludlum einfallen lassen haben. Und der Autor hat sich in seinem Buch nun wirklich unterschiedlichster Themen angenommen und etliche davon erkennt man auch im realen Leben. Massenmanipulation durch gekaufte oder abhängige Medien, die lieber auf der Schiene der Mächtigen und Reichen mitfahren. Politiker und Konsorten, die eine Schar von Wahrnehmungsmanagern (Klassewort) beschäftigen, um Tatsachen zu verdrehen und ihre bereinigten Statistiken zu erläutern, damit jeder es für die ganze Wahrheit hält. Den hysterischen Berichten zu Terror oder der Globalen Erwärmung unkritisch gegenüberstehen und sich von Artikeln in Boulevard-Blättern oder TV-Sendern berieseln zu lassen, ohne deren Quatsch, der auch noch extrem dilettantisch dargeboten wird, auch nur ansatzweise zu hinterfragen. Dabei sind es gerade diese beiden Themen, die derzeit für alle möglichen neuen Gewinnmaximierungen in den Großkonzernen sorgen, die natürlich durch Lobbyarbeit bei den Politikern, die sich gerne für Gefallen jedweder Art bei entsprechender Gegenleistung benutzen lassen, immer in aller Munde bleiben. Die Globale Erfwärmung hat ja immer neue Auswüchse mit sich gezogen, wie man den Bürgern mit immer neuen Maßnahmen zum Klimaschutz (Dämmung usw.) das Geld aus der Tasche ziehen kann, bis hin zur Zwangsenteignung. Und die Terrorpanikmache hat den Regierungen freie Bahn gelassen, immer neue Überwachungstechniken in immer größerer Zahl einzusetzen. Staatsdefizite, Geheimdienstintrigen über die Absetzung von Regierungen und "Neuwahlen", die eh schon bestochene Handlanger an die Macht bringen (siehe Kalter Krieg in Südamerika und Afrika)  - überall nur Lug und Trug. All diese (und sogar noch einige mehr) Themen wurden in "Excess - Verschwörung zur Weltregierung" eingebunden. So entstand eine spannende Lektüre um Geheimdienste, die sich selbst überlassen, jegliches Maß verloren haben, um Verräter und durchgeknallte Visionäre, die zwar jetzt nicht vor Actioneinlagen sprudelt - was auch der Protagonist aus der Schweiz beweist, der eher als braver, intelligenter Famileinvater mit schwacher Kondition daherkommt -, aber dafür ein recht gut durchdachtes und auch recherchiertes Szenario anbietet, das zwar mit dem einen oder anderen Klischee aufwartet, aber insgesamt äußerst unterhaltsam an den geneigten Leser gebracht wird. Einzig der Schluss war für mich etwas zu unpassend. Die Strafen für Massenmord und Landesverrat oder die Beteiligung daran, dürften in jedem Falle höher ausfallen, als hier geschildert. Und höhere Strafen wären auch verdient gewesen. Ob nun als E-Book oder in Papierform - ich kann "Excess - Verschwörung zur Weltregierung" guten Gewissens weiterempfehlen. Ein Buch, das noch lange nach dem Lesen nachwirkt. ca. 570 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Mai 2014, 21:45:48
(http://3.bp.blogspot.com/-Wb4F0sBsuXA/U2kgJFDqdbI/AAAAAAAAMZc/Mx9xHo17pso/s1600/wespennest.jpg)

Lee Child. In einer Bar irgendwo in Nebraska. Jack Reacher bekommt zufällig mit, dass der Dorfarzt einen Notruf entgegennimmt, sich jedoch weigert, der Anruferin zu helfen. Kurzerhand zwingt Reacher ihn dazu, seine Pflicht zu erfüllen - und lernt eine Frau kennen, die nicht zum ersten Mal von ihrem Mann verprügelt wurde. Er stellt den Schläger im örtlichen steakhouse und löst damit eine Lawine aus. Denn der Schläger ist einer der Duncans. Seit Jahren führen sie mit eiserner Faust ein Regime der Einschüchterung und der erpresserischen Ausbeutung ihrer Nachbarn.

Reacher kommt in den Empfangsbereich eines Motels. Durchgefroren und irgendwie angeschlagen und ungelenken Bewegungen setzt er sich an die Bar. Neben ihm ein Mann, der schon einige Drinks intus hat. Der Arzt des Ortes, wie er bei einem Telefonat, einem Notruf, mithört. Da der Arzt a) zu angesäuselt ist und b) absolut kein Interesse hat, die anruferin zu behandeln, schnappt sich Reacher den Mann und fährt ihn zur Patientin. Sie wird behandelt, der Arzt verdrückt sich nach Hause und Reacher krallt sich den Schlägergatten. Und so ne Begegnung mit Reacher endet selten ohne gravierende Schrammen. Leider löst sein Eingreifen eine Kette von Ereignissen aus, die er kaum vorausahnen konnte. Dass die Bewohner dieser einsamen, flachen Felderregion sich unter der Knute der Duncans ducken, war ihm schon schnell klar. Dass da aber noch viel mehr dahintersteckt, fällt ihm erst auf, als plötzlich einige Hitmen aus Las Vegas auftauchen. Die Duncans handeln auch noch mit anderen Dingen als nur ihrem Monopol der Belieferung der Farmen und des Transports des Ernteguts in der Gegend. Und eine dieser Lieferungen aus dem Nebengeschäft hat Verspätung. Kurzerhand wird alles auf den Fremden abgewälzt. Als man selbst mit dem halsstarrigen Typen nicht zurandekommt, schicken die Bosse aus Vegas ihre Leute. Und als wäre das nicht genug, lassen die Duncans ihre "Hunde" los: zehn Highschool-Spacken, die dereinst als vermeintliche Sportskanonen die Mitschüler drangsalierten statt zu lernen und sich nur auf ihre Kraft verließen. Ziel der Typen war natürlich die NFL. Nur waren sie dafür nicht gut genug. Nix gelernt, im Sport versagt, da nimmt man gerne einen Job als Schläger für Gangster.

Lee Child erzählt in seinen Reacher-Romanen eigentlich meist ein klassisches Westernmotiv. Fremder kommt in die Stadt, mischt sich ein, räumt auf und verschwindet wieder. In "Wespennest" oder im Original "Worth dying for" (beide Titel sind absolut passend) variiert er die Handlung etwas. Nicht nur Reacher mischt den Laden auf, sodass die Geschichte zeitweise wie auf zwei Ebenen verläuft. Auf der einen Seite die Duncans, die sich für äußerst raffiniert und clever halten und ihre Schlägertrupps als subtiles Element bezeichnen und auf der anderen die Mobster, die durch ihre Uneinigkeit und stellenweise auch Dämlichkeit durchaus für einen gewissen Funken Humor sorgen.  Als sich das Geschehen aber auf Reacher konzentriert und auch noch das Verschwinden eines achtjährigen Mädchens vor rund 25 Jahren ins Spiel kommt, kennt Reacher keine Gnade. Er geht absolut kompromisslos, extrem gewalttätig und in reiner Selbstjustiz gegen jeden Gegner vor. Die Sportidioten werden derart verkrüppelt, dass sie sich in ihren bald neuen Rollstühlen ruckzuck beim nächsten Seifenkistenrennen anmelden könnten. Und von den Vegas-Fritzen müssen einige lernen, dass es nicht sonderlich gut ist, sich von Reacher entwaffnen zu lassen und dann noch am Leben zu sein. Da hat es schon mehr als den Anschein einer Hinrichtung, wenn Reacher die Typen per Kopfschuss erledigt. In den entscheidenden Momenten agiert die Hauptfigur eiskalt und ohne Emotion, kennt keine Gnade. Die unterdrückten Farmer unterstützen ihn, wo sie können, spielen aber im Endeffekt keine große Rolle. Abwechslungsreich, mit Cliffhangern versehen und durchweg spannend ist "Wespennest" vielleicht der härteste und brutalste Reacher, der nicht nur durch die Witterungsverhältnisse in Nebraska eiskalt wirkt, den Lee Child bisher den Lesern kredenzt hat. Ungewohnt, aber für Anhänger der härteren Gangart natürlich gerade richtig. Mit was die Duncans nun wirklich handeln, bleibt bis kurz vor Schluss im Dunkeln. Auch hier hat Lee Child noch ein extra Spannungsmoment eingeflochten. Übrigens ist "Wespennest" entgegen einigen Ankündigungen keine direkte Fortsetzung von "61 Stunden". Handlungstechnisch haben die Romane nichts mehr miteinander zu tun. Reacher kommt halt auf seinem Weg nach Virginia nun von South Dakota nach Nebraska. Rund 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Mai 2014, 14:18:26
(http://3.bp.blogspot.com/-W0zoEAHEXSU/U2tXwr0b_3I/AAAAAAAAMak/b-yCfAcVk_Y/s1600/trevorshaneparanoia+2.jpg)

Trevor Shane. Maria ist eine junge Frau, aber schon jetzt liegt ihr Leben in Trümmern. Ihre große Liebe Joe wurde erschossen, und ihr nicht einmal einjähriger Sohn Christopher fiel einer grausamen Entführung zum Opfer. Sie ist verzweifelt, denn nicht einmal die Polizei scheint ihr helfen zu wollen: angeblich kam Joe durch einen Unfall ums Leben, und ihr Sohn hat nie existiert. Erst als sie Joes Tagebuch entdeckt, bekommt sie eine Ahnung davon, in welche Falle sie geraten ist. Und Maria wird schnell klar: Wenn sie ihren Sohn wiedersehen will, dann wird sie sich in einen erbitterten Kampf gegen übermächtige Feinde begeben müssen. Aber Maria ist bereit, alles zu tun, um Christopher wieder in ihre Arme schließen zu können, und wenn sie dafür töten muss. 

Unbemerkt von der Öffentichkeit tobt eine gewalttätiger Krieg zwischen zwei Parteien, die man nur als die Einen und die Anderen kennt. Es gibt feste Regeln. Zu denen gehört, dass keine Unschuldigen und Unbeteiligten in die Sache hineingezogen werden und auch nichts über die Aktivitäten der beiden Gruppierungen wissen dürfen. Ehe und Kinder sind verboten, unter 18-jährige sind tabu, Aussteigen selbstverständlich auch. Doch Joe hält sich nicht daran und heiratet die junge Maria, die mit siebzehn Jahren ihren Sohn Christopher zur Welt bringt. Die Strafe folgt prompt: Joe wird getötet, den kleinen Christopher nehmen sie mit. Doch Maria gibt nicht klein bei. Sie meldet den Vorfall den Behörden, doch die unternehmen nada, niente, rien, nichts. Im Gegenteil: Von den Polizisten vor Ort bekommt sie noch den Rat, sich nicht weiter um die Angelegenheit zu kümmern. Die beiden verfeindeten Parteien haben ihre Leute überall. Doch aufgeben will Maria nicht. Sie reist nach St. Martin, wo sie Michael weiß. Der ist auf eigenes Risiko ausgestiegen und wird nun von den Schergen der eigenen Truppe gejagt. Die andere würde ihn eh umlegen. Sie findet ihn und kann sich gemeinsam mit ihm gerade noch zwei Killern erwehren. Er willigt unter Bedingungen ein: Sie soll auf seine Ratschläge und Befehle hören und mit ihren nun achtzehn Jahren trainieren, um ihre Gegner auch ohne Waffen töten zu können. Michael hat den Plan, sich bei der Truppe, von der er desertiert ist, wieder zurückzumelden und alle Tests, die seine Loyalität beweisen sollen, wieder über sich ergehen zu lassen, um Informationen zu sammeln, wo Christopher versteckt sein könnte. So können die beiden Verbündeten eine Spur zu Christopher finden. Man hat ihn bei einem Paar der anderen Seite abgeliefert. Die ultimative Strafe. In den Organisationen der beiden Feindeslager gibt es die Kämpfer und die Verzehnten, die vom Lohn ihrer Arbeit einen Prozentsatz an die Organisation abdrücken müssen und dafür nicht zur Kampftruppe gehören. Bei so einer Familie ist Marias Sohn untergebracht. Bei einem Einbruch ins Logistikzentrum, bei dem es etliche Tote gibt, erfährt Maria die Adresse und holt ihren Sohn zurück. Doch sie muss erkennen, dass er bei ihr nicht sicher ist. Bis dies der Fall ist, lässt sie den Jungen bei einem befreundeten Pärchen.

Wie schon in Buch eins "Paranoia - Der Hinterhalt" lässt Trevor Shane den Leser über die Ziele, Gründe und Motive der beiden Killertruppen im Unklaren. Beide halten sich für die Guten, beide wollen Zivilisten nicht in die Killerorgie miteinbeziehen. Das war es an Info. Hält den Leser zwar bei Laune und weckt Interesse, wie denn nun was zusammenhängt und warum überhaupt, doch nach zwei Büchern (von dreien) könnte wenigstens mit einigen Andeutungen gearbeitet werden. Stilistisch ist Trevor Shane kein großer Literat. Schlicht, simpel und recht schnell treibt er die Story voran, die ihre Figuren mit einer eher oberflächlichen Charakterzeichnung versieht. Einzig Marias Verzweiflung wegen ihrem Sohn scheint durch. Wie die Geschichte von Joe wird auch die von Maria in der Ich-Form erzählt und als Tagebucheinträge für den Sohn begründet. Und um den endgültigen Kampf zwischen Gut und Böse zu verdeutlichen, dem die beiden Parteien, die man bisher kennenlernte, nicht angehrten, da wohl beide nach bisheriger Kenntnis nicht zu den guten gehören, lässt Trevor Shane in eingeschobenen Ausblicken Richtung Zukunft noch die Rebellen und den Untergrund, die beide das sinnlose Töten beenden wollen, in den Kampf eingreifen. Und gerade beim sinnlosen Töten zeigt das Buch auch einige Härten und eine gewisse Kälte auf, die man eigentlich ob der hehren Ziele der Protagonisten nicht erwartet hatte. Doch es zeigt sich, dass die Ausbildung Wirkung zeigt. Wer nicht spurt, wird erledigt. Und manchmal auch derjenige, der schlicht zuviel weiß oder zuviel gesehen hat. Gehört er der Gegenseite an, ist er Freiwild. Auch Maria macht eine Wandlung durch und für ihren Sohn tut sie alles - auch töten. Die "Paranoia"- Reihe (Buch drei wird im nächsten Jahr folgen) ist jetzt nicht gerade das Innovativste Werk auf dem umkämpften Buchmarkt, weiß aber zu unterhalten und wenn man sich ein bisschen auf die Religion beschränkt, könnte dies auch als Gleichnis zu werten sein. Neuer Ansatz, Tempo, kleinere Härten, Action und leicht konsumierbarer Schreibstil mit noch einigen nicht erklärten Elementen machen die Bücher von Trevor Shane interessant und spannend, ohne jetzt als die großen Renner oder Reißer daherzukommen. Recht ordentlich und ganz gut, aber absolut keine Pflichtlektüre. Rund 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Mai 2014, 14:53:26
(http://4.bp.blogspot.com/-HmZgAPtWDVY/U2yvmMTCHoI/AAAAAAAAMb0/_ELndsz3eEw/s1600/900+Meilen+Web(1).jpg)

S. Jonathan Davis. John ist ein Killer. Das war er nicht immer. Er war ein Geschäftsmann - vor der Apokalypse. Als sich die Toten plötzlich erheben, ist er in New York gefangen und es beginnt ein grauenvoller 900-Meilen-Wettlauf gegen die Zeit, als John versucht, zu seiner Frau zu gelangen.

Eben noch in einem Meeting, das ihn nur bedingt interessiert, da sich die karrieregeilen Wichtigtuer wie gewohnt in den Vordergrund drängen, wird John plötzlich auf Vorkommnisse unten auf der Straße aufmerksam. Bei einem blutigen Unfall erheben sich die Toten und greifen die Lebenden an. Alle wollen nach Hause zu ihren Familien, aber die meisten laufen ins Verderben. John flüchtet sich mit Kyle, einem Sicherheitsmann, der früher bei der Army war, aufs Dach. Verfolgt werden sie vorerst nicht, aber einer seiner Kollegen namens Chauffer findet sich noch ein. Sie überlegen, wie sie am Besten die Kluft rüber zur Parkgarage überwinden können und bügeln zu dem Zweck einen Sendemast um. Während sie ihn als wackelige Brücke anlegen und Chauffer sich als Erster in Sicherheit bringt, walken die Untoten aufs Dach. Chauffer erweist sich als egoistische Sau und stößt den Mast in die Tiefe. Doch John und Kyle können sich mit einem gewagten Sprung ebenfalls retten. In der Parkgarage stibitzen sie den gelben Hummer von John Chef, der ihn als Neu-Zombie eh nicht mehr braucht. Außerdem war der Fettsack eh ein Arschloch, kann er wenigstens seine Karre abgeben. Sie blasen wie dereinst JasonXtreme durch die sich vermehrenden (nur durch Bisse, ihr Nasen) Zombiehorden und Matschen etliche von denen zu Brei. Sie erreichen eine Fähre, die noch Überlebende mitnimmt, da die Brücken zu Manhattan von der Armee, die sich in Kämpfen gegen die Untoten aufreibt, zerstört wurden. Sie brausen weiter Richtung Atlanta, wo Johns schwangere Frau ausharrt. Unterwegs machen sie in einer Siedlung halt, die nur von Reichen bewohnt wird, die sich abgeschottet haben. Doch nach einer grausamen Entdeckung müssen sie flugs weiter. An einer verlassenen Tanke, die sie unbedingt anfahren müssen um den Spritsäufer von Hummer zu füttern trefen sie Michael, der als Einziger einen Hubschrauberabsturz überlebt hat. Der erzählt ihnen von Avalon und bietet ihnen an, dass er sie mit in dieses abgeschottete und sichere Paradies nimmt, wenn sie ihn verarzten und ihm helfen, dahin zu kommen. Nach weiteren Auseinandersetzungen mit den Zombies erreichen sie Avalon und werden aufgenommen. Doch das vermeintliche Idyll trügt.

S. Jonathan Davis hält sich nicht mit irgendwelchem Vorgeplänkel auf, sondern steigt sofort in die Vollen und lässt seine beiden Protagonisten - den etwas langweiligen Anzugträger John und den kantigen, aber sympathischen Army-Kämpfer Kyle - zusammentreffen und fortan gemeinsam alle Gefahren bestehen. Und von denen gibt es genug. Offensichtlich sind da natürlich die Zombies, die leicht variert gegenüber anderen ihrer Gattung aus dem Genre erscheinen. Früh Gebissene sind noch schnell, während sie mit Fortdauer ihres Zustandes an Tempo und Beweglichkeit einbüßen, Unterwasser-Zombies sind zwar nicht mehr neu, treten in freier Autorenwildbahn aber eher selten auf. Aber S. Jonathan Davis lässt es sich nicht nehmen, die Medien zu kritisieren und auch dem Streben nach Gewinn und Macht in der Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Für diese Punkte nimmt er sich aber nur wenig Zeit und geht erst zum Ende hin wieder auf die menschliche Natur ein, die anscheinend nicht anders kann, als die Chance zu nutzen, sich auf Kosten anderer zu retten oder gar altes Standesdenken wieder einzuführen, dass man denkt, die wären wieder im alten Rom gelandet. Die Geschichte geht schnell voran und wofür ein Robert Kirkman vier Bücher braucht, packt S. Jonathan Davis in rund 280 Seiten. Ein gut zu konsumierender Zombieroman, der genreüblich natürlich gewisse Härten aufweist (wobei sich die Arenakämpfe schon hervortun) und das Blut ordentlich sprudeln lässt, aber niemals einen überzogenen Ekelfaktor nutzt, um mehr Aufmerksamkeit zu erzielen. Rasant, spannend, sogar mancherorts etwas kritisch, ist "900 Meilen" durchaus ein Buch, das man auf dem Zombie-Einkaufszettel vermerken sollte, da es keine Längen oder Ausfälle aufweist. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Mai 2014, 13:38:25
(http://1.bp.blogspot.com/-0oiPQO1H4J8/U3HsZkGDQNI/AAAAAAAAMhc/YrBAWrGm0eo/s1600/Pax+Britannia+01+Web.jpg)

Jonathan Green. Zwei Monate vor den Feierlichkeiten zum 160. Kronjubiläum von Königin Victoria wachsen Unsicherheit und Unzufriedenheit in Magna Britannia. Eine revolutionäre Sekte namens Darwinian Dawn verbreitet Angst und Schrecken in Londons Straßen. Mysteriöse Schattenwesen streben nach Einfluss und Macht. Michts ist wie es scheint, während die Uhr des Big Ben das Jahr 2000 ankündigt - und damit das Ende der Welt.

Ulysses Quicksilver ist ein Dandy und Abenteurer. Derzeit wird er vermisst und sein Bruder will ihn nach achtzehn Monaten für tot erklären lassen und das Erbe einstreichen. Doch Ulysses kommt gerade rechtzeitig zurück, um dies zu verhindern. Sein Bruder ist nämlich ein spielsüchtiger Leichtsinnsvogel. Kaum hat sich der Abenteurer wieder eingewöhnt, wird er von Minister Wormwood gebeten, am Fall eines verschwundenen Wissenschaftlers zu arbeiten. Der verschwand nämlich nach einem Überfall auf das Museum, bei dem der Wächter getötet und etliches an wertvollem Kutlurgut zerstört wurde. Schnell findet er gemeinsam mit seinem treuen Bediensteten Nimrod erste Spuren und dann kommt auch noch die hübsche Tochter des Vermissten, um Ulysses inständig um Hilfe zu bitten. Wie kann er da abschlagen? Doch die Ermittlungen zeitigen schlimme Folgen. Ein Anschlag auf den Londoner Zoo kostet nicht nur viele zivile Opfer, es werden auch die Zootiere befreit. Und das sind keine niedlichen, kleinen Löwen. Nö, unter einem Tyrannosaurus Rex geht da gar nichts. Und erst einmal in Freiheit genießen die Viecher die Spaziergang in freier Wildbahn - und soviel Futter unterwegs. doch darum kann sich Ulysses keine Gedanken machen. Er hetzt hinter dem Attentäter her, verliert ihn dann aber in dem Getümmel.

Steampunk meets Douglas Preston und Lincoln Child meets Terrorthriller meets James Bond im Dienste Ihrer Majestät. Die Sache mit dem Terror und den Hintermännern ist für Thrillerdauerkonsumenten schnell gelöst, aber den wirklichen Spaß macht auch die Geschichte um diese Anschläge herum. Und die herrlichen Anspielungen, wenn die Doktoren Galapagos, Mabuse oder Tesla heißen. Eigentlich hat man während der Lektüre fast ständig ein Schmunzeln im Gesicht. Und Tempo und Action kommen auch nicht zu kurz. Die Verfolgungsjagd durch London, die losgelassenen Ur-Viecher, die sich an allem laben, was ihren Weg kreuzt (so müsste mal ein "Jurassic Park" daherkommen) und natürlich auch Ulysses verschnabulieren wollen, ein Kampf über dem Abgrund, die Intrige - all dies sorgt für Kurzweil und der flotte Stil lässt den Leser das Buch nur so verschlingen. Ein paar Klischees werden abgearbeitet (Dampfbetriebene Queen), diverse Maschinenmenschen und Kritik am heutigen Zeitgeist, da alles, was die Darwinian Dawn bekämpfen will, in heutiger Zeit auch im Argen liegt. Ausbeutung, Arbeitsplatzabbau, Entrechtung, Überwachung usw. Doch tiefgreifend wird auf diese Missstände nicht eingegangen, denn ein Schwenk in die ernste Richtung hätte diesem bunten Allerlei voller Abenteuer und wilder Ideen vielleicht den Spaß genommen. Und dies war erst der Anfang. Weitere Bände sind von Jonathan Green schon verfasst worden. Müssen sie nur noch den Weg in den deutschen Handel finden. Schnell, unterhaltend, wild, abgedreht, actionreich, lohnenswert. 370 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Mai 2014, 14:33:52
(http://3.bp.blogspot.com/-T-7wRqMrZ9g/U3ND-Me5WMI/AAAAAAAAMiY/Ex-6jN8WyVU/s1600/danielrussel_FINAL-196x298.jpg)

Daniel I. Russell. Mario Fulcinni: jung, erfolgreich, gut aussehend. Im Laufe seiner Karriere hgat er mehr Ausschweifungen genossen, als jeder römische Imperator. Frauen, Parties, Drogen - doch er will mehr. Und genau dies verspricht jene geheimnisvolle Soiree - eine Erfahrung, die sein Leben verändern wird! Zitternd und dem strömenden Regen ausgesetzt erreicht er das "Metus-Haus". Sein Empfang: ein pausbäckiger, älterer Gentleman. Es ist Worth. Marios Gastgeber für den Abend. Und die Tour beginnt. Ein Labyrinth aus heimtückischen Fallen und unheimlichen Geschöpfen erwartet ihn bereits.

Fulcinni, seines Zeichens erfolgreicher Pornodarsteller mit Markenzeichen, fühlt sich von der Gesellschaft im "Metus-Haus" nicht gerade gepackt. Nur ein großer Raum voll langweiliger Spacken, die es mit ihm niemals aufnehmen könnten. Er will gerade wieder gehen, da er für sein gutes Geld, das er als Eintritt in diesen vorgeblich exklusiven Club gezahlt hat, wohl nichts an Gegenwert erhalten wird, als Kerry auftaucht. Hinreißend schön und begierig auf die sie erwartenden Abenteuer. Nach einigem Zögern schließt sich Mario ihr und dem Gastgeber an. Sie gehen durch die Flure des Hauses und erkunden einige Zimmer. In einem Raum erwartet sie eine Überraschung, die sie unbedingt ausprobieren müssen. Durch ein Loch in der Wand soll Mario seinen erigierten Schwanz stecken und warten was passiert. Schnell stellt er fest, dass sich auf der anderen Seite Lippen an seinem Dödel zu schaffen machen, seine Vorstellungskraft gaukelt ihm Bilder vor und als es zum Ende kommt, ist er bereit für weitere Wagnisse. Als Nächste wird Kerry in einem Zimmer mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Es ist eingerichtet wie das Zimmer in ihrem früheren Zuhause als sie noch bei Muttern wohnte, die nach einem Schlaganfall auf Hilfe angewiesen war. Doch sie neigte auch zur Tyrannei. Das muss Kerry noch einmal durchleben. Mario ahnt, dass ihn etwas Ähnliches erwartet - und prompt kommt es so. Er sieht seinen Vater, den er einst bei der Polizei wegen Belästigung angezeigt hatte, da der als Mario noch jünger war (um die 18 herum) immer zu ihm ins Bett stieg. Worth sagt, dass er seinem Vater nun vergeben kann oder ihn foltern soll. Vergeben will Mario aber nicht. Nächster Raum, nächste Prüfung, Kerry. Sie bekommt die Wahl, einen von drei Menschen zu töten und die anderen beiden zu retten. Nach dieser grauenvollen Aufgabe fliehen sie und Mario in die sich anscheinend ständig verändernden Katakomben des Hauses und müssen sich ihren Ängsten und auch diversen Kreaturen stellen.

"Komm in die Dunkelheit" wirkte auf mich anfangs enttäuschend, da sich ja mal so gar nchts ereignete, das mit der Inhaltsangabe hinsichtlich heimtückischen Fallen und unheimlichen Geschöpfen zu tun hatte. Die Hauptfigur erwies sich als großspuriger Kotzbrocken und seine Art im Umgang mit Worth oder anderen Personen verstärkte den Eindruck noch. Erst nach und nach entwickelte sich ein Psychospielchen um Ängste und schlechtem Gewissen. Unentschuldbare Vergehen aus der Vergangenheit kamen ans Tageslicht. Und so nach und nach steigerte sich auch das Tempo. Kamen wirklich fiese Prüfungen auf die beiden zu. Da sind tatsächlich Anleihen aus "SAW" zu erkennen (hätten gerne ein paar mehr sein können). Und auf der Flucht durch die Gänge des Hauses erlebt "Super"-Mario die eine oder andere Überraschung. doch eine Läuterung bewirken sie bei ihm nicht. Russell spielt mit den Ängsten und dem Gewissen seiner Figuren, lässt sie ihre Taten von früher durchleben und gibt ihnen sogar die Chance auf eine Art Wiedergutmachung. Das Alles wird eingewoben in eine nach gewisser Anlaufzeit recht spannend und manchmal auch brutal-eklige (Ich sag nur Baby, obwohl der Autor hier das meiste der Phantasie des Lesers überlässt) Story, die immer schneller wird, neue und andersartige Bedrohungen aufzuweisen hat. "Komm in die Dunkelheit" ist schaurig-düster, flott, manchmal hart (ohne an die "Kracher" aus dem Festa-Verlag heranzureichen) und in einem lockeren und leicht konsumierbaren Stil verfasst. Wem die Werke der Großverlage zu lasch sind, wer sich aber auch nicht an die Schlachtfeste des vorher genannten Verlages rantraut, ist hier sicher richtig. Hat mir etwas besser gefallen als der Vorgänger und die Fehlerquote war fast gen Null reduziert. Rund 200 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Mai 2014, 13:47:10
(http://2.bp.blogspot.com/-FVQBdADzKNo/U3cuHJUWiqI/AAAAAAAAMjw/Hez-EdSkuO8/s1600/dalebrownf.jpg)

Dale Brown. Die USA haben eine Raketenbasis im Erdorbit installiert, die jedes Ziel auf dem Planeten treffen kann. Als der Präsident sie gegen Terroristen in Indien einsetzen will, verfehlen die Raketen ihr Ziel und töten Tauisende pakistanische Zivilisten. Daraufhin sucht Pakistan in China einen neuen Verbündeten. Die Welt gerät anden Rand eines umfassenden Krieges, der nicht nur zu Land und zu Wasser, sondern auch im Weltraum ausgetragen wird. Und nur der erfahrene Veteran Patrick McLanahan kann die Katastrophe jetzt noch abwenden.

Die USA haben ein neues "Spielzeug" im Weltraum und als sie die Gelegenheit dazu erhalten, wird es auch prompt ausprobiert. Aber alle Vorhersagen über die Treffsicherheit der "Thors Hammer" genannten Waffe waren ebensowenig treffsicher wie die Waffe selbst. Statt der Lagerstätte von Atomraketen, die von Terroristen besetzt wurde, haut der Hammer in ein ziviles Dorf  und tötet die Bewohner. Pakistan tobt zu Recht, Amerika spielt den Unfall herunter. Nicht gut für das amerikanische Ansehen in der Welt. Währenddessen rüstet China massiv auf und beginnt Amerika zu provozieren. Geschickt lenken sie amerikansiches Feuer auf ihre Schiffe in der ostafrikansichen Region um Somalia und dem Jemen, um dann aggressiv gegen den Angreifer vorzugehen. Sehr vorteilhaft dabei ist auch, dass die umliegenden Staaten wie Pakistan und Indien nunmehr den Chinesen Häfen und Stützpunkte zur Verfügung stellen, damit die die US-Vorherrschaft auf dem Meer und eben in der Region brechen können. Einen weiteren Nutzen ziehen sie daraus, dass sich auch Russland auf die chinesische Seite stellt und mit denen gemeinsam einen Plan ausarbeitet, wie man die Amerikaner in die Schranken weisen kann. Der momentane US-Präsident Gardner ist ein unschlüssiger Mann, dem aber mehr an Frieden denn an Krieg gelegen ist und der immer wieder nachgibt, während seine Gegner weiter aufrüsten. Er bremst die Militärs im eigenen Lande aus und sieht dabei zu, wie die Chinesen auch die Raketenbasis im Weltraum bedrohen - den besten Schutz, den Amerika gegen Invasoren aufzuweisen hat. Also tun sich vaterlandstreue Ex-Militärs und Ex-Präsidenten zusammen, um als Privatmänner mit Vermögen und Rüstungsfirmen im Rücken die Aufgaben zu übernehmen, die der lasche Präsident nciht ausführen kann oder will. Die Feinde müssen in die Schranken gewiesen, der eigene Präsident muss abgewählt werden.

Vorweg: Dale Brown, selbst Ex-Militär, ist einer der schreibenden Verfechter des "America First" und Unterstützer von einer Regierung der harten Hand mithilfe der Streitkräfte. Er ist aber auch so etwas wie ein Visionär, da viele seiner futuristischen Waffensysteme, die er sich seit 1986 für die McLanahan-Reihe hat einfallen lassen mittlerweile Wirklichkeit sind oder zumindest in der Erprobung oder Planung. Für ihn zählt scheints nur die amerilkanische Weltherrschaft und er sieht sein Land als führende Nation. So liest man denn auch diverse hanebüchene Rechtfertigungen für amerikanische Aufrüstung, die man anderen Nationen nicht zugestehen will. Fast lächerlich ist der Part um die Tragödie in Pakistan, als Tausende Zivilisten sterben und man im Oval Office gegenüber dem Präsidenten lapidar anmerkt, dass die Terroristen doch abgehauen seien. Nichts über die Opfer. DAS ist Amerika. Während frühere Stories sich durch viel Action und Kampfeinsätze auszeichneten, nimmt seit einiger Zeit eher das politische Strippenziehen und Geplänkel den größten Raum ein. Und bei denen geht es grundsätzlich darum, dass ein schwacher Präsident (so sehen ihn seine Gegner), der sich eher dem unbewaffneten Dialog verschreibt, ein intriganter machtbesessener Feigling ist, der von den treibenden - also guten - Kräften der Militärs und starken Kandidaten für die nächste Präsidentschaft abgelöst werden soll/muss. Intrigen zettelt nur der Feigling an, bei den Hardlinern sind es dann notwendige Maßnahmen. Dale Brown misst immer mit zweierlei Maß, rechtfertigt jede Bewaffnung und jede Auseinandersetzung zugunsten der USA. Da muss man dann durch, will man die wenigen, aber gut platzierten Actionszenen, die er zweifellos drauf hat, genießen. Wie wir alten Säcke immer sagen: Früher war alles besser. Das gilt leider auch für Dale Brown. Aber er ist längst nicht so schlimm wie Patrick Robinson. In der Reihe werden hoffentlich noch drei weitere Bücher erscheinen, die in den USA schon veröffentlicht wurden, dann schreibt er vielleicht mal über andere Helden. Man wird sehen. Rund 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Mai 2014, 11:47:11
(http://3.bp.blogspot.com/-f4EoqTRExvc/U3mxl3VkJkI/AAAAAAAAMnM/LB0620dXwUo/s1600/Adler-Olsen-Erbarmen-156x250.jpg)

Jussi Adler-Olsen. Und dann kam die Angst - wie ein schleichendes Gift. Sie horchte auf die verzerrte Stimme, die aus einem Lautsprecher irgendwo im Dunkeln kam. "Herzlichen Glückwunsch zu deinem Gebirtstag, Merete. Du bist jetzt hier seit 126 Tagen, und das ist unser Geburtstagsgeschenk: Das Licht wird von nun an ein Jahr eingeschaltet bleiben. Es sei denn, du weißt die Antwort. Warum halten wir dich fest?" Es ist der erste Fall für Carl Morck, Spezialermittler des neu eingerichteten Sonderdezernats Q in Kopenhagenund seinen syrischen Assistenten Hafez El-Assad: ein atemloser Wettlauf um das Leben einer Frau, die längst als tot gilt.

2002: Merete Lynggaard war eine erfolgreiche Politikerin als sie nach einem Zwist mit ihrem behinderten (Folgen eines Autounfalls) Bruder auf einer Fähre plötzlich spurlos verschwindet, den Bruder findet man Tage später hilflos in der Gegend umherirrend. Von der Fähre herunter hat er es also geschafft, aber er weiß nicht, was überhaupt geschehen ist.

2007. Carl Morck war schon seit jeher ein streitbarer Zeitgenosse. Doch seit er und zwei seiner Kollegen von Gangstern angeschossen bzw. erschossen wurden, ist er schier unerträglich geworden. Und was macht man mit solchen Querdenkern: man schiebt sie ab. Da kommt es gerade zur rechten  Zeit, dass man ein Sonderdezernat für alte Fälle gründen kann und das auch überauzs großzügig vom Staat finanziert bekommt. Schon ist Morck Leiter eines Dezernats im Keller des Präsidiums, ein Chef ohne Personal und Arbeitsmittel. Man kann ihm ja alles nachsagen, aber blöd ist er nicht. Schnell bekommt er über frühere Beziehungen heraus, dass die Sondereinheit mit acht Millionen bezuschusst wird - von denen er bisher nichts zu sehen bekommen hat. Schwupps stellt er Forderungen und bekommt sie auch erfüllt. Einen Assistenten namens Assad, Kopierer, zweites Büro usw. Und Akten, die er lesen muss. Nicht so gut. Doch als jemand über die Fortschritte informiert werden will, muss er ran - und nimmt den Fall Merete Lynggaard. Nach und nach lesen sie sich in den Fall ein, beginnen Fragen zu stellen, finden erste Spuren und Hinbweise, dass die Ermittlungsarbeit damals nicht gerade überaus sorgfältig gewesen ist. Morck überträgt Assad immer mehr Aufgaben, während er den gelähmten Kollegen Hardy im Krankenhaus besucht, ihn aufmunter und sogar ermuntert, mit seinen geistigen Fähigkeiten zum derzeitigen Fall beizutragen. Selbst den Kollegen im Präsidium kann er helfende Tipps geben, um den Fall zu klären, der ihn damals so durchrüttelte. Im Laufe der Zeit kommen Morck und Assad nicht nur immer besser miteinander aus, sondern auch dem Täter näher.

"Erbarmen" erscheint anfangs wie einer dieser dauer-düsteren Skandithriller im Stile eines Mankell, doch so schlimm ist es nicht wirklich, auch wenn die Hauptfigur schwer an ihrem Trauma zu knabbern hat. Doch es hat auch seinen Reiz, wenn man ihm folgt, wie er sich seiner Lethargie ergibt, Kollegen anraunzt, Arbeit bestenfalls vortäuscht und nur seine Ruhe will. Bis er feststellt, dass er mit dem Wissen um die Zuschüsse seinen Vorgesetzten und Kollegen auf der Nase herumtanzen kann. Er tut es mit Genuss. Und als er den Syrer zugeteilt bekommt, stellt er fest, dass der Mann mehr als nur clever ist, dass er sich mit ihm tatsächlich zusammenraufen und sich selbst zusammenreißen kann. Neben den üblichen Themen wie Medienkritik, Traumata, Psychoproblemen oder Rassismus mischt sein dynamisches Duo die Welt der Polizei in coolster Manier auf. Der Thriller ist trotz der Themen, die eigentlich allesamt bekannt und oft genutzt sind, eine für skandinavische Thriller ungewohnt gut gelaunte und fast schon fröhliche Geschichte. Der Syrer Assad ist dabei die treibende Kraft, wenn es um fröhlichen Humor geht, für zickige Sticheleien ist dann der arrogante Einzelgänger Morck zuständig, der der Welt gerne zeigt, dass sie ihn mal kann und er weiter stur seinen gewählten Weg geht, ohne sich verbiegen zu lassen oder anzubiedern. Der Fall ist spannend, kommt sehr locker formuliert daher und hat dennoch grausame Momente, die ohne übermäßige Gewalt oder Blutvergießen auskommen, obwohl des Martyrium der Merete Lynggaard schrecklich, aber mehr der Fantasie der Leser überlassen ist. Das Buch ist mit allem gespickt, das einen guten Thriller und Page Turner ausmacht: Humor, Spannung, Düsterheit, feinen Figuren, so manchem Geheimnis und von einem hervorragenden Autor wunderbar geschrieben. Lesetipp und nun auch Filmtipp. Lief ja schon in den deutschen Kinos. Wer ihn also wie ich verpasst hat, sollte sich die Heimkinoausgabe besorgen. Knapp 420 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Mai 2014, 14:12:43
(http://4.bp.blogspot.com/-lDegggjhUzY/U3spx1mu1PI/AAAAAAAAMoA/uMhgs_DnCHo/s1600/DEADISLANDROMANZUMGAME_338.jpg)

Mark Morris. Ein tropisches Inselparadies, wo du den Alltag einfach hinter dir lassen kannst. Willkommen im Royal Palms-Ressort-Hotel, das seinen internationalen Gästen jeglichen nur erdenklichen Komfort bietet. Willkommen an einem Ort, an dem sich der Himmel auf Erden in deinen schlimmsten Alptraum verwandeln wird. Ohne Vorwrnung bricht eine furchtbare Seuche auf Banoi aus. Gäste, Hotelangestellte und Inselbewohner verwandeln sich über Nacht in blutrünstige Untote. Für die wenigen Überlebenden, die aus bislang unbekannten Gründen imun gegen die Seuche zu sein scheinen, beginnt nun ein erbarmungsloser Kampf um Überleben.

Nicht lange dauert es nach der Ankunft der Gäste, dass der ewig besoffene Logan, Ex-Footballstar mit unrühmlicher Vergangenheit, in der Damentoilette, die er zum Reihern ausgewählt hatte, eine am Boden liegende Frau sieht, über die sich eine andere beugt. Noch das Grinsen ob seiner eher versauten Gedanken im Gesicht, stellt er fest, dass die knieende Tusse Blut und Fleisch ums Maul hat und sich schon wieder an der armen zweiten Person zu laben gedenkt. Er hat zügig ab und verschwindet auf sein Zimmer, da ihm den Mist ja eh keiner glauben würde. Nur Hotelangestellte Xian, die bei ihrer Hilfsaktion, mit der sie und Logan die Tobende in den Toiletten einsperrten, von der in die Hand gebissen wurde. Nach einigen Stunden wacht die mit Logan und Sam (einem ehemaligen Rapper, der hier einen Neuanfang sucht) auf die Insel geflogene Purna auf, weil sie Schreie hört. Logan wird gerade von einem Pagen attackiert und der genießt derzeit ein Stück aus der Schulter des ehemaligen Footballers. Und dann wird es geheimnisvoll. Ein Unbekannter ruft sie an und erzählt ihnen von dem neuen Virus, gegen das es kein Mittel zu geben scheint und dass über sechzig Prozent der Insel schon befallen sei. Nur einige Immune würden noch leben. Purna, Xian, Sam und Logan sind immunisiert und nun sollen sie sich durchschlagen, damit sie nach Anweisungen des Fremden die Insel überqueren können, um von dort per Heli ausgeflogen zu werden.Ein Höllentrip beginnt, die gesamte Stadt ist voller lebenden Toten, durch die sie sich einen Weg zur anderen Seite der insel suchen müssen. Sie finden Kampfgefährten, hilfsbedürftige Menschen und sogar eine Nonne in einer Kirche. Sie besorgen sich moderne Waffen und gehen ihres Weges.

Mark Morris musste sich bei seinem Roman ja an die Vorlage halten, konnte aber auch die Chance nutzen, seine Protagonisten etwas ausführlicher zu skizzieren. Dennoch kommen die Charaktere nicht über die gewohnten 08/15-Typen heraus, die viele solcher und auch sozusagen ambitioniertere Werke bevölkern. Ein bisserl Konfliktpotenzial, kleine Dramen aus der Vergangenheit (Logan könnte auch die Figur des Burt Reynolds in "Die Kampfmaschine" sein, was seine Verfehlungen angeht und der Rapper kann gleich als geläuterter Ice-T vermutet werden). Jeder bekommt ein Häppchen Drama und Purna wird die starke Kampfbraut und Anführerin. Gerne genutzt auch die ethnische Zusammensetzung der Gruppe (Ein Weißer, Ein Schwarzer, Eine Chinesin und eine Mischbraut mit weißem und Aboriginie-Anteil). Natürlich fehlen auch wie immer die nahezu ausgerotteten (immer noch ein echtes Beispiel in der amerikanischen "Ruhmeshalle", während sie sich anderen gegenüber als die großen Moralaposten und Gerechtigkeitsfanatiker aufspielen) Indianer. Also über diverrse Klischees hinaus kommt Morris mit seinen Figuren nicht. Wollte er vielleicht auch nicht, denn Gamer brauchen keine langen Umschreibungen oder gar Schachtelsätze, sie wollen schnelle Action. Die bekommen sie auch. Wie in einem Spiel müssen sich die Helden von einer Bredouille (Level) zur nächsten durchfighten. Da muss man mal durch einen Tunnel mit Krokoanteil. Gangster von ihren Waffen befreien und ganze Zombiehorden mit allen möglichen Mitteln plätten. Das geht zügig und manchmal auch matschig voran, Kannibalen kommen auch noch zu Ehren (und lernen bald kennen, wie das ist, wenn man lebendig gefressen wird), wobei diese dann noch als die Verursacher der Seuche hingstellt werden und als Experimente für ein Gegenmittel herhalten sollten. Naja, dazu kommt es nicht, wie zuvor erwähnt. Der Schluss ist schlicht dämlich. nicht nur wegen der Überfigur die dann doch nur kurz auftaucht und wegen des offenen Endes. Wie bei TV-Serien mit durchgehender Handlung, die dann mittendrin abgesetzt werden und man auf eine Lösung vergeblich wartet. Schnell konsumierbarer, recht brutaler Zombiegameroman, der in der Machart aber nur aus Versatzstücken besteht, die man schon bis zum Verdruss anderswo so gelesen hat. Ansonsten für die Zugfahrt, den Strand, die Zelle oder irgendwelche Pausen gute, unangestrengte Lektüre, die niemanden zwingt, sein hirn zu strapazieren.  350 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Mai 2014, 14:50:51
(http://3.bp.blogspot.com/--KMxs4JCZxU/U33T3nk3N5I/AAAAAAAAMpw/eXSpNtJxcYI/s1600/homelanders3.jpg)

(http://2.bp.blogspot.com/-xG0QOkvGr-w/U33T9pcIxII/AAAAAAAAMp4/NsXD8WNqFig/s1600/homelanders+4.jpg)

Andrew Klavan. "Homelanders - Tödliche Wahrheit". Endlich sieht Charlie West Licht am Ende des Tunnels - er hat Waterman gefunden. Den geheimnisvollen Waterman, der angeblich weiß, was geschehen ist in diesem Jahr, das er vergessen hat. Der weiß, was er mit der geheimnisvollen Organisation The Homelanders zu tun hat. Und der weiß, wer Alex ermordet hat. Waterman verspricht Charlie, dass er seine Erinnerungen zurückbekommen wird. Und er sagt ihm auch, dass die Methoden nicht ganz ungefährlich sind. Doch Charlie hat keine andere Wahl. Und er stimmt zu. Willigt in das Experiment ein. Gibt die Kontrolle auf. Das könnte ihn das Leben kosten.

Andrew Klavan. "The Homelanders - Im Visier des Todes". Charlie West sitzt im Abingdon State Prison. Verurteilt wegen Mordes an Alex, seinem besten Freund. Umgeben von Verbrechern und Fanatikern, die seinen Tod wollen, weil er die Homnelanders hochgehen ließ. Gequält von weiteren schnmerzhaften Erinnerungsattacken. Alleingelassen, weil die offiziellen Stellen nichts von Watermans Mission wissen wollen. Dann endlich erinnert sich Charlie daran, warum ihn die Homelanders enttarnt haben: Er hat ein Gespräch belauscht, in dem der größte Coup der Organisation geplant wurde. Ein Projekt, das das "GROSSE STERBEN" genannt wurde. Charlie muss das verhindern! Doch keiner hört ihm zu. Dann fasst er einen Plan. Setzt alles auf eine Karte. Riskiert sein Leben., Denn das Leben von Millionen Menschen steht auf dem Spiel.

Charlie hat Waterman tatsächlich gefunden. Doch er weiß noch immer nicht, wer der überhaupt ist und auf welcher Seite er steht. Als er von einigen groben Typen gepackt und zu einem geheimen Stützpunkt gebracht wird, befürchtet Charlie das Schlimmste. Doch dieser Waterman gehört tatsächlich zu den sogenannten Guten. Er hat dafür gesorgt, dass Charlie das tut, was er tut, hat ihn auch mit einer Chemikalie versorgt, mit der er im Notfall sein Gedächtnis für einen gewissen Zeitraum löschen konnte, damit er nicht als Agent auffliegt. Und jetzt überreicht er ihm einen experimentellen Stoff, der Charlie sein Gedächtnis wieder zurückbringen soll. Die Erinnerung erfolgt in Schüben, nicht alles am Stück, und ist mit schmerzhaften Krämpfen verbunden. Und plötzlich wird das Lager überfallen und Charlie muss flüchten. Wieder stolpert er durch die Wälder, immer wieder gepeinigt von den frischen Erinnerungen, die ihn durchdringen. Auf seiner Flucht findet er ein verlassenes Haus, die Bewohner sind anscheinend nicht da, sodass er sich selbst Einlass gewährt. Endlich Ruhe. Leider aber auch schweres Fieber. Er legt sich hin, und dann sind die Eigentümer zurück. Eine Frau und ihr kleiner Sohn. Und bald auch die Polizei. Charlies Flucht ist zu Ende.

Man hat Charlie ins Abingdon State Prison gebracht. Er muss sich nun zwischen den übelsten Gangstern der gesamten Umgebung behaupten. Es dauert auch nicht lange und er wird von militanten Muslims attackiert, aber von einer Gruppe muskelbepackter und tätoweorter Nazis gerettet. Nicht unbedingt aus Eigennutz. Sie brauchen ihn. Der Wachhund des Gefängnisdirektors hat es auf ihn abgesehen und schleppt ihn gerne zur Bestrafung in den sogenannten Anbau. Von dort wollen die Nazis abhauen, weil Kumpels von außen einen Tunnel dorthin graben. Wenn der Chef der Wärter ihn das nächste Mal dorthin verschleppt, soll er ihn ausschalten. Die Flucht gelingt, aber die hinterhältigen Typen wollen Charlie als lästigen Ballast loswerden und töten. Doch da die Polizei auch schon auf dem Weg ist, verstreuen sich die Kerle in alle Richtungen und Charlie bleibt vorerst unbehelligt. Charlie weiß nun wieder, dass er den Chef, genannt Prince, schnappen muss, um einen mörderischen Anschlag auf seine Heimat zu verhindern. Und überraschenderweise bekommt er Hilfe durch seinen Sensei Mike und den Bullen Rose, der ihn die gesamte Zeit über gehetzt hat wie ein wildes Tier.

Gerade die ersten Bücher hatten bis auf Ausnahmen eine nette, spannende Thrillergeschichte für Jugendliche zu erzählen, die sich meist flott und schnell gelesen hat und kaum Längen aufwies. doch mit Fortdauer der beiden Folgebücher wurde immer störender, was sich schon im ersten Buch sehr negativ angedeutet hat. Hatte ich mir da noch eingeredet, diese überpatriotischen Texte, die schon so dick aufgetragen fast lächerlich waren, sollten vielleicht dazu dienen, das System im Laufe der Zeit zu kritisieren, sah ich mich schnell getäuscht. Mal abgesehen davon, dass mich die bücher 3 + 4 wirklch sehr bald an "Prison Break" erinnerten, weil auch da ab Staffel drei alles schlimmer statt besser wurde, ging diese klare und sehr scharfe Trennung zwischen Gut und Böse extrem penetrant weiter. Aussehen und Charakterzüge der Personen wiesen sie sofort den Seiten zu. Gut aussehend, tapfer, clever, hübsch, nett, treu und ohne jegliche Hinterlist die braven Bürger und die Hässlichen, die Trickser, die Unbequemen, die mit dem primitiven Wortschatz und Auftreten, die Feigen, die Schläger, die sich einpissen, wenn sie selbst dran sind, das sind natürlich die Bösen. Auf Charlies Seite ist bald alles so zuckersüß, der Patriotismus wird derart hofiert und hochgehalten, dass man brechen mag. Die spannende Geschichte von Charlie West wird übertüncht von Schüler-/Jugend-Gehirnwäsche (die sind ja das Zielpublikum) in vier Akten. Das ist reines Propaganda-Material inklusive zu vieler Rückblenden bei dem Erinnerungsserum, mehr nicht. Schade drum, hätte nämlich was werden können. Dass Klavan mehr kann, hat er ja beretis bewiesen. 260 + 285 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Mai 2014, 19:35:44
(http://2.bp.blogspot.com/-pC_l7Nzq8mM/U4C3HrQJRGI/AAAAAAAAMrw/Xp6rBRC9lTs/s1600/connellybosch.jpg)

Michael Connelly. Bei heftigen Rassenunruhen in Los Angeles wird 1992 eine junge dänische Journalistin brutal ermordet. Doch die Polizei hat alle Hände voll zu tun mit Plünderungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen überall in der Stadt, so dass Detective Harry Bosch kaum Zeit bleibt. Der Mord wird nicht aufgeklärt. Zwanzig Jahre später jedoch hat Harry plötzlich eine heiße Spur und setzt alles daran, den Fall endlich zu lösen.

Harry Bosch ist bei den Cold Cases eingesetzt. alte, ungelöste Fälle werden hier wieder aufgerollt. Er findet im Fall der toten Journalistin aus Dänemark eine erste Spur. Die Mordwaffe wurde auch später bei anderen Fällen benutzt. Also folgt er der Waffe. Verdächtig ist ein Gangmitglied, das derzeit im Bau einsitzt und vielleicht bald auf Bewährung rauskommen könnte. Das macht sich Bosch zunutze, um Informationen aus ihm rauszuquetschen. Was er erfährt, scheint ihn aber in eine Sackgasse zu führen. Die Waffe hat der  - vor zwanzig Jahren noch Kleingangster - Verbrecher im Garten hinter dem Haus gefunden. Er hat sie dann an einen seiner Anführer weitergegeben, um sich einen guten Namen, einen besseren Status in der Gang zu sichern. Boschs Nachforschungen ergeben aber, dass der Typ wiederum seit Jahren tot ist. Und zu diesem Zeitpunkt fährt ihm sein neuer Lieutenant in die Parade. Er will ihm einen anderen Fall zuweisen, der vermeintlich schneller zu lösen sei.Cheffe geht es nur um die Statistiken, mit denen er dann vor dem Polizeichef sein Engagement beweisen will. Und der Polizeichef will vor allem in der Presse gut dastehen und lässt Harry bei seiner Beschwerde glatt auflaufen. Im Gegenteil: Bosch wird sogar Gegenstand von internen Ermittlungen. Und zu Hause braut sich auch was zusammen. Er selbst hat ein schlechtes Gewissen, weil er seine Tochter so oft allein lässt, die wiederum will sich von ihm in ihren Wunsch auch zur Polizei zu gehen, nicht reinreden lassen und seine Freundin Hannah fängt an, die Sache mit der gemeinsamen Wohnung zu forcieren, wovor er aber irgendwie noch zurückschreckt. Er arbeitet trotz gegenteiliger Anweisungen weiter an dem Fall und als man ihn weniger freundlich auf andere Straftaten ansetzen will, nimmt er Urlaub und geht der Sache im Alleingang nach. Nicht ohne Sorge wegen der Internen auf seinen Hacken. Was er in Händen hält, sind Indizien, dass sich bei einer Reportage der Dänin im ersten Golfkrieg etwas Schlimmes ereignet haben muss und von dort auch die Waffe eingeschmuggelt wurde, mit der die Frau getötet wurde. Je näher er der Antwort kommt, umso gefährlicher wird die Angelegenheit.

Bosch - Aus Erfahrung gut (Okay, ist natürlich geklaut, der Spruch). Der Leser der Reihe um den Detective weiß aus Erfahrung, dass er mit jedem neuen Bosch ein gutes Buch in Händen hält und Bosch ist aufgrund seiner jahrzehntelangen Tätigkeit für die Polizei mit seiner Erfahrung gut. Und Michael Connelly lässt seinen Ermittler mit eisernen Prinzipen und eigenem Willen, der manchmal auch etwas mit Sturheit zu tun hat, akribisch und äußerst genau die einzelnen Schritte der Ermittlung, der Einsicht der Akten und Befragung von Zeugen durchgehen. Jede kleine Spur, jeder Hinweis wird aufgeführt, der Weg dahin erläutert. Irgendwie scheint Bosch aber auch etwas Altersmilde auszustrahlen, wenn er mit seiner Tochter zusammen ist oder wenn er auf seine Art mit den Leuten - speziell den Kollegen - zu sprechen hingewiesen und dies als forsch und unhöflich verstanden wird. Er versucht tatsächlich, dies bei seinem Partner zu ändern, was den total überrascht. Er ist es gewohnt, nur mit dem Nachnamen angesprochen zu werden und es ist ihm auch recht egal mittlerweile. Weniger mild zeigt sich Bosch gegenüber Vorgesetzten, die nur auf Kosten der Ermittler glänzen wollen, Statistiker statt Polizisten sind, und natürlich gegenüber seinen Gegnern im Finale. Und die Vorgänge aus "Der Widersacher" sind auch noch nicht richtig ausgestanden, wie er bald feststellen muss. Irgendwie bewegt es sich überall auf dünnem Eis. Er wärte aber nicht Harry Bosch, wenn er nicht seinen eigenen Regeln folgen würde. Aufgrund der ausführlichen Schilderung der Ermittlungen dauert es seine Zeit, bis sich etwas Tempo und Spannung in dem Buch einstellen und man erwartet nicht unbedingt, dass es bald schneller vorangeht und er dann am Ende die Täter sind. Und zum Finale hin wechselt die Indiziensuche, die langwierige Befragung von Zeugen dann doch in einen bleihaltigen Showdown mit selbstgerechter Note - aber ein Dirty Harry ist er deswegen noch lange nicht. Doch das Buch mit der persönlichen Note, die Connelly seinem Protagonisten mal mehr, mal weniger in den letzten zwanzig Jahren mit auf den Weg gegeben hat, birgt für Bosch auch noch eine negative Überraschung, mit der er wahrlich nicht gerechnet hat und die der Autor sicher im nächsten Buch weiterverfolgen wird. Aber wenn der Verlag die Reihung einhält, wird erst enmal Mickey Haller einen Auftritt haben, bevor Bosch in seinem neunzehnten Fall ermitteln darf. Apropos Haller - Michael Connelly bietet zum Jubiläum wieder viele alte Bekannte von Bosch auf. Manchmal aktiv, manchmal nur erwähnt. Gerade in diesen Fällen sowie der Entwicklung seiner privaten Situation wäre die Kenntnis der vorherigen Werke von Vorteil, was die einzelnen Fälle angeht aber nicht. Und wie es sich gehört, wird auch wieder ein Schauspieler, der in der Verfilmung eines der Bücher von Connelly eine Rolle hatte, kurz eingebaut. Nach Clint Eastwood ("Blood Work") und Matthew McConaughey ("Der Mandant") nun Ryan Phillippe (ebenfalls "Der Mandant"). Insgesamt gewohnt gute, wenig hektische Thrillerkost, die aber leider etwas in Routine ausartet und besonders in der ersten Hälfte die Spannung vermissen lässt.  Rund 440 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Mai 2014, 15:18:07
(http://2.bp.blogspot.com/-T2OiOYdxMNw/U4RuvPZCCzI/AAAAAAAAMu4/00IHZnliH70/s1600/diehard.jpg)

Roderick Thorp. 24. Dezember, 18 Uhr, sechs Stunden vor dem Weihnachtsfest. Joe Leland, ein ehemaliger Polizist, freut sich auf die Tage, die er mit Steffi, seiner Tochter, und seinen zwei Enkelkindern verbringen wird - und mit einer netten Stewardess, die er im Flugzeug kennengelernt hat. Doch seine Tochter überrascht ihn mit einer Party in ihrem Büro, und kurz nach seiner Ankunft bricht über Leland die Hölle herein: Terroristen überfallen die Gesellschaft. Sie nehmen alle, einschließlich Steffie und ihre zwei Kinder, als Geiseln. Von diesem Moment an kämpft Leland: allein, in einem nächtlich verlassenen Wolkenkratzer, bewaffnet mit einer antiquarischen Polizeipistole, gegen zwölf brutale Gangster, die mit Maschinenwaffen ausgerüstet sind und die Spaß am Töten haben.

Joe Lelands Fahrt zum Flughafen von St. Louis gestaltet sich schon nervig. Schnee, Stau und dann ein Irrer, der sein Taxi rammt. Kurz dem Deppen die Pistole unter die Nase gehalten und den Taxi-Fahrer zur Weiterfahrt ermuntert. Im Flugzeug kommt der Weltkrieg 2 - Veteran, Ex-Polizist, Ex-Privatdetektiv und jetzt Sicherheitsberater etwas zur Ruhe, kann sich entspannen. so sehr, dass er einem Flirt mit einer der Stewardessen nicht abgeneigt ist. Telefonnummern und Adressen werden ausgetauscht und dann checkt Leland aus. Er wird schon von einem Chauffeur erwartet, der ihn zum Bürotower bringt, in dem seine Tochter zusammen mit ihren Chefs eine Party zum Gelingen eines 150-Millionen-Dollar Deals mit Chile organisiert hat, an der neben ihren beiden Kindern nun auch Joe teilnehmen soll. Sie stellt ihm kurz ihre Bosse vor (Die übrigens nicht unbedingt die Wertschätzung von Joe erhaschen können, aber er hält die Klappe) und zeigt ihm dann, wo er sich frischmachen kann. Er geht ins Bad, Schuhe aus, Sacko aus, Krawatte gelockert und will gerade in einem Nebenraum bei der Stewardess Kathi anrufen, als die Leitung gekappt wird. Danach hört er, wie eine Gruppe Bewaffneter die Party stürmt. Während die Terroristen noch mit ihren Geiseln beschäftigt sind, macht er sich barfuss davon. Später sieht er aus einem Versteck heraus, wie einer der Gangster eine Geisel (einen von Steffies Chefs) erschießt. Jetzt weiß er, dass er den Kampf aufnehmen muss. Und er geht sofort daran, die Söldner einen nach dem anderen zu attackieren und auszuschalten, bis er nur noch drei auf seiner Liste hat. Vor dem Gebäude sieht sich die Polizei nicht im Stande einzugreifen, macht aber durch ihren Leiter Joe Vorwürfe, dass er sich in ihre Belange einmischt. Doch einer der Beamten, Al Powell, steht Joe zumindest über Walkie-Talkie zur Seite.

"Stirb langsam" oder im Original "Nothing lasts forever" aus dem Jahr 1979 diente als Vorlage für den Actioner mit Bruce Willis. Und bis auf einige Charaktere und das Ende wurde das Buch schon recht werksgetreu verfilmt. Zu Beginn bekommt die Person des Joe Leland Charaktertiefe, sinniert über seine Fehler im Leben, die versaute Ehe, den früheren Suff, die Detektei, die wegen eines Kumpels den Bach runterging und wegen der Verurteilung eines Unschuldigen während seiner Zeit bei der Polizei. Der Rest der handelnden Personen inklusive der deutschen Terroristen bekommt weniger Aufmerksamkeit, da alles aus der Sicht von Joe geschildert wird. Als der sich nach dem ersten Mord entschließt einzugreifen, beginnt ein formidables Actionfeuerwerk, eine Rasanz, die zum weiterlesen nicht nur animiert, sondern fast schon zwingt. Zwar haut die Hauptfigur keine kauzigen One-Liner raus, aber dafür geht sie mit aller und mehr als nur gebotenen Härte gegen die Feinde vor. Unbewaffnete Gangster umnieten? Klar. Aus Frust mal ein Magazin in die Leiche des ersten Opfers der Terroristen ballern, weil er den Typ eh nicht leiden konnte? Aber sicher doch. Leland legt in Sachen Eiseskälte aber einige Schippen drauf im Vergleich zu Willis - Leland hat wieder Spaß: Am Töten. Und so spielt er mit den Söldnern Katz- und Maus. Lockt sie in Fallen, muss selbst einiges einstecken (Füße, Rippen, Beinschuss). In punkto Gewalt toppt das Buch den Film sogar etwas, auch wenn viele Szenen fast schon eins-zu-eins übernommen wurden. Und das Ende ist dann wieder abweichend, nicht mehr so eitel Sonnenschein wie im Film. Und eine der letzten Szenen hat es in sich, wirkt auf mich schon krass. Nicht wegen der Brutalität, eher wegen der Beiläufigkeit mit der es geschieht und wie man danach darüber hinweg sieht. Feinster Actionstoff, unbedingt lesenswert. bis auf einen Mangel - einen großen Mangel: So etwas wie Korrektorat schien man sich damals bei der Neuauflage zum Film nicht leisten zu können oder zu wollen. Da fehlen Worte, wird aus Joe schon mal Jie, Kommas da, wo keine hingehören, zum Ausgleich dann wieder dort welche weggelassen, wo sie sein müssten, hier mal ein Buchstabe weggelassen, da mal ein falscher eingesetzt und dann dies:"Leland sah einen von ihnen ähnlich. Nicht Karl, nicht....."!! Sehr schöner Satz und so verständlich. Hätte man durchaus bemerken können. Rund 200 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Mai 2014, 15:09:53
(http://3.bp.blogspot.com/-mSN21_TwxXo/U4W_6x9QAcI/AAAAAAAAMwU/YHIzi6ADUfU/s1600/58minutenangstdiehard2.jpg)

Walter Wager. Flughafen New York: Sie haben sämtliche elektronischen Systeme lahmgelegt, um sieben Gefangene freizupressen. Lieutenant Malone kennt den Drahtzieher des unternehmens: Willy Straub, internationaler Gangster ohne Skrupel. Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit - denn die Maschine, die vollbesetzt über dem Airport kreist, hat nur noch Sprit für 58 Minuten.

21.12., Weihnachten steht vor der Tür, der Schneefall ist heftig und man erwartet nicht unbedingt Tätigkeiten im Freien. Dennoch bringen Männer an diversen Stellen Sprengbomben an. Zwei Polizisten in einem Streifenwagen, die dem vermeintlich liegengebliebenen Autofahrer helfen wollen, werden brutal niedergemäht. Indes ist Captain Frank Malone, Leiter der Antiterror-Einheit der Polizei von New York am Flughafen, um seine kleine Tochter abzuholen, die aus Miami von seiner Ex kommt, um das Fest bei ihm zu verbringen. Vor Ort sieht er, dass wohl eine Polizeiaktion gegen Drogenschmuggler im Gange ist, denn er erkennt die getarnten Beamten sofort. Und die Flughafenpolizei rechnet mit einer unangekündigten Übung zur Sicherheit des Standortes. Deren Chef nimmt Malone mit in die Kabine, wie der Raum mit den Fluglotsen und dem techischen Equipment genannt wird. Mal abgesehen davon, dass er dort eine frühere Geliebte trifft und die Sache leicht peinlich wird, ist er auch anwesend, als der Anruf von einem Mann kommt, der sich Nummer Eins nennt. Er warnt vor den Konsequenzen, wenn nicht sieben Gefangene linke Terroristen freigelassen wwerden. Und er gibt auch sofort eine Kostprobe seines rücksichtslosen Plans. Malone weiß, dass er handeln muss. Nicht nur wegen der vielen Menschen in den ganzen Flugzeugen, die drei blockierten Großflughäfen im Raum New York (Newark, La Guardia und JFK) anfliegen wollen, sondern auch, weil in einem davon seine Tochter sitzt. Fieberhaft versuchen die Männer, dem Täter auf die Spur zu kommen.

Hollywood hat sich der Story schnell angenommen (Das war zu Zeiten, als nicht jeder seelenlose Quatsch schnell als Drehbuch runtergeschludert wurde, sondern man noch richtige Geschichten als Grundlage für die Filme nahm) und ein Drehbuch verfassen lassen, das man für den Film "Stirb langsam 2" verwendete. Im Gegensatz zu dem Roman von Richard Thorp wurden hier aber wirklich nur einige wesentliche Elemente für den Film genutzt und dann eine komplexere und actionreichere Story drum herum platziert. Selten, aber wahr: der Film ist gelungener als das Buch.Kennt man zuvor den Film, hat "58 Minuten Angst" nicht mehr wirklich viel zu bieten. Es ist schon bezeichnend, wenn die Filmfiguren mehr Tiefgang und Charakter haben als jene in der Vorlage. Dazu kommt, dass dieser Fall eigentlich nur für einen normalen Thriller mit knappen Worten reicht, der nichts von der Spannung und der Hektik einer derartigen Situation erkennen lässt. Da hat der Autor irgendwie sein erdachtes Szenario nach einer Checkliste abgearbeitet und das Ganze nicht weiter mit viel Aktion oder Emotion ummantelt. Karger Thriller, der gegen Ende zwar deutlich an Tempo gewinnt, aber bei Weitem weder in der Atmosphäre noch der Action auch nur annähernd an den Film herankommt. Ein paar bekannte Klischees eingebaut, nen bösen Terroristen mit Helferlein und nem scheinbar unfehlbaren Plan, der viel zu schnell aufgedeckt wird und ein Protagonist, der die möglicherweise erwartete coole Härte nur in einem Dialog zum Ausklang des Happy Ends aufkommen lässt, machen den Roman ohne Filmkenntnis zu einem One-Timer. Brauchbar, halbwegs ordentlich, aber mehr nicht. Mit Filmkenntnis ist er eine Enttäuschung, die hohe Erwartungshaltung erhält im Gegensatz zu dem Buch von Richard Thorp einen schweren Dämpfer. Ach ja, der Umschlagtext bezeichnet Malone als Lieutenant, im Buch aber ist er Captain. Knapp 180 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Mai 2014, 13:48:21
(http://4.bp.blogspot.com/-UcSdPRLb73g/U4mgCnsIO3I/AAAAAAAAMzg/SEwfvbiCDpc/s1600/h%C3%B6llenbote.jpg)

Edward Lee. Möchtest du manchmal jemand anders sein? Nun, jemand anderes ist dabei, du zu werden. Er wird in dein Herz und deinen Verstand eindringen, wird dich in Verzückung versetzen -  und dich auf ein Schlachtfest mitnehmen. So wie Gott seinen Boten hat, so hat auch der Teufel seinen. Und dieser Bote ist hier, jetzt, in deiner Stadt.

Der Paketsortierer Dodd bekommt ein merkwürdiges Paket in die Finger. Absender fehlt, Poststempel verschmiert, Adresse nur schlampig hingekritzelt. Irgendetwas drängt ihn dazu, die Sendung zu öffnen. Etwas später ist Dodd als Postbote in der Stadt unterwegs. Den eigentlichen Austräger hat er erdrosselt und jetzt macht er sich daran, in seinem Bezirk sämtliche Personen zu schlachten, die ihm vor die blutigen Klauen geraten. Nur der vierzehnjährige Jimmy überlebt. Zwanzig Jahre später ist in Danelleton, Florida, wieder Ruhe eingekehrt. Das ehemalige Postamt ist dichtgemacht worden, die Bluttaten gehören einer fernen Vergangenheit an. Doch Danelleton ist im Laufe der Jahre gewachsen und das neue Hauptpostamt kann den größeren Aufwand nicht mehr bewältigen und es wird eine Filiale in der Stadt eröffnet. Es ist ausgerechnet das Postamt, von dem aus Dodd damals seine blutige Spur legte. Jane, Witwe mit zwei Kindern (11 + 8), ist als Leiterin vorgesehen, als Stellvertreter der vierzigjährige, Seagal-Bauchträger Carlton. Und eben jener ist es, der zuerst eine unheimliche Präsenz spürt. Doch die Mitarbeiterin Marlene ist es, die plötzlich völlig unerwartet aus heiterem Himmel Kunden und Kollegen im Hauptpostamt, wo sie vor ihrer Versetzung in die Filiale arbeitete, niedermetzelt - zuvor hat sie zu Hause Mann und Kind zerstückelt. Dies ist der Beginn der mörderischsten Tage, die sich seit langer Zeit in Danelleton abgespielt haben. Jane und der Sheriff, für den sie mit der Zeit Sympathien zu entwickeln beginnt, mittendrin. Zuvor freundliche und friedfertige Menschen begehen scheinbar grundlos grauenhafteste Gemetzel und Bluttaten, immer wieder taucht ein geheimnisvolles Zeichen an den Tatorten auf. Und zudem erscheint ein Typ auf der Bildfläche, der mehr zu wissen behauptet. Es ist ein Professor Dhevic, der hauptsächlich durch seine Fernsehauftritte zum Thema des Übersinnlichen, der Geister und Dämonen bekannt wurde und den die meisten Leute inklusive des Sheriffs für einen Scharlatan halten.

Nicht lange ist es her, da hab ich mich gegenüber einem Leser zu der Aussage hinreißen lassen, dass ich dem Herrn Lee die Gefolgschaft aufkündigen werde, wenn er nicht bald wieder mit einem Buch daherkommen würde, das neben seinen Schlachtorgien auch eine Geschichte enthält. Als hätte der Verlag bzw. der Chef Frank Festa meine Worte auf unheimliche Art und Weise empfangen, kommt prompt ein Werk mit dem Titel "Der Höllenbote", in dem Edward Lee genau das bietet, was mir bei seinen Extrem-Ausflügen fehlte - eine Geschichte. Die Grundidee mit dem Postboten erinnerte etwas an Bentley Little ("Böse", nette Idee, schwach zu Ende geführt) und in den - zurückgenommenen - erotischen Eskapaden an Richard Laymon und seine Fantasien (Er hat aber bei seinem Stammverlag Heyne - Random House höchst selten wirklich deftigen Horror zelebriert bzw. zelebrieren dürfen.). Die genannten Mängel (subjektiv von mir empfundenen) der erwähnten Autoren ausgemerzt, eigenen Stil eingebracht, diverse Härten und blutig-brutale Szenen in die Handlung integriert, die aber im Vergleich zu "Bighead" oder "Das Schwein" - letzteres aus der Extrem-Reihe vom Festa-Verlag, die aufgrund ihrer Härte, Brutalität und der ausufernden und sehr expliziten Erotiksequenzen auch nur direkt vom deutschen Rechteinhaber bezogen werden kann -, denn doch halbwegs harmlos erscheinen. Aber nur im Vergleich mit diesen Büchern aus seiner Feder. Ansonsten traut sich vielleicht nur noch der -mkrug-Verlag mit John Aysa in derartige Sphären vorzustoßen. Doie Charaktere sind zwar durchaus mit einigen Klischees beladen, die Story mit wenig überraschenden Wendungen versehen, aber auch flott, zügig, einigermaßen spannend (Jane, Professor) dargeboten, ohne nur als aneinadergefügte Ekelszenen zu wirken. Hin und wieder blitzt der Humor auf, der auch seine Metzeleien in den Extrem-Büchern, die man wirklich nicht allzu ernst nehmen sollte, eher als Satire etikettieren, zu entschärfen weiß. Gradliniger Horrorschmöker mit religiösen, aber nicht zu stark aufgetragenen oder gar auf fundamentale Propaganda zurückgreifenden Tendenzen, wie es einige Entrückungsautoren gerne tun (Man frage Nicolas Cage, der demnächst in einer Verfilmung eines solchen Pamphlets auftreten wird.). Edward Lee wird nach diesem Buch also weiter mein "Höllenbote" bleiben, solange der "Horrorpapst" Frank Festa ihn veröffentlicht. Rund 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Juni 2014, 19:38:42
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1401811193_todesengel_bildgross.jpg)

Ein strahlend weißer Racheengel geht um in der Stadt, der überall dort auftaucht, wo Unschuldige in Gefahr sind, und diejenigen, die ihnen Gewalt antun, brutal bestraft: Ist das wirklich nur die Schutzbehauptung eines alten Mannes, der Selbstjustiz geübt hat? Ein Journalist deckt auf: Es gibt diese Gestalt tatsächlich  - er kann es beweisen. Und damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf.

Ein alter Mann sieht in der U-Bahn-Station zwei junge Vollidioten, die mutwillig eine der Sitzbänke zertrümmern. Nach kurzem Zögern spricht er sie darauf an. Fehler!!! Die von den Politikern vielgepredigte Zivilcourage bringt ihn in Lebensgefahr. Die beiden Vollidioten schlagen den Mann zusammen und als er am Boden liegt, treten sie weiter auf ihn ein. Brutal, rücksichtslos. Eine Frau, die auch in die Station wollte, versteckt sich aus Angst schnell hinter einer Ecke. Doch dann taucht eine Lichtgestalt (NEIN, nicht Franz Beckenbauer, der gilt nur für Fußball) auf und erledigt die beiden Schläger mit jeweils einem Schuss in den Hinterkopf. Die Frau ruft die Polizei - aber anonym - und geht dann ihres Weges. Der Staatsanwalt, derzeit voll auf den momentan populären Kuschelkurs bei jugendlichen Straftätern oder gleich Gewohntheitskriminellen eingestellt, versucht, die Sache so zu drehen, dass der alte Mann in reiner Selbstjustiz mit den Deppen abgerechnet hat. Sämtliche vorhandenen Zweifel lässt er wirkungslos an sich abprallen. Und die sensationsgeile Presse wird sofort munter. Natürlich wird dem Opfer die Schuld an dem Vorfall in die Schuhe geschoben von wegen, er habe die Blagen provoziert und die armen Kerle hätten im Leben ja nie eine richtige Chance gehabt. Dass beide eigentlich aus behüteten Verhältnissen kamen, lässt man gerne unter den Tisch fallen. Nur Ingo Praise - freier Reporter für ein Schundblatt mit dazugehörigem TV-Sender - will eine Sendung über die wahren Opfer machen. Nach einigem Zögern stimmt sein Chef zu. Die Quoten rauschen durch die Decke. Man ist sich aber auch für keinen Trick zu schade, um Interviewpartner reinzulegen, zu präsentieren, der Lächerlichkeit preis zu geben oder einfach durch Auslassungen die "Wahrheit" in ihrem Sinne zu manipulieren. Und die Tötung der beiden Angreifer war kein Einzelfall. Die Polizei tappt im Dunkeln, wird zudem noch aktiv von ihren Vorgesetzten behindert, die auch lieber diverse Mängel vertuschen wollen.

Andreas Eschbach greift in gewohnt souveräner Manier wieder eines der großen Themen unserer heutigen Gesellschaft auf: Warum werden denn aus den Opfern alsbald die wahren Täter gemacht, warum werden Typen, die Menschen für ihr gesamtes Leben zeichnen oder gar töten, mit geringeren Strafen bedacht als ein Steuergauner? Schwer zu verstehen, schwer zu erklären und ganz schwer, sich endgültig festzulegen. Macht Andreas Eschbach auch nicht. Sich Gedanken zu dem Thema zu machen, überlässt er gerne dem Leser. Er jubelt niemand seine Meinung unter, zählt im Zusammenhang mit seiner Geschichte nur Fakten auf, die jeder schon in den vielen Berichten über die U-Bahn-Schläger dieser Nation gelesen hat. Der Staat ist pleite, kann die Sicherheit seiner Bürger schon lange nciht mehr gewährleisten, weil aus Kostengründen auch bei den Sicherheitsorganen Sparmaßnahmen die Handlungsfähigkeit lahmlegen. Unterbringung der Straftäter in irgendwelchen Gefängnissen ist ebenfalls viel zu teuer. Also wird alles verharmlost, die Täter mit nem Klaps auf die Dreckgriffel wieder auf die Menschheit losgelassen. Und da man ja rechtlich gesehen einem frechen Balg keine mehr mit auf den Weg geben darf, so als Erziehungsmaßnahme aus elterlicher Sicht, fehlt es den Rotzlöffeln eh meist an Respekt. Beispiel Schule. Die Leherer sollen die Erziehungsaufgaben von Eltern übernehmen, die entweder überfordert sind oder sich schlicht vor der Verantwortung drücken und sie auf die Schule abwälzen. Aber wenn der Lehrer einem ihrer Bälger die Meinung sagt, stehen sie plötzlich mit der Androhung von Rechtsmitteln vor der Tür. Und die Medien: die drücken lieber auf die Tränendrüse bei den Tätern ob deren Verhältnissen oder der schweren Kindheit, weil sich einer beim Popeln leicht in der Nase gekratzt hat und seitdem derart traumatisiert ist, dass er um sich schlägt. Aus sowas lässt sich leicht ne ganze Doku-Reihe machen. Die Opfer sind da weniger interessant, weil die Leute befürchten, dass man selbst zu so einem Opfer werden kann und solche Sachen nicht sehen wollen. Verkauft sich nicht, also uninteressant. Gerade die Massenmedien wie Billig-Boulevard mit an- oder auch abhängigem TV-Sender schüren diese Stimmungsmache. Und am Ende werden Helfer noch selbst Opfer. Opfer einer Justiz, die Notwehr so schwammig formuliert, dass man jederzeit auch überzogene Gewaltanwendung attestieren kann und der Helfer immer mit einer Anzeige wegen Körperverletzung rechnen muss. Die große Frage: Was ist unter solchen Umständen mit der Zivil-Courage? Würde man da noch helfen? Was tun mit solchen Schlägern? Gesetze verschärfen? Damit kann sich der Leser das ganze Buch über beschäftigen. Die Thrillerhandlung wird da fast zur Nebensache und leider löst sich genau da, wo es spannend werden und sich eine echte Diskussion zum Thema entwickeln könnte, die Sache im Roman in Luft auf. Der Schluss ist leider auch das Schwächste am gesamten Buch. Zeitmangel und auch - später aufm Blog - Platzmangel erforderten hier eine Kurzrezi, wo eigentlich mehr hingehört hätte. Rund 540 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Juni 2014, 16:45:23
(http://2.bp.blogspot.com/-G_SeXegAL-w/U5ME3h_H97I/AAAAAAAAM4o/LYkaIBl8-h4/s1600/doctorsleep.jpg)

Stephen King. Eine mörderische Sekte hat es auf Kinder abgesehen, die das Shining haben. Stephen King kehrt zu einem seiner berühmtesten Romane zurück: Der kleine Danny, der im Hotel Overlook so unter seinem besessenen Vater hat leiden müssen, ist nun erwachsen. Aber die Vergangenheit lässt ihn nicht los. Auch das Mädchen Abra hat das Shining. Kann er sie retten?

Nach den Ereignissen im Hotel Overlook kann sich der kleine Danny nur schwer in den Alltag einordnen. Seine Mutter hat für die Verletzungen, die sie erlitten hat, eine Abfindung kassiert und dabei auf viel Geld verzichtet, weil sie endlich mit dem Kapitel abschließen wollte. Und Danny kommt mit zunehmendem Alter und seinen wiederkehrenden Albträumen schnell auf den Geschmack von Alkohol und Drogen. Die schaffen wenigstens für kurze Zeit Ruhe. Doch im Vollsuff lassen sich auch so manche Schandtaten vollbringen, die man später gerne ungeschehen machen würde. Geht aber nicht, also wieder mit legalen und illegalen Drogen betäubt. Der ewige Kreislauf halt. Während er versucht, sich von seinen Verfehlungen loszusagen und an treffen der Anonymen Alkoholiker teilnimmt sowie mit seiner Fähigkeit in einem Hospiz den Sterbenden letzten Trost spendet, ist eine Sekte in den USA unterwegs, die Menschen, die das Shining haben, ihre Fähigkeit und das Lebenselixier aussagen wollen, das sie als Steam bezeichnen, um ihr eigenes Leben zu verlängern, ähnlich wie Vampire mit dem Blut ihrer Opfer. Unterdessen wird Danny so etwas wie sesshaft in der kleinen Stadt Frazier. Sein Shining ist ihm im Hospiz endlich einmal von Nutzen und er findet sogar Freunde. Doch der Frieden währt nicht lange. Die Sekte der "Wahre Knoten" entdeckt das Mädchen Abra, das eine mächtige Dosis Steam sein eigen nennt und machen sich auf den Weg, es ihr zu entreißen. Doch das Mädchen ist eine starke Gegnerin - und sie hat auch Danny und seine Freunde auf ihrer Seite.

Der Autor lässt sich Zeit, bis er wirklich in die Geschichte um die rüstige Rentner-Gang auf der Suche nach dem Steam eingeht oder das Mädchen in die Handlung einbringt. Zuerst muss der Bogen von der Vergangenheit des Overlook Hotels zur Gegenwart geschlagen werden. Dies geschieht anhand des ausführlich skizzierten Lebenslaufs von Danny. Seinem Abrutschen, seiner Seelenqual und seiner Sucht. Und wohl auch mit eigenen Erfahrungen untermauerte Erkenntnisse bei der Bewältigung des Alkoholismus und des täglichen Kampfes gegen einen Rückfall. Für Danny gelingt dies erst, als er im Hospiz einen Sinn in seinem Leben und seiner Fähigkeit entdeckt - und mit dem Vertrauen, das seine neuen Freunde in ihn haben. Für Stephen King waren es wohl die Familie und das Schreiben. Und da auch Mr. King dem Alterungsprozess unterworfen ist, kann man Dannys Arbeit im Hospiz vielleicht auch als Kings eigene Gedanken mit seiner Sterblichkeit in einklang bringen, wenn er das einsame Sterbenin einem Krankenbett oder die mroschen alten Knochen schildert, die bei der geringsten Belastung brechen und die Hilflosigkeit, die dadurch entsteht. Egal, ob man Hilfe hat oder nicht. Man ist nur noch auf andere angewiesen, keine Chance mehr die frühere Agilität auszuleben, immer ans Bett gefesselt, bis es zu Ende geht und man hoffentlich jemanden wie Danny hat, der es einem leichter macht. Bis dahin wohl ein sehr persönliches Buch. Mit Auftauchen von Abra und den mörderischen Camping-Wagen-Rentnern kommt die Story in Fahrt, lässt aber viele der alten Muster von King erkennen. So musste ich bei Momo hin und wieder einen Gedanken an "The Stand" verschwenden und immer wieder werden die typisch amerikanischen Werte von Freundschaft und Familie beschworen (Die es in Wahrheit in dieser Form wohl dort auch nur so oft gibt, wie einen Sechser plus Zusatzzahl im Lotto). Die eigentlich einfache und eher mäßig spannende Story wird durch einige Abschweifungen in die Länge gezogen, was sich an manchen Stellen negativ bemerkbar macht, doch gegen Ende hin reißt er das Ruder wieder rum, bietet die eine oder andere kleinere Überraschung, lässt aber auch Kräfte agieren, die auch mal an "Scanners" erinnern. Irgendwie ein rundum mittelmäßiges Buch mit guten sowie weniger guten Momenten, ohne nervenzerfetzende Spannung, sondern einigermaßen leicht einzuschätzen, wie es wohl ausgehen könnte, was sich bis auf die Art des Endkampfes auch bewahrheitete. Ich hab längst nicht alles von ihm gelesen, aber von dem bleibt für mich "The Stand" unübertroffen und ja, auch an "Die Arena" reicht "Doctor Sleep" nicht heran. Dennoch werde ich mir '"Mr. Mercedes" in meinen Einkaufskorb packen. Denn es gibt etliche schlechtere Autoren und Bücher auf dem Markt. Es ist halt manchmal echt eine Krux, wenn man das eine oder andere beinahe perfekte Werk (sei es Buch, Film, Musik oder sonstige Kunst) hingelegt hat und man immer nur an seinen Bestleistungen gemessen wird. Das kann nie gutgehen und es wird immer Kritik geben. Andererseits kann ich aber auch diejenigen nicht verstehen, die King schon fast unterstellen, ein Dilettant auf der Suche nach literarischen Weihen zu sein. Stephen King kann schreiben, kann Spannung und Horror erzeugen, Charaktere zum Leben erwecken. Nur schöpft er seine Fähigkeiten nicht immer voll aus, doch abschreiben sollten man ihn noch lange nicht. Und einem Dan Brown zum Beispiel gelingt es schon lange nicht mehr, auch nur annähernd frühere Qualität zu erreichen. Da herrscht aber überraschenderweise Ruhe von den Kritikern. Rund 700 Seiten.

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Juni 2014, 19:30:38
(http://3.bp.blogspot.com/--K5Tz1H5NqI/U5cYnpXze6I/AAAAAAAAM6o/Zcxr2QmGP9M/s1600/shoogter.jpg)

Stephen Hunter. Im Dschungel von Vietnam war Bob Lee Swagger einer der besten -Scharfschützen der Marine, eine wahre Killermaschine. Heute lebt er zurückgezogen in den Bergen von Arkansas und will nichts mehr wissen von Krieg und politischen Intrigen. Doch er weiß zu viel ... über das Töten! Bob lässt sich von einer Spezialtruppe der Regierung zu einem letzten Einsatz für sein  Vaterland überreden - und tappt in eine ausgeklüglete Falle. Plötzlich findet er sich auf der falschen Seite der Zielscheibe wieder und wird als Mörder des Präsidenten von einer ganzen Nation gejagt. Um seine Unschuld zu beweisen, sucht er die wahren Mörder. Zu dumm, dass ausser einem abtrünnigen FBI-Agenten und der Witwe seines im Krieg gefallenen Freundes niemand an seine Unschuld glaubt.

Nachdem er in Vietnam mit 87 "Abschüssen" glänzen konnte, dann aber von einem vietnamesischen Heckenschützen dienstuntauglich geschossen wurde - sein Freund und Späher Donny starb bei dem Einsatz -, kehrte Bob Lee Swagger in die Heimat zurück. Eine Integration in die Gesellschaft gelang ihm nicht. Mit seiner Pension sowie einem stattlichen Batzen Geld aus einem gewonnenen Prozess gegen ein Magazin, das ihn verleumdete, hat er sich in die Berge von Arkansas in eine Hütte zurückgezogen, wo er nur mit dem Hund Mike lebt. Er hat dem Töten zwar abgeschworen, ist seiner Liebe zu Waffen aber treu geblieben. Dafür haben es die Menschen mnit ihm schwer. Er vermeidet jeglichen Kontakt soweit es ihm möglich ist. Doch eines Tages suchen ihn die Leute einer Firma auf, die angeblich für die Sicherheit des Präsidenten auf einer Wahlkampf-Tour sorgen. Sie wollen ihn, den Spezialisten, als Berater. Er soll ihnen anhand diverser maßstabsgetreuer Modelle zeigen, wo ein möglicher Heckenschütze einen Anschlag ausführen würde. Alles wird mit hohem Aufwand organisiert. Am Tag des wahrscheinlichen Attentats postiert man Swagger als Beobachter in einiger Entfernung an einem Standort, von dem aus er das Podest, auf dem der Präsident seine Rede halten soll gut einsehen kann. Plötzlich fallen Schüsse. Noch während Swagger rätselt, woher die gekommen sein mögen, wird er von einem Polizisten attackiert und verletzt. Dennoch kann er entkommen. Und er zieht sich zurück, um seine Wunden zu versorgen. Er geht zu der einzigen Person, der er noch traut: Der Witwe seines Spähers Donny. Dort kommt er wieder auf die Beine. In der Zwischenzeit macht sich der FBI-Agent Nick keine Freunde, als er versucht, diverse Ungereimtheiten in der Geschichte zu klären. Er bekommt ständig Knüppel zwischen die Beine geworfen, wird sogar suspendiert und schlägt sich dann auf die Seite von Swagger. Als der wieder genesen seinen Kampf gegen seine Feinde aufnimmt, hat er in Nick einen Unterstützer gefunden. Swagger zeigt den Bastarden, was 87 Abschüsse in Vietnam für eine Bedeutung haben.

Wer den zweifellos guten Film "Shooter" mit Mark Wahlberg gesehen hat, dem sei gesagt, dass dieser echt nur ein Swagger light gewesen ist. Bob Lee - niemand darf ihn Robert nennen - ist ein schweigsamer Redneck. Einer, den man sofort als die typische Sorte Südstaatler einordnet, die im Hinterland gegen die Regierung zicken, Waffennarren sind und liebend gerne alles killen, was ihnen vor die Flinte kommt. Aber Swagger ist nicht ganz der schmutzige und rassistische Hinterwäldler, auch wenn er gerne Schleimklumpen hervorrotzt und Waffen lieber als Menschen mag. Wortkarg, unnahbar, stur und unfreundlich ist er. Ein schwieriger Charakter. Völlig ungeeignet als der strahlende Held eines Actionfilms oder eines Buches. Eigentlich sind so ziemlich alle handelnden Personen in dem Roman (Ausnahmen vielleicht Nick und Sally sowie Julie) irgendwie unmoralische Figuren, die Regierungsposten mit korrupten und egoistischen Lutschern besetzt, die nur das eigene Wohl und einen schnellen Aufstieg im Sinn haben. Da scheint so ein Redneck, den keiner vermisst das richtige Opfer. Und ab da bekommt das Buch eine gewaltige Portion Härte, die dem Film sicher eine JK eingebracht hätte. Swagger macht sich nämlich seinen eigenen "Hamburger Hill". Er findet wieder Spaß am Töten, will gar nicht aufhören. Räumt die Angreifer in Massen aus dem Weg und hat richtig Freude dran. Er liebt seine Waffen, die ihm bei entsprechender Pflege treuer sind als irgendwelche Menschen es je waren. Stephen Hunter macht aus dem Buch einen richtigen Führer durch alle Waffengattungen, über Windrichtungen, Schwerkraft, Luftwiderstand und technische Daten. Ein echter Waffenporno, der dann auch gut mit Megan Fox verglichen werden kann. Er beinhaltet Fakt und Fiktion - Fakt sind die Daten zu den Waffen, Fiktion ist die Geschichte des Bob Lee Swagger (Bei MF sind vielleicht grade noch die Füße Fakt, der Rest ist wohl schon Botox-/Silikon-Fiktion.). Ein harter, actionreicher und sehr realistischer Thriller mit mehr Unsympathen als ihn zwanzig anderen Thrillern zusammen und einem Protagonisten gegen den die Filmfigur schon fast ein Heiliger war. Und auch wenn fast alle seinen handelnden Figuren ein Profil bekommen, man sich tatsächlich an amerikanische Auswüchse in Süd- und Mittelamerika erinnert fühlt, ist "Shooter" vor allem eine "Don't talk - shoot and kill"-Geschichte, die den Leser unterhalten soll. Und vermutlich amerikansiche Leser eher anspricht als die hiesigen bisher, denn wie sonst ließe sich erklären, dass es erst des Festa-Verlages bedurfte, diese Romane um Bob Lee Swagger ungekürzt zu veröffentlichen. Rund 640 Seiten.
(http://3.bp.blogspot.com/-XrXjr9JjFnA/U5cinn5MgMI/AAAAAAAAM64/9pkgcordTc0/s1600/frankfesta.jpg)
Und damit auch den Übergang zum Verlag hinbekommen. Es ist noch gar nicht allzu lange her, da galt der Festa-Verlag eher als Geheimtipp für Konsumenten mehr oder weniger gepflegten (dazu gleich mehr) Horrors. Nach und nach konnte sich der Verlag um Horror- und mittlerweile auch Crime-Papst Frank Festa mehr Marktanteile sichern, sich einen exzellenten Ruf und eine stetig steigende Fangemeinde aufbauen. Dazu beigetragen haben sich er auch die Idee der Reihe Festa Extrem, in der man knüppelharte, ultrabrutale und nicht gerade gepflegte Horrorkost nur über den Verlag an den geneigten Kunden bringt, da sich solche Lektüre ob der beschriebenen Perversitäten und mehr als nur deftigen Sexeinlagen kein Händler auch nur bereit erklärt, das Material in seinem Produktportfolio anzubieten. Zu sehr fürchtet man in den etablierten Läden oder Intenetanbietern in die Schmuddelecke gestellt zu werden oder Perverse zu bedienen. Das ist die deutsche Selbstzensur in Reinkultur. Und feige ist es auch. Aber Frank Festa war der Vorreiter, mittlerweile gibt es andere Kleinverlage, die sich auch trauen, solche Werke zu veröffentlichen. Ein Alleinstellungsmerkmal hat der Verlag aber in sachen Zufriedenheitsgarantie. Niemand sonst bietet an, ein Buch bei Nichtgefallen wieder zurückzunehmen und den Kaufpreis zu ersetzen (Ob das jetzt per Gutschrift oder Rücküberweisung geschieht, weiß ich nicht, da ich a) noch nie in die Verlegenheit kam, wegen Nichtgefallen ein Buch zurückzusenden und b) wohl noch zu sehr Alte Garde bin, als dass ich bei einem selbstverschuldeten Fehleinkauf mein Geld zurückverlangen würde.). Ein weiterer Schritt war die Aufnahme einer Crime-Ecke im Verlag. So kommen Freunde des harten Thrillers (Michael Slade, Ben Coes, Dan Simmons, Stephen Hunter und und und) oder phantastischen Werken wie den Handyman Jack-Romanen von F. Paul Wilson zu ihrem Recht. Und die Begeisterung steigert sich mit jedem Namen, den Herr Festa nennt, den er unter Vertrag genommen hat. Da sind von Großverlagen verheizte Autoren wie Brian Keene, die sich dann lieber dem Festa-Verlag angeschlossen haben oder solche Exoten wie Edward Lee und Wrath James White, die die Grenzen des Erträglichen ausloten. Aber auch die Ankündigung, Robert R. McCammon ins Programm zu nehmen, hat bei einigen Skeptikern ein Leuchten ins Auge gezaubert (gelle, TC). Bei mir war es zusätzlich noch, dass der  neue Scott Sigler sowie Romane von Jeremy Robinson wohl zu seinem letzten glorreichen Schachzug kommen: Der Gründung des SciFi - und Endzeitablegers Deltus. Da wird man mit Kaiju- und Zombieliteratur verwöhnt, bekommt man William R. Forstchen mit einer erschreckenden Zukunftsvision geboten. Und alles aus hochwertigem Papier, Einband und Druck sowie einem - im Gegensatz zu den Großverlagen - hervorragenden (Das würde ich nach eigenen Erfahrungen sogar beeiden, gelle Frank) Lektorat/Korrektorat. Und zum Schluss noch die letzte Besonderheit: Während die überall so geschätzten Publikumsverlage ihre Ebooks zu einem ähnlich hohen Preis anbieten, wie die gedruckten Werke, da die Kosten angeblich ähnlich hoch sind, schaffen es der Festa-Verlag und viele weitere Kleinverlage, ihre Ebooks auch zu kleinem Preis anzubieten, eben weil die Druck- und Lagerkosten geringer sind. Ein Grund mehr, Kleinverlage, die Genres anbieten, an denen man Interesse hat, auch nachhaltig durch Käufe und wenig bis keine Rücksendungen zu unterstützen. Genug geschleimt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Juni 2014, 15:32:08
(http://2.bp.blogspot.com/-BT-hTRtPnWM/U5g3LQ5flWI/AAAAAAAAM8E/UT5XOSZZn2E/s1600/qu%C3%A4ldasfleisch.jpg)

Monica O'Rourke. Nachdem sie in Manhatten entführt wurde, wird Zoey in einen Bunker verschleppt und Opfer der abartigen Fantasie eines kranken Mannes. Doch sie ist nicht die einzige Gefangene, in Käfigen vegetieren dutzende Frauen vor sich hin. Täglich werden sie gequält.

Zoey wird in Manhattan in einem Buchladen von Mel angesprochen, die ihr Hilfe anbietet. Zoey weiß nicht, was sie davon halten soll, hat sie doch weder die Fremde noch sonst jemanden um Hilfe gebeten. Die Frau stellt eine Menge persönlicher Fragen und verabschiedet sich dann schnell. Verwirrt verlässt Zoey den Buchladen - und wird von der Straße weg gekidnappt. Die Männer stellten sich zwar als Polizisten vor, entpuppen sich aber als widerwärtige Gangster. Sie bringen die betäubte Zoey in einen unterirdischen Bunker, wo sie von einer Ärztin untersucht wird. Dann vergewaltigen die beiden Typen sie. Ab diesem Zeitpunkt ist sie einem nicht enden wollenden Martyrium ausgesetzt. Sie bekommt Regeln unterbreitet, die sie nicht brechen darf, sonst setzt es brutalste Bestrafung. Sie muss alles mit sich machen lassen, was die perversen Kerle wollen und darf sich dabei nicht mucksen, nicht ohne Erlaubnis sprechen. Bald stellt sie fest, dass sie nicht allein in dem Kerker festgehalten wird. Etliche andere Frauen leiden in den Zellen um sie herum ebenso wie sie selbst. Da die meisten von ihnen schon länger vor Ort sind, kann sie einige Informationen erhaschen und erfährt auch den vorgeschobenen und schier wahnsinnigen Grund für ihre Anwesenheit. All die Frauen bekommen für ihr Durchhalten bei den brutalen Spielen der Wärter doch tatsächlich als Belohnung eine Traumfigur, nehmen etliche Kilo ab. Sie befindet sich in einem Extrementmoppelungskomplex. Die Misshandlungen werden immer schlimmer. Doch als Zoey glaubt, dass es nicht mehr ärger kommen kann, erscheinen die Besucher auf der Bildfläche. Sie zahlen für das Privileg, die Frauen misshandeln zu dürfen und tun sich nun wirklich keine Scheu an. Das bringt das Fass zum Überlaufen. Die Lage eskaliert.

Nun also die erste Frau, die ein Werk zur Extrem-Reihe beisteuert und eines ist sicher: Sie gibt dem Begriff des Danish Dynamite echt eine völlig neue Bedeutung. Ich muss aber auch sagen, dass ich auf den ersten beiden Dritteln Edward Lee etwas vermisst habe. Große Stories bietet er ja in seinen Extremwerken ja auch nicht, aber Frau O'Rourke liefert hier einfach nur Perversitäten nach Zahlen, wie ein Videospiel, das sich von Level zu Level steigert. Der Humor oder die doch schon schrägen, wenn auch blutig-sexistisch-brutalen, aber irgendwie unterhaltsam präsentierten Ideen eines Edward Lee scheinen ihr in diesem Bereich völlig abzugehen (Das ist jetzt nicht zweideutig gemeint, Leute). Irgendwann wirkte das Geschehen auf mich nur noch wie eine Statistik - und die lesen sich für mich zumindest irgendwann doch recht langweilig. Die Charakterzeichnung ist jetzt auch eher oberflächlich, verschwindet fast unter dem Grauen, das die Frauen erleben. Dass die Typen - und die wenigen Frauen auf Wärterseite - kranke Schweine sind, egal wie sie ihre Taten rechtfertigen, ist eh offensichtlich. Im letzten Drittel aber kriegt sie dann doch die Kurve. Die Frauen wehren sich und die Besucher haben Waffen, die sich die Gefangenen aneignen. Jetzt kommt tatsächlich so etwas wie Action, Spannung und Dramatik auf. Das rettet das Buch auch vor der Mittelmäßigkeit und kann ihm noch ein "gut" einbringen. Ich lass jetzt mal den Bryan Smith "Rock n' Roll Zombies aus der Besserungsanstalt" weg, da der für mich eher in die "normale" Horrorreihe gehört hätte, dann ist "Quäl das Fleisch" trotz aller Härte und Brutalität der unterschiedlichsten Perversionen bisher der am Wenigsten unterhaltsame Teil der Extrem-Ausgaben. Klar, war es jetzt schwer gegen die geballte Macht von Edward Lee, Brett McBean oder Wrath James White anzutreten und so als meiner Kennntis nach auch die erste Autorin, die sich derart hartem Horrorstoff verschrieben hat, direkt in die Phalanx der Etablierten einzubrechen, doch die irgendwie zu trocken (Wieder keine Zweideutigkeit, Leute) geratenen beiden ersten Drittel können sie nicht auf die Überholspur bringen. Schade, denn die letzten rund 55 der knapp 160 Seiten kamen dann bei mir recht gut an. So von Beginn an und meine Meinung wäre besser ausgefallen. Ein Rohrkrepierer (Auch keine Zweideutigkeit) ist das Buch aber nun auch nicht.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Juni 2014, 15:53:28
(http://2.bp.blogspot.com/-4KpvGOsa56k/U5rlmGOE61I/AAAAAAAAM-Q/ZzRTGrIaPzo/s1600/highunt.jpg)

David Eddings. Eine Gruppe von Freunden bricht zu einem Jagdausflug ins Hochland auf - Dan Alders, ein Ex-GI, der vor Kurzem aus Deutschland zurückgekehrt ist, sein älterer Bruder Jack, ein Verlierer, der von Job zu Job und von Ehe zu Ehe durchs Leben taumelt, McKlearey, ein ehemaliger Sergeant der Marines mit einem tödlichen Geheimnis, Cal, ein Schlitzohr, der Partys, Schnaps und Frauen finanziert, und schließlich der Pantoffelheld Stan. Ihre Vorlieben für Alkohol, Streit, Lügen und Frauen hat sie in ihrer Heimatstadt zusammengeschweißt. Aber nun, bei einem Jagdausflug hoch in den Bergen, geht alles in die Brüche. Es scheint, als ob die Gewehre eher auf Männer als auf Hirsche gerichtet würden. Man ahnt, dass es in der Wildnis zu einer Katastrophe kommt. niemand weiß, wer überleben wird. Aber der letzte Rest ihres Stolzes hält sie davon ab, aufzugeben und heimzukehren. Dan Alders hätte die Möglichkeit, sie zu retten.

Dan Alders hatte sich nach der Schule ein Jahr treiben lassen und sich dann zur Armee gemeldet. Doch statt nach Vietnam in den Einsatz verschifft zu werden, kommt er nach Europa und lernt hauptsächlich deutsches Bier zu schätzen. Ohne je in einem Kampfeinsatz gewesen zu sein, kehrt er zurück in seine Heimat. Ohne wirklich großes Interesse besucht er seinen Bruder Jack. Wider Erwarten verstehen sich die Beiden und Dan bleibt. So nach und nach lernt er einige Kumpels von Jack kennen. Da ist Calvin Sloane, der in mehreren Geschäften Geld stecken hat, einen Gebrauchtwagenhandel besitzt und schlicht der reiche Mann mit bezaubernder Gattin ist. Er hat sogar etwas mit Jack gemeinsam: beide betrügen liebend gerne ihre Ehefrauen. Dann stößt auch noch Lou hinzu. Der ist ein ehemaliger Marine-Sergeant, irgendwie ständig besoffen und dauerhaft reizbar. Auch er ist in Sachen Alkohol und Frauen kein Kostverächter, aber er will ständig den großen Mann markieren, was speziell Dan nur widerwillig erduldet. Ein Freund von Cal namens Mike ist ein ruhiger Vertreter der Zunft und ist mehr daran interessiert, seiner kranken Ehefrau beizustehen, statt sich den alternden Rabauken anzuschließen. Nach einigen Treffen beschließt Dan, einen alten Schulkollegen zu besuchen. Stan erweist sich als eindeutig unter der Fuchtel seiner Frau Monica stehend. Ihr Befehlston lässt Dan Schlimmes befürchten. Doch Stan will unbedingt an der geplanten Jagd teilnehmen, auch gegen den Widerstand seiner Frau. Die lässt sich ohne Wissen von Stan sogar mit Lou ein, um den zu bewegen, Stan die Jagd auszureden. Pech. Nachdem Lou seinen Spaß gehabt hat, tut er gar nichts. Kurz bevor es losgeht, muss Mike absagen, weil es seiner Frau schlechter geht und so brechen die Fünf auf, um mit Clint und Miller, ihren Führern, in den Bergen zu jagen. Es dauert nicht lange und der Konkurrenzkampf lässt alte Feindseligkeiten aufbrechen. Als Dan dann auch noch einen weißen Hirsch entdeckt, entbrennt schon fast ein offener Streit. Und der eine oder andere Schuß schlägt näher bei einem der Jäger ein, als es der Fall sein sollte.

Auch ob der Zeit in der der Roman spielt (Anfang der 70-er) ist "High Hunt" ganz in der Tradition des Männerfilms "Beim Sterben ist jeder der Erste". Die Hillbillies fehlen zwar und statt einen Fluß zu bereisen wird gejagt, doch ansonsten passt alles wie die Faust aufs Auge. Was zu Beginn noch aussieht, wie eine beginnende Freundschaft unter Männern, wenn auf rund 150 Seiten die unterschiedlichen Figuren vorgestellt werden, wird noch vor Aufbruch zu Rivalitäten. Schon da lässt sich erahnen, dass hinter den Fassaden etwas Anderes lauert und in einem kleinen Ort wie Tacoma bleiben solche Dinge auch nie lange verborgen. Suff, Ehebruch, Gewalt - die ganze Palette zeigt sich nach und nach immer mehr.  Dan, der Ex-Soldat, ist der Erzähler der Geschichte und scheint der Vernünftigste unter den Kumpels zu sein. Doch auch er kann nicht verhindern, dass Geheimnisse ans Tageslicht drängen, dass dramatische Reaktionen auf traumatisierende Erkenntnisse gewalttätige Reaktionen auslösen. Wer anhand des Verlages oder der Inhaltsangabe nun auf einen fantastischen Actionroman in der Wildnis des Bundesstaates Washington gehofft hatte, wird sich enttäuscht sehen. Wie auch im vorgenannten Film entwickeln sich die Menschen weiter. Und nicht immer zum Besseren. Eine Geschichte um Freundschaft, Familie, Zukunftsängste und Ressentiments. Und der Albino-Hirsch lässt wohl jeden sofort an "Moby Dick" denken, wenn einige der Jagdteilnehmer wie verrückt auf diese Trophäe sind. Und oft genug sind die Burschen nahe dran, ein Duell wie in alter Westernmanier auszufechten. Immer geht es darum, wer der Bessere ist, wer die Befehle gibt. Neben der Spannung, ob und wann etwas passiert und natürlich, wer den Berg lebend verlässt, ist "High Hunt" eine Charakterstudie über das Leben, Familie und Liebe, eine Erkundung der manschlichen Psyche. Ja sogar des Erwachsenwerdens, der Pflichterfüllung, des gesitteten Zusammenlebens und echter Liebe. So mancher der Protagonisten muss seinen Platz in der Gesellschaft noch finden - falls er es überhaupt schafft. Aber jeder, der zurückkommt, hat einen Reifeprozess durchgemacht. Keiner ist mehr der, als den ihn die anderen zuvor in ihrem Selbstverständnis definiert haben. Ob es ihrer Freundschaft dient, bleibt abzuwarten. 365 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Juni 2014, 19:54:27
(http://3.bp.blogspot.com/-I5hFA0Xjzig/U529-dp4OtI/AAAAAAAANBo/wqznvqWYjlI/s1600/mykecolekontroll.jpg)

Myke Cole. Lieutenant Oscar Britton erwartet der Einsatz seines Lebens: Er wird ausgesandt, um zwei ausser Kontrolle geratene Teenager gefangen zu nehmen, die gefährliche magische Kräfte ohne staatliche Genehmigung benutzen. Doch als sichauch bei Britton übernatürliche Fähigkeiten manifestieren, gerät er plötzlich selbst ins Fadenkreuz. Ihm bleibt keine Wahl: Er muss den "Shadow Ops" beitreten - und in der Schlacht gegen übernatürliche Gegner sein Leben riskieren.

Bei dem Einsatz lernt Britton gleich einmal die rücksichtlose Vorgehensweise einer Organisation kennen, die absolut unter dem Radar der Öffentlichkeit operiert. Kann man die "Selfer", wie man Menschen nennt, die übernatürliche Fähigkeiten an sich entdecken und dies nicht den Behörden melden, nicht gefangen nehmen und zur Zusammenarbeit bewegen, löscht man sie aus. Durch die Aufregung und die in ihm auflkeimende Wut löst er selbst die in ihm schlummernden, gefährlichen Talente aus. Sogenennte Unterdrücker können diese Kräfte bei anderen Menschen spüren und wie ihr Name schon sagt auch bändigen. Ihm selbst ist sofort klar, dass er nun auf deren Liste steht. Dazu kommt, dass er seinen fanatisch-religiösen Vater, mit dem er sich grundsätzlich nicht versteht, in einem Wutanfall durch ein von Britton selbst geöffnetes "Tor" in eine andere Dimension versetzt. Als Portant hat er für die SOC - Supernatural Operations Corps - immensen Nutzen. Nachdem sie ihn dann endlich auf seiner Flucht stellen können, kommt er in ein Lager, in dem die neuen Rekruten mit ihren Kräften ausgebildet werden sollen. Es gibt aber auch jene, die dort eher gebrochen werden sollen, um sich in den Dienst der Organisation zu stellen. Sie werden drangsaliert und wenn sie aufgeben, müssen sie an einem Fahnenmast eine amerikanische Flagge hissen, um ihre Zugehörigkeit zu untermauern. Eigentlich ähnlich wie die Seals, die ihre Glocke läuten, wenn sie während der Ausbildung aufgeben. Ob Glocke oder Flagge - beide sind das Zeichen der Kapitulation. Der Warrant Officer Sergeant Fitzsimmons - Fitsy - ist einer dieser Schleifer, wie sie jede Armee kennt. Er nimmt Britton unter seine Fittiche. Und bald muss Britton einsehen, dass es da draußen noch eine Parallelewelt gibt, eine Welt voller Magie, unheimlicher Geschöpfe und fremdartiger Bewohner wie z. B. den Goblins. Die sind unter sich als Volk zerstritten und so mancher hilft den Menschen und arbeitet für sie. Marty ist einer von ihnen und er freundet sich mit Britton an, während die restlichen Besatzer die Goblins verachten. Als wäre das nicht genug, machen sich auf irdischer Seite die Apachen mal wieder madig, indem sie wilde Berggeister beschwören und auf die Weißen loslassen, die ihnen dereinst mit übelsten Methoden ihr Land raubten und sie in Reservate steckten. Die Regierung vermutet, dass hinter diesen Berggeistern auch Kräfte aus den sogenannten Urwelten in der Parallelwelt stecken, um die Menschen zu verunsichern. In der realen Welt werden die "Selfer" weiterhin verfolgt und versuchen sich mit Gegenaktionen zu wehren. Auch im Ausbildungslager befinden sich solche Kräfte, was sich bald in einer Katastrophe deutlich zeigen wird. Doch bis dahin sind etliche Kämpfe zu bestehen.

Als Kommetar eines Autoren steht auf dem Frontcover "Black Hawk Down meets X-Men - absolut adrenalingeladen!". Das ist durchaus passend, erinnert auch ein klein bisschen an die "Ex-Helden" und ist vollgepackt mit Actionsequenzen. Apachehubschrauber gegen Goblins, Elementare gegen Menschen, zombieähnliche Schlurfleichen gegen Hexen und und und. Military Fantasy im reinen Actiongewand. Ruhige Phasen gibt es selten. Während der Ausbildungsphase werden die Charaktere näher vorgestellt, die Gruppen in Freund oder Feind unterteilt und man beschäftigt sich mit den Missverhältnissen zur Regierung und ihrem Verhalten, das mit Rechtsstaatlichkeit nur noch wenig zu tun hat. Britton ist lange am Zweifeln, was überhaupt richtig oder falsch ist. Er braucht lange, um seinen Platz zu erkennen. Und trotz allen Geballers kann Myke Cole noch einige Aspekte einbringen, die es zu überdenken gilt. Sei es der Umgang mit anderen Rassen oder mit Personen, die einfach nicht der Norm entsprechen. Wie weit dürfen Regierungen gehen, um gegenüber ihrern Bürgern ihren Willen durchzusetzen? So dient das Buch durchaus auch dem hehren Gedanken, diverse Fehler der ach so freien Nation mit ihren ständigen Sprüchen von wegen der Welt die Demokratie bringen usw. Wie das funktioniert, kann man ja die Indianer fragen oder andere Länder, in denen man sich in interne Angelegenheiten eingemischt hat, ohne dazu berechtigt zu sein. Man muss sich schon mit einigen Klischees abfinden, die der Autor hier so bietet und auch mit dem Gedanken, dass während des Mittelteils mit Ausbildung und Selbstfindung des Protagonisten der Action mal kurz die Luft ausgeht, aber zum Ende hin rauscht es wieder ordentlich im Gebälk und ein Fortsetzungsband (liegt schon vor und wird morgen oder übermorgen hier vorgestellt) vorbereitet. Für Fans leicht geschriebener Lektüre, die aber auch aufmerksam genug sind, um den ganzen wechselnden Handlungsorten zu folgen, sowie Action und Fantsay mit Militär-Touch schon mal einen Blick wert. Aber ich muss auch sagen, dass mich das Buch irgendwie nicht so richtig gepackt hat, wie z. B. ein (ja, schon wieder) Matthew Reilly. Shane Schofield ist doch der Beste!!!. Rund 535 Seiten plus Glossar.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Juni 2014, 16:58:53
(http://2.bp.blogspot.com/-JC3zr4RvQhA/U57a_bkTlKI/AAAAAAAANCs/BIuzRR5Jgqw/s1600/mykecolegrenz.jpg)

Myke Cole. Als Colonel Bookbinder plötzlich magische Kräfte entwickelt, verändert sich sein Leben radikal: Er soll mit den "Shadow Ops" in einer fremden Welt gegen übernatürliche Wesen kämpfen. Aber dann wird Bookbinder von seiner Einheit getrennt und versucht allein, den Feind zu besiegen. doch dies kann ihm nur mithilfe eines Mannes gelingen, dessen magische Fähigkeiten die Nation schon einmal fast zu Fall gebracht haben: Oscar Britton, Staatsfeind Nummer 1.

Bookbinder liegt schlafend in seinem Bett, als er plötzlich spürt, dass er irgendwie kurz vor dem Ertrinken ist. Er hält es für einen Albtraum, kann aber nicht mehr einschlafen, nachdem er nun schon einmal wach ist. Doch dies merkwürdige Gespür hört nicht auf. Er geht zum Arzt, der ihn dann sicherheitshalber zur SOC schickt, die ihn auf magische Kräfte testen soll. Es dauert, bis man herausfindet, was er da plötzlich beherrscht, doch dann wird er in die Spezialkräfteeinheit eingebunden und in die Ursprungswelt versetzt, wo er eine VOB (Vorgeschobene Operations Basis) unterstützen soll. Wohl gelitten wird er dort nicht. Er ist ein Colonel ohne Kampferfahrung, Respekt bringt man ihm nicht entgegen und er selbst fühlt sich von seinem extrem aggressiven Vorgesetzten eingeschüchtert. Doch bei einem Angriff auf die Basis erweist er sich als Kämpfer, wovon er selbst am meisten überrascht ist. Da auch noch sein Vorgesetzter Offizier, der vor dem er solchen Bammel hatte, fällt, geht dessen Befehlsgewalt nun an Bookbinder über. Jetzt hat er die Verantwortung über die Basis und die stationierte Division. Doch plötzlich wird das Tor, das die Bewegung zwischen der Ursprungswelt und der realen Welt ermöglicht plötzlich geschlossen wird und kein Portant mehr da ist, der es wieder öffnen kann, ist die Einheit von jeglichem Nachschub abgeschnitten. Man wäre den Angriffen der feindlichen Goblins und sogar den indianischen Berggöttern fast schutzlos ausgeliefert. Bookbinder organisiert eine provisorische Lebensmittel- und Wasserversorung und macht sich dann mit vier Mann Begleitschutz sowie zwei Verbündeten aus dem südasiatischen Raum (Indien in diesem Falle) auf den Weg zu einer weit entfernten Basis, um Hilfe zu holen. Dort gibt es einen Portanten, der sie zurück in ihre Welt transportieren beziehungsweise ein Tor öffnen könnte, durch das sie dann Unterstützung und einen eigenen Portanten in die VOB schaffen würden. Doch die Inder und deren Verbündete Wesen halten sie hin. Während in der Urpsrungswelt festsitzen, tappt Oscar Britton in eine Falle. Statt sich dem Untergrund in New York anzuschließen, der den Präsidenten und diverse Senatoren absetzen will, wird er vom SOC festgesetzt und auch zum Tode veruteilt. Als sich die Leute um Bookbinder, die bei der gefährlichen Reise dezimiert wurden, endlich in die Heimat begeben können, verweigert der Präsident die Unterstützung für den verlorenen Außenposten. Somit ist Britton als Portant die letzte Chance, um seinen Leuten zu Hilfe zu kommen.

Das zweite Buch um die Shadow Ops setzt zwar bei Bookbinder ein, doch als der auf die VOB geschickt wird, verbindet Myke Cole dessen Einsatz geschickt mit Vorkommnissen zum Ende von Teil 1. Man liest noch von Figuren, die die letzte Schlacht nicht überlebten. Bookbinder ist mitten in diese hineingeplatzt. Dann wird alles so gefügt, dass es zum Vorgänger passt und die Sichtweise jetzt
vorrangig auf Bookbinder fokussiert ist. Der erweist sich in der Charakterisierung als unsicherer Schreibtischhengst ohne jegliche Kampferfahrung, der sich von allen unterbuttern lässt. Selbstbewusstsein ist in dieser Situation keines vorhanden. Doch nach und nach lebt er sich ein und verändert sich und als es drauf ankommt, als es um Leben und Tod geht, ist er dann da. Gewandelt, bereit Verantwortung zu übernehmen und zumindest nach außen hin keine Zweifel aufkommen zu lassen. Innerlich fragt er sich immer noch, ob das, was er da tut, wirklich richtig ist, ob er tatsächlich Führungsqualitäten hat, doch seine Männer glauben an ihn. Die Figur des Britton taucht in diesem zweiten Buch nur kurz im Mittelteil und zu Finale auf, der Autor konzentriert sich hauptsächlich auf das Schicksal des Colonel Bookbinder. Wiederum ähnlich zur vorherigen Story ist die rassige Action zu Beginn und auf den Schluss verteilt, während die beschwerliche Reise zwar durch den einen oder anderen Spannungsmoment gewürzt wird, aber insgesamt eher zurückhaltend verläuft. Was mir hier noch mehr auffiel als im ersten Band, ist, dass man die Geschichte aufgebaut hat, wie einen der alten Western. Frischling erweist sich als echter Mann und Kämpfer, Fort bzw. VOB abgeschnitten und von Feinden umzingelt, Held schart einige Tapfere um sich und rettet soviele seiner Männer, wie ihm möglich ist. Es gibt Verräter, Streitereien untereinander. Alles nicht neu. Nur die fremden Welten, die unterschiedlichen Kreaturen und magischen Fähigkeiten oder neuartige Waffen machen den Unterschied aus. Ebenfalls übernommen hat der Autor die Kritik am System und er als Ex-Militär sollte es vielleicht auch wissen, ob es wirklich so zugeht. Jedenfalls wird mehrfach angemahnt, dass die Regierung es zwar erstrebenswert findet, Kenntnisse oder Fähigkeiten als Waffen und/oder zur Landesverteidigung zu nutzen, diese aber, wenn man sie zur Unterstützung der hungernden oder armen Bevölkerung in der großen, weiten Welt zur Verfügung stellen will unter die Gefährdung der nationalen Sicherheit fallen und somit zur Nutzung verboten werden. Politiker sind nur auf Wahlerfolge und Machterhalt aus, intrigieren zu ihrem eigenen Nutzen. Alles auch keine Weltneuheit und wohl in jeder Regierung dieser Welt zu finden. Die Sprache ist schlicht, das Tempo mal sehr hoch, dann wieder etwas dezenter, bevor es wieder anzieht. Insgesamt leicht lesbare Military Fantasy, die recht anspruchslos, aber actionreich unterhält. Man sollte aber auf jeden Fall auch das erste Buch vorher gelesen haben, denn sonst ist die Verwirrung was die Handlung und Personen angeht doch recht groß. Die kritischen Anmerkungen sind aber eher in den dem jeweiligen Kapitel vorgestellten Einwürfen zu finden, denn in der Handlung selbst würden sie zweifellos untergehen. Knapp 500 Seiten plus Glossar.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Juni 2014, 17:21:45
(http://1.bp.blogspot.com/-4puCph3w9S4/U6GM-BWGYDI/AAAAAAAANEg/0T9SwUBH4Ss/s1600/incubus.jpg)

Edward Lee. Die Malerin Veronica Polk sehnt sich nach Liebe und Inspiration für ihre Gemälde. Als sie von einem attraktiven Gönner zu einem Workshop auf dessen Landsitz eingeladen wird, scheint für sie ein Traum in Erfüllung zu gehen. Doch in der Abgeschiedenheit lauert etwas Böses, das nach ihrem Fleisch hungert. Ihre erotischen Wünsche fordern den höchsten Preis, den ein Lebender zahlen kann.

Jack ist Cop. Mit Leib und Seele. Letztere leidet unter dem Elend, das er tagtäglich zu sehen bekommt. Nicht wirklich verwunderlich, dass er gerne einige mehr über den Durst trinkt als nötig. Seine Geliebte Veronica ist Künstlerin, Malerin. Sie hat einen Galeristen, Stewart, der ihre Werke vermarktet. Doch sie fühlt sich nicht ausgefüllt und Bestätigung durch Jack erhält sie auch nicht, da der zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Er hat einen äußerst brutalen Mordfall auf dem Tisch, den seine Bosse schnell gelöst sehen wollen, bevor die Öffentlichkeit davon erfährt. Bei den Vorgesetzten ist Jack auch nicht gerade gut gelitten. Seine Sauferei und sein eher verlottertes denn nur legeres Äußeres tragen ihren Teil zu seinem schlechten Ruf bei. Veronica wird mit Ginny, ihrer Freundin, und Amy, einer mehr oder weniger guten, aber sehr von sich selbst eingenommenen Regisseurin, von einem extrem gutaussehenden Gönner auf dessen Landgut eingeladen, um sich dort in der Abgeschiedenheit Inspiration und frischen Lebensmut zu holen. Bevor sie loszieht, trennt sie sich von Jack. Der ist am Boden zerstört, forciert seinen Alkoholkonsum. Während Veronica und ihre Begleiterinnen in den Räumen des Landsitzes nicht nur ihren jeweiligen Berufen und frischen Ideen, sondern auch diversen sexuellen Ausschweifungen frönen, wird der Mordfall nicht nur immer mysteriöser ob der vorhandenen Spuren, es werden auch weitere Frauenleichen gefunden. Alle haben außer den Verstümmelungen einiges gemeinsam. Sie sind promiskuitiv und im Beruf kreativ tätig. Inwieweit das den Ermittlern von Nutzen ist, muss sich noch erweisen. Jacks Theorien stoßen milde gesagt auf Widerspruch und bald hat er die Interne an den Hacken. Die nutzen auch alsbald seine Verfehlungen und suspendieren ihn vom Dienst. Jetzt kann er aber nach eigenem Gutdünken und ohne erschwerende gesetzliche Regeln seinen Vermutungen nachgehen. Was ihn erwartet, übersteigt seine schlimmsten Befürchtungen.

Dass "Incubus" ein älteres Frühwerk von Edward Lee ist, merkt man schnell anhand des Inhaltes. Da wird in öffentlichen Restaurants und Kneipen gequalmt, dass die Bedienungen und Kellner Nebelhörner brauchen, damit ihnen niemand auf dem Weg zu den Kunden in die Spur läuft, da existiert Jugoslawien noch als Ganzes und ist nicht in mehrere Nationen zersplittert und mit der vielgerühmten "political correctness" ist auch nicht viel, wenn er seine forensische Spezialistin im "Dirty talk" über die beim Opfer gefundenen Spuren und Körperflüssigkeiten parlieren lässt. Und so oberflächlich es auch erscheinen mag: Edward Lee gibt in Nebensätzen durchaus auch kritischen Anmerkungen ihren Platz. Sei es nun das Rechtssystem, das die schlimmsten Täter noch begünstigt (Ein Problem, das sich durch alle Generationen zieht und sich noch verschlimmert), die Suchtkrankheit Alkohol, die durchaus nicht nur platt mit dem taffen, versoffenen, aber dennoch coolen Cop abgehakt wird, auch wenn manches recht vereinfacht dargestellt ist oder nur kleinen Weisheiten, dass man nicht groß über diverse Missgeschicke rumjammern soll, während es Menschen andernorts nun wirklich dreckig geht. Zwar fast nur Randnotizen, aber deshalb nicht weniger beachtenswert. Wenden wir uns den Charakteren zu. Für die gewinnt er sicherlich keinen Preis für Originalität und Tiefgang, aber das kann man vielen anderen Autoren ebenfalls ins Gästebuch diktieren. Die meisten der Figuren sind klischeebehaftet und ohne besondere Merkmale. Tuntiger Galerist, dauergeile Weiber. Na und. Das war und ist eben Edward Lee. Die Brutalität und die Metzeleien sind noch nicht so ausgeprägt, wie man sie später und speziell in seinen extremen Büchern findet, die Sexszenen sind aber stellenweise schon deftig. Und zum Ende hin würzt er das Werk auch noch mit etwas Action. Der Epilog beinhaltet zwar eine kleine Wendung, aber die hat man zumindest heutzutage doch schon zu oft gelesen, als dass sie den Leser nun von Hocker hauen würde. Positiv anzumerken bleibt auch, dass er sich schon früh im Buch anscheinend über seine Kritiker zu amüsieren scheint, wenn er den fast literarischen Ausgeburten von Ginny Rezensionen zuschreibt, die er für seine Werke selbst oft genug hat erdulden müssen. Zeugt von Humor. Als Fazit bleibt, dass es vielleicht nicht der beste Roman aus Lees Feder ist und ja auch schon in seiner Frühphase entstanden war, man das Buch jetzt aber auch nicht in Grund und Boden verdammen sollte. Das sollte man - nur meiner subjektiven Meinung nach - eher mit Konsumenten tun, die ein Werk beurteilen, ohne es in seiner Gänze zu kennen. Hör ich in der Mitte des Buches auf zu lesen, kann ich mir auch kein abschließendes Urteil erlauben. Sag ich jetzt mal so einfach in meinem nicht mehr ganz so jugendlichen Übermut. Rund 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Juni 2014, 23:11:31
(http://1.bp.blogspot.com/-WdNfe3XIwYk/U6MxzZ1o7eI/AAAAAAAANGA/nmFgn0zltxw/s1600/einamnnsieht+rot.jpg)

Zum Abschluss meines infantilen Gekritzels hier im Forums halt noch nen Bronson:

Brian Garfield. Paul R. Kersey, Angestellter eines Steuerberatungsbüros in New York. Unbekannte Einbrecher haben seine Frau und sein Kind brutal zusammengeschlagen. Seine Frau stirbt, das Leben seiner Tochter ist nur noch ein Dahinvegetieren ohne Erinnerung und Gefühl. Die Polizei kommt nicht weiter. Kersey wird zum Richter auf eigene Faust. Hilft gegen Gangsterterror nur noch Do-it-yourself-Justiz?

Nachdem der Überfall auf die beiden Frauen geschehen ist, wird Paul von seinem Schwiegersohn Jack, der als Verteidiger von Jugendlichen Straftätern sein Geld verdient, angerufen und ins Hospital bestellt. Dort muss er nach langer Wartezeit erfahren, dass seine Frau die Attacke nicht überlebt  hat und seine Tochter zunehmend katatonisch wirkt. Jack erzählt ihm, dass die drei Verbrecher wohl gesehen hatten, wie die beiden Fauen einkaufen gewesen sind und sich ihre Ware nach Hause liefern lassen wollten. Mit einem simplen Trick haben sich die Mörder Zugang zur Wohnung verschafft und als kein Geld mehr zu holen war, die Opfer brutal misshandelt. Ob der hohen Verbrechensrate in New York und dem Mangel an Zeugen an Zeugen tappt die Polizei im Dunkeln und die Chancen auf Gerechtigkeit sind gering. Kersey kommt mit der Situation nicht wirklich zurecht. Er macht sich Gedanken, wie so etwas passieren kann und oihne Strafe bleibt. Doch er überlegt auch, was er tun kann und antwortet scih erst einmal selbst - eine Waffe zur Verteidigung seines Lebens besorgen. Das Gespräch mit seinem Schwiegersohn zeigt ihm auf, dass es für einen unbescholtenen Bürger weitaus schwerer ist sich zu bewaffnen, als für einen Verbrecher. Immer mehr fällt ihm der Niedergang der einst stabilen Wohngegenden in New York auf. Die stetig steigende Gefahr von Übergriffen. Da kommt es ihm und seinen eigenen Sorgen gerade zuguten, dass er einen Auftrag für seinen Arbeitgeber in Tucson, Arizona, erhält. Während er seine Arbeit erledigt, nutzt er die Chance, sich hier aufgrund der leichteren Möglichkeiten, Waffen zu erwerben, sich einen eigenen Revolver zu kaufen, den er mit nach NY nimmt (damals war das recht leicht, im Gegensatz zu heute). Jetzt sieht er sich gewappnet, endlich die Gangster, die die Stadt beherrschen und von der Polizei nicht aufgehalten werden können, mit seinen eigenen Mittlen in die Schranken zu weisen.

Ein Thema, das heute noch so aktuell ist wie damals und auch die Verfilmung hat nicht nur vier Sequels nach sich gezogen, sondern ganze Generationen von Filmemachern zu derartigen Rachestreifen animiert. hin und wieder gibt es auch mal ein neues Buch zur Thematik wie zuletzt "Todesengel" von Andreas Eschbach. Auch wenn der Eschbach seine Qualitäten hatte, wird er von "Ein Mann sieht rot" in den Schatten gestellt. Entgegen des ganzen Ballyhoos, das um Buch und Film gemacht wurde, beschäftigt sich der Autor, der auch die Vorlage für Filmen wie "Der letzte der harten Männer" mit Charlton Heston und James Coburn ablieferte, lange mit dem Charakter und dem inneren Kampf seines Protagonisten. Realitätsnah beschreibt er die langsam ansteigende Angst vor Übergriffen oder Einbrüchen, der Panik, vor die Tür gehen zu müssen, dem ständigen Verdacht, dass unangepasst gekleidete Jugendliche Rowdies oder Schlimmeres sein könnten (mehrfach kommen später solche Personen  nur mit Glück an Kersey vorbei, weil der gezögert hatte, die Waffe zu ziehen). Er schildert die Ohnmacht der Polizei gegen das Verbrechen in der Stadt vorzugehen, weil es derart überhand nimmt, dass sie ihm einfach nicht Herr werden können (Heutzutage im Rahmen der ständigen Budgetkürzungen und des Personalmangels aufgrund zu hoher Kosten ja noch viel schlimmer). Es kostet ihn Überwindung, sich zu beherrschen, er diskutiert lange mit sich selbst, ob und wie weit er gehen will. Doch seine Beobachtungen in der Stadt, sein Schwiegersohn, der einfach aufgeben und wegziehen will, um das Terrain den Gangstern zu überlassen, machen ihm die Entscheidung dann doch leicht. Er muss es tun - für seine Tote Frau und für seine Tochter, die vielleicht ein Leben lang krank bleibt, ohne ihre Umgebung jemals wieder wahrzunehmen, während die Täter sich ihres überflüssigen Daseins weiter erfreuen. Hat er anfangs noch Angst vor Konsequenzen, legt sich dies bald und er beginnt den Typen Fallen zu stellen und sie hinzurichten. Bald wird sein Vorgehen in den Medien diskutiert. Er erhält Zustimmung wie Ablehnung. Eine endgültige Lösung des Dilemmas wird im Buch nicht angeboten, ebenso wie es sie im richtigen Leben nicht gibt. Was tun, wenn einen die Gesetzteshüter nicht schützen können, wenn der Staat, der dafür zuständig ist, keine Mittel dazu hat, weil sie für Diätenerhöhungen oder anderen Blödsinn rausgeworfen werden, wenn man lieber Konzerne mit finanziellen Mitteln fördert, statt den Bürgern zu dienen - und wenn die Strafen für Serientäter oder Gewaltverbrecher und Mörder geringer ausfallen, als für einen Steuersünder (wobei die staatlichen Steuersünder/-verschwender ja straffrei bleiben). Wenn schon in kleinen Käffern Bürgerwehren aufgebaut werden, weil die Polizei Stunden braucht, um überhaupt einmal vor Ort zu kommen? Packt sie, packt sie - packt sie und zerhackt sie?  In solchen Fällen werden dann die eigentlichen Opfer zu Täten gestempelt und mit höheren Strafen bedacht als ihre Peiniger. Kann nicht sein. Und dass die Polizei ihre Sicherheitsaufgaben darin sehen, Beratungsstellen einzurichten, um den Bürgern Tipps zu geben, wie man sich zu Hause verbarrikadiert? Lächerlich. Wie die Figuren im Buch, kann auch der Leser im Laufe der Zeit, die das Buch lange nutzt, um die Qual des Protagonisten vorzustellen und in der es auch keine Action oder großartige Spannungselemente gibt, ein gewisses Verständnis für den Mann aufbringen, der sich von seinem Land, der Polizei, den Menschen enttäuscht sieht und sich selbst zur Wehr setzt. Und dabei feststellt, dass er in sämtlichen Bevölkerungsschichten zumindest Sympathisanten hat. "Ein Mann sieht rot" ist kein geistig flachen Werk, das auf andauerndes Actiongeballer mit unheimlicher Rasanz zielt, sondern ein Werk, das vielleicht etwas vordergründig und plakativ dargestellt einen Finger in die Wunde der damaligen und noch viel mehr heutigen Gesellschaft legt. Wie auch so mancher Mann schon feststellen musste: kürzer als erwartet mit rund 235 Seiten.

Die kleine Bücheroase von CarliSun wird ja nun etwas abwechslungsreicher hier im Forum über Bücher berichten. Kann ich nur empfehlen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: CarliSun am 20 Juni 2014, 21:23:50
Schöne Sache!  :respekt:
Mensch, bleib doch am Ball!  :icon_razz:
XOXO CarliSun
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Snake Plissken am 20 Juni 2014, 23:12:17
Du willst doch nicht wirklich mit den Rezensionen aufhören??

EDIT: Ich hab eben deine Postings in Carlis Thread gelesen. Nuja, wenn du keine Zeit hast, verstehe ich das zwar, aber finde es schade.
Auch wenn wir absolut nicht denselben Geschmack haben, ich verfolge deinen Thread ziemlich regelmäßig ;)
Da wird mir was fehlen.

Snake
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: CarliSun am 20 Juni 2014, 23:45:43
Zitat von: Snake Plissken am 20 Juni 2014, 23:12:17
Du willst doch nicht wirklich mit den Rezensionen aufhören??

EDIT: Ich hab eben deine Postings in Carlis Thread gelesen. Nuja, wenn du keine Zeit hast, verstehe ich das zwar, aber finde es schade.
Auch wenn wir absolut nicht denselben Geschmack haben, ich verfolge deinen Thread ziemlich regelmäßig ;)
Da wird mir was fehlen.

Ich sehe das ähnlich. Auch wenn ich erst seit kurzem schreibe, bin ich doch schon seit 2012 Mitglied im Forum und habe öfter deinen Thread gelesen! Ich habe, wie man lesen kann, auch einen etwas anderen Geschmack ... doch nicht immer. Meine Adler Olsen und Richard Laymon-Phasen, um nur zwei kleine Beispiele zu nennen, habe ich ebenfalls durch und meine Meinung dann mit deiner verglichen.  :icon_redface:

Von daher fänd ich es klasse, wenn du am Ball bleiben würdest und wir das Literaturforum rocken! :dodo: Unterstützung kann es auf jeden Fall brauchen. Ist doch leider noch sehr ruhig hier.  :icon_sad: ... Da könnte echt mehr drin sein!

XOXO CarliSun
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Juni 2014, 12:33:27
Allgemein:

ich werde meinen Account NICHT löschen lassen, sodass ich später irgendwann vom Blog, zu dem ich ja "zwangsverpflichtet oder geshanghaid" wurde, noch was rüberkopieren kann.

@CarliSun + Snake. Danke für die netten Worte. Und Snake, wir haben uns ja dennoch schnell geeinigt, dass wir uns nicht einig sind und so den "umgekehrten Lesetipp" kreiert. Was ich scheiße fand, war dann für dich garantiert goutierbar.

So, jetzt schnell noch ne nette Serie gepostet im entsprechenden Bereich und dann schönes Wochenende.   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Snake Plissken am 26 Juni 2014, 18:53:05
Zitat von: Jerry Garcia am 21 Juni 2014, 12:33:27

@CarliSun + Snake. Danke für die netten Worte. Und Snake, wir haben uns ja dennoch schnell geeinigt, dass wir uns nicht einig sind und so den "umgekehrten Lesetipp" kreiert. Was ich scheiße fand, war dann für dich garantiert goutierbar.


Wie das so ist mit der Logik: sie ist nicht logisch :icon_lol:
So einfach kann man es nicht darstellen. Und unabhängig ob gefallen oder nicht gefallen, habe ich deine Besprechungen immer verfolgt, ob du es glaubst oder nicht.

Snake
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juni 2014, 19:46:37
Warum sollte ich das nicht glauben? Anhand der Aufrufe bestand schon ein gewisses Interesse, da wirst du sich bei gewesen sein..
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Juni 2014, 22:32:39
Die Pause war kurz, aber ich hab kurzerhand drei andere Foren gekippt und kann euch somit weiter auf den Keks gehen mit meiner einseitigen Kost.

(http://4.bp.blogspot.com/-whr_5ffx6Q8/U66-8Y7hWRI/AAAAAAAANPw/JRO4Riup_Lo/s1600/baldacci.jpg)

David Baldacci. Mace Perry war mit Herz und Seele Polizistin in Washington, D.C., bis sie durch einen missglückten Undercovereinsatz alles verlor: ihre Marke, ihre Karriere, ihre Freiheit. Jetzt ist die junge Frau zurück - und getrieben von dem Ziel, wieder in den dienst aufgenommen zu werden. Um das zu erreichen, bleibt Mace nur eine Möglichkeit: Sie muss einen bedeutenden Fall lösen und dadurch beweisen, dass sie es verdient, die Polizeiuniform zu tragen. Als eine prominente Anwältin ermordet wird, wittert sie ihre Chance. Doch was zunächst wie ein normaler Mordfall aussieht, nimmt bald eine unerwartete Wendung und führt Mace in die Kreise des US-Geheimdienstes und in tödliche Gefahr.

Mace Perry wurde verurteilt, weil sie angeblich zusammen mit einer Gang Raubüberfälle in Zusammenhang mit Drogen begangen haben soll. Sie war undercover in einer der übelsten Gegenden der Hauptstadt und wurde reingelegt. Man hat ihr eine Falle gestellt, sie unter Drogen gesetzt und mit einer (leeren) Waffe in der Hand zu den Raugzügen mitgenommen. Sämtliche Unschuldsbeteuerungen und auch die Tatsache, dass ihre Schwester Beth die Polizeichefin der Stadt ist, konnten sie nicht vorm Knast bewahren. Nach zwei Jahren ist sie auf Bewährung raus und brennt darauf, ihre Unschuld zu beweisen und wieder in den Polizeidienst zurückzukehren. Der Mord an einer Anwältin scheint ihre große Chance zu sein. Obwohl sie ihrer Schwester versprochen hat, dass sie sich raushält, macht sie gerade das Gegenteil. Ohne Dienstmarke hat sie natürlich keine Befugnisse und könnte ihrer Schwester dadurch nur Schwierigkeiten bereiten. Wie es der Teufel (oder hier der Autor) so will, ist die damalige Staatsanwältin, der sehr daran gelegen war, Mace zu verknacken, jetzt auf dem besten Wege, Bundesstaatsanwältin zu werden, wenn zurzeit auch nur auf Probe. Die nutzt jede Gelegenheit, sich zu profilieren und Mace noch einmal auszuschalten, wäre eine feine Sache. Und die gibt ihr dazu auch genug Material in die Hand, da Mace sich zusammen mit dem Anwaltskollegen der Toten, Roy, in die Polizeiarbeit einmischt. Prompt wird sie aufgegriffen und sitzt kurzfristig wieder hinter Gittern. Nur ihre Schwester kann ihren Job als oberste Chefin der Polizei nutzen, um sie wieder frei zu bekommen. Indes wurde ein Obdachloser ehemaliger Soldat als Killer verdächtigt, die reguläre Polizei sowie das FBI, das in den Fall involviert war, als ein zweiter Mord, diesmal an einem Bundesanwalt, geschah, werden von oberster Stelle abgezogen und Männer in Anzügen und diffusen Berufsbezeichnungen übernehmen ab nun. Beth, Mace und Roy sitzen also jetzt zwischen allen stühlen. Natürlich gibt Mace keine Ruhe, muss sich aber auch um einen Job kümmern, den ihr ihre Schwester besorgt hat. Gut bezahlte Arbeit als Assistentin eines Milliardärs, der sich für soziale Programme engagiert. Das führt sie in ihr altes Revier, eines der übelsten der Stadt, wo sie sich prompt mit einem der lokalen Gangführer anlegt. Der eigentliche Fall entwickelt sich immer verzwickter, ein Mordanschlag wird auf Mace verübt und sie kommt nur knapp davon. Die Hintermänner beginnen aufzuräumen.

"Auf Bewährung" schreibt ab jetzt auch David Baldacci bei mir. Waren "Zero Day" und "Der Auftrag" noch recht gut, sind die restlichen Werke der letzten Jahre lasch und wirken wie runtergeschludert. Schreiben nach Schablone, mehr ist das oftmals nicht mehr. Mace Perry (mit dem lauwarmen Witzchen zu Perry Mason) wirkt wie ein Abziehbild von Michelle Maxwell aus Baldaccis "King & Maxwell"-Reihe und eigentlich sind so ziemlich alle Figuren äußerst klischeehaft dargestellt und simpel ausgearbeitet. Und wie Perry agiert, könnte sie sich eigentlich von Beginn an ihre Rehabilitation bei den Cops in die Haare schmieren. Abgesehen von den hochnotpeinlichen Befragungen von Verdächtigen agiert sie ähnlich weit von Recht und Gesetz entfernt wie ein Jack Bauer. Eine Alleskönnerin, die wie besessen auf ihr Ziel zusteuert ohne Rücksicht auf Verluste zu nehmen. Ebenso darf das gewohnte Bild von "Wenn zwei sich kabbeln, vögeln sie am Ende" ebensowenig fehlen, wie eine überflüssige Albtraumsequenz und niedliche Kinderchen. "Auf Bewährung" ist einige Seiten zu lang, dafür recht keimfrei, da die Morde blutleer, die Dialoge schimpfwortfrei sind und so etwas Sex gar nicht erst aufkommt, noch nicht mal irgendein wildes Gefummel. Frei für alle Altersklassen und verständlich auch für von der Bildungsmisere geschädigte Leser. Ein Buch also für alle Fälle. Wäre ja auch okay, wenn es nur so etwas wie Spannung aufrecht erhalten könnte, nicht so vorhersehbar wäre und wenigstens einige Höhepunkte (welcher Art auch immer) aufzuweisen hätte. Stattdessen plätschert es lau und gemütlich vor sich hin, man muss ichzwar nicht durch die locker zu lesende und simpel formulierte Story quälen, aber ein rechtes Interesse aufkommen mag da auch nicht, wie es früher der Fall war. David Baldacci ist mittlerweile absolut im Mainstream angelangt und solange er damit Erfolg hat, wird sich das wohl kaum ändern. Und das Finale ist dann wieder so zuckersüß, dass echte Kariesgefahr besteht. Die Bösen vergießen bittere Tränen (die meisten jedenfalls) während die Schwestern mnit der hoch am Firmament stehenden Sonne um die Wette strahlen und die Englein im Himmel vor Freude jubilieren. "Auf Bewährung" ist blass, fad, semi-spannend, leidlich unterhaltsam und reine Massenware, die man so zwischendurch mal angeht, sich dabei auch fragt, ob er nicht mittlerweile auch einen Co-Autor angeheuert hat und den nur namentlich nicht erwähnt, und immer wieder mal ein paar Seiten liest, wenn man im Büro grad der Arbeit aus dem Weg geht. während ich damit also eher weniger anfangen konnte, ist das Buch aber für Leser, die einfach nur abschalten und sich beim Konsumieren weder anstrengen noch erschrecken oder schockieren lassen wollen, vermutlich genau das Richtige. Die Sache mit den unterschiedlichen Geschmäckern eben.   Rund 570 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Juni 2014, 22:34:30
(http://4.bp.blogspot.com/-CkAn0HJ30GY/U6qfdyeE_yI/AAAAAAAANLY/gy1_ae5FHdg/s1600/dwead.jpg)

Craig DiLouie. Ein mysteriöses Virus verwandelt die Bevölkerung der USA in eine Nation von hungrigen Monstern, In der Stunde der Not finden sich fünf Überlebende der Katastrophe zusammen, um sich auf den Weg in das letzte sichere Refugium der Menschen zu machen. Doch zwischen ihnen und der Erlösung steht eine Armee von Toten.

Als die neue Krankheit ausbricht, ahnt man noch nicht, was auf die Menschheit zukommen wird. Die Infizierten fangen erst zu zappeln an und dann mit der Brüllerei, danach kippen sie einfach um. Das Phänomen breitet sich rasend schnell aus, überall auf der Welt. In Pittsburgh sammelt man die Kranken entweder in Behandlungszentren und Krankenhäusern oder, als es immer mehr werden, in den eigenen vier Wänden. Allen ist eines gemein: irgendwann sterben sie. Und dann stehen sie wieder auf und greifen alles an, was sich bewegt. Sie werden von Lärm und Licht sowie Bewegung angelockt, fressen Mensch und Tier. Nach und nach findet sich ein kleines Häuflein Überlebender Zivilisten zusammen, die auf einen Sergeant mit einem Bradley-Panzer und einem noch lebenden Rest der Besatzung treffen. Man entschließt sich, gemeinsam aus der Scheiße zu flüchten und in einem Notlager, das die Regierung eingerichtet hat, Zuflucht zu suchen. Doch bis sie dies erreichen könnne, ist ein weiter Weg zurückzuleben. Mitten durch die Horden von blutgierigen Toten. Dennoch gelingt es ihnen, auf ihrer Etappe ein Pittsburgher Hospital zu erreichen. Sie beginnen es von ihren Feinden zu säubern, begegnen dort aber auch dem wahren Horror. Die Krankheit hat wohl auch Mutationen hervorgebracht, wie einen riesigen Wurm, der die Menschen sofort angreift. Gegen normale Kugeln ist er anscheinend gut genug bewehrt, aber der Bradley macht dann mit dem Vieh kurzen Prozess. Dann noch die Totenendgülitg eliminiert und zumindest ein Stockwerk freigemacht. Man findet Medikamente, Lebensmittel und sogar Diesel für den Panzer. Zu Beginn der Nacht ahnt noch  keiner, wie nötig sie diese Dinge brauchen werden, denn bald müssen sie sehen, dass Pittsburgh brennt - aber so richtig lodernd, alles verzehrend. Sie müssen weiter, denn auch das Krankenhaus wird den Flammen zum Opfer fallen. Weiter geht es durch den Totenstaat. Unter Verlusten erreichen sie das Lager FEMA - und stellen schnell fest, dass dort keine wirkliche Ordnung herrscht. Diebstahl und Selbstjustiz gehören zur Tagesordnung. Nachdem sie durch Arbeitseinteilung getrennt waren, finden sich alle ziemlich ernüchtert wieder zusammen und wollen lieber wieder auf sich gestellt sein. Doch zuvor sollen sie noch bei der Verteidigung des Lagers helfen. Durch den Brand in der Stadt haben sich Infizierte und Monster verschiedenster Art Richtung ihrer neuen Heimat auf den Weg gemacht. Nur die Sprenung der Brücken kann die fressgierigen Nichtschwimmer aufhalten. Ein riskanter Plan wird ausgearbeitet und es kommt zu einem infernalischen Gefecht.

Ich hatte von Craig DiLouie ja schon "Zähne und Klauen" gelesen, der auch sehr militärisch, ach fast nur militärisch daherkam, aber etwas trocken wirkte. Ob es jetzt am Buch oder der Übersetzung lag, kann ich nicht beurteilen. Sicher ist: es war action-packed. Und das kann ich auch hier konstatieren. Kauft die Rechte zurVerfilmung, gebt dem Buch einen ordentlichen Regisseur wie Roel Reine zum Beispiel und es wird ein B-Action-Horror-Kracher vom Feinsten. Von Beginn an ist Zug in der Geschichte und mit den Protagonisten kann man diesmal durchaus auch mitfiebern. In Rückblenden, die sehr leicht zu identifizieren sind, da die eigentliche Story in der Gegenwart geschrieben ist und die Rückblenden passend in der Vergangenheit, werden die einzelnen Charaktere vorgestellt. Ob es nun der taffe Sarge ist, der in Afghanistan  miterleben musste, dass der Ausbruch der Seuche die Kampfhandlungen nur verschärfte, da jeder die Situation für einen Angriff des Gegners mit Biowaffen hielt (Hier wie auch hin und wieder an anderen Stellen wird sogar etwas Regierungs- und Sozialkritik eingeflochten, auch wenn sie im allgemeinen Aufruhr eher untergeht), der eher als pienziger Pantoffelheld rüberkommende Ethan, der seine Familie verlor oder der "Bengel" Todd, der als Nerd und schwächlicher Typ der Klassendepp war - sie alle müssen sich durchsetzen, kämpfen lernen und machen Veränderungen in Verhalten, Charakter und Einstellung durch und werden irgendwie zu einer Familie. Im Gegensatz zu vielen anderen Zombie-/oder Infiziertenromanen setzt Craig DiLouie hier noch einen drauf und lässt Monster im Stile von Stephen Kings "Der Nebel" oder aus John Carpenters "Das Ding aus einer anderen Welt" auf die armen Schweine los. Der Megawurm ließ mich an Brian Keene denken (nicht an seine Person, sondern seinen Roman "Die Wurmgötter"). Ist das Buch ein Militärroman in Horroroutfit voll mit dick aufgetragenem Patriotismus, Heldenmut und Opferbereitschaft? Aber sicher. Beinhaltet er eine Kampfamazone, die zeitweise an Killer-Milla erinnert? Yep. Aber neben kleinen Andeutungen bezüglich Gott und die Welt, Religion, Rassismus und Fanatismus aber gibt es gerade im letzten Drittel die volle Breitseite, bei der sich aber der Ekelfaktor durchaus in Grenzen hält. Der Fight um die Brücken entwickelt sich zu einer rasenden Actionachterbahnfahrt mit Kämpfen gegen die Infizierten, die verschiedenartigen Monster und bald auch eigene Leute, die befallen wurden. Der Munitionsverbrauch ist hoch, die Leichenberge höher und das Ende leutert mit den Worten "Jetzt beginnt der Gegenangriff" den zweiten Teil ein, der bald hierzulande erscheinen soll. Ist zwar weder differenziert noch anspruchsvoll, setzt aber dafür auf fette, rasante Action, die in einem furiosen Finale mündet. Buch zwei, (überraschenderweise) "Dead 2" genannt, steht fest auf meinem Einkaufsplan für sinnfreie Actionlesestunden. Rund 440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Juni 2014, 22:35:45
(http://4.bp.blogspot.com/-m9pX8n6u5yw/U6lMUwFvyZI/AAAAAAAANKQ/KCN6xD_3zJk/s1600/DeadSouls_72dpi-189x300.jpg)


Michael Laimo. Für den achtzehnjährigen Johnny Petrie stellt das heruntergekommene Farmhaus in Maine einen Ausweg dar. Laut einem Brief hat ihm ein unbekannter Mann ein Anwesen vererbt. Johnny wird bewusst, dass er endlich der Hölle auf Erden, seiner fanatisch religiösen Mutter und seinem stets betrunkenen Vater entkommen kann. Er weiß nicht, dass die Hölle, in die er sich begibt, noch viel, viel schlimmer wird.

Johnny wohnt in Manhattan bei seinen Eltern. Besonders die Mutter lässt den Jungen nicht aus den Augen. Obwohl er ganz kurz vor seinem achtzehnten Geburtstag steht, muss er sich noch ihrem Willen und ihren Vorschriften beugen. Keine Bücher oder Comics, kein TV oder gar Internet - alles Teufelswerk. Freunde oder gar Freundinnen gibt es in seinem Leben nicht. Sein Vater scheint auch lieber nach einem kleinen Umweg nach Hause dann den Fluchtweg in die Kneipe zu suchen. Johnny bekommt ihn im Prinzip nicht zu sehen. Eines Tages flattert ein Brief ins Haus. Johnny ist ausnahmsweise allein und er findet unter all dem Posteingang ein Schreiben, das an ihn adressiert ist. Unter normalen Umständen wäre es in den Händen seiner Mama gelandet und ihm vorenthalten worden. Tja, dumm gelaufen, Mama. Johnny öffnet den Brief und liest überrascht, dass ihm ein unbekannter Mann ein Haus vermacht hat. Der Anwalt hat eine Rufnummer hinterlassen bwz. beigefügt unter der der Junge sich melden soll. Geschrieben, getan. Johnny erfährt, dass er ins ländliche Wellfield kommen und sein rund zwei Millionen Dollar schweres Erbe antreten soll. Er beschließt, das Erbe anzutreten, redet aber zuvor mit seinen Eltern. Die Mutter liest den Namen des Erblassers und klappt zusammen, was sie ins Krankenhaus bringt. Als sein Vater von einer Sauftour nach Hause kommt und sich mit dem Brief befasst, wird er richtiggehend schwermütig und zieht sich ins Schlafzimmer zurück, wo ihn Johnny später erhängt auffindet. Dennoch fährt Johnny nach Wellfield. Sämtliche Reisekosten werden vom Anwalt gezahlt. Dort angekommen warten schon die örtlichen Geier auf ihn, die ihm das Land zwecks Bebauung abkaufen wollen. Doch sie sind nicht das größte Ärgernis, den er sich ausgesetzt sieht. Es kommt schlimmer, viel schlimmer.

Der Start verläuft aufgrund der vielen Rückblenden oder Zwischeneinwürfen recht schwerfällig, aber nach und nach baut sich die Geschichte auf, macht den Leser neugierig, wer wie in die ganze Chose verwickelt ist, denn die Vorstellung der Charaktere lässt längst nicht auf Anhieb erkennen, inwiefern sie in die Angelegenheit eingebunden sind. Manche Vermutungen bewahrheiten sich später, andere erweisen sich als falsch. Auf jeden Fall zeigt sich "Dead Souls" als eine rustikale Hinterwaldspukstory im American Gothic-Stil mit anhängendem Familiendrama, die zwar auf Spukelemente setzt, aber darüber nicht den Einsatz von blutigen Kills verzichtet. Religiöser Wahn, Fanatismus, Okkultismus, böse Geister - all das beherrscht die Handlung, zu der nebenbei auch noch die menschliche Raffgier kommt. Leider mangelt es dem Buch zu lange an richtigem Zug, bis die Handlung in die Spur kommt, denn ab der zweiten Hälfte bekommt man einen echten Grusler mit einigen blutigen Einlagen zu lesen. Es ist alles da, was zu einem Spukhaus gehört: Visionen des Schreckens, vorlaute Krähen, gekreuzigte Tote, die wiederauferstehen und die Seelen soeben Verstorbener übernehmen und einige hilfsbereite Dörfler, die nicht alle ihren Einsatz überstehen. Ist jetzt nicht gerade dazu geeignet, vor lauter Freude Luftsprünge zu machen, aber ein ordentlicher Grusler im oberen mittleren Bereich ist es schon. Wer es nicht ganz so drastisch und blutig mag, der kann sich hier schon mal ranwagen. Am 11.7. soll übrigens über Justbridge Entertainment in Deutschland die Verfilmung mit einer FSK 16 auf Scheibe erscheinen - mit zum Buch mehr oder weniger leicht abgeänderter Story und noch wesentlich blutleerer. War jetzt übrigens mein erstes Buch von Michael Laimo und gefiel mir besser als einige von Bentley Little, der ja auch oft in eine ähnliche Richtung geht. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Juni 2014, 22:37:06
(http://2.bp.blogspot.com/-BYe_IDvuv3g/U6bqb8WsvmI/AAAAAAAANJI/DlbeZqCmPgI/s1600/mcbean.jpg)


Brett McBean. Beth Milburn will mit ihrer Tochter nach einem Shopping-Trip die Tiefgarage des Einkaufszentrums verlassen, als es passiert: Bäume brechen durch den Beton und verwandeln das Parkdeck in einen dichten Urwald. Der Weg nach draußen ist abgeschnitten. Als niemand zu Hilfe kommt, ahnen die Eingeschlossenen, dass ganze Landstriche von der rätselhaften Naturkatastrophe betroffen sind - möglicherweise sogar die ganze Welt. So ist es tatsächlich: Das Recht des Stärkeren regiert. Wer sich nicht anpasst, stirbt. Mordende Banden streifen durch die Wildnis. Menschen werden zu Raubtieren, und ein gnadenloser Kampf ums Überleben in der neuen Weltordnung beginnt.

Beth war mit ihrer zickigen Tochter nur in dem Einkaufszentrum, um der den Hausarrest wegen großer Klappe und (von Muttern nicht erlaubtem) Sex mit ihrem Freund in Verbindung mit etwas Gras etwas milder zu gestalten. Sie fahren mit Paul in die Tiefgarage. Paul war etwas in Eile, da er zwar Urlaub hatte, den aber leicht angesäuselt vor dem TV verbrachte und in letzter Sekunde daran dachte, seinem Sohn, der bei der Ex lebt, ein Geburtstagsgeschenk zu besorgen. Unten angekommen treffen sie auf den jungen Bruce sowie Harold, dessen Frau und deren Enkel. Als sich alle bereit machen, den Ort zu verlassen, erschüttert ein schweres Rumpeln die Garage. Überrascht sehen alle, dass aus dem Boden Bäume hervorbrechen. Sie durchstoßen den Beton, ja sogar die Decken der darüberliegenden Stockwerke. Harolds Frau und der Enkel überleben diese erste Katastrophe nicht. Die restlichen Überlebenden versuchen nun, die Tiefgarage zu verlassen, doch nicht alle ziehen an einem Strang. Als ihnen klar wird, dass es scheinbar kein leichtes Entrinnen geben wird, spitzt sich die Lage zu.

Sechs Monate sind nun vergangen, seit die Welt in Australien und wohl auch überall sonst sich verändert hat. Die meisten Annehmlichkeiten der sogenannten Zivilisation sind vom Antlitz der Erde verschwunden. Überlebende haben sich überall dort einquartiert, wo sie Schutz und auch noch etwas Nahrung finden konnten. Zwar hatten sich auch Gruppen von Vollstreckern gebildet, die versuchten, wenigstens noch etwas Gerechtigkeit walten zu lassen und die Unschuldigen vor den sich immer mehr ausbreitenden mörderischen Banden zu beschützen. Doch sie kämpfen gegen Windmühlen und so wundert es nicht, dass sich einer von ihnen, Mark, mit seiner Bande in einem Videotheken-Komplex eingenistet hat. Sie rauben Nahrungsmittel und Frauen für ihre Bedürfnisse, benutzen Männer, um nach Marks Drehbüchern Filme nachzuspielen, deren Hüllen sie in dem Laden vorfanden. Gegenüber von der Videothek liegt ein Supermarkt, der von Leuten besetzt ist, die noch nicht verroht sind und die auch von einem ehemaligen Vollstrecker angeführt werden. Dieser will seiner Schutzfunktion weiter nachkommen. Doch Mark ist mit seinem Gefolge auf die Vorräte und die Frauen in dem Geschäft scharf und die Situation gerät außer Kontrolle.

Mittlerweile sind Jahre seit dem ersten Auftauchen des Phänomens vergangen. Die Menschheit Australiens hat sich in unterschiedliche Gruppierungen unterteilt. Da sind die Löwen, bei denen jeder 13-Jährige als Mann die Gemeinschaft verlassen muss. Doch bis dahin jagen sie und erlegen Beute, die durchaus auch oft genug aus Menschen besteht. Der Kannibalismus hat sich seinen Platz erobert. Andere wiederum, genannt die Baumaffen, haben sich in die Wipfel des neuen Urwalds zurückgezogen und stellen Fallen für die Beute auf. Zuletzt gibt es noch die Tunnelratten, die ihr Leben im Dunkeln fristen und sich ebenfalls jedwede Nahrung durch Fallenstellen ergattern. Dazu kommen als Gefahren noch einige Wildgtiere wie Dingos oder auch einzelne Drifter. In dieser Welt schlägt sich Nick durch. Er trifft auf Josephine und Graham. Die Frau ist zudem schwanger. Bei einem Angriff stirbt Graham, während Nick von den Löwen gefangen wird, es aber josephine ermöglicht, sich in relative Sicherheit zu bringen. Die trifft auf Ben, einen der jungen Löwen, die ihr Lager verlassen mussten. Nick dagegen gerät vom Regen in die Traufe. Mit Glück den Löwen entkommen, fangen ihn die Baumaffen.

Es ist an der Zeit, den Festa-Verlag ein weiteres Mal positiv hervorzuheben. "Die Verdammten" besteht aus drei Stories - "Der Dschungel aus Beton, Der Dschungel von nebenan und Der Dschungel der Großstadt" -  und durchaus namhafte Verlage hätten sicher die Chance genutzt (ist ja schon öfter geschehen), die im Durchschnitt rund 200 Seiten langen Geschichten auch auf drei Bücher zu verteilen, um mehr Einnahmen zu generieren. Mit riesigen Zeilenabständen und Rändern versehen, dass selbst ein Aikido-Moppel namens Steven Seagal ohne Probleme hätte durchmarschieren können, die Seitenzahl etwas aufgebläht und dann knuffige 8,99 Euronen dafür gefordert. Bei Festa läuft es eben anders. Alle zusammen in einem Buch für 13,95 Euronen. Das Geschehen ist diesmal nicht von Zombies bestimmt, die die Welt überrennen und den Lebenden den Garaus machen. Es scheint, als würde sich die Erde für all das rächen, was die Menschheit ihr angetan hat und sich ihr angestammtes Recht zurückholen, nicht rücksichtslos ausgebeutet und vergiftet zu werden. Und die Menschen: beweisen einmal mehr, dass sie nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, sich ohne Bedenken zu nehmen, was sie wollen. Je länger die Krise andauert, desto schlimmer wird es. So geht auch Brett McBean die Geschichten an: kurz nach dem Auftauchen des Phänomens eine kleine Gruppe, die sich beweisen muss und kläglich scheitert, im Mittelteil schon erste Anzeichen der totalen Verrohung in einem größeren Rahmen und das Schlussstück bildet die Jahre später gewachsenen Strukturen der Bildung neuer Gruppen, die sich zusammen geschlossen haben, um zu überleben. Doch alle haben etwas gemeinsam: ohne Rücksicht auf Verluste wird ums Überleben gekämpft. Und bis zum bitteren Ende wird an die Macht des Kapitalismus geglaubt. Nur in den wenigsten Fällen hilft man einander uneigennützig gegenseitig. Was mir aber irgendwie gefehlt hat, waren Aboriginies, die hier doch sicher klar im Vorteil gewesen wären, was das Leben in einer Wildnis angeht. Doch im gesamten Buch wurde nicht einer erwähnt. Sicher nutzt der Autor auch hier einige brutale (Schwanz-)Spitzen und extreme Gewalt wie beim Thema Kannibalismus, doch im Gegensatz zu vielen anderen Büchern ist sie hier dennoch einigermaßen zurückgenommen, was "Die Verdammten" absolut nicht schwächer macht. Unterschiedliche Charaktere, menschliche Abgründe, keine Weichspülerei mit Utopia-Anleihen. Flott getextet von einem Autor, der schon mit "Die Mutter" oder "Die Bestien" seine Klasse bewiesen hat. Wer mit harter Endzeitkost nix anfangen kann, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen, statt sch über den Preis oder was auch immer zu beschweren. Es sollte mittlerweile bekannt sein, wofür der Verlag steht und wer sich das vorm Kauf eines Buches aus diesem Hause  nicht vor Augen hält, sollte sich später nicht über das (Buch-)Gemetzel beschweren. Kauft euch halt weiter gekürzte Ausgaben weichgespülter Horrorkost aus den dafür zuständigen Verlagen. Nur so als Hinweis. ca. 590 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: CarliSun am 1 Juli 2014, 19:34:34
Willkommen zurück!  :banana:

XOXO CarliSun
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 Juli 2014, 22:31:31
Danke. Danke.

Wenn iich die Zeit und wirklich nix anderes in petto hab, schieb ich was ausm Blog hierher.

Jetzt hab ich aber mein Arbeitspensum für die nächsten Tage erhalten und wenn das dann rum ist, wieder mehr Zeit.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Juli 2014, 20:57:14
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1405100514_mazerunner.jpg)

James Dashner. Er heißt Thomas. An mehr kann er sich nicht mehr erinnern. Und er ist an einem seltsamen Ort gelandet - einer Lichtung, umgeben von einem riesigen Labyrinth, in dem mörderische Kreaturen lauern. Nun liegt es an ihm und den anderen Überlebenden, einen Weg in die Freiheit zu finden. Doch die Zeit drängt und nicht alle werden es schaffen.

Thomas findet sich in völliger Dunkelheit wieder, kann sich gerade noch an seinen Namen und einige andere, eher selbstverständliche Dinge erinnern. Ansonsten ist sein Gedächtnis partiell gelöscht. er kann den Boden in seinem Gefängnis ebenso wie die vier Wände ertasten, aber er kommt nicht an die Decke heran. Als er schon langsam zu verzweifeln beginnt, öffnet sich ebendiese. Licht blendet ihn, als er aus dem Dunkel gezogen wird. Er sieht sich umringt von einer größeren Anzahl ebenfalls junger Burschen im Alter von ca. zwölf bis siebzehn Jahren. Chuck, der jüngste von ihnen, freut sich über die Ankunft des Neuen, ist Chuck doch jetzt nicht mehr der Frischling, da er vor Thomas ankam. Sie alle leben auf einer Lichtung und nennen sich daher auch "Lichter", haben sich aus Brettern und ähnlichem Material eine Scheune und so etwas wie eine Unterkunft gebaut. Nach und nach erfährt Thomas, wie es dazu kam, dass die Jungs hier sind. Alle kamen mit der Box an, aus der er gezogen wurde. Alle haben den Großteil ihrer Vergangenheit vergessen. Und alle mussten sich erst eingewöhnen wie er jetzt. Neue Begriffe lernen, sich im Arbeitseinsatz bewähren, da man zwar von jemand über die Box mit gewissen Dingen beliefert wird, sich aber auch um Fleisch und Gemüseanbau selbst kümmern muss. Er wird von einigen willkommen geheißen, aber auch von anderen misstrauisch beäugt. Nach und nach gewöhnt er sich ein, wird aber erst akzeptiert, als er zwar eine Grundregel verletzt, dabei aber zwei Mitbewohner rettet. Beide waren bzw. sind Läufer, die das Labyrinth, das um die Lichtung herum existiert nach einem Ausweg erkundeten. Bei der Gelegenheit lernt er auch, dass dort draußen diverse Gefahren lauern, von denen er noch nie gehört hat. Als mittels der Box eine weitere Person zu der Gemeinschaft stößt, entwickeln sich die Ereignisse immer schneller, werden sie alle zum Handeln gezwungen.

Dem Leser ergeht es lange Zeit wie Thomas. Er ist genauso ahnungslos wie der Junge und muss sich erst an die neuen Begriffe und das Geschehen gewöhnen, wird er doch ebenso unvermittelt auf die Lichtung geworfen wie dieser. In der Folge werden zwar unterschiedliche Charktere in einer dem Alter der Zielgruppe entsprechenden Sprache vorgestellt, aber zumeist konzentriert sich Dashner auf seinen Protagonisten Thomas, was die meisten anderen Figuren eher blass bleiben lässt. Sie sind wie auf einer Insel nur auf sich selbst gestellt, müssen zusammenhalten und doch gibt es spätestens seit dem Auftauchen von Thomas unterschiedliche Meinungen, es bilden sich beinahe zwei Gruppen. Gerade die Anhänger von Gally, der von Dashner als Gruppenfiesling auserkoren wurde, meiden Thomas. Eine wichtige Rolle spielt das Labyrinth, das irgendwie wie die Vorgänge wirkt, in die die Jungs verstrickt sind, ohne es zu ahnen. Lösen sie die mannigfaltigen Rätsel, vor die sie durch irgendwen gestellt wurden, finden sie auch einen Weg durch das Labyrinth. Gerade diese unheimlichen Rätsel sind es, die auch einen großen Teil der Spannung und des Tempos im Buch ausmachen. Nichts weist wirklich auf die "Schöpfer" und ihre Motivation hin, wird eine Sache aufgedeckt, birgt sie nur ein neues Geheimnis. Umfangreiche Schilderung einer Romanze oder von Gefühlsausbrüchen gibt es nur selten, die Dystopie dreht sich hauptsächlich um den Überlebenskampf und was hinter dem Ganzen steckt. Im letzten Viertel steigen Spannung und Tempo immer schneller an, die Geschenisse überschlagen sich. Und jetzt kommt auch etwas Tragik in die Geschichte, denn nicht alle werden den Kampf um die Freiheit überleben. Und was sie erwartet, soll all ihre Befürchtungen noch übertreffen. Jugendbuch, das in kleinen Portionen an "Die Tribute von Panem", "Herr der Fliegen" und in gewissem Maße sogar an "Cabin in the woods" erinnert. Spannend, dramatisch, wendungsreich und mit einem fiesen, offenen Ende. Die Story wird dann in "Die Auserwählten 2 - In der Brandwüste" und "Die Auserwählten 3 - In der Todeszone" fortgesetzt (beide sind jetzt auf meiner Einkaufsliste für demnächst gelandet). Von "Panem" hab ich nur die beiden Filme gesehen und muss sagen, dass mir "Maze Runner" bis hierhin entschieden mehr zusagte. Da ich Spoiler völlig vermeiden wollte, ist das hier etwas lückenhaft. Wer zu neugierig ist, soll halt PN nachfragen. Rund 490 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Juli 2014, 20:58:08
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1404911087_land-die-rache-ist-mein.jpg)

Jon Land. Caitlin Strong dachte, ihr Mann Peter sei tot. Nun aber sitzt er als Patient in einer psychiatrischen Klinik für Gewaltopfer. Allerdings ist er tatsächlich nicht mehr er selbst, als sie ihn wiedersieht - ohne Erinnerung an sich und sein Leben mit ihr. Als er eines Nachts von einem Todesschützenkommando beinahe getötet wird, gibt es nichts mehr, das die taffe Caitlin aufhalten kann: Sie will denjenigen finden, der ihrem Mann das angetan hat - und Rache nehmen.

Das Buch beginnt im Jahr 2004 an der mexikanisch-texanischen Grenze, wo Texas Rangerin Strong und ihr Partner Charlie Weeks einen Trupp Schmuggler aufhalten wollen. Sie geraten in ein heftiges Feuergefecht, das einige Opfer fordert. Während des Schusswechsels hört Strong auch einen Amerikaner auf der Seite des Feindes Befehle brüllen. Sie kann nur mit Mühe zusammen mit dem schwerverletzten Weeks vor der Überzahl der Feinde flüchten. Anhand eines Blutfundes am Tatort wird der Gangster Cort Wesley Masters verurteilt und in den Bau gesteckt. Er kommt nach Huntsville in das dortige Staatsgefängnis, das man auch The Wall nennt. Fünf Jahre später wird er entlassen und sinnt auf Rache wie auch seine Tätowierung "Die Rache ist mein" beweist. Strong war nach den Vorfällen im Grenzgebiet lange krankgeschrieben und hat nach ihrer vollständigen Genesung den Job als Rangerin geschmissen, ein Studium absolviert und will nun in einer Klinik für Gewaltopfer einen Neuanfang wagen. Als sie von der Leiterin durch die Räumlichkeiten geführt wird, erkennt sie in einem Patienten ihren Mann Peter, der eigentlich als tot gilt. Sie verhält sich ruhig und sagt kein Wort darüber, da sie Angst hat, man könne sie wegen Befangenheit ablehnen. Peter ist in sich gekehrt, spricht nicht, oder zumindest kaum, hat keine Erinnerung mehr an sie oder das, was mit ihm geschehen ist. Sie will unbedingt herausfinden, wer ihm das angetan hat. Was sie nicht weiß ist, dass Masters auf dem Weg zu ihr ist. Er will seine Rache, da er seiner  Meinung nach (ausnahmsweise) unschuldig verurteilt wurde. Er war vor fünf Jahren nicht vor Ort. Für die Zeit im Gefängnis soll Strong sterben. Also bricht er in die Klinik ein. Doch er ist nicht der Einzige, der sich dort unberechtigt Zutritt verschafft. Ein Killerkommando wurde von einem Konzernboss darauf angesetzt, Peter als Zeugen auszuschalten. Der Trupp geht völlig skrupellos vor und legt einfach jeden um, der sich dort befindet, um es nach einem Amoklauf aussehen zu lassen. Doch sie haben nicht mit Strong gerechnet - und erst recht nicht mit Masters, der plötzlich warum auch immer zu ihren Gunsten eingreift. Nach und nach kommen sie auf die Spur der Schmuggler von damals, Strong wird von ihrem Chef wieder als Rangerin eingestellt, wenn auch nur provisorisch und ohne Gehalt. Es ist nur dazu gedacht, ihr etwas Rechtssicherheit zu verleihen, wenn sie gegen die Bande vorgeht. Der Boss der Verbrecherr hat sich nun auch noch einen Killer mit seinen Schergen aus Südamerika kommen lassen, um die Situation endgültig zu bereinigen. Alles steuert auf einen finalen Showdown zu.

Um es gleich vorwegzustellen: Hier bin ich voreingenommen, Jon Land bekommt schon einen Bonus, weil überhaupt wieder Bücher von ihm hierzulande veröffentlicht werden und er seine Schaffenspause im Literaturbereich (2004 - 2008) beendet hat. Und natürlich wegen seiner frühen Werke ab 1986 - 1995. Was danach bis zu seiner Schaffenspause kam, war nicht mehr wirklich erwähnenswert. Eigentlich ist der Beginn der Reihe um Caitlin Strong eine einzige Huldigung an die ruhmreichen Texas Ranger, die das Land gegen Banditen, Indianer und Mexikaner verteidigten und sich auch der öfteren ihre eignen Regeln machten, was auch erklärt, dass Strong mit Masters zusammenarbeitet. Wenn Verbrecher nützlich sind, lässt man sie halt teilhaben. Dieses Hohelied an die Ranger kommt den Romanen um seine früheren Helden wie Kimberlain oder McCracken auf jeden Fall und glücklicherweise näher, als den Werken um Ben Kamal. Zwar schiebt er auch hier eine Portion Liebe und Drama mit ins Geschehen, bremst die Handlung durch die Ermittlungen in Bahrein, die auf die Spur der Täter führen sollen, die Peter derart misshandelt haben, etwas aus, bleibt aber insgesamt eher der Linie von damals gewogen. Das eine oder andere Klischee wird leider auch verbraten, aber davon abgesehen, lässt er es an einigen Stellen ordentlich krachen. Neue Waffensysteme kommen zum Einsatz, ein Wahnsinniger tut sich mit mexikanischen Kartellen zusammen, um nicht nur die Nation sondern auch die Welt unter die Knute zu bringen. Die Action ist schnell und bildgewaltig geschrieben, man hat die Szenerie praktisch vor Augen, was eigentlich immer ein positiver Aspekt für mich ist. Und wenn man solche Filme wie "Texas Rangers" mit Robert Patrick (passt zu den Zitaten aus Büchern über die frühen Jahre der Ranger), "Ausgelöscht" mit Nick Nolte oder "McQuade, der Wolf" mit Chuck Norris (wilde Ballerei im Grenzland zu Mexiko) gesehen hat, weiß man ungefähr, wie die Action der Gegenwart ungefähr auszusehen hat. Die Charaktere sind so lala, nicht wirklich gut ausgearbeitet oder mit viel Tiefgang versehen. Aber wollte ich das bei einem Actioner von Jon Land? Nö. Fiese mächtige Gegner, einen schier übermächtigen Feind und Helden, die denen die Hölle heiß machen und es ordentlich krachen lassen, das wollte ich und hab es bekommen. Vielleicht liegt es daran, dass in der Zwischenzeit neue Autoren ins Rampenlicht getreten sind (Reilly, Wood), die ebenfalls mit fetziger Action aufwarten, dass ich jetzt nicht mehr derart ins Schwärmen komme, wie es dereinst der Fall war. Möglicherweise auch daran, dass hier viel geschludert wurde. Da werden Namen vertauscht beziehungsweise Vornamen verwechselt, und dass in Huntsville, Texas gleich neun!!! Staatsgefängnisse ihr Zuhause haben sollen, war mir auch suspekt. An einigen Stellen scheint auch die Übersetzung nicht ganz astrein zu sein, was aber nur eine Vermutung ist, da ich das Original nicht kenne. Als Beispiel sei genannt, dass Strong  nach dem Überfall auf die Klinik von ihrem Chef nur auf dessen eigene Motivation hin ihren Stern wiederbekommt und ihn drei Seiten später in einem Telefonat anbalfft, dass es für ihn gefälligst Rangerin Strong heißen solle, dann passt das für mich irgendwie nicht zusammen. Abgesehen davon - und für den Murks kann der Autor ja nichts - ist "Die Rache ist mein" ein guter Actionroman, der schnell, spannend und durchaus auch nicht ganz so politisch korrekt daherkommt und hoffen lässt, dass auch die weiteren, mittlerweile fünf Romane um Strong hierzulande aufgelegt werden und dazu vielleicht noch die beiden neuen McCracken. Eine Anfrage beim deutschen Verlag wurde noch nicht beantwortet. Eine solche Serviceleistung ist anscheinend eher bei den kleineren Verlagen im Preis inbegriffen, statt bei den Großkopferten. Vielleicht sind sie ja auch einfach nur überarbeitet. Wer weiß? Ein Fehleinkauf ist "Die Rache ist mein" für Actionfreunde jedenfalls nicht.  Rund 475 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Juli 2014, 20:59:06
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1404765839_faceless.jpg)

Terry Hayes. Als der amerikanische Geheimdienst einer Verschwörung auf die Spur kommt, die das Gesicht der westlichen Welt für immer auszulöschen droht, wird Agent Pilgrim auf den Fall angesetzt. Denn Pilgrim ist genau der richtige Mann für den Job - er ist schnell, hochintelligent und überaus wandlungsfähig. Doch der unbekannte Drahtzieher hinter den Anschlagsplänen ist den Amerikanern immer einen Schritt voraus. Um ihn aufzuhalten, muss der Agent einen gefährlichen Kamof gegen die Zeit gewinnen. Und am Ende steht nur noch Pilgrim zwischen dem unsichtbaren Feind und dem Leben von Millionen Menschen.

Scott Murdoch - wie er derzeit heißt - wird von einem befreundeten Polizisten an einen Tatort gerufen, der schrecklich aussieht. Eine Frau wurde ermordet und ihr wurden in der Badewanne mit Säure Gesicht und Fingerabdrücke weggeätzt, die Zähne rausgebrochen und sämtliche möglichen Spuren mit Reiniger beseitigt. Dennoch fällt Murdoch etwas auf - der Täter war eine Frau. Und an  der Wand hängt ein Kalender von der Türkei, von Bodrum. Ach ja, während seiner Zeit ohne Betätigungsfeld hat er unter Pseudonym mit falscher Bio ein Buch verfasst. Sozusagen ein Best of der Mordermittllungen. Und genau an dieses Buch hat sich die Dame gehalten und anhand der akribischen Beschreibungen, wie man den perfekten Mord begeht, ihre Tat ausgeführt und die Spuren verwischt. In der Zwischenzeit machen australische Soldaten im Hindukusch eine grausige Entdeckung: Die Körper von zuvor entführten drei Mitarbeitern von Hilfsorganisationen liegen in einem "Kalkbad", um die Beweise zu vernichten. Der Anführer bemerkt schnell, dass hier die Gefahr von Bioterrorismus besteht. Die westliche Welt wird in Alarmbereitschaft versetzt und man sucht nach Hinweisen. Echelon bringt erste, wenn auch kleine Erkenntnisse: vom Tatort aus wurden zwei Telefonate nach Bodrum in der Türkei geführt. Wie es der Zufall so will, wird dort gerade der Tod eines steinreichen Amerikaners untersucht, was den US-Behörden zumindest einen Vorwand liefert, Murdoch aka Pilgrim unter dem Namen Brodie Wilson als FBI-Mann ins Land zu schleusen und ihn dort ermitteln zu lassen. Um sich genug Zeit zu verschaffen, zweifelt er die Unfalltheorie der hiesigen Polizei an  und fordert einen gründlichere Untersuchung nach Indizien für einen Mordfall. Natürlich macht er sich damit keine Freunde, schon gar nicht die Polizistein Leyla Cumali, die mit ihrem behinderten (gehandicapten) Sohn in Bodrum lebt. Unterdessen ist der Terrorist, den man nun "Sarazene" nennt, unterwegs nach Europa, nach Deutschland. In Karlsruhe kommt er bei Glaubensbrüdern unter und nimmt einen Job an, den er dringend zur Ausführung seiner teuflischen Pläne benötigt.     

Kurz: Das Beste an dem gebundenen Buch mit rund 800 Seiten ist der Preis von 14,99 Euro. Okay, so schlimm ist es nicht. Nicht ganz jedenfalls. Der Einstieg mit dem Mord und dem Auftauchen des Agenten am Tatort ist okay. Dass sich der Autor die Zeit nimmt, seinen Protagonisten sowie den Antagonisten ausführlich vorzustellen auch noch. Aber er geht dabei so weit zurück, dass man glauben könnte, bald kommen wir zu den ersten Handbetrieberfahrungen junger Bengel. Fast schon schwadronierend werden die Motivationen und die Lebenswege der beiden vorgestellt, immer wieder durch gedankliche Abschweifungen des Ich-Erzählers Murdoch unterbrochen. Das Buch erfordert Konzentration und lässt sich nicht einfach so nebenbei lesen. Irgendwie erinnert alles an Nelson DeMille - nur ohne dessen Humor. Und da krankt es schon. Wenn DeMille ins Schwallen gerät, ohne die Story voranzubringen, gibt es wenigstens zur Auflockerung was zu lachen, bei Terry Hayes eben nicht - und das macht die Sache mit der Zeit recht zäh. Und dann wurde es auch noch nervig. Mehrere Male wurde in kleinen Beiträgen doch tatsächlich wieder das böse Nazi-Deutschland aufs Tapet gebracht, ohne dass es mit der Geschichte an sich überhaupt etwas zu tun hatte. Man muss halt echte amerikanische Feindbilder hegen und pflegen. Nutzlos, sinnlos, schwach. Völlig überflüssig. Und leider ging es dann so weiter. Diverse europäische Länder (Albaner und Griechen sind Gangster, Türken korrupt und brutal, die Italiener faul usw.) sowie Saudi-Arabien (rückständig) werden hier fast schon durchgehend diffamiert. Richtig herb war dann, dass er aus seiner amerikanischen Sicht meinen musste, dass in Saudi-Arabien weder Freiheit noch Privatsphäre herrschen würden und im nächsten Satz schon das Echelon-Abhör-System der Amis über den grünen Klee lobt. Ja, die Amerikaner wissen Privatsphäre zu schätzen (nicht zu schützen). Besonders die anderer Nationen und von deren Bürgern. Da wollen sie alles wissen über deren Angelegenheiten, wie man ja schon seit Monaten der aktuellen Tagespresse entnehmen kann. Von wegen messen mit gleichem Maß. Den Hauruck-Patriotismus eines Tom Clancy hat er dem Leser zwar erspart, aber stattdessen halt die anderen runtergemacht. So geht es denn eben auch. Und sein Wissen über die Türkei, in der ein Großteil der zweiten Buchhälfte spielt, ist durchaus als mangelhaft zu bezeichnen. Etwas Recherchegenauigkeit hätte da sicher Wunder gewirkt. Irgendwie sehr mies war die Szenerie mit den kleinen behinderten Jungen rund 50 Seiten vor Schluss, verabscheuungswürdiger geht kaum noch, obwohl es keine blutrünstige Angelegenheit war. Was die beiden Fälle angeht, die Terry Hayes da zu seinen rund 800 Seiten verwoben hat, sind alle zwei Allerweltsware. Bioterror aus Afghanistan gab es schon x-mal besser, Unfall-/Mordermittlungen beim Tod eines reichen Lebemannes noch entschieden öfter. So bleibt ein umständliches Werk, das doch leicht ermüdend daherkommt, selten Tempo vorzuweisen hat, keine Überraschungen, dafür aber Klischees en masse bietet, wie sich der eine oder andere Ami halt die Welt ausserhalb seiner bildungsfreien Zone vorstellen könnte und mal so gar nicht an das zuletzt gelesene "Der Analyst" von Drew Chapman heranzureichen vermag. Kein Totalausfall, aber man braucht schon ne Ecke Geduld und einigen guten Willen für die Lektüre.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Juli 2014, 21:00:33
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1404301765_analyst.jpg)

Garrett Reilly ist ein Mann der Zahlen. Als der Wertpapieranalyst eines Abends im Computer Finanztransaktionen in Milliardenhöhe beobachtet, weiß er sofort, dass etwas nicht stimmt. Nur ein paar Stunden später steht die Agentin alexis Truffant in Garretts Büro und will ihn für den geheimdienst rekrutieren. Eher widerwillig lässt sich Garrett darauf ein und findet schnell heraus, dass China die Wirtschaft der USA durch gezielte Computermanipulationen zerstören will. Aber die Chinesen wissen längst von Garrett und wollen ihn mit allen Mitteln ausschalten.

Was den finanziellen Zugewinn angeht, ist Garrett Reilly der Musterschüler seiner Firma, aber was seine Interaktion mit menschlichen Wesen betrifft, ist er schlicht ein Arschloch. Er lässt jeden wissen und spüren, dass er mit seiner Fähigkeit Muster zu erkennen, seien es nun Zahlen oder andere, jedem überlegen ist. Auch sonst ist er nicht gerade ein wahrer Sonnenschein. Die entdeckung über die Verkäufe von rund 200 Milliarden Dollar in Staatsanleihen der USA durch China gedenkt er durch Leerverkäufe zwecks Gewinnmaximierung zu nutzen. Scheiß auf die drohende Staatspleite. Sein Chef rückt ihm den Kopf zurecht und schickt ihn nach Hause. Während sich Garrett des Abends mit Gleichgesinnten betankt und überlegt, wen er als nächstes beleidigen kann (er kennt da keine Unterschiede, ob Freund, Feind oder Fremder, völlig egal), sieht er eine heiße Braut an der Bar, die mit einem dieser College-Typen spricht. Er drängt sich dazwischen und hat seine Keilerei. Die Frau aber ist weg. Am nächsten Tag im büro erfährt er, dass sein Boss die Regierung kontaktiert hat und aus dem Riesengeschäft nichts wird. Er schmollt, macht sich auf den Weg in die Mittagspause außerhalb des gebäudes, als eine Autobombe explodiert. Es ist die Tussi aus der Bar und sie stellt sich als Alexis Truffant vor, Regierungsagentin. In Geheimdienstkreisen hat man das Talent des Mannes erkannt und will ihn rekrutieren. Er geht zwar mit, haut aber bald wieder ab. Er will nichts mit der Army oder sonstwem aus der Regierung zu tun haben, was daran liegt, dass sein Bruder vor Jahren in Afghanistan starb. Doch seine Reise zu seiner Mutter wirkt ernüchternd, ist die doch nie richtig bei sich, voll mit Drogen - und hält ihn ständig für seinen Bruder. Er kehrt freiwillig zurück, bekommt ein Team, einen voll ausgestatteten Bunker mit der gesamten Einriochtung, die er benötigt. Seine Leute sind fast alle wie er - Einzelgänger, die nicht mit der Regierung anfangen können. Nur einer - Lieutenant Lefevre - ist Armyangehöriger. Gemeinsam finden sie heraus, dass hinter einigen Vorfällen (eine dringend benötigte Mine mit wichtigen Erzen wurde Strohfirmen gekauft und dann gesprengt, in Las Vegas werden die Immobilienpreise destabilisiert) China steckt. Der brisanteste ist deren Angriff auf die Kernkraftwerke rund um Detroit. Strom fällt aus, die Städte gehen in Anarchy und Flammen auf. Was will China? Den Dollar destabilisierenß Danit würden sie sich ins eigene Fleisch schneiden, bei dem Schuldenberg, den die Amis bei ihnen haben. Ist es vielleicht eine Vorbereitung zur Invasion von Taiwan, um die Amis so zu schwächen, dass sie nicht eingreifen? Jetzt geht es darum, ein Muster zu erkennen, was hinter der plötzlichen Aktion Chinas steckt. Die Welt steckt in einem Cyberkrieg, der sich schnell zu einem bewaffneten Konflikt rund um die Welt ausweiten kann.

Im Klappentext wird erwähnt, dass die Chinesen bereits von Garrett Reilly wissen. Das ist so im Buch nirgends zu lesen. Man - hier der Leser - könnte es anhand der einen oder anderen Handlung vermuten, mehr aber nicht. Ebenso wird andernorts von chinesischen Kriegsschiffen geschrieben, die auf die USA zufahren - völliger Quatsch. Die machen rund um Taiwan mobil, das unter US-Schutz steht. Dieser Protagonist ist ein Unsympath vor dem Herren. Er ist keiner dieser versoffenen Ermittler, die grantig mit ihrer Vergangenheit hadern und es an anderen Menschen auslassen, wie sich das viele Ignoranten gerne einreden wollen, um das Buch madig zu machen. Reilly ist eine Figur, der es an jeglicher sozialer Kompetenz mangelt, dem das auch scheißegal ist und der sich liebend gerne gegen Autoritäten auflehnt. Und nicht nur das. Es ist ihm eine Herzensangelegenheit, sich so unbeliebt wie möglich zu machen, die Menschen um ihn herum zu beleidigen, nebenbei zu zocken, zu kiffen und zu saufen und sich dann Opfer zu suchen, auf die er einprügeln kann. Dabei verlässt er sich auch darauf, dass ihn keiner wirklich ernsthaft belangen wird, da man sein Talent ja dringend benötigt. Er weicht eindeutig mit seinen Eigentümlichkeiten von der Norm der Romanhelden ab. Er will für niemanden sympathisch sein - und genau das macht ihn für den die üblichen Kommissare oder grantigen Ermittler, die mit Suff- und Vergangenheitsproblemen hadern nicht mehr ertragenden Leser eben dann doch freundlich gesonnen. Im freien und echten Leben würde man so einen ruckzuck an einem Baum am Dorfeingang aufknüpfen und zur Abschreckung hängen lassen, bis er verfault ist. Nur diese Alexis Truffant darf etliche Klischees bedienen von wegen klug und Modelschönheit. Diese originelle und gut recherchierte Zukunftsvision vom Krieg der neuen Art bedient sich durchaus auch diverser Actionelemente wie dem Anschlag auf Reilly oder einer Fahrt durch das von Anarchy beherrschte Detroit. Alles, selbst die ständigen Recherchen im Netz, das Pläneschmieden, hat Tempo und Schwung. Man bekommtm eine kleine Einsatzübung, bei der Reilly sein überlegens Denken beweisen soll, die etwas an "Das dreckige Dutzend" erinnert und manche PC-Schlacht lässt nostalgische gefühle für "Wargames" aufkommen. Hier wird zur Landesverteidigung kein einzelner Mann vom Typ Jack Bauer auf die Menschheit losgelassen. Hier wird mehr hinter den Kulissen digital gekämpft. Der übliche große Patriotismusschmonzens wie ihn ein Patrick Robinson oder Tom Clancy in ihren Werken zelebrierten, wird hier bestenfalls mal punktuell eingesetzt, wenn auf einem US-Zerstörer der Ensign seinen Gedanken an einen möglichen Kampf nachhängt und natürlich alles für sein Land ertragen würde. Ansonsten wird das Thema eher negativ beleuchtet. Nicht nur, weil Reilly kein Patriot sein will, sondern weil auch die Folter eigener Bürger eine Rolle spielt, die Ränkespiele der Politiker oder Militärs sowie Geheimdienste nie zum Wohle des Volkes zu sein scheinen (Wobei sich Politiker aller Länder mal fragen sollten, ob sie nicht einen Meineid geschworen haben). Auch das hebt den Thriller aus der Masse heraus. "Der Analyst" ist als Debüt von Drew Chapman ein absolut gelungener, komplexer, gut recherchierter Thriller mit einigen Actionsprenkeln gewürzt, dazu ein bisschen US-Wunschdenken bezüglich den Zuständen in China, den der Autor zu einem cleveren und raffinierten Plot zusammengeführt hat. Er hat es geschafft, ein möglicherweise trockenes Thema des Wirtschafts-, Finanz-und digitalen Thrillers zu einer sehr flott zu lesenden, absolut spannenden Lektüre zu verweben. Ganz starkes Buch. Knapp 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Juli 2014, 22:46:11
(http://4.bp.blogspot.com/-pJU8vxaYEe8/U8PD2yNgjhI/AAAAAAAANYs/zWWx_j7kaAY/s1600/MEGA+-+Jake+Bible+Web.jpg)

Jake Bible. Kinsey Thorne, die erste weibliche Navy Seal, ist am Ende. Nachdem sie die Navy verlassen hatte, wendete sie sich jeder Flasche und jeder Droge zu, die sie in die Finger bekommen konnte; bis zu jenem Tag, an dem ihre Vater und ihre Cousins ihr eine neue Perspektive boten: Als Mitglied einer privaten Elite-Kampftruppe, die den Auftrag hat, ein unbekanntes Monster im Indischen Ozean aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Eine zweite Chance für Kinsey - doch wird sie diese überleben?

Somalische Piraten auf Beutezug. Da sich um den Golf von Aden die Konkurrenz sowie die internationale Truppe zum Kampf gegen Piraterie tummeln, lässt Anführer Daacad seine Leute weiter draußen im Indischen Ozean nach Beute suchen. Bald kapern sie einen deutschen Frachter und machen so zur Warnung mit einem der Seeleute kurzen Prozess. Die Leiche wird über Bord geworfen. Bei der Gelegenheit sieht Daacads Sohn Abshir einen riesigen Hai, oder was auch immer das sein soll, der den Körper einfach als Ganzes verschlingt. Da ihm das eh keiner glauben würde, halt er die Klappe. Doch nachdem sein Vater mit seinem größeren Schiff die Geiseln, für die sie abkassieren wollen, übernommen hatte, geschieht mit dem kleinen Schlauchboot, in dem sein Sohn sitzt Grauenhaftes: Das Riesenvieh zerfetzt das Boot locker und verleibt sich die an Bord gebliebenen Piraten als netten Happen ein. Festland Südafrika. Darren Chambers versucht mit einem Banker über seine Schulden und sein Boot zu verhandeln. Läuft aber schief. Sein Schiff wurde von einem Investor aufgekauft, seine Mannschaft an Land gesetzt. Da taucht plötzlich ein Mr. Ballantine auf, der ihm und seinen Mannen einen Job anbietet, der auf Meeresforschung hinausläuft. In der Zwischenzeit wird auch eine Truppe Kämpfer für eine Befreiungsmission in Somalia zusammengestellt. Alles Ex-Soldaten und deren Anführer Thorne will auch seine Tochter dabeihaben, die übrigens die Ex-Gattin von Chambers ist. Er findet sie total verwahrlost in ihrem eigenen Dreck und total zugedröhnt vor. Dennoch nimmt er sie mit und sie machen sich daran, sie von den Drogen zu entwöhnen. So langsam begreift Chambers, auf was er sich einlassen musste. Er bekommt zwar sein Schiff wieder und ein lukratives Angebot für ihn und seine Mannschaft, aber dafür müssen sie mit der Elite-Truppe erst in den Kampf ziehen, bevor es an die Meeresforschung geht. Also erster Auftritt in Somalia, um die Geiseln zu befreien sowie ein Video zu holen, auf dem der riesige Hai zu sehen ist, wie er an einem Wal knabbert. Auch der Wal sieht befremdlich aus mit seinem scharfen Gebiss. Nach hartem Kampf müssen die Männer feststellen, dass die Geiseln bereits tot sind, aber das Video bekommen sie und machen sich auf die Reise, um die Kreaturen zu finden. Verfolgt von Daacad, der sie absichtlich das Video hat holen lassen, um seine Leute vorerst aus der Suche nach dem Killerhai herauszuhalten, da die anderen über bessere Ausrüstung verfügen, um das Vieh zu finden. Keiner von ihnen weiß, was ihnen dann blüht. Es entwickelt sich eine rasante und blutige Jagd, die nicht jeder überleben wird.

Das wäre eigentlich der richtige Stoff für die Shark-Reihe von The Asylum. Zoe Bell als die Navy Seal und Steven Seagal als Mega Shark, denn der ist laut Beschreibung: Uralt. Riesig. Hungrig. Okay, jetzt ernsthaft. Roel Reine in den Regiestuhl, ein akzeptables Budget zur Verfügung gestellt und das würde ein fetziges Creature Feature B-Movie. Der Aufbau des Buches ist auch entsprechend. Auftauchen der Bestie, Zusammentsellen eines Jagdteams, Begegnung mit Hai. Am Anfang taucht der titelgebende Mega kurz auf und vermiest einigen somalischen Piraten den Tag, dann folgt der Wechsel zu den Hauptfiguren, die nach und nach vorgestellt werden. Eigentlich haben alle von denen irgendwie eine Macke und diverse Defizite aufzuweisen. Seien es schlichter Leichtsinn und Abenteuerlust wie bei Chambers, die Drogensucht von Kinsey, Verletzungen aus dem einen oder anderen Einsatz, einfach nur Schießwütigkeit oder Schuldgefühle wie bei Kinseys Vater. Leser, die jetzt hier einen ausgefeilten und cleveren Plot, gut ausgearbeitete Charaktere und einen nobelpreisverdächtigen Stil erwarten - Leute holt euch ein anderes Buch. Der einzige Tiefgang in "Mega" ist die Tauchfahrt mit dem Mini-U-Boot. Doch etwas anderes wollte Jake Bible ja auch nicht anbieten, wie er selbst im Vorwort zu erkennen gibt - und etwas anderes hab ich hier auch nicht erwartet. Es sollte ein Creature Feature werden, an dem nicht nur die üblichen paar Hanseln so nach und nach den Löffel abgeben, sondern mit mehr Action gewürzt sein. Nun, das ist dem Autor hervorragend gelungen. Lässt sich nach dem Angriff zum Buchbeginn die Suche nach den richtigen Leuten für den Job in punkto Action noch etwas ruhiger an, wird der Teil dennoch von ständigen coolen oder blöden Sprüchen und Hänseleien untereinander auf Kurs gehalten, wobei auch die eine oder andere kleine Auseinandersetzung mit schwerem Geschütz das Geschehen auflockert. Im letzten Drittel dann gibt es eigentlich keine Pause mehr. Action satt und jetzt endlich hat der Hai seinen großen Auftritt und einige der Kämpfer, die trotz dem einen oder anderen Manko schon als Sympathieträger herhalten können, erleben das Ende des Buches gut durchgekaut im Haimagen. Natürlich ist da einiges ziemlich sinnfrei und vogelwild, aber es macht dennoch Spaß diesen auch spannenden und rasanten Tierhorrorkracher zu lesen. "Mega" ist das buchgewordene B-Movie mit allen erforderlichen Zutaten: coolen Sprüchen, wildem Geballer, bösen Piraten, harten Faustkämpfen (Panzerfäuste, hehe) und fressgierigen Wasserwesen. Ein echter Spaß für den geneigten Fan und Jake Bible deutet auch im Vorwort sowie zum Buchende hin an, dass man vielleicht auf weitere Abenteuer der Truppe hoffen kann. Immer her damit. Eine Abwechslung zu den vielen Metzelbrutalos, die so durch die Verlage geistern (und von mir natürlich ebenfalls konsumiert werden), ist "Mega" allemal. Rund 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: CarliSun am 16 Juli 2014, 21:57:55
Mega? Das schaut mal richtig trashig aus!  :thinking:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Juli 2014, 22:52:09
Mega-trashig halt.

Hirn aus und durch, reines Spaßbuch ohne jeglichen Anspruch.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: CarliSun am 18 Juli 2014, 22:22:46
Ganz ehrlich: Wo treibst du diese Bücher auf? Ich treibe mich ja auch häufig in Büchereien und Buchläden herum, doch ich kann mich nicht entsinnen eine Abteilung mit solchen Werken entdeckt zu haben.  :thinking:

Kaufst du im Net oder in nem Spezialgeschäft?

XOXO CarliSun
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Juli 2014, 23:25:35
Solche Sachen zumeist im Netz. Mein Stammbuchladen (gehört zu ner Kette) hat so ein Zeug nicht zu bieten. Ständiges Stöbern im Netz bringt dann halt Verlage wie Luzifer-Verlag, -mkrug Verlag (ehedem Otherworld), Voodoo press, Atlantis-Verlag usw. zu Tage.

Und ich bestell dann lieber beim Verlag direkt, da die dann keine  prozentualen Abgaben an Amazon oder ähnliche "Institutionen" zahlen müssen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Juli 2014, 21:55:22
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1405508948_The_End_2_Web.jpg)

G. Michael Hopf. Seit ein Super-EMP die Vereinigten Staaten verwüstete, hat sich das Leben dramatisch verändert. Millionen Menschen sind gestorben und weitere Millionen leiden. Ein Ende ist nicht absehbar. Nach den chaotischen Wochen des Zusammenbruchs befinden sich viele auf der Suche nach einer neuen Heimat - einem Ort, der Sicherheit und Zukunft verspricht. Doch eines ist gewiss: Der lange Weg wird seinen Tribut von ihnen allen fordern.

Gordon und seine Familie sind mit den Menschen, die sich ihnen angeschlossen haben, weiter auf dem Weg Richtung Idaho. Doch der Weg ist nicht nur steinig, er ist auch bleihaltig. Einen ersten Hinterhalt kann Gordon noch mit einem schweren 50.-er Kaliber auf dem Jeep abwehren, doch als sie später ein altes Fort entdecken, das möglicherweise noch Nahrung und Munition gebunkert hat, will er sich dort umsehen. Zusammen mit einem Begleiter will er erst die Gegend auskundschaften, doch stattdessen muss er zuerst feststellen, dass sein Sohn Hunter ihm gefolgt war, um zu helfen und dann auch noch, dass sie in eine Falle gelaufen sind, die sein Helfer nicht überlebt. In der Zwischenzeit versucht die restliche Regierung sich zu verbarrikadieren und von Cheyenne Mountain aus den Betrieb halbwegs am Laufen zu halten. Doch immer mehr Menschen drängen aus dem zerstörten Osten in die noch bewohnbaren Gebiete vor. Man beschließt, sich abzugrenzen und den Zuzug von Menschen zu kontrollieren. Weiterhin soll Ausschau nach dem vermissten Präsidenten gehalten werden. Die Notregierung entscheidet, dass man aus den unterirdischen Versorgungsbeständen, die für solche Fälle aufs gesamte Land verteilt angelegt wurden, einen gewissen Prozentsatz, der nicht das wohlige Leben der Regierenden gefährden würde, an die Bevölkerung auszugeben. Doch bevor es dazu kommt, werden die entsprechenden Zentren von unterirdischen Atombomben völlig vernichtet. Hilfe aus dem Ausland kann die USA aufgrund ihrer früheren Verhaltensweisen kaum erwarten, Texas macht sich wieder auf Separationskurs, Hawaii und Alaska denken ähnlich und auch die Kalifornier wollen sich das Gehabe aus dem fernen nicht mehr Washington als wo auch immer bieten lassen. Aber es sind noch mehr Gruppen aktiv. Sebastian will immer noch seinen Bruder Gordon finden und ist seit seiner Meuterei auf dem Schiff von Barone näher dran als er denkt, denn bis auf einen Meuterer, der einen Offizier ermorden wollte, werden alle anderen an der Küste vor San Diego ausgesetzt, Sebastian  auf Befehl seines Gunnys sogar bis nach Hause geflogen werden. Doch sein Transportmittel wird abgeschossen und nur er überlebt schwer verletzt. Man hat ihn aber gefunden und er wird von einer Siedlung der Mormonen gepflegt. Diese haben noch eine Menge Nahrungsmittel, wollen aber sobald es geht, weiter ins Landesinnere, das berühmte and Zion, ziehen. Doch zuvor müssen sie sich einiger Verzweifelter erwehren, die vor lauter Hunger die Kornkammern der Mormonen stürmen wollen. Und Barone, der mit seinen Leuten ja den Stützpunkt Diego Garcia überfallen hatte, um sich weitere Schiffe und Lebensmittel sowie Muniton anzueignen, ist nun vor der Küste von Südkalifornien gelandet und macht sich dann daran, dort die Situation zu übernehmen. Was keiner der bisher genannten Beteiligten ahnen konnte, ist, dass von Süden her der Junior eines mächtigen Kartellbosses an einem Napoleonkomplex leidet. Setzt seinen Herrn Papa ab und will jetzt die USA in Grund und Boden stampfen, Mexiko zu altem Ruhm verhelfen und sich nicht nur die alten Staatsgebiete zurückholen, sondern den gesamten Norden erobern (Ein Mexikaner in Alaska, yeah baby). Und die Regierung von Venezuela in Caracas ist nur allzu bereit ihn dabei zu unterstützen und bald steht eine Flotte Kriegsschiffe bereit gen Amerika zu ziehen.

Auch die Fortsetzung macht es schwer, sich einen Protagonisten auszusuchen, für den man Sympathie entwickeln kann und bei dem man auch wirklich mitfiebert. Bei sehr vielen Hauptfiguren wie Gordon oder Barone kann man zwischendurch sogar ein gewisses Verständnis für ihr Handeln in solch einer Lage entwickeln, aber dann folgen wieder derartig drastische Wendungen im Charakter, welche die Personen dann zu kleinen oder mittleren Despoten werden lassen, dass es einen eher abschreckt. Einzig Sebastian kann sich andauernder Sympathien erfreuen und man erwischt sich dabei, dass man seinen Weg interssierter verfolgt, als den der anderen. "The End 2" ist wie der erste Teil ein apokalyptischer Endzeitroman, der nicht viel auf die emotionale Ebene der Geschehnisse und Figuren gibt. Es ist eine Überlebensstory - überleben mit allen Mitteln. Und es erstaunt nicht, dass sich schon so kurz nach der Katastrophe Gemeinschaften bilden oder einzelne - auch religiös-fanatische - Spinner nach der Macht greifen. Als alles den Bach runtergeht, ist sich jeder selbst der Nächste. Regierungen? Ha, gut versorgt in einem der sichersten Bunker der Welt. Bleiben statt entscheiden heißt da die Devise. Amerikas Weltherrschafts- und Weltpolizistgehabe wird nach der Katastrophe von den ehemaligen Verbündeten ebenso abgestraft wie von den neutralen oder Feinden - zumindest jenen, die noch übrig sind. Jetzt schreibt ihnen keiner mehr vor, wie sie ihre Länder zu regieren haben, spioniert sie keiner mehr aus und ist noch beleidigt, wenn er ertappt wird. Keiner muss mehr aggressives Eingreifen fürchten, wenn man die Demokratie nicht "amerikanisch" lebt. Also wird die ehemalige Großmacht immer mehr isoliert. Insgesamt bietet "The End 2 - Der lange Weg" satte Action, die relativ trocken und nüchtern serviert wird und ohne allzu hohen gefühlsduseligen Anteil auskommt, obwohl hier mindestens eine Szenen enthalten ist, die man kaum erwartet hat und die doch betroffen macht, selbst wenn man sich schon durch die härtesten Werke des Mitanbieters Festa gelesen hat. Nicht ob der Brutalität, eher der Beiläufigkeit, mit der es geschieht. Auch wenn man diverse Handlungsentscheidungen einiger Figuren nicht wirklich nachvollziehen kann, unterhält das Buch doch mit einem hohen Actionanteil, einem sympathischen Sebastian und einem Cliffhanger, der für den dritten Teil noch einiges erwarten lässt. Bin schon gespannt drauf, wie es weitergeht. Und ich gehe davon aus, dass der Luzifer-Verlag hier ebenso die Fortsetzung veröffentlicht, wie er es nach eigenem Bekunden (Ich MUSSTE da einfach fragen) auch bei "Mega - Baja Blood" von Jake Bible tut. Ich geb es ja zu, auf diese Militäraction - ob Endzeit oder Horror dabei sind, ist mir egal, solange der Mix passt. Und dem ist bei G. Michael Hopf und Jake Bible (auf die Art werd ich also doch noch zum Bibelleser, wer hätte das gedacht.) so. Rund 305 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Juli 2014, 21:56:58
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1405691923_simonkernick.jpg)

Simon Kernick. Die Drohung: London, acht Uhr morgens - eine Bombe verwüstet ein Cafe in der Innenstadt. Das Ultimatum: Unbekannte kündigen einen weitere Anschlag an, der ganz England erschüttern wird. Verbleibende Zeit: 12 Stunden. Der Gefangene: William Garrett erwartet die Verurteilung wegen Massenmordes. Er behauptet, die Namen der Terroristen zu kennen. Aber er verlangt einen hohen Preis. Der Countdown: Die Detectives Mike Bolt und Tina Boyd müssen sich auf eine erbarmungslose Hetzjagd durch London begeben, um die angekündigte Katastrophe zu verhindern - bevor es zu spät ist.

Tina Boyd, im Prinzip frisch nach ihrer Suspendierung wieder im Dienst, ist mir ihrem neuen Partner (Jung, Typ Korinthenkacker und Regelfetischist ohne Arsch in der Hose) in den Straßen Londons unterwegs, als in der Nähe anscheinend eine Bombe hochgeht. Sie rasen zum Tatort und stellen fest, dass ein Cafe in die Luft gejagt wurde und ein asiatisch aussehender Mann sich eiligst entfernt. Tina Boyd hetzt ihm hinterher und kommt langsam näher. Doch dann wird der Flüchtige beim Überqueren einer Straße von einem Laster geplättet. Einer ihrer Vorgesetzten und schärfsten Kritiker schiebt ihr die Schuld in die Schuhe, dass es in ihrer Umgebung immer wieder Leichen und Verstöße gegen die Vorschriften gibt. Doch bevor sie endgülitg aus dem Polizeidienst entfernt wird, kommt ihr das Schicksal in Gestalt des einsitzenden William Garrett zu Hilfe. Er weiß angeblich etwas über die Täter, will aber nur mit Boyd reden. Sie wird vorübergehend dem Team ihres bekannten Mike Bolt zugeteilt und fährt dann Richtung Knast, um die Informationen aus Garrett zu quetschen. Der will natürlich verhandeln und schafft es in einer zweiten Runde tatsächlich zumindest in ein sicheres Haus in der Nähe des Gerichts überstellt zuz werden, da er im Gefängnis in Todesgefahr zu sein scheint, wie zwei Anschläge auf ihn bewiesen haben. Seine erste Information führt die Polizei zu einem Albaner, der mit Waffen handelt. Doch in der Zwischenzeit wurden bei weiteren Explosionen mehrere Menschen getötet. Der oder die Attentäter hatten der Polizei eine Falle gestellt und der Anruf von einem Handy, in dem eine islamistische Terrorgruppe die Verantwortung für den Anschlag auf das Cafe übernahm, führte die Plozisten zu einer Wohnung, in der weitere Sprengsätze vorbereitet waren, die bei deren Eintreffen explodierten. Andernorts in London ist Richard Jones dabei, eine Gangsterbande zu infiltrieren und muss dabei einen Test in Form eines Überfalls auf einen Drogendealer bestehen, der gerade mit seiner Truppe das Geld aus den verschiedenen über die Stadt verteilten Crackhäusern abholt. Eigentlich sollte alles ohne Krawall vonstatten gehen, doch da sie den Fünf-Mann-Job nur zu zweit angehen, kommt es zu einer kritischen Situation, die dann auch den Dealer sein nutzloses Leben kostet. Der besagte Albaner aber, hinter dem Boyd und Bolt her sind, erweist sich als cleverer als erwartet, zumal ihm Boyd mit ihrer Eigensinnigkeit auch noch in die Hände spielt. sie verhaften ihn zwar, haben aber vorerst nicht viel in Händen, um ihn länger festhalten zu können.

Die große Kunst der Literatur sollte man von Simon Kernick jetzt nicht erwarte, dafür aber kann man sich wie gewohnt auf einen feinen Thriller voller Action freuen. "Bedrohung" hat unerwartet auch noch einen Bezug auf "Das Ultimatum", den Vorgänger. Es entfaltet sich ein perfider Plan, der so nach und nach in die Tat umgesetzt werden soll. Bis dem geneigten Leser aber diese Erkenntnis näher gebracht wird, lässt Simon Kernick erst einmal die Hunde los. In den meisten Romanen, die sich mit Terroranschlägen befassen, wird nach einem ersten Attentat das nächste dann durch akribische Arbeit und schlaue, beinharte Ermittler verhindert. Nicht so bei Kernick: Einem Anschlag folgen weitere. So ganz nebenbei wird die lasche Gesetzgebung im Königreich ebenso moniert wie die Tatsache, dass man seine Feinde ja selbst ins Land holt. Die eine oder andere rassistische Tendenz oder zumindest Einwandererphobie kann man bei manchen Aussagen durchaus vermuten. Als hätte sich der Autor an Hardlinern wie Clancy und Konsorten orientiert. "Bedrohung" ist schnell, spannend und führt mit Rick Jones einen Charakter ein, der bisher noch nicht aufgetreten ist, während Bolt und Boyd ja in bisher allen seinen Romanen zumindest kleinere Auftritte hatten, wenn er wie bei der Dennis Milne-Trilogie eine andere Figur in den Fokus stellte. Auch Jones ist keine fehlerfreie Heldenfigur, sondern ein enttäuschter Mann, der gebrochen vom Tod diverser Freunde und Kameraden aus dem Krieg gegen den Terror zurückkam und feststellen musste, dass es Regierung wie Bevölkerung völlig egal ist, was mit den Heimkehrern nach ihrem Dienst am Vaterland geschieht. Tina Boyd bleibt die scheinbar unbelehrbare Polizistin mit zuviel Eigensinn und dem Faible für jedes auffindbare Fettnäpfchen. Die Politik wird im Allgemeinen nicht sonderlich positiv dargestellt, wobei manche Vorwürfe auch auf hiesige Compadres und Amigos in den wenig besuchten Sitzungssälen passen würden, egal, wie volksnah sie tun. Dennoch hält sich Simon Kernick nicht übermäßig lange mit Charakterisierungen oder gar Gesellschaftskritik auf (Boyd und Bolt sind dem Kernick gewogenen Leser eh bekannt), sondern drückt bei der Handlung schwer aufs Tempo. Rasant geht es von einem Tatort zum anderen, wechseln die Perspektiven (Undercover-Rick erzählt in der Ich-Version) und die vermeintlichen Motive. Nichts ist im Voraus klar zu erkennen, auch nicht, wer wirklich die Fäden zieht, wer die ganze Aktion für welche Zwecke zu nutzen gedenkt und seine Aktivitäten unbeschadet übersteht. Bis zum Ende des Buches, da so gar nichts von den klischeehaften Friede, Freude, Eierkuchen-Werken des sonstigen Mainstreams hat, stapeln sich die Leichen. Sehr unterhaltsam, flott, packend und mit einem Ende, das nich kein Abschluss ist. Der fiese Plan ist noch nicht vollständig ausgeführt. Ob die Geschichte nun im nächsten Kernick "Treibjagd" weitergeführt wird oder erst in späteren Veröffentlichungen weiß ich nicht zu sagen. Ach ja, es ist NICHT zwingend notwendig "Das Ultimatum" vorher gelesen zu haben, aber aus zwei Gründen wäre es wohl angebracht: a) es ist ebenfalls ein richtiger Page turner und b) erfährt man dort so einige Details über den Insassen William Garrett. Zusätzlich gibt es noch eine Kurzgeschichte, die ganz nett ist. Zusammen rund 475 Seiten.

Und mal ne andere Rezi.
http://blog.buch-stangl.de/die-bedrohung/ (http://blog.buch-stangl.de/die-bedrohung/)
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Juli 2014, 21:58:12
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1405760135_lennox.jpeg)

Craig Russell. Chicago war gestern. Der Krieg ist vorbei. Doch in Glasgow hat die Schlacht gerade erst begonnen. Drei Gangsterbosse haben die Stadt unter sich aufgeteilt. Tam McGahern, ein aufstrebender Rivale, wird auf offener Straße erschossen. Sein Bruder Frankie will Privatdetektiv Lennox anheuern, um den Mord aufzuklären. Doch der ist dafür viel zu gerissen. Einen Tag später ist Frankie tot. Die Polizei versucht Lennox den Mord anzuhängen. Um seine Haut zu retten, muss Lennox sich mit Leuten einlassen, die tödlicher sind, als alle Gangster von Glasgow.

Nachdem Tam McGahern hinterrücks mit einer Schrotflinte erledigt wurde, will sein Bruder Frankie, dass Lennox, der dafür bekannt ist, auch Aufträge eher zwielichtiger Natur zu übernehmen, ohne endgültig den lauteren Pfad der Rechtschaffenheit zu verlassen, die Sache aufklärt. Zu Frankies Leidwesen hat er a) nicht höflich genug "gefragt" und hatte b) Lennox eh keine Lust, für ihn zu arbeiten, da er sich dann mit den sogenannten "Drei Königen" (Murphy, Cohen und Sneddon), die Glasgow in drei Reviere aufgeteilt haben, überworfen hätte. Als Frankie ob der Ablehnung pampig wird, bekommt er von Lennox kurzerhand was aufs Maul, was in der Halbwelt von Glasgow 1953 durchaus noch eine freundliche Art der Unterhaltung ist. Weniger nett ist dann aber, dass Lennox am nächsten Tag von den Bullen verhaftet und durch die Mangel gedreht wird. Man hat Frankie mit zermatschter Birne tot aufgefunden. Aufgrund einer Zeugenaussage kann er aber entlastet werden und kommt frei. Jetzt will er wissen, was gespielt wird und beginnt zu ermitteln. Sein erster Gedanke, dass er nacheinander mit den drei Bossen spricht, wird für ihn zu einem Auftrag. Gleich der erste Obermotz engagiert ihn und überreicht ihm einen Vorschuss, um genau das zu tun, was Lennox eigentlich schon aus eigenem Antrieb erledigen wollte. Nebenbei übernimmt er auch noch einen Fall, der sozusagen aus rechtschaffener Ecke kommt, damit er auch legale Abrechnungen an das Finanzamt weitergeben kann. Je länger die Ermittlungen dauern, umso verzwickter wird die gesamte Geschichte und es hängen weitaus mehr Personen mit drin, als je vermutet.

Lennox ist ein Kanadier, der nach dem Krieg, in dem er als Captain der Alliertenarmee in Italien und Deutschland diente in Glasgow hängengeblieben ist. Einem Glasgow, das den Beschreibungen eines Gordon Ferris ähnelt mit all seinem Schmutz, soziale Ungerechtigkeit, Rassismus und religiösen Auseinandersetzungen. Selbst damals herrschte schon die große Rivalität zwischen den katholischen Celtics und den protestantischen Rangers, was sich schon seit Jahren durch die gesamte Gesellschaft zog und natürlich auch vor den Gangsterbossen nicht halt machte. Russell skizziert eine Stadt der Gewalt und Korruption, in der jeder die Hand aufhält. Sein Lennox ist einer dieser Hardboiled-Detective, die Marlowesche Züge aufweisen, nicht um einen trockenen Spruch verlegen sind und zuschlagen, wenn es sein muss. Im Fall Lennox kommt noch ein Teil Rachsucht dazu. Craig Russell hat die Story mit einigen Wendungen versehen, lässt seinen Protagonisten mehr ertragen, als es ein Sylvester Stallone je musste und spinnt eine spannende Geschichte, die sich immer weiter zu einer internationalen Angelegenheit ausweitet, die selbst die Möglichkeiten der drei Bosse von Glasgow in den Schatten stellt. Für sein Buch hat sich der Autor diverser Ansätze aus schon vorhandenen Werken bedient und erzählt auch im Grunde nicht viel Neues, wenn ein tougher Einzelgänger, der auch der Schwarzen Serie entsprungen sien könnte in düsterer Atmosphäre mit schwarzem Humoir, der aber nicht immer zündet, und einer guten (aber irgendwie nicht ausreichenden) Portion Coolness und der einiges einstecken kann, seinen durchaus komplexen Fall löst. Wie schon bei seinem deutschen Protagonisten Jan Fabel in den Hamburg-Thrillern gelingt dem Schotten ein guter, aber kein überragender Kriminalroman. Rund 380 Seiten. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Juli 2014, 22:06:05
(http://2.bp.blogspot.com/-v0Vh2_4BSkI/U80RL5XwjqI/AAAAAAAANgE/60w8WU4mUK4/s1600/payday.jpg)

Howard Gordon. Gideon Davis war Peacemaker in Konflikten rund um den Globus. Seinen friedensstiftenden Job musste er jedoch aufgeben, als er sich für seinen in Ungnade gefallenen Bruder einsetzte. Nun führt Gideon ein unauffälliges Leben als Dozent und plant gerade seine Hochzeit, als er von einem Terroranschlag erfährt, der die gesamte Führungsschicht der USA auslöschen soll. Doch das FBI glaubt seinen Warnungen nicht, und Gideon macht sich im Alleingang auf die Jagd nach den Verschwörern. Nur sein Bruder hilft ihm dabei - und so sind die beiden ganz auf sich gestellt, um den schlimmsten Anschlag in der Geschichte der USA zu verhindern.

Gideon Davis hat sich mittlerweile mit seinem Zwangsruhestand abgefunden und arbeitet als Dozent und Lehrer. Zudem hat er sich entschlossen, Kate, die er auf der Bohrinsel in "Peacemaker" kennenlernte, zu ehelichen. Als er gerade auf dem Nachhauseweg ist, wird er von einem Fremden angesprochen, der sich als vom äußeren Anschein her eher als drogensüchtiger Penner zu erweisen scheint. Ein Irrtum, dem Davis da erlegen ist. Drogensüchtig ja, aber nicht unzuverlässig und schon gar kein Penner. Der Mann erzählt ihm eine Story, die sich als glaubwürdig erweist. Für den Dienst an seinem Land und die vollständigen Informationen erwartet der Typ 100.000 Dollar. Davis geht zum FBI, wo er noch eine alte Bekannte namens Nancy hat, die ihn ihrem Vorgesetzten vostellt. Der will alles schnell abwürgen, gestattet Nancy aber, sich zusammen mit Davis mit dem Informanten zu treffen, doch der erscheint nicht, sodass der Vorgesetzte die Bedrohung des Präsidenten und aller Senatoren nicht weiter verfolgen will. Gideon hat jetzt aber Blut geleckt und macht sich daran, die sache in die eigene Hand zu nehmen. Die Miliz, die an der Aktion beteiligt sein soll, aber einen Hintermann und Planer hat, wohnt und trainiert in der Nähe von Tillmans Behausung und hat den Bruder von Gideon schon mehrfach angesprochen, ob er nicht bei ihnen einsteigen will. Die Chance kann man nicht ungenutzt lassen und Tillman willigt trotz seiner verständlichen Abneigung gegen die Regierung ein. Die Zeit bis zu dem angekündigten Anschlag verstreicht, der Informant ist mittlerweile tot und die Infiltration des Lagers bringt noch weitere Schwierigkeiten mit sich.

Ich wollte zwischendurch mal seichte und schnelle Kost und die hab ich bekommen - im Übermaß. Man soll halt vorsichtig sein, was man sich wünscht. War der Vorgänger noch okay und hatte zügige Action zu bieten, ist das hier nur noch ein Jack Bauer auf Beruhigungsmitteln. Zwar springt auch Gideon, wenn seine Nation ihn braucht, aber das wird dann doch eher nur ein kleiner Hüpfer im Sandkasten. Davis ist eher ein Glücksbärchi mit einem rund um zufriedenen Leben ohne die Schwierigkeiten des anderen Helden unter Howard Gordons Fittichen. Was der Produzent der Serie "24" hier anbietet ist mager - sehr mager. Die Konfliktparteien sind fein säuberlich getrennt, die Charakterisierung der Figuren ist kischeehaft (dumme Hinterwäldlermilizionäre mit kaputten Zähnen, fieser Vorgesetzter, irrer Killer usw.) bis zum"Geht-nicht-mehr". Die Story geht zwar gradlinig voran, aber auch völlig uninspiriert,ohne Umwege, ohne Überraschungen, ohne Komplikationen. Die Spannung ist schnell weg, sobald man sich ins Geschehen eingelesen hat und weiß, wo der Hase langläuft - und das passiert schon auf den ersten knapp sechzig Seiten oder so. Ab da verfolgt man nur noch die nette Hatz des Gideon Davis nach den bösen Buben. "Payday" ist nicht mehr als ein aufgeblähter Heftroman, der sich qualitativ und storytechnisch so gar nicht auch nur ansatzweise in die Nähe von guten Terrorismusthrillern bekannter Autoren begibt. Was Terry Hayes mit seinem "Faceless" zu viel rumgelabert hat, ist bei Howard Gordons "Payday" genau das Gegenteil. Billige Geschichte mit schablonenhaften Figuren und auch noch recht lauer Handlung. Die Action ist ebenfalls dünn gesät und das Ende mit einem derartig dicken Zuckerguss versehen, dass es einem schon übel aufstoßen kann. Alle haben sich lieb, die Bösen und die Kritiker sind tot und wenn sie nicht gestorben sind..... Es gibt Stand heute noch einen dritten Roman um Gideon Davis, aber ob ich mir den kaufe, wenn er in deutscher Übersetzung kommen sollte, ist eher fraglich. War dann doch ziemlich enttäuischend. Positiv kann man höchstens bewerten, dass es eine völlig unangestrengte, simple Strandlektüre für den Urlaub ist, auf die man sich beim besten Willen nicht zu konzentrieren braucht. Rund 345 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Juli 2014, 22:08:58
(http://4.bp.blogspot.com/-ztMuzAipzTk/U8-Nxh9DMxI/AAAAAAAANh4/0ApkoZR2U14/s1600/keinemtrauen.jpg)

Robison Wells. Du hast dir ein besseres Leben gewünscht. Doch wo du jetzt landest, ist es schlimmer als je zuvor. Gefangen in einem Internat. Kein Entkommen. Niemals. Aber du bist entschlossen zu fliehen. Doch du kannst keinem trauen. Nur dir selbst.

Benson Fisher wurde von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht und blieb nirgends lange genug, um Freunde zu finden. Irgendwann sah er die Chance sich auf ein Stipendium einer elitären Privatschule zu bewerben. Also schmiß er dem letzten Pflegevater den unbezahlten Tankstellenjob vor die Füße, was in Bensons Falle hieß, dass er die Tanke einfach nicht aufgemacht und und vor Dienstbeginn kommentarlos verschwunden ist. Viel Spaß Pflegepapi, hehe. In einer Limousine wird er zu seinem neuen Wirkungsfeld kutschiert und muss schon bald feststellen, dass hier ganz schöne Sicherheitsmaßnahmen herrschen. Erst kommen sie an einem hohen Zaun mit Stacheldrahtkrone vorbei und eine halbe Meile später an einer steilen Mauer, deren Umgebung ca. vier Meter auf jeder Seite von jeglichem Bewuchs befreit ist. Seltsam auch, dass er auf dem Hof keine Kids oder Schüler bzw. Lehrer sieht. Nur im Gebäude an einigen Fenstern scheinen welche zu winken und rufend herumzualbern. Er wird von der immer strahlend lächelnden Becky empfangen, während die Limousine wieder abbfährt. Jetzt ist kein Erwachsener mehr zu sehen. Von Becky erfährt er, dass das auch so bleibt. Nach und nach erkennt er die Strukturen der Schule. Keine Erwachsenen, kein Freigang, sie bleiben in der Schule eingesperrt, die Schüler bekommen über PCs, die keinen Internetzugang haben, ihre Lernaufträge, es gibt keine Telefone, keine Fernseher und er MUSS sich einer der herrschenden Gruppen anschließen und die zu verteilenden Arbeiten verrichten. Die werden nach einem Punktesystem vergeben, bei dem sich die Schüler ihre Punkte durch harte Arbeit, Fleiß, gutes Benehmen, absoluten Gehorsam bei den strikten Regeln ihre Position und auch manche Annehmlichkeiten verdienen können. Die unterschiedlichen Gruppen sind: a) die Society, die kuschen und immer nach den Regeln der Schule leben, b) die Havocs, die das genaue Gegenteil tun und so viel Unruhe stiften, wie es ihnen möglich ist und c) die Variants, die irgendwie zwischen den Stühlen sitzen und für die entscheidet sich Benson. Doch er will sich auch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass er hier nun eingesperrt sein soll, wie in einem Gefängnis oder eine Laborratte. Immer mehr verdichtet sich bei ihm de Verdacht, dass sie hier nur einem Experiment dienen und er will abhauen. Wirklich ernst wird es ihm mit dem Wunsch allerdings, als er eine schreckliche Entdeckung macht.   

"Du kannst keinem trauen" (Original"Variant") beginnt eigentlich ähnlich wie "Die Auserählten 1 - Im Labyrinth". Ein Jugendlicher wird mit einer Situation konfrontiert, über die er gar nichts wissen kann und muss mit einer fremden Gemeinschaft zurechtkommen. Auch hier wird der Leser mit dem Protagonisten auf dem gleichen Wissensstand ins Geschehen katapultiert. Unwissenheit erzeugt Spannung (Und ich weiß jetzt, warum mein Leben so spannend ist: Keine Ahnung von gar nix). Dass Benson Fisher ein eher unbequemer, weil komplizierter, denkender und starrsinniger Charakter ist, erfährt man schon zu Beginn, wenn die Vorstellung vorbei ist. Er kommt dem Leser in manchen Situationen vor, wie der berühmte Fremde, der in eine ihm unbekannte Stadt kommt und dort aufräumt, bevor er wieder verschwindet. Benson ist clever, versucht, eine Fluchtbewegung zu organisieren, stößt aber auf Widerstände. Bei der Gelegenheit kümmert sich der Autor geflissentlich um die Thematik, ob blinder Gehorsam wirklich die beste Lösung sein kann oder ob man seine eigenen Ansichten icht nur äußert, sondern auch wirklich dafür eintritt. Erfreulicherweise bedient er sich kaum an den bekannten High School-Klischees, bindet sie schlimmstenfalls oberflächlich ein und lässt dafür von Seite zu Seite die Spannung ihr Steigerungspotential entfalten. Nachdem einige Konflikte teils recht handgreiflich ausgetragen wurden, bei denen sich auch die Gruppendynamik veränderte, bietet Robison Wells dann eine Wendung auf, die überraschen soll und für ein Jugendbuch auch sicherlich gut funktioniert, aber da er sich leider auch bei einigen bekannten Versatzstücken aus Buch und TV bedient hat, konnte zumindest ich das Ereignis bald benennen, bevor es für die handelnden Personen und den Leser offensichtlich wurde. Nach diesem Schock für die Schüler, bilden sich zwei Gruppen - die eine will bleiben und es aussitzen, da sie, die sie ja alle nichts besseres kannten, es an der Maxlight trotz aller Regeln und gespenstischer Vorfälle noch recht gut hatten und die andere, die unbedingt fliehen will. Dennoch macht sich der größere Teil auf den Weg, die Hindernisse Richtung Freiheit zu überwinden, ohne wirklich zu ahnen, dass sich unter ihnen doch noch eine unbekannte Anzahl einer weiteren Partei befindet. Hier setzt Robison Wells dann auch auf einige Actionsprenksel, die aber nie so richtig brutal sind. Und er lässt das Buch mit einem fetten Cliffhanger enden. Dass im Anschluss noch zwei Kapitel des Nachfolgers stehen, sollte man sich möglichst verkneifen zu lesen. Verdirbt die Vorfreude. Ein ordentliches Jugendbuch mit einem geeigneten Thema. Aber in die Nähe der Qualität eines Charlie Higson reicht das Buch nicht. Rund 465 Seiten, aber die mit Großdruck, Großrand, großem Zeilenabstand und hohem Preis. Knapp 15 Euro für ein Jugendbuch, das bei normalem Satz auf rund 300 Seiten käme. Ein echter All-Ager: Inhalt für die Kids, Preis für die Eltern, die es bezahlen müssen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: CarliSun am 24 Juli 2014, 10:22:05
Kernick habe ich auch schon gelesen und war danach leicht enttäuscht. Nachdem ganzen Lobgesang über ihn hatte ich tatsächlich mehr erwartet. Schreibstil fand ich simpel und eingängig ... jedoch an manchen Stellen zu steif (ggf. auch Übersetzungsfehler?!) ... Storyline war damals sehr vorherrsehbar. Zu offensichtlich mag ich es auch nicht. Ach ja, meine Vergleichswerke ist "Gnadenlos" und "Vergebt mir". Bücher waren vom Stil her auf gleichem Niveau. Aus diesem Grund habe ich mich vom Autoren verabschiedet. Die bisherige Erfahrung reicht mir.  ;)

Die anderen vorgestellten Autoren sind mir unbekannt.

XOXO CarliSun
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Juli 2014, 12:31:18
Naja,

Kernick ist schon nicht mit hohem Anspruch versehen, das ist wahr. Aber er bietet ner Menge Action und hat oft auch noch Twists drin, die das Ganze nicht so vorhersehbar machen ,wie du an deinen Beispielen glaubst.

Was andere Autoren angeht, ist jetzt die Howard Gordon ein Paradebeispiel für das, was du bei Kernick kritisert hast. Naja, er war halt hauptsächlich beim TV beschäftigt und hat für seine Schreibe nur herzlich wenig von "24" mitgenommen.

Und über andere Autoren wie John Aysa, Edward Lee, Wrath John White und Konsorten solltest du dir lieber keine Gedanken machen. Denen geht es nur ums Überschreiten jeglicher Grenzen in Gewalt, Härte und Sex. Stellenweise eher eklig und abartig.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Juli 2014, 14:50:38
(http://1.bp.blogspot.com/-im3W2jxI36U/U9ItraKTg_I/AAAAAAAANjk/V0Gp-sbBZOE/s1600/die_geiseln-9783423246385.jpg)

Ilkka Remes. Am 6. Dezember, dem finnischen Unabhängigkeitstag, dringen schwerbewaffnete Männer in den Präsidentenpalast ein und bringen die gesamte Elite des Landes in ihre Gewalt.

Die beiden Serben Vasa und Radovan versuchen ihren als Kriegsverbrecher verurteilten Vater aus einem finnischen Gefängnis zu befreien. Sie entführen die Frau eines Wärters und können so ihren Erzeuger aus dem Knast holen. Doch die Flucht läuft nicht so simpel wie geplant. Vasa, der sich bisher nur mit einigen Überfällen auf Geldtransporter in seiner neuen Heimat Schweden einen "Namen" gemacht hat, glaubte, in Finnland würde alles ähnlich leicht ablaufen wie im Nachbarland. Deshalb hat er sogar seine dortigen Komplizen gar nicht erst mitgenommen und alles allein mit seinem Bruder Radovan zu stemmen versucht. Doch sie werden gestoppt, Radovan erschossen, die Geisel befreit, Vasa kann flüchten und sein Vater, der auch noch Probleme mit dem Herzen hat, wird gefangen genommen. Zurück in Schweden entwickelt er einen neuen Plan, um nicht nur seinen Vater zu befreien, sondern auch Rache an den Finnen zu nehmen, die sich im Kosovo-Konflikt im ehemaligen Jugoslawien und dem Balkankrieg auf die Seite der Nato gestellt hatten. Seiner Meinung nach hatten die Finnen dort nichts verloren. Was gehen andere Nationen die internen Streitigkeiten eines souveränen Staates an. Vasa und seine fünf Freunde bewaffnen sich über einen Mittelsmann und finanzieren dies mit dem Geld aus den vorangegangenen Überfällen. Zwar werden Vasa und auch seine Schwester in Schweden durch die ihnen nachgereist finnische Kommissarin Johanna Vahtera befragt, aber die kann nichts in Erfahrung bringen, wobei Mila, die Schwester tatsächlich nichts weiß. Am 6.12., dem finnischen Umnabhängigkeitstag, dringen tatsächlich vier schwer bewaffnete Serben in den Präsidentenpalast ein und nehmen über hundert Geiseln. Da zwei von ihnen zuvor schon von der Polizei angehalten und einkassiert wurden, pressen sie zuerst diese frei und lassen dann auch noch eine Helferin holen, die aus der Ferne die Aktion beobachtet und sie mit Informationen versorgt hat. Timo Nortamo, der sich in Brüssel aufhält, muss nun nach Finnland, um die Situation in den Griff zu bekommen, da sie mittlerweile auch immer internationaler wird. Da wird statt Geld ein Rohstoff verlangt, der zur Herstellung von Tamiflu für die vor dem Ausbruch stehende Vogelgrippe dient. Die Firma sitzt in der Schweiz, der Rohstoff kommt aus China. Und die Gangster verlangen und erhalten ein Flugzeug, das sie Richtung Russland bringen soll. Zuvor lassen sie aber einen großen Teil der Geiseln frei. Mit an Bord auch Johanna Vahtera sowie der aus der Haft gepresste Vater.

Illka Remes ist bekannt für seine temporeichen Page Turner, was auch dieser Roman aus dem Jahr 2006 unter Beweis stellt. Hier und da haben sich zwar einige Unsinnigkeiten eingeschlichen, die besonders zu Beginn des Buchs bei korrekter Arbeit der Polizei - und somit des Autors - aber zu einem frühzeitigen Ende geführt hätten. Die Geiselnahme an sich ist im Großen und Ganzen eine recht simple Angelegenheit, die lange keine Überraschungen verspricht. Alles läuft ab, wie man es aus vielen derartiger Werke kennt. Die Beteiligung der Serben aber nutzt Ilkka Remes, um einmal einen anderen Blick auf den Balkankrieg zu werfen. Er skizziert die Gemütslage der Serben, die aufgrund ihres Amokläufers Milosevic plötzlich als die alleinigen Volksmörder dastanden. Die Berichterstattung wurde einseitig, Fotos, die einen Eindruck von Konzentrationslagern in Serbien erzeugen sollten, waren ein Fake, da der Fotograf innerhalb eines umzäunten zerstörten Bahnofsgeländes stand, während die vom Krieg gebeutelten Menschen entlang des Zaunes hoffnungslos auf der Suche nach Nahrung oder einem sicheren Ort entlangschlurften. Es wird die Diskussion entfacht, ob Finnland der EU damals schon wirklich nur hörig war und aus Angst vor den Russen noch nicht der NATO beitrat, sondern nur Hilfe anbot. Ilkka Remes beleuchtet nach und nach die Schrecken des Balkan-Krieges und lässt die Frage offen, warum denn nun wirklich nur die Serben als die alleinigen Übeltäter ausgemacht wurden und nicht die als ebenfalls sehr brutal vorgehenden muslimischen Kosovo-Albaner? Anhand der Geschichte erfährt man, dass Serbien schon seit jeher den Westen gegen die Türken oder andere Moslems verteidigt hat, die in früheren Jahren in Europa einfallen wollten, um ihren Glauben zu verbreiten. Ist es der neuen Welle der politischen Correctness geschuldet, dass man nun lieber die eigenen Leute beschuldigt und sich von den sogenannten Minderheiten und Andersgläubigen alles gefallen lässt und die dann auch noch für ihre aggressive Art in jeder Lebenslage betütelt werden? Eine Antwort darauf gibt es im Buch nicht. Zum Ende hin bekommt man dan auch die Wendungen zu lesen, die man von Romanen neueren Datums gewohnt ist. Stilsicher, prägnant und präzise, mit guter Recherche, durchaus auch emotional ist "Die Geiseln" ein guter und gelungener Ilkka Remes, der aber von seinen späteren Werken immer wieder getoppt werden konnte. Der Autor wurde halt von Jahr zu Jahr einfach immer besser. zugestehen kann man ihm aber auch ohne schlechtes Gewissen, dass er mit den internationalen Top-Autoren im Thrillerbereich jederzeit mithalten kann und auch oftmals brisante und wirklichkeitsnahe Themen aufgreift und mit kritischen Anmerkungen nicht hinterm Berg hält, auch wenn er die Situationen und Probleme letztendlich nicht abschließend bewertet. Eine weitere Empfehlung. Ein Tipp: vielleicht als Ersteinsteiger auch mit den früheren Werken von ihm beginnen, sodass man der kontinuierlichen  Steigerung des Autors auch folgen kann. Wer mit dem zuletzt erschienenen "Schockwelle" beginnt, wird hier die Unterschiede dann doch zu sehr bemerken. Rund 465 Seiten.

Ist jetzt vorerst der letzte Eintrag, da ich selbst einen Schreibauftrag erhalten hab. Bis das erledigt ist, wird nur der Blog versorgt und die Rezis dann später hierher verschoben.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 August 2014, 15:37:13
(http://4.bp.blogspot.com/-bXr6WBDENeM/U9O41plxaBI/AAAAAAAANk0/WoTNT7xaTeQ/s1600/haldeman.jpg)

Joe Haldeman. Jack Delay, ehemaliger Scharfschütze der US-Armee, erhält eine sonderbare Lieferung: Im Paket sind ein Scharfschützengewehr samt Munition und ein paar Tausend Dollar in bar als Anzahlung. Der anonyme Absender verspricht noch mehr Geld. Delay soll dafür einen Mann töten. Was Delay zunächst für einen skurrilen Scherz hält, wird schnell bitterer Ernst. Bald wird Jack selbst zur Zielscheibe und muss sich entscheiden. Eine atemlose Hetzjagd auf Leben und Tod beginnt.

Nach seinem Ausscheiden aus der Armee aufgrund einer Verletzung schlägt sich Jack Delay mit seiner Invalidenrente durch, die anscheinend hoch genug ist, um ihm ein geregeltes Leben zu ermöglichen. Doch ihm steht der Sinn nach ausgefüllter Zeit, er will aktiv sein, etwas tun. So verlegt er sich aufs Schreiben von Romanen. Zu seinem Leidwesen kommen die nicht wirklich gut an, sodass die Kontaktaufnahme eines Hollywoodmagnaten ihm wie ein Wunder erscheint. Der will nämlich, dass Jack ihm ein Buch zu einem noch zu drehenden Film schreibt. Einen ordentlichen Vorschuss gibt es obendrein. Seine Freundin Kit ist ebenso angetan, aber die hat dann doch ein Problem mit der Thematik des neuen Kunstwerkes, geht es doch um einen Serienkiller, der sich wie ein Einzelgänger im Wald sein Domizil errichtet hat und der Jagd auf Menschen macht. Für ihn sind sie Nahrung. doch bald hat sie andere Probleme, denn als Jack vor der Haustür das Paket mit dem Gewehr, dem Geld und den Anweisungen findet, wird ihr ganz blümerant. Jack soll einen Auftragsmord begehen. Das kommt gar nicht in die Tüte. Jacks Versuch die Behörden zu kontaktieren scheitert. Was nun? Gemeinsam mit Kit abhauen. Und das mit Fahrrädern. Die haben keine Nummernschilder. Und Bargeld. Für die Amerikaner sind Barzahler an sich schon suspekt, also muss man sich schon in kleineren Ortschaften, in denen es vor Geschäften und Motels mit finanziellen Nöten nur so wimmelt, vorübergehend ausruhen. Doch egal, wie er es anstellt, seine Gegner bleiben ihm immer auf der Spur, drohen gar Kit zu foltern, wenn er seinen Auftrag, von dem er noch nicht einmal weiß, WEM der überhaupt gilt, nicht ausführt.

Cover und Inhaltsangabe haben mich zum Kauf dieses Buches verleitet. Seitenzahl und dieser Anschlagsplan ließen mich eine Art Stephen Hunter light vermuten/erhoffen. Das mit Stephen Hunter hattte ich schnell gestrichen. Schon  nach wenigen seiten war klar, dass Joe Haldeman (Für mich eine Erstbegegnung, aber anscheinend für sein Werk "Der ewige Krieg" bekannt und berühmt.) nicht einmal in die Nähe der Qualität von Stephen Hunter kommt. Und der Roman im Roman um einen Ausserirdischen, der sich Menschen munden lässt, ist auch nur im Ansatz zu ertragen. Was man daraus hätte machen können!!? "Tödlicher Auftrag" ist eine unmotivierte und blasse Hatz durch altbekannte und zumeist schon besser gelesene Stereotype, in der neben den Figuren auch die Story flach bleibt wie ein Brett. Action, Spannung, Verschwörung - Mummenschanz. Und dann erst die Auflösung: Schlimmer als in einem billigen TV-Krimi, sowas von an den Haaren herbeigezogen. Kurz: Fehleinkauf. Jetzt mal zu den Fehlern. Allein schon im Text auf der Umschlagsrückseite präösentiert man dem geneigten Käufer eine neue Massenvernichtungswaffe mit dem "Schar"schützengewehr. Es soll wohl dazu dienen, eine ganze Schar von Gegnern auszulöschen. Dass der fehlende Buchstabe keinem aufgefallen ist? Doch das ist nur der Beginn einer Blamagenserie für Autor (was die Geschichte angeht), Verlag, Lektorat oder Korrektorat, was die hohe Anzahl von Fehlern betrifft, durch die sich der Leser hier quälen muss. Das war mein erstes Buch aus dem Mantikore-Verlag - und auch mein letztes. Zeit- und Geldverschwendung auf rund 320 Seiten. Ich find sicher jemanden, den ich nicht leiden kann, um ihm das dann zum Geburtstag zu schenken.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 August 2014, 15:40:09
(http://3.bp.blogspot.com/-oXUv74DAzv8/U9zCydp2CtI/AAAAAAAANrA/JbNZwoLCUZg/s1600/hefnerebene.jpg)

Ulrich Hefner. USA, Frühjahr 2004: Monsterhurrikans und Flutwellen biblischen Ausmaßes verwüsten die Küsten, Millionen Menschen fürchten um ihr Leben. Ist eine weltweite Klimakatastrophe die Ursache? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Während die Wissenschaftler Brian und Suzannah dies herauszufinden versuchen, ahnen sie nicht, dass sie dabei auch ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Denn sie sind einem hochgeheimen Experiment auf der Spur, das die ganze Menschheut bedroht.

Alles beginnt eigentlich recht harmlos. In der Nähe von Socorro, New Mexiko, läuft einem Trucker fast eine seltsame Frau vor den Wagen. Er kann noch bremsen und sie bleibt unverletzt. Die Frau ist nur in einen Pyjama gehüllt. Kurze Zeit später taucht ein schwarzer SUV auf, dessen Fahrer sich als Regierungsangestllte ausgeben, denen diese Frau aus einem Hochsicherheitstrakt einer Irrenanstalt entwichen sein soll. Tage später findet der Sheriff des County eine unbekannte Leiche, die ähnlich bekleidet ist. Noch kann er sich keinen Reim darauf machen, da die unbekannten Abholer der frau ihn nicht informiert haben und der Trucker mit seiner Ladung weitergefahren ist. Im tiefen Urwald von Venezuela will Brian Saint-Claire eine Schamanin aufsuchen, die mit ihrem Stamm weitab jeder Zivilisation wohnt und angeblich so etwas wie das Zweite Gesicht haben soll. Währenddessen brauen sich vor den Küsten der USA und Mexikos immer stäkrere Stürme zusammen und eines der Wetterflugzeuge stürzt in einem merkwürdigen Wetter ab, während der Pilot, dessen Cockpitvoicerecorder später gefunden wird, etwas von einem roten Gebilde innerhalb der Wolken voller Angst murmelt, bevor die Verbindung endgültig abreisst. Doch das ist erst der Anfang. Beim Rückflug zur Erde wird die Raumfähre Discovery von einer riesigen Wolkenformation mit einem roten Kern eingehüllt, den nur einer der drei Piloten an Bord sehen kann, da die anderen beiden das Ereigniss komplett verpennen. Nachdem sie eine schwierige Notlandung hingekriegt haben, wird der wache Pilot befragt, während seine beiden Kollegen in ein Koma gefallen sind und wilde Albträume zu haben scheinen, aber nicht erwachen. Um eine Klärung der unterschiedlichen Phänomene herbeizuführen, werden diverse Wissenschaftler mit den verschiedensten Fachgebieten hinzugezogen, zur absoluten Verschwiegenheit verdonnert und an die Arbeit geschickt. Auch andernorts geschehen weitere Merkwürdigkeiten. In Venedig weint eine Madonnastatue blutige Tränen und der Priester, der die Kirche während der Besuchszeit beaufsichtig, warnt Europas und die USA vor gefährlichen Katastrophen durch das Wetter. Und siehe da: schon bald wird vor allem die USA von schlimmsten Hurrikans und Tornados heimgesucht, schlimmer als je gemessen. Und in der geheimen Klinik, in der die Ärzte und Forscher um das Leben der komatösen Astronauten kämpfen, geschehen bald die merkwürdigsten Dinge und ein Forscher kommt dabei ums Leben. Auch in Socorro geht das Leben nicht den gewohnten Gang. Der Sheriff muss bald noch den Mord an einem alten, eigentlich ständig betrunkenen Indianer aufklären, der weit außerhalb der Stadt wohnt.

"Die dritte Ebene" schwingt sich mit Vehemenz in den Sattel der "Globale-Erwärmung"-Vorbeter und die neue Welle der Schätzingprofiteure. Was dereins für Dan Brown galt, der den Kirchenthrillern völlig neuen Drive gab und die Welt mit Dutzenden von Autoren, die sich auf seine Erfolgsspuren begaben, bereichert hat. Ulrich Hefner scheint sich da eher an den wissenschaftlichen Ergüssen eines Frank Schätzing im Öko-Bereich austoben zu wollen. Die Figurenzeichnung gelingt ihm nicht immer bzw. hat mir nicht zugesagt. Sein Protagonist Saint-Claire ist anfangs ein ziemlicher Egomane, wirkt unsympathisch und man kann sich erst mit der Zeit und nach dem Ablegen gewisser Eigenschaften an ihn gewöhnen. Suzannah Shane ist eher die nette Person von nebenan, aber blieb mir ziemlich egal. Wirklich sympathisch waren eigentlich der Sheriff in Socorro und seine Truppe. Die wurden auch am Beginn des Buches schnell eingeführt, wobei das mit allen Personen im ersten Viertel des Werkes recht zügig in kurzen, schnell wechselnden Kapitlen vonstatten ging. Und in der gleichen Art steigerte sich auch das Tempo der Geschichte. Man sprang fast von einer Katastrophe zur nächsten, fast immer nur in den USA stattfindend und mit diversen unschlüssigen Erklärungen zur Globalen Erwärmung. Ja, der Teil wirkt genau, wie aus einem Prospekt der Regierungen abgeschrieben, wie gefährlich das doch ist, wieviel man als Bürger tun könne, indem man für alles immer teurer bezahlen müsste, sei es nun Energie, Wasser, Dämmung. Immer nur wird von den Menschen geredet, nie von der Industrie, die geschützt von den Politikern, die Umwelt belasten können wie sie wollen. Das Roden der Wälder und Urwälder wird derart am Rande eingeflochten, dass es schnell vergessen geht. Dass Bares vor Umweltschutz geht, dass Lobbyismus eine Art Bestechung legaler Art ist, die dafür sorgt, dass die Bosse des großen Kapitals weiter Raubbau betreiben dürfen - ach, woher denn, muss man nicht drüber schreiben, ist ja nur ein kleines Rädchen im Getriebe. Dafür den Leser mit hanebüchenen Theorien zu parapsychologischen Phänomenen ablenken. Und spätestens zur Hälfte des Romans, weiß der geneigte Vielleser nicht nur, wo der Hase hinläuft, er weiß sogar schon, wo er sich versteckt. Ab dem Zeitpunkt interessiert man sich nur noch dafür, wie der Fall dann gelöst wird. Irgendwie unerwartet hoch, ist der Verlust einiger Figuren, die man auf der Seite der Kämpfer für das Gute wähnte. Also da hat sich Ulrich Hefner dann doch nicht zurückgenommen. Er schreibt jetzt keine brutalen Härten , aber die eine oder andere fast liebgewonnene Figur muss ihr Leben lassen, recht viele für einen Roman. Und er zerlegt New Orleans noch mal in Schutt, Asche und unter Wasser. Noch mehr als im wahren Leben, lässt in den Nachwehen der Katastrophe kein gutes Haar an den Politikern, denen das Leid doch egal ist., solange sie wiede gewählt werden und an der Macht bleiben. Ja, um menschliche Abgründe wird hier kein Bogen geschlagen, aber es sind doch immer wieder die üblichen Verdächtigen. Eigentlich passiert in "Die dritte Ebene" fast ständig etwas, und wenn es nur Eifersüchteleien unter Wissenschaftlern sind, dennoch wirkt es an mancher Stelle etwas zäh, was den Lesefluss dann hemmt. Und das letzte Drittel war mir etwas zu vogelwild und weit hergeholt. Da ging mir das Öko-Manifest zu weit, der Esoterik-Quark wurde zu sehr als der Weisheit letzter Schluss verkauft und der Liebesschmacht zum Ende hin, wo sie alle, die überlebt haben, glücklich ihre neuen Partnerschaften in Angriff nehmen können, wo sie doch zu Beginn der abenteuerlichen Reise alle mit ihrem Pech beim anderen Geschlecht haderten, war dann doch zuviel des Guten. Hätte er lieber den Überfall auf die Ranch etwas ausführlicher geschildert.. Ja, da ging dann der Glücksstern auf und freute sich, dass so einige Klischees doch noch erfüllt wurden. Müsste ich jetzt Punkte vergeben, wären es so 5 oder 6, mehr ist nicht drin für die 730 Seiten lange Schwarte.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2014, 12:37:18
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1407314367_000.jpg)

Craig Russell. Mein Name ist Lennox. Ich bin Privatdetektiv. Zu meinen Auftraggebern gehört leider auch der Abschaum Glasgows. Bis gestern war meine Welt noch in Ordnung, aber jetzt will mir einer einen Mord anhängen. Offenbar hatte sich das Opfer mit dem miesesten Gangsterboss Glasgows eingelassen. Ein Typ, dem ich lieber nicht in die Quere käme. Dummerweise muss ich jetzt genau das tun.

Lennox wird von Sneddon, einem der Drei Könige von Glasgow, angeheuert. Er soll herausfinden, wer den Boxer Kircaldy mit irgendwelchen kleinen umwickelten Kästchen, die vor dessen tür abgelegt werden, aus dem Konzept bringen will oder gar bedroht. Und neben seinem Job für einen der drei Bosse der Unterwelt Glasgows bekommt Lennox auch noch einen regulären Auftrag. Er soll den verschollenen Bruder einer bekannten Sängerin namens Gainsborough finden. Und als wäre das nicht genug, wird auch noch ein Buchmacher, der ausgerechnet der Vater von Lennox Teilzeitfreundin ist, umgelegt. Bei der Untersuchung der Wohnung von Pollock, dem Bruder der Sängerin, die sich einen Künstlernamen zulegte, stößt Lennox auf einen schmierigen Typen namens Paul. Der versucht ihm ne neue Narbe zu schnitzen, was ihm natürlich nicht gut bekommt. Nachdem geklärt wurde, dass Lennox kein Bulle ist, fragt dieser Paul, ob Lennox von einem Largo käme, weil er diesem Geld schulde. Dann verdrückt sich Paul blitzschnell und Lennox durchsucht weiter die Wohnung, was ihm aber nicht viel bringt. Immer mehr Spieler tauchen in der mittlerweile äußerst undurchsichtigen Geschichte auf. Aus den USA kommt ein FBI-Mann namens Dex Deveraux und dazu ein Franzose mit dem wohlklingenden Namen Alain Barnier, der ein Import-Export-Geschäft sein eigen nennt. Natürlich ist die Bullerei mit ihrem Aushängeschild McNab nicht weit und bald finden sich auch die ersten Leichen.

Vorab: Der Klappentext ist fürn Arsch. Ein Mix aus dem vom ersten Buch plus einiger vager und neutraler Satzgebilde, die für mich eher bedeuten, dass der Schreiber vom Inhalt des Werkes null Ahnung hatte. Die Figur des Lennox lebt vom Drahtseilakt zwischen den Fronten in einem Glasgow, das in seiner Nachkriegstristesse keine Zukunft bietet und in dem die Kriminalität Hochkonjunktur hat. Der Protagonist ist ein Macho vor dem Herrn, einer der Hard-Boiled-Detektive der guten alten Zeit, mit einer Vorliebe für Damen und Keilereien. Der zweite Lennox ist cool, etwas verzweigt und sicherlich auch spannend. Und nicht immer wird der Richtige für ein Verbrechen bestraft. Hin und wieder soll etwas Humor die düstere Stimmung aufhellen, was aber nicht so recht gelingt, da einige der Sprüche nicht zünden wollen. Aber abgesehen davon, ist das Miserabelste am Buch der Klappentext und vielleicht auch die eine oder andere verkopfte Kritik, die den Lesern, die gefallen an dieser Art Unterhaltung finden, direkt unterstellt, in ihrer Entwicklung und Bildung auf der Stufe der in der Jugend wohl  zu viel konsumierten Schundheftromane stehengeblieben zu sein. Dennoch: Lennox' Rückkehr ist für Freunde der Schwarzen Serie und Hard-Boiled-Detektiven im traditionellen Gewand beileibe kein Fehleinkauf. Zudem wird der Charakter immer wieder in die zwar vergangenen, aber nicht vergessenen Kriegszeiten zurückgeworfen, wenn er sich mal wieder bewusst wird, dass die Veränderung, die der Krieg vermeintlich für ihn mit sich brachte, vielleicht doch nicht an den gewalttätigen Zeiten lagen, sondern an ihm. Dass das Potenzial zur Gewalt und Wutausbrüchen schon immer in ihm drin war und nur der Krieg es offenlegte. Und jetzt ist es schwer, es wieder loszuwerden. Rund 390 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2014, 12:38:08
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1407314711_lennoxschlaf.jpg)

Craig Russell. Der tiefe, dunkle Schlaf. Die meisten halten ihn auf dem Grund eines Flusses. Erst gestern ist wieder ein Gauner hochgeholt worden - er lag 18 Jahre im Wasser. Jetzt haben mich seine Töchter engagiert. Denn sie erhalten seit 18 Jahren Geld, angeblich von ihrem Vater. Ich soll herausfinden, wer das Geld wirklich schickt. Dazu muss ich bei den Gangsterbossen ein bisschen Staub aufwirbeln. Mein Instinkt schlägt Alarm. Ich mach's trotzdem.

Da kommen Zwillingsschwestern ins Büro von Lennox. Sie bitten ihn, den Absender von Postsendungen zu suchen, die sie seit 18 Jahren erhalten - jede von ihnen. Jeweils sind 1000 Pfund beigelegt. Sie vermuten, das Geld könnte von ihrem Vater stammen, der angeblich seit 18 Jahren tot sein soll. Nun wollen sie Gewissheit. Zeitlich passt das wunderbar damit zusammen, dass gerade eine ziemlich verknöcherte Leiche aus dem Clyde geborgen wurde, die man anhand eines Zigarettenetuis als die von Joe Strachan, dem Vater der Girls und Gentleman-Verbrecher ohne Skrupel, identifizierte. Strachan war vor seinem Verschwinden an drei spektakulären Raubüberfällen mit perfekter Planung als Mastermind beteiligt und ist wie seine vier Kumpane nach den Hits verschwunden, was sicher auch damit zusammenhing, dass dabei ein Polizist getötet wurde. Und so etwas nehmen seine Kollegen übel und vergessen es nicht. Prompt wird Lennox auch von seinem Bullenintimfeind McNab aufgesucht. Doch statt der erwarteten Bullenpeitsche bekommt er ein Angebot, dass McNab ihn engagieren will. Dieser war an den Ermittlungen damals beteiligt und es nagt noch immer an ihm, dass man den Polizistenmörder nicht finden konnte. McNab hat von den Ermittlungen um die Geldsendungen von Jock Ferguson erfahren, einem Gewährsmann von Lennox bei der Polizei. Jetzt sieht er seine Chance, den Fall zum Abschluss zu bringen - selbst wenn er dabei die Hilfe von Lennox in Anspruch nehmen muss. Zu dieser Aufgabe gesellt sich für Lennox ein weiterer Auftrag - so gut bezahlt, dass  man das Geld tatsächlich am Finanzamt vorbeischleusen muss. Reguläre Einnahmen für die Bücher sind sein Engagement für die Zwillinge sowie sein Job als Geldtransportfahrer. Die gutbezahlte Arbeit dreht sich um einen populären US-Schauspieler, der gerade in Glasgow weilt, um einen Film zu drehen. Er wrid mit Fotos erpresst, die ihn beim Sex mit einem anderen Mann zeigen. Das Problem dabei ist vor allem, dass der andere ein Mitglied der Upper Class ist und nicht in Verlegenheit gebracht werden darf. Wobei er eigentlich nur der Sprößling eines Blaublütigen ist. Doch der Skandal wäre perfekt. Klingt nach leichter Arbeit - Bilder und Negative einsammeln, dem Erpresser auf die Finger hauen und fertig. Aber warum wird das so gut bezahlt? Auf was er sich da eingelassen hat, wird Lennox erst viel später klar.

Ich weiß nicht, was sich Bastei-Lübbe bei den Klappentexten denkt. Verkaufsfördernd mag ja ganz okay sein, aber immer wieder falsche Infos fällt den Lesern doch auf und irgendwann lässt man Bücher des Verlages halt liegen, weil man ja vermuten muss., dass mehr versprochen als gehalten wird bzw. eine völlig andere Handliung einen erwartet als beworben. Auch hier ist wieder Blödsinn geschrieben worden. Die Töchter wissen nicht, von wem das Geld kommt. Sie wollen es erfahren. Das ist der Auftrag. Sie VERMUTEN bloß, dass er es sein könnte und wollen wissen, ob er vielleicht doch noch lebt. Das Buch selbst ist meines Erachtens eine Steigerung gegenüber den beiden Vorgängern. Zwar sind auch die üblichen Verdächtigen und die Drei Könige wieder am Start, doch der verzwickte Fall, der in die Vergangenheit reicht, Lennox auch mit seinen eigenen dunklen Seiten konfrontiert und der Figur wieder etwas mehr Tiefe verleiht, bleibt spannend bis zum Schluss, auch wenn man sich den einen oder anderen Kniff schon selbst ausmalen kann. Natürlich wird auch die Zeit Mitte der Fünfziger Jahre unter die Lupe genommen, als man immer noch mit den Auswirkungen des Krieges haderte, Standesdünkel vorherrschte, die Bullerei rücksichtslos bis brutal vorging und Homosexualität noch unter Strafe stand. Glasgow ist ein düsteres, verdrecktes, von der Industrie verseuchtes Pflaster, in dem Ausbeutung und Kriminalität Hand in Hand gehen, aber nur die offene Kriminalität bestraft wird (Erinnert irgendwie auch an heutige Zeiten, wenn Politik und Wirtschaft sich gegenseitig den Rücken decken). In dieser Umgebung, von der man beim Lesen wirklich bildlich vor sich hat, wie der Smog und der Schmutz in Glasgow die Welt des Lennox beherrschen und nur Düsternis über die Stadt bringen, versucht der Protagonist, sich von seiner Vergangenheit und den Verbindungen zum organisierten Verbrechen zu lösen, was sich als schwerer herausstellt als geglaubt. Zudem ist Lennox in seinem dritten Auftritt diversen Abenteuern mit unterschiedlichen Aktricen nicht abgeneigt. Erheblich mehr als in den ersten beiden Auftritten zusammen. Die Fälle sind verzwickt bis hin zu etwas verworren, aber auch interessant und flüssig zu lesen, die Gegner rau. Lennox ist wieder cool wie eine Hundeschnauze, hart und auch berechnend, lässt nix anbrennen und Craig Russells Humor kommt diesmal besser zur Geltung als zuvor. Band vier wird ebenfalls eingekauft, sollte er eine deutsche Übersetzung erfahren dürfen. Rund 365 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 August 2014, 17:10:23
(http://4.bp.blogspot.com/-rcSCIPuYa1M/U-i7AXUsx1I/AAAAAAAANwk/u9vI2zwj6WE/s1600/littell.jpg)

Robert Littell. Der ehemalige CIA-Agent Martin Odum, der mittlerweile zurückgezogen als Privatdetektiv in Brooklyn arbeitet, ist auf der Suche nach seinem wahren Ich. Längst hat er sich im Labyrinth seiner verschiedenen Identitäten verloren. Da bekommt er einen Auftrag, der ihn mit der Vergangeheit konfrontiert. Wenn er sich erinnert, ist er tot. Wenn er sich nicht erinnert, auch.
HINWEIS: Wer sich die Spannung für die TV-Serie "Legends" mit Sean Bean, die nach diesem Buch entstand, erhalten will, sollte gar nicht erst weiterlesen.

Odum wird von einem aus der UDSSR ausgeschleusten Russen und dessen Tochter angeheuert, um Samat zu finden. Dieser hat die andere Tochter des Exil-Russen geheiratet, um mit ihr in Israel zu leben. doch schon kurz darauf hat er sich abgesetzt. Die Frau kann nach dem israelischen Glauben jetzt nicht mehr heiraten, bevor sie eine Get erhielt. Die Einwilligung des Mannes zur Auflösung der Ehe. Diese soll Odum von dem Verschwundenen einholen. Leider stellt er schnell fest, dass sein ehemaliger Arbeitgeber ihn nicht aus den Augen verloren hat. Zudem wollen die Leute vom geheimdienst nicht, dass Samat gefunden wird. Odum erhält eine Warnung, ignoriert sie aber. Er reist nach Israel, um die Spur des Flüchtigen aufzunehmen. Erfährt dort aber nur, dass der Mann anscheinend einem Geschäftspartner über 130 Millionen Dollar geklaut haben soll und erhält das Angebot, ihn für ein Salär von 2 Millionen Dollar ausfindig zu machen. Da er sowieso auf der Suche nach dem Mann ist, kann er ruhig annehmen. Aber die Suche nach dem abgehauenen Ehemann, der die Ehe nie vollzogen hat, wird auch die Suche nach der wahren Identität des Privatdetektivs Odum. Er hat während seiner Zeit beim Geheimdienst derart viele falsche Identitäten (Legenden im Geheimdienstsprech) angenommen, dass er kaum noch weiß, wer er wirklich ist. So führen ihn Hinweise und Suche rund um die Welt und immer wieder gerät er in Gefahrensituationen, die möglichweise mit einer seiner früheren Identitäten zu tun haben. Nach einigeer Zeit stellt sich auch die Frage, wer denn der unwillige Ehegatte denn ist. Ist er tatsächlich bloß ein Menschenfreund, der Medikamente und Prothesen zum Selbstkostenpreis an Kriegsopfer verkauft? Oder ist er etwas viel Schlimmeres?

Robert Littell nutzt seinen Roman, um die Schachzüge der Geheimdienste zu entlarven, denen nur am Ergebnis gelegen ist und denen dafür das wohl ihrer Agenten umso weniger am Herzen liegt. Je weiter die Handlung voranschreitet, desto mehr verdichten sich die Zeichen, dass nicht nur die Regierungen und Diktatoren der Welt das Böse in sich tragen. Viel tiefer und weniger sichtbar ist das Schwarze Herz der Spioneagezentren rund um den Globus zu erkennen. "Die kalte Legende" ist aber nicht nur ein Roman um die menschenverachtenden Aktivitäten der Geheimdienste. Er führt durch ein Jahrzehnt, das durch Zeitsprünge innerhalb der Handlung unter unterschiedlichen Identitäten des Protagonisten dokumentiert wird, in dem der Terror bekämpft wurde, Biowaffen hergestellt und Waffen- sowie Drogenhandel das Bild bestimmten, nach dem die Weltpolitik und speziell die Politik der USA ausgerichtet waren. Die Abteilungen der amerikanischen Informationsbeschaffung kannten keine Skrupel, um nicht die schändlichsten Mittel anzuwenden, unliebsame Gegner auszuschalten. Und bei diesen Aktionen wurden ihre Agenten verheizt, verraten und verkauft. Die Spannung bezieht das packend geschilderte Buch, das den Niedergang der Sowjetunion, Russlands Angriff auf die Lesenswert, packend, weitaus näher bei John Le Carre als bei den eher plakativen Werken eines Tom Clancy. Sehr gelungen ist auch, dass fast die gesamte Palette der Orte, an denen es den Suchenden schlägt, immer wieder Erinnerungen an recht aktuelle Bilder an die Wirklichkeit beim Leser aufblitzen lässt, an die Greuel des Kalten Krieges (Bio-Waffen) ebenso erinnert wie an den immer gegenwärtigen Terrorismus. Wie sich die USA ihre Feindbilder selbst machen, wie sie in die Politik souveräner Staaten eingreifen und unliebsame Zeitgenossen beseitigen lassen. Dazu immer bereit, jeden zu täuschen, um ihre Ziele zu erreichen. Interessant wird das Buch auch dadurch, dass immer wieder Erlebnisse und Erzählungen sowie aktuelle Zusammenhänge von Odums früheren Legenden eingestreut werden. Nicht nur Odum muss aufpassen, wer er nun wirklich ist, auch dem Leser wird da hin und wieder einiges abverlangt.  445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Venom138 am 11 August 2014, 17:30:14
Würde gern mal eine Rezension der Tokio Killer-Romane von dir lesen!  :gamer:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 August 2014, 12:50:11
Das wird wohl die nächste Zeit eher nix. Bin früher immer drumrum geschlichen und hab immer was vermeintlich Interessanteres an Lesestoff entdeckt. Hab zudem noch einen Lesevorrat von rund 400 Büchern (darunter die Shaft-Reihe, die Scudder-Bücher, von denen ja eines mit Neeson verfilmt wird, einige aus der Travis McGee-Serie, den ja demnächst wohl C. Bale spielen soll usw.) und für September ne Order für ca. 180 Euronen an Neuware laufen.
Seit die Kleinverlage oder zumindest kleineren Verlage in der Gunst aufholen, kauf ich weniger Ware bei den etablierten und eher bei Atlantis, Luzifer, Voodoo Press und Festa. Was mir noch wirklich fehlt, wäre ein reiner Actionverlag.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 August 2014, 21:52:50
(http://1.bp.blogspot.com/-xlMGQ2QXFc0/U-uidm1tHPI/AAAAAAAAN0A/37B8-seYZm0/s1600/fear.jpg)

Douglas Preston & Lincoln Child. Nur wenige Minuten dauert das ersehnte Wiedersehen von Special Agent Pendergast mit seiner Frau Helen, bevor sie vor seinen Augen entführt wird. Mit unerbittlicher Härte nimmt der FBI-Mann die Verfolgung auf. Doch die Täter sind ihm stets einen entscheidenden Schritt voraus. Zur selben Zeit hinterlässt ein Serienkiller an seinen Tatorten persönliche Nachrichten für Pendergast. Er muss erkennen, dass sein Wiedersehen mit Helen nur der Auftakt zu einem perfiden Komplott war. Und dass ihm das Schlimmste - die grausame Wahrheit - noch bevorsteht.

Bei dem Treffen, zu dem Helen an einen vorher festgelegten Ort gebracht wird, geraten die Dinge schnell ausser Kontrolle. Hat er seine eigentlich totgeglaubte Frau soeben erst wiedergesehen, wird sie auch schon von Häschern entführt. Pendergast macht sich unerbittlich an die Verfolgung und kann die Gangster nach und nach ausschalten und verfolgt spuren bis nach Mexiko hinein. Dennoch kann ihm der Anführer entwischen. Der Special Agent kehrt zurück in sein Domizil und verliert immer mehr das Interesse an anderen Vorgängen, zieht sich zurück, will niemanden sehen. Das wirkt sich auch auf Lieutenant D'Agosta aus, der an einem schwierigen Fall böse zu knabbern hat. Ein Serienkiller macht sich in Hotels in der Stadt bemerkbar. Er überfällt scheinbar wahllos irgendwelche Menschen in ihren Zimmern und tötet sie, bevor er sie zerstückelt - und lässt jedes Mal einen sehr persönlichen Hinweis zurück. D'Agosta weiß bald nicht mehr weiter und will Pendergast ins Boot holen, doch der lehnt recht schroff ab, will seine Ruhe. Doch bald tauchen Indizien auf, die ihn dann trotz aller Sorgen in die Ermittlungen treiben, wo er prompt mit einem anderen auf den Fall angesetzten FBI-Kollegen aneinander gerät. Auch D'Agosta kommt bald zwischen die Fronten, als er auf Geheiß seines Vorgesetzen Dinge ausplaudern muss, die Pendergast lieber für sich behalten wollte. Eigentlich hat ihn nur Corrie Swanson wieder aktiviert, die bei einer Organisation namens "DER BUND" rumgeschnüffelt hat und der dabei entlarvende Unterlagen in die Hände fielen. Sie musste sich lange verstecken, bevor sie Pendergast um Hilfe bat und ihm die Akten übergab. So kam er in den Fall des Serienkillers hinein. Zuvor aber hat er Corrie angewiesen, sich weit weg zu versteken, wo sie niemand vermuten würde, drückte ihr Geld in die Hand und sorgte für ihre Abreise. Dass sie dort selbst in ein Abenteuer geraten würde, konnte er nicht ahnen. Und auch um sein Mündel Constance gibt es neue Entwicklungen, die so nicht zu erwarten waren.

Die Vorgänger-Bücher "Fever" und "Revenge" sollte man schon gelesen haben, um der Geschichte von "Fear", dem Abschluss der Trilogie um Helen, folgen zu können. Was mich überrascht hat - positiv -, ist das Tempo, das das Autorenduo hier anschlägt. Da vergehen die Seiten wie im Flug. Und als der erste Handlungsstrang sich einem emotionalen Ende zuneigt, beginnt eine weitere Geschichte mit den Hotelmorden, die zwar nicht so schnell ist, aber dafür genug zum Rätseln bietet. Das Buch enthält alles, womit man auch bisher schon in den Büchern von Preston/Child blendend unterhalten wurde: Eine Menge Emotion, Rätsel, etwas Mystery und einen überraschend hohen Actionanteil, der gegen Ende in eine wahre Schlacht ausartet. Was auszusetzen gibt es leider auch. Die gewählten Bösewichter sind schon derart Klischee, dass es nervt, sorgen aber auch gleichzeitig dafür, dass die Grenzen zwischen den Helden der Story und ihren Feinden klar abgesteckt sind. Auf der einen Seite die richtig fiesen und brutalen Verbrecher mit ihren menschenverachtenden Plänen, die sie in Südamerika in abgelegenen Ortschaften, die sie eigens vor vielen Jahren gegründet haben, durchführen wollen und dort die Menschen, die solche Taten aufs bitterste verachten und mutig dagegen ankämpfen. Hin und wieder werden gewisse Geschehnisse dann doch etwas platt weitergeführt oder wirken an den Harren herbeigezogen (Wenn ein Kommando an der Seite von Pendergast bis auf den letzten Mann niedergemacht wird und nur er entkommt bzw. die Experimente der Anhänger vom BUND im Jahre 2013) oder sind einfach entgegen den anderen Werken um Pendergast stellenweise so sehr Mainstream, dass man schon etwas verwundert ist. Aber hier macht es wohl der Mix. "Fear" ist auch das Buch um etliche Familienangelegenheiten. Corrie und ihr Vater zum Beispiel (Dieser Strang trägt absolut nichts zu den Aktionen um Pendergast bei und hätte man ihn weggelassen, wäre das Buch nur kürzer, aufgefallen wäre es  nicht), die sich nach seiner Flucht vor deren Mutter und seiner damaligen Gattin erstmals wiedersehen und einige Dinge aufzuarbeiten haben, das Geheimnis um Constance (für mich die nervigste Figur im Pendergast-Universum) erfährt zusätzliche Erkenntnisse und der sonst so coole und überlegen-weise Pendergast verfällt in tiefste Depression und ist  nahe des Selbstmordes. Sehr gut zu lesen, sehr flott, richtig gehend voller Rasanz und vergleichsweise fetziger Action, die aber nicht zu brutal daherkommt, mit Fragen zu Ethik und dem Wert des Lebens, voller Überraschungen und Wendungen und einem Ende, das wohl eine große Gefahr beseitigt sieht, aber auch Raum für Rückkehrer offen lässt. Wo verschiedene Fragen beantwortet wurden, tauchen nun neue auf und ich vermute, dass die Autoren so mit der Zeit auch daraus wieder spannenden Stoff fabrizieren werden. Das nächste Buch - "Attack" - wird sich aber wohl noch nicht damit direkt beschäftigen. Spannend, mit Cliffahngern versehen und hochinteressant sowie ungewohnt actionreich. Sehr gute Lektüre. Rund 570 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 August 2014, 19:31:13
(http://1.bp.blogspot.com/-wYjz1yXHJu8/U-4oj0rurlI/AAAAAAAAN2A/i4Hj-tgCFCE/s1600/fl%C3%BCsterndestodes.jpg)

Kevin Wignall. Ella ist ein ganz normales junges, lebenslustiges Mädchen. Auf einem Italien-Trip verbringt sie unbeschwerte Tage. Doch dann ändert sich ihr Leben schlagartig. Vor Ellas Augen erschießt ein Mann auf offener Straße eiskalt zwei Passanten. Ella weiß nicht, wie ihr geschieht, als der Mörder sie zwingt, mit ihm zu kommen. Schnell stellt sich heraus, dass der Fremde den Auftrag hat, sie zu beschützen. Ella weiß nicht, wer ihre Verfolger sind, aber sie weiß, dass sie dem Killer vertrauen muss, um zu überleben .... koste es, was es wolle.

Die junge Ella ist ist ihrem Freund Chris auf Italienreise, von einem Ort zum nächsten lassen sie sich treiben. Sie sitzt eines Tages mit Chris in einem Straßen-Cafe und beobachtet die flanierenden Touristen und Einheimischen. In einem Gartenlokal gegenüber fällt ihr ein Mann auf, den sie von früheren Stationen der Reise her zu kennen glaubt. Ob er sie verfolgt? Doch dann wird sie von einer Frage von Chris abgelenkt und widmet sich wieder ihm. Bis dieser Fremde plötzlich nahe bei ihr steht, aber mit dem Rücken zu ihr. Er richtet eine Pistole auf zwei Männer, die sich ihm anscheinend nähern wollten und schießt beide nieder, geht noch einmal direkt zu einem von ihnen hin und schießt  ihm noch eine Kugel in den Kopf. Danach nimmt er das Paar und zieht sie mit sich. Er sagt, er wäre zu ihrem Schutz hier und sie müssten gehen, bevor die Polizei komme. Der Mann nennt sich Lukas und behauptet, dass Ellas Vater ihn engagiert habe, um sie zu beschützen. Während sie sich über diverse Stationen langsam aus Italien herausarbeiten, kommt es auch zu einer weiteren Konfrontation, die Lukas gerade noch so zu ihren Gunsten beenden kann. Und dann muss er Ella mitteilen, dass ihre Eltern und ihr Bruder schon in England ermordet worden sind. Er bringt sie nach Zürich in die britische Botschaft und für ihn ist der Fall erledigt, aber er hinterlässt eine Telefonnummer, falls Ella ihn brauchen sollte. Und das ist früher der Fall, als er gehofft hatte. Kaum hat er sich in seinem Zuhause wieder eingelebt, kann sich Gedanken machen, wie er wieder Kontakt zu seiner Ex und der gemeinsamen Tocher, die er nie gesehen hatm, aufnehmen kann, da meldet sich Ella wieder bei ihm. Sie hat sich entschlossen, Rache zu nehmen für den Mord an ihrer wohlhabenden Familie und will dafür die Hilfe von Lukas.

Das Cover erschien mir wie geschaffen für Serienkillerthriller Teil XXX und die Inhaltsangabe klang nach einem Drehbuch für Jason Statham beschützt Nummer ???. Beides stellte sich glücklicherweise als falsch heraus. Kevin Wignall setzt im ersten Teil des Buches auf Tempo und einen rätselhaften Hintergrund, der sich aber bald bei näherer Betrachtung für den Krimivielleser leicht erkennen lässt. Dafür nimmt im zweiten Teil des Buches die Charakterisierung der beiden Hauptfiguren den größten Platz ein. Wie ihre Wege auseinanderdriften, wie sich in ihrem Dasein nach den Geschehnissen alles wandelt und nichts mehr ist, wie zuvor.Wo einer nur seine Ruhe habne will, strebt der andere genau zum Gegenteil. Wignall erzählt hier die Gescihichte eines Mörders, der aus dem Geschäft aussteigen will, stellt die Frage, ob jemand mit diesem Hintergrund je wieder in ein normales Leben voller Unschuld zurückkehren kann, als wäre nichts gewesen? Wie er sich mit Frau und Kind eine Existenz fernab von dem Blut und der Gewalt ein Heim schaffen kann, ohne dass  ihn die Vergangenheit in Form von Albträumen einholt oder ihn das Gesetz womöglich doch noch zur Rechenschaft zieht? Er erstellt aber auch ein Psychogramm eines Gewaltopfers. Kann Ella damit umgehen, dass ihre Familie tot ist, wie sie ums Leben kam? Damit, dass die Polizei kaum Fortschitte macht und damit, dass laut den Cops auch an den Händen ihres Vaters Blut kleben könnte? Wignall schreibt kurz, prägnant und ohne Schörkel, teilweise richtiggehend einsilbig und verzichtet auf schmückendes, überflüssiges Beiwerk. Dass hier jetzt ein Killer die Hauptfigur ist, der sich nach einem Leben ohne Gewalt sehnt, aber immer wieder einen Auftrag kühl und berechnend ausführt, dem nichts an den von ihm Getöteten liegt, der sie nach der Tat einfach abhakt und vergisst und der bis auf seine Sehnsucht nach einem Familienleben auch nichts symapathisch wirken lässt, weicht wohltuend von der Norm ab. Ebenso wie das knapp erzählte Ende. Guter Thriller, der sich anders als die üblichen Verdächtigen präsentiert und wirklich locker zügig zu lesen ist, einigermaßen ordentliche Spannung aufzuweisen hat und sich auch Zeit für die Entwicklung seiner Protagonisten nimmt. Ist derzeit in der Pre-Produktion für einen Film von Jonathan Mostow mit Sam Worthington in der Hauptrolle. Rund 300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 August 2014, 18:04:33
(http://3.bp.blogspot.com/-oQIkoqW_NU8/U-9g-LGQYXI/AAAAAAAAN3A/y6nIM4d8s5w/s1600/positionanschlag%2Bliegend.jpg)

Jean-Patrick Manchette. Der junge Martin Terrier hatte einen Plan: in genau zehn Jahren wollte er als wohlhabender Mann in seine Heimatstadt und zu seiner Jugendliebe zurückkehren. Um dieses Ziel zu erreichen, trat er als Berufskiller in die Dienste einer Firma. Jetzt will er aussteigen. Doch die Firma iat von seiner Lebensplanung wenig begeistert.

Terrier ist in England, wo er einem Ziel das Lebenslicht ausblasen soll. Gelingt auch - eine Kugel in den Mund und eine in den Kopf. Überraschend bei seiner Vorgehensweise ist, dass er auch die Begleiterin umlegt, die in keinster Weise als Ziel ausgerufen wurde. Dieser Job sollte sein letzter sein und das tut er auch deutlich kund. Doch seine Auftraggeber sind damit nicht einverstanden und so versuchen sie ihn mit Gewalt zurück in den Schoß der Familie zu holen. Nicht einfach, wenn man es mit einem wortkargen Killer der Extraklasse zu tun hat. Nach und nach bekommen die Schergen der Firma ihr eigenes Blei zu schmecken. Terrier verlässt die Frau und die Katze, mit denen er einige Zeit zusammengelebt hat, um endlich zurück nach Frankreich zu gehen, wo er mit seiner Jugendliebe ein neues Leben anfangen will. Sein Konto ist nach vielen Aufträgen wohlgefüllt und er glaubt, dass es reicht, um irgendwo weit weg von Frankreich einen Neuanfang wagen zu können. Doch dort angekommen, muss er feststellen, dass Anne verheiratet ist und wenig Interesse an ihm zeigt, ihn gar verhöhnt. Lange geht das eh nicht gut, denn bald tauchen die ersten Kerle auf, die Terrier umnieten wollen. Es gelingt ihnen nicht und er flieht mit der Frau, wobei er einige Leichen zurücklässt. Immer weiter wird er getrieben und immer mehr zeigt sich, dass er zu einem normalen Leben gar nicht mehr fähig ist. Und immer mehr Tote gehen auf das Konto seines neuen Lebensplans, denn jeder mit dem er zu tun hatte, wird irgendwann wohl ausgeknipst. Und der DGSE hat auch noch die Finger im Spiel.

Ein weiterer Roman um einen Berufskiller. Einer, der schwerlich echte Sympathie im Leser zu wecken vermag. Höchstens einen Funken Mitleid, weil er so naiv daran glaubt, dass er aus dem Mordsgeschäft aussteigen könne und dass seine Jugendliebe auf ihn gewartet habe. Zudem wirkt er weder clever noch sonderlich gebildet. Einer wie gemacht für diese Laufbahn. Die entpuppt sich dann eh als Schlampe und ist hier die einzige Frau, die wenigstens etwas mehr ist, als ein Opfer für seine Kugeln. Terrier ist wortkarg, zu richtigen Gefühlen und Gesprächen gar nicht mehr fähig. "Positon: Anschlag liegend" ist das Psychogramm eines Killers, der sich mehr auf seine Waffen denn auf einen Dialog verlässt (Kein Wunder, dass in der ersten - nicht sonderlich gelungenen - Verfilmung "Der Schock" Alain Delon prädestiniert für die Hauptrolle schien). Das Buch ist ein eher zwiespältiges Werk, das sich in der Eiseskälte des Zelebrierens von Auftragsmorden anscheinend suhlt, keinen Platz für helle Sonnenstrahlen lässt und ein durch und durch düsteres Bild einer bösartigen Schattenwelt zeichnet. Insgesamt ist das Werk illussionslos, zwar spannend und mit einem hohen Tempo sowie Body Count, mixt gekonnt noch einen Politeffekt mit ein, den man z. B. aus em Film "Der Profi" mit Belmondo und anderen französischen Thrillern aus der Zeit (um 1981 herum) kennt. Hardboiled aus Frankreich, perfekt inszeniert und echt völlig ungeeignet für den Leserkreis, der sich am zickenden Kommissar mit unkonventionellen Methoden und politisch korrektem Verhalten amerikanischer Herkunft erfreut. Knallharter Killerstoff, der trotz der intensiven Charakterisierung der Hauptfigur kein Wort zuviel verliert und alles andere als dialoglastig ist. Und hier wird die Lebensphilosophie des Terrier nicht etwa verdammt, wie in den sonst so angepassten Werken der meisten Erfolgsautoren, Manchette überlässt die Wertung dem Leser. Er bietet klischeefreie Unterhaltung auf höchstem Niveau, so sparsam er mit Worten auch umgehen mag. Jean-Patrick Manchette ist für jeden Freund und Fan von Hardboiled-Literatur mit Noir-Einschlag eigentlich Pflichtprogramm. In der US-Verfilmung "The Gunman" wird Terrier (der dann statt Martin Jim heißen soll) von Sean Penn dargestellt. Mal sehen, was sie daraus machen, denn fürs politisch korrekte Mainstreamkino ist der Inhalt völlig ungeeignet. Daher befürchte ich Schlimmstes. Rund 190 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 August 2014, 22:14:36
(http://2.bp.blogspot.com/-FnFnJzFb53E/U_I7TAYD5bI/AAAAAAAAN4k/4CE73mkUXyw/s1600/thilliez.jpg)

Franck Thilliez. Lucie Henebelle von der Kriminalpolizei Lille steht vor einem Rätsel, als sie den panischen Anruf eines Freundes erhält: Der leidenschaftliche Filmsammler hatte einen alten Streifen betrachtet und ist nun erblindet. Als Lucie anfängt zu recherchieren, stellt sie schnell fest, dass der Film eine tödliche Gefahr darstellt. Etwas zur gleichen Zeit entdeckt man am Ufer der Seine fünf Leichen, deren Gehirne entfernt wurden. Der Pariser Kommissar Franck Sharko stößt bald auf eine Spur, die ihn zu Lucie führt - und die beiden erkennen, dass es einen diabolischen Zusammenhang zwischen den Fällen gibt.

Eine Anzeige für die Auflösung einer Sammlung alter Filme lockt den Enthusiasten Ludovic nach Lüttich. Er ersteht zehn Filme und beim Betrachten des einen, der ohne Titel ist, erblindet er, verliert sein Sehvermögen völlig. Er ruft die Kommissarin Henebelle an, deren Telefonnummer er aufgrund einer früheren Beziehung noch in seinem Nummernspeicher hatte, aus der er willkürlich eine Rufnummer drückte, da er ohne Augenlicht schließlich keine lesen konnte. Er wird ins Krankenhaus gebracht, wo man nach einigen Untersuchungen zum Schluss kommt, dass er bald wieder seinem Hobby frönen kann. Selbstverständlich ist er ganz aufgeregt, weil er dem Film die Schuld gibt und Lucie will sich die Sache ansehen - und wenn es nur seiner Beruhigung dient. Leider aber nicht ihrer. Was sie zu sehen bekommt, ist derart verstörend, dass sie den Film an einen guten Bekannten und Filmrestaurator weitergibt. Der kann ihr schon einiges über die Machart des Werkes sagen, besonders darüber, dass in den Film, der eine Laufgeschwindgikeit von 50/per second hat, damit man so viele weitere Bilder wie möglich unter dem offensichtlichen Material verstecken kann, weitaus gruseligeres Material zu finden ist. Diese Bilder sind brutal und pervers. Während sie nun weiter nachforscht, wird Hauptkommissar Franck Sharko in Paris mit dem fund von fünf männlichen Leichen konfrontiert, denen man das Hirn entfernt hat und die durch das Herausstechen der Augen, entfernen der Hände und Zähne möglichst unidentifizierbar gemacht wurden. Ein Hinweis ergibt, dass 1993 in Kairo ähnliche Fälle vorkamen, aber schnell zu den Akten gelegt wurden. Dennoch reist Sharko nach Ägypten. Doch zuvor trifft er sich mit Lucie, die anhand der Telefonliste feststellte, dass ihr Freund Ludovic nach der Ausstrahlung der Leichenfunde in seiner bevorzugten Nachrichtensendung sofort diverse Anrufe tätigte. Sie vermutet einen Zusammenhang und schließt sich mit Sharko kurz.

Franck Thilliez bringt dem Leser (Zumindest jenen wir mir, für die "Öffne die Augen" das erste Buch aus dessen Tastatur ist) zwei Protagonisten näher, die beide ein kompliziertes Privatleben mit einigen tragischen Momenten haben. Nach dem Tod von Frau und Tochter leidet Sharko unter Schizophrenie und hat einige Marotten entwickelt - Stichwort Spielzeugeisenbahnen und Badewannen. Er hat zudem mit den Wechselwirkungen der verschriebenen Medikamente zu kämpfen und kann von jetzt auf gleich deftig ausrasten, obwohl er ansonsten einen recht souveränen und sympathischen Eindruck macht. Henebelle hingegen kämpft gegen sich selbst und ihr Pflichtbewusstsein, da sie deswegen ihre Töchter, die sie seit ihr Mann die Flucht ergriffen hat, allein erziehen muss und irgendwie auch gegen ihre dominante Mutter, die ihr zwar mit den Kindern hilft, sich aber auch nur zu gerne in ihr Leben einmischt und ungewollte Ratschläge erteilt. "Öffne die Augen" entwickelt sich mit fortlaufender Handlung zu einem düsteren und fiesen Thriller, der mit Gedanken- und Gehirnmanipulation "spielt" und dessen dunkle Geheimnisse weit zurückreichen (Und noch nicht einmal die Nazis wurden diesmal als Bösewichter herangezogen, Kompliment) und auch das inzwischen verbotene Mittel der Werbung anprangern, in der zwischen die eigentlichen und offensichtlichen Bilder, weitere eingefügt sind, die man mit dem Auge zwar kaum wahrnimmt, die aber vom Gehirn durchaus erkannt und gespeichert werden. Klar, dass sich die Politik das auch mal zunutze machte, dies aber angeblich nach dem Verbot nicht mehr tut. Immer grauseliger werden die Entdeckungen der beiden Polizisten, immer weiter ziehen sich die Kreise der Beteiligten und immer mehr Mitwisser werden beseitigt. Der Fall erweist sich bald als global, neben Belgien und Frankreich, werden auch Ägypten, Kanada und die USA zu Stationen der Ermittlungen. Viel Action gibt es in dem Buch nicht, doch die Spannung und die immer wieder in eine nicht wirklich erwartete Richtung springenden Ergebnisse aus den Nachforschungen entschädigen dafür durchaus. Grausame Wissenschaft, bösartige Experimente, Staatsdiener mit Geheimnissen, Fremdenlegion und Abhörmaßnahmen sowie Mordversuche an den Protagonisten in einem atmosphärisch dichten Thriller mit einigen Horrorelementen um Vorgänge, die nicht völlig aus der Luft gegriffen sind. Diverse Versuche, wie sie hier beschrieben werden, haben tatsächlich existiert. Wer sich die Bücher von Jean-Christophe Grange oder Bernard Minier gerne zu Gemüte führt und dabei kaum enttäuscht wurde, der ist bei Franck Thilliez auch am richtigen Platz. Der eine oder andere Leser kennt vielleicht auch den Film "Die Kammer der toten Kinder". Weitere Werke von ihm werden sicher den Weg in meinen Bücherstapel (der ungelesenen) finden. 475 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 August 2014, 20:17:18
(http://2.bp.blogspot.com/-cQFNB9ESev8/U_W42lD6MPI/AAAAAAAAN5s/zmeP58Qm1lM/s1600/verdammtenlineyx.jpg)

Peter Liney. Clancey ist in die Jahre gekommen. Früher stand er als Mann fürs Grobe in Diensten der Mafia. Jetzt zählt er zu den Ausgestoßenen: Er lebt auf einer Insel, auf die alle Alten und Gebrechlichen ausgelagert werden. Hier herrscht ein ständiger Kampf ums Überleben, und es gibt keinen Schutz vor den Scheusalen, die die Menschen in nebligen Nächten quälen. Eines Tages entdeckt Clancey eine geheimes Tunnelsystem, in dem ein blindes Mädchen lebt. Sie gibt ihm Hoffnung. Und die Gelegenheit, endlich zurückzuschlagen.

Irgendwann in gar nicht so ferner Zukunft werden alte Menschen und solche, deren finanzielle Mittel eine gewisse Untergrenze nicht einmal erreichen, auf eine Insel ausgelagert. Wurde es ihnen noch als die Chance zur Autonomie verkauft, stellen sie bald fest, dass sie auf einer Müllinsel gelandet sind, von der es kein Zurück mehr gibt. Die Insel wird als Müllhalde für echten Abfall und als Halde für die als  nutzlos abgestempelten Menschen genutzt. Dazu gehört auch Clancy (nicht wie im Klappentext angegeben mit einem "e"), der früher für den Mob als Schläger und hin und wieder als Killer sein tägliches Brot verdiente. Ebenso wie der Rest der vielen Ausgelagerten hat er schon fast aufgegeben und ernährt sich vom Tauschhandel mit aus dem Müll gezogenen Materialien, die von den Bewohnern auf dem Festland entsorgt werden. Eine große Gefahr lauert nachts im Nebel. Sobald der aufzieht, haben die Satelliten keine Chance mehr zur Überwachung und aus dem undurchdringlichen Dunst tauchen Gestalten auf, die die Behausungen der alten überfallen und etliche davon brutal niedermetzeln. Bei einer solchen Attacke wird der flüchtende Clancy verletzt und findet sich nach einer langen Bewusstlosigkeit im Dunkeln wieder, was ihn befürchten lässt, erblindet zu sein. Doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Er wurde von einem blinden Mädchen gerettet, das hinter einem gut getarnten Eingang in den Tunneln unter dem Erdboden und Müll lebt. Er bleibt und nach und nach richten sich die beiden so ein, dass auch Clancy sich zurechtfinden kann. Und dann holt er seine beiden Freunde Jimmy und Delilah in sein neues Reich, das die blinde Lena bereitwillig mit ihm und  nun den anderen Mitbewohnern teilt. Jimmy ist sieben Jahre älter (70) als Clancy, aber ein Sammler und Bastler vor dem Herrn, was für einige Differenzen sorgt. Dennoch bilden die vier Alten eine homogene Gemeinschaft. Doch dann entdeckt Clancy etwas, das die Gelegenheit zur Veränderung gibt. Und er will sie nutzen.

Eine Dystopie, wie sie sich viele der agierenden Jungpolitiker, die ausser einem ewig langen Studium, Kenntnissen im Jointsdrehen und bei Demos Steinewerfen auf die Ordnungskräfte in ihrem nutzlosen Leben noch keinen Finger krumm gemacht haben, wahrhaft wünschen würden. Man gibt an sämtlichen Problemen der Gesellschaft einfach den Alten die Schuld und vergisst dabei, dass ohne deren Leistung die eigenen Vergünstigungen gar nicht existeieren würden. Nun haben sie es aber geschafft, dass erst die Arbeitslosenunterstützung eingestellt wurde, danach die Krankenversicherung (wer sich keinen Arzt leisten kann, hat halt Pech gehabt und erhält nen Inselurlaub), Renten und Pensionen kann man sich bei dem neuen Szenario auch sparen und für die Bildung braucht man auch nix mehr aufwenden, da die Jobs eh ins Ausland verlagert wurden und man demzufolge auch kein Wissen mehr braucht. Dazu eine Sicherheitspolitik, die nach den vielen Überwachungskameras und Drohnen endlich einen wirksamen Kniff gefunden hat: Die Bestrafungssatelliten. Allmächtig überwachen sie die Nation und entscheiden auch über die Strafen für Gesetzesübertretungen. Bei leichten kriegt man nur einen schwachen Laserstrahl ab, der einen nut für einige Tage aus dem Verkehr zieht, bei mittleren Vergehen können daraus Monate oder Jahre werden und bei schweren Verbrechen und natürlich Staatsvergehen wird man gegrillt. So weit weg von einem ähnlichen Szenario sind wir gar nicht mehr, wenn man sich die vielen Einsparungen und höflich verpackten Hetzparolen, die Bildungsmisere, die Wirtschaft oder die Kriminalität so anschaut. Neben der deutlichen Gesellschaftskritik hat Peter Liney entgegen den sonstigen Gepflogenheiten auf dem Unterhaltungsmarkt einmal die ältere Generation in den Mittelpunkt gestellt und liefert keine platte Unterhaltungsware ab. In einem durchaus auch spannenden Roman bietet er zwar keine großen Überraschungen an, kann aber doch die eine oder andere Wendung, die düstere Stimmung und später den Hoffnungsschimmer gut skizzieren. Auch seine Charaktere sind fein ausgearbeitet, bekommen eine Tiefe, die man bei vielen anderen Romanen dieses Genres eher selten findet. Wirklich Action kann man von dem Buch bis auf das packende Finale eher nicht erwarten, aber punktuell gesetzte Sprenkel davon passen sich so gut in die Handlung ein, dass niemals Langeweile oder eine Durststrecke aufkommen will. Keine Neuerfindung des Genres, aber mit der Kritik an  der derzeitigen Entwicklung und einem umgekehrten Szenario des dystopischen Jugendwahns in Buch und Film ein wahrhaft gelungener Beginn einer Trilogie. Erfreulicherweise hat das Buch auch einen vernünftigen Abschluss, sodass man sich nicht grämen muss, wenn der Verlag mal wieder wie viele in dem Geschäft, mitten in einer Reihe aufhört. Lesenswert.380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 August 2014, 20:18:57
(http://2.bp.blogspot.com/-gLKr47oasv8/U_hqe2U1WuI/AAAAAAAAN7g/ZsaxYpJy2Xw/s1600/apokalypsez.jpg)

Manel Loureiro. Mit rasender Geschwindigkeit verbreitet sich ein geheimnisvolles Virus von Russland aus über den Rest Europas: Diejenigen, die daran sterben, kehren als blutrünsitge Monster zurück und hinterlassen eine Spur der Verwüstung. Einer der wenigen Überlebenden ist ein junger Blogger, der Tag für Tag die Ereignisse dokumentiert. Dies sind seine Aufzeichnungen vom ende der Welt.

Ein dreißigjähriger Anwalt wurde von seinem Psychiater dazu angeregt, sein Leben in einem Blog festzuhalten, um nicht endgültig einer Depression zu erliegen, die ihn nach dem Tod seiner Frau erfasst hatte. Er hält fest, dass in einem der ehemaligen Satellitenstaaten der Sowjetunion, in dem die Russen aber noch Soldaten stationiert haben, eine Basis von Terroristen überfallen wurde. Bald mehren sich Meldungen um Tote und Kranke. Viele europäische Staaten und auch die Amerikaner schicken Hilfskräfte an den Ort des Geschehens. Doch die Lage verschlimmert sich weiter. Sämtliche Hilfskräfte, viele davon selbst, erkrankt werden ausgeflogen und in ihr jeweiliges Heimatland gebracht. Russland macht die Grenzen dicht, sperrt bald das Internet, kann aber nicht verhindern, dass Flüchtlinge in die Nachbarstaaten abhauen. Putin verkriecht sich in einem Bunker und bald kommen keine Meldungen mehr aus Russland. Dafür mehren sich jetzt Katastrophenmeldungen aus Europa und den USA. Immer weiter breitet sich etwas aus, das in den Medien noch verharmlost wird und so von den Bevölkerungen nicht bestimmt werden kann. Ist es Ebola, die Vogelgrippe? Eine Nachricht aus Deutschland, in der es heißt, dass die Menschen Richtung Norden fliehen und eine nächtliche Ausgangsperre verhängt wurde, wobei die Kanzlerin Merkel androht, dass jeder sofort erschossen würde, der sich nach 20 Uhr noch im Freien befinde. Nur langsam dringt der Ernst der Lage auch nach Spanien und zu dem Anwalt. Immerhin deckt er sich mit Vorräten ein und hat eine Solaranlage auf dem Dach, sodass er und seine Katze, die ihm sehr wichtig ist, längere Zeit überleben könnten, ohne das Haus verlassen zu müssen. Als die TV-Sender den Betrieb einstellen und die ersten Horden von Untoten durch die Straßen schlurfen, beginnt auch er zu begreifen, wie arg es die Nation doch beutelt. Und irgendwann muss auch er nach draußen. Es gelingt ihm recht clever, die Zombies in seiner Straße so weit abzulenken, dass er zu seinem Wagen sprinten und mit Katze im Korb wegfahren kann. Was er sieht, ist das reinste Grauen: Sicherheitszonen mit vielen tausend Menschen, beschützt von Guardia Civil und Soldaten, wurden einfach überrannt, die Körper zerfleischt. Doch nur jene, die derart hirngeschädigt waren, dass sie nicht wieder aufwachen konnten, sind am Verfaulen, der Rest stolpert durch die Stadt. Er schafft es dennoch in einen Hafen, wo noch ein Boot liegt, eher eine kleine Segeljacht, das keiner zur Flucht geklaut hat. Er kann es flottmachen und segelt los. Nach einem heftigen Sturm kommt er nach Vigo. Die Stadt ist zerstört, verfaulende Stapel von Menschenfleisch verstänkern die Luft. Einige hundert Meter vom Kai entfernt ankert noch ein Frachter mit lebenden Menschen an Bord. Ein Seelenverkäufer mit einem Ukrainer als Kapitän und zwei weiteren seiner Landsleute, sowie billiges Personal aus Pakistan. Schnell muss der Flüchtling feststellen, dass der Kapitän ein Gauner ist und ihn auch bald erpresst, mit einer Truppe in die Stadt zu gehen, um ein geheimnisvolles Paket abzuholen. Es wird eine Himmelfahrtsmission.

Mann mit Katze gegen Zombies. Fertig. Okay, ein paar Worte dann doch noch und einen Anwaltswitz verkneif ich mir dabei auch. Abgesehen von der Katze bietet das Werk keine Neuerungen im Genre. In Blog- und später Tagebuchform wird der Ausbruch einer Zombieseuche geschildert, wie man sie aus etlichen Filmen und Büchern schon kennt, wobei das Wort Zombie im Jahre 2007 für den Anwalt anscheinend immer noch ein Fremdwort ist. Spätestens als er vom Fenster aus sieht, was da rumschlurft, sollte auch er es begriffen haben. Naja, so schlimm ist das jetzt nicht. Es geht temporeich weiter, wird durch das Verhalten des Typen und einige skurrile Situationen - wenn er im Taucheranzug (ohne Flossen!) draußen rumspaziert - mit Humor versetzt, der aber nicht zu einem brüllenden Lachen reizt und eher etwas zum Schmuneln ist. Die Charaktere erfahren keinen sonderlichen Tiefgang, sind aber auch nicht wirklich auf solide Glaubwürdigkeit ausgelegt. Natürlich muss der Kapitän eines Seelenverkäufers ein Schurke sein. Der Dreißigjährige, der noch nie von Zombies gehört hat und nach dem Tod seiner Frau nur noch Halt bei der Katze findet. Alles recht oberflächlich. Dafür aber bleibt der Lesefluss erhalten. Also anspruchslos ist schnell, um es auf einen Nenner zu bringen. Seine - und unsere - Politiker kennt der Autor aber wohl. Merkel ist schnell dabei, Erschießungskommandos anzuordnen, Politker vertuschen die Angelegenheit und belügen das Volk, bis sie selbst in Sicherheit sind, Putin schottet sich ab. Und die Amis spielen nur ein Cameo. Ebenso die Chinesen, die ihre Städte dann mal gleich atomisieren (was ihnen auch nix nutzt). Insgesamt eine lockere Lektüre, die nie den Anspruch hat Anspruch zu haben, flüssig zu konsumieren ist, so gut wie keine Längen aufweist und nicht überhart daherkommt. Wie die meisten Kinofilme der letzten beiden Dekaden eher auf Massenware gestrickt und somit den vermeintlich umsatzreichsten Markt bedient, indem man Splatterorgien vermeidet und nur hin und wieder mal einen Biss schildert oder die verwesenden Körper erwähnt. Zudem kommt die Gedankenwelt des Protagonisten zu seiner Unkenntnis bezüglich der Ungeheuer gut rüber. Atmen sie, verwesen sie, können sie Schmerz empfinden usw.? Eine nette Zombiegeschichte für zwischendurch und auf jeden Fall unterhaltsamer als die Bücher zu "The Walking Dead". Das Buch erfährt demnächst die Veröffentlichung der Fortsetzung und die hoffentlich vom Verlag etwas sorgfältiger betreut wird. In der Übersetzung wird aus einer Sackgasse schnell mal eine Einbahnstraße, in der die Helden gefangen sein sollten, aus einem Slawen dann eine Slave gefolgt vom Slawen und aus der Reiseapotheke letztendlich die Reisapotheke. Und das sind nur Beispiele des Schindluders, das da getrieben wurde. Hier setz ich dann mal die Kritik an den Großverlagen an, die sich über Amazon mokieren (Teils berechtigt, teils aus eigenem Fehlverhalten) von dem ich zwar auch kein Fan bin und dort nichts ordere, aber selbst den Blick fürs eigene Geschäft und ihre Kunden verloren haben. Teuere E-Books, schlechte Übersetzungen, laut diversen Angaben Kürzungen aus Kostengründen, um am Gehalt für die Übersetzer zu sparen, schlechtes Lektorat und Korrektorat usw. Gerade bei Letzterem haben kleinere Verlage zwar nicht das Budget dafür, schneiden meist aber besser ab und machen sich nicht derart lächerlich. Und Verlage wie Luebbe sollten sich ihre Kontaktformulare auf deren Homepages gleich sparen, wenn sie eh nicht antworten wollen.
Abgesehen von den vielen Fehlern betrifft das aber nicht das Buch. Wer nur leichte, seichte Unterhaltung sucht, die nicht langweilig wird, der ist hier schon richtig.
475 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 August 2014, 21:15:28
(http://3.bp.blogspot.com/-M_TbSEDMBxs/U_zdCZFP_2I/AAAAAAAAOAI/z3AEngiKLEE/s1600/kolumbus.jpg)

Steve Berry. Der preisgekrönte Journalist Tom Sagan deckt in seinen Artikeln unbequeme Wahrheiten aus Brennpunktregionen der Welt auf. Doch als seine Reportage aus dem Nahen Osten als Fälschung angeprangert wird, verliert er über Nacht seinen Beruf. Was er nicht beweisen kann: Er wurde gezielt sabotiert. Aber dann wird der amerikanische Nachrichtendienst auf ihn aufmerksamUnd plötzlich ist Sagan in eine verdeckte Ermittlung verstrickt, die alles verändern könnte, was die moderne Welt über die Entdeckung Amerikas zu wissen glaubt.

Sagan hat sich mit allen zerstritten, die ihm nahestanden. Und zwar während seiner Erfolgszeit als Pressevertreter- Frau und Tochter vernachlässigt und den jüdischen Glauben des Vaters nicht nur abgelehnt, sondern auch abgelegt. Er war in der Familie nicht mehr erwünscht. Dennoch wurde ihm nach dem Tod des Vaters dessen Wohnsizt in Florida laut Testament überlassen. Dort hockt er nun und flennt, greift sich ne Knarre und will sich die Laterne wegpusten. Pech - steht doch da ein Kerl an seinem Fenster und hält ihm ein Bild seiner gefesselten Tochter hin. Ein letztes Aufbäumen der Vatergefühle lässt ihn neugierig werden. Der Typ will, dass Sagan das Grab seines Vaters öffnen lässt, weil da etwas drin sei, das er benötigt. Im Falle der Weigerung würde seine Tochter sterben. Dieser Zacharias Simon scheut keine Mittel, um sein Ziel zu erreichen. Er will den Tempelschatz der Juden finden, den Kolumbus dereinst auf Jamaika vergraben haben soll. Und ja, laut Zacharias war Kolumbus eigentlich ein Jude, der Relgion und Namen ändern musste, um von der spansichen Krone seine Reisen finanziert zu bekommen. In die Jagd nach dem Schatz nischen sich nun verschiedene Parteien ein, die allesamt ein eigennütziges Interesse vorzuweisen haben. auch der Maggellan Billet und Stephanie Nelle ist mit von der Partie, aber diesmal ohne Cotton Malone. Und schon bald gibt es die ersten Opfer zu beklagen.

Wieder einmal eine Mischung aus Fakt und Fiktion mit Erinnerungen an Dan Brown und/oder Indiana Jones und der Ausgangslage, dass Christoph Kolumbus Jude gewesen sein, auf Jamaika eine größere jüdische Kolonie hinterlassen habe, die sich später mit den entflohenen Sklaven vermischt hätte. Steve Berry arbeitet die Geschichte der Juden recht einseitig auf, macht sie zu ehrenhaften Helden im Kampf um ihre Vergangenheit, lässt aber deren eigene Gräueltaten gerne außer acht. Positiv ist, dass die bösen Nazis nur in Rückblenden der Geschichte vorkommen und sie diesmal nicht an fiesen Verschwörungen beteiligt sind. Hingegen haben Amerikaner und Jamaikaner andere Vorstellungen von Ehrhaftigkeit. Unter den Parteien kommt es bald zu Verrat und Mord, was das Buch auch aufpeppt. Ehrlich gesagt, war mir der winselnde Journalist derart egal, dass mich sein Schicksal kaum anrühren mochte. Gleiches gilt für die doofe Tochter. Oberflächlich unsympathisch. Beginnt die ganze Angelegenheit noch recht interessant und flüssig, wird es mit Fortdauer immer zäher. Die vielen Rückblenden und Gedanken an frühere Zeiten bremsen Lesefluss und Aufmerksamkeit gewichtig ab, auch wenn Teile davon zur Erläuterung der Handlung dienen sollen. Die wechselnen Schauplätze Florida, Wien, Prag, Jamaika sollen vielleicht Schwung erzeugen, müssen aber leider vor der weitschweifigen Erzählweise kapitulieren. Und das Ende ist dann wieder derart heile heile Gänsje, dass man es kaum glauben mag. Journalist wird für seinen damals als verlogen angesehen Artikel rehabilitiert, Töchterchen schwingt sich freudestrahlend in Papas Arme und selbst aus dem Grab heraus bekommt er noch den Segen seines Papas, der ihn ja immer so liiiieb hatte. Würg. Mittelmaß, muss man nicht unbedingt gelesen haben. Manchmal zäh wie ein Burger in den bekannten Billigfresstempeln. Da war Steve Berry schon um Längen besser. Rund 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 August 2014, 13:46:42
(http://3.bp.blogspot.com/-KnZF_Rf7XI0/VABJ1zZjs_I/AAAAAAAAOEQ/xSxG9XW_f24/s1600/sirenenbelfast.jpg)

Adrian McKinty. Ein Torso in einem Koffer, ein tätowierter Hautfetzen und eine teuflisch schöne Witwe - Detective Sergeant Duffy ist zurück miteinem Fall, der ihn tief in die Wirren des Nordirlandkonflikts zieht. Er stößt auf skrupellose Geldgeschäfte und familiäre Abgründe. Und bald schon wird er selbst Opfer seiner Ermittlungen.

Duffy wird zu einem Fall auf einem verlassenen Fabrikgelände gerufen. Dort hat man einen Torso gefunden, dem man Beine, Arme und Kopf abgehackt hat. Identifizierung erschwerend. Dazu war der arme Teufel schon einige Zeit tot und hat wohl nur in einer Tiefkühltruhe rumgelegen, bevor man den Körper entsorgt hat. Anhand eines Tattoos, von dem ein kleiner Teil fehlt, kann man ihn bald als einen Amerikaner erkennen, der im WK2 gedient hat. Todesursache war aber eine Vergiftung und nicht das Abschlagen des Kopfes. Begünstigt werden die Ermittlungen durch den Umstand, dass es ein äußerst seltenes Gift gewesen ist. In dem Koffer, in das man die Überreste gestopft hatte, findet einer der Detectives ein Adressschild. Als Duffy dem nachgeht, muss er erfahren, dass der Besitzer des Gepäckstücks schon seit einem Jahr tot ist. Angeblich ein Anschlag der IRA und intensive Ermittlungen gab es auch nicht, obwohl Duffy die ganze Story wenig stimmig erscheint. Also hakt er nach, stößt einen dortigen Kollegen derart vor den Kopf, dass der sich doch bald Gedanken macht, ob er damals etwas lasch gearbeitet hat. Und er will der Sache nun auf den Grund gehen. Das kostet ihn das Leben. Jetzt verbeißt sich Duffy richtig in den Fall. Was hatte der zerlegte Ami mit dem toten Iren zu tun? Dennoch kommen die Nachforschungen ins Stocken, der Fall wird von den Vorgesetzten in die "unerledigt" Akten gelegt und Duffy soll sich um Alltagskrempel sowie Papierkram kümmern.. Tut er zunächst auch und widmet sich Suff und Privatleben, da seine Freundi, die Ärztin, ihn Richtung Schottland verlassen hat und er ihr nachtrauert. Dann muss er sich noch um einen Fall von Rassismus in seiner Straße kümmern, der sich nach einer kleinen brenzligen Situation bald von selbst erledigt. Dann bekommt er einen anonymen Hinweis, versucht vergeblich den Tippgeber zu finden, nimmt daher Urlaub, reist in die Staaten, um mehr über den erstückelten herauszufinden, was ihm nur bedingt gelingt. Die US-Behörden werfen ihn glatt aus dem Land. Zurück in Irland puzzelt er weiter an dem Fall rum, bekommt Ärger mit seinen Chefs und macht auf eigene Faust weiter, was ihn später einiges kosten wird.

Ehrlich gesagt ist der Fall selbst kriminalistischer Kleinkram, dessen Lösung der Leser ziemlich schnell erkennt, sobald alle für die Handlung wesentlichen Figuren eingeführt sind. Nur Duffy quält sich einen ab und ermittelt irgendwie dumm um die Verdächtigen herum. Dass er sich so dämlich anstellen sollte und nicht gleich auf die Zusammenhänge stößt, ist wenig wahrscheinlich und bestärkt den Leser in dem Eindruck, dass der Fall nur als Aufhänger dient, um die Situation in Irland 1982 zu beschreiben. Natürlich kann ein Roman aus dieser Zeit nicht ohne Thin Lizzy-Anspielung auskommen, beschäftigt sich aber dann hauptsächlich mit der düsteren Atmosphäre in Irland. Es wird fast schon zur Gewohnheit zu lesen, wie sich der Protagonist immer gründlich unter seinem Wagen umsieht, bevor er einsteigt. McKinty hat diese Momente der tagtäglichen Furcht vor Attentaten perfekt eingefangen. Natürlich wird auch wieder auf Duffys Religionszugehörigkeit eingegangen, mit der er irgendwie auf der falschen Seite zu stehen scheint, wenn er als Bulle in der Stadt unterwegs ist. Und dort kommt es immer wieder zu kleineren Scharmützeln zwischen den Parteien. Und diese ganzen Befindlichkeiten, wer nun gerade mit wem paktiert oder wer gegen wen kämpft, machen deutlich, wie zerrissen das Land wirklich war. Es scheint eher Jeder gegen Jeden zu gehen, keiner gibt dem anderen auch nur ein Fitzelchen Information. Selbst Armee und Polizei sind sich nicht grün. Wo soll da ein Frieden herkommen? Diesmal nicht der großte Wurf im Hard-Boiled-Bereich durch Adrian McKinty. Atmosphäre passt, der irische Alltag 1982, die Hoffnungslosigkeit und der Gewalt sind stimmig. Die wirtschaftliche Situation vor diesem Hintergrund und die Auswirkungen auf die Bevölkerung wirken beklemmend realistisch. Nur der Fall an sich fällt da als Schwachpunkt mit nur magerem Spannungsanteil aus dem Rahmen. Ein kleiner Ausflug Richtung Action gegen Ende reißt da auch nichts mehr raus. Verglichen mit seinen bisherigen Werken also eher Mittelmaß. Mal abwarten, was Duffy Teil 3 dann so zu bieten haben wird. Rund 385 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 August 2014, 16:23:06
(http://4.bp.blogspot.com/-DOWjcjtoZ5k/VAG7mm5lMUI/AAAAAAAAOF4/J4kAIpcpCOo/s1600/gnadenthron.jpg)

Martyn Waites. Jamal, ein Strichjunge aus London, hat eine Mini-Disc mit brisanten Informationen gestohlen. Und das ist schlecht für ihn - denn nun ist der Hammer hinter ihm her, ein brutaler Killer mit ienem saphirblauen Schneidezahn, der seine Opfer auf dem Gnadenthron, einem Folterstuhl, zu Tode quält. Seine Trefferquote: 100%. Unerwartete Hilfe bekommt Jamal von dem ehemaligen Starjournalisten Joe Donovan, der verzweifelt nach seinem spurlos verschwundenen Sohn sucht. zusammen dringen die beiden in ein Netz des Schreckens vor, von dem sie sich keine Vorstellungen gemacht hatten.

Der titelgebende Gnadenthron kommt schon im Prolog kurz zum Einsatz, bevor die eigentliche Handlung beginnt. Jamal, von seiner Mutter einfach in einem Pflegeheim abgelegt und dann abgehauen, schlägt sich mit Stricherjobs durch, beklaut seine Kunden und greift auch sonst alles ab, was sich zu Geld machen und für Drogen umsetzen lässt. Dabei fällt dem Vierzehnjährigen eine Mini-Disc in die Finger, auf der er nicht nur Beweise für diverse Verbrechen zu hören bekommt, sondern auf der auch die Namen von Presseleuten genannt werden. Einer davon ist Joe Donovan. Jamal ruft bei der Zeitung an, für die Donovan laut diverser Artikel gearbeitet hat. Doch der ist nicht mehr dort. Er sitzt zu Hause und ist kurz vor dem Selbstmord, da sein Kind verschwunden ist, seine Frau ihn daraufhin verlassen hat und er keinen Sinn mehr im Weitermachen sieht. Doch seine frühere Herausgeberin Maria treibt ihn auf und bringt ihn dazu, mit ihr zusammenzuarbeiten. Nach und nach müssen sie erfahren, dass ein weiterer Journalist entführt wurde bzw. verschwunden ist und somit das Schicksal eines Wissenschaftlers teilt. Grund dafür ist Jamal, der sich in die Enge getrieben sah und in ein Haus mit anderen Jugendlichen geflüchtet ist, die von einem Father Jack "betreut" werden. Doch der regiert mit Gewalt, zwingt die Kids für ihn anschaffen zu gehen und schlimmere Dinge zu tun, wenn sie einer Vergewaltigung oder Züchtigung durch ihn entgehen wollen. Jack erfährt von der Disc und will sie zu Geld machen, zwingt gleichzeitig Jamal dazu, mit den gehörten Informationen rüberzukommen, was die Gangster dann dazu verleitet, die beiden Personen zu entführen. doch den Namen von Donovan hat Jamal für sich behalten - und der ist mit Maria auf der Suche nach ihm. Zufällig wird das Haus auch noch von den beiden Privatermittlern Peta und Amer beobachtet, die Father Jack wegen seiner Verbrechen überführen wollen. Zu allem Überfluss ist aber auch der Hammer auf der Jagd  nach dem Jungen und bald werden sich die Wege aller Beteiligten kreuzen und ungeheuerliche Misstände und Verbrechen ans Tageslicht bringen.

Klappentext mal wieder nach Gutdünken verfasst. Die Hilfe von Donovan für den Jungen ist nicht unerwartet, da der Bursche ja direkt nach ihm fragt. Und was die Erfolgsquote von 100% angeht, so ist die schon bald Makulatur. Eine weitere Fehlinfo. Dass ich mir nach dem Buch von Steve Berry scchon wieder einen versoffenen Journalisten kurz vor dem Selbstmord aus meinem SuB gegriffen habe, ist dagegen meine eigene Schuld. Aber Martyn Waites sorgt mit einigen Klischees dafür, dass dies nicht das einzige wohlbekannte Charaktermerkmal einer Figur bleibt. Die Killer-/Death Metal-Verbindung ist dermaßen platt, dass ich noch nicht einmal mehr drüber lachen konnte und die superschnuckelige, höchst intelligente Blondine mit Kampferfahrung, deren Talent wegen Vorurteilen nicht akzeptiert wird, ist ja  nun auch keine Weltneuheit. Die Story ist verzwickt durch die vielen Beteiligten mit den unterschiedlichsten Motiven und dadurch, dass es einige Zeit dauert, die "überflüssigen" Charaktere von den relevanten zu trennen. Und als man es dann geschafft hat, bleiben doch nur die üblichen Verdächtigen übrig. Keine Überraschungen in einem düsteren, manchmal auch sozialkritischen Setting, das trotz dieses Gnadenthrons nun keine wirklichen Härten aufzuweisen hat, da wird einiges dem Leser und dessen Phantasie überlassen. Man verfolgt zwar interessiert den Weg des Jungen, aber die anderen Figuren, auch oder gerade der Journalist, können einen nicht gerade zum Mitfiebern und Sympathie empfinden einladen. Fast alle erweisen sich als Egoisten, manche als einfach nur bösartige Deppen mit Vorurteilen en masse. Egal, wie  man es dreht und wendet, wer sich als Täter und wer als Opfer herauskristallisiert, "Der Gnadenthron" ist nicht mehr als ein gewöhnlicher und konventioneller Thriller, wie man ihn als Genrefan schon oft und dabei auch einige Male besser gelesen hat. Von hardboiled oder hartgesotten wie auf dem Klappentext erwähnt, ist er ne Ecke entfernt. In dieser Richtung gibt es etliche bessere Autoren. Keine völlige Pleite, aber auch keine Pflichtanschaffung, für nebenbei aber gut genug. Ca. 470 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 September 2014, 21:58:33
(http://1.bp.blogspot.com/-WUFb3EKMvzE/VASyhji565I/AAAAAAAAOHY/KFe6ZHBplL4/s1600/parker.jpg)

Richard Stark. Eine halbe Million Dollar haben fromme Gläubige einem scheinheiligen Priester gespendet. Das Geld zu erbeuten fällt Parkers Gang nicht schwer. Doch einer der Kumpel will die ganze Beute für sich haben. So ist er Parker und seinen Freunden ebenso auf den Fersen wie der skrupellose Sicherheitschef des Predigers. Beim atemlosen Showdown zeigt sich, wem Parker noch trauen kann.

Ein Insider, der mit "seinem" Prediger unzufrieden ist, weil der sich als egoistischer und gieriger Gauner erweist, will diesen mithilfe von Liss ausrauben. Tom, so der Name des Insiders, ist ehrenamtlich als Bewährungshelfer in Memphis tätig, wenn er gerade nicht mit dem Prediger auf Tour ist. So hat er Liss kennengelernt und über zwei Jahre betreut. Nach und nach haben sich die beiden Kerle ihre Pläne anvertraut und gleich dieses Ding ausgeheckt. Liss wendet sich an Parker und Ed mit seiner Brenda. Man verabredet ein Treffen, bei dem sich Parker selbstverständlich unter falschem Namen präsentiert. Die Eckdaten sind schnell ausgetauscht und man wird zu einem Zeitpunkt zuschlagen, den der junge Tom nicht kennt. So kann er Ahnungslosigkeit vortäuschen, wenn es zur Sache geht. Gesagt, getan. Eines Tages werden die Tageseinnahmen von rund 400.000 Dollar geraubt, der Junge bleibt mit einer Beule am Kopf zurück, die ebenfalls als Alibi dienen soll und jeglichen Verdacht von ihm ablenkt. Und dann beginnt es langsam in die Binsen zu gehen. Liss versucht, sich mit dem Geld abzusetzen, was ihm aber nicht gelingt. Wenigstens kann er fliehen und sich überlegen, wie er später an die Penunse kommt. Unterdessen verstecken sich Parker und Kollegen direkt unter der Nase der Bullen, sehen dann aber auch noch einen anderen Wagen mit drei verdächtigen Figuren in der Nähe rumkurven. Was sie bis dahin nicht wissen, ist, dass Tom bei seiner Freundin geplaudert und die wiederum ihren Bruder eingeweiht hat. Der und seine zwei Loser-Freunde hegen natürlich den wagemutigen Gedanken, sich des Geldes zu bemächtigen. Doch auch der Bruder muss damit leben, dass er nicht alles mitbekommt. Denn seine Freunde wollten seine Schwester noch nach einigen Detail fragen und als die Antworten nicht ihren Vorstellungen entsprachen, haben sie sie etwas härter angefasst. Was diese nicht überlebte. Und als Trottel erwiesen sich die drei dann auch noch. Während alle Welt nach den drei Räubern sucht, fahren die Kerle frech in der Gegend rum und suchen nach ihren Opfern. Blöd nur, dass die Polizei sie nun für die Täter hält und einsackt. Und Parker ist sich mit seinen Kollegen darüber einig, dass das Problem Liss gelöst werden muss, damit sie ihn nicht ewig an der Hacke haben. Bei der Gelegenheit gerät er an einen wirklich fiesen Bullen, die drei Blödmänner und an den Sicherheitschef des Predigers.

In "Verbrechen ist Vertrauenssache" gibt es eigentlich keinen, der nicht irgendwie Dreck am Stecken hat. Es herrschen eher sämtliche Schattierungen von Grau oder Schwarz vor, weiße Westen sucht der Leser vergebens. Parker ist nach wie vor der Mann, der sein Geld mit Gesetzesbrüchen verdient, aber auch einen seltsamen Ehrenkodex hat. Leuten, denen er vertrauen kann, hält er (fast) bedingungslos die Treue, er ist absolut gegen unsinnige Gewalt, geht aber im Gegenzug rücksichtlos gegen jeden vor, der ihn bescheißen will oder ihm im Weg steht. Sicher wird Parker vom Leser bald als Sympathieträger empfunden, man drückt ihm fast die Daumen, dass er gut aus der Sache rauskommt. Der Stil von Stark ist wie gewohnt knapp, auf den Punkt gebracht und ohne überflüssige Schnörkel. Nebenhandlungen, die vom Hauptthema ablenken könnten oder nur als Füllsel dienen fehlen dementsprechend auch. Dafür glänzt Richard Stark mit einigen wunderbaren Bonmots und gibt dem Leser auch den einen oder anderen Schmunzler mit auf den Weg, wenn z. B. Parker vom Prediger angeheuert wird, dessen Geld zurückzuholen und auch flugs den Vorschuss einkassiert, während er sich denkt, dass es in seiner langen Laufbahn das erste Mal ist, dass er dafür bezahlt wird, das Geld zurückzuholen, das er geklaut hat. Dass Parker sich aus jeder Bredouille befreien kann und alles ein für ihn mehr oder weniger gutes Ende nimmt, ergibt sich auch aus der Veröffentlichungspolitik des Verlages. Man hat mit dem letzten von Richard Stark vor seinem Tod geschriebenen Buch begonnen und sich dann langsam zurückgearbeitet bis zum Jahr 1997, in dem der Autor Parker nach zwanzigjähriger Abstinenz wieder auf den geneigten Kunden/Fan losgelassen hat. Da ist es freilich klar, dass man davon ausgehen muss, dass der Mann ohne soziale Kompetenz unbeschadet aus dem Ärger rauskommt. Es ist dann eher das WIE. Parker ist das Gegenstück zu den vielen bedröppelten politisch korrekten Kommissaren mit Hang zur Drama Queen aus deutschen oder skandinavischen Landen. Wortkarg, sparsam, gewalttätig bis brutal sind die Geschichten um Parker alle und so ist es kaum überraschend, dass es auch hier weniger zimperlich zugeht. Die Story ist gut durchdacht, der Plan wird ausgefeilt dargelegt, sein vermeintliches Scheitern ebenso wie Parkers Reaktion darauf. Eine packende Geschichte, die man möglichst in einem Rutsch lesen will und man kann sich nach dem letzten Film um Parker den Darsteller Jason Statham weiterhin gut als den Mr. Cool vorstellen. Leider werden vom Verlag keine der älteren Bücher aufgelegt und neues Material ist aufgrund des Todes von Richard Stark im Jahr 2008 ebenfalls nicht mehr zu erwarten. Schade, aber wenigstens haben wir ja seine bisherigen Werke noch zum Trost. 255 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 September 2014, 22:41:10
(http://4.bp.blogspot.com/-i4X-1WrI49M/VAdY6H31QSI/AAAAAAAAOIc/keTQgtAWT-w/s1600/onesecond.jpg)

William Forstchen. Was wäre, wenn jemand vorhätte, die USA anzugreifen? Wäre es da nicht strategisch klug, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten zunächst den Schutz durch die überlegene Technologie zu rauben? Was wäre, wenn wenn es eine Waffe gäbe, die alles Elektronische ausschalten könnte? Diese Waffe könnte bereits in den Händen des Feindes sein. John Matherson, Geschichtslehrer und Ex-Colonel, lebt mit seiner Familie in einer friedlichen Kleinstadt in den Bergen North Carolinas. Doch die Idylle findet ein jähes Ende, als ein EMP die kompletten Vereinigten Staaten lahmlevgt. Alle elektronischen Geräte - Autos, Computer, Radios, Flugzeuge - funktionieren von einer Sekunde auf die andere nicht mehr. Die Gesellschaft bricht erschreckend schnell zusammen und John muss sich eine entscheidende Frage stellen: Wie weit würdest du gehen, um deine Familie und deine Heimat zu schützen?

Es ist ein ganz normaler Tag. Doch plötzlich bleiben alle Autos stehen, auf dem Highway, der etwas entfernt rund um die Kleinstadt Black Mountain in North Carolina führt, ersterben jegliche Geräusche. Alle sind ganz verdattert, haben aber keine Zweifel, dass sich alles wieder regeln wird. John hat das Glück, dass seine Schwiegermutter eine uralte Schüssel fährt, die noch ohne Elektronik auskommt. So ist er wenigstens mobil und fährt mit ihr in die Stadt. Inzwischen sind die ersten Fremden vom Highway rübergekommen, um Hilfe zu finden. Schon werden einige misstrauisch, weil jemand ein funktionierendes Auto hat, während ihre liegenbleiben. Einige Rabatzbrüder wollen Streit mit John beginnen, was ihnen nicht gelingt. Er fährt weiter in die Stadt, die ebenfalls unter dem Stromausfall leidet. Der frühere Colonel ohne Kampferfahrung denkt sich bald seinen Teil. Das war ein EMP, ausgelöst durch eine Atombombe, die ÜBER der Atmosphäre gezündet wurde. Keine Fallout, aber auch keine Elektrizität - alles platt. Und so dauert es nur noch drei Tage, bis erste Maßnahmen ergriffen werden müssen, die nicht sonderlich populär sind. Rationierung der Lebensmittel, da keine Lieferungen mehr erfolgen werden, Abkommen mit dem Nachbarort, gemeinsam die Grenzen zu verteidigen, um nutzlose Fresser fernzuhalten und rigoroses Durchgreifen bei Diebstahl. Hätte früher bei Mundraub nur ordentlich Schellen gegeben, ist das Stehlen von Lebensmitteln oder für die Gemeinschaft wichtigen Gütern ein Grund für die Exekution. Doch auch andere Dinge fehlen - Medikamente für die Kranken, die darauf angewiesen sind. So sterben die nach und nach weg. Auch die jüngste Tochter von John benötigt dringend Insulin, da sie zuckerkrank mit Typ 1 ist. Noch haben sie Vorrat, aber wie sieht es in eingien Monaten aus? Und nach Wochen des Ausharrens machen auch noch marodierende Banden die Gegend unsicher, die die Chance nutzen, dass Recht und Gesetz außer Gefecht gesetzt sind. Die Bürger werden bewaffnet, die Rationierung von Lebensmitteln verschärft und nur die neue Bürgerwehr und körperlich hart arbeitende Menschen bekommen bessere Stücke auf den Tisch, der Rest muss sich mit kleinsten Portionen am Leben halten. Und niemand weiß, ob die Armee jemals Hilfe bringt, das Land jemals wieder so wird wie vor dem Anschlag, von dem eh keiner weiß, wer in verübt hat.

Ich habe schon die beiden bei uns veröffentlichten Romane (Es gibt drei, aber Randomhouse lässt den dritten mal wieder untern Tisch fallen, obwohl nach zwei Büchern nix erklärt oder vielleicht aufgeklärt ist. TYPISCH!) von John Birmingham gelesen, die sich mit einem ähnlichen Thema befassen und in denen der Autor aber mehr auf Action setzt, denn auf irgendwelche Auswirkungen durch die Katastrophe. Ebenfalls durch hab ich die beiden Werke von G. Michael Hopf (Hier wird ein drittes erscheinen, wie mir der Luzifer-Verlag bestätigte), die sich auch um einen EMP drehen. Auch hier geht es recht schnell gewalttätig zur Sache. Hochpatriotisch sind sie natürlich ebenso. Ich mag fetzige Action in Buch- wie in Filmform, aber etwas intensivere Beschäftigung mit dem Alltag oder Börsenreaktionen, Auswirkungen auf die Wirtschaft hätte ich in beiden Fällen auch gerne gelesen. Außerdem wird alles nur aus US-Sicht geschildert. Europa oder Asien werdenvkaum erwähnt, auch bei Forstchen nur selten und wenn, dann als Schutthafen, weil die Amis nach dem Vorkommnis nur wild um sich geballert haben und mit Atomraketen jeden ihrer vermeintlichen Feinde auslöschten, weil man so den Richtigen trifft. Dass es da massenhaft Unschuldige hingerafft hat, wird nicht thematisiert. William Forstchen baut daneben seine Handlung nach und nach auf, schildert die schleichenden Folgen der Krise, wenn auch nur auf kleinem Raum. Die immer verzweifelter werdenden Maßnahmen, die Menschen, denen Hunger und Durst zusetzen. Immer mehr kommen die sich vor, wie in einem Dritte-Welt-Land für das sie früher gespendet haben. Forstchen beschreibt Kapitel für Kapitel, wie sich die Wohlstandsgesellschaft langsam auflöst, dass die Westler heutzutage so verweichlicht sind, dass sie ohne die nötigen Hilfsmittel kaum noch existieren können. Die Zivilisation hat sie lebensunfähig gemacht. Auch Kritik an der Regierung lässt er nicht außen vor. Wie ehedem bei 9/11 haben sie nicht auf die vielen Mahner gehört, dass so etwas vorkommen könnte, keine Maßnahmen ergriffen, obwohl der Gedanke an einen EMP durchaus real ist. Und auch William Forstchen packt die Patriotismuskeule aus. Halbwegs erträglich, aber auch geschönt. Wenn er berichtet, dass die Schutzanzüge Uniformen seien und dass von denen immer der Tod ausging, wie er am Beispiel von den Begleitern für die Todeslager dereinst in Deutschland aufführt. Was er selbstverständlich vergisst zu erwähnen, ist, dass die Amerikaner mit uniformiertem Massenmord noch viel früher ihre Erfahrungen gemacht haben. Frag nach bei den Indianern. "Aber wir sind ja Amerikaner, bei uns gibt es sowas nicht". Abgesehen davon ist das Buch höchst emotional, trotz nur kleinerer Kampfeinlagen um den Schutz der Stadt und Verteidigung der Reserven schnell aufzunehmen und recht virtuos konstruiert. Dass es in dieser Art zugehen kann und das Geschehen daher nah an der Realität ist, kann durchaus sein. Aus diesem Grund wirkt es vielleicht noch packender, wozu auch die von Kapitel zu Kapitel steigende Dramatik ihren Teil beiträgt. Ein fesselndes Buch, bei dem man den Patriotismus (der aber nicht so aufdringlich präsentiert wird, wie in einigen anderen Büchern aus US-Land) links liegenlassen und sich dem Überlebenskampf der kleinen Stadt überlassen kann. Der ist packend und spannend, bietet starke Charaktere und es fehlt ihm nur ein bisschen mehr Action, die nur im letzten Fünftel des Buches für einige Seiten voll erblüht. Was die eingangs erwähnten Autorn im Überfluss hatten, ist dafür hier etwas zu wenig. Aber für sowas hab ich ja dann Eric L. Harry. 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2014, 22:18:16
(http://2.bp.blogspot.com/-HAXmHNr_38Q/VAitiONfqyI/AAAAAAAAOLM/nfDIJvCnhJ4/s1600/65stirrupironroad.jpg)

Edward Lee, Jack Ketchum, Nate Southard, Brian Keene, Bryan Smith, Jesus F. Gonzalez, Wrath James White, Ryan Harding und Shane McKenzie. Was ist nur los mit Arrianne? Seit sie mit ihrem Mann Chuck in ihrem Traumhaus lebt, befallen sie die perversesten Begierden. Ihre Träume werden von abartiger Pornografie beherrscht. Und auf dem Bildschirm ihres Computers erscheinen ohne ihr Zutun die schlimmsten Fotos dazu. Chuck vermutet, dass Arrianne ganz einfach den Verstand verliert, aber er hilft ihr  nicht - denn ihren neuen wilden sexuellen Appetit genießt er. Doch Arrianne kommt nach und nach hinter den dreckigen Wahnsinn des Hauses in der Stirrup Iron road. Sie sieht eine Verbindung zwische3n ihren psychotischen Anfällen und der gewalttätigen Vergangenheit des Hauses - und erkennt endlich die tödliche Gefahr, in der sie und Chuck sich befinden.

Nicci hat so ihre Probleme. Ihr Job bringt ihr nur den Mindestlohn, der noch nicht einmal dazu reicht, die Miete zu löhnen. Also verdient sie sich mit dem einen oder anderen Blowjob einige Dollars dazu. Doch sie hat auch mit dem Verlobten ihrer Freundin Jenny, bei der sie wohnt und der sie einen Mietanteil abtreten muss, gepennt. Als die das mitbekommt, setzt sie Nicci vor die Tür. Danach verliert sie ihren Job und muss bei ihrem Bruder Sam unterkommen und sich ihr Geld nun als hauptberufliche Bläserin verdienen. Doch sie träumt auch von perversem Zeug. Dass ihr Bruder sich über sie hergemacht habe, sie von oben bis unten vollgekotzt hat und ihm dabei einer abging. Sie stellt ihn zur Rede, doch der weiß von nichts. In einer weiteren Nacht steht sie auf, weil sie etwas gehört hat und findet ihren Bruder Sam total zerstückelt vor. Die Polizei glaubt ihr nicht, aber sie besteht jeden Lügendetektortest. Als sie aber anfängt von einem Monster zu schwafeln , ist deren Geduld am Ende. Niccis neuer und mietfreier Wohnsitz wird die Klapse. Zehn Jahre später ziehen Arrianne und ihr Gatte Chuck in das Haus ein und finden es herrlich. Doch bald werden die sexuellen Begierden von Arrianne, die sie scheinbar immer unterdrückt hat, erweckt und sie lebt sie mit einem erfreuten Chuck aus, der daraufhin prompt seiner Geliebten den Fickvertrag aufkündigt, was die so gar nicht akzeptieren will. Doch er muss auch mitansehen, wie sich seine Frau immer mehr verändert und kann sich keinen reim darauf machen.

"65 Stirrup Iron Road" ist eine Gemeinschaftsarbeit der oben genannten Autoren, um ihren schwerkranken Kollegen Tom Piccirilli zu unterstützen, bei dem sich die Behanldungsrechnungen türmen. Das Buchwar nach kürzester Zeit ausverkauft - und zwar nur durch Vorbestellungen. Es bietet neben der Story noch ein Lesebändchen, rote Schrift und Autogramme aller Autoren sowie von Tom Piccirilli und Timo Würz, dem Cover-Illustrator. Auf einer Verkaufsplattform wird das Buch schon für günstige 199 Euro als Gebrauchtware und 249 Euro als Neuware angeboten. Dennoch würde ich mein Exemplar nicht verscherbeln. Nach einem Vorwort von Tom Piccirilli verfasst auch gleich Edward Lee einen Prolog der es in sich hat. Schon da packte mich ein Wechsel zwischen grinsen, schmunzeln und Kopfschütteln und das war erst der Anfang. So wie sich die - okay, recht dünne -  Geschichte langsam steigert, werden auch die von den Autoren draufgepackten Schmuddelanteile und Perversionen immer derber - ich sag nur Streifenhörnchen. Hin und wieder kommt einem das Ganze vor wie eine Clipsamnmlung an Ekelszenen, zusammengehalten durch eine Story, die nur Mittel zum Zweck scheint. Jeder der Burschen lässt es richtig krachen, hin und wieder gibt es auch eine blutigere Szenen, doch die "Würge"-Pornographie überwiegt. Zum Ende hin drehen sie den Spaßfaktor noch einmal so richtig auf, wenn sich die Verrückten selbst ins Buch hineinschreiben und sich gegenseitig über sich selbst lustig machen. Auch den Beruf und die Arbeit als Schriftsteller wird gekonnt auf die Schippe genommen und so manche unglaubwürdige oder auch irgendwie unfertige Szene erscheint mir genau so beabsichtigt wie sie ist. Ein Ende wie man es noch nicht gelesen hat, rundet die Sache ab. Flugs zu lesender Sammelband mit gut aufgelegten Autoren, die es feste krachen lassen. Wer aber einen schwachen Magen hat oder mit dem Genre allgemein nichts anfangen kann, sollte die Finger davon lassen und sich als "Flieger" doch lieber Büchern von Sofie Cramer widmen und die Sachen vom Festa-Verlag nicht so ernst zu nehmen. Für jeden Hardcore-Fan ist "65 Stirrup Iron Road" die volle Dröhnung. Ich würde das Buch den geneigten Lesern ja empfehlen, aber es ist schon ausverkauft und die Empfehlung wäre somit hinfällig. 255 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 September 2014, 22:39:04
(http://3.bp.blogspot.com/-FIS2Eq4DXD8/VAoAQ4-vO2I/AAAAAAAAOMM/AVKPQ9t_bO4/s1600/000.jpg)

Shane Gregory. Im verschlafenen Städtchen Clayfield in Kentucky bricht die Hölle auf Erden los. Eine weltweite Epidemie verwandelt die Menschen innerhalb von Stunden in blutrünstige Zombies. Eine kleine Gruppe von Überlebenden findet sich im totalen Chaos wieder und streift ohne Strom und Nahrung durch die ausgestorbenen Straßen. Hinter jeder Hausecke lauern tödliche Gefahren, gefährliche Überraschungen und potenzielle Verräter. Allmählich machen sich Hoffnungslosigkeit und Resignation breit. Hat die Welt, wie wir sie kennen, für immer ausgedient?

Der Erzähler vernimmt via Internet, dass irgendwo im fernen Europa eine Seuche ausgebrochen sein soll, die das Gehirn schädigt (Amerikaner in der alten Welt?) und die Menschen aggressiv macht. Weit weg, uninteressant. Pech, denn es dauert nicht lange, dann ist sein Heimatkaff auch betroffen. Als Museumsdirektor einer einer kaum genutzten Bildungseinrichtung sitzt er einfach seine Zeit ab, bis er von der Hauptstraße vor der Tür einen Knall hört, der auf einen Unfall schließen lässt. Da er eh nix zu tun hat, tappt er neugierig nach draußen. Und muss sehen, dass es nicht nur mehrere Crahs gegeben hat, sondern dass auch die Menschen teilweise in wilder Flucht davonrennen während andere staksig die Straße entlangschlurfen und böse Verletzungen haben. Er kann Jen, eine eher eingebildete Vorstandstusse ins Museum retten und überlegt mit ihr, was da los sein könnte und wie man weiter vorgeht. Versuche, Freunde oder Verwandte zu kontaktieren, schlagen fehl. Also müssen die beiden ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Das heißt: Raus aus dem Museum und sich Waffen besorgen, Nahrungsmittel und alles, was für ein längeres Überleben in der Gegenwart der Katastrophe notwendig ist. Sie streifen durch die Stadt, finden hin und wieder andere Überlebende, müssen ständig auf der Hut sein vor den umherstreifenden Beißern und bald auch vor Plünderern. Je länger ihr Überlebenskampf andauert, umso mehr müssen sie feststellen, dass bei einigen Menschen nicht nur der Egoismus immer mehr ans Tageslicht rückt, sondern auch manche auch nicht mehr vor Gewalt gegenüber noch Lebenden zurückschrecken, um sich zu nehmen, was sie brauchen. Im Verlaufe ihrer Flucht vor den Infizierten begegnen sie den verschiedensten Einwohnern ihrer kleinen Stadt, die sich entweder um Angehörige sorgen, ihre Stadt zurückerobern oder einfach nur weiterleben wollen. Nicht allen gelingt ihr jeweiliges Vorhaben.

Der erzählende Protagonist bleibt den gesamten Roman über namenlos und wird als Museumsdirektor vorgestellt. Doch statt eines alternden Mannes (obwohl viele spätere Ereignisse und Umstände darauf hindeuten), findet man einen Menschen vor, der zwar in der Blüte seines Lebens steht, aber sich nach einer Scheidung in sein Schneckenhaus zurückgezogen hat und bis auf seine wenigen Museumsbesucher kaum soziale Bindungen hat. Insgesamt sind die Charaktere eher oberflächlich skizziert und auch die Story selbst hat wenige Besonderhetien zu bieten, die sie von der Masse der ähnlich gelagerten Werke abheben. Vielleicht, dass der eine oder andere Untote auch nach einem Kopfschuss wieder aufsteht. Ansonsten business as usual. Was kein Fehler sein muss. Ich habe mich mit dem (unsterblichen) Genre arrangiert und greife immer wieder zu derartiger Lektüre. "Die Zombies von Clayfield" bietet keine ausufernden Metzeleien, ist jetzt aber auch nicht von der zensurfreudigen Märchentante beeinflusst. Kopf ab, Arme oder Beine zerfleddert - all das findet schon seinen Weg in die Geschichte. Der Rest ist Überlebenskampf wie gewohnt. Suche nach einem ruhigen Plätzchen zum Aussitzen der Bedrohung, Kampf gegen Plünderer oder auch Unstimmigkeiten untereinander gehören zum Szenario. Die Idee mit dem Alkohol als Heilmittel (Nicht neu, da von Jon Land schon vor rund 25 Jahren in einem Thriller genutzt), war richtig nett und hätte mit zwei Stolpererarmeen möglichweise für stimmigen Humor gesorgt. Leider wurde das Thema irgendwann unter den Tisch fallen lassen, dabei hätten sie doch mal auf die Idee kommen können, einen Sprituosenladen zu plündern. andererseits wurde das Kaff ja als "trocken" beschrieben, was aber auch irgendwie nicht so realistisch und eher unglaubwürdig klang. Und auch wenn die Übersetzung nach einer Auseinandersetzung mit Gewehren von Geschützfeuer statt Gewehrfeuer spricht, die Protagonisten hin und wieder recht unverständliche bzw. dämliche Handlungen ihr Eigen nennen können, ist "Die Zombies von Clayfield" ein unterhaltsamer und flotter Roman, der sich vor anderen dieses Genres nicht zu verstecken braucht. Gut erzählt, überlässt manches der Phantasie des Lesers, hat zumeist ein genügendes Tempo und insgesamt überzeugen, wenn man nicht auf Dauergemetzel aus gewesen ist. Rund 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 September 2014, 22:53:11
(http://4.bp.blogspot.com/-GzOnZx887VA/VAtYLEib7mI/AAAAAAAAONU/_Gd0rfgqpEc/s1600/monstersperma-1-187x300.jpg)

Edward Lee. Ann White steht eine abartige Woche bevor. Nur wenn sie die täglichen Bewährungsproben besteht, wird sie Mitglied der legendären Studentenverbindung Alpha-House. Aber dazu muss sie die bizarrsten Sexualpraktiken über sich ergehen lassen und die Späße des perversen Hausdieners überleben. Erst danach offenbart man ihr das okkulte Geheimnis, das sich ihinter der Fassade des Colleges verbirgt - und für Ann geht der Schrecken erst los.

Drei Kandidatinnen für die Studentenverbindung stehen ihrer neuen Betreuerin gegenüber. Alle drei wurden von ihren reichen Eltern mit enormen monetären Aufwand an diese Uni gebrcht und sie wollen Ergebnisse sehen, da das Trio nicht gerade durch bildungsorientierte Leistungen mit entsprechend guten Noten auffiel. Dass sie auch noch potthäßlich im Sinne von Gesichtsbaracke und entweder dürr wie ne Bohnenstange und dem "Kein Arsch, kein Tittchen, genau wie Schneewittchen"-Bild entsprechen (Mercy) oder fett und wabbelig sind wie ein weicher Pudding, passt ins Drama (Ann + Hannah). Ann, die kein Blatt vor den Mund nimmt, schon einiges ausprobiert hat und wenigstens über einige wenige schulische Grundkenntnisse verfügt, entpuppt sich bald als Sprecherin der drei Anwärterinnen. Die Betreuerin, Miss Kezzy, hat einige interessante Überraschungen in petto, die sie den Mädels als Prüfungen vor den Latz knallen will. Und die haben es in sich. Ob Hillbillie-Kneipe oder Obdachlosenheim, die eigenen Eltern oder ne Horde Biker - sie alle werden zu den Prüfungen der Mädels geladen. Und die müssen sich gewaltig abrackern, um hier zu bestehen und nicht in den Sack zu hauen und von den Eltern enterbt zu werden oder was ihnen sonst noch bei Versagen blühen würde. Und ja, sie müssen sich auch derberen Situationen stellen, wenn sie dann vielleicht die Höllenwoche überstanden haben. Schaffen sie es, gehören sie zur Elite.

"Monstersperma" ist ein reines Spaßbuch mit einer Protagonisten Ann, die ein Schlappmaul sondergleichen hat. Die Geschichte ist im wahrsten Sinne des Wortes spritzig - und das nicht nur auf den Humor bezogen. Um im Sprachgebrauch zu bleiben: Durch das Buch flutscht man wie geschmiert nur so durch. Also wie von Edward Lee in seinen "Extrem"-Schweinigeleien gewohnt locker leicht zu lesen und nicht durch irgendwelche lästigen Inhalte wie eine verworrene Story in ihrer Leichtigkeit gehemmt, literarische Ansprüche wurden von vornherein aus dem Buch verbannt und der Pornoanteil dafür etwas angehoben. Sinn und Zweck der knappen Erzählung ist es, den Leser mit möglichst vielen ekligen Details über die verschiedensten Sexualpraktiken mit "ungewöhnlichen" Partnern zu überschütten und nebenbei Ann für einige sehr humorvolle Momente sorgen zu lassen. Hier sei mal Clinton erwähnt, die Sache mit den Eltern oder auch nur Omaha Beach. Wenn man das Buch entsprechend angeht -  sollte man ja, denn Edward Lee und seine Art zu erzählen, dürften sich mittlerweile erhöhtem Bekanntheitsgrad erfreuen -, wird man die gesamte Zeit über "dufte" unterhalten und bekommt den reinen politisch ausserordentlich unkorrekten Unterhaltungswert. Ehrlich gesagt, ist das der bisher amüsanteste Roman von Edward Lee - jedenfalls nach meinem Empfinden. Gewalt oder Splatter ist hier fast völlig außen vor, Sex und Körperflüssigkeiten haben Hochkonjunktur und debile Grinserei beim Leser steht schon nach wenigen Seiten fest. Wie gewohnt, konstatiere ich, dass dieses Buch aus der Extrem-Reihe vom Festa-Verlag nix für empfindlische Seelchen ist und wer sich leicht ekelt, sollte auch die Griffel davon lassen, denn sie könnten schmierig werden. Eine Buchbesprechung in der Vorschule würde ich auch nicht direkt empfehlen. "Monstersperma" ist das erwartet versaute Stück Humorliteratur geworden, an das man bei einem solchen Titel und der Reihe, in der es erscheint, ohnehin sofort denkt. Kann ich an die derartigem zugeneigte Leserschaft nur als Tipp weiterreichen. rund 200 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 September 2014, 13:45:17
(http://4.bp.blogspot.com/-DmkYoDcDUhc/VA7H1uWE5lI/AAAAAAAAOOw/1ZrpIFjq58M/s1600/000.jpg)

Patrick Robinson, Marcus Luttrell. SEAL Team 10: eine Elitetruppe. Die Mission: einen al-Qaida-Führer zur Strecke bringen. Der Feind: Dutzende zu allem entschlossene Taliban-Kämpfer. Vier SEALs gegen eine ganze Armee. Und dann bricht die Hölle los. Die Army schickt Helikopter zur Verstärkung. Neunzehn Männer kommen um, ein einziger kommt zurück. Dies ist sein Bericht.

Marcus Luttrell ist auf einer Ranch in Texas aufgewachsen. Schon früh wird er zusammen mit seinem Zwillingsbruder vom Vater zur Selbstständigkeit erzogen. Ausserdem trainiert er mit dem Familienoberhaupt das Schießen, Jagen, Fischen, Schwimmen und Tauchen. Als er älter wird, beschließt er, später zu den SEALS zu gehen. Um fit dort anzukommen, lässt er sich von einem ehemaligen SEAL in der Nähe der Heimatstadt ausbilden. Deshalb kommt er auch einigermaßen leicht durchs Boot Camp, auch wenn er die Kälte im Norden der USA nicht gewöhnt war. Von dort aus geht es zur richtigen Ausbildung für die SEALs, die in mehreren Phasen inklusive Höllenwoche stattfindet. Es ist ein mörderisches Auswahlverfahren, das am Ende von rund 180 Leuten nur 30 bestehen. Nach dem Drill geht es für Luttrell Richtung Irak, ein bisschen Sadam ärgern. So wird er dann von Einsatz zu Einsatz verlegt, bis er dann mit seinen Kameraden Mikey, Axe und Danny nach Afghanistan geschickt wird, um einen Taliban-Führer auszuschalten, der sich etliche Morde an Amerikanern und Soldaten schuldig gemacht hat. Sie werden abgesetzt und müssen sich zu Fuß durch das karge Land schlagen. Immer auf der Hut vor dem Feind, der sich in dieser Gegend bestens auskennt und sich ihr über Generationen hinweg angepasst hat. Trotz aller Vorsicht stoßen sie auf Ziegenhirten, die ihre Herde bewachen. Nach einer ausführlichen Beratuung beschließen sie, die Leute laufen zu lassen. Möglichweise ein Fehler, denn bald werden sie von einer riesigen Übermacht Taliban umzingelt. Sobald die das Feuer eröffnen, bricht die Hölle los. Sie veschanzen sich und versuchen, den ständigen Attacken ihrer Feinde standzuhalten, die dabei sind, sie zu umzingeln. Das geht nicht ohne Verletzungen ab und als Danny, mittlerweile mehrfach schwer getroffen, kaum noch weiter kann, bleibt er zurück, um die anderen bei ihrem Rückzug zu decken. Immer mehr geraten die verbleibenen drei in die Bredouille und bald sind alle mehr oder minder schwer verwundet. Mikey begibt sich schwer verwundet aus der Deckung mitten ins Feindfeuer, um per Handy Hilfe anzufordern. Er kommt zu den Kameraden durch, überlebt diese Tat aber nicht. Auch Axe und Luttrell werden verwundet und stürzen in eine Schlucht. Die Taliban suchen nach ihnen, finden sie aber nicht. Doch sie wurden getrennt. Auch der verletzte Luttrell kann Axe nicht finden. Dafür aber wird er gefunden. Von eingen Paschtunen, deren Dorf in der Nähe ist. Bei denen ist es ehernes Gesetz, dass sie einen Mann, dem sie Zuflucht gewährt haben, bis auf den eigenen Tod verteidigen und nicht ausliefern werden. Nur dadurch kann Luttrell überleben und von einem Rettungshubschrauber abgeholt werden. Zu Hause angekommen, nachdem er zuvor einige Wochen im Hospital in Deutschland auskuriert wurde, empfangen ihn dort erst seine Familie, Freunde und SEAL-Kameraden, bevor er zur Ordensverleihung zum Präsidenten gerufen wird.

Da dieses Buch in vielen Rezensionen einige Kontroversen verursacht hat - ebenso wie bei manchen Büchern aus dem Festa-Verlag - und hier ordentlich gegenseitig Feuer gegeben wurde, ob der politischen Gesinnung, zitiere ich hier einmal Dale Brown aus einem seiner McLanahan-Bücher:"Flier under fire". Wer sich in seinen Rezensionen mit neutralen Zweizeilern, die nichts aus dem Inhalt des Buches aufzeigen, erlaubt, etwas stark zu kritisieren, muss sich nicht wundern, wenn er Gegenfeuer bekommt. Gleiches gilt für plakative Meinungsäußerungen, die verunglimpfend daherkommen wie es hier stellenweise der Fall war. Vor allen Dingen sollte man sich aber nicht mit einer Reaktion darauf zurückhalten, bloß weil es gerade nicht in die politisch korrekte Landschaft passt oder man glaubt, der Hetze beschuldigt zu werden. Noch herrscht Meinungsfreiheit und daher äußere ich die auch in solchen Fällen.
Luttrell/Robinson sprechen oft die Rules of Engagement, die Politiker und die Presse an. Ein zweischneidiges Schwert. Presseleute, die sich um ihres Jobs willen in Gefahr begeben, müssen auch damit rechnen, in der Gefahr umzukommen. Das spätere allgemeine Gewinsel um deren Schicksal ist überzogen. Aber diese Menschen machen wenigstens ihren Job so, dass sie wissen, worüber sie schreiben. Irgendwo weitab von der Front oder jeglichem Geschehen sitzen Politiker, Fernsehfritzen und Schreiberlinge oder "Pazigesinnte", die keine Ahnung von der ganzen Sache und einem Kampfeinsatz haben und spekulieren, schreiben oder behaupten Unwahrheiten um der Quoten willen oder stellen Regularien auf, deren Realitätsnähe sie nicht kennen. Andererseits sollte auch gewährleistet sein, dass sich die kämpfenden Truppen nicht auf das Niveau des Gegeners herablassen oder gar noch schlimmer agieren. Schwierig zu entscheiden, wenn man nicht vor Ort ist. Ach ja, im allgemeinen sollte man der sogenannten Pressefreiheit gewisse Riegel vorscvhieben, weil die vielen schwarzen Schafe der Zunft sie dazu nutzen, Lügen zu verbreiten, Personen zu bedrängen und auch vor dem einen oder anderen Rechtsbruch nicht zurückschrecken. Wehrt sich ein Betroffener, wird wieder nach der Pressefreiheit geplärrt. Hier gehören Beschränkungen für diesen "Berufs"-stand her.
Patrick Robinson war ein Grund, warum ich dieses Buch längere Zeit gemieden hatte. In den letzten Jahren hat er nicht mehr nur patriotisch überzogen geschrieben, er hat in gewisser Weise Mord als legitimes Mittel zum Schutz der Wirtschaft beschrieben, Gegner verunglimpft, herabgewürdigt und beschimpft. So krass, wie ich es bisher noch nicht gelesen habe. Also alles nur in seinen Romanen, seine persönliche Einstellung kenne ich natürlich nicht. Hier hat er sich dann doch zurückgenommen, obwohl er hier die Story eines Helden erzählen durfte.
Marcus Luttrell diktiert seinem Co-Autor seine Geschichte sehr subjektiv. Der Lone-Star-State Texas ist natürlich das einzig wahre Land der USA, die dortigen Männer sind echte Kerle, die Präsidenten, die von dort kamen sowieso. Kritische Untertöne hört man nur in Richtung Presse oder Politik (nicht gänzlich unberechtigt, aber doch sehr einseitig) und die Rules of Engagement werden in der Form als obsolet hingestellt, als dass die Truppe wohl nie in Gefahr geraten wäre, hätte man die Ziegenhirten einfach umgelegt. Die kämpfenden Parteien sind sauber getrennt, die Beschreibungen der Taliban mit ihren glaubensbegründeten Bärten und ihrem Hass auf die USA ebenso wie die heldenhaften, gut ausgebildeten Patrioten, die die westliche Welt verteidigen. "Lone survivor" hat  meines Erachtens aber auch einige Züge eines simplen Romans, da hier wirklich mit jeder Emotion hausieren gegangen wird, diverse Klischees eingearbeitet sind und besonders die Geschenisse in der Heimat unrealistisch strahlend geschildert werden, dass es sich doch sehr übertrieben anfühlt. Glorifizierend, mit ner Menge Pathos und in einer oft gesehenen oder gelesenen Erzählkurve (Ausbildung, Einsatz, Heimkehr) wird die Geschichte des Marcus Luttrell zum Besten gegeben. Ein Buch, das amerikaner sicher besser einordnen oder verstehen können als Europäer. Hat sich wie ein brauchbarer Roman gelesen, nicht mehr, nicht weniger. Den Film muss ich mir demnächst noch ansehen.450 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 September 2014, 23:12:34
(http://4.bp.blogspot.com/-2YlUB34z3zY/VBNAJYibgyI/AAAAAAAAOP4/_vOQMhV8AQo/s1600/kairoaff%C3%A4re.jpg)

Olen Steinhauer. Alles beginnt mit dem Wort Scrumbler: Ein längst verworfener Plan der CIA, der vorsah, mithilfe libyscher Exilanten das Gaddafi-Regime zu stürzen. Jetzt verschwinden diese Männer einer nach dem anderen, ein Analyst aus dem CIA-Hauptquartier in Langley ist wie vom Erdboden verschluckt, und ein amerikanischer Diplomat, Emmet Kohl, wird wie aus dem Nichts erschossen. Die Fäden dieses verworrenen Netztes von Ereignissen laufen in Kairo zusammen. Hier ringen, am Vorabend des Arabischen Frühlings, die Geheimdienste aus aller Herren Länder um Kontrolle. Und Sophie Kohl versucht hier, den Mord an ihrem Mann aufzuklären.Doch Information ist in dieser paranoiden Welt der Täuschungen und Tarnungen das teuerste Gut, das es gibt.

In einem französischen Restaurant in Budapest sitzt Sophie Kohl ihrem Mann Emmet gegenüber und beichtet ihm eine Affäre, die sie während deren Zeit an der Botschaft in Kairo gehabt hatte. Sonderlich überrascht scheint ihr Gatte nicht. Doch bevor sie sich weiter über das unangenehme Thema auslassen können, steht plötzlich ein grobschlächtiger Mann am Tisch und direkt vor Emmet. Er zückt eine Pistole, erschießt Emmet und geht einfach. Obwohl die Polizei ein Bild von ihm hat und ihn als albanischen Killer identifizieren kann, schafft es der Mörder auf dem Weg nach München, sein vermeintliches Ziel anhand der ermittelten Reisedaten, spurlos zu entwischen. In Amerika, im CIA-Hauptquartier, merkt Jibril Aziz auf, als er über Wochen verteilt in Nachrichten liest, dass einige Männer, die er kannte und die an einem Projekt namens Scrumbler mitgearbeitet hatten, in Europa entführt wurden und vermutlich tot sind. Das Projekt hatte mit Libyen zu tun und Aziz kann seinen Chef überreden, ihn nach Ägypten und von dort aus unter Geleitschutz des Kontraktors John nach Libyen reisen zu lassen. Sie kommen auch gut voran und nach und nach erzählt Aziz John seine Geschichte, bittet ihn außerdem, ein Buch mit Namen im Falle einer Gefangennahme von Aziz oder dessen Tod zu vernichten. Als hätte er etwas geahnt, werden sie später von fünf Männern überfallen, denen sich zwar John erwehren kann, aber Aziz kommt ums Leben. John fährt zurück nach Kairo, vernichtet aber das Buch nicht. Und dann kommt auch Sophie nach Kairo. Sie will den Mord an ihrem Mann aufklären. Und in der dortigen Botschaft trifft sie wieder auf Stan, mit dem sie damals dieses Verhältnis hatte.

"Die Kairo-Affäre" wartet nicht mit überbordender Action auf, sondern bietet einen dieser clever und gut konstruierten Spionagethriller, in denen man nie weiß, woran man ist. Die Story ist sorgfältig aufgebaut und derart komplex, dass man sich schon auf die Lektüre konzentrieren sollte und Ablenkungen möglichst vermeidet. Viele Personen, deren Geschichte in Zeitsprüngen und wechselnden Perspektiven skizziert wird, gut ausgearbeitete Charaktere, die nicht zu durchschauen sind wie z. B. Stan von der Botschaft, der ich immer noch unter dem großen Namen seines Vaters als Agent duckt, immer glaubt, er wäre nicht gleichwertig oder John, der kontraktor, den man anfangs für einen knallharten Burschen hält, der dann aber ebenfalls Gefühle und Selbstzweifel erkennen lässt, der Stationsleiter, der alle verdächtigt, aber auch selbst ins Fadenkreuz gerät. Es ist schwierig den kompletten Überblick zu behalten, wenn in Kairo noch Agenten aus dem ehemaligen Jugoslawien auftauchen, die eine Verbindung zu Sophie und Emmet hatten, die bis Anfang der 90-er noch vor dem Ausbruch des dortigen Krieges zurückreicht, wie durch Rückblenden erläutert wird, und die jetzt in Kairo vor Mord und Erpressung nicht zurückschrecken. Auch die Rolle der CIA ist mehr als nur undurchsichtig und Olen Steinhauer bringt nicht nur Whistleblowing ins Spiel, er lässt auch einen Blick auf das amerikanische Wunschdenken zu, dass sie dort glauben, jede Nation und jeder Mensch würde gern dem eigenen, kleinen Amerika streben und Amerika würde liebend gerne jedes Land der Welt in eine US-business-kompatible Drohne verwandeln, um weitere Gewinne zu generieren. Nichts was die USA tut, macht sie aus reiner Freundlichkeit. Ob sie nun die Europäer in einen Krieg gegen Putin drängen wollen, weil sie selbst nicht nur kriegsmüde sondern auch pleite sind und es sie nicht stört, wenn Europa zum Kampfgebiet wird oder ob sie es als Koalition verkaufen, dass sich möglichst viele am Kampf gegen die plötzlich von massenhaft amerikanischen Experten als so stark gepriesene IS beteiligen. Wo waren die Experten denn, bevor die IS so mächtig wurde? Hat die keiner bemerkt? Wie damals im September unterschätzt, ignoriert? All dies eingebunden in die Vorfälle, die aus unterschiedlichen Perspektiven vieler Beteiligter geschildert werden, sodass man in der Handlung hin und her springt, mehrmals an einen bestimmten Punkt aus der jeweiligen Sicht des gewählten Protagonisten gelangt. Lügen und Täuschen, Verrat und verlogene Freundschaften bilden das Gerüst um "Die Kairo-Affäre", einem Spionageroman allererster Güte, der aber auch höchste Konzentration abverlangt und nicht einfach zu lesen ist. Höchst willkommene Abwechslung im Thrillerbereich, die sich wohltuend von der Masse abhebt und spannend mit einigen nicht erwarteten Kniffs gewürzt ist und in dem jeder nur nach kaltem Kalkül handelt. Wirklich jeder. Wer also einen komplexen Thriller mit Hauptaugenmerk auf den Charakteren sowie einer unberechenbaren Welt der Geheimdienste lesen möchte, der ist hier richtig. Sehr guter Roman von Olen Steinhauer, der schon mit John Le Carre verglichen wird. 495 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 September 2014, 14:29:19
(http://1.bp.blogspot.com/-nrxaLSWuoxA/VBQZLdgNfiI/AAAAAAAAOQw/nVeUOwM0zYg/s1600/Gott-der-Tentakel_Cover-Front-200.jpg)

John Aysa. Als der Komet, genannt Fratze, im Ozean einschlägt, verwüstet er die Welt. Eine Expedition in das hinter Stürmen verborgene Zentrum des Einschlagsgebietes gerät für die Teilnehmer zum Desaster. Sie erleiden Schiffbruch und stranden auf einer Insel, die es hier nicht geben dürfte. Was sie dort vorfinden, birgt Lust und Grauen in ungekannten Dimensionen und hat das Potential, die schwer angeschlagene Menschheit in eine Hölle auf Erden zu verbannen.

Charles und Alexandra sind Kontraktleute, die für Geld alles tun - auch töten. Sie begegnen sich bei einem Job, auf den beide von ihren jeweiligen Arbeitgebern angesetzt waren. Der Gejagte stirbt bei der Gelegenheit und sie beschließen, dass ihre Auftraggeber durchaus jeder sein Schärflein abdrücken könne. Erledigt wurde der Job ja und das Wie sollte eh keinen interessieren. Beide finden sich bald auf einer Multimillionen-Dollar-Jacht wieder, die von den DDD - Das Dreckige Dutzend -geführt wird und die jene nach Vorgaben von Sicherheit in extremsten Fällen sowie höchste Reisegeschwindigkeit und Reichweite bauen ließen. DDD steht für zwölf Personen, die sich die Macht in Wirtschaft und Politik hinter den Kulissen teilen und für die sämtliche Menschen und Nationen nur Marionetten sind, die nach ihren Vorgaben springen, um die zwölf Puppenspieler nur noch reicher zu machen und sie weiter über dem Gesetz stehen zu lassen. Sie befinden sich auf einer Reise zu der Stelle, an der ein Komet eingeschlagen ist, der das Leben auf Erden verändert hat. Lange wurde die Menschheit über dne Ursprung des Killers aus dem All belogen, die Spekulationen schossen ins Kraut, Sektenbildung und Anarchie beherrschten das Dasein. Was DDD natürlich nicht im geringsten gekratzt hat, waren sie doch nur darauf aus, aus dem Kometen ihren Profit zu ziehen, denn wie man feststellen musste, war der Komet gesteuert. Man hat Besuch aus dem All bekommen. Äußerst unliebsamen, wie man bald zu spüren bekam. Nicht nur, dass ihr ach so sicheres Schiffchen in einem Sturm vor der unbekannten Insel schwerstens gebeutelt wird und sie zusammen mit etlichen Besatzungsmitgliedern sowie Charles und Alexandra zu Schiffbrüchigen werden, nein, sie müssen sich auch noch gegen Oktopoden erwehren und haben die wildesten Träume, die die Pornoindustrie wohl liebend gerne filmisch auswerten würde. Und damit nicht genug. Bald begegnen sie dem Gott der Tentakel und der offenbart ihnen seine Pläne.

"Gott der Tentakel" ist ein Spektakel. Platt und plakativ, aber besonders in der zweiten Hälfte des Buches zutreffend. Das Werk ist schließlich aus der Tastatur von John Aysa und wer von ihm "Prinzessin" gelesen hat (Hab ich und das zweite Buch über SHE liegt auch vor), sollte wissen, was ihn hier zwischen den beiden Buchdeckeln erwartet. Es trieft hier nur so von Körperflüssigkeiten jeglicher Art, Standhaftigkeit und Ausdauer sind zwingend erforderlich - auch für den Leser. Falls jemand das Buch - oder die Bücher - von John Aysa als "Grauenhaft" oder "Ekelerregend" titulieren sollte, wird der Autor das vermutlich nicht als negative Kritik auffassen, sondern eher als Bestätigung seiner Absicht, eine brutale Geschichte, die in den heftigsten Sex-Szenen seit Edward Lee eingebettet ist zu erzählen, die den Leser bis ins Mark erschüttert. Und hin und wieder lässt er sogar etwas Humor aufblitzen, wenn man an Formulierungen wie "Debakeltag" denkt. Realismus sollte sich also niemand auf die Fahne schreiben, wenn er das Buch aus dem Regal des Händlers seines Vertrauens nimmt und erwirbt. Richtig gut war übrigens Part 2. Da wird so richtig schöner Inselhorror mit blutrünstigen Viechern und Monstern geboten, durch Berge von Eingeweiden und Körperteilen gewatet und in den Innereien der armen Opfer (Wirkliche Sympathieträger suchte ich hier übrigens vergebens) gematscht, was das Zeug hält, nur unterbrochen durch die eine oder andere Tentakelvergewaltigung der heftigsten Art. Dargeboten wird das Ganze in unterschiedlichen Abschnitten, die auch einige Zeitsprünge und Zukunftsaussichten sowie genitalverhärtende Visionen enthalten. Man bekommt aber im Großen und Ganzen schon nach gewisser Eingewöhnungsphase mit, wie der Hase bzw. das Sperma hier läuft. Von den Charakteren sollte man jetzt nicht zuviel erwarten, die sind eigentlich nur dauergeil und lassen sich nur ungern von einer Story ablenken. Nicht ganz so derbe Kost wie "Prinzessin", aber immer noch mit einem hohen Schweinkram-Level auf dem Schmuddel-Thron vor Edward Lee. Verwutzte Schweinigeleien mit einer gelungenen Horrorstory auf der Insel. Wer Edward Lee mag und anderen Lesestoff von John Aysa schon zu schätzen weiß, auch wenn der weniger Spaß und Humor zu bieten hat als Lee, darf hier gerne zugreifen. Für Leute, die sich schon über Richard Laymon mokieren ein Tipp: Lasst es bleiben, ist nichts für euch. Rund 180 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Mr. Blonde am 14 September 2014, 01:56:10
Zitat von: Jerry Garcia am  6 August 2014, 12:38:08
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1407314711_lennoxschlaf.jpg)

(http://s1.directupload.net/images/140914/ystd5wex.jpg)

Ich verstehe nicht, wie man mit sowas durchkommen kann...
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 September 2014, 18:56:02
Genau so, wie Asylum mit seinen Rips durchkommt. Vermute ich mal. Und denk mal an die ganzen Poster von Horrorfilmen, für die jeweils eine Rückansicht einer Tusse genutzt wird.

Dass aber bei der Basteiausgabe der Hinweis auf Urheberrechtlich geschütztes Material draufsteht, ist schon frech.

(http://2.bp.blogspot.com/-S0fS3RIpIa0/VBiLJpKQjMI/AAAAAAAAOVc/wxQ-yLJbx6Y/s1600/equalizer.jpeg)

Sehr viel einfallsreicher ist das aber auch nicht, oder?
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 September 2014, 18:57:06
(http://3.bp.blogspot.com/-eJCGI9GRS1o/VBbC1T-aovI/AAAAAAAAORw/SZpfMBdsFnk/s1600/Der_Somer_als_ich_starb_200.jpg)

Ryan C. Thomas. Als Roger Huntington für den Sommer vom College nach Hause kommt und seinen besten Freund Tooth trifft, weiß er, dass sie jede Menge Spaß haben werden. Bier, Comics, Filme, vielleicht sogar Mädchen. An einem prächtigen Sommermmorgen brechen sie zum Bobcan Mountain auf, um auf Bierdosen zu schießen. Nur zwei Freunde, die zusammen Zeit verbringen und übeer ihre Zukunft reden. Zwei Freunde, die urplötzlich in einen Albtraum gestürzt werden. In den Klauen eines sadistischen Killers und seines hungrigen Hundes müssen sie die Frage beantworten: Werden Helden geboren oder erschaffen? Und wichtiger noch: Wie überlebt man, wenn alle Wege in den Tod führen?

Roger kommt vom College nach Hause, um den Sommer bei seiner Familie zu verbringen. Und mit seinem Kumpel Tooth, der die Highschool nur mit Mühe geschafft hat und nun in seinem Geburtsort einer niederen Arbeit nachgeht. Er schüttet Bier in Mengen ab, kifft und lässt Gott einen guten Mann sein. Seine Tage sind öde und er freut sich auf die Zeit mit seinem besten Freund Roger. Sie hängen zusammen ab, ziehen sich John Carpenter-Filme rein, ärgern Rogers ein wenig jüngere Schwester futtern Popcorn, schwelgen in Erinnerungen und ziehen eines Tages zu einem bekannten Platz, der früher ein Jugendtreff war, jetzt aber eher verlassen ist, da man dort die Leiche eines Jungen fand. Der Ort ist von der Straße aus schwer einzusehen und so machen sie sich daran, Schießübungen mit der 44er Magnum zu veranstalten. Leise ist die nicht und so ziehen sie  nach einigen Schüssen und Frotzeleien wieder von dannen, bevor sie noch erwischt werden. Während sie so über ihre Zukunft parlieren, die Tooth unbedingt in Kalifornien verbringen will und darauf hin spart, zieht Tooth plötzlich eine andere Waffe aus einem Versteck. Eine 9 mm, die erheblich leichter ist als die Magnum. Und sie machen sich auf den Weg zum Bobcat Mountain, um dort in den Wäldern in Ruhe weitere Schießübungen zu veranstalten. Zuerst aber müssen sie die "Zeilscheiben" präparieren. Heißt, die Bierdosen leeren. Dann geht es auch schon los. Und wird nur unterbrochen, weil sie Schreie hören. Tooth will das auf sich beruhen lassen, doch Roger muss nachsehen, ob da wirklich jemand in Gefahr ist. Also folgen sie den Geräuschen und kommen zu einer alten Hütte. Ihnen entgegen rennt eine Frau, die an den Armen gefesselt ist und schreit um Hilfe. Hinter ihr her ist ein dürrer Typ mit Beil und zwei Hunden. Ein Schuss fällt und einer der Köter ist Krähenfutter. Doch der Kerl haut der Frau das Beil in den Kopf und überwältigt dann Tooth trotz dessen Waffe. Roger wird von dem zweiten Hund gestellt und ebenfalls niedergeschlagen. Als die beiden Freunde erwachen, finden sie sich in einem Keller vor, mit Ketten gefesselt. Auch die Frau ist hier unten und sie lebt noch, obwohl das Beil noch in ihrem Kopf steckt. Später erscheint auch der Typ mit seinem verbliebenen Hund und jetzt lernen die Jungs, was sie hier erwartet. Der Typ ist ein durchgeknallter Sadist, der es liebt, Menschen zu foltern - und nicht nur das.

Ryan C. Thomas ist eine Erstbegegnung für mich. Ich hatte weder von ihm gehört und demzufolge auch nichts von ihm gelesen. Es scheint aber, dass er wieder so eine Entdeckung wird, wie sie vom Vorgängerverlag von mkrug schon mehrfach den Weg zu uns gefunden haben und hier groß rauskamen. Man erinnere sich an Brian Keene, Jeff Strand, Scott Sigler oder Gord Rollo. Die beiden Charaktere Roger und Tooth werden lebendig und fröhlich geschildert. Gerade der Anfang des Buches, mit ihren Geschichten, ihren Plänen und ihren Streichen zog mich schon in seinen Bann. Trotz aller Unterschiede im bisherigen Lebensweg, bleiben sie Freunde und teilen weiterhin ihre Interessen, die auch aus Filmsichtungen bestehen. R. C. Thomas erwähnt denn auch viele bekannte Werke und lässt Roger anmerken, dass er in Sachen Film "elitär" sei - so etwas gibt es in Blogs oder Foren hierzulande natürlich nicht und daher erwähne ich auch keine Namen, Foren oder Blogs, gelle Shane. Und im Anschluss kann man den Gefühlen und den Wünschen der Burschen folgen, kann lesen, was hier stimmt, wer sich wie verhält und wo einzustufen ist, wer hier angibt, wer wirklich clever ist und seinen Weg in der Gesellschaft machen wird. All das wird vom Autor in einer lockeren Sprache verpackt, die es zudem erleichtert, das Teil in einem Stück zu lesen. Nach rund einem Drittel kippt das Werk in einen Torture-Porn, der die "Saw"-Reihe und ihre Nachfolger wie Kindergeschichten aussehen lässt. Im Härtegrad lässt er die Kollegen White, Lee und Konsorten hinter sich, spart aber den Sex aus, was aber kein Manko ist. Ryan C. Thomas lässt seine Charaktere in diesem Szenario verzweifeln, ihren Verstand schier wegkippen, sich einen schnellen Tod wünschen und er zeigt, was echter Mut und Durchhaltevermögen in einer ausweglosen Situation ist - und was echte Freundschaft bedeutet. Die beiden abschließenden Drittel des Buches sind abartig, blutig, höllisch krank und derart unmenschlich, dass es einen graust. Völlig kompromisslos lässt er den hinterwäldlerischen Folterknecht und seinen Köter auf die Jungen los. Grauenhafte Story, perfekt niedergeschrieben und in der Hinsicht eine der Entdeckungen des Jahres. An den Verlag: bitte mehr von Ryan C. Thomas. Auch den zweiten Roman um Roger. Und wer eine andere - äußerst zufriedene - Rezi hierzu lesen will, schaue bitte mal bei Horror and more nach. Rund 190 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 September 2014, 22:20:15
(http://1.bp.blogspot.com/-xobQTA-Kbjk/VBh41PqJ7uI/AAAAAAAAOU0/749Nya7v7_0/s1600/gefr%C3%A4%C3%9Fige%2Bgrinder.jpg)

Matt Dinniman. Grinder. So nannte die Bevölkerung von Arizona das Monster. Aus dem Nichts tauchte es vor sechs Monaten auf und überrollt seither alles, was sich ihm in den Weg stellt: Menschen, Tiere, Autos, Gebäude. Es wächst und wächst, zerfleischt alles wie ein lebenidger Fleischwolf. Das Militär ist ratlos und plant die totale Vernichtung durch eine Atombombe. Adam gehört zu den wenigen Augenzeugen der Katastrophe. Er weiß, was die Regierung der Öffentlichkeit verschweigt. Damit du dich vor dem Grinder schützen kannst, erzählt er dir die wahre Geschichte. Also bring dich in Sicherheit - falls es dafür nicht längst zu spät ist.

Adam ist ein ruhiger Zeitgenosse, leitet eine Hähnchenbraterei in der Stadt und hat eine Freundin namens Nif, die ihren eigentlichen Geburtsnamen Jennifer hasst wie die Pest. Nif ist eine in der Wolle gefärbte Punkerin und damit wohl auch gleichzeitig zur Außenseiterin gestempelt. Doch das rührt weder sie noch Adam. Als sie zu einem Roller-Derby gehen, geschieht das Unmögliche. Cece, eine Freundin der beiden, wird im Stadion von einem unbestimmbaren Etwas oder einer fremden Substanz angesprungen und bald völlig bedeckt. Jeder der mit ihr in Berührung kommt, erstarrt sofort. So bildet sich eine Schlange an Menschen, die an Cece hängen und auch die am äußersten Rand entwickeln nun diese Auswirkung, sodass der Menschenhaufen immer größer wird. Viele, auch Nif, stürzen herbei, um zu helfen, doch alle die dem Gebilde aus Körpern, die zusammenhängen, zu nahe kommt - und es reicht schon ein ganz leichter Touch, wird sofort ein Teil davon. Adam sieht, wie es auch Nif trifft. Durch die Menschenmasse kann er nicht zu ihr vordringen. Und plötzlich bewegt sich das Ding. Es hangelt sich aus dem Stadion, bildet Tentakel um sich fortzubewgen und auch um weitere Unglückliche einzufangen. Mit jedem Meter auf der belebten Straße werden mehr Leute integriert und die Masse immer größer. Jegliche Versuche es zu stoppen, scheitern kläglich. Die Abwehrmaßnahmen des Dings sind vielfältig. Schießt man darauf, bildet es einfach eine Lücke, durch die das Geschoss fliegt, ohne etwas zu berühren, selbst einem Bulldozer kann es ausweichen und sich dabei noch den armen Fahrer krallen. Mittlerweile sind auch die Behörden auf die Vorfälle aufmerksam geworden, wissen aber nicht, wie sie reagieren sollen. Attacken mit Schusswaffen oder gar aus Flugzeugen abgeworfenen Bomben ignoriert das Etwas einfach und lässt diese schlicht von der Menschentraube um sich herum abfangen, sodass es bald mit einer Menge verstümmelter oder angekokelter Personen umgeben ist. Noch dazu bildet es Abkömmlinge, die sich von dem etwas wegbewegen und unter den Überlebenden nach weiteren absorbierbarem Blut suchen. Und mittendrin ist Adam auf der Suche nach Nif. Er weiß, dass sie da drin ist und will sie retten.

Über den FESTA-Verlag mit seinem außerordentlich guten Programm, das extremsten Horror, nicht ganz so extreme Geschichten und Crime und Thriller zu bieten hat, habe ich ja schon mehrfach lobend gechrieben. Daran hat sich auch bis jetzt nichts geändert. Was mir aber neu war, ist, dass die großen Publikums- und Massenwarenverlage, die kleinere Mitbewerber zumeist als ungefährlich für ihre Pfründe ignorieren, scheinbar - wie ich aufgrund der positiven Reaktionen auf die Veröffentlichungen des kleineren Verlages und der stetgi wachsenden Fangemeinde jetzt mutmaße - mitbekommen haben, dass hier ein ernst zu nehmender herangewachsen ist. Treue Kundenbasis, Fans und ein Programm, das Lücken schließt, die man im üblichen Einheitsbrei der Großverlage absichtlich hat aufkommen lassen. Wer Bücher kürzt, umfangreiche Bücher einfach nicht verlegen will, weil zu teuer, Genres vernachlässigt oder gewisse Autoren gar nicht erst verlegt, weil zu hart für die Leser (Seit wann entscheiden Verlage, was man erwachsenen Lesern zumuten kann? Riecht stark nach Verlagszensur), braucht sich nicht wundern, wenn dann ein Verlag wie Festa kommt und sich einen festen Kundenstamm aufbaut, der sich lieber an Festa-Büchern gütlich tut, statt sein Geld in Massenware zu investieren. Das gefällt der Vorstandsetagen der kundenfernen und servicearmen (Nachfragen nach Büchern über die Kontaktformulare auf deren Homepages werden von einigen gar nicht erst beantwortet. Ich als Kunde empfinde das als mangelnde Wertschätzung.) Firmen branchenüblich dann wohl gar nicht. Was werden sie dan dazu sagen, dass Festa nun auch noch den "Ableger" DELTUS.DE ins Leben gerufen hat, wo sich der geneigte Leser mit SciFi/Fantasy (William Forstchen zum Beispiel) oder Endzeit wie Matt Dinniman eindecken kann. Damit wurde die Produktpalette von Festa nur erweitert und ich hab mich schon dabei ertappt, dass ich einige (nicht alle) geplante Käufe bei den Großen zugunsten von Festa oder DELTUS.DE wieder gekippt habe. (Keine Angst, ihr Marktbeherrscher, bei euch kauf ich auch noch ab und zu.)
Zum Buch: Kein langes Palaver, die Story steigt sofort ein und hat ein durchaus hohes Tempo aufzubieten. Nicht übermäßig brutal, aber ideenreich und hin und wieder auch emotional. Über Rückblenden erfährt man einiges über den Protagonisten, der eher ein Zeitgenosse scheint, der es allen recht machen will, der im Gegensatz zu vielen seiner Klassenkameraden im Heimatort hängengeblieben ist und keine große Karriere hinbekommen hat und der von sich aus recht subjektiv berichtet. Mir schien es, als würde der Erzähler Adam sich da so manche Pleite schön reden. Matt Dinniman hat auch einige kleinere Endzeitszenarien wie Plünderungen und Racheübergriffe eingebaut, setzt aber sein Hauptaugenmerk auf Adam und den Grinder. Regierung (Die wie gewohnt die Bevölkerung belügt), Militär (Das versagt) und andere Personen spielen nur Nebenrollen in einem sehr flotten Roman. Ich bin das Buch "Der gefäßige Grinder" ohne Erwartungen angegangen - nicht schlecht, nicht gut. Dafür hat es mich dann positiv überrascht. Man kann es in einem Rutsch "fressen" (Danke Carmen Weinand von Horror and more) und wird nicht ausgebremst, da die kurzen Charakterisierungen, über Adams Gedanken und Schilderungen an den Leser gebracht, nicht so umfangreich sind, um hemmend zu wirken. Es ist also viel los im Grinder-Land. Ein Buch, das sich durch den flotten Stil des Autors leicht und zügig lesen lässt, genug Rasanz aufweist, um ständig an der Story dranzubleiben und den Spannungsfaktor nicht aus den Augen verliert. Verloren hat bei mir nur das bzw., die Auflösung etwas, aber das ist jetzt ausschließlich meiner Abneigung gegen das mittlerweile schon fast inflationär durch alle Genres und Verlage oder Autoren benutzte Thema. Aber als "Urteil" kann ich durchaus GUT "fällen". Wirklich falsch machen kann man mit einem Erwerb meines Erachtens nichts.  330 Seiten. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 September 2014, 12:17:37
(http://4.bp.blogspot.com/-j0shQ8cTgmg/VBqOhzdowKI/AAAAAAAAOV8/O66irnvEvAI/s1600/cyberstorm.jpg)

Matthew Mather. Mike Mitchell ist ein ganz gewöhnlicher New Yorker, der mit ganz gewöhnlichen Alltagsproblemen zu kämpfen hat: Stress im Job und Konflikte in der Familie. Doch das verliert auf einen Schlag an Bedeutung, als nach einem gewaltigen Schneesturm plötzlich das Internet ausfällt. Bald werden Lebensmittel knapp, die Infrastruktur bricht zusammen und in der Stadt herrscht Chaos. In Mike keimt der Verdacht auf, dass es sich weniger um die Folgen einer Naturkatastrophe als um einen gezielten Angriff auf das World Wide Web handelt - einen Cyberkrieg.

Mike und seine Frau Lauren besitzen eine Millionen-Dollar-Eigentumswohnung in Manhattan, haben einen kleinen Sohn, Luke, und Mike ein geregeltes und gutes Einkommen. Und da der Herbst richtig golden ist, laden sie zu einer Grillparty auf ihrem Balkon. Freunde und Bekannte kommen, zu Mikes Leidwesen auch die Schwiegereltern, die vor Geld und zugehörigem elitären Getue nur so strotzen. Sie wollen auch, dass ihre Tochter endlich wieder arbeitet und richtig Geld verdient. So tun sie sich mit einem der Nachbarn, Richard, zusammen, der ihr gewisse Möglichkeiten aufzeigen kann. Doch zuvor wollen die Eltern in Hawaii urlauben und verlassen dann auch die Party. Nach und nach gehen auch die anderen Gäste. In der Nacht erwacht Mike und stellt fest, dass es in der Wohnung schweinekalt ist. Da auch die Lichter nicht angehen, geht zumindest ihm ein solches auf. Stromausfall. Dazu noch ein Schneesturm, der New York unter sich zu begraben gedenkt. Mit der fortschreitenden Zeit fällt ihm und seinen Nachbarn auf, dass nichts mehr geht - auch das Internet nicht. Und da in unserer modernen Zeit alles, oder zumindest fast alles, darüber gesteuert wird, kann sich diese Situation auch zu einer Katastrophe ausweiten. Trotz Stromausfall sind die meisten Radiosender noch in Betrieb, da sie für einen solchen Fall eine Spritreserve für die generatoren angelegt haben, und erste und erste Meldungen über eine Cyberattacke auf die USA machen die Runde. Dazu kommen noch Meldungen über den Ausbruch der Vogelgrippe und natürlich der Schneesturm, der die Kälte mit sich bringt. Noch kann man witzeln, dass der Schneesturm ein Angriff Kanadas auf die USA sei, doch mit dem Humor ist es bald vorbei. Einer ihrer Nachbarn und Freunde, Chuck, hat in weiser Voraussicht oder auch schlicht aus Paranoia Sprit und Lebensmittel in seinem Kellerraum gebunkert. Und für Wasservorräte hat er etliche Kanister bereitgestellt, die sie jetzt füllen. Je länger die Situation anhält, desto mehr schließen sich die Menschen in dem Wohnbunker zusammen, während andere frühzeitig das Weite suchen oder zu eingerichteten Notzentralen gehen. Doch nach einigen Tagen ist immer noch nichts von Hilfstruppen zu sehen, doch dafür werden in den Medien, also den Radios wildeste Gerüchte verbreitet, die dann von Privatpersonen mit ihren eigenen Sendern noch verstärkt werden. Obwohl man sich auf dem Stockwerk der Mitchells als Gemeinschaft zusammengerauft hat, brechen diverse Konflikte auf. Ein chinesisches Paar kann sich seines Lebens nicht mehr sicher sein, da sich alle auf China als Angreifer eingeschossen haben. Und der eine oder andere private Streit trägt auch nicht zur "Wohlfühloase" bei.

Nun nach dem gelungenen "One second after" von William Forstchen vom Verlag DELTUS.DE, der den Ausfall der Technik nach einem EMP ebenso behandelt wie der actionreiche Dreiteiler "The End" (Teil drei wird demnächst erscheinen) von G. Michael Hopf aus dem Luzifer-Verlag nun also eine Geschichte über eine Cyberattacke, die ebenfalls sämtliche Geräte und Maschinen stillstehen lässt. Im Gegensatz zu den beiden genannten Romanen beschränkt sich "Cyberstorm" auf den ersten zwei Dritteln -  rund 350 Seiten - auf die Geschehnisse im Wohnhaus der Mitchells, nur hin und wieder durchbrochen von Nahrungsbeschaffung außerhalb des Gebäudes oder Hilfeleistungen im nahe gelegenen Krankenhaus. Und daran hapert es auch meines Erachtens. Trotz kleinerer Konflikte und Eifersüchteleien geht alles sehr gesittet seinen Lauf, selbst Plünderungen scheinen britisch-vornehm organisiert und geordnet. Auch ein Überfall, bei dem einige Gangster sich der gehorteten Vorräte der Gruppe im Stockwerk bemächtigen, verläuft halbwegs zivilisiert. Und alle glänzen vor Hilfsbereichtschaft, selbst die vorher als miese Drecksäcke herausgestrichenen Charaktere scheinen in der Not zusammenzuhalten. Und während der ganzen Zeit erfahren Leser wie auch die Protagonisten nur aus den Medien, was sich ereignet haben soll. Die Meldungen der Sender werden immer spekulativer, Schuldzuweisungen werden als Tatsachen dargestellt und immer wieder China oder die Iraner als Angreifer genannt. och wirklich wissen tut niemand etwas. So nach etwa 200 Seiten mit immer demselben Schema hab ich schon fast vermutet, das Ganze wäre ein Experiment auf Kammerspielbasis, wozu auch die eine oder andere Länge in der Schilderung der Katastrophe beigetragen haben dürfte. Als die Hauptpersonen dann nach den erwähnten 350 Seiten endlich ihr eiskaltes Domizil verlassen, um auf dem Land ihr Glück zu suchen, wo der Strom angeblich wieder funktioniert und der Bunkerkönig Chuck nicht nur ein abgelegenes Häuschen besitzt, sondern dies auch - wie unerwartet, hehe - mit massenweise Vorräten ausgestattet hat, kommt etwas Zug in die Sache, ein kleiner Actionsprenkel gesellt sich dazu und das war es dann auch. Was bleibt, ist ein Buch, das die Verwundbarkeit einer Technik, die nur auf dem Internet basiert, deutlich macht und - wenn auch recht gelinde - darstellt, was dies für das Überleben bedeuten kann. Und auch das mediale Ballyhoo, das aus jeder Mücke einen Elefanten macht und jedes Gerücht als Sensationsmeldung und die einzige Wahrheit verbreitet, wird - auch hier recht sanft - kritisiert. Die Menschen werden mit den ("Falsch"-) Meldungen derart bombardiert, dass sie am Ende nur noch sehen, was sie sehen wollen. Und damit kommen wir zum Buchende: HEILE WELT hoch drei. Alles wunderbar. Gerade die letzten Kapitel befördern für mich das Buch in die Niederungen des "Muss  man sicher nicht lesen". Es geschieht eh schon nicht viel zwischen den beiden Buchdeckeln und die zwischenmenschlichen Beziehungen wurden ausführlicher behandelt anstatt an der Spannungsschraube zu drehen und so plätschert "Cyberstorm" lange Zeit vor sich hin. Wer also etwas Brauchbares zu dem Thema Ausfall der Technik und des Internets lesen will, der sollte zu den eingangs genannten Werken greifen. Dort wird zwar weniger gemenschelt und America First regiert, aber es ist unterhaltsamer und auch glaubwürdiger. Besonders wenn man sie mit dem Ende von Matthew Mathers Roman vergleicht. Zudem soll "Cyberstorm" ein Prequel zu dessen "Atopia"-Reihe sein. Dort wollen sie sichere Städte draußen auf dem Meer bauen, die völlig autark sind und nicht attackiert werden können. Dann macht mal schön, aber wohl eher ohne mich. Nette Idee, mäßig in der Ausführung und nicht wirklich erwähnenswert in der Masse der Veröffentlichungen und somit kann man sich "Cyberstorm" eher sparen. Rund 450 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 September 2014, 17:08:50
(http://4.bp.blogspot.com/-5cz-9cFt_3Q/VBwpT8LQh_I/AAAAAAAAOXg/pyl8FYqHPEE/s1600/sparrowrock.jpg)

Nate Kenyon.  Eigentlich will Sue mit ihren Schulfreunden nur eine wilde Party im Bunker ihres paranoiden Großvaters feiern. Doch dann erhellen Pilze einer Atomexplosion die Nacht. Ist es wirklich nur Zufall, dass sie sich zum Zeitpunkt der Katastrophe ausgerechnet in einem Bunker aufhalten? Und was lauert in der Dunkelheit der alten Felsen auf sie? Schrittweise kommen die Freunde der Wahrheit näher: Die wahre Katastrophe hat schon viel früher begonnen.

Sechs Jugendliche machen sich auf, um im Bunker von Sues Opa eine Party steigen zu lassen. Sie sind noch nicht lange unten, kiffen und saufen sie schon, spielen Karten. Sue erweist sich als Touri-Führerin und zeigt ihren Kumpels die Ausstattung des Schutzkellers. Mit dem Wasser und den Nahrungsmitteln könnten sie Wochen und Monate überleben. Auch sonst ist für alles gesorgt: Medikamente, Klamotten, sogar ein TV-Gerät und ein Radio. Als erste Sticheleien ihren Höhepunkt erreichen erschüttern zwei Beben den Bunker. Dan und Pete schauen nach und sehen nur mehrere Rauchpilze in der Umgebung hochgehen. Atomschlag. Sie verkriechen sich in ihrem Versteck und rätseln, was geschehen sein könnte. Zudem bestimmen sie den kräftigen Sportler Dan zu ihrem Anführer. Doch wenn man sich auf so engem Raum auf der Pelle hockt, ergeben sich automatisch Reibereien und nach und nach sinkt die Stimmung. Und dann hören sie plötzlich Geräusche hinter der Wand. Man beschließt den Vorratsschrank zur Seite zu schieben, um sich zu überzeugen dass da nichts ist. Von wegen: man entdeckt eine Tür. von dort kamen die Laute. Jemand scheint in den Bunker zu wollen. Nach einer folgenden Beratschlagung öffnet man die Tür und findet in einem Gang dahinter den Großvater von Sue - tot. Doch nicht das ist es, was sie erschreckt. Er bewegt sich noch, obwohl er schon am Verwesen ist. Als sie sich dem Toten nähern, springen Kreaturen auf sie zu und sie müssen sich ihrer erwehren. Zwei von ihnen schaffen es in den Bunker, während die anderen ausgesperrt werden. Nach einem heftigen Kampf gelingt es ihnen zur Bunkertür zu kommen und der zweite Mann im Raum, Jay, öffnet ihnen. Dan geht auf Jimmy los, der die Tür zugeworfen hatte. Aber bevor die Auseinandersetzung zu extrem wird, entdecken sie eine Verletzung an Jimmys Bein. Ab jetzt wird alles anders - schlimmer!!!

Kammerspiel und "character-driven" ist ja nicht wirklich so mein Ding. Daher bin ich auch mit etwas Skepsis an das Buch herangegangen. Anfangs verläuft auch alles wie erwartet. Die Gruppendynamik beginnt zu greifen, jeder hat seine Rolle. Dan ist der kräftige Anführer, das Alpha-Männchen, der Erzähler Pete der Klassenkasper, während die anderen eher Mitläufer darstellen. Im Laufe der Geschichte erfährt man viel über das Leben der Personen im Bunker, natürlich besonders über den Protagonisten Pete, der wirklich ein schweres Schicksal hinter sich hat. Seine Jugend war hart. Dennoch konnte ich ihn nicht als Sympathiefigur ausmachen. Wie viele verstecken sich hinter ihrer  harten Jugend, wenn man sie mit unterschiedlichen Problemen in Verbindung bringen kann? Petes größte Hilfe ist Tessa. Ohne sie kann er nicht exitieren, nur sie hält ihn am Leben und halbwegs bei Verstand. Sie hält ihn von noch größeren Dummheiten ab und erweist sich als seine "bessere Hälfte". "Sparrow Rock" wird von der Charakterzeichnung der Fiiguren hochgehalten, aufgewertet gegenüber den gewohnten Endzeitromanen und birgt mit seinem düsteren Setting auf engstem Raum auch noch erstaunlich viel Unterhaltung. Die gegenwärtige Erzählung sowie die in Rückblenden beleuchtete Vergangenheit der verängstigten Eingesperrten fügen sich zum Ende hin zu einem Drama zusammen, bei dem eine Person eine wichtige Rolle spielt. Mit ihr ist dem Autor ein perfekter Kniff gelungen, bei dem ich mir dachte, das hätte mir auch früher auffallen können. Denn wenn man bestimmte Passagen genau liest, kann man es erahnen, erfährt die Bestätigung dessen, was der Autor mit der Person gemacht hat und welchen Zweck sie erfüllte. Mit seinem eifnachen Schreibstil konnte der Autor mich sofort für die Story begeistern und auch mit der geschickt platzierten etwas blutigeren und gewalttätigeren Szenen bei der Stange halten, was in Bezug auf meine zu Anfang geäußerten Bedenken an sich schon ein Lob ist. Aber sein Spannungsaufbau innerhalb der Gruppenstruktur während dieser sich immer mehr steigernden Katastrophe ist sehr gut gesetzt, das Timing stimmt. Einziger Kritikpunkt ist für mich, dass die Erklärung für die Katastrophe wieder einmal mit einem Thema umschrieben wurde, das ich ums Erbrechen nicht mehr lesen kann. Wenn den Autoren nix Gescheites einfällt, ist es entweder Religion oder das hier gebrauchte. Davon abgesehen ist "Sparrow Rock" empfehlenswerte Kost, die flugs zu konsumieren ist, kleinere Härten und somit auch etwas Blut und Gekröse aufweist und trotz ausführlicher Figurenzeichnung eben nicht mit Geschwafel langweilt. Einer Verfilmung würde ich hier positiv gegenüberstehen. Klarer Lesetipp.   Rund 390 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 September 2014, 19:43:50
(http://3.bp.blogspot.com/-nBE324HntDM/VB7uTmuiXII/AAAAAAAAOY4/ano-QNRNj6c/s1600/001.jpg)

Patrick Lee. Dem Veteranen Sam Dryden läuft beim Joggen ein Mädchen über den Weg. Rachel ist auf der Flucht.Doch warum jagen bewaffnete Soldaten eine Zwölfjährige? Schnell wird Sam klar: Rachel ist kein normales Kind. Sie kann Gedanken lesen. Seit ihrer Geburt wurde sie gefangen gehalten; das weiß sie noch, alle anderen Erinnerungen sind ausgelöscht. Sam beschließt, ihr zu helfen. Die Zahl der Verfolger steigt. Allmählich kehrt Rachels Gedächtnis zurück. Und Sam muss sich irgendwann eingestehen, dass das scheinbar so hilflose Mädchen über viel gefährlichere Gaben verfügt als die des Gedankenlesens.

Sam wohnt erst seit einigen Monaten in El Sedero, wirkliche Bekannte hat er dort nicht. Nachts schläft er unruhig und nutzt die Zeit zum Joggen am Strand oder der Strandpromenade. während einer dieser Runden läuft ihm ein junges Mädchen direkt in die Arme und fleht ihn um Hilfe an. Sie muss sich verstecken, weil sie verfolgt wird. Sam hört auch schon schnelle Schritte, die aus der Richtung kommen, aus der auch das Mädchen kam. Schwere Schritte, Stiefelgeräusche. Er entscheidet sich dafür, ihr zu helfen und springt mit ihr in den Sand unter der Promenade. Einfach wegzulaufen hätte wenig Sinn, man könnte im Licht der Taschenlampen, die die Verfolger tragen, ihre Spuren erkennen. Sich einfach unter den Bohlen zu verstecken, würde auch wenig bringen, da die Kerle dort zuerst nachsehen würden. Also zieht sich Sam erst an den Händen, dann an den Beinen hoch zu einem Balken und klammert sich mit den Füßen sowie Armen daran fest, das Mädchen ruht auf seiner Brust. Hebt auch nur einer der Suchenden Lampe und Blick, sind sie geliefert. Macht keiner. Glück gehabt. Bis dahin. Doch hinter der Angelegenheit steckt eine größere Organisation, als Sam vermutete. Die sind mit neuartigen Satelliten ausgerüstet, die den gesamten Erdball überwachen können, fast perfekte Bilder erstellen und per Wärmekameras an jedem Ort Personen aufspüren. Also müssen sie weiter fliehen. Da Sam seine Brieftasche verloren hat, geht er davon aus, dass diese gefunden wurde und bei ihm Zuhause bestimmt schon ein Empfangskomitee lauert. Also klaut er ein unauffälliges Auto von einem Parkplatz, das er bald zu wechseln gedenkt. Doch er muss auch feststellen, dass es nicht bei diesen Verfolgern bleibt. Plötzlich werden sie von einem Unbekannten attackiert, tauchen weitere Menschen auf, die ihn und das Mädchen auslöschen wollen. Während diese Jagd erst unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, wird dann später auch die Bevölkerung aufgefordert, die Flüchtenden an die Polizei zu verraten, falls sie gesehen werdne sollten. Man hat den Medien ein Bild von Sam als gefährlichen Psychopath zukommen lassen, die nun ihre Leser/Zuschauer zur tätigen Mithilfe auffordern. Und andernorts werden Personen mit Versprechungen und einem formidablen Leben nach Wunsch der Macher geformt. Auch sie stellen eine Gefahr für Sam und Rachel dar.

Patrick Lee hatte es ja für mich schon mit seinem Erstling "Die Pforte" ("The Breach") bewiesen, dass da ein erstklassiger Action- und Spannungsautor kommt, der süchtig nach seinen Büchern machen kann. Mit "Dystopia" ("Ghost Country") und "Im Labyrinth der Zeit" (Deep Sky") einen Fan aus mir gemacht und seine Klasse unter Beweis gestellt. Ein Erwerb seines neuen Buches "Mindreader" ("Runner") war somit eine reine Selbstverständlichkeit. Und ich wurde auch nicht enttäuscht. Kein langes Vorgeplänkel, keine ausufernde Einführung in die Geschichte sondern sofortiger Einstieg in die Action. Und ab da wird der Spannungsbogen kontinuierlich hochgehalten, kommen kaum Pausen auf und werden die wesentlichen Charaktere nach und nach skizziert, bis man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann. "Mindreader" ist reinstes Kopfkino, man hat die Bilder der atemlosen Verfolgung irgendwie ständig vor Augen, wird mit der einen oder anderen Wendung belohnt, die sich auch in diversen Spionagethrillern gut gemacht hätte. Man kommt durchaus an eine Stelle, wo man sich unsicher ist, ob es außer Sam wirklich alle nur gut meinen. Shootouts, gefährliche Experimente, der Wert der Freundschaft und Zuneigung, der Sam mehr bedarf als man zu Beginn meinen möchte sowie der eine oder andere Moment, in dem Mystery eine Rolle spielt, wenn Rachel ihre Fähigkeit einsetzt und man - wenn auch nur ganz langsam - auf den Weg zu ihren weiteren Fähigkeiten geführt wird. Mit ungeminderter Rasanz verfasster Page-Turner, der Emotion mit Action verbindet, niemals durch überflüssigen Schnickschnack ausgebremst wird und der gradlinig aus sein feines Ende zusteuert. Schade, dass es bis zum Nachfolger von "Mindreader" ("Runner") noch einige Zeit dauern wird, da "Signal" erst im Juli 2015 in den USA veröffentlicht wird und ob es übersetzt nach Deutschland kommt, steht noch nicht fest. Der im Autorenporträt erwähnte Bieterkrieg in Hollywood hat wohl tatsächlich stattgefunden und lässt auf eine filmische (hoffentlich gelungene) Umsetzung hoffen. Das Buch kann ich nur empfehlen und als Kauftipp bewerten. Ich jedenfalls empfinde es als eine fantastische Lektüre ohne Schwächen. Einen möglichen Film werde ich mir mit Sicherheit dann auch ansehen. 430 Seiten.


Untitled Justin Lin/Patrick Lee Project - IMDb

Justin Lin teams up with Warner Bros. for Patrick Lee's Thriller Novel | CAPE – The Coalition of Asian Pacifics in Entertainment

Justin Lin, Michael De Luca Team At Warner Bros On Patrick Lee Thriller Novel | Deadline
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 September 2014, 21:04:35
(http://1.bp.blogspot.com/-C0XGCSIsCLo/VCBS0zVfdAI/AAAAAAAAOaE/8RQT1wOp3oA/s1600/darkbound.jpg)

Michaelbrent Collings. Das U-Bahn-Netz in New York umfasst 1055 Kilometer, 468 Haltestellen und 31.000 Drehkreuze. Jedes Jahr werden 1,64 Milliarden fahrgäste befördert. Sechs von ihnen werden diesen Trip niemals vergessen, denn dieser Zug ist anders als alle anderen.

Sechs Personen, Jim, Olik, Karen, Freddy, Adolfa und Xavier, besteigen die kommende U-Bahn. Jim war sich über die Skepsis, die ihn beim anblick mancher der Figuren, die da mit ihm warteten überkamen, im Klaren und wäre liebend gerne in einen anderen Waggon eingestiegen. Doch da die anderen Türen klemmten, musste er mit den Menschen in den letzten einsteigen. Nicht lange nach Fahrtbeginn fiel die Beleuchtung aus und als diese nicht wie gewohnt nach ein paar Sekunden wieder funktionierte, wurden die ersten schon nervös. Jim fingerte an seiner Brieftasche herum, in der er das Bild seiner beiden Mädels, wie er sie nannte, mit sich herumtrug. Eine Unterhaltung mit der Latina Adolfa gerät nach kurzer Zeit ins Stocken und Versuche, mit dem Laptop oder dem Handy Hilfe zu rufen scheitern. Anfangs kann man noch die Fahrgäste im nächsten Wagen sehen, doch dann wird es auch dort dunkel. Jim glaubte, er habe Tote gesehen, doch als man nachschauen will, ist die Tür zum nächsten Waggon verschlossen. Olik zieht eine Knarre aus dem Holster und ballert auf die Trennscheiben. Und es passiert - Nichts!!! Nicht einmal einen Kratzer haben die Dinger abbekommen. Und dann fängt auch noch Freddy, der Perverse, an, lauthals zu brüllen. Keiner ahnt, was hier los ist und wie es weitergehen soll. Freddy zu helfen, erweist sich als schier unmöglich und was dann passiert, überschreitet die Grenzen des Verstandes.

"Darkbound" fängt an, indem man Jims Gedankengängen zu den vermeintlichen Mitreisenden folgt, die man durchaus als Vorurteile beschreiben kann, wenn er die anderen fünf am Bahnsteig nach ihrem Aussehen und ihrer Kleidung beurteilt. Am auffälligsten ist Freddy, der dem Klischee der Kinderschänders vollkommen entspricht. Auch bei allen weiteren Personen treffen seine Mutmaßungen hin und wieder zu, aber er erlebt auch Überraschungen. Doch die sind für alle vorgesehen. Mit der Dunkelheit steigt die Spannung langsam aber stetig an, wird man auch mit den Charakteren bekannt gemacht. Manche erscheinen sympathisch, andere wiederum schätzt man weniger. Sehr gelungen ist der Einstieg in das Grauen, das an so manchen Geisterfilm erinnert (Und für das Genre durchaus eine Abwechslung vom ständigen Haunted House oder bösen Puppen darstellen würde), bevor es recht blutdurstig die Passagiere überfällt. Und damit nimmt das Schicksal brutal seinen Lauf - und zwar sehr rasant. Ahnt der Leser zwar schon bald - auch anhand des deutschen Beititels -, wo der Hase hinhoppelt, falls er nicht gerade verstümmelt wurde, halten die Ideen des Autors und sein - zugegeben recht schlichter, aber gut lesbarer Schreibstil - das Buch am Köcheln. Ob nun ein Zweikampf, Schußwaffeneinsatz oder das Entfernen von Körperteilen sowie einige andere Schmankerl - es ist immer was los im Waggon. Es entwickelt sich ein Grusler mit etlichen blutigen Elementen, der aber nicht unappetitlich derb daherkommt. Eine feine Schauermär, die anfangs ganz kurz eine milde Erinnerung an "Midnight Meat Train" mit Vinnie Jones geweckt hat, bevor sie eigenständig ihren unterhaltsamen Weg macht und für kurzweilige Lesestunden zu sorgen weiß. Dafür, dass meine Erwartungshaltung nicht sonderlich ausgeprägt war, ein fantastischer und bärenstarker Trip durchs Seelenleben von Fahrgästen, die sich ihr Schicksal in düsterer Atmosphäre wohlverdient haben. Nach "Sparrow Rock" wurde ich alter Zweifler nun schon zum zweiten Mal eines Besseren belehrt, obwohl ich doch als Stammleser wissen sollte, dass man von Festa oder dem Imprint Deltus.de eigentlich gute Lektüre fast schon voraussetzen kann, auch wenn es hin und wieder Rezensenten gibt, die anderer Meinung sind. Na und. Es kann ja nicht alles der Überhammer sein und wer sich generell gegen diese Verlage wendet und schon aus Prinzip meckert, soll halt woanders kaufen. Walt Disney hat schließlich schöne Bilderbücher ohne allzu schwierigen Text. Ich jedenfalls bin es mal wieder zufrieden mit FESTA.   285 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 September 2014, 18:13:30
(http://1.bp.blogspot.com/-_VWQn9FwTu4/VCFBGBXKnYI/AAAAAAAAObA/dyIOF4B0_Bo/s1600/7wegezombie.jpg)

William Todd Rose. Zugedröhnt mit Drogen wirft Bosley Coughlin einen Blick auf das Ende der Welt. Städte liegen in Trümmern, die wenigen Überlebenden werden von den wandelnden Leichen erbarmungslos durch die Häuserschluchten gehetzt. Die 14-jährige Ocean hingegen kennt nichts anderes als Tod und Verwüstung. Sie schläft in Autowracks und kämpft sich auf der Suche nach Nahrung und Geborgenheit durch, bis sie eine Zuflucht unter den Straßen der Stadt findet. Die Schicksale der beiden kreuzen sich, als Bosley Clarice Hudson kennenlernt. Sie ist nicht die harmlose Verkäuferoin, für die er sie zunächst hält, und der Schlüssel zur Rettung von Ocean ... falls Bosley es schafft, mal für ein paar Stunden nüchtern zu bleiben.

Bosley erzählt in eigenen Worten von Drogentrips und einer Welt, die kurz vor dem Ende steht. Er kann durch die Zeit reisen, wie er seinen Zuhörern bzw. Lesern mitteilt und hat gesehen, wie die Erde den Bach runtergeht. Dass seine ständige Kifferei seine Glaubwürdigkeit wenig unterstützt, versteht sich von selbst. Schildert er doch, wie er der Verkäuferin Clarice folgte, weil er erkannt hatte, dass sie erste Merkmale, ein Zombie zu werden aufwies. Es war ihm daher klar, dass er sie observieren musste, um herauszubekommen, ob sie auch die anderen Anzeichen für eine Zombiefizierung demnächst an den Tag legt. Sollte dies tatsächlich der Fall,sein, ist es seine Pflicht, die Hudson zu töten, bevor sie die ganze Welt infiziert und somit auch für das Schicksal von Ocean verantwortlich sein würde. Besagte Ocean lebt in einer Zukunft, in der es schon längst keine normale Welt mehr gibt. Die wenigen Überlebenden Menschen vegetieren im Untergrund dahin. Nachdem das Virus schon die meisten von ihnen dahingerafft hatte, begannen die Kämpfe um die Nahrung. Auf diese Art dezimierten sich die Idioten auch noch selbst. Seit kurzem ist Ocean auf sich selbst gestellt, da sie von ihrer Mutter nicht mehr versorgt wird. Nach einem Streit muss sie sich alleine durchschlagen und stößt auf Gauge und Corduroy. Die bringen sie zu einem höhlenartigen Unterschlupf, wo sie von Levi und Pebbles sowie dem schreienden Baby empfangen wird. Man päppelt sie auf, behandelt sie gut und alles scheint in Ordnung. Bis Ocean eines Tages eine Tür öffnet und einen Raum betritt, von dem sie sich fernhalten sollte. Ab jetzt wird alles anders.

Ist das Zombiethema ausgelutscht? Es scheint so, obwohl ich immer wieder zu einer derartigen Lektüre greife und feststellen kann, dass es viel besseren Lesestoff gibt als diese unsäglichen "The walking dead"-Romane, wobei mir die Comics unbekannt sind und ich die TV-Serie in der zweiten Staffel eher suboptimal fand. William Todd Rose variiert die Ausgangslage etwas, bietet einen anderen Ansatz und macht sein Buch somit auch interessant. Großartige Gemetzel oder schlachtenartige Auseinandersetzung wie im Kriegszustand a la Craig DiLouie lässt er außen vor. Er konzentriert sich zum Einen auf Bosley und dessen schnoddriges und manchmal auch wirres Kiffergebabbel und das Leben von Ocean im zweiten Handlungsstrang und vor welcher Herausforderung sie steht. Dies und auch die Erklärung wie Bosley und Ocean denn nun zusammenhängen sowie kleine Kniffs zum jeweiligen Ende der unterschiedlichen Erzählstränge werden flott formuliert und lassen keine Langeweile aufkommen. ABER: Der Zombieanteil ist dann doch nur Genre-Massenware, die sich kaum von anderen Werken dieser Art abhebt. Die Story um den Zombieerkenner Bosley in seinem berauschten Hirn ist dafür aber frisch und unkonventionell und reißt das Buch aus dem Mittelmaß heruas. Wer also mal den etwas anderen Zombieroman genießen will und nicht unbedingt auf wildes Geballer und dauerndes Schlachten und Waten in Eingeweiden aus ist, kann sich dieser Veröffentlichung aus von DELTUS.DE gerne annehmen. Ich hab sogar erfahren dürfen, was meine Frau immer meint, wenn sie mich als FAULER Sack bezeichnet, wenn ich meinen Anteil an der Hausarbeit mal wieder zugunsten eines Films oder Buches hab liegen lassen. War jetzt nicht ganz so der helle Lichtblick wie die letzten Bücher, aber als brauchbar und okay geht es immer noch durch. Man muss sich halt auf diese andere Sichtweise einlassen. 280 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 September 2014, 15:18:31
(http://3.bp.blogspot.com/-4_8FVKl1tV8/VCKomfu2CnI/AAAAAAAAOdU/1XO5JA7icx0/s1600/Laimo_Atmosphaere_eBook-Cover-130.jpg)

Michael Laimo.NYPD-Veteran Frank Ballaro ist Ermittler aus Leidenschaft. Durch Zufall stößt er an seinem freien Tag auf einen grässlich verstümmelten jungen Mann, der ein mysteriöses Objekt umklammert - und trotz seiner schweren Verletzungen selig lächelt! Nach nur einem Wort - Atmosphäre - stirbt der Mann. Die bizarren Umstände schüren Franks Neugier, und er geht der Sache nach, obwohl sie sich seiner Zuständigkeit entzieht. Bei den Ermittlungen dekt er ein Grauen nach dem anderen auf - bis er sich mit dem Fall seines Lebens konfrontiert sieht, bei dem unzählige Leben auf dem Spiel stehen .... auch das seiner Tochter.

Ballaro, Detective kurz vor der Rente, aber immer noch engagiert, will nach einem harten Tag, der einen seiner Verdächtigen in einem Mordfall endlich in den Knast gebracht hat, endlich den wohlverdienten Feierabend antreten. Es ist Nacht, es schifft in Strömen und als er aus dem Auto steigt, glaubt er zuerst, er wäre in eine Pfütze gelatscht. Wie falsch er doch liegt. Schnell merkt er, dass die zähe Substanz Blut ist. Er will dem Blutfluss im Rinnstein zu dessen Quelle folgen, als ihn Schreie aufschrecken. Aus einer kleinen Gasse kommt ein nackter junger Mann gerannt und läuft direkt in ein vorüberfahrendes Taxi. Der Junge ist im Genitalbereich schrecklich verstümmelt  und murmelt als sein letztes Wort nur noch Atmosphäre. Die herbeigeeilten Kollegen und die Sanis kümmern sich um den Fall, da er sich nicht in Ballaros Revier ereignet hat. Natürlich tigert er dennoch mit ihnen in die Gasse, aus der der Mann gelaufen kam. Dort finden sie einen ähnlich zugerichteten Typen vor, der vor einem Loch in einem Zaun liegt. und trotz der ganzen Cops um den Verletzten herum taucht plötzlich hinter dem ein Glatzkopf auf, der sich den armen Kerl schnappt und mit ihm abhaut. Er springt in ein Loch zu einer Senkgrube. Unvorstellbar. Keine Leiter, aber sechs Meter tief. Ballaro will nicht aufgeben und nicht nur als Zeuge auftreten, er will an dem Fall mitarbeiten. Da Hector, der Captain des anderen Reviers, sein Freund ist, wird Frank inoffiziell mit in den Fall einbezogen. Was er nach und nach entdeckt, lässt sich ihm die Nackenhaare sträuben und er findet immer mehr Entführungsfälle, die durch fast gleich aussehende Glatzen begangen wurden. Seine Tochter Jaimie sieht an ihrem College und später in ihrer Stammkneipe auch solche zweilichtigen Figuren. Als dann auch noch der eingebuchtete Mörder aus seinem vorherigen Fall auf Kaution freikommt, ist das Maß für Ballaro voll. Doch er weiß nicht, welcher Schrecken ihn und auch seine Tochter noch erwartet.

Das Buch fängt recht gut und geheimnisvoll an, verspricht einigen Thrill. Es geht auch zügig voran und die Charaktere werden nach und nach beleuchtet, wobei sich Frank Barallo natürlich als sorgender Vater und kämpfer gegen das Böse auch emotional hervorhebt. Alle anderen Figuren sind eigentlich nur die Staffage für ein Horroszenario, das zwar hin uind wieder - speziell gegen Ende - etwas vogelwild und schräg rüberkommt, aber keinesfalls Langeweile verbreitet. Mögen manche Ideen auch an den Haaren herbeigezogen wirken, machte die Lektüre dennoch Spaß. Es ist zwar eine durchaus blutrünstige Story, die aber in der Hinsicht weit von den extremen Werken von Ryan C. Thomas "Der Sommer, als ich starb" oder gar den Herzattackenkrachern mit Hang zum Unappetitlichen von John Aysa entfernt ist, was dem Lesegenuss aber keinen Abbruch tut. Wenn man sich nicht über diverse Logiklücken oder vermeintlichen Unwahrscheinlichkeiten mokiert, wird man als Leser auch zufrieden sein. Was denn letztendlich hinter alldem steckt, lässt Michael Laimo lange offen, bringt die eine oder andere Wendung in die Handlung, die man schon als "verrückt-verspielt" bezeichnen kann, um dem Grauen auch seinen halbwegs nachvollziehbaren Weg zu öffnen, was denn doch mal zu einem Schmunzeln oder Kopfschütteln der ungläubigen Art anregt. Nichtsdestotrotz fand ich "Atmosphäre" eine lesenswerte und flott geschriebene Horrormär, die auch nicht auf jedes Klischee zurückgreift. So kann man lernen, dass nicht der Hardrock das ultimativ Böse ist, sondern Technogedudel, dass das Ozonloch andere als die propagierten Ursachen hat, dass Impotenz Leben rettet und Penner kämpferische Helden sein können. Falls man von Michael Laimo weitere Bücher veröffentlicht bin ich jedenfalls wieder dabei. Lieber manchmal unlogisch und etwas durchgeknallt, als ständig denselben Thrillereinheitsbrei um Kommissare, die mehr Lebensweisheiten von sich geben, statt zu arbeiten - und damit den Leser ins Koma schicken im Auftrag ihrer Autoren. Rund 235 Seiten. Aber bei dem Format und dem kleineren Druck ohne große Seitenränder und Zeilenabstände käme das bei den üblichen Standards auf geschätzt 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 September 2014, 21:39:05
(http://4.bp.blogspot.com/-RMLLB3inr34/VCWhLhBYeSI/AAAAAAAAOfI/u-xSIpKSZzI/s1600/teufelecholake.jpg)

Douglas Wynne. Sänger Billy Moon ist der Star der Gothic-Rock-Szene. Doch er zahlt einen hohen Preis für den Erfolg .... Sein Entdecker scheint einen Pakt mit dem Teufel geschlossen zu haben. Während der Aufnahmen für seine neue CD freundet sich Billy mit einer seltsamen Kreatur an, die in den einsamen Wäldern New Yorks haust. Kann der Dämon ihm helfen, sich aus der Abhängigkeit seines Mentors zu befreien? Doch welchen Preis muss Billy für diese Hilfe zahlen? Es ist ein ganz anderer, als Billy erwartet hat.

Billy ist gerade auf Japan-Tournee und bringt während seines letzten Konzerts im Lande die japanischen Fans, die weitaus disziplinierter sind als die amerikansichen und dennoch immer für gute Stimmung sorgen, ins Schwäremn, obwohl er selbst mit seinen Gedanken woanders ist. Zudem ist er auch noch ziemlich geschafft von alldem. Und da war ja auch noch das dämliche Fax seiner Managerin - die sich nicht traute, ihm die Nachricht persönlich zu überbringen -, dass er wieder mit Trevor Rail ins Studio für eine neue CD muss. Und damit nicht genug. Tags drauf erhält er die Nachricht, dass sein Vater gestorben sei. Statt zu einem Auftritt bei dem ehemaligen Musik- und jetzt schrottigen TV-Sender MTV zu fliegen, zieht es ihn nach Hause zu Mutter und Bruder, um der Beerdigung beizuwohnen. Schon kurze Zeit später überwirft er sich mit dem Bruder, da ihre Ansichten einfach zu unterschiedlich sind. Er fährt zu seinem Freund und ehemaligen Bandkollegen Johnny und unterhält sich mit ihm über Gott und die Welt - und den Teufel. Billy glaubt tatsächlich, dass er die Schuld am Tod seines Vaters trägt, dass es geschah, weil er seine Seele an den Teufel in Gestalt von Trevor Rail verkauft habe. Dieser Rail hatte ihn vor zig Jahren vor dem Selbstmord bewahrt, ihn einen Vertrag unterzeichnen lassen und Billy zu dem heutigen Ruhm geführt. Johnny versucht ihn zu beruhigen, was aber nicht wirklich gelingt. Also geht es nach Echo Lake, wo tief in den Wäldern des Bundesstaates New York ein Studiokomplex steht. Kurz vor ihm trifft dort auch Jake als Tontechniker ein. Jake gerät fast aus der Fassung, als er die Räumlichkeiten aufschließt und an einem Piano im oberen Stock jemanden spielen hört, obwohl keiner da ist. Billy sagen sie davon vorerst nichts. Und Trevor Rail, der sich so jovial gegenüber den Leuten gibt, erweist sich bald als durchgeknallter Tyrann. Die Stimmung sinkt, Billy kommt kreativ nicht auf touren und kann sich auch mit Rail nicht auf die Ausrichtung der Musik und Texte einigen. Als dann noch ein Unfall geschieht, bei dem ein Mitarbeiter unter ungewöhnlichen Umständen stirbt, wird es erst recht mysteriös. Und Billy muss bald um sein Leben fürchten.

"Der Teufel von Echo Lake" hat eine kleine Prise Mephisto in sich und einen größeren Teil um den auch im Buch erwähnten Robert Johnson. Dieser hatte an einer Kreuzung den Teufel getroffen und ihm seine Seele dafür verkauft, dass dieser seine Gitarre stimme. Diese Geschichte wurde als "Crossroads" vom großen Walter Hill mit Ex-"Karate-Kid" Ralph Macchio (dem echten Kid, nicht diese lästige Smith-Blage) verfilmt. Das Buch beherrschen eigentlich drei Charaktere: Billy, Jake und Trevor. Während Billy die klischeehaften - und nicht völlig falschen, da ein Klischee ja nur deshalb ein Klischee ist, weil es so oft vorkommt - Eigenschaften des typischen Rockstars mit Dope, Groupies überhöhter Selbsteinschätzung und ähnlichen Attributen zugeschrieben, während Trevor von Beginn an der Arsch im Getriebe ist. Und Jake ist der normale Junge mit Frau und simplen Problemen, wie sie jeder Mensch hat. Er steht irgendwie zwischen den beiden und muss seine Arbeit tun. Und hier frischt Douglas Wynne den leichten Grusel, den es bisher nur gab, mit mehr oder weniger richtigen Anekdoten über diverse Stars aus und gibt sein Wissen um die Arbeit im Musikbusiness zum Besten. Könnte langweilig sein oder als Füllsel angesehen werden, aber dem ist nicht so. Es passt recht gut ins Szenarion, wird mit etwas - wirklich nur etwas - Sex aufgepeppt, durch Jakes Eheprobleme auch auf die dramatische Schiene geführt, ohne dass diese überwiegt und mit dem ersten Unfall kommt auch Tempo ins Geschehen. Die Story ist jetzt aber weit davon entfernt Blut, Gekröse und Körperflüssigkeiten. Sie erzählt einfühlsam die Geschichte ihrer Protagonisten, deutet vieles nur an und bleibt dennoch federleicht und flüssig, wenn auch nicht mir hohem literarsichen Anspruch - aber wenn ich den suche, muss ich eh anderweitig unterwegs sein. Subtiler Roman um überbordende Phantasie einer geplagten Seele oder vielleicht doch etwas Übersinnlichem? Auch wenn ich die gesamte Lesezeit über das Gefühl hatte, alles schon zu kennen, hat mir die Story gut gefallen. Vielleicht auch gerade deswegen. Wer weiß? Was ich weiß, ist, dass "Der Teufel von Echo Lake" zu den ruhigeren Vertretern aus dem Festa-Verlag zählt und mich dennoch fesseln konnte. Dolph Lundgren würde dazu vermutlich sagen: "Dying is easy - Rock'n'Roll is hard". Rund 385 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 September 2014, 14:27:21
(http://3.bp.blogspot.com/-K2O1OwiaKCA/VCaOIVFfpaI/AAAAAAAAOgg/B5AsMsDsN6Y/s1600/golem.jpg)

Edward Lee. Um die Unschuldigen zu schützen, formte man den Golem aus dem Flusslehm und erweckte ihn zum Leben. Das geschah vor Jahrhunderten. Aber jetzt wurden die uralten, mystischen Riten pervertiert und neue Golems geschaffen - dämonische Kreaturen, die vergewaltigen und morden. Nur ein junges Paar kann sie aufhalten. Doch die beiden ahnen nicht, welches diabolsiche Geheimnis ihr eigenes Dasein bestimmt.

Diese aus Lehm der Moldau geformten Beschützer der unschuldigen Juden kommen im Jahre 1880 in Loewensport zur dortigen Gemeinde. Geliefert wurden sie per Schiff - noch als Lehm in Fässern verstaut -, auf dem auch Poelzig und seine Frau Nanya anreisen. Sie lassen sich die Fässer mit dem Lehm zeigen und der Kapitän verstößt gegen seine Prinzipien und tut es. Daraufhin nehmen in dem Ort grausige Geschehnisse ihren Lauf, die mit Rassismus und Häresie Hand in Hand gehen. Im heutigen Somerset County kommen Seth und seine Lebensgefährtin Judy in Loewensport an. Sie haben dort ein abgelegen in den Feldern stehendes Haus erworben, das Seth von dem Geld als Spieleentwickler in Mengen verdient. Judy Freude über die Einrichtung und die idyllische Lage wird nur von der Warnung getrübt, dass es in der Gegend wegen Schlangen etwas gefährlich sein kann. nichts sonst stört ihr Glück. Bei Grabungsarbeiten stoßen die Arbeiter auf ein Schiff, das mehrere Fässer enthält, die Seth in seinen Keller bringen lässt. Bald sind aber vier davon verschwunden und niemand kann sich erklären, wie das passieren konnte. Doch damit nicht genug. Loewensport ist ein jüdisch geprägter Ort, der aber auch unter dem Drogenhandel von zwei rivalisierenden Gruppen zu leiden hat. Und Drogen sind für die beiden Neuankömmlinge durchaus ein Problem: Seth war Alkoholiker und Judy von Crack abhängig. Doch zuerst beginnt das Morden dahingehende, dass die eine Gruppe der Dealer beginnt, ihre Gegenspieler für immer aus dem Weg zu räumen, dabei aber feststellen müssen, dass sie den Hintermann der ihnen bekannten Gangster zu ihrem Leidwesen immer noch nicht kennen. Der aber ist nicht auf den Kopf gefallen und sorgt dafür, dass zwei der Handlanger von Gruppe eins auch für ihn Drecksarbeit erledigen - und so kommen auch Seth und Judy ins Spiel. In ihrem Keller liegt noch etwas, das von den Typen dringend benötigt wird, um die Sache endgültig zu ihren Gunsten zu beenden.

"Golem" von Edward Lee. Wirklich von Edward Lee?, fragte ich mich und hab mal nachgeschaut, ob Herr Festa sich nicht den Scherz erlaubt hat über dem großen Autorennamen kleingedruckt zu verstecken "Frank Festa schreibt als...". Okay, Schluss mit Blödsinn. Dieser "Golem" war wirklich so zahm und zurückgenommen, dass er beinahe in eine Hedwig Courths-Mahler-Reihe gepasst hätte (Okay, auch wieder eine Übertreibung, fast schon Beleidigung für die ich mich entschuldige. Bei Herrn Lee, nicht der Hedwich C-M). Sex, Gewalt und Blutvergießen waren für einen Roman von Edward Lee schon sehr moderat vertreten. Dafür wurde aber das Drogenproblem zum wiederholten Male aufgegriffen und eineStadt im Griff von Gangstern, was man ja auch in den unterschiedlichsten Thrillern lesen kann. Bin ich jetzt fertig mit motzen? Ja. Die Storylines von 1880 und der Gegenwart werden in dem Ort Loewensport zusammengeführt, wobei gerade zu Beginn der Handlung um 1880 rum und später in der Gegenwart die beiden hauptbeteiligten Frauen sehr ähnliche Züge aufweisen. Im Laufe der Zeit wird der Leser recht belesen über die Mythologie und den jüdischen Glauben imformiert, verschiedene Richtungen und auch Abweichler nahe gebracht. Parallelen zum Christentum fallen da ebenfalls auf. Seine Mischung aus Thriller, etwas Fantasy und Mythologie mit sanftem Horror, der mehr gruselt denn schockt hat Edward Lee bewiesen, dass man ihn nicht auf seine Werke aus der Extrem-Reihe reduzieren darf und er durchaus auch in der Lage ist, spannende Lektüre zu bieten, ohne Grenzen zu überschreiten. Wer natürlich genau das mit den Grenzen erwartet hat, dürfte etwas enttäuscht sein. Ein Roman, der gespickt ist mit vielen Mistkerlen, aber auch treuen Seelen und gerade die trifft das düstere Geschehen und lässt sie leiden. Locker formulierte Story, die so manch beklemmende Szene anbietet, echte Sympathieträger als Protagonisten agieren lässt und sich auch nicht scheut, dem üblichen Happy-End Ring-, Mittel- und Zeigefinger zu heben - "Read between the lines" halt. Gut ausgearbeiteter Roman und der zweite etwas ruhigere Vertreter aus dem Hause Festa, der aber ebenfalls zu gefallen wusste.  Rund 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2014, 12:00:13
(http://4.bp.blogspot.com/-dy-EGz_GsmE/VCkJCBuWigI/AAAAAAAAOj0/sN1Xkrr-cJ8/s1600/prinzessin.jpg)

John Aysa. SHE ist immer noch auf der Reise Richtung Westen, strebt ihrem unbekannten Ziel entgegen. Wieder begegnet sie seltsamen Menschen, gefährlichen Lebewesen und merkwürdigen Gemeinschaften - je weiter sie reist, umso bizarrer und gefährlicher werden diese Begegnungen. Die Welt verändert sich immer schneller - und nicht zum Besserern. Im Kielwasser ihrer Wanderung formieren sich die Fronten. Alte und neue Gegner machen sich auf die Reise, um gegen SHE und vor allem gegeneinander anzutreten, vereint m Bemühen, alle anderen zu vernichten. Zu allem Unglück ist SHE nicht in Höchstform und braucht gefährlich lang, um sich einen Überblick über Durcheinander an Gegnern zu verschaffen. Denn sie wird überaus wirkungsvoll abgelenkt und in ein Gefühlschaos gestürzt - von einer Frau namens Stella.

SHE und das Meer. Sie hat es erreicht. Leider nur einen exzessiv stinkenden Vorboten davon - ein Meer aus Scheiße. Sie  muss es durchwaten und dabei aus den Untiefen der Koake auftauchende Gegner derart aufschlitzen, dass sie nur noch bröckchenweise zuück in ihre braune Heimat purzeln. Derweil ist auch ihr alter Gegner Clawfinger wieder zu sich gekommen, schwer überrascht, dass er jetzt zur Gruppe der Baumumarmer zählt. Ja, Clawfinger wird zu einem Grünen. Natürlich hat diese Wunderheilungnicht sein böses Naturell verändert und er macht sich prompt auf die Suche nach SHE, um sie endlich zu töten. Dass er sich da hinten anstellen muss und auch den Gottchirurg mit seinem Herrscherkomplex gegen sich hat, stört ihn weniger. Mit neuen Kräften ausgetattet, kann er alle besiegen - glaubt er. Und der Gottchirurg hat in seinem Wahn glatt übersehen, dass es da draußen noch andere Feinde gibt, die sein Imperium übernehmen wollen. Kannibalen, die seine Horde als willkommene Nahrungsquelle ansehen, durchgeknallte Biker, die einfach nur rumfahren und alle umlegen, derer sie habhaft werden können und vor allen Dingen die Gefahr aus den eigenen Reihen in Form von Mitstreitern wie Shaft oder Laymon. Und dazu noch die Gefahren durch Wesen dieser neuen Welt. Eine riesige Schar Hundertfüßler, fleischfressend selbstverständlich, greift sein Fort an und wird nur unter immensen Verlusten vernichtend zurückgeschlagen. SHE derweil entdeckt eine Kommune von Hippies, weil deren laut gespielte Musik "In-a-gadda-da-vida-" von Iron Butterfly ("Don't fear the reaper" von Blue Öyster Cult wär mir lieber gewesen und hätte auch besser zu SHE gepasst.) sie angelockt hat und der friedlich und vermutlich bekifft in einem Sessel hockende Freak ungefährlich aussah. Das geht auch eine lange Zeit gut und sie lernt Stella kennen und lieben, bis dieses Idyll durch den Hippiechef unterbrochen wird. Von wegen Friede und Liebe. SHE macht dem Treiben ein Ende und verschwindet mit Stella Richtung Meer, wo sie das sagenhafte Schiff erreichen wollen. Was sie auf dem Weg dahin nich erwartet, hätte sich keine von ihnen zu erträumen gewagt.

"Prinzessin 2 - Die Kacke ist am Dampfen".
John Aysa wurde geläutert. Er wendet sich mit seinem neuen Buch der Eloquenz eines Buches von Stephanie Meyer zu, beschreibt in strahlend hellen Farben das Aufblühen einer neuen und jugendlichen Liebe ohne jegliche Gewalt und verbannt den Sex in die Wunschträume einer Nonne.      Körperflüssigkeitenaustausch ist ein völliges Tabu. Liebe, Glück, Sonnenschein und Engelchen im  Chor sind das wichtigste element in seinem neuen Werk - würde ich schreiben, wenn ich euch verarschen wollte. Will ich aber nicht, also zur Sache.
Ich will mal mit einigen versöhnlichen Worten anfangen, bevor ich  ihn in der Luft zerreiße: John Aysa ist Filmfan, wie man auch bei der Lektüre seines neuen Buches schnell merken sollte. Und nicht nur einer, der sich auf den massenkompatiblen Blockbustermist stürzt - nein, auch Anspielungen auf geliebte C-Grütze wie "Sharknado" oder "Piranhaconda" lassen sich in "Armee der Finsternis" ertasten. Jetzt aber zu den Boshaftigkeiten. John Aysa hatte anscheinend wieder Freigang und es stellt sich die Frage, ob der Autor auch Scheiße im Hirn hat? Muss wohl, denn irgendwoher muss der Kacksee ja kommen, durch den er seine Protagonistin waten lässt. Kleiner Doppelkotz nicht ausgeschlossen. Ich würde ja vorschlagen, diese Lektüre ins Bildungsprogramm aufzunehmen, um diese Bildungsmiserenplagen a la "Fack ju Göhte" aufzurütteln. Ich schätze, das derartige Nullbildungsgesockse würde allein schon vor Schreck lernen, wenn es als Diskussionsgrundlage "Will John Aysa in Wahrheit SHE sein?" vorgesetzt bekäme. Natürlich müsste der Gruppe der Analphabeten das Ganze vorgelesen werden, aber dennoch in die weichen Birnen. Sicher würde es deren kleinen Geist perforieren, wenn ihnen fleischfressende Hundertfüssler, Bikergangs im "Mad Max"-Stil, die dann auch noch "Kaufhaus-Zombie"-mäßig in die Meute von Kannibalen fahren (ES gibt noch einige weitere Anspielunen auf gute Filme, die von gewisser Sachkenntnis zeugen.)  und dort in mundgerechte Häppchen zerlegt werden, mit Körperflüssigkeiten jeglicher Art ebenso konfrontiert werden wie mit Amputationen sämtlicher lebenswichtiger Organe (Keine Angst, liebe Schüler, nicht vorhandene Gehirne werden nicht erst gesucht, erbsengroße ebenfalls verschont. Ihr seid also sicher.). "Prinzessin 2 - Armee der Finsternis" bietet Action satt, eine Wortwahl, die man bei Bestellung einer Bratwurst beim Metzger seiner Wahl als "grob" bezeichnen würde und natürlich die gewohnte Prise Schmuddelsex und Sauereien, die man erwartet hat, wenn man schon einmal in John Aysa Zeit und Geld investiert hat. Er haut dem Leser seine Prosa derart deftig um die rot gewordenen Ohren oder Schniedel, dass es nur so hämmert. Da Hirn muss einige neue Begriffe verarbeiten und wird sogar mit einer Passage im Dialekt traktiert, die meines Erachtens nicht unbedingt hätte sein müssen. Es sei denn, sie diente dazu, uns unwissenden Leser das reale Österreich mit seinen heutigen Lebensbedingungen vorzustellen. (Nicht vergessen: beim Verlag nachfragen, der seinen Sitz in Graz hat. Kommt nur Gegrunze, hat man John Aysa als Sprecher der austrianischen Mehrheit auserkoren und ihn zwecks Ausbildung nach Deutschland geschickt, was wiederum auch seinen Hang zu solchen Büchern erklären würde. Bildungsmisere halt.) Dennoch hat es der Autor nicht nur geschafft, mich mit seinen Kenntnissen zu Filmen abseits der meinungslosen Massen zu überraschen, nein, mein weiteres großäugiges Staunen aus einem dummen Gesicht gilt der Tatsache, dass er mit der Beziehung zwischen Stella und SHE doch tatsächlich so etwas wie Emotion und "verhältnismäßige" Romantik eingebracht hat. Ich knabbere immer noch dran, weil dies doch für Leser des schlichteren Gemüts eindeutig eine Überforderung war. Erzbrutal, pornöser Sex okay. Aber Romantik dazu - in einem Roman von John Aysa? Uff, schwer zu verstehen und den Hirnwindungen beizubringen. Und dazu ist es dem Autor gelungen Selbtsüberschätzung in Humor umzuwandeln, wenn er sich selbst mit Heinlein in einem Satz nennt und so ganz nebenbei auch noch sein eigenes "Gott der Tentakel" anpreist. Cleveres, lustiges Burschi, der Mann, hehe. Hat auch noch einige andere aparte Witzchen eingebaut. Jedenfalls ist das Buch gerade in den sexuellen Ausschweifungen "leicht" zurückgenommen, lässt es dann aber doch gerade in Punkto Gewalt volle Kanne krachen. Blutfontänten strömen gen Himmel, abgehauene gliedmaßen gen Boden und Fleischstücke in Richtung Mägen von Kannibalen. Geschnetzteltes en masse, Blutvergießen, das für mehr als einen Kacksee gereicht hätte und Leichenberge, dass man ne Aussicht hat, wie vom Groß-Glockner. SHE zähmt alle ihre Gegner - sie tötet sie einfach. Und dann wird zusammen mit Stella auf Teil drei gewartet, der die beiden Frauen dann auf einem Boot in einen wunderschönen und friedlichen Sonnenuntergang zu einer einsamen Insel für frisch Verliebte bringt. Oder doch nicht? Fragt John Aysa. Der verkauft euch sein drittes Buch um SHE sicher gerne. Und ich nehm es iihm auch gerne wieder ab.
Gewarnt seien all jene, die mit derartiger Lektüre nix anzufangen wissen und schon bei Fix und Foxi kurz vorm Herzkasper stehen. Finger weg, Aysa ist die böse verbotene Frucht!!! Also nicht naschen, sonst landet ihr ein einem schlechten Film wie "Noah". 265 Seiten (ohne Platzverschwendung, also bei den etablierten Verlagen wären das dann rund 400 Seiten).
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 September 2014, 13:11:24
(http://3.bp.blogspot.com/-LGkYNE37zeY/VCpz7B5bz5I/AAAAAAAAOkk/Uh12fzVrBf0/s1600/ihrseidnichtallein.jpg)

Robison Wells. Du dachtest, du hättest es geschafft. Doch der Albtraum ist noch lange nicht vorbei. Nur zwei Schüler konnten dem Internat entkommen. Doch jenseits der Mauern fängt das Grauen erst an. Sie sind gefangene eines wahnsinnigen Experiments.

Nach der flucht aus dem Elite-Internat haben von den rund 50 Schülern nur zwei überlebt: Benson und Becky. Was sie nicht ahnten: Die vermeintliche Freiheit entpuppt sich als noch größere Gefahr als die Schule selbst. Plötzlich sieht Benson Jane vor sich, die er eigentlich als verstorben wähnte. Sie ist lebendig und fristet ihr Dasein in einem Fort, das man für Schüler der Maxfield Academy eingerichtet hatte, die durch Duplikate ersetzt wurden. Aber frei ist von denen keiner. Alle wurden sie mit einem Chip im Kopf versehen, der sie irgendwie mit ihren Duplikaten in der Schule verbindet. Ein Kampf mit unklaren Fronten beginnt, da Becky und Benson nicht sicher sein können, wem sie hier überhaupt noch vertrauen sollen. Erst hat es den Anschein als wären hier die Regeln lockerer, wären keine Banden entstanden, doch das erweist ich bald als Irrtum. Auch hier sind unterschiedliche Gruppen am Werk, die auf unterchiedliche Ziele hinarbeiten. Und man kann sich sicher sein, dass es auch Spione für die Schule und den Iceman gibt. Jetzt muss man gegen Vorurteile kämpfen, gegen den Iceman, die neuen Doubles in der Schule und Konkurrenten im eigenen Lager. Eine neuerliche Flucht zu organisieren, ist gar nicht so einfach unter den schwierigen Umständen. Glücklicherweise werden die jungen Leute hier im Fort aber auch versorgt, bekommen Lebensmittellieferungen und alles weitere Lebensnotwendige geliefert.

Hatte der erste Teil wirklich sein Versprechen um einen Paranoia-Thriller mit großen Geheimnissen um eine Gruppe Jugendliche gehalten, ist der zweite Band eher nur ein Abklatsch. Die Parallelen zu den vorhergehenden Geschehnissen sind frappierend und deuten - für ich - darauf hin, dass man da mal schnell noch vom Erfolg des ersten Teils profitieren wollte und eine recht unmotivierte Fortsetzng aus dem Ärmel geschüttelt hat. Klischees en masse, oberflächliche Figuren, die mal abgesehen vom Protagonisten wenig Tiefe erfahren. Flüssiger Schreibstil lässt die Lektüre flott voranschreiten und ist dementsprechend leicht zu konsumieren. Den Vogel schießt aber der Schluss ab: Es bleiben nicht nur Fragen zum Internat und den Leuten hinter den Vorgängen offen, man muss nun auch noch die Regierung ins Spiel bringen, die Präsidententöchter und dann - hört das Buch auf. Becky und Benson sinds glücklich und zufrieden und der Leser starrts entsetzt auf ein derartiges Ende. Einen dritten Teil gibt es nämlich nicht. Was mit dem fast schon hervorragenden (im Vergleich zu diesem) Jugendbuch "Du kannst keinem trauen" wirklich gut in Szene gesetzt wurde inklusive der einen oder anderen Wendung und einer Gruppendynamik, die hier nie wieder erreicht wurde, verdaddelt der Autor mit seinem zweiten Output. Den kann man sich wirklich schenken. 390 Seiten Zeitverschwendung.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Oktober 2014, 21:36:00
(http://2.bp.blogspot.com/-yt0_5rVl_pU/VC7dlO6EEiI/AAAAAAAAOn4/-6sBEkdoRi0/s1600/attack.jpg)

Douglas Preston/Lincoln Child. Special Agent Pendergast reist in das eingeschneite Wintersportgebiet Roaring Fork in Colorado, um seinen Schützling Corrie Swanson zu retten. Corrie, Studentin der Forensik, hat dort die exhumierten Leichen von elf Arbeitern einer Silbermine untersucht, die vor über hundert Jahren ums Leben kamen. Angeblich sind die Männer damals alle einem bösartigen Grizzly zum Opfer gefallen, doch Spuren eines Bärenangriffs. kann Corrie nicht feststellen. Mit ihren Nachforschungen ist sie aber offenbar einem Killer in die Quere gekommen, der nicht nur ihr Leben, sondern die Existenz des ganzen Ortes bedroht. Pendergast ist Corries letzte Hoffnung.

Nach den Ereignissen um seine Frau und dem unerfreulichen Abschluss dieser Ereignisse sitzt Pendergast emotions- und antriebslos zu Hause und starrt in die Gegend. Null Interesse an der Welt und was dort vorgeht. währenddessen plagt sich Corrie Swanson mit ihrem Professor herum, der keines ihrer Themen für gut genug hält, um für ihre Semesterarbeit unterstützt zu werden. Dann netdeckt sie eine kleine Notiz in einer Nachricht, in der von einem Kannibalenbären in Colorado die Rede ist. Dieser soll vor rund 150 Jahren elf Minenarbeiter nicht nur angefallen, sondern auch gefressen haben. Sie hat Pendergast einen Brief geschrieben, den der aber ignoriert - wie derzeit alles um ihn herum. Also zieht sie allein los. Roaring Fork ist eine dieser Urlaubs- und Skifahrersiedlungen in Colorado, die nur Milliardären und dem dienenden Fußvolk vorgehalten scheinen. Corrie merkt schnell, dass ein längerer Aufenthalt hier sie ihre Ersparnisse kosten wird. Und bald muss sie auch erfahren, dass ihre Ermittlungen hier ganz und gar unerwünscht sind. Der Sheriff ist eher ein Mann, der seinen Posten ruhig und ohne Störungen versieht, während einige der Reichen sich herausgefordert sehen. Klar, wollen sie doch ein weiteres Gebiet erschließen, um noch mehr Geldsäcke anzulocken. Dazu mussten ja auch die Gräber eines Friedhofs geleert und die reste der armen Teufel in einer Gemeindehalle abgestellt werden. Doch sie gibt nicht auf, lernt Tim kennen und mag ihn zwar, lässt sich aber nicht auf mehr ein. Und dann - als es wirklich eng wird für sie - taucht Pendergast auf. Er hat eine Angehörige, eine Nachfahrin, eines der damals getöteten Bergarbeiter gefunden, die Corrie ausdrücklich die Arbeit am Leichnam ihres Verwandten erlaubt. Stacy, so der Name der Frau, war Captain bei der Armee und ist jetzt aus dem Dienst ausgeschieden. Sie beteiligt sich an der Suche. Doch es wird immer gefährlicher. Während einer Fahrt aus der Stadt hinaus, wird auf Corrie geschossen. Die Kugel geht durch die Windschutzscheibe, richtet aber sonst keinen Schaden an. Und zudem geht dann noch ein Feuerteufel an sein böses Handwerk. Dabei hinterlässt er einige Leichen. Pendergast übernimmt auch hier die Ermittlungen, fährt aber zurück nach New York, wo er weitere wichtige Nachforschungen anstellt.

Puh, wie sag ich es den Fans? Für den Fehler, dass hier schon ziemlich am Anfang mal wieder Namen vertauscht werden, können die Autoren nichts. Aber dass sie aus einer interessanten Konstellation dann einen Thriller fabrizieren, den ein Jack Reacher (Ja, kommt jemand in einen Ort und klärt ein Verbrechen, bevor er wieder verschwindet, so ist auch dieses Buch) in kürzester Zeit beendet hätte, der doch viele Elemente enthält, die mich wenig begeistern konnten. Sicher, Preston/Child lassen immer mal wieder etwas Mystery in ihren Romanen zum Zuge kommen, doch die Pendergast-Trance war dann wohl doch eher dem Umstand geschuldet, dem Buch einen schnellen und vor allem minimal erklärbaren Schluss zu geben. Unschön. "Attack" ist zwar picke-packe voll mit Bösen, mit Karikaturen und einigen platten Klischeefratzen (Immer wieder dasselbe Spiel: gut ist hübsch, mutig und clever. Böse ist der unscheinbare, häßliche oder gierige Mensch.), hat aber sonst nicht wirklich viel zu bieten. War ich doch schon froh, endlich mal ein Buch ohne Familie und besonders Constance in Händen zu halten, mal wieder einen ordentlichen Fall für den speziellen Spezialagenten, dann wird es durch eine recht simple und billige Story torpediert. Die Lösung(en) sind für die meisten eifrigen Krimileser schnell zu erkennen, die Holmes-Story, mit der sie wohl für diejenigen, die es noch nicht gemerkt haben, ihren Helden als den modernen Holmes etablieren wollen (?), macht es auch nicht besser. Anfangs spannend, teilweise sogar mit Action und Tempo versehen, ist dieser Thriller leider doch nur Allerweltsware mit einem Zuckerende und einem schier in allem überlegenen Pendergast (Diese Schilderung als Überfigur ist auch Schuld daran, dass ich seinen Lieutenant D'Agosta eher schätze als den Fibbie aus Langeweile und mit zuviel Geld). Also gibt es hier und da Kitsch, eine Story, die man leicht umgearbeitet auch für einen Jack Reacher und eine Backwood-Story nutzen könnte und einigen Leerlauf, der abgesehen vom Anfang einiges an Spannung und Thrill vermissen lässt. Ich freu mich auf den nächsten Gideon Crew, nicht auf Pendergast. Und ein neuer Stand Alone sollte vielleicht auch mal wieder kommen. Tja, wenn Lincoln Child mal wieder ein Solowerk schreibt, bin ich auch bei. Der Aufbau ist da zwar immer derselbe, sie sind auch recht vorhersehbar, aber wenigstens einigermaßen spannend und nicht zu sehr auf Supermann in Trance abgezielt. "Attack" geht so, kann man lesen, muss man aber nicht. Vielleicht war auch meine Erwartungshaltung schlicht zu hoch. 440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Oktober 2014, 19:38:47
(http://3.bp.blogspot.com/-PGvjWiOnCgg/VDFlsMsRhGI/AAAAAAAAOqw/xRO1pI2dZR8/s1600/lrexikon.jpg)

Max Barry. Zwei Männer haben Wil Parke entführt. Sie sagen, sie brauchen seine Hilfe. Sie sagen, es tobt ein geheimer Krieg, den nur Wil zum Guten wenden kann. Sie sagen, er hat die Pläne des Feindes schon einmal durchkreuzt. Aber Wil kann sich an nichts erinnern.

Wil ist nur ein einfacher Arbeiter, der nur seinen Job erledigen und seine Ruhe will. Alltagsdasein halt. Doch dann wird er eines Tages am Flughafen in einer Toilette von zwei Typen attackiert, die ihm auch noch eine Nadels ins Auge stechen. Gespräche sind in der Sitaution sinnlos, Fluchtversuche leider fruchtlos. So schleifen und ziehen die Männer den ziemlich betäubten Wil Richtung Flughafenausgang und wollen ihn  in einen wartenden Wagen stecken. Trotz all seiner Probleme mit dem Augenlicht und dem Gleichgewicht kann sich Wil den Typen entreißen und wegrennen, wenn man sein Gestolpere denn so bezeichnen kann. Er schafft es auch, den Wagen seiner Freundin zu erreichen, die auf ihn wartet. Doch sie fährt nicht los, obwohl er sie anfleht. Also schafft es einer der Männer, ihn wieder aus dem Auto zu ziehen und in einen Truck zu verfrachten. Plötzlich tauchen auch noch Verfolger auf, von denen eine als Raine bezeichnet wird. Schüsse fallen, es gibt Tote und zu allem Unglück rast auch ncih die Freundin von Wil mit vollem Tempo in den Truck. Nach diesem Fiasko sind nur noch Wil und einer der Typen, er nennt sich Eliot, übriggeblieben. Die Hatz geht weiter.
Die Obdachlose Emily verdient sich ihren Lebensunterhalt mit kleinen Gaunereien und illegalen Kartentricks. Eines Tages wird sie von einem Finsterling namens Lee angesprochen, der sie für ein Projekt rekrutieren will. Nicht auf Emilys Tagesplan. Also haut sie ab. Ein Entkommen auf Zeit. Man schnappt sie und sie kommt in ein Internat. Dort wird sie Tests unterzogen und dann in einen straffen Unterrichtsrhythmus eingeteilt. Vieles von dem, was man ihr dort beibringt erscheint ihr im ersten Anschein unsinnig, gibt es doch Regeln, die sie noch nie gehört hat und die sie gerne umgehen würde. Lehrer wie Schüler scheinen alle unter Nicknames zu agieren, keiner ist echt, gibt etwas von sich preis. Und wohin das alles führen soll, erfährt Emily erst recht nicht.

"Lexicon" ist einerseits ein typischer Barry, aber auf der anderen Seite ist das Buch irgendwie unübersichtlich, entfernt vom Mainstream war Barry ja schon immer gerne, ebenso wie er Kapitalismus, Marktwirtschaft oder Globalisierung kritisiert, aber hier wird es echt verzwickt. Fängt der Roman noch verhältnismäßig thrillertypisch an, wird der Leser bald eines Besseren belehrt. Um was es wirklich geht, bleibt lange verborgen. Das Geheimnis um die abgesperrte Stadt wird nicht in wenigen Sätzen erklärt, die auf verschiedenen Zeitebenen verlaufende Geschichte tut ein Übriges dazu, dass man der Sache besser konzentriert folgt, um nicht den Faden zu verlieren. "Lexicon" von Max Barry dreht sich um die Macht der Worte. In allen Bereichen. Mit Umfragen werden Daten gesammelt, wie man den Kunden oder Wähler besser erreicht, soziale Netzwerke genutzt, um Bewerber auszusieben (Beispiel: Ein Bewerber beim Einstellungsgespräch. Sein möglicher künftiger Chef hält ihm seine Facebook-Einträge vor und stellt ihn nicht ein, weil er unzuverlässig sei. Aber doof ist der Bewerber nicht. Also löscht er alle seine Einträge wo immer er sie auch gemacht hat und geht zu einem anderen Interview. Meint der Mann aus der Personalabteilung: "Sie sind in keinen sozialen Netzwerken vertreten?". Als der Bewerber das vermeint, wird er aber auchn ciht eingestellt, denn wer nichts von sich presigibt, hat sicher was zu verbergen und ist suspekt.). Man lernt vieles über die Medienwelt (auch Dinge, die schon bekannt sind), über deren Gebrauch des Wortes, wie Politiker ihre Worte in die Waagschale werfen, damit ein Ergebnis zu ihren Gunsten ausgeht, wie man Lügen hinter Worthülsen versteckt und dass genau zu solchen Zwecken Managerseminare stattfinden, die dort lernen, wie man Mitarbeiter und Menschen anhand von Worten katalogisieren kann, sie in Kategorien einteilt und aufgrund der Ergebnisse hin und her schiebt und manipuliert. Und ja, wie man mit Worten auch Gutes tun kann. Man geht nach Asien in arme Länder und unterrichtet die Kinder. Selbstverständlich nicht in ihrer Heimatsprache, sondern in der die einem am ehesten selbst von Nutzen ist. Deshalb spricht heute ein Großteil der Welt Englisch. Zuviele Sprachmissionare. Bei Max Barry gibt es nun auch noch Organisationen, die eine mächtige Form der Sprache beherrschen und die sich wegen ihr und einem ganz bestimmten Wort bis aufs Blut bekämpfen. Sie nennen es Blankwort. Was ein Blankwort ist, wird erst gegen Ende verraten. Es kann aber vieles ausrichten bzw. anrichten. Und ganz nebenbei erfährt der Leser, wie sich die Bedeutung eines Wortes im Laufe der Zeit (Ob nun von jemand so beabsichtigt oder nicht) verändern kann). Dies alles ist eingebettet in eine rasante, clevere und innovative Geschichte, die neben dem Sprachgefühl, der Art andere Menschen zu durchschauen auch mit einer ordentlichen Portion Action angereichert ist. Es passiert viel, man muss aber auch mitdenken und ich glaube, einer weitere Lektüre dieses Werkes würde immer neue Facetten zutage fördern, über die sich eine Diskussion (mit Worten) lohnen würde. Max Barry in Bestform, hochintelligent und extrem unterhaltsam. Und weit weg von Massenware und irgendwelchen Biografien diverser EX-Promis aka Schluckspechtbeichte. 460 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Oktober 2014, 20:38:12
(http://2.bp.blogspot.com/-_U_DFRC7cZM/VDlcHj24PsI/AAAAAAAAOsw/GoxUa48dfs0/s1600/eisigesinfernodubrul.png)

Jack DuBrul. Die USA haben beschlossen, sich von fremden Öllieferungen frei zu machen. Alaskas Ölvorräte und alternative Energiequellen sollen dabei helfen. Doch es gibt mächtige Gegner, die den Plan zunichtemachen wollen. Im Bündnis mit alten KGB-Seilschaften entwickeln einige Ölstaaten den Plan, die Alaska-Pipeline zu sprengen. Nur nit einem haben sie nicht gerechnet: Philip Mercer, Geologe und Ex-Elitesoldat, ist entschlossen, die Katastrophe zu verhindern.

Mercer ist mit den drei Smalls beim Fischen, was natürlich nicht ohne zünftiges Besäufnis stattfinden kann. Trotz ihres immensen Katers fahren die vier Bekannten raus. Doch in einer Bucht entdecken sie ein Boot, das auf Grund gelaufen und schwer angebrannt ist. Mercer steigt über und findet mehrere Leichen und zudem ein Stahlteil, auf dem noch teilweise eine Beschriftuzng zu erkennen ist. Der Angelausflug ist vorbei und der Fund wird der Polizei gemeldet. Mercer fliegt zurück nach Washington und einer der Smalls nach Kalifornien. Die anderen beiden bleiben in Alaska, was ihr Todesurteil ist. Aber nicht nur sie stehen auf der Abschussliste: Auch Mercer soll nach Willen des Auftraggebers und Hintermannes eliminiert werden. Der Mordversuch misslingt, Mercer kann den Angreifer töten. Da man einen ortsansässigen Gangster angeheuert hat, soll keine Spur zu den Verschwörern führen, doch Mercer denkt sich seinen Teil dann, als er erfährt, dass zwei der Smalls in Alaska getötet wurden und auch der in Kalifornien seine Verwandten nicht lange überlebte. Er selbst geht in der Zwischenzeit auf eine Party des Ölmagnaten Max Johnston, um dort feststellen zu müssen, dass dessen Tochter eine Aktivistin im Umweltschutz ist, die ihn verbal schon einmal attackiert hatte. Hindert die zwei natürlich nicht daran, sich näher zu kommen. In Mercers Wohnung werden sie dan von zwei Killern attackiert, die der Geologe ausschalten kann. Nach und nach entwickelt sich ein mörderisches Spiel um die Ressourcen der USA und in das verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Zielen verwickelt sind, die aber zusammenarbeiten. Da werden Anschläge auf einen saudischen Prinzen, der eher dem Westen geneigt ist, in London arrangiert, Tanklastzüge auf vereister Straße in einen Abgrund rangiert, Supertanker von Terroristen gekapert, die mit dessen Versenkung vor Alaskas Küste ebenso eine Umweltkatastrophe auslösen wollen, wie mit der Sprengung einer Pipeline, die quer durchs Land führt. Und mittendrin Mercer, der immer wieder nahe der totalen Vernichtung agiert.

Anfangs könnte man fast glauben, dass Jack DuBrul nach einer Checkliste diverse Attribute aus den Romanen von Clive Cussler abarbeitet, was ihm möglicherweise ja auch Jahre später den Job des Vertragsautors für dessen Juan Cabrillo-Reihe eingebracht hat. Sein Mercer hat ebenso wie dessen Dirk Pitt eine unheimlich anziehende Wirkung aufs weibliche Geschlecht, ist clever, gutaussehend, mutig, reich und immer am Ort des Geschehens. Hinzu kommt ein Tupfer moderner Indiana Jones und fertig ist der Serienheld. Fast. Doch dieser Mercer ist dennoch nicht der makellose Übermensch-Typ, den Cussler sich in Pitt vorgestellt hat. Und er geht gegen seine Feinde auch härter vor als man es aus dem Hause Cussler gewohnt ist. Im Gegensatz zu seinem Debüt sind hier alle Parteien bekannt, jeder weiß, wo er zu stehen hat, auch wenn die Ziele unterschiedlich sind. Und Jack DuBrul lässt es wieder ordentlich krachen. Etliche Actionsequenzen, die auch keine Rücksicht auf liebgewonnene Helfer des Protagonisten nehmen, treiben die Story um den Kampf um die Ressourcen und die Herrschaft im Nahen Osten voran. Humor wird hier kaum geboten und auch die coolen Sprüche kommen den Figuren, die nicht mit sonderlich viel Tiefgang gezeichnet wurden, nicht flott über die Lippen. Aber "Eisiges Inferno" ist wie "Brennende Wellen" und "Havoc" ein weiterer Beweis, dass der Autor besser ist als sein derzeitiger "Arbeitgeber". Aber einen gravierenden Mangel hat das Buch, den man dem Verfasser zuschreiben muss: Seine Erklärung, die er Mercer äußern lässt, wenn es um die Ausbeutung des Blauen Planeten geht, ruft bestenfalls ein Kopfschütteln hervor. Damit konfrontiert, dass man doch die Erde und die Umwelt zerstört, wenn man sie ständig anbohrt, sprengt oder giftige Chemikalien ablagert, kommt die Antwort wie folgt: Die Erde fordert uns ja heraus. Sie schickt uns Wirbelstürme, Vulkanausbrüche, Erdbeben usw. Dafür bestrafen wir sie mit der Ausbeutung ihrer Ressourcen und Zerstörung der Umwelt. Meine Güte. Der zweite Lapsus ist nicht dem Autor anzukreiden: Namensverwechslung (Aus Riggs wird plötzlich Briggs usw.) und etliche Fehler in Rechtschreibung oder vom Druck her, sind beim Lesen oft lästig und störend. Abgesehen davon ist "Eisiges Inferno" temporeiche Actionunterhaltung, von der es hoffentlich noch mehr geben wird. Der Preis für das Buch nmit 5,99 Euro der Druckversion ist ebenfalls sehr akzeptabel und lässt die Fehlerquote etwas verschmerzen. Wer Clive Cussler und die Cabrillo-Serie schätzt, wird hier bestens bedient. Ca. 655 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Oktober 2014, 21:13:18
(http://3.bp.blogspot.com/-vZTdpHW1VLI/VD1U1fxrX7I/AAAAAAAAOt8/7DTwUMj2Gqk/s1600/jordanabsturz.jpg)

Will Jordan. Der Absturz des Black-Hawk-Helikopters in Afghanistan ist schon schlimm genug. Doch an Bord befand sich ein hochrangiger Geheimnisträger der CIA. Wenn die Informationen in seinem Besitz an die Öffentlichkeit gelangen, würde das die ISAF-Allianz zerschlagen und Afghanistan dem Chaos preisgeben. Ryan Drake wird angeheuert, den Mann aufzuspüren und die Informationen sicherzustellen. Ein Routineeinsatz. Doch unvermittelt taucht die ehemalige CIA-Agentin Maras auf, die mit Drakes Schützling noch eine eigene Rechnung offen hat.

Es beginnt mit dem Abschuss des Black Hawk. Beim Absturz wird die Besatzung getötet, ein weiterer an Bord befindlicher, den Soldaten unbekannter Mann wird entführt. Stunden später wird Ryan Drake aufgefordert, sich aus seinem Einsiedlerdasein zu befreien und wieder zu arbeiten. Als ihn die Nachricht erreicht, sitzt er mit Frost bei Keegan auf der Veranda und schaut dem beim Verwandeln von Burgern in Kohle zu, was Keegan als Grillen bezeichnet. Er wird mit den beiden zusammen in die Zentrale beordert und dort dazu verpflichtet, den Vermissten aus seiner misslichen Lage zu befreien. Nach einem schier Ewigkeiten dauernden Flug erreichen sie bald die Basis in Bagram in Afghanistan, wo ihnen die Forensikspezialistin Samantha "Sam" McKnight zugewiesen wird, mit der sich Keegan auf den Weg zur Absturzstelle macht. Dort angekommen finden sie einige Mitglieder einer privaten Sicherheitsfirma vor, die die Maschine bewacht und verhindern soll, dass Spuren vernichtet werden. McKnight kann gerade noch feststellen, dass der Anschlag wohl mit einer Stinger verübt wurde, als sie aus dem Hinterhalt von einem Scharfschützen unter Beschuss genommen wurden. Hätte Keegan sie nicht aus der Schußbahn gerissen, wäre sie jetzt tot. Doch auch Keegan hat Erfahrung mit gezielten Schüssen auf große Entfernungen. Es gelingt ihm, den Attentäter auszuschalten, aber jetzt wollen die Sicherheitsleute so schnell wie möglich weg und sprengen die Überreste des Black Hawk, damit sich nichts mehr dort befindet, das die Gegner vielleicht gegen sie benutzen könnten. Mittlerweile wird der Taliban Kourash von seinem Mentor aufgefordert, Drake aus dem Weg zu räumen. Drake weiß nicht, dass diese Entführung auch dazu diente, ihn nach Afghanistan zu locken, um ihn zu eliminieren. Und dann erhält er auch noch einen Anruf, mit dem er sicher nicht gerechnet hat: Maras aka Anya. Sie verabreden sich zu einem Treffen, das nicht den gewünschten Ausgang hat. Als Maras nach dem Treffen von zwei Typen verfolgt wird, die sie vermutlich entführen wollen, erledigt sie beide auf ihre Art. Und Drake sucht weiter mit Frost und seinen anderen Kollegen nach Hinweisen, wo der gekidnappte CIA-Mann Mitchell gefangen gehalten werden könnte und von wem überhaupt.

Will Jordan beweist recht schnell, dass er einen feinen Sinn für Humor aufzuweisen hat (George Bush Center for Intelligence bezeichnet er als Widerspruch an sich und auch die Anspielung "Ich bin zu alt für diese Scheiße" ist sehr gelungen und nicht einfach platt wiedergekäut), aber auch anscheindend den Methoden der USA durchaus kritisch gegenüber zu stehen scheint, wenn er die Geheimgefängnisse erwähnt, wo man die Menschenrechte doch so leicht ausser Kraft setzen kann und die "Ersatzsoldaten", die Amerika dann gegen Cash seine Kriege ausführen lässt, womit keiner der Politiker mehr tote Soldaten in den Medien erklären muss. Man kann immer schön behaupten, die Truppen seien abgezogen und es würden keine amerikanischen Soldaten mehr in Särgen nach Hause gebracht. Mit den Gedanken von Drake an Anya - und deren späterem Auftauchen - bringt Will Jordan auch eine emotionale Komponente in die Story ein, die sich auch auf die Ereignisse im Vorgänger "Mission Vendetta" ("Redemption") beziehen, aber er lässt diese Momente nicht die eigentliche Geschichte überdecken, sondern lässt ihnen eher wenig Raum. Sie reichen aber auch aus, um den Beweis anzutreten, dass Drake nicht der eiskalte Krieger ist, den man erwarten könnte, sondern ein normaler Mensch mit Gefühlen, der in einer harten Welt der internationalen Krisen überleben muss. "Der Absturz" ("Sacrifice") ist ein temporeicher, hochspannender Thriller aus der Welt der Geheimdienste, in der längst nicht alles so ist, wie es den Anschein hat. Sehr kurzweiliger Kracher mit höchstem Unterhaltungswert, der die schon im Vorgänger dargebotene Klasse tatsächlich noch einmal zu steigern weiß. Ich würde ja behaupten, das sich jetzt nach diesem Buch zu einem Fan-Boy geworden bin, aber wenn ich mir das Geburtsjahr des Autors (1983) so anschaue, bin ich eher ein Fan-Grand Pa. Und zwar einer, der jetzt schon begierig auf das dritte Buch "Betrayal" in deutscher Ausgabe wartet, dessen interessanter Plot anscheinend auf hier begonnenen Handlungslinien basiert. Für Freunde von gepflegten Actionthrillern den Sphären eines Vince Flynn ist auch dieser zweite Streich von Will Jordan einfach nur Pflichtprogramm. Insofern klare Kaufempfehlung!!! Rund 575 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Oktober 2014, 19:20:07
(http://4.bp.blogspot.com/-f6MiO07e59Q/VD6LnBtXTfI/AAAAAAAAOwQ/4-8wnGhDm-o/s1600/JET_Web.jpg)

Russell Blake. Codename: Jet. Alter: 28 Jahre. Jet war einst des Mossads tödlichste menschliche Waffe, bis sie ihren Tod vortäuschte, um diese Identität für immer zu begraben. Aber die Geheimnisse der Vergangenheit lassen sich nicht einfach abschütteln. Als ihr neues Leben auf einer ruhigen Insel von einem brutalen Angriff bedroht wird, muss Jet zu ihrer geheimen Existenz zurückkehren, um die zu retten, die sie liebt. Eine wilde Achterbahnfahrt voller schockierender Wendungen beginnt.

In einem Land in Mittelamerika wird ein wird ein Mann von einem Sniper beim Verlassen eines Regierungsgebäudes eliminiert. Dann springt die Handlung nach Trinidad/Tobago, wo Maya in der Hauptstadt ein Internetcafe führt. Sie will den Laden gerade dichtmachen, um ebenfalls an den Feierlichkeiten teilzunehmen, die draußen ihren fröhlichen Klang ertönen lassen, als sie von drei schwerbewaffneten Typen überfallen wird. Schnell merkt sie, dass die Kerle Profis sind. Nicht nur wegen ihres Vorgehens sondern auch hinsichtlich der professionellen Ausrüstung und Bewaffnung. Ihr ist sofort klar, dass die Kerle nicht allein gekommen sind und sie verlässt ihren Laden und versucht im Getümmel des Karnevals zu entkommen. Das gestaltet sich aber nicht so einfach, sind ihr doch schon weitere Verfolger auf den Fersen. Sie kann zwar welche davon ausschalten und sich ihrer Waffen bedienen, muss sich aber weiter ihrer erwehren, da schon bald ein Wagen mit Killern darin auf sie zurast. Mit einem wahren Sperrfeuer setzt sie auch diese Kerle außer Gefecht und entkommt schließlich nur mit einigen Kratzern versehen ihren Häschern. Jetzt muss sie aber unbedingt die Stadt und am besten auch die Insel verlassen. Im Hafen klaut sie sich ein Schnellboot und macht sich auf den Weg Richtung Venezuela und lässt sich dabei auch nicht von einem Boot der Küstenwache aufhalten, das sogar auf sie feuert. Da sie nachts in Venezuela an Land geht, ruht sie sich erst einmal aus und lässt dabei die letzten Jahre Revue passieren - Einsätze sowie auch private Verbindungen, die sie verbotenerweise zu ihrem Mentor eingegangen ist. Am nächsten morgen dann macht sie sich auf den Weg nach Caracas, um von dort aus das Land zu verlassen. Ihr Plan sieht vor, ihr altes Team aufzusuchen, denn nur von dort kann sie verraten worden sein. Sie will mit Rain beginnen, der im Jemen mit einer langwierigen Infiltration beschäftigt ist, kommt aber nur zur rechten Zeit, um zu sehen, wie sein dortiges Domizil wohl mit ihm darin durch eine heftige Explosion zerfetzt wird. Also direkt in die Höhle des Löwen nach Israel. Dort muss sie aber auch feststellen, dass das Haus und sichere Versteck ihres Mentors Ariel/David ebenfalls kompromittiert und überfallen wurde. Die Polizei fand vier Leichen, wurde aber auch von einem Nachbarn informiert, dass ein scheinbar verletzter Mann geflüchtet sei. Sie ahnt, dass dies der gut ausgebildete David gewesen sein muss und wo er mit dieser Verletzung wohl hingehen wird. Sie findet ihn in einem Ferienhaus eines mit ihm befreundeten Arztes, der David versorgt hat. Gemeinsam wollen sie nun den Geschehnissen auf den Grund gehen. Von dem ersten Mord in Belize und den folgenden Taten weiß Jet bis dahin ebensowenig wie von weiteren Überraschungen, die noch folgen werden.

Allein schon das Titelbild erregte schon einmal meine Aufmerksamkeit. Girls with guns zieht eben immer. Und die Umschlaggestaltung mit der Klappenbroschur, die schon einige Kritik erntete, ist ja mal nur genial. Und ja, die Praktibilität ist auch gegeben. Zum Lesen knickt man die Falz hinten im Buch einfach um und nichts stört beim Genuss des Buches. Und das legt von Beginn an so richtig feurig los, der Body Count ist fast schon enorm und lässt eigentlich kaum nach. Ruhepausen gibt es für Protagonisten wie Leser nur wenige und das erste Drittel hetzt den Leser nur so durch die mit praller Action gefüllten Seiten. Und dennoch gelingt es Russell Blake in diesem Actionfeuerwerk noch emotionale Momente unterzubringen, die speziell Jets Charakter vertiefen und beleuchten sowie etwas Menschlichkeit zu etablieren, bevor es wieder auf eine wilde Jagd über Kontinente geht. Und so machen sich Verräter, Verschwörer, russische Oligarchen, wütende Rächer, verschiedene Geheimdienste und gierige Konzerne auf die Jagd nach Mammon oder persönlicher Befriedigung in Form des möglichst qualvollen Todes von Jet an die Vernichtung ebendieser Person, die ihren Plänen im Weg ist. Das führt dazu, dass von den 320 Seiten mehr als zwei Drittel mit einer unglaublichen Rasanz vorangetrieben werden, die nur noch von Matthew Reilly (Schofield) oder Martin Kay (Hannigan) übertroffen wird. Hart und kompromisslos unter Nutzung unterschiedlichster Waffengattungen und Kampftaktiken fightet sich Jet teilweise absolut skrupellos durch die Reihen der Feinde (Headshots sind keine Seltenheit) und dabei immer auf der Hut vor der nächsten Wendung, die ihr den Garaus machen kann. Auch der Leser bleibt in vielen Fällen im Dunkeln, kann sich nicht gleich einen Reim auf die Vorgänge machen - genau wie der Autor es in seinem Vorwort angdeutet hat. Und ebenso wird dann im Laufe der schnellen Geschichte alles zusammengeführt. Exotische oder wahrlich exklusive Locations tun ihr übriges dazu, dass dieser internationale Thriller wie ein Kracher für eine Verfilmung daherkommt. Wie geschaffen für ein höherwertiges B-Movie und am besten noch mit Kristanna Loken in der Titelrolle (Ja, ich weiß, dass die blond ist. Ist dann halt künstlerische Freiheit bei der Adaption.). Als reine Actionunterhaltung konzipiert geht die Rechnung meines Erachtens voll auf. Ein Brett vor dem Herrn, das ich Freunden von zugegebenermaßen nicht sonderlich anspruchsvoller (Wollte ich hier ja auch nicht und war auch wohl nie die Intention von Autor oder Verlag) Lektüre mit Hang zu wilden Shoot-Outs nur ans geneigte Herz legen kann.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Oktober 2014, 18:31:44
(http://2.bp.blogspot.com/-EQhU4H-aZok/VEO-bjJOqgI/AAAAAAAAOx8/0k5BJ-q38iQ/s1600/RagMen.jpg)

Rocky Alexander. Sie nennen es das Qilu-Virus. Es kam aus dem Osten, von irgendwo entlang des Gelben Flusses in China. Es fegte innerhalb weniger Wochen über die ganze Welt und verwandelte normale Menschen in wilde Verrückte. Es gibt nichts, was es stoppen kann. Der ehemalige Boxer Colin Ross ist entschlossen, aus der kleinen Stadt Wenatchee zu fliehen, bevor sie durch das Virus überrannt wird.Dabei muss er überforderte und schiesswütige Polizisten, Horden von Infizierten und den brutalen Wintereinbruch überleben. Im verseuchten Seattle hinterlässt ein Mann namens Rooster einen Pfad sadistischer Gewalt und Mord auf dem Rachefeldzug gegen einen Feind, der noch gefährlicher als das Virus zu sein scheint.

Colin sitzt auf seinem Bett und will sich die Rübe wegblasen, doch bald kommen ihm Bedenken. Was, wenn er nicht richtig trifft? Liegt er dann völlig verblödet und kaum bewegungsfähig rum und wartet auf die Seuche oder wird das Virus besiegt und er muss sein Dasein als Pflegefall fristen, der sich nicht mal den Arsch abwischen kann? Nein, so will er nicht enden. Auch wenn er den Tod seiner Frau noch so sehr betrauert und ohne sie anscheinend nicht leben kann - die Alternative ist schlimmer. Also macht der Boxlehrer sich auf den Weg zu seinem Studio, um die restlichen Vorräte zu holen, die er dort gebunkert hatte. Kaum dort angekommen, schneit auch einer der Schüler, Andre, genannt Dre, herein. Völlig überzogen mit dem frischen Schnee, der draußen die Situation noch verschlimmert. Ross will sich nach Norden aufmachen, wo er einen Unterschlupf kennt und nach einigen mehr oder wenigen Disputen nimmt er Dre mit, fordert von dem aber, dass auch er seinen Teil beitragen muss. Und bald müssen sie sehen, dass die Angelegenheit nicht so einfach ist. Man kann keinem trauen, jeder kann infiziert sein, die Seuche und Mordgier vor dem Ausbruch stehen. Gegenseitige Hilfe gibt es kaum noch und so sind die zwei bald dazu gezwungen, von ihrem Rechtsempfinden Abstand zu nehmen und sich Transportmittel zu klauen. Während sie also im Freien ums Überleben kämpfen hat sich in Seattle ein gerade aus dem Bau entlassener Sträfling bei ehemaligen Kollegen eingenistet. Doch was zu Beginn wie eine fröhliche Feier startet, entpuppt sich durch den Ex-sträfling Rooster bald zu einem Gemetzel. Ohne Skrupel legt er alle seine Freunde um, nachdem er von einem erfahren hat, was er wissen will. Und auf dem Weg zu diesem Ziel hinterlässt er eine Blutspur, weil er jeden umnietet, der ihm begegnet - und zwar nicht nur Infzierte. Diese Wüteriche sind nur nettes Rahmenprogramm. Bald erreicht er eine Kirche und sucht einen Pfarrer namens Gene. Seine Befragung der Kirchenbediensteten oder der Kirchgänger ist für diese schlimmer, als wären sie dem Virus anheim gefallen. Rooter kennt keine Rücksicht, Leben bedeutet ihm nichts. Wer weiß, ob ihn nur die harte Zeit im Knast dazu gemacht. Bald findet er Pfarrer Gene und nachdem der sich erst vehement geweigert hatte, greift Rooster ihn und schleppt ihn gefesselt mit zu seinem unbekannten Ziel.

"Rag Men" ist ein Buch, das von den Gegensätzen der beiden Hauptfiguren und der ständigen Virusbedrohung im Hintergrund lebt. Ein Kampf Gut gegen Böse scheint hier oberflächlich das Geschehen zu beherrschen, aber je weiter man mit der Geschichte vordringt, bekommt das Buch eine unerwartete Tiefe, weil man erkennt, dass nicht jeder Mensch von Natur aus Böse ist. Viele werden durch die Umstände - die Nichts mit dem Virus zu tun haben - erst dazu gemacht. Wir reden hier von Kindesmisshandlung, Gewalt in der Ehe bzw. Beziehung und Alkoholmissbrauch sowie Mord. Ross ist jemand, der sich seinen Glauben ans Leben und das gute im Menschen bewahrt hatte, aber nach einem Schicksalsschlag nicht mehr weiterleben will in diesem Sumpf der Gewalt und des weltweiten sinnlosen Sterbens durch den neuen Virus, den keiner in den Griff bekommt. Natürlich behaupten die Behörden immer noch, alles im Griff zu haben, obwohl sie Infizierte vergasen, ganze Städte abschotten und isolieren (Klingt alles wie heute bei Ebola, wenn einer gebetsmühlenartig runterrattert in Deutshland kann nix passieren, wir sind ja so gut geschützt). Doch statt sich seinem Schicksal zu ergeben, findet Ross wieder einen Sinn im Leben - einen jungen, eher schwächlichen Schwarzen ohne großen Plan. Den will er retten. Rooster ist das genaue Gegenteil. Er ist auf tödliche Rache aus und mordet schon aus reinem Vergnügen. Dennoch haben beide Protagonisten ein Ziel. Und bald treffen sie dort aufeinander. Der Virus und die dadurch ausgelöste Pandemie spielen im Grunde nur den Aufhänger für eine Geschichte, die ihre Emotionen, die aus Vergangenem und einem unschönen Leben ergeben ihre Energie beziehen. Unterbrochen von einzelnen Attacken der tollwütigen Beisser zieht es beide Protagonisten an den gleichen Ort, wo sich das Schicksal mehrerer Personen entscheiden soll. "Rag Men" ist kein obeflächlicher Zombiekracher, auch wenn er es an flotten Szenen nicht mangeln lässt und ordentlich Action bietet. Der Ton ist rau und dennoch menschelt es in allen Ecken, auch wenn es jetzt nicht das tränentriefende Drama aus deutschen Schicksalsromanen ist. Hinter all der reißerisch-gelungenen Action lauert nebern dem Virus auch mehr als nur ein Funke Verständnis - für beide Protagonisten. Und der junge Dre - dem drück man ständig die Daumen, da er allein in dieser neuen, bösen Welt völlig lebensunfähig wäre. Hab ich mich bei "Jet" oder "Mega" noch vor Freunde überschlagen, ist "Rag Men" etwas darunter einzustufen. Action, keine Spur Langeweile und TROTZ dieser gefühlsbeladenen Momente keine Sekunde im Lesefluss gehemmt. Ein gutes Buch in jedem Fall mit einer knappen 8 von 10 also durchaus eine Empfehlung. 320 Seiten.

Nachdem ich den Papst für fleischliche Kost ja schon öfter gewürdigt, nun ein weiterer Verlag, der etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Der Luzifer-Verlag hat sich aus einem ursprünglichen Hobby mittlerweile zu einem ernstzunehmenden Projekt auf dem Literatursektor entwickelt, der nicht die Masse bedient, die ja eigentlich der immensen Werbung und dann aufgrund der sogenannten Bestenlisten wiederum sich selbst folgt. Hier gilt im Massenverkauf auch: Der Kunde weiß nicht, was er will, er will, was er kennt. Also wird er mit Werbung und Informationen zu den preislich teuersten, aber inhaltlich oder vom Anspruch her einem intelligenzlimboähnlichen Literatursegment der Großverlage am Gängelband geführt, wie ein oller doofer Esel zur Schlachtbank. Und selbstverständlich werden auch viele der Werke, die bei Luzifer erscheinen, von den eben erwähnten Großverlagen ignoriert. So gehört der Luzifer-Verlag zu der Gruppe Anbieter, die den geneigten Kunden von denen es viele gibt, mit Kost versorgen, die er sonst vergeblich sucht. Wer wagt es schon, einen reinen Spaßroman wie "Mega" von Jake Bible zu veröffentlichen - und das nicht ohne eine gewisse Erfolgsgeschichte. Von der Sorte gibt es wie z. B. "Jet" noch mehr. Auch dieser "Rag Men" schlägt etliche Massenware um Längen (Hier meine ich die läppischen Taschenbücher zu "The walking dead", die sind sowas von fad.) Und dann kann auch dieser Verlag es sich leisten, ein Abonnement anzubieten, das seinesgleichen sucht: Das Abo ist keine Grundlage für eine Pflichtabnahme. Der Kunde, der sich für das Abo angemeldet hat, bekommt einige Wochen vor Auslieferung eine Mail zugesandt, anhand der er sich in Ruhe überlegen kan, ob er das Buch denn will. Falls nicht, setzt er eben mal kurz aus, ohne dass er das Abo erst kündigen und später wieder aufleben lassen muss. Also völlig ohne Umstände. Und wer sich für das Abo entscheidet, bekommt die Bücher zu einem Vorzugspreis (derzeit 9,95 Euro).
Als ich hab es gemacht, sonst würd ich nicht so hier vor mich hinblubbern. Aber nicht nur Steffen Jannssen widmet sein Herzblut den Wünschen der Kunden und dem Ziel, richtig feine actionreiche Spaßbücher auf den Markt zu bringen, denn auch mit seinem Cover-Illustrator Michael Schubert hat er jemanden an der Hand (Oder vielleicht auch "in der Hand?", hehe), der Titelbilder zustande bringt, wegen denen allein ich schon bei diversen Werken zugegriffen hätte. Und er muss ja auch passende Bilder zu Romanen von Jake Bible, Tim Curran, Greg F. Gifune oder anderen so aussehen lassen, dass der Kunde aufmerksam wird. Gelingt, der Herr. Und um mal einen Spruch zu nehmen und zu zitieren, den mit Herr Janssen auf ne blöde Frage meinerseits unt die Nase rieb: Zitat - Meine Bücher sind gehobene Fachliteratur für den Fass was wäre, wenn...Zitat Ende. Die hatte ich mir ob der gestellten Frage echt verdient. Insgesamt ist auch der Luzifer-Verlag einer, dem ich Treue schwöre und den ich auch völlig bedenkenlos an die illustre Band um Scarcrows Area und den treuen Lesern als Einkaufshort für gute Endzeitliteratur und Action mit Viecherhorror empfehlen kann.

Dieses Review wurde musikalisch unterstützt von Social distortion und "Hard times an nursery rhymes".
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Oktober 2014, 16:18:45
(http://1.bp.blogspot.com/-bwWuEndH9QA/VEZNkGjcsUI/AAAAAAAAOzg/rAf066KtY_E/s1600/dascamp.jpg)

Nick Cutter. Ein Mann strandet an einer einsamen Insel vor der kanadischen Küste. Er ist ausgemergelt, dünn, wirkt mehr tot als lebendig. Und er hat Hunger - einen unstillbaren, schmerzhaften Hunger. Auf der Insel findet er eine Scout-Truppe vor. Die Scouts merken schnell: Der Fremde ist krank, todkrank. Egal, wie viel er isst, sein Körper fällt mehr und mehr in sich zusammen. Und dann sehen sie, dass sich etwas unter seiner Bauchdeke bewegt. Während die Scouts überlegen, was zu tun ist, bemerkt ihr Leiter, dass ihn plötzlich ein nie gekannter Hunger quält.

Ein Mann bestellt in einem Diner die Karte rauf und runter, verschlingt alles und verschwindet immer noch hungrig. Dabei klaut er den Wagen der Bedienung und fährt Richtung Meer, wo er am Ufer ein Boot entwendet und rausfährt zu der einsamen vorgelagerten Insel. Dort ist eine fünfköpfige Scout-Gruppe mit ihrem Leiter gerade dabei, ihr Camp aufzuschlagen, als sie den Mann mit seinem Boot am Strand entdecken. Da sie ohne moderne Kommunikationsmittel (Bis auf ein Funkgerät)   unterwegs sind und erst in wenigen Tagen wieder abgeholt werden sollen, müssen sie sich eigenständig um den Mann kümmern, der ihr einziges Funkgerät zerstört hat, als sie ihn in die Hütte holten. Und dann beginnt das große Fressen. Tim, der Leiter, ist im Berufsleben Arzt und will sich den Mann genauer ansehen, um ihm zu helfen. Doch was er vorfindet, lässt ihn erblassen. Der Fremde erholt s ich nicht mehr und stirbt, aber dafür wird nun Tim von einem unbändigen Heißhunger geplagt. Ab diesem Zeitpunkt sind die Jungen im Alter von 14 Jahren auf sich allein gestellt. Die unterschiedlichen Charaktere und Freunde müssen sich nun zusammenraufen, um der Bedrohung Herr zu werden. Und während sie auf der abgelegenen Insel um ihr Leben kämpfen, wird die Umgebung von Polizei und Armee abgeriegelt. Nichts und niemand darf zu der Insel vordringen, selbst Seevögel, die von der Insel Richtung Festland fliegen, werden von Scharfschützen vom Himmel geholt. Die Jungs sperren ihren Leiter sicherheitshalber in einen Schrank, doch zu spät: Einer von ihnen ist schon befallen. Sie können zwar auch ihn überwältigen und wegschließen, aber jetzt beginnt es untereinander zu kriseln, weil man sich nicht über die weitere vorgehensweise einig wird und Hilfe vom Festland nicht zu erwarten ist.

"Das Camp" wird vom Verlag als Thriller dargeboten, ist aber lupenreiner Horror mit einer Coming-of-age Story. Das Ende der Kindheit ist nah. Und wie sieht es mit dem Leben aus? Nach der ersten Begegnung mit dem Grauen nimmt der Autor sich Zeit, die Jungs vorzustellen und den Figuren Leben einzuhauchen. Dass dabei einige Klischees zum Vorschein kommen, macht das Buch
keinesfalls schlechter. Cutter zeigt, dass sich die Freunde, die sich schon so lange miteinander rumtreiben, nicht wirklich kennen. Erst die Bedrohung zeigt, wer wirklich wie gepolt ist und wer zu seinen Freunden steht. Und so entwickelt sich bald nicht nur der Kampf gegen das Monster aus dem Leib des Fremden, sondern auch das Monster in ihrer Mitte. Der Autor gibt freimütig zu, sich die erklärenden Einschübe zur Story bei Stephen King abgeguckt zu haben, die dem Leser die Zusammenhänge erklären, die den Jungs auf der Insel fehlen. Was dem Buch abgeht, ist ein ordentlicher Spannungsbogen. Zu viele Handlungen sind vorhersehbar, manches schon oftmals gelesen oder gesehen. Überrascht war ich denn auch über einige blutrünstige und eklige Härten in der Geschichte, aber wirklich grausam und betroffen machend war die Szene mit der Schildkröte. Insgesamt ein recht guter Beitrag zum Erwachsenwwerden und sicher kein Jugendbuch, wie sie derzeit wie Sand am Meer in immer schnellerem Rhythmus erscheinen. Ein stellenweise brutaler Beitrag zur Jugendthematik im Horrorgewand mit einem Hintergrund, der die Menschheit nicht sonderlich gut aussehen lässt. Stilistisch gelungene Story, die auch die Beziehungen der Protagonisten untereinander kritisch beäugt und die Bedrohung als Auslöser für diverse Veränderungen nutzt. Das Ende entlässt den Leser dann in die Bereiche seiner Fantasie, in der er sich ausmalen kann, was womöglich von der Insel aufs Festland geflüchtet ist und was der einzige Überlebende nach dem Verlust seiner Freunde nun anfangen will. Wer es nicht ganz so derbe wie bei den auf extremen Horror spezialisierten Verlagen mag, aber auch nicht auf blutige Details verzichten will, die möglichst mit einer brauchbaren Handlung und etwas Tiefgang serviert werden, der kann hier ruhig zugreifen. "Herr der Fliegen" als Horrorkost könnte man "Das Camp" umschreiben. 465 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Oktober 2014, 19:33:47
(http://3.bp.blogspot.com/-cmzsxJiY_MM/VEfLC0aQg2I/AAAAAAAAO0s/SFbGKTrCN_8/s1600/winslow.jpg)

Don Winslow. Die ganze Stadt ist Aufruhr: Die siebenjährige Hailey ist spurlos verschwunden. Vom Täter keine Spur. Einzig Frank Decker glaubt, dass das Mädchen noch lebt, irgendwo versteckt. Er ist der typische Cop, wortkarg und unbestechlich. Doch was niemand ahnt: Er hat ein weiches Herz. Für seine Ex-Frau und die Opfer der Verbrecher. So macht er sich mit unerbittlicher Konsequenz auf die Suche nach Hailey. Er kündigt schließlich sogar seinen Job, packt das Auto voll und folgt einem vagen Hinweis, der ihn nach New York führt. Denn hat er sich einmal in einen Fall verbissen, lässt er nicht locker, bis er ihn - egal wie - gelöst hat. Er ist ein besessener Kämpfer gegen das Unrecht, ein Getriebener, der Gerechtigkeit sucht.

Frank Decker wird zu einem Fall eines verschwundenen Kindes gerufen. Hailey, FÜNF Jahre alt, ist einfach weg, obwohl ihre Mutter sie nur kurz aus den Augen gelassen hatte. Schnell beginnt der routinierte Ablauf in einem solchen Fall. Zeugen befragen, Nachbarschaft abklappern, die Datenbanken nach Kinderschändern in der Umgebung überprüfen bzw. ob derzeit welche auf freiem Fuß sind, die eigentlich noch sitzen müssten, Familienhintergrund checken. Bringt alles nichts. Schlimm daran ist, dass dadurch auch die alleinerziehende Mutter, trockene Alkoholikerin, in Verdacht gerät. Der Vater des Kindes hatte sich beim ersten Anzeichen von Schwangerschaft blitzartig verzogen und ist auch noch vor drei Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen. Doch nichts deutet nach Franks Ansicht auf die Mutter hin. Die Zeit drängt, da man in solchen Fällen die Kinder nach vierundzwanzig Stunden schon für tot hält. Da wird plötzlich ein zweites Kind, Brittany Morgan, als vermisst gemeldet. Vielleicht der gleiche Täter, ein Serienkinderschänder? Da die Eltern vermögend sind, wird die Suche intensiviert und bald findet man das Kind - tot. Jetzt hat man auch keine Hoffnung mehr für Hailey. Sie greifen sich aber einen bekannten Straftäter, der nach Aussage eines Jungen am Tag des Verschwindens von Brittany durch die Straßen gefahren sei. Sie können ihn sogar mit Brittany in Verbindung bringen und dafür einsacken, aber Hailey hilft das nicht. Decker macht der Fall ebenso zu schaffen, wie seine Eheprobleme. Er und seine (Noch!) Frau leben nur noch nebeneinander her, haben sich außer bei unsinnigen Streitereien kaum noch etwas zu sagen. Laura ist Wirtschaftsjuristin mit Ambitionen Richtung Bürgermeisteramt und will einen Gatten, der vorzeigbar ist und im Polizeidienst Karriere macht, befördert wird. Decker will aber nicht nur als Mann der Bürgermeisterin gesehen werden und auf eine Beförderung ist er auch nicht scharf. Als die Situation sich nicht klärt und er den unbedingten Willen hat, die kleine Hailey zu retten, kündigt er seinen Job bei der Polizei in Lincoln, Nebraska, und macht sich allein auf den Weg durchs Land, um sie zu finden. Er geht Hinweisen nach, die er übers Internet in Foren für solche Fälle erhältund muss die meisten schon bald als Fehlschlag anerkennen. Bis eines Tages ein Hinweis aus New York kommt, der ihn in die Gesellschaft der Models und der Reichen in den Hamptons bringt.

Klappentext mal wieder nur oberflächlich dahingeschludert (Kindesalter, Familienstand Decker) und zudem mit Seitenschinderei und Blindenschrift aufgeblähtes Buch mir nicht einmal 400 Seiten, um einen Preis von 14,99 € zu rechtfertigen. Nach "Vergeltung" ein weiteres Buch von Don Winslow, dem Verlagshopper, das sich um einen Allerweltsfall handelt. Sorry, aber nach Büchern wie "Frankie Machine" oder "Tage der Toten" bin ich wohl zu verwöhnt. Sicher, das Ganze liest sich flugs in einem Zug durch, obwohl er von seinem stakkatoartigen Stil etwas abgewichen ist, ist aber auch recht konventionell und bietet wenig Überraschungen. Das Thema ist zwar düster, aber viel Tiefgang ist nicht zu erwarten, die Charakterzeichnung ist - abgesehen von Decker - ähnlich oberflächlich wie der Klappentext, bietet einige Klischees und den gewohnten - kleinen - Seitenhieb Richtung Politiker. Viel mehr als seichte und leicht zu konsumierende Mainstreamunterhaltung wird hier leider nicht geboten, aber wer es in diesem Stil mag, wird dann auch ordentlich bedient. Die Kapitelenden sind clever gesetzt, animieren zum Weiterlesen, einige (falsche) Fährten werden gelegt, was die Spannung hebt und die knappen, aber nicht so temporeich wie früher dargebotenen Sätze sind ebenfalls für einen Page Turner gut. Netter, unangestrengter Krimi für nebenbei mit einem Landei-Polizist in der Großstadt. Irgendwie frage ich mich, ob es nicht wirklich ein Zeichen ist, dass die beiden Bücher "Vergeltung" und "Missing. New York" in den USA weder erschienen sind, noch irgendwo gelistet werden. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf die angekündigte Fortsetzung zu "Tage der Toten", in der Don Winslow dann hoffentlich wieder seine Klasse beweist, die er erwiesenermaßen hat. Das hier ist leider weniger alte Klasse, sondern viel näher an der Massenware als von mir erhofft. Kann man sich kaufen, aber eine Pflichtempfehlung für den Nachttisch ist es nicht. Schade.

Ich zitiere hier mal eine Rezi zum Buch bei Amazon:

Zitat Anfang: Rezension bezieht sich auf: Missing. New York: Roman (Broschiert)
Habe das Buch noch nicht gelesen, aber die Inhaltsangabe klingt sehr spannend.
Don Winslow schreibt einfach Klasse, testet den Schriftsteller einfach mal. Zitat Ende.

So formuliert könnten meine Rezis doch sicher auch künftig aussehen, oder? Nicht so viel Text. Ist ja eklig ein Buch erst zu lesen, bevor man es beurteilt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Oktober 2014, 16:32:23
(http://3.bp.blogspot.com/-e-v94iAsniI/VE5JPNh6NuI/AAAAAAAAO6k/nbC01EDwyOw/s1600/lononunderground.jpg)

Oliver Harris. Bei einer Verfolgungsjagd durch die Londoner City entdeckt Detective Nick Belsey einen Bunker und ein mysteriöses Tunnellabyrinth unter den Straßen der Stadt. Der Verdächtige verschwindet darin spurlos, aber der ungewöhnnliche Ort bringt Belsey auf eine Idee: Am Abmed verabredet er sich dort mit einer jungen Frau zu einem ganz besonderen Rendezvous. Als er seine Begleiterin in der Dunkelheit des Tunnels verliert, ist ihm bald klar, dass sie entführt worden ist. Weil niemand erfahren darf, dass er in den Fall verwickelt ist, ermittelt Belsey fieberhaft und muss seinen Kollegen immer einen Schritt voraus sein. Er liefert sich ein Katrz- und Mausspiel mit dem Entführer, gerät immer tiefer in die Londoner Unterwelt hinein und stößt dabei auf eine eiskalte Rachegeschichte, die bis in die Zeiten des Kalten Krieges zurückreicht.

Belsey wurde nach seinen letzten Eskapaden suspendiert und dann für den Innendienst eingeteilt. Schreibtischarbeit, Papier sortieren. Die wahre Pracht für jemanden, der draußen seine Geschäfte zu erledigen hat. Dennoch hat er einen Dienstwagen, den er manchmal für Ausflüge in die Freiheit nutzt. Und derzeit sitzt er gerade gemütlich darin herum und tarnt seine Wodkaration mit einem Eiscafe und versucht die Stunde bis Feierabend zu vertrödeln. Funktioniert prächtig - bis ein BMW ihn beinahe rammt. Da nimmt Belsey die Verfolgung auf und muss sich eingestehen, dass der Fahrer vor ihm einiges drauf hat. Umso verwunderlicher, als der plötzlich am Kreisverkehr scharf bremst, aus dem Auto hetzt und wegsprintet. Belsey hinterher und bald glaubt er den Typen gestellt zu haben, da der in eine Sackgasse rennt. Tja, falsch gedacht. Der Kerl ist verschwunden und Belsey streunt um das Gelände wie ein lästiger Köter auf Futtersuche. Tatsächöich findet er einen Zugang und auch spuren des Geflohenen. Doch allzu tief kann er in der Finsternis nicht in das Gebäude und die dunklen Gänge eindringen. Aber seine Fundsachen stellen ihn schon fast vollauf zufrieden. Verschreibungspflichtige Medikamente aus den 80-ern, mittlerweile aus dem Verkehr gezogen, aber dereinst bei den Kunden überaus beliebt. Eine wahre Schatzkammer. Und ihm kommt die Idee, hier einen fröhlichen Abend mit der Studentin Jemma zu verbringen, die er bei einer Razzia kennengelernt hatte. Doch beim Erkunden der vielen Tunnelabzweigungen verwschindet das Mädchen plötzlich und trotz intensiver Bemühungen kann er sie nicht finden. Dafür löst er aber den Fall mit den Einbrüchen in eine Bücherei, der ihm von seiner neuen Chefin - und alten Bekannten - aufs auge gedrückt wurde. Nachdem er sich verlaufen hatte, war ihm die Suche nach einem Ausgang vorrangig erschienen und tatsächlich findet er eine alte Tür, die zu dne Kellergeschossen der Bücherei führt und von der Kellerseite aus von einem Schrank verdeckt  wird. So ist der Einbrecher also reingekommen. Vermutlich handelt es sich um denselben Typen, der Jemma entführt hat. Jetzt geht die Suche erst richtig los. Über dieses alte Tunnelsystem, das ganz den Eindruck macht, als wäre es nicht nur ein Schutzbunker, sondern für eine längere, sichere Verweildauer im Falle eines Atomkrieges gedacht, wissen niocht mehr viele Personen Bescheid und etliche davon reden nicht bzw. berufen sich auf Geheimhaltung und Nationale Sicherheit. Man geht davon aus, dass dieser Fremde in den Tunneln noch ein alter Spion aus Sowjetzeiten ist.

Die von mir zum Abschluss von "London Killing" gestellte Frage, ob Belsey lernfähig genug ist, seine kleinen Nebengeschäfte einzustellen und sich zu einem vorbildlichen Polizisten mit entsprechendem Lebenswandel zu entwickeln, wird schnell beantwortet. Mit einem klaren Nein. Vom Außendienst suspendiert lässt er es erst recht locker angehen, gönnt sich seine diversen Schlückchen und hat eine mehr als mangelhafte Dienstauffassung. Kurz Belsey bleibt der Mann für Fettnäpfchen mit Hang zu krummen Geschäften. Der Titel der deutschen Ausgabe "London Underground" passt fast genausogut wie der Originaltitel "Deep Shelter" und ist nicht einfach nur wild zusammengeschustert, bloß um einen englischen Titel durch einen anderen ersetzen zu können. Die Story ist jederzeit spannend und mit einem flotten Tempo versehen, was sich auch bei dem Rätsel um die verborgenen Tunnelsysteme unter London zeigt, wo der Leser von einer Frage zur nächsten geschickt wird und wenn ein Rätsel gelöst scheint, taucht auch schon das nächste auf. Und gerade dabei tauchen dann hin und wieder kleinere Logiklöcher auf, wird es zeitweise etwas unglaubwürdig, doch das hat mich aufgrund der sehr gelungenen Verpackung aus pointiert gesetzten Actionsequenzen und der recht cleveren Art der Ermittlung plus Vertuschung eigenen Fehlverhaltens durch Belsey nicht sonderlich gestört. Der Lesefluss wird durch diesen Thriller ständig hochgehalten und auch nicht durch allzu viele Klischees belastet, die der Story hätten schaden können. Man folgt gespannt dem sympahtischen Mistkerl Belsey, wie er sich durch die Labyrinthe der eigenen Fehlerhaftigkeit und Unmoral sowie der Tunnel unter London und den perfiden Plänen des "Ferryman", wie der Kerl sich nennt, nimmt Teil an seiner Sorge um sich und sogar die entführte Jemma. Nirgends ein Fünkchen Langeweile, dafür aber Hochspannung im gespenstischen Nebel von Londons Untergrund. Wem "London Killing" schon gefallen hat, der wird vermutlich über "London underground" begeistert sein.  Rund 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Oktober 2014, 14:29:31
(http://3.bp.blogspot.com/-HfHE1Cp-mho/VFNr1wMPSqI/AAAAAAAAO9w/j6PHM0-ynN4/s1600/mazerunner2.jpg)

James Dashner. Thomas und die anderen Auserwählten haben endlich aus dem grausamen Labyrinth herausgefunden. Aber jetzt warten sengende Hitze, verbranntes Land und ein tödlicher Virus auf sie. Zwei Wochen haben sie, um die Brandwüste zu durchqueren, sonst sind sie verloren. Dabei wird ihnen alles abverlangt, sogar ihre Menschlichkeit. Doch dazu ist Thomas nicht bereit.

Thomas und seine Freunde sind nach der Rettung aus dem Labyrinth verpflegt und untergebracht worden. Thomas unterhält sich in der Nacht noch telepathisch mit Teresa, die von ihnen abgesondert wurde, als der Kontakt abrupt abbricht. Dafür tauchen vor den Fenstern finstere Gestalten auf, die Cranks genannt werden und die anscheinend vollkommen irre sind. Die Gruppe will den Schlafsaal verlassen, doch sie sind eingeschlossen. Sie können aber den Zugang aufbrechen und finden ihre Retter allesamt erhängt vor. Nun starten sie eine Suche nach Teresa, die sie zu einem unverschlossenen Raum führt, an dessen Tür das Schild "Teresa - Verräterin" angebracht ist. Sie verschaffen sich Zutritt, finden dort zu ihrem Erstaunen aber einen Jungen vor, der sich Aris nennt. Thomas misstraut ihm sofort. Dennoch hört er sich dessen Geschichte an. Aris hat das Gleiche durchgemacht wie sie, nur dass er als einziger Junge bei einer Gruppe Mädchen gelandet sein will. Ebenso soll er die Möglichkeit gehabt haben, sich mit einer von ihnen telepathisch zu verständigen. Von Teresa aber weiß er nichts. Nach weiteren unerklärlichen Vorfällen beschließen die Jungen, den Komplex zu verlassen. Dazu müssen sie durch einen Tunnel, wo sie von unheimlichen Dingern angegriffen werden und einige Mitglieder des Teams verlieren und einen Verletzten mit sich nehmen müssen. Als sie endlich eine Luke nach draußen finden, stellen sie entsetzt fest, dass sie in einer Wüste mit höllischen Temperaturen sind. Und ihnen wird auf die gewohnte Art mitgeteilt, dass ihre Aufgabe darin besteht, diese Wüste inm zehn Tagen zu durchqueren, wo sie einen sicheren Hafen erreichen würden, in dem man sie alle von dem Virus "Der Brand" heilen würde. So beginnt eine Odyssee durch glutheißes verbranntes Land, das von Gewittern der heftigsten Art heimgesucht wird und die sie in eine Geisterstadt führt, die nicht so unbewohnt ist, wie es den äußeren Anschein hat. sie werden von einer Gruppe festgenommen, die isch die Cranks nennt. Ihr Anführer teilt ihnen mit, dass seine Leute noch nicht so erkrankt sind, dass sie den Verstand verlieren, dies aber im Laufe der Zeit unweigerlich passieren wird. Um alle zu retten, bietet Tom dem Anführer Jorge und dem Mädchen Brenda an, sie mit in den sicheren Hafen und zur Heilung zu nehmen.

"In der Brandwüste" schließt direkt an den Vorgänger "Im Labyrinth" an und sorgt mit neuen Rätseln für weitere Spannung bei den Protagonisten und die pure Neugier Beim Leser. Auch wenn man den größeren Sinn des Ganzen als Konsument schon in einem kleinen Rahmen erkennen kann, bleibt noch genug an unheimlichen Vorkommnissen, um die Story flüssig am Laufen zu halten und keineswegs durch zähe Formulierungen über Vorgänge, die sofort ersichtlich sind, gelangweilt zu werden. James Dashner hält das Tempo hoch und für ein gelöstes Problem tauchen zwei neue wieder auf. So bleibt alles in Schwung und die Wendungen, die wirklich keine Raritäten in dieser Geschichte sind, geben dem Ganzen seinen eigenen Reiz. Denn nach einigen Geschehnissen, die durchaus gewisse Härten enthalten und für ein Jugendbuch doch schon recht drastisch sind, geht es hier nicht nur ums Überleben der Lichter und ihrer neuen Gefährten, sondern auch um Vertrauen. Gerade für Thomas wird es schwierig, den Überblick zu behalten. Die Handlungen vieler seiner Freunde oder vermeintlichen Kumpels machen keinen Sinn, wirken wie Verrat. Da läuft man in einen Hinterhalt, da wird Thomas entführt und dann soll er das alles für einen groß angelegten Plan der Leiter der Forschungsgruppe ANGST halten? Selbst seiner Teresa ist er sich nicht mehr sicher. Doch zugunsten des Tempos hat der Autor die Charakterzeichnung der meisten Beteiligten auf ein Minimum beschränkt. Gerade so, als wären sie für den Fortgang der Geschehnisse bestenfalls als Opfer von Bedeutung. Die gesamte Atmosphäre weist weiterhin einen düsteren Grundton auf, Dashner geizt nicht mit Action, lässt aber auch emotionalen Momenten ihren Raum. Gerade bei diesen ist es noch auffällig, dass man hier ein Young Adult-Buch vor sich hat, während einige Teile dieses Abenteuers den Eindruck erwecken, es sei eine Erwachsenenlektüre, wären da nicht die Kids. Leichter Stil, lesefreundlich formuliert und ausgearbeitet, dennoch in den vielen Rätseln einigermaßen komplex. Auf viele Antworten tauchen neue Fragen auf und natürlich muss der dritte Teil mit einem Cliffhanger vorbereitet werden. Ordentliche Lektüre, wenn man als Erwachsener, der sich schon durch etliche Genres und Gräuel bzw. Action durchgearbeitet hat, die Messlatte nicht zu hoch legt. Für die Zielgruppe aber ist "In der Brandwüste" ein Muss. Rund 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 November 2014, 13:42:49
(http://4.bp.blogspot.com/-9lfeTjx59gg/VFiuZGxjAfI/AAAAAAAAPDQ/P5tqgIYvQr8/s1600/treibjagd.jpg)

Simon Kernick. Die 18-jährige Jess Graoinger befindet sich zusammen mit ihrer zehnjährigen Schwester Casey sowie ihrer Tante Jean und ihrem Onkel Team auf einer Kanutour durch die schottischen Highlands.Die Gruppe hört plötzlich einen Schuss und trifft wenig später auf eine verwundete Frau am Ufer, die um Hilfe fleht. Dies ist erst der Auftakt zu einem Albtraum: Drei Männer tauchen am Ufer auf und schießen wahllos auf die Boote. Jean und Tim werden tödlich getroffen, während es den anderen gelingt, flussabwärts zu paddeln und ausser Schussweite zu gelangen. Doch die Killer sind ihnen auf den Fersen - die Jagd hat begonnen und niemand ist der, der er zu sein scheint.

Amanda Rowan kommt an einem schönen Abend von der Arbeit gut gelaunt nach Hause. Ihr gefällt die Ruhe, die das Domizil abseits der Stadt und umgeben von Wald mit nur einer älteren Nachbarin in der näheren Umgebung ausstrahlt. Sie betritt das Haus und hört ein Geräusch. Ihr Mann sollte eigentlich auf einem Geschäftstermin sein und sie kann sich nicht vorstellen, warum er zurückgekehrt sein sollte. Plötzlich wird sie von einem maskierten Mann mit dem Messer attackert. Trotz der Schnittwunde am Arm schwingt sie herum und rennt blitzschnell aus dem Haus Richtung Straße, wo Autofahrer sie dann mit zur Polizei nehmen.Die entsendet ihre Leute und findet im Haus dann den Ehemann mit seiner Geliebten tot vor. Mike Bolt glaubt, dass hier wieder der Disciple, ein Serienmörder, der schon länger die Gegend unsicher macht, am Werk war. Da man befürchtet, dass der Killer die Zeugin beseitigen will, schafft man sie in ein sicheres Haus in Schottland. Drei Wochen geht es gut, dann versuchen schräge Typen ihrer habhaft zu werden. Sie flüchtet in den Wald, kommt ans Ufer des Flusses, wo gerade die vier Urlauber Tim, Jean, Jess und Casey eine Pause eingelegt haben. Sie bringt die Leute dazu, die Boote vom Strand ins Wasser zu schieben und abzulegen. Doch nicht schnell genug. Schüsse fallen und Jean wird tödlich getroffen. Da sie in den Booten wie Zielscheiben auf dem Jahrmarkt wirken, gehen alles ins Wasser und ducken sich auf der Leeseite der Schützen hinter die Boote und strampeln dabei zum anderen Ufer. Dort angelandet, wird Tim getötet, weil er den toten Körper seiner Frau aus einem der Kanus holen will. Die Frau und die beiden Mädchen flüchten in den Wald. In der Zwischenzeit war Scope mit dem Jeep zum Landepunkt der Reisegruppe gefahren, um die Leute und die Kanus abzuholen und zum Verleih zurückzubringen. Als zum vereinbarten Zeitpunikt plus etwas Verspätungsspielraum für Leute mit serbisch-südosteuropäischen Pünktlichkeitsgewohnheiten immer noch niemand auftaucht, fährt er zurück zum Bootsverleih und findet dort seinen Chef tot vor. Ihm ist klar, dass den Touristen etwas geschehen sein muss und so macht er sich auf den Weg, um die zu retten, die vielleicht noch am Leben sind.

Simon Kernick liefert ja in schöner Regelmäßigkeit seine Romane ab. Immer temporeich, immer mit Wendungen versehen. Aber wer auch immer zu seinen Bücher greift, ist kaum noch groß zu überraschen. Von Anfang an ist sich der Leser im Klaren, dass hier etwas völlig anderes vorgehen muss, als die offensichtliche Handlung Leser und handelnder Polizei vorspielen will. Abgesehen davon drückt der Autor aber wirklich ordentlich auf die Tube, wechselt Schauplätze und auch manchmal den Zeitrahmen der Handlung. Teils um den Leser über gewisse Vorgänge zu informieren, teils um einfach nur Schnelligkeit zu generieren. Cliffhanger, abgehackte Übergänge zur nächsten Szene und eine gute Portion manchmal auch harte Action sorgen dafür, dass man das eine oder andere Logikloch gerne übersieht. Leider hat er auch überflüssiges Füllmaterial wie den ollen Kinderschänder in seiner Waldhütte untergebracht, der nur kurz auftaucht und nichts zur eigentlichen Handlung beizutragen hat, bevor er wieder verchwindet. Daneben wird ein wenig über Gier und Rassismus parliert, aber alles recht oberflächlich. "Treibjagd" ist nur für den schnellen Konsum zwischendurch angelegt und soll die Gedanken des Lesers nicht beschäftigen sondern sie eher vom Alltag ablenken. Im Gegensatz zum abrupten Ende der kurzen Kanufahrt nimmt das Buch zügig Fahrt auf, bleibt bei hoher Geschwindigkeit in der Spur, muss aber Abstriche in der Note hinnehmen. Diese wilde Waldhatz hätte ein schöner Backwood-Thriller werden können, hat aber so viele Klischees zu bieten, dass "Wrong turn" sich fast schämt und die ganzen Zufälle, wer plötzlich alles in dem einsamen Gelände rumspringt, sind doch etwas dicke aufgetragen. Neben seinem Liebling Bolt taucht auch noch eine Figur aus "Das Ultimatum" wieder auf, was sich aber nicht verpflichtend auf die Kenntnis der vorherigen Bücher des Autors auswirkt. Fesselnd, schnörkellos, in einem sehr schlichten Stil kredenzt und mäßig komplex ringt das Buch ordentliche Unterhaltung, die jeden Anspruch vermissen lässt. Ein bisserl schnelle Allerweltsaction und nicht mehr. aber auch nicht weniger. Hab schon etliche langweiligere Werke in Händen gehalten, die ebenfalls niemals literarische Weihen ernten werden. Kann man kaufen, muss man aber nicht. Rund 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 November 2014, 20:38:01
(http://1.bp.blogspot.com/-B3miF5prRqg/VFpfO_1IyyI/AAAAAAAAPEg/KmZj4im8f20/s1600/einsatzkommando.jpg)

Marvin H. Albert. Auch ein Lösegeld in Millionenhöhe wird Ben Zaara nicht daran hindern, seine Geiseln zu töten. Es gibt nur einen, der sie retten kann: Jarrell. Der ehemalige britische Armeeoffizier und Söldner, gerade aus einem Marseiller Gefängnis entlassen, weiß ganz genau, dass Simon Bishops Millionen das Leben seiner Frau und Tochter nicht retten können. Ben Zaata würde sie töten, nur um zu zeigen, wie ernst er es meint. Die Frauen sind in ein geheimes Versteck tief in den Bergen verschleppt worden. Um ihr Leben zu retten, müsste schon ein Spezialkommando zum Einsatz kommen - Jarrell hat aber nur einen bunt zusammengewürfelten Haufen von sechs Männern und einer halsstarrigen Frau zur Verfügung. Dies wird also seine letzte Armee, seine letzte Operation sein. Für ihn steht alles auf dem Spiel.

Jarrell sitzt in einem Kerkerloch des Gefängnisses von Marseille und in den siebziger Jahren wird in Frankreich noch die Todesstrafe vollstreckt. So kann er durch die Mauern hören, wie draußen gerade ein Delinquent unter der Guillotine seinen Kopf verliert. Er ist geradezu erleichtert, als er kurz darauf sein Verlies verlassen kann. sofort macht er sich auf den Weg zu seinem Freund Marcel Venturi, der seine Freilassung bewirkt hat. Ungefähr zur selben Zeit werden in Marokko die Frau und Tochter eines reichen Amerikaners namens Bishop entführt und die Regierung aufgefordert bis zu einem ultimativen Zeitpunkt hundert gefangene Gesinnungsgenossen aus den tiefen Löchern der marokkanischen Gefängnissen freizulassen; ansonsten würden beide Geiseln sterben. Da niemand glaubt, dass die Regierung auf die Erpressung eingeht und man Bel (nicht Ben, wie im Klappentext geschrieben wurde) Zaara auch nicht mit Geld zu einer Einigung überreden könnte, da er sonst sein Gesicht verlieren würde und seine Pläne zur Vereinigung aller Stämme torpediert würden, sucht man Männer, die sich den Job zutrauen, beide Frauen aus den Fängen ihrer Häscher zu befreien. Venturi wurde von einem Mann namens Rosen angesprochen, dem er einst in zwei Kriegen das Leben rettete. Dieser wiederum holt Jarrell ins Boot. Nachdem Bedingungen und Bezahlung abgesprochen sind, besteht Jarrell auf dem alleinigen Kommando und auch er sucht die weiteren Teilnehmer an der Aktion aus. Sie kommen aus verschiedenen Teilen der Welt, haben alle Kampferfahrung und verdingen sich mittlerweile als Söldner. Sie besorgen sich über sichere Kanäle die nötige Bewaffnung und ziehen los gen Marokko. Bald haben sie die Lage des Verstecks in den Bergen in Erfahrung gebracht und beginnen ihren Weg in die kahlen und heißen Berge des nordafrikanischen Landes. Unterwegs werden sie von Straßensperren der Regierungssoldaten aufgehalten und auch angegriffen. Als der Kampf fast verloren scheint, tauchen plötzlich Berber auf und erledigen die Soldaten, nehmen Jarrell und seine Leute mit. In einem Dorf beginnen die Verhandlungen, wer zum Anführer vorgelassen wird und sein Angebot unterbreitet. Nur ein Mann darf einen Führer begleiten, die anderen müssen im Dorf zurückbleiben. Durch einen Trick gelingt es ihnen dennoch, sich an die Fersen der beiden Männer zu heften und ihre Befreiungsaktion zu starten, die nicht alle lebend überstehen werden.

Marvin H. Albert geht in seinem Roman "Einsatzkommando Nr. 7" aka "Strike force 7" kurz auf die Gegebenheiten des Marokko mitte der siebziger Jahre ein. Ein zerrissenes Land, in dem sich die Despoten an der Regierung die Klinke in die Hand geben, Attentate an der Tagesordnung sind und jeder auch nur ansatzweise Verdächtige sofort in den Kerkern landet oder gleich hingerichtet wird. Die Bergvölker werden unterdrückt und sie wollen sich dem nicht länger beugen. In diese brisante Konstellation werden die sieben Männer und die einzige Frau des Unternehmens geschickt, deren Charaktere während der Rekrutierungsphase näher beleuchtet werden. Eigentlich hat jeder von ihnen einen oder gar mehrere Makel in seiner Vita aufzuweisen, was den Autor dazu veranlasst, den deutschen Protagonisten Gerd in seinem Leben Buße für vergangene Sünden zu üben und daraufhin einen anderen kommentieren lässt, dass dieser wahnsinnige Schwachsinn den Deutschen ja sehr liegen würde - und das war in den 70-ern (Und heutzutage wird immer noch Buße getan für ehedem begangene Schandtaten, wobei wir wohl die Einzigen sind, die sich Derartiges auferlegen, während andere munter weitermachen und die Deutschen zahlen lassen). Außer diesen Einwürfen politischer und emotionaler Natur erscheint das Buch wie nach einer Checkliste für Werke aus dieser Zeit zusammengefügt: Bedrohung, Anwerbung, Vorbereitung, erste Schwierigkeiten und der Showdown. Eine simple Formel, die dann aber so ca. Mitte des Buches sehr actionreich umgesetzt wurde. Ab diesem Zeitpunkt ist Hochspannung und Dauerfeuer angesagt. Ein typischer Söldneractioner, wie es ihn heute leider kaum noch gibt und der sehr unterhaltsam und rasant die Lesestunden verrinnen lässt. Stilistisch und storytechnisch vielleicht nicht gerade außergewöhnlich, aber Marvin H. Albert hat da einigen der heutigen Autorengattung dennoch viel voraus und verglichen mit Leuten wie z. B. Simon Kernick ist seine Schreibe einfach ausgefeilter. Nicht dass ich Kernick nicht schätzen würde, doch Albert hat da die Nase eindeutig vorne. Wer sich also kurze und knackige Action auf rund 255 Seiten zu Gemüte führen will, ohne dabei auf einschläfernde Phasen zu stoßen, ist hier trotz der vielen bekannten und gängigen Elemente, die auch ein Brian McAllister hervorragend beherschte, richtig. So etwas würde ich gerne mal wieder öfter in Kinofilmen sehen. Harte, dreckige Action, dargeboten von knüppelharten Sauhunden ohne Moral.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 November 2014, 20:23:57
(http://2.bp.blogspot.com/-YdnjnQ5jYn4/VGDwYv91wbI/AAAAAAAAPKA/LD7oAgFZvcg/s1600/bleeding_kansas%2BWebseite.jpg)

L.Roy Aiken. Derek Grace ist gut in dem, was er tut. Irrsinnig gut. Und das, obwohl in die Jahre ohne Job etwas außer From gebracht haben. Doch als die Toten nicht tot bleiben, sondern sich über die Lebenden hermachen, ergeben sich für Derek plötzlich ganz neue Perspektiven. Eine Karriere, wie geschaffen für einen Mann, der genug vom tatsächlichen AMERICAN WAY OF LIFE gesehen hat. Einen Mann, der sich dringend abreagieren muss. Derek Samuel Grace, eben noch ein unbedeutender Niemand, entsteigt den blutverschmierten Trümmern der Welt, um sich einen Namen zu machen: Derek Grace ist der DEAD SILENCER!

Derek macht sich von Colorado Springs aus auf den Weg nach Kansas City zu einem Vorstellungsgespräch. Seine Frau Claire kann ihn nicht zum Flughafen fahren, da sie durch eine Grippe verrotzt das Bett hütet. Sogar sein Taxifahrer trägt seine Bazillen munter spazieren. In Kansas City bei seinem vermeintlichen neuen Arbeitgeber angekommen, muss Derek erfahren, dass auch der Chef erkrankt zu Hause geblieben ist. Die Vorzimmerdame Giselle stattet den unglücklichen Bewerber aber mit Gutscheinen für Hotel und sonstige Annehmlichkeiten aus, damit er tags drauf noch einmal erscheinen möge. Doch dieser mistige Virus breitet sich immer weiter aus, viele Menschen fliehen, das Hotel ist so gut wie leer. Es bleiben nur die Angestellte Alice, Tanner, ein Mann, der mit Waffen umgehen kann und von einem Polizisten mehr oder weniger als Aufpasser für diesen Bereich eingesetzt wurde, und eben Derek. Von draußen hören sie immer wieder Geknatter, wie von etlichen Schusssalven. Und einer der Gäste, die sich in ihren Zimmern eher unbemerkt verbarrikadiert hatten, überrascht Alice und beißt sie in den Arm. Tanner und Derek machen die Figur nieder und nachdem auch Alice endgültig dran glauben musste, schnappen sie sich einen stabilen Wagen und fahren gen Flughafen, um sich eine Cessna unter den Nagel zu reißen und abzuhauen. Der Weg dorthin ist mit Toten geplastert - leider mit lebenden, die ihnen ans Fleisch wollen. Sie fräsen sich mit ihrem Wagen eine Fahrspur und wären auf dem Leichenmatsch fast nicht mehr weitergekommen, weil die Räder durchgedreht haben. Am Airport angekommen, gesteht Tanner, dass er eigentlich nur einen Flugsimulator bedient hat und noch nie eine richtige Maschine geflogen habe. Scheiß drauf, sie müssen weg. Dann kommt ihnen noch eine Frau mit ihrem etwas zwölfjährigen Behinderten Jungen in die Quere, die unbedingt mit an Bord will. Sie überlisten sie mit einem fiesen Trick und lassen die beiden zurück. Bald müssen sie irgendwo landen, da ihnen der Sprit ausgeht, doch das endet mit einem Crash. Tage später erwacht Derek in einem gemütlichen Bett - Tanner ist tot -, wo er von einigen Personen versorgt wurde. Kurz darauf wird ihm die Situation erläutert: Die reichen Bürger des Städtchens Natalia sind dabei, dieses unter ihre Kontrolle zu bringen und die restlichen Bewohner den ehemaligen Bewohnern zum Fraß vorzuwerfen, was auch dem Zweck dient, dass ihre Ressourcen länger anhalten. Und Derek soll dabei helfen. Tut er auch erst, wobei er immer wieder erwähnt, dass er nur nach Hause will. Bald aber gerät die Situation ausser Kontrolle. Man bekämpft sich gegenseitig, will eine ethnische Säuberung veranstalten und muss dazu feststellen, dass man a) nicht mit der Kampfbereitschaft des Dead Silencers sowie b) der Armee gerechnet hat. Schnell entwickelt sich ein extrem blutiges Massaker. Und Derek will immer noch nur nach Hause.

Anfangs bleibt der Gedanke aufgrund des Grippeansatzes an Wayne Simmons nicht aus, aber das hält nicht lange an. Das Geschehen entwickelt sich schnell, die Story hat von Beginn an richtig Zug. Und es dauert auch nicht lange, bis man feststellt, dass hier nicht alles so ernst gemeint ist, wie man es möglicherweise vermutet hat. Da mutiert ein vier Jahre arbeitsloser, untrainierter Niemand zur Kampfmaschine, verwandelt sich in einen gnadenlosen Killer, der vor nichts Repekt hat, sondert als Ich-Erzähler einige trocken-sarkastische Kommentare plus dummer Sprüche ab und die Handlung bekommt einige bös-absurde Ideen eingepflanzt. Die Nummer mit dem behinderten Jungen war schon nahe an Menschenverachtung, die Tanner mit einer bestialischen Logik erklärt und die Ansagen zur ethnischen Bereinigung der Bevölkerung könnten ebenfalls manche Leser in den falschen Hals bekommen, da der Faktor Mensch hier wirklich herzlich wenig zählt. L.Roy Aiken treibt aber manches derart auf die Spitze, dass man es einfach unmöglich als ernst gemeint interpretieren kann. Je länger das Buch und somit die Handlung dauert, umso deftiger wird das Geschnetzelte serviert. Es vergehen nur wenige Abschnitte, ohne dass die Action im Vordergrund steht. Zudem ist es stilitisch so abgefasst, dass man es als eingängig deklarieren kann. Nachdem sich bald die verschiedenen Gruppen bilden, muss man sich schon etwas konzentrieren, um den Überblick zu behalten, wer gerade mit wem kungelt, obwohl es im Endeffekt gleichgültig ist: Der Dead Silencer gegen alle mit seinem Running Gag, dass er doch nur nach Hause will (Erinnerte ich irgendwie an den Actionfilm "El Gringo", wo Scott Adkins ja nur ein Glas Wasser haben möchte). Der Showdown zieht sich über etliche Seiten und gipfelt in einem blutrünstigen Massaker, bei dem Lebende Tote wie Lebende in Einzelteile zerlegt, verbrannt, vergast oder zermatscht werden. Kugeln und Granaten tun ihr Werk, mit Baggern werden Schneisen in die Reihen der Grippe-Zombies gefahren und später wird auch noch eine mögliche Erklärung für die Pandemie geliefert. Nicht wirklich überraschend, aber zuvor kaum angedeutet. Temporeiche und pure Unterhaltungsware, die sicher nicht dazu gedacht ist, den Intellekt mehr als nötig zu beschäftigen, aber Freunde von actionreichem Horrorstoff zur Ablenkung vom Tagwerk sehr zufriedenstellen sollte. Ich werde sicher verfolgen, ob der Dead Silencer in den Folgebänden noch andere Bundesstaten im Blut versinken lässt. Und da ja jetzt die Grippezeit wieder beginnt, vielleicht besser nicht zu einem Arzt namens Derek gehen. Könnte sein, dass dessen Heilung dann die Finale sein wird. Die Lektüre hatte Schmackes und hat Spaß gemacht - und mehr hatte ich hier nicht erwartet. Rund 310 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 November 2014, 13:45:50
(http://2.bp.blogspot.com/-CX7PVWYyqJI/VGSLDtK5Z2I/AAAAAAAAPLc/yexnbguSTAI/s1600/t%C3%B6tedeinenchef.jpg)

Shane Kuhn.Niemand kennt seinen Namen. Niemand wird sich an ihn erinnern. Er ist Praktikant - und der perfekt getarnte Killer.

Der Erzähler John ist schon lange im Beruf und nun auch bereit, sein Wissen mit den Neuanfängern zu teilen. Er gibt ihnen die besten Tipps, wie sich ein Auftragskiller in die Nähe seines Opfers begibt, ohne dabei aufzufallen. Besonders in den Etagen der Firmenführungsriege werden die Ziele mit dem Trick des Praktikanten umgarnt. Ein Praktikant ist ein Niemand, der für lau arbeitet, dem man so viel wie möglich aufdrücken kann und den man zusammenscheißt, wenn man gerade dazu in der Stimmung ist. So erzählt John von seinem derzeitigen Engagement, bei dem er noch dazu das Problem, hat, dass er aus drei Bossen das richtige Ziel herausfiltern muss. Praktikanten werden aus genannten Gründen gerne angestellt und auch John macht sich nützlich und wie geplant, kommt er dadurch immer näher an sein Zielobjekt heran, aber auch an die gesamten Firmengeheimnisse. Was ihn etwas irritiert ist Alice, ebenfalls auf dem Weg nach oben und könnte ihm in die Quere kommen. Doch es läuft anders, sie bandelt mit ihm an. Daneben macht sich John wieder an seine Aufgabe. Doch die wird immer schwieriger. Nicht die von John identifizierte Person ist das Ziel, sondern ein Kompagnon der Anwaltskanzlei. Nun muss er die Hilfe von Alice in Anspruch nehmen, um an Lockse, so der Name des neuen Opfers, heranzukommen. Was anfangs nach einem gut durchdachten Plan aussah, wird mittlerweile durch die Beziehung zu Alice und deren Neugier erschwert. Und Johns Chef, der allzeit misstrauische Bob, lässt seinen Zögling dann auch die Dame überprüfen und in deren Apartment einbrechen, um deren Laptop und PC auszuspionieren. Doch die Dame ist äußerst wehrhaft und kann den Einbrecher, der selbstverständlich maskiert ist, vertreiben. John bekommt dabei ordentlich auf die Nuss, redet sich bei der nächsten Begegnung aber raus. Als wäre das alles noch nicht genug, geht er mithilfe von Alice und deren Kontakten auch noch auf die Suche nach seinem Vater, der ihn dereinst im Stoich gelassen hatte, als seine Mutter erchossen wurde.

Cover und Klappentext suggerierten einen amüsanten, schwarzhumorigen Thriller, der zudem Spannung und Action in höchstem Maße versprach. Zu meinem Leidwesen ist dieser Leitfaden für angehende Profikiller bestenfalls hie und da etwas amüsant, aber gerade zu Beginn schon sehr verschwafelt. Auch die flapsige Sprache kann die Geschichte in der ersten Hälfte kaum retten. Mit der Zeit ermüdet es einfach, diesem Monolog zu folgen und hätte der Autor nicht sein cineastisches Wissen mit in die Texte einfließen lassen, wäre ich zu dem Zeitpunkt womöglich entspannt weggeschlummert. So blieben mir wenigstens die - teilweise mit der Brechstange gebotenen - Filmverweise, um mich weiter mit dem Buch zu befassen und siehe da: Es wurde Licht! Plötzlich wird aus dem Leitfaden zwar ein Bruch in der Erzählstruktur, aber durch neue Mitspieler und völlig unerwartete Wendungen ein Thriller, der seinen Namen auch verdient. Jetzt ist Shane Kuhn genau auf dem Terrain angelangt, über das er sich eigentlich lustig machen wollte - dem des Profikillers. Obwohl natürlich noch eingie absurde Situationen und eher mäßige Späßchen ihren Weg in die Handlung finden, werden jetzt unterschiedliche Storybögen auf einmal zusammengeführt, die lange nicht erahnen lassen, wer hier nur der richtig Böse unter den vielen Bösen ist. Und im letzten Drittel wird auch die Action auf ein hohes Level geführt, wobei sich der Held alsbald als genauso unkaputtbar erweist, wie all die bekannten Roman- und Kinohelden, die hier des öfteren Erwähnung fanden. Und genau der Part konnte für mich das Buch noch gerade so ins brauchbare Mittelmaß lenken, da der verbabbelte erste Teil doch schon sehr enttäuschend für mich gewesen ist. Und von dem, was ich anfangs erwartet hatte (erhofft hatte), blieb am Ende gar nichts übrig. Ein weiteres Buch von Herrn Kuhn werd ich mir wohl sparen, trotz der gelungenen zweiten Hälfte. 320 Seiten in einem übrigens unverkäuflichen Leseexemplar für Buchhändler, das ich gebraucht natürlich doch gekauft habe. Hat wieder einer in die eigene Tasche gewirtschaftet.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 November 2014, 17:12:15
(http://1.bp.blogspot.com/-5weuJb0c-lA/VGdbxmh0SPI/AAAAAAAAPO0/stJGpwTbsxI/s1600/000.jpg)

Howard Linskey. Eigentlich könnte David Blake es sich gutgehen lassen. Er ist jetzt Newcastles Don Corleone, der oberste Pate, der Mann, der alles kontrolliert, was sich per organisierter Kriminalität zu kontrollieren lohnt. Dumm nur, dass er vorher den Vater seiner Freundin Sarah umbringen musste, um seine Haut zu retten.

Schottland, Glasgow. Seit Tagen macht ein Heckenschütze die Stadt unsicher, erschießt auf größere Entfernung völlig wahllos unbeteiligte Passanten. Mittlerweile hat die Polizei den vierten Toten auf einer Bank im Park gefunden. Selbst der große Chef kommt zum Tatort - und wird Opfer Nummer fünf. In Newcastle versucht der Pleite gegangene Pornofilmer Peter Dean, ihm hat das Internet das finanzielle Rückgrat gebrochen, mit einer neuen Geschäftsidee bei David Blake vorzusprechen. In Anspielung auf youPorn will er diesem das Geld für die Seite SitonmyFacebook aus den Rippen leiern, doch der Boss und seine Entourage lachen sich krank, bevor sie Dean einfach sitzen lassen. Blake hat sich mittlerweile aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen und nach Thailand abgesetzt, von wo aus er seinen Laden am Laufen hält. Er kommt nur zu kurzen Kontrollbesuchen hin und wieder nach England, wo er dann gelegentlich solche Typen wie Dean empfängt. Als er dann einige Wochen später wieder in Thailand ist, gut beschützt von seinen Gurkhas, sich um Sarah kümmert, der die dortige Langeweile aufs Gemüt schlägt, erhält er einen Anruf von seinen Vertrauten. Langsam wird das Fußvolk, seiner Verteiler und Kontrahenten aufmüpfig. Einer seiner Leute wurde beim Verlassen einer Hotelbar umgelegt. Eine große Ladung Stoff wurde von den Bullen abgefangen und nun muss eine neue Route mit neuem Lieferanten organisiert werden. Auch aus Schottland kommt Ungemach auf Blake zu, da Edinburgh sozusagen verwaist ist ohne einen Paten und die Truppe aus Glasgow liebend gerne Edinburgh und Newcastle übernehmen würde. Einer seiner Leute, die ihre eigene Belegschaft zum Verteilen der Drogen in sozialen Brennpunkten haben, zweigt Kohle ab, um zu sehen, wie weit er beim Boss gehen kann und in Polizeikreisen sind nicht alle bestechlich. Dazu kommt ein profilierungssüchtiger Politiker und eine kleine Affäre, die sich Blake während seiner Abwesenheit aus Thailand nun in seinem Heimatland gönnt. Unter den voraussetzungen dauert es nicht lange, bis er und seine Organisation von allen Seiten unter Beschuss genommen werden. Mordanschläge auf seine Leute, sogar auf ihn selbst. Und es ist nicht zu ersehen, welcher der vielen Feinde seine Finger im Spiel hat.

Kurz auf die Inhaltsangabe auf dem Buchrücken eingegangen. Nichts davon ist falsch, aber sie ist derart nichtssagend, dass sie wie anhand des Endes von "Crime Machine", dem Vorgänger, zusammengeschustert wirkt und den festen Eindruck hinterlässt, dass der Verfasser den Inhalt dieses Werkes sicher nicht kannte. Nachdem im ersten Buch um David Blake dessen Weg an die Spitze geschildert wurde, muss der nun erkennen, dass es ga rnicht so einfach ist, an der Spitze zu bleiben. plötzlich muss er sich um alles kümmern, Angst um seine Sicherheit haben und an allen Fronten mit Feinden rechnen. Er kann niemandem mehr trauen. Sein Verbrecherleben hat sich eindeutig zum Anstrengenderen gewendet. Mit einigem unterschwelligen Humor (Ich verweise hier gerne auf den von ihm geschilderten Lebenswandel überbezahlter Hohlbirnen, die man Fußballprofis nennt und die sich selbst nicht mal die Schuhe zubinden könnten, aber zu seinen besten Kunden gehören) lässt Howard Linskey die Hunde los und verstrickt seine Hauptfigur in Schwierigkeiten en masse. David Blake ist ein Gangster der üblen Sorte, auch wenn er keine Schulkinder anfixen will. Dennoch erwischt man sich als Leser dabei, ihn als Protagonisten des Buches, als den Helden in Newcastle zu sehen, man hofft tatsächlich, dass er alles geregelt bekommt. Bis zu dem Zeitpunkt, wo er dann zeigt, wozu er fähig ist, wie brutal er auf Angriffe reagieren kann. Und wie er Polizei und Politik um den Finger wickelt, auf seine Lohnliste setzt. Bei der Gelegenheit wird nicht wenig Kritik an den sozialen Umständen in der Stadt und den Ich-bezogenen Politikern allgemein geübt. Für Geld und eigene Vorteile machen die alles - auch bei der Kriminalität wegsehen. "Gangland" ist ein tiefschwarzer, lakonisch erzählter und hervorragender Thriller, der ganz sicher in die obere Kategorie des Brit-Noir zu zählen ist. Hier ist spannung auf jeder Seite garantiert. nicht nur Blake rätselt, wer ihm nun an den Kragen will, auch der Leser wird im Dunkeln gelassen. Und die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Mit "The dead" (Originaltitel) steht die Fortsetzung schon in den Startlöchern und der Schluss von "Gangland" deutet an, dass David Blake sich hier noch auf einiges gefasst machen muss. Privat wie geschäftlich. 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 November 2014, 15:31:44
(http://3.bp.blogspot.com/-hA2HArNTSKI/VGyIusGbsfI/AAAAAAAAPSA/XL8Y6igvUfw/s1600/baldaccikiller.jpeg)

David Baldacci. Amerika hat Feinde - skrupellose Menschen, die weder Polizei, FBI noch das Militär aufhalten können. In diesen Fällen wendet sich die Regierung an Will Robie, einen Auftragskiller, der sein Ziel stets trifft. Doch der hat gerade den ersten - und vielleicht letzten - Fehler seiner Karriere begangen. Denn Will hat die Zielperson, die er eigentlich eliminieren sollte, laufen lassen, weil ihm irgendwas an diesem Auftrag seltsam erschien. Nun wird der Killer selbst zum Ziel. Auf der Flucht vor seinen eigenen Leuten kommt Will einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur.

Will Robie ist ein Profi und gut in seinem Arbeitsbereich. Erst erledigt er einen Feind plus Bewacher in Schottland, dann nietet er einen Ziel in Marokko um. Immer hieß es, es sei zur Sicherheit des Landes notwendig. Sein nächster Auftrag ist eine Person in Washington. Er erhält die benötigten Daten, observiert sie und steigt dann des nachts in die Wohnung ein, um mit schallgedämpfter Pistole den Job zu erledigen. Doch er kann es nicht. Es ist eine Frau, die im Regierungsbereich als Anwältin tätig ist und sie hat ihren kleinen Jungen neben sich im Bett liegen. Er zögert, die Frau wacht auf und drückt ihren verängstigten Sohn an sich. Und plötzlich wird sie zurückgeschleudert. Ein Geschoss - von einem Sniper abgefeuert - hat ihren un den Schädel des Jungen durchschlagen. Robie geht in Deckung und sieht dabei noch ein kleines Tragebett mit einem weiteren Kind darin. Bei seiner Flucht nimmt er es mit und stellt es vor der nächsten Tür ab, klopft und verschwindet. Doch noch ist er nicht sicher. Der Kontakt zu seinem Gewährsmann ist abgebrochen und er muss sich eingestehen, dass er hier wohl in eine Falle gelaufen ist. Demzufolge werden die Feinde auch sämtliche Fluchtrouten abdecken, wie es ihnen mit ihrem wenigen Personal möglich ist. Schließlich hat keiner damit gerechnet, dass Robie nach all den erfolgreichen Jahren als skrupelloser Killer plötzlich sein Gewissen entdeckt. Und so findet er einen Weg aus dem Gebäude. Unterdessen kommt in der Nähe die junge Julie ins verwahrloste Haus ihrer Eltern geschlichen. Sie wurde immer wieder bei Pflegeeltern untergebracht, da ihre richtigen Erziehungsberechtigten die Finger nicht von den Drogen lassen konnten. Doch Julie weiß, dass ihre Eltern mittlerweile clean sind und sich ein ordentliches Leben aufbauen wollen, was aber nicht so schnell gelingt und daher auch die miese Behausung. Trotzdem ist Julie von ihrer Pflegefamilie abgehauen. Nicht nur um bei ihren Elten zu sein, sondern auch weil die Pflegefamilie schlimmer war, als es ihre eltern zu den übelsten Zeiten je sein konnten. Als sie sich in ihr Haus schleicht, hört sie Stimmen. Es muss jemand anders bei ihren Eltern sein. Ein kurzer Wortwechsel, Schüsse und dann sucht ein Mann nach ihr. Sie kann auf dem Weg abhauen, auf dem sie sich eingeschlichen hat und entkommt. Da sie es mit ihren vierzehn Jahren schon gewohnt ist, sich auf der Straße durchzusetzen und auch aus unerwünschten Situationen abzusetzen, findet sie Schleichwege, um dann an den Busbahnhof zu gelangen. Dort steigt sie in den Bus nach New York ein. In dem auf den hinteren Bänken völlig allein auch Robie sitzt. Der beobachtet, wie sich die Kleine auf eine freie Sitzreihe weiter vor ihm platziert. Ebenso entgeht ihm nicht, dass knapp vor der Abfahrt noch ein Mann den Bus besteigt und sich direkt hinter das Mädchen setzt. Irgendetwas stimmt nicht mit dem Typ. Das bestätigt sich schon bald, aber als der Typ von hinten nach dem Hals des Kindes greifen will, sprüht sie ihm eine volle Ladung Reizgas in die Fresse und Robie schaltet die Mistkerl mit dem Knauf seiner Waffe erst einmal aus. Er und Julie verlassen den Bus. Sie sind noch nicht weit gekommen, da werden sie von einer gewaltigen Druckwelle erfasst und durch die Luft geschleudert, wobei Robie seine Waffe verliert. Der Bus wurde in die Luft gesprengt - und mit ihm alle Passagiere. Nun hat Robie anscheinend nicht nur seine eigenen Häscher am Hacken, sondern auch noch die Probleme des Mädchens. Doch volle Deckung ist jetzt das vorrangige Ziel. Welche Jagd sich nun aus dieser Situation entwickelt und welches perfide Spiel da im Hintergrund läuft, ahnt der Regierungskiller in keinster Weise.

Also haben wir hier wieder die (literarische) Art der amerikanischen Gesetzgebung. Kriegst du ihn so nicht dran, legst du ihn halt um (will man einen Krieg anzetteln, um ans Öl zu kommen, unterstellt man unbewiesene Behauptungen über Massenvernichtungswaffen und greift eben eine ganze Nation an - nicht nur in der Literaturwelt). Der Protagonist Robie scheint bis nun, kurz vor seinem vierzigsten Geburtstag, ein Musterbeispiel an Rücksichtslosigkeit und Effizient gewesen zu sein, doch um ihn zu einem Sympathieträger zu machen, muss er von seinem Erfinder nun so etwas wie ein Gewissen entdecken, menschliche Züge annehmen, den Samariter geben. So mutiert ein mieser Killer zum hilfsbereiten SchuPo mit Herz für Kinder. Damit konnte er den Leser auch von dem Dilemma befreien, sich mit einem Killer, der - zwar die vermeintlich Bösen nach Regierungsauslegung -  lebendige Menschen, mit Wünschen, Zielen, Hoffnungen und Träumen einfach so aus dem Hinterhalt ermordet, zu identifizieren. Heikel bleibt dieses Thema eh nicht lange, zu schnell wird Robie zu so etwas wie einem kämpferischen Gutmenschen mit Beschützerinstinkt. Jetzt aber zu den positiven Aspekten. "Der Killer" (Original: "The innocent") ist der beste Baldacci seit langen Jahren. Da ist von Beginn an Tempo drin und jeder, der nicht zur Fraktion der Vielleser gehört und zudem erst vor kurzer Zeit vielleicht noch den Film um Saddam Husseins Sohn gesehen hat, wird sich nicht durch einen bestimmten kleinen Nebensatz auf die Lösung gestoßen sehen. So bleibt es immer verzwickt, Vertrauen kann die Titelfigur niemandem und die knappe Sprache, der flotte Stil von David Baldacci hetzt den Leser in Verbindung mit etlichen Actionsequenzen, Verrat und Betrug nur so schier atemlos durch die Story, die mit einigen Wendungen aufzuwarten hat (vorausgesetzt, man hat sich nicht mit diesem erwähnten Nebensatz befasst). Die Spannung um den ganzen Hintergrund, was diese Hatz durch die Hauptstadt, die Jagd auf Robie, eigentlich soll, bleibt bis zum Ende erhalten. Und dann ist da ja noch das Mädchen. Was es mit ihr auf sich hat, wird ebenfalls lange hinter dem Vorhang der Geheimnisse versteckt. Lasse ich jetzt einmal beiseite, dass der Killer plötzlich zum strahlenden Helden in glänzender Rüstung mit Heiligenschein wird, ist das Buch der gelungene Beginn einer neuen Reihe. Zwei weitere Bücher sind in den USA schon erschienen, die leider den Verdacht nähren, dass er bald wieder ein neues Ermittler-/Kämpferpärchen in den Mittelpunkt seiner Bücher stellt, hat er doch schon King & Maxwell sowie Shaw & James. Und bei seinem Output seit 1996 mit mehr als 35 Büchern vermute ich weiterhin völlig unbewiesen, dass er einen (ungenannten) Gastautor beschäftigt. Egal, der Robie hat mir gefallen, demnächst kommt der neue John Puller raus und im Juli 2015 ist mit "Verfolgt" schon ein weiterer Robie angekündigt. Übrigens gibt es in "Der Killer" als Bonus noch einen Will Robie/Oliver Stone-Crossover-Quickie mit rund 85 Seiten, bei dem der deutsche Titel "Der Komplize" leider schon ordentlich spoilert. Nettes Geschichtchen mit Stone und seinem Team sowie Robie, den Stone sofort als jüngere Ausgabe als seinesgleichen erkennt. Wer sich also an dem Gutmenschwandel, der zweifelhaften Methode amerikanische Probleme zu lösen und dem einen oder anderen eingeflossenen Klischee nicht stört, wird hier bestens bedient. Das Buch hat alles, was ein temporeicher Mainstream-Thriller braucht. Inklusive Bonus-Geschichte 590 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 November 2014, 19:34:47
(http://4.bp.blogspot.com/-Ya2tmc_gEGY/VG8ksvwSawI/AAAAAAAAPTk/wL0TCctf65c/s1600/popzero.jpg)

Wrath James White. In 50 Jahren werden doppelt so viele Menschen auf der Erde leben wie heute. Für den Umweltaktivisten Todd Hammerstein ist das eine unerträgliche Vorstellung. Schon als kleiner Junge hat er gelernt, dass durch Kastration die ungebremste Fortpflanzung von Katzen und Hunden gestoppt werden kann. Warum sollte das nicht auch beim Menschen funktionieren? Als Sachbearbeiter im Sozialamt erlebt er täglich, wie Familien Nachwuchs in die Welt setzen und dann finanzielle Unterstützung vom Staat benötigen. Irgendwann hat er genug und beschließt, der Menschheit einen Dienst zu erweisen. Mit Werkzeuge aus dem Baumarkt und Anleitungen aus dem Internet setzt er seine perverse Mission in die Tat um!

Todd musste schon als Kind den Tod von Vater und Mutter verkraften, wurde aber dennoch zu einem nützlichen Mitglied der Gesellschaft. Er hat einen Job beim Sozialamt, hatte bis vor sechs Monaten eine Freundin und er verfolgt interssiert die Kampagnen des Öko-Aktivisten Heimlich Anatolli, in dessen Gruppe er auch Mitglied ist, und hat auch Anatollis Artikel "Population Zero" verschlungen. Lange kann es nicht mehr dauern und die Überbevölkerung der Welt vernichtet ebendiese. Jeden Tag sieht er im Job, welche Ausmaße das Dilemma annimmt. Und irgendwann beginnt er dann, seine "Kunden" entsprechend zu beraten. Da wird Schwangeren empfohlen, das Kind abtreiben zu lassen, da sie es ja ohnehin nicht ernähren könnten und ihren Wohlfahrtsscheck würden Vater und Mutter eh in Drogen umsetzen. Und dann reicht es Todd bald. Als ein junger Mann zu ihm kommt, um sich seine Stütze abzuholen und Todd erfährt, dass er schon etliche Kiddies hat, will er ihn zu einer Vasektomie überreden. Funktioniert nicht. Neuer Anlauf: Er gibt ihm die Adresse, wo der Mann einen Job ergattern könne. Was der Mann nicht weiß - es ist Todds Adresse. Und der hat sich mit einigen Einkäufen im Baumarkt vorbereitet. Nicht perfekt, wie sich heraus stellt. Nicht gut durchdacht. Nachdem er seinen ersten "Patienten" mit dem Taser niedergebrutzelt hat, ihn auf die Plastikplanen in seiner Wohnung gebettet hat und dann mit der Operation anfängt, wird es blutiger als erwartet. Und was hat er denn geglaubt, was der Typ tun würde, wenn er wieder frei ist? Also erledigt er ihn endgültig. Wie die Leiche beseitigen? Er selbst hat ja aus reinem Umweltbewusstsein kein Auto, aber seine Ex, die jetzt mit einer Frau zusammenlebt. Er ruft sie an und es kan sich den Wagen tatsächlich leihen. Wieder erfährt er etwas Neues. Sie ist schwanger. Noch so eine Blage, die die Welt zugrunde richten wird. Und dazu noch seine eigene.

Vorab: Der Schriftzug Festa in Verbindung mit EXTREM und Wrath James White steht für schonungslose Lesekost und es sollte mittlerweile doch den meisten Leuten ein Begriff sein, dass man da starke Nerven braucht, um die Lektüre zu goutieren. Das ist hier nicht anders, ABER W. J. White hat sich ein äußerst aktuelles Thema ausgesucht, das ja seit Jahren immer wieder nicht unberechtigt durch die Gazetten geistert: Die Überbevölkerung der Welt. Wirkliche Lösungen hat keiner und wenn es nach der Kirche geht, ist das ja eh egal. Gerade die gewinnorientierten Pharmariesen beteiligen sich aber auf ihre zynische und unmenschliche Art an einer Art Hilfe für die Welt. Als Ebola noch auf kleine Standorte begrenzt war, nur in Dörfern oder auch mal nem ganzen Land in Afrika wütete, hat man sich die Forschung für ein Gegenmittel gespart. Ist ja weit weg und die Medikamente könnte eh keiner bezahlen, also lassen wir sie halt sterben. Erst jetzt, wo sich die Seuche ausbreitet und zudem was damit zu verdienen ist, regen sich die Forscher in Diensten ihrer kommerziellen Arbeitgeber. Eine Diskussion, was die Pharmaindustrie noch so in Petto hat, lass ich jetzt mal außen vor, da es zu weit führen würde. Todd ist eine Figur, die einem leid tun kann, wenn man seine Kindheit so verfolgt (Er hat mich ansatzweise etwas an den Jungen aus "Schänderblut" erinnert, dessen Leben ja auch in der frühen Jugend verkorkst wurde. Ein Wunder, dass Todd erst so spät radikal durchdreht.), das hat sich aber zumindest für mich schnell gelegt, als seine extrem militante Öko-Einstellung immer mehr zutage trat. Dennoch kann man seine Gedankengänge zumindest teilweise nachvollziehen, wenn man seine Klientel im Sozialamt so anschaut (Wie es aus sicherer Quelle so heißt, sieht es bei den Arbeitsämtern - ja, ich nenne sie immer noch so - ähnlich aus.). Aber auch da schießt der autofreie Super-Veganer übers Ziel hinaus. Die Sympathiewerte sinken, die Dämlichkeitswerte steigen. Was hat die lächerliche Figur denn gedacht, welche Folgen sein Handeln haben könnte? Lässt sich einer unfreiwillig kastrieren und hält dann schön den Mund? So wahr die Problematik ist, Typen wie Todd und sein Mentor hätten selbst besser das Licht der Welt nicht erblickt. Öko-Terror, Lebensmittel vergiften, Wasser verunreinigen, Menschen die eigenen Werte aufzwingen tut der Sache nicht gut und ist zudem strafbar. Das hilft der Sache nicht. "Population Zero" ist zügig zu lesen, hat einige Splattereinlagen drin, die so manchem die Bröckchenlache ins Gesicht treiben könnten und hat ein ernsthaftes Thema, das Grundlage für so manche Diskussion liefern würde, wenn die Leser es nur so angingen. Doch es gibt wieder einmal viel zu viele, die Autoren wie White oder auch Lee nur auf den Ekelfaktor reduzieren und einfach nicht begreifen wollen, dass diese Leute durchaus wissen, was sie da tun und auch Ahnung von ihrem Beruf haben. Sie bedienen ein Genre, das hierzulande zuvor eher geächtet war und achten dennoch auch darauf, dass ihre Bücher Humor und Sinn beinhalten. Und erst der Festa-Verlag hat diese Werke nach Deutschland gebracht, vorher wurde ja von den marktbeherrschenden Institutionen alles munter zensiert bzw. dem sensiblen Volk erst gar nicht angeboten. Schließlich wissen ja immer alle besser, was gut für die Leute ist als die Leute selbst.
Kurz: "Population Zero" ist Festa Extrem mit Sinn und daher einen Blick wert. Rund 160 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 November 2014, 13:00:49
(http://www.rowohlt.de/fm/501/thumbnails/978-3-499-26863-2.jpg.759713.jpg)

Daniel Suarez. 1969 eroberte der Mensch den Mond. Und was ist die größte Errungenschaft unseres Jahrhunderts? Facebook? Was wurde aus den Visionen der Vergangenheit? Warum gibt es keine großen Erfindungen mehr? - Als dem Physiker John Grady die Aufhebung der Schwerkraft gelingt, hofft er auf den Nobelpreis. Doch statt Gratulanten kommen Terroristen. Grady stirbt. Das melden zumindest die Medien. Tatsächlich erwacht der Wissenschaftler in Gefangenschaft: Das hochgeheime Bureau of Technology Control entführt seit Jahrhunderten die brillantesten Wissenschaftler. Zum Schutz der Menschheit, angeblich, denn für Kernfusion und andere Erfindungen sei der Homo sapiens noch nicht weit genug. Für die Gefangenen gibt es nur eine Wahl: entweder Kooperation - oder eine türlose Zelle im Fels, tief unter der Erde. Doch die neuen Herren haben die Rechnung ohne Grady gemacht.

Jon (manchmal auch John) Grady feiert gerade ausgelassen mit Kollegen seinen Erfolg, als Professor Alcot hinzustößt, um diesen Durchbruch zu dokumentieren. Doch einer der Wissenschaftler spielt falsch und ruft die Behörde BC an, die sofort ein Einsatzkommando schickt. Dabei werden sämtliche Wissenschaflter durch verheerende Explosionen vermeintlich getötet. FBI-Agentin Denise Davis und ihr Partner Thomas Flavell werden auf den Fall angesetzt und während Flavell das Szenario für authentisch hält, hat Davis ihre Zweifel. Einiges passt nicht zusammen. Indes wird Grady von Cotton, einem als Technikfeind bekannten Öko-Terroristen, zu Hedrick geführt, dem Leiter des BTC. Allein die Zusammenarbeit der beiden völlig unterschiedlichen Typen lässt den Physiker staunen, doch als er die Forderungen und zugehörigen Erläuterungen von Hedrick vernimmt, ist er total entsetzt. Errungenschaften wie die seine werden in einer zentralen Stelle gesammelt und die Wissenschaftler entführt und zur Mitarbeit gezwungen, denn die Behörde selbst ist nur dazu da, die Neuerungen zu verwalten bzw. zu nutzen. Ahnung von der Materie hat niemand. Wer sich weigert, landet in einer Zelle tief im Fels und wird zwangsernährt, die Ausscheidungen werden abgesaugt und Tageslicht sehen sie nicht wieder. Auch Grady wird dieser Tortur unterzogen. Doch was die Häscher nicht bedacht haben: Ihre Gefangenen sind Wissenschaftler, sie haben schon eine Möglichkeit der Kommunikation entwickelt und bald weiß Grady, wer mit ihm das Schicksal teilt und welche Erfindungen der Welt vorenthalten werden. Und dann kann Grady trotz der Bewachung durch Morrison und seine Klonarmee (nach eigenem Vorbild natürlich) mithilfe von Alexa fliehen. Dies und das zusammentreffen mit den FBI-Agenten löst eine ganze Reihe von gewaltigen Anstrengungen durchs BTC aus, ihn wieder einzufangen. Dass dabei seine eigene Erfindung für massive Zerstörungen und Massenmord genutzt wird, geht Grady schwer an die Nieren. Jetzt will er erst recht Hedrick und Cotton stellen. Doch sämtliche Behörden sind schon längst mit Spionen der BTC durchsetzt. Wem kann er überhaupt noch trauen?

Hier trifft mal wieder zu, was auch in der Arbeitswelt, dem Showbusiness, Sport oder der Literatur gilt: Wer eine oder mehrere starke oder gar überragende Leistungen vollbracht hat, wird immer an denen gemessen. Schwächen werden sofort mehr (Arbeitswelt) oder weniger harsch kritisiert. So ist es jetzt auch bei "Control". Es ist das bisher schwächste Buch von Daniel Suarez und zugegeben meckern auf hohem Niveau. Er hat seinen Helden, für die Emotion kriegt er einen Love Interest und die müssen sich mit richtig fiesen Schurken, geheimen Organisationen, Verrätern und Killern auseinandersetzen. Ohne seine technischen Visionen wäre "Control" nur einer dieser üblichen Polit-Thriller. Aber gerade dieser wissenschaftliche Ansatz und die nicht unbedingt von der Hand zu weisenden Hintergründe sowie die realistische Möglichkeit, dass unsere gewählten Führer der Nationen ein derartiges Szenario auch im wirklichen Leben durchziehen würden, heben das Buch wieder aus der Masse hervor. Manchmal schwelgt der Autor etwas zu sehr in seinem Fachgebiet, um dann abrupt wieder Richtung simplen Thriller mit mehr oder weniger überraschenden Wendungen zu wechseln. Detailliert, bis auf wenige Ausnahmen flott, düster und temporeich und mit satter Action angereichert ist "Control" immer noch ein gutes Buch und vielen anderen Autoren um Längen voraus, aber verglichen mit "Daemon" oder "Darknet" eben doch "nur" noch gut. 490 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Dezember 2014, 01:00:47
(http://2.bp.blogspot.com/-QiGkVBO3m4s/VHuIKGmlr_I/AAAAAAAAPXI/MSJHJELmBl4/s1600/bencoes.jpg)

Ben Coes. Der wackelige Frieden zwischen Pakistan und Indien gerät durch ein diplomatisches Missverständnis ins Wanken. Religiöse Fanatiker aus dem Regierungsumfeld verlieren die Nerven und drohen, eine Atombombe zu zünden. Der frühere US-Elitesoldat Dewey Andreas muss im Auftrag des Präsidenten die Welt retten. Seine Aufgabe: Den pakistanischen Präsidenten aus dem Amt zu heben, um eine weltweite Nuklearkatastrophe zu verhindern. Doch er hat nur wenige Tage Zeit für einen Staatsstreich.

Dewey Andreas ist nach Australien gegangen, um die wenigen Menschen in seinem privaten Umfeld vor Schaden zu bewahren, der ihnen durch die Rachegelüste der Fortunas entstehen könnte, deren Familienmitglied vor Monaten getötet hatte. Mittlerweile arbeitet er auf einer Station, wie in Australien die Farmen und Ranches genannt werden. In einer Nacht, die durch ein übles Unwetter und fast sintflutartige Regenfälle gezeichnet ist, macht er sich auf die Suche nach einem vermissten Mädchen. Es gelingt ihm, sie nach Hause zu bringen. Später geht er mit einem Kollegen in die nahe gelegene Stadt, um sich einige Drinks zu gönnen, als ihm ein Mann auffällt, der ihn beobachtet. Sein Verdacht, dass dieser sowie weitere Typen im Auftrag der Fortunas hier sind, um ihn zu töten. Er kann sich seiner Angreifer entledigen, wobei aber sein Kumpel auf der Strecke bleibt. Und einer der verhinderten Killer überlebt. Währenddessen schaukelt sich in einem anderen Teil der Welt eine eigentlich leicht zu lösende Situation hoch. Die Grenzregion um Indien und Pakistan inklusive Kaschmir, das sich damals bei der Teilung Indien angeschlossen hat, ist immer umkämpft, kleinere Zwischenfälle fast an der Tagesordnung. Als zwei Pakistanis auf Patrouille in ein kleines Dorf kommen und dort ein Mädchen vergewaltigen, werden sie von den Dorfbewohnern getötet. Doch diesmal ist Schluss mit der Diplomatie von pakistanischer Seite. Schnell werden die Truppen mobilisert, Kanonendonner hallt durch die Berge und die Kämpfe um die Region werden immer heftiger. Dann lässt der pakistanische Präsident, ein muslimischer Hardliner, eine Atombombe auf eine indische Stadt abwerfen. Jetzt sehen sich die Amerikaner gezwungen, in diesem Konflikt Stellung zu beziehen, da auch China Truppenkontingente an die Grenzen von Indien und Pakistan verlegt. Amerika ist Indiens Partner, könnte sich aber einen Krieg gegen die Chinesen, die darauf lauern im Kriegsfalle Indien für sich einzunehmen, einfach nicht leisten. Sie sind schon an anderen Brandherden gebunden und ein Atomkrieg zweier Großmächte würde die Welt verändern. So setzt man sich mit den Indern an einen Tisch und erhält 48 Stunden Zeit, um den eigenen, amerikanischen Vorschlag, den pakistanischen Präsidenten per Umsturz auszuschalten, ihm eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Jessica Tanzer schlägt für den Job Andreas vor. Er wird eingeflogen, mit zwei Leuten ähnlichen Kalibers in Pakistan abgesetzt und auf den Weg nach Islamabad gebracht. Unterwegs haben die drei ein kleines SWcharmützel mit Taliban, das sie aber unversehrt überstehen - im Gegensatz zu den Taliban. Dann geht es weiter Richtung Hauptstadt.

Ben Coes wird schon mit Tom Clancy, Frederick Forsyth oder John Le Carre verglichen (Letzteren lassen wir da besser außer Acht, da er absolut nicht passt.). Ich füge noch Vince Flynn und Dale Brown, wobei es bei Brown ja eher um seine Fliegertruppe geht, die seit Mitte der Achtziger (alternd) in vielen ähnlichen Auseinadersetzungen zum Einsatz kommt, die sich aber im Aufbau ähneln, hinzu. Was das Aufflackern des Konfliktes angeht, ist der Autor nahe bei Clancy und Brown. Er nimmt sich die Zeit, die Eskalation langsam aufzubauen, beschreibt die Reaktionen der verschiedenen Länder und deren Staatenlenkern und die Versuche, den Krieg auf diplomatische Weise zu verhindern. Das geht natürlich auf Kosten der Action im ersten Drittel des Buches. Sicher, es werden Kampfsituationen geschildert und im zweiten Handlungsstrang zu dieser Zeit auch Deweys Selbstverteidigung gegen seine Jäger skizziert, aber noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm. Mit dem Auftritt von Andreas als Problemlöser nimmt die Story richtig Fahrt auf, reiht sich eine actiongeladene Szene an die andere. Und auf diesem Gebiet ist Ben Coes richtig gut, baut auch einige Haken ein, ändert die Richtung und lässt es krachen. Unzweifelhaft ist dies wieder ein typisch amerikanischer Roman mit seinem unkaputtbaren Helden Dewey Andreas, aber er lässt auch erkennen, dass man um die US-Politik seit etlichen Jahrzehnten weiß: Ob nun in Afrika oder Mittel- und Südamerika, die USA haben schon immer gerne mit Mord einen Regimewechsel herbeigeführt. Während des Kalten Krieges waren sie Spezialisten auf diesem Gebiet.Was die Figuren angeht, bleibt alles doch etwas oberflächlich und dass die Pakistani alle bestechlich und oder korrupt sind, kommt schon etwas sehr einer unqualifizierten Unterstellung nahe. Undifferenziert lässt Ben Coes es bei einem für dieses Genre in den USA typischen Schwarz-Weiß-Bild in der Weltsicht. Aber auch da hab ich schon viel Schlimmeres gelesen. Lässt man diese Kritikpunkte aber mal einfach weg und konzentriert sich nur auf einen unterhaltenden Actionthriller, der einen Vince Flynn oder Tom Clancy zu seinen besseren Zeiten ersetzt, dann kann man mit Ben Coes und "Der Staatsstreich" nichts falsch machen. Immer höheres Tempo, ein geradezu fulminantes Finale mit doppeltem Showdown und etlichen Härtegraden im bei den vielen Schusswechseln und Auseinandersetzungen bieten rasanten Lesestoff zu einem brisanten Thema mit den beiden Atommächten im Streit. Viel US-Patriotismus und ein Held, der sich in die Phalanx solcher harten Kerle von Autoren wie Vince Flynn oder Brad Thor und vielen anderen locker einreiht. Ein richtiger Actionkracher, in dem es ohne viel Trara zur Sache geht. Wer also reinen Actionstoff will und sich nicht am America First stört, der wird hier seine helle Freude haben und bekommt für sein Geld einen starken Thriller, den man so schnell nicht aus der Hand legen will. Ben Coes hat bis dato sechs Romane um seinen Protagonisten veröffentlicht und da zum Ende hin auch gewisse Handlungsstränge offen bleiben, kann ich nur hoffen, dass die auch alle schön zu uns zur Übersetzung gespült werden. Guter Griff vom Festa-Verlag, besonders, weil das Genre bei den Großverlagen mittlerweile seht stiefmütterlich behandelt wird.  600 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 Dezember 2014, 15:31:31
(http://3.bp.blogspot.com/-5b2Wvx3oDJs/VH2jOv10HOI/AAAAAAAAPZo/m-jyx5MUQ-s/s1600/clan.jpg)

Dwayne A. Smith. Die mächtigsten afroamerikansichen Geschäftsleute New Yorks haben sich zu einem Geheimbund zusammengeschlossen. Als er einen wichtigen Prozess gewinnt, erhält der junge schwarze Anwalt Martin Grey unerwartet Zutritt zu diesem elitären Zirkel. Übers Wochenende wird Martin auf den entlegenen, riesigen Landsitz des Clans eingeladen, ein Hochsoicherheitsgelände, auf dem die Sklaverei fortbesteht. Unter umgekehrten vorzeichen: Schwarz unterdrückt Weiß. Dr. Kasim, der charismatische Anführer des Geheimbundes, versichert Martin, er könne sich vom Erbe der Sklaverei nur befreien, wenn er seine schwarzen Ahnen räche. Martin ist schockiert, aber er begreift schnell, dass er den Clan in diesem Glauben lassen muss, wenn er sich selber und die weißen Gefangenen retten will.

Es ist der Tag der Schlussplädoyers in einem Aufsehen erregenden Prozess um Bürgerrechte und die Strafzahlung einer Firma, die sich des Rassismus schuldig gemacht hat. Der Arbeitgeber wird von einem Mann verteidigt, dessen Ruf schon durch ganz Amerika hallt und der von den Medien geliebt wird. Auf Seiten des Klägers befindet sich nur ein junger Mann, der bisher an noch keinem größeren Fall gearbeitet hat und mit seinem jüdischstämmigen Partner Glen Grossmann nur eine kleine Kanzlei führt. Dennoch kann er mit einem kurzen und knappen Plädoyer die Geschworenen überzeugen und er gewinnt den Fall. Jetzt ist er im Fokus der Berichterstattung, der neue Star am Anwaltshimmel, der dem alten Hund eine empfindliche Niederlage eingebracht hat. womit Martin Grey nicht gerechnet hat, ist, dass sein Gegner icht nur zu seiner Siegesfeier erscheint, sondern ihn auch mit seiner Frau zu einem Dinner in den nächsten Tagen einlädt. Aber Glen und dessen Gattin bleiben außen vor. Martin nimmt an und sie fahren zu dem Essen. Doch was sie dort sehen, lässt sie staunen, noch bevor sie die Schwelle des Hauses übertreten haben. Eine riesige Villa, mit diversen Zimmern wie in einem dieser alten Gentleman-Clubs und ebenso wie dort werden die Frauen auch bald von ihren Gatten getrennt und zu einem typischen Mädelstag in ein anderes Zimmer verfrachtet. während sie über Shopping und Rezepte tratschen, machen sich die Männer bekannt. Neben dem Staranwalt Damon Darrell sind vier weiter Männer aus den Regionen der finanziellen und politischen Macht anwesend, die Martin bald nach allen Regeln der Kunst ausfragen, selbst aber nur Andeutungen machen. Aber er gewinnt den Eindruck, dass sie mit ihm zufrieden sind, ihn in ihre Gruppe holen wollen. Und so kommt es, dass sie eines Tages auf ihn zukommen und zu einem kleinen Outdoor-Trip ohne Frauen einladen. Er stimmt zu, wenn auch etwas ängstlich, der er als Stadtmensch eine Naturphobie hat. Was ihn aber hier erwartet, ist mehr als er sich in seinen schlimmsten Träumen hätte vorstellen können. Sie fahren tief in die ihm unbekannten Wälder - auf dem Flug hierhin hatten sie ihn mit einem Betäubungsmittel im Whisky schachmatt gesetzt - und kommen zu einer immensen Anlage, die von bewaffneten Wächtern, alle schwarz, umgeben ist. noch denkt er sich nichts dabei, aber als sämtliche Dienstboten weiß sind und auch die Arbeiter auf den Feldern diese Hautfarbe haben, während ihre Aufseher alle dunkelschwarz sind (wie Martin später erfährt, werden auf dem Gelände keine "Promenadenmischungen" geduldet), wird ihm klar, dass er hier einen Sklavenbetrieb vor sich hat. Schwarz versklavt Weiß. Und ihrem charismatischen Anführer gehört das Gelände. Er und Martins neue Freunde rekrutieren immer mal wieder junge, erfolgreiche Männer ihrer Hautfarbe, um eine Organisation aufzubauen, die sich für die Sklaverei von vor über zweihundert Jahren bis ins mittlere 20. Jahrhundert rächt. Martin weiß, dass er mitspielen muss, solange er auf dem Gelände ist, sonst ist er tot. Aber mit diesem Wahnsinn will er nichts zu tun haben.

Der Klappentext hatte mich neugierig gemacht, ja gar fasziniert. Eine an sich großartige Idee, die ich zumindest so noch nicht in Buchform vorliegen hatte, mich aber ganz kurz an "Django Unchained" erinnerte, als der Titelheld die dunklere Pigmentierung hatte. Was würde Dwayne A. Smith daraus machen? Provozieren? Anklagen? Den Spiegel vorhalten? Nun, zu Beginn werden schnell Gedanken an einen John Grisham-Roman wach, wenn sich ein kleiner Anwalt mit der geballten finanziellen und autoritären Macht von bekannten Persönlichkeiten konfrontiert sieht und auf bestem Wege ist, sich daruch korrumpieren zu lassen. Der lockere und leicht lesbare Stil von Smith trägt sein Übriges zu dem Eindruck bei. Schnell sind die Rollen verteilt, nur dass hier nicht nur Gut und Böse sondern auch Schwarz und Weiß strikt getrennt werden. Gerade die Beschreibungen der Hintergründe lassen erkennen, dass der Rassismus zumindest latent vorhanden ist, wenn sich ein schwarzes Paar über eine (etwas bessere) Wohngegend freut, in der neben ihnen wenigstens nicht lauter Weiße wohnen. Genauso schnell tritt der umgekehrte Rassismus hervor. Die Schwarzen wollen mit den Weißen nichts zu tun haben und die einzige hellhäutige Figur, die eine etwas größere Rolle spielt - Glen Grossmann -, bekommt einen jüdischen Hintergrund verpasst, damit man auch ihn gefühlsmäßig zu den Unterdrückten und Verfolgten zählt. Martin entwickelt sich dann nach und nach zum Gegenpart seines Gastgebers auf der Sklavenanlage. Martin ist der mit dem Heiligenschein, während sein neuer Mentor sich als nicht Anderes entpuppt, als einen Mann mit ähnlich kruden Herrschafts- und Rassenphantasien wie dereinst Hitler. Er ist ein großer Redner, kann mit Argumenten überzeugen, obwohl diese alles andere als schlüssig sind. Und einige der Texte sind dann auch wirklich etwas weltfremd. Ab diesem Zeitpunkt lässt das Buch immer mehr nach. Die Gruppe um Dr. Kasim wird mit etlichen Klischees skizziert, die Handlung stockt, wird um die Mitte herum gar etwas zäh, bis es dann auf die Flucht und den Kampf um die Freiheit der Gefangenen geht. Hier kommt wieder Spannung auf, einige Actionsequenzen und eine wilde Verfolgungsjagd schließen sich an und das Ende deutet vielleicht sogar eine Fortsetzung an, da gewisse Gefahren fast vor der Haustür stehen und noch nicht gebannt wurden. Dennoch würde ich es so stehen lassen. Wäre mal ein neuer Abschluss, etwas anders, als immer alles schön fertig präsentiert und beantwortet zu bekommen. Ich weiß nicht, was der Autor seinen Lesern mitgeben wollte. Mehr Verständnis für die Situation der Schwarzen in Amerika? Nun, das hat er verbasselt. Bei mir und auch im Buch, wenn er - womöglich bewusst - zeigt, dass man seinem Volk mit derartigen Aktionen einen Bärendienst erweist und eine Reaktion nicht lange auf sich warten lässt. Ich kann in der Story jetzt nur sehen, dass Rassisten-Arschlöcher eben Rassisten-Arschlöcher bleiben - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Und solange es die gibt, wird nirgends auf der Welt Ruhe einkehren. Und das Buch ist dann tatsächlich einfach nur der beste Grisham seit Jahren - nur mit schwarzen Protagonisten und nicht von ihm geschrieben. Der erwartete Anspruch und eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit dem Thema wurde eher oberflächlich behandelt, dafür aber der Unterhaltungswert (Abgesehen vom Mittelteil) eindeutig favorisiert. Ordentlicher Schwung gegen Ende, mit etwas Action aufgepeppt und die offenen Handlungsstränge (die hoffentlich NICHT in einer Fortsetzung münden) zum Schluss ergeben einen lesenswerten Thriller, der aber kein Muss-Einkauf ist. Vielleicht war auch meine Erwartungshaltung zu hoch. Rund 475 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Dezember 2014, 20:54:25
(http://1.bp.blogspot.com/-1gJhwU7-P7s/VH9GF4KJ0RI/AAAAAAAAPbI/OGswO6QQWUE/s1600/000.jpg)

G. Michael Hopf. Monate, nachdem ein Super-EMP-Angriff die Vereinigten Staaten verwüstete, ist das Land nicht mehr wiederzuerkennen. Alle großen Städte sind in der Hand von marodierenden Banden, während die Regierung machtlos gegen die Gesetzlosigkeit im Land ist. Wer glaubte, auf das Ende vorbereitet zu sein, muss nun feststellen, dass er niemals vorbereitet war. Während einige nach Rache dürsten - für die Verluste, die sie erleiden mussten -, sind andere entschlossen, die Nation wieder aufzubauen. Gordon, Samantha, Sebastian, Barone, Connor und Pablo - sie alle befinden sich auf verschiedenen Wegen heraus aus dem Chaos.

Pablo hat sich mit seinem starken Bündnis mit der gekauften Armee aus Venezuela tatsächlich auf den Weg gemacht, den Südwesten der USA mit Gewalt unter seine Fuchtel zu bringen. Dass seine Flotille durch die Angriffe der Amerikaner um Colonel Barone völlig aufgerieben wurde, kann seinen Vormarsch nicht stoppen. San Diego ist schnell einkassiert, Los Angeles lässt er links liegen, da es eh schon von hispanischen Banden beherrscht wird und nun nimmt er Sacramento ein. Und er beginnt mit harter Hand - keine Gefangenen. Doch als er, der sich Imperator nennen lässt, in einer Kathedrale ein Bild von Kolumbus kniend vor Königin Isabella sieht und sich kurz darauf eine Frau namens Isabella um Gnade flehend vor ihm auf die Knie wirft, erkennt er das als Symbol, ein gütiger Herrscher zu sein und er gibt den Befehl, jeden der sich ergibt zu verschonen. Indes ist Gordon in Begleitung von Brittany und dem Jungen Tyler immer noch auf der Suche nach dem Killer seines Sohnes. doch erst muss er sich gegen zwei verlotterte Figuren wehren, die ihn und die anderen zwei überfallen wollen. Er erledigt sie auf seine gewohnte Art eiskalt passend zum Schneegestöber, wird aber überrascht, als sich Wagen nähern. Glücklicherweise sind es Marines und er kennt sogar den Gunny Smitty. Dazu erfährt er noch, wo sich der Mörder seines Sohnes aufhält und mithilfe einer jungen Frau namens Lexi sowie dem von Gunny überlassenen Trio Marines und einem Humvee mit schwerem MG macht er sich auf den Weg zu dessen Lager. Sein Plan ist einfach, Rahab umlegen und dann Richtung Zufluchtsstätte McCall in Idaho, um sich mit seiner Familie zu treffen. Diese Idee hat auch Sebastian, der die Mormonin Annaliese geheiratet hat und mit deren Anführer Samuel eh nicht zurecht kam. Also macht er sich mit seiner Frau und den beiden Teenagern Brandon und Luke auf die Socken, wobei der großspurige Brandon mehr Probleme macht, als die üble Situation. In Eagle's Nest, Idaho, hat sich Samantha mit Nelson und Haley sowie den anderen aus ihrer Gruppe niedergelassen und kämpft mit ihren Depressionen. Als eines Tages völlig unerwartet ein verwahrloster Fremder in ihr Heim stolpert, tötet sie ihn. Kurze Zeit später taucht dessen Bruder mit einigen Leuten auf und sucht seinen Verwandten. Natürlich sagt ihm keiner die Wahrheit, da man sich ziemlich sicher ist, dass daraus ein blutiges Gefecht entstehen würde. Und die Regierung der verbliebenen "Vereinigten Staaten" um Präsident Conner arrangiert sich mit Colonel Barone und sichert ihm die Gründung seiner "Pazifischen Staaten" zu, wenn er a) den entführten Vizepräsidenten wieder freilässt und b) Conner beim Kampf gegen die "Panamerikansiche Armee" um Pablo unterstützt. In dieses Kuddelmuddel kommt dann auch Gordon, den Barone sofort engagiert, um den Vize plus Begleitung zu Conner zu bringen, da das Ziel ja eh in seiner Richtung liegen würde. Selbstverständlich kommt auch diese Situation nicht ohne Schlamassel aus.

Auch das dritte Buch von G. Michael Hopf um Gordon und den Kampf der Amerikaner um ein menschenwürdiges Leben nach dem Anschlag verlässt sich ganz auf die Stärke der Figuren, wenn es darum geht, Familie oder Ehre und Vaterland zu verteidigen. Wem also schon die ersten beiden Bände gefallen haben, der wird hier ebenfalls wenig auszusetzen finden. Ich für meine Person konnte mich mittlerweile sogar teilweise mit dem sturen Charakter des manchmal überhart reagierenden Gordon anfreunden. Insgesamt war auch zu erkennen, dass so manche Figur noch längst nicht in allen Feinheiten in den vorherigen Abenteuern geschildert wurde. Es gibt Veränderungen in Wesen und Verhalten bei verschiedenen Personen. Was sich aber quer durch alle Kapitel und Zusammentreffen zieht, ist der Eindruck, dass man in einer solchen Situation niemandem trauen darf und wie im Western lieber erst schießt und dann fragt. Sehr von Vorteil für den Leser ist es, dass der Autor seinen Protagonisten keine Pause gönnt, es lauern ständig Gefahren, Verrat ist nie weit, Egoismus ständig der Begleiter, Gnadenlosigkeit schon fast Pflicht. Einzig der Marsch des Pablo durch den amerikanischen Südwesten kam mir etwas zu kurz, dafür aber wird an seiner Figur aufgezeigt, wie ein Mann mit seinen nicht ganz einem klaren Verstand entsprungenen Machtphantasien durchaus zu einem leichten Wandel in seiner Art fähig ist, der aber auf Enttäuschungen dann umso härter reagiert. Und Härte ist ebenfalls ein Aspekt, der sich erneut von Anfang bis Ende zieht. Es sind keine Metzeleien im Blutorgienformat, sondern einfach das ungerührte Auslöschen unschuldiger Menschenleben oder von kapitulierenden Gegnern. Ein Tiefpunkt menschlicher Existenz ist der Typ, der sich mit einer Handvoll Kindern als Geiseln einfach in die Luft sprengt. Doch auch das Erschießen unbewaffneter Demonstranten, das Aufbauen diktatorischen Willkürherrschaft und Ermorden Andersdenkender gehört zu den Punkten, die mit der Situation erklärt werden und dass es Zeiten gibt, in denen man nicht redet und verhandelt, weil das Gegenüber vermutlich auch nicht wirklich an eine friedliche Lösung glaubt und man ihm einfach zuvorkommen muss."The End 3 - Zuflucht" ist also ebenfalls wieder actionreiche und schnelle Unterhaltungskost, die sich voll und ganz auf den Überlebenskampf sowie die Neuaufteilung der USA sowie eigentlich auch der fast vollends zerstörten Welt konzentriert. Irgendwelche Längen oder Phasen ohne Gewaltpotential finden sich auch hier wieder nicht. Zügig und flott und natürlich mit viel Patriotismus erzählt, vorwärts gepeitscht durch den vielfachen Gebrauch von Cliffhangern, hetzt der Leser durch die Zeiten dieses Endzeitromans und hofft, dass der vierte Band schnellstmöglich vom Luzifer-Verlag kredenzt wird. Wer also Actionkost schätzt, die sich wenig um ausufernde Dialoge und allzu ausführliche Charakterzeichnung und bemüht anspruchsvolle Szenarien schert, kann hier seine möglichen Bedenken gerne beiseite schieben. Knapp 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Dezember 2014, 14:34:17
(http://2.bp.blogspot.com/-Rnq8ekrscRc/VIV8TTsQR3I/AAAAAAAAPdA/Qc99Xu5yu6s/s1600/monster.jpg)

Larry Correia. Owen Pitt ist Buchprüfer. Eines Abends erfüllt er sich einen lang gehegten Traum und wirft seinen Boss aus dem Fenster. Allerdings aus gutem Grund - denn dieser hatte sich vor seinen Augen in einen Werwolf verwandelt und ihn angegriffen. Als Owen im Krankenhaus erwacht, ist ein Mann bei ihm, der ziemlich beeindruckt von Owens Überleben ist. Er offenbart ihm, dass Monster wirklich existieren und seine Organisation, die Monster Hunter International, sie unter strenger Geheimhaltung im Zaum hält. Und dann macht er Owen ein interessantes Angebot.

Es war einer dieser typischen Abende: zuviel Arbeit, um pünktlich Dienstschluss zu machen und der Chef auch noch im Haus. Der extrem unsympathische Chef. Einer der Sorte ahnungslos mit Karriere auf Kosten anderer, ohne selbst wirklich einen Finger krumm zu machen. Und dann muss Owen in dessen Büro und bereitet sich schon auf das Schlimmste vor - ohne zu ahnen, dass es noch schlimmer kommen würde. Da beginnt bei dem Fiesling doch tatsächlich eine Verwandlung in einen Werwolf und er hetzt Owen quer durchs Büro. Nachdem er ihm diverse Wunden zugefügt hat, schafft es Owen mit letzter Kraft den Scheißwerwolf durchs Fenster zu donnern, wo der mitsamt den Überresten des Fensters dann unten auf der Straße landet. Naja, nicht ganz auf der Straße. Er dellt eher das Dach eines Autos bis zum Grund ein. Tags drauf - wie er meint - wacht er im Krankenhaus auf und sieht sich zwei Anzugtypen gegenüber, die anhand ihrer Kleidung und ihres Auftretens nur Regierungsfritzen sein können. Bestimmt steht unten der allseits bekannte schwarze SUV. Und klar, sie sind Bundesbeamte. Und sie halten ihre Knarren bereit. Sie warten, ob sich Owen aufgrund seiner Verletzungen in einen Werwolf verwandelt. Tut er nicht und sie ziehen ab. Aber da kommt noch jemand zu ihm und bietet ihm an, der Monster Hunter International beizutreten. Was soll er also tun? Von Natur aus schon nicht gerade ein Adonis, machen ihn die Wunden und Narben jetzt eher selbst zu einem Monster in einer von vorgeblicher Schönheit besessenen Welt. Und dass er bei seiner Firma den Job wegen herausragender Leistungen wiederkriegt, ist nicht zu erwarten. Also sagt er flugs zu. Ein Grund ist auch die attraktive Julie, die er sofort als seine künftige Braut auserwählt - ohne ihr Wissen natürlich. Und als er mit vielen anderen Frischlingen zur Ausbildung antritt, muss er zu seinem Leidwesen feststellen, dass Julie tatsächlich einen Freund hat - den nahezu in allem perfekten Grant. Gutaussehend, klug, wortgewandt, beliebt, heldenhaft und perfekt modellierte Muskeln an seinem schlanken kräftigen Körper. Und schon wird er von dem schön getriezt. Aber Owen lässt isch nicht abschrecken, übersteht die Ausbildung und kommt zu einem ersten Kampfeinsatz auf einem Frachter, der es denn auch in sich hat, wobei sich Grant sofort als der Arsch vom Dienst erweist. Mittlerweile ist er nicht mehr überrascht, welche Wesen sich ihm in den Weg stellen. Wieso auch - nach einer Begegnung mit einem Werwolf? Zudem hat er den Vorteil, dass er ein Waffennarr ist und sich mit Ballerwerkzeug jeglicher Art bestens auskennt. Und dann ist da noch das Geheimnis um die MHI. Seit 1995 war von denen nichts mehr an ihrer CIA-ähnlichen Heldenwand. Da muss etwas geschehen sein, über das aber niemand reden will. Dazu kommen noch die sieben Meister-Vampire und ihr Herrscher, die die Welt im Auftrag einer völlig anderen Kreatur unbarmherzig und blutig unterjochen wollen. Doch bis sie schließlich und letztendlich gegen die antreten können, müssen sie noch viele weitere Monster und Sagengestalten kennenlernen wobei so manche Illusion zerstört wird.

Larry Correia hat sich da eine Action-Fantasy-Mischung zusammengeschustert, die es wirklich in sich hat, die aber in keinem Fall ernst gemeint ist. Trotz aller Action ist man eigentlich dauernd am Schmunzeln. Sein waffengeiler und leicht unterbelichteter Protagonist erzählt eine hanebüchene Story aus seiner eigenen Perspektive und ist dabei natürlich alles andere als objektiv. Zudem wäre es angebracht, den Verstand und den Wunsch nach Logik während des Lesen auszuschalten. Es ist ein wilde Geschichte mit derart fetzigen Actionanteilen, dass man sich mehr und mehr wünscht, auch wenn man an und ab feststellen darf, dass die eine oder andere Figur (Sam entspricht in seiner Beschreibung durchaus der Comic-Figur Yosemite-Sam, Milo einer Mischung aus Pirat und Barbarossa, Grant einem jungen Tom Cruise oder anderer Posterboys im Filmgeschäft wie diesen "Twilight"-Spacken, nur nicht ganz so schwul.) oder Szene aus einem Film ("Heavy Metal" aus dem 80-ern würde da gut passen. Owen erinnerte mich sehr an Dan und eine Szene ziemlich an die Schlussgeschichte des Films). zusätzlich räumt er mit gängigen Teenievorstellungen von Elfen (Nix Orlando Bloom oder Anna Paquin) und Feen auf. Die sind garantiert nicht aus "True Blood" abgekupfert. Neben einer ordentlichen Portion Ironie und einer gewaltigen Prise Sarkasmus lässt der Autor es gewaltig krachen, da sein Hauptaugenmerk auch auf dem Actionsegment liegt. Es fliegen die Fetzen, wird mir Granaten um sich geworfen, geballert, was die Munitionskisten hergeben und ganze Heerscharen von Monstern zerlegt. Hin und wieder wird es auch reichlich blutig, ohne jedoch in den Gewaltskizzen zu sehr zu übertreiben, auch wenn ansonsten der Hang zur Übertreibung absolut und deutlich sichbar ist. Klischeebeladener B-Stoff, der absolut keinen Sinn dafür aber umso mehr Spaß macht. Nachteile hat die Sache natürlich auch. Ungefähr ab Beginn des zweiten Drittels wird es zeitweise etwas ermüdend, dehnt sich und kann nicht mitreißen, was sich aber dann Richtung gewaltigen Showdown wieder ändert. Der Humor ist zumeist echt zum Grinsen, zündet aber auch nicht immer. Der eine oder andere Spruch ("Hey Myles, wie hängt er?") war schon im letzten Jahrtausend zu meiner Schulzeit derart platt, plump und abgenutzt, dass er aus dem Sprachgebrauch verbannt wurde. Solide, bleihaltig, rasant und humorvoll bis auf wenige Ausnahmen. Wer sich nun wirklich simple und reine Baller-Fantasy-Literatur einpfeifen will ohne seinen Intellekt zur Mitarbeit zu zwingen, der macht hier nichts falsch. Ich hatte aber ständig den Eindruck, dass unser Owen hier kurz vor dem Auftritt seines Werwolf-Chefs über seinem Papierkram sanft entschlummert ist und uns nun seinen "Diamantenschneider-Wunschtraum" nacherzählt. So sinnlos die Mischpoke war, so sehr hat sie mir bis auf die erwähnten kritischen Anmerkungen gefallen. Zu empfehlen aber nur für "Spaßleser mit Hang zu Balleraction auf B-Movie-Niveau" oder "Expendables"-Fans, denen der letzte Film zu luschig war. 650 Seiten. Übrigens gibt es dazu auch noch Fortsetzungen. Mal sehen, ob die hier erscheinen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Dezember 2014, 13:18:30
(http://4.bp.blogspot.com/-9VLgJIa3Zog/VIbMKQoUwRI/AAAAAAAAPeg/D_L0pmt5c10/s1600/mountainhome.JPG)

Bracken MacLeod. Lyn arbeitet in den Bergen als Kellnerin in einem kleinen Restaurant. Ihr Leben langweilt sie, doch sie sieht keine Möglichkeit, das zu ändern. Bis zu dem Tag, als eine ausgebildete Scharfschützin das Feuer auf den Laden eröffnet und seine Gäste tötet. Erbarmungslos belagert sie das Gebäude - und Lyn muss sich entscheiden: Wird sie sich dem Tod ergeben oder nimmt sie den Kampf gegen ihn auf?

Lyn hat gerade wieder so einen Tag, an dem gewisse Kunden sich aufspielen und dafür aber mit Trinkgeld geizen. Ihr Chef ist ein Sklaventreiber, ihr Kollege Luis eine faule Sau. Sie versucht dennoch zu allen freundlich zu sein, nicht nur wegen des Trinkgeldes. Kurze Zeit später kommt dann auch noch Joanie Myer in das Restaurant, obwohl sie Hausverbot hat. Lyn schenkt ihr wider die Anweisungen ihres Bosses einen Kaffee ein, was selbstverständlich zu Ärger führt. Joanie verschwindet wieder in ihr Haus, das dem Restaurant direkt gegenüber liegt. Und als die ersten Gäste gehen wollen, um ihre Reise fortzusetzen, fallen Schüsse. Mann und Frau gehen tödlich getroffen zu Boden. Die anderen Kunden sowie die Mitarbeiter begreifen langsam, dass sie in der Falle sitzen und auf der Abschussliste stehen. Bullen rufen geht nicht, da das Festnetztelefon im Schussbereich des hinterhältigen Killers liegt und hier oben die Handys kein Netz haben. Während Joanie - mittlerweile ist es den Leuten gedämmert, dass es nur sie sein kann, die da um sich ballert - von ihrem Haus aus weiter den Laden mit Kugeln beharkt, versuchen die Gäste sich in Sicherheit zu bringen. Hinterausgang ist schwierig, da dort ein recht steiler Abhang fast ans Gebäude anschließt. Zudem ist zu vermuten, dass die Ex-Soldatin diesen Fluchtweg bedacht hat. Irgendwann kommt dann doch der Hilfssheriff Bryce, muss aber ebenso wie die Leidensgenossen in Deckung gehen, um nicht erschossen zu werden. Ein vom Geschäftsführer ausgetüftelter Plan, der er selbst ausführen will, geht in die Hose und er kommt knapp mit dem Leben davon. Auch eine Aktion von Bryce misslingt, wobei er im Schuppen neben dem Haus, der einen Propangastank vor der Witterung schützt, den geflüchteten Koch Leonard entdeckt. Leonard ist der Kleindealer der Gegend und hat seinen Stoff hier gebunkert. Als Bryce feststellt, dass am Tank eine Sprengladung befestigt ist, lässt sich Leonard überreden, ins Haus zurückzukehren. Jetzt ist klar: Sie müssen da raus. Joanie wird keine Gnade walten lassen.

Bracken MacLeod stellt seine Figuren nach und nach vor, skizziert am intensivsten die Kellnerin Lyn und die vom Krieg traumatisierte Joanie, die eigentlich hier in dem Bergen nur ihre Ruhe suchte und mit einer Abfindung durch die Sicherheitsfirma, deren Söldner sie im Kriegsgebiet vergewaltigten un liegen ließen, ein Haus in Waldnähe mit einer freien Aussicht auf die Natur. Doch auch ein anderer Bieter wollte das Gebäude und das Gelände. Da er es nicht bekam, hagt er gerade gegenüber ein Restaurant im Schnellverfahren hingestellt, um Joanie zum Verkauf zu nötigen. So schaukelt sich die Situation langsam aber sicher hoch. Auch weil der Geschäftsführer Beau ein schleimiger Kriecher ist, der vor seinem Boss gut dasgtehen will, indem er die Ex-Soldatin vertreibt. Lyn dagegen braucht diesen Job, um zu überleben, Geld zu verdienen. sie ist die freundlichste Person des gesamten Buches, aber auch sie wird mit der Zeit zum Äußersten getrieben. Nach und nach lernt man die handelnden Personen kennen, darf erfahren, dass in dieser konservativen Ecke des Landes Schwarze und Schwule oder Lesben eher unerwünscht sind und noch eine Denke wie weit vor den 60-ern vorherrscht. Joanie erinnert sehr schnell an andere bekannte Veteranen wie man sie aus "Rambo" oder "Shooter" kennt, die aus ihrem Wunsch nach Ruhe und Frieden, um über ihr Truma hinwegzukommen, derart gestriezt und gereizt werden, dass irgendwann der Kessel überkocht - und sie werden wieder zu den Killermaschinen zu denen sie ihr Land erzogen hat. Jeder ist der Feind, es wird emotionslos getötet - und Joanie war eine der Besten in ihrem Fach. Kalt und überlegt hat sie ihre Ziele ausgeschaltet, wie man in diversen Rückblenden erkennen kann. Und sie hat die Situation fest im Griff, rund ums Haus des Feindes Fallen aufgestellt, Sprengsätze angebracht und wartet darauf, dass sich neue Ziele bieten. Innerhalb der Wände des Restaurants herrscht Uneinigkeit, wobei sich Beau besonders hervortut, doch ist er ebenso wie die restlichen Gäste eher eine Nebenfigur, die nur oberflächlich charakterisiert wird. Aller Augen ruhen auf Lyn. Sie entwickelt sich fast zu so etwas wie einer Anführerin. "Mountain Home" ist ein Roman um Gier, Betrug und eine traumatisierte Soldatin, die zu sehr in die Enge getrieben wird. Und wie John Rambo im Buch gewährt sie keine Gnade, erwartet aber auch keine. Spannend, hintergründig, mit stellenweise famosen Actionszenen und persönlichen großen und kleinen Dramen angereichert, ist das Buch ein wirklich gelungenes Debüt, dem gerne weitere Bücher folgen dürfen. Nur was es mit dem hin und wieder auftauchenden Indianermythos Kreewatan auf sich hatte, wollte sich mir nicht so recht erschließen. 220 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Dezember 2014, 15:44:17
(http://1.bp.blogspot.com/-8FtIX7lGisI/VIhBivi_n4I/AAAAAAAAPfY/ig7lyj-LLu8/s1600/Headhunter_Cover%2BWeb.jpg)

Tim Curran. Vietnam 1970. Eine grüne Hölle, wo der Tod hinter jedem Baum, in jedem Schatten und in jedem Nebel lauert, Sprengfallen und Munition, Landminen und Raketen. Mike McKinney ging dorthin, um über den Krieg zu schreiben, über den Terror und die Frustration, über Soldaten und Menschen und eine Landschaft, die durch den Krieg für immer verändert wurde. Doch dann begegnet ihm noch etwas Anderes: ein urzeitlicher Horror, entsprungen dem dunkelsten vietnamesischen Aberglauben. Eine groteske Abscheulichkeit, die durch den Dschungel und über die Hochebenen schleicht, auf der Suche nach menschlichen Köpfen. Nun ist es auf der Jagd nach ihm. Und nichts kann es stoppen.

Mike "Mac" McKinnes ist aus eigenem Antrieb im Kriegsgebiet Vietnam. Im Gegensatz zu vielen seiner blut- und sensationsgeilen Kollegen, die erst aus ihren sicheren Löchern kriechen, um die Gefallenen zu fotografieren, wenn es wieder sicher ist für ihre miesen, kleinen Leben, unternimmt er mit den Truppen Vorstöße in feindliches Gebiet, kämpft mit der Waffe in der Hand an ihrer Seite und hat somit ihren Respekt gewonnen. Nachdem das Platoon, das er begleitet hat, ein Dorf niederbrannte und einige überlebende Vietnamesen verhört, ruft ihm eine alte Frau etwas in ihrer Sprache zu. Der Lieutenant der Gruppe versteht Vietnamesisch und übersetzt das Gesagte als "Kopfjäger - er wird dich holen". So erfährt er erstmalig etwas über diese Legende. Nun ist er fast schon besessen davon, noch mehr herauszufinden, muss aber immer nur mit Geschichten von Soldaten und Einheimsichen vorlieb nehmen, findet aber keine Beweise. Zudem muss er auch noch seinen Job machen. Und der ist haarig. In einem brutalen Verteidigungsgemetzel um einen sinnlosen Hügel irgendwo im Nirgendwo wollen Tausende Vietcong die Amerikaner von diesem strategisch angeblich wichtigen Platz verteiben. Bald stapeln sich die Leichen, die Verluste sind auf beiden Seiten hoch, aber erst die Unterstützung durch die ferne Artillerie und als die Cobras angeflogen kommen und ihre Raketen in das Gewimmel der Feinde ballern, gibt der Gegner auf und lässt massenweise verstümmelte Leichen zurück. Und auch hier vernimmt Mac bald, dass eine über zwei Meter große Gestalt sich Leichen von diesem Friedhof geholt haben soll und sie tief in den Dschungel schleppte. Auch in Saigon gibt Mac keine Ruhe. Erst kann er einen vietnamesischen Offizier befragen und später noch einen Jungen, der ihm alles besorgen kann, was er so zum Leben braucht - ein kleiner Schmuggler mit Ambitionen, nach Amerika zu kommen. Und bald wird dieser Junge vom Kopfjäger verfolgt und getötet. Jetzt ist es an Mac, sich der Gefahr zu stellen. Er fliegt mit einem Spezialkommando, das hinter den Linien für Unruhe sorgen soll, eine abgelegene Dschungellandschaft und muss erleben, dass sie alle von dieser Bestie abgeschlachtet werden - und dass diese jetzt nur hinter ihm her ist.

Das Buch weckt einige Erinnerungen an die vielen Vietnamfilme seit "Apocalypse now", die Hitze, die Dunkelheit, die Angst, die Fallen und die Brutalität der Amerikaner, die ihnen natürlich gleichermaßen vergolten wird. Während Mike sich seine Menschlichkeit wenigstens noch in einem gewissen Maße bewahrt hat, sind viele der Soldaten eh nur hier, weil sie sonst in der Heimat im Bau gelandet wären. Typen, die hier ihre Lust am Töten so richtig zelebrieren können und wer noch nicht verroht angekommen ist, hat große Chancen, zumindest derart verändert zurückzukehren. Curran erzählt von den Verstümmelungen, den hinterhältigen Überfällen auf Dörfer voller Bauern, die mit dem Krieg nichts zutun haben wollen, aber auch brutalen Gefechten um unwichtiges Gebiet in einem dreckigen Krieg, wobei die Verteidigung der Stellung auf dem Hügel mich wieder mal auf den Film "Firebase" brachte oder "Hamburger Hill" ohne das "friendly fire" - und auf das Buch "Dämon" von Matthew Delaney, wo Vietnam und eine monströse Figur zu Anfang auch eine große Rolle spielen. Müsste ich mal wieder sichten. Und dies toppt derAutor dann noch mit seinem Horrorspuk. Lange Zeit ist der "Kopfjäger" nur eine Legende, Aberglaube und tritt nicht in Erscheinung. Mit dieser Erzählweise hat Tim Curran schon bei seinem "Der Leichenkönig" gearbeitet, nur dass er hier bis zum Auftauchen des Monsters die Zeit mit viel Action aus dem Kriegsgebiet überbrückt, sodass Tempo und Rasanz eigentlich ebenso ständig gewährleistet sind wie die Spannung, was dieser "Kopfjäger" denn nun ist: Mythos oder real? Gute Lektüre, die in ihrer Kürze vorzüglich unterhält, keine Längen oder Hemmnisse für den Lesefluss aufweist und mich das Buch ohne Einschränklung empfehlen lässt. Ist als Doppelband zusammen mit "Leviathan" erschienen. Zu dem dann demnächst einige Worte. Noch etwas zum Cover. Selbst wenn ich den Autor noch nicht gekannt hätte, wäre ich durch die Coverbilder und die Umschlaggestaltung auf das Buch aufmerksam geworden. Hier also ein lobendes Wort Richtung Michael Schubert, der wohl nicht zum ersten Mal den vom Verlag gewünschten Effekt hervorgebracht hat. Rund 100 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Dezember 2014, 13:19:00
(http://1.bp.blogspot.com/-IKMB-_QzWOk/VIlx2HT_fLI/AAAAAAAAPf4/ezRj6JqqYpg/s1600/Leviathan_Cover%2BWeb.jpg)

Tim Curran. Seagull Island - eine geheimnisvolle Insel. Man munkelt, sie sei das Tor zu einer anderen Welt - einer Welt urzeitlicher Monster. Die Einheimischen reden nicht darüber. Verleugnen es. Aber plötzlich ändert sich alles. Auch Johnny Horowitz, ein unbeliebter Paparazzi, hat von dem Mythos gehört und ist ganz besessen von dem Gedanken, als Erster einen Blick auf die andere Seite zu werfen. Während Hurricane Amelia über der Insel tobt, wird das Tor in die prähistorische Welt weit aufgestoßen und Johnny plant dorthin zu gelangen, mit der Kamera in der Hand - koste es, was es wolle.

Johnny Horowitz ist ein Paparazzo (Einzahl), der sich seinen Lebensunterhalt nach diversen Eskapaden in einem regulären und zumindest halbwegs anständigen Job nun mit peinlichen Promifotos für Schundblätter verdienen muss. Er ist freiberuflich unterwegs, hat aber sichere Abnehmer für seinen Mist. Doch irgendwann hatten die von ihm bloßgestellten Stars die Schnauze voll und er wurde immer öfter verklagt und auch dazu verdonnert, Abstand zu halten. Es wurde gar soviel, dass ihm einer seiner Abnehmer riet, mal für einige Wochen unterzutauchen, bis Gras über die Sache gewachsen sei. Tut er sogar, aber trotz des miesen Jobs spielt er weiterhin den dicken Max und hat horrende Rehnungen zu begleichen. Da muss ne Story her. die scheint er auf dem Urlaubsparadies von Carolina, der Seagull Island, zu finden. Sommer, Touristen, Einnahmen für die Inselbewohner und ansässigen Geschäftsleute - und ein wunderschöner Strand ist abgesperrt, ein Zaun verhindert, dass sich die Meute trotz des Warnschildes von wegen Lebensgefahr Zutritt verschaffen. Johnny hat mit dem Bruch irgendwelcher Regeln natürlich kein Problem. Zaun überwunden und den Strand inspiziert. Da findet er Knochen. Knochen, die sich als menschlich herausstellen. Er schwingt sich auf seinen Drahtesel und radelt zum örtlichen Polizeirevier. Doch auch wenn der Ordnungshüter ihn begleitet, scheint der die Sache entweder nicht ernst zu nehmen oder er verheimlicht etwas. Will die Sache unter den Teppich kehren. Das macht Horowitz natürlich nur noch neugieriger. Als er sich dann wieder einmal unerlaubterweise am Strand einfindet, geschieht etwas Seltsames mit ihm. Er fühlt sich schwummerig (liegt ausnahmsweise mal nicht an der Sauferei), kippt weg und als er wieder die Augen öffnet, hat sich etwas verändert. Himmel und Meer haben andere Farben, er sieht Tiere, die es heutzutage eigentlich nicht mehr geben darf. Und dann ist der Spuk vorbei. Doch Johnny will jetzt wissen, was hier vor sich geht, nervt jeden, der nicht schnell genug abhauen kann, mit seinen Fragen und bewegt sich wieder zum Strand - diesmal aber mit Fotoapparat. Es gelingt ihm sogar ein sensationelles Foto von einem urzeitlichen Tier. Er ist sich sicher, dass das sein großer Knüller wird. Doch bevor das geschieht, müssen er und die wenigen auf der Insel zurückgebliebenen Menschen erst einmal den Hurricane Amelia abwettern. Was danach geschieht, ist das pure Grauen.

Tim Curran kommt sofort zur Sache und spärt sich jegliches Vorgeplänkel oder überflüssiges Rumtexten. Strand, Reporter, Geheimnis - alles sofort verfügbar und Interesse am Fortgang der Handlung weckend. Dazu kommt die Charakterisierung des Paparazzo Horowitz, dem er alle schlechten Eigenschaften dieser Aasgeier-Spezies ins Profil schreibt. Dass dieses Pack überhaupt existieren und sich auf die Pressefreiheit berufen darf, ist eh ein Hohn. Horowitz kennt keine Regeln und wenn er welche zu sehen bekommt, ignoriert er sie. Er hat keinen Respekt vor seinen Mitmenschen. Aber seine Verleger sind ja nicht besser. In der Folge betreibt Curran etwas Namedropping und lässt sich über Skandalnudeln wie Sheen, Lohan oder Van Damme und Paris Hilton aus, um den sozialen Abstieg des Fototypen und die Leichtsinnigkeit der Stars zu skizzieren. Ganz nebenbei kann man sich auch über seine Worte zu den "Matsch-Meals" der Burgerketten eigene Gedanken machen. Und so ganz nebenbei baut der Autor eine Spannung auf, die sich mit anderen Storys jederzeit messen kann. Urzeitgetier, Zeittor, Action und später auch Tempo kennzeichnen diese Novelle von Tim Curran. Dazu etwas Humor und ein gradliniger Stil, stimmungsvoll eingefangene Atmosphäre und fertig ist ein guter Output von Tim Curran. Dennoch bleibt er leicht hinter der anderen Story - "Kopfjäger" - zurück, da mir dort der vermehrte Actionanteil einfach besser ins Bild passte. Im Doppelpack aber eine perfekte Wahl, sollte sich kein Fan von Tim Curran entgehen lassen.
Rund 120 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Dezember 2014, 13:19:50
(http://3.bp.blogspot.com/--FHI3Yn1yR0/VI_-cuS9kmI/AAAAAAAAPks/hMiWb5KkIEI/s1600/nachtsicht.jpg)

Stephen Hunter. Vietnam-Veteran Bob Lee Swagger ist mittlerweile 50 und sehnt sich nach einem ruhigen Leben mit seiner Frau und der gemeinsamen kleinen Tochter. Doch dann taucht ein junger Journalist auf und wühlt in der Vergangenheit. Wie kam Bobs Vater Earl als Staatspolizist vor 40 Jahren bei einer Schießerei wirklich ums Leben? Widersprüche zwischen der offiziellen Schilderung der Ereignisse und dem Tagebuch seines Vaters lassen Bob keine Ruhe. Er reist zurück in seine Heimat Arkansas, um die Vorfälle von damals zu rekonstruieren. Und die Operation Black Light nimmt ihren Lauf.

Arkansas 1955. Der Landespolizist Earl Swagger, 45, ist auf dem Weg, um Jimmy Pye einzusammeln, der gerade aus dem Knast entlassen wurde. Er hat ihm einen Job im Sägewerk besorgt und will ihn und dessen etwas zurückgebliebenen Cousin Bub dorthin kutschieren. Doch dann kommt eine andere Sache dazwischen: Ein junges schwarzes Mädchen wird seit Tagen vermisst. Die Sorge der Familie ist so groß, dass man sich sogar an einen weißen Gesetzeshüter wendet, was in dieser Zeit eher ungewöhnlich war. Also kümmert sich Swagger um diesen Fall, anstatt Jimmy abzuholen. Doch dieser wäre eh nicht erschienen. Mit dem Floh im Ohr, dass sein gutes Aussehen ihm in Hollywood zum Durchbruch verhelfen würde, will er sich mit einem Überfall das Startkapital besorgen und dann gen Kalifornien düsen. Der Überfall gelingt, doch aus Arkansas bzw. dem Polk County kommen sie nicht mehr raus. Bei der Festnahme durch Earl Swagger sterben alle drei Beteiligten: der Polizist und die beiden Gauner. Bob Lee Swagger ist zu dem Zeitpunkt neun Jahre alt. Über 40 Jahre später taucht ein Journalist namens Russell Pewtie in Swaggers neuer Heimat Oklahoma auf und will ihn treffen, da er ein Buch schreiben möchte. Er sieht  einige Parallelen zwischen dem Fall von Earl Swagger und einer Aktion bei der Bud Pewtie, Russells Dad, beteiligt war. Dieser hatte als Polizist Lamar Pye und seine Komplizen nach einem brutalen Gefängnisausbruch zur Strecke gebracht, sich danach aber von seiner Familie distanziert. Russell will dies nun in einem Buch aufarbeiten, das sich darum dreht, dass sie Söhne von Verbrechern automatisch ebenfalls brutale Gangster werden, während Polizistensprösslinge sich eher gesetzestreu verhalten. Zu sagen, dass Bob Lee ihm die Tür geweisen hätte, ist noch eine freundliche Formulierung. Aber der Junge gibt nicht auf. Und tatsächlich: Bob wird neugierig, vielleicht auch etwas sentimental, und sieht die Sachen seines Vaters durch. Dabei entdeckt er eine Ungereimtheit - und erklärt sich bereit, mit dem Burschen gemeinsam zu recherchieren. Nachdem sie auf einige Hürden gestoßen sind, finden sie aber erste Spuren, die darauf hindeuten, dass hier nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Und bringen dadurch Leute auf den Plan, die liebend gerne die Vorgänge von damals im Dunkeln lassen würden. So muss auch der alte Anwalt Sam, der zudem von Alzheimer geplagt wird, ebenso um sein Leben fürchten, wie die beiden Söhne, die auf den Spuren ihrer Väter wandeln.

In den Danksagungen am Ende des Buches erwähnt Stephen Hunter, dass "Nachtsicht" Teil einer Trilogie ist, zu der neben "Shooter" auch "Dirty white boys" gehört, das zum damaligen Zeitpunkt noch nicht übersetzt war (Geschah 2000 und wurde zu "Die Gejagten"). "Nachtsicht" ist eigentlich das mittlere Buch davon, man muss aber "Die Gejagten" nicht zwingend gelesen haben, um ihm folgen zu können, da die wesentlichen Merkmale und Figuren aus "Die Gejagten", die wichtig für "Nachtsicht" sind, erklärt werden. "Die Gejagten", das zwar kein Bob Lee-Roman ist, aber dennoch zum "Swagger-Universum" gehört,  liegt mir zwar von Goldmann vor, aber es ist eh wieder leicht gekürzt und ich warte, dass es bei Festa erscheint. Stephen Hunter lässt in seinem vorliegenden Buch eine Zeit aufleben, in der die Rassentrennung noch alltäglich war, der Rassismus salonfähig und diverse irrige Vorurteile bezüglich von Schwarzen noch tief in den Köpfen der Weißen verankert waren. Auch Earl Swagger ist nicht frei davon, doch das hindert ihn nicht, seinen Job korrekt auszuüben - für jeden, der seine Hilfe braucht. Im Jahr 1955 scheint Polk County nur aus riesigen Haufen Hinterwäldlern und Rassisten zu bestehen, in dem Ausnahmen sofort ins Auge fallen. Dass Swagger den Mord an dem Mädchen aufklären will, ist für viele ein Unding, fast schon Verrat an der weißen Rasse. 40 Jahre später kommt ein Bob Lee Swagger in diese Heimat zurück, der sich nach den Ereignissen in "Shooter" mit seiner Frau nach Oklahoma zurückgezogen hatte und nun mit ihr und der gemeinsamen Tochter abseits des Trubels lebt. Dennoch lässt er sich vom Journalisten Pewtie mit seiner eher absurden Theorie über Väter und Söhne aus seiner Trutzburg locken und fährt mit dem nach Arkansas zurück, zieht sogar in seinen alten Trailer. Erinnerungen werden wach, Unruhe überkommt den sonst so coolen Swagger. Während das Buch sehr lange mit den Ermittlungen beschäftigt ist und anhand des alten Anwaltes Sam nicht nur die Einstellung von Weiß zu Schwarz noch einmal Revie passieren lässt, sondern auch das Drama einer Alzheimererkrankung in Worte kleidet, die betroffen machen können, lässt ich Hunter viel Zeit, bis es zu einer ersten Gewalteruption kommt, die dann knapp aber heftig wird. Swagger macht nun einmal keine Gefangenen. Und mit dem Wissen, dass es tatsächlich ein Geheimnis gibt, das vertuscht werden soll, schleicht sich die Paranoia immer tiefer in die Köpfe der Protagonisten. Das ist auch der Zeitpunkt, wo uns der Autor zeigt, dass Swagger nicht nur der eiskalte Killer ist, sondern dass er immer noch unter den Geschehnissen aus dem Krieg leidet, dass er mittlerweile sogar das Gefühl der Angst verspürt, was ihn fast aus der Bahn wirft. Dennoch lässt er sich nicht vom Ziel abbringen und holt seinen Waffenkoffer, was Stephen Hunter zum Startsignal nimmt, den Leser wieder zu Exkursen in Waffenkunde einzuladen, auch erklärt, was der Originaltitel "Black Light" für eine Bewandtnis hat und nach einem spannenden Kampf in der wilden Natur von Polk County nicht nur Licht in das Dunkel der damaligen Geschehnisse bringt, sondern auch mit der einen oder anderen Überraschung aufzuwarten hat, die man sich so nicht ganz vorstellte. "Nachtsicht" ist nicht ganz so actionreich wie "Shooter", dafür aber ein ordentlich aufgebauter Thriller. Es dauert einige Hundert Seiten, bis es wirklich derartig kracht, wie man es aus dem bei Festa erschienenen Vorgänger kennt. Hin und wieder lässt Hunter sogar etwas Humor aufblitzen, Swagger-Humor, manchmal schwer zu erkennen. Gutes Buch, mit einer sehr bildhaft beschriebenen Vergangenheit in den südlichen Regionen der USA, aber ruhiger als "Shooter". Dennoch immer noch entschieden besser als das, was sonst so von anderen Verlagen als Thriller oder Action auf den Markt geworfen wird. Rund 600 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Dezember 2014, 14:06:33
(http://3.bp.blogspot.com/-K_f9k5BK6-A/VJK5DcVTc8I/AAAAAAAAPmA/TQP3K0Xfev4/s1600/Baldacci_DFace_Off_Doppeltes_Spiel_149189.jpg)

David Baldacci - Herausgeber. Mit dieser Anthologie präsentiert thrillerexperte David Baldacci eine Sensation: Jeweils zwei große Spannungsautoren schreiben zusammen eine Story, in der ihre Ermittlerfiguren aufeinandertreffen. So führt ein Mordgeständnis Ian Rankins schottischen Inspector Rebus in den englischen Süden.zu Peter James' Roy Grace, und Michael Connellys Detective Harry Bosch verfolgt die Spur eines Entführers von Los Angeles nach Boston, in das Revier von Dennis Lehanes Privatdetektiv Patrick Kenzie.

Desweiteren macht sich Jack Reacher zusammen mit Nick Heller in einer Kneipe beliebt, wo jeder der Jungs für sich eigentlich in Ruhe ein Beaseballspiel sichten wollte, sie dann aber einem Buchprüfer gegen einen Gangster helfen. John Sandford lässt seinen Lucas Davenport nach New York zu Lincoln Rhyme reisen, um dort mit ihm und Amelia Sachs einen Serienkiller zu stellen. Agent Pendergast hingegen muss sich in einer Anstalt für psychisch Labile dem Vorwurf ausgesetzt sehen, dass er seine vielen Abenteuer und seinen FBI-Status nur geträumt habe und der Tod seines Bruders und seiner Gattin reine Einbildung sei. Cotton Malone und Gray Pierce von der SIGMA-Force kämpfen gemeinsam gegeen einen fiesen Terroristen, während Sean Reilly und Glen Garber in eine wilde Hetzjagd verwickelt werden, bei der sich Garbers Tochter als äußerst clever und wehrhaft erweist. Wyatt Hunt und Joe Trona werden bei einem Angelausflug in Mexiko in einen Kampf gegen Drogenhändler verwickelt, die hinter einem Goldschatz her sind.

Die Idee, diverse Serienfiguren in einer Crossover-Kurzgeschichte gemeinsam agieren zu lassen ist zwar keine Sensation und noch nicht einmal völlig neu, aber man bekommt kurze und schnelle Unterhaltung ohne jegliche Längen geboten. Von Vorteil ist es aber, wenn man die Hauptfiguren schon kennt, die in den vielen Romanen, in denen sie schon ihre Auftritte hatten, über die Jahre hinweg ausführlich mit Eigenheiten, Macken und Marotten skizziert wurden. Jene Stories, in denen mir bekannte Ermittler wie Hunt, Bosch, Reacher, Pierce, Malone, Pendergast, Rhyme und Davenport auftraten, konnten mich mehr fesseln als jene, in denen ich die Protagonisten noch nie zuvor gelesen hatte. Letztere gingen zumeist einfach so an mir vorbei. Mal gelesen und wieder vergessen. Abgehakt. Rose, Gardner, Martini, Fairstein oder Graham werden sich nicht in meinem Bücherschrank landen. Um Werbung für sich und ihre Figuren zu machen, hat das einfach nicht gereicht. Bei Lee Child, Douglas Preston und Lincoln Child, Michael Connelly, John Sandford, Steve Berry und James Rollins sind weitere Käufe so gut wie sicher. Wer nicht zuviel erwartet, kann sich einige vergnügliche Lesestunden machen, ohne sich zu langweilen. In der Kürze liegt die Würze. Knapp 430 Seiten plus Autoreninfos.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Dezember 2014, 14:00:28
(http://1.bp.blogspot.com/-3hV2NcFUD-E/VJb_lXklZ6I/AAAAAAAAPn8/ghqTRkPeS_8/s1600/horde.JPG)

Stephen A. North. Nick Talaski ist ein frustrierter, knallharter Cop. Dass in seinem Provinzkaff auf einmal Tote auferstehen und mordend durch die Gegend ziehen, macht seinen Job nicht unbedingt einfacher. Auch von der überforderten Regierung hat er keine Hilfe zu erwarten - und dummerweise halten sich die Zombies nicht an die Spielregeln, wie man sie aus Filmen und Büchern kennt.

Nach einem feurigen Prolog wechselt die Perspektive zum Beginn einer höllischen Nacht. Da muss der Polizist Talaski mit seinem Partner Keller, der eher eine Art freiwilliger ist, denn noch ein richtiger Cop, da er schon vor Jahren in den Ruhestand ging, zu einem Fall häuslicher Gewalt ausrücken. Zu dem Tatort kommen weitere Bullen wie Dodd und Williams sowie einige gewalttätige Protestler und Weißenhasser wie Janicea und auch die beiden Typen Bronte und Trask, die sich aber bis dato unerfindlichen Gründen hinter dem Haus verstecken. Im Haus geht anscheinend der Punk ab. Geschrei, Gebelle durch die Hunde und die Polizisten entscheiden reinzugehen. Doch dann kommt der Herr des Hauses durch die Tür gestürzt, rempelt Dodd beiseite, der dann wie gelähmt stehenbleibt und einfach nichts tun kann. Da nimmt ihm Keller die Puste ab und legt den Angreifer um. Zusammen mit Talaski geht er in die Wohnung und findet dort die Frau am Boden kniend. Als sie näher herantreten, können sie erkennen, dass die Schnepfe gerade einen ihrer Köter schmatzend vertilgt. Da gibt es nur Feuer frei. Was sie nicht wissen, ist, dass im Haus noch der Sohn der beiden mittlerweile Toten ist - Daric. Der hat selbstverständlich Angst und haut aus dem rückwärtigen Fenster ab, wo er dann Bronte und Trask in den Weg läuft. Immer mehr Meldungen über Aufstände und Gewalttaten gehen ein, immer wieder werden sie zu Tatorten gerufen, doch die Stadt geht langsam vor die Hunde und jeder sucht seinen eigenen Weg aus dieser Hölle heraus. Talaski und Keller hingegen werden zu Chauffeuren für den Polizeichef, den Bürgermeister und deren reiche Getreuen degradiert und sollen die Typen zu einem Grundstück in der feudalen Gegend von St.Petersburg kutschieren, wo einer eine Yacht vor Anker hat, mit der sie flüchten könnten. Doch ein Konkurrent hat mit einer Meute von Anhängern die Zufahrt verbarrikadiert. Damit haben die Flüchtenden Honoratioren aber gerechnet und einige Soldaten plus einem Humvee mit M-60-Maschinengewehr in ihrem Konvoi. Und der Schütze macht kurzen Prozess mit dem Hindernis. Unterdessen müssen sich auch die Tänzerin Trish, der Feuerwehrmann Mills, der Taxifahrer Graham und auch der feige Bulle Dodd ihren Weg durch das von lebenden Toten überzogene Stadtgebiet suchen. Weitere Überlebende sind im Polizeirevier eingeschlossen, andere versuchen aus dem Chaos ihren Profit zu ziehen.

Zack, zack, zack. Fast schon stakkatoartig hämmert der Autor Stephen A. North dem Leser die kurzen, mit den jeweiligen Namen der handelnden Figuren überschriebenen Kapitel um die Ohren. Es ist schon fadt unvermeidlich, dass bei den manchmal nur eine Seite langen Kapiteln sich Cliffhanger an Cliffhanger reiht und dass man als Leser aus purer Neugier und Spannung einfach weiterlesen muss.
Zack ,zack, zack. In einer fast unheimlichen Verwandlung lernen die Städter, wie man sich seiner Haut erwehrt, wie man ohne Reue tötet. Sei es nun ein atemloser Stinker oder ein noch nicht verwandelter Gegner. Und Gegner ist bald jeder, der einem im Weg steht.
Das Tempo bleibt permanent hoch, es geht unheimlich konsequent zur Sache, ohne aber die Gewalt und die Brutalität bis ins letzte Fitzelchen zu präsentieren. Manche Szenarien sind recht bildhaft skizziert, wie z. B. der Ablauf im Leichenschauhaus, als die in ihren Fächern eingesperrten Toten plötzlich von innen gegen die Türen treten und niemand weiß., was da überhaupt abgeht. Da konnte ich mich einem Schmunzeln nicht erwehren. Die Charaktere bieten einen Querschnitt durch die geamte Welt der Spannungs-, Horror- oder Katastrophenliteratur. Da sind die Schwächlinge, die auf einmal über sich selbst hinauswachsen, die Feiglinge, die sich hinter anderen verstecken oder auch die miesen Ratten, die ihre überlegene Position dazu nutzen, das sinkende Schiff zu verlassen, während der Rest untergeht und jene, die versuchen aus der Situation ihren Vorteil zu ziehen, zu plündern und zu morden. Mit all diesen unterschiedlichen Menschen müssen sich die Protagonisten des Buches nach und nach auseinandersetzen. Besonders hervor sticht hier Talaski, der als typische Bulle mit langjähriger Erfahrung erscheint und den Eindruck macht, er käme direkt aus dem Buch/Film "Die Chorknaben". Schon so abgestumpft vom Dienst auf den Straßen und was er da zu sehen bekommt, dass er Dampf ablassen muss. Zumeist mit dämlichen Scherzen auf Kosten der Kollegen. Doch im Kampf ist er ein verlässlicher Partner. Und zu kämpfen gibt es genug. Ständig ist Action angesagt, ebenso wie es kein großes Vorgeplänkel gab, fehlen jetzt auch Wortgedrechsel oder ausführlich geschilderte Beziehungskisten. Stephen A. North konzentriert sich ausschließlich auf den Überlebenskampf der wenigen Überlebenden. Und für die tun sich auch noch diverse Rätsel auf: Was hat es it den schwarzen Kampfhubschraubern auf sich, die rücksichtslos in die Menge ballern? Von der Armee sind sie nicht. Und der Leser wartet aus unterschieldichen Gründen gebannt auf den zweiten Teil dieser "Dead Tide"-Trilogie aus dem Festa-Imprint DELTUS.DE, da die meisten Handlungsfäden offen gelassen wurden und längst nicht alle Protagonisten sich an einer Sammelstelle treffen und nur einige schon gemeinsam unterwegs sind. Und kurz vor dem Ende von Teil 1 kommt auch der Präsident zu Wort, fragt seinen Lieutenant, ob er auch die Codes dabei habe. Will er das Problem mit Atomwaffen lösen? Was wird aus den Bürgern? "Die Horde" ist ein rasanter Kracher im Zombiemilieu, der zwar auf überhartes Gematsche verzichtet, aber ansonsten ein mehr als würdiger Vertreter seiner Zunft ist, der solche schlafmittelgetränkten Sterbehilfen wie die "Walking Dead"-Romane von Kirkman und seinem Vertragsautor weit hinter sich lässt. "Die Horde" ist Horrorstoff mit Zombie-Massaker, der die Aufmerksamkeit der Leser, die reine Unterhaltung auf dem schier unsterblichen Gebiet der Unsterblichen wollen, verdient hat und für mich kein Fehleinkauf war, auch weil es schier atemlos vorangeht und es keine Pausen oder Längen gibt.  Rund 380 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Dezember 2014, 13:56:13
(http://3.bp.blogspot.com/-XRK4PKW1o68/VJlI06-TUvI/AAAAAAAAPqQ/M1cd0TWmKcw/s1600/dummgelaufen.jpg)

Jason Starr. Mickey Prada ist ein netter Junge. Weil er sich um seinen kranken Vater kümmert, hat er sein Studium um ein Jahr verschoben. In der Zwischenzeit arbeitet er in Brooklyn in einem Fischgeschäft. Gerade hat er ein hübsches Mädchen kennengelernt. Aber Mickey hat ein Problem. Ein Kunde im Laden, Angelo Santoro bittet Mickey hin und wieder, Sportwetten für ihn abzuschließen. Angelo verliert jedes Mal, und bald wird sein Pech auch zu dem von Mickey. Jetzt ist der Buchmacher hinter Mickey her, und anstatt seine Schulden zu begleichen, hält Angelo ihm seine Knarre vor die Nase. Als Mickeys bester Freund Chris einen todsicheren Plan hat, um ein bisschen Kohle zu machen, steigt Mickey mit ein. Doch todsichere Pläne können tödlich enden.

Mickey macht seinen Job, kümmert sich um seinen Dad und hält sich aus allem raus. Bis dieser Angelo im Fischgeschäft auftaucht und ihn mit diffusen Drohungen dazu bringt, für ihn zu wetten. Nachdem er einige Male verloren hat, Angelo sich weigert zu zahlen und meint, wenn Mickey nicht spurt, würde er La Famiglia beleidigen, was er sicher nicht auf sich nehmen wolle. Also wettet Mickey weiter - und verliert weiter. In seiner Verzweiflung geht er an seine Ersparnisse, die eigentlich für seine Zukunft gedacht waren. Doch damit ist es nicht getan, das Geld reicht nur für die Hälfte seiner Schulden. Als Glücksfall erweist sich jedoch Rhonda. Er verliebt sich sofort in das Mädchen und auch sie scheint seine Gefühle zu erwidern. Doch da ist das leidige Problem mit dem Geld. Rhonda ist aus sogenanntem Guten Hause, während er ein armer Schlucker ist, der zudem seine College-Geld gerade für einen Gauner verballert hat. Da kommt ihm sein bester Kumpel Chris mit einer Idee. Er und zwei weitere Compadres aus der Bowlingmannschaft  - Filippo und Ralph - wollen Filippos Onkel die Bude in einer feudalen Gegend ausräumen. Angeblich leicht verdientes Geld. Nach kurzem Zögern willigt Mickey ein. Und muss dann miterleben, wie sein Freund Chris erschossen wird. Zusammen mit Ralph und Filippo lässt er die Leiche verschwinden, tilgt die Spuren vom Bruch. Doch damit nicht genug: Rhonda schießt ihn ab und während er sie fast schon stalkt und seinen demenzkranken Vater allein lässt, spaziert dieser auf den Highway und wird überfahren. Um an Geld zu kommen, bedient er sich an den Einnahmen seines Chefs im Fischgeschäft - eine Aktion, die sein Kollege Charlie schon seit Monaten durchzieht. Aber erwischt wird Mickey. Jetzt hat er die Bullen am Hals und gerät auchins Fadenkreuz der Ermittlungen um den Tod von Chris, den  man mittlerweile im Hudson treibend gefunden hatte.

"Dumm gelaufen" könnte auch als "Strunzblöd in Brooklyn" betitelt sein. Alles was Mickey mit der Zeit verzapft, ist dermaßen dämlich, dass man schon bald das Mitfiebern mit dem armen und gebeutelten Kerl einstellt. Sämtliche Entscheidungen sind grundfalsch und seine Leichtgläubigkeit verwundert dann doch den geneigten Leser. Man kann sich zwar recht gut die Zeit des damaligen New York vor Augen führen (besonders wenn man schon etliche Filme aus dieser Zeit gesichtet hat), aber deswegen kommt leider auch keine Spannung auf. Der Stil von Starr lässt seine Geschichte zwar recht flott an einem vorbeiziehen, aber eben auch nur das. Kurzweilig, aber nur eine bessere Strandlektüre, in welcher der Autor seinen Protagonisten mächtig leiden lässt, aber auch blöd aussehen lässt. Daran ändern dann auch die Wendungen nichts mehr, die Jason Starr zum Ende hin anbietet. Nettes Geplänkel mit teilweise unglaubwürdigem Szenario, das den Leser nicht wirklich vom Hocker reißt. Ich hab von Starr vorerst genug. Rund 280 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Dezember 2014, 20:20:17
(http://1.bp.blogspot.com/-Uw9YlY3aSrk/VJ2ZM7p0osI/AAAAAAAAPsA/55KqXx0DNro/s1600/rhoagenda.jpg)

Richard Phillips. 1948 wird am Himmel New Mexicos ein außerirdisches Raumschiff gesichtet. Niemand ahnt, dass das Militär das Schiff bergen kann. Im Rahmen des Rho-Projekts wird die fremdartige Technik über Jahrzehte erforscht. Nun glauben wir, sie zu beherrschen. Doch es gibt ein zweites Schiff, und dies birgt eine weitaus gefährlichere Fracht.

Gelandet und eingesackt. Wie es den Amerikanern nun mal in ihren eigenen Selbstverständnis immer wieder passiert, betrachten sie das Schiff als ihr Eigentum und lassen es in Forschungsräumen tief unter der Wüste verschwinden, um die möglichen Erkenntnisse für ihre ureigenen Zwecke zu nutzen. Besonders das Militär tut sich da hervor. Doch nun sechzig Jahre und etliche Präsidenten später will man tatsächlich einige Ergebnisse nicht nur der Öffentlichkeit vorstellen, sondern sogar mit der Welt teilen. Natürlich geht ein Aufschrei durch die Nation und dann durch die Welt. Nichts war es mit dem "lieb Kind machen" mit dem Rest der Welt. Die USA wird für ihre Geheimhaltung und die nun folgenden Pläne kritisiert. Und das ist noch längst nicht alles. Hatte man sich eingebildet, nun alle Geheimnisse dem Schiff entrissen zu haben und sich vor allen anderen einen Vorsprung verschafft zu haben, geht der Trouble erst richtig los. Und zu allem Überfluss finden drei Schüler, die kurz vor dem Abschlussjahr an der Highschool stehen, in einem abgelegenen Canyon ein weiteres gestandetes Schiff. Trotz der effektiven Tarnung des Raumfahrzeugs finden sie Zugang zu der Höhle, die es beim damaligen Absturz in den Fels gegraben hatte und beginnen, es zu erkunden. Auf was sie da stoßen, ist sensationell, aber sie geben die Information nicht an die Behörden weiter, weil sie (wohl richtig) vermuten, dass das Schiff dann ebenfalls in den Katakomben der Regierung verschwinden würde. Da experimentieren sie lieber selbst damit rum. Was sich dabei auftut, ist fast schon beängstigend. Bei jedem der drei Schüler verstärken sich individuelle Fähigkeiten, von denen keiner etwas geahnt hat. sie müssen schon bald sehr aufpassen, dass sie mit ihren neuen Kenntissen nicht auffallen. Aufgrund gewisser Vorfälle um das Zentrum in New Mexico hat die Regierung drei knallharte Agenten geschickt, die der Angelegenheit auf den Grund gehen soll. Dabei kommen sie auch den Kids recht nahe. Bis einer der Agenten von einem Mann getötet hat, der schier unsterblich war. Der Direktor vom Forschungszentrum hatte dem ein Serum injiziert, das sämtliche Wunden, Brüche oder Krankheiten heilen konnte. Und in der Regierung selbst bilden unterschiedliche Interessengruppen, die mit allen Mitteln für ihre Ziele kämpfen, was die Kids bald zwischen die Fronten bringen könnte.

Gekauft aufgrund der für mich interessanten Inhaltsangabe, in der nicht erwähnt wird, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Oder doch nicht? Meines Erachtens ist der Versuch, den Spagat zwischen hartem Fantasy-Thriller und Jugendbuch leider gescheitert. Etliche Sequenzen von "RHO-Agenda 1" sind für ein Jugendbuch einfach zu hart. Ich meine, einen Bösewicht mit seinen Darmschlingen kaltzumachen, gehört da eher nicht rein, dafür haben wir Verlage wie Festa, DELTUS.DE, Luzifer, Voodoo Press oder -MKRUG, die solche Kills perfekt zelebrieren können. Der gesamte Storyaufbau krankt an diesem misslungenen Mix. Verschwörung trifft Schulprobleme schön und gut, aber Serienkiller und metzelnde religiöse Fanatiker müssten dann ebensowenig ausführlich skizziert werden, wie die komplexen technischen Komponenten, die nach und nach ans Tageslicht kommen. Was zwar erwähnt wird, aber dennoch zu kurz kommt, sind die Auswirkungen der Veröffentlichungen auf die restliche Welt. Zwar wird der arabische Raum kurz genannt, Europa scheint es nicht zu geben und auch Asien sowie Russland (okay, das Buch stammt aus 2006) bleiben außen vor. Die Welt dreht sich mal wieder nur um die USA (für die Nordamerika ja gleichbedeutend mit USA ist, das für diese mächtige Supermacht Kanada ja nur ein geduldetes Anhängsel ist) und ihre Probleme. Und so wechselt das Ganze zwischen typischen Pennälerszenen und deren Problemen nmit Lehrern, Mitschülern und Eltern, Schulstress und Hormone, auf Thriller und Aliens. Wird da auf dem Klappentext noch geprotzt mit "Das gefeierte Sci Fi-Spektakel aus den USA" und "Richard Phillips 'actiongeladener..." muss man attestieren, dass dies doch mehr als nur ein wenig übertrieben wirkt. Hin und wieder ist Action eingestreut, stellenweise zu hart, um vielleicht an 14- oder 15-Jährige verkauft zu werden, aber im Wesentlichen wird hier auf die Fundsachen, technische Sperenzchen und ein gewisses Spannungselement gesetzt. Stilistisch herrscht eine ähnliche Diskrepanz wie bei der vermeintlichen Zielgruppenbestimmung. Einerseits ausführliche und detaillierte Darstellungen gewisser Errungenschaften und wissenschaftlicher Vorgänge wechseln zu andererseits einfachster Fabulierkunst, die manche Figuren überflüssig oder gar langweilig erscheinen lässt. Dennoch kann man dem Buch eine gewisse Spannung nicht absprechen und irgendwie bin ich schon neugierig, wie es weitergehen soll. Ist ja als Trilogie angelegt. Ob ich es empfehlen würde? Eher nö. Als Jugendbuch stellenweise zu hart. Als Thriller zu wenig Action und zuviel Kids. Der versuchte und misslungene Mix hat dem Buch nur geschadet. Sich für eines von beiden zu entscheiden, wäre meines Erachtens besser gewesen. Rund 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Dezember 2014, 16:00:42
(http://3.bp.blogspot.com/-dzTNlNlLBDY/VJ6uTBofwLI/AAAAAAAAPs8/xNnsAd22XUo/s1600/TheDead_Todeszellen-600x954-220x350.jpg)

Adam Millard. Als Häftling eines der schlimmsten Gefängnisse, das man sich vorstellen kann, denkt Shane Bridge, dass er bereits alles gesehen hat. Umgeben von Mördern, Vergewaltigern, Gangstern und Pädophilen hat Shane drei Jahre lang überlebt. Mit der Aussicht auf seine baldige Entlassung, steckt er große Hoffnung in seine Zukunft zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter, die ihn zu Hause bereits sehnsüchtig erwarten. Doch als ein Häftling ankommt, der einen tödlichen Virus mit sich trägt, erkennt Shane schon bald, dass er seine Pläne zu überdenken hat und er von nun an um sein Überleben kämpfen muss. Kaum hat sich der Virus ausgebreitet, verwandeln sich sowohl die Wachen, als auch die Insassen zu fleischfressenden Monstern. Nur wenige haben überlebt, und zusammen überlegen sie, wie sie hier herauskommen, wie sie am Leben bleiben können.

Shane sitzt mit seinem Zellengenossen Billy, einem riesigen Halbindianer mit irischem Blut in den Adern in seiner Zelle und albert mit em Mann herum, der ihm im Laufe der Zeit ein Kumpel geworden ist. Nicht viele hatten das Glück, einen derartig friedfertigen Mitbewohner zu bekommen. Währenddessen wird ein neuer Häftling durch die Aufnahme geschleust und quer durch die Kantine in den Zellenblock eskortiert. Plötzlich fängt der Typ an zu kotzen - irgendein schleimiges, schwarzes Zeug. Prompt gehen die Insassen, deren Essen er vollgereihert hat, auf ihn los und die Wachen können nur mit Mühe wieder für Ordnung sorgen und den Kerl vor einem Tod durch Erschlagen retten. Doch der Schleim ist infiziert und verwandelt die Kerle in fleischgierige Bestien. Nach und nach werden Insassen wie Wärter und gar der Direktor angesteckt und torkeln leicht unkoordiniert wie hungrige Wölfe durch das Areal. Nur einzelne Personen konnten bisher der Seuche oder dem Tod durch gefressen werden entgehen. Auf der Suche nach einem Schutz oder gar einem Ausgang kämpfen sich die Überlebenden durch die von den brutalen Infizierten beherrschten Gänge, die von einem quälenden Hunger in den Eingeweiden getrieben werden. Bald finden sich die Personen zu einem Grüppchen zusammen, das gemeinsam entfliehen will. Gut, das zwei Wachen dabei sind, denn man benötigt auch deren Fingerabdrücke um an den Sicherheitsschleusen vorbei nach draußen zu kommen. Den ebenfalls gebrauchten Zahlencode für die eine oder andere Tür zwischen sich und der Freiheit finden sie auf dem PC des Direktors, während der sich auf Fleischsuche im Gebäude rumtreibt. Zu Shane und Billy stoßen dabei die Wachen Michaelson und Jenson, die Ärztin Marla sowie die beiden Knackis Jared und Terry. Zusammen kämpfen sie sich durch eine Übermacht an Infizierten zu einem der Ausgänge, den nicht alle von ihnen erreichen werden.

Adam Millard nimmt sich die Freiheit, das Gefängnisleben nicht über Gebühr zu beschreiben und legt fast sofort mit der Bedrohung los. Auf unnütze Ausschmückungen verzichtet er großzügig. Bis auf Shane werden die meisten Charaktere auch nur angerissen und oberflächlich dargestellt (Wer die Serie "Prison Break" gesehen hat, kennt inklusive Ärztin - glücklicherweise nicht so heulsuselig - die Besatzung dieses Knasts), dabei auch das eine oder andere Klischee bedienend. Wer sich jetzt auf Tiefgang und/oder eine hintergründige Story eingestellt hatte, wird womöglich enttäuscht sein. Doch wer braucht in einer Infizierten-/Knast-Story schon tiefgründige Ausführungen? Seine fleischfressenden Toten sind übrigens gegenüber den Zombies seit Romero mit einigen Veränderungen versehen worden. Nicht nur, dass sie schwarz suppen, in ihrem Oberstübchen tummeln sich auch noch einige Gedanken. Nicht unbedingt auf Professoren-Niveau, aber für deren Studenten würde es noch reichen. Zudem wird immer wieder das nagende Hungergefühl hervorgehoben, das mich fatal an "Das Camp" von Nick Cutter erinnerte. "The dead: Todeszellen" ist zwar gut gefüllt mit Actionsequenzen und dem einen oder anderen Massaker, bei dem sich die Gedärme aus dem Körper winden oder grad gefressene Fleischbrocken auf direktem Wege und ohne in die Nähe des Verdauungstraktes zu kommen, wieder nach draußen poltert, aber es gibt sicher entschieden härtere und derbere Kost auf dem Markt. Beklemmende, düstere Knastatmosphäre, grobe Sprache und ständig lauernde Gefahren hinter dunklen Ecken, die bestenfalls durch flackernde Lämpchen erhellt werden. Ein Szenario wie in einem Horrorfilm und ebenso spannend. Da es der Beginn einer Trilogie ist, endet das Buch selbstverständlich mit einem Cliffhanger, der begierig auf die Fortsetzung macht. Da ich von temporeichen und rasanten Zombiestories - obwohl mittlerweile inflationär auf den Markt geworfen - nicht genug bekommen kann, bin ich wieder dabei. Auch schon deshalb, weil Adam Millard auf große Tragödien mit Tränendrüseneffekt verzichtet. Wer so etwas lesen will, greife zu den entsprechenden Autoren. Rund 190 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Dezember 2014, 16:20:59
(http://3.bp.blogspot.com/-2oPGiV1OCpw/VKPot6sgBbI/AAAAAAAAPuY/WbxYFzCQu0Y/s1600/evangelum.jpg)

James Rollins. Ein Erdbeben in Israel fordert Hunderte von Menschenleben - und ermöglicht den Zugang zu einem bislang unbekannten unterirdischen Tempel, der den mumifizierten Körper eines gekreuzigten Mädchens enthält. Im Sarkophag der Toten macht Archäologin Erin Granger eine brisante Entdeckung: ein Buch, geschrieben von Jesus eigener Hand, das ungeahnte Gefahren birgt und alles infrage stellt, was die Menschheit zu wissen glaubte. Erins Feinde schrecken vor nichts zurück, und eine gnadenlose Jagd nach dem Manuskript beginnt.

Israel, Masada. Touristen besichtigen die Heilige Stätte, werden von ihrer Führerin über die Geschichte informiert. Der junge Tommy und seine Eltern stoßen etwas verspätet zu der Gruppe, da der anstrengende Aufstieg doch etwas viel für den Vierzehnjährigen ist. Zu ihrem Leidwesen wurden sie dadurch nicht lange genug ausgebremst. Das Erdbeben, das üble Zerstörungen hervorruft, erwischt auch sie. Größtes Problem dabei ist das austretende Gas, das sämtliche Besucher tötet - bis auf Tommy. Viel weiter an einer Ausgrabungsstätte diskutiert Dr. Erin Granger ungehalten mit ihren studentischen Hilfskräften die weitere Vorgehensweise, als ein Pferd angaloppiert kommt, den deutschen Heinrich mit einem schweren Huftritt am Kopf erwischt und damit zum Tode verurteilt. Aufgeschreckt wurde der Gaul durch einen Hubschrauber der israelischen Armee, der Dr. Granger abholen soll, um mit ihr zu der Historienstätte Masada zu fliegen. Mit an Bord ein Leutnant der israelischen Armee und ein Priester. In Masada werden sie von israelischen und amerikanischen Soldaten erwartet. Letztere werden angeführt von Jordan Stone. Sie sollen die Stätte erkunden, da durch das Beben eine Kaverne freigelegt wurde, aus der das Gas ausgetreten ist, das die Touristen getötet hat und bisher unentdeckte Räume mit einem Sarg und weiteren Beigaben enthält. Kaum sind sie unten ertönt Kampflärm von oben - und kurze Zeit später werden auch die Abgeseilten in der Kaverne von Unbekannten angegriffen. Nur knapp können der Priester, die Archäologin und der US-Soldat entkommen. Dann haben sie endlich die Muse, sich über ihre Entdeckung zu unterhalten. Ein Sarg, in dem ein Mädchen lag, das aber mittlerweile von Bolzen an die Wand genagelt wurde. Was hat es damit auf sich? Warum wurde das Kind dort begraben? Wer hat es wieder aus dem Sarg geholt? Ein Fundstück, das sich als alter Orden des Nazi-Regimes herausstellt und von einer Gruppe namens "Das Ahnenerbe" verliehen wurde. Nach kurzen Beratungen führt sie die Spur nach Deutschland, nach Ettal. Von dort geht es dann nach St. Petersburg in Russland. Ihnen auf den Fersen weiterhin ihre rücksichtslosen und unheimlichen Gegner aus Israel. Und während das Trio nach der Wahrheit sucht, wird der einzige Überlebende des Erdbebens, der junge Tommy, aus dem Krankenhaus entführt, um einem anderen Jungen namens Aljoscha als Freund und Spielgefährte zu dienen.

Schon auf Seite zwei bei der dortigen Inhaltsangabe testet der Verlag die Aufmerksamkeitsspanne des Lesers, ist der Text dort doch tatsächlich einem anderen Buch von James Rollins entnommen. Da wurde einmal mehr eine gewisse Sorgfalt vermissen lassen. Gehört aber in der heutigen Zeit der Gewinnmaximierung auf Kosten von Serviceleistungen und Qualitätsmanagment bei den marktbeherrschenden Firmen egal welcher Branche wohl zum üblichen Geschäftsgebahren. Man verkauft dem Kunden die Ware und ihn gleichzeitig noch für blöd. Cover und Inhaltsangabe auf der Rückseite (Die passt and tatsächlich zum vorliegenden Werk) lassen einen schnarchigen Puzzle-Kirchenthriller in der Tradition des sich mittlerweile ständig inklusive etlicher Fehler wiederholenden Dan Brown vermuten, der seit seinen Achtungserfolgen nur noch über viele Seiten wenig Spannung zu bieten hat. Glücklicherweise hat man sich da dann doch getäuscht. Über Tempo kann man sich nicht beschweren. ABER schon die Figur der Professorin Dr. Erin Granger hat ziemlich schnell einen hohen Nervfaktor zu bieten gehabt. Gibt sich mit ihren 32 Jahren äußerst elitär und ihren Helfern gegenüber besserwisserisch, hat in der kurzen Zeit schon alles erlebt und war schon überall im Einsatz, ist die sprichwörtliche eierlegende Wollmilchsau plus supersüß und supersexy, weiß alles, kann alles. Und schon ab Seite 60 beginnt der Spaß mit dem ganzen Geschmachte (Einfluss der Co-Autorin?), der ab Seite 80 dann schon so gefestigt ist, dass man die Pärchenbildung in diesem Buch erkennt. Lady Dr. ist beim Anblick ihres neuen Heroen nämlich nur noch am Sabbern. Ihm geht es selbstverständlich nicht besser (Und über all dem werden die Opfer wie der deutsche Helfer oder die Freunde und Kollegen des Jordan Stone ruckzuck vergessen, kaum noch erwähnt. So wichtig können sie den Protagonisten also nicht gewesen sein und die beiden Heldennasen dann auch nicht so mitfühlend wie gerne dargestellt.). Zu diesem Klischee kriegt man dann noch fiese Nazis, das Dritte Reich, das Vierte Reich, Atlantis, Rasputin, Lazarus und auch Judas serviert (Okay, nachdem Lazarzus aufgetaucht ist, hab ich die Lektüre erst einmal unterbrochen und mich mit dem Kurzfilm "Fist of Jesus", der thematisch passt, wieder aufgemuntert.). Damit nicht genug, denn altbekannte Monster aus diversen Sagen und Überlieferungen dürfen sich auch noch unter die Handelnden mischen und für mächtig Unruhe sorgen. "Das Evangelium des Blutes" ist Rollins "verwässert". Zwar ist das Tempo hoch, Action gibt es auch nicht gerade wenig, aber sobald die Story dann endgültig in Richtung Romantik trifft Fantasy beim Versuch einen Roman anhand von Schablonen zu kreiieren, abdriftet, ist von Lesespaß nicht mehr viel übrig. Die Hatz durch Europa mit Kirchenvertretern im Schlepptau und einem heldenhaften Ami-Gespann, das als Einziges in der Lage ist, die Welt vor dem totalen Untergang zu retten, gewinnt eigentlich nur durch das Tempo und den sehr simplen Schreibstil einige Pluspunkte. Sicher, bei James Rollins muss man schon mit Fantasy-Elementen rechnen, aber das hier Gebotene ist meilenweit von starken Titeln wie "Operation Amazonas" usw. entfernt. Noch ein bisschen mehr Geschnulze und wir hätten hier die nächste Jugendbuch-Trilogie, die Hollywood dann kommerziell in einem seelenlosen Vierteiler in 3D und  mit unbekannten und eher weniger talentierten Hauptdarstellern erfolgreich auswerten kann. Kurz: Massenware, die man nicht unbedingt ins Herz schließen muss. Das Buch ist pure Strandlektüre, bei der man nicht einmal die Wahl hat, den Verstand auszuschalten, man wird schon dazu gezwungen. Nach Beendigung der Lektüre kann man das Buch dann tief im Sand vergraben, als Beweis für nachfolgende Generationen, dass früher eben nicht immer alles besser war. Das Buch ist wieder ein Beispiel, dass sich Autoren, die ihren guten Namen für solche Co-Werke hergeben, den bisher erworbenen Ruf schwer verderben können, wenn die Qualität nicht einmal in die Nähe der bekannten und beliebten früheren Outputs kommt. Ach ja, der Schluss ist natürlich mit dem entsprechenden Cliffhanger beim offenen Ende versehen, der den geneigten Leser dann auch zum nächsten Werk des Duos greifen lassen soll. Ist jetzt also nicht die gewohnte Klasse eines James Rollins. Ganz klar bestenfalls Kreisliga. Und das will was heißen, wenn ich dieses Buch schon über zumindest die letzten beiden Verbrechen von Dan Brown stelle. Rund 665 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Januar 2015, 14:51:33
(http://1.bp.blogspot.com/-8kpVTU7BuLo/VKfIjQ6-T6I/AAAAAAAAPvs/IWnrN9ec83I/s1600/000.jpg)

Edward Lee & John Phelan. Goon ist ein Gigant. Eine Kampfmaschine im Wrestling Ring. Ein maskiertes Monster aus Muskeln und Samensträngen. Und offenbar ein Serienkiller, der seine weiblichen Fans vergewaltigt und verstümmelt. Davon ist zumindest Poliziermittler Philip Straker überzeugt.Auch die Reporterin Melinda Pierce ist hinter Goon her. Indem sie sich den Wrestlern als willige Ringratte zu Verfügung stellt und wünsche erfüllt, die sogar einen Pornostar kotzen lassen würden, will sie der Bestie in Menschengestalt näher kommen.

In dem Bezirk des Polizisten Straker werden Leichenteile und Massengräber gefunden. Er soll der Sache nachgehen, was zuerst seinen Unmut  hervorruft. Doch als er feststellt, dass ihm die Reporterin Melinda Pierce mit ihrer üppgsten Oberweite und freizügigen Art zur Seite gestellt wird, ändert sich seine Meinung prompt. Liebend gerne würde er der Dame an die Wäsche gehen, traut sich abernicht so recht und handelt daher fast im Minutenrhythmus nach dem Motto "Und ist das Frauchen noch so lieb, Handbetrieb bleibt Handbetrieb." Um sich in die Szene einzuschleusen lässt sich die Reporterin in jedem Bett eines Wrestlers, der mittlerweile so weit abgestiegen ist, dass er mit der Truppe schon fast nur über die Hinterwäldlerdörfer tingeln muss, ordentlich durchnageln. Pech für Straker, dass auch er bei den weiblichen Wrestlern vorstellig werden muss. Ihm vergeht schnell der Appetit. Nach etlichen Eskapaden stoßen die beiden auf den Typen und versuchen ihn auszuschalten.

Edward Lee, wie er leibt und lebt. Unterstützt von John Phelan haut er Ekelsex en masse raus, dass man wirklich meint, er habe sich fest vorgenommen, seine Leser zu einer Runde Kotzen zu animieren. Und das spielt sich wirklich im Extrem-Bereich ab, während die Gewalt- oder Splatterszenen bei "Goon" anscheinend verstecken gespielt haben. Viel gibt es da nicht zu berichten. Abgesehen von dem echt lächerlichen Wichser (im wahrsten Sinne des Wortes) und einigen netten Anspielungen auf die Wrestlingszene inklusive einer Diskussion, ob es sich nun um echten Sport oder nur Show für Zurückgebliebene handelt, fehlt mir hier der Anteil an Humor, der für mich Lee aus der völlig sinnfreien Kotzecke hervorgehoben hat. Stellenweise hab ich mich bei der Aneinanderreihung von Sexkapaden fast schon gelangweilt. Die Figuren sind Nullinger, so gut wie uninteressant und der Detective wird vom Amüsement mit der Zeit zum Ärgernis. "Goon" ist schnell zu lesende, flott konsumierbarer Stoff, der leider irgendwie inhaltslos und auch seelenlos daherkommt. Auch die Pointe, die der Autor gerne noch zum Besten gibt, kann hier nicht mehr groß überraschen. Keine Glanzleistung vom Autor, hat aber auch schon rund 18 Jahre auf dem Buckel, da es aus dem Jahr 1996 ist. Das Buch ist ein One-timer, den man aus der Hand legt und wohl nie wieder anrührt. Aber hey, NIEMAND kann ständig Höchstleistungen erbringen (Doping lass ich jetzt mal außen vor). Rund 155 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Januar 2015, 12:54:42
(http://4.bp.blogspot.com/-v0BawxjTnIw/VK-kBxBV4NI/AAAAAAAAP2A/ujO1CMzWcyk/s1600/amok.jpg)

Tom Bale. An einem Januarmorgen wartet ein blutiger Alptraum auf ein kleines Dorf in Sussex: Ein Mann läuft Amok und erschießt über ein Dutzend Menschen, bevor er sich selbst richtet. Wie durch ein Wunder überlebt Julia Trent das Massaker, und sie ist sich sicher: Der Todesschütze war nicht allein. Die Polizei ist jedoch überzeugt, dass die verletzte und traumatisierte junge Frau sich den zweiten Schützen lediglich einbildet. Nur einer glaubt Julia: der Journalist Craig Walker. Gemeinsam suchen sie nach der Wahrheit – doch das Töten ist noch nicht vorbei.

Julia Trent wundert sich noch über die Ruhe in dem kleinen Weiler mit nur etwas mehr als 60 Einwohnern, ebenso über ihren Eindruck, dass möglicherweise jemand hinter dem Wagen des Postboten liegt, als sie in das kleine Lädchen des Ortes geht. Nachdem sie ihren Einkauf erledigt hat, geht sie wieder nach draußen und der Albtraum beginnt. Ein Mann, Carl Forester, geht von Haus zu haus und erschießt jeden, den er antrifft. Auch sie selbst gerät in das Visier des Killers, kann aber entkommen, als ein angeschossener Mann den Täter ablenkt, dafür aber mit dem Leben zahlen muss. Trent erklimmt in Panik einen Baum und kann von oben sehen, wie der Täter nach ihr sucht. Dann erscheint ein weiterer Mann in voller Motorradmontur inklusive Helm. Sie glaubt sich gerettet, bis sie mit ansehen muss, dass der Typ den anderen abklatscht - und ihm danach eine Kugel in den Kopf jagt, ihm die Waffe dann in die Hand legt und es wie einen Selbstmord nach einem Amoklauf aussehen lässt. Doch er hat auch sie entdeckt und leert ein Magazin Richtung Baum, um dann eilig zu verschwinden. So sieht er nicht, dass Trent angeschossen wurde und von ihrem Versteck abstürzt. Schon bald ist die Polizei vor Ort, sperrt alles ab und beginnt mit den Ermittlungen. Klar im Fokus steht die Tatsache, dass ein Investor eine Ortserweiterung mit seelenlosen Neubauten um das Örtchen herum plant und es hier eine Initiative dagegen gab. So kommt man auf George Matheson, der wiederum mit anderen Geldgebern an dem Projekt arbeitet. Trent kommt ins Krankenhaus und kann erst später venommen werden. Keiner will ihr dann die Story von dem zweiten Schützen glauben. Die Polizei würde den Fall liebend gerne zügig als geklärt abschließen. Mittlerweile kommt auch der Ex-Alkoholiker und freie Schreiberling Craig Walker ins Spiel. Sein Vater war der Initiator der Gegenbewegung und auch der Mann, der den Killer lang genug ablenkte, damit sich Julia Trent in Sicherheit bringen konnte. Walker hat sich jetzt geschworen, diese Sache aufzuklären und unterstützt Trent bei ihren Bemühungen der Behördenmeinung zum Trotz den zweiten Mann zu finden. Schnell wird beiden klar, dass sie in Gefahr sind, denn es beginnt jemand, hinter sich aufzuräumen.

Der Beginn des Thrillers ist fast schon fulminant zu nennen, ist demzufolge vielversprechend und daher in der Folge als er noch stärker nachlässt, als er begonnen hat, umso enttäuschender. Denn ab diesem Zeitpunkt werden fast nur die Figuren beleuchtet, beide Protagonisten plagen sich natürlich mit Traumata aus ihrer Vergangenheit herum und die zudem in immer größerer Zahl auftauchenden Profiteure von dem Massaker sollen wohl die Spannung zusammen mit der Zahl der Verdächtigen erhöhen. Und daran hapert es denn auch ziemlich, da sich deren Beziehungen und Planspiele, gegenseitige Schuldzuweisungen und Drohungen bald eher ermüdend lesen und man zwar nach der alles beherrschenden Figur im Hintergrund sucht, aber ansonsten irgendwie keinen Zug ins Geschehen bekommt. Es wird fad und öde, hin und wieder unterbrochen von einem Mordversuch an den beiden "Privatermittlern". Daneben sind auch diese zwei nicht gerade als Sympathieträger geeignet. Während sich die Trent eher als elitär erweist in einigen Situationen, war der Journalist (Investigativjournalist nennt sich das in positivem Wortschatz, Boulevardschmierfink im realen) bei mir unten durch als er, der ex-Trunkenbold, der mittlerweile wieder angefangen hat, sich über einen Mann mokiert, der nach Bier gestunken hat. Vielleicht wollte der Autor damit auf menschliche Schwächen eingehen, um mehr Mitgefühl zu wecken für den armen Kritzler, hat bei mir aber nicht funktioniert. So ging es mir leider dann auch mit dem gesamten Roman. Die lange Durststrecke, bis endlich wieder Tempo ins Geschehen kommt, hat mir den möglichen Spaß an einem rasanten Ende doch verdorben. Außerdem ist "Amok" schwächer als "Overkill", das ich zuvor gelesen  hatte und als Referenz für den Autor nahm. War wohl nicht so wirklich clever. Jetzt hab ich noch zwei weitere von ihm ungelesen hier liegen und die werden in meinem SuB erst mal weit nach unten wandern. Vielleicht hätte mich der Aufkleber vom "Vox Tipp" ja auch warnen sollen. Was bin ich froh, dass der FESTA-Verlag mit seiner Zufriedenheitsgarantie die Lücke der Actionthriller mit hohem Tempo und Knalleffekt schließt, die mittlerweile bei den Mainstreamverlagen entstanden ist und die nur noch Stoff wie eben "Amok" bringen. Das hier vorliegende Buch ist brauchbar als Lektüre für nebenbei oder zum "müde-lesen", unteres Mittelmaß. Garantiert keine MUSS-Anschaffung. Rund 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Januar 2015, 20:37:24
(http://2.bp.blogspot.com/-05R7XyTmXuc/VLFikClmmvI/AAAAAAAAP3c/YxcSn5kBcPE/s1600/mertewconcanre.jpg)

Shane McKenzie. Felix und Marta wollen in einer kleinen Grenzstadt einen Dokumentarfilm über  illegale mexikanische Einwanderer drehen. Als Marta spurlos verschwindet, erkennt Felix, dass im Niemandsland zwischen den USA und Mexiko der perfekte Ort für jede Art Verbrechen liegt. Er begreift, dass es viel Schlimmeres als korrupte Cops oder Drogenbanden gibt. Etwa die Familie, die Flüchtlinge zum Fressen gern hat.

Marta beackert ihren Freund schon länger. Mal so, mal so. Eines der "mal so" besteht aus dem Wunsch, eine Doku über illegale Einwanderer aus Mexiko zu drehen. Nicht allein wegen dem daraus resultierenden Elend, sondern auch, weil ihre Eltern verschwunden sind, als sie noch jung war. Bei der Gelegenheit kann man dann ja auch gleich mal die Einwanderungsbehörde - La migra genannt - loßstellen und deren Umgang mit Flüchtlingen anprangern, die sie beim Grenzübertritt erwischen. Felix hat nur eines im Sinn: Marta zu heiraten. Also erklärt er sich bereit dazu - in der Hoffnung, dass sie seinen Antrag dann eher annimmt. Er kennt seine Freundin ja und weiß, wie schwierig sich das Vorhaben bei ihr gestalten kann. Nachdem alles sortiert und gepackt ist, geht es endlich auf den Weg. Je näher sie der Grenze in einer abgelegenen Gegend kommen, umso heruntergekommener die Käffer, durch die sie fahren, umso proletenhafter die Bewohner. Am Ziel angekommen, mieten sie sich in einem Motel ein, speißen köstliche Tacos an einem entsprechenden Stand und fahren dann hinaus in die Wüste, um sich einen der Orte anzusehen, an denen die Illegalen die Staatsgrenze nach einer beschwerlichen Tour überschreiten. Außer einer verfallenden Scheune finden sie nicht viel. Zurück in dem Kaff geraten sie in Streit und Marta haut ab - geradewegs wieder zu dem alten Bauwerk. Sie begegnet einer dreiköpfigen Familie, die gerade den Weg in die USA hinter sich gebracht hat - und wird gemeinsam mit ihnen gefangen. Felix hingegen besäuft sich und merkt erst tags darauf, dass seine Marta das Weite gesucht hat. Jetzt geht ihm die Muffe und er will sie finden. Während seiner Suche erlebt Marta das Zusammenleben einer extrem seltsamen Familie mexikanischer Herkunft und muss bald erfahren, woraus das Essen gemacht wurde, das ihr an dem Taco-Stand so sehr mundete und woraus das Freizeitvergnügen der Bande besteht. Irgendwann merkt Felix, dass der Laptop von Marta fehlt, auf den sie die Bilder übertragen wollte, die sie mit einer Kamera, die sich in einem Kreuz an einer Kette um ihren Hals versteckt befindet. Er verdächtigt den Motelbesitzer, dass er sie geklaut habe. Nach dem folgenden Rabatz jagt ihn der Sheriff aus dem Ort und Felix fährt in die Wüste, um Martas Spur zu finden, was ihm auch gelingt. Er macht sich auf den Weg - ohne zu ahnen, was ihn wirklich erwartet.

Ay Caramba! Shane McKenzie bietet, was der Klappentext verspricht: Menschenfleisch-Tacos, Todes-Wrestling und Kannibalen-Mexikaner. Nach einem "Giganten"-Prolog stellt er seine beiden wichtigsten Protagonisten vor: Felix ist einer dieser Typen, die in den Arm genommen werden, getröstet werden oder auch weinen gelassen werden wollen. Ein total emotionaler Mensch, der absolut gar nichts von südländischem Machsimo aufzuweisen hat. Marta dagegen erscheint erst wie eine Zicke, die den armen Felix am Gängelband durch die Manege führt. Erst mit der Zeit stellt sich heraus, dass sie zwar innerhalb von Sekundenbruchteilen ihre Launen wechseln und ihren Liebhaber striezen kann, es ihr danach aber immer leid tut. Sie kann halt nicht aus ihrer Haut (Im Gegensatz zu einigen anderen Personen in dem Buch - wenn auch eher unfreiwillig.), sie ist, wie sie ist. Damit sind die wichtigsten Personenskizzen, die nicht den üblichen (US-)Vollhonks auf Auslandstour gleichen, auch schon abgefrühstückt (Wie später die Tacos). Kurz wird das Thema Rassismus aufgegriffen, das in den USA hinsichtlich der illegalen Einwanderer vorherrscht, aber es bleibt auch nicht unerwähnt, dass anscheinend auch jeder ohne es zu wissen, davon ausgeht, dass die Amis Rassisten sind. Die Location erscheint einem wie eines der Käffer aus den Eastwoodschen Dollar-Filmen - in die Moderne versetzt und ohne Eastwood. Dafür erwartet man aber, dass jeden Moment ein Danny Trejo oder Luis Guzman um die Ecke spaziert kommen. Bis dahin ist "Muerte con carne" zwar eher ruhig, aber kommt nie eine zähe oder langweilige Atmosphäre auf. Der Spannungsbogen ist okay, der Schwung bleibt dann bis zum Ende erhalten, sich immer weiter steigernd. Und mit Fortschreiten der Story wird es auch blutiger. Während Sex und Erotik doch eher minimal vorhanden sind (Verglichen mit Werken aus der Extrem-Reihe), gibt es doch so manche Szene, die Ekel hervorruft. Bleibt der zeitweilig noch der Phantasie des Lesers überlassen, hat es später die "Baby-baumel"-Aktion in sich. Im Showdown wird es brutaler und erfüllt eigentlich die Ansprüche an ein Horrorbuch oder eine Schlachtplatte aus dem Festa-Verlag. Tempo und Action stimmen, Blut und Schmodder triefen dann aus den Seiten und machen "Muerte con carne" zu einer unterhaltsamen Lektüre im Borderland-Horror Stil unter der heißen Sonne im Süden der USA. Einzig ein Rezept zu den Gerichten und vielleicht etwas mehr Übersetzung der spanischen Dialoge (Hab leider bestenfalls die Hälfte verstanden, andererseits waren sie für die Handlung nur bedingt wichtig.) hat gefehlt. Aber solide, stilistisch okay und kein Fehlkauf. Ganz nebenbei wurde das erste Kapitel ("El Gigante") mittlerweile in einem Kurzfilm gewürdigt, da dieses mexikanische Wrestling Lucha Libre dort.ja eine riesige Anhängerschar hat und auch etliche Filme existieren. Rund 255 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Januar 2015, 20:17:48
(http://4.bp.blogspot.com/-dXnkwqF26aE/VLKvPsm0j4I/AAAAAAAAP4k/O1lmUIt00v0/s1600/werwird.jpg)

Steve Lowe. Der arme Dennis ist am Tiefpunkt seines Lebens angelangt: geschieden, kein Geld, kein Job, keine eigene Bleibe. Schlimmer geht's nimmer, so scheint es. Was macht es da schon, wenn er sich auf eine fragwürdige Reality-Show namens Wer wird Perversionär einlässt? Immerhin winkt dem Gewinner eine Million Dollar! Allerdings unterschätzt Dennis, wie pervers die zu meisternden Aufgaben wirklich sind. Leider muss er feststellen, dass Aussteigen keine Option ist, denn sein grobschlächtiger Hüne von einem Kameramann hat andere Pläne für Dennis – und vor allem für das Geld.

Dennis hat sich früh getraut. Und solange es noch nicht ums richtige Leben und Rechnungen bezahlen ging, war alles rundum Glück. Doch das Paar wurde von der Realität eingeholt. Er schuftete, um die Kohle ranzuschaffen und sie ackerte, um für immer wieder neue Rechnungen zu sorgen. Job für Madame? No way!! Irgendwann schnappte sie sich den armen Wicht und ließ ihn die Scheidungspapiere unteschreiben. DANACH wurde er über die Schwangerschaft informiert. Guter Dussel, der er ist, kümmert er sich um die entschwundene Gattin - bis ihm im Krankenhaus die geborene Tochter präsentiert wird. Mit ihrem asiatischen Gesichtchen dämmert ihm, dass er mal wieder ausgenutzt wurde. Keine Ahnung, wer der Daddy ist, bezahlen durfte wieder einmal Dennis. Zeit für die letzten Freuden des Mannes: Saufen und Rumhuren. Doch auch das kostet Geld und ohne Job ist es auch vorbei mit Spaß. Jobsuche per Zeitungsannonce. Da findet er eine Anzeige, in der für eine Show Leute gecastet werden. Geht hin, wird angenommen - und fällt aus allen Wolken, als er erfährt, was er zu tun hat. Sicher, der vorherige Trip nach Vegas war dufte, hat jegliche Bedenken zerstreut, aber als ihm dann der Kameramann, der mit russischem Akzent parliert und den er mangels alternative Mongo nennt, und seine Aufgaben zugewiesen werden, schluckt er erst einmal tief und fest. Er muss für eine TV-Show einige heftige Prüfungen überstehen, um an den Gewinn von einer Million Dollar zu kommen - und hat dabei noch neun Konkurrenten. Selbstverfreilich geht es auch darum, den ganzen Sermon zu übertragen. Ist ja schließlich Reality-Privat-TV. Und so hat er es schon bald mit dem Alligator-Fick, dem Eselschlag oder dem Dirty Sanchez zu tun. Diverse Tussen, Mongo und die Ex-Gattin spielen weitere zentrale Rollen in der Tortur, die Dennis von nun an durchzustehen hat.

Betet, Leute, dass diese Konzept keinem der hiesigen Privatsender in die schleimigen Finger fällt. Die nutzen ja jede Chance mit menschenveachtenden Juroren oder Moderatoren die übelsten Skripts dazu zu nutzen, um das Niveau noch weiter abzusenken, von dem man glaubte, man könne es nicht mehr unterbieten. Dennis ist als Charakter und Person eher unscheinbar, unauffällig, in der Masse leicht zu übersehen, wohl auch leicht beeinflussbar und jemand, der von Leuten, die quasseln können, ohne was zu sagen, locker übers Ohr gehauen wird und wenig echtes Durchsetzungsvermögen aufweist. So rutscht der arme Kerl dann in eine Misere, die mit Ideen aufwartet, die das Buch mit fortschreitender Seitenzahl zum Brüller machen können, wenn man über das Faible für derartig deftigen und derben Humor verfügt. Splatterfreunde und Metzgergesellen werden in "Wer wird Perversionär?" nicht bedient, aber wer immer mal wissen wollte, was ein Dirty Sanchez ist, der sollte die Lektüre bis zum Ende genießen, da sie vor übelsten Handlungen sexueller Art und fiesen Einfällen nur so strotzt. Nicht jeder Gag zündet, aber der Spaßfaktor ist hoch genug. Und was unappetitliche Szenen angeht, wird Steve Lowe wohl auch nur noch von Edward Lee und selbstverständlich dem König des Fäkalgematsches - John Aysa - übertroffen. Spannung erhält aus den Fragen, was denn nun der Mongo-Kameramann oder die Ex-Gattin von unserem tapferen Helden wollen und ob er sich aus der Affäre ziehen kann? Nett sind natürlich auch die anderen Namensgebungen wie Harlot O'Hara oder Peter Oh'Tool. Man kann das Ganze durchaus auch aus der Perspektive der Medien- und Sozialkritik betrachten. Die Schrottsender gehen mit dem Niveau nur so weit runter, wie es die Zuschauer und Zielgruppen durch ihr Einschalten gestatten. Wenn man diverse Dreckssendungen allgemein boykottieren würde, wäre ihr Verschwinden aus dem Programmschema garantiert, weil sie eben keine Werbeeinnahmen generieren würden. Aber solange da draußen in der weiten Welt noch immer genug Zuschauer sitzen, die sich an den Leiden armer Tröpfe und dem gehässigen und boshaften Geschwätz von Moderatoren und ähnlichen Zeitgenossen ergötzen - und sei es nur, um im Pupssessel zu hocken und sich zu sagen, dass es ja Typen gibt, die noch weniger wert sind als man selbst -, solange wird es derartigen TV-Stoff auf unterstem Niveau geben. 120 Seiten zum Grinsen, Würgen, Schmunzeln und sich vielleicht  mal dem Gedanken hingeben, ob man sich jeden Scheißdreck ansehen muss, der einem Autorenhirnschiss entspringt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Januar 2015, 21:00:25
(http://3.bp.blogspot.com/-OmGPgRz9cLE/VLa0EEjnPAI/AAAAAAAAP7A/tk2WrgjWwvA/s1600/stra%C3%9Federverdammnis.jpg)

Roger Zelazny. Südkalifornien in einer düsteren Zukunft: Die Vereinigten Staaten gibt es nach einem Atomkrieg nicht mehr, das Gebiet ist in einzelne Polizeistaaten zerfallen. Gewaltige Stürme machen jede Form von Luftfahrt unmöglich, und auch zu Land sind Reisen dank verstrahlten Gebieten und monströsen Mutationen nicht ungefährlich. Hier einen Alltag zu bestreiten ist jeden Tag die Hölle. Hell Tanner, ein inhaftierter Mörder, bekommt die Chance auf eine Begnadigung, wenn er einen Laster mit Medikamente von LA nach Boston schafft – einmal quer durch die USA auf der Straße der Verdammnis. Natürlich nimmt er an.

Nachdem wütende Bürger und Cops in Kalifornien, einem der wenigen vom Atomkrieg einigermaßen verschonten Gebiete, dem raubenden und mordenen Motorrad-Rockern in einer staatsumfassenden Gewaltrazzia den Garaus gemacht haben, blieb von den ehedem freien Typen nur Hell Tanner übrig. Und das auch nur, weil er zu der Zeit im Bau saß. Jetzt können die Bürger einen wie ihn gebrauchen. Gegen eine Begnadigung, die all seine Verbrechen von früher und auch jetzt und in Zukunft umfasst, soll er mit einigen anderen in drei Wagen ein dringend benötigtes Serum in den Osten bringen, wo im anderen freien Staat die Stadt Boston gegen eine tödliche Seuche kämpft. Der Weg dorthin ist mit allerlei Gefahren gepflastert. Neben der unwirtlichen Landschaft, der üblen Witterung, machen den fünf Mann in den zwei Fahrzeugen auch die unterschiedlichsten Mutationen zu schaffen. Neben riesigen Gila-Monstern flattern da auch überdimensionale Fledermäuse rum, sind meterlange Schlangen eine Bedrohung, der man lieber ausweicht. Windhosen und radioaktive Krater als Überbleibsel der Bomben gehören ebenso zum Hindernis-Parkour wie Banditen, die in der Wildnis überlebt haben. Doch auf ihrem Weg finden sie auch Hilfe bei anständigen Menschen, die sich nicht in verrohte Mutanten verwandelt oder als brutale Egoisten erwiesen haben. Bei all den Gefahren auf dem Weg nach Osten ist eines sicher: Nicht alle werden es lebend schaffen.

Vor wenigen Wochen hab ich mir die DVD-Version des Filmes angesehen und kann behaupten, dass er mir trotz diverser - auch altersbedingter - Mängel immer noch gefällt. Und schon jetzt darauf einstimmen, dass an sich nur sehr frei an den Inhalt des Buches gehalten hat. Im Prinzip gilt da nur der Zeitrahmen nach dem Atomkrieg und die Fahrt durch verheertes Land. Im Jahr 1969 geschrieben, hat der Autor sich die freiheitsliebenden und oft gewalttätigen Rocker als Herkunft seines Protagonisten gewählt. Und so ist er dann auch derjenige, dem die Fahrt am wenigsten ausmacht. Er ist wieder draußen, wird nicht eingeengt und muss sich auch nicht mit seinen Mitmenschen abgeben. Das freie Leben hat ihn wieder. Hell Tanner ist eine Art Snake Plissken, unnahbar, kernig, wenig Worte und der Obrigkeit sicher nicht wohlgesonnen. Er macht sein Ding, weil er es will, hätte aber auch kaum Bedenken, die Welt - oder in dem Fall Boston - sausen zu lassen. Doch irgendwann packt ihn das Verantwortungsbewusstsein, ein fremdes Gefühl für ihn. Und er kämpft sich durch. Hell Tanner ist die einzige Person im Buch, die so etwas wie eine ausführliche Charakterzeichnung erfährt, der Rest wird zu Statisten degradiert. "Straße der Verdammnis" ist ein Endzeit-Roadmovie, das alles aufbietet, was ein ordentlicher Kracher haben muss. Monster und Naturgewalten und eine Menge actionreicher und bleihaltiger Auseinandersetzungen mit Gangs, die den Krieg (Wer gegen wen, wird nicht erwähnt, aber wohl die Russen, wenn man das Entstehungsjahr des Romans bedenkt) überstanden haben. Sehr unterhaltend, sehr flott skizziert, sehr viel Spannung, wenig Tiefgang - und das auf nur 145 Seiten. Besser als die Verfilmung (Hätte bei werksgetreuer Umsetzung aber sicher ne andere Freigabe erhalten.) Feiner Genrebeitrag.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Januar 2015, 20:46:21
(http://4.bp.blogspot.com/-VYAT4vbNzPs/VLqh7uLlV2I/AAAAAAAAP8I/U3mDIfL78qI/s1600/crash.jpg)

Jack Bowman. Als auf dem Flughafen von L.A. das Triebwerk einer Boeing 747 auseinanderbricht und Menschen zerstückelt, bittet man Agent Tom Patrick um Hilfe. Obwohl der wegen seiner großen Klappe vom Dienst suspendiert wurde, gilt er in seiner Behörde immer noch als der Experte für Flugzeugabstürze. Toms Neugier ist geweckt. Dann explodiert eine weitere Boeing 747. Hunderte Menschen sterben. Als Tom herausfindet, dass die Flugzeuge manipuliert wurden, beginnt ein rasanter Wettlauf gegen die Zeit und skrupellose Killer.

Tom Patrick ist gerade wegen seiner Neigung, seine Klappe nicht halten zu können, vom Dienst an kaputten Flugzeugen suspendiert und von der NTSB dazu verdonnert worden, solch aufregende Ereignisse wie Lecks in einer Pipeline zu untersuchen. Gefällt ihm ganz und gar nicht. Als dann in einer Flugzeughalle bei der Wartung und einem Testlauf das Triebwerk sich in seine Bestandteile auflöst, mischt er sich ein. Zudem will der Partner eines der getöteten Techniker nicht zulassen, dass man diesem die Schuld in die Schuhe schiebt, indem man behauptet, dieser habe eine Zigarettenpackung inklusive Feuerzeug so sorglos aufbewahrt, dass die ins Triebwerk gesogen wurden und den Unfall verursacht hätten. Dessen Frau und Tochter würden Pensionszahlungen und Lebensversicherungsauszahlung gestrichen. Toms Boss will von einer Mitarbeit nichts hören, also macht sich Tom allein an die Sache. Aber erst muss er noch ein Poikerspielchen hinter sich bringen. Tom ist ein leidenschaftlicher Zocker. Und kleinen Nebeneinnahmen nicht abgeneigt. Als eine heiße Blondine ihm anbietet, gegen Bezahlung solle er den einen oder anderen Tausender beim Pokern waschen, mnacht er sich über Gesetzesauslegungen keinen Kopp - schon gar nicht, als er auch noch an der Schnepfe knabbern darf. Irgendwann stürzt in Südafrika eine weitere Maschine ab. Da er gerade beim Pokern einige tausend Dollar gewonnen hat, nutzt er dieses Geld, um auf eigene Faust nach Südafrika zu fliegen und seine Theorie zu prüfen, dass an einem von ihm gefundenen Bolzen rumgedoktort wurde. Scheinbar hat hier jemand das geprüfte Material umgangen und nachgemachte Billigware eingebaut. Er hat eigentlich die Beweise schon in der Hand, als plötzlich Typen auftauchen und ihm sowie Ness, besagte Blondine, die Hölle heiß machen. Ab jetzt schwebt er in ständiger Lebensgefahr - und ebenso alle, die in seiner Nähe sind.

Eigentlich ist das Beste am Buch die Hauptfigur. Tom wird ausführlich als eigensinniges Arschloch skizziert, der einfach seine vorlaute Klappe nicht halten kann. Und ihm fällt nicht einmal auf, wie er die Gespächspartner damit verprellt. Dem Protagonisten fehlt es eindeutig an der sozialen Kompetenz - und allzu lernfähig ist er in dieser Hinsicht auch nicht. Doch gerade das hebt ihn von den Allerweltstypen ab, die sonst so die Romanlandschaft bevölkern. Neben der Charakterisierung von Tom, der irgendwie trotz seiner großen Fresse Schlag bei Frauen hat, dreht sich vieles um seine Zockerei, wie auch der Originaltitel "High rollers" andeutet. Ansonsten hangelt sich die Geschichte, die auf gar keinen Fall, wie auf der Rückseite groß beworben, ein "perfekte Action-Unterhaltung" für "Fans von Lee Child" ist. Da kommt man mit dem ebenfalls erwähnten David Baldacci und dessen letzten eher unrühmlichen Outputs schon näher an die Sache heran. Es gibt einige eingestreute Actionsprenkel, wenn mal wieder ein Flugzeug abstürzt (übrigens keine 747 wie im Klappentext geschrieben und auch keine Hunderte Tote bei einem der Abstürze) , die Mafia und die Yakuza ihren Pokergoldesel jagen, der sich durchaus mal weigert anzutreten, wenn es verlangt wird. Hiermal ein Brand, da mal einige Schüsse oder auch nur heftige Schläge, ganz viele Zufälle in einer mit Poker- und Thrillerelementen arg kosntruierten Story, die einen zwar nicht enttäuscht zurücklässt, aber eben auch nur 08/15-Dutzendware ist, die man eher früher den später auf dem Grabbeltisch wiederfinden wird. Als Zeitvertreib ohne wirkliche Höhepunkte oder Anforderungen an den Geist durchaus ohne übermäßige Langeweile zu goutieren. Sagen wir mal: Nett. Rund 540 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Januar 2015, 20:37:31
(http://3.bp.blogspot.com/-P8K72Ze_gRM/VL09o8zyFuI/AAAAAAAAP9k/RX8GltK9t_g/s1600/000.jpg)

Marko Leino. Ein Kommissar steht bei einem Drogendealer in der Schuld. Ein Ex-Junkie arbeitet als Polizeispitzel. Ein russischer Mafia-Boss wird übers Ohr gehauen. Ein 18-Jähriger übernimmt das Drogengeschäft seines Vaters. Ein bestechlicher Gefängniswärter droht aufzufliegen. – Fünf Männer, die in der Falle sitzen. Sie alle wollen ihr Leben wieder in geordnete Bahnen lenken. Doch während ihre Wege sich kreuzen, steuert einer nach dem anderen unweigerlich auf die Katastrophe zu.

Härski, einst ein hoffnungsvolles Eishockeytalent, das nun zum Kleingangster mutiert ist, steckt in der Klemme, weil er sich von anderen Ganoven übers Ohr hat hauen lassen. Und wie das dann halt so ist, steht immer noch einer über einem, der dann Rechenschaft fordert. Kommissar Viitasalo ist mitten in einem Fall gegen den vermeintlichen Drahtzieher von Korruption am Bau und Drogenhandel und verfolgt Sundström mit einer unglaublichen Verbissenheit, schafft es sogar, ihn mithilfe des Kollegen Kivi und einigen untergeschobenen Beweismitteln zumindest vorerst mal in den Bau zu bringen, was den aber nicht sonderlich anficht und er von dort aus seine Geschäfte mit Erpressung und Drohung - auch gegen Wärter - schön weiterführt. Zudem hat Viitasalo noch Probleme mit seiner Frau, die unter schweren Depressionen leidet und zudem im Kaufrausch einen Haufen Schulden bei der Bank hat. Der junge Vesa macht eine "Lehre" bei seinem Vater, einem großmäuligen Untergebenen diverser Bosse aus dem Milieu der illegalen Arbeiter aus dem Osten. Zusammen mit dessen leicht unterbelichteten Kumpel Macho soll Vesa ins Geschäft mit einsteigen. Nach und nach gewöhnt er sich an die Anspannung und den Kitzel dieses Jobs. Immer wieder muss er Arbeit erledigen, die sein versoffener Vater ihm aufträgt. Und immer neue Mitspieler kommen hinzu, versuchen sich gegenseitig zu übertölpeln.

Marko Leino hat sich den finnischen Autoren spannungsgeladener Thriller mit hohem Niveau angeschlossen, bietet aber auch ein gewohntes skandinavisches Bild der düsteren Trostlosigkeit. Familien dem Alkohol verfallen, tiefste Depressionen, ein Land von der Rezession und der Wirtschaftskrise geschüttelt, von den Gangstern aus den Nachbarländern schon fast völlig vereinnahmt und zudem mit Migranten wie killenden Serben und Kroaten gesegnet. Und all das in einem verzwickten Plot, in dem sich das ganze Drama erst sehr spät entfaltet, von kleinen Gaunereien bald zu internationalem Drogenhandel wechselt - mit einigen Morden garniert. Abwechslungsreich und clever entwickelt sich die Geschichte erst nach und nach von einem kleinen Drama zu dem teilweise mit Action aufgepeppten Thriller, in dem keiner dem anderen trauen kann, dafür aber jeder jeden übers Ohr hauen will. Was einige Figuren nicht überleben. Liebe und Hass, Mord und Totschlag, Hoffnung und Verlust - alles liegt nah beieinander und jede der handelnden Personen ist in irgendeiner Form in Schuld verstrickt. Schon bald wird dem Leser klar, dass es in diesem Roman kein Happy End geben wird. Und ganz nebenbei bringt Marko Leino noch etliche sozialkritische Töne unter, wenn er den schon viel zu früh einsetzenden, von Gesellschaft und ehrgeizigen Eltern gewollten, Leistungsdruck auf Kinder anprangert, die schon im Kindergarten einen volleren Terminkalender als ihre Eltern haben, wo die Erziehung auf oft überforderte oder desinteressierte Pädagogen abgeschoben wird, weil die eigentlichen Erziehungsberechtigten mit ihrer eigenen Karriere vollauf beschäftigt sind und ihre Kinder wie ein Gepäckstück zur Aufbewahrung abgeben und wieder abholen und sich dann wundern, wenn ihre Kids respektlos allem und jedem gegenüber sind. Würde sie ja nicht stören, wenn sie das nur anderen gegenüber wärten, aber ihnen auch keinen Respekt erweisen? Da muss im Kindergarten oder der Schule was falsch gelaufen sein. Daneben müssen auch die westlichen Staaten, speziell die USA sich mal wieder einen Spiegel vorhalten lassen, wenn der Autor erklärt, dass man den Russen die neuen Gesetze zur Überwachung der Bürger verbieten will, während man selbst das Gleiche nur verklausuliert ebenso eingeführt hat. Den Staaten und Politikern gehe es schon lange nicht mehr um Demokratie oder Bevölkerung, sondern nur noch um Gier und Macht. Geld regiert die Welt - und Konzerne sowie Gangster liefern das Schmiermittel dazu. Und wie er einen seiner Hintermänner des Drogenhandels verlauten lässt, kann man diese Überwachungsmanie auch zum Vorteil nutzen, indem man den Abhörenden eine Menge an Falschinformationen zukommen lässt. In der Folge können viele nicht erwartete Wendungen den Leser bald fesseln und sorgen nach der ruhigen Einführungsphase für einen stetigen Spannungsbogen, der mit etwas schwarzem Humor, etlichen nicht ganz so schlauen Ganoven, für die man teilweise sogar eine gewisse Sympathie entwickeln kann, und vielfältigen kriminellen Machenschaften gewürzt ist. Etwas mulmig kann einem dabei werden, wenn die einzelnen Schicksale auf das Finale zusteuern und auch völlig unschuldige Personen plötzlich vor dem Nichts stehen. Eindeutig ein skandinavisches Thrillerdrama der gehobenen Art, das aber auch auf das Klischee des ständig trinkenden und niedergeschlagenen Nordländers zurückgreift, was denn auch der wohl einzige Makel des Buches ist. Vorliegende Taschenbuchausgabe hat rund 545 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Januar 2015, 13:03:39
(http://ecx.images-amazon.com/images/I/41UWqwngF9L._SX200_.jpg)

In seinen Alpträumen sieht sich Stéphane Kismet mit blutigen Händen, von der Polizei gejagt. Und beim Aufwachen glaubt er, dass er seine eigene Zukunft gesehen hat. Gemeinsam mit dem Polizisten Victor Marchal, der in einem bestialischen Frauenmord ermittelt, entdeckt Stéphane: Die Wirklichkeit entspricht tatsächlich seinen Visionen. Ist er ein Mörder, ohne es zu ahnen Und wer kann verhindern, dass weitere Morde geschehen?

Stephane Kismet träumt schon lange - wie jeder Mensch. Normalerweise kann er sich an seine Träume nicht erinnern. Doch seit kurzer Zeit weiß er genau, von was er geträumt hat. Es erscheint ihm, als habe er Visionen. Schreckliche Visionen von echten Morden. Morde, die in der Zukunft geschehen. Aus der Provinz wird ein junger Polizist nach Paris versetzt, um dort als Frischling für die Mordkommission zu arbeiten. Selbstverfreilich wird er direkt von seinen neuen Kollegen ordentlich auf den Arm genommen, bekommt einen Spitznamen verpasst (Chip) und dass er möglicherweise mit Beziehungen (Vater ist ebenfalls bei der Polizei, nur schon in führender Position) so schnell so weit kam, tut ihm auch keinen Gefallen. Als er auf seinen ersten Fall angesetzt wird, ahnt er noch nicht, wie sehr der ihn berühren wird. Mit seinem Kollegen Wang, der trotz einiger Anmerkungen eher der schweigsame Typ ist, fährt er vor Ort und muss erkennen, dass ihm hier ein äußerst brutaler Killer Arbeit gemacht hat. Anscheinend liebt der Mörder es, seine Opfer zu quälen. Nach einem zweiten Mord ermitteln sie in derselben Umgebung und stellen dabei fest, dass das Ganze mit Missgeburten, Freaks oder einfach nur Amputierten zu tun hat. In der Zwischenzeit versucht Stephane hinter das Geheimnis seiner Gabe zu kommen und gleichzeitig die von ihm geträumten oder auch vorhergesehenen Morde zu verhindern. Bei dieser Gelegenheit kreuzen sich seine Wege mit denen des jungen Kommissars Vic, der ihm seine Geschichte nicht glaubt. Dennoch führt das Schicksal beide in ein anatomisches Museum, wo Figuren missgebildeter Menschen ausgestellt werden. Sie wissen jetzt zumindest, wonach sie zu suchen haben. Doch wen und vor allem in welcher Zeit, das ahnen sie nicht.

Franck Thilliez begibt sich mit "Blutträume" in die Spuren eines Jean-Christophe Grange oder eines Bernard Minier. Er verbindet einen gewisse Härte mit einer verstörenden Story, die man mit Spannung und einer gewissen Begeisterung allein schon ob des von den üblichen Allerweltstthrillern abweichenden Themas konsumiert. Der Autor operiert mit verschiedenen Zeitebenen, lässt den Leser lange im Dunkeln und selbst rätseln, was die Motivation hinter den Morden ist und was diverse Traumdeutungen überhaupt zu der Geschichte beitragen. Seine Figuren sind zumeist hervorragend konzipiert, auch wenn der Asiate Wang und auch Celine (Frau des Kommissars) schon eher Klischees bedienen. Vic und Stephane, die beiden Hauptfiguren und Kontrahenten (?), sind aber vorzüglich ausgearbeitet. Die Angst, der Schrecken, das Gefühl des Neuen in der Truppe - alles gelungen. Dazu einige etwas unappetitlichere und auch härtere Sequenzen für die Leser, die sich auf die Werke der Großverlage konzentrieren und noch kein Auge auf Verlage wie mkrug, FESTA oder Luzifer geworfen haben (Gegen die ist die Gewalt in "Blutträume" wie ein eingerissener Fingernagel auf einer Notfallstation nach einem Flugzeugabsturz.). Flüssig zu lesende, aber ob der vielen Perspektivwechsel und Zeitsprünge Konzentration erforderliche Lektüre, die spannend und recht zügig daherkommt und am Ende noch mit einem kleinen Kniff aufzuwarten hat. Fantastisch bisweilen faszinierend wirkt der Thriller auch nach der Lektüre noch nach, auch weil er so manches Element recht düster und beängstigend zelebriert, dabei aber auch ein gewisses Mitgefühl für Menschen mit Behinderungen, Missbildungen oder Verunstaltungen durch Unfälle zeigt, wenn nicht gar fordert, da er es sehr gut und einfühlsam formuliert, wie Menschen sich fühlen müssen, wenn sie von der sich für normal haltenden Masse ständig begaffen lassen müssen - ob nun beim Einkauf oder auch nur einem Spaziergang. Immer sind Unversehrte da, die sich staunend auf die körperlichen Defizite des Unfallopfers oder den Makel eines Geburtsfehlers konzentrieren, statt diese Leute als so normal zu betrachten, wie sie es für sich selbst reklamieren. Gute Lektüre, die für Leser der genannten Autoren durchaus ein Tipp sind. Rund 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Januar 2015, 15:12:24
(http://3.bp.blogspot.com/-0UT6QPJdHyg/VMONAo-XfBI/AAAAAAAAQA4/2C1YNS_GNQY/s1600/000.jpg)

David Baldacci. Der erste Fehler: sie zu ermorden. Der zweite Fehler: ihn entkommen zu lassen.
John Puller ist der beste Ermittler der Militärpolizei. Sein neuer Fall trifft ihn persönlich: Seine geliebte Tante deutet in einem Brief dubiose Machenschaften in ihrem Heimatort an. Sofort macht sich Puller auf den Weg zu ihr nach Paradise, Florida – und findet sie leblos auf, ertrunken. Anders als die Polizei vor Ort mag Puller nicht an einen Unfall glauben. Und tatsächlich häufen sich bald die Hinweise auf ein Verbrechen von gigantischen Ausmaßen.

Puller ist noch von den Vorgängen in seinem letzten Fall angeschlagen. Zwar verheilen die körperlichen Wunden, doch psychisch hat er noch daran zu knabbern. Da wird er ins Sanatorium gerufen, in dem sein Vater wegen fortschreitender Demenz liegt. Dieser hat einen Brief von seiner Schwester Betty erhalten, die in einer feudalen Seniorenresidenz in Paradise, Florida, lebt. Sie schreibt von merkwürdigen geschenissen und Leuten, die nicht sind, was sie zu sein vorgeben. Puller tut seinem Vater den Gefallen und fährt hin, um die Sache zu klären. Doch da ist seine Tante schon tot. Unfall laut Polizei. Doch er traut dem Braten nicht und beginnt zu ermitteln. Dabei fällt ihm auf, dass er von zwei Männern verfolgt wird, die sich benehmen, als wären sie Militärs - oder zumindest mal gewesen. Eine Bitte um Überprüfung bei seiner Dienststelle, die etwas zickt, da Puller ja eigentlich noch in Urlaub ist, versandet. Dennoch kommt später General Julie Carson zu seiner Unterstützung. Die kann er auch brauchen. Mittlerweile wurde am Strand ein altes Ehepaar erschossen, das seine Tante kannte. Ebenso ist der Nachbar, der etwas beobachtet hatte, in seiner Wanne ertrunken. Und dann ist da noch ein wahrer Hüne von Mann, der Puller bei einer Auseinandersetzung gegen acht Gangmitglieder geholfen hatte, danach aber wortlos wieder verschwand. Die Polizei scheint hier recht salopp vorzugehen und kommt diversen kriminellen Aktivitäten nicht auf die Spur. Und hier setzt auch der Hüne an. Er arbeitet als Gärtnergehilfe auf dem Anwesen eines der reichsten Bürger der Umgebung, um zu sondieren, ob dieser in Vorfälle verwickelt ist, die auch den schweigsamen Hilfsarbeiter selbst betreffen. Nach und nach kristallisiert sich für den Hünen und Puller heraus, dass sie auf derselben Seite stehen und sie werden auch noch von einigen Mitspielernin der ganzen Chose überrascht. Wie seine Tante schrieb: Nicht jeder ist der, der er zu sein vorgibt.

Ja, in "Zero Day", dem ersten Fall von John Puller, dem Militär-Ermittler, wurde der Vergleich mit Jack Reacher gezogen. Passte auch bedingt. Im zweiten Buch entfernt er sich als Typ und Mensch aber weiter von der Figur aus der Feder des Lee Child. Nicht nur dass Puller einen festen Job, einen festen Wohnsitz und ne Katze hat (manchmal auch nen Kater, hehe), er agiert im Umfeld seiner Familie auch entschieden sanftmütiger, sensibler und emotionaler. Wenn es aber zu direkten Auseinandersetzungen kommt, dann gleichen sich die beiden Protagonisten dann doch wieder. Ebenso in ihrem Bestreben Schwächeren zu helfen, Ungerechtigkeiten nicht zu akzeptieren. Insofern also ein Reacher light. Irgendwie nervig war die Einführung des Finsterlings, der in wenigen Sätzen schon derart markant als Fiesling skizziert war, dass man den Eindruck gewinnen konnte, Baldacci wollte vermeiden, dass auch nur ein einziger Leser ein minimales Fünkchen Sympathie (oder später Mitleid) für den Typen bekommen könnte. Das war schon flunderartig platt. Um die Sache etwas aufzupeppen - und vielleicht einige Seiten zu gewinnen -, werden kleine Fights eingebaut, die mit der Handlung an sich nichts zu tun haben. Spannend und etwas rätselhaft ist das Buch eigentlich nur auf den ersten einhundert Seiten, wozu auch der unbekannte Hüne beiträgt. Dazu kommen später weitere Figuren, deren Status im Fall nicht klar ist und wem won denen Puller vertrauen kann. Auch das ist recht gelungen. Dann trägt der Autor dick auf. Dass sein Held selbstverständlich ein Alleskönner im Dienst der über jeden Zweifel erhabenen US-Armee ist, wissen wir ja schon seit dem ersten Buch und dass die Gegner allesamt so richtig finstere Schurken sind, wird uns Lesern auch direkt auf die Nase gehauen. Und alle zusammen finden sich in internationalen Aktivitäten wieder, die mit Menschenhandel, Drogenschmuggel, Mord und einem unheimlichen Baron des Bösen zu tun haben, die Puller dann im Showdown erst nur mit wenigen Gefährten, dann aber mit der geballten Power eines schwerbewaffneten Night Stalker (umgebauter und schwerer bewaffneter Black Hawk) ihrem gerechten Ende zuführt. Stilistisch wie storytechnisch recht simpel gestrickt, stellenweise recht einfach daherkommend, kann das Buch zwar unterhalten, bietet besonders gegen Ende auch Actionsequenzen der leichteren Art, ist aber dennoch nur ein Output für die große Masse. Wer richtige und reinrassige Action will, schaue lieber zu Reilly, Martin Kay oder Andy McDermott, wer ausgefeilte Thriller will, in denen nicht schon nach zwei Sätzen klar,ist, wer dann am Ende außer Gefecht gesetzt wird, scheue sich nicht, mal wieder einen älteren Ludlum oder ein Buch von Craig Thomas ("Firefox down") in die Hände zu nehmen. Als reine Unterhaltung mit überschaubarer und wenig komplexer Handlung aber auch kein Fehlgriff. Knapp 560 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Januar 2015, 17:58:02
(http://1.bp.blogspot.com/-KNzOihD3R-k/VMZRw1zgbHI/AAAAAAAAQB4/MKIFRkCQDfI/s1600/000.jpg)

Jake Bible. Whispering Pines ist ein kleiner, ruhiger, abgeschiedener amerikanischer Vorort am Rande von Asheville, NC, in den unberührten Blue Ridge Mountains. Und das ist gut so, denn die Zombie-Apokalypse hat im Westen von North Carolina Einzug gehalten und stellt das beschauliche Vorstadtleben ernsthaft auf die Probe! Umgeben von einem Meer Untoter haben die Bewohner von Whispering Pines ihr ländliches Leben von Straßenfesten auf Plünderungsfeldzüge umgestellt. Reinigung und Pflege der Vorgärten wurden gegen taktische Kriegsführung in der näheren Umgebung getauscht. Statt das Viertel zu verschönern, errichtete man eine Festung. Aber selbst in ruhigen Zeiten hat das Leben in einem Vorort seine Höhen und Tiefen: Neugierige Nachbarn, die strenge Hauseigentümervereinigung (HOA) und eine Hausverwaltung, die daran glaubt, dass die Worte strenge Auslegung heilige Worte sind, wenn man sie auf die HOA-Verträge anwendet. Jetzt, während der Zombie-Apokalypse, werden selbst solche harmlosen alltäglichen Reibereien schnell zu dramatischen Kämpfen um die persönliche Identität, die Sicherheit der Familie und das nackte Überleben. Willkommen in der Welt von Z-Burbia!

Whispering Pines in den wunderschönen Blue Ridge Mountains von North Carolina ist ein Idyll für Menschen, die der hektischen Großstadt den Rücken kehren wollen - gewesen. Nach der Zombie-Apokalypse ist es eine der wenigen Enklaven, in denen sich Menschen organisiert und ein gesittetes Zusammenleben gestaltet haben. Der kleine Vorort von Asheville hat sich festen Regeln unterworfen, die die HOA erlassen hat und deren Leitung Brenda untersteht. Neben ihr sind da noch Mindy, als ihre Assistentin und James Stuart, pensionierter Soldat, die den Laden am Laufen halten. Nicht jeder Mensch erweist sich als geeignete Führungspersönlichkeit. Whispering Pines ist in einer recht guten Verfassung. Man verfügt über Wasser und Strom, kann sogar mit den Handys simsen, irgendwie recht angenehm und das will man nicht riskieren, indem man die Ressourcen mit anderen Flüchtlingen teilt. Jeder, der vor ihren gut befestigten Toren oder Wällen steht und um Einlass bittet, wird auf Geheiß von Brenda abgewiesen, wer nicht geht, erschossen. Doch irgendwann gehen ihnen die Batterien zur Neige und jemand muss raus, um neue zu beschaffen. Ausgewählt werden Jon, ein Ex-Prediger, Stuart, der Ex-Soldat und Jason, der Ehesträfling, der aber recht clever ist. Doch vor den Toren geht es hart zu. Sie müssen sich nicht nur vor den Z in Acht nehmen, sondern auch vor Gruppen, denen sie die Tür gewiesen hatten und anderen Gefahren, die ihnen bis dato unbekannt waren. Als sie sich durch die Horden der Untoten kämpfen, werden sie getrennt und Jason findet sich gefangen bei Elsbeth und ihrem Vater wieder. Die beiden Überlebenden erweisen sich als Fleischfresser, Kannibalen. Der wortführende Vater scheint dabei ein ganz perverser Drecksack zu sein, während seine Tochter Elsbeth nur halb gebildet schwer zu leiden hat, aber auch verflucht viel nützliches Zeug von dem ollen Sack lernen konnte. Jason wird befreit, als eine Horde wilder Biker den Unterschlupf umzingelt und Stuart die Chance nutzt, einzudringen, den ollen Bock zu töten und die Kaschemme in die Luft zu jagen (Die beiden Menschenfresser hatten tatsächlich noch einen Gasherd), während eine große Anzahl von Bikern sich Zugang verschaffen will. Tja, die große Anzahl entwickelt sich schnell zu einer kleineren - KAWUMM. Mit einen Kipplader-Truck bahnen sich wiedervereinigten Freunde aus Whispering Pines einen matschigen Weg durch die Z, aber irgendwann steckt die Scheißkarre fest. Stuart und Jon wollen die Z durch wegrennen in verschiedene Richtungen von dem im Führerhaus zurückgebliebenen und am Bein verletzten Jason ablenken und Hilfe holen. Es scheint zu spät zu sein, die Scheiben splittern unter dem Druck der Masse der Z, die immer wieder hirnlos darauf einhämmert. Jason nässt sich ein. Zu früh, denn plötzlich hört der Krawall auf, draußen fliegen Körperteile durch die Luft und dann steht Elsbeth vor ihm. Sie war dem Inferno der Explosion ebenfalls entkommen und hat jetzt Jason gerettet, bringt ihn Richtung Ortschaft, wo sie von Stuart empfangen werden, der dann mit ihnen eingelassen werden will. Doch Brenda zickt. Hat sie doch neue Regeln erlassen und eine wilde Kannibalin passt da nicht rein. Mit einem kleinen Ultimatum kann man die Hexe dann doch überzeugen das Tor zu öffnen. Leider bleibt es nicht lange ruhig. Die Biker und ihr Anführer Vance, ein Ex-Banker, haben Jon gefangen und wollen nun Zugang zu Whispering Pines und dieses als Basis für die Eroberung weiterer Stadtteile nutzen. Er stellt die Bewohner vor die Wahl entweder zu verschwinden oder zu bleiben und mitzuziehen. Stuart, Jason und seine Familie sowie etliche andere gehen, da Melissa, die Frau von Jon und die seine Ermordung durch den Biker-Führer mitansehen musste, einen Unterschlupf kennt. Ab da entwickeln sich die Dinge dramatische und rasend schnell.

Jake Bible - was bedeutet dieser Name und Schriftsteller- und besonders Leserkreisen? Spaß!! Reinen und puren Spaß mit einer gewaltigen Portion Action gemischt. Er hat es in "Mega" bewiesen, er bestätigt es in "Z-Burbia"!!! Fängt das Buch auch erst einmal an, wie der altbekannte und oft gelesene Zombiethriller, der anderen auf dem Markt viel zu sehr gleicht, von denen ich aber dennoch nicht die Finger lassen kann, weil sie im Grunde das versprechen, was dereinst ein Kriegsfilmversprechen war. Immer wieder dasselbe (Gute Amis, Israelis, Russen, Holländer usw.) verhauen die deutschen Bösewichter um ihren GröFaZ mit dem zu kleinen Tropfenfänger unterm zu großen Zinkenoder aus den Actionfilmen der glorreichen und vermissten 80-er Jahre, als man Action noch erkennen konnte, wenn man sie auf der Leinwand angeblich sehen sollte, 3D nur ein kleiner lästiger Ausrutscher war, CGI nur ein Albtraum (5 GRÜNDE WARUM CGI NERVT | Filmschrott)  und Wackelkamera und Found Footage für jeden Filmemacher, der was auf sich gehalten hätte, ein Unding gewesen wären. In allen Fällen wird die Action großgeschrieben, auch wenn es fast immer wieder nur minimale Variationen des bekannten Themas sind. Jake Bible fügt dem Rezept noch etwas hinzu: Humor. Richtig viel Humor. Nicht jeder Gag zündet, aber die Dichte ist derart hoch, dass es nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Die Figurenzeichnung ist gut entworfen, Jason mit seiner Art, kein Held zu sein, macht ebenso Freude wie etliche andere gut ausgearbeitete Charaktere, auch wenn man sich nicht allzusehr an alle gewöhnen sollte. Denn die erwähnte Action macht auf vor Opfern auf der Seite von Whispering Pines nicht halt, was auch den einen oder anderen emotionalen Moment und vielleicht auch ein Schlucken zwischen all dem Dialogwitz, der Situationskomik und dem grausamen Kampf ums Überleben sorgt. Eine flotte, flapsig erzählte Horrormär mit mehr als nur einer Prise Humor, sondern einer ans Herz wachsenden Kannibalin mit Herz und Schnodderschnauze, die eindeutig der gelungenste und auch sympathiste Charakter in "Z-Burbia" ist. Alleine sie macht den Unterschied zu all den anderen Werken auf dem Markt und Elsbeth kann fighten wie SHE in "Prinzessin" von John Asya, lässt dabei den erweiterten Austausch von Körperflüssigkeiten (noch) nicht zu. Wie schon in "Mega" hat man hier ein knackiges Lesevergnügen, das nur einem Zweck dient und daher so manche Übertreibung nutzt, wenn sie für die Story und den Spaß nützlich ist. Diverse Kritiken an Logik oder Unwahrscheinlichkeiten lasse ich daher wie der größte Teil der Allerweltskinokonsument außer Acht, wenn sie in die vielen überfrachteten und sinnfreien Superheldenfilme der sonstigen Blockbuster aus den Häusern der Schweiger, Spielberg usw. rennen. Das hier macht mehr Laune - viel mehr. Neues, ultrastarkes Buch von Jake Bible und ein Volltreffer für den Luzifer-Verlag. Und ein weiterer der bisher insgesamt fünf Teile ist bei Luzifer schon in Vorbereitung. Her damit, her mit ALLEM, das Jake Bible verfasst hat - und wenn es ne Notiz auf nem Bierdeckel ist. Rund 310 Seiten.
Mein Dank geht auch noch an FILMSCHROTT für den kleinen Exkurs über die Scheiß-CGI. Thanks Freunde!!!.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 Januar 2015, 14:15:02
(http://2.bp.blogspot.com/-5Vi1UVSiJZs/VMtiqm2FFYI/AAAAAAAAQEc/NFF2rTBrHfg/s1600/nester.jpeg)

Barry Napier. Die Ungeheuer kamen aus dem Nichts. Wir hatten keine Ahnung, woher. Auch dann nicht, als wir sie mit Nuklearsprengköpfen beschossen. Sie waren riesig und töteten einen Großteil der Bevölkerung, der Rest starb durch die Bomben oder den Fallout. Die wenigen, die überlebt hatten, zogen durchs Land, auf der Suche nach Vorräten und anderen Überlebenden. Dann entdeckten wir die Nester. Sie lagen in der Landschaft wie herabgesunkene Gewitterwolken, von den Monstern zurückgelassen. Doch irgendetwas lebte darin. Kendra und Eric müssen sich mit anderen Problemen herumschlagen, als sie sich auf die Suche nach einer der mysteriösen Sicherheitszonen begeben.
Sie haben ein Baby bei sich, und hinter jeder Ecke lauert die Gewalt. Die Nester stellen für sie kein Problem dar - so lange, bis man sie zwingt, eines zu betreten. Darin lauern nur Tod und Wahnsinn - und wer überleben will, muss sich anpassen.

Kendra und Eric haben sich mit dem Baby, das aus einer Vergewaltigung resultierte, in einem verlassenen Haus niedergelassen. Sie gehören zu den wenigen Überlebenden des Alienangriffs und der nuklearen Reaktion darauf. Eric hat Kendra nach dem sexuellen Übergriff aufgelesen und ist mit ihr durchs Land gezogen, bis es mit dem Kind soweit war. Seitdem sind sie in dem Haus in relativer Sicherheit. Um sie herum ist es menschenleer, in anderen Gebäuden in der Umgebung konnten sie sich Nahrungsmittel sichern, Wasser ist ebenfalls vorhanden, sodass sie eigentlich bleiben könnten. Doch eines Tages tauchten zwei recht verwahrloste Männer vor der Haustür auf. Da sie bewaffnet waren, entschied man sich zu einem Präventivschlag. it der einzigen Kugel, die noch im Gewehr war, das sie im Haus hatten, erledigte Kendra per Kopfschuss einen der Kerle, den anderen erledigte Eric mit der Waffe des Toten. Bevor sie die Leichen verbrannten, durchsuchte Eric ihre Taschen und fand einen Zettel, der zum Zugang zu einer der sogenannten Sicherheitszonen berechtigte, von denen es auf dem Kontionent noch einige weitere gab. Sie beschlossen, dass sie sich auf den Weg dorthin machen würden. Die Reise wurde zu Fuß in Angriff genommen, aber unterwegs fand man auch ein Auto, in dem noch Sprit war und konnte einige Meilen fahren, bis die Karre liegenblieb. Zu Fuß ging es nach Lynchburg hinein. Unter dem seit den Kämpfen immer düsteren Himmel zeigte sich das Chaos auf den Straßen, das nach Krieg und Aufruhr ausgebrochen war, durch kreuz und quer rumstehende Fahrzeuge, Müll und allerlei sonstigem Unrat. Und wieder fanden sie einen Wagen, der noch etwas Benzin im Tank hatte. Und zu ihrer Überraschung quäkte unter dem Fahrersitz plötzlich ein CB-Funkgerät los. Es ist ein Mann, der sich Vance nennt und der angeblich Mitglied der Nationalgarde ist. Von ihm hören zum ersten Mal von den Nestern. Er will sie an einem dieser grusligen schwarzen Dinger vorbei nach Athens lotsen, wo er mit fünf anderen Überlebenden haust. Dort angekommen erzählt er ihnen, dass keiner wirklich weiß, was die Nester sind oder was in ihrem Inneren vorgeht. Nur Crazy Mike wäre einmal in einem drin gewesen und wieder rausgekommen, aber nicht mehr ganz klar im Kopf.

Barry Napier hat die Endzeitatmosphäre mit deren düsteren Aussichten und Nachwirkungen durchaus geschickt zu Papier gebracht. Die dunklen Wolken in einem nie aufklarenden Himmel, die Einsamkeit und die Zerstörung lassen sich durch den Leser leicht visualisieren. In Rückblenden erfährt man, wie es dazu kam, dass alles den Bach runterging und sich die Menschen in Bestien verwandelten, die sich gegenseitig an die Gurgel gingen, wenn es sich um Wasser oder Lebensmittel handelte. Völlig verroht und gnadenlos. Was die beiden Protagonisten angeht, wechseln sie von misstrauisch-vorsichtig in naiv-leichtgläubig und blieben irgendwie derart blass, dass ich keine großen Sympathien für sie entwickeln konnte, nicht mitfieberte und mir ihr Schicksal im Grunde wurscht war. Nach dem Einstieg in die Story wird es mit ihrer Reise Richtung Blue Ridge Mountains auch etwas fad und Spannung kommt erst wieder auf, als sie auf die anderen Überlebenden treffen. Der Erzählstil bleibt aber dennoch ruhig und manchmal etwas behäbig, erst die Szenen in dem Nest und das, was dort lebt, haben Tempo in die Geschichte gebracht und konnten dann auch einige schaurige Momente generieren. Der finale Kniff sollte vielleicht so etwas wie eine ungeheuerliche Wendung im Überlebenskampf darstellen, konnte bei mir aber gar nicht zünden, sondern wirkte eher nur überflüssig oder aufgesetzt. Im Gegensatz zu der Welt in der die Figuren ihr Dasein fristen müssen, gibt es im Buch Licht (gute Schilderung der Atmosphäre) und Schatten (recht unspektakulär), nicht sonderlich viel für die Actionfraktion unter den Lesern und mit der Spannung ist es auch so eine mittelmäßige Sache. Auf Splatter und Blutbäder braucht man nicht zu hoffen. Mittelmäßiger Weltuntergang, den man mal lesen kann, aber auch für bessere Literatur aus dem Genre und/oder dem Luzifer-Verlag weglassen darf. Ging irgendwie nicht an mich und ich fand ihn nur mäßig unterhaltend. Naja, es kann ja auch nicht jedes Buch ein Volltreffer sein. Barry Napier hatte zudem das "Pech", dass er gegen den Eindruck des zuvor konsumierten "Z-Burbia" Jake Bible antreten musste, da hat er glatt verloren. 165 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Februar 2015, 20:02:37
(http://3.bp.blogspot.com/-r_vQMGQLWzI/VM5bU_YHF6I/AAAAAAAAQFs/62DTOCfVzDo/s1600/bradthor.jpg)

Brad Thor. Irgendwie ist der Terrorfahnder Scot Harvath auf die Schwarze Liste geraten – eine Liste, die so geheim ist, dass nur der amerikanische Präsident und ein kleiner Kreis von Beratern von ihr wissen. Wer einmal auf der Schwarzen Liste steht, ist bereits so gut wie tot. Harvath versucht verzweifelt, den Killerkommandos zu entkommen. Dabei muss er herausfinden, wer ihn auf die Liste gesetzt hat – und warum! Doch während Harvath unfreiwillig sämtliche Einsatzkräfte in Atem hält, bereiten die Hintermänner einen vernichtenden Terrorakt auf die USA vor.

Scot Harvath ist mit Kollegin Riley Turner in Paris auf dem Weg zu ihren Zimmern als sie beschossen werden. Riley ist sofort tot, Harvath macht die vier Gegner unschädlich. Nachdem er sie getötet hat, untersucht er die Kerle und stellt fest, dass sie nicht nur ihrem Vorgehen nach Profis waren. Keine Papiere, nichts einstecken, was sie verraten könnte. Er hat keine Ahnung, wer es auf ihn abgesehen haben könnte. Oder galt der Anschlag Turner? Mutmaßungen helfen jetzt nicht, er muss aus Paris und Frankreich verschwinden. Mit einigen Manövern versucht er, seinen Weg zu vertuschen und setzt sich in die Pyrenäen, ins spanische Baskenland ab, da er dort einen willigen Helfer weiß. Ungefähr auf halbem Weg zu einem Kloster in dem Peio, ein Bekannter von früher, mittlerweile sein Dasein fristet, wird Harvath von dem vorerst untergebracht. Er wähnt sich sicher, muss aber bald feststellen, dass er hier nicht so allein ist, wie er sich das vorgestellt hat. Die Hütte wird auch von der angeblich mittlerweile friedfertigen ETA genutzt. Irgendwann in der Nacht wecken ihn Geräusche. Angespannt zieht er leise los, um sich über die Situation einen Überblick zu verschaffen. Er findet die ETA-Leute tot und schleicht um die Hütte herum, wobei er vier Männer entdeckt, die hier nichts zu suchen haben. Er kann drei von ihnen ausschalten, vor dem vierten Mann bewahrt ihn Peio, der aber dabei schwer verletzt wird. Dennoch schickt er Harvath weiter, um über Umwege in die USA zu reisen. Dort wurde mittlerweile das Hauptquartier der Carlton Control Group angegriffen und Boss Reed Carlton kann der Attacke nur mit Mühe entkommen. Doch alle seine Mitarbeiter (Bis auf Harvath) wurden getötet. Carlton flieht und versteckt sich vorübergehend bei seinem früheren Mentor Banks, um mit ihm zusammen herauszuzfinden, wer hinter dem Angriff steckt und wer seine Leute erledigt hat. In Texas trifft Nicholas ein, ein kleinwüchsiger IT-Spezialist, der sich hier mit Nina trifft, der Schwester einer Bekannten, die von einem Auto überfahren wurde. Doch zuvor hat sie einen USB-Stick an Nina mit Anweisungen über das weitere Vorgehen geschickt. Bald kreuzen sich die Wege der unterschiedlichen Gruppen und sie holen zum großen Gegenschlag gegen den Feind aus.

Trotz eines recht flotten und actionreichen Beginns war ich doch nach der Vorstellung des Antagonisten etwas - oder auch etwas mehr - skeptisch, was die Story angehen soll. Wie schon beim letzten Baldacci bemängelt, wird der Feind hier derart finster gestaltet, dass man es schon als Holzhammermethode bezeichnen muss. Es war einfach zu platt. Kann der Typ nicht nur ein machtgeiles Arschloch sein, muss er sich unbedingt noch für die alten Vernichtungsmethoden der Nazis erwärmen? Das Nazithema nervt eh mittlerweile, was auch der Grund ist, warum ich die Bücher von Daniel Silva seit geraumer Zeit meide. Ich muss aber zugeben, dass die Geschichte sich dann derart wandelt, dass die Nazianspielung ihren Sinn bekommt und man bald nur noch sagen kann - beängstigend!!! Überwachung allerorten, mit allen Mitteln. Intelligenten Straßenlampen, Apps, siehe Facebook mit den neuen Regeln, Implantaten und und und. Alles zum Wohle, Schutz und Sicherheit des Bürgers, wie die Politschleimer so schön sagen. Von wegen: eigentlich ist der Bürger jetzt schon unter Generalverdacht ein Terrorist zu sein und wird deshalb grundsätzlich als verdächtig angesehen. Und das fatale, mein die fatalen Punkte sind, dass es keine Umkehr mehr gibt und dass man sich dem auch nicht mehr entziehen kann. Schaff alle deine Geräte ab, es nutzt nichts. Du musst einkaufen gehen, du hast Bekannte, die deine Daten haben und die vielleicht aufm Smartphone, Drohen fliegen über dir rum usw. Kurz: wir stehen vor einer neuen Diktatur der sanften Welle. Ja, schlimm ist, dass vieles von dem Stoff, den Brad Thor hier schreibt schon existiert oder zumindest in Planung ist. In der EU werden die Notrufsysteme für Neuwagen dieses Jahr zur Pflicht. Angeblich um Unfallopfer schneller zu finden und betreuen zu können. Von wegen. Damit wissen sie jederzeit, wo du bist. Und in den USA ist es ja so, dass man mit diesem System den Wagen auch stoppen oder starten kann. Oder man schickt dir ne bewaffnete Drohne übern Kopp und tarnt es dann als schrecklichen Unfall. Und der Autor hält sich mit Kritik an seiner Regierung und den Konzernen nicht zurück, womit wir wieder bei den Nazis wären. Denn die wurden in ihrer damaligen Datensammelwut über die Juden gepflegt von den Amis von IBM unterstützt, was nur beweist, dass die Regierungen und Wirtschaftsbosse für Gewinne wortwörtlich über Leichen gehen. Für IBM wäre ein Kriegsgewinnler Hitler das große Los gewesen, sie hätten ihren Einfluss und ihre Gewinne mit jedem Land, das der unterjocht hätte, weiter ausgebaut. Wer glaubt, denn noch, dass die Staatenlenker unter der finanziellen Fuchtel der CEOs nicht weiter dafür sorgen, dass alles ausgewertet werden kann, das man will, dass man nicht schon auf Verdacht mal loschlägt, bloß weil einer den falschen Text in einem Forum gepostet hat? In den USA wurden die Gesetze mittlerweile so angepasst, dass diversen Organisationen grundsätzlich bei Verstößen gegen irgendwelche Bürgerrechte keine Strafen mehr drohen. Um dieses Szenario herum hat Brad Thor seinen Thriller verfasst, der neben einigen satten Actionszenen auch Elemente des guten, alten Spionagegenres enthält. Natürlich werden die Kämpfer für Land und Ehre, die echten Patrioten dann auch wieder in den Himmel gelobt, obwohl sie mit den gleichen brutalen Mitteln vorgehen, die sei den Feinden ankreiden. Das ist dann der Action geschuldet, die den Roman flotter macht, ihn unterhaltsam darbietet. Doch bei der Vorstellung, wieviel von dem brisanten Hauptthema schon Wirklichkeit ist, muss man doch mal schlucken. Kritischer, teilweise harter Thriller (Kopfschüsse usw.), der auch unterhalten kann. Sollte man mal gelesen haben. Bitte mehr von Brad Thor. Bisweilen ist dies erst der dritte Roman, der hier übersetzt wurde und leider auch nur unmotivert aus der Reihe um Scot Harvath herausgegriffen. 540 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 Februar 2015, 20:09:10
(http://2.bp.blogspot.com/-wVC6O0cTP8g/VM-wVevpAbI/AAAAAAAAQGw/333zM4MhcLw/s1600/skinmedicinbe.jpg)

Tim Curran. Etwas unaussprechlich Böses wandelt durch die Utah-Territorien im Jahre 1882. Bürgerkriegsveteran und Kopfgeldjäger Tyler Cabe, der seinen Lebensunterhalt mit der gnadenlosen Verfolgung von Straftätern bestreitet, muss nun etwas jagen, das die Vorstellungskraft eines lebendigen Menschen bei weitem übersteigt.

Mitten in der Nacht hetzt Kutscher Goode die Pferde Richtung Whisper Lake, während sein bewaffneter Begleiter langsam ob der Fracht die Muffe bekommt. Hinten auf der Ladefläche liegt ein Sarg - und Hyden glaubt, dass sich darin etwas bewegt. Voller Angst schaffen sie es zur Stadt und zum Leichenbestatter Hiram Callister. Der ist nicht nur menschenscheu, sondern auch etwas abartig veranlagt. Daher hat er immer die Nachtschicht, während sein extrovertierter Bruder Caleb tagsüber das Geschäft führt. Als er die Leiche vorbereiten will, muss er zu seinem Leidwesen erfahren, dass die Angst der beiden Überbringer der Leiche von James Lee Cobb nicht umsonst bleich vor Furcht waren. Am folgenden Tag findet man Hiram tot und ausgeblutet vor einem leeren Sarg. Nun kommt auch noch Tyler Cabe in die Stadt. Der Kopfgeldjäger ist hinter einem Serienkiller her, der in verschiedenen Städten schon einige Prostituierte aufgeschlitzt hat. Was Cabe nicht ahnt, ist, dass der Sheriff des County und selbstverständlich der Stadt ein alter Bekannter ist. Jackson Dirker war Schuld, dass er in einem Gefangenenlager der Nordstaaten während des Bürgerkriegs landete und schwere Misshandlungen erfuhr. Die Narben in Cabes Gesicht stammen von Dirksen. Lange ist Cabe noch nicht in der Stadt, da wird er von einem möchtegern-Revolverhelden herausgefordert und erledigt den Angeber. Dennoch muss er bis zur endgültigen Klärung des Falles in den Bau, wo er den Indianer Charles Graybraw kennenlernt, der sich als Spezialist für spitze Bemerkungen erweist. In der Zwischenzeit wird auch in Whisper Lake eine Nutte aufgeschlitzt und Cabe versucht, eine Spur zum Killer zu finden. Etwas weiter im County wird eine kleine Ortschaft der Goldgräber brutal niedergemetztelt. Eine Miliz unter Führung von Caleb Callister beschuldigt die Mormonen der Stadt Redemption der Tat und schlägt rücksichtslos zu. Und der verschwundene Cobb? Sitzt in dem verwahrlosten Kaff Deliverance und resümiert seine Vergangenheit. In einem rückständigen Ort von einer Hexe geboren, mit einem mal auf dem Rücken hat er sich schnell zu einem skrupellosen Metzger und Kannibalen entwickelt, der noch andere Geheimnisse hütet. Als die Überfälle zuviel werden, reitet ein Aufgebot los, um dem Grauen ein Ende zu machen, ohne zu ahnen, was auf die wartet.

Tim Curran beginnt seine Geschichte eher mit Bedacht und leichtem Grusel zu einer Zeit, als die Besiedlung des Kontinents ebenso weit fortgeschritten war, wie die Vernichtung der Ureinwohner, von denen nur wenige in Reservaten ihr Dasein fristen dürfen, die das Leben nicht wert sind. Dem fügt er Elemente hinzu, dass einem der Schauer über den Rücken läuft. Doch seine stilistischen Feinheiten und auch die Wortwahl bei scheinbar alltäglichen Dingen drängen den Leser schon langsam aber sicher Richtung härteren Horror. Bis dahin werden nach und nach die wichtigsten Figuren mehr oder weniger intensiv vorgestellt, ohne dass Schwung oder Thrill verlorengehen. Selbstverständlich spielt die Beziehung, der Hass zwischen Cabe und Dirker eine wichtige Rolle, die aber spätestens mit dem ersten Gemetzel in den Hintergrund gedrängt wird. Ab diesem Punkt hält sich Tim Curran auch nicht mehr zurück, geizt nicht mit Blut, zerfetzten Körperteilen und wilden Kreaturen. Und Rückblende zur Geschichte des James Lee Cobb mit seinen "Jobs" als Skalpjäger oder Soldat im Meikanisch-amerikanischen Krieg 1846/1847 erinnert manchmal fatal an die Gräuel der Amerikaner in Vietnam. Ist dann schon harter Stoff. "Skin Medicine" (Der Begriff wird während der Lektüre erklärt) ist ein knüppelharter Horror-Western, in dem der Autor sich an tatsächliche Begebenheiten (Donner-Gruppe, Bürgerkrieg, Indianervernichtung, Mexikanisch-Amerikanischer Krieg) anlehnt und daraus seine starke Horrormär braut. Hexen, Steinigung, Exorzismus, Dämonen, Kannibalismus und Indianermythen plus einem Serienkiller, der noch eine ganz spezielle Pointe serviert bekommt. Tim Curran beherrscht sein Metier - und zwar genreübergreifend. Er versteht es, Atmosphäre zu entwickeln und Spannung aufzubauen, Emotionen hinsichtlich seiner Figuren zu schüren und alles zu einer flotten Story zu verquicken. Hier kommt keine Langeweile auf, muss man sich nicht auf "Durststrecken" gefasst machen. Unterhaltsam, schnell, flüssig, gruselig und grausam. Hier hat irgendwie alles gepasst. Auch der bitterböse Humor des Indianers hat es gewaltig in sich, wenn man bedenkt, was mit Ureinwohnern damals gemacht wurde. Der Kniff mit dem Serienkiller fand sofort meine Begeisterung und der Showdown legt dann nochmal so richtig los und es werden keine Gefangenen gemacht. Ganz klare Kaufempfehlung - sogar, wenn man Western nicht so sehr mögen sollte. 390 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Februar 2015, 12:51:03
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1423044361_briankeene.jpg)

Brian Keene. Es passiert ohne jede Vorwarnung. Eine weltweite Seuche verwandelt Menschen und Tiere in lebende Tote. In einem Luxushotel verbarrikadieren sich 25 Angestellte und Gäste in einem früheren Militärbunker. Die Schläge der Zombies hämmern von außen gegen die Sicherheitstüren, während die Eingesperrten unaufhaltsam den Verstand verlieren ... dazu kommt der wachsende Hunger, der sie irgendwann zwingt, das Unvermeidliche zu tun. Ein simples Motto bestimmt den Alltag der Überlebenden: Fressen und gefressen werden! Als Bonus enthält dieser Band zwei einzigartige Erzählungen von Brian Keene: »Im Tal der verrückte Bären« und »Die vergessene Schlucht der Verdammten« . Cowboys und Indianer, Holzfäller und Bigfoots, Zombies und Dinosaurier ... Horror im Wilden Westen!

Pete arbeitet in einem Luxushotel in den bewaldeten Bergen im Landkreis Pocahontas. Direkt unter dem Hotel ist ein Bunker, den die Regierung dereinst als Schutz vor möglicher Strahlung nach einem Atomschlag bauen ließ. Mit der Zeit hätte er in Vergessenheit geraten und weiter genutzt werden können, doch ein Enthüllungsjournalist entdeckte ihn und schrieb eine Story darüber. Und schon war das Ding "verbrannt". Die Regierung überschrieb es dem hotel und das machte ein Museum daraus. Pete ist einer der Führer durch die Anlage. Er bekommt ebenso wie alle anderen Mitarbeiter und Gäste des Hotels mit, dass in der Welt draußen, weit von ihrer Abgeschiedeheit entfernt, etwas vor sich geht. Eine Epidemie oder so. Dass bald die Armee eingreifen muss, dass Menschen und Tiere übereinander herfallen, Tote wiederauferstehen. Aber hey, das ist ja alles so weit weg. Bis eines Tages die schlurfenden Horden vor den Türen des Hotels stehen. Zusammen mit einigen Kollegen und Gästen kann Pete sich in den Bunker retten, aber sein Freund Mike, der noch Lebensmittel und andere Vorräte holen wollte, bleibt auf der Strecke und hat jetzt Hunger - auf ihn und seine Gefährten. Nun fühlen sich alle sicher, die Kreaturen können den Bunker nicht stürmen und stehen vor den Eingängen rum und verfaulen - leider zu langsam, zudem kommt ständig Nachschub. Und bald werden die Lebensmittel knapp, der Hunger greift um sich. Man muss entscheiden, was nun passiert. Und während Pete es sich im zugehörigen Kino gemütlich gemacht hat, treffen sich die anderen zur Abstimmung. Das Ergebnis war schnell gefunden - der einzig Abwesende muss als Nahrung herhalten. Schnell stellt Pete fest, dass er um sein Leben fighten muss. Entweder von den Zombies gefressen werden oder von den eigenen Leuten.

Brian Keene informiert den geneigten Leser in einem Vorwort darüber, dass "Tief begraben" zur selben Zeit wie "Totes Meer" spielt, nur in einer anderen Gegend. Auch hier werden Mensch und Tier zombifiziert. Es ist aber absolut nicht nötig "Totes Meer" zu kennen, da es ansonsten keinerlei Zusammenhänge gibt. In dieser Geschichte sind seine Zombies eigentlich nur Staffage, der Aufhänger für ein gewalttätiges Überlebensdrama, in dem bald die Frage gestellt wird, wie weit man, um sein Überleben zu sichern, gehen würde. Aber er lässt auch Kritik an der Gesellschaft nicht außen vor. Sei es nun das ständige Bedienen der sogenannten sozialen Medien (finde den Begriff immer noch Sch..., da an denen so rein gar nix sozial ist) oder was nach einem zerstörerischen Ende von unserer Zivilisation noch übrig bleibt. Aus unserer Vorzeit konnte man noch Münzen oder Schriftrollen finden, aber bei uns wird das womöglich nicht geschehen, da es ja jetzt schon Länder gibt, in denen jeder, der bar zahlt, schon verdächtig ist. Und was Schriftrollen oder Bücher angeht - mit der weiteren Ausbreitung des Teufelswerks Ebook fallen die auch weg. Kein Strom, kein Ladegerät, kein Buch. Und wie schnell sich der "zivilisierte" Mensch ändert, wenn er Hunger verspürt, das eigene Leben in Gefahr sieht und über das anderer stellt, das lässt der Autor die Gefangenen im Bunker erleben. Schnell entwickeln sich Machtspielchen, will einer das Alphatier markieren, der Anführer sein. Denn nur so kann er sicher sein, dass sein Überleben gewährleistet ist, bis sich die später  nur noch wenigen Überlebenden gegen ihn zusammenschließen würden, mit denen er aber fertig zu werden glaubt. Und da ist das auserkorene Opfer Pete, der selbstverständlich weder im Magen eines Zombies noch seiner Gefährten landen will. So wehrt er sich im Bunker fast schon in McClane-Manier gegen seine Leidensgenossen. Dabei muss der Leser miterleben, wie Pete so langsam sein Verstand entgleitet, aber auch, dass er als anfänglicher Sympathieträger vollkommen versagt. In gedanklichen Rückblenden von Pete erfährt man nur etwas von einem verlogenen und egoistischen Wichskopp, der sich seine Verfehlungen auch noch schönredet. Schuld waren immer die Anderen. Man ertappt sich dabei, dass man ihm ein Böses Ende fast schon wünscht. Als Zugabe hat Brain Keene dann noch die Storys "Im Tal der verückten Bären" und "Die vergessene Schlucht der Verdammten" beigefügt, die teils recht derbe sind, aber auch über einen gewissen Spaqßfaktor verfügen, wobei "Die vergessene Schlucht der Verdammten" kleine Erinnerungen den Film"Gwangis Rache" hervorruft. Blutig, aber nicht überhart, schnell, actionlastig mit zwei erfreulichen Zugaben. So mag ich Brian Keene. 315 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Februar 2015, 16:43:03
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1423218063_asbo.jpg)

Andrew Goodman ist ein gewöhnlicher britischer Durschnittsbürger, liebender Ehemann und Vater. Er ist rundum glücklich, bis ihn der Anführer einer Jugendgang scheinbar grundlos ins Visier nimmt. Von da an verwandelt sich sein Leben praktisch über Nacht in einen Albtraum. Die Spirale der Gewalt steigert sich, bis Andrew, vom Justizsystem unbarmherzig im Stich gelassen, nur noch einen einzigen Ausweg sieht.   

Andrew Goddman sitzt abends mit Gattin Pen und Tochter Rebecca "Bex" zu Hause und plant, zum Essen einen Film zu sehen. Doch zuerst wird abgestimmt, was  man als Mahlzeit zu sich nimmt. Dann zieht Andrew los, um das Essen im naheliegenden Laden zu holen. Draußen lungern einige Jugendliche rum und prompt kommt einer zu ihm, um eine Zigarette zu schnorren. Als Nichtraucher hat Andrew selbstverständlich keine bei sich, woraufhin der Bengel verlangt, er solle welche kaufen. Tut der Famlienvater selbstverständlich nicht und wird daraufhin von Frankie, dem Anführer, zusammengeschlagen, das Essen auf der Veranda verteilt. Man lässt sich etwas vom Chinesen bringen und geht dann zu Bett. In der Nacht kommen Eindringlinge und verwüsten die Wohnung, die herbeigerufene Polizei kann ohne Zeugen nichts unternehmen. Von der Bedienung im Laden erfährt Andrew, wer der Übeltäter war und wo er wohnt. Er geht zu deren Haus und lernt die Mutter kennen. Großer Fehler, sie stellt sich nämlich als versoffene Schlampe dar, die an ihren Blagen kein Interesse hat. Doch Andrew plaudert aus, woher er die Adresse hat und das hat zur Folge, dass das Mädchen, von dem er sie hat, brutal verletzt wird. Er besucht sie im Krankenhaus und fährt auf dem Rückweg einen Jungen an. Es ist Davie, der sich als Bruder von Frankie herausstellt. Er bringt ihn ins Krankenhaus und will ihn dann auch wieder nach Hause fahren. Aber mit einem Umweg zu Andrews Wohnung. Er will Davie zeigen, dass sie doch nur normale Leute sind, die niemandem etwas getan haben. Aber er hat schon Gäste - unerwartete. Frankie und seine Spießgesellen sind da. Sie misshandeln die Familie aufs Ärgste, drohen mit Mord und Vergewaltigung. Davie ist das alles nicht recht, er will seinen Bruder davon abhalten, kann aber nichts unternehmen, da die anderen zu Frankie halten. Als die Situation eskaliert, verdrücken sich die Rowdys. Pen und Bex bleiben schwer verletzt mit ihrem Vater zurück. Er ruft die Polizei und lässt seine Familie ns Krankenhaus befördern. Und will jetzt seine Rache.

"ASBO" ist kein Splatterfest aus den Reihen der Schlachtplatten. Hier hat der Horror einen realen Hintergrund und wirkt wie einer dieser Home Invasion-Filme mit Revengeaspekt. Die Situation schaukelt sich langsam hoch und wird dann immer härter, böser. In die Geschichte eingebaut ist eine gewisse Sozialkritik, dass man solche Burschen sich selbst überlässt, keiner kümmert sich. Doch wer hat Schuld, dass so etwas überhaupt passieren kann? Das ist die eigentliche Frage in der Lektüre. Ist es das Elternhaus? Könnte man meinen, bei den Familienverhältnissen. ABER der Bruder gehört auch zu der Familie und ist nicht so verroht wie Frankie. Ist es der Knast? Zum Teil sicher, ABER Frankie musste ja schon vorher genug auf dem Kerbholz haben, um überhaupt in den Knast zu kommen. Ist es die Gesellschaft, die solche Familien ins Abseits stellt? Vielleicht. Aber es gibt solche Gewalttäter auch aus anderen Schichten. Es könnten aber auch die Gesetze sein, die es solchen Bratzen erlauben, immer wieder zuzuschlagen, keine richtige Handhabe Vorweisen können. Im Gegenteil. Man findet immer wieder Entschuldigungen (Migranten, in der Schule durch Noten gedemütigt, durch die Eltern nicht und im Stich gelassen usw.) und fördert den mangelnden Respekt durch Gesetze, die es verbieten, die Blagen zu züchtigen, die es den Eltern erlauben, die geamte Erziehung Betreuern, Erziehern oder Lehrern aufzubürden, welche sich aber nicht gegen solche Rüpel durchsetzen dürfen, da sie von Gesetzes wegen, daran gehindert werden, richtige Maßnahmen zu ergreifen. Und tut es doch einer, sind plötzlich die Alten da und wollen eine Bestrafung des Pädagogen. Da läuft doch was falsch. Und dieser Frankie ist nicht nur ein Opfer der Umstände, er ist schlicht und einfach böse und es müssen Gesetze her, die solche Verbrecher zeitig aus dem Umfeld ehrlicher Menschen entfernen. Soweit zum nachdenkenswerten Aspekt des Buches. Der andere Teil entwickelt sich dann in die Richtung Charles Bronson, wenn er mehrfach rot sieht. Selbstjustiz, weil die Polizei versagt, behindert durch eine zu lasche Gesetzgebung. Spannend, hart, psychisch belastend, gnadenlos, düster und von Realismus durchzogen.   215 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Februar 2015, 12:47:50
(http://1.bp.blogspot.com/-8GeVnLd1XFU/VNiBKmRDniI/AAAAAAAAQI0/3L5V77GwbdU/s1600/rhoimmun.jpg)

Richard Phillips. Ein Heilmittel gegen alle Krankheiten, nicht weniger glaubt die Regierung in dem abgestürzten Raumschiff in New Mexico gefunden zu haben. Doch drei Studenten finden durch Zufall ein zweites Schiff, von dem die Regierung nichts weiß und das eine schreckliche Wahrheit birgt. Das streng geheime Rho-Projekt hält nicht etwa den Schlüssel zur Rettung der Menschheit bereit, sondern steuert die Welt geradewegs in eine globale Katastrophe. Anstatt geheilt zu werden, sterben plötzlich Menschen - viele Menschen. Und jeder Gegner des Projekts scheint systematisch ausgeschaltet zu werden. Die Hoffnung liegt nun bei den drei jungen Studenten, deren bekannte Welt jedoch immer weiter aus den Fugen gerät.

Nachdem die Streitigkeiten um die Kalte Fusion nahezu beendet sind, entsteht ein neuer Disput um die im Schiff gefundene Nanotechnologie. Mit dieser ist man imstande künftig alle Krankheiten zu heilen. Doch der finstere Dr. Stephenson, der weiter seine Fäden spinnt und mithilfe eines bösartigen Killers alle Gegner seines Projektes um die Weltherrschaft beseitigen lässt, hat ganz andere Pläne. Im Verlauf der Geschehnisse werden der NSA-Direktor, der Präsident der USA und ganze Trupps von Geheimagenten der Regierung beseitigt. In der Zwischenzeit haben sich die drei Schüler an einem Schulprojekt beteiligt und dies durch ihre besonderen Fähigkeiten auch landesweit gewinnen können. Doch sie werden des Plagiats beschuldigt und fallen vor allen in Ungnade. Zudem ruft die neue Technologie auch unterschiedliche Interessengruppen auf den Plan. Da wäre zum Beispiel der kolumbianische Drogenbaron, der sich ewgies Leben und immensen Reichtum von den Nanopartiklen verspricht, da sind die Regierungen anderer Nationen wie Russland, China oder die Europäer, die dafür plädieren, dieses Allheilmittel allen sofort zur Verfügung zu stellen. Selbst die eh von niemandem ernst genommene UNO fordert die Herausgabe. Amerika lässt sich dann dazu herab, das Mittel in Afrika anzuwenden, um AIDS oder Ebola in den Griff zu bekommen. Es funktioniert. Aber auch Dr. Stephenson bleibt nicht untätig. Er experimentiert mit den Nanos und erschafft dabei schreckliche Mutationen, die seinen Testpersonen (unfreiwilligen Testpersonen) unsägliche Schmerzen bereiten. Und dann wird auch noch das zweite Schiff entdeckt, zu dem bisher nur die Kids Zugang hatten.

War das erste Buch "Das zweite Schiff" noch ein Mix aus Jugendroman und Erwachsenenstory mit Fantasy-Elementen, drängt der Autor den Anteil für junge Erwachsene zugunsten von Tempo und Härte fast völlig zurück. Schon der Einstieg ist recht deftig und dabei bleibt es nicht. Machtgelüste und große Verschwörungen geben sich die Klinke in die Hand, an Action wird nicht gespart und die Jugendlichen erweitern ihre Fähigkeiten und entwickeln sich auch persönlich weiter. Manchmal vielleicht nicht unbedingt zum Guten. An den gewalttätigen Szenen hat zumindest Mark durchaus seine Mitwirkung zu beweisen, indem er seine neu gewonnen Kräfte einsetzt, Genickbruch inklusive. Das Tempo ist ziemlich hoch, die kurzen Kapitel mit unterschiedlichen Sichtweisen der handelnden Personen unterstützen den Lesefluss und nach und nach kristallisieren sich die wesentlichen Allianzen und den gegnerischen Gruppen heraus. Hier treffen technische Raffinessen auf leicht konsumierbare Kost. Hin und wieder übertreibt der Autor seine wissenschaftlichen Einwürfe, um dann aber kurze Zeit später mit voller Geschwindigkeit Attacken auf die Agenten Jack und Janet zu skizzieren und sich immer weiter von einem Jugendbuch zu entfernen. Schon nach kurzer Zeit ist es ein Erwachsenenthriller, der verhältnismäßig harte Kills in sich birgt und man gegen Ende fast nur darauf wartet, dass sich nicht nur die amerikanischen Dienste bekriegen, sondern außer dem Drogenbaron aus Kolumbien bald andere Nationen in den Konflikt eingreifen, um sich all die neuen Erkenntnisse zu sichern. Und die beiden Schiffe haben noch eine Menge weitere Geheimnisse zu bieten, die dann vermutlich im dritten Buch - "Wurmloch" - gelöst werden. Fand ich den ersten Teil noch ganz gut, bin ich vom zweiten Buch fast schon positiv überrascht. Mit der Wendung zum harten Thriller im Sci Fi-Gewand mit ein paar kleinen "Heroes" Anleihen hatte ich eher nicht gerechnet. Für Jugendliche wohl nicht mehr so geeignet, aber sonst äußerst unterhaltsam. Rund 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Februar 2015, 13:34:06
(http://4.bp.blogspot.com/-KKBpSUjaLb8/VNnf8hR256I/AAAAAAAAQKA/0cNRo3u09hk/s1600/One-Night-Stan-s--Thriller-9783958350199_xl.jpg)

Greg Sisco. Herzlich willkommen im One Night Stan's, dem heißesten Strip-Club der Stadt.  Als ein paar College-Studenten über eine orangefarbene Tasche stolpern, randvoll gefüllt mit Hundert-Dollar-Scheinen, werden sie zum Ziel eines zugedröhnten Nachtclub-Besitzers, einer nymphomanen Stripperin, deren Fetisch es ist, Menschen zu quälen, und eines russischen Türstehers, dem nachgesagt wird, einen Mann in zwei Hälften reißen zu können.

Alles beginnt mit Jack, der den Auftrag hat, zu einer bestimmten Zeit in der Telefonzelle vor dem Club zu warten und einen Anruf sowie Anweisungen entgegen zu nehmen. Doch Tragic Jack, wie er genannt wurde, gerät an eine Serienkillerin und kann nicht pünktlich vor Ort sein. Dort ist stattdessen Jeremy, der mit seinem Kumpel Caleb ordentlich gepichelt hat und nun Druck ablassen muss. Und mit seinem vollen Kopf geht er ans Telefon und meldet sich als Jack. Er erhält die Location einer Tasche, die er abholen soll. Tut er - und findet darin rund 250.000 Dollar. Klar, dass er über den plötzlichen Reichtum begeistert ist. Doch was damit ausgelöst wird, kann er noch nicht ahnen. Plötzlich tauchen FBI-Agenten auf, die einen Sereinkiller von Florida bis nach Scud City verfolgt haben, ein Nachtclubbestizer, der Frank Sinatra  nacheifert, ein Türsteher namens Russian Bob, diverse Schnecken von der Tanzfläche, ein Gangsterboss und der vertrottelte Nerd Daniel auf, die alle mehr oder weniger hinter der Kohle her sind. Dass sich zwei Stadtpolizisten ebenfalls auf die Jagd machen, lässt alles nur noch verworrener und blutiger werden.

"One night in the city, one night lookin pretty" röhrte dereinst Ronnie James Dio. One night in Scud City, but no one looks pretty passt dann eher zu "One Night Stan's". Schon der Einstieg in die Geschichte verrät, dass es hier um eine total durchgeknallte und blutige Story geht, in der kein Auge trocken bleibt. Und Russian Bob, um den sich derart viele Legenden ranken, dass man ihn für den Chuck Norris des Buches halten könnte, sorgt mit seinem Dialekt für den nötigen Humor. Eigentlich sind dafür alle Personen zuständig, eigens dafür geschaffen, den Leser nur zu unterhalten, ihn zum Lachen zu bringen oder zum Luft anhalten, ob eines weiteren grausamen Mordes. Sympathisch sind sie irgendwie alle, dämlich bis besoffen auch - ob sie nun Cops sind oder Gauner, Schlampe oder Killer. Schwarzer Humor trifft hohen Bodycount, ein absurdes Buch, böse und voller fieser Ideen, die den geneigten Leser blendend unterhalten. Wer hier Tiefgang oder lange Dialoge voller Raffinesse erwartet, wird sicher enttäuscht sein, aber wer sich anhand des Klappentextes auf schräge Unterhaltung abseits des Mainstream gefreut haben sollte, dürfte am Ende begeistert sein. Völlig irre Lektüre über Drogen, Mord, Gewalt und Blut, die zwischen den vielen Leichen dennoch zum Lachen reizt - und was den Härtegrad angeht, der frage nach bei Caleb, dem die Eier mit nem Butterfly so zusammengesteckt wurden, wie Damen das sonst mit ihren Haaren machen. Sinnfreie Lesestunden, unangestrengt, von einigen Lachern und Schmunzlern unterbrochen und jedem zu empfehlen, der solche Kost zu schätzen weiß. Eindeutig eine Leseempfehlung. Davon hätte ich gerne mehr. Luzifer-Verlag - Du bist dran, der Ball liegt in deiner Hälfte. Rund 290 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Februar 2015, 12:44:52
(http://1.bp.blogspot.com/-xeVZdAf_D5k/VNx3WR9LoAI/AAAAAAAAQOc/ycNa_Yub6fA/s1600/nesbosohn.jpg)

Jo Nesbo. Sonny Lofthus sitzt im modernen Hochsicherheitsgefängnis Staten in Oslo. Seine kriminelle Karriere begann, als sein Vater Ab sich das Leben nahm. Ab Lofthus war Polizist. Kurz vor seinem Tod gestand er, korrupt gewesen zu sein. Dieser Verrat zerstörte Sonnys Leben.
Jetzt, viele Jahre später, hört er von einem Mitgefangenen, dass alles ganz anders gewesen ist. Sonny will Rache. Er flieht aus dem Gefängnis, denn die Verantwortlichen sollen für ihre Verbrechen büßen.

Sonny sitzt im Hochsicherheitsgefängnis Staten und ist eigentlich ein Mustergefangener. Er hält sich aus allen Schwierigkeiten raus, schließt sich keiner Fraktion an. Und er ist verschwiegen. Das führt dazu, dass er im Bau so etwas wie der Beichtvater der Knackis wird. Sie vertrauen ihm alles an, er verrät nichts und niemanden. Irgendwann kommt ein älterer Gefangener zu ihm, den der Krebs zerfrisst und der deshalb nichts mehr zu verlieren hat. Er teilt Sonny mit, dass dessen Vater, der angeblich ein Maulwurf für eine kriminelle Vereinigung war und nach seinem Auffliegen Selbstmord beging, gar kein Verräter war. Jetzt ist es an Sonny, sich einen Plan zurechtzulegen, um aus dem Knast zu fliehen. Der todkranke Mann hilft ihm dabei und sie lassen den stellvertretenden Gefängnisdirektor nicht gut aussehen. Doch kaum ist Sonny draußen, beginnt eine unheimliche Mordserie und kein Motiv ist zu erkennen. Simon Kefas, ein früherer Freund von Sonnys Vater, wird zusammen mit der neuen Kollegin Kari auf den Fall angesetzt, ohne zu ahnen, dass Sonny etwas damit zu tun haben könnte. Während sie nach Spuren suchen, geschehen weitere Morde, die nicht offensichtlich zu erklären sind. Dennoch hat Kefas bald eine Vermutung, auch wenn er nicht den gesamten Plan hinter den Tötungen überschauen kann.

"Der Sohn" ist eine düstere Rachemär aus Norwegen, die Harry Hole vermissen lässt und ohne den sympathischen Mann mit Hang zur Selbstzerstörung auskommen muss. Doch deshalb hat sich Norwegen bzw. die Beschreibung des Zustandes der Gesellschaft des skandinavischen Landes aus Jo Nesbos Feder wenig verändert. Drogensumpf, Menschenhandel, Korruption und Vorteilsnahme gehören weiterhin zu den Bestandteilen des täglichen Lebens und korrupte Polizisten sowie ähnlich gestrickte Politiker können sich weiterhin ungestraft im Staatsdienst tummeln. Da wird mehr an sich selbst gedacht, als an den von den Bürgern per Stimmzettel erteilten Auftrag (Ist ja hier nicht unbedingt anders). Simon Kefas steht kurz vor der Pensionierung, hat eine jüngere Frau, die eine dringende Augenoperation benötigt und will den Fall unbedingt lösen, bevor er in Ruhestand geht. Auch wenn er dazu hin und wieder etwas am Gesetz vorbei handeln muss. Sonny hingegen ist ein gnadenloser Killer auf Rachemission, es ist aber nicht schwer, seine Taten nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, womit er die ganzen Jahre gepeinigt wurde, wenn man von ihm verlangte, dass er für Taten gerade steht, die andere begangen haben. Es war ihm solange egal, bis er erfuhr, dass sein Vater unschuldig war. Danach änderte sich alles. Sonny geht eiskalt vor, tötet völlig skrupellos und ohne jegliche Reue. Doch durch sein Schicksal, aber auch sein Verhalten anderen, unschuldigen Menschen gegenüber, kann der Leser Sympathien für den Rächer entwickeln, auch wenn er schlicht ein brutaler Mörder ist. Der eine oder andere Nebenschauplatz hätte vielleicht nicht sein müssen, bremst das Buch aber nur ein wenig aus. Die Identität des echten Maulwurfs oder des "Zwillings", die Hintermänner im Menschenschmuggel und Drogenhandel und einige auch teils unerwartete Wendungen sorgen für Spannung, der eine oder andere Mord ist vielleicht etwas zu brutal geschildert, was für die Lektüre nicht notwendig gewesen wäre. Düster und kalt wie Norwegen im tiefsten
Winter, Verzicht auf strikte Trennung von Gut und Böse, ein Schluss, der zwar noch mit Wendungen aufwartet, aber leider - der einzige Makel - dennoch nicht ganz zufrieden stellt, weil er nicht ohne Zugeständnisse an die Masse auskommt. Fast so gut wie die Romane um Harry Hole, aber diese und auch "Headhunter"  (Wurde ja auch verfilmt) würde ich dennoch vorziehen. Aber das ist Krittelei auf hohem Niveau, denn Jo Nesbo kann mit diesem Buch noch jeden der sonstigen groß angesagten und viel beworbenen Autoren locker vom Thron stürzen. Rund 520 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Februar 2015, 20:25:07
(http://3.bp.blogspot.com/-bqqLOQaeAoQ/VN4t37jucII/AAAAAAAAQPs/8MZaFmVHCIw/s1600/Prinzessin-3-Cover-final-front_500.jpg)


Freitag, 13. Februar 2015
Behind the scenes "Spectre" D. Craig
Ich hoffe, es gibt mal ne Steigerung im Härtegrad. Und weniger Political correctness.



Eingestellt von Harry um 19:18 Keine Kommentare:
Labels: Behind-the-Scenes
Neuer Trailer "Big game" S. L. Jackson
Auch hier werde ich mich der landläufigen Meinung, dass es vernachlässigbarer Stress ist nicht anschließen und mir den Film auf jeden Fall ins Regal stellen. Zudem liebe ich diese Wildnius-Settings.


Eingestellt von Harry um 19:13 Keine Kommentare:
Labels: Trailer
Weiterer Trailer "Mercenary:Absolution" Seagal
Egal, was andere meinen, der sieht recht gut und brauchbar aus. Und da einer meiner Favoriten - Vinnie Jones, der bitte nochmal die Fußballschuhe schnüren und Cristiano R. aus selbigen treten soll - dabei ist, ist er eh Pflicht.


Eingestellt von Harry um 19:08 Keine Kommentare:
Labels: Trailer
Buchreview "Prinzessin: Die letzte Kriegerin" J. Aysa
John Aysa. Dem Chaos und der Gewalt entflohen findet sich She auf einem Schiff wieder. Ziel: Neuanfang der Zivilisation. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Angriffe von innen und außen lassen das beschädigte Schiff havarieren. Die Schiffbrüchigen finden sich in einer extrem feindlichen Umwelt wieder. Die Rettung entpuppt sich fatalerweise als das Gegenteil: Aus der Reise ins Paradies wird eine Höllenfahrt. Der Wahnsinn, dem She begegnet, lässt sich nur mit gleichen Mitteln bekämpfen, und die Offenbarungen, die sie erfährt, bringen eine Welt zum Einsturz. Aber es wäre nicht She, wenn sie sich nicht mit brachialer Gewalt wehren und dem Irrsinn dabei noch eins draufsetzen würde.

Das Schiff, das die Menschen inklusive SHE und Stella in ein neues Paradies bringen soll erweist sich schnell als üblen Flop, ja sogar als miese Falle. Schon bald werden sie von einem riesigen Kraken attackiert, der sich seine Mahlzeiten von Deck holt und sie dabei genüßlich mundgerecht quetscht. Dass bei der Gelegenheit der Kahn gleich untergeht, den Kapitän (Wer geht in dieser Zeit noch ehrenvoll mit seinem Schiff unter?) dabei mitnimmt und die Überlebenden sich jetzt im Wasser als Appetithappen für fressgierige Haie wiederfinden, war so sicher nicht geplant. Aber sie erreichen eine Insel. Dort lernt man sich kennen. Die Soldatin Marina Hayek mit ihrer großen Schnauze und dem Schmodderwortschatz (Woher sie den wohl hat?) und auch den Söldner Everson, der sogleich von SHEs Freundin Stella vernascht wird. Doch die Insel hat ihre Tücken. Monster jeglicher Art und Kannibalen im Zombie-Modus machen der geschrumpften Reisegesellschaft das eben schwer und einige müssen in Fontänen von Blut und Eingeweiden ihr bisschen Leben lassen. Zwischendurch macht sich SHE aber auch an Everson ran, denn sie kann es einfach nicht auf sich sitzen lassen, dass der sich nur mit Stella begnügt. Der hat aber auch noch eine Überraschung für sie bereit. Als Söldner für Doc Nachtstrom liefert er ihm die Überlebenden aus, wobei Nachtstrom es speziell auf SHE und Stella abgesehen hat. Die beiden Frauen werden getrennt und SHE macht die Erfahrung, dass auf der Bohrinsel ein alter Raumgleiter angedockt ist, der einige Auserwählte zu einem Raumschiff, einem Generationenschiff, bringen soll, das diese zu einem weit entfernten Planeten kutschieren muss, um dort eine neue Zivilisation aufzubauen und vielleicht in Hunderten von Jahren zurückzukehren und sich die Erde wieder untertan zu machen. SHE aber soll dem Doc für Experimente dienen. Die dreht den Spieß um, erfährt einige Dinge übers Ende der Welt, die sie nicht mal erahnte, metztelt sich dan durch die riege der Mutantenwachen und zieht los, um alte Rechnungen zu begleichen.

Carmen Weinand von Horrorandmore hat in ihrer vorzüglichen Rezension angemahnt, John Aysa nicht mehr mit Edward Lee oder Wrath James White zu vergleichen. Da ich  ja auf nette Damen zumeist höre, werde ich dies unterlassen und ihn ab jetzt mit John Grisham in Konkurrenz stellen. sicher ist er äußerst erfreut, nun mit den Schwiegermütterthrillern zusammengetopft zu werden, wo er doch viel lieber Elternschreck wäre. Wenn man sich vorstellt, dass ein junges Paar, das seine Bücher kennt, von seiner kleine Tochter mit kindlicher Stimme zu hören bekommt, dass sie Prinzessin werden will, wenn sie groß ist, kann man deren entsetzten Gesichtsausdruck sicher erahnen. So gefällt es John Aysa sicher besser. Zum Werk selbst. Wer die ersten beiden Bücher kennt, kann davon ausgehen, dass der Autor keine Gefangenen macht und mit einer schier unbegreiflichen Ideenvielfalt in Wort und Tat sämtliche Körpersäfte oder Ausscheidungen wortgewaltig sprudeln lässt. Hab ich vor Kurzem noch erwähnt, dass Tim Curran es in dem formidablen "Skin Medicine" wunderbar geschafft hat, Alltagsszenen derart bildhaft mit seinen Worten zu skizzieren, dass man die Härte des Werkes schon in der belangslosesten Kleinigkeit erahnen kann, so muss ich dieses Attribut auch John Aysa zuschreiben, der es nur auf die sexuelle Komponente ausdehnt. Selbstverständlich suppt John Aysa wieder wild herum, ABER er hat es auch drauf, dem ganzen Spektakel Handlung (JAAAAA, Handlung!) hinzuzufügen, die sich mit Verschwörung, einer Schattenregierung (Dem Dreckigen Dutzend plus 1), dem zustand der Gesellschaft mit ihren ahnungslosen, egoistischen und machtgeilen Politikern, die längst nicht mehr an ihren Wählern interessiert sind (Außer, es stehen Wahlen an!!!), den gierigen Managern, die gemeinsam daran arbeiten, den Mittelstand zu eliminieren, um damit das Establishment zu stärken und gaaanz viele Abhängige davon zu schaffen (Wenn man sich von einem Vollzeitjob nicht einmal ernähren kann, ist das doch Abhängigkeit in Form moderner Skalverei). Er lässt zudem alte Bekannte aus den vorherigen Büchern wieder zu ihrem Aufritt kommen oder sie drastisch hingeschlachtet und niedergemetztelt dahinscheiden, spielt mit Fantasyelementen, bringt Nanobots ins Spiel (Hab ich doch erst bei der "RHO-Agenda" gehabt, selbstverständlich in einer sehr milden Variante.) und füllt seine Story mit Anspielungen auf Film, Buch und Musik, die er dem Leser entweder direkt aufs Auge drückt oder sie nur andeutet. So erhält Carlton Mellick III ebenso eine Erwähnung (Hat er mit der gewählten Kurzform etwas an den eingebildeten CR7 erinnern wollen?) wie die Verballhornung Bonnie Rotten aus dem Musikbereich. Und wer es zuvor gelesen hat, wird die Verweise auf das Buch "Gott der Tentakel" sicher bemerken und wie sie in diese Story und Handlung mit eingeflochten sind. Seine Ausflüge ins Filmmetier enthalten neben Marina Hayek (Salma im Sinn, Marina im Text?) noch Verweise auf "Lohn der Angst" (Ja, geschätzter Autor, ich hab es bemerkt.), Fulci-Fuzzis, "Zombies unter Kannibalen", "Die Klapperschlange" "Die Geschichte der O." (Hätte er "50 shades of grey" gesehen, wäre der sicher in einer Form erwähnt worden, die dem uninteressanten, langweiligen Film ohne Höhepunkte jedweder Art völlig fehlt.) und viele mehr. Allein daraus konnte der geneigte Leser, der diese Sachen auch kannte (Zitat "Verdammte Jugend. Keine Ahnung von gar nix.") einen gewissen Funfaktor ziehen. Ansonsten lässt das Buch jeden, der sich für die ersten beiden Teile begeistern konnte, zufrieden zurück. Wer sich aber mit solcher Lektüre hinsichtlich moralischer Ansprüche überfordert fühlt, sollte lieber die Pfoten davon lassen, denn es steht nicht umsonst der Vermerk auf dem Rückumschlag, dass hier strengstes Jugendverbot angesagt ist. Blutige Schlachtereien mit derbsten sexuellen Ausschweifungen und einem Wortschatz, für den er an jedem Bankschalter die Kündigung bekäme. Politisch korrekt ist hier mal gar nichts. John Aysa hat ja mittleerweile weitere Projekte in Arbeit/Planung. Wird Zeit, dass da mal ein satter Actioner bei ist, mit dem er den Stars wie Matthew Reilly Konkurrenz machen kann. Drauf hat John Aysa das sicher. 240 Seiten, die aber im Paperbackformat klein bedruckt sind.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Februar 2015, 19:45:34
(http://2.bp.blogspot.com/-aEBDJgjVMZ4/VODRgoH1H3I/AAAAAAAAQRA/8W8_s4znOno/s1600/reich_der_zombies.jpg)

Iain McKinnon. Ich bin Sarah. Zusammen mit Nathan und einigen anderen Überlebenden habe ich mich in einem alten Lagerhaus verbarrikadiert, während um uns herum faulende Kadaver durch die Überreste der Stadt streifen. Uns gehen langsam die Vorräte aus. Jetzt stehen wir vor der Wahl: Verhungern oder rausgehen und gegen die Untoten kämpfen? Hilf uns! Mir ist noch eine andere Alternative eingefallen: Selbstmord. Aber als ich dann auf dem Dach stand und mich runterstürzen wollte, sah ich einen Hubschrauber. Bringt er die Rettung oder reitet er uns nur noch tiefer in die Scheiße?

Da hat es die kleine Gruppe um Sarah (Nathan + Jennifer) tatsächlich aus ihrem Schlupfwinkel heraus zu dem Helikopter geschafft, der sie vielleicht retten kann, da geraten sie vom Regen in die Traufe. Mal abgesehen davon, dass drei Soldaten zurückbleiben, damit die Neulinge an Bord bleiben können, ist die Situation auf dem neuen Domizil, einem alten Frachtschiff, auch nicht gerade rosig. Idris, der Pilot, tankt schon seinen Hubschrauber auf, um mit Waffen zurück zu seinen Kameraden zu fliegen, um sie aus dieser Hölle herauszuholen, während Bates bei den Geretteten bleibt. Die werden von den Doktoren an Bord erst intensiv untersucht, bevor man sie sich frei an Deck bewegen lässt. Einer der Ärzte forscht an einem Serum, das die weitere Ausbreitung der Infektion bei den wenigen Millionen überlebenden Menschen verhindern soll. Als ein Sturm angekündigt wird, verbietet der Anführer der Soldaten Idris an Land zu fliegen und seine Freunde zu holen. Ficht diesen nicht groß an. In einem unbewachten Augenblick fliegt er mit dem Heli los. Vielleicht sein Glück, denn bald bricht die Infektionskatastrophe über das Schiff herein. Wieso es passiert, bleibt aber eine reine Spekulation. Am Ende eines Gemetzels können sich nur Sarah, Bates und einige wenige andere inklusive Nathan und Jennifer in ein Rettungsboot absetzen. Dann sehen sie Idris und den Heli zurückkommen.

"Das Reich der Zombies" lag erst einmal auf Halde, weil ich auf die angekündigte Fortsetzung warten wollte. Nach der Meldung, dass diese aus verlagsinternen Gründen gar nicht erscheinen wird, hab ich das Buch schlicht dem Vergessen anheimgegeben. Da lag es nun sinnlos in meinem SuB vergraben und nahm schlicht Platz weg. Genau das war denn auch der Grund, dass ich es endlich angegangen bin. Der Schreibstil von Iain McKinnon ist von einfacherer Natur, was dem Tempo zumindest zeitweise entgegenkommt. Ausgebremst werden die Story und ihr Fluss durch einige etwas langatmig geratene Erklärungen zur Infektion und deren Verhinderung, während die Geschichte um den Zeitpunkt des Ausbruchs und die entsprechenden Folgen zwar kurz erwähnt, aber nicht ausführlich behandelt werden. Und irgendwie ist das Konstrukt nach dem Eintreffen auf dem Schiff auch vorhersehbar. Auf beeingten bzw. begrenztem Raum zusammengepferchte Gruppe in einem Zombie-Roman - da muss ja einer Mist bauen, um die Sache wieder in blutrünstige Fahrt zu bringen. Ab dem Zeitpunkt greift dann aber auch wieder der Actionaspekt. Insgesamt alles schon dagewesen: einige Militärs, ein paar Gerettete, viele Missgeschicke, bisher nicht intensiv spezifizierte Charaktere in einem stellenweise flotten und unterhaltsamen Roman. Einige Mängel wie die lasche Charakterisierung oder die Hinweise auf die Zeit vor der Katastrophe könnten in den geplanten weiteren Teilen möglicherweise zur Sprache gekommen sein, was wir aber wohl nie erfahren werden. So bleibt ein Zombiemärchen, das sich kaum von den vielen anderen auf dem Markt abhebt, aber auch nicht weniger drauf hat. Leider ist eben mit diesem FETTEN Cliffhanger Schluss. Ich hätte gerne weitergelesen, da ich das Zeugs einfach mag. 270 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Februar 2015, 15:22:23
(http://2.bp.blogspot.com/-FT22Wv5wPiU/VOHg3ApyxtI/AAAAAAAAQSY/ae0g6Y--vhs/s1600/willkommenin%2Bhelltexas.jpg)

Tim Miller. Auf ihrem Roadtrip durch den Süden von Texas werden vier Collegestudenten irgendwo im Nirgendwo von einem Sheriff angehalten und verhaftet. Er beschuldigt sie illegale Einwanderer zu sein. Die vier werden in das Städtchen Hell gebracht. Hier leben die Bürger nach ihren eigenen kranken Regeln. Und in der Kunst der sadistischen Vernichtung von Fleisch und Seele haben sie unvorstellbare Meisterschaft erlangt.

Die Vier werden auf dem Highway von zwei Cops gestoppt. sich keiner Schuld bewusst geben sie sich recht leutselig, selbst als die Polizisten einen raueren Ton anschlagen. Doch ihr Glauben in die Vertreter von Recht und Gesetz wird schnell erschüttert. Grob packt man sie zusammen und fährt sie zu einem kleinen Kaff oben am Berg. Dort müssen sie erfahren, dass die Uhren hier völlig anders gehen als im Rest der Welt. Okay, zumindest anders als in den USofA. Die beiden Police Officer trennen die Freunde und verscherbeln sie an andere Bewohner dieser paar Hütten, die eh schon langsam dem Verfall preisgegeben sind - Hütten und Bewohner, wenn man es genau nimmt. Schon bald erleben sie das pure Grauen. Folter, Sklavenhaltung, Graubuschlecken, Testperson für ärztliche Experimente usw. stehen ab jetzt an der Tagesordnung. Sie bekommen in ihren jeweiligen neuen Unterkünften, wenn man Käfige so nennen kann, auch ein paar frühere Gefangene zu Gesicht und können anhand des Zustandes der Personen langsam ermessen, was ihnen noch alles blüht. Der eine oder andere Gefangene kann ihnen sogar von seiner Leidensgeschichte erzählen. Fluchtversuche vom Berg des Grauens scheinen zum Scheitern verurteilt, denn bisher konnte niemand diesen durchgeknallten Bestien entkommen.

Tim Miller erzählt seine Geschichte in einem bemerkenswert schlichten Stil, literarische Feinheiten zu erwarten, wäre aber auch zuviel verlangt. Charaktere und Location werden nur minimal beschrieben. Die Dialoge strotzen jetzt auch nicht vor Umfang oder Intellekt der handelnden Figuren, alles ist nur auf das Nötigste reduziert und das Geschehen entwickelt sich mit der Zeit von einer plumpen Entführung durch die schon sattsam aus Buch und Film bekannten miesen Bullen auf Highwaystreife zu einer recht heftigen Metzelei mit einigen abartigen (Ja, der Text auf der Coverrückseite hat schon seine Berechtigung) Ideen. Es ist eine richtig böse Gemeinde, die sich da am Berg zusammengefunden hat. Manchmal recht abgedrehte Einfälle, die zum Schmunzeln richtigehend einladen, stellenweise auch schön eklig (Die Olle, brrrrr.) und brutal (Pfählung), aber ich muss gestehen, dass Tim Miller mich damit nicht vollends überrumpeln oder überzeugen konnte und auch die Begründung mit Mitleidseffekt für die Taten war nicht wirklich der Bringer. Keine Ahnung wieso, denn der Platz in der Riege der Festa Extrem-Autoren ist schon wohlverdient, aber anscheinend bin ich schon zu abgestumpft oder ich schiebe die Schuld auf John Aysa, dessen dritte "Prinzessin" ich erst vor Kurzem weggelesen hab. Ein Fehleinkauf ist "Willkommen in Hell Texas" garantiert nicht und die Leser der üblichen Mainstreamkost oder dem gehypten "50 Shades of grey" würden bei dieser Lektüre vermutlich ruckzuck ihre letzten Mahlzeiten um zweiten Mal schmecken ob der Geschmacklosigkeiten im Buch. Es ist leicht, sehr leicht zu konsumieren, wenn  man ein Faible für diese Art Literatur hat, doch als langjähriger Festakunde kann selbstverständlich nur ich für mich sprechen, wenn ich sage, dass andere Autoren aus dem Hause Festa hier die Nase vorn haben. Gut, aber nicht überragend. 155 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Februar 2015, 15:16:04
(http://2.bp.blogspot.com/-8sft_lwqJa8/VOh1Agv8X7I/AAAAAAAAQUo/d1SvenIsq_A/s1600/h%C3%B6llenexpress.jpg)

Christopher Fowler. Vier Passagiere treffen sich auf einer Zugreise durch Osteuropa während des Ersten Weltkrieges; konfrontiert mit einem Mysterium, das gelöst werden muss, wenn sie überleben wollen. Was ist in dem Sarg , vor dem jeder so viel Angst hat? Was ist das tragische Geheimnis der verschleierten Roten Gräfin, die mit ihnen reist? Warum wird ihr Mitreisender, der Brigadegeneral, von seinen eigenen Soldaten so gefürchtet? Und was genau ist das Geheimnis des teuflischen Ärzengels selbst?

Shane Carter kommt aus Amerika nach England, um dort einen Job als Drehbuchautor zu erhaschen, nachdem er in den Staaten gescheitert war. Schon direkt beim Vorstellungsgespärch erhält er den Zuschlag und soll innerhalb von fünf Tagen ein Drehbuch abliefern, das Koryphäen wie Peter Cushing oder Christopher Lee auf den Leib geschneidert  ist. Er beginnt mit einem Mädchen, das ein altes Spiel um einen Zug beginnt. Dieser macht sich selbstständig, wird immer größer und fährt krachend durchs Fenster davon. In der nächsten Szene kommt Nicholas, ein Brite und echter Hallodri, mit dem Zug nach Chelmsk in Karaptien. Als er die Stadt sieht, will er eigentlich sofort wieder weg, doch man sagt ihm, dass kein Zug mehr fahren würde, ausser gerüchteweise einer um Mitternacht. Doch richtige Auskunft gibt ihm niemand. Er sucht sich eine Schänke und trifft dort die Wirtstochter Isabella, die ebenfalls aus dem Kaff weg will. gemeinsam machen sie sich auf den Weg zum Bahnhof - und tatsächlich hält ein Zug. Der Ärzengel! In den Waggons treffen sie auf weitere Mitreisende, die sich nach und nach seltsam benehmen. Besonders der große Zugführer ist ihnen unheimlich. Und erst der Sarg im Gepäckwagen. Zudem ist ein britisches Ehepaar - Thomas und Miranda - zugestiegen, denen das Ganze auch unheimlich vorkommt. Gerade auch deswegen, weil nirgends auf dem Streckenplan die Endstation eingezeichnet ist und der Zugführer auf Nachfragen nur kryptische Antworten von sich gibt.

Allein schon die ersten Seiten lassen das Herz eines jeden Filmfreundes höher schlagen, wenn man über MGM, Roger Corman, die Hammer-Studios, Peter Cushing und Christopher Lee und deren Schaffen im Jahr 1966 lesen darf. Auch sonst atmet das Buch regelrecht den Flair der Hammer-Studios mit wabernden Nebelschwaden, düsteren Orten, geheimnisvollen Figuren  und einer verfluchten Geschichte und romantischen Anwandlungen im Angesicht der drohenden Gefahr. Christopher Fowler nutzt in seinem Roman alles, was das Studio dereinst ausmachte. So generiert er eine echte Hammer-Atmosphäre, die bewirkt, dass man die Bilder direkt vor sich zu sehen glaubt. Nach und nach führt er seine Protagonisten (und den Leser) an das Geheimnis heran, das den Zug umgibt. Dann kommt es auch zu einigen etwas blutigeren Szenen, die sich aber nicht in reinem Gemetzel suhlen. In einer Art Rahmenhandlung springt Fowler kurz zu seinem Drehbuchschreiber, der in einer Konferenz mit seinem Auftraggeber und den Darstellern Cushing und Lee sitzt, um die Details zu besprechen, bevor es wieder zum Ärzengel und seinen Passagieren geht, die langsam an ihre aufgaben herangeführt werden, die ihnen das Überleben und die Seele sichern sollen. Schuld, Sünde, Monster, menschliche Abgründe, Mord, Betrug und Eitelkeit sind die Themen, um die es in dem Buch geht und viele sympathische Figuren wird man kaum finden. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Deshalb ist man in dem Zug. Und ganz nebenbei gibt es noch Anmerkungen zu zappeligen Zuschauern, die mit ständiger Aktion bei der Stange gehalten werden müssen, da ihre Aufmerksamkeitsspanne bedauernswert gering ist (Heute wird das durch Schnittgewitter und Wackelkamera kaschiert) und auch an die Gesellschaft und Wirtschaft, in der kein Herz oder Seele mehr ist, sondern nur das Streben nach Profit unter Aufgabe der Menschlichkeit. Auch den Humor hat der Autor nicht vergessen, präsentiert ihn aber nicht brachial, sondern dezent und hintersinnig. Gerade wenn er die Amerikaner und ihr Gebaren beschreibt, die den Drehbuchautor nach England getrieben haben. So kennt man sie, die Cousins auf der anderen seite vom Großen Teich. Ein unterhaltsamer Spaß, der vorzügliche Lesestunden zu bieten hat - und dem Filmfreund noch dazu wohlige Erinnerungen an alte Zeiten des berühmten Studios. Herzlichen Dank an den Luzifer-Verlag für das Rezensions-Exemplar! Rund 355 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Februar 2015, 12:04:36
(http://4.bp.blogspot.com/-53jVwCZAWW4/VOmahTFN_FI/AAAAAAAAQVs/OyClR2H3NM0/s1600/janusverg..jpg)

Jamie Freveletti nach einer Idee von Robert Ludlum. Bei einer Medizinerkonferenz in Den Haag verüben Terroristen ein Blutbad. Covert-One-Lieutenant Jon Smith kann mit knapper Not entkommen. Doch der Anschlag war nur ein Ablenkungsmanöver, um den hochgefährlichen pakistanischen Warlord Oman Dattar aus seiner Haft zu befreien. Das Team von Covert One muss alles daran setzen, ihn aufzuhalten. Denn Dattar schmiedet einen Racheplan, der nicht weniger zum Ziel hat als den Untergang der Vereinigten Staaten von Amerika.


Ein Kriegsverbrecher soll in Den Haag vor Gericht. Durch diverse Attentate wollen seine Anhänger ihn befreien. Jon Smith von Covert One, der dort auf einem Medizinerkongress weilt, wird in die Aktionen mit involviert und soll als Zeuge sterben. Dabei kommt er nach einiger Zeit einem perfiden Plan auf die Spur, die Amerika und die westliche Welt in die totale Abhängigkeit des Verbrechers bringen soll. Aber auch der hat Probleme: Eine clevere Investmentbänkerin hat Dattars Konten geplündert und der geht nun finanziell am Stock. Seine Schergen finden das weniger gut, arbeiten sie doch nur des Geldes wegen und nicht wegen irgendwelcher hehren Glaubensabsichten. Dattar verschwindet nach Zypern,  um sich dort von einem Warlord aus dem Waffen- und Drogengeschäft frisches Geld zu besorgen. Der leiht ihm  unter Bedingungen 20 Millionen Dollar, schickt aber einen seiner Leute mit, um sicher zu gehen, dass die Sache auch läuft. In den USA rasseln sie mit Jon Smith, Randi Russell, sowie den Agenten Beckmann und Howell zusammen, als sie versuchen, die Bänkerin zu schnappen und sich das Geld von Dattar zurückzuholen. Zu allem Überfluss sind in der CIA und dem Polizeiapparat auch noch Verräter am Werk, die die Terroristen unterstützen.

Der neunte Band um die von Robert Ludlum vor seinem Tod konzipierte Covert One-Einheit, der ebenso wie die Vorgänger von einem Vertragsautor verfasst wurde. Diesmal ist es Jamie Freveletti, die sich mit "Lauf" und "Flieh" auch in Deutschland einen Namen als Thrillerautorin gemacht hat. Aber einen "echten Ludlum" zu schreiben, das ist ihr nicht gelungen. Netter Anti-Terrorthriller aus amerikanischer Feder, der kaum Überraschungen zu bieten hat, bei der Bänkerin doch etwas zu sehr übertreibt, da die Dame mehr einstecken kann, als ein Sylvester Stallone zu seinen besten Drehbuchzeiten, mit teils recht dämlichen Personal und Verrätern, die noch an den Weihnachtsmann glauben. Kurz: Einige Figuren sind doch etwas zu platt charakterisiert. Da bei einer Reihe zumeist klar ist, wer die Oberhand behält und der Spannungsfaktor eher gering ist - obwohl es auch da Ausnahmen gibt -, liest man von Actionsequenz zu Actionsequenz, rätselt leicht, wer die bösen Verräter sein könnten, bekommt dabei ordentliches Tempo geboten und legt das Buch dann unter Massenware ab. "Die Janus-Vergeltung" ist sicher keine MUSS-Anschaffung, kann aber dennoch mit den meisten üblichen Thrillern aus diesem Bereich mithalten. Keine Ludlum-Ware, wie der Verlag dem geneigten Käufer mit dem großen Aufdruck des Namens auf dem Buchdeckel gerne weismachen würde, aber so arbeiten sie alle. Ob es nun mit einem Tom Clancy und seinen Vertragsschreibern ist oder auch die noch selbst aktiven Clive Cussler oder James Patterson und nun sogar James Rollins, die eine eigene Idee von sogenannten Co-Autoren zu Ende bringen lassen. Ist ein bisschen Etikettenschwindel, aber wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann man es ja mal angehen. Man darf nur nicht zuviel erwarten. 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Februar 2015, 10:04:35
(http://2.bp.blogspot.com/-4__riIzOQYE/VOrSzKAcsWI/AAAAAAAAQYQ/wfMN_POT2B8/s1600/000.jpg)

Sean Rowe. Matt Shannon, Ex-FBI-Agent, trifft seinen Stiefbruder Jack, der aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dieser erzählt ihm am Hafen von Miami, wie man mit der Sprengung eines Schiffes für Wochen den Hafen blockieren könnte. Jack hat eine kleine schwarze Fernbedienung dabei. Gedankenverloren spielt Matt daran herum - über den Hafen zuckt ein gewaltiger Feuerblitz - und vor den Augen unzähliger Menschen versinkt am helllichten Tag ein Frachter in den Fluten. Matt hat mit einem Knopfdruck nicht nur in Sekundenbruchteilen ein Schiff gesprengt; er hat auch seine Seele verkauft. So hat Jack leichtes Spiel: Er bringt Matt dazu, bei einem Überfall auf einen Luxusliner mitzutun. Doch der kaltblütig geplante Coup läuft aus dem Ruder - und als Matt begreift, dass es für ihn kein Erbarmen gibt, schlägt vor ihm eine Fluchttür nach der anderen zu.

Jack Fontana trifft sich mit seinem Stiefbruder Matt Shannon in einem Cafe im Hafen von Miami. Mit einer List bringt er ihn dazu, einen Frachter zu sprengen,, der die Hafenausfahrt blockiert. Die Falle, die Jack Fontana, ebenfalls ein Ex-FBIler wie sein Stiefbruder, gestellt hat, ist zugeschnappt. Ab jetzt ist Matt seinem Verwandten, der eindeutig die Seiten gewechslt hat, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Matt hat einen Job als Sicherheitsexperte einer Luxuslinerkreuzfahrtgesellschaft. Genau der richtige Mann, den Jack in seinem Team braucht. Mit dabei sind Kip, ein muskulöser Kraftmeier, dessen Schwester Krystal, Manny, der zum Dienst ebenso erpresst wird wie Matt und Bryant, ein zorniger Schwarzer. Matt wird über den Plan aufgeklärt, dass sie einen Luxusliner überfallen wollen, der Drogengeld zu den Caymans transportiert. 30 Millionen sollen es sein. Ein einfacher Job soll es ebenfalls sein. Doch sobald sie an Bord des Kreuzfahrtschiffes sind, beginnen die Schwierigkeiten. Die Drogenbaronin ist höchstselbst auf dem Schiff, in Begleitung dreier schwer bewaffneter Typen. Ein Schusswechsel sorgt dafür, dass sie bald alleine ist, doch dabei erwischt es auch Krystal. Mit Hilfe von zwei Handlangern an Bord wird das Geld auf einen gekaperten Kutter umgeladen und man fährt davon, um es da zu verstecken, wo es garantiert niemand vermutet - auf dem Meeresboden. Versehen mit einer cleveren Lösung, es bald zu heben. Was sie sich aber nicht vorstellen, ist, dass die alte Drogenchefin sie nicht nur erkannt hat, sondern auch zügig hinter ihnen her sein wird. Während Matt sich wundert, dass seine junge Bekannte Julia mit von der Partie ist, werden sie von der Polizei aufgebracht und festgenommen. Doch bald erscheint ein Anwalt, gibt ihnen einige wohlgemeinte Ratschläge und holt sie nach und nach gegen Kaution raus. Dass der Mann nicht als Samariter auftritt, müssen sie alle recht schnell erfahren, ihre Schwiergkeiten beginnen jetzt erst richtig.

Hardboiledstoff, der eine gewisse Gnadenlosigkeit aufweist, in einer Rückblende gar Kannibalismus thematisiert und schnell vorangetrieben wird durch die schlichte Sprache des Autors. Da ist kaum ein Wort zuviel, wird nicht abgeschweift in Banalitäten. Rowe schildert seine Figuren als teilweise verzweifelte Menschen, die auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben sind, Geheimnisse haben und diese nur sehr langsam offenbaren. Es geht um Ganovenehre, um Mord und Totschlag. Was den Leuten aber allesamt fehlt, ist ein kleiner Funken Moral, für sie ist der Diebstahl mit all seinen brutalen Konsequenzen gerechtfertigt. Kurzweilige Geschichte mit einigen kleineren Wendungen, die den Bock jetzt aber nicht fett machen. Wirklich neu ist an dem Buch nichts, alles irgendwie schon mal so oder ähnlich dagewesen, könnte auch ein Parker oder Wyatt sein. Flotter Thriller, der hin und wieder kleinere Härten offenbart (Eine Kreuzigung), die aber nicht übers Ziel hinausschießen und der sich keinen wie auch immer gearteten Sentimalitäten hingibt. Hardboiledliebhaber können gerne mal einen Blick riskieren. Und bitte nicht vom Cover des gebundenen Buches mit der Bikini-Tusse abschrecken lassen, denn das ist ja mal derart unsinnig für das Werk, dass man sich schon fragt, was sich der Verlag dabei wohl gedacht haben mag. Das obige Cover vom Taschenbuch passt da schon viel besser. Für Originalität wird Sean Rowe wohl keinen Preis erhalten, aber das Lob für einen Debütroman ist durchaus gerechtfertigt. Kurz, knapp, knackig und mit einigen Winkelzügen versehen. Rund 235 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Februar 2015, 13:38:51
(http://1.bp.blogspot.com/-dDvZlMde2r8/VOxUqChraCI/AAAAAAAAQZM/g-pM2gFRPYM/s1600/Durch-das-Schwert--Der-12--Handyman-Jack-Thriller-9783865523082_xxl.jpg)

F. Paul Wilson. Ein Routineauftrag für Jack: Ein gestohlenes altes Katana-Schwert wiederbeschaffen, dessen Besitzer den Diebstahl nicht der Polizei melden kann. Erstaunlich nur, dass jemand überhaupt ein Interesse daran hat, das vergammelte Stück Metall zurückzubekommen.
Jack findet schnell eine Spur, der Auftrag scheint ein Kinderspiel - aber plötzlich sterben alle, die mit dem Schwert in Berührung kommen, eines gewaltsamen Todes.
Als dann auch noch ein uralter japanischer Kult New York mit einer Massenvernichtungswaffe bedroht, muss Jack all seine Fähigkeiten aufbieten, um diese Angelegenheiten auf seine unvergleichliche Art wieder in Ordnung zu bringen.

Anfangs ist Jack dabei auf unnachahmliche Weise Gelder für die Sammlung der Jugend-Sport-Vereine für deren Anschaffungen von Trikots für die Kids zu beschaffen. Als er sieht, dass im Central Park ein alter Mann, der mit Gehstock langsam unterwegs ist, von einem räuberischen Rowdy überfallen werden soll, macht er sich bereit einzugreifen. Nicht schlecht überrascht stellt er fest, das sich der Mann dem Gangster leicht erwehren kann. Noch mehr staunt er, als der Mann ihn mit seinem Namen anspricht und sich als Veilleur vorstellt. Sie setzen sich in eine Kneipe und der Mann erzählt Jack vom Makel, von der Gefahr, die Hank Thompson mit seiner Kicker-Bewegung heraufbeschwören könnte und wie lange er diesem Bösen schon auf der Spur ist. Jack erkennt einige der angemerkten Situationen wieder. Er selbst war daran beteiligt. Zuhause angekommen ruft er seinen Maileingang ab und findet eine Nachricht vor, dass er für einen Klienten etwas finden soll. Er trifft sich mit dem an seinem üblichen Platz und wird informiert, dass es sich um ein seltenes Katanschwert handelt, das ein Erbstück sein soll und dem Amerikaner japanischer Abstammung von dessen Landsitz auf Maui entwendet worden sein soll. Geld sei kein Problem. Jack nimmt an. Bald kann er die Spur zum Schwert finden, doch die Angelegenheit entwickelt sich anders als gedacht. Hinter dem Schwert scheint auch eine andere Gruppe her zu sein - und die nimmt keine Rücksicht. Jeder, der das Schwert hat, wird niedergemetzelt. In der Zwischenzeit wird Dawn von Mr. Osala in einem goldenen Käfig gefangen gehalten. Sie kann sich alles ordern, was sie wünscht, nur das Appartment verlassen, das geht nicht. Dennoch schafft sie es, ihren "Betreuer" Henry zu belabern, mit ihr zu einem Einkaufsbummel zu gehen. Alles geht gut. Und wie es in solchen Situationen eben ist, will man dann immer mehr. Ein zweiter Ausflug endet nicht mehr so vorteilhaft. Dawn gerät in die Fänge von der Sekte Kakureta Kao, die sie in ihr Domizil bringen. Und dort kommt es dann zu einem schicksalhaften Zusammentreffen aller Parteien, das etliche Beteiligte das Leben kosten wird.

"Durch das Schwert" von F. Paul Wilson, der auch hier wieder ein bisschen mit seinem Namen spielt als Frank P. Winslow, bietet alles, was das Herz der Anhänger des "Handyman Jack-Kultes" begehrt. Startet mit Humor und geht dann spannend weiter, führt die Story aus dem 11. Roman um Jack, "Das Blutband", direkt weiter. Noch immer ist er der Spielball zweier Mächte, die sich wie Kinder um diese Welt balgen und von denen kaum einer weiß, warum sie dies tun und was sie letztlich vorhaben. Naja, Die Andersheit will wohl alles vernichten, um sich an der Angst und Hoffnungslosigkeit zu laben, während Der Verbündete sich zwar gegen Die Andersheit einsetzt, dem die Menschen und die Erde dabei aber völlig wurscht sind. Die ganzen Verwicklungen, die Puzzleteile, die sich aus den bisherigen Geschichten um Jack ergeben haben, passen jetzt nach und nach zusammen, es werden viele Geschehnisse und Figuren aus vorangegangenen Romanen wieder aufgegriffen, was auch bedeutet, dass man die Serie um Jack schon in der Reihenfolge lesen sollte. Wie Wilson im Vorwort schreibt, werden sich in den nächsten Büchern alle Teile an ihrem Platz befinden und ein Großes Ganzes ergeben. Wilson schreibt kar und verständlich trotz der manchmal etwas komplexen Struktur seiner Story, lässt den Humor nicht zu kurz kommen, bietet aber einen Showdown, der es actionmäßig so richtig in sich hat. DAS nennt man kurzweilig. Hin und wieder werden kleine Anspielungen auf mehr oder weniger aktuelle (Zur Zeit, als der Roman verfasst wurde) Kinofilme eingestreut, sorgt die eine oder andere kleine Wendung für gelinde Überraschung und wiederkehrende Figuren wie Abe mit Parabellum bringen auch noch etwas Spaß ins perfide Spiel der übernatürlichen Mächte. Selbst Jack bekommt Angst bei dem, was sich ihm immer mehr offenbart. Krimi, Action Mystery, Fantasy - F. Paul Wilson ist ein Meister des Genremixes, der Crossovergeschichten. "Durch das Schwert" ist eine ungemein spannende, actionreiche und äußerst unterhaltsame Fortsetzung der Story um Handyman Jack, die ich ruckzuck intus hatte, für die aber noch weitere Werke existieren, wie auch der offene Schluss deutlich erkennen lässt. Der Ball liegt jetzt wieder im Feld vom Festa-Verlag. Her mit dem nächsten Band. 455 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Februar 2015, 14:55:27
(http://3.bp.blogspot.com/-KpZGaJGI5A8/VO8BKqvpqEI/AAAAAAAAQaU/31skMOB3fek/s1600/xombi.jpg)

eremy Robinson. Der hochbegabte Freeman lebt in einer perfekten, friedlichen Welt. Die Zeiten, als die Menschen die Sklaven einer fremden Rasse waren, sind lange vorbei. Die »Herren« haben den Krieg gegen ihr Eigentum verloren. Das zumindest hat man Freeman gesagt. Doch warum hat er dann einen Beschützer, der ihn auf Schritt und Tritt bewacht? Und wieso durfte er die große Stadt noch nie betreten? Dann wird er eines Nachts Zeuge, wie ein Mann ermordet wird und sich von den Toten erhebt. Und plötzlich wimmelt es von lebenden Leichen, die nach dem Fleisch der Lebenden gieren.
Freeman flieht in die Stadt. Was ihn dort erwartet, übersteigt allerdings seine kühnsten Träume - und Albträume.

Jahr 2052. Friedliche Demonstrationen und Streiks werden gnadenlos niedergeballert. Präventivschläge, bevor es vielleicht zu Gewaltausbrüchen kommt. 2053. Zwei Männer tauschen in einem Labor ein Ampulle aus, die ein Virus enthält. 2054. Harry ist Leibeigener der Dame des Hauses. Er hat sie von vorne bis hinten zu bedienen. Ihr Leben währt schon lange und könnte auch noch ewig dauern ob der vielen Verbesserungen an ihrem Körper. Doch gegen das Virus kommt sie nicht an. Harry bebgräbt sie - und ihre künstlichen Lungenflügel arbeiten selbst im Tod noch weiter.
2074. Freeman ist mit seinem Bodyguard, den er Haufen nennt, draußen in der Welt unterwegs. Sie scheinen allein in der Natur zu sein. Doch dann hört Freeman schrille Schreie. Er bewegt sich auf die Geräusche zu und sieht, wie eine Gruppe von Gestalten einen Menschen zerfetzt, ihn frisst. Bald stellen er und Haufen fest, dass sie von diesen Gegnern umzingelt sind, ihre schiere Masse erdrückt sie fast. Haufen kommt seiner Bestimmung nach und sagt Freeman, dass er flüchten soll, während Haufen selbst den Rückzug decken würde. Freeman kämpft sich zum HoverCycle durch und haut ab. Er muss erst noch lernen, richtig mit dem Gerät umzugehen, da bisher immer Haufen es gelenkt hat. Bei einem weiten Satz über eine Schlucht verschätzt er sich und rauscht aus einer nicht geringen Höhe direkt in den Waldboden hinein, durchschlägt ihn. Er landet in einem Knochengrab, wie er sieht, bevor er das Bewusstsein verliert. Später, irgendwann, er kann die Zeit nicht schätzen, hört er Stimmen. Er wurde von Jimbo und Luscious gefunden. Sie kümmern sich um ihn, sind geradezu entsetzt über seinen geringen Wortschatz und seine Unkenntnis, seine mangelnde Bildung. Lange bleibt ihnen keine Zeit sich zu wundern. Eine riesige Horde der Menschenfresser bewegt sich auf die Stadt zu, die, wie er von seinen beiden Rettern erfahren hat, das Domizil der Armen ist. Auch die anderen Bewohner haben schon mitbekommen, dass Gefahr droht und flüchten Richtung Brücke. Diese führt über den Fluss, der die Armenstadt von der der Reichen trennt. Gerade rechtzeitig sieht Freeman, dass sich am gegenüberliegenden Ufer Soldaten bereit machen, mit schweren Waffen eine Überquerung der Brücke zu verhindern. Er kann mit Luscious entkommen, aber Jimbo stirbt. Als letzte Rettung taucht ein verschrammter Haufen auf und bringt beide auf die Reichenseite in Sicherheit. Vermeintliche Sicherheit, denn jetzt geht das Abenteuer von Freeman erst richtig los.

Jeremy Robinson präsentiert eine gelungene Mixtur aus SciFi, Horror und Action. Und ja, er kann dem Zombiegenre tatsächlich neue Facetten hinzufügen. Er erfindet den Zombieroman nicht neu, aber er gibt den fressgierigen Untoten ein neues Umfeld, eine neue Heimat, eine neue Herkunft und neue Varianten. Der Protagonist Freeman und sein Kumpel Haufen sind von der ersten Seite an die Sympathieträger der ganzen Story, deren Entwicklung - speziell der von Freeman - der Leser dann folgen kann. Während Freeman alles Mögliche über das Menschsein und Gefühle lernt, erfährt man gemeinsam mit ihm auch, was sich abgespielt hat, wie die Situation so verworren werden konnte. Haufen fungiert als so eine Art veralteter Judge Dredd, der mittlerweile nur noch für den Schutz von Freeman zuständig ist. Und es gibt eine Menge Arbeit für ihn. Jeremy Robinson drückt mächtig auf die Tube, holt manchmal mit dem Holzhammer aus, um der Sache Feuer zu geben. Bald reiht sich eine Schlacht an die andere, wilde Hovercarverfolgungen mit größtem Zerstörungspotential folgen auf die andere. Aber eingebettet in diese vielleicht oberflächlich wirkende Actionhatz ist eine große Portion Sozialkritik zu finden - und man braucht nicht groß zu suchen. Niedergeknüppelte Demonstrationen von Streikenden (Statt die Demonstranten mit Feuer und Flamme auszurotten, werden sie heutzutage einfach in die Politisch Nicht Korrekte Ecke geschoben, der neue Begriff für Zensur, und somit diffamiert und unglaubwürdig gemacht.), Leibeigene (Diesen Wunschtraum der Konzerne und Reichen versuchen Politik und Wirtschaft ja heutzutage schrittweise auch wieder zu erreichen.), Machtkämpfe, Verrat, Politik und Despotentum. Es wird wieder darum gekämpft, Mensch zu sein, Menschlichkeit zu zeigen. Die Zombies stehen hier auch für eine krankende Zivilisation, eine die sich nicht mehr weiterentwickelt, die stagniert ist und die sich selbst ausrottet. Und die vielen Verbesserungen am Menschen vor der Revolution, das ewige Leben, die Robotik, haben der Welt ebenso geschadet wie Kriegstreiber und Diktatoren. Die Welt muss auf Anfang gesetzt werden - mit der Zombieplage. So findet man auch Andeutungen Richtung Bibel, Kain und Abel, das Paradies in "Xom-Bi". Neben diesem neuen Ansatz der Zombie-Lektüre, dem neuen Impuls für ein Genre, das man für ausgelutscht hielt, lässt es Jeremy Robinson  mächtig krachen, hat er ständig Feuer unterm Kessel, schildert die Gewalt zwar nicht plakativ brutal, aber auch nicht ohne die eine oder andere kleine Härte. Explosionen, Zerstörungen a la Michael Bay, Verfolgungsjagden mit hohem Unterhaltungswert und Vernichtungspotential, Aktionen, die eines Superhelden würdig wären und das immer in höchster Geschwindigkeit. "Xom-Bi" hat Pep (Keinen Guardiola, aber fast so gut.), Spannung, Handlung, Sozialkritik, das eine oder andere (vernachlässigbare) Logikloch, ist wohltuend anders als die meisten Zombiestorys und kann eigentlich jeden Actionfan voll überzeugen. Wer die Bücher "Mission Hydra", "Operation Genesis" und "Code Delta" von Jeremy Robinson schon kennt, weiß, was ihn erwartet. Rasante Lektüre, ein echter Kracher mit fetziger Action, der dem Leser keine Atempause gönnt. Für Genrefreunde klare Kaufempfehlung. 415 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Februar 2015, 15:20:59
(http://3.bp.blogspot.com/-p7e-zMRdtXs/VPBYyj3-gDI/AAAAAAAAQbw/QKvJLP5cyAw/s1600/Die%2Bletzte%2BPlage%2BWeb.jpg)

Sarah Pinborough, F. Paul Wilson. Das Leben kam einst aus Afrika. Doch jetzt ist es der Tod. Es verbreitet sich wie eine Seuche, doch es ist keine Krankheit. Medizin und Forschung sind hilflos gegen die tödliche Reaktion unseres Immunsystems auf den Biss einer afrikanischen Fliegenart.

Milliarden Menschen sind bereits tot, und noch viele mehr werden sterben. Weltweit stürzen Regierungen, die Zivilisation bröckelt, und die Überlebenden haben panische Angst vor dem Tod aus der Luft. Nigel sitzt gerade in Kairo im Flugzeug nach England und erhält von seinem Sitznachbarn die unerwünschte Lektion, dass an der Krise die Schwarzen Schuld sind. Gegenteilige Beweise ignoriert der Mann. England gilt noch als sicher, weil niemand glaubte, dass die Brut die See überqueren könnte. Doch in Heathrow angekommen, wird Nigel eines besseren belehrt - und sein vorurteilsbeladener Nachbar aus dem Jet infiziert. Die Krankheit wird nicht durch die Luft oder eine sonstige Ansteckung übertragen, sondern  nur durch einen Fliegenbiss (Nein, Leute, NICHT Fliegenschiss!!). Manche halten die neue Insektenart für eine zufällige Mutation, andere sagen, sie sei von Menschenhand erschaffen worden. Und gerade diese neue Realität, von den schlagzeilengeilen  und rücksichtslosen Medien in Windeseile verbreitet, sorgt für Opfer in der Zivilbevölkerung, die nichts mit einem Virenopfer zu tun haben. Der Pöbel macht sich bemerkbar - auch in gutsituierten Gegenden. Doch als die Hoffnung schwindet, rechtzeitig ein Gegenmittel zu finden, glauben die Meisten nur noch an Gottes Rache. Einst sandte er die Sintflut als Strafe für die Menschheit, nun verdunkelt er den Himmel mit tödlichen Fliegen. Und vielleicht ist an dieser Theorie sogar etwas dran, denn viele der Opfer berichten in ihren letzten Atemzügen von einer Vision Gottes. Aber nicht jeder muss sterben. Einige Menschen scheinen immun zu sein. Sie nennen sich selbst die Mungus und predigen, die Plage als gottgegeben hinzunehmen. Sie ermutigen die Menschen, sich von den Fliegen des Herrn beißen zu lassen, um mit IHM im Jenseits vereint zu sein. Nigel, ein Enthüllungsjournalist, sucht derweil im apokalyptischen Chaos des seuchenzerfressenen England nach Bandora, einem entführten afrikanischen Jungen. Seine nierenkranke Gattin lässt er dabei zu Hause. Diese ist darum nicht wirklich böse, läuft die ehe doch eh schon seit Jahren nicht mehr gut. Liegt sicher auch an ihrem unerschütterlichen Glauben an Gott, den sie auch Nigel aufdrängen will. Die Suche nach der Wahrheit und seiner eigenen Erlösung treibt ihn fort von den unerträglichen Zuständen seines Privatlebens, direkt in die Arme des Hohepriesters der Mungu, eines Mannes, der seine Prophezeiungen in Rätsel verpackt und keinerlei Angst vor den tödlichen Fliegen hat. Ja, Mungus ist schier ein Herr der Fliegen. Doch was steckt hinter dem Mann, was hat er mit dem verschwundenen Jungen zu tun? Kann er tatsächlich die Seuche aufhalten.

Ich beginne kurz mit meinen eher unzufriedenen Anmerkungen. Anhand des (sehr, sehr schlichten) Schreibstils würde ich mich zu der Vermutung veranlasst sehen, dass die Hauptarbeit beim Verfassen des Textes wohl von Sarah Pinborough erledigt wurde. Sicher ist er flüssig (dazu später mehr), aber dafür, dass neben ihrem auch der Name von F. Paul Wilson steht, zu einfach. Da waren meine erhöhte Erwartungshaltung und womöglich der erst vor Kurzem goutierte neue Handyman Jack sicher nicht schuldlos an dieser Einschätzung. Wirklich, wirklich genervt hat mich, dass gerade durch die wahre Gläubige Abby alles und jedes in so ziemlich jedem Satz mit Kirche, Glaube und Gott in Verbindung gebracht wurde. Das erinnerte mich fatal an diese miserablen Entrückungsbücher von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins (Eines gelesen und entsorgt, die Filme "Finale-die Welt im Krieg" mit Lou Gossett jr sowie "Left behind" mit Nic Cage gesehen und übelst gefunden), die besser in den US-Bible-Belt passen mit ihrer missionarischen Ausrichtung. Was da verbreitet wird, ist wie auch in "Die letzte Plage" durch Abby und den Hohepriester der Mungu, eher fundmentalistische Propaganda für jedwede Glaubensrichtung, die sich nach einem übergeordneten Wesen oder Etwas richtet. Alles wird von ihm, ihr oder durch es gelenkt usw. War schon bei LaHaye/Jenkins nicht mein Fall, ist es auch hier nicht. Fertig gemotzt. Neben den negativen Eindrücken gab und gibt es auch etliche positive zu berichten. Durch den simplen Stil bleibt der Lesefluss stetig gewahrt, man kommt gut voran. Und die Story selbst, die sich auf England und dort speziell auf Abby, Nigel, Henry, den Mungu und einige Nebenfiguren beschränkt, während Meldungen aus aller Welt eher nur als Nachrichtenmeldung angehängt werden, ist durchaus nicht unoriginell. "Die letzte Plage" ist in einigen Passagen eine phantasievolle Spekulation um eine Katastrophe, die durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Und auch die Liebesgeschichte, in der das Ehepaar Nigel und Abby Probleme hat, weil er mit ihrer Krankheit (Nieren, sie hängt an der Dialysemaschine) nicht zurechtkommt, woraufhin sie sich wieder in den Glauben flüchtet, den sie zu seinen Gunsten früher verdrängt hatte, was zu weiteren Konflikten führt, die ihn aus dem Haus treiben und beide feststellen lassen, dass sie sich besser vertragen, wenn sie nur telefonieren. Doch dieser Akt der Treue und Liebe, der daraus entsteht, zeigt sich am Ende des Romans sehr deutlich. Angesprochen werden auch aktuelle Probleme, wie die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afrika in Europa. Die Briten vor Gibraltar ballern die Bootsflüchtlinge lieber zusammen oder drängen sie Richtung Spanien, Italien oder Frankreich ab. Sollen die sie doch aufnehmen. Klingt schwer nach der derzeitigen Situation, nur ohne Fliegen. Und in England (Sicher auch in anderen als zivilisiert geltenden Nationen) wird das Thema Generalverdacht zur Sprache gebracht. Im Buch sind es die Kranken und Infizierten, die noch nicht einmal als Ansteckungsgefahr herhalten könnten. In der Realität sind es die Bürger, die durch
die immer mehr ausgeweitete allgemeine Überwachung und das Herumschnüffeln in der Privatspähre alle unter Verdacht geraten, Verbrecher oder Terroristen zu sein. Erinnert mich fatal an die dämlichen Texttafeln bei gekauften DVDs/BDs, in denen der ehrliche Käufer noch einmal gewarnt wird, dass illegale Kopien unters Strafrecht fallen. Was soll er denn noch machen außer ehrlich kaufen, der Kunde? Dennoch bleibt er ein Verdächtiger. Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils ist längst kleiner mehr. Schöne neue Rechtswelt - diktiert von Wirtschaft, Politik und Gaunern, die die korrupten (Generalverdacht, ihr Leute in Politik und Wirtschaft!!!!! Yeah, Baby.) in allen Lagern gut für solche Maßnahmen bezahlen. Putzig fand ich die Sache mit Nordkorea, das in einer Medienmeldung als frei von der Seuche dargestellt wird, da die Sicherheitsmaßnahmen von Kim greifen und die Fliegen sich ans Überflugverbot halten. Es bleibt also ein oft unterhaltsamer, auch spannender (Was ist mit dem Jungen, ist es wirklich eine von einem Überwesen gesandte Plage?) Roman, der sich um mehrere Anliegen gleichzeitig kümmert, aber den Fokus eindeutig auf dem missionarischen Eifer hat. Nicht jede Frage wird abschließend beantwortet, der Leser darf sich gerne seine eigenen Gedanken machen, welcher Fraktion er denn angehört. Sieht man davon ab, dass mich der recht fundamentale Religionsanteil in seinem Übermaß genervt hat, eine recht gute Lektüre, die gegenüber einem zuvor gelesenen Jeremy Robinson selbstverständlich etwas ins Hintertreffen gerät, da jetzt nicht gerade mit Action gesegnet. Nachdenkenswerte Ansätze bis zum Ende und eine gewisse Grausamkeit, die aber nicht ausführlich geschildert wird, sondern eher aus dem Off (Der Junge). Geschmackssache. Da sehr zwiespältig bin ich mit einer Empfehlung hier eher vorsichtig. 323 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 März 2015, 21:10:46
(http://1.bp.blogspot.com/-b_UEFOhmCEw/VPX3P7adtQI/AAAAAAAAQdk/AeFNjXSe6KU/s1600/eristwiederda.jpg)

Timur Vermes. Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet der Gröfaz in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons.

Adolf Hitler erwacht leicht verwirrt auf einem Stück Brachland in einem Hinterhof in Berlin. Schon die ersten drei Personen, die ihm begegnen, Jugendliche, an denen der Bildungszug vorbeigerauscht ist wie der ICE durch Wolfsburg, erscheinen ihm äußerst befremdlich. Er findet seinen Weg zur Straße und staunt nicht schlecht über die vielen neuen Automodelle aus urdeutscher Fabrikation. Als er an einem Kiosk stoppt, um einen Blick aufs Tagesdatum einer Zeitung zu werfen (unglaublich: 2011), erhält er vom Betreiber ein Kompliment ob seiner Kostümierung (er trägt selbstverfreilich seine Uniform) und der unheimlichen Ähnlichkeit mit dem für die Nachwelt immer noch verstorbenen Führer. Im Gespräch erfährt der Kioskbesitzer unter allerlei Missverständnissen, dass es dem GröFaz an Mitteln, Unterkunft und sauberen Klamotten mangelt. So lässt er ihn im Kiosk nächtigen, gibt ihm Essen und sogar Ersatzkleidung, bis seine Uniform gereinigt ist, die penetrant nach Benzin müffelt und erwähnt, dass an den Kiosk etliche TV-Fritzen kommen, bei denen er mit seinem Auftritt vielleicht sogar in eine Show kommen kann. Gesagt, getan. Und schon bald hat der Führer den eigentlichen Star der Show glattweg von der Bühne gefegt, sein Ruhm steigt, die sogenannten Sozialen Medien überschlagen sich ebenso vor Entzücken wie die Tintenkleckser. Nur die BILD will nicht so recht mitspielen, weil er ihnen ein Interview verweigert. Es beginnt eine Kampagne, die sich ein stolzer Deutscher natürlich nicht bieten lassen kann. Und schon kurze Zeit darauf stimmt auch dieses Blatt in das einhellig angestimmte Loblied ein. Selbst schwierigste Fälle kann er überzeugen, jeden Zweifler wortgewandt überzeugen und sogar die NPD muss vor ihrem Idol ob ihrer Schwäche zu Kreuze kriechen.

Böse ist es auf jeden Fall, was der Autor seinen Führer aus der Ego-Perspektive so von sich geben lässt. Vieles an Humor ergibt sich eigentlich nur aus dem reinen Missverständnis, dass Hitler für einen Comedian ersten Ranges gehalten wird, während er seine Gedankengänge für den puren Ernst nimmt. Seien es seine Kommentare zu den Engländern (Zitat:Wieviele Bomben sollen wir denen noch aufs Land werfen, bis sie merken, dass wird Freunde sind?" Zitast Ende.) oder den Südeuropäern und den deutschen Geldgebern. Polen, Künast, Gabriel und andere werden in fiktiven Einspielungen bloßgestellt, die verwegenen Ideen, von denen Hitler selbstverständlich kein Jota abgewichen ist, zeigen sich in seinen Gedanken zum Laubbläser und Gehorsam oder seine Vermutungen zur Zusammensetzung des Begriffs Wikipedia. Selbst wenn man als Leser mit dem festen Ziel an das Buch gegangen ist, es als Schund abzutun, ertappt man sich immer wieder dabei, dass man für sich feststellt, dass dieser alte Nazi doch tatsächlich den Finger in die eine oder andere Wunde legt, wenn er über die Zustände in unserem Lande spricht. Gleichmacherei, Duckmäusertum werden ebenso entlarvt wie die Wischiwaschi-Ideologien der heutigen Parteienwelt, Lug und Trug zum Machterhalt ohne jeglichen Nutzen fürs Volk. Ob Schlecker oder Hartz, EU oder Osterweiterung, TV und sonstige Medien - alles wird angesprochen. Mal ausführlich, mal nur in einem Nebensatz. Gerade die Medienwelt wird gnadenlos zerpflückt, ob der vorherrschenden Dämlichkeit. Manchmal ist der Humnor subtil, hin und wieder eher mit der Brechstange nahe gebracht, aber das Entscheidende ist, dass man sich durchaus vorstellen kann, dass so eine Type in der heutigen Zeit locker über entsprechende Kanäle von den Massen an Dummbatzen da draußen durchaus angehimmelt werden würde, sich ein Wählervolk aufbauen könnte. Man muss es nur richtig anstellen. Unmöglich, weil der Buch-Hitler sich selbst ernst nimmt, während alle anderen ihn für eine Witzfigur, einen Clown des TV halten? Ähem, man sehe, welche Spacken über diesen medialen Hype ihre kritiklosen Follower, Friends oder was auch immer haben. Jeder gesellschaftliche Ausschuß, nutzlose Fresser wie irgendwelche IT-Girls, die an jeglicher Bildung sowie Arbeitserfahrung vorbeigewunken wurde, weil eh nix mit ihnen anzufangen wäre, wird derart in den Himmel gehoben, dass man sich eh fragt, wo wir hier eigentlich sind. Und da soll es unmöglich sein, dass so ein Bauernfänger wieder an die Macht kommt? Die richtige Strategie, die richtigen Themen und es ist bald wieder soweit. Gesellschaft und Politik bereiten den Boden schon vor. Man mag das Buch schlicht für untauglich, verharmlosend oder schlicht blöd halten, aber die Politik verkauft das Volk für blöd, die verblödeten Bürger kaufen denen ihre Lügen auch schön ab, demzufolge ist das Buch zur rechten Zeit am rechten Ort. "Er ist wieder da" ist eine romanhafte Satire, die den Führer manchmal schon etwas zu gut aussehen lässt, die den Antisemitismus, den Rassenhass kaum anprangert und wenn, dann in eher niedlichen Scherzchen. Man sollte sich davor hüten, den Roman-Adolf zu ernst zu nehmen, aber man darf gerne mal drüber nachgrübeln, wo er (durch den Autor) in einigen Punkten richtig liegt. Nicht der Brüller, zu dem das Buch medial gekürt wurde, aber auch nicht völlig langweiliger Quark. Für etliche Schmunzler und ernsthafte Ansätze ist es schon gut. 396 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 März 2015, 13:31:38
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1425551884_galdianoludlum.jpg)

Kyle Mills/Robert Ludlum. Die neue Erfindung des genialen Wissenschaftlers Christian Dresner schlägt ein wie eine Bombe. Der Merge ist ein hochleistungsfähiger Mini-Computer, gegen den selbst die modernsten Smartphones und Tablet-PCs wie Kinderspielzeug wirken. Lieutenant Jon Smith von der Spezialeinheit Cover One erkennt das verheerende militärische Potenzial des Geräts. Für ihn steht fest: Der Merge darf auf keinen Fall in die falschen Hände geraten. Doch die Hinweise verdichten sich, dass seine Warnung bereits zu spät kommt.

Dresen stellt seine neue Erfindung der Öffentlichkeit vor. Sie ermöglicht via Implantat besseres Sehen, Hören und Erkennen des Gegenübers anhand spezieller Software, die ds Bild mit einem Farbton umgibt. Gestaffelt ist dies dann in grüne Farbgebung (gut, ehrlich, vertrauenswürdig) und tiefrot (böse usw.). Gezogen werden diese Daten selbstverständlich aus allen möglichen Datenspeichern. Sei es aus den Sozialen Medien oder Akten der Behörden. Der Merge, wie diese bahnbrechende Erfindung heißen soll, findet (und behält) alles. Jon Smith ist vor Ort bei der Präsentation und erkennt das Potenzial, das die US-Armee nutzen und somit ihren Feinden übrlegen sein kann. Zurück bei seinem Chef Fred Klein, ist dort der Hype um die Errungenschaft schon angekommen - und der Plan für  militärische Einsätze längst beschlossene Sache. Bei einem Test mit Soldaten erweist sich, WIE gut der Merge ist.
In der Zwischenzeit findet Randi Russell in Afghanistan ein niedergemetzeltes Dorf. Männer, Frauen und Kinder wurden allesamt getötet und den Männern der Kopf abgetrennt. Einer der Angreifer, der schwer verwundet wurde, konnte in die Berge flüchten. Randi verfolgt ihn und er erzählt ihr eine haartsträubende Geschichte. Zurück in den USA will sie bei Fred Klein erreichen, dass sie der Angelegenheit weiter nachgehen darf, doch der verbietet es ihr. Weder sie noch Smith wollen ihre Bemühungen einstellen. Irgendetwas ist an der Sache faul. So führt sie ihr Weg quer durch die Welt. Deutschland, Nordkorea, Marokko, Laos usw. Überall ist ihnen der Feind schon eine ganze Ecke voraus. In Nordkorea, dem Staat des blühenden Lebens und Quell ewiger Freuden (Diesem Ideal streben derzeit ja auch unsere Politiker zu, haha), entdecken sie etwas unheimlich Grauenvolles - bevor die Armee Panzer auffährt. Jetzt steigern die Feinde ihre Bemühungen, beide auszuschalten. Und Washington? Selbstverständlich nur noch geil darauf, eine Waffe in die gierigen und schmierigen Griffel zu bekommen, mit der sie weiter Weltpolizei zu eigenem Nutzen und dem Gewinntrachten der einheimischen Wirtschaft mit ihren vielen Beteiligungen im Ausland den Rest der Welt unter ihre Fuchtel bringen können. Smithn und Russell bekommen Feuer von allen Seiten.

Kyle Mills hat erneut unter Beweis gestellt, dass man ihn zurecht für die Reihe ausgewählt hat, um einige Romane über die Robert Ludlum-Figuren zu verfassen. Hier widmet er sich einem Mann, der nur das Beste für die Welt will, der heilen kann, der Kriegs- und Intrigenmüde ist. Doch hat er sich wirklich vorgestellt, dass dies ohne Kampf abgehen wird, dass andere ebenso ehrenvolle Ziele haben? Er mit seinem gesellschafltichen Engagement hat jedenfall alle auf seiner Seite. ABER nur im Buch. Die Sympathien des Lesers verscherzt er sich schon recht früh. Als dann auch Smith und Russell ins Spiel kommen, geht es heiß her. Etliche Actionsequenzen folgen, die beinahe den realen Ansatz übertünchen. Privatsphäre ade. Noch einige Schritte weiter als heute, doch was wir heute haben, ist schon schlimm genug. Da werden Informationen ausgegraben, die weit verstreut bei diversen Ämtern liegen, von der Ehe, dem Todesfall oder gesetzliche Verfehlung (Der hierzulande freigelassene Kindergucker wäre schnell rot eingefärbt - und die, die ihn unter welchen Bedingungen auch immer laufen ließen, wohl auch. Da wurde der Kampf gegen Gewalt gegen Kinder ad absurdum geführt und der Bürger konnte erkennen, was für eine Mischpoke die "Elite" doch ist.) - einfach alles wird gespeichert. Ein feuchter Traum für Regierungen und Wirtschaft. Der Merge wäre das beste Mittel oder Grund für die erweiterte Form der "amerikanischen Präventivnotwehr". Der "Minority Report" ist da nicht mehr weit weg. Lässt man jetzt einmal gelten, dass diese Vertragsautoren sich alle ihre Meriten schon selbst verdient und somit auch eine gewisse Berechtigung zur Einladung für Ludlums Erben zu schreiben erworben haben, sind alle zwar bis jetzt noch nicht allzu nahe an den Meister herangekommen, verstehen es jedoch, gute, temporeiche Actionthriller zu erschaffen, die zu keiner Sekunde ermüdend wirken. Kyle Mills hat sich gerade mit "Das Galdiano-Experiment" (Dämliche Eindeutschung von "The Utopia-Experiment", da dieser Galdiano erst gegen Schluss mal kurz einen Auftritt hat) wieder bewiesen. Leichter SciFi-Hauch wie ihn auch DALE BROWN in seinen Werken nutzt und viel Rasanz, die Killer kommen aus allen Ecken und hey, in einem Ludlum Konstrukt - auch wenn es nur noch auf seiner ursprünglichen Idee beruht, kommt nicht ohne Verräter und düstere, geheimnisvolle Hintermänner aus. Und hier zeigt sich eine Schwäche, die alle Vertragsautoren bisher aufzuweisen hatten - es fehlt der Überraschungseffekt. Nichts mit "Wow, das hätte ich nun nicht erwartet". So schnell kann eine bahnbrechende humane Idee pervertiert werden (Obwohl ich für den Mann und seine Motivation durchaus Verständnis aufbringen kann und vielleicht der Versuchung erliegen würde, das Konzept mal hierzulande auszuprobieren, genug Kandidaten gibt es ja in Berlin und Brüssel). "Das Galdiano-Experiment" ist eindeutig einer der besseren, actionreicheren aus der Covert One-Reihe. 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 März 2015, 20:04:29
(http://1.bp.blogspot.com/-HiAGgBIHfyk/VP8he5BwgpI/AAAAAAAAQjc/By0offOhHlw/s1600/survival-instinct%2BWeb.jpg)

Kristal Little. Auf den ersten Blick wirkt Leighton wie jede andere Stadt auch. Auf ihren belebten Straßen tummeln sich eine bunte Vielfalt geschäftiger Einwohner. Und wie in jeder anderen Stadt auch, leben im Untergrund von Leighton die Ratten. Doch diese Ratten unterscheiden sich von anderen Schädlingen dahingehend, dass sie eine bedrohliche Krankheit in sich tragen. Freunde und Verwandte gehen plötzlich aufeinander los, ein tiefer Schock lähmt die Bevölkerung, als immer mehr Menschen durchdrehen und unglaubliche Gräueltaten begehen. Nun steht sich jeder selbst am nächsten - zu überleben, ist alles was zählt!

Tobias ist mit seinem Chef Lucas Jonas bei einem Konzert im Park von Leighton unterwegs, um dort als Kameramann die Aufnahmen zu machen, die sein großkotziger Boss haben will und die den in einem guten Licht dastehen lassen. Bevor die Kamera läuft entpuppt sich Jonas als unerträgliches Arschloch, der sein Lächeln, das ihn so sympathisch fürs TV-Volk macht, nur für die Kamera und Promis anknipst. Während der Suche nach geeigneten Interviewpartnern fällt ihnen ein Aufruhr in der Menge auf. Menschen drängen von einem Ereignis weg. Jonas muss da natürlich hin. Polizei ist auch auf dem Weg - und wird von einem unkontrolliert handelnden Typen angegriffen. Immer mehr Menschen werden verletzt. Gebissen, wie Tobias feststellen muss. Und sein Chef? Der endet mit einem Schirm in der Brust. Endet? Nein, der steht wieder auf und latscht mit seinem "Brustschirm" auf andere zu und will sie beißen. Fluchtartig bewegen sich alle zum Ausgang, die Wege sind verstopft. Tobias flüchtet im Stage Diving Style über die Köpfe der Menge und kann sich aus dem Park retten. Draußen steht eine Feuerwehrbereitschaft und wundert sich über den Lärm. Einer der beiden aus dem Einsatzwagen steigt aus und wird von einem scheinbar Verrückten attackiert. Da schafft es ein Polizist, sich in den Wagen zu flüchten und gemeinsam mit dem verteidigt sich der Feuerwehrmann Cillian, der sich gerade von seiner Freundin Jessica getrennt hat, die nach Australien will, gegen die blutgierige Meute, die da aus dem Stadion kommt. Und Jessica ist statt in Australien leider noch im Land und wird ebenfalls angegriffen. Zwei Bekannte von ihr erwischt es, sie selbst kann vorerst entkommen. Ebenso ergeht es Abby. Und in einem Kinderheim sitzt Danny, der dort leider immer wieder hin muss, weil sein Bruder Mathias in der Armee war und später in die Security eines Konzerns eingestiegen ist und niemand sich um den Jungen kümmern kann. Auch Danny muss erkennen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Er kommt dann aber bei Alec unter, der nach seinem Dienst fürs Vaterland zwar im Rollstuhl sitzt, aber immer noch wehrhaft ist. Sein Bruder Mathias wiederum macht sich mit seinem Kumpel LeBlanc auf, um seinen Bruder zu holen und vor der Gefahr zu retten. All diese Leute sind auf der Flucht aus der Stadt, die von den Infizierten mehr und mehr eingenommen wird. Nichts ist mehr sicher. Kaufhäuser entwickeln sich zu Todesfallen, die Ausfallstraßen werden schnell von Fliehenden verstopft und die im Stau Steckenden sind eine willkommene Beute für ihre Jäger, die zudem anscheinend nur durch die Zerstörung des Gehirns aufzuhalten sind. Immer wieder müssen sich die kleinen Grüppchen neuen Gefahrensituationen aussetzen, an ihre Grenzen gehen, um zu überleben.

"Survival Instinct" ist Zombiekost mit höheren Weihen als viele Werke dieses Genres. Das Buch ist zwar nicht so "armeelastig" wie bei Craig DiLouie und hat auch nicht den frischen Ansatz und das hohe Tempo eines Jeremy Robinson in "XOM-BI", nimmt sich dafür aber sehr viel Zeit, die einzelnen Charaktere ausführlich zu beleuchten, ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen, da sie ständig in neue Gefahren laufen oder gejagt werden. Alles entwickelt sich kontinuierlich auf akzeptablem bis hohem Niveau. Der Gorefaktor ist dabei okay, ohne allzusehr auszuufern. Sicherlich blutig, aber auch zeitweise sehr menschlich und emotional, nicht nur auf brutales Gemetzel bedacht. Und die Handlung, die sich nach und nach entwickelt, heben "Survival Instinct" wohltuend vom Einheitsbrei dieser Literaturgattung ab. Je näher man dem Ende des Buches kommt, desto mehr Spannung wird aufgebaut, die sich neben dem alltäglichen Überlebenskampf einschleicht. Ich bin echt gespannt auf die Fortsetzung, den zweiten Teil der Trilogie, nach den eingeflochtenen Andeutungen, die Kristal Little da serviert hat. Aus der Zombiekatastrophe wird wohl noch dazu ein echter Thriller mit Actionkinocharakter. Die paar vorkommenden Klischees kann man getrost an den Rand drängen und dass die Apokalypse mal in Kanada ausbricht und von dort aus die Welt verheert, ist ja auch mal ne Erwähnung wert. Stilistisch sauber, zügig, aber ohne Hetze, mit etlichen Kämpfen versehen und bisweilen auch rücksichtslos werden die Katastrophe und die Flucht vor dem Verderben geschildert. Wer anhand der Inhaltsangabe aber auf einen Tierhorror mit infizierten Ratten spekuliert hatte, liegt falsch. Die Ratten haben einen ebenso kurzen Auftritt wie die "Zombiewutzen" etliche Seiten später. Über Gründe des Ausbruchs schweige ich mich denn jetzt auch aus. Selber lesen ist angesagt - wenn man über 660 Seiten für den ersten Teil der Trilogie denn angehen will. Etwas lästig war die "neue, teuflische Rechtschreibreform" von Luzifer, aber der Verlag in Person von Steffen Janssen hat schon Gegensteuern und Besserung beschworen. 664 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 März 2015, 14:37:11
(http://2.bp.blogspot.com/-rGdqTWnZLt0/VQF4_V8YhaI/AAAAAAAAQks/i5iiTueJea4/s1600/substance.jpg)

Boyd Morrison. Seit Wochen hat der Chemiker Kevin Hamilton seinen Doktorvater Michael Ward nicht mehr gesehen, nachdem dieser ihn wegen des Scheiterns einer Versuchsreihe vor die Tür gesetzt hatte. Doch dann erfährt der junge Wissenschaftler, dass Ward in einem Feuer umgekommen ist. Kurz zuvor hatte ihm der Professor eine letzte Nachricht zukommen lassen: Kevins Experiment hat den Weg zu einem Verfahren gezeigt, das der Industrie Millionen einbringen könnte. Als Erfinder der Formel befindet sich Kevin plötzlich in höchster Gefahr.

Michael Ward hat den jungen Mann selbtverständlich nur aus eigennützigen Motiven entlassen. Zuerst wollte er seine Entdeckung alleine umsetzen, musste dann aber feststellen, dass er dafür Unterstützung braucht. Er wendet sich an den Magnaten Clay Tarnwell. Der erkennt sofort die Chance, sieht aber keine Veranlassung, Mitwisser am Leben zu lassen und erst recht keine, den Mann wirklich zu bezahlten. Er überweist zwar einen Millionenbetrag auf ein Konto, richtet es aber so ein, dass Ward nicht über den vollen Betrag verfügen kann. Dachte er. Ward hatte ihn ausgegtrickst. Geld verschoben und dann auch noch eine falsche Formel geliefert. Also hetzt Tarnwell seine Leute auf Ward. Kurz bevor man ihn und seine Frau beseitigt, kann Ward noch eine verstümmelte E-Mail an Kevin senden. Jetzt steht der auf der Liste der gefährdeten Arten. Bald schon ist er mit seiner Bekannten Erica auf der Flucht. Gejagt von falschen Polizisten, behindert von echten dieser Gattung und immer in Gefahr erschossen zu werden. Doch einen Schutz haben sie. Aus den wenigen Hinweisen, die Ward hinterlassen hat, können sie einen Schließfachschlüssel einer Bank bergen. Mit Glück und Geschick schaffen sie es, auch ohne ordentliche Legitimation den Inhalt des Faches zu bergen. Kevin erkennt nicht nur, dass der Professor ihn geleimt hat, sondern auch, um was es sich bei der Entdeckung handelt. Als Beweis für seine Unschuld will er jetzt das Verfahren praktisch erproben und der Polizei vorlegen. Dazu braucht er die Hilfe eines Freundes in Virginia, wo er sich zudem auch sicher vor den texanischen Gangstern glaubt. Irrtum, aber dennoch kann er sich zusammen mit Erica ein weiteres Mal absetzen.

"Substance" heißt das (Im deutschen Titel), Substanz haben tut es leider eher nicht. Da reihen sich die Klischees aneinander wie Kunden vor der Supermarktkasse während des Hochbetriebs. Der betrügerische Prof, der gierige ganze fiese Fiesling mit Millionen im Hintergrund und der nette, gutaussehende und clevere Student inklusive Love Interest, die beide selbstverständlich noch immer unter den Folgen der Geschehnisse ihrer jeweiligen Jugend zu leiden haben. Das ist gut für ein paar Sätze familiäre Emotionen, um die flachen Charaktere dem Leser vielleicht etwas sympathischer zu machen. Insgesamt ist das mehr Schreiben nach Zahlen als sonst etwas. Und das noch dazu mit diversen Mängeln vom Verlag. Schon in der Zusammenfassung auf Seite zwei werden rechtschreibregeln ausser Kraft gesetzt, wenn es da heißt "....erfährt dieser von Professor Wards Tot." Zitat Ende. Der Unterschied zwischen "tot" und "Tod" ist also nicht bekannt. Später in der Story flüchtet Erica vor einem Verfolger, kommt an eine verschlossene Tür, hetzt zur nächsten, die mit einem Keil offen gehalten wird, dreht sich zum Jäger um UND REISST DIE TÜR AUF, die ja von dem Keil offen gehalten wurde. "Substance" erscheint wie eine erste Fingerübung des Autors, worauf auch sein Nachwort hinweist, in dem er dem geneigten Leser ans Herz legt, dass er dieses Buch schon 1995 - also zehn lange Jahre vor seinem eigentlich als Erstling geführten "Die Arche" - verfasst und nur hinsichtlich weiter entwickelter Technologien noch einmal überarbeitet habe. Hätte er besser mal etwas mehr Zeit aufgewandt und mehr korrigiert. An Ideen mangelt es Boyd Morrsion ja nicht, aber die Umsetzung kommt über eine banale, schnell zu konsumierende und völlig anspruchslose Strandlektüre mit Nachmittags-TV-Action nicht hinaus. Standardware, wie sie der Markt in Massen bereit hält und zudem ein Zeugnis, wie ein großer Verlag seine zahlenden Kunden veräppelt, indem er sich die Kosten für Lektorat und Korrektorat auch noch spart. Wer nur reine Ablenkung ohne großen Inhalt will, schnell durch sein möchte oder einfach ein Buch braucht, das man in Etappen lesen kann, ohne sich darüber zu grämen, der Lektüre nicht sofort weiter folgen zu können (Strand, oder einfach nur im Bett müde lesen usw.), kann sich mit dem Werk anfreunden. Wer auf satte Action und Abenteuer steht, die möglichst auch lektoriert wurden, sollte lieber zu Matthew Reilly greifen. Das hier wäre eine totale Fehlinvestition, da ist jeder Euro zu schade. Rund 340 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 März 2015, 14:13:37
(http://3.bp.blogspot.com/-Hbe7M1oP1tk/VQLKblkFLOI/AAAAAAAAQlw/oDcP_GeMsrk/s1600/t%C3%B6dlicher%2Bsog.jpg)

Ilkka Remes. Was als tragischer Mordfall an einer Schülerin beginnt, ist der auftakt zu einem atemberaubenden Thriller über internationalen Waffen- und Steroidhandel - und ein schmutziges Geheimnis um den Untergang der Estonia.

Roni ist unter Aufsicht seines fürsorglichen Vaters Tero ein aufstrebendes Talent in der G2-Serie. er könnte der nächste Mika Häkkinen werden, wenn alles anch Plan verläuft. Doch eines Abends gerät ein Streit mit seiner Freundin Julia etwas ausser Kontrolle. Er würgt sie, bis sie bewegungslos am Boden liegt und hat dann ab. Zuhause muss er dann seinem Vater alles beichten. Dieser versucht, seinen Sohn solange zu schützen, dass der seine Karriere starten kann und sich dann selbst der Polizei stellen soll. So beginnt er eine Vertuschungsaktion. Doch so einfach wird die Sache nicht. Also entschließt sich Tero, seinen missratenen zweiten Sohn Valtteri hinzuhängen. Der ist als drogensüchtiger Kleinkrimineller eh schnell ein gefundenes Fressen für die Polizei. Muss man im halt einige Indizien unterjubeln. Gedacht, getan - und dennoch verloren. Toomas, der Onkel von Julia kommt mit einer Aufnahme an, die bestätigt, dass sich Roni und Julia am Abend des Mordes getroffen haben. Und er will etwas für sein Schweigen. Die beiden Komplizen sollen aus dem Tresor eines Sponsors von Roni in einer Bank in Lausanne verschiedene Unterlagen entwenden. So begeben sich die Zwei auf die Reise zum Sponsor in Spanien, beschaffen sich trickreich die Zugangsdaten und einen falschen Ausweis, der Tero zum Schließfach durchkommen lässt. Der findet ein VHS-Band und einige Unterlagen, was er auch alles mitnimmt. Während er dort war, hat ein weiterer Mann nach dem Schließfach gefragt und als er erfährt, dass Tero soeben dort war, verfolgt er ihn. Und in Finnland macht sich der Vater von Julia auf, den Mord an seiner Tochter auf eigene Faust aufzuklären. Besonders, weil die Polizei in deren Zimmer einige tausend Euro gefunden hat und niemand sich erklären kann, woher das Geld kommt. Jenni, eine Freundin von ihr, erzählt, dass Julia in den Handel mit Steroiden verwickelt gewesen sein - und Roni nimmt das Zeug zur Stärkung der Nackenmuskulatur. Kimmo, der Vater, ist ausser sich vor Wut. Und unterdessen werden Tero und Roni von Männern gejagt, die an die Sachen aus dem Tresor wollen.

Zu Beginn fällt es einem echt schwer, sich mit den beiden Arias' Tero und Roni auch nur ansatzweise anzufreunden, Sympathien zu entwickeln. Sie erscheinen ohne Rücksicht auf andere nur ihr Ziel im Kopf zu haben. Besonders der Vater, der doch recht berechnend seinen anderen - nutzlosen erscheinenden - Sohn opfern würde. Auf den ersten rund 130 Seiten dreht sich fast alles um den bis dahin "simplen" Mord mit dem Ansatz zum Familiendrama. Doch  mit jeder weiteren Seite entwickelt Ilkka Remes wieder einen seiner bekannten Thriller, in denen er Haken schlägt wie ein Hase auf der Flucht. Und wie auch schon fast gewohnt, lässt er seinen Roman internationales Flair entwickeln. Die Deutschen und sogar die Amerikaner finden kaum Erwähnung in "Tödlicher Sog", dafür aber die Nachbarn Schweden und Russland. und plötzlich sind neben den Steroiden auch noch Waffen, Geheimagenten und Killer im Spiel. Und dann führen Spuren zu dem eh schon geheimnisvollen und nie richtig aufgeklärten Untergang der "Estonia". Warum wurden Ermittlungen behindert, Tauchgänge nicht erwähnt oder untersagt, Rettungsflüge verheimlicht, das Wrack nie geborgen, die Toten ebenfalls nicht? Und so kommt es, dass Ilkka Remes seine Landsleute und auch die schwedischen Nachbarn bald in einem schlechten Licht dastehen lässt. Die Einen als Waffenlieferant Nummer Eins in Europa und die Anderen als deren willfährige Erfüllungsghilfen ohne Rückgrat. Mit zunehmender Dauer, ansteigender Seitenzahl wird das Buch immer spannender, tritt der Mord fast in den Hintergrund und ja - ab da hab ich sogar mit den zwei Arias' mitgefiebert. Dennoch konnte es noch nicht ganz mit dem Ende versöhnen. Abgesehen davon ist Ilkka Remes zum wiederholten Male ein ganz starker, spannungsgeladener und abwechslungsreicher Thriller gelungen, der in höchstem Maße zu unterhalten weiß, auch wenn er etwas Anlaufzeit braucht. 440 Seiten plus Anhang.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 März 2015, 13:33:05
(http://3.bp.blogspot.com/-dMKdI4rIOAQ/VQaf1FoD40I/AAAAAAAAQnE/gaSIVh5syD0/s1600/killshot.jpg)

Tom Wood. Victor ist der perfekte Auftragsmörder. Er ist das anonyme Gesicht in der Menge, der Mann, den man nicht wahrnimmt – bis es zu spät ist. Doch nun bittet ihn ein alter Bekannter um Hilfe, und zum ersten Mal besteht Victors Auftrag nicht darin, jemanden zu töten, sondern zu beschützen: die junge Giselle, Stieftochter einer russischen Unterweltgröße. Von seinen Verfolgern gnadenlos durch ganz London gejagt, muss Victor alles riskieren. Und jeder seiner Schritte lockt die Gefahr näher an Giselle, deren Leben er um jeden Preis schützen muss.

Victor wird nach St. Petersburg gerufen, um für Aleksandr Norimov einen Auftrag zu übernehmen. Doch bevor er sich dem Mann überhaupt nähert, sichert er zuerst die Umgebung und zeigt zweien von dessen Männern, die die Hintertür des Clubs in das Meeting stattfinden soll, überwachen, was er von deren laxer Arbeitsauffassung hält. Zudem beweist deren in aller Öffentlichkeit zu erkennende Position, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht um eine Falle handelt. Norimov ist ein alter Geschäftspartner, fast Freund, der ihn aber auch verraten hatte. So ist Victor skeptisch. Doch er lässt sich überzeugen. Es geht um die Stieftochter von Norimov, die Tochter von Eleanor, mit der Victor dereinst gut auskam. Und Norimov belabert Victor so lange,bis der endlich zusagt. Problem: Stieftöchterchen kann Daddy und sein Mafiageschäft überhaupt nicht ertragen und hat sich nach London abgesetzt - und ist dort für Norimov unauffindbar. Das soll Victor also auch noch für ihn erledigen. In London eingetroffen, findet er zwei Russen - Dmitri und Igor - vor, die ihn unterstüzten sollen. Gisele, so der Name der Stieftochter, ist set einer Woche nicht zur Arbeit erschienen, keiner ihrer Bekannten hat sie gesehen und die beiden Russkies konnten sie nirgends finden. Victor steigt eines nachts in ihre Wohung ein und wartet. Da kommen drei Figuren an und tun es ihm nach - sie brechen ein. Wer so eine Wohung betritt kann nur Übles im Sinn haben. Victor fängt den ersten Typen ab und drückt gegen seine Halsschlagader, bis der bewusstlos ist. Beim zweiten Kerl geht das nicht so rasch und er muss ihn nur halbbetäubt liegenlassen, um sich gegen Nummer drei zu wehren. Der greift mit dem Messer an, das er dann selbst durch Victor in den Unterleib bekommt. Solange das Messer in der Wunde ist, blutet die Verletzung kaum. Victor beginnt damit, seine Fragen an den Verletzten zu richten. Als der  nicht so richtig mit der Sprache raus will, stellt Victor seinen Fuß in das Genick des nur halbwegs außer Gefecht gesetzten Gangsters und verlagert sein Gewicht bis die Wirbel brechen. Danach zieht er das Messer aus der Wunde des Verletzten und fragt ein weiteres Mal, erklärt ihm aber vorher, dass der noch wünschen würde, dass Victor das Messer wieder in die Wunde steckt, da dann der Blutfluss aufhören würde und er noch eine Chance habe, das Ganze zu überleben. Also bittet der Typ darum, dass das Messer wieder in seinen Unterleib gesteckt wird. Und er redet. Danach bekommt er von Victor den Rat, das Messer wieder rauszuziehen, damit der Tod schneller und schmerzloser eintritt, denn sterben würde er auf jeden Fall. Victor hat ihn angelogen. Aber keiner der Kerle wusste, wo Gisele ist. Die Polizei findet nach einem Anruf durch Nachbarn dann drei Leichen in der Wohnung der Frau. Den mit der Messerwunde, der mit den durchtrennten Wirbeln und einen, dem schlicht der Kopf umgedreht wurde. Die Bewohnerin ist weiterhin nicht aufzufinden. Dafür taucht jetzt jemand vom Security Service (MI5) auf und die Frau namnes Anderton faselt von nationaler Sicherheit. Reißt die Ermittlungen an sich. Victor aber ahnt, wo sich die Gesuchte versteckt und findet sie dann auch. Sie fahren zu einem sicheren Versteck, in dem fünf Männer von Norimov - alles Russen - warten, um sich nun um Gisele zu kümmern. Einer macht sich auf den Weg, Mahlzeiten für alle zu holen. Doch in genau dieser Zeit erfolgt ein Angriff einer Söldnertruppe. Nur Gisele und Victor können entkommen und zwei Söldner lassen auch ihr Leben. Victor muss sich jetzt auf die Spuren der Auftraggeber der Killer heften, herausfinden, was die ganze Aktion soll, um festzustellen, was die von Aleksandr wollen. Und die gesamte Zeit hat er die Stieftochter an der Backe, die mit seiner Berufswahl, seinem Umgang und seinen Methoden so rein gar nicht einverstanden ist.

Tom Woods Auftragskiller Victor wird als Bodyguard angeheuert. Nicht unbedingt seine übliche Arbeit, aber auch hier beweist er seine Umsicht, seine Disziplin, seine akribische Vorsicht und eine Eiseskälte, wenn er völlg emotionslos, fast beiläufig tötet. Es ist für den Leser absolut faszinierend, schon auf den ersten Seiten gemeinsam mit Feinden von Victor dessen Vorsichtsmaßnahmen mitzuverfolgen, die grundsätzlich darauf beruhen, nie zweimal das Gleiche zu tun, immer auf der Hut zu sein und womöglich vorhandene Beschatter zu täuschen. Victor traut niemandem. Wie sich bei seiner Annäherung an den Auftraggeber in St. Petersburg zeigt. Und auch im Gespräch bleibt er fuhig, überlegen, ja, auch höflich. Victor ist ein Mann mit ausgefeilten Manieren, der das Fluchen und Schimpfworte verachtet, aber dennoch ein extrem harter Mann, einer mit gewissen Prinzipien. Nicht lange nachdem er sich dazu entschlossen hat, die Aufgabe zu übernehmen, beginnt die beinharte Action. Jetzt ist Zug in dem Buch, hohes Tempo und einige Härten bestimmen das Geschehen, wobei die Härte gar nicht einmal so sehr durch blutiges Gemetzel erzeugt wird, sondern durch die Art, wie der Protagonist, der zum Sympathieträger gewordene Profikiller so nebenbei einen am Boden liegenden wehrlosen Gegner zu Tode tritt. Das hat mehr Wirkung auf den Leser als jeder minutenlange Shoot-Out. Hatte man sich gerade daran gewöhnt, dass Victor tatsächlich wie ein Mensch denken und handeln kann, dass er zwar sein Tun nicht hinterfragt, aber sich zumindest innerlich mit seinen Gefühlen befasst, zeigt sich völlig unerwartet der bösartige Killer in ihm, dem es nichts, aber auch gar nichts ausmacht, einen Menschen einfach vom Leben zum Tode zu befördern. Tom Wood lässt es krachen in seinem gut strukturierten Thriller, der auch von Spannungselementen lebt, die sich hauptsächich aus dem "Warum?" und der Suche nach möglichen Verrätern ergeben. Gisele als Stieftochter eines russischen Mafiabosses ist mal nur Anhängsel oder mal so etwas wie ein Gewissen, das sie Victor aufdrängen will. Sie ist der Gutmensch für den Leser, der Gegenpart zum Killer, so scheint es. Doch hat sie auch ein Geheimnis, wie man uns glauben machen möchte? Obwohl die beiden Hauptfiguren so lange gemeinsam um ihr Übeleben kämpfen, bleibt für traute Zweisamkeit kein Platz. Das wäre auch  nicht Victors Art. Es geht fulminant zur Sache - bis zum Ende. Pausen, Längen, öde Seiten? Fehlanzeige. Volles Tempo, unbarmherzige und intensive Action in einem der besten Page-Turner seit langer Zeit. Höchste Weihen für dieses Buch, schier grenzenlose, überbordende Begeisterung für mittlerweile alle vier Bücher. Leser der Welt, verneigt euch vor Tom Wood. Genießt den außergewöhnlichen Helden Victor. Und fordert nach dem vierten Buch nur: Give me (number) five!!! Jeder Thrillerfreund sollte hier einen Kauf in Erwägung ziehen, das Geld ist gut angelegt. Und wer sich einen Helden abseits der üblichen Figuren aus dem Massengeschäft wünscht, für den ist diese Lektüre fast schon Pflicht. Das erste Buch "Codename Tesseract/ The killer" soll ja von Pierre Morel verfilmt werden. Der hat mit "Taken/96 hours" ja bewiesen, was er kann und scheint für "The gunman/Position: Anschlag liegend/La position de tireur couche" mit Sean Penn ebenfalls gut gerüstet. Regisseur passt also schon mal. Aber wer soll den Victor spielen? Bitte, keiner von den Jungfüchsen wie Lutz oder Lautner. Scott Adkins, rasiert und in Anzug? Statham? Daniel Craig oder Pierce Brosnan? Wer gut gepasst hätte, wäre Alain Delon zu Zeiten "Der eiskalte Engel/Le Samourai". Vorschläge gerne in der Kommentarfunktion. Bin echt neugierig, was euch so einfällt. Zum Abschluss erteile ich schlicht LESEPFLICHT!!! Rund 450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 März 2015, 20:00:45
(http://4.bp.blogspot.com/-s53vzaf4uzs/VQheaBft8tI/AAAAAAAAQo8/PDl3SSyBpjo/s1600/killerstellnsichnichtvorwestk%C3%BCstenblues.jpg)

Jean-Patrick Manchette. Gerfaut rauscht mit seinem Mercedes über die Nationalstraße, als er von einem Raser überholt wird. Später findet er den Wagen im Graben und den Fahrer tot daneben. Doch er starb nicht an den Folgen des Unfalls. Er wurde erschossen. Vermutlich von den Typen, die gerade in einem roten Lancia das Weite suchen. Ab jetzt ist auch sein Leben in größter Gefahr.

Georges Gerfaut hat die Sache mit dem toten Unbekannten schon lange vergessen. Er hat ihn ins Krankenhaus gebracht und ist dann abgehauen, ohne seine Personalien zu hinterlassen. War ihm lieber so, da er schon etwas gebechert hatte. Doch wirklich loslassen tut ihn das Ganze nicht. Im Urlaub versuchen zwei Kerle ihn im Meer zu ersäufen. Er kann entkommen, aber obwohl der Strand überfüllt ist, hat niemand auch nur das Geringste gesehen. Er lässt seine Familie, Frau und zwei kinder, zurück und fährt nach Hause nach Paris. Sicher ist er hier natürlich auch nicht.
Einem zweiten Angriff kann er nur knapp entkommen. Er flieht quer durch Frankreich, durchreist das Land wie einer dieser Wohnsitzlosen, springt auf Züge auf und gerät dann einmal an den Falschen Kollegen. Der will ihm auch noch seine restliche Habe abnehmen, doch Gerfaut springt aus dem fahrenden Zug, aus dem Güterwaggon. Dabei haut er sich heftig den Knöchel an und stellt zudem fest, dass sich der Depp im weitergefahrenen Zug auch noch seine Brieftasche gekrallt hat. Er humpelt weiter, wird immer schwächer und später von ausländischen Arbeitern (Holzfällern) aufgelesen und in eine Hütte gebracht. Dort behandelt ihn ein Mann, der sich aus der Welt zurückgezogen hat und seine Kenntnisse nun armen Leuten oder verirrten und verletzten Wanderern zukommen lässt. Die Erholung von Gerfaut dauert diesmal lange und als sein Sanitäter und Wohltäter stirbt, kommt dessen entfremdete Tochter,m um sich um den Nachlass zu kümmern - und um ihn. Doch sie werden auch von den Killern gefunden.

"Westküstenblues oder Killer stellen ich nicht vor" ist eine härtere Variante französischer Thrillerkost, die sparsam mit Worten umgeht und dennoch die Finger auf Wunden der Nation legt. Da ist die Rede vom Arbeiterkampf, von Ausbeutung, Löhnen, die nicht zum Leben reichen, Kommunismus und Frankreichs "Engagement" in Übersee. Nun, das mit der Ausbeutung und dem fast sklavenartigen Lohn für volle Arbeitszeit gibt es heute noch, in viel schlimmerer Form. Die Welt damals war schon verzweifelt und wer davon spricht, dass früher alles besser war, der kann nur einige kleinere Vorkommnisse meinen, denn jede Zeit hatte ihre schwierigen Phasen mit großen Problemen. Heuzutage sind es die Gierpolitiker, die das Volk gemeinsam behumpsen und selbstverständlich die amerikanisierten Superkapitalisten.die wissen, wie man Steuergesetze umgeht, von den bezahlten Schergen ändern lässt oder sich um gerechte Lohnzahlungen erfolgreich drückt und Teile der Gehälter dem jeweiligen Staat aufdrückt, der sie an die Bedürftigen, die von ihrer mies bezahlten Arbeit bei eben jenen Kotzbrockenkonzerngierkapitalisten nicht leben können, dann aufstockt. Das Buch ist in der Hinsicht düster und auch sonst hat man es hier mit Verzweiflung zu tun - und einem Mann mit Vergangenheit, der das alles irgendwann nicht mehr hinnimmt und sich zur Wehr setzt. Man hätte es nicht erwartet, aber Gerfaut passt zu dem Etikett "hardboiled" und so agiert er auch. Derbe, brutal, rücksichtslos und wortkarg. Manchette verzichtet selbst bei Liebesszenen oder Beziehungen weitesgehend auf Emotionen und lässt die Charaktere recht gefühllos handeln. Spannende, harte und schnörkellose Story mit einem kurzen Schnipsel Politik und einem bösen Hintermann, der kaum "Screentime" hat und eher ein paranoider Hanswurst ist (Der mit seinen angedichteten deutschen Vorfahren deutlich mnacht, dass es damals Mitte der 70-er noch nicht weit her war mit der deutsch-französischen Freundschaft) auf rund 112 Seiten, in der wirklich kein Wort zuviel ist. Der Titel "Westküstenblues" bezieht sich offenkundig auf den Musikgeschmack des Gerfaut.Gelungen verfilmt mit Alain Delon.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 März 2015, 13:43:07
(http://3.bp.blogspot.com/-_GeWJbAr2R8/VQv6Tqbr6II/AAAAAAAAQpo/mkW-aHtMCZw/s1600/lostisland.jpg)

Douglas Preston/ Lincoln Child. Agent Gideon Crew erhält den Auftrag, aus einer Ausstellung in New York eine bestimmte Seite aus einer berühmten frühmittelalterlichen Handschrift zu stehlen. Ein gefundenes Fressen für den begnadeten Kunstdieb – der Coup gelingt. Auf dem Pergament schimmert eine alte Seekarte hindurch. Sie kündet von einer Reise, die vor Jahrtausenden in der Ägäis begann und zu einer Karibikinsel führte. Dort gab es offenbar eine Heilpflanze, die Kranke gesund macht und das Leben verlängert. Klar, dass dies ein Milliardengeschäft wäre. Gideon bricht zu einer hochgefährlichen Expedition auf, um die Insel ausfindig zu machen, und er wird den Verdacht nicht los, dass die alte Karte womöglich die Irrfahrten des Odysseus abbilden könnte. Quelle: Droemer Knaur.

Crew wird von seinem "Chef" Glinn beauftragt, eine Seite aus dem "Book of Kells" zu stehlen. Das wird derzeit in einer New Yorker Bibliothek ausgestellt. Gemeinsam besuchen sie die Ausstellung, um sich dort heimlich über die Sicherheitsmaßnahmen zu informieren. Die sind immens, aber Gideon kann einen verwegenen und cleveren Plan in die Tat umsetzen. Auf der Seite befindet sich eine Karte, die den Weg zu einer Karigikinsel weist, auf der eine wundersame Heilpflanze existieren soll. Glinn will damit seine Behinderungen kurieren und macht auch Crew Hoffnung, dass man ihn damit retten könnte. Zusammen mit Amy macht sich Crew auf den Weg. Seine Gefährtin für diesen Auftrag steht ihm eher unleidlich gegenüber und will außer allen Dingen, die mit dem Job zu tun haben, nichts von ihm wissen, bleibt wortkarg auf Distanz. So ganz ohne Hindernisse geht die Reise nicht vonstatten. Sie kommen in die Gegend, in der früher diverse Schatzgaleonen der Spanier aus unterschiedlichsten Gründen gesunken sind und die angeblich noch Gold im Wert von etlichen Millionen an Bord haben. Und schon bald stoßen die beiden auf Schatzjäger. Die vermuten, dass auch Crew und Amy nach Gold auf dem Meeresgrund suchen und wollen sie dementsprechend eben genau dahin schicken. Nur eben unfreiwillig und tot. Die drehen den Spieß um und schon ist zumindest diese Gefahr beseitigt. Doch damit nicht genug. Ihr Boot ist beschädigt und sie müssen bald an Land kommen, bevor sie jämmerlich ersaufen. Es gelingt. Im Dschungel geraten sie an einem Stamm von Eingeborenen, die sie aufnehmen. Und dann töten wollen. Wieder gelingt es ihnen knapp zu entkommen und eine abgelegene Insel zu finden. Was sie dort erleben müssen, spottet jeder Beschreibung.

Man nehme eine Prise Steve Berry, gebe etwas James Rollins hinzu, erinnere sich an die TV-Serie "Alias" und lasse das zusammen mit Elementen aus "Indiana Jones" und Odysseus vor sich hingaren und hat bald "Lost Island" als Ergebnis. Das dritte Buch um Gideon Crew kann sogar mit einem eher unbeabsichtigten Spruch zu einer bekannten Krise aufwarten: "Traue nie einem Griechen, der mit Geschenken kommt.". All das ist in einem schlichten und seichten, also sehr leicht lesbaren Stil formuliert, reiht sich auch eher in die Stand Alone ihrer gemeinsamen Arbeiten oder ihre Solowerke ein. Und sie reiten ständig auf dem Begriff "Social engineering" herum, das ihr Hauptcharakter ja so perfekt beherrscht - tarnen, täuschen und lügen. Die Action, die erst spät einsetzt, ist routiniert geschrieben, die Figuren eher flach und an Klischees hat man auch nicht gespart. Manchmal ist die Story schon vogelwild. Gerade die Vorkommnisse auf der Insel sind dann alles Mögliche, nur nicht logisch. Aber das erwartet man ja auch nicht unbedingt bei schneller Unterhaltungslektüre der beiden Autoren. Unterhaltsam ist die Mixtur allemal, kann man in kurzer Zeit regelrecht verschlingen (Wenn man sich keine großen Gedanken um die Story und die Zutaten macht) und im letzten Viertel geht es wirklich heiß und hoch her. Fantasy, Sage, Action, Abenteuer mit einem Hinweis zu einem vierten Buch um Gideon Crew. Durchschnittliche Kost für Fans und den Massenmarkt, aber keine "Gefahr" für ihren Pendergast, der weitaus geschickter und tiefsinniger angelegt ist. 412 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 März 2015, 12:57:02
(http://1.bp.blogspot.com/-s1g5v_YMQ_M/VRKIBjwKszI/AAAAAAAAQuA/0kzQwWQix-I/s1600/command.jpg)

Mark Greaney nach einer Idee von Tom Clancy. Der Aufstieg zur Macht des neuen starken Mannes in Russland verdankt sich dunklen Machenschaften, die Jahrzehnte zurückliegen. Ausgerechnet President Jack Ryan war daran nicht ganz unbeteiligt, aber er ist auch der Einzige, der jetzt den Übergriff einer wiedererwachten Weltmacht auf die Krim stoppen kann.

Kurz und knapp beginnt man von russischer Seite man schnell den Esten Mores beizubringen. Doch der Übergriff auf das Staatsgebiet einer anderen Nation wird von einer kleinen Schar amerikanischer Soldaten und Waffengattungen schnell unterbunden. Die Amerikaner musst nur eingreifen, weil die NATO zu lahmarschig war. Danach vergeht erst einmal etwas Zeit. Genug, um in Rückblenden zu erzählen, wie Jack sr. noch ein Junior war und nach seinen Abenteuern mit der IRA und später in Rom einem fiesen Killer der Ostmächte auf die Spur kommt und in gefährliche Machenschaften zu Zeiten des Kalten Krieges in Berlin und in der Schweiz verwickelt wird. In der Gegeenwart ist der nun Sohnemann Jack jr. ebenfalls in Europa, in Londons City tätig. Nicht als Agent, sondern im normalen Job eines Bankers. Bei seinen Recherchen stößt er auf Ungereimtheiten, die zu einigen superreichen Russen führen (London heißt ja nicht umsonst Londongrad), die aber auch Verbindungen in die Heimat, in die Schweiz und nach Antigua haben. Während sich also um Geld und Geheimdienst gekümmert wird, feuert der russische Präsidetn Wolodin eine Krise um die Ukraine an, opfert dabei auch eigene Leute, um es den Ukrainern in die Schuhe zu schieben. Und schon bald stehen die Panzer vor der Tür der Ukraine. Die Truppen schieben sich immer weiter nach Westen vor, die Krim wird annektiert und Amerika sieht sich gezwungen wieder selbst einzugreifen, da von der NATO ja nix zu erwarten ist. So kommt es, dass ein kleines Kontigent regulärer Truppen und einige bekannte Leute des immer noch illegalen Campus sich den Russen entgegenstellen. Sie können den weitaus überlegeneren Gegnern schwere Verluste zufügen, müssen sich aufgrund eigener - wenn auch geringer - Verluste und der Unfähgikeit der Ukrainer im Kampf im weiter zurückziehen. Da laufen in den USA und Europa endlich alle Ermittlungsfäden zusammen und man hat ein Druckmittel gegen den russischen Präsidenten in der Hand.

Man weiß, was man sich kauft, wenn auf dem Buchdeckel Clancy steht. Proamerikanisch bis zum Gruiß der Flagge, wenn auch nicht vom Meister selbst, sondern von einem Vertragsautor geschrieben. Man weiß dann auch, dass es besser ist, seinen Verstand runterzufahren und sich immer wieder das Mantra vorzubeten: "Das ist ein Roman, das ist ein Roman...". Denn sonst kann es passieren, dass man bei einigen Punkten beginnt, sich über dies oder das zu ärgern. Das Buch ist nahe an der Realität, gut vorhergesagt im Jahr 2013, aber wenn er das schon konnte, musste er dann dennoch diesen ständig mahnenden Zeigefinger erheben? Ihr bösen Russen, nutzt ihr einfach gefälschte Beweise, um einen souveränen Staat zu überfallen? Tsts, geht ja mal gar nicht. Jeder ehrenvolle Amerikaner würde sich schämen (Naja, die sind recht rar gesät, besonders in Politik und Wirtschaft). Es wird also toll Schwarz/Weiß gemalt. Wolodin entpuppt sich als Putin, nur noch böser, bei den Amerikanern finden sich alle (überlebenden) Protagonisten seit den Anfängen ein. Die Jungs um Rainbow, den Campus, die Ryan-Familie und einige Militärs. Einige, die in aktuellen Geschehnissen aufgrund ihres vorherigen Ablebens nicht mehr in Erscheinung treten, dürfen sich in Rückblenden wieder in Erinnerung bringen. "DAS IST EIN ROMAN"! wieder einmal in die Gedanken zu bringen, nutzt besonders, wenn die anti-östliche Rhetorik in Gang kommt. Es werden sämtliche Klischees über den damaligen Osten und das jetzt noch russische Einflussgebiet in die Handlung gezimmert. Selbst RAF, Gulags oder Killer im Dienste der russischen Führung werden bemüht. Und Geldschiebereien von Gierbänkern, die selbstverständlich nicht amerikanischer Herkunft sind. Und bald entwickelt sich das Buch zu einem Dreigestirn aus Wirtschaftskriminlität im großen Stil, Geheimdienstarbeit in Rückblende und Gegenwart und dem Kampf um die Krim. Der bietet einige Scharmützel, etwas Luftkampf, die Einnahme eines schwer bewachten Hotels und ein, zwei weitere Schmankerl. Alles schön aufbereitet für das grenzenlose Lob der US-Waffentechnik und der Kämpfer für das Gute. Leider ist auch das auf den rund 850 Seiten manchmal etwas zäh und man merkt an jeder Ecke, dass der Meister nicht mehr selbst Hand angelegt hat. Denkt man nicht über die amerikanische Sichtweise nach und lässt einige Punkte der Handlung bzw. Behauptungen eher links liegen, ist es eine brauchbar-unterhaltende Lektüre mit einigen Spannungs- und Actioneinlagen, zu denen aber auch das Abarbeiten von Klischees wie nach einer vorgegebenen Liste gehört. Wenn man es sich denn unbedingt kaufen muss und lesen will, dann sollte man im Gegensatz zu mir doch lieber das Taschenbuch abwarten. Und wer mit America First so rein gar nix anfangen kann, lässt eh besser die Finger weg, sonst greift er womöglich selbst bald zu den Waffen. Vorschlag für den Verlag: Auch wenn Tom Clancy ebenso wie Robert Ludlum nach ihrem jeweiligen Ableben nur noch als Marke zu Verkaufszwecken benutzt werden, wäre es sicher rechtens und auch fair dem Leser gegenüber bei Clancy wie bei Ludlum nun auch den wahren Autor zumindest mit auf dem Buchdeckel zu erwähnen. Ansonsten erweckt es womöglich den Anschein zumindest des Etikettenschwindels, wenn nicht gar schlimmer. Doch das ist nur eine Vermutung und ob andere das ähnlich sehen, weiß ich nicht.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 März 2015, 12:36:18
(http://3.bp.blogspot.com/-48E4zWqoWag/VRPX19rqlSI/AAAAAAAAQu4/f5EBPjk-PUE/s1600/stopme.jpg)

Richard Jay Parker. Der Besuch in einem Café endet für Leo Sharpe in einem Albtraum: Seine Frau Laura verschwindet ohne jede Spur. Offenbar geriet sie in die Gewalt des Vacation Killers – einem Serienmörder, der seine Taten über Ketten-E-Mails ankündigt, Tage bevor er einen gekochten Kieferknochen an die Polizei schickt. Verzweifelt kämpft Leo gegen die Zeit und gegen seine eigenen Dämonen. Er muss alles riskieren, um den Killer zu stoppen.
Da erhält er eine E-Mail:
leite diese email an zehn freunde weiter - jeder dieser freunde muss sie auch an zehn freunde weiterleiten - vielleicht wird einer dieser freunde von freunden von freunden einer von meinen freunden sein - wenn diese email innerhalb von einer woche in meinem posteingang landet, schneid ich der schlampe die kehle nicht durch
Quelle: Festa-Verlag

Als es mit diesen Kettenmails begann, wurde sie anfangs nicht sonderlich ernst genommen - bis man die ersten, in den Nachrichten beschriebenen, Opfer fand bzw. deren Kieferknochen der Polizei zugeschickt wurden. JETZT begann eine fieberhafte Suche nach dem Psycho, die aber eher damit endete, dass die Polizei die Angehörigen verhörte, überwachte und somit zuvorderst verdächtigte. Sicher fanden die Medien wie gewohnt ihren perversen Gefallen an den Vorkommnissen und gruben Fälle aus, die durchaus ins Konzept des Killers passen könnten. In Deutschland, den USA, Montenegro und eben in England. Dann veschwand Leo Sharpes Frau Laura. Er sucht und sucht - bei Verwandten, Bekannten, Freunden, Ex-Freunden, selbstverständlich den Nachbarn und Arbeitgebern. Niemand hat einen Hinweis oder auch nur eine kleine Spur. Die Polizei wird von Woche zu Woche, Monat zu Monat nachlässiger, hat sich um andere Fälle zu kümmern, lässt aber anscheinend den Ehemann überwachen. Und der: wird wie aus heiterem Himmel von einem Bookwalter angemailt., dass dieser der VK (Vacation Killer) sei und seine Frau habe. In wochenlangem Dialog zwischen Hoffen und Bangen beginnt ein "Tanz der Worte" zwischen den beiden Kontrahenten. Via Internet nicht zuviel preisgeben, aber so viele Infos wie nur möglich entlocken wollen. Es erscheint vollkommen irrig, dass dieser Typ, der angeblich in den USA ist, laut der dortigen Behörden das Land, ja sogar den Bundesstaat Louisiana nie verlassen hat, etwas mit der Sache zu tun hat. Dennoch hat er Material, dass Leo unruhiger werden lässt als sonst bei solchen Gelegenheiten. Da bietet ihm der Typ doch tatsächlich Hin- und Rückflug  nach New Orleans an, will ebenso Kosten für Hotel und alles Weitere übernehmen. Leo in seiner Verzweiflung und nach fünfzehn langen Monaten völlig aufgezehrt, nimmt an. Was er dort erfahren muss, lässt ihn an der Menschheit zweifeln.

"Stop me!" beginnt wie ein ganz fieser, kleiner Thriller um einen perfiden Trend im Internet, der sich diese lästige Tradition der Kettenbriefe und das Treiben von Serienkillern zunutze macht. Lange Ungewissheit und immer neue Verdächtige, die aus dem Dunstkreis der User auftauchen, die man für den VK hält, erhöhen die Spannung. Unerwartet kommen dann auch die nur allzu menschlichen Aspekte ins Spiel. Während Leo auf Schlafmitteln ist, seiner Arbeit nur noch im Tran nachgeht, einen zwanghaften Putzfimmel entwickelt hat, mittlerweile seine Hoffnung an kleinere Dinge klammert und auf andere Menschen gerne verzichten kann, treten um ihn herum plötzlich einige kleinere und größere Dramen zutage, die er zuvor nicht bemerkt hat und die ihn jetzt bestenfalls peripher interessieren.Viele der ihn umgebenden und handelnden Personen sind nicht wirklich die glücklichen Menschen, die sie nach außen hin zu sein scheinen. Während er wie im Wahn weiterermittelt, anscheinend jederzeit überwacht, deckt er familiäre Unglücke auf, Personen, die an den Abgrund geraten sind und dennoch nicht zu Sharon weist. Dafür ereignen sich bald mehrere tödliche Unfälle. Nach den Einblicken in diverse Krisen steigt die Spannung ebenso wie der Adrenalinspiegel. Das Ende wird dann doch in dieser Form nicht erwartet. Soweit also gelungen. Nur dass ich persönlich schon den einen oder anderen Thriller (Anders de la Motte) mit Internet-Hintergrund gelesen habe, die mir einen Tick besser gefallen haben und mehr Drive hatten. Dennoch: "Stop me!" liest sich flott, wirkt auch in den Phasen der Trauer und Depressionen (Bei den Buchfiguren) selten gehemmt und lässt sich in einem durch lesen. Nette kleine Überraschung am Ende sorgt für eine abgerundete Zufriedenheit beim Leser. Wer einen Actionkracher erwartet haben sollte, wird natürlich enttäuscht sein, zur Fraktion der Hunter oder Coes gehört Richard Jay Parker nicht. 285 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 März 2015, 13:12:23
(http://4.bp.blogspot.com/-sa8PDAKmTxg/VRZ0xciYfYI/AAAAAAAAQwA/q7As88BsYcY/s1600/nexus.jpg)

Ramez Naam. Die nahe Zukunft: Die Nano-Droge Nexus ermöglicht es den Menschen, die Grenzen der eigenen Wahrnehmung zu überschreiten und mit dem Bewusstsein anderer in Verbindung zu treten – ein gewaltiger Schritt in der Evolution des Menschen. Als jedoch eine Gruppe skrupelloser Wissenschaftler Nexus für ihre eigenen Zwecke missbraucht, zwingt die US-Regierung den jungen Nano-Techniker Kade Lane, sich in die Organisation einzuschleusen, um ihrem Treiben ein Ende zu bereiten. Lane gerät in einen Strudel aus Machtgier, Korruption und Mord. Quelle: Heyne Verlag.

Unter Federführung der USA (Wer auch sonst?) wurde das Kopenhagener Abkommen ratifiziert, das Entwickeln neuronaler Technik zu überwachen und gegebenenfalls Abweichler zu verfolgen und zu bestrafen. Nexus, eine Nano-Droge, ermöglicht es dem Menschen, sich auf mentaler Ebene auszutauschen. Mit diversen Erweiterungen kann man Dinge erlernen, die von Kampfsport bis Schusswaffengebrauch, von Geisteswissenschaften zu Sprachen. Alles je nach Programmierung machbar. Und mit der neuen Variante Nexus 5, die ständig im Gehirn bleibt, ist es nun auch möglich, die Menschen zu kontrollieren. Darum soll Nexus 5 verboten und jeder, der damit herum experimentiert, sie nutzt oder verkauft, aus dem Verkehr gezogen werden. Bei einer Regierungsaktion der neu gegründeten Behörde ERD, gerät Kade Lane in die Fänge der Staatsdiener. Er ist der Überzeugung, dass Nexus 5 allen Menschen zugänglich gemacht werden soll, was die Behörden verhindern wollen. Sie erkennen das Potenzial, das darin steckt - und auch die Möglichkeiten der Nutzung für kriminelle Zwecke. Da Kade ein brillanter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Nanotechnologie ist, bieten sie ihm einen Deal an. Er schleust sich in eine von seiner Regierung überwachte gefährliche Gruppierung ein und hilft, diese dingfest zu machen und im Gegenzug dafür bleiben seine Freunde straffrei. Kade stimmt zu und wird dann von der Agentin Sam unterstützt, wenn es Richtung Thailand geht, wo man auf die Chinesin Shu trifft, die auf dem gleichen Gebiet aktiv ist. Schnell ist ein Kontakt aufgebaut, Kade wird von ihr in ihr Labor eingeladen. Doch ab diesem Zeitpunkt gehen sämtliche schönen Pläne der Regierung den Bach runter. Kade ist nun zwischen allen Stühlen.  Behörden, Geheimdienste und die Forscherin aus China.

Interessante Thematik, die auch leicht an die Bücher ("Control" und "Daemon") von Daniel Suarez erinnert. Das Buch dreht sich um Fragen der Ethik, der Moral und wie weit man mit der Entwicklung des Menschen gehen kann bzw. darf. Da stehen Schlagworter wie Gehirnmanipulation oder mentale Vergewaltigung im Raum. Es geht um Kontrolle, um Überwachung, die Freiheit. Darum, dass jede Errungenschaft seit Menschengedenken zwar für Gutes genutzt wurde, aber immer auch kriminelle auftauchten, die sie für ihre Schandtaten nutzten. Sollte man daher von der Entwicklung absehen oder sie nur bestimmten, ausgewählten Personen zur Verfügung stellen? Wer wählt aus? Das sind zentrale Fragen des Buches. Und der Missbrauch durch die jeweiligen Machthaber. Am Beispiel USA und deren Geheimdiensten wird deutlich, welche Gefahr für die gesamte Menschheit lauert. Die NSA, heute schon Weltspitzel Numero Uno, leckt sich schon die Finger, die Regierung denkt schon über den Gebrauch als Waffe nach. Super Soldaten, super Idee. Kade, der hier als intelligenter, menschenfreundlicher junger Mann dargestellt wird und schnell mit Sympathiewerten punkten kann, wil sich nicht mit einer Elite abfinden. Er will Nexus 5 allen Menschen zur Verfügung stellen. Und bald kommen gewisse Ähnlichkeiten zur heutigen Zeit zutage. Der sogenannte Chandler Act des Jahres 2040 ist nur ein Ausbau des Patriot Act und schon der erinnert an Zeiten der alten Sowjetunion oder der Stasi. Damals wurde all das von den westlichen Alliierten als falsch deklariert, man musste es bekämpfen, um den Menschen die Freiheit und Selbstbestimmung zu überlassen - jetzt ist die USA (real und fiktiv) federführend bei der Anwendung eben genau solcher Mittel. Im Kampf für die Freiheit mit derartigen Mitteln geht die Freiheit schnell flöten, die Regierungen (auch die hiesige) stellen sich fast auf eine Stufe mit den Diktatoren, die sie angeblich bekämpfen - und alles nur um der Sicherheit der Bevölkerung willen, sagt man uns. Und schnell ist man auch damit, neue Gesetze zu formulieren und zu verabschieden, in denen jeder, der nicht mit der Masse kompatibel ist, ausgegrenzt wird, als Krimineller diskreditiert wird. Meinungsfreiheit ist passè, Political Correctness das neue Credo der Zensur. "Gelenkte Demokratie" das neue Diktat. Der Bevölkerung wird gesagt, was sie denken sollen/dürfen, wie sie mit ihrem Eigentum (materiell oder geistig) umzugehen haben, was gesund für sie ist und was nicht, weil die Regierungsfuzzis ja alle viel besser wissen als der normale Mensch auf der Straße, was gut für ihn ist, da sie ja viel intelligenter sind als die restliche Bevölkerung. Also wird verboten, was nicht passt. Und zu all diesen nachdenkenswerten und diskussionswürdigen Ansätzen kommt in der zweiten Hälfte des Buches ein (von mir ziemlich unerwartetes) Actionfeuerwerk, bei dem kein Auge trocken, keine Gehirnzelle ungenutzt, keine Patrone im Lauf und kein Blutstropfen im Körper bleibt. Da werden neuartige Stealth-U-Boote und Stealth-Helis eingesetzt, finden Luftkämpfe statt, stürmen SEALs ein Buddhisten-Kloster, werden eigene Verwundete nicht mehr mitgenommen nach dem alten Ehrenkodex, sie werden einfach per kleinem Sprengkörper im Schädel eliminiert. Und wenn dabei Zivilisten zu Schaden kommen? Egal. Selbstverständlich werden sämtliche Aktionen von der US-Regierung dementiert. Das gewohnte Bild also, auch ein bisschen klischeebeladen. So bekommt man einen durchaus intelligenten SciFi-Thriller, der unterhält, fesselnd und mitreissend ist und es zum Ende hin ordentlich krachen lässt. Wer den Mix aus Sozialkritik, wissenschaftlichen Ansätzen und Action schätzt, kommt hier voll auf seine Kosten. Toller Stoff. Im Juli soll mit "Crux" Teil zwei hierzulande erscheinen, mit "Apex" steht das dritte Buch in den USA in den Startlöchern. Paramount hat sich die Rechte für eine Verfilmung gesichert, die sich aber noch in der "Development-Hölle" befindet - und dort wurden bekanntlich schon einige gute Geschichten verbrannt. Rund 620 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 März 2015, 17:37:19
(http://4.bp.blogspot.com/-GCnNZbcnMPM/VRf8dXs1JMI/AAAAAAAAQxg/KArQqLXgxlU/s1600/spycatcher.jpg)

Matthew Dunn. Ein verdeckt in Russland arbeitender CIA-Außenagent warnt vor einem Verräter, der einen Krieg auslösen will. Doch bevor er dessen Identität enthüllen kann, bricht der Kontakt ab. Jetzt schickt die CIA ihren tödlichsten Agenten nach Russland: Will Cochrane.Tatsächlich kann Cochrane den Agenten aufspüren, kurz bevor dieser stirbt und eine letzte Warnung gibt: »Nur der Wächter kann ihn aufhalten!« Nun muss Cochrane den legendären Meisterspion Wächter aufspüren – oder eine neue Zeit des Kalten Krieges wird anbrechen. Quelle: Blanvalet.

Langes Vorgeplänkel gibt es nicht. Ein Spion für die Briten hat eine Nachricht geschickt, dass jemand einen Krieg anzetteln will. Nun muss Top-Agent Will Cochrane nach Russland, um weitere Informationen zu erhalten und den Mann gegebenen falls rauszuholen. Dazu muss er in eine Marinebasis eindringen, die vor Bewachern nur so strotzt. Dennoch kann er sich einschmuggeln und das Haus des Spions finden. Der aber ist schon vom Gegner gefunden worden und dem Tode nahe. So kann er Cochrane nur noch zuflüstern "Nur der Wächter kann ihn aufhalten", bevor er stirbt. Cochrane gelingt auch der Weg zurück nach Amerika, wo er seine Informationen weitergibt. Jetzt kann ihm laut seinen Falloffizieren nur noch ein Mann helfen - Sentinel. Dieser hat etliche Jahre zuvor das gleiche harte Programm durchlaufen und war wie Will im Dienste seiner Nation. Er war in Russland tätig, wurde geschnappt, eingekerkert, gefoltert, kam später bei einem Gefangenenaustausch frei und  machte sich sofort wieder an die Arbeit. Derzeit ist er in den früheren Warschauer-Pakt-Staaten tätig und hat sich in Russland etliche Agenten für die Spionagearbeit gegen die ehemalige Weltmacht angeworben. Cochrane macht sich auf den Weg zu ihm und erfährt, dass diese Agenten nach und nach ausgeschaltet werden. Von einem Mann namens Khmelnytsky - Codename Razin - wie Sentinel ihm mitteilt. Sie müssen nach Russland, um ihn aufzuhalten. zudem müssen sie den Plan vereiteln, der einen Krieg mit dem Westen anzetteln soll. Bald sind sie Razin auf der Spur, aber hinterlässt auch eine Reihe von hingemeuchelten Spionen hinter sich. Razin ist bei den Spetsnaz perfekt ausgebildet, ein hervorragender Kämpfer, der in einem Zweikampf Cochrane fast erledigt hätte, dann aber ob der dem zuhilfe kommenden Kollegen, die mittlerweile ebenfalls an der Hatz teilnehmen, lieber Fersengeld gibt. Alles scheint sich auf einen Showdown in Wladiswostok zu konzentrieren.

Auf der Buchdeckelrückseite wird Jeffery Deaver zitiert, der einen Thriller mit faszinierenden Details der Spionagearbeit gelesen haben will. War dann aber vermutlich nicht "Spycatcher - Krieg der Spione". Muss er wohl mit John LeCarre verwechselt haben. Das Buch von Matthew Dunn ist geprägt von einem furiosen Tempo, Schauplatzwechseln, die ein James Bond nicht schneller hinbekommen kann. Immer in Bewegung, ständig auf der Jagd. Die eigentliche, eher akribisch-vorsichtige Spionagetätigkeit kommt hier weniger zum Tragen. Und da beginnt auch schon das erste Manko des Buches: Trotz der Rasanz des Geschehens kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, hier das Hase und Igel-Spiel vor sich zu haben. Die Verfolger kommen irgendwie ständig zu spät, finden Leichen, werden in Fallen gelockt und Razin zieht geschickt die Fäden, wenn er nicht selbst Hand  anlegt. Und das an internationalen Schauplätzen wie Deutschland, Türkei, Ukraine, Weissrussland, Amerika, England, Tschechei und eben Russland. Was Matthew Dunn aber dennoch geschickt aufgebaut hat, sind die Wendungen und Überraschungen, welche die Protagonisten erleben  müssen. Wer hier wirklich hinter dem perfiden Plan steckt, wird erst sehr spät aufgeklärt und zuvor müssen noch eine Menge Menschen ihr Leben lassen. Emotion und Love Interest werden hier eindeutig zugunsten schneller Action zurückgehalten. Flotter, glatt zu lesender Spionagethriller mit starken Actionszenen, aber ohne ausgefeilte Spionagetechniken, Ränkespiele, falsche Kulissen und doppelten Boden, trotz der erwähnten Wendungen.Unterhaltsame Heldenmär ohne zu großen Anspruch, aber einem recht wahrheitsnahen Text hinsichtlich der Beziehungen zwischen Russland und den USA: Die Amis wollen die Russen weiter kleinhalten und ihnen weder wirtschaftlich noch militärisch einen Weg in die Staatengemeinschaft ebnen, sondern sie behandeln wie zu Zeiten des Kalten Krieges und die Russen würden zu gerne wieder zu einer Supermacht werden - kapitalistisch-diktatorisch orientiert. Sollte ein weiterer Roman erscheinen (es gibt bis dato noch weitere drei), bin ich sicher wieder dabei. Rund 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 März 2015, 14:02:42
(http://1.bp.blogspot.com/-xkwxCxmBr0s/VRpr2XWWI3I/AAAAAAAAQyg/qTHfgI-M89k/s1600/wilderfluss.jpg)

Cheryl Kaye Tardif. Der South Nahanni River in den kanadischen Northwest Territories ist bekannt für seine Geschichten um mysteriöse Todesfälle, kopflose Leichen und Entführungen, aber er kann auch der Schlüssel zum Überleben der Menschheit sein oder ihrer Zerstörung. Del dachte, dass ihr Vater schon lange tot war. Doch jemand aus ihrer Vergangenheit behauptet etwas anderes. Jetzt ist sie mit einer Gruppe ihr nahezu fremder Menschen auf einer lebensgefährlichen Mission ... Vor sieben Jahren verschwanden Del Hawthornes Vater und drei seiner Freunde in der Nähe des Nahanni River und wurden für tot erklärt. Del ist schockiert, als ihr einer der vermissten Männer an der Universität begegnet; gealtert zwar und kaum wiederzuerkennen, aber äußerst lebendig. Was der Mann ihr sagt, scheint undenkbar: Auch ihr Vater ist noch am Leben! Mit einer Gruppe von Freiwilligen fährt Del zum Nahanni River, um ihren Vater zu retten. Was sie vorfindet, ist ein geheimnisvoller Fluss, der sie in eine technologisch fortgeschrittene Welt voller Nanobots und schmerzhafter Seren führt. Del deckt eine Verschwörung unvorstellbaren Grauens auf, die uns alle zu vernichten droht. Wird die Menschheit für die Suche nach dem ewigen Leben geopfert werden? Ab welchem Punkt werden wir zu ... Gott? Quelle: Luzifer-Verlag/Amazon.

Vor sieben Jahren verschwand der Vater von Delila "Del" Hawthorne in der Nähe des Nahanni Rivers - mit ihm drei Freunde. Von einem fand man die Leiche - aber ohne Kopf, den hat er wohl verloren. Das Verschwinden wurde nie aufgeklärt. Dafür ranken sich einige Legenden über die Gegend um den Fluss. Schon viele Menschen sind dort verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Während Del eine Vorlesung hält und ihr schüchterner Assistent Peter sie dabei sprachlos anschmachtet, taucht eine verlotterte und verwirrte Figur im Hörsaal auf und behauptet, er sei der vor sieben Jahren mit ihrem Vater verschwundene Professor Schroeder. Er kann ihr noch ein Notizbuch mit einer verschlüsselten Wegbeschreibung überreichen, bevor er in dem Krankenhaus, in das er gebracht wurde, derart schnell altert, dass es kaum Überlebenschancen für die nächsten Stunden gibt. Del muss sich also beeilen und stellt eine Gruppe zusammen, mit der sie sich richtung Nahanni River aufmacht, um ihren Daddy zu suchen, der vielleicht auch noch am Leben ist. Die illustre Gesellschaft besteht aus ihr selbst, dem Arzt Jake, Dels Ex TJ, Assistent Peter, der das japansich-stämmige Genie Miki mitgebracht hat, "Lady Hot" Francesca, Ex von Jake, Gary, ein Anhängsel aus einer anderen Gruppe, und der indianische Führer Hawk. Gemeinsam macht man sich auf den Weg in die kanadische Wildnis. Natürlich müssen sich die Unerfahrenen und den Teilnehmern der Expedition damit abfinden, dass ihnen in den tiefen Wäldern irgendwie kein Komfort zur Verfügung steht. Diverses Gezicke und Eifersüchteleien machen die Tour nun auch nicht einfacher - und als dann erste Ungereimtheiten auftreten, wird aus den kindischen Sperenzchen schnell ein eskalierender Streit, Misstrauen schleicht sich nicht ein, sondern überfällt die Gruppe regelrecht. Da passiert es gerade rechtzeitig, dass sie erste Hinweise entdecken, weil Miki den Code im Notizbuch so nach und nach entschlüsseln konnte und Del sich an das abstruse Geschwalle des Professors erinnerte, der damit tatsächlich auch seinen Teil zur Wegbeschreibung und der Ermittlung der richtigen Reiseroute beitragen konnte. Doch als sie in der Höhle, zu der sie Hinweise führten, Probleme durch das Wasser des Flusses bekommen, stirbt der erste Teilnehmer der Expedition. Und was die anderen erwartet, würde schier deren Begriffsvermögen übersteigen, wenn sie es denn schon wüssten.

Amüsieren oder ärgern? Das war die entscheidende Frage. Zumeist war Amüsement angesagt. Dabei ist der Start der Geschichte eigentlich gar nicht mal sooo mies. Selbstverständlich sollte man dabei die nicht nur gelegentliche Schmachterei der Protagonistin möglichst als Randerscheinung behandeln, auch wenn sie in höchstem Maße sexistisch und politisch mindestens so unkorrekt ist, wie zuletzt im Zusammenhang mit dem Flugzeugabsturz in einer sogenannten Glosse aufgestellte Behauptung Amokläufe seien Männersache. Während Lady Del ob des anzuhimmelnden Arztes nasstrieft ohne Unterlass, sich in den Bewunderung ihres Assistenten sonnt, die Aufmerksamkeit ihres Ex genießt, ist jeder (ausser den drei Erwähnten), der sie etwas intensiver betrachtet, ein Perverso, dessen Blick in ihr den dringenden Wunsch zur Dusche wünscht (Tja, hätte sie mal ne kalte genommen, wäre wenigstens mit dem Thema Ruhe gewesen). Nebenbei wird zwar erwähnt, dass die Zeit zum Reisestart wohl drängt, aber wirklich schlüssig erklärt wird nicht, warum man gänzlich darauf verzichtet, schon vor Beginn der Tour den Versuch zu unternehmen, den Code im Notizbuch zu entschlüsseln. Intelligenzbestie Miki hätte man ja vorher schon anfunken könnten oder wenigstens selbst mal nen gescheiten Blick reinwerfen. Nö. Mit Doktor Jake Superarzt an ihrer Seite kann Del getrost ins Ungewisse reisen. Vorkenntisse und Vorbereitung unnötig. Nervige Klischees mal beiseite hätte sich die Story durchaus zu einer netten, anspruchslosen Geschichte über eine Expedition in die Wildnis mit Handlungsablauf eines netten, alten Tarzanfilms mit ner Menge Abenteuer entwickeln können. Etwas Indiana Jones dazu und fertig. Und bis zur Hälfte des Buches ging das auch gut, weil man da wie die Figuren noch nicht wusste, was einem als Leser noch droht. Tarzan- und Bones-Parallelen wurden abgehakt, der Schritt von Belustigung zur nahenden Verärgerung fast vollzogen. Anscheinend hab ich während des Lesens schon unwirsch vor mich hin gebrummelt, da meine Frau meinte, ich solle mich am Riemen reißen. Dann wollte ich ihren Wunsch in die Tat umsetzen und mir wurde beschieden, ich solle doch lieber weiterlesen,  :icon_mrgreen:. Nun gut, kommen wir zum Einsatz eines meiner Lieblingsworte in letzter Zeit. Vogelwild. Denn genau das wurde die Story nach etwas mehr als der Hälfte des Buches. Zeitreise - Check, Nanobots - Check, 50 Shades of Canada - Check, Nulpencharaktere - Check, (Meine) Lebenszeit vergeudet - Check. Und dann das verglückte Ende: Nö, das war dann der endgültige Abschuss. Was ein netter Abenteuerschinken mit Thriller- und Horrorpotenzial hätte werden können, hat sich nach dem belustigenden Anteil in ein Ärgernis verwandelt. Sicher, ein Buch zu schreiben, ist nicht so einfach, wie es den Eindruck haben mag und der jeweilige Autor hat vermutlich ne Menge Herzblut investiert, doch wenn man dafür auch sein wohlverdientes Geld hinblättert, möchte man auch entsprechende Ware geliefert bekommen. War hier leider nicht so. Da wäre die Reisegruppe lieber auf einen in Kanadas Wäldern noch unentdeckten Kannibalenstamm gestoßen, von dem allesamt verspeist worden und die armen unwissenden Kannibalen hätten sich an der ungewohnten Kost derart den Magen verdorben, dass sie ebenfalls alle ins Nirwana eingingen. Alle tot. Happy End. Auf ein weiteres Leseerlebnis aus der Tastatur von C. K. Tardif werde ich wohl verzichten. Da nehm ich mir lieber noch einmal "Mega" von Jake Bible vor. DA hatte ich wenigstens Spaß und musste mich nicht ärgern. The Asylum haben ja glücklicherweise ihren Mockbuster zu "50 Shades of grey" schon vorgelegt, sonst wäre dieses Buch hier wohl noch in die engere Wahl zur Verfilmung aus deren Hause gelangt. Puh, nochmal Glück gehabt in der Hinsicht.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 April 2015, 12:14:59
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1427964214_redheat.jpg)

Robert Tine. Der russische Detektiv Ivan Dano hat eine gefährliche Mission: Er ist hinter dem weltweit gesuchten Drogendealer Victor Rosta her. Danko hat auch sehr persönliche Gründe, den skrupellosen Händler kaltzustellen. Er folgt seinem Erzfeind nach Amerika, und dort wird dem pflichtbewussten russen ein Partner zugeteilt, der ihm vom ersten Tag an schlaflose Nächte bereitet: Art Ridzik ist der kaputteste Cop von ganz Chicago, verrückt, ausgeflippt, und wie Danko glaubt, absolut untauglich. Ridzik dagegen wird aus Danko nicht schlau, der keine Hamburger mag und dessen versteinerte Miene nicht zu einem Lächeln zu bewegen ist. Danko erscheint ihm von Hass zerfressen, blindwütig und absolut humorlos. Beide Männer täuschen sich ineinander.

Danko und sein Partner wollen Rosta in einem Dampfbad festnehmen. Nach einer heftigen Auseinandersetzung kann sich Rosta befreien, Dankos Partner erschießen und flüchten. Danko nimmt den Fall ab jetzt persönlich und ist erfreut, dass er den Auftrag bekommt, Rosta aus den USA, spezifischer Chicago, wieder nach Russland zu überführen. Rosta hat sich eines Straßenverkehrsvergehens schuldig gemacht, hatte natürlich keinen Führerschein und zudem eine Waffe im Handschuhfach. Deswegen wurde er festgesetzt. Ridzik unterdessen ist nach einer Suspendierung wieder auf Bewährung im Dienst und soll mit seinem Kollegen Gallagher einige Dealer einsacken, was natürlich in einem Chaos endet. Dennoch wird er mit Gallagher dazu abgeordnet mit dem russischen Cop den Auszuliefernden aus dem knast abzuholen und zum Flieger zu eskortieren. Doch wieder kann der sich befreien, stützt sich dabei auf Hilfe von weiteren Gangstern und killt Gallagher. Jetzt haben beide Bullen persönliche Motive den Scheißkerl zu schnappen.

Wie schon erwähnt, eher als Fehleinkauf zu deklarieren, da sich Robert Tine das Drehbuch zur Vorlage genommen hat (wie auch noch bei vielen anderen Büchern aus seiner Feder) und liefert daher für den geneigten Filmfreund, der sich des Films schon angenommen hat, wenig Zusatzmaterial. Hier und da etwas weiter ausgeschmückt, da und dort ne kleinere Erklärung mehr geliefert, einige Gedankengänge eingeflochten, sich aber sonst getreu an die Vorlage gehalten. Ganz nett zu lesen, aber halt nicht mehr. Wer das Buch in Händen hält, ohne den Film zu kennen, könnte allerdings gute Unterhaltung im Bereich der Buddy-Action erwarten. Einige Sprüche zu den kulturellen Unterschieden zwischen UdSSR und USA, nette Anspielungen auf Eastwood oder Doktor Schiwago, Danko mit emotionslosem Kantengesicht und Ridzik als Dauerquassler ohne Disziplin, aber mit Sinn für Gerechtigkeit. Die Actioneinlagen sind kurz und knackig und der Showdown sorgt für so etwas wie Zerstörungswut. Und natürlich darf ein Schlussgag nicht fehlen. Wer den Film kennt, braucht das hier absolut nicht, wer ihn nicht kennt und Actionlektüre der leichten Art schätzt und mal nicht den America-Firster im alltäglichen Kampf gegen den Terror jeglicher Art lesen will, darf ruhig zugreifen, es ist für Unterhaltung gesorgt. 205 Seiten, davon zehn Seiten Filmbilder.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 April 2015, 17:47:18
(http://2.bp.blogspot.com/-Y40LmhBsq5o/VSKJcLzJ0RI/AAAAAAAAQ0o/7eq7TmyYP8E/s1600/perfiudia.png)

James Ellroy. 6. Dezember 1941: Es ist der Vorabend des Angriffs der Japaner auf Pearl Harbor. Amerika steht kurz vor dem Kriegseintritt. In Los Angeles wird eine japanische Familie tot aufgefunden. Handelt es sich um Mord oder rituellen Selbstmord? Die Ermittlungen bringen vier Menschen zusammen: Einen brillanten Forensiker, japanisch-amerikanischer Abstammung, eine junge Frau, von einer unbändigen Abenteuerlust getrieben, einen Polizisten, den es wirklich gab: William H. "Whiskey Bill" Parker, später Chef des LAPD, und einen, der ein Produkt von Ellroys unnachahmlicher Phantasie ist: Dudley Smith, die perfide Verkörperung des Bösen.

Es ist während des 2. Weltkrieges. Während Hitler seine bombigen Freundschaftsbekundungen zu Großbritannien en  masse über London abgeworfen hat, bekommt er nun in Russland vom selbsternannten "Stählernen" (Josef Stalin) mit seinen Truppen der Arsch versohlt. Noch dikutiert man in Amerika, in Hollywood, mehr über die Furcht vor den Plänen der Kommies, doch auch die sture Haltung der Japaner hinischtlich Gesprächen mit der US-Regierung um Roosevelt bringt die Volksseele immer mehr zum Kochen. Ein "Schlitzi" zu sein, ist zu dieser Zeit in Amerika nicht sonderlich populär - und große Unterschiede zwischen Japanern und Chinesen macht die weiße Bevölkerung nicht aus. Als dann am Vorabend von Pearl Harbor eine japanische Familie ermordet aufgefunden wird, gedenkt die Polizei das als simplen Ritualmord, als Seppuku abzutun und den Fall zu den Erledigten zu packen. Doch sie haben nicht mit ihrem japansichen Forensiker Hideo Ashida und den politischen Spielarten ihres Chefs gerechnet. Der Forensiker widerlegt die Theorie der Selbsttötung und der Chef meint, dass er mit Hideo und seinen Ermittlungen hinsichtlich einiger Klagen durchs FBI wegen offenen Fehlverhaltens mit dem sogenannten "Japsen-Pfund" und unvoreingenommenen und ernsthafter Arbeit ohne Rücksicht auf Ansehen der jeweiligen Personen wuchern könnte. So sieht es kurz vor dem Angriff durch die Japaner auf Hawaii aus. Danach erzählt Kay via Tagebuch ihre Geschichte und Eindrücke von Dasein in der Stadt der Filmmogule. Sie wohnt in einer seltsamen Verbindung zum Polizisten Lee Blanchard mit dem in einem Haus, lernt aber auch Hideo und später Scotty Bennett kennen. Überall sieht sie, wie sich die Polizei selbstgerecht verhält, Japaner von den US-Bürgern attackiert werden, erfährt aus erster Hand von den Internierungsplänen der USA was ihre japanischen Mitbürger betrifft.

Ich fange mal mit der Meckerei auf sehr hohem Niveau an. Mister Ellroy beklaut sich hier eigentlich selbst. Nicht nur, dass ein Prequel (-Quartett) zu seinem ersten L.A.-Quartett und der Unterwelt-Trilogie anscheinend einfach her musste, sondern dass auch gewisse Stilmittel und Figurenzeichnungen sich schlicht wiederholten - wenn auch mit anderen Namen. Dennoch muss/will ich sagen: Lieber gut bei sich selbst geklaut als schlecht weiterentwickelt. "Perfidia" ist ein typischer Ellroy mit seinen kurzen Sätzen - hier nicht ganz so knapp gestaltet wie bei der Underworld-Trilogie - und seinen Charakterisierungen der Protagonisten. Klar, dass hier niemand ohne ordentlich schmutzige Wäsche vorkommt. Klebrige Bullenfinger, verkommene Promis, rassistische Vorurteile überall ("Hitler legt die Juden um. Naja, EINER muss es ja machen"). So oder ähnlich wird über alle geurteilt, die nicht "rein amerikanisch" sind. James Ellroy beginnt hier ein neues Epos um Gier und Grausamkeit, Korruption und Mord, das denselben Prinzipien folgt wie das erste L.A.-Quartett. Etliche bekannte Figuren kehren zurück (Smith, Blanchard, Littell und andere mehr), neue kommen hinzu. Und selbstverständlich flicht er wieder reale Figuren wie Bette Davis, Cary Grant, Clark Gable oder J. Edgar Hoover ein, deren Personenbild an einen Mix aus Gerüchten und Fiktion erinnert. Drogenmissbrauch, Bestechung, Schlitzaugenhatz und Kommunistenjagd konkurrieren mit politisch nicht korrekten und heutzutage unvorstellbaren Scherzen über die Rassen in der aufgeheizten Stadt. Selbst vor Eugenik wird nicht ausgespart (Wie macht man operativ aus einem Japsen einen Chink?). Es herrscht eine Hysterie, die sich dereinst Steven Spielberg für seinen Film "1941 - Wo bitte gehts nach Hollywood" zunutze machte. Selbstverständlich wurde im Film nur die Angst vor einem U-Boot-Angriff durch die Japaner thematisiert und nicht der offen ausbrechende Rassismus der ach so freien Nation der Welt. Und wenn man sich die anderen Filme des Regisseurs so ansieht, kommt man bei sehr vielen zu dem Schluss, was für Geistes Kind er ist, was aber mit dem Buch nichts weiter zu tun hat. Da werden im Bett geäußerte Wunschmorde nach einem gekillten Japs erfüllt, da wird überlegt, wie man die Japaner für ihre Internierung auch noch bezahlen lassen kann. Klingt alles irgendwie bekannt, nur dass ähnliche Vorkommnisse auf der anderen Seite des Atlantiks schwer verurteilt wurden. Ich will die damaligen Ereignisse in europa garantiert icht schönreden, aber mir geht die "Der Sieger schreibt die Geschichte"-Attitüde und die Selbstgerechtigkeit der Siegermächte und hier besonders der Amis und Russen auf den Sack. Die haben doch schon viel länger Dreck am Stecken und handeln auch weiterhin nach eigenem Gutdünken. Wer denen nicht passt, ist halt der Achse des Bösen angehörig. Ich werd mal schauen, ob ich mir nicht den Begriff "Präventivnotwehr" als Marke eintragen lassen kann, weil die Amis den sicher noch oft als Rechtfertigung für einen Angriff auf ein souveränes Land nutzen werden, um ihre Form und Meinung zur Demokratie völlig undemokratisch mit Gewalt und Blut aufzuzwingen. Da wird im Buch aber auch nicht halt vor den heute verhassten illegalen Arbitern gemacht, die dereinst schon als billige Arbeitskräfte auf amerikanischen und japanischen Farmen in den USA in Grenznähe eingesetzt wurden. James Ellroy zeichnet zum wiederholten Male ein düsteres Bild der Vereinigten Staaten, lässt ihre ach so verehrten und fast schon heiligen Kennedy erneut als Mafios (Joe) und geiler Lieutenant (Jack aka John F.) in Erscheinung treten. Rassenhass, Schwulenhass, illegale Geschäfte, Kriegsgewinnler. All das bevölkert ein über 950 (inklusive Personenverzeichnis) Seiten langes Buch, das den gewohnt knappen Stil von Ellroy mit seinen bekannten Themen vereint und trotz der Länge zumeist auch zu unterhalten weiß. Sicher kennt man das jetzt schon seit Jahren irgendwie, aber wer sich schon seit Dekaden jeden Seagal-Film ansieht, sollte über solche Wiedererkennungswerte (fast) erhaben sein. Es macht einfach Spaß zu lesen, wie Ellroy den Dreck, den Siff aufwühlt, sich drin wälzt und den Leser teilhaben lässt wie sich Unehrlichkeit lohnt, Redlichkeit und Loyalität schlicht in den Dreck gestoßen werden. Ein wildes Buch, böse und kritisch, völlig ohne einen Gutmenschen, dafür lauter gierig-geile Egoisten. Nur die Figur der Kay und ihr Tagebuch konnten ich absolut nicht faszinieren. Im Gegenteil - sie war mir eher egal. Wer die bisherigen Bücher aus der Underworld-Trilogie (meine Favoriten!) und dem ersten L.A.-Quartett mochte, wird hier auch wieder voll zufriedenstellend bedient.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 April 2015, 13:16:09
(http://2.bp.blogspot.com/-D91Y5-6R-po/VSTu5RhnNHI/AAAAAAAAQ2I/vWnvg1-QRPM/s1600/The-Death-Quarantaene.jpg)

John W. Vance. Devin Chase ging bloß seinem Alltag nach, als die Welt schlagartig aus den Angeln gehoben wurde. Binnen einer Woche suchte ein fatales Virus, dem man den Namen ›Der Tod‹ gab, die Erde heim und streckte 90 Prozent aller Infizierten nieder.Nach sechs Monaten in selbst auferlegter Quarantäne tritt Devin hinaus in eine neue Welt. Unterwegs trifft er andere Menschen, die immun sind wie er, entdeckt aber auch, dass die Welt, wie er sie kannte, nicht mehr existiert. An ihre Stelle ist eine brutale, grausame Welt getreten, in der nur die Regel ›Töten oder getötet werden‹ gilt. Auch die Welt von Lori Roberts, einer Mutter, Ehe- und Geschäftsfrau, steht im Zuge ›des Todes‹ ebenfalls Kopf. Sie und ihre Familie wenden sich Hilfe suchend an ein Camp der Katastrophenschutzbehörde, doch was hoffnungsvoll beginnt, wird zu einem Albtraum, nachdem sie zufällig in Erfahrung bringt, was wirklich vor sich geht. Tausende Meilen voneinander entfernt, und dennoch verbunden im gleichen Verlangen, versuchen Devin und Lori »irgendwie« zu überleben.

Schon im Prolog wird ein kleiner Asteroid namens Pandora, der mit seinem Einschlag der Welt keinen Schaden zufügte, dennoch als der fiese Übeltäter ausgemacht, der der Erde diese tödliche Seuche brachte. Cassidy Lange arbeitete an den Einschlagstelle und ist im Flugzeug auf dem Nachhauseweg, als ihr plötzlich extrem übel wird und der Pilot sich entschließt, auf einem nahegelegenen Flugplatz zu landen und sie einem Krankenwagen zu übergeben. Rund 6 Monate später ist nichts mehr wie es war. 90% der Menschheit wurden dahingerafft, nur wer immun war, konnte die Apokalypse überleben. Devin gehört dazu. Er hat sich in der Scheune eines abgelegenen Farmhauses verbarrikadiert, das seinem Cousin gehörte, den er gerade besuchen wollte. Doch der hat sich entschlossen, sich und seine Familie den Auswirkungen der kommenden Apokalypse zu entziehen und den gemeinschaftlichen Selbstmord vorgezogen. Devin kriecht erst wieder aus seinem Loch, als ihn der Hunger treibt. Da taucht eine Frau plus Hund auf und überwältigt ihn spielend. sie wundert sich, dass er a) nicht von den Vorräten angerührt hat und b) so gut wie gar nichts über die Vorgänge in der Welt nach dem Ausbruch weiß. Während sie sich gegenseitig auf den neusten Stand bringen, kommen zwei Typen und wollen das Haus plündern und Tess, so nennt sich die Frau, gleich mal vergewaltigen und dann mitnehmen. Sie können einen Typen erledigen und der andere verzieht sich. Also müssen sich auch Devin und Tess sowie der Hund Brando (von Marlon war da nix zu lesen) ebenfalls auf den Weg machen. In Lager 13 der Katastrophenschutzbehörde sind Lori, ihr Mann David und ihr Sohn Eric mit etlichen anderen Überlebenden zusammengepfercht, die alle darauf hoffen, aus diesem Höllenloch zu entkommen und in eines der angenehmeren Camps wie Sierra übersiedelt zu werden. Lori bekommt so eine Chance als sie ausgewählt wird, die Architektin für die neue Hauptstadt zu werden und ebendiese am Reißbrett zu entwerfen. Mann und Sohn müssen aber zurückbleiben, was sie zwar immens stört, aber sie fühlt sich auch geschmeichelt, dass man gerade sie ausgewählt hat. Doch bald  muss sie feststellen, dass hier auch nicht alles Gold ist, was glänzt.

John W. Vance scheint ein echter Schelm zu sein, ist er sich doch ziemlich sicher, dass die heutige (Leser-)Welt ohne Klischees, über die sie sich ausufernd mokieren kann, nicht glücklich ist. Für diese Klientel hat er die Figur Lori auserkoren. Vor dem Tod (so wird die Krankheit genannt, die alle dahinraffte) eine Führungskraft in ihrer Firma, die nur Befehle erteilte und keine entgegennahm (Diverse Berichte in der realen Welt wissen ja zu vermelden, dass ein Großteil der Führungskräfte den Psychopathen und Soziopathen zuzurechnen ist, die keine Träne für die irgendwelche geschassten Mitarbeiter vergießen, die völlig emotionslos und ohne jegliches Mitgefühl Existenzen zerstören und rücksichtslos an der eigenen Karriere arbeiten. DAS erklärt sicher auch, warum die Frauen endlich eine Quotenregelung für die Besetzung von Frauen in Führungspositionen wollten - Psychos unter sich.). Jetzt fällt es ihr nicht nur schwer, sich in diese Welt einzugliedern, sie nervt ihren neuen Arbeitgeber statt froh zu sein, aus dem Loch rauszukommen, stellt Forderungen. Dass sie vor dem Tod auch noch eine Affäre mit einer Führungskraft hatte, passt ins Bild. So geschildert wie in diesem Buch kann Lori höchstens einige wenige Sympathiepunkte ergattern, die gerade mal für einen Abstiegsplatz in der Regionalliga reichen würden. Hätte ich selbst als Autor diese Figur erfunden, hätte ich sie auch nicht lange ertragen und recht früh an die Wand gestellt oder eben Ley del Fuego. Kurz: die Tusse nervt. Aber sie schadet der Story nicht groß und kriegt gegen Ende dieses Buches sogar die Kurve, sorgt gar für eine überraschende Entdeckung. Mann David und Sohn Eric spielen in der Handlung eher nur Statistenrollen. Das Gegenteil sind da Devin und Tess. Er eher Marke Weichei und nicht sonderlich tatendurstig, sie tough und kampfbereit, gut ausgebildet von ihrem Marineverlobten, der irgendwo Dienst tut oder zumindest hoffentlich noch am Leben ist. Die Verbindung funktioniert, sorgt gar manchmal für leichten Humor und in ihrem Umfeld und dem von Daryl, den sie später kennenlernen, ist die meiste Action angesagt. Da gibt es Kämpfe gegen Marodeure, Kannibalen und Räuber sowie Kindesentführer. Anfangs ist die Action nur punktuell gesetzt, doch mir Fortschreiten der Geschichte wird es mehr. Ebenso eingeflochten werden Intrigen, Weltherrschaftspläne, die üblichen Mechanismen, die sich nach einer Katastrophe so zeigen (Bei etlichen sogenannten Menschen erscheint ihr wahres Ich erst jetzt und wenn es zum Vorschein kommt, ungehemmt ausgelebt wird, dann folgt die Katastrophe nach der Katastrophe - the evil that men do), es gibt Szenarien, die an den Film "Jahr 2022, die überleben wollen" erinnern. "Soylent Green" ist nahe. Erinnerungen werden auch an Bücher von William Forstchen, G. Michael Hopf oder die TV-Serie "Revolution" wach. Etwas weniger Action als bei Hopf, nicht so sehr auf einen regionalen Raum begrenzt wie bei Forstchen, aber ähnlich menschenleer wie in der Serie. Man versucht einen Neuaufbau, den Despoten oder Gangster behindern. Auf jeden Fall eine bessere Lektüre als zuletzt "Wilder Fluss" und eine Vorbereitung auf die folgenden beiden Teile, in denen es sicher auch noch mehr zur Sache gehen wird, was den Actionanteil betrifft. Wer hier nun Autor oder Verlag Abzocke vorwirft, weil die Story nicht in einem Rutsch zu Ende erzählt wird oder zu große Zeilenabstände habe, um Seiten zu schinden, dem sei gesagt, dass derjenige Käufer, der sich das Buch via Net besorgt hat, damit auch die Möglichkeit hatte, sich näher zu informieren und dass es Großverlage gibt, die noch höhere Preise für weitaus üblere Seitenschinderei verlangen. Wer zudem an den regelrecht preisgünstigen Ebooks der kleineren Verlage wie eben Luzifer, mkrug, Festa oder anderen rummäkelt, sollte sich einfach mal zum Nachdenken in ein stilles Eckchen setzen (Ergebnis ungewiss). Auch wenn "The death - Quarantäne" jetzt nicht der ultraharte Actionhammer war, ist es doch eine unterhaltsame Story aus der von mir geschätzten Endzeitabteilung, die diesesmal ohne Zombies auskommt, dafür aber einige nette Ansätze für die Fortsetzung bietet, auch wenn das Genre hiermit nicht neu erfunden wurde. Wer jetzt nicht die extrem hohen Ansprüche stellt, kann sich das für das Sonnenbad im Strandliegestuhl schon mal gönnen. Und wer der Sonne lieber aus dem Weg geht, liest halt zu Hause im kühlen Zimmer. Rund 280 Seiten und nicht wie bei Amazon gewohnt falsch angegeben 400.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 April 2015, 17:06:52
(http://4.bp.blogspot.com/-0f3uOMwLMCw/VSkXG5T1rgI/AAAAAAAAQ6Y/JVhF14yb_Ys/s1600/Empty-Mile-9783716026816_l.jpg)

Matthew Stokoe. Acht Jahre hat Johnny Richardson versucht, den Schatten seiner Vergangenheit zu entkommen. Als er die Vergeblichkeit seiner Flucht einsieht, kehrt er in seinen Heimatort Oakridge im Vorgebirge der Sierra Nevada zurück. Hier hat Johnny seinen besten Freund mit einer Frau betrogen; hier ist seine Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen; und hier hätte er um ein Haar seinen kleinen Bruder ertrinken lassen, der seitdem geistig behindert ist. Jetzt ist Johnny zurück. Mehr schlecht als recht versucht er, in Oakridge Fuß zu fassen. Dann kauft sein Vater ein abgelegenes Grundstück am Fluss, das in der Gegend nur »Empty Mile« genannt wird. Er überschreibt es Johnny und verbietet ihm, es jemals zu verkaufen, komme, was wolle. Kurz darauf verschwindet der Vater spurlos. Während Johnny das Geheimnis von Empty Mile zu ergründen sucht, erwachen in Oakridge dunkle Kräfte.

Johnny kehrt nach acht Jahren von Schuldgefühlen geplagt zurück. Er will seine früheren Verfehlungen wiedergutmachen und sich ein neues Leben aufbauen. Sein Bruder Stan, seit dem Unglück am See etwas zurückgeblieben und nicht fähig, völlig allein für sich zu sorgen, begrüßt ihn überschwänglich, sein Dad eher zurückhaltend. Der Bruder hat sogar einen Job gefunden - und zwar bei Bill Prentice, der einer der Bosse in dieser kleinen Stadt ist. Und noch so ganz andere Hobbys hat, wie Johnny bald erfahren muss. Lange hält er es nicht aus und geht zum Haus von Marla, um sie zu begrüßen. Marla war das Mädchen, das er seinem ehedem besten Kumpel Gareth ausgespannt hatte und die er sitzen ließ, nachdem er seinen Bruder fast ertrinken ließ. Er hielt das damals für sein versagen, da er den Jungen allein am Wasser ließ, um mit Marla im Wald zu verschwinden. Er musste einfach weg. Jetzt will er sich den Situationen stellen, alles besser machen. Marla ist nicht da, aber er kann nicht anders und stöbert in ihrem Haus herum. Er sieht, dass sich da etwas angespielt haben dürfte, das ihm wohl nicht gefallen würde, als er Wagen vorfahren sieht. Zuerst kommt eine Frau Richtung Haus und er versteckt sich schnell, kann gerade noch die zweite Person erkennen, bevor er durch die Hintertür abhaut: seinen Vater. Und die Frau war die Gattin von Bill Prentice, einem der Stadträte. Von diesem Augenblick an verläuft seine Rückkehr alles andere als harmonisch. Er besucht Gareth, der sich darum bemüht, die alte Freundschaft wieder aufleben und das Vergangene vergangen sein zu lassen. Er wohnt jetzt mit seinem Dad, der im Rollstuhl sein Dasein fristet, aber nicht aufgegeben hat, sondern in seiner zur Werkstatt eingerichteten Scheune Präszisionsarbeiten für besondere Kunden verrichtet, die keine wenig haltbare Fabrikware wollen. Sie haben ihr Domizil jetzt am See, da sie sich früher viel davon versprochen haben, dort mit Ferienhütten ihr Geld machen zu können, wenn die Stadt den kaum befahrbaren Feldweg zu ihrem Grundstück und dem See hin zu einer ordentlichen Straße ausgebaut habe. Touristen würden ihnen eine Menge Kohle in die Kassen spülen und Stadtrat Prentice hatte ihnen den Ausbau zugesagt - und nicht Wort gehalten. Jetzt sitzen sie auf ihrem quasi wertlosen Land und kommen gerade so über die Runden. Gareth hat einige Huren in den Blockhütten einquartiert und spielt den Zuhälter. Er bietet Johnny den Job an, dass der die Ladys zu ihren Kunden chauffiert und sie auch wieder abholt und zurückbringt. Johnny lehnt erst einmal ab, aber als Gareth ihn lange bittet, nimmt er an. Und kurze Zeit später erfährt Johnny, was für ein Typ Bill Prentice ist. Bei einem Vereinspicknick setzt sich der verheiratete Bill mit einer erheblich jüngeren Frau in den Wald zu einem Schäferstündchen ab, wird von Johnny, Stan und Marla gesehen und bittet diese um Stillschweigen. Sie sagen es zu. Doch das ist nicht alles. Als sich Marla mit Johnny zu einem eigenen Schäferstündchen zurückziehen, ist ihnen Bill gefolgt und bittet sie gegen Cash, dabei zuschauen zu dürfen. Nach einigem Überlegen stimmen sie zu und lösen damit Ereignisse aus, die ihren Heimatort von unten nach oben kehren.

Eine kleine amerikanische Stadt, völlig unscheinbar irgendwo im Nirgendwo, wird Schauplatz von kleinen und großen Dramen, einem Geheimnis und einigen Morden, sowie dem ungeklärten Verschwinden eines Mannes, der seinen Söhnen ein gerade erst erworbenes Grundstück überschrieben hat. Schnell stellt sich heraus, dass sich hinter der vermeintlich idyllischen Fassade des Städtchens tiefste Abgründe auftun. Was sich zu Beginn nur langsam hochschaukelt, gewinnt an Tempo, wird spannend, lässt aber auch hin und wieder ein Kopfschütteln zu, wenn die Handelnden doch zu ungeschickt agieren. All das wird dann zwar in einem unüberschaubaren Geflecht aus Intrigen und Rache sowie vergangenen Versäumnissen, die nun in die Gegenwart hineintransportiert werden mit Fortlauf der Handlung zumeist schlüssig erläutert, lässt aber dennoch im einen oder anderen Fall Zweifel offen. Die Skizzierung der Figuren lässt den Leser mit den Menschen, um die es geht leiden - sogar mit Johnnys ehemals besten Freund Gareth, der ein wenig zu sehr auf alte Seilschaften zu setzen scheint und alles zu schnell ad acta legt. Die sympathischste und auch tragischste Figur jedoch ist Stan, Johnnys Bruder. Der einzige Mensch, der sich wirklich zu freuen scheint, dass Johnny zurück ist, der vielleicht sogar ein erfülltes Leben führt, völlig ohne Argwohn und schlechtem Karma. Der Schrecken in diesem Buch entsteht nicht durch knallharte Action oder sinnloses Gemetzel mit an die Grenzen des Ertäglichen gehenden Beschreibungen von Foltern und Schlachterei, sondern durch Verrat, komplizierte Famlienbande, Gier und Rache. Die Hinterlist, das Spiel mit den Gefühlen der Mitmenschen während des Versuchs, sie in den Abgrund zu treiben, ist das eigentlich Grausame in "Empty Mile". Es entwickelt sich ein Kleinstadtdrama voller Niedertracht und Gemeinheiten, Szenen, die an die Nieren gehen und noch lange nachwirken werden, eine Anleitung für Familien zur Selbstzerstörung mit tragischen Auswirkungen und emotionalen Momenten. Ein Roman darüber, dass eine vermeintliche Idylle nur die Romantik der Heimat übertüncht. Und der seine Spannung nicht nur aus den Geschehnissen um den Erzähler Johnny und seinen Bruder Stan bezieht, sondern auch aus den Fragen, was es mit dem Grundstück auf sich hat, auf das alle plötzlich so scharf sind, wohin der Vater der Jungs verschwunden ist und was der neue große Geschäftsmann in einem Kaff wie Oakridge will? Fakt ist aber, Johnny wäre besser weggeblieben, dann würden vermutlich einige Menschen noch leben. Es muss nicht immer Pollock sein, Matthew Stokoe tut es auch, wenn man sich nicht an seinem letzten Werk "High Life" orientiert. "Empty Mile" ist gänzlich anders.
Rund 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 April 2015, 19:25:09
(http://4.bp.blogspot.com/-6sEHdM8ly48/VS0xgiebtEI/AAAAAAAAQ7s/42PD_FpeQD8/s1600/dead%2B2.jpg)

Craig DiLouie. Ein mysteriöses Virus hat die USA in ein Land der Toten verwandelt: Jeder, der sich infiziert, stirbt, nur um drei Tage später wieder als hungriger Leichnam zu erwachen und Jagd auf die Lebenden zu machen. Jeder – außer Ray Young. Doch auch Ray ist nicht immun gegen das Virus, vielmehr hat es ihm übermenschliche Kräfte verliehen. Ray ist nun das Zünglein an der Waage: Er kann die Menschheit retten oder sie endgültig zerstören. Und plötzlich sind ihm nicht mehr nur die Toten auf den Fersen, sondern auch das Militär.

Ray ist beim Kampf um die wichtige Brücke in vorderster Front. Er kann die Infoizierten auf der anderen Seite sehen, die enttäuschte Gesichter ziehen, vor Hass verzerrt, weil ihnen der Weg zu den Pfründen versperrt wurde. Doch es sind ja nicht nur die Infizierten, die für Ungemach sorgen, denn da sind auch noch die Monster, die Hopser, die Tröter - und jene, die einen Menschen mit einem Stich ihres Stachels infizieren können. Das geschieht auch mit Ray. Doch er stirbt nicht daran. Etwas wächst in ihm, etwas Böses. Bald wird er erfahren, wie böse es ist und sich auf seinen ganz eigenen Weg machen. Unterdessen versuchen die Überlebenden das evakuierte Washington wieder zurüchzuerobern, die Nichtinfizierten in großen Camps zu sammeln und mit der Armee zu verteidigen. Dazu werden auch ständig neue Stoßtrupps zur Vernichtung der Angreifer ausgesandt. Keine einfache Aufgabe, da diese keine Angst kennen und gnadenlos ins Sperrfeuer laufen. Und es werden nicht weniger. Leichen pflastern nicht ihren Weg, sie stapeln sich auf jenem. Anne hat sich mittlerweile zu einer derart rücksichtslosen Killerin entwickelt, dass keiner mehr mit ihr ins Gefecht will, da sie der grob mit ihren Weggefähjrten umgeht und sie auch nur beim geringsten Verdacht erst umnieten und dann fragt, dass man sich in ihrer Gesellschaft garantiert icht wohlfühlt. Die Gegenmaßnahmen der Regierung bestehen zumeist aus sich verstecken und andere ins Feuer laufen lasse, sowie ziemlich wirren Befehlen an die Kämpfer im Feld. Dr. Travis, der sich dem Zugriff der Infizierten dadurch entzogen hat, dass er befiehlt, eine Frau aus einem Rettungshubschrauber zu ziehen, da er selbst unbedingt mit muss, weil er für das Überleben der Menschheit ja so ungemein wichtig ist. Und bald suchen alle nach dem armen Ray. Der geht mittlerweile nicht nur eigene und einsame Wege, sondern auch mit sich ins Gericht. Was ist aus ihm geworden, was kann er tun, um zu überleben oder gar die Bestien zu vernichten? Und Doktor Travis lässt die eine oder andere Theorie vom Stapel, was da gerade über die Menschheit herfällt. Man braucht dringend einen Patient Zero, um es herauszubekommen und vielleicht sogar ein Gegenmittel zu finden. Und die mitgekommenen Monster? Packt sie, packt sie - packt sie und zerhackt sie. Anders ist denen wohl nicht beizukommen.

"Dead 2" schließt direkt an den ersten Teil an. Ray wird als Held gefeiert. Aber nicht lange, als man feststellt, dass er gestochen wurde - und damit nicht genug: Er ist jetzt ein Überträger der vermaledeiten Seuche und ein gesamtes Flüchtlingslager muss wegen ihm dran glauben. Es folgt die bekannte Art des Autors mit solchen Vorfällen umzugehen: Die Army kommt zum Einsatz. In jedem seiner Romane, die ich bisher gelesen habe, kommt es zu schweren Gefechten, fast ohne Unterlass wird mit allem was zur Verfügung steht losgeballert, Städte mit Bomben eingeäschert. Hier  kümmert er sich aber auch um die Protagonisten. Anne, die nach und nach mitleidlosen Killerin mutiert und für die es auch kein Zurück mehr gibt. Ihr ist es egal, ob sie draufgeht oder nicht, Hauptsache so viele wie möglich mitgenommen. Nur dass sie auch für ihre Mitmenschen wenig empfindet. Wer nicht in ihrem Sinne handelt, wird eliminiert. Von der biederen Hausfrau zur grausamen Henkerin. Dr. Travis, der aus reiner Angst und Selbsterhaltungstrieb eine Frau opfert, die schon gerettet schien und sich eher weniger drum schert, fühlt er sich doch wichtig genug, um als Retter möglich zu sein. Kurze Anfälle von Schuldgefühlen verdrängt er. Und Ray, getrieben von seinem Wissen, dass er nun ein Massenmörder ist, ohne es zu wollen. Ständig Stimmen der Bestien im Kopf und er weiß nicht, was er tun soll. Auch nicht gleich, als er feststellt, dass die Infizierten und die Monster ihm folgen, ja ihm sogar gehorchen. Kann er die Menschheit retten, indem er sie einfach auf einen Berg führt und von dort in die Tiefe stürzen lässt, den Rattenfänger von Hameln spielen? Aber was wird aus ihm? Kann er sih retten? Kann er mit der Regierung einen Deal aushandeln? Und all das während um die Hauptfiguren herum die Hölle ausgebrochen ist und sich nicht anschickt, das zu beenden. Ständige Kämpfe, massenweise Opfer. Das Tempo ist hoch, wird aber durch zu viele Szenenwechsel auch oft wieder ausgebremst. Keine Ahnung warum, aber ich fand niemanden, mit dem ich mitgefiebert hätte, außer mit Abstrichen dem armen Ray oder dem coolen Rod, dem Boss einer Stryker-Einheit. Der Schluss ist zwar irgendwie typisch Regierung oder Befehlshaber: Erst mit aller Macht auf die erfolgreiche Ausführung eines Auftrags drängen und als er so gut wie erledigt ist, alles abblasen. Passte irgendwie gar nicht ins Konzept des Buches, erschien  mir nur wie ein lästiges Anhängsel, schlicht überflüssig. Tja, und was waren denn das für Monster, die da schon im ersten Buch auftauchten und hier munter weitermetzelten? Keine Ahnung, wird nicht erklärt. Vermutlich meine hiesigen Nachbarn, das ist auch so ein krankes Gesocks - von wohltuenden Ausnahmen abgesehen. Ein drittes Buch ist anscheinend derzeit NICHT in der Mache. Eine Top-Empfehlung kann ich dazu nicht wirklich geben. Dann lieber wieder Jake Bible mit "Mega" oder "Z Burbia'", die haben wenigstens höllischen Spaß gemacht. 475 Seiten.

Und mal kurz die Anmerkung, dass ihr hier die treuesten Leser meines sinnfreien Geschreibsels seid neben den Stammlesern aufm Blog. Danke dafür, ist es wenigstens nicht nur reine Zeitverschwendung. Auch wenn nicht jedem mein Gekritzel oder die Lektürewahl gefällt oder ihm das Ganze geistig zu flach ist. Dafür hab ich ne Ausrede: Ich schaue Asylumfilme!!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 April 2015, 12:48:46
(http://2.bp.blogspot.com/-_zCZzRNwoRo/VS935ETfFxI/AAAAAAAAQ8w/ca9rDSOt4aM/s1600/agent21code.jpg)

Chris Ryan. Ein Attentat auf die Londoner U-Bahn erschüttert ganz England und wird zum bisher brisantesten Auftrag des jungen Agenten Zak. Gemeinsam mit seinem Team muss er herausfinden, wie die Terrorzelle operiert und wer dahintersteckt. Aber ers gibt nur wenige Hinweise, wo und wann der Bombenleger das nächste Mal zuschlagen wird. Als dann auch noich der einzige Zeuge angeschossen wird und ins Koma fällt, bevor Zak ihn befragen kann, steht er wieder am Anfang. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn auch seine Teamkollegen schweben in großer Gefahr.

Früher Morgen, alle auf dem Weg zur Arbeit, die Waggons der -Bahn sind vollgesopft mit launigen Passagieren, denen ihre miese Stimmung bald für immer vergeht. Eine Explosion vernichtet etliche Abteile und zurück bleiben verstümmelte Leichen und grauenvoll schreiende Verletzte. Diesen Tag wird Zak niemals vergessen, denn gerade er wird darauf angesetzt, den Anschlag zu klären. Einem ersten Hinweis kann er nachgehen. Malcolm, brilliant, aber auch seltsam, wurde von der Regierung aufgrund eines Gesetzes, mit dem man Geisteskranke zum eingenen Schutz inhaftieren kann, in einer Klinik weggesperrt. Sein Können auf der Straße zu lassen, wäre zu riskant. Was ist schon die Freiheit eines Menschen der eigenen Nation wert, wenn man ihn den Russen, Chinesen, Terroristen oder wem auch immer voraus hat. Malcolm ist mehr eine Waffe, ein Ding, ein Nutzwerkzeug geworden, denn ein Individuum in Freiheit. Gerade dieser Malcolm wollte in der Nacht vor dem Anschlag den Anstaltsfuzzi (-leiter) sprechen, wurde aber nicht erhört. Das hat sich nun geändert. Zak soll ihn befragen, doch bevor dies geschehen kann, wird der Junge schwer verletzt und fällt ins Koma. Jetzt ist er unter schwerer Bewachung im Krankenhaus. Und es geschieht ein zweites Attentat, das einem Kinderkrankenhaus gilt. Auch hier greift Zak mit seinen Kollegen ein und kann fast alle Patienten retten. Und bald erkennen auch sie die Spuren, die zumindest zu einem der Planer führen. Zak wird an essen Arbeitsplatz als Praktikant eingeführt und soll herausfinden, mit welchem Code die Typen kommunizieren und ihre Attentate ausarbeiten. Doch sein Hauptverdächtiger verschwindet plötzlich und wird später erhängt aufgefunden. Dennoch konnte er einen Hinweis hinterlassen - leider nicht vollständig. Und es steht ein dritter Anschlag kurz bevor. Die Zeit läuft ab.

Chris Ryan ist ja im wahren Leben ein SAS-Mann gewesen und hat sich danach dem Schreiben gewidmet. Seine in Deutschland erschienenen Werke für die ältere Fraktion (also 45 + mehr, die noch des Lesens mächtig ist), waren von den Storys her qualitativ mal eher lauer Stoff, konnten aber dann doch unterhalten. Dazu hat er dann auch einige richtig starke Werke abgeliefert und sein "Strike Back" diente ja auch als Vorlage für die TV-Serie "Strike Back", die zuerst mit Staffel 1 eine reine BBC-Produktion war, aber mit der darauffolgenden zu den Amis von Cinemax ging und mit neuer Zählweise einen Re-Start erlebte, sodass die Staffelzählung jetzt mit Cinemax 1 beginnt - und freizügiger und gewalttätiger geworden ist. Nix mit Jugendfreigabe. Um mit der neuen Welle der Jugendromane mithalten zu können, hat er sich seinen jugendlichen Helden Zak ausgedacht. Ebenfalls auf den Zug der Jugendaction aufgesprungen war Andy McNab, der aber nach vier Romanen anscheinend aufgegeben hat. Zumindest wurden hier keine mehr veröffentlicht. Ryans Zak geht hier nun in sein drittes Abenteuer (zwei weitere existieren bereits in GB). Stilistisch einfach gehalten, zwar mit Action garniert, aber auch um jegliche deftigen oder überharten Szenen entschärft, um einem entsprechenden Leseralter angepasst zu werden. Natürlich geht es nicht ohne den einen oder anderen Mord, aber keine Folter, keine Gewalt um der Gewalt willen. Liest man als Erwachsener völlig entspannt nebenbei, während die Sonne auf einen brennt und die Frau wettert, man solle sich gefälligst mal etwas bewegen. (Da frag ich mich immer, was die hat? Ich blätter dch die Seiten um, das ist Bewegung.). "Agent 21 - Codebreaker" geht zügig und flott voran, ist spannend, wenn auch für Vielleser vorhersehbar. Und kommt anscheinend bei der Jugend an. Der Sohn einer unserer Bekannten, würde mir die Dinger am liebsten je Seite aus den Griffeln reißen, wenn ich eine beendet habe. Diese Jugend heutzutage. Als wenn ich bei Filmen so wäre, tsts. Kein Fehleinkauf, aber wer als Erwachsener dann etwas wie Ben Coes erwartet, dürfte enttäuscht sein, für den ist es absolut  nur leichte Kost. Action for Kids, da ist es okay. 315 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 April 2015, 12:23:51
(http://3.bp.blogspot.com/-RajoM38QLds/VTILgD2ahyI/AAAAAAAAQ-Q/tZD1kRfAvFU/s1600/Leviathan%2BRising%2BWeb.jpg)

Jonathan Green. Er erhebt sich aus der Tiefe ...und er hat Hunger! In 80 Tagen um die Welt – mit Stil! Dieses vollmundige Versprechen der Carcharodon Shipping Company soll mit der Jungfernfahrt des neuesten und mehr als beeindruckenden Unterwasserkreuzfahrtschiffs Neptune auf die Probe gestellt werden. Unter den Reisenden befindet sich auch Ulysses Quicksilver, der Dandy-Abenteurer und Held von Magna Britannia, um sich eine wohlverdiente Ruhepause nach den traumatischen Erlebnissen des 160. Thronjubiläums von Queen Victoria zu gönnen. Doch bereits wenige Tage nach dem Besuch der Unterwasserstadt Pacifica kommt es zur Katastrophe. Ein brutaler Mord wird begangen, und kurz darauf wird die Neptune Opfer einer Sabotage, welche das Schiff in die bodenlose Tiefe des Meeres sinken lässt. Doch gefangen auf dem Meeresgrund, haben die Probleme für die Überlebenden gerade erst begonnen. Denn hier unten lauert ein jahrzehntealtes Geheimnis auf sie. Der Leviathan ist erwacht und erhebt sich hungrig aus der Tiefe. Wenn er sich auf die Jagd begibt, wird niemand seiner urzeitlichen Wut entkommen.

Ulysses Quicksilver begibt sich an Bord eines modernen Tiefsee-Kreuzfarhtschiffes, das mit allen Schikanen ausgestattet ist. Selbstverständlich wird er von Nimrod begleitet. Und hat bald schon eine sogenannte Investigativ-Reporterin (Also ein Boulevard-Tratschmaul, das es in jedem Geschlecht und jeder Gesellschaft gibt und das sich gerne Storys aus dem hohlen Hirn saugt und diese mit erlauschten Halbwahrheiten als Tatsachen in ihrem Schmierblatt zum Besten gibt.) auf den Hacken. Doch auch der Rest der Mitreisenden bietet eine illustre Truppe. Ein alter Jägersmann, ein Milliardär - Finanzier des Schiffs und entsprechend großkotzig, ein junges Paar, einen Chinesen, der sich als Geschäftsmann ausgibt und selbstverständlich massenweise Mitreisende an Bord, die nur die billigeren Tickets ergattern konnten und nie auch nur in die Nähe der Promis kommen, die sich wie Küken um die Henne um den bärbeißigen Kapitän scharen. Doch während sie so dahintuckern, gibt es einen Anschlag auf das Schiff, das sinkt, aber so stabil gebaut ist, dass es einem immensen Wasserdruck standhält. Wäre da nicht die plötzlich auftauchende Bestie, ein Krake, wie der anwesende Schwede Thor zum Besten gibt. Und die Reporter-Trine? Wurde schon vorher um die Ecke gebracht. Also ist auch noch ein Mörder an Bord. Und jetzt, auf recht engem Raum in der Forschungsstation, in die sie sich flüchten konnten, versucht der, seine Mission zu Ende zu führen. Jedoch kennt keiner den Killer von Angesicht zu Angesicht, Misstrauen schleicht sich ein. Draußen ein Killer, drinnen auch. Herrliche Aussichten. In den vielen Gängen der Station können sie auf Entdeckerreise gehen, allerlei Experimente und gruslige Einzelheiten finden - woei sie immer auf der Hut vor dem Mörder unter ihnen sein müssen. Und der schlägt bald wieder zu. Diesmal ist der Schwede Thor dran. Und so manches Geheimnis wird in den Tiefen des Ozenas gelüftet, inklusive Schuldeingeständnissen.

Auf den letzten rund 55 Seiten des Buches gibt es noch eine Bonunsgeschichte mit dem Titel "Vanishing Point - Fluchtpunkt". Und nein - Barry Newman kommt nicht angebraust. Es beginnt mit einer Seance, die wie schon vielfach gesehen, nur ein alberner Bauerntrick ist, um die Kunden zu schröpfen. Doch der findige Quicksilver will sich mit gefakten Geistererscheinungen nicht abfinden und durchsucht das Forschungslabor im Keller des Hauses. Und trara - eine Überraschung wartet.


Stimmungsvolle Katastrophenmär in ein Steampunk-Szenario eingebettet. Die Charaktere erscheinen stereotyp vom gierigen und fiesen Milliardär bis hin zu unserer Hauptfigur, dem Dandy-Abenteurer Ulysses Quicksilver, der hin und wieder den Eindruck vermittelt, dass er ein sehr extrovertierter Bruder von Agent Pendergast sein könnte, obwohl: So wie sich Pendergast manchmal gibt, ist sogar eine Leiche gegen ihn extrovertiert zu nennen. Quicksilver ist da doch mehr Hallodri, immer für die holde Weiblichkeit da, auch wenn sie ihn austricksen will. Der Nordländer muss selbstverständlich Thor heißen. Und ja, man kann die Story auch als Schreiben nach Vorlage bezeichnen, denn Vielleser und Filmfreunde werden ganz schnell etliche Vorbilder entdecken, können so aber auch das Geschehen wunderbar visualisieren - und das ist bei einem Buch meines Erachtens nicht nur ein Vorteil, es spricht auf für dessen Qualität, denn wenn ich mich durchquälen müsste, wäre die bildliche Vorstellung eher schon Folter. Gefoltert wird der Leser hier nicht. Er findet einen Tupfer "Poseidon-Inferno", ne ganze Ecke Agatha Christie, nach dem Zehn-Kleine-Negerlein-Szenario (Politisch korrekt heißt das ja jetzt Maximal-pigmentierte, da ja auch Zehn-Kleine-Mohrenköpfe oder der Sarottimohr aus dem Verkehr gezogen wurden. Politisch korrekte Zensur, bloß weil soich einige selbsternannte Gutmenschen wichtig  machen wollten. Man erinnere sich an die Farce mit dem Artikel bei ALDI oder den Sinti + Roma, die sich fest attestieren ließen, dass sie ja keine zigeuner snd - und sich dann unverschämt aus der Ecke wagen, um die Zigeunersoße umbennen zu lassen, weil sie sich diskriminiert fühlten. Aha, Logik von Fahrenden Volk.), etliche Monster wie diesen Riesenkraken, der noch so manche Überraschung parat hat, die auch von denen der ums Überleben kämpfenden Truppe nicht überboten werden kann. Megalodons, Riesen-Ur-Haie wie in "Mega" von Jake Bible und noch so manch anderes Getier. Da muss Quicksilver in die Spuren berühmter Ermittler oder Agenten treten, um den Fall zu lösen UND zu überleben. Ein spannendes Who dunnit mit einer Menge frischer Ideen gepaart mit schon seit etlichen Dekaden vorhandenen Handlungsfäden. Gelungene Erzählung, die ein wirklich solides Tempo aufweisen kann, so gut wie keine Durststrecke aufweist und flugs inhaliert werden kann. Die Bonusstory mit Teleportation, bösen Nazis und gierigen Verwandten knabbert man als Nachtisch ohne besonders beeindruckt zu sein. War halt ne nette Zugabe. Der Hauptteil ist es, der fasziniert und feinen Steampunk-Stoff bietet, den die großen Verlage nicht gerne zu publizieren scheinen. Doch für solche Sachen haben wir ja unsere Kleinverlage, die ich nach und nach sein Stück vom Kuchen abschneiden. Wobei die Etablierten vermutlich hoffen, dass der Bissen für (Winz-)Mitbewerber zu groß wird und er ihnen im Halse stecken bleibe. Tja, ihr Burschen und Burschinnen in den Vorstandsetagen, hättet ihr eure Leserschaft etwas mehr beachtet und nicht veräppelt, müsstet ihr jetzt nicht zittern. Eure sehr hohen Preise für Ebooks tun ihr Übriges dazu. Jonathan Green mit seinem formidablen zweiten Quicksilver-Steampunk-abenteuer ist jedenfalls ebenso wie Jake Bible mit seinen Spaßbüchern bei Steffen Janssen und seinem Luzifer-Verlag gut untergebracht. Andere Genres werden vom Festa-Verlag (Meine geliebten Crime-Actioner, Horror und Extremtitel, die nur direkt beim Verlag zu ordern sind), mKrug-Verlag (Ha, John Aysa, die schreibende Wildsau, die derzeit wieder heftig über die Tastatur huscht und Leute wie Gord Rollo sind dort angesiedelt. Schönen Gruß, John und schönes Wochenende!!), Voodoo Press mit Sachen wie Jeff Strand (Wunderbar schreibender Mensch, der immer Sinn für Humor hat, wie er bei den Andrew Mayhem-Romanen oder dem Märchen "Fangboys Abenteuer" beweisen konnte) sowie der Atlantis-Verlag, der Martin Kay mit seiner Hannigan-Reihe Begeisterung verursachen konnte. Alle die wurden von den Großen entweder nicht beachtet oder nach kurzer Zeit "von Hof gejagt". Selber Schuld, wenn sie jetzt wie Jonathan Green mit seinen Romanen um Ulysses Quicksilver die Leserwelt begeistern können. 426 Seiten inklusive der Bonusstory.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 April 2015, 17:07:30
(http://4.bp.blogspot.com/-uXcTepUl8Ho/VTec_aaBsqI/AAAAAAAARAo/J-EQTcFBLSw/s1600/apokalz.jpg)

Manel Loureiro. Europa liegt in Schutt und Asche: Neunzig Prozent der Bevölkerung haben sich in lebende Tote verwandelt undmachen Jagd auf die wenigen Menschen, die es noch gibt. Nur auf Teneriffa soll ein normales Leben noch möglich sein, und so macht sich eine kleine Gruppe Überlebende auf den Weg dorthin. Doch zwischen ihnen und Teneriffa steht eine Armee von Toten. Und in diesen dunklen Tagen sind die Toten schneller als die Lebenden.


Nach ihrer langen Flucht durch Spanien haben sich der Anwalt mit Kater Luculo, die Nonne Cecilia, die junge Lucia und der Ukrainer Prit in die kargen Wüsten von Nordafrika geflüchtet. Doch auch dort wird es zunehmend unsicherer - und ihnen geht auch der Sprit für ihren Hubschrauber aus. Als sie ein völlig verlassenes, geplündertes und niedergebranntes Dorf finden, beschließen sie, das Risiko einzugehen und sich auf den Weg nach Teneriffa zu machen. Ihre Spritreserven reichen knapp, aber es gelingt. Dort werden sie nicht gerade freundlich empfangen, aber die Menschen haben Angst vor der Seuche und stecken die Vier plus Katze in Quarantäne. Nach einigen Wochen lässt man sie endlich raus, doch lange ausruhen ist nicht. Prit und der Anwalt gelten ob ihres bisher erfolgreih gestalteten langen Überlebenskampfes schon als Veteranen des Kampfes gegen die Zombies und werden zu einer Mission aufs Festland - nach Madrid - "überredet", während die Nonne und Lucia auf der Insel bleiben müssen. Cecilia wird von einem brutalen Wärter ins Koma geschlagen und der will mit seinen Kumpanen Lucia als Zeugin ausschalten. Selbst in der vermeintlichen Sicherheit muss Lucia nun wieder ums Überlöeben kämpfen. Auch die Mission Richtung Madrid, wo dringend benötigte Medikamente besorgt werden sollen, läuft völlig aus dem Ruder. Nicht nur, dass die Gruppe den größten Teil ihrer Leute an die Zombies verliert, kurz bevor die Reste der Truppe sich mit kleinen Kampffahrzeugen in Sicherheit bringen könnte, stellen sich einige Crewmitglieder als Königstreue heraus. Während auf Teneriffa so etwas wie eine "gesteuerte Demokratie" herrscht, ist die ebenfalls noch nicht überrannte Nachbarinsel zu einer Monarchie ernannt worden, weil dort der letzte Überlebende der Königsfamilie sein Dasein fristet. Und es steht kurz vor einem Bürgerkrieg zwischen den beiden Inseln. Mit Mühe und Not schaffen es der Anwalt und Prit zurück nach Teneriffa, wo sie erfahren müssen, dass die Nonne tot ist und Lucia gesucht wird.

Schon auf seite 12 hat der Begriff  "Europaweltmeister im Fußball" kurz irritiert. Lag es an der Übersetzerin oder schlicht beim Satz nicht aufgepasst? Das Buch wurde im Original 2010 geschrieben und damals war Spanien der Europameister von 2008 und Weltmeister von 2010. Einen Europaweltmeister gibt es dennoch nicht (Solche Kontinentweltmeister gibt es doch eher nur in den USA. Wenn dort jemand in Hillbillytown nen Häkelwettbewerb gewinnt, nennen die ihn auch gleich Weltmeister), es sollte wohl eher Europa- und Weltmeister im Fußball heißen. Lektorat gepennt? Im Gegensatz zum ersten Buch hat Anwalt Namenlos seine Tagebuchaufzeichnungen via Blog aufgegeben bzw. aufgeben müssen und fungiert nun als Ich-Erzähler. Ebenfalls neu ist, dass man auch verschiedene Sichtweisen eingeflochten hat; einmal sogar die eines Zombies, was eine nette Abwechslung war. Nachdem man sich auf der Insel eingefunden hat, wird der Leser noch einmal seitenlang über den ersten Band informiert (Für diejenigen Leser, die Teil 1 nicht gelesen hatten, sicher recht freundliche Aufarbeitung, wer den schon kannte - wie ich - neigte wohl zum Weiterblättern), geht es bald mit ziemlich hohem Tempo voran. Keine Atempausen, auch keine Lückenfüller oder Durststrecken mehr. Immer mehr Kapitel werden mit Cliffhangern ausgestattet, ebenso wie das Ende. So geht es recht flott voran, wozu der recht einfache Stil seinen Beitrag zu leisten weiß. Selbstverständlich muss in einem solchen Roman auch die Neigung der Menschen, sich selbst in so einer Katastrophe noch selbst zu bekriegen, mit eingeflochten werden. Ist ja auch nahe an der Wahrheit, entwickelt sich für den (Viel-)Leser derartiger Literatur immer mehr zum Klischee. Insgesamt eine nette, entspannte Zombie-Mär mit ordentlich Krawall und Zug im Geschehen, aber völlig ohne Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Stories dieser Art. Kann man lesen, muss man aber nicht. Brauchbare Unterhaltung - und das war es dann auch. Ein dritter Teil wird im Mai erscheinen. Mit "Last Passenger" hat der Autor auch ein neues Werk an Bord, das eine gänzlich andere Story bietet. Das darf gerne in Übersetzung hierzulande verlegt werden. 395 Seiten inkl. Glossar.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 April 2015, 14:20:02
(http://2.bp.blogspot.com/-RbNTSXiRGyg/VTjHzlsM22I/AAAAAAAARB8/0nbnK1Ub1ok/s1600/clancyxghostrecon1.jpg)

David Michaels. Die Special Forces der US-Army sind für ihre hochspezialisierte Ausbildung und ihren Mut hinter feindlichen Linien bekannt. Doch innerhalb ihrer Reihen gibt es eine Einheit, die sogar noch geheimer und tödlicher agiert. Die Mitglieder dieses Trupps gehören zu den besten Sondereinsatzkräften der Welt und werden Ghosts genannt – Geister. Captain Scott Mitchell und sein Ghost-Team infiltrieren die Ostküste Chinas, um eine radikale, umstürzlerische Organisation mit dem Codenamen »Frühlingstiger« aufzuspüren und zu zerschlagen. Diese Gruppe abtrünniger chinesischer Militärführer plant, die Macht über Taiwan an sich zu reißen und zwischen China und den USA einen Krieg um die Vorherrschaft im Pazifik zu entfesseln. Als Mitchell jedoch erkannt, dass ein alter Erzfeind den Verschwörern zur Seite steht, wird der Versuch, den 3. Weltkrieg zu verhindern, mit einem Mal zu etwas ganz Persönlichem.

Scott Mitchell befindet sich auf den Philippinen - genauer auf der Insel Basilan. Dort sollen sie gegen eine einheimische Terroristengruppe vorgehen. Gemeinsam mit Philippinos und einer Truppe aus Taiwan. Sie geraten in eine Falle, bei der Mitchell und zwei seiner Leute überleben können, der Rest geht drauf. Während die Philippinos in den Kampf helfend eingreifen wollen, hält der Taiwanese seine Leute zurück, da er sie nicht für die Amerikaner verheizen will. Während Mitchell in seiner Heimat belobigt wird, entlässt man den Taiwanesen aus der Armee. Der will nun nach China überlaufen und bastelt an einem Plan. Indes rückt Mitchell nach Wasiristan aus, um dort gefangene Kameraden und CIA-Leute aus der Gefangenschaft der Terroristen zu befreien. Der Plan misslingt fast, weil die Aufklärung verpennt hat, dass der Pfad für den Rückweg auch von den Waffenlieferanten der Terroristen genutzt wird. Prompt begegnen sich die Trupps und es kommt zum Gefecht. Doch auch diesmal kommt Mitchell aus der Bredouille. Zuvor hat es Fang in die Olympia-Mannschaft für die Spiele in Peking geschafft und tritt dort für sein Land Taiwan an. Dass er dafür einen Sportskameraden ermorden musste, dem eigentlich der Platz zugestanden hätte, ficht ihn wenig an. In Peking freundet er sich mit einem Chinesen an und läuft über. Gemeinsam tüfteln sie an einem Plan, Taiwan wieder dem chinesischen Festland anzugliedern. Die Amerikaner haben Spione vor Ort und ihnen ist klar - wenn dieser Plan gelingen sollte, ist ein neuer Weltkrieg unvermeidlich. Daher werden Mitchell, mittlerweile Captain, und seine Leute eingeschleust, um die Rädelsführer zu eliminieren. Und dort sieht Mitchell seinen alten Feind Fang wieder.

Zum Vergleich mit dem dazugehörigen Game kann ich nichts sagen, da ich es nicht kenne. Das Buch ist eigentlich eine Story, die man aus etlichen Filmen gerade so um die Zeit der Jahrtausendwende aus der Nu Image-Schmiede kennt. B-Filme wie "Operation Delta Force" usw. haben die US-Sondereinsatzkräfte und ihre Anführer als Helden der Nation gefeiert. Der Ablauf ist auch im Buch ähnlich. Einsatz, Heimat, Training, Beförderung, Loblied, letzter, entscheidender Einsatz, in dem alles wunschgemäß geregelt wird. An Action mangelt es nicht, Kameradschaft wird großgeschrieben und der böse Feind ist wie bei Tom Clancy und seinen Vertragschreibern gewohnt heimtückisch, brutal, böse und dennoch feige. Eigentlich eine Werbeveranstaltung für die US-Militäreinheiten weltweit. Helden USA eben. Einseitig, undifferenziert, typisch für ähnliche Ware aus "Gottes eigenem Land". Einfach einer dieser Technothriller, die versiert mit den unterschiedlichen Waffengattungen spielen, die Moral der Truppe hervorheben und den Feind in einer simpel erzählten Geschichte flott und mit unverhohlener Freude auseinandernehmen. Was unverborgen bleibt, ist, dass der eine oder andere Kämpfer für amerikanische Gerechtigkeit gar nicht mehr ins Feld dürfte, weil er ordentlich einen an der Klatsche hat (Die Scharfschützin, die in Gedanken ständig Kommentare ihrer auf sie neidischen Bürder hört usw.). Man könnte auch sagen "Seal Team drei, mit Spaß dabei". Wie gesagt, man muss solche erzkonservativen Auswüchse verdrängen, dann bekommt man unterhaltsame Action geboten, die man aus so vielen Büchern kennt, die unter dem Namen Tom Clancy vermarktet wurden. 364 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 April 2015, 15:17:59
(http://2.bp.blogspot.com/-7zqpkDaoU2w/VTt1GJ6Q-hI/AAAAAAAARDc/qkjZtrwEdPE/s1600/Der-Meister-der-Turme.jpg)

Martin Alexander. Die Herrscherin von Windfall stirbt durch ein merkwürdiges Fieber. Ihr Sohn Karol soll der neue Windfürst werden, doch seine Zwillingsschwester Kaia plagen Zweifel. Könnte ihr Bruder etwas mit dem Tod der Mutter zu tun haben? Oder hatte sein Berater, der sagenumwobene Thaumaturg, die Finger im Spiel? Dieser geheimnisvolle Mann mit der goldenen Maske, dem nachgesagt wird, er habe magische Fähigkeiten. Als sich Kaias Verdacht zu bestätigen scheint, flieht sie vom Hof und will mehr über den Thaumaturgen herausfinden. Dabei ahnt sie noch nicht, dass sein Schicksal mit ihrem eigenen verbunden ist - und dass es ihre gesamte Welt in den Abgrund reißen könnte.

Als ihre Mutter stirbt, wobei der unter dem Einfluss seines Beraters, dem maskierten Thaumaturgen, stehende Prinz Karol mit einem feinen Mittelchen fleissig nachgeholfen hat, flieht Prinzessin Kaia, weil sie ihrem Bruder und seinem Helfer absolut nicht traut und damit rechnen muss, dass sie selbst bald das Zeitliche segnen würde. Schließlich hat ihre Mutter eigentlich sie zur Nachfolgerin bestimmt. Um den Anspruch auf den Thjron durchzusetzen und die verbrecherischen Kanaillen aus dem Schloß zu vertreiben, schart sie einige Helfer um sich. Den Arkebusier Balwin, den gebildeten Quentin, den Magier Miskar und weitere Helfer. Gemeinsam wollen sie Verbündete suchen, die sich mit ihnen dem Kampf gegen die Diebe des Throns stellen und gegen deren Armee aus metallenen Golems, diese beschworen haben. Immer wieder geraten sie in Gefahr, dass entdeckt wird, dass die als Junge ausgegebene Prinzessin nicht von ihren Feinden enttarnt wird. Indes sucht die Nixe Tuulikki nach dem Einen, der für sie gemascht ist. Leider ist ihr Biss giftig und sie erwischt dabei ausgerechnet die Prinzessin. Die überlebt das nur knapp. Zudem deckt sie auf, dass ihr Begleiter Baldwin eine Vergangenheit am Hofe hat, die ihm nicht zur Ehre gereicht und verstößt ihn als Verräter. Baldwin will aber nicht aufgeben und versucht nun unerkannt und auf Abstand die Gruppe zu unterstützen. Ihre anderen Reisegenossen müssen mit anschauen, wie der eine oder andere Ritter die Prinzessin begehrt, was den ihr ebenfalls zugetanen Miskar zur Weißblut treibt. Ausserdem will der Herrscher von Herzburg sie mit einem seiner Söhne vermählen. Doch das können sie gemeinsam gerade so vermeiden und bald kommt es zur entscheidenen Schlacht gegen die Golem-Armee des Thaumaturgen.

Den Tipp für diese Lektüre erhielt ich von einem User von Gemeinschaftsforum.com. Dafür sei ihm kurz gedankt. Da ich nicht gerade der Anhänger von Fantasy-Stories bin, kann ich keine wirklich schlüssigen Vergleiche zu den Topwerken dieses Genres ziehen. Was ich aber schon vorwegnehmen kann, ist, dass es eine feine und unterhaltsame Lesezeit war. Wohltuend war, dass sich der deutsche Autor nicht bemüßigt fühlte, seine Ideen zu "amerikanisieren".  Nichts ist derart angepasst für den Massenmarkt, dass man den Anschein bekäme, es mit einem internationalen Autor aus den USA zu tun zu haben. Aber seine Geschichte selbst? Ja, die könnte sicher überall bestehen. Eine Gruppe Tapferer unter Führung einer Prinzessin raufen sich zusammen, um gegen das Böse zu bestehen. Klingt manchmal wie "Die glorreichen Sieben", wenn die zu Beginn vorgestellten Charaktere nach und nach an der Seite der Prinzessin in die Schlacht reiten und zuvor noch Verbündete suchen. Aber die Charaktere haben es in sich. Nicht die 08/15 Hobbit-True Blood-Massenware, sondern Figuren mit Mängeln, sei es nun Mundgeruch oder simple Schwäche, oder einfach nur anders gepolt, wobei der schwule Quentin mich etwas an Ringil von Richard Morgan erinnerte, mit dem Unterschied, dass Quentin kein Kämpfer ist. Hier herrschen Golems vor, es gibt Gremlins (die nichts mit den Film-Gremlins zu tun haben), Hexer, Mörder und Verräter inmitten von Intrigen und Eigennutz. Auf die Erklärung zur Nixe und deren Nutzen für die Story muss man etwas Geduld aufbringen - ein Geheimnis wie es auch etliche der anderen Protagonisten aufzuweisen haben. All das zusammen bietet zwar einen bekannten Plot, der aber durch seine gegen den Strich gebürsteten Figuren zu einen spannenden und flott zu lesenden Gesamtwerk zusammengefügt wird, dem man wohl ruhig mal als Fantasy-Fan seine Aufmerksamkeit schenken sollte. Und wer auch Anmerkungen Richtung Gesellschaft in einem Buch erwartet - die gibt es hier. Man kann die eine oder andere Szene durchaus als Plädoyer für Gleichberechtigung und toleranz werten. Was die geplünderten Tempel und die Aussage, dass die Kirche sich das bei den gehorteten Schätzen leisten und es auch verschmerzen kann angeht, weiß ich nicht, ob das eine Kritik an den Verschwendern im kirchlichen Bereich der heutigen Zeit sein sollte. Das kann nur der Autor selbst bentworten. Mir als Fantasy-Laie hat es jedenfalls gut gefallen, sodass ich es weiterempfehlen würde. Zum Abschluss noch Grüße an den Tippgeber und nach Linz. Ihr wisst schon, wer gemeint ist. Rund 540 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 April 2015, 13:12:24
(http://2.bp.blogspot.com/-wRTxaTJttRw/VT33qpAPspI/AAAAAAAARE8/ix5jIXEsFgw/s1600/bludderhelden.jpg)

Joseph Nassise. Durch die Entwicklung des »Leichengases« im Jahr 1918 erhoben sich die toten Soldaten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges, lieferten den Truppen des Deutschen Kaiserreichs unbegrenzten Nachschub und verlängerten den Krieg auf unbestimmte Zeit. Mitten in diesem Wahnsinn wird das amerikanische Fliegerass Major Freeman vom untoten Baron Manfred von Richthofen über feindlichem Gebiet abgeschossen. Was für Captain »Madman« Burke bedeutet, dass er mit einer kleinen Einheit aus Spezialisten auf ein Himmelfahrtskommando zur Rettung des vermissten Piloten geschickt wird.
In einer Welt, in der gigantische Luftschiffe den Himmel verdunkeln, in der Menschen mit mechanischen Federwerkarmen kämpfen und mit Gewehren elektrische Ladungen verschießen, in der sich die Gefallenen wieder erheben und nach dem Fleisch der Lebenden gieren, hat das Grauen ein Gesicht bekommen und der Kampf fürs Vaterland ist zum Überlebenskampf der Menschheit geworden. Quelle: Atlantis-Verlag.

1. Weltkrieg. Der Krieg ist in vollem Gange, schon länger als geplant. Und die Deutschen haben ihre neue Waffe eingesetzt: Das Leichengas. Damit können sie die Gefallenen auf den Schlachtfeldern wiedererwecken und mittels Halsbändern so kontrollieren, dass sie sich Richtung Linien der Alliierten bewegen und dort fleischgierig über die Soldaten herfallen, die noch unter den Lebenden weilen und ihre Länder gegen die deutschen Aggressoren verteidigen. Besonders fies: auch die Getöteten auf der Seite der Alliierten werden durch das Leichengas auf ihre ehemaligen Kameraden gehetzt. Captain Burke verteidigt gerade die Linie in seinem Schützengraben, als etwas den Boden beben lässt. Kurz darauf stößt eine neue Maschine durch die Grabenwand: Es ist ein Tunnelgräber, hinter dem die Untoten hermarschieren, um in die feindlichen Linien einbrechen zu können. Einer davon schafft es sogar bis zu der verbarrikadierten Tür, hinter der sich Kommandobunker und Waffenkammer befinden. Statt stur und blöd auf sein Ziel loszugehen, scheint der Zombiesoldat zu überlegen, wie er diese Barriere durchbrechen kann. Dann erst kann er wie seine Kollegen durch einen Schuß durch den Kopf getötet werden. Anders sind diese Bestien nicht aufzuhalten. Und dann werden die Leichen eingesammelt und verbrannt, bevor sie durch das deutsche Leichengas vielleicht ein weiteres Mal auferstehen. Unterdessen wird Major Freeman von Baron von Richthofen hinter den feindlichen Linien abgeschossen und gefangengenommen. Da Freeman ein wichtiger Mann im Krieg ist, beordert man Burke zusammen mit einer kleinen Gruppe dazu, ihn zu befreien. Man kämpft sich ins Feindesland und findet auch bald das Lager, in dem man Freeman untergebracht hat. Aber was sie dort ebenfalls entdecken, lässt ihnen das Blut in den Adern gefrieren.

Diesmal sind es keine Nazi-Zombies sondern Kaiser-Zombies, die der Welt zu schaffen machen und in einem Kriegsszenario für ungewöhnliche Verhältnisse sorgen. Und der Autor macht keinen Hehl aus der typischen antideutschen Haltung, die das Buch derart durchdringt, wie es sonst nur die Romane um die Helden im Kampf gegen Terrorismus tun. Heroes USA vs. Killer-Zombies Germany. Am besten dargestellt wird das in der Charaktrerisierung des Kaisers (planloser Waschlappen ohne Rückgrat) und Baron von Richthofen, der nicht nur der "Rote Baron", sondern auch der "Tote Baron" ist. Diesen skizziert man als einen intriganten, machtgeilen Wüterich, der gerade mal noch Offizier, aber sicher kein Gentleman mehr ist. Also das gewohnte Bild - die Gegner sind fiese und unmenschliche Drecksäcke, während ehrbare und tapfere Kämpfer für das Gute in der Welt samt und sonders aus den USA kommen. Hat man das schon fast gewohnheitsmäßig verdaut, bekommt man als Leser ein Geschehen präsentiert, das mitunter leichte Züge des Steam Punkt aufweist, sieht man sich die ganzen neuen Entwicklungen an, die den Krieg verändern sollen. Nicht nur das Leichengas und die Luftschiffe prägen den Krieg, da gibt es die Herkules-Jacke, den Colt-Firestarter (nettes Spielzeug), den Tunnelgräber, die Körpererstatzteile und aufgerüstete Waffen die Kämpfe. Perverse Experimente der Deutschen werden ebenso beschrieben (erinnert irgendwie an das, was man im 2. Weltkrieg und Hitler so vermutet hat) wie der verzweifelte Kampf der Alliierten gegen diese Errungenschaften des Feindes. Die Geschichte steigt sofort in die Handlung ein, serviert gleich satte Action und lässt auch kaum Pausen zu. Der eher nur angedeutete Bruderzwist gibt Emotionen etwas Zugang, aber insgesamt konzentriert sich alles auf die unterschiedlichen Kampfhandlungen, die vom Mut und der Opferbereitschaft der Amerikaner berichten, wenn sie gegen die Übermacht der rücksichtlosen Feinde antreten müssen. Immer in Action eingebetten, bietet die Handlung temporeiche, ja gar rasante Passagen und kann schon als Kracher bezeichnet werden. Die Befreiungsaktion hinter den feindlichen Linien erinnert schon etwas an diverse Kriegsfilme, die sich einer solchen Mission gewidmet haben, wird aber durch die "Watschler", wie man die Zombies (noch) nennt, ergänzt. Und je mehr es Richtung Ende des Buches geht, desto mehr erklärt sich der Fortsetzungscharakter von "Das Blut der Helden". Da werden einige Handlungsstränge eröffnet, die in weiteren Büchern wichtige Rollen spielen dürften und man noch einiges vom Weltkrieg der Toten erwarten kann. Feine Zombiekost, die etwas aus dem bekannten Rahmen fällt und sich von den üblichen Untoten-Apokalypsen unterscheidet. Durchweg unterhaltende, gut mundende Kost, die niemals eine Durststrecke aufkommen lässt.   325 Atlantis-Verlag-Seiten. Hier wird der Platz wirklich noch zum Abdruck der Story genutzt und nicht als Seitenschinderei.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 April 2015, 12:49:09
(http://2.bp.blogspot.com/-zq3y9-WMmYo/VUCaQsBaXZI/AAAAAAAARGo/ITyQ1T2orlw/s1600/000.jpg)

Jeff Strand. Zombies. Manchmal steigen sie aus ihren Gräbern und gieren nach Menschenfleisch. Manchmal werden sie von verrückten Wissenschaftlern erschaffen, um eine unaufhaltsame Armee Untoter zu werden. Manchmal wird die Zombie-Plage durch einen schrecklichen Virus übertragen und manchmal, da erheben sie sich live vor Millionen Zuschauern während einer Spezialsendung im Hauptabendprogramm. Dies ist die Geschichte von Stanley Dabernath, einem Zombie. Der UNGLAUBLICHE MR. CORPSE, wie die Presse ihn kurzerhand getauft hat. Eine internationale Sensation. Trotz grässlichem Aussehen lebt Stanley nun seinen Traum. Dummerweise ist es schwerer, das Leben eines Promis zu führen als das eines Zombies. Denn die Schlipsträger von Projekt Second Chance geben ihm vor, wie er sich in der Öffentlichkeit zu verhalten hat. Und seine Gegner bezeichnen ihn als widerwärtige Abscheulichkeit, die endgültig beseitigt werden sollte. Aber sind die Leute vom Projekt Second Chance wirklich auf Stanleys Seite, oder ist der wahre Grund für seine Auferstehung etwas viel. Unglaublicheres?

Stanley Dabernath betreibt einen miserabel laufenden Filmbetrieb und hat als Angestellten seine Kumpel Martin. Selbst seine krudesten Ideen will keiner - und das in der heutigen Zeit. als er völlig deprimiert auf der Suche nach frischer Luft und Inspiration die Straße lang geht, kommt von hinten ein LKW - und der gerät ins Schleudern. Stanley versucht sich in Sicherheit zu bringen, doch der Anhänger des Trucks kippt und landet auf seinem Fuss. Der ist zerquetscht, aber Stanley atmet noch. Bis die Milch aus dem Tank ausläuft und er in dem angeblich so gesunden Getränk jämmerlich ersäuft. Dann erwacht er und findet sich in einem Krankenzimmer wieder, wird mit einem Kameramann und einem TV-Reporter konfrontoiert, was ihn sofort in eine tiefe Ohnmacht sinken lässt. Der zweite Versuch läuft besser. Man hat gerade im TV die Reanimierung eines Toten erleben dürfen. Stanley ist ein Zombie, ein lebender Toter. Seine Geschichte geht durch alle Gazetten, sein neues Leben wird von der Firma Projekt Zweite Chance rundum vermarktet. Sein anfänglicher Widerwillen und sein kindisches Gezicke wird gebrochen und bald läuft der Laden. Interviews, Pressekonferenzen und Attacken von Gegnern des Programms - mit all dem muss sich Stanley auseinandersetzen. Und dann ist da noch Henry, der eine Familie niedermetzelt und deren jungfräuliche Tochter entführt. Und Stanleys Assistentin, die derart scharf ist, dass sie sogar seinen toten Körper in Wallung bringt. Oder die beiden Druggies, die mit Entführung ein Vermögen machen wollen. Langweilig wird Stanley auf gar keinen Fall.

Ich beginne mal damit, dass man den Illustrator des Titel nicht loben darf, sonst wird einem glatt Geschleime unterstellt. Scheint ein bisserle eigen, der gute Mann, oder MS? Bitte "FETTES GRINSEN" vorstellen!! Zum Buch: Es ist ein Jeff Strand, wie ich ihn mag. Voller Humor und Witz. Und mit einer anderen Herangehensweise an das Thema Zombie (taten ja auch schon sehr gut Autoren wie Nassise, Robinson oder Bible). Wer hier jetzt die großen Gemetzel oder das große Fressen erwartet, auf Blut und Eingeweide lauert, den actionreichen Überlebenskampf der letzten Menschen mitverfolgen will, der wird hier ..... nicht bedient. Der arme Stanley ist nichts anderes als eine Laborratte, die nach einem erfolgreichen Experiment herumgereicht wird und deren Erfolg man nun zu Geld machen will. Sehr viel Geld!! Und schon sind wir mittendrin in einer Medienschelte vom Feinsten. Da stellt man sich die Frage, wie weit die Sender noch für Quote gehen? Oder wer sich das überhaupt ansieht, dass es so gut läuft (siehe tagtäglich im Privat-TV)? Da werden halt jetzt keine Supermodels gesucht, die zum Wohle ihrer Moderatoren bis auf die Knochen abmagern oder sogenannte Superstars, die vor einer unterschichtlichen Jury vor Millionen von Zuschauern zum gescripteten Deppen machen, sondern man setzt dem Publikum einen Zombie vor. Und alle springen drauf an, jeder will sein Häppchen vom Ruhm haben. Überhaupt der Ruhm - bringt er wirklich sogar den blödesten und hässlichsten Promis die schärfsten Schnecken, macht Prominenz schön oder warum stürzen sich Frauen mit fragwürdigem Verstand (Sind das Groupies oder gar meine?) nur so auf die Typen? Ist es wirklich belegt, dass Ruhm verblödet (Frag nach bei Charlie Sheen) oder gar zum Vollidioten macht? Warum mutiert keiner dieser Vollhonk-Promis nicht einmal - nur einmal - zu einem intelligenten Menschen, der einen nützlichen Beitrag zum Wohle der Menschheit leistet? Und was ist mit diesen ganzen nutzlosen Fressern, die eigentlich wie unser Protagonist Stanley nur dafür berühmt sind berühmt zu sein und in ihrem sinnfreien Leben noch nichts geleistet haben? Mit den Namen solcher Gestalten könnte man Seiten füllen. Und wer lässt sich alles von den neuen Medien korrumpieren? Kann man sich dem Scheiß einfach nicht entziehen? Selbst der religiöse Fanatismus, in den USA sehr ausgeprägt, kommt nicht ungeschoren davon, wenn sich ein Kult um den neuen Erlöser bildet. Und dann nimmt die Geschichte eine Wendung. Ist sie lange Zeit dialoglastig, wenn man und Dialog das Ablassen von dummen Sprüchen, frechen Widerworten oder fiesen Wortspielen versteht, findet man sich bald in einer eher ernsthaften Wendung der Story wieder. Da fließt dann auch etwas Blut, wird der eine oder andere Mord begangen und Stanley stellt sich die exitenzielle Frage bezüglich seiner eigenen Nutzlosigkeit? Er beantwortet sie dann auch. Bis dahin aber führt Jeff Strand den Leser mit vielen Späßen, Witzen und Kabbeleien über die Seiten, lässt über irre Situationen schmunzeln. Sein Stanley ist ein Verlierer, der plötzlich etwas Macht bekommt. Er ist eine dauernd nörgelnde Nervensäge mit Hang zu blöden Sprüchen, ein Querulant erster Güte - aber ein lustiger. All die anderen Figuren sind eigentlich nur Randerscheinungen, selbst der Doktor oder die scharfe Assistentin, die ebenfalls unter Stanleys Mundwerk zu leiden hat, oder sein Kumpel Martin. Das Buch ist ganz auf den Zombie fixiert, bietet aber nebenbei die Botschaft, wie sinnfrei das Leben dieser Pseudo-Promis und Medienstars doch ist. Wer also keinen Zombie-Horror im üblichen Stil erwartet und eine wahrhaft humorvolle und dennoch kritische Lektüre zu schätzen weiß, die früheren Outputs von Jeff Strand (Die "Andrew Mayhem-Trilogie", "Benjamins Parasit" oder "Fangboys Abenteuer") gemocht hat, sollte den Dampfplauderer Stanley oder "Der unglaubliche Mr. Corpse" einfach lieben und einmal kurz auf das tägliche Schlachtfest verzichten. Der nächste Roman von Jeff Strand wird von mir jedenfalls wieder inhaliert. Volle Punktzahl hierfür. Und dank Voodoo-Press werden ja noch einige kommen. Rund 270 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 April 2015, 13:19:27
(http://3.bp.blogspot.com/-C3yZ8YRbLss/VUHxAVKyN8I/AAAAAAAARIU/qbu9R46-tmI/s1600/Euphoria-Z%2BWeb.jpg)

Luke Ahearn. Als infizierte Menschen in einer tödlichen Orgie durch die Straßen der Städte rund um den Globus fegten, erlag die Zivilisation diesem Angriff. Die wenigen Überlebenden kämpfen ums Überleben, wohl wissend, dass sie fast chancenlos sind. Cooper ist einer der Überlebenden. Noch vor einer Woche war das College seine größte Sorge, nun begibt er sich auf eine gefährliche Reise, um seine Schwester zu finden. Aber die Zombies sind nicht die einzige Bedrohung.

Eben noch hat Cooper mit seinen Kumpels sich mit Paintball-Gefechten bei Laune gehalten, da bricht seine Welt auseinander. Ebenso ergeht es Sal, der zwar ein echter Brocken ist, sich aber dennoch aus allen Schwierigkeiten oder gar handfesten Auseinandersetzungen raushält. Leider kommt es oft vor, dass der eine oder andere Schwachmat austesten will, wer der neue Sheriff in der Stadt ist. Dennoch blockt er die Schläge nur und wartet, bis Leute dazwischen gehen, um den Deppen wegzuziehen. Er ist halt ein friedfertiger Typ. Als der ganze Schlamassel losgeht, verbunkert er sich mit seiner Frau im Haus und will die ganzen Mist einfach aussitzen. Dann passiert es: Die Horde der Infizierten stürmt lachend vors Haus, ballert wild durch die Wände, kann aber nicht eindringen. Alles gut? Nö, seiner geliebten Gattin wurde der Kopf weggeblasen. Sal will nur noch sterben, ihm ist egal, was mit ihm sonst passiert. So sitzt er im Dunkeln und haut sich mit Hochprozentigem die Rübe zu. Als er etliche Stunden später erwacht, türmt er die Möbel auf, legt seine tote Gattin aufs Bett im Schlafzimmer, deckt sie zu und zündet den ganzen Klumbatsch an. Dann macht er sich zu Fuß auf den Weg aus der Stadt, wobei er hofft, dass die Armeeposten, die die Stadt abriegeln, ihn einfach abknallen. Als das nicht passiert, weil sie ihn als einen Gesunden identifizieren, wandert er einfach weiter, bis er vor Erschöpfung zusammenbricht. Unterdessen macht sich auch Cooper auf den Weg aus der Stadt. Er will nach San Jose, wo seine Schwester lebt. Auch er schafft es unbeschadet hinaus. Gerät dann später an ein Pärchen, das im Wald campiert und ihn einlädt, bei ihnen zu bleiben und sich auszuruhen. Doch er misstraut ihnen - wohl zu Recht, wie er bald feststellen muss. Sal trifft derweil unterwegs auf Ron, Jeff und Bill, wobei er erkennen muss, dass Bill ein Typ ist, der für Ärger einfach prädestiniert zu sein scheint. Bei der Suche nach Nahrung stoßen sie auf drei Biker und müssen sich den Angriffen durch die Typen erwehren. Cooper rettet dagegen auf seinem Weg ein junges Mädchen vor Vergewaltigern und dann auch noch ein Frau, die seit mehreren Wochen in ihrem Wagen eingeklemmt war. Gemeinsam fliehen sie vor den mordgierigen Toten in eine ungewisse Zukunft.

"Euphoria Z" fängt eigentlich ruhig und mit einem noch normalen Alltag an, bevor die gewählten Volksvertreter zugeben müssen, dass sie ihre Bürger wegen eines Asteroiden, der auf die Erde zurast, schamlos angelogen haben. Die Medien sind gewohnt sensationsgeil und haben die Gefahr selbstverständlich aufgebauscht, um Quote zu machen. Als dann nichts passiert, der einschlag kaum Schäden anrichtet, kehrt trügerische Ruhe ein. Und das Szenario, das dann kommt, unterscheidet sich durchaus von den gewohnten Bahnen, in denen eine derartige Katastrophe beginnt. Milliardäre haben einen Virus auf die Menschheit losgelassen, um die Erde im Prinzip für sich zu haben und mit eingien Sklaven die Welt zu beherrschen. Naja, es ist wohl kaum ein Spoiler, wenn ich verrate, dass die Milliardäre schon zu Beginn des ganzen Chaos ihrem Virus selbst zum Opfer fallen. Und das Virus: Man könnte glauben, der Autor hat sich die heutige Spaßgesellschaft zum Vorbild genommen, wenn alle strahlend und lachend durch die Städte ziehen und mitten auf der Straße in aller Öffentlichkeit kopulieren, weiterhin ein fettes Grinsen im Gesicht. Doch mit den Klamotten fallen auch alle anderen Hemmungen und bald stürmen sie Häuser, töten und zerpflücken Menschen - alles freudestrahlend. Während dieses Parts im Buch musste ich irgendwie an Tim Curran und sein "Zerfleischt" denken, wie die Sache dann abgeht. Bald werden die Toten zu Türmen gestapelt, sogar als Barrieren benutzt. Bis sie beginnen sich zu bewegen. Und nach dem Fleisch ihrer Mitmenschen - falls man das noch so nennen kann - zu gieren. Jetzt entwickelt sich ein Zombie-Endzeit-Roman, wie man ihn kennt. Aus der Sicht verschiedener Figuren wird mit Perspektivsprüngen ihr Schicksal in flottem und auch actionreichem Stil geschildert, zwischendurch das Tempo immer wieder forciert und die einzelnen Kapitel immer wieder mit Cliffhangern versehen, dass ein Weiterlesen einfach Pflicht wird. Nur: Bis auf den Beginn gibt es im ersten Teil der Reihe nicht wirklich viel Neues zu lesen. Während der Katastrophe übernimmt das Böse im Menschen die Regie und es kommt nicht von ungefähr, dass die Protagonisten immer wieder auf Typen stoßen, die sich den Ausnahmezustand zunutze machen, um ihren mörderischen Gelüsten und ihrem Egoismus ungestraft nachgehen zu können. Mörder, Vergewaltiger, verbrecherische Biker und zwielichtige Charaktere haben Hochkonjunktur. Auch die Problematik des immer noch schwelenden Rassismus wird angesprochen und wahrscheinlich auch im Folgeband noch eine wichtige Rolle spielen. Alles in allem ein flotter Road Movie-Roman im Zombiemodus, der mit blutigen Details nicht wirklich geizt, ohne ins Extreme abzudriften. Für Freunde der Zombielektüre, die einen leicht zu lesenden Stil mit dem einen oder anderen alten Strickmuster verbindet, ist "Euphoria Z" die geeignete Lektüre. Das Warten auf Band Zwei beginnt. Rund 325 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Mai 2015, 12:50:11
(http://2.bp.blogspot.com/-WBp9bwuRt3c/VUnUXOW0QzI/AAAAAAAARKY/E_R21gW6mR0/s1600/endgame.jpg)

James Frey. Als zwölf Meteoriten nahezu gleichzeitig an unterschiedlichen Orten der Erde einschlagen, gibt es keinen Zweifel mehr: Die Zeit ist gekommen. ENDGAME hat begonnen! Jeder der Meteoriten überbringt eine Nachricht, die die zwölf Auserwählten entschlüsseln müssen und die sie schließlich an einem geheimnisvollen Ort zusammenführt. Dort stehen sie ihren Gegnern zum ersten Mal gegenüber. Ein Wettkampf auf Leben und Tod beginnt und eine rücksichtslose Jagd um den gesamten Globus. Die Spieler müssen zu allem bereit sein. Wird Arroganz Bescheidenheit schlagen? Klugheit Stärke übertreffen? Wird Gnadenlosigkeit am Ende siegen? Schönheit von Nutzen sein? Muss man ein guter Mensch sein, um zu überleben? ENDGAME wird es zeigen. Aber nur wer die Hinweise richtig deutet und die drei Schlüssel findet, geht als Gewinner hervor und wird die eigene Linie retten können, wenn die gesamte Menschheit vernichtet wird.

Auf der Welt schlagen zwölf Meteoriten ein. An den unterschiedlichsten Standorten richten sie verheerende Schäden an, fordern massenweise Opfer. Nur Amerika bleibt relativ verschont von dem Chaos, der Einschlag fordert kaum Opfer, macht nur eine leere Schule platt, da gerade etwas entfernt die Abschlussfeierlichkeiten stattfinden. Dort ist auch Sarah mit ihrer Familie. Mittels der Zerstörung an den weit auseinanderliegenen Locations werden die zwölf Protagonisten vorgestellt. Sie werden von ihren Familien auf eine Mission geschickt, für die sie von Kindesbeinen an trainiert wurden. Ihre ganze Stammeslinie wartet seit Jahrhunderten darauf, dass das Endgame endlich beginnt. Nun ist es soweit. Alle jungen Krieger (zwischen 13 und 20 Jahren alt, machen sich auf den Weg, drei Schlüssel zu finden und zu vereinen, um ihre Angehörigen zu retten, während der Rest der Welt dem Untergang geweiht ist. Ihre Reise führt sie nach China in eine Pagode, wo sie alle zusammen von einem der Götter namens kepler22b Informationen übertragen bekommen, die als Rätsel formuliert sind und anhand derer sie nach Auflösung zum ersten Schlüssel, dem Erdschlüssel, geführt werden. Ab jetzt heißt es jeder gegen jeden, denn nur der Sieger kann sich und die Seinen retten. Eine der zwölf Jugendlichen findet eine Scheibe, bevor sich die Wege der Kids trennen - und das geht nicht friedlich vonstatten. Schon zu Beginn muss einer sein Leben lassen. Und schon geht die Kungelei los. Es werden (vorübergehende) Allianzen geschmiedet, Pläne ausgeheckt, wie man die Gegner ausschalten, also töten kann, um zuletzt der Gewinner zu sein. Von China aus führt der Weg die Kontrahenten rund um den Globus, wobei Sarah von ihrem All American Boy-Schatzi verfolgt wird, der einfach nicht einsehen will, dass sie mit ihm wegen eines schnöden Wettkampfes Schluss gemacht hat. Auch er muss sich nun etlichen Gefahren stellen und um sein Überleben kämpfen. Und die Spieler hat er auch nicht auf seiner Seite, da würde ihn der eine oder andere liebend gerne ausmerzen.

"Endgame" soll ein Jugendbuch sein. "Endgame" ist eine Art "Battle Royal" rund um die Welt - C-Version für Kids (?). Und "Endgame" ist stellenweise so ruppig und brutal wie "Battle Royal". Für ein Jugendbuch erstaunlich blutrünstig und eiskalt so wie da mit Kalkül gekämpft und getötet wird. Das hat nichts mehr mit irgendeiner Nähe zu "Tribute von Panem" zu tun. Und die zwölf Kids? Gingen mir echt am Arsch vorbei. Alle aus reichen Familien, perfekt ausgebildete Killer, die auch schon getötet haben. Manche eh schon aus Verbrecherclans, andere von Natur aus böse und selbst die vermeintlich positiven Charaktere - logischerweise die Amerikaner -, sind nichts anderes als oder egoistsiche Gestalten. Und sie erleben und überleben Abenteuer, dass ein Stallone richtig neidisch wäre - selbst als er noch jünger war. Die Schilderung der einzelnen Figuren ist recht platt und derart einseitig, dass man sich in einem dieser America First-Thriller wähnt. Europäer sind lästige Anhängsel, ahnungslos und auch eher hilflos, die Asiaten sind fiese Psychos mit Macken und Ticks. Und gerade einer dieser Ticks geht dem Leser - zumindest mir - durch die schriftstellerische Glanzleistung des Autors schwer auf den Senkel (das andere Wort mit "S" hab ich nicht genutzt, ist ja ein Jugendbuch, hehe). Da schafft es der gute James Frey doch tatsächlich mehrfach etliche Zeilen mit "blinzelzuckblinzelzuckzuckblinzel" zu füllen, damit selbst der unaufmerksamste Leser bemerkt, dass der Spieler zumindest einen nervösen Tick hat. Andererseits kann es aber auch sein, dass er sich damit nur dem Bildungsniveau seines Herkunftslandes angepasst hat. Wer weiß? Amerika ist ja das Land der unbegrenzten Dämlichkeiten oder so. Bei mir hat diese ständige Wortwiederholung für Dummies eher den Reiz "würgkotzwürgkotztkotzwürg" ausgelöst. Der Versuch Spannung zu generieren und einen Anteil an Mystery oder Endzeitstimmung in Rätselform aufkommen zu lassen, alles nur angedeutet, damit man sich auf einige neue Verwicklungen (und die Fortsetzungen) freut, münden meist leider in Sackgassen. Es kommt nix bei rum. Und die Gottheiten oder Aliens oder Aliengottheiten, die das Spiel nur spielen, weil sie gerade Bock drauf haben, einige unterbelichtete Ami-Kids die Welt retten zu lassen (oder auch nicht) sind noch nicht einmal ein magerer Abklatsch der Andersheit aus den  Handyman Jack-Romanen von F. Paul Wilson. Blasse Kids in einem sprachlich und stilistisch unterkomplexen (Danke Dennis Scheck) Machwerk, das es an Kaltblütigkeit beim Töten und Brutlität (Köpfe werden zerplatzen, Gliedmaßen weggesprengt, gefoltert und ertränkt) nicht mangeln lässt und mehr an derbste Actionkost aus der Feder eines Patrick Robinson mitsamt dessen Verunglimpfungen anderer Völker erinnert denn an ein Jugendbuch. Superkillerkids, was für eine feine Idee für das Jungvolk ab 16. Ach ja, das Rätsel hab ich nicht beachtet. War damit beschäftigt, mir einen Reim darauf zu machen, wie ein solches Buch voller Logiklöcher derart erfolgreich sein kann und noch zwei weitere Teile nach sich zieht sowie verfilmt wird. Okay, Letzteres lässt sich wohl dadurch erklären, dass momentan jede Trilogie-Grütze, die man als Jugendlektüre tituliert, verfilmt wird. Wenn sich Kohle machen lässt, sind die ja immer kreatig. Und der große Erfolg? Reine Neugier. Ist es wirklich so schlecht, wie viele Kritiker meinen oder taugt es doch was? Ich hab es mir ja auch geholt. Und mir meine Meinung gebildet. Nönö, die nächsten Teile werd ich nicht mehr angehen. Rund 590 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Mai 2015, 16:08:09
(http://1.bp.blogspot.com/-MGowoPqoMag/VU3qT6aiFMI/AAAAAAAARNk/WE_16k-auAE/s320/El-Rey---Vollstrecker-ohne-Gnade-9781477872499_xxl.jpg)

Russell Blake. Der G-20-Finanzgipfel soll in San José Del Cabo stattfinden. Die Finanzminister der bedeutendsten Staaten der Welt nehmen teil, außerdem die Präsidenten der USA und Mexikos. Captain Romero Cruz von der mexikanischen Bundespolizei deckt ein Attentatskomplott gegen die Teilnehmer auf. In einem Rennen gegen die Zeit muss er El Rey, den selbst ernannten »König der Schwerter« – einen gesichtslosen Superattentäter, der für eine Reihe spektakulärer Morde überall in der Welt verantwortlich ist –, verfolgen und aufhalten, bevor er den G-20-Gipfel in ein Schlachtfeld verwandelt.

Mexiko. Land der Drogenkartelle und Morde. Lieferant für die Süchtigen Amerikas, Ablöser der Kolumbianer als Vertreiber der gesuchten Ware auf dem Spitzenplatz. Dieses Land wird von dauernden Drogenkriegen erschüttert. Und dieses Land gebiert Menschen wie El Rey - King of swords. Selbst er musste in sehr jungen Jahren mitansehen, wie seine Eltern von einem Kommando eines Syndikatsbosses getötet wurden. Einer von dessen Leuten hat dem Jungen damals sogar eine Waffe in die Hand gedrückt und verlangt, dass er seinen Vater erschießt. Als dann dessen Boss auftauchte, hat der Scheißkerl den Finger des Jungen um den Abzug gedrückt und der Vater wurde in den Kopf getroffen. Der Boss aber hat den Jungen unter seine Fittiche genommen, ihm alles beigebracht, was er übers Geschäft und das Töten mit allen möglichen Waffen wissen musste. Wie gut der Junge geworden ist, erfuhr er dann, als dieser ihm ebenfalls eine Kugel in den Schädel jagte - wie dereinst unter Zwang seinem Vater. Seitdem ist der Junge ein selbstständiger Auftragsmörder, der ohne Rücksicht auf die Zielperson jeden Auftrag, der gut genug bezahlt ist, annimmt und sich dabei einen vorzüglichen Ruf als verlässlicher Killer aufbaut. Da muss schon mal ein Kartellboss plus Wachen im Namen der Konkurrenz beseitigt werden oder ein Politiker dran glauben, dessen Pläne unbequem für die Gangster sind. Der Polizist Cruz schnappt mit seinen Leuten den Verbrecher Santiago. Typen wie der sind ein rotes Tuch für Cruz, da Leute aus dessen Branche die Frau und Tochter von Cruz töteten und ihm deren Köpfe zusandten. Daher lässt er wenig Gnade walten und kann  nur mit allerlei Mühen davon abgehalten werden, den redeunwilligen Scheißkerl totzuprügeln. Naja, wenigstens bis ins Koma hat er es geschafft. Doch zuvor prahlt der Typ damit, dass er El Rey angeheuert habe, um beim G20-Gipfel den mexikanischen sowie den amerikanischen Präsidenten zu töten. Cruz geht zu seinen Vorgesetzten und wird abgewimmelt, er geht zur Sonderermittlungsgruppe, die El Rey stellen soll - und wird abgewimmelt. Er geht zu dem Amis - und wird belächelt. Solange der Kerl im Koma liegt und nur Indizien vorliegen, wird niemand etwas auf das Gewäsch dieses Gangsters geben. Cruz verfolgt jede Spur, lässt den komatösen Zeugen schützen und muss feststellen, dass ihm immer wieder jemand zuvorkommt. El Rey ist um seine Sicherheit bedacht; und plant selbst in der Zwischenzeit akribisch den Anschlag auf die Politiker.

Russell Blake kennt mancher ja sicher von seiner Reihe "Jet", von der wohl im Oktober auch der zweite Band erscheinen soll. Während sich "Jet" aber sehr flüssig lesen ließ, ist dieser Roman recht trocken dargeboten, fast schon wie ein Bericht. Dies mag an der Übersetzung liegen (nur eine Vermutung, da ich das Original nicht kenne), die auch sonst mit einigen Unwägbarkeiten zu kämpfen hat. Da wird dann schon mal aus "...sie sollten niemanden zu ihm lassen, egal was,......" und ähnliche Schöpfungen. Die Fehlerquote ist nicht sonderlich hoch, was Druck und Rechtschreibung angeht, aber wenn etwas schiefläuft, dann richtig. Da wird schon mal ein Wort getrennt. Leider taucht dann aber der zweite Teil des entsprechenden Wortes erst vier Zeilen später irgendwo auf. Ist beim Lesen ein bisserl lästig gewesen. Genug davon. Das Buch entwickelt sich von einer interessanten Darstellung der Kartellproblematik in Mexiko (und durchaus realistisch, wenn man sich an die entführten 43 Studenten erinnert, die wochenlang die Gazetten beherrschten) hin zu einem reinrassigen Politthriller, in dem es ausschließlich um Machterhalt und persönliche Bereicherung geht. Der Blick auf die mexikanische Gesellschaft, die von den Drogenbanden derart unterwandert ist, dass man schon fast davon ausgehen muss, dass die tatsächlich die eigentlichen Herrscher der Nation sind - wie dereinst in Kolumbien. Polizisten gehen der Gefahr für sich und das Leben ihrer Familien dahingehend aus dem Weg, dass sie sich von den Drogenhändlern bezahlen lassen. Spezialkräfte der Armee, gut ausgebildete Killer, desertieren und nehmen viel lieber den entchieden höheren Lohn der Jefes, statt sich mit dem geringen Sold abspeisen zu lassen. Politiker sind zumeist eh geschmiert, Bandenkriege mit etlichen Toten an der Tagesordnung. Selbst die Touristenhochburgen sind nicht sicher. Aber kann man es den einfachen Menschen verdenken, wenn sie sich unter die Fittiche der Verbrecher begeben. Von der Regierung gibt es nichts. Keine Krankenversicherung, kein Arbeitslosengeld oder sonstige soziale Absicherung. Dafür viel korruptes Politikerpack und die großmäuligen Nachbarn im Norden. Da ist keiner bereit, sein Leben dafür zu riskieren, einen Anschlag auf den G20 zu verhindern. Nur Cruz und einige wenige machen sich daran. Im Buch kommt die Rücksichtslosigkeit beider Parteien gut zur Geltung, baut sich die Spannung auch nach und nach, wenn die Jagd nach dem Killer immer wieder durch Mordanschläge zu verhindern versucht wird, die akribische Planung von El Rey plötzlich einen Dämpfer bekommt, er aber dennoch nicht aufgibt. Langeweile kommt also nie auf, nur der Stil ist etwas gewöhnungsbedürftig. Auch das Ende hat es in sich und zudem werden einige Handlungsstränge nicht abgeschlossen, was auf die Fortsetzung der Jagd nach El Rey schließen lässt. Ob die in Detuschland auch erscheinen wird, ist mir nicht bekannt, wäre mir aber ganz willkommen. Deprimierendes Bild von Mexiko in einem spannenden und stelleweise kalten, recht brutalen Thriller. Mehr davon bitte. Russell Blake sollte man weiterhin beachten. Nur eine Frage stellt sich mir: warum werden im Buch, das so gut wie nur in Mexiko spielt, einem spanisch-sprachigen Land, die Offiziersränge wie Capitano (im Englischen dann Captain) oder Teniente (Lieutenant) nur in der englischen Form benutzt? Besonders, da der Autor ja auch in Mexiko lebt und ihm die Begriffe geläufig sein dürften. 305 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Mai 2015, 14:20:27
(http://2.bp.blogspot.com/-U7HmlPi9dBg/VVHJ63ZFShI/AAAAAAAARQI/gpQIk6OH-F8/s320/derzirkeldermacht.jpg)

Barry Eisler. Folter. Inoffizielle Gefangene. Eine massive Vertuschung, die bis heute andauert.
Ben Treven ist ein Veteran der schwärzesten aller schwarzen Geheimeinsätze. Nach einer Kneipenschlägerei mit tödlichem Ausgang strandet er im Gefängnis von Manila – bis er Besuch von seinem ehemaligen Kommandanten Colonel Scott Horton erhält, der ihm den Preis für seine Freilassung nennt: Er soll Daniel Larison finden und eliminieren, einen abtrünnigen Agenten, der zweiundneunzig Foltervideos der CIA gestohlen hat und damit die US-Regierung erpresst.
Doch Ben ist nicht der Einzige, der hinter den Videos her ist. CIA-Todeskommandos und Blackwater-Söldner trachten ihm nach dem Leben, und er bekommt den langen Arm des Weißen Hauses zu spüren. Dann ist da noch Paula Lanier, eine clevere, sexy FBI-Agentin, die die Videobänder aus ganz eigenen Gründen haben will und entschlossen ist, sie vor Ben in die Hand zu bekommen. Der Einsatz ist hoch, und alle Beteiligten haben verborgene Motive. Wenn Ben überleben will, muss es ihm gelingen, die richtigen Allianzen zu schließen.

Ben Treven ist ein Veteran, der von Frau und Kind getrennt lebt, da seine Frau seinen Job uns sein Verhalten einfach  nicht mehr ertragen konnte. Nun hat er sie in Manila aufgestöbert, kann aber seine Tochter nicht sehen und wird von seiner Ex mal so richtig abgefiedelt, dass es ihn danach nur nach einer kleinen Zoff gelüstet. Und so ist Ben denn auch gepolt. Er geht nicht aus dem Hotelzimmer, um frische Luft zu schnappen, sondern in die übelste Kneipe im Fotzenviertel der Stadt und bechert sich
fröhlich zu während er fiese Blicke um sich wirft. Er weiß, seine Armyfrisur und der kräftige Körperbau locken Großmäuler an. Prompt sind drei australische Seeleute auf Landgang dumm genug, einen Streit zu beginnen. Am Ende liegen wzei im Krankenhaus, einer ist tot und Ben im versifften Knast von Manila. Nach einigen Tagen der Besinnung, falls man das bei Ben so nennen kann, kommt Commander Horton, genannt Hort. Eindeutig als früherer Kommandeur des Elite-Soldaten Ben zu identifizieren. Der holt Ben raus, wenn er einen bestimmten Job übernimmt. Was kann schlimmer sein, als ein Knast im hintersten Winkel der Welt, wo Recht und Gesetz fast genauso missachtet werden wie in den USA? Also sagt Ben zu. Werden die Amis in Person ihrer Regierungsfuzzis doch tatsächlich von einem ehemaligen Folterknecht, auch Mitarbeiter genannt, um 100 Millionen erpresst, weil der clevere (also eine sehr seltene Spezies in Amerika) Bursche sich einiger Foltervideos aus geheimsten Geheimgefängnissen bedient hat und diese bei Nichtzahlung der Öffentlichkeit als den neuesten Blockbuster direct to TV präsentieren will. Den Namen des gebildeten US-Bürgers kennen die rivalisierenden Geheimdienste schon, sind aber zu blöd, ihn aufzutreiben. Zudem ist es besser, einen Außenstehenden zu involvieren, den kann man nämlich dann leicht und locker ebenfalls entsorgen. Ben macht sich auf die Socken und interviewt die Gattin des Verschollenen. Die kann ihm nur sagen, dass sie einen Privatdetektiv angeheuert hat, der aber nur wenig Erkenntnisse liefern konnte. Beim Verlassen ihres Hauses fallen Ben zwei Typen auf, die mit Sicherheit zu einem dieser Dienste aus der Buchstabensuppe gehören. Während er die einzuorden versucht, läuft eine Joggerin vorbei, die anscheinend mnit der Sache nichts zu tun hat. Er wartet, bis sie vorbei ist und gedenkt den Figuren, die sich als Fibbies herausstellen, zu zeigen, wie sehr seine Fäuste deren Kinnpartien schätzen. Bis, ja bis von hinten eine weibliche Stimme ihm befiehlt, dass er gefälligst die Griffel hochzunehmen hat oder ansonsten künftig in einer anderen Stimmlage singen würde. Tja, unvorsichtig gewesen: Die Joggerin gehört ebenfalls zum FBI. Nach einem längeren Wortwechsel einigt man sich darauf, dass Tusnelda Negro namens Paula mit ihm zusammen an dem Fall arbeitet und dafür sorgt, dass die 100 Millionen in Diamanten nicht ausgezahlt werden müssen. Flugs geht es zu dem von der Frau des Erpressers erwähnten Privatdetektiv, der ihnen mitteilt, dass ihr Schurke sich nach Costa Rica verpisst hat, um dort seinen schwulen Neigungen nachzugehen. Aber erst nachdem er zwei vom Detektiv und dessen Freund im Land angeheuerte Schläger umgelegt hat. Die Sache wird gefährlicher - und wer weiß, was auf den Videos ist, kann sich denken, dass es dabei nicht bleibt. Zu den Folterknechten gehörten auch angeheuerte private Sicherheitstruppen wie Blackwater und Konsorten, sodass die Angelegenheit peinlich für Regierung und Privat(killer-)wirtschaft werden kann. Wie gefährlich erfahren sie, als sie das dortige Domizil des Erpressers finden, denn es ist schon umzingelt.

Bücher und Serien. Es ist echt ein Kreuz. Hab ich gedacht, dies wäre ein Stand Alone oder der Beginn einer neuen Reihe, sah ich mich schnell getäuscht. Ben Treven und Bruder Alex (hier nur am Rande erwähnt) traten schon in "Todescode" (hab ich natürlich nicht) in Erscheinung und zumindest Ben wird auch in "Die Einheit", die nach "Der Zirkel der Macht" erschien, zusammen mit dem anderen Heroen Rain auftreten, der hier auch nur mal ganz kurz namentlich genannt wird. Zu Beginn des Buches gibt es mit der Kneipenschlägerei einen kurzen Gewaltausbruch, danach entwickelt sich die Story mehr zu einem Krimi den zu einem Thriller oder gar Actionthriller. Wie man es aus etlichen Serien und Romanen kennt, hechelt der Protagonist hinter Spuren her und versucht Puzzleteile zusammenzusetzen - und damit er nicht so einsam ist, bekommt er weibliche Begleitung, die selbstverständlich für Ärger zuständig sein wird (Frauen eben). Mit der Zeit zeichnet sich aber ein Bild, das sich schwer von dem unterscheidet, das die nach eigenem Verständnis beste Weltpolizei ever von sich hat und auch liebend gerne in die weite Welt hinaus posaunt. Die Videos könnten das von anderen erwartete (auch den Terroristen oder Putin und so einigen Europäern) schlechte Image der Nation von Gottes Gnaden mehr als nur bestätigen. Bevor der Autor aber so richtig ans Eingemachte geht, gibt es noch eine duerchaus flotte Actionsequenz, die dann leider in den schon fast klischeehaften unbedeutenden Paniknachtraumasex mündet, der kreuzüberflüssig ist. Dass die Trine Ben nur benutzt, ist von Anfang an klar, da hätte es dieser Show nicht bedurft. Und dann kommen die Klarheiten, die Worte der Offenlegung eines eh nicht mehr geheimen Geheimnisses. Die Amis sehen sich als "Rechtsstaat" ohne zu merken, dass das "Rechts-" in dem Wort mit Recht und Ordnung nicht mehr viel zu tun hat, sondern eher eine politische Zielrichtung ist, die man schön schwafelnd hinter einer Menge alternativer Wahrheiten verbirgt. Da werden die Charaktereigenschaften unbequemer Zeitgenossen schon bald in Boulevardblatt-Manier breitgetreten und verfälscht. Hat man Hobbys ist man Einzelgänger, wer nen Porno guckt ist pervers, wer mal mit nem Psychologen gesprochen hat, ist plötzlich Psychiatriepatient, wer alleine lebt oder geschieden ist, hat keine soziale Kompetenz usw. Billigste Machart von Politik und natürlich den Medien, die man eh schon im Griff hat. Und je länger man liest, umso mehr entwickelt sich "Der Zirkel der Macht" zu einer einzigen, riesigen Anklage gegen die USA und ihr Weltmachtgehabe, wird immer mehr ihrer Schacherei mit der Wirtschaft aufgedeckt, was schon bis hin zum Marshallplan zurückgeht, der nur dazu da war, den Amis wieder neue Kunden zu generieren und nicht dem Wiederaufbau Europas diente. Andere Länder sind denen schon lange egal. Milliarden an Israel, damit die sich schützen können? Ja, wer glaubt das denn? Milliarden an Israel, damit die ihre Waffen bei amerikanischen Firmen kaufen und das Geld zurückfließt. Gesundheitsreformen für das Wohlbefinden der Bürger? Ja nur, am Arsch hängt der Hammer. So werden weitere Einnahmen der Versicherungen gesichert. In den USA oder auch hier soll keiner ohne Versicherung sein. Weshalb wohl? Damit alle schön gesund bleiben. Weil die sich ja alle so um die Gesundheit sorgen, gibt es für jedes Fitzelchen eine Klausel, die eine Zusatzversicherung rechtfertigt aus der weitere Zusätze entstehen, damit sich die Vorstände riesige Boni zu ihren monatlichen Gehältern der sechsstelligen Art gönnen können. Was davon an die Politik geht, weiß keiner. Bankenrettung, Mehrparteiensystem, Geheimdienste - alle unter einer Decke, die retten sich gegenseitig selbst. Wäre die eine Bank pleite gegangen, hätte sie andere, mit besserem Ruf beleumundete Institute mit in den Abgrund gerissen, also musste hier gerettet werden, um die unerkannten schwarzen Schafe auch zu retten. Die Parteienvielfalt? Seit Dekaden kann man wählen, wen man will und erwischt immer wieder dieselbe Mischpoke. Absprachen untereinander, mit der Wirtschaft, mit den Reichen im Lande - der Rest ist geduldeter Pöbel, der gefälligst die geringen Löhne, die er erhält, zum Wohle des Establishments wieder zu investieren hat. Und der Krieg gegen den Terror? Ha, eine Goldgrube für alle Regierungen. Neue Sicherheitsbestimmungen, Überwachung allerorten, private Sicherheitsdienste oder Kampftruppen, Einschränkungen der Freiheit, Aufbau entsprechender Infrastruktur - und alles zahlt der Bürger. Amerikanische Großmannssucht auf Kosten anderer Nationen. Der Russe wird doch nicht von Europa provoziert, das war doch der US-Drang mittels NATO immer weiter nach Osten zu gehen. Da würde mir anstelle vom Wladimir auch bald die Hutschnur hochgehen. Verbreitung der Demokratie? Ja, aber nur da, wo es nutzt und wenn nötig mit der Form von US-Demokratisierungsbombern. Jeder soll leben wie die Amis? Wieso? Damit wir deren Wirtschaft am Leben halten. Deren, nicht unsere. Im Nahen Osten haben sie Ewigkeiten ohne Amerikanisierung oder deren speziellen, von allen hofierten, weil ständig vergangenheitsweinerlichen Erfüllungsgehilfen, der durchaus auch selbst ne ganze Menge Dreck am Stecken hat, wunderbar gelebt. Eben so, wie sie es wollten. Und jetzt sollen sie das über den Haufen werfen? Dass die das nicht wollen und sich gegen die Drangsalierung sowie Ausplünderung durch die Weltpolizei wehren, ist durchaus verständlich. Sollte Europa auch mal dran denken, statt sich von dem US-*zensiert* immer abhängiger zu machen. All das packt Barry Eisler in die letzten rund 35 Seiten seines Romans, der übrigens ein recht offenes Ende hat und mit "Die Einheit" wohl auch eine Fortsetzung erfährt. Kein reiner Actionkracher, aber auch kein luschiger Krimi der simplen Machart, wie zu Anfang befürchtet, sondern eine Abrechnung mit den USA und der Rechtsstaatslüge, die mit etlichen Quellenangaben nach dem Ende der eigentlichen Geschichte untermauert wird. Auch wenn es bis dahin stellenweise etwas zäh ist und der jähzornige Charakter des Ben schnell ad acta gelegt wird und er nicht mehr ist, als ein Dutzendermittler. 385 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Mai 2015, 20:51:13
(http://4.bp.blogspot.com/-fQqiHIfTdYQ/VVTQPUaSCGI/AAAAAAAARVE/-anRZwoxGU4/s1600/psycho_killer.jpeg)

Anonymus. In der Kleinstadt B-Movie-Hell ermordet ein maskierter Killer einen Polizisten. Der Spezialagent Jack Munson wird aus dem Ruhestand geholt, um den Mörder zu jagen. Wie sich herausstellt, ist der Täter aus einer Irrenanstalt geflohen und in seiner Vergangenheit zur perfekten Killermaschine ausgebildet worden. Und nun begeht er ein Massaker nach dem anderen. Jack Munson stürzt sich in die Ermittlungen - in einer Stadt, in der anscheinend niemand die Wahrheit sagt. Und in der selbst der Killer nicht das ist, was er zu sein scheint.

Eine alte Dame war in B-Movie-Hell an ihrer Erkrankung gestorben und die beiden gelangweilten Streifenpolizisten sollen am Ortseingang das an der Brücke, dem einzigen Zugang zu dem Kaff, auf dem Schild die Einwohnerzahl verändern. Der junge Deputy Pete wird dann für diese ehrenvolle Aufgabe auserkoren. Dann herrscht plötzlich Stille - bis eine dunkle Gestalt aus dem Wald gegenüber kommt. Und sie hat Pete dabei; naja, zumindest dessen Kopf. Randall, der dienstältere der beiden Cops macht sich blitzartig vom Acker. Keiner ahnt, was da noch auif sie zukommen wird. Aufgrund dieses Geschehnisses wird aber Jack Munson, dauerbesoffener Fibbie im Zwangsruhestand, von seinem ehemaligen Chef aufgefordert, dort nach dem Rechten zu sehen. Begleitet wird er von Milena Fonseca und gemeinsam sollen sie den Fall lösen. Währenddessen müssen weitere Bürger von B-Movie-Hell dran glauben. Und ganz nebenbei will der Herrscher der Stadt, der Bordellbesitzer Silvio Mellencamp, seine Lieblingshure Baby zu einem Schwangerschaftsabbruch nötigen. Er lässt sie von seinem Mann fürs Grobe Arnold wegbringen, um einen verschwiegenen Arzt aufzusuchen. Baby schafft es, Arnold zu einem Halt im Diner des Ortes zu überreden. Pech für Arnold. Dort wartet der Killer, der eine Totenkopfmaske mit rotem Irokesenschnitt trägt, bereits auf sie. Erst sorgt er dafür, dass Arnold sich über das Fingernägelschneiden keine Sorgen mehr machen braucht und garantiert nie mehr eine nervöse Angewohnheit wie das Fingernägelkauen als Marotte bekommt. Red Mohawk muss sich dann noch einigen heldenhaften Gästen erwehren, bevor er Arnold ins Klo schleift und ihn dort fachgerecht zerlegt. Dann haut er mit Baby ab. Das wiederum bringt Silvio in seinem Elfenbeinturm oder auf Puff genannt derartig in Rage, dass er ein hohes Kopfgeld auf den Irokesen ausruft und vehement auf der Anwendung unnötiger Gewalt besteht. Tot ist er ihm am liebsten. In diese aufgeheizte Stimmung platzen dann Munson und Fonseca, die sich absprechen und dann getrennt diverse Hinweise verfolgen. Fonseca besucht die Klinik für geistig zu sehr unter dem Bildungsproblem im Land der unbegrenzten Dämlichkeiten gelitten hatten und daher zwangseingewiesen wurden. Wie der Red Mohawk eben. Sie will sich ein Bild von den Umständen seiner Flucht machen und gerät an einen Patienten, der ihr in jeglicher Hinsicht über ist und sie tatsächlich so manipuliert, wie er es gerne hätte. Munson entdeckt unterdessen nicht weit vom Diner entfernt ein abgelegenes Haus, in dem ein Transvestit wohnt. Oder gewohnt hat. Denn  jetzt liegt er dort nur noch neben zwei Leichen von Cops rum. Red Mohawk war wieder schneller als Munson. Doch bald verdichten sich die Spuren zu einem Netz, in dem nur Silvio die dicke, fette Spinne sein kann. Man macht sich auf den Weg, das Hurenhaus auszuheben.

Ich hatte mir nach "Das Buch ohne Namen", "Das Buch ohne Staben" und "Das Buch ohne Gnade" eine Anonymus-Pause verordnet. Der Bourbon wurde da nach und nach immer weiter verwässert und schal. Was im ersten Buch so richtig fun war, wurde immer abgenutzter. Auch dieses Buch wird nicht der Brüller, den ich mir irgendwie doch noch erhofft hatte. Ja, den einen oder anderen Schmunzler zu Beginn und auch später ab und hat es hervorgelockt, die Idee mit dem Deoroller war schon sowas wie ein Highlight. Namensgebung wie Dominic Touretto passten auch und mit seiner Schimpferei dann auch gleich der Bogen zum Film "Crank" geschlagen. Ja, wir werden als Leser mit vielen Filmen konfrontiert ("Zwielicht" sei mal genannt), aber wenn so ein Hinterwäldlerkaff schon B-Movie-Hell heißt, will ich dann auch was über derartige Filme lesen und nicht so nen Massenquatsch. Selbstverständlich strotzt das Buch nur so vor leicht abgeänderten Varianten der Vorgänger, sich wiederholenden Gags, die doch schon recht abgedroschen sind und Klischees, wie sie in den geschätzten B-Film gehören. So ist "Psycho Killer" eben ein B-Book. Wie schlimm müssen dann erst die überall auftauchenden E-Books sein? Schlimmer als The Asylum-Produktionen? Lesestoff für Z-Promis? Im Buch zeigt sich aber auch wie Mayor, Dentist und Finanzier- und Bordellbesitzer Silvio im Städtchen an einem Strang ziehen, denn Leuten die Kohle aus den Rippen schneiden und diverse Bauvorhaben finanzieren, indem sie halt die Bevölkerung dafür zahlen lassen ohne große Erklärungen abzugeben. Der Dentist muss dann aber die Stadt verlassen, da der Mayor seine Gattin nicht mehr mit ihm teilen will. Früher ging so etwas noch mit Teeren und Federn vonstatten, heutzutage gibt es andere Methoden. Und zu alldem kommen dann vom Mayor weichgespülte Alternativwahrheiten. Kurz: in dem Kaff wird die gleiche Art von Politik gemacht, wie in den Kreisen der sogenannten Staatsdiener, die ihr Volk auch auf jede erdenkliche Art mit immer bescheuerteren Ideen schröpfen. Das Buch ist ansonsten nicht mehr als schlichte Unterhaltung, die stilistisch so gar niemand fordert und etliche aufgewärmte Gags in der Art wiederverwendet, wie so manches Schnellrestaurant (wobei das Wort Restaurant in dem Zusammenhang je eh der Hohn ist) liegengebliebene Speisereste. Blutig war es stellenweise schon, da wurden wirklich die Fetzen zum Fliegen gebracht, das Tempo steigert sich nach und nach auch bis zum feurigen Finale, aber das war es auch schon. Eine Lektüre, die man aufnehmen kann wie Nachrichten aus diversen Faltblättern. Kaum gelesen, schon vergessen. Für Neueinsteiger bei Anonymus sicher gehaltvoller und spaßiger als für mich, der nach drei - jetzt vier - Büchern nicht mehr viel damit anfangen konnte. Nicht so dolle, das Buch, aber auch nicht direkt zum Wegwerfen. Ist halt ein MEH!
335 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Mai 2015, 13:48:41
(http://3.bp.blogspot.com/-oXEAmss0AmY/VVcTRNylsFI/AAAAAAAARWM/EjOX8pOdjWY/s1600/Zombie-Apokalypse--Endzeit-Thriller-9783865523778_l.jpg)

Eloise J. Knapp. Wenn Leichen keine Ruhe geben. Der Zusammenbruch der Zivilisation, überall Tote und vor allem - Untote! Szenen wie aus einem Hollywood-Streifen, und niemand kann etwas dagegen tun! Cyrus ist das Chaos völlig egal. Der Menschenhasser lehnt sich zurück, während vor seinem Fenster die Opfer kreischen und das Blut durch die Straßen fließt. Besitzt er überhaupt mehr Emotionen als die wandelnden Leichen? Zu dumm, dass plötzlich Gabe in sein Leben tritt und seine ganze Selbstgefälligkeit zunichte macht. Cyrus erfindet sich neu - als Kämpfer gegen die Zombie-Apokalypse!

Cyrus sitzt in seiner verbarrikadierten Wohnung und schaut sich ruhig und gelassen an, was auf den Straßen so an Gemetzel vor sich geht. Er hat sich mit einer Masse an Vorräten und Waffen versorgt und kümmert sich  nicht um seine Mitmenschen. Der einzige Typ, von dem er was hält ist, Frank, ein alter Vietnam-Veteran. Und auf den wartet er, damit sie gemeinsam zu dessen abgelegener und angeblich total sicherer Hütte aufbrechen können. Sein Leben bestreitet er ansonsten eigentlich nur mit seinem Frettchen Pickle. Bei Menschen hält er es eher wie Stalin: Keine Menschen, keine Probleme. Eines Tages erreicht aber eine gut mit Schutzwesten gepolsterte Person sein Domizil und will ins Haus und dann die Wohnung. Er lässt sie tatsächlich rein und stellt fest, dass eine Frau ist, die sich dann als Gabriella vorstellt. Vorbei ist es mit der Ruhe erst recht, als zwei Typen auftauchen, die die Frau abholen wollen. Pech für sie, dass die Dame ziemlich wehrhaft und Cyrus ziemlich sauer ist. Kurz und knapp werden ihre lästigen Existenzen ausgepustet.Und nicht lange danach taucht auch sein Kumpel Frank auf. Mit einem Hummer. Scchnell verladen sie ihren Krempel inklusive Waffen und machen sich auf den Weg. Als ihnen bei einem Stopp die Karre geklaut wird, stoßen sie bei der Suche auf eine Besserungsanstalt, in der aber nur ein paar Spacken sich Frauen zum Vergnügen halten. Darunter auch Blaze, Ex-Marine. Nachdem alle Widersacher erledigt sind, schließt sich Blaze ihnen an. Sie gehört eindeutig zur taffen Sorte und hält recht wenig von ihren Mitreisenden, will sie sogar möglichst schnell loswerden, sieht aber auch ein, dass sie gegen die Bedrohung durch Zombies und andere Bestien so besser gestellt ist - vorerst.
(http://3.bp.blogspot.com/-C0pUYSGtL2s/VVccTyA57tI/AAAAAAAARWY/0EhfTZozQGA/s320/000.jpg)
Bild von ihrer Homepage.

Kompliment! An Autorin und Verlag. Eloise J. Knapp (Waffenfanatikerin und Bogenschützin) hatte das Buch mit 16 Jahren verfasst und im Selfpublishing veröffentlicht. Nach dem Erfolg des EBooks wurde ihr dann ein Vertrag angeboten und das Buch erschien auch in Druckversion - und für Deutschland hat sich der Festa-Verlag, über unser Land hinaus gerühmt für das feine Näschen, tolle Talente zu entdecken, ihre Story geschnappt. Wieder so ein Zombieroman, hört das denn nie auf? So werden sich sicher schon manche fragen. Dieses Genre ist nunmal "untotbar", ob nun in Film oder Buch. Warum dann immer noch zu solchem Lesezeug greifen? Weil man dann auch oft das Glück hat, an Werke zu geraten, die den gewohnten Untotenstories ne Menge voraus haben. Sei es Humor wie bei Jeff Strand, sei es eine Sci-Fi-Actionvariante mit extrem hohem Tempo wie von Jeremy Robinson oder auch nur ein Wikinger treffen Zombies-Stück wie von Toby Venables. Und eben Eloise J. Knapp, die ihr Buch mit Charakteren angereichert hat, die sonst überall garantiert keine Protagonisten wären. Menschenfeind und Einzelgänger Cyrus, der mit jeder Seite erst unmerklich, dann immer auffälliger eine Wandlung in seiner Einstellung zu seinen Mitmenschen einnimmt. Auch seine anderen Gefährten (Naja, vielleicht nicht unbedingt das Frettchen) sind eher menschenscheue Gesellen und es ist schwer, sich zusammenzuraufen, ohne sich nach kürzester Zeit auf die Nerven zu gehen. Blaze, die als Marine wohl daher geeignet war, weil ihr Vater sie geradezu dazu getrieben hat und ihr das Töten mittlerweile fast schon Freude bereitet. Frank als Vietnam-Veteran hat sich zurückgezogen, wie so viele vor ihm und dass er und Cyrus sich so gut verstehen, grenzt fast an ein Wunder. Irgendwie hat Frank in Cyrus so etwas wie einen Seelenverwandten entdeckt. "Zombie-Apokalypse" ist blutiger und schneller Lesestoff. Da vergehen nur wenige Seiten, bevor es wieder zu blutigen Auseinandersetzungen kommt. Und die werden hart geführt, sehr hart. Hier und da etwas Humor eingestreut, entwickeln sich aber auch die Figuren weiter. Und doch werden sie gegen Ende getrennt und Cyrus muss sich völlig ungewohnten Emotionen stellen - und darauf hoffen, seine Freunde (hat er das jetzt wirklich gedacht) in einer Fortsetzung wiederzusehen. Die ich dann mit Vergnügen lesen würde.               
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Mai 2015, 18:03:28
(http://4.bp.blogspot.com/-HBL-K1fmChs/VVnxSOSExaI/AAAAAAAARXQ/dm2FcDhOSqQ/s320/000.jpg)

Toby Venables. Düstere Legenden ranken sich um eine dunkle Festung - verborgen in einem Fjord - und unbesiegbaren Berserkern, die mit schwarzen Schiffen kommen werden. Nordeuropa, Anno Domini 976: Nach einer erbitterten Schlacht sind der Wikinger Bjólf und seine Crew der Hrafn auf der Flucht durch unbekannte Gewässer. Schließlich landen sie an den Gestaden eines trostlosen, verfluchten Landes. Die Toten finden hier keine Ruhe, sondern verwandeln sich in Draugr, Untote, getrieben von unstillbarem Hunger nach dem Fleisch der Lebenden. Bjólf beschließt zu fliehen, doch dann kommen die schwarzen Schiffe. Gestrandet mit Männern, die nach und nach zu wandelnden Toten werden, steht Bjólf vor der Wahl: Sich durch einen Wald voller Untoter zu schlagen, in das Schloss einzudringen, um dort dem schrecklichen Geheimnis auf die Spur zu kommen, oder einer von ihnen zu werden, seelenlos und untot bis in alle Ewigkeit.

Als der junge Atli, nicht sehr verwöhnt von der Natur hinsichtlich eines muskulösen Körpers, im Wald Feuerholz einsammeln will, wird er selber eingesammelt. Von einer Truppe Wikinger, die unter ihrem Anführer Bjolf angelandet sind und sich ein Dorf zum Plündern suchen wollen. Da kommt der Pimpf gerade recht, um sie zu seinem Zuhause zu führen. Doch schon auf dem Weg dahin sehen sie Rauch aufsteigen und als sie dort ankommen, ist das Dorf vernichtet. Sie ziehen eher unverrichteter Dinge wieder ab und nehmen Atli mit - mehr als Maskottchen, denn als nützliches Mannschaftsmitglied. Bald haben sie die erste Begegnung mit Untoten, aber auch ihrem Erzfeiund Grimmson. In beiden Kämpfen verlieren einige Männer ihr Leben. Auf die Frage wohin, fahren sie einen düsteren Fjord hoch und finden beim Landgang eine Feste vor, die recht verwahrlost aussieht und nur von wenigen Männern noch bewacht wird. Zudem wird die Feste von einer Frau namens Halldis befehligt. Man bewirtet die Wikinger mit dem Wenigen, das da ist und berichtet ihnen mehr über diese unheimlichen Leichengänger. Mit einigen Männern - älteren und gebrechlicheren als die harten Wikingerhunde - aus der Feste sowie Halldis machen sie sich auf den Weg zur "Schwarzen Feste", wo ein Wikinger namens Skalla vermeintlich der Anführer der Berserker ist. Der Weg dorthin ist gespickt mir unterschiedlichen Gefahren und massenweise Untoten. Immer wieder begegnen sie Männern, die sie getötet zu haben glaubten, bis ihnen dämmert, dass sie den Schädel zertrümmern müssen. Und dann stehen sie Skalla und seinen Berserkern gegenüber - und das ist nicht alles.

"The viking dead" ist die Geschichte des jungen Atli, der unter der Führung des Wikingerkapitäns Bjolf zum Mann und Kämpfer wird. Eine Wikingerstory, wie man sie sich aufgrund der vielen Filme und Sagen nur zu gut vorstellen kann. Nur dass sie noch mit Zombies gewürzt ist. Nach einem kurzen aber blutigen Prolog wird die Handlung nach und nach aufgebaut, gewinnt an Tempo und auch Spannung. Wer oder was steckt hinter diesen Leichengängern? Was hat es mit den Schwarzen Schiffen auf sich? Und je weiter die Truppe kommt, umso härter werden die Kämpfe. Zertrümmerte Schädel, abgehackte Gliedmaßen, angefressene Leichen. Ein Abenteuerroman mit Horroranteilen. Stetig wird das Actionlevel erhöht und bald knallt Toby Venables dem Leser die blutrünstige Gewalt nur so um die Ohren. Und es bleibt nicht nur bei Bedrohungen durch die Untoten. Bald kommt noch etwas Tierhorror hinzu, der mich etwas an Brian Keene erinnerte. Killerameisen, Riesenspinnen und Kamikaze-Zombie-Raben säumen den Weg der Tapferen. Letztendlich trifft man auf die Berserker und spätestens da werden Erinnerungen an ein Videospiel wach, in dem man von Level zu Level vor immer größere Herausforderungen gestellt wird. Spätestens ab Mitte des Buches gibt es keine Atempausen mehr. Flugs ist man von einer Actionsequenz zur nächsten geblättert - und wird zwischendurch mit dem Running Gag des Kjötvi in humorige Gefilde gesteuert ohne dabei allzu viel von der Härte des Buches abzuweichen. Wikingerzeit, wo Männer noch Männer sind. Hart, gnadenlos, ohne jegliches Mitleid gegenüber sich selbst und schon gar nicht den Gegnern. Blutige Gemetzel in einem sehr unterhaltsamen Mix aus düsterer Atmosphäre und rasanter Handlung mit einem Ende, das mir aus dem Grunde gefallen hat, weil es eben so ungewöhnlich und unerwartet ist, aber vermutlich mit sehr gemischten Meinungen aufgenommen werden wird. Und irgendwie klingt es nach einem gelungenen Abschluss, der aber durchaus auch den Wunsch nach einer Fortsetzung aufkeimen lässt. Beides ist möglich. Ungewöhnliches Schlachtengetümmel mit Gruseleffekt und eigentlich jedem Horror- oder Zombiegeschichten-Fan zu empfehlen. Gerade weil es mal Abwechslung ins Genre bringt. 425 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Mai 2015, 12:27:47
(http://3.bp.blogspot.com/-pyJC_aGYorI/VVr1bJ9zxWI/AAAAAAAARYI/uhj0EHBlaA4/s1600/24deadline.jpg)

James Swallow. Im spannenden Finale der achten Staffel von 24 wird Bundesagent Jack Bauer zum Flüchtigen erklärt. 4 Jahre später startet die tickende Uhr erneut, als Jack Bauer wieder auftaucht – dieses Mal in London. Findet nun heraus, was geschah, als die Uhr vor vier Jahren verblasste.

Nach den Ereignissen um Präsidentin Taylor ist Jack Bauer auf der Flucht. Es ist 17.00 Uhr und die Jagd beginnt. Eigentlich hat Jack kaum eine Chance. Zur Familie kann er eigentlich nicht, da er sie gefährden würde. Die meisten seiner Freunde sind entweder tot, verhaftet oder zumindest unter Beobachtung. Also muss er seine Schwierigkeiten alleine stemmen: Den Haftbefehl mit Steckbrief der ihm sämtliche Ermittlungsbehörden auf den Hals hetzt ebenso wie die Killer des russischen Präsidenten, der ihn tot sehen will und sich dafür auf Informationen von den Chinesen verlassen kann, da sie ebenfalls entschieden mehr wert auf einen toten Jack Bauer legen. Das FBI ist zuerst an ihm dran. Dabei ein schießwütiger Agent namens Hadley, der Bauer liebend gerne für einen Tod verantwortlich machen würde, mit dem der gar nichts zu tun hatte und dabei seine Vorgesetzten wiederholt übergeht. Auf die Stimme der Vernunft eines seiner Agenten hört Hadley nicht. So geschieht es, dass Bauer ein SWAT-Team in eine Falle lockt und sie genüsslich fertig macht, aber am Leben lässt. Leute, ihr seid gewarnt. Lasst mich in Ruhe und ich habe das Land in 24 Stunden verlassen. Selbstverständlich hört keiner auf diesen Tipp. Nachdem er aus dem Gebäude geflüchtet ist, in dem er das Team zerlegt hat, nimmt Bauer einen SUV mit dem Agenten, der sich bisher zurückgehalten hat, als Fahrergeisel. Während der Fahrt versucht der Mann, Bauer zum aufgeben zu überreden, muss aber einsehen, dass das unter diesen Umständen schwierig ist. Sie werden nämlich von Hadley und seinen zwei Agentinnen verfolgt und wild beballert. Hier wird keine Rücksicht mehr genommen, ob es vielleicht Kollateralschäden geben könnte. An einer Ecke zwingt Jack seinen aus dem Wagen zu springen und rast weiter, kann die Verfolger abhängen. Es gelingt ihm sogar einen Hubschrauber zu klauen und sich mit der einzigen Person zu treffen, der er sich womöglich noch anvertrauen kann. Die ist unter dem Tarnnamen Charles Williams als Fahrer bei einem Möchtegernmafioso angestellt, der momentan etwas im Clinch mit seinem Chef ist. Kein großes Problem, denn der Möchtegern ist nur ein Trottel mit einem Gebrauchtwagenhandel, den die Mafia zur Geldwäsche braucht. Als Jack anruft, ist Williams sofort zur Stelle. Gemeinsam versuchen sie jetzt, Jack gesund zu seiner Familie nach L.A. zu bringen, damit er sich wenigstens diesmal verabschieden kann und sie nicht wieder in dem Glauben er sei tot zurücklässt. Ein Güterzug scheint ein guter Plan. Reisen wie die Hobos früher. Aber der Zug kommt erst in einigen Stunden an der Stelle vorbei, wo sie aufspringen können. Selbstverständlich holen die Schwierigkeiten die beiden Flüchtigen ein. Nicht in Form der Behörden odr gar der Russen. Nein, sie müssen sich mit gesetzlosen Bikern herumschlagen, die in ebendieser Gegend ein Geschäft mit Menschenhandel, Zwangsprostitution und Zwangsarbeit aufgezogen haben.

"24 - Deadline" setzt ziemlich direkt an die achte Staffel an und es wäre für einen geneigten Leser auch sehr von Vorteil, sich mit der Serie von Beginn an beschäftigt zu haben, da sonst nur Fragen über Fragen auftauchen würden, wer denn nun der und jener sei und was damals passiert, wohin welche Anspielung gehört. Es werden alte Namen wie Nina Meyers oder die linke Bazille Logan in den Ring geworfen, an Handlungen angeknüpft, die mit der dritten Staffel zu tun haben, auch Heller wird erwähnt, der noch nicht US-Präsident ist. Das Buch bietet temporeiche und gute Actionunterhaltung, kann aber den Suchtfaktor, den die Serie zweifelsohne hat und die bei mir der Auslöser war, mich auf TV-Serien mit durchgehender Handlung zu konzentrieren und jene mit dem Fall der Woche nur hin und wieder zu akzeptieren ("Castle" sei als Beispiel genannt oder das überragende "Person of interest", das einen genialen Mix aus Case of the week und durchgehenden Handlungsstängen bietet und von mal zu mal komplexer wird), nicht wirklich rüberbringen. Dennoch ist es ein Buch, das starke Action bietet, dafür aber die Charaktere blass bleiben lässt und keine (großen) Überraschungen beinhaltet. War aber sicher auch beabsichtigt. Es ist ganz klar ein Buch für die große Fanbase, die "24" hat und für die ist eine echte Freude. Jack Bauer, wie er leibt und lebt. So könnte man auch weitere Stories für eine mögliche Weiterführung der Serie gestalten. Angeblich gibt es ja schon sehr vage Denkansätze, bei denen aber Jack Bauer (Kiefer Sutherland) auf der Strecke bleiben und pensioniert werden soll. Bei den Planspielen wurde sogar Yvonne Strahovski als neue Protagonistin in den Ring geworfen. Aber bei aller Freude, das sind nur Gerüchte über irgendwelche Kanäle an die Öffentlichkeit gebracht. Ob und bis da wirklich was geht, steht in den berühmten Sternen. Naja, wenn es weitere Bücher gibt, sind die zumindest ein kleiner Trost und für September hat man ja angeblich schon die neunte Staffel "24 - Live another day" auf DVD/BD angekündigt, die ja seit gestern auf PRO7Maxx ihre Free-TV-Premiere hat und jeweils so gegen 22 Uhr ausgestrahlt werden soll. Rund 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Mai 2015, 12:37:50
(http://1.bp.blogspot.com/-uNnzelf7GCc/VVxMaHPVv-I/AAAAAAAARY4/Bh-JpIXJmPY/s1600/john%2Bperry%2Bliegelassen.jpg)

John Perry. Wer kennt das nicht? Auf dem Schreibtisch türmen sich zwischen Notizen, Papierstapeln und leeren Kaffeetassen allerlei Projekte. Das E-Mail-Postfach quillt über, der Anrufbeantworter ist voll mit wahnsinnig wichtigen Nachrichten. Statt uns aber mit dem Arbeitsberg auseinander zu setzen, verbummeln wir lieber die Zeit.

Bevor ich auf den Inhalt eingehe, noch eine kurze Anmerkung zur Preisgestaltung. Die knapp über 120 Seiten wurden mit Rändern versehen, auf denen ein Rainer Calmund noch genug Platz hätte und die Zeilenabstände wecken Erinnerungen an den Grand Canyon. Bei normaler Seitennutzung hätte man es auch auf 50 Seiten darbieten können. Als Preis für die Taschenbuchdruckversion wurden 7,99 Euro ausgerufen, fürs Ebook 6,99 Euro. Recht happig. Hätte ich es nicht gebraucht und sehr günstig bekommen, wäre meine Kritik dazu vielleicht noch harscher.

In zehn Kapiteln plus Anhang wird der Leser mit Hang zum Liegenlassen von John Perry charmant und durchaus humorvoll eingewiesen, wie man dennoch produktiv sein und damit stolz auf die erbrachte Leistung. Er erläutert den Begriff des kreativen Wartens, bis sich das Eine oder Andere von selbst erledigt hat. Ratschläge und Selbsthilfe für den Trödler mit mildem Gemüt. Tipps für Organisation zum Verdrängen vermeintlich wichtiger Aufgaben, um anscheinend unwichtigere bevorzugt zu erledigen. Listenerstellung und Selbstbetrug kommen zur Sprache und kleine, lustige  Anekdoten lockern diesen "Selbsttest zum Blättern" (Stern) noch mehr auf, als der sowieso schon amüsante Stil des Autors. So lernt man wirklich viel über Perfektion und wie man sie für sich selbst definieren kann, ja, wie man sich selbst als Perfektionisten erziehen kann, ohne von der eigenen Linie abzuweichen. Das in der Arbeitswelt so verpönte Trödeln erfüllt laut John Perry durchaus seinen Zweck, werden doch neben den Pausen auch Ideen wach, wie man was vermeiden oder umschichten kann. Man muss lernen, mit seinen Defiziten auszukommen, die für sich zu nutzen und in den Arbeitsprozess einbinden. Oder einfach kleine Tricks anwenden! Zum Beispiel nur zum PC schleichen und surfen, wenn man feststellt, dass man eh jeden Moment wegen einer vollen Blase auf die Toilette muss. Das hält dann davon ab, durch stetiges Surfen wirklich Zeit zu verschwenden. Und man solle sich kein schlechtes Gewissen machen. Schließlich ist die "nicht verarbeitete" Zeit gewonnene Lebenszeit.

Der Schreibstil ist recht einfach und sehr leicht zu lesen. Kurze Kapitel, nette Geschichtchen aus seinem Erfahrungsschatz lassen fast den doch vorhandenen Ernst der Sache vergessen. Das Buch enthält trotz seiner Leichtigkeit einige nachdenkenswerte Ansätze, die ihre Wirkung nicht verfehlen (sollten). Vergnügliche Ernsthaftigkeit, die anregt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Mai 2015, 13:37:10
(http://4.bp.blogspot.com/-LfIVe8PsV9Q/VV2qAjJG55I/AAAAAAAARaE/qAmD1sEpQYY/s320/Retreat%2B2%2BWeb.jpg)

Craig DiLouie, Stephen Knight, Joe McKinney. Mit dem Lachen kommt der Tod. Die rauchenden Trümmer von Boston hinter sich lassend, führt Oberstleutnant Harry Lee das Erste Bataillon des 55. Infanterie-Regiments auf eine gefährliche Mission zu ihrer belagerten Heimatbasis Fort Drum. Auf dem Weg liegen ganze Legionen kranker Killer auf der Lauer und die Soldaten müssen sich grauenvoller Angriffe erwehren. Lee kämpft verbissen darum, das Bataillon zusammenzuhalten und durch diesen Wahnsinn zu lenken.

Harry Lee und seine Truppe haben es aus dem zerstörten Boston heraus geschafft, kämpfen sich aber noch durch die Vorstadtbezirke. Der Weg nach Fort Drum, wo auch viele Familienangehörige etlicher Soldaten aus den Einheiten untergebracht sind, ist noch weit, sehr weit. Man plant von Massachusetts Richtung Upstate New York via der Hauptstadt des Bundesstaates, Albany, nach Fort Drum zu ziehen. Wäre die Route frei von Klowns, könnte man von einem Kinderspiel reden. Doch dem ist nicht so. Ständig muss man sich mit Horden dieser blutgierigen Lacher auseinandersetzen, denen ihr eigenes Leben völlig egal ist und die freudestrahlend Richtung Schmerz und Tod gehen und dabei jeden töten oder infizieren, den sie erwischen können. Nur mit Luftunterstützung, die aber auch nur beschränkt operieren kann, da sie auf gewisse Ressourcen angewiesen ist, kommen sie mancherorts vorwärts. Erschwerend erweist sich, dass die Klowns sich als clever zeigen, Hinterhalte organisieren, Fallen stellen und verwegene Ideen wie die Infektionsbomben (Luftballons  mit Pisse, Eiter, Blut usw. gefüllt) aushecken und durchführen. Je mehr Soldaten fallen, je mehr Strategen, umso cleverer wird die Gegenseite. Mit schwerem Geschütz kann man sich vielerorts die Klowns vom Hals halten, aber deren schiere Masse reicht oft schon aus, Stellungen einfach zu überrennen. Jeder Meter Raum fordert einen hohen Blutzoll. Und manchmal erkennt man den Fein erst, wenn er mit seinem schrillen und grauenhaften Gelächter beginnt - und direkt neben einem steht. Und der Weg ist noch nicht zu Ende.

Schnappatmung ist angesagt. Das Buch ist nicht schnell, er rast. Das Buch setzt direkt am Ende von Teil 1 an und die Autoren fahren sofort schwerstes Geschütz auf. Die grausamen Aktionen der Klowns, die mitnichten Zombies sind, sondern nur von einer geheimnisvollen Krankheit Infizierte und daher auch zu wohlüberlegten Handlungen fähig, deren Angewohnheit und bald Erkennungsmerkmal Ketten aus abgehackten Fingern oder sontigen Körperteilen sind, werden mit höchstem Munitionsverbrauch beantwortet. Weder die Protagonisten noch der Leser erhalten eine Atempause, ständig wogt eine Schlacht hin und her. Hauptfiguren wie Lee, Rawlings oder andere  bekommen zwar zur Charakterzeichnung etwas Raum, aber der nimmt nur wenig Platz ein. Auch die obligatorischen und knurrigen Sergeants, die die Truppe zusammenhalten oder die egoistischen Offiziersfeiglinge, die sich hinter ihren Männern verstecken, werden kurz erwähnt, aber das Konfliktpotenzial, das in dieser Konstellation steckt, wird bestenfalls mal am Rande erwähnt.  Dialoglast kann man dem Buch ebensowenig vorwerfen wie zuviele emotionale Momente, für so etwas bleibt keine Zeit. Claymore-Hackfleisch und kolossaler Feuersturm, Tod und Pestilenz, das sind die Hauptzutaten eines Gemetzels, das schier kein Ende nehmen will. Wer den Beginn von "Der Soldat James Ryan" mit dem blutigen Strand kennt, braucht diese filmische Erfahrung nur mit mindestens Faktor Zehn zu multiplizieren und hat einen kleinen Eindruck, wie es hier zugeht. Nur dass das Schlachtfest nicht aufhört. Blei liegt in der Luft, Blut bedeckt den Boden. Es wird zerstückelt, verstümmelt, gesprengt und verbrannt, was die Waffen oder die Infektion hergeben. Hohe literarische Weihen wird das Werk sich niemals ernten (was wohl auch kaum beabsichtigt war), aber einen Preis für den höchsten Munitionsverbrauch seit Shane Schofield dürfte schon drin sein. Der Bodycount ist eher unübersichtlich in seiner schieren Masse. Einie militärische Horrorschlacht ungeahnten Ausmaßes mit absurd-brutalen Szenen (bei dem Baby ist mir echt nix mehr eingefallen) und extrem hohem Härtefaktor werden furios geschildert. Topunterhaltung in Vollspeed mit krachender Action, aber dafür ohne lähmendes Gewäsch und irgendwelche amourösen Anwandlungen. Knallharte Kost in höchstem Tempo. Wer das mag - KAUFEN!! Und her mit einer Fortsetzung. Rund 220 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Mai 2015, 13:55:33
(http://3.bp.blogspot.com/-7tWHNIPGHIM/VWBHfxig8yI/AAAAAAAARbw/_G1cPjwuJEM/s1600/benberkeley.jpg)

Ben Berkeley. Als sich die tausend Augen der National Security Agency auf Gary Golay, den Stellvertretenden Stabschef im Weißen Haus, richten, wird sein Leben zum Alptraum: Er soll eine Prostituierte ermordet haben, auf grausamste Art und Weise. Während Gary um seinen Ruf, seine Familie und seine Freiheit kämpft werden die Beweise gegen ihn immer erdrückender. Selbst seine Frau kann sich dem Strudel von Verdächtigungen nicht entziehen. Einzig der kauzige Anwalt Thibault Stein und seine Assistentin Pia Lindt glauben seine Geschichte von einer Verschwörung, die bis ins Oval Office reicht. Und die uns alle betrifft, denn das Haus der tausend Augen blickt nicht nur auf Gary Golay. Sondern auch auf Dich.

In einer feudalen Wohnung wird eine Edel-Prostituierte brutal ermordet. Im Weißen Haus ist Gary Golay damit beschäftigt, dem Präsidenten die nötigen Stimmen zur Einreichung eines neuen Gesetzes zum Schutz der Privatsphäre zu besorgen. Es läuft bisher recht gut, man ist zuversichtlich. Unterdessen machen sich Anwalt Thibnault Stein und seine Assistentin Pat daran, pro bono eine alte Dame zu unterstützen, die von ihrem gierigen Vermieter aus der mietpreisgebundenen Wohnung gedrängt werden soll, damit der daraus Luxusapartments machen kann. Mit dem einen oder anderen Trick gelingt es ihnen, der alten Frau zumindest erst einmal etwas Aufschub zu verschaffen. Und in Fort Meade, dem Hauptquartier der NSA, werden Telefonate abgehört, Mails und SMS abgefangen und gelesen sowie selbstverständlich auch gespeichert. Bald taucht der Name Gary Golay auf. Und für den wird es nun eng. Von der Straße weg verhaftet, weil er des Mordes an der Prostituierten verdächtigt wird und zumindest einigen Indizien vorliegen. Seine Frau Emma, Ex-Pilotin und Karrierefrau, die ihre Kinder einem aus ihren großzügigen Gehältern gut finanzierbaren Kindermädchen überlässt, besorgt ihrem Gatten Anwälte. Thibault und Pat. Die holen Gary vorübergehend aus dem Knast, da keine wirklichen Beweise vorliegen. Doch das ändert sich bald. so nach und nach, fast wie ein gut geöltes Uhrwerk, trudeln immer neue Beweise bei der Staatsanwaltschaft ein. Jetzt müssen sie Gary auf das Verhör durch die Anklage vorbereiten. Und was da alles auftaucht, ist durchaus dazu angetan, ihn schuldig erscheinen zu lassen. Selbst seine Gattin zweifelt. Und dann geht der Rummel erst richtig los. Die Pressegeier belagern das Haus. Die Kinder werden in der Schule durch Klassenkameraden gemobbt. Und als die jüngere der beiden Töchter aus Angst vor der Presse direkt vor der Schule und wegen den Hänseleien der anderen Blagen völlig aufgelöst mittels eines anderen Ausgangs aus der Schule auf eine Straße rennt, wird sie von einem LKW erfasst und letztendlich tödlich verletzt. Pat hingegen bekommt von einer fremden Seite Hinweise, dass an den vorgelegten Beweisen etwas nicht stimmt und Golay wiederum scheint ebenfalls einen unbekannten Beschützer zu haben, der ihm vor einer weiteren Festnahmen durch Tipps und auch mit Tat zur Flucht verhilft. Thibault und auch der Präsident hingegen beschäftigen sich jeder auf seine Weise damit, den Vorwurf aufzuklären.

Zuerst muss ich leider sagen, dass ich hier selbst in die Falle der Reihen mit bestimmten Protagonisten getappt bin. Aus dem Inhalt oder sonstigen Beschreibungen war nicht zu erkennen, dass es sich hier um das dritte Buch um Anwalt Stein plus Assistentin handelt. Hier würde ich mir wünschen, dass die Verlage es kennzeichnen, ob es sich um eine Reihe und den wievielten Roman daraus handelt. Mehr kann ich hier dem Verlag nicht vorwerfen oder als Verbesserungsvorschlag anbieten, da er keineswegs die unschöne Marotte anderer Verlage sein Eigen nennt, einfach bei einer Serie als erstes ein Buch irgendwo aus der Mitte der bisher erschienen Werke zu veröffentlichen. Das nervt beim Lesen ungemein, wenn man ständig auf vorherige Geschehnisse hingewiesen wird, die man gar nicht kennen kann. Da fehlt dann auch etwas der Überblick und man kann sich leicht dazu verleiten lassen, die Figuren in dem Buch, das man gerade liest, als oberflächlich abzutun, da sie ja in den früheren Büchern, die man eben nicht kennt, ausführlich behandelt wurden. Der Autor nimmt sich in seinem Buch durchaus die Zeit, etliche Missstände heutzutage anzuprangern. Begonnen bei der blutgierigen Presse, die ohne Beweise Existenzen vernichtet, Familien zerstört und sich nicht um die Wahrheit schert (auch hierzulande bekannt - man nennt es Boulevard), sondern auf die Pressefreiheit berufen (warum setzt man da nicht einmal an und kontrolliert hier mal die Methoden) und aufmerksamkeitsgeilen Personen des öffentlichen Lebens, die sich durch jede Sendung im TV quasseln, in jedes Mikro ihre unbewiesenen Anschuldigen rotzen, das nicht schnell genug weggenommen wird und den Verdächtigen schon vorab für schuldig erklären, ohne sich auch nur ansatzweise nach erwiesener Unschuld des Verdächtigen zu entschuldigen (kennt man auch von hier und besonders nett, dass man gerade die Hetzredner dann selbst bei Unregelmäßigkeiten ertappt.) Selbstverständlich dürfen die Politiker nicht fehlen, die den Geheimdiensten ja ihre Methoden genehmigen oder zumindest durchgehen lassen. Selbstverständlich sind die Amerikaner wieder voll mittendrin, wenn es darum geht, gegen andere Nationen zu hetzen (aber auch bedenken, es ist nur ein Roman, den sich ein Autor ausgedacht hat), anstatt sich um sich selbst mal zuerst zu kümmern. Und dann geht es um die Ausspähung unserer Daten durch all diese Dienste mit den phantasievollen Bezeichnungen ohne jegliche rechtliche Grundlagen. Von der Freiheit, die das Land, das sich als Weltpolizei sieht, aber nur zum Eigennutz agiert, bleibt da gar nix mehr. Der Bürger trägt zwar mit den gedankenlosen Einträgen in die sogenannten sozialen (welch ein Hohn) Netzwerke mit dazu bei, dass die Wirtschaft (Welche die Spitzeldienste nicht nur gutheißt - Geld kann man mit allen Daten machen - sondern auch unterstützt, um sich das Wohlwollen der Regierung bei neuen Aufträgen zu sichern, die weiteres Geld einbringen. Profit ist alles, was zählt.) sich mit den Diensten verbündet. Nichts ist mehr sicher, alles kann so gedeutet und gedreht werden, wie man es gerade braucht und aus unbescholtenen Menschen werden in dieser unheiligen Verbindung aus Politik, Wirtschaft und Presse ganz schnell Monster gemacht. Dass Ben Berkeley recht nah an der Wahrheit ist, zeigt ja die BND-NSA-Affäre. Verwunderlich, wenn man daran denkt, wie sie dereinst über die Bespitzelung in den Ostregionen gewettert haben. Heute ist das alles doch noch viel schlimmer - im Westen, im Land der Freien, wie sie sich so gerne bezeichnen. Man sollte mal überlegen, gen Osten zu ziehen (nicht zu weit, damit die Klöten sich ob der vorherrschenden Kälte nicht zu erbsengröße minimieren), da man dort vielleicht besser dran ist. Die DDR als Überwachungs- und Unrechtsstaat zu bezeichnen ist unter derlei Umständen ein Witz - ein schlechter. Und das wird den Bürgern alles als Sicherheitsmaßnahmen im Kampf gegen Terroristen verkauft. Da wird dann mal wieder angeblich ein Anschlag verhindert und schon ruft man nach noch rigoroseren Gesetzen und Überwachungsmaßnahmen, während man gleichzeitig über diese bekloppte political correctness eine feine Zensur betreibt. Wortdrechselei, sonst nix. Und welche Erfolge haben diese Dienste denn aufzuweisen, wenn es darauf ankommt? Bin Laden - unterschätzt, bis es krachte. Irak - für den Einmarsch gelogen. IS - schlicht verpennt. Freiheit? Wer ist denn unter der "Obhut" (oder mit dem Kopf im Arsch der) USA noch frei?

Die Geschichte selbst ist jetzt eher ein Politthriller der leichten Sorte. Alles doch ziemlich oberflächlich skizziert. Es ist zwar spannend, aber im Prinzip sind alle Plätze hüben wie drüben gut erkennbar besetzt. Gute Jungs gegen böse Jungs. Ben Berkeley macht es dem Leser leicht, seiner Story zu folgen, unterlässt allzu verzwickte Manöver oder längere Sätze. Auch die Kapitel sind kurz und knapp gehalten, leicht verständlich. Das ergibt eine flotte Lektüre, die unterhalten kann, ohne zuviele Zwischentöne zu enthalten. Diese Familientragödie innerhalb eines nicht sonderlich komplexen, wenn auch thematisch interessanten Romanes, nimmt den größten Raum ein und beschreibt bestimmte Situtionen wie das plötzliche Misstrauen nach -zig Jahren Ehe und andere Konflikte viel zu kurz, driftet schnell in puren Mainstream ab, der seine Leser auf gar keinen Fall anstrengen will. Je weiter es dann dem Ende zu geht, desto nerviger wird es leider. Mein Gott, dieses Happy End war dann doch too much. Alle glücklich, alles gewonnen. Wer reine und pure Unterhaltung will, ist hier sicher nicht fehl am Platz, doch als Politthriller hab ich zu diesem bestimmten Thema aber auch allgemein schon etliche bessere gelesen. Mainstream-Mittelmaß allerorten. Zuviel Zuckerguss am Schluss. 440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Mai 2015, 13:19:14
(http://2.bp.blogspot.com/-fuCG9PVzufo/VWWFjQrck-I/AAAAAAAARds/Sl2WvBpDY0U/s1600/todesschuss-ein-nathan-mcbride-thriller-andrew-peterson-paperback-cover-art.jpg)

Andrew Peterson. Vor zehn Jahren beendete ein fehlgeschlagener Einsatz Nathan McBrides Tätigkeit als Spezialist für Geheimoperationen bei der CIA. Jetzt nutzt er seine einzigartigen Fähigkeiten im Privatsektor — bis der frühere FBI-Direktor Frank Ortega an ihn herantritt, um einen Gefallen einzufordern. Ein verdeckter Ermittler des FBI ist spurlos verschwunden, und mit ihm eine Tonne des Plastiksprengstoffs Semtex. Ortega will beide so schnell wie möglich finden, denn für ihn steht einiges auf dem Spiel — der verschwundene Agent ist nämlich sein Enkel. Und Nathan McBride ist der einzige Mann, dem er diese Aufgabe zutraut.Aber schon bald nehmen die Ereignisse eine Wendung, die selbst Ortega nicht für möglich gehalten hätte. Nur ein paar Tage, nachdem er den Auftrag angenommen hat, gerät McBride zwischen zwei Fronten — einen skrupellosen Gegner, der auf Rache sinnt, und eine Gruppe hochrangiger Amtsträger, die sich durch nichts davon abbringen lassen, ihre eigene Vorstellung von Gerechtigkeit durchzusetzen. In diesem Spiel gibt es keine klaren Regeln und keine Unterstützung — McBride ist ganz auf sich allein gestellt. Quelle: Amazon.

McBride hatte sich gerade mit Mara, einem der Girls von Karen, eine fröhliche Runde gegönnt, als ein Anruf kam. Im Laden von Karen macht sich ein Riesenklotz von Kerl gerade daran, Mädchen und Mobiliar zu zerlegen. McBride sagt sofort seine Hilfe zu und begibt sich zum Etablissement. Nach nur wenigen Schwierigkeiten und fast ebenso wenig Schlägen ist der Typ platt. Und genauso selbstverständlich wie er ihn vermöbelt hat, versorgt McBride jetzt die Wunden von seinem Kontrahenten und erteilt ihm einige gute Ratschläge. Wieder Zuhause erreicht ihn ein Anruf seines Freundes aus alten Army- und CIA-Zeiten, Harvey. Der wurde kontaktiert, weil McBrides Vater, Senator McBride, ihnen einen Aufgtrag vermittelt hat, den er für dessen ehemaligen Kriegskameraden aus Korea erledigen soll. Frank Ortega und dessen Sohn vermissen den Enkel bzw. Sohn, der im Auftrag des FBI eine Milizgruppe namens "Echo der Freiheit" unterwandern sollte. Schon bald kann man deren Lager im Wald entdecken und das FBI mit größerer Truppenstärke antanzen lassen. Kurz bevor die Fibbies den Punkt erreichen, von dem aus sie leichten Zugriff auf die Bridgestones haben, die die Miliz anführen, entdeckt McBride, der mit Harvey in Sniper-Manier Stellung bezogen hat, dass die Gegend mit Claymores gespickt ist. Mit einem Warnschuss kann er die Bundesbeamten dazu bewegen, sich schnell in Deckung zu werfen, bevor die Minen hochgehen. Aber von einem Hochsitz aus ballert ein Heckenschütze auf die Männer, bevor er von McBride ausgeschaltet wird. Somit hat er den jüngsten der Bridgestone-Brüder umgenietet. Die anderen beiden hauen durch einen Tunnel ab. Bei den weiteren Ermittlungen stoßen sie auf Cousins der Milizionäre und befragen sie recht heftig - und werden dennoch geleimt. Zudem sinnen die Bridgestones jetzt auf Rache, fühlen sich im Vorteil, da sie ja immer noch das Semtex haben, wegen dem die ganze Jagd ja erst begonnen hat. Und sie benutzen es ohne Rücksicht auf Verluste. Jetzt ist McBride davon überzeugt, dass er die Kerle endgültig ausschalten muss.

Nathan McBride ist irgendwie ein unausgeglichener Charakter. Er wurde vor etlichen Jahren im Dienste der CIA in Mittelamerika gefangen und wochenlang gefoltert, bevor er freikam. Das und die Tatsache, dass anscheinend sein Vater keinen Finger für ihn rührte, nagt an ihm. Mitunter bricht er in unkontrollierte Wutanfälle aus, ist völlig unberechenbar. Im nächsten Moment ist er ein fürsorglicher und netter Bursche, der sich sogar um seine Gegner sorgt. Hier ist aber auch sein Kumpel Harvey mitverantwortlich, der sozusagen der ruhende Pol ihrer Freundschaft und Geschäftsdpartnerschaft ist. Als Kämpfer ist er knallhart. Nach dem kurzen Blick auf den Hauptcharakter und seinen Einsatz für die Frauen und der Suche nach den Bridgestones im Wald geschieht erst einmal nicht gar so viel, man bekommt sozusagen als Leser etwas "Freiraum", um die Gedanken schweifen zu lassen oder anders gesagt, es wird etwas zäh und langweilig. Ermittlungen, Verhandlungen, Hierarchiegeplänkel. Man ist schon geneigt zur Hälfte des Buches zu akzeptieren, dass man hier nicht so wirklich den Bringer in Händen hält. Doch aufhören ist nicht. Gut so. Denn das Buch steigert nicht nur das Tempo, auch der Härtegrad nimmt zu. McBride lässt sich alle Freiheiten zusichern, die er seines Erachtens im Kampf braucht - und die beinhalten auch Folter. Er lässt durchaus das Trauma seiner eigenen Vergangenheit auf sein Opfer übergehen und bearbeitet die Typen gnadenlos. Rechtsstaat USA? Ähem und so. Selbstverständlich wird jetzt ein typisches Mittel für derartige Stories ins Spiel gebracht. Jener Bösewicht, der anderen mit Spaß an der Freud den größtmöglichen Schmerz zufügt, knickt schon ein, wenn ihm "bloß" einige Fingerglenke abgeschnibbelt werden. Und der Showdown wird dann zu einer starken Sniper-Lektüre. Mann gegen Mann in der Wildnis. Kommt man also gut durch die erste Hälfte, erwartet den Leser eine feine Lektüre, die sogar mit Wendungen aufzwarten hat, ja auch einen kleinen Funken Mitleid für die rücksichtslosen Gegner aufflackern lässt und das obwohl sie ohne Erbarmen töten und Kollateralschäden gerne in Kauf nehmen. Claymore-Fallen, Bombenattentate mit Semtex, Intrigen, Verrat, Folter und ein spannender Kampf zweier Scharfschützen. Hälfte zwei des Buches passt. Actionreiches US-Heldenepos, das aber an Leute wie Ben Coes oder Stephen Hunter nicht ganz heranreicht. Aufgrund des Schwungs, der ab der Hälfte in die Geschichte kommt, dann doch als empfehlenswert für Leute, die "Action für Amerika" zu schätzen wissen. Werde dann das zweite Buch "Todesspiel" angehen. 420 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Mai 2015, 12:36:59
(http://1.bp.blogspot.com/-3mf4qQrI85c/VWbTRpm6GqI/AAAAAAAARfY/Z17Lp281x3s/s320/todesspiel.jpg)

Andrew Peterson. Nathan McBride, ehemaliger Scharfschütze beim US Marine Corps, hat als Einziger die brutalen Folterungen durch Montez de Oca, den sadistischen Verhörspezialisten aus Nicaragua, überlebt. Der tauchte schon vor vierzehn Jahren unter, nachdem er zahllose Opfer zu Tode gefoltert hatte. Obwohl McBride immer noch körperlich und seelisch von den Narben, die ihm sein Peiniger zugefügt hat, gezeichnet ist, glaubt er, das Schlimmste hinter sich zu haben.
Als aber das FBI eine verstümmelte Leiche aus einem abgelegenen See im Bundesstaat Utah birgt, erkennt McBride sofort die grausige Wahrheit: Montez de Oca ist wieder da – diesmal auf amerikanischem Boden. McBride will auf keinen Fall zulassen, dass Montez de Oca erneut entkommt. Ein Kampf um Gerechtigkeit beginnt, der McBride an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringt. In einem tödlichen Katz-und-Maus-Spiel, das bis in die höchsten Ebenen der US-Regierung hineinreicht, liefern sich McBrides Rachedurst und seine Fähigkeit zur Barmherzigkeit einen unerbittlichen Wettstreit. Quelle: Amazon.

Ein Mann in Tarnanzug will in eine Hazienda in Trinidad/Tobago eindringen. Trotz der Bewachung gelingt ihm das sogar, doch dann wird er durch eine der vielen Vorsichtsmaßnahmen des Hausherrn doch überwältigt und getötet. In den USA hat es sich Nathan McBride wieder gemütlicher gemacht, nachdem die Sache mit den Bridgestones ausgestanden war. SAC Holly Simpson ist jetzt die Frau an seiner Seite, wenn sie nicht gerade im weit entfernten Sacramento ihren Dienst versieht. Doch auf einmal kommt eine Nachricht herein, dass in einem See in Utah eine Leiche gefunden wurde, die auf die gleiche Art gefoltert und verstümmelt wurde, wie sie McBride noch an seinem eigenen Körper erkennen kann. Montez de Oca, sein Peiniger, ist wieder da. In den USA! Was hat das zu bedeuten. Hätte man ihn nicht sowieso zu den Ermittlungen gebeten, wäre er auf eigene Verantwortung gegen den Typ vorgegangen. Noch bevor sie de Oca auch nur ansatzweise nahe kommen können, wird eine Frau entführt und dabei ein Marine getötet, der zwar gerade dienstfrei hatte, aber dennoch helfend eingreifen wollte. Eine erste Gemeinsamkeit fällt auf:  Beide Opfer hatten mit Ungarn zu tun. Der Mann als Handelsattache, die Frau als Übersetzerin der Sprache bei der NSA. Aber Ungarn? Was kann denn gerade an Ungarn so wichtig sein? Wollen die Russen es wieder einkassieren? Immer neue Informationen tauchen auf, die Hinweise auf ein bestimmtes Ziel verdichten sich - und man muss auch immer noch de Oca jagen. Und der räumt rücksichtslos hinter sich auf. Ein Zeuge in Utah wird getötet kurz nachdem McBride und Fontana bei ihm waren. Das Zuhause von McBride wird von bewaffneten Männern angegriffen. Und jetzt hat der die Faxen dicke und macht sich ernsthaft und voller Wut auf die Jagd nach seinem früheren Folterer. 


Gleich zu Beginn wird dem Leser sehr eindruckvoll vorgeführt, was hier ein Menschenleben zählt. Für die Wachhunde wurde extra eine Betäubungspistole mitgeführt, während die dazugehörigen Hundeführer ein Stück Blei in die Rübe bekommen. Frag ich mich halt nur, wer auf einem solche Spezialeinsatz ne Extrawaffe mitschleppt, um Köter nur zu betäuben? Naja, vergessen wirs. "Todesspiel" ist ähnlich aufgebaut wie "Todesschuss", sodass ich mich durch die "ermittlungstechnischen Längen", die sich nach den ersten Actionsprenkeln hin und wieder einstellen, nicht wieder irritieren ließ und mich mit den Motiven und später auftauchenden Intrigen, Verrat, politischen Kalkülen sowie den immer öfter und immer härter werdenen Gewalteruptionen leicht arrangieren konnte. Nathan McBride hat in "Todesspiel" einen noch intensiveren Kampf mit seinem dunklen Ich, seiner Seite des Hasses, der Wut, die hin und wieder aus ihm herausbricht und die durchaus Schaden anrichten kann, da jetzt der Mann im Land ist, der ihm das angetan hat. Und der Leser wird darüber informiert, was damals geschah und auch aus welchen Gründen. In diesem waffenstarrenden Thriller, der gespickt ist mit Techniken und Taktiken des Kampfes - sei es Mann gegen Mann oder in Schusswechseln - wird der Patriot McBride auch mit den Männern im Hintergrund zu tun bekommen. Leute, die derzeit in führenden Positionen sind ebenso wie jene, die es mal waren und einige Dinge ungern ans Tageslicht kommen lassen wollen, da sie der heutigen sowie auch früheren Regierungen schaden könnten, vom Ausmaß des neuen Misstrauens durch Verbündete und anderen Nationen gar nicht erst zu reden. (Was stellen die sich so an, tun ja als hätten sie für den Weltfußballverband gearbeitet. Naja, dort kann man auch nicht nur an Blattern - Pocken - erkranken.). Es ergibt sich eine flotte Hatz mit einigen Leichen, diversen Foltereinlagen und klarer Trennung zwischen Gut und Böse, denn der schwierige Charakter McBride ist doch immer auf der richtigen Seite. Zu den harten Kerlen kommen auch einige taffe Ladies, Verletzungen auf der Seite der Helden USA werden weggesteckt wie nix, während die Fieslinge gleich anfangen zu plärren. So muss das sein in einem Roman aus den USA. (Wäre er aus Deutschland, würden von Anfang bis Ende alle plärren, ohne dass man wüsste warum. Ausnahme Martin Kay natürlich!!!). Kleine Wendungen gepaart mit Spannungselementen hinsichtlich der Auftraggeber, temporeiche Jagd mit zunehmender Action, der auch einiges an Rasanz innewohnt. Romantische Anwandlungen sind zwar vorhanden, fallen aber kaum ins Gewicht und bremsen die Story zu keiner Zeit aus. Nettes Späßle war im ersten Roman der Buch-Cameo-Auftritt von Governator Arnie, während in diesem nun die Autorin Rebecca Cantrell (Die ja zusammen mit James Rollins eine Serie begonnen hat.) einen nemantlicchen Auftritt als CIA-Direktorin haben darf., Und auch hier wird der Reihencharakter schon dadurch hervorgehoben, dass neben den beiden Hauptfiguren immer wieder Mitspieler aus "Todesschuss" auftreten dürfen. Unterhaltsamer Kracher im typischen Amigewand, der nur leicht hinter den Actionikonen wie Coes, Hunter oder Flynn zurückbleibt (Einen Reilly selbstverständlich nie erreicht) und anscheinend sein Hauptaugenmerk auf Inlandsterrorismus legt. Von Andrew Peterson kann gerne mehr kommen, bin positiv überrascht. 365 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 Mai 2015, 15:33:28
(http://2.bp.blogspot.com/-T1V4zWwAPbI/VWmdn0XnOfI/AAAAAAAARgo/Fr0l28Ujj-E/s1600/soininvaara%2Brot.jpg)

Taavi Soininvaara. Leo Kara wird von Albträumen geplagt. Die Erinnerung an das tragische Schicksal seiner Familie kehrt zurück und er möchte Gewissheit, ob er Schuld am Tod seiner Mutter trägt. Dabei könnte ihm auch sein neuer Auftrag helfen: Ein Anwalt aus Helsinki vertritt eine Mandatin, Frau Vanhala, die im Besitz des sogenannten Smirnow-Materials ist, das die Tätigkeit prominenter finnischer Politiker für den KGB beweist. Leo Kara soll das Material den Behörden übergeben. Doch wem kann er trauen? Einmal mehr gerät Kara selbst in Gefahr. Denn Mundus Novus hat schon den kirgisischen Hitman Manas, Mörder von Karas Mutter, beauftragt, alle Mitwisser zu liquidieren.

Leo Kara kommt aus Wien zurück, wohin es ihn nach den letzten Ereignissen verschlagen hatte. Er findet vor, dass Kati immer noch Probleme mit ihrem Ex-Mann Ukkola hat, der knapp vor einem Verfahren wegen diverser schwerer Vergehen und der Entlassung aus dem Polizeidienst steht. Ihre Tochter Vilma, die vor drei Jahren verschwand, ist immer noch nicht aufgetaucht und die Suche geht weiter. Und Kara? Der wird von Albträumen geplagt, in denen er sieht, wie seine Mutter, sein Vater und seine Schwester getötet werden, während er entkommen kann. Mittlerweile weiß er, dass sein Erzeuger zwar noch unter den Lebenden weilt, aber nicht, wo er ist. Nur dass er sich in den Fängen einer weltumspanneden Geheimorganisation namens Mundus Novus befindet, die an Standorten überall in der Welt Forschungszentren hat. Und dann tritt ein Anwalt an ihn heran, der mit brisantem Material aufwarten kann, da es die alten Seilschaften aufdeckt, die noch lange vor dem Mauerfall und dem Ende der Sowjetunion gegründet wurden und die auch heute noch existieren und nun für Russland tätig sind. Die Gruppe Finnen nennt sich Das Kabinett und keiner weiß, wer sich hinter diesem Namen alles verbirgt. Leo Kara stößt bei seinen Ermittlungen in ein Wespennest. Auch Katis Suche nach ihrer Tochter findet eine Wendung. Sie erfährt, dass diese bei einem finnischen Paar in Frankfurt ist, das sie im Prinzip gekauft hat. Als Kati vorspricht, um ihre Tochter zurückzubekommen, engagieren die Leute einen Anwalt. In Wien entdeckt seine dortige Freundin, dass ihr Sohn in Schwierigkeiten geraten ist und gegen einen gewissen Betrag aus dem Schlamassel rauskommen könnte. Geld, das sie nicht hat - aber ihr Vater, mit dem sie schon lange keinen Kontakt mehr hatte. Und in Finnland sterben nach und nach Mitwisser aus dem Umfeld des Kabinett und bald gerät auch Leo Kara ins Visier des Killers Manas.

Kleine Anmerkung vorab. Man sollte die beiden Vorgänger "Schwarz" sowie "Weiß" kennen, sonst braucht man gar nicht erst anzufangen mit der Lektüre. Außerdem empfehle ich, dass man das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches überblättert, weil hier durchaus gespoilert wird.
Auch "Rot" ist ein Thriller, der an internationalen Schauplätzen spielt, in dem alte Familiengeheimnisse gehütet werden oder sich Dramen höchster Güte abzeichnen. Von Beginn an ist das Tempo wieder sehr hoch, wird die Spannung schier unfassbar und die Geschichte der Finnen und ihrer Abhängigkeit von den Russen ein weiteres Mal zu einem Spionageszenario ausgearbeitet, das sich mit den meisten der sonst so überaus beliebten US-Thriller-Autoren messen kann, wenn sie nicht sogar übertrifft. Hier trifft intelligenter Plot auf formidable Schreibkunst. Cliffhanger und eine komplexe Handlung ermuntern den Leser regelrecht, dieses Buch zu verschlingen. Und mittendrin in dem politisch-verbrecherischen Chaos finden sich Anklagen gegen den sich immer weiter ausdehnenden Sklavenhandel, der ein überaus einträgliches Geschäft ist und der weltweit von Firmen wie von Privatpersonen genutzt wird. Sklaven sind heutzutage billig. Derart billig, dass man sie austauscht wie benutzte Taschentücher. Wie ist so etwas möglich? Die vielen Konzerne, die sich an der Privatisierung von Aufgaben, die eigentlich staatliche Sachen wären, dumm und depp verdienen, sind mittlerweile deraert einflussreich, dass sie sich die Regierungen im Prinzip untertan machen und Gesetze durchdrücken, die für die Wirtschaft gut sind, für die Bürger selbstverständlich nicht. Und wenn dann so etwas Unerwünschtes kommt wie ein Mindestlohn, dann wird versucht den zu umgehen. Klappt das nicht, lässt man halt Arbeitskräfte aus dem Ausland besorgen. Und wenn sie erwischt werden? Pech für die ausgebeuteten Arbeiter und den Hintermännern passiert eh nix. Um all das kreist die Haupthandlung von Leo Kara und Mundus Novus. Bald kommt es zu Mordanschlägen auf Kara ebenso wie auf verschiedene Zeugen oder Angehörige der Gruppen, die man als unsichere Kandidaten ansieht. In den USA und Großbritannien ereignen sich katastrophale Unglücke, Anschläge, die man als Cyberangriff oder Datennetzkrieg wertet. Es geht auch um die Vorherrschaft im All. Wer das beherrscht, beherrscht die Welt, weil er jedes Ziel anvisieren und treffen kann, ohne Truppen einsetzen zu müssen und ohne dass auch nur die geringste Vorwarnung möglich ist. So schreitet die komplexe Handlung mit einigen cleveren Kniffen und Wendungen (Okay, bei einer hatte ich das genauso erwartet) voran und trotz aller Erkenntnisse sind die Ermittlungen noch lange nicht zu Ende. Hohes Tempo, verzwickte Ereignisse, Attentate, Killer und verfeindete Gruppierungen mit Konzernen als Deckung, kleinen und größeren Dramen sowie Actionsprenkel und knackige Kapitel lassen keine Sekunde Langeweile aufkommen. Brisante Themen in einem exzellent erzählten Roman. Taavi Soininvaara beweist wieder einmnal, dass er zu den stärksten europäischen Autoren im Bereich der Spannungsliteratur zählt. 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Juni 2015, 15:53:00
(http://1.bp.blogspot.com/-1xEfVRE2h9k/VWxHT-PEI9I/AAAAAAAARh8/7znL2OfYI70/s320/biggame.jpg)

Dan Smith. Kurz vor seinem dreizehnten Geburtstag muss Oskari allein in die Wildnis, so verlangt es die Tradition. Bewaffnet mit Pfeil und Bogen soll er ein Tier erlegen, um seine Männlichkeit zu beweisen. Oskari hofft auf einen Hirsch, doch dann fällt ihm der amerikanische Präsident direkt vor die Füße. Er ist nur knapp einem Attentat entkommen und sieht trotz seines schicken Anzugs nicht so aus, als hätte er die Lage im Griff. Jetzt kann Oskari zeigen, was in ihm steckt.

Wer sich den Film ohne Vorwissen gönnen will, hört jetzt besser gleich auf zu lesen!!! SPOILER!!
Oskari wird von seinem Vater schon seit seinem fünften Lebensjahr auf den Tag vorbereitet, an dem er seinen dreizehnten Geburtstag begehen darf. Die Tradition des Dorfes verlangt, dass der Junge einen Tag und eine Nacht in der Wildnis verbringt und mit einer Beute zurückkehrt. Sein Vater hatte dereinst einen Bären erlegt, andere Burschen zumindest einen oder zwei Hasen. Doch Oskari zweifelt an sich und alle anderen Bewohner des Dorfes tun das auch. Dennoch fährt er mit dem Quad und seinen Vorräten und Waffen los, um das Ritual zu erfüllen. Tief im Wald kommt er mit dem Quad vom Weg ab und lebt sich auf die Nase, das Quad rutscht einen Abhang hinunter. Als er sich dorthin begibt, hört er das Geräusch eines Hubschraubers. Dieser landet auf einer Lichtung im Wald und es entsteigen mehrere Männer, darunter auch ein Einheimischer, der wohl ein Jagdführer für die Gruppe ist. Oskari bleibt versteckt unter seinem Tarnnetz und beobachtet die Vorgänge. Einer der Männer baut gerade sein Gewehr zusammen und meint zum Führer, er solle schon mal losrennen, um vielleicht entkommen zu können. Schafft dieser nicht. Mit einer Kugel im Kopf fällt er sehr nahe bei Oskari zu Boden. Dieser kann sich unentdeckt zurückziehen und überlegt, was er nun weiter tun soll. Dann hört er zwei Explosionen, kurz darauf sogar eine dritte. Und dann rauscht etwas vom Himmel, stürzt in den Wald und lässt eine Spur zertrümmerter Bäume und aufgrissenem Boden hinter sich. Oskari läuft zu dem gelandeten Ding, das sich als eine Kapsel herausstellt, die mit einem Fenster versehen ist. Darin bewegt sich etwas und malt auf die angelaufene Scheibe einige Zahlen, fuchtelt mit den Händen, die aber nur schemenhaft zu erkennen sind, und will anscheinend, dass Oskari die Kapsel mit dem Zahlencode öffnet. Als der dies kapiert hat, folgt er der Bitte und heraus steigt ein dunkelhäutiger Mann. Der erwartet, dass Oskari ihn sofort erkennt, doch der hat null Ahnung, wen er vor sich hat. Es ist der US-Präsident und die Männer auf der Lichtung im Wald haben seine Air Force One abgeschossen und wollten den Präsidenten töten. Jetzt heißt es, sich schnell zu verziehen, denn die Jagd auf die beiden Gefährten beginnt.

"Big Game" ist eine Coming of Age-Geschichte und Oskari ist der Erzähler. Da die Erlebnisse nur aus seiner Sicht wiedergegeben werden, fehlen die im Filmtrailer gesehenen Sequenzen in der Air Force One völlig. Oskari ist nicht der Junge, der im Dorf große Anerkennung genießt. Eher etwas klein und schwächlich, zweifelt sogar sein Vater an ihm, die anderen verhöhnen ihn und lachen ihn aus. Er kann noch nicht einmal den traditionellen Bogen für die Jagd richtig spannen. Er glaubt nicht, dass er die Prüfung besteht. Dennoch oder gerade deswegen und aufgrund seiner sympathischen Art ist er ein perfekter Protagonist für ein Jugendbuch, das auch eine Botschaft mitliefert, wenn auch zu Beginn gleich mit dem Holzhammer. Der Präsident hingegen kommt anfangs gar nicht gut weg. Er ist für die amüsanten Einlagen zuständig und wirkt dabei eher wie ein Kasper, eine ahnungslose Witzfigur oder jämmerliche Karikatur. Der sogenannte Führer der freien Welt muss sich den Kenntnissen eines Kindes unterordnen, da er sich in der Wildnis absolut nicht zurechtfindet. Erst später zeigt er sich in seinem Element. Die Jagd ist spannend, mit Humor aufgelockert und dennoch mit genug Thrill und Spannung versehen, dass sie nahe an einen Politthriller heranreicht. Ein Freiluftabenteuer für Kids, da ordentlich Tempo vorweisen kann und in seiner leichten und lockeren Sprache einfach zu lesen ist. Nicht wirklich komplex und etwas vorhersehbar, ist hier für gute Unterhaltung gesorgt. Das Buch findet zwar einen vernünftigen Abschluss, enthält aber auch einen Handlungsfaden, der - vermutlich dann ohne Oskari - als Thriller fortgeführt werden kann. 24 Stunden im Leben des Oskari - ein vermeintlicher Verlierer entwickelt sich zum Helden. Actiongeladene Szenen mit Hubschrauberjagden, Schießereien und Terroristen. Alles da und für jugendliche Leser aufbereitet. Vermutlich wird der in Bayern gedrehte Film kein Riesenerfolg an der Kinokasse, aber für vergnügliche Stunden im Heimkino dürfte er schon sorgen. Das Buch hat jedenfalls einen solchen Eindruck hinterlassen. Gute Lektüre für jung und alt. 295 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 Juni 2015, 14:38:30
(http://2.bp.blogspot.com/-vBb2JuqeLhg/VW2G-a6Z0eI/AAAAAAAARjI/2X9DbQ0v1Xs/s320/mazerunner3.jpg)

James Dashner. Thomas wird sich auf keinen Fall den Kopf aufschneiden lassen! Auch wenn er durch diese Operation sein Gedächtnis zurückbekommen soll. Denn den Wissenschaftlern von ANGST darf man nicht trauen. Nicht nach all den grausamen Prüfungen, die Thomas und seine Freunde durchstehen mussten. Nicht nach all den Versprechen, die gebrochen worden sind. Thomas muss endlich dafür sorgen, dass ANGST ihn nie wieder kontrollieren und manipulieren kann.

Wer sich den Spaß für die Filme aufheben will, liest hier besser nicht weiter, weil SPOILER!!
Thomas und seine Freunde finden sich im Hauptquartier von ANGST wieder und müssen diverse Test und Untersuchungen über sich ergehen lassen. Doch sie wollen dieses perfide und verlogene Spiel von ANGST nicht mehr mitmachen. Sie wollen in die Freiheit. Den Beteuerungen der Ärzte und Mitarbeiter schechken sie keinen Glauben. Auch zweifeln sie an der Wahrheit über die katastrophalen Zustände auf der Welt. In Thomas' Umfeld ist kaum noch einer, dem er glauben kann. Dann tut er sich mit dem Piloten Jorge, Minho und Brenda zusammen und flieht in einmem Berk. Zuvor müssen sie einige Wachen ausschalten, die sie an ihrer Reise in die Freiheit hindern wollen. Auch Newt ist dabei, der anfangs nicht mitkommen und die Operation über sich ergehen lassen wollte, doch während Teresa und ihr Gefolge den Befehlen gehorchen, schließt er sich den Fliehenden an. In einem ruhigen Moment übergibt er Thomas einen Brief, den der nicht sofort lesen sollte, aber er würde wissen, wann es soweit ist. Sie kommen schließlich bis nach Denver. Eine abgeriegelte und vermeintlich sichere Stadt. Doch die Polizeipräsenz ist hoch, jeder, der auch nur die geringsten Anzeichen einer Erkrankung mit dem Brand zeigt, wird sofort einkassiert und kommt in eine Zone, in der die Menschen eingesperrt werden. Der Brand zerstört ihr Gehirn und sie werden aggressiv und zu kannibalischen Killern. Die Wachen sind Immune, die dafür gut bezahlt werden. Der größte Teil der Menschheit ist der Krankheit bereits zum Opfer gefallen und jene, die immun sind, werden von den anderen gehasst bis aufs Blut. Es gibt ein Mittel, das wie eine Droge wirkt, aber den Zerfall des Gehirns verlangsamt. Kaum in Denver angekommen, gerät Thomas schon in Schwierigkeiten, kann sich aber herauslavieren. Leider wurde in der Zwischenzeit Newt, der erkrankt ist und sich im Berk versteckt, von den Häschern gefunden und in die Zone gesperrt worden. Die Freunde machen sich auf den Weg und wollen ihn rausholen. Mit Bestechung kommen sie an den Wachen vorbei und finden Newt, doch der will nicht mitkommen. Er weigert sich, weil er schon zu krank ist. Nach längeren Diskussionen sehen die Freunde es ein und wollen die Gegend verlassen. Das müssen sie schneller tun als gewünscht, da plötzlich die Horden der Cranks (so werden die Erkrankten bezeichnet) auf sie losstürmen. Sie können gerade so entkommen und spurten zu ihrem Berk, um endgültig Denver hinter sich zu lassen.

Teil Drei setzt an seinen Vorgängern an und die sind somit als Lektüre fast schon unverzichtbar, weil man sonst der Handlung kaum folgen kann. Gewisse Vorkenntnisse sind also erforderlich. Ansonsten bleibt James Dashner seinem Stil treu, schreibt spannend in kurzen Sätzen, die keine Anforderungen an den Leser stellen. Schnell zu konsumierende Art und Herangehensweise. Zu Anfang werden einige Geheimnisse gelüftet, aber längst nicht alle, schließlich soll ja noch etwas Thrill übrig bleiben. Nach den Vorträgen von einem der Profs zieht das Tempo an, die Paranoia von Thomas wird wieder einmal bestätigt, die Leute von ANGST sind verlogenes Pack. Denen eine Operation an seinem Gehirn anzuvertrauen, wäre Schwachsinn. Und mit dieser Entscheidung beginnt eine actionlastige Flucht. Und dann müssen sie feststellen, dass ihre Freunde, die sich für die OP entschieden hatten, auch geflohen sein dürften, da sie ein ausgeräumtes Waffenlager finden. Wieder eine Enttäuschung. Die haben sie einfach zurückgelassen. Momente wie dieser schaffen einige emotionale Szenen, die aber nicht überzogen wirken und große Liebesgeständnisse hat sich der Autor eigentlich auch gespart, sie bestenfalls angedeutet, ohne zu groß darauf einzugehen. Zum Showdown dreht der Roman noch einmal richtig an der Actionschraube. So bleibt eine durchaus mitreißende Trilogie für jugendliche Leser, in der alle offenen Fragen geklärt werden und Langeweile kaum Platz hat.  450 Seiten                     
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Juni 2015, 15:52:53
(http://4.bp.blogspot.com/-QeVAbZHBvVk/VXQpNdO6HPI/AAAAAAAARlI/3ZB4YU7pEGg/s1600/000.jpg)

Don Winslow. Sie waren einmal beste Freunde. Aber das ist viele Jahre und unzählige Tote her. Der Drogenfahnder Art Keller tritt nun an, um Adan Barrera, dem mächtigen Drogenboss, für immer das Handwerk zu legen. Er begibt sich auf eine atemlose Jagd und in einen entfesselten Krieg, in dem alle Grenzen zwischen Gut und Böse schon längst verschwunden sind: ein Krieg mit epischem Ausmaß, ein Krieg gegen die Gesetzlosen.

Adan Barrera hat es geschafft, sich in ein mexikanisches Gefängnis ausliefern zu lassen. Erst noch in Einzelhaft und unter besonderen Schutzmaßnahmen, dauert es nicht lange und er hat zumindest seinen Zellenblock unter Kontrolle. Bald spurt auch das Wachpersonal, denn wer es nicht tut, lebt nicht mehr lange - und darf vorher seiner Familie beim Sterben zuschauen. Mittlerweile schwelgt Barrera in Luxus, schmeißt für sein Gefolge Weihnachtsfeiern, regelt das Geschäft vom Knast aus. Und bald ist es soweit: er flüchtet und fängt wieder an, seine Geschäfte persönlich zu leiten. Sein ehemaliger Compadre Art Keller hatte sich zwischenzeitlich in ein Kloster mit Schweigegelübde zurückgezogen und kümmerte sich dort um die Bienenzucht. Doch eines Tages bekam er Besuch - und verschwand ohne ein Wort des Abschieds. Keller ist wieder auf der Jagd. Barrera und die Kartelle sind sein Ziel. Schließlich hat sein ehemaliger Compadre nach seiner Flucht, zu der er den Tod seiner Tochter Gloria nutzte, ein Kopfgeld von zwei Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Und geköpft wird in "Das Kartell" viel. Schnell bricht ein gnadenloser Krieg unter den Bossen aus, da Adan seine ehemaligen Plazas - die Gebiete, die unter seiner Kontrolle stehen und für deren Durchquerung mit Lieferung eines anderen Kartells eine Abgabe gezahlt werden muss - wieder unter seine alleinige Kontrolle zu bringen. Doch der scheinbare Frieden, der unter den vier beherrschenden Kartell-Clans herrschte war schon vorher brüchig. Jetzt zerfällt er endgültig. Kellers Zusammenarbeit mit der Polizei und anderen Regierungsinstitutionen leidet darunter, dass man niemandem trauen kann, da alle durch die Gangster unterwandert sind. Entweder wegen Geld oder Tod. Sehr brutalem Tod. Weder Regierung noch Presse sind davor gefeit. Und die Leute, mit denen er an der Krise arbeitet, haben Familie. Je länger dieser unsägliche Krieg dauert, umso entsetzlicher wird er  - und die Bevölkerung der Städte sitzt oft zwischen den Stühlen. Die Polizei kann sie nicht schützen, wenn sie von der einen Seite aufgefordert werden, für sie zu arbeiten, während die andere gleichzeitig ihr Leben bedroht, wenn sie es tut.

Kurzversion: Das ist der Don Winslow, wie ich ihn wieder lesen wollte und der sich von den simplen Ergüssen wie "Missing New York" entschieden abhebt. Die Fortsetzung von "Tage der Toten" ist wahrlich ein Epos voller Wucht und erzählerischer Kraft, das den gemeinen Leser nur geschockt schlucken lässt und direkt an den Vorgänger anschließt. Was Winslow hier bietet, ist der Wirklichkeit so unheimlich nah, dass  man es kaum glauben mag. Aber wer in den letzten Monaten die Nachrichten verfolgt hat, wird wissen, dass die Entführung der 43 Studenten und ihr Ende in einem Massengrab, das 24-stündige Gefecht der Polizei mit Drogendealern und die Kameraüberwachung einer ganzen Stadt durch die Kartelle im wahren Leben wiedergeben, was der Autor in seinem Werk abliefert. Da ist nichts übertrieben, nichts beschönigt. Es werden gnadenlos die Verstrickungen der amerikanischen Wirtschaft und Politik (Letztere hat er ja eh auf dem Kieker) in die Machenschaften der Kartelle dargelegt, wird deutlich, was ein Freihandelsabkommen mit den Amerikanern auch bedeuten kann. Was auf der anderen Seite vom Teich passiert, kommt nach geraumer Zeit eh nach Europa, da muss man es denen nicht noch erleichtern, ihr menschenunwürdiges System hier noch schneller zu etablieren. Oder glaubt jemand wirklich an Vorteile bei einem Abkommen, das von den USA initiiert wird? Und auch Europa wird in diesem Krieg erwähnt mit einer Organisation namens 'Ndrangheta (nie gehört, muss ich ehrlich sagen), die von Kalabrien aus ihre Geschäfte betreibt und hinsichtlich der Terrorszene (Hier Hamburg). Womit wir bei den amerikanischen Auslegungen für ihre Kriege wären. Nur gegen Narcos, das ist kein Krieg, sondern Kampf gegen Verbrechen, aber wenn man von Narcoterrorismus spricht, sieht die Sache anders aus. Auf einmal fließen die Gelder, werden Waffen geliefert. Auch an Mexiko, wobei die dann meistens bei den Narcos landen. Es gibt massenweise Denkansätze. Wer ist denn Schuld an den Problemen? Die Mexikaner mit ihren Kartellen und der daraus resultierenden Gewalt und Korrpution? Die Amis als Hauptkunden? Wie geht man gegen diese Verbrecher vor? Blutige Einsätze mit Spezialtruppen?  Und was hat die US-Regierung schon alles unternommen, damit sie mithilfe der Kartelle unliebsame Regierungen abschaffen kann, speziell in Mittelamerika? Kartelle finanzierten den  amerikanischen Kampf gegen Linke in Mittelamerika. In diesem ganzen Dilemma verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse sehr schnell. Selbst die Drogenbosse - eigentlich rücksichtlose Saukerle - haben einen gewissen Ehrenkodex und wollen zumeist die Opfer unter der Zivilbevölkerung gering halten. Sie lieben ihre Familien (Okay, auf einer eher etwas perverse Art.) und sind gegen die überbordende Gewalt im Land. Sie arbeiten viel lieber mit den amerikanischen Ölkartellen zusammen, die mehr als nur gutes Geld dafür zahlen - an die Narcos, nicht an die Arbeiter oder jeweilige Regierung -, um in Ruhe die Quellen ausplündern zu können. Sie dulden, dass US-Firmen zu Niedriglöhnen ganz nahe der Grenze ihre Ausbeuterfabriken aufmachen, solange das Kartell beteiligt wird (Was natürlich bei den Löhnen durch die Amis wieder eingspart wird.). Und sie nutzen die vielen mittlerweile schon fast freien und durch das Freihandelsabkommen auch kaum gestörten Grenzübergägne und Routen, um ihre Ware an den Mann zu bringen. Auch Art Keller liebt eine Frau, will nur ihr Bestes. Ebenso die tapferen Polizisten, die aber bald einknicken müssen - oder in allen vorgenannten Fällen wird zu extemen Paraktiken gegriffen. Die Polizisten verstecken sich (Hierzulande verstecken sie sich nicht, das schöne Deutschland hat nur kein Geld mehr, um genug davon zu bezahlen.), weil die Narcos Jagd auf sie und ihre Familien machen und Keller scheißt bald auf Anstand und hetzt die Kartelle in einen knochenharten Krieg. Das ganze Gerede von Sicherheit durch mehr Überwachung ist eh Quatsch, wenn man von den Gangstern überwacht wird. Oder man lese mal Statistiken: auch bei uns wird ja immer wieder nach mehr Überwachung geplärrt. Alles zum Schutz der Bürger. Fragt sich nur, warum dann die Übergriffe auf Polizisten steigen oder die Einbruchszahlen bei extrem niedrigen Aufklärungsquoten. Sicherheit? Von wegen. Da ist ja die TV-Serie "Person of interest" realistischer. Zurück nach Mexiko. Stellt sich die moralische Frage, ob man hier Feuer mit Feuer, Gewalt mit Gegengewalt bekämpfen kann? Versucht die USA schon seit Menschengedenken, konnte aber nur die Rasse der Indianer fast komplett ausrotten, ansonsten gelingt ihnen nichts. Krieg gegen Drogen? Auf der Verliererstraße. Krieg gegen Terror? Auf der Verliererstraße und auch zu blöd (Bin Laden verpennt, Irak mit Lüge überfallen und ISIS wieder verpennt). Wie kann man solchen Exzessen der Brutalität und Unmenschlichkeit begegnen? Don Winslow bietet keine Lösungen an (Kann er vermutlich genausowenig wie andere Leute) und schildert nur schonungslos den Ist-Zustand. Fulminant, außerordentlich hart und blutig-brutal, hin und wieder etwas menschlich, aber in höchstem Maße beunruhigend und realistisch, gut recherchiert (Vieles kann man selbst nachforschen via Net) und ohne Pardon. Eine schwer zu verdauende Lektüre, die kein Happy End anbietet und meines Erachtens zum Pflichtprogramm gehört. Da ist mehr wahres Leben drin als in so mancher Reportage oder irgendwelchen Artikeln und auf alle Fälle mehr als in Politikeraussagen zu derartigen Themen. 830 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Juni 2015, 12:15:54
(http://4.bp.blogspot.com/-yiM0zZCvlQY/VXVIqpC1RuI/AAAAAAAARmk/YVFHZq9rRTg/s1600/tagdeszormns.jpg)

William R. Forstchen. Die schlimmsten Befürchtungen der amerikanischen Bevölkerung werden wahr. Islamistische Terrormilizen wüten direkt vor der Haustür und treffen die Menschen an ihrem verwundbarsten Punkt: Den eigenen Kindern. Angriffe auf Schulen überall im Land, brutale Schändungen und Massenerschießungen, tödliche Schüsse auf den Highways. Die US-Regierung kämpft darum, die Situation unter Kontrolle zu bringen, muss jedoch erkennen, dass sich religiöser Fanatismus und menschenverachtender Wahnsinn mit Logik und Vernunft nicht aufhalten lassen. 

Bob, Lehrer an einer Schule, macht sich am frühen Morgen aufbruchbereit, um zur Arbeit zu fahren und seine Tochter mitzunehmen, die in einer Klasse an seiner Schule unterrichtet wird. Seit Jahren schon nimmt er eine Waffe mit, um gewappnet zu sein, falls ein Amokläufer losballern sollte. Seine Frau Kathy bleibt mit der kleineren Tochter zu Hause und müht sich mit den normalen Dingen einer Hausfrau und Mutter ab. Doch dann hört sie draußen Sirenen, sieht Autos vorbeirasen und schaltet den TV an, um zu sehen, ob etwas in den Nachrichten über ein Unglück oder so kommt. Es wird schlimmer als sie befürchtet hat. In den letzten Monaten sind nach und nach Kämpfer der ISIS über die durchlässige Grenze zu Mexiko ins Land eingesickert und blieben von den Behörden völlig unbemerkt und somit auch unbehelligt. Sie benahmen sich wie Migranten, die schon länger im Land sind, vermieden jegliche Auffälligkeiten und warteten auf ihr Startsignal, das über einen Twitter-Account kam. Und sie schlagen los. An den Schulen. Kathy ruft Bob an, schickt ihm SMS, weil er nicht an den Apparat geht. Er soll den Fernseher im Lehrerpausenraum einschalten. Als er nach einer kleinlichen Auseinandersetzung mit einer älteren Lehrerin schin fast aufgeben will, sieht er drei maskierte und bewaffnete Männer über den Zugang Richtung Schule hetzen. Sie töten den Wachmann und dringen ins Gebäude ein, beginnen sofort auf Lehrpersonal und Schüler zu schießen, töten und verletzen viele davon. Bob rennt in die Klasse seiner Tochter, hebt diese durch ein eingeschlagenes Fenster und sagt ihr, sie solle fliehen. Dann kommt einer der Killer in den Saal und Bob verletzt ihn schwer. Der Mann kann aber nach draußen auf den Gang entkommen. Bob schafft erst die restlichen Kinder und die junge Lehrerin durchs Fenster ins Freie, bevor er den Typen verfolgt. Unterdessen machen andere Terroristen auf den Highways Jagd auf die panischen Eltern, die zu den Schulen rasen, um ihre Kinder zu holen. Auch sie töten etliche Amerikaner, fegen mit ihren Wagen und massenweise Munition die Asphaltspuren entlang und schießen auf alles, was sich bewegt, gehen wie ihre Mitkämpfer in den Schulen mit äußerster Brutalität vor.

Ich muss gestehen, dass ich aufgrund der ersten Hälfte des Buches ein Problem damit habe, es so einfach in die Sparte Actionkracher im Stile von Ben Coes oder Vince Flynn einzuordnen. Einfach zu bedrückend ist dieses (noch) fiktive Szenario, das der Autor hier entwirft. Wie soll man "Tag des Zorns" einordnen? Hetze? Warnung? Befürchtung? Voraussicht? Keine Ahnung, wohl von Allem etwas. Leider auch durchaus im Beriech des Möglichen. Die US-Grenzen sind löchrig wie der berühmte Schweizer Käse (Was sich ja auch an den Zahlen der illegalen Einwanderer aus den südlichen Regionen ablesen lässt.), die "Operation Fast in Furious" ist ebenfalls ein Fakt (Der schon von Don Winslow in "Das Kartell" Erwähnung fand), als die Amerikaner zur Bekämpfung der Kartelle eine umfangreiche Lieferung modernsten Kriegsgeräts an ihre südlichen Nachbarn liefern wollten und diese spurlos verschwand. Wäre so eine Attacke in Europa denkbar? Selbstverständlich, hier sind die Grenzen nicht löchrig, sondern offen wie ein Scheunentor. Jeder darf rein, kontrolliert wird nicht und die Gutmenschen in den Reihen von Politik und Organisationen sorgen dafür, dass der Zustrom nicht aufhört. Helfen wenn nötig - JA - abr auch kontrollieren. Forstchen beschreibt ein unvorbereitetes Land, das sich immer noch im Glauben an seine eigene Stärke wähnt und dass man durch Kontrollen, zunehmende Überwachung und Präsenz alles im Griff habe und sich ein Angriff auf "Gods own country" nicht wiederholen kann. Was sie gerne vergessen: Sie haben sich im Laufe der Dekaden durch ihr selbstsüchtiges Verhalten, ihre Gier und Korruption, ihre heuchlerische Verbreitung der Demokratie amerikanischer Art mit Waffengewalt und vorgetäuschten Motiven, dem Drang jedem die US-Lebensweise aufzuzwingen, überall Feinde geschaffen. Wäre es ihnen nicht gelungen, dass die Weltwirtschaft im Prinzip an der Titte der USA hängt, würden ihnen auch ihre westlichen Verbündeten (sklavisch Ergebenen trifft es auch) schon lange nicht mehr folgen. Über das Grauen, das sich ob der brutalen Ereignisse auch beim Leser einstellt, vergisst der Autor ebenso wie die fiktive Regierung des Buches recht schnell, dass in Vietnam und in den Indianerkriegen auch kein Halt vor Frauen und Kindern gemacht wurde. Die mittlerweile angelaufene Welle der Political Correctness kann diese Fakten auch nicht ungeschehen machen (Mal abgesehen davon, dass die nun auch reichlich übertrieben wird und den Gegnern in die Hände spielt.). Amerika hat das menschenverachtende System des Kapitalismus um jeden Preis doch erfunden und will es in die Welt transportieren, Andersgläubigen aufzwingen, und den Regierungen der USA war und ist dabei jedes Mittel recht. Menschenwürde, Bürgerrechte? Längst ad acta gelegt. Und diese Lebensart, nur auf schnellen Konsum und Kommerz, ständige Gewinnmaximierung ist in Europa auch auf dem Vormarsch. Brot und Spiele fürs Volk, damit es von den Schurkereien der gewählten Führer abgelenkt ist. Das soll die Methoden des ISIS nicht gut heißen, aber wundern darf man sich auch nicht. Nur davon ist im Buch keine Rede. Nachdem sich beim Leser das Grauen über dieses exzessive Vorgehen der Angreifer gelegt hat, merkt er schnell, dass nun doch die amerikanischen Helden zum Zug kommen. Der tapfere Leherer Bob, der es allein mit den Angreifern aufnimmt. Die Menschen auf den Highways, die sich zusammentun, um die Killer zu stoppen, die sich für andere aufopfern. Und das lapidare Abhaken von Fällen von Lynchjustiz im Land. Das Zusammenwirken von Medien und Regierung, das Täuschen der Bevölkerung durch angepasste Berichterstattung (Zensur gibt es ja angeblich nicht) wird heruntergespielt, während es beim Feind, der sich nur der gleichen Mittel bedient, verteufelt wird. Und der Schluss? Das öffentliche Leben zum Stillstand gebracht. All die Überwachung via Kameras, Satelliten, Drohnen, im Internet haben niemanden geschützt. Tun sie auch heute in der Realität nicht wirklich, da die Kriminalitätsraten steigen, die Aufklärung aber sinkt. Doch das interessiert ja keinen, solange man es nicht mit Terrorgefahr zu tun hat. Und die Definiton dafür ist schwammig, wird ausgelegt, wie man es gerade braucht. "Tag des Zorns" ist schnell, heftig, brutal und hart. Schonungslos wird ein Angriff temporeich und rasant geschildert, der sich den Taten der ISIS in der realen Welt bedient, dazu geeignet ist, Ängste zu schüren, härteres Vorgehen gegen Fremde zu fordern. Es ist in Teilen ein recht einseitiges Buch, aber auch eine beklemmende Schreckensvision, die noch lange nachwirkt, wenn man mit der gut zu lesenden Story schon lange durch ist. 215 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Juni 2015, 14:52:02
(http://2.bp.blogspot.com/-fHJOYIYyvXw/VXgOo9NeUZI/AAAAAAAARno/Wo7AqjftJP0/s1600/adrianmck.jpg)

Adrian McKinty. Belfast in den frühen Achtzigern. 38 IRA-Terroristen brechen aus einem Hochsicherheitstrakt aus - höchste Alarmbereitschaft für die Polizei. Mittendrin Insepctor Sergeant Sean Duffy, der den Kopf der Terrorzelle aufspüren soll. Zwar hat er eine Informantin, doch im Gegenzug für den Tipp muss er ein vertracktes Rätsel lösen: In einem Mordfall ohne Mörder soll Duffy ihr den Täter liefern.

Duffy ist wegen einer Sache suspendiert, die ausnahmsweise mal nicht auf seinem Mist gewachsen ist. Sie waren zu dritt unterwegs und Duffy hatte sich selbst nicht so ganz nüchten, mit dem betrunkensten Kollegen auf den Rücksitz des Wagens begeben und überwachte seine Lebensfunktionen, als es ein Rumpeln am Wagen gab. Jimmy, auch leicht bedüdelt und dennoch der Fahrer, meinte, es wäre alles okay. Sie schafften den Kollegen heim und gut wars. Nach einer der vielen gefährlichen Patrouillen in der Gegend wird Duffy zum Chef gerufen und der eröffnet ihm dann, dass er diesmal nicht aus der Sache rauskommt. Sie hatten während ihrer Alkoholtour einen Mann angefahren und Jimmy behauptet, dass Duffy am Steuer war - gefickt eingeschädelt, endlich können sie den aneckenden Duffy loswerden. Für den der Todesstoss. Ab jetzt nur noch zu Hause. Und die Zeit verbringt er mit Musik, saufen und kiffen oder anderen Betäubungsmitteln (Eigentlich ist er meist so hackedicht, dass Zombies, würden sie in dem Buch vorkommen, an einer Überdosis eingehen würden, hätten sie ihn gebissen oder gar mehrere Happen gekostet.). Dennoch dringt irgendwann zu ihm durch, dass man doch wieder mit ihm rechnet. Sein ehemaliger Schulkamerad Dermot McCann ist aus dem Knast abgehauen, war dazu auch in Libyen inhaftiert, bis die gemerkt haben, dass er doch eher zu ihresgleichen gehört und in Europa viel mehr Schaden anrichten kann. Und Duffy soll ihn finden. MI6 hatte keinen Erfolg, man vermnutet McCann in Deutschland. MI5 hatte ebensowenig zu bieten, will aber alle Möglichkeiten ausschöpfen. So muss Duffy wieder halbwegs nüchtern werden und als Bullen-Katholik bei seinen Leuten ermitteln. Klar, war der Schachzug des MI5 jemanden zu betrauen, der in der Gegend bekannt und nicht völlig unbeliebt ist, einigermaßen clever, aber Duffy arbeitet ziemlich schnell auf eigene Faust, sobald er seine Kontaktperson zum Dienst, Kate, sich selbst überlassen hat. Er klappert zuerst sämtliche Verwandten des ehemaigen Kumpels ab, wird mal erkannt, oft auch nicht und erhält erwartungsgemäß keine Informationen. Bis dann die Schwiegermutter von McCann einen Vorschlag macht: Er klärt den Tod einer ihrer Töchter auf und sie erzählt ihm den Aufenthaltsort von McCann. Also macht er sich an die Arbeit. Verzwickte Sache: Die Frau lag tot in einem Raum, der rundum perfekt abgeschlossen war. Man fand sie am Boden mit einer zerbrochenen Glühbirne in der Hand. Anscheindend wollte sie im diffusen Licht der Straßenlaterne eine kaputte Birne auswechelsn und ist dazu auf den Tisch gestiegen, gestrauchelt und hat sich beim Sturz das Genick gebrochen. Sofort hieß es Unfall, nur der Gerichtsmediziner äußerte Zweifel, aber die wurden verworfen. Duffy beginnt dennoch zu ermitteln, befragt die Personen, die die Tote zuletzt gesehen hatten, arbeitet sich durch die Unterlagen und wird dabei immer gerne vom MI5 dran erinnert, dass er jetzt gefälligst McCann zu suchen habe. Und im Irland während der Achtziger geht es auch nicht ohne Anschläge ab. Die IRA startet eine Offensive, die viele Menschen in Polizeirevieren das Leben kostet, aber Duffy kommt relativ ungeschoren davon und kann weiter an seinen indirekt zusammenhängenden Fällen ermitteln.

Wie schon in den vorigen Stories um Sean Duffy und das Irland in den 80-er Jahren, wirkt es irgendwie seltsam, in einem Land zu existieren, wo man tagtäglich der Gefahr ausgfesetzt ist, vor jedem Einsteigen in den Wagen dessen Unterboden überprüfen muss, ob da nicht eine Bombe angebracht ist. Ein Land, in dem Grenzen mitten durch Straßen (langswärts) gehen, sogar Gehöfte getrennt sind, Häuser mitten auf den neuen Grenzen stehen und die Menschen in ständiger Todesangst leben, sich aber ihren religiösen Vorurteilen und dem Hass immer wieder gerne hingeben. Junge Bengel ohne perspektive randalieren nur zu gerne und tarnen es mit dem Mäntelchen des Glaubens, der Kampfes gegen die britischen Besatzer. Und nach jenem unsäglichen Bloody Sunday 1972, als britische Soldaten auf unbewaffnete Demonstranten schossen und 14 davon töteten, ist keiner zu einem Frieden bereit. Die düstere Atmosphäre, die sich seit "Der katholische Bulle" ständig durch die bedrückenden Erlebnisse des Protaginisten zieht, wird auch hier wieder deutlich. Graue Wolken über einem zerrütteten Land, Misstrauen allerorten, und Geheimnisse, die man besser nicht lüften sollte. Dazu eine verschachtelte Story, die zum einen Teil das spannende und seit Edgar Allen Poe gerne genutzte "abgeschlossener Raum Mysterium" für einen relativ normalen, aber nichtsdestotrotz nahezu perfekten Krimirahmen benutzt und dazu einen Politthriller kreiert, wie er nur in Irland stattfinden konnte. Wer sich schon etwas mit den Zuständen im damaligen Irland befasst hat und zudem noch die ersten beiden Bücher um Sean Duffy ("Der katholische Bulle" und ""Die Sirenen von Belfast") gelesen hat, ist einem Neuleser gegenüber klar im Vorteil. Spannendes Highlight in der Krimilandschaft, die vor derartig guten Autoren ja nicht gerade wimmelt. Und ohne ein paar kleine Anspielungen auf "Dia de los Muertos" ("Tag der Toten" und erinnert selbstverständlich an Mexiko und seine Kartelle - zuvor erst gelesen in "Das Kartell" von Don Winslow oder "Tag des Zorns" von Willaim R. Forstchen in Verbindung mit der "Operation Fast and Furious"), die Princess of Wales und ihr Privatleben und auch Bezug zu den britischen Rückzügen aus den ehemaligen Kolonien ihres Weltreiches wie Indien, was in der Anmerkung von McCann zum dämlichen Ben Kingsley (spielte Gandhi kurz zuvor in dem gleichnamigen Film von Sir Richard Attenborough, der damals aber noch kein Sir war, ebensowenig wie Kingsley selbst) mündet. Ja, "Die verlorenen Schwestern" hat auch Humor zu bieten. Eher trocken und keine platten Brüller, nicht brachial. Insgesamt eine äußerst lesenwerte Lektüre, die perfekte Unterhaltung im Spannungsbereich bietet, klar, deutlich, hart und manchmal brutal. In Religionskriegen wird selten Rücksicht genommen. Und ein weiteres Abenteuer mit Sean Duffy ist zumindest für den englischsprachigen Markt schon fertiggestellt. Braucht es also nur noch zu uns zu gelangen und übersetzt zu werden. Rund 375 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Juni 2015, 15:15:41
(http://4.bp.blogspot.com/-_f-tpB8KyMw/VXlrbi-DLMI/AAAAAAAARo4/sHoAn3tH4Pg/s320/geil%2Bauf%2Bsex%2Bund%2Btod.jpg)

Shane McKenzie. Der fette Gary ist ein Loser, den sogar die Nerds mobben. Eines Tages, während er frisch vermöbelt und mal wieder wichsend im Wald hockt, begegnet er einem seltsamen Mädchen. Sie nennt ihn Meister und verspricht ihm das, was er sich am meisten wünscht: Sex und brutale Rache. Für Gary klingt das wie der perfekte Deal. Doch der Haken? Sie ist eine Kreatur aus einer fremden Welt, die sich von Sex und Gewalt ernährt - und der Fressling wird niemals satt.

Gary arbeitet in einem Comicladen und ist ein etwa 30-jähriger Mann, der viel seiner Arbeitszeit auf dem Klo des Shops verbringt und sich an den Tussen in den Heftchen aufgeilt und dabei kräftig die Flappe rubbelt. Gary ist fett, von Hygiene hat er noch nie gehört und selbst die Außenseiterkids, die kurz vor ihrem Schulabschluss stehen, machen es sich zum Hobby einen Kerl zu verarschen, der noch weniger Wert ist als sie selbst. Zu Hause hat er es auch nicht leicht, wird er doch vom Freund seiner Mutter bestenfalls nur verachtet. Immer wenn er solche Auseinandersetzungen leid ist, verzeiht er sich in den Wald und schaltet über einem Comic sein Liebesleben auf Handbetrieb. Nebenbei gibt er sich Rachephantasien hin. Und eines schönen Tages krabbelt neben ihm ein fettes Mädchen aus der Erde und verschlingt in der Luft hängende Wolken. Sie nennt ihn ihren Meister und er soll so viel Sex bekommen, wie er will. Es ist eine Sache auf Gegenseitigkeit. Er kann endlich mal rammeln, während sie sich von den Ausdünstungen, die in die Luft geraten ernährt. Alles läuft wunderbar, bis er feststellt, dass der Appetit der Blage unersättlich ist, nicht nur er bekommt seinen Stengel weggesteckt, bald gibt es in der Stadt wilden Rudelfick. Seine Quälgeister staunen, sein einziger Kumpel Clay will auch. Als Gary eines Tages Dresche vom Freund seiner Mutter, Chester, bezieht und sich blutend in den Wald verdrückt, kraucht eine weitere Blage aus dem Untergrund. Es ist der Bruder des Mädchens und er ernährt sich von Gewalt - auf dieselbe Weise wie seine Schwester mit dme Sex. Und es dauert wiederum nicht lange, bis Gary nicht nur seine gewalttätigen Träume umsetzen kann, sondern sich die ganze Stadt wie wild aufeinander stürzt und in einem unbändigen Hass fickt und tötet - nicht unbedingt in der Reihenfolge. Das wird sogar Gary zuviel. Doch was soll er tun.

Die Hauptfigur ist ein richtiger Loser, aber das Mitleid mit ihm hält sich in Grenzen, was eigentlich für alle auftauchenden Charaktere gilt. Seien es die anderen Nerds oder die Erwachsenen. Beim Lesen der Story hatte ich auch immer das Gefühl, dass das Umfeld eher in einen dieser Wohnwagen-Parks mit hohem Alkohol- und Drogenkonsum gepasst hätte. Alles irgendwie schmuddelig und versifft, voll im Griff der Bildungs- und Arbeitsplatzmisere. Clay konnte anfangs ein paar wenige Sympathiepunkte sammeln, passt sich aber später dem allgemeinen Tenor an. Schon zu Beginn wird es gleich unappetitlich und später kommen einige blutrünstige Gewaltorgien hinzu, aber dennoch konnte das Buch kein wirkliches Interesse wecken, keine wahrliche Spannung generieren. Sicher ist der Stil dazu geeignet, schnell und zügig durch die Geschichte zu rasen, aber es wirkt irgendwie wie Fast Food: Satt wird man nicht. Die Charaktere gehen einem irgendwie am Arsch vorbei, das meiste Geschehen wirkt irgendwie wie kurz mal beleuchtet, hier mal ein Bild, dort mal eine Szene, bis auf wenige Ausnahmen meist so, als hätte man aus der Ferne einen Blick auf das Chaos geworfen und wieder weggeblendet. Einige vermeintlich gute Ideen wurden schnell abgewürgt und nur kurz beleuchtet, andere waren nicht sehr packend. Sicher war das Büchlein nicht so gedacht, aber eine anfängliche Studie über das Innenleben eines oder mehrerer Loser in einer von der Welt vergessenen Kleinstadt in der Mitte der USA, die in einer Orgie aus Sex und Gewalt (Eine kräftige Portion Tim Curran und Edward Lee, dazu eine Art Kleinkaff-"Battle Royal") münden, wäre bei mir viellecht besser angekommen. Das hier war irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch.Für die Extrem-Reihe hat es bei mir nur zum Urteil Mittelmaß gereicht, aber hey, es ist wie immer nur eine Einzelmeinung eines Hobby-Rezensenten. Was hab ich für ne Ahnung von Literatur? Rund 190 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Juni 2015, 15:08:40
(http://1.bp.blogspot.com/-u0FgOCFzHI8/VXwQr36hpsI/AAAAAAAARrI/baItWCjd9aY/s320/blutgeil.jpg)

Bryan Smith. Ein Tornado der Gewalt! Roxie, die berüchtigte Serienmörderin Missy Wallace, ist wieder da. Sie will nur eines: blutige Rache. Sie inszeniert ihren Amoklauf als Spiel, in dem jeder Spieler ein unkontrollierbarer psychopathischer Killer ist. Doch Roxie spielt nie fair, und sie kann auch nicht verlieren.

Rob kommt nach vier Jahren aus dem Knast. Keine Perspektive, keinen Plan, was er nun mit sich anfangen soll. Also schlüpft er bei Jane unter, die im während seiner Zeit im Bau ständig geschrieben hat. Womit er garantiert nicht rechnete, war, dass Jane schwer gestört ist. Sie zwingt ihm ihren Willen auf, misshandelt ihn, hält sich den Mann wie einen Sklaven. Irgendwann hat er genug und haut ab, verfolgt von Jane. Und es gibt weiteren Zulauf auf der Straße. Da ist Chuck Kirby, der die Ereignisse von Myrtel Beach nicht verwunden hat und sich dem Suff ergibt, bis er eines Tages zu Emily torkelt und dort in ein Martyrium erleiden muss, mit dem niemand auch nur gerechnet hat. Irgendwann amputiert ihm Emily beide Füße und lässt ihn im Keller langsam vor sich hin vegetieren. Er erhält gerade so das Nötigste, das er zum Überleben braucht. Und dann ist da noch Julie, die sich die Zeit mit dem Anschauen von Snuff-Videos vertreibt, bis der Anruf von Roxie kommt. Sie führt alle wieder zusammen, damit sie an einem Spiel teilnehmen, das ein verrückter texanischer Milliardär veranstaltet. Sie sollen drei Teams bilden, die jeweils einen Beobachter an ihrer Seite haben und für eine perverse Internetgemeinde, die nach den Mordaufgaben abstimmen wird, wer den endgültigen Preis gewonnen hat. Ein Leben in Saus und Braus bis an ihr Daseinsende. Die Sache startet mit einigen blutigen Gemetzeln, doch als Roxie feststellt, dass sie und ihr Team abgeschlagen den letzten Platz belegen, sinnt sie auf Rache. Verlieren ist nicht ihr Ding.

"Blutgeil" ist die Fortsetzung von "Todesgeil" und führt die Überlebenden Protagonisten aus dem ersten Buch wieder zusammen. Nach etlichen unappetitlichen Szenarien, die dazu dienen, das Streben der Figuren in der Zeit nach Myrtel Beach zu skizzieren und auf den eigentlichen Part des Buches vorzubereiten, wird das Tempo angezogen, die Brutalität und Menschenverachtung auf eine höhere Stufe gehoben. Was nach einem Spur Gesellschaftskritik aussieht, ist dann letztendlich ein ultraderbes Konstrukt, das kaum eine Perversität auslässt. Nicht ganz so explizit wie Edward Lee, aber auch ohne dessen Eigenschaft, die Storys nicht mit völligem Ernst zu tränken. Rücksichtslose Folterszenen wechseln mit erbarmungslosen Morden in einem Burger-Laden im Stile eines Amoklaufes oder dem Zerstückeln eines hilfsbereiten Sozialarbeiters. Der Ekelfaktor ist mancherorts schon recht ausgiebig vorhanden. Figuren zum Mitfiebern bietet auch Bryan Smith nicht an, dazu sind alle zu durchgeknallt und abartig veranlagt und so manch kurzer Anflug von Gewissensbissen wird schnell unterdrückt, die immer vorhandene Freude am Töten behält bei allen die Oberhand. Und das ist dann auch das, was den Leser nach gut einem Drittel des Buches erwartet. Blutrünstigste Szenen, niederträchtigste Folter, Charaktere, die absolut reif für die Klapse oder den Staatsgrill sind völlig ungeeignet für den Massenmarkt. Als Beispiel nehme man die Szene mit dem Beinstumpf. Kompromisslose, schnelle und manchmal überharte Lektüre über eine Gruppe Psychos und deren Mordlust, einen durchgeknallten Milliardär und außerordentlich viel Blutvergießen in allen möglichen Formen mit hin und wieder durchdringendem Ekelfakor. Nachdem mir die Extrem-Geschichte von Shane McKenzie nicht so sehr zusagte, gefiel mir "Blutgeil" doch recht gut und kann für Freunde von "Todesgeil" oder des Genres und vielleicht des Film "Natural born killers"durchaus empfohlen werden.
Oder wie es im Film "Die Warriors" hieß: "Kommt raus und spielt".
377 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Juni 2015, 12:34:01
(http://1.bp.blogspot.com/-8mBlV74CBaY/VX088MVFymI/AAAAAAAARsE/eqiKnz7tXqg/s320/shaftdrogen.jpeg)

Ernest Tidyman. In seinem ersten Fall begibt sich Shaft auf die suche nach der verschwundenen Tochter eines Gangsterbosses. Ist sie untergetaucht oder haben Entführer die Hände im Spiel? Ein Machtkampf in der Unterwelt entbrennt. Zwischen Dorgenhandel, Rassenkonflikt und Revierkämpfen der Mafia gerät Shaft immer tiefer in einen gefährlichen Strudel.

Als Shaft am frühen Morgen aus dem Bett einer Schnepfe sich zu Fuss Richtung eigenes Büro aufmacht, spürt er ein gewisses Kribbeln im Genick. Wird er verfolgt? Er geht weiter zu einem Cafe und wartet dort. Bald er fährt er über einen Informanten, dass Typen nach ihm gefragt haben.  Keiner weiß, was das Figuren sind, aber so wie die auftraten wohl keine Bullen. Das Spielchen geht also weiter und als Shaft zu dem Gebäude kommt, in dem er sein Büro hat, bemerkt er schnell die beiden Dilettanten, die ihm auflauern. Ratzfatz hat er beide Kerle überwältigt und schleift sie an den Haaren in sein Büro. Während einer noch groggy ist, klimpert der andere schon mit den Augendeckeln. Also wird der zuerst befragt. Antworten gibt es keine. Da muss man als Detektiv dann schon mal zu besonderen Maßnahmen greifen und wirft den Bewusstlosen halt mal aus dem Fenster im zwanzigsten Stockwerk. Funktioniert - die Antworten kommen zügig. Später wird Shaft Lieutenant Anderozzi doch noch überrascht - es waren auch Bullen, die nach ihm gesucht haben. Aber nur, weil die herausbekamen, dass jemand nach Shaft sucht und nun wissen wollen, was los ist. Erfahren sie von ihm natürlich nicht. Dafür schafft es der Boss der beiden Trottel aus seinem Büro endlich über seinen breiten Schatten zu springen und selbst ins Büro des Detektivs zu kommen. Shaft soll dessen Tochter suchen, die, nachdem sie erfahren hat, dass ihr Daddy ein Gangster ist, mal so richtig auf Tour ging, um es ihm zu zeigen, dass sie ebenso daneben sein kann wie er. Und das trieb sie vier Jahre lang. Dann ist sie einfach verschwunden. Shaft fragt sich durch die Kette an Verdächtigen, findet den militanten Aktivisten Ben Buford und seine Truppe und fragt sich, ob der mit der Sache zu tun hat. Doch lange dauert die Unterhaltung nicht, denn sie werden angegriffen und einige von Bufords Männern überleben die Sache nicht. Shaft kann den Typen aber retten und schleift ihn zu seinem Auftraggeber. Gangsterboss und Aktivist kommen nicht gerade gut miteinander aus, sehen aber die Notwendigkeit, in diesem Fall zusammenzustehen. Kurze Zeit später meldet sich einer der Entführer und will sich mit Shaft treffen, um die Bedingungen für die Rückgabe der Kleinen auszuhandeln. Leider funktioniert das so überhaupt nicht und die ganze Angelegenheit stellt sich als verzwickter dar als erwartet.

"Shaft" aus dem Jahre 1970 atmet noch die Atmosphäre der damaligen Zeit. Das Lebensgefühl mit all seinen Vorteilen und Nachteilen. Der Times Square ist noch versifft, aber nicht dem großen Geld des Kommerz preisgegeben. Political Correctness mit ihren hohlen Worthülsen noch weit entfernt, man sagt noch, was man denkt. Vietnam, Rassenunruhen und Misstrauen beherrschen noch das Denken der Menschen. Und in diesem heimeligen Ambiente ermittelt der schwarze Detektiv John Shaft, der es durch seinen Einsatz in Vietnam und seine eigene unrühmliche Vergangenheit als Pflegekind und Kleinganove dann doch zu einem respektablen Kerl geschafft hat. Shaft ist ein Frauenverwerter und knallharter Hund. Babes können ihm nicht widerstehen und Typen, die ihm quer kommen, macht er platt. Er steht im Rassenkonflikt auf keiner Seite - Shaft jagt nur die Bösen, egal ob schwarz oder weiß. In der Wahl seiner Mittel ist er nicht zimperlich, wie der Flug durchs Fenster oder der Headshot für einen Mafiso beweisen. Ernest Tidyman hat als weißer Schriftsteller die (kurzlebige) Blaxpoitation-Welle ausgelöst, die mit dem Film "Shaft" 1971 begann und 1975 nach rund 200 schon wieder (bis auf wenige spätere Ausnahmen) zu Ende war. Melvin van Peebles wollte diesen Ruhm zwar durch eigene Theorien für sich beanspruchen, wurde aber widerlegt. Zudem hat er mit seiner Kritik gewartet, bis der Schriftsteller im Jahr 1986 verstorben war. Nicht die nette Art. Ein Remake des Films mit Samuel L. Jackson aus dem Jahre 2000 scheiterte meines Erachtens auch daran, dass sich die Zeiten (nicht unbedingt immer zum Besseren) gewandelt haben und der Darsteller auch nie an die Klasse eines Richard Roundtree, der hier einen Kurzauftritt hatte, herankam.  Die vorliegende Ausgabe ist eine ungekürzte Neuübersetzung (wie auch die folgendenweiteren sechs Romane) und nicht glattgebügelt durch eine Zensur (heute auch Political Correctness genannt), die glaubt, am Besten zu wissen, was für das Volk und den Konsumenten gut ist (haben schon andere gemacht und sich damit den Weg zur Diktatur geebnet), sodass auch die "Feinheiten" von Tidymans Stil so richtig zum Tragen kommen. Perlen wie "Sein Körper wurde von Kugeln nur so perforiert, dass es aussah wie ein Unfall im Papierwerk" sind da kein Einzelfall. Sein "Shaft" ist eine Art schwarzer James Bond, der noch völlig frei von solch hehren Idealen wie Feminismus oder sonstigen "Errungenschaften" der heutigen Gesellschaft ist. Frauen fürs Bett, Kugeln für die Typen, coole Machosprüche und harte Auseinandersetzungen prägen das Bild des Detektivs in den Romanen von Ernest Tidyman. Sein Protagonist ist nicht ohne Fehler, pflegt seine Vorurteile, steht aber auch zu ihnen. Ein kompromissloser, kalter Hundesohn, mit einer großen Portion (un-)gesunder Härte und durchs Leben geprägte Aggressivität. Trotz einer relativ kleinen Durststrecke, die sich mittig einschleicht, ein flotter, gut zu lesender Thriller aus einer anderen Zeit, der ordentlich Drive hat und perfekt unterhält.Knallharte Testosteronlektüre mit trockenem Humor. Hardboiled Black. Rund 215 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Juni 2015, 13:13:13
(http://2.bp.blogspot.com/-0GomrapetsU/VX6ZR5YhdgI/AAAAAAAARtE/vouTZP4PpIA/s320/sahftunddiesieben.jpg)

Ernest Tidyman. In seinem zweiten Fall soll Shaft eine Reihe von Auftragsmorden aufklären, mit der die New Yorker Diamantenbranche aufgemischt wird. Als die sieben Rabbiner ihm den Auftrag erteilen, ahnt Shaft noch nicht, dass er gefährliche Mitspieler hat - einen gerissenen Diamantenhändler, den israelischen Geheimdienst und eine mysteriöse, schöne Fremde.

Shaft steht starr wie eine Salzsäule vor seinem umdekorierten Büro, das aussieht wie die Horrorphantasie eines Schwulenpärchens. Zu verdanken hat er das einer Bettbekanntschaft, die er bei einer Veranstaltung abgeschleppt hat - oder auch sie ihn. Die Blonde mit dem schlechten Geschmack. Ansonsten war es aber eine feines Abenteuer. In seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch sitzend, sinniert er, wie er dieses Grauen entsorgen kann, als sein Büro plötzlich von sieben Rabbinern ohne Schneewittchen okkupiert wird. Sie wollen, dass er die seltsamen Vorgänge im Diamantenhandel untersucht, die seit einiger Zeit für noch mehr Falten in den Rabbinergesichtern sorgen. Zuerst will Shaft nicht, auch weil die Kappenträger nicht so richtig mit der Sprache raus wollen, aber ein Salär von rund 570.000 Dollar bringt ihn sozusagen zur Vernunft. In Israel macht sich Professor namens Avrim Herzel gegen den Willen seiner Tochter und auch gewisser Kreise im Land auf den Weg in die USA. Dabei wird er dann von Ben Fischer und seinen vier Hitmen verfolgt, aber auch von seiner Tochter Cara. Beide Parteien verlieren ihn aus den Augen. Als er sich mit dem Diamantenhändler Morris Blackburn trifft, hat sein Stündlein geschlagen - die Informationen von Herzel sind für Blackburn zu wertvoll, um sie mit jemandem zu teilen. Und Shaft? Hat sich gerade erst als Putzhilfe bei Blackburn einstellen lassen und wird von dessen schwulem Geschäftsführer David Alexander ständig angemacht. Absolut keine Option für Shaft. Dafür findet er heraus, dass eine andere Putzkraft schon seit Jahren an einem Plan feilt, den Schuppen auszurauben und dass die Tochter von Herzel gerade erschöpft im Ladenbereich zusammengebrochen ist. Man befiehlt ihm, sie in ein Taxi zu setzen. Tut er aber nicht und geht mit ihr etwas essen. Auf dem Weg bemerkt er, dass sie verfolgt werden und erledigt sie mit einigen Schlägen. Von Cara erfährt er dann, dass es um eine wichtige Formel ihres Vaters geht und ihre Verfolger vom israelischen Geheimdienst sind. Während sich die Spuren bald alle zu einer einzigen verdichten, wird es für den Ermittler langsam brenzlig.

"Shaft und die sieben Rabbiner" war eigentlich als Vorlage für einen vierten Film um "Shaft" vorgesehen (Der dritte, "Shaft in Afrika", beruhte nicht auf einem Buch von Tidyman), wurde dann aber von MGM gecancelt. Ganz schnell werden in dem Buch deutliche Vorurteile gegen Juden und ihre Krämerseelen sowie Schwule zelebriert, kein Sinn für Gleichbehandlung in den Büchern von Ernest Tidyman aus den frühen 70-er Jahren. Leider wird auch für längere Zeit mit Actionsequenzen gegeizt. Da lebt das Buch von coolen Zeilen wie "Nicht nur sauber, sondern rein, macht das liebe Negerlein". Der Protagonist hat in seinem vorübergehenden Job als Putzhilfe erstmals wirklich erleben müssen, wie der Rassismus tatsächlich funktioniert. Da ist er gegen solche Gedanken nicht gefeit. Und Shaft macht seinem Ruf alle Ehre. Er ist unbequem, eckt an, ist bockig bis schwierig und auch sein weißer Gegenpart, Lieutenent Anderozzi, kann ihn nur schwer einschätzen und kontrollieren. Muss man sich während der ersten 50-60 Seiten noch an die vielen Figuren und Parteien gewöhnen, macht die Story danach von Seite zu Seite mehr Spaß, klopft Shaft auf Finger (Und andere Stellen des Körpers), lässt er sich auch die Mamsel in distress nicht entgehen und gerät alsbald in ein Feuerwerk, mit er nicht gerechnet hatte. Das Tempo zieht an, das Buch wird kraftvoll, spannend und etwas komplexer als der Vorgänger. Die Romane um "Shaft" sind zwar keine Kandidaten für den Literaturnobelpreis, aber als sehr unterhaltsame Feierabendlektüre genau die richtige Wahl. 210 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Juni 2015, 14:04:27
(http://1.bp.blogspot.com/-N9htSKTg05E/VX_1yp14C8I/AAAAAAAARuM/rb2pkj-yY6w/s1600/shaftbeimkongress.jpg)

Ernest Tidyman. In seinem dritten Fall macht sich Shaft auf die Suche nach den Mördern seines Freundes Cal Asby. Dabei erfährt er, dass sein sauberer Freund in Wirklichkeit ein wichtiger Mann im illegalen Lotteriegeschäft war. Hat er Gelder der Mafia unterschlagen? Und wo ist das Geld jetzt? Es kommt zum großen Showdown auf dem Friedhof.

Während Shaft aus einem Karibik-Urlauvb zurückkehjrt und sich erst wieder an die New Yorker Kälte gewöhnen muss und nicht so richtig in gute Stimmung kommt, versucht sein Kumpel aus Vietnam, Cal, ihn telefonisch zu erreichen. Vergeblich, denn der Detektiv sitzt noch bibbernd im Taxi. Deshalb macht sich Cal auf und versteckt 500.000 Dollar in einem Sarg seines Bestattungsunternehmens. Danach klingelt er wieder bei Shaft Sturm und kan den endlich erreichen. Sofort teilt er ihm mit, dass er Shaft einen Scheck über 5.000 Dollar geschickt habe und der nun für ihn arbeite. Also lässt sich Shaft eher miesepetrig von einem Taxi zu der bleibe von Cal kutschieren, steigt aus und wird nach wenigen Metern von der Druckwelle einer Explosion wie ein Blatt durch den Wind geschleudert. Als er wieder zu sich kommt, sieht er das hässliche Gesicht von Lt. Anderozzi vor sich, dem der Fall zugeteilt wurde und der liebend gerne Informationen hätte, die Shaft ausnahmsweise man wirklich nicht bieten kann. Nach der Beerdigung bringt Shaft die Witwe mit etwas schlechtem Gewissen ob seiner Gedanken, wie er ihr am besten Trost spenden könnte, nach Hause. Bei ihnen ist auch Kelly, ein Geschäftspartner von Cal. Sie finden das Haus offen und durchwühlt vor, die beiden Jungganoven, die eingestiegen sind, befinden sich noch im Haus und Shaft kann einen von ihnen stellen. Bei der daraus reusltierenden Keilerei kommt ihm dieser Kelly in die Quere und der Scheißkerl von Einbrecher kann abhauen. Andernorts hat der im Rollstuhl sitzende Sharrett sich für einen verwegenen Plan die beiden Gangster Knocks Persons (siehe das erste Buch zu "Shaft") und Gus Mascalo ins Haus geholt, um die Vorgehensweise zu besprechen. Mascalo wettert gegen Persons, wird aber von Sharrett in die Schranken gewiesen. Soll er selbst doch erst einmal Geld beschaffen, um sich einzukaufen. Persons habe damit jedenfalls keine Probleme. Die drei wollen die Reviere in der Stadt unter sich neu aufteilen. Mascalo braucht unbedingt Geld und da kommen ihm die 500.000 Dollar, die Cal aus dem Lotteriegeschäft abgeschöpft hat, gerade recht. Nur finden muss er sie erst noch. Also schickt er zwei seiner Handlanger zur Witwe, die gerade von Shaft befragt wird. Danach stehen zwei Mann mehr auf der Abschussliste von Shaft. Aber er weiß noch immer nicht wirklich, was hier überhaupt vor sich geht.

"Shaft auf dem Kongress der Totengräber" war die Vorlage für den zweiten Film um den potenten schwarzen Detektiv aus New York und dem man mit dem deutschen Titel "Liebesgrüße aus Pistolen" die zweifelhafte Ehre erwies, ihn zumindest hier als schwarzen Bond etablieren zu wollen. "Shaft" ist mittlerweile Kult, nie wieder erreicht, obwohl oft versucht. Im vorliegenden Buch ist das New York zu Zeiten des Helden nicht nur in den berüchtigten Gegenden ein Hort des Verbrechens, sondern auch in den weitaus mehr geschätzten Stadtteilen wie Brooklyn. Die Titelfigur kommt hier ziemlich überhöht gezeichnet daher, schwarz, tough, unschlagbar und mit Erfolg bei Frauen jeder Hautfarbe. Seine Künste werden als legendär eingestuft. Für den Humor sind dann solche Stilblüten wie "Urlaub ist was für Spießer, dachte er. Es gab, außer Rumsitzen, nur drei weitere Aktivitäten, die ihn dermaßen schlapp machten: Rauchen, Saufen und Bumsen. Die Arbeit kam ihm bei so was nie dazwischen." zuständig. Neben dem einen oder anderen Witzchen, geht es sehr flott zur Sache, wobei Shaft lange hinter der Musik herläuft, bis er endlich spannt, was abgeht. Hartgesottener Detektiv arbeitet sich durch eine von Tempo, Action und Humor geprägte Geschichte, die sich jetzt vom Plot her nicht gerade mit Originalität bekleckert hat, dafür aber einen Protagonisten bietet, der das eigentliche Zentrum des Romans bildet. Alles, wirklich alles ist nur auf den Mann ausgelegt, der zwischen den Rassen, den Vorurteilen, den Verbrechern und der Polizeiimmer irgendwo in der Grauzone aktiv wird und auch ohne Gnade zu richten weiß. Shaft ist keiner dieser Mainstream-Typen, wie sie in den meisten derzeitigen Thrillern, ob nun TV oder Kino und Buch, vorkommen, sondern ein unangepasster, Schwanz-gesteuerter, harter Hund mit Hang zur Gewalt und Abneigung zur Emanzipation. Handlung und Buch sind recht kurz und mit ihrer Rasanz verleiten sie einfach zum Weiterlesen. Kann auch nach dem dritten Buch die Reihe nur empfehlen. 180 Seiten plus 10 Seiten Nachwort.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Juni 2015, 19:14:31
(http://3.bp.blogspot.com/-wL_chWOsIn0/VYA97Pehr5I/AAAAAAAARvA/SeUKcR_TK80/s320/shaftmordkomplott.jpg)

Ernest Tidyman. In seinem vierten Fall bekommt Shaft den Auftrag, den einflussreichen schwarzen Senator Stovall zu beschützen, während sein Freund Ben Burford in Verdacht gerät, der Drahtzieher beim brutalen Überfall auf ein Hotel zu sein, bei dem 500.000 Dollar gestohlen worden sind. Wer hat den Raub durchgezogen? Und wo ist die Kohle jetzt?

Shaft erledigt erst einen kleinen Auftrag für seine Putzhilfe, die seine Wohnung viel zu ordentlich herrichtet, dass er sie kaum wiedererkennt (Die Wohnung, nicht die Putze), blockt dann aber ein Hilferesuchen von Anderozzi ob. Dass er sich für diesen unfreundschaftlichen Anfall einige derbe Sprüche anhören muss, war ihm sofort klar. Zum Ausgleich für derart Ungemach hechelt er hinter der Journalistentusse Winifred her, die ein Interview von ihm wollte. Er hätte gerne noch intensiv weitergehechelt, aber Anderozzi gibt keine Ruhe und vermiest Shaft eine Rohrverlegung. Der mittlerweile zum Captain gewordene Cop mit direktem Draht zum Polizeipräsidenten will sich bei Shaft einen Rat oder auch mehr zu Ben buford, dem schwarzen Aktivisten (siehe auch Buch 1) holen, der angeblich einen Bruch plant, der über eine halbe Million Piepen bringen soll. Nur kann keiner den Kerl finden. Shaft gibt nach. Auch weil das intensiv-intime Interview aufgrund des Abgangs der schnuckeligen Winifred Shafts Triebhaftigkeit merklich abgekühlt hat. Zum Dank dafür, dass Shaft sich nach Buford umsehen will, erhält er den Tipp, dass der schwarze Senator Stovall noch einen Bodyguard sucht. Bevor er den Job antritt, muss er das für Anderozzi erledigen. Die Bullerei hatte eine zugegeben unsichere, weil drogensüchtige Zeugin in Gewahrsam, die gegen Kaution rausgeholt wurde. Die findet Shaft tot vor. Jetzt will er selbst auch Gerechtigkeit und sucht erst ihren Zuhälter auf, der sich dann völlig überraschend selbst tötet. Seltsam, seltsam findet Anderozzi, aber auch ein guter Dienst am Bürger. Da regen ihn die zwei toten Dealer, die früher die Zeugin mit Stoff versorgten schon gar nicht für erwähnenswert. Vermutlich auch kreativer Selbstmord. Dann erscheint Shaft bei dem Senator und ist beeindruckt. Für einen Politiker er in recht netter Kerl, womöglich sogar ein seltenes Exemplar der ehrlichen Politikers. Die muss man ja weltweit mit dem Teleskop suchen. Eines Abends schickt der Mann Shaft nach Hause und prompt schnappt eine vorbereitete Falle zu. Stovall wird von einer riesigen Cowboyschwuchtel bedrängt und verprügelt. Shaft fühlt sich irgendwie auch schuldig an dem Vorfall, weil er nicht da war. Cowboy-Tunte gesucht und gefunden und irgendwie kommt es wieder zu einer sehr kreativen Selbtstötung in der Gegenwart des Detektivs. Anscheinend hat der Cowboy sich derart schuldig gefühlt, dass er seine Knarre erst dazu benutzte, umn sich die Genitalien zu entfernen und dann ein Kissen schnappte, es sich vor die Brust hielt und dann mit der Knarre zwei Kugeln durchs Kissen in die Schwuchtelbrust zu jagen. Was keiner weiß - der Gay-Kongress, der gerade im Hotel des Senators stattfindet, wird als Tarnung für den Bruch genutzt, wegen dem man liebend gerne Ben Buford in die Griffel bekommen möchte.

Teil 4 der Detektiv-Potenz-Saga um John Shaft zeichnet sich durch eine Menge Humor aus. Da werden einige Register gezogen und viele der Sprüche zünden auch. (Kommt Shaft zurück in seine ehemals chaotische und jetzt gereinigte Wohnung und fragt sich: "Wo ist denn der Schiefe Turm von Pizza?"). Ganz nebenbei sind auch die Gewaltausbrüche durchaus menschenverachtend. Da wird ein Verfolger nicht nur KO geschlagen, da wird dann schon mal das Genick gebrochen, unschuldige müssen dran glauben und auch die Cops sind keine Kinder von Traurigkeit. All das in schier unglaublicher Kälte und Beiläufigkeit. Knallharte Erzählkunst, nicht unbedingt massenkompatibel. Auch deswegen, weil in diesen Büchern aus den 70-ern die Political Correctness noch nicht greift und noch niemand auf die Idee kam, die Übersetzungen anzupassen an diesen neuen, vom richtigen Weg abewichenen Zeitgeist (Wärs doch bloß ein Geist geblieben). Hier wimmelt es noch von Polacken, Kanaken, Bimbos, Niggern, Behinderten, Nutten usw. Dadurch wird aber auch die für Zartbesaitete wenig erquickliche Umgebung in der sich Shaft und seine Kollegen, Gegner und die Polizei bewegen müssen, besser beschrieben als es jede Schönfärberei via Wortgedrechsel könnte. Selbstjustiz ist noch ein amerikanisches Kulturgut und noch nicht von Politwaschlappen verwässert. Tidyman schreibt eigentlich oft recht unaufgeregt, nutzt auch den schon erwähnten Humor, um dann urplötzlich Gewalt und Aggressionen ausbrechen zu lassen. Und ja, wer heutzutage von den gleichförmigen TV-Serien, den kunst- und gefühlorientierten Polizeikommissaren und den Ermittlern, die den Dialog lieben in Buch und Film, die Schnauze voll hat, ist bei den Romanen um "Shaft" genau richtig. 190 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Juni 2015, 13:04:15
(http://1.bp.blogspot.com/-uAPmFlAtfao/VYE2MfB6znI/AAAAAAAARwI/IZ1fwIRtnz4/s320/shaftverlorenes%25C3%25B6hne.jpg)

Ernest Tidyman. In seinem fünften Fall wird Shaft von dem schwarzen Senator Stovall (siehe Band 4) um Hilfe gebeten, der als vielversprechender Kandidat für die Vizepräsidentschaft gilt und befürchtet, dass radikale Weiße seine Kinder entführen. Shaft ha wenig Lust, in London den Babysitter für zwei verwöhnte Kinder zu spielen. Kaum dort angekommen, geschieht ein Überfall.

Shaft wird vom Senator angeheuert, den er schon in "Shaft und das Mordkomplott" zu beschützen hatte. Da Senator Stovall in Washington mit seiner Partei am Wahlprogramm arbeitet und er befürchtet, dass jemand seine Söhne entführen könnte, um zu verhindern, dass ein Schwarzer Vizepräsident wird, will er diese nach London schicken - bewacht von Shaft. Der zeigt sich wenig begeistert, sagt aber dennoch zu. Noch am selben Tag wird Shaft von einem Typ beschattet. Er braucht nicht lange, um den Kerl zu bemerken, greift ihn sich und donnert ihm ordentlich eine vor den Latz. Pech für den Typ, dass er ne Steintreppe runterrasselt, was seinem Genick nun so gar nicht bekommt. Scheiße, mit einer unsanften Befragung ist es Essig. Von Vic Anderozzi gibt es eine kurze Ansprache zum Thema "Ich darf nicht jeden umlegen, bloß weil ich Shaft heiße, schwarz und wütend bin." und dann geht es ab nach London. Die beiden Blagen sind leicht aufmüpfig, aber händelbar. Dafür muss sich Shaft schon an einem der ersten Abende mit britischen Gangstern rumschlagen, was einer der Schufte nicht überlebt. Um die Kids auch wirklich dauern im Auge behalten zu können, lässt er sich bei der ungesicherten Schule als Kampfsportlehrer anheuern. Als er einem der Jungs aus viel zu behütetem Hause einige neue Wörter beibringt, taucht bald dessen Mutter auf, irgendeine Hochwohlgeborene, um sich bei der Schulleitung zu beschweren. Nach der Besprechung hat sie Shaft im Schlepptau, damit er tut, was sonst noch so gut kann. Leider werden während dieser intimen Besprechung die Söhne des Senators entführt. Jetzt ist Eile geboten. Zwar heißt es erst, dass Lösegeld gefordert wird, aber das ist nur ein Vorwand. Wahr ist, dass das amerikanische Redneck-Land tatschlich einen schwarzen Vizepräsidenten verhindern will. Die Spuren führen zu einigen Kleinganoven, die nach intensivem Gespräch Hinweise zu Großganoven geben.

Shaft in London. Culture clash. Keine Knarren - Scheißland. Fahren alle auf der falschen Straßenseite - Idiotenland. Parks, die man Tag und Nacht gefahrlos betreten kann - Pussyland. Niedrige Verbrechensrate - verweichlichte Gangster. Irgendwie haben mich solche Szenarien an "Brannigan" mit John Wayne erinnert, der hat London auch aufgemischt. Wenigstens die Weiber trotzen mit kürzesten Röcken dem miesen Wetter. Vielleicht kann man diese Scheißinsel ja doch ertragen. Shaft bringt es fertig innerhalb kürzester Zeit anzuecken, verblüfft Polizei, Hotelmanager und Schulleitung mit seinem trocken-frechen Vokabular, das bei denen eh Unverständnis auslöst. Shaft legt wieder seine handfeste Art an den Tag, wird ein weiteres Mal mit einer schnodderigen Sprache bedacht und alles kurz und knapp skizziert. Kein überflüssiges Wortgedrechsel. Die Wortwechsel sind erste Sahne, wenn Shaft Anderozzi erklärt, dass er für einen Kunden nach England muss und dieser dann fragt: " Und wen schicken die uns? Sherlock Holmes?". Hardboiled erster Klasse, ohne Seitenschinderei und daher auch nur rund 215 Seiten lang. Ein weiterer Page-Turner durch den man innerhalb weniger Stunden durchrast und nach mehr verlangt. Action, Coolness, Sprüche, harte Typen, tote Gangster und Frauen, die noch nicht von Steuersünderinnen verdorben wurden. Glücklicherweise hab ich noch zwei weitere Romane der Reihe vorliegen. Nachteil: es sind eben nur noch zwei. Ist ja jetzt nicht so, dass die Stories sonderlich komplex sind oder gar verzwickt mit ständigen Wendungen und Überraschungen, aber dafür flott und äußerst unterhaltsam. Actionspaß halt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Juni 2015, 13:35:24
(http://4.bp.blogspot.com/-XiDSh36tebc/VYKVW45ji2I/AAAAAAAARxY/OUssSCenxdw/s1600/shaftkarnevalkiller.jpg)

Ernest Tidyman. In seinem sechsten Fall macht Shaft Urlaub auf Jamaika, als er in eine Schlägerei verwickelt wird. Auf der Polizeiwache wird ihm ein Auftrag angeboten. Man befürchtet ein Attentat auf den Premierminister und Shaft soll die Attentäter frühzeitig finden, aber er hat wenig Lust auf den Job. Shaft ist mittendrin zwischen Giftspinnen und geheimnisvollen schönen Frauen.

Shaft liegt am Strand und döst vor sich hin. Nur Ruhe und Sonne. Dann hört er die Schreie einer Frau. Selbstverständlich weckt das sofort seine Sinne. Er sieht, wie eine Frau sich gegen zwei Anzugtypen wehrt, betrachtet sich ihre Figur eingehend - und döst weiter. Was geht es ihn an? Nichts, bis die Frau an ihm vorbeirennt und einer der Typen, die sie verfolgen den Picknickkorb mit Snacks und Bier umstößt. Da wird Shaft sauer und haut die Kerle aus den Anzügen. Gar keine gute Idee. Die stellen sich als Cops heraus und Shaft wird verhaftet. Um wieder aus der Zwangslage zu kommen, beugt er sich dem Wunsch der Polizeichefs, als Babysitter für den Premierminister einzuspringen, der anscheinend ermordet werden soll. Was Shaft nicht ahnt, ist, dass er in einem Vipernnest gelandet ist. Verschiedene politische Gruppen wollen Jamaika verändern, verhindern, dass es zu einem zweiten Kuba VOR Fidel wird oder dass es von den Amis abhängig ist. Bald glaubt Shaft, dass hier sein Revoluzzer-Freund-Feind Ben Burford blendend herpassen würde. Bald führt ihn sein Weg nach Kingston - und viel zu nahe an Pfeilgiftattacken, Molotowcocktails und fiese Killer. Selbst dort wird er von den Ordnungshütern verhaftet, haut aber ab und nimmt den Fall recht schnell persönlich. So springt man mit Shaft einfach nicht um.

Shaft ist ein unangepasster "Nigger", der sich in der Welt der Weißen, wie in der der Schwarzen als Detektiv behauptet. Er ist cool, hart und wütend. Ausgestattet mit einem lakonischen Humor und hohem Selbstwertgefühl geht er seine Fälle professionell an - bis mal wieder eine Frau dazwischenfunkt. Es grenzt schon an ein Wunder, dass er seinen Hosenstall für die gefährlichen Aufträge hin und wieder mal zubekommt. Tidyman lässt ihn in einer kurzen und knackigen Geschichte mit einer humorvollen Sprache ("Shaft ballerte einen Warnschuss in die Luft. Hörte keine Sau - Scheiß-Schalldämpfer.") Urlaubsabenteuer auf einer Insel voller Intrigen Mordbuben erleben. Ehrlich gesagt, überwiegen hier die Spaßmomente ("Shaft ging in die Kirche nur, wenn die Polente hinter ihm her war. Vorne rein und hinten raus.") über die doch recht dünne und dennoch leicht verworrene Story mit einer ziemlich billigen Auflösung. Hoher Trashfaktor trifft auf Witzeleien und eingestreute Gewaltausbrüche. Mir persönlich war das oftmals zuviel der Witzanteils, zu gewollt komisch, sodass Shaft manchmal wirkt wie einer, den es in jedem Kaff gibt - den Dorftrottel. Kann man jetzt als wunderbar selbstironisch loben oder eben doch nur als den schwächsten der bisher sechs Romane um den knallharten (Davon fehlt hier viel, wenn er sich als "fett" bezeichnen lassen muss und als Beifahrer einer Frau am Steuer angstschlotternd - okay, verrständlich wäre das, aber doch nicht Shaft - dasitzt - das ist nicht der Detektiv, das ist ne Karikatur.) Ermittler aus Harlem.Manches in dem Buch war mir dann doch zu absurd.185 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Juni 2015, 21:19:15
(http://2.bp.blogspot.com/-m8i0LPo1Lzg/VYL_plYeLgI/AAAAAAAARyY/0KO0vw4RYnk/s1600/shaftgeldw%25C3%25A4scher.jpg)

Ernest Tidyman. In seinem siebten Fall gerät Shaft in den schlimmsten Albtraum seines Lebens: Vor der Tür steht sein alter Freund Captain Anderozzi, mit dem Top-Geldwäscher der Mafia und einem Pappkarton voller Namen, so explosiv wie Dynamit. Als dann Anderozzi auch noch von einer Autobombe zerfetzt wird, muss er rennen. Doch so einer wie Shaft rennt nicht. So einer dreht sich um und kämpft.

Shaft sitzt gerade in seiner Wohnung und ist irgendwie nur auf seine Ruhe bedacht, als Captain Vic Anderozzi mit einem kleinen Kerl, der eine Kiste voller Unterlagen vor der Tür steht. Der lässt sich und den Kleinen gleich mal selbst rein und flegelt sich in einen Sessel. Dann teilt er Shaft mit, dass dieser auf die Unterlagen aufpassen soll, da diese voller Beweise gegen den Mob in New York seien. ZDF - Zahlen, Daten, Fakten - alles da. Doch er will den Kleinen, der sich als DER Geldwäscher der Mafia entpuppt, was auch erklärt, wie er an die vielen Belege kommt, getrennt von den Papieren in Sicherheit bringen. Shaft bleibt nichts anderes übrig als einzuwilligen. Aber erst, nachdem er so etwas wie einen halbherzigen "Fluchtversuch" über die Dächer gestartet hatte, der damit endet, dass er zwei bewaffneten Typen, die die Rückseite des Hauses bewachen, mit einer doppelläufigen Schrotflinte für immer die Nutzung der berühmten grauen Zellen erspart. Zurück in seiner Wohnung setzt ihn Anderozzi in Kenntnis, dass dieser jetzt zu seinem Wagen geht und den Zeugen in Sicherheit bringt. Kaum sind beide im Wagen und der Zündschlüssel umgedreht, explodiert die Karre. Shaft versteckt das Objekt der Begierde und macht sich davon. Ihm ist klar, dass er jetzt auf der Abschussliste des ob ganz oben steht. Aber er will auch seinen Freund rächen und entscheidet, dass Angriff die beste Verteidigung ist. Er versteckt sich in einem Hotel der unteren Preisklasse, nachdem er sich bei einem entfernt bekannten namens Ferdinand mit frischer Kleidung eingedeckt hat, und feilt an einem Plan, als ihm der Portier Willie unversehens zuhilfe kommt. Das Kerlchen hat doch tatsächlich die größte Waffensammlung, die Shaft je in privater Hand sehen durfte. Dazu ein Detektivdiplom, das er via Briefkunde erhielt und einen gewissen Gerechtigkeitssinn. Gemeinsam beginnen sie, die Itaker so nach und nach zu plätten. Hier ne Bazooka, da ne Handgranate, ein bisserl Feuer aus ner M16, ja sogar C4, Dynamit und Nitroglyzerin kommen zum Einsatz - und als größtes aller Späßchen werden die Clans gegeneinander ausgespielt. Wirklich vertraut haben die sich eh nie - und schon hat New York den schönsten aller Gangsterkriege seit ewigen Zeiten. Shaft und Willie mittendrin.

Dieser letzte Roman um den rohen Privatdetektiv mit dem weichen Herzen und Hang zu sämtlichen Frauen ist im Gegensatz zu den sechs Vorgängern noch nicht in Deutschland erschienen und daher selbstverständlich eine Erstausgabe auf dem Markt. Nach dem Tod seines Freundes ist Shaft erst einmal richtig betroffen, sinniert darüber nach, welche Freunde er überhaupt hat und auf wen er sich wirklich verlassen kann. Traurig, dass es nur sehr wenige davon gibt - und die will er nicht in Gefahr bringen und hält sich von ihnen fern. Bezeichnend, dass ihm dann ein völlig Fremder zur Hand geht - und irgendwie erwartungsgemäß der Sex in den Hintergrund tritt. Nicht völlig, es ist ja Shaft, aber eben doch eher dosiert eingesetzt ("Es kam ihm vor, als würde er die Staatsverschuldung ficken, nur war sie besser gebaut" sind seine Gedanken während einer Nummer mit der Ex des toten kleinen Ganoven, die nur auf Geld aus ist.). Dafür gibt es aber recht flott ordentlich KaWumm. Hier ein bisschen Folter, dort mal einige fette Explosionen und an nächster Stelle mal kurz ein Haus voller Mafiosi niedergebrannt und den Bestattungsunternehmern von New York City fette Beute verschafft. Eine knallharte und gnadenlose Rachemission, bei der kein Auge trocken bleibt, das Tempo ungemein hoch ist und die stakkatoartige, minimalistische Sprache mit gut gesetztem, staubtrockenem Humor, der nicht übertrieben wirkt, unterhaltsam und unaufhaltsam dem gewalttätigen Finale entgegengeht. Hohe Weihen der Fabulierkunst findet man hier nicht, Tiefgang dann doch eher bei nem Ozeandampfer und ausgefeilte Charakter (Ausnahme der Titelheld) lassen sich gar nicht erst sehen. Dafür aber ist dieser "Shaft" wieder ein Page Turner vor dem Herren, der den meines Erachtens nicht so richtig gelungenen oder nicht wirklich in die Reihe passenden sechsten Teil vergessen macht. Volle Punktzahl. Leider gibt es keine weiteren Bücher, was unter anderem auch daran liegt, dass Herr Tidyman 1984 verstorben ist. Aber er hat sich mit den Romanen um den Detektiv sein eigenes Hardboiled-Denkmal gesetzt. 225 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Juni 2015, 14:41:46
(http://4.bp.blogspot.com/-NtNWenKD3cE/VYPyGmTSfbI/AAAAAAAARzk/YWveUb1Ls88/s1600/Gregory-Mcdonald%252BGestehen-Sie-Fletch.jpg)

Gregory McDonald. Fletch kommt in eine ihm unbekannte Stadt, bezieht ein Hotelzimmer, findet eine tote Frau vor und ruft die Polizei. Die hält ihn für den Mörder, doch ein Geständnis für einen Mord legt er nicht ab. Nun muss er selbst auf die Suche nach dem Killer gehen.

Fletch hatte sein Hotel-Zimmer nur verlassen, um etwas zu essen in einem etwas weiter gelegenen Restaurant. Als er zurückkommt liegt eine tote Frau auf dem Wohnzimmerboden. Er bleibt ruhig und ruft sofort bei der Polizei an, wobei er aber nicht den Notruf wählt, da hier kein Notfall mehr vorliegt. Die Polizei kommt im Person von Flynn und Grover. Während Flynn die Fragen stellt, ist sein Begleiter mehr damit beschäftigt, diese sowie die Antworten zu notieren. Schon die Frage, wem das Zimmer eigentlich gehört, wirkt etwas ungewöhnlich auf die beiden Ordnungshüter. Das Arrangement, das Fletch hier ausbreitet, beinhaltet, dass er aus Italien hierher kam und das Zimmer von Bart Connors nutzen darf, während jeder in Italien weilt. Außerdem ist Fletch im Auftrag seiner Verlobten Angela unterwegs, die vermutet, dass ihre Stiefmutter Sylvia die Bilder aus dem Nachlass ihres verstorbenen Vaters vor der Testamentsvollstreckung hat stehlen lassen, um allein an die kostbaren Schätze zu kommen, da im Testament ansonsten eh nicht mehr viel übrig sein würde - die Familie ist pleite. Und genau das hat den Vater auch das Leben gekostet. Er wurde entführt und es wurden vier Millionen Lösegeld verlangt. Geld, das die Familie nicht hat. Seitdem ist der Vater verschwunden. Während Fletch also einer Spur der Bilder folgt, die zu einem Zwischenhändler führt, der mit einem Magnaten aus Texas verhandelt, muss sich Fletch auch noch darum kümmern, seine Unschuld zu beweisen. Von einer Nachbarin, die zwar nicht wirklich als glaubwürdige Zeugin ob ihres verstärkten Alkoholkonsums gelten kann, erfährt er, dass Connors nicht zu dem Zeitpunkt abreiste, den er angab, sondern erst Tage später und von der alkoholkonservierten Dame mit eben dieser Leiche gesehen wurde, die man dann im Apartment fand. Um sein Unglpück vollkommen zu machen, tauchen dann auch noch nacheinander erst Sylvia und dann Angela auf. Doch er konzentriert sich auf die Bildersuche, bastelt eine feine Falle, die den eigentlichen Dieb aus der Reserve locken soll und kann auch noch am unfreiwilligen Tod der Dame aus seinem Zimmer arbeiten.

Fletch ist eine andere Art Held als z. B. Shaft. Er ist gebildet, hat durch eine Erbschaft ein gewisses Vermögen zur Verfügung und liefert sich seine Wortgefechte auf eher charmante Art und subtiler als man es aus den meisten anderen Romanen kennt (Naja, von denen, die ich gelesen habe halt.). Gregory McDonald hat ihn mit Wortwitz ausgestattet, lässt ihn auch gerne in Situationen geraten, die grotesk anmuten und auch tatsächlich nicht in jedes gut durchgeplante Leben zu passen scheinen. Die Hauptfigur ist ein gerissener Charakter, schlagfertig und mit einer unnachahmlichen Intuition ausgestattet, die es ihm immer wieder möglich macht, selbst die unwahrscheinlichsten Situationen zu meistern, die ausgefeiltesten Pläne zu durchschauen und zumichte zu machen. Und unter dieser zivilierten Schale, die der Leser zuerst präsentiert bekommt, verbirgt sich ein echter Taktiker, ein Planer, der vorausschauend seine Pläne zur Not auch skrupellos umsetzt, was aber beileibe jetzt nicht Mord und Totschlag beinhaltet. Er benutzt halt die Menschen, die er zur Umsetzung seiner Gedankengänge benötigt, ohne sich Gedanken um die Auswirkungen zu machen, die das Ganze dann auf die Leute haben könnte. Er macht halt alles so, wie es ihm gerade in den Kram passt. Tiefenpsychologie darf man hier auch nicht erwarten, außer dass Fletch sich solchen Versuchen immer wieder geschickt entzieht und mit seine gut platzierten alternativen Wahrheiten ausweicht auf ruhigere Fahrwasser. Sicher werden Themen wie Reichtum und wie er die Wohlhabenden verdirbt, angesprochen und behandelt, doch nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern nur sanft in die Handlung eingewoben. Auch Fletch ist in dieser Hinsicht kein Kind von Traurigkeit und Gesetzestreue kommt ihm nur in den Sinn, wenn sie ihm nutzt. Zudem hat der Autor hier einige Andeutungen gemacht, die zum Ende hin nicht aufgelöst werden. Da wären Punkte aus Fletchs Biographie ebenso zu nennen, wie die Berufe der beiden Polizisten. Freche Lektüre um einen etwas anderen Helden in einem Fall, der sich völlig anders auflöst als erwartet. 220 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Juni 2015, 20:35:36
(http://1.bp.blogspot.com/-VD6tJrD-s0o/VYWLTgx0aBI/AAAAAAAAR4U/srSL3efgzwE/s320/miamiblueswilleford.jpg)

Charles Willeford. Frederick J. Frenger jun., gerade aus dem Knast entlassen, fliegt in Miami ein. Dort befördert er einen Hare Krishna ins Jenseits und lernt dessen Schwester Susan kennen, mit der er eine platonische Ehe der besonderen Art führt. Hoke Moseley vom Miami Police Department ist diese Beziehung und vor allem Freddy selbst nicht ganz geheuer. Es kommt zu einem Showdown zwischen dem unbekümmerten Psychopathen und dem hartnäckigen Cop. »Miami Blues« ist der erste Band einer in Miami angesiedelten vierteiligen Serie mit Detective Sergeant Hoke Moseley, einem Cop »mit schlecht sitzendem Gebiß, billigen Freizeitanzu¨gen, abgenudelter Kreditkarte und allzu freidenkerischen Auffassungen seines Berufs«. Der Roman wurde1990 mit Alec Baldwin verfilmt. Quelle: Amazon.

Junior kommt gerade aus Kalifornien. Dort hat er seine Zeit im Knast abgesessen und einen guten Ratschlag erhalten: Er soll aus dem Staat verschwinden und seine Dummheiten woanders machen, denn dort warte es ja seine erste Straftat und die "Three Strikes"-Regel würde von vorn beginnen oder er geht in einen Staat, wo sie gar nicht angewendet wird. Gute Idee findet Junior, aber Reisegeld braucht er doch auch. Also flugs drei Typen ausgeraubt, schön nacheinander, ein bisschen lädiert, damit sie ihm nicht sofort die Bullen auf den Hals hetzen können und mit einigen hundert Dollar und deren Papieren den Abflug gemacht. Im seinem Sitz der ersten Klasse übt er fleissig die Unterschriften für die Kreditkarten seiner, um in Miami dann deren Geld zu verprassen. In der Halle des Flughafens strolchen die bekannten Hare Krishnas rum und belästigen die Reisenden oder deren Angehörigen. Als einer dieser Clownsköppe Junior nicht nur zu nahe kommt, sondern ihn auch noch antatscht, bricht der ihm kurz und knapp den zu frech benutzten Finger. Fängt das Burschi an zu plärren und wirft sich wimmern auf den Boden. Hätte es damals schon Facebook gegeben, wären die Freundschaftsanfragen für Junior durch die Decke gegangen. So aber kann er sich nur des Beifalls der Umstehenden sicher sein, die absolut kein Interesse haben, dem Krishna in irgendeiner Form Hilfe zu leisten. Junior geht ungerührt weiter und verlässt das Flughafengelände, womit ihm auch entgeht, dass der Krishna endgültig den Löffel abgibt. Der Sergeant Hoke Moseley wird zu dem Fall gerufen, kann aber erst nach der gerichtsmedizinischen Untersuchung der Leiche wirklich mit der Bearbeitung beginnen. Derzeit mach sich Junior an Susan heran, ohne wirklich zu ahnen, dass die die Schwester des Toten vom Flughafen ist. Und über Susan kommt dann auch der Kontakt zwischen Täter und Polizist zustande, als Hoke bei ihr auftaucht, um ihr vom Tod des Bruders zu berichten. Natürlich ahnt Hoke nicht, dass er dem Täter gegenüber sitzt und auch später, als er vor seinem Hotelzimmer überfallen wird und ihm Dienstmarke und Waffe geraubt werden, denkt er nicht an Junior. Da ihm der Kiefer gebrochen wurde, das alte Gebiss zerschmettert, hat er im Krankenhaus lange genug Zeit, über alles nachzudenken und findet, dass Susan durchaus ihren Bruder selbst auf dem Gewissen haben könnte. Als Junior dies merkt, muss er wohl verschwinden, aber dafür muss auch ein letzter großer Coup her - und der Schnüffler Hoke aus dem Weg.

Das Buch spielt in einer Zeit, als die Amerikaner die Flüchtlinge aus Kuba anerkannt haben und ihre Anwesenheit somit legalisierten. Der Bart Fidel war damals noch nicht dement, sondern ein cleverer Bartträger mit einem Plan. Wazu die ganzen Spinner und Kriminellen in den Hospitalen und Gefängnissen durchfüttern, schicken wie sie doch in die USA. So kam dann auch "Scarface" in die Staaten. In dieser Zeit also ist der Soziopath Frederick Frenger jr. in Florida aufgetaucht. Und sofort lernen er und die Leser, was legales und staatlich sanktioniertes Betteln einbringt. Sobald man als Religionsgemeinschaft anerkannt ist, hat man fast freie Bahn. Hierzulande nennen sie es Kollekte und was da nach dem Gottesdienst so ins Körbchen wandert, ist unvorstellbar. Fuffies sind da selten einsam, sondern so gut wie immer in einer größeren Gemeinschaft zu finden. Wenn Filmesammeln als eine (meine) Religion anerkannt würde, wäre ich nur zu dem Zweck unterwegs, haha. Tja, die andere Sache ist die, dass die übelsten Figuren aus dem Knast freigelassen werden, weil weder Personal noch genug Platz vorhanden ist. Ist ja hier auch kaum anders, nur dass die meisten Drecksäcke gar nicht erst reinkommen, da hier ja anscheinend Täterschutz statt Opferschutz herrscht und die Medien dazu noch mit ihren Lügen (daher von manchen auch schon als Lügenpresse bezeichnet), Spekulationen, dem Belästigen der Angehörigen und dem Missachten der Privatsphäre zum Zwecke der Auflagensteigerung jeglichen Anstand sausen lassen und den Begriff Pressefreiheit nur zu ihren Gunsten sehr weit ausdehnen. So manch einer würde unter Pressefreiheit mittlerweile gerne verstehen, dass es die Freiheit ist, zumindest manche Presseorgane aus ihrem verlogenen Geldbeschaffungsmetier zu entfernen. Tja, so eine miese - oberflächlich gesehen - Figur ist nun in Miami aufgetaucht. Eigentlich kommt er daher wie ein simpler Gangster ohne Gewissen und ohne jegliches Mitgefühl für seine Opfer. Seine Gefühlskälte macht ihn sofort unsympathisch. Und doch - hin und wieder blitzen Wünsche und Gedanken bei ihm auf, die ihn wirken lassen, wie einen normalen Menschen mit Träumen, wie sie auch sonst jeder für sich hat. Aber das sind nur kurze und kleine Lichtblicke, wenn er sich dann wieder in den naiven, aber rücksichtslosen Sozio verwandelt. Der Fall selbst ist aber nebst den dazugehörigen weiteren Taten eigentlich nur eine deprimierende Milieubeschreibung des Amerika Mitte der 80-er Jahre. Alles ist düster, keiner hat irgendetwas wirklch Optimistisches beizutragen, Erfolge vorzuweisen, scheinen irgendwie am Leben gescheitert in dieser tristen Atmosphäre. Willeford hat zwar etwas lakoischen Humor pointiert gesetzt, aber ansonsten einen echten Gegenentwurf zu TV-Serien über Miami wie "Miami Vice" oder "CSI: Miami" geschrieben. Nix strahlender Sonnenschein, Glitzerwelt und zufriedene Menschen, die Kriminalfälle in einem Tempo lösen, dass sogar Werbepausen dazwischenpassen. So kommt es dann zu einem wenig spektatkulären Showdown zwischen einem Gangster, der bestenfalls als keines Gaunerlicht zu skizzieren ist und einem Bullen, der im Job und Privatleben auch nicht mehr viel zu erwarten hat und recht weit unten angekommen ist. In einem Folgeroman zu "Miami Blues" soll Willeford übrigens Hoke seine beiden Töchter umbringen lassen. Wollte damals  - und bis heute - keiner lesen und das Buch fand nirgends einen Verlag. Dafür aber die anderen drei Bücher "Neue Hoffnung für die Toten", "Seitenhieb" und "Wie wir heute sterben". Alle im Alexander-Verlag erschienen. Gelesen wurde die Ausgabe der Süddeutschen Zeitung Krimibibliothek mit 202 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Juni 2015, 14:48:10
(http://1.bp.blogspot.com/-GT6Xh68Lp8Y/VYfnIjr0iWI/AAAAAAAAR6A/uGVJ_2ACA68/s320/Albert%252BDer-Don-ist-tot-Roman-Dt-%2525DCbers-von-Eva-Malsch.jpg)

Marvin H. Albert. Kaum ist der Mafiaboss Don Paolo Regalbuto tot, da entbrennt ein erbitterter Kampf um seine Nachfolge. Drei Familien melden ihre Ansprüche auf die Vorherrschaft in der Stadt an. In Las Vegas bestimmen die Vertreter aller wichtigen Mafiafamilien Amerikas, dass Frank, der Sohn des verstorbenen Don Paolo, noch zu jung und zu unerfahren sei, um das Erbe des Vaters anzutreten - ein anderer wird zum neuen Don ernannt. Es gärt im Untergrund. Als DiMorra, ein anderer Anwärter, die schöne Schlagersängerin Ruby Dunne zu seiner Geliebten macht, bricht ein blutiger Krieg aus.

Frank Regalbuto ist zusammen mit seinen Leuten Vincent und Tony Fargo beim Abwickeln eines Drogengeschäfts, als sie aus dem Hinterhalt beschossen werden. Sie können die Angreifer umnieten und sich mit ihrer Beute vom Feld machen. Im Hauptquartier angekommen, wird Frank mit der niederschmetternden Nachricht konfrontiert, dass sein Vater Don Paolo verstorben ist. Selbstverständlich ist sein Bezirk in Las Vegas jetzt ein Objekt der Begierde unter den anderen Bossen der Stadt, wobei einer, Jimmy Bruno, derzeit einen ausgedehnten Urlauvb auf Staatskosten macht, der erst in rund sechs Monaten enden soll. In dieser Zeit wird er von seinem Buchhalter Louis Orlando vertreten. Nach recht hitzigen Debatten einigt man sich darauf, dass DiMorra Frank Regalbuto unter seine Fittiche nimmt und dem unerfahrenen Mann die Kniffe des Geschäfts beibringt und das Gebiet sowie die Geschäftszweige vorerst unter den beiden anderen Bossen aufgeteilt werden. Dass der Junge nicht ganz so sehr Einfaltspinsel ist, macht er den gierigen Bossen klar, als er beginnt, seinerseits Forderungen zu stellen. Während die Capos aus Vegas nicht ganz damit einverstanden sind, werden sie von den anderen Vertretern aus allen Teilen der USA überstimmt. Doch so einfach gibt sich hier keiner geschlagen. Orlando, der Buchhalter und Vertreter von Jimmy Bruno, plant - auch auf Drängen seiner gierigen Frau hin - sich nach und nach erst den Abschnitt und die Sparten von Regalbuto unter den Nagel zu reißen und danach langsam auch die gesamte Stadt zu übernehmen. Während er seine Intrigen spinnt, kommt Frank mit einer jungen Sängerin namens Ruby nach Hause und stellt sie dann auch DiMorra vor. Dass die Kleine ihre eigenen Pläne hat und er wohl auch deshalb bei ihr bisher nicht zum Zuge kam, muss er bald feststellen. Die will schnell Karriere machen und wirft sich dem alten DiMorra an den Hals, damit er ihr ein Album produziert. Als Frank das mitbekommt, ist Ärger vorprogrammiert und Orlando nutzt diese Gelegenheit ebenfalls für seine Zwecke. Daraufhin bricht der Gangsterkrieg von Las Vegas endgültig aus und fordert etliche Opfer.

Kurz, knackig, hart und humorlos skizziert Marvin H. Albert den Ausbruch der Gewalt um die Macht in Las Vegas. So wird man als Leser schnell in die Welt der Mafia in Las Vegas eingeführt, die seit "Der Pate" in Buch und Film zu neuen Weihen gekommen ist. Abrupte Szenenwechsel zwischen den handelnden Parteien und etliche Schießereien in den klassischen, fast schon klischeebeladenen Örtlichkeiten (Restaurant, Autowerkstatt) sorgen für hohes Tempo und einen nicht gerade kleinen Leichenstapel am Schauplatz der Verbrechen. Und es wird mit gnadenloser Härte nach den Vorgaben des Autors agiert. Weggeballerte Köpfe oder ein netter Schwefelsäuredrink sind schon recht derber Stoff für ein Buch aus den frühen 70-er Jahren. Verwirrend könnte das etwas sprunghafte Verhalten einiger Figuren sein, die sich mehr oder weniger motiviert im Wechseln der Seiten und ihrer bisherigen Entscheidungen fast schon gegenseitig zu übertreffen suchen. Da muss man schon hin und wieder aufpassen, wer sich gerade mit wem zusammen getan hat. Dass die Affäre einer karrieregeilen Tussi hier die Schuld oder der Grund am Krieg darstellen soll, ist nur eine oberflächliche Betrachtung. Dieser Handlungsstrang ist oder wirkt zumindest bald nur nebensächlich. Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf, wird ein Gangster nach dem Anderen aus dem Weg geräumt, die Situation immer unübersichtlicher. Gerade da hapert es dann auch etwas in der Geschichte. Hin und wieder etwas verworren, wird hier das Tempo ausgebremst, obwohl in der zweiten Hälfte des Buches die Actionsequenzen direkt aufeinander folgen. Erst als der kaum in Ersdcheinung getretene Jimmy Bruno aus dem Knast kommt, gewinnt die Story etwas Struktur und Klarheit. Aber da ist schon eine Menge Blut vergossen und das Buch kurz vor dem Ende. Positive Figuren sind hier völlige Fehlanzeige. Das Buch gibt hier in minimalen Nebensträngen ein bisschen "French Connection" zum Besten und wirkt wie ein kleiner, zu kurz geratener Bruder von "Der Pate". Und dennoch: Wer sich mit den Mafiastories anfreunden kann, macht hier nicht wirklich alles falsch mit einem Erwerb der Lektüre. Actionreich und unterhaltsam ist sie schon - und man kommt nicht in die Verlegenheit, die Mängel des Films zu sehen, der von Richard Fleischer mit Anthony Quinn, Robert Foster und Al Lettieri (ich mag den Kerl einfach) in B-Movie-Qualität mit starker Besetzung auf die Leinwand gebracht wurde.
186 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Juni 2015, 14:15:32
(http://4.bp.blogspot.com/-4Q_8CvnCvnU/VYkwy0CG5OI/AAAAAAAAR7U/Az4IW70Txlk/s320/das%2Briff.jpg)

Peter Benchley. Ein Taucher-Pärchen macht in den Riffs vor den Bermudainseln einen atemberaubenden Fund: Alte Golmünzen und Morphium-Ampullen. Doch ihr Entdeckung bleibt nicht unbeobachtet. Gemeinsam mit einem Schatzexperten entbrennt ein Kampf gegen eine Rauschgift-Bande.

Gail und David Sanders sind zum Urlaub auf den Bermudas. Schwimmen, tauchen und faulenzen sind ihre Ziele. Doch eines Tages entdeckt David beim Tauchen eine Phiole mit einer klaren Flüssigkeit darin. Er nimmt sie mit hoch und fragt herum, woher sie sein könnte und was sie beinhaltet. Lange dauert es nicht und sie bekommen Besuch von einem Schwarzen, der sich als Sammler seltener Gläser ausgibt und unbedingt die Phiole samt Inhalt will, da man  eim Öffnen ja das wertvolle Glas zerstören oder zumindest beschädigen würde. Jetzt erst recht neugierig geworden, fragen die beiden Urlauber weiter herum und werden an Treece verwiesen, der auf der via kleiner Zugbrücke mit der Hauptinsel verbundenen kleineren Insel St. David's sein Leben als Leuchtturmwärter fristet. Er entlarvt diesen schwarzen Bieter für das Glas sofort als Lügner und erzählt die Geschichte der Phiole. Im Zweiten Weltkrieg wurden Waffen und medizinische Artikel oft mit Segelschiffen transportiert, weil die die U-Boote nicht anlockten und auch nicht auf magnetische Minen auflaufen konnten. Eines dieser Schiffe kam vom Kurs ab und sank hier vor der Küste. Der Inhalt der Phiolen ist reines Morphium, ideal für Drogendealer, um es zu Heroin weiterzuverarbeiten und einen Millionenreibach zu machen. Treece und die beiden Sanders planen nun, wie sie dem Gangsterboss Cloche die heiße Ware vorenthalten können, entdecken bei weiteren Tauchgängen aber noch verschiedene Münzen, die womöglich von einem dieser legendären spanischen Schatzschiffe stammt, da ebenfalls hier gesunken sein muss und nun direkt unter dem Wrack des anderen Transporters liegt. Nun wird es ein Wettlauf mit der Zeit, vor den Gaunern die beiden Ladungen zu bergen und die Polizei einzuschalten sowie den Schatzfund bei der Regierung anzumelden. Doch die Verbrecher sind auch mitten in ihren Vorbereitungen und ein Zusammentreffen beider Parteien scheint unvermeidlich.

Nach einem Prolog von Ereignissen um 1943 herum darf der Leser sich direkt mit den beiden Protagonisten bekannt machen, wobei die Erinnerung an Jaqueline Bisset als Wet-T-Shirt-Queen schnell wieder lebendig wird. Auch sonst hat sich die Verfilmung nahe an der Vorlage bewegt. Was die Figuren angeht, ist David Sanders nicht gerade der Liebling der angepassten Masse. Er ist ein Abenteuerer, der gerne in den Tag hinein lebt, wenig wirklich ernst nimmt, es an Respekt vor Mensch und Gesetz mangeln lässt, durchaus bereit ist, Gesetze auch zu brechen, wenn es ihm nutzt und einer, der unnötig Risiken eingeht, mit denen er sich selbst und anderen beweisen kann, was für ein toller Hecht er doch ist. Erst im Laufe der Geschichte tritt langsam eine Veränderung in seinem Verhalten und Denken ein, womit auch der knurrige und bodenständige Insulaner Treece zu tun hat. Desweiteren kann Peter Benchley seine Erfahrungen des Tauchens und der Unterwasserwelt durchaus dem geneigten Leser vermitteln (Man achte hierbei auf die Beschreibung, wie sich Blut in seiner Farbe veränder je tiefer es in der See ist) und auch die Location Bermuda mit ihren politischen Vorgängen, ihrer Geschichte und der Menschen dort ist eingängig geschildert, ohne dabei ins Uferlose abzuschweifen und aus dem Thriller eine zähe Angelegenheit zu machen. Der Autor hat eh schon mancherorts viel zu ausführliche Schachtelsätze eingebaut, die sich im ansonsten flotten Stil dann schon etwas hemmend auswirken, weil es dann so gar nicht in den Lesefluss von zuvor passen will. Die latente Bedrohung durch die Gangster, die immer im Hintergrund lauert, will sich im Spannungsbogen für die Leser, die den Film kennen, dann nicht mehr so recht erschließen. Es wurde dann auch alles im Film genutzt: Percy, die Muräne ist ebenso dabei wie der Aufzug, das Goldschiff, die Drogen usw. Selbst eine kleine Hai-Exkursion darf nicht fehlen. Abgesehen von den erwähnten kleinen Ausflügen in die Geschichte der Insel werden Land und Leute hier auf die Gangster und die wenigen Touristen reduziert, man kommt sich fast vor wie bei der Serie "Lost" - kaum Leute oder Bewohner da. Mittig ist das Buch mit den ganzen Recherchen und Informationen von Treece etwas zäh, zieht später wieder an und mündet dann in einem viel zu kurzen Finale. Da hätte man mehr draus machen können. Film hatte mir damals im Kino und später jeweils auf VHS und dann DVD immer wieder gefallen, das Buch hatte aber gerade deswegen unter dem Spannungsmangel erheblich zu leiden. Meine Meinung dazu wäre ohne die Kenntnis der Filme sicher besser ausgefallen. Naja, vermute ich zumindest. 255 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Juni 2015, 13:10:51
(http://4.bp.blogspot.com/-NfJoJgC-xk4/VYpzGBuS9FI/AAAAAAAAR-Q/7Q3GjhMRj9w/s1600/eddiecoyle.jpg)

George V. Higgins. Eddie Coyle arbeitet für Jimmy Scalisi; er versorgt ihn mit Waffen für seine diversen Unternehmungen. Jackie Brown ist Eddies Bezugsquelle. Dann gibt es noch Foley: Er ist Poliziast und versucht, bei den Aktivitäten der großen Bosse und kleinen Gangster den Überblick zu behalten. Aus Eddie will er Informationen herausholen, aber auch Eddie will etwas, denn eine Hand wäscht die andere. Und schließlich ist da Dillon: Er ist hauptberuflich Barkeeper, hat immer einen guten Draht zu Foley, und er tut so, als sei er auch einer von Eddies Freunden.

Eddie Coyle ist ein Kleinkrimineller, der beim Transport von Schnaps in einem anderen Bundesstaat erwischt wurde. Bis zur Verkündung des Urteils ist er auf freiem Fuß, doch ihm drohen einige Jahre Bau. Das will er vermeiden, indem er den Bullen Foley mit Informationen versorgt, sodass der beim entsprechenden Staatsanwalt ein gutes Wort für ihn einlegt, um das Strafmaß zumindest in einen erträglichen Rahmen zu drücken. Was sich so einfach anhört, läuft für Eddie aber nicht so simpel ab. Seine Tipps kommen angeblich immer so spät, dass die Kerle, die er verpfiffen hat, schon ihren Coup durchgezogen haben und abgehauen sind. Derzeit ist Eddie damit beschäftigt, Waffen für Jimmy Scalisi zu besorgen und wendet sich an seinen zuverlässigsten Lieferanten. Da werden dann Pläne für Smith & Wesson, Magnums und gar M-16 gemacht, Preise ausgehandelt, Termine festgelegt. Und dann werden Banken überfallen. Durchaus ausgeklügelt und zumeist ohne Tote. Als das passiert, wird die Polizei endgültig hellhörig und Foley bedrängt seinen Freund Eddie, ihm die Verbrecher zu liefern. All die Verhandlungen finden in einer Bar statt, in der der Ex-Knackie Dillon als Barkeeper arbeitet - auch er ein Freund von Eddie. Und Eddie will alles tun, um dem Knast zu entgehen.

Eine Gangstergeschichte um einen kleinen Gauner, der schon eine Strafe für einen begangenen Fehler hinter sich hat (Bei einer Hand wurden ihm die Finger gebrochen, weshalb er nun den Spitznamen FINGERS trägt.). Das soll ihm trotz einer drohenden Verurteilungen nicht ein weiteres Mal passieren. Von der Polizei mit Versprechungen gelockt, will er sich aus der Situation clever herauslavieren. Daher tritt er mit allen Beteiligten Parteien in einen Dialog, der sich nur auf die nötigsten Sätze und Informationen beschränkt. Zynischer Humor (Allein schon der Titel, der auch im Original so lautet) und unterkühlte Charaktere, die zwar reden, aber immer Hintergedanken dabei haben. Wer verrät hier wen? Wem kann man trauen? Die Polizei ist jetzt auch nicht gerade dafür bekannt, ein gegebenes Versprechen wirklich zu halten. Und Eddie? Der will nur in Freiheit bleiben und weiter an seiner Karriere als Kleingauner arbeiten, ohne groß behelligt zu werden oder gar aufsteigen zu wollen in der Hierarchie. Er kommt so gerade durch und das reicht ihm. Die Story spielt im dunklen Milieu der Verbrecher, die sich in Spelunken rumtreiben, beobachtet von der Polizei, die versucht über diese kleinen Fische an die Haie ranzukommen. Alles wirkt schmutzig wie in Hinterhöfen, lässt nur hin und wieder den Flair der frühen 70-er erkennen (Das Buch wurde 1971 geschrieben) und wirkt oft deprimierend auf den Leser, da alle bzw. der Großteil der auftretenden Gestalten zur Sorte der Verlierer zählt. Sympathisch ist eigentlich auch keiner, war wohl so auch nicht beabsichtigt. Schnörkelloser Blick in die Gangsterwelt, der durch die kurzen Dialoge, die dennoch die eigentliche Handlung entwickeln, seine Faszination bezieht. Die Taten der Ganoven werden nur in kurzen Abschnitten gestreift, die Typen selbst sind sicher keine harten Kerls mit weichem Kern. Letzter fehlt denen nämlich. Selbstverständlich muss bei dem Namen Jackie Brown jetzt vermutlich jeder seinen Tarantino-Senf dazugeben, aber mittlerweile wird der doch eher nur noch überschätzt. Peter Yates jedenfalls hat mit Robert Mitchum als Eddie und Peter Boyle als Schmierlappen-Barkeeper einen gelungenen Film daraus gemacht. Buch und Film sind lohnende Objekte für eine nähere Betrachtung. Rund 160 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Juni 2015, 18:54:29
(http://1.bp.blogspot.com/-at5oa0eBjhc/VYrDnyNS5YI/AAAAAAAAR_s/zqiL4qOEqOE/s320/familiemassaker.jpg)

Tim Miller. Eddie Mason ist ein freundlicher, kleiner Mann. Und mit viel Liebe lehrt er seinen Kindern Brandi und Jeffrey die abscheuliche Kunst des Tötens. "Familienmassaker" ist eine Reise voller Folter, Kannibalismus und Irrsinn. Tim Miller treibt den Leser in eine Welt voller Tabus.

Die Kellnerin Carla, die in einem schmuddeligen Stripschuppen entgegen den Wünschen des notgeilen Eigentümers "nur" als Kellnerin arbeitet, lässt sich am Abend ihren Lohn auszahlen und verlässt den Laden, um nach Hause zu fahren. Doch auf dem Parkplatz steht plötzlich ein kleiner Bub hinter ihr, der eine Maske wie aus dem Film "V wie Vendetta" trägt. Sie spricht ihn an, erhält aber keine Antwoert, sondern wird nur angestarrt. Langsam bekommt sie es mit der Angst und kurz darauf wird sie angegriffen und per Baseballschläger betäubt. Sie findet sich in einer Art Lagerschuppen wieder. Gefesselt, wehrlos. Dann betreten ein Erwachsener und zwei Kinder - maskiert als Guy Fawkes - den Raum und ihr Martyrium beginnt. Unterdessen hat ihr Chef am Morgen festgestellt, dass ihr Wagen immer noch da steht und die Polizei angerufen. Die Polizistin Julie findet Hinweise auf die gewaltsame Entführung am Tatort und bekommt als Partner Ben zugewiesen, den sie absolut nicht ausstehen kann und dem es ein echter Spaß ist, sie immer wieder anzumachen. Carla hingegen wurde filetiert und in Stücke geschnitten, teilweise von den drei Entführern verzehrt, der Rest für die Familienkühltruhe mit nach Hause genommen. Frisches Fleisch von der Jagd, wie er seine zänkischen Xanthippe von Ehefrau mitteilt. Die hackt wie üblich auf ihm herum, was seit seiner Arbeitslosigkeit vor rund einem Jahr immer schlimmer geworden ist. Eddie Mason stellt sich vor, wie es in ihrem Magen rumoren würde, wenn sie wüsste, was für Fleisch sie da isst. Im TV sieht er dann, wer den Fall vom Stripschuppen bearbeitet und hat eine Idee. Er mogelt sich als IT-Spezialist, der er vor seiner Entlassung auch war, bevor sein Job nach Indien ausgelagert wurde, und präpariert den Computer der Polizistin, lernt dabei auch deren Freundin Sarah kennen. Die ist für ihn das ideale Objekt, um Julie in eine Falle zu locken. Sarah entführt, Julie angerufen und instruiert, was sie zu tun hat und schon hat er beide Frauen in der Gewalt. doch Julie hält sich nicht an ihre Anweisungen und nimmt Ben  mit, der ihr Rückendeckung geben soll. Doch ihr Plan misslingt. Jetzt haben Eddie und seine Blagen drei Fleischlieferanten in ihrer Gewalt - und die ahnen nicht einmal, was da auf sie zukommt.

Tim Miller scheint den Bewohnern seines Lone Star States ja einige Schandtaten zuzutrauen. Nach "Willkommen in Hell, Texas" spielt auch "Familienmassaker" in der Heimat des Alamo und von Tim Miller. Viel Tiefgang oder Charakterzeichnung hat die Story nicht, aber etwas Politsche Korrektheit, die den Figuren aber nichts nutzt und eine Geschichte um Gewalt in der Ehe, die hier von der Frau ausgeht, lassen den Schluss zu, dass der Autor seinen Eddie so skizziert hat, dass er die langen Jahre der Unterdrückung durch seine Angetraute in Gewaltphantasien verarbeitet hat, die letztendlich zum Ausbruch kommen. Aber stark fühlt sich der kleine, eher schwächliche Mann mit Hang zur beginnenden Glatze nur, wenn er eine Maske trägt, nicht mehr als der wicht zu erkennen ist, den seine Frau in ihm sieht und ihm immer wieder vorwirft. Um so etwas wie ein "geregeltes" Familienleben zu haben, nimmt er seine Kinder mit auf die Pirsch und Menschenjagd. Und die Kinder, die natürlich in jungen Jahren durch die Erziehung durch ein Elternteil, das sich ständig um sie kümmert, leicht beeinflussbar sind, gehen den Weg des Vaters mit, sie werden wie er. Psychogramm eines kleinen Verlierers sozusagen. Kurz und knapp dargelegt, ohne ins Fabulieren zu geraten. Als Spannungseffekt hätte man vielleicht den Namen oder die Identität des Texas-Kannibalen noch etwas im Dunkeln lassen sollen. Aber das hätte vielleicht auch den Rahmen der Story bzw. der angedachten Seitenzahl gesprengt. In der Kürze liegt die Würze (Die meisten doofen Sprüche dazu hab ich im Laufe der langen Jahre sicher schon unbedacht rausgehauen, aber wenn jemand was Neues hat - her damit.). "Familienmassaker" ist wahnwitzig und hat tatsächlich als Humor den Autoaufkleber "Suche Nymphomanin mit Schnapsladen" aufzuweisen, ist aber sonst todernst und brutal mit einer kräftigen Portion Härte ausgestattet, während die sexuelle Komponente in diesem Buch keine Rolle spielt, aber dafür irre und verstörend ist sowie eine gewisse gruselige Atmosphäre zu verströmen weiß. Dass es einige unappetitliche Szenen gibt, dürfte man bei einer Kannibalengeschichte in der Festa Extrem-Reihe wohl fest angenommen haben, aber zum Veganer werden muss man deshalb nicht, die Armen haben unter blöden Sprüchen ob ihrer Ernährungsentscheidung eh schon genug zu leiden. Und für die Freunde des Vorzeigemexikaners heißt ein Gerichtsmediziner selbstverständlich mit Nachnamen Trejo. Vorname wurde nicht erwähnt. "Familienmassaker" gehört jetzt eindeutig zu den besseren aus der Extrem-Reihe. Fein. 150 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juni 2015, 13:07:33
(http://4.bp.blogspot.com/-wElkVBj1eKg/VY0QyEcJwvI/AAAAAAAASAg/kN8bycu5Kwg/s1600/nemesis.jpg)

Jeremy Robinson. Jon Hudson ist Sonderermittler für paranormale Aktivitäten beim US-Ministerium. Jon hasst seinen Job, denn es gab noch  nie einen echten Fall und seine Kollegen, die ernsthafte Bedrohungen wie Terroristen und und Attentäter aufspüren, machen sich lustig über seine Suche nach Yetis und anderen Phantomen. Als Jon zu einer angeblichen Bigfoot-Sichtung in den Wäldern von Maine gerufen wird, schlägt seine große Stunde: Der in Blut gekritzelte Schriftzug Nemesis an der Wand eines stillgelegten Raketenstützpunktes ist erst der Anfang. Gemeinsam mit der örtlichen Polizistin und einem lebensmüden Hubschrauberpiloten hefter er sich an die Spuren einer Bedrohung, die ihm schnell über den Kopf wächst - und zwar um mehr als 100 Meter.

Bei einer gemeinsamen Übung der amerikanischen und japanischen Spezialstreitkräfte, entdecken zwei der Männer eine Höhle, die etwas erstaunliches beinhaltet. Der herbeigerufene General Lance Gordon reagiert sofort und befiehlt den beiden Soldaten, ab jetzt ausschließlich unter seinem Kommando zu dienen. Als einer aus familiären Gründen davon absieht, lässt der General ihn von seinem Kollegen Endo, der keine Bedenken hat, unter dem General einen Neuanfang zu starten, einfach erschießen. In Boston steht ein kleines Mädchen vor der Leiche ihrer Mutter. Als sie den Fehler macht, ihren Vater des Mordes zu bezichtigen, wird auch sie zu seinem Opfer. Und in den Wäldern von Maine macht sich Jon Hudson daran, eine Hütte zu beziehen, bevor er auf die Suche nach dem angeblich gesichteten Bigfoot geht. Pech, dass eine Bärenmama mit ihren beiden Jungen die gleiche Idee (aber nicht nach Bigfoot suchen will). Eher ungeschickt denn heldenhaft gelingt es ihm, die unerwüschten Bewohner zu verteiben und es sich in seinem neuen Domizil bequem zu machen. Die einzige Gefahr, die ihm jetzt noch droht, ist der Kater, den er nach den acht Bieren haben wird, die er sich als Bärenverteiber zu Lohn gegönnt hat. Früh um halb sechs Uhr morgens hämmert jemand gegen die Tür. Nachdem er sich noch ordentlich besoffen davon überzeugt hat, dass es nicht der Bär ist, öffnet er und sieht Sheriff Collins da stehen. Sie kam wegen diverser Beschwerden aus der Nachbarschaft, weil jemand rumgegrölt und rumgeballert habe. War dann wohl Hudson im Suff. Vorteil: Der Beschwerdeführer war auch der Bigfoot-Sichter. Also kann Hudson sich entschuldigen und gleichzeitig seine Fragen stellen. Und der Mann erweist sich als Veteran und ist keiner dieser Spinner, die nur Aufmerksamkeit suchen. Sheriff und FBI-Mann gehen hinter das Haus in die Wälder, finden ungewöhnliche Spuren, dass hier ein Zufahrtsweg derart präpariert wurde, dass Fahrzeuge nicht durch Zufall hier entlang kommen können. Am Ende finden sie einen abgeschlossenen Komplex, der der US-Army gehört - und der bewacht wird. Ihr Täuschungsmanöver, dass sie nur wegen einer Beschwerde bezüglich aufmüpfiger Bären hier wären, misslingt und sie werden von den Wächtern gejagt, können zwar drei erledigen, müssen aber auch erleben, dass der Mann, der sie überhaupt erst auf die Ungereimtheiten aufmerksam gemacht hatte, von den Kerlen zusammen mit seiner Gattin erschossen wurde. Und das ist noch nicht alles! Aus diesem Silo entkommt eine fast unverwundbare Kreatur, die alles Lebende in ihrer Umgebung tötet und frisst. Sie können nur mit knapper Not entkommen. Und General Lance? Der ist so sehr mit seinem schwachen Herzen und den Experimenten zur Züchtung neuer Körperteile durch Dr. Elliot beschäftigt, dass ihm sämtliche Konsequenzen egal sind. Das Herz, das er transplantiert bekommen soll, ist das des Mädchens, das von ihrem Vater erschossen wurde. Doch etwas ist völlig schiefgegangen. Die Forschungen wurden kontaminiert und das Kind stirbt bei der Operation nicht ein weiteres Mal, sondern wird lebendiger denn je zuvor - und wächst, ist hungrig und wütend. Unverwundbar und rabiat macht sie in ihrer neuen Gestalt alle Menschen nieder, deren sie habhaft werden konnte und nutzt sie als Nahrung. Der General und sein Gefolgsmann endo können entkommen, wobei auch der General einige Kräfte entwickelt, die nicht menschlich erscheinen. Hudson und Sheriff Collins kriegen auch gerade noch so, die Kurve, müssen aber mitansehen wie das Monster eine Kleinstadt auslöscht. Und das war erst der Anfang.

Unter dem Titel auf dem Umschlag steht als Genre-Bezeichnung "Ein Monster-Thriller". Irgendwie ist das aber auch passend für meine Gesamtbeurteilung. Es ist wirklich ein Monster von einem Thriller. Wer satte Action und Humor mag, ist hier richtig. Zerstörungsorgien im Stile von Michael Bay - check. Kaiju-Krawall - aber hallo. Gemetzel, Schlachtfest, Gekröse, hoher Bodycount - check. Und so geht es dauernd vonstatten, nachdem die Einführung der Figuren erfolgt ist. Jon Hudson ist ein Schussel (eigene Worte des Ich-Erzählers), ein schräger Vogel (Bezeichnung von der Sheriff(-ine) und ein Blödkopp (mein Beitrag). Auf seinen ersten Seiten im Buch erweist er sich als nicht wirklich ernstzunehmender Charakter, aber die Sache macht als Leser wenigstens so richtig Spaß. Die Bärennummer und das Kennenlernen mit Frau Sheriff lassen schon so manchen Schmunzler im Gesicht des Lesers auftauchen. Und trotz aller Action die folgt, bleibt auch auf den Folgeseiten immer Zeit für eine kurze Bemerkung des Erzählers (Über Filme und Schauspieler oder Musik usw. - alles nicht wirklich produktiv, aber komisch) und der Grundton des Romans von Jeremy Robinson bleibt immer leicht flapsig. Kleiner Seitenhieb Richtung Kanada inklusive. Eine Neuerung waren für mch zwei Prologe und drei Epiloge, die dann aber ihren Sinn schon ergeben. Ist man dann erst einmal richtig in der Story angekommen, gibt es kein Halten mehr. Nicht für den Autor, der seine Nemesis in einem Tempo zerstören und fressen lässt, wie die Buben und Mädels in "The fast and the furious" ihre Tachos hochtreiben und nicht für den Leser (In dem Falle also mich), der das Buch einfach nicht aus der Hand legen will, um eine Lesepause zu machen. Nemesis wächst, häutet sich, bekommt immer neue Fähigkeiten, wird hungriger aggressiver - und hat ein Ziel. Während sie darauf zustapft (Und gerade bei solchen und einigen anderen Szenen tauchen vor dem inneren Auge des Lesers - also von mir - Bilder wie aus den letzten in Szene gesetzten "Godzilla"-Filmen und vielleicht ein klein wenig "Jurassic Park" auf, so gut hat Jeremy Robinson seine Inspirationen in bildhaften Zeilen beschrieben.) macht sie kleinere und auch größere Städte platt. Und die Verteidiger der freien Welt werfen alles außer einer Atombombe ins Spiel. Ganz nebenbei bekommt der US-Präsident ganz kräftig sein Fett weg. Und Nemesis? Die ist auf Rachefeldzug und wird auch entsprechend fies geschildert. Da werden Menschen plattgetreten, aus den Autos rausgefressen wie Ölsardinen und einer darf sich als Jonas im Bauch des Wals fühlen. Nur dass der hier Angst davor hat, bei fast lebendigem Leib (einige Teile fehlen schon) verdaut zu werden, davon aber verschont bleibt, weil ihm zwei Drittel eines gerade verschlungenen Gauls (kein Zwergpony) auf den Restkörper krachen. Wer sich an den Fischberg aus dem Emmerich-Film erinnert, möge sich das jetzt als einen riesigen Haufen Gekröse oder menschlicher Überreste von Körperteilen vorstellen und hat dann einen kleinen Hinweis zur gnadenlosen Härte des Buches. Da werden Oberkörper abgebissen und während die untere Hälfte langam zusammensackt gemächlich ausgesaugt - und zu vernichteten Hochhäusern, Kampfhubschraubern und Jets kommt man selbstverständlich auch noch. Der Versuch, die mittlerweile riesige Nemesis (platscht mir ihren Riesenlatschen durchs mehr wie ein Kleinkind durchs Bassin) abzuballern, mündet in einem extremen Feuerwerk erster Güte. Somit ist also alles vorhanden, was der Actionfreund sich so wünschen kann und wer diese Kaiju-Geschichten mag, kann/darf hier einfach nicht vorbeigehen. Und auch wenn es noch so unwahrscheinlich klingt: Unter dem ganzen Krawall und Radau, der Rasanz, der Gewalt hat Jeremy Robinson noch eine kleine Prise Drama versteckt, etwas das sogar mitfühlen lässt. Fazit: High-Speed-Action trifft drastische Gewalt trifft Kaiju. Pure, rasante Unterhaltung, sehr temporeich geschrieben und ein absoluter Tipp für Freunde des Genres - "NEMESIS" IST ein MONSTER-Thriller eben. Wer solche Stories mag, bekommt eine klare Kaufempfehlung. Das Buch von mir die Höchstwertung und Jerry Bruckheimer (Lass endlich den Disney-Quatsch) sowie Michael Bay (Du bist jetzt als genug, Finger weg von Kinderspielzeug) die Bitte, den Wunsch, ja sogar den Auftrag, das Dingen zu verfilmen, um endlich ein Abenteuer zu haben, wie es die letzten derartigen cineastischen Werke zwar versprachen, aber niemals hielten. Und von Jon Hudson, dem Schussel, gibt es weitere Abenteuer. Herr Festa, übernehmen Sie! (Diese Nachricht vernichtet sich NICHT automatisch.) 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Juni 2015, 13:50:45
(http://3.bp.blogspot.com/-Lwct-n-7jEM/VY5zajYCoJI/AAAAAAAASCI/i7di7oVhx4w/s1600/timmyq.jpg)

Kealan Patrick Burke.
Der Schildkrötenjunge. 1979, Delaware, Ohio, Sommerferien. Timmy Quinn und sein bester Freund Pete Marshall treffen am Myers-Teich auf einen seltsamen Jungen namens Darryl. Als sie ihren Eltern von dieser Begegnung erzählen, treten sie damit etwas in Gang, das seinen Ursprung in einer schrecklichen, bösartigen und brutalen Vergangenheit hat – und das Timmy Quinns Leben fort an verändern wird.
Die Häute. Sieben Jahre sind seit den Ereignissen am Myers-Teich vergangen. Timmy Quinn ist auf der Suche nach einem Ort des Friedens, und das führt ihn zu seiner trauernden Großmutter in eine kleine Hafenstadt an der Südküste Irlands. Doch schnell verwandelt sich der Hafen in einen Käfig, in dessen Grundfesten sich die Toten in einer alten zerfallenden Fabrik versammeln. Um sein Leben und das derer, die er liebt, zu beschützen, muss Timmy Quinn einen Schritt hinter den Vorhang treten, in das Reich der Toten, um dort noch etwas viel grauenhafteres zu entdecken – eine riesige Gruppe, bekannt als Die Häute.

Der Schildkrötenjunge. Timmy hat ebenso wie sein Freund Pete Sommerferien. Da heißt es überlegen, was man so anstellt. So richtig einfallen will ihnen nichts. Der Weg zu den Bahngleisen, um Züge zu beobachten, ist ihnen unter Strafandrohung von den Eltern verboten worden. Vor einiger Zeit kam dort ein Junge ums Leben und seine Schwester verlor beide Beine. Sie waren mit den Fahrrädern neben dem Zug hergedüst und stürzten, der Junge wurde zermalmt und die Schwester schwer verletzt. Also war es mit diesem Ziel auch nix. Blieb der Teich im Wald. Dort eingetroffen sehen sie einen Jungen, der sehr mitgenommen wirkt. Er nennt sich Darryl und füttert die Schildkröten - mit seinen Zehen. Als die Jungs das ihren Eltern erzählen, hat das schreckliche Auswirkungen, mit denen keiner der beiden Burschen gerechnet hat.

Die Häute. Timmy ist mit seinem Vater, dessen Ehe mit Timmys Mutter möglicherweise kurz vor der Scheidung steht, vor den vergangenen Ereignissen zur Großmutter nach Irland, der Heimat des Vaters, im Prinzip geflüchtet. Der Mann von Oma ist verstorben und sie braucht jetzt Unterstützung der Familie. Wenn es dabei nur bleiben würde. Timmys Fluch verfolgt ihn auch hier. Schon bald geschehen erste merkwürdige Dinge. Zerbrochene Spiegel, Stimmen im Haus, Schatten, die nichts zuzuordnen sind. Und Timmy muss feststellen, dass auch die Menschen in seiner Familie ihre Geheimnisse haben - und die nicht immer harmloser Natur sind.

"Herr der Moore" von Kealan Patrick Burke habe ich nicht gelesen und auf "Kin" warte ich nach knapp drei Wochen immer noch, da der Poststreik weiterhin in vollem Gange ist (Jungs einigt euch endlich, so langsam verliere ich das Verständnis für beide Seiten. Es NERVT nur noch.). Also ist dies meine literarsiche "Erstbegegnung" mit dem Autor. Aus einem Forum, in dem sich etliche lesefreudige Filmfreunde tummeln, habe ich aber nur Gutes gehört. Zeit, mich davon selbst zu überzeugen. Okay, das beeindruckende Cover des Künstlers und Filmfans Michael Schubert haben auch einen Teil dazu beigetragen. Allererster Eindruck nach wenigen Seiten wat trotz der Angabe des Jahres, in dem das Buch spielt und einigen erwähnten moderneren Dingen wie TV usw., dass die Atmosphäre ebensogut aus Tom Sawyer sein könnte. Aber während der sich mit der Zeit in einen Kriminalfall verwickeln lässt, taucht bei Timmy das Übernatürliche, das Mysteriöse auf. Gleichen tun sich die Werke wieder, wenn die Mädels erstmalig im Leben der Jungs eine Rolle spielen. wortgewandt und vor allem stimmungsvoll kann der Autor tatsächlich derart fesseln, dass der Leser sich in die Geschichte vertieft (obwohl der in meinem Fall gerade aus einem fetzigen und sehr guten Actionspektakel von Buch kommt und dann direkt zum völlig anders gearteten "Timmy Quinn" sprang), mitfiebert und neugierig wird, was es nun mit dem Protagonisten auf sich hat. Mit der Zeit wird es zwar richtig gruselig, aber absolut nicht außerordentlich gewaltorientiert. Im Gegenteil, der Autor geht auf reale Themen wie häusliche Gewalt, Betrug oder Rachsucht ein. Menschliche Alltagsgrausamkeiten mit Todesfolgen, kleine, aber in ihren Auswirkungen für die Betroffenen unabänderliche Dramen sind ein einem flüssigen Stil und sprachlich überdurchschnittlich präsentiert, eingeflochten in eine Story um einen Jungen mit übersinnlichen Fähigkeiten, die er sich so absolut nicht gewünscht hat, die aber jetzt sein Leben immer mehr beherrschen. Und seine Familie ist ebenso darin verstrickt, sodass Timmy immer wieder Zweifel kommen. "Timmy Quinn 1" ist relativ unblutig, aber fesselnd und die Andeutungen der sogenannten Revolution lässt noch auf einige spannende Lesestunden hoffen, denn weitere drei Stories um Timmy werden noch folgen. Obwohl es also sicher ist, dass es weiteren Lesestoff geben wird, ist dieses Buch nicht mnit einem herben Cliffhanger ausgestattet, der die Wartezeit zum eigenen Martyrium machen würde. Also für Freunde des eher unblutigen Gruslers mit Nährwert ist "Timmy Quinn" von Voodoo Press sicher ein Gewinn.
Rund 290 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Juni 2015, 12:21:15
(http://3.bp.blogspot.com/-P7KxN1TP8Dw/VY-vc9SeTII/AAAAAAAASDQ/8o-mRE1wpJ0/s1600/000.jpg)

Joseph C. Stinson. (Bild aus dem gleichnamigen Film von Warner Bros.). Sie hatten Gunnery Sergeant Thomas Highway auf einen elenden Nachschubposten abgeschoben. Die Liste seiner Verfehlungen - Ungehorsam gegenüber Vorgesetzten, ungebührliches Betragen, Trunkenheit - war ellenlang. Er bombardierte seine neuen Boss mit Versetzungsgesuchen zur kämpfenden Truppe, und eines Tages ist es soweit. Zurück nach Camp Lejeune in North Carolina, sein altes Zuhause! Sergeant Highway soll junge Hüpfer zu stahlharten U.S. Marines schmieden. Wer Thomas Highway kannte, der ahnte, was auf die rekruten von Camp Lejeune zukam. Sie wünschten ihn in die tiefste Hölle - doch als ihre Einheit plötzlich im Flugzeug zur kleinen Karibikinsel Grenada unterwegs war, begannen sie zu ahnen, dass Sergeant Highways knochenhartes Training über Leben und Tod entscheiden würde.

Ein Knast irgendwo in den USA. Eine Gemeinschaftszelle für eingesammelte Randalierer und Trunkenbolde. Einer der älteren ist zwar kräftig gebaut und fit, aber auch immer noch angedröhnt vom Suff des Vorabends. Dennoch steckt er nicht zurück, als ein Zwei-Meter-Redneck Streit sucht. Kurz und knapp erledigt er ihn. Kurz danach wird er rausgeholt, zu seinem Stützpunkt gebracht und erhält zu seiner unbändigen Freude seine Versetzung nach Camp Lejeune, zur kämpfenden Truppe. Sein Boss kann seine Freude über diesen Verlust kaum dämpfen, während Sergeant Thomas Highway endlich seinen Willen durchgesetzt hat. Zurück in seiner früheren Heimat, macht er sich gleich auf, alte Bekannte zu besuchen und auch seine Ex-Frau zumindest zu sehen. In der Kneipe, die er aufsucht, ist sie Bedienung und als einige Marines etwas "Hand anlegen" reagiert er fast schon wie ein eifersüchtiger Ehemann, kann sich aber gerade noch zurückhalten, will er doch von vorne anfangen und keine Stress. Und dann sieht er erstmals seine Einheit. Ein heruntergekommener Haufen, völlig untrainiert und undiszipliniert - und dazu noch Stitch Jones, ein Gesangstalent von eigenen Gnaden, der ihn auf dem Weg hierher ausgenmmen hat und dann das Weite gesucht hat. Klingt nach Spaß für den Gunny. Und den hat er. Aber nachdem die Bande einige Male mit ihren Sperenzchen, den alten loszuwerden, grandios gescheitert ist, bildet sich so etwas wie ein Zusammenhalt. Selbst der etwas ahnungslose Lieutenant zieht bald mit und lernt von seinem Spieß, obwohl er in der Befehlskette über ihn steht. Nur der Chef des Camps ist mehr Maulheld denn sonst etwas und will den eher rauen Sergeant mit den vielen Dienstjahren wieder loswerden. Er macht ihm den Aufenthalt zur Hölle, doch auch hier setzt sich Highway durch. Und dann geht es nach Grenada. Seine Jungs müssen zeigen, was sie bei ihm gelernt haben, denn haben sie nichts gelernt, sind sie tot.

Die Story an sich ist nichts wirklich Bemerkenswertes. Eigentlich nicht viel mehr als eine Variante von "Das dreckige Dutzend" (Film und Buch dazu liegen auch vor, aber den Film mehrfach gesichtet, wurde das Buch noch nicht gelesen.). Während dereinst Lee Marvin seine Todeskandidaten (Und irgendwie Vorläufer der "Expendables") fast direkt von Schafott in den Dienst zurückholt und eine Truppe bildet, ist es in "Unternehmen Heartbreak Ridge" der Gunnery Sergeant (Eastwood), der seine verwahrloste Truppe, die vor seinem Antritt auch nicht mehr als Todeskandidaten waren, die völlig unvorbereitet auf einen echten Einsatz chancenlos im Kampf gewesen wären. Highway ist der typische Spieß. Knurrig, hart, aber auch menschlich, auch wenn er das gut zu verbergen weiß. Eigentlich ist hier jedes Wort, jede Figur Klischee. Der Sarge ebenso wie die widerstrebenden Soldaten oder die absolut ahnungsfreien Vorgesetzten mit Hang zur Selbstdarstellung. Und so läuft es dann wie erwartet ab: Ausbildung, Scherereien, Gemeinschaftsbildung, Einsatz. Entgegen dem genannten "Das dreckige Dutzend" schaffen es weit  mehr, diesen zu überstehen und die Actionsequenzen sind wahrlich kurz, nur wenige Seiten gegen Ende. Nachteilig wirkt sich aber auch aus, dass weder der Wortwitz noch die sparsame Mimik von Eastwood im Buch auch nur annähernd rübergebracht werden können. Das muss man wirklich sehen, lesen ist da im Nachteil. Und die Nachteile überwiegen, was das Buch angeht. Wohl schon im Original eher lieblos vom Drehbuch abgeknäult, kann man der Übersetzung keinen Vorwurf machen, aber dem ansonsten simpel hingerotzten Ding voller Fehler, bei denen man sich schon fragt, ob das Lektorat im Impressum extra verschwiegen wurde, um niemanden zu beschämen oder ob erst gar keines existiert hat. Ehrlich, dass sich große Publikumsverlage bei ihren stolzen Preisen früher und heute immer noch derartige Praktiken leisten und den (teuer) zahlenden Kunden nur noch veräppeln und ausschließlich auf Gewinnmaximierung statt auf Qualität achten, ist ne Schande. Und es zieht sich durch die Branche, wirkliche Ausnahmen gibt es da kaum. Und diese Marktführer sind leider auch im Schludern zmeist auf den vorderen Plätzen zu finden - und bei hohen Preisen. Da kann man schon fast ein Hohelied auf kleinere Verlage anstimmen (Das Wort "singen" vermeide ich ob meines Gegröles lieber.), denen es noch wirklich wichtig ist, den Kunden eine im Gesamtpaket ordentliche Ware für das Geld vorzusetzen. Dort wird sich bei geringeren finanziellen Möglichkeiten mehr Mühe gegeben als beim großen Kapital. Kein Wunder, dass viele Kunden neben dem interessanteren Programm auch deshalb immer mehr zu den neueren und winzigeren Anbietern wechseln und sie mit einem Direktkauf beim Verlag unterstützen. Aber solange die noch in der Unterzahl sind, wird sich wohl wenig ändern. Wer den Markt beherrscht, macht sich eben gerne eigene Regeln (Huhu Ama). Also zurück zum ursprünglichen Thema. Das Buch ist bestenfalls eine nette Ergänzung zum Film, mehr nicht. Wobei ich mir hier beim Erwerb selbst die Schuld für die Fehlleistung zuweisen muss, da ich nicht darauf geachtet habe, dass dieses Buch NACH dem Drehbuch verfasst wurde und nicht als VORLAGE für das Drehbuch gedient hat. Hab noch drei weitere derartige Flops hier rumliegen. Die kommen vielleicht später mal. 190 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Juni 2015, 14:27:02
(http://2.bp.blogspot.com/-0crLKFCCk-8/VZEaBvhpZcI/AAAAAAAASEc/w6-p37rkIfU/s1600/unter%2Btoten%2B1.jpg)

D. J. Molles. Captain Lee Harden ist in einem Bunker tief unter der Erde stationiert. Seine Aufgabe: Im Katastrophenfall für Ordnung und Sicherheit sorgen und gegebenenfalls eine neue Regierung installieren. Als der Kontakt zu seinem Vorgesetzten abreißt, tritt der Ernstfall ein. Er muss dreißig Tage unter der Erde ausharren, bevor er seinen Anweisungen zufolge den Bunker verlassen darf. Was ihn oben erwartet, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren: Zombiehorden haben alles vernichtet. Doch Harden gibt nicht auf.

Lee Harden wurde in einem Spezialprojekt ausgewählt, um zu einer Einheit zu kommen, die im Fall einer nationalen Katastrophe in einem Bunker 30 Tage überdauern soll, um zusammen mit 47 Kollegen danach wieder eine funktionierende Regierung aufzubauen. Zuletzt wurden sie in einem vermeintlichen Ernstfall nach der Fukushima-Katastrophe und der Angst einer nuklearen Wolke runtergeschickt, ansonsten nur zu Übungen. Die Bunker sind voll ausgerüstet mit Waffen, Lebensmitteln und anderen Annehmlichkeiten. Bei ihm ist sein trainierter Hund Tango. Eigentlich sollten die 48 Menschen keinen Kontakt untereinander haben und nur mit dem Koordinator kommunizieren. Doch als der Kontakt abbricht, blebit Lee nichts übrig und er muss an die Oberfläche. Der Bunker wurde sechs Stockwerke unter seinem Haus, das nahezu perfekt abgesichert ist und mit Solarzellen bestückt, angelegt. Seinen ersten Trip nach oben bezahlt er fast mit dem Leben. Eingezwängt in einen MOPP-Anzug gegen jegliche Bakterien oder nukleare Verseuchung, ist sein Sichtfeld eingeschränkt und er wird von einem unter den Treppenstufen vor seinem Haus liegenden fünfzehnjährigen Mädchen fast gebissen. Er kann sie zwar töten, muss dafür aber etliche Kugeln verwenden; sie war einfach nicht aufzuhalten. Erschrocken zieht er sich wieder in den Bunker zurück. Besser vorbereitet geht er wieder raus und stellt fest, dass seine Nachbarn tot sind - bis auf den Ehemann, der ihn auch attackiert und von ihm erschossen werden muss. So wandert er zum nächsten Haus und sieht, wie eine Gruppe von fünf Typen einen Mann und seinen Sohn verfolgt. Als die den unbewaffneten Mann umlegen und den jungen angreifen wollen, erledigt er sie bis auf einen. Den will er dem Jungen überlassen. Als der entscheidet, den Kerl laufen zu lassen, bringt er den Scheißkerl weg, macht ihn aber mit einem einzigen Stich seines Army-Messers außerhalb der Sichtweite des Buben kalt. Den Kleinen lässt er unter der Obhut von Tango im Bunker zurück und macht sich auf die Suche nach weiteren Überlebenden. Mit seinem Truck fährt er in die nächste kleinere Stadt und sieht, von einer wilden Meute umzingelt, eine Frau und ihre Tochter auf dem Dach eines Hauses. Er rettet sie, muss aber seinen Truck zurücklassen. Unterwegs treffen sie noch auf Jack und als sie zum Haus kommen, ist dies niedergebrannt. Sie können es jetzt nicht freilegen, da ihnen die Bestien auf den Fersen sind. Zum Glück haben es der Junge und Tango vorher nach draußen geschafft. Sie waren ungeduldig und wollten Lee suchen. Jetzt müssen sich die sechs zu einem Ort durchkämpfen der womöglich sicher ist. Die Frau weiß von einem befestigten Lager und sie machen sich auf den Weg dorthin. Unterwegs erfährt er mehr darüber, was während seiner Zeit unter der Erde geschehen ist. Eine Seuche hat die Menschen befallen, die das Hirn angreift und sie in rasende Bestien verwandelt, die auch dem Kannibalismus frönen. Obwohl man vermutet, dass die Intelligenz dabei flöten geht, scharen sich die Wilden zu horden zusammen und entwickeln eine gewisse Bauernschläue, stellen fiese Fallen, um an die Überlebenden zu kommen. Zusätzlich zu dieser Gefahr sind die Menschen sich auch nicht einige, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Verbecher haben jetzt auch wieder Hochkonjunktur.

Zuerst stellt ich mir mal die Frage, warum ständig von Untoten, Zombies oder untoten Infizierten die Rede ist. Die Kranken sind nicht tot und auch nicht an der Seuche gestorben. So gesehen ist eigentlich jeder Lebende auch ein Untoter. Zombies auf jeden Fall mal nicht. Und ein Grippekranker wäre ja auch infiziert und somit ein untoter Infizierter. Tja, und der Held Supersoldat muss, was die Intelligenz angeht, schon mal irgendwie betroffen gewesen sein. Wie verliert man seinen Truck, der mit wichtiger Ausrüstung beladen ist? Genau, während man Mädels rettet, lässt man bei laufendem Motor die Schlüssel stecken - und das in einer Gefahrenzone. Er hat noch einige dieser "Besonderheiten" zu bieten. Hin und wieder beweist er, was für ein eiskalter Hund er ist, wenn er wehrlose Gefangene dann letztendlich doch absticht oder Verwundete einfach endgültig abknallt, damit das Geplärre aufhört. Also was die Action angeht, ist das Buch in Ordnung und zum Gegenpol des eiskalten, wenn auch nicht übermäßig cleveren Soldaten, der vermutlich nur auf seine Pfadfinderausbildung zurückgreifen kann, gibt es an der einen oder anderen Stelle emotionale Momente. Leichen pflastern seinen Weg, dumm-derbe Fehler ebenso. Und je weiter man in der Story vordringt, umso mehr muss man erkennen, dass die üblichen Versatzstücke derartiger Endzeitgeschichten sich nach und nach in den Vordergrund drängen. Die Marodeure, die die Situation ausnutzen, sich gewaltsam alles zu nehmen, was sie begehren. Die Uneinigkeit der Leute untereinander. Religion und schwätzende Politfiguren, die sich nur an die Spitze der Nahrungskette setzen wollen, ohne sonst einen Finger krumm zu machen, gegen die mutigen Kämpfer ums Überleben. Die Figuren inklusive dem Army-Helden haben wenig zu bieten, alles bleibt oberflächlich charkterisiert und ja - auch das ist wieder wie Schreiben nach Zahlen konzipiert. Es ballert, was das Zeug hält, eine Erklärung, wie die Wilden Horden die ach so glorreiche USA und ihre noch glorreichere Armee einfach in 30 Tagen überrennen konnten, bleibt bisher aus. All die Abenteuer wirken irgendwie einfach runtergeschrieben, lustlos aneindander gereiht, ohne wirklichen roten Faden (Eine funktionierende Gesellschaft wieder herzustellen) und episodenhaft geschrieben. Auf die Art kann man eine TV-Serie auf 22 Folgen dehnen, im Buch ist es leider etwas wenig. So wechselt sich "Blöd mit Blut" in einem formelartigen Roman munter ab. Die Bonusstory, die auch fast 100 Seiten umfasst, hat zwar nicht direkt mit Harder zu tun, spielt aber im selben Untoten-Universum und bietert die bisher fehlende Schwangere in Nöten ebenso auf wie die doofen Fehler der Hauptstory. Bei "Unter Toten 1" ist (Wie übrigens auch mindestens bis zur Hälfte bei "Unter Toten 2") Hirn ausschalten absolute Pflicht, sollte als Hinweis auf den Klappentext. Abwechslung im Genre erhält man jedenfalls nicht. Das Buch hält nur die Action zusammen und die ist im Vergleich zu dem von mir vor einigen Tagen erst gelesenen "Nemesis" von Jeremy Robinson aus dem Festa-Verlag dann auch klarer Verlierer. Bestenfalls eine "Kann man kaufen"-Empfehlung, von einer Pflichtlektüre aber weit entfernt. Vielleicht kommt es ja in den weiteren Büchern etwas besser. Geht jedenfalls in der menge der besseren Veröffentlichungen sowohl des Genres selbst als auch anderer (Siehe Festa-Verlag, Luzifer-Verlag, Voodoo-Press usw.) eher unter. Damit würde der Titel "UNTER Toten" auch Sinn ergeben. Ach ja, in der von mir konsumierten deutschen Ausgabe werden Namen vertauscht, und wenn eine Kugel am Kopf vorbeizischt, spürt der Held gleich eine Druckwelle und sein Fahr-zur-Hölle-Rucksack - das muss man dann schon selbst gelesen haben. Kawumm auf sehr niedrigem Niveau und der Gefahr auf Untiefen aufzulaufen.  495 Seiten inklusive Bonusstory.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 Juni 2015, 13:37:12
(http://1.bp.blogspot.com/-KbGeMZvQSP8/VZJf0LNicII/AAAAAAAASFo/0cEYxNm8CbA/s1600/untertoten2.jpg)

D. J. Molles. Captain Lee Harden kämpft sich durch das, was einmal die Vereinigten Staaten von Amerika waren. Camp Ryden, ein Lager mit Überlebenden, ist in Not. Harden lässt sich auf einen Deal ein: Er besorgt aus seinem Bunker Vorräte und Waffen, und Camp Ryden nimmt ihn auf. Doch zwischen ihm und dem Bunker lauert eine Bande skrupelloser Verbrecher. Und eine Horde von tausenden Zombies.

Da hat er es mit seinen Schutzbefohlenen nun nach Camp Ryder geschafft, stößt dort selbstverständlich auf ein gewisses Misstrauen, weil sich im Nachklapp der Katastrophe diverse Banden gebildet haben, die sich liebend gerne die Vorräte von der zivilen und zivilisierten Bevölkerung aneignen würden. Als dann auch noch der Zaun, der um das Camp gezogen wurde, durchschnitten und ein Recorder aufgestellt wurde, der mit seinem Gejaule die Horden anlocken sollte, die auch prompt zumindest in geringen Zahlen ins Camp eindringen, ist er Verdächtiger Nummer 1. Die Beratschlagung der Campleitung ergibt, dass sich Lee zusammen mit vier Mann (Doc, Josh, Miller und Harper) auf den Weg macht, um Waffen und Vorräte aus seinem Bunker zu holen und so seine Unschuld zu beweisen. Besonders Jerry, einer, der quasseln kann und sehr gut in die Riege von verlogenen Politikern mit Hang zur Feigheit passen würde, ist einer der Wortführer bei diesem Deal. Also ziehen sie mit Waffen los, die Lees Gruppe eh schon dabei hatte. Doch wie das halt so ist, in einem Land voller Gefahren, werden sie beim Sprit absaugen von den Infizierten nicht nur gestört, sondern auch massiv angegriffen, können sich aber freikämpfen und zwischen ihnen und den Vorräten steht noch eine Gruppe von Verbrechern, die die Stadt namens Smithfield beherrschen, wo Lee auch noch eine gewisse Julia holen soll, deren Schwester in Ryder ist. Und es ist ausgerechnet die linke Bazille Milo, der Bruder von Bus, der dort das Regiment führt. Und der ist auch Schuld, dass die beim Wagen zurückgebliebenen Doc und Josh plötzlich streiten und Doc den jungen Mann erschießt. Doc hat ein Geheimnis und deswegen musste er seinen Partner töten, denn nur jetzt, wo die anderen nach Smithfield unterwegs waren, konnte er dies ungestraft tun. In Smithfield bringt die Schreckensherrschaft von Milo die Menschen dazu, Lee festzusetzen und zu foltern, während Harper und Miller so gut wie ungeschoren davonkommen, da sie auch auf Hilfe von Larouche zählen können, der zwar zu Milos Truppe gehört, ihn aber so rein gar nicht ausstehen kann. Irgendwann kann sich Lee befreien und mit den seinen aus Smithfield fliehen, das zudem nun von den Wilden Horden angegriffen wird. Sie kommen gerade noch weg und haben kaum Verluste. Aber Milo bleibt ihnen auf den Fersen und muss in einem letzten Gefecht erledigt werden, das einen der Begleiter von Lee das Leben kostet. Milo wird schwer verletzt am Ufer eines Flusses mit starker Strömung liegengelassen, wo ihn die Wilden Horden zerfetzen, während auf dem anderen Ufer die Truppe um den ebenfalls verletzten Lee davonfährt Richtung Camp Ryder, wo es sich erweist, dass Politiker immer für Unruhe gut sind und das Lager sich bald in mehrere Grüppchen aufspaltet.

Der zweite Teil des Buches hat schon einen Vorteil - der nervige Rucksack ist weg. Sonst ist eigentlich alles beim Alten. Wobei auch diesmal die Wilden Horden nur eine untergeordnete Nebenrolle spielen, während sich die Menschen aus den sattsam in vielen tausend anderen Büchern schon skizzierten Gründen mal wieder selbst um ihre Überlebenschancen zu bringen suchen. Wir als Leser begegnen dem obligatorischen Verrat, Erpressung, dem möderischen Kampf um Ressourcen und natürlich den berühmten Schwätzern (Denen könnte man mal eine eigene Zombie-Rasse gönnen - "Zombie-Polits - Sie zermürben dein Gehirn" ohne selbst eines zu haben), die nur Wort, aber keine Tat kennen. Unruhe schüren als Hobby, Machterhalt via Verleumdung. Naja, kennt man auch alles schon. Tja, und die Bevölkerung des Buches mit Psychos, Durchgeknallten und sonstigem Gesocks ist in der Wahl so oberflächlich wie die Darstellung der Charaktere. Alles einseitig in Schwarz und Weiß, Böse und Gut, alles sofort erkennbar, wer hier was vertritt. Selbst Doc kann mit seinem Handeln niemanden überraschen. Und die Gruppen selbst? Religion, Politik? Auch wie gehabt null Innovation. Die schriftstellerische Leistung ist im Vergleich zu den vielen anderen eher ne laue Sache, ein Lüftchen im Zombie-genre, das hin und wieder etwas Emotionalität (Miller) oder Ernsthaftigkeit (Menschliches Verhalten, Überdenken des eigenen Kampfes und der Brutalität) und Moral vorgaukeln will, die schnell wieder vergessen wird, wenn es um Super-Lee geht, den Mann, den nichts umwerfen kann. Gegen solche aktiven Helden hab ich ja eigentlich nichts, aber sie müssten dann schon etwas cleverer sein, besser charkterisiert und in eine Story eingebettet, die einen gescheiteren Autoren hat. Sorry, Mr. Molles, das hier reicht nicht. Sicher ist der Vorteil dabei, dass man die simople Schreiben in einem flotten Tempo runterlesen kann, aber das war es auch schon. Und wie die bei dieser Vorgehensweise eine neue Zivilisation auffbauen wollen? Frag net. Wieso die Staatengemeinschaft übrigens so schnell den Infizierten überlassen wurde, erfährt man auch hier nicht. Übrigens, wird es sechs Teile davon geben, wovon Nummer sechs dann der letzte sein soll (falls die hier alle veröffentlicht werden). Leider ist das vergleichsweise unteres Mittelmaß, schnell zu konsumieren, aber auch scnell zu vergessen. Gut, der Cliffhanger zum Ende macht etwas neugierig und die angedeuteten Veränderungen der Infizierten, könnten eine gute Möglichkeit bieten, alles viel Interessanter zu gestalten. Heißt wohl, dass ich trotz der Motzerei, wohl doch in den dritten Teil reinschauen werde. Unbelehrbar halt. Und dabei hat man doch so besondere Werke zur Verfügung wie "Xom-Bi" von Jeremy Robinson, der alles hat was hier fehlt, satte, wirklich satte Action und Abwechslung!!!.Keine Bonusstory, aber auch 490 Seiten klang.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Juli 2015, 13:33:32
(http://3.bp.blogspot.com/-7LuevAzqynA/VZpINl5LkpI/AAAAAAAASHc/2x5vYkPs0rs/s1600/w%25C3%25A4steeertotern.jpg)

Urban Waite. Vor zehn Jahren hatte Ray noch ein Leben und eine Zukunft. Jetzt hat er nichts mehr. Auch nicht zu verlieren. Einen letzten Job für seinen Boss, einen Drogenbaron, muss er noch erledigen. In Coronado, einem Kaff in der Wüste von New Mexico, das schon bessere Tage gesehen hat. Aber zehn Jahre sind eine verdammt lange Zeit, die Spielregeln haben sich geändert.

Ray war vor zehn  Jahren einer der besten Leute des Drogenbosses Memo. Er hat aus dem Weg geräumt, was die Geschäfte gestört hat. Und war da halt mal der eine oder andere Mensch dabei, hielt er es mit dem ollen Joe Stalin: Keine Menschen, keine Probleme. Doch dann kamen Frau und Sohn von Ray ums Leben und er verschwand Richtung Norden. Jetzt ist er wieder da, voller böser Erinnerungen und mit einem Auftrag, der schon beinahe beleidigend für ihn ist - er soll das Kindermädchen für den Neffen von Memo spielen, der neu im Geschäft ist und mit seiner Zeit im Gefängnis prahlt, sonst aber wenig zustande bekommt. Egal, das scheint die Chance für Ray, genug Geld für einen euen Anfang zu ergattern und mit seinem seit dem Unfall tauben und behinderten Sohn ein geregeltes Leben zu beginnen. Und der Überfall entwickelt sich fast zu einem Disaster. Der eine Begleiter des Drogentransports des Kartells ist Ray bekannt, wird vom Jungspund Sanchez sofort erschossen, der jüngere zweite Mann kann fliehen. Sanchez hinterher und auf Entfernung mit einer Kugel aus dem Gewehr niedergestreckt. Zufrieden kehrt der zu Ray zurück und sie schnappen sich die Drogen und verschwinden. Unprofessionell, wie sich schnell herausstellt. Sanchez gibt sich in einer Kneipe die Kante, deren Boss Dario ist - und der fürs Kartell arbeitet. Und zudem hat Sanchez sich nicht überzeugt, dass der Typ aus der Wüste tot ist. Der konnte sich schwer verletzt zur Straße schleppen und wurde von einem Autofahrer gefunden. Jetzt liegt er im Krankenhaus und gilt als Gefahr. Ray wird genötigt, die Sache zu regeln. Gelingt ihm auch, aber inzwischen ist auch Sheriff Edna Kelly an der Sache dran und die lässt sich von den Beschwichtigungen des Bürgermeisters nicht stoppen. Zusammen mit ihrem Vorgänger Tom geht sie den brutalen Vorfällen in ihrer Stadt nach. Und schon bald entdeckt sie mehrere Leichen, muss sich um den Fall des Toten Zeugen kümmern, der von Ray ausgeschaltet wurde und mit den Stadthonratioren auseinandersetzen, die die Sache kleinhalten wollen, weil sie sich um den Ruf der Stadt sorgen.

"Wüste der Toten" passt als deutscher Titel nur bedingt, aber irgendwie kann man ihn im weiteren Sinne doch aufs Buch beziehen. In dieser Wüste Anfang der 1990-er Jahre ist eigentlich alles schon tot. Coronado war ein Boom-Städtchen. Es gab Öl! Ranchen und Farmen, die auf dem kargen Land kaum große Chancen hatten wurden auf Ölförderung umgestellt, kleinere Quellen bald von den gierig ins Land eingefallenen Großen geschluckt. Das ging so weiter, bis die alles unter Kontrolle hatten. Das Verbrechen hielt ebenfalls Einzug. Drogen machten sich breit, die Kartelle kamen von Mexiko nun nach Norden nach New Mexico. Und dann kam die Rezession, die Stadt ging den Bach runter. Und mit den langsam versiegenden Ölquellen, stirbt nun auch das Städtchen langsam vor sich hin. Geschäfte stehen leer, voller Optimismus errichtete Häuser werden verlassen, wenn die Jobs ausbleiben, das Geld knapp wird. Und die Charaktere. Wirken alle irgendwie, als hätten sie sich mit den Gegebenheiten arrangiert und wüssten, dass sie nur so und hier überleben können. Kleine Geheimnsse hat jeder zu verbergen, der eine oder andere auch größere. Persönliche Dramen mussten alle durchstehen, seien es Gangster oder gesetzestreue Bürger - und die Geier warten schon. Memo, Drogenboss vor Ort, würde gerne den Vertreter des Kartells in Coronado ausschalten. Doch der, Dario, ist mehr damit beschäftigt, endlich Ruhe in sein Leben zu bringen, mit dem kriminellen Dasein abzuschließen. In diese trostlose Welt kommt Ray zurück, der alle noch von früher kennt und glaubt, er könne sich von seinem Leben als Killer endgültig verabschieden und ein neues Leben beginnen. Schnell muss er einsehen, dass in dieser sterbenden Stadt, der trockenen und tristen Wüstenregion, nichts davon möglich ist. Keiner kann seinem Schicksal in diesem wortkargen "Wüsten-Noir" entrinnen, der keine ausschweifenden Dialoge braucht und nur in einigen Rückblenden den Werdegang oder die Motivation seiner Protagonisten thematisiert. Am Ende bleiben einige Tote und viele Enttäuschte, denen die Flucht in ein vermeintlich besseres Leben nicht gelungen ist und die mit ihrer Vergangenheit zurechtkommen müssen. Wie schon in "Schreckensbleich" konzentriert sich Urban Waite auf ein Szenario ausserhalb der Metropolen, schildert ein Leben in fast vergessenen Regionen, die der Staat im Prinzip vergessen hat. Gegenden, die ihren eigenen Regeln, dem eigenen Moral- und Ehrenkodex folgen und hartgesottenen Menschen, die schon ihr ganzes Leben im Kampf um eine vernünftige Existenz dort verbracht haben. Er verzettelt sich nicht in ewig langen Ausführungen, erklärt nicht ausschweifend, sondern lässt den Leser in knappem Stil dem nicht aufzuhaltenden Zug des Schicksals zu einem Ende folgen, das nur bedingt befriedigt. Für Hochglanzleser eher ungeeignet, für Personen, die gerne "Gut" und "Böse" klar getrennt haben würden, auch nicht die richtige Lektüre. Einige Actionsequenzen werden nicht reißerisch in den Mittelpunkt gestellt, sondern in einer Art geschildert, als würden sie sich gerade so nebenbei ereignen. Aber alles, wirklich alles, ist so gut zusammengefügt worden zu einer Geschichte, einem Drama, dass es seine Wirkung voll entfalten kann und mich rundum überzeugt hat. Mit "Keine Zeit für Gnade" kommt im Februar 2016 der nächste Urban Waite - und ich bin sicher wieder dabei. Abwechslung in meinem sonstigen Lesestoff. Aber eine gelungene.
345 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Juli 2015, 12:38:22
(http://4.bp.blogspot.com/-8cecBzXIDLc/VZuVGZl4T5I/AAAAAAAASIs/MNSoh14dsqE/s1600/top%2Bgun.jpg)

Mike Cogan. Sie sind angetreten, die besten F-14-Piloten der Navy zu werden: der ungestüme Pete Maverick Mitchell und der eiskalte, disziplinierte Iceman. In Top gun, der Elite-Kampfflieger-Schule der Navy, lernt Maverick Charlotte Blackwood kennen, eine Astro-Phyikerin. Sie ist es, die Maverick über den schwersten Schlag seines Lebens hinweghilft und ihn dazu bringt, den Kampf gegen Iceman wieder aufzunehmen. Sein Kämpferherz und Charlies Liebe geben ihm die Kraft, das zu werden, wovon er geträumt hat.

Bei einem Einsatz im Indischen Ozean, gelingt es dem forschen Kampfpiloten Mitchell zwei MIGs von einem Flugzeugträger fernzuhalten, einen Kameraden sicher zur Landung zu geleiten und einen höllischen Stunt auszuführen. Das macht den Weg frei für ihn und seinen RIO Goose, um in die Ausbildung zum Top Gun nach Miramar zu kommen. Kaum dort eingetroffen gerät der großmäulige Mitchell mit dem eiskalten Iceman aneinander. Man mag sich definitiv nicht. Während seiner Freizeit lernt er eine junge Frau kennen, die sich später als Ausbilderin erweist. Im Unterricht kann er sie dann mit Fachwissen beeindrucken und schwupps ist sie seinem Charme drehbuchgerecht erlegen. Aber dann geschieht ein Unglück, bei dem sein RIO Goose stirbt und es gibt eine Untersuchung. Maverick wird freigesprochen, doch mit seinem Selbstbewusstsein ist es erst einmal vorbei. Er denkt daran abzudanken, wird jedoch von Charlie, seinem Boss und dem Gedenken an Goose davon überzeugt, dass er jetzt nicht aufdgeben darf. In einem weiteren Luftgefecht, beweist er Mut und Können, rettet sogar seinen Kontrahenten, den Iceman, und mutiert wieder zu dem Großmaul, das er schon immer war.

Was gibt es dazu zu sagen? Ein Buch nach einem Drehbuch, diesmal nicht völlig nutzlos, da einige - wenn auch oberflächliche, Begriffs- und Waffenerläuterungen sowie Skizzen mit Notizen zu den beiden wesentlichen Flugzeugtypen enthalten sind. Der Rest ist die Erzählung über einen unsympathischen Schönling, der überheblich und großspurig daherkommt, ein leichtsinniger Hallodri ist und dann auch für den Tod eines Kameraden verantwortlich ist. Eine Rolle, die ein Herr namens Charlie Sheen in Film und wahrem Leben fast vollständig perfekt ausfüllte. Für den Film- (und somit Buch-)Großkotz sprach dann nur, dass man ihm mit dem Iceman einen noch unsympathsicheren Gegenpart verpasste und das Drehbuch dann den üblichen Pfaden folgte. Wenn du in Amerika was schaffen willst, dann gelingt das auch mit dem entsprechenden Willen, Mut und Durchsetzungsvermögen - also der gemeinen Rücksichtslosigkeit. Oberflächliche Story mit Klischeepotenzial hoch drei und "verlogen bis dort naus". Dazu noch ein bisserl Pathos und Drama, Vergangenheitsbewältigung ("Ach, wo ist der Papa?") und fertig. Am Film konnte man wenigstens noch die von der Navy sehr großzügig unterstützen Bilder loben und genießen, aber das das im Buch ja völlig fehlt, war es denn auch der erwartete Fehleinkauf. Selbst Schuld. Hätt ich halt aufgepasst.

185 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Juli 2015, 14:58:08
(http://1.bp.blogspot.com/-ra4VOr7mo54/VZ0B2qCpGeI/AAAAAAAASJ8/xoNy2mJ22_g/s1600/monument%2B14.jpg)

Emmy Laybourne. Ein Tsunami verwüstet die Ostküste der USA. Vierzehn Jugendliche stranden in einem einkaufszentrum. Der Strom fällt aus. Aus der nahen Chemiefabrik entweicht eine giftige Wolke. Der schüchterne Dean muss über sich selbst hinauswachsen, um sich und die anderen zu retten - nicht zuletzt das mädchen, in das er schon lange heimlich verliebt ist.

Jahr 2045. Dean und sein jüngerer Bruder Alex erreichen den Schulbus wie gewohnt auf den letzten Drücker. Die üblichen Kabbeleien hören auf, als plötzlich etwas wie Schüsse auf die Dächer der beiden Busse einhämmert. Schnell erkennen Schüler und Busfahrer, dass es Hagelkörner sind. Was heißt Körner? Golfbälle. Der Fahrer des Busses, in dem Dean sitzt, wird durch die Windschutzscheibe von einem dieser immensen Hagelbrocken getroffen und verunfallt das Fahrzeug. Der zweite Bus mit einer resoluten Fahrerin kommt nahe heran, sodass die überlebenden Kids umsteigen können, bevor ihr Bus explodiert. Dean wird dabei von Niko, einem der älteren Jungen, gerettet. Sie werden unter Mühen zu einem Shopping Center kutschiert und wundern sich, dass dort noch keine Angestellten sind. Die sind schon da, liegen aber unter dem tödlichen Eishagel begraben. Keine Chance gehabt. Nachdem die Kinder im Inneren in Sicherheit sind, macht sich die Fahrerin auf, irgendwo Hilfe zu organisieren. Die Kids sollen in der Zwischenzeit auf Jake hören, der eh der coolste Typ an der Schule ist. Was anfangs noch wie ein Abenteuer anmutet, wird bald zu einem Schrecken. Die kleineren Kinder im Alter von sieben bis zehn bekommen es doch schnell mit der Angst zu tun. Und dann schaffen sie es, einen wirklich altmodischen Fernseher zum Laufen zu bringen. Was sie erfahren müssen ist grauenhaft. Ein Forschungszentrum der Armee wurde zertrümmert und dabei ist eine biologische Waffe in Form einer Wolke ausgetreten, die auf die jeweiligen Blutgruppen auch eine jeweils andere Auswirkung hat. Vom Ausschlag bis ungehemmten Aggressionen ist alles dabei. Glücklicherweise lassen die Auswirkungen nach, wenn man rechtzeitig in Sicherheit kommt. Sie dichten alles ab, verrammeln das Tor und richten sich jetzt endgültig in der Shopping Mall ein.

Endzeit für Kiddies. Gefahr nicht nur durch den Sturm, auch durch die Giftwolke und dann die Gruppendynamik, wenn sich mehrere Personen auf so engem Raum über längere Zeit zusammenraufen müssen. Es gibt Reibereien, Streit um die Führungsposition und andere Konflikte. Und eben noch die verliebten Jungs und Mädels. Da sind die geborenen Anführer und die Mitläufer.  So werden sie zu Beginn vorgestellt - und im Laufe der Handlung zeigt ein jeder, was in ihm steckt oder ob er nur ein großmäuliger Blender war. Alle machen ein Entwicklung durch, manchmal nachvollziehbar, manchmal nicht unbedingt. Eigensinnigkeit und Geltungssucht gefährden den Gruppenfrieden, ein Mädchen setzt sich sogar innerhalb ihres Domizils ab und verbleibt fortan in ihrem Versteck. Und Emmy Laybourne hat in ihrem Buch für Jugendliche eindeutig auf Emotion gesetzt, sorgt für einige dramatische Szenen, ohne diese mit allzu viel Härte zu garnieren. Trotz einiger spannender und im Ansatz brutal anmutender Szenen, schießt sie nie übers Ziel hinaus, bleibt ihrem Stil treu, der recht leicht lesbar und wenig kompliziert ist. Was sie aber auch macht - und es gut in die Story einbindet - ist, eine deutliche Kritik an der Speicherung sämtlicher Daten in einem Medium wie z. B. der Cloud (Im Buch National Contactivity) zu speichern. Fällt eine Komponente aus, ist alles hin. Und die Versprechen von Regierung und Anbietern über absolute Sicherheit sind passe. Und als sie dann einen altmodischen TV zum Laufen bringen, werden sie von der Mledung überrascht, dass ihr aller verehrter Präsident (Warum die Fritzen dort so verehrt werden, will sich mir bis heute nicht erschließen. Es sind Politiker und die haben alle ein Prolbem mit der Wahrheit.) an einem geheimen Ort in Sicherheit ist, während die Bevölkerung von Colorado sich mit dem chemischen Kampfstoff auseinandersetzen muss, der von ihrer ach so gütigen Regierung entwickelt wurde. Schwer für die Kinder, das zu verstehen. Und die Erzählungen von Max, was der alles so mit seinem Vater erlebt hat, deuten auf eine schwer gestörte Familie hin, in der der Kleine aufwachsen muss. Und als dann Erwachsene in die neue Welt der Kinder eindringen, wird schnell deutlich, dass von denen auch eine große Gefahr ausgeht, die die Gruppe sprengen könnte. Einige Spannungsspitzen in einer leicht konsumierbaren Dystopie für Jugendliche um die 14 Jahre, die zudem stellenweise deutlich macht, dass sie von Frauenhand verfasst ist, machen Laune. Kein großer Wurf (zumindest nicht für Erwachsene), aber flott und einigermaßen unterhaltsam ist dieser erste Teil einer Trilogie schon.  320 Seiten.                     
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Juli 2015, 13:14:48
(http://4.bp.blogspot.com/-3ufBVhXpFLM/VZ-OJWRxnxI/AAAAAAAASNk/E6SSf8ySsA8/s320/colferdertod.jpg)

Eoin Colfer. "Die Welt, die ich notdürftig mit Spucke und Träumen zusammenhielt, löst sich auf: Connie ist tot, Zeb verschwunden. Ich habe einen Menschen muit einem Schlüssel ermordet, verdammt noch mal." Als die Bullen dann auch noch Dan McEvoy verdächtigen, weiß er, dass er handeln muss. Und natürlich geht alles dabei so richtig schön schief.

Dan McEvoy ist Ire, hat aber seine Heimat verlassen und kurze Zeit in New York gearbeitet. Um der dortigen Hektik zu entkommen, wechselt er nach New Jersey, um in einem zwielichtigen und heruntergekommenen Strip-Club als Türsteher zu arbeiten. Dort arbeitet auch Connie als Hostess. Eine der Regeln lautet, die Hostessen nicht anzufassen. Ein schmieriger Anwalt hält sich auch dran, leckt ihr dafür aber über den Hintern als sie sich an seinem Tisch bückt, um die Getränke abzustellen. Ein Job für Dan. Der macht den Anwalt rund, gibt ihm zu verstehen, dass er sich a) verpissen soll, aber erst nachdem er b) einige Scheine als Entschuldigung für Connie abgedrückt hat. Nach einigem Gezeter gibt der Anwalt namens Faber nach. Doch kurze Zeit später wird Connie hinter dem Laden tot mit einem Loch im Kopf aufgefunden. Dan verdächtigt sofort den Anwalt. Danach zieht er erst einmal los, um zu seinem Doc Zeb zu gehen, der ihm eine Haartransplantation versprochen hat, obwohl er eigentlich einen Schuppen hat, in dem er gegen Cash Botoxinjetktionen verabreicht, da er als Arzt eh nicht mehr praktizieren darf. Doch statt Zeb findet er einen Mann vor, der nach Zeb sucht und von der Mafia ist. Als der Typ in die Jackentasche greift, nimmt Dan seinen Schlüssel und jagt ihn dem Typ in den Hals und lässt die Leiche im Kofferraum von dessen Wagen verschwinden. Dann hält er es für eine gute Idee, den Anwalt anonym bei der Polizei anzuschwärzen, was die erst auf die Spur von Dan bringt, da der Schlaumeier sich ja unbedingt an die beiden Polizistinnen dranhängen muss um zu sehen, wie die beiden Detectives den Kerl hops nehmen. Was er sieht ist aber, dass die eine Tusse die andere hinterrücks erschießen will. Er greift ein, verwundet die verhinderte Schützin mit einem Schuss aus sicherer Deckung. Doch deren Kollegin reagiert mit wildemn Geballer und pumpt ein ganzes Magazin in ihre Ex-Partnerin. Dan haut ab, findet seine Wohnung aber völlig demoliert vor - und als es dann klingelt, steht die überlebende Polizistin vor der Tür. Gemeinsam wollen sie den Fall klären, wobei Dan als Gefangener fungieren soll. Was sie aber dann entdecken, versetzt die in Erstaunen. Und Dan? Der quasselt die ganze Zeit mit Zeb, der ihm wie ein Geist im Kopf rumspukt, kann sich kaum einen Reim auf die Geschehnisse machen und muss alles aufwenden, um aus dieser Misere wieder rauszukommen. Unbeschadet, versteht sich.

Colfers Protagonist Dan McEvoy scheint äußerst erfolgtreich mehrfach das IQ-Radar unterflogen zu haben, wie einige seiner Stilblüten als Erzähler seiner Geschichte eindrucksvoll vermuten lassen. Iren an der Ostküste der USA: Anscheinend wurden alle aus dem Land gejagt, bzw. von der Insel verbannt, da sie zwar saufen und prügeln können, aber ansonsten nicht sonderlich normal scheinen und irgendwie alle einen ordentlich an der Klatsche haben - selbst die hin und wieder auftauchenden Frauen wie die durchgeknallte Nachbarin. Erst nervt sie wegen angeblichen Radaus, dann hält sie Dan für ihren Ex-Mann und will ihm an die Wäsche. Hardboiled-Ganoven in einem irren Krimi mit absurdem Plot, bitterbösen Anmerkungen und Wendungen, die ihresgleichen suchen. Anfangs sind es nur einige Schmunzler, die für Erheiterung sorgen, aber nach und nach steigert sich der Humor und die aberwitzige Handlung holt zu einigen großen Momenten aus. Wird das Buch durch diverse Rückblenden zwar etwas ausgebremst, machen die Stories um Zeb viel wieder wett, wird der verrückten Handlung ein ums andere Mal noch eins draufgesetzt und die Lösung des Falls bzw. der Fälle tritt fast in den Hintergrund ob der Absurditäten, in die Dan McEvoy stolpert. Ist zwar insgsamt etwas flach und simpel, war aber wohl auch so gedacht. Der Humor steht im Vordergrund - und der rettet das Buch dann auch. Schnoddrig-groteske Gaunerkomödie von einem brauchbaren Unterhaltungswert, die aber nicht den großen Wurf darstellt. Auch wenn der wahre Täter erst gegen Ende gestellt wird, bleibt der Spannungspegel etwas lau. Nett und auf keinen Fall ein Fehleinkauf, aber als Pflichterwerb würde ich es auch nicht bezeichnen.
Rund 280 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Juli 2015, 13:29:28
(http://2.bp.blogspot.com/-vnBIOo9QPhs/VaDchOKUmRI/AAAAAAAASO8/ZwUH4uLPP-U/s320/endwarimvie.jpg)

David Michaels für Tom Clancy. Nach einem verheerenden nuklearen Schlagabtausch im Mittleren Osten, befinden sich die USA und Russland in einem erbitterten Krieg um die Kontrolle der letzten natürlichen Ressourcen der Erde. Beoide Supermächte versuchen nun mit allen Mitteln, die Oberhand zu gewinnen. U.S. special Forces-Captain Alexander Brent und sein Ghost Recon-Team erhalten den Auftrag, Viktoria Antsyforow festzunehmen. Unter dem Tarnnamen Schneeflöckchen ist die ehemalige russische Geheimagentin nun für eine zwielichtige Organisation tätig, die nach der Weltherrschaft strebt. Ein Routineauftrag für Brent und seine Ghosts.

Brent wird mit seiner Truppe auf die Mission geschickt, die russische Agentin zu schnappen. nicht einfach, da diese mannigfaltige Unterstützung verschiedener Gruppen hat. Unerwartet: sie wird auch von anderen gehetzt. Als da wären: eine dieser grünen Mordbuben-Gruppierungen, die lieber Menschen töten, als nen Grashalm umzuknicken, einen "grünen" Verräter, der die eh nicht vorhandenen Ideale in eine neue Gangstertruppe im Stile von Kolumbiens Kartellen umwandeln will, da sind die Europäer, eh abfällig  nur Euros genannt, die durch die Ressourcen den Fängen der erpresserischen Russen entkommen wollen, geführt von den allseits beliebten und wenig egoistischen Briten. Selbstverständlich haben auch die Russen ein höchstes Interesse daran, die abtrünnige Agentin zu beseitigen. Und dann die Amis, die den Russen schlicht zuvorkommen wollen, damit sie über die Schlüssel zur Macht verfügen können. Und mittendrin in dieser Mischpoke ein Prinz aus Dubai, der von seinem indischen Finanzier wieder in die Position gehievt werden soll, die er vor den Kriegen innehatte oder zumindest die sein Vater bekleidete. Gold, Silber und Ölreserven sind in dem immer noch radioaktiv leicht versuchten Land vorhanden. Bald führt die Spur nach Großbritannien, das gerade von einigen russischen Einheiten attackiert wird und in dem nun Schneeflöckchen den Prinzen und seinen Inder entführt und vor allem und jedem aus dem Land zu fliehen versucht. Auf ihrer Flucht hinterlässt sie eine breite Gasse von Leichen, oftmals eher grundlos dahingemeuchelt. Die Amis immer dahinter, die sich auch gegen die Russen und die Terroristen durchsetzen müssen. Ja, die Guten müssen schwer leiden.

Und der Leser hier irgendwie auch. Das Geschehen ist wirr bis zum Schluss, die Charaktere sind hölzern und klischeehaft. Ami Brent schleppt natürlich ein Trauma mit sich rum, das ihm wohl einige Sympathien einbringen soll. Tut es nicht wirklich. Klar, dass die Sache zum Ende noch von Bedeutung wird - wenn man hier etwas so bezeichnen darf. Schneeflöckchen agiert auf ihrer Flucht derart dusselig und auffällig, dass man sich fragt, wie sie an diesen Ruf der Superspionin gekommen ist. Ihre Charakterisierung ist noch blödsinniger als die des unkaputtbaren Helden. Mal ist sie die clevere Agentin, die zudem Kollateralschäden vermeidet, dann killt sie so rein aus Spaß, weil sie es eben grad mal braucht. Unauffälligkeit scheint es in ihrem Beruf nicht zu geben, alles wird begleitet von unnützen Taten und Krawall. Nicht, dass nur Schneeflöckchen derart auf Krawall gebürstet ist oder nicht weiß, soll sie nun blöd oder selten blöd agieren. Die besten der amerikanischen Heldenliteratur stellen sich ähnlich an. Und ihr tapferer Führer Brent? Winselt zu Anfang, weil ihn seine Truppe nicht mag, hängt ständig seinen Gedanken hinterher, was er damals mit diesem fatalen Autorennen der illegalen Art angestellt hat und dass er nur ein Stellvertretet-Patriot ist, weil ja der beim Rennen getötet Chicano eigentlich bei der Army sein könnte. Der Versuch hier Emotion ins Spiel zu bringen, ist meines Erachtens gnadenlos gescheitert (Irgendwie auch schon mein Fazit fürs Buch). Als dann bei der ersten Mission was schiefgeht, einer seiner Leute stirbt, halten die anderen doch zu ihm, er erpresst seine Vorgesetzten, doch wieder eingesetzt zu werden und macht sich auf, in radioaktiv verseuchtem Gebiet "heimlich" auf offenen Gelände mit "telekombundischen" Lastern still und leise ins Gebiet der Feinde einzudringen. WAS, die haben uns entdeckt? Sehr clever auch, dass sie erst  mit den Lastern durchbrechen und danach erst die Raketenwerfer einsetzen, um in Ruhe arbeiten zu können. Hach ja, und die vielen Gruppierungen, die das Schneewittchen äh Schneeflöckchen zum Schmelzen bringen wollen. Mehr ist dem armen Vertragsautor nicht mehr an die verpflichtete Hand gelegt worden. Russen, Amis, Briten, Grüne, Saudis (Naja, die paar, die noch zappeln), Ex-Agenten, Kopfgeldjäger, Kartellboss und und und. Ach ja, nen Amiverräter gibt es selbstverfreilich auch noch. Ernsthaft, jeder dürfte bemerkt haben, dass ich diese America First Stories bis auf wenige Ausnahmen recht gerne lese, aber das hier ist einfach zu blöd, klischeehaft und sinnlos verzwickt. Lass halt einfach alle aufeinander schießen und die Amis abzüglich einiger Verluste zwecks ähem Realismus überleben, den Helden seine Schöne abgreifen (ich hatte er st aus Versehen via vertippen "angeifern" geschrieben") und Karriere machen. Und was die letztendliche Motivation von Schneeflöckchen angeht, sollte sie in ihren Vernichtungsplan auch Bücher wie dieses eingeziehen. Tja, und eigentlich ist sie ja gar nicht so schlimm, denn ihre Form der Weltherrschaft klingt allemal besser als alles, was man den anderen Parteien hier so zuschreibt - die Amis eingeschlossen, die in Buch und Realität eh immer nur an sich denken. Es rauscht und ballert an allen Ecken und taugt dennoch nicht viel. Vergleiche zum Spiel verbieten sich, da ich es nicht kenne. 390 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Juli 2015, 13:00:29
(http://3.bp.blogspot.com/-9Nhl_xVGatM/VaN8q8_YumI/AAAAAAAASQw/bDec7_sGjyo/s1600/rushhourkiller.jpg)

Mason Cross. Als bei einem Überfall auf einen Gefangenentransport der berüchtigte ,,Chicago Sniper" Caleb Wardell entkommen kann, herrscht beim FBI die höchste Alarmstufe. Wardell, der nur zwei Wochen später hingerichtet werden sollte, gilt als völlig unberechenbar und sucht sich seine Opfer bevorzugt in großen Menschenmengen. Das FBI zieht den externen Berater Carter Blake hinzu, der einst während eines Militäreinsatzes im Irak eine äußerst verstörende Begegnung mit Wardell hatte. Wird es Carter diesmal gelingen, den gemeingefährlichen Killer zu stoppen?

Caleb Wardell ist auf dem Weg zu seiner Hinrichtung. Mit ihm zusammen wird auch Clarence zu einer anderen Einrichtung verlegt. Doch schon bald muss der Wagen stoppen, da jemand Hilfe braucht, weil sein Wagen liegengeblieben ist. Die beiden Fahrer überlegen kurz, starten dann wieder den Motor und umkurven den liegengebliebenen Pechvogel als von der anderen Seite ein Schaufelbagger in die Seite des Transporters donnert und ihn sofort auf die Gegenspur schiebt. Dort warten Komplizen, die auch gleich die Wachen erledigen, bevor die nur zum Ziehen ihrer Waffen kommen. Bei der Gelegenheit kann sich auch Caleb befreien und nutzt die Chance: er schnappt sich einen der drei vermeintlichen Befreier, schlägt ihn nieder, nimmt dessen Waffe und legt die anderen um, bevor er endgültig kurzen Prozess mit dem macht, den er umgehauen hat. Bleibt sein Mitfahrer. Den konnte er ob seines ständigen Gequatsches es nicht leiden, also schlägt er ihm die große Fresse mit dem Gewehrkolben zu Brei. Dass der Rest der Birne dabei auch flöten geht, schert Caleb ja nun gar nicht. Als er dann unter dem Sitz des Busfahrers auch noch eine Heckler & Koch findet, ist sein Tag gerettet. Tja, für den der Bullerei sieht es da dann schon mieser aus. Spezialisten aus dem eigenen Team zusammenstellen und einen Externen holen. Der ist Carter Blake, hat schon Erfahrung aus diversen Kriegen und auch Suchaktionen in Friedenszeiten. Man kennt ihn - und seine Methoden. Blake ist teuer und stellt zudem Ansprüche. Er lässt sich nicht in seine Arbeit pfuschen, fordert schon vorab, dass er für keinen seiner Gesetzesübertritte während der Suche nach dem Mann zur Verantwortung gezogen werden kann. Sein einziger Chef ist er selbst. Sein Beliebtheitsgrad, der zuvor schon nicht gerade überwältigend war, sinkt unter den IQ des durchschnittlichen Crack-Red Necks. Mit ihm in einem Team ist Elaine Banner, die ihm skeptisch gegenübersteht. Bald werden sie zu einem Tatort gerufen. Caleb hat einen Lieferanten getötet - und dafür zwei Schüsse benötigt. Das wird in fuchsen, daher ist mit weiteren Toten zu rechnen, da er sich selbst beweisen muss, dass er noch so gut wie früher ist. In der Zwischenzeit rätseln die Experten, welchen Weg der Verbrecher einschlagen wird. Rache an dem Mann, der ihn damals festgenommen hat oder an dem, der die ganze Angelegenheit mit einem Buch ausschlachtete? Vielleicht auch in sein altes Revier Chicago? Wenn es doch nur so einfach wäre. Der Kerl ist unberechenbar, schlägt immer wieder zu und hinterlässt eine Menge Leichen. Ja, selbst der erfahrene Jäger Blake muss feststellen, dass der Killer ihm immer wieder ein Schnippchen schlagen kann.


Eigentlich hat das Buch ja einen Start gehabt, wie man ihn aus vielen Büchern und Filmen kennt. Zum Tode Verurteilter haut ab, legt einige Wachen um und muss wieder eingefangen werden. Ein Protagonist wird herausgedeutet und der regelt dann alles zum Guten, wobei es kaum weitere Opfer gibt. Tja, hier läuft so manches etwas anders. Der Held der Story, der Jäger Blake, gehört zu der Sorte, die mal jemand als Oberlehrer bezeichnete. Nein, eigentlich setzt er noch einen drauf, er ist schon sowas wie ein Professor. Kann sich in die Täter hineinversetzen, ist besser als der gemeine Staatsdiener und sagt ihnen das auch oft genug. Sucht man einen eindeutigen Sympathieträger, ist er der Falsche. Da er rund die Hälfte des Buches aus seiner Perspektive erzählt, wirkt manches noch überheblicher. Ärgerlich war auch recht früh die Fehlerquote im Buch. Kommt doch einer sich vor wie in den "Indianer-Jones-Filmen". Hä? Dem schlossen sich noch weitere an wie eine Mrs. Brass, die dann zu Mrs. Bass wurde, bevor man sie wieder "rückbenannte", dann fehlten hier und da Buchstaben oder Satzzeichen. Ich muss gestehen, der Protagonist und die "Indianer-Jones"-Sache stimmten mich schon negativ - und das recht früh im Buch. Doch das änderte sich bald. Es lief nicht ab, wie in einem dieser 20.15 TV-Krimis oder 08/15-Buchthrillern, sondern der Killer, der nur bedingt durchgeknallt ist und einfach nur Freude am Töten hat, lässt die Vefolger alt aussehen, taucht immer wieder an Orten auf, wo man nicht mit ihm rechnet und schlägt überraschend zu. Und hier kommen auch einige Härten hinzu. Schädel platzen, Kinder werden ebenfalls ohne Gnade hingerichtet, Frauen erst recht - und immer fehlt ein Motiv. Er nimmt eine im Vorbeigehen gesehene Farbe oder eine gehörte Zahl und richtet danach seine Ziele aus. Aus Sicht des Caleb Wardell ein echter Sniper-Thriller. Damit nicht genug baut Mason Cross auch noch die eine oder andere Wendung ein, lässt dafür die Emotionen nicht gerade sprudeln und nur als Randerscheinungen auftreten. Ja, entgegen meinen Erwartungen dominieren die Action und der Blutregen bald die Geschichte. "Der Rushhour-Killer" (OT: The killing season") ist flott erzählt, wechselt die Perrspektiven, wenn Blake professoral-kopflastig die Ich-Variante nutzt, während der Rest in der dritten Person beobachtet wird. Ne kurze und eigentlich überflüssige Liebeszene, kleine Portion political correctness mit der alleinerziehenden FBI-Agentin und ein kleiner Seitenhieb Richtung Russland von wegen unterdrückter Meinungsfreiheit - ein Thema, zu dem sich die Amis und ihre Vasallen besser auch nicht äußern würden, da es unter einer anderen Bezeichnung, die man für allgemein vertretbar hält, eben diese Unterdrückung auch gibt - und das war es auch schon mit Abschweifungen vom eigentlichen Inhalt - der Jagd auf den Heckenschützen. Spannend, unterhaltsam und auch mit etwas Abwechslung gesegnet, wenn plötzlich die Spuren in eine andere als die vermutete Richtugn führen. Entgegen meiner anfänglichen Befürchtungen kein Fehlkauf, sondern ein richtig guter Actioner, außer dass mir die Hauptperson eben nicht wirklich ans Herz wachsen konnte. Februar 2016 ist der Termin für ein weiteres Buch um Carter Blake. 410 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Mr. Blonde am 13 Juli 2015, 14:12:50
Wenn ich mir anschaue, wie viel Du so in den Kritiken geschrieben hast, frage ich mich, ob Du Dir nichtmal überlegt hast, selbst ein Buch zu schreiben?
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Juli 2015, 13:06:07
Kommt irgendwie zum richtig-falschen Zeitpunkt die Frage. Es liegt einiges auf Halde, eines ist gerade zur Korrektur usw. unterwegs. Und noch andere Pläne in der Mache. Aber dazu erst mehr, wenn es wirklich spruchreif ist. Einzig sagen kann ich schon, auch nur ansatzweise intelligente Lektüre wird man nicht finden. Eher "macht auf dem Weg von A nach B soviel kaputt wie möglich und wenn es wieder jemand aufbaut, macht es nochmal kaputt".
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Juli 2015, 13:06:59
(http://2.bp.blogspot.com/-lBq6PoZGQbA/VaTPHk-DbYI/AAAAAAAASSI/rZKGEyxbmME/s320/rembrandtdeal.jpg)

Alastair MacNeill aus dem Erbe von Alistair MacLean. Der raffinierteste Kunstdiebstahl aller Zeiten ruft die Spezialagenten der UNACO auf den Plan, der Anti-Crime-Organisation der Vereinten Nationen. Auf dem Transport von Amsterdam nach New York ist Rembrandts berühmte Nachtwache spurlos verschwunden, ersetzt durch eine brillante Fälschung. Auf der Jagd nach dem Fälscher und seinen Auftraggebern geraten die Agenten in ein Labyrinth echter und falscher Spuren.

Die Nachtwache erreicht ihr Ziel New York, um im dortigen Museum ausgestellt zu werden. Während die Experten des Museums das Bild vor der Eröffnung der öffentlichen Ausstellung voller stolz auf ihre eigene Idee, das Bild hier vor Publikum zu zeigen, bemerkt einer einen farblichen Unterschied an einer bestimmten Stelle. Man prüft und überprüft die Prüfung. Das Bild ist falsch. Da eh in New York ansässig, wird die UNACO eingeschaltet. Die kommt mit drei Agenten - Graham, Carver und Whitlock. Schnell werden die hiesigen Verdächtigen gecheckt, der Versandweg des Bildes kontrolliert und die Sicherheitsfirmen unter die Lupe genommen. Auf amerikanischer Seite scheint alles in Ordnung, sodass es nun Richtung Holland geht. Dort stößt man schnell auf erste Spuren, die führen zu verschiedenen Verdächtigen, die wiederum ziemlich schnell als Leichen enden - und nicht jeder davon wurde als Mitwisser zum Schweigen gebracht. Hin und wieder muss sich auch einer der Agenten der Angriffe auf sein Leben erwehren. Dennoch können sie einen Namen in Erfahrung bringen. Nach einem kurzen Zwischenstopp zur Beratung im Hauptquartier in New York geht es weiter nach Rio. Dort sitzt ein Millionär namens Schrader, der zwar ein riesiges Vermögen angehäuft hat, dieses aber auch dazu nutzt, die Favelas etwas lebenswürdiger zu machen. Er hat aber auch einen gewissen Ruf als Sammler. Während Whitlock im Hotel die Stellung hält und mit den Chefs kommuniziert, schleichen sich Carver und Graham mithilfe von Siobhan, die ihnen über ihren Chef als Kontaktperson vermittlet wurde, bei Schrader ein, um in Erfahrung zu bringen, ob und falls ja wo er das Bild hat. Graham kann sich dem Millionär über eine so richtig riskante Pokerpartie mit hohen Einsätzen schon fast freundschaftlich nähern, da sich hier Gleichgesinnte getroffen haben. Unterdessen versucht Sabrina Carver heruaszufinden, ob in den Katakomben des Hauses Bilder versteckt sind. Sind sogar welche - ganz offen als Fälschungen deklariert und somit auf der rechtlich sicheren Seite. Womit die UNACO-Leute nicht gerechnet haben, ist, dass Drago, der Sicherheitschef von Schrader, gegen den Willen seines Bosses mit Drogen dealt und zudem auch noch die CIA sowie der KGB vor Ort sind, um an einen bestimmten Umschlag zu kommen, dessen Inhalt keiner beschreiben kann. Die Einsätze in diesem Spiel werden höher als bei einer Kunstfälschung erwartet. Gefährliche Aktionen kosten mehrere Menschenleben, besonders Drago stellt sich als absolut rücksichtslos heraus.

Die Reihe um die UNACO-Agenten hat sich der Bestseller-Autor schon zu Lebezeiten einfallen lassen und auch erste Romane geschrieben (Im Gegensatz zu Robert Ludlum und seinen Jon Smith mit Covert One. Hier wurden alle Romane nach seinem Tod von Vertragsautoren umgesetzt.). 1980 gab es eine erste Verfilmung mit Peter Fonda als Graham - "Operation Eiffelturm" -, 1993 und 1994 schlüpfte in seiner Vor-Bond-Zeit Pierce Brosnan in "Death Train" und "Die Rembrandt-Connection" in die Rolle des Will Graham. Keine Ahnung, wie es zu der Zeit war, als die UNACO vom Autor ersonnen wurde, aber heutzutage gilt das doch eher als unwahrscheinlich, dass eine solche Einheit bei dem zahnlosen Papiertiger UNO aus der Taufe gehoben wird. Die können ja nicht einmal die üblichen säumigen Zahler - nein, nicht Griechenland, die USA hält es nicht für nötig, ihren Obulus wie alle anderen zu entrichten. Aber auf dem VETO-Recht bestehen!!! - zur Ordnung zu rufen. Wirklich ernst nimmt die kaum noch eine Nation. Verwunderlich auch, dass eine so perfekte Fälschung nicht früher entdeckt wird, wo doch der Fälscher sogar sein Markenzeichen darin versteckt hat. Ansonsten hält sich der Vertagsautor wohl an gewisse Vorgaben. Carver und Graham kabbeln sich zwar wie ein altes Liebespaar - und das nicht immer im Schwerz -, aber MacLeans Grundidee der Kameradschaft und Freundschaft unter Männern im Einsatz hat eindeutig Vorrang. Was "Der Rembrandt-Deal" von vielen Büchern des Alistair MacLean abhebt, ist, dass es hier nicht nur um eine kleine Gruppe geht, die mit Verrätern und einem Bösewicht durchsetzt ist. An internationalen Schauplätzen werden verschiedene Angehörige des Coups gehetzt und in handgreiflichen sowie bewaffneten Auseinandersetzungen getötet - und wenn geschossen wird, dann auch meist, um den Gegner endgültig zu erledigen. Keine Gefangenen, höchstens mal einen zur Befragung. Die Charaktere sind unterschiedlich, aber nichts Besonderes. Graham ist der typische Ami. Einzelgänger, grob, misstrauisch, Befehle missachtend und mit einer traurigen Geschichte um seine ermordete Familie bedacht, die wohl seine ständige Wut erklären soll. Sabrina Carver ist die tapfere, gebildete, sprachgewandte und eloquente Schönheit des Trios, die Männer um den Finger wickelt oder sie abknallt - je wie benötigt. Kämpferin und nahezu allwissendes Genie. Whitlock dagegen ist der älteste der Agenten und vier Jahre vor der Versetzung vom Außendienst an den Schreibtisch - und im Zoff um seine weitere Karriere mit der Gattin, der ihn während des gesamten Einsatzes beschäftigt. Soll den Protagonisten etwas Tiefgang geben. Naja, nimmt man hin. Tut eh nicht viel zur Sache. So ist das Buch ein Thriller, der statt auf eine Romanze doch lieber auf Action setzt, einige Wendungen zu bieten hat und vielleicht nicht die schlechteste Wahl zur Lektüre ist. Sicher sind, einige Figuren überzeichnet, ABER wer sich Romane aus der Reihe um Tweed von Colin Forbes schon ein- oder zweimal angetan hat, der weiß, was wirklich überzeichnet ist. Negativ aufgefallen ist aber, dass man Anfang der 90-er Jahre des ausklingenden Jahrtausends von Lektorat/Korretkorat entweder beim Verlag noch nichts wusste oder sich die Kosten einfach gespart hat. Da werden Namen vertauscht (Whitlock zu Mitlock) oder Worte verhunzt (Verladung wird zur Vorladung) und deren Klöpse mehr. Abgesehen davon ein ordentlicher Thriller für den Zeitvertreib. 300 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Juli 2015, 13:43:35
(http://4.bp.blogspot.com/-B6WidVx-V9w/Vadzx6dN3VI/AAAAAAAASWA/6jyr5JirkcY/s1600/deranhalter.jpg)

Lee Child. Jack Reacher bemühte sich, harmlos auszusehen, was ihm mit seiner großen, massigen Gestalt und der gebrochenen Nase nicht leicht fiel. Umso dankbarer war er, als endlich ein Auto hielt, um ihn mitzunehmen. Die Frau und die beiden Männer im Wagen waren offensichtlich Kollegen, zumindest schloss Reacher das aus ihrer einheitlichen Kleidung. Er wusste nichts von ihrer Verwicklung in den Mord, der nicht weit entfernt verübt worden war. Für die Insassen des Wagens war Reacher nur eine Möglichkeit, die Polizei von sich abzulenken. Sie ahnten nicht, wer bei ihnen im Auto saß. Schließlich sah Reacher aus wie ein harmloser Anhalter.

Reacher wurde gerade von seiner Mitfahrgelegenheit, die nun eine andere als die von ihm präferierte Richtung einschlug, abgeladen und stand nun in der Winterkälte, um sich eine weitere für die Reise zu stoppen. Der Verkehr war lausig gering und einige der wenigen fuhren nach einem Blick auf seine große, etwas abgerissene Gestalt, die durch die gebrochene Nase auch nicht vertrauenswürdiger wirkte, dann auch direkt weiter. Irgendwann nach rund neunzig durchgefrorenen Minuten hielt ein Wagen mit drei Insassen an. Eine Frau auf dem Rücksitz, zwei Typen vorne. Reacher stieg hinter bei der Frau zu. Nicht weit entfernt wurde in einem Bunker eine Leiche gefunden. Die Polizei hat zwar einen Zeugen, doch dessen Beschreibung der Täter war eher als vage zu bezeichnen - wie Zeugen halt mal so sind. Das Auto wurde als feuerrot beschrieben, wird aber bald hinter einem Laden abgestellt gefunden. Der Sheriff ruft zur Luftüberwachung in der Hauptstadt Omaha an, um einen Hubschrauber anzufordern. Und das dortige FBI reagiert darauf, in dem sie zusätzlich eine Agentin - Sorenson - schicken, weil der Diensthabende meinte, falls man es wirklichmit Profis zu tun habe, wäre eine übergeordnete Stelle geeigneter, den Fall zu klären. Gemeinsam mit dem Sheriff planen sie die Ermittlungen, die Straßensperren mit der Suche nach zwei Männern in einem Wagen laufen bereits auf Veranlassung der örtlichen Behörden. An einem dieser Kontrollpunkte wird auch Reacher, der mittlerweile das Steuer übernommen hat und sich selbst eingesteht, dass er bestenfalls ein mittelmäßiger Fahrer ist, gestoppt, kann mit seinen Mitfahrern aber passieren. Während er am Steuer sitzt, registriert er alles, was um ihn herum vorgeht. Das Verhalten, die Kleidung, die Gruppendynamik seiner Mitreisenden, die von einer Firma zu sein scheinen und wohl auf einer dieser Team-Building-Veranstaltung gewesen sind. Doch es tauchen auch Ungereimtheiten auf. Unterhaltungen werden kaum geführt und wenn doch, sind sie kurz und knapp. Indes muss sich der Sheriff eingestehen, dass er einige Möglichkeiten außer acht gelassen hat, die der Fibbie-Angehörigen in ihrer unendlichen Weisheit sofort einfielen. Doch schon während sie ihre bisherigen Erkenntnisse zusammenpuzzeln, bleibt auch Sorenson nichts anderes übrig, als anzuerkennen, dass auch sie nicht wirklich den vollen Überblick hat. Das Geschehen ist irgendwie rund, da greift zu wenig ineinander. Als Reacher von der Frau via Morsecode durch Blinzeln weitere Hinweise erhält, ist ihm klar, dass hier nichts so ist, wie er vermutet hat. Der Wagen gehört der Frau, sie hat mit den Kerlen nichts zu tun. Ihm dämmert, dass die Sache faul ist und er nun bald in Aktion treten muss.

"Der Anhalter" ist Buch Nummer 17 aus der Reihe. Nummer 16 - "The Affair" - wurde noch nicht übersetzt. Eine Anfrage beim Verlag wurde sehr zeitnah beantwortet (großes Lob) und auch der Vorgang schlüssig erklärt. Die Bücher 14, 15, 17 und 18 (kommt noch bei uns) haben einen übergeordneten Erzählstrang. Reacher wird jeweils nach einem seiner Abenteuer direkt bei der Weiterreise mit kleinen Anspielungen auf vorangegangene Ereignisse in die nächste Runde geschickt. In der ursprünglichen Veröffentlichungsfolge wurde Band 16 (behandelt den ersten Fall von Reacher direkt nach seinem Abschied von der Army) eingeschoben und hat somit die "Reise" unterbrochen. Dies wollte man in Deutschland vermeiden. "The Affair" wird zu einem späteren Zeitpunkt veröffentlicht. Noch ein Pluspunkt für den Verlag, find ich. Eigentlich bleibt Reacher weiterhin Reacher, unterscheidet sich auffällig von der Figur im ersten Film (der mir dennoch gefiel und gerne mit einem zweiten aufwarten darf), aber diesmal menschelt er doch etwas. Er ist müde, durchgefroren und noch ein bisschen fertig von den Ereignissen aus dem letzten Buch. So zieht sich nach der Entdeckung des Mordes, von der Reacher nichts weiß, das Szenario a) mit den Ermittlungsarbeiten der Behörden hin und b) mit Reachers Sinn für Kombination. Hier wird es dann auch stellenweise etwas professoral oder Marke Oberlehrer, wie einmal ein Kenner der Materie und seines Zeichens "King of excellent covers" zu Victor von Tom Wood meinte. Ein Jack Reacher kann das auch. So vergehen rund 130 Seiten, in denen nur beobachtet, kombiniert, mögliche Erkenntnisse zusammengesetzt und gesucht wird. Action bis dahin Fehlanzeige. Keine Keilerei, keine Schießerei, kein Garnichts. Gerede und viele Gedanken, Überlegungen, Einschätzungen. Auch der Reacher-Fan und Rezensent wurde aus Albträumen aufgeschreckt, in denen er wieder Angst davor hatte, von seiner Gattin dazu genötigt zu werden, weitere Folgen der TV-Serie "Outlander" sichten zu müssen, als endlich der Teil mit den Schlussfolgerungen sein Ende fand und Zug in die Geschichte kam. Plötzlich wird alles auf eine höhere Ebene gehoben, CIA, FBI-Spionageabwehr, Außenministerium, alle mischen plötzlich mit. Der Spannungspegel steigt, die Frage wer mit wem warum was getan hat und welches Ziel überhaupt dahintersteckt, wird die zentrale Handlung des Romans - und bald wendet sich das Blatt auch mehrmals. Wer bis dahin durchgehalten hat, mit dem Thrillanteil im zweiten Drittel auch zufrieden war, darf sich nun auch auf Action freuen. Reacher ist wieder der Alte. Schaltet Feinde gnadenlos aus, lässt hin und wieder trockenen Humor aufblitzen und "finalisiert" so manchen der von ihm identifizierten Bösewichter aus dessen unheiligen Dasein. Reacher Showdown ist angesagt! Es kracht endlich. Dass der Autor Brite ist, lässt sich an seiner Namensgebung für manche Figuren ableiten. Bale und Trappatoni. Wer kennt die nicht im Fußballgeschäft. Ab und zu macht sich auch ein altbekanntes Klischee breit wie bei dem Motelbesitzer in Iowa. Mehr Klischee geht nicht. Sagen wir  mal so. Das erste Drittel erfüllt eine Aussage auf der Rückseite des Schutzumschlags recht gut. "Zum Abschalten isr Reacher geeignet....." Der Teil trifft auf den Beginn zu. Ich hab auch abgeschaltet und gehofft, dass es endlich Tempo aufnimmt, es ist ein bisserl philip äh ich meine lahm. Danach wird es besser und kommt bald zu gewohnter Güte. Insgesamt nicht der beste Reacher, aber um Längen besser als viele der Werke, die ich mir sonst schon angetan hab. Hier trifft auch wieder das zu, was ich schon öfter erwähnte. Ob Bücher, Filme, Musik, Gemälde oder am eigenen Arbeitsplatz, man wird immer an seiner Bestleistung gemessen - und da hat Lee Child diesmal etwas Luft nach oben gelassen.
445 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Juli 2015, 12:49:36
(http://1.bp.blogspot.com/-sFcZe8gUoZk/VaoRpH9gOdI/AAAAAAAASXw/AZzHvfG2hto/s1600/bruderkrieg.jpg)

Dale Brown. Amerika steht am finanziellen Abgrund, Unruhen erschüttern das Land, die Regierung kann die Sicherheit der Bürger nicht mehr garantieren – und im Westen übernehmen militante Terroristen das Kommando. Diese selbsternannten »Ritter der Republik« überfallen ein SWAT-Team und bringen gefährliches radioaktives Material in ihren Besitz. Die Regierung ist geschwächt und kann den Terroristen nichts entgegensetzen. Nur die Männer der Civil Air Patrol unter der Leitung des ehemaligen Air-Force-Generals Patrick McLanahan nehmen den Kampf auf, und eine schmutzige Schlacht beginnt.

Patrick McLanahan ist nach den letzten Ereignissen nur knapp einer Anklage entgangen, weil der neue Präsident Ken Phoenix ihn zuvor schon mit Straffreiheit bedacht hatte. Aber er musste seinen Rang abgeben und fristet nun in Battle Mountain bei der Civil Air Patrol sein Dasein, immer darauf wartend, dass sein Land ihn wieder ruft. Auch sein Sohn Brad, 18 Jahre alt, tut dort Dienst. An einem ansonsten recht ruhigen Tag in der abgelegenen Gegend, die wie alle anderen von der Wirtschaftskrise und den Folgen nach dem Amerikanischen Holocaust schwer gebeutelt ist, werden die Leute der CAP gerufen, um bei einem Flugzeugabsturz einer kleinen Privatmaschine Hilfe zu leisten. Sie finden nur noch einen kleinen Jungen lebend vor, seine Eltern sind tot. Andernorts geht es weniger friedlich zu. Militante Regierungsgegner haben sich radioaktive Reste aus Industrieabfall beschafft, indem sie dem FBI und einem SWAT-Team, die sie eigentlich überlisten wollten, eine Falle gestellt haben und allesamt dann niedermetzelten. Danach setzen sie einen ihrer Leute in eine Cessna und lassen ihn in Reno mit dem verstrahlten Material ins FBI-Gebäude donnern. Als die Strahlung am Katastrophenort festgestellt wird, bricht Panik aus, alle wollen die Stadt verlassen. Und es sind weitere Anschläge angedroht worden. Tatsächlich gibt es wenig später auch weitere Attentate und McLanahan sieht sich in der Pflicht, die Verbrecher zu stoppen. Ohne offizielle Erlaubnis und mit harter Hand geht er gegen die Leute vor.

Ja, die Staatsmacht ist pleite und kann ihre Hoheitlichen Aufgaben nicht mehr erfüllen, die Bürger nicht schützen. Was im Roman ein Aufhänger für die Action ist, findet im realen Leben leider auch statt. Da bei Einbrüchen die Aufklärungsquote mehr als nur mager ist, wird der Bürger jetzt selbst in die Pflicht genommen. Wenn man von den Politikern das Wort "Eigenverantwortung" hört, weiß man, dass man selbst mal wieder beschissen wird. Sichere deine Wohnung gefälligst selbst, wir haben kein Geld, um Straftaten aufzuklären, wir entlassen lieber Ordnungshüter und streichen die Mittel zusammen. Das Geld wird für die EU, also das Ausland, benötigt, damit sich irgendwelche Gutmenschen damit brüsten könne, wie nett sie doch sind. Und so werden auch andere Delikte längst nicht mehr verfolgt. Wehe aber, man wehrt sich gegen einen Einbrecher. Dann wird man schnell statt zum Opfer zum Täter erklärt, da die eingebrochene Drecksau plötzlich auf ihre Rechte pocht und ihre Unversehrtheit. Oder es werden derartige Aufgaben einfach in private Hand gegeben, wie es Hessen praktiziert. Da werden Anbieter zum Blitzen angeheuert, die Ergebnisse einfach übernommen. Keine Prüfung, nur den Bußgeldbescheid verschicken. Und da die Firmen nach der Anzahl ihrer ertappten "Sünder" bezahlt werden, ist dem Betrug doch Tür und Tor geöffnet. Schaut man sich alles mal genauer an, sind wir auf dem besten Weg, solche Verhältnisse zu schaffen, dass Unruhen vorprogrammiert sind. Wahrscheinlich erst in vielen Jahren, aber kommen wird es. Davon bin ich überzeugt. So, jetzt zu McLanahan. Von seinem geistigen Vater wird er ziemlich bald wieder als DER amerikanische Held, der Patriot, auf den ein Hohelied gesungen werden muss, skizziert. Nach einem recht abwechslungsreichen und auch actionreichen Beginn, driftet die Story leider mehr zu einem Vater-Sohn-Verhältnis ab, das sich um Meinungsverschiedenheiten und die Ausbildung des jungen Brad dreht. Fliegen lernen, sich dumm anstellen, reingelegt werden via Honigfalle. Irgendwie scheinen dann im politischen Gerangel und im Spiel um Macht und Kompetenzen alle darauf aus zu sein, McLanahan dran zu kriegen statt die Ritter der Republik. McLanahan muss sich an allen Fronten bewähren, zudem er nie weiß, wer nun Freund oder Feind ist. Verrat und Heimtücke überall. Leider beschäftigt den Leser während der Lektüre auch eine andere Frage: Wo ist denn die ganze Fliegeraction hin? Das hier ist höchstens ein besserer Thriller, in dem statt irgendwelcher FBI-Ermittler McLanahan Spuren verfolgt. Kein richtiger Kracher mehr, wie man es eigentlich gewohnt war von Dale Brown. Ja, "Bruderkrieg" war etwas enttäuschend. Als Werk aus der Feder eines Autors, der etliche Knaller hingezaubert hat, doch recht schwach, ABER gegenüber vielen anderen Thrillern doch noch die Nase vorn, wenn auch längst nicht allen. So sag ich halt mal ganz gutes Mittelmaß und mehr Ergänzung der Reihe denn ein Kracher vor dem Herrn. Wer sich nicht seit über zwanzig Jahren mit der Reihe beschäftigt oder die Romane nachgekauft hat und die gesamte Serie lesen will, der kann sich statt "Bruderkrieg" vielleicht mal bei Stephen Hunter, Ben Coes oder dem einen oder anderen Werk des Luzifer-Verlages umtun, weil es da auch feinstes Actionlesestöffchen gibt. Und dort gibt es kein Fähnlein-Fieselschweif-Geseiere. Leider hat sich hier anscheinend kaum jemand um die Korrektur bemüht, denn da wird aus Innenstadt doch schnell mal Innenstand und ähnliche Kaliber. Auch nicht gerade der Hit. Also, selbst ich als Fan der Bücher von Dale Brown kann dieses hier nicht uneingeschränkt empfehlen.
Rund 510 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Juli 2015, 14:06:47
(http://4.bp.blogspot.com/-4y8Li6GM1i0/Vat4NfyrOwI/AAAAAAAASZQ/1bVsmCZgyqY/s1600/flussdesgrauens.jpg)

Alistair MacLean. Verwegene Männer und eine tollkühne Frau kämpfen sich auf der Suche nach einem Goldschatz durch die Hölle des Amazonas zur "Verlorenen Stadt". Ist es nur die Magie des Goldes, welche sie diese Strapazen auf sich nehmen lässt, oder haben sie eine alte Rechnung zu begleichen?

Zweiter Weltkrieg, eine griechische Insel, ein Kloster. SS-Schergen mit ihrem Kommando plündern die in Kisten aufbewahrten Goldschätze des Klosters. Ihren Abzug erleben die Mönche nicht mehr, da man sie eingesperrt und dann mit dem Kloster zusammen verbrannt hat. Der Weg der Nazis führt nach Wilhelmshaven, das gerade von den Allierten mit einem dicht gewebten Bombenteppich belegt wird. Dennoch wartet am Pier ein U-Boot darauf, dass es mit dem Gold beladen wird und mit den Dieben abhauen kann. Trotz des Angriffs von oben gelingt die Flucht tatsächlich. Fast vierzig Jahre später taucht in Brasilien und einem Kaff namens Romono ein Kerl aus dem Dschungel auf, der sich Hamilton nennt und in der Kneipe mit Goldstücken bezahlt. Ziemlich schnell hat er Gesellschaft von einem Typen, der sich Hiller nennt und als Journalist für einen schwerreichen Magnaten namens Smith arbeitet. Der bietet ihm im Auftrag seines Bosses die Finanzierung einer Expedition an, mit der man das legendäre Eldorado zu finden gedenkt. Hamilton will drüber nachdenken und geht - nicht ohne seinen Verfolger zu bemerken. Er lauert dem auf, knallt ihm ordentlich eine vor den Latz, schnappt sich die Kohle aus der Brieftasche und lässt den Kerl einfach liegen. Einige Stunden später geht er zu Hiller und nimmt das Angebot an. Man fliegt nach Brasilia und trifft sich mit dem Boss und seinen Leuten. Schnell ist die Reise geplant, die Bedingungen abgeklopft. Zügig geht es wieder in den Dschungel und mit zwei Freunden an seiner Seite übernimmt Hamilton die Führung der Gruppe, die ansonsten nur aus Leuten von Smith besteht, von denen einige alles andere als vertrauenswürdig sind. Aber sie müssen zusammenhalten, denn im Dschungel lauern mannigfaltige Gefahren. Eingeborene mit vergifteten Pfeilen, Anacondas, Piranhas, riesige Spinnen und anderes Getier - und die Bestie Mensch. Schlimmer noch, der angeblich zivilisierte Mensch, gierig nach Gold und dabei mit einer immensen Rücksichtslosigkeit vorgehend. Nachdem ihr Hubschrauber Bruch macht, müssen sie zudem zu Fuß weiter, was sie schwer in die Bredouille bringt. Und am Ziel ihrer Reise ist das Wort friedfertig allenfalls als Fremdwort bekannt.

Nach dem Naziprolog schickt der Autor den Leser nach Brasilien und die Beschreibung der dortigen Location erinnerte mich unheimlich an das Kaff im Film "Atemlos vor Angst". Armselig, dreckig, voller Schlamm und hässlichen Vögeln, die mehr Gauner denn sonstwas sind. Eine unheilige Ansiedlung im immergrünen Urwald, düster, Unheil verkündend. In diesem Ambiente bewegt sich Hamilton. Ein Mann, der anscheinend nicht weiß, was er tut, wenn er das Gold so offen vorzeigt. Oder hat er einen Plan? Ab jetzt entwickelt sich ein Katz- und Mausspiel, in dem niemand dem anderen traut, jeder seine Geheimnisse zu verbergen sucht und immer bereit scheint, einen Mord zu begehen, um einen größeren Anteil an dem Schatz zu erhalten. Die Reise in einen Dschungel, der vor 35 Jahren noch längst nicht so abgeholzt war wie heutzutage, der noch Indiostämme verbirgt, die noch nie mit dem in Berührung kamen, was man als Zivilisation bezeichnet und ihr Dasein als Kannibalen oder Kopfjäger fristen, bietet ein Abenteuer wie eine modernere Tarzan-Version, auch wenn sich hier keiner von Liane zu Liane schwingt (Wenn da hundert Mädels wären, die alle Liane heißen, wäre das vielleicht anders.). Eine bewaffnete Expedition, uneins untereinander, Alligatoren, Angriffe der Indios und dann auch gegen Ende einige Wendungen, die so nicht in allen Fällen erwartet waren. Ja, manches ist klar vorhersehbar, anderes aber nicht. Alistair MacLean wäre nicht er selbst, hätte er in die Story eine Romanze eingebaut. Derart lästiges Getue opfert er auf dem Altar der Kameradschaft und der Spannung sowie des Tempos. Die Handlung wird kaum ausgebremst, das Rätselraten, wer hier mit wem kungelt und was es mit wem auf sich hat, bleibt trotz einiger klarere Hinweise stellenweise bis zum Ende bestehen. Insgesamt ist es ein Buch nach dem bekannten Strickmuster des Autors. Ein Häuflein Menschen in einer Gefahrensituation und mit Geheimnissen und Verrat gespickt. Nebencharaktere dienen gerne als willkommene Opfer, die Hauptfiguren belauern sich bis zum Schluss. Literarisch ohne größeren Anspruch, aber flott und unterhaltsam. Einige Action ist gut und punktuell eingesetzt, kann aber mit Krachern aus der heutigen Zeit nicht verglichen werden. Das Buch wurde übrigens sehr, sehr frei interpretiert von Steve Carver mit Michael Dudikoff, Donald Pleasance und Robert Vaughn verfilmt. 240 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Juli 2015, 12:51:01
(http://1.bp.blogspot.com/-uKDhY0IIcBg/Vay1K73Uq7I/AAAAAAAASaY/nfI9SD69wlU/s320/rhoagenda3.jpg)

Richard Phillips. Eine Anomalie erschüttert die Wissenschaftler am Europäischen Kernforschungszentrum in der Schweiz. Ein Schwarzes Loch hat sich gebildet, das die gesamte Erde zu verschlingen droht. Einzig Dr. Stephensons Erkenntnisse aus dem Rho-Projekt können dies noch verhindern. Doch was lässt man auf die Menschheit los, wenn der unberechenbare Stephenson aus dem Gefängnis freikommt? Heather, Mark und Jenn versuchen derweil, in das Informationszentrum des zweiten Schiffs vorzudringen, um endlich hinter die Absichten der Aliens zu kommen. Was sie dort entdecken, übersteigt jedoch ihre schlimmsten Befürchtungen. Sie beobachten die Vorbereitungen zu einer Invasion. Das Ziel: die Erde.

Während Heather, Jennifer und Mark sich in Bolivien einem harten Kampftraining durch Jack und Janet unterziehen müssen, schreckt in der Schweiz eine Anomalie die Wissenschaftler auf. Als sie feststellen müssen, dass sie keine Ahnung haben, wie das Problem zu lösen sei, wird ihnen klar, dass sie den in den USA inhaftierten Dr. Stephenson dringend brauchen. Der nutzt seine situation selbstverständlich aus und stellt Bedingungen. Vollständige Straffreiheit und Rehabilitation, eine öffentliche Entschuldigung vom US-Präsidenten und selbstverständlich die Leitung von CERN. Dass er dort nicht gerade einen Beliebtheitswettbewerb gewinnen würde, war ihm klar, sodass er den Bogen weiter überspannt und die anderen Wissenschaftler mit seiner Allmachtsphantasie samt und sonders vor den Kopf stößt. Nur einer weiß alles - Dr. Stephenson. Er geht den Kollegen mit Hochgenuss auf die Nerven. Doch auch anderswo macht man sich seine Gedanken. Dr. Frell hat seine Kenntnisse mit zu den Russen genommen und hilft ihnen bei der Ausführung ihrer Pläne. Eine der Ideen ist es, das neue Serum waffenfähig zu machen. Und die drei Jugendlichen versuchen mit den Stirnbändern die Geheimnisse der beiden Schiffe zu ergründen. Einzig wirklich klar wird ihnen, dass beide Mächte - seien es Kasari oder Altreianer - ihren Kampf ohne Rücksicht auf die Erde ausfechten werden, die ist ihnen nämlich völlig egal. Und in der Zwischenzeit geht es auf dem Erdball rund. Neben den positiven Eigenschaften der neuen Energien tauchen bald auch die Probleme auf. Kämpfe in Stammesgebieten, Aufstände von Indianern, Milizen bilden sich und Nationen rüsten sich für den Krieg. Über all dem thront die Bedrohung durch das Schwarze Loch in der Schweiz. Und die US-Regierung? Setzt alles daran, die Kids und ihre Beschützer Jack und Janet festzusetzen. Sie schicken zwei SEAL-Teams. Eines wird fast komplett vernichtet, aber das andere kann die Kids festnehmen und inhaftieren. Dort wird auch mit Mitteln der Folter versucht, ihren Willen zu brechen und Informationen aus ihnen herauszupressen. Doch die Teens können flüchten und hinterlassen eine Spur von Leichen. Doch nicht nur sie: Die USA versinken im Chaos. Ganze Landstriche sind in die Hand von Milizen gefallen, die sich gegen die Regierung auflehnen. Andernorts haben die Indianer ihre Unabhängigkeit von den USA erklärt, eine Indian Nation gegründet und sich alte Jagdgründe wieder einverleibt. Tja, und die Alien-Invasion steht ja auch noch vor der Tür.

Auch wenn hier die drei Jugendlichen im Vordergrund stehen, würde ich eine Bestimmung als Jugendbuch sehr skeptisch betrachten. Hier wird brutal getötet, gefoltert, Schädel eingeschlagen und Freude am Töten entdeckt. Auch durch die Kids. Wie in den beiden Vorgängern lässt es sich langsam an, nutzt der Autor diverse Anspielungen auf Filme wie Alien, Total Recall oder Butch Cassidy und Sundance Kid. Diverse Wortschöpfungen sind durchaus kreativ. Mit "Fetzenpuppe" kann man ja gerade noch etwas verbinden, aber was "hammerschlaggrau" ist, will sich mir nicht so recht erschließen. Bei der Namensgebung seiner Figuren hat er es sich dann aber einfacher gemacht: Bob Marley und Dr. Trotzsky halten Einzug. Naja. Einmal blitzt sogar etwas wie brauchbare Gesellschaftskritik auf. Da wird ein kleiner Diskurs über die Meinungsmache abgehalten, der sich nicht nur auf die USA anwenden lässt. Haben alle Regierungen doch ihre Spezialisten, die zusammen mit den längst nicht mehr selbstständigen und überparteilichen Medien und willfähriger Presse (ein weltweit verbreitete Methode) anderslautende Meinungen einfach zum Schweigen bringen bzw. nicht veröffentlichen oder als politisch nicht korrekt brandmarken, um das politisch gewünschte Gedankengut massiv zu verbreiten und die Bürger zu angepassten Untertanen zu erziehen, wobei ihnen auch hierzulande jedes Mittel recht scheint (Bsp. TTIP, Euro, Griechenland, Globale Erwärmung, usw.). Die Problematik der Indianer, die Unterdrückung und der Alkoholismus in den Reservaten ist ihm auch eine kurze Erwähnung wert, mehr aber auch nicht. Wobei wir bei einem weiteren Kernproblem des Buches werden. Phillips knallt da alles rein, was ihm so in den Sinn gekommen sein dürfte. Delta Force, Navy SEALs, Milizen, Indianer, Drogenkartelle, böse Russen, fiese Nazis (Ja, auch im Jahre 2012, dem Jahr, als das Buch verfasst wurde, müssen alte Naziseilschaften noch herhalten, um das wahre Böse darzustellen.), blonde deutsche Psycho-Docs, die foltern und von denen eine den Nachnamen Sigmund tragen darf/muss, NSA, CIA, Al Kaida, Aliens, Spinnenmonster, Verrat (Wobei jeder den Verrat liebt, aber keiner den Verräter, politisch korrekt auch Whistleblower genannt), ausländische Geheimdienste, Kriegsrecht und ganz allgemein miese Mordbuben. Das führt zwar dazu, dass im letzten Drittel satte und heftige Action geboten wird, die eigentlich dazu geeignet wäre, sehr flott und temporeich zu unterhalten, aber leider darunter zu leiden hat, dass ständig neue Themen angerissen werden, die man aber dann wieder fallen lässt. Aus all dem hätten man so viel mehr machen können, auch durchaus kritisch beobachten und beleuchten können, aber das geschieht nicht. Das hat mich dann irgendwie gestört. Hätte sich der Autor auf einige wenige Punkte wie die Alienattacke oder den Kampf gegen die egoistischen und über Leichen gehenden Wissenschaftler und ihre Kohorten beschränkt, anstatt hier derart in die Vollen zu gehen und alles nur anzureißen, wäre das Ganze Konstrukt gefälliger gewesen. Als Jugendbuch viel zu hart und für Erwachsene zu sehr der Fokus auf den Kids und zu wirr und überfrachtet. Was haben die harten Thrillerelemente im Jugendbuch zu suchen, was die Klischeefiguren und die Vorabend-TV-Kiddie-Szenen in einem harten Sci Fi-Thriller? Passt einfach nicht richtig zusammen. Wer also Interesse an der Trilogie hat, sollte sich schon genau überlegen, was er lesen möchte. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Juli 2015, 12:20:20
(http://1.bp.blogspot.com/-SK-fvTKKS7s/Va4BGaEZ_-I/AAAAAAAASbo/LahibfCGR8o/s1600/letzteschicht.jpg)

Dominique Manotti. Ein Städtchen in Lothringen, ein Tal voller stillgelegter Eisenhütten. Hier arbeitet Rolande Lepetit am Fließband einer Daewoo-Fabrik, die sich mit EU-Zuschüssen knapp über Wasser hält. Doch die Unfälle häufen sich, die Stimmung ist explosiv. Nach einem weiteren Zwischenfall geht die Belegschaft auf die Barrikaden. Plötzlich steht das Werk in Flammen. In Paris wird über die Privatisierung des Elektronik- und Rüstungskonzerns Thomson entschieden. Als Matra-Daewoo grünes Licht für die Übernahme erhält, holt die Konkurrenz zum Gegenschlag aus. Ein Krisenstab soll kompromittierendes Material ausgraben, die jüngsten Ereignisse in der Daewoo-Fabrik könnten sich eignen. Also schickt man Charles Montoya nach Lothringen, einen Privatdetektiv, der mit allen Wassern gewaschen ist.

In einer kleinen Fabrik in Lothringen arbeiten zumeist ungelernte Arbeiter, oft arabischer Herkunft, in einer Fabrikhalle, die schlecht gesichert ist. Unfälle gehören zum Tagesprogramm, werden üblicherweise einfach abgehakt und übergangen - selbst Todesfälle. So wollen es die koreanischen Besitzer, die jene Franzosen für sich in den Vorstandsetagen für sich arbeiten lassen, die ihnen den Weg nach Frankreich bereitet haben, damit man dort Gelder in Form von Subventionen abschöpfen kann. Logisch, dass auch die immer schön wegschauen. Doch irgendwann hat die gebeutelte Belegschaft mal die Faxen dicke und ruft einen Streik aus. Während der Großteil der Arbeiter den LKW den Weg nach drinnen versperrt und auch nicht zulässt, dass etwas nach draußen kommt, entdecken eher zufällig Kollegen auf einem PC, dass hier Gelder verschoben wurden. Betrug im großen Stil. Und dann brennt es. Die Firma fackelt it den Beweisen ab. Zeugen werden beseitigt oder geraten in Lebensgefahr. Und alle, die damit zu tun haben, gegen die Firma zu ermitteln, handeln im Sinne der Eigentümer. Das hat seinen Grund: in Paris wird gerade an einer Privatisierung des Medien- und Rüstungskonzerns Thomson gearbeitet. Bieter sind Alcatel und Matra-Daewoo. Jene Koreaner, die in Lothringen die marode Firma auf Kosten der Gesundheit ihrer Arbeiter betreiben. Die Politik gibt Matra-Daewoo den Zuschlag, was sich Alcatel nicht so einfach bieten lassen will und zum Gegenschlag ausholt. Sie schicken den Detektiv Montoya in die Region, wo er früher zu Hause war, um Dreck aufzustöbern, den man gegen die Koreaner verwenden kann. Bevor er tatsächlich auf verwertbare Beweise stoßen kann, muss er sich einer Keilerei in einer Bar stellen. Und die geht währenddessen in die Luft. Er kann verletzt aus den Trümmern geborgen werden yund gibt jetzt erst recht nicht auf.

Kapitalistische Wirtschaftspraxis. Amerikanische Heuschrecken haben diese "Werte" weltweit verbreitet und man darf sich nicht wundern, wenn sich nun asiatische oder europäische Gierhälse den Schlund auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung stopfen. "Letzte Schicht" ist Fiktion aufgebaut auf der Realität des Privatisierungsprozesses der Firma Thomson durch die französische Regierung, der letzten Endes gestoppt werden musste. Die Story bietet Liebe und Tod, Explosionen und Gewalt, Lug und Trug und eine klare Kritik an den Machenschaften zwischen Politik und Wirtschaft. Wie eng die verknüpft sein können, hat man in Deutschland, Italien, Griechenland, USA und etlichen anderen Nationen über Dekaden hinweg verfolgen können. Bereicherung auf Kosten der Allgemeinheit allerorten. All die lokalen, regionalen, nationalen und EU-weiten Subventionen, die dann doch in die Taschen von gierigen Managern fließen, die hier im Roman eindeutig eine negative Charakterisierung erfahren. Ebenso ergeht es den Politikern. Glaubwürdig? Ja. Erlebt man ja ständig. Auf der einen Seite Lohndumping und Ausbeutung in riesigem Umfang und auf der anderen Seite Steuergeschenke und Zuschüsse. Moral und Fairness gehen verloren (falls die überhaupt einer kennt), Söldner und zwielichtige Detektive übernehmen für die miesen Bosse die Drecksarbeit in "Letzte Schicht". Packend, realistisch, halbdokumentarisch und ein weiteres Beispiel wie Konzerne und geschmierte Politiker oder Lobbyisten ihre Mauscheleien auf Kosten der Existenzen in der Fabrikation (Oder anderswo - je nach Firma). Dies könnte das Buch eines Wutbürgers sein, der von dem ganzen Gemauschel, den Umstrukturierungen auf Kosten von Arbeitsdplätzen, den schlecht bezahlten Vollzeitjobs als Gegenpart zu üppigsten Managergehältern, die ihre Verantwortung dann wieder den Mitarbeitern zuschieben, wenn es an Sparmaßnahmen geht, die durch Missmanagement ausgelöst wurden. Ziemlich klischeebefreite Kunst wird da von Dominique Manotti geboten - und dazu ein gesellschaftskritisches Plädoyer für mehr Gerechtigkeit (das in den Vorstandsetagen und politischen Parteien sicher ungehört verhallen wird). Doch der Zug ist längst abgefahren. Die Welt wird mittlerweile doch schon von den Konzernen geführt - unter amerikanischem Diktat. Manipulation allerorten. Und ihr neustes Buch handelt vom liebsten Kind des Sports - dem miesen Geschäft mit dem Fußball. Werde ich mir sicher demnächst zulegen. 250 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Juli 2015, 12:00:28
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1437552534_bodyguard1.jpg)

Chris Bradford. Ein Vierzehnjähriger als Bodyguard? Das glaubt doch kein Mensch! Doch gerade deshalb wird der Martial-Arts-Experte Connor Reeves für eine geheime Einheit junger Bodyguards angeworben, die jugendliche Stars und die Kinder superreicher Eltern begleiten sollen. Denn wer könnte sie unauffälliger beschützen als ein Gleichaltriger? Zunächst muss er dafür ein gnadenloses Training durchlaufen - von Überfallkommando-Abwehr über Geiselbefreiung bis hin zu Überlebebenstraining und Selbstverteidigung. Dann kommt endlich der lang ersehnte erste Auftrag: Er soll die Tochter des amerikanischen Präsidenten schützen

Irak: Der US-Botschafter soll vom Flughafen in die Greenzone eskortiert werden. Dazu fährt man in einer Limousine und einem drei Humvee umfassenden Konvoi und ist auf jeden Hinterhalt so gut es geht vorbereitet. Leider gibt es zu viele Möglichkeiten, so eine Fahrzeugkolonne zu attackieren. Prompt kommt es bei einer Brücke dazu und die drei Begleifahrzeuge mitsamt ihren Insassen werden vernichtet. Der Bodyguard des Botschafters wird zwar schwer verletzt, kann den Mann aber dennoch in einem Privatfahrzeug, das von seinem verängstigten Fahrer verlassen mit steckendem Schlüssel und tuckerndem Motor unter der besagten Brücke steht, in Sicherheit bringen. Während der Diplomat unverletzt sein Ziel erreicht, lässt sein Beschützer sein Leben. In London ist Connor Reeves im Ring, um das Finale eines Jugendturniers in Martial Arts siegreich zu bewältigen. Unter Mühen kann er seinen Gegner letztlich besiegen und bekommt den Pokal, den er zu Hause seiner an MS erkrankten Mutter und der Oma stolz vorführen will. Doch auf dem Nachauseweg muss er mitansehen, wie vier Kids - drei Jungs und ein Mädchen - einen schmächtigen und eher wehrlosen, kleinen Inder belästigen, beleidigen und herumschubsen. Kein Erwachsener greift ein., also nimmt Connor die Rolle ein, die eigentlich Ältere übernehmen müssten. Bei der folgenden Keilerei kann er zwar austeilen, muss aber auch einstecken. Als sich plötzlich das Mädchen zur Flucht wendet, sieht er zwei Polizisten - ein Mann und eine Frau - auf sich zukommen. Seine Kontrahenten haben sich ebenso verpisst, wie der bedrängte Inder. Connor wird mit auf ein Revier genommen und befragt. Dann rücken die Polizisten mit der Wahrheit raus - sie sind keine Cops, sondern Anwerber für eine geheime Einheit. Das Angebot ist gut, damit kann er seine Mutter und auch die Oma entlasten. Connor nimmt an, zieht einige Wochen Training durch und erhält für seinen Geschmack viel zu früh seinen ersten Auftrag. Ab in die USA, die Präsidententochter beschützen, die es sich zur Hauptaufgabe gemacht hat, ihre SS-Leute (Secret Service-Leute) durch mannigfaltige Fluchtunternehmen zu nerven. Man verspricht sich von seiner Jugend eine höhere Sicherheit, da sie Connor vielleicht nicht sofort stiften geht. Passt - nach der Kennenlernphase geht sie MIT Connor auf Extratour. Nachdem sie doch recht naiv in einer miesen Gegend ihr durchaus recht dicker Portemonnaie sehr offen gezeigt hat, werden die beiden Kids von zwei Gaunern überfallen, denen Connor aber einen Strich durch die Rechnung macht. Dennoch muss er sich etliche Vorwürfe gefallen lassen. Später wird er sogar abgelöst, nachdem Alicia herausfand, dass er ihr Bodyguard und kein Mitschüler ist. Das ist der Moment, in dem die Gruppe Jemeniten zuschlägt, die den Präsidenten der Vereinigten Staaten erpressen wollen. Obwohl nicht mehr zuständig, schlägt jetzt die Stunde von Connor, der sofort eingreift, als sich die Typen der Personenschutzmannschaft entledigen. Doch er ist gegen die Übermacht chancenlos. Zudem sind alle anderen Sicherheitskräfte abgelenkt, da die Terroristen in Washington einige Bomben haben hochgehen lassen. Man stellt ein Ultimatum und die Zeit läuft langsam ab, während Connor und Alicia noch in den Händen der Verbrecher sind.

Also der erste Teil der Reihe startet gleich mal wahrlich explosiv. Action satt, aber für die Zielgruppe etwas zurückgenommen, was den Härtegrad angeht. Danach wird die Hauptperson vorgestellt und man bzw. der Autor lässt sich Zeit dafür. Um seine Leser emotional auf die Seite seines Protagonisten zu zeihen, wird er als treusorgender Sohn für eine kranke Mutter und die Oma skizziert, der seinen Vater früh verloren hat. Nach der Aufnahme in die Einheit wird die Story im Mittelteil dann doch etwas "meh", sie lahmt, kommt nicht in die Spur, das Tempo ist bald raus. Ein paar Zickereien mit den neuen Kollegen, dezentes Andeuten von möglichen Freundschaften und immer nur Training, Training, Lernen. Besser wird es nach und nach, wenn der Bursche in die USA kommt. Klar, Bewunderung für den Präsidenten, Überraschung wegen dessen hübscher Tochter und Ärger über den Chief des Secret Service, der ihn wieder loswerden will und an seiner Kompetenz zweifelt. All die Charaktere sind ziemlich oberflächlich geschildert, teilweise klischeehaft und es wird wieder einmal die Verehrung der Amerikaner für ihren Präsidenten deutlich herausgestellt. Ein bisschen "political correctness", (die man auch bei der Zusammenstellung des Teams von Connor in der heimat deutlich macht) weil der Mann hispanischer Abstammung ist und dann war es das. Im letzten Drittel der 460 Seiten gibt es dann richtig Gas, das Tempo zieht mächtig an, es wird einiges aufgefahren. Explosionen, Autobomben, Schießereien, Entführung, Verrat und Intrige. Und patriotisches Palaver. Ohne geht bei einem Roman um die USA wohl kaum. Insgesamt ist "Bodyguard - Die Geisel" tatsächlich unterhaltsam, auch wenn er mittig etwas ausgebremst wird. Das Buch bietet zwar so ziemlich jedes Klischee, das eine solche Story erwarten lässt, alles kommt dem Actionthriller-Vielleser unheimlich bekannt vor und die Konsumenten einschlägiger Filme werden auch keine Überraschungen erleben. Für einen Jugendlichen, der jetzt in diesem Genre weder bei Film und Buch nicht über allzu viel Erfahrung verfügen dürfte, ist es eine äußerst unterhaltsame Lektüre würde ich mal vermuten. Im Gegensatz zu der "RHO Agenda" bleibt die Geschichte im Rahmen dessen, was man für die Zielgruppe bieten sollte und lässt überharte und zu rücksichtslose Szenarien weg. Ein bisschen Emotion, durchaus spannend, wenn man nicht zuviel Vorkenntnis hat und ein Ende, das vielleicht sogar einen Faden übrig lässt, den man künftig weiterspinnen kann. Locker-leicht zu lesende Actionlektüre für Erwachsene und sicher ein großer Spaß für die eigentliche Zielgruppe. Wer sich an Chris Ryans "Agent 21" erfreuen konnte, wird hier garantiert seine Freude haben.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Juli 2015, 11:59:27
(http://3.bp.blogspot.com/-xjCNDfJe7HU/VbHwBJBMPeI/AAAAAAAASd0/9TkLNgliobI/s1600/bodyguard2.jpg)

Chris Bradford. Der 14-jährige Matrial-Arts-Experte Connor Reeves entspricht nicht ganz gerade dem, was man sich unter einem typischen Bodyguard vorstellt - und genau deshalb ist er so hervorragend geeignet für seinen neuen Job. Ein neuer Auftrag wartet bereits auf ihn: Kidnapper haben auf hoher See die Jacht eines schwerreichen australischen Medienmoguls geentert und dessen Töchter in ihre Gewalt gebracht. Nun wollen sie ein Lösegeld in Millionenhöhe erpressen. Sie ahnen jedoch nicht, dass der so harmlos wirkende 14-Jährige, der sich ebenfalls an Bord befindet, in Wahrheit ein ausgebildeter Elitekämpfer ist. Plötzlich haben sie ein Problem. Denn Connor Reeves hat nicht die Absicht, klein beizugeben. Der zweite Auftrag in seiner Laufbahn als Bodyguard erweist sich als Duell auf Leben und Tod!

Nachdem seine Tochter Emily schon einmal nur knapp mit dem Leben davonkam, als sie in die Hand von Entführern geriet, lässt sich der Milliardär Sterling davon überzeugen, das Team um Colonel Black zum Schutz beider Töchter anzuheuern. Zwillinge - und dafür wird Connor nun von Ling begleitet. Schon recht kurz nach der Ankunft in Australien, wo Sterling mit seinem Medienimperium ansässig ist, können bzw. müssen Ling und Connor beweisen, was sie drauf haben. Zwei Typen wollen beim Strandspaziergang der beiden Girls mit ihren Beschützern, die Handtaschen der Mädels in ihren Besitz übergehen lassen. Schlagkräftig verhindern Ling und Connor das Vorhaben. Sterling ist beeindruckt und heuert sie an, um auch auf einer Reise zu den Malediven inklusive eines längeren Törns mit der Privatjacht von ihm und seiner neuen Frau an seiner Seite, die Kids zu beschützen. Sie sind weitab von der Route, an der eigentlich sonst die somalischen Piraten ihr Unwesen treiben. dennoch ist Vorsicht angesagt. Sterling hat auch in seiner australischen Heimat Ärger und etliche Feinde, da er mit seinen TV-Sendern und Zeitungen ordentlich Meinung macht und auch Stimmung gegen ihm unbequeme Personen. Einer der Feinde, die er in die Knie gezwungen hat, wird ebenso getötet wie andere, die Zeugen einer Kampagne gegen ihn sein könnten. Unterdessen hat sich Ling mit Chloie überworfen und wird vom Dienst abgezogen, sodass Connor allein für die Mädchen verantwortlich ist. Wie es der Teufel will, geschieht genau jetzt das Unerwartete: die Piraten greifen an und Brad, ein Mann von Sterling, wird dabei getötet. Connor kann sich ersr noch verstecken, wozu er die Informationen nutzt, die er von einem kleinen Schlauberger erhalten hat, der sich als blinder Passagier schon länger auf dem Schiff verborgen hatte. Den kleinen Cali aber haben die Piraten sofort in ihre Reihen eingegliedert, ist er doch auch ein Somali. Balöd wird auch Connor gefunden und die Verhandlungen der Geiselnehmer mit Sterling beginnen. Sie fordern 100 Millionen Dollar. Für einen mehrfachen Milliardär eigentlich ein Klacks, aber auch ein Zeichen für andere Gangster, dass hier leicht Geld zu holen wäre. Kurz: Sterling beginnt zu feilschen. Und in Somalia wird ein Deal ausgehandelt, der sich für die Gefangenen gar nicht gut anhört. Selbst wenn gezahlt wird, sollen die Geiseln getötet werden. Cali hat das mitbekommen und entschließt sich, Connor zu befreien, der jetzt um das Leben aller Beteiligten auf seiner Seite kämpfen muss - und das auch mit Bravour tut.

Eine weitere Geschichte um den Buddyguard Connor, in der die Protagonisten wie Connor selbst, aber auch Colonel Black oder Ling mit mehr Hintergrund und Profil ausgestattet werden. Nach einem kurzen Prolog gibt es einige Trainingssequenzen, die durchaus Wiederholungen zum Vorgänger aufweisen, aber aufgrund einiger jugendlicher Frotzeleien nicht zu langweilen beginnen. Auch der leichte Stil von Bradford, zielgruppenangepasst, sorgt dafür, dass man sich flott durch diesen Part liest. In der Folge lernt man das feine Leben eines Milliardärs kennen, aber auch gewisse Schattenseiten für seine Familie. Zwar hält sich mein Mitleid bezüglich der Probleme der Reichen und Promis in gewissen und auch recht überschaubaren Grenzen und schon gerade, wenn die Allüren zutage treten, aber ständig unter Schutz der Bodyguards zu stehen, keinen Freiraum zu haben, im Prinzip keine eigenen Dummheiten anstellen zu dürfen, würde mir schwer auf den Keks gehen. Dazu noch, dass immer wieder die Freunde und Bekannten, die man vielleicht doch mal kennenlernt überprüft werden, man sich auch nie sicher sein kann, ob sie um einer selbst Willen oder wegen Status und Geld die Freunde sein wollen. Auch nicht so ganz das Wahre - und dann eben noch die Gefahr der Entführungen. Und gerade eine der beiden Zwillingsnervensägen tut sich als elitärer Quälgeist besonders hervor und verspielt vorerst einige Lesersympathien. Richtig Spannung kommt auf, als die Aktionen in Australien von einem Profikiller umgesetzt werden und im Indischen Ozean der erste Angriff auf die Jacht kommt. Intrigen, geheimnisvolle Organisationen, Verrat, Mord und ein Connor, der zeitweise agiert wie ein Kiddie-Bruce in "Stirb langsam" auf ner Jacht. Ziemlich realitätsnah wurden aber die Verhandlungen mit den Piraten geschildert, denn so kennt man es aus einigen an die Presse gelangten Details echter Piraterie vor der Küste Somalias. Zudem klingt die Begründung, warum es die Piraterie überhaupt gibt, zwar etwas an den Haaren herbeigezogen, andererseits kann da durchaus etwas dran sein. Raubfischerei und verklappen von Giftmüll vor Somalias Küste bringen die Bewohner um ihre Existenz, da der Fischfang mit ihren Booten kaum noch etwas einbringt - nicht einmal zum Überleben genug. Leer gefischt oder vergiftet - so sieht deren Schicksal aus. Natürlich gibt es dann auch etliche Kandidaten, die einfach nur Geld machen wollen, simple Gangster halt. Zum Ende hin rauscht es dann noch einmal ordentlich im Gebälk, fliegt ein Tanker in die Luft und Connor macht im Alleingang alles klar. ABER: Offen bleibt wie im ersten Buch, was für eine geheime Organisation hinter all diesen Attentaten und Entführungen steckt. Geht es wirklich um die beschützten Personen oder will da jemand eine Rechnung mit Colonel Black und seinen Buddyguards begleichen? Neben den Gimmicks wirkt auch das etwas in Richtung James Bond, nur dass bis jetzt noch keiner Blofeld heißt. Ebenso wie der Vorgänger nette Unterhaltung, die zwar eindeutig ihre Zielgruppe hat, aber durchaus auch für Erwachsene leichte Actionkost darstellen kann.
Knapp 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Juli 2015, 13:16:19
(http://2.bp.blogspot.com/-bL1Me3pV0lI/VbNRt4zghXI/AAAAAAAASfM/CNXd8QBCwT4/s320/Jimmy.jpg)

William Malmborg. Seit seiner Kindheit interessiert sich Jimmy Hawthorn für BDSM-Pornos. Bondage ist das Einzige, was ihn sexuell erregt. Doch harmlose Rollenspiele sind es nicht, wovon er träumt: Jimmy will Frauen wirklich foltern und verletzen. Im Sommer ergreift er die Chance. Jimmy entführt ein Mädchen aus seiner Schule und sperrt sie in einen alten, unterirdischen Bunker. Samantha lernt den Wahnsinn kennen und Jimmy das Glück, einen Menschen zu brechen.
Doch die Dinge werden kompliziert, als sich Megan, auf der Suche nach ihrer Freundin, dem Bunker nähert – und bald hängen zwei gefesselte Mädchen an seinen Haken.

Jimmy ist ein siebzehnjähriger Jugendlicher, der sich seit seiner frühen Kindheit für Bondage interessiert, hat sogar alte Filme aufgenommen, die derartige Szenen beinhalten. Ansonsten ist er ein halbwegs normaler Schüler, der sich aber selbst von seinen Klassenkameraden ausgrenzt, was für ihn aufgrund früherer Erfahrungen mit denen die bessere Lösung scheint. Dann lernt er Tina kennen, die neu an der Schule ist und sich nicht traut, in eine der Cliquen der Schule "einzubrechen". Die Beiden verstehen sich sehr schnell recht gut, aber Jimmy öffnet sich ihr nicht wirklich. Aus gutem Grund. Hat er doch seine Mitschülerin Samantha auf deren Heimweg von der Schule abgepasst und sie betäubt. Danach hat er sie in den Bunker eines alten Hauses gebracht, das früher einer Familie gehörte, die sich auf eine feindliche Invasion von wem oder was auch immer vorbereitet hatten. Irgendwann zogen die Leute weg, aber das Haus blieb in ihrem Besitz und konnte so nicht verkauft oder auch nur renoviert werden. Seither stand es leer und verfiel immer weiter, wurde von den Kids als Treffpunkt für diverse Saufabende genutzt. Doch keiner dachte an den Bunker, der voll ausgerüstet mit haltbaren Lebensmittelrationen und Wasser von den Weggezogenen eingerichtet war. Jimmy benutzt den Bunker nun, um Samantha in seiner Gewalt zu behalten und seine Obsessionen an ihr auszuleben. Ihr verschwinden fällt zwar auf, doch man macht sich weiters keine Gedanken, hält sie für eine Ausreißerin. Nur ihre Freundin Megan, Tochter des Sheriffs, gibt nicht auf. Und Jimmy gerät in die Bredouille, als sein Intimfeind Brett und seine Gefolgsleute Ron und Matt ihm zum wiederholten Male auflauern. Auch weil Brett es nicht verknusen kann, dass Jimmy mit der Neuen rummacht.

Kleinstadtleben. Jeder weiß fast alles von den Nachbarn oder Mitschülern. Man kennt sich, die Rollen sind klar verteilt. Nur Jimmy fällt etwas aus dem Rahmen. Er ist nicht an Geselligkeit oder Kumpanei interessiert. Das passt nicht in die Welt der Angepassten und Angesagten. Jeder hat gefälligst so zu sein, wie es die Norm nach einem ungeschriebenen Gesetz der Gesellschaft vorschreibt. Dabei kennt niemand Jimmys wahre Interessen. Der Jugendliche in seiner selbstgewählten Isolation liebt seit früher Kindheit BDSM und genau diese Leidenschaft wirft den Leser direkt zu Beginn ohne Vorwarnung in die Story. Sicher konnte man jetzt eine Folter- und Peingeschichte ohne große Handlungsanteile vermuten, doch da wurde man vom Autor schnell eines Besseren belehrt. Denn neben dieser Entführung und den daraus folgenden Thrillerelementen entwickelt sich eine Liebesgeschichte und ein Coming-of-Age-Drama, wie man es sich so nicht vorgestellt hatte. Überraschung gelungen. Und die Figur der Tina, die mit ihrer Mutter ständig im familiären Clinch liegt, ohne zu ahnen, welches Drama sich hinter deren Verhalten verbirgt und es auch nicht akzeptieren will, als diese mit ihr das Gespräch sucht, ist als rebellische Tochter sehr gut gelungen, was aber auch für die Protagonisten wie Jimmy und seinen Bruder Alan gilt, der eigentlich der Clevere in der Familie scheint. Brett und Konsorten sind nur Abziehbilder von großkotzigen Highschool-Rowdies. Wer hier also einen reinen Terror- und Folterroman lesen wollte, war vermutlich sichtlich enttäuscht, doch da die Reihe nun auch in Horror & Thriller umgetauft wurde, passt dieser Roman wie die Faust aufs Auge, gehört er meines Erachtens doch eher in die Thrillerkategorie. Kurz angerissen wird neben den BDSM-Fantasien auch das Stockholm-Syndrom und sehr kurz (Brett und die Videos) ein Gedanke an eine Bondage-Video-Carrie-Abschlussball-Szene, die man sich aber dann doch gespart hat. Sicher hat man solche Thematik auch schon bei anderen Anbietern lesen dürfen, doch gerade das Ende mit seiner typischen kleinstädtischen Attitüde reißt da viel heraus, um es von der Massenware zu unterscheiden. Tragisch ist da noch zu milde formuliert. Ganz nebenbei erwähnt William Malmborg einige einschlägige Filme ("Das Tier 2" usw.) und Bücher (Brian Lumley), die er thematisch einbindet. Wer fetten und ultrabrutalen Horror erwartet, könnte hier eine Enttäuschung erleben. Wer das Ganze aber in den Thriller-Bereich mit psychologischem und emotionalem Touch einordnet, dürfte zufrieden sein. Mir jedenfalls hat es recht gut gefallen und ich würde einen weiteren Malmborg durchaus erwerben, so es denn noch einen weiteren geben wird.  350 Seiten.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juli 2015, 18:16:55
(http://1.bp.blogspot.com/-q2k-7oyJ1Ro/VbTtFHJqyAI/AAAAAAAASgc/ouyzpwfomSg/s1600/yaccubs%2Bfluch.jpg)

Wrath James White. Malik ist ein Geldeintreiber und Vollstrecker für die Drogenhändler der Stadt. Er kennt kein Mitleid. Doch als er den Auftrag erhält, eine cracksüchtige Hure und ihr Neugeborenes zu töten, hat er eine unglaubliche Offenbarung: Das Baby ist der wiedergeborene Jesus Christus.
Gefangen in einem Kampf zwischen Gut und Böse, Vernunft und Wahnsinn, Erlösung und Verdammnis, stellt sich Malik gegen seinen Auftraggeber, der Satan selbst sein könnte.

Malik, genannt Span, weil ihm verdammt schnell die Sicherung durchbrennt, ist eigentlich ein normaler kleiner Junge, der aber in ein Umfeld hineingeboren wird, in dem er von Beginn an kämpfen muss. Und das tut er auch. Schon früh muss er sich gegen die Kids im Hood durchsetzen und gewinnt nach und nach an Respekt. Doch den zeigt er auch gegenüber seiner Mutter und der Großmutter. Er geht in die Kirche, besucht die Schule und ist durchaus intelligent. Doch das reicht in seiner Umgebung nicht, ist eher hinderlich. Bald schon erkennt er, dass sich mit Drogen Geld verdienen lässt, dass "Weiße klatschen" in einem Nachbarviertel, das etwas betuchter ist als jenes, in dem er aufwächst, nicht nur Spaß verbreite, sondern er sich dort holen kann, was ihm sonst verwehrt bleibt. Mit seinen Aktionen gewinnt er immer mehr an Respekt. Er fühlt sich wie ein König in seinem Viertel. Dann tauchen Huey und Tank auf und der Gruppenzwang führt zu einer Auseinandersetzung, die Malik zuerst verliert, sich aber dafür gekonnt revanchiert. Dennoch resultiert daraus eine Freundschaft unter den Dreien, die keiner für möglich hielt. Zusammen hängen sie nicht nur ab, sondern übernehmen auch Jobs für die ortsansässigen Dealer, geben vor den Tussen an und saufen und kiffen, was das Zeug hält. Mit der Zeit werden ihre Auftritte härter und brutaler und Malik tut sich hervor, als er einen Möchtegern namens "Meech" eiskalt umlegt. Mit dieser fiesen Nummer kommt er ins Visier von Scratch, einem Weißen, der sich mir unglaublicher Brutalität einen Namen auch unter den Schwarzen der Region gemacht hat. Man respektiert den Mann nicht, man fürchtet ihn. Bald wird Malik so etwas wie die Rechte Hand des Gangsters und soll nach dessen Willen eine Frau und ihr Neugeborenes töten. Doch hier ist für Malik Schluss, das kann er nicht. Und jetzt muss er gegen einen der brutalsten Verbrecher antreten, die er in seinem jungen Leben kennenzulernen gezwungen war.

Der Titel "Yaccubs Fluch" wird im Epilog und später auch während der Handlung erklärt. Diese dreht sich um die Zustände in Schwarzenvierteln in Philadelphia, die er in einem prägnanten und knappen wie auch harten Stil schildert. Wer die Serie "The wire" gesehen hat, stelle sich dies so vor, nur entschieden härter, blutiger und brutaler. Und das Buch enthält einige Teile, die man schon von Wrath James White gelesen hat: "Population Zero", einen kleinen Teil "Der Teratologe" mit Edward Lee oder eben den Rassismus, der alle seine Bücher mehr oder weniger offen durchzieht. Doch ermacht es sich mit dem Thema nicht einfach. Je weiter man mit der Lektüre vorankommt, umso mehr diskussionsfähigen Stoff bekommt man geliefert, wie auch zur Religion, bei der sich immer wieder die Frage nach den unterschiedlichen Göttern stellt und dass da eigentlich keiner der wahre Gott sein kann, wenn er solche Dinge überhaupt zulässt - unabhängig der Hautfarbe. Eine Milieustudie, in der auch die möglichen Fehler der Bevölkerung angschnitten werden, sich einfach in ihr Schicksal zu ergeben, anderen die Schuld zuzuschieben und zu duckmäusern. Das Versagen einer Bildungspolitik, die auf der Straße nie ankommt. Selbst wirklich begabte Schüler können mit ihrem klugen Verstand und der erlernten Rhetorik in der heimischen Umgebung nichts anfangen. Doch kein Außenstehender erkennt diese Problematik, oder er will sie nicht erkennen. So belesen der Protagonist auch ist, kann er das Gelernte nie anwenden, wenn er nicht aus seinem Umfeld herauskommt - und das schafft so gut wie keiner. Daher versinken sie im Morast der Drogen, der Gewalt und Brutalität. Und Wrath James White geht die Themen Rassismus und Religion fast schon mit einer gewissen Poesie an, die man ihm anhand der bisherigen Romane in dieser Form wohl nicht zugetraut hätte - ich zumindest nicht. Als Beispiel sein der Dialog mit Yolanda ab Seite 220 genannt. Hier wird nicht nur dem bösen Weißen die Schuld gegeben, hier wird auf eigene Fehler hingewiesen. Später wird dieses Thema noch vertieft. Für all diese Geschehnisse und Wortgefechte ist der Fluch nur der Aufhänger, um eine Geschichte zu erzählen, dass Menschen von ihrer Umgebung derart beeinflusst werden, dass es bald keinen Ausweg mehr gibt, dass sie resignieren, ob ihrer eigenen Unzulänglichkeit, sich einfach in ihr Schicksal ergeben und verzweifelt einen Schuldigen suchen, dem sie die Schuld zuschieben können. Das zieht sich auch durch sämtliche Kulturen und Nationen. Man braucht sich bloß die hiesigen Kommentare anzuschauen, dass die Asylbewerber nur den Deutschen die Jobs wegnehmen würden oder man beachte die Rednecks in den USA, die sich im gleichen Ton über die Illegalen mokieren. Oder das derzeitige Gewäsch von einem der Kandidaten für die Republikaner für die US-Präsidentschaftswahlen. "Yaccubs Fluch" entpuppt sich überraschend als ein intelligentes Drama um die Zustände in Amerika und wenn auf dem Klappentext steht, dass der Autor "etwas" Philosophie und Gesellschaftskritik einfließen lässt, so ist das bei diesem Buch schlicht untertrieben. Und ganz nebenbei muss natürlich auch die Ikone des Blaxploitation-Films, die auch heute noch im Filmgeschäft aktiv ist, Pam Grier ("Coffy", "Sheba Baby" oder "Ghosts of Mars" - letzterer keine Blaxploitation-Film mehr, dafür mit Statham und von John Carpenter), ihre kleine Erwähnung erhalten, die etwas würdevoller ist als jene, die er für Steven Aikido-Moppel Seagal bereithält, denn der bekommt ordentlich sein Fett weg (was er im wahren Leben sicherlich auch gerne vollbringen würde, haha). Und der Autor Iceberg Slim, der Kapitel 15 einleitet, scheint ein echter Held für die entsprechende Klientel zu sein, die sich mit dem Leid und der Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung beschäftigt. Dessen Buch "Todesfluch" liegt mir zwar vor - aber ungelesen bisher. "Yaccubs Fluch" ist verflucht intelligent, beeindrucken, begeisternd mit seiner Kritik, die in eine Art brutalem Ghettodrama, das gegen Ende noch einmal richtig heftig wird und mit Sicherheit für Unbehagen sorgt, mehr als nur unterschwellig an den geneigten Leser gebracht wird. Hart wie ein derber Thriller, in dem der übernatürliche und übersinnliche Horroranteil mehr aus den Lebensumständen heraus kommt als mit dem angedeuteten und stellenweise blutig-brutalen Dämon, der sich zwischen ds Volk gemischt hat, um mit einem Kontrahenten in stetigen Zweikampf immer dafür zu sorgen, dass die Rassen sich bekriegen. Immer und immer wieder. Von Reinkarnation zu Reinkarnation. Sollte ich bis heute jemals nach einem Buch von Wrath James White gesucht haben, das ich nicht nur als sein bestes sondern auch als einen Top-Favoriten ansehen kann, hier habe ich es gefunden. Volle Punktzahl mit Extralob (auch an den veröffentlichenden Verlag FESTA!!!!). Eigentlich könnte man über "Yaccubs Fluch" seitenweise Abhandlungen schreiben, derartig viele Themen und Denkanstöße hat der Autor darin eingewoben, aber für hier ist es einfach zuviel des Guten. 395 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Juli 2015, 13:40:29
(http://2.bp.blogspot.com/-dbSSaxWF29g/VbX9MGQBbwI/AAAAAAAAShk/qUNkxctSyyo/s320/wolfskiller1rattenjagd.JPG)

Mike Barry. Als Burt Wulff vor der Leiche seiner Verlobten steht, nimmt für ihn das Leben eine radikale Wende. Er hatte als Cop des Rauschgiftdezernats den großen Bossen zu oft auf die Füße getreten. Und jetzt hatten sie zurückgeschlagen. Für Burt Wulff gibt es kein Zurück mehr. Er quittiert seinen Dienst und erklärt einem übermächtigen Feind den totalen Krieg: dem organisierten Drogenhandel. Burt Wulff weiß, dass er den Kampf nicht gewinnen kann. Aber er will so viele Rauschgiftratten wie möglich mit ins Jenseits nehmen.

Burt Wulff ist Vietnam-Veteran und beim Rauschgiftdezernat der Stadt in Diensten. Als er es wagt, seine Arbeit für die Bevölkerung etwas zu ernst zu nehmen und sich an den gut zahlenden Drogendealern vergreift, die die ganze Stadt bis hin zu den Honoratioren schmieren, wird es eng für ihn. Hat er doch tatsächlich einen Informanten verknackt, weil der sich weiterhin mit seiner Lieblingsbeschäftigung - dem Verkauf von Drogen - auf der Straße rumgetrieben hat. Das konnte man Wulff nicht so einfach durchgehen lassen. Da hieß es schnell "ab zur Streife". Von Zivilklamotten in die Uniform. Den schwarzen David Williams als Partner. Kaum sind sie auf der nächtlichen Streife unterwegs, geht eine Meldung ein, dass in einem bestimmten Apartment in einer bestimmten Straße eine Tote gefunden wurde. Die Polizei wurde selbstverständlich anonym angerufen. Wulff kennt die Adresse. Es ist die seiner Verlobten. Und eben die finden sie mit einer Überdosis getötet vor. Wulff reagiert unerwartet. Wirft seine Marke aus dem Fenster im sechsten Stock und kann froh sein, dass sie niemanden getroffen hat, der unten seiner Drogenwege ging und verzieht sich. Kündigen? Warum? Irgendeiner der Bürofuzzis in der Personalabteilung wird schon merken, dass er nicht mehr da ist. Dann nimmt er sich in einer unsicheren Gegend, die relativ bullenfrei ist, ein Zimmer und verlriecht sich einige Wochen. Dann kommt er aus seinem Verschlag und hat einen Plan. Einen recht einfachen: die Dreckschweine umnieten. Sich in der Hierarchie von unten nach oben arbeiten. Schon hat er einen der kleinen Dealer am Wickel, lässt sich von dem zum nächsten führen, der den Stoff liefert. Ein paar Hiebe zum Zwecke der Erhöhung des Denkvermögens und schon hat er einen weiteren Namen. Da die zwei Gangster jetzt nutzlos sind, macht er das Naheliegende - er nietet sie um. Nummer drei auf der Liste ist ein Weichei. Einige Hiebe aufs große Maul und er plaudert, ein paar Schnitzarbeiten in der Dealerfresse und er führt ihn nach Long Island zur Villa seines Bosses. Dort werden sie sogar vorgelassen, was sich absolut nicht gut auf die Gesundheit von Scotti, den plaudernden Dealer, auswirkt. Ein Bodyguard des Bosses namens Marasco jagt ihm ne Kugel durch die Rübe und Feierabend ists mit dem Job auf der Straße. Wulff wird zum Zwecke einer späteren Befragung im Keller eingesperrt. Er wurde zwar gefilzt, hat aber seine Streichhölzer behalten dürfen und fängt fröhlich an zu zündeln. Der Keller war nicht so gut ausgebaut und nur mit minderwertigem Material errichtet, wie man es sich hätte vorstellen können. Die Tür war ein Klacks und schon bewegt sich Wulff nach oben und erwischt Marasco, wie er gerade aus dem aus fliehen will. Befragung, Ergebnis, Scheißkerl niederschlagen und in seiner Villa gut durchbraten lassen. Langsam merken die richtigen Bosse, die Nadelstreifendealer, die Händler des Todes, auf. Die Suche nach Wulff beginnt. Nicht nur die Gangster sind hinter ihm her, auch die Cops, wie er von seinem ehemaligen Partner Williams erfährt, der sich auf seine Seite schlägt, aber weiter im System bleiben will. Und Wulff? Der sucht den nächsten Drecksack, um ihn mit einigen Wahrheiten Marke Wulff zu konfrontieren.

Routinierter Thriller aus den 70-ern, was man ihm auch sprachlich anmerkt. Hier wird noch auf weinende Männer, die Emotionen zu zeigen haben, grundsätzlich verzichtet. Wie schon bei Joe Ryker von Jack Cannon ist Burt Wulff (Garantiert trotz seiner Abwege sicher nicht mit einem Deutschen selben Nachnamens verwandt.) ein eiskalter Sauhund, der durch die Situation zu einem gefühlskalten Kämpfer gegen das organisierte Verbrechen wurde. Auf lockere oder coole Sprüche wurde im ersten Buch verzichtet. Stattdessen erweist sich der Protagonist als absolut gnadenlos. Der Mord an seiner Verlobten hat ihn innerlich versteinert, lässt kein Gefühl mehr zu, schiebt Emotionen außer unbändigem Hass auf die Seite. Und wie wunderbar ist es, dass die heutzutage über den Teich geschwappte "political correctness" hier noch so weit entfernt ist. Knüppelharter Held räumt mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln auf. Schnell, einfache Struktur, rabiat und in einfacher Sprache formuliert. Lässt sich ganz leicht lesen, bringt den damaligen Zeitgeist mit und lässt einen Dirty Harry wie einen Lehrling aussehen. Humor und Charakterzeichnung muss man dann doch schon suchen und nimmt dazu möglichst noch ne Lupe, so gut sind sie versteckt, doch mit etwas Ausdauer findet man sogar leichte gesellschaftskritische Ansätze bezüglich des Niedergangs der Städte, Rassimus und der Korruption in allen Bereichen des Lebens. Gibt es heutzutage immer noch, auch hierzulande, nur wird es besser kaschiert und hinter Worthülsen irgendwelcher überschlauer Berater versteckt. Mike Barry jedenfalls lässt es auf rund 146 Seiten krachen, macht keine Gefangenen und unterhält so gut wie etliche derartige Werke aus dieser Zeit. Manchmal machen diese alten Storys mehr Spaß als die heutzutage teilweise viel zu angepassten Werke auf dem Massenmarkt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Juli 2015, 12:36:52
(http://1.bp.blogspot.com/-fOtA69bitlc/Vbc93ksZguI/AAAAAAAASik/dEAewiZBS1g/s320/wolfskiller2.JPG)

Mike Barry. Die großen Bosse waren nervös geworden. Da tauchte plötzlich ein Mann namens Burt Wulff in der Drogenszene auf und spielte verrückt. Der Ex-Cop des Rauschgiftdezernats war fest entschlossen, den organisierten Drogenhandel zu torpedieren. Und sein erster Vernichtungsschlag hatte voll getroffen. Burt Wulff musste aus dem Verkehr gezogen werden, ehe er noch größeren Schaden anrichten konnte. Die Killer ölten ihre Kanonen. Aber Burt Wulff wollte noch nicht sterben - nicht, bevor er den großen Schlag in San Francisco gelandet hatte.

Oh ja, hektisch geworden waren die Mitglieder des exklusiven Zirkels der oberen Bosse im Drogengeschäft. Ganz schnell wurden neben den bezahlten Killern auch Informationsbeschaffer aus der Privatwirtschaft und auch dem Dienst an der Allgemeinheit auf die Hintergrundgeschichte des Burt Wulff angesetzt. Was die herausfanden, war durchaus ein guter Grund zur Sorge. Und die ganze Aktion so sinnlos. Denn mit dem Tod von Wulffs Verlobter Marie hatte die Organisation nichts zu tun. Der Mann hätte sogar ein perfekter Soldat für den Mob sein können. Doch die Chance ist vertan, nun muss gehandelt werden. Es geht ein Memo an die Bosse in den anderen Städten und es wird auf die Gefährlichkeit des Mannes hingewiesen und dass er allen tot am liebsten sei. Ähnlich verhält es sich bei der Polizei New York, nur etwas unangreifbarer formuliert, schließlich kann die Polizei ja nicht offen zum Mord aufrufen. Das Alles weiß Wulff natürlich nicht, als er einen der Syndikats-Broker auf offener Straße umnietet und ihm dessen Aktenkoffer entwendet. Dem kann er dann eine weitere Spur entnehmen. Die Papiere führen ihn nach San Francisco, wo eine größere Lieferung ankommen soll. Also hingefahren, ein Zimmer genommen und sofort in die Bredouille geraten. Nebenan liegt ein Mädel vermutlich wegen einer Überdosis Speed in den letzten Zügen. Entgegen seiner gewohnten Kälte, die er seit dem Tod von Marie sein Eigen nennt, will er ihr helfen. Da kommt so ein verlotterter Typ rein, der mit seinen über vierzig Jahren gerne einen auf jugendlich machen würde. Pech für ihn, dass er eine Knarre zieht und Wulff sich wehrt. Jetzt ist der Lotterknabe im frischen Alter von knapp über Vierzig Würmerfutter. Sicherheitshalber zieht Wulff mit dem Mädel, Tamara, in ein anderes Motel. Eigentlich sollte sie ins Krankenhaus, weigert sich aber. Wulff war klar, dass er Aufmerksamkeit erregt hat und sicher bald die ersten Killer auftauchen werden. So ist es dann auch. Einen nietet er sofort um, den anderen zwingt er zum Reden und ihn dann zum hiesigen Boss zu kutschieren. Als sie unterwegs die Leiche des verhinderten Mörders abladen wollen, versucht Trotto, der Fahrer wider Willen, zu flüchten. Zu seinem Leidwesen hat Wulff null Skrupel dem Kerl in den Rücken zu schießen. Also allein zu Severo, dem Boss. Dort erwartet ihn eine Überraschung. Der Typ bietet ihm seine Hilfe an und will selbst aussteigen. Wulff geht wieder, ohne Rache zu üben. Fehler. Selbstverständlich hatte Severo gelogen - und jetzt kommen die Killer fast schon in Schwärmen. Der eine oder andere freischaffende Kopfgeldjäger ist auch darunter. Die Bestattungsunternehmer von San Francisco haben derzeit Hochkonjunktur.

Ob dieser Selbstjustiz in umfrangreichem Maße hatte die Jugendschutzbehörde, damals eh empfindsam wie ein Mimöschen ohne Möschen, bald die Faxen dicke und hat die "Wolfskiller"-Reihe auf dem Index verschwinden lassen. Erst im Jahr 2005 hatte man ein Einsehen und strich sie von der Liste. Was aber auch blieb, ist die äußerst schlampige Umsetzung der Bücher. Ob es nun an der Übersetzung lag oder einfach nur jeder im Tiefschlaf nur so nebenbei so tat, als würde er arbeiten, strotzt dieses wie auch das Vorgängerbuch nur so vor Fehlern. "Landen" statt "Laden" gehört da zu den geringeren Übeln. Wer sich heutzutage über Fehler bei kleineren Verlagen massiv beschwert, dem sei gesagt: Früher war doch nicht alles besser!!! Gegen die paar Schnitzer, die es hin und wieder bei den Kleinverlagen gibt, ist das hier die reinste Fehlerhölle. Es ist also wie immer: Den Publikumsverlagen ist nur am Geld der Kunden gelegen, nicht an ordentlicher Arbeit oder Kundenzufriedenheit. DAS übrigens ist auch heute noch Standard. Zu Wulff in San Francisco. Anfang der 70-er, freie Liebe, Flowerpower, Blumenkinder, Drogenexperimente und - missbrauch, Dirty Harry. Letzterer hat hier keinen Auftritt, dafür aber sein brutaler Gegenentwurf Wulff. Der sorgt dafür, dass der Body Count höher und höher wird. Aber noch hat er sich seine Menschlichkeit zu einem gewissen Teil gewahrt, wie man an seinem Verhalten Tamara gegenüber ersehen kann, doch andererseits hat er auch schon abgeschlossen, will vor seinem zwangsläufig eintretenden frühen Tod nur so viele Gauner wie möglich mitnehmen. Deshalb schaltet er seine Gefühle aus, tötet weiterhin emotionslos und lässt es in San Francisco so richtig krachen. Explosionen, etwas Schiffe versenken gespielt, den Bullen etliche Arbeit abgenommen. Lange Dialoge, emotionale Szenarien mit immens viel Tränen und Rührung, Liebesdramen, tiefgehende Psychogramme oder Charakterzeichnungen sucht man hier vergebens (Okay, ich hab nicht danach gesucht, wollte eh keine finden.). Es geht nur um Wulff und seine Rache, die möglichst actionreich serviert wird und auch kalt gut zu genießen ist. Gradliniger Kracher ohne große Wendungen, stilistisch simpel und literarisch am unteren Ende der Nahrungskette, ABER gerade deswegen einfach zu konsumieren. Wollte ich das? Ja, Nachdem mich Wrath James White ja fast schon angestrengt und somit überrascht hat, wollte ich Kost, die simpler ist als das, was mir da angeboten wurde. Also zurück in den Autorenpool, der Leute wie Cannon, Tidyman oder eben Mike Barry beinhaltet.  146 Seiten. Ja, damals gab es schon die eine oder andere Regelung, dass ein Buch hierzulande nicht mehr als eine bestimmte Seitenzahl enthalten durfte. Eine Regelung, die natürlich nur von den Verlagen ausging und die dann den Übersetzer auch für die "Anpassung" (meistens Kürzung) bezahlten. Ist heute kaum anders oder glaubt jemand, dass 80% der Unterhaltungsliteratur tatsächlich im Original auch auf 420 - 450 Seiten kommen?                           
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Mills am 28 Juli 2015, 13:39:42
Sag mal Jerry, wann guckst du denn noch Filme?  :LOL:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Juli 2015, 16:00:27
Ah ja nu, wenn ich grad net les.



(http://4.bp.blogspot.com/-NeId4_F4x_I/VbjDkH51QTI/AAAAAAAASkE/lM6W25i0vxU/s1600/wolfskiler3.jpg)

Mike Barry. Burt Wulff, Ex-Cop des Rauschgiftdezernats, ist ein Toter im Wartestand. Seit er dem organisierten Drogenhandel den Privatkrieg erklärt hat, ist er ein gnadenlos Gejagter. Bei den Rauschgift-Bossen steht er auf der schwarzen Liste. Und auch die Hüter des Gesetzes sind ihm auf den Fersen. Burt Wulff weiß genau, dass seine Tage gezählt sind. Und deshalb darf er keine Sekunde verlieren, wenn er das Rattennest des Drogenhandels in Boston ausräuchern will. Vielleicht ist es das letzte, was er in seinem Leben tun kann.

Mit einem neuen Koffen und neuem Inhalt hat sich Wulff auf den langen Weg nach Boston gemacht. Sein Ziel ist Tucci, einer der Namen, die er in dem Notizbuch des von ihm abservierten Todes-Brokers in New York fand. Doch der Weg von San Francisco nach Boston hat ihn auch ausgelaugt. Kaum Pausen, noch weniger Schlaf und immer auf der Hut. So passiert es, dass er an einer Mautstelle in eine simple Falle tappt. Zwei Mann überwältigen ihn, schnappen sich den Koffer, stellen sich aber recht dämlich an. Eigentlich sollte die Straße hinter Wulff abgesperrt werden, damit  man ihn ohne lästige Zeugen endlich abservieren kann. Falsche Straße abgesperrt, Autoschlange hinter Wulffs Wagen, zuviele Menschen um sie alle umzulegen. Die Kerle hauen ab. Mit dem Koffer. Den sollten sie aber bei Tucci abliefern. Nö, zu wertvoll, kann man besser selber versilbern. Und zu Tucci bräuchte der soeben knapp entkommene Wulff dann auch nicht mehr. Der wird nämlich auf Geheiß des nächsthöheren Chefs als nutzloser Fresser aus dem Verkehr gezogen. Kann Wulff ja nicht ahnen und er fährt zu dessen Domizil. Sieht, dass einige Typen einen Sarg aus dem Haus schleppen und ist irgendwie angefressen, dass nicht er den Gangster niedermähen konnte. Was soll's. Er hat ja Handgranaten dabei, von denen kann man doch ruckzuck mal einige in die Mafiosi-Versammlung schmettern. Gedacht, getan, abgehauen. Kurze Zeit später überschlägt sich die Presse in Mutmaßungen, die Polizei bekommt Druck von allen Seiten - besonders diejenigen, die ein weiteres Gehalt beziehen, das sie eigentlich nicht annehmen sollten - und alle suchen nach Wulff. Der wird sogar gefunden und zu dem Boss der Bosse gebracht. Der will den verschollenen Koffer und den Tod der beiden Schergen. Und gerade Wulff soll ihm dabei helfen. Er bekommt drei Figuren an die Seite und los geht es. Sie finden das Zeug bei einem Professor, der das College eh schon als Pusher versorgt hat. Die beiden nun toten Abtrünnigen hatten den Koffer mit Inhalt dem Prof überlassen, der ihn zu Barem machen sollte. Jetzt hat er selbst die Verbrecher am Hals - und Wulff. Der nietet alle um und macht sich auf zur Abrechnung mit dem Herr von Boston.

Driften durch die USA. Das kennt man von Jack Reacher, der aber entweder wegen seines Gerechtigkeitssinns oder purem Pech in diverse Schwulitäten (Wohl heutzutage weder politisch korrekt noch zeitgemäß, also MUSS ich es wohl benutzen, da es ja um die 70-er Jahre geht) gerät. Burt Wulff dagegen ist ein Reisender in Blei, allein gegen die (Drogen-)Mafia. Rigoros, gnadenlos, brutal. Hin und wieder schenkt ihm der Autor einen Moment der Menschlichkeit, der aber kurze Zeit später wieder ad acta gelegt wird. Wulff ist ein Killer von eigenen Gnaden, wer ihm im Weg steht und mit dem organisierten Verbrechen zu tun hat, muss weg - für immer. Richtig ruppig erhöht sich mit jedem weiteren Buch die Schlagzahl - zusammen mit der Anzahl der Leichen. Hin und wieder erwischt es auch einen Unbeteiligten, der halt das Pech hat, zufällig zu nahe in Wulffs Umfeld zu sein. Wulff traut keinem, mit Abstrichen noch seinem alten Partner Williams aus dem Streifenwagen in New York. Der hilft auch  - aber nur von innerhalb des Systems, denn er hat etwas zu verlieren. Er beschafft nur Informationen. Ansonsten ist der Rächer auf sich gestellt. Stört den nicht. Beziehungen sind lästig und auch gefährlich. Anspruchslose Kost wie an es erwartet hat, ein bisschen Zeitgeist aus den 70-ern und viel Action und Blutvergießen. Für eine TV-Serie in einem moderneren Gewand bei Cinemax USA eigentlich bestens geeignet.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 Juli 2015, 12:31:13
(http://4.bp.blogspot.com/-IdDE1u0DqlA/VbnjnUqiUGI/AAAAAAAASlE/COxONQAQYEo/s1600/wolfskiller4.jpg)

Mike Barry. Burtt Wulff, Ex-Cop des Rauschgiftdezernats, ist zum Freiwild erklärt worden. In New York, San Francisco und Boston hat er vernichtende Schläge gegen den organisierten Drogenhandel geführt. Jetzt ist er für die großen Bosse Feind Nr. 1. Überall lauern bezahlte Killer, um dem gefährlichen Ex-Cop das Lebenslicht auszublasen. Aber Burt Wulff führt seinen einsamen Kampf weiter. Eine heißte Spur, die er verfolgt, endet in einem Zentrum des Rauschgifthandels in Las Vegas. Doch Wulffs Gegner haben inzwischen keine Zeit vergeudet. Noch ehe er in die Nähe des Spielerparadieses gelangt, fliegen ihm die Kugeln um die Ohren.

Wulff hat Boston hinter sich gelassen. Die dortige Organisation schwer durcheinandergebracht, der Boss liquidiert. Für mächtig Aufsehen hat er gesorgt. Überall wird er gesucht. Wo kriecht man da am besten unter - in der Höhle des Löwen, wo einen niemand erwartet, in New York. Er fährt zu seinem Ex-Partner Williams, bekommt einige Stunden dringend benötigten Schlaf und erfährt dann, was sich so während seiner Abwesenheit in der City getan hat. Einiges. Stadt in Aufruhr, Presse überschlägt sich mit dem Erfinden neuer Schlagzeilen, der Commissioner unter Druck, die Mafia stinkesauer, selbst der Gouverneur aus der Hauptstadt albany pflgete seine Sorge mit deutlichen Worten auszudrücken. Hat sich doch ein Lieutenant namens Stone zusammen mit Stoff, Horse (50-er Jahre), Smack (60-er Jahre), Shit in den 70-er Jahren oder schlicht Heroin, im Wert von rund einer Million schöner Dollars nach Las Vegas verdrückt. Nicht ganz blöd, stellt er den Koffer dort irgendwo unter und macht mit dem Boss des Kartells und Kasinobesitzer Vinelli einen Deal aus. Gegen Schutz und Kost und Logis wird er dem seinen Anteil an der Sore geben. Der könnte auf die Art seinen Ruf als doch nur untergeordneter "Zwerg"-Capo richtig aufpolieren. Aber der Bulle ist ein gieriger Arsch, will nun auch noch Spielgeld, wenn er schon in nem Kasino ist. Und den Stoff weiter nicht rausrücken. Tja, und etwas Jähzorn lässt dann auch Lieutenants sterben. Messer ins Kreuz und fini. Kurzfristig gedacht Capo Vinelli. Wo ist der Stoff nun? Auch das wird er bald erfahren, denn Wulff hat sich auf die Fährte von Stone gesetzt und wird von Mobstern abgefangen. Hatten die Ratten sich doch tatsächlich darauf vorbereitet, dass Wulff sich diesen Bullen nicht entgehen lassen würde. Dem ersten Aufgebot von nur zwei Mann kann er noch entkommen. Aber als er sich dann mit Vinelli, dem er genüßlich die Kniescheibe zerballert hat und ihn dann darauf rumtrampelnd befragt, in dessen Büro verbarrikadiert hat, wird es brenzliger. Eine Truppe Hitmen wartert auf ne gute Gelegenheit, reinzustürmen und Wulff umzulegen - sollte Vinelli dabei mit draufgehen, egal. Gestürmt wird, gestorben wird auch, aber Wulff kann wieder fliehen - und lässt ein Hotel-Casinol zurück, das leider durch eine von ihm ausgelöste Explosion sozusagen entkernt wurde. Gangster, Spieler und Personal zum größten Teil dadurch übrigens auch. Was er aber mit in Sicherheit nehmen konnte, ist die Ware, die Teniente Stone sich unter den Nagel gerissen hatte. Der hatte das Zeug in einem Schließfach am Flughafen gebunkert und den Schlüssel offen bei Vinelli liegen lassen, der war nur zu blöd, einen Zusammenhang zu sehen. 

Wieder viel Action, wenig Gehalt. Burger statt Steak. Okay, war zu erwarten bei den Werken. Was aber sehr auffällt, wenn man die Bücher in direkter Folge liest - sie sind wie eine Serie mit dem Case of the week. Jedesmal dasselbe Strickmuster - rein in die Stadt, Gangster ausgelöscht und weiter zur nächsten. Der Vorteil ist die Härte, Action und Rücksichtslosigkeit. Romantik gibt es hier eher in dem Sinne, dass Wulff einem plärrenden Gangster, dem er die Kniescheibe zerböllert hat, aus Nächstenliebe auch die andere zerschießt. Damit die zuerst getroffene nicht so allein ist (und der Scheißkerl noch etwas mehr zu winseln hat). Leider bleibt doch auch oft die Logik zu sehr auf der Strecke und für Profikiller eines Syndikats, die ihren neuerdings gefährlichsten Gegner im Visier haben, stellen sich die Feinde selten dämlich an, treffen nix wie in "A-Team" (Der Serie) und haben auch sonst nicht die Weisheit mit Löffeln gefressen. Und immer, wirklich immer werden die härtesten Sauhunde der Organisation nach etwas Haue oder leichtem Kugel-Aua zu winselnden kleinen Kötern, die beinahe zu plärren beginnen. Im Gegensatz zu den Guten, was hier ja eh nur Wulff ist. Okay, schlechtes Beispiel, ihm macht der Tod ja nix aus, solange er so viele Drecksäcke wie möglich mitnehmen kann, die paar Unschuldigen zählen nicht. Aber es ist wie in vielen anderen Storys, dass der Mutige, selbst die Kinderchen oder das Heldenweibi immer unnachgiebig und trotz Schmerzen tapfer sind und bleiben, während sie bösen Wichte jammern ohne Ende. Also bleiben die "Wolfskiller"-Romane nette und schnelle Actionhappen für nebenbei, deren Niveau dann und wann etwas näher Richtung Heftromane tendiert. Aber vom gleichen Verlag wurde mit gleichem "Aufwand" Richard Stark mit seinem Parker eingeführt. 146 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Juli 2015, 12:48:35
(http://2.bp.blogspot.com/--Gu07zfMCIE/Vbs8AuOtPDI/AAAAAAAASl4/hWWMltQVrVA/s1600/wolfskiller%2B5.jpg)

Mike Barry. Delgado legte die Waffe in die Schublade, ging zur Tür und spähte auf den Korridor hinaus. Der Posten lehnte an der gegenüberliegenden Wand. Sein Gesicht war schweißnaß.

Aus Las Vegas ist Wulff etwas überhastet abgereist, fühlte sich in seinem Flugzeug relativ sicher. Falsch gedacht. Zwei Typen entführen die Maschine Richtung Kuba. Ihre Bosse hatten ihnen mitgeteilt, dass sie dort willkommen und sicher seien und Wulff in Gewahrsam behalten könnten. Nicht wirklich clever. Seit der Bart dort das Sagen hatte, war der Mob wie alle Amerikaner dort erledigt. Das bekommen auch die zwei Hijacker zu spüren. Major Delgado legt sie kurzerhand um und lässt sich von Wulff über alle möglichen Pläne und den Inhalt seines Koffers informieren. Dann schickt er ihn unter Bewachung eines einzelnen Soldaten weg. Er soll mit dem Hubschrauber zu DiStasio gebracht werden, der sich sicher erkenntlich zeigen wird. Doch Wulff kann den bewaffneten Begleiter überwältigen und sich vom Piloten wieder Richtung Havanna fliegen lassen. Dort ruht er sich eine Nacht lang aus, bevor er zurück zu Delgado geht. Kurz und bündig erledigt er ihn, um dann den Koffer bei DiStasio abholen zu wollen-

In diesem Buch bekommt der Leser etwas über Polizeigewalt zu lesen, einige kleine Anmerkungen zum Kuba nach der Revolution als geopolitische Information, die aber auch recht oberflächlich behandelt wird. Ansonsten ist eigentlich alles beim Alten. Wulff hetzt hinter Drogen her, legt Dealer um und kennt keine Gnade. Ablenkung durch Emotionen gibt es nicht, dialoglastig ist auch dieses Buch ebenfalls nicht. Aber ich muss schon sagen, dass die Faszination, die ich vor fast vierzig Jahren, als ich die Bücher als Neuware erworben hatte, beim Lesen empfand, doch arg geschwunden ist. Sicher ist es immer noch gute und ordentliche Action, aber auch sehr trivial und mit einigen Klischees gespickt. Zudem bleibt nur zu sagen, dass die Bücher, wenn man sie direkt hintereinander liest, doch sehr oft immer wieder das gleiche Muster und Szenarien anbieten, der Übersetzer in fünf Bänden niemanden durchsuchen, sondern immer visitieren ließ und das Ganze zwar die Jagd nach den Syndikatsbossen und korrupten Bullen als roten Faden hat, doch irgendwie auch nicht anders wirkt als die TV-Serien wie "The Mentalist" zu. B. bei denen auch ein Geschehnis den Hintergrund bildet, das aufgeklärt werden will und zwischendurch nur mit kleinen Häppchen präsentiert wird, während in der Hauptsache der Case of the week gelöst werden muss und das eigentliche Thema kaum berührt wird. Natürlich hat es die rücksichtslose und radikale Vorgehensweise von Wulff jederzeit in sich, aber im Prinzip könnte man den Text außerhalb der Actionszenen auch bei der Lektüre auslassen, da sie nur schon bekannte Muster variieren. Kurz: lahmt ein bisschen und bleibt doch hinter den heutigen Krachern des Genres zurück. Bestenfalls solide Kost für nebenbei. Es gibt noch eine andere ähnlich gelagerte Serie von Al Conroy namens "Soldato", aber ob ich mir die auch hole, wage ich momentan anzuzweifeln.
146 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Juli 2015, 20:21:30
(http://4.bp.blogspot.com/-IbbDEq9i8xc/VbujQXjnftI/AAAAAAAASmg/FetKyTCQwPA/s320/wolfskiller6.JPG)

Mike Barry. Der Mann würgte und ließ die Hand mit der Pistole sinken.Wulff sah, wie er die Lippen bewegte, um noch etwas zu sagen. Dann kippte er aufs Pflaster. Im Tod wirkte er ein wenig ratlos.

David Williams, der frühere Partner von Wulff, ist in Zivil in Harlem im Einsatz. Und der ist noch gefährlicher geworden, als er bisher schon war. Der unübertroffen clevere Gouverneur von New York hat ein neues Gesetz verabschiedet, wonach das Drogen Verticken ebenso hoch bestraft wird, wie Mord an einem Cop. Wunderbare Sache - für die dämlichen Medien. Die Polizei muss mit den Konsequenzen leben. Wenn man eh schon lebenslang bekommt für den Drogenverkauf, dann kann man doch den Bullen, der einen dabei erwischt hat, auch umnieten. Mit etwas Glück kommt man ja damit durch und wird nicht erwischt. Vor dem neuen Gesetz haben die kerle sich mit dem Schicksal abgefunden, in den Bau zu gehen und wegen guter Führung und sonstigen Vergünstigungen für Verbrecher, nach ein paar Monaten wieder auf Bewährung auf die Gesellschaft losgelassen zu werden. Jetzt haben sie keine Skrupel mehr. Klasse Schachzug, Herr Gouverneur droben in Albany. Und prompt erwischt es Williams. Messerstich in die Herzgegend. Er wird noch rechtzeitig gefunden und in ein Krankenhaus eingeliefert. Just zu der Zeit erreicht Wulff von Kuba über Miami kommend die Stadt und ruft bei Williams zu Hause an. Seine Frau informiert ihn über die Lage und Wulff will telefonisch mit Williams im Krankenhaus Kontakt aufnehmen. Denn da der zwei Polizisten zum Schutz vor der Zimmertür hat, kann der immer noch von allen gesuchte Wulff da nicht einfach reinspazieren. Doch soweit kommt es eh nicht. Drei Typen fangen Wulff, der immer noch den Koffer mit dem Stoff rumschleppt, ab und es scheint, dass sie ein Killerkommando der Mafia sind. Dem größten der Typen schickt Wulff ein derartiges Brett an den Kehlkopf, dass er nach Luft hechelnd zu Boden geht und da erst einmal bleibt. Als Wulff dann seine Waffe zieht, sind die anderen zwei Spacken schon dabei die Griffel zur Stütze des Himmelszeltes weit nach oben zu strecken. Und dann stellt sich raus, dass sie freischaffende Mitarbeiter des Attorneys Wilson sind und Wulff zu dem bringen sollen, um eine Anklage gegen die Drogensyndikate vorzubereiten. Den Koffer mit der Sore soll er mitbringen. Wulff traut dem Frieden nicht. Zu Recht, wie sich bald herausstellt. Er gerät in die Fänge des Chicago-Capos Calabrese und muss um sein Leben fürchten.

......und täglich grüßt das Murmeltier. Man könnte die Reihe auch "Der Mann mit dem Koffer" nennen, denn seit er gegen Ende vom ersten Teil dem Broker einen Aktenkoffer abgenommen hat, ist Wulff irgendwie ständig mit so einem Behältnis unterwegs. Und wieder trifft er auf einen der großen Bosse und wieder lässt man ihn mit diesem allein und die zwei verstricken sich in eine Unterhaltung über Für und Wider von Wulffs Mission. Und wieder strotzt die Ausgabe nur so vor Fehlern oder dem Mangel auf im Klappentext, denn der Mann mit dem Schlag gegen den Kehlkopf wirkt nicht im Tod ratlos, denn er bleibt am Leben, wenn auch mit gewissen Atemproblemen. Immer mehr verstärkt sich der Eindruck, dass der Verlag hier unterstützend eingegriffen hat, damit das Buch auf die gewünschte Seitenzahl herabgestutzt wird, was einige Logiklöcher erklären würde. Eine Praxis, die man auch bei Büchern von Lawrence Block (Scudder) und Richard Stark (Parker) gegen Ende der 70-er Jahre bei dem Verlag angewendet hatte. Ein weiteres Problem ist für mich, dass von der Verklärung aus der Zeit, als die Bücher damals neu auf den Markt kamen und ich zwar schon dumm, aber wenigstens noch jung war, sich abgenutzt hat. Die Action passt zwar immer noch ganz gut, aber die Storys sind nur 08/15-Ware, die isch ständig wiederholt. Ja, manchmal lässt es vermuten, dass entweder der Autor oder der Übersetzer ihren Spickzettel nicht nur für die bisherige Handlung genutzt haben, um diese zusammenzufassen, sondern auch um die eine oder andere Formulierung immer und immer wieder zu verwenden. Noch im Tod zappeln da die Kerle auf dem Rücken liegend mit den Beinen wie ein Käfer, um nur ein Beispiel zu nennen. Kaum variiert, fast immer mit dem gleichen Wortlaut. Und Worte ist auch so ein Thema. Ich hab ja schon erwähnt, dass ich mich beim Teil mit der Cleverness nicht unbedingt nach vorne gedrängelt habe, als die verteilt wurde und so ist es nicht verwunderlich, dass ich mit "Mißhelligkeit" (häh, ist es etwas zu dunkel) im Zusammenhang mit "unharmonisch", mit "trappern" (Was, Jim Bridger, Jim Bowie oder John Wayne) für einen schwerfälligen Gang oder "tupsen" für das Drücken der Hupe (Was mir zum Hupendrücken jetzt einfällt, schreib ich lieber nicht) rein gar nix anfangen konnte, musste ich tatsächlich nachlesen. Also wie gehabt, Action stimmt, ansonsten alles mau, gerade mal ne kleine Stufe überm Heftroman. ABER wenigstens hat Wulff endlich mal einen Gegner gefunden, der etwas mehr drauf hat als die bisherigen. Dennoch - Begeisterung ist was anderes. Wenn ich mit der Reihe durch bin, kommt entweder der Sigler dran, falls bis dahin eingetroffen oder G. Michael Hopf mit "The end 4". 145 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 August 2015, 12:32:29
(http://2.bp.blogspot.com/-izxEHadsmYc/VbyIEgOMhMI/AAAAAAAASns/hrtvJqEg0P8/s320/wolfskiller7.JPG)

Mike Barry. Wulff befand sich in Lima in einem Gebilde, das sich Hotel Crillon nannte. Es bestand aus Stahl und Glas, hatte Ähnlichkeit mit einem Hilton und in seinem Schatten vegetierten Bettler. In Wulffs Zimmer stand ein Mann, der nichts anderes wollte, als dass man ihm Heroin im Wert von ein paar Millionen Dollar über die Grenze schmuggelte.

Wulff wurde nach Peru ins Exil geschickt. Selbstverständlich mit einigen Aufpassern. Doch Ruhe fand er keine. Als er eines Tages in sein Hotelzimmer kommt, warten da drei Figuren auf ihn. Um ihn zu befragen, haben sie ihre Waffen gezogen, um der Forderung etwas mehr Nachdruck zu verleihen. Pech, dass sie an den Falschen geraten sind. Leider ist da ein weiterer Mann, der ihm die Knarre unter die Nase hält, ins Zimmer gekommen. Nach einer ersten Begutachtung stellt der sich als Stavros vor und will, dass Wulff für ihn Stoff im Wert von zwei Millionen Dollar in die Staaten schmuggelt. Eigentlich ein Unding für Wulff. Aber das Angebot, dass er unbehelligt von seinen Aufpassern in die USA nach Laredo reisen kann, ist zu gut. Also willigt er ein. In Amerika hat Calabrese derweil Besuch von einem Informanten erhalten, der sein Geld als Lieutenant bei der Polizei verdient. Als der Cop ihm dann einige Wahrheiten an den Kopf wirft, legt er ihn einfach um. Und danach wendet er sich an Williams, der aus dem Krankenhaus raus, aber noch lange nicht fit war und droht ihm er Telefon Konsequenzen an, wenn er sich nicht auf die Seite von Calabrese schlägt. Williams denkt daran, mit seiner Frau das Land zu verlassen. In das Wulff unbedingt wieder hinein will. Also erledigt Wulff einige von seinen Bewachern und macht sich mit dem Stoff und einem Führer auf den Weg zu dem wartenden Flugzeug, das Stavros selbstverständlich nicht direkt vor Ort hat. Unterwegs geraten sie in einen Hinterhalt, den der Führer nicht überlebt. Die Heckenschützen allerdings auch nicht. Danach geht es weiter Richtung Startbahn. Die Überraschung, dass Stavros eine Auseinandersetzung in Lima nicht überlebt hat, überwindet er schnell. Auch die Weigerung des Piloten, den Flug anzutreten, da er ja jetzt nicht mehr bezahlt wird. Wulff hält ihm die Knarre unter die Nase und los geht es.

In diesem Band wird etwas Hintergrund in die Beziehung zwischen Wulff und Marie gebracht, bevor diese getötet wurde. Nichts wahrhaft erhellendes, sondern einfach nur die üblichen Zukunftspläne und eine oberflächliche Charakterisierung der Frau. Ansonsten geht alles weiter seinen gewohnten Gang. Wulff legt alle um, die ihm im Weg sind, verstößt gegen seine eigenen Grundsätze, wenn ihm das einen Vorteil bringt und die Fehlerquote im Text lässt darauf schließen, dass man sich das Lektorieren wohl kostengünstig schlicht gespart hat. Einzig sein neuer Gegner Calabrese und die Location Peru bringen Abwechslung in das Geschehen. Explosionen, Morde, Schießereien - alles wie gehabt. Logiklöcher noch und nöcher, Feinde an der Grenze des Minus-IQs und ein Wulff, der nur kurz über seine eigenen Verfehlungen sinniert, bevor er mit seinem Feldzug weitermacht. Schnelle Kost, sinnfreie Kost, aber zum oberflächlichen Konsum eines Actionthrillers durchaus geeignet. Man muss nur die Ansprüche zurückschrauben - und sollte die Dinger nicht direkt in Reihe lesen,denn dann wirkt es bald öde und einfallslos. Seit dem letzten Buch wurde die Seitenzahl um 15 auf 160 erhöht, der Preis um eine damalige Mark.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 August 2015, 17:11:47
(http://3.bp.blogspot.com/-5lRJhDdjCyY/Vb4ZIWyGIRI/AAAAAAAASpA/4k3bJaeFDNk/s320/wolfskiller%2B8.jpg)
(http://3.bp.blogspot.com/-uchvDt6-SaA/Vb4ZNuUnPcI/AAAAAAAASpI/PeCeVwc2A0o/s320/wolfskiller9.jpg)
(http://1.bp.blogspot.com/-KIrWYKcKDWU/Vb4ZS9yrQhI/AAAAAAAASpQ/yiGKoDpJEW0/s320/wolfskiller10.jpg)

Mike Barry. Los Angeles war keine Stadt, sondern ein Geisteszustand; der Geisteszustand eines unheilbaren Psychotikers. Wulff hasste diese Stadt. Wenn New York eine mächtige, dampfende Bestie war, die im Sterben liegt, dann war Los Angeles das Gift, das eine Viper ausgespien hatte.

Calabrese hat Wullfs Freundin in seinen schmutzigen Händen, und Wulffs Partner befand sich ebenfalls in seiner Gewalt. Der Boss schien wieder einmal alle Trümpfe im Ärmel zuhaben. Er fordert ein Treffen in Miami ein.

Er war wieder in Harlem. Vor langer Zeit - in einem ganz anderen Leben? - hatte sein Kampf hier begonnen. Er hatte einen Dealer aus dem Auto gezerrt und aus ihm herausgepresst, wer das nächste Glied in der Kette war. Vom Flughafen auch ging es jetzt wieder nach Harlem. Zum Showdown.

In New York erwischt es weitere Cops aufgrund des neuen Gesetzes, das den Handel mit Drogen ebenso hart bestrafte wie Mord an einem Polizisten. Williams, der das Glück hatte, wegen eines derartigen Vorfalls nur schwer verletzt im Krankenhaus zu landen, überlegt, den Polizeidienst an den Nagel zu hängen und es wie Wulff zu machen: Außerhalb des Systems die Drogenbosse aus dem Verkehr ziehen. Und Wulff? Aus Peru nach Laredo zu fliegen wäre ja selten blöd gewesen, da wäre jedem sein Aufenthaltsort bewusst und man hätte ihm Killerkommandos auf die Spur schicken können. Also macht er sich auf nach Los Angeles und trifft sich dort mit Tamara wieder. Trotz seiner Vorsicht können ihn dennoch Figuren finden, die auf das Kopfgeld aus sind, das die Organisation auf ihn ausgesetzt hat, und wollen ihn im Beisein von Tamara killen. Er erwischt beide Gangster, aber danach flüchtet Tamara vor der Gewalt in seinem Umfeld, sie will damit nichts zu tun haben. Wulff wird wütend und richtet seinen Rachedurst auf die Verbrecher in L.A. Zudem ruft er Williams an, der ihm helfen und zudem eine Ladung schwere Waffen besorgen soll. Das kommt dem gerade recht. gesagt getan und auf den Weg nach Los Angeles gemacht, unterwegs einen Überfall von einigen Straßenräubern fein säuberlich beendet und dann ist er da, an der Seite von Wulff. Doch dort warten auch die Killer des Syndikats und nach einer heftigen und blutigen Auseinandersetzung erkennt Wulff, dass er in die Höhle des Löwen muss, um all das zu beenden. Für Williams ist die Reise um, er kehrt zu seiner Frau zurück.

Calabrese fühlt sich immer mehr von Wulff bedroht, er kann nicht fassen, dass er so dämlich war, den Mann nicht kaltzumachen und ihn stattdessen nur ins Exil schickte. Also muss ein neuer Plan her. Williams, der auf dem Rückweg zu seiner Frau ist, wird unterwegs abgefangen und einkassiert. Tamara holen sie einfach direkt aus ihrer Wohnung. Fehlt nur noch Wulff und alle Protagonisten wären an einem Ort versammelt. Kontakt nehmen sie zwar auf, aber Wulff zeigt sich bocksbeinig. Keine große Lust in die Falle des Bosses zu rennen. Und der macht einen Vorschlag: Treffpunkt Miami. Wulff ist einverstanden und so planen sie eine Übergabe der Geiseln gegen den Stoff, den Wulff seit Peru immer noch mit sich rumschleppt an einem nächtlichen Strand nahe eines Hotels. Wulff ist selbstverständlich sehr früh vor Ort, um die Gegend bezüglich eines Hinterhalts zu überprüfen. Klar, dass er einen vorfindet. Und dann explodiert die Ganze Sache, ein echtes Massaker ist die Folge.

Williams ist nun endgültig von Miami aus nach Hause gefahren. Er ruft bei seiner Schwägerin an, bei der seine schwangere Frau untergekommen ist, weil sie seinen Alleingang nicht akzeptieren wollte und hört, dass er mittlerweile Vater eines Sohnes geworden ist. Sein Entschluss, dass er nun wieder in den Polizeidienst will, auch wenn er dafür zu Kreuze kriechen muss, hat viel damit zu tun. Aber auch Wulff ist wieder in New York, in Harlem. Und geht gleich in die Vollen. Bei dem Kontaktmann, der schon Williams damals mit Waffen ausgerüstet hatte, deckt er sich nun selber ein. Nächste Aktion: Handgranate in eine Fixerbude. Trifft sicher keinen Falschen. Und die neuen Bosse von New York - das Vakuum, das er mit seinen Aktionen zu Beginn seines Feldzugs geschaffen hatte, war schnell wieder ausgefüllt - wollen ihn ebenfalls erledigen. Mit allen Mitteln. Sogar ein alter Kauz beteiligte sich daran - und ging als nächster drauf. Wulff dezimiert die Szene derart, dass sogar die Polizei nicht mehr wegschauen kann und eine Sondereinheit einrichtet. Williams gehört dazu, soll sich beweisen. Den Rest der Truppe inklusive dem federführenden Lieutenant ordnet Williams als Ausschuss ein. Typen, mit denen die arbeitende Truppe nichts zu tun haben wollte, einfach unfähige Anhängsel. Und Wulff räumt auf, rücksichtslos. Bis er eines Tages beinahe eine unbeteiligte Zeugin erschossen hätte. Er beginnt sein Vorgehen zu überdenken. Dann trifft er auf Williams.

Reihe beendet und ich bin froh drum. Da war doch einiges tatsächlich sehr verklärt in der Erinnerung. Action, Kälte und Härte passen immer noch, nehmen gerade in den letzten beiden Büchern ordentlich zu. Dagegen war Charles Bronson in "Death wish 3" ein Waisenknabe. Leider ist aber das restliche in den Büchern derart platt und fade, dass einem der Spaß vergehen konnte, ja teilweise auch vergangen ist. Sicher wurden sogar sozialkritsiche Themen angekratzt, aber mehr auch nicht. Drogen, Städteniedergang, korrupte Staatsdiener und Politiker, verbrecherische Bauunternehmer und Steuerhinterziehung - alles drin. Aber nur minimal beleuchtet. Fast wie ein Alibi, um wenigstens etwas Sinn in die Sache zu bringen. Stellenweise wie nach Schablone geschrieben, in einem sehr schlichten und einfachen Stil mit mäßiger deutscher Auswertung. Fehler über Fehler und gerade zum Schluss noch etwas, das meines Erachtens gar nicht geht. Hieß die Freundin - die Tote - zuvor noch Marie Calvante, war ihr Name in den letzten Teilen plötzlich Calabrese. Hm, hab ich anscheinend doch eine kleine Wendung in der Geschichte nicht mehr in Erinnerung gehabt. Von wegen. Die haben einfach nur den Namen vertauscht und keiner hats gemerkt. Qualitätskontrolle - Nada!!! So blebit Fast Food-Action ohne wirklichen Gehalt, die man wahrhaft nur nebenbei konsumieren sollte, die aber heutigen Ansprüchen - abgesehen von den eingangs erwähnten Action, Kälte, Härte - absolut nicht mehr genügen würde.  Jeweils 160 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 August 2015, 07:24:25
(http://1.bp.blogspot.com/-h9edKSw4qdU/VcAuzSrq5PI/AAAAAAAASq4/BI2HDKglwT4/s320/theend4.jpg)

G. Michael Hopf. Die Vereinigten Staaten befinden sich am Rande der totalen Anarchie im Zuge eines Super-EMP-Angriffs. Gordon Van Zandt und seine Familie haben es geschafft, sich in Sicherheit zu bringen, doch wie stehen ihre Überlebenschancen, wenn ein erbitterter Krieg um Territorien und Macht ausbricht?

Die Familie van Zandt hat sich nach den Ereignissen der letzten Monate und ihrem langen Weg nach Idaho in McCall niedergelassen und fristet ihr Dasein wie normale Menschen mit einem einigermaßen den Umständen angepassten Familienleben. Selbst Gordon Van Zandt entwickelt sich zu einem ruhigeren Mann, der auf keine Konfrontation aus ist. Doch als Nahrungsmittelknappheit, Krankheit und der Mangel an Waffen zur Jagd und Werkzeug ihre Existenz bedrohen, sieht er sich gezwungen, einen Anruf zu tätigen und eine Gefälligkeit einzufordern, die er gerne vermieden hätte. Der Vizepräsident, dem er früher sicheres Geleit verschafft hatte, war ihm einen versprochenen Gefallen schuldig. Darauf wollte Van Zandt sich nun berufen. Wie es der Zufall so plante, wollen auch Präsident Conner und sein Stab etwas von Van Zandt. Der lehnt zwar ab, kann aber weiter das - funktionierende - Handy von Gunny Smith benutzen, der mittlerweile zur Freude der Van Zandts auch in McCall eingetroffen ist, benutzen. Glücklicherweise, denn bald tritt eine Notsituation ein, die erfordert, dass Annaliese, die Frau von Sebastian, unbedingt in ein sicheres Krankenhaus muss. Gordon stellte einige Bedingungen, die er erfüllt sehen will, muss sich aber auch dem Diktat des Präsidenten beugen. Er soll nach Coos Bay in Oregon, wo sich Colonel Barone immer weiter zum skrupellosen Diktator aufschwingt und Informationen für den Präsidenten beschaffen. Zudem erhält er einen Mann namens Finlay als Geleit. Und der Präsident und sein Stab um Ministerin Wilbur, General Baxter und Vizepräsident Cruz haben eine Menge Sorgen, die sich nicht nur um den durchgederehten Barone drehen. Immer mehr Staaten wollen sich von den USA abspalten. Hawaii, Alaska und Texas ist dies schon gelungen. Teile von Idaho, Oregon usw. wollen dies ebenso erreichen wie Arizona oder South Carolina. Das kann und will der Präsident so nicht hinnehmen. Und dann sitzt ihm noch die panamerikanische Armee um Imperator Pablo im Nacken, die immer mehr Gebiete der USA einnimmt und sich immer mehr der neuen Hauptstadt Cheyenne nähert. Hilfe von den ehemaligen Verbündeten gibt es nur noch in seltenen Fällen.

G. Michael Hopf überrascht den rasante Action erwartenden Leser mit einem sehr ruhigen Beginn, der zwar nicht so recht zu den Vorgängern passen will, was waffenstarrende Auseinandersetzungen angeht, zeigt aber gleichzeitig, dass er auch emotionale Momente und einen Wandel der Charaktere der Figuren durchaus gut beherrscht. Beherrscht ist auch das Stichwort für Gordon Van Zandt. Denn eben in dieser schon fast Phase des Stillstands ist der Kämpfer für seine Familie ein Mann geworden, der sich in nichts mehr reinziehen und bei Gewalt und Kampf gerne anderen den Vortritt lässt. Ja, es entwickelt sich eine heimelige Atmosphäre, wenn McCall langsam wieder ein koordiniertes Gemeindeleben entwickelt, ohne große Gefahren oder Attacken. Doch bald ist das vorbei und in der Notsituation wird Gordon Van Zandt wieder zum Kämpfer für die Seinen. Politik geht ihm am Arsch vorbei. Ein Fehler. Intrigen und mörderische Gewalt, Lug und Trug bilden fortgesetzt die Rahmenhandlung. Van Zandt wird reingelegt, Opfer müssen gebracht werden und der Präsident sowie einige andere Beteiligte agieren derart skrupellos und eiskalt, gehen über Leichen und metzeln Demostranten oder Oppositionelle nieder, dass die Worte Diktatur und Militarismus noch harmlos sind. Sicher sollte man eine solche Situation überdenken, wie man ein Land zusammenhalten will, das von allen Seiten attackiert wird und durch Separatismus auseinanderzufallen droht. Sind die Handlungsweisen richtig, moralisch vertretbar, wie würde man selbst reagieren? Gordon selbst mag über die vier Bände oft als brutaler und rücksichtsloser Egosit mit Hang zum Töten erschienen sein, nicht unbedingt der sympathischste Held eines Buches, ABER er kämpfte nur um seine Familie und eventuelle Freunde die ihm treu waren. Dem hat er alles untergeordnet. Schon zu Beginn im ersten Buch wurde klar, dass sich keine jubelnden Massen an ihm folgenden Flüchtlingen mit positiven Gefühlen ihm gegenüber dem Treck in die neue Heimat anschließen würden, als er der festen - und meines Erachtens richtigen - Meinung war, er müsse die sorgsam seit Wochen gehüteten und gehorteten Vorräte, die er genau für einen solchen Fall aufgespart hat, plötzlich mit denen Teilen müsse, die ihr Zeugs verplempert haben. Da ist man ganz bei ihm. Andererseits waren einige Tötungen schon recht sinnlos und derb. Und er machte auch Fehler, er zeigte sich als Mensch mit Gefühlen, aber meist nur dem Leser, nicht den Menschen an seiner Seite, ein weiterer Fehler. Was ist "The End" für mich? Bisher ein Vierteiler, der den Menschen auf das reduziert, was er in Amerika schon einmal war. Ein Eroberer, der sich seine alte und durch die Verheerungen jetzt auch irgendwie neue Heimat gegen alle Widerstände und wie ehedem mit Waffengewalt wieder untertan machen muss. Hier und da mit etwas moderneren Mitteln, aber auch nach dem EMP ne ganze Ecke zurückgeworfen. Wie ein Western mit einigen Gimmicks. Überall Feinde, keinem zu trauen und die Waffen immer bereit. Ja klar, wird das Militär, die amerikanische Einstellung zu sich und der Welt, der Patriotismus und auch der Teil Egoismus, der die USA ausmacht, mit einer guten Portion Pathos großgeschrieben, wie in so ziemlich dem größten Teil an Filmen und Büchern, die uns in Europa kredenzt werden, fröhlich propagiert, ABER gerade in dem vierten Teil der Reihe nimmt sich G. Michael Hopf tatsächlich in Sachen Action und ausufernder Gewalt zurück, die größeren und schlimmsten Auseinandersetzungen werden erwähnt, kurz gestreift, doch nicht mal über einige Seiten geschildert. In der Hinsicht ist das Buch eher milde, wenn man an die ersten drei Bände denkt. Und die vielen intriganten Politiker, die ihr Volk belügen und mies behandeln? Schaut euch halt mal in der Welt um, so sehr weit müsst ihr da nicht blicken, braucht garantiert kein Fernglas. Noch gab es keinen EMP hierzulande, in Eurpoa oder anderen Erdteilen, doch was glaubt ihr, wie es dann zugehen würde? Friedlich und vernünftig? Oder würden Vegetarier oder Veganer zuerst zu Kannibalen? Ihr selbst vielleicht auch? Und Egoisten gäbe es dann keine mehr? Hallo!! Sicher ist es nur eine Romanreihe und sicher ist, sie soll der Unterhaltung dienen, actionreicher und harter Unterhaltung. Das ist gelungen, sehr gelungen und falls aufgrund der einen oder anderen Andeutung weitere Werke kommen sollten, bin ich garantiert wieder dabei. Doch wer hier jetzt den Pazi macht und das Werk als Bedrohung seines Geistes ausmacht, sollte den - falls wie in diesem Falle behauptet - auch mal über den Tellerrand der reinen Unterhaltung benutzen. Dystopie-Action, die gefällt und zumindest mal ganz kurz zum Nachdenken anregen könnte. Natürlich auf Unterhaltung getrimmte rund 388 Seiten.                           
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 August 2015, 13:40:30
(http://1.bp.blogspot.com/-ALrOqD1s0a8/VcHZZ7bfqUI/AAAAAAAASsI/-855Cm-N9L8/s1600/900minuten.jpg)

S. Jonathan Davis. John ist Vater. Das war er nicht immer. Vor der Apokalypse hatte er einen anderen Job. Sieben Monate nach den Ereignissen von 900 MEILEN treffen wir wieder auf Kyle und John, die sich nach Avalon zurückgezogen haben. Sie müssen die schützenden Mauern verlassen und sich in die Welt wagen, die von den Toten beherrscht wird. Sie müssen plündern. Eigentlich sollte es ein Routineeinsatz sein, jedoch merken sie schnell, dass Kräfte im Spiel sind, die diese Reise alles andere als leicht machen.

Sie ahnen nicht, in was sie sich da wirklich hinausbegeben. Zu viert sind sie unterwegs. Neben John und Kyle noch andere Mitstreiter. Sie werden von einer Gruppe gefangen genommen, die sich als Elite sieht und die mit harter Hand über ihr Gebiet herrschen will. Dennoch gelingt es ihnen, dem neuen Tyrannen zu entkommen. Sie greifen sich einen seiner Helis und düsen ab. Doch leider müssen sie runter, die Waffen der Gegner haben ihr Luftgeährt beschädigt und sie landen in einem See. Sie müssen raus, bevor sie ersaufen. Doch dort am Boden des Sees spazieren Zis herum - und die sind jetzt nicht nur neugierig geworden, sie sehen dort Nahrung im Inneren zappeln. Mit einer List gelingt es, dass zumindest drei von ihnen aus dieser Wasserfalle abhauen können. Jetzt müssen sie sich zu Fuß durchschlagen und das erweist sich auch nicht gerade als einfach. Eine richtig große Meute von Zombies kommt auf die Menschen zu, die auch noch von den Killern verfolgt werden. In einem riesigen Waldgebiet, ein Park - nur ohne Ranger -, werden sie gestellt. Doch bevor es ihnen an den Kragen gehen kann, kommen ihnen die Zis unfreiwillig zuhilfe und dezimieren den anderen Feind. Bevor die Zis sich auf die kleine Gruppe konzentrieren kann, heiß es nix wie ab. Sie flüchten auf einen Bergrücken, auf dem ein zerschelltes Passagierflugzeug mit teilweise noch angeschnallten Fluggästen liegt, die jetzt untot in ihren Gurten zappeln. Sie finden dort sogar noch etwas zum Knabbern, alte und fade Erdnüsse. Von dort geht es weiter in die Richtung abseits der Feinde, Richtung Avalon. Dort angekommen, muss man sich sofort auf die Konfrontation mit ihrem Feind, dem Tyrannen und den Zi-Horden vorbereiten.

"When the hammer falls". Der Autor schickt seinen Protagonisten also auf eine weitere gefährliche Mission im Zi-Land. Was ihn dort erwartet, ist unaussprechlich. Dass der Mensch in so einer Situation die schlimmste aller Bestien ist, gehört zum schieren Ablauf einer solchen Geschichte, bringen Notsituationen schließlich nicht immer das Beste im Menschen hervor. Und daher lässt S. Jonathan Davis seinem Helden auch die Zeit, darüber nachzusinnen, dass es früher so anders gar nicht wahr. Die meisten Chefs waren Psychopathen auf Ego-Trips, die über Leichen gingen, wenn sie Erfolg witterten. Und ging etwas schief, nannte man das Verantwortung übernehmen und entließ die Leute, für die man eigentlich verantwortlich sein sollte. Es war nicht so blutrünstig, aber ebenso skrupellos. Es wurde gelogen, die Schwächeren in die Ecke gedrängt und wer anders als die Masse war wurde ausgegrenzt, bloßgestellt und manchmal auch verfolgt. Aber sobald dann richtig Zug in die Geschichte kommt, man die Bilder von der Donnerkuppel und anderen Szenen um den verrückten Max vor Augen gezaubert bekommt, dann ist man mittendrin in einem Krieg, der mit verbissener Härte geführt wird. Hubschrauber, Zombiebomben, schwere Waffen und Körper zerfetzende Munition, Stripes ohne Stars, Verräter in den eigenen Reihen und Massenszenen mit hungrigen Zi-Mäulern vor der Befestigung. Ging es nach einer Einleitung im Buch vorerst noch einigermaßen ruhig zu und das Tempo war eher Schleichgang, wurde es bald besser, viel besser. Spannend, rasant und atemberaubend. Ein fetziger Actionparcour, der gerade im langen Showdown keine Wünsche offen und kein Auge trocken lässt. John schwingt seinen Hammer und lässt Schädel knacken, andere werfen Bomben, nutzen Speere und der Munitionsverbrauch ist verdammt hoch, es gibt sogar die eine oder andere Überraschung in der Handlung. Kurz eingeworfene Gedanken zu dem,was wir heute Zivilisation nennen, können das Thema der Verrohung der Gesellschaft in all dem Rabetz nur streifen. Kleine Denkansätze in einem Buch, das man ohne zu lügen fast and furious nennen kann. Zombielektüre, die zwar keine weltbewegenden Neuerungen bringt, aber das Genre sehr gut als Vertreter der besseren Sorte vertritt. Die Anschaffung hab ich jedenfalls nicht bereut, auch wenn der Humor hier nur hin und wieder aufblitzt. 315 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 August 2015, 13:14:54
(http://2.bp.blogspot.com/-LACmXy-Miq8/VcR4SxsxlXI/AAAAAAAASvw/FRHE0zKNYT0/s320/staadtder%2Bvergessenen.jpg)

Stephen Blackmoore. Joe Sunday gehört schon lange zum Abschaum von Los Angeles. doch sein Leben wird noch wertloser, als er vom rivalen seines Gangsterbosses umgebracht wird - und als Untoter zurückkehrt. Da sein Körper nun immer mehr zu verfallen droht, besteht Joes einzige Hoffnung darin, einen Talisman zu stehlen. Einen mystischen Stein, der ihm wahre Unsterblichkeit verleihen kann. Doch zu allem Unglück ist jeder untote Ganove in Los Angeles hinter genau diesem Artefakt her.

Joe Sunday ist schon gefühlte Ewigkeiten ein Ganove und Handlanger für wechselnde Bosse im dunklen Teil von Los Angeles. Eines Tages wird er aber von Giavetti umgelegt - und steht wieder auf. Sein Mörder erteilt ihm dann sogleich einen Auftrag. Joe soll einen Talisman finden und dafür will ihm Giavetti ewiges Leben ohne die bisherigen Nachteile schenken. Joe hat nämlich einen gewissen Heißhunger auf menschliches Fleisch entwickelt, was eine abgetakelte Nutte in einer düsteren Seitenstraße zu spüren bekam. Joe hat ihr Herz richtig gut gemundet und er fühlte sich auch sofort wieder frischer. Aber er hat wenig Lust, in alle Ewigkeit Menschen zu vertilgen. Und deshalb nimmt er das Angebot an. Schon früh stellt er fest, dass er nicht der einzige ist, der diesem Talisman hinterher rennt. So hat er Begegnungen mit Dr. Neumann, einem alten Nazi, und dessen Schergen. Mit der Femme Fatale Samantha und mit Frank, dem Bullen. Selbstverständlich hält sich auch Giavetti nie allzu weit entfernt vom Untoten Berufsverbrecher auf. Bald wird es für Joe schon beinahe unübersichtlich, wer hier nun für wen den Talisman sucht und die Leichenzahl? Naja, die steigt - und man hat schon das eine oder andere Mittelchen, um die Rückkehr zu vermeiden.

Humphrey Bogart als Untoter. Ungefähr so kann man sich die Location und die Figuren in "Stadt der Vergessenen" vorstellen. Noir im besten Sinne, gewürzt mit blutrünstigen Horroreinlagen und trockenem Humor. Aber das Cover? Meine Güte, ist das schlecht. Und passt ja so gar nicht zum Inhalt. Dafür wird man dann aber mit einigen Fehlern entschädigt, die das (falls überhaupt vorhanden) Lektorat großmütig übersehen hat. Entweder man bleibt bei der gewählten Gegenwartsform einer Erzählung durch den Protagonisten, der eigentlich alles andere als ein symapthischer Kerl ist, oder wählt gleich die oft genutzte Vergangenheits-Variante. Hier erhält man in einem Satz oftmals gleich beide Ausgaben. Huhu, Lektorat? Blut und Gedärm, ein Spritzer Nekrophilie, ewiges Leben und wenig hehre Motive. Mord und Totschlag allerorten und undurchsichtige Charaktere. Irgendwie hat es aber mal wieder einen bösen alten Nazi gebraucht, dem man allerlei Missetaten andichten kann. Nerv. Sucht euch mal was Anderes. Da ist das mit der schnuckeligen Hexe schon besser. Einige Aktionen wie die mit dem Pitbull oder dem Zwerg sorgen für den Humor, während es zum Showdown hin immer blutiger wird. Fantasyelemente und Dämonen treffen einen düsteren Thriller in bester Noir-Manier, der durchaus einige Härten aufzuweisen hat. Nette Unterhaltung für ein paar unangestrengte Lesestunden. Wer aber Vergleiche zum Bourbon-Kid sucht, wird hier aber nicht unbedingt fündig. Leicht schräg, ziemlich blutig und matschig (Schrottpresse!!) und hin und wieder spaßig. 288 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 August 2015, 13:06:59
(http://4.bp.blogspot.com/-UHsUq4LHycA/VcXEdhtzY4I/AAAAAAAASxI/0f44Amp0tkg/s1600/dschihadrucka.jpg)

Greg Rucka. Die Aktion war von langer Hand vorbereitet, wie ein Uhrwerk sollte sie ablaufen. Und trotzdem wäre sie beinahe gescheitert, denn Menschen sind nun mal keine Maschinen, und manchmal haben sie Angst. Nach einem Brandanschlag auf die Londoner U-Bahn beschließt die Regierung einen Vergeltungsschlag gegen den Dschihad. Aber wer soll den Job übernehmen? Die Wahl fällt auf Tara Chace.

Nach dem gelungenen Anschlag auf die U-Bahn in London muss unbedingt eine Reaktion her. Für solche Aufgaben hat der MI6 die "Minder", eine schnelle Eingreitruppe, die auf Geheiß auch diverse Kollateralschäden bei ihren Missionen in Kauf nimmt. Chefin der Truppe ist Tara Chase, eine nicht ganz pflegeleichte Agentin. Trinkt gerne, bumst noch lieber und ist bei den meisten Kollegen wenig gelitten. Unabhängig und hart gegen sich und vor allem andere, ist sie die Beste ihrer Zunft. Dennoch muss sie wie ihre Partner vor dem Einsatz ins Training. Und während die Briten ihre Vergeltungsmission vorbereiten, bilden die Terroristen weitere junge Männer zu Selbstmordattentätern aus, lassen sie in Israel Menschen abschlachten und sehen dies als einen Test, eine Bewährungsprobe an. Dann kommt Tara Chace vom Training in den Einsatz. Die Täter und einige Hintermänner werden erledigt, ABER einer davon gehörte dem Hause der derzeit herrschenden Saud an. Und die wollen Vergeltung und fordern sie von den Briten. Und wie es nun einmal so ist, wählt die Regierung das kleinere Übel und überlässt Chace den Feinden.

"Dschihad" braucht nach dem Londoner Anschlag einige Zeit, um wirklich Fahrt aufzunehmen. Hier wird schon deutlich, dass die eigenwillige Protagonistin mehr Feinde in den eigenen Reihen als außerhalb hat. Intrigenstadl wäre eine passende Bezeichnung für das Geschehen, das nun folgt. Die Actionsequenzen sind nur kurz, der Spannungsaufbau eher mau. Somit wirkt das Buch öfter als nötig recht zäh, man kommt irgendwie nicht voran. Zudem ist halt alles schon aus etlichen Agententhrillern bekannt. Da sind Wendungen eben keine Überraschungen mehr, sondern nur die Bestätigung für das, was man schon geahnt hat. Hintergrundrecherche scheint zwar vorhanden gewesen zu sein, aber Raffinesse bleibt dabei auf der Strecke. Ein Buch für nebenbei, wenn man sich wirklich nur ein paar Zeilen gönnen will, die der Ablenkung dienen. Ein Buch aber, das man verschlingt wie einen Roman von Ben Coes oder Vince Flynn, das ist es leider nicht. 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 August 2015, 11:46:17
(http://2.bp.blogspot.com/-30y6mAYPM2g/Vcha-3emqKI/AAAAAAAASzw/5MxyWMrj7LE/s320/000.jpg)

Marvin H. Albert. Kaum hat sich Privatdetektiv Pierre-Ange Sawyer von seinem letzten Fall erholt, wird er  mit einem Doppelmord konfrontiert: Im Haus seines besten Freundes wurden zwei Menschen getötet. Sawyer ist von der Unschuld seines Freundes überzeugt, aber ein junger, ehrgeiziger Untersuchungsrichter will den Fall im Eilverfahren durchziehen.

Pierre-Ange Swayer, Privatdetektiv mit einer amerikanischen Mutter und einem französischen Vater, der lieber Peter genannt werden will, weil Pierre-Ange übersetzt Steinengel heißt, fährt zum Haus seines Freundes Crowley, genannt Crow. Vor dem Haus steht ein ihm unbekanntes Auto, aber das will nicht unbedingt etwas heißen. Da die Tür nicht verschlossen ist, geht er rein und sucht nach Crow. Doch er findet im Schlafzimmer zwei Leichen. Er kennt beide Personen. Sie kommen aus dem Umfeld der Modezarin Mona Vaillant, zu deren Bekanntenkreis ja auch er selbst zu zählen ist. Sämtliche Hinweise deuten auf eine Schuld von Crow hin und die eintreffende Polizei, die Peter befragt, sein Alibi überprüft und ihn dann gehen lässt, ist auch der Meinung, dass Crow der Mörder ist. Ab da übernimmt Peter einen Fall ohne Auftrag. Er stöbert herum, findet heraus, dass Mona einen anderen Detektiv angeheuert hat, weil sie vermutet, dass jemand aus ihrem Kreise Geschäftsgeheimnisse an einen Konkurrenten weitergegeben hat. Sawyer ist etwas angesäuert, muss aber einsehen, dass Mona richtig handelte. Nach und nach findet er heraus, dass der Kreis der Verdächtigen weitaus umfangreicher ist, als von allen vermutet. Das hindert den Untersuchungsrichter aber nicht, Crow in U-Haft zu nehmen - und die kann in Frankreich dauern. Mit jedem Schritt, den Peter in Richtung neue Verdächtige macht, wird sein Leben gefährlicher. Als er sich daran macht, die Wohnung der Toten zu durchstöbern, kann er froh sein, dass der maskierte Mann, den er dabei aufschreckt, ihn nur in den Schrank sperrt. Was wollte der Typ hier, Spuren vernichten? Beweise entsorgen? Nachdem er sich befreit hat, sucht er verbissen weiter und stellt fest, dass die Tote ein Verhältnis mit einem kleinen Drogenschmuggler hatte. Die Geschichte bekommt eine Wendung.

Thriller vor der mondänen Kulisse der Riviera, Monaco, Monte Carlo oder Nizza. Die gehobene Gesellschaft der Modebranche (Von der der deutsche Titel abgeleitet ist) mit all ihren Facetten, Eifersüchteleien, Betrügereien und neidischen Attitüden. Es dauert nicht lange und hinter der Fassade des großen Geldes und der teuren, exklusiven Klamotten erscheinen die ersten Makel. Eheliche Treue gehört hier ebensowenig zu den vorherrschenden Eigenschaften wie Vertrauen oder Loyalität. Lange Zeit ist "Mord kommt niemals aus der Mode" nicht mehr als ein konventioneller Thriller, den man im Halbschlaf goutieren kann und keine großartige Überraschung verpasst. Viel Gelaber, Fragerei und eine oder zwei gefährliche Szenen für den Detektiv. Der auf dem Klappentext hervorgehobene Untersuchungsrichter taucht im Prinzip nie auf, der Verhaftete wird auch nur sporadisch erwähnt. Es geht um die Familie der Mona Vaillant - denkt man lange Zeit. Doch dann kommt es zu einer Wendung im Spiel. Plötzlich wird der fast entschlummerte Leser von Actionsequenzen aufgeschreckt. Mordanschläge auf Sawyer, Täter aus dem Milieu. Die Story dreht sich zwar immer noch um die beiden Toten, doch der Fall wechselt schlagartig die Richtung. So wird aus einem Langweiler dann wenigstens noch ein halbwegs brauchbarer Krimi, der in der zweiten Hälfte einigermaßen flott zu unterhalten weiß. Dennoch ist es keine Meisterleistung von Marvin H. Albert. Wer das Buch nicht gelesen hat, hat auch nicht groß was versäumt. 240 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 August 2015, 12:29:39
(http://2.bp.blogspot.com/-Ik-dY-Ne6Do/Vcmvu8jAGMI/AAAAAAAAS1E/UDoUoVC2T0c/s1600/5.welle.jpg)

Rick Yancey. Die erste Welle brachte Dunkelheit. Die zweite Zerstörung. Die dritte ein tödliches Virus. nach der vierten Welle gibt es nur noch eine Regel fürs Überleben: Traue niemandem! Das hat auch Cassie lernen müssen, denn seit der Ankunft der Anderen hat sie fast alles verloren: Ihre Freunde und ihre Familie sind tot, ihren kleinen Bruder haben sie mitgenommen. Das Wenige, was sie noch besitzt, passt in einen Rucksack. Und dann begegnet sie Evan Walker. Er rettet sie, nachdem sie auf der Flucht vor den Anderen angeschossen wurde. Eigentlich weiß sie, dass sie ihm nicht vertrauen sollte. Doch sie geht das Risiko ein und findet schon bald heraus, welche Grausamkeit die fünfte Welle für sie bereithält.

Cassie, für Cassiopeia, hat die erste Welle, einen EMP, der nur rund 500.000 Menschenleben forderte, mit ihrer Familie überstanden. Was die zweite Welle angeht, wurde es für die Menschheit schon kritischer, denn die Aliens haben sich eine irre Idee einfallen lassen und schwere Erdbeben ausgelöst, die dann auch noch heftige Tsunamis zur Folge hatten. Da war dann die Hälfte der Bevölkerung ausgelöscht. Für die dritte Welle hatten sich die Feinde für eine noch etwas perfidere Maßnahme ausgedacht: Sie benutzten Vögel, die vielen Vogelarten der Erde, um einen mutierten Ebola-Virus, der sich auch über die Luft überträgt, auf die Überlebenden loszulassen. Diese Seuche forderte dann auch das Leben von Cassies Mutter. Sie und ihr Vater sowie der kleine Bruder Sammy wurden dann in ein Flüchtlingslager gebracht, wo sie von der Armee versorgt wurden. Dann sortierte man die Kinder unter sechzehn Jahren aus und transportierte sie mit Schulbussen in andere, entlegene Lager, da sie die Zukunft der Spezies seien. Doch die zurückgebliebenen Älteren wurden dann zusammengetrieben und erschossen. Nur Cassie konnte entkommen, weil ihr Vater ihr die Zeit dazu verschaffte, aber selbst sterben musste. Seitdem ist sie allein unterwegs, denn diese vierte Welle hat Paranoia hervorgerufen. Wie soll man wissen, wer der Feind ist, wenn der aussieht wie man selbst? Cassie baut sich ein Lager im Wald, das sie nur nachts verlässt, um sich Wasser und Nahrung zu beschaffen, weil sie den am Himmel patrouillierenden Drohnen aus dem Weg gehen will, eine Entdeckung gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, schließlich will sie auch noch Sammy suchen und retten. Dennoch gerät sie bald in Gefahr. Einer dieser Silencer, wie die menschenähnlichen Killer der Gegenseite heißen, kann sie anschießen. Sie schafft es zwar zu entkommen, muss aber später ihrer Verletzung Tribut zollen und bleibt in einer Schneewehe stecken. Gerettet wird sie von Evan, der einsam in einer Hütte haust, die aber unter den gegebenen Umständen einigen Komfort und Lebensmittel sowie Wasser bietet. Auch er verlässt sein Domizil nur nachts um zu jagen. Unterdessen wird Ben Parish in einem Lager auf den Kampf gegen die Außerirdischen vorbereitet. Nach einem Test hinsichtlich der psychischen Eignung für den Kampf, beginnt die militärische Ausbildung. In seiner Gruppe befinden sich Kinder ab fünf Jahren, die zu Scharfschützen gemacht werden sollen. Es geht darum, baldigst zu einer der Gruppen zu gehören, die in den aktiven Einsatz außerhalb des Forts kommen sollen. Das ist wie ein Wettkampt unter den einzelen Einheiten. Und kleiner weiß, was nach den Silencern als die fünfte Welle kommen soll.

Die Filmfreaks unter den Lesern hier würden sicher etliche Parallelen zu "Independence Day", "Die Körperfresser kommen" oder vielleicht diverse Kriegsfilme, wenn es an die Ausbildung der Kids geht. Da könnte tatsächlich auch ein klein wenig "Das dreckige Dutzend" Pate gestanden haben. Der erste Eindruck schon anch wenigen Seiten ist wirklich wie ein Endzeit-Roman, eine Dystopie, die mal keine Zombies benötigt (Obwohl der Name sowie auch Mr. George Romero schon erwähnt werden), die zwischen all den auf den Highways liegengebliebenen Autos herumtorkeln. Menschenleer, still, aber immer gefährlich. So stellt sich die Welt aus der Sicht der Protagonistin dar. Nach und nach erfährt man die bisherigen (und vor der fünften Welle aufgetretenen) Geschehnisse durch Erzählungen aus verschiedenen Perspektiven. Da wäre Cassie, die als Ich-Erzählerin ebenso auftritt wie später Ben, und dann der Silencer, dessen Erlebnisse in der dritten Person geschildert werden. Das Buch handelt auch vom Verlust der Jugend, vom zu schnellen erwachsen werden (müssen), von Loylität, von Misstrauen und einer kräftigen Portion Paranoia, die sich von Seite zu Seite verschlimmert, es gibt eine Art Liebesgeschichte, die später dann auch in Eifersüchteleien mündet und hin und wieder auch Szenen, die "altergerecht" für ein Jugendbuch serviert werden. Doch "Die 5. Welle" ist auch düster und mörderisch. Es gibt ne große Portion an Action, Hinterhalten und Kampfgeschehen und nicht jede der Figuren ist wirklich für einen solchen Einsatz geeignet. Hin und wieder gibt es etwas weniger flüssig lesbare Parts, etwas Leerlauf, etwas Wiederholung, doch im Großen und Ganzen ist das Buch für alle Altersgruppen goutierbar, bezieht viel Spannung auch aus der Frage um Sammy und natürlich, was diese verflixte 5. Welle ist. Geschrieben ist das Buch jedenfalls recht gut, stilistisch ist eigentlich recht wenig auszusetzen. Der Leser bleibt gebannt von Kapitel zu Kapitel an der Story dran, lässt sich von kleineren Durchhängern nicht dazu verleiten, das Buch zur Seite zu legen. Es ist aber auch ein Buch für den Massenmarkt, das sich gerne schon vorhandener Klischees bedient. Hat natürlich den Vorteil, dass es für den heutigen risikoscheuen Hollywood-Produzenten die geeignete Basis für eine Verfilmung ist. Geerüchte sprechen davon, dass Chloe Moretz die Rolle der Cassie spielen soll. Da die Gesamtstory als Trilogie gedacht ist, endet die Geschichte von der fünften Welle, über die ich hier selbstverständlich nichts zu verraten gedenke, mit einem satten Cliffhanger. Weitere Spannung ist wohl garantiert. Buch zwei "Das unendliche Meer" dann demnächst hier. Rund 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 August 2015, 11:53:36
(http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila/129_31335_154426_xl.jpg)

Rick Yancey. Die erste Welle vernichtete eine halbe Million Menschen, die zweite noch viel mehr. Die dritte Welle dauerte ganze zwölf Wochen an, danach waren vier Milliarden tot. Nach der vierten Welle kann man niemandem mehr trauen. Cassie Sullivan hat überlebt, nur um sich jetzt in einer Welt wiederzufinden, die von Misstrauen, Verrat und Verzweiflung bestimmt wird. Und während die fünfte Welle ihren Verlauf nimmt, halten Cassie, Ben und Ringer ihre kleine Widerstandsgruppe zusammen, um gemeinsam gegen die Anderen zu kämpfen. Sie sind, was von der Menschheit übrig blieb, und sie werden sich so schnell nicht geschlagen geben. Und während Cassie immer noch hofft, dass ihr Retter Evan Walker lebt, wird der Kampf ums Überleben immer aussichtsloser. Bis eines Tages ein Fremder versucht, in ihr Versteck einzudringen.

Nach einem explosiven Prolog wechselt die Szenerie zu einem Hotel, in dem sich die Freunde versteckt und eingerichtet haben. Es ist kalt, aber die Gemüter sind erhitzt. Man macht sich gegenseitig Vorwürfe, holt aus zu diversen Eifersüchteleien und klärt dennoch kaum die Fronten. Die Furcht steckt ihnen auch weiterhin in den Knochen. Und die Ungewissheit. Was wird mit dem verletzten Ben, dessen Wunde längst nicht so auskuriert ist, wie er vorgibt? Was wurde aus Evan? Als sie ein Hubschraubergeräusch hören, glauben sie, ihr letztes Stündlein habe geschlagen. Und Ringer geht nach draußen, um die Lage zu peilen. Was sie nicht weiß, ist, dass ihr Teacup gefolgt ist - und beide geraten in Gefangenschaft. Während die im Hotel wartenden Freunde sich bereits Sorgen machen, kommt dann der erste unerwartete Besucher in ihr Versteck, dem später in noch ein zweiter und ein dritter mit einem gewissen Abstand zwischen ihren Auftritten folgen. Ringer muss indes im Lager des Feindes einiges erdulden und dann um das Leben von Teacup und ihr eigenes kämpfen.

Nach dem Knaller im Prolog gibt Rick Yancey dem Leser die Gelegenheit, sich näher mit den Protagonisten zu befassen, die Charaktere bekommen viel Zeit gewidmet und etwas Tiefe. Auch jene, die im Vorgänger etwas zu kurz kamen. Doch die Schilderung der Nöte und der Angst, des Misstrauens und der Veränderung ihrer Persönlichkeit, der Verlust von Menschlichkeit, den selbst die Jüngsten schon durchleben müssen, die Eifersucht aufeinander nehmen dem Geschehen einiges an Fahrt. Mit der Zeit wirkt das Ganze doch etwas ermüdend. Bald braucht man keine weiteren Rückblenden oder Befindlichkeiten der handelnden Personen mehr, man wünscht sich, dass wieder etwas passiert. Das Szenario, das lange Zeit fast nur im Hotel stattfindet, wird nur von den eintreffenden Besuchern aufgelockert und mit etwas Pep gewürzt. Dazu die Gefangennahme von Ringer und Teacup. Ansonsten plätschert alles gemütlich vor sich hin, wie ein kleines Rinnsal, das absolut keine Eile hat. Und wie schon in "Die 5. Welle" wird man auch hier wieder mit einem Modell bekannt gemacht, das man aus diversen Filmen schon kennt, also für den Filmfreund keine Überraschung bietet. Andere dürften daran wohl mehr Freude haben, da es unerwartet für sie kommt. Als die Szenerie dann zu Ringer wechselt, ist es zu Beginn auch noch etwas fade, ohne Würze, aber das ändert sich und ungefähr das letzte Viertel erhält dann doch Rasanz, bietet Wendungen und auch Überraschungen auf, die nicht auf einem Film fußen und somit auch nicht vom fleissigen Filmkonsumenten so erahnt wurde. Leider kann das das Gesamturteil auch nicht mehr retten, da zuvor zuviele philosophische Sinnsprüche und Vergleiche den Verscuh starteten, den Leser sanft entschlummern zu lassen. Hier war einfach zuwenig Bewegung in der Geschichte, alles beschränkte sich auf zwei Hauptlocations, blieb starr. Mir kam das Buch eher wie ein Zwischenspiel vor, das auf den Showdown im dritten Teil vorbereiten soll, nur eine Art (langweiliger und langwieriger) Überbrückung oder schlicht ein Bückling vor der momentanen Mode Jugendbücher gleich als Trilogie auf den Markt zu werfen. Wenn hier am Drehbuch nicht gefeilt und etwas mehr Rambazamba reingebracht wird, hat "Das unendliche Meer" absolut keine Chance als Verfilmung an den ersten Teil auch nur ansatzweise heranzukommen - wie das Buch selbst eben (Nur dass noch abzuwarten bleibt, ob die Filmversion von "Die 5. Welle" was taugen wird). Auf nicht ganz 350 Seiten kam das Buch, doch die Lesezeit fühlte sich länger an, als bei dem Vorgänger mit 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 August 2015, 10:13:56
(http://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila/420_16327_152038_xl.jpg)

Ein Mädchen erwacht auf den Gleisen einer U-Bahn-Station in Los Angeles. Sie weiß nicht, wer sie ist, wo sie ist, wie sie dort hinkommt. Sie hat ein Tattoo auf der Innenseite ihres rechten Handgelenks, das einen kleinen Vogel in einem Viereck zeigt. Sie erinnert sich an nichts. Nur bei einer Sache ist sie sich sicher: Jemand will sie töten. Also rennt sie um ihr Leben, versucht die Wahrheit herauszufinden. Über sich und über die Leute, die sie töten wollen. Nirgendwo ist sie sicher und niemand ist, was er zu sein scheint. Auch Ben, der Einzige, dem sie glaubte, vertrauen zu können, verbirgt etwas vor ihr. Und die Wahrheit ist noch viel verstörender, als sie es jemals für möglich gehalten hat.

Da wacht ein Mädchen in einer U-Bahn-Station auf den Gleisen auf und kann sich an nichts erinnern. Nicht wie sie dahin kam noch wie sie heißt. Absolut nichts. Ihr Gedächtnis ist wie eine weiße Leinwand - leer. Doch ihr normaler Überlebensinstinkt funktioniert noch. So lässt sie sich flach mit vor der Brust verschränkten Armen noch gerade rechtzeitig zwischen die Gleise sinken, als eine U-Bahn einfährt während sie sich gerade berappelt. Als die Bahn stoppt, liegt sie unverletzt darunter, krabbelt dann hervor, greift sich einen neben ihr liegenden Rucksack und will schnellstens aus der näheren Umgebung verschwinden. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Den Sanitätern, die sie einsammeln wollen, kann sie entwischen und ist nun allein in Los Angeles. Sie entdeckt, dass sie eine Tätowierung auf dem Handgelenk hat, weiß aber nicht, wie sie zu der kommt. Doch bald merkt sie, dass sie verfolgt wird. In einem Markt lernt sie durch pure Ungeschicklichkeit den jungen Ben kennen, der ihr später auch hilft. Sie erhält bei einer Rempelei einen Zettel zugesteckt, auf dem eine Telefonnummer steht, die sie anrufen soll. Tut sie und wird zu einer Adresse beordert. Sie geht hin und das Büro, das zu dieser Adresse gehört ist verwüstet, ein Tresor steht offen. Auf dem Stockwerk sind weitere Büros und die ersten Angestellten kommen heraus um nachzusehen, was da los ist. Sunny, wie sie sich dann später einfach nennt, flüchtet, wird aber auch von einer Überwachungskamera aufgenommen und schon bald gibt es eine Suchmeldung nach ihr. Die Polizei fahndet mit Bild via TV nach einer Einbrecherin, die angeblich zehntausend Dollar gestohlen haben soll. Es wird sogar eine Belohnung versprochen. Doch damit nicht genug. Bald gewinnt sie den Eindruck, dass sie nicht nur verfolgt wird, sondern dass man sie auch töten will. Einen Grund dafür kann sie sich nicht vorstellen. Sie kiecht wieder bei Ben unter. Der ist zwar momentan nicht zu Hause, aber eine Freundin von ihm sonnt sich neben dem Pool. Sunny kommt mit ihr ins Gespräch, erzählt ihr aber nicht die Wahrheit.

Das Buch ist mit einem Cover ausgestattet, das mich als Actionfreund natürlich mit seinem Fadenkreuz sofort zumindest in dieser Hinsicht für sich eingenommen hatte. Eine Inhaltsangabe hatte ich glücklicherweise (Dazu später noch mehr) schon von der Tippgeberin Nici von Nici & Books erhalten und die hat dann auch mein Interesse geweckt. Obwohl mir bekannt war, dass es sich um ein Jugendbuch handelte, hat mich der pink gefärbte Seitenschnitt doch erschreckt. Was ist denn das? Ein Mädelsbuch? Ein Geschenk für Geistersgröße Paris H.? Buch aufgeschlagen und erst einmal erleichtert aufgeatmet: Buchstaben, die sogar zu zwar kurzen, aber dennoch vollständigen Wörtern und diese zu ebenso kurzen, aber vollständigen Sätzen zusammengefügt war. Für die übliche Klientel der im niedern IQ-Bereich der vermuteten Verdächtigen war es wohl nicht gedacht. Puh, Glück gehabt. Sorry, Nici, dass ich dir das zugetraut hab. Bei meinem nächsten Kritikpunkt scheiden sich die berühmten Geister. Ich halte Buchstabengrößen, die ich ohne Brille auf der anderen Straßenseite noch lesen könnte und Zeilenabstände im Grand Canyon-Format nicht für einen Service für Sehschwache, sondern für eine Verschwendung von Ressourcen, um auf eine Seitenzahl zu kommen, die dann den mehr oder weniger exorbitant hohen Preis rechtfertigen soll. Naja, Ansichtssache eben. Zur Story selbst. Die Ausgangslage verspricht schon einmal Spannung und für derartige Geschichten, wo jemand irgendwo aufwacht und über seine Vergangenheit nichts weiß, anhand von einzelnen Puzzleteilen diese wieder unter Gefahren zusammensetzen muss, hatte ich schon seit lange vergangener Jugendzeit ein Faible. Und so hat diese Jane Doe-Story schon von Beginn an einen gewissen Sog entwickelt, der mich von Kapitel zu Kapitel zog. Kürzere Zwischeneinschübe teilweise aus anderer Perspektive sind nicht immer ein wirklicher Anhaltspunkt, was bisher geschehen sein mag, betreffen sie doch auch die Polizei oder mal den neuen Kumpel Ben. Ebenfalls für etwas Abwechslung im Lesealltag sorgte die Nutzung der zweiten Person im Stil von Anna Carey, der ihr aber schon auf seite 26 kurz abhanden kommt und plötzlich aus heiterem Himmel die Ich-Form, also Sunny als Erzählerin, im Text auftaucht. Passte dann so gar nicht, kann aber auch an der Übersetzung oder dem eigentlichen Satz des Buches selbst liegen, wer weiß? Kam auch nur dieses eine Mal vor. Diese Form des Erzählens war etwas gewöhnungsbedürftig, aber sicher nicht etwas, das man dem Buch anlasten kann. Die Suche nach ihrer Vergangenheit und der langsame Aufbau der Bedrohung, die für sie wie aus dem Nichts kommt, generiert Spannung und der Stil der kurzen und knappen Sätze in Zusammenarbeit mit dem von mir kritisierten "Seitenverschwendungsprinzip" des Verlages sorgt für eine gewisse Rasanz. Mittig wird es einmal kurz etwas mau, schleicht sich das Gefühl eines kleinen Hängers ein, das aber schnell bei den folgenden Actionszenen schwindet. Bis auf diese kleine Phase der Ruhe weiß die Geschichte zu fesseln, wird zum Page Turner wenn Sunny "Girlie-Bourne" versucht, Licht ins Dunkel zu bringen. Ziemlich spannende Sache mit einer sympathischen Protagonistin, einer sich möglicherweise anbahnenden Liebesgeschichte und einem Thema, das selbst in Erwachsenenbücher viel zu selten genutzt wird. Temporeiche Hatz durch Los Angeles, die man durchaus als All Ager bezeichnen kann, weil man auch als erwachsener Leser mit einigen kleinen Abstrichen hnsichtlich der Zielgruppe gut unterhalten wird. Ein zweiter Teil wird auf jeden Fall noch folgen und alles wird daher in "Blackbird" noch nicht aufgeklärt. Es bleiben viele Fragen offen. Kleiner Tipp: Wer sich das Buch zulegen möchte oder auch nur jemandem schenken will, bitte lest NICHT den Text auf der Rückseite - oder versucht zu verhindern, dass er gelesen wird, denn dann braucht man das Buch gar nicht mehr erst anrühren, da dort ein derart fetter Spoiler vorhanden ist, geen den ich mich richtiggehend schlank ausmache. Rund 340 Seiten, die man auch auf knapp 220 hätte unterbringen können.
Als nächstes steht dann wieder richtige Erwachsenenlektüre von Scott Sigler an.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 August 2015, 14:12:11
(http://1.bp.blogspot.com/-bnr8qSvHWo0/Vc8Dd9feTLI/AAAAAAAAS7k/unYDDUy38D8/s320/siglerdieseuchepandemic.jpg)

Scott Sigler. Die außerirdische Sonde ist zerstört worden. Doch bevor sie in Flammen aufging, hat sie ihre letzte Waffe entfesselt: eine winzige Dose, gefüllt mit Sporen, die unsere Erde endgültig vernichten sollen. Jahrhundertelang ruhte der Behälter am Grund des Lake Michigan ... bis heute. Nur wenige Tage nach dem Ausbruch der außerirdischen Seuche stehen bereits ganze Kontinente vor der Auslöschung. Das Schicksal unseres Planeten ruht auf den Schultern einer kleinen Gruppe von Wissenschaftlern. Gelingt es ihnen, ein Heilmittel zu finden, bevor die Verwandelten die totale Vernichtung herbeiführen?

Nach den bisher misslungenen Versuchen, die Menschheit zu vernichten, startet der Orbiter nun seinen 18. und letzten anlauf. Wenn diese kleinen Erdlinge sich dann wieder cleverer erweisen, als das erwartet wurde, ist die Mission gescheitert. Der Ausgangspunkt dafür ist nun ein U-Boot im Michigan See, das eine Kapsel mit Erregern enthält, die sich die befallenen Personen untertan machen, ihren Geist verändern, ihren Hass fördern und sie zum Töten verleiten. Man glaubte, das U-Boot wäre in 270 Metern Tiefe in Sicherheit und wäre auch keine Gefahr für die Bevölkerung. Irrtum. Ein Besatzungsmitglied amputiert sich einen Arm, in das es von einem Kollegen gebissen wurde, steigt in einen Druckanzug und will nach oben. Auch einer der Infizierten schafft es aus dem Boot, das von der Frau, die sich den Arm abhackte, auf Grund gelegt wurde, stirbt aber beim Aufstieg aus dieser Tiefe. Leider kann auch der Druckanzug den Tod der Frau nicht verhindern, da sich ihre wunde öffnet und sie im Anzug verblutet, bevor sie an der Oberfläche ist. Die neue Präsidentin der USA hatte schon Verstärkung zum Michigan See geschickt, da die Besatzung des U-Bootes vor ihrer Vernichtung durch das geflohene Besatzungsmitglied zwei Schiffe der Navy versenkt hatte. Diese nehmen unter stärksten Sicherheitsvorrichtungen nun die beiden Leichen an Bord und verbringen sie in ein Labor unter Deck. Dort arbeitet Dr. Tim Feely fieberhaft daran festzustellen, was nun wieder auf die geplagte Erde zukommt. Es wird von Regierungsseite aus entschieden, dass Margaret Montoya, die sich immer noch die Schuld an dem Einsatz einer Atombombe im eigenen Land gibt und einfach nicht akzeptieren kann, dass diese Maßnahme auf ihren Rat hin, den Rest des Landes vor der Vernichtung gerettet hat, auf das Schiff verbracht wird, um dort mitzuhelfen, die nächste Attacke zu verhindern. Obwohl ihre Ehe mit Clarence Otto, einem Regierungsagenten, in die Brüche zu gehen droht, begeben sich beide an den Ort des Geschehens. Dorthin wollen auch zwei Bürger chinesischer Abstammung, die für den Trip die Bergungsspezialisten Cooper und Jeff anheuern und eine extrem hohe Summe dafür zahlen. Während Cooper das Geld dringend für ihre fast bankrotte Firma braucht, ist Jeff vorerst sehr skeptisch. Doch bald verändern sich die vorzeichen und als Copper zweifelt, schlägt Jeff dann überraschend in den Handel ein. Doch irgendwann wird den Beteiligten klar, dass es sich hier um Landesverrat handeln könnte und die Strafe dafür ist drastisch. Dabei ahnt keiner von ihnen, ja eigentlich keiner der bisher Beteiligten, was in Wahrheit noch auf sie zukommt.

Es ist ziemlich leicht, anhand der wenigen Worte zu den früheren Vorkommnissen wieder in die Handlung hinein zu finden, was eigentlich ein Beweis dafür sein dürfte, welchen Eindruck die Vorgänger "Infiziert" und "Virulent" hinterlassen haben - zumindest bei diesem Leser hier. Da Scott Sigler mit der Veröffentlichung des dritten Teils seiner Saga um diesen Angriff auf das menschliche Leben von seinem bisher publizierenden Verlag ebenso schmählich im Stich gelassen wurde, wie der gespannte Leser, hat sich der Festa-Verlag (DANKE, DANKE, DANKE) erbarmt, die Rechte zu erwerben. Und sich damit einen Horrorthriller der obersten Kategorie an Bord geholt. Zwar ist die Präsidentin (Nicht die des Verlages, hihi) der USA hier eine doch recht religiöse fast verirrte oder auch verwirrte Person, aber sie trifft doch einige korrekte Entscheidungen, wie man während der ersten Tage der Bedrohung, die auch im Buch einigen Raum einnehmen, deutlich erkennen kann. Der Autor baut das Szenario der Vernichtung zwar nicht gemächlich, aber dennoch ruhig auf, ohne in Hektik zu verfallen und gibt den Charakteren einigen Raum, in dem er sie dann vorstellt. Das eine oder andere Klischee wird zwar bedient, aber sie fallen nicht wirklich negativ auf. Dafür ist zuviel los, gibt es zuviele Ereignisse, die zusammenspielen. Die technischen und wissenschaftlichen Feinheiten des Buches werden in einer klaren Sprache zu Papier - in die Tastatur - gebracht und verlangen vom Leser keinen Doktorgrad, um jeden Aspekt zu verstehen oder sich durch ellenlange Schachtelsätze zu quälen, bei denen man am Ende nicht mehr weiß, was am Anfang geschrieben stand. Also stilistisch alles im Reinen und die rund 765 Seiten des Buches sind nicht durch Leserfolter mittels exzessiver Ausschweifungen zustande gekommen. Die Handlung ist es, die sich derart bemerkbar macht. Zur Mitte hin verdichten sich die Gefahren und aus reiner Spannung mit einigen wenigen Actionsprenkeln wird ein Höllenspektakel, das fast seinesgleichen suchen muss. Hell breaks loose - rette sich, wer kann. Es ist nicht so, dass sich das Tempo steigert - nein, es wird eine reine Raserei, in der riesige Monstermutationen die Verteidiger zermatschen. Ja, der Goregehalt ist nicht gering einzuschätzen, obwohl er nie im Vordergrund steht. Diese Position ist der puren Action vorbehalten. Die AC-130 erinnerte fatal an den Angriff im Film "Olympus has fallen" - nur dass sie hier in dichtere Massen ballert, die Brocken nur so spritzen und die Gefechte zwischen den Navy Seals, den Rangern und den Angreifern sich schon bald daran machen, das Omaha Beach-Schlachtfest vom damals neuen Wackelkamera-König Steven Spielberg und seinem "Der Soldat James Ryan" locker in den Schatten zu stellen. Und hier entscheidet sich auch, wer etwas taugt und wer eine Niete ist. Neben einigen Tragödien, Verrat und Betrug schildert Scott Sigler auch den Mut der echten Patrioten (Ja, America First auch hier), die alles geben, um ihre Nation der Freiheit vor jeglicher Unbill zu retten. Politische Ränkespiele, Führungsschwäche, Zweifel werden durch den Mut der Tapferen aufgehoben und auch wenn sich die Reihen der Verteidiger der Welt lichten, sie bleiben und kämpfen. Selbst die schrecklichsten Erlebnisse wie Kannibalismus oder grausamer Tod von Kameraden durch schlichtes Zerfetzen, wenn diese in die Finger der Infizierten fallen, hält niemanden davon ab, seinen Posten zu halten. "Pandemic - Die Seuche" ist der reinste Actionparkour-Ritt, der ab der zweiten Hälfte des Buches atemberaubendes Tempo vorlegt, eine Rasanz hat, die so manchem als Actionthtriller bezeichneten Werk anderer Verlage locker zeigt, was ne Harke ist. Da fliegen die Körperteile, sprudelt der rote Lebenssaft wie eine muntere Quelle und der Blutzoll ist enorm hoch. Atombomben, Claymore-Minen, Granaten und Apache-Hubschrauber sorgen für einen Munitionsverbrauch, dessen Kosten so manchen Staatshaushalt, der nicht eh schon unrettbar im Minus ist, in den Ruin treiben würden. Sci Fi-Horror-Action, die in höchstem Tempo und sehr, sehr kurzweilig daherkommt und dazu verleitet, andere Aufgaben einfach mal zu vergessen, weil man das Buch absolut NICHT aus der Hand legen will (Ich lass jetzt mal meine Ausrede außer Acht, dass ich eh nix machen kann, weil ich grad ja die Hände voll hab - eben mit dem Buch.). Wer die Romane von Craig DiLouie und dessen Faible für Militarismus kennt, weiß nur ungefähr, was hier auf ihn zukommt, denn Scott Sigler lässt die Kampfszenen überkochen, es kracht an allen Ecken und Enden. Und tatsächlich hat er in dem ganzen Brimborium noch etwas Gutes - nach viel Hickhack - finden bzw. einbinden können: Die gesamte Menschheit arbeitet einmal zusammen!!! Seitenzahl hab ich diesmal im Text versteckt,wer die also wissen will, muss den Mist tatsächlich lesen. :icon_mrgreen:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 August 2015, 20:45:44
(http://2.bp.blogspot.com/-2jYed61UWHE/VdC9CEhFVLI/AAAAAAAAS9M/q1HqBy7p9L8/s1600/seelenhandel-kealan-patrick-burke.jpeg)

Kealan Patrick Burke. Willkommen in Eddies Taverne, dem einzigen funktionieren Wasserloch in der Nähe einer toten Stadt - wo heute Abend zum ersten Mal seit 3 Jahren nichts nach Plan laufen wird.

Und dies sind die Menschen, die Sie heute Abend hier antreffen können: Tom, der Milestone Geister-Cop, der im Schatten des Todes wandelt. Gracie, die Bardame, eine Möchtegern-Schauspielerin, dazu verdammt, ihre Lebenszeit im Fegefeuer der Bar ihres Vaters zu verbringen. Flo, eine stadtbekannte Straßenschwalbe, die ihren Mann ermordet haben könnte - oder aber auch nicht. Wen interessiert das schon? Cobb, ein Nudist, der seit langer Zeit auf eine Entschuldigung der Gemeinde wartet, die ihn aber viel lieber loswerden würde. Wintry, ein stummer Riese, dessen seltsame Geschichte man nur zwischen den Schlagzeilen der Zeitungen finden kann. Kyle, der Junge, der ständig eine geladene Waffe unterm Tisch bereit hält. Und Cadaver, der wie eine Leiche aussieht, aber immer gut riecht, und seine Zeit mit dem Stapeln und Zählen von Pennys totschlägt. Und dann gibt es da noch Reverend Hill, der täglich eine Stunde vor Mitternacht erscheint, so pünktlich wie ein Uhrwerk, um ihnen zu sagen, wer sterben wird und wer wieder gehen darf. Irgendwie scheitn hier alles zu sein wie immer - doch dann stolpert Brody in die Taverne, an seiner Seite eine schwer verwundete Begleiterin. Das löst Ereignisse aus, die keiner erwartet hatte. Die Waffe unterm Tisch kommt zum Einsatz und auch der Reverend kann mehr als nur den üblichen Sermon von sich geben. Zu Blei, Feuer und Rauch kommen noch ganz andere Dinge hinzu, die dafür sorgen, dass der eine oder andere Protagonist nicht mehr unter den Lebenden weilt, wenn die Zeit gekommen ist.

Kealan Patrick Burke wusste mich mit Timmy Quinn zu begeistern und darauf hin hab ich mir damals gleich auch "Kin" von Voodoo-Press (Solange wegen des Poststreiks drauf gewartet und jetzt immer noch nicht gelesen - sorry, VP MP) und auch "Seelenhandel" geordert habe. Zu "Kin" kann ich mich ja nun nicht äußern, aber zu dieser Veröffentlichung des Luzifer-Verlages kann ich auch nichts aus der negativen Schublade hier einfügen. Er ist anders als er "Schildkrötenjunge", geht in eine zumindest größtenteils andere Richtung. Was "Seelenhandel" nicht hat, ist überbordende Action und exzessive Brutalität. Dafür bekommt der Leser eine gruselige Story um Schuld, Sühne und mögliche Vergebung geboten. Keiner der Handelnden hat irgendwie ein reines Gewissen, alle haben ihre Leiche im Keller oder sind auf dem besten Weg, eine dahin zu befördern. Ausreden und Rechtfertigungen haben sie aber gemeinsam. Da ist ihrer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Doch auch der Autor hat eine originelle Idee für einen Mystery-Thriller zu Papier (in den PC - verdammt, ich vermisse den Begriff zum Diktat gebracht) gebracht, der den Leser lange im Dunkeln lässt mit den Beweggründen der Handelnden oder der Vorkommnisse insgesamt. Erst nach und nach schlüsselt sich das eine oder andere kleine oder große Geheimnis auf. Möglicherweise kann man auch bisweilen bestimmte Ideen als abstrus oder vogelwild bezeichnen - aber warum eigentlich immer vogelwild, wenn es hirschwild doch auch tun würde. Naja, egal. Sprache, Stil gibt keinen Grund zu meckern. Gruslig ist das Buch allemal, für den Leichenbeschauer gibt es genügend Arbeit und für den Leser einiges zu verkraften - ich sag nur Epilog und Sängerbarde. Yeah, Baby. Keine überbordende Gewaltorgie, eher ein fieses Mystery-Spiel, das vom Ambiente her ebensogut in einer alten, dem endgültigen Verfall nahen Westernstadt spielen könnte, statt in einer, die gegenwartsnäher ist. Manche Ideen sind schon etwas - naja - gewagt, sorgten bei mir demzufolge vielleicht unfreiwillig für Schmunzler, doch hat dies der Sache keinen Abbruch getan, dass mir das Buch gefiel. Keine Höchstwertung, aber er ist ja auch kein Werk von Sigler oder meinen geschätzten Reilly, Kay, Coes, Ryan, Hunter, Jordan, Wood usw. Eine gute Empfehlung egen die tägliche Langeweile am Arbeitsplatz der betagten Führungsriege ist er immer. Später könnt ihr dann als Arbeitsessen getarnte Meetings mit anderen nutzlosen Essern, äh CEO der Tochterfirmen oder gar Mitbewerber einberufen und über dieses feine Buch diskutieren und es immer weiterempfehlen. Der Verlag wird es euch sicher danken und demnächst einen Ratgeber veröffentlichen, der da heißt: Wie schröpfe ich Staat und Arbeitgeber mit Quittungen für nicht erbrachte Leistung wirklich? Muss natürlich noch geschrieben werden, aber Politiker im Ruhestand oder auch solche, die sich nur geringe siebenstellige Monatsbeträge hinzuverdienen dürfen, werden sich irgendwann ihre Erfahrungen zusammenstellen und auf den Markt werfen.  290 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 August 2015, 13:22:47
(http://2.bp.blogspot.com/-T419WUUiFSM/VdL3mIfuQwI/AAAAAAAATCM/BCC2-ah7XQU/s1600/dashner.jpg)

James Dashner. Michaels Leben ist ein einziges Game. Denn Michael will eine Cyber-Legende werden. Doch als sich eine Gamerin im VirtNet vor seinen Augen umbringt, ist plötzlich nichts mehr, wie es war. Dahinter steckt der berüchtigte Cyber- Terrorist Kaine, dessen Motiv ebenso im Dunkeln liegt wie sein Aufenthaltsort. Und Michael ist derjenige, der Licht in die Sache bringen soll – im Auftrag des virtuellen Sicherheitsdienstes. Eine Mission mit höchstem Risikolevel, denn ab jetzt bewegt er sich auf Pfaden, auf die sich noch keiner vor ihm im VirtNet gewagt hat. Quelle: Amazon.

Michaels Leben ist die virtuelle Welt. Er ist ein Gamer ohne jegliche anderen Interessen. Schön faul, weil versorgt von viel zu reichen Eltern, die immer nur unterwegs sind und ihn daher einem Kindermädchen oder auch Haushälterin genannt, überlassen haben, treibt er sich vorzugsweise im VirtNet rum. Sein einziges Ziel in seinem bisher nutzlosen Leben: Er will DIE Legende im Netz werden, der EINE unter vielen. Eines Tages beobachtet er, wie sich ein Mädchen nicht nur im Netz umbringt, sondern ihre Tat auch Auswirkungen auf ihr reales Ich hat: den Tod, das endgültige Aus für Spaß und Freud - und Nichtstun. In seinem Bekanntenkreis schlägt das Vorkommnis selbstverständlich Wellen, seine Freunde Sarah und Bryson sind ebenso entsetzt wie er. Noch mehr trifft es sie aber, als VNS in Person von Agentin Weber an ihn herantritt. VNS ist die NSA des VirtNet. Regierungsagenten, die sich die Gamer zunutze machen, um virtuelle Kriminelle zu bekämpfen. Einer der ganz üblen Sorte ist Kaine. Er ist auch der Schuldige am Tod des Mädchens. VNS will Michael, VNS bekommt michael. Er sagt zu, in deren Auftrag den Schurken zu bekämpfen. Er ahnt nicht, was auf ihn und seine Freunde die ihn selbstverständlich unterstützen wollen, noch zukommt. Der Auftrag birgt höchstes Risiko, Michael lernt Facetten des VirtNet kennen, von denen er niemals etwas geahnt hat. Und Gefahren, die ihn an den Rand des Wahnsinns treiben.

Nun, James Dashner ist mir  nur wegen seiner "Maze Runner"-Trilogie bekannt und die hat mir recht gut gemundet. Also mal flott nach seinem nächsten Fortsetzungswerk gegriffen. Diesmal werden die virtuellen Welten von Jugendlichen als Lebensinhalt bezeichnet und von einem Leben außerhalb, geschweige den irgendwelchen Pflichten, moralischen Grundsätzen, Kontakten, einfach einem Leben ist das schon nichts mehr zu finden. Gerade die Figur des Michael mit seinen ultrareichen Erzeugern, die ihn mit seiner Nanny, die jeden Handschlag für ihn macht, und enormen finanziellen Mitteln ausgerüstet haben, weil sie eh nie da sind, ist mir zu Beginn so unsympathisch, dass es mir das Buch schon etwas verleidete. Und dass sie dann in etwas, das "Sarg" genannt wird, rumliegen, intravenös ernährt werden und dauernd mit dem Netz verbunden sind, weckte in mir den Wunsch, dass sie bald in richtigen Särgen liegen würden. Ein Vorteil war dann nur, dass der böse noch böser ist. Und dann soll die Chose ab 13 Jahren sein? Holla, die Waldfee. Da kommen einigen zwar recht kreative, aber auch ziemlich hart-brutale Sequenzen auf den geneigten Leser zu, dazu ein bisserl Grusel und leider viel wirres Zeug und Gequatsche. Ich hab schon einige Romane zu dem Thema konsumieren dürfen, aber mir sind dann die komplexeren, mit einer brauchbaren Sprache und einem angenehmen Stil von Autoren wie Daniel Suarez, Ramez Naam oder Anders de la Motte (Dessen Abschluss seiner Trilogie zwar vom damaligen Verlag groß angkündigt, sogar schon mit Inhaltsangabe, Cover und Termin versehen, dem Kunden dann doch vorenthalten wurde. Kundenservice Großverlag!!!!!) gelesen und die sind James Dashner in allen Punkten weit, weit voraus. Dass der Mann etwas kann, hat er ja bewiesen, aber hier - epic fail!!!. Trotz gewissen Elementen, die Tempo hervorrufen, war bzw. ist dieses Buch nur blasser Quark, der recht wirr dargeboten wird und den auch die Wendungen gegen Ende nicht mehr retten können. Die Fortsetzungen dürfen sie gerne behalten. Ich lese dann lieber den neuen Naam "Crux".     415 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 August 2015, 13:26:35
(http://4.bp.blogspot.com/-bqW0vT0jZik/VdWY2YCkolI/AAAAAAAATFs/-sr0gFc4nKg/s320/barker.jpg)

Clive Barker. Die letzten sechs Magier der Erde sind vor Angst erstarrt: Ein Priester aus dem Orden der Zenobiten tötet einen nach dem anderen von ihnen. Pinhead ist sein Name, und aus ihren Leichen stiehlt Pinhead alles Wissen, um seine eigenen dämonischen Kräfte zu stärken. Harry D'Amour ahnt  davon nichts, als er das Haus eines Verstorbenen betritt, um dessen ruheloser Seele Frieden zu geben. Doch dann öffnet sich durch die Magie eines dämonischen Würfels ein Riss zwischen dem Totenreich und der realen Welt und Harry erblickt Pinhead - und der kämpft gegen den Satan persönlich.

Sechs Magier treffen sich in einem Mausoleum, um über ihr Vorgehen zu beraten. Sie sind die Letzten ihrer Zunft und befürchten ebenfalls vom Zenobiten erledigt zu werden. Auf ihn brauchen sie nicht lange warten. Bald ist er mit ihnen fertig und hat nur einen am Leben gelassen, nachdem er die Kräfte der anderen übernommen hatte. Harry übernimmt einen Auftrag, der ihn nach New Orleans führt. Der Geist des Toten namens Goode bat darum, eine Wohnung dort aufzuräumen, um Spuren eines Doppellebens zu vernichten. Dort entdeckt Harry nicht nur, welches Leben sein auftraggeber dort geführt hatte, er foindet auch einen magischen Würfel und als er den in die Hand nimmt, öffnet sich ein Riss in der Welt und gibt den Blick auf den letzten der Magier frei - und auf Pinhead, den Zenobiten. Der will Harry davon überzeugen, seinen Weg zu dokumentieren. Doch der lehnt ab und kann gerade noch so dem Zorn des Pinhead entkommen. Und ab geht es zurück nach New York. Doch Ruhe findet er da nicht. Pinhead hat das Medium Norma, die seit Jahren mit Harry zusammenarbeitet, entführt, um den Detektiv des Übersinnlichen zu ihm zu locken und noch für seine Pläne zu gewinnen. Also bleibt Harry nichts anderes übrig, als sich wieder auf die Reise zu machen und Norma zu retten.

Sollte meine Frau mal wieder von Appetitzüglern faseln, lass ich sie einfach den Prolog lesen und schon hat sich das Thema erledigt. Der Einstieg ins Mausoleum ist blutig und böse, bleibt nicht ohne gewisse Härten. Und für Leser, die bisher nicht viel über die beiden Hauptfiguren wussten, ist alles so geschildert, dass man die Vorkenntnisse nicht unbedingt benötigt. Selbstverständlich fällt dann aber auch ein Vergleich mit den früheren Werken um die beiden ins Wasser. Ich kenne nur die Filme - und die wurden von mit der Zeit auch immer schlechter. Das gewohnte Bild bei den Sequels heutzutage. Nur Harry erinnerte mich stellenweise fatal an Handyman Jack von F. Paul Wilson und seinen Kampf gegen die Andersheit. Clive Barker ließ es sich nicht nehmen, die Schilderungen der Hölle nicht an die von Kirche und Schule gelehrten Bilder über den Haufen zu werfen und einen völlig neuen Blickwinkel zu erzeugen. Und ein kleiner Seitenhieb Richtung Kirche durfte ebenfalls nicht fehlen. Aber mir kam die Handlung und auch die Figurenzeichnung nicht sonderlich herausragend vor, das waren Allerweltstypen, die coole Sprüche absonderten und sich dann in einem Höllenrausch der Dämonen um Luzifer und Pinhead wiederfinden. Nachdem Harry genötigt wurde, Norma zu suchen, dreht Barker kräftig an der Temposchraube und hält sich an kein Limit. Schauergestalten und Magie, Blut und (Dämonen-)Tod, Pinhead und Harry D'Amour tummeln sich in einem Roman, der sich gut konsumieren lässt, aber oftmals auch recht platt daherkommt. Dennoch ist es Kurzweil mit magischen Momenten, flüssig und deftig, wenn es zum Ende hin um den eigentlichen Wunsch des Pinhead geht, der doch recht simpel gestrickt erscheint. Könnte auch jeder Mafioso sein, der das Imperium seines Bosses übernehmen will. "Das scharlachrote Evangelium" ist okay, keine Frage. Es unterhält, doch leider kann es nicht mitreißen und richtige Spannung kam bei mir auch nicht auf. Trotz des finalen Kampfes auf Biegen und Brechen mit ordentlich drive, würde ich nur ein "gut" vergeben und nicht in Freudentränen ausbrechen. 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 August 2015, 12:51:21
(http://2.bp.blogspot.com/-VaswCbtiCHg/Vdg0SJJ_PbI/AAAAAAAATIg/UiwUvCXM7Jc/s320/000.jpg)

Kealan Patrick Burke. An einem glühend heißen Sommertag in Elkwood, Alabama taumelt Claire Lambert nackt, verletzt und halb blind von einem Ort des Grauens davon. Sie ist die einzige Überlebende eines Alptraums, der ihre Freunde das Leben gekostet hat. Und obwohl sie für Rettung betet, kommen die Killer – eine Familie kannibalischer Geistesgestörter – immer näher. Ein Soldat, der an posttraumatischer Belastungsstörung leidet, kehrt aus dem Irak zurück und erfährt, dass sein Bruder zu den Opfern in Elkwood zählt. Im eingeschneiten Detroit bekommt eine Kellnerin, die in einer von Missbrauch geprägten Beziehung gefangen ist, unerwarteten Besuch, der zu Blutvergießen führt und sie in eine Vergangenheit zurückversetzt, vor der sie jahrelang zu fliehen versucht hat. Claire, die alleinige Überlebende des Elkwood-Massakers, wird von ihren toten Freunden heimgesucht und träumt von Rache.  Ein Traum, der von Trauer und Wut real wird, der gute Menschen in kaltblütige Mörder verwandelt und Fremde gezwungenermaßen zu Verbündeten werden lässt. Es ist Zeit, nach Elkwood zurückzukehren.

Claire stolpert schwer verletzt, völlig derangiert und ohne wirkliche Kontrolle über ihre Gliedmaßen über ein Stück Weide davon. Sie flüchtet vor erbarmungslosen Killern, die sie und ihre Freunde gefangen hatten und folterten. Sie konnte einen der Typen niederstechen und fliehen, doch sie wird vom Famlienmitglied Luke verfolgt. Dennoch schafft sie es über einen Stacheldrahtzaun, der die Weide von der Straße abgrenzt, und bleibt dann auf dem Asphalt liegen. Der junge Pete kommt mit seinem Vater Jack in deren Wagen direkt auf sie zu. Jack will weiterfahren, aber Pete sieht die Frau und so stoppen sie und laden sie ein. Claire kann nach Hause kommen, aber sie wird das Trauma und die schweren Verletzungen, die ihr zugefügt wurden nicht mehr los. Inzwischen ist auch Finch, der Bruder von Claires Freund Danny, in der Stadt und als Kriegsveteran schon drauf und dran, direkt aufs Ziel loszumarschieren, wenn er es denn kennen würde. Also muss er sich die Informationen bei Claire holen und besucht auch die Angehörigen der anderen Opfer. Und dann findet sich jemand, der reich genug ist und irgendwie seelisch am Ende, sodass er jeden Betrag genehmigt, den Finch braucht, um mit seinem Kumpel Beau in die Höhle des Löwen zu marschieren.

Klingt jetzt alles irgendwie sehr bekannt, doch schon der Vergleich mit Richard Laymon auf der Rückseite via Fearnet ist ziemlich weit daneben. Und auch Handlung geht nicht nach einem erwarteten Schema vor. Da wird nicht einfach nach der Tortur und dem entkommen eine Gruppe losgeschickt, die sich gnadenlos rächt. Burke geht behutsam mit seinen Figuren um, schildert in einer bildhaften, gewaltigen Sprache das Leid, das sie erfahren mussten und das sie nicht einfach verarbeiten können, wenn überhaupt jemals. Sei es nun Claire, die mit fürchterlichen Wundmalen dem Tod entkommen ist oder der traumatisierte Finch, der aus dem Krieg gegen den Terror kommt und das dortige Grauen in den Ländern der Feinde mit nach Hause gebracht hat. Er kann sich nicht mehr an ein sogenanntes normales Leben anpassen, er ist immer noch im Kampfmodus und hat Angst davor, sich auf andere Menschen einzulassen, weil er ihnen nur schaden würde - und daher ist er auch einsam. Nur sein Kumpel Beau ist an seiner Seite, weil er das Ganze ebenfalls mitmachen musste, aber anders damit umgeht. Wichtig ist für den Autor das Innenleben der Akteure. Auch in der Familie der Killer, den Merrills, spielt es eine große Rolle. Die Kinder von Eltern beeinflusst, die einfach nicht normal sein können und die die Macht über ein kleines Hinterwaldstädtchen haben. Normalerweise erwartet man hier eher einen Reichtum, der vorgezeigt wird, der den Bewohnern klar verdeutlicht, dass sie nichts gegen die Großgrundbesitzer sind und froh sein müssen, dass man sie in Ruhe leben lässt. Hier ist es anders, hier herrscht vor allem die Angst. Detailgenau schildert Kealan Patrick Burke, was diese Familie umtreibt, warum sich keiner gegen sie wehrt, was die Geschehnisse mit den Angehörigen machen und wie diese damit umgehen?  Was ist mit Claire, verkraftet sie ihre Verstümmelungen und die sicher ewig währenden Erinnerungen? Die Charaktere sind unheimlich gut getroffen, nicht die übliche Trennung von Gut und Böse. Jeder hat seinen Rucksack zu tragen. Das alles ist eingebettet in eine Story, wie man sie zu kennen glaubte. Doch die Morde der Familie werden nicht zelebriert nur um der Gewaltdarstellung willen, die Rache des Finch nicht in ausufernder Action geschildert. Das ist nur Beiwerk für ein intensives Buch um die Psyche der Figuren, die durch Entscheidungen und Taten (seien sie nun falsch oder richtig) in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Qual der Gedanken an das Geschehene wird immer bleiben. Äußerst bemerkenswert, wie der Autor einen Stoff, der wie gemacht ist für einen Metzler a la "Wrong turn" oder das erwähnte "Texas chainsaw massacre" in eine psychologische Studie verwandelt, die sich ergreifend liest und beeindruckender daherkommt als es plakative Gewalt sein kann. Warum das Buch nicht bei einem großen Verlag erschienen ist? Tja, vielleicht, weil es in den derzeitigen Trend nicht passt, dem die Massenverwerter derzeit folgen oder einfach zu seriös. Wer also einmal Horror von jemandem lesen will, der schreiben kann (also nicht Laymon), dann greife er zu Kealan Patrick Burke, von dem bei Voodoo-Press auch die Timmy Quinn-Reihe veröffentlicht wird.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 August 2015, 13:10:01
(http://2.bp.blogspot.com/-tx7ZqE9mdu4/Vdrea_6DVxI/AAAAAAAATKU/ZNY-3XafaHs/s320/Baldacci%252C%2BDavid%2B-%2BVerfolgt.jpg)

David Baldacci. Als knallharter Killer ist Will Robie genau der Mann, den die US-Regierung ruft, wenn es um die Eliminierung der schlimmsten Staatsfeinde geht. Niemand kann es mit Robie aufnehmen - niemand außer Jessica Reel, eine Kollegin von Robie. Die hat nun offenbar die Seiten gewechselt, weshalb Robie sie zur Strecke bringen soll. Doch als er die Verfolgung aufnimmt, findet er heraus, dass hinter Jessicas Verrat etwas anderes steckt, als man ihm weismachen wollte. Zusammen decken die zwei Killer eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes auf.

Ein Mann, der sicher in seinem Bunker sitzt und von dort aus die Einsätze leitet, wird erschossen. Robie hingegen macht sich bereit, einen Auftrag auszuführen. Alles ist vorbereitet, sämtliche nötigen Informationen an ihn weitergeleitet. Dann ist es Zeit für den finalen Schuss. Perfekter Treffer. Genau studierter Fluchtplan wird eingehalten. Typisch Robie. Und dann erhält er einen Anruf. Blue Man hat einen weiteren Job für ihn. Er soll die Kollegin Jessica Reel aus dem Weg räumen, die angeblich durchgeknallt ist oder für einen feindlichen Dienst arbeitet. Es entwickelt sich ein Duell der Killer, bei dem anfangs sogar Reel im Vorteil ist und Robie einem Hinterhalt nur knapp entkommt. Er lässt seine Wunden versorgen und macht sich wieder an die Arbeit. Doch er muss feststellen, dass ihm Steine in den Weg gelegt werden, die nicht von Reel stammen. Da sind Teams unterwegs, die Zeugen ausschalten und jeden auslöschen, der auf Reels Seite stehen könnte. Bald erscheint ihm das Ganze Szenario getürkt, kommt ihm recht viel spanisch vor. Und dann gibt es ein Treffen mit Reel. Sie kann Robie zwar nicht völlig von ihrer Unschuld überzeugen, gibt ihm aber zu denken. Er stellt eigene Nachforschungen an, wird getäuscht, hinters Licht geführt, auf falsche Fährten gelockt und immer weider bekniet, Reel endlich auszuschalten. Das wird ihm zuviel. Er erkennt, dass Reel wohl nicht die Verräterin ist, als die man sie hinstellen will und schlägt sich auf ihre Seite. Zusammen machen sie sich daran, einen komplizierten Plan aufzudecken, der die Welt verändern könnte.

Als Autoren, die ihre Figuren als Profi-Killer skizzieren, überzeugen am ehesten Tom Wood und Russell Blake. Der Eine lässt seinen Killer einfach als berufsmäßigen Mörder von der Leine, der sich den Job schlicht ausgesucht hat und nicht auf irgendwelche Traumata verweisen will. Es tötet gegen Geld jedes Ziel, das ihm genannt wird. Der Andere lässt seinen Killer aus schlicht  eigennützigen Motiven auf die Gegnerschaft los. Keine Winselei um irgendwelche Probleme aus früheren Zeiten. Robie - und später auch Reel - bekommen hingegen fast den gleichen Background: Waisen, geschlagen, Außenseiter, die sich durchkämpfen mussten und irgendwie keine andere Wahl hatten, als in den Dienst ihrer Regierung zu treten und für die zu töten. Natürlich immer die Richtigen, die Bösen. Was richtig und was böse ist, entscheidet selbstverständlich die US-Regierung (maßt sie sich ja auch in der Realität an). Kurz: Robie ist ein Killer zum Liebhaben. Der Mainstream braucht eine solche Figur mit Herz und einer gewissen Korrektheit, um auf "Linie" zu bleiben und natürlich nicht anzuecken. Daher kümmert sich Robie ja auch um die Jugendliche aus "Der Killer", ist fast schon ein Gerechtigkeitsfanatiker und würde nie Unschuldigen etwas antun. Also ist auch "Verfolgt" kein Abweichler von der gewählten Strategie. Was man dem Buch aber zugute halten kann, ist, dass es mehr Robert Ludlum ist, als so mancher Roman, auf dem nach dessen Ableben sein Name noch weiter vermarktet wird. Undurchsichtige Figuren, Verräter, Fallen und Hinterhalte - und nicht alles sofort zu erkennen, sieht man mal von Reel ab. Doch das ist ja schon nach dem Lesen des Klappentextes bekannt. Die Story bleibt rasant und abwechslungsreich, Shootouts und Explosionen, Ränkespiele und politische Winkelzüge - immer wieder eine unerwartete Wendung. Ja, es ist sogar von Vorteil, dass hier auf dem Buchdeckel nicht der Name Robert Ludlum steht, weil die Story deshalb völlig unerwartet einen solchen Weg einschlägt. Action bis hin zum Showdown, der aber zumindest an einer Stelle etwas mager ausgefallen ist und in letzter Konsequenz dann doch wieder viel zu sehr um das Wohlwollen der Massen buhlt. Bis auf die erwähnten Kleinigkeiten eine positive und daher gelungene Überraschung, die sich schnell und spannend liest, mit Cliffhangern für Lesefluss sorgt und sicher wenige Thrillerautoren zu scheuen braucht. Mir hat es überraschend gut gefallen, gerade weil ich von David Baldacci zuletzt öfter mal enttäuscht gewesen bin. 493 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 August 2015, 12:43:17
(http://2.bp.blogspot.com/-85lYHUWT8ZQ/Vd19shBl48I/AAAAAAAATOs/PD6VrISJuMY/s1600/bourne.jpg)

Eric van Lustbader nach einer Figur von Robert Ludlum. Jason Bourne ist am Boden zerstört, als seine Gefährtin, die Mossad-Agentin Rebekka, bei einem gemeinsamen Einsatz in Mexiko getötet wird. So nimmt er den Auftrag an, für den ihn der Chef des israelischen Geheimdienstes gewinnen will: den chinesischen Minister Ouyang Jidan auszuschalten, der nicht nur für Rebekkas Tod verantwortlich zeichnet, sondern mit seinen dunklen Plänen eine Bedrohung für die gesamte westliche Welt darstellt.

Nach dem Tod von Rebekka, den der chinesische Ouyiang Jidan geschickt hatte, um seine Mitwirkung bei den Drogengeschäften des Maceo Encarnacion zu vertuschen, ist Bourne nun in Israel, um Ruhe zu finden. Zuvor aber hat er im Libanon noch Encarnacion eliminiert. Und die Israelis wollen Bourne nun dazu benutzen, dass er auch den Chinesen kaltstellt. Bourne lässt sich darauf ein. Ein erster Versuch in China scheitert fast kläglich, doch es gibt eine weitere Chance: Maricruz, die mexikanische Gattin von Jidan. Sie ist nach Hause gereist, um dort die Geschäfte ihres verstorbenen Vaters zu übernehmen. Sie plant tatsächlich, die verschiedenen Kartelle unter einen Hut zu bringen. Doch so einfach ist das nicht. Jeder will die Führungsrolle im Geschäft des großen Geldes übernehmen und schon bald muss Maricruz um ihr Überleben kämpfen. An ihrer Seite: Bourne, der sich erst als Arzt vorstellt, ihr aber später reinen Wein einschenkt. Sie will den Leiter der Drogenbehörde, der ein doppeltes Spiel angezettelt hat und der Mörder eines israelischen Mossad-Mannes ist, zur Strecke bringen und somit auch den Drogenhandel in Mexiko empfindlich stören, der mit zur Finanzierung chinesischer Attacken gegen den Westen beiträgt. Aber ihr geht es nur um Rache, während Bourne neben diesem Aspekt auch noch für seine Auftraggeber kämpft - die Israelis.

Dieser neue Anlauf, Jason Bourne in ein Abenteuer Marke Robert Ludlum zu schicken, scheitert an zwei Dingen. Punkt eins ist, dass die Figur des Jason Bourne im Laufe der Jahre immer mehr zu einem 08/15-Allerweltsagenten wurde, der in der Massenware untergeht. Erinnerungen an den Mann auf der Suche nach seiner Vergangenheit, der sich in den Ränkespielen der US-Geheimdienste verstrickt und nicht weiß, wem er überhaupt glauben kann, ist nahezu völlig verschwunden. Hin und wieder blitzt mal ein Funke einer Rückblende auf, aber es reicht längst nicht, um die Klasse von Robert Ludlum auch nur annähernd zu erreichen. Der zweite Punkte ist, dass ich gerade zuvor "Verfolgt" von David Baldacci gelesen habe und dieses Buch mehr Robert Ludlum ist, als die meisten, bei denen dessen Name groß auf den Buchdeckel gedruckt wurde. "Die Bourne-Vergeltung", die direkt an "Der Bourne-Verrat" anschließt, ist leider nur eine Aufzählung von Actionszenen, möglicherweise schon für eine hektische Verfilmung vorpräpariert, ohne dass Spannung groß aufkommen mag. Alles vorhersehbar, alles ohne jegliche Überraschung. Selbst die Szenarien im Reich der Mitte sind recht simpel und ohne viel Feingefühl skizziert, keine undurchschaubaren Politiker mit ihren Ränkespielen, nur böse und böser. Was folgt, ist jeweils klar zu erkennen und birgt keinen großen Aha-Effekt. Lustbader lustlos? Könnte man so meinen. Oder angepasst an die Masse. Gerade der Schluss trägt noch einmal derartig dick auf, dass mir die Endszene von "Verfolgt" schon fast perfekt gelungen vorkommt. Ein einziges Anbiedern an den Mainstream, große Gefühle für großes Kino, zum Würgen süß. Kann man als laues Actionhäppchen ohne allzuviel Brimborium mal lesen, so nebenbei, aber wirklich empfehlen würde ich es nicht. Da fehlt einfach Ludlums Gespür für eine Besonderheit, einen finalen Kniff. Rund 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 August 2015, 13:17:15
(http://1.bp.blogspot.com/-6wkfFu36Q1g/VeAgPQ2vzEI/AAAAAAAATTY/R-xoVfaEvjE/s1600/Der-Sternenturm-9783865523761_l.jpg)

William R. Forstchen. Es beginnt als abenteuerliche Idee - und wird zur größten Hoffnung der Menschheit! Mit einer 36.000 Kilometer hohen Säule ins Weltall wollen die Wissenschaftler Gary und Eva Morgan nicht nur die Besiedlung anderer Planeten ermöglichen, sondern auch die weltweite Energieknappheit und das Problem der globalen Erwärmung in den Griff bekommen.
Allen Hindernissen zum Trotz halten sie an ihrem Traum fest, bis das gewaltige Konstrukt auf einer Insel im Pazifik tatsächlich Gestalt annimmt. Doch einflussreiche Politiker und Erdölmagnaten schrecken vor nichts zurück, um das Projekt zu boykottieren. Immerhin droht es, die bestehende Wirtschaftsordnung aus den Angeln zu heben und die Macht auf der Erde völlig neu zu verteilen.

Die Wissenschaftler Dr. Gary Morgan und dessen Ehefrau Dr. Eva Morgan haben einen Plan, der die Welt verändern wird. Sie lernten sich als Assistenten von Professor Erich Rothenberg und entwickelten einen Plan, wie man die Ressourcen auf der überbevölkerten Erde schonen könnte. Gemeinsam mit dem Professor machten sie sich nach Jahren daran, weitere Gelder für die NASA aus dem Budget des Staates zu erhalten. Doch bei den engstirnigen Senatoren erwies sich das als nicht gerade einfach. Die Rettung des Projekts kommt von Franklin Smith, einem Selfmade-Milliardär, der in ihr Vorhaben etliche Milliarden, fast sein gesamtes Vermögen, zu investieren gedachte. Der Bau stellt große Herausforderungen an alle. Es gibt Unfälle, Rückschläge, Krankheiten, die den Fortschritt verzögern. In der Wirtschaft herrscht große Skepsis, andere Nationen fürchten um ihre Pfründe. Es kommt sogar zu einem Anschlag mit Raketen auf den ersten Abschnitt ihres wegweisenden Projektes. Den wahren Schuldigen konnte man nicht ermitteln. Über Jahre hinweg zieht sich das Wagnis, doch immer mehr können sie die Welt von dem Nutzen und der Innovation ihres Baus überzeugen. Selbst die Tochter, die während dieser Jahre erwachsen wird und selbst ihren Doktortitel erhält, wird eingebunden und geht den Weg mit ihren Eltern und deren Unterstützern.

Ich fang mal mit dem an, was mich doch gestört hat. US-Onanie vom Feinsten. Lobeshymnen und Selbstbeweihräucherung ohne Unterlass. Und das von mir, der ich die America First-Actioner doch so sehr schätze. Aber wenn das Eigenlob der besten und einzig wahren Nation der Welt nicht durch etwas Action durchsetzt wird, ödet es doch irgendwann an. Das Drama nimmt schon von Beginn an seinen Lauf, wenn vor einem Ausschuss in einem Nebensatz quasi den Nationen wie China und Indien der "Schwarze Peter" (ist das politisch überhaupt noch korrekt?) zugeschoben wird, dass die Ressourcen der Welt abnehmen und die Zerstörung der Umwelt zunimmt. Davon, was die Spitzenkraft alles zerstört hat, ist keine Rede. Und dann die dereinst 16-jährige Tochter. Wie mutig und stolz sie einen Senator angeht und wie erfreut die Eltern und die Nation ob dieser Einlage sind. Leider sind derartige Phasen etliche vorhanden und so ganz nebenbei werden andere Nationen oder Andersdenkende als störende Hindernisse eingestuft. Einen hab ich noch: Die Klischees!! Böse Russen, fiese Nazis, überhebliche Senatoren und ach so viele Gutmenschen - nichts davon darf fehlen. Meine Güte, selbst die olle Enterprise muss herhalten. Dabei kann der Autor doch recht gut erzählen, wie er schon einige Male bewiesen hat, auch wenn er wie der in den Danksagungen genannte W.E.B. Griffin IV zu der Sorte gehört, die ihre einzigartige Nation als das Nonplusultra der gesamten Welt hinstellen. Rund zwei Drittel des Buches wird der Leser mit Fakten und Fiktionen zum Thema Forschung und Gedankenexperimenten versorgt. Sehr wichtig dabei ist, dass er - wenn auch mit der rosa US-Brille - auf die politischen und ökonomischen sowie ökologischen Aspekte einer solchen Herausforderung eingeht, auch wenn der Bau des Turms, die Vision, die dahintersteht, entschieden mehr Raum einnimmt. Aber es sollte ja auch kein wissenschaftlicher Exkurs sein, sondern ein Unterhaltungsroman, der ein Abenteuer sondergleichen skizziert. Und nachdem zwei Drittel der Geschichte erzählt sind, die internen Konflikte abgehakt wurden, zieht auch das Tempo an. Verschwörungen und Attentate kommen zu ihrem "Recht". Das Spannungslevel wird eindeutig erhöht. Zudem wird nach und nach der dramatische und emotionale Part hervorgehoben. Irgendwie passte ab hier alles viel besser zusammen, ging Hand in Hand und diente trotz mahnender Worte bezüglich sozialer und kultureller Entwicklungen vorzüglich der Unterhaltung mit einem gewissen Anreiz zum Nachdenken (US- und NASA-Hohelied mal weggelassen, ebenso die undifferenzierte Lobhudelei zum Kapitalismus ohne Staatskontrolle und diverse "Pathos-Attacken"). Insgesamt eine recht ordentliche Lektüre, in der zwar die propagierte und einseitige US-Heroisierung störend wirkt und man das erste und zweite Drittel vielleicht zu sehr hervorgehoben hat, die ihren Unterhaltungswert durchaus unter Beweis stellen konnte. Besonders dann, als es im letzten Drittel recht flott wird und man das Buch nicht mehr aus der Hand legen will. Mein Urteil über das gesamte Buch mit seinen 570 Seiten ist wegen dem etwas zähen Teil über zwei Drittel leicht zwiegespalten, aber man wird dann doch auf rund 200 Seiten für seine Geduld belohnt. Also nicht gleich aus der Hand legen, wenn man glaubt, das Buch käme nicht in die Gänge. Das tut es, man muss nur dran glauben und durchhalten. Hab die Seitenzahl mal wieder im Text versteckt. Bleibt nix anderes übrig, als den Mist zu lesen. :icon_mrgreen:
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 August 2015, 12:03:20
(http://2.bp.blogspot.com/-iFGwZ7t5hXg/VeFj9pCxwwI/AAAAAAAATVc/fMCx_L5XG0o/s320/000.png)

Ben Wallace. Die postapokalyptische Welt ist gar nicht so schlimm. Sicher, es gibt Mutanten. Aber für die Menschen in New Hope besteht der tägliche Überlebenskampf nicht so sehr aus der Suche nach Nahrung oder Medizin, viel schwieriger ist es, neue Spieler für ihre Kickball-Teams zu finden. Dies macht es einem postapokalyptischen Krieger nicht einfach, Arbeit zu finden. Gott sei Dank ist da eine Armee von Mördern und Brandschatzern auf dem Weg in die friedliche Stadt, um sie dem Erdboden gleichzumachen. Nur eine Handvoll ausgebildeter postapokalyptischer umherziehender Krieger kann sie aufhalten. Gleich zwei haben ihre Dienste angeboten. Einer von ihnen ist eingeladen, zu helfen. Der andere wird zurück in die Einöde geschickt. Doch haben die Stadtbewohner die richtige Wahl getroffen? Werden sie gerettet werden? Und was hat es eigentlich mit den SSB's, den superschlauen Bären, auf sich?

Jerry kommt nach New Hope und will sich dort als Krieger und Arbeiter andienen. Der Stadtschreiber Roy ist skeptisch, ausserden kann er sich keinen Fehler leisten, da er demnächst bei der Wahl des Bürgermeisters gegen den amtierenden Amtsinhaber antreten will. Jerrys Werdegang und seine Fertigkeiten überzeugen ihn nicht und so lässt er ihn aus der befestigten Stadt recht rüde entfernen. Vor dem Stadttor, mit dem Gesicht im Staub, bemerkt er über sich eine Gestalt. Es ist Logan, ein weiterer Krieger aus der Gattung postapokalyptisch umherziehend. Auch er möchte einen Posten in New Hope. Während also Jerry von dannen zieht, geht Logan nach drinnen und kann den Stadtschreiber von seinem Nutzen überzeugen. Jerry lässt die ummauerte Stadt hinter sich und begibt sich zu seinem Winnebago, der mit Hündin Chewey, allerhand Waffen, Nahrung sowie großem TV mit unzähligen DVDs ausgerüstet ist. Zusammen setzen sie ihre Reise fort und kommen nach Vita Nova. Doch diese Stadt existiert nicht mehr. Sie wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Nur zwischen den Trümmern und der Asche findet Jerry Erica, eine Überlebende, die ihm erzählt, dass die nicht getöteten Bewohner von den Angreifern als Sklaven mitgenommen wurden. Gemeinsam ziehen sie weiter und treffen im Wald auf die SSBs - die superschlauen Bären. Nach diesem Abenteuer ziehen sie mit weiteren Gefährten wieder Richtung New Hope, wo Erica hinmöchte. Unterwegs werden sie von Männern des Majors angegriffen und nachdem sie diese abgewehrt haben, erzählt Erica, dass genau jener es war, der Vita Nova überfallen und niedergebrannt hat. Auch die Mannschaft um den Major ist auf dem Weg nach New Hope.

Ganz eindeutig hat Steffen Janssen vom Luzifer-Verlag (JA, ich hab den Verlag erwähnt! Zufrieden, der Herr? Hihi) richtig spaßige Lektüre. Dazu kommt, dass der genial-verrückte Cover-Illustrator mit dem schräg-schrecklichen Filmgeschmack, nennen wir ihn der Einfachheit halber einmal Michael, die Rückseite des Covers mit einer Figur ausstattete, die - wie er mir im Vertrauen verriet (selber Schuld) - inklusive Sabber ein sehr detailgetreues und realitätsnahes Selbstproträt von ihm darstellen soll, und damit die Vorfreude auf das Buch noch unterstrichen hat. "Mad Jerry - Der postapokalyptische umherziehende Krieger" bietet alles, was das Leserherz eher schlichter unangestrengter Literatur sich wünscht. Eine Menge Humor, der auch zu zünden weiß, Action satt und viele Anspielungen auf Filme und Serien, die man so kennt. Sei es der böse Major, der nicht von ungefähr an den Gouverneur aus "The walking dead" erinnert oder die Szenerie von "Mad Max" mit Autoverfolgungsjagden, Schrotflintenexplosionen und Flammenwerfern rund um den Winnebago. Selbst MacGyver darf nicht fehlen. Augenzwinkernd, schräg und manchmal auch albern werden Bürokraten und Despoten durch den Kakao gezogen, Dallas von einem Mutanten beherrscht, dem "Ring of fire" von Johnny Cash nicht bekommt und der im Übrigen auch aus einem John Aysa-Buch entkommen sein könnte (Aber Prinzessinnen trifft er hier nicht, sodass der Erotikanteil gen null tendiert). Hier wird gnadenlos alles auf die Schippe genommen, wobei natürlich die ganze Palette der Endzeitklischees bevorzugt veräppelt wird. Und ganz kurz blitzt hin und wieder mal die Kritik  am modernen Technikwahn und der Schlemmerei im Goldbogen-Billigkochtempel auf, um aber ganz schnell wieder dem Humor und der Action ihren wohlverdienten Platz einzuräumen. Da Buch macht von Beginn an bis zum Schluss nach rund 230 Seiten (Plus ner kurzen Bonusstory von 10 Seiten) richtig Freude, wartet hin und wieder mit nem netten Headshot auf, lässt auch literweise Blut durchs Gelände suppen und bietet Verfolgungsjagden, die gewissen Vorbildern in nichts nachstehen. Anspruchslos - ja, aber sicher. Actionreich - kann man so gelten lassen. Witzigkeit - kennt keine Grenzen. Und dazu noch ein besonderer Dank an den veröffentlichenden Verlag, dass er ohne Mehrkosten für den Kunden das Kapitel 34 gleich doppelt mitgeliefert hat. so hat man länger was von dem Spaß. Wer also witzige, abwechslungsreiche Lesekost mit feinen Actioneinlagen und einigen kleinen Überraschungen für Freund und Feind lesen will, der sollte hier zugreifen. Meiner Ansicht nach kann man das bedenkenlos tun. Aber wie immer - es ist halt Geschmackssache und die Geschmäcker sind eben verschieden. Von Ben Wallace darf gerne mehr kommen, lieber Verlag!!!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 August 2015, 13:00:06
(http://4.bp.blogspot.com/-Zqm0aBASdYQ/VeQbPtgtBgI/AAAAAAAATYI/FZLR8XZmRgs/s1600/000.jpg)

R. E. McDermott. Um einer konstruierten Anklage wegen Piraterie zu entgehen, lässt sich der Schiffsingenieur Tom Dugan im Auftrag der CIA in die Firma eines Freundes, des Londoner Schiffseigentümers Alex Kairouz, einschleusen. Dugan glaubt jedoch keine Sekunde daran, dass Alex, wie behauptet, in terroristische Machenschaften verwickelt ist, und das bringt ihn immer wieder in Konflikte mit seinen Einsatzleitern, aber auch mit einer attraktiven britischen Agentin, mit der er schon bald eine enge, nicht nur dienstliche Beziehung unterhält. Als dann in der Nähe von Singapur ein herrenloser Tanker mit einer toten Crew aufgefunden wird und ein weiterer in Panama explodiert, wird Dugan die Verantwortung für diese Angriffe untergeschoben. Fest davon überzeugt, dass die Anschläge nur die Vorankündigung von weit schlimmeren Attacken sind, folgt Dugan einer heißen Spur nach Russland. Dort allerdings wird er von einer russischen Speznas-Einheit als "Berater" für ein Himmelfahrtskommando zwangsverpflichtet.

Tom Dugan ist in Asien unterwegs, um als Ingenieur die weitere Seetauglichkeit diverser Tanker zu überprüfen. In London hingegen wird sein Freund und oftmals auch Arbeitgeber von brutalen Typen erpresst, um ihnen dabei zu helfen, gewisse Vorkehrungen für ihr kriminelles Handeln zu treffen. Die britische Regierung kommt hinter diese Aktion und lädt die CIA ein, ihr dabei zu helfen, diesen Plan zu vereiteln. Und so kommt Tom Dugan, auch für die CIA tätig, in die Misere, seinen Kumpel ausspionieren zu müssen. Um ein Mitglied aus britischen Diensten ebenfalls in der Nähe zu haben, wird eine Agentin als Sekretärin in das Büro von Dugan geschleust. Zudem sollen die beiden glaubwürdig eine Affäre vortäuschen. Bald aber überschlagen sich die Ereignisse. Ein Tanker wird gefunden. Dessen Besatzung ist tot. Dann geschieht ein grauenvolles Unglück im Panamakanal: Ein Supertanker fliegt in die Luft, Tausende werden getötet, der Kanal blockiert. Eine Wahnsinnstat als Wahnsinnsgelegenheit für gierige Geschäftemacher. Und die Ideen der Killer sprießen weiter. Auch der Bosporus ist im visier und so könnte man Europa und sogar den USA den Ölhahn zudrehen. Vielleicht sogar einen neuen Kanal bauen, auf dem die Amis nicht den Daumen drauf haben. Der Möglichkeiten sind viele. Der Mitwisser immer weniger, da die von den Hauptfiguren nach und nach beseitigt werden.

"Tödliche Passage" fängt recht zäh an. Viele Schauplatzwechsel, noch mehr Personen, immer weitere Schiffe und Tanker, erwähnt mit Namen und Besatzungsmitgliedern tauchen in der Handlung auf. Dazu die Geschehnisse in England, die ausführliche Erläuterung der Schiffsüberprüfungen, der Erpressung des Alex. All das wird leider in einem etwas umständlichen Stil präsentiert, der irgendwie kein Tempo aufkommen lässt. Und schon ganz früh ist klar, dass dieser Plan, eine Agentin als Sekretärin einzuführen nicht nur 08/15 platt ist, sondern die übliche Liebesgeschichte enthält - und zu mehr taugt die Agentin dann auch nicht. Sie spielt wirklich keine große Rolle. Und Alex eigentlich auch nicht. Er wird zwar anfangs bei der Ausarbeitung des Plans benötigt und Bedrohung seiner Tochter erpresst, aber die grundsätzliche Hauptfigur ist und bleibt Tom Dugan. Der ist zwar der Held der Story, aber keiner der Sorte Mitch Rapp oder so. Eingebettet in unterschiedliche Teams hilft er bei der Bereinigung der Lage, bekommt auch einiges ab, ist aber keiner dieser unkaputtbaren Supermänner. Bis zu etwas um die 40 % des Buches muss man sich gedulden, bis die Sache an Tempo gewinnt, aber dann geht es auch ziemlich rund. Leider ist der Autor keiner von der Sorte, die die Geschwindigkeit der Handlung auch auf den Leser übertragen können. Trotz diverser Kills, Schießereien und Explosionen sowie einer Riesenkatastrophe wirkt alles manchmal immer noch sehr behäbig. Tja, und mit Klischees wird doch sehr "offensiv" umgegangen. Amis und Briten sind die eindeutig besten Nationalitäten ohne jegliche charakterlichen Mängel auf unserer Erde, während die Russen egoistisch und eiskalt sind, während China hinterlistig und die anderen Gegner gewalttätig, hässlich und abgrundtief böse sind. Selbst der absolut bestechliche und unzuverlässige, wortbrechende Schwarzafrikanische Staatenlenker darf nicht fehlen. Hier wird das nur positiv dargestellt, weil er einen alten Ex-Stasi-Mann über den Löffel barbiert, aber ansonsten ist es die übliche Darstellung von Herrschern dieses Kontinents. Und das Ende? Boah ey, das könnten ein Spielberg oder ein Emmerich nicht besser inszenieren. Echt zum Tränen vergießen, dieser emotionale Auftrieb in proamerikanischem Sinne. Gerettete panamaische Kinderchen schwenken viele, viele US-Flaggen, streuen Blümchen als ein US-Tanker unter einer Brücke durchfährt und selbst gestandene Matrosen vergießen Tränchen. Insgesamt KANN man "Tödliche Passage" mal lesen, aber ehrlich gesagt, werde ich auf weitere verzichten. R. E. McDermott schreibt leider zu umständlich und braucht zu lange, um in die Spur zu kommen.   435 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 September 2015, 12:42:13
(http://4.bp.blogspot.com/-n34SbnXJBdQ/VegISUH2XII/AAAAAAAATZU/ni6CtLEPu48/s1600/gegenshclag.jpg)

Will Jordan. Bei einem Anschlag in Washington D.C. werden mehrere russische Abgeordnete getötet. Ryan Drake, Chef einer CIA-Eingreiftruppe, traut seinen Augen kaum. Hat sich die ehemalige Agentin Anya, die er vor Jahren aus einem russischen Gefängnis befreit hat, einer terroristischen Vereinigung angeschlossen? Die Suche nach Antworten führt Drake bis nach Moskau. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Pflicht als CIA-Agent und seiner Loyalität zu Anya. Kann Ryan Drake sie stoppen? Will er das überhaupt?

Drake erhält an einem dunklen Abend in Washington eine SMS, die ihn zu einem Treffpunkt lotst. Einem Treffpunkt, an dem Anya auf ihn wartet. Aber nicht so, wie e es sich vorgestellt hatte. Denn Anya hatte kurz zuvor mit einem Hochleistungsgewehr die Limousinen einer russischen Delegation beschossen, die zu friedlichen Gesprächen mit den Amerikanern im Land war. Während die Fahrer getötet werden, überlebt eine Agentin, aber sie und ein Delegationsmitglied werden entführt. Drake trifft am genannten Ort ein, als Anya gerade ihre Waffe zusammenpackt. Sie sieht ihn und seilt sich blitzschnell von dem Dach ab, das sie als Schützenplatz genutzt hatte. Drake kann von seinem Standort aus sehen, wie ein Krankenwagen zu den Russen rast. Doch kaum ist er da, fährt er auch schon wieder ab. Das ging viel zu schnell, da muss etwas faul sein. Doch vorerst kann er sich nicht darum kümmern, da jetzt die Polizei einige Fragen an ihn hat. Drake und die Polizei, die ihm endlich glaubt, dass er nicht beteiligt war, finden den Aufenthaltsort des Krankenwagens und der Entführten. Doch der Mann ist tot, während die Frau gerettet werden kann. Drake will nun wissen, was hier vor sich geht, bekommt aber Probleme mit Franklin und zieht auf eigene Faust los. Hilfe holt er sich bei McKnight, Frost und Mason. Dem Mason, dem er vor Kurzem die Diensttauglichkeit aufgrund der in Sibirien erhaltenen Verwundung abgesprochen hatte und der seitdem seinem Frust freien Lauf gelassen hat. Dennoch macht er mit. Die Spuren führen nach Russland. Der Sprengstoff, mit dem die Entführer ihre Spuren versicht hatten, kam aus Norilsk. Dorthin machen sich McKnight und Frost auf den Weg. Anyas weg hingegen führt anscheinend von Kanada via Moskau unter falschem Namen nach Grosny. Bevor sie nach Moskau fliegen, holt sich Drake die Erlaubnis in der russischen Botschaft, auf russischem Hoheitsgebiet ermitteln zu dürfen. Doch Anya findet er deshalb noch lange nicht - und was dahinter steckt ahnt er noch nicht einmal.

Die Hauptpersonen des Buches sind Anya - wie eh und je undurchsichtig und geheimnisvoll sowie gefährlich, Drake - hin- und hergerissen zwischen Pflichtgefühl und Anya sowie Mason - stur und dickköpfig will er trotz Medikamentensucht wieder in den Dienst zurück. Dieses Dreieck führt zu Konflikten innerhalb von Drakes Truppe. Die Auseinandersetzungen drohen alles zu gefährden. Auch weil Drake in seiner vermeintlichen Hörigkeit Anya gegenüber nichts mehr um ihn herum richtig wahrnimmt, seinen Kollegen gegenüber ungerecht ist und sie immer wieder vor den Kopf stößt oder gar gefährdet. Und er maßt sich an, Mason zu kritisieren, der eigentlich nur auf andere Weise ähnliche Fehler begeht. Der geschlossene Burgfrieden bröckelt. Und auch Frost und McKnight werden in dieses Dilemma mit hineingezogen, ohne es zu wollen. Und Anya? Die macht ihr Ding. Lässt keinen ihren Plan erkennen. Und während der Leser bei eben diesem Plan ebenso lange im Dunkeln bleibt wie Drake und seine Leute, bekommt zumindest der Leser etwas aus Anyas Vergangenheit serviert, die mit schwierig nur unzureichend beschrieben ist. Bedroht, manipuliert, fallengelassen, eingesperrt. Bis sie von Drake befreit wurde. Auf den rund 670 Seiten nehmen also auch menschliche Dramen ihren Lauf, die aber von einem gut durchdachten Plot, den unterschiedlichsten Charakteren und einem netten Schwung an Action getragen werden. Das Tempo ist, die Spannung ebenso, dam man nie weiß, was hinter all dem steckt, wie perfide die Verschwörung überhaupt ist, in die die Protagonisten da geraten sind. Will Jordan steuert konsequent und geschickt  auf ein grauenhaftes Szenario zu, mit dem keiner wirklich rechnen konnte, so unglaublich unmenschlich ist es. Alles in allem ist es ein packender Thriller mit feinen Actionsequenzen und einem dynamischen Finale. Eindeutig eine Kaufempfehlung. Es wäre ratsam die beiden Vorgänger "Mission: Vendetta" und "Der Absturz" auch zu lesen, um die komplexen Beziehungen diverser Figuren zueinander voll erfassen zu können. Das Ende weist auf einen weiteren Teil hin, der in der Heimat des Autors als "The Black List" schon zu kaufen ist und es soll wohl auch schon an einem fünften Buch gearbeitet werden. Also, lieber Verlag in Deutschland, bitte auch bei uns veröffentlichen. Derartig gelungene Spannungsromane gibt es leider viel zu selten. Die Briten wissen schon, was sie machen. Haben sie früher mit Autoren wie Matt Chisholm (Peter C. Watts) und George G. Gilman (Terry Harknett) den Amerikanern auf dem Gebiet des Westernromans gezeigt, dass sie sich nicht hinter den Cousins in Übersee zu verstecken brauchen, sind es heute Künstler wie Will Jordan oder Tom Wood, die in die Phalanx der Amerikaner einbrechen und gewillt sind, sie vom Thrillerthron zu stoßen. Ja, unsere "Inseleuropäer" - Fußball-Weltmeister werden sie vermutlich nie mehr, aber Thriller schreiben, DAS können sie.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2015, 13:52:55
(http://1.bp.blogspot.com/-bNs6QxQwXqc/Velr9m0sDLI/AAAAAAAATak/xW_OrqW6QUo/s320/avogadro.jpg)

William Hertling. Die technologische Singularität ist der Zeitpunkt, ab dem sich Maschinen mittels künstlicher Intelligenz selbst steuern und verbessern können und so den technischen Fortschritt enorm beschleunigen. Und dieser Zeitpunkt ist näher als gedacht. Rechtschreib- und Grammatikprüfprogrammen steht die neuste Errungenschaft in Sachen verbesserte Kommunikation in den Startlöchern: ELOPe analysiert nicht nur den eigenen E-Mail-Text, sondern auch die Mails des Empfängers. Bevor es jedoch auf den Markt kommt, droht die Chefetage von Avogadro Corp. den Programmierern David und Mike den Geldhahn zuzudrehen. Kurzentschlossen aktivieren die beiden ELOPe im Firmennetz - und haben über Nacht ungeahnte Kapazitäten zur Verfügung. Doch immer mehr Details passen nicht ins Bild, und die beiden erkennen, dass ELOPe völlig selbstständig handelt und inzwischen Zugang zu Waffensystemen hat.

David und Mike werden während einer Veranstaltung von ihrem Chef angesprochen, wie es um das neue Projekt ELOPe steht. Es würde langsam Zeit für Ergebnisse. Doch soweit sind sie noch nicht. Und da ist auch das Problem des Budgets. Und ihr Finanzverwalter gibt ihnen nur noch zwei Wochen, in denen sie den Großteil der Server ihrer Firma mit Beschlag belegen dürfen, danach ist Feierabend. Die Firma muss wirtschaftlich agieren. Da müssen David, Mike und das Team Nachtschichten einlegen, um zu Potte zu kommen. Bald gibt es einen kleinen Durchbruch und zur Belohnung gibt es einen gemeinsam Tag zum Snowboarden. Doch David hat keine Ruhe und als er eine Möglichkeit sieht, ELOPe zu aktivieren, tut er es ohne große Bedenken, aber auch ohne Sicherheitsleine - obwohl das Programm noch nicht auf sicheren Füßen steht. Was er damit anrichtet, ahnt er nicht mal im Traum. So nach und nach gehen EMails hin und her, die die Finanzierung unterstützen und Sicherheit versprechen. Alle möglichen Kapazitäten werden für das Programm reserviert. Gene, ein älterer Mitarbeiter, der wegen seiner Leidenschaft für die Arbeit mit Papier von allen Kollegen belächelt wird, entdeckt als Erster gewisse Unregelmäßigkeiten. Die Finanzen der unterschiedlichsten Ressorts passen nicht. Als man nachforscht, dämmert David und Mike, dass sich ELOPe selbstständig gemacht hat. Nicht nur das, es heuert eine Firma an, die die Rechenzentren, die draußen vor den Küsten der Länder, in denen Avogadro Corp. Zweigstellen hat, mit Robotern warten aber auch gegen Piraten verteidigen lässt. Immer weitere Kreise zieht die Macht des Programms. Bald entscheidet man sich für härtere Maßnahmen. Und um die Roboter zu besiegen werden Söldner einer privaten Sicherheitsfirma angeheuert.

Der Erstling von William Hertling ist eine nette Geschichte um die Errungenschaften der modernen Welt - und auch der einer gewissen Gier nach Anerkennung und Macht. Man kann sie auch als Mahnung lesen, dass gewisse Fortschritte nicht mehr umkehrbar sind. Das kann man ja auch schon in der heutigen Zeit oft genug erleben - und die Leidtragenden sind so gut wie immer die Arbeiter und Angestellten. Die Story um ein Programm, das eigene Wege geht, ist jetzt nicht wirklich neu, wird aber flott und auch recht simpel präsentiert. Man muss sich als Laie nicht durch teilweise unverständliche Fachbegriffe ackern, möglicherweise gar nachschlagen. Vieles ist vereinfacht formuliert, was auch zum Tempo und dem Lesefluss beiträgt. Mag sein, dass das jetzt oberflächlich klingt, aber wer nur die reine Unterhaltung möchte und sich nicht mit Gedanken um die Probleme der Welt oder auch nur der Buchfiguren befassen will, kommt hier schon auf seine Kosten. Kein hochkomplexer Thriller, aber einer, in dem sogar gegen Ende etwas auf Action gesetzt wird. Nur wenig und kaum so blutig wie in den Crime-Thrillern vom Hauptverlag FESTA, aber auflockernd für die ganze Geschichte, die sich auf leichte Weise mit der Problematik befasst, was geschehen könnte, wenn Maschinen oder Programme die Geschicke der Welt übernehmen würden? Würden sie dem Menschen dienlich sein? Oder selbst so machtgierig werden, wie es die Menschen selbst nur zu sind (siehe Politker oder Konzernchefs, die landläufig in gewissen Fällen für ihr egoistisches Verhalten schon mal als Pack bezeichnet wurden)? Wo soll man eine Grenze ziehen zwischen den neuen Möglichkeiten und den Gefahren, die sich daraus entwickeln könnten? Zur "Singularity"-Reihe, zu der das vorliegende Buch nur der Auftakt war, gibt es noch drei weitere Bücher, die hierzulande zumindest vorerst nicht mehr erscheinen werden. Glücklicherweise sind die aber in sich abgeschlossen. Einfach nur lesen, geniessen und abschalten und somit ganz okay, aber gegen die Werke aus der Feder von Daniel Suarez dann doch eine Liga tiefer. 310 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 September 2015, 12:34:41
(http://2.bp.blogspot.com/-O6ee9C6jYhA/Veqjpac0VYI/AAAAAAAATbo/R3jrjwEOHJI/s1600/crusher.jpg)

Niall Leonard. Als Finn seinen Vater ermordet auffindet und er selbst zum Hauptverdächtigten der Polizei wird, setzt er alles daran, den wahren Mörder zu finden. Eine Spur führt ihn in die Londoner Unterwelt und mitten hinein in die Fänge der skrupellosesten Gangster der Stadt. Eine atemberaubende und gefährliche Jagd beginnt. Nur seine neue Freundin Zoe gibt Finn in dieser Zeit Halt. Doch dann taucht auf einmal seine verschollene Mutter wie aus dem Nichts bei ihm auf – und Finn weiß nicht, wem er überhaupt noch trauen kann.

Finn wohnt zu Hause bei seinem Vater. Er hat einen beschissenen Job in einem dieser ekligen und mies bezahlten Burger-Läden und wurstelt sich so durch. Zudem hat er aus seiner rebellischen Phase eine nicht gerade schmale Polizeiakte. Sein hingegen ist ein mittlerweile arbeitsloser Schauspieler, der sich nun am Schreiben von Drehbüchern versucht. So richtig funktioniert das auch nicht. Er hat sich eher zu einem antriebslosen Stubenhocker entwickelt, der nicht in die Spur kommt. Abends zieht er sich in seine Stammkneipe zurück, wo er die alten Tresenbelagerer mit Stories aus seiner Zeit beim Film unterhält und dafür einige Biere spendiert bekommt. So weit, so schlecht. Aber für Finn kommt es noch dicker. Er kehrt eines Tages von der Arbeit heim und findet seinen Dad tot vor. Erschlagen mit einer seiner Trophäen aus besseren Tagen. Finn ist erst wie erstarrt, ruft dann die Polizei. Wie das dann so ist, wird natürlich auch er zu den Verdächtigen gezählt. Seine Befragung nehmen ein Detective Inspector Prendergast und ein Detective Sergeant Amobis vor. Während Prendergast wohl Finn schon sofort als Täter ins Auge gefasst hast, geht Amobis etwas freundlicher mit dem Jungen um. Nachdem diese Tortur beendet ist, macht sich auch Finn seine Gedanken. Er kommt auf die Idee, dass sein Vater sich beim Recherchieren nach einem guten Stoff möglicherweise selbst in die Bredouille gebracht hat und etwas aufschnappte, das er besser nicht gehört hätte. Finn geht in die Stammkneipe seines Vaters und erfährt von dessen Kumpanen, dass schon einmal ein Mann da war, der nach Finns Dad gefragt hatte. Und dass sein Dad sich über den Boss der Organisierten Kriminalität in London erkundigt habe und dabei vielleicht erfahren hat, dass dessen Adjutant mittlerweile selbst Ambitionen hegte, die Leitung zu übernehmen. Voller Tatendrang schleicht er sich auf das Gelände vom großen Boss, hört dann ein Plantschen und Kinderschreie. Er kann die nicht einfach ignorieren und bewegt sich auf die Geräuschkulisse zu. Ein kleiner Junge droht im Pool zu ertrinken und seine noch jüngere Schwester steht am Beckenrand und weint. Finn rettet den Jungen und erfährt die Anerkennung des Bosses, bekommt sogar einen Job in einem Restaurant. Doch was er da erfährt, ist zuviel für ihn.

Nach einigen bisher gelesenen Jugendbüchern, die zumeist auch unterhaltsam und spannend waren oder wie "Agent 21" zumindest in simpler Form die Heldenträume junger Burschen bedienten, ist mir hier ein eher konventioneller Krimi in die Hände gefallen, der nicht wirklich viel aufzubieten hatte. Ist am Anfang noch mit einer eher geheimnisvollen Story zu rechnen, entwickelt sich die Geschichte immer weiter in eine Richtung, die sämtliche Klischees bedient, die man von einer 08/15-Handlung oder einem dieser lauen TV-Filme auf dem Privatsender-Sektor mit ihren großkotzig angekündigten "Weltpremieren" (Obwohl eh fast nur in Deutschland versendet, weil kaum ein anderes Land außer den USA so einen Mist sehen will) genau in der Form auch erwartet. Kurz: die Begeisterung meinerseits über dieses Buch hält sich im Rahmen (Buch zwei hab ich auch noch, mal sehen, wann ich das angehe), ist mehr als nur überschaubar. So richtig skizziert wird auch nur die Figur des Finn, sie bekommt etwas mehr Hintergrund, Emotion und Gestalt, während alle anderen eher Abziehbilder sind, die man schon -zigmal andernorts vorgesetzt bekam. Lesen tut sich das Ganze flott, der Stil ist voll darauf ausgerichtet, keinen Hänger zu haben. Einfach aber wirkungsvoll. Leider gilt das aber nicht für den Rest. Die Rollen sind klar verteilt, Gut und Böse sauber getrennt. Da gab es schon viele Jugendbücher, die mehr Spannung, geheimnisvolle Feinde oder hintergründe zu bieten hatten, die nicht wie ein Schulaufsatz formliert waren und dennoch für Jugendliche geeignet. Ich nenne da gerne als Paradebeispiel Charlie Higson. Der scheint seine jungen Leser bzw. die Zielgruppe ernst zu nehmen, ohne es mit schwierigen Passagen zu übertreiben. Schwierige Passagen hat sich Niall Leonard komplett gespart. Deshalb ist "Crusher - Traue niemandem" auch nur ein umfangreicherer Heftroman geworden, den man zwischen zwei Taschenbuchdeckel gepresst hat. War jetzt nicht gerde mein bester Einkauf. Wenigstens war er billig - gebraucht geholt. 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 September 2015, 21:34:20
(http://4.bp.blogspot.com/--kZuaxRQkcM/Ve3JFhWNPPI/AAAAAAAATc4/fZJhtkJd7bs/s320/mazerunner4.jpg)

James Dashner. 13 Jahre bevor Thomas ins Labyrinth kam: Unerträgliche Hitze, radioaktive Strahlen und riesige Flutwellen – das Land liegt brach. Jeder Tag ist ein Kampf ums Überleben. Mark und seine Freunde irren durch verlassene Städte auf der Suche nach einem Ort, an dem sie bleiben können. Als sich ein Hubschrauber nähert, glauben sie an Rettung. Doch sie werden beschossen, mit infizierten Pfeilen, die einen Virus verbreiten. Wer tut den Menschen so etwas an? Mark und seiner Truppe bleibt nicht viel Zeit das herauszufinden, denn der Virus mutiert und wird zur tödlichen Gefahr.

Mark lebt mit einigen Leuten in einer Dorfgemeinschaft. Das wiederum besteht aus einigen brauchbaren Gebäuden, aber auch schlichten Erdlöchern, über die man Holzstämme als Dach gelegt hat. Über Kälte kann sich keiner beschweren, denn nach der Katastrophe ist es trotz ein paar Jahren Abstand immer noch heiß. Eines Tages aber fliegt ein Berk über ihr Lager. Doch nicht zur Rettung; es wird vom Schiff aus mit Gewehren auf die Leute geschossen. Aber nur kleine Pfeile. Dennoch fallen die Bewohner um wie die Fliegen. Mark und seine Freunde Alec (Ein älterer Mann und Ex-Soldat), Darnell, Lana, Frosch und Misty laufen weg - in unterschiedliche Richtungen. Die erste Person, auf die Tom bald trifft, ist Alec. Gemeinsam wollen sie das Luftfahrzeug stoppen. Alec hat zwei Seile mit Enterhaken und mit denen gelangen sie über die Einstiegsluke in das Schiff, aber die Typen dort wehren sich natürlich. Und als die Pilotin mitbekommt, dass die Eindringlinge die Überhand zu bekommen könnten, lenkt sie das Schiff in Kamikaze-Manier Richtung Erde. Den Absturz überleben nur Mark und Alec. Zusammen gehen sie zurück zum Dorf. Es sind mittlerweile zwei Tage vergangen und der Geruch lässt sie wissen, was sie da erwartet. Viele ihrer Nachbarn und Freunde liegen tot im Staub. Sie finden auch ihre ehemaligen Gefährten, von denen aber Darnell von einem Pfeil getroffen wurde. Trina und die anderen haben ihn in einem Schuppen unter Quarantäne weggesperrt. Er wurde getroffen, hat sich aber beim Helfen infiziert. Sein Tod ist grausam. Bald zeigt auch Misty die Symptome und es scheint als ob der Virus bei jedem anders wirkt., die Ansteckung sich erst später zeigt. Mark will mit ihnen weggehen, aber Frosch, der Freund von Misty, weigert sich und will bleiben. So gehen nur Trina und ihre Leidensgenossen. Eine Reise durch eine apokalyptische Welt beginnt, in der an jeder Ecke schlimme Gefahren lauern.

Nachdem im Prolog Thomas und Teresa kurz vor den Geschehnissen aus dem ehemals ersten Band der Reihe kurz auftauchen, sind sie damit auch fertig. Cameo-Auftritt. Die eigentliche Geschichte beginnt 13 Jahre vor den Ereignissen um Thomas und dem Labyrinth. Mark als Protagonist lässt in seinen nächtlichen Träumen die Ereignisse nach dem Inferno Revue passieren und erzählt, wie er aus der Stadt geflohen ist. "Kill Order" macht seinem Titel alle Ehre. An Action und Attacken mangelt es nicht. Die Reise durch eine apokalyptische Welt, die zu einem sicheren Platz führen soll, hat es in sich. Der Autor setzt hier eindeutig auf Action im Level-Stil. Wie in einem Videospiel hangeln sich die recht oberflächlich gezeichneten Figuren von einer Gefahtensituation zur nächsten. Und zwischendrin kommen einige kleine Rückblenden zum Ausbruch der Katastrophe, ein klein wenig Liebelei und Romanze sowie einigen doch recht emotionalen Momenten. Insgesamt eine schnelle Story, die mit ihrer Action und etwas Spannung sehr flott vorangeht, auch wegen der vielen feindlichen Attacken, während denen man auch über andere Schicksale zumindest am Rande etwas erfährt. Ein Endzeitroman, in dem die Jugendlichen eigentlich zu sehr wie Erwachsene handeln und man manchmal nur weil man die Zielgruppe schon von den anderen Büchern her kennt als Jugendbuch zu erkennen ist. Übermäßige Brutalität kommt nicht vor, aber was man im Laufe der Zeit entdeckt bzw. als Leser erfährt, ist schon starker Tobak. Die Freunde treffen auf ihre postapokalyptischen Reise auf viele Gruppen, die jeweils an anderes Ziel vor Augen haben. Die Charakterisierung der anderen und gefährlichen Überlebenden ist minimal und kaum der Rede wert. Aber es werden nach und nach häppchenweise Enthüllungen gemacht, die sich zumindest in Teilen mit den späteren Geschehnissen in Verbindung bringen lassen. Meist eher nur vage, aber wer die anderen Bücher sowie die bisherige Verfilmung des ersten kennt, wird diese sicher erkennen. Ansonsten bleibt nur zu sagen, dass es hier mehrere Möglichkeiten gibt, weitere Abenteuer zu "Maze Runner" als Buch zu präsentieren (Ein 5. -"The fever code"). Sei es an den Prolog angesetzt, seinen es weitere für den Zeitraum der 13 Jahre bis man beim Beginn der Handlung um Thomas ist oder etwas mehr zu dem, was im Epilog angedeutet wird. Temporeich, actionreich, einfach lesbarer Stil, fesselnd, spannend und mit weiteren offenen Fragen, die nicht alle beantwortet werden. Alles in allem bietet das Buch gute Unterhaltung, wenn man nicht zu pingelig an Inhalt und Stil rumkritisiert.   440 Seiten.                   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 September 2015, 12:57:02
(http://3.bp.blogspot.com/-_MMXA9ufiE0/Ve_1C0rNkpI/AAAAAAAATeI/3dLPMTpfwrs/s1600/k%25C3%25B6nigskompl%25C3%25B6ott.jpg)

Steve Berry. Cotton Malone will mit seinem Sohn Gary in den Urlaub, als er in letzter Minute einen Auftrag erhält: Er soll den Teenager Ian, der zuvor versucht hatte, ohne Papiere in die USA einzureisen, der Polizei übergeben. Doch statt der vereinbarten Übergabe wird Malone niedergeschlagen und Gary von Unbekannten entführt, Ian kann in letzter Sekunde flüchten. Die Entführer scheinen hinter einem Dokument her zu sein, das nur Ian beschaffen kann und in dem das bestgehütete Geheimnis der englischen Monarchie enthüllt wird. Ein Geheimnis, das eine große Gefahr für den Frieden in Europa bedeutet.

Cotton Malone wollte mit seinem Sohn Gary eigentlich  nach Dänemark, bekommt aber in letzter Sekunde den Auftrag, den jungen Ian, der illegal in die USA einreisen wollte, mit nach London zu nehmen und dort der Polizei zu übergeben, die den Schlawiner sucht. Am Flughafen angekommen werden sie problemlos durch die Kontrollen geschleust, was alleine schon verwunderlich ist, da die Briten ja auf ihren Status der Fremdenabweisung sehr streng bestehen. Am Ausgang zu den Taxen werden sie auch gleich von Männern empfangen, die sich als offizielle Mitarbeiter der Regierung ausgeben. Kaum im Wagen, ändert sich die Situation. Die Kerle bedrohen Malone und die beiden Jungen und wollen Informationen von Ian. Der hatte nämlich vor seiner Flucht Richtung USA (Under Surveillance of America) auf einem U-Bahnsteig einem Mann etwas aus der Tasche stibitzt, der kurze Zeit später von anderen Typen vor die einfahrende U-Bahn gestoßen wurde. Malone sürzt aus dem Auto und donnert sich den Schädel auf dem Asphalt an, die beiden Jungs können fliehen. Doch im Endeffekt entkommt nur Ian, während Gary geschnappt wird. So wird Cotton Malone, auf dem Weg nach Dänemark bei seinem Abstecher nach London in eine finstere Geheimaktion involviert, die sich keiner hätte vorstellen können: Operation Königskomplott. Was soll das sein? Die Amis suchen in der britischen Vergangenheit nach Vorfällen, mit denen sie die Engländer und ihre Untertanen erpressen und nach ihrer Musik tanzen lassen können - das übliche Spiel das Amerika mit Verbündeten, Freunden und erst recht Feinden so treibt. Hinzu kommt noch, dass Malone auch noch private sorgen hat, da er mittlerweile weiß, dass er nicht der leibliche Vater von Gary ist und sich seine Frau damals mit einem Seitensprung für die vielen derartigen Fehltritte von Malone gerächt hat. Während der noch nicht einma einen Tripper mit nach Hause bringt, ist es bei ihr gleich ein Sohn - und die Wahrheit wird rund 15 Jahre nach ständigem Zores verschwiegen. Das Komplott wird immer verwzickter, als sich auch noch die SOCA-Ermittlerin unter Bewährung - sie hat so Einiges angerichtet, bei dem John Wayne in "Brannigan" blass ausgesehen hätte - in die Mischpoke reinhängt, eine geheinisvolle Gruppe namens Daedalos mitmischt und der MI6 aka SIS selbstverständlich auch dabei sein muss, obwohl er eigentlich nur für den Auslandsgeheimdienst zuständig ist. Also ebenso "gesetzestreu" wie die Cousins der CIA. Und was es am Ende wirklich mit all dem auf sich hat, das kann kaum einer ahnen, schon gar nicht Cotton Malone.

Ein Sommerleserätsel mit ausufernder Geschichtsstunde. Da wird mit allerlei Namen und Daten um sich geworfen, die Jungkönige und Jungköniginnen, Königsgattinen (Anne Boleyn, nach der sich die Sängerin von "Hellion" genannt hat oder Jane Seymour, nach der sich James Bond die Pulverpfötchen schleckte, als die den Namen nutzende Darstellerin im Film "Der Mann mit dem goldenen Colt" auftauchte)  in allen Ehren gewürdigt, ihre Intrigen offen gelegt und so manch angebliches Geheimnis gelüftet. Und ob all dieser historischer Fakten, die ich mit Mühe aus meinem Gedächtnis nach jahrelangem Schulunterricht verdrängt hatte, wird die schon damals empfundene Müdigkeit wieder in meine Glieder gelockt. Will sagen, es war etwas zuviel der Historie. Hab mich glatt dabei erwischt, irgendwann einen herben Aufmerksamkeitsmangel zu spüren und mehr als fünfzig Seiten zurückblättern zu müssen, weil ich deren Inhalt nicht mehr richtig aufgenommen habe. Das Buch ist um etliche Seiten zu lang. Gut und Böse sind - abgesehen von den Ausnahmen der Dienste - fein getrennt. Der Superschurke, der mordet (was ja per se nicht sooo schlimm ist) und Frauen und Kinder schlägt, lügt, betrügt und aus rein egoistischen und gierigen Motiven handelt sowie der heilige Fremdgeher Cotton Malone, die beiden Buben (ja,  jahrelange Diebeszüge auf Londons Straßen werden hier honoriert) sowie zwei nette alte Damen sind das Licht in dieser fiesen Intrige, in der manipuliert, getrickst, gelogen und betrogen wird, dass sich die Balken biegen. Glücklicherweise wird die persönliche Beziehungskiste nicht überstrapaziert, was ihren Anteil an der Handlung angeht. Ein bisserl Tränendrüse, ein bisschen vergeben und vergessen mit Strahlemann/-frau am Ende und gut war es damit. Insgesamt hätten dem Buch einige Seiten weniger Details zu Englands Historie in ihrem Commonwealth gut getan, dafür den Fokus mehr auf die Pläne der Finsterlinge gelegt und die Spannung sowie die Action in den Vordergrund gestellt. Ohne dieses Überangebot an Geschichte wäre "Das Königskomplott", das sich um aktuelle und ferne Konflikte dreht und diese wieder aufflackern lassen würde, zwar kein begnadeter Kracher vor dem Herrn, aber zumindest ein solider Spannungsroman aus dem Agentenmilieu, der einige Tupfer Action und die sonstigen Zutaten zu dem Genre aufgeboten hätte. Dazu dann kürzere Rückblicke in die Historie hätten zusammen mit den Erläuterungen des Autors in seinem Schlusswort völlig gereicht, die Verbindungen zu erläutern. Unterhaltend, bis die Ermüdung einsetzt. Nicht der ganz große Wurf und zudem nutzt sich die Masche von Steve Berry langsam ab. Wer nur einen Thriller lesen will, liest den Historienteil quer und beschränkt sich auf die Geschehnisse in der Gegenwart. Am Ende folgt dann eh erläuternde Zusammenfassung für Dummies. Ein Rollins oder ein Cussler können das weitaus besser. 500 Seiten plus die Anmerkungen des Autors
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 September 2015, 12:37:12
(http://4.bp.blogspot.com/-L8zGQPFLJBU/VfE9wVk0CHI/AAAAAAAATfI/-ifwfHr9yJk/s1600/deaDFALL.jpg)

Anna Carey. Sunny ist wieder auf der Flucht. Sie verlässt Los Angeles und fährt nach New York. Begleitet wird sie dabei von Rafe, dem Jungen aus ihren Träumen. Er behauptet, sie zu kennen und dass sie sich einmal geliebt haben. Und er verrät ihr ihren richtigen Namen: Nun ist sie nicht mehr Jane Doe. Gemeinsam wollen sie ihre Verfolger zur Strecke bringen und das grausame Spiel ein für alle Mal beenden. In New York treffen sie auf weitere Zielobjekte. Und auch Ben taucht plötzlich auf und versucht alles, um Lenas Liebe und Vertrauen zurückzugewinnen. Auch wenn der Preis, den er dafür zahlen muss hoch ist. Denn jetzt steht auch er auf der Abschussliste. Quelle cbt - mit leichten Abänderungen zur Vermeidung von Spoilern von Buch 1 "BlackBird".

Sunny hat sich abgesetzt aus L. A. und ist nach New York gekommen, um endlich etwas über ihre Vergangenheit und die Ereignisse, die zu der Jagd auf sie führten, zu erfahren. Sie ist gewohnt vorsichtig und aufmerksam, kann sehen, dass hier mehrere Leidensgenossen die Straßen bevölkern, aber auch etliche Verfolger sich in der Menge zu tarnen versuchen. Dennoch trifft sie Rafe, ohne sich zu verraten. Ihre Unterhaltung bestätigt, dass er sie kennt, so wie sie es in ihren Träumen sah. Er weiß auch ihren wahren Namen. Endlich ist sie nicht mehr Jane Doe oder Sunny. Sie hat irgendwo da draußen sogar einen jüngeren Bruder namens Chris. Die Situation ist aber immer noch verfahren genug. Celia hängt in Los Angeles sozusagen fest und kann den Gangster Ross, der Sunnys Freundin Izzy verletzt hat, nicht festnageln, da sämtliche möglichen Beweise gegen ihn verschwunden sind. Und dann dringt die Nachricht zu Sunny durch, dass der Scheißkerl tot ist. Sie muss wieder von vorne anfangen. Doch nun hilft ihr Rafe - und mit ihm eine kleine Gruppe, die sich gemeinsam ein Versteck teilen. Und sie tun gut daran, sich nicht allzu offen blicken zu lassen. Die Organisation ist weiter hinter ihnen her, nur noch intensiver, da sie schon erste kleine Risse in die Deckung der Verbrecher hämmern konnten und man befürchten muss, dass die Kids vielleicht irgendwann trotz aller Vorsichtsmaßnahmen der Wahrheit zu nahe kommen oder doch irgendein ehrlicher Polizist wie Celia ihnen hilft, die Camouflage niederzureißen, die sie um sich errichtet haben und die gesamte Führungsebene der hinterfotzigen Truppe vor Gericht stellen. Schlecht für die Verfolger ist auch, dass bei den Kids immer wieder Erinnerungsfetzen hochkommen, die sie näher an das wahre Geschehen bringen können und dass sie bald Helfer aus den Reihen der Organisation bekommen. Nicht gerade ein vernichtender Schlag, da man ja in sämtlichen Institutionen selbst etliche Leute und Informanten sitzen hat. Dennoch kommen die jungen Leute ihren Feinden immer näher.

Wie schon "Blackbird" ist "Deadfall" in  der zweiten Person geschrieben und ebenso gibt es einen kleinen Lapsus auf Seite 160, wo man einmal unabsichtlich(?) die Erzählperspektive von "dich" zu "mich" wechseln lässt. Diespannung aus dem ersten Buch bleibt trotz gewisser Erkenntnisse, die die Protagonistin dort erhielt, auf einem ordentlichen Niveau, ist man doch besten falls zu einem Kratzen an der Oberfläche gekommen. In diesem Netz aus Lug und Trug weiß der Leser nie, wer nun tatsächlich auf der Seite der Hauptfigur, die am intensivsten mit einer Charakterzeichnung ausgestattet wurde, steht und wer ihr Feind ist oder sein könnte. Wie in unzähligen Spionage- oder Paranoia-Filmen könnte hinter jeder Ecke ein Feind lauern, könnte jeder Mensch, ob Frau, Kind, Mann, ob Obdachloser oder Polizist, ob Geschäftsmann im feinen Zwirn mit besten Manieren oder der grogklotzige Türsteher eines Clubs sowie vielleicht einer dieser Straßengauner mit ihren Hütchenspielen zu den Verfolgern zählen. Für Sunny heißt es weiterhin traue niemandem, jeder lügt, bis er das Gegenteil bewisen hat. Ein trauriges Leben, jedoch ein notwendiges. Und gefährliches. In Träumen, die als Rückblenden in der Handlung fungieren, erfährt der Leser ebenso wie die Protagonistin häppchenweise etwas über ihre Herkunft und wie sie in die Situation geraten ist. Einen weiteren Teil kann Rafe beitragen. Doch zur sofortigen Enttarnung der Bösewichte reicht es leider nicht. Die Geschichte hält weiter das Tempo hoch, ist für ein Jugendbuch recht knauserig mit allzu emotionalen Momenten (Danke, Frau Autorin) und liest sich durch den schlichten, der Jugend angepassten Stil extrem flott. Und der Verlag ist bei seinem Plan geblieben, möglichst viel Papier zu verschwenden, um einen möglichst hohen Preis ausrufen zu können. Aber nichts davon kann dem Buch irgendwie etwas anhaben. Ein gutes Jugendbuch. Schnell, spannend, mit fiesen Geheimorganisationen, bösen Killern, unheimlichen Momenten und sogar ein paar nette Jagdszenen in freier Natur mit jugendlich-solider Action. Schon irgendwie fesselnd und faszinierend - speziell, wenn man wie ich daran denkt, dass dieses Potenzial auf Erwachsene umgemünzt und mit härterer Gangart und der einen oder anderen Änderung eindeutig ein Fall für eine Verfilmung als "Hard Target 2" wäre.  340 Seiten.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 September 2015, 12:24:21
(http://2.bp.blogspot.com/-DN5Khk5QRx8/VfPd-Un-5_I/AAAAAAAATg0/PmQcOi4xbq8/s1600/crusher%2B2.jpg)

Niall Leonard. Wenn Finn nach dem Tod seiner Eltern eines gelernt hat, dann die bittere Lektion: Traue niemandem! Mit einem dicken Erbe in der Tasche baut er sich mithilfe seines Ex-Coachs Delroy einen Box-Club auf, um auf eigenen Füßen zu stehen. Doch da verschwindet Finns Rechtsanwältin Nicky mit all seinem Geld. Delroy hat plötzlich seine Schuldner im Nacken – und die sprechen eine tödliche Sprache! Finn muss herausfinden, wo Nicky steckt, und landet abermals in der Londoner Unterwelt, in einem irrwitzigen Netz aus Lügen, Betrug und finsteren Machenschaften.

Zu Geld gekommen war Finn ja im letzten Teil, doch dann musste es auch verwaltet werden. Das übernahm seine Anwältin Nicky. Derzeit betreibt Finn ein Boxstudio mit seinem ehemaligen Lehrer und Kumpel Delroy. Doch eines Tages tauchen in dessen Wohnung zwei Kleiderschränke Marke Mordbube auf, sagen kein Wort und nehmen den TV des Ehepaares mit. Da Finn zufällig anwesend ist, mischt er sich ein, kann einige sehr gute und wirkungsvolle Treffer landen, muss aber dann doch die Flitschen strecken. Und dann erzählt ihm Delroy endlich, was los ist. Er hat sich bei einem Kredithai Kohle geliehen und ist bei den immens hohen Raten schon nach kurzer Zeit im Rückstand. Der heutige Besuch war so etwas wie eine letzte Warnung. Finn also marschiert einfach bei dem Loan Shark durch die Tür und wird sogar angehört. Er schafft es, einen Deal zu machen und die Rückzahlung aufzuschieben. Alles wunderbar - bis Nicky, die einen Zugriff auf Finns Konto noch mit ihrer Unterschrift absegnen muss, spurlos verschwindet. Finn macht sich dran, unterschiedlichste Varianten durchzuspielen, wo sie sein könnte. Befragt ihren Mann, durchstöbert sogar ihre Klientenakten und findet dort so Einiges, das in die Abgründe der menschlichen Seele weist - und auf mögliche Entführer oder schlimmer. Doch damit nicht genug. Delroy wird weiter massiv bedroht, Finn selbst geht das Geld aus und der Kredithai schickt seine Leute los, um Finn klarzumachen, dass das Haus, in dem Delroy wohnt ebenso abbrennen kann, wie das von Finn. Und das Boxstudio?  Vor dem stand einmal eine Menge blitzender und blinkender Schlitten ihrer Kundschaft. Wie gemacht für einen kleinen Anschlag, um die Kunden dazu zu bewegen, sich doch besser andernorts schwitzend zu betätigen und dafür noch zu bezahlen. Kühlerflüssigkeit überm Lack scheint ihren Zweck voll und ganz zu erfüllen - und Feuer eben auch. Finn MUSS Nicky finden, gerät aber an ihre Schwester Susan und den Ehemann Harry. Beide trauern sehr um sie und wollen helfen, wissen aber auch nicht viel. Vielleicht ist sie ja zu ihrer Verwandtschaft nach Brasilien geflogen. Niemand weiß etwas. Doch Finn gibt nicht auf.

Es ist wie bei "Crusher - Traue niemand" wieder "nur" ein Brit-Thriller für Jugendliche, der aber eher an einen stinknormalen Krimi mit etwas Gewalt (einmal gar etwas sehr drastisch für ein Young Adult-Werk) erinnert. Zudem lässt der Autor den netten Finn wieder die gleichen Fehler machen wie zuvor. Ist denn auch nix Neues mehr. In dieser Reihe steckt kein großes Geheimnis, keine riesige Verschwörung. Sie ist eine ziemlich überraschungsfreie Trilogie (Teil drei werd ich mir aber sparen), was für ne Überraschung, hehe, echt jetzt, ne Trilogie? Hatten wir doch schon ewig nicht mehr. Die Story wirkt wie ein Buch, das ein Simon Kernick beiseite gelegt hat als er einsah, dass er es nie an einen Verlag bringen würde. Niall Leonard hat gewagt und zumindest hinsichtlich eines Vertrages gewonnen. Ansonsten beinhaltet es korrupte Cops, ein fettes Psychokid (Hm, bei dem und seiner Familie kann man so etwas wie Sozialkritik erkennen. Man beachte Muttchen mit ihrer Kohle und dem wohlbehüteten Zuhause und der verbrannten Katze usw.), eine Femme Fatale und hin und wieder etwas Härte, wobei mir die Ausweidung eines Menschen für ein Jugendbuch, das "Crusher" ja sein soll, doch schon etwas sehr herb ist. Ebenfalls leicht überzogen scheint mir, dass Finn trotz seines Boxtrainings zwei oder drei Rausschmeißertypen platt macht und dann mit nur einigen Kratzern davonspaziert. Ein älteres Kid, das aber noch nicht so alt ist, dass es ohne Anwaltsunterschrift an sein Geld kommt, bügelt Kerle ab, die doppelt so breit wie ein Schrank sind, ihn um 30 Zentimeter überragen (Körpergröße meine ich) und der Bub wird nur leicht zerfleddert. Hmm? Als Krimi um verschwundenes Geld, Lug und Trug, falschen Fährten und falschen Freunden ganz nett, aber absolut nicht neu. 08/15 Story, die nebenbei bemerkt vor Fehlern strotzt, wie man sie als Krimivielleser schon etliche Male wieder in die Ecke gelegt hat und als "naja, mal nebenbei Lektüre", für die man keine sonderliche Konzentration braucht zu nutzen. Für mich schwankt der Roman aufm Hochseil immer wieder in die eine oder andere Richtung und kann sich nicht entscheiden, von welcher aus er sich nun in die Tiefe stürzen soll. Für die an sich gedachte Zielgruppe stellenweise viel zu derb, für Erwachsene Leser einfach nur Massenware, die dann zuviel Kiddiekrempel intus hat. Ich geb Crusher jetzt auf und such mir was Anderes. Nämlich Matt Ruff, der eine Geschichte mit dem Titel "Mirage" um den 9.11.2001 geschrieben hat, in der Flugzeuge in Bagdad in zwei Türme rauschen und die führend Wirtschaftsmacht Vereinigte Arabische Staaten, als Schuldigen das Entwicklungsland USA ausmacht und nun Truppen in den Osten dieser verruchten Nation schickt, um den Terror für immer auszulöschen. Ein bisserl Alternate History. Klingt ja, als würden Deutsche vor dem Krieg nach Afrika flüchten und Asyl fordern. Wer weiß, DAS kommt vielleicht auch noch. Wäre auf jeden Fall mal ein etwas anderes Romanthema. Hoher Dramaanteil, wenn sie dann ausgerechnet in Israel um Unterschlupf und Versorgung betteln müssten. Und die ehemaligen so guten Freunde und Verbündeten USA und GB schotten(Okay, im Falle von GB ne seltsame wortwahl)  sich ab und verweisen den (Buch-)Kanzler an Putin. 310 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 September 2015, 14:54:58
(http://2.bp.blogspot.com/-iVlN8F8V9Vc/VfakKOc7OFI/AAAAAAAATiw/jE3TEt5rrM8/s320/matt-ruff-mirage-buch.jpg)

Matt Ruff. Das Attentat erschüttert die Vereinigten Arabischen Staaten (VAS) bis ins Mark: Am 9.11.2001 steuern christliche Fundamentalisten zwei Flugzeuge in die Türme des Welthandelszentrums von Bagdad, ein drittes ins arabische Verteidigungsministerium in Riad, während mutige Passagiere das vierte, für Mekka bestimmte in der Wüste zum Absturz bringen. Die wirtschaftliche Supermacht sagt dem Terror daraufhin den Kampf an und besetzt die Ostküste von Amerika – Entwicklungsland und mutmaßliche Heimat der Terroristen. Acht Jahre später neigt sich der Krieg dort seinem Ende zu. Die Terrorgefahr ist allerdings nicht gebannt. Von einem verhafteten Selbstmordattentäter erfahren Mustafa, Samir und Amal, Bundesagenten für Innere Sicherheit, Unglaubliches: In Wahrheit sei Amerika die Großmacht, die arabischen Staaten hingegen rückwärtsgewandte Dritte-Welt-Länder. Die ›New York Times‹ vom 12.9.2001, die beim Attentäter gefunden wird, scheint dies zu bestätigen. Bald entdecken Mustafa und sein Team, dass auch noch andere von dieser vermeintlichen Parallelwelt wissen und vor nichts zurückschrecken, um die Wahrheit darüber zu verschleiern.

9. November 2001. Alles ist ruhig und friedlich in Bagdad, geht seinen gewohnten Gang. Die Bürgermeisterin muss sich in einer Debatte dem Vorwurf der Korruption und Unfähigkeit stellen, da sich im noch nicht beendeten Jahr schon über 400 Mordfälle in der Stadt ereigneten und anscheinend nichts dagegen getan wird. Der Polizist Samir kassiert einen kleinen Alkoholschmuggler ein. Und die Bundesagenten Amal und Rafi beobachten durch das hochgelegenen Fenster eines Flughafentowers eine vorgelagerte Insel mit einem großen Anwesen. Mustafa, derzeit in einige familiäre Probleme verstrickt, stößt mit Verspätung zu seinem Kollegen Samir und dem Festgenommenen. Sie alle sehen von ihrem jeweiligen Standort aus eine tieffliegende Passagiermaschine und werden wenig später von einer Druckwelle von den Beinen gefegt. Das Unfassbare ist geschehen: Christliche Fundmentalisten haben zwei Maschinen in das Welthandelszentrum in Bagdad stürzen lassen. Eine weitere stürzt auf das Verteidigungsministerium, trifft aber nur die Außenbereiche. Ein viertes Passagierflugzeug knallt in eine leere Steppe. Die Verantwortung übernimmt die Welt-Christen-Allianz, eine US-Gruppe weißer Rassisten mit Sitz in den Unabhängigen Territorien der Rocky Mountains. Präsident Bander ruft zum weltweiten Krieg gegen den Terror auf. 2003 beginnt dann die Invasion in den USA. Und die Neuigkeit über weitere geplante Anschläge auf die VAS (Vereinigte Arabische Staaten) machen schnell die Runde. 2009 gelingt es Mustafa einen Selbstmordattentäter, der mit falschem Pass aus den USA eingereist ist, festzunehmen und zu befragen. Was er erfährt, ist ungeheuerlich. Zusammen mit Amal und Samir übernimmt er die weiteren Ermittlungen, auch gegen den Widerstand von Senator Osama Bin Laden und des Kriminellen Saddam Hussein, der sich ein riesiges Verbrecherimperium aufgebaut hat und im Prinzip tun und lassen kann, was er will und wie er will. Bald führt der Weg das Trio nach Amerika. Ein in sich zerrissenes Land, das nach der Invasion von den Truppen der VAS verwaltet wird und Washington zu einer Green Zone ausgerufen hat.

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist jetzt der Böse im ganzen Land? Matt Ruff hat in seinem Buch den Spieß einfach umgedreht und hält den Amerikanern irgendwie schon den Spiegel vor. Wenn sich jemand getraut hätte, das mit Amerika zu machen, was die wie bekannt fabriziert haben, um ihren Krieg gegen den Terror zu rechtfertigen, wären die mit allen Höllenhunden über denjenigen hergefallen. In "Mirage" ist das aber unmöglich, da die USA nicht mehr als ein Dritte-Welt-Land sind, das von religiösen Fanatikern geführt wird. Die derzeit bekannte Geschichte aus einem völlig anderen Blickwinkel. Israel ist nicht in Palästina, sondern im geteilten (christlich und jüdisch) Deutschland mit der Hauptstadt Berlin, Wien wird mal schnell aus jüdischem Selbstschutz heraus bombardiert, weil von dort aus christliche Terroristen Siedlungen in Bayern bombardiert haben, die man im Sechs-Tage-Krieg 1967 besetzt hatte. Palästina selbst existiert in der ursprünglichen Form noch. Und die Popkultur weiß mit Filmen wie "Die Körperfresser kommen" mit Leonard Nimoy und Omar Sharif in den Hauptrollen zu überzeugen. Solche und viele andere Bonmots sorgen bei Leser während dieser Spionagejagd mit kulturellen und politischen Ansichten und Erläuterungen der jeweiligen Überzeugungen oftmals für Schmunzler. Zitat Anfang: Saddam schmunzelte:" Die Amis....ständig bringen sie Fantasie und Wirklichkeit durcheinander." Zitat Ende. Über die menschrechtsfreie Zone Texas über Lyndon B. Johnson, der Amerikas Präsident seit dem Tod von Kennedy war, bis hin zum Golf-von-Mexiko-Krieg wird von Ruff jede Aktion der Amerikaner in diesem Glaubenskampf umgekehrt, aber mit den gleichen Argumenten gerechtfertigt. So auch die Art der Einmischung der USA in Angelegenheiten souveräner Staaten in denen sie nix zu suchen haben. Der Golf-von-Mexiko-Krieg beginnt, weil sich Texas an die VAS gewandt hat, um eine Invasion durch die von Johnson vertretenen Staaten abzuwenden. Bis in die Nebensätze und Randbemerkungen beachtenswert und lohnenswert als da wären ebay ist jetzt ebasar und E-Mail ist E-Post und eine Menge mehr.  In jeder Kleinigkeit kann eine weitere Anspielung auf die wahren Geschehnisse oider Verhältnisse versteckt sein, die der Autor dann ihrem Zweck zuführt. Zudem gibt es auch einige fetzige Actionsequenzen, wenn das Trio um Mustafa, Amal und Samir in den besetzen Gebieten von Amerika ermittelt und immer wieder auf Aufständische und Selbstmordattentäter stößt. In der Heimat hingegen versuchen vershciedene Gruppierungen hinter das Geheimnis der Artefakte (Z.B. eine New York Times vom 12.9.2001, in der von Attentaten auf die Twin Towers tags zuvor berichtet wird) zu kommen und diese für eigenen Zwecke zu nutzen. "Mirage" oder auch Fata Morgana ist eine Spionage-Satire, die durchaus kritisch ist, aber auch eine Menge Spaß macht. Dramatisch und humorvoll. Als kleineren Mangel würde ich die etwas zähe Phase der Charakterisierungen der drei Protagonisten bezeichnen und als größeren die Lösung, die Matt Ruff anbietet. Die ist dann doch ein bisserl vogelwild und an den Haaren herbeigezogen. Tut dem Gesamtspaß aber keinen wirklichen Abbruch. War schon irgendwie seltsam-lustig diese "Geschichtsstunde der anderen Art" mit ernstem Hintergrund.  490 Seiten.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 September 2015, 15:41:10
(http://4.bp.blogspot.com/-sohwq2Ygjks/Vf01v7kBOpI/AAAAAAAATmI/yCpA63pIkf4/s1600/wintertransfer.jpg)

Philip Kerr. Scott Manson hasst Weihnachten: volle Spielpläne, die Hektik der Transfergeschäfte im Januar und Fußballspieler, die nur Drogen und Partys im Kopf haben. Sein Job als Co-Trainer ist es, die Mannschaft vom Erstligisten London City durch die Feiertage zu navigieren, und keiner macht ihn besser. Aber dann wird sein Boss, die portugiesische Trainerlegende Zarco, ermordet. Scott muss den Täter stellen, schneller als die Polizei und schneller als die Presse. Auf der blutigen Spur des Geldes gerät er immer tiefer in den Strudel von Hinterzimmerdeals und Bestechungen der Liga. Und schließlich heftet er sich dem Clubeigner mit seinen zwielichten Kontakten zur Russenmafia an die Fersen.

Scott Manson arbeitet beim Premier League-Club London City als Co-Trainer unter dem akribischen, aber auch oft sehr unleidlichen Trainer Joao Gonzalez Zarco aus Portugal. Der Besitzer des Clubs ist ein Milliardär aus der Ukraine, selten da, weil mit der Yacht in der Karibik unterwegs, immer ein bisschen protzig und ständig unter Verdacht einer dieser miesen Zerfallgewinnler am Ende des Kalten Krieges. Manson war früher ein talentierter Spieler, bis ihn eine Verurteilung wegen Vergewaltigung für längere Zeit aus dem Verkehr zieht. Nach der Haftzeit nutzte er seine Möglichkeiten und hospitierte bei Pep Guardiola in Barcelona und Jupp Heynckes bei den Bayern aus München. Irgendwann kam er zurück nach England und begann mit der Arbeit für London City. Als Co muss er die Vorgaben des Chef-Coaches im Training umsetzen und den Spielern Feuer unterm Hintern machen, da die sich mehr damit beschäftigen, ob ihre Frisur richtig sitzt, denn um Taktik oder Anweisungen. Und dann passiert es: Zarco wird tot in einer dunklen Ecke des Vereinsgeländes gefunden. Er hat etliche Schrammen, der Schädel ist eingeschlagen. Ganz klar - ein Mordfall. Die Polizei wird hinzugerufen und die Ermittlungen beginnen. Selbstverständlch ist Officer Neville, mit dem Manson schon einen Strauß wegen eines Lochs im Rasen, das die Abmessungen eines Grabes hatte. Manson und Neville sind sich von Beginn an richtig unsympathisch. Doch auch andere in den Reihen der Polizei schießen sich auf Manson ein, doch der kann alles an sich abprallen lassen. Dann wird er zum obersten Boss gerufen. Sokolnikow bietet ihm den Job des Chef-Trainers an, aber dafür muss er noch eine weitere Aufgabe lösen. Er soll den Fall in die eigenen Hände nehmen und klären, BEVOR die Polizei zu sehr in den Angelegenheiten des Ukrainers rumschnüffelt. Keine leichte Aufgabe, denn Zarco war ein echter Wüterich, wenn es darum ging, sich Feinde zumachen. Seine Ausbeute war phänomenal. Leider ist die Liste der Verdächtigen dadurch ellenlang. Nicht gut, aber hey, um Chef-Trainer zu werden, muss man sich mal ein Bein ausreißen.

Thriller im Fußball-Milieu gibt es jetzt nicht gerade wie Sand am Meer, was eigentlich verwunderlich ist, da die Zielgruppe immens ist - vorausgesetzt sie können lesen. Und Kerr kritisiert den mittlerweile nur noch zu einer Gelddruckmaschine degradierten verkommenen Sport, der mehr von Show denn von gutem Fußball lebt. Vor allen Dingen das mit dem ehrlichen Sport ist mittlerweile Mangelware geworden. Es geht nur noch ums Geld und flugs ist man in die Welt der Korruption katapultiert worden. Da ist der Dachverband FIFA, der ja die Wintertransferperiode abgesegnet hat, die von Manson ebenso als Schwachsinn abgefiedelt wird, wie den Spielplan in England um Weihnachten und Neujahr herum. Dass die Spieler nicht unbedingt die hellsten Köpfe sind, weiß auch so hziemlich jeder. Wozu würden sie sonst Berater in diesem Menschenhandel benötigen? Die Berater wiederrum interessiert kein bisschen, was gut für den Spieler ist. Dem wird mal schnell ein Floh ins Ohr gesetzt, dass er woanders mehr verdienen könnte und schon macht sich der Berater daran, sich seine Provision zu verdienen. Da werden Gerüchte gestreut, von den Medien liebend gerne übernommen und wenn ein Artikel dazu dann in drei oder vier Zeitungen aus demselben Stall  und vielleicht auch einem Sender, der zur Gruppe gehört, noch einige Worte abgepresst und dann von übereinstimmenden Medienberichten zu sprechen. Und schon rollt die Lawine. Die Presse hat ständig was zu schreiben und wenn ihnen der Stoff mal ausgeht, fabrizieren sie ihn eben selbst. Und alle spielen dabei mit, denn Fußball ist zu einem Milliardengeschäft geworden und soll noch weiter verbreitet werden, also gibt man mal schnell Katar eine Sommer-WM, obwohl man genau weiß, dass man dort kein derartiges Event veranstalten kann. Und die Fans? Tja, die Deutschen, Holländer oder Briten wollten trinken - und zwar kein Wasser. Katar ist auch in der Hinsicht knochentrocken. Was hat die FIFA da geritten? Es geht ja derzeit eh durch alle Gazetten, dass die USA die Ernittlungen hinsichtlich Jahrzehnte langer Bestechung übernommen haben. Das FBI ist voll dabei. Nur, wieso gerade die Amis, für die ist Soccer, wie sie den Fußball nennen, doch nur ein kleines Licht, von dem sie keine große Ahnung haben. Egal, ist eh nur ein Punkt von vielen. Homosexualität im Fußball wird angesprochen und mit dem tenor "Lass das bloß keinen wissen, wenn die eigenen oder Spieler der Gegner sich anständig verhalten, gilt das noch lange nicht für die Fans." Und dann die Auswüchse der Verträge mit der FIFA, wenn ein Land eine WM bekommt. Da dürfen dann im Umkreis von was ich wieviel hundert Metern nur Getränke oder andere Produkte der Sponsoren verkauft werden. Die FIFA verhält sich diktatorisch, rücksichtslos, gierig und skrupellos. Und einer dieser Milliardäre, der sich einen Verein wie ein Spielzeug hält, sorgt dafür, dass auch dieses Modell der Vereinsführung unter einen eher dunklen Stern erscheint. Dieser Fußball ist eigentlich schon lange nicht mehr das, was er einmal war. Heute diktieren die TV-Sender im Grunde die Spielansetzungen und ein Spieltag beginnt am Freitag und endet erst am Montag, so zerstückelt ist er. Nur um der lieben Kohle willen. Ich behaupte mal frech, dass sogar Leute, die mit Fußball so rein gar nix am Hut oder den Haarverlängerungen haben, hier voll bedient werden, da so ziemlich jeder kritische Punkt angesprochen wird. Sei es Rassismus, Suff und Drogen, Eitelkeiten und Geltungssucht oder die Spieler mit ihren runderneuerten Trophäenfrauen, von denen die eine oder andere eh nur als Alibi herhalten muss, damit der Spieler seine Homosexualität verschleiern kann. Frauchen hat da sicher nen guten Vertrag ausgehandelt. Vielleicht hatte sie ja auch einen. Philip Kerr hat dem Leser die Missstände in diesem Geschäft nur so um die Ohren und lässt nix aus. Und das Ganze ist mit einigen deftig-derben Kommentaren und Sprüchen gewürzt, wozu knurrige, jetzt tote Cheftrainer einen guten Teil beigetragen hat. Schmunzler garantiert. Das Buch ist nun nicht gerade das literarische Wunderwerk, aber es ist flott und unterhaltsam. Es macht Spaß, die Anlehnungen an reale Personen zu erkennen oder dem ganzen Name-Dropping zu felgen, das der Autor hier munter und fröhlich betreibt. Sei es der Griff von Vinnie Jones in die Kronjuwelen von Gazza Gascoigne (Der wohl Pate für Denno war) oder frühere Weltklassespieler. Für all diejenigen, die das Buch gerne lesen würden, aber Fußball nicht verfolgen würden, wenn ihre Leben davon abhängen, wäre es begrüßenswert, mehr als nur die eine oder andere Fußnote einzufügen oder gesamt an den Schluss zu stellen, denn wer weiß denn schon, warum Liverpool eine "geteilte" Stadt (FC Liverpool und FC Everton sind ja beide Liverpooler Vereine) ist oder was es mit den "Yids" auf sich hat. Das sind Clubangehörige und Fans von Tottenham Hotspur, denen man gerne nachsagt, sie wären so jüdisch wie nur was, da sie schon seit Urzeiten mit den jüdischen Immigranten im Londoner West End verbunden werden und der Verien dies auch selbst aufgegriffen hat. Ja, der Fußball ist noch frei von der berühmten und unsäglich nervenden "Political Correctness". Schlimmer noch, in und um die herum scheint am Spieltag für den Fußball ein rechtsfreier Rau m zu existieren. von Beleidigungen, Drohungen, Straßenschlachten bis hin zu Morden (Südamerika tut sich in dem Fall besonders hervor) und wirklich passieren tut da keinem der Involvierten aus Richtung der Ordnungshüter etwas. Und die Figuren im Buch sind sehr unterschiedlich und irgendwie fast alle zwielichtige Gestalten. Da ist der dubiose Geschäftsmann, der nun einen Fußball-Verein besitzt, während sich alle fragen, mit welchen Mitteln er an die Kohle gekommen ist. Da sind Berater wie der genannte Gentile, die krumme Geschäfte machen und selbst Insiderhandel ist nicht weit weg. Wo es um soviel Geld geht, bleibt das Recht auf der Strecke, die Ehrlichkeit sowieso und Schamgefühl hat eh keiner mehr. Und da ist Scott Manson. Unbeirrbar, clever, gutaussehend und mit genug finanziellen Mitteln im Hintergrund, dass er den Job eigentlich garnicht bräuchte. Tja, und mir kam er mit seinen Modeticks und einigen anderen Bemerkungen schon so vor, als würde er sich recht elitär verhalten. Hach, so einrichtiger, reicher Gutmensch, dem zwar die Frau abhaut, ihm aber sofort schon wieder ein Ersatz am Klingelbeutel hängt. Manson weiß alles, kann alles und ist der Hero. Ach ja, der Todesfall wird dann auch noch geklärt. Das hat alles seinen Reiz, liest sich gut und auch temporeich, obwohl es kein Actionkracher ist. Aber man kann sich die kleinen Rasenäffchen so richtig vorstellen, wenn sie da auf dem Rasen dem Ball hinterher hetzen. Viele davon strunzdoof, aber Wochengehälter kassieren, die im sechstelligen Bereich liegen. Was es mit diesen Wochengehälter wirklich auf sich hat, weiß ich nicht wirklich, da auch die "Leistungsvergütung" für Fußballer monatlich beglichen wird. Möglicherweise hört sich eine exorbitanter Wochenlohn viel geiler für kleinen Äffchen an. Wer weiß? Feiner Stoff, der bisher viel zu selten für einen Thriller genutzt wurde. Dominique Manotti hat ebenfalls noch ein Werk - "Abpfiff" - aus dem Bereich dieses Sports geschrieben, ansonsten ist es zappenduster, ABER Scott Manson wird noch zweimal zum Dienst antreten. Und ich werde mir die Bücher sicherlich gönnen, denn wenn man ein Fußball-Freund ist, dann erkennt man eine wunderbare Satire auf die miesen Tricks und Geschäfte, die gang und gäbe sind, aber von jedem schön unter der Decke gehalten werden, denn nur ein "sauberer" Fußball bringt die Milliarden. Tja, dann sollten sie jetzt mal bei der FIFA ordentlich kehren, denn dort ist der Schmutz vielschichtig und bisher noch ne abgetragen worden. Bye, bye Sepp wäre da nur die richtige Ansage. Geh wieder zum Eishockey. Ach ja, hier versucht sich niemand mit einer Aktion für Flüchtlinge einen kaschierten großen Werbeauftritt zu verschaffen,der noch nicht einmal was kostet.  425 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 September 2015, 13:01:43
(http://www.festa-verlag.de/media/catalog/product/cache/1/image/350x/9df78eab33525d08d6e5fb8d27136e95/9/7/9783865523594.jpg)

Aus Kolt Raynor ist ein Säufer geworden, der keinen Sinn mehr in seinem Leben sieht. Vor drei Jahren wurde er aus der Delta Force gefeuert. Damals endete ein Einsatz in einer Katastrophe: Er traf eine Entscheidung, die seine Männer mit dem Leben bezahlen mussten. Da wird Raynor gebeten, noch einmal zurückzukehren in die Berge von Pakistan. Einige Soldaten sollen überlebt haben. Er soll sie finden und nach Hause bringen. Dies ist Raynors Chance auf Erlösung, aber sie hat ihren Preis. Raynor sucht nach einem geheimen US-Gefängnis, doch er weiß nicht, dass die al-Qaida dasselbe Ziel hat. Er ahnt auch nichts von seinem unbekannten Verfolger, der vor nichts zurückschreckt, um sicherzustellen, dass Raynor die Mission nicht erfüllt.

Kolt Raynor war bei einem Einsatz zu sehr von sich selbst überzeugt. Entgegen den eindringlichen Warnungen durch seinen erfahrenen Master Sergeant musste er unbedingt vorrücken - und lief prompt in eine Falle. Nach und nach werden seine Kameraden trotz erbitterter Gegenwehr getötet und er selbst schwer verletzt. Er kann sich gerade noch so in ein Gestrüpp schleppen und so der Entdeckung durch die Feinde entgehen, die zur Sicherheit noch einige Kugeln in die leblosen Körper ballern. Irgendwann sieht er wie durch einen dichten Nebelschleier Menschen auf sich zulaufen - es sind keine Terroristen, sondern ein Hilfstrupp, der ihn rausholen will. Später im Krankenhaus erfährt er, dass ein früherer Trupp, den sein Kumpel TJ anführte, abgeschossen wurde. Den Absturz ihres Helis hat wohl niemand überlebt. Raynor wird aus der Delta Force gefeuert. Die nächste Zeit verbringt er mit Saufen. Er erhält zwar noch einen Job bei einem privaten Sicherheitsdienst, der auch für den Schutz von Tankern zuständig ist, die vor Somalia das Meer durchkreuzen. Auf einem dieser Tanker tut Raynor Dienst - selbstverständlich besoffen. Daher bemerkt er zu spät, dass das Schiff schon geentert wurde. Es gibt Opfer. Er kann die Typen zwar trotz seines Katers vom Schiff jagen, aber seine Verantwortungslosigkeit kostet ihn selbstverständlich wieder den Job. Irgendwann später - Tage, Wochen, Monate, Jahre - wird er in seinem Trailer, der übrigens gewaltig versifft wurde, von einigen Gestalten aus seinem Tran geweckt. Es sind seine ehemaligen Arbeitgeber und ein knurriger Master Sergeant, die seine Hilfe wollen. Nur ihn, weil er verzichtbar ist und man seine Anwesenheit in dem Gebiet, in das er soll, jederzeit verleugnen kann. Der damals abgeschossene Rettungstrupp ist nicht tot. TJ und seine Kameraden leben noch und werden von den Taliban als lebende Schutzschilde genutzt. Deshalb müssen sie rausgeholt werden - und das geht nur unter dem Radar. Raynor wird jetzt eine Tortur des Trainings durchmachen müssen, um wenigstens halbwegs an die alte Leistungsfähigkeit heranzukommen. Nach drei Wochen ist er soweit und ab geht es nach Pakistan. Dort erhält er Unterstützung durch Bob, einen CIA-Mann, der schon lange im Lande lebt und einen Einheimischen namens Jamal. Gemeinsam mit ihnen kann er herausfinden, wo seine Freunde untergebracht sind und startet einen Befreiungsversuch. Er erfährt aber auch von einem ungeheuerlichen Plan, den Al-Qaida und die Taliban ausgeheckt haben, um gegen die USA vorzugehen.

Von der tragischen Figur zum Helden der Streitkräfte. Diese Storyline ist nicht unbedingt neu. Ebensowenig, dass ein Mann nach eisenhartem Training im Alleingang Kriegsgefangene befreien soll. Sei es in Western oder in den geschätzten Vietnam-Krachern um Sylvester Stallone oder Chuck Norris. Gab es auch schon mal. Aber Kolt Raynor wird zumindest zeitweise mit der Verzweiflung über sein Versagen und dann Hoffnung auf Wiedergutmachung ausgestattet, lässt den Leser dessen Niedergang auch im Glauben an sich selbst bzw. dessen nicht mehr Vorhandensein miterleben. Seinen späteren eisernen Willen, die letzte Chance, die er hat zu nutzen. Allen zu beweisen, dass er nicht so heruntergekommen ist, wie es den Anschein hat. So gibt der Autor auch anderen Figuren einen emotionalen Hintergrund, beschreibt die Anforderungen an Geist und Intellekt, seine psychische Gesundheit als Undercover-Agent auf feindlichem Territorium zu wahren - besonders wenn man sich befehlsgemäß angepasst hat an die Sitten des Landes und dann von der CIA oder einem anderen Geheimdienst als unzuverlässig verpönt wird, weil man sich ZU GUT angepasst habe. Seltsame Logik in Spionagekreisen. Auch der einheimische Helfer wird in seiner Motivation, seiner Angst und seinem Spiel mit dem Feuer - und den Sitten und Gebräuchen seiner Heimat - eindrucksvoll skizziert. Auffällig ist aber, dass Dalton Fury sich mit dem Hurra-Patriotismus anderer Kollegen doch merklich zurückhält, ohne natürlich den Protagonisten oder die Truppe bzw. die USA in ihrer Gesamtheit zu sehr in die kritische Pflicht zu nehmen. Folter, Geheimgefängnisse, Söldnerdienste durch sogenannte "private Sicherheitsfirmen" - all das wird als reine Selbstverständlichkeit hingenommen, da folgt kein Wort, das hier die Legalität auch nur ansatzweise anzweifelt. Die Guten und die Bösen werden doch fein säuberlich getrennt und ohne einige Versatzstücke kommt der Autor nicht aus, doch alles bleibt in einem gewissen Rahmen und stößt nicht so übel auf wie bei Patrick Robinson oder teilweise zumindest bei Tom Clancy und dessen Auftragsautoren. Spannungselemente sind trotz der größtenteils hinlänglich bekannten Handlung vorhanden und spätestens zum letzten Drittel hin wird aus den bisher nur punktuell gesetzten Actionsprenkeln ein reines Actionfeuerwerk rund um die "Black Site". Großes Actionkino. Und die Idee des perfiden Plans, der da gegen die USA ausgeheckt wurde, gehört zu den interessanteren der letzten Zeit, da er doch vom üblichen "Wir sprengen die oder das in die Luft" gewaltig abweicht und schon allein dadurch einen Pluspunkt in das Buch einbringt. Finde ich. Im patriotischen Hurra etwas zurückgenommeren, temporeicher "America First"-Kracher mit bekannten Storyelementen, aber auch kleineren Überraschungen. Fortsetzung folgt (Hoffentlicht - ich mag den Scheiß halt!). 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 September 2015, 16:43:54
(http://2.bp.blogspot.com/-E6M9RsE3OpQ/VgffY9MnJsI/AAAAAAAAABY/kokaOle-FUw/s1600/lastrefuge.jpg)

Ben Coes. Kurz vor der Unterzeichnung eines internationalen Friedensabkommens erfahren die Amerikaner von der Existenz einer seit Jahren im Geheimen gebauten Nuklearwaffe des Iran. Wenige Stunden später wird der israelische Informant Kohl Meir aus New York entführt, um in einem der sichersten Gefängnisse der Welt gefoltert zu werden. Dewey, der Meir und seinen Schajetet-13-Kämpfern das Leben verdankt, plant ein waghalsiges Befreiungskommando. Millionen Menschenleben stehen auf dem Spiel, und jeder Fehltritt kann das Ende bedeuten. Auf den früheren Elitesoldaten wartet sein bislang gefährlichster Einsatz.

In Camp David ereignet sich eine Katastrophe für die Nation. Nachdem der Präsident die Beratungen mit seinen Vertrauten hinsichtlich eines Treffens zur Vereinbarung über die Anstrengungen des Iran im Atomstreit mit einem NEIN beantwortet hat, reisen seine Berater ab. So müssen sie nicht erleben, dass ihr oberster Staatslenker mit einem schweren Schlaganfall zusammenbricht. Obwohl er schnellstens in ein Krankenhaus geschafft wird, ist an eine Wiederaufnahme seines Amtes nicht mehr zu denken. Der Präsident ist eigentlich schon hirntot. So muss nun der Vize-Präsident als neuer Oberbefehlshaber vereidigt werden. Aus diesem Grund muss auch Jessica als Nationale Sicherheitsberaterin sofort ihren Dienst antreten, um bei der Beilegung der Krise zu helfen. Dewey Andreas hingegen muss kurz darauf zur Kenntnis nehmen, dass sein Lebensretter Kohl Meir beim Besuch der Eltern eines der verstorbenen Mitglieds der Einheit, die Andreas aus dem Schlamassel holte, entführt und die Eltern des Mannes getötet wurden. Andreas sieht es als seine Pflicht an, den Israeli nun seinerseits aus der Gefangenschaft zu befreien. Hinter dem Ganzen steckt der Iran, der Meir in einem Schauprozess verurteilen und dann hinrichten möchte. Während in den USA hinter den Kulissen vorsichtig agiert wird, da gerade der neue Präsident an das Treffen mit dem Iran glaubt und tatsächlich davon ausgeht, dass die Delegation des Iran ehrlich um eine Lösung bemüht sein würden, macht sich Andreas auf den Weg nach Israel, um sich dort erste Informationen zu holen und dann Richtung Odessa aufzubrechen. Er hat erfahren, dass im Iran ein hochrangiger Politiker Israel unterstützt. Aber er weiß auch, dass beim Mossad ein Verräter umgeht, der so weit oben angesiedelt ist, dass er über jegliche Aktivitäten der USA oder Israel gegen den Iran sehr schnell über das geeignete Wissen verfügen würde, um die Aktion zu vereiteln. Das Treffen in Odessa zeigt Andreas, dass der Informant wohl schon unter Verdacht steht, da ihm drei Agenten gefolgt sind, die ihn vermutlich aus dem Weg räumen wollen. Stattdessen trifft es sie - in Form von Dewey Andreas, der die Gefahr eiskalt beseitigt. Doch bei der Gelegenheit erfährt er auch von einer neuen Bedrohung, die sich vornehmlich gegen Israel richtet. Und in der Zwischenzeit wird Kohl Meir in seinem Gefängnis gefoltert und danach zu einem Prozess, einer abgekarteten Farce abgeführt, bei dem ihm sogar ein Anwalt zur Seite gestellt wird, der selbstverständlich nur ein Handlanger der Machthaber ist. Die Zeit drängt, um ihn zu befreien, bevor er hingerichtet wird.

Dewey Andreas in seinem Element - und dennoch scheint er nicht alleine die Hauptfigur in diesem Ringen um die Vorteile in der Region im Nahen Osten zu sein. Lange Zeit beschäftigt sich Ben Coes mit dem Gefangenen Kohl Meir. Und während Andreas als tougher US-Kämpfer mit kleineren Mängeln, die er sich bei den professionellen Einheiten der Delta Force nicht erlauben dürfte (Rauchen, Trinken) skizziert wird, der mit einer gewissen Gefühlskälte seine Feinde ausschaltet und keinerlei Skrupel dabei empfindet, ist Kohl Meir hier der tapfere Protagonist, der sich trotz Folter vehement gegen seine iranischen Wärter und deren bösartige Methoden auflehnt. Hier ist Israel die Nation, die ohne Gedanken an jedwede Konsequenzen oder rechtliche Grundlagen sämtliche Personen eliminiert, die dem Land im Wege sind. Besonders perfide ist, dass für den Kampf Kurden engagiert werden, die zwar gute Gründe haben, gegen den Iran vorzugehen, für Israel oder Amerika doch nur Kanonenfutter sind. Warum eigene Landleute gefährden, wenn man andere findet, die in die Bresche springen? Im Gegenzug ist aber das ultrapatriotische Verhalten von amerikanischer Seite nicht zu plakativ in den Vordergrund gerückt, aber unter geschickten Formulierungen verborgen doch zu finden. Wenn Erwähnung findet, dass nur einige religiöse Hardliner für Auseinandersetzungen mit Andersgläubigen sind und der Großteil der Bevölkerung sich nur Frieden, Freiheit und Demokratie wünscht, ist das nichts Anderes als dass sogar in diesem Teil der Welt jeder vom American Way of Life träumt. Amerikanische Wunschträume halt. Aber solche US-Selbstbeweihräucherung kauft man halt mit, wenn man sich einen satten Actionknaller von drüben ins Regal befördern will. Davon abgesehen ist "The last refuge - Welt am Abgrund" ein Thriller, der die Ansprüche in diesem Genre voll erfüllt, sich mit Spionagethrillern ebenso gut (Naja, nicht ganz mit einem echten Robert Ludlum) messen kann, wie mit fetzigen Reißern von Kollegen wie Brad Thor, dem verstorbenen Vince Flynn oder Dalton Fury. Flotter und leicht zu konsumierender Schreibstil mit gut getimeten Actionsequenzen und Gerangel hinter den Kulissen. Was ich hier nur zu bemängeln hätte (siehe meine Erwähnung von Herrn Ludlum), ist, dass die Verräter viel zu leicht enttarnt werden und Tiefgang - den sollte man halt nicht erwarten. Auf jeden Fall aber wieder ein großartiger Reißer von Ben Coes, der Appetit auf mehr macht. Aufgrund des Finales dürfte da auch noch mehr kommen und die bisher genutzten Szenarien sind ebenso im Bereich des Möglichen wie dereinst die Sache mit den Flugzeugen als Waffe, wie sie von Tom Clancy ersonnen wurde. Was dann kam, ist ja weltweit bekannt. Für mich gerne mehr davon. Mein Dank geht hier wirklich an den Festa-Verlag und Frank Festa, dass der Versorgung mit diesen Stoffen an die geneigte Leserschaft gedacht wurde, während andere Verlage sich von derartigem Stoff distanzieren, weil sie gerade wieder dabei sind, den neuesten Trends der Masse hinterherzujagen. 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Oktober 2015, 17:00:37
(http://2.bp.blogspot.com/-E0eVI_OxZ0g/VhEc57xG-kI/AAAAAAAAAFM/FrMv_pBHRpE/s1600/anklage.jpeg)

John Grisham. Als New Yorker Anwältin hat es Samantha Kofer binnen weniger Jahre zu Erfolg gebracht. Mit der Finanzkrise ändert sich alles. Samantha wird gefeuert. Doch für ein Jahr Pro-Bono-Engagement bekommt sie ihren Job zurück. Samantha geht nach Brady, Virginia, einem 2000-Seelen-Ort, der sie vor große Herausforderungen stellt. Denn anders als ihre New Yorker Klienten, denen es um Macht und Geld ging, kämpfen die Einwohner Bradys um ihr Leben. Ein Kampf, den Samantha bald zu ihrem eigenen macht und der sie das Leben kosten könnte.

Samantha Kofer sitzt mit ihren Kollegen in der arbeitgebenden Kanzlei und bibbert wie alle um ihren lukrativen Job, der nach der Bankenpleite auf dem Spiel steht. Das gesamte Szenario zieht einen Rattenschwanz von Pleiten hinter sich her und die gut situierten Kunden springen reihenweise ab, müssen selbst an Sparmaßnahmen denken und so werden keine Anwälte der teureren Art mehr beschäftigt. Und dann ist es soweit: auch Samantha darf ihre Sachen zusammensuchen. Doch bevor sie das Haus unter Geleitschutz verlässt, erhält sie noch ein Angebot: Wenn sie ein Jahr eine Pro Bono-Stelle irgendwo in den Staaten annimmt, also umsonst arbeitet, wird sie krankenversichert bleiben und hat eine Chance auf eine Wiedereinstellung, wenn sich die Lage verbessert hat. Aber zuerst igelt sie sich zu Hause ein und überdenkt ihre Situation. Einige Wochen wird sie sich sicher über Wasser halten können, aber New York ist ein teures Pflaster und die Finanzmittel werden bald aufgebraucht sein. Sie könnte zwar ihre Eltern anzapfen, die durchaus einige Dollar aufzuweisen haben, aber dazu ist sie dann doch zu stolz. Also schreibt sie Bewerbungen an einige Organisationen, deren Adressen sie von der Firma noch mit auf den Weg nach draußen bekam. Mit Grausen muss sie feststellen, dass sie für etliche Firmen noch nicht einmal als unbezahlte Anwältin erwünscht ist. So nimmt sie dann eine Stelle in einem Kaff namens Brady in Virginia an. Tiefstes Hinterland, aber ihre potenzielle Arbeitgeberin erscheint ihr nett, was wohl auf Gegensietigkeit beruht - sie wird eingestellt. Bald muss sie sich mit Problemen auseinandersetzen, die ihr in ihrem bisher behüteten und teuren Leben völlig unbekannt waren. Gewalt in der Ehe, Arbeitslosigkeit und Bergbaukonzerne, die die Landschaft ruinieren und die Arbeiter gnadenlos ausbeuten - ohne Rücksicht auf deren Gesundheit und jedwede Gesetze. So lernt sie auch Donovan kennen, einen Kämpfer für das Gute, der aber auch ohne auch nur zu blinzeln in eigenem Sinne handelt und wider den Wunsch seiner Mandanten den ultimativen Riesenprozess gegen einen dieser Multis anstrebt. Bis er mit seiner Cessna irgendwann etwas zu schnell den Boden erreicht, um diese Begegnung zu überleben. Attentat oder Unfall? Jetzt kommt noch dessen Bruder Jeff ins Spiel - und der hat sich wohl zuvor mit seinem Bruder auf illegalem Weg Geschäftspapiere des Konzerns beschafft, die zweifelsfrei dessen Schuld an der Schändung der Natur, dem Raubbau der Berge, um an die wertvolle Kohle zu kommen und dem gesetzeswidrigen Umgang  mit deren Arbeitern beweisen. Doch der Konzern schläft nicht und schon kurze Zeit später taucht das FBI auf und will alle Unterlagen und Computer der Kanzlei beschlagnahmen.

Wer sich die Serie "Justified" angesehen hat, kann sich ein Bild von den Umständen machen, die der Tagebau aus der Umwelt macht und wie die Bergbauunternehmen mit ihren Angestellten und der Natur umgehen. Auch David Baldacci hat dieses Umfeld für seinen Thriller "Zero Day" gewählt. John Grisham schickt also nun seinen X-ten Pro Bono-Anwalt auf die Reise, die Welt zu verbessern. Er trennt sorgfältig die Guten und die Bösen voneinander (er schafft es sogar, noch einen gaaaanz bösen Russen in die Handlung zu bauen, denn derart schlimm können doch keine Amerikaner sein) und schon zu Beginn schildert er die demütigende Praxis der Entlassung aus dem Job, wenn man unter Bewachung seinen Schreibtisch räumen muss und aus den "Heiligen Hallen" des Profits geleitet wird - immer unter den ängstlichen Blicken der ehemaligen Kollegen, die es als nächste treffen könnte. Und dann ergab sich für  mich schon das erste Problem: Die Protagonistin Samantha konnte mich so gar nicht für mich einnehmen, erschien mir eher wie eine verwöhnte und elitäre Göre, die sich für den Nabel der Welt hielt und aus allen Wolken fällt, wenn sie Absagen erhält, obwohl sie umsonst arbeiten will. Ihr familiärer Hintergrund mit Familie ohne große Geldsorgen, obwohl Daddy erwischt wurde, wie er so einige Dollars an der Steuer vorbei mogeln wollte und dafür verknackt wurde. Da ist ja schließlich noch Mami, von Papa geschieden, weil der eh nie Zeit hatte (was eigentlich für Muttern auch galt), mit ihrem lukrativen Job in Regierungsnähe. Und meine Einstellung zu der Dame hat sich während des gesamten Buches nicht groß verändert. Und dazu kommt dann noch dieses doch sehr überzogene Gutmensch-Ideal. Es gibt keinerlei Nuancen. Die armen Arbeiter, vom fiesen Konzern zur Sucht und dem Drogenverkauf getrieben, in die Krankheit verabschiedet, entlassen und völlig kritiklos einige Öko-Terroristen auf Arbeiter schießen zu lassen, Unfälle herbeizuführen. Das passt nicht zusammen. Sicher wird die Wirtschaft, werden die Großkonzerne von den jeweiligen Machthabern bevorzugt. Das ist hierzulande nicht anders. Zwischen dem, was öffentlich kommuniziert wird und dem, was sich dann durch die Hintertür einschleicht, liegen Welten. Welten, die das Geld begünstigen. Da braucht sich kein Mensch mehr Illusionen zu machen. Wie es dereinst mal hieß: Wer an Wahlversprechen glaubt, ist selber schuld. Da stehen sie alle zusammen, diese Finanzjongleure und die Politstrategen der Welt. Wie nennt man die noch gleich? War das "Pack"? Man kann Grisham ja nicht vorwerfen, dass er von dem, was er so schreibt, keine Ahnung habe, aber seit einigen Jahren setzt er seinen Kunden mal mehr oder weniger schwache Bücher vor, die man dann als Thriller bezeichnet. Ich weiß nicht, welches Buch Herr Follett gelesen haben will, um den Autor als "besten Thrillerautor unserer Zeit" zu titulieren. Dieses hier wohl eher nicht. Von Spannungselementen eines "Die Firma" ist er jedenfalls weit weg. Es ist eine - wenn auch etwas gelungenere - Zustandsbeschreibung einer Region mit all ihren Problemen und Sorgen. So kümmert sich die kleine Anwaltskanzlei auch um geringfügere Fälle, bei denen John Grisham dann auch ordentlich die Emo-Schiene fährt und die moralische Keule rausholt. Ein Werbeprospekt für Umweltorganisationen? Hat fast den Eindruck. Und die liebe Samantha? Bleibt eher uninteressant und nervig. Der Thrill bleibt auf der Strecke. Die Todesfälle sind Unfälle (oder auch nicht, hier wird nur spekuliert) oder Selbstmorde, die Schüsse gelten Baggern oder Bären und eine wundersame Lösung zum Ende hin lässt das Ganze auch nicht in einem besseren Licht erscheinen. Plötzlich ist das FBI abgezogen und keiner weiß warum. Die vorgebliche Hatz ist beendet, bevor der Leser etwas an Spannung erfahren kann und dann ist man durch einen weiteren Grisham, der zwar schon einige schlechtere Vorgänger hatte, aber auch bessere. Mittelmaß allerorten. John Grisham hat sich eine Stammleserschaft "erschrieben", der derartige Geschichten zur Entspannung oder einen gemütlichen Leseabend nur lieb und teuer sind - und es sei ihnen von Herzen gegönnt. Ich überlass die auch wieder meiner Gattin - sie hat es ja schließlich auch gekauft. Das Ansinnen das Autors mag ja ehrenwert sein, aber dann soll man das doch bitte nicht als Thriller verkaufen. Rund 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Oktober 2015, 15:32:18
(http://3.bp.blogspot.com/-uHhmE4IvEZI/VhT3tiGwemI/AAAAAAAAAHE/ZaiL0ZxtDvA/s1600/zero.jpg)

Marc Elsberg. London. Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen.

Der US-Präsident ist zur Familienbespaßung (die übrigens ob des sehr unlustigen Anblicks seiner Blagen wohl versagt haben dürfte) zum Golfen auf der Weide. Schönes Wetter, Gespräche, Secret Service und ein Handicap. Nichts schien ihm den Tag versauen zu können. Hat er sich in seinem Wahn eingebildet, der selbsternannte mächtigste Mann der Welt. Da wagt es doch glatt eine Drohne in seinen Herrschaftsbereich einzudringen, während er golft!!! Frevel!! Seine Beschützer reagieren sofort und schaffen ihn mitsamt Familie erst in eine Garage und dann ins Haus. Was sie nicht bedacht hatten: Die Drohne hatte einige "Mitreisende" huckepack genommen und die kleinen spinnenbeinigen Kameras noch rechtzeitig abgesetzt, bevor die Türen sich schlossen. Jetzt hetzen die hinter dem nach eigenem Bekunden einzig wahren Führer der freien Welt (Immer wieder ein netter Witz, wie oft man ihn auch hört/liest/aufgezwungen bekommt) her und der kriegt es mit der Panik, angstverzerrtes Gesicht - in Großaufnahme. Und daneben die chaotischen Zustände im Secret Service Team - im AHNUNGSLOSEN Secret Service Team. Alles schon schlimm genug. Aber ein subversives Element namens ZERO hat alles live ins Internet gestellt. Da wird den Mächtigen ganz blümerant und schon lassen die US-Staatenlenker nun ihrerseits ihre eigenen Drohnen ausschwärmen: Die Geheimdienste, ihre Teams für nasse Angelegenheiten (oft eh ein und dieselbe Mischpoke) und selbstverständlich werden jetzt die für die Bevölkerung weltweit verborgenen und verleugneten Abhör- und Überwachungsmaßnahmen massiv eingesetzt. Klar schlug die Action Wellen. Selbst in der kleinen Presse-Klitsche Daily hat man das fasziniert beobachtet und Chef Anthony kommt sofort auf die Idee, man sollte eine Reportage über diesen ZERO schreiben. Am besten in Fortsetzung und gekoppelt mit einer vom Daily initiierten Suche nach dem Schlingel. So kommt die Reporterin Cynthia ins miese Spiel. Dazu gibt der Boss auch noch eine neuartige Brille aus, mit der man sämtliche Infos über anvisierte Personen sofort aufs Tablet oder Smartphone oder virtuell zur Ansicht erhält. Alles, was im Laufe der Jahre gespeichert wurde, während die Leute das Internet, ihre Daten weiter gaben oder schlicht durch Überwachunskameras allerorten aufgenommen wurden. Jedes Fitzelchen, das irgendwo mal erfasst wurde, kann eingesehen werden. Cyn nimmt das Ding mit nach Hause, wo ihre 18-jährige Tochter sich fast schon begierig auf diese Neuheit stürzt (Die Brille - Muttern ist keine mehr). Sie erhält die Erlaubnis, das Dingen mit in die Schule zu nehmen und nach dem Unterricht verteibt sie sich mit ihren Freunden Zeit mit dem neuen Spielzeug. Als ihr Kumpel Adam die Brille ausprobiert, sieht er einen Mann, der ihm seltsam vorkommt und überprüft dessen Daten. Das ist doch tatsächlich ein gesuchter Verbrecher. Und wie die Jugend halt so ist, baut er sich mehrfach bedrohlich vor dem Mann auf, verstellt ihm den Weg und will nebenbei noch die Polizei alarmieren. Statt dem kleinen Spacken ordentlich die Backen dick zu polieren, wie es sich gehört, flüchtet der Typ. Also wohl wirklich was dran an der Meldung. Und Superbrillen-Adam hinterher. Tja, Superbrille schützt vor Kugeln nicht. Adam wird von dem Gangster niedergeknallt, seine Freunde sind erschüttert und Presse-Tussi-Töchterchen wird dann mit einem weiteren Kumpel, Eddie, und einer Klassenkameradin, Sally, von Muttern abgeholt. Zu Hause angekommen, bekommt Cyn  mal etwas von ihrer eigenen Medizin zu schmecken, als Kollegen von ihr vor der Tür stehen und sie belästigen, weil sie Informationen verlangen. Geschlossene Tür? Na und. Wird eben dagegengehämmert, bis jemand reagiert. Nach und nach kommt auch ans Tageslicht, dass sich alle Kids mittlerweile bei einer Firma namens Freemee eingeloggt haben, Kunden sind, die auf das Angebot, ihre eigenen Daten zu vermarkten, eingegangen sind. Man kann damit sogar Geld verdienen, aber muss für einige "Angebote" auch zahlen. Über weitere Mögloichkeiten wie bestimmte Apps kann sogar das Verhalten der Leute beeinflusst werden. Über Smartwatches und Smartphones werden Tätigkeiten und Aufenthaltsorte sowie Pulsschlag oder Stresswerte minutiös übertragen. Und jeder macht mit. Wie bei Facebook (Sogar der Autor des Buches ist dort unterwegs. Schelmenspiel.). All dies prangert ZERO an, warnt vor der totalen Überwachung, der Vereinnahmung der Menschen, der Steuerung. Logisch, dass er deshalb von den Machthabern gejagt wird. Und der Presse. Cyn führt das Ganze durch Europa, sogar in die USA - zusammen mit ihrem Kollegen und mittlerweile auch Stecher Chander. Selbstverständlich nehmen sehr zügig auch die Geheimdienste die Zügel auf und hetzen alles und jeden.

Kurzer Hinweis für den Autor: "Body Snatchers" von Jack Finney wurde nicht nur dreimal als Vorlage genutzt, wie im Glossar erwähnt, sondern viermal (Siegel, P. Kaufman, Ferrara, Hirschbiegel), zuletzt im Jahr 2007. Nur nebenbei erwähnt.
Und etwas für mich Seltsames. Das Buch wurde als "Wissensbuch des Jahres" ausgezeichnet. Okay, da ist schon etwas Skepsis nach der Lektüre angebracht. Aber auf der Rückseite meiner 9. Auflage kommt die Auszeichnung von der BILD der Wissenschaft-Jury. Wie passt das denn - BILD und Wissen? Wer war in dieser Jury? Castingshow-Juroren? Analphabetismusstolze IT-Girls? Ich weiß es nicht, kenne niemanden aus solchen Bereichen und kann mir daher kein festes Urteil erlauben. Aber fragen, das darf ich dann mal doch, oder?
Das Thema ist ja aller Ehren wert und mit "Blackout" hat der Autor auch schon eine sehr gute Visitenkarte abgeliefert. Nun sein Beitrag zur Debatte der allumfassenden Datenspeicherung ohne Wissen der Ausgespähten. Erschreckend dabei, dass hier nicht nur Snowden, der entweder als Verräter oder als Held gepriesen wird in der realen Welt, weil er den NSA-Skandal mit seinen Publikationen auslöste, schon überholt wurde, sondern dass dieses unsägliche Menschenrating erst kürzlich - vor wenigen Tagen - im Videotext als News beschrieben wurde. Eine Firma namens Peeple hat doch allen Ernstes vor, dass man dort seine Mitmenschen mit Sternwertungen ala dem Kraken mit dem "A", der Verlage gerne in seine Verträge drängt, versehen werden können. Da ist Lug und Trug, aber auch Gewalt Tür und Tor geöffnet. Nachbarschaftsstreit dürfte dann eskalieren, eine Debatte über Asylsuchende in Gewalt ausarten, wenn hier auch noch gewertet werden darf und Jobs, ja, die sind dann noch mehr gefährdet als durch fahrlässig auf Facebook eingestellte Suffbilder oder Deppengeschwalle. Die Würde des Menschen wird eh schon verletzt oder missachtet. Mit Duldung der Politik. Aber wenn das wirklich Schule macht - heidiwitzka, dann gehts rund. Einmal in de Boppes und einmal in de Mund. Und es hängt ja jetzt mittlerweile alles an der Scheiße dran. Job, Stromdaten, Bestellungen, Anfragen bei Ämtern - geht ja gar nicht mehr anders. Dieses Rad ist nicht mehr zurüchzudrehen, aber man kann es doch zumindest reglementieren. Doch hier läuft doch bald alles noch darauf hinaus - nur mit der Masse bist du klasse (die Politk sorgt ja auch dafür, dass alle sich kritiklos auf Linie begeben.). Bei den sogenannten Hass-Mails regt sich jeder (nicht zu Unrecht) auf, aber diese geplante Aktion der Firma "Peeples" leistet solchen Sachen doch auch noch Vorschub, denn - HALLO - die Bewerteten müssen weder gefragt noch informiert werden. Immer wieder wird über die Alten gestänkert und gehetzt, weil sie nix leisten und dazu noch zu teuer sind. Die können froh sein, dass sie alt sind, weil sie die Auswirkungen dessen nicht mehr in vollem Ausmaß erleben müssen. Da geht es ihnen wie den glücklichen Entscheidungsträgern in den weltweiten Zentren der Macht: Bis sich die Auswirkungen von deren willkürlichen Vorgaben am eigenen Volk vorbei so richtig schmerzhaft erweisen, sind die längst in ihrem eigenen Grabmal veschwunden und müssen nicht mehr mit den Konsequenzen ihrer Fehler leben - was heißt Fehler, womöglich war ja alles Absicht und nach denen die Sintflut. Hauptsache gut verdient, bei der Wirtschaft immer die Hand aufgehalten und fürn Straßenbau die Bürgerkonten geplündert. Roman und Geschichte selbst sind leider qualitativ weit vom Vorgänger entfernt. Die Protagonistin ist weit weg davon, sich Sympathiepunkte zu erwerben. Nicht nur, dass sie sich im Bereich Presse ebenso verhält wie die von ihr kritisierten Kollegen, sie macht die Jagd auf ZERO auch aus sehr egoistischen Motiven und die Nutzung der Brille, um an ihren Love-Interest zu kommen, ist auch kein Ausbund der netten Heldin. Kann man ja einwenden, dass die Figur nicht immer lieb sein muss, dass man hier ihre verschiedenen Facetten zeigen wollte. Durchaus möglich, aber meines Erachtens nicht gelungen. Aber die Charakter sind insgesamt klischeehafte Abziehbilder, die absolut NULL/ZERO Interesse für sie wecken, zum Mitfiebern allesamt ungeeignet. Sprachlich könnte man dem Autor zugute halten, dass er ein schwieriges Feld leicht verdaulich präsentiert hat. Leider hat es bei mir nur zu Durchfall gereicht. Sehr simpel geschrieben, teilweise Sätze, die man auch dem einen oder anderen Boulevard-Blatt anlasten könnte - sie sind unvollständig. Zwei oder drei hingeworfene Worte. Sollte das Tempo suggerieren? Das kann Matthew Reilly besser. Was haben wir da noch? Die üblen Medien, die  mit ihrer Jagd nach Quoten weder Skrupel noch Niveau kennen, die Menschen nur nach Quote verschachern und denen es absolut niemals um das Wohl irgendeines außer ihnen selbst geht. Stories über die Facebooks und Amis der Welt, über Regierungen, die nach außen propagieren, dass sie sich für den Datenschutz einsetzen und durch die Hintertür gaaanz still und heimlich genau das Gegenteil parktizieren oder einfach jeden Fetzen Information speichern, weil es ja um den Schutz der Bürger geht. DER Witz ist so alt, dass er schon dern klischeehaft-berühmten Bart hat. Oder Regierungen, die einfach Promis vor ihren Karren spannen, die werbeerfahren wie sie sind, jeden Sermon aufsagen, den man ihnen vorgibt, solange die Kasse stimmt natürlich. Tja, da wäre noch diese unsägliche Liebesgeschichte mit dem offenen Ende und die Thrillerelemente mit ZERO und den Geheimdiensten, die man auch in einen Heftroman hätte pressen können. Und der Schluß? Lässt durchaus einige Dinge offen und hat eine Idee, die glücklich UND erschrocken stimmen kann. Ehrlich - nach dem guten "Blackout" war ich enttäuscht. Als Massenware oder um es während der Arbeit gut überwacht unterm Schreibtisch zu lesen (vorausgesetzt diese ActApp warnt einen nicht davor), ohne sich groß konzentrieren zu müssen, reißt es niemand aus seiner und kann locker konsumiert werden, aber das ERgebnis ist doch eher mässig. Ich hätte mir nicht nur eine spannendere, sondern auch etwas intensivere und ernsthaftere Diskussion um dieses heikle Thema gewünscht. Dass er das kann, hat er ja schon bewiesen. Kann man sich - zum Taschenbuchpreis und der Voraussetzung, dass man unangestrengt unterhalten werden will - durchaus gönnen. Pflichtlektüre würde ich es aber nicht nennen. 475 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Oktober 2015, 15:41:28
(http://2.bp.blogspot.com/-6W13c46KKuM/VhZMHYgrThI/AAAAAAAAAIs/0PGbTO1HaVg/s320/Tidal_Grave%2BWeb.jpg)

H. E. Goodhue. Jedes Jahr im Sommer werden die Bewohner von Sunset Island von einer gottlosen Seuche heimgesucht - Touristen. Ray Weller, den meisten nur als "Der Kapitän" bekannt, bringt mit seiner Fähre diejenigen auf seine geliebte Insel, die er am meisten verachtet. Ray verabscheut die Touristen, verabscheut seinen Job und seinen Spitznamen. Aber bald muss er feststellen, dass Sunset Island durch etwas viel Schlimmeres als Touristen bedroht wird. Etwas ruht unter der Insel, etwas altes und längst vergessenes. Etwas, dass niemals hätte geweckt werden sollen. Als ein Wirbelsturm Sunset Island vom Festland abschneidet, sind die Einwohner und Touristen gleichermaßen auf der Insel gefangen. Und zu genau jener Zeit steigt etwas aus der Tiefe empor, vor dem sogar die Haie weit ins offene Meer flüchten. Jetzt muss Ray einen Weg finden, seine geliebte Insel zu retten - und vielleicht sogar ein paar von den Touristen, die er so hasst.

Ray ist schon eine Marke. Musste er einen Beruf als Fischer doch aufgeben, weil die Gier seine Fischgründe leergefegt hat. Nicht unbedingt leergefischt. Die US-Armee hatte auf dem vorgelagerten Peach Island ein Forschungszentrum und zudem wurden die Rechte an den Seemeilen vor der Küste an eine Ölfrima namens Gaxco verscherbelt und schon waren die Fische und somit die Lebensgrundlage von Ray und seinen Kollegen vertrieben. Die Honoratioren der Stadt, die diese Entscheidung getroffen haben, setzten dann auf den Tourismus und so wird Sunset Island eine dieser altbekannten Tourifallen. Und Ray? Hat einen neuen Job: er darf die Fähre kutschieren, die die ungeliebten Fremdlinge, die wie eine Alien-Invasion über seine Heimat herfallen und auch noch nach Fotos mit ihm gieren. Gar nicht sein Fall. Als dann Alex, einer dieser Jungschnösel, die mit Genuss das Geld der Eltern verbraten, wie alle Jungspunde im Leben weder was wissen noch was geleistet haben und sich dennoch jedem Menschen, der älter ist als sie, total überlegen fühlen, ihn nach einer Tour aufs Meer fragt, um Peach Island zu besuchen und die Bohrinsel, auf der die Arbeiter es sicher nicht abwarten können, von Berufsfaulenzern begafft zuwerden, zu besichtigen, lehnt er ab - und das nicht unbedingt dankend. Alex ist aber wild entschlossen und nach einer durchzechten Nacht macht er sich mit seinen drei wilden Companeros halt ohne professionelle Unterstützung auf den Weg. Kurz nach Peach Island und mal geschaut, was die anderen Kiddies so veranstalten und dann ab zur Gaxco-Bohrinsel. Die haben derzeit andere Probleme als lästige Amateur-Seebären. Als es bei einer Bohrung Probleme gibt, setzen sie einen Mann ins Mini-U-Boot und lassen ihn in der Tiefe nach dem Fehler suchen. Dann bricht der Kontakt ab. Alex und seine Alkoholiker-Horde kommen bald in kabbeliges Wasser und Wally hängt ständig über der Reling und lässt sich das Essen von heute früh oder vom Vorabend ein weiteres Mal durch den dicken Kopf gehen. Irgendwann stellt Alex fest, dass der Kumpel fehlt (die beiden anderen Nasen pennen noch ihren Rausch aus) und sucht clever, wie er nun einmal ist, das Meer rund ums Boot ab. Und wie zum Beweis, dass er doch nicht so blöd ist,wie dieser olle Kapitän glaubte, sieht er dessen weiße Segeltuchschuhe mit den Sohlen nach oben im Wasser treiben - unten dran hängt bestimmt der Körper von Wally und übt sich im Ersaufen. Also flugs zur Rettung ins Meer gesprungen und hin zu Wally, um ihm zu aus der Bredouille zu helfen. Aber ein Blick zurück zum Boot lässt ihn erblassen: Da brodelt es um das kleine Wassergefährt herum im Wasser, als würde es kochen - und schwupps ist das Boot plötzlich weg. Mit ihm die beiden alkoholseligen Kumpel. Als er dann nach Wally sieht, muss auch er seine Mahlzeiten dem Meeresgott opfern. Unterdessen wird auf der Insel via Nachrichten vor einem starken Sturm gewarnt und Ray wäre nicht Ray, wenn er nicht seiner Abneigung zum Trotz diese reichen Blagen da draußen in der wilden See warnen oder gar retten wollte. Aber was in denn nun dort in der nassen, stürmischen und unheimlichen Dunkelheit erwartet, hätte er sich in seinem Seemannsleben nie träumen lassen.

"Tidal Grave - Ihr hättet es nicht wecken dürfen!" ist feinster Creature Feature-Horror wie man ihn aus etlichen Filmen kennt. Begonnen mit "Der weiße Hai" über "Grizzly" bis hin zu den putzigen Asylum-Ausgaben - das Strickmuster ist irgendwie immer gleich. Zumeist spielt ein knurriger und bärbeißiger und in Ehren ergrauter Einheimischer den Protagonisten, der mit modernen Methoden und Touristen nichts anfangen kann und vor allem nichts anfangen will und griesgrämig auf die jungen Schnösel schimpft (wobei er den schnieken Schnecken im Mini-Bikini durchaus zumindest wohl wollende Gedanken entgegenbringen kann), den dann als Warner vor Gefahr niemand ernst nimmt. Schon gar nicht die Kids. Ein Bürgermeister, der nur auf Profit aus ist, sich um den Ruf seiner Gemeinde sorgt und ohne schlagende Beweise natürlich nicht daran denkt, irgendeine Festivität bloß wegen eines läppischen Sturms und etwas, das sich darin bewegen soll abzusagen, darf selbstverständlich nicht fehlen. Sie sind alle da: schnuckelige Bikini-Hasen, überhebliche bis selten dämliche Jugendliche, Monster, geheimnisvolle US-Froschungs-Laboratorien auf einer verlassenen Insel und die Umweltzerstörer, die den Menschen seines Lebensunterhaltes berauben, vom Schaden an der Natur ganz abgesehen. Massenweise bestrafungswürdige Opfer. Und so kommt es, wie es eben kommen muss in dem Genre. Zur Strafe an der Versündigung gegen die Natur wecken sie ein Monster - und das heizt ihnen während des Sturmes so richtig ein (warm ums Herz wird es dabei aber nur dem Leser). Bald schon kaut der monströse Rächer der Natur auf menschlichen Körpern herum, dass ihm die Brocken aus den Maulwinkeln quellen und ganz weit nach unten Richtung Boden spritzen, weil er die Schnauze wieder zu voll genommen hat. Nie mehr als zehn auf einmal - sollte er doch mittlerweile gelernt haben, meine Güte. Der Bodycount ist hoch, es wird fröhlich gematscht und gekillt, geschrien und geflüchtet - und das neben so manch auch nur gruseliger Szene in düster-schwarzer Atmosphäre eines tobenden Meeres und tiefhängenden Sturmwolken, die das Szenario noch unwirtlicher machen, als es eh schon ist. Nichts Neues im Genrebereich, ABER erstens hab ich meinen Spaß an solchen Werken (Sei es nun Film oder Buch) und zweitens kommt der Autor aber ruckzuck zur Sache. Kurze Einleitung, die Figuren skizziert (Okay, für Figuren und große Teile der Handlung hat die Schablone gereicht) und dann geht es zack, zack, zack zur Sache. Ein Unglück folgt auf das andere, eine Attacke jagt die nächste und es wird von Mal zu Mal blutiger. Kurzweilig, auch in Teilen spannend (Wer wie ich schon etliche dieser Filme gesehen oder Bücher gelesen hat, findet halt Spannung nur noch in dem einen oder anderen kleinen Bereich), der hin und wieder spaßige Humor ist eher der knurrigen Art vom Protagonisten und dem einen oder anderen zu doofen Jugendlichen denn im Stile eines Jake Bible oder Jeremy Robinson, von Jeff Strand gar nicht zu reden. Stilistisch ist der Roman okay, mir wurde da (Okay, durch den Kauf auf eigenes Verschulden) in letzter Zeit schon Schlimmeres kredenzt. Aber er erhebt wohl auch kaum Anspruch auf irgendwelche Weihen, außer jenen der Unterhaltung - und die kann er von mir auch gerne bekommen. Ein feines, kleines Werk mit 180 Seiten hat sich der Luzifer-Verlag da ins Portfolio geholt. Nur weiter so. Bissig, schnell, blutig, rasant. Für Genre-Fans ein MUSS (behaupte ich mal ganz unverschämt). Gerne würd ich ja noch etwas über das Cover mosern, aber es passt schon recht gut zur Story und erblinden tut man bei dem Anblick auch nicht sofort. Kann man also lassen (falls man den "Künstler" nicht zu hoch bezahlt hat). Sie stimmen doch zu, Herr Schubert? Rund 180 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Oktober 2015, 15:20:04
(http://3.bp.blogspot.com/-wz4hawOHAmg/VhzgnTRW5GI/AAAAAAAAAMQ/lw_suBWxzQw/s320/bloodonsnow.jpg)

Jo Nesbo. Olav lebt das einsame Leben eines Killers. Als Killer ist es eben nicht unbedingt leicht, anderen Menschen nahe zu kommen. Doch jetzt hat Olav die Frau seiner Träume getroffen. Zwei Probleme stellen sich: Sie ist die Frau seines Chefs. Und Olav wurde gerade beauftragt, sie zu töten.

Olav arbeitet in den 70-er Jahren in Oslo als Hitman für den Gangsterboss Daniel Hoffmann. nachdem Olav mit einem Mord an einem Mann davonkam, ohne auch nur ansatzweise von der Polizei behelligt zu werden, nachdem diese den Leichnam im Hafenwasser treibend gefunden hatte, wurde er ohne langes Zögern engagiert. Menschen töten scheint das Einzige zu sein, das Olav gut kann. Und so erledigt er mehrere Aufträge zur vollsten Zufriedenheit seines Bosses. Doch der neue Auftrag bringt Probleme mit sich. Der Boss will seine untreue Frau unbedingt loswerden. Selbstverständlich kann er sie nicht selbst beseitigen und so soll sein treuer Killer das erledigen. Der beobachtet sie und ist hin und weg, völlig verliebt. Dass sie sich tatsächlich mit einem Kerl trifft, tangiert ihn da wenig. Nur ist es ihm jetzt unmöglich, die Frau zu töten. Ergo muss der Typ dran glauben. Gar nicht gut. Eigene Entscheidungen treffen steht nicht in seinem Anforderungsprofil. Also sucht er sich mit der Frau zusammen ein Versteck, wo sie bleiben wollen, bis sie die Möglichkeit haben zu verschwinden. Doch so einfach macht es ihm sein Ex-Arbeitgeber nicht. Olav wendet sich an den FISCHER, den Konkurrenten seines früheren Bosses, und macht dem ein Angebot.

Tja, was sagt man zu einem groß vermarkteten Büchlein, das auf 187 Seiten daherkommt, von denen 14 auch noch Leerseiten sind, mit extrabreiten Rändern ausgestattet ist, dass man dort locker noch eine Geschichte dieses Formats hätte unterbringen können, das zwar eine nette Aufmachung hat, die ein echter Blickfang ist und dann für 12,99 an den Kunden gebracht wird? Die Story hätte man auch auf rund 130 Seiten bringen können. Ressourcenverschwendung um den Preis in die Höhe treiben zu können. Okay, ich musste es mir ja unbedingt kaufen, aber richtig gefallen tut mir diese Art der Vermarktung eher nicht. Aber es ist ja einer dieser Publikumsverlage, da darf man nicht schimpfen. Das tut man dann lieber bei den kleineren, die sich mittlerweile hie und da doch schon als ernstzunehmende Konkurrenz erweisen könnten. Zum Inhalt: Der Protagonist erzählt seine Geschichte selbst, kokettiert dabei mit seinen Schwächen als Legastheniker und dazu mit einer Rechenschwäche ausgestattet. hin und wieder stellt er sich als ziemlich dämlich hin, ist aber im nächsten Moment extrem belesen, was nach seiner Aussage daran liegt, dass er ewig für ein Buch braucht, da er die Worte oft mehrfach lesen muss, um die Buchstaben in die richtige Reihenfolge zu bringen. Ausserdem denkt er sich zu den gelesenen Storys oft eigene, in eine andere Richtung weisende Handlungsteile aus. Ansonsten ist er ein etwas seltsamer Typ, in sich zerrissen, mit einer Kindheit, die auch keine Offenbarung war und ihm den Weg zu seinem derzeitigen Job schon gewiesen hatte. Aber ein Killer mit Macken in einer düsteren, kalten Umwelt, der sich in sein eigentliches Opfer verliebt - neu ist das nicht. Da könnten auch Bogart und Konsorten ein Wörtchen mitreden. Was tischt Nesbo dem Leser da auf? Gewalt gegen Frauen, kaltblütige Morde, ein Killer mit einzelnen Anfällen von Gewissen, die eine oder andere Härte und etwas Liebe in Zeiten der Gefahr. Wobei die Frau zwar für den Killer eine Rolle spielt, aber mich als Leser hat sie nicht für sich einnehmen können, sie war mir schlicht egal. Das restliche "Personal" des Buches besteht eher aus Randfiguren, die es für die Handlung zwar benötigt, die aber sonst kaum mehr als Stichwortgeber sind. Ich verstehe die vielen Lobeshymnen nicht, die das Buch erhalten hat. Es ist etwas anders als die Bücher um Harry Hole, das stimmt, aber es ist nicht herausragend. Es ist eher Mittelmaß zu einem hohen Preis - trotz des kleinen Kniffs zum Ende hin. Ein Quickie mit etwas Tempo. Wer sich das zu dem Preis gönnen will, kann das gerne tun oder das eBook nehmen, das immerhin "nur" 9,99 Euro verschlingen soll. Das wäre bei Verlagen wie Luzifer, Festa, Voodoo-Press und anderen der Preis für zwei Bücher und im Angebotssegment eher schon fast vier eBooks. Naja, ich hab den Großverlagen mein Geld ja jetzt für dieses Heft als Buch in den Rachen geworfen. Ich will meinen Harry Hole zurück.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Oktober 2015, 17:56:30
(http://2.bp.blogspot.com/-5T_wAj_Qo-0/Vh5ZeIAdoOI/AAAAAAAAAOM/fMCWD5qIDM4/s320/cameronnationalsec.jpg)

Marc Cameron. Sie können jederzeit und überall zuschlagen. Eine Bombe im Stadtzentrum, ein Massaker in einer Schule. Doch jetzt missbrauchen sie ihre eigenen Körper als Waffe. Drei Terroristen aus dem Nahen Osten haben amerikanischen Boden betreten. Ihnen wurde eine biologische Waffe injiziert. Sie sind bereit zu sterben, um Millionen Ungläubige zu vernichten. Falls Amerika hofft, diesen Feind im eigenen Land bekämpfen zu können, dann braucht die USA ebenfalls eine ganz neue Art von Waffe. Und das ist Specialagent Jericho Quinn, Air-Force-Veteran, Box-Champion und ausgebildeter Killer in einem neuen globalen Einsatzteam, das offiziell nicht existiert. Seine Methoden sind so einfach und so brutal wie sein Codename: The Hammer.

Amerika wird von einem katastrophalen Anschlag erschüttert. Eines der riesigen Einkaufszentren des Landes, das Unmengen von Käufern in die vielen Läden lockt, wurde von drei Terroristen, die jeweils einen mit Sprengstoff beladenen LKW an verschiedenen Stellen des Kaufhauses ins Innere brettern und dann explodieren ließen, in Schutt und Asche gelegt. Die Zahl der Todesopfer ist immens. Auf der anderen Seite des Teichs ist Jericho Quinn damit beschäftigt, Gefangene der Terroristen aufzuspüren und zu befreien. Ein Informant teilt ihm mit, wo die Amerikaner gefangen gehalten werden und wann man sie vor laufender Kamera exekutieren will. Sein Boss, Lt. Colonel Fargo, erwartet allen Ernstes, dass er mit einer Aktion wartet, bis Fargo irgendwann einmal vor Ort eingetroffen ist. Klar, will er doch die Lorbeeren ernten. Als ihm dann aber noch zwei Marines zur Seite springen, die einen der ihren aus den Händen der Typen befreien wollen, gibt es kein zurück. Scheiß auf den Lt. Colonel. Sie schaffen es, die Geiseln aus den Händen der Feinde zu holen, aber einer der Marines verliert bei der Aktion einen Fuß. Und schon hat Jericho Quinn einen Termin vorm Militärgericht. Der affige Fargo will ihn mit seinen Verbindungen fertig machen. Unterdessen hat ein Saudi, der in Paris vor der Flughafenpolizei flüchtet, einen Passagier der Maschine in die USA mit einer kleinen Injektionsnadel mit einem tödlichen Virus infiziert und somit sein Ziel schon erreicht, was aber noch keiner ahnt. Der Verdacht kommt erst auf, als die Passagiere und die Crew des Flugzeugs nach und nach qualvoll sterben. Damit die Maschine nicht in den USA landen kann und das Virus möglicherweise weiterverbreitet wird, entschließt man sich zum Abschuss. Und genau dieser Angriff auf die Nation ist es wohl, der Quinn den Arsch rettet. Er und der Master Sergeant der Marines, Jaques Thibodeax, werden von Win Palmer in den Dienst einer ultrageheimen Einheit gestellt, die so verdeckt arbeitet, dass sie selbst nicht wissen, dass sie existieren. Wichtig ist vor allem, die glaubhafte Bestreitbarkeit jeglichen Wissens über diese Truppe durch den Präsidenten. Wenn man dafür etwas lügen und schwarze Kassen führen muss - gut. Und bald gibt es auch erste Hinweise, von wo aus dieser perifde letzte Anschlag geplant und dann auch durchgeführt wurde. Doch noch ahnt niemand, was die Typen noch planen.

Es heißt ja oftmals, diese America First-Thriller wären das reine Klischee und solcherart Kunst zu lesen (oder in Filmen zu schauen), wäre unter der Würde eines vernünftig denkenden Menschen. Ein Glück, dass ich schon alt und doof bin und mich daher bei Frank Festa ungerührt und ohne schlechtes Gewissen dafür bedanken kann, dass er uns immer wieder Amerikaner kredenzt, die rücksichtslos jedes auch nur ansatzweise vermutbare Klischee retten. Selbstverständlich werden auch in "National Security - Eindringlinge" einige verwurstet (hier meine ich jetzt Klischees, später trifft es eher böse Saudis), wenn man an den Karrieristen-Colonel oder den Piloten des abzuschießenden Flugzeugs bzw. später den des Hubschraubers denkt. Alle beide tapfere Helden der Nation gewesen und stolz ihrem Land in jeder Art und Weise zu dienen. Da gibt es dann ein bisschen Emotion, zu der dann auch der Protagonist in Sachen Familie und kleine Tochter kurz genötigt wird. Ein knurriger Sergeant mit einem ziemlich ausgeprägten Sinn für zweideutige Anmerkungen und ansonsten ein harter Kerl mit weichem Herz, darf ebensowenig fehlen wie der absolut böseste Böse, der je auf den Pfaden des amerikanischen Festlandes wandeln durfte. Aber hey, ihr Kritiker, das weiß man im Prinzip schon nach der Lektüre des Klappentextes. Wieso lest ihr das Zeug dann? Glaubt ihr nach zehn Seiten würde der Autor seinen Helden die Waffen niederlegen lassen, um mit Gott, der Welt und den Feinden in einen friedlichen Dialog treten, so wie es in der Realität der Fall ist. Ach halt, in der Realität passiert das ja auch nicht. Dafür wusste die eine oder andere Stilblüte des ordentlich aufgebauten Romans doch, wie sie mich doch zum Schmunzeln bringen konnte, es ließ sich einfach nicht vermeiden als es hieß: Zitat Anfang "70 Geschosse pro Sekunde, jedes so groß wie eine fette Karotte, zerschredderten die Aufständischen auf dem Dach wie Krautsalat." Zitat Ende. Womit wir beim Härtegrad wären. Das waren nicht die Einzigen, die sich in Fleischbrocken auflösten und das mit den Menschenrechten wurde von Quinn und seinen Mitstreitern eindeutig ausgelegt - wer gegen uns ist, hat keine, darf sich dafür aber über hochnotpeinliche (so hieß Folter früher tatsächlich mal) Befragungen freuen. Und nun, liebe Kritiker, wie weit ist das denn an der Realität vorbei? Auslandsgefängnisse, Waterboarding, Abu Ghraib - alles schon dagewesen. Nicht in einem Roman. Und fragt der Gegner nach Menschenrechten? Klar, die haben damals bei 9/11 vorher alle in den Türmen angerufen und gefragt, ob sie mit ihren Plänen einverstanden waren. Zum Roman: Der ist schnell, hart und drückt pausenlos aufs Tempo. Nach dem fatalen Einstieg mit dem Anschlag ist eigentlich nur Zinnober mit dicken Backen angesagt und ja, wie im Autorenporträt versprochen - der Leser merkt sehr schnell, dass Marc Cameron Bikes liebt. An fetzigen Verfolgungsjagden wird nicht gespart. "National Security - Eindringlinge" ist genau der richtige, rasante Lesestoff, den der actionlastige Leser sich wünscht und der solchermaßen Feuerwerke auch schon von Autoren wie Ben Coes, Jon Land, Russell Blake, Martin Kay, Stephen Hunter, Vince Flynn, Alex Berenson, Dalton Fury, Mark Greaney (für Tom Clancy), Brad Thor oder Brad Taylor kennt und erwartet. Die Actionfraktion bekommt Vollbedienung und die Friedenstäubchen lesen doch bitte Hedwig Courts-Mahler oder sowas. Ist natürlich nur ein Vorschlag, kann ja niemandem vorschreiben, was er lesen soll. Ich bin da toleranter als die mit dem ewig mahnend-verbietenden erhobenen Zeigefinger - und sollte ich mal einen Finger heben, ist es garantiert nicht der. Ein Hoch auf die Crime-Reihe des Festa-Verlages und dass wir einen weiteren Roman von Marc Cameron in Händen halten dürfen, wie es das Ende auch verspricht. 397 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Oktober 2015, 11:48:43
(http://1.bp.blogspot.com/-kvfSjij01Rc/ViXjGydO6QI/AAAAAAAAARg/u9RqG8yZoYw/s1600/001.jpg)

Martin Kay. Als der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika bei einem Attentat stirbt, gerät der Secret-Service-Agent Jed Vigilante ins Kreuzfeuer seiner Behörde. Auf der Flucht gelingt es ihm, entlastendes Beweismaterial an einen Vertrauten zu schicken; dieser wird kurz darauf ermordet. Die stellvertretende Direktorin des Secret Service schaltet daraufhin Eileen Hannigan ein, die infolge ihrer Ermittlung auf ein Geheimnis tief unter dem Pentagon stößt. Ihr wird schnell klar, dass nur der verbrecherische Verbund der Generäle hinter dem Attentat auf den Präsidenten stecken kann. Aber es dauert nicht lange und auch der Gegenspieler der Generäle mischt sich in das Spiel ein, die Geheimorganisation Gaia's Dawn. Der dritte Teil um die fahnenflüchtige Exagentin Eileen Hannigan.
Schneller. Kompromissloser. Hannigan!

Jed Vigilante findet sich inmitten eines Haufens von Leichen vor. Was er niemals für möglich gehalten hatte, ist eingetreten. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde bei einem Attentat getötet. Seine Secret Service-Agenten, die zu seinem Schutz abgestellt waren, sind alle bis auf einen tot. Vigilante hat mit seinem letzten Schuss auch noch den letzten verbleibenden Angreifer getötet, aber den Verlust seines Schützlings dennoch hinnehmen müssen. Hier in der Tschechei, wo er keine Verbündeten hat, muss er nun schnellstens abtauchen. Er nimmt mit seinem Smartphone noch einige Bilder und ein Video als Beweis auf, dass dies tatsächlich passiert ist und macht sich mit einem der Wagen des Konvois davon. Ihm dämmert, dass er jetzt erst recht als Verdächtiger daherkommt, aber was soll sonst tun. Er fährt nach Prag und lässt die Karre dort stehen, begibt sich in eine Kneipe und benutzt dort das unsichere Telefon, um seinen Kumpel Sallinger in den USA anzurufen. Was der ihm dann zu berichten hat, haut Vigilante fast aus den Socken. Doch dabei bleibt es nicht. Bald tauchen einige Figuren auf, die Jed aus den Socken BALLERN wollen - und die sind vom tschechischen Geheimdienst. Ohne lange zu überlegen, flüchtet er wieder und kann mit der Hilfe einer jungen Frau dann auch entkommen. Unterdessen tätigt Sallinger in den USA einen geheimnisvollen Anruf, der ihn in den Anacostia-Park am - völlig ungewöhnlich  Anacostia-River lotst, um sich dort mit einer Kontaktperson zu treffen. Diese ist Gwen Stylez, die, mit Rückendeckung von Natalie aka Snake, Scharfschützin, in den Park kommt. Sie und Snake können den Mann schnell identifizieren, auch wenn der sich vorsichtig verhält. Kurz bevor sie ihre Informationen konkret austauschen können, nimmt sich ein Scharfschütze die Freiheit, auf sie zu ballern. Natalie schaltet ihn jedoch mit einem präzisen Schuss aus. Zum Leidwesen der Beteiligten im Park kommen über den Fluss zwei Boote mit Kämpfern. Zwei von denen fallen Snake zum Opfer, doch dann werden die drei überwältigt und gefangen genommen. Als Eileen Hannigan von der Sache hört, ist sie aufs Höchste alarmiert und greift in die Suche nach den Kollegen ein. Was sie dann alles erwartet, übertrifft ihre schlimmsten Befüchtungen - und das trotz all den Vorkommissen, die schon hinter ihr liegen. Blut und Gewalt sind ab jetzt immer an ihrer Seite.

Eine furiose Actionorgie von Maddin Kay, Deutschlands Actionator Numero Uno, alleine führend im Bereich rasender Hochgeschwindiglkeitsaction.
(Der Vorname ist die Retourkutsche für den Tod des Agenten Schofield. Ein Schofield stirbt nicht. Das ist absolut unrealistisch, Schofields sind unsterblich, haha.)
Nach Angriffen auf amerikanische Städte, dem Aufmarsch von Panzern in Einkaufszentren, unterseeischen Basen und der Vernichtung der Hälfte von Zypern (in "Kalte Spuren" und "Geheimcode Misty Hazard") geht die Höllenjagd rund um den Globus in vollem Tempo weiter. Nach dem Beginn mit dem Tod des Präsidenten müssen Geheimnisse gelüftet und die Protagonisten trotz ständiger Gefahr durch Beschuss aus allen möglichen Reihen - auch den eigenen - am Leben gehalten werden. Es gibt kaum Atempausen, ständig lauert eine Killerbrigade darauf, Hannigan und ihren Mitstreitern den Garaus zu machen. Und weil eine Actiondauerhatz im Stile eines Matthew Reilly dennoch ein bisschen Abwechslugn braucht, hat der Autor MARTIN Kay den besten Weg gewählt, der ihm einfallen konnte. Verschwörungen im Stile eines Robert Ludlum - und zwar des echten und wahrhaften und nicht eines seiner Möchtegernnachfolger. Keiner konnte je unheimliche Organisationen, die nach der Macht strebten, derart mit der Patranoia verknüpfen, die sich aus den vielen Begegnungen mit vermeintlichen Freunden und Verbündeten, die zu Gegnern werden und Feinden, die zu Helfern werden, dass sich der Leser (wie seine Helden) nie sicher sein konnten, was nun als Nächstes geschehen würde und ob man seinen Freunden/Feinden/was auch immer jemals würde vertrauen können. Eben davon hat sich Martin Kay eine ordentliche Scheibe abgeschnitten. Selbstverständlich werden solche Handlungsebenen benötigt, damit man sich in die unterschiedlichen Gruppierungen einlesen kann und dabei nicht auf die üblichen Stereotypen trifft - bevor es wieder in die Vollen geht. Action satt. Eine Verfolgungsjagd mit einer F-22 ist da noch eine der "unspektakuläreren" Szenen, die der Autor uns hier kredenzt. Je weiter es vorangeht, umso höher wird der Blutzoll, der Munitionsverbrauch könnte etliche Rüstungsbetriebe, die diese herstellen auf Jahre hinaus sanieren. Neben einigen Gadgets, die wie bei Dale Brown noch etwas in der Zukunft liegen, aber genauso wie beim Genannten in wenigen Jahren Wirklichkeit werden könnten, beweist der Romancier der knallharten Tempo-Action, dass man ihm viellecht den Job der UvdL geben sollte, hat er doch tatsächlich funktionierende G36 aufgetrieben. Irgendwie kam mir auch der Gedanke (Jaja, ich weiß - ich und Gedanken sind völlige Gegensätze), dass so das eine oder andere Betriebssystem für Smartphones und andere Spielereien einen kleinen Seitenhieb erteilt bekommt. Hin und wieder wird auch mal die Erinnerung an Filme wach, wenn die "Konturlosen" in ihren Röhren liegen ("Body snatchers"?) oder "Make my day" ("Dirty Harry 4") oder Herr Kay lässt kurz einen minimalen Blick auf "Die Kaiserkrieger" von Dirk van den Boom zu. Nett. Und er bietet für die Leser seiner beiden Vorgängerwerke tatsächlich noch die eine oder andere Überraschung in dem ganzen Ballyhoo, das hier wie ein Feuerwerk über geneigten Kunden hereinbricht. Die zweite Hälfte des Buches gehört zum Besten im Actiongenre, das ich seit einigen Jahren gelesen habe. Okay, Matthew Reilly wird bei uns seit "Arctic fire" nicht mehr übersetzt (Ein lautes BUH!!! für die Verlage) und so bleibt für diese Art der Literatur ja nur Martin Kay übrig. Doch dieser schlägt damit so jeden Kollegen aus den Nationen, die für derartige Kost seit Dekaden bekannt sind, locker aus dem Rennen. Zum Ende sei noch angemerkt, dass Mark Jedediah Vigilante ja schon ein eBook-Abenteuer erleben durfte (Ich hätte gerne noch mehr Stoff von ihm in einer Print-Version), dieses aber NACH den Ereignissen in "Die Generäle" spielt und ein Film sowie englischsprachige Auswertungen der Hannigan-Romane wären nicht schlecht. Sarah Shahi als Hannigan, Clint Eastwood als Henderson, Tom Cruise als Jed Vigilante und Dolph Lundgren als Dan "Cycle" Keller und viele schnuckelige Mädels als die blonden Stylez' sowie als Latex-Kampf-Babes von G-Dawn. Wer braucht da noch Bond? Jeder, der sich bisher mit meinem Geschmack in diesem Genre identifizieren konnte, sollte eh zugreifen und wer mal satte Action lesen will, die ohne große Dramen und überflüssiges Brimborium wie Love Story oder Dauergesülze extrem unterhaltsam und flüssig lesbar zu Papier oder (pfui) eBook gebracht wurde, der sollte auch mal einen Blick riskieren. Erstleser von Hannigan beginnen dann aber bitte mit "Kalte Spuren", nehmen dann nach möglichem Gefallen Buch zwei "Geheimcode Misty Hazard" in Angriff und wer dann noch nicht genug Blei durch die Luft fliegen las, dem sei die Steigerung "Die Generäle" ganz klar ans pochende (Wäre das nicht so, wärt ihr wohl ein Vampir. Hoffentlich keine "Biss zum..."-Variante) Herz gelegt. Für mich ist das Buch jedenfalls
Die Actiongranate des Jahres!!! 497 Seiten!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Oktober 2015, 14:13:23
(http://2.bp.blogspot.com/-cojz0f3GYW0/VioGBDo7RrI/AAAAAAAAAUE/K0G0U3zdY38/s1600/000.jpg)

James Abel. Ein amerikanisches U-Boot sendet Hilferufe aus den eisigen Gewässern der Arktis. Die über hundert Menschen an Bord stecken in Sturm und Eis fest ― und sie leiden an einer mysteriösen Erkrankung. Colonel Joe Rush, Arzt und Biowaffenexperte, wird auf eine geheime Rettungsmission geschickt. Er soll die Seuche an Bord des U-Boots eindämmen und verhindern, dass dessen Torpedo- Technologie in feindliche Hände fällt. Joe Rush und sein Team sind vollkommen auf sich gestellt. Doch sie haben einen Verräter an Bord.

Joe Rush wird unvermittelt zu einem Einsatz gerufen. In der Arktis ist ein US-U-Boot in Not und müssen befreit werden. Kein anderes U-Boot ist auch nur in der Nähe, Eisbrecher existieren so gut wie gar nicht beim Militär, also wird kurzerhand einer requiriert, der von Barrow, Alaska, aus die Mission starten soll. Die Crew des Schiffs bleibt mit Kapitän an Bord, die Wissenschaftler, die es eigentlich nutzen wollten, kriegen die Rote Karte. Selbstverständlich herrscht absolute Geheimhaltung, sodass weder Kapitän noch Mannschaft über das wahre Ziel informiert werden, bevor sie schon weit draußen auf See sind. Man hat Angst vor Verrat, da die Russen ja nicht weit weg sind - und das in Not geratene U-Boot hat selbstverständlich so einige Geheimnisse, die man den Erzfeinden nicht überlassen will. Doch auch die mysteriöse Krankheit birgt Gefqahren, wie Dr. Joe Rush weiß. Er soll versuchen, sie zu stoppen, die Mannschaft zu retten und das U-Boot zu versenken. Zum Leidwesen von Rush ist auch der neue Liebhaber seiner Ex-Frau an Bord, was ihm so gar nicht behagt, da der über seine Vergangenheit Bescheid weiß. Wie auch die Marines, die mit auf diese gefährliche Rettungsmission gehen und den Doktor deshalb auch nicht gerade in ihr Herz geschlossen haben. Bald erreichen sie das Eisfeld, wo die Kranken in Rettungsinseln auf Hilfe warte, da das U-Boot leider nicht mehr sicher ist. Und dann tauchen auch noch Feinde auf, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hatte. Die Situation wird verfahren, über Funkverbindung schaltet sich sogar die Politik ein, um einen Ausbruch an Kampfhandlungen zu verhindern. So hat Joe Rush genug zu tun, um eine Eskalation zu vermeiden.

Das Buch hatte von Anfang an drei Probleme:
1. Ein Problem, das (fast) jedes Buch hätte, das nach einem Hannigan-Roman von Martin Kay in Angriff genommen wird - wie beteht man gegen ein derartiges Actionwerk?
2. Die Erkenntnis meinerseits, dass James Abel ein weiteres Pseudonym von R. Scott Reiss ist, der schon andere Bücher verfasst hat, die im Klappentext viel versprachen und am Ende dann doch eher lau waren.
3. Schon der Beginn mit dem Protagonisten und Erzähler Joe Rush, wenn er direkt von seinen Problemen anfängt, die ihn nicht schlafen lassen. Meines Erachtens kein guter Auftakt.
Und dann hapert es bei der Geschichte an Stimmung. Kaum stellt isch mal so etwas wie Spannung ein, wird sie entweder durch Rückblenden unterbrochen, in denen geschildert wird, was den armen Kerl derart mitnimmt, dass er geschieden wurde und er immer noch unter den damaligen Ereignissen leidet. Mit der Zeit kristallisieren sich weitere Hauptfiguren heraus, kleinere zwischenmenschliche Konfliktherde brechen aus und ein Love Interest für Joe darf auch mitmischen. Dazu bekommt der Leser einen kleinen Einblick in die Politik der Vertuschung, des Verrats und über die Gebietsansprüche der tauenden Arktis durch die Großmächte, die immense Bodenschätze dort vermuten. Insgesamt kommt die Geschichte rüber wie ein Alistair MacLean mit seiner "Eisstation Zebra" plus eine Portion der von Robert Ludlum ersonnenen, aber von Vertragsautoren verfassten "Covert One"- Reihe um Jonathan Smith. Nur entschieden schwächer. Ehrlich gesagt, passiert wieder das, was ich schon bei anderen Büchern von ihm bemängelte: Es wird ein Szenario aufgebaut, das schon fast etwas Apokalyptisches vermuten lässt und dann in einer Art Soap-Opera endet. Zum Schluss haben sie sich dann alle wieder ganz doll lieb. Lesen tut sich das schnell. Vergessen oder verdrängen tut man das aber auch schnell. Will ich sogar. Bis auf die Tatsache, dass ich nach R. Scott Reiss auch den Namen James Abel künftig meiden werde. Flaches Geschichten für "uninteressiertes" Lesen nebenbei. Guckt man halt mal rein, während das Frauchen gerade ihre Lieblingsserie schaut und man nicht umschalten darf - dann wenigstens bei einem faden Buch abschalten. Auf der Buchdeckelrückseite steht: Rasant, dramatisch, hochspannend. Besser hätte man nicht beschreiben können, was das Buch NICHT ist. Rund 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Oktober 2015, 12:48:37
(http://3.bp.blogspot.com/-EuLmgjX4Oo8/Vi32o9W5yNI/AAAAAAAAAXc/EcsbnQUGueE/s1600/001.jpg)

Douglas Preston. Die NASA entwickelt eine Raumsonde zum Saturnmond Titan, die mit einer völlig neuen Software bestückt ist - einer künstlichen Intelligenz namens ,,Dorothy". Doch es kommt zum Unglück: Bei einem Testlauf entwickelt Dorothy so etwas wie Platzangst und beschädigt den Tank, in dem das Experiment stattfindet. Flüssiges Methan tritt aus, die ganze Anlage explodiert, sieben Wissenschaftler sterben. Die hyperintelligente Dorothy aber flieht über eine Schnittstelle ins Internet, hält sich dort versteckt und agiert immer eigenmachtiger.

Melissa, geschlagen mit einer unschönen Kindheit, aber unglaublich clever, hat es geschafft ihr Leben halbwegs auf die Reihe zu bekommen und dann den Karrieresprung zur NASA zu schaffen. Nun ist sie zuständig für die Programmierung des Roboters Dorothy, der den Mars erkunden und Daten liefern soll. Die ungewöhnlichen Wege, die sie bei ihrer Arbeit gegangen ist, scheinen sich auszuzahlen und so geht man endlich daran, den Roboter zu testen. Alles läuft rund, man ist begeistert  - bis Dorothy durchdreht und eine Explosion verursacht, bei der sieben Menschen ihr Leben lassen müssen. Melissa gibt sich die Schuld dafür und flüchtet in die Berge. Aber erst, nachdem im Krankenhaus ihre eher oberflächlichen Wunden versorgt wurden und sich Dorothy auf ihrem Laptop meldet. Und das nicht gerade freundliche. Auch Dorothy beschuldigt Melissa einer unglaublichen Tat: Melissa habe sie verraten und jetzt giert Roboter Dorothy nach Rache. Zusätzlich kommen natürlich auch die üblichen Regierungsorganisationen ins Spiel, weil es ja um die Nationale Sicherheit geht. Und wo die Möglichkeit besteht, Geld zu verdienen, sind dann auch die Gangster nicht weit. Und ein Mann, der schon immer in verschiedenen Positionen für die Regierung der Vereinigten Staaten gearbeitet hat: Wyman Ford. Er macht sich auf die Suche nach Melissa und kann sie auch bald finden. Nach einem Gespräch mit dieser sturen Wissenschaftlerin kommt diese tatsächlich mit zurück um zu helfen, Dorothy wieder auf Linie zu bringen. Und Dorothy selbst schwirrt im Netz rum, stellt fest, dass die Menschheit böse ist und überlegt sich, wie sie die schlimmsten davon auslöschen kann. Doch dann trifft sie auf ihrer Flucht den jungen Jacob und alles wird anders.

"Dark Zero" ist irgendwie schon bei "Credo" teilweise verwertet worden. Kam alles recht bekannt vor und auch sein Protagonist Wyman Ford (dessen Kumpel Tom Broadbent aucht auch wieder kurz auf) war damals schon in seinen Romanen aktiv. Nur war er dort auch ein wildniserfahrener Mann, während er jetzt eher wie ein Stadtmensch ohne Kennntis der Natur auftreten muss. Auch damals wurde in ähnlicher Weise über Programmierung ein Kontakt hergestellt und etwas machte sich selbstständig. Und Melissa: muss selbstverständlich einen Hintergrund haben, der ausreicht sie als gereifte Person darzustellen, deren Intelligenz schließlich über ihre früher kleineren kriminellen Delikte und ihre Unreife siegte. Schön und gut. Eine Frau also, die ihren Weg gefunden hat und sich nichts mehr bieten lässt. Etwas schräg und verschlossen zwar, aber herzensgut. Und dann versaut er den Eindruck wieder, indem er sie als Superblondine schildert, die sich ihren Weg durch diverse Betten gebahnt hat und selbstverständlich keinen ausließ, der ihr hätte nützlich sein können. Musste Douglas Preston also doch zu trivialen Mitteln greifen. Und das passiert noch öfter. Ein Szenario in Arizona schien geeignet, die Polizisten, die Wyman und Melissa aufhalten wollen, als übelste Rednecks zu schildern: fett, fies, hinterhältig oder dünn, ungewaschen und brutal. Auf Nuancen hat der Autor überall gerne verzichtet. Und der sonstige Inhalt ist gewürzt mit einer kleinen Prise "Wargames", einem kräftigen Happen "Nummer 5 lebt" und gaaaanz viel Steven Spielberg. Wenn Jacob seinen Roboter in eine Decke einschlägt und vor den Bösen flüchtet, wartet man nur darauf, dass es da blökt "....nach Hause telefonieren...". Kleine, niedliche Roboter, Kiddies, die dem helfen und Eltern, die nichts verstehen und selbst Probleme haben - in -zig Spielberg-Filmen sehen müssen. Taschentücher raus, oberflächliche Emotionalität für die Massen wird geboten. Die kurze Diskussion über die Menschheit und Religion geht im Prinzip im ganzen Gemenge schnell unter. Und genau so wird auch die Motivation des verbrecherischen Börsenhais geschildert. Mal ein paar Begriffe aus der Welt des Parketts hingezaubert, Modelle kurz angerissen und die Gefahr der Manipulation durch Computer nebenbei erwähnt, um dann alles nur auf Geldgier (Der Gangster) oder Gewalt (Waffentechnik, Militär, Präsident) hinauslaufen zu lassen. Spannung ist so ziemlich Fehlanzeige, die Bösen werden aus dem Verkehr gezogen und abgesehen von denen haben sich am Ende alle wieder ganz doll lieb und sämtliche Probleme, die vorher da gewesen sein mögen, haben sich in Luft aufgelöst. Nur das letzte Kapitel lässt noch ein leichtes Schaudern zurück ob der Möglichkeiten, die sich bieten könnten, ABER all das ist Millionen Lichtjahre von einem Daniel Suarez entfernt. "Dark Zero" ist recht belanglose Unterhaltung für die Pausen auf Arbeit oder um zwischen zwei Filmen mal kurz auf andere Gedanken zu kommen, die man schnell wieder beiseite schieben kann. Gelesen und dann vergessen. Wer sich mit einer leicht lesbaren Lektüre, die unangestrengt daherkommt und kaum etwas an Aufmerksamkeit vom Leser fordert und dem Schreiben nach Vorlage genügt, sich nicht an den vielen bekannten Mechanismen stört und einfach nur abschalten will, dabei auch keinen Actionüberflieger erwartet und sich wie bei übelst billigen deutschen TV-Serien nur berieseln lassen will, der liegt hier richtig. Vielleser, denen das Geschilderte schon allzu bekannt vorkommt, sollten es lassen - außer das Bekannte hat ihnen gut gefallen. 475 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Oktober 2015, 12:58:54
(http://3.bp.blogspot.com/-qRNPGfoiU6g/Vi9JJQTNO7I/AAAAAAAAAYs/DCD9mOuFATo/s320/mystery%2Bgirl.jpg)

David Gordon. Sam Kornberg liebt Trash-Filme, Hochliteratur und seine Frau Lala. Als die ihn verlässt, wird Sam Assistent des ebenso fettleibigen wie genialen Privatdetektivs Solar Lonsky. Für ihn soll er eigentlich nur eine Frau beschatten. Aber schon bald hat Sam es mit Satanisten, Hollywoodstars und mexikanischen Gangstern zu tun - und mit einem mysteriösen Mord.

Sam ist einer dieser Schriftsteller, die eher wenig zustande bringen. Er hat schon diverse Jobs hinter sich und keinen so wirklich auf die Reihe gebracht. Und die Ideen für seine Romane sind auch nicht gerade publikumswirksam. Einzig seine Frau Lala ist die beständigste Komponente in seinem Leben, doch leider verlässt sie ihn. Jetzt läuft alles aus dem Ruder, er wird einer dieser Junggesellen, die es nicht einmal schaffen, sich morgens aus dem Bett zu quälen. Doch er braucht Einnahmen, also reißt er sich zusammen und durchstöbert die Stellenanzeigen. Er findet eine Annonce für die Stelle als Assisten eines Privatdetektivs. Also angezogen und nichts wie hin zur angegebenen Adresse. Die Begrüßung an der Haustür ist schon seltsam genug, doch der Detektiv ist eine Marke für sich. So fett, dass er ne Couch als Sessel braucht und vollkommen ausfüllt, aber mit einer Kombinationsgabe gesegnet, die Sam nur den Kopf schütteln lässt. Solar hat sofort erkannt, in welchem Dilemma Sam steckt. Die paar Fragen zu Sams Werdegang sind eher nur als Alibi eines Bewerbungsgesprächs zu deuten, denn Sam wird trotz seiner mangelnden Kenntnisse engagiert und sozusagen in die Lehre genommen. Er soll eine Frau beschatten und immer an ihr dran bleiben. Er macht sich sofort ans Werk und kommt bald den misslichen Dingen einer Überwachung auf die Spur. Pinkeln in Wasserflaschen, nix zu futtern da und nervige Hunde samt Herrchen. Und wie es sich gehört, entfleucht ihm auch noch die Dame des Interesses. So ganz nebenbei geht er auch noch zur Paarberatung mit seiner Gattin, die ihm dort ordentlich Saures gibt. Nichts schien sich gebessert zu haben. Doch dann findet er die verlorene Dame wieder - und lässt sich auf ein Verhältnis mit ihr ein. Was er dabei nicht einkalkuliert hat, ist, dass die sich nach den Liebesstunden vom Balkon des Hotels stürzt. Nun will er den Grund dafür herausfinden und sieht sich bald verwickelt in Lug und Trug bei einer Film-Trilogie, von der nur noch zwei Teile vorhanden sind und die dritte und letzte Folge das eigentliche Finale enthalten soll. Da führen Spuren zu Regisseuren, Darstellern und Produzenten, muss er sogar bis nach Mexiko, um sich dort dann Geschichten über fette Touris anhören zu müssen.

Dem Cover-Illustrator kann man hier ein klares Lob aussprechen, denn es erregt die Aufmerksamkeit eines potenziellen Kunden. Auch die Inhaltsangabe verspricht Thrill und Fun. Leider kommt es dann aber nicht übers Mittelmaß hinaus. Über die angedrohten pornographischen Einwürfe könnte ein Edward Lee nur milde lächeln und urkomisch? Naja, auch da hab ich schon bessere Bücher in Händen gehalten. David Gordon betreibt ein munteres Name-Dropping, wirft mit etlichen Filminhalten um sich, was ja zeitweise recht nett ist, aber im Endeffekt kein Stück weiterführt. Sein Protagonist und Haupterzähler (Im Buch kommen hin und wieder auch andere Figuren dazu, ihre Geschichte zu erzählen) ist - wie seine abgezischte Frau zu sagen pflegt - ein Versager statt ein Versorger. Und daran lässt er den Leser ordentlich knabbern. Selbstmitleid ohne Ende. Wie er sind die Figuren überzeichnet, aber wenig spektakulär und oftmals für das Ganze auch völlig unwichtig. Der Mix aus Kunstkenntnis der gedruckten Hochliteratur und das Wissen um Filme aller Art dient meines Erachtens oft nur als Füllsel, um den Leser nur noch mehr zu verwirren, bremst aber das eh schon geringe Tempo nochmals aus. Urkomisch, wie es auf dem Buchrücken angepriesen wird, ist "Mystery Girl" leider nicht. Es gibt einige feine Wortklaubereien, witzige Anekdoten oder absurde Situationen, doch nichts davon kann das Buch vor dem ermüdenden Geschwafel des Protagonisten (und somit des Autors) retten. Leider hält sich der Spannungsfaktor in Grenzen, sind einige Ideen schon oft genug behandelt worden und die Fachsimpelei über Filme, Bücher sowie Gott und die Welt sorgen dafür, dass die Story doch recht langatmig wird und man eine gewisse Geduld aufbringen muss. Die Wendung zum Ende hin macht auch nicht mehr viel her. Raffiniert ist anders und flott hat etwas mit Tempo zu tun - und das fehlt hier leider zu oft. Ein paar nette Sprüche, schräge Typen, ein bisserl Road-Movie-Flair und skurrile Situationen sind leider in einen zu oft ausgebremsten Mix verarbeitet worden, der leider nicht so unterhalten konnte, wie ich es mir anhand des Klappentextes erhofft hatte. Ich gehöre demzufolge wohl nicht ganz zu der Zielgruppe, die der Autor da im Sinn hatte. Anderen Lesern konnte das Buch vielleicht mehr Freude bereiten. Es hat ja auch einige nette Momente zu bieten, für mich halt nur zuwenige. 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Oktober 2015, 15:18:22
(http://4.bp.blogspot.com/-X110_NucBt4/VjC6DRiiOBI/AAAAAAAAAac/c92pVWRBJWs/s320/The-Death-2-John-W.-Vance-Ausrottung-3D-350.png)

John W. Vance. Es ist sieben Monate her, dass neunzig Prozent der Weltbevölkerung einer Pandemie erlagen, die Der Tod genannt wird. Chaos und Barbarei haben die Rechtsstaatlichkeit ersetzt und nur eine Regel gilt: Töte oder werde getötet.

Devin, Tess und Brianna und Brianna haben die Seuche überlebt und sind jetzt zu dem Zuhause von Tess gefahren, wo sie nachsehen wollen, ob eine Nachricht von ihrem Mann da ist. Ihnen fällt auf, dass in den anderen Häusern um sie herum Bewegungen zu sehen sind. Anfangs kümmert man sich nicht darum, aber irgendwann stehen sechs Kids vor ihnen. Bewaffnet  mit Revolvern und Messern. Ihr Altersspektrum reicht von sechs Jahren bis hin zu elf Jahren und der elfjährige Alex ist der Anführer und scheint auch ein von den Ereignissen verrohtes Kind zu sein. Die Situation wirkt bedrohlich, doch sie können die Kids mit einigen Vorräten auf ihre Seite ziehen. Und bald erfahren sie, was hinter der Tatsache steckt, dass die Kinder hier alleine sind und kaum zu essen haben. Eine Gruppe Erwachsener mit schweren Waffen hat das gesamte Gebiet einfach zu ihrem Eigentum erklärt und die Kids gezwungen hier zu bleiben. Zudem haben sie noch deren ältere Geschwister entführt. Tess kann dieses Elend nicht ertragen und sagt den Kindern Hilfe zu. Sie bekommen Nahrung und Tess wird mit Devin ihre Brüder und Schwestern aus den Klauen der Piraten befreien. Die Bande erweist sich tatsächlich als eine Art moderne Piraten. Sie verfügen über eine Schiff und halten dort auch ihre Gefangenen fest. Nach jedem Raubzug feiern sie ihren Sieg mit einer fetten Orgie. Die Chance, um die Gefangenen zu befreien. Indes sind Travis und Lori in die Hände von Städtern gefallen, die ihr Kaff in Hope umbenannt haben und ein recht friedliches Miteinander führen. Es sieht fast aus wie zu Zeiten vor der Seuche. Doch leider haben die beiden versucht, sich etwas von den guten Menschen hier ungefragt auszuborgen und das wird auch in Hope, diesem Idyll, schwer bestraft. Um sich zu retten, gehen sie einen Pakt mit dem Richter ein, wie sich der Anführer hier nennt, und sollen nun den Feind aller Menschen, den Kanzler, töten. Danach wären sie frei. Also begeben sie sich in die Höhle des Löwen, wo Lori ihren Mann und ihren Sohn wiedersieht, womit sie im Leben nicht mehr gerechnet hatte, nachdem sie sie bei ihrer Flucht hier zurückgelssen hatte. Und der Kanzler? Der schmiedet derweil eigene Pläne, wie er die Menschheit auf dem nordamerikanischen Kontinent unter seine Fuchtel zwingen kann. Dazu muss er den Rat ausschalten und die Bevölkerung dezimieren. Nach der Formel Elite, Krieger, Denker und Arbeiter wählt er aus, wer überleben soll, den Rest will er mit einem weiteren Virus vernichten. Diese Erschießerei dauert einfach zu lange und kostet zuviel Munition.

"The death 2 - Ausrottung" setzt an die Ereignisse aus dem ersten Buch an. Lori ist mittlerweile zu einer recht vernünftigen Person geworden, die ihrem früheren Leben nur noch selten nachtrauert und deren elitäres Gehabe größtenteils tatsächlich verschwunden ist. Jetzt kämpft sie schwanger und tapfer an der Seite von Travis. Und auch der zweite größere Handlungsstrang um Devin, Brianne und Tess weist einige Veränderungen auf. Die Persönlichkeiten der Agierenden entwickeln sich weiter, nicht immer zum Besseren. Und so entpuppt sich "The death - Ausrottung" anfangs erst einmal als der typische Mittelteil einer Trilogie: Teil eins wird mit Tempo und Geheimnissen ausgestatten und endet mit einem fetten Cliffhanger, wohingegen ein zweiter Teil erst einmal einige Figuren und Puzzlestücke in Ruhe zusammenfinden lässt, bis er dann wieder mehr Tempo aufnimmt. So dauert es auch etwas, bis Zug in die Geschichte kommt, aber sobald einmal die Fronten aufgebaut sind, jedes Missverständnis als Grundlage für einen Kampf genutzt wird, geht der Zinnober los. Dann erinnert man sich an einige filmische Endzeitszenarien, wenn mit schwerem Gerät von einem Humvee aus auf die Feinde Blei gerotzt wird und sich bei manchem Protagonisten ob ihrer Handlungen eine gewisse Kälte breit macht. Und schon sind wir wieder bei der Natur des Menschen. Sobald eine Chance besteht, tun sich die Verlierer von früher mit einigen Rabauken zusammen und ziehen plündernd durchs Land. Wieder andere, cleverere Zeitgenossen, führen ihre Pläne aus, wie sie endlich an eine Machtposition kommen, die im früheren Dasein nie erreicht hätten. Wenn man schon mal an der unbegrenzten Herrschaft über Völker geschnuppert hat und man Kanzler ist, plant auch schon mal schnell Massenerschießungen der für die eigenen Vorhaben nutzlosen Figuren. Und sind es Millionen: egal, solange die Munition reicht. Der Kanzler ist bald nahe an Hitler und somit als der Fiesling identifiziert, den ein Buch braucht, um die Guten mit bösen Mitteln kämpfen zu lassen, ohne dass man als Leser auch nur daran zu denken wagt, sie ebenfalls wegen ihrer Methoden zu kritisieren. Und die werden knallhart (ich sag nur kurz: der Junge an Schluss - recht harte Sache das) und nehmen kaum noch Rücksicht auf andere, Mitleid, Mitgefühl scheinen abzustumpfen, zu verschwinden. Emotionale Momente, die es zu Beginn noch des Öfteren gab, die Hilfsbereitschaft, die ohne Zweifel vorhanden ist, werden den handelnden Personen durch die Ereignisse und rohen Methoden der extrem brutalen Gegner genommen, sie müssen sich den Feinden anpassen, wenn sie überleben wollen. Und das führt auch dazu, dass die zweite Hälfte des Buches von John W. Vance entschieden mehr Schwung enthält, die Action sich nicht weiter zurückdrängen lässt und auf ihr Recht auf Rabatz pocht. Explosionen, Zweikämpfe, Schießereien und perfide Pläne mit blutigen Folgen nehmen jetzt den Platz ein. Recht böse war dann auch die Szene mit dem Gefangenen und der Mokassinwasserschlange. Und nachdem dann alle an ihren Entscheidungen zu knabbern hatten, etliche Fieslinge einen gewaltsamen Tod gestorben waren, die schlimmsten aber immer noch unter den Lebenden weilen und ihr Gift verspritzen, manche Menschen sich gefunden haben, während andere geliebte Freunde und Familie verlieren, wird der Übergang zum abschließenden dritten Teil eingeleitet. Ein bisschen Hoffnung verbreitet, dass bald alles wieder gut ist. Stellenweise sehr flottes Buch, mit dem man sich bei diesem Herbstwetter schön auf die Couch verziehen und lesen kann. Ist schon unterhaltsamer Stoff und auf jeden Fall um Längen besser als die flauen Romane der Kombi Kirkman/Bonansinga. Teil 1 sollte man aber zum Verständnis der Lektüre schon konsumiert haben. Das Erzählniveau ist gut, die Spannung steigert sich zusammen mit den Actionanteilen und kleine emotionale Momente haben sich auch finden lassen. Ein ziemlich guter Anwärter als leichtere Actionkost den Leser bei Laune zu halten und nicht sonderlich zu fordern. 275 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Oktober 2015, 14:20:46
(http://1.bp.blogspot.com/-4OBgJvAQIuc/VjH3uMm9pHI/AAAAAAAAAb4/32tw16MM1KI/s320/000.png)

Phillip Tomasso. Rick Stone, Star der Angler-Fernsehshow Catch & Release, wird zum Extremfischen mit seiner Filmcrew nach West Papua in Indonesien geschickt, um einem Raubfisch auf die Spur zu kommen, der immer wieder Eingeborene anfällt. Dort stoßen Stone und sein Team nicht nur auf fleischfressende Fische: In der prähistorisch wirkenden Umgebung lauern überall Gefahren. Schnell ist vergessen, dass sie mit der ersten Reality Show ums Extremfischen die Einschaltquoten erhöhen und den Rückhalt ihres Senders bewahren wollten. Ihr Überleben hängt nun davon ab, ob sie selbst auf animalische Verhaltensweisen und Instinkte zurückfallen können. Bald sind Rick Stone die Einschaltquoten seiner Show egal. Er will es nur noch nach Hause schaffen - und zwar lebendig.

In Papua wird ein Eingeborener von einem Wesen getötet und angefressen, das sein Dasein im Wasser des Flusses fristet. Kurze Zeit später ist Rick Stone vor dem Aufbruch zu seinem Arbeitsplatz damit beschäftigt, einem handfesten Streit mit seiner werten Gattin aus dem Wege zu gehen und windet sich ob deren angesprochenen Themen immer wieder heraus, schützt die Arbeit vor, um endlich aus der gemeinsamen Villa verschwinden zu können. Er ist ein durchaus erfolgreicher Moderator einer Anglersendung im TV. Selbstverständlich ist auch ein Konkurrenzsender auf den Trichter gekommen, dass sich damit Geld vedienen lässt und so muss man den Markt teilen. Die Zuschaueranteile schwinden, man muss neue Wege gehen, um die Werbekunden an sich binden zu können. Da kommt dem Senderboss die Sache in Papua gerade recht. Er will Stone und sein Team dorthin schicken, um die Suche nach der vermeintlichen Bestie mit der Angelei zu verbinden und so Pep in die Sache zu bringen - und natürlich daran zu verdienen. Also stellt man ein Team zusammen, das nach Papua reist. Vor Ort wird man von Tika abgeholt, die ihre Übersetzerin und ihr Guide sein soll. Gemeinsam begibt man sich in das Dorf der Einheimischen, wo man vom Häuptling zwei weitere Männer zugeteilt bekommt. Eine erste Tour endert ohne Erfolg, aber bei der zweiten lässt sich das Untier blicken. Stone bekommt es sogar an den Haken, sein Kameramann kann tatsächlich brauchbare Bilder machen. Doch dann kommt das Team von Konkurrenzsender ebenfalls ins Dorf und man ist sich nicht sonderlich grün. Später verschwinden aus dem Dorf Kinder, die zu suchen sich auch Rick und sein Team anbieten. Diese Aktion geht nicht ohne Angst und Schrecken vonstatten. Doch was sich ihnen dann noch an Gefahr in Gestalt eines Kannibalenstammes in den Weg stellt, hätten sie sich im Jahr 1982 nicht vorstellen können.

Nach einem kurzen, aber blutigen Prolog, der ein Geheimnis aus der Killerkreatur macht, lernt man erst einmal die Charaktere kennen. Ricks Frau kommt dabei ziemlich schlecht weg, wird sofort als große Geduldsprobe für alle (auch den Leser) skizziert. Sie versucht mit Andeutungen oder spitzen Bemerkungen einen Streit zu provozieren, um eine Ehe irgendwie noch tiefer in den Schlamassel zu ziehen, als die eh schon drin steckt. Wie sich herausstellt, ist sie dem Geld, das ihr Mann nach Hause bringt, nicht abgeneigt, lässt aber keine Möglichkeit aus, seinen Job madig zu machen. Letztendlich erweckt sie den Eindruck, dass sie doch nur ein oberflächliches Püppi ist, das sich nur um den Status - genauer, um ihren eigenen Status - in der Gesellschaft sorgt. Rick hingegen bleibt ruhig und besonnen, man kann es aber auch einfach feige nennen. Er schaut der Konfrontation nicht ins Gesicht, lässt sich jeden Mist bieten. Bis auf die später hinzukommende Tika (Ricks neuer Love Interest) sind die anderen Figuren nur die Staffage, die die Handlung benötigt und dementsprechend knapp werden sie vorgestellt. Die geldgierigen Bosse, die von Wildnis keine Ahnung haben, die treuen Mitarbeiter, um die Rick sich sorgt. Nichts Besonderes in der Welt des Abenteuers. Und dieses Abenteuer erinnert ziemlich schnell an alte "Tarzan"-Filme oder vielleicht auch "Congo" von Michael Crichton. Es geht ins Grüne des Dschungels von Papua und man begegnet unterschiedlichen Herausforderungen. Spannung wird mit den Cliffhangern bei Szenenwechseln oder am Ende von Kapiteln erzeugt. Kleinere Auseinandersetzungen und ein Zwist zwischen Rick und seinem Gegenpart Lance sorgen für etwas Aufregung, bevor die düstere Atmosphäre des Dschungels ihren Teil dazu beiträgt. Dazu gehört auch eine nächtliche Wildschweinjagd - nur dass hier die Viecher die Menschen jagen. Richtig gefährlich wird es, als man von einem Kannibalenstamm in ungewollte Obhut genommen wird. Hier kommen dann auch Gedanken an die alten Filme aus Italien auf, die ja gerade zu der Zeit in den 80-ern, in denen die Handlung spielt, recht populär waren. Hier gibt es dann auch den actionreichsten Part im Buch, der mit Blut und Gekröse gewürzt ist - aber alles noch recht leicht verträglich und fast schon jugendfrei. Naja, für die heutige Jugend. Schwächen hat das Buch leider auch: die Szenen, in denen sich etwas zwischen Tika und Rick anbahnt, sind leider in Dialog und Situation recht plump, zudem auch schon vom ersten Moment an problemlos zu erahnen. Und wer auf einen fetzigen Tierhorror mit Riesenfisch erpicht war, wird leider auch eine Enttäuschung hinnehmen müssen, das Vieh taucht mehr ab als auf. So bleibt insgesamt eine nette Abenteuerstory, die zwar Mängel aufweist, aber dennoch ganz nett zu unterhalten weiß. Man sollte seine Ansprüche aber nicht zu hoch ansetzen. An so starke Sachen wie "Mega" von Jake Bible oder diesen wunderbaren Knaller "Tidal Grave" von H. E. Goodhue, der auch den Genreregeln folgt, aber durch ständiges Tempo den Leser nur so durch die Seiten jagt, kommt "Blood river" zwar nicht heran, aber das Buch ist auch nicht so grottig, wie es hin und wieder dargestellt wurde. Da meine Erwartungen hier dann gen Null tendierten, kam ich doch zu einer netten und nicht schlecht geschriebenen Lektüre. Wenn das Buch mal günstig als eBook oder auch Print angeboten wird, kann man schon mal einen Blick riskieren. Es gibt schlechtere Bücher auf dem Markt. Man darf halt nicht den neuen Überflieger erwarten. 200 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 November 2015, 13:16:42
(http://2.bp.blogspot.com/-ITBEQT0MY_s/VjcwutgRXtI/AAAAAAAAAfw/EEb-m0sP5Fg/s1600/unt3ertoten3.jpg)

D. J. Molles. Captain Lee Harden hat eine Mission: die Menschen in Camp Ryder vor der drohenden Zombie-Invasion zu schützen. Doch nicht alle Bewohner Ryders stehen hinter ihm, und so kommt es bald zur Meuterei im Camp. Als Harden dann noch einem Geheimnis über die Herkunft der Untoten auf die Spur kommt, droht seine Mission zu scheitern.

Captain Lee Harden ist mit seinen Leuten dabei, den Stadtkern von Lillington von den Furys zu befreien. Sie haben auf dem Stadtplatz im Müll strategisch einige Claymores platziert und locken nun die Monster an. Als der Platz von denen überflutet ist, wird gezündet. Bis auf einige wenige Exemplare erwischen sie die Brut und so sind die übrig gebliebenen Kreaturen schnell beseitigt. Der Platz wird so gut es geht gesichert und dann zieht Jim  mit seinen Leuten hier ein. Ein weiterer Stützpunkt für die Menschen um Camp Ryder. Harden kehrt mit seiner Truppe dahin zurück und wird dort von einem Fremden erwartet, der völlig verwahrlost vor den Toren aufgetaucht war und ihn unbedingt sprechen wollte. Dieser Fremde - Jacob - ist den weiten Weg von Virginia nach Carolina zu Fuß gegangen, immer der Gefahr durch die Furys ausgesetzt. Er bringt bittere Nachrichten. Der gesamte Osten wurde aufgegeben und den Kreaturen überlassen. Er selbst versuche schon seit langer Zeit auch anhand von Versuchsexemplaren die Natur der Bestien zu erfassen. Dies würde er auch gerne hier in Camp Ryder fortsetzen. Ganz nebenbei ist auch eine Abordnung aus einer Nachbargemeinde vor Ort, die Nahrungsmittel gegen Munition tauschen möchte. Doch aufgrund der Informationen von Jacob wird erst ein Einsatz nötig und zu diesem wird auch Kip aus dem Nachbar-Camp aufgefordert, dann würde er auch Munition erhalten. Und zu allem Überfluss machen sich auch Jerry, der den Schlag aufs große Maul nicht vewgessen hat, und der Professor wieder daran, die Moral zu untergraben und ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Harden  muss sich an vielen Fronten bewähren und gerade in dieser Situation macht man noch eine äußerst grausige Entdeckung hinsichtlich der Furys. Daraus entwickeln sich nicht nur etliche Fragen, die Jacob mit seinen Forschungen irgendewann zu beantworten gedenkt, sondern auch weitere Bedrohungen, die man mit einer neuen Qualität der Gefechtsführung und weiterer Gewalt lösen muss. Und dann wird auch noch Harden persönlich in die Enge getrieben.

Kurz angemerkt: Klappentext und auch die Zusammenfassung beim Großanbieter im Netz sind teilweise Quark.
Beim Einstieg in die Geschichte und der Aktion mit den Minen befürchtete ich schon, dass man hier zugunsten des Lesers von Werken aus den Angeboten der Publikumsverlage die Gewalt und den Blutzoll sowie die Wahl der Worte kräftig entschärft hat. Während alles um die Minen herum zerfetzt wird, fallen die Infizierten einfach um. Und nur um Infizierte, die ihren Verstand von der Seuche auf Instinkte reduziert bekamen und dafür eine unbändige Rage erhielten, handelt es sich hier. Nicht um Zombies im ursprünglichen Sinn. Und diese Bedrohung erweist sich als durchaus lernfähig, wie man im Verlauf der 590 Seiten bald feststellen muss. Da werden bald Fallen gestellt und Rudel gebildet und so einige der Überraschungen mehr, die ich hier nicht spoilern will, da sie noch dazu Elemente enthalten, die man bisher in derartigen Stories noch nicht gelesen hat. Was aber auch nicht fehlen darf, sind die Politiker oder zumindest großmäulige Redner und Besserwisser, die ihre eigenen Pläne verfolgen. So ziehen Intrigen, Verrat und Mord ins Camp ein. Gerade anhand er Gedanken dieser Spezies wird dann auch ein gewisses Maß an Sozialkritik ins Buch eingeflochten. Nichts umwerfend Neues, aber immer wieder eine Tatsache. Die Menschen lassen sich durch ihre Staatenlenker (zumeist eh im Dienste der Wirtschaft), Konzerne und Werbung sowie die so falsch genannten "Sozialen Netzwerke" gleichschalten, nur der einen Meinung folgen, die propagiert wird und muss immer mit dem Nächsten, dem Nachbarn oder anderen Menschen durch die Werbung beeinflusst, um den gleichen Status wetteifern, um die Anerkennung der anderen buhlen. Das kostet Geld, unterstützt die Wirtschaft, stürzt die Konsumenten aber in die Schuldenfalle. Immer auf der Jagd nach Geld, Karriere und einer besseren Position in ihrem Umfeld, immer bedacht auf den guten Ruf und bloß nie politisch unkorrektes Verhalten an den Tag legen. Was politisch unkorrekt ist, bestimmt selbstverständlich die Politik. Nachdem gerade so Typen wie Jerry und der Professor ihre früheren Anhänger verloren haben, wollen sie sich jetzt ihr eigenes Reich schaffen - und dazu ist ihnen jedes Mittel recht. Bald ist aus dem noch recht simplen Kampf gegen die Kreaturen eine Mischung aus Spionage, politischer Intrige und reinem Überlebenswillen geworden. Harden kann bald kaum noch jemand vertrauen und die neuen Gefahren, die auf ihn zukommen, tragen nicht unbedingt zur Besserung der Situation bei. Der Schreibstil ist recht einfach, die Sätze fliegen nur so am Leser vorbei und diverse Actioneinlagen tragen dann auch ihr Übriges dazu bei. Und im Gegensatz zum Erschrecken meinerseits ob der Blutleere zu Beginn, wird es dann auch ordentlich "rotsaftig". Sei es im Gemetzel gegen die Furys oder im Kampf gegen Heckenschützen, es suppt mächtig. Und eine Szene mit dem Abklemmen einer Arterie erinnerte selbstverständlich an eine ähnlich gelagerte Situation in "Black Hawk Down". Literaturpreisverdächtig ist "Unter Toten 3" ebensowenig wie die beiden Vorgänger, bietet aber schnell zu konsumierende Unterhaltung im Genre, die mit der einen oder anderen neuen Variante doch etwas frischen Wind bringt. Auf Charaktertiefe wurde trotz mancher Hinweise auf das Vorleben der Figuren dann doch zugunsten des Tempos eher verzichtet, dafür hat man einen recht hohen Unterhaltungswert, wenn man nicht ungerechtfertigt hohe Maßstäbe anlegt. Hab ich nicht und daher fand ich das Buch recht gut, wenn auch vielleicht etwas zu sehr an die Masse angebiedert. Und dann endet das Werk auch noch mit einem fiesen Cliffhanger, wobei auch noch andere Handlungsstränge offen bleiben. Insgesamt gibt es meines Wissens bisher sechs Bücher der Reihe, wollen wir hoffen, dass der deutsche Verlag mal von seiner Marotte abweicht, ständig mitten in einer Reihe das Handtuch zu werfen und uns Lesern auch die folgenden Abenteuer von Captain Lee Harden kredenzt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 November 2015, 14:35:06
(http://3.bp.blogspot.com/-d8RZdY0DFps/VjiSg-saytI/AAAAAAAAAhw/hSk6ypj9yqY/s1600/barrikaden.jpg)

Jon Wallace. In  nicht allzu ferner Zukunft: In einer Welt, die durch einen verheerenden Atomkrieg zerstört wurde, haben künstliche Intelligenzen die Mach übernommen. Ursprünglich von den Menschen als Arbeitssklaven designt, können sie sich viel besser an die neuen Bedingungen anpassen als biologische Menschen. Einer dieser Androiden ist der Taxifahrer Kenstibec, dessen neuester Auftrag ihn quer durch das postapokalyptische Großbritannien führt. Es ist der Beginn eines wahren Höllentrips.

Die Fiziellen und die Realen befinden sich in Großbritannien in einem mörderischen Krieg. Die Androiden haben sich hinter Barrikaden der früheren Städte verschanzt und versuchen, die Realen von ihrem Territorium fernzuhalten. In einer dieser Barrikaden lebt Kenstibec als Taxifahrer mit bestimmten Fähigkeiten. Er bekommt von seinem Boss den Auftrag, die Journalistin Starvie von Edinburgh nach London zu chauffieren. Schon der Start der gefährlichen Reise erinnert mehr an einen Ausbruch aus einem belagerten und umzingelten Fort, denn den Beginn einer Fahrt durch das Land. Selbstmordattentäter versuchen die Taxe in die Luft zu jagen, Heckenschützen verzieren den Wagen mit Einschusslöchern. Hin und wieder erhält auch Kenstibec eine Perforation, doch er ist derart optimiert, ein Neuner, dass er sogar bei einem Kopfschuss nach geraumer Zeit wieder geheilt wäre. Nach dem feurigen Ausbruch aus Edinburgh geht die Reise weiter Richtung London. Doch so schnell sollen sie da nicht ankommen. Es gibt etliche Hürden zu überspringen. So auch die Barrikade Brixton, die schwer bewacht wird von Realen. Um sich hier durchzumogeln lesen sie unterwegs den Händler Fatty auf. Der wollte reines Wasser in die Barrikade bringen, um so genug Geld für Medikamente zu verdienen, die er ob einer schweren Krankheit benötigt. Er macht einen Deal mit Kenstibec, dass er ihnen hilft, wenn sie ihn im Gegenzug dabei unterstützen, die Medikamente zu klauen. Doch aus dieser Aktion wird nichts, jedenfalls nichts Gutes. Fatty hatte die Idee, Starvie als eine Freuden-Fizielle den Typen zu überlassen und während die mit ihr abgelenkt sind, mit dem etwas absichtlich derangierten Kenstibec zu tun, was getan werden muss. Doch Fatty selbst zerstört den Plan, als er beginnt auf die Realen zu ballern, die sich mit Starvie beschäftigen wollen und nun muss die Zweckgemeinschaft fliehen, was sie in den Untergrund treibt.

Mal abgesehen davon, dass das Buch eine nicht gerade geringe Fehlerquote aufweist, ist es schon das zweite (einmal aus USA, einmal aus GB), in dem die Protagonisten fordern, dass man Flüchtlinge oder Hilfesuchende abweist, da sie dem Land die Ressourcen wegfressen und versuchen würden es auch noch zu destabilisieren, um ihre eigene Gesinnung durchzusetzen. Seltsam, dass mir die gerade in der jetzigen und realen Situation in die Finger fallen. Vielleicht bin ich auch für das Thema etwas mehr sensibilisiert. "Barrikaden" ist ein Road-Movie, das nicht den üblichen Pfaden folgt. Die Realen, die Menschen also, sind hier nicht unbedingt die Sympathieträger Nummer 1 und erst mit Fatty und einigen seiner geäußerten Ansichten beginnen die Hauptfiguren wie auch der Leser unter den durchaus flotten Action einige kritische Fragen zu stellen, gewisse Motivationen ernsthaft zu hinterfragen und man mag es kaum glauben, aber weder die Realen noch die Fiziellen scheuen davor zurück, in ihren jeweils noch funktionierenden Radio- und TV-Kanälen verlogene Propaganda unters Volk zu bringen. Nix gelernt. Und der Fizielle Kenstibec fragt sich oft, was die Realen so an ihren vielen Memorabilien und gesammelten Utensilien geschätzt hatten (Werden sich einige nach meinem Ableben ob meiner Filmsammlung wohl auch fragen) und was die sich früher unter Unterhaltung vorgestellt haben. Da blitzt kurz die Kritik am Medienkonsum der Massen auf, wenn auch nicht zu penetrant, sondern eher am Rande. Der Schreibstil ist locker und man kann der Handlung leicht folgen, die Action fördert das Tempo und die eine oder andere Wendung mag zwar nicht total überraschen, bringt aber weitere Überlegungen in Gang. Genervt hat mich irgendwie, dass bei einer solchen Story um die Auslöschung von Millionen Existenzen mal wieder, wenn auch nur kurz, Hitler ins Spiel gebracht wurde. Als aber es keinen Stalin oder Amerikaner gegeben, die etliche Vernichtungszüge hinter sich brachten. Und die Briten? Frag mal nach in Afrika, Afghanistan oder Indien. Ansonsten ist diese Dystopie routiniert inszeniert, wirft Fragen auf, lässt auch Actionfreunde auf ihre Kosten kommen, ohne im jeweiligen Bereich allzu simpel und Aufmerksamkeit heischend daherkommen, auch wenn der Hinweis auf eine gigantische Verschwörung doch recht dick aufgetragen war. Das Buch lässt am Ende sogar etwas Platz für eine gewisse Hoffnung und auch die Handlung lässt Raum für eine mögliche, aber nicht unbedingt nötige Fortsetzung, was in diesem Fall nicht negativ gemeint ist. Der Leser - zumindest ich - kann auch mit diesem Abschluss der Story leben. Mit kleineren Schwächen, einigen Ansätzen für Gedanken um Menschlichkeit (Wer in diesem Buch wirklich die menschlichsten Züge hat, ist oft schwer zu bestimmen) und Fortschritt sowie einem durchaus goutierbaren Unterhaltungsanteil. Nicht für hohe Weihen bestimmt, aber für Kurzweil - und die bekommt man. Knapp 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 November 2015, 14:45:01
(http://3.bp.blogspot.com/-WaJYTMIbTrc/VkHZN88e6pI/AAAAAAAAAlQ/TvuhPQMWaP0/s1600/000.jpg)

David Baldacci. Noch nie ist es einem Gefangenen gelungen, aus Amerikas bestgesichertem Militärgefängnis auszubrechen. Bis jetzt. Der Flüchtling: Robert Puller, Hochverräter und nun meistgesuchter Verbrecher Amerikas. Sein Bruder John ist der beste Spezialagent der Militärpolizei – und wird auf den Fall angesetzt. Widerstrebend nimmt er die Fährte auf, noch immer kann er nicht an die Schuld seines Bruders glauben. Aber bald merkt er, dass er Robert finden muss – damit ihn nicht viel gefährlichere Gegner finden. Es macht die Sache nicht gerade leichter, dass ihm eine attraktive Agentin zugeteilt wird, die ihm helfen soll, aber offensichtlich ganz eigene Pläne verfolgt. Als sich immer dubiosere Gruppen an der landesweiten Suche nach Robert beteiligen, weiß Puller, dass nicht nur Roberts, sondern auch sein eigenes Leben auf dem Spiel steht.Quelle: Heyne.

Leavenworth. Ein schweres Gewitter zieht übers Land. Es stürmt und kracht zum Gotterbarmen. Und dann fällt der Strom im Army-Gefängnis aus. Keiner fühlt irgendeine Gefahr, denn der Notstrom springt sofort an, alles geht seinen gewohnten Gang. Bis der auch versagt. Dunkelheit senkt sich über die Gänge - und dann gehen die Türen zu den Zellen auf und die Knackis machen einen auf wild. Doch die Freiheit währt nur kurz. Ruckzuck ist ein Trupp der Army vor Ort, um für Ruhe zu sorgen. Doch zuvor fallen Schüsse, hört man eine Explosion. Als der Aufruhr beendet ist, kann sich keiner einen Reim darauf machen. Die Reihen sind durchgezählt, alle Gefangenen vollständig anwesend. Bis jemand merkt, dass in der Zelle von Robert Puller ein Toter liegt, Puller dagegen weg ist. Dies ist die Situation, die John Puller vorfindet, nachdem er direkt im Anschluss einer Gefangennahme eines flüchtigen Mörders zu Hause angerufen und zum Gefängnis beordert wurde. Da er mit dem Flüchtling verwandt ist, darf er offiziell nicht an den Ermittlungen teilnehmen, wird aber zwischen den Zeilen von zwei Generälen und einem NSA-Mann doch dazu animiert. Was ihm weniger passt, ist seine Anstandsdame, die von der Geheimdienstabteilung der Army (Inscom) kommt und ihm an die Seite gezwungen wird. Sie kommen bei den Ermittlungen kaum voran, als plötzlich einer der Offiziere, die mit Puller sprachen, tot in dessen Hotelzimmer aufgefunden wird. Glücklicherweise ist die Anstandsdame diesmal sogar nützlich, da sie Pullers Alibi ist. Doch damit nicht genug. Ein Mordanschlag auf Puller wird nur durch einen Schützen vereitelt, der einen der Angreifer tötet und dabei selbst nicht in Erscheinung tritt. Das gesamte Szenario ist derart verwinkelt und verwirrend, dass Puller niemandem mehr trauen kann.

Wer bei "Zero Day" noch einige Ähnlichkeiten zu Jack Reacher ausmachen konnte, wird hier feststellen, dass diese fast ganz ausgemerzt wurden. Und wer "Am Limit" gelesen hat, weiß auch schon, wie dieses Buch hier ausgehen wird. Interessant ist daher nur der Weg dahin. Und der ist spannend genug, da David Baldacci hier eine Verschwörung allererster Güte aufbaut, in die jeder verwickelt sein kann. In "Escape" lässt der Autor seine Protagonisten zumeist ermitteln, der Leser soll ihren Gedankengängen folgen und wird nicht mit Actionsequenzen überhäuft. Doch was in einem etwas weniger Seiten umfassenden Buch eine durchaus gute Variante des Erzähltempos gewesen wäre, sorgt bei 600 Seiten leider hin und wieder für gebremsten Schaum in dieser Atmosphäre dauernder Bedrohung durch wen auch immer. Denn eines versteht David Baldacci hier meisterhaft: Die eigentlichen Beweggründe für das Geschehen ebenso im Hintergrund zu halten, wie die Drahtzieher. Was mir aber gegen Ende dann doch etwas übertrieben schien, waren die vielen Haken, die geschlagen wurden, bis man endlich nicht nur den Übeltäter entlarven konnte, sondern auch wusste, wem man vertraut und wem nicht. Das war dann manchmal zuviel des Guten. Eingebettet in die Story noch eine kleine Liebesgeschichte unter Kollegen verschiedener Waffengattungen, ein ständig pennender Kater als Pullers Haustier, hin und wieder etwas schmallippiger Humor und viele Armykürzel und Patrioten. Heißt es doch, dass die Pullers schon unter George Washington Generationen zurück für ihr Land kämpften. Jaja, diese uramerikanischen Helden ohne Furcht und Tadel. Man könnte es aber auch so sehen, dass die Pullers eben keine Patrioten waren, da sie dereinst nicht für ihr Land sondern gegen ihren König kämpften. Heute werden sie als Freiheitskämpfer gefeiert, aber wenn man sich die jüngere Vergangenheit der USA anschaut, dann sieht man, dass Freiheitskämpfer für die Amerikaner Terroristen sind (ausser sie kämpfen für amerikanische Werte(-losigkeit)). Nach dieser Lesart wären die Leute unter Washington also auch nix anderes. Abgesehen davon ist das Buch eine recht ordentliche Thrillerlektüre mit ein paar kleinen Längen, vielleicht auch kleinen Mängeln, aber dennoch ein ganz guter Einkauf. Da ist entschieden schlechteres auf dem Markt.

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 November 2015, 15:08:26
(http://3.bp.blogspot.com/--vHqpxyFkLw/VkXNuFTLEaI/AAAAAAAAAoU/u0c_-j2GMtY/s1600/zoo.jpg)

Michael Ledwidge für James Patterson. Jackson Oz, ein junger New Yorker Evolutionsbiologe, beobachtet seit einiger Zeit ein ungewöhnliches Verhalten bei Tieren: Überall auf der Welt fallen sie über Menschen her, und töten diese mit einer nie zuvor dagewesenen Brutalität. Oz fürchtet, dass sich das Problem zu einer massiven Bedrohung für die gesamte Menschheit ausweiten könnte. Zunächst nimmt ihn niemand mit dieser Theorie ernst, doch dann häufen sich die Vorfälle. Gemeinsam mit der Umweltforscherin Chloe setzt Oz alles daran, die Mächtigen dieser Erde zu überzeugen, dass sie handeln müssen. Doch die Tiere werden immer aggressiver.

Im Zoo von L. A. greift ein Löwenpärchen den Angestellten an, der sie gerade füttern wollte (vermutlich aber nicht so, wie es dann geschah) und büxt aus. Unterwegs kommen sie an diesem frühen Morgen noch an einem Golfplatz vorbei, auf dem ein einsamer Spieler versucht sein Handicap zu verbessern. Doch sein größtes Handicap sind zwei bösartige Löwen und dann gibt es nichts mehr zu verbessern. In New York dagegen krabbelt Oz, Studienabbrecher mit hoher Intelligenz und einem Schimpansen als Haustier müde aus seinem Bett. Er füttert Attila, den Affen, und gönnt sich dann selbst etwas. Sein heruntergekommenes Apartment beherbergt auch eine ganze Batterie von TV-Geräten mit denen er sämtlich Nachrichten über MTK (Mensch-Tier-Konflikt, wie er es nennt) weltweit aufzeichnet. Nachdem er kurz über die Freundin gerutscht ist, die dann eh Schluss macht, lässt er sich aufgrund eines Anrufs eines Freundes aus Afrika eben dahin lotsen und gerät in tödliche Gefahr. Sein Freund gibt den Löffel ab, aber Oz kann sich und eine junge Frau namens Chloe retten. Aber extrem erschreckend war die Erkenntnis, dass die Löwen alle Männchen waren und gemeinsam Jagd auf die Menschen gemacht haben. Und zwar mit Plan. Zurück in der Heimat versuchen sie, die Menschheit, die Forscher, die Politiker von der Gefahr zu überzeugen und dass man Gegenmaßnahmen ergreifen muss. Vergeblich, keiner glaubt ihnen. Als aber nach fünf Jahren die Angriffe von Tieren auf Menschen riesige Ausmaße angenommen haben, hört man ihm endlich zu. Es wird diskutiert, er wird diskreditiert und namhafte Professoren versuchen weiterhin, seinen Namen in den Dreck zu ziehen. Doch die werden bald eines Besseren belehrt. Die Tiere agieren völlig atypisch. Riesige Horden von Hunden bewegen sich durchs Land, machen Dörfer nieder und ziehen weiter. Ob Haustier oder frei geboren - alles stürzen sich auf die Menschen. Wölfe wie Karnickel, Pferd wie Vögel, alle Tiere der Welt attackieren den Menschen. Delphine bringen in selbstmörderischer Art und Weise Boote zum Sinken. Bären jagen Jäger. Doch irgendwann kommt ein Durchbruch für die Menschheit. Oz hat den Grund für diese massive Veränderung der Tierwelt ausgemacht. Fragt sich bloß, ob sie mit ihren Maßnahmen nicht zu spät kommen.

Zuerst einmal die negativen Begleitumstände. Es ist schon fast eine Art Etikettenschwindel, wenn man auf dem dick und fett suggeriert, dass das Buch von James Patterson sei und auf Seite drei dann erst feststellen kann, dass Michael Ledwidge eigentlich der Verfasser ist und nur ein Honorarschreiber für den Maestro selbst ist. Und gerade Mr. Patterson hat seit 2000 nur noch an seiner Alex Cross-Reihe gearbeitet und fünf andere Romane verfasst, während weitere 40! von irgendwelchen Co-Autoren unters Volk gebracht wurden. Selbstverständlich mit dem großen Namen auf dem Cover. Ganz miese Marotte, die da schon seit etlichen Jahren läuft (Clancy, Ludlum, Cussler usw.). Da fühlt man sich nach einem Kauf gerne mal getäuscht. Da das Buch als Vorlage für eine TV-Serie dient (Mein Grund überhaupt noch einen Patterson anzurühren, da mich nach geraumer Zeit auch Alex Cross zu langweilen begann) und selbstverständlich vom deutschen Rechteinhaber Pro7 beworben wird, war mir bewusst, dass dieses Werk nicht gerade vor klar ausgearbeiteten Charakteren strotzen würde. Die kurzen Kapitel mit knappen Sätzen und nicht allzu viele Buchstaben enthalteten Wörtern als Bückling vor der Generation Twitter oder Bildungsmiseren ala "Fack juh Göhte" treiben das Buch zwar voran, haben aber kaum Nährwert. Einzig Oz wird etwas näher beleuchtet, erinnert kurz an das Remake "Planet der Affen" (James Franco) mit seinem Schimpansen, der bei ihm lebt. Später wird es dann eher zu einem globalen "Panik in der Sierra Nova" wenn die Tierwelt sich gegen den Menschen erhebt. Dann wird noch schnell mit einigen Einwürfen wie Sozialkritik, uneinsichtigen Politikern und einer Ökokatastrophe noch für etwas Seriosität im Sammelsurium von altbekannten Worthülsen und Szenarien gesorgt, bevor man dazu übergeht, zwischen den verzweifelten Bemühungen der Menschen immer wieder tödliche Angriffe mit ordentlich Blut und ein bisschen Gekröse einzuflechten. All das wirkt aber in seinem Mühen als habe Frank Schätzing die Grundidee für seinen "Der Schwarm" im Halbschlaf auf nen Bierdeckel gekritzelt und dann aufgehört. Also scheint "Zoo" sehr, sehr weit von echter Qualität entfernt. Was kann man ihm zugute halten? Schnelle, leichte Lektüre, die wohl schon als Drehbuch herhalten soll, die kurze Unterhaltung für ne leicht überzogene Frühstückspause bietet, tatsächlich hin und wieder etwas Endzeitstimmung verbreiten kann, mit Action nicht geizt, je weiter die dünne Handlung fortschreitet und von niemandem auch nur winzigste Gedankengänge fordert. Will man dem Buch Böses, ist es blass und oberflächlich und nur ein Schnellschuss für ebenso schnelles Geld. Oder es ist eben ein flottes Lesevergnügen ohne Anspruch, das die Leser, die mehr nicht wollten, recht gut und abenteuerlich unterhalten werden. Als Tierhorror kann das sogar funktionieren, aber bei den Serienmachern hab ich so den Verdacht, dass sie das Dingen so in den Sand setzen wie dereinst "The Strain". Zuviel Blabla und Emogewinsel, zuwenig Aufregung und Action. Lässt man sein Anspruchsdenken ganz im Verlies, kann diese katastrophale Ökokatastrophe als Quick(ie)-Reader funktionieren, wem aber dann ein Gedanke zu Schätzing oder ähnlichen Büchern kommt, der ist verloren im Sumpf der seichten Zeilen. Für mich der letzte (Pseudo-)Patterson. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 November 2015, 11:32:29
(http://3.bp.blogspot.com/-IZeTfb0IZF8/VkmSHfQpxRI/AAAAAAAAArw/SNSJ4_TgDS8/s320/anonymus-das-buch-des-todes.jpg)

Anonymus. In Santa Mondega kommt es zu einem blutigen Massaker. DEr Killer Bourbon Kid zieht gegen Vampire und korrupte Polizisten ins Feld. Doch die Jagd endet mit Bourbon Kids Tod. Sein Gegenspieler Gaius Rameses hat nun freie Bahn und ruft alle übrigen Vampire dazu auf, sich unter seiner Führung zu einer Armee zusammenzuschließen. Ihr Ziel: Die Unterjochung der gesamten Menschheit.

Santa Mondega kommt nicht zur Ruhe. Der Kid ist nicht mehr da und die Stadt wird beherrscht von Gaius Rameses und seinen Schergen. Besonders hervor tut sich dabei Jessica, die nach Blut nur so giert. Sanchez, der Schankmann vom Tropica, wird vorübergehend zum Hilfs-Cop ernannt und mischt nun im Kampf gegen Vampire, Werwölfe und Zombies mit. Dazu gesellen sich noch illustre Gestalten wie Beth, JD, Dante, Kacy, Flake und andere, deren Motive jeweils sehr unterschiedlicher Natur sind. Nachdem die Sauigel um Gaius Rameses das Auge des Mondes erobert hatten, wollen sie am Folgetag nun auch das Buch des Todes in ihre gierigen Pfoten schließen, denn es hat etwas besonders Perfides zu bieten: Schreibt man einen Namen hinein, stirbt diese Person und zwar genau zu dem Zeitpunkt, den man ebenfalls dem Buch anvertraut. Versteckt ist das Buch in einer Bibliothek - und ausgeliehen (eher stibitzt) hat es dann auch noch Sanchez. Er lässt es zwar dann von einem Kumpel wieder an seinen Platz bringen, doch gerade dieser kurze Anfall von Ehrlichkeit sorgt dafür, dass das Buch tatsächlich bei Gaius Rameses landet. Und das ist der Punkt, an dem die Stadt einen Helden braucht, einen Retter ohne Furcht und Tadel. Und es wird garantiert nicht Hilfsbulle Sanchez sein.

Nachdem "Das Buch ohne Gnade" ja eher eine Art Prequel zu den anderen gewesen ist, setzt "Das Buch des Todes" dann direkt an "Das Buch ohne Staben" an und auch der Erstling "Das Buch ohne Namen" bleibt nicht unerwähnt. Man sollte diese also gelesen haben. Neben einigen Handlungssträngen tauchen selbstverständlich auch wieder altbekannte Figuren auf, von denen Sanchez wohl den größten Teil der Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Wird doch gerade der größte Gauner und Flegel der Stadt zum Ordnungshüter gemacht. Das bringt sogar einigen Spaß mit sich, wenn er mit gewissem Widerwillen einen inneren Kampf ausfechten muss, ob er in der einen oder anderen Situation mal tatsächlich das Gesetz vertreten soll. Vieles aus den vorherigen Büchern wiederholt sich, der Autor kann nicht nit allzuviel Neuerungen aufwarten und hält sich ans bekannte und bisher erfolgreiche Rezept. Blut, Gekröse und trashiger Blödsinn. Hin und wieder sind schon mal Schmunzler drin wenn es um's Cafe "Ole au lait" oder "Bloodwiser" geht, aber es ist auch viel abgedroschenes drin, sodass sich dann der Spaß etwas in Grenzen hält. Charaktertiefe, Realismus, ansprechender Stil mit Aussagekraft - vergesst es. Die wilden Horden metzeln auf der Suche nach ihrem Buch jeden brutalst nieder, der ihnen im Weg oder nur nebenbei steht und die Ordnungshüter, wenn man sie so nennen kann, verhalten sich nicht besser. Immer wieder verweist der Autor auf diverse Filme, die nicht ausschließlich aus dem Umfeld von Tarantino oder Rodriguez kommen. Mag ja sein, dass sich derartige Bücher besser verkaufen, wenn man wie soviele andere mal schnell den Namen Tarantino hinwirft, aber das ist mittlerweile derart nervig ausgeartet, dass es mich eher abschreckt. Auf jeden Fall kann "Das Buch des Todes" ausser mit einigen Fehlern auch mit verflucht viel Gemetzel und Blut aufwarten. Gerade im recht langen Showdown wird gemeuchtelt, mit Knochen geworfen und Körper ausgeweidet, dass es eine Freude für den Gorehound ist. Der Splattergehalt ist für ein Buch aus einem dieser sich ständig der Masse anbiedernden Publikumsverlage, die sich - echt wahr - sogar als "Genreverlage" sehen, hihi, guter Witz, recht hoch. Kein Vergleich mit echten Genre-Verlagen wie Festa, Luzifer, Voodoo-Press und so weiter, aber für den Mainstream ist der Matschfaktor recht hoch und der Anspruch extrem niedrig. Aber in diesem Falle ist es ja beabsichtigt und wer an den Vorgängern seine Freude hatte, noch nicht übersättigt ist wie meinereiner, der wird absolut seine Freude an der Blutorgie mit fiesem Humor haben. Gute, blutige, durchgeknallte Trashkost. Aber jetzt lasst es gut sein. Die ständige Wiederholung der "Top"-Gags beginnt zu langweilen.  Rund 400 Seiten.,
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 November 2015, 15:15:09
(http://4.bp.blogspot.com/-kTtE7jAgeeM/VksI56x8-lI/AAAAAAAAAtE/fW1UkAjiuTQ/s1600/vollendet.jpg)

Neal Shusterman. Deine Umwandlung ist garantiert schmerzfrei. Jeder Teil deines Körpers lebt weiter. Sagen sie. Aber wenn jeder Teil von dir am Leben ist, nur eben im Körper eines anderen ... Lebst du dann? Oder bist du tot? Der 16-jährige Connor hat ständig Ärger. Risa lebt in einem überfüllten Waisenhaus. Lev ist das wohlbehütete Kind strenggläubiger Eltern. So unterschiedlich die drei auch sind, eines haben sie gemeinsam: Sie sind auf der Flucht. Vor einem Staat, in dem Eltern ihre Kinder im Alter von 13 bis 18 Jahren »umwandeln« lassen können.

Connor ist ein Kandidat für die Umwandlung, weil er irgendwie immer dazu neigt, in Schwierigkeiten zu geraten, seine schulischen Leistungen eher bemitleidenswert sind und seine Eltern mit ihm einfach nicht mehr weiter wissen. Da kommt ihnen die Möglichkeit, ihren ungezogenen Störenfried im Nachhinein via Umwandlung doch noch abtreiben zu können gerade recht. Connor würde dann in vielen, vielen einzelnen Teilen als Organspender wider Willen in anderen Menschen weiter existieren. Er wäre nicht tot. Behauptet die Regierung, die solche Organspenden natürlich unterstützt. Risa ist da ein anderer Fall. Sie lebt in einem Waisenhaus und ist eine fast perfekte Schülerin. Spielt schwerste Partituren am Piano fast ohne Makel und fordert von sich selbst immer die Bestleistungen. Umso größer ist der Schock für sie, als gerade sie ausgewählt wird, das Waisenhaus bei der Umwandlung ehrenvoll zu "vertreten". Der wahre Grund ist selbstverständlich profaner: Werden einem Waisenhaus von Regierungsseite die Mittel gekürzt, müssen einige von den unnützen Fressern weg. Und vorbei ist es mit der goldenen Zukunft. Und dann gesellt sich noch ein Dritter zu dem Bunde. Er heißt Lev und WILL tatsächlich freiwillig umgewandelt werden. Für ihn und seine Familie war schon lange  klar, dass er eines Tages geholt werden wird. Dafür gibt es eine richtig runde und mit allen Wünschen versehene Abschiedsparty, bei der er die Sau rauslassen kann. Er ist der Zehnte in seiner Familie und dieser muss im entsprechenden Alter für die Umwandlung zur Verfügung gestellt werden. Lev hat damit absolut kein Problem. Doch bald sollen sich die Wege der drei Kids kreuzen. Bei einem Fluchtversuch wird ein Unfall ausgelöst und Lev als Geisel genommen. Seine Geiselnehmer sind keine anderen als Connor und Risa, die aus dem jeweiligen Transporter zu ihrer Umwandlung geflüchtet sind. Zu dritt machen sie sich auf den Weg, ihren Schergen zu entkommen und sich vielleicht irgendwo in den Wäldern für längere Zeit zu verstecken und zu leben. Auf ihrem Weg in die Freiheit, ein Leben ohne Bedrohung kommen immer weitere Figuren zu ihnen, treffen sie Typen wie Roland, der den toughen Kerl gibt und gerne über andere bestimmt und sich nimmt, was er will. Irgendwann verlieren Connor und Risa Lev aus den Augen und der trifft seinerseits CyTy, der schon Teile eines anderen in sich hat. Den Schläfenlappen - und der macht ihm zu schaffen. Gedanken und Taten seines Spenders mischen sich in sein Leben ein, er hat Furcht durchzudrehen. Und irgendwo weit draußen im Land bildet sich eine Gruppe, die das Prinzip der Umwandlung entschieden ablehnt. So entschieden, dass man eine fast militärische Organisation aus etlichen Gefüchteten oder Geretteten aufgestellt hat, die ein riesiges Lager für Kids im wandlungsfähigen Alter aufgebaut hat, in dem sie Leben, bis sie 18 Jahre als und frei und unbehelligt ihrer Wege gehen können. Auch Connor und Risa sowie Roland landen dort. Als sie erfahren, dass sie für einige Monate an ansässige Farmer ausgeliehen werden, für diese arbeiten sollen und nach Ablauf dieser Zeit dann alt genug sind, um neue Papiere zu erhalten, die sie als 18 Jahre und frei ausgeben, kommen Connor Zweifel. Ist dieses System wirklich zu ihrem Nutzen oder werden sie als Sklaven missbraucht? Stimmt überhaupt etwas von dem, was ihnen erzählt wird?

Neal Shusterman schildert das Leben in den USA nachdem ein Bürgerkrieg zwischen Abtreibungsbefürwortern und Abtreibungsgegnern (Solche Kriege sind meines Erachtens bei den schon heutzutage zu spürenden Abneigungen verschiedener Gruppen zueinander - man nehme nur die Veganer/Vegetarier gegen die Fleischkonsumenten - so unwahrscheinlich gar nicht mehr, da jeder im Durchsetzen seiner Meinung immer militanter wird.) endlich beendet wurde und man eine neue Charta des Lebens verabschiedet hat. In der wird eine eigentlich abstoßend wirkende Regelung als Segen dargestellt und Eltern (Falls man die so nennen will) können ihre Kinder im Alter von 14-17 nachträglich via Umwandlung noch abtreiben. Der Nutzen dabei ist, dass die Umwandlung nur ein anderes Wort für "unfreiwilligen Organspender" ist. Allein diese Vorstellung wirkt heute noch entsetzlich, aber unsere Welt war schon immer gut darin, Grenzen zu überschreiten und die Rechte der Individuen derartige zu beschneiden, dass man die Gesetze immer schön zum Nutzen einer allgemeinheit angeopasst, die eh nur aus Herrschenden und Reichen besteht, während der Rest nur der nützliche und verwertbare Pöbel bleibt (Natürlich hinter feinen Worthülsen versteckt), der so oder so zur Schlachtbank geführt wird (Noch werden nur die Gehälter und Konten geplündert). Ist jemandem aufgefallen, wie schnell die Wellen bei den gefaketen Organspenderlisten in der realen Welt wieder abgeklungen waren. Ein paar leere Versprechungen, diverse Massenmedien auf Linie gebracht und schon folgt die doofe Herde dem Geschwätz von oben. Funktioniert in allen Lebenslage, seien es Terror, Flüchtlinge, Beleidigungen durch Politiker gegen das Volk, Skandale, Verfehlungen der Wirtschaft oder falsche Wahlversprechen. Immer verliert das Volk, das via Medien verdummt wird. Das Wort Lügenpresse ist sicher falsch, die tun ja nur, wofür sie bezahlt werden. Und einige Fakten aus dieser Gemengelage hat Neal Shusterman für seinen Roman, der in den USA spielt, genutzt und es zu einer Jugend-Dystopie gewandelt, die es in sich hat. Und auch die Theologie kommt zu ihrem Recht. Was wird mit einem Menschen, der in was weiß ich wie vielen Teilen in anderen weiterexistiert, um denen ein besseres Dasein zu ermöglichen? Lebt dieser Opferbringer dann noch oder ist er tot? Eine zentrale Frage in dem Buch. Und was ist eigentlich mit der Seele, die ja unteilbar ist? Was wird denn mit der? Ab wann hat der Mensch überhaupt eine Seele? Fragen,die auch in der Realität schon oft gestellt wurden und ein Streitthema sind, das noch keiner abschließend und mit klarer Aussage beantworten konnte. Und auch hier, in dieser Buchwelt, lässt der Autor keinen Zweifel daran, dass die besten "Ersatzteile" natürlich an die Personen gehen, die auch den besten Preis entrichten können. Für die Masse bleibt der Ausschuss. Dafür hat man der Mehrheit der Unterprivilegierten die Möglichkeit des "Storchens" eingeräumt. So nennt man den Vorgang, in dem Neugeborene einfach irgendwelchen Menschen vor die Tür gelegt werden. Und was macht der Reiche, dem man ein vor Hunger schreiendes Baby vor die Tür legt? Einfach die Musik lauter. Und legt den kleinen Schreihals dann bei Nacht und Nebel dem nächsten Nachbarn vor die Tür. Bei dieser Methode sind schon etliche Babys umgekommen. In der Realität nennt man das dann halt Babyklappe. Bissig wird Neal Shusterman dann, wenn er auf reale Ereignisse hinweist, wie den Versuch, auf ebay eine Seele zu versteigern (und die Reaktion von ebay) oder dem Diebstahl von Neugeborenen in einem östlichen Land, um aus ihnen Spenderorgane zu "gewinnen". Ansonsten weiß der Autor neben seiner deutlichen Gesellschaftskritik auch den Spannungsbogen konstant hochzuhalten, findet immer neue, wenn auch nicht mehr ganz so abwegige Greuel, die sich die Menschen nicht nur in dieser Dystopie antun, lässt Begriffe wie das "Storchen" oder "Klatscher" lange im Dunkeln, bevor sie im weiteren Verlauf einer temporeichen und sozialkritischen Geschichte recht bedeutsam erklärt wurden. In dieser Dystopie darf ein jeder Leser ganz tief in die Abgründe der Menschheit blicken, welch grausames Wesen sich da auf der Erde tummelt und sich für Gottes einzige wahre Schöpfung hält. In einem einfachen Stil, schnell und mit verschiedenen Charkteren ausgeschmückte Schreckensvision voller Dramatik. Es gibt noch drei weitere Teile von Neal Shusterman. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 November 2015, 12:43:46
(http://3.bp.blogspot.com/-vniZ3PYa1to/VlA0UZj6F5I/AAAAAAAAA0E/SYjjATGJf4k/s1600/000stroby.jpg)

Wallace Stroby. Crissa Stone ist jung, attraktiv und ein knallharter Profi. Ihr Geld macht sie mit Raubzügen. Crissa bekommt einen Job angeboten, bei dem sie mit zwei Komplizen eine Pokerrunde überfallen soll. Eine leichte Nummer, wenig Aufwand, sehr viel Geld. Der Auftrag läuft aus dem Ruder: Plötzlich fällt ein Schuss und einer der Pokerspieler wird getötet. Als sich herausstellt, dass der Tote der Schwiegersohn eines Gangster­bosses ist, wird die Lage für Crissa gefährlich. Der Boss engagiert Eddie den Heiligen, einen skrupellosen Verbrecher und eiskalten Killer, um den Ermordeten zu rächen. Crissa taucht unter, aber Eddie hat sie in der Hand. Er weiß, für wen Crissa ihr Leben riskieren würde. Sie weiß, es gibt nur eine Lösung.

Crissa Stone hat gerade erst mit Komplizen einen Coup durchgezogen, der nicht optimal verlief. Die Höhe der Beute hat nicht einmal im Ansatz das ergeben, von dem zu Beginn gesprochen wurde. Kaum zu Hause wird die Meisterdiebin von ihrem Kontaktmann zu einer vertraulichen Unterredung gebeten und erfährt, dass ein neuer Job in Aussicht ist. Da sie das Geld auf jeden Fall braucht, gerade nach dem letzten Flop, hört sie sich die Sache an. In Florida soll bei einem illegalen Pokerspiel ein siebenstelliger Betrag auf den Tisch kommen und das wäre schon mal eine Hausnummer. Sie soll sich mit ihren Partnern an einem abgelegenen Ort treffen. Sie ist erstaunt, dass zusammen nur zu dritt an die Sache herangehen werden, hat aber zumindest mit den zwei Kollegen schon mal gearbeitet und kennt sie als zuverlässig, Stimmer ebenso wie Chance. Während das Trio also den Coup vorbereitet, wird Eddie, der Heilige, von seinem ehemaligen Kompagnon vor dem Knast abgeholt, in dem Eddie einige Jahre sein zu Hause hatte. Der junge Kerl scheint immer noch auf Droge zu sein, was Eddie ihm austreiben will, da er einen Komplizen braucht, der seine Sinne beisammen hat. Doch zuerst will Eddie bei einem früheren Auftraggeber vorbeischauen, der das Geld aus dem letzten Coup, für den Eddie auch eingesessen hatte, für ihn anlegen sollte. Wie das mit der Gier halt mal so ist, hat der Typ nicht so ganz koscher gearbeitet und als Eddie und der junge Terry dann wieder gehen, bleibt eine Leiche zurück. Danach kommen sie zu Terrys Unterkunft, in der Eddie erst einmal auf seine Art für Ordnung sorgt, bevor es weitergeht zu Tino, einem der Bosse für die Eddie früher gearbeitet hatte. Unterdessen startet in Florida der Raid und alles sieht gut aus, auch wenn das Geld gerade mal die Hälfte des ausbaldowerten Betrages ausmacht. Die Spieler und Kartengeber sind verhältnismäßig ruhig und vernpünftig und riskieren nicht ihr Leben für schnödes Geld. Doch als sich Chance und Stone auf den Weg nach draußen begeben, fällt plötzlich ein Schuss und einer der Spieler ist dann doch tot. Stimmer hat ihn umgelegt, weil er nach einer Waffe gegriffen habe. Und das ist der Startschuss für ein Dilemma größeren Ausmaßes, in das Crissa Stone nun gerät. Der Tote ist zwar nicht mehr am Schnaufen, aberr deswegen immer noch der Schwiegersohn von Tino. Und weil der gerade mit Eddie konferiert, als die Nachricht von der Ermordung seines Schwiegersohnes eintrifft, beauftragt er den gleich damit, die Sache in seinem Sinne zu regeln. Es geht schließlich um die Familie. Und Eddie hat genug Erfahrung und Ansätze, um Stone und ihre Komplizen in große Schwierigkeiten zu bringen. Der Kampf ums Überleben startet für Crissa und Co. jetzt!!

Kurz gesagt - DIE Hardboiled-Überraschung des Jahres und nach einigen Festas und Luzifers sowie meinem Action-Allheilmittel Martin Kay zu einem meiner Lieblingsbücher 2015 aufgestiegen (die Amerikaner, die lesen können, durften das schon 2011 genießen, so sie das Geld für ein Buch ausgegeben haben). Crissa Stone ist wie Parker (Westlake/Stark) oder Wyatt (Disher) ein Profi im unehrlichen Geschäft. Sie agiert kühl, berechnend und mit ausgeklügelten Plänen, hält sich privat bedeckt und geht kaum eine Beziehung ein, die etwas wie Dauer beinhaltet wie sie der zugelaufenen Katze erklärt: Es war nett, solange es dauerte, aber jetzt musst du gehen. Einzig ihr Mentor und Lover Wayne sowie ihre Tochter Maddie bedeuten ihr etwas nur für die Beiden arbeitet sie überhaupt. Maddies Erziehung zu finanfzieren, während diese bei Crissas Cousine untergekommen ist und diese auch für ihre Mom hält und Wayne auf Bewährung aus dem Knast zu holen, sind ihre Motivation. Beides nimmt viel Kohle in Anspruch und gerade der Anwalt in Texas, wo Wayne einsitzt, kassiert kräftig. Stone ist eine Diebin mit Herz, aber nicht zuviel. Das Wenige wird nur an ihre Lieben vergeben, andere sollen ruhig sehen, wie sie zurecht kommen. Wallace Stroby lässt auch eine menschliche Seite bei seinen Verbrechern erkennen, ist aber wie seine Vorbilder äußerst sparsam im Stil und konzentriert sich absolut auf das Nötigste. Stone ist eine Frau, die es den Kerlen nicht zeigen muss, wie tough sie ist. Sie ist sozusagen eine "Kollegin", die ihren Job ebenso verrichtet wie die Kerle. Punkt, aus, Ende. Keine Sperenzchen, wie man sie in anderen Werken so oft liest. Die Geschichte ist straff erzählt, in knappen Dialogen und nimmt mit Fortlauf der Story auch an einer gewissen Härte und Eiseskälte zu. Das Finale hat es in sich. Stroby kommt direkt auf den Punkt und leistet sich keine "schwaflerischen" Mätzchen, die seinen ersten Roman um Crissa Stone auch nur ansatzweise ausbremsen könnten. Und Eddie? Der ist dann so etwas wie der Gegenentwurf zur Protagonistin. Wo sie cool und ohne Mätzchen oder übertriebene Gewaltanwendung ihr Ding durchzieht, glaubt der wohl, dass ihm die Menschheit für seinen Knastaufenthalt etwas schuldet und erfreut sich an seiner Killertour durch das Land und seinem Spaß am Töten. Und doch scheint auch in ihm ein kleiner Rest Menschlichkeit hin und wieder aufzuflackern. Er ist nicht nur böse und abgrundtief schlecht, wie man später bei Terry feststellen kann. So wird "Kalter Schuss ins Herz" zu einem perfekten Hardboiled-Thriller mit durchaus differenzierten und gut gezeichneten Charakteren, die auch etwas Emotion (nicht zuviel allerdings) neben der Kälte, mit der sie ihre Verbrechen ausführen, zeigen können und wie Stone auch so etwas wie Ganovenehre haben. Eddie verfällt in seinen Blutrausch, dem sich Stone gegenüber sieht und sich selbst nur mit einer Erfahtrung retten kann, die sie niemals machen wollte. Der Autor geht hier kurz und schmerzlos seinen schnellen Weg, steigert die Spannung in einer Story, die man aus den Vorbildern durchaus schon kennt, immer weiter und hetzt den Leser zu einem klassischen Showdown, der dann auf einige Erkenntnisse folgt, die den Leser zwar nicht so wirklich, dafür aber die Protagonistin überraschen. Es werden zumindest schon mal ein oder zwei Haken geschlagen. Schnell, kritisch (New York, Gier allgemein und auch die Wirtschaftskrise erhalten etwas "Aufmerksamkeit" in Nebensätzen), kühl und ausgeklügelt. Um zum Anfang meines Fazits zurückzukommen: Hardboiled at its best. Und es gibt noch eine Steigerung, denn von Crissa Stone gibt es bis dato in den USA noch drei weitere Abenteuer, die der Pendragon-Verlag hoffentlich auch in deutscher Übersetzung bringt. Ich fordere den Verlag geradezu auf, mit der Veröffentlichung meinen Obulus einzukassieren. Ich will MEHR davon!!!! Wer Parker schreit, muss auch Stone sagen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 November 2015, 13:02:34
(http://2.bp.blogspot.com/-ezqK6o9zhFE/VlLkhf6V8II/AAAAAAAAA2k/ZfFBMVRVEjI/s320/boy7.png)

Mirjam Mous. Boy 7 kommt auf einer glühend heißen, kahlen Grasebene zu sich und weiß weder, wohin er unterwegs ist, noch, woher er kommt. Er weiß nicht einmal mehr, wie er heißt. Die einzige Nachricht auf seiner Mailbox stammt von ihm selbst: ,,Was auch passiert, ruf auf keinen Fall die Polizei." Wer ist er? Wie ist er hierher geraten? Und wem kann er noch vertrauen? Quelle: Amazon.de

Boy 7 (Name wird im Laufe des Buchs geklärt) erwacht auf einer Ebene, kann sich an nichts erinnern und sucht seine Tasche nach Hinweisen ab. Irgendwo muss doch sein Name oder so zu finden sein. Und hier weg muss er auch. Er schaut sich die Umgebung an, findet seinen Rucksack und stöbert in ihm herum. Erste Hinweise finden sich auf seinem Handy. Er selbst hat sie darauf aufgenommen, wie er merkt. Ziemlich kryptisches Zeugs, wie er meint. Er soll niemandem trauen, sogar sich selbst nicht. Auf der Suche nach einem Ausweg kommt er an eine Straße und bald fährt auch ein Auto in seine Richtung. Am Steuer eine junge Frau. Sie nimmt ihn mit, aber ihre Unterhaltung wird etwas seltsam, da Boy 7 ja keine Ahnung hat, wer er ist und auch niemandem trauen soll. Also geht die Schwindelei schon los. So kommt er dann auch auf seinen Namen Boy 7 - er sieht sich seine Klamotten an und de Rucksack und bastelt sich aus den Etiketten ebenden Namen zusammen. Lara, wie die junge Frau heißt, nimmt ihn mit zu ihrer Tante Bobbie. Dort kann er sogar vorübergehend unterkommen. In der Situation etwas Ruhe zu haben, plant er seine weiteren Schritte, durchsucht noch einmal genau seine Tascvhen und findet einen Schlüssel. Wofür? Bankschließfach, Umkleidekabine in einem Schwimmbad oder einer anderen Sportanlage? Er muss in die nächste Stadt. Ohne Zweifel liegen dort womöglich weitere Hinweise auf seine Vergangenheit versteckt. Lara fährt ihn hin und Boy 7 glaubt, er habe einen Verfolger gesehen, doch Lara tut das als Einbildung ab. Und nach einigen Fehlschläge finden sie tatsächlich ein Schließfach - am Bahnhof. Was er darin dann entdeckt, stellt alles für ihnauf den Kopf.

"Boy 7" soll ja im August als deutsche Produktion in die deutschen Kinos kommen. Ich hab ja in letzter Zeit so einige Jugendbücher gelesen, die bis auf wenige Ausnahmen auch recht gut waren. Man kann ja jetzt nicht auch noch einen Kracher im Stile der vielen America First-Vertreter erwarten, die für diese Altersgruppe nicht unbedingt gedacht ist. Und auch hier hat mich die Ausgangslage im Stile eines Jason Bourne angelockt. Die Suche nach seinen Wurzeln, nach den Hintergründen seines Erwachens mitten in der Pampa verspricht Spannung. Und die wird zu Beginn auch geliefert. Leider geht dem Buch nach knapp 80 Seiten die Luft aus. Boy 7 (Nach der "7" auf seinen Socken und der Marke seines Rucksacks) findet etwas, das zwar viel erklärt, aber irgendwie als Found Footage in Buchform erzählt wird. Und das rund 100 Seiten lang. Man erfährt zwar die Hintergründe und wieso er eigentlich Boy 7 ist und entdeckt eine gefährliche Entwicklung, die von den Regierungen ausgeht, aber auch von bestimmten Organisationen genutzt wird. Aber irgendwie packten mich diese Rückblenden nicht sonderlich, sie wirkten eher wie ein Hemmschuh. Am Ende stellt sich heraus, was da wirklich vor sich ging und man muss ich gerade jetzt nach diesen verheerenden Anschlägen von Paris fragen, ob das nicht von den Behörden genutzt wird, völlig neue Überwachungsszenarien zu entwickeln, sie zur Pflicht zu machen, sodass man sich eher wohlig an "1984" erinnern wird, das dann absolut weit hinter der Entwicklung gelassen wird. Einiges an der Technologie wird ja schon in der realen Welt eingesetzt, wenn auch bisher eher für eine Vereinfachung gewisser Vorgänge, die die Wirtschaft als wunderbare neue Innovation zu verkaufen gedenkt. Die einen wollen dran verdienen, die anderen die totale Überwachung. Die Bevölkerung wird natürlich nicht gefragt. So gesehen ist das Buch tatsächlich ein kritischer Ansatz, um über diese Entwicklung zu berichten. Ansonsten ist "Boy 7" ein netter Thriller mit Botschaft, der aber nicht gänzlich überzeugen kann. Dass der Schreibstil recht schlicht gehalten ist, war klar, aber dass die Charaktere dann recht blass blieben, hätte nicht unbedingt sein müssen. War jetzt insgesamt icht so der Bringer, da gibt es bessere Bücher auf dem Markt. Chris Ryan, Andy McNab mit ihren Jugendthrillern oder Neal Shusterman mit "Vollendet" und den anderen drei Büchern, die ich noch nicht kenne, sind da noch etwas voraus. Der Wissenschafstansatz hingegen war recht gut. Auf dieser Idee könnte man durchaus einen "richtigen" Thriller wie z. B. "Staatsfeind Nummer 1" aufbauen, mit Geheimdiensten und hammerharter Action garnieren, es Martin Kay schreiben lassen und fertig wäre der Kracher vor dem Herrn. Der angehängte Link liefert etwas über das Thema dieser wissenschaft, ABER wer das liest wird a) mit einem Spoiler konfrontiert und muss b) feststellen, dass die Seite doch schon schwer von wilden Verschwörungsvisionen durchzogen ist. Nicht dass ich den Regierungen derartige Handlungsweisen nicht jederzeit zutrauen würde, aber das geht dann doch ein bisschen weit in Richtung Spinneritis. 270 Seiten.
http://www.chemtrails-info.de/schweinegrippe/rfid-in-impfspritze.htm (http://www.chemtrails-info.de/schweinegrippe/rfid-in-impfspritze.htm)

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 November 2015, 13:53:21
(http://3.bp.blogspot.com/-ucPqKtBurCQ/Vll8TexmXAI/AAAAAAAAA4U/DF0Siw7WCeI/s1600/campus.jpg)

Mark Greaney basierend auf Figuren von Tom Clancy. Dominic Caruso, Neffe von Präsident Jack Ryan, ist Agent der Geheimorganisation Campus, die gänzlich inoffiziell operiert, vorbei selbst an CIA und NSA. Er ist der einzige, der verhindern könnte, dass Amerikas sensibleste Geheimnisse dem Feind in die Hände fallen? Aber wer genau ist der Feind?

Dominic Caruso ist zurzeit in Indien, wo er bei einem ehemaligen Agenten der Israelis eine Ausbildung in deren Kampfmethoden erhält. Er und sein Lehrer kommen gerade von einem Nachtlauf zum abgelegenen Haus des Mannes zurück, als sie mehrere Männer sehen, die dort eindringen wollen. Es sind Leute von der Hamas, verstärkt durch jemenitische Selbstmordattentäter mit Sprengstoffgürteln. Sie hatten aus einer Quelle erfahren, wo der Israeli lebet, einen Kutter in ihre Gewalt gebracht und dann Kapitän und Mannschaft getötet als sie ihr Ziel erreichten. Jetzt wollen sie den Feind und dessen Familie auslöschen. Caruso dringt mit seinem Lehrer in das Haus ein. Dom kümmert sich um die Gegner im Erdgeschoss, während der Israeli seine Familie im Obergeschoss retten will. Doch dort zündet einer der Typen seinen Sprengstoffgürtel. Der Israeli und seine Familie sterben, Caruso wird schwer verletzt und drei Angreifer können entkommen. Caruso findet sich im Krankenhaus wieder - mit einem Polizisten neben seinem Bett, der ihn befragen will. Als der Cop gerade etwas forscher nachfragen will, da Carusos antworten ihm viel zu vage sind, wird er von seinem Chef zurückgepfiffen. Aus den USA kam die Aufforderung, Caruso in Ruhe und ausreisen zu lassen. Also kuriert der dann später seine Verletzungen in seiner Wohnung aus, muss sich aber dann auf die Pirsch nach einem Weib machen und gerät in eine Kneipenkeilerei, die er trotz seiner Wunden gewinnt. Während Caruso sich also dämlich verhält, versucht man in Geheimdienstkreisen herauszufinden, wer hier Informationen nach außen dringen lässt. Ethan Ross gehört zu den Verdächtigen - mit Recht. Gibt er doch tatsächlich Geheiminfos an Außenstehende weiter. Aber er fühlt sich sicher genug, sogar einen Lügendetektortest zu überstehen. Und am Flughafen reisen einige Personen aus Ländern in die USA, denen man durchaus zutrauen könnte, dass sie diese Informationen gerne verwerten würden. Bald sind Israelis, Iraner, Russen und selbstverständlich die Amerikaner hinter Ross her, der sich mit weiteren Daten Richtung Venezuela abgesetzt und sogar einige dort tätige Agenten der USA preisgegeben hat. Es beginnt ein Wettlauf um das Leben von Ross und um alle Geheimnisse, die er noch auf seinem Computer hat.

Dass ich den Namen des Verräters schon in der Zusammenfassung präsentierte liegt daran, dass man den schon auf dem Klappentext preisgibt und somit dieses Spannungselement eliminiert hat. Da hab ich mir auch keine Zurückhaltung auferlegt. Aber das ist nicht der einzige Mangel bei diesem Buch. Grob gesagt, ist es eigentlich schon seine pure Existenz. Mittlerweile dürfte ja schon weitläufig bekannt sein, dass die Romane nicht mehr von Tom Clancy, sondern von Vertragsautoren verfasst werden. Hier ist es erneut Mark Greaney, der sich damit keinen Gefallen getan hat. Von einem "echten" Clancy weit entfernt, versucht der deutsche Verlag dann wenigstens noch mit einem ("deutschen") Titel den Leser dahingehend zu manipulieren, dass der glaubt, es ginge um die Gruppe des "Campus" statt den Originaltitel zu übersetzen. Selbstverständlich tauchen weder vom Campus irgendwelche Leute noch die Ryans oder andere von früher bekannte Figuren auf. An Stelle von Mark Greaney hätte er besser den Namen Alan Smithee (auch wenn der schon vor Dekaden aufgeflogen ist) verwendet und seine Hauptfigur John Doe genannt - so wenig hat diese Story mit dem Campus und Tom Clancy zu tun. Eher scheint mir die Figur des Ethan Ross ebenso wie die Anmerkungen zu Anonymous dazu angetan zu vermuten, dass man hier einfach die Chance genutzt hat, um mit Snowden und Wikileaks abzurechnen und ein bisschen zu diffamieren, Whistleblower als Verräter darzustellen (da stimme ich sogar zu, Whistleblower ist nur einer dieser bekloppten politisch korrekten Begriffe), naiv und eine Gefahr für die Heimat. Ansonsten herrscht auch immer schön die gute alte Schwarz-/Weiß-Malerei. Der heldenhafte und verwegene Dom, dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen - und um a) die langatmigen Szenarien in Washington etwas aufzupeppen und b) seinen Mut und Schlag bei Frau NOCH deutlicher zu machen, gab es noch Barkeilerei, in der er trotz Verletzungen noch drei Brocken von Kerlen plättet, um eine Dame in Not zu retten. Daneben erscheint es auch irgendwie seltsam, dass sich die Amerikaner immer als die Aufrechten und Ehrlichen skizzieren und im gleichen Atemzug stolz auf ihre sogenannten Gruppen sind, die unrechtmäßig und unkontrolliert im Schatten agieren. Dazu kommen diesmal noch die unheimlich netten und liebenswerten Israelis, die niemals etwas Unrechtes tun würden. Auf der Gegenseite erscheinen dann diese finsteren und verlogenen Feinde, die ihre Selbstmordattentäter als Trottel bezeichnen (Soll wohl irgendeine psychologische Wirkung auf Leser haben, die darin etwas Wahres erkennen sollen - selbst die eigenen Leute nehmen die Terroristen nicht für voll) und Unterstützer oder Verräter als naiv, weil sie so gutgläubig sind. Die 560 Seiten sind ein Ausbund an Oberflächlichkeit, der größtenteils sogar die Spannung abgeht. Zumindest wird es so ungefähr ab Seite 380 nochmal etwas hektischer, kommt Dampf unter den Kessel, ist wenigstens etwas Action zum fast eingedösten Leser. Das hält dann wach bis zum vorhersehbaren Ende. Die Figurenzeichenung ist recht flach, selbst Mark Greaney war da schon besser. Es ist aber so, dass die Co-Autoren (Auch bei Cussler, Patterson, Ludlum und Konsorten) immer in ein gewisses Korsett eingezwängt sind und ihren eigenen Ideen nun keinen freien Lauf lassen können. Und die Verlage bezeichnen ihre Top-Autoren (verstorben oder nicht) ja mittlerweile als Marke - wie den Lieblingskaffee oder das bevorzugte Klopapier. Da muss man sich nicht wundern, wenn Scheiße bei rumkommt. Etikettenschwindel im Handel ist ja auch schon bekannt. Ich sag mal, dass die rund 23 Euro für das Buch entschieden zuviel sind und selbst ein Taschenbuch muss man nicht sofort erwerben, eine günstige Gebrauchtausgabe reicht da völlig. Ohne die Schlagworte Clancy, Greaney und Campus wäre dieses Buch sofort im unteren Mittelmaß versunken, ein Fall für den Grabbeltisch oder gar nicht erst aufgelegt worden. Ach ja, da ist ja noch das Lektorat - im Impressum übrigens nicht erwähnt. Hab ich vor nicht allzu langer Zeit mit einem Lektor eine kleine Diskussion gehabt, weil ich entdeckte Fehler dem Verlag gemeldet hab zwecks Möglichkeit zur Ausbesserung für eine weitere Auflage, so diese denn kommen sollte, muss ich ihm jetzt auch zugestehen, dass er in einem Punkt sehr richtig lag. Nicht nur, dass man bei den großen Verlagen kein Lektorat erwähnt, man erliegt schnell dem Verdacht, dass es gfar keines gab. Die Fehlerquote hier ist sehr hoch und wenn Namen (David statt Dominic) verwechselt werden, ist es extrem nervig. Oder gegen Ende als Dominic "dem Mund auf die Schulter schlägt". Meine Fresse, pennt ihr beim Lektorieren? Das fällt doch auf. Okay, das Fazit dieses Dramas ist - wer es nicht unbedingt als Die Hard-Fan haben MUSS, soll die Finger weglassen. Das Buch würde nur bedingt als Stand-Alone taugen, als Clancy eher gar nix. Leider geht das Drama für ich persönlich sicher bald weiter. Mark Greaney hat noch weitere Bücher für die Erben Clancys verfasst - und ich werde wohl wieder nicht widerstehen können. So macht man sich seine Probleme selbst. 560 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 November 2015, 13:05:47
(http://2.bp.blogspot.com/-_QJ3A5qsmm0/Vlwddwc2AkI/AAAAAAAAA54/92lO2JS4008/s320/trigger%2Bmortis.jpg)

Anthony Horowitz. Wir schreiben das Jahr 1957 und James Bond hat gerade seinen Entscheidungskampf mit Auric Goldfinger in Fort Knox überlebt. Bei ihm ist Pussy Galore. Doch beide wissen nicht, dass die UdSSR und der Westen sich in einem tödlichen Wettstreit um die technologische Überlegenheit befinden. Zudem ist SMERSCH zurück.

Im Prolog wird ein amerikanisierter Deutscher von einem anderen Mann dafür bezahlt, dass er gewisse Geheimnisse verrät. Doch der Angeheuerte hat Pech - nicht die Auftraggeber beseitigen ihn. Seine gierige Gattin erledigt das und haut mit dem Geld ab. James Bond hingegen ist mittlerweile wieder in London eingetroffen und hat Pussy Galore in einem Hotel untergebracht. Irgendwie deucht ihm, dass der Name Pussy Galore und die Person selbst nicht wirklich in diese Umgebung, ja sogar nicht einmal nach London passen. Doch bevor er diese Gedanken weiter verfolgen kann, wird er zum Dienst gerufen. Er soll den britischen Rennfahrer Lancy Smith beim Rennen auf dem Nürburgring beschützen, da man von einem Attentat auf diesen weiß. Ein Attentat unter Beteiligung von SMERSCH. Also bekommt Bond erst einmal einige Lehrstunden, wie er auf dem Kurs in Deutschland bestehen und überleben kann. Gegen Ende seiner Zeit als (Renn-)Fahrschüler erledigt sich dann etwas unkonventionell auch das Problem mit Pussy Galore. Am Nürburgring lernt er die anderen Fahrer kennen und sieht dass mit Dimitrow der Mann der Russen und von SMERSCH ebenfalls da ist. Ihn muss er beachte, weil der es sein wird, der Smith töten soll. Aber ermacht auch eine andere Entdeckung: er sieht die Russen lebhaft mit einem Asiaten diskutieren, von dem er später auch dern Namen erfährt - Jason Sin. Ein amerikanischer Multi-Millionär koreanischer Abstammung. Kurz fragt er sich, was der mit den Russen zu tun haben könnte, muss sich danach aber wieder auf seine Aufgabe konzentrieren. Nach dem Start lässt sich Bond hinter die beiden Kontrahenten zurückfallen, bleibt aber vor den anderen Mitstreitern. Er hat den Russen und den Engländer gut im Sichtfeld und sieht sich vorbereitet, als der Russe einen Trick anwendet, der James Bond etwas zurückwirft. Dennoch holt der auf und kann sich wieder an die beiden Führenden hängen. In der sogenannten "Grünen Hölle" des Nürburgrings, in der auch keine Zuschauer platziert sind, gedenkt der Russe eine Attacke zu starten. Bond jedoch war vorbereitet und räumt den Feind spektakulär aus dem Weg. Dessen Wagen fängt Feuer und der britische Agent rettet Dimitrow vor den Flammen, doch der erleidet üble Verletzungen. Trotz des Unfalls geht das Rennen weiter und danach wird auf dem Schloss des US-Koreaners eine rauschende Party gefeiert, die Bond dazu nutzt, sich etwas bei dem vermeintlichen Kompagnon der Russen umzusehen. Während er in Räume vordringt, die der Öffentlichkeit vorenthalten sind, kommt nach ihm auch noch eine Frau in eines der Zimmer, die er gerade durchwühlt. Sie löst einen Alarm aus und er muss mit ihr gemeinsam fliehen. Später nennt sie ihm Namen - Jeopardy Lane - und Beruf  - Journalistin. Danach betrachten sie sich gemeinsam die entwendeten Bilder und erahnen einen perfiden Plan. Und als Bond einen Moment unachtsam ist, entschwindet die sogenannte Journalistin mitsamt der Beweismittel.

Kurz gesagt: DAS ist MEIN Bond. Ich brauche nicht ins Kino dackeln, weil ich den echten und unverfälschten James Bond vor Augen hatte. Was will ich da mit einem politisch korrekt gegängelten Pseudo-Bond auf der Leinwand. Anthony Horowitz hat das Buch derart bildhaft beschrieben, dass es während des Lesens wie ein Film vor meinem inneren Auge ablief. Besser konnte es kaum werden. Bond darf wieder rauchen und schmauchen, muss keinen Drink verschmähen und darf sich - dezent - um die Frauenwelt bemühen. Als Gegner taucht nicht nur SMERSCH auf, sondern es darf wieder einer dieser extrem reichen und mindestens so wahnsinnigen Bösewichter auftreten, die ein richtiger Bond nun einmal braucht. Und auch wenn das Thema Homosexualität einmal ganz kurz aufblitzt - aber nicht weiter vertieft wird -, hat Anthony Horowitz darauf verzichtet, James Bond zu modernisieren, was mir persönlich durchaus auch den Spaß verdorben hätte. Ich konnte mit dem Werk von Jeffery Deaver damals so rein gar nichts anfangen. Daher hatte ich auch lange gezögert, mir das Buch "Trigger Mortis - Der Finger Gottes" zu gönnen. Was den Spannungsfaktor angeht, weiß man ja, dass Bond es schon irgendwie regeln wird - und genau das ist es, das das Interesse hochhält. Das WIE!!! Es gibt feine Actionsequenzen, haarsträubende, aber keineswegs nach dem neuzeitlichen Motto höher, weiter, teurer, cgi-lastiger überzogene Rettungsaktionen und dazu sehr fein ins Buch integrierte Momente an die damalige Zeit wie den Asbach Uralt (mit der Anmerkung, dass die Franzosen sich den Begriff Cognac schon damals markenrechtlich schützen ließen) oder die Caprihosen. Und der Nürburgring mit seiner "Grünen Hölle" wirft tatsächlich Erinnerungen auf. Horowitz hat die Zeit knapp vor den 60-ern sehr gut eingefangen, verfälscht seinen (unseren) Bond nicht mit diesen modernen (Polit-)Mätzchen eines Mannes, der sich nach der vorgegebenen Meinung zu richten hat und nur noch eine Karikatur des ehemals von Ian Fleming kreierten Agenten seiner Majestät ist. Hier hat jeder noch seinen Platz - von M über James bis hin zu Miss Moneypenny. Vielleicht nicht politisch, dafür aber sicher Bond-korrekt. Und meinen Abschluss klaue ich einmal frech von Axel B. von Kriminalakte.com: Zitat: Daher gebe ich Horowitz (.....) die Lizenz zur Rückkehr. Zitat Ende. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. 360 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Dezember 2015, 13:11:10
(http://2.bp.blogspot.com/-Y7Beg9MGR-Y/VmVVw-9-SeI/AAAAAAAAA9s/4oJq8xLUXXQ/s320/dercircle.jpg)

Dave Eggers. Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim "Circle", einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so ein Ziel der weisen drei Männer, die den Konzern leiten – wird die Welt eine bessere. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterne-Köche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles.

Da haben wir also Mae. Studium beendet, aber keinen gescheiten Job abgekriegt. da kommt ihr das Angebot ihrer etwas älteren Freundin Annie gerade recht: Sie soll zu der in die Firma "Der Circle" wechseln. Mae sagt direkt zu und ist schon bald vor Ort, muss einen kleinen Scherz erdulden und wird dann herumgeführt, um mit glänzenden Kinderaugen ihren neuen Arbeitsplatz und die neuen Kollegen kennenzulernen. Alle sind so nett und freundlich, die Arbeit schient anspruchsvoll, die Ideen sind weltbewegend. Alles unter einem Dach bzw. einer - echten - Identität im Netz erledigen, keine Hasstweets mehr, keine Verleumdungen unter dem Schutz der Anonymität. Doch man muss auch etwas tun für all die Annehmlichkeiten, die dieser Konzern zu bieten hat. Schon bald stellt Mae fest, dass die Befindlichkeiten der Beteiligten sich immer mehr verändern. Schließlich geht es um Rankings, um Aufmerksamkeit - und man muss immer höflich und verfügbar sein. Bald schon tauchen die ersten Politiker auf, die dem Laden ihren Segen entziehen wollen, um das Monopol zu sprengen, das sich da mittlerweile herausgebildet hat. Und dann tauchen in Maes Leben auch Männer auf. Da wäre der etwas verschrobene Frankie und dann der geheimnisvolle, undurchschaubare Kalden. Mae steigt langsam aber stetig in der Hierarchie auf, lernt die beiden anderen Macher Eamon und Stenton kennen, während der eigentliche Gründer Ty sich rar macht und selten zu sehen ist. Von Annie entfernt sie sich aus verschiedenen Gründen immer mehr. Mae geht in ihrem Job voll auf, lässt ihren Ex Mercer und ihre Eltern hinter sich zurück, gönnt sich als Freizeit nur hin und wieder etwas wie eine Kajakfahrt.

Das Buch wurde ja überall begeistert gefeiert, sogar Denis Scheck fand lobende Worte. Ich schick dann mal die Warnung vorweg - meine Worte werden kaum Begeisterung und Lob enthalten. Ich komme dann erst einmal auf Mae zu sprechen: der Torfkopp war mir von Beginn an unsympathisch wie sonst nur gewisse gewählte Entscheidungsträger in der wahren Welt. Studium mit Mühe beendet und geglaubt, sofort einen Superjob mit riesiger Verantwortung und sechstelligem Gehalt (vor dem Komma, versteht sich) zu ergattern, weil die Welt ja nur auf Mae gewartet hat und ohne sie nicht zurechtkommen würde. Tja, dieses Traumschloss ist schnell in sich zusammengebrochen und sie kehrt reumütig zu ihren Eltern zurück, erhascht nen lausigen (ihrer Meinung nach) Bürojob bei einem Energieversorgen und ist nur über ihr Schicksal am Plärren. Alle hassen sie, der Job ist Scheiße, die Kollegen auch, der Chef nervt und sie ist eindeutig zu etwas Besserem berufen. Da ist ihr der Anruf von Annie gerade recht. Einmal konnte ich im Buch etwas Schmunzeln, weil Annie den Frischling veräppelt hat - mit einer Büroeinrichtung, die der vom Energieversorger gleich war. Plärren und Schmollmund - oder nach Cold Chisel:Zitat "It takes more than a sulky mouth to be the toast of (...)" Zitat Ende. Danach ist Naivchen aber glücklich ohne Ende - und für mich nervig. Das Thema des Buches ist ja an sich schon äußerst interessant und etliche Vorgänge, die darin beschrieben werden, sind heute schon gang und gäbe oder wir sind auf dem besten Wege dahin. Ständige Erreichbarkeit im Job ist fast schon Pflicht, selbst während der Freizeit - und auch da schnieft jeder, wenn man nicht sofort reagiert, weil man sich gemeldet hat. Überall mischen sich irgendwelche Spacken im Internet in Kram ein, anonym natürlich, der sie nix angeht und von dem sie eh keine Ahnung haben. Überall muss es politisch korrekt zugehen, bloss niemandem auf die Füße treten und immer wird verglichen, werden Rankings erstellt, muss man sich krumm machen, um besser dazustehen als andere - beruflich und privat. Und die so bezaubernde Firma mit den vielen Annehmlichkeiten? die bietet schon bald Zimmer an, damit man nicht mehr nach Hause muss. Man ist auf der Arbeit zu Hause. Man wird geradezu genötigt, sich von den dortigen Versicherungen oder den Ärzten versorgen zu lassen, man kann dort einkaufen gehen, feiern - und möglichst 24 Stunden am Tag arbeiten. Man ist immer im Dienst - und immer unter Kontrolle. Und dieser Moloch breitet sich aus. Da kommen dann so Sprüche wie "totale Transparenz sorgt für Sicherheit" und ähnlicher Schwachsinn - und alle spielen es mit. Auch die wahre Welt ist von dem Dreck schon infiziert. Man nehme die intelligenten Autos, das GPS, oder die bald verpflichtend werdenden intelligenten Stromzähler, die Regulierung der Heizung von unterwegs aus. Bequem? Möglicherweise. Sicher? Am Arsch. Jedes Sicherheitssystem kann man knacken - und dann hat man anhand der Daten der Autos, der Stromzähler oder der Heizung ruckzuck heraus, wer außer Haus ist und wo er sich gerade befindet. Ein Hurra auf die freie Bahn und die Einladung per Internet. Ach so, wer hält denn dann die Terroristen auf? Nix ist so sicher. Dann kommen noch diverse Motto-Sätze wie "Alles Private ist Diebstahl" oder "Geheimnisse sind Lügen". Die allumfassende Transparenz und wer sich nicht dazu bekennt, hat etwas zu verbergen und ist somit verdächtig. Auch nicht neu. Dass Politiker sich gerne im Glanz der Öffentlichkeit sonnen, ist jedem bewusst, erlebt man ja tagtäglich. Ebenso wie sie der Wirtschaft Tür und Tor öffnen, den Konzernen zu Diensten sind (Krankenversicherung, Stromrabatte usw.), die den Bürger dann "an den kosten" beteiligen. Die predigen natürlich ebenfalls Transparenz (die aber nur für die Wähler gilt), was ihnen den Weg zum Überwachungstaat erleichtert. Immer nur im Sinne der Sicherheit. Quatsch. Und dass Konzerne sich liebend gerne ganz offen an die Spitze der Staaten setzen würden, kann man sich auch vorstellen. Bisher geht das ja nur im "Halbverborgenen" - Lobbyismus und fließendes Geld. Und dann würden sämtliche Arbeitnehmerrechte verschwinden. In dem Buch gibt es also nix Neues. Hätten wir noch das Thema der Spannung, des Unterhaltungswertes. Beides ist leider recht gering. Der Handlungsstrang mit den aufbegehrenden Politikern existierte nur in meinem Wunschdenken (Okay, ich hab in Zusammenhang mit mir "denken" verwendet, ist schon etwas angeberisch), denn der wird in wenigen Zeilen abgehandelt - man hat der Person halt mal einige Kinderpornos auf den PC geschmuggelt - wie neu und aufregend. Und der geheimnsvolle Kalden? Ach Gottchen, den enttarnt sogar jeder Gelegenheitsleser im Halbschlaf. So bin ich als nur einer mit unsympathischen Protagonistin (alles anderen Mitwirkenden sind mehr oder weniger eh nur Staffage) durch eine Aufzählung von Fortschritten, die eigentlich keine sind. Da stellt sie mal ihre Eltern bloß, weil sie an die Transparenz glaubt und zeigt dann eben der ganzen Welt, deren Blößen, die sie beim ehelichen Sex nicht verhüllen. Nimmt eine Ansprache ihres Ex nicht für voll, als er ihr vorwirft, dass mit diesem ganzen Mist sich die Welt nicht nur verdämlicht hat (Tweets auf bestimmte Zeichenzahl beschränkt usw.), kein Gespräch mehr führen kann, keine Mails verschicken, die direkt an den Rest des Universums ob der Transparenz und des Rankings weitergeleitet wird. Geltungsbedürfnis hoch drei, nach Bestätigung durch völlig Fremde hechelnd, immer darauf aus, besser und beliebter als andere zu sein. Und das alles nur via Internet. so geht es dann 560 Seiten lang. Wurde für mich dann mit der Zeit recht öde und langweilig. Dave Eggers zählt nur Ereignisse und Dinge auf, die zum großen Teil schon bekannt sind oder die man sich bei den "Fortschritten" die gemacht werden, auch ohne ihn ausmalen kann.  Kurz: ne gute Idee katastrophal versaut. Für ein, zwei Dialoge, die den Kern des Ganzen treffen, ob man sich nun tatsächlich derart in die Welt des Internets begeben soll und welche Auswüchse das mittlerweile angenommen hat und noch annehmen wird, ist das leider insgesamt zuwenig. Mein Konstrukt hier ist jetzt recht flapsig, aber nicht humorig formuliert. Mehr war mir das nicht wert.               
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Dezember 2015, 14:31:46
(http://2.bp.blogspot.com/-ZUVi5HVOY6Q/VmlduLVi4gI/AAAAAAAAA_Q/Wmhe0eOXQXc/s320/000.jpg)

Carsten Stroud. In Niceville, einer Kleinstadt im Süden der USA, geraten die Dinge vollends außer Kontrolle: An einem Wochenende werden mehrere Menschen brutal ermordet. Die Täter berichten von einer mysteriösen Stimme, die sie angestachelt habe. Sind sie besessen? Ermittler Nick Kavanaugh ist zunächst damit beschäftigt, seine Familie zusammenzuhalten, die vom Adoptivsohn Rainey tyrannisiert wird. Aber was ist der Grund dafür, dass sich in Niceville scheinbar normale Menschen in eiskalte Killer verwandeln? Und während Nick und seine Helfer versuchen, das Böse zurückzudrängen, hat es sich längst in den Köpfen der Menschen eingenistet. Ist es überhaupt noch aufzuhalten?

Normalität ist in Niceville noch nicht eingekehrt, aber es ist etwas ruhiger geworden. Doch dies hält nicht sonderlich lange. Frank Barbetta fährt gerade Streife, als er entfernt klingende Schreie hört. Er fährt mit seinem Dienstwagen langsam an den vermeintlichen Herkunftsort heran und steigt dann aus dem Wagen aus, informiert aber vorher noch die Zentrale. Er geht in eine dunkle Gasse (gerade in Niceville nicht die beste Idee, besonders wenn man alleine ist) und folgt dem lauter werdenden Rufen und Wimmern. Er entdeckt eine Öffnung am Boden und eine Leiter, die nach unten führt. Er steigt die Stufen hinab und findet sich im überalterten Kanalsystem der Stadt wieder, doch was er vorfindet, ist schrecklich: Ein Junge ist eingeklemmt, von den Felsen regelrecht "gefressen" worden. Nur sein Oberkörper ragt noch heraus und seine Schmerzen verursachen das Wimmern, das er noch von sich geben kann. Barbetta ruft Verstärkung. Zu ihm kommen auch Nick und Lacy. Den Eingeklemmten können sie nicht mehr retten und seine fast schon geflüsterten letzten Worte nur schwer verstehen. Doch dies ist der Auftakt zu den abschließenden Ereignissen, die Niceville zu einem Ort des Grauens machen.

Zum Einstieg sei gesagt, dass es eigentlich unabdingbar ist, die beiden Vorgängerbücher ("Niceville" und "Niceville - Die Rückkehr") gelesen zu haben, um in die Handlung eintauchen zu können, das "Niceville - Der Aufbruch" direkt an die Handlung des letzten Werkes anschließt und Carsten Stroud darauf verzichtet hat, die Seitenzahl mit ausführlichen Rückblenden noch zu erhöhen. Viele alte Bekannte tauchen wieder auf, manche gar überraschend - für Leser und Protagonisten. Nach und nach führt der Autor jetzt all die Fäden zusammen, die er zuvor fein gesponnen hatte und der übernatürliche Teil gewinnt nun immer mehr die Oberhand, was aber nicht heißen soll, dass er die Action vergisst. Da wird das Szenario durchaus mit einigen Actionthriller-würdigen bleihaltigen Auseinandersetzungen gewürzt und von einem Tod durch sanftes Entschlummern sind die meisten Beteiligten weit entfernt. Stroud versteht es wieder hervorragend, Mystery, Horror und Actionthriller zu einer wunderbaren Geschichte zu verquicken, die schnell und manchmal auch nicht gerade subtil den Leser mitreisst. Ruhigere Momente, die eher auf unheimliche Stimmung setzen, düstere Machenschaften vermuten lassen und auf Mächte hindeuten, die die Menschen von Niceville terrorisieren, wechseln mit wildem Action-Spektakel und schwerem Geschütz. Morde und Geballer, fantastische Einschübe und immer mit einem Zwinkern präsentiert. Kein Brachialhumor, sondern kleine Spitzen. Deutlich wird er dann aber wohl bei seiner Abneigung gegen Fußball (und hat mit der einen oder anderen Anmerkung gar nicht so unrecht). Laut Carsten Stroud bzw. einer seiner Figuren stolpern da einige überbezahlten und unterbelichtete Typen unbedroht über ihren eigenen Schatten, um sich dann vor Schmerzen krümmend mit den Händen vorm Gesicht am Boden zu wälzen. Und da wusste er noch nichts von den Clownereien im Fußballwelt-Verband oder den Kölner Faschings-Späßchen, nun den Torhüter die Rasenausbesserung bezahlen zu lassen. Bald kommt es soweit, dass die Gastmannschaft nicht nur anreist, sondern auch gleich das Geld für den durch die Treterei verunstalteten Rasen mitbringen muss. Die spinnen, die Deutschen. Okay, weit genug abgeschweift.
Letztendlich kann man diesmal den Worten des Meisters des Horrors jeglicher Art - Stephen King - nur zustimmen, die man auf der Rückseite des Buches abgedruckt sieht. Ja, es scheint, Mr. King wollte schon seinen Nachfolger krönen, wenn man an diesen abgedruckten Brief von King an den Verlag von Stroud glaubt.
http://www.kindlepost.de/2015/10/er-ist-einer-der-erfolgreichsten-autoren-unserer-zeit-gilt-als-gro%C3%9Fmeister-des-horrorromans-und-ist-ein-riesenfan-von-carst.html (http://www.kindlepost.de/2015/10/er-ist-einer-der-erfolgreichsten-autoren-unserer-zeit-gilt-als-gro%C3%9Fmeister-des-horrorromans-und-ist-ein-riesenfan-von-carst.html)
Das sagt eigentlich schon alles. Mir hat die gekonnte Mixtur aus Phantastik, Mystery und schneller Action jedenfalls sehr gut gefallen. Und das P.S, in Mr. Kings Schreiben würde ich auch so sehen. Aber dazu muss man dann den Roman lesen, um zu erfahren warum. "Niceville - Der Aufbruch" ist meines Erachtens keine Fehlinvestiton auf dem Buchsektor, denn man wird blendend unterhalten. 530 Seiten + 10 Seiten Niceville-Familien-Chronik
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Dezember 2015, 14:29:25
(http://2.bp.blogspot.com/-YD6FkIlG9BY/Vm_06xOwlKI/AAAAAAAABC8/WwS3hxzDZhc/s1600/000festa.JPG)

Mark Greaney. Court Gentry ist ein guter Mensch. Und er ist ein perfekter Killer. Er bewegt sich lautlos von Auftrag zu Auftrag und vollbringt Unmögliches. Er trifft immer sein Ziel - und dann, wie ein Schatten, ist er verschwunden: The Gray Man. Im Auftrag der Regierung der USA hat Court die blutigen Jobs in Syrien und dem Irak erledigt. Doch zu seinem Entsetzen erfährt er, dass das Team, das ihn retten sollte, ihn nun beseitigen will.

Naher Osten. Sandland. Ein Mann beobachtet den Absturz eines Fluggerätes und stellt mit etwas Beruhigung fest, dass es nur ein Helikopter der Armee ist und nicht die Maschine, die ihn nach einem Job, den er in einem anderen Staat erledigt hat, ausfliegen soll. Doch er kann dann nicht einfach zusehen, wie die Terroristen, die das Ding vom Himmel holten, sich an der Besatzung austoben, sei sie nun tot oder noch am Leben. Er schnappt sich sein Gewehr und ballert einige Magazine in die Typen, kann sogar einen Soldaten mit seinem verwundeten Kameraden befreien. Er bringt die Beiden in die Nähe einer Basis, doch einer der Jungs ist inzwischen verstorben. So erklärt er dem letzten verbliebenen Mann, wie er ungeschoren zu seiner Truppe kommt und macht sich wieder auf den Weg, um selbst ausgeflogen zu werden. In der Zwischenzeit ist in London ein Amerikaner namens Lloyd, bei der CIA geschasst und nun für einen internationalen Konzern tätig, bei Donald Fitzroy, dem Chef von CSS, einer Firma, die besondere Dienste anbietet, und will ihm klarmachen, dass die Verträge, die der Firma Milliarden einbringen würden, mittlerweile auch den Kopf von Court Gentry zum Gegenstand haben. Fitzroy soll das Team, das Gentry abholen soll, instruieren, dass der Mann nun auf der Abschussliste steht. Als Fitzroy sich weigert, wird er damit erpresst, dass seinem Sohn und dessen Familie jederzeit etwas zustoßen könnte. Der schafft sie zwar nach Frankreich, aber seine Gegner haben unerschöpfliche Mittel und bekommen sie dennoch in ihre Gewalt. Fitzroy bleibt nichts anderes übrig, als seinem Team den Befehl zu geben, Gentry auszulöschen. Der kann zwar dieses Team ausschalten, aber dann setzen die Feinde ihre Übermacht in Bewegung. Zwölf Teams machen Jagd auf Court Gentry, von dem sie wissen, dass er kommen wird, um Fitzroys Familie aus ihren Klauen zu reißen.

Dieses Buch, das Mark Greaney nicht als Co-Autor eines anderen Kollegen verfasst hat, beweist, dass er für sich alleine und nicht in ein schon vorgegebenes Korsett gezwängt, beinharte Action abliefern kann. Auch zu Beginn wird nicht lange gefackelt, es geht sofort hoch her. Vielleicht ist Gentry hier etwas zu unbeherrscht, etwas zu emotional, wenn er abseits seines Auftrags eine Übermacht attackiert und teilweise auslöscht, aber das unterscheidet ihn eben auch von den brutalen Killermaschinen der Gegenseite. Die Handlung, den Killer ob des Profits und der Einigung mit dem ehemaligen Gegner Willen den Schakalen zum Fraß vorzuwerfen, ist aus Filmen wie "Die Wildgänse kommen" (Harris, Burton, Moore, Krüger) oder "Der Profi" (Belmondo) aus den späten 70-er Jahren oder den frühen 80-er Jahren schon einigermaßen bekannt, aber die schriftstellerische Umsetzung lässt bei Actionfreunden keine Wünsche offen. Sicher ist der Held "unkaputtbar", aber hey, das ist halt in dem Genre so - und es sei auch erwähnt, dass hier zumindest vom großen Hurra-Patriotismus anderer Autoren (Patrick Robinson sei wieder als Negativbeispiel genannt) nicht viel zu spüren ist. Die Hatz, die fast ausschließlich durch Europa geht, ist vom Autor auch recht gut recherchiert, wie sich beispielsweise am Kanton Graubünden und den Anmerkungen zur rätoromanischen Sprache leicht erkennen lässt. Für jeden, der sich an rasanter Action mit fulminanten Shoot-Outs, brutalen Messerkämpfen und knallharten Killern erfreuen kann, ist "The Gray Man" eine Offenbarung, ein echtes Geschoss unter den Actionkrachern. Von denen gibt es leider viel zu wenige, da die großen Publikumsverlage in Deutschland ja lieber ihren weichgespülten Mainstream mit hadernden und psychisch wie moralisch belasteten Ermittlern und deren Hang zu den schönen Künsten unters Leservolk zwingen wollen. Glücklicherweise ist der Festa-Verlag da in die Bresche gesprungen und versorgt die Klientel, die nach handfester Action lechzt, mit genügend Nachschub. Ist es ein bisschen realitätsfern? Klar. Hört es sich an wie ein europaweites "The Tournament"? Klar. Und genau DESWEGEN macht die Lektüre Spaß. Und zur Verfilmung steht das Buch ja auch an. Für die Hauptrolle wurde Charlize Theron engagiert. Mhm, naja. Das Drehbuch wird nach letzten Meldungen ein weiteres Mal von einem Autorenduo überarbeitet. Schlechtes Zeichen. Und als alter Miesepeter erwarte ich dann auch noch einen Versuch, den Film in ein PG 13-Rating zu zwingen. Wir werden sehen. Bis dahin wird uns der gute Frank Festa mit seiner Frau Inge hoffentlich weiter mit Büchern von Mark Greaney und anderen Genre-Kollegen versorgen. Da im Buch ja die eine oder andere Übertreibung gestattet war, erlaube ich mir auch eine - von 10 möglichen Punkten bekommt "The Gray Man" satte 11!!! Rund 440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Dezember 2015, 13:59:28
(http://2.bp.blogspot.com/-ohk4qySp69g/VnKVGekETeI/AAAAAAAABD8/GBcRb0ZXvvg/s320/000.jpg)

Keith Thomson. Der Reporter Russ Thornton ist in Washington für seine großen Enthüllungen gefürchtet. Als ihm seine frühere Geliebte, die Regierungsangestellte Catherine Peretti, Geheimunterlagen übergeben will, ist Thornton sehr überrascht, wittert aber die große Story. Doch bei der Übergabe wird Catherine vor seinen Augen ermordet. Thornton weiß, dass er nun auch in Lebensgefahr ist. Und die Killer beginnen eine gnadenlose Jagd auf ihn. Sein wahrer Feind sitzt jedoch in seinem Kopf – denn ihm wurde ein Abhörgerät implantiert.

Über den Vereinigten Staaten geht eine Passagiermaschine mit 230 Menschen an Bord unfreiwillig auf Konfrontationskurs mit der Erdoberfläche. Es gibt keine Überlebenden. Schuld ist ein Test einer E-Bombe, die zwei russische Wissenschaftler, die in den USA leben bzw. dort aufgenommen wurden, eigentlich in kleinerem Rahmen ausführen wollten. Diese Errungenschaft ruft ganz schnell Kräfte auf den Plan, die sich diese zu eigen machen wollen, um sie meistbietend zu verkaufen. Potenzielle Kunden gibt es dafür ja genug. Einer davon macht sich auf recht innovative Art an den Professor selbst ran, versaut den Vorgang aber trotzdem. So bleibt ihm nichts anderes übrig als den Mann via Kugel - und zwar der alten Stalinvariante - zum Schweigen zu bringen. Dennoch schöpft der Blogger, Ex-Geheimdienstler und Reporter Russ Thornton Verdacht. Dieser bestätigt sich, als seine Ex, die Regierungsangestellte Peretti, ihm Geheimunterlagen übergeben will, aber vorher aus dem weg geräumt wird. Er selbst gerät mitten in eine Operation, an der Verschwörer und Geheimdienste aller Art und Herkunft beteiligt sind. Und er bemerkt auch recht schnell, dass etwas gar nicht stimmen kann. Mithilfe eines Freundes entdeckt er eine kleine Sonde, die ihm hinters Ohr gepflanzt wurde, nachdem man ihn betäubt hatte, ohne dass er etwas bemerkte. So kann man ihn nicht nur orten, sondern auch alle seine Gespräche mithören. Bei einer TV-Debatte sieht er, dass die unterlegene Senatorin vermutlich ähnlich manipuliert wurde und informiert sie über die Vorgänge. Gemeinsam treten sie nun gegen die Feinde der USA an - auch aus Eigennutz, denn mittlerweile wissen sie zuviel und sollen endgültig aus dem Weg geräumt werden. Und vertrauen können sie anscheinend niemandem mehr.

Pech hat "Manipuliert" in dem Sinne, dass es bei mir als direkter Lesenachfolger gegen "The Gray Man" von Mark Greaney antreten musste. Eigentlich ist das Buch eine recht flotte, wenn auch simpel in Stil und Sprache formulierte Story, auch wenn sie als auf der Buchrückseite propagierter "Leckerbissen für alle Fans von Die Bourne-Identität" ebenfalls nicht wirklich dienen kann. Dazu fehlt dem Buch dann jegliche Tiefe, die neuen Methoden der Geheimdienste sind dann doch teilweise etwas zu sehr Science Fiction, die gegnerischen Parteien viel zu deutlich voneinander getrennt. Um die Sache etwas verzwickter für den Leser zu gestalten, werden zwar neben dem ganzen Buchstabensalat der US-Dienste noch einige Feinde hinzugefügt, ein bisschen auf den alten Stalin verwiesen (Im Original schon im Titel sehr deutlich) und diverse exotische Locations genutzt. Tempo hat das Ganze auf jeden Fall, aber es wirkt auch sehr konstruiert und auf Massenkompatibilität ausgelegt. Zudem sind die beiden Protagonisten zumindest in meinen Augen als Sympathieträger zum Mitfiebern nicht sonderlich geeignet. Mir waren der Superbloggerjournalist mit Geheimdienstverbindungen und die superschnuckelige, superreiche, superclevere und superpatriotische Senatorin ohne Fehl und Tadel eigentlich ziemlich egal. Und wer meinte, dass Court Gentry aus "The Gray Man" ein Übermensch wäre, der sich Wunden noch während er am Steuer eines Wagens sitzt und diesen auch fährt, nähen lässt, der sieht, dass es noch dicker aufgetragen werden kann. Gefoltert, tagelang ohne Wasser und Nahrung im Kerker, verwundet und halluzinierend, macht Thornton noch zwei Gangster platt, holt nen Heli vom Himmel und legt die Senatorin noch flach, bevor die Fieslinge Verstärkung kriegen. Den Teil mit dem Flachlegen hat noch nicht einmal der harte Typ Gentry geschafft. Aber hey, die Masse braucht ja auch was zum Schmachten. Also alles oberflächlich, wenn auch mit recht hohem Actionanteil, der dennoch eher in einen Heftroman gehört hätte, und den üblichen Klischees derartiger Literatur. Sicher geeignet für Ablenkung vom Alltag ohne sich allzu sehr darauf einlassen zu müssen. Also nirgends derart gestaltet, dass man das Buch vor lauter Spannung, Action und Cliffhangern nicht mehr aus der Hand legen kann. Dazu noch den alten deutschen Vornamen Ferdinand verbraten, den es zumindest in unserer Umgebung sicher seit den frühen 80-er oder gar 70-er Jahren nicht mehr gibt. Hier heißt nun echt keiner mehr Ferdinand. Naja, eh nur eine kleine Randgeschichte. Kein Highlight. Entspannt lesen - und dann verdrängen oder auch vergessen. Da helfen die ganzen Zutaten aus den verschiedensten Thrillerrezepten auch nicht. Keine Pflichtanschaffung, aber für Freunde leichterer Actionkost auch kein völliger Fehleinkauf. Rund 435 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Dezember 2015, 14:21:09
(http://3.bp.blogspot.com/-csmGfEjRiG0/VnU2uhwaNdI/AAAAAAAABFc/7-46M1ewoDE/s320/bodyguard.jpg)

Chris Bradford. Eigentlich klingt der Auftrag eher nach einer Art Erholungsreise: Connor soll eine Diplomatenfamilie auf einem dreiwöchigen Safaritrip als Bodyguard durch eine der schönsten Regionen Afrikas begleiten. Doch es kommt ganz anders: Ein Militärputsch stürzt das Land in einen blutigen Bürgerkrieg. Die Safarigesellschaft gerät in die Hände einer bewaffneten Miliz. Zwar gelingt Connor mit seinen Schützlingen die Flucht, doch nun werden sie gnadenlos gejagt.

Connor hat Geburtstag - und zu einem solchen gibt es auch Überraschungen. In seinem Fall während des Schlafes einen Sack über den Kopf, gefesselt und in ein Auto geschafft. Am Ziel angelangt, eröffnet man ihm, dass dies nur ein weiterer Test war, den er sogar bestanden hat. Danach bekommt er noch etwas Training, einige Geschenke und Fahrunterricht. Und Freizeit!!! Er fährt mit Charley seine Mutter und seine Oma besuchen. Oma vermutet etwas Amore zwischen ihm und Charley und Mutter packt zu seinem Entsetzen das Familienalbum mit einigen peinlichen Jugendbildern aus. Darüber hinaus macht er sich Sorgen um seine Mom. Trotz hervorragender Pflege geht es ihr mit der MS-Erkrankung immer schlechter. Zurück in der Basis erhält er dann seinen neuen Auftrag: Er soll eine französische Diplomatenfamilie zu einer Safari nach Burundi begleiten und die beiden Kids Amber und Henri im Auge behalten. Was sich wie ein leichter Job anhört, wird sich bald als Tortur erweisen. Denn just zu der Zeit ist ein gewisser Mr. Grey dort mit dem General, der sich Black Mamba von seinen Kindersoldaten nennen lässt, zusammengetroffen, um mit ihm die Übereinkunft zum Sturz der momentanen Regierung zu treffen. Waffen und Logistik gegen die Rechte, die Bodenschätze des Landes auszubeuten, wie von einem Konzern in Auftrag gegeben wurde. Der General ist sofort dabei. Und als dann nach einer ausführlichen Erklärung des Wildhüters Gunner zu den Gefahren im Busch die Safari beginnt, dauert es auch nicht lange, bis die Gruppe in einen Hinterhalt gerät. Einige Begleiter sterben, von anderen weiß man nicht, wo sie abgeblieben sind und Connor mit den beiden Kids muss alleine in die Wildnis flüchten. Verfolgt von den Angreifern muss er nun auf sein Training, aber auch auf die von Gunner übermittelten Kenntnisse zurückgreifen, um sich und seine Schützlinge aus der Gefahrenzone zu bringen. Wilde Tiere, Rebellen, Wilderer und weiße Aufwiegler machen ihm das Leben und seine Aufgabe unheimlich schwer.

Wird eigentlich als Jugendbuch unters interessierte Volk gebracht, ist aber doch eher ein All Ager. Schreibstil und Story sind ausserdem so manchem anderen Autoren, der sich bemüht, erwachsene Leser zu unterhalten ziemlich weit überlegen. Die Wahl zwischen Chris Bradfords Büchern oder denen von Keith Thomson würde mir sehr leicht fallen. Und was da heute so ab 12 Jahren empfohlen wird, ist schon erstaunlich: Headshots, Genickbrüche oder die eine oder andere Schnitzarbeit an nicht sonderlich widerstandsfähigen Kehlen lassen da schon mal kurz aufhorchen. Vermutlich dauert es nicht mehr lange und Frank Festa kann seine Extrem-Reihe den neuen Disney-Taschenbüchern als Leseprobe beilegen, hehe. Sicher enthält das Buch die eine oder andere Situation, die tatsächlich altersgerecht geschildert wird, aber insgesamt ist "Bodyguard - Der Hinterhalt" auch ein brauchbarer Thriller für den Erwachsenenmarkt. Politische Finessen, wirtschaftliche Interessen, verfolgt wie in "alten Zeiten", als man den Kontinent noch als Ersatzkriegsschauplatz zwischen Kommis und Amis aufteilte, Blutdiamanten und Kindersoldaten - alles kommt zur Sprache, ohne jetzt in Dramen oder belehrende Doku auszuarten, auch wenn es schon gewisse Züge des Films "Blood diamonds" mit Leonardo DiCaprio aufzuweisen hat. Es gibt Abenteuer, einige Klischees, die man schon aus diversen Filmen mit ähnlicher Thematik kennt (man nehme nur "Bodyguard" mit Kevin Costner) und der zickigen Schutzperson, die ihren Bewacher nicht ernst nimmt. Und der junge Protagonist als Vorbild für alle muss sich auch seinen eigenen Ängsten stellen, egal, wie tough er auch daherkommen mag. Das dritte Buch um den Buddyguard Connor liest sich flott, auch weil der Autor nicht mit Cliffhangern zu den Kapitelenden spart und hat sogar die eine oder andere kleine Überraschung oder Wendung zu bieten. Und es wird ein wiederkehrender Kontrahent aufgebaut, den man schon vorher in einem der Bücher kennenlernen konnte und der jetzt wieder einen Auftritt hat und dabei deutlich macht, dass man sich auf jeden Fall wiedersehen wird. Sympathisch, spannend, manchmal emotional, kurzweilig und dazu noch mit viel Potenzial für künftige Abenteuer - und wie schon erwähnt so einigen anderen Büchern durchaus überlegen. Hier und da ein Klischee eingebaut, insgesamt aber etwas realistischer als die ähnlich gelagerte "Agent 21"-Reihe von Chris Ryan, die in eine etwas andere Richtung geht. Für eine angestrebte und genannte Klientel ist das Buch etwas deftig geraten, aber wenn ich sehe, was heutzutage alles Freigaben ab 12 fürs Kino bekommt, auch nicht weiter verwunderlich. Dennoch fällt mein Fazit hier positiv aus und ich bin ehrlich gesagt sogar selbst gespannt, wie es weitergeht. 440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Dezember 2015, 20:36:24
(http://3.bp.blogspot.com/-q-rqUCfE-mI/Vng0AyV4hmI/AAAAAAAABHc/MtkSJaDIAyI/s320/agewnt21.jpg)

Chris Ryan. Ein neuer Auftrag führt Zak nach Südafrika. Eigentlich soll er nur ein paar Leute aus Cruz Martinez' Drogenkartell observieren. Ein ziemlich harmloser Job, denkt Zak. Doch dann kommt er einer kriminiellen Organisation auf die Spur, die den internationalen Frieden bedroht. Jetzt liegt es an ihm, den teuflischen Plan zu verhindern. Zu spät merkt Zak, wer wirklich hinter all dem steckt und dass er in eine tödliche Falle gelockt wurde.

Kaum in Südafrika eingetroffen, müssen die Kampfgefährten Zak, Raf und Gabs feststellen, dass man schon von ihrer Anwesenheit weiß. Malcolm, Autist und Computer-Genie, hat sich seine Informationen via Flughafen-Datenbank geholt und dann die Freunde auf sich aufmerksam gemacht. Obwohl Malcolm ihnen freundlich gesonnen ist, erschreckt es die Ermittler um Zak, wie einfach es doch war, ihre Anwesenheit aufzudecken. Und dabei bleibt es leider nicht. Zak tappt in eine Falle, die ihm einige Jungs stellen, die ihre Gesichtsnarben stolz und offen zeigen. Obwohl er flüchten kann und die Information mitnimmt, dass Cruz hinter dieser Bande steckt, ahnt er nicht, was ihn noch erwartet. Nach Absprache mit Michael in der Basis folgen sie Cruz in den Senegal. Dort kommen sie auch hinter den perfiden Plan, den der Sohn des von Zak ausgeschalteten mexikanischen Drogenbosses ausgeheckt hat. Was sie nicht erwarten, ist Verrat. Zak wird wieder gefangen und lebend in einen Sarg gesteckt und begraben. Raf und Gabs sind laut Malcolm tot - und Cruz sieht sich bereit, seine Rache zu vollenden und seine Karriere als großer Verbrecher voranzutreiben. Doch er hat sich verrechnet.

Chris Ryan hat auch mit dem vierten Band der Reihe eine mitreißenden und kurzweiligen Roman um den jungen Agenten Zak verfasst. Sein Stil und auch die Handlung sind stilistisch um einige Grade simpler gestrickt als z. B. die Bücher von Chris Bradford. Wer vom Autor die TV-Serie "Strike back" kennt, weiß, dass er sich nicht um komplexe Storygebilde schert, er geht einfach straight drauflos. Jetzt braucht die gesammelte Elternschaft nicht gleich in Hysterie zu verfallen - Einsätze für einen Protagonisten wie "Schamhaarkönig" Sullivan Stapleton oder überbordende Gewaltaction fallen in Sachen Stapleton ganz aus oder werden hinsichtlich brutaler Szenen doch ziemlich kräftig zurückgefahren, auch wenn die eine oder andere Ballersequenz schon etwas fetzig daherkommt. Aber die Jugend will ja auch unterhalten werden. Die Story ist schnell, die Kapitel sind kurz und so angelegt, dass der Leser sich schwer damit tut, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Im Gegensatz zu dem etwas ernsteren und auch anders konstruierten "Bodyguard" von Chris Bradford ist die "Agent 21"-Reihe mehr dazu ausgelegt, die Heldenträumereien der Jugendlichen Kundschaft zu fördern wie es dereinst die Bondabenteuer mit den heutigen alten Säcken, äh Erwachsenen taten. Da ich die beiden Reihen dem 14-jährigen Blagerich einer Arbeitskollegin weitergebe, ist mir zumindest aus deren Munde bekannt, dass die Bücher den Anklang finden, wie es wohl von den Autoren gedacht ist. Und wenn damit wie in diesem Fall eine gewisse Lesefaulheit oder -abneigung überwunden wird, umso besser. Und ich Hohlkopp geb natürlich damit, an, dass ich die Kids von anderen Leuten den Büchern näherbringe. Als Jugendbuchreihe emfehlenswert, für erwachsene Leser vielleicht etwas zu einfach gestrickt, da würde ich Chris Bradford vorziehen.

Und einem Leserwunsch entsprechend werd ich jetzt wieder den einen oder anderen Titel der Verlage Luzifer, Voodoo Press oder Festa in Angriff nehmen.
Rund 335 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Dezember 2015, 15:25:30
(http://3.bp.blogspot.com/-Vkcp_Edh3ZE/VnlCNlT7i0I/AAAAAAAABJc/k7Nnm_ohb0s/s320/houseofrainluiz.jpg)

Greg Gifune. Gordon Cole ist ein müder, einsamer alter Mann. Während er den Tod seiner geliebten Frau Katy betrauert, droht er im Albtraum seiner schrecklichen Vergangenheit zu ertrinken. Als der Regen beginnt und die Stadt durchtränkt, begreift Gordon, dass er sich seiner Vergangenheit stellen und das dunkle Geheimnis lösen muss, das ihn seit fast fünfzig Jahren verfolgt.

Gordon lebt in einer ziemlich herunter gekommenen Gegend. Seit seine Frau Katy verstorben ist, interessiert ihn das gesellschaftliche Geschehen wenig bis gar nicht. Er hat seinen Stammdealer, der ihm den Stoff für das Vergessen liefert und hin und wieder seinen einzigen Freund Harry, um über seine Probleme zu reden. Er erzählt seinem Kumpel von seinen Visionen, seinen Albträumen, die ihm das Leben so schwer machen und ihn die Grenzen zwischen Realität und Wahn verschwommen wahrnehmen lassen. Gordon sieht immer wieder Bilder einer anderen Frau in einer Welt, die er vor etlichen Dekaden hinter sich gelassen glaubte. Ein Motel in Vietnam wird zu seiner tragischen Erinnerungen an etwas, das immer nur in diffusem Licht in seinem Kopf erscheint, ein Vorfall, den er nicht zuordnen kann, der ihn aber langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt. Und irgendwann sieht er von seinem Fenster aus, wie einige jugendliche Rowdys einen wehrlosen alten Penner am Boden mit Schlägen und Tritten traktieren - und geht nicht nach draußen, um zu helfen. Bis irgendwann in der Dunkelheit der Regen einsetzt. Ein Regen, der ihn gemeinsam mit seinen unbegreiflichen Visionen vor die Tür treibt. Ihn trotz der Warnung vor der unsicheren Gegend durch seinen Dealer in die Höhle der jungen Löwen treibt.

"House of rain" ist eine Novelle von Greg Gifune, die sich um Schuld dreht. Kann ein Mensch mit einer grauenvollen Tat leben, die er einst begangen hat? Kann er die Erinnerung daran, die Angst vor Sühne, die irgendwann kommen muss, überwinden und einfach dankbar für die Zeit sein, die er bis zu ihrem Tod mit Katy verbringen durfte? Greg Gifune hat hier keinen blutrünstigen Amokläufer auf den Leser losgelassen, der in seinem Wahn wahllos Menschenleben vernichtet oder zumindest ruiniert, sondern einen psychologischen Konflikt mit der eigenen Schuld, der unlösbar scheint, zu Papier gebracht und den Horror auf eine intellektuelle Stufe gehoben, die ihresgleichen sucht. Bisher konnte niemand das Grauen der eigenen Gedanken derart wiedergeben wie dieser Autor (auch nicht der von vielen ja so bewunderte Stephen King), den ich mit dieser Novelle zum ersten Mal in meiner langen Liste der verschlungenen Bücher auflisten kann. Ein kopflastiges Trauma über das Altern, über die Einsamkeit und über Auswüchse der heutigen Gesellschaft, wo ein Menschenleben niemandem mehr etwas bedeutet. Die Jugend will die Alten loswerden und hätte noch dazu liebend gerne ohne Aufwand sofort alles auf dem Präsentierteller, das sie sich erträumen, die Regierung und die Konzerne berechnen die Menschen nur noch nach ihrem Wert für sich selbst. So kommt es dann auch zu derartigen Ungerechtigkeiten, dass man Solidarität zugunsten der Wirtschaftsinteressen verschiebt. Die armen Streuner mit ihren jungen Jahren könnte man ja noch in die Erwerbs- und Effektivitätsberechnung anhand einer gewissen Produktivität einfließen lassen, die Alten, die für ihren Ruhestand geackert haben, die vielleicht sogar für ihr Land gekämpft haben, lässt man mit ihren Sorgen und Ängsten alleine. Nur so kann es dann dazu kommen, dass sie sich der Gesellschaft verschließen, die sie anscheinend eh nicht will und alleine in der Dunkelheit über Vergangenes brüten, das sie nicht mehr ändern können. Dass sie sich gedanklich selbst zerfleischen und in eine immer düsterere Welt hineinversetzen, die unweigerlich zu einer Katastrophe führen muss. Ein traurig stimmendes menschliches Drama, das den Leser sicher nachdenklich zurücklassen dürfte. Bei mir hat dieses atmosphärisch dichte Werk zumindest diese Wirkung gehabt. 125 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Dezember 2015, 15:30:46
(http://1.bp.blogspot.com/-yUU4ZMYNl2M/VnqBSg1vwSI/AAAAAAAABLo/8qD_bfJwYAk/s320/blackoutluz.jpg)

Tim Curran. Inmitten eines wunderschönen Sommers, in einer ruhigen Wohngegend, lauert ein fernes Übel, das darauf wartet, auf die nichtsahnenden Bewohner herabzustoßen. Zuerst kommen die pulsierenden Lichter, dann heftiger Regen, starker Wind und schlussendlich bringt ein kompletter Stromausfall absolute Dunkelheit. Aber das ist nur der Anfang. Als die peitschenden, schwarzen Tentakel vom Himmel fallen und wahllos Menschen packen und nach oben in die Finsternis reißen, müssen die Bewohner vom Piccamore Way die entsetzliche Wahrheit entdecken, was diese Wesen mit der menschlichen Spezies vorhaben.

Ein Nachbarschaftsgrillen war gerade mit dem üblichen Trara zu Ende gegangen, die Teilnehmer in mehr oder weniger gerader Linie auf dem Nachhauseweg, als sich das Wetter zu verschlechtern begann. Keiner dachte sich groß was dabei und mit dem Wetter ist es eben so - nachts wird es dunkel. Selbst in amerikanischen Vororten keine sonderliche Überraschung mehr. Jon und seine Frau Kathy lästern noch ein bisschen über gewisse kleinere Missgeschicke ihrer Freunde und legen sich zum Schlafen ins Bett. Als das Unwetter stärker wird, die Fensterläden unheilverkündend klappern, wacht Jon auf - und findet Kathy nicht an seiner Seite. Mit sorgenvoller Miene sucht er das Haus ab, aber nirgends auch nur eine Spur seiner Frau. Stattdessen glaubt er, im Leuchten eines Blitzes etwas Schlangenartiges am Boden gesehen zu haben. Doch beim nächsten Blitz ist nichts mehr da. Mittlerweile sind auch die Freunde wieder auf den Beinen und unterstützen ihn bei der Suche. Doch in der Dunkelheit lauert etwas. Sie können es hören, manchmal schemenhaft sehen, ja irgendwie sogar fühlen. Und dann passiert es: die erste Person wird von etwas in den Himmel gezogen, auf einen tiefdunklen, riesigen Schatten zu, der sich sogar von den süsteren Wolken am Himmel noch gruselig-schwarz abhebt. Die Verbliebenen rätseln, was sich hier über sie hermachen will, alte Animositäten bahnen sich ihren Weg. Dich die Streitereien werden bald ein Ende haben: Endgültig!!!

"Blackout" von Tim Curran ist mit seinen knapp 137 Seiten eine Novelle, die gleich zu Beginn das typisch amerikanische Vorstadtgehabe im Stile der "Desperate Housewives" ordentlich persifliert. Getratsche und Gehetzte über die schwächen der Nachbarn, während man ihnen zuvor noch heimtückisch ins Gesicht gelacht hat. Nicht dass es in hiesigen Dorfgemeinden viel anders zugeht, aber doch nicht ganz so elitär-gehässig, aber wird Deutschen übernehmen ja gerne alles, was uns die USA so vorgaukeln. Nur den politischen Führungsstil, den teilen sie scheinbar in amerikanische und russische-kommunistische Elemente auf. Glaubt man zumindest hin und wieder, und eine Kurzgeschichte zuz dem Thema gab es auch, aber die hat nichts mit Tim Curran zu tun. Also weiter im Text von "Blackout": An der einen oder anderen Stelle kommen schon mal Gedanken an einen Spielberg-Film OHNE dessen Deutschenfeindlichkeit auf, wenn man an die Szenarien aus "Krieg der Welten" denkt, das der ja an den Roman von H. G. Wells sehr dicht angelehnt hat. Auch hier wird eine Invasion der Erde und die "Verwertung" der Menschen in einer düsteren, von schwarzen Gewitterwolken, von Blitz und Donner begleiteten unmenschlichen Gästen geschildert, bei der es kein Entkommen und kein Erbarmen gibt. Ähnlich ging es ja in abgewandelter Form bei "Skyline" zu und den Film "The Blob" erwähnt der Autor höchstselbst. Die Charakterzeichnung bleibt hier selbstverständlich hinter den Erwartungen zurück, aber insgesamt hätte die Story durchaus das Potenzial für einen Roman mit 500 Seiten Umfang oder so gehabt. So bleibt ein kurzer und netter SciFi-Horror, der die Geschichte des Angriffs anhand eines kleinen Abschnitts einer Straße oder eines Viertels voller unbedarfter Bewohner schildert, die niemals mit einem Angriff, wie auch imemr er geartet sein möge, gerechnet haben. Wie auch: Gottes eigenes Land greift man nicht an. Dieser fest verankerte Glaube wird aufs Tiefste erschüttert und am Ende gar die Bibel infrage gestellt. Für einen Curran vielleicht jetzt nicht der Kandidat für die volle Punktzahl, aber anderen Kollegen aus der Branche und dem Genre doch immer noch um einige Längen voraus. Kurz, spannend, knackig und mit einer düsteren Atmosphäre (bei der mir kurz auch der Gedanke an "Die Wurmgötter" von Brian Keene kam - nur ohne den sintflutartigen Regen) angereichert, die einen furchtsamen Blick auf den sich vorm Fenster verdunkelnden Himmel so richtig unterfeuert. Guter Horror ohne Längen und nicht auf das reine Gemetzel mit unbändigen Blutbädern aus.

Frohe Weihnachten für die gesamte Forumsmitgliedschaft und ein spezieller Dank noch an StS für die vielen Trailer, McClane für die Beratung in Sachen "Drachenfutter" und SnakePlissken dafür, dass er nur Bücher liest, die ich Scheiße finde :icon_mrgreen: Jaja, ich weiß - viel zu pauschal gesagt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Dezember 2015, 14:28:13
(http://4.bp.blogspot.com/-hF5_ri--qLk/VoEUPUm2O6I/AAAAAAAABOo/QcUxv4DPJbs/s320/001.jpg)

John L. Campbell. Das Ende der Welt kommt schnell - aber nicht schmerzlos. Das sogenannte Omega- Virus verbreitet sich mit rasender Geschwindigkeit über den gesamten Erdball. Nur wer hart im Nehmen ist, hat noch eine Chance, der Armee von Toten zu entkommen, die sich unaufhaltsam ausbreitet und Land für Land, Stadt für Stadt, unter sich begräbt. Und wer so hart im Nehmen ist wie Pater Xavier Church und Waffenexpertin Angie West, hat vielleicht die Chance, die Toten zu besiegen.

Tenderloin. Ein Problemviertel in San Francisco. Hier tut Pater Xavier Church in einem Kloster seinen Dienst im Sinne des Herrn. Als eines Tages eine Mutter zu ihm kommt, die Angst hat, dass ihr Sohn in die Fänge einer Gang gerät, will er dem Burschen ins Gewissen reden, der auch noch eine Waffe gebunkert hat. Doch vor Ort macht sich der Bengel madig - bis zwei miese Figuren aus der Gang auftauchen und ihn umnieten wollen, weil er sie angeblich verrät. Da bleibt dem Pater nichts übrig - er schnappt sich die Waffe des Burschen und sorgt dafür, dass die Gangmembers ohne Umweg über einen Besuch beim Schöpfer direkt in die Hölle abrauschen. Dann begibt er sich zurück zu seinem Domizil und sieht den Vorsteher und somit seinen Chef aus dem Fenster in den Garten starren, wo eine Nonne sichtlich unsicher mit dem Fenster abgewandten Gesicht einfach so dasteht. Sein Boss geht nach draußen - und wird von der Nonne  angefallen. Sie beißt ihm direkt ins Gesicht, zieht die Haut in Fetzen ab, vergreift sich dann direkt am Fleisch und kaut mit wildem Gesichtsausdruck darauf herum. Aus den anderen Räumen kommen weitere Bewohner, die in ähnlicher Manier auf den Gärtner losgehen und nun auch Xavier Church an den Priesterkragen wollen. Dem bleibt nichts übrig, als sich schnellstens zu verdünnisieren. Doch dieser Vorfall ist nicht auf die Umgebung des Klosters begrenzt. Einer dieser TV-Prediger, die sich mit Buchverträgen, Spendensammlungen und dummem Gewäsch an den Anhängern ihrer sogenannten Religion bereichern und dabei die Gesetze der realen Welt mal gerne vergessen, sollte sich wegen Steuerhinterziehung verantworten. Ein geschickter Anwalt hat ihn zumindest bis zur Verhandlung auf freien Fuß gebracht. Was der prompt dazu nutzen will, um sich abzsuetzen. Man saß schon abflugbereit in einer G6, die selbstverständlich zum Privatbesitz des Predigt-Schwätzers gehört, der es den offiziellen religiösen Instituten nachmacht und Geld für nix einkassiert, als sie vom Tower aus in Warteposition beordert werden. Begeisterung sieht natürlich anders aus - bis sie sehen, dass eine Passagiermaschine den schnellsten und kürzesten Weg  aus ihrer Flugbahn Richtung viel zu hartem Erdboden bzw. Landebahn nimmt. Sie knallt auf den Asphalt und geht in Flammen auf. Nicht nur, dass sie ihnen jetzt den Weg versperrt  - da krabbeln doch tatsächlich angekokelte Figuren aus der zerstörten Maschine und fallen über die Menschen her, die den Flughafen bevölkern. Zeit, mit seinem Gefolge eine sicherere Gegend aufzusuchen. In Berkeley macht sich Skye mit ihrer Familie bereit, ihren Umzug an die Uni hinter sich zu bringen. Papa und Mama sowie ihre kleine Schwester Crystal sind bei ihr. Und bald auch die Infizierten. Papa erwischt es zuerst, dann Muttern und zuletzt ihre kleine Schwester. Nur Skye kann entkommen. Sie trifft auf einen Trupp Soldaten, die in einem Humvee in der Stadt für Ruhe sorgen sollen. Gemeinsam mit denen versucht sie zu überleben. Doch bald wird die Übermacht zuviel und ihre kleine Crew dezimiert. Mit dem Sergeant des Teams, dem Soldaten Taylor und dem Humvee versuchen sie nun ein sicheres Refugium zu finden. Danach trachten auch Bud und Angie, welche für eine Reality-Show arbeiten, wobei Angie schon in Sachen Kampfausbildung und Waffentechnik erprobt ist, was sich jetzt als äußerst nützlich erweist. Überall in Kalifornien erheben sich die Infizierten und bald sind es riesige, die das Land unsicher machen und die Lebenden zu ihren Häppchen machen wollen. Es gibt Nachrichten von Schiffen, die sicher sein sollen und mit denen man in eine Gegend verschwinden kann, die vom Virus noch nicht betroffen sein soll. Diese versuchen die Überlebenden nun zu erreichen.

"Omega days" entpuppt sich als ein actionreicher Zombieroman, bei dem in immer wechselnden Perspektiven der Kampf unterschiedlicher kleiner Gruppen gegen die Infizierten geschildert wird. Die Charaktere sind alle sattsam bekannte Muster aus unheimlich vielen bisher schon erschienenen Stories zu diesem Genre. Der toughe Priester mit einer harten Vergangenheit, die Studentin, die lernt zu kämpfen, um ihr Überleben zu sichern, der aalglatte Gangster, der nur an sich denkt und bereit ist, für sein Wohl jeden zu opfern oder auch nur Gewalttäter, die die Situation ausnutzen und Radau machen sowie ein Paar aus dem Gefangenentransport entflohener Häftlinge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und eine ganze Menge Militär, das eher hilflos versucht, der Lage Herr zu werden. Ebensowenig neu ist die kurz geschürte Hoffnung auf eine sichere Zuflucht. Alles schon dagewesen, so ist "Omega Days" dann auch einfach nur Massenware, bei dem schnelle und relativ kurze Kapitel- und Protagonistenwechsel zusammen mit einem guten Schwung Military-Action a la Craig DiLouie für ein recht flottes Tempo sorgen. Tiefschürfende Erkenntnisse der menschlichen Psyche sollte man jetzt nicht unbedingt erwarten, da John L. Campbell sich doch dafür entschieden hat, hier ein Klischee-Best-of abzuliefern, das seinesgleichen sucht. Was man dem Autor aber auf jeden Fall zugute halten kann, ist, dass er abgesehen von seiner Hauptfigur Xavier Church keinem eine "Überlebensgarantie" ausgestellt hat. Da erwischt es dann doch schon mal Figuren, die man nicht so früh als Infiziertenfutter erwartet hat. Und "Omega Days" verbreitet einen schrecklichen Pessimismus, da hier kaum ein Ende dieser düsteren Zeit, ein Fünkchen Hoffnung aufzukeimen scheint. Jeder vermeintliche Schutz vor der Katastrophe entpuppt sich oftmals als weitere Enttäuschung. Stilistische ist das Ganze eher ein Leichtgewicht. Der reinen Unterhaltung dienend wurde auf lange Sätze, übermäßig Information oder Tiefgang verzichtet. Die California-Hatz ist rasant und blutig, an der einen oder anderen Stelle auch recht heftig in ihrer Brutalität (Für den Mainstream gesehen!! An Extrem-Titel aus dem Festa-Verlag kommt man da bei Weitem nicht heran. Ja, selbst deren "normale" Horror-Reihe bietet in der Hinsicht oft mehr - und selbst die sozialkritischen Ansätze der Autoren bei Festa sind oft besser herausgearbeitet als hier.), aber immer in einem gewissen Rahmen, sodass sich die Buchhändler nicht scheuen müssen, sie in ihre Regale zu stellen, um vielleicht Befürchtungen entgegenzutreten, dass sich Kunden über zu ausufernd-brutale Kost beschweren könnten. Immer alles schön angepasst - wie es in Deutschland derzeit ja verordnet wird (Und wer sich nicht daran hält, muss damit rechnen, von Wahlbeamten möglicherweise als Pack oder Dumpfbacke tituliert zu werden. Jaja, soweit sind wir schon. Die Politk darf die Wähler oder die Konkurrenz ohne Konsequenzen derart angehen - so zumindest der Eindruck.). Also ist "Omega Days" leichte, actionreiche Zombie-/Infiziertenkost, die unterhält, nicht fordert und zügig wegzulesen ist. Nettes Mittelmaß. Gravierende Nachteile? Etliche Fehler, die auf ein oberflächliches Lektorat (falls überhaupt vorhanden) hindeuten und die Befürchtung, dass auch diese Reihe (bisher gibt es insgesamt vier Bücher) vom deutschen Verlag ebenso wie z. B. die Reihe "Unter Toten" von D. J. Molles mittendrin abgebrochen wird. Eine echte Unsitte hierzulande. Hat man ja auch bei den von mir so sehr geschätzten Actionbüchern amerikanischer Prägung praktiziert. Doch da ist glücklicherweise der Festa-Verlag in die Bresche gesprungen und hat aufgrund des Erfolges wohl auch weitere Verlage auf den (guten) Geschmack gebracht. Merke, nicht jeder Verlag missachtet Kundenwünsche. Rund 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Januar 2016, 20:39:32
(http://4.bp.blogspot.com/-WUFv9KhkDDo/VoaxxHkkwWI/AAAAAAAABRc/rgns1yuzSuI/s320/krannk.jpg)

Wrath James White. Ihr ganzes Leben lang hat Adelle Smith anderen Menschen geholfen und sich für die Bürgerrechte eingesetzt. Dafür wird sie öffentlich geehrt. Kurz darauf erleidet Adelle einen Schlaganfall. Nahezu gelähmt und nicht mehr fähig zu sprechen, benötigt sie nun selbst Hilfe.
So gerät die alte Frau in die Obhut einer rabiaten Krankenpflegerin. Weil die in einer armen Familie eine traurige Kindheit erlebte, soll die Kranke dafür büßen. Ja, Adelle braucht Hilfe. Schnell!
Doch sie kann es ja niemandem sagen!

In einem Prolog wird eine Krankenschwester skizziert, die ihren Job schmeißt, weil es ihr gewaltig gegen den Strich geht, verwundete Gangmitglieder zu versorgen, damit sie dann wieder auf die Menschheit losgelassen werden können. Sie handelt nach ihrer Ansicht und wirft dann den Job hin. Andernorts und einige Zeit später wird die Bürgerrechtlerin Adelle Smith für ihr Lebenswerk geehrt und lässt sich dann von ihrem Chauffeur nach Hause kutschieren. Dort erleidet sie einen Schlaganfall - eigentlich sind es mehrere, denn nach den ersten kleineren konnte sie sich noch ans Telefon schleppen und den Notruf wählen, erst danach kam der fast finale Schlag. Im Krankenhaus wird sie wieder ins Leben geholt und nach einem Koma mit der Tatsache konfrontiert, dass ihr Sprachzentrum in Mitleidenschaft gezogen wurde und sie zudem halbseitig gelähmt sein wird. Einen Umzug in ein Pflegeheim lehnt sie ab, sie will zu Hause versorgt werden. Also stellt ihre Tochter Tonya widerwillig eine Schwester ein, die vom Hospiz mit hervorragenden Referenzen empfohlen wurde. Doch sobald die Schwester mit Adelle allein ist, ist es vorbei mit der freundlichen Behandlung. Aus ziemlich an den Haaren herbei gezogenen Gründen beginnt sie mit ihrer Tortur für die bettlägerige Patientin, die sich weder wehren noch irgendwie verständlich machen kann. Wer der Pflegerin bei ihrer Folter der Kranken in den Weg gerät und sie auffliegen lassen könnte, verlässt diese schnöde Welt früher als geplant. Ebenso wie einige ihrer früheren Patienten. Irgendwann kommt ein Freund der Familie der Sache auf die Schliche und das Ganze Szenario eskaliert. Nicht alle überleben diesen Showdown im Pflegezimmer.

Wrath James White ist ja bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt, während ich Herrn Gonzalez nicht so wirklich einordnen kann. In Sachen Blutvergießen und Extrem-Horror wurden hier zwar keine Samthandschuhe angezogen, aber dafür etwas die Handbremse. Die eine oder andere Zerstückelung und die Thrillerelemente hätten auch in der normalen Horror-Reihe ihren Platz behaupten können. Und die Figuren? Mir zumindest allesamt eher unsympathisch und sehr selbstgefällig. Erinnert an alle, die nach mehr Aufmerksamkeit lechzen, nach mehr Gerechtigkeit und nach mehr Chancengleichheit - und wenn sie die dann haben, immer noch nicht zufieden sind und plötzlich selbst besser gestellt sein wollen als die anderen. Und wenn sie nicht bekommen, was sie wollen, fallen sie wieder in das alte Muster zurück. Wir sind doch die armen Außenseiter, denen gleiches Recht versagt wird. Sie wollen Quoten und bekommen sie. Und machen damit jenen, die sich ihren Posten oder Status erarbeitet haben, genau das kaputt. Weil jetzt jeder als nur der Quote dienend berufen angesehen wird. Und die Politf....n spielen da wegen Wählerstimmen und Scheinheiligkeit voll mit. Soviel zu der Einstellung von Menschen wie Adelle oder ihrer Tochter Tonya. Was die Krankenschwester angeht, fantasiert die sich ihre Benachteiligung ziemlich munter zusammen, nah am Rand des Wahnsinns und an ihr zeigen die Autoren verschiedene Mechanismen des Rassismus auf. Da ist der real existierende Rassimus, der ausgemerzt gehört. Es geht nicht, dass jemand nach seiner Hautfarbe, Sprache, Aussehen, Religion oder sonstwas beurteilt wird. Genausowenig wie es sich gehört, Meinung zu unterdrücken oder alles einer gewollten und vorgeschriebenen political correctness-Zensur zu unterwerfen, wie derzeit überall zu beobachten. Leistung und Anstand sollten zählen. Aber da ist dann auch die andere Seite von denen, die immer nur jammern und anderen die Schuld an ihren eigenen Missständen geben - und sei es nur die eigene Faulheit, sich aufzuraffen, etwas zu lernen, einen Job zu suchen. Nö, dann lieber Rassisten oder wem auch immer die Schuld geben. DAS sehen die Politiker aber nicht - und das führt zu einer Benachtiligung all derer, die etwas tun für ihr Auskommen, ihre Existenz. Da wird denen bald so ein Quotenfaulenzer vor die Nase gesetzt, der sie dann noch verhöhnt. Ja, so kann man einige der Dialoge, die die beiden Autoren eingepflegt haben, durchaus deuten. Und neben dieser Problematik der Ungleichbehandlung der Menschen kommt auch nicht das Gesundheitssytem dazu? Wieviele Versicherungen drücken sich vor Leistungen? Seit das ganze System in verräterischer Weise kommerzialisiert wurde, ist die Zahl und die Anwendung der miesen Tricks, um Zahlungen abzuwenden, immer weiter gestiegen. Beiträge kassieren, aber nichts dafür tun. Gewinnprognosen, statt Gesundheitsprognosen. Und wie wurde das erreicht? Durch die Kungelei der Lobbyisten mit den jeweiligen Lenkern der Staatsgeschicke. Und die ganzen Jungpolits, die eh noch kaum richtig gearbeitet haben, würden die Alten und Gebrechlichen eh auf ihre Art aus dem Kostenrahmen  nehmen. Denen wäre eine Schwester wie diese gerade recht. Medikamente einsparen, Platz schaffen. Und damit kämen wir dann zur Pflege, sei es nun stationär in einem Hospiz oder häuslich. Die Pfleger sind zumeist unterbezahlt und zum Ausgleich dafür überlastet. Zeitnot, fehlende Mittel für Medikamente und Heimplätze, Dauerstress. Das macht jeden Menschen mürbe. Was ist, wenn diese überforderten Menschen ihren Frust an den Pflegebedürftigen auslassen? Es muss keine Folter in der Art sein, die Adelle hier erfährt. Da reichen Vernachlässigung, barscher Ton, rüder Umgang!! Wie müssen sich die Menschen fühlen, die sich nicht wehren, sich nicht verständlich machen können? Und schon wären wir wieder bei der politisch gewollten Gewinnmaximierung auf Kosten anderer. Um das Thema kümmert sich in den Plenarsälen keiner, da es dort viel wichtiger ist, die nächste Diätenerhöhung auszuhandeln oder nachzusehen, welche Bank man diesmal mit dem Geld retten kann, das vom Steuerzahler kommt, aber an dem vorbei verwendet wird. Auch davon handelt dieses Buch. Trotz der blutigen Szenen, der Schießerei, die "Krank" selbstverständlich auch vorzuweisen hat, ist hier eine Riesenportion Sozialkritik vorhanden, die ich so - zumindest nicht in dem Umfang - von den beiden Autoren nicht erwartet hätte. Aber genau das rettet meiner Meinung nach auch das Buch vor schlichtem Mittelmaß. Ein Buch für eine kranke Welt. Wer hier nur auf ein reines Schlachtfest hofft, könnte eine kleine Enttäuschung wegstecken müssen. Ach ja, der Epilog war mir dann zu sehr mit Kariesgefahr behaftet - alles so schön nett hier. : 205 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Januar 2016, 21:04:22
(http://1.bp.blogspot.com/-UbBWmf3FwUA/VolfJKA564I/AAAAAAAABTI/Ao7AMYBiDa8/s320/erwachen.jpg)

Simon Kernick. Nach einem Autounfall hat Nick Barron das Gedächtnis verloren. Er weiß nur, dass er in seinem vorigen Leben ein Cop war. Jetzt wohnt Barron bei seiner Schwester in einem einsamen Landhaus. Doch schnell kommt ihm der Verdacht, dass die Menschen um ihn herum ihn belügen. Als eine Bande maskierter Killer das Haus überfällt, bricht für Barron die Hölle los. Offensichtlich verfügt er über ein gefährliches Wissen – doch er kann sich an nichts erinnern. Es beginnt eine furiose Hetzjagd.

In einem abgelegenen Haus in einer ihm unbekannten Gegend sitzt ein Mann mit einem Doktor in einem Zimmer, der ihn Matt nennt und sein Gedächtnis wiederbeleben soll, das Matt nach einem Autounfall verloren hat. Ebenfalls in dem Haus leben seine Schwester Jane und ein von ihr engagierter Pfleger. Doch Matt hat aus unerfindlichen Gründen Zweifel an der Ehrlichkeit der Beteiligten. Und bald bestätigt sich sein Verdacht. Er hört eine Unterhaltung zwischen den drei anderen Personen und beschließt abzuhauen. Nicht leicht für jemanden, der die letzten zwei Monate fast nur krank bettlägerig war. Dennoch riskiert er es. Bis er einsieht, dass er in dieser völlig fremden Gegend, in der zudem noch weit und breit kein anderes Gebäude zu sehen ist, keine Chance hat. Also tapert er zurück, wird von einer wunderschönen, aber ihm völlig fremden Blondine eingelassen - und sieht, wie eine Person seine Schwester Jane foltert und wie neben ihr tot der Pfleger liegt. Sofort stürzen sich die Eindringlinge auf ihn und befragen ihn nach zwei Leichen. Sie wollen wissen, wo diese sind. Doch Matt hat keine Ahnung, tatsächlich keine Erinnerung an das, was zuvor geschah, was es mit den Leichen auf sich hat. Was bleibt ihm also übrig, als einen erneuten Fluchtversuch zu starten. Da er diesmal über den Hof abhaut und sich einen der Wagen schnappen kann, während er mit einer gefundenen Knarre die Reifen des anderen zerschießt. So gelingt ihm das Absetzen von den vermeintlichen Gangstern und Mördern und in einer bald erreichten Stadt geht er in einen Pub und gönnt sich ein Bier. Er nimmt sich eine Zeitung auf dem Tisch liegende und blättert darin. Auf einer der Seiten, die eine Zeitung nunmal hat, findet er das Bild einer Privatdetektivin, die um Hilfe bei der Suche nach einer vemrissten Frau bittet. Er hat eine Idee. Doch bevor er die in die Tat umsetzen kann, setzt sich eine von der Natur nicht sonderlich bevorzugte Frau an seinen Tisch und will einen ausgegeben haben. Verweigert er, was drei Jungspacken auf den Plan ruft, die ihm die Schnauze polieren wollen. Pech gehabt - Matts Reflexe haben keine Gedächtnisverlust. Ruckzuck sind die Backen dick und die Spacken auf dem Rückzug. Nun kann er sich endlich auf den Weg zu der Detektivin machen. Und tatsächlich kennt ihn die Frau sogar. Er erfährt zumindest seinen richtigen Namen und einige Details aus seiner Vergangenheit. Nicht alles wirklich ruhmreich, es gibt den einen oder anderen dunklen Punkt - und diese machen jetzt aus seinem Fall einen Kampf ums Überleben, in dem Gruppen aktiv sind, mit denen niemand gerechnet hat.

Fangen wir doch mal mit dem Teil an, den manche vielleicht für lustig halten, andere eher für eine Frechheit. es geht um das Thema "Wie schreibe ich einen Klappentext?".  Mmh, mal sehen. Vor Beginn der Story steht auf der einen Seite noch eine Widmung. Wie fein - als aufstrebender vermeintlicher Halbanalphabet mit möglichem Praktikum beim Verlag, aber ohne die geringste Lust zu arbeiten, so scheint es zumindest, kann man den doch schon mal nehmen. Man blättert etwas im Buch und findet den Namen Barren. Auch fein. Leider ist die Zeit, das Buch wieder zuzuklappen und den Namen aufzuschreiben, viel zu lang. Eine solche Ausdauer hat das Texterhirn natürlich nicht zu bieten, dafür reicht die Aufmerksamkeitsspanne nicht aus. Nun heißt der Protagonist im Buch also Nick BarrOn. Hach ja, das Gedächtnis, macht immer, was es will, nur nicht das, was es soll. Irgendwie reicht das nicht für eine Inhaltsangabe. Schläft man also erst einmal drüber und beginnt dann vielleicht am Nachmittag damit, sich die eine oder andere Seite von einem des Lesens mächtigen Auszubildenden vorlesen zu lassen. Und HA! - Da war was. Genau, Verbrecher, Eindringlinge. So Typen sind immer maskiert, kennt man aus den vielen schlechten Blockbusterfilmen aus dem Kino und den paar Bildern, die man erkennen konnte, während man auf dem Smart-Phone rumgetippelt hat. Gut, sind sie also maskiert. Wirkt immer. Und eine Verfolgungsjagd gibt es dann auch immer. Fertig ist der Klappentext. So oder ähnlich könnte es sich bei den Verlagshäusern abspielen. Und so ein Rotz kommt dann dabei raus und soll von den Kunden auch noch bezahlt werden - und dann kommen die noch mit Texten von Wegen Preisoffensive (also teurer) und Schmerzgrenzen überschreiten (nochmal teurer) und dem Kunden geschickt diese neuen Preise als neue Werte verkaufen.
Also: ES gibt KEINEN Nick Barron in dem Buch. Eigentlich gar keinen Nick (nur das "Nickerchen" vorm Klappentext verfassen) und Barron heißt auch niemand, abe es gibt einen Barren. Und die Eindringlinge tragen wohl als Masken ihre echten Konterfeie, etwas, das jeden Facebook-Nutzer überfordern dürfte, bei den vielen Fake-Accounts, die man nutzt.
Kommen wir endlich zum Buch. Es ist ein typischer Simon Kernick. Man kennt seine Betrachtungsweisen aus verschiedenen Perspektiven, man weiß, dass er gerne aufs Tempo drückt und hin und wieder die Logik mal außen vor lässt. Da ist viel dem Zufall überlassen und zwar relativ oft. Aber die Wendungen, die das Buch nimmt, die vielen Puzzleteile, die zusammengesetzt werden, um die Vergangenheit des Protagonisten nach und nach wie beim Schälen einer Zwiebel Schicht für Schicht freizulegen, das hat schon was. Und dann tauchen doch tatsächlich noch bekannte Personen auf  (Okay, als bekennender Kernick-Leser hätte ich damit rechnen müssen) und man wird in die Welt der privaten Sicherheitsdienste, der MI5 oder von abtrünnigen CIA-Leuten geschleudert. Ja, geschleudert ist schon das richtige Wort, denn "Das Erwachen" (vielleicht wird ja sogar der Verfasser des Klappentextes irgendwann einmal von so etwas überrascht)ist derart rasant, dass es eine wahre Pracht ist. Die Action ist okay, der Protagonist unkaputtbar und zum Ende hin kann man sich schon auf einen weiteren Roman aus dieser Handlungsebene freuen, da einige Fäden noch offen bleiben, nicht jeder Gangster wird gefasst, nicht jede Tat bestraft. Nachteilig ist aber leider, dass die letzten Romane des Autors und auch sein neuer Roman "The witness" scheinbar nach dem bekannten Muster gestrickt sind. Geheimnis, Flucht, Verfolgung. Flotter Thriller mit ein paar kleinen Fehler hinsichtlich der Logik und einem blamablen Auftritt des Verlages. Und es ist ja nicht der erste dieser Art. Kundenverarsche. Knapp 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Januar 2016, 15:56:06
(http://1.bp.blogspot.com/-XzgEpmSpzlA/Vou7bCgQ6mI/AAAAAAAABU8/Pv-hqAvTKx0/s320/bigfoot.jpg)

Erik Williams. Es hört sich so einfach an. Einsteigen, alle umlegen und das Geld und die Drogen mitnehmen. So sieht Russells und Mickeys Plan aus. Doch die Drogenhöhle mitten im Wald verbirgt ein dunkles, im Keller angekettetes Geheimnis. Eine wütende Bestie voller Methamphetamin will freikommen. Nichts könnte den Amoklauf mit Drogen vollgepumpten Bigfoots aufhalten - Bigfoot gibt es wirklich und er ist süchtig nach Meth!

Russell und Mickey gehören zu den Meth-Köchen mit eigenem Suchtverhalten in den tiefen Wäldern der USA. Solange alles in bestimmten Territorien aufgeteilt bleibt, herrscht Frieden. Die Bullen ignorieren das Problem gegen eine kleine Gabe und die Touristen bekommen von dem Mist eh nix mit. Doch da ist eine Konkurrenz am Werkeln, die es übertreibt, möglicherweise sogar für mehr Aufmerksamkeit als unbedingt nötig sorgt. Es gilt also, diese miese Brut auszumerzen. Die Beiden machen sich auf den Weg. Und bei den Drogenherstellern mit Stressfaktor 100 geht es gerade rund her. Haben die Knallköppe doch glatt nen Bigfoot im Keller, was ja an sich schon ne rechte Blödheit wär, aber nö, die mussten das Vieh/den Typ/das Wesen (ich benutze ab jetzt Vieh) noch drogenabhängig machen. In einem Kellerloch wird Bigfoot gehalten und immer wieder mit Nachschub versorgt. Und wenn der nicht rechtzeitig kommt, geht es den Spacken wie Kollege Jimmy - der Bigfoot latscht ihm die Birne zu Matsch. Und dann kommen Mickey und Russell, um die Konkurrenz umzunieten. Klappt größtenteils, doch nicht alle Feinde werden ausgelöscht, der Bigfoot kommt frei, Russell flüchtet in den Wald, beobachtet von Manny, einem Veteranen, der sich im Wald vor der Zivilisation verbirgt und direkt auf dem Weg zum Lager einer Touristin, die sich dort mit einigen Bieren schlafbereit pichelt. Und der Bigfoot auf Russells Fährte. Und der fiese Sheriff mit seinen halbseidenen und halbgebildeten Deputies mischt dann auch noch mit.

Wie erkläre ich es nun den lieben Lesern. Ich hatte ein durchgeknalltes und völlig verrücktes Buch erwartet, etwas das ich noch nicht gelesen hatte. Neu, unerwartet, überraschend. Tja, so ganz hat das nicht gepasst. Die Idee mit dem abhängigen Bigfoot ist nicht schlecht, keine Frage, doch die großen Grinser, der fette Spaß bleibt irgendwie aus. Zudem hatte ich dann immer den Asylum-Film "Bigfoot" vor Augen, bei dem unser aller Alice Copper ähnlich gematscht wird. Der Bigfoot ist halt nur ein rasender Süchtiger auf der Suche nach Stoff und ohne Rücksicht auf irgendwelche Menschen in seinem Wald. Anders verhält es sich mit den menschlichen (Okay, sie bezeichnen sich halt so, weil man sie offiziell zur menschlichen Rasse zählt) Protagonisten. Allesamt irgendwie gestört, allesamt ohne jegliche Sozialkompetenz, allesamt den Drogen verfallen. Und jeder Leser, der hier so eine seltsame Sache wie Anspruch oder gar das andere seltsame Ding, das man irgendwie nur von der Seefahrt her kennt, Tiefgang, der kann hinsichtlich dieses Buches auch gleich auf Tauchgang gehen, denn bei dieser Lektüre wäre er falsch. Man hat den Autor Edward Lee auf der Rückseite des Umschlages zitiert und Leute, was der sagt, ist ja so wahr, wie selten ein Lobpreisung eines Kollegen gewesen ist. Hier wird gerammelt und geknallt bis zum Geht nicht mehr. In verschiedenen Besetzungen und Variationen, Körpersäfte en masse. Einzuordnen irgendwo zwischen einem normalen Horrorthriller der Spartenverlage und den Extrembrettern des Spezialisten Frank Festa. Also zarte Gemüter mit empfindlichen Mägen, Mainstreamleser und -verleger, systemtreue Kritiker und sämtliche Vertreter der neumodischen "Political correctness"-Zensur - haltet euch von der Lektüre fern, sie ist (wahrscheinlich) zu derb für euch. Aber vermutlich handhabt ihr es eh wie die Masse bei den Til Schweiger-Tatorten - der passt sich nicht an, also machen wir ihn platt, auch wenn wir nicht gesehen haben, was er so leistet. Wie früher eben, nur hinter geschickteren Worthülsen versteckt - wer nicht zur allgemeinen Meinung oder der vorherrschenden Masse passt, eigene Vorstellungen hat, der wird ausgegrenzt, diffamiert und sogar öffentlich geächtet. Egal, auch wenn ich mir den Bigfoot etwas verrückter gewünscht hätte, bietet das Buch seinen Leser noch genügend anderen Spaß, den man locker genießen kann. In der Hinsicht hat es mich dann auch positiv überrascht und deshalb kann ich die anfängliche Enttäuschung über den etwas zu normalen Bigfoot leicht verkraften. Also wer Horror der etwas deftigeren Art mit einem kleinen Schlag sexueller Ausschweifungen nahe beim genannten Edward Lee zu schätzen weiß, sollte hier bedenkenlos zugreifen können. Andere lesen lieber Ludwig Ganghofers "Der Herrgottschnitzer von Ammergau". Oh weh, liebe politisch korrekte Sittenwächter, da wird das Wort "Schnitzer" (Serienkiller??) in einem Zusammenhang mit Gott genutzt. Darf das überhaupt sein? Muss man jetzt nicht auch Ludwig Ganghofer in sämtlichen Medien verdammen und verbannen, ja sein Werk gar korrigieren, den das geht ja gar nicht. Nimmt man jetzt nicht besser "Herrgottmaler"? Hach ja, das Leben eines Bewahreres der politisch erzwungenen richtigen Einstellung anderer Menschen ist schwer. Zum Glück hab ich damit nix zu tun. Ich hab meinen Alkoholkonsum eingestellt - schlimm genug. 180 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Januar 2016, 15:39:46
(http://3.bp.blogspot.com/-J0VCf1V28Fw/VpJHeGYDb6I/AAAAAAAABWc/D2G-Igpl_vA/s320/manninwut.jpg)

Brad Taylor. Pike Logan ist einer der erfolgreichsten Teamchefs der Taskforce - bis eine persönliche Tragödie seinen Blick auf die Welt für immer verändert. Pike weiß, was die Regierung niemals zugeben würde: Die wahre Bedrohung kommt nicht aus einem fernen Land. Die wahre Bedrohung sind Männer, die in Amerika leben, Männer mit einer kranken Weltanschauung. Männer im Besitz furchtbarer Vernichtungswaffen, die sie auch einsetzen wollen. Es ist das Pech dieser Männer, dass sie Pike Logans Weg kreuzen - denn Pike hat absolut nichts mehr zu verlieren.

Pike Logan ist mit seinen Leuten mit einem Testlauf beschäftigt. Seine Mannschaft, sowie einige andere auch, gehört zu einer Antiterror-Task Force, die von Colonel Kurt Hale und Präsident Warren ins Leben gerufen wurde, um auf unbürokratischem Weg schnellstmöglich Bedrohungen für die Nation endgültig abwenden zu können. Alle Mann der Truppe haben zuvor schon in anderen Waffengattungen Dienst getan und wurden ausschließlich nach ihren Fähigkeiten ausgewählt. Das Training, an dem sie derzeit arbeiten, soll sie auf einen Job im Ausland vorbereiten. Logan ist zudem verheiratet und hat eine Tochter. Das führt logischerweise zu gewissen Differenzen im Familienleben, da er kaum zu Hause ist. Er verspricht aber, dass er diesmal um einen freien Tag bitten wird, damit er  zum Geburtstag der Tochter anwesend sein kann. Doch als es dann soweit ist, kann er seine Truppe nicht allein ziehen lassen und drängt vehement darauf, sofort mitzukommen. Während der Aktion wird er dann aber zurückgerufen - Frau und Kind wurden ermordet. Das wirft ihn dann völlig aus der Bahn. Im Dienst rastet er aus, verletzt Kollegen und wird folgerichtig suspendiert. Jetzt geht sein Abstieg erst richtig los. Er verschwindet spurlos. Neun Monate später in Guatemala: Ein Professor ist auf Expedition, um verschollene Mayatempel zu finden. Selbstverständlich in einem Naturschutzgebiet, dessen Betreten verboten ist und mit Mayanachkommen als Helfern, die er wie niederes Volk behandelt. Und zwei seiner Leute finden sogar einen Tempel - und ein Pulver, das einen der beiden umbringt. Der andere flüchtet nachdem ihm der Professor das GPS-Gerät abgenommen hat. Auf einer Hazienda etwas weiter entfernt, trifft sich gerade Miguel, Schmuggler, Drogenboss und Killer, mit zwei Abgesandten aus dem arabischen Raum. Sie wollen ihn anheuern, dass er Menschen und Gerät in die USA schmuggelt. Sie haben so etwas wie eine Vereinbarung ausgehandelt, als der geflüchtete Indio ins Zimmer kommt und von dem Fund berichtet. Beide glauben, dass die beiden Araber kein Spanisch verstehen. Epic fail. Jetzt sind die Araber ebenfalls hinter dem Zeug her, um es gegen ihre Feinde einzusetzen. Und Miguel lässt den Professor einsammeln, um Informationen zu erhalten. Der meint, er habe ein Paket an seine Nichte in den USA geschickt und prompt hetzt Miguel zwei Mann los, um der Nichte die Ware abzujagen. Die ist gerade aus einer Diskothek gegangen, in der es eine Schlägerei gab, an der der mittlerweile recht trinkfreudige Pike Logan beteiligt war. Sie begleitet ihn zu dem Boot, auf dem er wohnt, als sie von zwei Unbekannten angegriffen wird. Jetzt zahlt es sich aus, dass Pike trotz seiner Sauferei immer weiter trainiert hat. Ruckzuck macht es beim jeweiligen Genick der Angreifer knack und fertig ist der Kampf. Auf einem Telefon eines der Toten sind die Rufnummern gespeichert und bald hat Pike die richtige gefunden und den Auftraggeber erreicht. Der verlangt kurz und knapp, dass Pike und die Kleine das Paket zu ihm bringen sollen, sonst würde der Professor sterben. Nach kurzer Überlegung beschließt Pike, dass er Jennifer unterstützen will. auf was er sich da einlässt, können beide zu diesem Zeitpunkt nicht einmal erahnen.

Brad Taylor war für mich ein bis dato unbekannter Autor, was Übersetzungen ins Deutsche angeht. Ganz klar, dass auch hier ein Dankeswort an den veröffentlichenden FESTA-Verlag geht, der das Genre mit immer neuen Entdeckungen aus diesem Bereich angeht und den etablierten Schwächlingen zeigt, WIE man solche Stoffe erfolgreich unters begierige Volk bringt. Nur weiter so, es gibt noch viele, die liebend gerne hier publiziert werden dürfen. Hat Mark Greaney im letzten Werk der Crime-Reihe des Verlages von Beginn an voll auf Action mit höchstem Tempo gesetzt und sich damit bei mir und der Leserschaft äußerst beliebt gemacht, geht Brad Taylor es etwas anders an. Sein Start erinnert an diverse Filme wie z. B. "Sag niemals nie" mit Sean Connery oder auch Jeff Speakman in "The expert" und Lewis Collins in "Das Kommando", die mit furiosen und/oder spannenden Trainingseinsätzen auf das Kommende vorbereiten. So werden geduldig, aber nie langweilig, veschiedene Charaktere vor- und erste Weichen für die weitere Handlung gestellt. Er schildert Profis bei der Arbeit, akribisch, genau und vorsichtig, nach einem lange ausgearbeiteten Plan vorgehend. Auch die vorgänge hinter den Kulissen in den Zimmern der Macht werden skizziert. Wie der Präsident eine Truppe ins Leben gerufen hat, die im Prinzip keine rechtmäßige Existenz hat und die von einem Gremium kontrolliert werden, das eigentlich ebenfalls außerhalb der Regeln agiert. Hier hat Brad Taylor eine sehr positive Einschätzung der eigentlichen Lage gegeben: Er differenziert sehr deutlich, was Recht und Gesetz ist und wo hier daran vorbei gearbeitet wird. Ich habe selten Romane gelesen, die eine derartige Praxis in dieser Form aufgearbeitet haben und im Prinzip die pure Existenz solcher Einheiten in Frage stellen (Die natürlich auch in seinem Buch dann nicht aufgelöst werden.). Und es geht selbstverständlich auch nicht ohne die karrieregeilen Eifersüchtleien und Berufspolitikeren, deren Eitelkeit und Machtstreben nach einer gewonnen Wahl ins unermessliche steigt und die dann glauben, sie könnten auf ihre Wähler von oben herab schauen. DAS IST REALITÄT in allen Ländern und Nationen. So macht sich hier einer daran, seine Enttäuschung, dass er aus dem Zentrum der Macht entfernt wurde und nicht mehr dem Präsidenten direkt ins Ohr flüstern kann, was zu tun sei, damit zu verarbeiten, dass er - obwohl im Gremium sitzend - die Gruppe auflösen will und die Befehlshaber gleich mit an den Pranger zu stellen gedenkt. Dazu sind ihm sämtliche Mittel recht. Der Autor scheint die politischen Sperenzchen zu kennen und hier sind dann die Sympathien eindeutig verteilt, Gut und Böse fein voneinander getrennt ohne aber auf diesen überpatriotischen Zug aufzuspringen, den Leute wie Patrick Robinson manchmal etwas überzogen darstellen. Und hier hätte ich den ersten Kritikpunkt anzusetzen: Bei solchen Küngeleien schätze ich es durchaus, wenn die Spannung erhöht wird, indem man eben nicht sofort erkennt, wer nun auf welcher Seite steht und wer zurecht als zwielichtiger Charakter dargestellt wurde. Dabei sollte man auch auf den "Kniff" verzichten, eine der Personen als ultraloyal zu porträtieren, die dann - ebenfalls schon so oft genutzt, dass es fast ein Klischee ist - am ende doch der Verräter ist. Das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren Pike und Jennifer funktioniert mit Fortdauer der Geschichteimmer besser für mich als Leser. War Jennifer anfangs eher etwas nervig und Pike auch zu grießgrämig, zu (verständlicherweise) wütend, wird auch mit einem gewissen Humor ("Hier steht nicht, dass die CIA ein Büro hat". "Das hat sie doch jetzt nicht wirklich gesagt". Letzteres ist ein Gedanke von Pike zum vorherigen Satz von Jennifer.) dasVerhältnis immer besser und es passt dann auch gut zum Gesamtbild. Was jetzt den Actionanteil betrifft, wird der zuerst eher punktuell eingesetzt, bevor es gerade im zweiten Teil, aber mal so richtig hoch hergeht. Und dann wird es auch knüppelhart. Logan tötet kalt, brutal und mit Kalkül. Gnade? Fehlanzeige. Der Munitionsverbrauch wird höher, der Bodycount steigt. Ein Wort zum Professor: der wirkt direkt unsympathisch, als man ihn die Helfer mit Gummisandalen abspeisen lassen will und der einen Ton den Leuten gegenüber am Hals hat, dass man denkt, man wäre wieder in den Zeiten der großen Entdecker gelandet, die die armen Indios usw. mit Glasperlen abgespeist haben (siehe Manhattan). Die Gangster oder Terroristen sind jetzt nicht wirklich herausragend oder sonderlich auffällig. Viele Fehler, überheblich und auch dämlich. Daher wird die eine oder andere Person auch schnell eliminiert. Bis auf einen Mann, der möglicherweise noch eine große Rolle spielen könnte. Insgesamt spürt man des Autors Freude am Fabulieren und die verschiedenen Facetten des Genres zu nutzen und zu einem spannenden, hin und wieder mit etwas Spaß gewürzten Thriller mit krachenden Avtionsequenzen zu verbinden. Am Ende ist mir vielleicht die Erklärung zu dem Pulver und seiner Wirkung etwas sehr simpel geraten, aber okay, hab ich dann drüber weggesehen. Es bleiben einige Handlungsfäden durchaus offen, die in weiteren Büchern kommen dürften. Also heißt es mal wieder: Frank, bitte übernehmen Sie!! Und Frank, diese Nachricht wird sich nicht von selbst vernichten!! Sie bleibt als ewig währende Erinnerung, dass wir mehr deratigen Stoff wollen. Ach ja, statt der auf Ama angegebenen 440 Seiten sind es dann doch 570 geworden. Jaja, die Qualität der Informationen bei Amazon.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Januar 2016, 14:13:32
(http://4.bp.blogspot.com/-cQo0JVsrfDk/VpTXhfjdJmI/AAAAAAAABY4/EDR83eveGX0/s320/curran_feuertod_cvr.jpg)

Tim Curran. Sei leise. Ganz leise. Kein Geräusch. Sie sehen dich nämlich nicht. Aber sie können dich hören.Eine glühende Höllenbrunst aus radioaktivem Staub hat sie auf unsere Welt geführt. Sie brennen dir das Fleisch von den Knochen, sobald sie dich berühren.Hörst du sie? Sie kommen, gierig auf alles, was sich bewegt - und atmet.Sei leise. Ganz leise.Wehe, du schreist!

Middleburg ist ein ruhiges Städtchen ohne irgendwelche Besonderheiten. Abgesehen von der Hitzewelle unter der es leidet. Den Menschen geht diese Trockenheit langsam auf den Keks und daher ist die Freude groß als gegen Abend die ersten Tropfen fallen. Doch was ist das? Der Regen ist irgendwie heiß. Und bald prasselt dieses heiße Wasser auf die Menschen nieder, verbrüht sie, weicht sie fast auf. Gerade genug, um sie für den nach dem Regen kommenden Meteoritenstaub bereit zu machen. Der brennt Löcher in die Haut der Bewohner, frisst sich durch die Körper, lässt das Blut kochen und die Gehirne verdampfen. Flucht scheint sinnlos, denn jeder, der getroffen wurde ist dem Tode geweiht. Nur die Personen, die nicht im Regen der dem Staub ausgesetzt waren, bleiben unversehrt. Vorerst. Die Dunkelheit setzt ein und plötzlich dringen Klopgeräuache durch die Stadt. Da ist die junge Abby, die als Babysitterin bei der kleinen Megan ist. Sie überlegt lange, ob sie zum Nachbarhaus gehen soll, da sie ihre Pflichten dem Baby gegenüber nicht vernachlässigen will. Letztendlich geht sie doch rüber und entkommt dann nur ganz knapp einem Wesen, wie sie es noch nie gesehen hat. Sie ist in Flammen gehüllt und bringt Feuer über die Menschen, die es sucht. Bei dieser Gelegenheit kann Abby auch registrieren, dass diese Erscheinungen die Leute nicht sehen können, aber hören. Es heißt also leise sein, wenn sie wieder zurück zum Baby Megan schleicht und sich mit dem Kind versteckt. Überall in der Stadt werden Menschen gekocht, verbrannt, zerstückelt, als verkohlte Knochenhaufen zurückgelassen. Sei es eine alte Nachbarin, die ihre Gegen vom Fenster aus überwacht, oder die Polizei, die zu den einzelnen Brandherden und Toten gerufen wird. Die Ordnungshüter haben eh keine Chance gegen diese Bedrohung. Schießen nutzt nix, ebenso sind andere Waffen völlig wertlos. Selbst die Nationalgarde, die nach Middleburg geschickt wird, muss schnell lernen, dass sie sich hier nur den Arsch verbrennt - wortwörtlich. Zu den Menschen, die es geschafft haben, sich vor diesen Feuerwesen zu verstecken, gehört auch Tommy, der Taxifahrer. Bei seinem Weg durch die Stadt, der Suche nach einem Fluchtweg, trifft er auch auf Megan, die mittlerweile zwei weitere Kids im Schlepptau hat. Sie wollen gemeinsam fliehen. Doch das scheint gegen diese unverwundbaren Feinde unmöglich. Oder doch nicht?

One hot night in the city oder auch City under fire. So könnte man das Feuerwerk nennen, das Tim Curran hier abbrennt oder wie Körperfett zu Kochfett wird - die ideale Diät (von der Politiker aller Nationen sich fernhalten dürften, hat diese Diät ja nix mit Geld zu tun, das sie abschöpfen können). Und er kommt direkt zur Sache. Vorgeplänkel? Wozu denn, dauert viel zu lange. Es kommt schon nach einer halten Seite zu der Katastrophe Beginn. Es bleibt auch bei einem stetig hohen Tempo - als hätte er statt dem Brandbeschleuniger im Buch für sich einen Schreibeschleuniger entdeckt. Die Kapitel sind kurz, die Charakterzeichnung ziemlich knapp, man bekommt Figuren vorgesetzt, die man aus Dutzenden anderen Geschichten kennt, sei es nun Buch oder Film. Es bleibt zudem auch nicht viel Zeit für dialoglastige Sequenzen, da der Autor sich mehr und mehr auf die Bedrohung konzentriert und zwischendurch einige Einzelschicksale abruft, bei denen man sich schnell denken kann, dass sie dem Scheiterhaufen, zu dem Middleburg von Minute zu Minute immer mehr wird, nicht entrinnen können. Als Leser gibt es kaum Figuren, auf die man mit dem Finger zeigen und sagen kann, der ist dazu gedacht, dem Inferno zu entkommen. Ja, hier bekommt "Flammendes Inferno" eine ganz andere Bedeutung als dereinst in den 70-er Jahren mit Steve McQueen und Paul Newman (Tim Curran pflegt auch wieder einige Filmtitel ein, wenn auch nicht die von mir hier genannten) oder auch "Stadt in Flammen" mit Barry Newman. In "Feuertod" erfährt man wenig über diese tödliche Bedrohung. Vermutungen deuten eine Auswirkung eines Meteoriten an, der vor kurzer Zeit sehr knapp an der Erde vorbei schrammte. Belegt ist das nicht. Und warum gerade Middleburg? Hier wohnen keine Menschen, die irgendwie aus dem Rahmen fallen, keine spinnerten Sektenmitglieder, die Verbrecherpopulation ist auch nicht weiter verbreitet als anderswo, die Religiosität hält sich ebenfalls in einem erträglichen Rahmen. Was bringt dieses Unheil also nach Middleburg? Wieso müssen gerade diese Menschen sich vor dem "Feuertod" fürchten, von Feuerzombies zu dergleichen gebrannt werden, vor glühenden Hitzekugeln in Deckung gehen und solange noch Leben in ihnen mitansehen, wie ihre Stadt einem infernalischen Feuer anheim fällt, das wie ein Alienangriff wirkt? Sind es tatsächlich Außerirdische? Eine wirkliche Erklärung bekommt der Leser hier kaum geliefert, die Romanfiguren bleiben auch im Dunkeln (was denen vermutlich lieber ist, denn da ist wenigstens kein Feuer). Tim Curran drückt in seinen 50 Kapiteln das Gaspedal voll durch, lässt die Ereignisse einer Nacht auf rund 250 Seiten in einem atemberaubenden Tempo am Leser vorbeiziehen und verzichtet auf irgendwelche bedeutsamen Bezüge zu was auch immer. Er beschränkt sich ausschließlich auf diesen feurigen Vernichtungsangriff und dessen Auswirkungen auf die Stadt und die Leute. Nur eine Episode für die Dauer einer Nacht. Viel Optimismus lässt er in seinem apokalyptischen Feuerreigen nicht aufkommen. Schnell, manchmal heftig, toller Lesestoff zum Abschalten und die Gedanken auf Urlaub zu schicken. Ist jetzt nicht DAS Highlight, aber doch leichter und unterhaltsamer Stoff, über den sich keiner ärgern braucht, wenn er ihn gelesen hat. Man soll aber nicht glauben, dass er in die Nähe der atmosphärisch dichteren Werke wie "Skin Medicine" reicht. Gut, aber eben nicht sehr gut. Aber ich hatte meinen kurzweiligen Lesespass. 250 Seiten sind 250 Möglichkeiten, sich die Finger zu verbrennen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Januar 2016, 13:51:04
(http://2.bp.blogspot.com/-PQtDSjC4rZo/VpYq_oIJXtI/AAAAAAAABa8/w2FjwOZNCwo/s1600/000.jpg)

Dominique Manotti. An einem schönen Pariser Maimorgen fallen plötzlich Schüsse. Vor einer Einkaufspassage strecken MP-Garben zwei Personen nieder. Ein Motorrad rast davon. Commissaire Daquin und sein Team sind geschockt: Einer der Ihren ist tot, niedergeschossen an der Seite einer Unbekannten. Warum war Romero ohne Wissen der Kollegen unterwegs? Hat er sich in zwielichtige Machenschaften verstrickt? Eine Fährte gibt es, und die führt ins Fußballstadion des FC Lisle-sur-Seine, der momentan um die Meisterschaft kämpft. Nicht gerade Daquins bevorzugtes Terrain. Doch der Commissaire ist nicht der Typ, der den Ball flach hält.

Auf offener Straße wird der Polizist Romero mit seiner Begleiterin von zwei Jugendlichen auf einem Motorrad niedergestreckt. Die drücken danach sofort aufs Gaspedal und sind recht bald verschwunden. Doch sie sind unvorsichtig, fahren prahlerisch  in der Gegend rum und ballern wild in die Luft. Sie sind schnell gefasst und werden trickreich zuum Reden gebracht. Viel kommt dabei aber nicht heraus. Sie kennen ihren Auftraggeber nicht. Daquin versucht nun, über die Begleiterin etwas herauszufinden. Deren Bruder arbeitet als eine Art Mädchen für alles beim Fußballclub FS Lisle-sur-Seine, der gerade erst in die erste Liga aufgestiegen ist und sich tatsächlich anschickt, sofort die Meisterschaft zu gewinnen. Präsident und Mäzen der Fußballer ist Reynaud. Er ist Unternehmer und auch Bürgermeister des Banlieus, in dem der Club beheimatet ist. Er wird von Daquin, dem homosexuellen Kommissar mit Neigung zu machohaften Methoden und Gesten, in die Mangel genommen, mauert aber besser als die Abwehr der Gegner seiner Fußballmannschaft. Doch der Kommissar lässt sich nicht abschütteln. Nach und nach deckt er einen kriminellen Sumpf auf, der viel weiter reicht, als man glauben mochte. Und dann passiert ein weiteres, unglaubliches Ding: Der Verein verliert ein Spiel gegen einen Abstiegskandidaten - verliert es zu Hause im eigenen Stadion. Die Fans sind wütend und Reynaud ohrfeigt einen Reporter, von dem er eine seiner Meinung nach unfaire Berichterstattung bekam. Dass dieser Reporter der Geliebte des Kommissars ist, stimmt Daquin mit Sicherheit nicht milder. Und dann wird der Torwart des Vereins zusammengeschlagen, einer der Abwehrspieler als Kokser enttarnt und prompt vom Vereinschef zum Transfer freigegeben. Aber damit gibt er dem Kommissar auch einen Ansatz, den der rigoros verfolgt.

"Abpfiff" ist ein Hard-boiled Noir, vollgepackt mit teilweise ätzender Gesellschaftskritik. Netter Zufall, dass dieses Buch gerade als deutsche Übersetzung kam, als sich die FIFA und deren Angehörigen Verbände und Mitglieder bis auf die Knochen blamierten und ihr Alleinherrscher an der Spitze ganz schwer in die Bredouille gerät. Fußball ist ein sauberer Sport? Ja, mit Geld reingewaschen. Und wo das Geld vorher gewaschen wurde, weiß keiner. Und so findet man es auch in diesem Buch. Doping, Spielabsprachen, Bestechung, Erpressung, Politk und Wirtschaft involviert - all das findet man nach und nach in "Abpfiff". Sehr entfernt von der Realität ist das wohl nicht. Und jeder hält seine gierigen Krallen auf oder nutzt seine Position, um das Geschäft weiter am leben zu erhalten. Sei es nun die Politk oder die mächtigen Konzerne, die die Politiker eh schon in der Tasche haben, weil die ihren jeweiligen Amtseid nicht für das Volk oder die Nation, sondern für ihren eigenen Geldbeutel geschworen haben.Weltweit akzeptierte Praxis, wie in der FIFA eben. In kurzen und knappen Sätzen, ohne großes Blabla erzählt Manotti auf rund 230 Seiten über Korruption, Schwarzarbeit, Banken oder Prostitution, bringt all diese illegalen Geschäfte in Verbindung, schaut hinter die Kulissen dieser Blender, die sich nach außen hin als Menschenfreunde dartellen und nichts anderes als kriminelle Elemente sind. Ihr verknappter Stil macht das Buch schnell, hält den Leser in Atem, bringt in immer kürzeren Abständen immer wieder neue Wendungen und Indizien, reißt dem Fußball die schöne Maske vom Gesicht, entlarvt die Melange zwischen Politik, Fußball und Kapitalismus. Klare Worte, harte Kritik und ein desillusionierender Schluss. Anpsruchsvolle Literatur, manchmal anklagend, sich aber immer bewusst, dass der Zug der Gleichheit und Gerechtigkeit längst abgefahren ist. Spannungsroman als Gesellschaftskritik verpackt und stilistisch nahe an dem Landsmann Manchette oder gar Ellory oder auch noch Winslow. Etwas gehobenere Thrillerkost als von mir sonst gewohnt, aber dennoch  - oder gerade deswegen - gut.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Januar 2016, 13:45:08
(http://2.bp.blogspot.com/-vRshfC31eKM/Vpd5RydGVEI/AAAAAAAABck/mVwC4DzbL1I/s320/000.jpg)

Die Autoren von Arial-10 e. V. : Menschen und ihre Beziehungen zu sich selbst, zu ihren Vor- und Nachfahren, zu ihren Gedanken und Ideen und natürlich zum Ruhrgebiet, das uns begegnet zwischen Kohle und Kulturhauptstadt. Wir legen dafür eine EXTRASCHICHT ein - ARIAL-10 e.V.

Diverse Autoren haben für dieses Buch kurze Geschichten beigesteuert, die sich um einen Neandertaler, die Zeit des 1. Weltkrieges, dem nahen Ende des 2. Weltkrieges und die Zeit des Aufbaus danach drehen. Dann werfen sie einen Blick auf die 60-er, 70-er und 90-er Jahre, um dann den Jahrtausendwechsel zu begehen und in dessen Folge einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Ein Buch weitab von meinem sonstigen Leseprogramm, aber hey, muss ja nicht immer dasselbe sein. Eigentlich wollte ich ja mit den Geschichten eines Autoren beginnen, den die meisten hier als DIE Koryphäe unter den anerkannten Trash-Akademikern und dem Namen Doc Savage kennen, aber dann kamen mir die anderen Stories irgendwie dazwischen. Denn die sind humorvoll wie der Beginn mit dem Neandertaler Oog Ungur und der Kohle, was dann auch gleich den Bezug zum Pott herstellt. Mit der Geschichte um den Tod eines Försters, nach dem noch heute eine Straße benannt ist, wagt man sich etwas über die Stadtgrenzen hinaus und streift sogar England und die Hessen mit ihrer Uni-Stadt Darmstadt. Die Schrecken des nächsten Weltkrieges werden anhand eines Fliegerangriffs dokumentiert, während man sich danach in den 50-er Jahren den Kinos, damals noch Lichtspielhäuser und etwas wirklich Besonderes, mit einer leicht melancholischen, aber Erinnerungen (an Erzählungen der Eltern oder Großeltern und zumindest noch teilweise selbst erleben dürfend) hervorrufenden Stimmung, widmet. Ja, Zarah Leander ist mir dann schon noch ein Begriff. Über den Ruhrpott oder Bottrop selbst kann ich wenig sagen, da nicht meine Gegend und auch bisher kein Besuch dort stattfand. Aber diese Reise durch die Zeit kann dennoch viel Vergangenes wieder erwecken, das sich zumindest in Teilen auch andernorts abspielte. Seien es nun die Krisen der Industrie in den 60-ern, die bis heute anhalten und vieles, was man hätte erhalten können, aus reiner Gier kaputt gemacht hat oder die Geschichte um den "Schal" in den Revoluzzer-Zeiten der 70-er, als vor allen Dingen angesagt war, alles anders zu machen als die Eltern und früheren Generationen. Und die Sache mit dem Telefon - oder besser ohne das Ding. Als sich die Kommunikationsmöglichkeiten weiter entwickelten, als man sich endlich von nervenden Telefonwerbern mit nur einem kleinen Klick befreien konnte, aber auch mittlerweile einer ständigen Erreichbarkeit unterworfen war und immerwährend die neuesten Anrufe, SMS, Mails im Auge hatte und man das Geräusch eines eingehenden Anrufs oder einer anderen Nachricht ständig im Ohr hatte. Und plötzlich totale Stille, wie früher, bevor man sich all die neuen Spielereien zugelegt hatte. War das ein Segen? Ich kann die Ruhe zumindest nachfühlen, da ich - sobald ich das Haus ab früh am Morgen bis zum Abend und der Rückkehr meiner Frau für mich allein hab - zuerst meine dusseligen Texte wie den hier auf den Blog und die Leser loslasse und nur während dieser Zeit das Telefon auch eingeschaltet hab. Danach bin ich nicht erreichbar. Am Abend wird dann aufs Display geschaut und entschieden, wen ich vielleicht mit einem Rückruf kontaktiere oder eben nicht. Ähnliches gilt für Mails. Die Leute haben sich dran gewöhnt und mir geht es nicht, wie denen in der Geschichte, dass man sich sorgt, weil die ständige Erreichbarkeit nicht gewährleistet ist. Aber wie alle diese kleinen Anekdoten rund um Bottrop und den Ruhrpott ist auch diese sympathisch und nett zu lesen. Man kann sich etliche Dinge so richtig bildhaft vor Augen führen, ja selbst die vorletzte Story um die Enkel im Jahr 2100, die einen Blick in die Vergangenheit ihres Opas und das Leben zu dessen Jugendzeiten werfen dürfen, hat einen unheimliche Charme, wirkt herzerwärmend und mit einem Funken Wahrheit durchsetzt, der auch heutzutage eine gewisse Gültigkeit besitzt. Fragt mal bei euren um einige Jahre jüngeren Bekannten oder deren Kids (eure eigenen geben euch darauf möglicherweise eh keine gescheite Antwort) nach, was sie von einem Mohrenkopp halten - Ih, das ist ja rassistisch, lautet dann wohl der Spruch des Tages. Dann muss man denen auch schon erklären, dass die nun aus Gründen der politisch gewollt Correctness Schaumküsse heißen. Oder erkundigt euch mal nach Filmen, die vorm Jahrtausendwechsel die Videotheken (Was ist denn das?) bzw. deren Regale füllten. Die Antwort wäre Stille. So vieles geht über die Dekaden verloren. Schön, dass solche Buchbände die Vergangenheit am Leben erhalten. Und es war zumeist eine Reise in die Zeit meiner lange vergangenen Jugend, auch wenn die nicht in Bottrop stattfand. Mit Autorenporträts 119 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Januar 2016, 14:48:25
(http://4.bp.blogspot.com/-hzCpPAKqzqA/VpomDekmquI/AAAAAAAABek/lSBLnh6mqGI/s320/Brutal_Planet%2BWeb.jpg)

Sean P. Murphy. Ein Dichter aus Missouri verkündete einst, dass das Ende der Welt mit einem Wimmern einhergehen würde. Doch er lag falsch. Es würde ein Brüllen sein! In der Vergangenheit traten alle zehn bis fünfzig Jahre schwere Grippeepidemien auf und auch in diesem Jahr rechneten die Experten fest mit einer Krankheitswelle, die unzählige Leben kosten könnte. Millionen Szenarien hatten Sie auf tausenden Computern durchgespielt. Doch wer hätte damit rechnen können, dass der nächste biologische Angriff auf unsere Spezies nichts mit Schweinen, Hühnern oder Enten zu tun haben würde? Quelle: Luzifer-Verlag.

John und Robert sind mit einem Boot, auf dem noch einige Leidensgenossen sind, vor der Zombie-Plage gelüchtet. Nun erreichen sie eine Insel vor dem Festland und wollen sich dort mit Lebensmitteln und sonstigen Gebrauchsgütern eindecken und vielleicht auch etwas an Land ausruhen. Doch daraus wird nichts. Die Untoten sind schon da und erledigen alle Menschen bis auf Robert und John. Deren Odyssee geht weiter, sie plündern Boote, die sie treibend im Meer finden. Zuvor werden diese aber von den dort rumhängenden Zombies gesäubert. Einmal begegnet ihnen sogar eine Yacht, die noch etliche Menschen, aber auch leider ziemlich viele Waffen an Bord hat. Daher bleiben sie lieber auf Distanz. Doch irgendwann ragt vor ihnen wie eine riesige graue Wand ein Kreuzer der US-Navy auf und nach einem strengen Sicherheitsprotokoll werden sie an Bord genommen, sobald die Untersuchung ergeben hat, dass beide gesund und noch Menschen sind. Die Anführer - also Kapitän und Offiziere - der Besatzung wollen haarklein darüber informiert werden, wie es den beiden dort draußen ergangen ist. So schildern sie ihre Erlebnisse vom ersten Ausbruch an: Flucht aus Maine (ohne Stephen King mitzunehmen) Richtung Meer. Die Verluste, die sie hinnehmen mussten, die Übermacht der Feinde, die Plünderer und Mörder, die ihre Chance auf ungestraftes Tun nutzen wollten, die Kämpfe. Zudem hatten sie ein Video mit ihren Aktionen dabei und dies wird nun als Lehrvideo für die Besatzung und zum Kampf gegen die Pandemie genommen. Sie werden die neuen Superstars der belaherten Welt. Und bald schon mit den Armee-Einheiten in den Kampf gegen die Unwesen geschickt. Eine kurze Ausbildung an der Waffe und los geht es. Die bisher überlebenden Armeeangehörigen haben es geschafft, einige sichere Zonen für die überlebende Bevölkerung zu schaffen (Die Politiker hatten sich selbstverständlich längst irgendwo in sichere Bunker verdrückt) und wollen nun Zug um Zug weitere Gebiete vom Feind befreien. Das erweist sich natürlich als viel schwieriger als von den Sesselpupsern gedacht.

Das Cover passt recht gut zum Inhalt, zu einer der Szenen im Buch. Zu Beginn des Buches ward ich etwas verunsichert. Gab es da etwas schon einen Vorgänger? Las sich so. Dann aber Entwarnung. Erste Rückblenden enthüllten Teile der Vorgeschichte, weitere sollten folgen. "Brutal Planet" vom Luzifer-Verlag (siehste Steffen, ich habs nicht vergessen) reiht sich ein in die Phalanx der Zombieepidemien, die den Markt seit Jahren fast so stark wie die Flüchtlingswelle Deutschland überschwemmen - nur dass die Zombies eben böser sind. Und die Bücher? Von miesestem Schrott über mehr oder weniger brauchbares Mittelmaß bis sehr stark ist alles dabei. Vorab: "Brutal Planet" gehört nicht zu den schrottigen Werken, die man schon vorm Ende ins Altpapier gibt oder jemandem schenkt, den man nicht mag. Und mit jeder Seite wächst auch die Rasanz, die hin und wieder sogar etwas Humor aufweisen kann, für den einen oder an deren Schmunzler gut ist. Die beiden Hauptfiguren sind positiv gezeichnet, so richtige Kumpeltypen, während es später bei den Armeefuzzis so richtig Klischeeoffiziere gibt, von denen einer sofort von John zu "Freak" degradiert wird.. Ja, das Klischee - mehrfach erwähnt der Progatonist John, der auch als Ich-Erzähler fungiert, dass sie als Zombiekämpfer ja das reine Klischee wären, wenn man ihre Abenteuer und Aktionen mit der "Buch- und Filmrealität" vergleichen würde. Ich hatte mal eine gruslige Lesebegegnung mit einem Autor, ich nenne seinen Namen jetzt nicht, um seine Chancen auf Verkäufe seines Werkes nicht exzessiv zu schmälern, der mit Zitaten und Handlungsanleihen aus Filmen ordentlich gewuchert hatte. Sein Spaß dabei, war richtiggehend zu spüren. Und den hatte wohl auch Sean P. Murphy. Anfangs haut er nur viel Titel zu populären Blockbustern raus, die halt irgendwie jeder kennen dürfte, aber später geht es etwas mehr ans Eingemachte. Dazu Bücher und Autoren (Keene, King) sowie Band und Musik. Ruft einige Erinnerungen wach, machte zumindest auch mir als Leser den wohl beabsichtigten Fun. Und mit der Zeit wird die Action dann auch immer flotter, bis sich die Leichen derart stapeln wie dereinst im ersten Buch um Joe Ledger "Patient Null" (Verdammt, will sich denn keiner den weiteren Abenteuern von Ledger annehmen?) von Jonathan Maberry. Und da kommt durchs Militär unweigerlich der Gedanke an Autoren wie V. M. Zito, Z. A. Recht, Craig diLouie oder J. L. Bourne. Es wird explosiv, bietet sogar einige kleinere Neuerungen und Geheimnisse, der Munitionsverbrauch steigt gewaltig an. Langeweile bleibt also außen vor. Bedenkt man, dass es schon so viele Bücher zu dieser Thematik gibt, hat der Autor also einen recht guten Job gemacht. Nicht das ultimative Highlight geschaffen oder die Messlatte für künftige Zombiegeschichten zu hoch gelegt, aber für den Untotengeneigten Leser eine zufriedenstellende Lektüre abgeliefert, die einen eher pessimistischen Schluss anzubieten hat und möglicherweise auf eine Fortsetzung ausgelegt ist. Gute Unterhaltung, die niemandes Konzentration zu sehr fordern würde und zwar auf Tiefgang verzichtet, aber dafür flott ist und einen gewissen Spaßfaktor hat. 360 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Januar 2016, 14:03:40
(http://4.bp.blogspot.com/-kFUPcUegm7k/Vp4Vx5pCXpI/AAAAAAAABhI/jSDbLEi9o20/s1600/gun%2Bstreedt%2Bgirl.jpg)

Adrian McKinty. Belfast, 1985. Waffenschmuggel an den Grenzen, Aufstände in den Städten, üble Popsongs im Radio.Der ganz normale Alltag für Sean Duffy, der sich als katholischer Bulle in der protestantischen Royal Ulster Constabulary durchschlagen muss. Als ein wohlhabendes Ehepaar ermordet wird und weitere Opfer nicht lange auf sich warten lassen, manövirert sich Duffy in einen Fall, der ihm mächtige Gegner beschert. Zu mächtig vielleicht.

Nacht, Dreckswetter, Strand - und diverse Einheiten von Strafverfolgungsbehörden, die nur darauf warten, dass ein Boot anlandet. Unter ihnen auch Sean Duffy, dem das ganze Heckmeck der einzelnen Dienste schon wieder zuviel ist und der lieber abhauen und sich in die Koje hauen würde. Und dann taucht aus dem Nieselregen ein Boot auf, besetzt von recht schusseligen Typen, die mit amerikanischem Akzent fluchen und von Booten nicht die geringste Ahnung zu haben scheinen. Als sich alle gemeinsam auf die Brüder stürzen, sieht Duffy seine Chance gekommen und setzt sich ab. Zu Hause ist er kaum angekommen, da wirft ihn ein Anruf wieder ins beschissene Bullenleben. Sein Boss verlangt unbedingt nach ihm. Die Reise geht in einen Feudalpuff, in dem auch die politische Elite ein- und ausgeht und den man nicht auffliegen lassen darf. Der Typ, den sie wegen ungebührlichen Benehmens einer der Damen gegenüber in der Mangel haben, ist so ein hoher Beamter. Einer der "Rühr-mich-nicht-an"-Kerle. Sie nehmen ihm die Kohle für den angerichteten Schaden ab und Duffy schnappt sich auch nen Beutel Koks, der dann um seinen Anteil verringert im Tresor auf dem Revier eingeschlossen wird. Endlich Ruhe - bis einige Stunden später ein Dopplemord gemeldet wird. Reiches Ehepaar tot - wie bei einer Hinrichtung. Sohn vermisst. Wird schnell der Hauptverdächtige, da in Waffenhandel verstrickt. Und sehr schnell wieder gestrichen, da er von einer Klippe gehüpft ist und nen Abschiedsbrief hinterlassen hat, in dem er die Morde gesteht. Also kein Verdächtiger mehr, der Täter. Fall geklärt? Nope. Jetzt geht es erst richtig los. Hätte Duffy auch nur ansatzweise geahnt, was nun auf ihn zukommen würde, er hätte sich freiwillig suspendieren lassen. Und dann muss er auch nach England. Nach Oxford, um Elitelümmel zu verhören. Verbindungen zu überprüfen, neue Zeugen zu befragen und mit weiteren Verdachtsmomenten wieder zurückzukehren.

Zitat: Eine ordentliche Tasse Tee, Mrs. Campbells Schwarzwälder, Bayer-Kokain - Mittagessen für Helden. Zitat Ende. Dazu noch der Ärger über die miesen Led Zeppelin-Plagiatoren, die die Radiostationen unsicher machen (ob er da Lenny Wolf und sein Stone Fury meint?). Dazu kommt das tägliche Einerlei: Alkohol, immer untern  BMW gucken, dass keiner ne Bombe dort platziert hat und als Neuerung ein bisschen Koks abgegeriffen. Der Autor macht den Nordirland-Konflikt wieder lebendig, lässt seine Protagonisten mit viel trockenem Humor und noch mehr Alkohol den Sumpf der politischen Seilschaften erkunden und die Mauscheleien nach und nach aufdecken. Aber bestraft wird damals wie heute keiner. Man schaue sich die Regierung Thatcher an, was die damals alles ausgeheckt hat und vergleiche mit der Nachrichtensperre bzw. der Steuerung welche Nachrichten den Bürgern "zugemutet" werden können und wie mündige Bürger von ihren gewählten Volksvertretern mundtot gemacht werden. Meinungsfreiheit bye bye, Eid bye bye, für das Volk - von wegen. Nicht nur in Großbritannien oder während des Konfliktes. Nönö, davon sind auch andere sogenannte Rechtsstaaten betroffen, die sich irgendwie zu genau den Unrechtsstaaten mausern, die sie früher angeblich bekämpft haben. Überall dasselbe. All das ummantelt von einem der dunkelsten Kapitel in der Geschichte Nordirlands und so einiger anderer souveräner Staaten, die sich mit ihren Tricks ihre Macht erhalten. Da ist bald die Rede von Iran-Contra, Waffenschmuggel der USA, der patriotischen US-Iren, zu denen auch die großen Kennedys immer gehört haben, an deren (unverdienten) Heiligenschein aber keiner kratzen darf. Für seinen neuen Thriller um Sean Duffy, den katholischen Bullen in protestantischem Umfeld, wählt Adrian McKinty eine schnoddrige Sprache, teilweise fiesen Humor, stellt seinem Protagonisten einen typischen Sergeanten-Haudegen an die Seite und wirbelt viel politischen Unrat auf und ist weit entfernt von den üblichen Bullen mit Weichspüleffekt. Duffy ist ein vielschichtiger, nicht wirklich zu durchschauender Charakter in einer düsteren Atmosphäre des Terrors, in der jeder Tag der letzte sein kann. Unruhen, Krawalle, politsche Provokationen aus dem "Mutterland". Cool, gut, aber mittig etwas zu sehr nur auf den Humor bedacht. Da passiert dann etwas wenig. Nicht dass es jetzt schlecht wäre, aber halt auch keine Offenbarung. 370 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Januar 2016, 13:55:00
(http://1.bp.blogspot.com/-ohL8V-Bufww/VqH_BV-N2BI/AAAAAAAABjg/VU3E8z3H7PY/s320/unter_einem_friedhofshimmel.jpg)

John Ringo. Es gibt tatsächlich Zombies. Und der Mensch hat sie geschaffen. Als sich eine durch die Luft übertragene Zombie-Seuche ausbreitet, bricht das Chaos aus. Mit der Hilfe von einigen Marinesoldaten suchen Steven und Stacey mit ihren Töchtern Sophia und Faith Rettung auf dem Atlantik. Sie glauben in den endlosen Weiten der See sicher zu sein vor der Anarchie der infizierten Menschen. Doch sie segeln unter einem Friedhofshimmel dahin, durch eine Welt voller Blut und Schrecken, auf einem Meer aus den Tränen der Überlebenden.

Steve Smith ist Lehrer und steht gerade vor seiner Klasse, um den Kids etwas beizubringen, als er eine verschlüsselte Nachricht von seinem Bruder Tom erhält. Irgendeine Katastrophe ist ausgebrochen und es ist an der Zeit, die Familie in Sicherheit zu bringen. Also schmeißt er den Unterricht, meldet sich beim Rektor mit einer frechen Lüge ab und fährt zu den jeweiligen Schulen seiner Töchter Sophia (15) und Faith (13), um diese ebenfalls von staatlicher Bildung zu erlösen und danach Mutter Stacey ebenfalls abzuholen. Gemeinsam planen sie ihre Flucht vor dem Ungewissen. Weitere Informationen von Tom belegen, dass es sich um eine Krankheit ähnlich einer Zombieseuche handeln muss. Truck geschnappt, Waffen und Lebensmittel sowie weitere nicht unwichtige Dinge des täglichen Bedarfs aufgeladen und ab zu einem Liegeplatz. Dort wird mithilfe einer Finanzspritze von Tom ein Boot erworben, das die Familie zumindest erst einmal auf dem Wasser des Flusses in Sicherheit bringen soll. Doch bevor der Ladevorgang starten kann, kommt ein Polizist und stellt unangenehme Fragen. Als sich die Situation nicht sofort mit netten Worten lösen lässt, kommt den Smiths der (unglückliche) Zufall zuhilfe, dass es in der Stadt erste Attacken gibt. Der Cop, Young, fährt zum Einsatz und erhält vorher von Steve noch eine für Young seltsam anmutende Warnung mit auf den Weg. Danach setzt sich die Familie mit ihrem Boot ab. Indes arbeitet Tom in New York für eine große Privatbank als Sicherheitsbeauftragter und ist auch dafür zuständig, dass angeheuerte Wissenschaftler in Laboren nach einem Impfstoff für diese Seuche suchen zu lassen. Bald fällt ihm ein, dass in seiner Familie ja einige Leute sind, die sich in unterschiedlichen Bereichen als echte Koryphäen erwiesen haben. Er meldet sich an, berichtet von den Problemen und nimmt Faith mit, damit diese ihn und seine Leute unterstützt. Doch kaum ist diese vor Ort, wird sie auch schon von einem dieser sogenannten Zombies angegriffen. Sie kann ihn abwehren, soll daraufhin aber an einem ruhigeren Ort Dienst tun. Funktioniert eher wenig, denn schon bald ist sie in weitere Kämpfe verwickelt. Als die ganze Chose eskaliert, die Polizei der Lage nicht mehr Herr wird und auch der Cop Young seinen Partner an diese neue Brut verliert, verschwindet die Familie Smith mit dem Boot aus New York, wobei sich Tom für einen anderen Weg über Land entscheidet. Viele Wochen später auf offener See. Auf immer mehr Booten, Yachten, Kreuzfahrtschiffen, Tankern oder Containerschiffen befinden sich mittlerweile mehr Tote als Lebende. Und die Lebenden müssen sich verstecken. Familie Smith konnte sich bisher gut behaupten mit ihrem Waffenarsenal und sind nun dabei, treibende und steuerungslose Boote zu entern, von Zombies zu befreien und die Vorräte zu plündern. Hin und wieder gabeln sie auch Überlebende auf. Und so ergibt es sich fast zwangsläufig, dass sie gekaperte Schiffe bemannen und gemeinsam weiter nach Vorräten und Überlebenden suchen. Und es müssen neue Regeln aufgestellt werden, die das Zusammenleben und möglicherweise auch die Gründung einer neuen Zivilisation erleichtern sollen.

Bevor es nun an meine Äußerungen zum Buch selbst geht, noch zwei Danksagungen. Da wäre zuerst Amazon, die ja seit längerer Zeit schon unter der Problematik leiden, dass bei ihnen die Seitenangaben, Termine, Sprachoptionen, Spieldauer usw. unter einer recht umfangreichen Fehlerquote leiden und somit hin und wieder dem Kunden (der ja fürs Produkt zahlen soll) möglicherweise falsche Argumente für eine Kauf liefern könnten, was denn beweist, dass ich nicht der einzige Torfkopp bin, der nicht so wirklich Ahnung von der Materie hat. Ebenso dankbar bin ich einem Rezensenten namens Flieger77, der mir gezeigt hat, dass man inklusvie gewisser Problematiken, die ein Herr Zeltinger schon Anfang der 80-er Jahre offenlegte, als er wie Flieger77 das "Wir" in den Mittelpunkt setzte, schon nach rund 37% eines Buches mit knapp über 500 Seiten äußerst effektiv und akkurat das Gesamtwerk im Gegensatz zu all den anderen unbedarften Kunden  fast schon bravourös einschätzen kann, ohne dabei auch nur einen Wunsch offen zu lassen, was die vielen Mängel von Anfang bis Ende angeht. Dafür ganz klar DAUMEN HOCH!!
Ich muss mich jetzt aber auch dazu äußern, dass mich die Familie Smith schwer beeindruckt hat. Leider nicht wirklich positiv. Ihre beiden vorlauten Superblagen nerven entsetzlich - besonders Faith tut sich da hervor. Und zusammen ergeben sie meines Erachtens einen typischen Redneck-Clan mit Hang zur Waffengewalt im gemeinsamen Spiel mit ihrem schieren und fast schon fanatischen Glauben an die vielen Weltuntergangsszenarien. Also meine Begeisterung für die Figuren, denen John Ringo einige Zeit widmet, hielt sich im begrenzten Rahmen. Etwas Besserung steuerte der Ratschlag eines "Lesers-In-Crime" (Bodde82 - die Zahl hat nichts mit seinem Alter zu tun, so jung ist er nämlich nicht mehr) bei. "Nimm die Sache nicht zu ernst!!!" Gelesen, getan. Okay, ging jetzt also etwas besser. Als die Story dann aber in die City verlegt wurde, hielt man sich recht lange mit den wissenschaftlichen und militärischen Erläuterungen auf, die trotz hin und wieder eingestreuten Szenenwechseln und auch temporeicheren Vorgängen wie einzelne Attracken und die sich nur nach und nach in der Stadt und auch überall sonst in den USA und der Welt (die wie in einem amerikanischen Roman gewohnt nur als News-Meldungen existiert) ausbreitet und erforscht werden muss, leider etwas lesehemmend wirkt. Danach aber geht es zur Sache und auch die ersten Andeutungen auf das Große Ganze, das wohl vom autor geplant ist, beginnen sich zu entwickeln. Familie Smith säubert den Ozean von Feinden, schart eine Gruppe um sich, beginnt Hierarchien aufzubauen, Freigeister und Unwillige aus der Gemeinschaft zu verbannen und sich mit ihren Taten das Wohlwollen einer "Regierung", von der sie gar nichts wusste, zu sichern. Ja, die Rollen sind klar verteilt - hier die Smiths und ihr Gefolge als aufrechte Kämpfer für das wahre Amerika und die Welkt, wie sie nach deren Vorstellungen sein soll und dort alle anderen. Hin und wieder blitzt mal etwas Kritik an Konzernen, Religionen oder Regierungen (Bush) auf, wird aber gerade durch diese Allmacht einer bis an die Zähne bewaffneten und in Eigenregie Wissenschaftler an Impfstoffen experimentieren lässt, die eigentlich für die gesamte Menschheit unter Aufsicht einer übergeordneten Institution internationaler Gemeinschaften arbeiten sollten und hier nur bestenfalls mit dem CDC konferieren, gleich wieder zunichte gemacht. Im Prinzip ist "Unter einem Friedhofshimmel" in vielen Teilen einer dieser America First-Romane, die ich ja durchaus mag, außer es wir zu übertrieben. Leider geschieht dies in der Person der 13-jährigen Faith. Profikillerin mit Spaß an Waffengebrauch und am Töten. Statt als Psycho-Kid als Heldin skizziert und leider inklusive ihrer Dialoge exzessiv nervig für meine Lesegewohnheiten. Ehrlich gesagt, fiel es mir insgesamt sehr schwer außer dem Polizisten Young (dessen Schicksal recht offen bleibt und wohl erst in den drei Folgebänden weiter behandelt wird) zu einer der handelnden Personen eine wirkliche Sympathiebeziehung aufzubauen. Gerade das manchmal überhebliche und gar verdammt leichtsinnige Vorgehen der Smiths ist ärgerlich und die Sache mit den "Shewolf", "Seawolf" usw. nicht einmal annähernd amüsant. Ich hab ich jetzt aber zuviel an den negativen Eigenschaften der Figuren und der sehr rechtsorientierten (Hey, vielleicht heißt es deshalb Rechtsstaat?) Einstellung festgebissen. Es gibt durchaus einige positive Dinge zu verzeichnen. Sobald richtig Fahrt in die Story kommt, passt auch die Action. Nimmt man das gesamte Konstrukt nicht zu bierernst, kann man es schon genießen und sich auf das nächste Buch freuen. Es bleiben ja auch noch etliche Handlungsfäden offen. Dass diese Infizierten hier eher nur aus Mangel an einem besseren Begriff als Zombies bezeichnet werden und einen völlig anderen Krankheitsverlauf haben, ist auch mal eine Erwähnung wert. Das Buch IST schon unterhaltend, man muss nur hier und da mal etwas Abstriche machen. Aus meiner subjektiven Sicht mal kein Highlight aus dem Festa-Verlag, ABER wie ich schon öfter bei allen möglichen Gelegenheiten anmerkte, wird man eben immer an der bisher gezeigten Bestleistung gemessen und da kann "Unter einem Friedhofshimmel" nicht ganz mithalten. Andererseits ist das verglichen mit einer Vielzahl von Krückenveröffentlichungen aus den Publikumsveräpplern schon wieder Gemeckere auf hohem Niveau. Für Festa würde ich den ersten Teil von den vieren mal als Mittelfeld beurteilen. Kommen ja noch genug, dann sehen wir weiter.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Januar 2016, 14:59:07
(http://3.bp.blogspot.com/-JADWrqPHpJU/VqS9g1759OI/AAAAAAAABmY/CK-hSYsHzIA/s320/the_hunter.jpg)

Richard Stark. Parker – ohne Vorname, ohne Biographie – zählt er zu den markantesten Gestalten der Kriminalgeschichte. Er ist ein Einzelgänger,der nur einmal im Jahr einen Job durchzieht, professionell bis zur Perfektion. Doch vor zehn Monaten wurde er bei einem Waffendeal von seiner eigenen Frau verraten, die mit Mal Resnick, einem Großmaul aus dem Verbrechersyndikat, gemeinsame Sache machte. Jetzt ist Parker zurück in der Stadt, ein einsamer Jäger, der nach allen Regeln der Kunst Rache nimmt.

Parker ist auf dem Weg in die Stadt. Er versucht zu trampen, doch keiner nimmt ihn mit. Da reicht nur ein Blick auf die zerrissene Gestalt. Kein Vertrauen in diesen Menschen. Zerfleddert. Verdreckt. Abweisender Gesichtsausdruck. Nö, den lässt man lieber zu Fuß gehen. Zu gefährlich. Und keiner unterliegt da einem Irrtum. Parker ist auf Rache aus. Vor Kurzem einem Knast entronnen, dabei einen Wärter getötet. Jetzt mit einem Plan, erst einmal zu Geld zu kommen. Gefälschter Führerschein. Damit bei Banken vorgesprochen, den Namen Johnson genutzt und was von einem Überfall gefaselt. Bei Bank Nummer vier klappt es. Man gewährt ihm zugang zum Konto, er räumt es ab und macht mit den paar hundert Dollar weitere trickdiebische Fischzüge. Aus Hundertern werden Tausender. Dann zu seiner Ex. Die war so clever, ihre Adresse im Telefonbuch eintragen zu lassen. Als er bei ihr in die Wohnung kommt, ist sie schon völlig am Ende. Die Angst vor seiner Rache. Mit Recht. Er fragt sie, wer den ganzen Schmu hier bezahlt. Mal, die miese Sau, hält sie weiterhin aus. Jeden Monat bringt ein anderer Bote tausend Dollar. Er beendet das Leiden seiner Ex und wartet auf den Überbringer des Geldes. Nimmt dem die Kohle ab und sperrt ihn ausgeknockt ins Schlafzimmer. Nun ist er auf dem Weg zu Mal, den er über seine Vorliebe zu Nutten findet. Sein Geld bekommt er nicht, um das ihn Mal und die anderen geprellt haben. Mal hat Schulden beim Syndikat bezahlt und arbeitet nun für die. Da Parker der festen Überzeugung ist, dass es sein Anteil war, der beim Syndikat landete, will er sein Geld von denen. Bringt ihnen auf die harte Tour bei, was es bedeutet, ihm sein Geld vorzuenthalten. Dennoch läuft nicht alles nach Plan. Aber Parker wäre nicht er selbst, würde er jetzt aufgeben. Armes Syndikat.

Parker ist ein Mann ohne jegliche Moral. Und er ist auch ohne jeden Skrupel, wenn es ums Töten geht. Irgendwie erscheint mir diese allererste Version des Berufsverbrechers Parker eine härtere und auch stellenweise brutalere Ausgabe zu sein als sie in den späteren Werken erscheint. Seine Grundprinzipien sind die gleichen: Ganovenehre und nur ein Coup pro Jahr und mit dem Geld in Ruhe seine Zeit verbringen. In der Verfilmung mit dem genialen und unheimlich gut zur Figur des coolen und maulfaulen Gangsters wurde er vom genialen Lee Marvin portätiert, der dies immens glaubhaft darstellen konnte. Aufgrund von Zwistigkeiten mit Stark durfte Parker bis zu dem Film mit Jason Statham, der nach Starks / Westlakes Tod entstannt, nie in einem Film Parker genannt werden. Und es gab etliche Filme nach den Romanen um Parker. "The Split" (Jim Brown), "The outfit" (Robert Duvall) oder "Payback" (Mel Gibson) hier mal als Auswahl. "The hunter" ist absolut schnörkellos, kalt und brutal, rücksichtslos, von Parkers Egoismus geprägt und so, wie ein Hardboiled-Thriller sein sollte. Kein Wort zuviel, kaum große Erklärungen, keine überflüssigen Beschreibungen der Seelenzustände der Handelnden oder gar von Witterung und Umgebung oder von irgendwelchen nutzlosen Charakteren, die mit ihren Kötern Gassi gehen und sich dabei über die Verdauungsstörungen ihrer Wieber unterhalten. All das wird dem Leser erspart und die Story kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Mit kleinen, aber stellenweise explosiven Rückblenden erfährt der Leser den Grund für die Gewaltausbrüche und den Rachefeldzug, der gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen wird. Überraschungen bleiben aus - bis auf einen kleinen Kniff gegen Ende. Hardboiled, wie man es einfach lesen muss. Parker - er verübt Verbrechen so wie andere arbeiten gehen. Und er ist gut in seinem Job. Genau wie sein Erschaffer Donald E. Westlake aka Richard Stark. Wer sich für coole, knallharte und an Action sowie Gewalt nicht sparenden Thrillern mit wortkargen Helden ergötzen kann, seinen Lesegefallen daran findet. Hier ist er richtig. Auf rund 190 Seiten gibt es hier dann auch beste Unterhaltung.   Neuübersetzung!                   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Januar 2016, 12:40:06
(http://4.bp.blogspot.com/-yhqyBXIvFkA/VqXv06Z7uQI/AAAAAAAABog/nHO3nHMRjis/s320/totedinge.jpg)

Stephen Blackmoore. Erik Carter sieht die Geister der Toten und verdient gutes Geld damit, sie ins Jenseits zu befördern. Als seine Schwester Lucy brutal ermordet wird, kehrt er nach 15 Jahren wieder nach L.A. zurück. Damals verließ er die Stadt auf der Flucht vor einem brutalen Gangster, der damit drohte, jeden umzubringen, den Carter liebte. Hat sein alter Feind seine Drohung nun doch wahrgemacht? Ist Lucy seinetwegen gestorben? Carter findet seine schlimmsten Ängste bestätigt, als er am Tatort eine Nachricht an ihn findet ― eine Nachricht aus der Geisterwelt, die niemand außer ihm sehen kann. Quelle: Amazon. Bucherwerb aber beim örtlichen Buchhändler.

Eric Carter ist ein Nekromant. Er hasst dieses Wort, beschreibt es doch nur die reine Wahrheit - eine Wahrheit, die ihm auf den Geist geht. Denn ebensolche kann er sehen - tote Menschen und tote Dinge. Daraus ergibt sich aber auch sein Job. Er ist eine Art Trouble Shooter für all jene Gestalten, die einige der in der Zwischenwelt gelandeten liebend gerne endgültig im Jenseits sähen. Momentan ist er hinter Charly Washington her und kann ihn in einer staubigen Gegend von Texas in einer düsteren Pinte finden. Zwischen etlichen Toten, in einem Meer von Körperteilen, aufgespießten und ausgeweideten State Troopers und in einem See von Blut an der Theke stehend ein Glas zum Mund führend und bei Erics Eintreten fies grinsend. Washington hat Eric erwartet, wusste, dass dieser zu so einem Blutinferno gelockt würde. Plan geglückt. Es folgt ein hartet Kampf, der Eric all seine Künste der Magie abverlangt, denn Washington ist unheimlich stark geworden, hat Mächte auf seiner Seite, mit denen Eric nicht gerechnet hat. So muss Eric auch darauf zurückgreifen, seine alte Nazipistole mit den vielen Emblemen und Hakenkreuzen einem kopflosen und ausgeweideten Trooper in die Hand zu geben, sodass dieser abdrücken und Charleys Kopf wegblasen kann. Das Zerstückeln kann Eric danach allein erledigen. Dann erhält er eine Nachricht aus L. A., dass seine Schwester Lucy tot sei und an der Wand eine Warnung an Eric stünde. Nach seiner regelrechten Flucht vor rund 15 Jahren, die dem Schutz der Seinen vor Boudreau - Überschurke und Erzfeind von Eric - dienen sollte, muss er wieder zurück. Und stellt fest, dass seine Schwester quasi als Pinsel benutzt wurde, um mit ihrem Blut die Nachricht zu hinterlassen. Er erkundet seine alte Heimat neu. Trifft alte Bekannte mit neuen Namen, alte Freunde mit neuen Freunden, eine Ex-Geliebte und bald auch seinen Todfeind. Doch dazwischen stehen etliche Gefahren aus der Geisterwelt. Manche kann er abwenden, indem er den Geistern aus einer Silberschale etwas von seinem Blut opfert, andere muss er im Kampf eliminieren. Und sein alter Feind wartet ja auch noch auf ihn.

"Tote Dinge" fängt direkt mit einer Szene an, die an die Bar Titty Twister nach dem Blutbad erinnert. Blut, Gedärme, Gemetzel - und dazu einen brutal-bösen Geist, der sich sein Spielfeld in der Menschenwelt ausgesucht hat und fröhlich vor sich hinmetztelt. Mit dem Kampf von Eric gegen diesen Schächter, der Menschen auf Barhockern aufgespießt hat, beginnt ein actionreiches Abenteuer, das etwas grobschlächtig daherkommt und für Freunde des Feinsinnigen oder Subtilen möglicherweise ungeeignet ist. Hier ist nichts mit einer schönen und hellen Stadt im grellen Licht der Scheinwerfer. Es ist noch nicht einmal nur die dunkle Seite von Los Angeles, es ist die düstere Welt der bösen Geister, die nach Blut gieren. Und der schönen Frauen, miesen Gangster und Emporkömmlinge der Magie sowie wahren Könnern der Materie wie Boudreau, Erics Erzfeind. So muss der Protagonist Kämpfe gegen lebende Verbrecher, Rausschmeißer oder Barkeeper ebenso ausfechten wie gegen Elementare, die schier feurig nach seinem Blut trachten. Und all das wird mit einem Humor gewürzt, der teils knochentrocken ist, andererseits aber auch gut ist für den einen oder anderen Lacher. Blut, Prügeleien, Flüche, Wortwitz, Tempo. Feine Mischung aus finsterem Thriller mit ganz viel Übersinnlichem. Ein L. A. der Geister. Nachdem "Anonymus" mit seinem Bourbon Kid doch schon bald langweilig wurde, weil er sich auch ständig wieder holt hat, kann man sich hiermit durchaus trösten. Keine Ahnung, wie lange das vorhält, aber nach seinem etwas schwächeren "Stadt der Vergessenen" hat Stephen Blackmoore noch ordentlich einen draufgesetzt und konnte einen richtig feinen und guten Thriller des Übersinnlichen mit ganz viel Magie an den Leser bringen. Hat Spaß gemacht. 300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Januar 2016, 15:17:31
(http://2.bp.blogspot.com/-yqadPxnFa-4/VqitC0rVrvI/AAAAAAAABrE/FN7eWQj72D0/s320/jansonoption.jpg)

Robert Ludlum vertreten von Paul Garrison. In Somalia wird die Gattin eines einflussreichen Ölmanagers von Piraten verschleppt. Die Lage ist brenzlig: Am Horn von Afrika tobt ein erbarmungsloser Kampf um Macht und Öl. Jeder Rettungsversuch birgt die Gefahr, zwischen die Fronten zu geraten. Ex-Regierungsagent Paul Janson und Scharfschützin Jessica Kincaid erklären sich bereit, die Mission zu übernehmen. Doch die Entführung war nur der erste Baustein eines perfiden Plans. Als Janson und Kincaid vor Ort eintreffen, erwartet sie bereits ein tödlicher Feind.

Janson hat sich selbstständig gemacht und kämpft nun für den Frieden in der Welt und hat gar eine Organisation ins Leben gerufen, die ehemalige Söldner wieder in ein geregeltes Leben zurückführen soll. Eine solche Organisation verschlingt eine Menge Geld. Dafür übernimmt er mit seiner Partnerin Jessica Kincaid lebensgefährliche Aufträge, um Menschenleben zu retten. Die Entführung der Gattin von Kingsman Helms, Manager bei einer riesigen Ölfirma und immer auf der Suche nach neuen Einnahmequellen, passt da ins Profil. Auch wenn Helms und seine Firma alles andere als regelkonform vorgehen und Janson sie im Auge hat, auch weil einer seiner Ex-Kollegen nun im Rollstuhl sitzend den Sicherheitsdienst des Ladens leitet, möglichweise irgendwann gegen die Firma agieren zu müssen, ist das nicht die Schuld der Frau des Managers. Der Auftrag soll gut bezahlt werden, also übernehmen sie ihn. Unterdessen hat der somalische Pirat Maxamad die Yacht übernommen, auf der auch Allegar, die millionenschwere und adlige Gattin von Helms ist. Er hat die Mannschaft in einem Boot ausgesetzt und behält nur die wertvollen Geiseln da. Ein hysterisches französisches Magermodel muss als erste Person unter seiner Herrschaft leiden. Später beweist Maxamad, zu was er fähig ist und warum er den Beinamen Mad Max trägt. Was er nicht weiß, Janson aber in Erfahrung gebracht hat, ist, dass die Lady von Herkunft nicht nur adlig ist, so ein größerer Tropfen Camorra-Blut ist da ebenfalls bei und zudem existiert ein komplizierter Ehevertrag, bei dem bei einem Todesfall nicht unbedingt der Offensichtliche gewinnt. Doch der wäre mit all dem ja viel zu einfach. Bald wirken Verräter und verschiedene Geheimdienste mit, muss Janson sehen, wer seine Verbündeten und Freunde sind - und wer eben nicht.

Mittlerweile versteifen sich ja die Verlage auf die Behauptung, dass Leute wie Clancy, Ludlum und so weiter, eine Marke wären (Sagt meine Gattin von mir auch immer - ich wäre vielleicht ne Marke. Leider hängt sie da noch blöd an. Geld gibt es dafür also nicht.) und lassen dann andere Autoren - teilweise wirklich echte Könner wie Mark Greaney oder Jack DuBrul - eine Story zusammenstoppeln, die ein bisschen an die erinnert, welche die echten Autoren zu ihrer besten Zeit in Perfektion erdachten und umsetzten. Dann noch der Name des Bestseller-Autors auf den Umschlag und verkauft wird das Buch. Und der Kunde - der aber für blöd (siehe oben - kann man doch Geld mit machen). Noch schlimmer in dem Metier sind solche wie James Patterson. Lässt überall seinen (guten?) Namen draufknallen und Assistenten ihrer Assistenten einen Praktikanten aus ner Sonderschule suchen, der das Werk verfasst. Haut seinen Namen drauf und ab dafür. Kassiert Masse Kohle, entlarvt dabei das Deppen-TV, die sein "Zoo" - naja, nicht sein, hat ja ein anderer verfasst - noch in eine Serie verwursten, die sich an die Masse wendet. Schlafmittel rezeptfrei also. Genug gezickt über die Masche.
Es sollte nach rund 15 Jahren bekannt sein, dass der Meister des Verschwörungsthrillers verstorben ist, was wiederum die Sache erleichtern sollte, hier einfach mal den Namen Robert Ludlum ins Hinterstübchen zu verbannen. Es ist eh klar, dass Paul Garrison, so gut er sonst auch sein mag, keine Chance hat, etwas zu erschaffen, das seinem Vorbild auch nur ähnelt. So ist es dann auch hier geschehen. Der beweist schon, dass er was drauf hat, aber in dem Bemühen, den Vorgaben gerecht zu werden, wird hier in aller Kürze versucht, mehr Verwirrung zu stiften als ein Jack Bauer in "24" in neun Staffeln und einem TV-Film entschlüsseln musste. Und natürlich geht es um die reine Gier, um Macht, Öl. Da wird dann mit allem verhandelt und angebandelt, was Rang und Namen hat. Und Somalia, eh schon ein Land mit Problemen oder eher selbst schon ein Problem, wird zum Spielball der Mächte. Russen, Ukrainer, Ugander, Chinesen, Mafia und somit auch Italiener, hinterlistige Staatsmänner, Selbstmordattentäter (Die selbstverständlich auch hier wieder als dumm präsentiert werden, da sie ihr Leben sinnlos für hirnrissige Sprüche opfern. Yap - und der Vatikan plus Papst ist besser. Lieber für die Armen beten, statt ihnen was von den gelagerten Milliardenschätzen abzugeben.), Verräter im Umfeld, Umstürzler und somalische Piraten, die nur verarscht werden von der ganzen Brut, nur Mittel zum Zweck sind. Und trotz aller Ränkespiele, der man hier zu ersinnen sucht, hat das Gesamtwerk auch ohne an Ludlum zu denken, nur bedingten Nährwert. Zuviel gewollt, zuviel vermengt und teiwleise an den Haaren beigezogen. Charaktere, die man nach Schablone konstruiert hat, bald auch fein säuberlich in Gut und Böse getrennt. Langes Ratespiel wie den wirklichen Koryphäen des Fachs ist hier Fehlanzeige. Tempo ist drin, es kracht auch an jeder Ecke. Action passt. Aber hey, die Adlige mit dem goldenen Herzen? Bäh. Der arme irregführte Selbstmordattentäter? Bäh. Das sind Storylinien purer US-Prägung - was ja jetzt so schlimm nicht unbedingt ist -, die leider derart oberflächlich präsentiert werden, dass es bald nervt. Der stellenweise hohe (nicht brutale) Krawallanteil hat mich davon abgehalten, bei der Lektüre etwas zu dösen und nur so locker drüber zu lesen. Braucht man nicht unbedingt. PFLICHT sind die meisten Crime-Knaller aus dem Festa-Verlag, Tom Wood, Will Jordan und Russell Blake vom Luzifer-Verlag, der ja auch noch weitere Thriller ins Programm nehmen will. Also die Krawalllektüren wird es sicher noch einige Zeit hier in Besprechungen geben, solange Shane den Laden nicht dicht macht, lieber Mädelsromane für seine Frau rezensiert hätte (Boo!) oder sich schlicht und einfach den Löffel abgeb. Wenn ich lese, wer in letzter Zeit so zwischen 45 und 55 den Weg ins Fegefeuer antreten musste, wird mir richtig mulmig. Die Einschläge kommen immer näher und über den genannten Zeitraum bin ich schon raus.
366 Seiten plus Eigenwerbung
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Januar 2016, 14:11:39
(http://1.bp.blogspot.com/-0JjIlYLUpFM/Vqn0X6FexUI/AAAAAAAABsg/SWrjoPSQCQ0/s320/001.jpg)

Bernhard Kegel. Der Paläontologe Dr. Helmut Axt, genannt Hackebeil, sucht im Ölschiefer der Grube Messel nach Fossilien. Doch das, was die weltbekannte Fundstätte bei Darmstadt diesmal preisgibt, lässt sein wissenschaftliches Weltbild einstürzen: Es sind die versteinerten Überreste eines Menschen mit Armbanduhr. Durch welches Zeitloch ist der Tote aus unserer Welt in den 50 Millionen Jahre alten Öschiefer geraten? Axt tritt eine Reise an, die ihn viele Millionen Jahre zurück ins Eozän führt – in ein Erdzeitalter, in dem Menschen eigentlich nicht vorkommen dürften. Und doch ist er dort nicht allein.

Es beginnt völlig unerwartet und geheimnisvoll für Dr. Axt. Bei seinen Grabungen in der Grube Messel, einem Weltnaturerbe, findet er ein Skelett. Oberflächlich gesehen ein sensationeller Fund. Der leider einer genaueren Betrachtung nicht standhält, hat dieses Skelett doch einige Utensilien der Gegenwart bei sich. Dennoch erscheint der Todeszeitpunkt zu den das Skelett umgebenden Überresten des Eozäns zu passen. Unmöglich. Um einer Peinlichkeit zu entgehen, lässt er diesen Fund dann erst einmal sacken, indem er ihn einsackt und niemanden darüber informiert. Was er dann so nach und nach in Erfahrung bringt, führt ihn zu einer Höhle, die wiederum die Möglichkeit birgt, eine Tor in die Vergangenheit zu machen. Wie er erfahren musste, haben schon einige diesen Trip unternommen. Und das nicht nur aus rein wissenschaftlichen Gründen. So kommt es, dass Dr.Axt immer wieder neuen Gefahren ausgesetzt ist und sich seiner Feinde erwehren muss.

Eigentlich wurde ich zu diesem Buchkauf animiert, weil wir diese Fundstätte vor nicht allzu langer Zeit selbst besuchten. Wir nutzten auch die Möglichkeit zuvor das dazugehörige Museum im Ort Messel zu besuchen. Und das ist auch das einzig Interessante an diesem von Gott und der Welt vergessenen Dorf. Es erweckt den Eindruck, als würden hier noch frühzeitig die Bürgersteige hochgeklappt, bevor die Dunkelheit auch nur den Hauch einer Chance hat, sich über den Himmel zu erstrecken. Irgendwie langweilig und fad. Dafür sind die meisten Einwohner freundliche Menschen, bis auf wenige Ausnahmen zumindest, wenn man genau hinhört. die sich gerne mitteilen. So erfährt man, dass es Messel ebenso wie andere Gemeinden Deutschlands mit der Finanzkrise und dem Flüchtlingsandrang nicht leicht hat. Irgendwie muss Geld in die Kasse und so wird das Tafelsilber verkauft, der Ort in allen Belangen bis aufs letzte Fitzelchen skelettiert (passend zum Titel des Buches, das aber schon 1996 verfasst wurde) und dennoch an Prestigeobjekten gearbeitet, die nur Geld kosten und keinen besonderen Nutzen für die Einwohner hat. So mancher unserer Gesprächspartner gab sogar an, dass sich hier jemand auf Kosten der Allgemeinheit ein Denkmal setzen wolle. Man verweist hier auf die Straße, die zum Museum führt und zumindest eines stimmt - sie passt so gar nicht ins Ortsbild. Und gemäß der Satzung durfte oder darf dann auch jeder Bürger sein Scherflein zu dieser Straßen Erneuerung beitragen, die man entweder durch die vernünftige Verwendung der erwähnten Verkäufe hätte finanzieren oder einfach nur an den Rest des Ortes angepasst mit einer neuen Teerdecke überziehen können. So sind unsere Gastgeber nun angefressen, dass sie einen nicht geringen Betrag für einen geringen Nutzen zahlen sollen. Bevor wir dann möglichweise noch in die Geschichte des Ortes seit seiner Gründung eingeweiht werden konnten, haben wir uns verabschiedet. Auf dem Weg zur Fossilienfundstätte kamen wir auch am Bahnhof - eher Haltepunkt - vorbei, der die ganze Tristesse eines Ortes draußen auf dem Land in Verbindung mit dem Gewinnstreben ehemaliger Staatsbertriebe deutlich macht. Der Haltepunkt ist alt und marode, von Gras überwuchert und von Modernisierung keine Spur. Nicht einmal "Aufhübscharbeiten" sind zu erkennen. So macht man nun wirklich keine Punkte im Kampf um Gäste und Touristen. Was aber wirklich lobenswert ist, ist alles direkt um die Fundstätte herum und die Stätte selbst. Da gibt es kein vertun, das ist gelungen. Und an diesem Ort startet auch der Roman. Und der macht leider nicht so richtig Freude. Die Grube Messel ist nur der Ausgangspunkt des Abenteuers und geschwind aus dem Fokus der Story. Dafür treiben einige Klischeefiguren ihr Unwesen (Wer sich das Ganze bildlich vorstellen will, erinnere sich mal an den Film "A sound of thunder". So in ungefähr ist auch die Schilderung der Geschehnisse im Buch konzipiert.), verstricken sich in kriminelle Machenschaften und erhalten am Ende ihren Lohn. Gut und Böse sind fein getrennt, damit nur ja keine Missverständnisse aufkommen. Und die Story wechselt zwischen wissenschaftlichem Blabla und den Stilblüten eines mittelmäßigen Jugendbuches hin und her. Das Tempo wird dabei ausgebremst, das Interesse erlahmt, mit etwas Pech döst man einfach ein. Fesselnd ist anders, spannend auch. Und mal im Ernst - Hackebeil? Puh, einfallslos wie nur was. Von seinem Fach scheint der Autor ja was zu verstehen (Chemie und Biologie studiert, danach geforscht - okay, das kann ja alles mögliche bedeuten.), aber was er hier so als Schreibkunst und Storytelling anbietet, ist leider äußerst oberflächlich. Wer sich das Buch dennoch zulegt, sollte auf jeden Fall eine ordentliche Portion Geduld parat haben. Die Grube Messel ist bestenfalls der Aufhänger, der Rest Zeitreisekrimi auf Sudienanfänger-Niveau mit wissenschaftlichen Einwürfen. Muss also nicht sein. 412 Seiten (die damals als gebundenes Buch 44,00 Mark gekostet haben).
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Februar 2016, 12:48:27
(//)

Alex Shaw. MI6 Agent Aidan Snow rettet in der Ukraine einen britischen Staatsangehörigen, der von russischen Aufständischen gefangen gehalten wird.
In den Vereinigten Staaten wird ein Terroranschlag von einem Mann vereitelt, der gar nicht existiert.
In Russland flüchtet ein tschetschenischer Terrorist aus dem sichersten Gefängnis des Landes.
Und aus Afghanistan meldet ein Soldat der Roten Armee, der lange für tot gehalten wurde, eine erschreckende Botschaft: Al-Qaida soll im Besitz einer Atombombe des Typs RA-115A sein, welche unter dem Namen »Kofferatombombe« bekannt ist. Quelle - Amazon. Buchkauf direkt beim Verlag.

James East ist in New York unterwegs. In einem Kaufhaus sieht er Männer, die mas kiert und bewaffnet anscheinend auf etwas warten. Schnell wird ihm klar, dass sie einen Anschlag durchführen wollen. Er greift ein und kann nach und nach die Typen für immer ausschalten, bekommt aber selbst etwas ab. Er findet sich im Krankenhaus wieder - und wird von einem US-Geheimdienstler befragt. Unterdessen ist Aidan Snow in der Ukraine damit beschäftigt, einen britischen Landsmann aus den Klauen des Gegners zu befreien. Es spielt sich so vorbildlich ab, wie jene Aktionen in Klaten Krieg damals in Berlin. Shaw bringt seinen mein in die Botschaft in Kiew, wo er dann befragt wird. In Afghanistan hingegen marschiert ein vermeintlich Einheimischer, der aber radebrechendes Englisch spricht, in die Befestigung der mit dem Abzug beschäftigten Truppen der Briten direkt zum Kommandeur und unterbreitet dem, dass Terroristen mit einer Kofferbombe, einer schmutzigen Kofferbombe gen Westen unterwegs sind. Nach einiger Skepsis informiert der Kommandeur die Heimat und dort beginnt bald hektisches Treiben. Der Einheimische, der sich als Russe herausstellt, der nach dem Abzug deren Truppen aus Afghanistan einfach geblieben ist, kommt mit nach England. Dort wird er von allen möglichen Agenten befragt und mit der Zeit kommt es dazu, dass alle Akronyme der westlichen Welt in wilde Aufruhr versetzt sind. Wie wollen die Typen in den Westen einreisen, wieviele sind es, haben sie nur eine Bombe, haben sie Hintermänner? Jetzt müssen Leute wie Snow in den Einsatz. Und einige Überraschungen erleben.

"Cold East" ist keiner dieser unheimlich schnellen Kracher, wie sie die von mir geschätzten US-Autoren wie Ben Coes, Mark Greaney oder Stephen Hunter fast schon zelebrieren. Alex Shaw geizt nun auch nicht mit Action, bietet aber dennoch einen Spionagethtriller voller Elemente früherer Güte, wie sie z. B. Craig Thomas ("Firefox" - verfilmt mit Clint Eastwood) verfasst haben. Dadurch wird zwar die Spannung immens erhöht, der Krawallfaktor im Vergleich zu den anderen aber zurückgefahren. Hier haben eher wieder die sogenannten Dienste ihren Auftritt - seien es nun MI6 (SIS) oder MI5 (Internal Security Service) oder ihre jeweiligen russischen, unkrainischen oder amerikanischen Gegenstücke. Verrat, Täuschung, Vertuschung, Lug und Trug vermischen sich mit Gewaltausbrüchen und einigen wirklich menschlich-rührenden Szenen, wobei letztere nur selten in den Fokus des Lesers gerückt werden. Der darf gerne auch mal mitraten, wer hier wo wen verraten hat oder an wem Rache üben will. Und all das wird geschickt und ohne die Hauptfigur durch ständige Erwähnung überzustrapazieren in ein recht aktuelles Szenario verpackt, das hier die Ukraine darstellt. Leider kommt aber auch hier die einseitige westliche sichtweise hin und wieder zum Vorschein. Die Bösen sind immer die Russen. Wenn mir jemand nach einem Sieg in einem alten Krieg dann plötzlich nicht nur alle meine eroberten Gebiete in die Freiheit (also zu sich selbst) entlässt, mir meine Gebiete nimmt und sie dann unbedingt in seinen eigenen Staatenbund integrieren muss, mir dabei immer dichter an meine souveränen Grenzen rückt, würde ich auch mal aufbegehren. Besonders dann, wenn in einem dieser Länder ein gewählter (Ja, das war die Demokratie) Präsident mit Hilfe von Promiaufwieglern und Auslandspresse gestürzt wird, um einen dem Westen noch genehmeren Mann einzusetzen, muss ich halt mal mein Veto einlegen. Und da diese sogenannte Supermacht auf der anderen Seite nur eine Sprache versteht, wurde die eben angewandt, um sich nicht weiter und immer wieder demütigen zu lassen. Das wird nun aber nicht erwähnt. Die Russen sind böse, die Terroristen sind böse und da sind sich alle einig. Dennoch bleiben noch genug Räume für die eine oder andere Überraschung. Der Vergleich mit Autoren wie Andy McNab, mit Abstrichen sogar David Baldacci passt schon. Und um den ebenso erwähnten Stephen Leather und seine THRILLER-Reihe sollte sich von den deutschen Verlagen eh mal jemand bemühen. 351 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Februar 2016, 15:53:49
(https://1.bp.blogspot.com/-3KE66PY1y7Q/VrXoS8Lwe1I/AAAAAAAABwc/pbpv10Agnns/s1600/so%2Bwas%2Bvon%2Btot.jpg)

Chris Holm. Michael Hendricks ist ein Auftragskiller der ganz besonderen Art: Er tötet ausschließlich andere Auftragskiller. Und er weiß, wen das organisierte Verbrechen als Nächsten aus dem Weg räumen will. Sein Geschäftsmodell: Er sucht das Opfer auf, sagt ihm gnadenlos die Wahrheit – und macht ein Angebot, das man nicht ausschlagen kann: Zahl mir zehnmal so viel wie dem Killer, der auf dich angesetzt ist, und ich blas dem Kerl das Lebenslicht aus. Bisher hat er noch nie danebengeschossen. Doch dann steht er plötzlich selbst auf der Abschussliste eines Auftragskillers.

Michael Hendricks erledigt gerade einen Auftrag zur vollen Zufriedenheit seines Teilzeitarbeitgebers, als auch schon der nächste eintrudelt. Dies erfährt er von seinem Kumpel Lester, der auch einige Dinge sonst für ihn unterstützend in die Wege leitet. Inzwischen wird Alexander Engelmann von einem alten Mafioso angeheuert, der mehr weiß, als eigentlich gut für ihn sien sollte. Engelmann kann den Job nicht ablehnen. Gute Bezahlung und eine Herausforderung: Es geht gegen Hendricks. Also wird er diesen suchen, finden, identifizieren und erledigen. Nicht ganz so einfach. Es geht durchs ganze Land, verschiedene Aufträge und diverse Killer. Doch bald kommt ein kleiner Informant der Bullen ins Spiel, der zuvor die Mafia beklaut hatte, dann aus dem Zeugenschutzprogramm flüchtete und zuguterletzt in einem Kasino sechs Millionen Dollar abräumte. Nun soll er zur Übergabe des Schecks und der üblichen Werbemaßnahmen zu dem Kasino kommen. Und dort geht dann der Zinnober erst richtig los.   

Zitat: "Sie sagen also, sie haben es mit einem Auftragskiller zu tun, der Auftragskiller erledigt, und jetzt heuern Sie einen Auftragskiller an, um ihn zu erledigen?" Zitat Ende. Klingt mal nach was anderem, ist es aber nur bedingt. Während Hendricks der nette Killer von nebenan ist, der nur Verbrecher oder Leute tötet, die es verdient haben und auch sonst einrichtig ehrenwerter Kerl ist, sind alle seine Gegner das fieseste, was Amerika und die Literatur zu bieten hat. Naja, Engelmann ist kein Ami, aber auch ein echter Drecksack. Wo Hendricks aus einer Art Reue heraus tötet, hat Engelmann so richtig Spaß an der Sache. Hat ja auch schon in der frühen Jugend mit Tieren und so angefangen. Es werden also Klischees abgearbeitet, die auch dazu dienen sollen, den Unterschied zwischen einem bösen Killer und einem mit Heiligenschein auch ja nur deutlich genug herauszustellen. Aber egal, was sie versuchen an Sympathiewerten für Michael Hendricks zu wecken, er bleibt dennoch bloß ein Mörder. Auch FB'I-Agenten dürfen mitmischen, die dann auch schnell auseinanderdividiert sind. Sympathische Vorgesetzte, großmäuliger Partner mit einigen Schwächen. Die Story hat kaum Längen, wenig Humor und bietet durchaus einige actionreiche Passagen an. Besonders die Kasinonummer hat es dann in sich. Da ist dann ja auch noch Leonwood, ein brutaler Mafiakiller, der im Gegensatz zu seinen beiden Kollegen eher drastisch und plump vorgeht. Mehr so nach dem Motto: Leg halt alle um, der Richtige wird schon dabei sein. Um nicht völlig ohne Emotion und Drama mit einem Schuss Verzweiflung, Liebe und Eifersucht daherzukommen, wird noch eine Ex von Michael installiert, die er - selbstverständlich aus uneigennützigen Motiven - verlassen und im Glauben, er sei tot, gelassen hat. Ihr Schutz wird zum explosiven Finale des Buches, da aber an die Kasino-Sequenz nicht herankommt. Das Buch ist gut, die Story weiß auch zu gefallen, an actrion hat es auch keinen Mangel, sogar ein bisserl gefoltert wird, aber dieser scheinheilige Heiligenschein für Michael ist dann hin und wieder derart dick aufgetragen, dass er nervt. Trotzdem: es gibt ein weiteres Buch um Michael Hendricks und wenn es den Weg hierher schafft, wird es sicher eingekauft. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Februar 2016, 17:25:09
(https://2.bp.blogspot.com/-6BrLP3Ywc24/Vrim2cfJz6I/AAAAAAAABys/XEcsWTPzPtE/s1600/bondsolo.jpg)

William Boyd. William Boyd, Meister der Täuschung und des doppelten Spiels, ist prädestiniert wie kein zweiter, den neuen James Bond zu schreiben. Seit »Ruhelos« gilt er als Großer der Spionageliteratur und führt nun 007 selbst auf Abwege – großartiger Nervenkitzel für alle Boyd-Leser und Bond-Fans. Von Ian Fleming Publications auserkoren, der berühmtesten Agentenfigur der Welt neues Leben einzuhauchen, hat William Boyd ein raffiniertes Bond-Abenteuer geschrieben. Klassisch, voll unerwarteter Wendungen, mit zwei enigmatischen Bond-Girls und endlich wieder einem 007, der Wodka Martini trinkt - geschüttelt, nicht gerührt. Quelle Amazon.de - Bucherwerb in einem echten Geschäft.

In einer westafrikanischen Republik werden immense Ölvorkommen entdeckt. Selbstverständlich weckt das Begehrlichkeiten unter den Stämmen des Landes und es kommt zu einem Bürgerkrieg. Doch der schreckt dann auch die westlichen Staaten auf, die sich das "schwarze Gold" liebend gerne einverleiben würden. Zuvorderst die Amerikaner und ihre europäischen Cousins, die Briten. Also wird Bond losgeschickt, der die Interessen der beiden Nationen vertreten soll und den Präsidenten der abtrünnigen Gruppe von der Aufgabe seiner Ziele überzeugen soll. Auch auf das Risiko hin, dass der Mann dabei ums Leben kommt. Doch so einfach wird es nicht. Bond wird enttarnt, gefangengenommen, dann bei einem Fluchtversuch angeschossen. Er kann sich aber dennoch in für ihn angenehmere Gefilde retten. Nach seiner Genesung hat er nur noch ein Ziel: Rache. Ohne Auftrag reist er allein in die USA, um dort den Schuldigen zu stellen und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen.

James Bond im Jahr 1969, seinen 45. Geburtstag alleine feiernd. Doch alleine bleibt er nicht lang. Und schon sind wir bei den bewährten Bond-Zutaten: Den Bond-Girls. Die Trinkgewohnheiten kommen ebenfalls zum Zuge und seine Zigarettchen schmaucht er auch. Die Story um europäische Einmischung in afrikansiche Angelegenheiten des Profites Willen ist nicht das neu erfundene Rad, kennt man auch schon aus Filmen wie "Katanga" oder noch besser aus "Die Wildgänse kommen". Diesmal soll Bond für die Westler die Kastanien aus dem Feuer holen. Und der Erschaffer dieser Story lässt seinen Protagonisten erstaunlich sanft zu Werke gehen. Er ist zwar ein Mann mit einigen besonderen Eigenschaften und einem Trauma des vergangenen Krieges, wirkt aber gleichzeitig sehr zurückgenommen und ruhig. Das Buch erweckte bei mir über die gesamte Distanz eher den Anschein einer schnell erledigten Auftragsarbeit, so oberflächlich erschien mir dieses Afrikaabenteuer. Der  musste jetzt wirklich nicht sein. War Jeffery Deaver zu verkopft, ist der hier zu Groschenromanartig geworden. Flach, zwar mit Tempo, aber ohne richtige Spannung und ein alles andere als komplizierter und überraschender Plot. Als Verfilmung würde es gerade für eine TV-Serienfolge reichen. 365 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Februar 2016, 12:05:32
(http://bilder.buecher.de/produkte/42/42721/42721643z.jpg)

Die achtundzwanzigjährige Jet, ehemalige Mossad-Agentin aus dem gleichnamigen Roman JET, stellt sich einem beinahe chancenlosen, tödlichen Kampf, um die zu schützen, die sie liebt; einen Kampf von Nebraska bis zu den Zentren der Macht in Washington, von den Straßen Bangkoks bis in den Dschungel von Laos. Quelle: Bücher.de

Im Prolog werden zwei Männer von ihren Verfolgern zu Tode gejagt. Danach wechselt die Story direkt zu Jet, die ihre Tochter zu sich holt, in dem sie sie der Familie, in der Hannah untergebracht wurde, einfach entführt. Nun will sich Jet mit ihrer Tochter eionfach nur zur Ruhe setzen. Doch das ist ihr nicht vergönnt. Sie wird überwältigt und wacht in einem Bunker wieder auf. Gefesselt und noch unter den Nachwirkungen eines Betäubungsmittels stehend. Sie wurde von der CIA festgesetzt und soll den Job zu Ende bringen, den die beiden Männer aus dem Prolog nicht mehr erledigen konnten. Die wurden vor einiger Zeit tot aufgefunden. Ihre Tochter ist jetzt ein weiteres Mal bei einer Pflegefamilie untergebracht. Man bietet Jet aber einen hohen Betrag dafür, dass sie ins Goldene Dreieick reist und einen abtrünnigen Agenten namens Hawker findet, ihm 50 Millionen in Diamanten abnimmt und ihn unschädlich macht - und natürlich würde sie dann auch ihre Tochter wiedersehen dürfen. Sie muss nach Bangkok, wo man ihr einen Helfer aufs Auge drückt. Gemeinsam machen sie sich daran, die Spur des Gesuchten aufzunehmen. Bald müssen sie feststellen, dass das gar nicht so einfach ist. Um die Diamanten und Hawker einzukassieren, müssen sie tief in den Dschungel und bekommen es mit einer großen Schar seiner Männer zu tun.

Schon im Vorwort verweist Russell Blake darauf, dass die Sex-Industrie in Thailand hier möglicherweise etwas aufgebauscht wurde und er auch keine Dokumentation oder eine Anklage gegen das Geschäft schreibt, sondern einen Unterhaltungsroman. Auch wenn er mit seinen Protagonisten viele Zeilen in diesem Milieu verbringt, dient alles nur der Unterhaltung der Leser. So gewarnt kann der Kunde sich auf die Actionstory konzentrieren. Die geht zu Beginn noch etwas ruhiger zur Sache, nicht rein gemächlich, aber auch nicht voller überbordender Shoot-Outs. Nach und nach wird er Plan entwickelt, Jet in die Sache involviert und man appelliert - um nicht zu sagen erpresst sie damit - an ihren Mutterinstinkt, der sich dann in Bangkok auch noch einmal Bahn bricht, als sie sieht, wie die Kinder dort in diesem Sumpf des Verbrechens dahinvegetieren müssen. Obwohl gewarnt, kann man sich Gedanken zu diesem miesen Geschäft nicht völlig verschließen, zumal der Part auch etwas länger währt. Bis hierhin - etwas über 120 Seiten - wird Action nur sparsam und punktuell eingesetzt und man ist mehr auf Spuren-und Informationssuche, die ein- oder zweimal von Mordanschlägen unterbrochen wird. Danach aber entwickelt sich "Jet 2 - Verraten" zu genau der überzeugenden Waffe gegen Langeweile, die man sich als Freund derartiger Kost gewünscht hat. Und die Kills im Dschungel lassen durchaus so einige Bilder an alte Vietnamschinken oder den guten alten John Rambo vors innere Auge treten - und sie wollen dort auch längere Zeit verweilen. Etwas gestört hat mich das Szenario mit dem Kind. Wird von einer "Tante" entführt, die sie nicht kennt und plärrt nicht los? Mmh. Und hin und wieder zeigt sich Hannah "kooperativ". Nette Wortwahl für ein kleines Kind, das hin und wieder mal auf ne Ansage der Eltern hört. Hätte man anders formulieren können. Weiß nun aber nicht, ob es so im Original vorkam oder an der Übersetzung liegt. Abgesehen davon wieder ein feiner Kracher, der zwar diesmal etwas mühsamer in die Actionspur kommt und auch einige Elemente des Agentenmetiers und der Verschwörungen inklusive hinterhältigem Verrat aufweist, aber ansonsten fetzige und gute sowie flotte Unterhaltung bietet, die unangestrengte Lesestunden garantiert. Wie man schon mancherorts lesen konnte, soll im Herbst vom Luzifer-Verlag (Welcher Herbst ist denn gemeint? Dieses Jahr?) schon die Fortsetzung kommen. Übrigens wäre es angebracht, die Bücher in Reihenfolge des Erscheinens zu lesen, da sie aufeinander aufbauen. Ach ja, es wird auch noch "Drake Ramsey - Das Gold der Inka" beworben, das ebenfalls von Russell Blake und dem Luzifer-Verlag im Frühjahr kommen soll. Es ist früh (im) Jahr - wo bleibt das Buch? :icon_mrgreen: Rund 335 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Februar 2016, 20:15:58
(https://2.bp.blogspot.com/-Hg4vOHYKzNE/Vr22ji5vkXI/AAAAAAAAB0k/UJU1sGprqPY/s1600/000.jpg)

Tim Curran. Der Biker John Slaughter hält nichts von Autoritäten. Als eine Katastrophe die USA in nukleares Brachland verwandelt, genießt er das Gefühl von totaler Anarchie und Freiheit. Doch bald wird den Überlebenden das Leben zur Hölle gemacht, als seltsame Würmer vom Himmel prasseln. Sie fressen sich in das Fleisch der Menschen und verwandeln sie in willenlose Tötungsmaschinen. Eine bekannte Biologin könnte die Seuche beenden. Um sie zu finden, bricht John in Richtung Mississippi auf. Er ahnt nicht, das er geradewegs durch die Hölle auf Erden fährt: Mutanten, Monster und konkurrierende Rocker lauern ihm auf - und uralte, diabolische Mächte sind zu neuem Leben erwacht.

John Slaughter, zumeist nur Slaughter genannt, ist ein 1%-er. Einer dieser ernsthaften Gangsterbiker, die für ihre Zeichen alles tun. Sei es nun morden oder nur Schutzgeld eintreiben. Nichts geht ihnen über ihre Kumpels, ihre wahre Familie - nur für einen aus der Truppe der Devisl's Disciples lohnt es sich, das Leben zu geben. Eine verschworene und harte Gemeinschaft mit brutalen Regeln. Doch Slaughter ist alleine unterwegs im Ödland. Seine Freunde, die einzigen, die er je hatte, sind entweder tot oder in einem Bundesknast. So schlägt er sich solo durch ein kaputtes Land, erwehrt sich den Würmerfressern, den lebenden Toten mit aller Kraft und extremer Gewalt. Dann wird auch er eines Tages einkassiert - und erhält einen Auftrag. Die Armee will keine von ihren eigenen Leuten ins mittlerweile wieder unbekannte Land des Westens schicken. Zu groß ist die Angst, dass diese gut ausgebildeten Männer, die an einer wichtigeren Front gebraucht werden, nicht mehr zurückkommen. Also nimmt oder besser zwingt man entbehrliche Figuren, den Job der Armee zu übernehmen. Leute wie Slaughter eben. Und der bekommt seine noch lebenden Kumpels aus dem Knast als Unterstützung. Gut bewaffnet und auf ihren Bikes, in ihren Kutten, mit ihren Zeichen, rasen sie gegen Westen und müssen sich bald aller möglichen Gefahren und Horden von Würmerfressern erwehren. Slaughter wird zeitweise von seinen Leuten getrennt und trifft auf unterschiedliche Einsiedler, die ihn mit Informationen versorgen. Danach geht es in den finalen Kampf, nachdem er seine Truppe wieder um sich versammelt hat.

"American Wasteland" ist fast wieder ein Western. Abgesehen von den Bikes und diversen modernen Waffen, wird der Westen wieder von den aus Osten kommenden "Zivilisierten" erobert, indem man die wilden Horden auszurotten versucht. Selbstverständlich mit diversen Zutaten wie dem Übersinnlichen, das durchaus einigen Platz einnimmt, zombieartigen Würmerfressern, die fast schon die Rolle der damals als so blutrünstig verschrieenen "Wilden" eingenommen haben. Die Biker-Crew stellt so eine Art extra-fiese glorreiche Sieben dar, die das Terrain von einer Geißel des dlandes befreien. Tim Curran scheint sich irgendwie an Namen aus Filmen der 70-er Jahre orientiert zu haben und ganz nebenbei werden auch Chuck Norris und Dr. Who zu Ehren gebracht: "Slaughter" (Jim Brown), "Dirty Mary" (Susan George in "Dirty Mary, crazy Larry"), "Snake" (Okay, frühe 80-er Kurt Russell) und dem Buch (auf gar keinen Fall dem Film) "Damnation Alley" von Robert Zelazny, in dem ebenfalls ein krimineller Biker dazu auserkoren wird, zur Rettung der Menschheit beizutragen. Gegen Slaughter ist Tanner aber ein Weichei. Was mich etwas enttäuscht hat, war diesmal das Szenario mit dem Indianer und den Erzählungen und Mythen. Hat für mich die Geschichte unnötig ausgebremst, war einfach zu ausführlich. Der Rest ist gespickt mit kleinen und größeren Anspielungen auf frühere Bücher ("Leviathan", "Kopfjäger") und der Sturm der Mutanten auf den Hügel hatte schon was von Vietnam wie in dem schon erwähnten "Kopfjäger". Aber hier setzt Curran eindeutig nur auf die reine und blutrünstige Variante der Unterhaltung. Und von Biker-Romantik ala "Easy rider" oder Schlaffis wie in "Der Mann aus San Fernando" kann man sich gleich verabschieden. Schluss mit lustig und romantisch. Verbrecher und Mörder allesamt. Leben um zu töten. Und das tun sie mit Wonne. Schlachtorgien und Blutbäder, Mutanten, fiese Nebel und Geister sowie verquere Visionen. Alle Zutaten da, die einen blutig-unterhaltsamen Leseabend garantieren. Größtenteils auch gelungen, abzüglich des von mir schon erwähnten Sermons. Mal etwas anders auch dadurch, dass der "Held" dieser Geschichte ein Drecksack und Verbrecher vor dem Herrn ist und nicht durch irgendwelche hehren Motive durch die Hintertür wieder irgendwie doch zu einer liebenswerten Sympathiefigur mit kleinen Fehlern stilisiert wird. Slaughter ist ein fieser Killer und er hat seinen Spaß dabei - nix mit Schönling und Gutmensch, noch nicht einmal mit charakterlichem Tiefgang oder auch nur irgendwelchen guten Seiten. "American Wasteland" ist ein blutiges Gematsche mit bösartigem Helden, der über 410 Seiten Tempo und Gedärm raushaut, dass es eine wahre Pracht ist. Abzug in kleinerer Dosis für den trägen Mythenteil, der Rest ist auf jeden Fall ne blutrote Empfehlung wert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Februar 2016, 12:49:57
(https://2.bp.blogspot.com/-sf9Y58VTo7k/Vr7-SN5qVNI/AAAAAAAAB14/2KAF0xiIWEU/s320/000.jpg)

Kealan Patrick Burke. Das Schiff. Am Ufer einer einsamen Insel vor der irischen Küste strandet ein unbemanntes Boot, beobachtet von einem Mann, den die Toten zu fürchten scheinen. In einer kleinen Steinkapelle flüstert eine Frau ein verzweifeltes Gebet, während etwas Blasses, Grauenhaftes an den Fenstern kratzt. Ein junges Mädchen rennt zur Küste, um dort ihren Geliebten zu treffen. Stattdessen stößt sie auf etwas Ungeheuerliches. In einem Beichtstuhl wartet ein toter Mann darauf, dass ihm die Beichte abgenommen wird. Ein Schuss in einer Kirche in Los Angeles treibt Tim Quinn um die halbe Welt und damit in einen Albtraum. Auf der Insel Blackrock stößt er auf Liebe, Mord und Wahnsinn, und er entdeckt die erschütternde Wahrheit über den Vorhang und diejenigen, die sich dahinter befinden.
Der Wanderer. Im Alter von elf Jahren sind dem Jungen Timmy Quinn seltsame Dinge widerfahren. Sein gewöhnliches Leben endet plötzlich in einem Chaos der Offenbarung. Er entdeckt eine weitere Ebene zwischen Existenz und Nichtexistenz, eine Ebene, die nur rachsüchtigen Geistern vorbehalten ist: Den Vorhang. Schlimmer noch, Timmy sieht diese monströsen Wesen, die sich frei zwischen den Welten bewegen und blutige Rache nehmen können. Seine Suche nach Antworten hat ihn um die halbe Welt geführt, ihn gezwungen, das Schrecklichste zu ertragen, und zu erkennen, dass die weitere Ebene, als Bühne bekannt, von Menschen erschaffen wurde, und dass die Toten nicht nach ihrem freien Willen handeln, sondern von einer schleierhaften Figur, bekannt als »Der Wanderer«, beeinflusst werden. Über diesen Mann weiß Timmy nichts. Aber er wird noch so einiges herausfinden, und die Zeit wird kommen, in der er auch erkennt, dass der Wanderer ein schlimmerer Gegner ist als die rachsüchtigen Toten.

Timmy Quinn, inzwischen einige Jahre älter und nun mit dem Anspruch, Tim genannt zu werden, ist in Los Angeles bei seinem Vater und will von ihm einen Ort genannt bekommen, an dem er in Frieden und Ruhe vor den Geistern leben kann. Der gibt ihm an, dass eine kleine Insel vor Irland mit nur 30 Seelen das Richtige für ihn wäre. Keine Verbrechen, keine Toten, keine Geister, die Tim heimsuchen können. Fataler Irrtum. Zuerst wird er vom Dorfpolizisten in eine Art Verhör genommen, weil der und die verschworene Gemeinschaft wissen wollen, was es mit dem seltsamen Amerikaner auf sich hat. Und es dauert auch nicht lange und er hat die ersten Erscheinungen. Ein Priester, der in der Kirche an einem Strick baumelte. Dann taucht auch noch seine Freundin Kim auf der Insel auf. Fortan entwickelt sich die Geschichte, wie es sich Tim nicht träumen wollte. Alte Geheimnisse kommen ans Tageslicht, ein Boot mit einer toten Frau treibt an den Strand. Die Geister wollen Rache. Und in der Story "Der Wanderer" kommt eine Figur zum Zuge, über die Timmy noch nichts weiß, bald aber viel erfahren wird. Denn "Der Wanderer", dessen Geschichte hier erzählt wird und der in einer üblen Familie aufwuchs, hat Macht über die Toten.

Der neue Band um Timmy Quinn und seine Erlebnisse ist ein echter Gruselschrecken mit der einen oder anderen recht blutigen Szene. Zwar keine großen Ekelszenen oder ausufernder Blutdurst, aber auch nicht völlig ohne  Gewalttätigkeiten. Nach und nach kann man das Grauen, das Tim erfährt, fast mit den Händen greifen. Statt eine Zuflucht zu finden, ist alles nur noch schlimmer geworden. Verlust prägt nun seine Welt weiterhin, er kann seinem vermeintlichen Schicksal nicht entkommen, egal wohin er sich wendet. Düster, mit eloquentem Stil und zielsicherer Wortwahl, schickt der Autor seinen Protagonisten auf eine weitere Odyssee während seiner Suche nach Frieden. Einem Frieden, den er immer vor Augen hat, den er aber nicht erreichen kann. Verzweiflung macht sich breit in dem jungen Mann. Sehr gelungen ist auch die Schilderung der abgelegenen Gemeinschaft, deren Verbundenheit untereinander und deren Misstrauen Fremden gegenüber. All das wird hervorragend erzählt von einem Autor, den ich bis vor wenigen Jahren nicht kannte, nicht einmal seinen Namen irgendwo gelesen hätte. Kealan Patrick Burke gehört nicht zu den Romanciers, die plakativ auf brutale Gewalt setzen, sondern langsam eine erschreckende Atmosphäre aufbauen, wie die vernebelte Insel mit dunkel aufragender Kirche in einem kleinen Dorf, eher ein Weiler, nur zu gut beweisen. Mit der Geschichte "Der Wanderer" wird dann das Buch sozusagen abgerundet, um einen Cliffhanger zu platzieren, der es in sich hat. Man (in diesem Falle ich) giert oder lechzt geradezu nach dem abschließenden dritten Band. Hoffentlich wird die Zeit nicht zu lang. Und hier auch ein Lob an den Verlag Voodoo-Press, der mit "Scriptmanufaktur" ein neues Lektorat/Korrektorat an Land gezogen hat, das - auch hier ein ausdrückliches Lob - das die Krankheit der kleinen, aber manchmal recht häufigen Fehler ausgemerzt hat. Nichts lenkt von der Lektüre ab - und die ist qualitativ schon sehr hochwertig. Die 180 Seiten waren tatsächlich flugs "verschlungen".
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Februar 2016, 13:16:07
(https://2.bp.blogspot.com/-4C6XcfSU5ok/VsGdpikFUjI/AAAAAAAAB3U/DxrLmqB7q8s/s1600/apokalypsez.jpg)

Manel Loureiro. Europa liegt in Trümmern: Ein mysteriöses Virus hat unzählige Menschen in Untote verwandelt. Drei Überlebende treten die gefährliche Reise in die USA an, in der Hoffnung, dass dort noch ein Stück menschliche Zivilisation zu finden ist - nur um festzustellen, dass auch Amerika von den Zombies zerstört wurde. Einzig das kleine Städtchen Gulfport, Mississippi, ist bisher verschont geblieben. Doch Sicherheit hat ihren Preis: die Freiheit.

Bei ihrer Reise Richtung USA geraten der Anwalt, Pritschenko, Lucia und Kater Luculo in einen heftigen Sturm, den ihr Boot nicht zu überstehen droht. Doch dann taucht eine riesige, schwarze Wand vor ihnen auf. Anscheinend ein Tanker der schieren Größe nach zu urteilen. Damit die Besatzung sie in dieser Dunkelheit und der Höhe des Kolosses überhaupt bemerkt, feuern sie eine Leuchtkugel ab und haben Glück. Man hat registriert, dass jemand in Not ist und lässt eine Art Lotsenleiter an der Seite herab, über die die in Seenot geratenen an Bord entern können. Schon bald kommt ihnen alles hier etwas seltsam vor. Auch die Reiseroute ist ungewöhnlich. Es geht nach Afrika, um dort Ölvorräte aufzunehmen. Dazu werden Truppen angelandet, die dort mit den Untoten fertig werden sollen und das Öl zudem in den Bauch des Tankers zu pumpen. Es gibt zwar einige Verluste, aber ungewöhnlich ist auch, dass bei den Kämpfern kein einziger Weißer ist. Und diejenigen, die nur gebissen, aber nicht zerfetzt werden, dürfen wieder an Bord. Man tritt den Törn zurück Richtung USA an und als der Anwalt mit dem Kapitän und den Offizieren zusammen speist, stellt er eine fanatische religiöse Stimmung fest und muss bald erfahren, dass hier eindeutig eine Rassentrennung herrscht. Das bestätigt sich, als sie in Gulfport ankommen. Das Städtchen ist ein einsames Bollwerk gegen die Untoten, wird aber von einem Despoten namens Greene beherrscht, der die Bewohner gnadenlos unter seine Knute gezwungen hat. Als Unterstützer und Sicherheitspolizei dienen ihm Ex-Knackis der Aryan Nation, die sich in dieser neuen Ordnung pudelwohl fühlen. Sie können fast nach Belieben gegen Andersgläubige oder Andersfarbige vorgehen. Die Menschen bleiben unter Kontrolle, weil es ein Mittel gibt, das die Ansteckung durch den Virus oder einen Biss zwar nicht heilt, aber den Prozess extrem verlangsamt. Und zu allem Überfluss macht sich von Nordkorea aus, das sich durch seine rigorose Abschottung gegenüber der restlichen Welt tatsächlich vor dem Virus schützen konnte und keine Krankheitsfälle aufweist, ein größerer und schwerstbewaffneter Trupp via Schiff nach Amerika auf und landet an der Westküste an. Von dort aus soll es nun Richtung Osten gehen, wo die Bohrinseln vor der Küste das Öl fördern, das nicht nur die Amerikaner brauchen, sondern auch die Nordkoreaner. Die Asiaten erobern die USA und brauchen sich nur um die "Krümel" kümmern, die die Untoten übrig gelassen haben. "Gulfport" wird zum Schauplatz einer finalen Schlacht.

Vorab hätte der Autor vielleicht etwas besser recherchieren sollen. Er hat Countys direkt als Grafschaft übersetzt. Diesen Begriff haben einst die Briten ins Land gebracht, aber in den USA gab es dann nur in zwei Bundesstaaten wirklich Grafschaften und auch das hatte bald ein Ende. Zu der Zeit, in der das Buch spielt, gibt es jedenfalls keine Grafschaften mehr, sondern nur Countys. Dann lässt er den Anwalt in der Kajüte kochen. Die Kochstelle in der Kajüte wäre dann aber die Pantry oder Kombüse. Daneben gibt es noch einige Logiklöcher (Hier wäre vielleicht ein gutes Lektorat/Korrektorat wie Scriptmanufaktur, um mal ein Beispiel zu nennen, ein Gewinn gewesen, das man sich bei dem Preis von 14,99 Euro für das Buch auch sicher hätte leisten können.). Die Story ist jetzt nicht gerade wunderlich innovativ. Religion, Rassismus, ein Despot, der eine Stadt mit seiner harten Hand führt, böse Schlitzaugen, blonde Nazis der Aryan Nation. Ein Gemisch, das man schon aus etlichen anderen Geschichten dieser Art kennt, Klischees werden also munter bedient. Auch die Charakterisierung der einzelnen Figuren ist wenig überraschend. Schwarz und Weiß wird hier perfekt gemalt. Was man dem Buch aber absolut nicht absprechen kann, ist eine sehr actionreiche Handlung mit einem finalen Gefecht jeder gegen jeden, das es in sich hat. Freunde von Geballer und riesigen Explosionen, Einsatz von RPGs und Panzern gegen Amis und Zombies werden auf ihre Kosten kommen. Stilistisch vielleicht ein Leichtgewicht kann Manel Loureiro auf jeden Fall ein flottes und kurzweiliges Buch attestiert werden, das sich zwar nicht durch überbordende Brutalität auszeichnet, dafür aber schnell und locker zu konsumieren ist. Obwohl man einige Handlungselemente schon aus anderen Büchern kennt, ist "Apokalyse Z - Zorn der Gerechten" weitaus unterhaltsamer als z. B. die recht lahme "The walking Dead"-Buchreihe von Robert Kirkman, auch wenn man zugeben muss, dass die Koreaner irgendwie wohl nur dazu dienten das Konstrukt noch fetziger zu machen und ansonsten eher kaum Daseinsberechtigung haben (in diesem Buch, meine ich). Dass hier auch mal wieder die Nazis aus dem Keller geholt wurden und man den Zugtransport auch aussehen ließ wie die damaligen Fahrten in die Lager, war für mich dann doch nicht gerade die Superidee, da sie ja von jedem benutzt wird, der einen brauchbaren Bösewicht sucht. Lasst euch mal was Neues einfallen. Dies und ein paar andere Dinge sind die Schwächen in dieser für den Massenmarkt kompatibel konzipierten Trilogie, die mit schnellen Handlungsabläufen nicht geizt und sich die stärksten Momente für das letzte Buch aufgehoben hat. Schaut man mal nicht auf die erwähnten Mängel, ist "Apokalypse Z - Zorn der Gerechten" also goutierbare Allerweltsware, bei der sich die Buchhändler nicht weigern, es ins Sortiment aufzunehmen - kommt ja auch von einem der Marktführer, die stößt man nicht gerne vor den Kopf. Wer also mit der Auswahl bei seinem Stammbuchhändler bisher zufrieden gewesen ist, kann sich auf diese Trilogie aus dem Zombieversum locker einlassen und macht weniger falsch als der Autor bei dem einen oder anderen kleinen Lapsus.   504 Seiten. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Februar 2016, 21:50:09
(https://3.bp.blogspot.com/-iYaXPEs-Xsk/VtA7fTF1pZI/AAAAAAAACCI/H9FQPJeb6Jg/s1600/001.jpg)

Edward Lee. Betrete die kranke Welt von Edward Lee. Lese die Abenteuer der geistesgestörten Rednecks Ball und Dicky (bekannt aus Bighead), wie sie auf unglaublich schmutzige Huren treffen, auf einen Serienkiller - und auf etwas Unvorstellbares, das man passenderweise Spermatogoyle nennt. Doch dann treffen sie auf die Minotauress.

Luntville im Süden der USA. Ein Kaff, das nicht einmal Joe Lansdale freiwillig erwähnen würde. Mit Bewohnern, die bei Besuch schnell versteckt werden müssten, um sich nicht zu blamieren. Dort leben Balls und Dickie. Nachdem Balls gerade aus dem Knast kommt, wird est einmal kräftig gepichelt und wahrhaft rotzige Sprüche geklopft. Doch die Sauferei kostet Geld. Da muss ein lukrativer Job her. Schwarzgebranntem schnell über die Staatsgrenze zu verhelfen, wäre da so eine Möglichkeit. Doch davor steht die Bewerbung. Gaaaanz üble Sache. Aber hey, es sind Balls und Dickie. Denen ist nichts zu schmutzig. Wobei in der Gegend eigentlich eh nichts zu schmutzig sein kann. Und dorthin verschlägt es den Schriftsteller. Er will eigentlich mit dem Bus nur durchreisen - es gäbe wohl auch nix, das ihn dort halten könnte -, aber die Gesellschaft und der Mief im Bus sowie die Hinterlassenschaften auf der rückwärtigen Bank, die er auch erdulden musste, lassen ihn gerade hier aussteigen. In dieser Hölle auf Erden will er seinen großen Roman schreiben. Doch erst einmal lernt er die Einheimischen und ihre seltsamen Gebräauche kennen, kommt dabei aber absolut nicht mit seinem großen Epos voran. Anderthalb Zeilen - und dann lernt er auch noch Dickie und Balls kennen. Keine guten Voraussetzungen für einen gebildeten Autor, der dann doch tatsächlich einen literarisch gebildeten Menschen trifft. Dass dieser nicht gerade als Vorbild für andere dienen sollte, bemerkt er erst später. Zudem gelangt er noch mit den beiden Vollhonks zum Anwesen von Crafter, einem alten und knorrigen Typen, der sich bestimmten Forschungen verschrieben hat. Was die Drei dort erleben, spottet jeder Beschreibung. Und die Minotauress erst - Junge, Junge, da müssen sogar die Abgebrühtesten Rednecks erst einmal tief durchatmen.

Ein Edward Lee wie er leibt und lebt. Fäkalsprache im Land der Ungebildeten. Verwatzte rednecks, die sich mit Schwarzbrennerei und Schmuggel ihren Lebensunterhalt verdienen, ihre Untaten für normal halten und die sexuellen Abartigkeiten für normales Liebesspiel. Nach einem Header lernt man jetzt auch einen Rucking kennen (mehr dazu selbstverständlich im Buch). Der Autor liebt seine Übertreibungen, seine ekligen Geschmacklosigkeiten, mit denen er Grenzen auslotet, wie weit er gehen kann. Ja, das Kopfschütteln oder den Würgereflex, den er beim Leser auslöst, beabsichtigt er. Das ist seine Form von Spaß. Wem es zu hart ist, der ist zu schwach. Fertig. Und er spielt natürlich mit diversen Andeutungen aus anderen Büchern, die er dem lesenden Volk schon an den Kopf geknallt hat. Da ist der Opa-Schuhmacher, dem ein Arzt mitgeteilt hat, dass man ihm wegen Diabetes die Füße amputieren müsste (Ohne eben jene dann in "Header"), da sind natürlich Balls und Dickie, die einige Jahre später "Bighead" begegnen werden und da wird auch "Mr. Torso" erwähnt (Beim Festa-Verlag schon angekündigt) kurz erwähnt in all diesen Anspielungen auf frühere Literatur-Verbrechen von Edward Lee. Und als Bonus hat Mr. Lee dann auch noch ein feines Spiel eingebaut. Es  nennt sich "Such-die-Handlung" und hat es wirklich in sich, da er genau diese gut versteckt hat. Und es braucht dann auch schon zwei Drittel Geduld, bis die titelgebende Minotauress auch ihren Auftritt bekommt, der dann aber wieder die typischen Tugenden des Autors zutage bringt. Apropos Autor - man beachte bitte den Schluss.
"Die Minotauress" sollte man meines Erachtens in keinem Fall ernst nehmen. Für mich ist es das, was Edward Lee unter einem reinen Spaßbuch versteht. Er scheint sich köstlich amüsiert zu haben und wer das nicht auch tut, hat halt Pech gehabt. Ist jetzt nicht das Highlight in seiner Bibliographie, aber wer seine anderen Bücher alle gelesen hat, weiß dann eben auch, dass er durchaus anders kann. Rund 350 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Februar 2016, 21:53:30
(https://2.bp.blogspot.com/-mMV9KzgrMyg/Vs7e18tmoFI/AAAAAAAACAk/bLQdwXiCW-Y/s1600/linskeykiller.jpg)

Howard Linskey. David Blake leitet die Geschicke des organisierten Verbrechens im nordenglischen Newcastle, und er weiß genau, dass er diesen Job nicht kündigen kann. Denn aufhören kann man nur als Toter. Und langsam wird es eng für David. Die Polizei sitzt ihm im Nacken, russische und serbische Syndikate, die vor keiner Brutalität zurückschrecken, machen ihm sein Territorium streitig. Es geht ums Ganze – und vor allem ums Überleben.

David Blake ist mit seinem Bodyguard Joe Kinane unterwegs als zwei dreiste Jungspunde sie mit ihrem Auto quasi zur Seite drängen und davonrasen. Während Blake kein Aufsehen erregen will, ist Kinane derart angefressen, dass er die Schwachmaten verfolgt und ihnen zeigen will, was er von jugendlichen Rasern ohne Hirn und Verstand hält. Nach einer wilden Jagd können sie die Kerlchen stoppen und zeigen ihnen, wo der Hammer hängt. Aber Blake hat andere Probleme: Die Tochter eines Bullen, der ihm ständig an den Hacken hing, wurde bestialisch ermordet und im Wald entsorgt. Selbstverständlich ist er der Hauptverdächtige. Sein Mann bei der Polizei, Sharp, warnt ihn und als er dann auch schon abgeholt wird, ist er vorbereitet. Nicht ahnen konnte er, dass auch der Polizeichef ihn nicht für so blöd hält, dass er sich so offensichtlich als Killer präsentiert. Er gibt ihm die Gelegenheit, den Mörder zu finden. Doch damit nicht genug: Sein Finanzexperte wird geschasst. Eigentlich nur wegen Fahren unter Alkoholeinfluss, aber bei der Überprüfung der DNA stellt sich heraus, dass er vor einigen Jahren eine 13-Jährige missbraucht und getötet hat. Also wird er verknackt - und hat das Geld vom Boss selbstverständlich gut gesichert auf Konten auf den Caymans verwahrt, zu denen nur er Zugang hat. Ein russischer Milliardär will Blake zudem dazu benutzen, über dessen Routen zum Schmuggel auch einige Attentäter nach Russland zu bringen, die das Land in Aufruhr versetzen, um den derzeitigen Alleinherrscher von seinem Thron zu jagen. Und in Schottland sind miese Gangster aus Serbien angetreten, um das Territorium mit Gewalt zu übernehmen. Gewalt, die sie aus ihren ethnischen Säuberungen während des Balkan-Konfliktes gewohnt sind.

Nach "Crime machine" und "Gangland" nun mit "Killer Instinct" der Abschluss des düsteren Gangster-Epos über den Emporkömmling in Newcastles Unterwelt David Blake. Schon nach seinem Mord an seinem Boss musste Blake feststellen, dass man sich heutzutage als Syndikatsführer mit den Regeln der modernen Wirtschaft auskennen muss - oder der Staatsführung. Wer da von wem abgeschaut hat, ist nicht mehr festzustellen. Wie in Wirtschaft und Politk lauern überall Konkurrenten, die an ausstechen muss und dabei auch nicht zimperlich vorgeht. Lug und Trug gehören ebenso dazu wie bezahlte Honoratioren und gekaufte Gesetzesvertreter und auch der ein oder andere Mord. In "Killer Instinct" ballt sich alles zusammen und für den eloquenten Gangsterboss wird es erwartungsgemäß eng. Niemand hält sich ewig an der Spitze eines Kartells ohne irgendwann an seine Grenzen zu gelangen, wie Blakes Vorgänger ja zu spüren bekam. Blake muss an allen Fronten kämpfen, sogar an der privaten. Blake ist mittlerweile nur ein schwer gestresster Manager, ein Vorgesetzter, wie ihn manche Psychologen schon als Wirtschaftspsychopathen beschrieben haben. Ob im Leben oder im Sport - es ist leichter an die Spitze zu kommen als sich dort zu halten. Ständig neue Gegner und neue Herausforderungen sind zu bewältigen/zu beseitigen. Was ist nun so besonders an dieser Trilogie? Eindeutig die Hauptfigur. War er zuvor nur einer dieser Berater, die sich durchlavierten und damit herausredeten, dass sie keine richtigen Verbrechen begingen, wurde dieser Yuppie schnell zu einem Führer des organisierten Verbrechens. Aber einer, der ein echter Blender ist. Er hat Charme, ist intelligent, versteht es, sich auszudrücken, sein Gegenüber einzuwickeln, Sympathien auf sich zu vereinen. Und die große Kunst des Autors ist, dass genau dies auch dem Leser passiert. Er weiß genau, dass dieser Blake ein skrupelloser Killer ist, ein eiskalter Mörder, ein Boss, der zwar einige ungeschriebene Gesetze der Branche einhält, aber sonst genauso rücksichtslos zum eigenen Vorteil agiert wie andere Verbrecher auch - und dennoch erwischt man sich dabei, wie man mit ihm mitfiebert, wie man unschlüssig ist, welches Ende man dem Typen wünschen soll. Ich hatte mit meinem übrigens nicht recht. Und so ganz nebenbei gibt Howard Linskey (und irgendwie scheint sich das bei britischen Autoren in letzter Zeit zu häufen) dem Profifußball und seinen über die Maßen verhätschelten Protagonisten ordentlich einen mit auf den Weg. Drogenmissbrauch, Selbstüberschätzung, Starkult für Analphabeten und so weiter. Und ein Name taucht aus welchen Gründen auch immer fast jedes Mal auf: David Beckham. Und selten positiv. Und die Scheinheiligkeit der amerikanischen Politik mit ihren Geheimgefängnissen, Aktionen auf dem Gebiet souveräner Staaten und ihren fadenscheinigen Begründungen dazu, während sie anderen Nationen das Recht für ebensolches Gebaren als selbsternannter Weltpolizist absprechen, darf ebenfalls nicht fehlen. Da wird soviel gelogen wie in anderen Institutionen, die sich für unfehlbar halten, sei es nun Amnesty International, Greenpeace, Politik, Medien, Religion oder Sekten, überall der gleiche Sumpf. Selbst die sogenannten Gesundheitsapostel wie Vegetarier oder Veganer, Nichtraucher oder Baumumarmer werde nicht ausgespart. Selbstverständlich werden solche kleinen Vergehen nur bei den Moralaposteln gerne übersehen oder bleiben unerwähnt. Natürlich bleibt auch die momentane Situation in Russland nicht so ganz unerwähnt und man denkt gegen Ende durchaus auch mal an die vielen skandinavischen Thriller, in denen das Verhältnis zum großen Nachbarn gerne thematisiert wird. Daher ist diese Trilogie nicht nur ein faszinierendes Gangsterdrama im großen Stil, sondern auch eine recht zynische Abrechnung mit dem, was heute in der Welt so vor sich geht. Niemals sollte man dem äußeren Schein auch nur ansatzweise vertrauen. Man kann nur verlieren. Rund 380 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Februar 2016, 21:55:32
(https://2.bp.blogspot.com/-x1Bybucn3Zs/Vs2LqxYb-4I/AAAAAAAAB_c/v79VoC00wk8/s1600/000.jpg)

Edward Lee. "Opa, was ist ein Header?".  In West Virginias einsamen Wäldern gelten andere als unsere Gesetze, und dort vollzieht man eine sehr spezielle sexuelle Praktik. Sie ist so eklig, dass niemand darüber redet - und viele glauben, dass es so etwas gar nicht gibt.

Backwood West Virginia. Drogenküchen, Schnapsbrenner, Hinterwäldler ohne Bildung oder gar so etwas wie einem Job. ATF-Agenten kümmern sich mehr oder weniger darum, den Sumpf der illegalen Transaktionen auszutrocknen. Stew Cummings ist einer davon. Aber er hat ne kranke Frau zu Hause, die Unmengen teurer Medikamente braucht, für die sein Gehalt nicht ausreicht. Also schaut er gegen eine gewisse Gebühr öfter mal weg. Travis hingegen ist ein Hinterwäldler durch und durch. Ungebildet, kriminell, versifft und brutal. Nach einigen Jahren Knast, in denen er seinen Arsch nur durch Anwendung von heftiger Gewalt vor Penetration bewahren konnte, kommt er wieder raus und es zieht ihn nach Hause in die bewaldeten Berge seiner Heimat. Dort lebt nur noch sein Opa, dem beide Beine wegen Diabetes amputiert wurden. Und Opa weiht seinen Enkel nun in die Geheimnisse des "Header" ein. Ein altes Ritual in der Gegend, das sich verfeindete Familien so als letzten Gruß gerne antun. Travis findet Gefallen daran - und Opa? Ja, der ist froh, dass er auf seine alten Tage noch jemand zu einem Header verhilft. Indes macht sich Cummings bei einem der Drogenköche eher unentbehrlich und kassiert mehr ab - und wird danach gierig. Seine Frau zu Hause benötigt immer teurere Medikamente und mit dem Geld, das die Verbrecher irgendwo rumliegen haben müssen, hätten sie ausgesorgt und könnten in wärmere Gefilde fliehen. Gedacht, getan. Und ganz nebenbei muss er ja auch noch die Morde an den Menschen aufklären, die tot in der Landschaft liegengelassen wurden.

Edward Lee insane. "Beim Sterben ist jeder der Erste" aka "Deliverance" in total krank. Für Lee-Erstleser ist der Backwooder "Header" vermutlich die ideale Einstiegsdroge in die kranke Welt dieses Extrem-Horror-Autors, war es doch auch sein Start in diese Richtung. Leser, die seinen Wahnsinnsideen schon vor längerer Zeit lesetechnisch zum Opfer fielen und durch ihre Abhängigkeit nun unrettbar an ihn gekettet sind, werden nur - so sie es nicht schon wissen - auf die Beantwortung der Eingangsfrage warten: "Opa, was ist ein Header?". Danach geht eigentlich alles seinen gewohnten Gang, kann kaum überraschen, ist es doch der noch nicht ganz ausgereifte Beginn einer Reihe mit abartigem Humor und absoluten Geschmacklosigkeiten, die sich von Buch zu Buch immer mehr zu übertreffen versuchen.Und seine Anhängerschaft mehren. Neben den Hinterwäldlern mit ihren seltsamen Regeln und ihrem noch seltsameren Gebaren gibt es noch gute und böse Bullen, den Flair einer im Niedergang begriffenen Gegend, in der Armut regiert. Überraschungen bietet die Story kaum, höchstens Kath bietet gegen Ende noch nen kleinen Twist. Die Novelle liest sich flott, ist stilistisch nicht gerade ein Schwergewicht, weist aber schon den Weg, den Edward Lee später mit viel Erfolg beschreiten wird. Satte Ekelportionen angereichert mit Blut und Hirnmasse, dazu ne Portion Sex der abartigen Variante in den düsteren, von Welt und Gesetz vergessenen Wäldern der USA, von denen nie jemand glauben würde, dass sie tatsächlich existieren. "Header" erschien in Deutschland wie auch die anderen Bücher von Edward Lee beim Festa-Verlag. Besonders daran ist aber, dass es eine Sammlerausgabe ist, die nur über den Verlag vertrieben wird - oder wurde, da schon ausverkauft -, auf 666 Exemplare begrenzt war und zum Buch auch den Originalfilm "Header" als DVD mitlieferte. Für Fans schon fasr ein Schnäppchen. Wird sicher bald einige unmoralische Angebote auf den entsprechenden Plattformen geben. Gestern auf ebay wurden einmal 120 Euro ausgerufen. Abzocke halt. Wie bei jedem Medium darf auch die nicht fehlen. Dennoch greifen Fans oder Sammler zu, die nicht das Glück hatten, ein Abo beim Verlag abzuschließen oder einfach zeitig zu bestellen. 120 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Februar 2016, 21:59:57
(https://3.bp.blogspot.com/-fDAzpd33Lb4/VsW1OmadBjI/AAAAAAAAB54/Fh5vcxbIgnw/s320/000.jpg)

Paul E. Cooley. In 30.000 Fuß Meerestiefe wurde ein Ölfeld größer als Saudi-Arabien entdeckt; eine solche Menge Öl, dass Nationen bedenkenlos in den Krieg ziehen würden, um die Rechte daran zu erstreiten. Als ein Explorationsteam beginnt, ein Bohrloch nach dem anderen in den Boden zu treiben, erschüttert ein gewaltiges Grollen die Tiefe des Meeres. Etwas lebt in dem Öl und es wird zur größten Bedrohung, welche die Menschheit je gesehen hat.

Auf der Plattform im Meer hat der Bohrinsel-Chef Vraebel das Sagen. Er teilt seine Männer ein, diszipliniert sie, wenn nötig und sorgt dafür, dass alles reibungslos abläuft. Da kommen ihm die Leute vom Auftraggeber aber sowas von quer, dass er sie eigenhändig dem tosenden Meer übereignen würde, wenn da nicht seine Chefs und die neuartige Ausrüstung von Catfish, Calhoun und Shawna wäre. Mit diesen hypermodernen Sonden und Tauchgeräten sind die Leute auf der Bohrinseln allen anderen in den Geschäft Lichtjahre voraus. Doch sie ahnen nicht, was sie anrichten, als sie mit den ersten Testbohrungen in der Tiefsee beginnen. Tief in dem Graben ist etwas. Etwas Unheimliches. Etwas, das tötet. Tintenblaues Dunkel verbirgt es vor Blicken, doch es schickt Vorboten auf die Reise. Kleine Massen in schwarz, die sich immer weiter in die Höhe Richtung Bohrinsel arbeiten, keine Probleme mit dem Druckausgleich haben und auch sonst fast kaum eine Schwäche zeigen. Sie gelangen unbemerkt auf die Plattform und bald werden sich die Arbeiter und auch die Wissenschaftler zu Tode ängstigen. Zu allem Überfluss kommt noch ein Sturm auf, der die See aufpeitscht. Doch als die ersten Todesopfer zu beklagen sind, ist der Sturm das kleinere Problem.

"The Black - Der Tod aus der Tiefe" ist genau das, was von mir auch erwartet wurde. Eine nette und durchaus gelungene Mainstream-Horrorstory, die durchaus recht gut zu unterhalten weiß. Den Aufbau und die Charktere kennt man aber sicher schon aus diversen Filmen oder anderen Büchern. Das Alpha-Männchen der Bohrinsel fühlt sich von den Außenstehenden in seiner Ehre gekränkt, dass die überhaupt auf der Insel sein dürfen und noch dazu so etwas wie Narrenfreiheit genießen. Alles auf Befehl von oben, weil denen dort schon die Dollarzeichen in den Augen stehen. Also wird zu Beginn des Buches gezankt, gestritten, erklärt, gespurt und geplant. Nur nach und nach taucht dann auch die wirkliche und unheimliche Bedrohung auf. Dazu Dunkelheit, ein aufziehender Sturm und fertig ist eine düstere Atmosphäre der Furcht. Obwohl auf der Bohrinsel rund einhundert Menschen arbeiten, werden die meisten Aktionen auf die Handvoll Hauptfiguren beschränkt, die sich gegen alle Widrigkeiten zur Wehr setzen. Irgendwie sieht das Szenario bald aus wie "The Blob" trifft "The Thing (Carpenter-Version)" und geht auch ähnlich vonstatten. Also innovative Neuerungen sollte man nicht erwarten, aber eine feine, nicht ultrablutige Lektüre ist "The Black - Tod aus der Tiefe" schon geworden. Ein Drittel ist Einleitung, danach geht es immer mehr zur Sache. Insgesamt netter Horror für den allgemeinen Markt, der sich bald flott lesen, Erinnerungen an Filmchen wie "The Rig" aufleben lässt (ohne dessen günstiger Produktion nachzueifern, aber meine Lieblingsfigur oder mein Sympathieträger Vraebel hätte durchaus auch ein William Forsythe sein können) und auch auf eine aufgringliche Liebesgeschichte freundlicherweise verzichtet. Ein, zwei Dinge haben mich noch gestört, weil sie schon so oft vorgekommen sind, dass selbst das Klischee sich weigern würde, damit in einen Topf geworfen zu werden. Aber die Dinge gehören wohl schon seit den ersten Büchern ever irgendwie dazu. Ich mag sie halt nur nicht mehr sehen/lesen. Sind aber nur Kleinigkeiten. Wer also weiß, worauf er sich da einlässt, dürfte mit dieser Anschaffung schon zufrieden sein. Meinen Dank möchte ich übrigens auch dem Übersetzer Andreas Schiffmann aussprechen, der so eine oder andere meiner dämlichen Fragen beantwortet hat, ohne seinen Verstand zu verlieren. Als Beispiel nenne ich mal das Wort "Evakuation". Mir altem Dorfmenschen mit der dialektbelasteten Ausdrucksweise eines Vorschülers der heutigen Bildungsmisere war das Wort noch nicht einmal so wirklich bekannt und schon gar nicht, dass es auch für "Evakuierung" steht. Zum Glück hab ich nicht nach Eva gefragt oder einer Adamkuation. Also nur teilweise blamiert. Der Kontakt zu Herrn Schiffmann kam übrigens durch den verlegenden (nicht verlegenen) Luzifer-Verlag zustande. Also ein klitzekleines, minimiertes Danke auch an Steffen Janssen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Februar 2016, 22:02:34
(https://1.bp.blogspot.com/-oU3IUP5SUPg/Vsw0vLodsNI/AAAAAAAAB9c/FQUwQm4Xkuw/s1600/g%25C3%25B6tterderschuld.jpg)

Michael Connelly. Der mit allen Wassern gewaschene Anwalt Mickey Haller wird in Los Angeles in den Mordfall an einem Callgirl verwickelt. Er kennt die Tote, denn vor einiger Zeit hatte er Gloria Dayton vor Gericht herausgehauen. Die Anklage wegen Kokainschmuggels wurde fallengelassen, als die Frau ihre Hintermänner preisgab. Doch nun wird ihrdigitaler Zuhälter des Mordes beschuldigt. Der Mann, der Glorias Internetauftritt managte, beteuert seine Unschuld - und Haller wird den Verdacht nicht los, dass sein Erfolg damals vor Gericht unvorhergesehene Folgen gehabt hat.

Mickey Haller ist Strafverteidiger. Einer, der seine Kanzlei in einem Lincoln untergebracht hat und sich von einem Chauffeur zu den entsprechenden Locations seiner Fälle oder Verhandlungen kutschieren lässt. Selbstverständlich unterhält auch er ein Büro, das seine Mitarbeiter für die Prozessvorbereitung oder den unvermeidlichen Papierkrieg nutzen. Und nachdem er einem Mandanten zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens verholfen hatte, nachdem er das erste sabotiert hat, kommt ihm ein neuer Fall unter. Er soll Andre La Cosse vertreten. Der wiederum hat sich an ihn gewandt, weil er seine Adresse von Gloria Dayton hat, einer früheren Mandanit von Haller. Der ist überrascht, denn diese sollte längst unter anderem Namen in Hawaii untergetaucht sein. War sie aber nicht - und jetzt soll Andre sie umgebracht haben. Der Ansatz von Haller ist klar: Er beginnt bei den Mädchen, die Andre ebenfalls betreute und fragt nach gemeinsamen Jobs mit Gloria. Ausserdem gibt es da eine verdächtige Sache in einem Hotel, wo Gloria zu einem Zimmer bestellt wurde, dann aber kein Freier wartete. Dafür aber ein Mann, der sie dann verfolgte. Da der Vorfall aber auch La Cosse seltsam vorkam, vermutete der, dass die Lady ihn bescheißen würde und wurde beim Streit ums Geld etwas grob. La Cosse wirkt immer verdächtiger. Und dann mischen in der Sache auch noch die Bosse von damals mit. Der eine hat sogar seinen bestenfalls unfähigen Sohn damit beauftragt, ihn aus dem Knast zu pauken. Schon nach kurzer Zeit des Kennenlernens ist Mickey Haller sicher, dass das nichts wird und bietet seine Dienste an. Dazu kommt noch sein Privatleben, das unter den Folgen des Unfalls eines betrunkenen Fahrers leidet, den er zuvor erst vor einer Klage wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss bewahrt hatte.

Wenn es um Gerichtsthriller geht, wird ja immer zuerst John Grisham genannt. Doch der lebt mittlerweile nur noch von seinem guten Ruf, den er sich mit seinen ersten, wirklich herausragenden Thrillern erarbeitet hatte. Seit längerer Zeit schreibt er bestenfalls unterhaltsames Mittelmaß oder hin und wieder einschläfernde Reiseführer mit Lokalkolorit, die dem Leser dann als Thriller verkauft werden. Dabei gibt es in diesem Metier doch mit John Lescroart, Scott Turow oder eben Michael Connelly Autoren, die es besser verstehen, dem geneigten Kunden spannende Gerichtsthriller zu liefern. Bei "Götter der Schuld" (Der Begriff wird im Buch dann auch näher erläutert) ist mir der Anfang mit den schäbigen Auswüchsen und Tricks im amerikanischen Rechtssystem doch auf den Magen der Gerechtigkeit geschlagen. Hat man so einen Anwalt auf der eigenen Seite, ist man gut dran, ist er aber der Gegner, wird man fies gelinkt - im Rahmen des US-Rechts. Erster Gedanke: an die Wand gestellt - den Anwalt. Und die Preise, die die für ne Verteidigung aufrufen sind ebenfalls ruinös für ihre Kunden, unanständig und unmoralisch. Hoffentlich wird diese Art der Rechtsprechung nicht völlig von den Europäern übernommen, bei denen es bisher "nur" heißt, wer Geld hat, wird kaum bestraft. Siehe Konzernchefs oder Politiker. Das Buch und die Geschichte sind für einen Thriller auf dem Massenmarkt gut konstruiert und nicht flach nach dem üblichen Schema geschrieben oder einfach mal schnell "rausgehauen", wie es bei so manch anderen Schreiberlingen den Eindruck macht, die sich besonders damals nach Grishams ersten Erfolgen Chancen in diesem Gerne ausrechneten. Sie lagen ja nicht so falsch - lange Zeit wurde jeder vierklassige Hobby-Autor von den Verlagen mit einem Vertrag verfolgt. Doch bald wurde ausgesiebt und geblieben sind nur die Besten oder die am besten Beworbenen. Nach und nach entfaltet sich die Story bei Connelly, er legt falsche Fährten, baut komplexe Handlungsstränge ein und lässt auch den Emotionen um das Privatleben des Lincoln Lawyer (verfilmt als "Der Mandant") ihren Raum. Der Thrill bleibt erhalten bis zum Ende, das man als Leser so nicht vorausahnen kann. Ein typischer Connelly eben, in dem Mickey Haller auch ganz kurz einige Worte mit Harry Bosch, der anderen Serienfigur aus Connellys Feder und derzeit als TV-Serie mit Titus Welliver auf den Bildschirmen, wechseln kann. Spannend, gut, mit einigen Wendungen und einem nicht ganz so befriedigenden Ende in der ach so heilen Welt, wie es einem von John Grisham gerne vorgegaukelt wird. Rund 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 März 2016, 12:36:39
(https://3.bp.blogspot.com/-nLLlSu-mg9E/VtQSVfy-8SI/AAAAAAAACDw/wjFtYoNt5wM/s320/trudge_schleichender_tod.jpg)

Shawn Chesser. Für Cade Grayson, Ehemann, Vater und ehemaliges Delta-Force-Mitglied, begann dieser warme sonnige Samstag im Juli - später bekannt als "Z-Tag" - wie jeder andere Tag auch. Seine Tochter Raven und seine Frau Brook waren auf dem Weg nach Myrtle Beach in South Carolina, um ihre Eltern zu besuchen und ein paar ruhige Tage zu verbringen. Doch diese Hoffnungen wurden schnell zunichte gemacht und sein Leben für immer verändert, als ihn die Nachricht von einem Zusammenstoß in der Innenstadt von Portland zwischen Soldaten der Oregon National Guard und Hunderten von anarchistischen Demonstranten erreichte, die plötzlich extrem gewalttätig und blutrünstig geworden waren. Für Cade und seine Familie beginnt ein Kampf ums nackte Überleben.

Cade hatte gerade Frau und Tochter verabschiedet, als er nach seinem Entschluss, endlich mal etwas in Ruhe am Haus zu arbeiten, zum Nachbarn Ted geht und den knabbernd an dessen Gattin vorfindet. Die Frau ist blutüberströmt und Cade will ihr helfen, greift ein. Doch Ted ist derart bissig, dass er ihn  mit einem Eispickel für immer ruhigstellen muss. Und als sich die Frau von Ted auch wieder erhebt, weiß er, was zu tun ist, schließlich hat er schon genug Zombiefilme gesehen. An dem Mist kam ja niemand vorbei. Also flugs der Tussi auch die übe eingeschlagen und angefangen zu packen. Der Versuch seine Frau und die Tochter zu erreichen, misslingt ihm ebenso wie eine Kontaktaufnahme mit den Schwiegereltern, zu denen die Beiden wollten. Der Entschluss nun nach Osten zu fahren, ist schnell gefasst. Rawley, ein anderer Nachbar, der überraschend gut ausgerüstet ist, was Waffen und Munition angeht, schließt sich ihm an. Mit den zwei hochtourigen Wagen kommen sie gut vorwärts. Unterwegs schließen sich ihnen zwei junge Frauen in ihrem Cabrio sowie Duncan und Harry in ihren jeweiligen Wagen an. Während sie sich Routen abseits der Hauptstraßen suchen, nutzt eine brutale Biker-Gang die Gunst der Stunde für ihre Raubzüge und Mordgelüste. Cade und seine Reisegefähtern versuchen, der Höllenbrut aus dem Weg zu gehen, was aber nicht ganz gelingt. Doch zuvor machen sie noch ein Erlebnis der besonders schrecklichen Art. Unterwegs hatten Rawley und Cade schon zwei Jungs aufgelesen, deren Eltern zu Untoten wurden. Als sie an einem Rastplatz ankommen, werden die Jungs von kleinen Schulblagen angegriffen, die mit ihrer Lehrerin und dem Busfahrer unterwegs waren. Das zwingt die Erwachsenen sozusagen die beiden Jungs zu retten und dafür kleine Kinder zu erschießen. Unterdessen mussten auch die Tochter Raven und Ehefrau Brook ihren Tribut an die Beisser zollen. Brooks Eltern wurden infiziert und sie muss mit ihrem Bruder und ihrer Tochter fliehen. Von Cade hat sie einen Kontaktnamen erhalten, der ihr im Notfall sicher helfen würde. Es ist ein Captain in Fort Bragg - Mike Desanto. Nach einigen unerfreulichen Begegnungen mit den Untoten erreichen sie das Fort, nur um dort festzustellen, dass auch hier die Belagerung durch die Zombies ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Selbst die Armee ist nicht mehr in der Lage, die Situation zu beruhigen. Und dann steht auch noch ein Kommando an, das nach Washington muss, um ins Weiße Haus einzudringen und nach dem Präsidentern und seinem Stab zu sehen.

"Trudge - Schleichender Tod" ist jetzt keine Weltneuheit geworden und was der deutsche Beititel "schleichender Tod" soll, will sich mir nicht ganz erschließen. Schleichen tut dort kaum einer (die Zombies sind je nach Zeitpunkt der Infektion mal schneller oder schon etwas langsamer). Glücklicherweise auch nicht der Leser, denn was die Action angeht, herrscht hier kein Mangel. Es gibt von Beginn an Zunder. Hin und wieder wirkt die Reise von Cade wie eine Zombie-Version von Clint Eastwoods "Der Texaner" mit den ganzen Reisegefährten, die sich ihm anschließen. Doch im Gegensatz zu dem Film, darf man sich hier nicht allzusehr an die Figuren gewöhnen, denn einige Sympathieträger erleben das Ende der ersten Buches von mittlerweile zehn nicht. Wer Gefallen an Büchern wie "The end" von G. Michael Hopf und den Militärromanen um Zombieseuchen von Craig DiLouie gefunden hat, ist hier vollkommen richtig. Und somit sind wir dann auch dabei festzustellen, dass dies ein recht amerikanisches Buch mit den entsprechend heroisch-patriotischen Anwandlungen ist. Politisch scheinen Hauptfigur und/oder Autor zumindest nur ganz leicht links von Attila, dem Hunnenkönig, angesiedelt zu sein. Demonstranten werden da schnell mal zu Anarchisten. Wem das zu amerika nisch ist, der ist halt zu europäisch. Die Handlung ereignet sich an vier Tagen und diversen Locations, die in flottem Wechsel und mit Cliffhangern an den Kapitelenden serviert werden. Kurz und knackig, voller roher Gewalt und so mancher recht blutigen Szene und das Erschießen von kleinen Kindern wurde so emotionslos auch bisher kaum von jemand dagerstellt. Nix mit Heularien von wegen "Ach die armen Kleinen". Shawn Chesser hält sich bei den Gemetzeln zwar nicht lange auf und lässt kein explizites Gematsche in den Vordergrund kommen, aber so die eine oder andere Erwähnung von Gedärmspeise wird schon mal erwähnt, um dann aber gleich wieder Tempo mit hohem Munitionsverbrauch aufzunehmen. Hier und da zeigt sich mal ganz kurz etwas Sozialkritik (Grenzschließungen gegen illegale Einwanderer aus dem Süden usw. - Worte, die hier momentan auch auf fruchtbaren Boden fallen würden, vermute ich.) angedeutet, aber nicht weiter ausgeführt. Auch die politischen Elemente bleiben (noch) im Hintergrund. Steckt die Chinesen dahinter? Eine Frage, der in späteren Romanen vielleicht nachgegangen wird. Zudem wird eine gewisse Marzenberg-Gruppe erwähnt. Beginn eines größeren Verschwörungsthemas? Man wird sehen. Ein paar Klischees wie die blonden Zwillingsschnuckel in ihrem roten Cabrio mussten sicher sein, aber insgesamt überwiegt die actionreiche, wenn auch recht sinnfreie Unterhaltung. Die knapp über 220 Seiten vergehen wie im Flug und ich hoffe, dass die Reihe weitergeführt wird. Ehrlich, lieber amerikanisch-patriotisch-actionreich als deutsch-dröge-düster-schwermütig-reuig und laaaaaaaangweilig. Nicht wirklich innovativ, aber dafür extrem kurzweilig, wenn es an allen Ecken und Ende kracht und man keine Gefangenen macht. Der Tod kommt nicht schleichend, sondern mit einem Bleigewitter und Armyeinsatz. Als Actionfan hat es mir gefallen. Scheiß auf Dialoge oder ausführliche Charakterzeichnung - Rabatz, und den ordentlich. Rund 220 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 März 2016, 20:49:24
(https://4.bp.blogspot.com/-rWd91pt4s4k/VtV91KbJb9I/AAAAAAAACFw/tjxNIvJsNg0/s320/darkday.jpg)

Tom Wood. Raven ist Profikillerin. Lautlos wie ein Schatten eliminiert sie ihre Opfer, bevor diese ihre Anwesenheit auch nur erahnen. Doch diesmal könnte sie das falsche Ziel im Auge haben: Victor. Ein Killer wie sie. Ein Profi so paranoid wie rücksichtslos und perfekt darin, jeden Verfolger auszuschalten. Er spürt Raven rund um den Globus nach - nicht nur, um die Gefahr zu beseitigen, sondern um herauszufinden, wer ihr den Auftrag zu seiner Ermordung gab. In New York treffen die beiden schließlich aufeinander, als dort ein Blackout die Stadt ins Chaos stürzt.

Im ersten Kapitel wird in einer Art Prolog ein Mann namens Beaumont auf recht ungewöhnliche Weise ausgeschaltet. Dann wechselt das Szenario. Europa, Prag. Dort wartet ein Mann nachdem er die Location einnige Tage lang studiert hatte, auf seine Chance, den Auftrag auszuführen, den er von einem CIA-Kontakt zugewiesen bekam. Seine völlige Bewegunsfreiheit ist er durch diese Zwangsverpflichtung beim US-Geheimdienst zwar los, aber dafür wird er von dem auch nicht mehr so zielstrebig verfolgt. Jetzt ist er in Prag, um im Tross eines saudischen Prinzen, der westlich lebt, aber dennoch Terroristen unterstützt, einen Mann auszuschalten. Er sitzt geduldig in einem Kaffee, bis die Entourage des Saudis vorfährt - und wird selbst erledigt. Von einer Frau. Und zwar einer, die im gleichen Metier tätig ist wie er - und die ihren Job fast so gut beherrscht wie er. Dies ist der Startschuss zu einer Jagd, die Victor bald nach New York führt und bei einem stromausfall in Manhattan kommen die beiden Killer sich näher. Nur nicht so, wie es Victor gerne gehabt hätte - falls überhaupt. Zu allem Überfluss kommt noch die Polizei ins Spiel, die durch den Stromausfall überlastet ist und hektisch reagiert. Dazu taucht bald noch ein weiterer Mitspieler auf, der den Überlebenskampf von Victor auf die Spitze treibt.

Zu Beginn geht es im nun fünften Buch um den Profikiller Victor etwas ruhiger zu als zuletzt, dafür ist aber wieder genug Zeit, das akribische und genaue Planen, die perfekte Vorbereitung dieses Mannes zu skizzieren, die ihn zu einem der faszinierendsten Charaktere des Genres in den letzten Jahren gemacht haben. Als kleinen Mangel empfinde ich irgendwie im Unterbewusstsein, dass aus dem Killer, der sich nicht um Ansehen, Religion, Stellung oder Position seiner Opfer schert, durch dieses CIA-Konstrukt doch nur noch Figuren von der dunklen Seite erledigt. Vielleicht mal wieder ein simpler "Privatjob", gut dotiert. Ein Bankier, der für Kartelle Drogengelder wäscht, will einen Mitarbeiter, der zuviel in den Dateien darüber gefunden hat, für immer aus dem Weg wissen. Victor übernimmt und ist erfolgreich. Danach trachtet der Bankier aber auch Victor und der Familie seines ehemaligen Angestellten (Frau, zwei Kinder) nach dem Leben. Fehler: Victor liefert die Familie bei der CIA ab und stellt sich seinen Häschern. Killer des Kartells, aber auch internationale Profis, die scharf auf das Kopfgeld sind, das der Bankier ausgesetzt hat. So in der Art würde ich es gerne wieder lesen und nicht nur im Kampf gegen das Böse. Ansonsten lässt es Tom Wood aber auch hier wieder krachen. Besonders die zweite Hälfte hat es in sich und dort kommt auch die Kaltblütigkeit, mit der Gegner von Victor eliminiert werden, wieder voll zum Tragen. Das Spiel "Killer gegen Killer" hat seinen Reiz und ob Raven überlebt oder sogar in einem Folgeroman wieder auftaucht, bleibt offen. Obwohl ich also etwas zu bemängeln hatte, ist auch dieser Roman aus Tom Woods Feder wieder um Längen besser als der Rest, der so den Markt beherrscht. Ob nun ein Bourne oder andere Helden - gegen ein neues Buch um Victor kommen sie kaum an. Einzig vielleicht solche Kracher gegen den Terror oder Helden USA wie von Will Jordan, Ben Coes, Mark Greaney (solo) oder Stephen Hunter können mir eine ähnlich gute Lesefreude bereiten. Tom Woods Bücher sind einfach eine Pflichtanschaffung. 350 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 März 2016, 12:24:48
(https://3.bp.blogspot.com/-mPiYT9cW-r8/VtvQQ5D0QuI/AAAAAAAACJk/L-yFUEDRRj4/s320/TheDead_02_Cover1-221x350.jpg)

Adam Millard. Die Welt ging zu Grunde. Nicht mit einem lauten Knall, wie es von Theoretikern vorhergesagt wurde, sondern mit einem Stöhnen. Schuld war keine Maya-Prophezeiung, kein Alienangriff, kein Terroranschlag und kein Supervulkanausbruch, sondern ein Virus. Ein tödlicher Virus. In den Trümmern der alten Welt findet sich eine kleine Truppe zusammen, um zu überleben.
Verbarrikadiert in einem Militärstützpunkt, den man nur selten verlassen muss, um nach Nahrungsmitteln oder Medikamenten Ausschau zu halten. Shane Bridge war bis vor kurzem Häftling in einem Hochsicherheitsgefängnis. Doch nach seiner Flucht wird für ihn die Monotonie des Alltags unerträglich. Also verlässt er das sichere Gelände und begibt sich auf die Suche nach seiner Familie.
Der Tod lauert überall. Und es sind nicht nur die fleischfressenden Horden, um die sich Shane Sorgen machen muss. Die Kälte hat eingesetzt.

Shane ist frei und unterwegs, um seine Frau und seine Tochter zu suchen. Als Begleiter hat er nur Jared, Marla und Terry. Sie haben Victor und seiner Truppe sowie anderen Überlebenden nicht nur den Rücken gekehrt, sie sind auch noch in einem Jeep abgehauen, den der Anführer für sich beansprucht hatte, wovon er den restlichen selbstverständlich nichts erzählt. Dann macht er sich mit dem Hubschrauber auf, um die Deserteure zufinden. Unterdessen machen die Entflohenen Bekanntschaft mit den Untoten und verlieren auch Mitreisende. Nun sind sie von drei Gefahren umgeben: Den Zombies, der Kälte und dem sie jagenden Captain Victor. Nirgends sind sie wirklich sicher, werden immer weitergetrieben - auch von Shane, der nichts Anderes im Sinn hat, als seine Familie zu finden.

"The dead: Todeskälte" ist so ein typischer Mittelteil einer Trilogie. War das Knast-Setting im ersten Buch noch temporeich und unterhaltsam, lässt der zweite Teil etwas zu wünschen übrig. Hier werden eher die Protagonisten positioniert, um dann im finalen dritten Teil vermutlich wieder in mehr Rasanz zu Werke zu gehen. Hier jedenfalls gibt es auch einige emotionale und tragische Momente für die Hauptfiguren, die ihnen zumeist bei Begegnungen mit den Zombies widerfahren. Ansonsten ist nicht wirklich viel Neues geboten. Ist aber auch schwer bei der Flut an Zombie-Geschichten - ob nun auf Papier bzw. eReader oder im Film und TV. Das Thema ist wie seine Gestalten nicht totzukriegen. Flottere Abwechslung und neue Impulse gab es zuletzt bei Jeremy Robinson und seinem "Xom-Bi", was jetzt aber nicht  heißt, dass das vorliegende Buch ein absoluter Langweiler ist. Auf allzu ausführliche Charakterzeichnung wird verzichtet und dafür auf Konfrontationen innerhalb der Gruppen gesetzt und der blutige Kampf gegen die Untoten bleibt im Vordergrund. Also keine ewiges Genörgle und Palavern wie in "The walking dead", wo mir die eine oder andere Staffel aufgrund der Aufarbeitung der Probleme innerhalb der Gruppe viel zu wenig Tempo aufzubieten hatte. Und die Bücher von Kirkman und seinem Co-Autor sind noch schlimmer, platter und langweiliger. Verglichen mit denen sind die beiden bisher erschienen Bücher von Adam Millard echte Highlights, in denen es auch irgendwelche tyrannischen Despoten gibt, Feiglinge, Kämpfer und harte Hunde, die aber entschieden rasanter sind und sich doch einigermaßen zügig lesen lassen. Nimmt man das Buch "The dead: Todeskälte" allein zum Maßstab, gibt es sicher einige bessere Bücher zu diesem Thema, auch weil sich hier hin und wieder Logiklöcher eingeschlichen haben. Nix wirklich Dramatisches, aber sie sind halt vorhanden. Es gibt die eine oder andere recht blutige Szene, aber es sind keine Entgleisungen in Richtung überbordender Gewalt enthalten. Kein extremer Horrorschinken, aber auch kein Buch zum Entsorgen. Kann man sich kaufen und wird akzeptabel unterhalten, aber eine Pflichtanschaffung ist es auch nicht geworden. Dafür ist es zu sehr Mittelmaß. rund 220 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 März 2016, 12:35:16
(https://3.bp.blogspot.com/-fdhhyFeA06s/Vtlzs7Eae7I/AAAAAAAACIA/7TeGqaytab0/s320/deadrise.jpg)

Robert Blake Whitehill. Der ehemalige Navy SEAL Ben Blackshaw entdeckt beim Austerntauchen in der eisigen Chesapeake Bay das gesunkene Wrack eines Rennbootes auf dem Meeresgrund, millionenschwer beladen mit Kisten voller Goldbarren. Eine der kisten, die er öffnet, enthält jedoch eine schmutzige Nuklearbombe und mit Öffnung der Kiste hat er versehentlich einen vierundzwanzigstündigen Countdown bis zu ihrer Detonation ausgelöst. als wäre das noch nicht genug, erkennt er in der Leiche am Steuer des Wracks einen Mann, der seit Jahren als vermisst gilt: Seinen Vater.

Ben Blackshaw hält seinen Fund auch erst einmal vor seinem Partner Ellis geheim, aber der ist nicht auf den Kopf gefallen und hat schon bald den Ex-Seal zum Reden gebracht. Gemeinsam verstecken sie ihren Fund - auch die scharfe Waffe - auf einem nicht genutzten Gelände und wollen abwarten und einen Plan entwickeln, wie sie die Bombe unbemerkt entschärfen und das Gold bergen können. Aber irgendwie ist Ben sehr misstrauisch geworden gegenüber Ellis. Er ahnt, dass der viel mehr weiß als er zugibt. Und schon bald tritt das erst einmal in den Hintergrund. Chalk und seine Mannen sind im Auftrag einer Senatorin unterwegs, um Gold und Bombe wieder einzusacken. Der Vater von Ben hatte für sie gearbeitet und Gold sowie Bombe einkassiert, statt es abzuliefern. Doch danach ging es mit dem Flugzeug leider zu steil Richtung Bucht und er landete bei den Austern, wo Ben ihn dann fand. Jetzt wird Ben zum Gejagten. Und auf Smith Island fallen Chalks Männer und Terroristen ein, die jeweils die Sore für sich und ihre Zwecke haben wollen. Schon bald sind alle Bewohner der Insel inklusive Bens Verlobter LuAnna im Fadenkreuz der Verbrecher.

Das Thema des Buches ist ja jetzt nicht so neu, dass man sich vor Überraschung die Hände vors Gesicht schlagen würde, aber das wurde ja auch nicht erwartet. Leider konnte aber bei mir persönlich keiner der Protagonisten viel Punkte sammeln. Ben mit seinem Misstrauen und seinem hin und her nervt anfangs ganz schön, die Beziehung zwischen ihm und LuAnna erfährt jetzt auch keine pricklende Schilderung, fast wie ein Pakt zum Inselrammeln, weil dort ja sonst kein anderes Exemplar ist, das dafür in die engere Auswahl käme. das ist eher ein Wechsel zwischen schwülstigen Gequassel und grobschlächtigem Sex. Und Chalk? Der ist eine derart durchgeknallte Figur, dass er fast schon nicht mehr wahr ist (gilt übrigens auch für die Senatorin und das BSE) und dass dem seine Männer nach einigen von Chalks Aktionen noch folgen, ist schon sehr seltsam. Sobald man in der Nähe von Gold und Bombe wahr, hätte der ne Kugel in den Rücken gekriegt und fertig. Zu chaotisch, der Typ, zu nahe am endgültigen Austicken. Im Laufe der Story wird der Ton etwas flapsiger und auch mit viel Dialekt durchsetzt, doch wirklich zünden wollte diese versuchte Humoreinlage nicht, bis auf die Ausnahmen des Vergeltungsgesetztes (einfach ein netter Begriff) und die Nadia-Comaneci-Schwindel-Skala, die aber voraussetzt, dass man weiß, wer die Dame ist. Leider wirken aber dadurch einige Dialoge nicht nur aufgesetzt sondern auch etwas dämlich, eben auch, weil zuvor selbst die Inselaffen sich normal auszudrücken wissen untereinander. Aber die Action ab Hälfte zwei bis zum Finale hin ist ordentlich, hätte sogar richtig stark sein können, wirkte aber irgendwie ausgebremst und halbgar. Und damit wären wir auch bei meinem Fazit: Wer sich mit den fetzigen und temporeichen Werken von Coes, Hunter, Wood usw. schon beschäftigt hat, kann hier durchaus mal einen Blick riskieren, da es kein Totalausfall ist, aber irgendwie ging es nicht an mich. Ich konnte nicht mitfiebern, ein Page Turner ist es aus meiner Sicht nicht geworden wie es eben die Bücher der vorgenannten Autoren waren/sind. Trotz der Seebären, die schon halb Piratenclique sind und den fiesen Terroristen. Wie meine werte Gattin immer zu sagen pflegt: Gut, aber nicht gut genug. Solide halt. Mal abwarten, ob ich beim zweiten Buch nen Blick riskiere. Aber da Actionkost ja derzeit so selten verlegt wird (außer Festa und sehr vereinzelt, wie Oasen in der Wüste, bei nem Großverlag), werde ich dem veröffentlichenden Luzifer-Verlag wohl wieder meine Penunze zukommen lassen.   380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 März 2016, 19:06:01
(https://1.bp.blogspot.com/-ik6FpprMrSg/VuPrajcLYOI/AAAAAAAACLg/K4SWmmBpd1403aGQWiq41KBuEmcclbq7A/s320/natchezburning.jpg)

Greg Iles. Penn Cage, Bürgermeister von Natchez, Mississippi, hat eigentlich vor, endlich zu heiraten. Da kommt ein Konflikt wieder ans Tageslicht, der seine Stadt seit Jahrzehnten in Atem hält. In den sechziger Jahren hat eine Geheimorganisation von weißen, scheinbar ehrbaren Bürgern Schwarze ermordet oder aus der Stadt vertrieben. Nun ist mit Viola Turner, eine farbige Krankenschwester, die damals floh, zurückgekehrt – und stirbt wenig später. Die Polizei verhaftet ausgerechnet Penns Vater – er soll sie ermordet haben. Zusammen mit einem Journalisten macht Penn sich auf, das Rätsel dieses Mordes und vieler anderer zu lösen.

In den sechziger Jahren ist der Rassismus im Süden der USA noch groß in Mode. Da werden unliebsame Begegnungen zwischen dunkelhäutigen Männern und weißen Frauen noch derbe bestraft. In dieser vergifteten Atmosphäre bildet sich eine Gruppe, die sich nach dem geprägten Golddollar "Die Doppeladler" nennt. Ihnen ist das Vorgehen des Ku Klux Klans nicht hart genug und man spaltet sich ab. Und bald geschehen die ersten Morde und auch Menschen verschwinden. Jene Schwarze, die diese Art der Säuberung überleben, werden aus der Stadt vertrieben und dürfen nicht zurückkehren. Doch vierzig Jahre später kehrt Viola Turner, einst Krankenschwester in Natchez und in der Praxis von Tom Cage angestellt, nach Hause zurück. Sie ist an Krebs erkrankt und hat nichts mehr zu verlieren. Doch dann wird sie ermordet. Und plötzlich taucht ein Sohn auf. Er heißt Lionel und fordert Gerechtigkeit für seine Mutter. Tom Cage gerät unter Verdacht, sie getötet zu haben. Und hüllt sich in Schweigen. Sein Sohn Penn Cage ist davon überzeugt, dass sein Vater so etwas niemals getan haben kann und will ihm helfen. Doch der mauert und verschwindet bald von der Bildfläche. Dafür tauchen die alten Seilschaften der Doppeladler wieder auf. Niemand konnte sie jemals für irgendeine Tat belangen, vielleicht wollte es auch niemand. Bald mischt sich auch die Staatsmacht mit ein, selbst das FBI schaut mal in Natchez vorbei. Und Caitlin, die Verlobte von Penn, wird immer interessierter an dem Fall, da der einen riesigen Sprung für ihre Karriere werden könnte. Als Reporterin für eine Zeitung schon eine gewisse Pflicht zur Berichterstattung. Immer mehr Familien werden in den Sog gerissen, den die Rückkehr von Viola Turner und ihr Tod ausgelöst haben. Und immer gefährlicher wird es für Penn, seinem Vater zur Seite zu stehen.

Ein Südstaatenepos, das eintausend Seiten an Umfang aufzuweisen hat und nur der erste Teil einer Trilogie ist. Teil zwei erscheint im April unter dem Titel "Die Toten von Natchez" und hat wieviele Seiten? Ja, wieder mehr als eintausend. Und der Protagonist Penn Cage wurde ja schon zuvor in drei Büchern des Autors mit den Erlebnissen in seiner Heimatstadt Natchez gewürdigt. auf seinem Weg zum Bürgermeister konnte der Leser dann auch erfahren, dass Penn Cage nicht wirklich eine blütenweiße Weste hat, ein bisschen Erpressung hilft immer. Das muss auch der Bezirksstaatsanwalt erfahren, der Penn seitdem hasst. Dieses Aufeinandertreffen in dem Fall gegen Tom Cage zeigt, mit welchen Bandagen hier gekämpft wird. Lug und Trug, Erpressung und Korruption, alles vorhanden. Und der Egoismus von Caitlin in ihrer Eigenschaft als Pressefrau macht sie in mehreren Sequenzen nicht wirklich sympathisch. Irgendwie scheint die Presse immer zu erwarten, dass sie ein Recht auf jede Information hat und zudem sämtliche Mittel - legal oder illegal - anwenden darf, um diese zu erhalten. Und natürlich zu entscheiden, in welcher Form ihre Art der Wahrheit präsentiert wird. Passt ja irgendwie auch zu heute, wenn eine Pressefrau bei einer Auszeichnung weinerlich verkündet, dass die Presse nicht lügt, um damit dem Pauschalurteil der Lügenpresse entgegenzutreten und dabei aber ebenso pauschal davon ausgeht, dass die Presse frei von Lügen ist. Heuchelei allerorten. Presse halt. Auch für die Presse gilt in Leben und in Roman, dass man es immer mit den Mächtigen hält und auch sonst gerne die Hand aufhält. Ebenfalls negativ aufgefallen ist, dass Penn Cage sich als jemand sieht, der keine Rassenunterschiede macht, aber eine dunkelhäutige Frau dann fragt, was ihre Leute davon halten, was geschehen ist. Er fragt nicht, ob sie weiß, was die Leute davon halten, sondern was IHRE Leute davon halten. So ganz ist der Rassismus aus seinem Denken nicht verschwunden, so modern und aufgeschlossen er sich auch gibt. Und der Standesdünkel im Süden? Existiert nach wie vor. Lässt man sich nun auch nicht vom üblichen US-Pathos irritieren, den ganzen Helden diverser Kriege und davon, dass es einfach nicht geht, einen Roman über Rassismus in den USA zu schreiben, ohne dabei zu erwähnen, dass die Nazis doch so viel schlimmer waren (Wobei die Amis sehr gerne vergessen, dass in Sachen Völkermord sie einen ziemlichen Vorsprung haben, wie die Indianer sicher bestätigen können, zumindest die wenigen, die noch leben. Folter und forschnasse Verhöre kennt man ja auch aus diversen Berichterstattungen und ihr Verständnis der Demokratie ebenso. Also wird immer ein Opfer gesucht, das herhalten muss, um eigene Fehler zu kaschieren. Die Erwähnung der Nazis in diesem Buch war ungefähr so nötig als hätte Leo DiCaprio in "Titanic" ne Traumsequenz wie der leckende Kutter von al Kaida überfallen wird.), nicht vergrätzen, entwickelt sich das Buch trotz der einen oder anderen Länge und Atempause zu einem Sittenbild der USA bzw. deren Süden damals und heute. Und man stellt fest - so viel hat sich nicht wirklich geändert, man bezeichnet es nur anders. Politisch korrekte Begriffe und weitere Verbalsaltos verhindern noch keine Denke, sie machen die Vertreter dieser Erfindungen eher nur lächerlich, zu Witzfiguren, die keiner ernst nimmt. Greg Iles packt seiner Gruppierung Doppeladler aber auch wirklich ein schweres Päckchen auf. Sie müssen für politische Attentate und Morde, Kriege und so ziemlich alle Verbrechen seit den frühen sechziger Jahren herhalten. Aber gleichzeitig kann er damit aber auch einige Spannungsbögen entwickeln, die einen guten Thriller ausmachen. Die arme Viola Turner ist bald nur noch eine Nebenfigur, die für Familientragödien, Prozesse und Vaterschaftsklagen herhalten muss. Und abgesehen von ihr bewegen sich alle Personen in einer Grauzone, sind längst nicht die strahlenden Helden, die sie gerne wären oder als die sie zu Beginn gesehen wurden. Nur eben die Doppeladler und ihre Sympathisanten sind noch schlimmer. Mit Fortgang der Handlung kommt auch mehr Tempo in die Geschichte, bald ist es auch soweit, dass Action in die Story kommt, die zwar irgendwie nicht ganz passt, aber flott präsentiert wird, obwohl man oft den Gedanken nicht los wird, dass das hier ein Krieg der alten Männer ist. So ist "Natchez Burning" zu Beginn ein Buch voller historischer Bezüge, die breit gefächert dargeboten werden und zum Ende hin ein temporeicher Actionthriller und bietet so mit einigen Figuren zusammen diverse Klischees. Dennoch ist "Natchez Burning" ein ernst zunehmender Roman, ein dramatischer Start einer Trilogie, die den Finger in die Wunden der amerikanischen Geschichte legt. Und am Ende sind sie längst nicht alle besiegt. 1004 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 März 2016, 10:20:09
(https://1.bp.blogspot.com/-YDT9c2sIva4/VuVr4zVMhOI/AAAAAAAACNk/qcANblqZLh4sLjMyukg5n2-geLtupQKUg/s1600/Divine---Blick-ins-Feuer--Roman-9783958350922_xxl.jpg)

Cheryl Kaye Tardif. CFBI-Agentin Jasmine McLellan und ihr Team sind nicht nur übersinnlich begabt, sondern auch auf der Jagd nach einem Serienbrandstifter, der bereits das Leben von drei Opfern auf dem Gewissen hat.

Jasmine McLelland und ihre Kollegen Ben und Nastassia ermitteln im Auftrag ihrer Divine Ops für das CFBI, die kanadische Bundespolizei. Im vorliegenden Fall haben sie es mit einem Serienbrandstifter zu tun. Ihnen zugeteilt wird auch Brandon Walsh von der Behörde für Brandstiftung. Die Begeisterung darüber ist im Team eher geing, aber sie können nichts dagegen tun. Gemeinsam ermitteln sie in dem vorliegenden Fall, dass dieser durchaus Parallelen zu den vorhergehenden Brandstiftungen aufweist. Zudem erhält Jasi bald von einer Pressedame mit Namen Cameron Prescott weitere Informationen, die zur Gefangennahme des Täters führen könnten. Verdächtige gibt es genug. Also wird es nicht so einfach wie nach der Information durch die Pressetrine geglaubt. Im Fortgang der Ermittlungen verdichten sich die Anzeichen, dass in diesen Fall mehr Schuldige verwickelt sind als man annehmen sollte. Selbst die Opfer können nicht unbedingt mit der berühmten Weißen Weste in ihrem Dossier protzen. Dennoch kommen sie dem Täter immer näher und damit wird es auch für die Kollegen gefährlicher, aber insbesondere Jasi ist dem Tode näher als sie sich je gewünscht hat.

Ich hatte mich ja schon einmal mit "Wilder Fluss" an einem Buch von Cheryl Kaye Tardif versucht und fand mich bitter enttäuscht wieder. Der Verleger meinte damals zu meiner Rezension, dass ich wohl die falsche Zielgruppe sei. Ich geb es ja ungerne zu, aber recht hat er, der gute Mann. Dennoch hat mir der Luzifer-Verlag freundlicherweise für einen zweiten Versuch das Rezesionsexemplar von "Divine - Blick ins Feuer" zur Verfügung gestellt. Und was kam dabei heraus? Leider wieder nur so ein Wannabe. Das Buch wäre so gerne ein richtiger und spannender Thriller, der vor Tempo nur so strotzt und mit falschen Fährten den Leser gut unterhält. Was mich daran gestört hat? Leider die Figuren und wie sie geschildert wurden. Ebenso wie in "Wilder Fluss" sind die Frauen mehr oder weniger platte Ischen, die die Kerle nur auf deren Triebe reduzieren und jeden Mann in der Umgebung für einen schändlichen notgeilen und perversen Rammler halten, während gerade diese Jasi ja sooo neidisch auf das viele Holz vor der Hütte von Kollegein Nastassia ist, weil sie selbst noch nicht mal ne halbvolle Streichholzschachtel zu bieten hat. Und als dann dieser Brandon Walsh auftaucht, geht ihr erster Blick in Richtung Lendenbereich, um abzuschätzen, ob es reicht, auf Armeslänge wegzubleiben, um nicht in "verhärtete" (oder um beim Holz zu bleiben, Knüppel ausm Sack) Gefahr zu geraten. Und ganz nebenbei kommt die Truppe oftmals derart überheblich rüber, dass ich ihnen selbst gerne Feuer unterm Arsch gemacht hätte. Rationales Denken geht ihnen oft ab und trotz ihrer PSI-Fähigkeiten liegen sie mit ihren Ermittlungen paranormal oft daneben. Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen. Tja, was die anderen Mitspieler dieses Drama angeht, hat man sich sehr viel Mühe gegeben, die schlecht und mies darzustellen, ihnen jede unerträgliche Charaktereigenschaft anzudichten, dass es doch zu klischeehaft ist, um noch allzu ernst genommen zu werden. Sympathische Figuren ist also Fehlanzeige. Aber diesmal gibt es auch positive Anmerkungen. Die Autorin hat sich nicht mit mehreren Themen verzettelt und hätte mit diesem Thriller mit paranormalen Anleihen durchaus etwas Brauchbares anbieten können.Viele Verdächtige, falsche Fährten, Mord und Brandstiftung, Anschläge - die Zutaten können sich also sehen lassen. Zunichte gemacht wird das leider von der Figurenzeichnung und der doch sehr deutlichen Schwarz-Weiß-Malerei. Gerade bei Jasmine fühlte ich mich oft in einem Girlie-Thriller, der gezwungen Bravo-Niveau und die dazu passende Zielgruppe erreichen wollte. Nicht ganz so gruselig schlecht wie "Wilder Fluss", aber über gut gemeintes Mittelmaß und Kopfschütteln über das Bild der Männer und Frauen in dem Buch kommt es leider nicht hinaus. Wäre in einem dieser unkritischen Massenverlage besser aufgehoben und würde in den Buchregalen der Läden sicher bei den gelangweilten Hausfrauen gut verkauft werden. Eine Kaufempfehlung kann ich da leider nicht aussprechen. Bessere Figuren und es wird vielleicht etwas. 290 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 März 2016, 11:09:16
(https://3.bp.blogspot.com/--m-Iww59iyg/Vuk_P_JoZ4I/AAAAAAAACQc/Y7NWVQWVFdI2vl05SSWJs7rpmRB_MazVQ/s320/gangster_squad_covert_cops_the_mob_and_the_battle_for_los_angeles.jpg)

Paul Lieberman. Gangster Squad dokumentiert die wahre Geschichte einer geheimen Polizeieinheit, der jedes Mittel recht war, um Mickey Cohen und andere Mafiosi in Los Angeles der Nachkriegsjahre zu bekämpfen. 1946 rief das LAPD die Gangster Squad ins Leben: acht Männer, die keine Rücksicht kannten, sich im Geheimen an Straßenecken trafen und ihre Maschinenpistolen unter dem Bett versteckten. Illegale Wettbüros, verruchte Bordelle, Lauschangriffe bei Nacht und Nebel - das war ihr Leben. Quelle Amazon.de.

1946 wird in Los Angeles wegen des überhand nehmenden Verbrechens die geheime Einheit Gangster Squad gegründet. Es begann eigentlich schon, als in der Großen Rezession aus dem ganzen Land Menschen in die Region kamen, weil sie dachten, sie könnten hier ihr Glück machen. Mit ihnen kamen auch die Gauner wie Fred Whalen mit seinem Billard-Trick. Kleine Ganoven, nicht mehr. aber man hatte ja schon einen Al Capone in die Schranken gewiesen und glaubte, das auch mit den Neulingen tun zu können. Doch aus dem Norden und Osten breitete sich auch die andere Krankheit namens Mafia Richtung Pazifik aus, brachte solche Gangsterbrut wie Mickey Cohen mit sich. und aus dem Krieg kamen die Soldaten zurück, die von den Verbrechern mit ihren Taschendiebstählen bis hin zu Überfällen regelrecht ausgenommen wurden. Und die Bosse versteckten sich hinter ihren Anwälten und Lakaien, ihnen war nicht beizukommen. Auch nicht, als sie sich um die Reviere stritten. So kam es, dass die Squad auch Mittel und Wege nutzte, die bestenfalls halblegal waren. Unerlaubtes Abhören war da ebenso an der Tagesordnung wie hin und wieder ordentlich Dresche für einen der kleineren Fische. Aber die Squad wurde auch mit Waffen größeren Kalibers ausgerüstet, die aber seltener in Gebrauch waren, als einem diverse Filme dieser Zeit wahrmachen wollten.

"Gangster Squad" ist absolut kein Buch NACH dem Film oder dem Drehbuch, sondern mehr ein Sachbuch, das irgendwie schon in etlichen Passagen und auch dem Stil schwer an die L. A.-Bücher von James Ellroy erinnert. Aber wer mit einem Sachbuch überfordert ist, sollte sich dann eher fernhalten. Paul Liebermans Buch ist eine Sammlung von Anekdoten, die zu der Gesamtgeschichte der Einheit verknüpft wurden. Es ist höchst informativ, beschreibt die Zustände der damaligen Zeit ebenso wie den Wandel, den Polizei und auch das Verbrechen durchmachten. Man erfährt von Verwicklungen oder zumindest Verbindungen zu Hollywood, das sich den einen oder anderen Fall als Beispiel für seine Filme nahm. Man erfährt, dass Lee Marvin, der spätere Star, ein Ausbilder im Krieg war, dass Gene Roddenberry Polizeisergeant mit Kontakten zum TV gewesen ist und später ja mit "Star Trek" Weltruhm erlangte. Barbara Stanwyck und Fred MacMurray werden am Rand erwähnt und Mickey Cohens Hang zur Extravaganz im Glamour der Stars mit immer neuen Liebschaften zu sehen ist. Selbst J. Edgar Hoover hat sich aus seiner Zentrale in die Belange der Squad gemischt und auch der Fall "Die schwarze Dahlie" findet seine Erwähnung. Doch in der Hauptsache geht es um die Zusammenstellung der Einheit, ihre Figuren, die Charaktere, woher sie kamen (bei der Gelegenheit wird auch etwas von der Geschichte Kaliforniens eingebracht, das nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg von 1846-1848 an die USA fiel und sich dann nur wenige Jahre später der Union anschloss) und wie ihre Werdegänge aussahen. Da waren die überkorrekten Männer ebenso vertreten wie solche, die durchaus auch mal die Hand aufgehalten haben oder mal so ganz nebenbei Dresche austeilten, um ihren Pappenheimern klarzumachen, dass sie in dieser Stadt nichts mehr zu erben haben. Selbst über die erst 1963 von Joe Valachi (mit Charles Bronson verfilmt) gebrochene Omerta wird ein wort verloiren, über die Gangster, die aus Sizilien nach Amerika kamen, aus Corleone, das dann später Namensgeber für Puzos "Der Pate" war. Insgesamt ist "Gangster Squad" ein Sachbuch mit all seinen Informationen, aber auch mit Schwächen, doch Sachbücher sind eben nicht allein der puren Unterhaltung verpflichtet. Was dann auch im Nachwort zum Tragen kommt, wenn der Autor verdeutlicht, dass einiges verkürzt, vereinfacht oder schlicht nur zu Kommerzzwecken fürs Publikum verändert wurde. Sei es der Cohen im Buch und der von Sean Penn dargestellte, die große Unterschiede offenbaren, seien es die großkalibrigen Auseinandersetzungen oder auch nur die Darstellungen des Niedergangs der Mafiosi des alten Stils. Im Film wurde die Ära des Verbrechens, das sogar dazu führte, dass Hollywood einen Pakt mit der Polizei einging, dass am Ende der Gangster immer verlieren musste und seiner gerechten Strafe zugeführt wurde, die mit Ende der fünfziger Jahre ihren Ausklang fand, dann doch recht knapp geschildert. Das James Ellroy ja mit einer neuen Quadrologie über L. A. kurz nach Pearl Harbor begonnen hat, werden wir zu diesem Thema sicher noch mehr zu lesen bekommen in dessen fiktiv-realistischen Art. Ich fand die Anschaffung des Buches auf jeden Fall keinen Fehler und würde es denjenigen, die kein abgekupfertes Drehbuch lesen wollen, durchaus empfehlen. 490 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 März 2016, 11:37:10
(https://4.bp.blogspot.com/-vBdWOmiOPmg/VuqG5C-Ae1I/AAAAAAAACSI/0PbIoLpCvQozqd2Om9HoYCk51c2ARS7Ww/s1600/adrian-untote-cover1-148x235.jpg)

Chris Philbrook. Das achtteilige Zombie-Epos "Adrians Untote" ist der Blick in die Seele eines Menschen, der um sein tägliches Überleben kämpft, gefangen zwischen Horden von Untoten und Menschen, die zu allem bereit sind. Adrian Ring erzählt in kurzen Tagebucheinträgen von einer Welt, in der das Köpfen eines Zombies noch zu den geringsten Problemen zählt. Vom Wahnsinn, der an der nächsten Ecke lauert. Von Rettung und Verlust. Von seinem Kater Otis, den er retten konnte, und von seiner Mutter, die er erschoss.

Im Juni des Jahres 2010 ist die Menschheit dem Untergang geweiht. Adrian erlebt es hautnah mit, wenn die Toten plötzlich wieder aufstehen und die Lebenden anfallen und beißen. Zuerst denkt er sich nicht bei dem Aufruhr, ruft halt mal die Polizei. Okay, er will sie rufen. Leitungen überlastet. Später erfährt er dann via TV das ganze Drama und macht sich auf den Weg zum nächsten Laden. Vorräte bunkern, Waffen und Munition kaufen, weitere Dinge, die fürs Überleben notwendig sind, beischaffen und zu seinem Arbeitsplatz bringen. Adrian arbeitet an einer abgelegenen Schule für zu reiche Zöglinge als Nachtwächter und Aufpasser, dass die Brut nicht ausbüxt. Das Gelände ist nach
einer Säuberung eigentlich recht gut zu verteidigen. Zusammen mit seinem Kater Otis richtet sich der Militärveteran an einem relativ sicheren Ort der Schule ein, verbarrikadiert die Zufahrt und befreit Schule und Gelände von Zombies. Nach und nach holt er sich weitere Vorräte, Benzin für den Generator, sodass er Strom und Heizung hat.

Die Story ist in Tagebuchform gestaltet und durch das "Mitwirken" von Otis war ich lange versucht, das Buch mit den Aufzeichnungen des Anwaltes von Manel Loureiro und seiner Katze in "Apokalypse Z" zu vergleichen. Doch während bei Loureiro die Reise durch das Chaos früh beginnt, bleibt Adrian vor Ort. Er ist eh ein Mensch, der sich in Gesellschaft nicht so wohlfühlt, bezeichnet sich selbst als Menschenhasser. Als Veteran der Armee hat er schon genug Unheil gesehen und weiß, was Menschen anrichten können, wenn ihnen danach ist. Das was heutzutage als normal bezeichnet wird und als Gleichschaltung für die gesamte Gesellschaft gelten soll, damit es keine Individuen mehr gibt, keine Andersdenkenden, die von der Regierungslinie oder den Plänen der Konsumgewinnler einfach abweichen und eigene Wege gehen, ist sein Ding nicht. Er will seinen Frieden und im Normalfall kann er sein gegenüber durch seine Größe und mit den seinen Körper verzierenden Tattoos einschüchtern, ohne dass es zu einer schlimmeren Konfrontation kommt. Hin und wieder macht die eine oder andere Bemerkung etwas neugierig, ob er vielleicht Neigungen zu verbergen hat, die ebenso nicht ins ideale Weltbild der Gutmenschen und folgsamen Herde passen, die ihren Führern in jeder Hinsicht folgt und jeden ausgrenzt, der nicht ihre Lebenseinstellung teilt. Seit Einführung des Internets und den (a)sozialen Netzwerken hat die Flut der Wichtigtuer, die zu Hause wohl nix zu melden haben und hier gegen andere hetzen, immens zugenommen. Und die Politiker spielen mit, ja fördern es noch, dass eine eigene Meinung, die nicht die der durch gesteuerte Demokratie dumpf gehaltene Masse darstellt, von eben dieser mithilfe der Medien und den Netzwerken auf übelste diffamiert wird. Da bleibt er also lieber für sich. Er sorgt für seinen Kater, ist durchaus hilfsbereit, wie in den Teilen des Buches, in - nicht wie bei Loureiro, wo einfach auch die Story des Protagonisten plötzlich keine Tagebuchform mehr hatte - denen die Erlebnisse von Menschen geschildert werden, denen Adrian zuvor bei seiner Suche nach Waffen und Lebensmitteln kurz vor dem endgültigen Zusammenbruch der Zivilisation begegnete, geschildert werden. Adrian ist nicht der Army-Superheld, der große Weltenretter, aber er ist - wenn schon nicht gebildet - clever, weiß sich zu helfen. Sein Erzählstil ist flapsig, hat einen gewissen Humor, der öfter einmal zum Schmunzeln reizt, wenn er sich zum Beispiel Gedanken zur "überbewerteten Lady Gaga macht, die bestenfalls als Geschmack des Monats gelten kann - nicht für Zombies als Mahlzeit, nur als Musik" oder sich über die Zahnpflege der Film-Zombies echauffiert und sich dann fragt, ob die Bisse von Alte-Leute-Zombies, die ja nur noch ein Gebiss tragen, auch ansteckend sein könnten. Existenzielle Erkenntnisse in einsamer Umgebung. Er hängt seinen Träumen nach, vermisst frühere Wegbegleiter, nutzt einmal den Fund etlicher Dosen Bier zu einem Besäufnis, um sich endlich einmal zu betäuben und von den Alltagssorgen, dem Überlebenskampf, weg zu sein. "Adrians Untote" ist actionreich und nachdenklich, blutig, aber nicht überhart. Und nachdem ich mich dann so richtig in das Buch eingelesen hatte, war ich überrascht, wie enttäuschend ich es fand, dass die Geschichte mit Seite 324 für dieses Mal schon ihr Ende fand. Ich hätte noch locker 1000 Seiten weiterlesen können. Glücklicherweise gibt es noch sieben weitere Teile von Adrian und seinem Tagebuch. Voodoo Press, bitte übernehmen Sie.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 März 2016, 20:44:22
(https://4.bp.blogspot.com/-Kf1LHScSacY/Vu7HaBHPloI/AAAAAAAACUc/31f30ssA6isuXIH7iII4Oeft4vU-mSzEg/s320/jurassic_dead.jpg)

Rick Chesler & David Sakmyster. In einem unterirdischen See in der Antarktis hoffen Forscher bisher unbekannte mikrobielle Organismen studieren zu können, doch was sie entdecken, ist weitaus erstaunlicher: vollständig erhaltene Dinosaurier-Leichen. Nachdem einer der Leichname auftaut und mit Heißhunger erwacht, wird deutlich, dass der Tod nicht zwangsläufig das Ende ist und das Leben immer einen Weg findet. Umweltaktivist Alex Ramirez, Sohn des Expeditions-Paläontologen, kam in die Antarktis, um die Organismen vor dem Aussterben zu bewahren. Nun muss er schnell lernen, dass es die menschliche Rasse ist, die Schutz benötigt.

Der Fund in der Arktis ist eine Sensation und selbstverständlich denkt der Finanzier der Expedition, DeKirk, ein zu reicher Milliardär, schon ans Geschäft. Zudem steht die USA dabei auch noch in Konkurrenz mit den Russen. Von beiden Seiten werden Zugänge in die Tiefe gebohrt, um als Erste in dieser unterirdischen Kaverne mit einem tiefen See zu gelangen. Alex und Tony, zwei eher militante Ökoaktivisten, lassen sich heimlich in die Tiefe hinab, um dort Sprengladungen anzubringen, die die Bohrung sabotieren und die Organismen schützen sollen. Es kommt anders als geplant: Sie werden aus dem Dunkel von etwas angegriffen und Tony ist der Erste, der abrutscht und in die Finsternis stürzt. Auch Alex kann nicht richtig erkennen, wer oder was sie da angreift, aber es sieht fremdartig aus, obwohl er dennoch russische Soldaten vermutet. Dann kann auch er sich nicht mehr halten und rutscht nach unten. Es hat Glück und ihm passiert nichts, doch sein Kumpel Tony sieht grässlich verändert aus, irgendwie schuppig. Aus seinem verunstalteten Mund röchelt er Alex aber entgegen, er solle verschwinden. Was der auch tut, da diese Soldatenbestien oder was sie auch sonst sein mögen, ihm auf den Fersen sind. Dann bricht die Hölle los und Alex verliert das Bewusstsein. Er findet sich dann in der Station der Expedition wieder und begegnet dort seinem Vater, der das Ganze leitet. Die gefundenen Saurier würden seinen Ruf als Forscher aufpolieren, für den er seit Ewigkeiten die Familie vernachlässigt hat. Was er nicht ahnt, ist, dass die Viecher noch leben und dass auch die Truppen, die sie bald bedrängen, sich als Untote herausstellen werden. Und als der Milliardär befiehlt, die mittlerweile schwer betäubte Beute auf eine abgelegene Insel zu schaffen, setzt er einen Überlebenskampf für Alex und die gesamte Mannschaft in Gang.

Weit ist es mit der Welt schon gekommen, wenn so mancher zu meinen scheint, ein Buch NUR mit Zombies wäre realistisch, aber eines mit Zombie-Sauriern würde dann doch an der Realität vorbeigehen. In der einen oder anderen internationalen Meinungsäußerung wurde dies so niedergeschrieben. Was erwartet man denn von einem Buch, das sich schon anhand der Inhaltsangabe liest wie "Jurassic (Zombie-) World"? Es sind alle Zutaten vorhanden, die ein derartiges Buch braucht: ein Milliardär mit deppert-gierigen Plänen, eine einsame Insel, sogar ein Vulkan, wie man ihn von "Caprona" kennt, Forschungseinrichtungen, Zäune, Stationen und selbstverständlich viele Opfer. Noch wurde kein Vergnügungspark eingerichtet, aber das kann ja noch kommen, da weitere Bücher schon existieren und nur noch den Weg nach Deutschland finden müssen. Die Grundidee an sich ist schon mal nicht schlecht und es beginnt auch sehr temporeich. An Opfern und blutigen Einzelheiten wird nicht gespart, so einige Gedärme finden durch neue Körperöffnungen den Weg ins Freie und einige Schädel strengen sich bis zum Platzen an. Höchstbewertetes Kulturgut ist "Jurassic dead" sicherlich nicht, aber unterhaltsamer Trash auf jeden Fall. Ein bisschen Probleme hatte ich mit den Figuren. Alex ist so einer der Sorte, die einer Organisation angehören, die Worte wie Frieden oder Menschenrechte im Namen führen, aber mit Gewalt gegen andere Menschen vorgehen, um ihre Ziele zu erreichen. Heuchler halt. Schützt die Tiere, tötet lieber Menschen - so in der Art. Um ihm wenigstens etwas Tiefe zu geben, darf ein Konflikt mit Papa nicht fehlen. Der wirft Sohnemann vor, sich bei seiner krebskranken Mami nur mal kurz via Mail innerhalb der letzten Jahre gemeldet zu haben, während Papi selbst auch nie für die Familie da war, das sein Forschungsegoismus immer Vorrang hatte. Veronica ist zu doof, einen Einsatz gescheit vorzubereiten, obwohl sie als Koryphäe auf ihren Gebiet geschildert wird. Und die restlichen Figuren sind eh Untote oder Bösewichte. Keiner zum Liebhaben, zum Mitfiebern, echt jetzt, das geht doch nicht. Nicht einmal ein Playboy-Bunny a la Erica Eleniak in "Alarmstufe Rot". Lässt man ein paar Logilklöcher außer acht, wünscht den Figuren alles Schlechte und konzentriert sich auf den Rabatz, dann ist "Jurassic Dead" genau die richtige Unterhaltung. Ständig was los, immer Tempo drin, Explosionen, Schusswechsel und Fressorgien, wilde Flucht und ne Menge Glück sowie die Vorbereitung einer Fortsetzung. Fast alles da, was Spaß verspricht. Nur der Humor, den ein Jake Bible in seinen Büchern wie z. B. "Mega", das auch auf Action setzt, aber nicht wirklich ernst genommen werden will, einsetzt, der fehlt hier fast gänzlich. Aber der Roman ist abgefahren genug und bringt zudem eine seltene Variante ins Genre, dass man liebend gerne ein weiteres Abenteuer ähnlicher Art lesen möchte. Und dazu vielleicht auch noch einen weiteren "Mega" aus der Feder von Jake Bible. Also Lektüren ohne den nötigen Ernst. 310 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 März 2016, 15:41:02
(https://1.bp.blogspot.com/-zytiq_yPxu0/VvE6nbrfRUI/AAAAAAAACWI/t2vdqx0CYyEzRmdN6CveYhFfKF6GNRedw/s320/dasdingaus.jpg)

John W. Campbell. Ein amerikanisches Forschungsteam wird in der Antarktis von einer außerirdischen Lebensform bedroht, die in der Lage ist, ihre Gestalt beliebig zu verändern.

Eine Forschungsstation am Südpol. Im ewigen Eis, weitab von jeder sogenannten Zivilisation, entdecken die dort stationierten Männer eine tiefgefrorene Kreatur. Sie bringen sie in die Station und schon beginnt das Rätselraten um ihre Herkunft. Im Küchenbereich ist der einzige Tisch, der groß genug ist, das Ding abzulegen und aufzutauen. Ein verhängnisvoller Fehler - ist das Ding doch ein Gestaltwandler aus dem All. Millionen Jahre unter dem Eis begraben und nun befreit, macht sich das Ding auf, einen Weg in die Welt der Menschen zu finden. Zwischen ihm und dem Rest der Welt stehen nur noch die Forscher. Doch die können sich schon bald selbst nicht mehr trauen. Ständig umkreist sie die bange Frage: Ist mein Kollege und Gegenüber denn überhaupt noch ein Mensch?

"Das Ding aus einer anderen Welt" ist die Novelle von John W. Campbell aus dem Jahr 1938 mit dem Originaltitel "Who geos there?" und nicht das Buch zum John Carpenter-Film aus 1982 von Alan Dean Foster, der sich hier begleitend zum Drehbuch als Autor weitere Meriten verdient hat. Jahre später hat Foster übrigens für längere Zeit resigniert und das Schreiben für Filme aufgegeben, weil man ihm ständig reinredete und auch sonst für ordentlich Chaos sorgte. Doch zurück zu Campbells Buch. Es ist eine klassische Geschichte von Menschen, die in einem eng begrenzten Terrain zusammenleben und sich gegen eine Bedrohung wehren müssen, von der sie nicht wissen, von wem sie überhaupt wirklich aus geht. Paranoia und allgegenwärtiges Misstrauen machen die Situation fast unerträglich. Wer jetzt die Filme kennt, wobei ich eigentlich immer nur an die Erstverfilmung von Christian NyBy mit James Arness und das modernisierte Remake von John Carpenter mit Kurt Russell denken musste, während mir das Premake aus dem Jahr 2011 nicht in den Sinn kam - vermutlich weil es mir eh egal war -, dem wird selbstverständlich vom Thrillsektor her etwas fehlen, aber dennoch ist es eine gelungene Geschichte, die in ihren Bann zieht. Kurz und knapp auf das Wichtigste verdichtet wird straff erzählt und nicht durch irgendwelche sinnlosen Sperenzchen wie Liebesgeschichten oder ausuferndes Blabla auf den Kern der Story zugesteuert. Was hat das Ding vor? Wie kann man ihm beikommen? Und nach dem Zehn-kleine-Politisch-Korrekte-Prinzip werden dann die Übernommenen aussortiert, wenn man endlich eine Möglichkeit gefunden hat, mit der man ausmachen kann, in wen oder was sich das Ding verwandelt hat. Bleibt aber immer nich die Frage, wie man es aufhalten kann? Oder ob man es überhaupt aufhalten kann. Spannend wie ein Who-dunnit-Thriller, überraschend (Unkenntnis der Filme vorausgesetzt) ohne Ende. Ach was, schlichtweg gut halt. Die 110 Seiten waren flugs gelesen. Und als "Bonus" gibt es ja noch dazu "Parasite deep" von Shane McKenzie. Dazu aber ein andermal mehr.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 März 2016, 19:16:16
(https://4.bp.blogspot.com/-xe2-4LsTvzQ/VvPZfXADC_I/AAAAAAAACXY/kzB8On6bJTYtgsB6giUD5wdCfELxXoqsQ/s320/grisham.jpg)


John Grisham. Sebastian Rudd ist kein typischer Anwalt. Seine Kanzlei ist ein Lieferwagen, eingerichtet mit Bar, Kühlschrank und Waffenschrank. Er arbeitet allein, sein einziger Vertrauter ist sein Fahrer, der zudem als Leibwächter und Golfcaddie fungiert. Sebastian Rudd verteidigt jene Menschen, die andere als den Bodensatz der Gesellschaft bezeichnen. Warum? Weil er Ungerechtigkeit verabscheut und überzeugt ist, dass jeder Mensch einen fairen Prozess verdient.

Sebastian Rudd hat seine Kanzlei tatsächlich in einem Van und einen Fahrer, der auch als Bodyguard und als Kumpel fungiert. In seinem ersten Fall des Buches soll er einen Jungen verteidigen, den die ganze Stadt schon schuldig gesprochen hat und der kein faires Verfahren erwarten kann. Der Junge ist einer der Außenseiter, die nicht aussehen wie es die Masse gerne hätte, die von den Medien und der Werbung vorgegaukelt bekommt, was normal zu sein hat. Der Junge hat keine Chance. Doch Rudd will sie ihm geben. In einem weiteren Fall geht es um einen Schwerstkriminellen, den Rudd verteidigt  hat und der kaum um die Todesstrafe herumkommt. Noch während der Anwalt bei seinem Mandanten in Knast ist, gibt es in der Stadt an unterschiedlichen Orten Explosionen. Der Verdacht, dass sein Mandant dahintersteckt, wird dadurch genährt, dass es Gerichtsgebäude und andere Orte trifft, die mit der Verurteilung des Gangsters zu tun haben. Ein ganz perfider Fall ist der, in welchem die Polizei mit einem Schweraufgebot eines SWAT-Teams das Haus eines Ehepaars stürmt, bei der Gelegenheit vorgeht wie bei einem Terroreinsatz und die Frau des Hauses sowie die Haustiere tötet, den Mann schwer verletzt und das Haus beschädigt. Problem 1: Es war das falsche Haus. Problem 2: Der Mann hat sich im Glauben, dass er überfallen wird, mit einer Schusswaffe gewehrt und einen der Eindringlinge leicht verletzt. Leider existiert ein Gesetz, das den Mann auch dann bestraft, wenn er sich nur gewehrt hat. Weil er einen Polizisten angeschossen hat.

Zum Klappentext hatte ich schnell die Vermutung, dass man hier klar auf den Erfolg von Michael Connellys "Lincoln Lawyer" zielte und zudem den Herrn Anwalt als einen hehren Kämpfer für das Recht darstellen wollte. Ob das in der Absicht des Autors lag oder nur des veröffentlichenden Verlages, ist mir nicht bekannt. Doch während die erste von verschiedenen Geschichten, die wie einige Anekdoten aus dem Arbeitsleben eines Anwaltes skizziert sind, ihn auch wirklich noch als einen Mann erscheinen lässt, der diesem armen Jungen sein Leben retten will, während er von allen schon verurteilt und durch die Medien getrieben wurde, wie ein Teufel in Menschengestalt. Hier geht es wirklich um Gerechtigkeit. Schon der zweite Fall ist anders konzipiert. Auch wenn der Gangsterboss ebenfalls ein Recht auf anwaltliche Vertretung hat, ist Mr. Rudd hier auch auf reichlich Geld und Ruhm aus. Diesen erhofft er sich besonders vom Fall des Mannes, dessen Haus gestürmt wurde. Hier agiert Rudd wie einer dieser Schadenersatzaasgeier, die in Krankenhäusern auf Unfallpatienten lauern, um einen Prozess führen zu können und die Verletzten noch auf den Bahren ansprechen. Und beim Prozess seines MMA-Proteges wird ganz deutlich, dass hier der Eigennutz regiert. Sympathieträger ist Rudd nur bedingt. Aber das unterschiedet ihn auch von den vielen - nicht allen - Heroen in der Schriftstellerlaufbahn des John Grisham. Nach zu vielen belanglosen Geschichtchen über Pro-bono-Junganwälte, die alle so gut, lieb, nett und sympathisch waren und denen er zumeist nur mit einem kleinen Fall, der als Thriller aufgebauscht wurde, ohne solche Elemente zu enthalten, und viel Lokalkolorit plus extrem polierten Nichtigkeiten zu 450 Seiten Desinteresse auf Seiten des Lesers verhalf, ist Rudd in "Der Gerechte" zwar nicht gerecht, aber eine Figur mit Ecken und Kanten, eigensinnig, egoistisch und von sich eingenommen. Einer, der sich nicht scheut, sich die Finger schmutzig zu machen, aber auch einer, der Angst hat, dass einer seiner unterlegenen Mandanten oder die bloßgestellte Polizei auf Rache aus sind. Und je weiter man als Leser in dem Buch vorankommt, umso mehr erfährt man über irrsinnige Gesetze, Vertuschung, Korruption (und dass auch Herr Anwalt sich dieser Mittel durchaus bedient, um zu gewinnen), Drohungen und Eischüchterungen, Vorteilsnahme und Ignoranz, Vorurteile und auch Rassismus. Es entstand für  mich zwar der Eindruck, dass hier zugunsten des Protagonisten in Boulevard-Presse-Manier einige seiner Gegner überzogen schlecht dargestellt wurden, sodass dieser trotz eigener Mängel und Verfehlungen immer noch als einzig Gute in diesem Roman wirkt, doch gerade der Prozess gegen den Hausbesitzer zeigt die Perversität mancher US-Gesetze und wie die Justiz und die Polizei ihre Fehler vertuschen wollen. So ist die erste Hälfte von "Der Gerechte" im Flug konsumiert, so schnell wie schon lange kein Grisham mehr und so interessant, dass man es kaum glauben mag, dass es gerade dieser Autor ist, der diese Story verfasst hat. In der zweiten Hälfte lässt es etwas nach, geht man zu sehr in die Privatangelegenheiten und Problemchen des Anwalts. Familienleben und Ehezwist, das bekannte Blabla blitzt hie und da auf. Doch es bleibt nicht lange so. Die Fäden werden weitergeführt, die Fälle neu verhandelt und Rudd muss der Polizei helfen, ein entführtes Mädchen zu finden und bringt dabei seinen Sohn in Gefahr. Das hält das Interesse an dem Buch weiter wach, die Spannung bleibt erhalten. Nicht jede Lösung ist am Schluss die optimale und der Ausklang lässt Möglichkeiten für ein weiteres Buch um Sebastian Rudd offen. Für mich der temporeichste, unterhaltsamste und somit auch beste John Grisham seit langen Jahren. Zwar werde ich bei diesem Genre weiterhin John Lescroart und Michael Connelly vorziehen, aber Grisham hat den Abstand sichtlich verkleinert. Wer den Autor bisher geschätzt hat, wird hier auf alle Fälle bestens bedient. Und ich wandere dann wieder zu Philip Kerr, der Fußballern den Spiegel vors Gesicht hält und danach zu meinen favorisierten Action- und Horrorschinken. Nicht dass jemand auf die Idee kommt, ich würde Bücher mit einem gewissen Anteil an Niveau lesen. Ich hab schließlich nen schlechten Ruf zu verteidigen. 415 -Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 März 2016, 16:47:37
(https://1.bp.blogspot.com/-pCaiFg0_HIo/VvZhlGyO4rI/AAAAAAAACZQ/kSbXhPSUsSwPHGR066khk8vn9Zbcykhpw/s1600/000.jpg)

Philip Kerr. Griechenland im Hochsommer: Die Sonne brennt, auf den Rängen im Hexenkessel des Karaiskakis Stadions toben die Fans. Scott Manson und sein Team vom skandalträchtigen Erstligisten London City wollen nur das Champions League Spiel gewinnen und nichts wie zurück ins kühle England. Da bricht Scotts Topstürmer vor laufenden Kameras tot zusammen. Die griechische Polizei stellt die gesamte Mannschaft unter Verdacht, und der ukrainische Clubchef und Ex Mafiaboss Sokolnikow verlangt schnelle Aufklärung. Doch als wenig später ein totes Escortgirl aus dem Hafenbecken von Piräus gefischt wird, weiß Scott, dass der Schuldige nicht unter seinen Spielern, sondern in der Chefetage von London City zu finden ist. Ein Spiel gegen den Gegner aus den eigenen Reihen beginnt.

Scott Manson kennt die Probleme, die man als Vereinstrainer hat, wenn dieser Club von einem reichen Besitzer abhängig ist. Da wird gekauft und verkauft, ohne den Trainer zu fragen. Es werden Entscheidungen getroffen, an denen er nicht mitwirken durfte. Da genießt er den Urlaub in Berlin mit Freundin Louise besonders. Und das Fachsimpeln mit dem deutschen Trainer von Hertha BSC wird ihm auch von Nutzen sein. Der lädt ihn zu einem Freundschaftsturnier in Griechenland ein, wo die Hertha um den dortigen Schliemann-Cup spielt. Doch zuvor müssen einige Freundschaftspiele mit London City in Russland ausgetragen werden. Man lernt schnell die russische Gastfreundschaft kennen. Der jüdisch-arabische Spieler Soltani wird verhaftet und aus dem Land gewiesen, Bekim Develi gibt ein extrem Putin-kritisches Interview und dann zofft er sich in der Kabine mit dem afrikanischen Neuzugang Prometheus, der sich abfällig über Schwule äußert - im Beisein des deutschen Spielers Christoph, der ja bekanntlich homosexuell ist. Danach die Reise nach Griechenland zum Turnier der Hertha. Was dort abgeht, übertrifft die Hetze in Russland noch. Anti-deutsch wäre noch ein wohlmeinendes Wort für die Stimmung. Und in diesem Hexenkessel soll man das erste Quali-Spiel für die Champions-League austragen. Kaum da, geht der Zinnober auch schon los. Ständige Störfeuer in der Vorbereitung, Krawall aller Orten. Der Spieltag. Die Mannschaften laufen aufs Feld, das Match wird angepfiffen. Und als Belim Develi ein Tor schießt, bricht er kurz nach seiner Jubelarie zusammen. Er wird ins Krankenhaus gebracht. Herzstillstand. Das Spiel wird abgebrochen, aber am Folgetag fortgesetzt. Inzwischen ist Develi verstorben und die Mannschaft verstört. Man verliert mit 1 : 4. Und muss in Griechenland bleiben, weil die Untersuchungen zum Tod des Spielers noch laufen. Und als dann ein Excort-Girl tot im Hafen gefunden wird, ist schnell von Mord die Rede. Und Scott Manson ist wieder als Detektiv gefordert. Er läuft sich die Hacken ab und bekommt viel Hilfe von griechischer Seite. Panathinaikos-Anhänger, die Olympiakos leidenschaftlich hassen, unterstützen ihn, wo es nur geht. Und während der sich alles zusammenpuzzeln muss, wundert er sich über die Lebenseinstellung der Griechen, ihren Hass auf die Deutschen und die Korruption im Land. Erfährt aber dazu auch viel über Praktiken im Geschäft Fußball, an die er trotz seiner bisherigen Erlebnisse nicht glauben wollte.

Mit spürbarer Freude stänkert Philip Kerr gegen das System im Fußball, lässt aber auch an vielen Spielern kein gutes Haar. Ein Freund oder Fan von David Beckham ist er vermutlich nicht und die Anekdote die er einbringt, macht das verständlich. Wollte doch Beckham dereinst nur mit Mütze trainieren, damit die Medien seine neue Frisur erst am Spieltag sehen konnten. Fand Alex Ferguson damals nicht wirklich amüsant. Und die FIFA? Müssen ja schon 1986 mit "Korruptionsblindheit" geschlagen gewesen sein, als sie damals den "Hand-Gott" Maradona zum Spieler des Turniers machten - einen Betrüger. Philip Kerr serviert einen schönen Eintopf mit exquisiten Zutaten an Dämlichkeiten der sogenannten Profis. Nach seinem Protagonisten Manson ist die Intelligenz eines Spielers an den Rechtschreibfehlern n seinen Tattoos zu messen. Aber auch hinter den Kulissen brodelt es. Milliardäre, die sich Mannschaften als Hobby halten oder Spieler als Abschreibungsmasse nutzen. Daneben ein bisschen gegen die Amis gehetzt (Wo kann man diese Ahnungslosen, die jedes Spiel oder jeden Sport mit Show aufpeppen müssen, damit ihnen die Zuschauer, die eh unter andauernder Bildungs- und Konzentrationsschwäche leiden, nicht wegpennen) und kleine Boshaftigkeiten wie folgende. Zitat: "Fußball, Mann! Die letzte Möglichkleit, sich legal einen Afrikaner zu kaufen." Zitat Ende. Zu welch Blödheiten sogenannte Profis fähig sind, wurde ja letzt erst auch in Deutschland unter Beweis gestellt. Diese Protagonisten kommen jedenfalls auch im zweiten Buch um Scott Manson sehr schlecht weg. Und auch das Geschäftsgebaren rund um den Fußball erfährt seine Kritik. Die Fans sind doch mittlerweile nur noch ein Nebenprodukt. Ob es nun um die Selbstdarsteller mit Twitter-Account und Facebook-Seite (Hier ein Lob an Sandro Wagner vom SV Darmstadt 98 für seine Äußerungen zu dem Mist. Nicht im Buch, sondern in einem Interview vor einiger Zeit.) geht, denen die Frisur und das Image wichtiger ist, als ihr Beruf oder um die Vorstandsetagen, in denen mit Geldern jongliert wird, wie in höchsten Wirtschaftskreisen. Wenn diese Klubs ihre Zahlen veröffentlichen, dann frag ich mich, warum die für die massiven Polizeieinsätze rund um ihre Spiele angeblich kein Geld haben. Neben Beckham werden auch andere Namen aufgetischt wie z. B. Ferdinand, der hier als rabiater Vinnie Jones-Verschnitt seine "Widmung" bekommt. Und the Special One darf in einem Buch über Fußball nicht fehlen. Schachfiguren, Popstars, Eitelkeiten, Milliardärs-Poker, Bösartigkeiten - blitzgescheit präsentiert, dem Fußball nen Spiegel vors Gesicht gehalten und dann noch kräftig in den Arsch getreten. Und danach geht es Richtung Politk und Auswüchse der Fanszene. Griechenland, schon seit langen Jahren ein Hort von überbordender Gewalt und Korruption im Fußball-Geschäft. Und jetzt noch Pleite, von den Deutschen nach eigener Auffassung im Roman misshandelt und mit einer neuen Form der Diktatur zum Sparen gezwungen. Griechenland, eine Nation, die es sogar schafft, deutsche Tranigkeit zu überbieten. Wenn in Detuschland eine Gemeinde und selbstverständlich deren teilweise recht unverschämten Mitarbeiter oder Bürgermeister, es innerhalb von sechs Monaten nicht schaffen (wollen), einen Grundstücksverkauf und die Umschreibungen auch auf steuerlicher Ebene hinzubekommen, dann brauchen die Griechen dafür Jahre. Die Deutschen sind für die nur "Malakas" (Wichser) und gearbeitet wird nur gegen "Fakelaki" (Schmiergeld) und dann auch noch gestreikt. Der Autor sieht seine Roman-Griechen wohl etwas anders als diese sich selbst. Aber das gilt ja auch für die Fußballer. Und so ganz nebenbei wird auch die beginnende Flut von Flüchtlingen erwähnt, in der sich die Griechen allein gelassen fühlen im Jahr 2015, dem Entstehen das Buches. Und in diesem Mischmasch aus Fußball, Geschäft und Politik muss auch noch ein Kriminalfall gelöst werden. Und auch das passiert eher nebenbei. Zudem ist die Lösung für mich trotz der vielen Verdächtigen und Spuren einerseits ziemlich an den Haaren oder der Perücke (je nach Haarpracht halt) beigezogen, andererseits aber wieder derart entlarvend, dass man sich vom Sportgeschehen (Denn wer glaubt, dass es in anderen Sportarten, in denen es auch um Geld geht, ehrhafter abläuft?) am liebsten distanzieren möchte. Die Auswüchse in der Rechtevermarktung sind ja ebenfalls derart sprunghaft angestiegen, dass man bald auf die Idee kommt, die Sportler und ihre Manager sowie die ganzen Vereine und Mannschaften in den Spitzenregionen wollten nur nich für eine Elite spielen, die ihre horrenden Forderungen erfüllen kann. Trotz einer etwas unpassenden Auflösung ist das Buch wieder ein ganz starkes Stück von Philip Kerr, in dem er die Machenschaften rund um den Fußball und die Geldgier, die mittlerweile Einzug gehalten hat, massiv aufs Korn nimmt. Wieder sehr gut geeigent für Fans und Gegner dieses Sports.


Eine kleine Anmerkung zu den Spielern will ich aber auch noch loswerden. Dass da wohl solche Selbstdarsteller wie Beckham oder Ronaldo die Unsympathen schlechthin sind, auch wenn sie hervorragend gegen den Ball treten können, ist nicht von der Hand zu weisen. Da überschätzen sich einige wie z. B. Ibrahimovic schon immens. Es ist aber auch so, dass viele die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen haben. So mancher würde auf der Straße sitzen, könnte er nicht gut mit dem Ball umgehen. Wenn einer eine Tasche mit einem fünfstelligen Eurobetrag in einem Taxoi liegenlässt, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Das gibt aber niemandem das Recht, den Mann ständig und sogar bei seiner Geburtstagsfeier in einem Club mit Berufung auf die Pressefreiheit, die ja gerade von der immer wieder durch Fehlverhalten mit Füßen getreten wird, mehr oder weniger zu stalken. Da würde man sich gerne die (Presse-)Freiheit nehmen und der fotografierenden Person die Kamera zu fressen geben und hoffen, dass sie dann unverdaut am anderen Ende wieder rauskommt. Es mag ja sein, dass die Burschen Millionen kassieren, aber was die sich dafür alles bieten lassen müssen, ist jetzt auch nicht lustig. Man bekommt vorgeschrieben, was man zu sagen hat, wie man sich benehmen soll, muss Termine für Werbemaßnahmen einhalten, soll Vorbild sein. Das gesamte Privatleben wird überwacht. Von Vereinsleuten bis hin zu Vertretern der Nationalmannschaft. Und macht man mal ne Dummheit - oder auch zwei, drei - mischen die sich ein und sprechen Geldstrafen aus. Und überall lauern nicht nur die nutzlosen Pressevertreter, sondern auch die sogenannten Fans, diese Kasper, die sich mit einem Foto von Fußballer X wichtig tun wollen oder ein Bild eines Sportlers, der vielleicht gerade mal nicht ganz so nüchtern ist, an die Fritzen vom TV oder Print verscherbeln. Die Fußballer auf dem Niveau haben keine Ruhe mehr. Und wenn sie nicht immer brav ja sagen, werden sie noch als arrogant verschrieen. Da sollen die sich hinstellen und selten dämliche oder provokante Fragen von Pressevertretern beantworten und wenn es ihnen zu blöd wird und sie das äußern, gibt es Kritik aus dem Verein und die Schreiberlinge texten plötzlich negativ und machen Stimmung. Dazu noch ein Bild gewählt, auf dem der Betroffene unvorteilhaft aussieht und fertig ist die Meinungsmache (Geschieht selbstverständlich auch in der Politrk, diese Art der Steuerung, seien es die AfD, Trump, Flüchtlinge oder wer auch immer). Was keiner bedenkt, ist, dass das teilweise noch junge Bruschen sind. Wenn sich jeder Kritker oder Maulheld mal selbst überlegen würde, was er in diesem Alter für Aktionen durchgezogen hat, wäre er/sie vielleicht etwas toleranter gegenüber einigen der Fehltritte. Und das dann noch aufbauschen oder sich von einem Bundestrainer einen Denkzettel verpassen lassen zu müssen? Halloho, soll er eben selber spielen. Ist jetzt nicht jeder Spieler nur ein armer Kerl in einem miesen System, da gibt es genug arrogante und eingebildete Säcke, an die jegliches Verständnis verschwendet ist, aber das ist längst nicht die Überzahl. Der letzte Absatz hat jetzt weniger mit dem Buch zu tun, ist mehr ne Abrechnung mit den Pressefuzzis, die sich alles erlauben wollen. Buch hat 397 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 März 2016, 20:04:15
(https://1.bp.blogspot.com/-pbdjQ0LvjbI/Vvj5mRx6H1I/AAAAAAAACbY/gAilBHyuwdQkzjcTnkEB5d35-YJXWEgGw/s320/parasitedeep.jpg)

Shane McKenzie. Onkel Pete, Fischer aus Berufung und ziemlich schräg, steuert Ben und seine Jungs an eine geheime Stelle mitten im Meer, damit sie einmal so einen richtig fetten Brocken aus dem Meer holen. Dort entpuppt nicht nur er sich als mörderischer Psycho, sondern der gesamte Ozean dreht plötzlich durch. Das Wasser brodelt vor monströsen Kreaturen aus der Tiefe, ihre Körper sind verkrustet mit seltsamen Seepocken, aus denen gierige Tentakel nach allem greifen, was einen Puls hat.

Der Fischer Peter erfährt am Telefon, dass sein Bruder Sean, der das Dorf ihrer Geburt schon vor Jahren Richtung Stadt verlassen hat, verstorben ist. In seiner Pein schnappt er sich seinen ängstlichen Sohn Aaron und fährt mit ihm hinaus zu seinen sturmumtobten Fanggründen. Als der Junge beinahe über Bord geht, kann Pete ihn gerade noch so fassen. Doch zu spät - nur die untere Hälfte des Jungen bleibt in seinen Händen zurück. Der Rest wurde von einem mit Seepocken bedeckten Ungeheuer des Meeres abgebissen und in die Tiefe gezogen. Pete kehrt mit den Überresten des Jungen nach Hause zurück und seine Gattin übersteht die Konfrontation mit ihrem schier wildgewordenen Ehemann nicht. Monate später. Pete führt zwei Kollegen zu scheinbar unerschöpflichen Fanggründen. Sie sind zwar misstrauisch, weil Pete sich wieder verdrückt, bleiben aber dennoch vor Ort. Fataler Fehler. Und in der Stadt freuen sich Ben, sein bester Kumpel Gentry, die beiden Kiffer Manuel und Cobb auf einen Trip zu Bens Onkel Pete und einen feucht-fröhlichen Angelausflug mit dessen Boot. Dass Bens Bruder Clyde, selbst süchtiger Drogendealer, und dessen Freundin Emma auch mitkommen, behagt ihnen weniger, da Clyde öfter mal austickt. Dennoch machen sie sich auf den Weg, ohne zu ahnen, dass der liebe Onkel mittlerweile zwei weitere Kollegen in die Falle gelockt hat. Als sie in dem Fischerdorf ankommen, deucht ihnen bald, warum Sean das Kaff verlassen hat. Verfallen, nach Fischinnereien riechend und kein Anblick für verwöhnte Städteraugen liegt dieser marode Ort vor ihnen. Und auch Pete sieht nicht gerade vertrauenswürdig aus. Bei der ersten Begegnung besoffen, Frau und Kind angeblich weg, weil die Lady es nicht mehr bei ihm ausgehalten hat. Man hat Verständnis, will sich den Aufenthalt nicht vermiesen lassen. Also fährt man unter fröhlichem Gelächter und einigen schlüpfrigen Witzen raus aufs Meer, immer dem Kurs nach, den Pete vorgibt. Was sie dann in den Fanggründen sehen und erleben müssen, ist das Grauen pur.

Schon gleich zu Beginn skizziert Shane McKenzie eine zerrüttete Familie am Rande des Existenzminimums. Der Tod seines Bruders knickt Pete ganz schön, aber als er dann auch seinen Sohn an die See verliert, fischt der Verstand des Fischers endgültig im Trüben. Doch auch sein Bruder Sean scheint die Flucht nicht wirklich bekommen zu sein. Man kann nur andeutungsweise herauslesen, dass auch er kein Gewinner war und sein Sohn Clyde ist genau das, was man sich unter einem brutalen, drogenvertickenden Hinterwäldler mit niederem Bildungsniveau und exzessivem Hang zur eigenen Ware vorstellt. Bruder Ben scheint da wenigstens halbwegs normal geraten, Clydes Freundin ist so eine Mischung aus blöder Trine, die sich an den stärksten Affen des Rudels hält, um mit ihm anzugeben und unter seinem Schutz zu stehen, winselt aber über die Behandlung, die er ihr angedeihen lässt. Als Sympathieträger können in der Geschichte höchstens die beiden Kiffer Manuel und Cobb hervorgehoben werden, weil sie derart Klischee sind, dass man sie sofort als Opfer im sinn hat, und Gentry, der wohl der unglücklich verliebte Pimpf der Gruppe ist und eigentlich nur wegen Ben den ganzen Mist auf sich nimmt -  beste Freunde halt. Zum letzten Drittel hin nimmt die Story Fahrt auf, das Geschehen wird gruselig und verdammt blutig. Fesselnd, mit einigen detailliert beschriebenen Fressorgien und Monstern, die man so bisher noch nicht gesehen/gelesen hat. Man lernt, dass die Seepocken eine ganz andere "Krankheit" sind als die Pocken, die die Menschheit bisher in den vergangenen Epochen so geplagt hat. PETA und sonstige Tierfreunde sollten von dem Buch Abstand nehmen, es würde ihnen sicher nicht gefallen. Vegetarier und gar die nur durch für Krankenkassen und somit Beitragszahler kostspielige Vitaminpräparate am Leben gehaltenen Veganer wären hier auch einem unsäglichen Grauen ausgesetzt. Zartbesaitete Leser sollten den Festa-Verlag langsam kennengelernt haben und wissen, was auf sie zukommt. Für Fans ist gerade dieses letzte Drittel ein Festa-Fest (Okay, das musste jetzt einfach sein), ein unbändiger Blutrausch, der ein Ende nimmt, das man nicht wirklich als "Happy" bezeichnen kann. Hier und da mal Klischees verbraten, dafür aber sehr flott zu lesen, mit einem Prolog, der dann in ein vorbereitendes Szenario übergeht, das mit vielen eher flachen Figuren aufwartet, die dann aber in ein wahrhaft blutrünstiges Finale mit einer Menge Ungeheuer münden, das für das Phänomen aber nur eine softe Erklärung, eine Vermutung bietet. Vielleicht kommen die Parasiten ja wieder. Typischer Shane McKenzie, der aber für mich nur die Beilage für "Das Ding aus einer anderen Welt" ist. Dem kann er nicht das Wasser reichen, trotz der Location. 220 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 April 2016, 12:33:44
(https://2.bp.blogspot.com/-r2SwbUCSsfs/VvpV4fNTykI/AAAAAAAACdM/Ye9Kyvpp9yIz2CvJ0WWTACkpJ7iYajfFg/s1600/winslowgermany.jpg)

Don Winslow. Privatermittler Frank Decker ist ein Meister seines Fachs: Er findet Menschen, die vermisst werden. Keiner hat seine Härte, seine Besessenheit und seine Unnachgiebigkeit. Hat er einen Fall angenommen, verfolgt er ihn erbarmungslos. Als die atemberaubend schöne Frau seines Freundes verschwindet, ihr Auto verlassen in den Ghettos von Miami, und die Polizei im Dunkeln tappt, setzt er sich auf die Fährte. Die Spur führt ihn aus dem sonnenverwöhnten Florida ins kalte Deutschland. Decker kennt Deutschland: Hier hat er die schönste Zeit seines Leben verbracht. Doch das soll sich bitter rächen. Nun lernt er das Deutschland der Rotlichtbezirke, des Mädchenhandels und der Drogen kennen.

Frank Decker, der sich von der Frau getrennt und seinen Job geschmissen hat, um künftig vermisste Personen aufzuspüren, wird von seinem ehemaligen Armee-Kumpel Charlie angeheuert, dessen Frau Kim zu finden, die von einem Shopping-Ausflug nicht zurückgekommen ist. Deshalb kommt Decker nach Florida und sieht, welchen Erfolg sein Freund, der ihm einst dort drüben das Leben rettete, nun hat. Dass dieser reiche Eltern hatte, war ihm bekannt, doch was Charlie nun daraus gemacht hatte, nicht so richtig bewusst, obwohl er bei dessen Hochzeit mit Kim die Braut zum Altar führte. Von damals kennt er sie auch als liebenswertes und nettes Mädchen, das trotz ihres umwerfenden Aussehens immer bodenständig und zuvorkommend geblieben ist. Nachdem alle naheliegenden Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und man ausser dem verlassenen Wagen der Frau nichts gefunden hat, ruft man die Polizei, die selbstverständlich ihre Routinefragen stellt. Doch dann setzt Charlie eine Summe von 5 Millionen Dollar für die Rückführung seiner Frau oder Hinweise auf den Täter aus. Das erschwert die Sache nur noch. Bei seinen Nachforschungen findet Deck verschiedene Hinweise, die ihn dann zu einem Austausch führen, der letztendlich in einer miesen Gegend von Miami stattfinden soll. Das Vorhaben misslingt, doch der Ex-Bulle hat einen neuen Ansatz gefunden. Und nachdem er weitere Zeugen befragt hatte, unter Beschuss geriet, sich wehren musste, führen ihn die Spuren nach Deutschland. Das kennt er aus seiner Zeit bei der Army, weil er in Landstuhl im Krankenhaus operiert wurde und sich von seinen Verwundungen erholte. Auch dort war Charlie immer an seiner Seite. Jetzt klappert er Tag um Tag Bordell um Bordell ab, ob man Kim vielleicht dorthin verkauft hat. Es dauert lange, bis er glaubwürdige Hinweise erhält, dass sich die Gesuchte im Osten der Republik aufhält, der nicht gerade ein Hort zum Wohlfühlen ist. Und dort wird er ebenso wie auf seinem langen Weg nach Erfurt recht schnell von seinen Feinden unter Beschuss genommen.

Mir scheint, dass die Werke "Vergeltung" sowie die Frank Decker-Reihe ("Missing New York" und "Germany") möglicherweise exklusiv für den deutschen Verlag geschrieben wurden, da sie noch nicht in einer anderen Sprache erschienen sind. Zumindest konnte ich bei einigen Rechercheversuchen nichts weiter dazu finden. Wäre auch gar nicht so abwegig, weil sich Stil und Inhalt doch recht deutlich von seinen anderen Werken unterscheiden. Die Suche ist zwar spannend und zumindest nicht auf den ersten Seiten ist sofort zu erkennen, wo die Reise hinführt (Okay, anhand des Titels war Deutschland schon klar) und wer hier warum was verbockt hat. Winslows Schreibe ist flott wie immer und so liest man die Story in einem Tempo wie ein heißes Messer durch
die Butter geht - verflucht zügig. Es ist kein Zögern zu erkennen, kein langes Taktieren. Es geht früh zur Sache und bald nimmt auch die Action zu, bei der der Protagonist entschieden kälter und härter agiert als im Vorgänger. War mir durchaus recht. Headshots, kaltblütige Hinrichtung Verwundeter, damit sie ihn nicht weiter behelligen, alles drin. Und die Gegner tun ja auch ihren Teil. Auch wenn es mal nicht gegen Terroristen geht - dieser Actionanteil hebt das Buch hervor. Aber eben leider nur der. Der Rest ist eher eine Winslow-Fingerübung für Anfänger. Falsche Fährten, Hinterhalte, Verdächtige, miese Cops und gute Cops, ganz böse Nicht-Amerikaner und ein Familiendrama, bei dem es der Leser sich selbst aussuchen kann, wer hier arm dran ist und wer für all das Geschehen zu verurteilen ist. Päderasten, Zuhälter, Nutten, Geldadel, Korruption, belogene Öffentlichkeit (wenigstens das hat unser Land ja auch - wie die Amis, die Russen, die Franzosen, die Chinesen usw. usw.), Politiker, Bullen mit Sinn fürs Eigenwohl, hübsche Weiber und sonniges Florida. Alles schon mal dagewesen, alles bekannt und auch der Protagonist ist so eine Besonderheit nicht. Ein-Mann-Armee mit dem Wunsch zu töten. Da ist jetzt nichts vorhanden, das dieses Buch neben dem Namen des Autors zu etwas wie einen Pflichterwerb macht. Und Deutschland - Germany: Ja, das sieht mir schwer nach einer Gefälligkeit für den Verlag aus. Da kommt Decker erst auf Seite 267 ins Land (das er nach rund 100 Seiten auch wieder verlässt), hetzt von Stadt zu Stadt, von Puff zu Puff, legt einige Typen um und hat so keine Ahnung vom Land. Die Recherche war wohl dafür keine Grundbedingung, dass das Geschehen sich hierzulande abspielt. Frankfurt - Kaiserstraße: Die hat zwar noch immer ihren Ruf und wird ihn auf absehbare Zeit wohl auch nicht los, ist aber längst nicht mehr Frankfurts Puffmeile. Was den Osten angeht, ist die Situation ebenfalls längst überholt, denn nicht wie im Buch geschildert, der Osten ist hier so arm dran, da hat der Westen mehr als nur gleichgezogen. Und obwohl als Copyright 2016 by Don Winslow im Impressum vermerkt ist, wird das "moderne Omaha-Beach" nur sehr beiläufig in drei oder vier Worten mal ganz kurz gestreift. Und das Lektorat? Uiuiui, da sollte man lieber Herrn Frank Festa mal fragen, ob man sein gut funktionierendes mal ausleihen kann. Bei dem passieren Fehler wie dieser (Brutka bekommt eine Salve in den Rücken und schaut sich dann die EINschusslöcher auf Bauch und Brust an) garantiert nicht. Leute, das war nichts.
Ansonsten sind die Vorteile klar auf der Hand: kurze, knappe Sätze in ebensolchen Kapiteln, nach etwas beschaulicheren Beginn ein hoher Actionanteil mit etlichen Verlusten, ein oder zwei Wendungen in der Handlung und erfreulicher leichter Lesefluss eines eher dem üblichen Mainstream nahen Romans. Den stellt man zwischen all die anderen Krimis, neben die Pattersons oder so, hebt den höheren Actionanteil heraus und es passt. Das ist kein Don Winslow, der für sich alleine steht und somit schon einen Unterschied ausmacht, der ist für die Allgemeinheit, die sich nicht anstrengen will, denen das Lesen zum Abschalten dient, pure Unterhaltung, die man allabendlich nach vielleicht 50 Seiten wieder ins Regal stellt, um dann am nächsten Abend dort weiterzulesen, wo man aufgehört hatte. Verfilmt wäre das entweder ne nette B-Ware oder vielleicht etwas überarbeitet gar ne Geschichte für TV-Sender wie Vox oder die RTL-Group allgemein so ab 22.00 Uhr im Programmschema und nach den richtlinien des Jugendschutzes. Also auch diesmal wieder bei der exklusiven Deutschlandpremiere und somit wohl auch Weltpremiere eines Don Winslow zuviel erwartet. Denn auch der hier ist nicht sonderlich hervorzuheben. Gut und schnell zu konsumieren wie ein Cussler, Blake oder Patterson, aber leider nicht mehr BESSER als die genannten Autoren. Geschmackssache. Aber nach "Missing New York" ob der Action wenigstens Tendenz nach oben. Müsste ich Punkte vergeben, wäre das mit etwas Wohlwollen und den temporeichen Sequenzen ne 6,5/10. 380 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 April 2016, 22:19:14
(https://2.bp.blogspot.com/-dgbsTDeTejU/Vv5QbOQxWkI/AAAAAAAACfw/o22iEn40dfwikWBnB1Q6xJF_pMYrJ60CQ/s320/greg_gifune_bo%25CC%2588sartig-768x1255.jpg)

Greg F. Gifune. Cameron Horne hat alles: eine intelligente, schöne Frau, die ihn liebt, ein großartiges Zuhause sowie eine erfolgreiche und einflussreiche Karriere. Sein Leben ist der wahrgewordene amerikanische Traum. Bis die Dinge anfangen, sich zu verändern. Ohne Vorwarnung stellt er ein seltsames Verhalten zur Schau, das er anscheinend nicht kontrollieren kann, erleidet Blackouts und Erinnerungsverluste, hat entsetzliche Albträume und entdeckt Blut an seinen Händen, das sein eigenes sein könnte - oder auch nicht. Als ein mysteriöser junger Mann, der die Zukunft zu kennen scheint, damit beginnt, in Camerons Garten aufzutauchen, verschlimmert sich die Lage weiter. Und als ihn dann auch noch Stimmen und Visionen heimsuchen und schattenhafte Figuren jede seiner Bewegungen beobachten, erwacht etwas tief in ihm und manifestiert sich in Handlungen extremer Wut und Gewalt. Verliert er seinen Verstand oder ist etwas Bösartiges hinter ihm her, das von ihm Besitz ergreift und ihn, der einst sanftmütig war, in jemand anderen ... etwas anderes verwandelt? Die Wahrheit wird Cameron Horne einholen, und es wird eine Hölle geben, die ihn dafür bezahlen lässt.

Cameron wird von einem Autoalarm ständig aus dem Schlaf gerissen. Der junge Mann in seinem Garten kommt ihm unwirklich und bedrohlich vor, verschwindet aber immer wieder ohne, etwas zu tun, das Anlass zur Furcht geben würde. Aber dennoch scheint mit ihm etwas nicht zu stimmen. Im Büro sehen ihn die Kollegen seltsam an und dann wird er auch noch zur Chefin ins Büro gerufen. Die teilt ihm mit, dass man sich Sorgen um ihn und sein Verhalten mache und dass er bei vollem Gehalt suspendiert sei, weil einer seiner "Schützlinge" ihn beschuldigt, Drohungen ausgestoßen zu haben. Dann ruft ihn seine Ex-Frau an, betrunken aus einer billigen Kaschemme. Sie möchte von ihm abgeholt werden. Nach einigem Zögern stimmt er zu und fährt hin. Kaschemme war wohl noch ein zu guter Ausdruck für das Dreckloch. Und die dortige Kundschaft setzt sich auch aus dem Bodensatz der Menschheit zusammern - und seiner Ex. Als zwei Typen ihn herausfordern, schlägt er sie zusammen. Wäre kein Problem, hätte es ihm nicht wirklich so richtig Spaß gemacht. Was ist nur mit ihm los? Auch seine Frau Remy beginnt langsam, sich um ihn zu sorgen. Auch ein alter, pensionierter Nachbar, dessen Frau vor kurzer Zeit verstarb und der sich mittlerweile dem Suff ergeben hat und seine Wohnung verwahrlosen lässt, kommt in den Genuss von Camerons Ausfällen. Nichts ergibt wirklich einen Sinn. Wie kann er wieder der normale, nette Cameron werden, den die ganze Umgebung so sehr geschätzt hat?

Was ist mit Cameron los? Die zentrale Frage des Buches, die sich nicht nur die in der Ich-Form erzählende Hauptperson stellt, sondern auch der Leser. Und letzterer bleibt fast genauso lange im Ungewissen wie der arme Kerl auch. Ohne langes Vorgeplänkel stellen sie die Fragen, ob Cameron das alles getan hat, wirklich erlebt oder ob es nur dunkle Visionen sind, Albträume der schlimmsten Art? "Bösartig" ist trist, düster und unheilvoll - im positiven Sinne für den Leser. Irgendwie ohne Hoffnung. Und die Verzweiflung, den mentalen Abstieg der Figur in vorstellbare Worte zu fassen, ist eine Stärke des Autors. Man fühlt richtig mit dem Mann, wie ihm sein Verstand langsam zu entgleiten scheint, sein Leben auf den Kopf gestellt wird und er nichts, absolut nichts dagegen unternehmen kann, wie es scheint. Wieso macht ihm Gewalt soviel Spaß? So ist er doch gar nicht. Das ist nicht der richtige Cameron. Das BIN NICHT ICH! Ein Stil, wie gemacht für eine melancholische Atmosphäre, die mehr auf Psychohorror setzt, denn auf blutige Einzelheiten setzt. Ein Buch, das lange nachhallt, über das man durchaus nachdenkt und das einen recht depressiven Unterton hat. Voodoo-Press Printausgabe mit 225 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 April 2016, 22:21:11
(https://2.bp.blogspot.com/-gxCOYo8whZ4/Vv-O8kztRJI/AAAAAAAAChU/w7ZCXvtKiqA8OVKJ40bzS-5m7Ref3jePg/s320/sniper%2Belite.jpg)

Scott McEwen mit Thomas Koloniar. Gil Shannon ist einer der tödlichsten Scharfschützen der US Navy und ein SEAL mit Leib und Seele. Gerade genießt er mit seiner Frau seinen wohlverdienten Urlaub, als er einen Hilferuf aus Afghanistan erhält. Eine Hubschrauberpilotin des Special-Forces-Teams wurde während eines Hinterhalts schwer verletzt und entführt. Dann taucht ein Video auf, das zeigt, wie die Pilotin während ihrer Gefangenschaft brutal geschlagen und vergewaltigt wird. Die Taliban fordern für Sandra das irrsinnige Lösegeld von 25 Millionen Dollar. Nachdem ein geheimer Einsatz misslingt, will der Präsident die Sache auf sich beruhen lassen. Er fürchtet eine verpfuschte Rettung wäre eine außenpolitische Katastrophe und könnte das Ende seiner Amtszeit sein. Doch Gil Shannon kann Sandra nicht im Stich lassen. Gegen die Weisung des Präsidenten begibt er sich in die Höhle des Löwen - eine Black Operation mit schlechten Chancen. Ein One Way Trip.

Gil Shannon wird zu Hause erreicht, als er sich gerade um seine Pferde und die Jagd auf Elche kümmert. Seine Frau ist solche Anrufe schon gewohnt, sodass sie ein gewisses Verständnis dafür entwickelt, dass ihr Mann wieder in den Einsatz muss. Statt sich also von seinem vorherigen Einsatz zu erholen, muss er wieder rüber, um die Gefangene Sandra zu befreien. Doch vor den eigentlichen Einsatz haben die Militärs und einige CIA-Bosse einen kleinen Umweg eingeplant. So springt er wie einst D. B. Cooper aus einer 727, um im Iran möglichst unbemerkt ein Ziel zu eliminieren, das von einigen Getreuen begleitet wird. Der Job gelingt, obwohl Gil bei einem echten Sniper-Duell verwundet wurde. Was ihn viel mehr in Rage bringt, ist, dass man ihm wichtige Informationen vorenthalten oder ihn gar belogen hat. Dennoch lässt er es auf sich beruhen. In der Zwischenzeit wird die Gefangene in Händen der Terroristen gefoltert und vergewaltigt, ein Video dazu taucht im Netz auf. Eine Lösegeldübergabe scheiterte. Also gehen Captain Crosswhite und acht Seals nach Waigal rein, um sie zu befreien. Der Befreiungsversuch misslingt ebenfalls. Also wird als letzte Hoffnung Gil geschickt, der sich durch Reihen von Feinden zum Standort der Pilotin kämpft, nur unterstützt von deren Gatten und einigen von dessen Kollegen - und deren fliegenden Festungen sowie dem Übersetzer und Kämpfer Forogh.

Also mal wieder einer meiner geliebten America First Thriller. Da ich auf dem Thema "Amis gut, alle anderen böse" und der einseitigen Weltsicht der meisten Autoren schon oft genug herumgeritten bin, lass ich das nach dieser Anmerkung mal weg, wird ja sogar mir langweilig. Es ist aber weiterhin festzustellen, dass dieser Stoff zumeist nur vom Festa-Verlag angeboten wird, während andere Verlage sich da irgendwie zu sträuben scheinen. Ich freu mich jedenfalls über actionorientierte Unterhaltung. Also gerne mehr, Frau + Herr Festa. "Sniper Elite" hat ein bisschen was von "American Sniper" mit einer Prise "Lone survivor". Hier die Familie oder nur die Gattin, dort die immerwährenden Einsätzem, die Gefahr und die Angst der Lieben in der Heimat. Doch mit allzu dramatischen Szenen an der Heimatfront hält sich Scott McEwen mit seinem Kollegen Thomas Koloniar ziemlich zurück. Es gibt ein bisschen Politikergeplänkel von wegen immer schön in Deckung bleiben, damit die Öffentlichkeit keinen schlechten Eindruck von ihren Anzugträgern bekommt. Freundschaften und Feindschaften, Intrigen und Unterstützung - alles vorhanden. Und ein Präsident, der nur weiß, was er wissen muss, damit er den Rest glaubwürdig abstreiten kann. Der Grundton des Buches ist hart, knorrig und launig. Die Flachsereien unter den Soldaten sind derb, Außenstehende werden kaum akzeptiert. Aber trotz aller Sticheleien sind die Kameradschaft und Mission immer im Vordergrund - für die Leute an der Front. Abgesehen von wenigen Seiten gibt der Autor seinen beinharten Protagonisten schon von Beginn an Feuer frei. Und hält das auch bis zum Ende durch. Hier und da ne kleine Intrige, ein bisschen Emotion muss auch sein. Ebenso einige freundliche Helfer in den zerklüfteten Bergen Afghanistans. Der Rest ist Action bis zum Abwinken. Höchstes Tempo garantiert kurzweilige Unterhaltung, dass einem das Herz aufgeht, um nicht vom Messer in der Hose zu schreiben. Und die Hauptfigur Gil, der brettharte Seal, der Sniper (So muss ein Sniper sein und nicht wie der Kasper im Film "The condemned 2". Der Film ist zwar mit guter Action ausgestattet und Roel Reine hat wieder einen guten Job gemacht, ABER ein Sniper, der gefühlte 30 Fahrkarten schießt? Naja.), der Menschen so nebenbei tötet wie andere einen Fuß vor den anderen setzen, um vorwärts zu kommen (und sei es nur bis zum Auto), macht sogar eine kleine Wandlung durch, doch so offen wie das Ende ist, wird er mit der nicht lange hausieren gehen können. Actiongranate allererster Güte. Für Freunde des gepflegten Krawalls zwischen den Buchdeckeln wird hier vorzüglich gesorgt. Und schon warte ich auf Nachschub. 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 April 2016, 19:46:37
(https://2.bp.blogspot.com/-YTyta1lzles/VwONxIj8LVI/AAAAAAAACjs/ZgkeGmjagQg8FvL4rqZg_UdTPleaIt_gg/s320/000.jpg)

Peter Liney. Der ehemalige Gauner Clancey ist auf einer Gefängnis-Insel inhaftiert: die Endstation für alle alten Menschen, die angeblich keinen Beitrag mehr zur Gesellschaft leisten können. Es gelingt ihm, einen Aufstand anzuzetteln und aufs Festland zu fliehen. Doch die Lebensumstände haben sich sehr verändert. Extreme Grausamkeit und Gewalt, wohin er auch blickt. Wie es scheint, hat Clanceys Kampf gegen das System gerade erst begonnen.

Clancy war früher Geldeintreiber bei einem Mafioso. Die Arbeit für den Mann machte ihm sogar Spaß, er hat seinen Boss gemocht. Doch als dieser starb, war es irgendwie auch um Clancy geschehen. Die Sozialsysteme waren durch Misswirtschaft geplündert worden, man  musste sogar für seinen Aufenthalt im Knast bezahlen. Wer das nicht konnte, kam auf die Insel. Jeder, der keinen Beitrag dazu leisten konnte, dass sich die Elite im Land wohlfühlte, kam auf die Insel. Auch Clancy. Doch er konnte die Bewacher austricksen und so machten sich die ehemaligen Ausgesetzten auf, sich ihren Platz in der Stadt zu erobern. Womit keiner gerechnet hatte, war, dass es dort mindestens genauso schlimm war, wie auf der Müllinsel. Die Menschen hungern, überall wird geplündet, gemordet, herrscht Chaos. Ausgelöst dadurch, dass die Satelliten keine Bedrohung mehr waren. Sie konnten weder überwachen noch mit ihren Strahlenwaffen töten. Und Clancy kommt auf die Idee, einen Arzt zu suchen, der Lena das Augenlicht wiedergeben kann. Die Kosten dafür will er mit einem letzten illegalen Job auftreiben. Bei dem Job geht etwas schief und er gerät noch mehr in die Bredouille. Und was er über diesen Konzern Infinity, der die Menschen unter seiner Knute hat, herausfindet, ist schockierend. Noch schlimmer ist die neue Bewaffnung der herrschenden Klasse. Besonders hervor tun sich hier die Knurrer, die ihre Gegner rücksichtslos zerfetzen.

Und weil bei Luebbe jeder seiner Arbeit mit Wonne und Herzblut nachgeht und deshalb auch eine gute Qualität an den Kunden liefern will, ist ihnen sicher nur ein Versehen unterlaufen, als sie nicht bemerkten, dass ihr Protagonist auf dem Klappentext noch mit "Clancey" benannt wird, im Buch dann aber "Clancy" heißt. Nach diesem kleinen Lapsus brauchte ich nicht einmal lange zu suchen, der fiel direkt ins Auge. Naja, nicht so schlimm, schließlkich wollen sie bisher ja nur unsere Euros und nicht unser Leben. Das kommt noch - wie in dem Buch, das sie hier verkaufen. "Die Gefallenen" ist nach "Die Verdammten", das man gelesen haben sollte, um hier nicht völlig aus dem Zusammenhang gerissen dem Geschenen zu folgen versucht, der Mittelteil einer Dystopie-Trilogie. Wollen wir hoffen, dass man uns den letzten Teil dann auch kredenzt und nicht die üble Nummer abzieht, eine Reihe einfach abzubrechen. Würde auch von der Liebe zur eigenen Arbeit und zur Literatur zeugen. In einigen Punkten ist das Geschehen schon recht nahe an der heutigen Realität, man kann sich ausrechnen, bis es dann auch in Wirklichkeit so ist, wie in den beiden bisherigen Büchern. Die Sozialsysteme ausgeplündert für fremde Zwecke oder einfach in die Taschen von Bonzen und Politikern, man kann ja auch weiter Banken retten. Die Überwachung zur Sicherheit der Bürger wird ausgebaut, die Bewaffnung verbessert - die Bewaffnung für die Elite. Denn auch hier gilt: Hast du kein Kapital, wirst du kapital bestraft. Renten? Witzbolde, das Geld ist weg. Geplündert für was auch immer. Und wer keinen Nutzen mehr hat, wird auf ne dreckige Insel verbannt. Hört man von den Jungen heute ja oft genug, dass die Alten verzichten oder noch besser verschwinden sollen, damit die Jungen es gut haben. Gerade Jungpolitiker tun sich da hervor. Diejenigen, die als Dauerstudenten den Staat und somit die Steuerzahler und daher die Alten geschröpft haben, bis zum bitteren Ende, wo sie dann selbst arbeiten mussten - oder eher müssten, sie sind ja in die Politik gegangen. Wenn die Brut an die Macht kommt, sieht es bald so aus, wie in dieser Dystopie. Doch hier wurde irgendwie auch sehr auf Action gesetzt. Viele Auseinandersetzungen, brutale Kämpfe - und Clancy immer mittendrin. Clancy, der weiterhin den fast geläuterten Gangster mimt und dennoch alles tut, was in seiner Macht steht, die Seinen zu beschützen und sei es mit illegalen Mitteln. Die Gruppe wird oft überrascht, wie gewalttätig die Welt geworden ist. Peter Liney hat eine Welt erschaffen, die vor neuartigen Waffen nur so strotzt, mit Kritik an Massenüberwachung, Datenspeicherung, Größenwahn und Betrug am Volk ebenso abrechnet wie mit elitären Gruppen und schwafelnden Politikern, die - so sie einen ablegen mussten - zumeist in dieser Gesellschaft des Meineides schuldig sind. "Die Gefallenen" liest sich in einem Fluss, ist vom Stil und Satzbau locker und leicht, bietet aber etliche deftige Actionsequenzen und hin und wieder auch ein blutiges Detail wie bei den Attacken der Knurrer. Immer wieder kommt dem Leser Orwell in den Sinn, aber auch recht aktuelle Nachrichten ob der Situation der Sozialsysteme oder neuester "Schutzmaßnahmen" für den Bürger. Wer nix zu verbergen hat, lässt sich gerne freiwillig in jeder Lebenssituation kontrollierern und überwachen. Wieso verhandeln dann die Konzerne und Politiker immer hinter geschlossenen Türen? Ob sie wohl was zu verbergen haben. Neben der flotten Kampfszenen aber auch ein nachdenklich stimmender Roman, hin und wieder sogar mit menschlicher Wärme versehen und nich dazu spannend und unterhaltsam. Der dritte Teil darf gerne kommen. 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 April 2016, 13:10:03
(https://4.bp.blogspot.com/-bF5flxpA0cE/VwjrxL_B8YI/AAAAAAAACl8/4w65v7mO7WUVOhlpS0CT9jLISZMMwkfQg/s1600/swanssong1.jpg)
(https://3.bp.blogspot.com/-lBjfinF2n8k/Vwjr2eZgDOI/AAAAAAAACmA/t9vjrixoLioeobK_VitU0_I-PUTeWUeqQ/s1600/swanssong2.jpg)

Robert McCammon. In diesem Endzeit-Thriller beschreibt der Bestsellerautor die Welt nach der atomaren Apokalypse. Die menschliche Zivilisation bricht zusammen und die wenigen Überlebenden werden in eine vorindustrielle Welt katapultiert, in der sie zu hungrigen Bestien mutieren. Der nukleare Winter senkt sich wie ein Leichentuch über die verkohlte Erde. Durch dieses verstrahlte Land wandert Swan - das neunjährige Mädchen spürt, dass etwas Übernatürliches am Werk ist: das personifizierte Böse, das die Menschheit endgültig vernichten will. Swan erlebt die ultimative Entscheidungsschlacht zwischen Gut und Böse. Er ist der Mann mit dem scharlachroten Auge, der Mann der vielen Masken. Er vereint die Kraft der menschlichen Gier und des Wahnsinns. Er durchstreift das nuklear verstrahlte Land auf der Suche nach einem Kind, ein Mädchen mit den Namen Swan. Das Kind muss vernichtet werden, denn es besitzt die Gabe. Swan kann dem toten Boden wieder Leben geben und den Menschen somit Rettung bringen.

Die Welt vor einem Atomkrieg. Die Krise schaukelt sich hoch, bis irgendeiner den Abzug drückt. Und aus ist es mit dem schnöden Dasein. Amerika erlebt den Untergang, dem nur wenige Menschen entrinnen können. Da ist Sister Creep, eine Obdachlose, die in den U-Bahnschächten der selbsternannten Hauptstadt der Welt Zuflucht findet. Dann ist da dieser seltsame Kerl, der sich in einem Kino die Splatterfilme am Stück einpfeift und dabei jede Szene mit einem herzlichen und lauten Lachen begleitert, dass es das Kinopersonal nur so schaudert. Er übersteht das Inferno, das Personal nicht. Irgendwo im Westen ist der C-Klassen-Wrestler Josh Hutchins unterwegs, als er an einer Tankstelle einen Stopp einlegt, um sich neu auszurüsten und zu tanken. Dort trifft er auf das Mädchen Swan und ihre Mutter. Erst spüren sie das Zittern des Bodens, das sie für ein Erdbeben halten, dann sehen sie die Raketen aufsteigen und flüchten mit dem Tankstellenbesitzer in einen Schutzbunker. Dann ist das der Offizier Macklin, der zusammen mit einigen Zivilisten in einer Art Unterschlupf tief unter der Erde für Armeeangehörige den Atomschlag übersteht. An seiner Seite ein Vierzehnjähriger namens Roland, der ein Computerspiel-Freak ist, sich aber zu einem äußerst wertvollen Helfer mausert. All diese Personen werden auf ihrer Reise durch das verwüstete Land zuusammengeführt, ihrem Schicksal entgegen. Sister Creep hat einen geheimnisvollen Ring gefunden, der ihr über Visionen den Weg nach Westen weist. Immer nahe hinter ihr ist der Mann mit dem scharlachroten Auge, der ebenfalls in den Besitz des Ringes gelangen will. Und der auf der Suche nach Swan ist, dem Mädchen, das Wunder vollbringen kann und die Hoffnung der Menschheit ist.

Kurz gesagt, ist es einfach uralte Geschichte des Kampfes zwischen Gut und Böse, verpackt in ein Endzeitszenario, das die damalige Angst vor einer nuklearen Auseinandersetzung der Großmächte als Ausgangspunkt hat. Und im Prinzip ist es wohl nur der zappelige Finger eines Mannes, der die Spannung unter der Bedrohung nicht mehr ertragen konnte, die Spielchen des Gegners hatten ihn mürbe gemacht und so hat er auf den Knopf gedrückt, der alles zerstörte. Der Präsident ist unschlüssig, die Berater uneins und die Militärs auf Krieg aus. Letztere haben ihren Willen bekommen. Nach dem großen Knall lernt der Leser neben den Auswirkungen auch die Protagonisten näher kennen, die Charkatere werden ausführlich ausgearbeitet und vorgestellt. Manche - wie Roland, das Gamer-Kid mit Hang zum Psycho - sind Klischee, andere wiederum äußerst sympathisch gezeichnete Figuren, die Mitgefühl und Menschlichkeit ausstrahlen. Die Reise durch ein zerstörtes Land, das nun durch die Nachwirkungen der Bomben und den Willen bestimmter Individuen, die sich die Sachlage zunutzen machen wollen, um sich selbst in eine Herrscherposition zu bringen, wird ein Trip voller Gefahren und Wunder. Der Leser kann auch Elemente aus Stephen Kings "The Stand" oder auch Endzeitfilmen wie "Mad Max" leicht identifizieren. Seit das Original und auch die gekürzte deutsche Version 1988 von Knaur veröffentlicht wurden, ist eine Menge Zeit vergangen, in der sich weitere Autoren und noch viel mehr Filmemacher an das Thema gewagt haben, sodass der dem Genre geneigte Leser/Filmfreund nun doch schon viele der Handlungsstränge kannte. Also neu war wenig für mich. Aber die Art und Weise, der Stil von McCammon, mit denen er seinen Roman ausarbeitet und den Leser schon nach kurzer Zeit in seinen Bann - oder besser in den Bann seiner zerstörten Welt - zieht, macht noch den großen Unterschied aus, der das Buch auch aus der Masse derartiger Literatur heraushebt. Kaum irgendwelche Hänger, die den Lesefluss verlangsamen, lebendige Figuren und eine düstere Welt im Kampf um ihre Existenz. Alles hat ein Ende - sogar die Endzeit. Rund 1140 Seiten in zwei Büchern, deren Anschaffung jeden Euro wert ist (außer man will Courts-Mahler lesen).
(https://3.bp.blogspot.com/-eYOb_AUi4n0/Vwj147TYs6I/AAAAAAAACmU/kl-pm-mBV60zIZH8AP196hki_kzuDTEnw/s1600/festaderfrank000.jpg)
Und für alle Freunde seiner Crime-Reihe hat Frank Festa mit Unterstützung seiner Frau Ingrid beschlossen, seine eh schon mit hochwertigen Autoren sowie außergewöhnlich gutem Erscheinungsbild hinsichtlich der Qualität von Papier und Aufmachung, einer kleinen "Preiskur" zu unterziehen. Aus 13,95 Euro wird nun 9,99 Euro. Und seine Autorenriege kann sich weiterhin sehen lassen. Coes, Hunter, Cameron, Greaney, Masterton und und und. Alle weiter dabei. Jeder, der sich also für dieses Genre begeistern kann und konnte und dem die Etablierten zu wenig davon bringen, weil sie es durch massenhafte Trilogien für die Jugend ersetzten, sollte hier aufmerken. Und wer bisher unschlüssig war, sollte mal zugreifen. Actionkracher der Superlative - und ebenfalls wunderbar: Diverse abgebrochene Serien, die den Großverlagen nicht mehr gut genug waren, weil sie lieber Dan Brown oder John Grisham in die Regale stopfen, werden fortgeführt. Vince Flynn mit seinem Mitch Rapp wird ebenso zu seinem Recht kommen wie Brad Thor mit Scot Harvath oder Stephen Hunter mit seinem Bob Lee Swagger. Gute Gründe zuzugreifen oder beim Festa-Verlag mal reinzuschauen. Und sicher hat er auch noch einige Autoren in der Hinterhand, von denen wir nicht einmal ahnen, dass sie hier aufgelegt werden sollen. Ich bin auf jeden Fall dabei.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 April 2016, 20:12:43
(https://1.bp.blogspot.com/-00hD4kvNbOE/Vwt2dv3TbSI/AAAAAAAACoQ/XN1QCrCRPWAqmG_ieZoabMlwJzrETrxOg/s320/frauenzwinger.jpg)

Brett Williams. Erika wollte nur einen Hund kaufen. Sie fuhr durch die Wälder von Missouri, zu der abgelegenen Farm von Onkel Levi und seiner verdorbenen Sippschaft. Jetzt sitzt sie selbst im Zwinger.

Da ist Erika. Sie will Kinder, ihr Mann nicht. Sie will einen Hund, ihr Mann nicht. Da zieht sie einfach los und will sich ein Hundi kaufen, den unwilligen Gatten überraschen. So nen kleinen, niedlichen. Nen Handtaschenhamster zum Anziehen und Kämmen, zur Hundemassage schleppen und so ein Zeugs. So ein kleiner Yorkshire wäre ideal für Erika. Ach wie traurig, ist nirgends auf Bestellung lieferbar. Nicht mal Amazon erbarmt sich. Das ist so fies. Also fährt Kleinhirn Erika ganz allein aus dem behüteten Zuhause in die freie Wildnis, wo echte Menschen leben, die Gefahr noch Gefahr sein darf und im Hinterland billig kleine Wuffis angeboten werden. Da biegt man schon mal gerne ab in so einen Waldweg, rümpft das manikürte Näschen über die dort wandelnden Dreckspatzen. Als aber einer davon lächelt und sie zu ihren Wunschdoggies führt, ist Erika nicht nur blond, sondern auch überglücklich. Bis sie sich dann in einem Käfig wiederfindet. Und nach dem aufwachen feststellt, dass in anderen Käfigen weitere Frauchen sitzen, die auch auf ihr Fresschen warten. Und zu Hause ist ihr Ehemann. Er ist ein Macher, ein freiheitsliebender Mensch, der sich nicht mit Kindern abplagen will, sondern das Leben genießen. Macht er auch - ohne Erika. Er hat ja Shelby. Warum auch nicht? Erika hat in ihrer Sturm- und Drang-Zeit ja auch ordentlich Samenfängerin gespielt. Dass Erika weg ist, merkt er so schnell nicht und als dann doch, ist es ihm vorerst nicht so wichtig. Er will ja das Leben genießen. Immer öfter sind seine eh geringen Sorgen wie weggeblasen, hehe. Und Erika? Ist entsetzt über die Zustände im Hause Gitterstang, dafür zieht sie aber bald an Bub'ls Strang. Da ihre eine Mitgefangene ihr scheißegal ist, die andere schon angeranzt und schwangerrund ist und irgendwas von einem "Wurf" sabbelt, muss Erika selbst aktiv werden. So kopulieren Klischeeblondie und Klischeeblödie wie wild, damit Klischeeblödie Klischeeblondie mit Süßigkeiten füttert, von denen sie in ihrer eigenen Art der Solidarität niemand was abgibt, und irgendwann noch blöder ist, als erwartet und Blondie die Möglichkeit zur Flucht gibt. Und ihre Käfignachbarin Sam hatte ja auch einen Freund, bevor sie nun freundlichst die Fickmaus für die Hinterwäldlerhöllenbrut gibt und denen so richtig Flötenunterricht verpasst. Der hatte sich mit ihr gezofft und merkt erst recht spät, dass seine einzige große Liebe verschwunden ist. aber was ein echter Kerl, der findet seine Tussi selbst in den tiefsten Wäldern vom Rammelstein. Die Freude währt kurz. Ruchzuck ist er umgenietet und an die Schweine verfüttert. Richtige Wutzen, nicht die Familie von Levi, sei hier mal angemerkt. Die Familie hat es wahrlich in sich. Von Klischeeblödie über Rammeltrine zu Schwachköppen sondergleichen - alles ist vorhanden. Da züchten sie Köter, lassen sie verwahrlosen und/oder bei Hundekämpfen antreten und schnappen sich zwischendurch doofe Tussen, die zuviel Zeit und Giernach einem Köter haben, weil sie keine Babys kriegen oder kaufen können. Was mit Klischeeblondie und Sam, der Königin des Nachbarskäfigs weiter so passiert, sei nicht verraten. Nix Gutes jedenfalls. War auch nicht zu erwarten.

Also eines ist sicher: Wer in diesem Buch eine Figur sucht, mit der er mitfiebern oder mitleiden kann, die dem Leser vielleicht sogar Sympathie entlocken kann, der arme Tropf sitzt dann wahrscheinlich immer noch und versucht verzweifelt etwas auch nur Ähnliches zu finden. Ich jedenfalls hatte sehr schnell beschlossen, keinen zu mögen. Erika ist eine elitäre Bunz, nutzloser als die von ihre verachteten Hinterwäldler und vom IQ her immer in einen endlosen Wettstreit mit einem schimmligen Stück Brot verstrickt. Handtaschenhundi für verwöhnte Gören. Nicht dass sie jetzt allein das Scheusal der Seiten wäre. Minimal intelligenter streiten um den Arschloch des Monatstitel ihr Ehemann, Sam, Levi, Bub, Jake, Larry, BJ und was weiß ich noch für verwahrloste und überflüssige Gestalten. Irgendwie wirkt das Gelesene auf mich, als habe jemand versucht, einen schönen, knalligen Edward Lee von 150 Seiten mit viel Blabla auf rund 370 Seiten aufzumotzen, ohne irgendetwas Konstruktives oder auch nur Blutigeres hinzuzufügen. Es sind hie und da schon einige eklige Sequenzen drin, gepaart mit heftiger Tierquälerei, ner Ecke Gerammel, aber zumeist plätschert alles nur so vor sich hin. Mit diesem Buch konnte - und wollte - ich mich nach geraumer Zeit nicht mehr anfreunden. Für die Edward Lee Light Szenen gibt es noch ein mittelmäßig. Mehr leider nicht.  Rund 370 Seiten.                     
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 April 2016, 10:59:42
(https://1.bp.blogspot.com/-14K-Xl-fMcg/Vwzf_yzrUNI/AAAAAAAACpw/Zrs5FM6hjioGKoqkLFCI6Crny3kixZNcACLcB/s1600/zombie-inc-118916827.jpg)

Chris Dougherty. Willkommen bei ZOMBIE INC., dem führenden Hersteller von Zombieabwehrsystemen in der Republik der Vereinigten Fünf Staaten! Seit 2027 im Geschäft, stellt ZOMBIE INC. Sie an erste Stelle. Ihre Sicherheit ist unser Hauptziel! Unsere zahlreichen Verteidigungsoptionen für Ihr Zuhause - vom Ze Fence® über Ze Popper® bis zum Ze Shed® - passen sich allen Bedürfnissen und jedem Budget an. Benutzen Sie den Scan Code »Mehr Efahren«, um eine Kostenlose unverbindliche vor-Ort*-Beratung zu erhalten. *Planen Sie Ihren Termin im Vertrauen darauf, Ihr Haus niemals verlassen müssen! Da draußen ist es nicht sicher, und das wissen wir besser als die meisten Menschen! Unsere Vertriebsmitarbeiter sind gut ausgebildet und in der Lage sämtliche feindlichen Begegnungen mit den Lebenden und den Untoten zu bewältigen. Fünfundzwanzig Jahre nach der tödlichen Seuche steckt das erfolgreichste Unternehmen der Republik der Vereinigten Fünf Staaten, ZOMBIE INC., in Schwierigkeiten. Wird die bloße Tatsache von abnehmendem Nachschub und schwindender Nachfrage das Ende sein oder wird ZOMBIE INC. einen - wie auch immer widerwärtigen - Weg finden, um zu überleben?

Es wird das Jahr 2053 geschrieben. Eine Zeit nach dem Ausbruch der großen Zombieseuche von 2027. Diese Epoche hat die Welt umgekrempelt. Neue Firmen schossen quasi aus dem Boden. Neue Staatenbünde wurden geschlossen. Zombie Inc. ist eine dieser Firmen und ansässig in den Vereinigten Fünf Staaten. Die Sicherheitsfirma hat über Jahre hinweg immer neuere Modelle zur Sicherung der Menschen vor den aggressiven Zombies entwickelt. Zäune, tödliche Halsbänder, und ihre eigene Einsatztruppe - die Wrangler. Eine eingeschworene Gemeinschaft, die alle außerhalb ihrer Gruppe mit Abby bezeichnet, völlig unabhängig vom Geschlecht. Dann gibt es noch die Außendienstler. Zu ihnen gehört Carl, schon lange Jahre bei der Firma und sogar so alt, dass er sich noch viele Annehmlichkeiten von vor der Katastrophe erinnern kann. Ihm zur Seite gestellt hat man Dillalia. Mit ihren sechsundzwanzig Jahren ein Frischling, die mit dem Alten neben sich so gar nichts gemein hat. Keine Ahnung, von was der quatscht, wenn er von früher erzählt. Carl und Dillalia betreuen die Kunden von Zombie Inc. Alle anderen außer den Wranglern wohnen und arbeiten in sicheren Anlagen, zumeist eh im Besitz von Zombie Inc. Der Schutz vor den untoten Toten ist DAS große Geschäft des Konzerns mit den strengen Regeln und Arbeitszeiten. Doch nach und nach tauchen Ungereimtheiten auf. Als es immer mehr werden, beginnt sogar Dillalia sich ihre Gedanken zu  machen. Was passiert, wenn es keine Zombies mehr gibt? Doch ist das überhaupt möglich - keine Zombies mehr? Sie kennt eine Welt ohne Zombies gar nicht. Jetzt erinnert sie sich Carls Worte über alte Zeiten. Kann es tatsächlich so werden?

Es sei vorausgeschickt, dass dies kein traditioneller Zombie-Roman ist. Er besteht nicht nur aus Jagd auf Menschenfleisch und Headshots. Action gibt es zwar, die lockert den Rahmen auf, aber insgesamt ist es eine satirische Gesellschaftskritik, die durch bestimmte Einschübe tatsächlich an die Parts in "Starship Troopers" erinnert. Und das Motto: "Ihre Sicherheit ist unser Hauptziel!" könnte das gemeinsame Motto von Regierung und IS sein, schließen sich wollen beide ja das Gleiche, hehe. Nach dem ersten kleinen Vorfall entwickelt sich die Beziehung der beiden ungleichen Partner rasch vorwärts, man diskutiert über diverse soziale Errungenschaften, die es früher gab, die aber heutzutage undenkbar sind. Um eine Beschäftigung zu garantieren, gibt es die 7-Tage-Woche. Dient ja auch dem Schutz der Mitarbeiter, wenn sie nicht draußen rumstreunen und Zombies in die Hand bzw. vor die Kauleiste fallen können. Urlaub? Was soll der Scheiß, faul in der Sonne liegen, der man wegen Krebsgefahr eh aus dem Weg geht. Bleibt lieber drinnen und arbeitet, da ist es auch sicher vor der Sonne. Verschärfte Regelungen zur sexuellen Belästigung sind derart gestaltet, dass es verschärfte Regelungen gegen Sex sind. Es würde ja der Firma schaden, wenn sie einem Angehörigen das Sterbegeld auszahlen müsste. Nachdem Ex-Präsident Clooney noch kurz in die Pfanne gehauen wurde, vergleicht man schnell mal die Organisation ZAMS (Zombies als Menschen sehen) mit militanten Gruppierungen wie PETA und auch den Vegetariern und Veganern. Sie schaden den Menschen in ihrem Umfeld nur - und der Firma. Und auch die schönen Bonussyteme der Regierung, die den Leuten 1000 Scheine Zuschuss verspricht, wenn sie in ihrem Niedriglohn noch 5000 Scheine für irgendeine Neuerung investiert. Ja, so wird vollkapitalistisch die Wirtschaft gestärkt. Kein Wunder, dass die Regierungen nur noch als korrupte Marionetten der Zombie Inc. im Jahre 2053 gesehen werden (War doch 2053, oder heute? Mist, wieder veralzheimert.) und der folgende Witz kursiert: Wie nennt man eine angepflockte Ziege im Regierungspalast? Keine Ahnung? Wirklich nicht? Natürlich nennt man sie "Ein Bordell". Ja, so ist sie, die moderne Welt. Mit den kleinen Einschüben über den rigorosen Umgang und Abbau von Vergünstigungen und Rechten, die viele frühere Generationen hart erkämpft hatten und der Ahnungslosigkeit der Jugend, kehrt trotz des ernsten und viel zu aktuellen Themas durchaus auch ein Humor in die Story ein, der immer mal wieder ein Schmunzeln auslöst. Und die Wrangler-Truppe mit ihrem fast unverständlichen Dialekt (übrigens im Englischen mindestens genauso grausam wie in der Übersetzung - hab extra nachgefragt, Might Mike.) erinnert mit Outfit uind Gehabe schnell an die Truppe um Arnold Schwarzenegger in "Sabotage". So ist "Zombie Inc." teilweise richtig belustigend und vollgepackt mit richtig ätzender Sozialkritik und fast schon ein Plädoyer, sich die Kapitalismushörigkeit (oder Bestechlichkeit) der Regierungen durch Mega-Konzerne nicht mehr länger bieten zu lassen, denn das Ende vom Lied ist dann wirklich die 7-Tage-Woche. Die Konzerne wurden ja schon dafür belohnt, dass sie ihre Lobbyisten so großzügig arbeiten lassen! Schnell hat man ihren Anteil an den Krankenkassenbeiträgen gedeckelt und lässt sie jetzt völlig losgelöst großmarktschreierisch nach mehr Flexibilität durch die Arbeitnehmer aufgrund neuer Möglichkeiten winseln, während die Flexibilität der Konzerne und Regierungen bei Lohnverhandlungen grundsätzlich mit dem Wort STARR noch ungenügend beschrieben ist. Und sollte der Leser es geschafft haben, darüber zu grübeln, reißt ihn dann der Autor mit einer ordentlichen Portion Action aus der Nachdenklichkeit. Kapitalismus gegen Menschen, Firmenstrukturen gegen Zombies. Ein feiner Plot, garniert mit viel Kritik und zum Ende hin auch mit der bekannten Zombiekost, die aber dennoch nur die Rahmenbedingungen für diesen guten Roman liefert. Ungewohnt und gerade deshalb gelungen. 335 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 April 2016, 17:01:24
(https://3.bp.blogspot.com/-rSjfWlwI4u4/VxdOtnnhMaI/AAAAAAAACw4/rFSLVmcQDbAYHNlvTLRhivKMO-XbXVR5gCLcB/s320/tarockn-roll-heinrich-hanf.jpeg)

Heinrich Hanf. TaRock'n Roll ist nicht nur eine Satire, sondern ein Muss für jeden Anhänger globaler Verschwörungstheorien, sofern ihm die Fähigkeit zur Selbstironie noch nicht völlig abhanden gekommen ist.

Hans Harlaching ist ein Wahrsager und Kartenleger, der mit seinem Kater Dinsdale in München lebt. Irgendwann entwickelt er - statt ernsthaft ein Comeback als Rockmusiker anzustreben - ein system, das das Tarot-Kartenlegen mit der computerisierten Version der Horoskope verbindet und ihm einen nie erwarteten Erfolg beschert. Das ruft sehr schnell diverse Gruppierungen auf den Plan, die ihn für ihre Zwecke einspannen wollen. Zuvorderst sind da die Illuminaten, die nicht nur außerirdischen Ursprungs sind, sondern auch mit einer künstlichen Intelligenz zusammen den Planeten für ihre ureigenen Ziele übernehmen wollen. Doch Harlaching - und sein Kater - sind eher von der unberechenbaren Sorte. Und als er dann in die Loge eingeladen wird, um dort für die Illuminaten ihr Werk zu vollbringen, sabotiert er sämtliche Anstrengungen, die sie bisher unternommen haben, um zu ihrer Heimat zurückzukehren. Laut Kater Dinsdale selbstverständlich ein Werk der GUTEN ILLUMINATEN des unauffälligen Katzenvolkes.

Sind wir ehrlich, dieses Buch wurde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unter Einfluss eines undurchdringlich dichten Nebels der Lieblingsdroge von Cheech und Chong verfasst. Wirr, sprunghaft, voller depperter Namen und spinnerter Ideen. Zusammengefasst eine durchaus lustige Sozialkritik mit Zentrum der Münchner Szene um Studenten und Rockmusiker. 80-er Jahre-Flair gepaart mit Science Fiction und wilden Rauschbildern um kosmische Verschwörungen zur Übernahme der Erde. Der eher unfreiwillige Todesfallvorhersager Harlaching ist meist viel zu bekifft, um wirklich zu bemerken, was um ihn herum vorgeht. Und von den seltsamen Begrüßungsritualen hat er erst recht keine Ahnung. Die vielen schrägen Ideen, das komplett idiotische Ensemble der Figuren und die Anspielungen auf den guten, alten Erich von Däniken machen mit den oftmals recht überraschend einsetzenden Sprüngen in der Geschichte "TaRock'n Roll" zwar zu einem sehr humorvollen, aber auch anstrengenden Lesestoff. Und man benötigt echt eine große Portion Humor, um die Lektüre unbeschadet zu überstehen. Van Helsing, Eierkrauler, Katzenilluminaten, Dauerkiffer, Außerirdische, Adolfs und Alfreds, Amon Düül und viel, sehr viel wilde Phantasie machen das Buch zu einem spaß, zu dem man zwar aufgelegt sein muss, der dann aber zündet. Naja, vielleicht zündet man sich vorher noch nen kleinen Joint an, dann kommt das Werk noch besser und irgendwie viel bunter zum Leser. Und somit auch Weisheiten wie "Was ist der Unterschied zwischen Schappi ind einem Rockbassisten? Schappi hat viel Hirn und frische Leber."Rund 210 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 April 2016, 17:02:40
(https://2.bp.blogspot.com/-yg9TO-XOG7w/VxSz20ypS8I/AAAAAAAACuw/-YUSKOpl6nMYnR8SyH4waR4Ein1jfEpEQCLcB/s1600/f%25C3%25BCnfv%25C3%25B6gel.jpg)

Donald E. Westlake. New York, 1970: Fünf Gangster planen den Coup ihres Lebens. Ein Smaragd aus Afrika soll den Besitzer wechseln. Unter der Regie von Meisterdieb John Dortmunder schmieden die fünf einen genialen Plan, der krachend in die Hose geht. Doch das ist er st der Anfang.

John Dortmunder macht sich bereit, sein letztes vorläufiges Zuhause frohen Mutes zu verlassen. Hat er einige Annehmlichkeiten wie einen Tunnel von seiner Zelle aus zur Medikamentenausgabe für 300 Dollar verkauft. Problem 1: er hat das Geld noch nicht. Problem 2: der Wachmann will ihn nach draußen begleiten. Und so scheitert sein Coup, mit dem er sich den Einstieg ins Leben ohne Gitter vor den Fenstern etwas angenehmer machen wollte. Und als er dann an der ungesiebten Luft einen Spaziergang entlang der Gefängnismauern macht, fällt ihm ein Wagen auf, der ihn verfolgt. Keine Möglichkeit irgendwohin abzuhauen. Und dann dreht die Karre auf und er kann sich nur an die Wand drücken und hoffen, dass alles gut geht. Kurz vor seinen Kniescheiben stoppt der Wagen und Kelp steigt aus, der ihn abholen wollte. Zur Begrüßung hat ihm Dortmunder mal kurz eine rein. Aber wenigstens hat Kelp einen Job in Aussicht. Zwei dieser afrikanischen Kleinstaaten, die früher mal einer waren, bekriegen sich weiterhin mit Freuden und zudem betrachtet jeder einen bestimmten Diamanten als Nationalheiligtum. Und da er gerade in New York ausgestellt wird, kommt ein Major des einen Staates auf die glorreiche Idee, das Dingen von Profis klauen zu lassen. So kommt Dortmunder ins Spiel. Sie handeln Bedingungen und Bezahlung aus und die Planung kann beginnen. Natürlich muss sich Dortmunder hin und wieder beim Bewährungshelfer melden und einem Job nachgehen. Lexikon-Verkauf, von Tür zu Tür latschen, die Leute anlabern, sich vor deren Hunden fürchten - nicht sein Ding. Also werden mit Murch, dem Fahrer, Greenwood, dem Schönling und Weiberhelden, sowie Chefwick, dem Schlossknacker, die nötigen Helfer gefunden und der Coup im Museum kann starten. Klappt anfangs alles recht gut, obwohl der Plan an sich schon recht chaotisch ist. Prompt müssen sie sich dann auch sputen, um den Wärtern zu entkommen. Sie haben sogar den Stein, aber den hat Greenwood - und der verläuft sich im Museum und wird dann geschnappt. Den Stein, den hat er verschluckt. Und mit diesem Flop beginnt das Abenteuer erst richtig.

Ich muss zugeben, dass dies der erste Roman um den Gauner Dortmunder - nach dem Bier benannt - ist, den zu lesen ich das Vergnügen hatte. Dortmunder ist der Gegenentwurf zu seinem unter dem Pseudonym Richard Stark ersonnenen coolen und nicht aus der Ruhe zu bringenden Parker. "Fünf schräge Vögel" wurde als "Vier schräge Vögel" mit Robert Redford verfilmt und die Figur des Chefwick einfach weggelassen. Buch und Film sind Gaunerkomödien reinsten Wassers wenn die Bande versucht, mit den absurdesten und verrücktesten Methoden versucht, endlich diesem verdammten Diamanten habhaft zu werden, der ihnen immer wieder durch die Finger schlüpft. Der Wortwitz von Westlake zündet, der Humor kommt an. Als wirklicher Spaß entpuppen sich einige Dialoge des Buches, die wahrlich zum Lachen reizen. Endlos reihen sich witzige Katastrophen aneinander, mit denen sich die fünf Gauner auseinandersetzen müssen. Immer neue absurde Situationen gilt es zu meistern. Liebenswerte Nullen auf der Suche  nach dem nächsten Coup. Und geht einer schief, ficht sie das nicht an. Mit einer unbeschreiblichen Art und Portion Enthusiasmus arbeitet man den nächsten Plan aus. Dieses schusselige Gegenstück zu Parker konnte mich sofort für sich einnehmen und der Stil und Humor von Westlake tat ein Übriges dazu. Ein irgendwie heiterer Roman ohne viele Leichen oder Shootouts, dafür mit viel Witz präsentiert. Gauner-Desaster der komischen Art und jedem Freund locker-humorvoller Unterhaltung nur zu empfehlen. Auf Tiefe oder ausführliche Charakterzeichnung verzichtet man da gerne, wenn man Szenen wie die mit dem Schäferhund auf der Veranda lesen darf, um nur ein Beispiel zu nennen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 April 2016, 17:03:57
(https://1.bp.blogspot.com/-bYGv_bwWuJE/VxIkVpDmnrI/AAAAAAAACsk/miudm4cJXxEUbMRzZSPv1RL9Wup-rtSBQCLcB/s1600/zumsterben%2Bsch%25C3%25B6n2.jpg)

Wayne Simmons. Schätzungsweise 99 Prozent der Bewohner von Belfast fielen schlagartig tot um. Einige davon sind wieder erwacht und fallen jetzt als eine Horde hübscher Untoter über die Stadt her, um blutige Vergeltung an den wenigen Überlebenden zu üben. Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe flüchtet sich auf den Hauptflughafen, doch dieser vermeintlich sichere Ort erweist sich als Trugbild, kaum wird er von den ersten auferstandenen Leichen belagert.

Nach der Katastrophe im ersten Buch um die schönen Toten einige der handelnden Figuren den weiteren Verlauf des Gemetzels zwangsläufig nicht mehr erleben konnten, versuchen verschiedene Grüppchen sich zum Flughafen durchzuschlagen. Darunter sind auch Aida, Kirsty, Caz und der im Rollstuhl sitzende Cecil. Red, der Arzt, kommt hinzu und auch der Prediger Reilly findet im Flughafen Zuflucht. Die Tätowierin Star gerät unterwegs in die Fänge der wilden Meute und ist vermutlich tot. Die restlichen Überlebenden verbarrikadieren sich im Flughafenterminal, versuchen die Umgebung von den Zombies zu säubern. Doch es werden immer mehr. Und innerhalb der Gruppe gibt es Streitigkeiten, und Josh, der Hubschrauberpilot, denkt durchaus darüber nach, sich alleine abzusetzen. Gerade weil die Neuankömmlinge mit ihrem Bus auch ein neues Problem geschaffen hatten: sie haben nämlich mit ihrem Gefährt die Barrikade niedergemäht und so Platz für die Toten geschaffen. Nun muss man sich in Rückzugsgefechten neu sortieren, neue Schutzwälle aufbauen, planen, wie man an Lebensmittel und zu trinken kommt. Dass Kirsty schwanger ist, hilft der Situation auch nicht gerade. Und dann geschehen noch einige unerklärliche und unheimliche Dinge mit einigen der bisher Überlebenden, die ihren Freunden durchaus Kummer bereiten.

Über lange Passagen hin hat das Buch gehalten, was ich mir davon versprochen habe. Blutige Auseinandersetzungen, Verluste, Emotionen, schräge bis bösartige Charaktere und durchaus auch ab und an ein Grund zum Schmunzeln - und sei es nur, weil man sich gerade vorstellt, dass die schönen Toten für einen Film mit Jessica Alba, Summer Glau, Amber Heard oder Denise Richards gecastet werden, die blutrünstig nach frischem Fleisch gierend durch Belfast stolpern. Auch die Dynamik der Gruppe im Flughafenterminal ist noch okay. Ein Rätsel, das den Überlebenden einiges Staunen entlockt, bringt noch einmal frisches Spannungspotenzial hinzu, aber mit den folgenden Visionen und dem Seelenspringer konnte ich dann nichts mehr anfangen. Das war für mich zuviel des Guten - zumindest in dieser Hinsicht. Man kann zwischen den recht derben Kämpfen mit ordentlich Splatter auch Mitgefühl erkennen, Opferbereitschaft, Mut und Trost. Gerade das Finale, so explosiv und feurig es auch ist, bietet noch einen Funken Menschlichkeit und wäre in all dem Chaos. Charaktere wandeln sich, Feigheit wird zu Mut. Und viele werden diesen Tag als letzten ihres Lebens beschließen müssen. Sieht man einmal von den von mir kritisierten Visionen oder Fantasien sowie dem Seelengehüpfe ab, ist "Zum Sterben schön 2" ein recht guter Zombiethriller, in dem aber viele Figuren es einfach nicht packen, dem Leser etwas zu bedeuten, sie sind egal. Passiert ihnen nix - gut, gehen sie drauf - auch gut. Ich könnte mir gerade mal Star als einigermaßen positive Erscheinung herausfiltern. Deswegen würde ich bei einer Punktevergabe wohl 6/10 wählen. Vielleicht waren anch der langen Wartezeit aber auch meine Erwartungen zu hoch. Von den Mädels gibt es wohl nichts mehr zu lesen, das Buch zwei anscheinend das Ende war, aber Wayne Simmons hat zusammen nit Mark Graham eine Reihe begonnen, die sich vielleicht im Action-Genre sehen lassen kann. Es geht in "The Natanz Directive" um den ehemaligen Agenten Jake Conlan, der wieder in den Dienst gerufen wird.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 April 2016, 13:53:56
(https://4.bp.blogspot.com/-VdCGQ0dD8iM/VxtVq3E6rWI/AAAAAAAAC2I/RFthPjCncJ8HZei8HCWmB8s7PUfb0QAzQCLcB/s320/aufdietoten.jpg)

Wrath James White. Die Polizei in San Francisco findet in einem Müllcontainer die Leiche der Martial-Arts-Legende Hollister McCoy. Der Tote ist stark verfallen und von einem unbekannten lila Pilz überwuchert. Das Genick ist gebrochen, der Körper von Prellungen übersät, und ihm wurde in die Schläfe geschossen. Diese Wunden wurden dem Kampfsportler postmortal zugefügt – doch offenbar war McCoys Gehirn noch aktiv, als sein Körper längst begonnen hatte, sich zu zersetzen.
Die Spur führt nach Uganda. Dort wurde eine gewaltige Armee von Toten zum Leben erweckt – Zehntausende unersättliche hungrige Leichen, mit denen Revolutionäre das Land übernehmen wollen.

In Uganda findet wieder einer dieser unerträglichen Kriege statt, wie sie in Afrika derart häufig vorkommen, dass man sie kaum noch beachtet. Ein machtgieriger General lässt von seinen Soldaten ein Dorf komplett auslöschen. Im sogenannten zivilisierten Teil der Welt macht man sich schon länger Sorgen, ob es in Uganda nicht auch zum Einsatz von biologischen Waffen kommt, die selbstverständlich auch die Existenz der von den USA kontrollierten äh angeführten westlichen Nationen bedrohen würde. Also hat man eine Spezialtruppe zur Beobachtung in die heiße Zone geschickt. Sie kommen in dem Dorf an und werden bald von toten Kühen (Tiere, keine Frauen), Pferden, Ziegen und Schweinen angegriffen. Und obwohl die Fetzen nur so fliegen, läuft das irre, von einem lila Pilz bedeckte Viehzeug einfach geifernd weiter. Erst Kopfschüsse beenden den Angriff. Noch immer beeindruckt von dem rätselhaften Fleischmatsch, der vor ihnen liegt, haben die Soldaten und der sie begleitende CIA-Mann nicht gemerkt, dass sie von den Bewohnern des Dorfes umzingelt wurden - den toten Bewohnern des Dorfes. Wieder steigt der Munitionsverbrauch an, doch anscheinend kommen aus umliegenden Dörfern - von dem Radau angelockt - immer mehr lebende Tote hinzu. Die Soldaten haben erste Opfer zu beklagen. In San Francisco wird währenddessen in einem Container die zerfledderte Leiche eines früheren Kampfsport-Champions gefunden, die mit einem lila Zeug bedeckt ist. Keiner weiß, was das zu bedeuten hat, aber zumindest hat man eine Vermutung, woher die Leiche kommt. Schon länger gehen Gerüchte um, dass es Untergrund-Kämpfe zwischen Menschen und irgendwelchen Monstern geben soll, denen man bisher aber nicht auf die Spur kommen konnte. Einer dieser menschlichen Kämpfer ist Tyler Pope, der früher eine gute Karriere als Fighter hatte, aber nach einiger Zeit abgestürzt ist. Nun kämpft er für den großen Macker Bill Vlad gegen die lebenden Toten. Er war der Gegner des im Container gefundenen Leichnams, bei dessen Untersuchung des Gerichtsmediziners schier unglaubliche Ergebnisse zutage kommen. Der Polizist Elgin Washington beginnt zu ermitteln und taucht auch bald bei Tyler auf. In Afrika hatte in der Zwischenzeit Vlad dem ungandischen General einen Besuch abgestattet, ihm Unterstützung in seinem Kampf zugesagt und massenweise von dem lila Pilzbewuchs mitgenommen. Der General lässt daraufhin seine Truppen eine große Stadt überrennen, um die Toten dann seiner Armee einzuverleiben. Das führt dann endgültig dazu, dass die westlichen Truppen eingreifen, die auch über Informationen verfügen, die sie von den dem früheren Massaker entkommenen Soldaten und dem CIA-Typ erhielten. Der wiederum ermittelt im Regierungsauftrag mittlerweile auch gegen Vlad und sichert sich die Kooperation von Washington. Gemeinsam wollen sie das Gemetzel beenden, für das gutbetuchtes Publikum immense Geldbeträge für Wetten und Blut investiert.

Afrika, Land der Unruhen. Von hier aus lässt Wrath James White seine Zombie-Mär starten. Eine Geschichte, die auch bekannte Namen oder zumindest Anspielungen zurückgreift. Sei es nun der Kampforganisator Vlad (Rumäne?) oder eben der Zombie-Papst schlechthin - George A. Romero. Und als Kampfsportler darf White eine Erwähnung von Bruce Lee und - wenn auch nicht namentlich genannt - Jim Kelly nicht fehlen. Die Action beginnt direkt ohne Einleitung und ist den auch skrupellos und blutig, gerade beim Kampf der Beobachter gegen Viehzeug und später die Untoten (Soll man sie Pilzköpfe nennen?) fliegen richtig die Fetzen. Danach wird es etwas ruhiger, mehr Elemente des bekannten Kriminalromans kommen zum Tragen plus die Entdeckung der mysteriösen Krankheit, die zwar den Körper verwesen lässt, aber das Hirn noch nicht abtötet (Scheiße, warum ist es bei mir gerade umgekehrt?). Es werden Drohungen ausgesprochen, es wird erpresst und es wird ermittelt. Zur Sache geht es zwischendurch noch einmal in Uganda und ich muss sagen, dass mir gerade dieser Teil viel zu kurz kam. Ebenso die Sache mit dem CIA-Mann. Will der wirklich den Fall aufklären oder will die Regierung nur mal wieder ne neue Waffe basteln? Der Protagonist Pope ist ein geschlagener Mann, der vom Leben nicht mehr viel erwartet. Er hat sich einiges selbst verdorben und erweckt den Eindruck, sich dafür auch selbst noch bestrafen zu wollen. Ihn widern seine Kämpfe zwar an, aber so wirklich aufhören will er erst, als er Melissa kennenlernt. Jetzt hat er neben der Liebe auch noch ein moralisches Dilemma am Hals. Und seinen Boss Vlad, der auf seinen Kämpfer nicht verzichten will - und die Einnahmen, die er ihm beschert. Die Frau ist als Charakter zwar okay, erscheint mir aber nur als Mittel zum Zweck, um etwas Anspannung ins Geschehen zu bringen. Und der Polizist? Wird zwar vorgestellt und hat auch sein Päckchen zu tragen, macht aber nicht viel her. Übrigens hat Wrath James White diesmal nicht die sozialkritische Keule ausgepackt. Er moniert zwar die Essgewohnheiten der Leute hinsichtlich einer gesunden Ernährung, ihrer Bequemlichkeit und Gedankenlosigkeit gegenüber wirklich wichtigen Themen und die Sensations- und Blutgier der gutsituierten Menschen, die für Nervenkitzel im illegalen Rahmen viel von ihrem (ehrlich?) verdienten Geld hinblättern. Das alles geschieht aber ebenso unterschwellig wie die Andeutungen mit dem CIA-Mann bezüglich der Nutzung dieses fremdartigen Pilzes. Und auch sonst bleibt viel unbeantwortet, Fragen bleiben offen. Aus dem vorhandenen Ideenmaterial hätte man durchaus einen umfangreicheren Roman mit Verschwörung und viel Action im Käfig oder auf dem Schlachtfeld hinzaubern können. Und extrem? Vielleicht bin ich durch die vielen Festas schon so abgebrüht, aber so richtig extrem war "Auf die Toten" nicht unbedingt, selbst wenn man mit eigener Phantasie einige Szenen weitergesponnen hat. Gesichter abfressen und Organe rausreißen, das trauen sich mittlerweile sogar die Zimperliesen der Großverlage zu bringen - vermutlich aber auch an die Lesegewohnheiten ihrer Stammleser angepasst. Wer weiß? So bleibt ein recht ordentliches Buch, das sich locker lesen lässt, niemanden verärgern dürfte, das aber auch ein bisschen von den anderen Leistungen des Autors entfernt ist. Als Einzelbuch ziemlich gut, im Vergleich mit seinen anderen Werken bleibt das ziemlich weg. Aber es würde sich gut als Vorlage (Nicht DAS, ihr Ferkel. Da müsst ihr zu Edward Lee und John Aysa greifen.) für einen gepflegten B-Film eignen. Und als Kampfsportler mit dem Autor himself. Wer also mal nicht ganz so explizite Gewalt- und Blutorgien, aber vernünftige Action mit einem ungewohnten Auftritt von Zombies lesen möchte, kann hier durchaus investieren. 250 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 April 2016, 13:56:06
(https://1.bp.blogspot.com/-ZeMt0fke1wE/Vxn7uVs0qzI/AAAAAAAAC0k/Lnq6H3Fg1Z88bkUdnKxQzcLADmhFY81XQCLcB/s320/gattiswut.jpg)

Ryan Gattis. Sechs Tage im Jahr 1992. Polizisten misshandeln einen schwarzen Bürger und Los Angeles explodiert. Plünderungen, überall brennt es; ein Bürgerkrieg mitten im Herzen der westlichen Welt. Was passiert, wenn die Polizei eine Stadt den Armeen der Gangs überlässt? Rechnungen werden beglichen, noch und noch. Davon erzählt dieser ungeheuerliche Roman. Am Anfang ein unmenschlicher Mord: Wir erleben ihn aus der Sicht des Opfers. Dann kommen andere zu Wort: skrupellose und weniger skrupellose Gangster, rassistische Polizisten, Krankenschwestern, Junkies, jugendliche Mitläufer. Und es entsteht das Bild einer Gesellschaft, in der der Stärkere den Schwächeren frisst und die sich im Ausnahmezustand gänzlich enthüllt.

Los Angeles 1992. Nachdem mehrere Polizisten den dunkelhäutigen Bürger Rodney King schwer zusammengeschlagen hatten, als sie ihn festnahmen, kochte die Volksseele schon. Das Urteil, das die vier Beamten, die sich vor Gericht verantworten mussten, dann erhielten - Freispruch - ließ den Dampfkessel dann platzen. Es kam zu gewalttätigen Aufständen. Im Laufe der Tage weiten die sich immer mehr aus. Plünderungen, Morde, Brandstiftung. Mittlerweile Tagesordnung. Ryan Gattis hat anhand von Aussagen Betroffener siebzehn Stimmen in Ich-Form erzählen lassen, wie es damals war. Die Stadt war im Kriegszustand. Und wo weder Polizei noch Nationalgarde über die Sicherheit wachten, da sie in den Zentren der Aufstände für etwas Ruhe sorgen mussten und es kaum schafften, wurden in den Bezirken, die nun völlig ohne Schutz waren, Rechnungen beglichen. Da wären Feuerwehrleute, Gangmitglieder, militante Polizisten oder einfach nur Unschuldige, die am falschen Ort waren.

Was hat genervt? Dass der Klappentext sich mal wieder nicht den Hinweis auf Tarantino verkneifen konnte. Mal davon abgesehen, dass das mittlerweile schon fast eine Pandemie ist, wer da den Namen alles zu Vermarktung von was auch immer nutzt, ist es auch schon längst kein Lob mehr. Ryan Gattis hat nach seinen jahrelangen Recherchen in seinem Roman siebzehn Stimmen sprechen lassen und man lernt bald, dass nicht jeder, der hier etwas beizutragen hat, auch nich am Leben sein muss. Irgendwie hat mich die Erzählung an Filme wie "11:14" erinnert, wo nach einem Vorfall zu Beginn nach und nach die Pfade der Beteiligten zueinander führten oder zumindest am Rande Begegnungen stattfanden, ohne dass die Menschen wussten, wer da vor ihnen stand und aus welchem Grund. Es war wie ein Licht in der Nacht, das vorbeizieht. Im Krankenhaus werden Wunden behandelt, die von einer Person verursacht wurden, die man später irgendwo tot auffindet. Ein Feuerwehrmann lernt eine Krankenschwester kennen, die mit einem Gangmitglied verwandt und verbandelt ist. Der Autor schafft einen Ausgangssituation, die in einem anderen Teil der Stadt spielt, aber wesentlich härter zu Buche schlägt, als die eigentlichen Proteste. Hier ist niemand, der die Gangs unter Kontrolle hält. In persönlichen Aussagen wird der Leser von den handelnden Figuren in die Struktur der Gangs, der Süchtigen, der Dealer, der Bosse und der kriminellen Kids eingeführt. Wie man sich Respekt verschafft, wie man sich gegenüber den eigenen Leuten und anderen Razas verhält. Aber es sind auch die persönlichen Dramen, wenn Geschäftsinhaber vor ihrem geplünderten und zerstörten Laden stehen, wenn die Feuerwehr bei ihren Löschaktionen attackiert wirdund keine Polizei sie schützen kann und es ist das Leid das verursacht wird, wenn die Häuser, die man jahrelang mühsam aufgebaut hat, den Flammen zum Opfer fallen, die einer dieser Nutznießer der Aufstände aus reinem Mutwillen in Brand gesetzt hat. Da sind die zu Recht wütenden Opfer des Rassismus, die gegen das Unrecht aufbegehren und da sind die Zerstörer, die den Aufruhr nur aus Spaß machen, die keine Grenzen kennen, nicht einmal die eigenen Leute schonen. Und zwischen all diesen Tragödien erfährt der Leser etwas über das Leben in den Hoods, den Barrios, wo die Obdachlosen froh um einen Schlafplatz sind, wo große Familien auf engstem Raum leben und wo ebenso ehrliche Arbeiter sind wie kleine Gangster und zugekiffte Mörder. Und Polizisten auf dem Selbstjustiz-Trip. Sie kommen, um ein Zeichen zu hinterlassen. Nicht legitimiert, sondern auf Gangniveau. Auch solche gibt es unter den Gesetzeshütern. Stachelt die Meute aber nur nich mehr an. "In den Straßen die Wut" ist kein Killer-Thriller, aber auch keine simple Dokumentation - es ist eine romanhafte Erzählung und Aufarbeitung der Vorkommnisse aus verschiedenen Sichtweisen. Ohne eine Wertung abzugeben. Da sind Kinder unterwegs, die noch an Spielzeug und TV-Serien denken und im nächsten Moment mit Waffen auf der Straße andere niederballern, da sind Familien, die im Drogenwahn nicht mehr den eigenen Leuten trauen. Spannend, eiskalt, brutal und dreckig - und realitätsnah. Das ist "In den Straßen die Wut". 510 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 April 2016, 13:57:31
(https://3.bp.blogspot.com/-6xXfD2WCQQY/VxinTNE55UI/AAAAAAAACzA/QSbTtEe_sYErEB43N7QUaoxz1RF71O8FQCLcB/s320/scare%2Bme.jpg)

Richard Jay Parker. Wann hast du dich das letzte Mal selbst gegoogelt? Der erfolgreiche Geschäftsmann Will Frost wird mitten in der Nacht von einem anonymen Anrufer geweckt, der ihm genau diese Frage stellt. Als Will online geht, stößt er unter seinem Namen auf eine Website mit den Silhouetten von sieben Häusern. Im ersten Haus hat sich gerade ein bestialischer Mord ereignet ... und im letzten wohnt er selbst. Will wird von dem Unbekannten im Rahmen einer makabren Schnitzeljagd von Tatort zu Tatort gehetzt - bis sich die Frage stellt, wer ist eigentlich das Opfer, und wer der Täter.
Ein erschreckender Blick auf die moderne Welt. Das Internet als Instrument des Bösen.

Brett hat via Live-Chat einen Blick auf Poppy geworfen. Er erwartet, dass sie ihm bald mehr zeigt. Tut sie auch. Seine tote Familie - und dann ist er fällig. Andernorts in England ist der Manager Will Frost auf dem Heimflug in einem Heli, um dem Verkehr um die Hauptstadt herum zu entgehen und schneller bei seiner Frau Carla zu sein. Heute ist nämlich ihre letzter "freier" Abend, bevor ihre schwangere Tochter Libby mit Freund Luke aus Thailand zurückkommt. Mitten in der Nacht wird er von einem Anruf geweckt, der ihn an den PC schickt, um eine Mail zu öffnen. Dort findet er Bilder eines Hauses vor, dann weitere, die Luke und Libby gefesselt irgendwo gefangen zeigen. Er vermutet zuerst, dass hinter dieser kaum verhohlenen Drohung die Firma Motex steckt, gegen die gerade seine Gattin vorgeht, um zu verhindern, dass die Firma das Gelände einer Schule übernimmt, um dort eine Fabrikhalle zu bauen. Doch die Vermutung währt nicht lange, da er bald darauf Anweisungen erhält, seinen Laptop zu nehmen und nach Florida zu fliegen. In den USA findet er in einem Haus mehrere Leichen vor und soll einer etwas entnehmen. Und schon geht es weiter zur nächsten Station. Und während Frost durch die Gegend gehetzt wird, muss seine Frau zu Hause die Stellung halten und vermeiden, dass jemand mitbekommt, wo ihr Mann wirklich steckt und warum. In Thailand unterdessen hört der junge Tam Schreie aus den Räumen einer Geflügelschlachterei und macht sich bald danach auf Entdeckungstour. Nicht ungefährlich für einen kleinen Jungen. Und Poppy, die Brett und seine Familie ausgelöscht hat, ist ebenfalls schwer aktiv.

"Scare me" von Richard Jay Parker ist ein wahrer Page Turner und würde es den Begriff Nailbiter nicht schon geben, müsste er für das Buch erfunden werden. Parker hat den Leser schon nach sehr kurzer Zeit am Haken und lässt ihn bis zum Schluss, der sogar weiteren Raum für Spekulationen gibt, nicht mehr los. Es war ein Leichtes lesetechnisch durch das Buch zu rauschen wie dereinst der ICE durch Wolfsburg - ohne Halt. Wunderbar wird der Leser im Unklaren gelassen, was überhaupt hinter der ganzen Aktion steckt, wer diese blutrünstige Schnitzeljagd aus welchem Grund inszeniert. Anhand der Aktivitäten der Opfer ist alles möglich. Eine politische Verschwörung, wirtschaftliche Zusammenhänge, Aktionen skrupelloser Konzerne, verprellte Freunde oder einfach nur Konkurrenten - nichts gibt einen konkreten Hinweis auf die Hintergründe. Und der Schreibstil ist flott, generiert ein unglaubliches Tempo und hat absolut keinen Leerlauf. Verdachtsmomente aller Orten, die Morde blutig, aber nicht zu abscheulich geschildert, dennoch grauslig wie der ausgehöhlte Schädel (da hätte(n) der oder die Mörder bei mir wenig Arbeit gehabt), wo dann statt des Gehirns nur eine Nachricht für Frost liegt und mit verschiedenen Locations weltweit auch abwechslungsreich, zudem dann ja weitere ungewollte Mitspieler ins Rennen gehen. Drohungen und Betrug machen die Runde, Verdächtigungen und falsche Theorien geben sich Klinke sozusagen in die Hand. Die Seiten blättern sich unter diesen Voraussetzungen fast schon von selbst um, immer neugierig, was denn nun als neueste Schandtat kommt oder ob Frost sich endlich seiner Tochter und deren Verlobten entscheidend annähern kann. Nicht verwunderlich war ob des Stils und des Tempos auch, dass sich der Autor bei Simon Kernick für dessen Unterstützung bedankt. Dieses Buch hätte auch aus dessen Feder/Tastatur kommen können. Kleinere Mängel - sehr, sehr kleine - sind für mich, dass es einige Bücher gibt, in denen das Internet eine viel zentralere Rolle spielt und viel mehr ein Instrument des Bösen ist. Hier sei als Beispiel Charles den Tex mit "Die Zelle" genannt, ein hervorragender Thriller um Idenittätsdiebstahl. Und der andere Makel ist halt, dass es mir irgendwie gegen den Strich geht, dass sehr, sehr oft die Protagonisten eine ach so schwere Kindheit hinter sich haben und alle Probleme so ungemein tapfer lösen konnten. Soll vielleicht ein gewisses Mitgefühl für sie wecken, reicht bei mir aber eher zum Gegenteil. Wohl weil es so oft genutzt wird. Genug davon. "Scare me" ist keiner meiner geliebten Actionreißer mit endlosem Geballer und unkaputtbaren Helden sowie hirnloser Ballergestalten (okay, eine Figur ist dann trotzdem hirnlos) und dennoch für 9/10 gut, verbunden mit einer klaren Kaufempfehlung. Wer sich von einem hochspannenden Crime-Titel mitreißen lassen und um den Schlaf bringen lassen will, der sollte sich dieses Buch wahrhaftig zulegen. Klare Kaufempfehlung. 475 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Mai 2016, 17:13:58
(https://4.bp.blogspot.com/-3XYw_wShb14/VyxeQrt4DoI/AAAAAAAAC_E/2Ws01WBb2V4Uxqx2pXf8O999yv2xdp3aACLcB/s320/bleedkurtz.jpg)

Ed Kurtz. Als Walt Blackmore in ein altes Haus am Rande einer kleinen Stadt einzieht, scheint es für ihn wirklich aufwärts zu gehen. Sein Schicksal verändert sich jedoch unwiderruflich, als ein dunkelroter Fleck an der Decke erscheint, der schließlich Stück für Stück zu einer Kreatur heranwächst. Während Walt zunächst daran interessiert ist, deren Wohlbefinden zu fördern und anfangs streunende Tiere an das Ding verfüttert, reicht dies nur kurz. Allmählich wird es wieder menschlich, und um das zu erreichen, sind menschliches Blut und Fleisch erforderlich. Kaum hat Walt die Grenze zwischen Neugier und Mord überschritten, gibt es keinen Weg zurück.

Walt Blackmore hat ein Haus erworben. Zudem hat er seinen Job als Lehrer und ist seit drei Jahren mit Amanda liiert. Dass das Haus schwer renovierungsbedürftig ist, ficht ihn nicht an. Er ist guten Mutes und geht auch bald fleissig ans Werk. Den dunklen Fleck an der Decke sieht er zwar, misst ihm aber vorerst wenig Bedeutung zu. Doch irgendwann tropft es von der Stelle, wo der Fleck platziert ist und er will diese Störung abstellen. Doch er kann nichts entdecken. Vielleicht ein Leck in den alten Leitungen. Doch auch ein gerufener Klempner findet keine Erklärung. Und mit Ruhe und Frieden ist es bald vorbei. Als seine Freundin Amanda bei ihm übernachtet und sich schon bald ein See von "Rot" auf dem Fußboden gebildet hat, schaut sie natürlich nach. Und was sie dann sieht, lässt sie fluchtartig aus dem Haus rennen. Und Walt? Der scheint sich inzwischen im Wesen zu verändern. Ist antriebslos, verpennt ganze Tage. Die Arbeiten am Haus sind ihm mittlerweile auch ziemlich wurscht. Er ist fortwährend fasziniert von dem Ding an seiner Decke. Es wird immer größer, scheint so etwas wie Triebe zu erhalten und bald beginnt es damit, Worte zu formen. Erst unverständlich, dann immer deutlicher. Das erste Wort, das Walt verstehen kann, ist Blut. Und nicht lange danach, weiß er, dass die Kreatur in seinem Heim nach Blut verlangt. Und Walt sorgt sich um seinen neuen "Mitbewohner". Er geht los und holt erst kleine Kätzchen, dann die Katzenmami und danach grabscht er sich auf dem Feld einen armen Hasen. Ein Versuch in der Stadt bei einer Tierhandlung Nahrung zu kaufen scheiterte eher kläglich. Da er zu den gewünschten Hamstern weder Käfig noch Tiernahrung kaufen wollte, hatte die Verkäuferin und Inhaberin ihn sofort im Verdacht, dass er die Tierchen aus irgendeinem Grund sicher nicht lange am Leben lassen würde. Und hat ihn schwuppdiwupp des Ladens verwiesen. Ohne Hamster. Also wurde draußen im Feld gejagt. Und die Kreatur wuchs. Nach dem Mund bildeten sich die kleinen Ärmchen zu richtigen Armen aus, begannen sich sogar Beine zu formen. Und je mehr die Kreatur, die er Gwynplaine - kurz Gwyn - nennt, wächst umso größer wird ihr Appetit. Doch Walt hat einen Plan.

"Bleed: Ausgeblutet" hatte in mir nicht die große Erwartungshaltung geweckt, dass ich ihn vor einem meiner geliebten Actioner gelesen hätte. Und beim Klappentext lag die Vemutung nahe, dass da schon zuviel verraten wurde. BEIDES falsch. Und aus dem Grund war ich dann doch überrascht, als sich "Bleed" als so richtig feines und blutiges Stöffchen erwies, in dem keine Sekunde so etwas wie Leseunlust aufgekommen ist. Gut durchdacht lässt Ed Kurtz seine Story im Milieu einer US-Kleinstadt nach und nach an Konturen gewinnen, lässt sich das Grauen langsam einschleichen, widmet sich den charakterlichen Veränderungen, denen Walt bald unterliegt, ohne dass es einen Grund dafür zu geben scheint. Er lässt die Beziehung zu Amanda leiden, lässt auch diese selbst an der Situation schier verzweifeln, weil sich ihr Verlobter immer weiter von ihr und der Welt abzuwenden scheint, sich nur noch für diesen dummen Fleck interessiert. Nach ihrer Flucht aus dem Haus kommen die Selbstzweifel auf. Zweifel, die bei Walt mit der Zeit immer weniger werden. Für ihn ist alles richtig, was er unter der Kontrolle der Kreatur für ebendiese tut. Und in der Beschreibung der handelnden Figuren konzentriert der Autor sich auf Walt, Amanda und später Gwyn. Alle weiteren Mitspieler sind nur Randerscheinungen, benötigt, um die Story voranzutreiben. Walts Schwester Sarah, die sich zu Beginn doch schon als elitär abqualifiziert und sich über Walt ärgert, weil der seine todkranke Mutter nicht besucht, obwohl er von der Erkrankung ja gar nichts weiß, darf noch etwas Unruhe ins Hause Blackmore bringen, wenn sie bei ihrem Bruder vorbeischaut. Und je länger man der Geschichte folgt, umso blutiger wird sie dann auch. Da wird dann schon mal etwas gehäckselt, Haut abgezogen, zerstückelt, Blut gesüffelt und etwas Gesicht gemundet. Und es wird nicht ohne Spannung erzählt. Die Gefahr der Entdeckung des Geheimnisses ist groß. Welches Geheimnis das wirklich ist, erfährt der Leser spät. Und auch Wendungen kommen ungeahnt daher. "Bleed: Ausgeblutet" von Ed Kurtz ist eine exzellente Überraschung in meinen letzten Einkäufen. Intensiv, wirklich außerordentlich blutig, aber auch mit der einen oder anderen sensiblen Szenarien versehen, die tiefgründiger sind als es so direkt den Anschein hat. Bodyhorror mit etwas Sex, der bald zeigt, welch guter Autor Ed Kurtz ist. Hoffentlich wird es mehr von ihm hierzulande geben. Denn sobald die Story so richtig am Laufen ist, wirkt sie stellenweise wie ein Schlag in den Magen, der völlig unverhofft trifft. Kein langes Vorgeplänkel, nicht erst langsam zum Geschehen vortasten, sondern recht bald volle Breitseite, der (deutsche) Titel eines Buches eines anderen Autors wäre hier auf jeden Fall Programm: "Blut will fließen". Nicht, dass jetzt jemand vermutet, es wäre einer meiner so geschätzten America First oder ein Edward Lee. Nö, das ist es nicht. Aber man sollte seinen Hauskauf oder Renovierungsarbeiten doch bitte noch einmal gut überdenken - oder in einer Gemeinde wohnen, die doch eine benötigte Anzahl von Einwohnern hat. Nimmersatt ist da. Und auch ein lobendes Wort ans Lektorat. Von der früheren Fehlerquote ist hier jedenfalls nichts zusehen. 365 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Mai 2016, 17:15:35
(https://2.bp.blogspot.com/-BnFXow5LqF8/VynJXtL4YOI/AAAAAAAAC9o/Lwa4UzCO-c0bjAeg302Yfq-3UiS989wywCLcB/s320/missionewigkeit.jpg)

James Rollins. Amanda Gant, die Tochter des Präsidenten der Vereinigten Staaten, wird von somalischen Piraten gekidnappt. Rasch hat ein Eingreifteam der SIGMA-Force das Hauptquartier der Entführer aufgespürt, doch deren Anführer hat bereits den Tötungsbefehl für Amanda gegeben. Schockstarr sieht das Präsidentenpaar, das die Rettung seiner Tochter live miterleben wollte, auf den Bildschirmen die Leiche. Doch bei allem Mitgefühl geht Painter Crowe, dem Direktor der SIGMA Force, eine Frage nicht aus dem Kopf: Ist Präsident Gant wirklich der Kopf der Terrororganisation Die Gilde?

Als in Somalia die schwangere Tochter der US-Präsidenten entführt wird, die unter falscher Flagge reist, um nicht erkannt zu werden, schrillen im Hauptquartier der Regierung und somit auch bei SIGMA Force die Alarmglocken. Sofort wird alles mobil gemacht, das sich auf diese verzwickte Aufgabe stürzen kann. Doch es wird immer schlimmer statt besser. Man kommt den Feinden bzw. deren Anführern nicht näher. Entweder stehen den Rettern immens starke und gut bewaffnete Truppen des Feindes gegenüber oder der ist mit Amanda längst verschwunden. Und ganz nebenbei wird auch noch der perfide Plan verfolgt, die SIGMA Force öffentlich zu diskreditieren. Schnell ist man dann auch mit dem Wort Verrat bei der Hand, da doch viel nicht gerade mit rechten Dingen zugegangen ist. Bald ist jeder verdächtig. Schlimm ist: Man findet eine Leiche. Es ist Amanda. Und übertragen durch eine Kamera kann das Präsidentenehepaar zusehen. Der Schock sitzt tief. Vorwürfe geistern durch den präsidialen Besprechungsraum. Doch die Truppe der SIGMA ist weiter hinter den Verbrechern her, weil sie vermuten, dass dies nicht das alleinige Ziel des Gegners, der sich wohl als DIE GILDE entpuppen dürfte, wenn man den Hinweisen traut, gewesen ist. Anhand einiger Informationen, die sie auch aus einem ehemaligen Kindersoldaten herausbekommen, den es vor Angst schier schüttelt, dass er wieder in die Fänge brutaler Schergen geraten sei und dem Teilzeitmitarbeiter Tucker mit seinem Hund Kane, die ein gewisses Vertrauensverhältnis zu dem Jungen aufbauen konnten. Durch Wüsten und über Berge führt der Weg sie dann doch mehr per Flugzeug nach Dubai. Dort kommen sie den Vertrauten des Bösen immer näher - und somit auch einem Showdown mit den brutalen Verbrechern.

Tja, diese SIGMA-FORCE von James Rollins. Da gibt es Pärchenbildung und Liebesgeflüster en masse. Gray und Seichan, Painter und Lisa, Kat und Monk, Tucker und Kane (Ja, der Hund), kommen Schwangere und Kinder ins Spiel und somit ist für den emotionalen Teil mehr als nur gesorgt. Hey, in unserer so aufgeklärten Zeit, in der weder etwas "gemerkelt" noch "erdoganisiert" wird, hat jeder das Recht zu Meinung und Existenz - auch die Klischees, die ihr Recht in "Mission Ewigkeit" bis zum Anschlag ausnutzen. Wer schon einige Bücher gelesen oder Filme gesichtet hat, dem wird auffallen, dass wir hier im Prinzip eine Hitparade der Versatzstücke haben. Jedes noch so kleine Fitzelchen wird eingebaut. Wer einmal die komplette Serie "Alias" geschaut hat, weiß, was da so kömmet. Die Story ist schon ein recht vogelwilder Mix aus Action und hanebüchenen Vorgängen, auch wenn sie teilweise mit Fakten unterlegt werden konnten, die der Autor am Ende des Buches anfügt. Oberflächliche Charaktere treffen auf wenig tiefgründiges Abenteuer. Was James Rollins früher in den Stand Alone-Büchern und ganz zu Beginn auch bei SIGMA Force so abgefeuert hat, ist jetzt verwässert, entschärft. Es wird wie ein "Expendables"-Film für ne FSK 12 konzipiert (Ein oder zwei Ausnahmen gibt es). Es geht alles schnell voran, ist vollgepackt mit Geheimdiensten, Piraten, Verrat, Verschwörungen, bösen Organisationen, ner Anspielung auf Menschenexperimente und Nazis mit der blonden und sehr bösen Petra (Sweetie, ich war das nicht, das steht wirklich so in dem Buch!!), Kindersoldaten, Sklaverei, Menschenhandel, mad scientists und so weiter. Je mehr drin, umso besser. Das vorübergehende Teammitglied schnallt sich seinen BELGISCHEN!! Schäferhund vor den Bauch (Nur zum Fallschirmsprung, ihr Dödel) und überlasst dann am Boden seinem Vierbeiner die Führung, ist aber wie alle anderen Teamspieler mit dem berühmten goldenen Herzen ausgestattet, aber auch ein knallharter Kämpfer. Wie alle eben. Sind sie doch alle Superhelden. (Wie eine ART Super-Ferdi - unbesiegt, weil er zuviel wiegt oder wie das damals hieß.) Hohes Tempo, viele Shoot-Outs, ganze neue Waffengattungen, herrliche neue erfindungen wie bei einem der früheren Bondfilme und auch solch fetzige Showdowns wie in den Bondabenteuern. Unbesiegbar meistert die Truppe alle Unabwägbarkeiten und jeden fiesen Gegner, lässt Konzernzentralen effektiv und wunderbar feurig in die Luft fliegen, rettet ein ums andere Mal die Welt und man bekommt als Leser auch noch die eine oder andere Wendung präsentiert. Überraschend nicht mehr, da ein Thema wie dieses schon oft durchgekaut wurde, um da noch viel Neues zu bringen. Und es geht ja im Herbst wohl weiter mit der SIGMA Force. Dann steht "Das Auge Gottes" an. Insgesamt eine nicht anspruchsvolle, aber dafür mit einem leidenschaftlichen Tempo gebotene Hatz durch die Welt bis nach Dubai, die auf jeden Fall gut zu unterhalten weiß und man die paar Ungereimtheiten besser da lässt, wo sie sind: Gut versteckt und der rasanten Actionhandlung. 600 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Mai 2016, 17:17:47
(https://4.bp.blogspot.com/-Y5Va5Gh_48k/VyR_la4UiEI/AAAAAAAAC8k/FOaslW0C0ww20aAqpL-33F4tTwA941rewCLcB/s1600/nevadapass.jpg)

Alistair MacLean. Eine trostlose, menschenleere Schneelandschaft. Ein überfüllter Zug quält sich auf dieser einsamsten aller Bahnstrecken des Westens zum Nevada Paß hinauf, mitten durch das Gebiet der blutrünstigen Pajute-Indianer. Aber der wahre Feind ist hinterhältiger, brutaler und sehr viel gefährlicher. Eine schreckliche Fahrt in Tod und Verderben. 

Reese City, Hotel Imperial, 1873. Im Saloon trinken einige Soldaten und missmutige Eisenbahner ihr Bier oder den Whiskey, ein Arzt, ein Prediger und ein US-Marshal sowie mehrere Offiziere bevölkern die Tische. An einem anderen Tisch wird gepokert. Und einer wird dabei als Falschspieler entlarvt. Der US-Marshal nimmt ihn fest und lässt ihn zu dem Zug bringen, der die Armee und ihre Begleiter in ein entlegenes Fort bringen soll, in dem eine tödlich verlaufende Krankheit herrscht. In einem der Gepäckwagen sind deswegen sogar Särge als Lieferung untergebracht. Die Abfahrt verzögert sich, weil man zwei Offiziere vermisst. Als sie nicht gefunden werden, reist man dennoch ab. Der Spieler wird zusammen mit dem US-Marshal in der Offiziersmesse untergebracht, wo auch ein Gouverneur und seine Tochter dinieren. Dann passieren einige merkwürdige Dinge. Die Verbindung nach außen wird gekappt, man kann sich nirgends mehr telegrafisch melden, die Leitungen wurden durchschnitten. Und der vermutete Saboteur macht munter weiter. Manipulation an der Lok, Waggons werden abgekoppelt und stürzen dann mit etlichen Soldaten in den Tod. Der Gefangene John Deakin tut als ginge ihn das alles nichts an, schürt aber immer schön das Misstrauen unter den Reisenden. Und als man dann das Fort erreicht, ist nichts mehr so, wie man es erwartet hat und auch einige der Bösewichter lassen ihre Masken fallen.

Alistair MacLean wurde ja nachgesagt, dass er es mit den historischen Daten nicht wirklich so genau nehmen würde. Wenn die Angaben der Daten zu Beginn des Buches von ihm stammen sollten, wird diese These leider bestätigt. Die Winchester 73 war nicht wie behauptet das erste Repetiergewehr von Winchester, sondern eine modifizierte und aufgerüstete Version der Ausgabe von 1866 - und die wiederum war eine Verbesserung der Spencer und der Volcanic. Der Goldrausch in Kalifornien begann nicht erst im Jahr 1855, sondern direkt nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg von 1846-1848, der nach dem Sieg der Amerikaner dazu führte, dass die sich den größten Teil Kaliforniens (nur Baja California blieb bis heute mexikanisch) unter den Nagel rissen und dann im Prinzip sofort danach bei Sutter's Mill den Goldrausch auslösten. Der Bau der Union Pacific aus den Nordstaaten begann VOR den angegebenen Jahr 1869 und endete mit dem Zusammenschluss mit der Central Pacific, die von Kalifornien aus die Verbindung zu bauen begann. Die Comstock Lode wurde zwar mit dem Datum der Entdeckung richtig angegeben - 1859 -, aber da das Buch im Jahr 1873 spielen soll, ist die Behauptung eines Bewohners von Reese City, dass die anderen Einwohner die Stadt vor MONATEN wegen dem Goldfund in Nevada verlassen hätten, eben auch falsch. Undim Personenverzeichnis wird Pearce als Marshal der US-Armee beizeichnet, dabei war er nur im Bürgerkrieg als Sergeant bei der Armee und ist jetzt US-Marshal. "Nevada-Pass" ist ein typisches Buch des Briten. Viele Verdächtige, undurchsichtige Gestalten, Verrat, Sabotage und Morde. Das alles in einem begrenzten Bereich. Neu ist vielleicht, dass MacLean hier eine Art Agatha Christie im Western- und Thrillergewand abliefert. Viel erfahren soll man während der kurzen Lektüre über die Charaktere sicher nicht, dafür sind sind sie zu oberflächlich gezeichnet, manche sogar völlig überflüssig, tragen nichts zur Story bei. Dramatisch genug war das Buch ja dann auch, um es mit Charles Bronson zu verfilmen, der mit Clint Eastwood und Richard Burton ("Agenten sterben einsam"), Rock Hudson und Jim Brown ("Eisstation Zebra") oder mit David Niven und Gregory Peck ("Die Kannen von Navarone") schon einige Vorgänger hatte, die in Filmen, die ähnlich gelagert waren tragende Rollen spielten und alle aus der Feder von Alistair MacLean stammten. "Nevada Pass" ist ein Werk zum schnellen Konsumieren, recht anspruchslos und nicht um irgendwelche Genauigkeiten auch nur ansatzweise bemüht. Stört man sich daran nicht, bekommt man bekannte Kost serviert, die unterhaltsam ist, spannend bleibt und das Rätsel, wer denn nur wirklich wer ist und warum er was tut auf die Spitze treibt. Ganz okay, aber kein Pflichtkauf. 200 Seiten               
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Mai 2016, 17:23:37
(https://1.bp.blogspot.com/-nJlJdxhq1UM/Vx9DzV2m2gI/AAAAAAAAC38/sww71C9Tgw0SRInkONTNOM0v4X3jpBR7wCLcB/s320/einsame%2Bj%25C3%25A4ger.jpg)

Stephen Hunter. Als in den Bergen von Idaho ein Mann erschossen und die Frau, die ihn begleitet, tödlich verwundet wird, holt den Kriegsveteranen Bob Lee Swagger seine Vergangenheit ein. Denn der Schütze schien es in Wahrheit auf ihn abgesehen zu haben. Die Suche nach einer Erklärung konfrontiert ihn mit schmerzhaften Erinnerungen an seine Einsätze in Vietnam. Steckt der geheimnisvolle Russe Solaratov dahinter, der schon damals Jagd auf ihn machte? Welche Rolle spielen seine eigene Frau Julie und ihr Ex-Verlobter Donny, für dessen Tod an der Front sich Bob persönlich verantwortlich fühlt? Im Umfeld der US-Friedensbewegung stößt Bob auf eine Verschwörung, die sein Vertrauen in den amerikanischen Militärapparat auf eine harte Probe stellt.

Gegenwart. Ein Grüppchen von drei Personen ist auf einem Ausritt in den Bergen unterwegs. Plötzlich fallen Schüsse, der Mann stürzt vom Pferd. Washington, 1971. Donny Fenn ist von seinem Abschied bei den Marines noch 13 Monate entfernt und nach einem damaligen, ungeschriebenen Gesetz wird niemand mehr ins Gefecht geschickt, der sein Dienstende in Vietnam erleben würde. Also ist er nun Corporal der Sargträgereinheit, die die Gefallenen aus Übersee aus dem Flugzeug trägt, das sie in die Heimat gebracht hat. Seine Truppe besteht aus vernünftigen Männern, aber auch Hallodris oder Drückebergern. Er muss die Disziplin aufrecht erhalten. Dann kommt ein neuer Befehl. Er muss sich mit Männern vom NIS treffen, dem Ermittlungsdienst der Navy. Sie wollen einen Verräter entlarven und es soll einer seiner Leute sein. Donny soll sich bei ihm einschmeicheln und mit ihm zu den üblichen treffen der Hippies und Langhaarigen Kriegsgegnern gehen, Beweise sammeln, Anführer identifizieren. Etwas wirklich Belastendes findet er nicht und eine dennoch geforderte Falschaussage verweigert er. Und ab geht es nach Vietnam. Vorher heiratet er aber noch seine schöne Freundin Julie, macht aber der Armee keine Meldung von der Eheschließung. 1972. In Vietnam wird er zum Spotter (Beobachter und Helfer) von Bob Lee Swagger, dem Scharfschützen. Mit ihm zusammen geht er in einen selbstmörderischen Einsatz, um ein ganzes Bataillon des Gegners aufzuhalten, der auf eine Firebase zuhält, die kaum noch fähig ist, sich zu verteidigen. Der Einsatz wird ein voller Erfolg, der Feind dezimiert, irritiert und demoralisiert. Doch der VC holt sich Unterstützung aus Russland - Solaratov. Auch der ist ein hochdekorierter Sniper. Und bei einem weiteren Einsatz verletzt er Swagger schwer und tötet Donny Fenn an seinem letzten Tag in Vietnam. Zurück in die USA der Gegenwart. Bob Lee Swagger ist entsetzt über die Schüüse auf seine Frau und Tochter und den Tod des Nachbarn. Bald findet er heraus, dass hier ein Scharfschütze am Werk war. Doch warum? Hinweise auf Vietnam? Das wirft ihn zurück, er beginnt wieder zu trinken wie damals direkt nach Vietnam. Er dachte, er habe dies überwunden. Dann wird er aufgerüttelt und macht sich daran, die Hintergründe aufzudecken. Was er herausfindet, ist alles Andere als erwartet.

Um beim Thema zu bleiben: "Einsame Jäger" ist ein Geschoss, ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss, das den Leser treffsicher erwischt. Keine Chance der Faszination zu entkommen. Ein kleines bisschen Waffenporno, wenn es um Patronengrains, Munitionslehre, Entfernungen, Windbeobachtung, Treibladung oder Zündung geht sowie die Bezeichnung der Waffen (Repetierer, Dragunov). Und in den Vietnamszenarien Bilder an etliche Filme zu diesem Thema hervorrufend, man sieht richtiggehend, wie sich Swagger positioniert, ausweicht, neu einrichtet und vor oder zurück geht. Ein regelrechtes Actionfeuerwerk wird im zweiten Teil des Buches in Vietnam abgebrannt, an dem Swagger zwar den Hauptanteil hat, das aber auch das unterstützende und alles zerfetzende Feuer aus den fliegenden Maschinenkanonen der Hueys oder der Flugzeuge, das in rasendem Tempo Mensch und Terrain regelrecht umpflügt und zerlegt. Der erste Teil des Buches, der nach dem Prolog nur Donny Fenn gewidmet ist, bereitet den Fortgang der Geschichte vor, legt den Grundstein für Verrat, Heimtücke und Tricksereien. Zudem bringt er auch das Lebensgefühl von damals recht lebendig zurück, seien es die Hippies, die Friedensbewegungen, die eigentlich demonstrieren, um der Gewalt abzuschwören, dabei aber selbst welche anwenden, aber auch die wirklich nur für Frieden und Gerechtigkeit und Gleichheit entretenden Gruppierungen. Erfreulich: der Autor hält sich bis auf wenige kleinere Ausnahmen mit Wertungen der Konfliktparteien ziemlich zurück. Und von Bob Lee Swagger bekommt man auch die menschliche Seite gezeigt. Die immer noch währenden Nachwirkungen des Krieges, seine Angst um Frau und Kind, die Furcht vor Verlust. Und dann den Mann, der zielstrebig nach der Lösung sucht, sich durch nichts von seinem Weg abbringen lässt. "Einsame Jäger" ist ein Buch, das sich aufteilt in harte und munitionsverschleißende Action, Sniper-Duellen und einem Thriller mit Verschwörungs-und Spionageelementen, die von Beginn an nach und nach zusammengeführt werden und eine unfassbar hohe Spannung garantieren, ohne menschliche Dramen außer Acht zu lassen. Wie soll man so ein hervorragendes Buch bewerten? Einfach mit ÜBERRAGENDEN 11 von 10 Punkten und einer Kaufverpflichtung für Freunde dieses Genres. Und einen Dank an den veröffentlichenden Verlag Festa hinterher gesetzt, der die Werke von Stephen Hunter ungekürzt auflegt. Vor langer Zeit in der Dunkelheit des Wesens eines der Großverlage wurden einige wenige Bücher zensiert oder zumindest auf eine reduzierte Seitnezahl zurechtgestutzte Weise unters zahlende Volk gebracht und dann auch schnell wieder abgebrochen. Das übliche Spiel halt. Da müssen schon die kleineren Konkurrenten her, um die richtig guten Bücher an den Leser zu bringen. Verlage wie der Festa-Verlag eben. 760 fetzige Seiten. Mehr gibt es erst wieder im Jahr 2017
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Mai 2016, 17:25:44
(https://3.bp.blogspot.com/-cBU7bHdU7OI/VyHgGN5pF8I/AAAAAAAAC6Y/465tQfOESdYuaw1n2q_cDZhHgFG8mQMCACLcB/s320/deadclownbarbecuer.jpg)

Jeff Strand. Dieses Ding wird dir eine Heidenangst einjagen, oder nicht? Du wirst lachen. Du wirst schreien. Okay ... vielleicht wirst du nicht gerade schreien, es sei denn, du hattest bereits vor dem Lesen Anlass dazu, aber du wirst erschaudern und ein wenig erschrecken.

Ein Mann findet eine Nase auf dem Teller. Eine Glocke mit der Satan herbeigerufen werden kann (vielleicht). Legere Kleidungsvorschrift an Freitagen, die außer Kontrolle gerät. Eine fröhliche Aussicht auf die post-apokalyptische Landschaft. Die letzten Gedanken eines todgeweihten Fallschirmspringers. Ein Mädchen, welches zur Strafe neben Omas Leiche schlafen muss. Eine Tarantel, die als Racheakt in eine Torte eingebacken wird. Eine Romanze zwischen zwei genetisch veränderten, fleischfressenden Pflanzen. Und eine verlorene Geschichte über Fangboy.

Meine Erwartungen an dieses Buch waren hoch, sehr hoch. Schließlich hatte mich der Autor schon mit seinen bisher erschienenen Büchern der Andrew Mayhem-Reihe (Ein viertes steht als deutsche Veröffentlichung noch aus, wobei der nette Herr Verleger diese Anmerkung durchaus auch als Aufforderung begreifen darf.), "Fangboys Abenteuer" oder "Der unglaubliche Mr. Corpse" und "Benjamins Parasit" jedesmal vollauf begeistern können. Und enttäuscht wurde ich auch nicht. Jeff Strand bietet alles auf, was ihn und seine Storys so beliebt macht. Humor, manchmal brachial, aber oft auch nur durch seine Sprache, seine Formulierungen, die mindestens ein Schmunzeln, oft aber auch ein Lachen beim Leser hervorlocken können. Aber hin und wieder kommt es tatsächlich vor, dass er in seinen absurden Situationen ein Happy End verweigert, einem als Leser der brüllende Lacher fast im Halse stecken bleibt. Ja, er kann sogar mehr als nur ab und zu etwas Moral, was zum Beispiel Rachegelüste oder zuviele Freiheiten angeht, unter seine Komik mixen, ohne aber dazu diesen nervig-mahnenden Zeigefinger zu erheben. Und gewisse Erinnerungen an Filme kann er mit "Schmatz, schmatz" ("Ein Herz und eine Krone" in Rom) oder in "Der Knopf" ("The box" mit Cameron Diaz) wecken, natürlich mit einem völlig veränderten Ablauf, einem nach Strand-Art. Mal einfühlsam wie in der verlorenen Geschichte um Fangboy, aber auch mal fies und böse, angereichert mit einigen Litern Blut, erzählt der Autor zumeist aus der Ich-Perspektive 29 nahezu erstklassige und manchmal sehr kurze Geschichten. Haarsträubend, gruselig, aber immer humorvoll, kurzweilig und abwechslungsreich seine Stories, deren jeweiliges Ende nicht immer wie erwartet verläuft. Mit einem kleinen Fanboy-Bonus gibt es hier die volle Punktzahl. Die erhält aus den gleichen Gründen auch der Illustrator des Covers für sein Selbstporträt "Irrer Clown im Topf". Die gelungenen Innen-Illustrationen von Christian Krank sollen aber nicht ungelobt bleiben. Wer ein Freund der bisherigen Werke von Jeff Strand ist, sollte sich diese Investition gönnen - unterhaltsamer als die Schreiben der Steuerbehörde oder der immer mal wieder eintrudelnden Rentenbescheide, wieviel man denn im Alter nun doch nicht bekommt, ist es allemal. Und bevor man bei den Gierbänkern staatlich geförderte Strafzinsen zahlt, lieber das Buch von Jeff Strand gekauft. Der Verlag Voodoo-Press ist so nett und hat noch welche auf Vorrat, die er geneigten Kunden gegen den erwarteten Obolus gerne abgibt. 29 Geschichten mit Spaß, aber hin und wieder auch etwas zum Nachdenken auf über 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Mai 2016, 15:25:21
(https://4.bp.blogspot.com/-xKg5I_oH_Bc/Vy76MeoUt4I/AAAAAAAADAQ/-8n0NOYsOg0PJQP-e-3cR4ICdvuRPEpKgCLcB/s320/drakeramsey.jpg)

Russell Blake. Als ein vergessenes Notizbuch Jahrzehnte nach dem Verschwinden von Drake Ramseys Vater im Dschungel des Amazonas auftaucht, entschließt sich Drake, in dessen Fußstapfen zu treten und sich auf die Suche nach dem legendären Schatz der Inka aufzumachen, der in der verlorenen Stadt Paititi versteckt sein soll. Doch er ist nicht allein auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt - sowohl der CIA als auch russische Auftragskiller sind Drake dicht auf den Fersen und auch der Dschungel selbst hält einige Überraschungen für den frisch gebackenen Abenteurer bereit.

Im Prolog wird ein Inka-Schatz von einem Schamanen vor den gierigen Eroberern versteckt, danach im ersten Kapitel und in der Gegenwart eine Frau mit ihrem Wagen in den Abgrund neben der Straße gehetzt. Szenenwechsel zu einem Drake Simmons, der sich seine Dollars als Bounty Hunter verdient. Kautionsflüchtlinge sind sein Job - und er macht ihn gut. Bis auf Ausnahmen. Mal wird er wegen übertriebener Gewaltanwendung angezeigt und in seinem neuesten Fall, bei dem er sich noch dazu von einem Köter beißen lassen muss, kriegt er seinen Mann zwar, aber auf dem Grundstück eines Mannes, der ihm das Betreten nicht erlaubt hatte. Und als sei das nicht genug, wird der Gangster auch noch sauer, weil Drake ihm die Eier mit dem Taser gut durchgeschmort hatte. Ein Fall für seinen Arbeitgeber und der löst es locker: Vier Wochen Sonderurlaub ohne Bezahlung und wenn er viel Glück hat, bekommt Ramsey danach seinen Job wieder. Was soll's, ein paar Kröten hat er ja zurückgelegt. Und dann kam der Anruf. Verdächtig passend zu dem Zeitpunkt, irgendwie unwirklich. Ein Anwalt aus Seattle bietet ihm Flugtickets, zweitausend Dollar und ein Testament,das er eröffnen soll und in dem Drake als Erbe steht. Kommt er hin, ist es gut, lässt er es bleiben geht das Geld an heimatlose Kakerlaken oder so. Also Drake fix dahin und erfährt, dass die Dame, die anfangs neben die Fahrbahn gedrängt wurde, seine Tante war, ihn einige Ersparnisse, eine recht nette Summe aus der Lebensversicherung dazu und einige Geheimnisse vermacht hat. Drake nimmt an und muss feststellen, dass er nicht Simmons heißt, sondern Drake Ramsey, dass sein Vater ein bekannter Schatzsucher war, der auch noch Erfolg hatte, dann aber ermordet wurde, woraufhin sich alle anderen überlebenden Beteiligten mit neuen Identitäten in sämtliche Winde verstreuten. Das mit den neuen Leben ging einfach, weil die CIA geholfen hat. Schließlich waren es ja böse Russen, die Ramseys Vater getötet haben, da konnte die CIA einfach nicht anders. Naja, die Schatzkarte war verloren und so mussten die Dreibuchstabler eben hoffen, dass ein Erbe die Jagd von vorne beginnt. Ramsey sucht erst einmal nach den anderen Partnern seines Vaters und findet Jack samt dessen Tochter. Ihnen eröffnet er, dass er die Schatzkarte in den Unterlagen fand, die ihm der anwalt überreichte und nach dem Schatz zu suchen gedenkt, da sie eh verschwinden müssen. In der Zwischenzeit wurden nämlich der Anwalt und der Ex-Arbeitgeber von Drake umgelegt. Vermutlich Russkies. Und wenn der eher unbedarfte 26-jährige Drake Jack findne konnte, können das andere auch. Die Idee kommt ihnen zu spät, die Häscher stehen schon bewaffnet vor den Toren der Ranch in Texas. Nach einer spektakulären Flucht gelangen sie nach Südamerika, wo sie nach Partnern für die Suche nach der verlorenen Stadt mit den vielen Schätzen Ausschau halten. Sie finden den zwielichtigen Spencer, der liebend gerne einen hohen Vorschuss erhalten würde, bevor er liefert. Man einigt sich und los geht es Richtung Grüne Hölle. Und die hat noch viel zu bieten.

Wer sich einen lockeren Abenteuerroman für die S(tr)andschichten im Urlaub gönnen will, kann mit "Drake Ramsey: Das Gold der Inka" nicht viel falsch machen. Manches ist zwar etwas oberflächlich, wobei da auch die Figuren enthalten sind. Allie, die einen Abschluss für Journalismus und Geologie hat, ist eher eine Nebenfigur, hin und wieder für nutzlose Beiträge wie "Was, wir töten Bambi?" gut, die sie loslässt, als es um Nahrungsmittel geht und man Rehe schießen kann. Teeniegequatsche. So hat eigentlich jede Figur irgendwo versteckt die ahnungslose Seite. Drake handelt derart unvorsichtig und impulsiv, von mangelnden Kenntnissen nicht zu sprechen, dass er beinahe gefährlicher ist, als alles Andere, was noch auf sie zukommt. Was die CIA dann darin zu suchen hat und mit welchen Möglichkeiten sie ausgestattet ist, welche Ränke sie schmiedet, wird ebenso wenig vertieft, wie weitere Punkte. Weg von diesen Kleinigkeiten ist Drake Ramsey der Beginn eines Abenteuers, das zu lesen durchaus Freude machen kann. Wer sich jetzt die kleinen Unzulänglichkeiten nicht zu sehr zu Herzen nimmt, darüber hinweg sieht, bekommt flotte Unterhaltung im Stile eines jungen Indiana Jones der Neuzeit. Und Danke an den Autor - mal keine bösen Nazis. Dafür fiese Russen, mörderische Einheimische, Schatzsuche im düsteren und feucht-heißen (Nein, es ist kein feucht-heißer Sex, denn es ist der ....) Dschungel. Wildes Getier, Amazonasfische, giftige Schlangen, die übliche Romanze mit Zicken (Naja, später kommt das "Z" weg und das "F" schon davor, wird aber eher "Bilitis"-keusch.), zwielichtigen Gestalten, vom Dschungel verborgenen Städten und viel Gold. Wer schon den einen oder anderen derartigen Film sehen durfte/musste, kann sich ungefähr vorstellen, wie es zugeht. Wenig nettes Dschungelpanorama mit bösen Wilden und gierigen Kerlen. Insgesamt eine bunte, nette, recht flotte und unterhaltsame Story über 360 Seiten und mit einer Fortsetzung gesegnet, die im Original "Emerald Buddha" lautet. Und ich werde sie mit wieder greifen als reine Abwechslung zu anderen Genres und locker-leichte Actionkost, die eine feine Sommerlektüre darstellt, obwohl es noch etwas Potential nach oben gibt. Macht doch gespannt auf die Fortsetzung. Vielleicht kann Russell Blake die Lücke schließen, die James Rollins offenließ als er zu seiner Sigma-Force-Reihe überging und mehr zur Masse tendierte.  Rund 365 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Mai 2016, 15:27:31
(https://3.bp.blogspot.com/-XAs70_Q0acY/Vy8VZMl0PPI/AAAAAAAADBI/Fo7gRGek5i42QTjc5ynj_VmrdKh5ZWKEACLcB/s320/dieverdammtendeshimmels.jpg)

Tim Miller. Sünder gehören ans Kreuz genagelt! Davon ist zumindest Pastor Charlie Sims überzeugt, der im tiefsten Texas eine kleine Kirchengemeinde führt. In Gottes Auftrag richtet er Pornosüchtige, Ehebrecher und Pädophile in seiner "Kapelle" - einem Schuppen mit Folterwerkzeugen. Doch dann erhält Charlie Besuch von Luzifer persönlich. Der behauptet, der himmlische Vater wolle die Menschen endgültig auslöschen. Charlies Kreuzzug gegen den drohenden Untergang führt ihn mit den Verdammten des Himmels zusammen. Doch wie besiegt man eigentlich Gott?

Charlie predigt vor einer kleinen Gemeinde Bibelgemeinsacht Lebendiges Wort als Pastor von Frieden und Vergebung, hat aber nach seiner Ansicht auch den Auftrag von Gott, Sünder zu bestrafen. So holt er sich die Unbotsamen von der Straße und bringt sie in sein Refugium des Todes. All seine Opfer, die wider Gottes Wort handelten, enden am Kreuz. Aber nicht einfach nur kurz drangetackert, sondern zuvor noch ganz fröhlich gepeinigt. Danach werden sie entfernt und fachgerecht zerlegt entsorgt, womit sie sozusagen spurllos verschwinden. Nach einer seiner Expeditionen des Todes - er war im Auftrag des Herrn unterwegs - taucht die Polizei plötzlich auf. Und er, der Diener des Herrn, bekommt kurz kalte Füße. Haben die etwas gegen ihn in der Hand? Nein, ein Mann namens David Davidson hat nur einen ungewöhnlichen Weg gewählt, um mit Charlie Simms in Kontakt zu treten. In einem persönlichen Gespräch warnt dieser unseren Pastor, dass sich ein Wolf im Schafspelz in seine Welt einschleichen würde und David den Auftrag von Gott erhielt, Charlie zu warnen. Nicht dass der Pastor das jetzt zu ernst nehmen würde. Nachdem er aber den Sünder Roger Davies, Mitglied der gemeinde und Grundschullehrer mit der Neigung, kleine Mädchen zu missbrauchen, seiner gerechten Kreuzigung zugeführt hat, taucht in einem Alten-Hospiz ein Bischof auf, der Tote wieder zum Leben erwecken kann. Charlie trifft den Mann und die Unterhaltung ergibt für den Pastor nur den Sinn, dass der Scheiß-Bischof zu gut ist, um wahr und echt zu sein. Also folgt er ihm, wird erwischt und bekommt einen über die Rübe gedonnert. Als er erwacht, umgeben ihn die Bodyguards des Bischof und jener erzählt ihm, ohne Umschweife, wer er wirklich ist. Zu Charlies Leidwesen ist dieser ihm jetzt bekannte Mann auch über das Tun und Werken von Charlie informiert, kennt seine Fähigkeiten, wie er die Wahrheit über die Sünder erfährt, wie er sie bestraft - und er weiß alles über Charlies früheres Leben und seine Herkunft als ein Sohn der Nephilim. Als dieser Typ Charlie eine Zusammenarbeit anbietet, lehnt der ab. Doch eine Eskalation ist nicht zu vermeiden und nach einem vermeintlichen Massenselbstmord muss Charlie flüchten. Bis nach Texas. Doch selbst das ist nicht weit genug. Denn Luzifer, Gott, Der Heilige Geist und wer weiß wer noch alles, ist hinter Charlie her.

Der Prolog beginnt mit einer Frage und als in der die Formulierung "Die Hand Gottes" vorkommt, konnte ich mir das erste Schmunzel nicht verkneifen, dachte ich doch sofort an den Sünder Diego Maradona, der ob seiner damaligen Sünde von der hochverehrten Familie der FIFA auch noch als Spieler des Turniers geadelt wurde. Hat zwar nix mit dem Buch zu tun, fand es aber dennoch lustig. Kommen wir zu unserem Erzähler Charlie, der sich für einen Henker Gottes hält. Sein Ton ist durchaus flapsig, hat so die eine oder andere Stilblüte und Rechtfertigung für sein Tun, die für leichtes Kopfschütteln schon mal gut ist. So kann er bei mir auch erste Sympathiepunkte ergattern. Dass er bisher nur fiese Kreaturen mit Dreck am Stecken aus dem Weg räumt trägt da auch etwas zu bei. Im Grunde aber ist der gute Charlie nur ein Arschloch, das seine Gelüste auslebt, ein Bappsack allererster Güte. Der von mir oben schon kurz angeführte Humor kommt erst später immer mehr zum Vorschein. Und spätestens als der Autor seinen "Bischof" so richtig gegen den Erweckungsschreiber Tim LaHaye (siehe den Schnarcher-Film "Left behind" mit Nicolas Cage oder eben die Bücher des Herrn LaHaye) zicken lässt und ihm auf die Art so richtig ein Brett vor die Schnauze hämmert, gewinnt das Buch an Fun. Es ist nun nicht so, dass hier kein Blut fließt, keine Menschen zerstückelt oder gelyncht werden, keine Gedanken ausgesaugt oder manipuliert werden, keine "Zombies" aus Menschen werden oder gar ein Massenselbstmord (ein vermeintlicher, wie ihn die manipulierte Presse bezeichnet) inszeniert wird. Es gibt schon einige derbe, matschige und blutrünstige Szenen in dem Buch bzw. den Büchern, denn es sind drei in einem Band ("Die Hand Gottes", "Die Rache der Drei" und "Die Höllenhand"), die Tim Miller seinen Horrorfans hier gönnt. Doch die Abrechnung mit den Religionen - ich betrachte das hier gewählte Christentum nur als exemplarisch, weil Tim Miller in den USA ja die Auswüchse davon direkt vor Augen hat. Warum soll er sich anderen wie dem Islam oder dem Judentum usw. zuwenden, wenn er die Spinner mit ihren teilweise hanebüchenen auslegungen der Bibel (oder eben anderen Schriften) im eigenen Land tagtäglich studieren kann. Er hat es doch vor Augen, dass auch hier die Pädos existieren und sich die entsprechenden Zeilen ihrer Schrift zur Rechtfertigung heranziehen. Die vielen Ableger an kleinen Kirchengemeinden mit eigener Deutung des vermeintlichen Wortes ihres Gottes (oder eben der jeweiligen Götter) in ihrem Sinne und die sie dann für verrückteste Schandtaten ins Feld führen. Und Kirchenleute, die nicht in irgendeiner Form nach Geld oder Macht streben, die nicht alle anderen, die sie nicht in ihre eigenen Reihen der Gläubigen aufnehmen können, die ihren (Irr-)Glauben nicht teilen wollen, am liebsten vom Angesicht der Erde wischen wollen. Genau hier legt Tim Miller mit Humor und ätzendem Sarkasmus sein Skalpell an, entlarvt all die Schwätzer und macht eine - hier christliche - Religionsdystopie aus seiner Geschichte um Charlie, den Henker Gottes. Tim Miller mag vielleicht niemand für den Nobelpreis der Literatur nominieren, weil er hin und wieder etwas oberflächlich daherkommt, aber diese Art mit den fiesen mehr oder weniger kleinen Spitzen Richtung der Religionen, mit denen er sämtliche Götter auf die Stufe von rachsüchtigen und bösartigen Arschlöchern voller Egoismus stellt, wie er sie als Verschwörer schildert, die nichts aber auch gar nichts Gutes im Sinn haben, denen die Menschen sowas von egal sind oder die Doppelmoral der Kirchen und Religionen anprangert, die ja Schätze horten, Kriege führen, Andersgläubige und jene, deren Lebensstil ihnen nicht passt, verstoßen, das hat etwas. Und die Erzählweise bringt dabei den Lesespaß. Nicht zu ernst nehmen, nicht nur auf das Christentum sondern alle Religionen beziehen, Blut, Gewalt und Gekröse sowie die ständigen Gesinnungswechsel genießen und auf das Ende hinlesen. Eine etwas andere Dystopie, die all die bekannten Erzählungen, die wir während unserer Kindheit oder auch jetzt über Religionen erfahren haben, ad absurdum führen und ebenso diese schöne Reise der Gläubigen gen Himmel während alle anderen dem sicheren Tod beim Ende der Welt geweiht sind, wie es ein Tim LaHaye weismachen will. Sicher werden jetzt auch etliche Menschen Herrn Miller als Ketzer oder als Satan bezeichnen. Okay, dann war das jetzt teuflisch gut. Mir hat es gefallen, aber ich fürchte, dass ich da eine Minderheit vertreten werde - übrigens find ich das Covermotiv gelungen. Auch egal. Besser als der gesteuerten oder (fehl-?)geleiteten Presse anzugehören. Rund 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Mai 2016, 12:09:55
(https://3.bp.blogspot.com/-bS5gl3hg4-M/VzMFmIbLBaI/AAAAAAAADFI/NFO5zCo_ZIMJ8xDk0FYN5NCtxJeZ1PBygCLcB/s320/bos%2Bnesbo.jpg)

Jo Nesbo. Ulf ist Geldeintreiber. Sein Boss ist der Fischer. Der Fischer ist einer DER Drogenhändler Oslos. Als Geldeintreiber wird man nicht unbedingt reich. Doch jetzt hat Ulf einen Weg gefunden. Glaubt er. Zwei Probleme stellen sich: Drogenhändler lassen sich ungern reinlegen.Und schicken sie ihre Killer los, sollte man ganz weit laufen – und sich ein gutes Versteck suchen.

Ulf, wie er sich nennt, verschwindet aus Oslo und taucht in einem kleinen Dorf in der Finnmark unter. Er läuft vor dem Fischer davon, einem der Bosse der Unterwelt Oslos. Der Fischer ist bekannt dafür, dass er nichts verzeiht und wer sich einmal mit ihm eingelassen hat, ist nie wieder sein eigener Herr. Und es gibt die Regel, dass man weder Bekannten noch Freunden oder Verwandten etwas leihen oder vorstrecken soll. Doch Ulf hat nur für den Fischer gearbeitet, weil er dringend einen größeren Geldbetrag braucht. Eines schönen Tages setzt er sich mit einem nicht geringen Sümmchen ab und ist jetzt eben auf der Flucht. Und verschwindet in die Finnmark. Dort lässt er sich ineiner vermeintlich leerstehenden Kate nieder und versucht wenigstens für kurze Zeit zur Ruhe zu kommen. Doch das hält nicht lange an. Er schreckt auf als er angestupst wird. Es ist ein junger Bub namens Knut, der ihn mehr oder weniger warnt, dass seine Mutter gleich kommen wird, um die Kate zu putzen. Und so gerät Ulf in den Fokus der Dorfgemeinschaft. Er lernt die Bewohner kennen, verliebt sich in Lea, die Mutter von Knut. Aber er hat immer im Hinterkopf, dass er von den Leuten des Fischers gesucht wird. Und der Fischer findet seinem Mann IMMER.

Die Figur des Fischers ist ja schon aus dem Vorgänger bekannt. Ebenso kennt man die Richtung, die Jo Nesbo mit diesen kleinen Quickies, die er anscheinend zwischen Frühstück und Mittagessen verfasst, einschlägt. Ne ganze Ecke weit weg von Harry Hole oder "Headhunter". Gewöhnungsbedürftig. Wie zuvor Olav gerät wieder ein Mitarbeiter in den Fokus des Fischers. Der Fischer ist der Boss, gnadenlos und brutal, macht sich aber nicht mehr selbst die Hände schmutzig. Dafür hat er seine Leute. Auch Ulf wurde so einer. Ulfs Geschichte wird hier in Rückblenden erzählt und man lernt einen jungen Mann kennen, der keine Ahnung davon hat, wie er seinen Lebensunterhalt verdient, der von seiner Geliebten über den Tisch gezogen wird und für eine kleine Tochter zahlt, die er kaum sehen darf. Das Dilemma beginnt, als diese an Leukämie erkrankt. Jetzt ist sein Abstieg gesiegelt. Er beginnt für den Fischer zu arbeiten. All seine Mühe umsonst. Er ist ein Verlorener in einer unwirtlichen Gegend, mit fremdenscheuen Bewohnern, die eine ihm unbekannte Religion ausüben. Und mit dem Auftauchen des Jungen Knut beginnt das Kennenlernen dieser vorübergehenden Heimat. Hier ein kleines Geheimnis, dort der Akoholiker, viel Selbstgebrannter im Umlauf, schweigsame Menschen in der Abgelegenheit der Finnmark, für die jeder "aus dem Süden" ist. Dort schert sich keiner um die Regierung, auch nicht, was wer wo getan hat, solange es außerhalb des Dorfes war. Die Liebe zu Lea hilft Ulf, sich einzuleben. Leas Mann war Fischer und blieb auf See, sein Zwillingsbruder Ove meldet Rechte an, gegen die sich Lea wehrt. Auch in diesem kleinen Aquarium des Lebens gibt es Scherereien und Unheil, Gangster und Gauner, Schläger und Erpresser. Aber alles bleibt unter dem Mantel des Schweigens verborgen, wenn man nicht dazugehört. Nesbo transportiert hier viel von der Landschaft, der Natur, lässt ruhige Momente Einzug halten. Bremst damit das beworbene Tempo aus, konzentriert sich auf Einzelheiten und Rückblicke. Zum Ende hin zieht er dann das Tempo richtig an, lässt einige Actionszenen und gelinde - wirklich sehr gelinde - Überraschungen auf den Leser los. Spannungstechnisch ein bisschen mau, und die große Action gibt es auch nicht. Drama mit Lokalkolorit, ein kleiner Teil Thrill und ein größerer Teil über das eben in einer unwirtlichen Gegend, fernab von den bekannten Annehmlichkeiten des sogenannten modernen Lebens. Seine Freundschaft zu Knut, die sich nach und nach entwickelt, der Running Gag um die Witze half dabei fast zu vergessen, dass Ulf ein Gejagter ist. Einiges des Handlungsstrangs um Lea war zwar doch pures Klischee, aber erträglich. Fingerspitzengefühl für die Hauptfiguren und Einfühlsamkeit für die Menschen und die Kultur in einer harschen Umwelt. Dazu ein Part Krimi und fertig ist das rund 249 Seiten lange Neuwerk von Jo Nesbo. "Blood on snow: Das Versteck" ist eher eine "Kann"-Anschaffung denn ein "Muss". Ich ziehe seine Sachen wie Harry Hole oder "Headhunter" weiterhin vor. 250 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Mai 2016, 12:11:37
(https://2.bp.blogspot.com/-x7YL4gl7Hjk/VzGvCOvop-I/AAAAAAAADDY/LJbomsg49lQXKipW4hOwCUHOBpxRX2WdgCLcB/s320/galveston.jpg)

Nic Pizzolatto. Normalerweise erledigt Roy Cady, ein kleines Licht in der Unterwelt von New Orleans, die dreckige Arbeit für seinen Boss. Jetzt muss er sich seinem eigenen Tod stellen: Zuerst erfährt er von seinem Lungenkrebs, kurz darauf entgeht er nur knapp dem Mordanschlag seines Chefs, der ihn aus Eifersucht umlegen lassen will. Am Ende überleben das Blutbad nur Roy und die Teenager–Prostituierte Rocky, die sich fortan an seine Fersen heftet. Zusammengehalten von ihrer gemeinsamen Herkunft aus den trostlosen Weiten Texas' und der schwachen Hoffnung auf einen Ausweg flüchten die beiden tief in den amerikanischen Süden, in die Hafenstadt Galveston.

Roy Cady hat gerade von seinem Arzt die Diagnose Lungenkrebs erhalten und ist entsprechend geknickt. Irgendwie muss es ja aber weitergehen. Da wird er von seinem Boss zusammen mit einem weiteren von dessen Schlägern zu einem Treffpunkt geschickt, um von einem Informaten etwas abzuholen. Doch sie laufen direkt in eine Falle. Eine kurze, aber heftige Ballerei lässt am Ende nur Roy und die junge Nutte Rocky übrig. Ihnen ist beiden klar, dass sie fliehen müssen. Doch zuvor lässt sich Rocky von Roy zu einem Haus fahren. Sie geht allein hinein. Ein Schuss fällt und sie kommt mit einem kleinen Mädchen heraus, das sie als ihre Schwester vorstellt. Dann geht die Flucht weiter. Neue Papiere müssen her. In der texanischen Hafenstadt Galveston kommen sie in einem eher schäbigen Motel unter und bereiten sich auf eine Flucht Richtung Mexiko vor. Vielleicht sogar Baja. Schließlich sind Roys Ex-Boss sowie die Cops hinter ihnen her. Und dann lernt Roy auch noch den zwielichtigen und ziemlich abgehalfterten Jungspund Tray kennen, der süchtig ist und bei dem man nie weiß, ob er nun Böses im Sinn hat oder einfach nur fertig ist. Und dann kommt es, wie es kommen muss - sie werden entdeckt.

Die Skizze eines Verbrecherlebens. Hauptfigur Roy wird hier noch am ausführlichsten beschrieben, alle weiteren Mitspieler sind recht oberflächlich. Der Autor hat ja das Drehbuch für den ersten "True Detective" verfasst. Und wie ein Drehbuch ist auch sein Roman. Da wäre massenweise Platz für die Darsteller, eigene Ideen einzubringen, die Handelnden nach ihrem jeweiligen Gusto zu spielen. War ja vielleicht auch bei der Serie so. Vorgabe im kleinen Rahmen und jetzt macht mal. Sind die Darsteller gut, funktioniert auch die Serie. Ist der Schreiber nicht gut, funktioniert auch das Buch nicht. Als was wurde "Galveston" nicht schon alles bezeichnet: düster, traurig, gewalttätig, beeindruckend. Vorhersehbar und mit einem Bremsklotz von Mittelteil versehen füge ich dann halt mal hinzu. Nach dem durchaus flotten Start lässt das Tempo merklich nach. Neu ist an der Geschichte auch wenig. Gerade in den letzten Jahren wurden schon so einige Filme über einen eher groben Haudegen mit mehr oder weniger dunkler Vergangenheit und/oder schlimmen Krankheit, der Unschuldige beschützt, unter das interessierte Publikum gebracht. "Galveston" hat von allem etwas. Aber wirklich berühren konnte mich das Buch nicht, es plätscherte die meiste Zeit dahin, ließ den Antihelden sein Leben überdenken und wartet - sorry - mit einem doch recht faden Ende auf. Texas-Atmosphäre in "Galveston"? Nope. Da dann doch lieber zu Lansdale greifen. Noir? Naja. Dann eher Manchette oder Manotti. Zwei gescheiterte Existenzen, die vor ihren eigenen Abgründen fliehen, die aber auch nicht mehr zurück können. Alles scheint verkorkst. Meines Erachtens sind die vielen Lobeshymnen, die es für das Buch gibt, reichlich überzogen. Es enthält nichts wirklich Erfrischendes, schon gar nichts Neues. Wenigstens schnell konsumierbar und das bisschen Melancholie sowie ein gewisse Sprachfertigkeit reichen da nicht für höhere Weihen. Lieber den einen oder anderen Lansdale zum dritten oder vierten mal gelesen, denn das hier war nur für den einmaligen Gebrauch. Aber hey, ist ja nur eine einzelne Meinung, die ich da so ausbreite. Und die schert eh keinen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Mai 2016, 18:03:28
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1463220699_labyrinth.jpg)

Douglas Preston + Lincoln Child. Vor seinem Haus in New York findet Special Agent Aloysius Pendergast einen seiner unversöhnlichsten Feinde tot auf. Pendergast hat keine Ahnung, wer ihm die Leiche vor die Tür gelegt haben könnte - und warum. Aber es gibt ein rätselhaftes Indiz: Ein Türkis, der bei der Obduktion im Magen des Opfers gefunden wird. Der Edelstein führt Pendergast zu einer verlassenen Mine am Ufer eines Salzsees in Südkalifornien - und tief in die eigene Familiengeschichte.

Pendergast und Constance sitzen eines Abends vor dem Kaminfeuer und erledigen ihre Tagespost, als es an die Tür klopft. Constance geht hin, öffnet und erschrickt so sehr, dass sie in Ohnmacht fällt. Der Mann, der dort vor ihr stand, ist plötzlich einfach zusammengeborchen. Pendergast eilt hinzu und muss auch erkennen, dass dies nicht normal sein kann und hinter der Sache etwas Mysteriöses stecken muss. Er kümmert sich um Constance und dann verfolgt er einen Mann, der vom Tatort weg zu einem Wagen gelaufen ist und wegfährt. Mittels seinem Handy ruft er Verstärkung bei der Polizei - Wagen und Hubschrauber. Dennoch kann der vermeintliche Täter entkommen. Nun soll er zwei Ermittlern - namentlich durch einen Lieutenant Angler mit seinem Kollegen Sergeant Slade - Rede und Antwort stehen. Für die Beiden ist Pendergast einer der Verdächtigen in dem Fall, gerade weil er sich weigert, mehr Informationen als das Offensichtliche herauszugeben. Mit seiner Marke, die ihn als FBI-Mann ausweist, verschafft er sich Zutritt zur Obduktion und ist dabei, als man den Türkis in den Innereien des Opfers findet. Das führt ihn ins Museum, wo Lieutenant D'Agosta gerade mit einem Mordfall unter den Professoren ermittelt und sich gegen den halsstarrigen Chef des Museums durchsetzen will. Der Lieutenant hofft auf Hilfe von Pendergast, doch der ist zu sehr mit seinem Fall beschäftigt, um sich dafür zu interessieren. Er lässt seinen Freund einfach stehen und verschwindet, während D'Agosta verdattert zurückbleibt. Pendergast findet heraus, dass dieser Türkis eigentlich nur in einer bestimmten Gegend in Kalifornien vorkommt - Salton Sea, dem toten See. Er reist hin und stellt fest, dass man ihm hier wohl eine Falle gestellt hat, in die er nicht hineinzutappen gedenkt - und tut es mit seinen ergriffenen Maßnahmen dann doch. Er war berechenbar geworden. Und es kommt noch schlimmer, viel schlimmer.

Man kann sich in die Story schnell einlesen, der recht flotte Stil des Autoren-Duos macht es dem Leser auch einfach. Von Vorteil wäre es durchaus, wenn man frühere Bücher um Agent Pendergast kennt. Es geht (mal) wieder ins Museum, tauchen Figuren aus früheren Werken auf, wird Brasilien ebenso erwähnt wie die Anasazi. Temporeich geht es weiter und in meinen Augen ist auch ein klarer Fortschritt im Vergleich zu den letzten vier Romanen zu erkennen, die mich durchaus dazu brachten, meinen nächsten Einkauf eines Romanes um Pendergast zu überdenken. Nun, die Anschaffung war absolut kein Fehler, die Steigerung ist unübersehbar. Sicher ist mir Pendergast nach wie vor zu sehr der Allwissende Alleskönner und ich frage mich, wieso er immer noch mit seinem FBI-Ausweis rumwedeln darf, obwohl er sich doch anscheinend nur um private Angelegenheiten kümmert, statt zu arbeiten. Das Thema um den Pendergast-Clan und dessen Taten, Verbrechen, Mitglieder und Feinde sollte so langsam zu Ende gehen, bevor es die Leser zu langweilen beginnt. Und das FBI - nötig hätte er den Job ob seines Vermögens ja eh nicht. Und mit der Figur der Constance werde ich mich wohl auch nie anfreunden können, obwohl sie mich hier nicht ganz so sehr genervt hat, wie früher hin und wieder. Die Autoren bauen hier von Beginn an ein recht interessantes Szenario auf, das selbstverständlich nicht ohne gewisse Mysterien der Pendergast-Familie auskommen muss. Es gibt unerwartete Besuche, die eine oder andere nicht vorhergesehene Wendung und durchaus auch einen Actionateil, der hin und wieder mit einigen blutigen Details gewürzt ist. Das gleicht die zuvor erwähnten "Mängel" in diesem Buch auf jeden Fall wieder aus. Nachdem mich die "Helen-Trilogie" zunehmend angeödet hat und auch der kleine Abstecher zu Corrie Swanson nicht der Reißer war, konnte man mich mit diesem Buch wieder ins Gefolge der "Fans" einreihen. Das nächste Buch - "Demon - Sumpf der Toten" - ist ja für Anfang nächsten Jahres geplant. Über einen neuen Gideon Crew würde ich mich auch nicht beschweren. Unterhaltend, spannend, sogar abwechslungsreich mit kleinen Überraschungselementen. Gutes Buch. 520 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Mai 2016, 19:22:53
(https://3.bp.blogspot.com/-6spog71fKI0/Vz2XQjacdmI/AAAAAAAADJQ/83JSeXklCdA6Mn4mOdtYr7y2GR3CCcw8ACLcB/s320/wolf%2Bhunt.jpg)

Jeff Strand. George und Lou erhalten den Auftrag, eine Lieferung nach Florida zu bringen. Doch keine normale. Es handelt sich um einen Mann in einem Käfig. Ihre Anweisung: Bloß nicht den Käfig öffnen und ja nichts hineinwerfen.

George und Lou sind zwei Gauner, die für ihren Boss Geld eintreiben und ab und an mal ein paar Knochen brechen oder vielleicht sogar Schnitzarbeiten am lebenden Objekt künstlerisch wertvoll vornehmen. Sie sind gerade dabei, die Daumen eines kleinen Diebes zu malträtieren, der sich tatsächlich 63.000 $ unter den Nagel gerissen hat, als Ricky anruft. Ein weiterer Auftrag. Sie sollen eine Type in einem Van zu einem Kunden transportieren. Die Figur sitzt hinten in einem Käfig und Bateman - der Auftraggeber - behauptet, dieser Ivan sei ein Werwolf. Also vorsichtig sein und ihn nicht rauslassen. Man übernimmt die Jobs von den Bossen, ohne dämliche Fragen zu stellen. Also geht die Reise durch Florida zügig los. Während George und Lou sich noch über dieses Werwolf-Problem unterhalten, herrscht hinten im Käfig Stille. Fast hatten sie ihren Fahrgast schon vergessen, da macht er sich bemerkbar - und beginnt mit ihnen eine Diskussion, welcher Quatsch das mit dem Werwolf in einer rationalen Welt doch sei. Aber irgendwann geschieht Seltsames: ein Köter kommt angesprintet und holzt seinen Schädel mal voll gegen den Van, ja beult sogar die Außenwand ein. Und macht immer weiter wie ein Cujo-Collie, völlig durchgedreht, das arme Vieh. Bald kann er kaum noch laufen, das Fell voller Blut und stolpert dennoch weiter hinter dem Auto her, bis er endlich außer Sicht ist. Irgendwie doch erschrocken und eh knapp an Sprit, fahren sie an eine Tanke und wollen dort auch ein paar Snacks zu sich nehmen. George steigt aus, um Sprit nachzufüllen und dann etwas zu Futtern zu holen. An einer anderen Zapfsäule hat eine junge Frau zumindest, was den Durst ihres Wagens angeht, die gleiche Idee. Doch sie werden in ihrer Tätigkeit schnell unterbrochen. Und wieder sind es Hunde, die sich auf sie stürzen. Es werden immer mehr und bald kann ihnen nur noch Schußwaffengebrauch die Haut retten. Auch die Frau wird attackiert und verletzt. Der Tankwart, der mit einer Flinte rauskommt um zu helfen, überlebt die wilden Köter nicht. George und Lou flüchten sich in den Wagen, den Lou verlassen hatte, um George zu unterstützen und nehmen auch die Frau mit. Doch wenn sie glaubten, das Drama wäre jetzt vorbei, sind sie einem satten Irrtum erlegen. Ivan nervt weiter. Immer intensiver. Und dann haut er ab. Der Kerl muss wieder eingefangen werden.

Jeff Strand hat sich ja schon mit mehreren Büchern einen Namen gemacht, der nur Gutes und Humorvolles verheißt. So auch hier. Die beiden Protagonisten neben Ivan sind George und Lou. Nicht die hellsten Knaben unter der Sonne Floridas, ihre Dialoge beweisen das eindeutig, beim Verteilen der Intelligenz waren sie brav und zurückhaltend und sich in kein Gedrängel verwickeln lassen. Die unterwegs aufgegabelte Michele ist auch keine von der übermaäßig zarten und gesetzestreuen Art, lässt sich auch nix gefallen und heizt den Typenordentlich ein. Und Ivan - entpuppt sich als Nervensäge allererster Güte. Früher hätte man den mit Gisela Schlüter verglichen, aber die kennt ja heute keiner mehr, deshalb meine Wahl von Eddie Murphy. Der kann ja auch nie die Fresse halten. Der Dialogwitz hat es wieder in sich, aber auch etliche Szenen, die sich am besten "genießen" lassen, wenn man sich das Geschehen bildlich vor Augen führen kann - wie in einem Film die Körperteile fliegen sieht. Stehen da zwei arme Tröpfe im Lichtschein und aus dem Dunkel des Waldes fliegt ihnen mal ein abgerissenes Bein an die Birne oder ein Fuß ohne Bein dran in die Klöten. Ja, in "Wolf Hunt" wechseln Lachen und Schrecken sich durchaus ab. Oder es bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Für einen Roman von Jeff Strand geht es hier an der einen oder anderen Stelle schon recht blutig und rücksichtslos zu. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz. Und so ganz nebenbei haut der Autor einen kleinen Seitenhieb Richtung Hollywood und die 3D-Manie raus. "Wolf Hunt" ist eine blutig-spaßige Story, die den Leser nicht aus den Fängen lässt, bis er endlich durch ist. Und zumindest in meinem Fall auch sofort nach der Veröffentlichung des zweiten Buches um George und Lou schreit. Und das Covermotiv von Kult-Illustrator Michael Schubert trägt ebenfalls dazu bei, wieder ein rundum feines Buch aus dem Voodoo Press-Verlag von Michael Preissl im Regal zu haben. 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Mai 2016, 12:36:13
(https://4.bp.blogspot.com/-fXi5ZXBc2ns/Vz7kFY90BxI/AAAAAAAADLM/JbhOrrcjBtkbQiqJIphXMR_SDjqw8knqQCLcB/s320/signallee.jpg)

Patrick Lee. Ein Anruf mitten in der Nacht: Eine alte Freundin bittet Sam Dryden um Hilfe. Es gilt einen Mord an vier jungen Mädchen zu verhindern. Doch woher wusste Claire von dem drohenden Verbrechen? Sam erfährt: Claire hat für ein High-Tech-Unternehmen gearbeitet, das kurz zuvor von einer heftigen Explosion verwüstet wurde. Die Firma forschte an einem hochgeheimen Apparat, der sich nun in Claires Händen befindet: Ein Radio, das Sendungen aus der Zukunft empfangen kann. Wer es besitzt, kann den Lauf der Geschichte ändern. Kurz darauf ist Claire in der Gewalt eines hochgeheimen Konsortiums, das die Technologie seit ihren Anfängen in den Laboratorien Hitlerdeutschlands zu kontrollieren und zu nutzen sucht. Und Sam befindet sich auf der Flucht, mit dem Gerät, im Kampf gegen einen übermächtigen Gegner.

Sam Dryden schließt sich Claire an und folgt ihr ohne groß nachzufragen hinaus in die Wüste. Dort finden sie einen Trailer vor, der im Prinzip von Müllhalden umgeben ist und in dem ein schleimiger Typ vier Mädchen gefangen hält. Sie befreien sie, der Täter stirbt. An sich nichts ungewöhnliches, aber die Story hat einen Haken. Claire hat von einer Maschine, einem Radio gleich, erfahren, dass die Mädchen dort sind und misshandelt werden und auch von ihrem Tod. Die Erklärung, die sie liefert, erscheint völlig verrückt, unglaubwürdig. Und dennoch: nichts davon stellt sich als unwahr heraus. Claire hat als Sicherheitsberaterin in einer Firma gearbeitet, die Sensationelles entwickelt hat. Ein Radio, das in die Zukunft "hört". Man kann über bestimmte Frequenzen Nachrichten hören, die erst in zehn Stunden und vierzig Minuten geschehen werden. Selbstverständlich gibt es auch andere Kreise, die den Nutzen für sich in so einer Errungenschaft sehen. Einen Nutzen, der garantiert nicht der Allgemeinheit dient. Und schon wurde die Firma von einer Explosion dem Erdboden gleichgemacht. Nur Claire und zwei weitere Kollegen konnten dem Inferno entkommen. Doch durch die Geschehnisse mit den Kindern haben sie sich verraten. Sie werden überfallen und Claire von den Feinden in Gewahrsam genommen, Dryden kann gerade so entkommen. Mittlerweile hat er auch noch das FBI auf den Hacken, weil es denen seltsam erschien, dass er an den verschiedenen Tatorten anwesend war, wie sie den gefundenen Fingerabdrücken entnehmen konnten. So ist er einerseits auf der Flucht, andererseits auf der Jagd. Er sucht die abgetauchten Kollegen von Claire, um an weitere Informationen zu kommen, wie er sie befreien kann und was es mit dieser Apparatur auf sich hat, dass dafür eine Menge Menschen sterben mussten. Und dazu immer die skrupellosen Feinde im Nacken.

Patrick Lee hat mit seinen vorherigen Büchern - "Die Pforte", "Dystopia", "Im Labyrinth der Zeit" und "Mindreader" -  klar unter Beweis gestellt, dass er schnell zu den großen Autoren der Spannungs- und Actionliteratur aufgeschlossen hat. Und thematisch wählt er sich nicht auch noch die üblichen Serienkiller, Profiler, Detectives mit diversen privaten Problemen, keine Allerweltsgeschichten, wie man sie auf dem übersättigten Massenmarkt findet und die nur noch zum Einschläfern der Kunden taugen. Er geht den Weg, einige Elemente des Übernatürlichen und der Science Fiction einzubringen, diese dann mit einer rasanten und temporeichen Geschichte zu Papier zu bringen und seinen Lesern damit höchst unterhaltsam zu beweisen, dass er zu den wenigen Autoren zählt, auf die Verlass in punkto abwechslungsreicher und intelligenterer Story ist, die auch mit einem guten Anteil an Action ausgestattet ist. Auch sein fünftes Buch lässt der Monotonie keinen Raum, ist ein Page Turner und somit auch das beste Argument gegen Langeweile. Und seine Maschine ist irgendwie auch die Frage, ob der Leser einem gewissen moralischen Dilemma standhalten könnte, wenn er sie sein eigen nennen würde. Die hier als feindliche Organisation aufgebaute Gruppe hat derartige Probleme nicht. Sie hat ihre Möglichkeiten sogar erweitert, kann im Prinzip schon weit in die Zukunft sehen und wenn dort jemand Präsident wird, der ihren finanziellen Zielen und ihrem Machtstreben im Wege steht, dann hat sie die Möglichkeit, den Menschen im Hier und Jetzt im Alter von vielleicht zehn Jahren aus dem Weg zu räumen, bevor er "Schaden" anrichten kann. Das wäre so, als hätte man schon im Jahr 1980 verhindert, dass sich ein deutscher Kanzler die Einheit auf die Brust heften kann. Es gäbe sie nicht. Oder auch die Leute, die danach folgten und nur am Volk vorbeiwerkelten und ihren eigenen Vorteil sahen. Hätte man selbst standgehalten bei solchen Möglichkeiten? Zum Glück ist das ein Roman und der hat Sam Dryden. Der fightet sich durch die Bösewichter, entgeht Kugeln, Explosionen, Erdbeben und finsteren Gedanken und rettet somit das Abendland. Einziger Nachteil im Buch: Es mussten mal wieder die Nazis herhalten. Warum nicht die Kanadier? Oder das fiese und abtrünnige Alaska? Vielleicht strebt auch Hawaii mit Waffengewalt und Massenvernichtungswaffen die Souveränität an? Wieso immer wieder die ollen Nazis? Abgesehen von diesem Kritikpunkt ist "Das Signal" ("Signal") schnelle und rasante Actionkost, die hervorragend unterhält und den Leser nach weiteren Büchern um Sam Dryden rufen lässt. Ein Highlight unter den von mir bisher in diesem Jahr gelesenen Büchern. Kann ich nur empfehlen, Actionfreunde kommen voll auf ihre Kosten. 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Mai 2016, 20:04:53
(https://3.bp.blogspot.com/-IlykZ6qkOhU/V0GjtlppJ4I/AAAAAAAADM8/WYv8COZLXBYtbgNk6Eq2nggypLL4nrQ2ACLcB/s320/larry.jpg)

Adam Millard. In den Jahren zwischen 1975 und 1978 terrorisierte Larry »Schweinegesicht« Travers das Camp Diamond Creek, wo er mehr als 100 notgeile, zugekiffte Teenager mit seiner Axt (die Machete hatte sich bereits ein Typ aus New Jersey gekrallt) zerstückelte und sich einen gewissen Ruf erarbeitete. Das Leben konnte für einen Psycho-Schlächter wie ihn nicht besser laufen. 1978 wurde er dann allerdings vom letzten weiblichen Opfer seiner jährlichen Tour reingelegt, gefangen genommen ... und ein wenig in Brand gesetzt. Man hielt ihn für tot, Larry Travers verschwand, doch seine Legende lebte weiter. 2014: Larry lebt in den Wäldern bei seiner herrischen und etwas altmodischen Mutter. Er hat nun ein Alter erreicht, in dem er in Ruhe Bingo spielen oder Puzzles lösen könnte, ohne sich dafür schämen zu müssen. Doch der Drang zu töten kehrt zurück, und Larry glaubt, er hätte noch immer das Zeug zu einem gemeingefährlichen Psychopathen. Schweinegesicht ist zurück. Nur um einiges älter.

1978. Sommercamp. Ein Killer mit einer Schweinsmaske jagt und meuchelt Kids und Betreuer. Nur noch ein Mädel bleibt übrig - und sie zeigt dem Killer, wo es lang geht. Das Ende der Geschichte ist ein Killer, der angekokelt von der Bildfläche verschwindet. Sprung ins Jahr 2014. Eine Gruppe von  Jugendlichen, die sich untereinander durchaus auf die Schippe nehmen und manches davon auch so meinen, wie es gesagt wurde, machen sich auf den Weg ins Camp Diamond Creek. Als sie unterwegs an einem ziemlich heruntergekommenen Laden von Tankstelle und Tante Emma-Hinterwäldler-Schuppen halt machen, um Sprit nachzufüllen und vielleicht noch etwas zum Beißen zu holen - okay, der Wunsch vergeht ihnen dann recht schnell, als sie das Interieur des Ladens sehen -, werden sie vom Inhaber noch gewarnt, nicht in dieses verfluchte Camp zu fahren. Aber wer hört den schon auf alte Säcke? Also düst man weiter, erreicht das Camp, das aussieht, als wäre es nach einem Erdbeben nicht wieder eröffnet worden und richten sich langsam ein. Zu ihnen gesellt sich noch Jason, der sich als Betreuer vorstellt, der in einer Hütte in der Nähe wohnt und der der einzige Betreuer ist, wie er anmerkt. Abseits dieses Camps fristet ein Mann über 60 sein Dasein in einer verfallenen Hütte ohne jeglichen Komfort, ja gar ohne jeglichen Anschluss ans Stromnetz und Sanitäranlagen. Dafür aber unter der Fuchtel seine nahezu hundertjährigen Mutter. Er spürt das Alter in den Knochen, die Bewegungen werden langsamer, die Gelenke knacken. Aber er hat einen Drang in sich, der ihm wieder etwas Spaß verheißt: Er will unbedingt wieder töten. Die Axt nehmen und Teenager in einem Camp abschlachten. Larry, die Schweinsmaske ist wieder da. Und er macht sich auf zum fröhlichen Halali für Kids in Diamond Creek.

Jau, die fieseste Sau seit "Schweinchen Babe" - und auch die älteste. Adam Millard spielt fröhlich mit den Klischees des Slasherfilms, lässt alle Zutaten, die ein solches Werk braucht, in sein Buch einfließen. Von der Öko-Tusse bis zum Nerd, der typischen und grenzdebilen Superschnecke bis hin zu den Sportskanonen ohne Verstand - es kommen alle zu ihrer Ehre. Und ebenso munter bedient er sich der Rollennamen diverser Ikonen des gepflegten Metzelfilms wie auch den Realnamen einiger Darsteller. Als Namedropping schon ein Fest für Filmfreunde. Ein "Wiederlesen" mit all den Figuren, die einen damals auf Leinwand oder als Videothekenware erschrecken oder amüsieren konnten (kam halt immer auf den eigenen Alkoholspiegel an). Und so ganz nebenbei, irgendwie fast schon vorsichtig versteckt in die Story eingebettet, findet man dann kleine Seitenhiebe Richtung Akkordweltmeistern des Musikgeschäfts wie Oasis oder Status Quo oder schlicht die "Wertung" der 90-er Jahre. Da sitzt dann fast jeder Spruch, jeglicher Gag zündet und wenn man den einen oder anderen der zitierten Filme gesehen hat, kann man sich so bildlich die Situationen ausmalen, was den Witz der gesamten Story noch unterstützt. Aus den ersten Schmunzlern werden schnell Lacher - und zwar schon bevor Schweinefresse Larry mit der Axt als Gehhilfe loshumpelt. Es fehlt nichts - weder das "Final Girl" (den Film muss ich mir endlich mal anschauen) noch die kleinen Tittenshows der Mädels, wenn sie die Burschen etwas anheizen wollen. Die Kills sind kreativ, wenn auch schwierig zu bewerksstelligen für den ollen "Larry". Neben existenziellen Fragen wie: "Welchen Zweck erfüllt überhaupt Justin Bieber?" zieht Adam Millard das Genre derart durch den Kakao, dass selbst der sturste Bock irgendwann wird lachen müssen, bevor er dazu in den Keller flüchten kann. Larry, die alte Slasherwutz im Pensionsalter und mit Mamikomplex, ist eine wüste und wild-irre, saukomische Perle der nicht ernstzunehmenden Horrorunterhaltung, die eine Fortsetzung nach sich ziehen muss, auch wenn der Autor kurz meint, man wolle ihn mit der Forderung verarschen (Er hat übrigens schon nachgegeben und "Larry 2 - Das Squeequel" geschrieben - klar ein Fall für Voodoo-Press!!). "Larry" ist eine der seltenen Perlen, die man eigentlich nur mit einer 11 von 10 Punkten adeln kann. Selten so gelacht. Kurzum: Kaufen und fertig!!! 160 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Mai 2016, 19:06:34
(https://2.bp.blogspot.com/-utQBUmau3xc/V0V4j8-36cI/AAAAAAAADTM/Hd2KNII4Jb0V6qumCp5n8kSfuUaBXRMMwCLcB/s1600/mr.torso.jpg)

Edward Lee. Neun Erzählungen von Edward Lee, die seine obszöne literarische Klasse zeigen. Und natürlich geht es wieder um seine Lieblingsthemen: Sex, Rednecks und Monster – und das alles gewürzt mit Zynismus und blutiger Gewalt.

Da bekommt es der Leser mit einem Sammelsurium von Auswüchsen der Lee'schen Art zu tun. Man begegnet Lud, der dafür sorgt, dass kinderlose Paare doch zum Babyglück kommen oder zwei Mafiastrategen, die es tatsächlich schaffen, eine Leiche zu verlieren. Tote Nutten kehren ins Leben zurück und rächen sich an ihren Peinigern oder ein Mann geht zur Therapie, weil er immer wieder dem Drang nachgibt, Rotze aufzuklauben und zu essen. Ein kleiner Fisch, der vom großen Boss eine Lieferung kaufen will, erlebt sein blaues Wunder und in einer anderen Geschichte geht Mr. Smith garantiert nicht nach Washington. Zwei Psychotanten geraten eindeutig an den falschen Kerl und "Das Baby" entfaltet die ganze Hölle Backwood. Und zum krönenden Abschluss gibt es noch eine kleine Lehrstunde, was "Das McCrath Modell SS40-C, S-Serie" ist und welchen Nutzen es dem geneigten Besitzer bringen kann.

Da gibt es kein Taktieren, keine langen Einführungen (Okay, die eigentlich nach Lee-Art doch, aber ich meinte hier eher die Charakterisierung der Figuren), sondern der Leser wird direkt ins Geschehen hineingeworfen. Und wer die Werke von Edward Lee schon kennt, weiß auch, dass ganz besonders jene in der Extrem-Reihe des Festa-Verlages nichts für zarte Gemüter und empfindliche Mägen sind. Die neun Geschichten sind nur etwas für ganz Abgebrühte. Aber in der ersten Geschichte "Mr. Torso" war für mich auch auffällig, dass die Grundidee der Story durchaus Brett Williams dazu gereizt oder besser inspiriert haben könnte, seinen "Frauenzwinger" zu schreiben. Dann hat er noch etwas darum herum zugefügt und fertig war ein Lee light. Und bei der Tirade von Tipps (Tibbs?) stand wohl ganz klar Clint Eastwood aus seiner Ansprache in "Dirty Harry" Pate, als der seinen neuen Partner (gespielt von Reni Santoni) in dem Film begrüßt. Auch in "Ms. Torso" gibt es eine Anspielung auf einen Schauspieler. Hier ist es Robert Blake ("Baretta"), der sich wegen Mordes an seiner Frau verteidigen musste (im wahren Leben) und später freigesprochen wurde. Alle Geschichten habe nicht nur den Autor gemeinsam, sie loten auch mal wieder Grenzen aus und die eine oder andere kann man wirklich ganz klar der Industrie als neuesten Appetitzügler andrehen. Jener vergeht einem da ganz gewaltig. Mit der Lee-Diät wären unglaubliche Umsätze zu machen. Blut, Gekröse, jegliche Körperflüssigkeiten und Körperöffnungen (inklusive einiger neuer) gehören zum widerwärtigen, von den Lesern geliebten Repertoire von Edward Lee. Und jede seiner Geschichten hat ein feines Finale, das Progagonisten und manchmal auch den Leser überrascht. Und zwischen den Zeilen versteckt der Autor auch seine Portion Humor (etwas, das Brett Williams z. B. nicht hinbekommen hat) und recht harsche Sozialkritik. Man muss sich schon fragen, wieso es in einem so reichen Land zu solchen Brutstätten der Gewalt kommen kann? Warum hier keine soziale Regelung und Unterstützung greift, so sie überhaupt angedacht ist? Kostet sie zuviel Geld? Geld, das man lieber "nutzbringend" für Wirtschaftsbosse und Waffen einsetzt? Aber auch die Frage, wie reiche Banker solch seltsame Gelüste entwickeln können? Langeweile?

Auf jeden Fall ist eines sicher: Edward Lee maträtiert und foltert das, was überall als "guter Geschmack" doktriniert wird. Er fragt nicht, ob er das Schreiben darf, weil die Masse es als Unbothaft ablehnt. Er tut es einfach. Wobei das Wort Geschmack bei der einen oder anderen Story sicher auch einen "bitteren Beigeschmack" hervorufen würde, sag ich mal ganz frech. "Mr. Torso - und andere Extremitäten" ist alles das, was von dem Autor erwartet wird. Böse, schrill, blutig, eklig, grob und unappetitlich bis an die Grenze des Erträglichen. Aber kein Lee ohne Humor, man muss ihn nur zu schätzen wissen. Edward Lee bietet wahre Exzesse um Sex und Gewalt und wagt sich da weiter vor als andere Autoren. John Aysa könnte da mithalten, aber sonst keiner. Die neun Kurzgeschichten von Edward Lee bieten auf jeden Fall Abwechslung, konnten aber nicht den kleinen Wermutstropfen verhindern, den ich da jetzt eingieße: es nutzt sich mit der Zeit etwas ab. Vielleicht hätte ich mir die Lektüre besser auf drei oder vier Lesungen verteilt. Jedenfalls ist das Buch ganz sicher ein scheußlich-schrecklicher und gelungener Gegenentwurf zum gepflegt-humorigen Frauenkrimi, den die großen Verlage ja anscheinend neben den verfilmbaren Jugendtrilogien momentan derart schätzen, dass jeder, der nicht schnell genug flüchtet, seines Skriptes beraubt wird, um es zu veröffentlichen. Festa läuft den Trends halt nicht hinterher, Festa macht Trends. Und die Extrem-Reihe ist so einer. Lee-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten und Lee-Gegner rühren das Dingen eh nicht an. 250 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Mai 2016, 19:07:55
(https://4.bp.blogspot.com/-VhPcs1lNBaA/V0QUHPt3Q9I/AAAAAAAADQ8/a6vsYbNGmjcydULazyAJvz0ZeQiCWE1XwCLcB/s320/bruen.jpg)

Ken Bruen. Detective Sergeant Brant lässt sich nicht erpressen. Auch nicht von einer Femme fatale wie Angei, die selbst davor nicht zurückschreckt, ihre Komplizen zu ermorden. Nach einem ersten Bombenattentat sieht sich die Southeast London Police Squad einem Ultimatum ausgesetzt, entweder zahlen oder weitere Opfer in Kauf zu nehmen. So begegnen sich zwei Outsider, die skrupellos mit allen Mitteln versuchen, das Spiel zu gewinnen.

Angie sitzt im Bau. Ihr ist das im Prinzip völlig egal. Eigentlich auch, was mit ihrer Mitgefangenen Beth passiert. Nur aus reiner Langeweile rettet sie ihr bei einer Keilerei den Arsch. Zum Dank dafür fängt Beth im Suff an, schon fast platt von dem selbstgebrannten Knastalk, davon zu erzählen, wie man den perfekten Coup umsetzt. Und bald kommt Angie raus. Den Plan hat sie nie vergessen. Aber sie braucht Komplizen. Da kommen ihr die Gauner Jimmy und sein Bruder Ray gerade recht. Trifft sich besonders gut, dass die auch gerne ihre Weiber teilen. Sie vögelt beide und hält sie somit bei Laune. Und dann geht in London eine Bombe in einem Kino hoch. Es gibt keine Verletzten und erst recht keine Toten, da kein Zuschauer den Film sehen wollte, der in dem Moment lief. Dann ein Anruf bei der Polente und schon wird ein sechsstelliger Betrag gefordert. Der Chef geht hoch wie ne Rakete und schon sitzen Sergeant Brant und Inspector Roberts an dem Fall dran. Auch die Polizistin Falls ist involviert, doch deren Weltbild bricht zusammen, als Kollege McDonald mit einer frischen von der Polizeischule namens Andrews einen Dealer festnehmen will und flüchtet, als der eine Waffe zieht. Sein Problem: die Neue hat den Kerl dann überwältigt, er was so stoned, dass er die Knarre ncht geladen hat. McDonald ist bei den Kollegen unten durch, Falls aber gerät an Angie - und die wickelt sie um den Finger. Partys, Suff und Drogen. Und Brant arbeitet mit seiner ureigenen Methode an dem Fall. Er sucht einen Informanten auf und als der für die Hinweise bezahlt werden will, gibt es auf die Backen. Sein Partner Porter ist entsetzt, dass dieser Bulle überhaupt auf die Straße darf, überhaupt Polizeidienst verrichten darf, ohne gefeuert zu werden. Im Hintergrund werden die Fäden gesponnen, wie man von offizieller Seite aus, die Zahlung vermeiden kann, ohne wie die Deppen in der Öffentlichkeit dazustehen. Doch dann explodiert ein kleiner Sprengsatz in der Polizeikantine. Das fördert die Zahlungsmoral. Ruckzuck wird ein Übergabetreffpunkt und Zeitpunkt ausgehandelt und schon läuft die Sache.

Auch "Füchsin"(Buch 5 um Brant)  das eigentlich vor "Kaliber" (Buch 6 um Brant) spielt, aber danach erschien, lebt von dem eigenwilligen (vorsichtig formuliert) Brant, dessen Methoden man ja filmisch mit Jason Statham in "Blitz" (Buch 4 um Brant und nicht in Deutsch erschienen) aufbereitet bekam. Brant sind die Menschen um ihn herum eigentlich scheißegal. Es ist schon freundlich von ihm, wenn er seinen homosexuellen Partner nur als Schwuchtel bezeichnet. Die Vorgesetzten gehen vorsichtig mit ihm um, lassen ihn in Frieden, was er auch anstellt. Irgendwie hat er alle in der Hand. Die Southeast London Police Squad hat derart viel Dreck am Stecken, dass man sich schon fragen muss, was für "Ordnunghüter" das eigentlich sind. Regeln gelten für die nicht und erst recht nicht für Brant. Der hält einen Kopfschuss VOR der Festnahme eines Gangster für eine selbstschützende Maßnahme, die keinerlei weitere Erklärung erfordert. Und nun muss er Angie finden. Eine rücksichtslose Soziopathin, die nur aus Jux tötet, um mal zu sehen, wie das aussieht, wenn einer die ehle durchgeschnitten bekommt. Und die mit den Menschen spielt - ihren Kumpanen und den Bullen. Falls weiß bald ein Lied davon zu singen, denn danach sinkt sie auf die Stufe von McDonald. Eigentlich sind sich Bulle Brant und Sozio Angie ähnlich. Keinen der Beiden schert es, was mit den Menschen um ihnen herum geschieht, deren Gefühle schon gar nicht. Brant pöbelt, stänkert, reizt, schlägt und schießt ohne Reue und Angie manipuliert und tötet in gleicher Weise. Wer in den Büchern um Brand das Gute sucht, der dürfte wohl immer noch unterwegs sein und wenn ihm niemand was zu futtern bringt, ist er/sie mittlerweile sicher mangels Nahrung qualvoll verendet. Hier regiert das Böse, die Gewalt. Aber auch der fiese und trockene Humor. Da ist der Spruch gegen den Tom Cruise-Film, den im Kino, das gesprengt wurde, keiner sehen wollte, so richtig Kindergarten-harmlos. Selbstverständlich tut sich speziell Brant mit derartigen Sprüchen hervor, die auf die Schwächen von Kollegen oder Zivilisten zielen hervor, wobei er aber Politiker, Vorgesetzte und die Nutten, die er gerne und besonders umsonst besucht, alle gleich behandelt. Und immer seinen eigenen Nutzen im Sinn. "Was krieg ich dafür?" ist sein Lebensmotto. Ken Bruen ist Hard-Boiled, politisch völlig unkorrekt und immer einen Blick und die Lesezeit wert. Er stiehlt sie dem Leser nicht mit ausuferndem Geschwalle, er bringt die düstere Welt in kurzen und knappen Sätzen mit einem bösartigen Humor auf den Punkt. 180Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Mai 2016, 19:09:29
(https://2.bp.blogspot.com/-bqZjWfiTKY4/V0LAsfZoOYI/AAAAAAAADPE/Hv8FDpPRFK0q0HmjBfu-cyY9Z3WkONlAwCKgB/s320/bruen%2Bkaliber.jpg)

Ken Bruen. Der Südosten Londons wird vom Manners Killer heimgesucht, der seinen Opfern eine Lektion in Anstand beibringen will. Sein Pech, dass die Ermittlungen ausgerechnet Inspector Brant übernimmt, der gerade einen Kriminalroman schreibt und in bester The Killer Inside Me-Manier von Jim Thompson der Meinung ist, dass, wenn schon jemand in seinem Revier ungestraft mit einem Mord davonkommt, er das doch bitteschön selbst ist.

Sergeant Brant gehört zur Metro-Police von London. Brant arbeitet auf seine ureigene Weise, was den Vorgesetzten und Kollegen nicht wirklich behagt. Und dann wird er herausgefordert. Der Manieren-Killer tanzt ihm auf der Nase herum und das gefällt Brant gar nicht. Es ist SEIN Job, den Leuten Mores beizubringen. Da kann er auf die Hilfe eines dämlichen Serienkillers gerne verzichten. Der Killer muss also aus dem Weg. Gar nicht so einfach bei einem Typen, der genug Geld hat, um sich nicht in die Regionen begeben zu müssen, in denen sonstige Gewaltverbrecher zu finden sind. Brants Kollege Roberts findet schnell heraus, wie man in diesem Umfeld der Gangster mit lästigen Bullen umspringt. Dort jedenfalls ist der Manieren-Killer nicht zu finden. Und Brant? Der geht seinen Kollegen mit seinen Ambitionen einen Kriminalroman - oder besser DEN Kriminalroman - zu schreiben schwer auf die Nüsse. Lässt sich doch eiskalt vom Kollegen Porter ein Expose verfassen, das er bei einer Agentin einreicht, die ihren neuen Autor bald besser kennenlernt. Dann ist da noch Falls, die wieder auf Ochsentour geschickt wird, weil sie nicht ins Raster passt und Mist gebaut hat. Jetzt soll sie mit McDonald in die Schulen gehen und den jungen Gangstern die Feinheiten der Polizeiarbeit erläutern. McDonald hat das besser drauf - eine aufs Maul und Ruhe ist. Doch unterdessen macht der Manieren-Killer weiter von sich reden, die Bosse bekommen Bammel ob der schlechten Presse. Und Brant scheint sich mehr für seinen Roman zu interessieren, denn für seine Arbeit.

Man erinnert sich vielleicht noch an Jason Statham in "Blitz"? Ja, das ist gut. Und eine noch schlimmere Marke als jener im Film ist der Sergeant Brant in den Büchern. Der klaut, kifft, kokst, haut und schießt, was das Zeug hält. Brant ist ein Schweinehund oberster Güteklasse. Die Arbeit interessiert ihn nur, wenn er davon profitieren kann - und er meint damit nicht nur sein Gehalt. Ein weiteres Hobby von ihm ist die Ausübung von Gewalt im Dienst. Gangster verdreschen macht einfach Spaß. Und wenn grad mal keiner da ist, tut es auch ein renitenter Kollege. Brant provoziert, lästert, dealt, prügelt. Kein Vorzeigepolizist. Aber das gilt auch für alle anderen Figuren in "Kaliber". Wer eine nette Identifikationsfigur sucht, lese lieber ne andere Lektüre, hier findet man keine. Und falls doch, kriegt sie von Brant eine auf die Fresse. Brant ist böse und hat einen nicht überschaubaren Mangel an Skrupeln. Ihm ist jedes Mittel recht. Und es ist ihm eine Freude, all seine Kollegen und Bosse ebenfalls als Kotzbrocken dastehen zu lassen. Erziehung ist alles. Hier wimmelt es nur von schrägen Typen und Arschgeigen, die zu keinem anderen Job zu gebrauchen wären. Und der Manieren-Killer? Entpuppt sich bald als ein überheblicher und selbstgerechter Psycho, der auch nicht wirklich alle Tassen im Schrank hat. Und dies schildert der Autor in knappen, sehr zurückgenommenen Sätzen. Keiner spricht ein Wort zuviel, die Dialoge sind fast minimalistisch. "Kaliber" ist noir in Reinkultur. Von Recht und Ordnung findet man hier eigentlich nichts, aber man kann sich dem schwarzen Humor von Ken Bruen auch nicht entziehen. Ein gelungenes und kurzweiliges Buch, das aber auch nur rund 180 Seiten zu bieten hat. 178 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Mai 2016, 11:38:28
(https://2.bp.blogspot.com/-hRFctMNab0Q/V0gcyTM7WYI/AAAAAAAADUo/QuLMbdWQyPYQsZadgx7g-Rq-zFFyNNRuwCLcB/s320/anruf.jpg)

Olen Steinhauer. Flughafen Wien, 2006: Auf dem Rollfeld steht ein Airbus mit einhundertzwanzig Passagieren an Bord, den Terroristen in ihre Gewalt gebracht haben. Die CIA vor Ort hat die Chance, die Geiselnahme zu beenden und Blutvergießen zu verhindern. Doch ihr Plan wird verraten – alle Passagiere kommen ums Leben. Der entscheidende Anruf kam aus dem Quartier der CIA. Kalifornien, 2012: CIA-Agent Henry Pelham ist nervös. Nach Jahren wird er seine Kollegin Celia Favreau wiedersehen, mit der er in Wien eine kurze Beziehung hatte. Zusammen versuchten sie in jener Nacht fieberhaft, das Leben der Passagiere zu retten. Nun hat die interne Ermittlung der CIA den Fall neu aufgerollt. In einem Restaurant treffen sich Henry und Celia. Was als Gespräch unter ehemals Vertrauten beginnt, entwickelt sich zu einem packenden wechselseitigen Verhör, das schließlich die Wahrheit über den Verrat von Wien ans Licht bringt.

Die Verstorbenen aus dem Flugzeug in Wien lassen der CIA keine Ruhe. Irgendwann kommt ans Licht, dass von Hauptquartier aus bei den Terroristen in der Maschine angerufen wurde. Aus welchem Anlass? Und vor allem - Wer hat da angerufen? Gehörte etwa jemand zu den Verbrechern? Henry Pelham macht sich auf, dieses Rätsel zu bearbeiten. Verschiedene Mitarbeiter von damals hat er schon an deren derzeitigem Wohnort aufgesucht und befragt. Nun ist er in Kalifornien, um Celia zu befragen. Mit ihr hatte er in Wien damals eine Affäre - bis sie ihrem Arbeitgeber und dem Stress plötzlich und unerwartet den Rücken kehrte (und somit auch Henry) und einen reichen älteren Mann namens Drew heiratete, mit dem sie nun friedlich in ihrem feinen zu Hause mit ihren beiden Kindern lebt. Sie verabredet sich mit Henry zum Essen in gediegenen Lokal in der Stadt. Sie schwelgen einige Zeit in der Erinnerung an früher, bis das Gespräch die Wende nimmt, die es nach Henry auch nehmen sollte. Es wird zum Verhör.

Olen Steinhauer lässt sich Zeit, stellt in aller Gemütsruhe die Protagonisten vor, zeigt nach und nach ihre Schwächen auf, seziert fast schon ihre Beziehung zueinander. Und nur in kleinen, eher schon minimalen Portionen serviert er dem Leser die Ereignisse von damals in Wien. Wer die bisherigen Bücher von Olen Steinhauer kennt, dürfte wissen, dass vordergründige Action bei ihm nicht zu finden ist. Statt an den America First-Krachern orientiert er sich eher an alten Meistern des Spionagefachs und streut klitzkleine Hinweise in seine Story ein, die erst sehr spät ein richtiges Bild ergeben. "Der Anruf" ist ein äußerst dialoglastiges Buch, das auch von den Rückblenden zu den früheren Geschehnissen sowie der Beziehung der Protagonisten lebt. Deren Blick auf die Dinge wird in unterschiedichen Sichtweisen erzählt. Mal aus der Warte von Celia und ein anderes Mal aus der von Henry. Zugegeben, passieren tut nicht wirklich viel in dem eher als Kammerspiel angelegten Roman mit Hang zum klassischen Krimi. Man wartet aber als Leser direkt darauf, dass sich endlich etwas ergibt, sich Spuren auftun oder jemand einen Fehler macht. Das macht die Spannung der Lektüre aus. Er ist raffiniert und durchaus clever konstruiert, sodass man bei den rund 270 Seiten nicht vor Langeweile völlig ermüdet, obwohl nicht wirklich viel passiert. Statt "Der Anruf", der natürlich wichtig und der eigentliche Auslöser des Ganzen ist, hätte man den Roman auch "Der Dialog" nennen können. Und der Leser lernt das Spiel um Spionage und Verrat, um Lügen und Halbwahrheiten im diffusen Licht der Geheimdienste durch Olen Steinhauer ("Die Kairo-Affäre") gut kennen. Keine Helden in Anzügen, denen alles gelingt. Nur Menschen mit Fehlern und irrigen Ansichten oder Loyalitäten, die durchaus auch immer mal wieder wechseln können. Wer Action sucht, ist hier falsch. Für einen komplexen Spionagethriller aber genau richtig. 270 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Mai 2016, 13:01:02
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1464615666_001.jpg)

Filip Alexanderson. Jonas hat es nicht leicht: Er muss sich um seine kranke Mutter kümmern und nebenbei sein Jurastudium durch harte Arbeit auf Stockholms Baustellen verdienen. Dabei leidet er immer wieder unter heftigen Migräneanfällen. Während einer solchen Attacke hat er eines Tages einen schrecklichen Unfall, den er wie durch ein Wunder überlebt. Bei der schnell eingeleiteten Operation entfernen die Ärzte eine merkwürdige Kapsel in Jonas' Kopf – und von dem Moment an ist seine Welt nicht mehr die, die sie war. Es gehen seltsame Dinge vor sich, und während Jonas verzweifelt nach Antworten sucht, wird er plötzlich selbst zum Gejagten.

Eldh findet einen Obdachlosen leblos an seinem angestammten Schlafplatz. Er scheint mit Strom misshandelt worden zu sein. Sie weiß, dass der Täter noch in der Nähe ist und sucht ihn. Und siehe da: Er ist auf dem Weg in die U-Bahnstation. Doch er merkt, dass ihm jemand folgt und kann die nicht mehr sehr agile Eldh abhängen. Und die gerät kurz darauf wieder ins Zentrum eines Mordes. Diesmal an einem Kind. Sie wird bei den Eltern als Mitarbeiterin des Sozialamtes vorstellig und startet vorsichtig eine Art Verhör, um mehr über das tote Kind zu erfahren. Leider vergebens. Ihr nächster Weg führt sie ins Leichenschauhaus, wo sie sich als Polizistin ausgibt, um zur Leiche des Kindes vorgelassen zu werden. Das gelingt ihr auch. Unterdessen ist Jonas mit sich selbst und seinem Leben völlig ausgelastet. Er muss sich um seine kranke Mutter kümmern, die in sich selbst ruht, nicht mehr redet, nicht aus dem Haus geht und kaum fähig ist, für sich zu sorgen. Um dies alles finanziell überstehen zu können, geht Jonas neben seinem Jurastudium auch auf dem Bau arbeiten. Oft genug auch schwarz, damit er die Steuer vermeiden kann. Bei einem seiner Einsätze auf dem Bau wird er, nachdem er einigen polnischen Kollegen zuvor noch bei deren bürokratischen Formularen geholfen hatte, plötzlich von einem schweren Migräneanfall gepeinigt und gerät in den Weg eines Stahlträgers, der von einem Kran umgeschwenkt wird. Der trifft ihn schwer am Hinterkopf und die Arbeiter denken, dass Jonas tot sei. Doch der junge Mann lebt. Sofort ruft man eine Ambulanz, die ihn in ein Krankenhaus fährt. Dort kommt er auf den Op-Tisch und man entfernt aus dem nahezu zerschmetterten Hinterkopf eine seltsame Kapsel. Noch während die Ärzte und Schwestern rätseln, warum Jonas überhaupt noch lebt und was die Kapsel zu bedeuten hat, springt der auf, greift sich die Kapsel und flüchtet aus dem Krankenhaus. Hilfe kann er nur bei seiner Ex-Freundin Rebecka finden. Mit ihr zusammen geht er zu einem Professor Schröder, der mehr über den Zustand von Jonas und das Geheimnis der Kapsel zu wissen scheint. Doch irgendjemand ist den Beiden auf den Fersen. Noch während sie mit dem Professor sprechen, werden sie überfallen.

Auf der Vorderseite des Umschlags wird das Buch als Thriller deklariert. Doch es dauert nur rund 50 Seiten, bis der Leser ohne Schwierigkeiten feststellen kann, dass er hier nicht zu einem simplen Thriller mit etwas Action und Krimihandlung gegriffen hat, sondern sich Mystery mit einigen phantastischen Elementen ziemlich breit macht, die ich anhand der Inhaltsangabe nicht so wirklich auf der Rechnung hatte. Erwartet oder erhofft hatte ich mir eher einen feinen Kracher im Bourne-Stil. DAS hatte sich bald erledigt, ABER Filip Alexanderson rückt auch nicht so schnell mit Ansätzen zu einer Lösung heraus. Das hält natürlich die Spannung hoch und nötig den Leser praktisch, nicht von der Lektüre zu lassen, wenn er endlich die Hintergründe und Zusammenhänge erfahren will. Da auch das Tempo ganz okay ist, nimmt die durch die unterschiedlichen Handlungsstränge hin und wieder auftretende, leichte Verwirrung in Kauf, auch wenn es sehr lange dauert, ein gewisses Konzept hinter den Geschehnissen zu entdecken. Denn schon bald geht es um Experimente (Okay, war zu erwarten), Energiestöße, Parallelgesellschaften und auftretende Energiebündel, Kinder und Schutzbefohlene, wilde Hetzjagden durch Schweden, Schießereien und Explosionen. Und kaum glaubt man, die ersten Ideen zu einer auflösung des Ganzen zu haben, tauchen neue Geheimisse auf, haben plötzlich Menschen ungeahnte Superkräfte, für die sie auch eine ganz spezielle Nahrungsaufnahme benötigen, die schon recht seltsam anmutet. "Firstborn - Der Gejagte" entwickelt sich vom angekündigten Thriller schnell zu einem Genrebastard, der eine seit Ewigkeiten hinter den Kulissen der Öffentlichkeit aktive Verschwörung aufdeckt und mit ungeahnten Kräften und Action nicht geizt. Man muss aber die nötige Geduld und Aufmerksamkeit mitbringen, sonst wird die Lektüre möglicherweise eher zur Tortur. Ist man aber erst einmal bei der Sache und hat die ersten "Verwirrungen" mit dem einen oder anderen Hinweis hinter sich gebracht, entwickelt sich das Buch von Filip Alexanderson zu einem temporeichen Mystery-Thriller mit Tendenz zur Entlarvung politischer Eliten als Hintermänner ein einem fiesen Spiel mit den Menschen, die sie ahnungslos durch die Wahl in ihre Positionen gehieft haben. Und an Kritik am Staat selbst spart der Autor auch nicht. So etwas kann in Schweden doch gar nicht passieren!!! Diesen Satz kann man wohl auf jede Nation übertragen, in der gutgläubige Wähler von den agierenden Parteien (Die sich auch noch heuchlerisch "Volksparteien" nennen.) ständig und mit Wonne übers Ohr gehauen werden. "Firstborn - Der Gejagte" ist ein gutes Buch, ein sehr unterhaltsames, das mit ziemlicher Sicherheit noch eine Fortsetzung erfahren wird. Und ich werde es kaufen, das ist mal sicher. 445 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Mai 2016, 13:02:35
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1464615777_000.jpg)

Nika S. Daveron. Elayne ist ganz besessen von dem Spiel "Fine Line", welches es durch eine spezielle Technologie ermöglicht, in den Körper der Spielfigur einzutauchen. Doch schon bald entbrennt ein Kampf um Leben und Tod, als jemand versucht, diese Technologie zu stehlen.

Elayne ist Studentin im Fach Latein, aber sie ist auch schon von Kindheit an eher die Nintendo-Göre gewesen, denn die niedliche Barbiemama. Und so kommt es, dass sie in ihrer neuen Wohngemeinschaft schnell durch einen Mitberwohner mit dem Spiel "Fine Line" infiziert wird. Sie findet schnell eine Gilde, mit der sie zusammen in der virtuellen Welt Abenteuer erleben kann. Und irgendwann fällt sie einer anderen Gruppe auf, die sich ihre Mitglieder aus schon bestehenden Gilden raussucht. Natürlich müssen die Erwählten schon gewisse Standards erfüllen, um wirklich dazu zu gehören. Und diese neue Gilde - Xanadu - wartet auch gleich mit einer sensationellen Neuerung auf: Sie kann den Spieler selbst in seinen Avatar eintauchen und ihn somit die Spiele live erleben lassen (Da musste ich unwillkürlich an neue "Techniken" bei Filmen denken: die kotzenswerte Wackelkamera.). Was sich wirklich wie eine wunderbare neue Erfahrung herausstellen könnte, entwickelt sich bald zu einem Kampf gegen Hacker, der ihr eigentlich nicht wirklich liegt. Sie wollte ja nur spielen. So ganz nebenbei macht sich aber auch die Liebe zu einem ihrer Mitspieler bemerkbar, als man sich mal zu einem Gildetreffen verabredet.

Ich muss schon sagen, dass mich das Buch positiv überrascht hat. Es kommt zwar nicht an ein Werk von Daniel Suarez heran und hat absolut nicht mit den sonst von mir bevorzugten Genres am Hut, kann aber ordentliche Unterhaltung auch für Nichtspieler wie mich bieten. gerade in dieser Hinsicht ist es doch recht leicht verständlich gestaltet und stoppt daher auch nicht den Lesefluss. Natürlich musste ich mich beim Einstieg in die an die ungewohnte Kost gewöhnen, aber das gelang recht schnell und mit den ersten vier Zeilen auf Seite 125 kamen dann auch einige Sympathiepunkte dazu. Es machte schon Spaß, dem Abenteuer zu folgen, Elaynes kleine Verwicklungen und größeren Auseinandersetzungen mitzuerleben sowie ihrem zweifelhaften Geschick, jedes Fettnäpfchen zu finden - egal, wie gut es versteckt wurde - und mit Schmackes reinzulatschen. Die Gestaltung der Charaktere ist okay, da gab es auf jeden Fall schon einige schlimmere, die dem Leser ein Buch so richtig verleiden konnten. Das passiert in "Fine Line" NICHT. Eine durchaus gekonnt servierte Geschichte, in der die Liebelei nicht in den Vordergrund gehieft wird und auch das eine oder andere Versatzstück, das zum Tragen kommt, nicht weiter stört. Vermutlich hatten Gamer noch etwas mehr Spaß an dem Buch. Das sei ihnen gegönnt. Mir hat es die Lesezeit jedenfalls auch nicht vergällt. Und irgendwie will sich bei mir der Eindruck nicht verflüchtigen, dass da noch etwas nachkommt. Aber einen kleinen Wermutstropfen muss ich dann noch loswerden: Wo isser denn  jetzt her, der kleine Jey? Indien oder Bangladesh? Da ist er im Buch leider öfter hin- und hergewechselt. Ein Danke an den Luzifer-Verlag für das Rezensionsexemplar. 330 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Juni 2016, 16:13:37
(https://1.bp.blogspot.com/-M4y6q5H23j0/V1FJaAtC9qI/AAAAAAAADcU/j3BD0BVRZtsQJL1QA84XAg0vMJwuRnYSgCLcB/s320/orphanx.jpg)

Gregg Hurwitz. 1. Gebot: Keine voreiligen Schlüsse. Seine Nachbarn halten Evan Smoak für einen harmlosen Verkäufer von Industriereinigern. Dabei ist er eine der tödlichsten und geheimsten Waffen der US-Regierung: ein Absolvent des Orphan-Programms, in dem Waisenkinder zu hocheffizienten Killern ausgebildet wurden. 4. Gebot: Es ist nie persönlich. Nach Jahren des Mordens im inoffiziellen Regierungsauftrag, ist Evan in den Untergrund gegangen. Er hilft nun den Verzweifelten, die mit ihren Problemen nicht zur Polizei gehen können - mit allen Fähigkeiten, die ihm zur Verfügung stehen. Dabei hält er sich strikt an seine eigenen Gebote. Doch diesmal bricht er eine der Regeln und sein Auftrag entwickelt sich zur Katastrophe. Nun muss er gegen ein Gebot nach dem anderen verstoßen, damit das allerwichtigste unangetastet bleibt:
10. Gebot: Lasse niemals einen Unschuldigen sterben

Evan Smoak war Killer der Regierung. Irgendwann ist er aus dem Programm, das Kinder zu legalen Mördern machte, ausgestiegen und hat sein eigenes Programm entwickelt. Er legt einigermaßen brauchbar getarnt in einem dieser High Rise-Gebäude, in dem die Wohnungen teuer, verschwiegen und verwinkelt sind und man sich dennoch mit einer Hauseigentümerversammlung und eben Mitbewohnern abplagen muss. Er kann dem so gut wie möglich aus dem Weg gehen, vermeidet ausufernde Kontakte, erweist sich als schlechter Gesprächspartner, da er nur einsilbige Antworten gibt, wenn überhaupt. Er hat ein System entwickelt, wem er wann zu Hilfe eilt. Hat er einer Person aus der Bredouille geholfen, bekommt diese eine Telefonnummer und soll die dann an jemanden weitergeben, der ebenso in Not geraten ist wie sie selbst. Eine Regel: Die Nummer darf nur einmal weitergegeben werden. Lange lief alles wunderbar, bis eines Tages innerhalb kürzester Zeit ZWEI Personen anrufen, die beide angeblich die Nummer von der Person haben, der Smoak zuvor das Leben vereinfacht hat. Und außerhalb des Jobs wird ihm nicht nur Druck vom Hausaverwalter wegen seine ständigen Abwesenheit bei diversen Eigentümerversammlungen gemacht, da kommt auch noch der achtjährige Peter mit seiner Mutter Mia regelrecht in sein Leben gestürmt. Und da Mia eine gestresste Anwältin und alleinerziehende Mutter ist, hat Evan bald mehr Kontakt zu den beiden Personen, die im selben Haus wohnen, als er sich je gewünscht hatte. Wäre ja alles nicht so gravierend, wenn sein nächster Job nicht höchste Gefahr bedeuten würde. Wieso zwei Anrufe? Was war mit den Schüssen auf seine neue Schutzbefohlene Katrin? Woher wussten die Angreifer, wo sie sind? Da kann er keinen kleinen Jungen gebrauchen, der ständig um ihn herumschwirrt und dabei womöglich in Gefahr gerät.

Vielleser und Serienhanseln dürften von der Handlung kaum überrascht werden. Unser aller Michael Madsen hat diese Art der Unterstützung, Dienst oder Service schon in einer Serie mit dem Titel "Rache nach Plan" angeboten. Und Bücher über Killer, die von ihrer Regierung enttäuscht wurden, weil sie plötzlich feststellen mussten, dass sie selbst ein Gewissen entwickeln und in ihrer Regierung dagegen der Großteil der Machthaber oder in der Befehlskette übergeordneten Personen ein solches vollkommen vermissen lassen und sich daher nun in Eigenregie dem Schutz bedürftiger Bürger widmen, hat es auch schon viele gegeben. Dennoch hat mich die Inhaltsangabe neugierig gemacht. Die festen Regeln des Mannes, seine Einsätze, vielleicht mal ein besonders ungewöhnlicher - erfährt man halt nur, wenn man es selbst liest. Eigentlich ist das Buch auch von Beginn an interessant gestaltet, der Autor weiß, wie man mit drehbuchartigen Satzkombinationen - also möglicht kurz und leicht verständlich - den Leser (und wohl bei Filmen gewisse Schauspieler) bei Laune hält und einige feine Cliffhanger einbaut. Die eine oder andere kleine Wendung und auch die Frage um Verrat oder Fehler generieren einen gewissen Spannungseffekt. Dazu etwas (Für Leser eines Stephen Hunter oder Ben Coes sowie Mark Greaney auf Solopfaden sehr milde) Action mit Blut, Blei und Schwert sowie der einen oder anderen minimalistischen Kampfsporteinlage peppen die Handlung und das Tempo auf. Und jetzt das ABER:

Es herrschen auch viele der bekannten Versatzstücke vor. Frau, alleinerziehend in gutem Job, mit einem Jungen, der sich nach einer Vaterfigur sehnt und ansonsten völlig verzogen ist. Wäre der bei mir so in der Wohnung rumgeturnt und hätte sie eingesaut, hätte ich ihn an die Hungerhilfe Afrika gespendet. Aber Evan findet bald Interesse an der kleinen Familie, was die selbstverständlich in Gefahr bringt, aus der er sie retten muss. Ist ja alles für einen Thriller im Bereich Mainstream nicht sooo schlecht, aber wenn dann die Gefälligkeitskommentare von Autorenkollegen Vergleiche mit Jack Reacher, Mitch Rapp oder Jason Bourne auf den Buchumschlag geknallt werden, dann ist das recht weit von der Wahrheit entfernt. Einzig in einem Punkt stimme ich Lee Child zu: Es ist das bisher beste Buch des Autors. Wer aber raue und knallharte Action mit Shoot-outs ohne Ende und vor allen Dingen auch ohne allzuviel Emotionspaketen will, der muss den hier nicht lesen. Ist ne kann Anschaffung, wenn man sich grad mal vor der Gartenarbeit oder sonstigen minimal aufwändigen Tätigkeiten drücken will. Kein Murks, aber auch kein Muss. 440 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Juni 2016, 16:14:53
(https://3.bp.blogspot.com/-Oiq9DixmtWc/V1UuSlduVWI/AAAAAAAADek/Au8k5vZguNwHzitFMmDUwr46IirWSv8ugCLcB/s320/taylorstevens.jpg)

Taylor Stevens. Vanessa Michael Munroe hat sich nach Afrika, zurückgezogen und arbeitet als unbedarfter junger Mann getarnt bei einer kleinen Sicherheitsfirma. Es ist ein ruhiges Leben, bis sie beauftragt wird, ein Schiff Richtung Kenia zu begleiten. Mitten auf See entdeckt sie, dass sich eine illegale Waffenlieferung an Bord befindet. Nur Stunden später wird das Schiff von somalischen Piraten angegriffen, und Munroe gelingt es in letzter Sekunde mit dem schwer verletzten Kapitän ans somalische Festland zu fliehen. Doch schon bald muss sie herausfinden, dass die Piraten nicht auf die Ladung des Schiffes aus waren, sondern auf dessen Kapitän.

Nach den Ereignissen, die sie auch mit Bradford auf Distanz brachten, hat sich Munroe nach Afrika zurückgezogen, wo sie sich mit Lebensart und den Menschen auskennt. Getarnt als Michael arbeitet sie für Leo, den Chef einer kleinen Sicherheitsfirma, sowie dessen Frau Amber. Auf Druck von Leo, dem mit Natan ein Mann ausgefallen ist und der noch dazu vermutet, Michael habe ein Verhältnis mit seiner Frau, kommt sie mit auf ein Schiff, das Fracht nach Mombasa bringen soll. Worüber man sie nicht informiert hat, ist die Waffenladung an Bord, die vor der somalischen Küste in Empfang genommen werden soll. Was Munroe zudem ärgert, ist der Umstand, dass sie hier nur als Anhängsel und nicht als vollwertiges Mitglied der Mannschaft behandelt wird. Leo tut sich in dieser Hinsicht besonders hervor. Doch all dies wird erst einmal nebensächlich als der Frachter überfallen wird. Sie kann zusammen mit dem Kapitän fliehen, doch das macht ihre Lage nur noch gefährlicher. Denn nicht die Ladung war das Ziel der Piraten, sondern der Kapitän. Doch bevor sie wieder zu der Munroe wird, die sie war, bevor sie nach Afrika zurückkam, muss sie erst einmal mit ihrem Leben klarkommen, die Medikamente absetzen und "Klar Schiff" machen. Danach legt sie in gewohnter Manier los und zeigt den Piraten und deren Auftraggebern, wozu eine Frau wie sie wirklich fähig ist.

Hab ich doch letzt in einem Forum gemeint, dass weibliche Autoren, die das Thrillergenre fast schon in Perfektion beherrschen, eigentlich nur von Gayle Lynds vertreten werden. Dabei habe ich aber Taylor Stevens glatt vergessen. Und zudem hat die auch noch eine Protagonistin geschaffen, die nicht in die üblichen Schubladen passt. Sie hat ungeahnte Fähigkeiten, die ihr vonnutzen sein können, aber auch eine ungezähmte Wut und Mordlust, die ihr antrainiert wurde und die sie kaum bezwingen kann. Und genau mit dieser hadert sie im ersten Teil des Buches. Wegen ihr ist sie nach den Ereignissen in "Die Geisel" und einem weiteren Buch, das zwar vor "Die Spezialistin" in den USA erschien, hierzulande aber nicht berücksichtigt wurde (Für deutsche Großverlage eine nicht unübliche Praxis. Da werden Leser gerne derart veräppelt.), wieder nach Afrika gegangen. Sie sehnt sich nach Ruhe und Frieden. Doch auch ohne selbst aktiv zu werden, ist ihr dies nicht vergönnt. Ob es nun Leo oder einige seiner Mitarbeiter sind, entweder wird sie nicht gleichberechtigt behandelt oder in irgendeinen Trouble hineingezogen. Es dauert, bis die aus den Büchern zuvor bekannte Munroe wieder zum Vorschein kommt. Doch dann wird es für ihre Feinde und Gegner gefährlich - auch wenn sie sich im Gegensatz zu früheren Ereignissen stellenweise merklich zurücknimmt. Hat man so ungefähr das erste Drittel hinter sich gebracht, nimmt auch die Spannung zu, kommen nach und nach die Hintergründe des Überfalls an den Tag. Nach den etwas düsteren Gedankengängen der Protagonistin zuvor und den politischen Vorgängen in Afrika gibt es später auch wieder Lichtblicke im Leben der Vanessa Michael Munroe, doch zuvor muss sie noch einige heikle Szenen überstehen. Das Buch ist in einem flüssigen und temporeichen Stil verfasst, der nach dem ersten Drittel dann auch richtig greift und mehr ind mehr in den Bann zieht. Obwohl es jetzt nicht der stärkste Band aus der Reihe ist, kann Taylor Stevens auch nach diesem Buch von meinem Leseverständnis her nur ebenfalls attestiert werden, dass sie mit Ihrer ungewöhnlichen Protagonistin und internationalen Schauplätzen sowie teilweise etwas härterer und kaltblütigerer Action zu den besten Thrilleautorinnen gehört, die ich je das Vergnügen hatte lesen zu dürfen. Warum die auf dem Buchumschlag zitierte Dallas Morning News sie allerdings mit Dan Brown vergleicht, ist mir ein Rätsel. Taylot Stevens ist entschieden besser und im Gegensatz zu dem Genannten kann sie die Qualität auch über mehrere Bücher beibehalten. 470 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Juni 2016, 19:59:54
(https://2.bp.blogspot.com/-xt49CiWxJfw/V10hSPyHn6I/AAAAAAAADgo/jB-ZmFjPumkhDA0jYfczfTP3od0xjGnRQCLcB/s320/abschaum.jpg)

Bryan Smith. Vier Jahre sind seit den Ereignissen des ersten Buches vergangen, in dem Jessica einer Familie von perversen Mutanten ausgeliefert war. Nun kehrt Jessica zurück nach Hopkins Bend. Sie ist auf der Flucht, weil ihr ein Mord angelastet wird, den sie gar nicht begangen hat. Aber in der verlassenen Geisterstadt sind die Dinge nicht so, wie sie Jessica erwartet. Bald findet sie sich in einem Albtraum des Perversen wieder.

Jessica ist wieder da. Aus der Armee geflogen, weil sie in Kabul Scheiße gebaut hat, was etliche Menschenleben kostete. Selbst Daddy konnte da nix mehr machen. Und da sie nichts zu tun hat, niemanden killen darf, da versumpft sie eben regelmäßig und wacht am Tag danach mit einem Riesenkater auf. Und hat hin und wieder mal jemanden abgeschleppt oder sich abschleppen lassen. Diesmal war Zelda die Glückliche. Doch Jessica hat weitere Probleme, wie sie bald feststellen muss. Da rät ihr Papa, dass sie zurück nach Hopkins Bend gehen soll. Das ist so etwas wie eine Geisterstadt geworden und dürfte wohl der sicherste Platz für sie sein. Doch wie das mit solchen sicheren Plätzen so ist: manche sind der Gestalt, dass sie Neugierige anlocken. Daphne und Begleiter Adam sind solche Abenteurer. Daphne schnappt sich Adam immer dann, wenn ihr Freund gerade außerhalb zu tun hat. Sie will halt trotzdem ein bisschen Spaß. Doch Backwood sollte man meiden. Sie werden von Hinterwäldlern aufgegriffen. Adam nippelt gleich ab, Daphne (die später auch mal "nippeln" darf, hehe) wird mitgeschleppt. Was sie dann erwartet, hätte sie sich in ihren übelsten Albträumen nicht vorgestellt. Und dann ist da noch Sienna aus der Umgebung, in der durchaus noch einige Leute leben - und was für welche. Sienna macht sich bald auf den Weg, um bei einer Verwandten zu wohnen, wo sie nicht ständig kritisiert wird. Sie findet diese nahe dem Tode in ihrem Bett, da ihr Mann schon seit Tagen bei Sienna Schwester ein- und ausgeht (denkt euch euren Teil selber) und die kranke Gattin daheim vor sich hinsiechen lässt. Eine vorzügliche Sache. Sie kann die Olle ersticken und dann ihr Ritual zu Wiederbelebung von Toten praktizieren. Und in diese Brutstätte der Gewalt verschlägt es Jessica erneut.

Mal wieder starker Stoff von Bryan Smith. Was bei Frank Festa unter der "normalen" Horror- und Thriller-Reihe angesiedelt ist, hätte bei anderen Verlagen wohl kein Zuhause gefunden und wenn doch, dann nur mit heftigen Kürzungen, durch die es dann zu einer Novelle geworden wäre, noch dazu zu einer mickrigen. Bryan Smith dreht also auf. Und mit dem ersten Teil hat er mich eigentlich sofort in den Bann gezogen. Bryan Smith und Verschwörung, Militärangehörige, die Mist gebaut hat, Mordanschläge - ganz mein Ding. Man lernt aber auch so nach und nach weitere Figuren kennen, die mal etwas länger bleiben und auch vorgestellt oder aber dem Fortgang der Story schnell zum Fraß vorgeworfen werden. Aber mal ehrlich, die gesamte Brut, die durch diesen Roman geistert, könnte man zur Fütterungszeit in nen Tigerkäfig sperren. Lauter böse Menschen und bald auch tote Menschen. Mit Jessica kann man anfangs noch etwas mitfiebern aufgrund er vorgefallenen Ereignisse zu diesem Zeitpunkt, aber auch sie fällt in bösartige Muster zurück. Wie soll man sich auch unter all diesen schrägen, bösartigen, versifften und durchgeknallten Drecksäcken auch normal verhalten? Je weiter die Geschichte fortschreitet, um so dicker trägt der Autor auf. Ein heftiges Gemenge aus Hinterland-Kannibalen, Totenbeschwörungen und sadistischen Mistschweinen. Auch der Egoismus hält Einzug. Der eine oder andere perverse Zug darf nicht fehlen und dann wird es vogelwild, ein richtiger Streifzug durch die Genres und wer an den bisher bei Festa verlegten Werken der Horror-Reihe seinen Spaß hatte, wird sich mit dieser Lektüre sicher wohlfühlen und ein merkwürdiges Ziehen im Magen verspüren. Wer das als Hunger identifiziert, sollte vielleicht mal über seinen künftigen Werdegang nachdenken. Die Story wird immer rasanter, die Gewaltspirale dreht sich immer schneller und seinen Stil hat Herr Smith ja nicht geändert, da kann man sich flugs durchlesen. Eine derb-blutig-brutal-böse Fress- und Fickorgie, die aber aufgrund der Tatsache, dass darum herum eine Geschichte erzählt wurde, besser daherkommt, als so manche reine Schlachtorgie (die ich aber trotzdem nicht missen will). ABER einen Wermutstropen, nen großen, muss ich einfügen, weil es im Buch etwas gibt, das ich die nächste Zeit lieber etwas missen WILL. Diese Backwoodwaldschrate und die Geschichten um sie werden mit der "Flut", die da in letzter Zeit so auf uns Leser losgelassen wurde, etwas nervig. Oder um im Jargon des Buches zu bleiben - sie schmecken derzeit etwas fade. Hier werde ich zumindest, was die nächsten Wochen angeht, mal eine Pause einlegen,sollen die Hinterwäldler sich mal ohne meine lesende Begleitung durch die Wälder metzeln und rammeln (heißt aber nicht, dass ich kommende Werke nicht kaufe, ich werde sie nur nicht gleich nach Erhalt lesen). Und das führt dann auch dazu, dass ich hier viel lieber Army-Jessicas Abenteuern - sogar Rückblenden nach Kabul - im Land der fiesen Verschwörer gefolgt wäre und stattdessen auf einige Zutaten der Sienna-Story oder auch Daphnes Leidensweg verzichtet hätte. Davon aber abgesehen findet diese Fortsetzung von "Verkommen" die Zustimmung von mir und sicher auch der anderen Leser derartiger Lektüre. Nur das Cover war für  ich etwas "langweilig" - von denen wurde diese Rückansicht von Mädels mit Waffen in letzter Zeit die B-Horror-Ware bei Filmen überschwemmt. Hat also jetzt nix mit der Qualität zu tun, sondern nur mit dem abgenutzten Motiv. Würde ich das Endergebnis "punktieren", wäre es eine 7/10. Also kein Fehlkauf. Rund 400 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Juni 2016, 20:00:58
(https://1.bp.blogspot.com/-xSyQK2miDhM/V10gcMeB7tI/AAAAAAAADgc/uIj4kbjkA50uOGNj8z16l5n4I7XvCP0CwCLcB/s320/da%25C3%25B6lebrown.jpg)

Dale Brown. Ein amerikanisches Aufklärungsflugzeug wird von einer neuartigen Waffe getroffen, die die Elektronik seines Ziels regelrecht zum Schmelzen bringt. Das Flugzeug stürzt südlich von China ins Meer. Eine Bergung scheint unmöglich, da die Gewässer zu China gehören – und das neue chinesische Staatsoberhaupt ist bereit, alles zu tun, um diesen Standpunkt zu vertreten. Als die Situation zwischen den USA und China zu eskalieren droht, wird kein anderer als der ehemalige Air-Force-General Patrick McLanahan auf den Plan gerufen, um die bevorstehende Apokalypse zu verhindern.

McLanahan ist jetzt Chef bei Sky Masters und treibt die Entwicklung und Nutzung von Bombern einer neuen Generation schnell voran. Und er gedenkt sie dann an die Streitkräfte sozusagen zu vermieten. Inklusive dem entsprechenden Personal am Boden und in der Luft. Sein Sohn Brad hingegen, der durch ganz viel Vitamin B an der Air Force Academy aufgenommen wurde, ist ganz schnell wieder draußen. Zoff mit einem dienstälteren Ausbildungskadetten ließ den vorgesetzten Offizieren keine Wahl, als den Störenfried, der sich zudem weigerte, sich zu entschuldigen, aus dem Kader zu entfernen. Doch die McLanahans halten zusammen. Patrick bringt Brad bei einem befreundeten Colonel unter, der den Jungen unter seine Fittiche nimmt und einen echten Flieger aus ihm machen will. Und während in der Heimat derartige Kleinigkeiten schon Stress auslösen, geschieht im chinesischen Meer Ungeheuerliches: Die nach und nach erstarkten (wirtschaftlich und militärisch) Chinesen wollen sich die ganze Region unter den Nagel reißen. Um die Kontrolle zu behalten, haben sie auch in neue Waffensysteme investiert. Und mit einem solchen holen sie ein amerikansiches Aufklärungsflugzeug vom Himmel. Während diplomatische Noten die Runde machen, wird im Hintergrund an einem Plan gearbeitet, den aufstrebenden Asiaten zu zeigen, wer der Herr im Hause ist. Durchaus nützlich sind dabei auch diverse Intrigen in der Führung der Riege der Mächtigen Chinas und streikende Arbeiter im Land des Feindes. Die Zeit für McLanahan scheint gekommen, seine neuen Flugzeuge mit ebenso neu entwickelten Waffen einzusetzen.

"Feuerhölle" ist der Abschluss der Reihe um Patrick McLanahan (wird aber weitergeführt mit Sohnemann Brad) und ich bin ehrlich gesagt ganz froh darum. Die letzten beiden Romane waren recht fade und dieser hier erreicht bestenfalls Mittelmaß. Da man einen Autor (Wie es im richtigen Arbeitsleben auch geschieht) an seinen besten Leistungen misst, hört die Serie doch etwas enttäuschend auf. Es ist gar nicht das Beschreiben der technischen Details, der Waffensysteme oder der politischen Winkelzüge, denn das hat Dale Brown früher bestens verknüpft und damit auch Kollegen wie Tom Clancy gezeigt, dass man Politthriller auch mit satter Action garnieren kann, ohne von einem gewohnten Stil abzuweichen. Doch mittlerweile ist Brown dieses Gefühl abhanden gekommen, die Action wird minimiert, die Familie McLanahan nimmt viel Raum ein. Und ist dabei langsam schon nervig. Der Sohn, der schön mit Protektion überall ein Pöstchen bekommt, diese unheimliche Heldenverehrung und dieses einseitige Darstellen von Recht und Unrecht. Pathos hier, Pathos da. Und die Chinesen sind wieder so ultraböse: schießen Demonstranten nieder, intrigieren untereinander, sind verlogen und nicht vertrauenswürdig, zeigen offen imperialistische Tendenzen. Alles Eigenheiten, die man auch bei den Amerikanern findet, dort aber als gute Eigenschaften geschildert werden. Oder will mir jemand erzählen, die USA würde Vietnams Seerecht schützen, wenn es vor Vietnam kein großes Ölfeld gäbe oder sie den Seeweg brauchen, um im chinesischen Meer zu patroullieren und die Chinesen auszuspionieren? Ich bin das ja durchaus gewohnt bei Dale Brown, aber manchmal bewegt er sich da tatsächlich an der Grenze des Erträglichen. In den letzten beiden Büchern hat die Action fast gänzlich gefehlt, hier ist es etwas mehr, aber nicht sonderlich viel. Deshalb hat man leider auch die Zeit, sich über allzuviel "America/McLanahan First" zu mokieren. Spannung, Tempo, Action - all das gibt es hier leider nur mit gebremstem Schaum. Vorbei die Zeiten der hektischen Luftkämpfe, Bombardierungen von Anlagen des Feindes, ja noch nicht einmal mehr die Hatz nach einem Maulwurf gibt es. Rasante Luftkämpfe sind Mangelware geworden. Keine Ahnung, ob der deutsche Verlag auch die Romane um Sohnemann Brad bringen wird, aber wenn schon Dale Brown, dann würde ich die Serie "Dreamland", die er zusammen mit Jim DeFelice (Co-Autor von Scott McEwen als der "American sniper" zu einem fertigen Buch machte) verfasst hat, dieser eigentlich vorziehen. Die Reihe läuft auch schon einige Jahre und dürfte gerade zu Beginn noch den Dale Brown zeigen, der bisher so viel Freude gemacht hatte. Kaufempfehlung nur für Komplettisten. 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Juni 2016, 12:07:12
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1465900488_001.jpg)

Edward Lee & John Pelan. Captain Jack Cordesman wird an den Schauplatz eines bestialischen Mordes gerufen. Der Tote wurde das Opfer eines Kannibalen. Neben den Bissspuren gibt es nur einen einzigen Hinweis: ein paar lange, rote Haare. Als diese Haare auch an weiteren Tatorten gefunden werden, wird klar, dass die Polizei von Seattle es mit einem Serienkiller zu tun hat – mit einer Frau.

Locke ist ein Dichter, einer, der von seinen Arbeiten nicht leben kann und auch nicht leben will. Daher ist er auch ständig auf finanzielle Almosen unterschiedlicher Freunde und somit gönner angewiesen. Dennoch ist es ihm irgendwie gelungen, eine tolle Frau namens Clare abzubekommen. Er liebt sie abgöttisch - bis sie ihn verlässt, weil sie ihn nach ihren Worten nicht mehr lieben würde. Jetzt geht es mit ihm erst recht den Bach runter. Seine Verse und Reime klingen in seinen Ohren nur  noch nach hohlem Schwachsinn. In der Bar seines Vertrauens trifft er aber plötzlich einen Mann, der scheinbar das gleiche Schicksal wie er erlitten hat. In Ermangelung eines Namens nennt er ihn erst einmal Weißhemd. Doch bald kommt man bei der Trinkerei ins Gespräch und siehe da, die Vermutungen von Locke erwiesen sich als richtig. Doch als der Kerl ihn erst auf den Parkplatz ruft und sich dann im Auto mit einer ordentlich großen Wumme die Birne wegbläst, kommt die Polizei ins Spiel. Captain Jack Cordesman ist an dem Fall dran und bald weisen die Funde am Tatort darauf hin, dass der Tod mit dem Mord an einem kleinen Dieb in der Marina zusammenhängen muss. Der eigentlich relativ unbedeutende Wicht wurde völlig zerstückelt und angekaut aufgefunden. doch vorerst weist auch vieles auf Locke hin. Der Captain bleibt dran. Besonders als der Freund von Locke, Lehrling, ebenfalls tot entdeckt wird. Und wieder scheint die Vrogehensweise identisch gewesen zu sein. Doch Locke wird nicht nur unglücklicherweise von der Polizei in die Mangel genommen, es widerfährt ihm auch Gutes. Von dem geheimnisvollen Locke bekommt er bald ein Angebot gemacht, das ihn leicht korrumpieren könnte, falls er es annimmt. Wirft er seine bisherigen Prinzipien wirklich über den Haufen?

Es ist ja durchaus schon bekannt, dass Edward Lee sich nicht nur auf seine extremen Werke reduzieren lässt. Er kann auch mit Handlung und einer gewissen intellektuellen Note arbeiten. und auch John Pelan, mit dem er ja schon bei zwei extrem ausufernden Titel gemeinsame Sache gemacht hat, erscheint fähig, diese Noten in ein Horrorbuch einzubringen. Lange Zeit dreht sich die Szenerie hauptsächlich um Locke und seine Verzweiflung, seine Liebe und seinen Liebeskummer. Und mit der Zeit gingen mir seine schwülstigen Texte und sein Geplärre doch auch auf den Keks. Glücklicherweise wurde diese innere Einkehr eines einsamen Dichters doch hin und wieder durch seltsame und durchaus auch recht brutale Vorkommnisse aufgelockert, bei denen man zumindest leicht entschärft auch wieder die nicht unerwarteten Sexszenen goutieren durfte. Und mit der Zeit schlichen sich einige Fetzen der Wiedererkennung in die Story ein, was den Eindruck einer Zweitverwertung einer Geschichte ohne allzu großen Aufwand zu betreiben auch kurz nährte. Was  mir jetzt in dem Buch gefehlt hat, waren RICHTIGE und ORDENTLICHE Ermittlungen durch einen kompetenten Bullen, der einen vermeintlichen Thriller zu einem spannenden macht. Kam jetzt so nicht vor. Hätte man Cordesman durch einen dieser Boulevard-Schreiberlinge ersetzt, wäre es auch nicht anders abgelaufen - kurz, die Bullen waren überflüssig und die Ermittlungen derartig gut getarnt, dass sie selbst Leonardo DiCaprio als oscarprämierter Trapper und Held der amerikansichen Spurensucher nicht gefunden hätte. Na gut, wenigstens waren für den Filmfreund ein paar kleine "Aufmerksamkeiten" drin. Das Schiff zu Beginn mit dem halluzinierenden Kaptän hatte den Namen Angus Scrimm, der Film "Ilsa" wird kurz genannt und unser alter Mickey Rourke bekommt ordentlich sein Fett weg, wenn eine Figur kurz anmerken darf, dass die Kids es heutzutage wohl cool finden als Penner rumzulaufen. Daran und an einigen Zeilen zu "CD-Roms oder was sonst immer das ist" kann man auch schnell den Bogen schlagen, dass "Shifters" doch schon im Original einige Jahre auf dem Buckel hat. In den 90-ern lief Rourke ja zur Pennerhöchstleistung auf und traute sich sogar zu einem Boxkampf (ein Vorkampf, zum Vorkrampf mutiert) in Deutschland anzutreten, der als TV-Übertragung eine schwere abendliche Tortur war, wie Rourke damals mit schrägsitzender Zipfelmütze durch den Ring stolperte. Vermutlich war er damals eh dermaßen breit, dass er nicht wusste, wo er war und was er da tat. Zurück zum Buch: Es ist irgendwie ein Kampf zwischen Liebe/Poesie/Kunst gegen Blut/Tod/Gewalt/Verführung, wobei vom ersten zuviel geboten wird und vom zweiten zuwenig. Es dauert, bis das Buch richtig in Fahrt kommt, die verschiedenen Beziehungen unter den Figuren sortiert werden (Naja, halbwegs zumindest) und der Witz mit den Penis-Nuggets verdaut ist. Die Auflösung - so man es so nennen kann - ist ein bisschen wild und halbgar, aber okay. Das Buch ist auch keines der Highlights in der Vita des Autors, für ne 6,5/10 reicht es aber immer noch mit dieser milden, aber wilden Story der Kollegen Lee & Pelan.  ca. 400 Seiten                   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Juni 2016, 12:08:32
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1465900368_000.jpg)

Philip Kerr. Amerika 1960. Der Profikiller Tom Jefferson wird von der Mafia auf Fidel Castro angesetzt. Doch dann läuft die Sache völlig aus dem Ruder. Jefferson erhält ein Tonband, auf dem zu hören ist, wie sich seine Frau mit John F. Kennedy im Bett vergnügt. Kurz darauf ist sie tot - und Jefferson mit dem Geld der Mafia spurlos verschwunden.

Tom Jefferson ist ein Profi. Sein Geld verdient er damit, Leute zu töten. Ausgebildet von der Armee der USA, ist er heute selbstständig tätig und verdient Unmengen mehr als im Staatsdienst. Ein erster Auftrag, der ihm hier im Buch angetragen wird, führt ihn nach Argentinien, wo er im Auftrag der Israelis einen alten Naziverbrecher zur Strecke bringen soll, der sich hierher geflüchtet hat. Sein Spotter ist bei diesem Job eine Frau, die schon einige Erfahrung in diesem Metier aufweisen kann. Dennoch wird ihr speiübel als der Scharfschütze nach dem ersten Volltreffer sicherheitshalber einen weiteren Schuss ins Ziel setzt, bei welchem dem Opfer Kiefer, Zähne und Blut mit einer derartigen Wucht auseinandergerissen werden, dass sie über die gesamte Vorderseite des Cafes verstreut werden, das das Opfer gerade betreten wollte. Nach den erfolgreichen Schüssen, baut Tom Jefferson in aller Ruhe sein Gewehr auseinander und verlässt mit der Frau seinen Schützenstand, den er in einem leerstehenden Zimmer eines Hotels eingerichtet hatte. Sein Können spricht sich herum und weitere Aufträge warten schon auf ihn. Die Mafia, die mit Sicherheit auch Verbindungen zur CIA hat, bietet ihm eine Menge Geld, um eine Machbarkeitsstudie anzufertigen, wie man Fidel Castro aus dem Weg räumen könnte. So führt ihn sein Weg ins Land, das die Amerikaner zur Jahrhundertwende von den Spaniern befreit hatten und heute noch voller Stolz auf den Sieg von Teddy Roosevelt an San Juan Hill verweisen. Dass Fidel Castro seine Landsleute dann von dem Joch der Amerikaner und deren Verbrecherorganisationen ebenfalls mit hohem Aufwand an Menschenleben befreite, sieht man dann auf US-Seite eher weniger gern. So kundschaftet Jefferson die Umgebung um den Regierungspalast aus, von dem Fidel immer seine ausufernden Reden hält, probiert aus, wie schnell die Sicherheitsleute reagieren, wenn Schüsse fallen und wie flott die Revolutionsarmee vor Ort ist. Bei seiner Rückkehr kann er den Auftraggebern berichten, dass so ein Attentat durchaus machbar ist, wenn die Umstände und vor allem das Geld stimmen. Später, nach einigen Schlucken auf die gute Nachricht, hört man ein Band mit dem wahrscheinlich neuen Präsidenten John F. (Jack) Kennedy, den sein mafiaumtriebiger, irischer Raubolzen von Vater, Joe Kennedy, ins Amt zu hieven gedenkt. J. F. ist ein Charmebolzen, der jeden Wähler zu seinen Gunsten stimmen lassen kann und bei der Gelegenheit auch jede Gattin eines jeden Wählers in seine Koje holt, wenn sie auch nur ansatzweise entsprechendes Aussehen zu bieten hat. Mit einer gewissen Freude hört man sich ein Band an,auf dem Kennedy gerade mit der Monroe zugange ist. Doch dann steht Jefferson auf und verschwindet kommentarlos. Nicht die Monroe hat den künftigen Präsidenten mit eindeutigen Aktivitäten versorgt, sondern Jeffersons Frau Mary. Und der Killer ist spurlos verschwinden. Tage später findet man seine Frau - tot. Ermordet. Und die Mafia, die Castro loswerden wollte, vermisst ihr Geld. Das Honorar, das Jefferson für den Job kriegen sollte, hat er mitgenommen.

Philip Kerr lässt hier wieder alles aufleben, das in den 60-er Jahren Furore machte. Der Kalte Krieg in vollem Gange, der noch nicht Präsident Kennedy küngelt mit der Mafia, um ans Amt zu kommen und verspricht ihnen dann, sie in Ruhe weiter ihren Geschäften nachgehen zu lassen. Man ist auf Seiten der CIA schon gedanklich mit der Schweinebucht beschäftigt, in deren Hölle man jedoch nur Exilkubaner schicken will, weil man da a) keine Amerikaner opfern muss und b) den Russen eine lange Nase ziehen kann, weil ja keine Amis beteiligt waren. All das sind mehr oder weniger bewiesene Behauptungen, die sich im Fall der Kennedys und ihres Umfeldes hartnäckig halten. Dass die nicht so heilig waren, wie man der Welt weismachen will, ist aber durchaus erwiesen. In einer ziemlich anschaulich geschilderten Vergangenheit des Jahres 1960 mit Anmerkungen zu Autos, Büchern, Filmen und Musik sowie Mode und Lebenseinstellung baut Philip Kerr einen von Beginn an spannenden Thriller auf. Anhand der Inhaltsangabe ahnt der geneigte Leser ja schon, welche Richtung das Buch einschlagen wird, aber es ist nun einmal von Philip Kerr - und der hat immer noch etwas an Wendungen für seine Leser in petto. Wertungsneutral schildert der Autor Vorkommnisse, die in der Realität durchaus ihren Platz hätten haben können und durch den einen oder anderen erwähnten Punkt vielleicht sogar hatten. Dieser Thomas Jefferson verschwindet für einige Zeit im Buch von der Bildfläche, man wird eher mit den vergrätzten Mafiosi bekannt gemacht, die einen von ihnen gekauften Polizisten namens Jimmy Nimmo auf die Jagd nach dem betrügerischen Killer ansetzen und auf Ergebnisse warten. Alles Geschilderte passt auch in die schmutzige Welt eines James Ellroy, aber der Stil ist so weit von Ellroy entfernt wie die Sechziger Jahre von der Gegenwart. Dennoch liest sich "Der Tag X" sehr flott, auch ohne überbordende Action abzufeuern, was eh nicht das Ding von Philip Kerr ist. Es wird ein ausgeklügelter Plan entwickelt, der alle inklusive Leser, aber mit Ausnahme der Hauptfigur Jefferson, am Ende überrascht. Obwohl man als Leser ja die wahren Abläufe und Ereignisse kennt (kennen sollte). Für Leute, die gerne einen richtig spannenden Thriller in Händen halten, dabei aber auf ständige Shoot-Outs verzichten wollen/können und die nicht unbedingt Amerika- oder Kennedy-hörig sind, ein wunderbarer Mix aus Fiktion und Tatsachen mit feiner Nadel gestrickt und (fast) perfekt serviert. 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Juni 2016, 19:43:19
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1466073001_nicholas-petrie-drifter-3518466798-9783518466797.jpg)

Nicholas Petrie. Körperlich fit, intelligent und eigensinnig – mit Peter Ash sollte man sich nicht anlegen. Ash hat jedoch mit seinem eigenen Trauma zu kämpfen. Nur wenn er es überwindet, kann er eine Katastrophe verhindern, die Tausende Menschen in den Tod zu reißen droht.

Peter Ash ist fertig mit der Welt: Seit seiner Rückkehr aus den Kriegen im Irak und in Afghanistan erleidet er Panikattacken, sobald er bloß einen Raum betritt. Das "weiße Rauschen", wie er es nennt, zwingt ihn, in der Wildnis zu bleiben und bei jedem Wetter unter freiem Himmel zu schlafen. Doch als ein Freund aus der Army Selbstmord begeht, spürt Ash, dass mehr hinter der Geschichte steckt, und wagt sich wieder unter Menschen. Er hilft der Witwe des Mannes, ihr baufälliges Haus zu renovieren. Unter der ramponierten Veranda entdeckt er mehr als nur morsches Holz: Hier bewacht ein verdammt großer und verdammt hässlicher Hund einen explosiven Fund – einen Koffer voller Geld und Sprengstoff. Der Koffer ist aber lediglich ein Puzzleteil in einem wahnsinnigen Anschlagsplan, der Tausende das Leben kosten soll. Ash bleibt nicht viel Zeit, um die Täter ausfindig zu machen. Und bei seinen eigenen Ermittlungen findet er Umstände vor, die er sich zuvor nicht hätte träumen lassen. Er wird verfolgt, engagiert sich für einen vermissten Veteranen und muss erkennen, dass in dieser Welt der Gier ein Menschenleben oder auch nur lebenswürdige Zustände nichts mehr zählen. Durch die Gesetzgeber noch unterstützt können raffgierige Zeitgenossen sich fast alles erlauben, ohne auch nur ansatzweise dafür belangt zu werden.

Nicholas Petrie hat hier seinen eigenen Jack Reacher zum Leben erweckt. Peter Ash ist ein traumatisierter Veteran, der zwar in geschlossenen und/oder engen Räumen gegen Panikattacken kämpfen muss, seit er aus Übersee und den dortigen Konflikten zurück ist, sich aber mehr oder weniger damit arrangiert hat. Er führt sein Einsiedlerleben in den Bergen und Wäldern der USA. Doch Menschlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Schuldgefühle sind ihm geblieben. Und das führt ihn direkt zu der Frau seines Kumpels Jimmy, der sich umgebracht hat, weil er mit den Folgen des Krieges nicht zurechtkam. Der Fund des Koffers bringt dann die Spannung ins sein Leben und das Buch. Und die Riesentöle Mingus dann auch - nach gewissen Anfangsschwierigkeiten - Humor. Und obwohl nicht dick aufgetragen und auf jeder zweiten Seite tränenrührig vermarktet, vermittelt Nicholas Petrie die Probleme, die Kriegsverteranen haben, wenn sie in die Heimat zurückkehren. Viele schaffen den Weg zurück ins Privatleben mit Arbeit und Familie, aber etliche bleiben alleine gelassen, haben keine Chance, sich wieder einzufügen. Die Unterstützung der Regierung wird immer weiter gekürzt. Viele sind obdachlos - und das aus mannigfaltigen Gründen. Dass Nicholas Petrie hier weniger erfunden hat, als man glauben mag, wurde mir durch einen Betroffenen bestätigt. So ist der spannende Thriller auch ein sozialkritisches Plädoyer für den verantwortungsvollen Umgang mit den Männern und Frauen, die für ihr Land in den Krieg gezogen sind. Und eine Anklage gegen die Gleichgültigkeit, die herrscht und die miesen Finanzjongleure, die mit ihren Praktiken die letzte Krise ausgelöst haben, massenweise Familien - auch die von Veteranen - ruinierten und auf die Straße trieben und dennoch nicht etwas bestraft wurden, sondern neben Boni im schlimmsten Fall noch immense Abfindungen kassierten. Die gierigen Hedgefondsmanager mit ihren Risikogeschäften, bei denen nur ihre Kunden verlieren konnten, nicht aber sie. All dies ist eingebettet in einen hochdramatischen Thriller, der auch einige Actionsequenzen aufblitzen lässt, aber insgesamt tatsächlich mehr an die Werke von Lee Child erinnert, denn an jene von Ben Coes, um, nur ein Beispiel zu nennen. Die sprachlichen Fähigkeiten des Autors sowie dessen flotter Stil machen aus "Drifter" einen hochunterhaltsamen Roman, der mit ernsten Themen ebenso wie mit reinen Unterhaltungselementen punkten kann - und Mingus, der Hund, ist eine Marke für sich. Ausgefeilte und superb skizzierte Figuren und Charaktere bringen viel Leben in die Geschichte und wenn Herr Baldacci hier mit lobenden Worten zitiert wird, darf man dem schon mal glauben, denn der Plot ergibt sich erst nach einiger Zeit, das Puzzle zusammenzusetzen dauert, doch dann werden die Handlungsstränge und Motive nach und nach miteinander verwoben. Und solange spekuliert man auch als Leser, was sich da denn nun abspielt, wer mit wem warum zusammenarbeitet. Klasse Suspense-Thriller aus der Feder eines neuen Autors, der hoffentlich noch weitere Bücher dieser Art schreiben wird. Möglichst MIT Peter und Mingus. Rund 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Juni 2016, 19:45:00
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1466152271_aqgent22.jpg)

In letzter Sekunde wird der 14-jährige Ricky von einem mysteriösen Fremden gerettet. Dieser macht ihm ein erstaunliches Angebot: Ricky bekommt eine Wohnung und 100 £ pro Woche, wenn er sich von dem Typ namens Felix unterrichten lässt. Wozu er professionelles Kampftraining und Beschattungstechniken braucht, ist Ricky zwar ein Rätsel, aber er willigt ein – und findet sich plötzlich inmitten einer gefährlichen Mission wieder.

Ricky ist ein Straßenkind in London. Nachdem seine Eltern bei einem Autounfall starben, wurden er und seine Schwester bei veschiedenen Pflegegfamlien untergebracht. Kein Zuckerschlecken und seine Schwester hat sich bald darauf umgebracht. Nun hatte Ricky aber auch keinen Grund mehr, sich an die Regeln seiner neuen Familie zu halten und machte sich auf und davon. Er lebte von da an auf der Straße, hielt sich mit Diebstählen über Wasser. Und als Taschendieb war er gut, hielt sich sogar für einen echten Supermann der Taschendiebe. Und er hatte Regeln. Niemals Frauen mit Kindern beklauen, keine offensichtlich armen Leute. Und schon hatte er sich ein neues Opfer ausgeguckt. Ein Typ mit Hut, der nach Geld aussah und am Stock ging. Anrempeln, zugreifen, abhauen. Dauerte nur Sekunden. Und da der Mann anscheinend behindert war, schien er ihn auch nicht zu verfolgen. Doch als er gerade seine nicht geringe Beute zählt, steht doch tatsächlich der Kerl vor ihm. Gibt ihm sogar Ratschläge, was er besser machen muss - und fordert seine Sachen zurück. Danach macht er ihm ein Angebot, das nicht so recht zu durchschauen ist. Wohnung, Geld - und was will der Typ dafür? Ihn lehren? Quatsch. Bestimmt illegal. Ricky lehnt ab und verduftet. Doch er macht einen weiteren Fehler. In einem Park, der nachts abgeschlossen wird, trifft er auf einige aggressive Penner. Die werden zwar von der Parkaufsicht rausgeworfen, während Ricky sich verstecken kann, doch am nächsten Morgen sind sie da, bereit, ihn zusammenzuschlagen oder schlimmer. Und hier greift wieder der Mann mit dem Stock ein. Diesmal akzeptiert Ricky das Angebot und stellt fest, dass ihm die neuen Zukunftsaussichten zwar gefallen könnten - aber nur zu seinen Bedingungen. Bald erfährt er den Sinn hinter den ganzen Trainingseinheiten. Izzy, die Tochter eines britischen Diplomaten, ist vor ihrem gewalttätigen Vater davongelaufen. Ricky soll sie finden und zurückbringen. Doch sie soll dort ihren Vater ausspionieren, der im Verdacht steht, Pläne der Trident und der Bewaffnung an die Russen zu verraten. In diese Gefahr will er sie nicht bringen und er erledigt die Aufgabe selbst.

"Agent 22 - Undercover" ist ein Ableger zu "Agent 21" mit einem neuen Protagonisten, den man diesmal von der Straße holt. Gemein haben die beiden Jungen, dass sie Außenseiter sind und zu den armen Seelen der großen Stadt gehören. Den Ablauf kennt der Leser aus diversen Büchern zuvor, zumeist für Erwachsene geschrieben, aber auch zwei oder drei Jugendreihen und vielen Filmen dieser Art. Der Stil list leicht und schnell konsumierbar, wobei man Chris Ryan nicht vorwerfen kann, dass er seine erwachsenen Leser in den Büchern für jene Zielgruppe irgendwann einmal überfordert hätte mit der Komplexität einer Handlung oder den Formulierungen seiner Sprache. War also die beste Voraussetzung, auf spannende Jugendbücher umzusteigen und den Kids Abenteuer vorzusetzen, in denen sie ihre Jungsträumereien von Action und Abenteuer mit Wonne Seite für Seite verschlingen können. Der Bursche, der diese Werke dann von mir abstaubt, war damals nach dem Erstling um "Agent 21" so begeistert, dass er gleich in der Schule ein Referat drüber gehalten hat. Action und Gewalt halten sich ein einem für die Zielgruppe erträglichen Rahmen und wer hier an "Strike Back"-Sex denkt, kann es gleich knicken und sich lieber ein Buch von Edward Lee aus der Festa Extrem-Reihe kaufen. Leichte Kost, fesselnd, spannend und zielgruppengerecht. Für die Kids geeignet, mal wieder zu einem Buch zu greifen, das sie nicht langweilt (wie etwa Schulbücher). Rund 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Juni 2016, 13:27:35
(https://2.bp.blogspot.com/-c15R_h9YowU/V2koRLkwy_I/AAAAAAAADtM/YV4p3oR-YmYl315JtJrQY4Yj95kQV5BzQCLcB/s320/curran.jpg)

Tim Curran. Vor 200 Jahren brannte die Siedlung Clavitt Fields bis auf die Grundmauern nieder. Die Hoffnung der Einheimischen, dass mit dem Feuer auch das unaussprechlich Böse von diesem Ort vertrieben wurde, erwies sich als frommer Wunsch. Denn das Grauen verkroch sich unter die Erde – und lauert dort in der Dunkelheit bis zum heutigen Tag. Nach der Entdeckung verwitterter Skelette auf einer verlassenen Farm stößt der Ermittler Kenney auf die unterirdischen Tunnelsysteme und entfesselt ein blutiges Inferno.


Lieutenant Kenney ist mit seinen Leuten auf dem Gelände der alten Ezren-Farm. Nachdem eine Planierraupe etwas freigelegt hatte, das nach Leichen aussah, wurde Kenney hinzugezogen und war bald in dieser Nebelsuppe, die zudem noch von Nieselregen in ihrer Ungemütlichkeit unterstützt wurde, fast bis zu den Knien im Matsch des Feldes gefangen. Mittlerweile hatten sie acht Leichen ausgegraben. Leichen, die nicht vollständig waren. Und wie die Gerichtsmedizinerin feststellte, angefressen worden. Doch die Spuren wiesen auf eine unbekannte Art von Täter hin. Es können weder Tiere noch Menschen gewesen sein. Es wird immer merkwürdiger - bis dann einer der vielen Kollegen vor Ort einfach verschwindet. Jetzt hat die Suchmannschaft eine weitere Aufgabe. Der Mann muss gefunden werden. Doch die düstere Gegend hütet ein Geheimnis, das schon ewig vor der Welt verborgen wird. Der Sheriff des Ortes erweist sich schnell als eher unkooperativ, doch als immer mehr unheimliche Vorkommnisse die Suchmannschaft erschüttern und die Angst umgeht, ist er einer derjenigen, die mutig voran in die Tiefe steigen, in die der Vermisste anscheinend gezogen wurde oder einfach nur gestürzt ist. Sie gehen zu sechst nach untern und stellen fest, dass dort ein Höhlensystem existiert, das scheinbar auch irgendwelche Kreaturen beherbergt. Neben Stapeln von Knochen und abgenagten Schädeln. Wo sind sie hier nur gelandet? Was verbirgt sich hier unten?

Wie schon bei "Skin Medicine" hat mich Tim Curran auch hier sofort mit seinem ersten Satz in den Bann gezogen. Wieder einmal hat er bewiesen, dass er aus einer banalen und simplen Tätigkeit mit geschickten Worten sofort den Gedanken an blutigen Horror im Leser wecken kann. Und dann ist man auch schon mittendrin in einer Atmosphäre, die an alte britische Horrorschinken mit Moor und Nebel erinnert oder - zumindest bei mir - auch die wahrlich gruseligen Bilder von den Schlachtfeldern des 1. Weltkrieges wie zum Beispiel Verdun hervorruft, wo im diesigen und feuchten Matsch der Schützengräben der Nebel und/oder das Giftgas übers den Stacheldraht ziehen und den Soldaten still und leise das Leben aus den Körpern ziehen. Also das Szenario ist somit schon von Beginn an beängstigend und benötigte noch nicht einmal eine blutrünstige Szene. Von Seite zu Seite treibt Tim Curran die Handlung und auch die Spannung voran und erst nach und nach während der Suche in diesen fremdartigen Höhlengängen offenbart er das wirkliche Grauen, das dahintersteckt. Und das ist etwas, das der geneigte Leser bisher so noch nicht dargeboten bekam. Klar kennt man den Einsatz alter Indianermythen oder einfach nur von Generation zu Generation übertragenen Geschichten um furchtbare Ereignisse, die dazu führten, dass ganze Städte oder gar Völker ausgerottet wurden. Und hier setzt Tim Curran durchaus unterschwellig ein Plädoyer für Toleranz ein und richtet seinen Finger anklagend auf all jene Menschen, die Gerüchte streuen oder wissentlich die Unwahrheit verbreiten, um ihren eigenen Glauben zu rechtfertigen und anderen aufzuzwingen. Und genau mit dieser Art Verachtung anderer Menschen und deren Meinungen kann man sie in einen Untergrund treiben, wo schon etwas auf sie wartet. Etwas, das ihnen die Möglichkeit gibt, sich irgendwann zu rächen. Etwas, das ihr Anderssein in eine neue, stärkere Rasse verwandelt. aber auch etwas, das die armen Menschen vielleicht nur für eigene Zwecke benutzt. Mit jeder Seite wird offenbart, was die Ereignisse hervorgerufen hat und in welcher Gefahr mittlerweile nicht nur die Suchtrupps schweben. "Nightcrawlers" ist ein düsterer und finsterer Albtraum tief unter der Erde, dem man sich nicht entziehen kann. Wie eingangs schon erwähnt, beherrscht Tim Curran sein Metier und zwingt den Leser regelrecht in seinen Bann. So sehr, dass es nicht leicht fällt, das Buch aus der Hand zu legen. Ein eisiger Schreckensroman, in dem auch durchaus neben den schockierenden auch blutige Szenen eine Rolle spielen. Und wer wissen will, was da unter der Erde auf die Menschen lauert, bekommt hiermit eine Kaufempfehlung. Und ich hätte so als Veröffentlichungsswunsch aus dem Hause Curran nun gerne "Grim Riders". rund 400 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Juni 2016, 13:29:20
(https://2.bp.blogspot.com/-ZJzNUI4Cajc/V2ZkYwhoGYI/AAAAAAAADrA/Zw6zoaq4fCU8xh9bALmnTuBbHVbuu2XngCLcB/s1600/mitternachstmesse.jpg)

F. Paul Wilson. Vampire verbreiten sich über die ganze Welt. Nach Europa überrennen sie Russland, den Nahen Osten und die Metropolen in Indien und China. Nun sind sie in Amerika angekommen. Sie übernehmen Stadt um Stadt und verschleppen die letzten Lebenden in ihre sogenannten Rinderfarmen, um sie als Zuchtvieh und Quellen des Blutes zu halten. Pater Joe hat sich dem Suff hingegeben. Er wartet nur noch auf das Ende. Doch als er erfährt, dass die Untoten seine Kirche entweihen, um dort entsetzliche Rituale zu feiern, beschließt er, sie zurückzuerobern, und sei es nur für eine Nacht. Gemeinsam mit einem Rabbi, einer Nonne und weiteren Verbündeten wartet der Pater auf die Dämmerung und das Erwachen der Bestien.

Die Vampire auf dem Vormarsch. Russland, China, Indien usw. sind am Arsch, aus Europa hört man gar nichts mehr. Und jetzt ist Amerika dran. Von Osten aus beginnt der Triumphmarsch der Vampire. Die Menschheit steht kurz vor dem Aussterben. Doch nicht völlig - Futterhaltung ist für die neuen Herrscher wichtig. Zum Überleben brauchen sie Blut. Daher dürfen sie die Gattung Mensch nicht ausrotten. So halten sie sich einige dieser Exemplare in extra Zuchtstätten. Und da die Vampire tagsüber in Ruhestellung sind, haben sich etliche Menschen als Tagwächter angeboten, was der Höllenbrut gerade recht kam. Zudem übernehmen diese Kollaborateure die Drecksarbeit für ihre neuen Herren. Dafür wurde ihnen versprochen, frühzeitig zum Vampir gemacht zu werden und dann mit ihren Herren auf gleicher Ebene zu regieren. Doch nicht alle Menschen sind Verräter oder wollen Seite an Seite mit diesen schrecklichen Wesen leben. Und so macht sich Carole auf, den Untoten das tote Leben schwer zu machen und soviele wie möglich zu killen. Andernorts übernehmen Vampire und ihre Gesellen eine Kirche und halten dort grausige Rituale ab. Und der Pater der Kirche, ein gebrochener Mann namens Joe, hockt in einer düsteren Kneipe rum und lässt sich volllaufen. Dort wird er von dem Rabbi Zev aufgetrieben und dazu überredet, endlich den Kampf gegen die neuen Teufel aufzunehmen. Denn der Rabbi weiß, dass die Vorwürfe des Kindesmissbrauchs, die gegen Joe erhoben wurden, jeglicher Grundlage entbehren und von gerade dem Priester in Umlauf gebracht wurden, der nun mit seinen Vampirjüngern die Menschheit blutig und äußerst brutal dezimiert. Es ist keine Zeit für Selbstmitleid, sondern Zeit zum Kämpfen. Zusammen mit dem Rabbi sowie Carole und seiner Nichte Lacey tritt Pater Joe an, um die Welt von dieser Seuche namens Vampire endgültig zu befreien.

Das Buch wurde sogar schon einmal verfilmt unter dem Titel "Midnight Mass", in dem der Autor höchstselbst eine kleine Rolle - eher ein Cameo - innehatte. Ich vermute mal, wenn die Herren Autoren von irgendwelchen Vorlagen zu Filmen manchmal wirklich wüssten, was nach Abschluss der Verträge dann mit ihrem Werk veranstaltet (ziemlich oft eher verunstaltet) wird, würden sie es sich mehr als nur einmal sehr gut überlegen, ob sie den Scheck einstreichen. Der Film war derartige Grütze, dass selbst eine der mieseren Asylum-Produktionen noch gut dagegen ausgesehen hat. Und dem wiederholten Beweis, dass eine deutsche Billigsynchro einen miesen Film tatsächlich noch mieser machen kann. Warum ich jetzt über diesen Murks salbadere? Weil dieser misslungene Murks mich lange davon abgehalten hat, das Buch zu kaufen. Und als ich es dann endlich mal hatte, weil beim FESTA-Verlag eigentlich zumeist gute Qualität abgeliefert wird, hab ich dennoch gezögert, es zu lesen. Nun hab ich es endlich hinter mich gebracht und kann ganz ehrlich sagen, dass F. Paul Wilson lieber auf die Kopeken für die Filmrechte verzichtet hätte, denn das Buch ist ein anderes Kaliber. Wie auf der Umschlagsrückseite versprochen, wird der geneigte Leser hier nicht von diesen vermeintlich hübschen (okay, liegt eh im Auge des jeweiligen Betrachters) Außenseiter-Vampiren mit Drang zur ewigen Liebe und Hang zu Herz-Schmerz zu Tode gelangweilt. Leserlebenserhaltende Action und deftige Szenen mit nem ganzen Schwung Blut und Gemetzel liefern das ab, was dem Film gefehlt hat (und somit auch dem Zuschauer). Es gibt zwar durchaus brutalere Werke in der weiten Welt da draußen und selbstverständlich auch beim Festa-Verlag, aber verglichen mit den hier herangezogenen Beispielen, ist "Mitternachstmesse" ein überwältigend gutes Buch. Dass der Autor hier wieder sein Thema Religion ins Spiel gebracht hat, hab ich einfach "überlesen". Ist es halt Christen-Horror. Hauptsache unterhaltend, temporeich und ohne große Pausen, die den Leser möglicherweise einschläfern könnten. Wer also wieder in seiner Buchhandlung des Vertrauens vor den dortigen Regalen steht und nur den Kopf schütteln kann, ob dieser vielen Teenieschmachtfetzen in allen Bereichen des Horror- oder postapokalyptischen Lebens, der sollte sich dieses Buch in den Einkaufskorb legen. Da macht man wenig falsch. Aber Finger weg vom Film. Da ist jeder Cent vergeudet. Also ein Hoch auf das Buch. Also eine klare Leseempfehlung. 500 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Juni 2016, 13:30:55
(https://4.bp.blogspot.com/-l6_AbQPyiOI/V2pWNPTTKyI/AAAAAAAADvA/26HJwQeZ1yk-tc3NKDVFmb8pC6iPzagBgCLcB/s1600/reillytartarus.jpg)

Matthew Reilly. Drei verfeindete Gruppen, Amerika, das alte Europa und ein Trupp acht kleinerer Staaten, liefern sich eine brutale Jagd zu den antiken Weltwundern. Dort sind die sieben Steine einer goldenen Pyramidenspitze versteckt. Der Ex-Soldat Jack West, seine Spezialeinheit und das Mädchen Lily riskieren alles, um den zwei großen Mächten zuvorzukommen. Denn nur mit allen sieben Steinen kann am Tag des Tartarus, dem 20.März 2006, die überwältigende Sonnenkraft komprimiert und somit das Ritual der Macht oder des Friedens vollzogen werden. Der Schlüssel zum Ritual ist Lily, das Orakel. Es ist die größte und wichtigste Schatzsuche der Menschheit, ein Rennen gegen die Zeit, ein atemberaubendes Abenteuer.

Jack West ist der Anführer der kleinen Gruppe des Staatenbundes, der sich für den Frieden einsetzen will. Die anderen beiden Parteien wollen jeweils für sich die Macht über die Welt erobern und die anderen unterdrücken. Schon bei der ersten Station müssen sie sich nicht nur ihrer Gegner erwehren, sondern auch Fallen der Erbauer überleben, die als Sicherung gebaut wurden. Danach wird zur nächsten Pyramide gehetzt, um den zweiten Stein zu finden und dem bisher gefundenen zuzufügen. Aber als wäre das alles nicht genug, stehen sie auch noch unter Zeitdruck, denn nur bis zu einem bestimmten Datum haben sie Zeit, alle Steine zusammenzufügen und über ihre Feinde zu triumphieren. Und diese Feinde haben es in sich. Sie nehmen keine Rücksicht, gehen mit List, Tücke und Brutalität gegen den kleinen Trupp vor. Doch Jack West gehört zu jenen Menschen, die sich mit unkonventionellen Mitteln zu wehren wissen. Und da ist das kleine Mädchen Lily, das Orakel, eine der Möglichkeiten, den Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen. Nicht immer ist das größere Waffenarsenal eine Sieggarantie. So hetzen die Bösen die Guten von Ort zu Ort, werden immer wieder abgewehrt, geben aber auch nicht auf. Doch Jack West hat immer noch einen Trumpf im Ärmel.

Ich schick es gleich vorweg: Ich bin ein Fan von Matthew Reillys Büchern. Ganz besonders seinen Romanen um Shane Schofield (Und ja, der Gründer dieses Blogs ist dies auch, wie unschwer zu erkennen ist. Deshalb darf ich nun schon seit einiger Zeit meinen Blödsinn hier verzapfen.) kann ich immer wieder immens viel abgewinnen. Ein Höllentempo und irrwitzige Action, die von Realismus so weit entfernt ist, wie ich vom Gewinn des Pulitzer-Preises. Doch bei Reilly geht es nur um die reine und pure Unterhaltung. Er versucht nicht wie Dan Brown oder andere aus der Ecke der Literatur, dem Leser vorzugaukeln, das Konstrukt, das er da liest, sei auf realen Ereignissen gefußt. Da können diese Herren sich gerne seitenweise über irgendwelche - okay, geschickt - verknüpften Daten und erfundenen Stories austoben und die Charaktere ellenlang vorstellen und deren Gefühlsleben (Leser-)einschläfernd ausbreiten, gegen den Actionspaß von Matthew Reilly können sie nicht an. Auch "Das Tartarus-Orakel" ist wieder flott inszeniert und packt von Beginn an, doch leider muss ich hier aus meiner Sicht ein "ABER" anführen. Wer die Militäraction um Scarecrow und Konsorten nur so verschlungen hat, wird feststellen, dass hier doch mit etwas gebremstem Schaum agiert wird und sich gerade zu Beginn einige Sequenzen nur wiederholen. Die Charaktere kommen wie üblich nicht über die wichtigsten Merkmale hinaus, dafür lässt er es aber an anderen Stellen an krachender Action nicht mangeln und auch die Beschreibungen der Sieben Weltwunder lassen nichts missen. Es dauert selten lange, bis man in ein Buch von Matthew Reilly derart eingetaucht ist, dass man die temporeichen Abläufe der Handlung wie einen Film vor Augen hat und sich einen Jerry Bruckheimer zu Zeiten vor seiner "Disneyfizierung" als Produzent und Michael Bay als Regisseur wünscht. Statt Remakes zu fabrizieren Matthew Reilly verfilmen!!!! Auch "Das Tartarus-Orakel" hat genug Potenzial, um als eigenständiger Film vor dem heutigen Quark locker bestehen zu können. Ja, es ist etwas schwächer als die Vorgänger wie "Der Tempel", "Showdown" und natürlich die Bücher um Shane Schofield, aber besser als die Schnarcher aus der Tastatur eines Dan Brown allemal. Und die werden allemal verfilmt. Jeder Reilly ist ein guter Reilly!!!!   520 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Juli 2016, 10:38:22
(https://1.bp.blogspot.com/-s6aCxvgc9g0/V3TgC6RwUpI/AAAAAAAAD64/6cHyPv0MeqEgtaxNGe0cimJdma2OCQcTQCLcB/s320/festa%2Bextreme_horror.jpg)

Herausgeber Edward Lee und Frank Festa. Enttäuscht, weil das, was als Horror angeboten wird, dir nur ein müdes Gähnen entlockt? Dann brauchst du die Frischzellenkur des Extreme Horror. Edward Lee: "Ihr wollt Hardcore? Bekommt ihr. Blut und Gedärme? Sex, Gewalt und Folter? Könnt ihr im Übermaß haben, meine Freunde, persönlich überreicht von einem Zirkel der besten Extreme-Horrorautoren der Welt."

Als Autoren der verschiedenen Shorties tummeln sich hier Edward Lee, Shane McKenzie, Monica J. O'Rourke, Jack Ketchum, Kristopher Rufty, Graham Masterton, Lucy Taylor, Tim Miller oder auch einer meiner favorisierten Autoren von Festa im Horror- und Extrembereich - Wrath James White. Da wird über Folter und Vergewaltigung erzählt, MPS thematisiert, Familienzusammenführung mal anders unters lesende Volk gebracht und Edward Lee lässt seinen gewohtnen und oft geschätzten Backwoodekel vom Stapel. Es werden ungewöhnliche Sexualpraktiken zu einer noch ungewöhnlicheren Story verquickt und geile Typen in miese Fallen gelockt. Und da man seine Autoren-und Verlegerpappenheimer kennt, weiß man auch, dass dies die Art Lektüre ist, die sich die Klientel des Verlages wünscht.

Edward Lee gibt in seinem Vorwort zu bedenken, dass es ja der Leserwunsch ist, WIE er Unterhaltung für sich jeweils selbst definiert. Und dass er auch für sich bestimmt, was für ihn als Unterhaltung gilt. Das schlägt sich auch im Schreibstil nieder. Warum also meckern über kurze und abgehackte Sätze, Cliffhanger zu quasi jedem Abschnitt, wenn sie den Leser durch einen Actionparkour oder eine Ansammlung blutiger Ekelszenen jagen, dass er das Buch nicht aus der Hand legen kann. Gefällt der Kundschaft das Gebotene, hat der Autor alles richtig gemacht. Sollen sich die Herren Berufskritiker doch ins ........ Bein schießen. Auch Herr Frank Festa hat sich natürlich zu Wort gemeldet. Für Leute, die hin und wieder im Forum des Verlages blättern, nicht wirklich viel Neues, aber für andere oder Neuleser schon mal einen Blick wert. Aber einmal hat er sich getäuscht: 50 Millionen Elvis-Fans können sich sehr wohl irren. Der Nachklapp stammt von Inge Festa, die kurz und lapidar feststellt, dass Sauereien gefälligst auch für Frauen da sein sollen. Sind sie bei dem Verlag auf jeden Fall. Wieder sei ein Blick ins Forum angeraten. Über die ehemalige strikte Ablehnung dieses Verlages und seiner Ausrichtung durch so ziemlich alle, die im Verlagsmetier zu tun haben oder jene, die sich als Kritiker vom Hohen Ross solcher Art "Müll" überlegen fühlten oder Buchläden, die Angst hatten, ihre schnieke-pieke Laufkundschaft für dauerbeworbenen 08/15-Schmuh, der lieblos und überteuert in die Regale gepackt wurde, würden sich durch die Festa-Titel beschmutzt fühlen und dem Laden den Rücken kehren sowie fast schon Anti-Festa-Kampagnen aus allen Ecken sowie einer gewissen Stigmatisierung der Leserschaft des Verlags, hab ich ja schon mal rumgesülzt, also soll es das nun gewesen sein. 

Die Geschichten: Haben erwartungsgemäß Gewalt, Sex, Erniedrigung, Folter und Vergewaltigung gemeinsam. In den verschiedensten Spielarten werden Körperflüssigkeiten vergossen und/oder ausgetauscht. Hie und da gibt es tatsächlich einen kleinen niff gegen Ende der Story, aber insgesamt bleibt hier eine größere Überraschung aus, was ein bisschen schade ist. Aber die Anthologie enthält alles, nach dem es den Festea-Extrem-Leser gelüstet, die Autoren sind sich ihrer bisherigen Arbeiten treu geblieben und die beiden Neuen - Rufty und Taylor - haben sich da gut eingebracht, fallen nicht im Vergleich zu den eher etablierten Schreiberlingen des Schreckens ab. Was mir gefehlt hat, war zumindest EINE Hammerstory mit genialem (Okay, nicht zu genial, denn dann hätte ich ihn ja nicht erkannt) Twist am Ende, die für länger im Gedächtnis bleibt. Wenigstens hat Frau O'Rourke - von der ich das echt nicht erwartet hatte - einen netten Einfall gehabt. Aber es ist auch hin und wieder ein kleiner Touch Drama zu entdecken unter all dem Unflat der hier für die geneigte Leserschaft fabriziert wurde. Darüber hinaus ist die Wahl der Autoren gelungen, der Anhang mit den Lesermeinungen ein nettes Danke an die Leute, die Festa über Facebook oder das Forum folgen und wer hier kritische Anmerkungen sucht: die waren da absolut nicht gefragt worden. Also bitte nicht deswegen rummeckern von wegen einseitig. Festa-Bashing gibt es andernorts schon genug, wo die political correctness überhand genommen hat und das, was man als guten Geschmack zu empfinden hat, bestimmt wird. Allein durch ihre Käufe oder die Unterstützung in den sozialen Medien zeigen diese Menschen nicht nur ihre Treue zum Verlag, sondern auch, dass sie sich nicht von der Masse oder einer Regierung, die alle auf Linie -Regierungslinie natürlich - bringen will, in irgendeine Ecke schieben lassen, die sie nicht wollen. Unter den Käufern der Festa-Bücher sind mehr Individualisten als im Rest der Republik zusammen. Durch die meinungsmachende Gleichschaltung der anderen Verlage werden ja immer mehr Genres quasi durch konsequente Nichtveröffentlichung oder, falls doch mal eine Chance erhalten, massive Kürzungen aus den Regalen dirigiert, in denen sich eigentlich eine gewisse Vielfalt finden lassen sollte. Aus Vielfalt wurde regierungstreu aber schnell Einfalt. Um dem entgegenzuwirken braucht es Verlage wie Festa (und ein paar wenige andere), die nicht mehr massenkonforme und ausgegrenzte Formate übernehmen und Erfolge damit feiern. Und der Gesamteindruck der Anthologie ist gewohnt gut. Der Umschlag mit seiner Lederoptik, die Cover Art (Okay, hab da ein, zwei andere Favoriten, doch die sind anderweitig beschäftigt.) und bei dem neuen Papier hat man den Eindruck, Festa wolle in die Werbung gehen: Festa-Weiß gibt ein breites lächeln Preis. Die Stories sind schnell und flüssig zu lesen, mit all den Zutaten gewürzt, die sich die Leserschaft da wohl vorgestellt hat und zumeist ist der Unterhaltungswert hoch (Wobei ich jetzt nicht meine, dass die Werke so mies sind, dass man sich beim Lesen nebenbei lieber mit dem Partner unterhält, obwohl das sicher auch seinen Wert hat- aber nicht beim Festa-Lesen.), ABER irgendwie hat halt der letzte kleine Schritt zum "extrem stark" gefehlt. Vielleicht bin ich als Stammkäufer dieser Metzleien auch schon etwas übersättigt und erwarte einfach zuviel. Wer sich aber von meinen eigenen kleinen Kritikpunkten entfernt fühlt, darf hier gerne investieren. Die Anthologie beinhaltet natürlich auch Genreperlen und Edward Lee haut auch wieder die perversesten Ferkeleien seit was weiß ich wann raus. Anerkannte Autoren wie Ketchum und Masterton sind ebenfalls mit auffälligen Stories vertreten, die beweisen, dass man auch anders kann. Kurz: jede Geschichte ist eine Art Bewerbungsschreiben an den Käufer. Und keiner hat versagt. Also Freunde der Sonne äh des Genres, kaufen, schlicht und einfach kaufen. Die anderen können sich ja verschämt abwenden und Jojo Moyes ins blümchenverzierte Einkaufskörchen legen. Mit allem Pipapo rund 350 Seiten                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Juli 2016, 10:40:25
(https://3.bp.blogspot.com/-HTLI021iG2o/V3OWvlOYxdI/AAAAAAAAD4Q/YlSt-2XAOokNTqcMqPBTsyr3wto5lIvIQCLcB/s320/bullmountain.jpg)

Brian Panowich. Seit Generationen hat der Burroughs-Clan Bull Mountain fest im Griff. Schwarzgebrannter, Hasch, Crystal Meth. Schon oift hat das FBI versucht, die Sippe auffliegen zu lassen. Nie ist es gelungen. Jetzt scheint ein junger, ehrgeiziger Agent den perfekten Plan zu haben. Doch für dessen Umsetzung braucht er die Hilfe des einzigen integren Burroughs: Clayton. Damit bricht ein Familienkrieg aus, an dessen Ende es nur einen Sieger geben kann - und viele Tote.

Das Buch beginnt die Lebensgeschichte des Clans im Jahre 1949 zu erzählen, doch die sind schon seit Ewigkeiten hier verwurzelt. Doch erst die Ereignisse, die im genannten Jahr beginnen, bringen der Familie mächtig Schwierigkeiten. Während eines Jagdausflugs kommt es zu einem dieser bedauerlichen Unfälle, wie man sie schon öfter lesen durfte. Ab da ist es mit dem Frieden vorbei. Die Geschäfte gehen zwar weiter, man expandiert zwar und hat Verbindungen bis nach Florida, aber alles ist nun durch ein gewisses Maß an Misstrauen zu nichts anderem als den üblichen Reibereien unter Gangstergruppen gekommen, die an sich nichts mit Next of kin am Hut haben. Über die Jahre hinweg etablieren sich alte und auch neue Familienmitglieder, zu denen auch Halford und Clayton gehören. Sie hatten noch einen weiteren Bruder, der aber schon tot ist. Und Clayton ist aus der Art geschlagen. Während Halford den Clan auf die überlieferte Art und Weise weiterführt, ist Clayton auf die Seite des Gesetzes gewechselt und sogar County-Sheriff geworden. Am Familiensitz auf dem Berg darf er sich nicht mehr blicken lassen, die Familie hat ihn verstoßen. Doch dann kommt der Agent Simon Holly in die Stadt und versucht Clayton zu überreden, ihm bei den Ermittlungen gegen seine Familie zu helfen. Er hat durchaus gute Argumente vorzubringen, hält auch mit einigen Informationen nicht hinterm Berg, die er und seine Behörden (FBI und GBI - letzteres ist das Georgia Bureau of Investigation) zusammengetragen haben. Da geht es um Waffen, Schnaps, Prostitution und massenweise Drogen. Verschiedene Gruppen, die in diese Geschäfte verwickelt sind - und auch um ganz private Dinge, die sich vor Jahren und Jahrzehnten ereignet haben und auf alle Beteiligten einen tiefschwarzen Schatten werfen. Und das ist erst der Beginn, die Ausgangslage, der Anfang eines reinen Südstaatendramas.

Wer sich das mal bildlich vor Augen führen will, stelle sich einfach ein bisschen die Situation und das Land in der Serie "Justified" vor. Es fehlt zwar ein Typ Marke Timothy Olyphant oder sein Gegenspieler Walton Goggins, aber sonst fehlt da nicht viel. "Bull Mountain" ist Kain und Abel im tiefen Süden, Redneck-"Romantik" um Familienbande allenthalben, wie sich im Laufe der 335 Seiten noch erweisen wird. Brian Panowich wechselt die Zeiten der Handlung hin und her von den Auswirkungen des ersten Mordes und den folgenden Entwicklungen der Familie und deren Ausweitung des Geschäftes aus Gier oder eben um die Familie durchzubringen - da stritten sich schon die Clan-Geister heftig rum. Die Rückblenden werden nach und nach an die Handlung ins Jahr 2015 herangeführt und man erfährt so, wie Clayton Sheriff wurde  und wie der Clan dazu steht und wer vom Clan nun das Sagen hat. All jene, die die Jahre seit 1949 überlebt haben oder neu hinzukamen, werden jetzt in den Strudel der Ereignisse hineingezogen, die der Bundesagent Holly auslöst. Mord und Totschlag, Raub und Drogenmissbrauch, Lug und Trug, Egoismus, Freundschaft und unterschiedliche Motive geben sich mit Waffenhandel und Verrat stetig fein die schmutzige Hand. Alles ist da - Liebe und Hass, ein Tupfer echte Romantik, aber auch toughe Frauen und trotz des Handlungsortes in den Südstaaten einen netten Seitenhieb Richtung Rassismus und Vorurteile. Was man anfangs nicht ahnen kann/soll, ist wohl, dass sich nach ungefähr zwei Dritteln des Buches einige Handlungsfäden zusammenknüpfen, die man so halt nicht ganz erwartet hat. Ist zwar nicht so, dass man vor lauter Staunen erst einmal das Buch aus der Hand legen muss, aber ein netter Einfall allemal. Und aufgepasst, dass man nicht irgendwann Crowder statt Burroughs liest. Das Buch ist mit seinen 335 Seiten recht kurz, dafür gibt es aber auch wenige Verschnaufer, die das ganze Konstrukt ausbremsen würden. Vergangenheit und Gegenwart sind in ihren jeweils kurzen Kapiteln so verknüpft, dass man ihnen gut folgen kann und dann auch die Zusammenhänge von früher und jetzt leicht erkennen kann und dennoch die Wendungen nicht wirklich vorhergesehen hat. Also feine Arbeit durch Brian Panowich. Die TV-Serie "Justified" (Ja, schon wieder die. Ruhe!! Hihih.) wurde mir dereinst mal als Country Noir beschrieben. Okay, wer also Country Noir in Buchform will, hier ist sie. Und wem das auch noch gefällt, sollte seine wohlverdienten Kröten - egal auf welchem Berg man nun sitzt oder Hohem Ross - in dieses Buch investieren. Und zudem ist es auch noch ein Debüt. Nur einen Wermutstropfen muss ich hier mal wieder drüberschütten: Selbst bei den Lobeshymnen auf der Rückseite des Buchdeckels sind Fehler. Meine Güte, es sollte doch möglich sein, Daniel Woodrell zu schreiben statt Dankiel Woodrell. Sieht das denn keiner? Im Buch sind auch noch einige Fehler drin, wobei ich aber auch manche einfach dem Satz/Layout zuschreibe - und darauf hat das Lektorat/Korrektorat meines erfragten Wissens nach keinen Einfluss mehr, ist also nicht dafür verantwortlich.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Juli 2016, 10:42:37
(https://1.bp.blogspot.com/-hSsPL4heAfA/V3D_CRu9g1I/AAAAAAAAD1o/Hi1lW5s7d14R-_RDLRyDyPvjrp2PNqItwCLcB/s1600/Blackmoore_Gehaessige-Geister.jpg)

Stephen Blackmoore. Das Leben von Nekromant Eric Carter läuft nicht gerade optimal. Seine unfreiwillige Heirat mit der Todesgöttin Santa Muerte verändert seine Kräfte, verändert ihn. Zwar gelingen ihm einige Zauber jetzt mit einem Fingerschnippen, dafür hört er Stimmen, die er nicht hören sollte. Eric zweifelt an seiner Zurechnungsfähigkeit. Keine tolle Prognose für jemanden, der tägöich mit den Toten spricht. Während er nach einem Weg sucht, das Band zwischen ihm und Santa Muerte zu lösen, wird er zur Zielscheibe eines Psychopathen, der das Aussehen und die Erinnerungen von Menschen stiehlt ― und sich in ihre Haut kleidet. Erik hat alle Hände voll damit zu tun, seine eigene zu retten.

Eric ist nach seiner Rückkehr nach Los Angeles nicht gerade freundlich empfangen worden. Der Tod seiner Schwester, den er aufklären und rächen will, war nur der Beginn eines Trips in die Hölle. Er wird in ein Bündis mit Santa Muerte gezwungen, das ihm zwar neue Kräfte verleiht, ihn aber auch in eine Situation bringt, in der er nur verlieren kann. Der Tod seines Freundes Alex trifft ihn auch ziemlich hart und treiben ihn die Stimmen, die er nun hört, langsam aber sicher in den Wahnsinn. Was ihm aber dann endgültig auf den Geist geht, ist der Russe Sergei, der hautraubende Psycho, der den Leuten nicht nur diese nimmt, sondern auch die Erinnerungen. Und er ist hinter Eric her. Und er hat da noch nicht erfahren, dass dieser verrückte Russe ein unheimliches Obsidianmesser hat, das wundersame Dinge vollbringen kann. Bei dem wilden Szenario um Flucht und Jagd müssen etliche Menschen, nicht mehr Menschen und Geister ihr Leben bzw. ihr Dasein lassen. Und selbst auf dieser Ebene der Welt gibt es die Intrigen, die scheinbar überall gesponnen werden. Eric hat guten Grund an allem zu zweifeln, was er so sieht, hört oder wahrnimmt.

Dieser Dark Fantasy-Roman ist der dritte Band aus der Reihe um Eric Carter. Ein vierter soll folgen, aber das Erscheinen im Original ist auch erst für 2017 angekündigt, es wird also dauern. Verändert wurde das Erfolgsrezept der ersten beiden Bücher selbstverständlich nicht. Auch "Gehässige Geister" ist ein wilder Mix aus unerwarteten und völlig verrückten Ereignissen und stellenweise trockenem Humor. Vogelwilde Einfälle hinterlassen trotz des zumeist düsteren Tonfalls der Geschichte schon das eine oder andere Lächeln auf dem Gesicht des Lesers. Carter ist nun auch nicht gerade der typische Held einer solchen Mär, eher die Marke Drückeberger und der leichte Weg ist ihm grundsätzlich lieber als sein Leben für was auch immer aufs Spiel zu setzen. Sein Pech - die Probleme kommen immer wieder zu ihm und da muss er durch. Irgendwie ist er eine Art tragischer Held wie dereinst Hank Thompson bei Charlie Huston. Egal was er unternimmt, um seinem Schicksal zu entgehen, immer wieder wird ihm eine Rolle aufgezwungen, auf die er nicht die geringste Lust hat. Statt im Thrillermilieu wie Hank ist Eric eben in der Fantasy unterwegs. Das Buch hat auf jeden Fall Tempo und viele lobenswerte Ideen und ist für ein Werk aus dem Mainstream der Verlage auch an mancher Stelle recht heftig und blutrünstig. Bei spezialisierten Verlagen außerhalb der Laufkundschaft wäre es aber eher der sanfteren Ecke zuzurechnen. Es tauchen massenhaft weibliche Figuren auf, die allesamt nicht zu unterschätzen sind und dem armen Eric ständig Schwierigkeiten bereiten und auch diverse Überraschungen bereithalten. Manchmal nerven die vielen Figuren und die mannigfaltigen Beweggründe, um dem Helden Schwierigkeiten zu bereiten, rätselt man fast rum, wer nun warum wer ist. Zum Russen kommt plötzlich eine Russin, ein Fall lköst sich derart schnell in Wohlgefallen auf, dass man sich fragt, welchen Sinn das ganze Trara darum überhaupt sollte und das offene Ende (eigentlich bleiben mehrere Handlungsstränge offen) macht das Warten auf den nächsten Band auch nicht leichter. Was mal wieder negativ aufgefallen ist, ist die tatsache, dass man bei den Großverlagen nicht in der Lage zu sein scheint, auch nur den Klappentext fehlerfrei zu halten. Da wird aus Eric kurz mal Erik - und im Buchtext selbst ist dann auch so der eine oder andere Lapsus drin. Und dass die Publikumsverlage auf Hinweise reagieren, die solche Fehler vielleicht für eine weitere Auflage ausmerzen könnten, hab ich mir längst abgeschminkt. Darauf wird nicht reagiert. Wenn ich schon den vollen Preis zahlen soll, will ich gefälligst auch vernünftige Ware. Wenn Handwerker keine gescheite Arbeit abliefern, meckert man ja auch und fordert Korrektur. Nur Politiker sind anscheinend noch so beratungsresistent wie Großverlage. Sieht man dann ja auch an der Beliebtheitsskala. Ich habe bis auf drei Exemplare übrigens keine Rezensionsware von Verlagen erhalten und schon gar nicht erbeten. Da soll es den einen oder anderen geben, der dafür auch eine entsprechende Würdigung des Buches erhofft. Dann lieber mein Geld ausgeben und im Eventualfall auch die Freiheit zu haben, eine schlechte Kritik abzugeben, wenn das Buch halt nicht gefallen hat.   
Übrigens hat das Buch durchaus auch was zu meiner miserablen Bildung beigetragen. "Rikoschettieren" kannte ich tatsächlich bisher noch nicht. Okay, als Ableitung aus dem Englischen und im Bezug auf den Text war es nicht schwer zu deuten, aber ich habe es für so eine neue Eindeutschung eines englischen Begriffs gehalten. Von wegen - es wurde mir als veraltet angezeigt. Da hätte ich es eigentlich kennen MÜSSEN. Rund 290 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Juli 2016, 10:45:48
(https://3.bp.blogspot.com/-3kxRsg1R9Ac/V2z9u1BD3DI/AAAAAAAADxM/08V8r2bJqZ8s25GMMDTbN3LY7wgi-bsXQCLcB/s1600/kaiserkrieger7.jpg)

Dirk van den Boom. Die neue U-Boot-Waffe ist der Stolz der japanischen Kriegsmarine. Die Jungfernfahrt des neuesten Bootes zieht nicht nur die Aufmerksamkeit des Kaiserhauses auf sich, sondern ist gleichzeitig eine Bewährungsprobe für die ausgesuchte Mannschaft. Doch kurz nach dem Auslaufen ereignet sich Mysteriöses: Das U-Boot scheint zu sinken und alle Besatzungsmitglieder verlieren das Bewusstsein. Als sie wieder erwachen, müssen sie mit Entsetzen feststellen, dass ihr Boot sein Element verlassen hat. Es ruht auf der Spitze eines gigantischen Grabmals für den König von Mutal, dem Herrn der größten Metropole der Maya, mitten auf dem mittelamerikanischen Festland, rund 1500 Jahre in der Vergangenheit. Die verwirrte Mannschaft gerät direkt in einen Krieg und steht vor der entscheidenden Frage, wohin ihr Weg nun führen soll – zu einem Imperium oder direkt in die Katastrophe?

Es wird das Jahr 1914 geschrieben, der 1. Weltkrieg hat vor rund zwei Monaten begonnen, mit dem sich Japan aber nicht ernsthaft befasst. Sie sind derzeit mit Großbritannien eine enge Verbindung eingegangen, die auch neueste Errungenschaften der Waffentechnik beinhaltet. Nur im äußersten Falle einer Bedrohung ihrer momentanen Freunde würde das Kaiserreich dazu bringen, in diesen Krieg einzugreifen. Aber ein neues U-Boot zu testen, gehört nun einmal zu den Aufgaben der japanischen Marine. Und als Gast ist sogar der Sohn des Kaisers an Bord. Ebenso der britische Ingenieur Lengsley. Die Jungfernfahrt wird gestartet und gestaltet sich ohne Probleme. Doch dann geht das U-Boot auf Tiefe und die gesamte Mannschaft verliert das Bewusstsein. Als sie wieder erwachen, müssen sie mit Schrecken feststellen, dass sie nicht mehr in ihrem gewohnten Element, dem Wasser, sind - und anscheinend auch nicht mehr in ihrer Zeitlinie. Nach und nach kann man sich zusammenreimen, dass man ins Zeitalter der Mayas versetzt wurde. Wie und warum, dafür gibt es  keine Erklärung. Zuerst werden sie als Götterboten verehrt, was die Eingewöhnung in diese fremde Landschaft und Kultur durchaus vereinfacht. Man beginnt die Sprache zu lernen und die eigene zu lehren. Und als dann bei einem Angriff durch ein fremdes Stadtreich die Waffen der Japaner den Ausschlag geben, sind sie in ihrer neuen Heimat willkommen.

Der zweite Zyklus um die Zeitreisenden weist natürlich einige Parallelen auf. Der Culture clash ist im Prinzip der Gleiche, nur dass das Schiff diesmal nicht in der Lage ist, eine Flotte zur See zu unterstützen. Dennoch gibt es auch hier eine gewisse Verbrüderung unter den Völkern. Anhand der Wahl des Settings kann der Autor viel mehr als im Vorgänger-Zyklus auf Rassismus und Menschenrechte eingehen. Waren die Römer doch selbst hinsichtlich ihrer Geschichte weitaus mehr als Eroberer und Unterdrücker bekannt, sind die Völker Süd- und Mittelamerikas in Europa doch eher damit verbunden worden, dass die mit Ankunft der Europäer nur die Opfer waren. Von den Kämpfen der Stadtstaaten oder Königreichen untereinander, dem versklaven der Verlierer und den Riten ist hierzulande weniger bekannt. Dies bietet einen bewissen Freiraum für den Autor westliche Kolonialansprüche und das Niederschlagen von Aufständen gegen die Einnahme durch ihrer Länder durch Europäer mit brutalen Mitteln zu skizzieren. Er hält aber auch nicht mit den Aktivitäten der Maya hinterm Berg, die ebenfalls kriegerische und imperialistische Ambitionen aufzuweisen hatten. Ganz abgesehen von für Fremde ganz und gar brutale und blutigen Sitten und Gebräuchen. Es beginnt ein Prozess des Lernens für alle Beteiligten, an dem auch der Leser durchaus teilhaben darf. Nicht alles Fremde ist schlecht. Aber da auch nicht alles gut ist, kommt es im Laufe der Geschichte auch zu einigen Kämpfen, einer ziemlich blutigen Schlacht, zu Intrigen und Betrug, Verrat und Gier. Eogismus und Allmachtsfantasien bahnen sich ihren Weg und können nur durch die vernünftig agierenden unter den Handelnden schlimmere Konfrontationen vielleicht vermeiden. Bis zum Ein stieg in die Story dauert es nicht lange, schnell tritt das Ereignis ein und man ist schnell dabei, mit Elan durch die Seiten zu lesen. Sicher gibt es einige Stellen, die man als "bekannt" ausmacht, aber insgesamt ist "Aufgehende Sonne" ein flotter Beginn des neuen Zyklus, der im Epilog für diejenigen, die sich noch nicht durch die bisher erschienen vier Bücher oder irgendwelche Rezensionen geackert haben, noch eine kleine Überraschung. Wem also die Deutschen in Rom zugesagt haben, der könnte auch den Japanern unter Mayas etwas abgewinnen. Ich jedenfalls hab schon direkt mit Band 8 "Stürmische Himmel" begonnen. rund 280 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Juli 2016, 10:48:14
(https://3.bp.blogspot.com/-vZYstEHjHio/V2-3rxkJWbI/AAAAAAAADzw/xn3dIq_iYIUNoeFPtdaWvjMaV6ABrC-CgCLcB/s1600/kaiserkrieger8.jpg)

Dirk van den Boom. Stürmische Zeiten brechen an. Die Götterboten etablieren ihre Herrschaft über Mutal, die Metropole der Maya, und setzen ihren Feldzug gegen die angrenzenden Städte fort. Angst und Widerstandsgeist werden geweckt und pflanzen einen neuen Geist der Kooperation in die Köpfe der Mayakönige, die sich nicht kampflos ergeben wollen. Doch auch innerhalb der Gruppe der Gestrandeten wird der Kurs des Kapitäns mehr und mehr hinterfragt. Als schließlich eine römische Expedition aus dem fernen Europa anlandet und ein Botschafter aus Teotihuacán sich für die Entwicklungen interessiert, droht das jahrhundertealte Machtgleichgewicht Mittelamerikas endgültig aus den Fugen zu geraten.

Im Reich der Maya schickt sich der Japaner Inugami an, nach und nach weitere Städte zu erobern und "sein" Reich zu erweitern. Er hat einen ganz klaren Plan von der Zukunft. Speziell seiner, aber auch der von Chitam oder dem Reich Yaxchilan. Doch er hat auch etwas zu seinen Kenntnissen der Kriegsführung dazugelernt, das ihm treue Untertanen schaffen könnte. Und die wird er brauchen. Denn seine Leute um Aritomo beobachten die ganze Entwicklung mit Sorge. Ihnen ist mittlerweile so ziemlich alles ausgegangen, das sie aus ihrer Zeit mitgebracht haben, lediglich einige Munitionsvorräte sind noch vorhanden. Es bleibt ihnen kleine andere Wahl, als sich anzupassen und mit ihren neuen Genossen auszukommen. Aus seiner Sicht wirklich hervorragend gelingt das dem britischen Ingenieur Robert Lengsley, der sich mit der Schwester von Chitam - Une Balam - auf eine besonders vergnügliche Art und Weise für die Verbindung zwischen den Maya und den Zeitreisenden hervortut. Aus der Welt jenseits des Meeres landet aber in Mittelamerkika auf einer vorgelagerten Insel die aus sechs Schiffen bestehende Reisegruppe der Römer an. Man macht sich schon Gedanken um eine Basis, einen Heimathafen vor Ort und versucht, mit den Einheimischen in Kontakt zu treten. Auf friedliche Ko-Existenz soll sich die künftige Lebensweise abspielen, denn man hat aus den Überlieferungen der Männer der Saarbrücken und den wenigen noch lebenden Crewmitgliedern des Schiffes gelernt. Erste Gespräche erweisen sich nach anfänglichen Verständigungsschwierigkeiten ob der unterschiedlichen Sprachen als recht fruchtbaren Boden dafür, diesen Kurs beizubehalten. Andernorts ist Metzli, König von Teotihuacan, zwar alarmiert durch die jüngsten Erfolge des Inugami, aber er denkt  nicht daran, sich diesem Fremdling und seinen Expansionsplänen einfach zu unterwerfen. Und er hat noch etwas parat, das diesen kriegerischen Emporkömmling mit einiger Sicherheit in die Schranken weisen wird - und Metzli hat keine Bedenken, dies auch mit aller Macht einzusetzen.

Im Zentrum des zweiten Romanes um die Zeitenwanderer aus Japan steht der Kapitän des U-Bootes - Inugami. Sein Drang nach Expansion und Gründung eines Riesenreiches unter seiner Führung entwickelt sich weiter, ist aber von dem Rassismus, der Japanern im Allgemeinen unterstellt wird, doch ein Stück entfernt. Das kann man besonders beim Kampf um Yaxchilan sehr schön herauslesen. Inugami lernt, erkennt, dass eine gewisse Menschlichkeit mehr einbringen kann, als das reine Beseitigen der Gegner aufgrund der überlegenen Waffen und Technologie. So nutzt er geschickt die vorhandenen Strukturen und den Glauben der Maya aus, um seine Position zu etablieren. Bis auf die Schlacht um Yaxchilan besteht "Stürmische Himmel" vor allen Dingen aus Ränkespielen, deren Hintergrund der Leser nicht immer sofort erkennen kann. Politische Winkelzüge beherrschen weite Teile des Buches und was aus der Zweisamkeit des Briten mit der Schwester von Chitam wird, bleibt vorerst auch abzuwarten. Klar zu erkennen ist aber auch, dass hier Gut und Böse nicht klar definiert sind und man sogar Inugami nicht einfach auf einen machtgeilen Killer reduzieren kann/darf.

Während einige ausgewählte Charaktere besonders beleuchtet werden, bleibt dem Rest nur der Hintergrund, der Background für die Hauptfiguren und somit eine eher oberflächliche Vorstellung beim Leser. Bisher scheint das auch zu genügen, aber bei Dirk van den Boom weiß man auch nie, ob er den einen oder anderen später aus der Versenkung holen und ihm dann auch mehr Profil geben wird.

Mit Spannung erwartet der Leser dann sicher auch, wann die nun in dieser neuen Welt angekommen römischen-preussischen Zeitreisenden auf Inugami, Aritomo und deren Truppe sowie die Maya unter deren Führung treffen. Bisher wird nur die Neugierde geschürt und insgesamt mit dem ersten Zyklus, den man nicht unbedingt gelesen haben muss, um der jetzigen Story folgen zu können, und den neuen Handlungssträngen mit gealterten Zeitreisenden aus den ersten sechs Büchern bzw.in den meisten Fällen deren Nachkommen, eine interessante Geschichte erzählt, die es ebenfalls schafft, den Leser blendend zu unterhalten und dabei auch einige Aspekte einzubinden, die einen kurzen Moment des Innehaltens, der Besinnung auf Schwächen der Gegenwart durchaus geradezu herausfordern. So gesehen hat die Lektüre auch einen gewissen sozialkritischen Aspekt zu bieten, wie man es auch aus den anderen Gesichten kennt. Also nicht allein auf Action und oberflächliches Vergnügen reduziert. Sprachlich hat Dirk van den Boom so einigen Autoren, die ich lesen durfte und oft auch wollte, schon etwas voraus und Schnappatmung garantierende, kurze und knappe Sätze, die einer Story ein höllisches Tempo verleihen sollen (Matthew Reilly sei hier als Beispiel genannt. Ein Autor, den ich sehr gerne lese, wenn mir nach überbordender Action ist.), sind sein Ding nicht. Und der Cliffhanger am Ende von "Stürmische Himmel" lässt noch eine Menge erwarten, vielleicht sogar etwas in der Art, die ein Matthew Reilly fabriziert, nur eben mit vollständigen Sätzen. Hätte ich den Folgeband nicht schon vor einiger Zeit gekauft und die Reihe erst jetzt nach dem Erscheinen von Band 10 begonnen, würde ich sicher nun auch über den Zeitraum bis zum nächsten Buch winseln. Dennoch werde ich jetzt erst einmal wieder einige andere Genres lesen, da ich nicht von den Blogverfolgern gesteinigt werden will, weil ich wieder ein Genre "bevorzuge". Wer also ein Faible für diese Romane der Alternate History hat, wird sich bis zu meiner nächsten Rezi zu dem Thema etwas gedulden müssen, kann aber ohne Gefahr zu laufen, gelangweilt zu werden, zu den Büchern aus der Feder von Dirk van den Boom greifen. Man sollte aber zumindest mit Band 7 - "Aufgehende Sonne" - beginnen. Ein Wort noch zu den Buchcovern: Neben dem nur von mir (nicht selbst) ernannten Kult-Cover Artist Michael Sch. und seinen Illustrationen gefallen mir auch jene von Timo Kümmel ziemlich gut und hin und wieder spoilert er ja sogar auf dem Cover etwas von der Story, was man ja glücklicherweise vorher nicht weiß.290 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Juli 2016, 10:18:10
(https://1.bp.blogspot.com/-3a9BCaOXdPE/V3jmfwDZYSI/AAAAAAAAD9M/ErmROJ1YERkIgMtb2y7CFw_aT8ZkERkPgCLcB/s320/leechildgejagten.jpg)

Lee Child. Jack Reacher betritt die Basis seiner ehemaligen Einheit bei der Militärpolizei, und ahnt nicht, was ihm bevorsteht. Er ist nach Virginia gereist, um seine Nachfolgerin Major Susan Turner kennenzulernen. Doch wenig später wird ihm klar, dass es ein großer Fehler war, einen Fuß auf einen Militärstützpunkt zu setzen. Denn wie jeder ehemalige Soldat der USA ist Reacher Reservist. Prompt erhält er seinen Einberufungsbefehl - und wird außerdem des Mordes angeklagt und verhaftet. Reacher gelingt die Flucht aus dem Gefängnis, doch seine wichtigste Frage bleibt zunächst ungeklärt: Wer versucht ihn auf diese Weise kaltzustellen?

Jack Reacher erreicht nach einigen Wochen des Reisen von South Dakota nach Virginia den Stützpunkt, den er früher selbst als Kommandant geleitet hatte. Doch die Person, die er dort treffen will, ist nicht da. Verhaftet und im Bau. Und er selbst wird von ihrem Vertreter auf dieser Position sofort wieder in den Dienst der US-Streitkräfte gebunden. Der Grund dafür wird schnell offensichtlich - ihm wird ein Mord vorgeworfen, der auf einem 16 Jahre alten Fall basiert. Und als wäre das nicht genug, hängt man ihm noch eine zweite Sache an, die ihn fast vom Stuhl haut. Er wird nicht unter Arrest gestellt, sondern darf in einem schäbigen Motel ein Zimmer beziehen. Auf Ehrenwort, dass er nicht flieht. Kaum erscheint er dort, tauchen auch zwei Figuren auf, die wie Militärangehörige aussehen. Sie wollen ihn drängen, sofort die Stadt zu verlassen. Kann man mit einem x-bliebigen Typen versuchen, aber nicht mit Jack Reacher. Der donnert ihnen die Köpfe an das Fahrzeug, mit dem sie vorgefahren sind und hat vorerst Ruhe. Er will nun den Oberstleutnant Morgan zur Rede stellen, der statt Major Turner auf dem Platz des Kommandeurs sitzt. Vom Desk-Sergeant erfährt er, dass Turner im Knast sitzt und ihn angeblich nicht sprechen will. Doch da steckt mehr dahinter. Er bricht mit ihr aus und macht sich daran, all das zu klären, was ihnen da angelastet wird. Wer hat es auf ihn abgesehen und besonders: Wer will Turner loswerden? Bei ihrer Flucht werden sie bald von einem Polizisten erkannt, können dem aber entkommen. In der bewaldeten Gegend von Virginia sehen sie auf einem Hügel ein Feuer leuchten. Reacher sieht das als Gelegenheit an Geld und einen fahrbaren Untersatz zu kommen. Am Ort des Geschehens erklärt er, dass hier eine Meth-Küche war, der Drogenpanscher aber zu unvorsichtig und nun als Kotelett gut durch bei seinen kokelnden Drogen liegt. Sie greifen sich das Geld und einen schnittigen Schlitten und fahren weiter. Unbehelligt kommen sie nicht aus der Gegend. An einer Unfallstelle, die ihre Fahrt stoppt, erkennt einer der Männer den Wagen und sie wollen die beiden fremden Insassen zur Rückgabe zwingen. Nicht mit Reacher. Jetzt haben sie zwar immer noch den Wagen, sind aber der Lösung ihrer Probleme kein bisschen näher gekommen.

Der Vagabund lässt sich von einer Idee treiben, die er bei einem Telefonat entwickelt hat. Warum auch nicht? Reacher hat es weder eilig, noch ein festes Ziel. Er ist immer noch der Mann, den man als Nichtsesshaften mit Drang zur Bewegung sowie einem klaren Gerechtigkeitsempfinden beschreiben kann. Er handelt überlegt und mit einem riesigen Schatz an Wissen, das er kontrolliert und nicht spekulativ einsetzt. Jemand hat einmal mir gegenüber zu dem Killer Victor in den Romanen von Tom Wood geäußert, dieser Victor wäre mit seiner berechnenden und alles beobachtenden Art nur ein überschlauer Charakter und das wäre etwas zuviel des Guten, das dem Leser bei der Figur des Victor geboten wird. Tja, dann würde dem krittelnden Menschen auch der Reacher dieses Buches wenig zusagen. Der Mann, der alles weiß - ja, so kommt er hier rüber. Fehlerlos, makellos und allen anderen Personen geistig und körperlich meilenweit voraus. Nicht dass mich das hier allzu sehr stören würde, die Grenze zum eher unsympathischen Supermann, dem alles zufliegt wird hier meines Erachtens noch nicht überschritten. Zumindest nach meinem Maßstab. Doch es ist manchmal hart an der Grenze. Was jetzt die Spannung angeht, ist die gleichbleibend hoch, da Lee Child um die Hintergründe sehr, sehr lange einen weiten Bogen schlägt und kaum etwas zu früh in der Geschichte dem Leser präsentiert. Man kann im einen Fall lange nur Vermutungen anstellen, um was es dabei geht, dass man ihn und seine Nachfolgerin kaltstellen will. Und wer jetzt mäkelt, dass ich den zweiten Fall völlig außer Acht lasse - das ist Absicht. Die Sache um Turner und den uralten Mord reichen völlig. Was Action angeht, ist hier zwar keine völlige Fehlanzeige, aber die Bösewichter bekommen ab und an mal von Reacher dicke Backen verpasst, ein paar Rednecks werden an den Familiencodex erinnert und auf einer Reise Richtung Kalifornien im Flugzeug Beobachter sehr grob ausgeschaltet. Todesfälle werden nur im Off geschildert. Lee Child konzentriert sich hauptsächlich auf den Thrill, nicht auf krachende Action. Naja, und ein Spässle mit David Baldacci hat er sich erlaubt. Zudem ist Lee Child ja Brite und weiß somit auch, was im Fußball geschieht, aber seinen Detective Podolski hat er vermutlich doch ohne Blick auf den deutschen Nationalspieler kreiert. Und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass so manche Szene oder mancher Dialog direkt für einen Film geschrieben wurde. Dialoge wie: "Vielen Dank." "Nein, ich danke IHNEN!" hört an immer wieder in Filmen, wenn es um die kleinen Helferlein geht, die den Protagonisten irgendwie unterstützen. Das Buch ist gut, ein typischer Reacher, ABER gemessen an seinen besten Leistungen ist dieser hier eben nur solide und ordentlich. Ja, ich meckere auf hohem Niveau, doch so ist es halt. Man wird immer an den eigenen herausragenden Leistungen gemessen und für eine vermeintlich schwächere kritisiert, selbst wenn diese noch um etliche Längen besser ist als das, was andere so verbrechen. Und die Fälle sind auch etwas banal meiner Meinung nach. Gerade der von mir hier nicht erwähnte löst sich dann auch genau so auf, wie von mir erwartet. Man erfährt wieder etwas mehr über den Mann Reacher und seine Vergangenheit und der deutsche Verlag hat ja ein Buch der Reihe ausgelassen, "um die Reise des Recher nicht zu unterbrechen", die in den beiden Vorgängern ja begann. Das in den USA schon länger erschienene Buch "The Affair" spielt nämlich 1997, also VOR der Zeit des ersten Buches um den Ex-Militä-Bullen, ist somit der eigentliche Start der Reihe. Erinnert an Vince Flynn, der die Vorgeschichte seines Mitch Rapp ja auch erst NACH einigen Abenteuern des erfahrenen Trouble-Shooters verfasste. "Die Gejagten" ist also eine gute und spannende Lektüre, die auch unterhält, aber nicht an die besten aus der Reihe herankommt. Dennoch ist "Never go back (Originaltitel)" für Reacher-Fans eine Pflichtanschaffung.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Juli 2016, 10:30:10
(https://2.bp.blogspot.com/-TbQtrku1Fxo/V3zfDFfm_kI/AAAAAAAAEC8/3zyzB6GTf2AE5EmnvKu0JYkblkUNxKWlACLcB/s320/000.jpg)

Matthew Reilly. Eine tödliche Sonne nähert sich der Erde, die Apokalypse droht. Die Katastrophe kann nur verhindert werden, wenn ein jahrtausendealter Schutzschild aktiviert wird. Ex-Soldat Jack West steht vor seiner größten Herausforderung. In gnadenlosem Tempo jagt Reilly seine Leser von einer spektakulären Actionszene zur nächsten. Jack West und sein Team aus Spezialisten haben neun Tage Zeit, um die weltweit verstreuten sechs legendären Säulen zu finden, die zusammen die bedrohliche fremde Sonne abwehren können. Das Wissen um die Säulen, ihre Funktionsweise und die Orte, wo sie ihre Wirkung entfalten, ist vor langer Zeit von einer geheimnisvollen intelligenten Macht verschlüsselt auf der Erde hinterlassen worden. Wer die Säulen aktiviert, wird mit unendlicher Erkenntnis belohnt – und mit der Weltherrschaft. Eine erbarmungslose Jagd beginnt, an der sich verschiedene Geheimdienste und Organisationen beteiligen. Es ist ein Rennen gegen die Zeit, das von einem entlegenen Höhlensystem in China über das englische Stonehenge zu einem unterirdischen Tempel in Ägypten führt. Quelle: Amazon.de

Was kann man zu einem Buch von Matthew Reilly aus der Zeit schon sagen? Er jagt den Leser mit einem Speed durch die Seiten, dass es wirkt wie eine Fahrt mit einem japanischen Hochgeschwindigkeitszug. Schneller als der hiesige ICE der Deutschen Bahn, der zwar mal Wolfsburg außen vor lässt, aber ansonsten dennoch eher ein Bummelzug gegen die Japaner ist. Sicher sollte man beim Autor und seinem Stil einige Abstriche machen, was Stil und auch Logik angeht, aber das gleicht er mit Action wieder aus und hier gönnt er sich sogar eine kleine Hommage an Indiana Jones. Es ist im Vergleich mit den Scarecrow-Romanen zwar etwas eingebremst und die Zutaten wie Tiere oder Kinder hemmen das Ganze meines Erachtens auch etwas, aber darüber hinaus werden die Fans übertriebener und sehr oft völlig unrealistischer Action wieder blendend bedient. Es ist halt weiterhin einfach Unterhaltungsliteratur, die mindestens so unrealistisch ist wie die Versprechungen von Politikern vor anstehenden Wahlen. Nur kann man das Buch an die Seite legen, die andere Brut wird man so leicht nicht los. "Die Macht der sechs Steine" ist Action pur, rasant, fesselnd, atemberaubend. Und endet mit einem fetten Cliffhanger gegen den sogar Lord Steven schlank wirkt. Bis dahin aber kann man sich am schnellen Wechsel der Schauplätze und an der 747 begeistern, die an einer Highwayjagd aufgeboten wird und dem darauffolgenden vorübergehenden Ende in Südafrika darauf vorbereiten lassen, dass ein weiterer Teil um Jack West in die Läden kommt. Und während ich das hier formuliere, ist auch schon klar und bekannt geworden, dass es bald sogar ein weiteres - somit viertes - Buch um den Abenteurer aus Australien geben wird. Problem dabei: Seit geraumer Zeit findet sich in Deutschland kein Verlag mehr, der die Bücher von Matthew Reilly veröffentlicht. rund 480 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Juli 2016, 10:31:39
(https://4.bp.blogspot.com/-A4k56LTBc_U/V34ml804aQI/AAAAAAAAEEI/MXJ4waTkJI8x4flOIbo6JL1qJXDvE9ogQCLcB/s320/one.jpg)

Mark Dawson. Er war Number One. Der beste Agent der Group 15, einer Untergrundeinheit des britischen Geheimdienstes. Doch nach zehn Jahren des Tötens hat John Milton genug – er will raus. Jetzt ist er der meistgesuchte Mann der britischen Regierung, denn niemand steigt ungestraft aus. Der russische Geheimdienst macht sich die Situation zunutze und erpresst Milton, aber was sie fordern, stellt selbst ihn vor eine Herausforderung: Er soll eine ehemalige Kollegin finden. Auch sie war einst Number One, auch sie ist untergetaucht – und mindestens so gefährlich wie Milton.

Acht Jahre ist es her, da hatte John Milton seinen ersten Einsatz. Er und weitere Kollegen sollten einen russischen Agenten und seine Gefährtin ergreifen und ausschalten. Der Auftrag wurde vermasselt. Die Agentin der Gegenseite zwar tot, aber der Mann konnte fliehen - und die Presse hatte ihren großen Aufmacher auf den Titelseiten und in den TV-News. Wilde Schießerei in der Stadt unter Tausenden von einkaufswilligen Passanten und Touristen. Dies hatte selbstverständlich Konsequenzen: Die Leiterin des Coups - Number One Beatrix Rose - muss eliminiert werden. Control, der oberste Chef der geheimen Agententruppe, ordnet ihren Tod an. Um sie zu fassen, nehmen fünf der Agenten die Familie von One als Geiseln. Als One nicht spurt, erschießen sie kaltblütig ihren Mann und drohen, das auch mit ihrer Tochter zu machen. Doch sie weiß auch, dass sie beide keine Überlebenschance hätten, wenn sie sich ergeben würde. Also erledigt sie einen ihrer Ex-Kollegen und flüchtet.
Acht Jahre später. John Milton ist mittlerweile vom Neuling Number Twelve zu Number One aufgestiegen. Doch er will aussteigen und beendet seine Tätigkeit für die Geheimorganisation der britischen Regierung einseitig. Nun ist er der Gejagte und muss sich in verschiedenen Verstecken in aller Herren Länder vor seinen Häschern verbergen. Doch plötzlich taucht eine Frau auf, die sich als russische Agentin herausstellt und ihn anheuern will, die ehemalige Number One zu finden. Man will ihr Wissen und ihre Unterlagen in russische Hände bekommen. Zudem übermittelt sie Dawson, dass einer seiner Jäger aus alten Zeiten, ein Mann namens Pope, in russischer Gefangenschaft ist. Gerade Pope, der einzige Mann, der ihn nicht tot in der Zentrale abliefern will. Milton stimmt zu und gerät in ein perfides Spiel der Geheimdienste und den Rachegelüsten einer tödlichen Ex-Agentin.

Mark Dawsons Buch ist eher ein Thriller für zwischendurch, ein Häppchen, wenn man etwas Leichtes, aber dennoch über Niveau von Bild-Zeitung oder JoJo Moyes, lesen will. Dass Mr. Dawson mit anderen verglichen zumindest bei diesem Buch eher ein Actionleichtgewicht ist, erschließt sich bei dem Vergleich der Aktionen in Sibirien zwischen Mark Dawson und Will Jordan. Letzterer ist da um Längen besser, aber auch wirklich im oberen Spektrum der Skala einzuordnen. Die Figuren sind eigentlich alle ziemlich schnell in ihre jeweiligen Kategorien zu bestimmen. Auf der einen Seite die Bösen, die Feinde Britanniens und auf der anderen die Verteidiger der freien Welt. Auch bei den Agenten beider Seiten gibt es kaum Zwischentöne. Der Fall an sich ist alles andere als komplex oder verwirrend. Jeder will etwas haben und was das ist, wird schnell klar. So wird es bald nur eine Hatz von Actionsequenz zu Actionsequenz, wogegen ich eigentlich nicht viel einzuwenden habe, doch hier ist es leider eingebettet in Romanheftniveau. Man kann dadurch aber auch durch die Seiten huschen ohne Pause, ein gewisses Maß an Action wird dann auch geboten. Aber alles recht brav gehalten, kein Vergleich mit Actionbrettern der Marke Hunter, Coes oder Greaney, um nur einige zu nennen. Ein unterhaltsamer und auch einigermaßen spannender, doch auch sehr simpler Reißer, der - wenn  man die vielen Lehrseiten mal abzieht - nur auf knapp 300 Seiten Lesestoff kommt, dafür aber mit einem offenen Ende protzt, das eine Fortsetzung verspricht. Tja, da sind wir wieder bei den deutschen Verlagen und ihrer Marotte mitten in einer Reihe einfach aufzuhören und keine weiteren Bücher mehr zu bringen. Mal schauen, wie es hier wird. Als leichte Kost Marke Strandkorb geeignet absolut kein schlechter Griff. Höhere Weihen gewinnt er damit aber nicht. 310 Seiten (inklusive einiger Leerseiten, die nicht extra berechnet wurden).
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Juli 2016, 09:40:50
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1468147456_000.jpeg)

John Ringo. Ein im Labor gezüchteter Zombievirus hat die Erde nahezu entvölkert. Einige der Überlebenden haben sich zur "Wolf Squadron" zusammengeschlossen und suchen mit gekaperten Booten auf dem Atlantik nach Resten der Menschheit. Steven, seine Frau Stacey und die Töchter Sophia und Faith stehen vor ihrer bisher größten Herausforderung: die Räumung eines Schlachtkreuzers. Wird es ihnen gelingen, die an Bord eingeschlossenen Soldaten zu befreien, bevor sie verhungern oder die Infizierten über sie herfallen?

Weiter geht es mit der munteren Befreiung von Schiffen von ihren zombiefizierten ehemaligen Besitzern und deren Crews. Dass dazu ein richtiger Schlachtkreuzer gehört, wird zu einer Herausforderung für die neuen Herrscher der Welt. Die Truppe muss jeden einzelnen Niedergang sichern, sämtliche Kajüten, Mannschaftsquartiere, Aufzüge, Kombüsen und alle weiteren Ecken, die so ein Kreuzer aufzuweisen hat. Das heißt Zombies bekämpfen und dabei auch noch auf mögliche Überlebende zu achten, die sich vielleicht noch irgendwo verbarrikadiert haben. Und es gibt tatsächlich welche, die sich in Lebensmittelbunkern eingeschlossen haben und nach zuvor aufgestellten Regeln dann auch tatsächlich ausharren konnten, bis die Wolfsquad sie befreien kommt. Allen voran natürlich Faith, die Kampfbiene der Squad. Nach der Befreiung werden - wie schon alle anderen Geretteten zuvor - die Überlebenden nach ihren Fähigkeiten zu den Arbeiten an Bord der Flotte eingeteilt. Wer sich weigert, muss die Schiffe verlassen. Auf ihrem Weg zur Befreiung der Welt von den Untoten kommt man auch zu den kanarischen Inseln, wo man sich kurzzeitig sogar auf den Häuserkampf einlässt, sich dann aber darauf besinnt, dass man sich zuerst mit den Bordkanonen eine breite und blutige Schneise in die Menschenfresser ballern sollte. Gesagt getan. Mehr und mehr kristallisiert sich mit der Zeit heraus, dass man eine neue Hierarchie aufbauen muss und ganz nebenbei einem russischen Kommandeur eine gewisse Aufmerksamkeit zu widmen hat, der damit droht, einen neuen Krieg gegen die amerikanisch geführte Flotte anzuzetteln.

Dass ich gegen  Geschichten mit der Überschrift "Dialog in Blei" und das verbunden mit dem gerne genutzten "America First" nichts einzuwenden habe, ist ja mittlerweile bekannt. Doch die Grenze des Erträglichen ist irgendwie fließend. Hat mich dereinst Patrick Robinson mit seinen späteren Romanen ordentlich vergrätzt, schafft das John Ringo in dieser Reihe leider auch. Es ist zwar das einzige größere Manko, aber das hat es in sich. Deshalb stelle ich es vorne an. Wenn man als Leser Hauptpersonen des Romans regelrecht zu hassen beginnt, ist das kein gutes Zeichen. Hier ist es die Familie mit Führeranspruch (die Wortwahl ist beabsichtigt) namens Smith und ihre "Wolf-Spitznamen". Besonders die 13-jährige Blage Faith geht mir derart auf den Sack, dass ich es kaum in unzensierten Worten beschreiben kann. Die dumme Bunz kann alles, darf alles und ist absolut waffen- und blutgeil. Hüpft mit ihren Knarren wild herum, grölt dabei Rocksongs und ballert Zombies ab. Militärische Disziplin - Nada!! Erziehung dürfte da eh nie existiert haben. Wenn John Ringo das wenigstens etwas ironisch inszeniert hätte, wäre es vielleicht erträglich geworden, aber so leider nicht. Ich hab mir tatsächlich vorgestellt, wie ein Edward Lee das durch den Kakao gezogen hätte. Moppel meint zu tanzen, erschüttert aber nur den Kreuzer, ballert mit der Kanone in der Linken auf die Zombies und spielt mit dem Revolver in der Rechten "Russisch-Mösen-Roulette". DAS in typischem Lee-Style formuliert hätte wohl für mindestens einen Schmunzler gesorgt. Da der Rest der Familie kaum besser ist  und gegen Ende dieses Buchs auch noch eine Ordensselbstbeweihräucherungsorgie sondergleichen kommt, kotzen mich diese Figuren leider nur an.

Bevor ich jetzt nur meckere, zum guten Teil des Buches: Es ist eine gelungene Mischung aus Action und militärischer Ordnung. Planen, Organisieren, Regeln aufstellen, Hierarchien schaffen - die ganze Palette, die man für ein geregeltes Leben nach der Apokalypse und zur Befriedung und Befreiung der Welt von Ungemach so braucht. Das gehört dazu, ist wichtig für den Aufbau einer neuen Zivilisation. Um aber eine solche aufbauen zu können, müssen Schiffe erobert, die Untoten vernichtet und Inseln befriedet werden. Dazu braucht es Kämpfer, massenweise Munition und den Mut der Verzweiflung. Diese zweite Buch von insgesamt vier erscheint irgendwie wie eine Vorbereitung auf die entscheidenden Schlachten, die auf die Menschheit zukommen, die selbstverständlich unter amerikanischer Führung in alter Stärke glänzen soll. In Häuserkämpfen und unter Dauerbeschuss werden Inseln geräumt, Schiffe geleert und neu bemannt, Widrigkeiten einfach beseitigt. Widerspenstige Charaktere werden zügig auf Linie gebracht, andere Meinungen zwar gehört, aber mit Argumenten überstimmt. Ja, die Figuren. Sie sind alle (Ausnahmen sie oben) perfekt in ein Actionszenario eingepasst, das nicht viel Platz für menschliche Faktoren lässt. Hier ein bisschen Intrige, dort ein spinnerter Russe, dazu viele Mitläufer oder Befehlsempfänger. Lange Zeit lassen es die Protagonisten und ihre Anhänger oder Kameraden krachen, dass die Fetzen fliegen. Hauptsächlich Zombiefetzen. Blut spritzt, Wände und Kabinen werden tiefdunkelrot eingefärbt. Es gibt auch zu betrauernde Verluste, aber die halten sich in gewissen Grenzen und Gefühlsduselei hat in diesem Roman wie auch im Vorgänger eher wenig Platz. Gut so, Geflenne in derartigen Stories ist nur ein Hemmnis im Lesefluss. Einerseits waffenstarrende und krachende Military-SF mit einigen Redneck-Figuren im Kampf gegen Feinde der Nation, die hier in Zombieform antreten, um Amerikas Anspruch auf die Weltherrschaft zu unterminieren, andererseits medizinische und soziales Verhalten begründende Abhandlung eingebettet in die (Zombie-)Apokalypse und ein gewisses Wunschdenken. Manchmal etwas zu "verquasselt", aber im Endeffekt gut unterhaltender, schneller und blutiger Zombie-Reißer mit Tendenz nach oben, was die Action angeht. Der Finalkampf wird in den folgenden Büchern kommen. Bin gespannt - und auch bereit die eingangs erwähnten Nervensägen zu ertragen. 540 Seiten, die bezüglich der Familie Smith ein Ärgernis sind, ansonsten aber Ballern und Bürokratie nach US-Militär-Standards.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Juli 2016, 13:29:07
(https://2.bp.blogspot.com/-fXO9wreuqFk/V4SwLHY7YdI/AAAAAAAAEKQ/DpFmUNZPgE4_DR0ikosg7TMZ6szyQV2wQCLcB/s320/miasma-223x350.jpg)

Walter Diociaiuti. Renè Del Conte, ein Horrorautor, der seit Jahren in England lebt, muss wegen der Scheidung von seiner Ehefrau nach Italien zurückfliegen. Dort erwarten ihn nicht nur seine Eltern, Verwandte und Freunde, sondern auch der wahre Horror. In einem kleinen Dorf in der Nähe seiner Geburtsstadt, in dem auch sein Freund Eros Mancini wohnt, bricht die Hölle los: Babys, die plötzlich und ohne plausible Erklärung sterben, Kühe, die keine Milch mehr haben, und dazu noch brutale Morde. Die Polizei tappt im Dunkeln. Eros, der eines Nachts eine Beobachtung macht, hat eine eigene Theorie.

Eine Mutter kann ihr Baby nicht stillen, weil sie keine Milch mehr hat. Ein Bauer muss bei seinen Kühen ebenfalls festsstellen, dass die Euter trocken sind. Und es geschehen weitere unheimliche Dinge in Toricella. Und dies passt irgendwie recht gut mit dem Besuch des Horrorautors Rene, der eigentlich seit langer Zeit sein Dasein in England fristet, in seinem Heimatort zusammen, bei dem Rene sofort seinen alten Kumpel Eros besucht, mit dem er früher die Gegend unsicher gemacht hat. Natürlich stoßen noch weitere Bekannte hinzu und der Alkohol fließt in Strömen. Es werden Sprüche geklopft, dass die Schwarte kracht, Blödsinn verzapft und uralte "Abenteuer" aus der Erinnerung gekramt. Doch das ist bald vorbei. Weitere unheimliche Ereignisse tragen sich zu - und diese werden immer blutiger und brutaler. Niemand kann sich vorstellen, was sich hier überhaupt abspielt. Die Polizei hegt zwar gewisse Vermutungen, die sich dann aber durch die Erkenntnisse der Leichenbeschauer widerlegen lassen. Leider aber nur, um schlimmeren Gedanken Platz zu machen. Die ganze Sache ist zu mysteriös. Bis eines Tages Opa Paolo eine Story zum Besten gibt, die eher an eine alte Sage erinnert. Natürlich glaubt ihm keiner, wird er als oller Spinner abqualifiziert - bis etwas so Grauenvolles und Unvorstellbares passiert, dass seine Erzählung plötzlich einen ziemlich glaubwürdigen Hintergrund bekommt, aber dennoch eine überaus gruselige Angelegenheit über die menschliche Vorstellungskraft hinaus beschreibt. DAS kann es in dieser Welt nicht geben.

Ich gebe es zu, ich habe lange, sehr lange gezögert, ob ich mir dieses Buch zulege. Reviews gelesen, die mal so und mal so ausgefallen sind und daher leider auch keine große Entscheidungshilfe waren, bis ich mich dann entschlossen habe, an meinem Glauben an die kleineren Verlage (hier Voodoo-Press) festzuhalten und mir die Lektüre zu kaufen. Für mich zwar eine recht lange währende, aber keine Fehlentscheidung. Der Autor mit dem für deutsche Hinterlandzungen so schwer auszusprechenden Namen hat hier ein Buch vorgelegt, das von Beginn an Spannung aufbaut. Erst mit weniger spektakulären Ereignissen, um dann aber in recht zackigem Tempo immer mehr und immer grausiger werdende Geschehnisse folgen zu lassen. Das Wiedersehen der Freunde wird zwar thematisiert, aber zum Zelebrieren lässt Walter Diociaiuti seinen Helden keine Zeit. Lange rätselt man als Leser mit herum, was hier überhaupt geschieht und als man dann erste erschreckende Bestätigungen hat, dass hier ein uralter Fluch am Werke ist, nimmt das Tempo noch einmal einen richtigen Tacken zu. Im tiefen Dunkel wird ein kleiner Ort von Wesen überfallen, denen man sich nur mit einer riesigen Feuersbrunst erwehren kann und dennoch feststellen muss, dass man wohl nur die aggressive Vorhut erwischt hat. Die dunkle und unwirkliche Atmosphäre wird in einer faszinierenden Art und Weise dem Leser nahegebracht, das Grauen fast spürbar und wer vor irgendwelchen Viechern, der Dunkelheit oder Höhen einen gewissen "Respekt" hat, kann sich wahrhaft wohlig gruseln. Splatterig-blutig, eklig, stinkig, brutal und spannend - und mit gepflegtem Hard Rock (z. B. die frühen Scorpions mit ihrem Kracher "Speedy's coming") als "Schutzpatron" und Retter in der Not vor hypnothisierendem Gedudel. Mal etwas andere Herangehensweise als dieses Musikgenre ständig zu verteufeln. Nette Idee, die mir gefiel. Sagen, Legenden, europäisches Setting, Rasanz, etwas Gekröse und ein wenig Sex, ganz viel Spannung und totale Unterhaltung auf 224 Seiten, die keinen Hänger aufzuweisen haben. Sollte ein Leser doch einen festgestellt haben wollen, muss er vielleicht mal an sich selber suchen, gg. Würde ich durchaus für den Abend am Kamin in ansonsten dunkler Nacht empfehlen. Und wer Bammel bekommt - Heavy Metal hilft. Tolle Veröffentlichung von Voodoo-Press.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Juli 2016, 20:59:59
(https://4.bp.blogspot.com/-2l8EhKGGwIs/V4dTc_63SeI/AAAAAAAAENY/2_OYMsrm2kwzPKoCaWJC9x7bvY51wxLbgCLcB/s320/murphygesetz.jpg)

David McCallum. Er hat schon in einem Film mit Tom Cruise gespielt - nur nie in derselben Szene. Harry Murphys Karriere plätschert so vor sich hin und er wartet nun schon seit Jahren auf den Durchbruch. Dafür hat er nun Gelegenheit im wahren Leben den Helden zu spielen: Harry erfährt von einem Mordkomplott und entscheidet sich spontan, nach London zu reisen und das Opfer zu warnen. Kurz nach seiner Ankunft, muss er auch schon wieder zurück nach New York – begleitet von einem Koffer voller Geld und einer taffen Londoner Polizistin. Und als Teil eines Plans, den Drahtziehern des Mordes das Handwerk zu legen.

Harry ist mal wieder zwischen zwei Jobs, das Geld wird knapp. Also muss endlich ein Engagement her. Einen Roman als Hörbuch zu sprechen, wäre schon ganz in Ordnung. Doch vorher schlägt das Schicksal zu. Unterwegs in der City verspürt er plötzlich ein dringendes Bedürfnis und geht in eine Lokalität, um dort die Toilette zu nutzen. Pech gehabt. Zwei bullige Typen machen ihm klar, dass er sich verziehen soll. Tut er - und sucht sich ein anderes stilles Örtchen in einer Seitengasse. Leider direkt unter dem Fenster einer der Toiletten, die er soeben nicht betreten durfte. Bei der Gelegenheit hört er Pläne über ein Mordkomplott, das in London stattfinden soll. Was er nicht weiß, sind die Zusammenhänge. Ein Mafiaboss entschließt sich, seine Geschäfte zu legalisieren. Dazu müssen aber sämtliche Verbindungen zu diversen Geschäftspartnern gekappt werden. Einer davon, ein Colonel Villiers, hat seinen Hauptsitz in London. Nach einigem Hin und Her steht der Beschluss: Harry muss den Colonel warnen und so fliegt er nach London. Er trifft den Mann auch und sie können gemeinsam gerade noch so einem Attentat entgehen. Der gescheiterte Mörder wird verletzt und kommt in ein Krankenhaus, Harry und der Colonel können flüchten. Da wird Harry auch noch "Opfer" einer Verwechslung und so drückt ihm der Colonel einen Koffer mit einer Million Dollar in die Hand, die er nach Amerika bringen soll. Tut Harry auch. In der Zwischenzeit lässt Mafioso Max den verhinderten Killer in London durch einen zuverlässigen Gewährsmann entsorgen. Wenigstens das klappt. Was Harry indes nicht so ganz recht ist, ist die Tatsache, dass er von einer Polizistin begleitet wird. Aber auch das ändert sich bald und schon sind sie beste Freunde. Aber wie lange?

Nun hat man also den Erfolg der TV-Serie "Navy CIS" dazu genutzt, den Roman von David McCallum auch unters deutsche Leservolk zu bringen. Ich hab ja auch wegen des Namens erst einmal aufgehorcht. Der Schauspieler, Musiker und Autor ist ja schon lange im Geschäft. Sei es nun "Solo für O.N.K.E.L.", "Der Unsichtbare" oder "Gesprengte Ketten". Und der Verlag wollte wohl sich und auch dem Autor selbst einen Gefallen tun und hat kein aktuelles Bild zum Kurzporträt abgedruckt. An einigen Stellen very british inklusive dem Humor der Insulaner (Zitat Beginn: "Ich glaube, wir haben die British Telecom verärgert." Zitat Ende) als Harry und der Colonel von einem Überwachungswagen verfolgt werden. "Murphys Gesetz" ist ein Krimi um Mafia, Morde und einen eher abgehalfterten Schauspieler und Sprecher für Hörbücher, der so wenig zu tun, dafür aber so viele Flausen im Kopf hat, dass er mit seiner wenigen Kohle nach England fliegt, um einen Fremden zu retten. Naja, gab schon bessere Ausgangslagen für einen Thriller. Der Ton ist bewusst flapsig gehalten, die Geschehnisse wechseln zwischen spannend, mörderisch und humorvoll-unwahrscheinlich. Ich würde vorschlagen, das Buch nicht mit der totalen Ernsthaftigkeit anzugehen. Und als Schauspieler, der schon weit über 50 Jahre seinem Beruf frönt, kann David McCallum nicht einen Thriller schreiben, ohne wenigstens etwas Hollywood-Flair einzubringen und den einen oder anderen Namen zu erwähnen oder einige Film-Requisiten in die Handlung einzubauen. Das Buch ist recht flott geschrieben, der Stil alles andere als schwer zu lesen. Es geht schnell voran und durch die vielen Figuren in den USA und England sowie die gesamte Organisation um den Boss Max herum, muss man schon aufpassen, wer hier mit wem was plant und wie ausführt. Geldwäsche und Wirtschaftskriminalität gehen hier mit Mord und Drogen Hand in Hand. Harry ist nun nicht der strahlende Supermann, den man aus vielen derartigen Thrillern kennt, sondern eher ein armer Teufel, der aus reiner Gutmütigkeit in eine Rolle gedrängt wird, die er garantiert nicht auf dem Zettel hatte. Aber auch einer, der seinen Lebensmut und Humor nicht verliert. "Murphys Gesetz" ist jetzt nicht DER Überhammer und David McCallum nicht der neue Stern am Thrillerhimmel, aber für gute Unterhaltung sorgt er schon. Kann man sich ohne Reue schon mal zulegen. Die Seitenzahl ist entgegen der Angaben eines der größten Versandhändlers nicht 400 Seiten sondern nur 338. Für dortige Verantwortliche eher verschmerzbarer Fehler. Hauptsache Bücher verkauft.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Juli 2016, 11:15:51
(https://3.bp.blogspot.com/-1DMTe6RP5LY/V4yXQD9sEUI/AAAAAAAAETI/-TprJmO5KHogcNt-guhZFTgK5Ezr6UmywCLcB/s1600/kaiserkrieger9.jpg)

Dirk van den Boom. Das Imperium von Mutal wächst, und damit auch die Zahl seiner Gegner. Während sich eine große Allianz freier Mayastädte bildet, um im Einklang mit dem mächtigen Teotihuacán der Expansion der Götterboten einen Riegel vorzuschieben, versucht die Expedition der Römer, Kontakt mit den Festlandmaya aufzunehmen und Näheres über die Zeitreisenden aus Japan zu erfahren. Doch schnell überschlagen sich die Ereignisse und mancher, der noch meinte, das Heft des Handelns in der Hand zu halten, wird eines Besseren belehrt. Konflikte eskalieren, Geschehnisse geraten außer Kontrolle und Römer, Japaner wie auch Maya geraten in schwere Gezeiten.

Nachdem Inugami sein Reich ausgeweitet hat, regiert bei ihm aber auch weiterhin eine gewisse Vernunft. Er kann nicht nur mit aller Gewalt gegen die anderen Stadtreiche vorgehen. Das würde ihn nur Krieger kosten - oder Arbeiter. Seine eigene Truppe ist nur zum Kampf geboren und bei jedem Krieg hagelt es Verluste - auch beim Gegner und so kann er dessen Männer nicht seiner eigenen Armee zuführen. Inugami hat deswegen einen anderen Plan ausgearbeitet, der in seinem Sinne die Probleme lösen wird. Indes haben sich die Römer auf der vorgelagerten Insel eingerichtet, lernen Sprache und Gebräuche der Bewohner und erhalten bald Besuch. Unterschiedliche Gruppierungen auf dem Festland wollen die Zeitreisenden ebenso für sich einnehmen wie die Leute um Inugami. Doch nicht alles läuft dabei in völligem Frieden ab. Wieder werden Stadte überfallen, Abordnungen in tödliche Hinterhalte gelockt, sterben massenweise Krieger im Kampf. Inugami hat es geschafft, dass sich gewisse Reiche plötzlich einen - und das nicht zu seinem Vorteil. Besonders Metzli tut sich hervor. Er will zusammen mit Chitam die Macht der Japaner brechen und dafür ist er sogar bereit, ein großes Geheimnis zu lüften. Und Aritomo Hara bekommt den schier unmöglichen Auftrag, das U-Boot aus seiner misslichen Lage auf der Spitze der Pyramide zu befreien und es danach ins nächste fließende Gewässer zu transportieren. Das wäre ein immenser Vorteil gegenüber den Schiffen der angelandeten Römer.

Mit dem dritten Buch des zweiten Zyklus hat Dirk van den Boom auch die Bremse gelöst und bringt die Handlung ins Rollen. Die beiden Vorgänger dienten da wohl zur Etablierung diverser Charaktere und der Beschreibung von Land, Leuten und Vergangenheit. Nun sind alle im Prinzip angekommen in der Vergangenheit, die jetzt ihre Gegenwart ist. Doch Freundschaften blühen hier nicht so schnell auf. Ein Großteil der Haupfakteure spinnt Intrigen, manipuliert und lügt. Und auch wenn Inugami sich etwas zurückhält - er ist und bleibt ein mörderischer Herrscher, der sein Reich immer weiter ausbauen will. Koste es, was es wolle. Er stellt es jetzt nur cleverer an. doch auch Chitam, Metzli und all die anderen sind keine friedfertigen Geister ohne Hintergedanken. Die Ereignisse kommen jetzt zügiger voran, manchmal treibt der Autor den Leser geradezu durch die Seiten und die doch zumeist ruhigen beiden Vorgänger werden jetzt durch recht blutige und sehr verlustreiche Kämpfe ausgetauscht, in denen die unterschiedlichste Waffen zum Einsatz kommen. Neue und alte - doch eines hat von den Neuankömmlingen keiner bedacht: Die Krieger kämpfen wild und verwegen bis zum Schluss, geben nie auf. Sie werfen sich ins Feuer der Gewehre und Kanonen. Und sind sie gefallen, greifen sich die Frauen die Waffen. Das nötigt den Zeitreisenden mehr als nur Respekt ab. So manche Maske fällt und mache Figur zeigt ihr wahres Gesicht und Dirk van den Boom macht auch nicht halt vor vermeintlich lieb gewonnen Charakteren. Fast so überraschend wie in der TV-Serie "The 100" werden schon sehr zeitig einige Hauptfiguren von der "Teilnahme" an dieser Geschichte befreit. Somit unterstreicht der Autor auch, dass ihm an Vorhersehbarkeit nichts gelegen zu sein scheint und er die Spannung aufrecht erhalten will. Eine fesselnde Story mit viel Kampf und Action, einigen Intrigen und einem weiteren Geheimnis, das selbstverständlich noch nicht aufgeklärt wird und sich als Cliffhanger zum Kaufanreiz von "Kaiserkrieger 10 - Brennende Tempel" verdient macht. Wenn ich das zuletzt richtig gelesen habe, wird der elfte Band dann aber erst im nächsten Jahr erscheinen. Zur Überbrückung kann man dann ja "Kaiserkrieger - Vigiles" lesen. Zudem hat man bei den Autoren ja vorgesorgt und zusammen mit Martin Kay eine deutsche Superhelden-Serie entwickelt, deren erster Band "Die Beschützer" schon beim geneigten Kunden (Ja, bei mir) eingetroffen ist. Direkt über den Verlag geordert. Und Herr Martin Kay "schuldet" der Leserwelt ja auch noch einen weiteren Eileen Hannigan. Wieder einmal eine gelungene und sehr ansprechende Alternate History Story um die "Kaiserkrieger", die man sich nicht entgehen lassen sollte. Hat aber einen klaren Fortsetzungcharakter, sodass ma n icht mittendrin einfach so anfangen kann. Demnächst werde ich noch den zehnten hier besprechen, den ich vorher sogar lesen werde *gg*. Und dann sitz ich fast auf dem Trockenen mit derartiger Lektüre. Dann kommen wieder lange Zeit nur Thriller, Action und Horror zum Zug. Den August zum Beispiel hab ich für ne ganze Ecke America First-Kracher reserviert.  Rund 320 Seiten.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Juli 2016, 11:18:02
(https://2.bp.blogspot.com/-JaA_CxvmgLM/V4ihGxZe7BI/AAAAAAAAEPY/XBzFPcZzrOgLxRIqES8LTdiTIeD3wLGpgCLcB/s1600/7tagederrachew.jpg)

Patrick Senecal. Bruno Hamel ist 38 Jahre und Chirurg. Er wohnt mit seiner Frau Sylvie und der sieben Jahre alten Tochter Jasmin im eigenen Haus. Wie viele glückliche Menschen führt er ein unauffälliges Leben. Bis Jasmin an einem schönen Herbstnachmittag vergewaltigt und getötet wird. Nach diesem Ereignis zerfällt Brunos Leben. Als der polizeibekannte Kinderschänder gefasst wird, lässt Bruno ihn bei einem Transport kidnappen. Bruno will ihn für seine Tat sieben Tage lang büßen und leiden lassen, dann soll er sterben. Sieben Tage Rache. Sieben Tage Folter. Sieben Tage, in denen das Opfer zum Täter und der Täter zum Opfer wird.

Als Bruno Hamel seine Tochter durch einen Kinderschänder verliert, bricht seine Welt zusammen. Als er dann auch noch erfahren muss, dass der auf schuldig plädierende Täter höchstens 25 Jahre hinter Gitter muss, bei guter Führung möglicherweise gar nur 15, fehlt ihm jegliches Verständnis. Sein Hass gewinnt überhand. Er heckt einen perfiden Plan aus. Von einem Bekannten weiß er, dass dieser eine abgelegene Hütte hat und wo dort der Schlüssel liegt. Sein Bekannter kommt so gut wie nie dorthin und somit scheint es da auch sicher zu sein. Dann heuert er einen Kerl an, der ihm einige Vorrichtungen bauen soll und erläutert ihm auch die Zahlungsweisen und -bedingungen. Obwohl etwas misstrauisch, nimmt der Mann an, da er das Geld - und es ist ein echt hoher Betrag - dringend braucht. Jetzt muss Bruno nur noch den Mörder seiner Tochter in die Finger bekommen. Um dies zu bewerkstelligen, benötigt er einen weiteren Helfer, nimmt aber selbst auch an der Aktion teil. Während des Transports vom Knast zum Gericht entführt Bruno seinen Todfeind und nimmt ihn mit, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Und die verheißt in diesem Falle keinen schnellen Tod. Er will den Kerl leiden lassen, ihn sadistisch quälen - und Geständnisse aus ihm herauspressen. Unterdessen sucht die Polizei fieberhaft nach dem Entführer und seinem Opfer, während in den Nachrichten über beide berichtet wird. Aber auch etliche Demonstranten macht sich auf den Weg zum Gerichtsgebäude. Die eine Seite als Unterstützer von Bruno, die anderen predigen Pazifismus. Doch all das interessiert Bruno nicht. Er will aber auch nichts mehr in den diversen Sendungen der Tv-Kanäle über den armen Mann hören, den er in seinem Gewahrsam hat. Nichts über dessen schwere Kindheit und so einen Schwachsinn. Also tätigt er einen Telefonanruf und macht klar, dass bei weiteren Sendungen über diesen Mistkerl die Leiden des Mannes nur noch schlimmer werden. Indes erzählt die Lebensgerfährtin von Bruno der Polizei eine Geschichte, die zumindest indirekt mit Brunos Reaktion zu tun haben könnte. Wird Bruno tatsächlich 7 Tage lang den Mann foltern, den er in seinen Händen hat? Oder wird er ihn töten? Vielleicht doch der Polizei ausliefern?

"7 Tage der Rache" hatte mit mir das gleiche Problem wie vor kurzer Zeit auch "Mitternachtsmesse" von F. Paul Wilson: zuerst die Verfilmung gesehen, die absolut mies war und dann auf die Lektüre verzichtet. Wieder erwies sich dies als Fehlentscheidung. Das Buch ist um Längen besser und ich kann nicht verstehen, wie man dem Buch in so mancher Rezension die Fehler (Auch wenn es etliche sind) des Films ankreiden kann. Natürlich war es von mir ähnlich deppert, bis jetzt auf das Buch zu verzichten. Patrick Senecal hat einen simplen und recht flotten Schreibstil, der sich unheimlich leicht lesen lässt. Man kommt nicht ins Stocken, er hält sich auch kaum mit Nebensächlichkeiten auf. Keine Schachtelsätze oder ausufernde psychologischen Einschätzungen durch sogenannte Experten, sondern alles kurz, knapp und klar auf den Punkt gebracht. Er zeigt am Beispiel Bruno, wie es einen Menschen verändern kann, wenn ihm alles, was er je geliebt hat, plötzlich genommen wird. Bruno ist sein Leben von einer Sekunde auf die andere völlig egal. Und was das dann mit seinem Umfeld, seiner Gefährtin, seinen Freunden und Verwandten macht, ist ihm ebenso völlig schnuppe. Und genau diese Frage ist es, die den Leser in diesem sehr harten Psychothriller nun beschäftigt: Wie würde ich reagieren? Dass dies ein kontroverses Thema ist, zeigt Patrick Senecal auch im Buch auf. Sind die Gesetze streng genug? (Und hier ist noch  nicht einmal berücksichtigt, dass ein Sohnemann aus reichem Hause NOCH milder abgeurteilt würde, als es dem aktuellen Täter blüht.) Würden Gesellschaft und Gesetzeshüter Verständnis aufbringen? Tja, auch die Freunde von der Presse bekommen ihren Auftritt. Nach Sensationen heischend, aufdringlich, Privatsphäre missachtend und manipulativ bis nahe zur Lüge. Auch hier gilt: Die Presse lügt nicht, sie formuliert nur manipulierend im eigenen oder dem angeordneten Sinn. Und die Demonstranten? Da sind die Pazifisten mal wieder die Lustigsten - gegen Gewalt protestieren und wenn sie ihren Kopf gegen andere Meinungen nicht durchsetzen können, gewalttätig reagieren. Die Figuren neben Bruno in diesem Buch sind allesamt quasi Randerscheinungen. Sogar der eigentliche Auslöser dieses ganzen Dilemmas, der sich dann doch nur sehr früh und bevor ihm außer ner ordentlichen Backpfeife noch gar nichts passiert ist, in ein wimmerndes Häufchen Elend verwandelt. Schon so oft gelesen oder in Filmen gesehen, dass es fasst schon als Klischee durchgeht. Ach ja, die böse Mami, der böse Papi und die schwere Kindheit. Gewinsel, das der Presse nur mehr Futter geben würde, könnte sie es hören. Doch genau das vermeidet Bruno ja, er will nicht, dass man den Typen als einen Menschen darstellen kann. Möglicherweise würde das dann sogar ihn selbst in seinem brutalen Tatendrang bremsen oder viellecht stoppen. Und wie können diese TV- und Printfiguren es vor sich selbst verantworten, immer wieder irgendwelche Verbrecher noch zu bemitleidenswerten Personen zu machen, ja, gewisse Typen sogar zu Stars zu erheben, nach deren Verbrechen sogar Filme gedreht werden und die dann sogar noch Tantiemen kassieren können? Das muss im Falle Bruno grundsätzlich vermieden werden. Ihm selbst ist sein Schicksal egal, aber das des Kinderschänders kann er beeinflussen - und das tut er mit aller Konsequenz. "7 Tage der Rache" jedenfalls ist ein äußerst lesenswertes Buch, das zwar etliche sehr derbe Härten aufweist, aber dennoch mehr Tiefgang hat als so mancher hochgejubelte Roman des Jahrzehnts, den uns die Verlagslobby, Kritiker oder wer auch immer mit schier unüberschaubaren Werbemaßnahmen unterjubeln wollen. Wer also gerde auf der Suche nach einem psychologischen Thriller ohne ausschweifendes Blabla ist und so einige gröbere Passagen ertragen kann, der sollte hier zugreifen. Es lohnt sich. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Juli 2016, 10:41:51
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1469013259_001.jpg)

Ronald Malfi. Ein Mann erwacht im Baltimore City Bus ohne jegliche Erinnerung daran, wer er ist, wohin er unterwegs ist, oder was mit ihm geschehen ist. Sein Kopf ist kahl geschoren, seine Kleidung scheint neu und auf seiner Handfläche ist eine Adresse notiert. St. Paul Street 1400, Apartement 3b.
Er versucht das Geheimnis seiner Vergangenheit aufzudecken, doch ihn beschleicht die ungute Ahnung, dass diese nicht grundlos verborgen wurde.

Der Mann im Bus ist verwundert. Er weiß nicht, wer er ist. Kennt keinen Namen, keine Herkunft, keinen Beruf. Nichts, das seine Person betrifft. Ansonsten ist er aber fähig, früher Erlerntes anzuwenden, kann Klavier spielen, weiß mit Geld umzugehen, wie man trinkt, isst und spricht. Nun beginnt er mit einer Suche nach sich selbst. Dabei trifft er auf die unterschiedlichsten Figuren in der Stadt, lernt Leute kennen, gerät in Auseinandersetzungen und auch in Diskussionen. Auf seiner Handfläche ist eine Adresse notiert. Doch hilft sie ihm wirklich, seine Vergangenheit und sein früheres Leben aufzudecken? Macht es überhaupt Sinn, das zu tun? So irrt er durch Baltimore und seine dunklen Ecken mit einigen zwielichtigen Gestalten.

"Passenger" ist ein Roman, der mitreißt, der den Leser derart in seinen Bann zieht, dass er mindestens so neugierig auf die Lösung ist, wie der Protagonist selbst. Nach und nach kommen durch die Bekanntschaften, die der Mann macht, Vermutungen auf, was gewesen sein könnte, woher er vielleicht kommen würde. Doch das sind nur Häppchen, die vielleicht eine Lösung bieten - oder eben auch nicht. Auffällig ist auch, dass Moe, wie der Mann mittlerweile genannt wird, sich eher in Randbezirken der Gesellschaft aufhält. Dunkle Ecken, halbkriminelle Elemente, Huren, vom Leben ausgebrannte Existenzen - das bestimmt seine Umgebung. Vom seinem Aussehen her - kahlgeschorener Kopf, abheilende Verletzungen, verhärmtes Gesicht, Blutergüsse am Körper und völlig abgemagert - passt er in diese Umgebung. "Passenger" ist absolut kein Horror im üblichen Sinne, wie ihn Autoren wie Brian Keene oder gar Tim Curran zu liefern gewohnt sind. Das Buch von Ronald Malfi ist vielmehr ein spannungsgeladenes Drama, das seinen Reiz aus der Reise und der Suche eines Mannes nach seiner Vergangenheit bezieht und erst ganz zum Ende eine Lösung anbietet, die wie das gesamte Buch für die Anbieter der Massenware schlichtweg zu untauglich ist, keinen reißenden Absatz garantieren könnte. Doch für den geneigten Leser ist "Passenger" zwar ohne Blut und Gedärm, Action und Gewalt, dafür aber ein ausgefeiltes Kunstwerk der Sprache - und genau die ist es, die daraus auch einen wahren Page Turner macht. Man kann einfach nicht mehr aufhören, Moe zu folgen, seine kleinen und großen Dramen mitzuerleben und sich zu fragen, ob er dann am Ende endlich herausfindet wer er ist und warum er mit seiner Teilamnesie auf den düsteren Straßen Baltimores unterwegs ist. Keine strahlenden Helden, keine glänzenden Fassaden und piekfein eingerichteten Wohnungen prägen das Umfeld, hier regiert Armut und Angst, Dreck und Überlebenskampf, Kleinkrimninalität und Perspektivlosigkeit. Und über allem steht die Frage: Lohnt es sich wirklich, alles zu wissen? Macht ein Neuanfang in dieser Welt Sinn? "Passenger" ist wahrlich nicht meine übliche Kost. Umso bemerkenswerter also, dass es mich derart mitgerissen hat. Da ich mich nicht zu dem Kraken auf eine niedere Stufe begeben will, vergebe ich keine Sterne, aber dafür 9/10 Punkte. 249 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Juli 2016, 22:06:45
(https://2.bp.blogspot.com/-ZNXcv6fiGj8/V5H8z2TODvI/AAAAAAAAEYs/-3XYYVlhd90z3qox5-6yJiBDrbL9sf3XwCLcB/s320/skullmoon.jpg)

Tim Curran. Montana 1878: Das Böse terrorisiert das kleine Städtchen Wolf Creek. Eine hungrige Kreatur schleicht durch die Nacht und hinterlässt eine Spur angefressener Leichenteile. Niemand kennt es, niemand hat es gesehen und niemand kann es stoppen. Deshalb wird Deputy U.S. Marshal Joseph Longtree nach Wolf Creek geschickt. Er weiß, dass hinter den Morden Sinn und Methode stehen – doch um die Wahrheit herauszufinden, muss er sich der Korruption und Verderbtheit vor Ort stellen und tief in den örtlichen Aberglauben eintauchen, bis er sich schließlich mit einem Monster aus der indianischen Mythologie konfrontiert sieht. Quelle: Amazon.de

Nachdem er einen Job erledigt hat und nun liebend gerne eine Ruhepause einlegen würde, trägt sein Boss dem Deputy US-Marshal Joseph Longtree einen neue Aufgabe an. In einem abgelegenen Kaff in den Indianergebieten ist es zu Morden und Aufruhr gekommen. Alles wirkt etwas unwirklich und sehr seltsam. Doch das kann hnicht daran hindern, sich seiner Arbeit zu widmen. Er stellt fest, dass in dem Ort Wolf Creek so einiges nicht stimmt und der Sheriff nur mehr ein abgehalfterter Säufer ist, die Region um das Kaff herum von einem Großrancher namens Ryan beherrscht wird und die kleine Stadt auch von ihm und seinen Leuten lebt. Außerdem leben in den Wäldern in der Nähe noch die Reste des Blackfoot-Stammes, die den Ausrottungskrieg durch die weißen Amerikaner überlebt haben. Doch hier ist noch mehr im Argen. Vor Jahresfrist haben zehn Mann - die Gang of Ten - hier einen alten Medizinmann gelyncht, dem ein Verbrechen angehängt wurde, das er nicht begangen hatte. Nun scheint die Zeit der Abrechnung gekommen, denn alle bisher Getöteten waren bei dem Ereignis dabei. Aber der Zustand, in dem die Leichen zurückgelassen wurden, ist extrem grausam. Zerstückelt, angefressen, auseinandergerissen und an die Seite geworfen wie überflüssiger Müll. So findet man die Überreste der vermissten Personen jedesmal auf. Longtree macht sich auf, um die Indianer zu befragen, die in dem Ort derart verhasst sind, dass man von den Weißen eh keine ehrliche Antwort bekäme. Zudem ist Longtree ein Halfbreed und hat dadurch weder bei den Weißen noch den Indianern ein gutes Standing. So stößt er auch im Indianerlager auf Ablehnung, erfährt aber dennoch einige Einzelheiten, die ihn aber an ihrem Wahrheitsgehalt zweifeln lassen. Doch der indianische Teil in ihm glaubt an solche Mythen und als er zusammen mit dem Deputy-Sheriff von Wolf Creek einen alten Indianerfriedhof findet und dort zwei Leichen ausgräbt, wird ihm vieles klar. Und es wird endgültig Zeit für den ultimativen Showdown.

"Skull Moon" beginnt wie ein reiner Western, ein Genre, dass in Deutschland leider keine Chance mehr hat und sozusagen tot ist. Verbrecherjagd, Lynchmord, Hass. Alles drin, was das Herz begehrt, wenn man das Genre mag. Irgendwie kam mir sein Longtree aber sehr wie ein Bruder des Serienhelden Longarm von Tabor Evans (Ein Sammelpseudonym mehrerer Autoren) Ende der 70-er, Anfang der 80-er Jahre vor - und das nicht nur wegen des Namens. Beruf, schmale Zigarren, Frauen - alles passt. In Deutschland war nach wenigen Ausgaben Schluss, in den USA findet die Reihe weiter guten Absatz. Tim Curran beweist wieder, dass er es versteht, auch in diesem Bereich unheimliche Spannung langsam aufzubauen und dann den Horrorfaktor nach und nach immer ein bisschen mehr hinzuzufügen, um die Atmosphäre dunkler und düsterer werden zu lassen. Viel trägt auch zum wachsenden Interesse bei, dass so ziemlich jeder im Ort ein Geheimnis zu hüten scheint, keiner ist, wer er zu sein vorgibt. Im zweiten Teil des Buches überwiegt dann eindeutig der Part des Westerns. Schlägereien, Schießereien, Duelle, Hinterhalte. Danach beginnt der finale Part, der dritte Teil. Ab jetzt werden die wahren Horrorfans mit dem verzückt, was sie sich von ihrem Genre so begeistert erwarten - einem wahrlich unglaublichen Gemetzel. Die Positionen sind alle abgesteckt und jeder weiß, was er zu tun hat bzw. dass er wohl kaum eine Chance hat gegen diese Bestie, die hier umgeht. Und diese hat sogar Pläne, ist nicht nur ein rächender Mythos indianischen Aberglaubens. Er zerfleischt seine Feinde, reißt ihnen die Eingeweise raus, zermatscht Köpfe und pflückt sich die Augen wie Kirschen von nem Baum. Er kaut und schmatzt, bis er fett und rund ist. Wirft die Knochen mit Fleischresten beiseite und macht weiter, immer weiter. Rot wie Blut wird der Schnee - kein Wunder, denn der Lebenssaft ist es ja, der das Weiße tränkt. Und der Skullhead will die Welt beherrschen, seine Sklaven für sich arbeiten lassen, er scheint schier unbezwingbar. Hat er keine Schwäche? Zerplatzte Leichname, angefressene Säuglinge, enthauptete Frauen und Männer. Grob, derb, blutig und brutal hetzt Tim Curran den Leser durch dieses absolut kurzweilige letzte Drittel eines Romanes, der unter seiner scheinbaren Oberflächlickeit auch den Rassismus ebenso anprangert wie die damals so teuflischen Vernichtungsstrategien der weißen Eroberer gegen die Ureinwohner. Nehmt ihnen die Nahrungsquellen und sie gehen von selber ein, den Rest sammlen wir ein und packen sie in miese Reservate, wo wir sie verhungern lassen. Also insgesamt viel Atmosphäre, schöne unheimliche Schauplätze, Geheimnisse, Mythen, richtiges Westernflair und verdammt viel Splatter in einer wahren Blutorgie, die dennoch nicht die vielen menschlichen Tragödien, die Verbrechen nicht verhehlt, die es zu der damaligen Zeit gab und somit auch eine gewisse Ernsthaftigkeit mit ins Spiel bringt, die so manchen Autoren völlig abgeht. Bücher mit dieser Thematik darf es gerne mehr geben. Oder hin und wieder einfach mal einen Western der härteren Gangart, den Adult-Western. 335 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juli 2016, 20:16:42
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1469449467_000.jpg)

Dirk van den Boom. Der Siegeszug der neuen Eroberer aus Teotihuacán scheint unaufhaltsam. Doch unter den Maya, die lediglich ein Imperium gegen das andere austauschen, regt sich Widerstand. Alte Gewissheiten haben ihre Gültigkeit verloren und neue Allianzen bilden sich. Hoffnung keimt, wo niemand sie erwartet hätte; aus der Niederlage erwächst oft eine neue Stärke. Doch ein Pfad der Vernichtung zieht sich durch das Land der Maya und es brennen nicht nur die Tempel. Derweil wird man in Rom mit der Perspektive einer weitaus größeren Bedrohung konfrontiert, als beunruhigende Nachrichten aus dem Osten eintreffen. Und was in Mittelamerika passiert, bekommt für die Kaiserkrieger aller Nationen eine globale Perspektive.

Nachdem die Ankunft der Römer als auch Metzlis neue Schachzüge einigen Wirbel verursachten, überschlagen sich nun die Ereignisse im Land der Maya. Yo'nal Ahk, König von Zama, macht sich auf zu einem blutigen Feldzug, bei dem er keine Gnade walten lässt und rücksichtslos Männer, Frauen und Kinder niedermetzeln lässt. Die Römer sehen sich zwar in guten Gesprächen mit Aritomo, bekommen Unterstützung von ihm, müssen sich aber auch Angriffen von See her erwehren. Und sie können die Leute auf der Insel nicht einfach zurücklassen. Also ziehen sie so lange in den Kampf, bis alle befreundeten Menschen auf den Schiffen untergekommen sind und man sich zurückziehen kann. Die schlechten Nachrichten werden auf umständlichem Weg nach Rom übermittelt. Dort sitzt ein anscheinend wankelmütiger und eher wenig entscheidungsfreudiger Imperator Haraldus auf dem Thron, der sich seine Untergebenen auch aufgrund diverser Launen auf einer gewissen Distanz hält. Bessere Stimmung stellt sich auch nicht ein, als er die Nachrichten von Langenhagen erhält. Doch auch andere Expeditionen geraten in schwere Turbulenzen und müssen sich in blutigen Gefechten beweisen. Und nicht jeder, den sie in den angesteuerten Ländern treffen, erweist sich nach freundlicher Begrüßung wirklich als gute Gastgeber. Und unterdessen formieren sich die Truppen von Langenhagen um Cozumel, um dem irren Ahk entgegenzutreten und ihn aus dem Land zu jagen.

Globalisierung auf Zeitreisenart. So könnte man den zehnten Band der Reihe umschreiben. und Englisch als Weltsprache bleibt uns darin ebenfalls erhalten. Und neben vielen Gefechten im Land der Maya, aber auch auf anderen Kontinenten, lässt Dirk van den Boom die Politk und die dazugehörigen Winkelzüge in die Geschichte einfließen. Und immer wieder müssen die Römer erkennen, dass ihnen ihre überlegenen Schiffe mit den todbringenden Kanonen wenig nützen gegen eine schiere Übermacht angreifender Feinde. Wo einer fällt, stehen zwei bereit für ihren König zu sterben. Hin und wieder überkommt den Verfasser dieser Zeilen das mulmige Gefühl, dass hier auch die derzeitigen Selbstmörder etwas Einzug gefunden haben, deren man nicht habhaft werden kann. Egal wann oder wo, es kann immer einer auftauchen, der einem Gott, Führer oder wem auch immer seine Ehre erweisen will, indem er Unschuldige umbringt, während er sich in seinem Irrglauben für seine Überzeugung und diejenigen, die sie ihm eingeredet haben opfert. Entweder ist es die Übermacht oder die Ohmacht, die solchen Leuten das Gelingen ihrer Aktionen beinahe schon garantieren können. Aber neben dem politischen Geplänkel hat Dirk van den Boom die Schlagzahl ein weiteres Mal erhöht, bringt zudem neue Handlungsstränge ins Spiel und dehnt das Geschehen weiter aus. Es betrifft nicht mehr nur die Situation um die Japaner, das zum Meer geschaffte U-Boot und der römischen Flotte im und um das Mayaland, sondern auch weitere Länder und Nationen in allen Himmeslrichtungen und es lässt sich schon einigermaßen erahnen, wie es weitergehen könnte im 11. Buch und später dann auch in einem angekündigten dritten und auch letzten Zyklus. Langeweile und gemächliches Tempo wird da sicher kein Thema sein. Es werden sich weiter Gewichtungen verschieben, vermutlich auch Hauptfiguren ihr Leben lassen, von denen man es nicht vermutet hat und man kann einfach nur gespannt sein, was Dirk van den Boom noch anzubieten hat. An Ideen mangelt es ihm ja nicht. Wer also Zeitreiseabenteuer mag, der kann bei den "Kaiserkrieger"-Romanen gerne zugreifen. Abraten würde ich ihm jedenfalls nicht. 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juli 2016, 20:18:32
(https://2.bp.blogspot.com/-gNdb8GTPfWA/V5cnbgPpOOI/AAAAAAAAEfk/YKh1NOh7aXgHAzMAMDH2iVZGNgvqNNxLgCLcB/s320/h%25C3%25B6llisches%2Boutbakc.jpg)

Greg McLean und Aaron Sterns. Das australische Outback eignet sich perfekt für einen Neuanfang. Und genau den wünscht sich der junge Mick Taylor. Er heuert auf einer Schaffarm im Westen Australiens an, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch schon bald lassen die Möglichkeiten, die ihm das Land bietet, eine dunkle Begierde in ihm aufsteigen. Wo sonst könnte man seinen Trieb zu töten unbemerkt ausleben, wenn nicht hier? Das erste Opfer lässt nicht lange auf sich warten. Aber Mick ist nicht der Einzige, der sich die Weite des Outback zunutze macht - und die anderen Killer schätzen seine Gesellschaft nicht.

Der junge Mick leidet noch unter den Folgen einer Kinderlähmung als seine jüngere Schwester verschwindet. Er war mit ihr auf dem Weg zum kühlen Teich, doch auf der Straße werden sie von einem Mann angesprochen, der mit seinem dunklen Auto im Schritttempo neben ihnen herfährt. Er will sie mitnehmen und bietet ihnen Schokolade an, aber Mick lehnt ab und zieht seine Schwester regelrecht weiter. Dort angekommen sieht er irgendwann so etwas wie einen dunklen Schatten, dann ist seine Erinnerung weg, da er wohl ohnmächtig wurde. Seine Schwester ist weg. Zu Hause macht ihm sein Vater keine direkten Vorwürfe, aber als man weder den Schuldigen noch das Kind finden kann, wird das Familienleben immer schlimmer. Nach einem weiteren Ereignis haut der junge Mick ab. Er findet einen Job auf einer Schaffarm, wo niemand lästige Fragen stellt. Dort sind einige andere Arbeiter, die ebenfalls ihre Vergangenheit hinter sich lassen wollen. Doch jeder muss sich beweisen und das Leben ist hart. Und immer mehr steigt eine Wut in ihm auf, die er bezwingen oder ausleben muss. Er eckt überall an und bald muss ein Hund dran glauben, danach stehen Menschen auf der Abschussliste. Und jemand schöpft Verdacht. Es ist Cutter, ein Jäger. Er kann Mick aber nichts beweisen. Ebenso wenig die Polizei, die sich nach zwei Morden und einigen Vermisstenfällen jeden vornimmt, der fremd ist - also so ziemlich alle. Und dann erfährt Mick von Cutter, dass hier mindestens noch drei Serienkiller ihr Unwesen treiben. Zuviele für diese Gegend.

Dieses Buch (und später auch das zweite) wurden von der einen oder anderen Ex-Journalie-Kanaille, die zum Schönwetterschreiber mutiert ist, als das Nonplusultra der Wortschöpfung beschrieben. Geschildert als die neue Sprachsensation aus Ozeanien. Vermutlich ist mein Bildungsstand nicht annähernd dem ihren, denn für mich ist das Buch zwar durchaus spannend, durchsetzt mit diversen Verweisen auf die Filme, doch im Endeffekt nichts weiter als eine gelungere Variante (Ein James Rollins hat mit seinem "Indiana Jones" schon viel Schlechteres geliefert) des Merchandise-Romans. Zu Beginn bekommt der Killer mit Schwester, Kinderlähmung, Gehänsel, schlimmes Familienhaus etliche Ausreden oder medizinische Begründungen für sein Verhalten geliefert. Klischee pur. Stimmig dagegen ist wirklich das harte Leben auf einer Schaffarm im Outback und der Rassismus, der in der Zeit vor dem Vietnamkrieg auch in Australien herrscht. Trockenes, weites Land, Einsamkeit, harte und unduldsame Männer, Machogehabe. Dagegen waren die Filmbilder eines "Quigley, der Australier" mit Tom Selleck die wahre Urlaubsidylle. Die Wut in Mick, seine emotionale Unfähigkeit, sein Drang zum Töten werden nach und nach recht nachvollziehbar aufgebaut und die Jagd nach ihm durch die Polizei und seine Jagd wiederum auf die "Konkurrenz" auch mit einigen Spannungselementen versehen. Böse, fies, brutal, rücksichtslos und gefühllos passt alles gut auf den Roman mit der einen oder anderen Splattereinlage. Wer ein Faible für die Filme hatte und sich auf die TV-Serie freut, macht mit dem Kauf nichts falsch. Aber Jubelarien ausstoßen und hier beinahe die neueste literarische Sensation in den Himmel zu loben, dafür ist "Wolf Creek - Höllisches Outback" doch zu simpel gestrickt (man merkt schon, dass da keine Vollblutautoren von Büchern mit mehreren hundert Seiten am Werk sind) und kein Highlight am Horror-Himmel. Würde aber jemand kommen und behaupten, dies sei eine der besseren Horrorthrillerveröffentlichungen aus dem Bastei-Lübbe-Verlag, hätte ich wenig Argumente, dem zu widersprechen. Rund 335 Seiten, die recht schnell bei dem flüssigen und schlichten Stil zu lesen sind. Einige Begriffe, die serbisch darstellen sollen, musste ich mir dann von einem freundlichen Kollegen, der diese als seine Muttersprache beherrscht und auch sagen lassen, dass da so einige Worte eher in den bosnischen oder kroatischen Sprachgebrauch gehören. Und die Fehlerquote im Buch ist auch bei der noch existierenden deutschen Sprache hoch und manchmal auch recht lästig beim Lesen. 335 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Juli 2016, 18:59:42
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1469707888_zeitzujagen.jpg)

Greg McLean und Brett McBean. Mick Taylor kehrt zurück aus dem Vietnamkrieg ins australische Outback. Im Kampf hat er viel gelernt über Gewalt und Psychoterror. Das Töten liegt ihm nicht nur im Blut, er beherrscht es nun auch meisterhaft. Als eine Touristengruppe direkt vor seiner Nase im Outback strandet, nutzt Mick die Gelegenheit, um seine neuen Fähigkeiten zu testen. Schnell wird für die Reisenden der Traumurlaub zum Kampf ums nackte Überleben.

Mick ist zurück aus Vietnam und kommt nur in den kleinen Ort in der Weite des Landes, um etwas zu essen und zu trinken, das er sich nicht selbst zusammengesucht oder gejagt hat. Ansonsten bleibt er für sich in seiner Mine. Dort kann er sich wohlig den Erinnerungen an einen Krieg hingeben, den andere nur schwer vergessen können, obwohl sie es mit aller Macht wollen. Seine Jagd auf die Vietcong, seine Morde und Schlachtereien unter Frauen und Kindern in den Dörfern. Sein rücksichtsloses Vorgehen sogar gegen eigene Kameraden und seine Treffsicherheit, nachdem seine Patrouille in einen Hinterhalt geriet, nachdem ein Kamerad auf eine Mine getreten war. Und seine Lehren, die er vom Gegner gezogen hat. Der verstand es perfekt, Fallen für Menschen aufzubauen, die das Opfer auch langsam töten konnten, obwohl er durchbohrt war. Und dann kommt eine zehnköpfige Reisegruppe in die Gegend und fährt ihm fast vor die Nase. Er sieht die Chance auf etwas Spaß nach Taylor-Manier. Manipuliert die Karre, einen VW-Bus, und lässt die Touris dann zu seinem Versteck fahren, wo er den Wagen angeblich reparieren kann. Lange lässt er sich Zeit, gibt sich seinen Phantastereien hin, beschuldigt die beiden Japaner in der Gruppe, dass sie Vietcong seien und macht sich nach und nach bei den "Gästen" unbeliebt. Bald wollen sie weg - doch wie? Irgendwie scheinen sie doch zu ahnen, was kommt und werden nicht sehr viel später bestätigt. Der Erste von ihnen verschwindet. Und dann begibt sich Mick Taylor auf die Jagd. Auf seinem Territorium. Ein sicheres Todesurteil.

Dass hier Brett McBean als Co-Autor tätig war, merkt man schnell, denn er macht ja nie einen Hehl aus seinem Faible für Filme. So nennt er den VW-Bus Ursula, nach der Bikini-Göttin, spielt auf Steve McQueen an und lässt eine eher leichte Kritik am Vietnamkrieg in die Handlung einfließen. Dass die Amerikaner + auch einige Australier dort teilweise gehaust haben wie die Wilden, ist hinlänglich bekannt und dass man die Rückkehrer in ihrer Not alleine ließ ebenfalls. So gibt es also eher wenig Neues auf diesem Sektor. Aber insgesamt sollte niemand hier auf einen McBean wie z. B. "Die Mutter" hoffen, die neben anderen Werken des nachweislich beliebten und vor allem guten Schriftstellers beim FESTA-Verlag erschien. Er gibt hier Namen und einigen Input der Marke light. Wären da nicht die immer wieder eingestreuten Rückblenden nach Vietnam, die es durchaus in sich haben und mit einigen Actionsequenzen und Kills aufwarten, wäre "Zeit zu jagen" im Mittelteil schon etwas zäh geworden. Zudem benimmt sich Mick bald entweder überheblich oder leichtsinnig und nicht wie ein in Vietnam zur "Reife" gewordener Killer. Andererseits haben es die Fallen, die er in seiner Mine gebaut hat, in sich. Wieso er jetzt wieder Stimmen hören muss (hier ist es der Sarge aus Vietnam, im Vorgänger war es sein ehemals bester Kumpel Eddie), will sich mir nicht so recht erschließen. Kann man den Typen nicht einfach nur rein böse sein lassen, ohne wieder irgendwelchen Unfug beizumischen? Seine Opfer sind unterschiedlichster Herkunft und die veschiedensten Charaktere. Von Dealern über einen Jungspund bis hin zu einem weiteren Veteranen und einigen Hasen wie die blonde Amber (Heard?) ist alles vertreten. Bei den wenigen Einheimischen, die hier eine Rolle spielen, bekommt man den Eindruck, das australische Outback zur damaligen Zeit wäre ein Horrorland voller Analphabeten - muss vielleicht in einem Horrorland so sein. Man frage nach bei Edward Lee. Und manchmal zeigt sich die vermeintlich größte Lusche als zumindest mutiger wie der Rest der Beute. Blutig und brutal wird es schon, auch ne Häutung darf nicht fehlen, manchmal auch fies, aber im Vorgänger wurde da mehr geboten  und richtig losgehen tut es ja auch erst im letzten Drittel. Viel Spannung herrscht hier nicht vor. Keiner hetzt den Jäger, kein Verdacht keimt auf und erst gegen Ende kommt mal ein Bulle ins Spiel - ganz kurz nur. Im Endeffekt ist "Wolf Creek 2 - Zeit zu jagen" nur ein Paycheck-Roman für Brett McBean und für Greg McLean die Merchandise-Kuh weiter solange zu melken, bis der gute Mick Taylor sie frisst. Platz für weitere Bücher wäre ja im Zeitraum bis zum Beginn der Filme. Mal abwarten, ob wirklich was kommt. Wie auch zum ersten Teil: Gut, für Fans ein Muss, für den Rest keine murksige Anschaffung, aber auch kein Überflieger. Simpel und straight - hat nicht mehr versprochen und hält demzufolge auch nicht mehr ein auf seinen 330 Seiten. Also trotz Brett (McBean) kein Brett.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Juli 2016, 05:33:51
(https://2.bp.blogspot.com/-cMxNK1bmZxU/V5xzma29vhI/AAAAAAAAEm0/FhWn9wE_1roF0suF1HQffa1VBYymx9JNgCLcB/s320/lincoln%2Bchildfrequenz.jpg)

Lincoln Child. Enigmatologe Jeremy logan wird in die Zentrale von "Lux" gerufen, dem berühmtesten Thinktank der USA. Ein Wissenschaftler dort ist Amok gelaufen und hat sich auf grausige Weise umgebracht. Aber was hat ihn so verrückt werden lassen? Auf seiner Suche nach der Ursache entdeckt Logan in einem abgesperrten Flügel ein vergessenes Zimmer mit rätselhaften Gerätschaften. Doch deren Geheimnis ist weit gefährlicher als Logan es sich je hätte ausmalen können.

Willard Strachey, anerkannt, beliebt und als Wissenschaftler genial, ist allein in seinem Arbeitszimmer, als er plötzlich wie wild zu schreien beginnt. Völlig unverständliches Zeug, aus dem man nur Fragmente herausfiltern kann, die wohl aussagen, dass etwas von ihm oder aus ihm weggehen soll. Er zerkratzt sich das Gesicht, stürmt plötzlich zum Schiebefenster, das oben ist und legt dann seinen Kopf unten auf und lässt das Fenster derart fest herunterkrachen, dass sein Kopf abgetrennt wird und zwei Stock tiefer in den Rosenbüschen landet. Daraufhin ruft Direktor Olafson Jeremy Logan zu Hilfe, der gerade einen Job beendet hat, der zwar Geld bringt, ihn aber auch als Lügner ersten Grades bei seinem Auftraggeber ins gute Licht stellt. Der hat nämlich die antwort bekommen, die er wollte und das ohne, dass jemand verdacht schöpft. Nun soll also Logan in den Think Tank zur Klärung des Falles. Dort trifft er alte ekannte wieder und schließt während der Ermittlungen neue Freundschaften. Und findet Spuren sowie ein Zimmer, zu dem es keinen Zutritt gibt. Eine Intervention beim Direktor, der vollen Zugang und volle Unterstützung zugesagt hatte, erweist sich als erfolglos. Doch Logan gibt nicht auf und irgendwann der Direktor nach. Und so kann Logan in dem Raum fremde Gerätschaften ausfindig machen, die schon älter sind. Hier wurden früher einmal Experimente oder Forschungen durchgeführt. Aus den wenigen Papieren, die er entdeckt, lässt sich wenig herauslesen, nur dass in einem Safe des Lux ausführlichere Unterlagen liegen würden. Und wieder blockt der Direktor.

Neben den Reihen um Pendergast und Gideon Crew hat nun auch jeder der beiden Autoren solo eine Reihe aufzuweisen. Leider ist es gerade so, dass die Romane um Jeremy Logan unheimlich vorhersehbar sind. Immer dreht es sich um etwas Geheimnisvolles, er forscht nach und deckt auf. Das Ganze mit einigen für den geneigten Leser leicht verständlichen Zutaten zum jeweiligen halbwissenschaftlichen Thema gewürzt und fertig ist der Lack. Die Locations sind zumeist eng begrenzt, die Personenzahl auch recht minimalistisch und die Charaktere sind irgendwie auch immer gleich. Die fiesen Mädels, die lieben und hübschen Mädels, die Grantlertypen, die aber gewisse Sympathiewerte aufzuweisen, der Fiesling, der als erster zu den Verdächtigen zählt und einige Nebenfiguren, oft als Opfer für einen Killer oder ein Wesen in die Handlung gebracht. Die neue Story um den Empathen Jeremy Logan ist fluffig-leicht zu lesen, fordert dem Käufer herzlich wenig ab und sollte eher als Taschenbuch ins Urlaubsgepäck. Übermäßige Konzentration fordert es nicht ab, sodass es als Strandlektüre bestens geeignet ist - und wenn es einem Taschendieb in die Pfoten fällt, ist der Verlust verschmerzbar. Das Buch liest man einmal und legt es weg. Entweder man stellt es in die Sammlung (oder man verschenkt es und vergisst es), damit man sich damit in Foren profilieren kann, man habe 10.000 Bücher in den Regalen und die gleiche Anzahl weiterer Bücher in seinem Leben gelesen und wäre somit eine Koryphäe, weil man nunmal der einzig Wahre ist, der soviele Werke sein Eigen nennt und als Literatur kennt und aufgrund des fortgeschrittenen Alters, das bei manchen eher auf Demenz denn auf Realität schließen lässt, dass er andere verunglimpft, die er als weniger belesen und so etliche Jahre jünger als sich selbst einschätzt. Mit solchen Leuten ist es neben anderen Problemen ein echter Horror in diesem Land. Naja, was soll's, gibt wahrlich dringlichere Probleme. Manchmal blitzt tatsächlich so etwas wie Spannung auf, aber am Ende kommt es doch nur auf eine derart simple Lösung hin, dass man sich fragt, was das ganze Ballyhoo jetzt nun sollte. Nett und locker. Aber keine Pflichtlektüre, da gibt es bessere Romane von den Autoren - solo wie gemeinsam. Aber die 365 Seiten vergehen wie im Flug und für einige Stunden Zeitvertreib ohne Reue kann man sich das durchaus ins Einkaufskörbchen legen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 August 2016, 10:12:20
(https://2.bp.blogspot.com/-sJjzvDYmmdE/V53YvMJexxI/AAAAAAAAEow/RFvj5nbsW7kK9LCjIopNnFp6eW3PZVhRgCLcB/s320/J.C.%2BAgent%2Bim%2Bf.l.jpg)

Joe Craig. Wer zum Teufel sind diese mysteriösen Black Men, die Jimmy durch die City von London jagen? Was verbergen seine Eltern vor ihm? Kann es sein, dass die Polizei mit den Verfolgern unter einer Decke steckt? Aber vor allem: Wem kann er überhaupt noch trauen?J immy Coates kann es nicht fassen. Er ist zwölf Jahre alt und von heute auf morgen ein auf sich allein gestellter Superagent mit einem Geheimnis, das er nicht kennt. Noch nicht. Nur eines ist Jimmy nach einer mörderischen Verfolgungsjagd durch London, seinem halsbrecherischen Hubschrauberflug und dem Sprung aus mehreren hundert Metern Höhe in die Themse klar: Es geht hier um Leben und Tod – sein Leben.

Joe streitet wie gewöhnlich mit seiner älteren Schwester Georgie, findet seine Eltern peinlich, weil sie bei den TV-Nachrichten über die aktuellen Themen derartig laut streiten, dass der fast taube Nachbar deswegen an die Wand hämmert. Also eigentlich ein völlig normales Familienleben in England. Bis es an die Tür klopft und es eben NICHT mit dem Nachbarn klappt. Es sind Fremde in schwarzen Anzügen. Sie betreten einfach ungefragt die Wohnung und wollen die Familie schnappen. Doch Joe wirft sich mit einem echten Filmstunt-Satz aus dem Fenster und landet sich geschickt abrollend auf der zementierten Garageneinfahrt. Und trägt keine Verletzung davon. 12 Jahre alt und kann so etwas? Erst wundert er sich, dann rennt er. Eigentlich will er zu einem Polizeirevier, doch er wird durch Verfolger immer weiter abgedrängt und landet bald in einem Park. Sein Glück: Er wurde von einem anderen Jungen verfolgt, der sich als Taschendieb betätigt und es auf seinen Rucksack abgesehen hat. Die Verfolger hatten sich auf den konzentriert und wurden von ihm abgehängt. Sein Pech: Der Scheißkerl ist älter und kräftiger als er. Daher ist er sehr überrascht, dass er den Kerl namens Mitchell dennoch besiegen kann. Mitchell verzieht sich und Jimmy sucht ebenfalls das Weite. Er will wieder nach Hause zu seiner Familie. Doch genau das wird ihm zum Verhängnis. Nach einem Zwischenstopp bei seinem Freund Felix geht es Richtung Heimstatt, wo er von seinen Häschern dann erwischt wird. Wie konnten sie ahnen, dass er gerade jetzt hier auftauchen würde? Was ist hier im Gange?

Empfohlen wurde dieses Bubenstück für Leser ab 11 Jahren. Findet man die jungen Kerle bei Chris Ryan und Chris Bradford entweder im Geheimdienst oder als Bodyguard wieder, ist Jimmy Coates ein völlig anderer Fall. Jimmy weiß gar nichts von seinem Können. Er stellt fest, dass er von lauter Geheimnissen umgeben ist, dass er eigentlich kaum jemand trauen kann. Fast schon ein kleiner Bourne, der sich erst selbst kennenlernen muss. Die Action ist schnell, der Stil leicht und locker, das Lesen einfach, die Story hat einige Wendungen, die man nicht unbedingt erwartet, aber auch nicht so sehr, dass sie für 11-jährige Leser zu komplex wären. Und hin und wieder blitzt etwas Humor auf wie der Seitenhieb gegen Frankreich, wenn man da meint, dass man dafür sorgen muss, dass das Land nicht im Chaos versinkt oder schlimmer - so wird wie Frankreich. Später bekommt dieser Satz noch viel mehr Sinn als nur eine Anspielung zu sein. Bald kommt auch die Politk ins Spiel und hier findet man sich bald in einem Mix aus europäischen Kontrollgepflogenheiten und solchen, die derzeit in der Türkei herrschen. Wo sich die Europäer nach Außen als Verfechter der Demokratie geben, sich aber hinter Paragraphen und Panikmache verstecken, die Presse aus sicherer Deckung gängeln und die gewünschte politische Meinung verbreiten lassen, geht der Andere offen vor und sagt deutlich, was er will. Erscheint etwas plumper und tumber als bei den anderen Nationen, doch die verkaufen ja ihre eigenen Leute als Dummbatzen. So erscheint die politische Realität in "J. C. - Agent im Fadenkreuz"! Und der junge Bursche mittendrin. Er wird von Schergen gehetzt, von denen er nicht ahnt, für wen sie nun arbeiten, er erfährt Dinge, die ihn erschüttern und er muss ob alldem tapfer bleiben. Freunde, Feinde, Verräter, Killer, Helis, schnelle Autos, Hand-Waffen und Raketen. Schwerer Stoff, den ein 12-jähriger Junge das verkraften muss. Hier und da ist die Geschichte daher auch etwas zu übertrieben - auch im Vergleich zu den Stories der zuvor genannten Autoren. Manchmal kommt der Zufall zuhilfe und mit ausführlicher Charakterzeichnung sollte jetzt auch niemand rechnen. Ein Actionbuch für junge Burschen und ich geh mal davon aus, dass der Sohnemann einer Kollegin das Werk zügig inhalieren wird. Ja, ich musste das erst einmal "Probe lesen", bevor ich es ihm aushändigen darf bzw. seiner Mutter. 315 flotte Seiten Lese-Fast Food für Erwachsene und ein Killerthriller für die Zielgruppe.                               
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 August 2016, 18:37:33
(https://3.bp.blogspot.com/-FqhZt3SVDu8/V6BhQVOoAJI/AAAAAAAAEro/4iRnpdSAoQQGshUmJbQzz1znFaVB4ecNwCLcB/s320/death3.jpg)

John W. Vance. Der Tod wird dich finden. Die Welt befindet sich am Rande eines sechsten großen Massensterbens. Und diejenigen, die überlebt haben, betrachten sich nicht als die Glücklichen - eher als die Verfluchten. Töte oder werde getötet.

Devin ist weiterhin auf der Suche nach Tess und wurde dabei ein zunehmend härterer und rücksichtsloserer Geselle. Gnade wurde ihm scheinbar ein Fremdwort, doch auf die wirklich niederste Stufe menschlichen Daseins will er sich nicht sinken lassen und weigert sich daher, in einer Killerbrigade unter Anführer Renfield Dienst zu tun und wahllos Leute zu ermorden. Währenddessen trauert Travis um Lori und versucht in seiner Not, eine Beziehung zu Cassidy aufzubauen. Ihre Weigerung ist strikt, dennoch will Travis sie zumindest weiter geleiten und Schutz bieten. Das gelingt ihm mehr als nur perfekt, als sie gerade noch so einer Atomexplosion entkommen, weil er vorausgeahnt hat, dass die Feinde alle Mittel einsetzen würden. Wäre ja nicht das erste Mal. Jetzt sind sie wieder unterwegs und suchen ihrerseits die Freunde Devin und Tess, ihren Begleiuter josh haben sie leider an den Gegner verloren. Und Kanzler Horton hat sich allen Widrigkeiten zum Trotz ein neues, noch tödlicheres Virus angeeignet, das er über die Erde verbreiten will. Flugzeuge stehen schon bereit, damit sie starten können, wenn die Testreihe für ein Serum durch Dr. Müller endlich erfolgreich ist. Nur so kann er die Weltherrschaft an sich reißen.

"The death 3 - Vernichtung" ist nach "Quarantäne" und "Ausrottung" der abschließende Teil der Trilogie um einen Wahnsinnigen mit Weltherrschaftsambitionen. Klingt abgehoben? Dann schaut euch mal in der momentanen Welt um. Die Amis, die Russen, die Türkei, der IS, nur die Deutschen möchten jeden knuddeln und werden eher auf kurz statt auf lang wie im Titel vernichtet sein. Das Buch liest sich flott, der Stil ist nicht gerade prägnant, aber wenigstens flüssig und an Actionszenen sowie einigen emotionalen Momenten mangelt es nicht. Auf 198 Seiten Roman, einem Nachwort, in dem der Autor erklärt, wieso er sein "Bündnis" gewählt hat, um eine Organisation mit Allmachtfantasien auf die Welt loszulassen und einer ausführlichen Erklärung zu den Georgia Guidestones (für mich ist gerade die Inschrift zumindest in Teilen ziemlicher Blödsinn) auf der Grundlage von Wikipedia, kommt an am Ende auf 206 Seiten brauchbaren Lesestoff.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 August 2016, 18:39:00
(https://3.bp.blogspot.com/-Oe7IG39RY1w/V6GskwFR_7I/AAAAAAAAEtQ/DZSik9TQ87cNert-pi4s0UXzqvnXU8geACLcB/s320/gonzalez.jpg)

Jesus F. Gonzalez. Für Lisa und ihren Mann soll es ein romantisches Wochenende werden. Sie will ihm endlich sagen, dass sie ein Baby erwartet. Aber dann sind da die fremden Männer. Sie wollen Lisa zum Star machen. Zu einem Filmstar. In einem Snuff-Movie - Lisa erwartet ein grausamer Tod, live vor der Kamera. Doch viel grausamer ist all das, was Lisa tun wird, um zu überleben.

Lisa erfährt nach jahrelangem Bangen und etlichen Fehlversuchen endlich, dass sie schwanger ist. Bei einem romantischen Wochenende will sie es ihrem Mann Brad erzählen. Sie können ihrem Kind auch eine Perspektive bieten, da beide in unterschiedlichen Kanzleien als Partner arbeiten. Alles ist perfekt - bis sie von einer Polizeistreife angehalten werden. Es gab eine Jedermann-Anzeige, dass sie verkehrsgefährdend unterwegs seien. Brad wandert für das Wochenende in den Bau, da sich kein Richter mehr finden lässt, der schnell eine Verhandlung anberaumen würde. Lisa nimmt sich in einem Hotel ein Zimmer und ruft dann die Eltern von Brad an. Als diese dann ankommen, finden sie Lisa nicht in ihrem Zimmer vor und besuchen daher Brad. Doch bald stellt sich die Gewissheit ein, dass Lisa verschwunden ist und das nicht ganz freiwillig. Ein Mann, derjenige, der die Jedermann-Anzeige aufgab, hat sie entführt, das Zimmer ordentlich von Spuren befreit und bringt die Gefangene nun zu einer Hütte in den Bergen. Unterwegs erzählt er ihr, welchen Plan die Auftraggeber, die ihn bezahlen, für sie vorgesehen haben. Nun bekommt sie es wirklich mit der Angst. Sie soll die Hauptattraktion in einem Snuff-Movie werden. Sie wird in der Hütte aufs Bett gefesselt und erwartet nun ihr grausiges Ende. Irgendwann geht die Tür auf und eine Frau betritt die Hütte. Sie findet auch Lisa vor - und dann kommen die Männer zurück und nehmen sich Debbie vor. Sie wird nun auch unfreiwillige Darstellerin in einem Film. Sie wird aufs Brutalste vergewaltigt und zerstückelt. Nun weiß Lisa, was sie erwartet. Da kommt ihr eine Idee. Sie und Brad hatten eine Frau mit einem Baby getroffen, die bettelnd um etwas Geld für Essen an sie herantrat. Sie war noch nicht lange ohne Obdach, doch mittlerweile pleite, vom Mann aus dem Haus geworfen und jetzt auf Platte. Die Frau war durchaus hübsch und so bot Lisa den Männern an, sie dorthin zu führen, wo die Frau schläft. Zudem bietet sie ihnen Geld an, das sie noch abheben muss. Als die Kerle bezahlt sind und auch Frau und Baby im Van verstaut wurden, kann Lisa in einem glücklichen Moment abhauen. Sie schafft es tatsächlich, den Gangstern zu entkommen. Doch die Tortur ist noch lange nicht vorbei. Nun wollen auch Polizei und gar das FBI nach den Verbrechern suchen, da Snuff-Filme nicht nur ein Mythos sein sollen, sondern wahrlich existieren würden. Und dem muss man Einhalt gebieten.

Ein ganz starker Thriller mit einigen Geschmacklosigkeiten gewürzt. Die Hauptfiguren sind recht unterschiedliche Persönlichkeiten. Während Anwalt Brad bei der Polizeikontrolle zittert wie Espenlaub, ist Lisa aufbrausend und nicht zimperlich in ihrer Wortwahl. Der Eine ängstlich, die Andere unberechenbar. Das Buch bietet etliche Menschen mit einigen menschlichen Schwächen. Egoismus ist lange Zeit ein Hauptcharakterzug von Lisa, der sich aber im Laufe der Zeit wandelt und auch in Verzweiflung umschlägt, und deren Freund William kämpft seit langer Zeit gegen den Alkohol. Gerade mit diesem heiklen und sensiblen Thema wird hier recht flapsig umgegangen. Die weiteren Charaktere weisen keine simplen Schwächen auf, sie sind schlicht perverse Psychos hinter der Maske von Biedermännern. Erfolgreiche Managertypen, denen langweilig ist, die einen Kick brauchen. Die Mistkerle können überall sitzen. In den Büros der Chefetagen, bei der Polizei oder in hohen Positionen der Politik. Man sieht es ihnen nicht an - im Gegenteil, manche wirken wie Säulen der Gesellschaft, mit allem gesegnet, was man zu einem erfolgreichen Leben so braucht. Gutes Aussehen, Redegewandtheit, perfektes Auftreten und Benehmen und auch viel Geld. Und das ist auch die Grundlage für den exquisiten Thrilleranteil des Buches. Hier wird man mit Zeugenschutz, Ermittlungen, Verrat, Mord und Heimtücke konfrontiert. Und in diesen Anteil an reiner Spannungsliteratur platzt dann mit schierer Gewalt die ausufernde Brutalität der Untergrundfilmer. Gonzalez hält nicht "voll drauf", wie man so schön sagt, aber was er dem Leser kredenzt, hat es dennoch in sich und durchaus das Zeug in der Extrem-Reihe einen guten Platz einzunehmen. Und ein Monolog des schlimmsten aller Drecksäcke erfährt der Leser die Hintergründe und Bedeutung der Snuff-Movies. Erwähnt wird auch der Film "Snuff", der in den späten 70-ern auch in Deutschland lief. In unseren hiesigen Kinos drei Tage lang, dann wurde er aus dem Programm genommen. Er sah aus wie ein Grindhousefilm, war eher fad und stellenweise langweilig, wenn die Gruppe auf ihren Bikes durch die Lande zog und Verbrechen beging. Zum Schluss ne Ballerei und das hätte es gewesen sein sollen. Doch dann kommt die angehängte Szene. Im Buch knapp geschildert, geschieht hier etwas mehr, wird die Frau erst einmal aufs Bett und dann ausgepackt. Bis dahin auf freiwilliger Basis. Als ihr die Finger abgetrennt werden, ist mit freiwillig nix mehr. Danach muss die Hand dran glauben und zuguterletzt wird ihr (in meiner Erinnerungen ein Bowie-Messer - aber beschwören würde ich das jetzt nicht) der Oberkörper aufgeschnitten, in den Innereien gewühlt, dann das Herz rausgerissen und in die Kamera gehalten. Feierabend. dass der angehängte Teil nur ein Fake war, der sich die aufkommende Spekulation über Snuff-Filme zunutze machte, hab ich erst in den frühen 80-ern mitbekommen. Wie der damals den sittenwächtern entgehen konnte, frag ich mich heute noch. Was hier aber geschildert wird, ist pervers (ich sag nur Baby), brutal und blutrünstig. Gemetzel galore, eingebettet in eine nahezu perfekte Thrillerhandlung, die irgendwie auch von der Oma mitbestimmt wird. Ganz fiese Alte, sag ich euch. Wie so ne Typen, die angeblich alles wissen und schon so viel mehr in ihrem Horrorleben mitgemacht haben als alle anderen Menschen der Welt zusammen. Die olle Lady hat es in sich. Hat der Autor zu Beginn zwar mit dem Klischee des Abzockens von Städtern auf Backwood-Landstraßen gespielt, um es dann nicht zu nutzen, muss am Ende dann doch noch eines her. Ein krasses Buch, hier und da ne kleine Wendung, aber keine großen Überraschungen (bis auf Omi eben). Meine Erwartungshaltung musste ich dann kurz überdenken, denn einen derartig guten, gelungenen und vor schierer Spannung knisternden Thriller hatte ich von Jesus F. Gonzalez nicht erwartet. Mit diesen 470 Seiten wird man ruckzuck in eine Welt befördert, die man eigentlich gar nicht kennenlernen will. Gibt es so etwas wirklich da draußen? Ich denke schon, der Mensch ist zu allem fähig, besonders, wenn er es sich leisten kann. Und je höher die Stellung, umso effektiver der Schutzwall. Einfach gestrickt, für Empfindsame aber ungeeignet an einigen Stellen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 August 2016, 20:11:32
(https://2.bp.blogspot.com/-xonUuT2lofc/V6mipSqQXqI/AAAAAAAAEx0/w6fR585pjL00h3d2VExehX7e5K1fDOzgwCLcB/s320/trueconviction.jpg)

James P. Sumner. In der Gluthitze von Heavens Valley, einem Sündenpfuhl mitten in Nevada, fühlt sich der Auftragskiller Adrian Hell wie zu Hause. Zumal sein aktueller Job ziemlich simpel klingt und ihm Zeit für andere Vergnügungen lässt: Er soll einen Mann töten, der die örtliche Mafia bestohlen hat. Doch es steckt viel mehr dahinter, und so gerät er ins Fadenkreuz eines weitaus gefährlicheren Gegners. Adrian wird bis an seine Grenzen getrieben, um einen Terrorangriff zu vereiteln, der einen weltweiten Konflikt auslösen könnte. Dabei droht ihm ausgerechnet sein ausgeprägter Killerinstinkt zum Verhängnis zu werden.

Adrian Hell macht sich zu Beginn die Mühe, einige Bar-Clowns zu vertrimmen, bevor er an den Job geht, der ihm aufgetragen wurde. Eine Mafia-Größe in Heaven's Valley, Nevada, hat ihm durch einen Mittelsmann namens Jimmy Manhattan, einen Mordauftrag zukommen lassen. Es geht um Ed Jackson, der eigentlich ein Stück Land an den Mob verkaufen sollte, das dieser zur Erweiterung des Geschäftsbereiches braucht. Doch plötzlich zieht der seine Verkaufsabsicht zurück - und die Mafia verliert Geld. Daher soll er aus dem Weg geräumt werden, nachdem er "sanft" zum Geschäftsabschluss überredet wurde. Doch das ist nicht so einfach, wie Adrian Hell sich das vorgestellt hat. Da ist noch eine wahre Killerbraut namens Clara, die hier irgendwie auf allen Seiten mitmischt und zudem kommt bald eine private Sicherheitsfirma ins Spiel sowie Vertreter der herzallerliebsten US-Regierung. Adrian erledigt zuerst den Auftrag, für den er bezahlt wird, muss aber erleben, dass der große Pate im Hintergrund nicht die geringste Laune hat, das Geld abzudrücken, da Jackson, der nun tote Vertragspartner, die Papiere für das Grundstück nicht herausgegeben hat. Nach den Regeln des Hell muss er dafür eine empfindliche Strafe einstecken. So macht er sich auf, gegen den Mafia-Boss, seine Handlanger, gegen miese Russen und die Sicherheitsfirma vorzugehen. Immer Clara im Schlepptau, die ihren Wert beweist. Doch auch im Russenteam ist ein überaus fähige Killerin namens Nadine für die Drecksarbeit zuständig. Und so wird geballert und gebombt, gefoltert und getötet bis zum finalen Showdown.

HELL - Yeah!!!
Das müsste eigentlich schon als Review genügen. Vielleicht noch die Anmerkung, dass der Autor möglicherweise Adrain Hell IST James P. Sumner-Bond dem Leser ans Herz legen wollte. Sein Hell erschien mir zu Beginn eher wie ein Schlappmaul in Dauerbetrieb, das etwas zu sehr von sich eingenommen ist. Aber je weiter ich mit der Lektüre kam, umso mehr war ich dann davon überzeugt, dass Mr. Sumner hier ein reines Spaßbuch verfasst hat. Der Tonfall ist eher flapsig denn bierernst. Sein Kumpel Josh, der IT-Experte, ist auch nicht aufs Maul gefallen und so gibt es einige nette Sprüche zu lesen. Doch als dann Clara auftaucht, nehmen die Kabbeleien noch etwas mehr Raum ein. Was die Action angeht und die nicht wirklich neue Figur des Killer-Killers, ist Adrian Hell doch eine andere Marke als die bekannten wie Victor oder Robie. Von Victor unterscheidet ihn sein Gequatsche, von Robie das rücksichtslose Töten seiner Ziele. So finden sich in all dem Chaos, das eh nicht wirklich auf überbordender Logik gründet, immer wieder Elemente des Hardboiled-Genres. Spannung wird dadurch generiert, dass irgendwie jeder ein falschen Spiel zu spielen scheint, keinem ist zu trauen, schon gar nicht der Regierung. Das Buch konnte nach der beschriebenen anfänglichen Skepsis überzeugen. Es ist ein Spruchband der amüsanten Sorte gepaart mit mehr als nur solider Action, die doch schon recht skrupellos daherkommt. Protzen kann der Autor auch mit Anspielungen auf Musik oder Film und dafür hat er halt mit einigen Logiklöchern Platz geschaffen. "True conviction - Der Auftragskiller" nimmt nach der kurzen Einleitung schnell Fahrt auf, erhöht das Tempo dann immer mehr und ist dann ein echte Page Turner vor dem Herrn. Von Vorteil wäre, dass man nicht alles zu verbissen sieht, dann kommt das Buch locker ganz nahe an die volle Punktzahl 10/10 heran. Und das, obwohl es kein reinrassiger America First-Thriller ist. Ich hoffe, dass der Festa-Verlag dann auch bald die weiteren Auftritte des Adrian Hell veröffentlicht. 395 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 August 2016, 20:12:55
(https://3.bp.blogspot.com/-gi7acd5r1Ag/V6hICjDlP4I/AAAAAAAAEvg/pYcleDrToQEE49CBt4_KtF5CGgCDVKvNwCLcB/s320/operationblacvklist.jpg)

Will Jordan. Alex Yates ist einer der besten Hacker der Welt. Doch seit er für seine illegalen Aktivitäten verurteilt wurde, schlägt er sich als Verkäufer durch und verdient nebenbei etwas Geld als IT-Experte. Als er zu einem geheimen Treffen mit einer mysteriösen Frau bestellt wird, weiß er zunächst nicht, wen er da vor sich hat: Es ist die ehemalige Doppelagentin Anya. Sie ist auf einem persönlichen Rachefeldzug gegen diejenigen, die sie einst zu Fall brachten, und erteilt Alex den härtesten Auftrag seines Lebens. Er soll in das streng bewachte Netzwerk der CIA eindringen und eine geheime Akte für sie beschaffen. Doch Anya hat mächtige Feinde, die jetzt auch Alex ins Visier nehmen!

Alex sitzt in einem Straßencafe und wartet auf seine Verabredung. Es ist sein früherer Kumpel Arran, mit dem zusammen er damals Valhalla gegründet hatte. Der will ihn dazu überreden, ihr früheres Leben wieder aufzunehmen und Valhalla wiederzubeleben. Er setzt ihm auseinander, was wie und wann angegangen werden soll. Doch Yates ist skeptisch. Er hat gerade zwei Jahre abgesessen und ist noch auf Bewährung. Selbstverständli9ch hat er wegen seiner früheren Aktivitäten Kontaktverbot zu seinen damaligen Freunden und darf auch keinen PC oder Laptop besitzen. Dafür ist er in einem miesen Job bei einem miesen Markt unter einem miesen und neidischen direkten Vorgesetzten untergekommen und hasst dieses Drecksleben. Dennoch sagt er nicht zu. Später in seiner miesen kleinen Wohnung sieht er seine Post durch, die üblicherweise nur aus Reklamemüll und Rechungen besteht, und findet einen Umschlag mit einem USB-Stick vor. Um sich anzusehen, was da drauf ist, geht er in eines der immer seltener werdenen Internet-Cafes. Dort kann er sich aber kaum in Ruhe niederlassen, als eine seltsame Type zu ihm kommt. Doch statt dem vermuteten Krawall bringt er ihm ein Prepaid-Handy und zieht wieder von dannen. Und schon kommt ein Anruf rein. Eine Frauenstimme warnt ihn davor, dass die Polizei unterwegs sei. Und im fernen Amerika werden Fäden gesponnen, die dazu führen sollen, dass die Briten ihren Cousins auf der anderen Seite des großen Teiches den Mann zum Verhör überlassen, wenn sie ihn denn fangen sollten. Doch das gestaltet sich als schwierig, denn über das Handy gibt die Frau Alex Hinweise, wohin er zu laufen hat, wo Polizei nach ihm sucht. Mittlerweile ist er auf Intervention der Amis der meistgesuchte Mann in Großbritannien. Und dann erwischen sie ihn. So findet er sich kurze Zeit später in einer abgelegenen Scheune wieder und hat zwei Kerle vor sich stehen, die ihren gefesselten Gefangenen mitleidlos verhören wollen. Waterboarding ist eines ihrer Mittel. Doch noch während er den Sack überm Kopf hat, hört er Kampfgeräusche. Eine blonde Frau macht beide Kerle mit einem Messer absolut gnadenlos fertig. Ihn selbst befreit sie und nimmt ihn mit. Doch damit alarmiert sie die Jäger nur noch mehr. Ob in England oder Norwegen - sicher sind sie nirgends. Diese vermaledeite Black List, die Anya sucht hat auch noch ganz andere Organisationen auf ihre Fährte gebracht - und die Feinde gehen immer rücksichtsloser vor. Kollateralschäden sind ihnen egal.

Dieses Buch ist "nur" aus dem Ryan-Universum und Ryan selbst sowie Forst haben nicht mehr als einen Cameo-Auftritt inne. In "Operation Black List" geht es hauptsächlich um Anya. Sie will weiterhin ihre Rache und diesen Weg verfolgt sie auch mit verbissener Bestimmtheit. Wer die Vorgänger gelesen hat - was durchaus von Vorteil wäre -, weiß, woran ihr da gelegen ist. Da sie hier die Hauptfigur ist, erfährt man etwas mehr über sie und erinnert sich in der einen oder anderen Situation etwas an die Art von Victor von Tom Wood - eiskalt berechnend und hart im Vorgehen. Doch hier erhält sie nach und nach auch richtig menschliche Züge, wie man an einigen Disputen mit Alex ablesen kann. Ja sogar ein minimaler Anflug an Humor ist zu erkennen. Alex hingegen ist zumindest zeitweise ein Abziehbild des Computer-Nerds, macht aber im Laufe der Handlung durchaus eine Entwicklung durch. So schleicht sich tatsächlich mal unerwartet ein emotionaler Moment ein, bei der Anya, die man aus den Vorgängern kennt, tatsächlich ein rares Erlebnis. Doch mit ihren Feinden geht sie gewohnt gnadenlos um. Eigentlich auch zuerst mit Alex, der zuerst nur Mittel zum Zweck ist, aber als er beweist, dass er doch mehr drauf hat, zollt sie ihm widerwillig einen gewissen Respekt. Das Buch beginnt mit neuen Figuren, die man erst einmal kennenlernen muss und sich dann erst auf gewohntem Terrain bewegt. Mit dem Öffnen des Umschlags mit dem Stick beginnt eine Menschenjagd, bei der jeder aus unterschiedlichen Motiven hinter Alex her ist. Und somit muss Anya, die ja die Informationen auf dem Stick auch haben will oder sogar muss aus ihrer Sicht, Yates beschützen. Schnell folgen brutale Auseinandersetzungen, Ortswechsel und Schachereien der Dienste. Als dann die Häscher ihrem Wild immer näher kommen, keine Skrupel mehr kennen, erhöht sich das Tempo noch einmal und der Actionanteil nähert sich dem der ersten drei Bücher. 540 Seiten Page Turner - und gegen Ende mit einigen Wendungen, die man so nicht wirklich auf der eigenen Liste - keine schwarze - hatte. Guter Lesefluss, dramatisch, hochspannend und mit faszinierenden Actionszenen garniert, bietet "Operation Black List" eine weitere Glanzleistung von Will Jordan. Und bereitet auch gleich darauf vor, dass wir von Anya und dann wohl auch wieder Ryan noch einige Abenteuer erleben werden. Muss nur der deutsche Verlag mitrspielen und nicht wieder mal eine Serie mittendrin kippen. Kennt man ja leider zur Genüge. Aber alle vier bisher erschienen Bücher kann ich dem Freund spannender und actionreicher Thrillerliteratur nur empfehlen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 August 2016, 19:00:25
(https://3.bp.blogspot.com/-E1rj7qHVuSo/V6w4FXR9BHI/AAAAAAAAE04/4aJGQuvVlp4XDg1k2RrKPspAXseba9gCgCLcB/s320/bidinottothunter.jpg)

Robert Bidinotto. Dylan Hunter ist Enthüllungsjournalist. Ein Mann, der sich ganz und gar der Gerechtigkeit verschrieben hat. Doch wieder und wieder erlebt er, wie das Justizsystem der Vereinigten Staaten versagt. Hunter will nicht länger wegsehen, wenn Unrecht geschieht - also nimmt er das Recht in die eigenen Hände und räumt mitleidlos mit dem Gesindel und menschlichen Abschaum auf. Als ein sadistischer Psychopath aus dem Gefängnis entlassen wird, gerät nicht nur Hunter in Lebensgefahr, sondern auch seine Geliebte. Und inzwischen sucht auch das Gesetz nach dem geheimnisvollen Attentäter, der auf eigene Faust Verbrecher eliminiert.

Dylan Hunter ist ein Mann mit Geheimnissen. Annie Woods hat ebenfalls einige Dinge vor der Öffentlichkeit verborgen. Da wäre ihre Arbeit für die CIA, in deren Auftrag sie einen Verräter jagt und auch fasst. Doch das Verhör währt nicht lange. Der Gefangene wird von einem Scharfschützen via Kopfschuss erledigt. Dann wird Arthur Copeland von Unbekannten getötet, seine Frau Susanne grausam misshandelt. Doch nichts passiert von Gesetzes wegen. Und bald wird die Gegend um Alexandria und Washington D.C. von einem Rächer heimgesucht, der die Schandtäter ohne jegliche Skrupel tötet. Immer mehr Verbrecher werden tot aufgefunden. Und alle Gesetzeshüter sowie die CIA in Person von Annie, die ihren Verräter nicht mehr befragen konnte, jagen den unheimlichen Killer. In der Zwischenzeit werden immer weitere Programme zur Resozialisierung von Verbrechern, Gangstern und Mördern auf den Weg gebracht. Spendensammlungen organisiert für eine menschengerechte Unterbringung mit allen Annehmlichkeiten, die man auch ausserhalb des Gefängnisses hatte. Gesprächstherapien, um den Insassen zu helfen, damit sie vergessen, was man ihnen angetan hat und verarbeiten können, was daraus folgerte - ihre Verbrechen. Dr. Frankfurt ist ein führender Therapeut, der sogar die übelsten Killer wie Wulfe zur Herde zurückführen kann. Den Wolf wieder zu den Schafen schickt. Und ein Ken MacLean hat diese Foundation gegründet, die die Mittel sammelt, um es den Knackis ja schön angenehm zu machen. Doch Wulfe kommt - und mit ihm der geheimnisvolle Vigilant.

Der Beginn des Buches gestaltet sich schon recht interessant und die Hoffnung auf einen starken Selbstjustiz-Thriller, gewürzt mit etwas Geheimdiensttätigkeit, ist noch groß. Aber schon bald macht sich etwas Ernüchterung breit. Muss das Buch doch tatsächlich eine Romanze enthalten. Und die wird auch ausführlich gepflegt und bremst somit die Handlung ziemlich aus. So findet sich der Leser bald zwischen Lynchmorden und Liebesgeflüster wieder. Zum Ende hin noch einige "Wendungen", die schon etliche Kapitel früher eindeutig zu erkennen waren und sich diverser Klischees bedienten. Gerade diese Teile des Buches erweckten den Eindruck des Schreibens nach Schablone. Wichtiger aber als diese Handlung, die mir nur als Aufhänger für das eigentliche Ziel erschien, ist die Aussage, die hier gefällt wird. Und zwar sehr einseitig gesehen. So etwas hatte ich vor kurzer Zeit erst in einem Film namens "John Doe: Vigilante" - nur kurzweiliger und besser. Dort wird sich noch mit dem Thema auseinandergesetzt, auch wenn man gegen Ende erst einmal in eine bestimmte Richtung geschoben wird, bevor etwas geschieht, das die Sache wieder anders aussehen lässt, während Robert Bidinotto ganz klar feststellt, auf welcher Seite er steht. Sicher ist auch, dass die Justizsysteme in den sogenannten westlichen Demokratien derart verrottet sind, dass man sie auch Dritte-Welt-Ländern oder solchen derzeit schwer kritisierten Nationen wie der Türkei zuordnen könnte. Die Türkei macht sich ihre eigenen Gesetze laut, die anderen Länder hinter verschlossenen Türen und mit schwachsinnigen Worthülsen getarnt. Aber in allen Fällen werden die Verbrecher geschützt und die Opfer noch bestraft. Da treten irgendwelche Spacken Leute tot oder zum Krüppel und erhalten Bewährungsstrafen. Die lachen sich krank. Steuersünder(innen), die vorher mit dem Finger auf andere gezeigt haben und über die Medien schon vorab verurteilten, kommen heimlich, still und leise davon. Und die Medien? Na, die schreiben, was ihnen eingetrichtert wurde. Andere Meinungen werden sofort als "rechts" oder "rassistisch" abqualifiziert. Apropos "rassistisch"  -  eine nette Idee, die sich viele Gäste schon zunutze machen. Erst prügeln und dann behaupten, man wäre fremdenfeindlich angemacht worden. Schon ist das Opfer dann der Täter. Und die Polizei, die weder Massenbelästigungen, Einbrüche noch Ladendiebstähle verfolgt bzw. verfolgen kann, weil die Politik mal wieder dort spart, wo es sinnvoller wäre, Geld einzusetzen, um für das Volk da zu sein und seine Sicherheit zu garantieren. Stattdessen kommt man mit Ideen, Ladendiebstähle von Neuankömmlingen nicht zu verfolgen, weil kein Personal. Wo sind wir denn gelandet? Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Bürger. Ach ja, die Politik - da kommt man mit einem kreativen Lebenslauf und einer alternativen Wahrheit mal ruckzuck in den Genuss von Abgeordnetendiäten, wird erwischt und muss nur von den Ämtern zurücktreten. Was ist mit dem erschlichenen Geld? Das war Steuergeld!!! Wie war das mit dem Amtseid, den die Wahlbeamten abzuleisten haben? Für das Deutsche Volk!!! Nicht für sich selbst. Bleiben die Fragen, ob da nicht vielleicht auch Betrug und Meineid sowie Rückzahlung all der ergaunerten Gelder inklusive massiver Zinsen mal zu thematisieren wären? Bewährungsstrafen, Hafturlaub, TV, Telefon, Fitness-Studio und hey - hierzulande haben Knackis doch letzt für Knastarbeit Mindestlohn gefordert. Frech, oder? Und dann kommen die ganzen, sich als Gutmenschen bezeichnenden Labertaschen und wollen weitere Reformen zugunsten der Täter. Was ist mit den Geschädigten? Die Gesundheit kann keiner ersetzen, das Leben schon gar nicht. Und die Sore wird nie wieder gefunden, Verluste in für viele unerträglicher Höhe. Angstzustände, Krankheit. Interessiert keine Sau. Und die Täter werden im Bau bestens gesundheitlich versorgt. Eingezahlt? Haben die eh nie. Das zahlt das Opfer mit seinen Steuergeldern also auch noch mit. Aber da wäre auch die andere Seite. Kann man sich den Charles Bronson machen und auf die Straße gehen und aufräumen? Oder den Hunter markieren und umnieten, was man als übelsten Banditen ansieht? Dann wäre das Chaos vorprogrammiert, Mord und Totschlag an der Tagesordnung, die Polizei derart überlastet, dass man sie nur noch zum Politikerschutz einsetzen kann, weil die Massen vielleicht noch auf die Idee kämen, denen die Schuld zu geben. Gesetze müssen sein, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Aber die müssen dann auch für alle gleich sein und zudem der Abschreckung dienen. Urlaub auf Staatskosten machen schon die sogenannten Diener des Volkes, da müssen es nicht auch noch die Gauner tun. Für eine solche Diskussion ist das Buch gut - vielleicht gerade, weil es so einseitig Position bezieht. Als fetzige Unterhaltung ist es leider nur leicht gehobenes Mittelmaß. Vielleicht so 6,5 von 10. Rund 500 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 August 2016, 17:37:11
(https://1.bp.blogspot.com/-ksVoesVPwfI/V67tDWOsl1I/AAAAAAAAE4o/ya1gEMX4HUM2XjLoJV8mb6TS11JD4jlHgCLcB/s320/allnecessaryforce.jpg)

Brad Taylor. Bei einem Einsatz in Ägypten kommt es zu einem Anschlag auf die Taskforce. Ein Mann stirbt, ein weiterer überlebt nur um Haaresbreite. Pike Logan und seine Partnerin Jennifer Cahill sind gezwungen, die gefährliche Mission auf eigene Faust zu Ende zu führen - und geraten dabei zwischen alle Fronten. Aber ist noch ihr geringstes Problem: Verschwörer sind dabei, ihre Heimat mit einer gewaltigen Waffe zu vernichten. Doch Mitgliedern der Taskforce ist es verboten, in den USA zu agieren. Darf Pike das Gesetz brechen? Oder soll Amerika wirklich das einzige Land sein, das Pike Logan nicht schützen kann?

1970, Kambodscha. Blütezeit des Vietnamkrieges. Ein Team der Amerikaner auf Spähtrupp. Mit zwei Dingen hatten sie nicht gerechnet: 1. Dass sie ein Anwesen entdecken, das allen Komfort aufbietet, den man sich nur vorstellen kann. Und dass sich dort Russen, Chinesen und sogar Amerikaner aufhalten. Chris Hale macht Aufnahmen davon als Beweis, dass die Nord-Vietnamesen Unterstützung von anderen Nationen erhalten. 2. Dass sie sich in der Dunkelheit tatsächlich völlig unbemerkt einen Lagerplatz inmitten feindlicher Truppen ausgesucht haben. Das wird ihnen jetzt zum Verhängnis. Sie werden gejagt und alle getötet. Die Kamera mit den verräterischen Bildern bleibt aber im Dschungel verborgen liegen. Viele Jahre später im Sudan. Ein CIA-Agent will mit Hilfe einer der vielen Gruppierungen der untereinander verfeindeten Clans eine Raffinerie der Chinesen sabotieren und dabei eine neu entwickelte Waffe nutzen. Das geht irgendwie kräftig nach hinten, denn die Waffe hat mehr Bumms als erwartet und macht die ganze Raffinerie platt. Zwei Jahre nach dieser Aktion wird in den USA mit den letzten Vorbereitungen zu einem verheerenden Anschlag begonnen. Im Knast zu Allah gefundene Amerikaner sollen hierbei die Hauptrolle spielen. Warum eigene Leute - noch dazu arabisch ausehende - auf gefährlichen Routen ins Land schleusen, wenn es auch einfacher geht? Während dies verborgen vor den Augen der Strafverfolgungsbehörden im Gange ist, wird auf einem Trainingsparkour Jennifer auf ihre Fähigkeiten getestet, ob sie ein Mitglied der Task Force werden kann und ob sie von den harten Kerlen akzeptiert wird. Auch Pike Logan ist gespannt. Nach den Ereignissen in "Mann in Wut" hat er mit Jennifer eine Firma gegründet, die zugleich auch als Tarnung für ihre Tätigkeit bei der Task Force genutzt werden kann. Es dauert auch nicht lange, bis ein solcher sie dann nach Ägypten führt.

Das Covermotiv passt wie üblich recht gut zur Story, hat bei mir aber nach meiner "Hunter"-Rezi die Vorstellung geweckt, es könnte einen gewissen Verleger zeigen, der gerade eine miese Kritik zu einer seiner Veröffentlichungen lesen musste. Ich verrat auch nicht, wen ich meine, Frank. Upps - sorry, hihi. Auf Action braucht man bei "All necessary force - Todeszone USA" wirklich nicht lange warten. Man wird sofort hineingeworfen in das schweißtreibende Dschungelszenario im Grenzgebiet zwischen Vietnam und Kambodscha und kurze Zeit später werden die Erinnerungen an die vielen guten - und mindestens auch ähnlich vielen schlechten - Vietnamfilme, die man seit Mitte der 70-er Jahre sehen durfte (Okay, durfte aus Altersbeschränkungen vielleicht nicht, aber man hat ja immer Mittel und Wege gefunden, sich das Zeug reinzuziehen. Man musste halt kreativer sein und sich etwas mehr anstrengen als heutzutage. Ich mag vielleicht ein paar bücher weniger gelesen haben, als so manch nur wenige Jahre ältere Babbelbarde, aber was Filme angeht, könnte der auch 40 Jahre älter sein und hätte immer noch weniger gesehen als ich. Naja, was soll's? Gönn ich den vorlauten altlasen ihr vergnügen.) wach. Auch der Szenenwechsel wird sofort von feurigen Sequenzen begleitet. Man kann die Feuerbälle (In der Vorstellung wenigstens CGI-frei) richtig in den Nachthimmel steigen sehen. Nach einem kleinen Zwischenspiel im Trainingscamp geht es recht zügig zur eigentlichen Handlung und Bedrohung und mit dem Anschlag in Ägypten und den Ermittlungen werden die Handlungsfäden langsam aber sicher zusammengeführt, wobei der Leser den Protagonisten nur in einem Punkt etwas voraus ist. Das kleine "Beziehungsdrama" um Pike und Jennifer wirkt wenig aufdringlich und nimmt auch nicht zuviel Raum ein. Auch eine Diskussion um Ausraster und den Tod eines Gefangenen oder Unterlegenen hält nicht übermäßig lange an, eine "Lösung" wird schnell geboten. Danach geht es ans Eingemachte. Da gibt es dann auch keine Gnade. Die Action und die Gewalt kommen sozusagen in-your-face - direkt, ohne Umwege oder Zärteleien. Die politischen Aktivitäten hinter den Kulissen sind zwar same-procedure-as-every-secret-force mit dem Nichtwissen des Präsidenten, um jederzeit bestreiten zu können, dass er etwas mit der Sache zu tun habe und der absoluten Geheimhaltung gegenüber der Öffentlichkeit, aber stören tut das nicht, weil auch dies nicht überstrapaziert wird. Eine Diskussion, ob die Task Force trotz Auflagen dennoch innerhalb des eigenen Staatsgebietes eingreifen kann, ist im Prinzip ähnlich wie die der CIA - wen schert es, wenn die Aktion funktioniert? Kommissionen kann man sicher mit irgendwwelchen Zugeständnissen oder Worthülsen beruhigen. Das Buch hat alles, was es für einen wilden Ritt durch "(Mündungs-)feuerspeiende Zeilen im Kampf gegen den Feind der eigenen Werte braucht. Internationale Schauplätze, Explosionen, Kugelhagel, Anschläge, Verräter, politisches Gerangel, harte Kerle (und ein Weib) und keine Gnade. Hohes Tempo, unheimliche, neue Waffen, einige Härten. Das ist die Art rasanter Action, von der ich nicht genug kriegen kann - und das obwohl ch schon massenweise derart gelagerter Stories gelesen oder Filme gesehen hab. Und wie lobe ich solche Feuerwerke der Schreibkunst? Mit den üblichen 11/10 Punkten. Wer den Vorgänger mochte, wer Vince Flynn, Brad Thor, Stephen Hunter oder Mark Greaney und Ben Coes schon verschlungen hat, der muss aufpassen, dass er sich Brad Taylor nicht entgehen lässt. Der sättigt den Actionhunger aber sowas von!!!! Der Festa-Verlag ist zum Vorzeige-Publisher für knallharte Thriller mit höchstem Tempo und einem feinen Auge für erstklassige Autoren geworden. Sämtlche Daumen hoch. Daumen, liebe Leute, Daumen!!!. 520 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 August 2016, 12:36:53
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1471352871_baldacci.jpg)

David Baldacci. Will Robie und seine Partnerin Jessica Reel, die zwei besten Profikiller ihres Landes, erhalten vom Präsidenten einen heiklen Auftrag: Sie sollen Nordkoreas unberechenbaren Führer ausschalten. Während sie sich auf ihre Mission vorbereiten, wird Jessica von den Geistern ihrer Vergangenheit eingeholt, die alle bedrohen, die ihr nahestehen. Doch damit nicht genug, denn plötzlich taucht ein neuer, unbekannter Feind auf: eine Frau mit eigener Abschussliste. Und auf der stehen auch Will und Jessica.

Robie leidet unter Schlaflosigkeit und geht daher nach draußen und wagt einen Spaziergang, obwohl es regnet. Da nähern sich ihm aus der Dunkelheit drei Figuren. Da er ahnt, auf was das hinausläuft, bietet er ihnen freiwillig 100 Dollar an. Sie verzichten, wollen mehr. Bekommen sie. Doch außer dicken Backen und einigen anderen kleinen Wehwehchen lässt er die Typen unbeschadet ziehen. Reel ist auch unterwegs, aber aus anderen Gründen; ist ihr Domizil doch letzt tatsächlich in die Luft gejagt worden und sie hat keinen Rückzugspunkt mehr für sich allein. Sie entdeckt vier dunkle Gestalten, die ihr scheinbar unbemerkt folgen. Sie will ihnen gerade das "Unbemerkt" in die Köpfe hämmern als ihr Telefon klingelt. Die neue Stellvertretende Chefin der CIA ist dran. Reel wird ins Zentrum der Spionagemacht zitiert und trifft dort auf Robie. Trotz Widerstand aus gewissen Kreisen wurden beide dazu auserkoren, den Führer von Nordkorea zu eliminieren. Doch nach den letzten Ereignissen herrscht auch ein gewisses Misstrauen vor - ein gegenseitiges. Robie hat zuviel Eigeninitiative bewiesen und Reel hat die "falschen" Leute umgenietet. Der Chef der CIA ist sauer und würde sie gerne beide aus dem Weg räumen. Doch sie sollen stattdessen wieder ins Training und dazu auch noch ein neues psychologisches Gutachten erhalten. Viele Gespräche, noch mehr Training. Derweil passiert in Korea etwas, das sich ein Westler kaum vorstellen kann: Eine Agentin wurde in ein Strafarbeitslager eingeschleust, verbrachte Monate dort, wurde gefoltert und misshandelt wie alle Gefangenen, bis sie herausfinden konnte, wer in dem Korea-KZ bestechlich ist. Als ihr das gelingt, wird sie rausgeholt und in ein für nordkoreanische Verhältnisse halbwegs komfortables Zuhause gebracht. In den USA dagegen hat man einen General der Feindarmee als Verbündeten gefunden, der die Attentäter aus Amerika bei ihrem Auftrag unterstützen würde. Doch der fliegt auf und nimmt sich dann in Frankreich gerade in dem Moment das Leben, als Robie und Reel dort auftauchen. Was wird jetzt mit dem Auftrag? Und was hat es mit dem seltsamen Wunsch auf sich, der an Reel herangetragen wird?

David Baldacci hat es wieder gemacht - sich auf das Niveau eines James Patterson der Neuzeit herabgelassen. Schlimmer: hier hat er drei Handlungsebenen eingebaut, die auch für sich drei Short Stories hätten sein können und eher nicht wirklich in das komplette Buch passen. Kurz irgendwo an die anderen Teile "angeklebt" und fertig war ein neuer Robie/Reel. Beide sind ja Killer im Dienste der Heimat, aber sie scheinen im Nebenjob Priester, Seelsorger und Retter der Witwer und Waisen zu sein. Und gerade hier in diesem dritten Abenteuer stellt der geneigte Leser fest, dass sich David Baldacci immer mehr den Konsumenten leichter und locker konstruierter Kost ohne zuviel Gewalt oder gar Sex zugewendet hat. Selbstverständlich sind alle außer RnR böse oder zumindest unschlüssig in ihren Entscheidungen, vielleicht noch intrigant bis in die Sackhaarspitzen, aber das Heldenpaar vereinigt alle guten menschlichen Eigenschaften bei sich trotz des nicht dazu passenden Berufs. An dem sind nur Geschehnisse der Vergangenheit schuld und die CIA hat das noch gefördert. Wieder eine Art Rechtfertigung dafür, dass sie Killer sind. Die armen Seelen können doch nix dafür und sie kämpfen für Amerika. In einem eher oberflächlichen Roman, der zeitweilig mit dem Tempo zu kämpfen hat, ein bestimmter hiesiger Schreiberling hätte bei der Lektüre beinahe den Kampf gegen den Schlaf verloren. Mit Gewalt zusammengepappte Handlungsfäden, 08/15-Drama-Einlagen, überschlaue Julie wieder mit dabei, gaaaaaanz fiese Nordkoreaner in einem Thriller für die Herde der Leser, die nur gefüttert werden will und sich nicht groß nach anderem Stoff als dem des Mainstream umschaut. Irgendwie wirkt das alles nach simpelster Art hingeschludert, vielleicht sogar von einem ungenannten Helferlein verfasst, das nach Vorgaben des Meisters arbeiten durfte und dabei auf etliche Versatzstücke zurückgegriffen hat: Buddy-Ermittler, Beziehungs-Hin und her, eindimensionale Figuren und gewisse Vorurteile gegenüber sogenannten Feinden. Anfangs etwas Action, durch die geheimnisvolle Frau im Dienste des Feindes auch und ne ganze Ecke aufgesetztes Drama dazu. Hach die liebe Familie, immer gut, um einen mittelmäßigen Roman emotional aufzupeppen, damit die entsprechende Klientel was zu winseln hat und vor lauter Mitgefühl derart aus den Augen schwitzt, dass sie die langweiligen nächsten Kapitel eh nur noch verschwommen sehen und ihnen nicht auffällt, dass die Füllsel waren. Von der Sorte gibt es leider im Mittelteil mit Hang zum Mittelmaß einige. Im Bereich der Musik würde man dies als Gedudel von Fahrstuhlmusik einordnen. Ja, es fängt interessant an und in einigen Situationen gibt es auch Actionsequenzen mit Verrat und Folter, aber wer mal einen Bourne oder ein Crime-Buch aus dem Festa-Verlag (Als solche Actioner noch bei Publikumsverlagen erschienen sind, ist mittlerweile nur noch eine blasse Erinnerung) gelesen hat, der weiß, wie so etwas richtig an den Leser gebracht wird. Keine Weichspülerei, keine übertriebene Menschenliebe, keine Aufzwingen der Gutmenschwerte. Dort gibt es harte Action, hin und wieder mal auch etwas fürs Gemüt, aber immer flott. Ich habe dort dem "Hunter - Ich bin das Recht" nur ein "befriedigend" ins Zeugnis geschrieben. Gegen diesen Baldacci aber war das dann doch eher ein ausgezeichnet. "Im Auge des Todes" hat ein bisschen Action, manchmal auch flotte Szenen und kleine Spannungsspitzen, die sich aber auch bald abnutzen, weil vieles vorhersehbar ist. Ich würde also nicht sagen, dass das außer für die Fans des Autors für sonst jemanden eine Pflichtanschaffung wäre. Eine "Kann"-Angelegenheit, keine "Muss"!! Bei rund 525 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 August 2016, 18:20:39
(https://4.bp.blogspot.com/-u6iPq23ag-E/V7bEdk_wQhI/AAAAAAAAFCk/Cz4nLx-zSGgyz88zGCb3C132NAnKwMawQCLcB/s320/americanassassin.jpg)

Vince Flynn. Im Dezember 1988 kommen beim Lockerbie-Bombenanschlag alle 259 Passagiere einer Boeing 747 ums Leben, darunter auch Maureen, die Verlobte des US-Collegestudenten Mitch Rapp. Ein Jahr nach ihrem Tod wird Mitch von der CIA rekrutiert und schließt sich dem geheimen Orion-Team an, das gegen den weltweiten Terror in den Kampf zieht. An Krisenherden in Europa, im Nahen Osten und Asien bewältigt er den Verlust seiner großen Liebe und sucht nach einem neuen Sinn für sein Leben.

Mitch Rapp hat sich schon in jungen Jahren ein hervorragendes Standing als Star der Lacrosse-Mannschaft seiner High School verschafft. Überall anerkannt, überall beliebt - wie es die Sportskanonen an den US-Schulen halt mal sind. Doch er hat auch in den zu unterrichtenden Fächern gute Zensuren aufzuweisen gehabt, was bei den Kollegen seltener der Fall war. Dann lernt er mit 16 Jahren Mary kennen und sie bleiben zusammen. Bis es im Jahr 1988 zum Anschlag auf das Flugzeug über Lockerbie gab. Mary starb mit all den anderen Passagieren. Das warf den Jungen aus der Bahn und sein Durst nach Rache schien unstillbar. Wie schon in der Schule lernt er wie wild - aber jetzt das Kämpfen. So bleibt es nicht aus, dass er von den Diensten entdeckt wird. Irene Kennedy bringt ihn eines Tages in ein Ausbildungscamp unter der Leitung von Hurley. Hurley ist ein Sturkopf, Rapp ebenfalls. So kommt es noch vor dem ersten offiziellen Training zu einem Zweikampf, den Hurley entgegen der Regeln nur mit einem fiesen Trick beenden kann. Zusammen mit weiteren Anwärtern, von denen niemand den richtigen Namen erfahren darf, unterwirft sich Rapp einem knallharten Training, in dem auch einige intrigante Fallen gestellt werden. Man versucht, die jungen Kerle nicht nur mit den überharten Einheiten zu brechen, sondern auch mit Lug und Trug. Während Rapp sich also mit einem verdrießlichen Übungsleiter und einem hinterhältigen Drecksack von Kollegen auseinanderetzen muss, wird in Beirut/Libanon ein Amerikaner entführt und unter schwerster Folter befragt. Es ist die Zeit, in der aus dem Freiheitskampf der Palästinenser nahezu zeitgleich mit der Übernahme von Afghanistan durch die Islamisten, ein Krieg mit allen Mitteln wird - der Terrorismus mit Selbstmordattentätern. Gelder werden durch die Bankensysteme des Westens geschleust, Waffen gekauft, Handlanger bezahlt, Unterkünfte und neue Identitäten für Schläfer finanziert. All dies, um vor allem den großen Feind Amerika zu vernichten. Um dem Einhalt zu gebieten, soll Rapp mit Hurley und einem weiteren Mann in Istanbul einen Waffenhändler ausschalten. Der Plan, dass erst Rapp einreist und die anderen zwei Tage später kommen, um den Kerl dann gemeinsam auszuspähen, wird durch Mitch ausgehebelt. Er ist kaum da, da legt er den Typ am hellichten Tag und völlig unbemerkt um, schafft es, über Griechenland die Türkei zu verlassen und unversehrt zurückzukommen. Das löst eine Diskussion aus, doch am Ende wird sein Vorgehen gebilligt. Ein weiterer Schritt ist es, die Konten der Terroristen zu leeren. Auch dies gelingt und nach und nach kommen die Ratten jetzt aus ihren Löchern. Es ist Geld im Spiel und da siegt die Gier. Etliche Verbündete melden bei den Terroristen nun Ansprüche an. Und kommen damit auch bald durch ihre Unvorsichtigkeit in den Fokus der Anti-Terror-Kämpfer der USA.

Hätte ich den FESTA-Verlag  nicht schon aufgrund seiner vorherigen Veröffentlichungen im Extrem- und Horrorbereich gekannt und der auch hier fast schon von Monat zu Monat sein Steigerungspotenzial nahezu ideal genutzt und damit auch bewiesen hat, dass er es versteht sein Programm durchaus auch durch anspruchsvolle Titel zu ergänzen, wäre er spätestens mit Einführung der Crime-Reihe und den folgenden US-Krachern ganz weit oben in meiner Favoritenliste gelandet. Mit der Veröffentlichung der von Mitbewerbern verächtlich ins Nirwana abgeschobenen Reihe um Mitch Rapp des Autors Vince Flynn sowie weiteren Autoren wie Brad Thor oder in deutscher Erstveröffentlichung Werke von Ben Coes, ungekürzten Büchern von Stephen Hunter oder der neuen und in Deutschland unbekannten Reihe um Adrian Hell von James P. Sumner hat sich "Horror-Papst" Frank Festa auf einen weiteren Thron gehievt (oder überlässt den Platz großmütig seiner Gattin Ingrid). Oder wie dereinst Kevin Costner und Kurt Russell zu meinen pflegten: 
CRIME IS KING!


Der Autor, der 2014 leider einem Krebsleiden erlag, hat sich bemüht, seinen Helden, der ja in späteren Romanen - dem damaligen Beginn der Reihe mit "Der Angriff aka Transfer of power" - schon der knallharte Hund ist, der entsprechend cool mit den Feinden umzuspringen weiß, in dem hier in den frühen Neunzigern spielenden Buch auch noch jugendlich-leichtsinnig, manchmal überheblich zu charakterisieren. Es gibt mehrere Beispiele, wie sich der junge Mann auch genau als solcher verhält: als junger Bursche, der über blöde Witze lacht, dass die Suppe sprudelt und hinter einer schönen Frau hertigert und wie ein Pennäler mit ihr flirtet. Zu dem harten Hund mit rauer Schale wird er erst noch gemacht, trainiert - auch durch die Ereignisse über die Jahre hinweg. Die Version des Neulings im Agentengeschäft hellt die Vergangenheit des Mitch Rapp etwas auf, beschreibt seine Motivation für den Einsatz für die USA näher und mit mehr Einzelheiten und wie er lernt mit seinen Vorgestzten zu kooperieren (Irene Kennedy und Thomas Stansfield, die schon in "Term Limits aka Das Ultimatum" Rollen inne hatten, dort aber ohne Mitch Rapp auskommen mussten. Das Buch ist der Erstling von Vince Flynn und erst im 1999 folgenden "Der Angriff" tauchte Rapp erstmals auf.) oder sie zumindest zu repektieren und Befehle niemals offen zu verweigern. Spannung und Thrill, Dramatik und Action wird natürlich treu geblieben, aber in der einen oder anderen Formulierung werden die Sprache und die Begriffswahl den heutigen Gepflogenheiten etwas angepasst, sogar manch verwunderliche Erkenntnis zumindest für diesen einen Leser, der hier gerade Murks vor sich hin fabuliert, ans Tageslicht gebracht. Und wieder ein Beweis dafür, dass man beim Festa-Verlag auch etwas fürs deutsche Bildungsniveau tut - wenn auch nicht ganz absichtlich, hihi. "American Assassin" bildet sozusagen einen neuen und eiskalten Agenten für kommende Einsätze aus und lässt auch schon erste Skrupellosigkeit im Umgang mit den Feinden Amerikas erkennen. Der Roman ist von Beginn an unterhaltsam mit unterschiedlichen Charakteren gespickt, die man zwar teilweise schon kennt, die aber hervorragend ins Szenario passen. Und nach dem Ende der Ausbildung werden an verschiedenen Schauplätzen auf der ganzen Welt die Messer gewetzt und den unerbittlichen Feinden die Grenzen brutal aufgezeigt. Ein typischer Rapp und somit ein typischer Flynn, jetzt lässt er die Hunde los bzw. den Hund von der Kette. Man liest sich rasend schnell durch das Buch, jagt sich selbst durch die Seiten, man könnte die Lektüre auch als schweißtreibend bezeichnen (oder es dem Wetter in die Schuhe schieben, das derzeit herrscht) und muss sich jetzt schon wieder gedulden, bis das nächste Buch erscheint. Aber hey, wie schon am Anfang dieses Abschnittes erwähnt - wenigstens wird es auch erscheinen. Also, wer sich der Actionlektüre verschrieben hat und dem Dialoge nicht so immens wichtig sind, der MUSS hier zugreifen.


Vince Flynn starb wie zuvor schon erwähnt 2014 an einem Krebsleiden und schrieb diesen Roman im Jahr 2010 sowie "Kill shot" (2012) und "The last man" (auch 2012) noch selbst. Seine Erben haben sich dann irgendwann entschlossen, von einem Auftragsautor die Reihe weiterführen zu lassen. Die Wahl fiel auf Kyle Mills, der 2015 "The survivor" und für dieses Jahr im Oktober "Order to kill" folgen ließ.
Kyle Mills ist keine schlechte Wahl, da er selbst schon einige Bücher veröffentlicht hatte. Darunter die Reihe um Mark Beamon, die auch in Detuschland erschienen ist. Zu Beginn der Reihe war Beamon eine seltene Figur in der Serienlandschaft um Agenten im Staatsdienst. Übergewichtig, versoffen, Raucher und vor allen Dingen faul und verfressen. Ihm war ein ruhiges Plätzchen in einer ruhigen Stadt wichtiger als sonst was, naja, aufs Gehalt wollte er auch nicht verzichten. Dennoch schlidderte er in knifflige Fälle. Danach hat Mills ihn angepasst und er war nur noch einer unter vielen. Es folgten einige Stand-Alone, die mal mehr und mal weniger gelungen waren. Das letzte Buch von Einzelromanen, das ich kaufte, war "Global Warning aka Darkness falls" und ich fand es schwach. Das Thema hatte Andreas Eschbach entschieden besser abgehandelt. Aber Kyle Mills wurde auch auserkoren, an der Reihe "Covert One" mitzuarbeiten, die Robert Ludlum zwar noch auf seinem To-Do-Zettel hatte, aber ncht mehr schreiben konnte. Die Serie um Jon Smith wird von Leuten wie Gayle Lynds, Jamie Freveletti, Joesph Finder oder eben Kyle Mills verfasst. Und mit den bisher drei Büchern, die Mills zur Reihe beigetragen hat, konnte er auch wieder an frühere gute Zeiten anknüpfen. 505 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 August 2016, 16:00:32
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1471783206_ketchumhjagdtrip.jpg)

Jack Ketchum. Der Soldat hat den Krieg überlebt. Doch die Erinnerungen verfolgen ihn Tag und Nacht. Er meidet seine Mitmenschen. Er weiß, dass er für sie zur Gefahr werden kann. Eine Gruppe von Campern packt ihre Sachen für ein Wochenende in den Wäldern. Angelausrüstung, Kameras, Schwimmsachen, Gewehre. Vielleicht haben sie Glück und stoßen auf Wild? Ein Knacken im Unterholz. Der Soldat hält inne und lauscht. Dann hört er Stimmen. Und der Krieg hat ihn wieder.

Lee lebt im Wald - allein mit seinem Hund Pawlow, seinem einzigen Gefährten. Nach dem Vietnamkrieg, den er mit einem Trauma, aber ansonsten unversehrt überlebt hat, mag er nicht mehr unter Menschen sein. Frau und Kind hat er deshalb auch verlassen. Um Geld zu verdienen, baut er im Wald einige "Glücksseligkeit bringende" Pflanzen an, die er an McCann verkauft, der damit dann die Kundschaft versorgt. Ein gutes Geschäft für beide - Lee kann in seinen Wäldern fern von den Menschen bleiben und McCann muss sich nicht mit dem Anbau seines Produktes befassen. Immer wieder wird Lee von Albträumen heimgesucht, die die Ereignisse in dem unseligen Krieg hervorgerufen haben. Andernorts bereiten sich einige gutsituierte Freunde auf einen Campingtrip vor. Irgendwie schleppen sie neben dem eigentlichen auch mentales Gepäck mit in den Wald. Doch ihr Hauptziel ist das Zusammensein und der Spaß. Jagen und fischen, Vögel beobachten und vögeln, kiffen und saufen - Reihenfolge egal.

Ich gebe es zu, irgendwann im Laufe der ersten Hälfte der Lektüre hab ich mir überlegt, was wohl ein Edward Lee aus der Konstellation Kelsey, seine Gattin und seine Geliebte plus Alan, Graham und Ross gemacht hätte, aber das währte nur kurz. Vergleiche konnte ich aber mit anderen Werken ziehen. Dazu später mehr. Lee wird nur kurz eingeführt, das Hauptaugenmerk liegt anfangs auf den Reichen und Schönen, die im Gegensatz zu heutigen Gepflogenheiten in Buch und Film, nicht irgendwelchen werberelevanten Zielgruppen angepasst jung und telegen sind, sondern ältere Semester mit beruhigendem Auskommen und gewissen Erfolgen sind. Dämlich führen sie sich hier und da dennoch auf. Und mit der Zeit kommen einige Dinge ans Tageslicht, die man besser verborgen hätte. Doch übermäßig große Differenzen löst das in der Gruppe nicht aus. Fein, Herr Mayr/Ketchum, ein Klischee erfolgreich umschifft. Dann stolpert einer der Gruppe über das Marihuana-Feld und bedient sich an den Pflänzchen. Nimmt Lee blutige Rache dafür? Nicht wirklich. Wieder einen zu erwartenden Handlungsstrang umgangen. Mit Lees Erkennen, dass der Wald nicht mehr ihm allein gehört, beginnen nicht nur seine Erinnerungen an den Krieg hochzukochen, jetzt wird er zur gefährlichen Waffe. Und hier der erste Vergleich: Auch wenn dieses Buch von 1987 ist, bietet es entschieden mehr hinsichtlich der Tragik eines Mannes, der den Vietnamkrieg in all seiner Grausamkeit erlebt und ihn überlebt hat, als man das zuletzt von McLean/McBean bei "Wolf Creek 2" lesen durfte. Der war nur mit irgendwelchen Aktionen des Mick in Vietnam gefüllt, die das Buch in die Länge ziehen sollten, um auf eine Seitenzahl zu kommen, als Charakterstudie eines Soldaten diente es nicht mehr, da Mick ja schon zuvor am Rad drehte. Der lernte nur noch einige fiese Tricks. Hier in "Jagdtrip" dienen diese Rückblenden aber dem Zweck, dem Leser zu verdeutlichen, was ein solcher mit aller Härte und Bösartigkeit geführter Konflikt aus einem Menschen machen kann. Ein Mensch der Schreckliches erleben musste. Statt wie dereinst "Rambo", der sich gegen die Missachtung seines Einsatzes, gegen die ihm entgegengebrachte Verachtung im Buch (nicht so lau wie im Film) auf brutalste Art rächte, ging Lee in die Wälder, wo er weder sich noch seinen Mitmenschen oder Frau und Sohn Lee jr. Schaden zufügen konnte. Feigheit vor der Konfrontation mit der Gegenwart oder Verantwortung gegenüber den Unschuldigen? Wer weiß? Und der Name des Hundes - Pawlow? Trotz Schlägen immer wieder zurückkommen? Überdenkenswert?

Als es dann zum ersten Zusammentreffen kam, hatte ich als Leser für die meisten Figuren der Camper eher wenig übrig. Der Sympathischste, wohl weil nur Nebenfigur ohne große Charakterschwächen, die er als erstes Opfer auch nicht brauchte, war dann auch der Vogelbeobachter. Wozu Zeit an den verschwenden, wenn man ihn eh gleich wieder rausschreibt? Und dann kommt es zu dem Szenario, das ich mir beim lernfreudigen "Wolf Creek"-Mick gewünscht hätte: Die fiesen Fallen, die die Soldaten in Vietnam am eigenen Leib erfahren mussten. Gruben mit angespitzten und in Scheiße getauchten Stöcken, Fallstricke und so weiter. Die unheimliche Atmosphäre in einem dunklen Wald, in dem man auch bei Tag nicht erkennen kann, was einen erwartet und somit hinter jedem Busch einen Feind vermutet. Angst und Paranoia machen sich breit. Jedes Geräusch lässt einen zusammenzucken. Und als Leser ist man natürlich jetzt voller Erwartung, was als Nächstes passiert, ob sich wer aus der Heimat des Lee lebendig auf das gewohnte Terrain der Städte retten kann oder ob der Veteran sie alle erwischt, im Wald verschwinden lässt, als Dünger für seine Pflanzen nutzt. "Jagdtrip" hat 350 Seiten Story plus 20 Seiten Platzfüller in Form von einem Werkverzeichnis der in Deutschland von Jack Ketchum bei Heyne erschienen Titel. Preishochtreiberei, weiter nix. Besonders im letzten Drittel legt der Autor dann auch richtig los, gewinnt die Sache an Fahrt, der Härtegrad hält sich aber in Grenzen. Das Buch ist von Beginn an ein ordentlicher Thriller mit Elementen aus dem Vietnamkrieg. Dass das Buch vielerorts als "Horror-Roman" bezeichnet wird, kann ich nicht nachvollziehen, denn dann wäre ja jeder Vietnamfilm und jeder Roman zu diesem thema eine Horrorstory. Es ist vielmehr ein spannendes, actiongetränktes Drama um einen Vietnamveteranen, der sich in der Heimat nicht mehr richtig einleben und konnte und es nach den vielen Anfeindungen der studierenden Drückeberger und Faulenzer auch nicht mehr durfte. Irgendwann kann ein Mann die Schmähungen für etwas, das er nicht zu verantworten hat, nicht mehr ertragen. Ein gutes Buch, das aber von David Morrell und seinem "Rambo - First blood" doch noch um einige Längen übertroffen wird. Dieses Buch mit anderen von Ketchum zu vergleichen erübrigt sich, weil es das erste war, das ich von ihm gelesen hab.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 August 2016, 10:09:01
(https://1.bp.blogspot.com/-NAjTbjbHsgg/V7wPmek9zsI/AAAAAAAAFJM/JNSG12bSPZYs2WwiZhPnzGUqZFS8bcZ2gCLcB/s320/end5.jpg)

G. Michael Hopf. Nach einem leidvollen Weg findet Gordon eine Zuflucht in den Bergen Idahos. Allerdings sucht er dort vergeblich nach Ruhe. Er sieht sich gezwungen, in einen Krieg zu ziehen, den er nie wollte. Mit Rache im Herzen und einer Armee im Rücken geht er in die Offensive gegen diejenigen, denen er vormals Treue geschworen hatte.

Gordon van Zandt zieht wieder in den Krieg. Kaskadien soll unabhängig bleiben, doch genau hier ist der Knackpunkt: Präsident Connor will das nicht zulassen und schickt seine Truppen los. Auch um seine Macht zu stärken ist ihm kein Trick zu mies. Die Auseinandersetzung wird mit aller Macht geführt, die Konfrontation gesucht. Jeder will den jeweiligen Feind vom Angesicht der Erde tilgen. Dabei werden auch Allianzen geschmiedet, die man nicht unbedingt als sicher bezeichnen kann. Und in Idaho geht das Leben weiter seinen Gang. Die Kinder müssen lernen, wie man überlebt und die Anleitung dazu erhalten sie von Hector, einem mexikanisch-stämmigen Mann, der sich von seinen schweren Verletzungen erholt. Und wie in jeder Gesellschaft üblich, gibt es auch hier Eifersüchteleien und mehr oder weniger gut begründete Abneigungen gegen die eine oder andere Person. Das äußert sich manchmal in Recht skurrilen Szenarien. Doch als der Krieg näher kommt, müssen alle zusammenhalten.

Die "The end"-Reihe ist eine actionreiche Dystopie, die sich packend liest. Die Fronten zwischen den Protagonisten sind hier klar abgesteckt und so kommt es, dass hier und da auch mit zweierlei Maß gemessen wird. Was die "gute" Seite darf, wird bei der anderen Seite verteufelt und als Verletzung der Menschenrechte angeprangert. Was mittlerweile auch recht auffällig ist, ist die Tatsache, dass Van Zandt nicht nur ein klangvoller Südstaatenname ist, sondern die ganze Geschichte sehr an diverse Kriege erinnert, in denen sich ein Teil des Landes vom anderen abspalten wollte. Hier scheint es, als wären die aktuellen Geschehnisse ganz leicht auf den Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert zu übertragen und die Sympathien auf Seiten der Kämpfer für eine Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten. Kaskadien als der Süden und die Länder um Präsident Connor als die Nordstaaten. Natürlich gibt es auch einige politische Schachzüge und Verwicklungen, die man sich durchaus so vorstellen kann, in einer Zeit, in der es kaum noch gültige Regeln gibt. Beide Seiten haben da wenige Skrupel, aber was auf Seiten der Van Zandts als gerechtfertigt angesehen wird, ist bei den Feinden der Familie als Misshandlung skizziert. Wenn Samantha einen wehrlosen Gefangenen halb zu Tode prügelt, bloß weil er sie "geärgert" hat, wird das vorbehaltlos akzeptiert. Dafür hat dann die Gegenseite einen noch fieseren Plan, trägt dick auf im Kampf um Macht und Einfluss und mordet ungeniert. Abgesehen von diesen einseitigen Schilderungen, ist das Buch ein rasanter Kracher, der  mit etlichen Actionsequenzen aufwarten kann. Hubschrauberattacken, Panzerangriffe, Bombenattentate. Dazu eine unerwartete, dafür aber böse Schachzüge beider Seiten und fertig ist ein temporeicher fünfter Teil einer Endzeitsaga, die mal ohne Zombies und Infizierte auskommt und weil sich das ganze so flott liest, lässt der Autor auch gleich noch einen sechsten Teil folgen. Derartige Lektüren dürfte es gerne mehr geben. 300 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 August 2016, 20:08:53
(https://4.bp.blogspot.com/-dDLOb7WrxqM/V76r6R2pE9I/AAAAAAAAFLQ/b7ip2J3uPf8F5ZLm2A748hF-HmhLhYR-gCLcB/s320/condorgrady.jpg)

James Grady. Ronald Malcolm, Codename Condor, ist inzwischen bei der CIA ausgeschieden, wird aber weiterhin von Homeland-Security-Agenten überwacht. Als er eines Tages nach Hause kommt und einen dieser Agenten tot in seinem Wohnzimmer vorfindet, weiß er, dass jemand ihm etwas anhängen möchte, weil dieser glaubt, er wisse zuviel. Condor flieht und die Jagd auf ihn beginnt.

Condor aka Vin hat einige Zeit in einer Agency-Klinik für geistig verwirrte Mitarbeiter verbracht. Aber irgendwann hat man ihn freigelassen, ihm sogar einen Job in der Kongressbibliothek besorgt. Was aber nicht heißt, dass man ihm traut. Er wird natürlich weiterhin von Homeland überwacht und kontrolliert. Zudem hat er so einige Auflagen zu erfüllen, die sein Leben zwar etwas einschränken, ihm aber wenig ausmachen. Die Agenten, die zur Überprüfung kommen, sind dann auch recht unterschiedliche Charaktere. Wo das eine Team freundlich und eher zuvorkommend ist, kann ein zweites durchaus sehr grobmotorik und böswillig sein. Als er dann einen dieser Grobmotoriker bestialisch ermordet in seinem Wohnzimmer findet, als er von der Arbeit kommt, ahnt er, dass er fliehen muss. Bald bekommt er Unterstützung durch Faye, die Partnerin des ermordeten Agenten. Doch es ist immer noch kein Hauch eines Fortschrittes zu erkennen, den ihre Bemühungen Licht ins Dunkel dieser verzwickten Angelegenheit zu bringen, vielleicht nutzbringend an den Tag zerren könnten. Stattdessen gibt es Anschläge auf sie, Täuschungen und ständige Hetzjagd auf sie, da es in Washington von Überwachungskameras und Agenten der verschiedensten Dienste nur so wimmelt.

Man erinnert sich noch an das erste Buch "Die sechs Tage des Condor", das als "Die drei Tage des Condor" mit Robert Redford und Cliff Robertson verfilmt wurde. Da gab es durchaus den Unterschied, dass der Film mehr Schwung hatte als das Buch. Und nun - 40 Jahre später - ist Condor schwer gealtert. Und Robert Redford übrigens mit ihm. Dennoch fiel es mir schwer, diesen Condor mit der Figur von Redford zu verbinden. Dieser Condor ist ein wirrer und alter Mann, der eine umfangreiche Hausapotheke sein Eigen nennt, der Pillen für den Stuhlgang ebenso benötigt wie zu dem Zweck, den Tag mit klarem Verstand durchzustehen. Man hat fast Mitleid mit dem Ex-Agenten. Der Stil von James Grady hingegen ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig. Mal haut er Schachtelsätze raus, als würde er AGBs verfassen, die durch mannigfaltiges Geschwafel versuchen, Verstöße gegen das Vertragsrecht zu verbergen, dann liefert er ein Wortstakkato ab, gegen das ein Reilly, Winslow oder ein Ellroy wie ausufernde Schwätzer wirken. Tempo kriegt er damit leider absolut nicht ins dritte Buch um den Agenten, der damals wider Willen in die Kälte musste. "Die letzten Tage des Condor" ist keiner der üblichen Thriller, es ist eine Krankenakte. Krank ist nicht nur der Protagonist mit seinen vielen Pillen gegen alles mögliche, krank ist auch die Gesellschaft und besonders der paranoide Staat, der in jedem Bürger einen Feind sieht und daher mittlerweile zum Überwachungsstaat geworden ist. Nach dem 11. September sollten die Geheimdienste via Homeland zusammenarbeiten, die Erkenntnisse teilen, doch das ist weit von der hier geschilderten Realität entfernt. Die Spione trauen sich gegenseitig nicht, spähen sich gegenseitig aus. So weit, so gut. Agentenromane im Old School-Style brauchen schon etwas Verzwicktes, nicht unbedingt eine klar erkennbare Trennung von Gut und Böse wie z. B. die wunderbaren Actionkracher amerikanischer Prägung sie beinhalten, die mit höchstem Tempo protzen können und den Leser durch die Zeilen jagen. Robert Ludlum beherrschte das nahezu perfekt, den Agenten in eine undurchsichtige Situation zu bringen und die Methoden der Dienste anzuprangern und dabei doch unterhaltend zu bleiben. James Grady gelingt das leider nicht. Sein Buch liest sich zäh. Auch weil er seinen alten Condor immer wieder in dessen Phantastereien abgleiten lässt, plötzlich Personen und Schauplatz wechselt und Aufmerksamkeit vom Leser fordernd. Aber irgendwie konnte er mich nicht überzeugen und ob ich nun das sich in Arbeit befindende "Next days of the Condor" wirklich kaufe, steht noch in den Sternen. Meine Empfehlung zu dem Buch: Guckt lieber den alten Film, denn die Lektüre ist schwer verdaulich und langatmig, erzählt die alte Story nur etwas modernisiert, aber immer noch wenig flott. 370 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 August 2016, 20:25:09
(https://4.bp.blogspot.com/-Ka4yjOn6Law/V8QeFs2H6_I/AAAAAAAAFOk/JWMd7DfMvgAZbT4GsUzLol5bxSTMVufJQCLcB/s320/psychopagthin.jpg)

Edward Lee & Elizabeth Steffen. Sie fesselt ihre Opfer ans Bett, klebt ihnen die Augen zu, zersticht ihre Trommelfelle und näht die Lippen zusammen. Dann trennt sie ihnen die Glieder ab. Nun hören und sehen sie nichts mehr. Sie können nicht mehr schreien oder sich bewegen. Aber sie sind noch fähig zu fühlen. Und mit ihren Skalpellen, den Nadeln und der Knochensäge, gibt die junge Frau ihnen eine Menge zu fühlen .

Kathleen Shade fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut, bleibt lieber für sich. Daraus ergibt sich auch ihr Job, den sie von ihrem Zuhause aus erledigen kann. Sie ist eine Art Kummerkastentante für ein Frauenmagazin und gibt gute Ratschläge für ihre Leserinnen. Mit der Zeit schleicht sich ein gewisser Trott ein, es wird mittlerweile langweilig. Doch dann wird sie von einer Frau kontaktiert, die sie mit einem schönen kleinen Geschenk doch fast aus der Fassung bringen kann. In dem beigefügten Kästchen liegt ein abgetrennter Penis. Die Psychopathin wünscht sich, dass Kathleen ein Buch über sie schreibt. So will es das Schicksal, dass nach jedem neuerlichen Mord, Informationen und Beweise an Kathleen gehen. Und es bleibt selbstverständlich nicht aus, dass sogar die Polizei von der SAche Wind bekommt und sich näher mit Shade befasst als dieser lieb ist. Besonders auch, weil der angesetzte Detective Spence alles andere als eine liebenswerte Figur ist. Und zu allem Überfluss lernt sie dann auch noch den Dichter Platt kennen, der ihr mit Wort und Schrift - und hin und wieder auch Tat - seine Liebe gesteht und zeigt. Doch ihre Vergangenheit lässt sie nicht los und die Mörderin hat ihren Plan auch noch nicht geändert, womit alle Menschen in Shades Umfeld in Gefahr wären.

Irgendwie gewann ich bei der Lektüre immer mehr den Eindruck, dass Edward Lees Part sich hier auf die Beschreibung von Sex und Gewalt reduziert hat, während Elizabeth Steffen den Rest der eigentlichen Story verfasste. Ziemliche Tiraden gegen die Männerwelt, dass man fast glauben mag eine vergessliche Alice (Warum muss ich jetzt an den Song "Living next door to Alice" denken? Kotz!) hätte ihren Vorurteilen hier freien Raum gelassen und gleich mal jeden Mann hier in diesem Buch als Drecksack hingestellt. Nur der dürre Dichter mit dem langen Hippie-Haar und Friedensgelaber und der sich leicht wandelnde Detective Spence werden nicht allzu negativ geschildert - aber Spence ist ja auch schwul und daher keine Gefahr. Alle anderen Kerle hier in dem Buch sind Mörder, Vergewaltiger, Erpresser, Egoisten und was weiß ich noch Schlimmes. Und die Kolumnenratschläge, die die an sich selbst zweifelnde Shade so abgibt, könnten durchaus auch aus ihrer eigenen Misere erwachsen sein und nicht gerade die vernünftigsten Tipps für die Frauen, die bei der Zeitung via Brief Rat suchen. Wie kann eine Person Ratschläge für andere Hilfesuchende erteilen, wenn sie ihren eigenen Mist nicht auf die Reihe kriegt? "Porträt der Psychopathin als junge Frau" ist zum Teil ein etwas zurückgenommener Edward Lee - seine wirklichen Exzesse erscheinen nicht umsonst bei "Festa Extrem" -, der aber immer noch für den Mainstreamkonsumenten viel zu heftig schreibt. Frau Steffen hat den Thrilleranteil mit Plädoyers für die Frau verfasst, schon fast eine Art Femegericht (mal frei von Feministin abgeleitet) zusammengerufen und sämtliche Männer, die hetero sind, auf den Anklagestuhl gesetzt. Einseitig wie nur was - und das ist dann auch mein Kritikpunkt an dem Buch. Sonst ist es nämlich flott und mit einem durchaus feinen Spannungsfaktor sowie einem zwar etwas reduzierten Lee-Gewaltpegel und auch wenig von seinem Humor, aber trotzdem eine Anschaffung wert, wenn man weiß, dass Edward Lee hier NICHT federführend ist und sich daher eine andere Erwartungshaltung zulegt. 470 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 August 2016, 13:28:58
(https://1.bp.blogspot.com/-A2Ub6y3M37Q/V8VPRaj3TAI/AAAAAAAAFQo/qa1XgJnCl3kl6Hb264WJ3ImQnKbPYEGvgCLcB/s1600/haunted_cover.jpg)

Bentley Little. Das neue Haus der Familie Perry scheint perfekt, mit Ausnahme des seltsamen Verhaltens der Nachbarn und des eigenartigen Geruchs aus der dunklen Ecke des Kellers. Leider hatte niemand die Familie gewarnt - jetzt ist es zu spät. Das Dunkle steigt bereits den Keller empor.

Die Familie Perry ist unzufrieden mit ihrer neuen Nachbarschaft. Nachdem die Finanzkrise einige ihrer (kredit-)recihen Nachbarn in die Knie gewzungen hat, wird es in ihrer Wohngegend für sie immer unangenehmer. Die neu Zugezogenen haben einfach nicht den Benimm, den ein Paar mit Kindern in ihrer Situation einfordert. Was bleibt das anderes übrig, als sich räumlich von den Neuankömmlingen zu distanzieren. Kauft man sich eben weiter weg ein neues Heim. Problem dabei, diese Nachbarn benehmen sich irgendwie auch seltsam. Kein fröhliches Willkommen oder gar ne Einladung zu nem Barbeque, kein überreichter Begrüßungskuchen - ja, nicht einmal ein Anstandsbesuch. Und als sie dann endlich fertig eingezogen sind, beginnen seltsame Vorkommnisse den Alltag nervig zu gestalten. Da bleiben Türen offen, die man eigentlich geschlossen hatte, da sieht jemand einen Mann im Keller, der gar nicht da ist. Merkwürdig auch der Vorfall mit dem neuen Kumpel vom Sohnemann. Als der bei den Perrys übernachten darf, will er mitten in der Nacht plärrend wieder heim. Warum das so ist, sagt er nicht. Auch die Pyjama-Party der Tochter wird von Seltsamem überschattet. Langsam bekommt die Familie es mit der Angst zu tun. Und als die Frau des Hauses sich über ihr neues Zuhause informiert, wird ihnen ob dessen Vergangenheit noch mulmiger.

Zu Beginn erscheint einem als Leser die Familie als recht elitäre Brut, wenn sie sich schon von der ärmlicheren Nachbarschaft abesetzen will. So nach dem Motto: "Die sind nicht gut genug, um unsere Nachbarn zu sein, wir müssen hier weg." Das verliert sich zwar bald in der Geschichte, aber die Kids der Perrys sorgen für Ausgleich: Streber-Bubi und Schwester Nervig. Okay, abgesehen von den doch leicht unsympathischen Figuren kann Bentley Little mit den unheimlichen Geschehnissen in und um das Haus der Perrys eine recht gute und auch spannende Atmosphäre aufbauen. Woher kommen die seltsamen Textnachrichten? Wieso ist Papa dauergeil? (War jetzt nicht gerade die innovativste Idee für das Buch, gelle?) Warum fürchtet sich Bubele Streber-James vor dem Keller? Fragen auf die der Leser nach Antworten giert. Dies und immer fiesere Aktivitäten, die im Keller ihren Ursprung zu haben scheinen, fegen den Leser in zügigem Tempo durch das Buch. Entweder war ich in die Lektüre so vertieft, dass ich die angeblich ach so vielen Fehler nicht bemerkt hab oder sie sind nicht vorhanden. Die weitere Möglichkeit, dass ich schlicht und einfach blöd bin, schließe ich eingebildeterweise mal einfach mal als völlig absurd aus. Das Horrorhaus ist eine flotte und relativ unbrutale Story, die Bentley Little durchaus gekonnt serviert. Auch die Erklärungen um die Vorgeschichte der Immobilie bzw. des Grundstücks ist nicht von schlechten Eltern, geht sie doch zurück bis zu den Eroberern mit dem fiesen Killer Ferdinand und findet ihren Weg über einen bekannten Mountain Men zu einem Sheriff in die Gegenwart. Einzig das Ende wird wieder etwas zu schnell geliefert. Ein Manko, das mir bei den Werken dieses Autors immer wieder auffällt. Da baut er eine wirklich gute Story als feinen Grusler auf, würzt sie mit etwas - manchmal überflüssigem - Sex und kurz vor dem Höhepunkt ist dann fertig. Eine solche Geschichte gut und rund abzuschließen, das fehlt ihm noch. Erst recht in dem ständig - und nicht ganz zu Unrecht - angeführten Vergleich mit Stephen King. Gutes Buch mit kleinen Mängeln, die aber kein Grund sind, von einem Erwerb abzusehen. Und wer schon öfter Bücher des Autors mit Genuss gelesen hat, ist hier auch am rechten Platz. 300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 September 2016, 11:27:53
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1472640264_besch%C3%BCtzer1.jpg)

Martin Kay. Deutschland braucht Superhelden! Zumindest, wenn es nach der Ansicht Konrad Berghoffs geht. Der Inhaber zweier Biotech-Firmen erforscht seit Jahren die Möglichkeiten übernatürlicher Fähigkeiten beim Menschen. Als die selbst ernannte Rächerin Sin Claire über die Dächer Frankfurts fliegt und Raubüberfälle ebenso vereitelt, wie sie Menschen in Not rettet, wittert der Industrielle eine echte Chance, seinen Traum eines Superheldenteams umzusetzen. Er beauftragt den Ermittler Kevin Burscheid, Sin Claire und weitere Begabte für seine Sache zu gewinnen. Doch die vermeintlichen Helden fügen sich nur widerwillig in ihre Rollen. Erst als ein Schurke mit unglaublichen Kräften Frankfurt unsicher macht und Menschenleben in Gefahr sind, kommt es zum Team-up. Die Beschützer sind da!

Frankfurt, die Stadt des Verbrechens. Und hier wird gerade ein Bankraub vereitelt. Durch eine Frau mit Superkräften. Sie ganz allein stellt die Verbrecher und erhebt sich dann in die Lüfte, um von dannen zu fliegen. Ihr Name ist Sin Claire. Kevin Burscheid erscheint am Tatort - früher Bulle, jetzt Privatschnüffler. Er hat noch seine Informanten und ist weder blind noch taub. Schnell hat er mitbekommen, dass an diesem Bild etwas falsch ist. Dann erfährt er, dass ein Mercedes hier regelrecht verdampft ist, richtiggehend verschwunden. Und nun klärt sich auch der Schleier, der über seinem Auftrag lag, den er vor einiger Zeit erhalten hat. Keine Spinnerei, kein Ding der Ummöglichkeit. Er muss sofort zu seinem Kunden mit dem Namen Berghoff. Andernorts macht sich Dr. Weiss große Sorgen um sich und seine Familie. Irgendetwas stimmt hier absolut nicht. Gerade noch hat seine Tochter hohes Fieber, doch kaum hat er sie berührt, ist das plötzlich gesunken, während seine Gattin in sich zusammenklappt. So nach und nach kommen immer weitere Menschen mit ungewöhnlichen Kräften zusammen. Da wäre dann Dr. Hand oder auch Facetta, die sich vervielfältigen kann. Diese Gruppe der Guten will der Polizei bestehen und in kritischen Situationen eingreifen. Das ist auch bald vonnöten. Ein Prätorianer nimmt Geiseln, tötet sogar welche. Und er kann nach einem Zusammentreffen mit den Helden entkommen. Das bringt die Gruppe auf die Idee, im Studio des Marokkaners Bassir ihre Kampftechniken zu trainieren und zu verfeinern. Die Stadt hat einen neuen Sheriff - und mit der Paladin und deren Gefolge auch einen neuen Bösewicht.

Wie bei seinen Hannigan-Romanen, mit denen Martin Kay bewies, dass auch deutsche Autoren richtige Action zwischen die Buchdeckel zaubern können, hat er für hiesige Gewohnheiten schon fast Neuland betreten. Nun hat er sich einen Partner in Crime gesucht (Dirk van den Boom - "Kaiserkrieger") und mit ihm eine Superhelden-Reihe für deutsche Gefilde kreiert. Da es beide Autoren geschafft haben, mich mit ihren Reihen zu überzeugen, was für einheimische Künstler recht schwer ist, war es eigentlich auch Pflicht, mir das erste Buch "Die Beschützer - Ära der Helden" zu genehmigen. Und ich hab mir selbst nicht zuviel versprochen. Martin Kay legt gleich ne ordentliche Schippe vor, sodass es einen flotten und rätselhaften Einstieg gibt, der einfach zum Fortfahren mit der Leserei reizt. So fängt man die Mäuse - seien es nun Euronen oder nur Kunden, am Liebsten wohl beides. Der Aufbau ist erwartungsgemaäß gestaltet. Erste Auftritte der Helden, Zusammenkunft, kleinere Interessenkonflikte und Meinungsaustausch. Und dann ein richtig fieser und mörderischer Gegner. Es wird mit Überraschungen aufgewartet, die man jetzt nicht schon im ersten Buch auflöst - es soll ja eine Serie werden und Dirk van den Boom noch etwas Stoff für das zweite Buch "Zeit des Erwachens" bleiben. Nicht ungeschickt eingeflochten wurde nach einigen Opfern unter der Zivilbevölkerung auch das Dilemma, ob sie nun bloss Helfer und Unterstützer der Sicherheitsorgane sind oder gar schon Selbstjustiz übende Vigilanten. Neben einigen persönlichen Handlungssträngen und kurz gestreiften politischen Zwängen ist der Start der Reihe ein gelungener Auftakt, der dem ganzen Hype um die fast schon lästige Film- und Serienschwemme nun in Buchform noch etwas zufügen könnte. Zugegeben besser als die bunten und sinnfreien Bilderchen mit Texten, die schon Vorschüler unterfordern würden - das gilt auch für die Filme. Jedenfalls können die beiden Autoren aus dem Vollen schöpfen und mal sehen, wann sie auf die Idee kommen, dass ihr momentaner Spielort Frankfurt recht nah am Weltnaturerbe Grube Messel liegt und man sich da locker eine Storyline aus dem Ärmel schütteln könnte. Dass sie um neue Ideen nicht verlegen sind, haben beide ja schon längst bewiesen. Wer sich also mal einen Superhelden-ROMAN gönnen will und das nötige Know-How dafür mitbringt, sollte sich diesen einen Start von "Die Beschützer" beim Atlantis-Verlag durchaus mal auf den Einkaufszettel schreiben. Flotte Story mit Wiedererkennungswert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 September 2016, 19:53:43
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1472902671_weltdertoten.jpg)

Tom C. Winter. Im obersten Stock eines Kaufhauses bereitet sich ein Mann auf den Tag vor. Trinkwasser besorgen, dann Batterien für die Taschenlampe. Der Mann ist Grundschullehrer. Er ist auf der Suche nach seinen letzten Schülern - vielleicht hat einer überlebt. Er weiß, wenn er das Gebäude verlässt, fallen ihn die Menschen an, denen er begegnet. Die Infizierten. Denn der Großteil der Menschheit ist einer Pandemie zum Opfer gefallen, die alle zu Bestien macht. Bewaffnet mit einer Pistole wagt der Mann sich hinaus auf die Straße. Er glaubt, das größte Grauen bereits hinter sich zu haben. Doch dies ist ein Irrtum.

Carsten ist ein ziemlich normaler Typ, wie er da so in seinem Versteck sitzt und sich entschließt, weiter nach seinen Schülern zu suchen, von denen vielleicht welche von der Pandemie verschont wurden.Und als er nach draußen geht, offenbart sich ihm das ganze Grauen, das die Krankheit mit sich brachte. Überall Tote, angefressen oder todkranke Lebende, die durch die Gegend stolpern, bis die Hirntätigkeit sowie andere Bereiche ihren Dienst endgültig einstellen. Dies geschieht nach und nach und daher sind manche Infizierten noch schneller und etwas cleverer als andere, früher Betroffene.Dennoch versorgt sich Carsten mit allem notwendigen Zeug wie Batterien für die Taschenlampe und Proviant und tritt seine Reise an. Unterwegs begegnet er den unterschiedlichsten Menschen, findet gar die Häuser der Familien von einigen seiner kleinen Schüler und muss diverse schreckliche Geschehnisse verkraften. Doch er kann Miriam retten. Das erste Kind aus seiner Klasse, das noch lebt. Jetzt ist er zuversichtlich, dass auch die weiteren drei Schüler, bei denen er noch nicht war, noch am Leben sind. Er zieht mit Miriam weiter, findet Unterschlupf bei einem alten Mann mit Hund, lässt sich aber nicht davon abbringen, seine Suche fortzusetzen. Dann treffen sie auf Sabine. Die hat im Zoo der Stadt überlebt und kümmert sich seitdem um die Tiere, die noch nicht infiziert sind. Sabine behält ihren Optimismus und glaubt, dass es überall auf der Welt Immune gibt, die die Seuche überstehen können und dass die Menschheit den Kampf gegen die Krankheit gewinnt.

Ich gebe es offen zu, dass ich nicht aufgepasst hab beim Kauf des Buches. Denn dann hätte ich ob meiner bekannten Skepsis gegenüber den Kreativen aus deutschen Landen die Finger von dem Buch gelassen. So hab ich nur auf Namen und Cover geachtet und den Marketing-Leuten bei Bastei-Luebbe wohl recht gegeben. Aber so schlimm wie nach der Erkenntnis, dass ich hier ein Produkt aus der (Noch-)Heimat in Händen halte, befürchtet, wurde es gar nicht. Tom C. Winter hat einen etwas anderen Ansatz als die meisten Autoren, die dieses Genre immer weiter mit Beiträgen füttern, gewählt. Nicht, dass die Menschen nur Kranke oder Infizierte sind - das gab es schon oft. Aber er hat einen halbwegs normalen Menschen als seinen Helden auserkoren. Vermutlich wollte er sich auch für seine eigene Schulzeit bei seinen damaligen Erziehern entschuldigen und hat deshalb einen Grundschullehrer in die Hauptrolle gepackt (Bei mir wären die dann eher sofort zu Zombies mutiert und dann im Häcksler gelandet, oder so.). Keiner, der dann zuvor bei der Bundeswehr das Überlebenstraining bestanden hat und zu Spezialeinheiten versetzt wurde. Ein Kriegsdienstverweigerer aus Überzeugung. Mit Waffen kann er nur umgehen, weil er schon einige Zeit mit der Pistole geübt hat, die er einem toten - richtig toten - Polizisten abgenommen hat. Deshalb geht auch die Munition zur Neige und er muss so oder so raus ins abgestorbene Stadtleben. Erwartungsgemäß menschelt es in dem weiteren Geschehen recht viel. Der Protagonist macht Fehler über Fehler, vergießt die eine oder andere Träne, ist misstrauisch und verängstigt. Seine Suche ist wie eine Reise in eine neue Welt. Böse Menschen, einsame Menschen, Infizierte und Gesunde säumen seinen Weg. Er muss sich wehren, die Waffe benutzen, was ihn als Pazifist lange sehr beschäftigt und er sich nur durch sein Mantra, dass die Angreifer eh schon tot sind, dabei nicht hundeelend fühlt. Seine Sorge um Miriam in allen Ehren, aber sein Rettungsversuch der ganzen Klasse war realitätsfern und wie bei anderen Figuren im Buch wohl nur dazu da, sich beschäftigt zu halten nach dem endgültigen Untergang der Zivilisation. Stilistisch hebt sich "Welt der Toten" nicht sonderlich von anderen Autoren ab, Verlgeiche mit Justin Cronin, Stephen King oder Robert McCammon sind aber doch sehr optimistisch formuliert für einen flotten 315-Seiten-Quickie. Für mich reiht sich das Buch ins Mittelfeld der flüssig geschriebenen und einigermaßen spannenden Bücher des Genres ein. Ein etwas anderer Held, ein etwas anders gewählter Ansatz mit einer ziemlichen Portion Pessimismus und Tragik. Längen werde so ziemlich vermieden und es hätte schlimmer kommen können. Das Buch ist eine "Kann"-Anschaffung, kein "Muss". Aber als lockerer Zeitvertreib eine gute Wahl, wenn die Ansprüche nicht zu hoch sind.  300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 September 2016, 19:55:23
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1472902763_survive.jpg)

Alexandra Oliva. Eine junge Frau allein in der Wildnis – eigentlich sollte es nur ein Abenteuer werden. Doch aus diesem Albtraum wird niemand mehr erwachen. In der wilden Gebirgsregion machen sie sich bereit: Zwölf Frauen und Männer wollen die Survival-Herausforderung bestehen. Nur einer kann gewinnen - wenn alle anderen aufgeben. Es ist alles nur eine Fernseh-Show, doch dann geschieht, was keine planen konnte: Etwas Tödliches.

Zwölf unterschiedliche Personen haben das Casting überstanden und dürfen nun an einer Survival-Challenge eines TV-Senders teilnehmen. Die ausgerufenen Belohnungen sind happig: der Sieger erhält ne halbe Million Dollar, der Zweite immerhin die Hälfte und der Dritte immerhin noch 100.000 Dollar. Der Moderator weist die Kandidaten ein, stellt ihnen die Mannschaft hinter den Kulissen vor und erklärt noch einmal die Regeln. Die ersten Prüfungen sind einfach, dann wird es immer schwerer - und auch fieser. Es kommt zu Verletzungen und Zank und den Teilnehmern. Bald werden die Challenges Kenntnisse vom Überleben in der Wildnis erfordern.
Aber in den Wäldern lernt man auch eine Frau kennen, die auf sich allein gestellt ist. Die durch den Wald und die felsigen Pfade wandert, sich von dem ernährt, was sie vorfindet und unbedingt ihre eigene Sonderprüfung bestehen will. Bald trifft sie auf den jungen Brennan. Der plappert unentwegt und sie würde ihn am liebsten wieder irgendwo aussetzen.

Ansonsten wäre jetzt jedes Wort zuviel bei der Inhaltsangabe. Nicht negativ, sondern es würde massive gespoilert werden. Daher wird auch dieser Part mit der Einschätzung hoffentlich nicht zuuuu lang ausfallen. Man erinnere sich an die diversen TV-Verbrechen in deutschen Landen, in denen irgendwelche Deppen irgendwo ausgesetzt oder eingesperrt werden, vermeintlich tanzen oder kochen sollen und was weiß ich noch für einen weiteren Scheiß man erdulden muss - ach ja, grottenhässliche Pseudomodels mit einstelligen IQ-Werten und selbsternannte Sangestalente, die ins TV gehen, um sich von Besserwissern ohne Manieren beleidigen zu lassen (da muss wohl in den Verträgen ganz explizit stehen, dass sie gegen die Wortwahl gewisser Großschnauzen nicht klagen dürfen.). Und genau das wird hier in dem Buch wunderbar entlarvt. Das ist der eine Handlungsstrang. Wie die Kandidaten ausgewählt werden, die Kriterien, dass jeder von denen leicht zu manipulieren ist und die man dann aufeinander hetzt. Fürs dämliche TV-Volk draußen wird alles so geschnitten, dass jeder der Kandidaten schnell einen gewissen Ruf hat. Die Nette, die Süße, der Querulant, der Naturmensch usw. Es wird Zoff erzeugt, bei den Challenges gelogen und betrogen (von denen hinter der Kamera wie von denen davor). Die Teilnehmer werden allesamt recht flach charakterisiert, aber das dürfte zu den meisten Leuten passen, die sich für den Mist nicht zu schade sind - oder Geldnot würde ich als Ausrede noch gelten lassen. Kurz - das Ganze ist hinterfotziger, verlogener Scheißdreck wie es das Buch uns lehrt. Das ist der eine Handlungsstrang. Dazu kommt aber noch der zweite, er um die Frau, die alleine unterwegs ist und die ihre Gedanken und Ängste, ihre Nöte und die aktuellen Begebenheiten als Erzählerin schildert. Hier kommt mit der Zeit ein bisschen Drama hinzu, aber man erfährt nicht, wer die Frau ist. Später nennt sie Brennan zwar einen Namen, aber das war nur der erste, der ihr einfiel. Hier wird der Leser im Dunkeln gelassen - so wie die Show auch heißt: Im Dunkeln. Was auf dem Klappentext angekündigt wird und selbstverständlich in Erfahrung bringen will, bleibt ebenso lange verborgen. So kristallisieren sich zwei Fragen heraus: Wer ist die Frau? Was passiert mit dieser angekündigten tödlichen Gefahr? Das macht den Spannungseffekt des Buches aus. Die Allianzen, die die Spieler schmieden, die Prüfungen, die gar keine wirklichen sind, die Tricks der Macher hinter der Show und die Meinungen der Kandiaten über sich und ihre Gruppe macht den unterhaltsamen Teil aus. Dieses ganze aufgeblähte Dingen, beworben ohne Ende, genauso verlogen und dennoch immer wieder von Millionen konsumiert und ebenso immer wieder entsprechend Kandidaten in der Masse der Publicity-Geilen zu finden, derartig bloßgestellt, macht irgendwie schon Spaß. Der Stil ist leicht und locker, profitiert aber auch von den Kenntnissen der Autorin, was die Wildnis angeht. Kopfkino ist angesagt und mich würde es nicht wundern, wenn man bald - wie bei den TV-Shows - den Kopf irgendwann nur noch braucht, weil da die Augen und Ohren sitzen, mit denen man den Kinofilm bewundern kann. Den Mund braucht man dazu überhaupt nicht, liebe Kinogänger von heute. Mal was Neues gesucht und gefunden. Und wie es dann so kommt, liegt plötzlich "Dark Wood" von Thomas Finn mit einer ähnlichen Thematik auch hier rum. Mal schauen, wann ich den angehe, jetzt ist erst einmal wieder einer vom Festa-Verlag dran. "Survive - Du bist allein"  mag zwar keine Pflichtlektüre sein, schon gar nicht unbedingt für die Action- und Horrorfraktion, aber ein Schnarcher ist das Buch auch nicht. Gebt ihm ruhig mal ne Chance. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 September 2016, 14:36:33
(https://3.bp.blogspot.com/-7DpRHlEipRk/V8_lflZT0oI/AAAAAAAAFcI/PHScA92hOKI3QGIP_EsfeG8N2uKRM8a3ACLcB/s320/bourne.jpg)

Eric van Lustbader für den Nachlass von Robert Ludlum. Ein politischer Gipfel in Doha wird von einer Gruppe Schwerbewaffneter überfallen. Jason Bourne ist als Doppelgänger eines syrischen Ministers mittendrin und gerät in die Gewalt des berüchtigten Terroristen El Ghadan. Wie sich zeigt, hat der Terrorchef auch Bournes enge Freundin Soraya Moore und deren kleine Tochter entführt. Sein grausames Ultimatum: Binnen einer Woche soll Bourne den Präsidenten der USA töten. Gelingt es ihm nicht, werden Mutter und Kind sterben. Die Uhr tickt.

Jason Bourne hat mittlerweile seine Rücklagen aus der Zeit bei der CIA, Treadstone und anderen Aktivitäten nahezu aufgebraucht und muss ich daher einen Job suchen. Selbstverständlich keinen Allerweltsjob wie etwas Buchhändler oder Verleger. Er ist ja als Meister der Verkleidung bekannt und springt aus diesem Grund oft als Double für Politiker ein, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht persönlich an irgendwelchen Sitzungen teilnehmen wollen. Das führt ihn nach Doha, wo er einen syrischen Minister vertritt. Was er nicht ahnt, ist die Tatsache, dass er damit einem Terroristen geradezu vor die Flinte läuft. El Ghadan metzelt alle Teilnehmer außer Bourne nieder. Den lässt er am Leben - und hat dafür auch einen Grund: Der Terrorführer hat Soraya, ihren Mann und deren Tochter Sonya entführt, um ein Druckmittel gegen Bourne zu haben. Den Mann lässt er vor laufender Videokamera erschießen, sodass Jason Bourne den Ernst der Lage eindeutig erkennen kann. Soraya und Sonya werden sterben, wenn der abtrünnige Agent nicht binnen sieben Tagen den US-Präsidenten tötet. Jetzt hängt alles an ihm, sich unter allen Umständen mit diesem Dilemma zu befassen und selbst ungeschoren aus der Sache herauszukommen. Ein weiteres Problem stellen die Israelis dar, die ebenfalls auf der Jagd nach dem Terroristen sind. Glücklicherweise ist beim Mossad auch Sara aka Rebekka eine der führenden Agentinnen - und die Freundin von Jason Bourne. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wird in Amerika Camilla, die Geliebte des US-Präsidenten und Chefin des Secret Service, der zum Schutz des Staatenlenkers immer um ihn herum ist, in ein teuflisches Spiel verwickelt. Alle Fäden laufen in Singapur zusammen. Doch wer ist nun ein Feind von Jason Bourne und wer wird auf seiner Seite stehen?

Dass Robert Ludlum schon seit über fünfzehn Jahren verstorben ist und nur noch als "Marke" (sehr zynisch) von seinen Verlagen geführt wird, dürfte hinlänglich bekannt sein. Ebenso wird ja mit Tom Clancy verfahren. Nun wollte man weiter an den von Robert Ludlum konzipierten Figuren verdienen und hat einige Co-Autoren engagiert, die ihre eigenen Ideen auf Grundlage der Vorlage des Großmeisters einbringen und diverse Reihen weiterführen. Für Jason Bourne ist das ausschließlich Eric van Lustbader, der zuvor ja schon lange Zeit als eigenständiger Autor einige Erfolge vorzuweisen hatte. Van Lustbader ist gut, keine Frage, aber er kann dem Meister nicht das Wasser reichen. Seine Geschichten um den Mann ohne wirkliche Identität wiederholen sich mittlerweile ebenso wie damals die Staffeln bei "24". Es ist okay, immer noch besser als der meiste andere Quark auf dem Markt (abgesehen von reinrassigen Actionkrachern, die es aber nur beim Festa-Verlag zu bestaunen gibt!!!), aber nichts Besonderes mehr - und die Romane schwächeln auch durch das Fehlen wirklich undurchschaubarer Intrigen und Ränkespiele Marke Ludlum. Seit etlichen Büchern sind die Rollen doch klar verteilt, wirklich Überraschungen hinsichtlich irgendwelcher Drahtzieher bleiben aus, Gut und Böse werden klar getrennt und wenn sich hier der eine oder andere von Feindeseite fast schon bekehren lässt, wird er dann zum zu betrauernden Opfer seiner früheren Kampfgefährten. Erspart dem Autor das Eliminieren einer Hauptfigur. Und da das Buch vor starken Frauen nur so wimmelt, durfte natürlich keine davon dem Terror nachgeben und möglicherweise den Heldentod sterben. Der Präsident aber ist hier mal kein starker Verteidiger des Glaubens und der Nation, auch keiner dieser Linkmichel, die ihre Wähler und Mitarbeiter hintergehen. Nö, er ist eher wie eine Kopie des Typen aus der Serie "Scandal" - ein Schwachkopf, der den Hosenstall nicht zulassen kann, seine Frau betrügt und ständig notgeil von Liebe winselt. Hätten nur noch ein paar Tränchen gefehlt. Ja, es gibt viele Pläne hinter den Plänen in dem Buch. Es gibt fiese Tricks, mit denen man die Menschen täuschen will, man lernt Figuren kennen - und manchmal schätzen -, die mehrere Identitäten ihr Eigen nennen. Doch alles ist aufgedröselt und wird dem Leser sofort eingetrichtert. Die Action passt, der Unterhaltungsfaktor ist auch okay, doch so richtiges Bourne-Feeling will sich nicht mehr einstellen. Und wieso ein jahrelang erprobter Agent, der mit List und Tücke so seine Erfahrungen machen musste, einen solchen Doppelgänger-Job für Politiker anscheinend ohne ihn zu hinterfragen übernimmt, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Echt jetzt - wofür brauchen Politiker Doppelgänger? Um hinter dem Rücken aller Anderen etwas Mieses auszuhecken, irgendjemanden zu betrügen oder zu hintergehen oder weil sie von etwas wissen, das vor Ort, wo sie sein sollten, geschehen soll. Wenn man einem "echten" Ludlum die Höchstwertung gegeben hat (verdientermaßen), dann wäre dieser hier mit 7,5/10 korrekt bedient. Übrigens hat das Buch rund 510 Seiten Roman und rund weitere 18, die man mit Hin weisen zu den anderen Bourne-Büchern gefüllt hat. Und auf der Rückseite des Buches noch eine uralte Lobpreisung der Newsweek für den einzig wahren Robert Ludlum abgedruckt. Keine Mittel werden gescheut, um ein Produkt ans zahlende Volk zu bringen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 September 2016, 14:39:13
(https://2.bp.blogspot.com/-cUj4Q3VggzY/V81BRnMMe_I/AAAAAAAAFZ0/f2RWpUxAudI1vCFtXCYdF5wpNgxmBCdiQCLcB/s1600/000.jpg)

Graham Masterton. Der Polizist Decker Martin hätte das Wochenende gern im Bett der Frau seines Chefs verbracht - doch nun hält ihn ein Gewalttäter auf Trab, den merkwürdigerweise niemand sehen kann. Die Spur des Unsichtbaren führt zurück in die historischen Wirren des Bürgerkriegs. Doch auch die afrikanische Santería-Religion mit ihren grausamen Ritualen scheint eine Rolle zu spielen.

Ein Mann werkelt gerade zu Hause etwas rum, da spürt er einen Schmerz und sieht dann, dass aus einer tiefen Wunde ziemlich viel Blut fließt. Fragt sich, wie er denn das geschafft hat? Doch damit nicht genug. Weitere, kleinere Schnitte folgen. Seine Frau kommt und will ihm helfen, doch sie wird vor seinen Augen enthauptet. Die eintreffende Polizei hält ihn entweder für einen Irren oder einen durchaus cleveren Mörder, der auch auf irgendwie verwunderliche Art und Weise die Mordwaffe hat verschwinden lassen. Sie geht tatsächlich davon aus, dass er seine Frau ermordet hat. Dann hilft das Glück - vermeintlich. Eine Zeugin meldet sich. Sandra, ein Kind mit Downsyndrom, und ihre Mutter. Das Kind behauptet, einen Mann gesehen zu haben, der DURCH die Tür bei den Opfern gegangen sei. Ein grauer Mann mit Bart und Flügeln. Decker Martin, mit dem Fall betraut, bittet das Kind, den man zu zeichnen. Er erhält ein derart hervorragendes Bild, dass er sich die Kleine als Porträtmalerin für den Polizeidienst wünscht. Und ahnt, dass er kaum noch zur Ruhe kommen wird und schon gar nicht mit den Gattinnen von Kollegen oder anderen Frauen seinen Spaß haben kann. Bald führt ihn ein Zufall auf so etwas wie eine Spur des Killers. Sie führt zurück bis in die Zeit des Bürgerkrieges. Währenddessen ereigenen sich aber weitere Bluttaten, eine grausamer als die andere. Bald muss er einsehen, dass gewisse Dinge wirklich nur mit einem Fluch und einem mordenden Dämon zu erklären sind. So kommt er dann an Kontakte zur Religion der Santeria und jetzt wird es erst recht ziemlich verworren für den armen Martin. Ihn plagen nun auch noch Albträume von seiner verstorbenen Freundin Cathy, er sieht sich selbst verfolgt und hat am nächsten morgen tatsächlich Kratzer an den Beinen von seiner Flucht durchs Gestrüpp.

"Grauer Teufel" kam mir schon nach dreißig Seiten wie eine Art Michael Slade light vor. Das ändert sich auch in der Folge nicht wirklich groß, aber es bleibt dabei - es ist "nur" eine brauchbare Variante von den Autoren, die unter dem Sammelpseudonym Michael Slade schreiben. Andere Vergleiche zu vielleicht weiteren Büchern von Graham Masterton kann ich nicht ziehen, da es das erste Buch ist/war, das ich von ihm gelesen habe. Und es hat mir von Beginn an gefallen. Es geht gleich zur Sache, mischt schnell unheimliche Szenen mit Thriller-/Krimi-Elementen. Und auch einen gewissen Teil Humor kann man hier nicht verhehlen. Decker Martin ist ein Filou vor dem Herren und wird auch in einem Running Gag ausgetattet, wenn er ständig irgendwelche Frauen anmacht, mit ihm mexikanisch essen zu gehen. Nicht, dass er als Solist durchs Leben ginge, aber neben zwei oder drei Mädels würden sich ein viertes oder fünftes halt auch nicht schlecht machen. Neben dem Hauch von Grusel erwarten den Leser durchaus einige recht blutige Szenarien, die aber in keinem Verhältnis zu Werken aus der Extrem-Reihe stehen, denn bis auf wenige Ausnahmen sind diese doch eher zurückhaltend formuliert. Dass hier auch die Religion mitspielt, konnte man ja dem Klappentext entnehmen, aber das Vermischen der verschiedenen Religionen und Bräuche, wird erst während der Story herausgearbeitet. Die Hintergründe werden nach und nach aufgedeckt, führen den Leser dabei auch auf falsche Fährten und vermag ihn richtiggehend zu fesseln. Vielleicht nicht die tiefsinnigste Geschichte im Angebot des Verlages, aber wollte ich das, würde ich zu anderen Werken greifen. Und selbst da ist man dann vor überraschend aussagekräftigen Autoren, die einen verflucht hohen Anspruch in ihre Geschichten einbetten, nicht gefeit. Ich sag nur Wrath James White. Zurück zu Graham Masterton und seinem "Grauer Teufel". Das Buch hat eigentlich alles, was man so von einem Horror-Grusel-Thriller erhofft. Blutig, spannend, mit einigen Anspielungen auf Filme (ob der Chango an Django angelehnt ist, weiß ich natürlich nicht) wie "Das Kabinett des Professor Bondi" oder "Die Körperfresser" und einer eigentlich dämlichen Tussi, die bei einem verheerenden Brand nur an ihre DVDs denkt. Leider bin ich auch so blöd, sodass ich sie verstehen kann. Es ist gute Unterhaltung, die ohne Schnörkel und ausschweifende Sperenzchen, die das Buch nur in die Länge ziehen würden, dem geneigten Leser vergnügliche Stunden mit Südstaatlern (dereinst im Bürgerkrieg "Die Grauen" ob der Farbe ihrer Uniformen) und ihren Bräuchen und Riten sowie einem weiterhin latent vorhandenen Misstrauen gegen die "Blauen" (damals die Armee der Nordstaaten in ihren blauen Uniformen) und einem Mörder, der aus der Vergangenheit kam, um zu strafen. Einfach selbst überzeugen. Mag das Buch die Meinungen spalten, ich bin auf der Seite, die es für einen gelungenen Grusel-Schocker mit Polizeibeteiligung halten. 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 September 2016, 11:47:40
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1473499791_wolfsbeute.jpg)

Bernard Minier. Eine Frau verliert die Kontrolle über ihr Leben. Ein Stalker manipuliert mit perfiden Methoden. Ein Kommissar kämpft mit den Schrecken der Vergangenheit. Wer ist Täter? Wer ist Opfer?

Toulouse: Das Unheil beginnt mit einem verstörenden anonymen Brief eines vermeintlichen Selbstmörders. Zunächst glaubt Radio-Moderatorin Christine Steinmeyer an einen Irrläufer, der da in ihrem Briefkasten gelandet ist. Doch dann meldet sich in ihrer Live-Radiosendung ein Mann zu Wort, der Christine für den Tod eines Menschen verantwortlich macht. Zeitgleich erhält Kommissar Martin Servaz einen Hotelzimmerschlüssel zugeschickt. Zimmer 117, im Hotel Wilson in Toulouse. Dort hatte sich vor einem Jahr eine Künstlerin auf grauenvolle Art das Leben genommen. Angeblich. Wer ist der ominöse Absender dieser Schlüssel-Botschaft? Während sich Servaz auf die Suche nach der Person macht, die ihm den Schlüssel zugesandt und herausfinden will, was die damalige Selbstmörderin damit zu tun hat, wird die Radiomoderatorin immer mehr in die Enge gedrängt. Man dringt in ihre Wohung ein, verletzt ihren Hund, pinkelt auf die Türmatte, isoliert sie von den Kollegen. Bald ist ihr Job futsch, ihr Liebhaber glaubt ihr kein Wort und lässt sie im Stich. Selbst ihre Nachbarn halten sie für eine gefährliche Verrückte. In ihrer Not lädt sie einen Clochard in ihre Wohnung ein, um überhaupt jemand zum Reden zu haben. Der erweist sich dann auch noch als überaus gebildeter Mann und seine Geschichte ist ihrer durchaus ähnlich. Unterdessen findet der eigentlich immer noch krankgeschriebene Servaz eine Spur, die sich bald mit den Geschehnissen um die Radiomoderatorin kreuzt.

Was die Geschichte des Kommissars Martin Servaz angeht, sollte man die beiden Vorgängerbücher "Schwarzer Schmetterling" und "Kindertotenlied" schon kennen, da immer wieder Verweise auf die düsteren Taten eines Verrückten auftauchen, die dafür sorgten, dass der Polizist weiterhin krankgeschrieben ist. Darunter auch wesentliche Teile, die zu seiner Marianne bzw. deren Tod führten. Wieder eine etwas andere Kost, etwas schwerere von Bernard Minier. Es dauert seine Zeit, bis man Zugang zu dem Buch erhält. Vorerst wird die Handlung die meiste Zeit aus der Sicht von Christine erzählt, die nach und nach bald selbst an sich zweifelt, so sehr wird sie von einem - oder mehreren? - Unbekannten getriezt. Und sie muss auch bald feststellen, dass sie nicht gerade zu den beliebtesten Menschen in Toulouse zählt. Die Kollegen mögen sie nicht, die Nachbarn ebensowenig. Doch je mehr Zugang der Leser zu ihr und ihren Gedanken erhält, umso mehr kann er in einigen Punkten mit den Nachbarn mitfühlen. Und mit Fortschreiten der Aktivitäten der fremden Stalker nimmt auch der Spannungspegel stetig zu. Dazu bei trägt dann auch die Suche von Servaz. Als er dann auch Zusammenhänge entdeckt, die dem Leser zwar einen gewissen Aha-Effekt entlocken können, aber ihm noch lange nicht, beginnt ein komplexes Verwirrspiel, das nur scheinbar etwas aufdeckt und dann doch wieder einen Haken schlägt. War ich zwischendurch schon mal der Meinung, ich hätte einen Psychothriller der gewohnten Art vor mir - was für Bernard Minier ein Rückschritt gewesen wäre -, wurde der letzte Akt so richtig durcheinandergewirbelt und weist so die eine oder andere kleine perfide Spitze auf, die das Ruder aber so richtig rumreißt. Dann ist es wieder das düstere, beängstigende Werk eines exzellenten Autors namens Bernard Minier, das den Leser schwer beeindruckt hinterlässt. Ein Thriller mit vielschichtigem Hintergrund, an den nur schwer durch andere Autoren heranzukommen ist. Da müssen sie sich ganz schön strecken. Und ja, es wird einen weiteren Roman um Martin Servaz geben. In der Zwischenzeit kann man sich ja mit dem demnächst erscheindenen rund 950 Seiten umfangreichen Werk von Jean-Christophe Grange mit dem Titel "Purpurne Rache" trösten und überprüfen, ob der wieder an seine frühere Klasse anknüpfen und sich mit seinem Landsmann messen kann. Klare Leseempfehlung für Freunde des gepflegten und cleveren Psychothrillers. 630 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 September 2016, 19:59:04
(https://3.bp.blogspot.com/-mO96adX17KY/V9fIz_ehepI/AAAAAAAAFgY/mNGQmQxVZIQZAeR1T1Wzb6uBIE-YfvpwQCLcB/s1600/bleiche%2Bknochen.jpg)

Graham Masterton. Die Skelette von elf Frauen werden auf dem Acker einer Farm im ländlichen Irland gefunden, grausam verstümmelt und bei lebendigem Leib gehäutet. Die Ermittlerin Katie Maguire stellt nach ersten Untersuchungen fest, dass die Toten schon seit vielen Jahrzehnten unter der Erde liegen. Ihr Vorgesetzter will den Fall bereits zu den Akten legen, da taucht ein frisches Opfer auf. Welche Verbindung besteht zwischen dem Killer der Gegenwart und den Toten aus der Vergangenheit? Und warum sind merkwürdige Stoffpuppen an die Oberschenkelknochen sämtlicher Leichen gebunden? Katie Maguire stößt auf ein uraltes Ritual und muss den Mörder stoppen, bevor er erneut zuschlägt.

Auf der Farm von John Meagher, nach dem Tod des Vaters aus den USA wieder nach Irland zurückgekehrt, werden bei Arbeiten an der Scheune Knochenfragmente und dann Schädel gefunden. Die alarmierte Polizei lässt weitergraben und man befreit im Endeffekt dann ELF Leichen von Frauen aus ihrem unfreiwilligen Grab. Die Aufsteigerin bei der Polizei, Katie Maguire, übernimmt den Fall. Schon bald stellt sich heraus, dass weder der Farmer noch seine Leute etwas mit den toten Frauen zu tun haben. Die liegen nämlich schon länger unter der Erde. Doch bald ändert sich die Sachlage: Auf dem Feld wird wieder etwas gefunden. Knochen, auf eine ganz bestimmte Art und Weise angeordnet - und frisch. Jetzt ist eine dringlichere Verfolgung der Vorgänge geboten. Gar nicht gut kommt da das Privatleben der Polizistin ins Spiel. Ihr Gatte ist seit dem Tod des gemeinsamen Kindes in die Nähe der Kriminalität gerutscht, was Maguire in ihrem Beruf UND bei ihrem Standing absolut nicht gebrauchen kann. Dennoch lässt sich ihr Gatte nicht beeinflussen und macht seine illegalen Geschäfte weiter - und die Beträge, um die es dabei geht, sind nicht gerade gering. Mit ihm zu reden, ist vergebene Liebesmüh. Und der Fall, an dem sie arbeitet, wird immer myteriöser. Die Püppchen, die an den Knochen des völlig abgeschabten Beines gebunden sind, deuten auf ein Ritual hin, dem der Mörder folgt. Schon seit langen Jahren folgt. Die Nachforschungen führen sehr weit zurück in der britisch-irischen Geschichte und deuten ein Komplott an, das es in sich hat und viel in den internationalen Beziehungen verändern würde, sollte es je ans Tageslicht kommen.

Zu Beginn sein dann gleich erwähnt, dass es sich hier um einen nahezu lupenreinen Thriller handelt (Das "nahezu" wird im späteren Verlauf noch geklärt.) und nicht um einen der auch von mir so geliebten und von den Großverlagen so verächtlich aussortierten Actioner Marke YouAss of A-First handelt. Ich nenne mal zuerst die kleinen Schwächen, die mir auffielen. Schon nach rund 30 Seiten ist für Vielleser klar zu erkennen, dass sich laut Autor zwischen Polizistin und Farmer irgendwann etwas eher Romantisches entwickeln soll. Das irische Setting ist gut, wird mir aber - also ausschließlich meiner Meinung nach, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt - von Adrian McKinty oder Shaun Hutson (Ich vermisse den weiterhin in der Festa-Autorenliste!! Sorry, wollte unbedingt geschrieben werden.) gefälliger inszeniert. Tja, und als ein cooler Spruch auf eine Provokation angebracht gewesen wäre, soll Maguire nur ein:"Sie stinken aus dem Mund." eingefallen sein. Schwach (wird später aber etwas besser). So, fertig mit dem Gezicke. "Bleiche Knochen" entwickelt sich so nach und nach, kommt erst langsam auf Touren, hat es dann aber stellenweise wirklich in sich. So manche Szene hat der eine oder andere Verlag seinen gesteuerten Massen auch schon als Horror verkauft. Einige "Knochenspiele" und etwas "Gedärmskulptur" sind ebenso enthalten wie fast schon "niedliche" Sexszenen. Die Figuren bekommen durchaus Tiefe verliehen, wobei mich etwas gestört hat, das leider bei so ziemlich jedem Autor zum Tragen kommt und daher diesem Buch speziell nicht angerechnet werden kann: Müssen die Personen, um intensiver wahrgenommen zu werden oder auch um die Lesersympathie zu erhaschen, denn jedesmal mindestens eine bis zehn Tragödien hinter sich haben und dann noch mit einer weiteren kämpfen? Maguire hat ja schon genug damit zu tun, echte Anerkennung für den Job zu bekommen, den sie macht und nicht nur als Quotentrine ohne Ahnung hingestellt zu werden. Schönes Frätzchen für die Presse und nix dahinter. Dagegen kann sie kaum genug Erfolge bei Verhaftungen erreichen, um ihre Reputation als Polizistin zu untermauern. Und ihr ureigenes Trauma mit dem Tod ihres Kindes, dessen Folgen sie besser verbirgt als ihr Gatte, geht auch nicht spurlos an ihr vorbei. Und gerade der Gatte, der sie unterstützen sollte, macht ihr das Leben noch schwerer, nutzt dabei den Tod des Kindes als Ausrede für seine Ausflüge in die Illegalität. Dadurch wird sie auch noch gezwungen, sich mit einem der führenden Bosse der Gegend auf einen Deal einzulassen, um ihren Mann Paul vor größerem Schaden zu bewahren. Nicht gut, einem solchen Mann einen Gefallen schuldig zu sein. Dieser Part wiederum passt hervorragend in die Szenarien, die man von Polizeiarbeit in kleineren Städten weltweit kennt, wo man sich irgendwie arrangieren muss und lebt und leben lässt. All das passiert auf dem Weg zu der Klärung des Falles, der plötzlich auch einen schönen und kalten Schauer des Übernatürlichen völlig unaufdringlich Einzug halten lässt (Jetzt wäre das "nahezu" auch erläutert.) und die schon erwähnte Konspiration der britischen Regierung im 1. Weltkrieg als eine erbärmliche und menschenverachtende Aktion zumindest theoretisch in den Raum stellt.  Insgesamt ein guter Thriller, der Platz für mehr hat, aber gegen Ende schon gut aufträgt. So darf die Reihe gerne weitergehen. 7,5 von 10 wäre er mir schon wert, der Roman von Graham Masterton aus dem Festa-Verlag.450 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 September 2016, 21:18:18
(https://3.bp.blogspot.com/-NYuZsImeSkc/V9kdJSfVL7I/AAAAAAAAFik/F0KC9R_w6Tg0EIsxGozU-pI4X1LsjJaVwCLcB/s320/rachmaninoff.jpg)

M. F. Korn. Ein junger Mann träumt davon, ein berühmter Pianist zu werden, und dazu bedient er sich okkulter Mittel. Mit dieser fabelhaften Fähigkeit kommen auch der Schmerz und der Geist, dessen Gaben er sich bemächtigt hat und der ihn warnt, dass genau das geschehen würde. Er ist nicht das erste Opfer, aber kann er das letzte Überlebende sein?

Mark Connor studiert in der kleinen Stadt Hemsdale Musik, Hauptrichtung Klavier. Er kam von einem anderen Studiengang Ingenieurswesen, den er aber geschmissen hat. Sein Vorspielen beim Professor war gut genug, um aufgenommen zu werden. Er lernt seinen Zimmerkollegen kennen und findet auch bald Anschluss. Aber sein erster Ansprechpartner bleibt vorerst Kirby. Und sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Kirby ist sehr religiös, was Mark darin bestärkt, ihm nichts von seiner Okkultismus-Sammlung zu erzählen. Eines Tages findet er in einem alten Antiquariat das Necronomicon und erwirbt es. Mithilfe des Buches geht sein Wunsch in Erfüllung, ein überragender Pianist zu werden. Er wird bewundert, hat eine Freundin und alles läuft wunderbar. Doch er verändert sich auch langsam aber sicher immer mehr. Bald sind seine Beziehungen zerbrochen, er selbst zerstört sie durch sein umögliches Benehmen. Kirby muss am meisten leiden, da er sich ja das Zimmer mit ihm teilt und es plötzlich umdekoriert vorfindet. Keine Bilderchen aus dem Playboy mehr an den Wänden. Irgendwann riecht es merkwürdig in dem Raum, doch Mark hat immer eine Erklärung parat. Und sein Professor wird nicht müde, sich im Ruhm seines Schülers zu sonnen. Aber da ist dann auch noch Junior, dem manche als den Dorfdeppen bezeichnen, obwohl er für seine Behinderung nichts kann. Doch zusammen mit den Beschwörungsformeln seiner verstorbenen Mutter, deren Grab er jeden Abend auf dem Friedhof besucht, und einer Portion LSD kann er in einem Raum bald eine wabernde Gestalt in einem Trenchcoat erkennen. Immer wieder sagt er den Satz: "Rachmaninoff muss sterben!". Und all das, bevor Mark das Konzert seines Lebens geben soll, auf das alle so gespannt sind.

"Rachmaninoffs Geist" ist ein relativ unblutiger Roman, der dafür aber einen nicht geringen Anteil an Okkultismus und Besessenheit bietet. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der sein Leben und seine Seele im Prinzip verkauft, um ein berühmter Pianist zu werden. Der Beste von allen. Das Buch steigt mit einer Vorgeschichte in folgenden Horror ein. Danach lernt man Mark kennen, der endlich in seinem Leben seiner von ihm erträumten Berufung folgen will. Als Pianist ist er eigentlich kaum mehr als Mittelmaß ohne Chance auf Bewährung. Die bekommt er durch das Necronomicon. War er zu Beginn ein freundlicher, junger Mann ohne Arg im Sinne, ändert sich das immer mehr, je größer seine Erfolge hervorstechen. Er verändert sich, verprellt Freunde und Freundin, verkennt Warnungen, die ihm immer wieder in verschiedenster Form dargebracht werden. Rachmaninoffs Geist hat Besitz ergriffen und fordert bald seine Rechte ein und dafür sind Opfer nötig. Nicht jeder überlebt die Obssession und die Leidenschaft, mit der Mark sich seinem Ziel nähert. Aber genauso nähert er sich dem Zusammenbruch. Es folgt eine Choreographie des schleichenden Grauens, der Veränderung eines menschlichen Wesens, der Warnungen und der Drangsal aus dem Jenseits. Und dann die grauenhaften Visionen, die Mark irritieren, aber ihn nicht innehalten lassen. Doch es gibt auch Hoffnung. Die Grundzüge der Story dürften eigentlich jedem einigermaßen geläufig sein, vermute ich mal. M. F. Korn inszeniert seine beängstigende und unheimliche Version in einem recht leicht lesbaren Stil, der die Spannung trotz bekannter Elemente immer weiter steigert und immer wieder einen Bezug zur Kunst aufbaut, die nicht nur aus dem Klavierspiel und Koryphäen des Metiers besteht. Aber er lässt auch die Gier nach Ruhm auf Kosten anderer ins Spiel kommen. Da wollen sich Menschen bereichern und in einem Rampenlicht sonnen, das ihnen gar nicht zusteht, wollen mit der Leistung eines ihnen anvertrauten Schülers selbst in den Ruf eines Genies gelangen, ohne dabei auch nur ansatzweise daran zu denken oder mitzubekommen, was mit dem Jungen geschieht. Dann ist da ja noch der gehandicapte Junior. Mich hat er anfangs etwas an Odd Thomas von Dean Koontz  erinnert, später wurde er aber mehr zu einer Figur, wie sie in jedem klischeehaften Gruselfilm vorkommt. Und der Schluss? Sich dazu seinen Teil zusammenzureimen, sei jedem selbst überlassen. Für mich ergab sich insgesamt solide, gute und unterhaltsame Kost etwas abseits meines gewohnten Lesestoffs. Wer weniger blutrünstige Lektüre schätzt, sich aber einen Schauer über den Rücken jagen lassen will, der ist hier nicht auf dem falschen Pfad.230 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 September 2016, 22:00:55
(https://4.bp.blogspot.com/-ZP3K5rXAs-E/V97Mx7H9GNI/AAAAAAAAFnE/4Q01LfFq8RIQFybzVO522H1vrKJ5sC2MwCLcB/s320/blakcshuck.jpg)

Ian Graham. Viele Jahre lebte Declan McIver, ein ehemaliger IRA-Terrorist, unter dem Radar, aber sein Leben sollte sich schlagartig ändern. Als ein Treffen mit einem alten Freund buchstäblich in Flammen aufgeht, findet sich Declan auf der Flucht vor einer schattenhaften Verschwörung wieder, die vor nichts Halt macht, um ihre niederträchtigen Absichten um ein streng gehütetes Geheimnis zu wahren.

Declan McIvers freut sich, seinen alten Freund und Mentor Abidan Kafni, einen israelischen Fürsprecher für den Kurs gegen den Terrorismus, den besonders die USA und Israel bestimmen wie sie auch festlegen, was Terrorismus überhaupt ist und von wem er begangen wird. Bei dem Empfang soll Declans Freund auch eine Rede halten. Diverse Politiker und Prominente sind schon im Saal und freuen sich auf kostenfreie Bewirtung, während nur die extremsten Fürsprecher eines gewissen politischen Kurses den Beginn der Reden kaum abwarten können. Doch dazu kommt es nicht. Von draußen vor dem Eingang kommt kurz nach einem gewaltigen Knall eine alles durcheinander wirbelnde Druckwelle, die Tische und Dekorationen zusammen mit Menschen und auch Teilen des Gemäuers durch den Saal fegen. Es gibt Tote und Verletzte. Nachdem Declan seine Gattin an einen vermeintlich sicheren Platz gebracht hat, rennt er nach draußen, erkennt, dass da wohl eine Autobombe am Werk war und die Tat auf den eigentlichen Sicherheitsdienst zurückzuführen sein muss. Er kann gerade noch einen Wagen wegfahren sehen, vermutet, dass die vielleicht hinter seinem Freund her sind und schnappt sich einen der unbeschädigten in der Nähe stehenden Schlitten und rast hinterher. Wie erwartet, fahren sie zum Anwesen von Kafni. Er stellt den Wagen ab und schleicht sich an. Zwei Täter kann er unschädlich machen, bekommt dabei aber soviel ab, dass er nicht mehr richtig auf den Beinen ist und nur verschwommen sieht. Leider muss er sehen, wie man seinen Freund wohl köpft und insgesamt zehn Feinde mit dem blutigen Kopf in einem Sack das Gelände verlassen. Was er nicht erwartet, ist ein Besuch eines FBI-Mannes im Krankenhaus, der in ihm sehr bald einen Verdächtigen sieht und ihn festnehmen will. Declan flieht und macht sich dadurch erst recht verdächtig. Damit nicht genug - hinter den Kulissen strengen sich andere Kräfte an, ihn ebenfalls für immer unter die Erde zu bringen. Bald wird er von diversen Behörden in Amerika, aber auch im Ausland gehetzt und die Terroristen und andere Gruppierungen eifern denen richtig nach. Es scheint, die ganze Welt will McIvers tot sehen.

Zwei Prologe, die anscheinend nichts miteinander zu tun haben, führen den Leser in eine turblente Geschichte, in der viele Erklärungen sich erst spät einstellen. Warum in dem einen Fall des Grenzübertritts Zeugen nicht beseitigt werden, aber nicht. Die wären noch nicht einmal vermisst worden. Nach der Vorstellung der wichtigsten Figuren geht die Hatz auch schon los. Auch wenn Ian Graham jetzt noch nicht zu einem Matthew Reilly, für mich noch immer der Maßstab für einen überaus rasanten und schnellen Action-Reißer, oder Leuten wie Ben Coes und Mark Greaney ohne die "Clancy-Fesseln" heranreicht, der Weg ist bereitet - und er ist gut. "Black Shuck - Alte Wunden" bietet einen (un-)gesunden Mix aus altem Terrorismus, neuen Bedrohungen und hinterhältigen Verschwörungen. Lange bleiben Wendungen aus, die man nicht schon von Weitem kommen (sehen) lesen konnte, aber auch da ändert sich dann gegen Ende etwas. Etwas unschön ist, dass neben dem unerschütterlichen Glauben an Amerikas Kämpferseelen und deren Recht jedes Recht zu brechen, was ja so ziemlich jeder America First-Thriller beherzigt nun auch noch Israels mehr als nur fragliches Vorgehen mit jedem Wort legitimiert wird. Kein Gedanke daran, wie man sich dort das Land genommen hat, Engländer ermordete, um nicht mehr unter Aufsicht der Briten zu stehen und immer weiter in palästinensisches Gebiet eindrang und jeden, der dagegen Protest einlegte, einfach beseitigte. Und wenn dann mal wieder der Zeitpunkt gekommen ist, den Libanon oder Syrien und die Palästinensergebiete zu zerbomben, wird die internationale Staatengemeinschaft zu "Geberländern" degradiert, allen voran natürlich Deutschland, das von Israel selbstgerecht immer noch als Schuldiger für alle israelischen Schandtaten ausgemacht und ständigen Geldquell behandelt wird, und zur Kasse gebeten. Zwei Jahre später wiederholt sich das Ganze, weil Israel mal wieder Flüchtlingslager bombardieren musste. Oft auch auf Provokation oder einen tatsächlichen Angriff hin, aber meist ohne Maß. Also nehmen nun zwei Nationen das Recht in ihre Hände, während die UNO mal wieder wegschaut. So geht die Jagd auf McIver international vonstatten und auch Irland sowie England werden zu Locations eines umspannenden Verschwörung. Und dann kommt auch die Erklärung worauf man lange warten musste. Warum war Declan bei der IRA? Die Geschichte ist ein ziemlich geschöntes Stück Rechtfertigung, aber nirgends werden die Taten erwähnt, die er in zehn Jahren bei der Terrorgruppe begangen haben dürfte. Zehn Jahre IRA und alles rechtens? Hm, fraglich. Dennoch gewinnt der Mann schon gewisse Sympathiepunkte, nur eine einleuchtendere beschreibung wäre besser gewesen - meine ich. ABER - das jetzt außen vor, dann ist vieles recht schlüssig, die Action toll und auch meistens sehr gut inszeniert, kommt mit Fortschreiten der Story immer mehr Klarheit in die Zusammenhänge, wird die Geschichte der IRA recht gut und lesergerecht dargestellt, tauchen dann auch erste Verbindungen auf, die man zwar schon kannte, aber deren Auswirkungen möglicherweise neu sind. Afghanistan in dem Zusammenspiel für mich ja nie einen Gedanken dran verschwendet, obwohl naheliegend. Und dann etwas, das mich auch sehr gefreut hat: es werden nun einmal nicht alle Probleme auf einmal gelöst in den rund 530 Seiten. Es bleiben lose Fäden. Das könnte in weiteren Büchern aufgeklärt werden und vielleicht auch etwas mit meinen Bedenken hinsichtlich Declans Werdegang aufräumen, doch bisher gibt es nur zwei E-Book-Shorties. Ein Terrorist als Held, der von seinem Schöpfer-Autor noch nicht einmal mit irgendeiner Erklärung zugunsten des Mannes (Strafe verbüßt, Anschlag vereitelt oder so) wieder zu alten Mitteln greifen kann und darf, obwohl er damals aus irland nur abhaute, als es brenzlig wurde, ist meine Sache so jetzt nicht. Abgesehen von meinen Bedenken zu diesem Hintergrund der Figur ist das Buch eine verdammt gute Action-Veröffentlichung und macht auf jeden Fall neugierig auf mehr - und hier hat der Verlag noch so das eine oder andere Pfund in der Hinterhand. Also mal schön auf weitere Publikationen des Luzifer-Verlages geachtet. Ian Graham ist eine feine Fundsache von Herrn Janssen, seines Zeichens Verleger und Gründer vom vorgenannten Betrieb, die er sicher nicht beim Fundbüro abgeben sollte. Ebenso wenig auch den unglaublich begabten Cover-Illustratoren, der sich für sein Talent garantiert an Luzifer verkauft hat. Okay, kleines, schlechtes Witzchen zum Schluss (warum sollen meine Witze besser sein, als meine sonstigen Texte.). Der Mann versteht es wahrhaft, einen unschlüssigen Kunden mit seinen Titelbildern zu locken und ihm die Kaufentscheidung zu erleichtern - pro-Buch natürlich. Ich empfehle jedenfalls en Erwerb von "Black Shuck - Alte Wunden" den Freunden actionreicher Politthriller-Kost.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 September 2016, 20:14:21
(https://3.bp.blogspot.com/-QVqU-W7b88c/V-EJVpR7JKI/AAAAAAAAFok/qHqkUdNJWBYF6Me3zEN71NKJC8WLIphDwCLcB/s1600/babydoll.jpg)

Shane McKenzie. Sie schämen sich für ihre Tochter. Darum haben sie Natasha seit ihrer Kindheit eingesperrt. Doch endlich gelingt ihr die Flucht. Natasha hat nur einen Wunsch: So wie jeder andere Mensch möchte auch sie geliebt werden. Aber wer verliebt sich schon in eine entstellte Monstrosität?
Natasha sucht ihren Prinzen - egal, wie viel Blut das kosten wird.

Natasha lebt bei ihren Eltern, doch die halten sie in einem Raum versteckt, den sie nicht verlassen darf. Selten zum Waschen oder sonstige Bedürfnisse ins Bad. Abwechslung hat sie nur durch ihre Puppe mit dem glatten Porzelangesicht und durch die vielen Modemagazine, die ihre Mutter ihr überlässt, sondern auch mit der Serie NICU, in der ihre Mama der Star gewesen ist. Natasha hört immer wieder ungewöhnliche Geräusche und Stimmen aus den anderen Räumen, kann sich aber nicht vorstellen, was da passiert. Während die Mutter sie immerzu misshandelt, scheint ihr Papa sie zu lieben. An ihm und ihrer Puppe hängt sie, an ihrer Mutter absolut nicht. Doch eines Tages kann Natasha aus ihrem Zimmer entkommen, weil ein Einbrecher ihr den Weg freimacht - unabsichtlich natürlich. Und nachdem der Einbrecher den brutalen "Dank" von Natasha erhalten hat, kümmert sich Natasha um ihre Mutter und deren Freunde. Nach vollbrachter Tat zieht sie in die Welt hinaus, um ihren Prinzen zu suchen. So wie im Fernsehen und der Serie NICU.
Andernorts macht sich Bruno größere Sorgen um seine Gesundheit. Er ist ein Dealerstudent, der seine Kommilitonen mit jedem Stoff versorgt, den sie brauchen. Doch der Absatz der letzten Lieferung ging in die Binsen, weil ihm ein Neuling und somit ehrgeiziger Wachmann am College, das Zeug abgenommen hat. Seine Chefin, eine brutale Walküre namens Matilda, und ihre Kohorten nehmen ihn in die Mangel. Eine Chance hat er noch - eine. Zusätzlich versiebt er seine letzte Prüfung und darf somit noch eine Runde drehen. Durch seine Verkäufe auch mit dem Leiter einer sehr exklusiven Studentenverbindung bekannt, versucht er, dort sein Glück und den Stoff loszuschlagen. Da die Meisten der Clowns trotz einstelliger IQ-Werte, die schon fast dem dauerhaften Werten ihres Blutalkoholspiegels ähneln, und extremer Lernfaulheit ihre Abschlussprüfungen bestanden (mit sehr großzügiger Unterstützung der Eltern und deren finanziellem Engagement für die Schule) haben, steht eine große Feier an. Dazu wollen sie einen alten Einsiedler überreden, ihnen ein Grundstück für den Abend der Abende zu überlassen. Das der Mann eh schon grantelig ist und Kerle vom Hof jagen würde, werden drei Mädels geschickt. Und so kommt Elli ins Spiel.
Elli ist ein Erstsemester und die Schwester von Dirk, dem Obermacker der Burschenverbindung. Bruno hat schon ein Auge auf sie geworfen, was Dirk natürlich nicht weiß. Und gerade Dirk fragt Bruno, der ja noch etwas länger bleiben muss, ob er auf Elli aufpassen kann, wenn Mr. Macker weg ist. Elli zählt auch zu den drei Mädels, die den alten Mann weichkochen sollen. Nicht so einfach, wenn der Sturkopf sich dauerhaft (standhaft wäre das falsche Wort, wie er später im Buch erklärt) weigert und noch nicht einmal, als Blondie ihm ihre Titten zeigt. Nur Elli scheint intelligent genug, um sich mit dem ollen Knacker zu unterhalten. Aber vorerst müssen sie unverrichteter Dinge abziehen. Aber Dirk hat ja noch so seine Ideen.
Und all diese Menschen werden später in irgendeiner Form von Bezug zu Natasha stehen.

Natasha ist zwar ein Koloss mit schier unmenschlichen Kräften, größer und stärker als "Conan, der Barbar", aber gerade auf sie passt der Begriff des Dramas, der auf der Umschlagrückseite benutzt wurde am Treffendsten. Vom Autor wurde sie durchaus an realen Personen mit einer gewissen Behinderung, die diesen Menschen einen kräftigen Körper zugesteht, skizziert und dann mit der Fantasie eines Autors noch überdimensionert sowie zusätzlich mit anderen unheimlichen Eigenschaften ausgestattet. Doch eigentlich ist sie ein ungewolltes Kind. Ein Balg, das der Mutter die Karriere als Filmstar versaut hat. Muttern war von einem formidablen Aussehen, alle haben sie bewundert, waren geblendet von ihrer Schönheit. Die TV-Serie NICU war der Weg zum Durchbruch als Filmstar. Und dann kam das Kind, ging die Schönheit. Den Frust ließ die Mutter dann an dem Kind aus. Weggesperrt, von anderen Menschen und von jeglicher Bildung ferngehalten, gepeitscht, geschlagen und getreten von ihrer Mutter und auch deren Besuchern, von denen Papa nichts wusste. Nur Papa versorgte sie mit Essen und Triken. Er liebte sie. Das wusste sie immer. Aber sie wollte so geliebt sein wie sie es in der Serie gesehen hat. Daher sucht sie nach ihrem Prinzen. Ihr erstes Opfer bringt sie nicht absichtlich um, sie konnte ihre Kräfte nicht einschätzen. Doch als sie dann ihre Mutter und mehrere Männer bei ihr zerfetzt, war dieses ominöse "Erste Mal", nach dem jeder weitere Mord leichter fallen sollte, schon weit hinter ihr zurück. Um schön zu wirken drückt sie sich das Porzellangesicht ihrer Puppe auf ihr eigenes Antlitz. Ob dieser Idee weiß man nicht, ob man mit dem Kind noch Mitleid haben soll wie zu Beginn oder sich wegen dieses neu erschaffenen Monsters gruselt. Der Grusel legt sich bald und schlägt in pures Entsetzen um. Denn nachdem die Vorgeschichten der wichtigsten Personen erzählt sind, wird gekotzt bis zum "Erbrechen" (Ja, das musste jetzt sein.), gemetzelt, zerstückelt, entdärmt was das Zeug hält. So einige Foltermethoden kommen zum Tragen und auch später einen Moment, der etwas an Horrorschinken wie Freitag, der 13. erinnert. Furchteinflößende Geräusche aus dem Dunkeln, Rascheln im Unterholz. Aber im Zuge ihres blutigen Zugs durch die Gemeinde auf der Suche nach ihrem Prinzen sind bei mir die Sympathien für das arme Ding dann doch abhanden gekommen und haben sich auf die ruhige und bodenständige sowie intelligente Elli konzentriert. Bruno, der Dealer, der auch so eine ziemliche Horrorfamilie sein eigen nennen darf, konnte bei mir gar nicht punkten. Matilda und ihre Truppe sowie die privilegierte Faulenzerstudentenbrut schon gar nicht. Ebenso flöten geht nach einer gewissen Zeit auch ein großer Anteil von Spannung, Humor blitzt nur hin und wieder auf (Bei Officer Laymon musste ich einfach an den schon verstorbenen Autor denken), der Rest ist blutrünstiges Gemetzel der ekligsten Sorte. Was absolut kein Nachteil ist, man hat sich ja schon durch so manches Extrem-Exemplar gearbeitet, das die dunklen Gelüste zufriedenstellen konnte. Womit wir auch schon bei der Zuordnung zur Reihe wären - "Baby Doll" hätte sich durhaus einen Platz an der Sonne bei der Extrem-Reihe verdient. Da wird gematscht, gevögelt oder Schwänze zerlegt, dass es eine wahre Pracht ist. Eine echte Zerreißprobe für jeden Körper. Leider auch Kill the Thrill. Da hapert es etwas. Das Buch aus dem Festa-Verlag könnte aber auch einen guten Appetitzügler abgeben, wenn Natasha sich wie ein wildgewordener Pitbull durch die Figuren beißt - und dabei immer ihren Prinzen sucht. Ob sie ihn findet? Selber lesen. Sollte ich Punkte vergeben und mich dabei nicht von Anspruchsdenken verleiten lassen, wäre ne 8 drin. Wer den Festa-Verlag schon kennt und somit weiß, was auf ihn zukommt, wenn er dort ein Horror- oder Extrem-Buch erwirbt, sollte das ohne Probleme konsumieren können und sich bei dem kleinen übersinnlichen Touch auch an die Ideen eines Ed Lee bei manchen seiner Bücher erinnern. Alle anderen bitte denkt an eure Mägen, sonst geht es euch wie Natasha. Kotzen ohne Ende.                           
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 September 2016, 15:13:53
(https://2.bp.blogspot.com/-awBZ_uVkgac/V-ZQl1f5_LI/AAAAAAAAFs8/N__tofEh36YWLLn_3eCYGlUq1xvomQz0ACLcB/s320/mernapace.jpg)

Jeff Menapace. Am idyllischen Crescent Lake im amerikanischen Hinterland ist die Welt noch in Ordnung. Vor der Kulisse des malerischen Sees findet sich in wild-romantischer Umgebung eine Siedlung von Ferienhütten. Hier will die Familie Lambert ihr Wochenende verbringen: Mit Angeln, Barbecue und Freizeitspielen. Auch die beiden Fannelli-Brüder haben sich zum See aufgemacht. Auch sie möchten das Wochenende genießen. Auf ihre Art. Mit Spielen. Bösen Spielen. Und ihre Mitspieler haben sie schon auserkoren.

Das Ehepaar Lambert, Patrick und Amy, macht sich mit den beiden Kindern auf den Weg nach Crescent Lake, um eine schönes Familienwochenende zu verbringen. Unterwegs trifft man zwar an einer Tanke auf ne erst unheimlich erscheinende Figur, die Patrick auch auf seine Uni anspricht, aber auch mit den Kindern unterwegs ist, die im Fond des Wagens schlafen, was den Angesprochenen dann wieder beruhigt. Nicht jeder Typ ist so seltsam wie er aussehen mag. Also fahren sie weiter ihrem Ziel entgegen. Als sie ihre Hütte mit einer Runde Einweihungssex beglücken, glaubt Amy am Fenster einen Beobachter gesehen zu haben. Sie rufen den Sheriff, der den Stadtmenschen eh nix glaubt und dadurch, dass er nicht einmal Spuren finden kann, in seiner Meinung noch bestärkt wird. Doch aufhören tut des unheimliche Geschehen deswegen nicht. Im Supermarkt wird Amy von einem Typ angesprochen, der ihr ausserordentlich lästig wird, sodass sie ohne die Waren weggeht, die sie aus dem Regal nehmen wollte. Sie zahlt an der Kasse und geht zu ihrem Wagen. Auf der Motorhaube liegen die Waren, die sie wegen des schrägen Typs nicht mitgenommen hat. Langsam bekommt sie es mit der Angst. Sie schnappt sich ihre Kids Caleb und Carrie und macht sich zügig auf den Weg nach Hause. Nicht ahnend, dass der Urlaub mit diesen Aktionen noch relativ friedlich begonnen hat.

Der Einstieg in die Story ist eigentlich einigermaßen vielversprechend. Nettes Paar mit Kindern, alle Heiligenscheinträger vor dem Herrn und ein unheimlicher Fremder, der sie an einer Tankstelle anquatscht. Das war es dann auch schon für einige Zeit. Sicher, ein allmählicher Spannungsaufbau hat auch so seine Vorteile. Doch wenn man als Leser die meiste Zeit davon mit dem dauergeilen Superehepaar verbringen muss, das so glücklich ist, dass man schon meint, die wären ständig auf Droge, wird es mit immer mehr vergehenden Seiten doch mal öde. Die Charakterisierung der Antagonisten hätte Jeff Menapace auf seine Leidenschaft, die "Three Stooges", beschränken können und sogar Zeit gespart, weil die Buchspacken ja nur zu zweit waren - oder sich damit entschuldigt, dass er nicht bis drei zählen kann. Keine richtigen Hinterwäldler, wie sie ein Edward Lee zu kredenzen weiß, aber auch keine gut ausgearbeiteten Psychos, wie man sie sich erwartet hätte. Nur Soziokasper, die die You Ass of A. mit einem Spiel überziehen, für das ein Mick Taylor noch nicht einmal mitleidig den Kopf geschüttelt hätte. So kommt es, dass die Anlaufzeit der Handlung einfach zu lang geraten ist, dann zwar Tempo aufkommt, das auch den kurzen und manchmal sogar "Winslow-knappen" Kapiteln geschuldet ist und die Chose wird auch etwas härter, ABER da waren einige der Bücher von Richard Laymon, die ich gelesen habe, bevor ich ihn aus der Kaufliste endgültig entfernte, grusliger. Es kommt keine Atmosphäre der Angst auf, der in der Finsternis lauernden Grauens, des Bösen, das sich bald über die Familie hermacht. Und das Spiel der Torfköppe strotzt nicht gerade vor Ideenreichtum. Also auch hier kein Grund zu Jubilieren oder wenigstens ein anerkennendes Wort hier zu verlieren. Der Eindruck wechselt zu schnell von mulmig zu schnarchig, lässt Spannung weit außen vor und ist als Thriller eher wie ne Soap auf den üblich verdächtigen TV-Sendern. Ein Buch Richtung Crystal Lake statt Crescent Lake hätte vermutlich mehr gebracht, selbst wenn er nur ein Drehbuch abgeschrieben hätte. Heyne Hardcore soll doch eigentlich für Lektüre außerhalb des üblichen Massenprogramms stehen. Dafür hätte es hier aber statt Wasser eher Pferdewichse gebraucht, um von der Norm wegzukommen. Heyne Hardcore hat sich entwickelt wie das Buch: gut angefangen und dann 08/15 geworden. Beim Festa-Verlag bekommt man von den meisten Autoren derart eine vor den Latz geknallt, dass man solche Massen an Sternen sieht, dass man sie nicht mehr zählen kann. Jeff Menapace schafft gerade mal einen kleinen Klaps, mit einiger Anstrengung und viel gutem Willen den Leser seines Werkes vielleicht 5 Sternchen sehen lässt. Sein Schluss 50 Seiten vor dem eigentlichen Ende und der finale Kniff, der wohl weitere Teile möglich machen sollte, tragen dazu auch ihren Teil bei. Ob ich mir wirklich die anderen beiden Bücher zeitnah nach Erscheinen gebe, ist derzeit mehr als nur fraglich. Diese 400 Seiten Lektüre waren wahrlich keine Offenbarung.

Nachtrag: Im Virus war es das Buch des Monats. Daher war die Handlung für ich wohl zu komplex und die Spielideen zu innovativ. Also alles zu hoch für meinen einstelligen WWW(wunderbares Winterwetter)-IQ. Was soll's? Man kann nicht alles haben.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 September 2016, 19:35:46
(https://2.bp.blogspot.com/-S4KcsvXynSs/V-jtjhhtinI/AAAAAAAAFuU/NVifwSPbCcspGHHzic4D25uhJZ8w-WzJQCLcB/s320/0000.jpg)

Andreas Eschbach. Im Mittelalter, nach dem Ende der Kreuzzüge, taucht er das erste mal auf: der Stein der Weisen, mit dem man Gold machen kann - gefährliches Gold, radioaktives Gold nämlich. Der Stein erscheint, als ein Alchemist Gott verflucht, und er zieht eine Spur der Verwüstung durch Europa. Die Deutschordensritter erklären es zu ihrer geheimen neuen Aufgabe, ihn zu finden und sicher zu verwahren. Für alle Ewigkeit. Doch in unserer Zeit kommen zwei Brüder, die unterschiedlicher kaum sein könnten, dem wahren Geheimnis des Steins auf die Spur.

Hendrik Busske ist in Zürich, um dort ein Seminar für Anlageprodukte zu halten. Eigentlich ist es gar nicht sein Ding, so vor Menschen Vorträge zu halten. Sein Selbstbewusstsein ist nicht gerade ausgeprägt. Dann stößt er während dem Besuch in einem Antiquariat, wo er seinem Hobby gemäß nach Büchern für seine Sammlung sucht, auf ein Werk, das 1880 gedrcukt wurde. In ihm steht ein unheimlich interessanter Bericht um einen Alchimisten, der Blei zu Gold machen konnte. Busske will das Buch kaufen, doch der Verkäufer reißt es ihm beinahe panisch aus den Händen und steckt es in einen Umschlag, den er weiter hinten im Raum platziert. Unverkäuflich, heißt das. Doch Busske ist derart fasziniert, dass er noch länger im Laden herumdruckst und dann in einem unbeobachteten Moment das Objekt seiner Begierde gegen ein anderes Buch austauscht und sich dann aus dem Laden verabschiedet. Ladendiebstahl, sein erster in seinem gesamten Leben. Grenzüberschreitung. Aber wie das mit Diebesgut so ist - später wird es ihm selbst geklaut. Von einer reizenden Rothaarigen, mit der er seine Frau Miriam betrügt. Dennoch hat er Erfolg. Wohl auch, weil er das gesamte Buch kopiert hat und so der Schilderung des John Scoro folgen kann. Und er kann weiter im Ruhm stolzieren, bald gar fast in Geld baden. Doch so einfach macht es einem das Leben halt nicht. Immer wieder begegnen ihm Zeitgenossen, die das Buch an sich nehmen wollen, das er eigentlich gar nicht mehr hat. Und es sind nicht nur die Nachkommen der Deutschordensritter, die hinter ihm und seinem Wissen her sind. Völlig vergessen für ihn geht dabei fast seine Gattin Miriam, die ihn sein ganzes Erwachsenenleben hindurch unterstützt hat.

Eschbach goes Mystery. Ein echter Eschbach, weil er wieder hervorragend geschrieben ist und stilistisch meilenweit dem zuvor gelesenen Jeff Menapace voraus. Nur sein Thema ist diesmal etwas zu allgemein gehalten, gab es in der Form auch schon öfter. Der Blei-zu-Gold Hintergrund bekommt bald eine völlig andere Bedeutung, als man das aus den erwähnt schon früher aufgelegten Romanen denn auch kennt. Das macht dann wieder den positiven Anteil der Geschichte aus. Die Figuren sind abgesehen von Miriam eher keine zur Identifikation geeigneten. Busske ist erst eher eine Null (für seine Frau sicher eine liebenswerte), entwickelt sich dann aber zu einem besserwisserischen Raffke, der nicht genug kriegen kann und plötzlich an allen Menschen um ihn herum zweifelt. Spannung ist im Handlungsstrang des Werdegangs von Busske eher nicht angesagt. Man beobachtet eher seinen Aufstieg und der wird nur unterbrochen von Einschüben über die Vorgänge in der Vergangenheit, die dem Erz den Namen Teufelsgold verliehen. Ein bisschen Physik und Chemie beigemixt - nicht zu umständlich, damit es den Leser nicht einschläfert oder überfordert (Ein Glück, meine Themen waren das NIE!!), sodass man dem Werdegang und der Veränderung des Hendrik B. zwar interessiert folgt, aber sich bald fragt, wo hier der Thrill bleibt. Doch auch der kommt - und mit ihm bald die Fantasy. Und Fragen. Wie weit zu gehen ist man bereit? Ist alles Geld der Welt mehr wert als eine treue Liebe oder gute Freunde? Was ist mit der Unsterblichkeit? Oder gar der Vollkommenheit? Unsterblichkeit, kann ich für mich sagen, muss ich nicht haben. Unsterblich heißt nicht gesund. Dafür aber, dass man bei dem Mist, den all die Regierungen und Fanatiker aller Seiten hier veranstalten, später auch eben diesen miterleben muss. Auf Wirtschaftsflüchtlinge folgten die Kriegsflüchtlinge und auf die bald die Klimaflüchtlinge. Bedeutet, dass all diese Menschen sich auf den immer geringer werdenden vermeintlich sicheren Gebieten tummeln werden. Unterschiedlichste Menschen aller Rassen, jeglichen Glaubens und mit individuellen Ideen plus die Gierigen und Mächtigen, die über alles herrschen wollen. Da wird die Wutz abgehen. Es schafft ja nicht mal eine Schulklasse in ihrem kleinen Universum Ruhe zu halten. Das Leben jedes einzelnen Menschen wird scih verschlechtern, wenn sich nichts ändert. Und Vollkommenheit? Ja , sauber. Als Pluspunkt gäbe es keine Kriege mehr, keine Meinungsverschiedenheiten. ABER: immer mehr Menschen, die Platz brauchen. Denn vollkommen heißt auch unsterblich. Noch dazu: es gäbe nur noch Einheitsbrei, alles gleich. Eine Farbe, eine Meinung, eine Idee, ein Automodell, eine Art Film. Keine Diskussionen mehr. Mir würde es fehlen, dem Kollegen StS zu widersprechen, wenn er "Hard target 2" für nen Scheißfilm hält. Was würde unser nobelpreisverdächtiger Super-Cover-Illustrator Michael machen, wenn sie eh alle gleich aussehen würden? Was würde ich machen, wenn ich nicht mehr über seine Genialität lästern könnte? Ja, nur noch einen Buchverlag mit vollkommenen Werken. Nix mehr Festa, Voodoo-Press, Luzifer-Verlag oder Atlantis-Verlag. Die totale Gleichschaltung, ein Einheitsleben. Jeder sieht das Gleiche, jeder denkt das Gleiche (hätten sie ja gerne jetzt schon, unsere Politiker), jeder verdient das Gleiche (DAS wiederum versuchen heutzutage Wirtschaft und Politk zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser), jeder isst das Gleiche und jeder ist das Gleiche. Und das mit ewigem Leben? Auf Dauer unsere Kanzlerin? Nä. NEVER!! Dann lieber arm und bald tot - und viele schlechte Filme geguckt, die dem StS nicht gefallen. 510 Seiten, die am Ende genug Stoff zum Überdenken geben. Nicht sein bestes Buch, aber immer noch gut genug, um etliche Autoren davon träumen zu lassen, so etwas einmal im Leben zu Papier oder zumindest in die Tastatur zu bringen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2016, 20:09:59
(https://4.bp.blogspot.com/-4pTitVW_I68/V-ulyDu7yhI/AAAAAAAAFwg/t7sdonvR4U8ahDzfhMP_Ia81oVP1cQkxwCLcB/s1600/purer%2Bhass.jpg)

Wrath James White. Mitte der 90er Jahre ermordete der Pine Street Slasher ein halbes Dutzend junge homosexuelle Männer. Jahre später verstümmelte der Chaperon junge Paare in ihren Betten. Dann tauchte der Family Man auf, der komplette Familien auslöschte. Keiner dieser Fälle wurde jemals aufgeklärt. Die Ermittler James Bryant und Titus Baltimore entdecken, dass hinter all diesen Morden ein und dieselbe Person steckt. Sie kennen seinen Namen. Sie wissen, wo er lebt. Sie wissen sogar, wer sein nächstes Opfer sein wird. Sie wissen alles über den Killer - außer, wie sie ihn stoppen können.

In seiner Jugend war Malcolm ein schmächtiges Kerlchen - und somit wie selbstverständlich das Opfer der Schulrowdys. Und er was allein. Irgendwann begann sein Vietnamerprobter Steifvater damit, ihn zu trainieren. Richtig hart, sodass der Junge ständig Schrammen hatte. Er brachte ihm Verhöre bei, er unterrichtete ihn im richtigen Einsatz des Messers. Und erhielt eines Tages von Malcolm die Dresche seines Lebens. Nicht lange danach haute Daddy einfach grußlos ab. Und Malcolm wehrte sich in der Schule gegen die Rowdys und wurde selbst zum Schulhofschläger. Zu der Zeit hängte sich Reed an dran, nicht mehr als ein Pilotfisch bei einem Hai. Es entwickelte sich eine Freundschaft. Irgendwann hatte Malcolm ein Mädchen namens Renee, in die er total vernarrt war, seine große Liebe. Doch sie lief einfach weg. Ließ ihn im Stich. Ihr folgte Natasha, doch diese wollte Malcolm zu einer Ersatz-Renee umfunktionieren. Was ihr irgendwann zu bunt wurde. Sie machte mit Reed rum - und sie wurden prompt von Malcolm erwischt. Reed konnte noch abhauen, aber Natasha nicht. Seine Vorwürfe konterte sie damit, dass Reed auch Renee flachgelegt hatte. Und das war zuviel für Malcolm. 15 lange Jahre später beginnt sein Rachefeldzug gegen Reed. Inzwischen hat sich Malcolm einen jungen Stricher namens Paul zu seinem Ersatz-Reed herangezogen - inklusive mannigfaltiger plastischer Chirurgie. Paul ist jetzt Reed. Und Letzterer staunt nicht schlecht als er nach einem Klingeln die Haustür öffnet und sich selbst vor sich stehen sieht. Und dann den riesigen Schatten dahinter - Malcolm!! Und der schwarze Riese ist fest entschlossen, seinen früheren besten Kumpel leiden zu lassen. Den Sohn Mark erschießt er nur, die kleine Jennie wird von ihm zerfetzt und Reed verletzt liegengelassen. Auf den Fall werden die ungleichen Partner Titus - weiß, privilegiert und auf dem Weg nach oben, ein Wunderkind Anfang der Zwanziger - und James Bryant, schwarz, lange Jahre Streifendienst, überlegt und ruhig handelnd, leicht übergewichtig, gemeinsam angesetzt. Doch die so unteschiedlichen Detectives gehen sich aus dem Weg und ermitteln gegtrennt. Daher ist die Ermittlung umso gefährlicher für sie, da sie bald auch ins Visier von Malcolm geraten.

Wrath James White hat sich ja den Ruf erarbeitet, nicht nur Schlachtfeste abzuliefern, sondern auch einge große Portion Sozialkritik in seinem Werken zu thematisieren. So auch hier. Sei es nur der Punkt des Protegierens durch einen reichen Dad, der seinem Sohn den Weg zur Karriere ebnet, während erfahrene und tüchtige Beamte übergangen werden. Sei es das Schulsystem, das Ungerechtigkeiten geradezu fördert oder die geringen Möglichkeiten für einkommensschwache Familien - gerade in den Ghettos - überhaupt eine vernünftige Bildung zu bekommen. Auf die Art wird die durch frühere Vorkämpfer wie Martin Luther King abgeschaffte Rassentrennung durch die Hintertür wieder eingeführt. Er greift aber auch ein Thema auf, das nichts mit Rassismus zu tun hat, sondern eher mit bigotten Lehrbeamten und Rektoren sowie geschwätzigen Nachbarn. Da wird Reed ob seines Umgangs mit seiner Tochter ganz schnell an den Pranger gestellt, ohne dass es auch nur einen Beweis gibt. Vermutungen, Deutungen und das zugegeben ordentliche Schandmaul seiner kleinen tochter, die auch mal ganz stolz der Klasse ihre knospenden Tittchen zeigt, genügen ihnen, um ihr Urteil zu fällen. So kann man mit dem Gelaber eine Familie vernichten. Und am Ende haben es alle nur "gut gemeint". Realität vielerorts. Das strahlende Leben, der Glamour oder auch nur heile Welt im Mittelstand sind nicht das Ding des Wrath James White. Auch nicht bei seinen Protagonisten. Malcolm war mal ein netter Junge, aber die Umstände Schule, Schulhof, Stiefvater und das eher marode zu Hause haben ihn geprägt. Nach den "Lehrgängen" mit seinem Erzieher wurde er aggressiv, einschüchternd. Hatte schon viel Wut in sich, die er - wie man später erfährt - auch schon anderweitig ausgelebt hat. Den endgültigen Kick gibt ihm dann Reed. Der wiederum war ein schwanzgesteuertes Arschloch, hat die Taten, die später folgen sollen, so garantiert nicht verdient. Sein Pilotfisch Paul ist eher wie der berühmte Pawlowsche Hund: egal wie oft man ihn tritt, er kommt immer wieder. Und die masochistische Ader in ihm trägt auch dazu bei. Das Bullenduo ist so gegensätzlich wie eines nur sein kann. Titus, das Weißbrot, ist eingebildet, von isch selbst überzeugt und erinnert mehr an diverse Pressefritzen, die von White hier als Ghouls oder Aasgeier abgebügelt werden, denn er will um jeden Preis einen schnellen Abschluss des Falls und nimmt daher das bloße Hörensagen von den Lehrkräften an der Schule von Reeds Tochter gerne auf. Titus will Reed stellen. Titus will besser sein als alle Kollegen. Und sowieso besser als sein gemütlicher, dicker und anscheinend unfähiger Partner James. Der wiederum ist der kompetentere der beiden Polizisten. Bietet aber auch schon fast das Klischee des Cops: immer im Dienst, geschieden, im Privatleben etwas undiszipliniert. So wird James schnell zum Sympathieträger des Buches. Obwohl auch er, wie alle anderen Charaktere, so seine kleine Leiche im Keller hat. Völlig unbescholten ist da keiner. Und dann beweist er wieder sein Faible für Filme, kennt er doch noch Rosanna Arquette, die Hübsche aus früheren Tagen und Filmen wie "Susan, verzweifelt gesucht". Humor sucht man in "Purer Hass" bis auf sehr wenige Ausnahmen eher vergeblich. Das Buch ist ein Thriller mit einigen ultrabrutalen Sequenzen, die die Geschichte dann zum Reißer machen. Wrath James White hat wieder einmal bewiesen, dass er die Finger in die Wunden der Gesellschaft stecken und vielleicht noch etwas Salz dazustreuen kann. Keine Frage - Wrath James White ist Pflicht. Mit diesem aber auch seinen anderen Büchern. Man braucht keine weinerlichen Schnulzen, um seine kritische Stimme zu erheben. Aber um gehört zu werden, muss man sich wieder der Masse anbiedern und das ist nicht das Anliegen von Wrath James White. Er will auch diejenigen erreichen, die nicht zur Masse gehören, die sich nicht dem Diktat der Medien, der Werbung, der Wirtschaft und der Politik unterwerfen, dieser allgemeinen politischen Korrektheit, von der man nicht abweichen darf, weil man sonst ausgegrenzt und in Schubladen gesteckt wird. Wer hier in Deutschland würde einen Roman von White veröffentlichen, wenn es nicht der Festa-Verlag wäre? Wohl eher keiner, weil sie zu feige sind mit ihrer Selbstzensur. Die Begründung dürfte die vorkommende Gewalt sein, aber in Wahrheit könnte es auch seine kritische Stimme sein. Hier dürften sich gerne einige aus den verschiedenen Bereichen unserer Nation den Schuh anziehen. Werden sie aber nicht,. weil White ja für sie verachtenswerte Kost ist und man so einen "Schmutz" in ihren Kreisen eh nicht liest. 385 Seiten.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2016, 20:11:12
(https://2.bp.blogspot.com/-RwhVVk4NEvs/V-zyy-V9jNI/AAAAAAAAFyM/s8lRQeTEHCMZGqrY46PSONqTrF65tKZnQCLcB/s320/larson214.jpg)

Nathan Larson. 14. Februar: Am Valentinstag ist New York durch eine Serie von Anschlägen zerstört worden. Die Bevölkerung ist dezimiert, die Behörden sind korrupt, außer Kontrolle geratene bewaffnete Einheiten haben die Macht übernommen. Dewey Decimal, der letzte Verwalter der New York Public Library, bewahrt Stil und Haltung, auch wenn er bis an die Zähne bewaffnet ist. Er war einmal Soldat, mehr weiß er nicht, denn seine Erinnerung ist manipuliert. Als er von der Stadtverwaltung auf eine osteuropäische Gang angesetzt wird, beginnt ein Trip durch die apokalyptischen Stadtlandschaften.

New York ist erledigt. Durch die Begebenheit(en) vom 14.2. ist die Bevölkerung auf rund 800.000 geschrumpft, die Stadt im Prinzip zerstört und voller "Mahnmale" a la WTC. Die Luft ist vergiftet, das Wasser dreckig, die Bewohner fast alle Gauner. Gangs machen die Gegend unsicher. Und Dewey Decimal hat sein Domizil in der Bibliothek. Er bewahrt die Schätze des Wissens und ordnet alles nach seinem System. Und er hat einen Job beim Bezirksstaatsanwalt der Trümmer-Metropole. Eine Mischung aus Privatdetektiv und Profikiller. Irgendwie muss der Lebensunterhalt ja verdient werden. Dewey ist eine besondere Gattung Mensch. Die Art, die nichts über ihre Vergangenheit weiß und die ihren Erinnerungen nicht traut, weil die eingepflanzt wurden. Außerdem ist er auch auf die ständige Versorgung mit Tabletten durch den Stadtboss angewiesen. Da erhält er den Auftrag, einen lästigen Ukrainer, der mit seiner Gang die Gegend unsicher macht, zu entsorgen. Gar nicht so leicht. Also verschafft er sich Zutritt zur Wohnung von dessen Frau, während die mit dem kleinen Sohn im Hause ist. Prompt gibt es eine Kugel ins Knie. Er kommt ins Militärkrankenhaus, wird zwar behandelt, haut dann aber wieder ab, weil er denen nicht traut. Jetzt beginnt eine neue Reise durch das Chaos, immer verfolgt von irgendwelchen Figuren, die mal vom FBI sind, mal aus der Ukraine oder gar alte serbische Kriegsverbrecher und ähnliches Gesocks. Da ist es gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten und auch noch ungeschoren aus der Sache rauszukommen.

Er ist schwarz, er ist cool - aber er ist nicht Shaft. Er ist Dewey Decimal. Ein Mann mit System und so einigen Neurosen. Hygiene, stetige Angst vor Keimen, immer sein Handdesinfektionsmittel griffbereit, die Pillen, die ihn ruhig halten, immer in der Tasche. Nur so vermeidet er ein durchdrehen. Dewey bewegt sich in einer Dystopie, in der die genauen Umstände der Zerstörung nur hin und wieder angedeutet werden, aber eigentlich keinen Schluss zulassen, weil Dewey als Erzähler seinem Gedächtnis nicht traut. Es wurde ihm in der Militärklinik eingetrichtert. Was sie ihm nicht genommen haben, ist seine Kunst zu kämpfen und zu töten. Und die soll er im herrschenden Chaos einsetzen. Vom Gutmenschtum kann man sich bei dieser Lektüre gleich veabschieden. Dewey hat seine Grundsätze, aber seine Moralvorstellungen sind für die Verhältnisse des geneigten Lesers doch etwas verquer - und unterscheiden ihn dadurch glücklicherweise von seinen vielen in Romanen verewigten Kollegen. Dewey ist schon ein besonderer Protagonist in einer Welt voller Antagonisten. Hart und kühl, ein Held zwischen Noir und Hardboiled und seinem Hass auf Katzen und so viele andere Dinge. Nathan Larson lässt ihn mit einem feinen Sarkasmus über die Welt nach dem Valentinstag parlieren. Da gibt es die "gutartige postkapitalsitische Militärdiktatur" China, IKEA wird von Dewey als unmenschlich und toxisch geschildert und H1N1 als Niete, da die spätere Super-Flu 2 Millionen Amis umgebracht hat. Ja, die vor dem 14.2. so präsente politische Korrektheit wird mit Begriffen wie postrassisch oder der Frage, ob eine indische Todesgöttin als solche zu bezeichnen nicht schon wieder rassistisch ist ad absurdum geführt. Dewey ist eine fast schon klassische Figur des Noir oder gar des Western. Der Mann ohne Namen oder Der Mann ohne Gedächtnis. Herkunft unbekannt, Profession unbekannt, kampferfahren und eiskalt, wenn es drauf ankommt. Skrupel wischt er beiseite, wenn es sein muss. Ausgestattet mit seinen Spleens und Macken sowie dem grimmigen Humor macht er im mittlerweile hierzulande so sehr vernachlässigten Hard-Boiled-Genre nicht nur eine gute Figur, er kann eine richtige Vorfreude auf das zweite Buch "Boogie Man" wecken. Als dritten Teil bekommt man auch "Zero one Dewey" serviert. 250 Seiten, die es in sich haben. Ein echter Lesegenuss!                           
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Oktober 2016, 11:22:43
(https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/61sxGhrjImL._SX327_BO1,204,203,200_.jpg)

Joe McKinney, Craig DiLouie und Stephen Knight. Nach wochenlangen Kämpfen quer durch ein Amerika, welches von furchtlosen, kreischenden Killern überrannt wurde, stehen Lt. Colonel Harry Lee und seine Männer vom 55. Infanterie-Regiment am Stadtrand von Philadelphia. Auf dem Weg dorthin haben sie Tausenden Flüchtlingen Schutz geboten und standen oft vor schier unlösbaren Aufgaben. Die "Stadt der Nächstenliebe" befindet sich zur Zeit unter dem Schutz von General Anthony Bell, Kommandant der berühmten 56. Stryker Brigade. Aber in einer Welt, die total verrückt geworden ist, ist nichts wie es scheint. Und während Bell Lee verhaften lässt, um ihn vor eine tödliche Wahl zu stellen, versucht dessen rechte Hand, Major Chris Walker, alles in seiner Macht Stehende, um eine Katastrophe zu verhindern. Schafft er es, Lee der Schlinge des Henkers zu entreißen? Und kann er seine Truppen und die vielen Zivilisten unbeschadet durch ein Philadelphia voller verrückter Killer führen? Oder werden sie alle lachend sterben?

Philadelphia hatte sich verbarrikadiert und konnte den Klowns - oder Crazies, wie man sie hier nannte - lange standhalten. Doch bald fielen die Schutzwälle und die lachenden Killer trieben die Armee und die Zivilisten in immer kleinere Refugien. In dieses Chaos kamen Colonel Lee und seine Leute. Sie hatten in den Schlachten der letzten Wochen ihre sämtliche Luftuntersützung verloren, etliche Trucks mussten zurückgelassen und konnten nicht einmal mehr ausgeschlachtet werden, da ihnen die lachenden Killer auf den Fersen waren. Sie hatten große Hoffnungen in Philadelphia gesetzt und wären nur zu gerne direkt in die Stadt eingefahren. Lee hat das aber verhindert und wollte mit einem Spähtrupp erkunden, wie es wirklich um Philly bestellt war. Nicht gut, wie man schon bald erkennen musste. Dennoch mussten sie hier durch, wenn sie weiter Richtung Mount Weather vordringen wollten. Unterdessen schlägt sich der Cop Jeff Carter alleine durch die Reihen der Crazies, da er trotz des Rückzugsbefehls seine Familie nicht den Irren überlassen wollte. Was er sehen muss, verschlägt ihm schier die Sprache. Und während die vorgezogenen Posten aufgegeben wurden, hatten die Crazies eine neue Taktik entwickelt - sie ließen Passagierflugzeuge in die Stadt stürzen, machten alles dem Boden gleich. Da sollte man meinen, dass alle Verteidigungskräfte zusammenhalten würden. Weit gefehlt. General Bell lässt Lee verhaften, weil der sich anmaßen würde, einen Rang innezuhaben, der ihm nicht zustünde. Obwohl Walker, der Lee dazu ermächtigt hatte, dabeisteht und widerspricht, revidiert der General seine Entscheidung nicht. So berichtet es Colonel Morgan, der im Auftrag es Generals handelt.

"Retreat 3 - Stirb lachend" ist mit seinen 150 Seiten eher ein Quick Reader. Und da schadet es nicht, dass diese Lektüre vollgepackt ist mit Action, die man gerade von Craig DiLouie gewohnt ist. Militär gegen Infizierte. Gut bewaffnete, aber zahlenmäßig unterlegene Truppen gegen eine zwar unbewaffnete, aber schier erdrückende Übermacht. Einer Übermacht, der es völlig egal ist, ob sie nun stirbt oder nicht. Dazu einige Gewaltspitzen wie das Pfählen von Zivilisten mit Verkehrsschildern durch die Klowns - oder eben Crazies. Literarisch besonders wertvoll ist das nicht, liegt aber sicher auch nicht in der Absicht der Autoren. Sie haben aber immerhin mal eine kleine Eifersüchtelei im Zuge einer sich anbahnenden Romanze eingeflochten. Ist aber eher eine Randerscheinung im Dauergeballer. Einige Kompetenzstreitigkeiten um die Rangfolge dienen auch nur dem Zweck, eine Wendung vorzubereiten. Dazu noch Erkenntnisse aufkommen lassen, die durchaus schon früher hätten auffallen können. Bis auf einen Punkt, dessen Auflösung wohl noch einige Bände hinausgezögert werden wird. Interesse wurde dadurch aber geweckt, um sich den nachfolgenden Geschehnissen ebenfalls zu widmen. Insgesamt ein netter, kleiner Action-Quickie ohne jeglichen Anspruch außer dem, den Leser zu unterhalten. Das hat funktioniert. Feuer frei auf alle flachen Charaktere - also jeden. Ist jetzt nicht einmal abfällig gemeint. Das Autorentrio huldigt der reinen Militäraction und verzichtet auf allumfassende Beschreibungen oder tiefgründige Erkenntnisse.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Oktober 2016, 12:20:47
(https://2.bp.blogspot.com/-UGI5KE3nv5U/V--lk2LpN3I/AAAAAAAAF0c/oI7bpNlKHQ8D2LopYnMBE1RsHADGF-SUgCLcB/s1600/boogiem%252Can.jpeg)

Nathan Larson. Dewey Decimal, über den weder wir noch er selbst allzu viel wissen, schießt sich im zweiten Band der Trilogie weiter durch ein verwüstetes und karg bevölkertes Manhattan. Dabei will er eigentlich nur eines: sein Leben (und die New York Public Library) nach seinem ganz persönlichen System ordnen. Aber er gerät zwischen alle Fronten, als er auf Material stößt, das einen mächtigen US-Senator mit dem Mord an einer koreanischen Prostituierten in Verbindung bringt. Eine dubiose Privat-Armee ist hinter ihm her, während in Korea-Town Yakuza und koreanische Gangs um die Vorherrschaft kämpfen und New York City einer No-Go-Area gleicht.

Mittlerweile sind einige Wochen vergangen seit den letzten Aktionen und Dewey hat sch so mehr schlecht als recht durchgehumpelt mit seiner zerballerten Kniescheibe. Doch jetzt hockt er im Büro des DA, der nicht mehr unter den wenigen Bewohner der Metropole weilt und wühlt sich durch die Unterlagen. Manches findet sein Interesse, aber der größte Teil interessiert ihn nicht die Bohne. Bei seiner eigenen Akte stutzt er kurz, lässt die Neugierde dann aber doch nicht siegen. Stattdessen greift er sich eher Material, das sich nützlich verwenden lässt. Besonders geeignet scheint ihm da der Mordfall an einer jungen Koreanerin, der lange vor den Valentinstag-Begebenheiten stattfand - und einen Senator, der mittlerweile zusammen mit seiner linksgerichteten Gattin nahe an der Herrschaft über das marode Land ist, der wohl damit zu tun hat. Rechter Senator, linke Gattin. Passt in die noch existierende politische Welt und hatte auch davor schon ein gewisses Potenzial. Dann fackelt DEwey alles andere ab - inklusive dem Büro vom DA. Doch nun macht sich Dewey auf die Suche nach den Hintergründen des Todes des Mädchens. Dazu muss er nach Schlitzaugen-City. Dort, wo es noch gefährlicher ist, als im Rest der verheerten Stadt. Da bekämpfen sich Yakuza und Chinesen und beide zusammen die Koreaner. Deweys Vorteil - er ist ein Sprachgenie. Warum, weiß er zwar nicht, vermutet aber die Armee dahinter, als die ihn in eine Klinik verfrachtet und mit Experimenten "bei Laune" gehalten haben. Doch mit seinem Gestochere in dem alten Fall scheucht er einige Organsisationen auf, die sich jede für sich selbst zugute halten, dass sie einen notwendigen Zweck erfüllen. Dass das manchmal auch den Einsatz schwerer Waffen erfordert, bekommt Dewey zu spüren. Doch der schlägt zurück.

Die Endzeit-Trilogie um ein New York (und auch die Welt) nach diversen Krankheiten, Seuchen und den 2/14 Begebenheiten geht in die nächste Runde. Dewey könnte sich sogar mit seiner Vergangenheit beschäftigen, doch er verzichtet. Seine kleinen Flashbacks haben ihm da schon etwas Bammel vor gemacht. Er will weiter der Dewey sein, der in seinem System lebt, tut, was ihm in den Sinn kommt und hat dabei eine Moralvorstellung, wie sie für einen Killer in einer zerstörten Stadt, umgeben von lauter feindlich gesonnenem Gesindel, eher unüblich ist. Aber Dewey ist ja auch nicht der übliche Bewohner. Untergekommen in der Library, die er nach seinem System ordnet und deren Fußboden er mit Schalen von Pistazien oder ähnlichem Zeug bestreut, um nächtliche Besucher hören zu können. Er trägt seine Atemmaske, Einmal-Handschuhe und badet regelrecht in seinem Desinfektionsmittel, um die Keime abzutöten in einer Stadt voller Gift. Das Wasser ist Todesgrün, der Himmel in einem mörderischen Grau und dem Regen fehlt auch nur noch ein Teil ätzender Säure. Und die Stadt ist verwüstet wie Deweys Gehirn - Lücken und Löcher, Bruchstücke und totes Gewebe. Dennoch will er irgends anders leben. So stellt er sich gegen alle Widrigkeiten, die da kommen mögen. Söldnertrupps, die ihn umnieten wollen. FBI-ler, die für Senatoren den Schutztrupp bilden, eine undurchschaubare Femme Fatale namens Rose und eine leicht durchschaubare und durchgeknallte Senatorin, die alte Slogans vor sich hinfaselt in einer Welt, die sich völlig verändert hat. Hier mal eine Bemerkung zu Rassismus, dort ein Satz zu der politischen Angelegenheit, dass sich ein Ehepaar (sie schwer linkslastig, er weit rechts von Attila, dem Hunnen) zu teilen gedenkt. Über welches Land denn? Hier macht jede Bande und jede Gang doch eh, was sie will. Politiker und ihre Armeen sind auch nur eine weitere Gang. Und neben all dem hat der Fall als Aufhänger für eine kräftige Portion Action gesorgt. Horden von Söldnern, verbrecherische Asiaten, Krieg zwischen Chinesen und Koreanern, Deweys Stunt, einen Kampfhubschrauber vom Himmel zu holen. Der Crime Noir tritt hier doch ziemlich in den Hintergrund, der coole Hardboiled-Hund bleibt. Und er bleibt sich auch treu: desorientiert, auf die Bibliothek und seine Systeme fixiert und auch kämpferisch, wenn es sein muss, ausgestattet mit einem ureigenen Sinn für Moral. Mal eiskalter Killer, mal mitfühlender Kamerad. Kein New Yorker, der den Dialog liebt. Eher maulfaul und misstrauische gegenüber Labertaschen, die ihr Gegenüber einlussen wollen. Politiker halt. Bleihaltig, finster, mit trockenem Humor und hier und da etwas Geseschaftskritik ausgestattet kommt "Boogie Man" von Nathan Larson daher. Eine weitere ganz feine Lektüre, die mich aber nach ersten Hinweisen im vorherigen Buch hier immer weiter in eine ganz bestimmte Richtung schickt, die ich schon aus einer anderen Trilogie kenne - und es ist nicht "Herr der Ringe" in der Filmfassung oder so ein Zeugs. Um denjenigen, die diese vielleicht auch kennen, erwähne ich den Titel hier nicht. Aber Dewey Decimal ist bermerkenswerte Crime-Literatur, die Aufmerksamkeit verdient hat. 280 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Oktober 2016, 13:12:55
(https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51n41G8h6UL._SX323_BO1,204,203,200_.jpg)

Nathan Larson. Im letzten Teil der Dewey-Decimal-Reihe um die Machenschaften des korrupten Senators Howard lernen wir die wahren Hintergründe für die Katastrophe 2/14 in New York kennen. Für Dewey Decimal stellt sich die Frage, auf welcher Seite er stehen will. Auf jener, die lediglich Profit aus dem Zusammenbruch schlagen, oder auf jener der Verlorenen, Wütenden. Auch wenn das heißt, dass er sich seiner Vergangenheit stellen muss.

Dewey hat endlich den Kerl gefunden, der seinen Kumpel Dos Mac vor einem Jahr getötet hat und macht ihn so platt, wie er sich das unzählige Male in seiner Phantasie vorgestellt  hatte. Nachdem er das erledigte hat, wird er kurze Zeit später von einem Chauffeur aufgelesen und zu Senator Howard gebracht. Er soll den Park von einer größeren Gruppe "Hippies" - wie der Senator sie bezeichnet - räumen. Also geht er hin und sagt ihnen, dass sie 72 Stunden Zeit haben, von dort zu verschwinden oder sie werden in dem Chaos, das New York derzeit darstellt, schlicht und einfach entsorgt. Aber er hat auch ein eigenes Problem - immer wieder hat er Aussetzer. Freezes, wie er sie nennt, entwickeln fast ein Eigenleben, nehmen ihm das Bewusstsein, gaukeln ihm Bilder vor, die ihm vage bekannt vorkommen. Und wenn die Anfälle zu Ende sind, findet er sich an einem Ort wieder, ohne zu wissen, wie er nun dahin gekommen ist. Als er wieder klar ist, steht ein weiteres Treffen mit dem Senator an. Dewey soll sich um zwei Mitglieder des saudischen Königshauses kümmern, das immer noch als Koalitionspartner der USA gilt, und sie unbeschadet durch die von marodierenden Banden und Milizen beherrschten, verheerten Straßen des Restes des ehemals stolzen New York bringen. Was er zu dem Zeitpunkt nicht ahnt, ist die Tatsache, dass es Gruppen gibt, die gar nicht wollen, dass die Saudis gesund und lebend ihr Ziel erreichen. Und so startet eine Hetzjagd auf ihn und seine Schützlinge. Und so nach und nach deucht ihm auch, was hinter den 2/14 Begebenheiten stecken könnte.

Der abschließende Teil der Trilogie bringt einen schnodderig erzählenden, von seinen Ersatzteilen nahezu im Stich gelassenen Dewey Decimal seiner Vergangenheit näher. Immer mehr zeichnet sich ab, was er als Soldat der Streitkräfte für solche machtgeilen und hinterfotzigen Typen wie Senator Howard an Drecksarbeit erledigen musste - und was man ihm selbst dabei angetan hat. Wie auch im vorgen Band "Boogie man" setzt Nathan Larson hier auf mehr Action, lässt die Noir-Ansätze fast gänzlich außen vor, kümmert sich mehr um den Protagonisten, der sich durch New York mordet, aber irgendwie immer mehr mit seiner Tätigkeit hadert und sich fragt, wieso es soweit gekommen ist. Eindeutig ist aber, dass die politischen Machthaber es nicht gerne sehen, wenn das Volk seine Meinung äußert, mitgestalten will und einen gemeinsamen Wiederaufbau fordert. Zivilisten, die den Plänen im Weg stehen, werden nicht nur diffamiert, sie werden einfach ausgemerzt. Die Politk geht hier halt nur ganz offen eben ein, zwei Schritte weiter, als es in der Wirklichkeit passiert. Das Volk hat eh keine Ahnung, also denken wir für sie, handeln für sie und bereichern uns - aber nur für uns. Irgendwie nix Neues auf dem Planet Erde. Überall daselbe Dilemma. Jedes Drama hat seine Profiteure. Und all die Geheimnisse, die nun über drei Bücher aufgebaut oder auch nur angedeutet wurden? Werden in vielen Fällen nur teilweise aufgelöst. Nathan Larson meint, dass man nicht jedem Leser am Ende alles in einem klärenden Satz servieren muss. Eine Dystopie, die keine Lösung bietet. Dafür gute und auch überdenkenswerte Unterhaltung. 305 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Oktober 2016, 17:52:06
(https://2.bp.blogspot.com/-Qd6R0m5Sfro/V_y7PqZgjHI/AAAAAAAAF5M/-WMjf2eDSXse2uwNd9jL8yWmzS3i9ExyACLcB/s1600/die_loewen_von_luzern.jpg)

Brad Thor. Auf den Skipisten von Utah ereignet sich ein unglaublicher Vorfall: In einem spektakulären Coup entführen Terroristen den Präsidenten der USA und töten dabei 30 Männer des Geheimdienstes. Nur der junge Scot Harvath überlebt. Während Secret Service, FBI, CIA und der verdächtig unentschlossene Vizepräsident erklären, dass eine Vereinigung aus dem Nahen Osten hinter dem Angriff steckt, glaubt Harvath keine Sekunde daran. Also beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Die spärlichen Hinweise führen ihn in die Schweiz. Dort trifft er auf Claudia Müller von der eidgenössischen Staatsanwaltschaft. Auch sie ist den Tätern auf der Spur und berichtet von einer mysteriösen Söldnertruppe, die sich "Die Löwen von Luzern" nennt - ein tödliches Team professioneller Killer. Auf den schneebedeckten Hängen des Pilatus-Bergmassivs beginnt der Kampf gegen die Löwen. Aber lebt der Präsident überhaupt noch? Oder riskieren die beiden ihr Leben vielleicht umsonst?

Beim Skiurlaub in Utah steht der Präsident der Vereinigten Staaten unter strengem Personenschutz durch den Secret Service. Gleiches gilt für seine Tochter. An einem wenig erfreulichen Tag bezüglich der Witterung machen sie sich auf, die Berghänge mit ihren Skikünsten hinabzusteuern. Dazu wählen sie unterschiedliche Pisten, da der Präsident seine Tochter nicht einer gefährlichen Stelle der Schussfahrt aussetzen will. So ist Scot Harvath nun mit einem Teil des Teams für den Schutz der Präsidententochter zuständig, während die andere Gruppe bei ihrem Staatslenker bleibt. Abgesehen vom Wetter passt alles wunderbar, bis Harvath sieht, wie zwei der Begleiter des Präsidenten stürzen, während der Rest mit dem Schützling um eine Biegung verschwindet. Er denkt sich noch nichts dabei, bis sie plötzlich angegriffen werden. Er flüchtet mit Amanda, muss aber miterleben, dass die Gangster eine Lawine auslösen. Die Beiden können gerade noch so unter einem Felsvorsprung Schutz suchen, damit sie nicht von dem abgehenden Schnee mitgerissen werden. Allerdings sind sie nun darunter begraben und die Luft in der kleinen Blase wird nicht ewig reichen. Unterdessen versucht das Basisteam unentwegt, beide Gruppen zu erreichen, doch weder die Funkgeräte noch die Sender bei den Bewachern und den zu Schützenden funktionieren. Erst nachdem Harvath sich aus dem harschen Schnee gegraben hat, kommt ein Kontakt zustande. Er und Amanda werden geborgen und bald hat man auch die Agenten um den Präsidenten gefunden - alle tot. Ihr Schutzbefohlener ist weg. Dafür einer der Angreifer dageblieben - auch tot. Alles deutet auf einen Angriff von Terroristen aus dem Nahen Osten hin, doch Harvath bezweifelt das. Entgegen aller Warnungen der Ärzte ob seiner Verletzungen, macht er sich auf, die Spuren zu verfolgen. Sie führen in die Schweiz. Doch sicher ist er da nicht. Killerkommandos sind ihm auf den Fersen. Vorübergehend kommt er bei einer ehemaligen Bekannten unter, über die er dann auch Claudia Müller kennenlernt, die in Bern für die Staatsanwaltschaft arbeitet. Während ihrer Ermittlungen müssen sie sich gemeinsam gegen weitere Anschläge auf ihr Leben wehren.

Brad Thor wurde ja schon von Blanvalet in drei Abenteuern hierzulande veröffentlicht, aber der Verlag oder die dahinter stehende Gruppe hat sich doch recht schnell von derartigen Themen abgewandt (Auch Vince Flynn und weitere Autoren derartiger Thriller wurden einfach gekippt) und so entstand bald eine Lücke bei Actionstoffen, die den geneigten Freunden des Genres gewaltig auf die Nüsse ging. Nun hat sich der FESTA-Verlag der Dinge angenommen und viele Leserherzen erfreut. Brad Thor ist mit "Die Löwen von Luzern" so richtig auf Tuchfühlung mit der Kunst des überragenden Thrillerautors Robert Ludlum gegangen. Hätte Brad Thor die zu Beginn eingeführten Drahtzieher anonymisiert und vielleicht mit Codenamen benannt - ebenso auch zwei oder drei spätere Figuren -, wäre das dem Spannungseffekt noch zuträglicher gewesen und hätte ihn mit dem Meister des Verschwörungsthrillers auf die gleiche Höhe gebracht. Abgesehen davon ist das Buch ein gut recherchierter Thriller mit einigen faszinierenden Actionszenen, die hauptsächlich in Europa und dort in der Schweiz stattfinden. Ein kleiner Trip nach München offenbart dann das eine oder andere Klischee über die Deutschen, aber auch die Schweizer bleiben icht völlig verschont. Aber das ist Kleinkram, der nichts an der hohen Qualität der Story und dem Stil des Autors ändert. Der Eindruck ist schlicht und einfach in höchstem Maße positiv, die Charaktere gelungen, der eine oder andere Scherz (Cliffhanger, Kriegsbeil begraben) zündet und der Protagonist wirkt sympathisch; auch darum, weil ihm nicht immer alles gelingt und er auf Hilfe angewiesen ist. Da es sich ja um eine Reihe handelt, ist es selbstverständlich, dass der Held etwas mehr Glück und Geschick hat als seine Feinde, sonst wäre der Spaß ja bald vorbei. Übrigens ist der Thrilleranteil hier sehr hoch und es ist beileibe kein reiner Actionkracher im Sinne des America First. Brad Thor ist hier eine wunderbare Mischung gelungen, die rundum zufriedenstellt. Und wenn ich bedenke, dass es schon etliche Autoren gab, die den Versuch unternahmen, sich mit den besten Werken eines Robert Ludlum zu messen und noch mehr einfach von den Verlagen zwecks Verkaufsargument einfach zu dessen legitimen Nachfolger ernannt wurden und die so ziemlich alle im Prinzip versagten, dann kann man Brad Thor nur zu seiner Geschichte gratulieren. Er ist ungemein dicht dran. Daher volle Punktzahl und eine Kaufempfehlung an alle, die einen ordentlichen Kracherthriller zu schätzen wissen und Robert Ludlums einzigartige Verschwörungsgeschichten vermissen. 660 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Oktober 2016, 18:20:54
(https://1.bp.blogspot.com/-j1VdoBxdXt4/WASd7kGQ5TI/AAAAAAAAF8M/4Qh6CVLq0dQtNJY-QHfu4iHB7GgJaRZjwCLcB/s1600/blinde-wut-1_31.jpg)

Tom Zola. Krisen und Konflikte prägen das Weltgeschehen. Die EU droht zu zerfallen, der Nahe Osten zerfleischt sich, die NATO und das von Russland angeführte "Krimbündnis" belauern einander. Eine weltweit koordinierte Serie von Anschlägen erschüttert in dieser Situation die Staatengemeinschaft. Deutschland, das türkisch-iranische Grenzgebiet, Niger und die Mongolei werden zeitgleich angegriffen. Reflexartig wechseln die Entscheider dieser Erde in den Angriffsmodus, kündigen Maßnahmen an, fordern Vergeltung. Sündenböcke sind schnell gefunden. Die wichtigsten Militärbündnisse bringen sich in Stellung. Die Menschheit wankt dem Abgrund entgegen, blinde Wut bestimmt ihr Handeln. Dennis Bernau, Stabsunteroffizier der Bundeswehr, wird mit einem gigantischen Truppenaufgebot der NATO in den Nahen Osten verlegt. Ihm dämmert bald, dass sein Land, dass der gesamte Westen vorschnell gehandelt hat. Es scheint, als habe eine unbekannte Macht ihre Finger im Spiel – eine Macht, die nicht von dieser Welt ist.

Dennis Bernau ist mit seiner Truppe unter Leitung von Oberfeldwebel Brandtner in einer Übung, die beweist, wie wenig Ahnung vom täglichen Geschäft in der Bundeswehr haben. Sie stolpern mehr durch die Landschaft, als dass sie geordnet und ruhig mit ihrem Marschgepäck den Vormarsch absolvieren. Bald ist aber Schluss mit lustig. Die Gruppe wird angegriffen. Zivilisten attackieren die Soldaten ohne Warnung und aus heiterem Himmel. Sie können sich gerade noch zurückziehen, bevor es zu heftigeren Kampfhandlungen kommt. Bernau glaubt etwas seltsam Weißes erkannt zu haben, hält aber vorsichtshalber die Schnauze, da er sich nicht sicher ist. Man versorgt die Wunden und kurze Zeit später ist es mit der Ruhe vorbei. Und der Oberfeldwebel kann über sein Smartphone noch Nachrichten empfangen, die alle vor Entsetzen fast erstarren lassen. Anschläge in der Mongolei, in Afrika und auch hier vor Ort. Eine ganze Stadt wird rasend. Während die Männer und Frauen um ihr Leben kämpfen, versuchen die Politiker allerorten sich einen Überblick zu verschaffen und eine Gegenstrategie zu entwerfen. Nicht so einfach, wenn parteiübergreifende Küngelei der Kanzlerin immer wieder Steine in den Weg legt und der politische Intrigenstadel seine Chance sieht, die Macht an sich zu reißen. Derweil kommt es an der türkisch-iranischen Grenze ebenfalls zu ersten kleineren Scharmützeln. Doch der Konflikt schaukelt sich hoch, bald wird über einen NATO-Einsatz in der Türkei nachgedacht, um diese gegen den Iran zu verteidigen. Und auch die Situation im Inland spitzt sich zu. Augustdorf wird von den deutschen Truppen gestürmt, Tote und Verletzte sind zu beklagen. Ein Kommissar in leitender Funktion lässt einen Kollegen verhaften, der krankgeschrieben ist und möglichweise mit den Angreifern unter einer Decke steckt und unterzieht ihn einem hochnotpeinlichen Verhör - kurz Folter genannt. Alle drehen durch, keiner hält sich mehr an Vorgaben. Und die Kanzlerin setzt sich gegen ihre Konkurrenten durch und die Bundeswehr zieht bald mit der NATO in den Krieg. Brandtner, Bernau und ihre Untergebenen finden sich bald in einem Stahlgewitter wieder, das sie schier verzweifeln lässt.

Tom Zola ist ja bekannt als der Autor der "Alternate History"-Reihe "Stahlzeit". Von den bisher erschienenen, habe ich acht Bücher, gelesen aber noch keines. Daher ist "V-Fall Erde" mein erstes Buch, das ich mir von ihm zu Gemüte führe. Gerade in die erste Hälfte, wenn er die Figuren aufbaut, Positionen beziehen lässt und sie charakterisiert, lässt er auch mehr als nur Andeutungen zu sozialen und politischen Brennpunkten Einzug halten. Okay, den Namen Gabriel Sigma zu wählen, halte ich für etwas platt, aber immer noch besser als "politischer Mittelfinger-Jongleur", den man ob gewisser Gestik eigentlich aufgrund von Beleidigung gegenüber Volk und Wählern sowie Menschen, die eine andere Meinung vertreten, mal vor den Kadi zerren sollte. Von Demokratieverständnis zeugen solche Vorkommnisse, die dieser Gabriel Sigma so von sich gibt, eher weniger. Doch das gilt für etliche Handelnden in diesem Buch. Und während die Welt und die Repubik, für die ein Amtseid geschworen wurde, der eh keinem mehr etwas bedeutet (Meineid), kämpfen die gewählten Vertreter nur noch um ihre Machtposition oder den persönlichen Vorteil durch Reibach. Hier und da scheint auch die Meinung des Autors durchzuschimmern, aber wirklich festlegen tut er sich meines Erachtens kaum. Klar, kommt Rassismus ins Spiel, teilweise sogar recht deutlich formuliert, aber auch das Frauenbild und die Selbstjustiz finden ihren Platz. Und als es dann richtig Drive in die Sache kommt, hält sich Tom Zola nicht zurück. Die Kampfhandlungen sind teilweise schon recht spektatkulär und rasant, auf Action muss hier niemand verzichten. Sicher sind ihm da Autoren wie Matthew Reilly, Ben Coes, Stephen Hunter und auch Martin Kay voraus, aber hinter den Massenwaren-Publizisten braucht er sich nicht verstecken. Und was wirklich hinter dem ganzen Krawall steckt, lässt er nur häppchenweise erkennen. Im Epilog bekommt man einen größeren Hinweis serviert. Zuvor hatte ich den Eindruck, dass da durchaus auch eine aggressivere Variante von "Die Körperfresser kommen" am Werk sein könnte. Ja, "V-Fall Erde: Blinde Wut" wird nicht nur ein Buch, das eine überforderte, weil schlecht ausgerüstete und mit zuwenig Personal ausgestattete Bundeswehr an ihre Grenzen bringt, wenn sie in einen Konflikt mit Waffengewalt eingreifen sollen und schon ängstlich Richtung Russland schielen, das nach der Krim und der Ukraine liebend gerne weitere Länder, die früher unter ihren Fittichen waren, wieder einkassieren würden. Es geht auch nicht nur um Kungeleien unter den Mächtigen, die sich für alles engagieren, nur nicht fürs Volk oder dem Einsatz für Flüchtlinge. Es entwickelt sich nach und nach zu einem Werk, das wohl sehr bald weitere und viel phantastischere Elemente beinhalten wird als bisher. Ich werde mir den Folgeband sicher gönnen und habe auch ein Auge auf die andere Reihe "Weltenkrieg: Die Rückkehr" geworfen. Bleibt nur die Frage: Rückkehr - gab es davor schon andere Bände, die ich verpeilt hab oder werden die Handlungen von "V-Fall" und "Weltenkrieg" womöglich zusammen geführt? Wer also jetzt nicht gerade hochgeistige von Weltliteraturformat mit eingebautem Zwang zum Überdenken der Situation des Lebens und der innigen Gefühle für alle Mitmenschen erwartet, der darf sich auf ein knalliges Abenteuer mit einigen flapsigen Sprüchen (Jo, auch Königsblau gegen Bienen-gelb-schwarz) und gegen Ende einem krachenden Kriegsszenario freuen.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Oktober 2016, 15:04:26
(https://1.bp.blogspot.com/-Rk1tEZ4qRx0/WAtGURIUshI/AAAAAAAAF_w/RmpbEp3Y19IlOYeXykvVemwaK_UCIBhzQCLcB/s320/wolfshour1.jpg)
(https://1.bp.blogspot.com/-ZhSdX6_FON8/WAtGZ5DYoOI/AAAAAAAAF_0/m5pAxL4v2wQLT_SV9rq68JF3reDZ6MphQCLcB/s320/wolfshour2.jpg)

Robert McCammon. "Die Verwandlung". 1944. D-Day steht kurz bevor. Für Nazideutschland wird die Luft immer dünner. Doch Hitlers Wissenschaftler arbeiten an einer geheimen Wunderwaffe, die die Invasion mit einem Schlag beenden könnte. Die letzte Hoffnung der Alliierten liegt auf den Schultern eines Mannes: Michael Gallatin. Er ist ein Meisterspion a la James Bond - und ein Werwolf! "Berserker". Im Auftrag des britischen Geheimdiensts kämpft sich Michael Gallatin, Meisterspion und Werwolf, vom besetzten Frankreich bis nach Berlin durch. Er soll herausfinden, was sich hinter "Iron Fist" verbirgt, der angeblichen Wunderwaffe der Nazis. Auf seinem Weg begegnet Michael einigen skurrilen Gestalten, etwa dem grausamen Nazioffizier Jerek von Blok mit seinem hünenhaften Schützling Treter, der seine Opfer am liebsten zu Tode trampelt oder dem sadistischen Großwildjäger Harry Sandler, der stets von seinem aggressiven Falken Blondi begleitet wird. Es sind nur noch wenige Stunden bis zum D-Day, als Michael in die Hände von Dr. Hildebrandt fällt, einem wahnsinnigen Wissenschaftler, der Giftgasexperimente an Kriegsgefangenen durchführt.

Michael Gallatin ist russischer Herkunft, musste das Land aber verlassen, als seine Eltern getötet wurden. Er selbst wurde von einem Rudel aufgenommen, das sich als Werwölfe herausstellte. Nicht jeder war damit einverstanden, doch der Anführer setzte sich durch und nach anfänglichen Problemen konnte Michael ihm beweisen, dass er das Vertrauen wert war. Doch auch auf seine neue Familie wurde die Jagd eröffnet und nach einigen bitteren Erfahrungen entschied er sich, dass Russland nicht mehr seine Heimat sein solle und schlug sich nach England durch. Irgendwann erkannte jemand seine Identität als Werwolf und ihren militärischen Nutzen. So kam es dann, dass Michael 1941 in Nordafrika wertvolle Dienste leisten konnte, um Rommel und seine Truppen entscheidend aufzuhalten. In Kairo aber wird dann seine Geliebte von einem Attentäter getötet und er zieht sich zurück, will nichts mehr mit den Menschen zu tun haben. Doch der Krieg lässt ihn nicht los. Er wird nahezu bekniet, wieder in den Dienst zurückzukehren. Und bald hat man ihn auch davon überzeugt. Nun muss er nach Frankreich und dort verhindern, dass die Nazis etwas über die geplante Invasion erfahren. Zu seiner wertvollen Hilfe wird der deutsche Deserteur Maus, der ihn bei seinen Bemühungen unterstützt und dafür nur nach Berlin mitgenommen werden will, um seine Familie rauszuholen, bevor die Russen kommen. Doch so einfach ist das nicht. Verrat macht die Runde, der Mörder seiner Geliebten Margritta kommt ins Spiel und diverse deutsche Offiziere und ihre Handlanger unterschiedlicher Nationen machen Jagd auf ihn. Und als er den verwegenen Plan der Nazis unter Hitler entlarvt, ist es schon kurz vor Zwölf. Wenig Zeit, um einen weiteren perfiden Massenmord zu verhindern.

Die Vorgeschichte des Werwolfs Michael wird in Rückblenden, die in die Kapitel eingestreut sind, erzählt. Von menschlichen Bestien, die seine Familie töteten zu einer tierischen Familie, die ihn aufzog. Seine Flucht, seine Wut, sein Kampf gegen das Böse werden ebenso thematisiert wie eine weitere menschliche Unsitte: Jegliche neue Entdeckung auf ihre Tauglichkeit fürs Militär zu prüfen und gegebenenfalls auch unter Nutzung von Druck oder patriotischem Geschwafel einzusetzen. So wird aus einem Mensch/Tier eine Waffe, die zwar eigenständig handeln kann, aber dennoch missbraucht wird. Der Kniff von McCammon ist, dass er aus einem der zigfach vorhandenen Kämpfer für das Gute einen übernatürlichen Soldaten macht. Einen Werwolf. Nicht gerade ein in Massen vorhandener Handlungsfaden in der Literatur (Erinnert mich an viel später erschienene Romane von Christopher Farnsworth wie "Blutiger Schwur", in denen der einen Vampir als Troubleshooter des Präsidenten etablierte. America First mit Vampir gab es auch eher selten bisher.) und somit allein schon deswegen interessant. Trotz einiger philosophischer Einsprenkelungen, die hie und da die Gedanken in eine mehr ernsthafte Richtung denn reine Unterhaltung schweifen lassen, ist das vom Verlag zweigeteilte Buch (Kritikern dieser Maßnahme sag ich nur, dass ihr die Verträge nicht kennt und somit wohl auch kaum beurteilen könnt, mit welchen finanziellen Anstrengungen der Verlag den Autor für deutsche Ausgaben seiner Werke gewinnen konnte. Und die müssen eben refinanziert werden.) ein flott zu lesende Lektüre, die nicht durch ausschweifende und eher unnütze Beschreibungen für die Handlung unnötiger Randerscheinungen ausgebremst wird. Der Horroranteil wird durch einige ziemlich blutige Vorkommnisse hervorgehoben, doch da bleibt auch der Gedanke, was sich Menschen alles gegenseitig antun können. Gas, Verbrennungsanlagen, Experimente am lebenden Objekt, Folter um Schmerzgrenzen auszutesten und und und. Da es sich um einen Roman handelt, der im Zweiten Weltkrieg spielt und schon 1989 verfasst wurde, sollte man sich über das Bild der Deutschen nicht wundern. Alle sind sie böse und verachtenswert. Selbst Helfer werden mit Charakterschwächen gezeichnet, die sich kein stolzer Alliierter erlauben würde. Demgegenüber stehen aber einige fantastische Momente voller Action, die man zum Beispiel in der "Zugjagd" goutieren kann. Spannung garantieren abwechlsungsreiche Wendungen - obwohl klar ist, dass diese fiesen deutschen Drecksäcke selbstverständlich keinen sieg davontragen werden - und nahezu dauerhaft fesselnde Abenteuer des Werwolf-Spions hinter den feindlichen Linien. Nur unterstützt von einer Frau, einem desertierten Deutschen und einem russischen Piloten. In der Riege der Horrorautoren ist Robert McCammon schon fast eine Marke für sich und ganz weit oben im Ranking anzusiedeln. Da darf der Verlag gerne mehr bringen. Seit den Veröffentlichungen im Knaur-Verlag war es ja hierzulande ruhig um den Autor geworden. Der Festa-Verlag hat das geändert. Zusammen rund 850 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Oktober 2016, 15:21:48
(https://4.bp.blogspot.com/-nUxeeMGkUAQ/WBR1qEZcJEI/AAAAAAAAGFE/BcZWryEVQ-YHarTu_kMY6Z1ET0iu0X5QACLcB/s320/0001.jpg)

Greg Iles. Penn Cage, der Bürgermeister von Natchez, Mississippi, und seine Verlobte, die Chefredakteurin Caitlin Masters, sind einem Anschlag entkommen, hinter dem die Doppeladler stecken, eine rassistische Organisation, die seit den sechziger Jahren ihr Unwesen treibt. Aber die Gefahr ist keineswegs beseitigt. Forrest Knox, ausgerechnet der Chef der State Police, ist der wahre Kopf der Doppeladler. Er will verhindern, dass Penn Beweise vorbringt, welche Morde die Doppeladler begangen haben. Doch Penn hat eine Spur, um die Toten zu finden. Sie führt in die Sümpfe des Mississippi River, zu einem geheimnisvollen Ort, an dem ein ganz besonderer Baum steht.

Nachdem Penn Cage und Caitlin nur knapp dem Tod entronnen sind und dafür ein flammendes Inferno hinterlassen haben, dem auch ein Anführer der Gegner sein Leben beim Versuch die beiden zu töten lassen musste, bleibt ihnen nicht viel Zeit, sich wieder zu sammeln. Tom Cage ist weiterhin auf der Flucht und Penn versucht mit allen Mitteln, seinen Vater, der zudem an Diabetes leidet, zu finden und eine Erklärung für dessen Verwicklung in den Fall zu erhalten. Außerdem wird Tom Cage ja immer noch beschuldigt, der Mörder von Viola zu sein, deren Rückkehr nach Natchez erst diese mörderische Aktivität in der Stadt und bei einigen anderen Verbrechern und Politikern bis nach New Orleans ausgelöst hat. Mit einer zunehmenden Hektik und Verbindungen in die höchsten Kreise versuchen nun die Antagonisten alle aus dem Weg zu räumen, die ihren Plänen gefährlich werden könnten und sie selbst in den Knast bringen würden. Die Doppeladler um Forrest Knox und Snake Knox können es sich nicht leisten, dass man sie mit den Morden an John F. Kennedy, Robert Kennedy und Martin Luther King in Verbindung bringt. Neben den Spuren, die zu den vergangenen Verbrechen an den Politikern führen, gibt es noch den Knochenbaum, in dem Beweise jeglicher Art für rassistische Morde seit beginn der 20. Jahrhunderts liegen sollen, das Jagdgebiet Valhalla, das für die Klientel zugänglich ist, ansonsten aber umzäunt. Dort will Caitlin auch einige Hinweise verfolgen, die sie für ihre Arbeit bei der Zeitung ihres Vaters nutzen kann. Doch was sie findet, sind Tom Cage und tödliche Gefahr. Unterdessen versucht Penn Cage mit dem FBI-Agenten Kaiser einen der Knox' zum Reden zu bringen, um die ganze Sippe aus dem Verkehr zu ziehen. Wobei Penn aber auch sehr viel Augenmerk auf die Sicherheit seines immer noch auf der Flucht befindlichen Vaters legt. Nicht die klügste Vorgehensweise wie sich bald herausstellen wird.

Große Gefühle in den Südstaaten. Familienfehden mit Verschwörungscharakter. Rassismus und Mord, Hinterlist und offenes Aufbegehren. Weitere 1000 Seiten im Süden der USA, wo der Sumpf nicht nur reine Natur ist, sondern auch jener der Korruption und Vorteilnahme durch Würdenträger zum täglichen Leben gehört. Aufgewühlt auch durch ein Szenario, das sich zu den Morden an den Kennedys und King zurückführen lässt und entschieden besser dargeboten wird als in Stephen Kings viel zu ruhigem "Der Anschlag", der sich mit einem Lee Harvey O. befasste, den er dann im Prinzip doch als Einzeltäter in seinem Roman hinstellte. Gewisse Fakten stimmen bei beiden Autoren überein, doch Greg Iles versteht es, die Gegebenheiten geschickter in sein Gesellschaftsportät einzubauen als dies Stephen King gelungen ist. Mit jeder Seite eröffnen sich bei "Die Toten von Natchez" weitere Verwicklungen in eine düstere Vergangenheit, ohne dabei außer Acht zu lassen, dass auch in der Gegenwart (hier 2005, kurz nach Katrina) gierige Bonzen, zumeist weißer Hautfarbe, nicht zu schade sind, die Not nach dem Jahrhundertsturm für ihre Zwecke auszunutzen. Die evakuierten Gebiete, meist von Schwarzen bewohnt, werden wieder aufgebaut - aber nur für gutsituierte Erfolgsmenschen, zu denen auch einige wenige mit schwarzer Hautfarbe gehören. Wie in Amerika üblich, werden solche Aktivitäten nur an heimatliche Firmen vergeben, auch wenn es einen Aufbau im Ausland geben sollte (siehe Irak usw. wo die Profiteure am Ende wieder nur US-Firmen waren/sind, während die Unterstützer lediglich zur Finanzierung herangezogen wurden, seien es nur Briten oder Deutsche.). Und wo Geld fließt, ist das Verbrechen nicht weit - und die Gleichgültigkeit, die in einem Nebensatz so richtig zum Tragen kommt. Etwas, das man sich vielleicht auch hierzulande ob der aktuellen Situation hin und wieder vor Augen halten sollte. Da kommen Menschen, die alles verloren haben, auf Suche nach Hilfe - in dem Fall Natchez. Und die Honoratioren der Stadt haben nichts weiter zu tun, als sich über die Neuankömmlinge zu mokieren und sie als Menschen zweiter Klasse, lästige Katrina-Flüchtlinge, abzuwerten. Nach Greg Iles sind die amerikanischen Südstaaten eine gefährliche Gegend, die noch im vorgestern lebt und sich abseits der Städte nicht weiterentwickelt hat. Alte Ressentiments bestehen weiterhin, die guten und alten Kluxer sind weiterhin aktiv, Schwarze werden immer noch wegen ihrer Hautfarbe verachtet und drangsaliert. So verwundert es nicht, dass das Gesetz hier käuflich ist, Drohungen und Gewalt immer noch Mittel zum Erreichen des Gewünschten sind. Private Jagdgebiete, in denen das Wild unliebsame Zeitgenossen derer sind, die die Macht haben, solche "Happenings" ungeahndet zu veranstalten. Im Sumpf versenkte Leichen, komplexe Zusammenhänge und Erinnerungen an die Amerika-Trilogie von James Ellroy, die zwar nicht auf den Süden der USA beschränkt war, aber thematisch durchaus gerade in Bezuug auf die Kennedy-Morde sehr dicht bei Iles - oder Iles bei Ellroy. Vielschichtig und plausibel portätiert Greg Iles seine erfundene Geschichte, die er mit einigen eigenen Erfahrungen würzen konnte, da er aus Natchez stammt. Ein komplexes Geschehen mit vielen Figuren, das eine Menge Aufmerksamkeit und Zeit erfordert, um allen Handlungssträngen kontinuierlich folgen zu können. Spannungsaufbau kann der Autor wie er schon mehrfach bewiesen hat, bei dem einen oder anderen Protagonisten hat er aber entschieden zu sehr den Egosimus hervorgehoben, sodass gerade bei Caitlin wie schon im vorigen Buch wenige Sympathien erwerben kann. Auch Penn ist nicht ohne Makel, war er aber noch nie in den bisher fünf Romanen um seine Person. Aber warum soll jeder ohne jegliche Charakterschwächen daherkommen? Wichtig ist, dass die Bösen dann viel schlimmer sind. Übrigens hat der Autoir diesmal auf einen Nazi-Vergleich verzichtet. Vehement, ohne Blatt vorm Mund, gehaltvoll, berührend in einem gnadenlosen Umfeld selbstgerechter Rassisten, die sich ihre eigenen Gesetze machen. Dramatischer Südstaatenthriller, der für mich nahezu perfekt ist. Bei über 1000 Seiten fallen kleinere Mängel kaum ins Gewicht. Wer also Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit hat, sich auf ein solches Mammutwerk (Teil 1 "Natchez Burning" hatte ja auch schon 1000 Seiten) einzulassen, der wird mit einem richtig guten Buch belohnt. Teil 3 soll übrigens im März 2017 in den USA erscheinen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Oktober 2016, 15:23:17
(https://2.bp.blogspot.com/-ABs7iaV7sXE/WBcWp3y7NaI/AAAAAAAAGHA/aQf0GidnheM-KujFV_l8hSV0H0WRaiGHgCLcB/s320/mullah.jpg)

Tom Young. Ein US-Transportflugzeug, das einen mächtigen Mullah der Taliban zum Verhör bringen soll, wird in einem Schneesturm über Afghanistan beschossen und muss notlanden. Major Michael Parson und die Dolmetscherin Sophia Gold flüchten mit ihrem Gefangenen durch die eisige Einöde vor den Taliban, die ihnen dicht auf den Fersen sind. Das weiß auch der Mullah, der alles daran setzt, dass die Verfolger aufholen. Parson und Gold kämpfen ums nackte Überleben.

Der Flug beginnt mit einigen Ausweichmanövern, bei denen Täler und Berge zur Deckung genutzt werden, um eventuellem Feindbeschuss ausweichen zu können. Gelingt nicht ganz. Schon bald gibt es Alarm, doch die abgeschossenen Flairs, die heißer sind als die Motoren der Maschine, können die Feindrakete nicht täuschen. Getroffen wankt die Maschine Richtung Erdboden. Parson hat isch bei der Aktion das Handgelenk gebrochen, Fisher beide Beine. Und schon bald nach dem Aufschlag auf dem Boden beginnt der Sturm im Sturm. Im wilden Schneegestöber versuchen feindliche Kombattanten das Flugzeug zu erstürmen und den Mullah zu befreien. Die Crew der C-130 muss erste Verluste hinnehmen und so entschließt sich die Bewacherin des Gefangenen, Sergeant und Dolmetscherin Sophia Gold, sich mit ihrem "Schützling" und Major Parson abzusetzen, während die Verwundeten den Feind so lange wie möglich aufhalten sollen. Nun beginnt für die drei Menschen eine eiskalte Reise durch die afghanischen Berge, immer der Gefahr durch Erfrierungen und einer Kugel aus den Gewehren ihrer Verfolger ausgesetzt. Selbstverständlich versucht ihr Gefangener, der wertvolle Informationen für den Westen hat, alles Mögliche, um die Flucht zu behindern, damit ihn seine Anhänger befreien und die Feinde töten können.

Nach Büchern wie "Die Löwen von Luzern" und erst recht "Die Toten von Natchez" ist der Roman von Thomas Young richtig leichte und schnell zu konsumierende Kost. Die Charaktere sind knapp skizziert und zumeist nicht so richtig die Sympathieträger zum Mitfiebern. Wobei ich aber als positiv anmerken will, dass gerade Parson, der Flieger, der bald das Kommando über das Trio bekommt, als eher normaler Kerl geschildert wird, der nicht der Alleskönner vor dem Herrn ist. Im Gegenteil: Sergeant Gold ist ihm in Sachen Kampfbereitschaft, Kriegsführung und Wissen um lebensnotwendige Taktiken in der Wildnis recht weit voraus. "Der Sturm des Mullahs" ist eine ziemlich schlicht konstruierte Actionballade aus dem Militärbereich im Kampf gegen den Terror. Zwar werden von Tom Young beide Seiten etwas beleuchtet, kommen auch die kulturellen Unterschiede der Region zum Tragen, wenn eine Familie den Flüchtenden hilft, die einen anderen Glauben hat als die Krieger des Mullahs, denn in dieser Region gibt es auch Feindschaften unter den Clans in der direkten Nachbarschaft; in einem Tal würden die Amerikaner sofort getötet, im nächsten wiederum würde ihnen geholfen, aber nur sehr knapp ausformuliert. Hier existiert kein perfider Plan, der ausführlich geschildert werden muss oder durch Ermittler aufgedeckt. Es ist nur eine reine Menschenjagd, bei der das Wild die zwei Amerikaner sind und die Befreiung des Mullah der Lohn. Es geht gradlinig voran, bietet genügend Exekutionen, Schießereien und Luftrettungseinsätze, dass der Leser wunderbar unterhalten wird und sich kaum mit langen Erklärungen und Schachtelsätzen auseinandersetzen muss. Nichts wahrlich Neues, nichts Weltbewegendes, aber dafür vorzüglich unterhaltendes und rasantes Buch von Tom Young. Ein schmackhafter Snack für zwischendurch, der das Warten auf die nächsten Knaller von Thor, Coes, Flynn, Taylor sowie Hunter und Konsorten schön verkürzt. Er ist nur so schnell gelesen. Nachschub muss her. 345 Seiten.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 November 2016, 12:39:52
(https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51TsqH5IgSL._SX329_BO1,204,203,200_.jpg)

Nick Carter, ehemaliger Aufklärungs-Marine, arbeitet für das PROJECT, eine geheime Einheit zur Bekämpfung des Terrorismus. Selena Connor ist eine Sprachwissenschaftlerin, die sich in einer gnadenlosen Welt der Politik und Spionage wiederfindet, nachdem ihr immens reicher Onkel wegen eines 2000 Jahre alten Buches, das das Geheimnis für ein Elixier enthalten soll, mit dem man unsterblich werden kann.

Carter erhält den Auftrag, die Frau zu schützen und das Buch wiederzubeschaffen, bevor es Amerikas Feinde in die Hände bekommen. Das führt sie zu einer wilden und gefährlichen Jagd an internationalen Schauplätzen - immer gewaltbereite Feinde auf den Fersen.

Nach dem Mord an ihrem Onkel, einem Multi-Millionär mit Beziehungen zu höchsten Kreisen in Politik und Wirtschaft, muss auch Selena Connor um ihre Sicherheit bangen. Auf Regierungsebene entschließt man sich, den eher freischaffenden Agenten Niclk Carter wieder aus seinem selbstgewählten Exil zu lotsen, in das er sich nach einigen haarigen Aufträgen, bei denen er schwere Verletzungen davongetragen hat und der auch noch den Tod seiner Verlobten Megan verdauen muss, zurückgezogen hat, um nie wieder für die Männer hinter der Organisation arbeiten zu müssen. Ein erstes Briefing kann ihn doch überzeugen und so wird er der Security-Mann der Professorin, die sich als erstaunlich jung, reich und gutaussehend entpuppt - und auch als Ziel für Angriffe. Als sie auf dem Highway unterwegs zu Connors Haus sind, werden sie von zwei Wagen eingebremst und dann beschossen. Mit einigen halsbrecherischen Manövern können sie die Angreifer erst abschütteln und später in einem hitzigen Showdown einige davon auch töten. Der Rest haut ab. Nun werden die Ermittlungen anhand der Erkenntnisse, die man durch Auswertung diverser Kameras, die am Highway aufgestellt waren, ausgewertet und einige Chinesen als Täter identifiziert. Deren Konsulat weiß selbstverständlich von nix. Weitere Spuren führen nach Kalifornien, wo die Familie der Connors noch ein altes Grundstück hat, auf dem sie durch Goldfunde beim Rush um 1850 rum ihren Reichtum begründet hat. Es existiert sogar noch eine alte, aufgelassene Mine. Vielleicht hat der Onkel ja dort Hinweise versteckt. Doch auch die Feinde wissen von dem Ort und setzen prompt ein Team auf die zwei Verfolgten an. Die können zwar auch dieser Falle entkommen, müssen dann aber feststellen, dass diverse Fährten und Belege sie zu internationalen Schauplätzen führen, die aber auch die Gefahr getötet zu werden, immer mehr erhöhen.

Anfangen tut "Project: Weisser Jade" recht konventionell. Reiches Mitglied der Gesellschaft wird getötet und die Geheimdienste und Politiker lassen alles stehen und liegen, um der natürlich wunderschönen, superreichen und unübertrefflich intelligenten Nichte zu helfen, den Fall zu klären. Der Sidekick Nick ist auch nicht der neueste Charakter im Genre. Ausgebrannt, mit nem Packen Drama aufm Buckel, aber gleich fasziniert von Connor. Klingt jetzt nicht gerde nach wirklich lesenswerter Kost - hatte ich mir auch erst so gedacht. Ändert sich bald. Das Tempo zieht an, die Verfolgungsjagd auf dem Highway hat es in sich. Kurz danach gibt es den meiner Meinung nach letzten Mangel in der Geschichte. Im (gescheiterten) Versuch, die Lady als ultracool und supertough dastehen zu lassen, darf Nick seinen Gedanken freien Lauf lassen und sie bewindern, dass sie inmitten von massenweise Patronenhülsen und Leichen nicht ausflippt und zetert, sondern zuerst an ihren lädierten Mercedes denkt. Cool und tough? Hat bei mir nicht funktioniert. Ich fand sie elitär und menschenverachtend. Ach was, die paar Toten, aber der Lack von meinem Auto hat nen Kratzer. Nein, nicht cool. Das war es auch schon, denn jetzt steigert sich die Story in einen rasanten und gelungenen Mix aus Abenteuern Marke Schatzsuche, mit Ortswechseln und Rätseln, die an einige andere literarische Schnitzeljagden erinnern, die man aufgrund des Tempos und des Verzichts jetzt ausufernd rumzupalavern und sich selbst zu beweihräuchern vielen anderen vorziehen kann. Pausen gibt es nur bei kurzen Flashbacks von Nick hinsichtlich früherer Ereignisse und dem Ableben seiner Megan, sonst bleibt es bei Feuer frei. Und wer sich in der Inhaltsangabe schon am Wort "Unsterblichkeit" gestoßen und als Leser daher auch recht schnell wegen zu wenig Realitätsnähe das Buch aufgegeben hat, konnte zwar nicht ahnen, was er da verpasst, sollte aber daraus lernen, dass man die Bücher doch bis zum Finale lesen sollte, um sich ein Urteil bilden zu können. Wobei ich eh bei solchen Schnitzeljagden und Realität immer wieder verwundert bin, wie ein Dan Brown eine derartige Verehrung für seine Geschichten um Robert Langdon erfahren kann. Besonders die letzten beiden Werke von ihm waren üble Schnarcher (Wozu die Besetzung mit Tom Hanks für die Verfilmungen aber wiederum passt), bei denen nur ein bisschen Lokalkolorit und ein Reiseratgeber den Großteil der Werke ausgemacht hat und in einem sogar mal ein Mord von Langdon untern Tisch fallen lassen wird. Mag also sein, dass die Realität in den Büchern von Alex Lukeman gerade in Urlaub geschickt wurde, aber wenigstens bietet er sehr flotte Unterhaltung, die zwar das eine oder andere Klischee anbietet, aber auch mit kleineren Wendungen aufwarten kann. Zum Finale hin wird es dann furios, da geht es so richtig ab. Angriffe mit Apache-Hubschraubern auf militärische Ziele, die Welt nahe am Atomkrieg, Raketenabschüsse, Gegenmaßnahmen, Explosionen und wilde Schußgefechte geben sich ein Stelldichein. Dazu die schon erwähnten Fallen, Tücken, Lügen, Verräter und Maulwürde, der Zoff zwischen den Falken und Tauben im Kongress und der Berater des Präsidenten - und fertig ist ein rasanter und temporeicher Thriller, dem man kleinere Ausreißer leicht verzeihen kann. Nicht ganz einer dieser America First-Kracher, aber für den Freund wirklich passabler Action, die ohne überbordende Rechtfertigungsdialoge auskommt und einfach nur unterhalten will, ist "Project Weißer Jade" von Alex Lukeman aus dem Luzifer-Verlag eine Anschaffung wert. Diese ersten 315 Seiten gehören zu einer Reihe, die auch komplett veröffentlicht werden soll, wenn die Pläne so weit umsetzbar sind. Ich bin auf jeden Fall dabei.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 November 2016, 11:31:48
(https://3.bp.blogspot.com/-EfR3Mqe6yJ4/WCBPloSE8QI/AAAAAAAAGOE/Krs5TRs9C-E_qEA8s-uc5_6DPmOEVlQ6gCLcB/s1600/falsche%2Bneun.jpg)

Philip Kerr. Nur weil Fußball ein Sport ist, heißt das nicht, dass immer fair gespielt wird – schon gar nicht, wenn es um junge Nachwuchstalente und internationale Verbände geht. Trainer Scott Manson landet wieder mittendrin im Sumpf des korrupten Spitzensports.

London City ist vorbei, das Griechenland-Abenteuer auch. Scott Manson teilt das Schicksal so vieler Trainer - er befindet sich zwischen zwei Jobs. Seine Managerin verschafft ihm ein Gespräch in Nizza. Doch Scott neigt zur Ehrlichkeit - wohl auch, weil er finanziell mehr als nur gut abgesichewrt ist - und sagt den Leuten, wie sie über die Runden kommen, ohne den Kollegen zu schassen. Ähnliches passiert ihm auch in Schottland. Danach erwartet ihn das ferne Asien. China entwickelt sich mit immens viel Geld zu einem Zugpferd neben den bekannten Ligen in Europa. Während sich dort Russen, Scheichs, vielleicht der eine oder andere Thai oder auch europäische Ekel-Brause-Hersteller hier ihre Vereine als Hobbys halten, bleiben die Chinesen in ihrer Heimat - vorerst. Alles sieht wunderbar aus. Viel Geld, die Infrastruktur stimmt, die Stadien sind voll, die Fanbase groß. Er macht sich keine Sorgen - und fällt auf die Schnauze. Ein Konkurrent hat ihn geleimt. Ein Konkurrent des anderen großen Clubs in China - und so wird Manson zu so etwas wie ein Bauernopfer. Ein armer Tölpel, der für fiese Zwecke missbraucht wurde. Er kommt zwar halbwegs unbeschadet aus der Nummer raus, steht bei den Chinesen, die geleimt wurden, doch irgendwie in der Schuld. Scheißtrainer-Dasein. Da ereilt ihn ein Hilferuf aus Barcelona. Die hatten aus Paris von PSG einen Spieler ausgeliehen, der dort irgendwie nicht zurecht kam und zwar auf großem Fuß lebte, aber nie zwei wirklich starke Spiele in Folge zusammenbrachte. Der Verein wurde unzufrieden, der Spieler auch. Zudem haben ihn seine große Klappe und sein pseudo-politisches Getue auch noch in die Bredouille gebracht. Also ab zum FCB nach Spanien. Dort halten sie große Stücke auf Manson und der ist ihnen immer nich dankbar, dass sie ihm damals nach seiner Knast-Zeit eine Chance gegeben haben. Da fliegt er schon mal gerne nach Spanien. Doch sie wollen nicht den Trainer Manson, sie wollen den Schnüffler. Der Spieler ist verschwunden. Zum Urlaub nach Guadeloupe aka Gwada und nicht wieder zurückgekehrt. Auch die Franzosen von PSG wollen, dass er den jungen Kerl findet. Schließlich würde der FCB dessen Gehalt übernehmen, das schon nicht wenig ist, und zudem noch eine Leihgebühr zahlen. So ein Goldesel darf nicht verloren gehen. Nach einigem Zögern stimmt Manson zu und ermittelt erst in Paris, dann in Guadeloupe. Und findet dabei einige Dinge über sich, den Spieler und den Sport heraus. Vieles hat er ja schon geahnt, aber noch längst nicht alles erlebt.

Eines vorweg: Der Titel ist Programm, Das findet der Schnüffler im Trainingsanzug (aber nur während er auf der Bank sitzt) aber erst später heraus. Vorher stöbert er in den Annalen des Fußballs, verteilt Seitenhiebe gegen Beckham, Ronaldo, die Fifa und zuletzt selbstverständlich auch gegen die FA. Die sozialen Medien bekommen eine gewatscht und damit sie nicht so einsam sind, wird auch die Polizei (Wir fangen keine richtigen Verbrecher mehr, wir sind hinter "Twitter-Tätern" her.) gemeinsam mit der Gesellschaft und den political correctness predigenden Politikern, die den Leuten ahnungslos erklären wollen, was nun korrekt ist und was nicht. Dieser ganze Irrsinn, der aus den USA rübergeschwappt ist wie die Deppen-Clowns und dem jeder Bonze folgt (Solange es ihm nutzt, die Bevölkerung zu gängeln.). Da wird schon mal gegen das Fußballgeschäft als Ganzes ausgeteilt, das seit zwei Dekaden nur noch aus reinem Kommerz und purem Personenkult besteht, in dem die Bildungsmisere europaweit noch stärker durchschlägt als in England oder Deutschland bei der restlichen Bevölkerung (Politiker extra ausgenommen, die unterbieten noch das Niveau der Kicker). Der eigentliche Fall, in dem Manson diesmal sein Glück versucht, bleibt oft im Hintergrund, während sich Manson in seinem Wohlbefinden suhlt und durchaus hin und wieder recht elitär palavert, zugibt, auch öfter mal Schwachsinn zu labern, nicht gerade ständig der Ehrlichste zu sein und sich auf die depperten Sprüche, die so abgesondert werden auch mal was einbildet. Da kommt dann doch wieder der Modegeck durch, der Frauenliebhaber, der Filou. Erzählt wird das Ganze im schnodderigen Ton, mit einem Tupfer Humor, die aber den wahren Ernst der Lage nicht verhehlen. Die Charaktere in "Die falsche Neun" sind nicht wirklich nur eindimensionale Figuren vom Reißbrett. Da taucht Menschlichkeit auf, wo man sie nicht erwartet, wird aber auch zu Tricks gegriffen, die schon verwundern, dass dies möglich ist. Und über allem steht das Geld. Das erwähnt der Autor übrigens auch, als er einem der Protagonisten den Schreiberling Phil Kerr als Ghostwriter empfiehlt, das der zwar teuer wäre, aber dafür auch nicht genannt werden will (Ertappt, Herr Baldacci, so machen sie das also, oder?). Rassismus, Geld, Gier, umtriebige Mäzene (die ihre Spielzeuge bei Misserfolg fallen lassen oder bei unbequemen Regeln gerne mal den Verband mit einem Ausstieg erpressen), ein eloquenter Protagonist und ein Ende, das typisch für Manson und seinen Puppenspieler Kerr ist. Das könnte insgesamt ein guter Abschluss für die Reihe sein, aber ich würde zu gerne mehr davon lesen, was ich hier über 366 Seiten genießen durfte. Irgendwie hab ich von den Einblicken ins Geschäft, dem Protagonisten und dem lockeren Tonfall noch nicht genug. Von mir aus darf Manson gerne mal in Deutschland oder Österreich einen Fall klären. Das Verschwinden der Jungen von Herrn Mateschitz Katze in der Umkleidekabine einer seiner vielen Mannschaften, die als Plörrewerbeträger fungieren oder so.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 November 2016, 17:25:51
(https://4.bp.blogspot.com/-OKIMtKHKAf0/WCMJK1UOgpI/AAAAAAAAGPk/BC9WpzEDKzwj-NlFB3mF_CcIYtcMh1rcwCLcB/s1600/alex.jpg)

Michael W. Garza. Wie weit würden Eltern gehen, um ihr Kind am Leben zu halten? John und Angela Masons Leben kommt zu einem quälenden Stillstand, als sich ihr zehn Jahre alter Sohn in eine leblose Hülle verwandelt. Johns Frau verfällt dem Wahnsinn und es wird ihm schnell klar, dass er dem Ganzen irgendwie entkommen muss. Für wen wird er sich entscheiden: für seine geisteskranke Frau oder seinen Sohn und dessen unstillbaren Hunger?

Ein kleiner Junge wühlt sich aus der Erde. Ein Segen für die Eltern, besonders für Vater John, da seine Gattin ziemlich abgedreht und sich dem Segen des übermäßigen Alkoholkonsums hingegeben  hat, seit ihr Alex vermisst wurde. Nachdem sie ihn gefunden haben, bringt John den Buben nach Hause. Doch er liegt apathisch rum, scheint irgendwie immer mehr zu vergehen. Ja, zu verwesen. John will den Arzt rufen, doch seine Frau dreht daraufhin völlig am Rad. Streit bricht aus, nahe der Gewalttätigkeit. Doch dann hören sie ein Jaulen. Rex, der Haushund, hat sich ins Zimmer zu Alex gewagt. Pech für ihn. Als die Eltern den Raum betreten, liegen schon etliche Einzelteile von ihm in der guten Stube rum und Alex hat nen Fellfetzen im Mundwinkel. Schier unglaublich, das Wort Zombie geistert durch die Gedanken von Angela und John. Was sollen sie nun mit ihrem Sohn tun? Für Angela ist der Fall klar. Alex braucht Fleisch. Frisches Fleisch, das er aus einem noch lebenden Körper reißen kann. John hat zwar Skrupel, aber dann würde er Frau und Sohn verlieren. Nun ruft man Doktor Taylor an. Nicht unbedingt, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Happihappi ist angesagt. Bye-bye Doc. Doch so simpel kommen sie nicht davon. Der Arzt war nur der erste Snack, den Alex benötigte. Da muss mehr her, viel mehr. Also begibt sich John in die Stadt, um weitere Opfer für den hungernden Zombie-Sohn zu beschaffen. Doch bald muss er feststellen, dass auch hier nicht wirklich alles eitel Sonnenschein ist.

Die Inhaltsangabe lässt ein düsteres Drama um ein Kind und seine verzweifelten Eltern im Zombie-Genre vermuten. Und so beginnt die Geschichte auch. Vermisster Sohn, total labile und psychisch kranke Mutter, ein Mann, der mit der Situation nicht zurechtkommt und zudem eine Menge Schulden an der Backe hat. Es scheint ausweglos. Die Farm verloren. Doch der zurückgekehrte Alex verändert alles. Die Frau ist zwar wieder obenauf, aber nun besessen davon, ihren Sohn gegen alles zu verteidigen, was kommen mag. Und es kommt viel. So viel, dass John beinahe daran zerbricht. Viel Emotion und Ratlosigkeit um die Zukunft beherrschen die Handlung. Und der Autor ist so gut, dass man problemlos mit den Protagonisten fühlen kann. Gerade John, der jetzt mehr denn je zum Ernährer wird, zeigt Gewissen, kann bestimmte Opfer einfach nicht ausliefern und sucht sich andere. Er zeigt Mitleid mit armen Seelen, muss aber an seine Familie denken, an deren und sein Glück. Nur darauf ist sein Denken aus. Nach ungefähr einem Drittel bekommt die Story einen Schwenk, der zu mehr Action führt. Bei einem der Ausflüge in die Stadt muss man nach und nach erkennen, dass dort auch Beißer herumstolpern und es immer schlimmer wird. John gerät an einen Jungen, den er Alex bringen will. Doch es ist nicht mehr so einfach, aus der Stadt zu fliehen. Er begegnet Grüppchen, die sich verbarrikadiert haben, erhält sogar Unterstützung. Jetzt ist man als Leser in einer richtigen Zombie-Apokalypse gefangen, zu der sich das anfängliche Drama entwickelt hat. Keine große Charakterzeichnung mehr, auch wenn Johns Denken und Handeln immer noch von einer gewissen Menschlichkeit beeinflusst wird. Zum Ende hin, das offen ist, geht es dann richtig zur Sache, was Action und Horror angeht. Dennoch bleibt der Zusammenhalt der Familie weiter ein großes Thema. Zudem wird eine Andeutung, die sich während der Zeit in der Stadt in Johns Gedanken manifestiert, nicht aufgeklärt. Es bleibt also genug Spannung erhalten, um ein weiteres Buch aus der Decaying World-Saga bei Voodoo-Press zu erwarten. Mit knapp 270 Seiten recht gut und flüssig zu lesen, nachdem man den Einstieg geschafft hat. Durchaus eine Empfehlung für Freunde der Zombie-Branche.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 November 2016, 10:51:33
(https://2.bp.blogspot.com/-ZSdlh5_CkHw/WCmGEK7AMBI/AAAAAAAAGTk/n6QZxvx_-KAadowQg8vjIdRXNcZicGb9gCLcB/s320/killshot.jpg)

Vince Flynn. Nachdem Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp die Drahtzieher der grausamen Lockerbie-Anschläge Schuss für Schuss außer Gefecht gesetzt hat, verschlägt ihn sein Feldzug gegen den Terror nach Paris. Dort gerät er in eine tödliche Falle. Neun Leichen, darunter die von Libyens Energieminister, werden in einem der besten Hotels der Stadt aufgefunden. Die Patronen scheinen aus Rapps Waffe abgefeuert worden zu sein. Die US-Regierung kappt sämtliche Verbindungen zu ihrem Topagenten, um einen internationalen diplomatischen Skandal zu vermeiden. Auf sich allein gestellt, in die Enge getrieben und verletzlich wie nie zuvor, läuft Mitch Rapp zur Höchstform auf, um die wahren Schuldigen zu finden.

Während sich Irene Kennedy in den USA bei Thomas Stansfield und Stan Hurley für die vielen Einsätze, der nicht leicht zu navigierenden Mitch Rapp und noch dazu mögliche amouröse Beziehungen auch noch dem hinzugezogenen Psychologen Lewis gegenüber rechtfertigen muss, ist das Objekt dieser Besprechung in Paris unterwegs, wo er einen Finanzier des Terrors ausschalten will. Nach den Erfahrungen hinsichtlich des Lockerbie-Attentats stecken die Libyer hinter diesem feigen Anschlag und landen somit auf Rapps Todesliste. Doch diesmal wird es nicht so einfach. Man kennt zwar sein Gesicht nicht, aber seine Vorgehensweise - und er hat sich im Laufe des letzten Jahres einen derartigen Ruf erworben, dass man alles daransetzt, ihn auszuschalten. Die verschiedensten Dienste und Terrororganisationen wollen seinen Kopf. So haben die sich einfach an alle möglichen Ziele des amerikanischen Kämpfers gehängt und überwachen diese. Das Glück, den Amerikaner auf frischer Tat zu ertappen, hat eine Gruppe Syrer. Während Rapp den Libyer erledigen will, stürmen vier Mann wild um sich ballernd in den Raum, wo der Terrorfinanzier nach einem Nümmerchen mit einer französischen Edelnutte noch einige Sekunden schläft, bevor er von Kugeln durchsiebt wird und nie mehr aufwacht. Die Prostituierte hat halt Pech. Das soll eigentlich auch Rapp haben, aber der nietet die Angreifer um und kann flüchten. Leider mit einer Kugel in der Schulter, die ihm der fünfte Mann - ein Nachzügler des Killerkommandos - verpasst. Flynn geht in Deckung und sucht Hilfe. Der letzte Syrer erstattet seinen Auftraggebern Bericht und die Polizei untersucht währenddessen den Tatort. In Amerika löst das Geschehen sofort Alarm aus. Nicht nur, dass man in diese Sache nicht hineingezogen werden will und glaubhaft mit Unwissenheit zu argumentieren gedenkt, muss Rapp aus dem Verkehr gezogen werden. Zudem ist man der Überzeugung, dass der Neue nun endgültig in seinem Hass ausgerastet ist und nur noch eine Gefahr für die Nation darstellt. Hurley setzt den Killer Victor auf Rapp an. Schnell ist dieser in Frankreich und bereitet alles für den finalen Konflikt zu seinen Bedingungen vor. Was die meisten Beteiligten nicht wissen, ist, dass es irgendwo einen Verräter gibt, der Rapp ebenfalls zum Abshcuss freigegeben hat.

Nach dem actionreichen und mit etlichen Kugeln gespickten Einstieg werden die verschiedenen Fronten aufgebaut. An den verschiedensten Orten bringen sich via Besprechungen oder Anordnungen Freunde, Kritiker und Feinde in Position, die Rapp entweder helfen oder ihn ausschalten wollen. Während dieser Phase tritt die Action in den Hintergrund und es kommt nur punktuell zu gewalttätigen Auseinandersetzung. Doch genau die verhindern, dass möglicherweise durch das Ränkespiel in den Hinterzimmern oder den Krawattnik-Etagen eine gewisse Zähigkeit im Lesefluss aufkommen könnte. Die Figuren selbst sind zumeist vernünftig skizziert, wobei Mitch Rapp hier durchaus noch als jugendlicher Draufgänger, der sich noch an gewissen Dingen erfreuen kann, passend zum Szenarion einer Vorgeschichte charkaterisiert wird. Der spätere, tief empfundene Ernst hat sich noch nicht durchgesetzt - nur sein Wille, die Feinde der USA zu töten. Sieht man Kennedy und Stansfield ab, die trotz ihres Status mehr im Hintergrund bleiben, werden außer bei Hurley recht schnell die Fronten geklärt, weisen die Handlungen und Beschreibungen dem Leser den klaren Weg, wer hier Verräter und wer loyal ist. Hurley hingegen ist mit seinen Aktionen, die er anleiert, ziemlich unklar zuzuordnen. Einige seiner Handlungsweisen passen auf den Ärger, den er mit Rapp schon im Vorgängerbuch hatte, andere scheinen dann doch etwas übers Ziel hinauszuschießen. Und dann ist da noch Victor, der Todfeind von Rapp. Endlich darf der seinen Hass auf Rapp ganz offiziell ausleben. Natürlich soll das mit dem Tod des Agenten enden. Dann sind da noch einige Franzosen, die ihr eigenes Spielchen treiben und all dem Chaos ist der verletzte Rapp, der sich zwar von Greta Hilfe leisten lässt, sie aber vor dem alles entscheidenden Showdown wegschickt. Das Finale ist dann zwar wieder pickepacke voll mit Action, aber leider etwas zu kurz geraten. Hier wäre mehr also wirklich auch mehr gewesen. Aber sonst gibt es nix zu jammern. Ein Rapp im 8,5/10-Modus ist immer noch um Längen besser als die gesammelten Schnarcher eines Dan Brown (Oder deren Verfilmungen mit Tom Hanks), die ja gerne überall mit 10/10 gehypt werden - aber nur medial, um den Umsatz zu steigern, der die teuren Rechte finanziert. Selbst ein Buch von Flynn, das nur ne Wertung von 4/10 erhalten würde, wäre dann noch besser als viele Werke der Konkurrenz. Jeder Flynn ist für Actionfreunde ein Gewinn. 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 November 2016, 12:42:36
(https://3.bp.blogspot.com/-EuWBLTY1OEk/WC7_T0U5doI/AAAAAAAAGWw/gYYYeemgv8YeS1Xn1x2XbqmB5l-Y3bX8QCLcB/s320/baldacci.jpg)

David Baldacci. Seit einem dramatischen Unfall kann Amos Decker nichts mehr aus seinem Gedächtnis tilgen. Eine Eigenschaft, die ihn zu einem perfekten Ermittler werden lässt. Bis seine Familie bestialisch ermordet wird und er unter der Flut der unlöschbaren Bilder fast zerbricht. Ein Jahr später taucht ein Mann auf und bekennt sich zu der Tat. Und noch während Decker verwirrt feststellt, dass der Mann lügt, findet erneut ein Massaker statt, diesmal an Deckers alter Schule. Wie hängen die Verbrechen zusammen? Wurden sie nur begangen, um Decker zu treffen? Und wird es ihm gemeinsam mit seiner früheren Kollegin gelingen, den Wahnsinn zu stoppen?

Amos Decker hatte es zwar nie wirklich leicht, aber er war auch niemand, der ausgegrenzt war oder von Schicksalsschlägen gepeinigt. Brauchbare Noten, halbwegs guter Sportler. Ja, er schaffte es sogar zu einem ersten Spiel in der NFL. Nachdem er zackig ausgeteilt hatte, musste er auch einstecken - und zwar richtig. Ein Gegner hat ihn wahrlich aus den Schuhen gehauen. Sein Sturz auf den Kopf hat ihm trotz Helm einiges Ungemach beschert. Erklären können es die Ärzte nicht, aber irgendwie hat sich in seinem Gehirn etwas verschoben, sodass er ab diesem Zeitpunkt nichts mehr vergisst. Seine Sportkarriere war nach diesem Crash, der ihn auch einige verschobene Knochen gekostet hat, eh vorbei, also ging er mit seinem neuen "Talent" zu Polizei. Erst als Straßencop, dann als Detective. Immer wieder verzeichnete er große Erfolge. Doch das änderte sich bald. Eines Tages kam er spätnachts von einer Observierung nach Hause und fand Schwager, Frau und Kind niedergmetzelt vor. Die Polizei konnte trotz aller Bemühungen nie eine Spur finden. Daran zerbrach Decker. Er wurde obdachlos, ein richtiger Penner. Eines Tages aber kotzte ihn sein Spiegelbild dermaßen an, dass er zumindest etwas für sich tun wollte. Immer noch fett, unbeweglich, schlecht bis gar nicht rasiert und einer Zottelmatte, die Bigfoot stolz machen würde, eröffnete er ein Detektiv-Büro. Entsprechend seinem Auftreten waren seine Fälle auch jede, die jeder viertklassige Schmalspurdetektiv, der was auf sich hält, ablehnen würde. Ehekrempel, reiche (hässliche) Töchterchen vor Mitgiftjägern bewahren und ähnliche "komplexe" Aufträge. Bis 15 Monate (Nicht 1 Jahr, wie der Klappentextanalphabetenpraktikant wohl vermutete, nachdem es ihn/sie durch die vielen unverständlichen Zahlen anscheinend völlig verwirrte.😈) nach der Ermordung seiner Familie ein Typ zur Polizei marschiert und die Tat gesteht. Selbstverständlich, dass Decker mit dem Kerl reden will. Mit einem Trick schafft er es auch und glaubt danach nicht an die Schuld des Geständigen. Da muss etwas dahinterstecken, das sich ihm noch nicht erschließt. Also forscht er selbst nach. Bis dann ein Massaker an seiner ehemaligen High School die ganze Stadt schier aus der friedlichen Ruhe reißt. Man kann sich den Ablsuf kaum erklären. Zuviele Teile passen nicht zusammen. Doch Decker wird die Ahnung nicht los, dass all das irgendwie mit dem Mord an seiner Familie zusammenhängt, obwohl der - vermeintliche - Täter bei jeder Tat im Knast saß - oder gerade deshalb?

Nun hat Herr Baldacci einen weiteren Ermittler auf seine Leserschaft losgelassen. Diesem hat er nun etwas ganz Besonderes ins Stammbuch geschrieben - aufgrund eines Unfalls kann er nichts mehr vergessen und muss zudem eine Tragödie verarbeiten. Stoff, aus dem schon die erfolgreichsten Thrillerdramen gewoben wurden. Nur dass dieses hier nicht sonderlich flüssig daherkommt. Routinierte Allerweltsware bleibt es trotz aller Versuche um den Protagonisten von anderen zu unterscheiden. Die meisten der Taten passieren in sogenannten "Off" - Man würde sie im Film also nicht zu sehen bekommen, sondern nur darüber informiert werden. Wie es hier auch im Buch geschieht. - und auch sonst fehlt es an Tempo und Action. Sicher muss sich ein übergewichtiger Ermittler etwas langsamer bewegen als fitte Sportskanonen, doch leider wirkt sich das auch auf das gesamte Buch aus. Es will einfach nicht richtig voran gehen, hier und da einige Spuren gefunden, manche recht unwirklich, an den Haaren herbeigezogen. Und was die Spannung angeht, hat David Baldacci auch schon mehr auf dem Kasten gehabt. Eigentlich mag ich die Bücher des Autors ja seit seinem Erstling "Absolute Power", der ja später von und mit Clint Eastwood verfilmt wurde, bis zu dem Zeitpunkt als er sich von einem Qualitäts- zum Vielschreiber entwickelte, der pro Jahr mindestens zwei, manchmal sogar drei Bücher unters zahlende Volk geworfen hat. Die Qualität ließ nach, sodass bei seinen Outputs mittlerweile Dämmerlicht und tiefer Schatten wechseln. Mit seinem neuen Helden, der durchaus etwas von der Norm befreit ist in "Memory Man", hat er sich leider in die schwärzeste Dunkelheit katapultiert. Sorry, aber das Buch bietet wenig interessante und schon gar keine rasante Unterhaltung, die man Seite um Seite geradezu verschlingen würde. Keine Ahnung, was er sich da vorgestellt hat, aber funktioniert hat es bei mir nicht. Sehr schwacher Baldacci, selbst für den Massenmarkt. Ein echter Kandidat für die Grabbeltheke. Und vielleicht, nur vielleicht, krankt es ja auch daran, dass er auch einen Co-Autor angeheuert hat. Da gibt es ja die Möglichkeit, dass der Chef einige Scheinchen mehr abdrückt und dafür den Co nicht namentlich erwähnen muss und so das Gesamtwerk als sein eigenes ausgeben darf. Wer weiß? Ein 540-Seiten Schlafmittelüberdosis-Attentat auf den gequälten Leser. Oder anders formuliert: Bin ich froh, dass ich nicht die Fähigkeit des Protagonisten habe - ich kann das Buch vergessen. Schnell.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 November 2016, 12:43:56
(https://2.bp.blogspot.com/-_S30_MUSB9o/WDQuSQpFzdI/AAAAAAAAGZ4/NuY_yFJguRkK8d-GiVxUhK3rTsE-tO_cwCLcB/s1600/DUST_1.jpg)

Martin Kay. Wahrscheinlich wäre Simon Thomas McLaird an diesem Morgen nicht aufgestanden, hätte er gewusst, dass sich sein Leben radikal verändern wird. Das Motocross-Rennen mit seinem Freund Calvin Nash beginnt noch harmlos, doch keiner von den beiden soll je die Ziellinie überfahren. Unvermittelt werden sie Zeugen einer UFO-Landung und befinden sich bald darauf in einer galaktischen Auseinandersetzung von unvorstellbaren Ausmaßen.

Simon und sein Kumpel Calvin nehmen an einen Moto-Cross-Rennen Teil. Doch in dem unwegsamen und einsamen Gebiet erleben sie bald eine Überraschung. Was heutzutage ein "Sully" auf dem Hudson-River hinbrachte, klappte hier doch auch tatsächlich für ein Außerirdischen-Raumschiff auf dem Wüstensand. Und somit geraten die Beiden in das Abenteuer ihres Lebens. Dem Raumschiff entseigt eine wunderschöne weißhaarige, aber dennoch junge Frau und kann sich auch sofort mit den Freunden verständigen. Dabei hilft ihr und ihrem Kollegen Ken Dra eine auf der Erde unbekannte Technologie. Sie erzählt, dass sie auf der Suche nach einem Kristall sind, der über göttliche Fähigkeiten verfügen soll. Mit diesem will ihr Volk, die Drahusem, die kriegerischen und überlegenen Tyrannen der Scardeen von der Richtigkeit und Friedlichkeit der Religion der Drahusem überzeugen. Doch sie wurden auf dem Weg zu dem Planeten DUST, wie ihn Simon aufgrund des unaussprechlichen Originalnamens bezeichnet, von den Scardeen verfolgt und zu der Landung auf der genötigt, um zu entkommen. Die Verhältnisse auf der Erde sind ähnlich wie auf den Planeten, um die man sich in der Herrschaftsfrage so bekämpft. Doch was löst so eine Alien-Landung auf Erden - besonders in den USA - so aus. Ruckzuck sind CIA, FBI, NSA und die andere Buchstabensuppe auf den neugierigen Kreuzzügen und hetzten waffenstarrend hinter die Freunden und ihren neuen bekannten her. Und aus dem Untergrund der amerikanischen Dienste gegen Volk und andere Nationen macht sich eine Organisation namens Shadow Command mopsig, die völlig skrupellos vorgeht, um ihre Ziele zu erreichen. Dass man dabei Landsleute ermordet, gehört zur Jobbeschreibung.

Dass die Geschichten um Simon und den Kristall nicht neu sind, wurde ja nicht verschwiegen. Für mich eine nette Information für den geneigten Käufer, dem man sonst gerne (Andere, größere, viel größere Verlage und die Filmbranche besonders im Heimauswertungsbereich) mit neuem Titel und neuem Cover alte Ware für die ultimativ neue Leseerfahrung ein weiteres Mal zu höherem Preis andrehen will. Aber da mir die Werke von Martin "Eileen-Papa" Kay seit den Romanen um die Agentin (Die haben mich über das sehr gelungene Cover von Mark Freier zu "Kalte Spuren" erst zum Atlantis-Verlag gebracht und mich immer mehr gute Ware aus deutschen Landen entdecken lassen - also danke Mark, Martin und Guido.) doch sehr zusagen, musste ich auch hier meine Euronen dem veröffentlichenden Verlag zukommen lassen. Kein Fehler. Dem Filmfreund dürfte aber auffallen, dass Herr Kay sich ein Späßchen draus gemacht hat, die Genres besonders der 80-er Jahre mit Genuß zu plündern. Fängt schon an wie "Timerider", sodass Simon immer vorm inneren Auge aussieht wie Fred Ward (Einen Peter Coyote hab ich nicht gefunden bisher). Raumfahrerin könnte unser aller Milla vor Resident Evil sein, hat sich halt die Haare gefärbt. "Princess of Mars" bzw. "John Carter" dürften auch Pate gestanden haben. "Die Frauen, die man Töterinnen nannte" wohnen auf einem Amazonenplaneten, dessen Atmosphäre stärker macht und länger leben lässt. Man kann also erkennen, dass die Helden bei ihrer Suche nach dem Planeten DUST und dem Kristall von einem Abenteuer ins andere rasseln und eigentlich von jedem verfolgt werden, nur nicht von sich selbst. Die Charakterzeichnung ordnet sich ganz klar der Action unter und bleibt etwas oberflächlich, die Geschichte der Drahgusem und deren Konflikt mit den stärkeren und böseren Scardeen wird immer wieder mit einigen Einwürfen der Figuren erklärt. So gibt es kaum Grund für den Autor, dem geneigten - und in meinem Fall erfreuten - Leser irgendwelche seiner knalligen und fetzigen Actionsequenzen vorzuenthalten, die er ja später in den folgenden Romanen einer Karriere ja verfeinert hat. Militär, SciFi, Amazonen, Hubschrauberattacken, Raumfights, fremde Planeten, neuartige Waffen, fiese Geheimdienste, Verrat und jede Menge spannende Auseinandersetzungen sowie einige Sprenkel Humor und Frotzeleien. Wer jetzt keinen hochgeistigen Output mit Diskussionsansatz um menschliche Werte im Dramengewand erwartet hat, sondern "nur" flott und rasant unterhalten werden will, der sollte sich diese Reihe eigentlich nicht entgehen lassen. Mir hat es jedenfalls mal gefallen, fast völlig ohne solch aufgesetzte Dramen lockere SF-Action zu lesen, wie man sie in den 80-er Jahren so oft noch in den Kinos sehen durfte. Heutzutage in Buch und Film eine Rarität. Also danke für die Veröffentlichung - und im Dezember soll ja schon das zweite Buch kommen. ca. 180 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 November 2016, 12:47:23
(https://1.bp.blogspot.com/-EZO3L8fxSto/WDbDVarlV6I/AAAAAAAAGdI/ovxUcpCLv9MvW2Ndr3BEoue-vDOO9eFkgCLcB/s1600/PatrickSenecal_GrabInMir.jpg)

Patrick Senecal. Étienne, 28 Jahre, Dozent für Literatur, mit einer manischen Besessenheit für blutrünstige Horrorgeschichten, nimmt eines Abends den Anhalter Alex mit. Die beiden verstehen sich gut, doch irgendetwas an Alex ist seltsam. Und dann greift das reale Entsetzen nach Étienne: Beim Zwischenstopp in einer Werkstatt ereignet sich ein brutaler Mord. Als weitere Morde geschehen, wird es immer unheimlicher, denn alle Toten hatten irgendeine Verbindung zu Étienne. Könnte Alex der Mörder sein? Und kann es sein, dass die beiden sich aus der Kindheit kennen?

Etienne wurde von seiner Frau verlassen und hat sich das sehr zu Herzen genommen. Zudem gehen ihm seine Eltern schwer auf die Nerven, weil sie ihn wieder unter ihre Fittiche nehmen wollen. Schon seit der Zeit als kleiner Junge - wobei er sich an die Zeit vor seinem 9. Geburtstag aufgrund eines Unfalls nicht erinnern kann - waren sie immer um ihn herum, haben alles kontrolliert, was er tat und las. Gerade Bücher, die auch nur den geringsten Anteil an Gewalt oder Mord hatten, fielen der Zensur der Eltern zum Opfer. Nun wagt sich der allein gelassene Etienne wieder aus der Deckung, auch mit genügend Abstand zu den Eltern, und soll nun ausgerechnet Vorlesungen zu "Unheimlicher Literatur" halten. Im Prinzip ohne Vorkenntnisse muss er sich nun in die Thematik einarbeiten. Völlig überraschend bekommt er dazu eines Tages Hilfe von Alex, einem Anhalter, den er mitnimmt. Eine Idee von dem Tramper setzt er bald vor seiner Klasse um und freut sich über die rege Mitarbeit, ist aber auch etwas entsetzt, was Kinder so alles anstellen, nur um Grenzen zu überschreiten. Bald nähern sich Alex und Etienne dem, was man wohl als Beginn einer Freundschaft nennen könnte. Etienne hält immer an, um Alex mitzunehmen, wenn der mal wieder an der Straße den Daumen hebt. Doch nach und nach tauchen Zweifel auf, ob Alex nicht jemand anders ist, als er zu sein vorgibt. Dann geschehen Morde, mehrere Morde. Alle mit Bezug zu Alex und das wiederum stellt einen Bezug zu Etienne her. Nun will der das Rätsel lösen und muss es wohl alleine tun, da sich seine Theorien doch recht willkürlich anhören.

Ein Thriller von einem franko-kanadischen Autor, der sehr wenig mit Horror zu tun hat. Höchstens mit dem, der sich im Kopf der Leser, hervorgerufen durch den Horror in den Gedanken des Protagonisten, abspielt. Dass Etienne Probleme bekommen wird, ahnt man schnell, wenn das Charakterisieren auch seine Eltern mit einbezieht. Der Junge hat keine Erinnerungen an acht Jahre seiner Kindheit, wurde von den Erzeugern immer kontrolliert und von fast allem ferngehalten, das Jugendlichen Spaß machen könnte. Freunde? Nope. Einzelgänger durch Elternzwang. Irgendwann zog man um und nach und nach kamen Kontakte zustande, er fand Freunde, sogar eine Frau. Die hat ihn aber verlassen und sein eben wurde wieder schwermütig. Hilfe von Freunden ließ er irgendwie abprallen. Doch dann kommt Alex (musste jetzt sein, 😄). Mit dem die einschneidenden Veränderungen - die Morde, die Vermutungen, dass man sich schon kennt. Und das wiederum ist der Auftakt zu einem Drama mit dem einen oder anderen blutigen Vorfall, aber kein Buch, das die Freunde des weniger gemächlichen und umso darstischeren Horrors jetzt in Scharen anlocken würde wie die Fliegen. Die Story um Etienne ist subtiler, trauriger, verzweifelter. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt in der Handlung kommen dem Leser - in dem Fall mir als Freund von guten UND schlechten Filmen - die ersten Gedanken zu etlichen Filmsequenzen, die ich im Zusammenhang mit dieser Erzählung auch erwähnen würde. Einen Titel zu nennen, verbietet sich hier, denn der Spoiler wäre massiv. Man überlegt sich aber auch, ob man mit dem Protagonisten Mitleid haben sollte, so sehr kommt hier Verdrängung und Verzweiflung zum Tragen. Und so ganz nebenbei wird in der Schulklasse aufgezeigt, wie grausam Kinder wirklich sein können und sich über Tierquälerei oder Auswirkungen auf Mitmenschen keine Gedanken machen. Und Studien zu dem Thema haben schon belegt, dass die schlimmsten der Sorte schon im Kindergarten beginnen, Hierarchien mit sich selbst an der Spitze aufzubauen und andere ausgrenzen und mobben, die nicht ihren Vorstellungen in Aussehen oder Ansichten entsprechen. In diesem Zeitraum ist es noch kindliches Unwissen, doch mit jedem Jahr mehr, wird daraus eine Art böses Spiel, wenn sich die Schar der Anhänger hinter die Rudelführer stellt und sie bejubelt, wenn die mal wieder einen Außenseiter, der ja erst vom Rudel als Außenseiter markiert wurde, fertigmachen. Jetzt ist aus kindlichem Handeln pure Bösartigkeit geworden, die für die Betroffenen schlimme Auswirkungen auf die Zukunft haben kann. Interessiert die egoistische Brut aber gar nicht. Sie sehen, dass man auf die Art weit kommt. Und hier sind wir wieder bei Studien. Die haben belegt, dass der größte Teil der Belegschaft in den Vorstandsetagen und die meisten Weisungsberechtigten starke soziopathische Züge aufweisen. Erlernt im Kindergarten beim quälen anderer Kids. Also ist "Das Grab in mir" sozialkritisch besonders wertvoll. Meine ich. Wer also hier auf Blut und Gedärm, hohen Munitionsverbrauch verzichten kann und darüber hinwegsieht, dass das eine oder andere Handlungsteil irgendwie schon mal da war, der erhält einen flüssig lesbaren, in kurzen Kapitel gefassten Thriller mit dramatischem Anteil. Von mir 7/10. So um die 250 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 November 2016, 12:48:46
(https://1.bp.blogspot.com/-BjPMQW5et8U/WDvvE34LkuI/AAAAAAAAGfo/I31zwt5qYTw99t_XYyHbp4_RCx_qaRirACLcB/s320/000.jpg)

Rick Yancey. Sie kamen, um uns zu vernichten: die "Anderen", eine fremde feindliche Macht. Vier Wellen der Zerstörung haben sie bereits über die Erde gebracht. Sie töteten unzählige Menschen, zerstörten Häuser und Städte, verwüsteten ganze Landstriche. Sie verbreiteten ein tödliches Virus und schickten gefährliche Silencer, um jedes noch lebende Wesen aufzuspüren. Jetzt ist die Zeit der fünften Welle gekommen, die Vollendung ihres Plans, alles Menschliche auszurotten. Doch noch gibt es Überlebende: Cassie, Ben und Evan werden weiterkämpfen. Sie wollen die Menschheit nicht aufgeben. Und wenn sie sich selbst dafür opfern müssen.

Die Überlebenden aus dem zweiten Teil wollen weiter um ihr eben und das Fortbestehen der Welt kämpfen. Nachdem sie im Haus von Grace überwinterten, machen sie sich wieder auf den Weg, um den Feind zu vernichten und Ringer zu suchen. Der Weg gestaltet sich gefährlich, da auch die sogenannten Silencer unterwegs sind, um Überlebenden aufzuspüren und auszumerzen. Cassie arbeitet währenddessen an einem Plan, wie man die fünfte Welle aufhalten kann. Man muss geschickt gestellten  Fallen ausweichen, sich im Lager des Feindes bewähren, um einen schier unmöglichen Plan in die Tat umzusetzen und dabei auch an die anderen Freunde denken, die noch irgendwo da draußen sind.

Schon Buch zwei ging nicht mehr so richtig an mich. Nun hat dieses Kunststück auch "Der letzte Stern" fertiggebracht. Aufgebläht mit viel Geschwafel, die eigentliche Protagonistin aus "Die 5. Welle" in eine Nebenrolle gedrängt, in der sich auch Evan wiederfindet. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und das versehen mit einigen Cliffhangern. Aber packend - das ist es nicht. Spannung nur teilweise vorhanden, mit den Figuren mitfiebern, sich an ihnen zu orientieren, um vielleicht endlich von der Geschichte eingenommen zu werden, erwies sich als Fehlanzeige. Nach einem starken ersten Band dieser Dystopie im Jugendbuchbereich, lässt schon der zweite Band, "Das unendliche Meer", stark nach und wird vom dritten Buch noch unterboten. Vielleicht musste der Autor sich noch einige philosophische Sprüche einfallen lassen, um auch diesen Teil auf eine einigermaßen akzeptable Seitenzahl zu bringen (380). Wenn man bei dem einen oder anderen Buch davon spricht, dass es eine Durststrecke hatte, ist man hier von Beginn an in einer Wüste gelandet. Ich hab das Dingen auch nur zu Ende gelesen, weil ich elbst Schuld bin, dass ich dafür Geld ausgegeben hab. Lest Buch eins, schaut den Film und vergesst den Rest.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Dezember 2016, 20:07:10
(https://2.bp.blogspot.com/--Ih8Em-aG-k/WEU7aw9Zk9I/AAAAAAAAGmI/BQrAtgYcFGwph85EvZnuXmDoZJho0wT2ACLcB/s320/hjelix.jpg)

Marc Elsberg. Der US-Außenminister stirbt bei einem Staatsbesuch in München. Während der Obduktion wird auf seinem Herzen ein seltsames Zeichen gefunden – von Bakterien verursacht? In Brasilien, Tansania und Indien entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns Nutzpflanzen und – tiere, die es eigentlich nicht geben kann. Zur gleichen Zeit wenden sich Helen und Greg, ein Paar Ende dreißig, die auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen können, an eine Kinderwunschklinik in Kalifornien. Der Arzt macht ihnen Hoffnung, erklärt sogar, er könne die genetischen Anlagen ihres Kindes deutlich verbessern. Er erzählt ihnen von einem – noch inoffiziellen – privaten Forschungsprogramm, das bereits an die hundert solcher »sonderbegabter« Kinder hervorgebracht hat, und natürlich wollen Helen und Greg ihrem Kind die besten Voraussetzungen mitgeben, oder? Doch dann verschwindet eines dieser Kinder, und alles deutet auf einen Zusammenhang mit sonderbaren Ereignissen hin – nicht nur in München, sondern überall auf der Welt.

Der Tod des Amerikaners war kein wohl Attentat und auch eine dennoch angesetzte intensive Suche nach eventuellen Feinden bringt kein Ergebnis. Aber sicherheitshalber werden alle Personen, die direkt mit dem Außenminister Kontakt hatten unter Quarantäen gestellt. Dies erweist sich alsbald als überflüssig, denn bei der Obduktion stellt man entsetzt fest, dass der Mann von einem personifizierten Virus dahingerafft wurde, der sogar noch so etwas wie eine Nachricht hinterlassen hat. Jessica Roberts wird sofort mit einigen Spezialisten auf den Fall angesetzt - sie war ja auch von Beginn an unfreiwillig involviert. Andernorts finden Wissenschaftler das Phänomen vor, dass trotz Trockenheit und Armyworm-Befall einzelne Felder in der afrikanischen Region dennoch Früchte tragen, die sogar besser sind als die bisherigen Ernten. In Indien findet man Ziegen mit Merkmalen, die eigentlich unmöglich sind. Und in Amerika gibt es unter der Führung von Stanley Winthorpe eine neue Firma, die Paaren den Kinderwunsch erfüllen kann. Doch nicht einfach nur simple Kiddies. Die neuen Kinder werden über Genmanipulation sämtliche Eigenschaftern haben, die sie von anderen Kindern unterscheiden werden. Perfekte Kinder. Genies, gutaussehend, stark, mutig und mit Führerqualitäten ausgestattet. Doch was passiert, wenn dies in die falschen Hände gerät? Niemand bezweifelt auch, dass dahinter ein finanzieller Gedanke steckt und nicht der reine Gutmensch. Und dann ist da noch das Problem, dass eines der Kinder namens Jill veschwunden ist. Sie hat sich abgesetzt und wird nun verzweifelt gesucht. Zurückgeblieben bei den anderen ihrer Art ist Eugene - und der hat trotz seines Alters schon eigene Ziele und Strategien, die sich mit denen seiner Schöpfer absolut nicht decken. 

Marc Elsberg greift auch hier wieder ein aktuelles und brisantes Thema auf und zeigt den Menschen die Gefahren des Fortschritts. Es geht nicht nur um die Entscheidungsträger, die sicher nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit agieren oder was sich aus den neuen Errungenschaften erwachsen kann, mit dem niemand gerechnet hat. Also gibt es auf  jeden Fall einige Denkanstöße, die sich jeder mal zu Herzen nehmen sollte. Doch dass sich das Szenario bald hauptsächlich um die Kinder dreht und darüber hinaus auch noch ein Machtkampf entwickelt, der nur darauf hinausläuft, dass hier jemand König werden will und nur gleiche Anhänger um sich zu scharen gedenkt, während der Kontrahent sich mehr dem Multikulti verschrieben hat (Ja, politisch korrekt muss man schon sein, um Erfolg zu haben. Man stelle sich vor, das Buch würde plötzlich ob der fehlenden allgemeinen Meinungsmache in eine ungewollte Ecke gedrängt und dann zensiert - Entschuldigung verbessert oder gar zu einer Dekaden dauernden Neuüberarbeitung vom Markt genommen.), das ganz sicher seine Vorteile mit sich bringt - oder einen ganzen Schwung Nachteile. Erfährt man ja nicht, wenn man es nicht versucht. Doch der Mittelteil, der sich dann fast nur auf die "Kinderfarm" und die "Kunden" beschränkt, die sich mit ihrem Wunsch befassen und dann diese völlig überzogene Martial Arts-Einlage der Blagen (Im Film hätte ich das als Comedy ertragen, im Buch eher nicht.) wirkte einfach lächerlich. Das hat dem Buch zusammen mit dem zähen Mittelteil dann auch den Zahn gezogen. Lange Zeit wirkte es nämlich als könnte Marc Elsberg wieder beweisen, dass er die Lücke, die Michael Crichton schon zu Lebzeiten mit seinen Drehbuchformeln in Buchform selbst gerissen und durch seinen krankheitsbedingten Tod vollendet hat, recht leicht schließen könnte. Das Können und die Ideen dazu hat ohne jeden Zweifel. Doch hier nutzte er leider zuviel Füllsel, um Nebenschauplätze aufzumachen, die sogar recht interessant und gar wichtig anmuteten (Nahrungsmittelanbau mit genetisch veränderten Samen) und die er Vegetariern und Veganern ebenso um die Ohren haut (Was die so verachten oder verabscheuen und zu vermeiden suchen, gehört längst zur Produktion derartiger Lebensmittel, wird von der Industrie nur verschwiegen. Und was glauben die denn, wie es auf einem Bauernhof zugeht? Das sind Wirtschaftsbetriebe, die auf Gewinn und Profit aus sind. Nix mehr mit Romantik.) wie den Verbrauchern, die sich von diesen neuen Modeerscheinungen nicht mitschleifen lassen und daher auch keine Vitaminmangelerscheinungen haben. Und in wenigen Sätzen schafft der österreichische Autor auch noch die Wende zu einem Punkt, der ansonsten im Buch ausgeklammert wurde - dem Nutzen fürs Militär. Das wird zwar nicht weiter ausgeführt, aber lässt den Leser sich seine eigenen Gedanken dazu machen. Tja, Amerika first würde ich mal annehmen und dann die üblichen Verdächtigen wie Russland, China, Großbritannien, Deutschland für alle, Indien und einige Islamisten - nicht zu vergessen die Israelis. Fazit zum Buch: stilistisch recht angenehm, aber doch einige Seiten zu lang und leider zu sehr auf das Unwesentliche konzentriert. Mittelmaß bei 640 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Dezember 2016, 20:22:42
(https://3.bp.blogspot.com/-Gjm0Fq2wRxg/WE5-ej7zecI/AAAAAAAAGs0/tgvqv4OAPpUoLDnu1B4OY3AvZkQL6yfWQCLcB/s320/chrisrynan%2Bschwere%2Bzeielextreme.jpg)

Chris Ryan. Als SAS-Soldat war es Joe Gardners Aufgabe, die gefährlichsten Gegner des Empires in mitunter entlegenen und trostlosen Winkeln der Welt auszuschalten. Verlieren war dabei nie eine Option gewesen. Nun aber steht er vor seiner bislang härtesten Herausforderung: Ein Anruf von seinem alten Kameraden und Kriegshelden John Bald führt ihn nach Rio de Janeiro. John steckt in Schwierigkeiten, mitten im brodelnden Hexenkessel der Favelas. Eine der brutalen Banden will seinen Kopf. Doch was als einfache Rettungsmission beginnt, wird schnell zu einem gnadenlosen Kampf ums Überleben.

In Pakistan ist Gardner mit Shaw, Bald und Hands auf einer Geheimmission, um einen Taliban auszuschalten. Was anfangs noch einigermaßen gut lief, wird bald zu einem verzweifelten Rennen ums nackter Überleben. Und dann sind da noch die Kameraden Bald und Hands, die sich tatsächlich die Taschen mit Diamanten vollpacken, die sie in einer Ecke gefunden haben - während des Gefechts mit den Talis. Als sie dann endlich den Weg zum Fluchtwagen gepackt haben, fehlt Shaw. Laut Bald wurde er von den Talis umgenietet. Und Gardner hat es geschafft, sich von einer Viper beißen zu lassen, die es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht hat. Mit der Zeit wird seine Hand taub. Doch sie schaffen es zum Chinook, der sie aufnehmen soll. Im Camp Bastion angekommen müssen sie feststellen, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen sind. Die Talis ballern mit schwerem Zeug auf das Camp. Ein Gemetzel, dem sie gerade noch entgehen und endlich Richtung Heimat abzischen können. Einige letzte Biere im Pub in der Heimatbasis und dann geht es an die Versorgung der Wunden. Als Gardner aufwacht, fehlt ihm eine Hand. Nicht nur der Schlangenbiss trug die Schuld, auch eine Explosion, der er zu nahe kam, hat daran mitgeholfen. Einige Zeit später ist Gardner mit dem Ausscheiden aus dem Dienst aufgrund seiner Verletzungen nicht zurecht gekommen und hat sich einen neuen Freund gesucht - den Alkohol. Bis ihn ein Anruf aus Brasilien erreicht. Sein alter Kamerad Bald hat in Rio de Janeiro verfluchte Schwierigkeiten. Er zögert nicht lange und ist bald in Brasilien und im Hexenkessel der Favelas. Dabei beobachtet er, wie einige junge Bandenmitglieder einen Cop regelrecht in Stücke schießen. Und einer, der entkommen konnte, kreuzt seinen Weg. Verletzt wie er ist, kann er sich seinen Weg alleine nicht aus dem von Banden beherrschten Gebiet freischießen, also entschließt Gardner sich dazu, ihm zu helfen. er ahnt nicht, was er damit auslöst. Dazu taucht dann auch noch ein wahrlich seltsamer Profikiller auf, der irgendwie keiner der Parteien zuzuordnen ist. Der Beginn einer blutigen Odyssee ist die Folge.

Luzifer Verlags Bester!!! Nein, nicht Verleger Steffen Janssen. Auch nicht der Cover-Wizzard Michael Schubert. Jetzt hat Chris Ryan den Rang übernommen und die anderen Beiden auf die Plätze verdrängt. Ein wahres Feuerwerk hat er da abgebrannt. Klar ist sein Held unkaputtbar und die Szene mit der Viper erinnerte dann schon an Chuck Norris und den Witz über sich selbst, den er in "Expendables" gerissen hat. Er ist zwar kein Ami, aber dennoch ein Alleskönner, Glücksbär und Mädelsmagnet, aber hey, wer kauft schon solche Bücher schon wegen überbordendem Realismus. An dem laviert sich Chris Ryan dann auch geschickt vorbei - ach was, von wegen geschickt, er ignoriert es einfach - und vollbringt damit ein wahres Actiongewitter für alle, die derartige Lektüre schätze. "Chris Ryan Extreme - Schwere Ziele" ist ein Brett vor dem Herrn geworden. Politisch ein bisserl unkorrekt "... er schwitzte wie ein Araber bei der Zollkontrolle..", leicht brutal "...stirb endlich, Du Sau!" nachdem er einen mit dem Kopf in die Kloschüssel gestopft hat und den Fuß im Genick platziert und das Ersaufen in Pisse zu lange dauert. Natürlich kümmern ihn danach nur seine Treter, die Pisse abgekriegt hatten. Und richtig derb, wenn in den Favelas einige Gangmitglieder einen Bullen erwischt haben und ihm erst mit einer doppelläufigen Schrotflinte ein Bein nach den anderen - jeweils mit beiden Ladungen - abballern und dann zu den Armen übergehen. Usw. Die internationalen Schauplätze wechseln gerade in der zweiten Hälfte der 480 Seiten recht schnell, das Tempo ist höllisch und rasant würde es nicht nur annähernd genug beschreiben. Pakistan, Brasilien, Serbien, Griechenland, Russland, kurz Deutschland und Holland und auch GB wurden als "Tatorte" gewählt. Insgesamt ist das Buch ruppige Kost, die jetzt mal kein Blatt vor den Mund nimmt und sich auch nicht um die Befindlichkeiten irgendwelcher Sprachwächter schert, die irgendwo in ihren stillen Kämmerlein überlegen, wie sie dem Volk aufs Maul schauen und ihnen dann ihre Verbal-Diarrhoe aufzwingen können. Hier geht Action over Style, aber das ist doch einer der Gründe, warum die entsprechende Klientel - zu der ich mich schon zähle - derartige Stoffe kauft. Rosamunde Pilcher ist für die andere Seite ja auch akzeptabel und wer lausige Thriller lesen will, dem sei "Memory man" von David Baldacci empfohlen. Kann ich beurteilen - habs gelesen. Leider! So richtig "extrem" ist die Reihe vielleicht nicht, aber auf jeden Fall an manchen Stellen härter als sogar sein "Strike back", das übrigens mit diesem Buch nada/niente/rien zu tun hat. Schnelle, leichte Kost, die nicht irgendeinen Anspruch vortäuschen will, sondern bestens unterhalten - und das schafft sie zumindest für die Actionfreunde hervorragend. Da meine letzten Rezis jetzt nicht gerade für übermäßig empfehlenswerte Bücher (Ausnahme "Tribesmen" von Voodoo-Press) verfasst wurden, hier endlich wieder ein Kracher für die Gemeinde. Wer die Serie "Strike Back" kennt und wer eine Lektüre lesen will, die der B-Action mehr huldigt als so mancher Film von sich behauptet, kann hier gar nix falsch machen. Kaufen und nochmal kaufen!!! Der Luzifer Verlag hat so viele davon, dass er sie euch gerne für einen gewissen Obulus überlässt. Auch als E-Book. Zum Jahresausklang noch ein echtes Highlight. Aber mal abwarten, heute kam ne neue Lieferung und einige Tage haben wir ja noch.                           
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Dezember 2016, 19:00:01
(https://4.bp.blogspot.com/-a5oJayYWxQE/WFUhKkNhh6I/AAAAAAAAGxY/lrlQ4eTeYSU7BBLpQeAlDo8rAQj04j47QCLcB/s320/00000.jpg)

Noah Hawley. An einem nebligen Abend startet eine Privatmaschine von der noblen Ferieninsel Martha's Vineyard zu einem kurzen Flug nach New York. Wenige Minuten später stürzt sie in den Atlantik.Alle Passagiere finden den Tod - nur der Maler Scott Burroughs und der vierjährige JJ überleben inmitten der brennenden Trümmer. Während die Polizei fieberhaft nach der Ursache des Unglücks sucht, greifen immer abstrusere Verschwörungstheorien um sich. Scott versucht verzweifelt, sich den Medien zu entziehen – und gerät dabei in eine Welt der Intrigen und Manipulationen, in der niemand vor dem brutalen Fall ins Nichts geschützt ist.

Scott Burroughs kommt fast zu spät, um mit der Maschine der Familie Bateman wieder aufs Festland zu fliegen, wo er einige Termine hat. Burroughs ist nur als Gast der Frau des Medientycoons David Bateman an Bord, da sie ihn nach einer Unterhaltung auf dem Marktplatz dazu eingeladen hat. Er selbst ist keiner der Menschen, die sich im Reichtum suhlen und gar Privatflugzeuge ihr Eigen nennen können. Er ist nur ein eher am Leben gescheiterter Maler. In der Maschine sind neben der Crew auch weitere Gäste wie Ben Kipling und seine Frau. Kipling hat vor dem Flug nicht gerade gute Nachrichten erhalten, die auch David Bateman etwas Sorgen machen, da er in die Geschichte mit hineingezogen werden könnte. Doch während des Starts kommt nichts zur Sprache. Als jeder seinen Platz eingenommen hat, von den Stewardessen versorgt worden ist, schläft Burroughs ein. Sein Erwachen ist zwar feucht, aber sicher nicht fröhlich. Ein feuchter Traum ist es ebenfalls nicht. Er treibt zwischen Trümmern im Wasser. Es ist dunkel, nicht einmal der Mond spendet etwas Licht. Keine Sterne zu sehen, an denen er sich orientieren könnte. Er wählt eine Richtung aus und schwimmt los in der Hoffnung, Land zu erreichen. Dann hört er Hilferufe. Der vierjährige JJ, Sohn der Batemans, hat das Unglück auch überlebt. Er nimmt den Jungen und schwimmt an Land. Als die Nachricht vom Absturz die Runde macht, sind JJ und Scott schon im Krankenhaus, da sie ein alter Mann in seinem Truck mitgenommen und dort abgesetzt hat. Und danach stürzt auch schon alles auf Scott ein. Das FBI und die NTSB wollen ihn befragen - und die Presse giert regelrecht nach ihm. Er kann sich zwar aus dem Krankenhaus absetzen und kommt sogar bei einer eher linksgerichteten Milliardärin unter, die sich ein Abentuer verspricht, aber kann weder den Ermittlern noch der Presse entkommen.

"Vor dem Fall" wurde von einem Autor für Drehbücher für TV-Serien verfasst und hat leider auch viel von deren Qualität - zuviel. Und der Vergleich mit Tom Wolfe und Worthülsen wie atemberaubend und gnadenlos kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Das Ding ist weder spannend noch hat es auch nur ansatzweise einen Anflug von Tempo. Es ist eine oberflächliche Tragödie, die beweist, wie die Menschen sich von Geld korrumpieren lassen, wie sie sich an die Macht klammern und irgendwann vor lauter Reichtum nicht mehr wissen, wie man sich um Kleinigkeiten des Alltags kümmert. Scott fühlt sich dort sichtlich unwohl in dieser Gesellschaft und wie verschieden sie sind, erfährt der Leser dann in den Charakterisierungen der Hauptfiguren, die immer wieder mit längeren Abschnitten eingeflochten werden. Und wie manipulativ die Presse vorgeht, wenn es um Quote und Kohle geht, ist ja auch hierzulande bekannt. Lügen tun sie ja nicht, aber mit Bildern und "Interpretationen" das Volk lenken und die Richtung vorgeben, die sie (und vielleicht ihre um Zensur bemühten Auftraggeber) wollen. Fake-News machen die Runde, von Typen wie Bill Cunningham gesteuert. Das und vielleicht die Andeutung von Ermittlungen gegen Kipling wegen illegalen Geschäften machen das Buch wenigstens noch einigermaßen interessant, aber ansonsten ist es leider weder literarisch wertvoll noch inhaltlich etwas Besonderes. Das Ende ist banal, aber auch nicht als real möglich von der Hand zu weisen, ist so etwas in ähnlicher Form doch schon einmal geschehen. So ist es dann eine langatmige Story, die einige Klischees bemüht mit der Zeit gewaltig zieht. Überbrückt man die Durststrecken mit Bierchen, ist man zum Ende richtig breit. Zuviel zieht sich zu sehr in die Länge. Vielleicht wollte der Autor ja mal ein Drehbuch schreiben, das wahrhaftig 450 Seiten erreicht. Flach, eintönig und nicht wirklich interessant oder spannend. Als Zeitvertreib würde ich andere Tätigkeiten empfehlen. Alle darf ich nicht aufzählen, sonst greift die Zensur der political correctness. Jaja, man wird ja jetzt überwacht, dass man niemanden auch nur minimal vergrätzt, der einer gewissen Minderheit angehört. Für den Job ist die Polizei jetzt da. Was interessieren da Wohnungseinbrüche bei Leuten, die für ihr Eigentum gearbeitet haben. "Vor dem Fall": Sozusagen das letzte Buch, bevor du vor Langeweile ins Koma fällst.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Dezember 2016, 20:59:30
(https://4.bp.blogspot.com/-tkCM7EFgNe4/WFesrn6EueI/AAAAAAAAGz8/-6Y6qTVKdrUD8BnvJbxC0VUbOWtaYvp2gCLcB/s320/agent21.jpg)

Chris Ryan. Zak arbeitet allein, im Verborgenen, für eine geheime Organisation der Regierung. Normalerweise. Aber dann werden seine beiden Ausbilder entführt und Zak wird als Verräter gesucht. Der Entführer scheint eine persönliche Rechnung mit ihm offen zu haben. Zak hat also gar keine andere Wahl, als sich auf die Suche nach ihnen zu machen. Doch das schafft er nicht allein, er braucht Hilfe. Und es gibt nur eine Person, der er noch trauen kann: Ricky, der neu rekrutierte Agent 22. Gemeinsam machen sie sich auf die gefährliche Rettungsmission ins eisige Alaska.

Auf der Insel mit dem Hauptquartier der Organisation ist bis auf den sogenannten Hausmeister Stan sowie Raf und Gabs niemand anwesend. Ein verhängnisvoller Fehler. Es landen Unbekannte an und werden von Stan zu den Schlafgemächern der einzigen beiden anwesenden Agenten geführt. Die werden betäubt und zum Hubschrauber verfrachtet. Stan, der eigentlich ob seines Verrates ebenfalls mit von der Insel wollte, wird in Blei bezahlt. Von all dem weiß Zak nichts, als er in dieser Nacht zu einem MaxSec-Gefängnis fährt, weil ein ansonsten bockiger und sturer Insasse, der jegliches Gespräch verweigert, nach ihm verlangt hat. Als er im Raum für die Besucher ist, flüstert ihm der Mann durch die Trennscheibe zu, er solle sich ducken, wenn er überleben will. Kurz danach erschüttert eine Explosion das kleine Zimmer und der Gefangene flüchtet. Und Zak gerät unter Verdacht, ein Helfershelfer zu sein. Nun muss er sich ebenfalls vor den Behörden in Sicherheit bringen. Und es kommt noch schlimmer. Bald ist es so dramatisch, dass niemand mehr da ist, der bestätigen könnte, dass Zak für eine geheime Dienststelle arbeitete. Will er sich und seinen Ruf rehabilitieren und seine beiden Freunde retten, benötigt er Hilfe. Zuerst kontaktiert er Ricky, Agent 22, und danach aus das junge Hacker-Genie Malcolm. Gemeinsam finden sie heraus, wo Gabs und Raf gefangengehalten werden. Und los geht die Reise ins ferne Alaska. Die Gefahren von Kälte und wilden Tieren können sie kaum meistern. Ihre Rettung ist Tasha, die mit ihrer Familie hier weit abseits der sogenannten Zivilisation lebt. Nach weiteren Verhandlungen erhalten sie von der Familie sogar Hilfe und nun könnte ihr Vorhaben, die Freunde zu befreien, möglicherweise sogar gelingen.

Nach der Lektüre des Chris Ryan Extreme "Schwere Ziele" ist es mal so richtig augenscheinlich geworden, wie sehr der Autor sich für seine Jugendbuchreihe zurückgenommen hat. Wortwahl und Gewaltdarstellungen sind in "Agent 21: Dead end" geradezu minimalistisch. Aber die Spannungsbögen der bisher sechs Bücher sind recht gelungen und der eine oder andere Cliffhanger funktioniert ziemlich gut. Sämtliche Bücher stehen in einem gewissen Zusammenhang, sodass es durchaus von Vorteil wäre, wenn man sie von erstem Buch an liest. Es ist alles enthalten, was man (abgesehen von drastischerer Darstellung von Sprache, Gewalt und Sex) auch in einem seiner Bücher für die ältere Leserschaft erwartet. Verrat, Hinterhalt, Action und einen Helden, der irgendwie doch wieder alles in den Griff bekommt. Und in diesem Buch hat Chris Ryan mich dann etwas überrascht, was den Einsatz bestimmter Figuren angeht. Dass er so konsequent vorgeht, hatte ich nicht auf der Rechnung. Durch die vereinfachte Sprache liest sich das Ganze erst recht ziemlich flott und allzu schwierige Handlungsstränge sind nicht vorhanden, sodass auch keine zu überwindenden Pausen entstehen. Kann auch die Zielgruppe locker in einem Rutsch durchlesen. Ist bewiesen, da der Sohnemann einer Kollegin - der die Bücher nach der Lektüre durch mich erhält - nach ihren Angaben die Dinger regelrecht inhaliert. Netter Zeitvertreib allemal, der rund 330 Seiten dauert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Dezember 2016, 14:09:48
(https://4.bp.blogspot.com/-NDutpb3LJKc/WFuoQm1rwNI/AAAAAAAAG50/xE2vybnkO1ABPBiVyUh06ieATnPjs-41wCLcB/s320/sunblind.jpg)

Michael McBride. Als der Agent des US Grenzschutz Christian Rivera mitten in der riesigen Sonora Wüste auf die Leiche einer toten Einwanderin stößt, beginnt die verzweifelte Suche nach einer weiteren Gruppe von 25 Frauen und Männern, die auf unerklärliche Weise in der Wüste verschwunden ist. Mit der Unterstützung zwei der besten Spurenleser der Agency verfolgt Rivera die Spur der Frau bis tief in das Innere einer der heißesten und unversöhnlichsten Landschaften auf diesem Planeten. Nachdem weitere Leichen auftauchen, erkennt Rivera langsam, dass es einen weit tödlicheren Feind als die Wüste gibt: einen unsichtbaren Gegner, der vor nichts Halt macht.
Etwas mystisches Böses beobachtet sie sehr genau, und ihre einzige Hoffnung auf Überleben scheint in der Lösung des Rätsels rund um das Verschwinden der Gruppe zu liegen, und das, bevor es zu spät ist. Wenn es das nicht bereits ist ...

Der La Migra-Cop Rivera findet in der Wüste eine fast tote Frau, die etwas in die Haut eingeritzt hat und dringend Hilfe braucht. Sie ist eine von 25 Personen, die von einem Kojoten auf einer abgelegenen Route durch die Sonora ins gelobte Land USA geführt werden sollte. Er folgt ihren Spuren, muss aber bald Verstärkung durch Fährtenleser anfordern, da es für ihn trotz seiner Kenntnisse zu schwierig wird. Und dazu die Kamera, die ziemlich unwirkliche und grauenhafte Bilder zeigt. Während sie mit Mühen den Ausgangspunkt der schrecklichen Vorgänge zu finden versuchen, wird die Frau ins Krankenhaus gebracht und man erfährt, welche Mühen sie und ihre Mit-Wetbacks auf sich genommen haben, um aus ihrem Elend zu fliehen. In überfüllten Kastenwagen wurden sie von ihren Sammelpunkten zur letzten Etappe der Reise gebracht - dem Weg zu Fuß durch unwirtliches Gelände auf die andere Seite der Grenze. Die Umstände sind hart, die Führer - Kojoten genannt - haben wenig Mitleid mit ihren Schützlingen. Wer vor Durst oder Erschöpfung nicht mehr kann, wird entweder zurückgelassen oder gleich erschossen, bevor er zu einer Belastung wird. Doch das ist nicht das Schlimmste: nach und nach verschwinden Mitglieder der Gruppe. Anfangs sucht man noch eine rationale Erklärung zu finden. Doch bald ist das nicht mehr möglich und man befürchtet, dass es den in verschiedenen Sagen immer wieder als fürchterlichen Feind beschriebenen Chupacabra wirklich gibt und er sich hier seine Opfer holt. Die Zahl der Personen verringert sich immer mehr, bis sie auf eine Höhle stoßen. Doch in Sicherheit sind die Leute dort nicht - absolut nicht. Das müssen sie schneller feststellen, als ihnen lieb ist. Und genau dieser Höhle nähern sich auch die Detectives auf der Suche nach der Herkunft der Frau. Sie ahnen nicht, was sie dort erwartet.

Nach der Entdeckung der Frau durch Rivera wird die Geschichte der Migration erzählt. Die Menschen nehmen etliche Mühen auf sich um von Mittel- und Südamerika nach Mexiko zu kommen und von dort dann in die USA. Sie verkaufen Hab und Gut, um die Schleuser bezahlen zu können, die nicht selten nur Betrüger sind oder die Kojoten genannten Führer anweisen, die Wetbacks (so nannte man früher die Leute, die den Rio Grande überquerten und pitschenass in den Staaten ankamen) in der Wüste einfach im Stich zu lassen. Verdurstete können nichts ausplaudern und zudem ist das Geld leichter verdient. Und auch viele Mexikaner haben gute Gründe, ihre Heimat zu verlassen. Neben dem erhofften besseren Leben in den Estados Unidos ist es auch die Kapitulation vor der Macht der Kartelle, die Politik und Polizei in der Tasche haben und das Land immer brutaler knechten. Entführung, Folter, Mord sind an der Tagesordnung. Dass sie ihr Leben gerade in die Hände von Leuten des Kartells legen, ist ihnen schon bewusst, aber um wegzukommen, würden sie alles tun. Auch die Nachrichten von den vielen Vermissten und den Gräueltaten der Führer können niemanden abhalten. Diesen kurzen Einblick in den Hintergrund der Flüchtlinge aus Verzweiflung gibt Michael McBride vor, um dann die extremen Umstände eines solchen Weges in seine Erzählung einzubauen. Die gnadenlose Hitze, die gleißende Sonne, der Wassermangel, die barsch auftretenden Führer, die immer zur Eile treiben und die Angst, dass man nicht mithalten kann und zurückgelassen wird. Und die natürlichen Gefahren der Wüste durch Trockenheit, Kälte in der Nacht und die Tierwelt. Da dies den Wetbacks bekannt ist, bleiben die Gründe für das Verschwinden einiger Kameraden auch lange im Dunkel - und somit auch der Leser. Wer oder was hinter der Sache steckt, wird erst spät ans Tageslicht gelassen. Bis dahin ist reine Spannung angesagt. Ich habe schon recht früh damit begonnen, das Buch wie einen Film vor Augen zu haben - und so könnte es ein astreiner und überaus spannender Horrorfilm werden, der durchaus dazu geeignet wäre, den einen oder anderen Zuschauer in seinem Sessel zusammenzucken zu lassen (Klapperschlange im Kaktus, Höhlenszenarien). Dunkle Höhlen, gespenstische Geräusche, seltsame Spuren - alles, was ein Film braucht, der nicht auf das plakative Gemetzel eines Zombie-Szenarios setzt, sondern sich langsam aufbaut, an den Nerven zehrt und erst dann einige durchaus bluttriefende Bilder einzusetzen. Die Figurenzeichnung beschränkt sich hauptsächlich auf die Frau Mayra, deren Leidensweg in der Wüste intensiv und ausführlich und direkt aus ihrer Sicht geschildert wird, während der Detective Rivera nur in kurzen Abschnitten während seiner Bewegung in Richtung Martyrium der Marya geschildert wird. Spannung, Thrill, Horror, Grusel und später auch Blutvergießen durch????? Wird nicht verraten. Rund 370 Seiten, die sich ohne Hast und sehr bildhaft Richtung Finale bewegen, das es auch noch einmal in sich haben wird. Der Epilog selbst hat mich auch an einige Szenarien aus diversen Filmen erinnert. Würde ich  jedem Leser empfehlen, der jetzt nicht sofort auf die totale Blutgier von den ersten Seiten an setzt, sondern einen langsamen Aufbau der Spannung und des Grauens setzt. 8,5/10 sind bei mir da drin.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Dezember 2016, 14:08:12
(https://1.bp.blogspot.com/-QnRqOTb66Kg/WGIv9XOlbYI/AAAAAAAAG8s/bd6lQree1Xsgro-qNnRhs2zm9otiRxyAACLcB/s320/dashner.jpg)

James Dashner. Sie sind die Auserwählten. Dazu erkoren, eine Welt zu retten, die längst verloren scheint. Sie sind die Zukunft der Menschheit und ihre einzige Hoffnung. Das glauben sie zumindest. Denn noch ahnen sie nichts von geheimen Allianzen, schockierenden Geheimnissen und unverzeihlichen Lügen. Sie wissen nur, dass sie von ANGST auf die erste Phase des Experiments vorbereitet werden. Das macht die Auserwählten zu Freunden – und damit beginnt der Verrat an Thomas.

Stephen wird von seiner Familie getrennt und in ein Programm gesteckt, das Kinder instrumentalisieren soll, um später in den Plänen einer Firma eine gewichtige Rolle zu spielen. Er ist nicht allein: Auch Newt und weiteren Kindern ergeht es wie ihm. Ihre Persönlichkeit wird gebrochen, umgeformt nach genauen Vorgaben, für ein spezielles Ziel. Ihre eigentlichen Namen werden tabu, sie erhalten neue. So wird aus Stephen nun Thomas. Dann beginnt der Unterricht, der zusammen mit anderen Kindern in der gleichen Situation abgehalten wird. So lernt Thomas auch Teresa kennen und es entwickelt sich eine Freundschaft. Und die beiden Kinder stellen fest, dass sie sich über ihre Gedanken unterhalten können, sie brauchen keine gesprochenen Worte mehr. Sie werden von ihren Lehrern und auch den zugehörigen Wissenschaftlern ständig mit neuem Stoff auf Trab gehalten und erfahren bald, dass sie dazu da sind, ein Heilmittel gegen den "Brand" zu finden, der fast die gesamte Menschheit ausgelöscht hat und viele in brutale Kreaturen namens Cranks verwandelt hat. Der Drill wird immer schlimmer und bald bilden sich Cliquen, die sich auch mit einem Fluchtplan beschäfigen. Einer dieser Gruppen gehört auch Thomas an.

Klar, das Buch dient auch dazu, ein erfolgreiches Konzept bis zur bitteren Neige auszuschöpfen und den einen oder anderen Dollar zusätzlich zu verdienen. Warum auch nicht? Macht Vin Diesel mit seinen "Fast and Furious"-Filmen ja auch - nur schlechter. Während der Darsteller sich von den Ursprüngen seiner Reihe schon so weit entfernt hat, dass man sogar schon eine Titeländerung vornehmen  musste, bleibt James Dashner seinen Charakteren und der Grundstory treu, indem er hier den zweiten Prequel-Band veröffentlicht, der entschieden besser als sein Vorgänger "Kill Order" auf die Geschehnisse im Forschungszentrum und Ausbildunslager eingeht. Man erfährt, wie die Kinder entführt wurden, wie man sie oft gewaltsam den Eltern entrissen hat und einer Art Gehirnwäsche unterzieht, die vielerorts wohl auch als Folter bezeichnet werden kann. Rücksichtnahme? Fehlanzeige. Unter dem Deckmantel der Entwicklung eines Serums gegen "Den Brand" wird gegen so ziemlich jede Regel menschlichen Zusammenlebens verstoßen und auch vor Mord wird nicht zurückgeschreckt. Da wirken die Lügen, Täuschungen und Verrat schon fast human. In dieser Dystopie sind die Erwachsenen die Bösen, doch auch unter den Kindern befinden sich welche, die nicht ehrlich spielen. Es ist, als würde man die Welt der Eltern der Kinder einfach auf diese übertragen und ihnen schon in jungen Jahren, den Kniff der Intrige und Vorteilnahme einimpfen. Freundschaften sind nur unnütze Gefühlsduseleien. Da man - vorausgesetzt man hat die ursprüngliche Trilogie gelesen - nun schon weiß, wer wie und wann mit wem im Labyrinth landet, leidet der Spannungseffekt etwas. Dafür werden aber einige Zusammenhänge beleuchtet, die in den späteren Geschichten noch mysteriös waren. Ließ sich wegen des recht einfachen Stils gewohnt flott lesen und stellte keine großen Hindernisse in Form von ausufernden Schachtelsätzen in den Weg des Konsumenten, um zügig durch die Seiten zu blättern. "Die Auserwählten - Phase Null" ist eine nette Ergänzung zur Trilogie, für Jugendliche eine geeignete Lektüre, aber keine Pflichtanschaffung.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Januar 2017, 19:35:39
(https://3.bp.blogspot.com/-QJTBspHMRVU/WGeKzW6nG6I/AAAAAAAAHBg/t_mCGmirncURL6ano23zccMmhsD0-6BPgCLcB/s320/nachtderrache.jpg)

Tim Miller. Einst war Colt Stillman der Sheriff in Peace. Bis man sein Leben zerstörte: Man beschuldigte ihn, eine Frau ermordet zu haben. Colt konnte seine Unschuld nicht beweisen und kam für 20 Jahre ins Gefängnis. 20 Jahre sind vergangen. In Colt brennt ein grenzenloser Hass. Um den Plan seiner Rache zu vollziehen, verbündet er sich mit der Biker-Gang seines Bruders. Gemeinsam zelebrieren die Männer die Nacht der Rache: Jeder Mann und jede Frau der Stadt wird büßen – und zwar mit Leib und Seele.

Colt Stillman war der Gesetzeshüter in Peace, Texas. Eher ein ruhiger Job in dem 2000-Seelen-Kaff, viel war nicht los in Sachen Verbrechen. Genug Zeit für den Sheriff, sich Gedanken über eine andere Karriere zu machen. Ihn lockt die Politik. Er sieht seine Chance gekommen als der Bürgermeister seine eigene Frau kaltmacht. Statt ihn der wohlverdienten Gerechtigkeit zuzuführen, hilft er dem dabei, die Leiche verschwinden zu lassen. Und dann muss er erfahren, dass der Herr Bürgermeister ein wahrer Meister des politischen Spiels ist - die ficken ihre Wähler ja auch, wo sie nur können -, weil der dann schlicht und einfach dem Sheriff die Schuld in die Schuhe schiebt. Und da er immer noch für einen honorigen Mann gehalten wird, geht es mit dem Urteil gegen den damals noch jungen Polizisten recht schnell: zwanzig Jahre Bau. Doch irgendwann sind die um. Dafür hat Colt schon einen Plan. Mit seinem Bruder Clay, dem Anführer einer Biker-Gang mit starker Mitgliederzahl, will er in Peace den Stadtnamen ad absurdum führen. Und bald schon reiten sie auf ihren Bikes in der Kleinstadt ein, die mittlerweile auf zehntausend Einwohner angewachsen ist, was Colt aber nicht weiter anficht, da es für ihn einfach nur mehr und länger Spaß bedeutet. Und was er und Clays Biker darunter verstehen, bekommen die Einwohner sehr bald überdeutlich zu spüren. Einige Anwohner sehen bei der Gelegenheit auch die Chance gekommen, schlicht und einfach zu randalieren und zu plündern oder sich für erlittene Schmach mit ihrer angestauten Wut zu revanchieren. Blut wird fließen, beaucoup Blut.

"Nacht der Rache" ist eine in sher einfachem Stil verfasste Geschichte, die sicher keinen großen Preis für Originalität erwartet hat. Das Szenario, dass ein freigelassener Verbrecher mit einer Bande zurückkehrt in die Stadt seiner größten Schmach, um sich bitter zu rächen, ist schon in etlichen Variationen in Western und Krimis abgehandelt worden. Um etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen, hätte Tim Miller ja die Frauen töten und die männlichen Einwohner die Haustiere vergewaltigen lassen können. Hat er aber nicht. Figuren zum Mitfiebern gibt es nur tendenziell, aber auch das ändert sich im Laufe der Nacht. Mitleid mit den Bewohnern, die in die Handlung eingebunden werden und nicht nahezu anonym als Leichen dienen, hält sich schwer in Grenzen. Es gibt mehr als genug, die sich jetzt ebenfalls auf den Pfad der Rache begeben und gleichzeitig einige Rechnungen begleichen wollen. Jugendliche, die unter Spaß das Terrorisieren ihrer Nachbarn verstehen, machen die Gegend ziemlich brutal unsicher. Bis sie an die Falschen geraten. Zwanzig Jahre hinter Gittern, als ehemaliger Gesetzeshüter immer in Gefahr, haben in Colt mit jedem Jahr mehr Hass aufgebaut, ihn mehr Varianten seiner Rache fantasieren lassen, dass er erst zufrieden sein wird, wenn sie alle tot sind und die Stadt komplett vernichtet ist. Ungefähr zwei Drittel der Geschichte sind zwar actionreich, aber man wird nicht mit überbordender Härte oder ausufernden Vergewaltigungsbeschreibungen traktiert (Verglichen mit anderen Werken aus dem Festa-Verlag, die sich ja mit dem Überschreiten von Grenzen beschäftigen und das zumeist auch sehr gut machen.), sondern erfährt seinen Teil über die Abgründe der menschlichen Seele, wenn nicht allein die als Gangster skizzierten Gangmitglieder die Stadt zerlegen und die Bewohner killen, Teile dieses "Jobs" von ehedem angesehenen Gemeindemitgliedern (Okay, Chad lassen wir mal da raus) erledigt werden. Groß auf die Psyche der handelnden Personen wird nicht eingegangen. Colt glüht vor Rache, einige Biker sind zu blöd, ein Haus zu sprengen, ohne selbst dabei draufzugehen, Feiglinge aus dem Ort versuchen zu fliehen - und Melissa tut alles, um zu überleben. Szenen wie die mit dem Pommes-Öl hat man in diversen Filmen schon gesehen (zuletzt in "K-Shop") oder die Übernahme einer Stadt durch feindliche Gruppen ("Vigilante Force" - bevor die dortigen Bürger zurückschlugen) und Biker-Gangs, über die man in den 60-ern und 70-ern etliche Filme drehte. Zu Beginn des letzten Drittels lässt Tim Miller aber die Bremse der Gewaltspirale los und schon bald müssen einige Bürger ihre Gedärme fressen. So wird "Nacht der Rache" zwar als stilistisches Leichtgewicht im Regal stehen, aber durchweg von Beginn an mit Tempo und massenhaft Action versehen. Die etwas über 150 Seiten hat man schnell inhaliert und haut es so als Snack zwischendurch weg. Und genau für diesen Zweck ist die Unterhaltung, die geboten wird, schon nahezu perfekt. Wer eine etwas ausführlichere und konkreter aufgebaute Story lesen will, findet die dann in der Crime-Reihe und auch die Horror-Reihe hat da ganz andere Kaliber zu bieten. 8/10 weil viel zu schnell zu Ende und mir auch der Epilog irgendwie gegen den Strich ging.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Januar 2017, 19:36:59
(https://3.bp.blogspot.com/-h2brIgv7sSk/WGZGKmVZvwI/AAAAAAAAG_4/whj1XSDBqMs88gmSrpqmaSjqo_q5yQZowCLcB/s320/nssextinction.jpg)

Nicholas Sansbury Smith. In den Geheimlabors des amerikanischen Militärs gerät eine Biowaffe außer Kontrolle. Innerhalb von Tagen rast die Pest um den Globus und rottet den größten Teil der Menschheit aus. Buch 1: Alles beginnt in Vietnam, wo US-Soldaten VX99 injiziert wird, ein experimentelles Medikament, das zu Halluzinationen führt und sie in wahnsinnige Tötungsmaschinen verwandelt. Wir müssen einen grausamen Preis zahlen!

Juli 1968, Vietnam. Eine kleine Einheit von Marines soll zu einem Dorf vordringen, von dem es heißt, dass die Bewohner den Vietcong unterstützen würden. Lieutenant Brett und 31 Soldaten werden in der Nähe abgesetzt und marschieren durch dunklen und feuchten Dschungel Vietnams Richtung ihres Ziels. Doch Brett hat noch eine Extraaufgabe zu erledigen: bevor sie in das Dorf vordringen, soll er dafür sorgen, dass sich jeder Soldat das neue Mittel spritzt, das sie zu besseren Kämpfern machen soll. Befohlen, getan. Doch das Ergebnis ist erschreckend: sie metzeln nicht nur die Vietnamesen in dem Dorf nieder, sie wenden sich dann auch gleich gegen sich selbst. April 2015. Master Sergeant Beckham soll mit seinen Männern auf der abgelegenen Insel einige Proben sicherstellen, die dort untersucht wurden. Was sie dort erwartet, ist das wahre Grauen. Ein Gemetzel sondergleichen und auch Beckham verliert drei seiner Männer. Sie entkommen gerade noch so. Und zurück in vermeintlicher Sicherheit werden sie und die Männer des Evakuierungshelis erneut getestet. Die Besatzung des Huey ist infiziert und wird samt ihrem Luftfahrzeug eliminiert. Was sich dann abzuspielen beginnt, wird die Welt für immer umkrempeln. Von der Insel sind einige Personen weggekommen, die schon angesteckt waren. Die infizieren weitere und die neue Pest greift immer weiter um sich. Die Befallenen töten jeden, der ihnen in die Quere kommt und nicht ebenfalls krank ist. Doch nicht nur das: sie entwickeln einen unstillbaren Hunger und fressen das Fleisch der Attackierten. Wer nicht der Ernährung dient, schließt sich genauso tollwütig den Kranken an, den Abartigen, wie man sie bald nennen wird, denn sie entwickeln nach und nach immer weitere Fähigkeiten, die einem normalen Menschen unmöglich wären.

Die Reihe umfasst mittlerweile schon sechs Bücher und so kann man es auch leicht verzeihen, dass es nach dem Prolog und den Geschehnissen auf der Insel nicht sofort in dem Tempo weitergeht und das Versprechen von "Action, Action und noch mehr Action" erst einige Kapitel später eingelöst wird. So wirklich neu ist das Geschehen zwar nicht, wenn Infizierte auf Menschen oder ausgebildetes Militär treffen, doch spätestens ab Seite 200 wird nicht mehr darauf geachtet, an Munition zu sparen. Die Action hält gnadenlos Einzug. Charakterzeichnungen sind recht sparsam eingestreut. Hier und da mal etwas Emotion, ein mögliches Anbandeln zwischen einer der Virologinnen und dem Master Sergeant deutet sich an, der Rest (ungefähr die Hälfte des Buches) der Seiten wird auf wilde Kampfszenarien verwendet. Was die Feinde angeht, hat der Autor einige abgewandelte Ideen eingebracht, die für die Protagonisten immer beängstigender werden. Wer sich als Vielleser derartiger Stoffe zu Erkennen gibt, muss dann auch gestehen, dass es schon Autoren gibt, die ebenfalls - und früher - dem gepflegten Militärhorror huldigen. Das ist nicht negativ zu verstehen, denn derartige Konstellationen bieten einen wundervollen Nährboden für krachende Action mit Explosionen, dass man die Feuerbälle (In der eigenen Vorstellungskraft wenigstens nicht CGI-verseucht.) und umherfliegenden Körperteile regelrecht vor Augen hat. Die Pandemie des Grauen hat damit aber erst begonnen und gewisse Kniffe lassen noch verdammt viel fetzige und rasante Action erwarten und da "Buch 2: Infizierte Bestien" heute bei mir abgeliefert wurde, werde ich es auch bald angehen. Liest sich ja sehr unterhaltsam, auch die neben den fiktiven Parts eingestreuten Schilderungen der Auswirkungen und Folgen der Infektion, und gut aufgebaut sowie umgesetzt. Horrorkracher, der wirklich mehr auf die Action setzt und nicht auf Grusel, aber auch nicht auf überbordende Beschreibung der Gewalt und des Schlachtens von Menschen oder Infizierten. Wer sich wie ich wenig um das eine oder andere kleine Logikloch schert, der bekommt hier die Vollbedienung und kann gerne zu den weiteren Büchern der Reihe greifen. Wem die kleinen Mängel nicht passen, der greift dann halt besser zu Sachbüchern. Ich lieber zu der Unterhaltung. Die Reihe beginnt also vielversprechend mit ner 8 von 10.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Januar 2017, 19:09:34
(https://3.bp.blogspot.com/-WserkT6uiyU/WGvK5hzJVXI/AAAAAAAAHFc/_uI-kG__wyApsH0k4ZJg-SY5ui9bz18ZQCLcB/s1600/00003extcyc.jpg)

Nicholas Sansbury Smith. In den Geheimlabors des amerikanischen Militärs gerät eine Biowaffe außer Kontrolle. Innerhalb von Tagen rast die Pest um den Globus und rottet den größten Teil der Menschheit aus. Buch 2: Das VX99-Virus lässt die Infizierten nun auch körperlich zu Bestien mutieren: Sie entwickeln Saugnäpfe, Klauen, können im Dunkeln sehen und wie Insekten Wände hochkrabbeln. Der Untergang der Menschheit steht bevor. Wir müssen einen grausamen Preis zahlen! (Stimmt - 13,95€).😀

Dr. Kate Lovato hatte es geschafft, ein Mittel gegen diesen neuen Ebola-Stamm zu finden und man konnte die Abartigen in Massen töten. Doch es ergab sich ein Problem - ein gravierendes: Etliche dieser Teufelsbrut überlebten und wurden immer stärker, entwickelten sich. Die Welt war also weiterhin in Gefahr. Eine neue Rasse schien geboren, um von der bisherigen Menschheit zu übernehmen. Und bei der Gelegenheit den Verlierer zu fressen. In einer Bibliothek in New York sind drei Menschen noch am Leben. Meg und Rex, zwei Feuerwehrleute, und der Soldat Jed, den die beiden Kollegen unter einem Humvee hervor retteten. Sie hocken sich jetzt schon seit Beginn der Krise auf der Pelle, ständig auf der Hut, um nicht den Abartigen in ihre blutigen Krallen zu laufen. Dabei lernen sie sich auch besser kennen - nicht immer zum Guten. Rex scheint sich immer mehr zu einem Waschlappen zu wandeln und der Soldat kriegt das Maul nicht auf, um überhaupt mit jemandem zu reden. Und langsam gehen ihre Vorräte zur Neige, bald müssen sie auf die Straße, um in anderen Gebäuden Nahrung und Wasser zu suchen. Und während hier ein kleines Grüppchen seinem Schicksal harrt, lassen die Politiker und Generäle um den Präsidenten herum, einen Plan ausführen, der irgendwie zum Scheitern verurteilt scheint. Auch Kate, die mit Beckham, seinen restlichen Leuten und etlichen Soldaten auf Plum Island vorübergehend in Sicherheit scheint und dort weiter an einer Möglichkeit forscht, die erstarkten Abartigen endlich auszulöschen, meint, dass die Luftaufnahmen der Städte viel zu wenig Gegner abbilden. Doch man hört nicht auf Mahnungen und so beginnt eine Operation, die für alle Beteiligten - darunter auch Beckham - die Hölle wird. Und auch auf Plum Island gerät einiges durcheinander.

"The extinction cycle - Buch 2: Mutierte Bestien" nimmt den von mir schon vermuteten Verlauf. Die Zuneigung zwischen Beckham und Lovato ist nicht mehr zu leugnen und im Gegensatz zu der Einleitung beim ersten Buch fällt dieses Vorspiel jetzt weg. Und damit erfüllt sich auch die Aussage: "Action, Action und noch mehr Action." Nicholas Sansbury Smith zündet hier von Beginn an ein Feuerwerk, das es in sich hat. Explosionen, Feuerbälle, in denen ganze Horden von Abartigen verglühen, Verluste auf Seite der Verteidiger, Menschenfleisch fressende Feinde, Einzelschicksale und Verrat. Alles enthalten. Und den Begriff Page Turner konnte es für mich sogar zweimal erfüllen: einmal weil ich die Liebesszene überblättert habe und zum zweiten Mal eigentlich über den Rest des Buches verteilt, weil es an allen Ecken und Enden kracht und fetzt, voller Tempo und Rasanz vorangeht und ich als Leser ebensowenig Pause hatte, wie die Kämpfer. (Ich war nur an einem sichereren Ort.).😇 Und wie schon im Vorgänger lässt der Autor bei seinen Protagonisten auch Gefühle zu, ohne es jetzt mit emotionalen Szenen zu übertreiben. Die Kiddies sind nicht allzu nervig und so bleibt es bei einigen wenigen Szenen, die sich mit Familie und Verlust beschäftigen. Dann geht es wieder ans Eingemachte. Stellenweise bretthart, immer wieder mit neuen Überraschungen aufwartend, die den Menschen und Marines schwer zusetzen - und einer Situation, die das Oberkommando nicht vorhergesehen hat in seiner Gier, endlich das Land von den Abartigen zu säubern. Sitzen in ihren sicheren Bunkern und verheizen das Volk. Wie heutzutage - nur mit hohem Blutzoll. Und nach 380 Seiten bekommt der Leser einen ganz üblen Cliffhanger geliefert. Man sollte es aber positiv sehen - im Februar geht es schon weiter beim Festa-Verlag mit dem Kampf gegen Abartige. Im originalen Erscheinungsrhythmus müsste man jetzt ein Jahr darben - oder sich mit anderen Büchern von Festa über die Zeit retten. Frank und Inge Festa verkaufen das Zeug nämlich wirklich an die geifernden Massen. Manna fürs Volk. Also ein Horror-Actionfest, das über etliche Zweifel erhaben ist.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Januar 2017, 14:56:38
(https://2.bp.blogspot.com/-o4hq2rFWqgU/WHI1atSSLZI/AAAAAAAAHHc/G_IhXAzZM1YbYFVyzh2nHOzdvFC8W6LOgCLcB/s320/ordenf%25C3%25BCrdietoten.jpg)

Dalton Fury. Al-Qaida-Kommandant Daoud al-Amriki, einer der meistgesuchten Terroristen der Welt, will dem verhassten Westen eine Lektion erteilen: Er droht mit dem Abschuss amerikanischer Passagierflugzeuge. Nachdem ein SEAL-Kommando die ersten Raketen-Anschläge nicht verhindern konnte, wird Kolt "Racer" Raynor mit seinem Delta-Team zu Hilfe gerufen. Eine explosive Hetzjagd rund um den Globus – erzählt von einem ehemaligen Elitesoldaten.

Kolt ist mit drei Kameraden in Neu-Delhi, um ein gekapertes Flugzeug aus den Händen der Entführer zu reißen, bevor die mitsamt den Passagieren nach Pakistan abfliegen, wo man sie nur noch schwerer hätte aufhalten können. Da sich der Start nicht wirklich verhindern lässt, steigen Kolt und seine Mannen übers Dach in die Maschine ein, wobei sie dem Co-Piloten, der verzweifelt versucht, die Maschine über die Landebahn hinaus zu bringen, damit sie nicht über die Begrenzung rauscht und mit allen an Bord in Flammen aufgeht, gleich zweimal auf den Schoß fallen. Ein höchst riskantes Manöver. Einer der Männer wird verletzt und eine Passagierin muss ihr Leben lassen. Die Entführer erleiden das gleiche Schicksal wie sie. Nach getaner Arbeit sollte es eigentlich nach Hause gehen, aber es folgt sofort ein weiterer Einsatz, den sie nun zu dritt ausführen müssen. Es gilt, einen kanadischen Waffeninspekteur der UN aus Libyen rauszuschaffen, wo der Mann etlichen Waffenschmugglern zu nahe gekommen ist, die den Arabischen Frühling für ihre Geschäfte nutzten wollen und dabei etliche schultergestützte SA-24 Raketen in ihre Hände gebracht haben. Und David Doyle, der amerikanische Terrorführer auf Seiten der SaLaNi, hat selbstverständlich ebenfalls einige davon erhascht und schon eine Maschine vor Jakarta abgeschossen. Weitere sollen folgen, doch erst muss dieser UN-Kanadier beseitigt werden. Die CIA ist zwar vor Ort, aber weitestgehend untätig und eher beobachtend tätig. Also ist es die Aufgabe der Deltas, den Mann, der sich auch noch bocksbeinig zeigt, aus der Gefahrenzone zu bringen. Entgegen dem Plan geht das nicht ohne Radau durch den Einsatz von Schusswaffen vonstatten. Curtis, der Mann von der CIA, ist wenig begeistert und eine innige Freundschaft mit Rayner wird ihn wohl nicht mehr verbinden. Unterdessen holt Doyle vor Griechenland eine Passagiermaschine vom Himmel. Ein Testlauf für den Einsatz in den USA. Und in Kairo sitzt der CIA-Mann Curtis, weil er einen Kuhhandel aufgedeckt hat, mit dem weitere SA-24 unter Terrorvolk gebracht werden sollen. Welch freudiges Wiedersehen zwischen Curtis und Kolt😂, als dieser zur Unterstützung in Kairo eintrifft. Kolts Truppe wurde mit "Hawk" aka Cindy aufgefüllt, die als hervorragende Soldatin gepriesen wurde. Die Querelen zwischen Curtis und Kolt behindern die Arbeit und am Ende können die Feinde doch mit einigen Raketen fliehen. Deren Plan ist mithilfe mexikanischer Kartelle in die USA zu kommen und dort ihren verwegenen Anschlag auszuführen. Kolts Truppe soll mit anderen Diensten gerade das verhindern.

Selbstverständlich ist dies ein Roman, der hauptsächlich der Unterhaltung dienen soll und an Action nicht spart. Gleich vorweg: DAS ist gelungen, in vollem Umfang. Aber einige Kleinigkeiten haben mir dennoch nicht so recht zugesagt. Da wäre die Neue, die Lady "Hawk". Sorry, die war einfach zu gut, um wahr zu sein. Der Einsatz in Neu Delhi war höchst riskant und verflucht chaotisch. Auch wenn Kolt danach gelobt wird ohne Ende, hatten die Burschen nur Glück bei ihren Landungen auf dem Piloten. Der "neue" Kolt hat genervt und ich hab auf den "alten" Kolt nur so gewartet. Und wieso müssen denn immer die knallharten bösen Halunken, vor Angst schlottern oder sich gar einpissen, wenn sie erwischt werden. Man kann die Verteidiger unseres Glaubens, unsere Weltpolizei, unsere amerikanischen Verbündeten doch auch gut aussehen lassen, ohne den Rest der Welt gleich lächerlich zu machen. Wieso haben die Amis denn solche Massen an Truppen und Spezialkräften? Sie haben Bammel vor den Gegnern. Und dann werden die als solche Luschen dargestellt? Was sagt das dann über die Amis? Noch größere Luschen? So, wieder zum anderen Inhalt. Dalton Fury zeigt hier nämlich etliche Probleme auf. Da wäre zum Beispiel der wunderbare und kostenlose EU-Freizeitpark für angehende Terroristen mit unglaublicher Bewegungsfreiheit. Klingt hier selbstverständlich als riskantes Unterfangen, keine Kontrollen zu haben. Doch auch fast schon befestigte Grenzen wie der der USA sind durchlässig und man kann nicht lückenlos kontrollieren. Und dieser David Doyle? Der ist das Paradebeispiel dafür, dass man nirgends sicher ist. JEDER, absolut jeder kann mittlerweile ein Morgenländler sein, der uns an den Kragen will. Der nette Kassierer an der Kinokasse, der später mit Weste ins größte und vollbesetzte Kino geht und BUMM macht. Der bezaubernde Postbote, der irgendwann mal ein besonderes Paket abliefert. Und dann stellt sich so einem amerikanischen Autor auch die Frage, ob in Europa nicht schon etliche Politiker konvertiert sind, so wie sie die Grenzen aufweichen und ihren eigenen Leuten klarmachen, dass sie sich den Untoleranten gegenüber tolerant zu zeigen haben und Straftaten von Neubürgern lieber unter den Teppich kehren und die Meinungsfreiheit mit immer neuem Unsinn ad absurdum führen oder wie zuletzt die Schutzmaßnahmen der Polizei kritisieren. Berliner Weihnachtsmarkt mal schnell wieder vergessen. Die Außendarstellung von Europa ist fast schon zur Lachplatte geworden für Länder wie die USA, Russland oder China. Der Part der reinen Unterhaltung mit Suchtfaktor ist wie schon im Vorgängerbuch von Beginn an dazu angedacht, sich immer weiter zu steigern. Wo sich zu Anfang noch etliche Spannungsmomente aufgrund geheimdienstlicher Arbeit in dem Szenario auftaten, wird das letzte Drittel von der reinen und puren Action beherrscht. Kampfhubschrauber, Raketenbeschuss, Kartellkiller und in die USA gelante Terroristen, die nicht wie in vielen anderen Büchern umgenietet werden, bevor sie einen Anschlag verüben können. Hier kommen die Helden etwas zu spät, räumen dann aber gründlich auf. Und Kolt wird wieder Kolt. Also wieder Anti-Terror-Unterhaltung auf ungemein hohem Niveau. Also Genrefans werden hier wieder blendend bedient. 💜 Also das Purple Heart für Festa!!!! 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Januar 2017, 19:49:00
(https://1.bp.blogspot.com/-2UXjwYljBVo/WHyyu6ykWAI/AAAAAAAAHLw/h2aYAwbR2EoBOkGXLn8h2pRyH6tsOBNVACLcB/s320/clancygrteaney.jpg)

Mark Greaney für Tom Clancy Estate. Eine nordkoreanische Interkontinentalrakete stürzt ins Japanische Meer. In Ho-Chi-Minh-Stadt wird ein CIA-Offizier ermordet. Die Teile des Rätsels liegen offen da, die Lösung beansprucht aber Zeit. Zeit, die Jack Ryan nicht hat. Der neue große Tom Clancy mit "Starbesetzung". Ei, sin mer hier beim Film, odder wos?

In Saigon beobachten Clark, Ding, Sam und Jack jr. einen ehemaligen CIA-Mitarbeiter, der Geheimnisse und neue Pässe verkaufen will. Bald tritt eine Blondine an seinen Tisch, die Jack jr. richtig ins Schwitzen bringt. Das Treffen aber scheint irgendwie den falschen Ausgang zu nehmen, da die Frau sich rasch zurückzieht und der Ex-Agent ebenfalls ein Manöver zur unbemerkten Flucht vollzieht. Was der aber nicht sieht, fällt seinen Beobachtern auf - vier Mann auf Motorrädern verfolgen ihn und scheinen nicht freundlich gesinnt. Da die Amerikaner noch Informationen von dem Mann benötigen, eilen sie ihm zu Hilfe. Das geht nicht ohne Gewalteinsatz ab und bald werden auch Schußwaffen eingesetzt. Der vermeintliche Kurier wird schwer verletzt und kann nur noch ein paat Worte hauchen, bevor er verstirbt. Auch die Verfolger müssen Federn lassen und die Überlebenden flüchten. Laut John Clark waren es wohl Nordkoreaner. Und dort ist vor einiger Zeit der große Führer verstorben und nun hat sein Sohn das Sagen. Und der will den Amerikanern Atomraketen an die Westküste schicken. Sehr von Vorteil ist da die Entdeckung von einer Mine Seltener Erden. Bisher haben sie bei der Ausbeutung von Minen Unterstützung aus China gehabt, doch in diesem Fall will der neue Führer nicht teilen und jagt die Chinesen aus dem Land. Das Geld für den Abbau holt er sich bei einem reichen Kartellmexikaner und weitere Unterstützung kommt von Sharps Global Intelligence Partners aus den USA. Früher hat die Firma für die Vereinigten Staaten gearbeitet, nun für Jeden, der zahlt. Mit reichlich Druck sorgt der nordkoreanische Führer dafür, dass seine Leute in Windeseile am Projekt arbeiten, doch jetzt haben die USA erste Fährten aufgenommen und mit dem Einschlag der Rakete im Meer verbunden. Er muss sie aufhalten und wählt dazu einen Termin des US-Präsidenten Jack Ryan sr. in Mexiko. Mit einem Anschlag soll der aus dem Weg geräumt werden.

Also haben wir hier laut Klappentext einen Thriller mit "Starbesetzung". Nun, die "Stars" der frühen Werke um Jack Ryan sr. sind tatsächlich noch um ihn versammelt, sollen vermutlich noch eine gewisse Verbundenheit des Lesers mit den neuen Wegen, die man einschlug, seit Mr. Clancy nicht mehr selbst verfasst hat, was den Amerikanern an Feinden droht. Mit Mark Greaney hat man sich einen Co-Autor geholt, der bewiesen hat, dass er solo weitaus besser ist, als in ein vorgegebenes Konzept eingezwängt zu werden (Wird wieder Zeit für einen neuen Gray Man, Herr Festa.). Auch diesmal bleibt er am Puls der Zeit (verfasst 2014) und baut geschickt aktuelle Konflikte in die Handlung ein, nennt einige Brennpunkte des Weltgeschehens. Dabei bringt er auch wohltuend altmodische Spionagearbeit mit den modernen Methoden zusammen und baut die Story, in der diesmal auch der alte Jack Ryan als Präsident wieder präsenter (Okay, das musste einfach sein) ist und nicht nur eine Randfigur, langsam auf, verknüpft nach und nach Fäden. Die politischen Gegebenheiten werden in ein Abenteuer eingeflochten, das nach zwei Dritteln dann auch mal so richtig Action und das Können des Mark Greaney aufblitzen lässt und mich an Elemente aus "Der Schattenkrieg" erinnert. Von dieser fulminanten Action hätte das Buch durchaus mehr vertragen können. Nicht, dass es jetzt ultralangweilig gewesen ist, aber hier und da noch den einen oder anderen Knaller hätte es vertragen. Spannung und auch Emotionen sind dennoch in akzeptablem Maß vorhanden, die Darstellung des Nordkoreaners vielleicht etwas dick aufgetragen, dass er mich fast an die "armen Schweine" in dem Film "Borderland" erinnerte, der bei uns als "Covert operation" erscheinen wird. Da wurden sie nämlich der Lächerlichkeit preisgegeben, was dem Film ebenso schadete wie es hier der völlig überzeichneten Figur des nordkoreanischen Führers keinen Gefallen tut - und somit auch seinen Gegnern. Da war besonders der Mexikaner ein anderes und ernstzunehmendes Kaliber. Dass wir seit etlichen Jahren - seit "Im Auge des Tigers" 2003 - keinen echten Tom Clancy mehr zu lesen bekamen, ist ja nun hinlänglich oft von mir thematisiert worden und daher lasse ich auch jetzt einen Vergleich bleiben. Von den nicht immer genannten Co-Autoren ist meines Erachtens Mark Greaney bisher die beste Wahl. Bald kommt mit Mike Maden ein weiterer hinzu und ich will ihn nicht schon im Vorfeld madig machen. Was aber wirklich negativ auffiel, waren die verflucht vielen Fehler, die man hier anscheinend nicht bemerkt hat. Also für rund 27 Euro kann man schon ein gutes Lektorat und Qualitätskontrolle erwarten, aber wie überall kümmern sich die Marktführer nur dann um die Kunden, wenn die ihnen kein Geld bringen. Ansonsten gehen die ihnen nämlich am Arsch vorbei. Wer sich für das Werk interessiert, macht mit dem Erwerb nicht wirklich was falsch, wenn er einen brauchbaren Thriller im oberen Bereich des Mittelmaßes für gut genug befindet. ABER er sollte auf das Taschenbuch warten und nicht den Preis für eine gebundene Ausgabe voller Fehler zahlen. Hätte ich früher derartig viel Kohle für meine schulischen Fehlleistungen erhalten, wäre ich heute vermutlich Milliardär. Rund 730 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Januar 2017, 21:06:55
(https://3.bp.blogspot.com/-CfmzMFcJpyY/WIHu0ouVMUI/AAAAAAAAHSA/Pic_TV-akR0cCoyt-AAadp5adimSJqWXgCLcB/s320/0000.jpg)

Jake Bible. Vom frühen 20. Jahrhundert bis zum Z-Tag war das Grove Park Inn der Ort, an dem die Reichen verweilten, wenn sie in Asheville, NC, Urlaub machten. Jeder von F. Scott Fitzgerald bis hin zu Präsident Barack Obama war im Grove Park zu Gast gewesen. Aber das war vor der Zombie-Apokalypse gewesen. Jetzt ist die fünfstöckige Luxusherberge das Zuhause von jemand anderem. Noch ist nicht klar, um wen es sich handelt. Fakt ist aber, er ist schwer bewaffnet.

Jace ist immer noch im Clinch mit den Zombies, der Hausverwaltung (obwohl es nach den letzten Ereignissen seltsam ist) und fiesen Überlebenden. Immer unterstützt von Elsbeth und seiner Familie. Und immer noch davon überzeugt, dass er all die feinen Sachen versteht, die so eine Stromanlage am Laufen halten. Da drückt man dann halt mal einen Knopf - und es macht Kawumm rundum. Nicht dass ein solches Missgeschick ihn aus der Bahn werfen würde. Schlimmer sieht es da mit Neuankömmlingen aus, die sich im Grove Park Inn eingenistet haben. Sie scheinen organisiert, gut bewaffnet und somit eine mögliche Gefahr für seine Gemeinde. Als er dann erfährt, wer der Anführer ist, fällt ihm die Kinnlade herunter, so erstaunt ist er über diese Frechheit. Immerhin lässt er sich mit Captain Leeds dann auch überreden, etwas länger bei den Fremden zu verweilen. Dass er dann irgendwie genötigt wird, in einer Arena gegen Zombies zu kämpfen, stand nicht auf dem Plan. Und das sind nicht die einzigen Probleme, die Long Pork so hat. Elsbeth ist sauer, sie glaubt, sie sei ihm nicht wichtig. Dabei würde er außer seiner Familie alles für sie opfern.

Das zweite Buch aus der "Z Burbia"-Reihe bietet genau das, was ich mir davon erhofft hatte. Absolut nicht ernstzunehmende, aber dafür extrem kurzweilige Unterhaltung in einer Geschichte, die für Lachsalven sorgen sollte (oder den Autor dieses Reviews als kindischen Trottel outet), während sich die fiesen Zombies um die Helden scharen. Leider sind die Zs schon tot (oder sowas in der Art), sonst hätten sie sich ob des blöden Gequassels von Jace aka Long Pork totgelacht. Sie hätten kein MG oder so gebraucht, denn das Mundwerk von Jace strömt seinen Quatsch schneller aus als jedes Ballereisen. Selbstverständlich ist Jace der Sympathieträger schlechthin (auch weil Elsbeth erst etwas später in wahrnehmbare Erscheinung tritt), aber einen Minuspunkt hat er sich dann doch eingehandelt. Meint er glatt, der Film "Ausgelöscht" mit Nick Nolte wäre ein Scheißfilm. Ich halte ihm zugute, dass er ein Trottel ist. Anspielungen auf Filme sind wieder einige vorhanden. Wie aus einem der netten italienischen Endzeitfilme werden Karren aufgefahren, die mit Mini-Guns und an die Seitenkästen montierten Klingen der Zombiebrut das Fürchten lehren wollen. Und noch andere Werke bekommen ihre Wertschätzung. Selbstverständlich ist die Szenerie mit dem Anführer der Figuren im Grove Park und die Sache mit der Arena sehr von "The walking dead" inspiriert, aber sie wird weitaus flüssiger und interessanter skizziert als die TV-Serie spätestens ab der vierten Staffel wurde. Im Zwischenmenschlichen tauchen dann so Fragen auf, wer denn überhaupt Familie ist, was sich besonders auf die etwas unglückliche Elsbeth konzentriert oder was irgendwelche Bürgermeister oder sonstige Anführer für eine Qualifikation haben. Haben die Bürgermeister irgendeinen Meisterbrief erhalten, um ihre Tätigkeit unter dieser  Bezeichnung ausüben zu dürfen? Sind sie etwa in irgendeiner Sportart zu Meisterehren gekommen (so wie die meisten dieser Gattung aussehen, würde ich diese Erklärung eher anzweifeln)? Oder sind wir wieder in der guten alten Zeit angekommen - er ist der Massa und die Bürger die Sklaven? So gesehen wäre der Begriff Bürgermeister politisch nicht korrekt, da er ja die Bürger diskriminiert. Wie es mit Präsidenten und ihren Qualifikationen aussieht, beweist die westliche Welt ja immer wieder. Klingt jetzt aber dramatischer als es ist - alles ist eingebunden in die Story und bremst sie nicht aus. Werden mal keine Zombies endgültig zum Teufel geschickt, kann man sich auf Wortklaubereien ohne Ende freuen. Man bekommt aus dem Luzifer-Verlag hier eine 340 Seiten lange Humorbreitseite, mit Action und einigen Emotionen unterfüttert und einfach blendende Unterhaltung, die nichts mit dem Ernst des Lebens zu tun hat. Man bekommt erklärt, was "Stumpfageddon" ist und was man alles für richtige Freunde opfern kann. Flapsiger Ton trifft blutige Action, denn auch an unappetitlichen Szenen wird nicht gespart, da machen sich schon mal Gedärme etwas selbstständig, weil sie einen Ausweg geboten bekommen. Headshots oder gleich abgeschlagene Hohlbirnen gibt es en Gros. "Z Burbia 2 - Trip in die Hölle" ist wieder ein faszinierender Mix aus Horror und Humor, der in ein fulminantes Ende mündet und noch Platz für weitere Erlebnisse lässt. Herr Janssen, übernehmen Sie!! Von mir aus dürfen auch sehr gerne weitere Bücher der "Mega"-Reihe kommen. 340 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Januar 2017, 12:01:50
(https://1.bp.blogspot.com/-2U3MpHrfiG0/WIXnadI-ucI/AAAAAAAAHVA/38_aZ1SehMcyVUDHy_0wvuikQFZ6zBVRACLcB/s1600/00000.jpg)

Wade H. Garrett. Die drastischste Thriller-Reihe des US-Marktes: A Glimpse into Hell. Der geheimnisvolle Seth nimmt Rache an all den Dreckskerlen, die das Gesetz zu zart behandelt.

Seth ist ein Mann, der sich der Selbstjustiz verschrieben hat. So schnappt er sich immer wieder irgendwelche perversen Schweine oder Mörder von der Straße und bringt sie in seine ureigene Folterkammer einige Meter unter der Erde. Derzeit hat er sich Dicky geschnappt. Er lässt ihn am Leben und erzählt ihm recht detailgetreu, was es mit diesem Keller des Grauens und den mehr oder weniger vollständigen, halb verfaulten Gestalten auf sich hat, die hier in den verschiedenen Stadien der Verwesung ihr restliches Dasein fristen.

Creative Kills hätte man das Buch auch nennen können. Oder The book of SAW. Lange Einleitung - Fehlanzeige. Wade H. Garrett lässt seinen Dirty Seth direkt auf die (Leser-)Gemeinde los und kennt von Beginn an kein Pardon. Wie man in einigen Reviews von mir schon lesen konnte, hab mit Selbstjustizfilmen oder -büchern kein wirkliches Problem. Ich würde auch dafür plädieren, dass man den Täterschutz doch bitte wieder in der Versenkung verschwinden lässt und das Gesetz mit aller Härte anwendet und das Jugendstrafrecht gerne dahin reformiert, dass die kleinen Wichsköppe ab 10 Jahren voll strafmündig sind. Wer Straftaten wie Erwachsene begeht, sollte auch so bestraft werden. Und wie der Autor im Buch schon anzumerken weiß, haben die ganzen Menschenrechtler und Baumumarmer grünster Natur in ihren sicheren Hütten noch nie unter brutalen Verbrechern leiden müssen und können so gar nicht beurteilen, wie es den Betroffenen geht. Und wenn die dann zusehen müssen, wie windige Anwälte das Pack freibekommen oder zumindest mildernde Umstände anführen, um Bewährungsstrafen rauszuholen, könnte man kotzen. Bei etlichen Straftaten gibt es immer noch Tote, aber wegen MORD wird hier keiner mehr verurteilt, schlimmstenfalls Totschlag  mit Chance auf Bewährung. Und wenn die Polizei im Dienste des Volkes so eine Drecksratte in Notwehr umbügelt, kommt ne GRÜNE "Blüte" und fragt, warum sie den nicht kampfunfähig geschossen haben - haben sie doch, Hohlbirne, haben sie doch. FÜR IMMER! Was der gute Seth dann dem armen Dicky so auftischt, ist Stoff für den Index, im freien Verkauf wäre das Ding schon längst wieder vom Markt genommen. Außer Festa traut sich an einen solchen Stoff hierzulande eh kein Verlag. Hier wird gesägt, geschlitzt, ertränkt, genäht, kastriert, verstümmelt - und wiederhergestellt, um dann vonr vorne anzufangen. Gnade? Kennt Seth nicht. Mit jeder Seite steigt der Ekelfaktor, wird das Gematsche intensiver, brutaler, blutiger und verdient sich seinen Platz in der Extrem-Reihe des FESTA-VERLAGES immer mehr. Manchmal bekam sogar ein Schmunzler die Chance, sich aufs Lesergesicht zu zaubern und die Idee mit Ozy war auch ganz nett, aber nicht wirklich überraschend, jedoch für den armen Dicky so richtig fies. Fehlen tut dem Buch doch etwas Handlung. Man erfährt zwar ein bisschen über die Motivation von Seth, ein Häppchen Hintergrund da und ein anderes dort. Aber das war es auch schon. Der Bulle John wird eigentlich schnell vergessen und so bleiben höchstens noch die Ideen, wie Seth den einen oder anderen Drecksack in seine Falle lockt sowie die Frage, warum Dicky eigentlich hier rumsitzt und sich die Taten von Seth anhören und ansehen muss. Und es gibt mindestens eine Stelle, bei der er übers Ziel hinausschießt und von mir wenig Zuspruch für die Tat erhalten würde und mögen die Typen noch so große Arschgeigen sein. Ist das Buch sadistischer "Scheiß"? Aber nur. Festa extrem at its best. Wer sich die ideenreichen Grausamkeiten im Aufzählmodus ohne halbwegs gare Geschichte einpfeifen kann, der wird hier mit einer 10/10 perfekt bedient. Wer aber wenigstens etwas Story will und nicht nur eine reine Aufzählung, der dürfte sich dann eher bei 7,5/10 einpendeln. Wobei "einpendeln"? Mist, ich hab das Buch zu intensiv gelesen, komme ich doch selbst bei diesem "unschuldigen" Wort auf die eine oder andere Idee.  375 Seiten.                   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Januar 2017, 18:48:18
(https://4.bp.blogspot.com/-1MElFGERzZo/WIx3zCbw8pI/AAAAAAAAHao/AnR1C57YnwMqFP9pBI_PGnYLX1y1Z23GwCLcB/s320/000000blick.jpg)

Wade H. Garrett. Der geheimnisvolle Seth nimmt Rache an all den Dreckskerlen, die das Gesetz zu zart behandelt.

Zum Inhalt gibt es von  mir auch nicht viel. Seth bewegt sich auf ihm mittlerweile mehr als nur gewohnten Terrain. Er erfährt über irgendwelche Schandtäter entweder, weil sie ihm persönlich begegnen oder über die Nachrichtenkanäle der Medien, hin und wieder auch der asozialen Medien und der Fake-News verbreitenden Zunft sogenannter Journalisten (Von der Brut, die sich so schimpfen darf, ist heutzutage bestenfalls noch 10 Prozent ein wirklicher Journalist im Dienste der Wahrheit). Er nimmt die Spur auf und geht zu Altbewährtem über - machs ihnen so schwer wie möglich und schneid ihnen ab soviel es geht.

Der Ideenreichtum des Duos "Seth/Wade", was die Misshandlung von Verbrechern angeht, ist immens. Ein ewig sprudelnder Brunnen von Hass, Gewalt und Sadismus. So hin und wieder fragt man sich echt, was in diesen Rüben vorgehen muss, wie sehr die mit gut konservierendem Alkohol ihre grauen Zellen dazu bewegen, diese Metzeleien immer wieder abrufen zu können. Glücklicherweise ist es nur ein Roman bzw. eine Reihe, denn ansonsten müssten Autor und Kunden vielleicht mal etwas näher hinsichtlich ihrer Eignung für eine Eingliederung in die Gesellschaft untersucht werden. Das setzt genau dort an, wo Teil 1 endete. Viel Veränderung gab es nicht, aber dieser Dicky, auch wenn er Schiß hat und sich vor all dem Grauen ekelt, hat sich meines langsam eingewöhnt, ist nicht mehr soooo beeindruckt, schaupielert, biedert sich an, wo nötig, kuscht und antwortet, kloppt sogar mal nen Spruch und wirkt sogar mal echt renitent - und es wird ihm im Prinzip durchgehen lassen. Während Seth von seinen Untaten gegen Untiere erzählt, darf der Leser auch wieder ganz kleine Häppchen aus seinem Schicksal dem Leben dieses Folterknechtes aus Berufung. Und ja, da war doch noch was, das in diesem Blutbad mit eingeworfenen Gliedmaßen beim Fäkalienentsorgen, beinahe untergegangen und erstickt wäre - Warum, verfluchte Hacke, ist dieser Torfkopp Dicky hier unten und muss dem Killermärchenonkel zuhören? Man erfährt es - und dann gleich noch etwas anderes über jemand anderen - und sorry, für das ganze Gejammer von Seth, für seine brutalen Aktionen, für seinen - okay, durchaus nicht unglaubwürdigen Aufstand gegen eine mieses System, das auch hierzulande überholt gehört, war das recht lau in beiden Fällen. Auch bei diesem Buch teile ich die Wertung in 10/10 für extreme Folterknechtbehandlung am interessierten Leser, aber nur noch eine 6,5/10 für die Story und dieses - sorry - luschige Ende. Gerade aus Dicky und Figur ???? hätte man nochmehr herausholen können, außer vielleicht irgendwann die Scheiße und die Gedärme. Es IST Festa EXTREM, man weiß so ziemlich, was einen erwartet und sollte sich also mit Geplärre wegen zuviel Gewalt zurückhalten. Nicht die Gewalt verroht die Menschen und ihre Kinder, sondern die Politiker, die sie zulassen. Ach ja, da bliebe die Frage, wie es Wade H. Garrett geschafft hat, seine Manuskripte aus der Geschlossenen, in der er im Sanatorium der Wahl seiner Gegner sitzen muss, nach draußen schmuggeln konnte? Ich fand die beiden Bücher jetzt okay, aber sie hätten etwas mehr Story verdient und ich muss auch gestehen, dass ich über die Teilung froh bin, denn ob ich rund 700 Seiten Foltergematsche ohne viel Story am Stück durchgestanden hätte, wage ich mal zu bezweifeln. ABER für FANS ein tolles Buch, da beißt keine Maus ne Klitoris ab. Rund 315 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Januar 2017, 18:49:50
(https://3.bp.blogspot.com/-wgao5poYhx8/WInvVxL4hhI/AAAAAAAAHXg/fRw0Nog3TR0jqrhc24C71eLg4V5D0yKfQCLcB/s1600/scharfschuss.jpg)

Michael Connelly. Orlando Merced, ein mexikanischer Musiker, ist vor zehn Jahren bei einem Open-Air-Auftritt angeschossen worden. Angeblich bei einer Bandenschießerei von einer verirrten Kugel getroffen. Jetzt ist Merced tot (Nein, erhat sich nicht drüber totgeärgert, dass der Verlag schon im Klappentext Fehler nicht bemerkt - hier wird immer Mercer geschrieben - und Orlando eigentlich im Buch Merced heißt.) - von der Kugel in seinem Körper über die Jahre schleichend zu Tode gebracht. Harry Bosch und seine neue Partnerin Lucia Soto vom Los Angeles Police Department glauben jedoch nicht, dass alles nur Zufall war.

Harry Bosch profitiert noch von der Regelung, dass man altgediente Polizisten, die eigentlich pensioniert sein sollten, über eine neue Regelung mit einem Fünf-Jahres-Vertrag ausstatten konnte und die Leute dann weiterarbeiten ließ. Aber auch diese Zeit neigt sich langsam dem Ende. Und irgendwo muss der Nachwuchs ja her - auch für die kalten Fälle, die bisher nicht gelöst werden konnten. Mit Lucia Soto bekommt er eine besonders junge Kraft an seine Seite, die in den Medien und den Departments schon als Heldin gefeiert wurde, weil sie nach einem Schusswechsel, der ihren Partner das Leben kostete, als einzige der Kontrahenten noch stand. Gangster tot, Soto lebend. Grund genug für ne Menge Lorbeeren - un d sie sucht sich "Kalte Fälle" aus. Bald weiß Harry auch warum - sie mag Autopsien nun mal nur sehr ungern beiwohnen und bei der des Musikers drückt sie sich mit einer Ausrede. Kurze Zeit später macht Harry ihr klar, was er von ihr erwartet. Danach läuft die Zusammenarbeit gut. Mit der Zeit finden sie Hinweise und mit einer kleinen Aktion von Bosch, bei der er Soto außen vor lässt, kommt noch mehr zutage. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass Merced nur ein zufälliges Opfer war. Nur getroffen, weil das eigentliche Ziel sich im richtigen - oder für Orlando falschen - Moment wegdrehte. Und dieser Mann hat sich selbstverständlich abgesetzt. Dennoch können sie ihn befragen - weit weg in Tulsa. Was sie dort zu hören bekommen, entwickelt sich zu einer Geschichte, die sie in diesem Fall nicht erwartet hatten, obwohl sie für Los Angeles nicht ungewöhnlich ist. So hangeln sie sich von einer Überraschung zur nächsten - und geraten in gefährliche Wasser.

Wer schon einige der Romane um Harry Bosch - und hier auch besonders die in der letzten Zeit - gelesen hat, der weiß, dass er hier keinen knalligen Actioner im Stile eines in seinem Metier wunderbaren Mark Greaney, was der ja beim Festa-Verlag beweisen darf, in den Händen hält. Bosch wird älter, wenn auch nur langsam weiser. Kümmert sich um seine Tochter, ist in Gedanken schon sehr nahe mit dem baldigen Ruhestand beschäftigt, macht aber seine Arbeit nach wie vor akribisch unter etwas freierer Auslegung gewisser Regeln. Seine neue Partnerin als unbeschriebenes Blatt muss nun an seiner Seite lernen. Doch auch für Bosch ist die junge Kollegin gewöhnungsbedürftig. Er, ein echter Verweigerer alles Neuen und sie, die immer auf der Höhe der modernen Zeit ist. Es muss sich erst einmal alles einspielen. Genau wie die gesamte Story. So ist das erste Drittel doch eher nur ein gemächliches Schreiten durch die Seiten der Fallakten, denn wirklich spannungsfördernde Literatur. Doch dann wendet sich das Blatt langsam, es kommt Struktur in die Handlung, die sich immer weiter verzweigt, neue Fährten aufzeigt, die auf früheren gründen und von denen man nie erwartet hat, dass es in eben die beschriebene Richtung geht. Es gibt einige Wendungen zu bestaunen, etwas Misstrauen untereinander und innerhalb der Hierarchie im Department. Wortjongleure und Besserwisser, Neid und Kollegialität - und Spannung gepaart mit etwas Aktion. Das Buch begeistert nicht durch Tempo, sondern durch die Ermittlungsarbeit. Hier ist der Weg das Ziel, nicht via Bleigewitter der Körper des Feindes. Hin und wieder kam mir die altmodische Bezeichnung Krimi für den Roman in den Sinn und nicht die reißerische Thriller. Bosch läuft als TV-Serie bei und von einem dieser Streaming-Dienste und ist mit ihrer ruhigen Art für mich durchaus dazu geeignet eine bestimmte Klientel zu begeistern. Da ich mit Pay-TV oder den Stromern von Streamern nix zu schaffen hab, warte ich dann wohl auf eine Ausgabe auf DVD oder BD. Und bevor ich es vergesse  -  auch wenn der Harry hier nur ganz knapp vor der Verrentung steht, macht er natürlich weiter. 460 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Februar 2017, 11:05:06
(https://2.bp.blogspot.com/-3eD7v8bT7jY/WJCGPKr3e5I/AAAAAAAAHd4/X3paQx2BfBsuUQQtPoHANfaQFbhKIIa4gCLcB/s320/mcewenamerika.jpg)

Scott McEwen + Thomas Koloniar. Als es tschetschenischen Terroristen gelingt, eine russische Kofferatombombe nach Amerika zu schmuggeln, bricht Panik aus: Die nukleare Zerstörung einer großen Stadt steht bevor. Aber niemand weiß, welche das Ziel sein soll. Schließlich ruft der Präsident Gil Shannon und sein todbringendes Scharfschützen-Team zu Hilfe. Den Männern bleibt jedoch kaum noch Zeit. Quelle: Amazon.de

Mexiko nahe der Grenze zur USA. Einige Kartellmitglieder sollen einer Gruppe von Figuren, die aus den sandigen Ländern jenseits der Menschenrechte kommen, den Weg durch die gut ausgebauten und eigentlich auch beleuchteten Tunnel unter der Markierungslinie zwischen den beiden Staaten weisen. Alles geht gut voran. Bis plötzlich von der anderen Seite amerikanische Grenzer und Leute vom Sheriffs-Department aus der Grenzstadt auftauchen. Eine wilde Schießerei nimmt ihren Anfang und bald zeichnet sich ab, dass ein reibungsloser Übertritt der feindlich gesinnten Truppe nicht mehr gewährleistet ist. Es ist sogar möglich, dass sie und ihr Plan auffliegen. Da greift der Anführer zum letzten Mittel. Und das weckt die Führungsriege der USA aus ihrem Dornröschenschlaf. Überall ist plötzlich erstärkt Militär unterwegs, die Städte sollen nicht nur geschützt, sondern nahezu auf den Kopf gestellt werden. Unbd in dieser prekären Situation sind zwei der ehemaligen Truppe von Gil Shannon in ureigenster Mission unterwegs, die etliche Drogendealer als neue Scheite fürs Höllenfeuer in den Hades schickt. Das Geld in den Verstecken der Verbrecher wollen sie für einen wirklich guten Zweck nutzen - für sich. Doch es kommt natürlich anders und bald erscheint Shannon, um die Männer aus dem Knast zu holen. Natürlich nicht ohne eine Gegenleistung einzufordern. Die Kerle, die in dem Tunnel unter der Grenze ihre schwarzen Seelen dem Teufel überlassen haben, waren nicht die einzige Bösewichte, die Amerika ins Chaos stürzen wollten. Und die andere Gruppe hat noch finsterere Pläne. Finanziert werden sie von einem Saudi-Prinzen - und den wollen sich dann Shannon und seine Männer schnappen. Dabei gibt es eine Menge Tote - auch völlig Unschuldige müssen dran glauben. Unterdessen ist auch eine Bande Killer unterwegs zu dem Heim von Shannon und wollen ihn für frühere Taten büßen lassen. Da Shannon gerade für seine Nation und seinen Präsidenten eine nationale Bedrohung beseitigen muss, ist seine Frau dazu gezwungen, gegen die Angreifer ins Feld zu ziehen, wobei sie beweist, dass sie aus der Ehe mit einem nahezu perfekten Sniper durchaus etwas gelernt hat.

In den Bergen von Montana wird ordentlich Holz gehackt, das kann ich schon mal versprechen. Und auch im Restland der Vereinigten Staaten gibt es kräftig auf die Socken. Scott McEwen und Thomas Koloniar (dessen postapokalyptischen Roman ich liebend gerne auch mal übersetzt in die Finger kriegen würde) halten mit dem zweiten Buch, was man sich nach "One way trip" erhofft hatte. Für derartige Stoffe hat der FESTA-Verlag mittlerweile ein feines Händchen entwickelt und scheint (zumindest für mich) in dem Bereich führend auf dem deutschen Buchmarkt zu sein. Steffen Janssen zieht mit seinem Luzifer-Verlag auch schon an den Etablierten vorbei, wie er besonders mit Chris Ryan Extreme: "Schwere Ziele" bewiesen hat - und es sind ja noch andere da wie Russell Blake oder  kommen wie Duncan Falconer mit seinen "Stratton"-Romanen hinzu. Bei den Großverlagen gibt es in dieser Richtung gerade einmal Tom Wood und Will Jordan, ansonsten ist Flaute. Also ein Sieg von Festa und den anderen Kleinverlagen auf der ganzen Linie. Mittlerweile kaufe ich jedenfalls fast nur noch bei Festa, Luzifer (dem Verlag, ihr Banausen), Voodoo-Press und dem Atlantis-Verlag ein, während die Massenwarenverkäufer bestenfalls noch eine ergänzende Rolle spielen, wobei bei denen die Abneigung auch mit oft sehr schludrigen Veröffentlichungen zu tun hat - Fehler über Fehler, oftmals lausige Cover, aus irgendwelchen Stocks zusammengestellt usw, aber dafür Preise verlangen, die nahe der Unverschämtheit sind, besonders bei eBooks. Dagegen ist "Sniper Elte: Vernichtet Amerika" eine Wohltat - gerade für einen Freund der härteren Actionkost. Feine Militärthema-Cover von Arndt Drechsler, der bei mir damit in die Reihen der Künstler aufgestiegen ist, deren Arbeiten alleine schon mal dazu locken, sich mit dem Werk zu beschäftigen, für das er das Cover erstellt hat. An Michael Schubert kommt er zwar nicht heran, aber das kann nach meinen Vorstellungen eh keiner. Also eine Veröffentlichung, bei der alles passt. Ein richtig kerniges Stück Action-Krawall im - okay, etwas einseitigen - America First-Modus, doch das sollte man schon beim Erwerb der Bücher vorher wissen und solange es nicht übertrieben wird mit der Darstellung, ist es zum Zwecke der Action auch okay. Vollgepackt mit all den Zutaten, die ein solches Werk braucht: Spannung, Hinterlist, Verrat, Härte, höllische Shoot-Outs, tapfere Helden und fiese Feinde. Zusammengebraut zu einem furiosen Feuerwerk, das im Prinzip von Beginn an kaum Pause macht und nicht nur Verfassung und Menschenrechte links liegen lässt, sondern auch etliche zerschossene und von den Gliedmaßen getrennte Gegner sowie einige Freunde und Kollegen, die dran glauben müssen. Dieser Reißer rockt. Ein oberamtlicher und hammerharter Page Turner im positiven Sinne. Da geb ich mal ganz populistisch für die Actionfraktion den Kaufbefehl aus!!!! 440 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Februar 2017, 20:46:56
(https://2.bp.blogspot.com/-kNooWwio_r0/WJhcBm4QA1I/AAAAAAAAHkY/h3hniri_zfkkT0QlxqkPVvN-8Z0RzsW6QCLcB/s320/Jan-Kozlowski_Stirb-du-Bastard-stirb.jpg)

Jan Kozlowski. Die Zeit ist gekommen, mit Daddy abzurechnen! Die Krankenschwester Claire kümmert sich liebevoll um Menschen, die Hilfe benötigen. Vielleicht hat Claire diesen Beruf gewählt, weil sie die Kindheit in der Hölle verbrachte – ihr Vater hat sie viele Jahre lang sexuell brutal missbraucht. Claire hat die Geschehnisse verdrängt. Doch plötzlich ruft ihre Schwester Olivia an. Sie berichtet, dass ihr Vater im Sterben liegt. Jetzt hätten sie die Chance für ihre späte Rache.
Aber das Miststück Olivia hat gelogen.

Claire ist mit ihrem Partner Jim als Sanitäterin im Notarztwagen in Albany unterwegs. Als sie mal wieder einen besonders widerwärtigen Notfall ins Krankenhaus geschafft hatten, wird sie plötzlich von einem Anruf aus ihren Gedanken aufgeschreckt, denen sie auf der Fahrt zum nächsten Fall nachhängt. Man teilt ihr mit, dass eine gewisse Olivia angerufen und gesagt habe, dass Claires Dad einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegen würde. Sie nimmt sich dann auch frei und fährt zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder dahin, wo man mit den Eltern wohnt/wohnen muss, wenn man zu jung für eigene Wege ist. Ihr Dad ist tatsächlich im Krankenhaus, aber immer noch das gleiche Ekel wie ehedem. Und so ist es kein Wunder, dass bald nicht nur Erinnerungen wach werden. Und es bleibt nicht bei den Beschimpfungen, mit denen er sie anfangs bedacht hat. Und dann noch den alten Sack nach Hause bringen und pflegen - kann ja heiter werden. Wird es nicht. Bald ist Olivia weg, aber dafür taucht dann Tandy auf - und die ist ganz dicke mit Claires Dad. Sie überwältigen Claire und schon geht die Tortur ihrer Kindheit weiter, als wären keine Jahre dazwischen.

Nach den beiden Büchern von Wade H. Garrett hatte ich erst einmal die Folterstrafecke über und daher Titel wie diesen und auch den Wrath James White "400 Tage der Erniedrigung" auf Eis gelegt und andere Werke vorgezogen. Jetzt dann doch Jan Kozlowski. Der Stil ist flott, lässt keine Durchhänger erkennen und stellt auch die Figuren erst einmal in den Mittelpunkt, wobei natürlich Claire den meisten Raum einnimmt. So kommt es, dass man auf rund 90 Seiten viel über sie und ihre Einstellung zum Leben erfährt, wobei sie zwar noch mit ihrer Vergangenheit hadert, aber nicht weinerlich. Es ist halt passiert  und wenn sie dann miterleben muss, wie ein perverser Sack, der ein kleines Kind missbrauchte und dabei von der Mutter Richtung Nahtod geprügelt wurde, wahrscheinlich eine geringere Strafe erhält als die Frau, die das Kind retten wollte, dann wird ihr übel. Ja, auch Frau Kozlowski legt den Finger in die Wunde der ungerechten Gesetze, der hier beinahe nutzlosen Justiz, die ihre Waage aber eindeutig in eine bestimmte Richtung wandern lässt. Da könnte man dann schon mal einen Gedanken dran verschwenden, dass jetzt vielleicht wieder eine Aufzählung brutalster Bestrafungen wür Übeltäter folgt. Irrtum. Es geht zwar hier und da mal etwas zur Sache, aber so extrem wie Garrett wird es in keinem Fall. Eigentlich würde es wie einige Ereignisse der Nebenhandlung durchaus auch für einen Krimi/Thriller genügen, wenn man so liest, was da heutzutage auch von den Publikumsverlagen auf den Markt gefeuert wird. Man darf sich auf die eine oder andere Wendung freuen, aber insgesamt wirkt das Ganze auf mich wie eine etwas härtere TV-Serien-Folge. Ganz okay, aber in Erinnerung wird es nicht wirklich bleiben. Wenigstens aber war es kein stupides Aufzählen von Grausamkeiten ohne Handlungsrahmen. Wer also mal einen etwas zurückgenommeneren Extrem-Band lesen möchte oder einfach einen zum Antesten der Reihe haben will, kann hier gerne zugreifen. Was aber die Inhaltsangabe auf der Buchrückseite angeht, ist die leider etwas daneben geraten. Immerhin stimmen die beiden Namen. 185 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 Februar 2017, 20:51:12
(https://3.bp.blogspot.com/-Na2ePFwpk3w/WJhDVtFPNyI/AAAAAAAAHj4/aGZENuP2TiMuKtjH3FD8vkHHySjse1mqQCLcB/s1600/00w.jpg)

Tom Zola. Seit 1901 weiß die Menschheit, dass sie nicht allein ist im Universum. Außerirdische Invasoren, die sogenannten Marsianer, landen im Sommer jenes Jahres in England und beginnen einen schauderhaften Vernichtungsfeldzug. Das irdische Militär hat ihren Kriegsmaschinen nichts entgegenzusetzen. Bald stapfen diese riesenhaften Dreibeiner durch die Straßen Londons. Es sind irdische Krankheitserreger, die die Menschheit vor ihrer Vernichtung bewahren. Sie raffen die Marsianer dahin, ihr Feldzug scheitert. Rund 120 Jahre liegt das zurück. Seither fehlt von den Marsianern jede Spur. Die Teleskope und Sonden der Menschen suchen sie vergebens, längst zweifeln die Bewohner der Erde, dass die aggressoren aus dem All jemals zurückkehren könnten. In dieser Situation stößt eine deutsch-britische Spezialeinheit im Bürgerkriegsland Jemen auf ein Objekt marsianischen Ursprungs: einen Tripod im Miniaturformat, der die Menschen vor ein Rätsel stellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg macht sich die Menschheit endlich auf, gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen für den Fall, dass die Außerirdischen jemals auf die Erde zurückkehren. Sie gründen eine Verteidigungsarmee - die Earth Protection Forces. Die Einheit in der Rick Marten dient, ist mit Briten und Deutschen besetzt, die Rangordnung orientiert sich an den französischen Bezeichnungen und Dienst tut sie international. So verschlägt es sie auch in den Jemen, wo sie auf ihrem Weg zu einer Ausgrabungsstätte von Aufständischen aus dem Hinterhalt angegriffen werden. Sie brechen durch und erreichen ihr Ziel. Verwundert sehen sie sich ein Fundstück an, als Marten aus größerer Entfernung von einem Sniper in den Brustbereich geschossen und niedergestreckt wird. Als er irgendwann wieder zu sich kommt, sind sie längst aus dem Kampfgebiet abgezogen und müssen Berichte abgeben und auch dabei tatenlos zuschauen, wie sich die Großkopferten um das Fundstück zanken wie kleine Kinder. Zuhause erwartet Rick auch nicht gerade die reine Wonne. Seine ständige Abwesenheit und ihre eigene nur einigermaßen grundlegende Kenntnis der englischen Sprache machen ihr die Zeit in Norwich, wo sie untergekommen sind, zur Hölle. Sie fühlt sich von den Bewohnern der Stadt ausgegrenzt und daher einsam. Marten sorgt sich um sie, um seine Ehe, ist aber irgendwie froh, dass er bald wieder in den Einsatz muss - ein guter Anlass, sich seinen Problemen nicht zu stellen. Doch spaßig wird der neuerliche Trip aufs Festland nicht. Bei Frankfurt ist ein riesiger Tripod aufgetaucht, der in südliche Richtung stapft. Im Vergleich zu den Bildern und dem anderen Material, das man noch vom ersten Angriff hat, scheint er verändert und aufgerüstet. Als in die Forces attackieren, müssen sie feststellen, dass das stimmt. Und es kommen weitere Pods dazu, die Darmstadt und Umgebung unsicher machen. Besonders Darmstadt muss leiden als einer sich Richtung Stadtmitte aufmacht und vermutlich den Langen Ludwig und/oder das Luisencenter plättet😂. Bestätigen kann das keiner, weil keine Informationen mehr durchkommen. Büttelborn, Weiterstadt und andere Orte in der Umgebung machen auch schlechte Erfahrungen mit den übermächtigen Feinden. Es gibt hohe Verluste unter den Menschen, aber auch die Angreifer kommen nicht ungeschoren davon. Doch sie haben auch aus ihrer damaligen Niederlage gelernt und noch so einige Überraschungen in petto, deren Auswirkungen noch nicht ausführlich beschreiben wurden.

Ich finde die Idee eigentlich ganz nett, dass der Autor sich direkt auf "Krieg der Welten" bezieht und es auch im Buch klar zum Ausdruck bringt, dass er hier den nächsten Versuch der Marsianer schildert, wie sie die Erde übernehmen wollen. Er nennt auch einige populäre Filme, die von Alienangriffen handeln, sich aber nie wirklich getraut haben, ihren Bezug zu der Ur-Story zu nennen. Gerade bei dem Thema Film hab ich mir dann gedacht (hat ganz schön wehgetan), dass er da auch gerne auf einige feine B-Kracher hätte zurückgreifen können (Pepin/Merhi und deren Actioneinlagen wären ein Fest). Seine Anfangssequenz liest sich übrigens wie gemalt für einen Filmbeginn: Die arme Wespe im Kampf gegen tückische Ameisen, die dann auf dem Asphalt gegart und danach von den Fahrzeugen überrollt wird. Dann lässt er sich auch nicht lange bitten und versorgt den geneigten Leser mit Action, während er auch die Originalsstory als Rückblende aus einem anderen Sichtwinkel einbindet. Clever - da kann ihm kaum einer ein Plagiat unterstellen, zudem trägt es zu den Ereignissen bei, die sich in der Folgeheit 120 Jahre später ereignen. Überhaupt greift er etliche Themen auf, die auch in der heutigen Realität durchaus noch aktuell sind, ohne es aber derart zu vertiefen, dass man die Seiten überblättern möchte. Unnahbarkeit in fremder Nachbarschaft, daraus resultierende Einsamkeit, die eine oder andere kleine Spitze Richtung Politheinzis und gerade der Medien sowie den sogenannten Experten, die immer dann auftauchen und alles besser wissen, wenn es eh zu spät ist und natürlich so sortiert werden, dass nur die sich äußern dürfen, deren Meinung gerade genehm ist. All dies wird verpackt in Humor, der meist zündet, aber nicht immer. Doch das tut der Unterhaltung kaum Abbruch. Als dann mit Auftauchen der ersten Tripods in Deutschland Feuer unters Dach kommt, musste ich mir ein Schmunzeln in Bezug auf Verteidigungsministerin und den Zustand der Bundeswehr verkneifen - mit "Häkelkursen" und "Wurfwindeln" 😈wie derzeit muss man ja auf Unterstützung warten. Maroder Haufen braucht dringend Hilfe. Mit den unterschiedlichen Waffengattungen, der Bewaffnung der Armeen, den Mitteln zur Verteidigung zu Luft, zu Land und zur See(?) scheint er sich ja recht gut auszukennen - (könnte ihm das Gegenteil hier eh nicht belegen). Und den einen oder anderen Dialog könnte man locker mit "Dem Volk aufs Maul geschaut" umschreiben, was einigen Charakteren durchaus auch zusätzliche Sympathiepunkte einbringt und der Autor selbst konnte es sich wahrscheinlich nicht verkneifen, auf Kollegen wie Martin Kay (dessen Reihe um Eileen Hannigan ist eine deutsche Actiongranate vor dem Herrn, die sich auch vor US- oder Australien-Autoren absolut nicht verstecken braucht) oder Dirk van den Boom, dessen Alternativ-Welt-Reihe "Kaiserkrieger" auch zu faszinieren weiß, zu verweisen. Tom Zola ist also in meinen Augen ein hiesiger Autor, der es durchaus geschafft hat, in die Phalanx der amerikanischen Militär-Autoren einzubrechen und spannende Unterhaltung bietet, die sich nicht kriecherisch mit der deutschen Vergangenheit befasst und mehr Drama denn Spaß bietet. Fehlt nur noch, dass er mal einen Germany-First-Roman verfasst. Vielleicht den Beginn einer Reihe um den BND-Mann Hans Bauer😉. Wer also reine Unterhaltung ohne Mätzchen und Fisimatenten lesen möchte, die auch auf Action  nicht verzichtet, der darf bei dem Buch gerne zugreifen. Ach ja, den Vorwurf, dass das hier dem rechten Sumpf zuzuordnen sei, kann ich so nicht akzeptieren. Es ist schlicht ein Actionroman um deutsches Militär, der keinen Andersdenkenden, Andersgläubigen oder Andersfarbigen verunglimpft. Ebenso unfair wäre es, wenn ich behaupten würde, dass jeder, der sich ein solches Urteil anmaßt, eine "linke Bazille" ist. Aber heutzutage ist man ja schnell bei der Hand mit Vorverurteilungen. 250 Seiten, die beim Atlantis-Verlag aber so bemessen sind, dass es bei anderen Verlagen durchaus 400 oder 450 sein könnten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 Februar 2017, 19:07:59
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1487078125_cronin.jpg)

Justin Cronin. Aus Rücksicht auf all jene Leser, die die Vorgänger noch nicht gelesen haben, verzichte ich hier auf die Inhaltsangabe der Buchrückseite und den Part mit meinen Inhaltsanmerkungen. Also direkt zur Sache.

Nachdem ich mich ja in der letzten Zeit doch verstärkt der Action- und Horrorkost gewidmet hatte, die nicht sonderlich umfangreiche Werke beinhaltete nun also der Teil 3 von Justin Cronins Endzeit-Trilogie. Rund drei Jahre musste der geneigte Leser sich gedulden, bis er im abschließenden Buch der "Passage"-Abeneuter schmökern konnte. Die Wartezeit hat sich unbedingt gelohnt. Es war von Beginn an eine Wohltat sich wieder in den Ereignissen um Amy und ihre Gefährten für die Außenwelt zu verlieren. Und wie zuvor begibt sich der Leser auf eine Reise, die ihn auch in die Vergangenheit führt - wie alles begann und dann die Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft der gesamten Menschheit. Gerade zu Beginn ist etwas Geduld gefragt, da sich die Ereignisse nicht gerade überstürzen. Doch der Autor verbindet sehr geschickt und clever die Lebensgeschichten unterschiedlichster Charakter auf interessante Weise miteinander, sodass sein Buch zu einem Page Turner im positivsten Sinne mutiert. Seine Art zu erzählen ist emotional ohne dabei platt zu wirken wie so viele andere Autoren, die ein Klischee ans andere reihen. Die Figuren erhalten viel Raum und dabei eine Tiefe, die sie nur noch mehr an den Leser binden, sozusagen seine Zeit einfordern, um sie mit ihnen zu verbringen. Bald leidet man mit ihnen, kann ihre Freude und den Schmerz nahezu teilen. In der ersten Hälfte ist Amys Zeit noch nicht gekommen, da agieren andere Charaktere im Vordergrund. Der Aufbau einer neuen Zivilisation steht im Vordergrund. Für Vielleser vielleicht nicht wirklich neu, aber immer wieder spannend zu lesen, wie die größten Herausforderungen gemeinsam als Gruppe, als Familie, als letzte Hoffnung der Menschheit angegangen werden. Es gibt kleine und große Dramen. Verluste und freudige Ereignisse, Kampf gegen Mensch und Natur - und gegen das eigene Ego zum Wohle Aller. Mit den Vorboten der endgültigen Gefahr, des grandiosen Finales taucht auch Amy wieder öfter im Geschehen auf. Und der letzte Kampf wird eine große Schlacht, bei der Freunde und Familienmitglieder ihr eben lassen müssen und bei dem die Worte von Justin Cronin Bilder vor dem inneren Auge des Lesers aufleben lassen. Bilder, die etwas an "World War Z" erinnern (Israel sei als Beispiel genannt) und in der eigenen Vorstellung wenigstens CGI-frei sind. Großartige Wirkung, nur erzielt durch perfekt gesetzte Worte, ungemein spannende und liebevolle Handlungsstränge. Emotional und bewegend, mit tragischen Untertönen, mitreißend und einfach toll aufgebaut, bravourös und packend bis hin zum letzten Buchstaben wie das große Finale den Leser übermannt (oder auch "überfraut"?). Die Trilogie um den Versuch, ewiges Leben zu schaffen und dabei unabsichtlich die Erde beinahe vollständig von ihrem größten Feind in einer Art evolutionärer Auseinandersetzung zu befreien und nach dem Abschluss dieser apokalyptischen Ereignisse nur die Stärksten übrig lässt, ist ein Werk, in dem die Liebe eine große, vielleicht sogar die größte Rolle spielt. Vielleicht will uns der Autor auch genau das sagen. Wäre in der heutigen turbulenten Zeit bitter nötig, dass einige wachgerüttelt werden. Mit dieser überragenden schriftstellerischen Leistung katapultiert Justin Cronin das Autorenduo Guillermo del Toro und Chuck Hogan mit ihrer "The Strain"-Trilogie ans untere Ende der (Literatur-)Nahrungskette, lässt sie wirken wie einen Groschenroman (der schon seit etlichen Dekaden nicht mehr nur einen Groschen kostet, aber dafür auch kaum mehr Qualität aufweisen muss) und dem passenden Niveau. Justin Cronin hat die Messlatte für folgende apokalyptische Epen und auch Autoren-Stars wie Stephen King oder Robert McCammon verdammt hoch gelegt. Aber auch für sich selbst, denn ab jetzt wird er immer wieder an dieser wunderbaren Leseerfahrung gemessen werden. Wer diese Trilogie an sich vorbeiziehen lässt, ohne sie gelesen zu haben, verpasst ein Meisterwerk. Meine ich halt mal recht vorwitzig.

Und jetzt soll eine TV-Serie daraus werden. Für das Massenpublikum. Ich befürchte wahrhaft Schlimmes, denke dabei an Stephen Kings "Arena". Grausam verzockt. Rund 990 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Februar 2017, 12:11:47
(https://4.bp.blogspot.com/-5pyI6u8QwoU/WKwWvdKTcAI/AAAAAAAAH0Y/DRZ3qv4_9G09ijB04Cjd81xYYD3vGxb8gCLcB/s320/000simon.jpg)

Simon Gervais. Der Kanadier Mike Walton kennt den Terror wie kein Zweiter. Als Soldat hat er ihn an den Krisenherden der Welt hautnah miterlebt. Aber nun trifft es seine eigene Familie: Bei einem Bombenanschlag sterben nicht nur die Eltern seiner Frau Lisa, sondern auch die gemeinsame kleine Tochter. Kurze Zeit später melden sich Männer einer geheimnisvollen Antiterror-Organisation. Sie bitten das Ehepaar um Hilfe im Kampf gegen den Drahtzieher des Attentats. Es ist Scheich Al-Assad, der mit gezielten Anschlägen die Weltwirtschaft in die Knie zwingen will. Was haben Mike und Lisa noch zu verlieren? Sie versuchen das Unmögliche. Eine gnadenlose Hetzjagd quer durch Europa entbrennt.

Prolog - zwei Jahre vor der eigentlichen Handlung. In Algier wird der kanadische Botschafter Ray Powell nach einem Blutbad unter seinen Sicherheitskräften von Terroristen entführt. Zwei Jahre danach fährt die schwangere Lisa Powell mit ihrer kleinen Tochter Melissa und ihrer Schwiegermutter zum Bahnhof, um dort ihre Eltern vom Zug abzuholen. Mike Powell hingegen ist am Flughafen im Einsatz und entdeckt auch schnell einige verdächtige Personen. Zusammen mit Zima Bernbaum will er sie zur Strecke bringen, bevor sie Unheil anrichten können. Doch dieser Plan misslingt. In einem wilden Feuergefecht wird dann auch Mike angeschossen. Doch der Flughafen war nicht das einzige Ziel: Auch am Bahnhof, wo Lisa auf ihre Eltern wartet, sind zwei Attentäter unterwegs. Während Lisa noch einmal zum Wagen auf dem Parkplatz muss und die vielen Passagiere aus den angekommenen Zügen und die Wartenden auf den Bahnsteigen die Halle und jegliche freie Fläche nahezu überfluten, zünden die Kerle ihre mit Nägeln präparierten Selbstmordbomben und töten dabei Lisas und Mikes gesamte Familie. Nach dieser Tat werden die Verwundeten erst einmal wieder hergestellt, um sie dann in eine neue Einheit, vermeintlich eine private, zur Terrorbekämpfung einzugliedern. Mike hatte derartige Einsätze ja schon hinter sich, seine Frau Lisa noch nicht. Doch sie erweist sich als beraus geschickt. Sobald eine Spur nach Europa führt, fliegen auch sie überen Großen Teich. Doch einen blutigen Anschlag können sie nicht verhindern. Aber das zeigt ihnen auch, dass die Terroristen irgendwo in den Reihen der Behörden einen Spitzel haben müssen.

Simon Gervais lässt nun auch Kanada mit seiner eigenen Privatarmee gegen den Terror kämpfen. Lange Zeit war es in Kanada ja eher ruhig, was den Attentate anging. Wohl auch, weil die Kanadier nicht ganz so rigoros mit Reisenden umgehen, die ihr Land besuchen wollen und ein Grenzübertritt in die USA über die vielen unbewachten Abschnitte fast ein Kinderspiel ist. Doch nachdem Kanada sich etwas mehr im Kampf gegen diese sinnlosen Morde engagierte, kreierte der Autor seine Geschichte um das kanadische  Ehepaar Powell. Und das macht er flott und ohne lange Einleitung direkt auf die Zwölf. Schnelle Action an Schauplätzen rund um die Welt. Europa, Afrika, Nordamerika. Die Befürchtung, dass so ein "Ehepaar"-Team zu sehr auf die emotionale Schiene führen könnte, bewahrheiteten sich nicht. Die Anti-Terror-Spezialisten gehen teilweise ebenso gandenlos gegen ihre Feinde vor wie diese selbst sich verhalten. Die große Anzahl an Hauptfiguren und deren Unterstützern verlangt vom Leser schon etwas Konzentration, um sie alle mit ihren Eigenheiten und Loyalitäten im Hinterkopf behalten zu können. Irgendwie missfallen hat mir die Sicherheit, mit der Simon Gervais behauptet bzw. seine Figuren behaupten lässt, dass der IS für solch ausgeklügelte und aufeinander abgestimmten Anschläge einfach nicht fähig sei, nicht clever genug. Das klang auch schon in anderen Romanen anderer Autoren zu dem Thema durch. An 9/11 hat ja auch keiner geglaubt - bevor es dann passierte. Nix gelernt? Klar, ist ja alles nur Unterhaltung - gute Unterhaltung mit feiner Action -, aber offensichtliche Ereignisse und weithin bekannte Erkenntnisse kann man doch schon in die Handlung einbauen. "The thin black line" bietet alles, was sich der Actionfreund wünscht mit seinen Explosionen und Shoot-outs, die durchaus beim Blutvergießen keine Sparmaßnahmen eingeführt haben und dennoch überkam mch immer wieder der Gedanken, es könnte im Tonfall etwas ruppiger sein. Und damit wären wir beim Thema Bewertung. Der Festa-Verlag hat eine ganze Reihe hervorragender in seiner Crime-Ecke, die die geneigten Leser zu begeistern wussten. Zudem scheint Frank Festa hier - nicht zum ersten Mal - den Vorreiter gegeben zu haben, der von anderen Verlagen  mit Arugsaugen beobachtet wurde, was seine neuen Installationen denn für Ergebnisse einfahren. Zu meiner Freude - und vielleicht auch diverser anderer unterversorgter Leser der Action-Literatur - haben sich nun auch der eine oder andere Mitbewerber wieder des Genres angenommen. Und da sind es denn nun auch schon Nuancen, eine dünne Linie, die zwischen "gut" und "sehr gut" unterscheiden. Und dieses Buch hier wird jetzt zwar nicht abgestraft, aber innerhalb des Genres (Nimmt man andere Produkte hinzu, die den Markt überschwemmen, dann wäre es besser weggekommen.) ist es eben "nur gut". 7,5/10.Das zweite Buch darf also gerne kommen. Rund 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Februar 2017, 15:14:57
(https://3.bp.blogspot.com/-iXs0_wxZYNo/WK7GfyphkXI/AAAAAAAAH3I/k92pztOurrEaVvO0Hbm5KLD6YGejuRKJACLcB/s320/inseldersuper.jpg)

Kevin Shamel. Vier Studenten und ihr Anthropologie-Professor begeben sich auf die Reise zu einer einsamen Insel, um die eingeborene Bevölkerung zu studieren. Doch dort existiert keine gewöhnliche einheimische Kultur. Es sind Superhelden und Schurken in hautengen Kostümen und mit ausgefallenen Fähigkeiten wie Selbstdetonation, musikalisches Wimpernzwinkern, Mikrowellenhände und die Macht, durch geistige Kräfte Wale zu kontrollieren, Supertitten sowie der Kraft, alles in flauschige rosa Hasen zu verwandeln. Doch als böse Regierungstruppen die Insel bedrohen, müssen sich die Studenten und Superhelden zusammenraufen, um gegen sie anzutreten. Nur durch vereinte Kräfte können sie die totale Vernichtung abwehren.

Kaum sind dieStudenten auf der Insel erfahren sie auch, was der Professor mit ihnen vor hat. Jedem wird ein Supermensch zugeteilt, den er beobachten soll. Während die Kollegen so richtige Helden mit Maske, Cape und Kräaften zugewiesen bekommen, soll sich Trent um einen Knirps kümmern, der abseits eigentlich nur Kreise in den Sand malt. Aufgrund dessen nennt er den Bengel, der absolut keine Begabung zuhaben scheint, schon gar keine Sprachbegabung, schlicht Kringel. Den scheint das nicht zu rühren, er malt einfach weiter seine Sandkreise. Während die Anderen sich über Sprechblasen verständigen können, erscheint bei dem Zwerg nada, niente, rien, nix halt. Bald müssen die Studenten sich einer neuen Herausforderung stellen. Nicht nur, dass sie neue Testobjekte an die Backe kriegen, nein, es gibt auf der Insel auch noch böse Supermenschen. Und da Trent der Glückspilz der Gruppe ist, bekommt er natürlich einen der Schlimmsten. Der Name Todes-Killer scheint Programm zu sein. Niemand, absolut niemand kann behaupten, dass Trent schlicht Angst gehabt hätte. Nein, Sir, Trent hatte Todes-Angst vor Todes-Killer, dem Supermenschen vom Berg. Nasse Buxen inbegriffen. Als wäre das nicht schon genug, treibt sich auch noch das Militär auf der Insel herum. In einem für Außenstehende verbotenen Areal. Aber gerade der kleine Kringel kennt einen Weg hinein und weist ihn Trent, der sich mittlerweile mit ihm verständigen kann und herausgefunden hat, dass auch der Bub über Super-Fähigkeiten verfügt. Und nachdem, was sie beim Militär vorfinden, werden sie die auch alle brauchen.

Mit Bizarro-Fiction hatte ich bisher so rein gar nix am Hut, aber "Insel der Supermenschen" hat sich als guter Genre-Erstling für mich herausgestellt. Bei den Neuankömmlingen stellt sich schnell heraus, dass sie die übliche Mischung verschiedener Charaktere sind, die auch nicht wirklich miteinander harmonieren. Da ist Natalie, die ihrem Professor nicht vom Arsch weicht, Trent, der vermeintlich ahnungslose Loser, Martin, der Hallodri sowie Jen, das Hascherl, das gerne jeder Kerl mal hascherln würde. Auf der Insel stellen sich beim Lesen bald die ersten Schmunzler ein ob der unterschiedlichsten Fähigkeiten der Insulaner. Putzig, wenn waffenstarrende Soldaten zu rosa Plüschhäschen verwandelt werden. Hier kommt das Grinsen ins Lesergesicht, wenn Kevin Shamel all die üblichen und bekannten Versatzstücke einer Geschichte über Eingeborene auf ihrer abgelegenen Insel humorvoll überdreht zelebriert, um sie dann gnadenlos zu zerpflücken. Mit dem Duo Trent/Kringel menschelt es sogar ganz dicke. Eine Story wie "Men of war" mit Dolph Lundgren, nur dass die Inselmenschen eben Super-Insel-Menschen sind. Und wie es sich bei einem Trip von Militär auf eine Insel, die vielversprechend für Experimente scheint, nunmal so verhält, gibt es auch bald Radau. Und der ist nicht von schlechten Eltern. Als das Geheimnis der Invasoren auffliegt, die ganz Verschwörung und der Missbrauch zutage tritt, gibt es einen finalen Kampf, der es in sich hat. Da fliegen die Fetzen und die Brocken, dass es eine wahre Pracht ist und das Buch braucht sich vor keinem Gewaltschinken aus dem Horrorbereich zu verstecken. Der Epilog erzählt dann wieder mit Witz, dass nicht alle der ehemaligen Verbündeten nach dem Gemetzel ihr Glück gemacht haben - aber das kommt davon, wenn man sich Walen gegenber trotzig verhält. Ich war skeptisch, musste aber wenigstens mal eine dieser Bizarro-Stories lesen -und hab gewonnen. Ja, ich kann tatsächlich lesen. Falls es bei Voodoo-Press noch einige Restexmplare gibt, sollte man sich ruhig mal eines davon gönnen. Mehr sind nicht nötig,lasst noch was für die anderen Leser übrig. Mit knapp über 200 Seiten, flottem Tempo, rasantem Finale, blutigem Gemetzel und ethnischen Tupfern ein Werk, das Spaß macht und keine Sekunde langweilt. Paradise in distress mit ausgefeiltem Wortwitz.Um die 200 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Februar 2017, 10:27:54
(https://1.bp.blogspot.com/-ZBjVsaNwZ70/WLLRb7npKnI/AAAAAAAAH8Q/01qOF4bPLsgTvCOTj1WlrX5gP-Ui3qFbACLcB/s320/ritter%2Bdes%2Bvatikan.jpg)

Rick Jones. PapstPius XIII wird in den USA von einer Terrorgruppe entführt, die sich selbst "Armee des Islam" nennt. Man droht, den Papst hinzurichten, wenn die USA ihre Forderungen nicht erfüllen. Als FBI-Spezialistin Shari Cohen den Auftrag erhält, die Terrorgruppe aufzuspüren, muss sie feststellen, dass sie damit nicht allein ist. Denn der Vatikan sendet sein eigenes geheimes Elitekommando aus – die Ritter des Vatikan. Ihre Mission: den Papst lebend zurückzubringen.

Da besucht der Papst ein westliches Land und wird entführt. Die Terrorgruppe, die auch noch weitere Geiseln in ihrer Hand hat (Bischöfe, einen Gouverneur), droht mit der Ermordung ihrer Gefangenen, wenn nicht ganz bestimmte Forderungen erfüllt werden. Als Spezialistin für Geiselnahmen des FBI erhält Shari Cohen, jüdischer Herkunft, aber loyal den USA ergeben, den Auftrag, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Was weder sie noch andere Beteiligte wissen, ist die Tatsache, dass vom Vatikan aus eine ureigene Söldnertruppe unter Führung von Kimball Hayden auf den Weg geschickt wurde, den Papst zu befreien und die Entführer zu liquidieren. Mit der Zeit arbeiten sich beide Parteien von unterschiedliche Seiten an die Gangster heran, bevor sie sich treffen und eine Zusammenarbeit vereinbaren. Nach und nach setzen sie ein Puzzle zusammen, aus dem hervorgeht, dass hier weitaus mehr auf dem Spiel steht, als nur die Freilassung einiger Gefangener und des sofortigen Rüchzugs der Amerikaner aus den Ländern im Mittleren und Nahen Osten. Irgendwo im Hintergrund ziehen Mächte an den Fäden ihrer Truppen, die andere Ziele haben und sich dazu auch Gewalt, Bestechung, Korruption und Verrat zunutze machen. Mächte, die über gut ausgebildete Kämpfer und wenig Skrupel verfügen, die gesamte Welt an den Rand des Abgrunds zu manövrieren.
Die Idee, dem Vatikan auch seine eigene Eingreiftruppe zu gönnen, ist nicht so schlecht, wie man vermuten könnte. Schließlich agiert der Vatikan auch ansonsten wie ein kleiner Staat. Warum also nicht eine eigene Kampfeinheit? Und dass die Kirche so etwa nicht publik macht, ist auch einigermaßen logisch, lässt sie sich  ja nicht einmal beim angesammelten Vermögen in die Karten schauen. Rick Jones hat einen Thriller geschaffen, der alles aufweist, was ein Actioner mit politischen Querverweisen so zu bieten haben sollte. Verrat, Gier, Korrpution, Hinterlist, Mord und Totschlag und grundsätzlich kaum Reue oder Loyalität. Die Actionszenen sind okay, nicht jede Wendung sofort zu erkennen und der Unterhaltungsfaktor ordentlich. Etwas weniger anfangen konnte ich mit der Gefühlsduselei zweier Hauptfiguren. Zum Fighter-Männe hingezogen, aber dann wieder dem eigenen Ehemann gewogen und Fighter-Männe erkennt, dass er durch die erweckten Gefühle doch kein so böser, eiskalter Killer ist. Das war mir zu dick aufgetragen in der Hinsicht. Und ist auch neben einigen Fehlern, die gleich demVerleger petzen werde, für mich das einzige Manko in dem Buch. Ich meine, es kann ja nicht jeder so ein amtliches Brett vor dem Herrn abliefern wie Chris Ryan. Also ist "Die Ritter des Vatikan" gutes und flottes Entertainment in gedruckter Form (E-Books sind Teufelszeug, also werden sie nicht angerührt😈) mit intriganten Politikern und explosivem Finale. Nachdem der geneigte Fan derartiger Actionliteratur schon über Dekaden darben musste, machen sich der Luzifer-Verlag und der Festa-Verlag daran, diesen Mangel zügig zu beseitigen. Es sei ihnen gedankt. Dass der Cover-Wizard Michael Schubert über jeden Zweifel erhaben ist, beweist er ein ums andere Mal.   450 Seiten.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Februar 2017, 19:20:11
(https://2.bp.blogspot.com/-Ntw4ZsMliv8/WLVVlcMepPI/AAAAAAAAH_U/802mk2kQ9YI49e9PZXCYqktkKzQalJReQCLcB/s320/dust2.jpg)

Martin Kay. Jee A Maru und Ken Dra glauben sich am Ziel ihrer langen Suche. Doch als sie mit der Raumyacht Prinzessin Tanyas bei den Koordinaten von DUST eintreffen, finden sie nur Leere vor. Waren all ihre Mühen umsonst? Existiert der sagenumwobene Planet Dai Urshar Senekar Tarmalis gar nicht? Noch während die Gefährten um Simon McLaird versuchen, dem Geheimnis von DUST auf die Spur zu kommen, spitzen sich auf der Erde die Ereignisse bei Shadow Command zu!

Nach dieser Entdeckung sind die Gefährten schon fast der Verzweiflung nahe, doch dann hat Simon die entscheidende Idee. Doch sie haben auch noch eine lange Reise vor sich, die einige Abenteuer und Gefahren für sie bereithält. Andererseits kann sich Simon kaum beschweren, für ihn fällt wieder was ab - wenn man so will. Entscheiden anders sieht es bei den Parteien aus, die den Freunden auf der Fährte sind. Kompetenzstreitigkeiten sind da noch das geringste Problem. Plötzlich besinnen sich Mitstreiter eines Besseren und wechseln die Seiten und all die Dienste der Nation trauen sich gegenseitig nicht über den Weg, sei es nun die CIA, die NSA, der Marshal-Service oder Shadow Command. Und zu allem Überfluss stehen die Scardeener sozusagen direkt vor der Tür.

Martin Kay und seine Mitautoren lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie den Spaß aus dem ersten Buch um "Dust" so weiterspinnen wollen, wie er ersonnen wurde. Und wie zuvor auch, erkennt der geneigte Filmfreund etlicheVorbilder, die hier Pate gestanden haben dürften. Nicht einfach deckungsgleich abgekupfert, sondern fast schon familiär-liebevoll in die Handlung um Simon und seine Freunde und Feinde eingebunden. Oft gelingt es, dass der Leser sich die Szenen nahezu bildlich vorstellen kann, die Worte und Geschehnisse vor dem inneren Auge zu einem Film werden. Und damit das Gesamtgefüge nicht rein auf Action beschränkt und somit vielleicht etwas langweilig wird, hat und der Autor bzw. haben die Autoren dann auch gleich noch das Geheimdienst-Level auf eine noch höhere Ebene gehievt. Da spielt jeder sein eigenes, undurchsichtiges Spiel, werden Ehrlichkeit und Loyalität zu Fremdworten erklärt, ehemalige Verbündete plötzlich bis aufs Blut bekämpft. Erhöht die Spannung ungemein, weil man ja nie weiß, was die Agenten der verschiedenen Dienste sich denn nun wieder einfallen lassen. Kurz: der Autor führt den Leser am Nasenring durch die Manege und hat seinen Spaß dabei - auch daran, ihn zappeln zu lassen, bis der nächste Band erscheint. Ganz nebenbei bemerkt hat sich die Wiederauflage der Geschichten wohl schon gelohnt, denn die Leserschaft hat mit ihrer Treue, den netten Herrn Kay mehr oder weniger dazu genötigt, die Reihe danach weiterzuführen.😀 Dafür hat der aber auch eine Figur auftreten lassen, die mich zwar überrascht hat, aber mit der ich nach dem ganzen Agentenkladdderadatsch hätte rechnen müssen. Nö, ich verrat jetzt nicht, wer es war, frag mich aber, ob die Figur erst später in einer Überarbeitung eingebaut wurde. Rätsel über Rätsel, Cliffhanger, Action, sympathische, vorlaute und den Leser einnehmende Protagonisten plus ganz fiese Bösewichte und zwielichtige Gesellen in einem munteren und bunten Abenteuer, das einfach nur Spaßlektüre ist. Jetzt heißt es aber auch warten auf das nächste Buch.
Stichwort "warten": Hat er doch das nächste Buch einer anderen Reihe angekündigt und das Covermotiv von Mark Freier schon einmal für neugierige Volk auf seiner Homepage gepostet. 
(https://3.bp.blogspot.com/-Cjy_yDjDj_Q/WLVdSXBLkSI/AAAAAAAAH_k/EttZQUxtB-s5p6BwxVtq-3X2xjq861KSACLcB/s320/00h.jpg)
In diesem Sinne "Frohes Warten".
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 März 2017, 19:37:13
(https://3.bp.blogspot.com/--LHjqBRpxC8/WLaxoV3ce7I/AAAAAAAAIB0/He0tpRRQg-gtIAMEQWBoYPq_eV-YPx__ACLcB/s320/demon.jpg)

Douglas Preston + Lincoln Child. In der Kleinstadt Exmouth an der Küste von Massachusetts soll Special Agent Pendergast den Raub einer wertvollen Weinsammlung aufklären. Im Weinkeller stößt er auf eine frisch zugemauerte Nische. Hinter der Wand finden sich Ketten und ein menschlicher Fingerknochen. Offenbar wurde hier jemand lebendig eingemauert. Die Einbrecher haben das Skelett herausgeholt und die Mauer wieder geschlossen – der Weinraub war anscheinend reine Ablenkung. Schnell muss Pendergast lernen, dass Exmouth eine dunkle Vergangenheit hat. Das Skelett ist nur der erste Hinweis auf ungesühnte Verfehlungen.

Pendergast und sein Mündel Constance Greene sind ohne Auftrag in Exmouth, Massachusetts. Doch dann wird der geniale Ermittler von einem Mann, der sich Lake nennt und sich als Künstler bezeichnet. Aus dem formbaren Stein in der näheren Umgebung des Ortes meißelt er Skulpturen. Was ihm jedoch entschieden wichtige ist, ist seine umfangreiche Weinsammlung. Und die wurde gestohlen. Nun möchte er den berühmten Detektiv anheuern, diese zu finden. Zuerst lehnt Pendergast fast schon empört ob dieser Frage bei einem so primitiven Fall weit unter seiner Würde. Doch als Lake ihm erzählt, dass die Einbrecher eine Kiste voller Flaschen eines edlen Tropfens, der so gut wie nicht mehr zu bekommen ist, sagt er zu. Bedingung: er darf sich aus dem Karton eine Flasche seiner Wahl aussuchen. Als er dann den Keller begutachtet, entdeckt er Spuren, die darauf hin deuten, dass sich hinter einer der Mauern ein weiterer Raum befindet. Und prompt stellt sich das als wahr heraus. Zudem findet er dort einen Fingerknochen und Spuren, dass hier ein Mann angekettet war. Jetzt erwacht auch das echte Kriminalisteninteresse von Pendergast und er macht sich zusammen mit Constance an die Arbeit. Und ganz nebenbei legt er sich mit dem Sheriff an, der sich als fauler und ignoranter Sturkopf herausstellt, den man noch nicht einmal die Straßen fegen lassen sollte. Der Deputy Gavin ist da zugänglicher. Und der unterstützt ihn auch bei der Suche nach dem Grund, warum man ein seit ewigen Zeiten eingemauertes Skelett bergen wollte und dabei kostbare Weine von beträchtlichem Wert einfach zerstört. Ein simpler Einbruch war das nicht. Immer tiefer arbeitet sich der FBI-Mann in die Geschichte des Ortes ein, nimmt dessen Vergangenheit regelrecht auseinander und muss bald feststellen, dass an der Küste Neu-Englands so einige Verbrechen mit ihren Opfern begraben wurden. Es ist ihm ein Bedürfnis, diese wieder ans Tageslicht zu zerren. Was ihn und Constance selbstverständlich in große Gefahr bringt.

Für mich hat das Buch gleich mit einem Wermutstropfen begonnen: Constance Greene ist dabei und spielt eine größere Rolle. Und es dauert auch nicht lange, bis sie auf Autorenwunsch mit ihren negativen Charakterzügen aufwarten darf. Eingebildet, elitär und überheblich - und obwohl sie es versteht, mit einem PC umzugehen, stellt sie sich in anderen Dingen erstaunlich unwissend an. Was natürlich nur die Schuld der anderen Menschen ist. Davon abgesehen bekommt man einen netten und simplen Fall kredenzt, der wie vom Autoren-Duo gewohnt bald Ausmaße annimmt, die der Leser nicht erwartet hat. Oder vielleicht doch, weil der Kniff mittlerweile Routine geworden ist? Der Verdächtigen gibt es viele, Dorfdeppen, Gauner und Griesgrame noch mehr und bald geschehen einige Morde. Und wieder wird man mit einer bewährten Zutat konfrontiert: in seiner Meditiations-Trance weichet sein Geist von ihm zur traurigen Vergangenheit des Städtchens. Und schon ist der Fall so gut wie gelöst. Eigentlich nur ein recht schlichter Kriminalfall, der so originell gar nicht ist und dessen Auflösung auch kein großer Bringer. Zischendurch verzettelt der Agent sich noch in einer privaten Situation, die ich irgendwie schon länger erwartet hab und die meines Erachtens völlig überflüssig ist, vermutlich aber noch über einige weitere Bände hinaus in die jeweilige Handlung eingeflochten wird. Und nach ungefähr drei Vierteln des Buches kippt die Handlung plötzlich derart, dass man a) glaubt, die Autoren hätten noch etwas anfügen müssen, um wenigstens auf eine angemessene Seitenzahl zu kommen und b) zu vermuten beginnt, dass sich die Werke aus dem hiesigen Festa-Verlag schon bis zum Autoren-Duo herumgesprochen haben. Denn völlig unerwartet hält der blutige Horror einzug in die Story. Da wird schon mal ausgeweidet oder aus der Bauchhöhle Happahappa gemacht. Und irgendwie zerstört der Teil auch die New England-Atmosphäre, die beste Zeiten aus den Hammer-Studios erinnerte, die Nebelschwaden, die Düsternis, feuchte Moore und dunkle Gestalten. Dunkel bleibt es, aber nun mit dunkelrot versetzt. Passt absolut nicht zum vorhergehenden Teil. Hexen und Salem, Piraten und kostbare Weine, Monster, Dämonen und sinistre Kulte, Krimi und Horror. Das ist der neue Roman um den FBI-Mann mit dem speziellen Charisma, bei dem liebgewonnene Figuren weiterhin fehlen und unsympathische größere Auftritte bekommen. Und gleichzeitig ein doppelter Cliffhanger serviert wird. Wobei der eine auch schon wieder derart oft genutzt wurde, dass er keine Spannung mehr verspricht. Früher haben diese Stilmittel beim Autoren-Duo noch die gewünschte Wirkung erzielt, aber das ist vorbei. Ich bin derzeit eher ein Fan der Gideon Crew-Romane, weil die doch etwas von der Norm der Pendergast-Thriller und der jeweiligen Solo-Romane der beiden Herren abweichen und auch noch verhältnismäßig neu sind. Also "Demon" ist Mittelmaß. Keine Überraschungen mehr, keine wirklich spannenden Elemente mehr. Anscheiend ist den Herren bekannt - schon länger bekannt -, dass über eine Pendergast-TV-Serie nachgedacht wird und schreiben mittlerweile auch nur noch nach "Formel TV". 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 März 2017, 20:15:58
(http://upload.beyondhollywood.de/images/1488621479_falsch.jpg)

Eine gnadenlose Jagd über die Kontinente und durch die Jahrzehnte. Ein blutiger Überfall im kolumbianischen Dschungel. Drei kodierte Botschaften, von Brieftauben in die Welt getragen. Ein Vermögen als Lohn für die Entschlüsselung der Nachrichten. Der Abenteurer und Pilot John Finch macht sich in Begleitung der attraktiven Fiona Klausner und einer bunt zusammengewürfelten Truppe auf den Weg nach Europa, um ein spektakuläres Geheimnis aus der Nazizeit zu ergründen. Es beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen übermächtige Gegner. Quelle - Amazon.

In Russland im Jahr 1917 - Oktoberreolution - beginnt der Anfang vom Ende der Romanovs und Samuel Kronstein, Diamantenhändler und Vertrauter des Zaren, kann sich mit Bestechung und Verhandlungsgeschick in den Westen absetzen. 2010 im Dschungel Südamerikas wird ein kranker alter Mann von einigen gut bewaffneten Banditen überfallen. Doch bevor diese ihm mit Fragen und hartem Verhör zusetzen können, lässt er drei Tauben in die Lüfte steigen, die einen schon vor ewigen Zeiten ausgetüftelten Plan ins Rollen bingen sollen. Drei seiner ehemaligen Freunde werden die Tauben in Empfang nehmen und ihnen die Nachricht in einem Röhrchen vom Fuß entfernen, damit sie damit beginnen können, das auszuführen, was sie in ihrer Vergangenheit geplant hatten. Im selben Jahr arbeitet der Student Christopher als Loader am Münchner Flughafen, um sich damit sein Studium zu finanzieren. Eh nicht mit Reichtümern gesegnet wohnt er in einem VW-Bulli in der Tiefgarage bei seinem Arbeitsplatz, lässrt sich von einem Kumpel mit von Kunden abgelehnten Pizzas durchfüttern und ist sich seiner misere durchaus bewusst, denkt aber nicht wirklich daran aufzugeben. Und in Medellin geht der Sicario zwar in seinem Beruf auf, nimm sich aber auch eines jungen Taschendiebes, der stumm ist, auf der Straße lebt und dennoch kochen kann wie ein junger Gott, an, was sich bald als Segen für ihn erweisen soll. All diese Personen werden in die Suche nach etwas verstrickt, von dem sie gar nicht wissen, was es ist. Dazu kommt dann der alte Pilot Jon Finch, ein Abenteurer von Schrot und Korn, der von einem der Beteiligten engagiert wird, sich der Sache anzunehmen. Als Aufpasser(-in) bekommt der noch die Tochter seines neuen Bosses mit auf den Weg. Damit nicht genug: bald mischen noch der britische Geheimdienst und ein japanischer Sammler von Memorabilien aus dem Zweiten Weltkrieg mit. Und all diese unterschiedlichen Figuren gehen auch mit unterschiedlichen Methoden an die Sache heran. Da werden schon bald Kugeln fliegen, waghalsige Flugmanöver vonnöten sein, wilde Verfolgungsjagden inszeniert sowie krachende Explosionen die Suche nach etwas zu stören, von dem keiner so richtig weiß, was es denn ist.

"Falsch" ist ein Abenteuerroman, wie man ihn vielleicht auch einem Clive Cussler in Höchstform und ohne seine NUMA und Dirk Pitt zutrauen könnte. Ein Prolog, der in der Vergangenheit spielt und dessen Auswirkungen sich bis in die Gegenwart spüren lassen. Ein Protagonist nahe der 70, der seine Abenteuerlust nicht zügeln kann und schon im Algerienkrieg im Einsatz war, was der Autor auch nutzt, um auf Verfehlungen Frankreichs in diesem Zusammenhang aufmerksam zu machen. Heute wirken diese noch schwer nach. John Finch, leidenschaftlicher Flieger, Abenteuerer, Part-Time-Mercenary und ungebändigt, ist die Hauptfigur des Buches und dennoch dreht sich nicht alles um ihn. Auf verschiedenen Kontinenten und etlichen Nationen werden immer mehr Personen mit den Gefahren verbunden, die die Hinweise der Tauben bzw. der Behälter an den Beinen der Tauben mit sich bringen. Rätsel sind zu lösen. Klingt wie eines dieser pseudospannenden Machwerke eines Dan Brown, die vor Fehlern und Lustlosigkeit in letzter Zeit nur so strotzen. In der Hinsicht kann ich beruhigen: Auch wenn nicht alles Gold ist, was da glänzt und schimmert, besser als Brown oder auch seit Jahren Cussler ist es allemal. Gut getimte Action, exotische Locations und westliche Gierpralen hier aufeinander und wenn der geneigte Leser wissen will, was es mit dem Ganzen nun wirklich auf sich hat, muss er die Lektüre schon beenden. Spannend erzählt, verknüpfen sich bald Vergangenheit und Gegenwart miteinander, treten Russen, "Alt"-Deutsche, Südamerikaner, Auftragskiller von Schweizer Gierbankern (hier bekommt das System der Schweiz auch einige Seitenhiebe zu spüren), Engländer, Amis und Japaner gegeneinander an. Die Charakterzeichnung ist recht ausführlich, die Figuren recht gut ausgeleuchtet. Und hin und wieder schleichen sich echte Abenteuerfilm und -roman-Klischees ein, die aber nicht überhand nehmen. Humor bringt ein Papagei mit ein, der sich als Labertasche entpuppt und die Situation mit den alten Schiffskanonen wäre schon allein eine Verfilmung wert. Packend, hin und wieder gar mit Denkanstößen, teilweise richtig mitreißend, aber auch etwas ruhiger und eben spannende Unterhaltung, wenn es darum geht, was denn nun hinter alledem steckt. Bei rund 670 Seiten gibt es hin und wieder eine kleine Durststrecke, muss man auch mal bei den vielen Figuren etwas nachhaken, doch insgesamt überwiegt der Lesegenuss. Im Vergleich zu den beiden von mir genannten Autoren und deren aktuellen Outputs hat Gerd Schilddorfer die Nase vorn.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 März 2017, 14:46:40
(https://4.bp.blogspot.com/-ztYt6Qxk5gU/WL6ScitVfXI/AAAAAAAAIII/bPKuo-eYkqYi88MJJX9ooZdT8HcqL8oGwCLcB/s320/gangserland.jpg)

Tod Goldberg. Der Mafiakiller Sal Cupertine hat es vermasselt. Durch Verquickung unglücklicher Umstände hat er in Chicago drei FBI-Beamte getötet - ein böser Fehler. Doch statt dafür von seinem Boss selbst ins Jenseits befördert zu werden, landet er als Rabbi David Cohen in einer jüdischen Gemeinde in Las Vegas. Aber auch dort hat die Mafia ihre Finger im Spiel.

Sal baut Mist. Er legt drei Fibbies und deren Spitzel um. Das verstößt gegen das ungeschriebene Gesetz, dass sich die Behörden eher wenig um die Mafia-Angelegenheiten in Chicago kümmern und daher im Gegenzug die Ermittler einen gewissen Schutz genießen. Sal rechnet mit einem schnellen Ende durch die Hand eines Kollegen, wird dann aber von seinem Boss überascht: Man schafft ihn nach Las Vegas, wo er sich einigen Gesichtsoperationen unterziehen muss. Bis die OP-Narben und auch sein Kiefer mit den neuen Zähnen und veränderten Knochen für eine neue Gesichtsform abgeheilt sind, kann er sich dem Studium der Tora widmen, da er von nun an als Rabbi David Cohen auftreten soll. Es dauert nicht lange, dann dämmert ihm, dass er auch hier einen Job zu erledigen hat. Und in Chicago macht sich das FBI daran, sein Verschwinden zu untersuchen und gerade Agent Jeff Hopper ist der festen Überzeugung, dass Sal noch irgendwo am Leben ist. Er ist sich derart sicher, dass er eine Suspendierung bei vollen Bezügen in Kauf nimmt, um dann mit einem Kollegen auf eigene Verantwortung der verschollenen Auftragsmörder zu suchen. Mit den Besonderheiten der jüdischen Gemeinde und ihres Glaubens hat er bald keine Schwierigkeiten mehr, aber sobald es wieder ans Töten geht, macht er sich keine Illusionen, was seinen Aufenthalt in LasVegas angeht.

Die Hauptfigur ist wahrlich kein Sympathieträger, denn er erledigt seinen Job kühl und berechnend, würde aber vom Auftreten her, von der ganzen Persönlichkeit keinem Vergleich mit Victor von Tom Wood auch nur annähernd standthalten. Leider ist auch das Versprechen von Lee Child auf dem Aufkleber auf dem Covermotiv eher bedingt eingelöst worden. "Gangsterland" ist weder scharf wie ein Rasiermesser noch wirklich lustig. Klar gibt es einige blutige Morde und Entsorgungen von Leichen, kann das Zusammentreffen von Kulturen hier und da für einen Schmunzler sorgen wie beim Begriff der "Koscher Nostra" für die jüdischen Mafiosi, aber da ist dann auch schon Feierabend. Die Figuren sind okay, aber nicht neu. Der böse Mafioso, der sich rührend um seine Familie kümmert. Gattinnen der Gangster, die die Verbrechen ihrer Männer einfach verdrängen und auf heile Welt machen, obwohl sie genau wissen, woher das Geld kommt, mit dem sie ihr Leben finanzieren. Und die Welt der Religionen? Da hat uns doch schon "Der Pate" gezeigt, wie sehr sich die Verbrecher zu ihrem Glauben bekennen. Also ein Buch, das nicht wirklich neue Aspekte eingebracht hat und dem es  nach einem guten Beginn auch bald an Tempo fehlte. Überraschende Wendungen gab es eher nicht und auch die Aktion gegen Ende war abzusehen. Goldberg hat flott, zynisch und ein bisschen böse geschrieben. ist aber niemand wirklich auf die Zehen getreten. Netter Krimi mit rund 380 Seiten und einem gewissen Spannungsmanko. Geht so, aber da hab ich noch etliche vielversprechendere Werke hier liegen. Ich sag nur Adrian McKinty und seine "Rain dogs".
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 März 2017, 20:21:24
(https://4.bp.blogspot.com/-TLWObvziFWs/WMKR1QjnzrI/AAAAAAAAIMM/lbu5RvN1PSooULg-t-EpWVKyyL9QOAygACLcB/s320/perverse%2Bschweine.jpg)

Matt Shaw. Nachdem Atombomben die Erde zerfetzten ...
Alles zur Hölle ging ...
Keine Gesetze mehr gelten ...
Wie weit würdest du gehen, um zu überleben?

Der Verfall einer Familie. Eiskalt erzählt von Englands erfolgreichstem Autor des Extreme Horror.

Da sind sie nun - vier Personen auf engem Raum in einem Bunker zusammengepfercht. Papa, Mama, Sohn, Tochter. Da gehen die zwischenmenschlichen Beziehungen bald einige Zentimeter tiefer und bei der Nahrungsbeschaffung muss man kreativ sein. So kommt es, dass man dem Essen auf dem Tisch bald das Quasseln verbieten muss. Das Geplärre verdirbt einem ja den Appetit. Da sie alle unter einer gewissen Vergesslichkeit leiden, ist ihnen nicht klar, wie und warum sie in den Bunker bzw. das verbarrikadierte Haus gekommen sind. Papa erzählt seine Geschichten dazu, aber der Sohn kommt hin und wieder auf die Idee, die Warnungen in den Wind zu schlagen und mal auf eigene Faust loszuziehen, kehrt aber immer wieder nach kurzer Zeit reumütig zurück.

Sex und Gewalt - das erwarte ich von einem Extrem-Titel aus dem Hause FESTA. Und ich habe erhalten, was ich mir so vorgestellt habe. Sogar noch etwas mehr - siehe am Ende des Textes. Direkt zu Beginn kopulieren Büderchen und Schwesterchen und schon ist man mittendrin in einem Geschehen, das dann schnell das Thema Kannibalismus wahrlich auf den Tisch bringt. Dass die Protagonisten nicht so richtig koscher sind, wird deutlich, als sie ihr Mahl verspeisen solange dieses noch am Leben ist. Beschäftigt sich der Leser mit dem moralischen Dilemma, ob er auch so weit gehen würde, um zu überleben? Der Verfasser dieser Zeilen eher nicht. Er hat sich schon mit einer Idee befasst, die ihn heimtückisch beschlichen hat, als klar wurde, dass hier weder Namen genannt noch irgendwie Persönlichkeiten skizziert wurden sowie das gesamte Geschehen auf einer Art Hörensagen beruhte, das auch noch durch immense Erinnerungslücken aufgeweicht wurde. Sind die Vier wirklich eine Familie, wie es das Bild, das sie besitzen, beweisen soll? So hat es nicht lange gedauert, dass dem Leser und derzeitigen Schreiberling einige Filme in den Sinn kamen, die zu dieser Situation gepasst hätten. Und so kam es dann auch. Gut, der Turn im Buch war nicht schlecht und wer sich jetzt nicht massenweise Bücher oder Filme reinpfeift wie andere politische Fake News, dürfte seinen Gefallen daran gefunden haben, so diese Wendung für ihn dann eben auch unerwartet kam. Mir persönlich hat das jetzt auch besser gemundet als z. B. der Brutalo-Aufzählreim von Wade H. Garrett ohne wirklich interessante Storylines oder gar Überraschungen. Die Sprache ist jetzt keine Herausfoderung für den geneigten Konsumenten und entsprechend flott liest sich "Perverse Schweine" denn auch. Kein Zögern, kein Zaudern, zügig bis hin zum Ende. Aber eine Frage hat der Autor hier nicht beantwortet, dies überlässt er dem Leser und gibt somit seinem 250 Seiten langen Buch sogar einen gewissen Touch von Anspruch.Wer sind in diesem Buch denn nun wirklich die perversen Schweine?
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 März 2017, 20:22:52
(https://4.bp.blogspot.com/-SdFPF5Nz5-o/WMPmz_1cUdI/AAAAAAAAIOQ/N1Ga44XbXyskfGFEeEfucOIiDbv0A_pXACLcB/s320/000ex.jpg)

Nicholas Sansbury-Smith. In den Geheimlabors des amerikanischen Militärs gerät eine Biowaffe außer Kontrolle. Innerhalb von Tagen rast die Pest um den Globus und rottet den größten Teil der Menschheit aus. Buch 3: Es scheint der endgültige Untergang zu sein: Die Menschen verlieren den Krieg gegen die Infizierten. Sergeant Reed Beckham und die Überlebenden des 1. Zugs müssen sich durch das weite Kanalnetz unter New York kämpfen - und machen eine entsetzliche Entdeckung. Wir müssen einen grausamen Preis zahlen!

Reed Beckham ist mit seinen Leuten im Tunnelsystem der Stadt New York unterwegs und versucht, sich und seine Leute wieder in einigermaßen sicheres Fahrwasser zu bringen. Gar nicht so einfach bei den Horden von Abartigen, die sich voller Fressgier gegen die Menschen verschworen haben. Auf Plum Island hingegen ist Kate Lovato dabei, den Virus zu erforschen und ein Gegenmittel zu suchen. Nicht so einfach, wenn draußen hungrige Horden warten und drinnen ungeduldige und/oder ahnungslose Generäle Druck machen. Erst recht ungemütlich wird es, als Colonel Wood mit seinen Leuten auftaucht. Der hat rigorosere Vorstellungen über den Umgang mit dem Personal als die meisten anderen Offiziere. Und ein schreckliches Geheimnis, das Kate mehr als nur Sorgenfalten in die Stirn treibt. Und entgegen aller Widerstände und Feindberührungen kommt Beckham wieder aus New York zurück, bekommt sogar eine kurze Ruhepause und etwas Zeit mit Kate. Doch die hat eine Entdeckung gemacht, die ihn und seine Männer dann wieder nach draußen zwingt, um aus einem Regierungsgebäude Materialien zu holen, die für den Kampf gegen das Virus von lebensnotwendiger Bedeutung sind. Während eines wahren Schlachtengetümmels können er und seine Männer den Stoff bergen und sogar eine kleine Gruppe Überlebender mitnehmen. Doch all dies hat sie viele gute Männer gekostet. Und währenddessen wird auch Plum Island attackiert. Die Abartigen haben die Angst vor dem Wasser überwunden und kommen schwimmend zur Insel, auf der nur Fitz in seinem Turm sie bemerkt, der sofort zu feuern beginnt. Das große Gemetztel nimmt seinen Lauf. Und Beckham ist noch nicht von seinem Auftrag zurück.

Das dritte Buch um Sergeant Beckham Reed nimmt sofort Fahrt auf und setzt auf volles Tempo. Die Figuren wurden in den vorherigen Büchern alle vorgestellt, soweit sie für die Handlung wichtig waren oder sind und somit bleiben ausführliche Charakterzeichnungen außen vor. Das ist High Speed-Actionunterhaltung, die keinem eine Pause gönnt - nicht den Figuren und nicht dem Leser, der einfach nur dranbleiben und weiterlesen will, wie es den mittlerweile geschätzten Protagonisten so ergeht in dieser Dystopie des Blutes. Blut und Blei sind die Hauptmerkmale, die auch hier wieder einen großen Teil der Geschichte ausmachen. Doch nicht nur der Überlebenskampf wird skizziert. Mut und Feigheit, Wesenszüge, die sich erst unter Stress in einer lebensbedrohlichen und feindlichen Umgebung zeigen, Menschlichkeit, die entweder völlig abhanden kommt oder sich erst jetzt zeigt - das sind die kleinen Dramen in einer gewalttätigen Welt, die ihrem Ende nahe ist. Manchmal nur kurz mit wenigen Worten angerissen, aber auch hin und wieder etwas ausführlicher beschrieben, lässt der Autor seine Protagonisten nicht zu seelenlosen Kampfmaschinen werden. Aber auch die schlechte Seite, die bösartige bricht aus diversen Charakteren heraus. Intrigen, Geheimnisse, Machtgerangel und pure Mordlust zeigen sich bei vielen der hochrangigen Chargen im Militär. Die Figuren bekommen als durchaus etwas Tiefe, aber das Hauptaugenmerk liegt dennoch auf dem Kampf gegen die immer origineller auftretenden Abartigen, die nach und nach neue Kräfte, neue Möglichkieiten entwickeln, um der Menschen und deren Fleisch Herr zu werden. So bleibt es spannend, kann der Autor auch da überraschen, wo man gerade dachte, jetzt würde er sich festfahren in Wiederholungen der Kampfszenarien. Hie und da wird schon mal ein Klischee bedient, sei es ums Militär herum oder beim trauern um verlorene Freunde und Familie, wenn es die eine oder andere traurige Szene gibt, die aber auch den Zusammenhalt in der Truppe ohne patentierte Offiziere gut dokumentieren. Überaus actionreiche und blutrünstige Kost voller wilder Kämpfe und Schlachten und Rasanz, die packend in Szene gesetzt wurden und Lust auf mehr machen. Was jetzt den Härtegrad angeht, ist der absolut im Rahmen. Da wurden auf Leinwand oder Papier schon entschieden rigorosere Werke auf die Menschheit losgelassen. Passt also schon. Über die Cover von Arndt Drechsler (besonders beim Militärthema) hab ich mich ja schon ausgelassen. Die passen und sind ein echter Blickfang. Aufmachung, Thema, Preis - gute Verlagsarbeit bei Festa, besser als in den Bereichen der marktbeherrschenden Verlagsgruppen und auch persönlicher, da man die Verleger der kleineren Verlage (Außer Festa auch Luzifer, Voodoo-Press oder Atlantis) auch gerne direkt ansprechen kann und Vorschläge und Kritik zum Besten gibt. Ist nicht überall so. Was will man also mehr? Mehr Bücher von der Sorte!!! Und ich frag mich mal wieder, warum keiner die Joe Ledger-Reihe von Jonathan Maberry ins Programm nehmen will. Denn der erste Teil dieser Reihe würde hierzu passen wie die berühmte Faust aufs Auge. 410 Seiten tolle Unterhaltung für Actionfans.                           
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 März 2017, 15:58:08
(https://1.bp.blogspot.com/-waIk2ZfkkSg/WMaOlg3ou6I/AAAAAAAAIP4/dA9-jiZC9GEdGyigQg4vNFF1Rk73gzHhACLcB/s1600/altekugeln.jpg)

Daniel Friedman.  Buck Schatz sitzt am liebsten auf dem Sofa, raucht eine Stange Lucky Strike am Tag und schaut Fox News. Das Einzige, wovor er noch Angst hat, ist das Seniorenheim. Bis ihm sein ehemaliger Kriegskamerad Jim auf dem Sterbebett beichtet, ihr Peiniger, der Lageraufseher Heinrich Ziegler, habe doch überlebt und sei in einem Benz voller Nazigold geflüchtet. Obwohl Buck den Polizeidienst schon vor Jahren an den Nagel gehängt hat, macht er sich auf, eine alte Rechnung zu begleichen.

Von seiner Frau Rose bekommt Buck, vor dem Fernseher sitzend, Lucky an den Lippen, Qualm um ihn herum, die Nachricht, dass sein früherer Kamerad im Kampfe, Jim, im Hospital im Sterben liegt und ihn noch einmal sehen will. Buck zeigt sich bockig und will da nicht hin, doch Rose überredet ihn. Als er den dahinsiechenden Körper von Jim sieht denkt Buck - an sich. So will er nicht enden. Er will gerade wieder die Fliege machen, da ertönt leise Jims Stimme. Er muss Buck unbedingt noch etwas mitteilen. Er, Jim, hab den ehemaligen Lageraufseher Ziegler nicht nur gesehen, er habe ihn damals auch gegen Übergabe eines Barrens Gold mit einigen weiteren dieser glänzenden Dinger mit dessen Benz weiterfahren lassen. Dann stirbt Jim. Obwohl Buck nichts mit der Sache zu tun haben will, lässt es ihm keine Ruhe. Zudem hat Jim wohl noch einigen anderen Personen die Geschichte mit dem Gold gebeichtet. Plötzlich bekommt Buck mehr Besucher als er die letzten zehn Jahre zusammen hatte. Und jeder wittert Reichtum. Und der Polizist, an dem sich Buck wendet, kann ihn schon mal gar nicht leiden. Mit seinem Enkel, der sich Tequila nennen lässt und damit die Vorlage für einige Frotzeleien gibt, macht er sich auf, den alten Peiniger zu finden. Leider lässt die Gier nach dem Gold auch einige Herren ihre guten Manieren vergessen und es bleiben diverse Leichen zurück, die zudem ihre Eingeweide betrachten können. Aber einen echten Schatz ficht das nicht weiter an.

Von der körperlichen Figur her, würde es vielleicht nicht ganz passen (aber hey, man konnte ja auch Tom Cruise zu Jack Reacher machen), aber das hier wäre die ideale Vorlage für einen Film von Clint Eastwood mit Clint Eastwood in einer Produktion von Clint Eastwood. Ein alter Knurrhahn Mitte 80, der sich einen Teufel drum schert, was die restliche Menschheit außer seiner Frau Rose von ihm denkt und der mit diesem ganzen politisch korrekten Kram und der idiotischen, staatlich verordneten Gesundheitswelle so rein gar nix anfangen kann. Krankenhaus - wird geraucht, Kirche -  nervt, wird mehr geraucht. Und soll ihn bloß keiner drauf ansprechen. Buck hat eine Kodderschnauze mit heftigen Bemerkungen, dass es eine wahre Pracht ist. Nicht dass er immer recht hat, aber zugeben sich zu irren - nicht Buck. Er ist schlagfertig, mit bitterbösem Humor gesegnet. Hat diverse Freuden aufgegeben (hatte "zu Reagans Zeiten seinen letzten Steifen"), plagt sich mit Demenz herum, ist kurzsichtig und hackt liebend gerne auf seinem Enkel herum. Die Krimihandlung, die der Autor um Buck herum aufgebaut hat, ist für einen normalen Fall durchaus nicht schlecht, aber ehrlich - sie ist überflüssig. Der grantelnde Miesepeter Buck ist der wahre Schatz in diesem Buch. Wenn er sich über Google, DNA, DVD und ähnliches Zeug auslässt, ist Humor angesagt. Grummelnd versprüht die Hauptfigur einen Charme, den viele der Protagonisten aus den kübelweise auf den Markt geworfenen Profiler- oder Psychothrillern zusammen nicht erreichen könnten. Die Bonmots, die er so von sich gibt, haben es aber auch in sich. "Wenn man die Chance hat nichts zu tun, dann sollte man sie ergreifen." Oder: "Ich mag meine Mitmenschen. Ich kann sie nur nicht ausstehen." (Da lassen Reddie oder Procy durchaus grüßen, gelle?).  Ein bisschen Spannung und Thrill, sogar etwas Gewalt, die Alterchen aber gut im Zaum hält, wie eine Krankenschwester gegen Ende des Buches trockenen Spruches erfahren muss. Das Buch ist ein Schatz mit einem Schatz auf der Jagd nach einem Schatz. Flott und auf jeden Fall lustig genug, um es kaum zur Seite legen zu wollen. Durch die 320 Seiten um einen alten Knurrhahn ist man flugs durch. Und dass man hier mal wieder mit dem Nazi-Thema konfrontiert wird, nervt nicht. Es gibt sogar eine Erklärung, warum die alle immer wieder mit dem Mist anfangen. 😁 Als Buchtipp für einen amüsanten Leseabend und wenn man mal nicht die Lieblingsverlage wie Festa, Luzifer, Voodoo-Press oder Atlantis fürs Freizeitvergnügen bevorzugt, ist "Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten" allemal ne Menge wert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 März 2017, 19:05:42
(https://4.bp.blogspot.com/-je2kexnxRFo/WMfMfGkKy2I/AAAAAAAAIRw/7PfTKU-PbI4wDO4wVIERkCQkFVcZin1fgCLcB/s1600/00inn.jpg)

Edward Lee. Im Juli 1939 nimmt der Antiquitätensammler und von H.P. Lovecraft faszinierte Foster Morley an einer Busreise durch die Wildnis des nördlichen Massachusetts teil. Er möchte die Orte besuchen, an denen sich Lovecraft aufgehalten hat, und sehen, was dieser erblicken durfte, um den einflussreichsten Horrorautoren der Geschichte besser verstehen zu können. Als er in die seltsame abgelegene Hafenpräfektur Innswich Point gelangt – die auf keiner Karte zu finden ist –, geht er anfänglich davon aus, dass deren Namen reiner Zufall ist ... nur um im Verlauf der nächsten vierundzwanzig Stunden festzustellen, dass er sich in dieser Hinsicht drastisch getäuscht hat. Immer tiefer und tiefer dringt Morley in die dunklen Geheimnisse der merkwürdigen Stadt vor. Spielt ihm seine Fantasie einen Streich, oder gibt es wirklich derart viele Übereinstimmungen zwischen diesem entlegenen kleinen Fischerdorf und der erfundenen Stadt aus Lovecrafts Meisterwerk ,,Schatten über Innsmouth"? Hat Lovecraft diesen Ort vor seinem Tod im Jahre 1937 vielleicht tatsächlich besucht?

Foster findet das Städtchen, in dem er aus dem Bus gestiegen ist, recht nett. Ganz im Gegensatz zu dem grantigen Busfahrer, der das Vehikel gefahren hat. Er lernt schnell einige Leute kennen, sieht abr auch, dass viele davon in Armut leben. Dann lernt er die freundliche Mary kennen und man kommt sich etwas näher. Nach und nach stellen sich auch andere Gestalten ein, die weniger allgemeinakzeptabel erscheinen. Da wäre der schwer süchtige Pornofotograf, der Foster nur anwidert. Doch als der mit einigen Informationen rüberkommt, sieht ihn der Reisende doch mit anderen Augen. Dann aber wird er zufällig Zeuge eines etwas seltsamen Geschehens, wenn sich Mary um ihren Stiefvater kümmert. Da er dies nur unbemerkt durch ein Fenster beobachtet hat, lässt er es auf sich beruhen und erwähnt es nicht weiter - will er doch nicht in die Privatsphäre eindringen. Er lernt einen Schweinefarmer kennen, der seine Tiere mit Fisch füttert und dem Fleisch einen besonderen Geschmack gibt. Bei der Gelegenheit erfährt er auch, dass hier durchaus um die Fanggründe unter den Dörfern besonders gerungen wird. Wer nicht von denen des anderen Ortes wegbleibt, muss mit Ärger rechnen. Doch all dies ist nicht so grauenvoll, was Foster noch erleben wird. Die Nacht ist noch jung.

Wer Edward Lee schon mehrfach gelesen hat, dürfte wissen, dass er sich in verschiedenen Genres auskennt und seine Stories auch unterschiedlich angeht. Also nicht nur im Horror sondern auch auf den Pfaden des Thrillers oder des ruhigeren Grusels ist er zu Hause. Und dem Letzteren hat er sich hier gewidmet. Selbstverständlich gibt es trotzdem Leser (?),  denen vielleicht auch vorgelesen worden ist, die sich ob ihres eigenen überwältigenden Geistes (Natürlich reine Einbildung) erdreisten, anderen Konsumenten, die an dem Buch Gefallen gefunden haben, totale Verblödung zu unterstellen. Und das von einer Person, die mit dem TV-Programm von RTL 2 schon völlig überfordert ist. Edward Lee baut hier die Spannung langsam auf, lässt Ort, Bewohner und Besucher nach und nach auf den Leser wirken, ohne dass der sofort zu ahnen beginnt, was sich hier abspielt. Dafür lässt er den Protagonisten immer wieder Parallelen zu Lovecrafts Arbeit "Schatten über Innsmouth" erkennen und feststellen, dass der überragnde Literat herzlich wenig dafür getan hat, dass man die Vorbilder nicht erkennt. Was die Hauptfigur dann aber erkennen muss, ist der pure Horror. Und hier trägt Lee dann auch etas mehr auf und nähert sich dezent, wirklich dezent dem Grusel und weniger appetitlichen Szenarien. Nicht dass jetzt jemand vermutet, Mr. Lee habe jetzt auf schriftstellerische Grobmotorik umgeschaltet und würde nur noch platte Gewalt zelebrieren. Das wäre ein fataler Irrtum. Er schafft eine dunkle und düstere Atmosphäre, die man mit einem soliden Grusel zur Zeit nach der Wirtschaftskrise und vor dem Zweiten Weltkrieg in einem diesigen Ort am Wasser in New England in der Vorstellungskraft leicht in Verbindung bringen kann. Auch die seltsame und meist nur schemenhaft zu erkennende Gestalt im schwarzen Mantel lässt den Spannungspegel nach oben ausschlagen. Das Finale dann jagt den Leser von einer unheimlichen Situation zur nächsten, bis das Geheimnis von Innswich gelüftet ist. Der etwas andere Edward Lee auf rund 180 Seiten ist gelungen und wäre für Leser ein geeigneter Einstieg in die Welt des Autors. Später könnte man sich nach und nach steigern - bis man bei "Bighead" oder "Das Schwein" ankommt und die andere Seite des Schriftstellers kennenlernt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 März 2017, 15:05:25
(https://3.bp.blogspot.com/-6Axzy_2t_4c/WMu8dQZTdoI/AAAAAAAAIUI/LJS_giP-Q2g_6xwU3SVqDgUD9IJLKhaigCLcB/s320/00i.jpg)

George R. R. Martin. Als der Vater von Randi Wade in Ausübung seiner Pflicht als Polizist auf bestialische Weise ermordet wird - von einem wilden Tier zerfetzt, so das offizielle Ermittlungsergebis -, ist das ein Schock, von dem sich die junge Frau kaum erholt. Fast 20 Jahre später: Randi schlägt sich als Privatdetektivin mehr schlecht als recht durchs Leben. Als ihr bester Freund Willie sie bittet, Informationen über einen Mordfall zu beschaffen, beginnt der Albtraum offenbar erneut. Auch das aktuelle Opfer wurde verstümmelt und bei lebendigem Leib gehäutet. Kann es sein, dass die Bestie, die damals ihren Vater tötete, wieder zuschlägt? Und ist ihr Freund Willie wirklich der, für den er sich ausgibt? Weiß er mehr über die unheimliche Mordserie, als er preisgibt?

Randi leidet noch immer unter den Nachwirkungen des grausamen Todes ihres Vaters von vor fast 20 Jahren. Kollegen von ihm und der Inkasso-Mann haben sich damals des Mädchens angenommen, das jetzt eine eher mau laufende Detektiv-Agentur betreibt. Willie ist ihr platonischer Freund, der ebenso wie sie über die Besonderheiten ihrer Heimatstadt Bescheid weiß. Da sind die alteingesessenen Familien mit ihrem alten Reichtum, den sie seit der Gründung der Stadt durch ihre Vorväter einheimsen konnten. Entsprechend versuchen sie, dass sie über alles die Kontrolle haben. Doch genau die geht verloren, als das erste Mädchen verschwindet und bald darauf gehäutet aufgefunden wird. Ein Verdächtiger ist schnell ausgmacht, war er doch schon einmal in ähnliche Aktivitäten verwickelt. Doch das grausame Morden geht weiter. Auch Willie wird beinahe zum Opfer eines Überfalls und muss dann Randi schweren Herzens ein Geständnis machen.

Eine umfangreichere Novelle in gebundener Fassung mit dem gewohnt edlen Umschlagdesign zu einem akzeptablen Preis, herausgegeben vom Festa-Verlag, der wie viele andere kleinere Verlage mit Qualität punkten kann. Ich hab schon Büchlein in der Hand gehalten, die auf Toilettenpapier ähnlichem Material gedruckt waren, keine Lesebändchen enthielten und schon gar keine Illustrationen, gerade mal halb soviele Seiten wie "In der Haut des Wolfes" aufweisen konnten und dennoch mit rund 9 Euronen zu Buche schlugen. Kurz für die rund 160 Seiten bekommt man bei einem Preis von 14,80Euro auch wirklich einen Gegenwert geboten. Und man mag bedenken, dass diese Novelle NACH dem Sturm auf den Celebrities-Olymp des Autors aufgrund seiner Bücherund der Verfilmung von "Game of Thrones" erschienen ist. Da hätte man ganz andere Preise aufrufen können und sie wäre wohl dennoch erworben worden. Die Geschichte beginnt wie ein Thriller um einen Detektiv in einem Noir-Crime. Und so geht es denn auch weiter. Erste Spannung tritt auf, nachdem der Mord geschehen war, der die Ereignisse richtig in Schwung bringt. Weitere Morde, tote Mädchen, Geheimnisse, die es zu wahren gilt. Der Horror hier ist eher gedämpft, nicht überaus blutrünstig und von erotischen Einlagen ist bis auf die Frotzeleien von Willie in Richtung Randi nichts zu lesen. Die Story ist kurz, knapp und nicht der übliche Quatsch nach ewiger Liebe winselnder Werwölfe. Stattdessen ist dies ein atmosphärisch dichter Thriller um Werwölfe, die schon länger ihr Dasein unter den Menschen fristen und es lange geheimhalten konnten. Damals waren bei Martin wohl auch noch keine Zwänge vorhanden, endich ein Nachfolgebuch zuzaubern, das den Vorstellungen der neuen und alten Fans seiner nun berühmten Reihe entspricht. So konnte er ohne sich irgendwelchen Erwartungshaltungen zu unterwerfen, völlig frei ein Szenario entfalten, das wie "Wolfen" dem Thema Werwölfe eine andere Richtung gegeben hat als man sie derzeit gewohnt ist. Selbstversändlich ein großer Pluspunkt des Buches - einer von vielen. Man erzählt sich, dies hier wäre das beeindruckendste und beste Werk um Werwölfe, das es auf dem Markt gibt. Hier halte ich dagegen: Für mich ist es "Wolfen" von Whitley Strieber". Ansonsten ist das Buch aber die Anschaffung auf jeden Fall wert. Beitragen dazu tun auch die Illustrationen und das Nachwort, das den Lesern vor Augen führt, dass George R. R. Martin nicht nur "Game of Thrones" ist. Da hat man aber ein schweres Stück Arbeit vor sich, die große Meute davon zu überzeugen. Es ist nämlich wie immer in solchen Fällen: Die Masse hält sich dicht beisammen und wer oder was dann aus dem Rahmen fällt, ist ausgetoßen bzw. wird nicht beachtet. Diese Buch aber hätte entschieden mehr Aufmerksamkeit verdient!!!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 März 2017, 12:58:59
(https://3.bp.blogspot.com/-r4aXkHDqGlE/WM0PpbfSr0I/AAAAAAAAIWY/_WJII5SdyFcJIO7ElWcKIpQnQ0HiNtOfwCLcB/s320/k%25C3%25B6nig%2Bingelb.jpg)

Robert W. Chambers. "Der König in Gelb" erzählt von einem furchtbaren Buch, das jedem, der darin liest, Wahnsinn und Tod bringt. Bemerkt man die Gefahr, ist es längst schon zu spät.

Die Geschichten:
Cassildas Lied
Der Wiederhersteller des guten Rufes
Die Maske
Am Hofe des Drachen
Das Gelbe Zeichen
Die Jungfer d'Ys
Das Paradies der Propheten
Die Straße der Vier Winde


Nachwort - über den Autor:
Michael Nagula: Robert W. Chambers - Fantast zwischen Poesie und Dekadenz
Michael Nagula: Die Bücher des Robert W. Chambers

Die Geschichtensammlung dreht sich in der Hauptsache um ein Buch, das dem Leser den Tod bringt, wenn er dem Text über das erste Kapitel hinaus folgt. So erzählt der Autor im weiteren Verlauf von Wahnsinn, Auftragsmorden, Dramen und Realitätsverlust.

Die einzelnen Stories sind von unterschiedlicher Qualität, wobei jetzt aber keine dabei ist, die irgendwie als "schlecht" zu beurteilen wäre, wie ich als literarischer Laie das eben so empfinde. Stilistisch ist es schon etwas weiter weg von dem, was heute so auf dem Markt ist und ob die Sprache der damaligen Zeit in die Gegenwart übertragen wurde, kann ich auch nicht mit Bestimmtheit behaupten, da ich das Original nie gelesen habe. Wenn man die einzelnen Geschichten aufmerksam liest, erkennt man auch, dass sie nicht nur durch den "König in Gelb" miteinander verwoben werden, sondern durch Namen, Orte oder andere Angaben, die jeweils in die Handlung integriert wurden. Da ich ich mit den alten Meistern so gut wie gar nicht beschäftigt habe, kann ich jetzt keine wirklich sinnigen Vergleiche ziehen. Aber eines ist klar zu ersehen: hier ist es eher ein stimmungsvoller und düsterer Grusel, der sich wie ein dunkler Schatten über den Leser legt und nicht vordergründig erschreckt oder literweise Blut vergießt. Die Gemetzel mancher heutigen Bücher schüttelt man nach der letzten Seite einfach ab und widmet sich anderen Dingen. Die Geschichten von Chambers wirken nach, man erinnert sich an Kleinigkeiten, die die Handlungen mit einem - ja, recht dünnen - Faden verbinden und damit zu einem Ganzen werden. Subtiler und eher sanfter Grusel, sprachlich und stilistisch lesenswert und auch weil es spätere Literaten, die einen weitaus höheren Bekanntheitsgrad erreichten als R. W. Chambers doch sehr beeinflusste. Wer also Interesse hat, sich einmal einem kommerziellen Erfolg des 19. Jahrhunderts und der damaligen Sprache zu widmen, kann hier fündig werden. Für mich war es eine neue Erfahrung (von Ausnahmen während der Schulzeit abgesehen) und oberflächlich wie ich nunmal bin, ist jetzt mein Interesse daran geweckt, wie das 190 Seiten (Inklusive Nachwort)starke Buch in die TV-Serie "True Detective" integriert wurde. Staffel 1 liegt ja hier- ungesehen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 März 2017, 20:28:06
(https://2.bp.blogspot.com/-lGhOo6c2YkU/WNJ7HhUknZI/AAAAAAAAIZk/Ek40ajldU4EAnzZUbMbf-KPeKjPY2targCLcB/s1600/rain%2Bdogs.jpg)

Adrian McKinty. Unruhen bekämpfen, das Hez in Whisky ertränken und Fälle aufklären, aber nicht vor Gericht bringen dürfen. Darin ist Sean Duffy als katholischer Bulle in Nordirland Spezialist. Und jetzt hat er es gegen alle Wahrscheinlichkeit auch noch zum zweiten Mal mit einer locked room mystery zu tun: einem verschlossenen Ort, niemand darin ausser dem Opfer, niemand konnte rein oder raus - und dennoch hat Duffy seine Zweifel daran, dass es wirklich Selbstmord war.

Muhammed Ali besucht Belfast. Großeinsatz der Polizei und Duffy natürlich mittendrin. Der Größte haut wie selbstverständlich seine besten Sprüche raus, macht ein bisschen Schattenboxen und entdeckt dann eine Gruppe Rassisten auf der anderen Straßenseite, wie sie Plakate hochhalten und fiese Zoten brüllen. Und der Albtraum eines jeden Bullen wird Wirklichkeit: Ali tänzelt über die Straße zu den Brüllaffen. Höchste Alarmbereitschaft. Später wird Duffy zu einem Diebstahl geschickt. Eine finnische Delegation ist in Belfast abgestiegen, um sich über mögliche Standorte für neue Fabriken zu informieren, was für Stadt und Land enorm wichtig wäre. Also muss dieses infame Verbrechen dringendst aufgeklärt werden - und Duffy ist dafür der Richtige. Also Befragung der Beteiligten, bei der sich ein Herr Ek als eigentlicher Sprecher der vier Personen hervor tut und auch Fragen beantwortet, die man den anderen der Gruppe gestellt hat. Duffy ist genervt, hat aber einen Verdacht, dass diese Angelegenheit kein wirkliches Drama ist. Am selben Tag trifft er auch noch Tony, einen früheren Polizeikollegen, der dem Ruf des Geldes nach England gefolgt ist und nun als Sicherheitsberater tätig ist - für ebendiese vier Finnen. Und dann taucht auch noch eine Reporterin auf, die nach einer Story sucht und hofft, von Duffy etwas erfahren zu können. Kann sie nicht. Dennoch ist genau sie es, die im Hof Carickfergus Castle tot aufgefunden wird. Hat sie sich einschließen lassen, nachdem die Besuchszeit für Touristen zu Ende war und ist dann vom Turm aus in den Tod gesprungen? Alles erweckt genau diesen Eindruck, doch Duffy gefällt dieses Szenario nicht. Was hat sie hier gewollt? Wieso sollte sie springen? Als er mit ihr gesprochen hatte, wirkte sie nicht im geringsten gefährdet. Aber in ihren Unterlagen und bei ihrem Arbeitgeber endeckt er Material, das auf ein Komplott hindeutet, dem sie auf der Spur war. Und so ist nun neben dem Hausmeister, der als einzige Person einen Schlüssel für das Castle und die Räume hat, nicht mehr der einzige Verdächtige. Nur wurden die anderen nicht namentlich erwähnt. Verzwickt.

"Rain dogs" ist auch wieder mit dem trockenen Humor des Protagonisten gewürzt. Ein Mann zu Duffy: "Sie haben das Herz eines Tigers." Darauf Duffy: "Und Hausverbot im Zoo." Und es ist immer wieder kaum nachzuvollziehen, welch mumliges Gefühl Duffy beschleicht, wenn er jedes Mal, bevor er in sein Auto steigt, prüfen muss, ob da keine Bombe angebracht ist. Immer auf der Hut, immer vorsichtig sein und nur in den eigenen vier Wänden mit etwas konfisziertem Hasch und de Lieblingsmusik entspannen können. Und jetzt noch mit Lawson einen Frischling an der Backe, der auch für einigen Humor herhalten muss - natürlich auf seine Kosten. Besonders Crabbie tut sich mit einigen lakonischen Zeilen hervor. Gerade er kommt hier ein weiteres Mal als der unerschütterliche Sarge rüber, der irgendwie schon alles erlebt zu haben scheint und den nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. Und wie so oft fußt diese Story durchaus auf wahren Begebenheiten, die nicht nur dem Terror in Nordirland zur damaligen Zeit zuzuschreiben sind. Sei es Falkland, Thatcher, politische Mauscheleien - einen wahren Kern haben die Geschichten um Sean Duffy immer. Und auch hier erläutert der Autor am Ende des Buches, woher die Inspiration kam. Kurze Stakkatosätze, die man auch bei Winslow oder Ellroy finden könnte, ziehen sich durch die Story, die man dadurch nur noch zügiger liest, obwohl da schon die Handlung an sich genügt, das Buch zu einem weiteren Page Turner Marke McKinty zu machen. Der Stil des Autors ist stark, bringt durch den Protagonisten Duffy die unheildurchsetzte Atmosphäre der irischen Seele in und um Nordirland wunderbar zur Geltung, lässt hin und wieder auch die Musik sprechen, wie der Titel "Rain dogs" beweist. Von Tom Waits dereinst als Ode für die Verlierer im großen Spiel des Lebens getextet, trifft es diese Aussage heute nur noch mehr. Gewinner sind immer nur die Politiker, die mit den Reichen (und somit anderen Gewinnern) mauscheln, dass niemand an ihren Pfründen rütteln kann oder etwa ein lästiger Emporkömmling in ihre Phalanx der Eliten eindringen kann. Der Thriller von Adrian McKinty ist spannend, flott und manchmal auch recht kritisch bestimmten Situationen und Personen gegenüber. Es fesselt zu beobachten, wie der intelligente und zielstrebige Duffy sich der Klärung des verzwickten Falles nähert. Und zum Schluss eine andere Überraschung erlebt.400 feine Thriller-Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 März 2017, 18:43:40
(https://1.bp.blogspot.com/-Sfpsp14WMIc/WNO1S7KlFVI/AAAAAAAAIbc/0SsGCVmeTFAMBdX9RfGjPUqZWaPUYsX4QCLcB/s1600/00f.jpg)

Tom Young. Major Michael Parson und die Dolmetscherin Sophia Gold müssen sich einer neuen Bedrohung stellen: In ihrem Flugzeug befindet sich eine Bombe. Doch wo? Bei einem Anschlag auf ein Polizei-Ausbildungszentrum in Kabul gibt es viele Tote und Verletzte. Major Parson sollte eigentlich ausgemusterte LKW befördern, doch wegen den zahlreichen Verwundeten wird der Flug kurzerhand zu einem Krankentransport umfunktioniert. Doch kaum gestartet, erhält Parson eine schreckliche Meldung: Dschihadisten haben eine Bombe an Bord versteckt! Weil ihnen kein Flughafen eine Landeerlaubnis erteilt, ist die Mannschaft in der Luft gefangen - und erwartet den Tod.

Gold ist in Kabul nicht nur Dolmetscherin, sie arbeitet auch als Lehrerin für Einheimische, welche die Sprache ihrer Helfer (Besatzer oder Feinde, je nach Sichtweise) erlernen wollen. Doch unerwartet geht eine Bombe hoch. Auch sie selbst ist etwas in Mitleidenschaft gezogen, doch nur leicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Personen - Zivilisten und Militärpersonal. Auch Schüler von ihr haben den Anschlag nicht unversehrt überstanden. Ebenfalls in der Nähe auf Hörweite des Attentats ist Parson und wartet auf seine Ladung, die aus altem und defektem Kriegsmaterial besteht, das er aus dem Land schaffen soll. Da die Zahl der Verletzten stetig steigt, wird auch seine Maschine bzw. die "Ladung" in eine Sanitätsevakuation umfunktioniert und viele Verwundete, einige davon schwer, an Bord gebracht. Und Gold kommt ebenfalls mit an Bord, um einige ihrer Schüler wie den schwer verletzten Masud zu betreuen. Für Wiedersehensfreude zwischen Parson und Gold ist keine Zeit. Jeder erledigt seinen Job. Die Maschine hebt von der Landebahn ab und gewinnt an Höhe. Dann erfolgt die Nachricht: Noch während die Maschine sowie die weiteren Transporter der Marke Lockheed Galaxy C-5 am Boden waren, haben Aufständische sie mit Bomben bestückt. Keiner weiß, welcher Art die waren/sind oder ob das überhaupt der Wahrheit entspricht. Letzteres erfahren sie bald! Es kommt eine Meldung herein, dass eine der Transportmaschinen explodiert ist. Nun wird die
Situation verfahren. Wo ist die Bombe versteckt? Welche Art Bombe ist es? Zeitzünder, vielleicht Fluggeschwindigkeit oder gar Höhenmeter? Was löst die Explosion und damit die Vernichtung der gesamten Crew und den Passagieren aus? Ist es eine schmutzige Bombe? Radioaktiv oder mit Viren "im Gepäck"? Und das ist noch längst nicht alles. Sie wollen zwar, können aber nirgends landen. Europäische Länder verweigern ihnen die Überrflugerlaubnis in ihrem Luftraum, weil alle Angst vor dem haben, was die Bombe womöglich anrichten kann. So ist man auf die gefährliche Luftbetankung angewiesen und muss eine Ausweichroute suchen. Selbstverständlich nicht in die USA, die gefährden zwar gerne andere Nationen und bemängeln deren Hilfsbereitschaft, sind aber selbst zu feige, die Maschine auf ihr Festland zu lassen. Und es lauern weitere Gefahren innerhalb der Maschine und auch außerhalb.

Wie es halt so ist, fallen mir bei derartigen Szenarios fast sofort "Airport"-Filme sowie das Buch des Autors Arthur Hailey ein. Das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten, abgesehen von der hier aber eher milden Panik an Bord und den Zerwürfnissen unter den Passagieren sowie der Crew. Tom Young nutzt diese Gelegenheit, die wichtigsten seiner Personen auf engem Raum ohne Fluchtmöglichkeit zusammen zu haben, um mit dem einen oder anderen Nebensatz mehr auf sie einzugehen und sie dem Leser damit auch zugänglicher zu machen. Bisher vermeidet er auch geschickt, Gold und Parson in eine Beziehung schliddern zu lassen (wobei ich fest damit rechne, dass das noch kommen wird) und nur in kleinen Häppchen darlegt, was seit dem letzten Abenteuer mit beiden passierte. Da findet sich nichts von gemeinsamen Tagen. Der Autor hat sich hier, wie ein Dale Brown oder Stephen Coonts es auch taten oder tun, auf seine Aviations-Kenntnisse verlassen und so diverse Schäden oder Fragen zur Haltbarkeit einer solchen Riesenmaschine, mit Bewaffnung wäre sie eine Art T-Rex der Luftfahrt, verständlich für die Leser erläutert - und sich die eine oder andere dramaturgische Freiheit genommen. Und die Dramaturgie selbst? Gerade die ist weit entfernt von "Airport". Hier geht es Schlag auf Schlag, ist eine Krise bewältigt, folgt schon die nächste. Terror an Bord, nicht genug Medikamente, Bedrohung durch Kampfflieger feindlich gesinnter Nationen, Suche nach einem Landeplatz, Schäden an der Maschine, Auseinandersetzungen im Passagierraum und viele Patienten, die dringend professionelle Hilfe in bestens ausgetatteten Kliniken benötigen. In jedem Fall ein Rennen gegen die Zeit. Und hier mal ein Wort zur Übersetzung, obwohl ich das Original nicht kenne. Ich fand es gelungen, dass die Übersetzerin hier einige Dialoge oder Gedankengänge wie "Volkes Wort" eingebracht hat oder eben dem raueren Militärslang seinen freien Lauf ließ. Machte das Ganze irgendwie sympahischer. So konnte man diesen sehr schnellen, spannenden und hin und wieder auch reißerischen Thriller prächtig lesen und hat ihn nahezu verschlungen. Feine Actionunterhaltung, die gerne vom Festa-Verlag mit weiteren Abenteuern in bewährt beeindruckender Weise mit Einband, Cover Art, Übersetzung und angemessenem Preis weitergeführt werden kann. Ich weiß, ich erwähne es ständig, aber für mich hat es seine Berechtigung: Wäre Frank Festa mit seiner Gattin Inge nicht bereit gewesen, den Versuch zu wagen, das Risiko einzugehen, derartige Lektüre wieder auf einen Markt zu bringen, der sich völlig von dem Genre verabschiedet hatte, um sich den nächsten tausend billig einzukaufenden Dan Brown-Klonen oder Jugendtrilogien zu widmen, würden die Freunde der Actionliteratur heute noch darbend vor sich hin dämmern, da man einfach keinen Bock auf den nächsten Serienkiller oder Profiler im 08/15-Stil hat. Und jetzt: Wir haben einen Verlag, der einen Autor nach dem anderen aus dem Hut, den er nur selten trägt, zaubert und uns blendend versorgt. Und wir haben andere Klein-Verlage, die mitziehen. Ihnen allen sei es gedankt, dass ich wieder durch rund 410 Seiten absoluter Unterhaltung vom nervigen Medien- und Politikalltag abgelenkt wurde.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 März 2017, 13:15:50
(https://4.bp.blogspot.com/-c6KEgQthdok/WNjVD4JcIlI/AAAAAAAAIh0/_2ZdiyVvZnsw5Nt-PxFYZeDIdqzfjkrnQCLcB/s320/00z.jpg)

Tim Miller. Die Hölle liegt in Texas, irgendwo im Nirgendwo. Südlich von El Paso verschwinden immer mehr Kinder und Jugendliche ohne jede Spur. Texas Ranger Parker wird zur Ermittlung in die Gegend geschickt. Vor über zehn Jahren war Parker schon einmal hier. Damals erlebte er in einem kleinen Städtchen voller Psychopathen das Grauen. Der Ort hieß Hell. Parker weiß, dass Hell nicht mehr existiert und nichts mit dem Fall zu tun haben kann. Aber dennoch: Das Gefühl der Angst in seinen Eingeweiden wird er nicht los.

Die Gegend um El Paso ist immer wieder ein Hort des Verbrechens. Seien es einfach nur Illegale, die in die USA wollen, oder die Kartelle, die die Stadt von Mexiko aus mit ihren Drogen und Morden überschwemmen. Doch seit geraumer Zeit verschwinden immer mehr Menschen in der näheren Umgebung. Nicht nur Erwachsene, auch viele Kinder sind darunter. Texas Ranger Garett Parker wird von seinem Chef auf den Fall angesetzt und da er nun einmal nicht "McQuade - der Wolf" aka Chuck Norris ist, schwant ihm Böses und mulmiges Gefühl ist noch sehr dezent formuliert. Die Erinnerung an den Ort Hell ist noch längst nicht verblasst. Als er dann in der trockenen Landschaft ermitteln will, bekommt er einen Hilfssheriff als Aufpasser an die Seite gestellt, der nicht unbedingt der Star unter den hiesigen Polizeikräften zu sein scheint. Doch mit oder ohne Aufpasser ist es schwer, Spuren zu finden, da die Entführer clever vorgehen und nicht zu nahe an der Stadt agieren. Doch dann machen zwei einen Fehler und werden dafür auch schwer abgestraft. Parker kommt der Lösung des Falles daraufhin auch näher als ihm lieb ist.

Kennt man den Vorgänger "Willkommen in Hell, Texas" ahnt man schon, auf was diese Geschichte hinauslaufen wird. Schnörkellos erzählte Geschichte, die keinen schlechten Aufbau hat und gewisse Spannungseffekte immer wieder aufblitzen lässt. Die Idee mit der Rückkehr in ein verändertes und unsichtbares Hell, Texas lässt den Leser durchaus an gewisse Aktivitäten von diversen Milizen in den USA denken, die sich von der jeweiligen Regierung abgewandt haben und ihr eigenes Amerika aufbauen wollen. Den Anschein hat man hier ebenfalls - nur dass dieses Amerika dann auf Blut, Mord, Gewalt und Vergewaltigung aufgebaut sein wird. Dass Tim Miller jetzt nicht zu den zartbesaiteten Autoren zählt, die den Unterhaltungssektor bevölkern (manche behaupten auch "malträtieren"), dürfte jedem Leser seiner Bücher "Willkommen in Hell, Texas", "Familienmassaker", "Die Verdammten des Himmels" und "Nacht der Rache" schon offensichtlich geworden sein. Und er weiß, wie er deftige Kost zu servieren hat (ich sag da nur SCHLANGE). Und so wird das zweite Buch um den Ort, den es nicht geben dürfte zum Höllentrip zwischen den Buchdeckeln. Klar, die Charakterzeichnung ist etwas oberflächlich, aber was will man da bei rund 155 Seiten auch noch groß an Tiefgang der Figuren unterbringen. Der Stil schafft ein angenehmes Lesen und man hat die paar Seiten in einem Rutsch weg. Derb ist es ja, was der Autor da kredenzt, aber wenn man sich mal die tägilchen News über ständige Massengräber- oder besser nur Knochenfunde in Mexiko mal zu Gemüte führt, ist nicht alles was Miller so schreibt, wirklich weit von der Wirklichkeit entfernt. Und als Zuckerli lässt er den geneigten Leser auch noch auf weitere Bücher hoffen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 März 2017, 11:03:06
(https://3.bp.blogspot.com/-eVezuh_VT8s/WNolQF0-LDI/AAAAAAAAIkI/YTAB2XvVDAcg8Jbg7ZVZpqNpdfMwOWyCACLcB/s320/knuckleduster.jpg)

Andrew Post. Brody "Knuckleduster" Calhoun ist ein Gangster, darauf spezialisiert, gewalttätige Ehemänner aufzuspüren und zusammenzuschlagen. Auf diese Weise verdient er sich das Geld für die teuren Batterien, mit denen seine speziellen Karotin-Linsen angetrieben werden. Denn ohne diese ist er blind, seit er das Augenlicht während seiner Zeit beim Militär verlor. Für Fremde ist er einfach nur ein Junkie mit seltsamen, orangefarbenen Augen. Für die Polizei ist er ein Wiederholungstäter mit einem beachtlichen Vorstrafenregister – über siebzehn Fälle von schwerer Körperverletzung, alle mit einer tödlichen Waffe ausgeführt: seinem Schlagring.

Brody hört seinen Anrufbeantworter ab und findet eine eher abgehackt aufgesprochene Nachricht vor. Sie ist von seinem alten Army-Kumpel Thorp, der sich nach den Einsätzen, in die sie verwickelt und dann aus dem Dienst ausgeschieden waren, in die Randgebiete der Städte zurückgezogen, wo er sich um seine Farm kümmert und von den Roboterabeitskräften der umliegenden Areale mehr als nur schwer genervt ist. Doch das ist nicht dessen eigentliches Problem: die Schwester des Veteranen ist verschwunden und hat sich vermutlich bei der Armee eingeschrieben. Thorp will sie da raus haben. Für Brody ein Problem:  Er ist nun einmal ein verurteilter Verbrecher aufgrund seiner Körperverletzungsanklagen und auch bestätigter Strafen, muss sich bei seiner Bewährungshelferin  melden und darf die Stadt nicht verlassen. Dennoch zieht er los. Als er bei seinem Freund ankommt, dauert es nicht lange. bis erste Probleme auftauchen. Nicht nur, dass er die Batterien für seine Augen schnellstens neu aufladen muss, nach seiner ganzen Fragerei hat er auch für ungebetenen Besuch gesorgt. Jetzt wird ihnen klar, dass sie in ein Wespennest gestochen haben, das sie das Leben kosten kann. Doch sie machen weiter, denn es geht um Nectar, Thorps Schwester.

"Knuckleduster" scheint in einer nicht allzu fernen Zukunft zu spielen. Statt Menschen arbeiten Roboter, die Umwelt ist im Prinzip aus Profitgier zerstört und Kriege finden immer noch statt. Nur mit aufgerüsteten Soldaten, die aber diese Umrüstung mit körperlichen Schäden bezahlen müssen. Auch nicht gerade eine neue Errungenschaft der Militärs. Besser geworden ist scheinbar nichts. Es erinnert sogar frappierend an Szenarien, wie sie der Autor Richard Morgan auch schon sehr düster zu Papier brachte, dabei aber mehr der Action und einer anderen Hintergrundstory frönte als dies Andrew Post tut. Sein "Knuckleduster" ist ein Noir Krimi im Science Fiction-Gewand, der dem Leser einen Blick in eine Zukunft gönnt, die diverse Politiker schon planen und dabei vergessen, dass man in einer Demokratie auch die Bürger mit an Bord holen muss. Bei der Einführung des Euro jedenfalls wurde keine Sau gefragt, die Ideen zur komplett bargeldlosen Zahlung werden hinter verschlossenen Türen fast schon mit Verschwörungscharakter am Wähler vorbei vorbereitet und die totale Überwachung des Zahlungsverkehrs dürfte dann zu Auswüchsen wie in diesem Roman führen, wo eine hässliche Roboterbedienung den Gast daran erinnert, sein Konto wieder aufzufüllen. Spannung und Tempo steigern sich zum Ende hin, Wendungen, die man nicht unbedingt so vorausgesehen hat, wie sie dann eintreten, fördern den Lesespass immens. Und hier trete ich mal ganz feste für die Printausgabe ein. Während einige meiner Bekannten - oder auch Leser von Scarecrows Area - sich für die günstigere eBook-Variante entschieden haben, bin ich ja aus Prinzip bei meiner Papierversion geblieben. Und siehe da - wo die eBook-Version wohl nach Angaben der erwähnten Personenkreise vor Fehlern nur so strotzten und als teilweise unlesbar beurteilt wurden, kam ich mit meiner Printausgabe mit nur wenigen kleineren Missgestaltungen der deutschen Sprache davon. Ob das jetzt nur ein Zufall war oder generell die eBook-Ausgaben nur mit "Timbuktu-Deutsch"😈 ausgestattet sind, weiß ich nicht. Die Covergestaltung ist jedenfalls wieder 1A. Also ein Fehleinkauf ist dieses Buch sicher nicht. 390 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 März 2017, 19:12:59
(https://4.bp.blogspot.com/-p0Uh00SBqec/WNuC79DFqmI/AAAAAAAAImg/gEQb3E9YT4EvKLvPijNZbFmRYRh2QxQEQCLcB/s320/dienachkommen-221x350.jpg)

Erik Williams. Für Frank Baldwin scheint der Job nur allzu perfekt. Ab nach Mexiko, die vermisste Pop-Prinzessin, Melony Van Kyle, ausfindig machen, sie zurück zu ihrem Vater bringen und die 100.000 USD abkassieren. Frank kennt die zwielichtige und gefährliche Unterwelt von Tijuana, somit scheint das kein Problem darzustellen, doch als sich eine Verbindung mit der Vermissten und dem Tod anbetenden Santa-Muerte-Kult herstellen lässt, würde er den Job am liebsten hinschmeißen.

Frank Baldwin wird vom Vater eines Teenie-Stars aufgesucht, dessen Geldquelle verschwunden ist. Der Mann hatte gute Jobs, war Soldat und hat sich dann ganz der Karriere seiner Tochter gewidmet und war dabei nicht einmal einer dieser Daddys, die ihre Kids das Geld verdienen lassen, um es dann wild zu verschwenden. Klar, hat er auch von ihrem Geld gelebt, aber einigermaßen zurückhaltend. Doch auch Villa, Security, Anwälte und all das Kosten Geld. Und da die "goldene Gans" nun schon seit längerer Zeit abgängig ist, leeren sich auch die Konten. Bald merkt Frank, dass er wohl die letzte Chance des Vaters ist. Dass es über die Grenze nach Mexiko, genauer nach Tijuana und Umgebung geht, macht den Fall für Baldwin auch nicht sympathischer. Was er dann aber im Nachbarland erleben muss, hat er trotz alles Skepsis so nicht erwartet. Neben seinen plötzlich vermehrt auftretenden feurigen Albträumen, treten ihm noch Killer in den Weg ein Todeskult zieht ihn in seine finsteren Abgründe.

Das Cover des Buches erscheint auf den ersten Blick schlicht und bedeutungslos, erzielt aber bei genauerem Hinsehen eine Wirkung, die die Phantasie des Lesers anregt (hier vermute ich dann als Künstler selbstverständlich wieder den Michael). Zusammen mit dem Klappentext erscheint es wie ein Ticket für eine Reise in eine gar dunkle und geheimnisvolle Welt. Und in die rutscht dann der Detektiv. Vor gar nicht langer Zeit hat mal ein Filmfreund "Ich, der Richter" mit einer Meinungsäußerung bedacht. Sexistisch und rückständig waren zwar nicht seine direkten Worte, aber die Richtung passt schon und ist hier nicht fehl am Platze. Baldwin ist ein Charmeur im Grobiangewand, schluckt gerne einige mehr als guttut, haut ne feine Kelle und schafft es manchmal sogar grinsend die richtigen Schlüsse aus den vorliegenden Fakten zu ziehen (ist halt keiner der politisch korrekten Sorte). Mit den späteren sinistren Kreisen, die ihn fast schon umzingeln, hat er mit seinem doch eher schlichten Privat Eye-Gemüt dann aber doch etwas mehr zu kämpfen als ihm zuvor dünkte. Und Frank hat auch noch sein eigenes Päckchen zu tragen. Frau und Kind wurden ermordet und das lässt ihn nicht nur genug Alkohol oder Fusel schlürfen, um zu vergessen. Die Suche nach Melony ist für ihn wie eine Suche nach dem eigenen Kind, der eigenen Tochter. Eine Art Selbsttherapie. Da wirkt er manchmal traurig und melancholisch. Was ihn aber nicht daran hindert, hin und wieder einiges an trockenem Humor abzusondern. Der eine oder andere Schmunzler stellt sich trotz aller ernsthaften Züge ein. Was anfangs auch noch wie ein normaler Thriller startet, entwickelt sich dann mit der Zeit zum Höllentrip für Körper und Geist in Mexiko. Gut, da werden einige Klischees bedient, aber das macht sich nicht negativ bemerkbar. Erwartungsgemäß wird seine Reise in die Finsternis mit blutigen Kulten, ein oder zwei Prisen Erotik und/oder schnellem Sex, Blutvergießen und vielen Rätseln garniert. Auch Wendungen in der Story stellen sich ein, die man nicht unbedingt erwartet hatte. Vielleicht nicht so furios und filigran, wie viele es möglicherweise gerne haben würden, aber in einem gelungenen Mix düster, grausam, mysteriös, spooky und fesselnd, mit einer Atmosphäre von schwülen mexikanischen Nächten kurz vor einem reinigenden Gewitter und schmuddeligen Bars mit ominösen Protagonisten, die die Vorstellungskraft des Lesers ausreizen. So steuert die Geschichte dann auf ein Finale zu, das durch die unheimliche mexikanische Unterwelt pflügt, dem Leser mit dem zwar gemächlichen, aber spannenden Handlungsaufbau eine Lektüre liefert, die nicht rein auf Action und Erotik setzt, sondern eine feine Geschichte erzählt, die so in letzter Zeit nicht oft in meinem Briefkasten landete. Und bevor jemand fragt: Unser Briefträger ist tatsächlich fähig genug, die Büchersendungen auch NICHT NEBEN den Briefkasten zu werfen. Ein Hipphipphurra dafür.😀 225 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 April 2017, 11:42:34
(https://3.bp.blogspot.com/-msYFLgYY6pU/WN4v0xiYjYI/AAAAAAAAIp4/uGMQ-MdJ83kuGd-A3y2-4upe1Fb8754SQCLcB/s1600/000at.jpg)

Graham Masterton. Als der alte Seymour Willis zu mir ins Gesundheitsamt kam, hielt ich ihn für verrückt. "Okay. Und Ihr Problem ist Lärm im Haus?" "Nicht Lärm", sagte er sanft. "Atmen." "Vielleicht strömt ja ein Luftzug durch Ihren Kamin? Manchmal bläst die Luft durch einen alten Schornstein herab und findet ihren Weg durch Risse in den Ziegelstei­nen der Feuerstelle."
Er schüttelte den Kopf.

John Hyatt, Mitarbeiter beim Gesundheitsamt, hat schon so einige seltsame Dinge erlebt und verworrene Geschichten gehört, aber was ihm der alte Seymour Willis da auftischen will, ist dann doch etwas zuviel des Guten. Behauptet der Mann doch, sein Haus würde atmen. Dennoch sagt er zu, dass er ihn aufsuchen werde. Überraschend schließt sich ihm sein Kollege Dan an. Der ist fasziniert von solchen Begebenheiten und will einfach nur dabei sein. Und tatsächlich - als sie schon fast aufgeben wollten, hören auch sie die Atemgeräusche. Dann passiert etwas grauenhaftes. Dan wird durch das Zimmer gefegt und landet ungemütlich an der wand. danach fällt er in eine Art Koma. Jetzt hält niemand mehr den alten Seymour für spinnert. Nun geht John zusammen mit dem Arzt Jim, seiner Ex Jane und dem Kollegen Bryan ein weiteres Mal in das vermeintliche Spukhaus. Doch dort ergeht es dann Bryan noch schlimmer als Dan zuvor. Und die dann gerufene Polizei glaubt natürlich kein Wort von den Schilderungen um das Atmen eines Dämons, der einen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes skalpiert und fast getötet hätte.

Irgendwie fand ich den Dialog auf der Rückseite statt einer Zusammenfassung oder eines Appetizers einen netten Kniff, da man auf die Art absolut gespannt an das Buch herangehen konnte, ohne dass auch nur ansatzweise etwas gespoilert wurde. Erst mit der Anmerkung des Autors zu Beginn auf Seite 9 der 1978 geschriebenen Grusel-Mär ahnte man den Weg, den Graham Masterton hier begehen würde. Der Text liest sich alleine schon wie eine kleine Schauergeschichte zur Einstimmung. Und darauf folgt dann ein immer stärker werdendes Unbehagen, ein flaues Gefühl in der Magengrube, wenn die Protagonisten das Haus inspizieren, seltsame Geräusche hören und sogar attackiert werden. Stimmen, Herzschläge, Gestaltwandlungen, wobei letztere durchaus an den später erschienen Film "Das Ding aus einer anderen Welt" von John Carpenter erinnern mit der Gestalt der vier Arme, vier Beine und zwei verschmolzenen Gesichtshälften. Dennoch ist "Das Atmen der Bestie" kein Splatterfest, sondern mit seinen Verwandlungen und düsteren Beschreibungen ein vielmehr gespenstischer Roman, der Mythen und alte Riten aufgreift, sogar einmal oder zweimal ganz kurz etwas Sozialkritik aufblitzen lässt, wenn an die Herkunft erinnert wird. In der heutigen Renaissance des dunklen Gruslers mit ordentlich Scare Jumps wäre das Buch für eine Verfilmung geradezu prädestiniert. Gänsehaut-Buch statt Blutorgie. Insgesamt eine runde Sache, die sich flott liest und gut unterhält. Da gibt es nix zu mäkeln. Rund 250 Seiten spannender Dämonengrusel.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 April 2017, 19:30:26
(https://4.bp.blogspot.com/-HBo9eJOWVYA/WOPjOBvDEcI/AAAAAAAAIv4/px83KYwaxWMGpltmaRdh5cdzq-oiwqvqACLcB/s1600/400tage.jpg)

Wrath James White. Natasha hat den Mann ihrer Träume gefunden. Kenyatta führt Natasha in völlig neue Welten der sexuellen Lust und er gibt ihr ein Gefühl der Sicherheit, das sie nie zuvor erlebt hat. Natasha würde alles tun, um ihm zu gefallen. Aber Kenyatta, dessen Vorfahren aus Afrika stammen, glaubt nicht an eine gemeinsame Zukunft mit einer Weißen. Dennoch fordert er Natasha zu einem Wagnis heraus: Damit sie ihn und sein schwarzes Erbe wirklich versteht, soll Natasha sich ihm ausliefern. Bedingungslos. Sie muss für 400 Tage seine Sklavin sein! Natasha ahnt nicht, zu was Kenyatta fähig ist.

Natasha ist mit einer Bekannten unterwegs zum üblichen Abend mit Herr(en) als ihr Kenyatta über den Weg läuft. Er hat sie sofort für sich eingenommen und sie ist von ihm immens begeistert. Sie kommen immer intensiver ins Gespräch und bald wird es in Richtung Sklaverei gelenkt. Kenyatta hat da so seine Lehren und auch das Wissen um viele Aspekte der Entführung der Schwarzen aus ihrer angestammten Heimat. Natasha, Mauerblümchen und immer nur die Begleiterin der schöneren Mädchen, ist hin und weg, verliebt bis zum Anschlag, nass bis zum Wassersturz. Das eigentliche Thema und die wahren Absichten des Kolosses in "Starkpigment" entgehen ihr völlig, würden ihr aber genauso völlig am fülligen Arsch vorbeigehen. Sie lässt sich nur allzu gerne abschleppen. Und bald kommt von ihm der Vorschlag - nicht zu bald, denn zuvor muss Mädi ja noch richtig deftig-derb kriegen, wonach es giert -, dass sie einmal nachempfinden soll, was seine Vorfahren damals erleiden mussten. Er zeigt ihr das Buch 400 Jahre der Erniedrigung, die deren Torturen schildern - und er will, dass sie sich für nur 400 Tage demselben Grauen unterzieht. Danach würde er sie heiraten, für immer der ihre sein. Trotz leicht aufkeimender Bedenken stimmt sie zu und muss bald erfahren, dass es nicht gerade ein einfaches Los ist, das sie sich da ausgesucht hat. Man hat ein Safeword vereinbart, mit dem sie abbrechen kann, aber er würde dann nie ihr Mann sein, sie würde ihn verlieren. So bleibt sie bei allen Leiden und schrecklichen Aufgaben standhaft.

Ich beginne jetzt zuerst einmal mit den Figuren. Eigentlich reicht es eh, nur auf die beiden Hauptcharaktere einzugehen, die restlichen Beteiligten, sind nur Staffage. Es ist ja nun nicht wirklich neu, dass Wrath James White mit Sympathieträgern und netten Mitmenschen irgendwie wenig anfangen kann. Sein Personal ist meist mehr oder weniger abstoßend. Um als Beispiel mal "Krank" heranzuziehen: die waren eigentlich alle Kandidaten für den Abdecker. "Yaccubus Fluch" strotzte auch nicht vor Mitmenschen, zu denen man sich hingezogen fühlen würde. Und auch hier kann man sich nur sehr schwer mit den Handelnden anfreunden. Kenyatta liebte als Vierzehnjähriger ein weißes Mädchen, die Zuneigung war gegenseitig, doch deren Eltern waren strikt dagegen. Liebeskummer beim Burschen. Danach taucht er erst wieder als Erwachsener auf, der etwas aus sich gemacht hat. Gut aussehend, kräftig, perfekt gebaut, intelligent, eloquent und mit einigen Dollars ausgestattet, die ihm viel ermöglichen. Und er nutzt das auch aus. Was er da so als Begründung heranzieht, um seine bösartigen Spielchen zu inszenieren, ist lächerlich hoch zehn. Er hasst einfach alle Menschen, aber speziell Weiße. Der Typ entpuppt sich als reinrassig - als reinrassiger Psycho mit Hang zu S/M, der aus den Fugen gerät. "Dominance and submission" intonierten dereinst Blue Öyster Cult - und das ist hier Programm und Kenyatta lebt es auf Kosten anderer nur zu gerne aus. Der Typ hat einfach einen an der Klatsche. Sehr viel besser sieht es mit dem Geisteszustand der Natasha auch nicht aus. Angeblich früher einmal von ihrem Cousin belästigt, auch eine Andeutung, dass Papa ein bisserl von dem hatte, was er unter Spaß verstand, ein bisserl pummelig, um zu jeder Jahreszeit etwas zu bieten zu haben - im Sommer spendet sie Schatten und Winter ist sie ne gute Wärmflasche - und mit Sicherheit komplexbehaftet und in ihren eigenen Augen minderwertig. Dafür aber als Pädagogin ständig unterwegs, um den Wanderpokal zu geben, zu kiffen und sich die Birne zuzurußen. Perfekt für eine Lehrerin von siebten und achten Klassen und dann zu feige, im Unterricht die Zeiten der Skalverei anzusprechen (Anscheinend gibt es zumindest im Romanuniversum einen Unterrichtsteil der als Sklavereimonat bekannt ist). Als treffen die beiden Unsympathen aufeinander und aus dem familientauglichen "Fifty shades of grey" wird "400 (Tage der Erniedrigung) shades of black and white" für die ältere Generation. Und dazu kommt, wie bei Herrn White oft, das Thema Rassismus. Dass der hier mal wieder umgedreht wird, mag niemanden mehr überraschen. Das Buch hat seine Härten, der Sex hat wenig mit Blümchen zu tun, die Torturen pendeln zwischen grausam und real. Natasha wird nicht nur gefickt, sie muss auch schuften, putzen, Reste fressen, wird verkauft und zu allerlei sexuellen Handlungen genötigt. Kommt sie auf die Idee, das Safeword zu nutzen? Ja, aber immer nur kurz, ein kaum Spürbares aufblitzen, dann suhlt sie sich wieder in ihrer Hörigkeit dem Traummann gegenüber. Die Gesellschaftskritik, die auch hier nicht fehlen darf, denn Mr. White legt gerne den Finger in vorhandene Wunden (während seine Protagonisten die Ffingerchen anderweitig unterbringen😈), wird durch die Geschichte der Skalverei von der Gefangenschaft in Afrika, der Überfahrt ins neue Land, der Arbeit und den Schrecken auf den Plantagen der Gutsbesitzer bis hin zum Bürgerkrieg und den nachfolgenden neuen Gesetzen, die durch spätere doch wieder zur Rassentrennung führten. Alles stimmig, alles so gelent. Auch dass die befreiten Sklaven von ihrer feiheit nicht vielhatten. Für sich selbst sorgen, waren sie eh nicht gewohnt, aber es wollte ihnen auch keiner Arbeit geben und so gingen viele wieder auf die alten Plantagen zurück. Später kamen dann ja noch die Klansmen, die getrennten Räume und Toiletten, Zeiten in denen Schwarze nicht mit Weißen zusammen in einem Raum sein durften, bis sich endlich Besserung einstellte. Was aber fehlt, ist die Tatsache, dass dieser Bürgerkrieg nur ein verlogener war unter dem Vorwand, die armen Sklaven befreien zu wollen. Es ging nur um wirtschaftliche Interessen. Durch ihre Sklaven konnten die Südstaaten einfach viel billiger produzieren und ihre Waren mit riesigen Gewinnen nach Europa verkaufen. DAS musste unterbunden werden, nichts sonst. Wie auch heute ging/geht es nicht um die Menschen, sondern um die große Kohle. Gegen Ende kommt sogar etwas Thrill rein, nur eine kleine Prise, aber ein Pluspunkt. Da werden dann auch einmal die Richtigen richtig bestraft. Apropos Strafe: Es gibt - in meinen Augen - auch ein Plädoyer dafür, gewisse Individuen nie wieder unter Menschen zu lassen. Hier sind die Gesetzgeber viel zu milde. Extrem schwere Straftaten gehören extrem schwer bestraft und basta. Wegsperren und vergessen - natürlich auch die Fütterungszeiten. Insgesamt ein recht ordentlicher Roman von Wrath James White, aber hier ist es sein Problem, dass er schon einige bessere geschrieben hat. Es ist eigentlich alles drin, was man von ihm erwartet, sämtliche Zutaten wie Rassismus, Sex, Folter, Mord, Gewalt, aber irgendwie hat der Mix nicht so gepasst wie bei den zuvor erwähnten anderen seiner Werke. Dennoch ist das jetzt kein knapp 270 Seiten langer Flop. Statt ein 1 A-Buch ist es eben nur, aber immer noch 1B. Oder eben 7/10.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 April 2017, 19:32:12
(https://2.bp.blogspot.com/-t-SccNFqviM/WON2OAF2j8I/AAAAAAAAIu0/cKXwwyv-Glc7nKREPKWQOa__tUdanuRwACLcB/s320/00j.jpg)

Janis Otsiemi: Ein Jahr vor den Wahlen wird Roger Missang, Journalist der Èchos du sud, am Strand von Libreville nahe dem Palast des Präsidenten der Republik mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden. Mit den Ermittlungen im Mordfall werden Herve Louis Boukinda und Pierre Koumba Owoula beauftragt, zwei Polizisten, die ohne die DNA-Analyse und Forensik auskommen müssen.

Libreville, Hauptstadt des Gabun, im Jahr 2008. Zwei Typen werfen ein schweres Paket irgendwo in der Nähe der Stadt ins Wasser. Unterdessen sind die Polizisten damit beschäftigt, ihren Boss damit zu besänftigen, dass sie Fälle aufklären. Da wäre der Selbstmord von zwei Mädchen. Sie stellen fest, dass von beiden Teenies Nacktvideos ins Internet gestellt wurden und beginnen ihre Ermittlungen. Ein anderer ist Fahrerflucht nach einem tödlichen Unfall. Dann wird am Strand eine Leiche gefunden, schon ausgebleicht, aufgedunsen und die Kehle durchgeschnitten. Eine Identifizierung ist schwierig unter diesen Umständen, aber es gelingt dann doch. Es ist ein Journalist, der dafür bekannt war, dass er kritisch Artikel über Gabuns Regierung und auch das Wirtschaftsgebaren geschrieben hat. Zu Zeiten des Ölbooms ist viel Geld ins Land geflossen, das aber nie bei der Bevölkerung ankam. Zudem ging er auch dem Verdacht nach, dass die Korruption weitere Kreise ziehen würde als bisher angenommen.

"Libreville" ist  mehr als ein "gewöhnlicher" Kriminalfall um die Ermordung eines Journalisten. Es ist vielmehr ein Blick in die Geschichte Gabuns seit der Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960. Die Möglichkeit des Wohlstandes für alle wurde verschenkt, indem man wirtschaftliche Gewinne lieber auf die Taschen von Wenigen verteilte (Geschieht heutzutage ja auch in den reichen Ländern wie USA oder den Europäern, nur wird es da geschickter kaschiert), statt sie in die Infratruktur zu investieren, die Bildung zu verbessern oder der überbordenden Kriminalität mit modernen Mitteln und genug Personal Herr zu werden (wieder eine Parallele zu mindestens einem europäischen Land, das vorgibt, eine Demokratie zu sein). Nur wird hier nicht von nötigen Sparmaßnahmen geheuchelt, um die Zahl der Ermittlungsbehördenmitarbeiter zu verringern. Das Geld versickerte einfach und tut es jetzt noch. Das fördert Korruption und nötigt die Polizisten nahezu, ihr mageres Gehalt auf diese Weise aufzubessern. Und im Buch scheint sich jeder damit schon abgefunden zu haben, keine Proteste, wenn mal wieder ein Beamter sich mit einem erfundenen Vergehen Geld besorgen will. Aber die Männer haben auch die üblichen Probleme, die man halt so hat. Eifersüchtige Gattinnen, die eine oder andere Geliebte und uneheliche Kinder, die es zu versorgen gilt. Und in all dem Trubel machen sie auch unter widrigsten Umständen ihre Arbeit, ermitteln und klären Fälle. Ein fröhliches Buch, ein Spaßmacher ist dieser Thriller aus Afrika nicht. Irgendwie deutet man sich schon seinen Sympathieträger heraus, aber im Prinzip sind sie alle Gauner, wobei die Politiker wie selbstverständlich den größten Anteil einsacken. Doch den meisten Raum nimmt in dem Buch die Beschreibung eines afrikanischen Landes ein, das eine Hauptstadt hat, die hinter einer Fassade des Glanzes doch nur ein völlig überbevölkerter Slum ist, in dem die Menschen sich nur durch viele kleinere kriminelle Machenschaften ernähren können, in dem Straßen nur ein kaputter Feldweg sind, Bauten einsturzgefährdet und die Staatsmänner Vetternwirtschaft betreiben. Ein Glossar sowie ein Interview mit dem Autor runden diese Story ab und zeigen, wie sich Gabun von Frankreich abgrenzt und welchen mit täglichen Hindernissen sich die Bevölkerung auseinandersetzen muss.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 April 2017, 22:44:19
(https://1.bp.blogspot.com/-qNkA_shwzUs/WPD0JZi7dgI/AAAAAAAAI30/EJR2O2SVjfEDwuDY0vtLMEj471eMUHuKgCLcB/s1600/00vf.jpg)

Tom Zola. Blindwütig bringen sich die irdischen Militärbündnisse gegeneinander in Stellung, der Gefahr nicht bewusst, die der Menschheit insgesamt droht. Als die unbekannte Macht erstmals offen in Erscheinung tritt und sie ihr Zerstörungswerk beginnt, stehen die Menschen an der Schwelle zum Krieg untereinander. Stabsunteroffizier Bernau gerät im Nahen Osten in den Sog der Ereignisse. Die NATO und die Türkei überwerfen sich, Russland bereitet einen Atomschlag gegen den Westen vor. Die Fremden platzen in dieses Chaos hinein und greifen an. Im Nebel des Krieges aber sehen die Menschen doch nur die alten Feindbilder und sind blind für die offensichtliche Bedrohung.

Als es auf der ISS Probleme gibt, nutzen drei Astronauten (zwei Amis, ein Deutscher) die Sojus der Russen, um sich gen Erde aufzumachen, ohne zu ahnen, was sie dort erwartet. Eigentlich auch ohne zu wissen, wie sie unbeschadet landen sollen. Nachdem sie nicht in der Atmosphäre verglüht sind, ist ihre größte Sorge NICHTim Wasser zu landen. Es ist nämlich niemand da, der sie bergen könnte. Dann lieber einen harten Aufprall auf der Erdoberfläche - und bitte nicht in einer Stadt oder im verschneiten Gebirge. Soweit haben sie Glück - doch die weite Steppe, in der sie runterkommen, ist auch nicht gerade eine Wohlfühloase. Unterdessen gehen die Kampfhandlungen im Nahen Osten weiter, der Iran ist ein Spielplatz des Teufels geworden - und die Menschen sehen sich immer mehr dazu gezwungen, eine Niederlage einzugestehen. Damit nicht genug. Die Iraner und die Türken werfen die Alliierten Truppen aus dem Gebiet und behalten deren Ausrüstung ein -angeblich hätten die Westler einen Vernichtungskrieg gegen den Islam begonnen. So kommen Bernau und seine Leute zurück in die Heimat - und eine neue Front. Die Angreifer haben ihre Truppen überall angelandet und man sieht sich den neuartigen Waffensystemen und Schutzschilden fast ohnmächitg gegenüber. Aber völlig wehrlos ist man doch nicht. Es gelingt, einige Lücken in die Reihen der Angreifer zuschlagen. Und mitten im umkämpften Bielefeld sucht der Polizist Robert Becker seine Tochter Lilly. Finden tut er sie erst einmal nicht, stattdessen wird er von Kollegen festgenommen. In dem nachfolgenden Chaos kann er aber mithilfe von Riembrandt entkommen und die Suche fortsetzen. Überall auf dem Globus wird mit harten Bandagen gegen die Angreifer vorgegangen und letztlich helfen in gößerem Umfang nur Atombomben - die natürlich keine Nation auf eigenem Grund einsetzt. Und die deutschen Politiker tun, was sie immer tun. Versuchen es auszusitzen oder wegzudiskutieren, handeln will zwar jemand, doch der wird ausgebremst.

Zwar kann absolut niemand dem Autor Tom Zola vorwerfen, dass er nach dem Literatur-Nobelpreis schielen würde, aber dass er unterhaltsame Militär-Sci Fi-Action unter interessierte Volk bringen kann, ist für mich nach dem zweiten "V-Fall Erde" und einem "Weltenkrieg: Die Rückkehr" sicher (seine "Stahlzeit"-Reihe hab ich bis Band 11 zwar vorliegen, aber ungelesen). Die Actionsequenzen sind eindeutig nicht auf  "Einzelfeuer" gestellt, da wird eher alles an Munition verballert, was vorhanden ist. Die meisten Kampfeinsätze wirken wie "Independence day" aus Sicht der am Boden kämpfenden Truppe, die im Film ja kaum eine Rolle spielte - hätte vermutlich dem Fun-Faktor fürs US-Publikum und den den Film finanzierenden Militärs geschadet, da tote Soldaten sich nicht gut fürs Rekrutieren neuer Mannschaften machen -, und lässt viel über das wilde Chaos, die Furcht, die Wut, die Machtlosigkeit während einer solchen Auseinandersetzung erahnen. Da wird gebetet, gestritten, geflucht und ungerecht geurteilt.Es ist nicht so, dass die Charakterzeichnung der Handelnden allzu ausgeprägt ist, nur einige Hauptfiguren kommen etwas mehr in den Fokus, was aber nicht heißt, dass sie auch gleichzeitig zu den Überlebenden der Truppem zählen werden. Und außerdem hat Tom Zola recht viele Punkte angesprochen, die uns in der Realität durchaus Sorge machen. Seien es die untätigen Politiker, die "verkauften" Sicherheitskräfte (Polizei mit Gehältern fast am Mindestlohn - natürlich nur die im einfachen und mittleren Dienst, die auf der Straße den Pöbelnden gegenüberstehen - , Kürzungn im Waffenetat bei Polizei UND Bundeswehr, Personalabbau bei den Einsatzkräften unter anderem durch genötigte Krankschreibungen und Frühpensionierungen ohne adäquaten Ersatz einzustellen oder auszubilden, auch die anderen deutschen Unternehmen mit staatlicher Beteiligung wie Telekom oder Post werden da erwähnt.), Rassismus oder diese dämlichen Populistenbezeichnung, die nun gerne für politsch nicht korrekte Aussagen genutzt wird, obwohl man sie gut und gerne auch für diverse Aussagen wie "sichere Renten" usw. hernehmen kann. Wobei der Begriff "politisch korrekt" ja auch gerne zur Zensur herhalten muss und derart aufgeweicht ist, dass man jederzeit unter diesen Tatbestand fallen kann. Diese einseitige Sicht und Gesetzesauslegung sowie Berichterstattungen in Politik und Medien kommt ebenfalls nicht unerwähnt weg. WERTEN tut der Autor nichts, er legt dem Leser auch keine Wertungen nahe. Er lässt seine Protagoisten diskutieren, bringt unterschiedliche Sichtweisen zu deren Recht. Ob sich nun der Leser darüber Gedanken macht und falls ja welche, ist dessen Angelegenheit. Der Stil des Autors ist in Ordnung, sein Humor anscheinend auch, wenn er sich einige seiner Fatzken vornimmt und selbst der von mir überaus "geschätzte" Sigma wird nicht nur in die Idiotenecke gestellt. Viel Action, wenig Geplauder und zum Ende noch ein kleiner Cliffhanger im Epilog, der durchaus gespannt macht, was er uns da noch kredenzen wird. Das allerletzte "Kapitel" Contact, dient wohl dazu, gutgläubige Leser locken, dass sie sich 2017 als "..das Jahr, in dem wir Kontakt aufnahmen." aussuchen und in die Alienfalle tappen. Oder so oder wie auch immer. Wer sich an Militär Sci Fi freuen kann und auf Action rundum steht, ist hier schon richtig. Mal wieder eine Entdeckung auf dem deutschen Autorenmarkt. Fein, sonst unterhalten uns ja nur noch die Amis. Knapp 260 Seiten Auseinandersetzung mit unbekannt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 April 2017, 22:46:06
(https://2.bp.blogspot.com/-QQu_TjZbIL8/WO4kf9i-hyI/AAAAAAAAI1A/DWyTJ7YT4bgxHl1LME-QkEZcdUpnEVsKQCLcB/s1600/00z.jpeg)

Ted Bell. Irgendwo in Russland gibt es einen Mann - einen mächtigen Mann -, dessen Namen niemand kennt. Über seine Existenz wird lediglich spekuliert. Obwohl er unsichtbar zu sein scheint, zieht er dennoch seine Fäden - und er zieht sie gnadenlos. Plötzlich stellt Russland eine weitaus unheilvollere Bedrohung dar, als es selbst die hartgesottenen Veteranen des Kalten Krieges jemals für möglich gehalten hätten.

Alex Hawke, im Dienst der britischen Krone, erholt sich gerade auf den Bermudas von einem schwierigen Einsatz, als ihm am Strand eine unglaulich schöne Russin seinen "Privatstrand" streitig macht. Doch ihr wundervolles Äußeres macht diesen Nachteil locker wett. Dass er später von seinen Freunden und Vorgesetzten in ein neues Abenteuer manövriert wird, ahnt er da noch nicht. Russland hat sich nach den Umwälzungen der letzten Jahre immer noch nicht von der Niederlage erholt. Nun steuert ein neuer Mann auf die Allmacht in dem Riesenreich zu. Er verbirgt sich hinter absoluter Geheimhaltung, setzt eine Marionette als neuen Präsidenten ein und bestraft Fehler seiner Leute knallhart. Russland will wieder groß werden, es mit den Amerikanern aufnehmen können und setzt dabei auf neue Waffen und alte Skrupellosigkeit. Und während in Russland die Umwälzungen fortschreiten, ist in den USA ein scheinbar verrückter Killer namens Happy unterwegs, der einen ganzen Ort einfach auslöscht.

Gerade der Part mit der Ortschaft wirkt wie eine Prise Jon Land, als dieser noch wirklich Top-Thriller verfasste. Dazu gesellt sich dann die schon auf dem Buchrücken von James Patterson (Okay, nicht gerade einer, den ich bei einer Frage zur Kaufentscheidung wirklich ernst nehmen würde) Äußerung, dass Hawke der neue James Bond sei (passt) und Ted Bell der neue Clive Cussler (passt glücklicherweise nicht). Der Protagonist wirkt tatsächlich wie ein Mix aus Eure Lordschaft Roger Moore aus der TV-Serie "Die 2" und einer etwas raueren Ausgabe des James Bond. Eine Überfigur gegen einen Überbösewicht mit neuer alles bedrohender Waffe. Unrealistisch? Wohl, aber die vielen Fans von James Bond können ja nicht irren. Von dem James Bond des alten Schlages, bevor er von der political correctness kastriert wurde. Und so einige Handlungsstränge sind nicht so weit hergeholt, wie man glauben mag. Okay, Putins Geschichte ist etwas vogelwild, einen Schmunzler konnte ich mir nicht verkneifen, aber dass die Russen ihre Niederlage im Kalten Krieg nicht verdaut haben, ist doch nahe an der Realität. Das Buch wurde im Original 2008 geschrieben und man kann sich ja mal überlegen, was erst vor kurzer Zeit in der Ukraine passierte. Davor war Georgien. Und davor waren etliche russische Staatenlenker unfähig, im Land Ordnung zu schaffen, die Kriminellen übernahmen das Zepter. Und die Amis hielten die NATO und ihre Bündnispartner dazu an, der russischen Volksseele auf der Nase herumzutanzen, sie zu brüskieren, ihnen immer wieder ihre Überlegenheit unter die Nase zu reiben, sich jedes osteuropäische Land nach und nach unter den Nagel zu reißen und sich Stück für Stück dem russischen Reich zu nähern. In einer Form der Überheblichkeit, die es auch auf ganz normalen Ebenen des Zusammenlebens gibt - sei es in Totenkultforen oder Filmforen, immer gibt es welche, die meinen, sie wären besser als die Anderen und könnten sie an den Rand drängen, sich dann aber wundern, wenn sich welche wehren und sie dann alleine dastehen. Politik, Konzernführer, User - jeder hat solche Großmannssüchtigen aufzuweisen. Also kein Wunder, dass ein Putin in der realen Welt trotz gewisser Rückfälle in alte Muster so einen Zulauf hat - und ebenso kein Wunder, dass man aus so einer Situation einen blendenden Spionage-/Agententhriller der alten Schule basteln kann. Seit der Ostblock niedergerungen wurde, gab es fast keine derartigen Agentenstories mehr, man widmete sich mehr dem Kampf gegen den Terror oder ließ Profiler, Serienkiller oder Psychofuzzis auf die Leserwelt los. Sehr schnell wurden auch die Actionromane um den Terrorkampf aussortiert, um blasse Professoren Rätsel lösen zu lassen. Jetzt sind sie wieder da - die Actioner und die Spyhunter. Verlagen wie Luzifer und Festa sei Dank. Noch ein Wort zum veröffentlichenden Verlag Luzifer. An einigen Stellen im Buch merkt man, dass auf vorherige Ereignisse angespielt wird. Selbstverständlich gestöbert und festgestellt, dass es tatsächlich frühere Abenteuer von Hawke gab/gibt. Nicht das erste Mal, dass ein Verlag mitten in einer Reihe beginnt. Doch das erste Mal, dass eine Anfrag von mir auch wirklich beantwortet wurde. Nicht mit irgendwelchen bedeutungslosen Worthülsen oder Textbausteinen zum Abwimmeln von Kundenanfragen. Hier wurde ein klare Antwort formuliert, die man dann auch akzeptieren kann und die aus Verlegersicht natürlich Sinn macht. Man sucht sich einfach den besten Roman - oder den, der sich bisher am besten verkauft hat - raus und hofft, dass dies in Deutschland ebenfalls so sein wird. 640 Seiten um Agenten, Atombomben, Gefängnisinseln und das gute, alte Pfählen. 8/10 sind da schon drin. Falls das nicht reicht, gibt es noch nen Extrapunkt für die Covergestaltung. Kann er halt, der Herr Schubert.  Gelle, Michael?                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 April 2017, 19:12:30
(https://2.bp.blogspot.com/-Vsrk4-Zcw5w/WPcu8krib4I/AAAAAAAAI98/M2q7TjaUAFk0a1ZUyubpom1DpGU3o9H5QCLcB/s1600/geldistnichtgenug.jpg)

Wallace Stroby. Metallteile und Plastik schlittern über den Asphalt. Volltreffer. Crissa Stone hebelt den Geldautomaten mit der Schaufel eines Frontladers aus der Verankerung und balanciert die Beute auf die Ladefläche ihres Pick-ups. Sie liebt saubere Lösungen. Crissa hat das System des Bankraubs perfektioniert, aber ihre Partner verlieren die Nerven. Gangster, die sich gegenseitig umbringen wie unprofessionell. Zum Glück wartet schon ein neuer Job: Ein verstorbener Mafiaboss soll die Millionen eines Raubs jahrelang versteckt haben. Leider ist Crissa nicht die Einzige, die es auf das Geld abgesehen hat. Sie gerät zwischen die Fronten und muss fliehen: Vor dem Gesetz und einer Mafia-Gang aus New York.

Crissa Stone hat den Geldautomaten mit ihren Kollegen sicher in eine Scheune in einer ruhigen Ecke gebracht. Man macht sich daran, ihn gewaltsam zu öffnen und die Beute aus ihrem Gefängnis zu befreien. Nach der Zählung sind eigentlich alle zufrieden, doch dann brechen gewisse Ressentiments zwischen den Partnern von Stone aus dem bisher behüteten Innenleben der Männer aus. Als dann das Wort Nigger fällt und die Pistolen sprechen, ist Crissa Stone auf einmal alleine für die Beute verantwortlich. da sie mit diesen Geldautomaten-Jobs eh aufhören wollte, weil es mittlerweile doch ein zu gut zu erkennendes Muster gibt, schnappt sie sich die Kohle und dampft ab Richtung Norden. Dort will sie erst einmal Gras über die Sache wachsen lassen,mit ihrem Mittelsmann und Anwalt sprechen, der ihr die Jobs besorgt und Geld für ihren Wayne im texanischen Knast aufwendet, um ihn zu beschützen und vielleicht eine Bewährung durchzusetzen. Da ihr Geld, das sie mitgebracht hat, möglicherweise heiß ist, muss es gewaschen werden und damit wird es auch weniger. Und sie benötigt eine Menge Geld, um für Wayne zu sorgen. Also hört sie sich an, was ein gewisser Benny zu sagen hat. Er war als Gehilfe für eine Kern-Crew tätig, die den berühmten Lufthansa-Raub 1978 durchgezogen hat. Nach dem erfolgreichen Coup ging es aber bald rund in der Stadt. Immer mehr Mitwisser und Täter starben und es ist kaum noch einer übrig, der über die Sache Bescheid weiß. Auch Benny kann anhand seiner wenigen Informationen nur Vermutungen anstellen, doch die scheinen gut zu sein. Bald erweist sich, dass wohl etwas dran ist, da auf einmal auch die Mafia - längst nicht mehr die Organisation, die sie 1978 war - ihre gierigen Pfoten auf das Geld legen will. Und dadurch wird der Coup plötzlich von schwierig zu mörderisch gewandelt.

Die Reihe um Crissa Stone ist das Gegenteil der hier sonst üblichen Actionlektüre und unterscheidet sich auch in einigen Punkten von Richard Starks "Parker"- Romanen. Diese Berufsverbrecherin agiert nicht ganz so kalt und skrupellos wie deren Protagonist, was aber nicht heißt, dass sie jetzt eine Gaunerin mit Heiligenschein ist. sicher, der Grund für ihre derzeitigen Raubzüge ist ein halbwegs ehrenvoller, da sie für Wayne und ihre Tochter, die bei einer Kusine lebt und diese Mama nennt, sind, aber sie ist und bleibt eine Verbrecherin. Wenn auch eine mit Moral und Ehrencodex - bis zu einer gewissen Grenze natürlich nur. Benny dagegen ist ein Mann, der miterleben musste, wie sein Vater sich krumm schuftete, damit die Gauner in Anzügen nur noch reicher wurden als sie es eh schon sind. In der Hinsicht hat sich in der Realität wohl nicht viel gewandelt. Nur, dass die Gauner mittlerweile sämtliche Gesellschaftsschichten durchsetzen und sich vermutlich geeinigt haben, dass Politik, Recht und Gesetz und die Wirtschaftsbosse Hand in Hand arbeiten und den großen, 90-prozentigen Rest der Bevölkerung dafür bluten lassen. So blieb Benny irgendwie keine Wahl, eine anderen Karriereweg zu wählen. Menschliches Schicksal halt. Die ganze Aufräumaktion hat er nur überlebt, weil er im Zeugenschutz saß. Wieder eine Notwendigkeit. Auch Crissa und selbst die Mafiosi haben ihren Hintergrund, um so zu werden wie sie sind. Doch Wallace Stroby ist sich seines Genres bewusst, schreibt knapp, klar und präzise, kein Wort zuviel, kein umständliches Geschwafel um unnützes Zeug zu beschreiben. Schnell geht es zum großen Geld, schnell kommen auch die gebrechlichen Mafiosi hinter ihnen her und schnell weht der Pulverdampf durch die Seiten. Bald ist ihr voller Einsatz gefordert und sie erweist sich als Parkers Schwester, die aber etwas mehr Gefühl an den Tag legt ohne weich und schwach rüberzukommen. Hardboiled ist mittlerweile zu einer Rarität geworden, guter Hardboiled erst recht. Der Pendragon Verlag hat dem mit Crissa Stone Abhilfe geschaffen - und versprochen, auch die weiteren Romane von Wallace Stroby um seine Protagonistin in Deutschland zu veröffentlichen. Ich werde dabei sein, wenn sich die Buchbestellungen häufen. Im Nachwort von Alf Mayer gibt es dann Informationen zu und von WallaceStroby und dem Lufthansa-Heist.  330 Seiten.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 April 2017, 19:14:21
(https://4.bp.blogspot.com/-ljPPijYos98/WPNByAplQgI/AAAAAAAAI7Q/g3k4dnEgjwwQ_22oUXdoPqgKhobOSKvagCLcB/s320/jagger.jpg)

Kristopher Rufty. Amy liebt ihren Hund über alles. Er ist ihr Beschützer und bester Freund. Jagger ist zwar riesig, aber lieb und verspielt. Doch das wird sich ändern; denn der hoch verschuldete Loser Clayton will bei Hundekämpfen die fette Kohle machen. Und dazu braucht er dringend einen Hund - einen sehr großen Hund! Clayton weiß, wie man aus einem harmlosen Hund eine Tötungsmaschine macht: Er pumpt den armen Jagger voll mit Drogen und Steroiden und verwandelt ihn in ein blutgieriges Monster, das keinen Schmerz empfindet. Als die durchgedrehte Bestie flieht und durch die Stadt hetzt, zerreißt sie alles, was ihr in die Quere kommt. Jagger ist auf dem Weg nach Hause, zurück zu Amy, denn die hat ihn doch im Stich gelassen.

Clayton scheint am Arsch. Wieder wurde eine Töle bei Hundekämpfen zerfleischt und er schuldet einem fiesen Drecksack noch mehr Geld. Er will sein Glück zu sich zurück zwingen. Dafür benötigt er dringend einen Hund, der sich aufs Kämpfen versteht und kein Zwergpinscher ist. Leichter gesagt als getan. Die im Tierheim nehmen nicht nur Geld für eine Tieradoption, die überprüfen auch das neue Herrchen. Genug Geld hätte er eh nicht, rasselt bei der Prüfung seiner Lebensumstände genauso schnell durch wie dereinst in der Schule. Auch ein Grund, warum er nicht gerade im besten Viertel der Stadt wohnt. Für viele hier wäre die nächste Station unter der Brücke. Doch er hat eine Idee, die ihm sein Kumpel Stan eingepflanzt hat. Hund besorgen, von Stan mit selbst experimentell zusammengestellten Anabolika aufpuschen und schon ist er frei von Schulden. Dass Stan das Zeug so ganz nebenbei auch an die Farmer der Umgebung vertickt, damit die ihre Viehzucht etwas gewinnträchtiger machen können und das Fleisch an die Läden in der Stadt verkaufen, wo es womöglich nach dem Verzehr divese gesundheitliche Schäden bei den Kunden anrichtet, interessiert ihn absolut nada, rien, niente. Fehlt nur noch der Köter. Amy hat einen Hund, der sich eignen würde. Es ist Jagger, der zwar ein häßliches Riesenvieh ist, aber ein ganz lieber - Einschränkung ist aber der UPS-Mann, den mag er nicht. Ansonsten knuddelt er gerne mit Amy, ihrer Freundin Teresa, sogar mit den Nachbarn. Doch dann holt ihn die Realität ein. In Form von Clayton. Der schnappt sich den Hund, bringt ihn zu Freddy, der für Stan die Hunde scharf macht, die Mittelchen verabreicht, aber auch kräftig Schläge mit der Peitsche zum Training austeilt, um den Hund so richtig biestig und blutgierig zu machen. Das ist dann sogar dem Loser Clayton zuviel und er greift Freddy in die Parade. Pech, dass der dann Jagger in die Fänge fällt - und Jagger ist mittlerweile gut abgerichtet. Das Verhängnis nimmt seinen Lauf.

Das Buch beginnt fast schon idyllisch, auch wenn die Umgebung, in der Amy und Jagger zuhause sind, nicht gerade den Eindruck eines Lebens ohne Sorgen vermittelt. Und so nach und nach werden zwar Amy und Jagger vorgestellt und so richtig zu den Goldielöckchens der Geschichte, aber die Charaktere drumherum zeigen sich schon bald als fiese Egoisten, geile Böcke oder einfach nur Scheißkerle. Und Kristopher Rufty nimmt sich Zeit, das vermeintliche Idyll umgeben von Müll zu skizzieren und obwohl  man weiß, dass dies bald ein Ende haben wird, lässt man sich darauf ein, spekuliert, was die mehr oder weniger seltsamen Nachbarn vielleicht mit der Sache zu tun haben könnten, bis es denn passiert. Und während dieser Zeit schleicht sich dieses namenlose Grauen bedächtig und leise an den Leser heran wie ein schüchterner Dieb in der Nacht. Und wirklich von einer Seite auf die andere schlägt das Wetter bzw. Jaggers Stimmung um und es gibt Fleisch und Gekröse satt. Jagger ist auf Rache aus an allen, die ihn belogen, betrogen und hintergangen haben. Die arme Hundeseele vertsteht das Handeln der Menschen nicht - und gerade die haben ihm das letzte Fünkchen Freundlichkeit aus dem Leib geprügelt. So geht er seinen Weg wie dereinst Charles Bronson - nur dass es jetzt heißt "Ein Hund räumt auf". Naja, ein bisschen "Lassie" mit hohem Gewaltanteil und etlichen wahrlich zerfledderten Körpern und Körperteilen ist vielleicht auch dabei. Jagger kennt keine Freunde mehr und die Zahl seiner Opfer auf dem Weg zu Amy steigt immer weiter. Amy indes zeigt sich auch immer mehr von einer egoistischen und winseligen Seite, ihr Nervfaktor steigt. Fragt sich, wieso ihr die Kerle abhauen. Kein Wunder, wenn sie weitaus mehr Interesse am Haustier hat, denn Freund. Allzuviel Sex kommt in dem Buch nicht vor, ein bisschen Erotik und Gespanne gepaart mit Ekel vor Ü-50-Sex unter Rentnern. Nachdem die freundliche Stimmung zu Beginn des Buches nach und nach fast schon vernichtet wurde, zeigt sich so etwas wie eine brutale Hundedystopie, die wenig Hoffnung aufkommen lässt, dass sich je etwas ändert. Während der Lektüre kann man sich selbstverständlich seine Gedanken über die abgehalfterten Figuren machen, im Kopf ein bisschen "Dueling Banjos" ablaufen lassen und feststellen, dass - abgesehen von Tollwut, Verteidigung oder Revierkämpfen - der Mensch die Schuld an der Verrohung der Tiere trägt (und wenn ich mich heutzutage so umsehe und mitbekomme, was die Erziehung oder die Politik und Konzernauftreten betrifft, auch die Verrohung der menschlichen Rasse). Was mir während der Lektüre aber auch ständig im Kopf rumspukte, was die Frage, ob man noch etwas von Stans Wundermittelchen, das ja an die Farmer der Umgebung und damit auch in die Nahrungskette abgegeben wurde, lesen würde und ob es rabiate Auswirkungen zeigt. War nicht so, aber dann eben als neue Idee in einem zweiten Teil und mit einem Hund namens Swagger - oder so. Tierhorror vom Feinsten, in den man auch Gesellschaftskritik hineinlesen kann, wenn man will. Die zweite Hälfte des Buches hat es so richtig in sich und ist rein gar nichts für Tierfreunde. Die bleiben dann besser bei "Lassie". Unterhaltsam und flott geschrieben und mit einigen Spannungsmomenten sowie Ekelszenen über 440 Seiten auf ne 8/10 getrieben. Und besser als die letzten Tierhorrorfilme um Hunde, die ich mir so angeschaut hab.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 April 2017, 15:31:19
(https://2.bp.blogspot.com/-STLN9OHvzAQ/WPszvdlCr4I/AAAAAAAAJBs/eVb0PofoxC8o9gTosZQscKpQGvqo7rJOQCLcB/s1600/00vu.jpg)

Brad Taylor. Pike Logan und seine Taskforce sollen für den Schutz eines US-Gesandten sorgen, der in Dubai an Friedensverhandlungen zwischen Israel und Palästina teilnimmt. Und tatsächlich gibt es einen ausgeklügelten Plan: Alle Teilnehmer sollen mitsamt den Burj Khalifa, einem der höchsten Wolkenkratzer der Welt, in die Luft gejagt werden. Pike und seine Partnerin Jennifer Cahill haben es aber nicht nur mit einer Terrororganisation aus dem Nahen Osten zu tun: Auftragskiller und Verbündete auf Abwegen nehmen auch die Taskforce ins Fadenkreuz.

Pike Logan hat Schwierigkeiten. In Sidon, nahe Beirut, gerät er in Gefangenschaft. Was im dortigen System mit Gefangenen passiert, ist ihm nur zu bewusst. Er wurde bei der Überwachung eines Verdächtigen geschnappt, als in einem Laptop eine Bombe hochging, die irgendwer dort platziert hatte. Jennifer verdächtigt Samir, ihren Helfer im Libanon.Der weist diesen Verdacht weit von sich und schließt sich Jennifer an als es daran geht, Pike zu befreien. Doch die Gegebenheiten in Beirut sind immer noch äußerst seltsam für einen Westler. Hier verlaufen unsichtbare Grenzen zwischen den Gruppen, die sich stündlich verändern und niemand weiß so recht, wer gerade mit wem eine Liaison eingegangen ist. Schwierig, da eine gut koordinierte Befreiungsaktion zu planen. Dennoch gelingt das Vorhaben und als Pike frei ist, will er sich am liebsten auf Samir stürzen, der in seinen Augen ein Verräter ist. Unterdessen sind in der Gegend zwei Killer unterwegs, die anscheinend beide das gleiche Ziel haben. Über einen wissen die Leute um Pike und auch in der Heimatregierung Bescheid. Es ist sein alter Feind Lucas. Was keiner weiß, ist die Tatsache, das mit dem Phantom ein weiterer Spieler auf dem Platz ist. Und der entwickelt sich sogar zu einem Gegner von Lucas, denn Lucas argwöhnt, dass man außer ihm noch einen Killer angeheuert hat und er duldet keine Konkurrenz um sich. Auf unterschiedlichen Wegen und mit unterschiedlichen Plänen nähern sich die Killer ihrem Ziel des Anschlages an und hinterlassen dabei recht unprofessionell einige Leichen. Selbsverständlich haben sie die Task Force auf den Hacken und die wird sie irgendwann beide oder auch nur einen von ihnen erwischen, um das Attentat zu verhindern.

Der dritte Roman um Pike Logan und seine Task Force. Pike leidet immer noch unter dem Tod seiner Familie, was eine gewisse Emotion in das Buch bringt, das ansonsten sehr flott und actionreich voran geht. Dass sein Erzfeind wieder in dieser neuen Auseinandersetzung mit dem Terror im Nahen Osten eine große Rolle spielt, nimmt er noch als Bonus mit. Daneben gibt es auch noch eine Hetzjagd unter Killern, verzwickte Fallen und tödliche Attentate. Bei einem davon musste ich unwillkürlich an den BVB-Bus denken. Hätte ein professioneller Killer oder ein Selbstmordattentäter seine Bomben präpariert, wäre alles viel schlimmer ausgegangen. Die Riesenpanik wurde dann hauptsächlich voin den Medien mit hren Spekulationen geschürt, von den "Experten", die sich ständig für Geld interviewen lassen, gestützt und man hat auch die Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, von möglichen linksgerichteten Tätern nach rechts zu weisen. Was nicht sein darf, ist auch nicht. Es gibt keine Bösen von links. Im Buch ist eine Bombe derart aufgerüstet, dass die Kugellager Menschen und Gegenstände regelrecht zerreißen (DAS wären schwere Verletzungen! Kein Armbruch und einige Splitter im Arm. Sind natürlich auch ziemlich schmerzhaft, aber auch hier haben die Medien wieder ihr Spielchen getrieben). Die Hatz geht durch diverse Länder wie den Jemen, Libanon usw. Amerika hetzt Menschen im Ausland und nimmt nicht unbedingt Rücksicht auf irgendwelche diplomatischen Verwicklungen. Im wahren Leben sind sie schon längst zu feige dazu. Deshalb sind diese Romane auch so erfolgreich. Gilt ja auch für Deutschland. Und für mich - ich les das Zeug recht gerne. Später wird zur "Tarnung" dieser illegalen Menschenjagdszenen mit Hang zur Selbstjustiz eine Szenenabfolge eingeflochten, die zeigen soll, dass die Amerikaner so schlimm nicht sind und dass Leute wie Pike Logan im Kampf um die Werte des Westens besser sind als der Feind. Dauert aber nicht lang, scheint eherein Ablenkungsmanöver, um den Leser weiter für die Protagonisten einzunehmen. Da ist mir ein ehrlicher Kracher, der die Feinde nicht verunglimpft und als Trottel hinstellt doch etwas lieber. Ist jetzt natürlich wieder Kleinkrämerei, denn das Buch geht geradlinig voran, ist mit viel Action unterfüttert und Sprache und Schreibstil sind direkt und flüssig, sodass der geneigte Leser zügig das Ziel erreicht und nach weiteren Abentuern dieser Art giert. Dafür sorgt der FESTA-Verlag ja weiterhin, hat er sich doch mit etlichen Autoren zu ähnlichen Themenkomplexen fast schon "eingedeckt". Da diese Art der Lektüre trotz gewisser "Befremdlichkeiten" zu meinen Favoriten zählt, bin ich natürlich wieder dabei. Unterbrochen wird die Einklaufsflut der Actioner bei Festa sicher -oder erst - wieder im März 2018, wenn von Tom Wood das neue Abenteuer um Victor erscheint: "Die Tage des Jägers". 505 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 April 2017, 11:34:48
(https://3.bp.blogspot.com/-F7Jr9AcFWy0/WP8bOn_6O2I/AAAAAAAAJFc/CBR-IbpcYmkX55wL4O6EAgNLI_FodCdUQCLcB/s320/adrian-teil2-221x350.jpg)

Chris Philbrook. Herauszufinden, dass ein Nachbar überlebt hat, nachdem die Untoten die Welt übernommen haben, ist nicht immer eine gute Sache. Es sei denn, bei diesem Nachbarn handelt es sich um den mürrischen, bewaffneten und pensionierten Green Beret, Gilbert Donohue. In diesem Fall findet man heraus, dass dieser Nachbar so etwas wie der sprichwörtliche Jackpot ist. Adrians abtrünniges Leben auf dem Campus nach ,,DEM TAG" ist nur noch ein Kampf. Die Beschaffung von Lebensmitteln aus der Nachbarschaft, die voll mit wandelnden Untoten ist, stellt für Adrian eine riesen Gefahr dar, aber zumindest ist er am Leben. Denn er ist ein wenig schlauer als so manch anderer Überlebende - und ein wenig schneller als die wankenden, hungrigen Zombies, die sowohl seine Stadt als auch den Rest der Welt eingenommen haben.

Adrian vertraut seinem Tagebuch weitere Erlebnisse an, wie er sich mit Vorräten eindeckt, wie er diverse Häuser in der Umgebung säubert und sich dann nimmt, was er braucht. Dass das nicht ohne irgendwelche Gefahren abgeht, ist sonnenklar im tiefen Winter. Einmal gerät er an eine riesige Dänische Dogge, die ihm das Bein zerfleischt, bevor er das Vieh von sich weg bringt. Das andere Bein hat er sich angeknackst, sodass seine Flucht ziemlich schmerzhaft wird. Die Anfänge der Zombielution seiner Welt erlebt er noch als Hausmeister der Highschool, wo er nur Reparaturarbeiten zu verrichten hat und hin und wieder die Girlies auf die Regeln der nächtlichen Ruhe hinweisen muss. Wie auch er werden dann alle von den eintrudelnden Nachrichten überrascht, finden sie unglaubwürdig. Bis dann die ersten Eltern angerauscht kommen, um ihre Zöglinge abzuholen und dabei ein Unfall passiert, der ein Menschenleben kostet, das kurz darauf zum Zombieleben wird. Ruckzuck begreifen Adrian, die Lehrer, die Kids und deren Eltern, dass an den Nachrichten sehr wohl etwas Wahres dran ist, denn die Beißer holen sich ihre Beute und vermehren sich dabei schneller als Karnickel. Auch andernorts geht es nicht viel besser zu. Ganze Erdteile werden überrannt und ihr Kleinstadtkosmos hat dieser Invasion der Lebenden Toten nichts entgegenzusetzen. Adrian verbarrikadiert sich in den Räumen der Highschool und lebt sein Leben einsam vor sich hin, nachdem er den Laden und die nähere Umgebung gesäubert hat. Bis er feststellt, dass es ganz nahe tatsächlich noch richtiges, menschliches Leben gibt. Gesellschaft - das wäre was für ihn.

"Adrians Untote 2" ist flüssig erzählt und hebt sich auch etwas von den sonstigen Titeln um derartige Epidemien oder Pandemien ab. Adrian ist nicht der große Held einer Spezialeinheit, der seine Ausbildung nutzt, um allein gegen den Untergang anzutreten und dabei todesmutig Unmengen von Überlebenden rettet, mit denen er einen Neuanfang der Menschheit starten kann. Zwar war er bei der Armee, aber keinesfalls der Übersoldat. Zurück im Privatleben ist er nur ein simpler Bediensteter einer Highschool. Sicher helfen ihm einige Kenntnisse etwas mehr als es bei den restlichen Leuten in seiner Umfeld der Fall ist, aber heroisches America First gibt es hier nicht. In diesem Teil nimmt der Autor den Leser mit in die nähere Vergangenheit und erzählt, wie sich dieses Desaster entwickelt hat und wie die Menschen damit umgegangen sind. Unglauben, Angst, Flucht, Wehrhaftigkeit machen sich im Chaos breit und nur wenige haben überhaupt eine Chance, sich gegen die sich wieder erhebenen Toten zu bestehen. Zuerst erwischt es die Helfer. Feuerwehr, Sanitäter, Ärzte, Polizei. Unfallopfer greifen ihre Retter an. An wen kann man sich noch wenden, wer fällt einen nicht an, um die Bauchhöhle leerzufressen? Nirgends Hilfe, totaler Zusammenbruch. All dies gewinnt besonders durch den Tonfall, in dem die Story verfasst wurde. Leicht flapsig und mit einem gewissen humoristischen Einschlag, aber auch der nötigen Action, um gar nicht erst so etwas wie eine Durststrecke aufkommen zu lassen. Kein Werk, das sich in zuviel Anspruch verzettelt, das aber dafür direkt und schwer unterhaltsam auf die Zielliinie dieses Teils zusteuert. Ein dritter Teil der Reihe ist vom Verlag Voodoo-Press schon angekündigt und darf gerne zeitig kommen. Die 330 Seiten waren jedenfalls ruckzuck gelesen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 April 2017, 19:08:44
(https://1.bp.blogspot.com/-9P8hIt84SIw/WQW_w30B_DI/AAAAAAAAJPs/aKiW3N6uvkoU3t4SbJ493MwRozwY5HFIACLcB/s1600/boone.jpg)

John Grisham. Theo Boone, Anwaltssohn mit ausgeprägtem Sinn für Recht und Gerechtigkeit, löst die schwierigsten Fälle – und er ist erst dreizehn! Als in seinem Heimatstädtchen Strattenburg, Louisiana, ein aufsehenerregendes Verbrechen geschieht, ist Theo wie elektrisiert – nun endlich kann er aus nächster Nähe einen großen Prozess verfolgen. Es scheint das perfekte Verbrechen zu sein, und schnell zeichnet sich ab, dass der Angeklagte seiner gerechten Strafe entkommen wird. Doch niemand hat mit Theo gerechnet.

Theo ist als Sohn von Anwälten auch selbst an der Rechtssprechung der USA interessiert und verfolgt alles, was er finden kann, um diesem Thema näher zu kommen. In seiner Heimatstadt Strattenburg kennt man den Schüler durchaus schon als "Rechtsberater" seiner Schulkollegen und hilfsberreiten Menschen, der auch im Obdachlosenheim Nachhilfeunterricht gibt. Einer dieser jungs dort, dessen Mutter sich um eine Aufenthaltsgenehmigung in den USA bemüht und immerzu arbeitet, kommt mit einem Problem zu ihm. Der Fall um die Ermordung einer Frau hat schon Schlagzeilen gemacht. Verdächtig ist der Gatte der Toten. Nach seiner version war er zur Tatzeit auf dem Golfplatz, doch hier kommt Theo mit dem Jungen aus dem Center ins spiel. Es gibt angeblich einen Zeugen und der Junge kennt ihn wohl, verrät aber seine Identität vorerst nicht. Zumindest hat er etwas gesehen, das entscheidend für den Prozess sein kann. Nun wird es zu einer Hängeparty für Theo. Der Zeuge ist illegal im Land und will nichts mit der Polizei oder Behörden zu tun haben. Also auch keine offizielle Aussage vor Gericht machen.

Der junge Protagonist von Grishams Gnaden ist ein Anwerber auf den Heiligenschein - zu gut, um wahr zu sein. Nett, hilfsbereit, superschlau und gehorsam. Dazu extrem interessiert an Gerichtsverfahren, weil er selbst Anwalt werden will. Auch seine Charakterisierung ist oberfläch, aber gegen die der Nebenfiguren dennoch ausgeprägt. Denn die sind einfach nur da, um Theo als Stichwortgeber zu dienen. Aber auch die Figur des Boone-Buben ist zweckgemäß im Roman eingebaut. Als Jugendromancier will der Schöpfer so vieler mittelmäßiger Thriller für Erwachsene nun den heranwachsenden der Nation von Superhelden das Rechtssystem näherbringen. Mal abgesehen davon, dass wohl nur solche Leser seine Bücher in Händen halten werden, die des Lesens auch mächtig sind (Die USA wollen ja überall führend sein und bei mangelnder Bildung der Bürger haben sie auch dieses Ziel erreicht.), war ich gespannt, wie er die verzwickten Ausgangslagen und Fallstricke im US-System formuliert. Tja, er hält sich merklich zurück, vereinfacht hier noch mehr als in seinen Büchern für Erwachsene (man lasse einmal seine wenigen Klassiker aus der Anfangszeit außen vor, die seinen Ruhm begründeten) und entwickelt keine überrmäßg komplizierten Fälle. Für die Zielgruppe eine gute Entscheidung. Als etwas älterer Leser sollte man das berücksichtigen, wenn man eine Story um Theo Boone angeht, von dem es mittlerweile sechs Abenteuer im Gerichtssaal gibt. So ist das rund 270 Seiten lange Werk schnell und leicht zu konsumieren, hat den einen oder anderen Spannungseffekt und erinnert irgendwie an einen Tom Sawyer der Moderne. Clever und eigenen Wege gehend, manchmal etwas Besserwisserei ausstrahlend, die den Erziehungsberechtigten gefälligst verborgen zu bleiben haben. Kleiner Happen für die Zugfahrt zur Arbeit für Erwachsene oder zum Referieren für Schüler, wie Alex ja schon bewiesen hat.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 April 2017, 19:10:29
(https://4.bp.blogspot.com/-Uj2Z73PRPZk/WQRi4NXDE4I/AAAAAAAAJMk/mivlG-VRgXklJjrt9KiiZOx2GT5OVJqYgCLcB/s320/grisham.jpg)

John Grisham. Die Anwältin Lacy Stoltz ermittelt in einem Korruoptionsfall von nie da gewesenem Ausmaß. Ein Richter soll ber Jahre hinweg Bestechungsgelder in schwindelerregender Höhe kassiert haben. Woher stammt dieses schmutzige geld? Lacy Stoltz recherchiert und kommt Machenschaften auf die Spur, die sie das Leben kosten könnten.

In den Staaten gibt es eine unterbesetzte und unterfinanzierte Behörde namens BJC, die gegen korrupte Staatsbedienstete wie Richter Ermittlungen anstellt. Eines Tages werden sie von einem ehemaligen Anwalt, später Verräter äh Informant für die Polizei auf illegale Aktivitäten im Umfeld eines Spielcasinos auf Reservatsgebiet in Florida aufmerksam gemacht. Der eigentliche Whistleblower hat sich über einen Mittelsmann an den Ex-Knacki gewendet, um selbst im Hintergrund zu bleiben. Auch der Mittelsmann und der Kontaktmann wollen bei den Behörden lieber nicht in Erscheinung treten. Also muss sich Lacy mit ihrem Partner Hatch an ungewöhnlichen Orten treffen, die eine gewisse Verschwiegenheit garantieren können. Was sie dabei erfahren, ist Organized Crime in Reinkultur auf dem Gebiet der Indianer. Und da für die Reservate eigene Gesetze gelten, wid es schwierig, dort zu ermitteln. Doch auch die Gegenseite schläft nicht und die Reaktion ist gewalttätig und tödlich für einen der Mitarbeiter. Jetzt wird mit Nachdruck ermittelt und man erhält sogar Hilfe von einer Seite, die man nicht erwartet hat.

Was gibt es groß zu sagen. Ein weiterer Fließband-Grisham, der mit seinen früheren echten Thrillern wenig zu tun hat. Immerhin bezeichnet es der veröffentlichende Verlag nur noch als Roman und das ist gut so. Die Inhaltsangaben und abgedruckten Zitate verheißen dann aber doch wieder Spannungsliteratur im Thriller-Milieu. Wenn Publishers Weekly Worte wie "hochbrisant" und "meisterhafter Erzähler" raushaut, ist das doch etwas sehr übertrieben. Im Umfeld eines Reservates lassen sich seit jeher gute Geschäfte machen. Die Indianer dürfen ihr Gebiet selbst verwalten und auch ihre eigene Polizei aufstellen. Nur in allerschwersten Fällen darf sich das FBI einmischen, lokale Behörden haben keine Berechtigung dazu, ebenso ergeht es der Steuerbehörde. Im Gegensatz zu früher geht es den Indianern gut, obwohl diese Regeln auch Risiken bergen, auf die der Autor kurz eingeht und ein Problem anspricht, das sicher nicht einfach ist, aber unter die Gesetze des Reservats fällt. Überhaupt erweist er sich oft in Nebensätzen als Vertreter und Beschwörer der erzwungenen political correctness oder rigoroser Gesundheitspolitik und anderer Eingriffe ins Leben der Menschen in den USA. Dinge, die auch hier immer mehr propagiert werden und zu hanebüchenen Entscheidungen in der Politik führen. Zu behaupten, dass die Story Schwung hätte, wäre geprahlt. Es wird zwar immer wieder mit der einen oder anderen Formulierung versucht, an der Spannungsschraube zu drehen, aber richtig zünden will das nicht. Da gilt auch für den feigen Anschlag auf die Ermittler. So bleiben erschöpfende, wenn auch sehr simpel formulierte Erläuterungen zu den Reservaten, die es über ganz Amerika verteilt gibt und die Figuren, die im Hintergrund die Strippen ziehen. Gut und weniger gut sind sauber voneinander getrennt, die Neugier des Lesers beschränkt sich auf die Identität des Informanten. Und hier kommt dann eine in meine Augen infame Praxis an den Tag. Mit dem netten Wörtchen Whistleblower bezeichnete Verräter erhalten per Gesetz gar eine finanzielle Belohnung für ihre Aktionen. Wie man auch schon beim Ankauf von Steuer-CDs lesen konnte, wird hier eine kriminelle Handlung belohnt. Datendiebstahl, Betriebsspionage, im weiteren Sinne sogar Stalking von Privatpersonen durch Privatpersonen. Verbrechenslegalisierung per Gesetz. Gewollt von der Politik. Der Rechtsstaat wird von seinen Vertretern ausgehebelt. Solche Ergebnisse sollten eigentlich durch Ermittler im Staatsdienst kommen, Doch das wurde leider durch das Drehen an der Kostenschraube zur Unmöglichkeit verdammt. Einmal sind zu wenig Polizei oder andere Institutionen derart gut besetzt, dass sie ihre Arbeit korrekt erledigen könnten und zum Zweiten auch zu schlecht ausgerüstet. Hätte alles Geld gekostet. Da nimmt man es lieber in Kauf, dass zwielichtige Subjekte die Drecksarbeit machen und dafür belohnt werden. Nicht, dass die Behörden da Kapazitäten frei hätten, um Wohnungseinbrüche oder Ladendiebstähle zu bearbeiten. Da lässt man die Täter gewähren und bürdet dem Bürger die sogenannte Eigenverantwortung auf - und stärkt nebenbei die eh immer zahlungsunwillige Versicherungsbranche. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Das Ende ist dann eigentlich nur noch eine Aufzählung der Vorgänge wie man seinen Einkaufszettel aufschreibt. Seichtes Mittelmaß, einfach verständlich für die Massen produziert und verfasst. Ohne große Überraschungen und wenig Spannung. Nur bei den Informationen über die Reservate wurden schon vorhandene Erkenntnisse und bestehendes Wissen punktuell ergänzt. Ein Reißer waren die 450 Seiten nicht. Wer beim Lesen einfach nur Entspannung sucht und die Handlung flach haben will wie die Charaktere, fühlt sich hier aber Zuhause. Grisham wie gewohnt zum Schnellkonsum. Der Erfolg gibt ihm ja recht.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Mai 2017, 13:38:38
(https://1.bp.blogspot.com/-su27Ij85nJI/WQccevwF6TI/AAAAAAAAJSM/Koe5H9qGPScGuXlHBjDbSz0LeV6F4yFsQCLcB/s320/00k.jpg)

Arto Paasilinna. Er weiß gerade noch, dass er Tavetti Rytkönen heißt und einmal Panzer-Sergeant war, als ihn Taxifahrer Seppo in Helsinki mitten auf der Straße aufgabelt. Auf die Frage "Wo soll╔s hingehen?" lautet Rytkönens Antwort: "Egal, einfach vorwärts." Und so beginnt eine skurrile Tour, die das ungleiche Paar kreuz und quer durch die finnische Seenplatte führt. Dabei wird ein Bauernhof verwüstet, werden Kühe gejagt und ein Dutzend Französinnen beim Überlebenstraining überrascht.

Rytkönen steht mitten auf der Fahrbahn einer Stadtstraße und versucht, sich die Krawatte zu binden. Der Verkehr fließt um ihn herum, ansonsten beachtet ihn keiner. Taxifahrer Seppo Sorjonen hat gerade eine Leerfahrt und beobachtet die seltsame Szene, während sich hinter ihm der Verkehr staut. Als die hinter ihm wartenden Hektiker das Hupkonzert überlaut zelebrieren, steigt er aus, hilft dem Mann mit der Krawatte und lädt ihn in sein Taxi. So begnnt eine Tour, die er nie im Leben erwartet hat. Rytkönen hat genug Geld, um sich die Fahrt leisten zu können, wohin auch immer sie führen soll. Nur weiß er nicht mehr, woher er kommt. Er lebt am Rande des Vergessens. Dennoch fährt Sorjonen ihn weiter, den Wünschen des Fahrgastes entsprechend.

"Der Sommer der lachenden Kühe" ist ein humorvolles Buch und anrührend zudem. Launig und witzig, aber auch mit einem Blick auf die finnische Geschichte mit den Russen und den Deutschen. Und den Umgang mit Demenz, an der Protagonist Rytkönen leidet. Da sich der alte Mann aber mehr an seine früheren Abenteuer erinnert, denn an das, was er am Vortag erlebte, wird die Story auch bald zu einer Zeitreise durch die finnischen Ereignisse und Rytkönens Erlebnisse ab dem zweiten Weltkrieg. Und ganz nebenbei bekommt der Sozialstaat einige Hiebe verpasst. Seien es die Rentenversorger, die anscheinend aus reinen Analphabeten und Faulenzern bestehen, die ihre Aufgaben lieber auf die Versicherten abwälzen und ihnen das eigene Versagen in die Schuhe schieben wollen oder auch die Gesundheitsversorgung, bei der man nicht auf eine Behandlung hoffen kann, wenn man nicht im Ort wohnt, wo einen die Krankheit erwischt hat. Die Sozialkritik hat der Autor gut in die Handlung eingebunden und macht daraus auch keine ausufernden Diskussionen - es wird erwähnt und gut ist. So bewahrt er das Buch vor der totalen Langeweile. Sicher sind da einige kreative Momente, skurrile Ereignisse, verrückte Stories, aber die reichen nur für Schmunzler. Dialogwitz stellt sich eigentlich kaum ein. Das Buch wird lange von einer gewissen Leichtigkeit getragen, erhält durch die Ideen einen netten Spaßfaktor, plätschert aber auch hin und wieder ob der Erzählweise nur vor sich hin. Da hatte ich schon witzigere Bücher gelesen. Mittelmaß auf 220 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Mai 2017, 13:40:04
(https://2.bp.blogspot.com/-1aErQdRC71A/WQhDCJT-h9I/AAAAAAAAJUM/f9KiLkS968ImoFQjUW8pLknpCL0hfQ_NgCLcB/s320/00snuff.jpg)

Edward Lee.
Sie haben alles gefilmt.
Der Journalist Melvin glaubt kein Wort über das sogenannte Snuff-Haus. Doch die Gräuel, die vor 30 Jahren in diesem Haus geschahen, haben ihre Narben hinterlassen. Seither suchen ruhelose Seelen die Gemäuer heim. Das Haus aus "Das Schwein" - 30 Jahre später.

Melvin, 33 Jahre, unberührt, naiv und Mitarbeiter bei einer Zeitung. Er wird in den Norden des Bundesstaates New York geschickt, um eine Reportage über ein altes Mafiahaus bei Pennellville zu schreiben. Von Daddy finanziert, der seinen scheuen Sohn gerne unterstützt, damit der wenigstens etwas zu tun hat und er ihn los ist, geht die Reise an den Start. Was Melvin nicht ahnte, war die Sache, dass er seine Stiefmutter mitnehmen musste, da Daddy auf einer Tagung außerhalb als Redner auftreten sollte und dies einige Tage dauern würde. Da konnte er neben dem Loser-Sohn auch den heißen Feger, den er trotz Ehevertrages für eine gemütsschlichte Goldgräberin hielt, nicht gebrauchen. Melvin hingegen sabberte schon aus allen Ecken alleine bei dem Gedanken. Und die Reise wird in der Hinsicht für Melvin ein voller Erfolg und nebenbei gab es auch noch ein Intermezzo mit der dürren, versifften Hinterwäldlerin Squirrely, bei dem er aber jeden Versuch vorzeitig beendete. Doch was er dann mit seiner Stiefmutter, einer Biker-Gang und dem dürren Mädchen noch erleben muss, wäre ihm in seinen kühnsten Träumen nicht eingefallen.

Diese Novelle von Edward Lee bietet durchaus das, was man sich von einem Extrem-Titel dieses Autors erwartet. Einige Szenarien, die sicher nicht in jedem gut geführten Restaurant mit fünf Sternen als Appetizer angeboten werden, das ist schon mal klar. Aber im Vergleich zu "Das Schwein" fehlt eine Menge, um dessen Qualität zu erreichen. Es mag an den nicht sonderlich kruden Ideen liegen, die der Autor dem Leser hier auftischt. Oder am Leser selbst, der nach den bisherigen Outputs von Edward Lee - man erinnere sich an den killenden Wasserkopf "Bighead", der zwar blöd wie Stroh ist, aber das Hinterland seiner Heimat ideenreich unsicher macht und dabei selbst blutigste Löcher fickt - möglicherweise etwas übersättigt ist oder einfach immer noch mehr erwartet. So jedenfalls können die knapp 200 Seiten nicht an den Vorgänger heranreichen. Der Stil ist gewohnt einfach und leicht zu lesen, höchstens für seinen oben schon erwähnten "Bighead" etwas zu komplex😁. Ansonsten dürfte jeder der Story leicht folgen können. Einige Perversitäten werden zwar geboten, aber insgesamt konnte mich das hier nicht wirklich begeistern. Nett, aber es fehlte der letzte Kick, der Humor war auch nicht unbedingt der Brüller und selbst ein kleiner Alienkniff als Wiederholung wäre hier besser gewesen als sein "gar kein Kniff" und geschnetzelt wurde hier auch kaum. Ein mittelmäßiges Buch aus dem Portfolio des Autors der sexuellen Schrecken und der Wald- und Wiesenblutsäufer. Kann ja mal passieren. Man zeige mir einen Autor, der bei einem solchen Schreibdrang ausschließlich Topbücher abliefert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Mai 2017, 13:41:20
(https://4.bp.blogspot.com/-s4t6Apt9Unc/WQr02b-UbWI/AAAAAAAAJYM/aeBiitt8u3c4_wtkMe2nKSYA-OWHBeY0wCLcB/s320/00t4.jpg)

J. L.Bourne. Dies ist das handgeschriebene Tagebuch eines Mannes, der durch die zerstörten und verlassenen Städte streift - auf der Flucht vor dem Grauen, das über die Menschheit gekommen ist.

Kil macht sich auf, den Verbleib der Kampfgruppen Phoenix und Sanduhr zu klären, die Gerüchte über ein Heilmittel hoffentlich zu bestätigen und im Nachgang Lebensmittel für seine Frau Tara und die gemeinsame kleine Tochter zu besorgen. Schon der Landgang alleine stellt ihn vor große Probleme, da sich die Untoten selbstverständlich weiter ausgebreitet haben. Und die sich auch nicht immer nur so dämlich anstellen, wie man es in gehypten TV-Serien eines Comic-Autors gerne hätte. So muss er sich aus unterschiedlichsten Bedrohungsszenarien seinen Weg freischießen oder schlicht und einfach einen Fluchtweg suchen und abhauen. Er findt neue Gefährten wie Laksa und auch Mitch, plündert Waffengeschäfte, nur um dann die Munition fast schon zügellos in Zombiehorden ballern zu müssen, was ihn erneut auf nahezu Null drückt, was seine Patronen angeht. Immer wieder die gleichen Probleme, bis dann auch Zombieviecher auftauchen, gebissene Hunde, die nun ihn beißen wollen,selbst vor Ratten muss er sich mehr vorsehen als jemals ins einem Soldatenleben. Und mehr als einmal sind seine Gefährten, die er im Laufe seiner Reise aufsammelt, seine Lebensretter.

"Tagebuch der Apokalypse 3" war mit seinem Hang zu Harmonie und Familienleben schlicht so langweilig wie die Romane zu der gehypten TV-Serie aus der Feder eines Autorenduos, das seine Werke eigentlich nur wegen dieses Massenphänomens überhaupt verkaufen kann. Ansonsten hätten die Bücher höchstens den Wert von Wühltischexemplaren. Und so ähnlich war die Qualität des dritten buches um den Soldaten Kil halt auch. DAS hat sich mit Teil vier zum Glück geändert. Ab dem Landgang direkt zu Beginn ist wieder Militäraction angesagt, inklusive einer kleinen Waffen- und Munitionskunde. So im Nachklapp wirkt es eigentlich wie ein Videospiel und seinen immer höheren Schwierigkeitgraden. Aber hey, das macht den Spaß hier ja aus. Keine großen menschlichen Dramen, die zerlabert werden und um deretwillen man die Action vernachlässigt. Kil schießt sich straight den Weg zum Ziel frei, plündert und versorgt sich selbst. Einer seiner neuen Freunde ist dann schon etwas "aus der Art geschlagen" und bisher selten in derartiger Literatur oder auch Filmen aufgetaucht. Im einen oder anderen Sci-Fi-Film denn schon, aber nicht in einer Zombie-Mär. Quasselfrei, aber dafür mit Logiklöchern, kleinen oder größeren Übertreibungen, Militärkunde und endlosem Geballer. Und schon ist für Kurzweil gesorgt. Wenn man (ich ja hin und wieder auch) davon schreibt, die Lektüre wäre zum Verstand ausschalten, ist das auch ein riesiges Logikloch. Wie soll man dann das Gelesene überhaupt aufnehmen?😃 Aber wenigstens muss man sich nicht um Charakterentwicklungen oder komplexe Handlungsabläufe sorgen - die gibt es nicht. Gerade aus und durch - fertig. Das Ende ist ein bisschen happy und ob man den Abschiedsgruß des Autors als Drohung oder Versprechen ansehen soll, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich würde einmal einen Blick in die Reihe "The extinction cycle" von Nicholas Sansbury-Smith beim FESTA-Verlag werfen. Die hat es wahrlich in sich. Militär-Action at its best. 410 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Mai 2017, 19:56:50
(https://3.bp.blogspot.com/-CoaOwJDT3g4/WRA7oL-tZlI/AAAAAAAAJaY/S6kebzcqw1kxEpczGXH_Ze6gONuDQk5oQCLcB/s1600/borderlands.jpg)

John Shirley. Der ehemalige Söldner Roland versucht sich auf Pandora, dem gefährlichsten Planeten der Galaxie, mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. Er ist gut bewaffnet, skrupellos und zäher als Skag-Leder. Für Zac Finn und seine Familie könnte Roland zur letzten Chance werden, als die drei mit ihrem Schiff über den brandgefährlichen Außenzonen Pandoras abstürzen. Plötzlich ist die Ein-Mann-Armee das einzige was noch zwischen den Finns und einer Horde psychotischer Killer und blutrünstigen Outlaws steht. Ganz zu schweigen von Pandoras ausgesprochen heimtückischer Flora und Fauna, die nur auf unvorsichtige Besucher wartet.

Die in die Bredouille geratene Familie Finn hat selbst schuld. Statt sich mit harter Arbeit ihr neues Zuhause aufzubauen, versuchen sie es über einen vermeinlich leichten Umweg auf dem als nahezu tödlich bekannten Planeten Pandora. Hier soll es massenweise Artefakte geben, die sich zu großem Geld machen lassen. Was man ihnen vorenthalten hatte, erfahren sie nachdem, sie gelernt haben, dass der Vorname von Landung Bruch ist und der Absturz ihres Schiffes in den Außenbezirken endet. Nicht nur, dass sie getrennt werden und jeder an eine andere Partei gerät - sie sehen jetzt endlich, wie bösartig und gefährlich das Land ist. Skags, Psycho-Zwerge, Bullymongs, Tunnelratten usw. - jeder tödlicher als der andere. Zu der Zeit ist auch Roland im Land unterwegs. zusammen mit seinem alten Partner McNee gerät er in eine Falle seines Feindes Crannigan und bei der Gelegenheit muss McNee seiner Rübe Adieu sagen, der er sie mit einem satten Platschen verliert. Doch auch Roland erwartet etwas weniger Feines. Entweder er wird von Crannigan umgenietet oder von den Psycho-Zwergen, die auf ihren riesigen Bullymongs angeritten kommen. Mit einer List entkommt er seinen Häschern und verschwindet in der Weite des kargen Gebietes. Dort stößt er auf Cal, den Sohn der Finns. Zak, der Vater, gerät an einen knurrigen und misstrauischen alten Knacker, Berl, der im Land unterwegs ist und Artefakte sucht, während Marla, die Mutter, an einen Banditen namens Vance gerät. Und ziemlich schnell wird ihnen allen klar, dass sie es hätten noch schlimmer treffen können.

Anhand der Inhaltsangabe auf der Rückseite könnte man vermuten - hab ich ja auch -, dass man hier einen Roman um einen knallharten Söldner auf seinem Weg zum Reichtum. Tja, war es denn doch nicht. Man nimmt am Schicksal der Familienmitglieder teil, wie sie sich in einer unwirtlichen Welt den Gefahren entgegenstemmen, in die sie sich selbst gebracht haben. Anpassung ist vonnöten. Roland und die anderen Charaktere sind nur Rahmenfiguren mit einer mehr oder weniger großen Rolle. Was Artefakte und Monster angeht, fühlte ich mich zeitweise schon wie in einem Roman zu Resident Evil, aber wenigstens die durchgeknallten Psycho-Zwerge waren originell - naja, für dieses Buch halt. DassTunnelratten und anderes Gesocks nicht gerade als Veganer durchs harte Leben ziehen, dürfte sofort jedem Leser klar gewesen sein. Und da ist dann auch mein Problem mit dem Buch - nix Neues drin, keine Überraschungen, kein letzter Knalleffekt. Drei voneinander getrennte Familienmitglieder spielen Lassie auf einem feindseligen Planeten und suchen ihre - HEIMAT. Gut, wirklich rührselig ist es nicht, aber den netten Sidekick des alten Berl, den tapferen Roland, der aus dem leicht nervigen Cal einen Kerl macht und Marla, die alles für ihre Familie tut. Schnuckeligkeit im Actiongewand. Dazu ein Elitesoldat, den in einem Western von Louis L'Amour mit Sicherheit Sam Elliott gespielt hätte. Cool, knurrig, wenig redselig, aber das Herz am rechten (Ist das heute noch erlaubt?) Fleck. Eine härtere Version von Familie Robinson im All und die wie die Figuren der TV-Serie "Lost" schnell feststellt, dass ihr einsamer Ort der Strandung so einsam gar nicht ist. Und dann der Slangsprech. Meine Fresse, dann lieber den Nuschelking in nem Film. Haste gemercht? Wurde manchmal tatsächlich zur Tortur. Autor John Shirley hat ja schon mehrere dieser Auftragsarbeiten erledigt, ist mir aber hauptsächlich als Songwriter (Lyrics) für Blue Öyster Cult und die Alben "Heaven forbid", "The curse of the hidden mirror" und den OST "Bad Channels" bekannt, ebenfalls von BÖC. Als Beispiel "See you in black".
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Mai 2017, 19:58:59
(https://3.bp.blogspot.com/-CXrpA1T4-5w/WRGOykZaYGI/AAAAAAAAJc0/9hWPYVjTbDQz975kirRZJvNxlKEObegOgCLcB/s1600/00kuh.jpg)

Und hier der neueste Appetitzügler, der auf dem Markt zu haben ist:

Matthew Stokoe. Steven ist 25 Jahre alt. Im Fernsehen beobachtet er all die perfekten, fröhlichen Menschen und träumt davon, selbst das normale Glück zu finden. Vielleicht mit Lucy, die eine Etage über ihm wohnt - auch wenn ihre Besessenheit für Vivisektionen echt krank ist. Aber Stevens Mutter würde das niemals zulassen. Sie hasst ihn und will ihn zerstören. Als Steven Arbeit in einem Schlachthaus findet, offenbart ihm der unvorstellbar perverse Vorarbeiter Cripps, wie man durch das Töten von Kühen echte Erfüllung findet. Doch die Tiere beginnen mit Steven zu reden und sie bitten um Hilfe.

Steven erlebt zu Hause die Hölle. Muttern ist eine versiffte Schlampe, die ihn tagein tagaus striezt, ihm ungenießbaren Fraß vorsetzt und zwingt, den Rotz auch noch zu fressen. Sein Leben spielt sich ansonsten vor dem Fernseher ab, der ihm die Bilder bietet, die er gerne als Familienleben sehen würde. Mit seinen 25 Jahren wird es auch Zeit, sich einen Job zu suschen. Den bekommt er in der Schlachterei und kommt unter die Fittiche des Vorarbeiters Cripps, der ihn anlernt - und als Frischling wird er auch gleich getestet. Was er dann erlebt, geht nicht mal mehr auf die sprichwörtliche Kuhhaut. Gewaltexzesse und sprechende Kühe, die ihn um Hilfe bitten. Einen manipulativen Bullen und eine Herde unter der Erde.

Unappetitlich bis zum Bersten. So kann man die ersten Seiten dieses Romans beschreiben. Mägen aus Stahl, Eier aus Granit und eine starke Abstumpfung gegen jegliches Leid irgendwelcher Lebewesen sind fast schon Grundausstattung, um die erste Hälfte zu überstehen. Die wimmelt nur so vor ekelerregenden Szenen, gegen die "Das Schwein""Bighead" und andere Werke von Edward Lee Kindergeburtsagsgschichtchen sind. Die Figuren - Mensch und Tier -  wandeln zwischen zwei Extremen: die arme geschundene Kreatur (Steven oder auch Hund - kein weiterer Name) oder die skrupellosen Täter. Cripps, der irre Killer und Boss der Schlachtergruppe oder Gummy, der verunstaltete Tierschänder. Hier werden Kühen nicht nur weitere Löcher gebohrt, die dann die gesamte Schlachter Bande rammelt. Hier wird Kot gefressen, beim Schlachten eher gemetztelt und gefoltert, Körperteile abgehackt und zerlegt und als Sexspielzeug benutzt - und als Steven endlich seine Rolle dort findet, akzeptiert wird, ist er schon mitten in einem Prozess, der ihn verändern soll und wird. Die Kühe, speziell der Guerney-Bulle, sprechen mit ihm und seine Persönlichkeit wird stärker. Er widersetzt sich seinem "Muttertier" und beginnt zu kämpfen - um seinen Platz in der Gesellschaft. Wobei ihm beide Parteien Gegner vorsetzen. Und immer wieder ist bei Steven die Rede von einer der sauberen und netten Familien, die zusammen glücklich sind - und nur auf dem Schein des Fernsehens basieren, fernab jeglicher Realität. Sein Wunschtraum während des Leidens unter dem Muttertier. Um dies zu erreichen, muss er aber den Mächtigen ihre Macht nehmen, sich auflehnen, vom Gefolge zum Führer der Massen werden. Das gelingt nicht so einfach - und am Ende??? Wünsche erfüllt? Gesellschaftskritik in ihrer wohl bis dato ekelhaftesten Form. Eine Wertung für das Buch nach Punkten? Nö, unmöglich, so aus der Reihe ist es. Ich kann es auch nicht zum Lesen empfehlen, aber ebenso wenig verdammen. Das Ganze ist wie ein Test. Man muss es probieren. Mir hat es jedenfalls stellenweise ordentlich den Appetit verhagelt bei derart vielen Kackwürsten zum Frühstück. für das Buch müsste man vielleicht eine Extra-Reihe beginnen - Festa-EXTREM extrem. So kommen dann auch 260 extremste Seiten zusammen. Wer zuvor "High life" und "Empty mile" gelesen hat, sollte wissen, dass "Kühe" die Gesellschaftskritik von der blutigen und brutalen Seite ausgeht.
Eigentlich sollte der Verlag eine Gratiskotztüte mitliefern.

Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Mai 2017, 21:22:59
(https://1.bp.blogspot.com/-2j5wiBSvCqM/WRbQJpY6MgI/AAAAAAAAJko/5GLP2-kbVTYJpivfGLbcq2dfpwynAow6gCLcB/s320/nitro-express_9783958351950.jpg)

Robert Blake Whitehill. In seinem kalten Versteck in einem New Yorker Keller erhält Ben Blackshaw von einem früheren Vorgesetzten einen codierten Notruf. Die anschließende Jagd nach einem mysteriösen Scharfschützen führt Blackshaw einmal um die ganze Welt. Zusammen mit seinem alten Freund Knocker Ellis Hogan versucht er, den Todesschützen in eine Falle zu locken. Aber dieser ist ihnen immer eine Nasenlänge voraus. Es dauert nicht lange, bis Blackshaw Verbindungen zu einer weitaus größeren und gefährlicheren Verschwörung aufdeckt, die nicht weniger als einen profitablen Krieg in Südafrika plant. Doch es gibt einen Ort, an dem Blackshaw gegenüber seinem Widersacher im Vorteil sein könnte.

Ben Bradshaw ist nach New York gekommen. Genauer auf die Insel Manhattan, die sich zwar für das einzige New York hält, aber doch nur der Platz für die Gierigen ist. Ben glaubte, eine Insel sei eine Insel wie die andere. Irrtum. Manhattan ist so weit entfernt davon, wie sein zu Hause zu sein, wie die meisten Politiker von einem Funken Intelligenz oder die DHL vom Kundenservice. Doch was will er machen? Manhattan ist nun einmal der beste Platz, um sein Gold umzusetzen. Schmelzen und bearbeiten finden im Keller eines verfallenden Hauses statt, das keiner mehr will, weil zuviele Belastungen drauf sind - selbst für New Yorker Verhältnisse. Also hat er sich dort eingerichtet. Er denkt, er sei unter dem Radar, doch das stellt sich bald als weiterer Irrtum heraus. Er findet eine mysteriöse Botschaft an die Wand neben seiner Tür gesprüht. Eine Aufruf, sich an einem bestimmten Ort zu zeigen. Er geht hin und wird von seinem alten Boss engagiert - höflich ausgedrückt. In Los Angeles wurde vor der Premiere eines Films eine dieser Diven, die sich für die Welt halten, weil sie irgendwo ein Talent gefunden haben, das man zum Ausbeuten der Massen nutzen kann und in diesem Werk mitspielt bei ihrer Parade vor dem Filmtheater mit einem einzigen Schuss in ihre Einzelteile zerlegt wurde. Die Spuren geben nicht viel her, nur dass alles - bis auf die wahrliche Ballistik-Zerpflückung des Opfers - an den Kennedy-Mord von Dallas erinnert. Und so nimmt eine Story ihren Lauf, mit der Ben nicht gerechnet hat.

Am Vorgänger gingen mir ja die Insulaner und die allseits durchdringende Gier auf die Nerven, viele Personen waren einfach unsympathisch. Daher war das Buch "Deadrise" eben "nur" gut. Die Mängel - was ich als Mängel betrachtet habe - sind ausgemerzt und die Sache nimmt nicht nur schnell Fahrt auf, sie lässt den Leser auch schön lange im Ungewissen, wer hier überhaupt warum die Fäden zieht und um welchen Hintergrund es sich handelt. Da bleibt man schon allein aus reiner Neugier dran, die Spannung ist also gesichert. Der Begriff "Nitro Express" hat eine bestimmte Bedeutung, die im Laufe der Handlung erklärt wird. Dazu gibt es einige ganz spezifische Beigaben, die leicht Richtung Science fiction abdriften (DNS) und auch nicht so ganz glaubwürdig daherkommen, was aber durchaus an der Unkenntnis des Lesers (in dem Fall mir) liegen mag. Viele Pläne, viele Bösewichte, falsche Spuren, Politiker, Verrat, wieder Gier und ein paar Sniper-Szenen, die es in sich haben. Kein Swagger, aber gut für die Unterhaltung. Und es herrscht manchmal eine Kaltblütigkeit vor, die man so auch selten liest. Hier mal schnell einige Unschuldige nur so als Ablenkungsmanöver geradezu vernichtet, dort mal ein bisschen Bullet-Folter und das Töten fällt auch bei Verwundeten Gegnern leicht - verbrannte Erde halt. Man muss aber schon aufpassen, dass man bei der Vielzahl der Handelnden und den Täuschungsmanövern den Überblick behält, wer jetzt welche Motivation hat und wohin das alles führen soll. Schneller, spannender Kracher, der ein typisches und Aufmerksamkeit erregendes Cover von Michael Schubert als klaren, weiteren Pluspunkt aufweisen kann. Die Bücher vom Luzifer-Verlag werden dadurch nur noch mehr aufgewertet. Und dabei hat der Verlag ja auch zum Großteil ein gutes Programm. Jetzt noch schnell zum Home-Entertainment-Start von "Stratton" eines der Bücher von D. Falconer rausgebracht, vom Verleger Steffen Janssen die Frage beantwortet, was die Schlagzeile im Videotext bei Sport1, diesem Sender, der meint, Pokern wäre Sport und verdiene massig live-Übertragungen, sollte - "Steffen ist schwanger"😈 - und alles ist gut. Zurück zum Ernst der Lage und zum Buch. Mir hat es sehr gut gefallen, ich konnte mich der Action nicht entziehen und daher sind 8/10 meiner Meinung nach voll verdient. Das Buch hat nur 300 Seiten, wurde aber Ressourcen sparend gefertigt. soll heißen, kleinere Schrift und den Platz voll ausgeschöpft. Papier gespart, Rohstoffe gespart/geschont. find ich okay, gab es früher auch schon, wurde aber von diversen Großkopferten zum Vorgaukeln umfangreicher Handlung und mehr Stoff aufgebläht, um damit höhere Preise zu rechtfertigen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Mai 2017, 18:47:46
(https://3.bp.blogspot.com/-KGYedXntvkQ/WRliXsPjoxI/AAAAAAAAJpQ/yfkLbDTkT4s60GifHUnAr1Yd300jQ1FgACLcB/s1600/hades.jpg)

Candice Fox. Vor zwanzig Jahren wurden zwei Kinder gekidnappt und dem Tod beantwortet. Doch das kriminelle Mastermind von Sydney, Hades Archer, nimmt sich ihrer an, und sie werden Cops bei der Mordkommission.

In einer wirklich düsteren Nach, die auf dem riesigen Schrottplatz noch furchterregender wirkt, kommt ein Mann mit zwei Bündeln zu dem Besitzer und fragt unterwürfig, ob der was für ihn tun kann. Etwas muss entsorgt werden und da geht man auch zu einem Spezialisten. Hades schien dafür der richige Mann zu sein. Doch das war ein radikaler Denkfehler! Hades tötet den Mann und erschafft ihm denPlatz, der für die Kinder gedacht war. Als er merkt, dass diese sogar noch mal gerade so am Leben sind, behält er sie und bringt sie in Sicherheit. Zwanzig Jahre später arbeiten die beiden "Kinder" bei der Polizei. Beide bei der Mordkommission unter neuen Identitäten. Da Eden vor kurzer Zeit ihren Partner verloren hat, bekommt sie Frank Bennett zugeteilt. Und der bekommt schnell mitgeteilt, dass sie viel lieber Distanz zwischen sich und dem Neuen hätte. Und Bruder Eric fängt Frank auf der Toilette ab und donnert ihm eine Ohrfeige in die Fresse. Und Frank merkt,dass er gegen diesen harten und kräftigen Brocken keine Chance hätte, was dieser zu einer Art Mobbing wie dereinst auf dem Schulhof nutzt. Bald ergibt sich eine echte Spur im Falle eines Mordes, die ihnen ein Junkie verschafft.Was sie dort endecken, raubt ihnen schier den Schlaf.

Irgendwie war ich etwas enttäuscht. Es kommt mir so vor, als habe da jemand fünf Folgen Dexter geschaut und sich dann an der Idee fesgeklammert, die Story als Grundlage für einen eigenen Roman zu nutzen. Kinderloser Mann, Schwerverbrecher mit einem gewissen Ehrenkodex, rettet zwei Kinder und bildet sie aus. In Rückblenden erfährt der Leser den Werdegang der beiden Kids, die nun Polizisten sind und stellt fest, dass man bei der Erziehung durch einen Schrottplatzbesitzer, der seinen Job nur als Tarnung für kriminelle Geschäfte und die Beseitigung von Leichen nutzt. Wenn man dann noch eine bestimmte Veranlagung hat, ist man dann als Erwachsener schon ein Pulverfass mit kurzer Lunte. Bei Eden und Eric ist man also schnell bei der Hand mit einem bisherigen Urteil (es gibt zwei weitere Bücher) und der Polizist Frank will anscheinend einen auf den harten, aber gefühllosen Stecher sämtlicher weiblicher Detectives oder - man lese und staune - Opfern und Zeuginnen machen. Natürlich ist er auch an Eden interessiert. Die wirkt zwar gelangweilt (wie ich bei dieser lahm inszeniertenVersuchsliebelei), aber hey, es gibt noch zwei Bücher während deren sich Eden dem freundlichen Cop an ihrer Seite in allen Belangen öffnen kann und er sein Gehabe vielleicht ablegt. Zwei Gattinnen verschlissen, alles seine Schuld, meint er. Ob er sich mit diesem Geständnis Schlüpferfreigang bei Eden erhaschen will, kann man nur vermuten. Die Beiden reden viel ber Bullengeheimnisse und dämliche Taten, die sie mal angestellt haben, Fälle verbockt oder nur mit Glück bei der Polizei bleiben durften. Ist ja ganz nett, aber zu schwallig, das verlaberte Geplänkel der Eden und des Ich-Erzählers Frank wirken mit der Zeit nervig. Der Fall, der später zu "die Fälle" wird, ist schon etwas spezieller als die üblichen Mörderhatz-Krimis, aber auch keine Weltneuheit. ein Serienkiller mit einem etwas weniger abgedroschenen Motiv ist zwar eine feine Idee, aber insgesamt fehlt es eben gerade an denen - feine Ideen. Klischees allerorten, Dexter mindestens genauso oft. Dazu noch ein Racheplan. Letzterer ist das einzige Teil im Puzzle, das noch die Neugier des Lesers wecken konnte. Der Leser, der diese Zeilen hier verfasst, hatte nämlich eindeutig auf einen satten Hardboiler mit coolen Charakteren, ner ordentlichen Portion Selbstjustiz und lockere Sprüche gehofft - One-Liner vom Feinsten sowie etwas maulfaulere Protagonisten. Wenn das erste Buch nur als Einsteiger in eine deftigere Dimension sein sollte, dann erhoffe ich mir beim zweiten Buch mehr. War das aber schon alles, dann "Adieu, Baby", ich les lieber endlich mal einen Wyatt. Mitreißend? Nur wenn man es in Aare bei Hochwasser wirft. Spannend bis zum Nägel kauen? Ich kann mich beherrschen. Das langt nicht einemal zum Fingernägel kauen. Ein netter Entwurf für eine leicht abgewandelte neue Serie im Stile von "Dexter", aber Highlight ist was anderes. Und dass Protagonisten nach einem Fund etlicher Mordopfer, die schon verfaulen, Hunger bekommen, ist auch nur ein Klischee. Clint Eastwood hat schon in den 70-ern ne Bande von Flugzeugentführern (naja, sie versuchten es und der Vogel war noch am Boden) umgenietet und danach den Burger weitergefuttert. Es gelingt nicht wirklich, sie cool oder gar sympathisch wirken zu lassen. Das ist eher eine Bande Soziopathen in einem simplen Krimi. Muss also nicht unbedingt auf den Wunschzettel.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Mai 2017, 20:33:57
(https://4.bp.blogspot.com/-5ZapYN38j7U/WR6xegm88WI/AAAAAAAAJvo/mmUYNyGpwN8wtXF7hv526RKHFYMVqpMnQCLcB/s1600/auge-um-auge-168978716.jpg)

Ben Coes. Als Dewey die Identität eines Maulwurfs in den höchsten Kreisen des israelischen Mossad aufdeckt, löst er eine gefährlichere Kettenreaktion aus. Fao Bhang, Leiter des chinesischen Ministeriums für Staatssicherheit, reagiert auf die brutale Beseitigung von Chinas wichtigstem Spion, indem er unverzüglich ein Killerteam auf den Verantwortlichen ansetzt. Egal wie die Chancen stehen, Dewey wird kämpfen müssen - und erlebt die schlimmsten Momente seines Lebens.

In London verhört Dewey einen iranischen UN-Diplomaten, um herauszufinden, wer der chinesische Spion ist, den die Asiaten beim Mossad eingeschleust haben. Nachdem sie dessen Identität erfahren haben, machen sich die Amerikaner auf nach Israel, um das Vorgehen abzuklopfen. Die sind in ihrer Art gewohnt rigoros und machen kurzen Prozess. Die Chinesen sind wenig begeistert. Besonders auf den Magen schlägt ihnen das Geschenk, das die CIA ihnen im Schrankkoffer schickt. Die Leiche ihres Spions. Ab diesem Zeitpunkt ist die Jagd auf ihn eröffnet. Nichts ahnend von der Bedrohung spielt der Gejagte in Amerika mit dem Präsidenten und seinen Kumpels Eishockey, während die Leiterin des Nationalen Sicherheitsrates, Jessica, sich schon auf ihren Urlaub in Argentinien vorbereitet, den sie dort mit Dewey verbringen will. Und China heuert einen Killer nach dem anderen an, um sicherzugehen, dass ihr Feind auch wirklich ausgeschaltet wird. Nach einem ersten Attentat geht Dewey in die Offensive und holt sich dabei Unterstützung bei einem Waffenhändler, der aber erst unsanft dazu überredet werden muss.

Dewey Andreas in seinem Element. Von wenigen Momenten abgesehen bewegt er sich wieder im Höllentempo und ohne Rücksicht auf jegliche Verluste zwischen seinen vielen Feinden, um deren Zahl brutalstmöglich zu verringern. Da wird schon mal ein Verhör auf Jack Bauer-Art durchgeführt, Diplomaten gefoltert und auf Menschenrechte verzichtet. Man kennt ja die Redewendung "America first", doch das hier ist schon "America only". Was schert die Amis der Rest der Welt. Und deren Präsident in der Realität hat ja schon ähnliche Texte verlauten lassen. Und sehr real ist auch das Finanzdesaster, das die Amerikaner sich selbst aufgeladen haben - sei es nun Buch oder wahre Welt. China hat die USA finanziell am Sack. Grob formuliert, aber wohl wahr. Die USA haben Schulden noch und nöcher, aber einen Sparkurs fahren ist nicht drin. Und selbst die Filmindustrie biedert sich bei den Chinesen immer mehr an. Der europäische Fußball lässt sich nach Russen und Saudis nun ebenfalls von Chinesen kaufen. Die Politk - auch die hiesige - versucht ebenfalls einen Schulterschluss mit den Kommis. Irgendwann in der Zukunft, vielleicht gar nicht so fern, wird China Gegenleistungen verlangen, die sich aber keiner mehr leisten kann. Wenn die ihre Gelder abziehen oder gar eine Rückzahlung verlangen, geht gar nichts mehr. Die Amis werden wahrscheinlich in den Krieg ziehen wie sie das immer machen. Schuldentilgung können sie sich nicht leisten, wollen es aber wohl auch nicht. Diese Situation wird in "Auge um Auge" zumindest angedeutet. Daher kann die Regierung nicht zu offen gegen Bao Fhang vorgehen, doch sie lassen Dewey von der Leine. Und der lässt sich nicht lange bitten. Derartige Stoffe oder Genres werden ja gerne populistisch miserabilisiert, doch das kann für ich den Unterhaltungswert nicht mindern. Manchmal etwas zu sehr Pro Amerika oder Pro Israel und damit auch an jeglicher Rechtsstaatlichkeit vorbei, aber dafür ist es ja auch nur reine Unterhaltung und kein Sachbuch. Es handelt sich um ein Actionmärchen um einen unbesiegbaren Helden, der sich um keine Konsequenzen schert. Und deswegen lässt der Autor es auch ordentlich krachen. Das eine oder andere Klischee, diverse Ränkespiele in Machtzentralen, Anspielungen auf reale Geschehnisse und viel überbordende Action ohne Pardon. Spannung, Rasanz und Kompromisslosigkeit auf rund 585 Seiten. Wer das Genre liebt, kann sich dieses Buch ohne Bedenken zulegen. Und Dewey Andreas wird auch weiter einen Munitionsetat haben, der das gesamte Bruttoinlandsprodukt eines mitteleuropäischen Staates übertrifft. Also abwarten aud darauf freuen, welchen Staat er als nächstes auseinander nimmt. Ich werde sicher den nächsten Roman um Dewey Andreas kaufen. So wie so ziemlich alle Actioner, die glücklicherweise der FESTA-Verlag nach dem "Versagen" der Mainstreamer ins Programm genommen hat. Und dann ist da ja auch der Luzifer-Verlag, der sich mit Chris Ryan ebenfalls einen der knallharten Sorte eingekauft hat - und der ist ja auch nicht der einzige Autor dieser Stoßrichtung bei denen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 Mai 2017, 19:09:54
(https://1.bp.blogspot.com/-TJyE5aieqIU/WSF0Ux5w-iI/AAAAAAAAJ00/H4v7nb-IDAAqbC_5dEhjKgTK4yQ3HVzYACLcB/s320/brant.jpg)

Ken Bruen. Er hatte schon seit Tagen kein Koks mehr auftreiben können, musste sich also anderweitig behelfen. Kaufte eine flasche wodka und sechs Dosen Red Bull. Das Kokain des einfachen Mannes. Langsam tat sich etwas, seine Nerven fingen an zu summen, während aus den Lautsprechern Iron Maiden tönte. Voll aufgedreht. Dann plötzich die Idee: Einen Bullen umbringen! Wie Oprah wohl sagen würde, ging ihm ein licht auf wie eine Glühbirne. Nein ... Halt, warte mal ... Lieber gleich eine Bullenmeute umbringen. Und falls sie ihn erwischten? Dann gäbe es Angebote von Verlagen, von Sky News, von TV-Produzenten ...

Brant hat einen Termin beim Psycho-Doc wegen seiner Aggressionen und entledigt sich dieses lästigen Störfaktors auf seine Art. Chief Inspector Roberts wird am Todestag seiner Frau vom Chef zusammengefaltet und PC Falls war durch die Prüfung gerasselt - und das obwohl ihr Brant in seiner gewohnten Art brüsk mitgeteilt hatte, dass sie eine schwarze Tussi nie durchfallen lassen würden. Pech, dass noch ne Asiatin da war. Und Porter Nash muss sich als Homo ständig gegenüber den ach so knallharten Kollegen beweisen - und wird trotzdem immer wieder als lahme Schwuchtel abgekanzelt. Als dann die Morde anfangen, Roberts den Tod der Gattin zu Hause mit Dauersuff betrauert, wird Nash als sein Vertreter ernannt. Dann beginnt die Mordserie an Polizisten und die Truppe hält so gut es eben geht zusammen, alle haben das gleiche Ziel - den Drecksack aus dem Verkehr zu ziehen.Doch so einfach macht der es ihnen nicht, obwohl er vor seinen Morden tatsächlich einen Pressefritzen anruft und fragt, wieviel Bullen er umnieten soll. Er ist nicht leicht zu fassen, auch weil Informanten plötzlich verschwinden oder sterben. Zwischendurch muss auch mal ein Nachtschwärmer dran glauben, die Vorgehensweise wird geändert, ein Hammer kommt ins Spiel - und bald auch ganz nah am Killer Brant.

Kurz, knackig, wortkarg und weit von jeglicher political correctness entfernt ist "Brant" eine weitere Meisterleistung von Ken Bruen, die ja dann auch zu Filmehren und mit Jason Statham als Brant ins Kino kam. In Deutschland wurde dem Film ein größerer Kinoauftritt verweigert und mit dem Titel "Blitz" schnell die Heimkinos versorgt. Wer schon einen der Romane von Ken Bruen zu seinem rauen Gesellen Brant gelesen hat und dazu auch den Film gesehen, dürfte direkt auf den Einfall gekommen sein, dass die Szene mit den Autodieben eine reine Statham-Idee war und nicht wirklich mit dem Buch in Verbindung stand. Kann ich so jetzt bestätigen. Doch ansonsten passt da recht viel zusammen. Sogar der kurze Anfall von Menschlichkeit Porter Nash gegenüber, den Brant selbstverständlich im nüchternen Zustand niemals offen zugeben würde, denn er erweist sich doch die meiste Zeit als zynischer Sauhund. Wer ihm im Weg ist oder ihn - seiner Meinung nach - reizt, muss büßen. So wie der Psycho-Doc, der ihn genervt hat. Und bei der Gelegenheit hat er gleich noch einem Rivalen eine mit auf den Weg gegeben. Der knappe Stil mit seinen originellen Ideen und viel schwarzem Humor lässt den Leser mit etlichen Schmunzlern durch reisen und sich wünschen, dass es nicht schon nach rund 250 Seiten zu Ende wäre. Wo Brant schon eine Marke für sich ist, haben auch die anderen Charaktere einiges an Tiefe zu bieten, obwohl man das von einem Krimi dieser Art nicht so erwartet hätte. Da steckt mehr drin als in den Wälzern mit etwas 1000 Seiten eines Stephen King (und natürlich etlichen anderen Autoren), der sich dann doch zu sehr verschwallt. Ganz klare Leseempfehlung mit einem Ende, das all Jene, die den Film nicht gesehen haben möglicherweise etwas überraschen dürfte. Hardboiled vom Feinsten. Ich hoffe, der Polar-Verlag lässt uns auch an weiteren Fällen des bemerkenswerten Bullen Brant teilnehmen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Mai 2017, 19:45:13
(https://2.bp.blogspot.com/-Jall9ehvtoo/WSKg8kf6o4I/AAAAAAAAJ3w/JjTdwbxzLaUxrfLWbSikNGLv4GXMFsQaACLcB/s320/000spiel.jpg)

Jeff Menapace. Im Herbst 2008 wurde die Lambert-Familie im amerikanischen Hinterland Opfer der Fannelli-Brüder. Von den beiden Verbrechern überwältigt, mussten die Lamberts buchstäblich durch die Hölle gehen. Sie haben überlebt – und zurückgeschlagen. Doch es ist noch nicht vorbei, denn die Fannellis haben Freunde, sehr gute Freunde. Das Spiel geht weiter.

Monica ist eine Killerin und gerade mit einem Auftrag beschäftigt. Nach der problemlosen Ausführung setzt sie sich kaltblütig hin und schaut TV. Und sieht in den Nachrichten die Meldung über die Geschehnisse mit der Familie Lambert - und entdeckt auf einem Bild des Überlebenden Arty etwas schier Unglaubliches. John ist ein passionierter Jäüger und hat in Alaska in den tiefen und dunklen Wäldern auch eine Jagdhütte. Dort versorgt er gerade einen Obdachlosen mit einer Mahlzeit. Als der endlich fertig ist, bekommt er zehn Minuten Vorsprung. Dann beginnt die Jagd. John spielt noch etwas mit seinem Opfer als aus einer anderen Richtung ein Schuss fällt und dem Mann mit der Wucht des Geschosses fast den Kopf abreißt. Und in Valley Forge ist die Familie Lambert in psychologischer Behandlung mit einem Arzt für die Erwachsenen und einem für die beiden Kinder. Es geht natürlich auch um den Scherz, den sich Caleb zum Ende des ersten Buches seiner Mutter gegenüber geleistet hat. Doch insgesamt ist ihr Leben nach einigen Wochen so langsam wieder im Lot. Arty liegt immer noch ans Bett gefesselt im Krankenhaus, seine Mutter, die er beinahe getötet hätte, ist ebenfalls in einem der Krankenbetten in Behandlung. Bei Arty ist auch noch ein Polizist, der ihn bewacht und keine Besucher und Pressevertreter vorlassen soll. Ablenkung gibt es nur, wenn die Schwestern kommen, um den Verletzten zu versorgen - und als die Mutter unerwartet stirbt. Über Mangel an Spannung kann sich auch bald die Familie Lambert  nicht beschweren. Erst stirbt ihr Hund, dann wird eine Präsentation von Patrick sabotiert und der Vater von Amy kommt ums Leben. Soviel Pech in kurzer Zeit macht Patrick misstrauisch und er holt einen alten Kumpel, Domino, und dessen zwei Kollegen zu Hilfe. 

Es war einmal eine Zeit, weit vor FESTA, da hätte dieses Buch und auch der Vorgänger vielleicht etwas besser abgeschnitten, doch aktuell ist nun einmal so, dass es von der Konkurrenz gnadenlos abgehängt wurde. Und Heyne Hardcore soll doch eigentlich dafür stehen, Bücher zu veröffentlichen, die nicht dem Mainstream entstammen, aber viel mehr hat Jeff Menapace nicht geboten. Das ist ein Mainstream-Thriller, an dem bezüglich des Härtegrades schon etliche aus den Massen der Psychothriller vorbeigezogen sind. Dabei war die Idee doch ziemlich gut. Nur die Ideen für das Spiel, die sich der Autor ausgedacht hat, waren nicht ausgefallen genug. Man hat das hier ja schon mit Richard Laymon verglichen. Dem würde ich sogar zustimmen. Stilistisch simpel, ne Story vom Reißbrett und kleinere Härten für die Freunde des Horrorthrills. Und das war es auch schon.Was an Ästhetik fehlt, wird durch Klischees ausgeglichen, die Grausamkeit ist gebremst (verglichen  mit Werken abseits der Massenware) und die Psychodocs labern nur Scheiße. Das ist so oberflächlich wie selten gelesen. Nach und nach "steigert" sich dann der Roman zum Finale hin. Nicht dass es jetzt der perfekte Reißer wäre, der den Leser in den Bann zieht und an den Nägeln kauen lässt vor lauter Spannungselementen. Er geht seinen Weg schlicht, baut etwas Action ein und lässt es auf den letzten rund 30 Seiten von 430 dann etwas krachen, obwohl das Ende dann recht abgehackt wird und den Anschein erweckt, der Autor habe seine erwartete Seitenzahl erreicht und müsse jetzt zack-zack zum Ende kommen. Ärgerlich waren auch einige Schlampereien, die das Lesen zur Tortur machten. In der Hinsicht war es wirklich Horror. Man schaue als Beispiel mal gerne auf die Seite 275. Zitat: "Hab ich dir je gesagt, wie stolz ich auf dich bin?" "Heute noch nicht." "Du mein kleines geliebtes Augäpfelchen, du."  Von der Sorte gibt es leider mehr in dem Buch. Für diese Grütze wird Geld verlangt, das der Leser berappen soll. Dann hat er auch Anspruch darauf, das Buch ohne solche Macken zu erhalten. Fehler passieren, meist nicht absichtlich, aber gehäuft ist es nicht zu ertragen. Und wie gesagt, abkassiert wird gerne. Korrekturen in der Arbeitsweise vornehmen gehört eher nicht ins Profil der Verlage, solange der Kunde zahlt. Noch ein Grund, der verhindert, dass ich das Buch empfehlen würde. Es ist eh nur ein Machwerk, das man so nebenbei liest, während man darauf wartet, dass diese Filmschnipsel im TV endlich aufhören und die unterbrochene Werbung endlich weitergeht. Es ist belanglos und mit den Fehlern steigert es sich dann zu ärgerlich. Heyne Hardcore - Ja, klar. Ich warte nun auf "Sesamstraße - The beginning" unter diesem Label. Aber erst lese ich noch den dritten Teil über "Das Spiel", der so martialisch noch den Beititel "Tod" trägt. Viel Hoffnung hab ich nicht. Warum ich Depp dann nun alle drei Werke gekauft habe? Weil ich mich zuvor mit anderen Büchern beschäftigt hatte, die von Luzifer-Verlag, Voodoo-Press, Atlantis-Verlag oder dem Festa-Verlag kamen und irgendwann hatten sich dann fast unbemerkt alle drei Teile der Menapace-Familie angesammelt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Mai 2017, 19:46:22
(https://2.bp.blogspot.com/-5Y7uGQ5UDow/WSP3qFCfpHI/AAAAAAAAJ50/bssmHB1xJiw8pcE4pqzeWA91k1HZYPxVQCLcB/s320/00spieltod.jpg)

Jeff Menapace. Die Lamberts sind eine Familie wie aus dem Bilderbuch. Liebevolle Eltern, entzückende Kinder. Doch nach der grauenvollen Begegnung mit drei Psychopathen ist für die Lamberts nichts mehr wie zuvor. Sie haben überlebt - aber es gibt noch ein letztes Spiel, das gespielt werden muss. Für den Meister dieses Spiels ist es die Krönung seines perfiden Schaffens ... für die Lamberts die pure Hölle!

Am Rande einer Landstraße wird ein hilfsbereites Ehepaar getötet und die Person, die dieses Verbrechen begangen hat, verduftet mit deren Auto. In Paoli, Pennsylvania, sind die Lamberts unter dem Schutz von Domino etwas zur Ruhe gekommen. Doch auch das soll bald vorbei und vergessen sein. Erste Anzeichen verdichten sich bald zu einer wirklichen Bedrohung. Also will Domino die Sache in die Hand nehmen. In einem Mädcheninternat für schwer erziehbare Jugendliche taucht eine Frau auf, die einen Bericht über die schlimmsten Kids schreiben will und wie die sich in die Gesellschaft einfügen wollen. Was nicht ihre wahren Beweggründe sind, wie die Leiterin der Schule bald feststellen muss. Und schon sind wir auf dem Weg zu einem neuen Spiel - das Labyrinth.

Bei diesem dritten Teil der Reihe hatte ich den Eindruck, dass der Heimatverlag aufgrund guter Verkaufszahlen der ersten beiden Teile vom Autor einen dritten verlangt hatte. Und den bitte dann im Schnellverfahren. So liest es sich dann auch. Schnell runtergerotzt, mit ein paar Ideen, die nicht weiter ausgeführt werden (der Nebenjob Auftrags-Killerin ist bald nur noch ein Witz mit Codierung), ein luschiges Spiel, das ebenfalls nicht sonderlich innovativ wirkt und im Fall der Halluzinationen absolut einfallslos und lasch wirkt. Da war überhaupt kein Pfeffer drin, dabei hätte man doch gerade aus der späteren Konstellation ein wirklich wunderbares Spiel mit Grauen und Grusel machen können und wäre vielleicht auch dem Erscheinen bei Heyne Hardcore irgendwie gerecht geworden. Dieses Buch war nur insofern abseits des Mainstream, dass es vortäuschte, abseits des Mainstream zu sein und somit die Leser und Käufer in die Irre geführt hat. GAAAAAAAANZ perfide. Das war nicht mehr als ein Thriller um eine Trulla auf Rachetrip mit Lehrling. Und dann kommt das Ende: abrupt, kurz und ungenügend. Okay, mir war es recht, es langweilte schon und daher waren die 330 Seiten genug. Empfehlen kann ich das nur Lesern, die einfache Kost ohne allzu grausame Aktivitäten mit etwas  - nicht zuviel - Spannung haben wollen. Als Horror gibt es ein ungenügend. Als Psychothriller ein mangelhaft. Als Actioner ebenfalls mangelhaft. Spannungsroman ein ausreichend. Insgesamt: wer noch einen Holzofen hat, nimmt es besser zum Feuer anzünden. Somit erfüllt das Werk wenigstens noch einen  gewissen Sinn. Die Trilogie begann recht brauchbar, wenn auch weniger heftig und mit Psychoterror unterfüttert als man den Leser gerne weismachen wollte, rutsche dann aber von Seite zu Seite und von Buch zu Buch immer tiefer in den Strudel des Nichtssagenden und Unspannenden. Desinteresse am Schicksal der Familie Lambert machte sich schnell breit, die vielen offenen Fäden und Handlungsstränge, die wirklich viel Spielraum für ein echt reißerisches und deftiges Game of death geboten hätten, wurden einfach ausgeblendet und machten der Reihe schnell den Garaus. Allein die Möglichkeit, die die Auswirkungen auf die Blagen geboten haben, hätten für mindestens ein vernünftiges Buch gereicht, doch wurde das mit dem hohlen Psychogelaber in Buch zwei abgehakt und verschenkt. Doch man hat es eben bei simpler Massenware belassen wollen. Meine Güte, wenn ihm schon nix einfallen wollte, hätte er doch mal bei "Saw" klauen können.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Mai 2017, 20:40:23
(https://3.bp.blogspot.com/-_e3XAEZUMjg/WSa9RI-6bSI/AAAAAAAAJ9Y/Cz5EtdBuNUgXDJCEV9ldP1uvN7cD55QRwCLcB/s320/london%2Bstalker.jpg)

Oliver Harris. Nick Belseys dritter Fall. Ein packender, raffinierter Thriller über die Obsession und Abgründe hinter Londons glamouröser Welt der Reichen und Schönen, und ein draufgängerischer Ermittler, der unter seinen Fans bereits Kultstatus erlangt hat.

Nick Belsey ist vom Dienst suspendiert und muss mit einigem Ärger rechnen. Um dem aus dem Weg zu gehen, hat er seine Wohnung sausen lassen und hast jetzt wie ein Obdachloser in einem zugemachten Polizeirevier. Amber Knight ist Londons größtes It-Girl und lebt das glamouröse Leben eines Pop- und Filmstars. Als eines Tages eine ältere Frau bei Belsey anklopft und ihn bittet, ihren Sohn aufzuspüren, der seit Tagen verschwunden ist, findet Belsey Hinweise darauf, dass er Amber Knight gestalkt hat. Belsey schmuggelt sich als Security-Mann in Amber Knights Leben ein und gerät, als eine Bekannte von Amber tot aufgefunden wird, selbst unter Mordverdacht. Während er versucht, seine eigene Haut zu retten sowie den wahren Täter und den Vermissten zu finden, stößt Belsey hinter Reichtum, Glanz und Glamour auf Verzweiflung, Obsession und eine mysteriöse Organisation, die davon zu profitieren scheint.

Völlig verändert hat sich Belsey zwar nicht, aber in diesem Buch kommt er entschieden massenkompatibler rüber als in den beiden Vorgängern. Er hat zwar weiterhin seine Macken, ist aber mittlerweile gegen "Brant" von Ken Bruen doch ein Chorknabe geworden. Er ist dem Mütterchen gegenüber ja schon fast warmherzig. Zynisch und egositisch bleibt er natürlich dennoch, will er ja ob einiger seiner Missetaten den liebsten Menschen retten, der ihm je unterkam - sich selbst. Der Stil von Oliver Harris passt da schon recht gut, ist aber auch meilenweit vom kernigen, aber sparsamen Bruen entfernt. "London Stalker" hat mehr von einem puren Krimi mit akribischen Ermittlungen zu tun als man erwarten würde und ehrlich gesagt, hätte mich der Informationshappen auf der Umschlagrückseite (Siehe erster Abschnitt oben) absolut nicht zum Kauf gereizt. Da konnten mich nur die Aktivitäten des Bullen in den beiden früheren Romanen zum Kauf bewegen. Sicher bekommt der Leser wieder einen Einblick in die Machenschaften hinter den Kulissen, wenn sich die Cops und auch ihre Vorgesetzten bereichern, Bestechungsgelder abkassieren, Drogen für eigene Zwecke missbrauchen oder in Hinterzimmern Deals abschließen, von denen der Steuerzahler niemals etwas erfahren darf. Aber die häppchenweise zelebrierte Aufdeckung, was denn nun mit der Jugend-Ikone Amber wirklich geschieht, wie sie tickt und weiso in ihrem Umfeld, das nur von ihrem Ruhm und Geld lebt und wie die Regenbogenpresse soviel wie möglich so schnell wie möglich davon profitieren will, ist normales Thrillerwerk. Gut, aber nicht mehr so faszinierend wie zuvor. Hie und da ne Wendung, eine Auflösung, die man zwar nicht erwartet hatte, die aber auch nicht vom Hocker reißt. Dazu ein Ende, das einen weiteren Roman erwarten lässt, der dann hoffentlich NICHT einen völlig geläuterten Belsey zum Protagonisten macht. Für eine Verfilmung aber wäre "London Stalker" geeignet: die Hauptfigur bekommt sympathische Züge verpasst und die Bösen sind allesamt viel schlimmer als der Held der Geschichte. Dazu der Glamour. Passt schon. Und einen kleinen Gag hat sich der Autor auch einfallen lassen. Er lässt seinen Helden als Surfer auf Pornoseiten dastehen und ihn etliche Seiten später den Namen Ronald Jeremy für einem Bluff benutzen. So begeistert wie beim Erstling bin ich nicht mehr, kann das Buch aber dennoch über viele der sonstigen Veröffentlichungen im Genre heben. War jetzt vielleicht auch Pech, dass ich kurz zuvor nen Bruen gelesen hab. 370 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Mai 2017, 20:21:32
(https://2.bp.blogspot.com/-jjcaLLUzb5g/WSqEhJOGdNI/AAAAAAAAKEI/yDIXTihrfCQwL1k29Op8JT_bRIxqz1h9ACLcB/s1600/00akt.jpg)

Marc Cameron. Von Küste zu Küste erlebt die amerikanische Nation eine neue Welle des Terrors: Ein Pilot will ein Flugzeug zum Absturz bringen ... In der Zentrale des CIA beginnt ein Direktor einen mörderischen Amoklauf ... Ein Polizist schießt in einem Stadion auf wehrlose Fans ... Special Agent Jericho Quinn glaubt nicht an so viele Zufälle. Er vermutet hinter all den Selbstmordanschlägen ein ausländisches Terrornetzwerk. Und die Täter, obwohl Amerikaner, scheinen verdeckte Agenten zu sein, ausgebildet für einen einzigen Zweck: die völlige Vernichtung Amerikas. Quinn kann weitere Anschläge nicht verhindern - und er steht schon von Anfang an auf der Todesliste ...

Quinn, seine Ex und sein Bruder sind in Alaska mit den Motorrädern unterwegs nach Anchorage, wo ein ihre überaus talentierte sechsjährige Tochter auf der Bühne ein Musikstück der äußerst schwierigen Art interpretieren soll. Quinn hat schon während der Fahrt Zoff mit Kim, seiner Ex-Frau, aber als plötzlich ein Killerkommando die Veranstaltung überfällt, erlaubt sie ihm zwar die Gesellschaft und besonders ihre Tochter zu retten, ist danach aber wie ein Furie und will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Andernorts machen sich in der CIA-Zentrale einige Personen, auch Agenten sind dabei, bereit, ihre Kollegen, die sie für Freunde hielten, skrupellos und ohne Vorwarnung zu erschießen. Bis Ronnie Garcia auftaucht. Wie auf dem Schießstand schaltet sie einen Angreifer nach dem anderen aus. Doch das bleiben nicht die einzigen feindlichen Aktione auf dem amerikanischen Kontinent. In Afghanistan nimmt Journalistin/Spionin Karen Hunt an einer Operation im Gebiet der Taliban teil, bei der sie später erkennen muss, dass der Gegner clevere Schachzüge in der Hinterhand hat. Sie und zwei Soldaten werden entführt und in irgendeinem Loch gefangen gehalten, ohne den Grund dafür zu erfahren - noch nicht. Als in den USA die Anschläge immer mehr werden, man nicht hinter die Fassaden der Attentäter blicken kann, werden Quinn und Ronnie gemeinsam auf den Fall angesetzt.

Ich fang mal mit einem Punkt an, der mich in derartigen - von mir sehr geschätzten - Werken gewaltig nervt. Die Angehörigen der Protagonisten bis runter zum kleinsten Baby sind fast jedesmal tapferer, mutiger und wehrhafter als Erwachsene oder ausgebildete Vertreter der Staatsmacht. Hier räumt ein sechsjähriges Wunderkind am Instrument seiner Wahl auch noch einen Terroristen ab. Später halten sich eine Schwangere und deren sechs Blagen aber sowas von standhaft gegen zwei Kraftmeier der Gegenseite, dass es doch schon fast widerlich wirkt, wie hier die sogenannte "richtige" Seite glorifiziert wird. Auch sonst wird hier "Schwarz" und "Weiß" fein säuberlich getrennt, die Bösen werden weinerlich, wenn man sie erwischt, die Guten gehen stolz und erhobenen Hauptes ihrem Schicksal entgegen. Bei derartigen Genreperlen bin ich Patriotismus und Propaganda ja gewohnt, macht mir in wohldosierten Mengen auch gar nix aus, solange die Action stimmt, aber wenn es übertrieben wird, wirkt es nervig. Auch so der Running Gag mit den fehlerhaft zitierten Sprichworten. Einmal ist okay, aber damit ständig den Leser quälen und den Feind ins Lächerliche ziehen, weil der aufrechte Amerikaner seine Sprache ja kennt (Gerade die: wie nennt man einen Menschen, der höchstens nur eine Sprache spricht? Amerikaner.).

Die Story ist - abgesehen von dem vorhergehenden Abschnitt - ziemlich gelungen und wenn man an diverse Ereignisse oder Entscheidungen der letzten Jahre denkt, auch gar nicht so abwegig. War die Manchester-Sau doch ein konvertierter Brite, lebte der Mörder von Berlin jahrelang ungeschoren in Deutschland, obwohl er abgeschoben werden sollte. Ebenso ergeht es in diesem actionreichen Reißer auch den Behörden und Bürgern. Die Staatsdiener und Sicherheitsorgane haben die Entwicklung verpennt und auf Gutmensch gemacht und büßen mussten es Unbeteiligte, die ein Konzert oder einen Weihnachtsmarkt besuchten. Über 440 Seiten wird hier eine Hatz in kargen Gebieten mit rasanter Acion in den USA gemixt. Die Zeit vergeht beim Lesen wie im Flug und die Handlung inklusive der geschickt gesetzten Cliffhanger machen das Buch zu einem der berühmten Page Turner. Der Verlag - FESTA - hat ja auf die Flut der neuen Actionautoren reagiert und seine Reihe nun Festa Action genannt. Reihen, die das Programm nur verwässern würden, werden entweder ausgemerzt oder solo gebracht. So geschehen mit "Longmire" und anderen. Crime und Thriller scheinen keine Chance mehr zu haben, auf Hardboiled wie von Dan Simmons braucht man nicht mehr hoffen. Zumindest derzeit nicht. Dafür gibt es die neue Reihe "Festa Dark Romance". Nun gut. Preis des Erfolges, die Mechanismen des Geschäfts greifen im positiven wie im negativen Sinn. Ich werde mir aber weiterhin meine Actioner gönnen und wenn ein paar gescheite Horror- oder Krimielemente drin sind, bin ich auch dabei.                   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 Juni 2017, 19:55:12
(https://4.bp.blogspot.com/-aeL8g0Z-qLY/WTEh3txkrXI/AAAAAAAAKKI/7_Oj6n4UpMUXMBGgDuuHRXK8gWwN1-aiQCLcB/s320/kaijuwinter.jpg)

Jake Bible. Im Yellowstone Park bricht ein Supervulkan aus, der Nordamerika ins Chaos stürzt und den Rest der Welt in Panik versetzt. Verzweifelt und unter Anwendung aller Mittel versuchen die Menschen dem Megaausbruch zu entkommen, denn sie wissen, dass er den Kontinent und die Welt in einem ewigen Aschewinter versinken lassen wird. Doch egal, was die Menschheit unternimmt, um mit dieser Katastrophe fertig zu werden - nichts kann sie auf das vorbereiten, was aus der Asche steigt: Kaiju!

Die Angst der Amerikaner vor einem Ausbruch des Supervulkans, der ihr ach so großartiges Land vernichten könnte, ist mittlerweile berechtigt. Im Yellowstone Park rumort es mächtig und die gut geschützt in ihren Bunkern sitzende Regierung gibt den Bürgern die Erlaubnis, sich ebenfalls in Sicherheit zu bringen und die Umgebung zu evakuieren. Da wäre Kyle, der seinen Vater kaum kennt, mit seiner Großmutter und auch ein FBI-Agent, der ohne Rücksicht agiert. Kyles Mutter ist als US-Marshal dafür verantwortlich, dass die Gefangenen aus dem Knast ebenfalls gerettet und in Bussen in Sicherheit gebracht werden. Dazu sind Fahrer und Deputies - darunter auch Conner Bolton - an ihrer Seite. Doch der Ausbruch wird immer schlimmer, die Erde wackelt ohne Ende, Risse tun sich auf, Flammen schießen empor - und etwas anderes: kleine fliegende Monster, die sich sofort über die Menschen hermachen. Als wäre das noch nicht genug, entsteigt dem Krater eine Kreatur, höher als ein Skyscraper, und fordert ihr Recht ein - fressen und zerstören. Abgesehen von dem FBI-Agent tun sich die Menschen zusammen, um dieser Höllenmacht zu entfliehen. Doch so einfach ist das nicht. Selbst die kleineren Viecher sind mit Atombomben kaum zu zerlegen, wie soll man da dem schreienden Berg beikommen?

Jake Bible geht gleich in die Vollen und macht keine Gefangenen. Dennoch hat er in dem ganzen Chaos, in das er schriftstellerisch die Welt stürzt und sie wortwörtlich in Schutt und Asche zerlegt, die Zeit, die einzelnen Charaktere mit Leben zu füllen und einen Spannungsbogen aufzubauen, der nicht vom Monster beherrscht wird. Nicht jede Figur ist auf Anhieb auch so, wie sie zu sein scheint, wobei ich bei einer direkt an einen John Carpenter-Film denken musste. Nach und nach entwickelt man dann auch Sympathien für den einen oder anderen Protagonisten, wenn sich die unterschiedlichen Motive des Handelns deutlicher herauskristallisieren. Logisch wie üblich bekämpfen sich diverse Gestalten trotz der Gefahr immer noch untereinander und werden zumeist auch dafür abgestraft. Der Stil von Jake Bible ist okay, man kann sich richtig vorstellen, wie da so ein Godzilla durch die Berge tobt, alles plättet, was nicht rechtzeitig abgehauen ist und nebenbei noch anderes Viehzeug erledigt. Oder wenn er mit seinem Riesenfuß so ein kleines Menschlein zermatscht wie unsereins ne Ameise - merkt er sowenig wie wir. Ganze Bundesstaaten verschwinden in einem Loch, aus dem weiteres Gewimmel zu sehen ist und dem man ebenfalls eine Atombombe schenkt. Seinen ganz besonderen Humor hat der Autor sich aber für später aufgehoben, denn mit dem geht es erst im letzten Viertel los, wenn sich die Kämpfer mit lockerem Mundwerk kabbeln. Da sind dann schon einige Schmunzler fällig. So hat man dann eigentlich alles, was es zu einem guten und unterhaltsamen Buch braucht: feine Charakterentwicklung, die nicht durch Dauergelaber gestreckt wird bis zur Langeweile wie in so manch abgefeierter TV-Serie, satte und fette Action und massenweise Kaiju-Krawall, der mit den USA so richtig aufräumt. 330 Seiten lang hetzt man regelrecht durch diese Story und hofft auf mehr. Wenn man nicht wie bei einem anderen Verlag die Kaiju-Reihe von Jeremy Robinson diese hier auch abbricht, warten noch einige zerstörerische Lesestunden auf uns, wie das offene Ende verrät. Und die Bücher dann hoffentlich wieder vom Cover-Wiz Michael Schubert veredelt. Sollte sich das Buch gut verkaufen, würde ich neben der Fortsetzung auch empfehlen, mal ein Auge auf die Reihe des zuvor erwähnten Jeremy Robinson zu werfen. Die hat es auch in sich und war ebenso voller Humor. Feiner Lesespaß also, außer  man nimmt ihn zu ernst und will viel lieber den Realismus eines Films wie "xXx -Die Rückkehr des Xander Cage".😈
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 3 Juni 2017, 14:18:22
(https://3.bp.blogspot.com/-LHsGSYrO9Ds/WTKDhj63dQI/AAAAAAAAKLo/t7oNoT2NUCo8_2cLGLjmZA_15TItQxnPACLcB/s320/malavita.jpg)

Tonino Benaquista. Die amerikanische Familie Blake siedelt sich in einem beschaulichen Städtchen in der Normandie an. Auf den ersten Blick wirken Fred, Maggie und ihre beiden Kinder harmlos, freundlich und hilfsbereit. Eine ganz normale Familie also? Nein, denn hinter Fred verbirgt sich in Wahrheit einer der ganz großen Mafia-Bosse von New York, der im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms in die Normandie umgesiedelt wurde. Doch weil es nicht wirklich seine Sache ist, sich unauffällig zu verhalten, fliegt die Tarnung bald auf.

Da zieht eine neue Familie in ein Haus in der Normandie und glaubt, dass sie dort vor neugierigen Leuten sich ist. Irrtum - es gibt ja noch Nachbarn. Es dauert auch  nicht lange, bis sich Großmaul Fred bei der Erklärung seines vermeintlichen Buchprojektes schwer verplappert und einen recht verwirrten Zaungast zurücklässt. Das Buchprojekt ist aber die ideale Ausrede dafür, dass er sich kaum aus dem Haus bewegt. Das wiederum wird von seinen Beschützern vom FBI gut bewacht, da so ein Singvogel bei der Mafia schlechte Karten hat. Maggie kommt mit ihren Bewachern/Beschützern gut zurecht, die beiden Kinder ignorieren sie einfach und Fred? Ist eben Fred und nervt. Das Idyll hält nicht lange an. Sohnemann wird in der Schule abgezockt und rächt sich dafür mit der Gründung einer Gang, die im Prinzip aus den Außenseitern seiner Schule besteht. Töchterchen lässt die Verehrer am langen Arm verhungern und Gattin Maggie ist dann auch wieder ein Fall für sich. Aus der netten Lady wird bald eine fiese. Sie langweilt sich eh schon in dem Kaff, will sich aber dennoch anpassen, da sie schon zu oft umziehen mussten. Doch hier kommt ihr das eigene Anspruchsdenken in die Quere. Wurde sie früher hofiert ohne Ende und ihr jeder Wunsch von den blitzenden Augen abgelesen, ist es in der Provinz schon schwierig die Zutaten für vernünftiges italo-amerikanisches Essen aufzutreiben. Als der arme Supermarktleiter ihrem Wunsch nicht entsprechen kann, regelt sie später die Heizung in dem Laden hoch. Der wird ein Opfer der Flammen, aber Menschen kommen nicht zu Schaden. Bei einem Filmabend der Dörfler brüstet sich Fred mit seinen Kenntnissen über das Mafiatum in den USA. Und schon droht wieder Ungemach. Man erfährt, wo sich der Verräter Fred aufhält und schickt seine Schergen.

Ich hatte zuerst den Film gesehen und konnte mich daran so gar nicht erquicken. Grummel DeNiro wirkte abgedroschen und stellenweise auch selten dämlich für einen abgetauchten Mafia-Verräter. Seine Gattin hielt im Film wie auch im Buch irgendwie die Fäden zusammen, die Kids waren da und uninteressant. Passt auch aufs Buch. Hie und da gibt es mal einen Schmunzler und was für den Film im Trailer schon alles verraten wurde, ist auch nach dem Buch genauso geschehen - und da waren auch da die Höhepunkte. Irgendwie hab ich darauf gewartet, dass endlich mal richtig Schwung in die Sache kommt, aber es blieb bei kleinen Episödchen, die man so gar ncht als Highlights wahrnehmen konnte, es für dieses Buch aber waren. Feinsinniger Witz blitzte auch kaum auf und dass die Franzosen, die meisten Amis - zu Recht - für ungebildet halten, bekam der Leser aber dick aufs Brot geschmiert. Kennt man alles, war schon da, ist Klischee. Und dann gibt es da ja auch noch die eine Sache, die mich in vielen Büchern und auch Filmen nervt. Die Kids der Hauptfiguren sind unheimlich tapfer, gewandt, gescheit, sodass keiner gegen sie an kann. Hier ja auch. Dann zieht die Brut mal wieder um, nachdem sie einige Leichen hinterlassen hat, die keinen interessieren und mit zwei Worten abgehandelt werden, Papa bringt noch einige Zeilen zu Papier, das Buch ist fertig und war genauso lahm wie der Film. Dann lieber wieder Jake Bible, Jeremy Robinson und Konsorten. Die hätten aus dem Buch nen Brüller gemacht. Aber ein richtiges Highlight hatte das Buch denn doch - es war für 1,50€ vom Grabbeltisch. Mehr war es auch nicht wert. Absolut KEINE Empfehlung. Unwitzige 300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Juni 2017, 19:03:12
(https://2.bp.blogspot.com/-hFxEgTpSmkQ/WTPsZ0YMP3I/AAAAAAAAKM8/QaN1lZyHcd4gZpQQmRL1R9WGQjer68LbwCLcB/s320/mercone.jpg)

Jake Bible. Eine wunderschöne Außerirdische tritt in Joe Laribeaus Leben und bietet ihm die Chance seines Lebens: Den Dienst im Salvage Merc Corp. Unter seinem neuen Namen Salvage Merc 1-84 bekommt Joe Laribeau den ultimativen Auftrag. Er soll jene Legende finden, mit der das Corp überhaupt erst begann. Er soll IHN finden - den SALVAGE MERC-ONE.

Joe Laribeau war ein Marine, der im Dienst seiner Flotte die Skrang Allianz bekämpft hat. Die Skrang waren eine feindliche Rasse, die die Menschheit auslöschen wollte. Umso unerbittlicher waren die Auseinandersetzungen. Dennoch gab es irgendwann einen brüchigen Frieden. Joe war bei den Kämpfen schwer verletzt worden und hat beide Beine verloren. Sie wurden zwar durch Prothesen ersetzt, doch in den Dienst durfte er nicht wieder zurück. So blieb der Platz an der Tränke einer Bar sein einziges Hobby. Doch dann kam das Angebot von Salvage Merc Corp. Er konnte sein Glück kaum fassen - und die Trulla, die das Angebot überbrachte, war ja auch nicht gerade von schlechten Eltern. Die Aufträge, die dort ausgeführt werden, haben es ebenfalls in sich und als er auf die Suche nach dem Salvage Merc One geschckt wird und dazu den Partner Mgurn, den Leforianer, zugeteilt bekommt, der ihm etwas skeptisch gegenüber ist, ahnen die neuen Kampfgefährten noch gar nicht, auf was sie sich da eingelassen haben.

Was er sich bei "Kaiju Winter" für das letzte Viertel aufgehoben hat, gibt Jake Bible seinen Lesern jetzt wieder von Beginn an. Neben der Action kommt auch wieder der Humor mehr zum Zuge. Der Protagonist Joe haut als Erzähler etliche derbe und dämliche Sprüche raus, kabbelt sich mit seinem Partner und der Schönen, die ihn angeheuert hat und zieht alle Register der Heldenclownerie. Ansonsten hat der Autor eine schier endlose Zahl außerirdischer Rassen aufmarschieren lassen, hat actionttechnisch ordentlich auf die Kacke und unterhält damit blendend. Die 305 Seiten sind geschwind durchgelesen und man freut sich schon auf mehr. Mehr Spaß und Sprüche, mehr Action, mehr Abenteuer der Kumpels Mgurn und Joe und ob es weitere finstere Intrigen gibt, die irgendwelche Kriege anfachen sollen. Natürlich sind die Gestalten, die ganzen Geschichten nicht allzu ernst zu nehmen, die dem Leser in Buch 1 geboten wurden und so soll es auch bei weiteren Space-Jokes um Joe sein, die ja schon im Original existieren, nur den Weg nach Deutschland noch nicht gefunden haben, aber es hoffentlich werden, denn bei den Storys steht der Spaß im Vordergrund und wer stattdessen lieber Schweinigeleien aus anderen Verlagen liest und sich depperte Nicks nach Titeln im Redneck-Bereich verpasst, wird hier womöglich ebenso enttäuscht werden wie die Leser, die hier Klassiker in der Art von Lessing oder Kafka erwarten, brauchen auch kaum einen Blick reinzuwerfen. Aber wer die reine und lustige Unterhaltung schätzt, den ganzen Alltagsmurks außen vor lassen will und sich auch nicht den Kopf über die Probleme von Dramenromanfiguren zerbrechen will, der ist hier an der richtigen Stelle. Und für diese Klientel gibt es eine klare Kaufempfehlung.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 5 Juni 2017, 19:47:24
(https://3.bp.blogspot.com/--ZQVwl9Iucw/WTVQGTXwgmI/AAAAAAAAKOU/EYjme7ua_rs21Y4Dw5PdF9FCEJzgixBjgCLcB/s320/cutter.jpg)

Nick Cutter. Unsere Welt in naher Zukunft: Die westliche Hemisphäre wird von religiösem Fundamentalismus regiert. Das erste Gebot der Neuen Republik lautet: Die Kirche ist der Staat. Jonah Murtag ist ein treuer Staatsdiener. Er arbeitet für die Religionspolizei, die brutal gegen Andersgläubige vorgeht. Alle sogenannten Sünder werden "umerzogen" oder hingerichtet. Als die Republik von einer Serie grausamer Attentate heimgesucht wird, gerät Jonahs Weltbild ins Wanken. Er stellt sich gegen die Republik - und wird zum Gehetzten.

Unsere Welt mal anders. Statt Bürgermeiswter oder Ortsvorsteher gibt es nun für die Städte oder Kommunen sogenannte Propheten. Regierungen sind passe, jetzt herrscht die Kirche und lässt die Bürger von ihrer Religionspolizei überwachen. Wer vom wahren Glauben abweicht oder abartig veranlagt ist, wird ausgemerzt. Für solche Missetäter ist in seiner Eigenschaft als Polizist Jonah Murtaug zuständig. Eines Tages erhält er den Auftrag, die Tochter eines Anführers in einen Club zu begleiten, wobei dann eine Katastrophe ihren Lauf nimmt. Ein Anschlag kostet etliche Menschenleben und Jonah sieht etwas, das sein Weltbild ins Wanken bringt. Er wird zu einem der Gegner der christlichen Republik und der Unterdrücker.

Eine Dystopie um Religionswahn, die in einer wohl nicht allzu fernen Zukunft spielt. Eine Art christlicher Religion hat die Welt im Griff. Und alles, was man nun zu lesen bekommt, kennt man aus den Nachrichten in irgendeiner Form aufbereitet. Religionspolizei, die sich sogar in Deutschland breitgemacht hat und das sogar mit Erlaubnis der Gesetzgebung. Attentate, Morde, Hetze gegen den Westen oder von dort gegen den Osten, den Nahen Osten oder Afrika, lasche Politiker, die noch dazu korrupt sind allerorten, geistliche Führer die offen oder verdeckt Gewalt gegen andere Religionen predigen, ob nun Christentum, Islam oder Judentum, Hinduismus oder Scientiology. Alles ein- und dieselbe Mischpoke, die ihre verqueren Ideen durchsetzen will und dabei nur an die Unterdrückung ihrer Bürger denkt. Political Correctness als neuer Zwangsglaube, der bei Nichteinhaltung verfolgt wird. Der erste Gedanke war natürlich, dass es die gewalttätigen Gruppierungen wie der IS sind, die hier Pate standen, doch das wäre zu simpel. Sämtliche Religionen haben mit dem Mittel der Gewalt ihren Glauben verbreitet und wer nicht übergelaufen ist, wurde eben ausgemerzt. Seien es die Juden durch die Nazis gewesen oder die Indianer mit ihrem Manitou durch die Amerikaner oder die Inkas und Indios durch die Christen aus Spanien und Portugal, alle haben ihren Teil dazu beigetragen. Israel mit seiner Besetzung von Palästina braucht sich da auch nicht freisprechen und in die Opferrolle zu flüchten. Überall gab es Auswüchse im Namen der Religion. Beängstigend ist, dass der Scheiß derzeit direkt vor der Haustür passiert (Berlin, London, Paris, Nizza), die Regierungen längst die Kontrolle verloren haben oder sich schon längst regieren lassen. Sei es von Feigheit oder ewigen Schuldgefühlen und Weltenretterambitionen mit eigenem Ergebnis noch dem Empfang des Friedensnobelpreises. Dafür opfert man gerne mal Freiheit und Sicherheit mit verheerenden Folgen. Die Briten bekommen es derzeit zu spüren, in Marseille -. ja, das in Frankreich - gibt es Viertel, die die Polizei schon gar nicht mehr betritt oder betreten kann, weil sie sich verbarrikadiert haben und ihr eigens Recht durchsetzen, statt denen ihres Gastgeberlandes. Lange scheint es nicht mehr hin, bis der Roman von Nick Cutter sehr wirklichkeitsnah wird. Zum Zwecke der Unterhaltung hat er ihn mit Ermittlungen und Action sowie unterdrückten Gefühlen und einem Ende serviert, das den Leser sich die Handlung selbst weiterdenken lässt - und hoffentlich auch darüber hinaus. Als Hauptübel jedenfalls markiert er die Religion und die jeweiligen Landesführer oder Staatsoberhäupter, die sich schon weit von ihrer eigentlichen Aufgabe entfernt haben. Knapp 400 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Juni 2017, 13:30:08
(https://4.bp.blogspot.com/-JpvZbpOsqlw/WTZj49lZHgI/AAAAAAAAKPU/Z_z6LQ9lYyw3UNY68NyGiigitTZMWevJACLcB/s320/000gri.jpg)

John Grisham. Der 13-jährige Theo Boone, der allseits bekannte und beliebte "Junganwalt" von Strattenburg, erfährt plötzlich, was es bedeutet, auf der anderen Seite zu stehen: Er wird verdächtigt, einen Einbruch verübt zu haben! Theo bekommt es mit der angst zu tun, denn eines ist klar: Irgendjemand hat etwas gegen ihn. Und dieser jemand schreckt vor nichts zurück.

Theo will für seine Klasse, die diesmal keinen Zutritt bekommt, den neu aufgerollten Prozess um Pete Duffy und dem Mord an dessen Ehefrau verfolgen. Doch der Beschuldigte, der auf Kaution frei kam, erscheint nicht vor Gericht, der Prozess wird vertagt. Das ist aber nicht das einzige Unglück, mit dem Theo zu kämpfen hat. Mehrmals zerschneidet ihm jemand die Reifen seines Fahrrades, ein Stein zertrümmert die Scheiben in dem Raum der Kanzlei seiner Eltern, wo er gerade lernt. Ein Security-Mann vom Markt verliert einen Prozess vor dem Tiergericht gegen ihn und ist nicht gut auf Theo zu sprechen und dann wird in der Schule noch sein Spind durchwühlt. Dann kommt der Hammer: die Polizei verdächtigt Theo, in einen Computerladen eingebrochen zu haben. Und siehe da, ein Teil der Sore wird in seinem Spind gefunden. Jetzt muss Theo für sich eintreten. Und erhält dabei nicht nur von seinem Onkel Ike Hilfe.

John Grisham hat auch das dritte Buch um den Junganwalt Theo leicht und locker verfasst und es zu einem flott lesbaren Jugendthriller inszeniert. Natürlich wendet er sich hier an junge Leser und lässt die Finessen der Gerichtsbarkeit und der deutbaren Gesetze außen vor. Hier legt er viel Wert auf Feststellungen wie jene, dass eine Person solange als unschuldig gilt, bis man ihr eine Schuld beweisen kann und die Grundprinzipien des Rechtswesens vermittelt er mit dem Fall um Theo ebenso wie in dem um Pete Duffy. Da neue Abenteuer von Mr. Boone junior hat diesmal entschieden mehr Spannung zu bieten als der Vorgänger. Verdächtige gibt es genug und auch wenn es jetzt nicht der große Plot-Twist ist, kann er doch eine Auflösung bieten, die nicht zu offensichtlich war. Also schon mal ganz nett. Dazu gibt es Nebenhandlungen wie das Tiergericht, neue und alte Freunde, Probleme von berufstätigen Eltern und ne kleine Keilerei in der Schule. Nachdem die Story recht langsam aufgebaut wird, lässt sich der Autor dann zum Ende hin hetzen, es wirkt irgendwie abgehackt. Netter Thriller um Recht und Ordnung für Kids - oder Erwachsene, die ganz leichte Lektüre für den Urlaub oder den Weg zur Arbeit wollen. 300 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 Juni 2017, 13:31:34
(https://2.bp.blogspot.com/-ui5Cy4p_M4M/WTe_lrWPPRI/AAAAAAAAKRI/1tJubSIaqTIiSgUm5eR0qy6LCh7B0vF4QCLcB/s1600/boone.jpg)

Ezekiel Boone. Am Amazonas stirbt eine Wandergruppe. Kurz zuvor war ein merkwürdiges Summgeräusch zu hören. In Indien schnellen die Seismographen in die Höhe, doch es folgt kein Erdbeben. In China wird eine Atombombe gezündet. Angeblich versehentlich.
In Minneapolis stürzt ein Flugzeug vom Himmel. Im Wrack findet Agent Mike Rich eine verbrannte Leiche, aus der etwas Schwarzes kriecht. In Washington erhält die Biologin Melanie Guyver eine mysteriöse FedEx-Sendung.

Es beginnt in Peru in einem Nationalpark, um dann in China aufzutauchen. Dort in einer Mine, die recht abgelegen ist und auch das Umfeld wenig bevölkert taucht es dann wieder auf. Anfangs sind die Arbeiter wenig skeptisch, bis es sich dann wie in Peru zu einer schwarzen Flut zusammenschließt und Mine, Arbeiter sowie Stadt unter sich begräbt. Die Regierung lässt die Gegend weitläufig absperren und wirft in letzter Konsequenz eine Atombombe ab. Das bleibt natürlich auch in den USA nicht unbemerkt. Die Präsidentin holt ihren Krisenstab zusammen. Andernorts ist ein FBI-Agent im Einsatz und nietet zwei Methkocher und Neos um. Leider erst nachdem sie seinen Partner verletzt haben. Als ein Milliardär mit seiner Maschine unfreiwillig auf einem sportgelände landet, das zu dem Zeitpunkt glücklicherweise leer war, wird er mit der Leitung der Untersuchung beauftragt. Und in Indien wird Neu Delhi von der schwarzen Flut überrollt - die auch amerikanischen Boden erreicht hat, wie sich bald herausstellt. In Los Angeles brettert eines der riesigen Containerschiffe ungebremst in den Hafen und auch noch eine ordentliche Strecke in die Hafenanlage hinein, so groß war die Wucht hinter dem Riesenbrummer. Und ab diesem Zeitpunkt heißt es nur noch Panik. Einheiten der Marines werden überall im Land in Alarmbereitschaft versetzt, Survivalisten auf dem Land verschwinden in ihre Bunker und Politiker und Wissenschaftler suchen händeringend nach einer Lösung.

Nach dem Ausflug in den Jugendbuchbereich direkt zu einer sehr positiven Überraschung. Ich hatte das Buch erst gar nicht auf der Liste, hab aber dann beim Stöbern doch zugeschlagen. Grund: der Verlag hat es nahezu perfekt verstanden, trotz Inhaltsangaben und Klappentexten sowie diversen Zitaten anderer Autoren und irgendwelcher Zeitungen zu verschleiern, was hinter den Geschehnissen steckt. Kurz - Alterchen wurde neugierig. Auch der Autor lässt den Leser einige Zeit zappeln, bis er ihm die Bedrohung richtig serviert. Bis dahin aber geht es in kurzen Kapiteln zack zack von einem Schauplatz zum nächsten, Figuren weden eingeführt und wieder entfernt oder dürfen länger an der Geschichte teilhaben, das kann man nie so richtig einschätzen bis man eben einige Seiten weiter ist. Die Charaktere zeichnen sich jetzt nicht gerade durch Tiefe aus, eher durch Untiefen, große Emotionen und Dramaszenen gibt es kaum, die werden am Rande abgehandelt, wobei es fast schon unwirklich wirkt, dass nach was weiß ich wie vielen Büchern, die ich gelesen hab, mal die beendeten Ehen und Beziehungen zu keinen ausufernden Dialogszenarien führen und keine tiefschürfenden Erkenntnisse an den Leser weitergegeben werden. Im Grunde verträgt man sich. Selbst die Liebe ist eher was für Sex zwischendurch, kein Gesülze oder Geplärre. Während der ganzen Action ist auch keine Zeit für so etwas. So entstand ein beängstigender Reißer, der in höchstem Tempo vorangetrieben wird und durchaus das Zeug für eine Verfilmung hätte. Hätte, weil leider derzeit nur Diesel Prolls oder Stramplerträger die Vorherrschaft in Hollywood haben. Von den Protagonisten und der Handlung her vielleicht etwas schwach auf der Brust, aber das wird mit Action und Power locker wieder wettgemacht. Es fällt echt nicht leicht, das Buch mal kurz aus der Hand zu legen, was natürlich auch am schlichten Stil liegt, der aber zum großen Ganzen passt. Man hetzt durch die Seiten und der Begriff Page Turner ist hier völlig angebracht. Angst, Chaos, Angriffe, Gegenattacken mit Apaches und ihren Railguns oder Bombern läuten ein Finale ein, das die am Boden kämpfenden Marines und die anderen Protagonisten mit einem fetten Cliffhanger in die Warteschleife auf den zweiten Teil schickt. Der soll als E-Book im August und als Druckversion im September kommen. bis dahin kann ich diese globale Katastrophe mit ihren rund 400 Seiten nur jedem Freund schneller und rasanter, aber auch reiner Unterhaltung als Leseempfehlung mit auf den Weg geben. Literarische Weihen gibt es hier garantiert nicht, aber explosive Momente für Adrenalinjunkies dafür zuhauf.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Juni 2017, 18:23:03
(https://2.bp.blogspot.com/-KmQGKMtxw_c/WT5DhMS3QfI/AAAAAAAAKTo/U67qAt3QM_sufPmPc25smiZU4FsGc0G1gCLcB/s1600/00ove.jpg)

Matthew Betley. Der Anruf für einen Toten ist der Startschuss zu einer Hetzjagd rund um die Welt. Doch davon ahnt der frühere US-Soldat Logan West noch nichts, als er an das klingelnde Telefon des toten Mannes geht. Von der Einöde des Mittleren Westens über die prunkvollen Villen der Drogenmafia in Nordmexiko bis zur krisengeplagten Al-Anbar-Provinz im Irak führt Logans Odyssee, um gegen die Söldner einer Sicherheitsfirma des US-Militärs zu kämpfen. Ihr Ziel: die USA in einen Konflikt mit dem Iran zu verwickeln. Dann wird seine Frau verschleppt. Sollte er nicht aufgeben, wird er Sarah nie wieder sehen - zumindest nicht lebend! Logan steht vor dem Zusammenbruch.

Logan West liegt Zuhause rum und kriegt in seinem Suffkoma erst einmal gar nichts mehr von seiner Umwelt mit. Mit verschleiertem Blick kann er gerade so erkennen, das es ein Man gewesen ist, der ihn mit einem unsanften Klaps gegen die brummende Birne versucht, ins Reich der denkenden Wesen zurückzuholen. Klappt etwas zu gut. Schon ach den ersten Worten erkennt West, dass er hier einen Killer vor sich hat und der überhebliche Sack muss ausgeschaltet werden. Gelingt dann auch. Was ihn dann erwartet, ist eine Hatz zu seiner Ex-Frau Sarah, die in ihrem früheren gemeinsamen Haus mit dem Kläffer der Familie logiert. Auch sie ist in Gefahr - und dort ist dann auch schon der Teufel los. Obwohl sich Sarah tapfer wehrt und zwei der angreifenden Ex-Armee-Penner umnietet, können die andren Beiden sich die Frau greifen. Unterdessen hat West seinen FBI-Kumpel und ehemaligen Armee-Kameraden Mike kontaktiert, der sich sofort aufmacht, um ihn persönlich aber auch mit Waffen zu unterstützen. Gemeinsam befreien sie Sarah und holen aus einem der schwer Verletzten, ist eh nur einer, noch die Info, wer die Bande geschickt hat. Ist ein Scheißkerl namens Juan Black, also die nächste Anlaufstation, um zu erfahren, wer denn diesen Scheiß angezettelt hat. Und wer als Nächster sein Leben aushaucht, denn West kennt jetzt kein Pardon mehr. Und so führt dann bald eine Spur nach Mexiko, wo sie mit der mexikanischen Spezialpolizei ein fettes Greaser-Nest ausheben und fast alle erwischen, bis auf die Rädelsführer - und sie steigen endlich hinter den perfiden Plan, der Boss sich ausgedacht hat. Und die Zeit läuft.

In zwei Erzählsträngen erfährt man etwas über den Protagonisten und wird gleichzeitig mit den Kampfhandlungen - und aus eben diesen besteht das Buch zum größten Teil - ratzfatz über die Seiten geführt. Logan West hat ein Trauma zu verarbeiten, das ihn zu Alki gemacht und seine Ehe eben wegen seiner Sauferei ruiniert hat. Das ist der eine Teil, der aus dem Jahre 2004 und einem Einsatz im Irak stammt. Etwas wichtiger, aber mit 2004 zusammenhängend, ist die brutale Gewalt, die 2008 über ihn und seine Familie hereinbricht. Und da hält sich Matthew Betley denn auch nicht lange auf. Im Prinzip von der ersten Seite an geht es knallhart zur Sache. Und das Tempo sowie die Ausbrüche der exzessiven Gewalt nehmen von Seite zu Seite zu. Auch wenn sich der fiese Plan für die Helden erst nach und nach langsam entwickelt, ist akribische und feinsinnige Ermittlungsarbeit hier mehr als nur untergeordnet. Dialoglastig darf man das Buch auch nicht nennen - bleihaltig bis zum Blut erbrechen stimmt da eher. Kompromisse? Och nö - legen wir die Sau lieber um. Ungefähr so ist die Tönung der Aktionen in "Overwatch - Jagd auf Logan West". Wer also literarische Feinkost erwartet, sollte sich lieber anderweitig umsehen. Wer aber temporeiche, rasante und knallharte Shoot-Outs in Zusammenhang mit modernsten Waffen und einer schier beispiellosen Rücksichtslosigkeit lesen will, der hat sich die perfekte Lektüre ausgesucht. Da knallt und explodiert es an jeder Ecke und fast jede Seite ist mit Blut besprüht, dass es dem geneigten Leser fast über die das Buch haltenden Hände läuft. Klar ist das die pure America First-Story, der Plan ein bisschen gaga und der Logik hat man ein striktes Zutrittsverbot zur Handlung auferlegt, aber das stört mal so rein gar nicht. Wer mit einer negativen Einstellung solchen Geschichten gegenüber an das Werk herangeht, wird von der ersten Seite an maulen. Aber wer solche Stories schätzt, wird ob der ganzen Action, die ihn da überwältigt, die Mängel eh nicht bemerken. Wieder einer der Kracher, die uns der Festa-Verlag nun schon seit einiger Zeit vor die gierigen Leseraugen in den gierigen Lesergriffeln legt. Kudos, Frank Festa, M & M Kudos.
Dennoch hab ich was zu mäkeln. Der Klappentext ist der Spoiler schlechthin oder in Bezug auf die entführte Ehefrau dämlich platziert. Ich weiß nicht, wer die Texte erstellt, aber hier wäre etwas mehr Sorgfalt angebracht. Das ist jetzt aber kein Problem bloß dieses Verlags, sondern aller - und manche von denen, die glauben, dass sie es sich aufgrund ihrer führenden Marktposition in Deutschland erlauben können, lügen bei den Inhaltsangaben schlichtweg. Ärgerlich.
Und ein weiterer Punkt ist - der mich auch bei unheimlich vielen Büchern des Genres Verlags übergreifend nervt - die Tatsache, dass die Angehörigen der Superheldenprotagonisten zumeist auch immer so mutig, tapfer und kampfeswillig sind, dass sie auch allein gut ausgebildete Ex-Soldaten in die Schranken weisen können und sich nur der schieren Überrmacht beugen müssen oder schmerzhaften Befragungen mit sturen und bösen Blicken ohne einen Laut trotzen. Mir reicht da als tapferer Heroe der Supermann ohne Strampelanzug, der seine gefangene Mischpoke irgendwann befreit. Noch besser: Er gibt mal das Arschloch und lässt sie einfach hängen.
Abgesehen von den beiden Punkten ist das Buch ein Reißer vor dem Herrn, der ein Actionblockbuster in Buchform auf rund 480 Seiten ist. Wer derartige Knaller mag, kriegt die totale Kaufempfehlung und gleich die nächste noch hinterher, denn ich bin grad beim neuen Buch von Brad Thor, der erfolgreich Thriller und Actionbrett verquickt - bisher. Bin noch nicht ganz durch. Morgen wohl mehr zu Thor.                       
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 Juni 2017, 17:44:22
(https://2.bp.blogspot.com/-I7F31cELsYY/WT-hL9JF4VI/AAAAAAAAKWg/4YS_2SDerwcbgqE40ZOJN2PwxSW_01wpQCLcB/s320/00thor.jpg)

Brad Thor. Secret Service Agent Scot Harvath auf der blutigen Spur des kaltblütigsten Terroristen der Welt. Das größte Problem für Harvath: Er hat keine Ahnung, wie der Mann aussieht. Der Pfad des Mörders führt Harvath von den brennenden Wüsten Nordafrikas bis in die verwinkelten Gassen Roms.

Harvath ist wieder in der Schweiz. Nachdem seine Jagd in Macau ein plötzliches und blutiges Ende fand und er den Killer nicht erwischen konnte, ist er nach Bern zurückgekehrt, um vielleicht mit Claudia einige schöne Tage verbringen zu können. Schön und unbeschwert wurde aber nichts bei seinem Besuch. Seine Versuche zu Gerhard Miner zwecks einer Befragung vorzudringen, wurden von den Schweizern erfolgreich blockiert. Als dann ein Gefangenentransport für Miner angekündigt ist, mahnt er zur Vorsicht. Vergebens. Unterdessen werden Anschläge auf arabische und jüdische Einrichtungen verübt, die etliche Menschenleben kosten. Immer bekennen sich die jeweiligen Feinde zu den Taten. Der Nahe Osten wird zu einem Pulverfass und die Amerikaner als Schutzmacht Israels könnten aktiv in diese Auseinandersetzung hineingezogen werden. Das gilt es zu vermeiden und so macht sich Harvath auf nach Jerusalem, um sich dort mit einem Mann zu treffen, der allgemein für tot gehalten wird. Er kann sich mit ihm treffen und erhält einige brisante Informationen - und muss feststellen, dass auch hier die Terroristen zuschlagen. Am Tempelberg werden Juden, Christen und Touristen niedergemetzelt. Und in Kairo wird eine Maschine aus Amerika am Flughafen von einer Terrorgruppe besetzt, die Forderungen stellt. Aus Amerika wird eine CIA-Gruppe entsandt und bei ihnen ist Harvath, der sich aber den CIA-Leuten unterzuordnen hat. Und die ägyptische Regierung lässt zur Unterstützung eine eigene Spezialeinheit vorfahren. Und hier, in dieser Krisensituatiuon, erhält Scot Harvath nicht nur Hilfe von unerwarteter Seite, er bekommt auch die ersten Hinweise auf den Anführer der Terrorangriffe. Dennoch macht ihn etwas stutzig.

War "Die Löwen von Luzern" noch ein perfektes Beispiel wie man tatsächlich einer der wahren Nachfolger des legendären Thrillerautors Robert Ludlum werden kann, ist "Der Pfad des Mörders" noch einen Tacken stärker. Hier wird nämlich sehr gekonnt das Beste aus dem Thrillerbereich mit den Ingredenzien des America First-Krachers verquickt. Best of both worlds sozusagen. Neben den puren Actionsequenzen bekommt der Protagonist es auch mit Verrat, Hinterlist, Täuschung und unheimlichen Figuren zu tun, deren Identität lange verborgen bleibt. So konnte Brad Thor der Spannung noch eins draufsetzen. Nach und nach werden zwischen den einzelnen Attentaten und Ermittlungen auch die Charaktere vorgestellt, die manchmal wirklich einseitig sind, aber auch undurchsichtig und zwielichtig sowie wandelbar. Was hin und wieder konspirativ erscheint, lässt sich später gut erklären, während andererseits nicht jeder auf dem Weg der Gerechtigkeit wandelt, der behauptet, dass er es tun würde. Und der Held der Geschichte? Scot Harvath ist genau das - der Held in allen Belangen. Ein Mann für Amerika - hart, gerecht, smart und tough, der aber auch manchmal Anwandlungen bösen Humors sein Eigen nennen darf. So mancher bekommt das zu spüren und der Leser hat dafür vielleicht den einen oder anderen Schmunzler übrig. Aber der Retter der amerikanischen Lebensart kann auch einsichtig sein, wenn man ihn überzeugt. Zumindest deutet sich so etwas an. So ergibt sich aus der wilden Jagd um den Globus mit etlichen explosiven Einlagen der Eindruck, dass dieses Buch in besseren Zeiten von Hollywood schon längst verfilmt werden würde, aber heutzutage müssen die Hauptfiguren ja Strampler tragen und ihre Fressen vermummen, damit sich das werbegelotste Publikum auch den 100-sten reinzieht statt was Neues zu bringen. Warten wir also auf Disneys Phantomias. Zurück zum Buch. Ein überaus gelungener Actionthriller mit hoher Schlagzahl, der in unterschiedlichen Regionen spielt, bei dem aber die Orte der Handlung wie z. B. in der Schweiz gut recherchiert waren/sind und der bei 500 Seiten Umfang keine Längen aufzuweisen hat und durchgehend beste Unterhaltung mit kompromissloser Heldenaction bietet. Ein kurzweiliges, atemberaubendes Spektakel bei dem Brad Thor alle Register seines Könnens zieht und zu Recht (meines Erachtens) einen Platz an der Spitze der Autoren für knallharte Actionthriller innehat. Also nur her mit dem Nachschub, gibt ja genug Bücher um Harvath.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Juni 2017, 15:20:38
(https://3.bp.blogspot.com/-4nwvKwZ79p4/WUD5YyRRnCI/AAAAAAAAKZA/Ww7_8uQK5ZAw_SLiEKZHGMCFdD3NLcVQwCLcBGAs/s320/aliencovbuch.jpg)

Alan Dean Foster. Auf dem Weg zu einem weit entfernten Planeten am anderen Ende der Galaxie entdeckt die Crew des Kolonisierungsraumschiffs Covenant einen Planeten, den sie für ein unentdecktes Paradies halten. Doch der vermeintliche Garten Eden entpuppt sich schnell als dunkle und gefährliche Welt. Als die Crew sich daraufhin einer entsetzlichen Bedrohung jenseits ihres Vorstellungsvermögens gegenüber sieht, bleibt ihr nichts anderes als die Flucht. Doch diese fordert gnadenlos ihre Opfer.

David erwacht. Erste Bewegungen, verschwommenes Sehen, das sich mit der Zeit bessert, erste Gedanken. Ein Mann steht vor ihm - sein Schöpfer. Nach und nach beginnt der Findungsprozess und bald ist David nicht nur sprachbegabt. Er kann es mit seinem Schöpfer bei einer Diskussion schon aufnehmen. Andernorts erwacht Daniels aus dem Hyperschlaf. Etwas hat sie geweckt und sie muss sich um die Kolonisten an Bord kümmern, die noch in ihren Kapseln liegen. Einzeln kommen dann auch weitere Crewmitglieder zu ihr, die ihren künstlichen Schlaf ebenfalls beendet haben. Bald bricht Chaos aus und sie verlieren von den Kolonisten, die sie auf einen bewohnbaren Planeten transportieren sollen, 47 Personen plus ihren Captain. Doch sie finden auch einen Planeten, der scheinbar ideale Lebensbedingungen bietet. Sie beschließen, ihn zu erkunden. Mit ihnen kommt der Android Walter. Was sie dort vorfinden, lässt ihnen den Atem stocken. Etwas hat hier scheinbar gewütet und eine fremde Rasse sehr großer Humanoiden getötet und einen riesigen Friedhof hinterlassen. Bald erfahren sie am eigenen Leib, was es mit diesem Geheimnis auf sich hat. Jetzt beginnt auch die Dezimierung der Crew.

Der Luzifer-Verlag kredenzt seiner Leserschaft den neuen Roman zum aktuellen Film der Alien-Reihe: "Alien: Covenant". Aufmachung und Cover (mal nicht vom weltberühmten Dauer-illustrator der Verlages erstellt) sind schon ein Blickfang. Der Autor Alan Dean Foster ist ja schon ein Veteran, wenn es um Bücher zum Film nach einem Originaldrehbuch geht (dieses hier ist von John Logan und Dante Harper) und er hat eine gewisse Routine entwickelt, wie er die Vorgaben angeht. Dennoch gibt es oftmals qualitative Schwankungen bei seinen Werken. Manche sind auf diesem Gebiet schier herausragend, während andere wiederum wie schnell abgeschrieben und mit leichten Ergänzungen versehen schnellstmöglich auf den (amerikanischen und später internationalen) Markt geworfen wirken. Das betrifft aber auch das Drehbuch. Fragen nach der Schöpfungsgeschichte und der Entstehung des Menschen, nach Perfektion oder Fehlern werden in einem kurzen Prolog bestenfalls andeutungsweise mal behandelt, mehr aber auch nicht. Danach nimmt eine Handlung ihren Lauf, die man aus allen seit 1979 erschienen Filmen des "Alien"-Universums zusammengestückelt zu haben scheint, sie mit den sattsam bekannten Elementen des Horrorfilms oder gar gemeinen Slashers aufgepeppt hat und so dem geneigten Publikum, das nach simpler und ohne Anstrengung zu konsumierender Kost nach den ganzen Werbekampagnen geradezu giert, gibt, was es kennt. Überraschungen sucht man vergebens. Zudem dauert es eine Weile, bis die Handlung in die Spur kommt. Bis fast zur Hälfte des Buches wird von Wünschen, Träumen und dem neuen Zuhause geschwafelt, bevor es endlich losgeht. Leider kommt kein richtiger Zug in die Story. Trotz diverser Splattereinlagen und einigen leicht kreativen Kills kommt man nicht umhin, das Buch einfach als Mixtur aus Versatzstücken der früheren Filme zu sehen. Für ein nachgewachsenes und somit jüngeres Publikum vielleicht ein erträgliches Buch und somit auch Film, aber für "Alien"-Fans der ersten Stunde nur ein Happen zwischendurch. Die von Foster eingestreuten Gedanken und Emotionen der Protagonisten, die der Film so nicht transportieren kann, täuschen nicht über die Schwächen hinweg. Doch das ist weder die Schuld des Autors noch des veröffentlichenden Verlags. Da wurde von Beginn an ein Produkt für den leichten Konsum konstruiert, das auf 400 Seiten wenig Aufregendes zu bieten hat.                           
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Juni 2017, 09:56:57
(https://2.bp.blogspot.com/-9oRkK1rcEOM/WUOfRDW7XsI/AAAAAAAAKaY/gaY25bmbw7MZiogI5d8EjRNBa4Dw7IB6gCLcBGAs/s320/00theo.jpg)

John Grisham. In seinem neuen Fall begibt sich Theo Boone, der jüngste "Anwalt" von Strattenburg, in höchste Gefahr: Als die Farm seines Klassenkameraden Hardie einer Umgehungsstraße weichen soll, setzen sich Theo und seine Freunde, immer auf Seiten der gerechtigkeit, für Hardie und seine Familie ein. Mit ungeahnten Folgen, denn mit diesen Gegnern ist nicht zu spaßen.

Theo ist als Leiter eines Teams seiner Pfadfindergruppe normalerweise eine sichere bank. Doch bei diesem Ausflug, bei dem weitere Abzeichen gemacht werden sollen, missrät ihm seine Aufsichtspflicht. Wie in jeder Gruppe gibt es auch bei ihm einen dieser Dummbeutel, die zwar nichts zum Thema drauf haben, dafür aber als unbelehrbare Trottel für größere Flurschäden sorgen. Begegnen sie bei einer Wanderung einer Mokassinschlange und statt sich ruhig und langsam zurückzuziehen, muss der Gruppendepp die Schlange reizen und wird gebissen. Schuld ist dann natürlich Theo von wegen Verletzung der Aufsichtspflicht. Ergebnis: vorübergehende Suspendierung. Schnell wird ihm langweilig. So kümmert er sich um das Problem, das sein Kumpel Hardie ihm geschildert hat. Gemeinsam radeln sie zum Grundstück der Hardies, um sich anzusehen, was durch den Bau der Umgehungsstraße vernichtet wird. Dort sehen sie Arbeiter, deren Auftrag es ist, schon vor einer Entscheidung das Gelände zu vermissen, damit der Bau beginnen kann. Als sie die Typen darauf hinweisen, dass es Landsfriedensbruch ist, werden die Kerle rabiat und verletzen den Familienhund Judge schwer. Jetzt hat Theo einen Grund mehr, sich in die Materie des Falles von Hardie einzuarbeiten - und Zeit hat er ja jetzt auch genug.

John Grisham bringt den Kids in einer vereinfachten Dartsellung weitere Teile des amerikanischen Rechtssystems näher. Die Sprache und der Stil sind der Zielgruppe angepasst und daher schnell und ohne Schwierigkeiten zu lesen und zu verstehen. Sein Buch hat er diesmal mit einigen Themen bestückt, die man durchaus als ernsthafte Probleme dieser modernen Welt ansehen kann. Da ist Theo auch als Aktivist (So auch der Originaltitel des Buches, der entschieden besser gewählt ist, als die deutsche Version "Der Überfall".) im Umweltschutz unterwegs, erhält von den Eltern ein paar Erläuterungen zu gewissen rechtlichen Begriffen und Vorgaben, muss aber auch einsehen, dass Politik nicht nur - wenn überhaupt - für die Wähler gemacht wird. Auch die Rezession und ihre Folgen in Form von Einsparungen im öffentlichen Dienst, der für die Bürger da sein sollte, werden erwähnt. Verursacher wie Banken und Politik lässt er aber außen vor. Und dann kommt das dicke Ding der Enteignung durch den Staat. Das führt dann auch zu dem Thema echte Freundschaft und Tierliebe. Im Laufe des rund 310 Seiten starken Büchleins verquickt der Autor alle Punkte miteinander. Es ist zwar US-Recht, um das es geht, aber ähnliche Vorgänge kann man auch hierzulande gut beobachten. Politiker, die nur noch zum eigenen Nutzen handeln, eine Demokratie, die längst keine mehr ist und Enteignungen zum (vermeintlichen) nutzen der Allgemeinheit, die dann doch nur ein paar Profitgeiern in die Hände spielen. Bestechung nennt man hierzulande wohl Lobbyismus, in den USA sind es Wahlspenden. Hierzulande ist es ja auch möglich, sich aus staatlicher oder kommunaler Sicht einen Teil eines Grundstücks unter den Nagel zu reißen, ohne tief in die Tasche greifen zu müssen. Nicht nur, dass man sich dann den benötigten Teil für ein Portogeld krallt, man entwertet damit auch noch den Rest des Grundstückes, den man nicht benötigt. Und so kann man das bei geschickter Verhandlung auch für kleines Geld "erwerben". So gesehen können die jungen Leser aus dem neuen Abenteuer von Theo Boone schon etwas mitnehmen. Was ihnen aber besser erspart geblieben wäre, ist der Eindruck, den Theo diesmal erweckt. Ein überschlauer kleiner Scheißer, der vorlaut zu allem seinen Senf dazugibt. Er ist hier einfach zu unrealistisch gut. Einser-Blage, immer der freundliche Helfer, lieb und nett, der Beste bei den Pfadfindern und im Debattierclub usw. Auf dem besten Wege, einer der Helden in einem America First-Roman zu werden - einfach unschlagbar und besser als der Rest der Welt. 😀 Ja, es ist nur ein Buch für Jugendliche, aber in den ersten drei Büchern ging es doch auch ohne diese Übertreibungen. Aber der Zielgruppe wird es schon munden.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Juni 2017, 18:20:24
(https://4.bp.blogspot.com/-n4CzaHRhLNY/WUTs91hZX-I/AAAAAAAAKcU/Rb9gZW9Frn4mHtwxA8NQSoYRcxrIddNSgCLcBGAs/s320/mort.jpg)

Joseph Duncan. Ausgerechnet das genetisch manipulierte Konservierungsmittel eines profitgeilen Nahrungsmittelkonzerns löst eine weltweite Zombieplage aus. Milliarden Menschen werden infiziert. Der übergewichtige Comicshop-Besitzer Mort Lesser stellt sich den Gehirnfressern entgegen. Zu allem Überfluss droht auch noch das Atomkraftwerk seiner Heimatstadt von völlig verblödeten Untoten in die Luft gejagt wird. Ein wortkarger, unterbelichteter Kumpel und eine durchgeknallte Stuntfrau sind seine einzigen Helfer, um das Ende der Menschheit zu verhindern. Als plötzlich merkwürdige schwarze Engel als Retter in Erscheinung treten, erkennt Mort, dass noch deutlich mehr hinter der Geschichte steckt.

Mort ist ein Comic-Nerd. Was bietet sich da eher an, als einen Comic Shop aufzumachen? Der läuft nach Morts Bekunden durchaus akzeptabel, kann die Miete und den weiteren Lebensunterhalt einspielen. Er hat seine Stammkunden, von denen die meisten nach Schulschluss seinen Laden stürmen. Einer dieser Burschen ist Fred, mit sich Mort stundenlang über ihr Lieblingsthema austauschen kann. Es ist ein ruhiges Leben, das durchaus etwas für sich hat. Leider ist es bald vorbei. Ein Frachter birgt ein leckes Fass aus der See und damit auch Giftstoffe, die die Besatzung erkranken lassen. Und damit beginnt das große Sterben - oder eher das große Fressen. Mort ist gerade in seinem Laden zugange, unterhalten von Fred, als die Zombies endgültig die Herrschaft übernehmen. Nachdem es der Regierung nicht gelungen ist, die Kranken alle einzusammeln und zu isolieren, breitet sich der Virus weiter aus und auch die Lügen der Staatslenker können nicht mehr vertuschen, was da vor sich geht. Mort haut ab, Fred wird leider erwischt. Unterwegs trifft er auf Pete, auch Cactus Pete genannt. Nun flüchten sie gemeinsam vor der Bedrohung, begegnen verschiedensten Gestalten, finden einen Unterschlupf mit weiblicher Gesellschaft und verschwinden erst aus der näheren Umgebung als die Gefahr, dass das Kernkraftwerk hochgeht, immer größér wird. Sie stolpern von einer Bredouille in die nächste, verlieren dabei eines der Girls und werden kurz vor dem endgültigen aus von seltsamen Wesen mit Flügeln gerettet. Man bringt sie nach New Jerusalem, wo Mort mit seinen Verletzungen erst einmal in der Krankenstattion behandelt wird. New Jerusalem ist ein letztes Refugium der wenigen Überlebenden, die von den Kreaturen überall aus der Umgebung aufgelesen und hierher gebracht werden. Doch nichts ist wirklich sicher. Und eine Überraschung wartet auch noch.

Das Buch von Joseph Duncan ist eine Horrorkomödie, in der nur kurz zu Beginn die Umweltverschmutzung und die politisch unterstützte Gier von Konzernen, die Lebensmittel manipulieren, das Verschweigen der Wahrheit und stattdessen der Verbreitung von Fake News sowie später noch die Religion am Rande erwähnt wird. Der Hauptanteil besteht aus allen Zutaten, die man sich von einem Buch um Zombies und Engel aus dem Festa-Verlag erwartet. Kleinere Dosen Sex, blutige Gemetzel und hier eine schräge Geschichte mit nicht alltäglichen Figuren. Einige deftige bis humorige Dialoge, nette Sprüche, witzige Situationen neben all dem Blut, aber auch tragische Momente ziehen sich durch die Handlung, die von den üblichen Zombie-Stories abweicht. Die Charaktere bekommen nach und nach eine Vorgeschichte, in der ich dann auch gewisse Eigenschaften hervortun. Der eine ein Großmaul vor dem Herrn, ein Angeber allererster Güte mit einer Schandschnauze, die sich immer wieder auf sexistische Anspielungen reduziert, aber mit Wörter, die mehr als sechs Silben haben nicht zurechtkommt. Der andere ein Dickerchen, das schon zu Schulzeiten der Klassenprügelknabe war und das nur durch einen Funken Intelligenz überleben kann. Die beiden Partner ergänzen sich prächtig - wie in einem Buddy-Movie. Passt alles schon ganz gut und gegen Ende gibt es auch noch kleine Überrraschungen, einen Twist, den man so nicht unbedingt erwartet hatte. Dennoch kann ich die Lobeshymnen nicht ganz nachvollziehen. um 10 von 10 Punkten zu bekommen, muss ein Jake Bible schon tief in die Trickkiste seiner Blödeleien greifen, während Joseph Duncan doch nur mit seinen schrägen Ideen und einem zum Schmunzeln anregenden Humor aufwarten kann. Manchmal zwar etwas feinsinnig, aber insgesamt doch kein überragender Witz über 410 Seiten zu finden. Das Buch bietet von allem etwas, aber von nichts den absoluten Knaller. Es geht daher mit 6,5/10 bei mir raus. Mehr ist nicht drin. Kann man lesen, muss man aber nicht unbedingt. Da hab ich aus dem Festa-Verlag schon besseres Lesewerk erhalten und auch andere Verlage haben da lustigeren Horror in petto. Ich sag nur Jake Bible mit seinen "Z Burbia"-Romanen beim Luzifer-Verlag. Dann attackiere ich jetzt mal einen neuen Action-Kracher von Festa, die sind immer für ein krawalliges Lesevergnügen gut.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 20 Juni 2017, 17:30:54
(https://4.bp.blogspot.com/-bmYAzjP0IIk/WUjhbsdPXKI/AAAAAAAAKhg/mnbuFsr-e1EYO2tGTKuHcSNGtvTxbWnMQCLcBGAs/s1600/aufzumangridd.jpg)

Dalton Fury. In den USA gibt es 64 Kernkraftwerke. In eines davon wollen die Terrormilizen der Al-Qaida eine Bombe einschleusen. Nur in welches? Kolt "Racer" Raynor ist der Mann, der den feigen Angriff auf das Herz Amerikas und den Tod Hunderttausender Unschuldiger verhindern soll. Doch als ihn ein Vorgesetzter wegen seiner Alleingänge im Visier hat und seine Delta-Force-Kollegin Cindy entführt wird, stößt der erfahrene Kämpfer gegen den Terror an seine Grenzen.

Kolt und sein Team sind in Pakistan am Werk. Geheim und mit einigen Minensuchfahrzeugen und bewaffneten Angriffsvehikeln in den Bergen, wo sich nach Bin Ladens unfreiwilligem Abgang von der internationalen Bühne des Terrorismus der nächste Drecksack mit Hass auf Amerika und den restlichen Westen irgendwo in einem Dreckloch verbuddelt hat. Dass es nicht einfach werden würde, war allen klar, aber was sich aus der Situation entwickelte, war noch ne Ecke deftiger als erwartet. Während die Truppe um die Fahrzeuge nach einer Explosion und der Begegnung mit drei mit Sprengstoff beladenen Eseln im Kampf gegen die unter heftigem Feuer Verluste erleidet, ziehen Kolt und das Team mit einem Blackhawk in ihren Kampf hinter den Linien. Als es dort Schwierigkeiten gibt, sogar ein zweiter Blackhawk runtergeht, spielt Raynor seine gewohnte Karte aus: Alleingang entgegen jeglichem erhalten Befehl. Sein Ruf ist bekannt und Admiral Mason absolut kein Freund von solchen Aktionen. Er gehört eher zur vorsichtigen Sorte und will sich von so einem Abweichler nicht die Karriere versauen lassen. Doch Raynor hat beim Präsidenten aufgrund seines Einsatzes bei der Rettung des Staatsoberhauptes gute Karten. Er wird umgetopft und einer neuen Truppe zugeteilt. Ein Einsatz führt ihn dann wieder ins karge Gebirge der Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan. Er begegnet sogar seinem Primärziel, kann es aber inmitten von Feinden, in deren Organisation er sich eingeschlichen hat, nicht ausschalten. Der eigentliche Plan der Terroristen ist es, mithilfe von Timothy, einem Wachmann in einem amerikanischen Atomkraftwerk, ebendieses zu zerstören und die Strahlung freizusetzen. Dabei weiß Timothy noch nicht einmal, dass er benutzt wird. Via Online-Actionspielen haben ihm die Mörder Daten entlockt. Dann hat Kolt die Rolle des Timothy übernommen und sich mit den Gangstern nach Sandland abgesetzt. Als er dort Näheres über die Anschlagsziele und Vorbereitungen dazu erfährt, verschwindet er von da und kehrt in die Staaten zurück, um den Massenmord zu verhindern.

Dalton Fury kennt keine langen Einleitungen. Schnell wird der Leser in die Ödland-Action in der Stan-Gegend geworfen, erlebt die Kämpfe der regulären Truppen und verfolgt die Action der Spezialisten. Das Tempo erhöht sich von Seite zu Seite, nur unterbrochen von den Tiraden des erbittertsten Gegners von Kolt Raynor in den eigenen Reihen, der ihn am liebsten aussortiert sähe. Ist jetzt nicht unbedingt eine Rarität im Genre, dass der Held seine eigenen Wege geht, mindestens einen Feind in den eigenen Reihen hat, aber von allen weiteren Entscheidungsträgern mehr oder weniger offen Rückendeckung erhält und die auch weidlich ausnutzt. Nimmt man als Leser so hin, schadet ja der knalligen Action nicht. Ebenso erträgt man manche Auswüchse der stilistischen Unterscheidungen zwischen Freund und Feind. nicht nur, dass die "richtige" Seite unheimlich clever ist, Morde durch den Feind als unmenschlich verurteilt und dennoch selbst zu genau den gleichen Mitteln greift, man setzt die Bösewichte auch noch anderweitig ins schlechtere Licht. Wenn Cindy mit "perfekten, strahlend weißen Zähnen" beschrieben wird, dann dient diese Formulierung nur zwei Dingen: Der Protagonist darf ihr hinterhersabbern und es wird auch mit Hingabe erwidert und dazu noch, dass niemals jemand der Gegenseite derart perfekt sein darf oder ist. Und dennoch - trotz dem Hang zur US-Überheblichkeit, dem Drang nach Selbstjustiz und einem Mann, der ein ausgebildeter Killer ist,  aber eben auf der erwünschten Seite -, gibt es etliche Werke, die es richtig übertreiben. Daher ist "Auf zum Angriff" zwar ein einseitiger Roman, ein wildes Märchen, das man sich zum Happy Reading nach eigenem, amerikanischen Gutdünken gebastelt hat, aber es ist auch ein verflucht unterhaltsamer Actioner, der es an nichts missen lässt, was man als Konsument für sein Geld erwartet. Schnell, manchmal rabiat, voller Action und schwer unterhaltsam - und selbstverständlich wieder ein Buch mit einer Story, die ich und viele andere Leser schon viel zu lange missen mussten, weil sie nicht in die Kalkulation der Großverlage passten. Da haben sich halt kleinere Verlage der Sache angenommen und viele Kunden sind es zufrieden. Ich auch. 460 Seiten                     
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Juni 2017, 15:58:10
(https://2.bp.blogspot.com/-scCHgMyh82c/WUuEHs-jGXI/AAAAAAAAKmk/FppMhmW968oCCsbMX4xkI65VHKXcfqujACLcBGAs/s320/00theo5.jpg)

John Grisham. Theo Boone ist auf Klassenfahrt in Washington, D. C. - ein Abenteuer für ihn und seine Freunde. Doch dann macht Theo in der U-Bahn eine unheimliche Entdeckung: In der Menschenmenge sieht er plötzlich Pete Duffy. Der wurde nur dank Theos mithilfe des mordes an seiner Frau beschuldigt und verurteilt. Jetzt ist er auf der Flucht und steht auf der Fahndungsliste des FBI. Als Duffy an der nächsten Haltestelle aussteigt, muss Theo sich innerhalb weniger Sekunden entscheiden - und folgt ihm! Wird es Theo gelingen, den gefährlichsten Mörder Strattenburgs noch einmal vor Gericht zu bringen?

Aufgeregte Schüler. Es geht mit der Klasse nach Washington. Sie sind schon einmal dort gewessen, haben aber wie wild gehaust und von dem damaligen Hotel eine Absage bekommen. Abber das neue ist auchkeine Absteige. Leider wird Theo mit einem der Schulspinner zusammengesteckt, was ihn doch etwas stört. Egal, immerhin mal wieder weit weg von Zuhause. Doch in der U-Bahn passiert es dann: Er sieht Pete Duffy. Er wäre nicht der echte Theo Boone, würde er ihm nicht folgen. Danach informiert er Onkel Ike, der schnell nach Washington kommt. Danach tagen in Strattenburg Familienrat und Beteiligte. Man einigt sich auf den Kontakt zum FBI. auch weil Theo befürchtet, er könnte zum Ziel des Mörders werden. Gemeinsam geht es dann wieder nach Washington, wo sie zwar den Gesuchten nicht an dem Ort finden, wo man ihn vermutete, aber Theo entdeckt ihn am Flughafen, wo der Kerl mit gefälschten Papieren nach Überseee abhauen wollte. Duffy wird nach Strattenburg gebracht, wo er erneut vor Gericht gestellt wird, seine Kaution ist durch seine Flucht verfallen, eine neue wird es nicht geben. Doch der Hauptzeuge, der ein illegaler Einwanderer ist, hat es aus verschiedenen Gründen mit der Angst bekommen und sich verkrümelt, um nicht aussagen zu müssen. Sie müssen ihn unbedingt finden - um des Prozesses und auch um seines Willen. Die Freunde von Duffy sind nämlich auch in der Stadt unterwegs.

Das neue Abenteuer von Mr. Boone zeigt den Burschen mal wieder als den Schlaumeier der Stadt, der nich dem FBI beibringt, was zu tun ist. Er ist halt der Held der Geschichte in einem Märchen für jugendliche Leser. Daher sollten die Erwartungen auch nicht zu hoch gesteckt werden, wenn man sich für die Bücher entscheidet. Doch so langsam kranken die Veröffentlichungen um Theo Boone an denselben Mängeln wie seine vermeintlichen Thriller für die erwachsene Klientel im Zusammenwirken von Autor und Verlag: Klappentexte, die höchste Spannung versprechen, enden zumeist in einer Art Berichterstattung und lassen oft jeglichen Thrill vermissen. Ansonsten ist das Buch recht nett und flott zu lesen, bezieht sich natürlich auch auf den ersten Band der Reihe, den man schon kennen sollte. Zudem wird etwas Licht ins Dunkel von Ikes Fehlverhalten gebracht, das ihn zum Schwarzen Schaf der Familie degradiert hat. Nicht zuviel, man braucht ja auch noch etwas für weitere Abenteuer in der Hinterhand. Der Rest der Handlung hangelt sich an den gewohnten und allseits bekannten Punkten entlang als wäre hier Schreiben nach Zahlen die Grundlage. Das Tiergericht mit einem genialen Theo, Onkel Ike mit seinem lebensnäheren Ansichten als die Eltern von Theo, die sich selten einig sind, aber dennoch auf harmonische Weise als Ehepaar mit Anwaltskanzleien geschildert werden und seinen Schulfreunden und Lehrern. Theo selbst bekommt natürlich die Wankelmütigkeit eines 13-Jährigen, der fast minütlich einen anderen Berufswunsch für später hat und es sich eben immer wieder anders überlegt. Passt schon für die Zielgruppe. Selbstverständlich darf auch der vereinfachte Rechts- und Gesetzesunterricht Grisham'scher Prägung nicht fehlen, der auf die Aufmerksamkeit der jungen Leser setzt und dass die auch die politisch korrekten Ansichten, die überall propagiert werden, in sich aufnehmen. Für Kids leicht, für Erwachsene seicht und mit einem Tausendsassa auf 250 Seiten, der diesmal mit einem Cliffhanger auf die Folter gespannt wird. Muss er wie die Leser auf Buch Nummer sechs warten. "Nachtrag": - sogar länger.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Juni 2017, 15:59:28
(https://1.bp.blogspot.com/-Ol4x6GJSvHQ/WU4qR-0wVXI/AAAAAAAAKqQ/Sw7ePs6RbTIiJHFXuo5bPGkdd_XJTBJOQCLcBGAs/s1600/masterton.jpg)

Graham Masterton. Sie sind alt wie die Zeit, und sie leben immer noch. Nach einem Hubschrauberabsturz werden aus dem Wrack die Leichen von einem Richter und seiner Frau geborgen. Jemand hat sie grauenvoll verstümmelt. Und von ihrer erwachsenen Tochter fehlt jede Spur. Michael Reardon, der im Auftrag einer Versicherung ermittelt, ist sich sicher, dass man die tatsächliche Todesursache der Opfer vertuschen will. Er lässt nicht locker und ist bald auf der Spur einer Gruppe unheimlicher Männer, die vor nichts zurückschrecken, um ihre Identität geheim zu halten.

Ein Richter, der zu einem der mächtigsten Männer der Nation aufsteigen kann, wenn er zum Richter des Obersten Gerichtshofes ernannt wird, macht sich mit seiner Familie und einem Assistenten via Hubschrauber auf den Weg zu seinem größten Triumph. Doch bald nach dem Start scheint es Schwierigkeiten zu geben, der Pilot muss schwer schuften, um die Flugmaschine auf Kurs zu halten. Doch irgendwann hilft all seine Kunst nichts mehr und sie gehen runter. Da sie mittlerweile an Höhe verloren hatten, sind alle nur verletzt und eingeklemmt. Sie hoffen auf Hilfe und schon bald sehen sie auch einen Mann, der draußen vesucht, ins Innere des Helis zu gelangen. Doch schnell müssen sie feststellen, dass ihre Hoffnung vergebens war. Kurze Zeit später treffen auch die wirklichen Helfer ein, können aber niemanden mehr retten. Da diese Sache für die Flitzpiepen von der Versicherung teuer werden kann, lassen sie Michael Reardon reaktivieren, der nach einem Trauma nach einem Fall mit Flugzeugabsturz eigentlich nichts mehr mit Versicherungsdetektei zu tun haben wollte. Der ist zwar immer noch bei seinem Psycho-Doc in Behandlung, lässt sich aber nach einigem Zögern doch breitschlagen. Bald findet er in Zusammenarbeit mit dem Leichenbeschauer heraus, dass die Menschen erst nach dem Unglück getötet wurden und nicht an den Verletzungen, die sie beim Absturz erlitten haben, verstarben. Zudem fehlt der Körper der vierzehnjährigen (laut Klappentext "erwachsenen") Tochter. Als Michael nun intensiv zu ermitteln beginnt, stoßen er und sein Freund Thomas, der Lieutenant bei der Polizei ist, auf etliche Widersprüche. Einiges weist zudem Parallelen zu dem Flugzeugabsturz zwei Jahre zuvor auf, den Michael bearbeitet hatte. Verdächtige gibt es viele - und bald Gerüchte über die "weiß-weißen Männer". Und die führen die Unbestechlichen bald in des Teufels Küche.

Erst einmal zu einem allgemeinen Problem - zumindest ist es das für mich: diese sich über sämtliche Verlage hinweg finden zu lassenden fehlerhaften Klappentexte. Auch hier gibt es einen, nicht so gravierend wie manch andere, aber eben dennoch vorhanden. Prüft das denn keiner oder ist es in einigen Fällen auch Absicht, dass mit einem Inhalt geworben wird, den es gar nicht gibt? Es ist schlicht lästig, wenn man feststellt, dass der Verfasser des Textes auf dem Buchrücken anscheinend absolut kein Interesse am Job und besonders der Kundschaft hat. Sorgfaltspflicht der Verlage, da die ja auch ein ganz nettes Preisschild an das Buch anbringen (DA werden übrigens NIE Fehler gemacht)? Mmh.

Zum vorliegenden Buch. Auf Amazon hat da so ein "Jungspund", der sich ebenfalls als Harry feiern lässt (Schönen gruß, Harry, die Pappenheimer kennen sich ja.😁), das Ganze kurz und prägnant zusammengefasst: Endlich wieder eine Geschichte und nicht bloß eine Aneinanderreihung von Sex und Gewalt ohne Sinn und Verstand. Für manch anderes Buch etwas zu harsch, das mit dem fehlenden Sinn und Verstand, aber dennoch verglichen mit Graham Masterton durchaus zutreffend. Der Autor hat hier sehr gut Thriller mit Phantastik verknüpft, was mich daran erinnerte, dass Shaun Hutson in seinem Roman "Blutiger Segen" um Sean Doyle Hardboiled-Action gekonnt mit Horror verband, aber leider vom Verlag aussortiert wurde (wohl werden musste, da sich zu wenig Interessenten fanden), und so hat Graham Masterton dann auch die Thriller- und Verschwörungselemente der Eliten im Land unter einen Hut gebracht und sie dann erst spät dem Phantastischen hinzuzufügen. Bis dahin darf sich der Leser damit befassen, dass die Herrschenden und Reichen im Lande (was eigentlich eh die gleiche Mischpoke ist) sich die besten Deals zuschachern, die Politik beim Postenringelrein perfekt mitspielt (Was man ja auch heutzutage beobachten kann, verstecken tun sie es ja nicht mehr) und der Rest der Bevölkerung die Deppen sind. Das zeigt sich an den Aufständen in den sogenannten Problemvierteln, bei deren Handlung sich der Autor vermutlich an den Unruhen von 1992 in L. A. orientiert haben könnte. Nur dass es hier noch gewalttätiger zugeht. Und ganz langsam steuert er die Handlung dann in die Richtung des schleichenden Horrors, der nicht plakativ mit Sex und überbordender Gewalt in bluttriefenden Seiten mündet. Was Graham Masterton dem Leser hier bietet, ist zumindest in Teilen auch heute noch aktuell, aber vor allen Dingen ein spannender Roman mit einer Geschichte, die sich von Seite zu Seite steigert und den Leser mitreisst. Nur im Finale hat er eines Erachtens etwas zu dick aufgetragen, was den Gesamteindruck aber nicht schmälert. Also wer etwas feinsinnigeren Grusel abseits der "Blut- und Spermafraktion" lesen will, dem seien diese rund 580 mehr als nur soliden Seiten eines fein gesponnenen Netztes aus Korruption, Verrat und gruseligen Hintermännern (wobei mir gerade diese irgendwie schon fast so erscheinen, als seien sie heute in Politik und Wirtschaft schon so etwas wie realer Alltag) ans Herz gelegt. Erhältlich beim Festa-Verlag als Print und E-Book.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juni 2017, 13:18:35
(https://1.bp.blogspot.com/-7R5JnWyGTQQ/WU-bZS0FP-I/AAAAAAAAKss/zVqMcSjM1b0rLLEyfD--KeZgEjYWS41uQCLcBGAs/s320/000tjho6.jpg)

John Grisham. Theo Boone, jüngster Anwalt aller Zeiten, riskiert alles für die Gerechtigkeit . Diesmal steht er vor einer ganz neuen Herausforderung: Er muss sich auf die Aufnahmeprüfung für die Highschool vorbereiten. Eine Riesensache, die ihm schlaflose Nächte bereitet. Denn die Tests gelten als unberechenbar. Und als ob das noch nicht genug wäre, erzählt ihm seine beste Freundin April von einem ungeheuerlichen Skandal - ein groß angelegter Betrugsfall, in den offenbar auch Theos Lehrer verwickelt sind. Da ist Theo Boones Spürsinn gefragt, denn natürlich will er der Wahrheit ans Licht bringen.

Für die Schüler der Schulen in Strattenburg stehen die Aufnahmetest für die Highschool an. Auf Anweisung der Regierung des Bundesstaates erfolgt anhand der Ergebnisse die Aufteilung der Schüler in sogenannten Begabtenklassen, die Mittelschicht und in die Förderklassen. Ebenfalls Bemerkenswert ist, dass besonders erfolgreiche Lehrer einen Bonus erhalten. Die Schüler stehen also ganz schön unter Druck und Theo nach seinem Befinden erst recht, weil er für diese Tests einfach kein Händchen hat. Als dann die Ergebnisse eintrudeln, hat er die erhoffte Begabtengruppe um einen Prozentpunkt verpasst. Seine Freundin April hat ein ähnliches Ergebnis und sie wollte doch so gerne zur Elite der Künstler gehören und an der Highschool die Kunstkurse belegen. Und dann kommt gerade sie mit einem Gerücht nach Hörensagen und Spekulationen um die Ecke, dass an einer bestimmten Schule, die in einem benachteiligten Viertel liegt, die Lehrer geschummelt hätten, damit ihre Schüler besser abschneiden. Da sie ihr Ziel nicht erreicht hat, will sie das bei der Behörde anprangern. Theo rät ab,sie macht es doch. Und bringt einen gewaltigen Stein ins Rollen. Ganz nebenbei hat er auf den rund 250 Seiten seinem Onkel Ike beizustehen, der im Suff Auto gefahren ist, einem Schulkollegen zu helfen, dessen Vater ein saufender Prügler ist und einen Koi fressenden Otter zu verteidigen.

Eigentlich alles wie immer - nur weniger spannend und einem Fall, der gerade in der Auflösung lächerlich wirkt. Ach ja, der Cliffhanger am Ende von Band 5 wurde NICHT weitergeführt oder aufgelöst - zumindest vorerst nicht. Und viele der Figuren kommen hier nicht gut weg. April, die sich hier wirklich aufführt, als wäre sie völlig zu Recht die Außenseiterin der Schule und sich darin suhlt, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen, entwickelt sich zur egoistischen Kämpferin für das Recht - für ihr eigenes. Sonst hätte sie auf den Rat von Theo gehört und ihre Gerüchte nicht per Brief an die Schulbehörde geschickt. Danach krieg sie aber Bammel und heult sich bei Theo aus.Theo bleibt natürlich der stahlende Träger des amerikanischen Heiligenscheins Grisham'scher Prägung und steht für alle ein, an denen ihm was liegt und auch für andere Personen, denen Unrecht getan wurde. So isser halt, der Schulbub Marke John Grisham. Wenigstens hat der Autor auch hin und wieder einige Marotteneingeflochten, die bei einem Dreizehnjährigen auch passen. So weit, so gut. Der Fall könnte brisant sein, die Auflösung wirkt eher lau. Ich kenne das US-Rechtssystem nicht, aber so wie die Verhandlung hier abgeschlossen wird, ist das Urteil eher eine Farce. Neben diesem zwar brisanten, aberr eher unspektakuläten und wenig spannenden Fall hat der Autor wieder auf seine bewährten Zutaten zurückgegeriffen - man könnte auch sagen auf seine Satzbausteine. Wie Gewohnheitstiere ohne Abwechslung gehen sie immer wieder in die selben Restaurants, essen das Gleiche, fragen nach Sohnemanns Essensgeld und so weiter. Auch in jedem Buch ist ein Fall fürs Tiergericht und ein Hilfeersuchen durch einen Schüler. Bloß nicht vom gewohnten Pfad abbiegen, man könnte ja Risiken eingehen. Tja, so schreibt er auch für die erwachsene Klientel. Da waren den meisten Leser (und oft sogar Zuschauern bei den vereinfachten Strukturen der Filme) alle Bücher von "Die Firma" über "Die Jury" bis hin zu "Die Akte" und "Der Klient" zu komplex, zu lang oder zu schwierig zu lesen (auch bei hiesigen Lesern wohlgemerkt, nicht nur in seiner Heimat), also hat er sich auf Berichterstattung mit Lokalkolorit verlegt und der jeweils veröffentlichende Verlag täuscht im Klappentext einen fulminanten Thriller vor oder lässt es von anderen Autoren erledigen, die gerne für einen kleinen Obulus durch den Autor oder den Erstverlag wahre Jubelarien über etliche neue Bücher verbreiten, die sie nie gelesen haben, wobei es natürlich Auslegungssache ist, was man unter "fulminant" und "Thriller" versteht. Anders gesagt, seit er gemerkt hat, dass man mit schlichten und wenig anstrengenden Mitteln noch mehr zahlende Kunden bei weniger Aufwand generieren kann, ist er mit Schwung bei der Sache.Und dann sind da ja noch die leicht zu führenden Kiddies, denen er seine allseits an die Massenhysterie der Moralpredigten um Gesundheit, Globale Erwärmung oder Political Correctness Meinungen indoktrinieren kann. So erzieht man sich später leicht zu führende Bürger. Die folgenden Staatenlenker - gerade Marke Clinton - werden es ihm danken.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Juni 2017, 14:01:35
(https://1.bp.blogspot.com/-Vo7J39-WfRE/WVImkvU85dI/AAAAAAAAKvE/Ojud9rCmawYeEVH5SDnrgb0o1vOS9ZuMgCLcBGAs/s1600/martinvigilante.jpg)

Martin Kay. Sein Name ist Mark Jedediah Vigilante. Er war Agent beim United States Secret Service, bis er nach einem Komplott gegen die amerikanische Regierung als Sündenbock auf die Straße gesetzt wurde. Jetzt verdient er sein Geld als Troubleshooter, privater Ermittler und Schlichter. Wenn diplomatische Lösungen versagen, Krisen unausweichlich sind und militärische Konflikte die einzigen Alternativen zu sein scheinen, ruft man Vigilante. Sein erster Auftrag führt ihn direkt ins Weiße Haus, als der Stabschef ihn bittet, den Programmierer Dr. Judas Kane ausfindig zu machen, der Mikrochips mit höchst brisantem Inhalt gestohlen hat, bevor er diese auf dem Waffenschwarzmarkt verkaufen kann. Doch schon bald erkennt Vigilante, dass weit mehr hinter diesem Diebstahl steckt. Auftragsmörder, Bundesagenten und Spezialeinheiten jagen nicht nur Dr. Kane und die Chips, sondern setzen bald auch Vigilante auf ihre Zielliste. Seine einzigen Verbündeten sind ein junger Hacker und die zwielichtige Bordellchefin Madame Dunoire, die in höchsten Regierungskreisen verkehrt.

Judas Kane hat sich seinen Lohn abgeholt. Doch statt der dreissig Silberlinge sind es nur 29. Er versucht die Mittelsmänner zu kontaktieren, doch das bleibt ihm verwehrt. Er kann niemanden mehr erreichen und die Rufnummern, die man ihm gab, existieren nicht mehr. Also direkt zum Stabschef des Präsidenten und Korrektur gefordert. Da erwischt er zwar auch nur die Sekretärin, kann aber immerhin eine Nachricht hinterlassen. Unterdessen hat sich Jed Vigilante mit einer Hübschen, die ihm aber nur als Tarnung dient, bis er einen neuen Job angedient bekommt. Dies passiert schneller als er sich gewünscht hat. Madame Dunoire überbringt ihm telefonisch eine Nachricht und übermittelt einen Treffpunkt. Dort wird er von Coolridge, dem Stabschef angeheuert, Judas Kane zu stellen. Der war inzwischen fleissig und hat dafür gesorgt, dass sein Name in rauen Mengen im Internet unter den verschiedensten Standorten auftaucht, sodass kaum zu ermitteln ist, wo er sich wirklich befindet. Das merken die Amis bald: Vier Agenten in Nordkorea fliegen auf. Nun braucht Vigilante Hilfe. Er lässt sich von Madame einen Hacker vermittlen, der sich Wolverine nennt und gerade mal 18 Jahre alt ist. Während diverse Geheimdienste und Killer hinter Dr. Kane her sind, um ihm die Chips abzunehmen, geraten auch Vigilante und Wolverine immer mehr ins Fadenkreuz. Im Prinzip ist eigentlich jeder hinter ihnen her und bald weiß Vigilante nicht mehr, wem er überhaupt trauen kann.

Martin Kay bedankt sich im Nachwort beim Lektor Andre Piotrowski und dem Verleger Guido Latz, dass sie seinen Jed Vigilante nun auch als Printversion auf die Leserschaft loslassen. Ich nutze die Gelegenheit, mich dem anzuschließen.
"Das Vigilante-Prinzip" ist ein Werk, das als E-Book-Version schon etwas länger auf dem Markt ist und auch nicht anders gedacht war, als den geneigten Kunden einige Actionhäppchen zu gönnen. Ist ja derzeit in Mode, dass viele Autoren ihren Reihen noch die eine oder andere Kurzgeschichte in elektronischer Form zufügen.
Nun ja, Martin Kay jedenfalls bleibt seiner mit Eileen Hannigan begonnenen Linie ziemlich treu, auch wenn er selbst meint, Jed Vigilante käme ohne größere Spinnereien aus. Könnte man so sehen - wenn man will. Auf jeden Fall aber lässt er sich nicht lange bitten, um das Buch mit Action zu garnieren und einen Actionthriller zu kredenzen, der es wahrlich in sich hat. Ich bin ja bekanntermaßen ein großer Freund der America First-Romane aus Trump-Land. Märchen für Erwachsene (Amerikaner) halt. In Deutschland hält man sich mit derartiger Lektüre spürbar zurück und schreibt lieber zum 100.000-sten mal über die deutsche Schuld aus des Landes düstersten Kapitels. Ich kann es nicht mehr hören,sehen oder lesen - es nervt. Wenigstens Martin Kay lässt den ollen Quark mal außen vor, zwängt sich nicht in die wahrlich fesselnde Gutmensch-Jacke und schreibt rasant drauf los. Und mit der Zeit kommt er meines Erachtens den frühen Romanen eine Jon Land recht nahe. Da passt alles. Verräter hier, Geheimdienste dort, krachende Action mit Hellfire-Raketen und brennenden Tunneln. Dabei werden die Anspielungen auf die "Stirb Langsam"-Reihe munter genutzt, der Humor blitzt an der einen oder anderen Stelle auch auf und die Namenskreation mit den Farben ließ mal kurz einen Gedanken an Tarantino aufkommen, mit dem das Buch aber sonst nicht einmal eine weit entfernte Vetternschaft hat - zum Glück. Martin Kay setzt dann doch lieber auf Drohnenattacken statt aufs Kopieren alter Filme. Diverse Wendungen, atemlose Hetzjagden, rasante Szenenfolgen, mano a mano-fights und wilde Shoot-outs sowie verzwickte und komplexe Zusammenhänge unter den Protagonisten zwingen den Leser fast, die Lektüre NICHT aus der Hand zu legen. Ein höllischer Adrenalin-Punsch, der die Herzschlagfrequenz in gefährliche Höhen treibt. So hat Martin Kay seinen - meiner Meinung nach - berechtigten Platz auf dem Olymp deutscher Actionautoren locker mit Kugeln und Raketen verteidigt. Und am Ende bleiben noch einige Fäden offen, die in einem schon angekündigten zweiten Buch wohl fortgeführt werden. 190 Seiten Hochgeschwindigkeitsaction. Und weil es aus deutschen Landen kommt, gibt es als Bonus noch den 10. von 10 Punkten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 Juni 2017, 14:59:07
(https://2.bp.blogspot.com/-hGdH-RoLHUs/WVYtX_Mmt7I/AAAAAAAAK0s/AqOPmV9Vp_gR1Kn3j5Ia5oxlJjHMlwUqACLcBGAs/s320/letztebefehl.jpg)

Lee Child. Der Einsatzbefehl für den Militärpolizisten Jack Reacher ist eindeutig: Er soll verdeckt und ohne offizielle Unterstützung den Mord an einer jungen Frau aufklären - und anschließend, falls nötig, seine Ergebnisse vertuschen! Denn der Hauptverdächtige ist ein hoch dekorierter Offizier, der gerade von einer geheimen Mission zurückgekehrt ist, und - schlimmer noch - der Sohn eines Senators. Reacher soll niemanden auf die Zehen treten und verhindern, dass die Presse den Fall aufbauscht. Doch was er entdeckt, lässt ihn an der Rechtmäßigkeit seines Auftrags zweifeln – und macht aus Reacher einen Mann, den man fürchten muss.

1997. Jack Reacher wird ins Pentagon beordert, um einen Auftrag zu erhalten, der unschöne Auswirkungen haben könnte. Er soll undercover in einem kleinen Kaff namens Carter Crossing ermitteln, während ein Kollege namens Munroe direkt im nahegelegenen Fort Kelham ganz offen, seine Arbeit macht. Es geht darum, jedwede Interessenskonflikte zu vermeiden und mögliche Löcher, durh die informationen an die Öffentlichkeit gelangen könnten sofort zu stopfen. Das ist Reachers Job. Die nicht den Militärrichtlinien gestaltete Frisur hat er schon, muss er sich nur noch einkleiden. Er tut dies in einem Shop der Army, legt aber Wert darauf, dass die Sachen privat und gebraucht aussehen. Noch ne klappbare Zahnbürste eingesteckt und fertig ist der Undercover-Reacher. Koffer braucht er nicht. Dann macht er sich per Bus oder per Anhalter auf den Weg. In Carter Crossing angekommen, sieht er sich in einem Ort des Niedergangs wieder. Früher hat das Städtchen von der Eisenbahn gelebt, aber jetzt fährt hier nur ein Güterzug um Mitternacht durch, das war es schon. Glücklicherweise hat man ihnen ein Fort etwas abseits hingestellt, sodass man nun den Sold der stationierten Soldaten einsacken kann, die zu den wenigen Vergnügungen, die es hier gibt, ion die Stadt kommen, wenn sie frei haben. Doch nach dem Tod der weißen Frau müssen die Jungs im Fort bleiben, so richtig mit Ausgangssperre und allem drum und dran. Und wieder laufen die Geschäfte in Carter Crossing mies. Keine Soldaten, kein Geld. Und Reacher? Kommt an und schon ist seine Tarnung vorbei. Lady Sheriff erkennt in ihm sofort den Soldaten und da sie nicht auf den Kopf gefallen ist, auch das Motiv seiner Anwesenheit. Vertrauen ist erst einmal dahin. Dann erfährt Reacher, dass zuvor schon zwei hübsche Frauen aus der Siedlung der "anderen" Bewohner, der dunkelhäutigen Bürger, ermordet wurden, sich aber keiner richtig darum gekümmert hat oder keinen Zusammenhang herstellte. Jetzt kommen die Ermittlungen zwar in Gang, werden aber auch immer wieder torpediert und es tauchen Figuren auf, die hier eigentlich absolut gar nichts zu suchen hätten. Reacher macht ihnen das sehr begreiflich.

So begann Reachers Wanderschaft durch seine Nation: Mit einem Auftrag. Und schon beim Einkleiden im PX erkennt der Leser das Muster, das ihm über die Jahre hinweg immer wieder begegnete. Unscheinbare Klamotten, einigermaßen robust, einigermaßen haltbar und leicht zu waschen (später erfährt er, dass es sogar Waschsalons gibt, die er als Soldat (Major) ja nie brauchte, da ihm alles abgenommen wurde), ne Zahnbürste und Ende. Ebenso wird er auf die Methode aufmerksam gemacht, wie er seinen Sold erhalten kann und wo er ihn dann abholt. Heutzutage nicht mehr so einfach, da die gierigen Bänker, die mit Steuergeldern in Höhe von Abermilliarden Dollar und Euro gerettet wurden, nachdem sie die Krise verursacht hatten, gerettet wurden. Mit dem Geld der Bürger, von deren Spareinlagen sie weiterhin gewaltig profitierten. Als die Zinspolitik begann und die Einnahmen schrumpften, kam die Brut auf eine neue Idee. Warum bestraft man die Steuerzahler, die mit ihrem Geld erst den Sauhaufen gerettet hatten, nicht mit Strafzinsen? Ja, so läuft das in der gerechten Welt des Geldes, der Macht, des Lobbyismus und der Politik. Fürs Sparen bestraft. Und da man ein Konto haben muss (fürs eigene Geld, mit dem aber die Banken dann arbeiten und verdienen) und es darauf auch Bewegung gibt, greift man nun noch einmal mit Gebühren für jeden Handschlag zu, den diese Gierhälse machen müssen. Ja, man wird sogar so unverschämt, dass Gebühren genommen werden, wenn man sein eigenes Geld wiederhaben will. Womit wir wieder bei Reacher wären. Er lässt sich die Kohle ja an jeden Standort übermitteln, wo er gerade ist und holt es dann ab. Nicht bei diesem und auch noch nicht bei den vorherigen Büchern war diese fiese Abzocke schon aktiviert, aber bald wird Jack Reacher wohl an einem Schalter stehen und feststellen, dass sein Geld auch ohne sein Zutun in den Griffeln der Krawattniks immer weniger wird. Ansonsten agiert er ja unabhängig und nach seinem eigenen Rechtsempfinden. Dies tritt im Laufe der Seiten auch hier zutage. Lange Zeit passiert nicht wirklich viel, es wird ermittelt und Spuren zusammengelegt, lose Fäden verknüpft, alles irgendwie passend zu einem schlichten Krimi. Wirklich passieren tut jedenfalls nicht viel. Reacher gibt einige coole Bonmots von sich, haut zweimal einigen renitenten Einheimischen vor die Nuss und hat dann im Hinterland von Mississippi seinen Ruf gestärkt. Und wo wir bei Hinterland und Mississippi sind: Die damals noch als nur leicht erstarkendes zartes Pflänzchen auftauchende "political correctness" hat es bis hierhin nicht geschafft. Da wird konsequent zwischen der schwarzen und der weißen Bevölkerung getrennt. Auch ein grund, warum die Ermittlungen bei den beiden Frauen aus diesem Teil der Stadt stockten. Man traut einander nicht, also erzählt man auch nichts. Erst mittig des Buches geht es nach und nach auch zur Sache. Und das ist dann Reacher-time. Große Actionsequenzen gibt es nicht, aber wenn Reacher dann völlig gerechtfertigt einen umnietet, geschieht das eiskalt und wirkt fast beiläufig, keine Hitze des Gefechts. Durch diverse Aktivitäten, die lange unklar sind, bleibt auch die Spannung recht hoch, aber die Klärung ist dann doch fast schon banal, wo wir wieder bei einem simplen Krimi wären. Und daher ist "Der letzte Befehl" zwar gut, auch weil man nun weiß, wie Reachers Reise begann, aber er ist eben nicht richtig stark. Wer die Reacher-Bücher mag, nacht wohl nichts falsch, wenn er sich den zulegt.
Ein verlagsübergreifendes Ärgernis sind für ich weiterhin diese Zitate aus diversen Magazinen, von Kritikern oder Kollegen des Autors. Nicht nur, weil man da schon Zeitungen oder Autoren zitiert hat, die gar nicht wussten, dass sie dieses (das jeweils angeblich besprochene, nicht jetzt diesen Reacher) Buch überhaupt mal in Händen hielten, sondern die Marotte, wenn das Zitat, das das erste Buch eines Autors ziert und für dieses auch bestimmt war, dann für sämtliche Nachfolgeromane auch genutzt wird. War das erste Buch ein "fulminanter Reißer, wie ihn noch kein Autor zuvor zustande brachte", steht der gleiche Scheiß auch bei allen folgenden Werken drauf, selbst wenn sie Schlafmittel sind. Für mich ist das Etikettenschwindel, weil ja auch niemand darauf hinweist, dass das Zitat nur für das erste Buch galt. Kunden abzocken ist mittlerweile nicht nur salonfähig geworden, sondern ausdrücklich erlaubt (siehe Banken). 450 Seiten
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Juli 2017, 18:41:41
(https://2.bp.blogspot.com/-9ZfxslQcgsM/WVd87-E6AoI/AAAAAAAAK24/piiG4RJpkfMmyEz53jMcOYBrI0hRUgUTgCLcBGAs/s1600/gifune.jpg)

Greg F. Gifune. In der sterbenden Küstenstadt Cape Cod lebt Stanley Falk ein ruhiges und bescheidenes Leben als Tellerwäscher. Er ist nur noch eine Hülle dessen, was er einst war, ein Mann mit einer dunklen und gewalttätigen Vergangenheit, die er im Alkohol zu ertränken versucht. Als er eines Morgens erwacht, findet er heraus, dass sein mageres Bankkonto geleert und seine Erinnerung an das Trinkgelage des vergangenen Abends wie weggewischt ist. Vage Erinnerungen und schreckliche Albträume von bösartigen Göttern, fernen Planeten und einem grauenhaften Raum, in dem Folterpraktiken ausgeübt werden und das Blut in Strömen fließt, verfolgen ihn in jedem wachen Moment. Etwas Verkommenes ist darauf versessen, ihn in den dunklen Höllenschlund zurückzuziehen, aus welchem er bereits sein Leben lang herauszukriechen versucht. Und jetzt sind da andere in den Schatten, die jede seiner Bewegungen beobachten und ihn näher an eine Wahrheit jenseits des Begreiflichen locken ... jenseits des Bösen ... jenseits von allem, was er jemals für möglich gehalten hatte.

Stan lebt in einer kleinen Bude für sich allein und hat nichts weiter aufzuweisen als einen Job als Tellerwäscher. Viel bringt der ihm nicht ein, aber für anständige Saufereien bis zum Halbkoma langt es allemal. Dann ist da noch seen Dad, der im eigenen Haus lebt und nichts lieber tut, als seinen Sohn zu drangsalieren. So ist es ihm auch eine Freude, Stan unter die Nase zu reiben, dass sein Erbe, das Haus, unter den Hammer kommt. Dad will lieber dir Hütte verscherbeln und mit dem Geld seinen Lebensabend im sonnigen Florida verbringen. Dann ist da noch sein Kumpel Duane, ein Obdachloser, mit dem ihn ein nahezu freundschaftlicher Kontakt verbindet. Doch irgendwann wird es seltsam. Duane will Stan eines Abends gesehen haben, aber Stan habe ihn ignoriert, einfach nicht beachtet. Völliges Unverständnis bei Stan. Auch als ein ähnlicher Vorfall geschildert wird. Als Stan dann sein Geld von der Bank holen will, stellt er fest, dass das Konto leer ist. Da er sich sicher ist, dass er kein Geld abgehoben hat, beschwert er sich beim Kreditinstitut und erhält eine erschöpfende wie unheimliche Auskunft: Es war doch er, der das Geld holte. Er kann sich nur nicht daran erinnern. Stattdessen werden seine Albträume immer schlimmer. Und dabei ahnt er noch nicht einmal, was daauf ihn zukommt, wobei die Geister seiner gewalttätigen Vergangenheit noch nicht einmal das schlimmste sind.

Greg F. Gifune ist ja bekannt dafür, dass er keine Romane für sonnige Gemüter mit Hang zum Happy End verfasst. Das kann man auch hier ausschließen. Hier beherrschen Drogen, Alkohol, Familiendramen, Visionen und persönliche Tragödien das Terrain. Nachdem sich Stan von seinem leben als Kleinkrimineller mit Hang zur Gewalt abgewandt hatte, will ihm nichts mehr so recht gelingen. Er ist kurz vor dem Abgrund und schliddert immer schneller auf diesen zu. Dann kommt er mit dem titelgebenden "Teufelsatem" in Kontakt und die grausamen Visionen verstärken sich. Blutbäder und Morde en masse, brutale Folter und Experimente am lebenden Objekt. Je länger er dem ausgesetzt ist, desto tiefer sinkt er in eine scheinbar endgültige Hoffnungslosigkeit, aus der es keine Ausweg zu geben scheint und deren dunkle Atmosphäre mit einer Paranoia gefüllt ist, die ihn an seinem Verstand zweifeln lässt. Und wie Stan sich in seine Ängste und schlechten Träume steigert, so steigert der Autor nach und nach die Handlung, verdichtet sie zu einer kompletten Orige der Angst, derm an sich als Leser nur schwer entziehen kann. Dazu bei tragen auch diverse Tupfer in der Geschichte, die einen nur ganz kurze Einblicke in weitere interessante Elemente des Grauens geben. "Teufelsatem" ist ein typischer Gifune, der den Leser mit vollkommener Düsternis Richtung Depression steuert, die er dann dem Protagonisten Stan nachempfinden kann. Finstere Stimmung perfekt inszeniert von einem Autor, der zu Recht viele Fans unter den Lesern hat und keine platten Gemetzel benötigt, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Rund 250 Seiten tiefste Abgründe der Seele ausgelotet von einem erstklassigen Greg F. Gifune.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juli 2017, 12:57:02
(https://2.bp.blogspot.com/-86NowwtuFoc/WWs0eLoAJbI/AAAAAAAALEo/ghCaTk5MRJQC4maQE-sbn6nZW8Fe96TmwCLcBGAs/s320/ice-limit-167065957.jpg)

Douglas Preston & Lincoln Child. Bei einer Expedition in die Antarktis ging vor sechs Jahren ein riesiger Meteorit über Bord. Noch immer liegt er dort in eisiger See auf dem Meeresgrund. Doch das Objekt hat sich inzwischen als Alien-Lebensform entpuppt, als Samenkapsel, aus der ein riesenhaftes Gewächs mit Fangarmen geworden ist. Offenbar hat es eine Invasion der Erde im Sinn. Um das zu verhindern, startet eine Expedition an die Eisgrenze. An Bord des hypermodernen Forschungsschiffes "Batavia" ist auch Agent gideo Crew. Als Nuklearexperte soll er die Vernichtung des Aliens mit einer unterseeischen Atombombe überwachen. Ein hochriskanter Plan.

Eli Glinn, der mit der Rolvaag einige Jahre zuvor nach dem Fund eines Meteoriten ein Desaster erlebte und nur knapp davon kam, was 108 andere Menschen nicht von sich behaupten konnten, will eine Expedition in die Gegend, in der alles passierte, auf die Beine stellen. Dazu holt er dann auch Gideon Crew. Nachdem sich Wissenschaftler und Mannschaft eingefunden haben, wird noch etas an den Gerätschaften trainiert und los geht die Reise, die rund 32 Tage dauern soll - einfache Strecke. Man lernt sich kennen, in manchen Fällen besser als geglaubt. Vor Ort angekommen bereitet man vier Tauchboote vor, denen man die Vornamen der Mitglieder der Beatles, einer Band aus grauen Vorzeiten gegeben hat, um sich das aus dem Meteoriten entstandene Gebilde anzuschauen. Es ist furchterregend, wie es da so im Wasser tief unter der Oberfläche liegt und seine Fangarme im Wasser schleifen lässt. Plötzlich entsteht ein Sog und eines der Boote wird immer näher an dieses Ding gezogen. Als sich dann noch so etwas wie ein Mund öffnet, ist das Grauen nahezu komplett. Doch damit ist erst der schlimmste Moment eröffnet: Alex, mit der sich Gideon angefreundet hatte und die in einem der Boote sitzt, wird mitsamt ihres Gefährts in den Mund gezogen und dort zerquetscht als sich dieser schließt. Bald wird den Menschen an Bord der "Batavia" klar, dass sie dieses Wesen, das da entstanden ist, unbedingt vernichten müssen, um den Planeten zu retten.

Das Autoren-Duo ist ja sehr umtriebig, was ihre Arbeiten angeht. Beide schreiben auch nur unter dem jeweils eigenen Namen Romane, sie hatten neben der Pendergast-Reihe auch einige Werke verfasst, die ohne Pendergast auskamen und nur einzelne Abenteuer mit einem Schluss ohne Fortsetzungscharakter auskamen. Bis auf "Ice ship" - da waren nicht alle Handlungsstränge so abgeschlossen, dass eine Fortsetzung nicht möglich gewesen wäre. Nun - laut Autoren auf Betreiben der Leserschaft - wird die Geschichte weiter erzählt. Leider sind seitdem schon einige Jahre vergangen und sie haben in der Zwischenzeit eine Menge Bücher veröffentlicht. Lässt man Pendergast aus (der sich eher innerhalb seiner Reihe schon etwas abgenutzt hat), wirken die Romane mittlerweile nach Schema F erstellt. Oder auch von Co-Autoren in einem Großraumbüro nach Vorgaben verfasst, was aber nur reine Spekulation ist, da diese Unsitte immer weiter um sich greift. Jedenfalls bewirkt dieses Schreiben nach Zahlen, dass sich eine gewisse Langeweile einstellt. Die Figuren um die Helden herum haben irgendwie immer die gleichen Charakterzüge wie in den Vorgängerromanen die Statisten auch. Da es hier schon an Abwechslung mangelt, kann der Leser auch nicht von Vorbereitungen zur Expedition, Stänkereien untereinander, kleineren Nebenschauplätzen und aus der Lethargie erlöst werden. Alles wirkt mittlerweile banal und schlaff, einen Spannungsbogen sucht man lange vergebens. Erst ab Mitte des Buches mit seinen rund 390 Seiten kommt etwas Drive in die Story, doch hält das auch nur an, weil der Leser - zumindest ich - nun wissen will, was da auf dem Meeresgrund lauert und mit einer Atombombe vernichtet werden muss. Und im letzten Viertel wird dann alles reingeklotzt, was man so von den Herren kennt. Meuterei an Bord, seltsame Wesen, die die Besatzung töten wollen und ein Protagonist, der die Welt retten muss, so lässt man es krachen. Und leider ein verflucht kitschiges Ende, das erahnen oder vermuten lässt, dass in einem weiteren Band um Gideon Crew endgültig auuf Schnulze gesetzt wird. Die kleine Anspielung auf Michael Crichton konnte da auch nicht viel retten. Nett gemeint, aber überflüssig. Was mich angeht, herrscht seit längerer Zeit im Schreibimperium der Herren die Langeweile vor. Man kopiert erfolgreiche Ideen und macht sich nicht die Mühe, etwas Neues zu kreieren. Klingt fast wie Hollywood derzeit.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juli 2017, 12:58:32
(https://2.bp.blogspot.com/-HqtxMO1gUfY/WW3IJB7zSCI/AAAAAAAALGM/XLRThfGMbcoxDTenBVwiGEY4eeznnJKdQCLcBGAs/s1600/jamesrayburn.jpg)

James Rayburn. Kate Swift ist auf der Flucht. Seitdem die Whistleblowerin die korrupten Machenschaften ihres ehemaligen Arbeitgebers CIA publik machte, ist sie zusammen mit ihrer Tochter untergetaucht. Als ihre Tarnung auffliegt, wird die Jagd auf Mutter und Tochter eröffnet.

Kate hat es geschafft, sich rund zwei Jahre vor der CIA zu verstecken. Doch als an der Schule ihrer Tochter ein Amoklauf droht, greift Kate ein und das wirbelt einigen Staub auf wie Kate nur zu gut weiß. Sie ist aufgeflogen. Also muss sie sich mit ihrem Kind absetzen. Erst geht es nach Kanada, von dort nach Deutschland und dann ab Richtung Thailand. In diesem vermeintlichen asiatischen Paradies lebt ihr ehemaliger Mentor Harry Hook. Doch sie erlebt eine Enttäuschung. Hook ist nur noch ein versoffenes Wrack, wie soll der ihr helfen. Dennoch tüfteln sie etwas aus, als das Leben ihnen die Chance dazu bietet. Ein Flugzeugabsturz, Personen, die Hook einen Gefallen schulden und schon sind die Swifts "tot". In den USA hingegen beginnt eine hektische Aktivität, die auch das Privatleben diverser Agenten in Mitleidenschaft zieht. Hier beginnt die Geschichte von Nadja. Mit einem dieser Ränkeschmiede zusammenlebend sucht sie sich ständig neue Liebhaber und demütigt ihren Gatten. Der wiederum ist mit diesem Arrangement recht zufrieden, kann er doch in Ruhe seiner Arbeit nachgehen. Aber sie will raus aus dieser Falle, ein eigenes Leben, einen Mann fürs Leben. Lucien Benway ist im Weg als sie sich wirklich verliebt. doch wie kann man einem intriganten CIA-Mann entkommen, der mit seinen Kollegen derzeit eine abtrünnige Agentin jagt? Und irgendwann entdecken die misstrauischen CIA-Leute, dass es irgendwo eine Möglichkeit gibt, Swift aufzustöbern - in Thailand. Es erscheint logisch, dass Swift nur zu ihrem ehemaligen Mentor genug Vertrauen hat, um ihn um Hilfe zu bitten. Also geht die Jagd ungebremst weiter.

Der Beginn ist temporeich und auch mit Spannung garniert. Leider hält das nicht wirklich lange an. Für meine Begriffe verzettelt sich James Rayburn alias Roger Smith alias Max Wilde zu sehr in den Vorgeschichten der Hauptfiguren. Ständig wird der Fluss der Story unterbrochen, um dramatische Vorgänge oder auch Kinkerlitzchen aus dem Leben der Jäger oder der Verfolgten zu inszenieren. Dass die Protagonistin als Whistleblower aka Verräterin gejagt wird, versteht sich von selbst. Wie man sie aus dem Verkehr ziehen will, ist dann eher dem Thrillermilieu geschuldet. Nicht dass man amerikanischen oder britischen Geheimdiensten ein solches Vorgehen nicht zutrauen würde, aber es wäre einfach zu offensichtlich. Dafür wird man mit Verstrickungen ohne Ende entschädigt, deren Fäden nur sehr zögerlich aufgelöst werden. Gerade in diesem Bereich erinnert der Roman an den guten alten britischen Agentenroman wie man ihn von Le Carre kennt ohne allerdings diese Klasse je zu erreichen. Um der Einfachheit des Lesens willen hat James Rayburn die Zusammenhänge schon etwas simpler dargestellt. Bei der Skizzierung des Charakters von Kate wird deren eigene Agentenaktivität so normal wie nur irgend möglich geschildert. Dazu gehören auch eiskalte Morde oder sexuelle Ablenkungsmanöver. Erzählt als wäre die Frau gerade einkaufen gewesen. Gleiches gilt eigentlich auch für alle anderen Personen außer dem Kind. So wirkt das Buch düster und Sympathien für jemanden in dem Buch zu entdecken, ist schwer, sehr schwer, da das Kind doch nur Beiwerk ist. Lässt sich im ersten Drittel recht gut lesen, bekommt aber im zweiten eine mächtige Delle, die durch einen nicht wirklich gefälligen Zuckerguss in der Handlung noch tiefer wird, bevor Tempo und Spannung wieder anziehen. Terrorismus, übermächtige Geheimdienste und globale Überwachung - klingt nach einem richtig fetzigen Actionbuch. Ist es aber nicht, das muss einem klar sein. Hier geht kein Einzelkämpfer wie Dewey Andreas oder ein Jason Bourne ans Eingemachte und wird um die Welt gehetzt. Trotz einiger Tötungen, die recht deutlich gezeichnet, aber nicht zelebriert sind, ist "Sie werden dich finden" kein Reißer vor dem Herrn, sondern ein etwas verzwickter Agententhriller mit leichten Schwächen. Ich sag da nur Harry Hook. Das war etwas zuviel des Guten auf den 400 Seiten.                     
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juli 2017, 13:00:32
(https://3.bp.blogspot.com/-fND4lLO_CiI/WW8X4tGG5hI/AAAAAAAALHE/Y2P4sXD0cwYDUjV4tecatHsFThHHAjo-ACLcBGAs/s1600/latedrerachelieb.jpeg)

Daniel Friedman. Im Altersheim Valhalla wird Buck Schatz von einem alten Bekannten heimgesucht, Elijah, einer der legendärsten Kriminellen von Tennessee. Buck hat mit ihm noch eine Rechnung offen: Zu Bucks Glanzzeiten hat Elijah einen meisterhaften Bankraub begangen, den Buck nicht vereiteln konnte.Undnun will Elijah sich stellen, nach fast fünfzig Jahren. Buck ahnt nichts Gutes, und bevor er sichs versieht, steckt er wieder mittendrin in einem ausgeklügelten Plan von Elijah und ist in höchster Lebensgefahr.

Buck hat in der vorherigen Veröffentlichung ja einiges abbekommen. Danach musste er einsehen, dass sich sein Leben ändern wird, da die alten Knochen nicht mehr so zügig heilen wie früher. So ist er mit Rose in das Lifestyle-Etablissement für älter Erwachsene namens Walhalla übergesiedelt. Nun sind Reha-Übungen und Fortkommen mit der Gehilfe angsagt. Nicht, dass Buck deswegen friedfertiger geworden wäre - wenn ihm etwas nicht passt, wird es bereinigt. So hat er immer mal wieder Zoff mit anderen Bewohnern, darf fast regelmäßig bei der Leiterin von Walhalla antreten, um sich zähneknirschend einen Vortrag über die Regeln anzuhören. Übers Essen meckern ist eine seiner Freuden, die ihm noch geblieben sind. Doch dann taucht ein fast Achtzigjähriger Jungspund auf, den er irgendwoher kennt. Tatsächlich - es ist Elijah, in alter Gauner, der ihm Mitte der sechziger Jahre auf der Nase rumgetanzt ist und ungeschoren davonkam. Einige Banküberfälle gehen auf dessen Konto und jetzt sitzt er vor Buck und verdirbt ihm das miese Frühstück. Elijah will sich tatsächlich stellen und Buck soll ihm dabei helfen. Nach einigem Zögern erklärt sich buch dazu bereit. Doch der ungekennzeichnete Polizeiwagen, in dem vorne Buck und der Cop sitzen, während auf der Rückbank Elijah Platz nehmen musste, wird gerammt und der alte Gauner gekidnappt. Eigentlich sollten zwei schmierige Typen dann auch Buck und den verletzten Cop endgültig aus dem Verkehr ziehen, doch der olle Knarzer schafft es, an eine Waffe zu kommen und nietet einen für immer um, während er dem anderen das Knie für immer zerlegt. Natürlich kommt Buck ins Krankenhaus, ebenso der verletzte Gangster und der Cop, den es schwer erwischt hat. Mit Rutledge wird ihm ein neuer Beamter zugeteilt, der Buck einen gewissen Spielraum lässt. Und den der weidlich ausnutzt.

Buck ist ein alter Mann, der nach dem Bekunden des Autors dessen Großvater nachempfunden ist, weil Daniel Friedman an dem miterleben konnte, wie es ist, wirklich alt zu werden. Am schlimmsten ist wohl, dass alle, die man mag und liebt, mit der Zeit wegsterben, während man selbst immer noch mehr oder weniger stabil auf Erden wandelt. Dazu kommen noch die körperlichen Gebrechen, die mit fortschreitendem Alter immer dramatischer werden. Die Sehkraft lässt nach, das Gehör will nicht mehr so recht, die Kraft wird weniger, Krankheiten oder Knochenbrüche heilen kaum noch richtig aus und irgendwann fängt auch das Gedächtnis an, einen im Stich zu lassen. Schleichend, langsam, dass man es kaum wahrnimmt. Dies hat Daniel Friedman auf seinen Protagonisten übertragen, der mit jedem Jahr, das er noch erlebt, immer knurriger wird, immer mehr der grumpy old man. Und da Buck zuvor schon kein Kind von Traurigkeit wahr, ist er jetzt ein richtiger Sturkopf. Welcher mann er war, erfährt man zum einen in dem ersten Buch um ihn und seine Familie - "Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten" - und in dem zweiten Handlungsstrang, der im Jahr 1965 in Memphis spielt und auch den Verbrecher Elijah als cleveren Mitspieler auf der anderen Seite des Gesetzes. Doch in diesem Jahr geht es nicht nur um den Banküberfall, der perfekt geplant war und der nie richtig aufgeklärt wird, sondern um den damaligen alltäglichen Rassismus. Ganz offen gegen die Schwarzen, die damals noch "minderwertige" Amerikaner waren und von allen drangsaliert wurden. Die Polizei ging eher gegen sie vor denn gegen weißen Abschaum, Streiks wurden brutal niedergeschlagen, die Neger gegeneinander ausgespielt. Und im Hinterkopf und den Hinterzimmern auch gegen die Juden. Die hatten zwar wie Buck im Krieg ihre Haut riskiert, wurden aber immer noch mit den üblichen Tiraden wie gierige Bänker und Regierungsstürzler in Verbindung gebracht. Und die Juden sind deswegen vorsichtig geworden, wie man später immer deutlicher erkennen kann. Ihre Religion, die damaligen politischen Zustände, aber auch die Situation der Neger nehmen im Teil um den Bankraub eine gewichtige Rolle ein. Im Part der Gegenwart ist es neben dem Fall Bucks Leben mit seinen Gebrechen und dem Alter, das er nur widerwillig zu akzeptieren bereit ist. Der Ton des Krimis um Gangster, Stash Houses und alte Fälle ist cool, flapsig und auch mal derb. Kleiner Nachteil ist vielleicht, dass hier der Humor etwas zu kurz kommt. Dennoch ist es ein Buch, das den vielen sonstigen Veröffentlichungen im Krimibereich weit überlegen ist und Themen aufgreift, die Bedeutung haben, aber auf jegliche Sperenzchen, Vorwürfe oder gar Bevormundungen verzichtet. Jeder kann/darf sich noch selbst ein Bild machen. Auch ne Seltenheit heutzutage, wo ständig der moralische Zeigefinger gehoben wird. 315 Seiten, die es wert sind, gelesen zu werden.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juli 2017, 13:02:02
(https://1.bp.blogspot.com/-AlJqHDgZz08/WXMYuXAW8jI/AAAAAAAALLM/qBZk2T0TGEEkLRLYMaT1nEb1R7u6cWJGQCLcBGAs/s1600/strandberg.jpg)

Mats Strandberg. Die Passagiere an Bord der schwedischen Ostseefähre Baltic Charisma wollen vor allem eins: sich amüsieren, und zwar um jeden Preis. Ob sie nach der Liebe ihres Lebens suchen oder vor den Dämonen des Alltags fliehen - die Nacht ist lang, und der Alkohol fließt reichlich. In dem ganzen Trubel bleiben die beiden dunklen Gestalten unbemerkt, die sich übers Autodeck an Bord schleichen: eine Mutter und ihr Kind. Mit ihnen betritt ein uraltes Grauen das riesige Schiff, und es wird zur tödlichen Falle.

Die unterschiedlichsten Passagiere bevölkern die Baltic Charisma auf ihrer Fahrt über die Ostsee, wo es dann bei einem kurzen Stop vor Finnland bei einer kleinen Insel zollfreie Einkäufe gibt. Bis dahin wollen die Reisenden ihren Spaß. Da wäre Marianne, so um die Siebzig, die schon bald auf Göran stößt und auf eine beschwingte Zeit hofft. Da ist der adoptierte Junge Albin, der mit seinen Eltern, die Mutter sitzt depressiv im Rollstuhl und sein Vater ist ein Trinker, eher missmutig an Bord, weil seine Eltern ihm peinlich vorkommen. Seine Cousine Lo ist mit ihrer alleinerziehenden Mutter Linda ebenfalls unter den Reisenden. Sie alle sind fleissig am Feiern und wollen ihre Probleme vergessen, doch so nach und nach schleicht sich das Grauen unter das bunte Volk und als die es endlich wirklich registrieren, ist es bereits zu spät. Ihr Überlebenskampf beendet abrupt die feucht-fröhliche Stimmung unter den Passagieren sowie den dienstbaren Geistern an Bord der Baltic Charisma.

Das Buch ist mit knapp 500 Seiten nicht gerade eine Kurzgeschichte und einige der Seiten werden eingangs denn auch mit den Eigenschaften der Hauptcharaktere durchaus ansprechend ausgefüllt. Alle wesentlichen Figuren erhalten einen lebhaften Hintergrund, der mich als Leser aber schon fast ebenso depressiv werden lässt, wie es viele auf der Baltic Charisma schon sind. Fast sämtliche Protagonisten haben an irgendwelchen größeren oder kleineren Problemen zu knabbern und so ziemlich alle scheinen die Fahrt zur exzessiven und ultimativen Herausforderung für Geist und Leber zu empfinden, so wird hier der Alkohol runtergestürzt. Wer noch nicht als Loser des Lebens an Bord kam, erlebt dann eben hier noch sein Fiasko. Zu der Zeit konnte ich eigentlich nur den adoptierten Albin als Sympathiefigur empfinden, der Rest etwas mehr oder weniger erträglich. Dan, der eine Art abgehalfterte Version eines abgehalfterten Hasselhoff darstellt, vertritt mit Vehemenz und gemeinsam mit ein paar grün angehauchten Heuchel-Aktivisten die Seite der Unsympathen, während andere wie Marianne, Madde oder deren Freundin Zandra einfach nur High Life machen wollen - mit allem drum und dran. So dauert es auch seine Zeit, bis die ersten Anzeichen, dass sich hier bald etwas Grauenvolles abspielen wird, unter Deck auftauchen. Und so nach und nach kommt auch der Leser, der sich nicht vorher durch irgendwelche Rezensionen gewühlt hat, darauf, was hier vor sich gehen wird. Sobald dann ca. die Hälfte des Buches am geistigen Auge vorübergezogen ist, schwappt dem Leser schier das Blut ins Gesicht. Klar, es ist jetzt kein knüppelharter Horror aus dem Festa-Verlag, aber für den Mainstream wird hier verdammt wenig mit Blümchen geworfen. Brustkörbe werden aufgerissen, Herzen einer unfreiwilligen Operation unterzogen, Köpfe abgetrennt - und das alles in Strömen von Blut. Rot ist in der dunklen Nacht auf der Ostseefähre die vorherrschende Farbe. Und in dieser größten Not, dem Chaos, dem Morden zeigt sich dann, dass nicht alle sich mit ihrer Situation und ihrer Stellung im Leben abgefunden haben und beweisen, dass eine erste oberflächliche Einschätzung ihrer Charaktere fehlerhaft war. Mut und Opferbereitschaft gibt es noch. Ein echtes Happy End jedoch nicht. Nur wenige der Besatzung und der Passagiere überleben das Massaker an Bord einer Fähre, die wie viele der Personen an Bord ihre beste Zeit schon lange hinter sich hat. Ob die Überlebenden aber wirklich die Gewinner sind, das zu entscheiden überlässt der Autor dann seinen Lesern. Eine gute bisweilen sogar sehr gute Unterhaltung, die sich im Horrorbereich vor niemandem verstecken muss, auch wenn der Vergleich mit Stephen King möglicherweise etwas zu forsch angestellt wurde. Andererseits ist es auch nicht so versabbelt, wie Herr King das manchmal gerne tut.                           
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juli 2017, 13:03:57
(https://3.bp.blogspot.com/--YQfFt58YwU/WXR4bimmZRI/AAAAAAAALOY/w9Qu5We0xcsy8ZTtRXjLp4rWg3ZBJZdhQCLcBGAs/s320/nachtkiller.jpg)

Simon Kernick. Jane Kinnear verbringt den Abend bei ihrem Geliebten, als dessen Frau Sharon in der Wohnung auftaucht. In letzter Sekunde kann Jane sich unter dem Bett verstecken. Dann geschieht das Unfassbare: Ein Mann dringt in das Schlafzimmer ein und tötet das Ehepaar. Als kurz darauf klar wird, dass ihr Liebhaber ein MI5-Agent war, werden seine Geheimnisse zu ihren.

Da macht sich Jane auf, einen Mann zu daten, der ihr gefällt. Nach einer ihrer Regeln, gibt es eine fröhliche Nummer erst beim dritten Tete a tete. Das soll bei Anil, so heißt der Auserwählte, stattfinden. Der versucht sich bei der Wahl der Arena zu drücken, muss aber einsehen, dass sie ihn am Wickel hat. Der Spaß hat erst richtig angefangen, da gibt es auch schon ein Problem - die werte Gattin von Anil  kommt unerwartet früher nach Hause. Jane wird unters Bett verfrachtet und darf von dort der Heuchelei ihres Kurzzeitstechlings zuhören. Wenig erbaulich. Noch weniger, als sie mitbekommt, dass da noch jemand das Spielzimmer betreten hat und derjenige der Frau von Anil eine Kugel verpasst. Dann beginnt er Anil eine Reihe Fragen zu stellen - Fragen, die wohl mit einem Anschlag zusammenhängen. Nach einer unbefriedigenden Fragerunde legt er auch Anil um und verdrückt sich Richtung Bad. Jane will die Chance zur Flucht nutzen, wird aber gesehen - doch auch sie sieht den Killer. Im Moment kann sie ihm noch entkommen, aber er wird keine Zeugin am Leben lassen. Also ab zur Polizei und geredet. Das bedeutet Zeugenschutz. Zudem kommt der Polizist Ray ins Spiel. Er hat schon bei verschiedenen Abteilung der britischen Verbrechensbekämpfung gearbeitet und kennt sich aus. Und er erkennt Anil - er hat schon mit ihm zusammengarbeitet. Und die Erinnerungen an eine Sachen von vor vielen Jahren, die er mit seinem Partner Chris durchlebt hat,  kochen hoch und er fragt sich, wie die Zusammenhänge sein mögen. Erst nach und nach können sie die einzelnen Hinweise wie in einem Puzzle zusammensetzen ohne jedoch einen vollständigen Überblick zu erhalten. Es lauern noch etliche Gefahren auf sie, die ihnen zuvor nie in den Sinn kamen.

Fangen wir einmal mit dem Quark an. Vermutlich wieder am Lektorat gespart. Da wird aus Jane immer mal wieder Jean, da sind in der einen Beschreibung die Söhne einer Person vier Jahre auseinander, in der nächsten sind es dann nur zwei. Nur zwei Beispiele, aber gehäuft nervt es einfach beim Lesen, wenn einem derart fehlerhafter Mist vorgesetzt wird. Klar, wirklich absichtlich werden die Fehler nicht gemacht, aber wenn Verlagsgruppen in den Rezensionen vieler verschiedener Personen immer wieder auf derartige Missstände hingewiesen werden (auf Nachrichten direkt an die Verlage wird eh nicht reagiert), sollten sie doch wissen, dass etwas mehr Sorgfalt angebracht wäre. Bei der Bezahlung akzeptieren sie ja auch keine "versehentlichen" Abzüge. Das Verhalten zeigt für mich, dass derartige Marktbeherrscher (nicht nur auf dem Büchermarkt) den Kunden nur als Melkkuh bzw. Zahlochsen sehen und absolut keinen Respekt vor jenen haben, die ihnen doch erst ihren Status ermöglichen.
Die Story selbst ist ein typischer Simon Kernick (übirgens ist hier der deutsche Klappentext auch schon so gewählt wie a) frühere und b) falsche Fährten legend wie der Autor im Roman selbst auch), der flott beginnt und mit Jane eine Protagonistin einführt, die gewisse Sympathien wecken kann. Dann kommt der Polizist Ray auf die Bildfläche - und der ist ein anderes Kaliber. Mehr so eine Art Dirty Harry, der die Gesetze soweit in der Auslegung dehnt, dass er damit gerade noch so durchkommt. Er kann es einfach nicht verknusen, wenn Terroristen, Aktivisten oder Gangster sich plötzlich an die Gesetze des Staates erinnern, den sie mit Gewalt vernichten wollen und dabei Methoden anwenden, die sie sonst selbst als faschistisch verpönen. Da wird Drohen, Denunzieren, Verleumden und Gewalt anwenden in deren Sichtweise solange legal, so sie es zur Erreichung ihrer wirren Ziele selbst benutzen - aber wehe die Strafverfolungsbehörde arbeitet auch nur ansatzweise so, da wird dann das Geplärre riesig. Dafür wird Ray von seinen Vorgesetzten auch oft genug kritisiert, dass in seinem Fahrwasser entschieden zuviele Leichen zurückbleiben. Im Laufe der Entwicklung einer recht einfallsreichen und verzwickten Geschichte ergeben einige Informationsschnipsel, die der Leser erhält, erst später einen Sinn, wird mit der Auflösung lange gewartet, wozu auch etliche Rückblenden in die Vorgeschichte der Figuren. Spannend und immer rasanter werden jagt der Autor den Leser bald auf das Ende der Story zu, bei dem nicht alles seine Aufklärung und nicht jeder seine gerechte Strafe findet. Anscheinend hat der Autor auch einen kleinen Gruß an einen seiner Kollegen geschickt, indem er einer Figur einen sehr ähnlichen Namen, Tom Hinshilwood (Der Autor der Victor-Romanreihe Tom Wood heißt eigentlich Tom HinshElwood), gegeben hat. 460 Seiten Kernick, die gespannt auf seinen nächsten Roman machen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 26 Juli 2017, 13:04:59
(https://1.bp.blogspot.com/-9US97gO1K38/WXcOk7XJgvI/AAAAAAAALQs/9vtJTlpPZFIYhnsK0Cin9gt8612Kp-JBgCLcBGAs/s320/american%2Bblood.jpg)

Ben Sanders. Marshall Grade war einer der besten Undercover-Cops, bis ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde. Im Zeugenschutzprogramm in New Mexico scheint er sicher zu sein. Doch dann verschwindet ein Mädchen, das jemandem aus seinem ersten Lben zum Verwechseln ähnlich sieht. Grade schlägt alle Warnungen in den Wind, um sie zu finden - bereit, es mit jedem aufzunehmen, der sich ihm in den Weg stellt.

Marshall Grade hätte sich gemütlich in sienem neuen Leben in New Mexico einrichten sollen, jegliche Aufmerksamkeit auf sich zu richten, galt es zu vermeiden. Doch so wirklich hat es Grade nicht gefallen, jetzt unter Obhut zu sein und nach Regeln zu leben, die er nicht gestaltet hat. So nimmt er in seinem Safehouse einen Untermieter auf (Nicht lustig für die Behörden), nimmt sich andernorts eine billigere Wohnung als dessen Mietzahlungen betragen und macht damit also noch Gewinn. Man weiß ja nie. Und er mischt sich gerne ein. Verprügelt im Prolog schon mal einige Gangstter, die bloß eine Kneipe überfallen und die Gäste ausrauben wollen. Und dann sieht er im TV, dass das Mädchen Alyce entführt wurde. Nicht der erste Fall dieser Art. Aber diesen hier macht er zu seinem. Ziemlich bald führt ihn sein Weg zu Drogendealern. Fixt sie mit einem vermeintlichen Geschäft an und befragt sie via Fausteinsatz. Die beiden Kerle rennen sofort zum Nächsthöheren in der Nahrungskette und schon ist ein weiterer Tötungsbefehl für Grade in Kraft getreten. Unterdessen ist Wayne Bannister dabei, mit einem potentiellen Auftraggeber in Verhandlung zu treten. Der will nämlich, dass ein Konkurrent auf dem Markt der illegalen Geschäfte, der derzeit New York unter seiner Fuchtel hat, beseitigt wird. Frazer, so der mögliche Kunde, gedenkt dessen Platz einzunehmen. Doch Bannister klärt ihn über das auf, was man einen Interessenkonflikt nennt - und nutzt dazu Blei. Ist ja auch dämlich, wenn man verucht, den besten Killer der Konkurrenz unwissentlich für sich selbst zu engagieren. Da braucht der einen ja nicht einmal mehr zu suchen. Nach getaner Arbeit wird Wayne aber auch gleich mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: Er soll Marshall Grade beseitigen, der durch seine Aktion in New Mexico natürlich aufgefallen ist.

Ben Sanders schildert die Charaktermerkmale seines Protagonisten ebenso knapp, wie er die gesamte Handlung mit Dialogen ausstattet. Kurze, prägnante Sätze, manchmal nicht wirklich vollständig. Macht das Lesen natürlich recht leicht, scheint irgendwie schon eine Art Anbiederung an Hollywood zu sein. Drehbuchgerecht halt. Sein Marshall Grade ist denn auch eine Figur, die sich für eine Verfilmung mit einem coolen Darsteller eignet. Vielleicht nimmt man mal Jim Caviezel für die Rolle, aber Kerle wie Gerard Butler, Clive Owen oder Sullivan Stapleton könnten das auch recht gut ausfüllen (noch mehr will ich jetzt nicht aufzählen). Aber sollte es zu einer Verfilmung kommen, wird man vermutlich wieder zielgruppengerecht besetzen, was dann bedeutet, dass ein (fast) Achtzehnjähriger gestandene Kerle im Dutzend verhaut - oder halt ein Winzling😈. Lesen tut sich das auf jeden Fall recht gut, man findet doch zügig Zugang zu Grade - und wenn dann wie aus dem Nichts plötzlich die Gewalt eskaliert, dann gibt es kein Pardon. Dann wird auch der Ex-Bulle zum gnadenlosen Killer. Was die Figurenzeichnung angeht, kommt er aber nicht allzu "belastet" daher. Da haben der Dallas man und Gangster Troy mehr Tiefe, sind Figuren, die man so in dem Milieu nicht ganz erwartet hat - oder auch ungerechtfertigt als Waschlappen abtut. Neben einigen One-Linern und der Action, die aufflackert, wieder erlischt, um gegen Ende dann immer zahlreichere Seiten einzunehmen, sind einige Rückblenden eingebaut, die Grades Gang ins Zeugenschutz-"Exil" erläutern sowie die eine oder andere kleinere Wendung. Spannend und unterhaltsam ist "American blood" von Ben Sanders ja und auch das zweite Buch der Reihe, das schon angekündigt wurde, kommt über die Ladentheke in meine gierigen Finger, aber der Vergleich mit Jason Bourne, der hinkt nicht nur, der geht an Krücken. Was die fiktive Person des Jack Reacher angeht, ist man hier schon etwas näher dran, aber wer das wirklich will, dem würde ich zu "Drifter" von Nicholas Petrie raten, von dem auch bald der zweite Teil namens "TIG3R" kommen soll. Die 430 Seiten sind wahrlich nicht schlecht, aber (noch) nicht das Highlight, auf das man sich so richtig freuen kann. Ganz gut - das war es aber auch schon. Mal abwarten, wie Buch Zwei wird.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Juli 2017, 19:38:39
(https://1.bp.blogspot.com/-b9fxEZM4gFs/WXr7z2WkLlI/AAAAAAAALUI/wDH_pXtBW18gImBGAJz-py7Y8uhj3YJvACLcBGAs/s320/Das_Haus_der_Monster-600-350x528.jpg)

Danny King. Es gibt ihn in jeder Kleinstadt: Den verrückten alten Sonderling, der allein in einem unheimlichen Haus lebt, das fast so heruntergekommen ist wie er selbst.
In dem englischen Städtchen Thetford ist sein Name John Coal. Aber als die Jungen aus der Nachbarschaft anfangen, dem eigenbrötlerischen Alten immer dreistere Streiche zu spielen, müssen sie feststellen, dass sie sich mit dem Falschen angelegt haben. Denn John Coal hat mehr als eine Leiche im Keller. Zu den dunklen Geheimnissen, die er bewahrt, zählen seine Abenteuer mit Serienmördern, Werwölfen, Dämonen, Geistern und manisch-depressiven Vampiren. Und es wäre ein Fehler, einen Mann zu unterschätzen, der all dies überlebt hat.

John Coal ist der knarzige Alte, den eine Viererbande von Kids unter dem Anführer Tommy, dem Ältesten der Burschen, mal so richtig eine verpassen wollen, waren die bisherigen Einfälle doch nicht wirklich erfolgreich. Was sie nicht wissen, ist, dass der Alte ihnen eine fein ausgeklgelte Falle gestellt hat. Und in die sie dann auch prompt tappen. Mit abhauen ist nichts mehr, also müssen sie bleiben und sich im Kellerraum Geschichten von ihm anhören. Die erste Story handelt von seinem Leben als junger Mann in London mit seinem Vater. Was sein Vater für ein Mann war und wie John mit ihm zurechtkam, ist die eine Sache. Was in den Nebeln des nächtlichen London vor sich ging, eine andere. Als es ihm in der Stadt zu heiß wurde, ist John geflüchtet und hat sich auf einem Seelenverkäufer als Matrose verdingt. Als Frischling war das Leben noch einmal extra schwer, aber mit der Zeit konnte er sich mit einigen der Kerle anfreunden. Einige der rauen Sitten haben ihn angewidert, aber als sie einem anderen Schiff begegnen, das lichterloh brennt, retten sie den einzigen Überlebenden und nehmen ihn an Bord. Hätten sie besser gelassen. Nach diesem verheerenden Erlebnis kehrt er nach London zurück. Einige Jahre sind seit seiner damaligen Flucht vergangen und niemand will ihm etwas Böses. Er arbeitet als Vertreter/Hausierer und hat auch einige Erfolge zu vermelden. Bis er dann nach Louth sucht und nach Long Fenton kommt. Verfahren, dann noch ein Unfall und jetzt in dieser Klitche von Ort mit recht seltsamen Bewohnern. Doch die sind nicht das Schlimmsteund bald wird es von mysteriös zu gefährlich, was auch einige Bewohner des Dorfes mit dem Leben bezahlen. Die Kids, besonders Tommy, weigern sich natürlich ihm zu glauben, also kredenzt er ihnen noch eine weitere Story. Sie hat mit dem Sag zu tun, der bei ihm herumsteht und den die Jungs liebend gerne inspiziert hätten. Doch nachdem er ihnen die Geschichte aufgetischt hatte, ist die Neugierde nicht mehr ganz so groß. Und in der Folgezeit nach dem erzählen der Abenteuer wird er von allen in Ruhe gelassen, ja sogar gegrüsst. Bis auf Tommys Dad. 

Ich beginne mal mit dem Cover. Zumindest in meiner Auflage ist dort (noch) der Name Norman Mittmann angegeben. Doch der wahre Künstler ist selbstverständlich der einzigartige Michael Schubert, wie er mir auf Anfrage auch bestätigte. Falls die Titelbildgestalter eine Fankultur haben (Herr Schubert, da steht Fan vor Kultur, also bitte nix einbilden😁), dann zähle ich zu jenen von Herrn Schubert - neben Rodney Matthews. Das Buch wird aus der Sicht von John Coal geschildert und ist in der Ich-Perspektive verfasst. Neben dem Rahmen der Story erhält man vier unterschiedliche Themen in vier Erzählungen des Protagonisten. Manches greift auf Geschehnisse zurück, die fast jeder schon irgendwann einmal gehört oder gelesen hat, anderes ist blutig und ein bisschen grausam und irgendwie kann man auch einen Funken Coming-of-age erkennen, der von anderen Autoren schon weitaus vertiefter gschrieben wurde. Die Abenteuer des John Coal wechseln zwischen richtigem Horror, Mystery und Grusel hin und her, sind zwar blutig, aber nicht rotze-brutal. Stattdessen hat er so einigen Sinn für Humor einfließen lassen wie er mit "Bootsmann to go" oder "Enola Gay" beispielsweise bewiesen hat. Auch die manchmal schnodderige Erzählweise seines Protagonisten gibt Grund für einige Schmunzler. Der Stil von Danny King ist leicht und locker und zusammen mit den doch meist sehr interessant gestalteten Geschichten hat das schon dabei geholfen, das Buch für mich zu einem Pageturner zu machen. Die 325 Seiten waren flugs gelesen und von mir aus dürfen gerne weitere Bücher von Danny King beim Luzifer-Verlag erscheinen. Und wer sich nicht scheut, etwas Anspruch zu entdecken, dem sei gesagt, dass der tatsächlich in kleinen Nebensätzen vorhanden ist. Da wird schon mal über den heutigen Mangel an Wertarbeit schwadroniert, den Ärzten, die Überstunden ohne Ende leisten müssen (natürlich gibt es auch andere, die das Gegenteil machen oder bestenfalls "Übersekunden" abrechnen) und zum Schluss hin die Frage, wer denn nun das wahre Monster ist: die Kreaturen aus seinen Erzählungen oder gewalttätige Schläger, die sich an ihren Kindern vergreifen? Sicher ist, dass sich etliche Menschen hinter irgendwelchen vorgeschobenen lauteren Motiven verstecken, um ihre Gewaltbereitschaft ausleben zu können und dann mit irgendwelchen sinnfreien Rechtfertigungen zu kommen. Hab ich auch schon erleben dürfen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 Juli 2017, 19:40:33
(https://3.bp.blogspot.com/-fyvNbOVPp3Q/WXxBzf0jezI/AAAAAAAALV8/WkRrudyj_GkSvcJWVYuM_Sxdr3poMyBpgCLcBGAs/s320/zu%2Bwenig%2Bzeit%2Bzum%2Bsterben.jpg)

Steve Cavanagh. Vor über einem Jahr hat der Strafverteidiger Eddie Flynn vor Gericht einen folgenschweren Fehler begangen - und sich danach geschworen, niemals mehr einen Fall zu übernehmen. Doch nun muss er Olek Volchek, den berüchtigten Paten der New Yorker Russenmafia, gegen eine Mordanklage verteidigen. Volchek droht, Eddies elfjährige Tochter Amy umzubringen, falls er sich weigert. Und so bleiben ihm nur 48 Stunden Zeit, das Unmögliche zu schaffen: die Geschworenen von der Unschuld seines schuldigen Mandanten zu überzeugen, das Leben seiner Tochter zu retten - und Volchek für immer aus dem Verkehr zu ziehen.

   
Eddie Flynn ist nicht gerade vom Glück verfolgt. Eine fatale Entscheidung hat ihn in den Suff getrieben, er hat seinen Job als Anwalt aufgegeben und muss nun sein Dasein ohne Gattin und Tochter fristen. Die Auflagen, die seine Ex bezüglich dem Besuchsrecht durchgesetzt hat, sind dramatisch. Immerhin hat er einen Entzug geschafft und ein positives Signal gesetzt. Doch dann passiert etwas, mit dem er nicht rechnen konnte. Volchek, Kopf der Russenmafia in New York, braucht einen Verteidiger. Eigentlich hatte er ein Abkommen mit dem früheren Partner von Eddie und auch schon Zahlungen geleistet, doch nun muss er auf Eddie zurückgreifen, dem er ein Angebot macht, das der nicht ablehnen kann. Das Leben seiner Tochter gegen die Verteidigung von Volchek. Die Kleine hat er entführen lassen, um Eddie damit zu erpressen. Nun kämpft der Ex-Anwalt auf verschiedenen Positionen: Er will seine Tochter retten, Volchek eine glaubhafte Verteidigungsstrategie unter die Nase halten, während er daran arbeitet, Volchek und seine Leute zu Fall zu bringen. Dazu braucht er Freunde, Intelligenz und Geschick plus einige Anwaltstricks mit denen er die Staatsanwaltschaft überlisten kann.

Bei diesem Buch komme ich fast in Erklärungsnot. Dem berühmteren Anwalt/Schriftsteller John Grisham werfe ich ja immer vor, dass er viel zu oft zwar Thriller andeutet, aber dann doch nur Reiseberichte oder tägliche Arbeitsberichte seiner Protagonisten verfasst, ohne einen echten Spannungsbogen herzustellen. Natürlich gibt es auch einige Ausnahmen, aber nicht viele. Dann kommt da jetzt Kollege Steve Cavanagh und bietet einen Erstling, der es wirklich in sich hat (Hier sei angemerkt, dass die ersten Werke von John Grisham auch blendend unterhielten und noch kein Hollywood-Blendwerk waren.). Eddie, der hier als Erzähler auftreten darf, ist ein Verteidiger, der List und Tücke gekonnt einsetzt, um sein Ziel zu erreichen. Zeugen beinflussen, Geschworene "lesen" und gezielt auf die eigene Seite ziehen, die Staatsanwältin übertölpeln. Ein richtiger Anwaltfür einen Spannungsroman - und damit der Leser jetzt nicht von anwaltlichen Kniffen schier erschlagen wird, kommt neben einigen Rückblenden noch eine dramatische Drohung hinzu, die nichts mit der Tochter zu tun hat: Eddie soll eine Bombe am Körper ins Gericht schmuggeln, mit der dann der Hauptzeuge in die Luft gejagt werden soll. Wie Eddie sich mit all den Problemen herumschlägt, vor Gericht überzeugend argumentiert und mit Unterstützern zusammen sogar einige halsbrecherische Actionsequenzen zum Geschehen beisteuert, schildern dann rund 440 Seiten, die wahrlich knisternde Spannung versprechen. Und da komm ich zu meinem Dilemma: John Grisham hab ich vorgeworfen, dass er rezeptfreie Schlafmittel unters Volk zu bringen und nun hat mir Steve Cavanagh einen Tausendsassa vor die Nase unter den Augen gesetzt, der wiederum zuviel kann. Eddie kommt rüber wie ein Protagonist in einem meiner geschätzten America First-Krawallknaller. Da wäre etwas Zurückhaltung überzeugender gewesen. Auch aus dem Grund, dass dann manches sich viel zu "süß" auflöst. Das Buch bietet zwar flotte Unterhaltung, einige Abwechslung, aber auch keine richtigen Wendungen, die den Leser überraschen können. Würde ich das jetzt als Wertung "punktieren", gäbe ich ihm 6,5/10.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Juli 2017, 19:54:30
(https://4.bp.blogspot.com/-_4nlr9AG04Q/WX2WylZ1v2I/AAAAAAAALW8/5ZNJpeFKjQQSJI1yNecJM3CYOaiC1j6PgCLcBGAs/s320/goldenchris.jpg)

Christopher Golden. Weltweit bricht die Wirtschaft zusammen, Umweltkatastrophen erschüttern die Erde, Krieg droht jeden Moment auszubrechen. Daher hat das Militär eine neue Einheit von Elitesoldaten rekrutiert, die für Frieden sorgen sollen. Der Geist dieser tapferen Soldaten wird mit einem Roboter verbunden und ist somit Teil der Maschine. Einer von diesen Soldaten ist Danny Kelso. Während seiner Schicht kappt ein Terroranschlag weltweit die Stromversorgung. Für die Elitesoldaten beginnt ein Rennen gegen die Zeit, um nicht nur sich selbst, sondern die Zivilisation vor dem Untergang zu retten. Doch Dannys Roboter bleibt aktiv - und sein Geist in der Maschine gefangen.

Danny Kelso gehört zu jenen Soldaten, die sich für die Tin Men gemeldet haben. Der Körper bleibt in einem Hump, dem unterirdischen Hauptquartier in Wiesbaden, Deutschland, in einer Aufbewahrungsbox mit allen nötigen Funktionen zurück, während sein Geist an einen Roboterkrieger übertragen wurde, der nun die amerikanischen Kriege auskämpft. Sie sind nahezu unbezwingbar und auf diese Weise hat die USA verhindert, dass die Leichen junger Soldaten in die Heimat zurückgeführt werden müssen. Nutzen ist dabei, dass die Bevölkerung, die sich eh nicht für die Leben anderer Menschen außer denen von Amerikanern interessieren, jetzt so ziemlich jedem Einsatz zustimmt, der ja angeblich so nötig ist. Und nachdem Umweltkatastrophen, Anarchisten, Terroristen, Wirtschaftsterroristen und sonstige Unbillen, die Welt fast zugrunde gerichtet haben, bleibt dann nur die USA, die die Ordnung aufrecht erhält und Frieden mit Gewalt herbeiführt, was natürlich auch für ihre Form der Demokratie gilt. Nun ist Danny in Syrien im Einsatz und muss mit seinen Kollegen feststellen, dass der Feind eine Waffe gefunden hat, die auch Tin Men erledigen kann. Dazu mal weltweit noch die Stromversorgung gekappt und sie haben auch keine Verbindung mehr zur Heimat. Und schon werden die ersten Robot-Soldaten für immer erledigt. Etwas zur gleichen Zeit findet in Athen, Griechenland, ein G 20-Gipfel statt. Der wird in Kombination mit den Ereignissen in Syrien derart attackiert, dass man an die Ereignisse in Hamburg denkt und läuft auch im ähnlichen Muster ab. Die angeblich nur eine gerechte und friedliche Welt wollen, vermummen sich und wenden brutale Gewalt an oder nutzen Methoden, die so faschistisch sind, wie man sie sonst nur von rechten Lagern kennt und verachtet. In Athen wollen sie mit Waffengewalt die führenden Köpfe der Nationen eliminieren. Hauptaugenmerk dabei auf den US-Landesvater und den russischen "Bärenbändiger" gelegt. Auch hier sorgen einige Tin Men für Schutz und auch hier müssen sie feststellen, dass sie verwundbar sind. Nun sind zwei Gruppen der Tin Men mit ihren Schützlingen auf der Flucht, die sich dann zu einem letzten Kampf vereinigen.

Es ist ja bekannt, dass ich auf diesen America First-Krawall durchaus stehe, aber dennoch irgendwo eine Grenze ziehe, wenn dieser Nationalismus - Wieso gehen unsere "Helden des Guten" denn nicht mal da rüber und treten dort gegen den Nationalismus an? Zu feige? - zu sehr überzogen wird (Mal wieder Patrick Robinson als Beispiel genannt). Hier hat der Autor nur bis Seite 12 (Text beginnt eh erst bei Seite 9) gebraucht, um mich zu vergrätzen. Hier wird nämlich gemeint, dass die einzige Regierung auf der Welt, die bereit war, sich in diese vielen Konflikte einzumischen, um auf diesem chaotischen Globus für Ordnung zu sorgen, die der Vereinigten Staaten von Amerika war. Sie mussten einen ganzen Planeten überwachen und den Frieden unter Einsatz von Gewalt erhalten. Und dafür hassten alle sie. Da seh ich Dutzende US-Flaggen wehen und bittere Tränen des Selbstmitleids fließen. Würg. Auf Seite 18 wird dann schon klar, welches Pärchen die folgenden Auseinandersetzungen überstehen wird und auf Happy End spielt. Athen erinnert dann schwer an Hamburg, wird aber mit einigen Terroristen angereichert. Und der skrupelloseste Gegner und Syrien heißt Khan und will nur Rache. Und als die Soldaten dann realisieren, dass ihr Geist nach dem Stromausfall in den Robotern gefangen ist, fällt der Satz: "Geistlos in Deutschland". Wie wahr - nicht nur auf den Roman bezogen. Was jetzt den Teil der Zusammenfassung angeht, der hier von Wirtschaft und Katastrophen sabbelt, ist der wie bei "Der Effekt" von John Birmingham nur der Aufhänger für die folgende Action in Stile Amerika allein gegen alle. Und so beginnt der Part, der dann auch wirklich taugt. Man bekommt einige Charaktere (oberflächlich) näher gebracht, aber sie sind doch recht klar unterteilt, Pseudowendungen funktionieren nicht. Dafür dann aber die Action, die sich auch über den größten Teil der 510 Seiten zieht, da man ja jegliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Menschen beiseite geschoben hat. Und somit wird klar, dass man hier auch kaum noch von SciFi reden kann. Abgesehen von den Soldaten in ihren Robotern ist "Krieg der Maschinen" ein reiner Actionritt quer durch Sandland und Europa, in dem es aber auch so richtig kracht. Ständige Attacken, immer neue Hinterhalte und Soldaten, die irgendwann Probleme damit bekommen, dass ihr ach so netter Arbeitgeber sie mehrfach belogen hat, aber dafür umso härter kämpfen. Dann haben wir noch einen kleinen "24"-Happen drin, denn in jedem Hauptquartier muss sich auch ein Verräter eingquartiert haben, sonst wäre es ja völlig sicher und würde keine Spannung aufbringen. Ein paar familiäre Sprenkel eingebracht und fertig ist ein Roman, der als reiner Actioner mit dem totalen Amerikanismus und ihrem Wunschdenken der Weltherrschaft punkten will - und damit verliert, sie wirken nur unsympathischer deswegen. Lasst es mal den Kanadier Tim Hicks sagen: "We got stronger beer, sucker."
Statt auch gewisse Themen anzugehen wie "kein TV, kein Kino, kein Internet, kein gespeichertes Wissen mehr" wird nur noch auf  das Hohelied für Amerika gesetzt. Dann sollte man auch darauf verzichten, diese Themen anzudeuten. Wirkt im Endeffekt kontraproduktiv. Lässt man sich bei Birmingham und Golden nur auf die Action ein, ist es rasante, simpel erzählte Unterhaltung, die mit den typischen Feindbildern versetzt ist und literarische Weihen sicher bestenfalls von weitem erkennen lässt, aber ein Adrenalispektakel mit packendem Thrill an den Leser bringt. Birmingham hat mir aber besser gefallen. 510 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Juli 2017, 19:56:23
(https://1.bp.blogspot.com/-G31TxM5mgNo/WX4KPe2U_zI/AAAAAAAALX4/j4PxHs9-SA0PGAjsIA4hJc7A3zg6KPkuACLcBGAs/s320/byebye.jpg)

Joe Schreiber. Eigentlich wollte Perry nur schnell den Abschlussball mit der litauischen Austauschschülerin Gobi hinter sich bringen, um dann pünktlich bei seinen Jungs zu sein. Wer kann ahnen, dass sich hinter dem Mädchen eine wunderschöne Killerin mit Herz verbirgt, die eine arbeitsreiche Nacht mit fünf Opfern vor sich hat?

Perry freut sich eigentlich auf die Austauschschülerin aus Litauen, da seine Eltern von einer ähnlichen Erfahrung in ihrer Jugend nur beste Anekdoten zu berichten hatten. Die Phantasie schlägt Purzelbäume und er träumt von einer heißen Eroberung zum Vorzeigen. Als Gobi dann erscheint und er einen ersten Blick auf sie werfen kann, ist ein "Ups" noch die positivste Reaktion, die ihm entweicht. In den sackartigen Klamotten, den stumpfen Haaren und dem Gesicht, das bleich wie eine geweißte Wand ist und in dem man jeden kleinen Makel und Pickel sofort erkennen kann, vergeht ihm jeder Wunsch nach einem aufstrebenden Körperteil. Perry ist ein netter Kerl und kümmert sich dennoch um das Mädchen, das ansonsten jedem Spott ausgesetzt wäre. Stattdessen zieht er ihn auf sich, während Gobi schlicht von niemand beachtet wird. Es fällt kaum auf, dass sie überhaupt da ist. Dann kommt seine Mutter Monate später am Tag des Abschlussballs auf die Idee, dass er sie als seine Begleitung mitnehmen könnte. Perfekt - Eltern schaffen es immer wieder, die wunden Punkte zu treffen und einen von wichtigen Unternehmungen abzuhalten. Perry wollte sich den Scheißabschlussball eh sparen und mit seinen Kumpels der Rockband einen Auftritt in New York spielen. Ausreden haben nicht gezogen und so musste er mit dem hässlichen Entlein los. Doch kaum waren sie von zu Hause weg, übernahm die kleine Litauerin das Kommando. Und was der Junge, der die Highschool abschließen wollte und dann studieren sollte, wie es den Eltern gefiel, schlägt etlichen Fässern den Boden aus.

Für Erwachsene Leser vielleicht extem klischeebeladen, dürfte die eigentliche Zielgruppe eh einige Jährchen jünger sein und mehr zu Perry passen. "Bye bye crazy chick" ist ein richtiges Bubenstück, wie sich der Blagerich es sich vielleicht erträumen würde, wenn seine depperten Eltern auf die Idee kämen, noch so einen weiblichen Quälgeist in die Familie zu holen (falls der arme Bub schon mir einer nervigen Schwester "gesegnet" ist), die ihm doch nur das Leben versaut, aber insgeheim hofft, eine Art osteuropäisches Supermodel in die jungfräulichen Griffel zu kriegen. Wenn sich das ganze dann entwickelt wie bei Perry, wäre das Leben fast perfekt. Ein bisschen Coming-of age ist schon drin, wenn sie ihn bezüglich seiner Erfahrungen - oder den fehlenden - mit Mädchen aufzieht und Perry während der wilden Hatz durch die Nacht lernt, wie er sich von seinen überfürsorglichen und auch einnehmenden Eltern abnabeln kann. Alles drum herum ist eine fetzige Jagd, während der etliche Veränderungen mit den Hauptcharakteren vor sich gehen - innerlich wie äußerlich. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, die Action ist schnell und auch einigermaßen blutig, aber nicht überzogen derbe. Da sind einige FSK 12-Filme schlimmer. Die Story ist leicht, locker und mit einer guten Portion Ironie erzählt, was besonders gegen Ende deutlich wird, wenn Joe Schreiber sich durchaus auch selbst auf die Schippe nimmt, wenn eine Dekanin einen Aufsatz von Perry beurteilt. Das Buch macht richtig Spaß und hat alles, was sich das Herz des jungen (oder vermeintlich jung gebliebenen) Lesers so wünscht. Verfolgungsjagden, Hubschrauberaction, schnuckelige Mädels über 21, viel Humor und einen sehr, sehr unterhaltsamen Schritt hin zum Erwachsenwerden - und der Lehre, dass Eltern auch mehr Fehler machen, als sie freiwillig zugeben würden. Für die 220 Seiten voller knalliger Szenen sollte laut Verlag eine Fortsetzung erfahren, die ich aber leider nirgends finden konnte - zumindest nicht in deutscher Übersetzung. Schade - noch so ein wahrlich flotter und leichtfüßiger Page-Turner hätte gerne kommen dürfen. Positive Überraschung der letzten Zeit. Wer ne Pause von Bildungslektüre, hartem Actionkrawall oder brutalem Horror braucht und dafür auf leichte und lockere Kost umsteigen will, sollte hier zugreifen, denn für diesen Bereich bekommt das Buch glatte 9/10.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 August 2017, 10:00:17
(https://4.bp.blogspot.com/-rQGH03sZu0c/WYWBatA5jjI/AAAAAAAALcU/2exCgiKgFycSweW2MH1sG0IhZUsBSbTBACLcBGAs/s1600/corruptoion.png)

Don Winslow. Denny Malone, Detective des NYPD, und seine Elitetruppe tun alles, um in den Straßen von Manhattan für Ordnung zu sorgen, auch wenn das bedeutet, sich über das Gesetz hinwegzusetzen. Beim größten Einsatz gegen den Heroinhandel in der Geschichte New Yorks aber behalten sie mehrere millionen Dollar und Drogen für sich. Warum auchnicht? Immerhin bestehlen sie damit nur die bösen Jungs. doch dann gerät Malone zwischen die Fronten und steht vor der quälenden Aufgabe, sich zwischen dem Gesetz, seiner Familie und der Frau, die er liebt, zu entscheiden.

Der große Coup wird schon im Prolog durchgeführt und einer der Cops wird dabei getötet. Ein halbes Jahr vergeht und Malone und seine Truppe sind immer noch im Dienst, keiner ahnt etwas davon, was sie getan haben. Sie gehen weiter dem nach, was sie sich in Laufe der Jahre aufgebaut haben. Da werden Informanten gezielt eingesetzt und auch bezahlt, während m n andererseits an allen miesen Geschäften mitverdient. Zudem ist man auch immer wieder Geldbote, wenn gewisse Beträge an die Honoratioren der Stadt übergeben werden sollen. Doch mit dem großen Coup haben sie es übertrieben. Auch die Gangster sind gut vernetzt und haben ihre Verbindungen. Und der erste Fehler kann alles zum Einsturz bringen. Und diesen Fehler begeht bald einer aus der Truppe und dann geht es nur noch darum, heil aus der ganzen Sache rauszukommen.

Da wird das Buch als akribisch recherchiert beschrieben, ein wundervolles Epos und der beste Kriminalroman, den es je gab. Etwas defätistisch sag ich mal, dass man auch bei "The shield", "Serpico" und den Werken von James Ellroy hätte recherchieren können. Denn genau das ist das Problem, das ich mit dem neuesten Werk von Don Winslow habe. Für mich ist es fast nur "The shield" in Buchform. Malone könnte auch Mackie heißen. Er regiert in seinem Viertel mit Härte aber auch Menschlichkeit. Und irgendwann will jemand groß absahnen. Sie halten zusammen, müssen sich den Intriganten aus den oberen Rängen erwehren und mit ihren Gangstern zurechtkommen,damit die nicht über die Stränge schlagen. Das Buch beginnt ja fast wie "The shield" - einer der Truppe stirbt, ein neuer Mann kommt dazu. Der einzige Unterschied ist, wer den Kerl tötet. Der Ablauf ist so bekannt, dass sich kaum Spannung breitmachen kann. Stilistisch ein typischer Don Winslow und auf jeden Fall besser als seine Werke "Germany" und "New York" oder sein Auftragswerk "Satori". Doch auch die Vergleiche mit James Ellroy kommen schnell auf, wenn den Schlipsträgern die Masken vom Gesicht gerissen werden. Seinen Part Sozialkritik steckt er in die fragwürdige Form der üblen political correctness, wenn es denn plötzlich heißt "Black live matters!" Soweit sind sie also schon und wenden ihre political correctness dem neuen Rassismus zu. Oder wo bleiben da weiß, braun, oder gelb? Die zählen jetzt nicht mehr? Schaut aus wie hier, da sind die wohlmeinenden Sozialaktivisten auf dem gleichen Weg. Wer nicht ihre Meinungen teilt, muss weg oder dessen Leben zählt nicht mehr. Die Organe, die das Gesetz verteidigen sollen, sind angehalten, dem Treiben der ach so armen Menschen tatenlos zuzusehen, da sie eh nicht die Kapazitäten haben, alle zu erwischen. Nun will aber nicht jeder Polizist Handlanger der Planer irgendwelcher ahnungsfreier Politiker und deren Handlanger sein - und so schlagen sie über die Stränge, werden erst recht zu Rassisten und schon sind wir da, wo für die Beamten Black live doesn't matter zum Wahlspruch wird. Da werden wehrlose und unbewaffnete Menschen erschossen, die nichts getan haben und die Mörder hinterher noch freigesprochen. Daraus entstehen dann die Rassenkrawalle. Versprechungen werden nur der einen Seite gemacht und alles beginnt wieder von vorne. Und was die Korruption angeht, die kann man an allen Ecken bewundern. Früher wurden diese Zahlungspraktiken immer sogenannten Dritte-Welt-Ländern zugeschustert. Tja, dann sind die sogenannten Industrienationen mit ihren Rechten und Gesetzen, ihren pseudomenschlichen Aktionen mittlerweile längst zur vierten Welt verkommen. Da wird geschmiert und gelogen, betrogen und nicht bestraft. Man denke mal an Pipelines von hier nach da, die während Amtszeiten eingefädelt wurden. Man nehme Kartelle, die aufgedeckt wurden oder Skandale, die schlimmstenfalls einen Klaps auf die Finger zur Folge hatten oder Kostenfallen, die nur auf die Verbraucher abgedrückt werden, während die Industrie und die Bosse davonkommen oder Gierbanker, die gerettet werden und danach ihre eigentlichen Retter, die Steuerzahler, deren Geld sie verbrannten, auch noch auf anderen Wegen legal extra abzocken. Strafen für die Gauner - minimal bis keine. Man schaue sich doch gewisse Wahlfinanzierungen an, den Lobbyismus und so weiter. Überall geht es um Gefälligkeiten auf höheren Ebenen.

"Corruption" ist ein typischer Winslow und eigentlich nicht verkehrt. Ein guter Thriller, doch er hat schon bessere geschrieben. Sei es nun "Frankie Machine" oder "Bobby Z" und natürlich seine Surferromane wie "Pacific Private" und natürlich "Tage der Toten". Wer die von mir genannten Referenzserien, -bücher oder - serien nicht kennt, kommt wohl voll auf seine Kosten. Die Handlung ist durchaus hart und brutal, der Ton rau, das Milieu schmutzig, die Atmosphäre dicht und die Begebenheiten durchaus recht realitätsnah, hin und wieder wird die Handlung sogar durch etliche schmutzige Details des wahren Lebens noch übertroffen. Das ist packend und nicht wirklich politisch korrekt und hält dann für jene Leser, die ohne "Vorkenntnis" an das Buch herangehen rasante Action und Spannung mit eingier Gesellschaftskritik bereit. 540 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 August 2017, 14:55:16
(https://2.bp.blogspot.com/-AnBsPZhmUOU/WYbPWiAToTI/AAAAAAAALek/0G6WZa_rIh4zgdKYfOocdqMYTI98CRHZQCLcBGAs/s1600/white.jpg)

Wrath James White. Joseph Miles hat Menschen getötet, zerstückelt und Teile ihrer Leichen gegessen. Geleugnet hat er diese Morde nie. Doch er behauptet, selbst nur ein Opfer zu sein. Seit acht Jahren vegetiert Joseph nun in einem Hochsicherheitsgefängnis. Die Wärter zwingen ihn wieder und wieder zu bestialischen Todesspielen. Doch Joseph ist kein Monster. Er ist überzeugt, dass er als Kind von einer Art Serienmörder-Tollwut angesteckt wurde. Um Heilung zu finden, muss er aus dieser Hölle entkommen. Das Fotomodell Selene will Joseph dabei helfen. Sie ist wie besessen von ihm. Doch wieso?

Seit den Ereignissen in "Schänderblut" sind nun einige Jahre vergangen. Jahre, die Joe in einem MaxSec-Bereich eines der härtesten Gefängnisse der Staaten verbracht hat. Er hat trainiert, wurde zu einem Brocken von Mann - und seine Geschichte ist bekannt. Ein neuer Reizfür die Wärter, die Joe immer wieder mit einem anderen aggressiven Häftling zusammenstecken und darauf warten,wie der mit absoluter Sicherheit folgende Kampf ausgehen wird. Da Joe in Einzelhaft ist und nur eine Stunde am Tag allein Hofgang hat, weiß keiner der brutalen Mithäftlinge, die sie ihm zuführen, was in dort erwartet. Nachdem sie den Ort des blutigen Geschehens verlassen, mussten sie erkennen, dass es schlimmere gibt als sie - viel schlimmere. Und immer wieder versucht Joe, seine Krankheit zu erklären, ein Heilmittel zu finden. Wo Professoren scheitern, will das Model Selene dem Gefängnisinsassen helfen. Der hat inzwischen Gefallen an einer neuen Wärterin gefunden. Die hatte schon in anderen Institutionen Probleme, weil sie Verhältnisse zu Häftlingen unterhielt. Kein Wunder also, dass auch sie Joe verfällt.

Wenn man mal einige Zeit kein Buch aus dem Festa-Verlag gelesen hat, fällt einem die Sonderstellung, die der Verlag auf dem Büchermarkt hat, wirklich wieder ins Auge. Nach einigen - nicht unbedingt schlechten - Werken aus dem Mainstream, ist "Schänderzorn" von Wrath James White wie ein Schlag in die Magengrube - brutal, exzessiv und blutig bis zum "Geht-nicht-mehr". Aber das ist ja das Feine bei dem Verlag - er lotet Grenzen aus, lässt sich nicht auf Kompromisse ein, die seine Veröffentlichungen verwässern würden oder durch Kürzungen kastriert rüberkämen. Der Autor ist ja bekannt dafür, dass er in seinen Werken durchaus heikle Themen anspricht, ohne dabei von seiner Linie abzuweichen. Unter der vermeintlichen Blutkruste findet man immer komplexe Situationen, die dem wahren Leben entsprechen und auch kritisch in die Handlung eingebunden wurden. Wer diese Bücher nur als billigen und ekligen Horror abtut, ohne sich je damit befasst zu haben, liegt bei Wrath James White völlig falsch. Auch in Schänderblut kann man sich mit den Gedanken über die Zustände in den überfüllten DOCs der Amerikaner so seinen Teil zusammenreimen. Sind die Gefangenen die Monster oder die Wärter? Werden die Aufpasser erst im Knast zu solchen Tieren wie die, die sie bewachen sollten oder haben die Tiere nur die Chance beim Schopf ergriffen, ihre Gewaltneigung im Job auszuleben? Und wie ist das mit den Kannibalen oder den Menschen, die sich denen per Zeitungsinserat anbieten? Was steckt dahinter, wenn jemand sich von anderen fressen lassen will? Sind die wirklich krank? Man erinnere sich an den Fall in Deutschland. Erst waren die Schockwellen, die durchs Land gingen groß, doch bald wurde die Schlagzeile von weiteren Ereignissen von den Titelseiten verdrängt. Man hört/liest seit Jahren nichts mehr davon. Heißt das nun, dass es dieses Phänomen nicht mehr gibt? Oder wird es totgeschwiegen, wie die korrekte Zahl der Arbeitslosen in Deutschland? Was nicht sein darf, ist auch nicht?
Nicht gerade wenig Fragen, die in einem wahren Blutrausch unter der Oberfläche der Geschichte von Joe schlummern. Selbstverständlich wird der Autor auch seinem Ruf als einer der Schreiber gerecht, die heftigsten Szenarien der Gewalt und der sexuellen Befriedigung mit drastischen Worten und detailliert an den Leser zu bringen. Sein Stil ist gewohnt flott und man kann die Reise durch die menschlichen Abgründe über rund 350 Seiten innerhalb weniger Stunden antreten und auch beenden.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 7 August 2017, 14:56:28
(https://1.bp.blogspot.com/-4c1tPcGTyEI/WYgZvZuvikI/AAAAAAAALhE/kJyMFZDVk1Y04rQdRq2fQ_9CEKhMH0fTwCLcBGAs/s320/falschewahrheit.jpg)

David Baldacci. Will Robie ist der professionellste und beste Auftragskiller der US-Regierung. Er infiltriert die feindseligsten Länder, überwindet die fortschrittlichsten Sicherheitsmaßnahmen und beseitigt Bedrohungen, ehe sie Amerika überhaupt erreichen. Doch dann, urplötzlich, versagt Robie bei einem Einsatz in Übersee kläglich. Ohne seine tödlichen Fähigkeiten ist Robie ein Mann ohne Mission und Lebensinhalt. Um wiederzubekommen, was er verloren hat, muss Robie sich seiner Vergangenheit stellen - und einer Wahrheit, die er zwanzig Jahre lang zu vergessen versuchte.

Robie im Einsatz. Einmal mehr soll er einen Mann erledigen, der gegen die Interessen der USA handelt. Wie gewohnt fliegt er solo. Und wie gewohnt trifft er sein Ziel auch so, wie es ausgerechnet war. Das Objekt ist tot. Was ihn aber trotz aller Professionalität schockiert, ist der Tod eines vierjährigen Mädchens, das hinter dem Mann stand und von der Kugel, die das Ziel durchschlagen hat, auch getötet wurde. Bei der Nachbesprechung gibt er sich cool und meint, er könne seine Aufgaben weiter problemlos erledigen. Dennoch bekommt er für das nächste Mordopfer für sein Fadenkreuz einen Spotter mit. Und prompt kann Robie, der Superkiller, nicht abdrücken. Als dann ein Schuss den Typen doch fällt, weiß er, dass seine Bosse ihm nicht mehr vertrauen. Neben dem Spotter war auch noch ein zweites Teamim Spiel. Er wird suspendiert und soll seine Angelegenheiten ins Reine bringen. Da passt es gut, dass sein alter Dad gerade in seinem Heimatort in Mississippi als Mörder verhaftet wurde. Also ab nach Hause in ein Kaff mit rund 2000 Einwohnern, das langsam vor die Hunde geht, weil Arbeitsplätze fehlen und alter Mief wie Rassismus immer noch das Tagesgeschehen beherrscht. Und was er dann erleben muss, wirft ihn beinahe noch mehr aus der Bahn. Dass sein Vater nicht mit ihm reden will, ist normal nach deren Auseinandersetzungen, bevor Robie einfach verschwand. Doch dass er eine Stiefmutter und einen Stiefbruder hat, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Dass aus ehemals armen Schluckern Besitzer von Herrenhäusern wurden ebenso. Und sein Vater hat durch einige gewonnene Prozesse gegen Frackingunternehmen vielen die Arbeitslätze genommen. Das nimmt man ihm übel, da solche Firmen dann einfach weiterziehen und sich einen Dreck um das Land und die Leute scheren, wenn sie illegalen Aktivitäten erwischt und verurteilt werden. Irgendwann kommt dann auch noch das FBI hinzu und die Heimkehr, die eigentlich eine Aufarbeitung seiner Vergangenheit werden sollte, wird zu einem lebensgefährlichen Abenteuer. 

Lassen wir einmal außen vor, dass es in jedem dieser Bücher um Robie anscheinend patriotisch opportun ist, einen Mörder in den Mittelpunkt zu stellen, der einfach nur Personen beseitigt, die den USA und deren Politikern unangenehm sind. Seien es Staatenlenker oder Zivilisten, Führer anderer Ideologien oder einfach nur Wirtschaftsbosse, die den US-Firmen zu sehr Konkurrenz im kapitalistischen Spiel machen. Und irgendwie auffällig, dass sich niemand wirklich über diese Praktiken aufzuregen scheint. Robie ist also mit seiner Lieblingsbeschäftigung zugange, als ihm ein Fehler passiert. Fein - suspendiert ihn. Kann er mal heimfahren zu Papa. EINEN guten Grund hat er ja: Daddy sitzt wegen Mord im Knast. Dass der abgebrühte Killer jetzt plötzlich wegen emotionalen Problemen nach Hause muss, ist für mich eher unglaubwürdig, an den Haaren herbeigezogen. Und ab diesem Zeitpunkt ist Robie fehl am Platze, er wird immer mehr zum Jack Reacher oder einer ähnlichen Figur. Lässt man den Familienbezug weg, kommt da einer in die Stadt bzw. das Redneck-Kaff, ist unerwünscht, mischt sich ein, um zuhelfen und muss kräftig austeilen. Ja, er agiert sogar wie ein Reacher. Da werden einige Dorfdeppen mit Fäusten zerlegt, aber als es später ums eigene Leben geht, kann er wie Reacher auch kurzen Prozess machen, ohne dabei Reue zu empfinden. Die Story wird verzwickt und hat einige Wendungen und falsche Fährten zu bieten. Viel Südstaatenatmosphäre inklusive dem alten Mief, Louisiana-Moos, Herrenhäusern aus der Zeit der Baumwollpflanzungen, Kleinstadtintrigen, Korruption, Karrieresucht, Trotteln, Killern, Inzest und Tipsy sluts en masse. Es dauert, bis man endlich einer Lösung auf die Fährte kommt, es gibt Rätsel und Action und vielleicht einige Themen zuviel, rasante Sequenzen und mysteriöse Hintergründe, Ermittlungen und Verfolgungsjagden, giftige Schlangen (auch der  menschlichen Sorte) und hungrige Alligatoren und als Sahnehäubchen die dazugehörigen Klischees. Dennoch ist es ein bis dato endlich wieder gelungener Roman von David Baldacci - wäre da nicht das Ende. Das ist seltsam bis schlicht doof. Passt nicht, ist zu leicht. Als wollte er seinen Wirrwarr endlich und simpel auflösen. 480 Seiten, von denen 460 recht gut sind.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 August 2017, 07:26:44
(https://1.bp.blogspot.com/-GGSchm_F_YI/WY17gZHD5SI/AAAAAAAALmw/jiSUN52RVK83YeKkZDPlGB9-6qgw5jq8gCLcBGAs/s320/deadlands_web_ml.jpg)

Jonathan Maberry. Willkommen in den Deadlands, wo verbitterte Revolverhelden auf verrückte Wissenschaftler und finstere, unirdische Gestalten treffen. Hier, wo das große Beben von 1868 Kalifornien in ein Labyrinth aus vom Meer durchfluteten Höhlen verwandelt hat, wo mit einer geheimnisvollen Substanz namens "Geisterstein" viele wundersame Steampunk-Erfindungen angetrieben werden und wo die Kugeln blutvergießend durch die Luft pfeifen. In Ghostwalkers wird der Auftragskiller Grey Torrance wortwörtlich von seiner blutigen Vergangenheit verfolgt und landet in der heruntergekommenen Stadt Paradise Falls, wo er in den tödlichen Konflikt zwischen der belagerten Stadt und einem teuflisch brillanten Alchimisten gerät, der fortwährend schreckliche, neue Waffen baut - und eine kleine Armee aus Untoten.

Grey Torrance ist im kargen Gebiet der Wüste unterwegs, als er sieht, wie ein Sioux-Indianer vor sechs Schärgen auf einen hohen Felsen flüchtet. Irgendwie interessiert ihn diese Auseinandersetzung und er sucht sich einen erträglichen Platz, um die Jagd wie in einem Kino zu genießen. Eine Chance hat der Indianer nicht, glaubt er. Während er beobachtet, wie sich die Jäger trennen, um ihr Wild zu erhaschen, entschließt er sich zum Eingreifen und dem Unterlegenen zu helfen. Er erledigt welche von den Verfolgern und muss dann erkennen, dass dies gar nicht nötig gewesen wäre. Ein seltsamer blauer Blitz blendet ihn und lässt gleichzeitig der großen Felsen in sich zusammenkrachen, wobei einige der vermeintlichen Killer darunter begraben werden. So lernt er Thomas-schaut-weg aka Schautzi kennen. Der ist ein waschechter Sioux-Indianer, der nach England ging und waschechtes Brit-Englisch von sich gibt und dabei auch einige Bonmots absondert, die Torrance am Verstand des Mannes zweifeln lassen. Doch es dauert nicht lange, bis er auch an seinem eigenen zweifelt. Da kommen doch tatsächlich die toten Verfolger auf sie zu gestolpert. Mehrere Schüsse in die Körper der Typen bringen gar keine Wirkung, doch dann erzielt er einen Kopftreffer und der haut den Kerl für immer weg. Danach tun sich die beiden Helden endgültig zusammen und reiten nach Paradise Falls. Und dort beginnt ihr Abenteuer gegen einen verrückten Wissenschaftler und seine wilden Horden erst richtig.

Das Buch nach einem Rollenspiel ist ein wilder Ritt durch einen Wilden Westen wie man ihn bisher nicht kannte. Die Handlung spielt in einem Zeitrahmen nach 1868 und vor der Wende zum Zwanzigsten Jahrhundert. Vom Humor über Zombies bis zu harter Action gegen Saurier ist alles vorhanden. Dazu der Geisterstein, dem neuartige und unglaubliche Erfindungen und Waffen zu verdanken sind. Für mich hat sich "Schautzi" als der heimliche Held der Geschichte entpuppt. Ein lockeres Mundwerk, dem etliche Späße (Naja, der über Smith, Wesson and me war aus "Dirty Harry kehrt zurück") entspringen und das einige Kabbeleien mit Torrance zur Folge hat, der aber auch über ein ungemein hohes Wissen verfügt und seinem weißen Partner ein ums andere Mal mit Rat und Tat zur Seite springt. Ab und an musste ich an die Figur des Karl May in der "Winnetou"-Neuinterpretation eines deutschen Privatsenders denken - nur nicht so verkorkst. Je länger die Lektüre weilt, je mehr Seiten man liest, umso mehr trägt der Autor an Ideen zusammen, die in einem "normalen" Western sehr befremdlich wirken würden. Flugmaschinen, übermächtige Waffen mit Blitzen, die in einem blenden Blau strahlen und als Massenvernichtungswaffen deklariert werden können. Einen durchgeknallten Wissenschaftler mit Weltherrschaftsphantasien, der Unterstützung durch zombiefizierte Soldaten hat, die bei vielen Schlachten gefallen sind. So hat er welche von beiden Seiten des vergangenen Bürgerkriegs in seinen Reihen. Jonathan Maberry war wirklich kreativ in der Gestaltung seiner Version der Welt der "Deadlands" mit ihren urzeitlichen Monstern, riesigen Killerwürmern ("Tremors" sei zur bildlichen Vorstellung genannt), unterirdischen Welten mit Flugsauriern oder riesigen Pilzen ("Reise zum Mittelpunkt der Erde" mit einer Prise "Caprona") und den dazugehörigen wilden und doch koordinierten Attacken der Viecher und Killer. Mit der Zeit bekommen die Figuren auch Tiefe, die sich neben den humorvollen Einwürfen in den längeren Dialogen zeigt, auch wenn gewisse Elemente schon arg strapaziert wurden. Dazu werden auch immer wieder Anspielungen auf Kunst und Literatur sowie der Wissenschaft eingeflochten, die zumeist von Thomas-schaut-weg stammen, während Torrance, der Revolvermann, über den geistigen Horizont seines indianischen Partners nur staunen kann. Ebenfalls nicht fehlen darf natürlich eine Liebesgeschichte und eine Dame, gegen die Calamity Jane oder Belle Starr wohl Waisenkinder gewesen wären. Apropos Damen - so ein kleines Vampirintermezzo mit Mädels darf auch nicht fehlen. Das Finale wird dann furios und bietet allerhand Kampfgetümmel, tote Untote, Blut und Gedärm und erstreckt sich über etliche Labyrinthe unter dem zerstörten Kalifornien. Da bleibt kein Auge trocken. Skurril, gewalttätig, actionreich und voller Spaß, der wahrlich nicht zu ernst genommen werden sollte, sonst ist man hier fehl am Platze. Höchst unterhaltsamer Genremix, der mit seinem kampflastigen Steampunk richtig zu gefallen weiß. Mal etwas weg von der üblichen Lektüre und hier auch gleich eine Empfehlung zu den beiden Steampunktwerken der "Unnatural history" von Jonathan Green, die beim Luzifer-Verlag erschienen sind, aber keine Western-Elemente enthalten. Und was Jonathan Maberry angeht, hat auch der Papierverzierer-Verlag auf die bekannten Joe Ledger-Romane verwiesen, aber auch wie die anderen Verlage wohl keine Idee, die auch wieder nach Deutschland zu bringen, nachdem ein Großverlag in recht platter Manier die Reihe einfach abgebrochen hat, obwohl Termin und Cover für den zweiten Band schon heftigst publiziert wurden. Schade.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 August 2017, 07:28:03
(https://2.bp.blogspot.com/-oGGeflI2o9g/WZFyBjfUERI/AAAAAAAALpI/M7rRelY4tkYedFXmWzTXbzdwvexHn_AdACLcBGAs/s320/battlefield-4-multiplayer-screenshots-aus-siege-on-shanghai_2403158.jpg)

Peter Grimsdale. 03:00 Uhr, Nordkoreanisches Grenzgebiet, Temperaturen weit unter null. Eine strenggeheime Mission unter dem Kommando des routinierten CIA-Agenten Laszlo Kovic endet in einem einzigen Fiasko. Sein Auftrag lautet, einen Nuklearforscher aus Nordkorea auszuschleusen, doch Kovic führt seine Marines unabsichtlich ins Verderben, während er selbst entkommen kann. Zurück in der relativen Sicherheit Schanghais setzt Kovic alles daran, herauszufinden, warum die Mission zum Scheitern verurteilt war. Doch es dauert nicht lange und er gerät erneut ins Visier eines bislang unbekannten Feindes. An der Spitze eines bunt zusammengewürfelten Teams aus der Schanghaier Unterwelt nimmt Kovic den Kampf auf. Er ahnt noch nicht, dass er längst zu einer Schachfigur in einem heraufziehenden globalen Krieg zwischen Ost und West geworden ist.

Bei einer US-chinesischen Operation im Grenzgebiet zu Nord-Korea, bei der ein Verräter/Überläufer abgeholt werden soll, läuft Kovic mit seinen Leuten in eine Falle. Einige seiner Truppe werden verletzt und man muss sie bis zum Abholpunkt tragen. Doch auch dort wartet Ungemach auf sie und zum allem Übefluss stürzt Kovic in eine Schneewehe, die ihn tief begräbt. Unglück? Nur weil man ihn nicht entdecken kann, entkommt er einer Hinrichtung. Alle seine Leute werden getötet und die Killer wandern ab in Richtung China. Kovic lebt schon lange in China und so begibt er sich auf bekanntes Terrain: nach Shanghai, wo er aucheine wohung, Freunde und Spitzel hat. Nachdem er beim Boss Bericht erstattet hat, fährt er mit seinem Kumpel Wu Richtung Apartment und schon bald sitzen ihnen Verfolger im Nacken, die alles daran setzen sie umzunieten. Endlich gesund zu Hause angekommen, macht ihm seine Freundin Louise Vorwürfe und zischt ab, anscheinend für immer. Absolut nicht seine Wochen, also mal rein gar nicht. Doch er ermittelt weiter, kommt den Hintermännern und Verrätern immer näher, was ihn zur Gefahr macht. So fackeln sie seine Wohnung ab. Man findet darin eine Leiche - doch das war Louise, die wieder zurückgekehrt war und so zum Opfer wurde. Da man die Leiche aber vorerst zumindest für seine hält, kann er unter dem Radar ermitteln und kommt so zu einer bergfestung, in der der vermeintliche Boss regiert. Es kommt zu einem explosiven Kampf - nicht dem letzten wie Kovic entsetzt feststellen muss.

Wie es sich für einen typischen Actionroman amerikanischer Prägung gehört, sind die unterschiedlichen Seiten in diesem fiesen Spiel der Dienste eindeutig zu identifizieren. Da sind einerseits die ultrabösen Nordkoreaner und die hinterhältigen Chinesen, während auf der anderen die Amerikaner den Heiligenschein tragen und deren diverse Verbündete (von ihren Heimatländern wohl eher als Verräter bezeichnet) eindeutig als die Kämpfer für die richtige Sache dargestellt werden. Wer als Politiker offen zu einer weiteren Hinwendung Chinas zum Kapitalismus auffordert, kann nur auf US-Seite sein. Wer dies zu verhindern sucht, ist natürlich ein Wahnsinniger. Damit wären die meisten charaktere abgehakt. Außer Wu, der Kovic hilft und in etlichen Momenten so etwas wie den quasselnden Sidekick darstellt, der Humor in das Ganze einbringt. Und je länger die Lektüre dauert, je mehr Seiten man gelesen hat, umso aufdringlicher wird der pure Amerikanismus/Nationalismus, den man sich hierzulande als Autor kaum erlauben kann, ohne in die rechte Ecke gedrängt zu werden, dass es bei einigen Formulierungen doch schon etwas "schmerzt". Ich hab ja nun wirklich nix gegen dieses America first, aber es sollte doch etwas im Rahmen bleiben. Man könnte es sich auch sparen, die Gegner immer nur mit schlechten Attributen zu besetzen: ungewaschen, ungebildet, großspurig, wahnsinnig, eingebildet, Raucher, Vergewaltiger und und und. Zur Handlung. Die beinhaltet Action satt und spart nicht an bleihaltigen Kämpfen. In dieser Hinsicht ist das Buch recht unterhaltsam und kann sich mit einigen der oberflächlichen Mainstream-Actionern schon messen. Da werden Attentate verübt, Bergfestungen zerlegt, Brandanschläge fordern Opfer, wilde Autoverfolgungen auf den überfüllten Straßen von Shanghai inszeniert, dass es nur so kracht. Das hält bei Laune, wenn man derartiges Zeug mag. Auffällig - unser Überheld Kovic ist anscheinend ein Bewusstseinsfinder, so oft wie er es in dem Buch innerhalb kürzester Zeit verliert und wiedererlangt. Andererseits muss er ja ein echtes Schussel sein, weil es ihm ständig verloren geht. Und seine Freundin Louise, die bei dem Brandanschlag umkommt, hat er auch schnell abgehakt - "bei uns lief es eh nicht mehr so gut". Kurz ein Tränchen verquetscht und vergessen war sie. Typischer US-Kram mit einigen Alibi-Chinesen mit positivem Charakter - also US-freundlichem - und einem Alibi-Verräter auf der US-Seite, der Rest ist mit wehenden US-Flaggen zugekleistert. Lässt man das beiseite, ist "Battlefield 4 - Countdown" ein unterhaltsamer und rasanter Actioner, der zwar etliche Klischees bedient, aber auch auf jegliche Durststrecken verzichtet und fetzig einem furiosen und krachenden Finale entgegen geht. Für Actionfans also die richtige Kost auf 350 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 August 2017, 20:44:22
(https://4.bp.blogspot.com/--lMdztEVMG8/WZKSOsZyDaI/AAAAAAAALrI/F1SolI3kErE6nCl5NG7VuQQpjGOcLQrbQCLcBGAs/s320/bentley%2Blittel.jpg)

Bentley Little. Nach einer Silvesterparty scheint nichts mehr so zu sein, wie es einmal war.
Die Einwohner der Stadt Magdalena, Arizona, verändern sich, Kinder verschwinden und seltsame Kreaturen tauchen auf. Doch dies sind nur die ersten Anzeichen eines Showdowns einer finsteren Macht, die die Welt endgültig auslöschen könnte. Nur Ross Lowry, der in das Gästehaus seiner Cousine gezogen ist, scheint die bevorstehende Gefahr zu erkennen.

Ross hat sich nach etlichen Rückschlägen entschlossen, das Angebot seiner Cousine anzunehmen und zu ihr und ihrem Mann Dave nah Magdalena zu ziehen. Sie waren tatsächlich die Enzigen, die ihm helfen wollten und selbst seine Eltern hatten wenig für ihn übrig, als es ihm schlechtging. Und wirklich bitter nehmen sie es auch nicht, dass er wegzieht. Er lebt sich schnell bei den Leuten ein, lernt mit der Zeit die Dorfbewohner kennen, die ihn mehrheitlich nett willkommen heißen. Seien es nun Jackass, der Handwerker für alles oder der heimische Pfarrer. Als unhöflicher Großkotz erweist sich letztendlich Cameron, der größte Rancher der Umgebung. Und irgendwie lebt die kleine Stadt auch von ihm. Mit der Zeit kennt Ross seine aufgaben und als Lita und dave wegfahren, kann er den Laden alleine schmeißen. Was er nicht ahnt, ist der Umstand, dass ihm dabei etwas Unheimliches in die Quere kommen wird. Menschen verändern sich, werden aggressiv und geben unglaublich derbe Texte von sich, die man nie von ihnen erwartet hätte, Arbeiter verschwinden von den Ranches der Umgebung, was zwar bei Cameron Holt kein Wunder ist, da er seine Arbeiter, illegal eingewanderte Mexikaner, wie Sklaven behandelt und würde sich als Rassist bei einer KKK-Wahl wohl einstimmtig als Grand Wizard durchsetzen. Immer mehr seltsame Vorfälle verändern das Leben auf den Ranches und den Farmen sowie in der Stadt. Da werden tote und im Kreis hingelegte Kühe gefunden, da werden Hühner richtig angriffslustig und organisiert, da Pfeifen plötzlich Hunde. Und das Schicksal der Menschen wendet sich.

Ross wird von Bentley Little sofort zum Liebling des Lesers auserkoren. Ein derart netter Kerl, der von seiner Familie übelst behandelt wird. Da ihm nach längerer Arbeitslosigkeit die Pleite droht und niemand aus der Sippschaft ihm helfen will, steht er nahe der Privatinsolvenz als ein Angebot seiner entfernten Cousine kommt, das er dann auch notgedrungen annimmt. Es heißt zwar immer, man kann sich die Familie nicht aussuchen, aber das ist so nicht ganz richtig, denn man kann es tun, das eigentliche Problem ist nur die egoistische Verwandtschaft, die glaubt Ansprüche stellen zu können, die ihnen nicht zustehen, sich aber ruckzuck verziehen, wenn man selbst mal in der Bredouille ist oder sie versuchen davon zu profitieren. Hat vermutlich jeder von uns schon mal irgendwie erlebt. Als Gegenentwurf zum freundlichen und netten Ross serviert der Autor dann den Großrancher Cameron Holt. Drecksack allerfeinster Güte und das lässt er seine Umgebung auch spüren. Es ist wie in einem der schon oft gesehen Western oder Kleinstadtthrillern. Da ist einer, der das Geld und das Land sowie die Geschäfte hat und die Stadt und die Bevölkerung im Umland sind von ihm abhängig, da nur er für stetigen Strom an Einkommen und Warenlieferungen sorgen kann. An ihm wird dann auch das Thema der illegalen Einwanderer mit dem des Rassismus verknüpft. Da werden die Mexikaner mehr zum Dienst gepresst denn für ihre Arbeit gut bezahlt. Dafür dürfen sie sich dann anhören, dass sie nur nutzlose Bohnenfresser sind. Solche Leute würden sich umgucken, wenn in ihren Haushalten oder Firmen usw. plötzlich alle Einwanderer - legal oder über die Grenze geschlüpft - von heute auf morgen verschwinden würden. Selbst arbeiten sind die verwöhnten Typen dann ja nicht gewohnt und sie könnten nicht mal alleine den Kühlschrank aufmachen, geschweige denn den Rasen mähen oder ähnliche Tätigkeiten, die ihre Intelligenz überfordern würden. So drastisch der Autor das hier manchmal schildert, so nahe an der Wahrheit könnte es doch sein. In anderen Punkten eifert er dann wieder seinem Meister nach und baut auch einige "Salutations" für ihn ein, die ein Stephen King-Fan sicher sofort erkennt und wohl auch noch einige andere, die mir nicht auffielen. Jedenfalls versteht es Bentley Little wie schon bei früheren Romanen nach und nach zu der zuerst ruhigen Atmopshäre erst leichten Grusel mit gewissen Geheimnissen und somit Spannung aufzubauen, die sich dann immer weiter steigert, je kreativer seine Ideen der Veränderung werden. Manches ist dann irgendwie "putzig", während der Rest dann doch schon als Gemüt geht. AproposGemüt: etwas Emotion, ein paar verdrückte Tränchen und natürlich Sex muss/müssen sein, um auch nur keinen Gedanken an eine Durststrecke aufkommen zu lassen. Gelungen. Der Stil ist ja recht flüssig und leicht, sodass man immer gespannter der Handlung folgt, die tatsächlich kaum Ausfälle hat, wobei der Schluss dann etwas abflacht, weil er einfach zu schnell eingleitet wird und zum Punkt kommt. Da hätte ein etwas ausgiebigerer Showdown wohl mehr gebracht. Andererseits muss man bei Bentley Little gerade mit so einer abrupten Aktion rechnen. Wenn man das also weiß, einem die vorherigen seiner Bücher gut gefallen haben, dann steht einem Erwerb eigentlich nichts im Wege. Flott und unterhaltsam ist das Buch auf jeden Fall mit seinen 400 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 August 2017, 20:45:46
(https://2.bp.blogspot.com/-okgezN5nnFU/WZQL_bk2o3I/AAAAAAAALt0/I3M_5sFJ8WQSa6wpAPrQrKXSBHIosXqBACLcBGAs/s320/disher%2B1.jpg)

Garry Disher. Wyatt ist Einzelgänger, Beruf:Verbrecher. Die Rechtsanwältin Anna Reid setzt ihn auf 300.000 $ im Safe ihres Partners an. Doch andere kommen ihnen in die Quere: Bauer, der Troubleshooter der Mafia von Syndey, Ivan Younger, ein windiger Hehler, und vor allem Sugarfood, ein brutaler Cowboy-Punk, der die Schnauze voll hat von seinem Rausschmeißerjob. Auch er will jetzt ein größeres Stück vom Kuchen.

Wyatt hat sich für einen miesen kleinen Job als Begleiter Sugarfood Younger aufschwatzen lassen. Der Typ ist der Bruder von Ivan Younger und blubbert die ganze Zeit über die Younger-Brothers und hält sich für ultracool, was er ständig beweisen will. Wyatt er trägt das schweigend und erteilt ihm die Anweisungen. Man braucht bloß warten, bis die Familie das Haus verlässt und hat nur die alte Haushälterin vor sich, die man an einen Stuhl fesselt. Sugarfood soll auf sie aufpassen, während Wyatt nach der Beute sucht. Sie wollen nur bestimmte Ware mitnehmen, die man problemlos verscherbeln kann. Doch als Wyatt zurückkommt, ist die Frau tot. Vermutlich ne Herzattacke, weil der Möchtegern-Cowboy sie gestriezt hat. Sie lassen alles zurück und hauen ab. Beim Auftraggeber, Ivan Younger, angekommen, will Wyatt seinen vereinbarten Teil haben, bekommt ihn aber wegen der Erfolglosigkeit nicht. Er macht wegen der paar Kröten keinen Stress und zieht ab. Dann kommt das Angebot mit dem Safe in einem Anwaltsbüro. Er zieht Hobba und Pedersen hinzu, während die Partnerin der Kanzlei, Anna Reid, sie informiert. Unterdessen haben die Youngers Probleme, die sich auf ihre Geschäfte auswirken. Ihre Hehler und Dealer auf den Straßen nehmen nicht genug ein, die Schuldenspirale dreht sich vom Endkunden bis hin zum Lieferanten und von da zum Big boss - und dem Schulden die Youngers jetzt ne Menge Kohle. Und der schickt seinen Unterhändler/Vollstrecker, der sich unbewusst in die ganze Angelegenheit um den Safe mischt. Wyatt wiederum hat natürlich keine Ahnung von dem Killer namens Bauer und wie sehr der ihm und seinen Leuten bald auf den Fersen sein wird, unabsichtlich gelockt von Sugarfood, der immer noch beweisen will, dass er besser ist, als der Profi Wyatt. Für alle gibt es dann noch eine Überraschung, die nur einige überleben werden.

Wer sich nach einer Lektüre Marke Hardboiled im Stile eines Parker von Donald E. Westlake/Richard Stark sehnt, sollte hier zugreifen, wenn er nicht schon längst getan hat. Wyatt ist ein Mann, den man nicht näher kennenlernt. Er ist halt ein Gangster, der seine Raubzüge cool und überlegen plant, absahnt und dann für einige Zeit verschwindet, um von dem Geld zu leben - bis er halt neues Geld braucht. Klingt wirklich, als wäre Parker nach Australien umgezogen.  Denn dort spielt die Handlung der bisher sieben Bücher um Wyatt. "Gier" ist das erste davon.Man lernt einen Mann kennen, der Risiken abwägt, kühl berechnet, ob ein Einsatz wie auch immer geartet, es bezüglich des Gewinns wirklich wertig ist und der nun wahrlich nichts von Smalltalk hält. Er lebt zurückgezogen, hat eigentlich keine Freunde, nur etwas nähere Geschäftspartner. Freunde sind wie Schulden, irgendwann muss man für sie in irgendeiner Form einstehen. Ein anderes Kaliber ist dann dieser Sugarfoot. Der hat einige Male zu oft auf die Birne bekommen und noch öfter "Long Riders" von Walter Hill gesehen. Er sieht sich und seinen Bruder ständig in den Rollen der Younger-Brüder und möchte deren Taten und Ehrverhalten nacheifern. Für das Erste ist er zu blöd, da er es gerade mal geschafft hat, ganz alleine die Schule vor auch nur irgendeinem wertigen Abschluss zu schmeißen und für das Zweite hat ihm jemand gefehlt, der ihm hätte erklären können, was das überhaupt ist. So ist er nur zum Schlägertyp für Bosse geworden, sehnt sich aber nach Höherem. Dafür ist ihm natürlich nur Gewalt recht, denn das Hirn für ausgeklügelte Pläne hat er rechtzeitig seinem Bruder gegeben, sodass wenigstens einer was drauf hat. Und das hat auch Garry Disher zu bieten. Einen berechnenden Helden, der tüfteln, auswählen, vorbereiten und planen kann und dabei jegliche Opfer von Gewalt zu vermeiden sucht, sich aber auch nicht scheut, in die Vollen zu gehen, wenn es sein muss. Dem Leser wird so ein Coup von Beginn an nahezu zelebriert -  mit allen Nackenschlägen, die sich so einstellen können und wenn man noch so gut plant und vorbereitet. Selbst ein halbwegs rücksichtsvoiller Verbrecher wie Wyatt greift dann auch zur Waffe. Und das wird nötig, als die unterschiedlichen Parteien der Geschichte sich immer näher kommen - der Killer aus Sydney, Finn, der Anwalt, Reid, seine Partnerin, die Youngers, Wyatt und seine Kollegen. Nicht jeder erlebt das Ende der Story. Wyatts Refugium nutzt ihm bald nichts mehr, Sydney hat den längeren Atem und das wird auch ihm bewusst, als er erfährt, was hier wahrhaftig abgelaufen ist. Dass Wyatt nach dem ersten von sieben Büchern noch unter den Lebenden weilt, ist nun wahrlich kein Spoiler, aber wie es dazu kommt, dass er weiterrauben darf, das lest dann mal selbst. 250 Seiten, die kein Wort zuviel haben. Schmale Dialoge, kein Geschwafel und alles ganz weit weg von der derzeit konventionellen Ware um Serienkiller und Profiler und geschwätzige Protagonisten. Liest man Parker gerne, greift man auch zu Wyatt. Und ich damit auch zum nächsten mit dem Titel "Dreck".
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 August 2017, 09:56:49
(https://4.bp.blogspot.com/-WLW2ZN1LP04/WZU4VvigeeI/AAAAAAAALv8/W2Wxl9RmTEQwSUvzO93tszOqPp4T9P0wwCLcBGAs/s1600/disher%2B2.jpg)

Garry Disher. Wyatt hat es auf die Lohngelder einer Baufirma abgesehen, die im australischen Busch eine Pipeline verlegt. Gemeinsam mit Leah, einer ehemaligen Prostituierten, stellt er ein Team zusammen, um den Geldtransporter abzufangen. Doch sie sind nicht die einzigen die Beute machen wollen. Zu allem Überfluss setzen die Mesics aus Sydney den suspendierten Ex-Bullen Letterman als Kopfgeldjäger auf Wyatt an, weil der Ihnen einst bei einem Drogendeal in Melbourne in die Quere kam. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für Wyatt, um ungestört arbeiten zu können.

Wyatt blieb nach dem letzten Fiasko nichts weiter übrig als sich mehr oder weniger unsichtbar zu machen. Das geht natürlich am besten im australischen Hinterland. Da er dort die Ex-Nutte Leah kennt, zieht es ihn zu ihr. Leider zieht es ihn auch Richtung Geld, da er pleite ist. So lässt er sich bei der Firma, die eine Pipeline baut als Arbeiter anheuern, um deren Sicherheitsmaßnahmen beim Lohngeldtransport zu überwachen und auszukundschaften. Unter den Arbeitern befinden sich viele Chilenen, die wohl auch alle illegal im Land sind. Birgt die Gefahr, dass sie nicht lange auf ihre Kohle warten würden, wenn die mal ausbleibt. Leah bringt Wyatt dann mit Leuten zusammen, die für den Job geeignet sind. Doch als er sie kennenlernt, ist Wyatt zumindest bei einem der Kerle nicht sicher, ob er das Zeug dazu hat. Was er ebenfalls nicht weiß, ist die Tatsache, dass das Syndikat ihm einen Killer auf den Hals gehetzt hat, der sich nun durch die Verbindungen arbeitet, die Wyatt in Melbourne hatte. Und so kommt er ihm doch bald sehr nahe, was sich nicht gut auf die Planung und Durchführung des Raids auswirkt. Noch dazu gesellen sich einige Pleitiers aus der Drogenszene, die den Coup ebenfalls starten wollen, um ihre Zahlungen an das Syndikat leisten zu können, da derzeit in Belcowie und Umgebung absolut kein Geld im Umlauf zu sein schien.

Wyatt beweist ein weiteres Mal seine Fähigkeiten als kalter Hund und akribischer Planer. Er bezieht mit Kalkül alle möglichen Schwierigkeiten in Betracht, wägt die Risiken ab und bleibt dabei immer ruhig. Wyatt ist keiner, der auf Mord aus ist, aber er schreckt auch nicht davor zurück, wenn man ihn linken will. Und deshalb ist er ein Typ, der in die heutige Romanlandschaft nicht mehr so richtig passen will - oder vielleicht einfach nicht mehr passen darf. Der wohlmeinende Sozialaktivismus, der schon so überzogen daherkommt, dass er fast schon Klischee ist, verbietet derart unmoralische Schriften beinahe. Es ist keine Zensur, dafür hat man andere Mittel. Nicht mehr bewerben, Druck in den Netzwerken, Verlage, die gehorsam sind (wegen ihren Gewinnen natürlich) und selbstverständlich durch massive Meinungsmache verdrängen. Gab es früher schon einmal, nur direkter und nicht blümerant aufgehübscht und hinter Hülsen getarnt. Statt sich also zwischen den Werken um weinerliche Ermittler und schwafelnde Gauner zu quetschen, wird diese Art Literatur in die Nischen gedrängt und bekommt ihre Chancen nur bei kleineren Verlagen, die sich ihrer glücklicherweise annehmen. So ist denn auch "Dreck" ein amoralischer Krimi mit Figuren,die allesamt im australischen Dreck Dreck am Stecken haben. Und so wird aus dem Buch ein lakonischer Thriller mit harten Bandagen und harten Kerlen, der ebenso gut unterhalten kann, wie es sein Vorgänger denn auch schon tat. Nix mit Romantik der Gentleman-Gauner mit Hang zu der Damenwelt im glitzernden Ballsaal der Hochfinanz. Geerdete und raue Welt voller Konkurrenten, die statt zu planen lieber auf Gewalt und Muskeln setzen und daher mit einem intellektuell überlegenen Mann wie Wyatt nicht umgehen können und den Fehler machen, ihn zu unterschätzen. Das merken sie spätestens dann, wenn der ihnen die Quittung für ihren Verrat in Blei präsentiert und dabei auch den Leser wieder daran erinnert, dass der nette Protagonist von nebenan trotz allem ein Berufsverbrecher ist. Statt depressiven Moralaposteln mit erhobenem Zeigefinger und Hang zur Zwangsverbesserung ungehorsamer Mitbürger reine Unterhaltung ohne viel Gesabbel klar auf den Punkt gebracht. Flott und ohne Umschweife auf den Punkt gebracht. Demnächst dann hier auch Buch Nummer drei, aber erst einmal muss ein Festawerk dran glauben. 200 Seioten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 August 2017, 09:58:06
(https://3.bp.blogspot.com/-aEUIQ9TxPdI/WZan5NExFmI/AAAAAAAALyg/p6nCP00QRrQMMFzrJz-CB0iltMgJ_YubQCLcBGAs/s320/opferung.jpg)

Graham Masterton. Existiert das verrufene Fortyfoot-Haus wirklich, oder ist es eine Spiegelung aus Vergangenheit oder Zukunft? Und was haust dort auf dem Dachboden? Ratten? Nein, es ist Brown Jenkin – und der ist weitaus schlimmer, als es Ratten je sein könnten.

David Williams ist derzeit nicht gerade der Mensch mit dem größten Glück auf der Welt. Seine Frau ist mit nem anderen Kerl abgezogen, winselt jetzt aber rum, dass sie den sohn Danny angeblich zu wenig sieht und David sie bei ihm schlecht machen würde. Geschäftlich ist er auch am ende und somit auch finanziell. Da er aber für sich und Danny Geld zum Leben braucht, nimmt er einen Job in einem Dorf auf einer kleinen Insel an. Er soll das Fortyfoot-Haus renovieren. Es dauert nicht lange, das machen unheimliche Geräusche ihnen zu schafffen. David forscht nach und entdeckt seltsame Bildnisse, gruselige alte Männer, einen Kinderfriedhof und düstere Räumlichkeiten. Doch er findet auch Liz, mit der er eine wunderbare Zeit verlebt - bis plötzlich Menschen umkommen, er Ratfaces sieht und einen finsteren Raum auf dem Dachboden entdeckt, der ihn zu unbeschreiblichem Grauen führt.

Horror, das Genre, für das man studiert haben muss, um es verstehen zu können. So äußern sich diverse Schlauberger ziemlich überheblich gegenüber Leuten, denen ein Buch nicht wirklich gefällt. So auch mehrfach geschehen bei diesem Werk von Graham Masterton. Um es vorweg zu sagen, mir würde vermutlich auch jemand mitteilen, ich müsse doch studieren, da ich einige Passagen des Buches als eher zäh empfand. Der Anfang ist gelungen, die Spannung wird aufgebaut, die Figuren vorgestellt. Dabei darf man sich auch schnell darauf einigen, dass die Ex des Protagonisten ne weinerliche Egoistin fernab jeglicher Realität ist. David versucht sein Bestes, um den Jungen und sich gut über die Runden zu bringen und entpuppt sich als netter Dad und Held der Geschichte. Und mit dem ersten Auftauchen der Geräusche steigt auch der Spannungspegel, der anhält und weitere unheimliche Momente bietet, bis dann Liz in das Leben der beiden tritt. Das folgende Geschehen hat zwar einen Zweck für die Story, zieht sich aber meines Erachtens zu lange hin, bevor das letzte Drittel dann zu einem furiosen Finale kommt, das dann auch einige Härten aufzubieten hat. Das Buch enthält alle Zutaten für einen brauchbaren Horroroman, ist unterhaltsam, bietet - bis auf die Ausnahme - Abwechslung und liest sich flott weg. Dann aber schon von "5-Sterne-Literatur" zu faseln und andere Meinungen niederzumachen, ist unverschämt. Und ganz nebenbei hat der Junge mit seinem Fußball irgendwann seinen "Helden" Paul Gascoigne "gespielt",wie man das halt so macht in dem Alter. Hätte David gewusst, was aus dem damaligen Superstar wurde, hätte er das seinem Sohn mit einer Aktion, die in der Handlung des Buches möglich wäre, erspart.😀 Ein nettes Buch, das sich um einen Spagat zwischen Anspruch und reiner Allerweltsware bemüht, den aber nur bedingt zustande bringt. Mittelmaß auf 380 Seiten - für mich - und nicht mehr. Empfehlung daher nur bedingt. Fans werden das eher anders sehen und es bejubeln. Sei ihnen von Herzen gegönnt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 August 2017, 09:59:22
(https://1.bp.blogspot.com/--GE3gYCUAcM/WZf3TmcZQPI/AAAAAAAAL08/IRtAGjmPrAY8Y-iSQ7Q2B9P5OdcmVro5gCLcBGAs/s320/disher%2B3.jpg)

Garry Disher. Wyatt ist cool, sehr cool. Dennoch will es ihm nicht gelingen, auf die Gewinnserseite zu wechseln. Nachdem sein letzter Coup völlig in die Hose gegangen ist, muss Wyatt in der Weite des Outbacks untertauchen. Die Polizei ist hinter ihm her, und ein Gangstersyndikat hat ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt.

Wyatt ist von zwei Typen einer Detektei aufgespürt worden, schickt sie aber auf die Bretter und macht sich vom Feld, nachdem er zumindest den Namen ihres Bosses erfahren hat. Nun will er sich endlich mit einem vernünftigen Coup finanziell sanieren, seine Verluste der letzten Monate oder gar Jahre ausgleichen. Dafür versucht er, alte Kumpels zu engagieren, aber der eine - Rossiter - bleibt außen vor und Loman? Der ist tot. Also wendet er sich an Harbutt. Wirklich vertrauenswürdig sieht der nicht mehr aus. Suff, Drogen und zu wenig Bewegung sowie kribbelige Hände. Doch was soll Wyatt tun? Nach dem ersten Kontakt schleppt Harbutt Ray und thea an, von denen Ray gerade zu eine Liste an möglichen Coups im Kopf hat. Aber nichts davon auch nur ansatzweise auf eine wirklich reale Machbarkeit überprüft. Dazu kommt noch, dass diese Thea eigene Ideen hat, die Wyatt aber nicht interessieren. Als es dann noch zu einem Verrat kommt, macht sich Wyatt mal wieder aus dem Staub. Denkt, er könne bei seinem ehemaligen zu Hause sein Geldversteck ausräumen. Geht schief. Also bleibt ihm nur der Weg, den der Detetiv Stolle ihm vorgeschlagen hat: ihm zu dessen Klientin zu folgen. Die hat einen Plan ausgetüftelt, wie man eine Bank um zwei Millionen erleichtert. Erst einmal den Banker schnappen, die Familie als Geiseln nehmen. Nicht ahnend, dass der Banker Schulden hat und sein Gangstergläubiger wiederum seinen Bossen eine Menge schuldet. Was den auf die Idee bringt, auch die Bank zu überfallen. Und auch ein weiterer Mitspieler gedenkt sich die Kohle zu krallen. Da geht mal wieder so einiges schief, doch Wyatt kann sich erneut absetzen. Doch das ist längst nicht alles.

Ein weiterer harter Gangsterthriller, der sich vom Rest auf dem Markt zu unterscheiden weiß und dessen Stoßrichtung heutzutage so gut wie aus den Regalen verschwundenist. Ob es am neuen Political Correctness aka Zensur-Wahn liegt oder einfach niemand mehr ein echtes Interesse an derartigen Stoffen hat, weiß ich nicht. Aber man kann Interesse durch konsequente Verweigerung der Erwähnung oder Besprechungen derartiger Thriller rapide schwinden lassen und das zahlende Volk dann mit immensem Aufwand zu den 08/15-Schreibern locken, die wieder und wieder ihre Satzhülsen abarbeiten und noch mit dem erhobenen Zeigefinger für die richtige Doktrin werben. So kann man die Käuferschicht und möglichen Wähler ja auch manipulieren. Die Vielfalt bleibt dabei fast auf der Strecke. Fast, weil sich einige Verlage wie Festa, Pulpmaster, Voodoo-Press und auch Luzifer diesem Trend verweigern und nicht nach oben buckeln. "Hinterhalt" ist ein schneller, knapp formulierter Reißer, der ohne umständliche Formulierungen, ellenlange Dialoge und ausgewalzte menschliche Dramen auskommt. Dishers Wyatt ist ein Berufsverbrecher, der auch zeigt, dass er eine Seite an sich hat, die dem Leser eigentlich zuwider sein müsste: er kann eiskalt und gnadenlos morden, wie er auch hier zeigt. Dennoch fiebert man mit ihm mit, wenn er zum wiederholten Male Pech hat. Und gerade dieses Dauerpech hat mich nach der ersten Hälfte des Romans auch etwas genervt, weil die Abläufe sich doch zu sehr denen aus den ersten beiden Werken ähnelten, doch der Autor kriegt dann die Kurve und liefert einen dreckigen und verräterischen Plot, der gut konstruiert auch mit Abwechslung punkten kann. Feiner Hardboiled-Stoff über 255 Seiten, mit kleinen Prisen trockenem Humor, flott zu lesen und geradezu süchtig machend auf das nächste Werk um den "australischen Parker", der übrigens froh sein kann, dass die DNA-Entschlüsselung zu der Zeit (1993) noch in den Kinderschuhen steckte, so wie er manchmal lästige Beweise entsorgt. Mit "Willkür" geht es dann weiter. Danach wird aber erst einmal eine Pause zugunsten von Action von Steven Konkoly und seinem "Black flagged: Alpha" aus dem Luzifer-Verlag eingelegt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 August 2017, 12:38:54
(https://2.bp.blogspot.com/-pZvaXd5clx8/WZqfk_z5GQI/AAAAAAAAL3s/Hr7LmikjnagDn3de4gJVsQ9WW0eFBAk3gCLcBGAs/s1600/disher%2B4.jpg)

Garry Disher. Wyatt hat noch eine Rechnung mit den Mesics offen - wäre da nicht das Kopfgeld, das das Syndiakt für seine Liquidation ausgesetzt hat und Melbourne zu einem unsicheren Pflaster für ihn macht. Wyatt muss den Spieß umdrehen. Über seinen einstigen Mittelsmann Rossiter nimmt er Kontakt zu seinem alten Kumpel Jardine auf, in dessen Schublade jede Menge Pläne nur darauf warten, das operative Geschäft des Syndikats an seinen empfindlichsten Stellen zu treffen.   

In Melbourne platziert sich Wyatt mit seinem Wagen nahe des Anwesens der Mesics und beobachtet ein Kommen und Gehen. Irgendetwas geht da vor sich, das sich ihm noch nicht wirklich erschließt. Dann sieht er einen Typen auf seinen Wagen zulaufen, kippt sich schnell Whisky in Schlund und Klamotten und spielt den Besoffenen - und kommt mit der Nummer durch. Selbstverständlich zieht er sich danach sofort zurück. Zumindest weiß er jetzt, dass die Mesics aufgewühlt und nervös sind, aber nicht, warum das der Fall ist. Bei der Gangsterfamilie hält sich derzeit der Bulle Bax auf, der sich von denen recht gut die Taschen füllen lässt. Und er wird nicht der einzige Cop bleiben, der auf die Art versucht, sein Gehalt aufzubessern. Wyatt indes macht sich auf zu seinem ehemaligen Mittelsmann Rossiter, der mittlerweile schwer heruntergekommen ist und einen Sohn namens Niall sein eigen nennen kann, der absolut zu nix taugt. Eigentliche Chefin der Familie ist seine Gattin Eileen, die alles tut, um speziell ihren Sohn zu schützen. Nach einigen Spitzfindigkeiten und einer Lehre für Niall erhält Wyatt die Informationen, die er braucht und zieht los. Jardine geht dann auch auf seinen Vorschlag ein. Der alte Kumpel ist zwar nicht Feuer und Flamme für die Sache, verspricht sich aber einigen Reibach. Und los geht es nach Sydney, dem Syndikat auf die Füsse treten. Mit einigen Coups stören sie deren Geldfluss, machen sie somit zu unzuverlässigen Kandidaten, was deren Geschäfte noch entschieden mehr stört. Und tatsächlich lassen die sich auf einen Deal ein. Mit dem im Rücken macht sich Wyatt wieder auf nach Melbourne.

Jetzt kommt eigentlich richtig Fahrt in die Story um Wyatt. War Buch 1 noch die Einführung des verbrecherischen Protagonisten und des Syndikats, mit dem er sich anlegt und Buch 2 dann Übergang, in dem sich Wyatt erholt und versucht, zu Geld zu kommen und zu dem dem ersten Buch "Gier" etwas zu ähnlich, entwickelte sich Teil 3 dann zu dem Auslöser, der Wyatt an den Punkt bringt, in "Willkür" in die Offensive zu gehen, um dem Syndikat, das sich als roter Faden der Wyatt-Abenteuer erweist, deutlich zu zeigen, dass sie sich mit dem Falschen angelegt haben. Und dann geht die Story los und  mit ihr die unterschiedlichsten kleinen Dramen der vielen Mitspieler, die sich untereinander zerstreiten, Alimente nicht bezahlen können, sich rächen wollen oder einfach nur zu Geld kommen wollen. Waren es in dern drei Vorgängern noch verhältnismäßig kleinere Raids mit wenigen Beteiligten, die sich in die Quere kamen und so Probleme verursachten, unter denen Wyatt bis jetzt zu leiden hat, wird jetzt mehr aufgetragen. Das Szenario verändert sich, es kommt noch mehr Tempo in die Handlung und sie nimmt Formen an, die man so nicht ganz erwartet hatte. Natürlich ist man stilistisch jetzt auf dem eingschlagenen Weg und kennt den trockenen und lakonischen Jargon, der durchaus auch einen gewissen Humor zu verbreiten weiß und der nicht nur den Alimenteschuldner Sergeant Napper trifft. Die Atmosphäre ist schmutzig, wie man auch bei Familie und Domizil der Rossingtons sehr gut erkennen kann, aber auch die internen Zwistigkeiten der Mesics zeigen auf, was die liebe Familie so wert sein kann, wenn sie gierig wird. Was hier ebenfalls neu ist, ist die Tatsache, dass man erstmals wirklich etwas, nur etwas mehr von Wyatt erfährt. Wie er sich manchmal wünscht, normal mit Menschen einen Trinken zu gehen, Anschlusszu finden oder gar einen familiären Bezug zu haben. Doch die Meinung ändert er nach den Begegnungen mit den Mesics und Rossiters - better off alone ist dann wieder seine Maxime. Natürlich müssen dann auch einige Figuren dran glauben, aber irgendwie erscheint das in seinen - Garry Dishers - Büchern immer noch wie ein völlig normaler Job ohne großes Palaver-Tara über Dutzende Seiten hinweg. Gut aufgebaut, flott, spannend und rasant auf 252 Seiten erzählt, mit einem Ende, das mal abweicht, aber noch nicht aufhört mit der Geschichte von Wyatts Leben. Es gibt noch drei weitere Werke dazu. Seht gute Unterhaltung für die Klientel, die sich nicht durch die derzeitige Meinungsmache und Moralapostel in den Sog des langweiligen Mittelmaßes und des wohl einstudierten Herdentriebs zwängen lässt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 August 2017, 12:41:40
(https://1.bp.blogspot.com/-VcDQk07x5sI/WZ1BfBS_yeI/AAAAAAAAL6c/SweZ4Dc0Hm06x9yejllB7SP80utyLxK3ACLcBGAs/s320/konkoly.jpg)

Steven Konkoly. Daniel Petrovich ist Agent des BLACK FLAG-Programms, und vielleicht der gefährlichste Mann, den das Geheimprojekt des Verteidigungsministeriums hervorgebracht hat. Er kennt Geheimnisse, die in den Tiefen des Pentagon verborgen liegen, und von denen kaum jemand etwas weiß. Dann wird Petrivich erpresst  eine letzte Mission, ein letzter Auftrag. Doch aus dem Routine-Einsatz wird ein Wettlauf gegen die Uhr. Von nun an gibt es keine Grenzen mehr - und keine Loyalitäten.

Im April 1999 ist Marko Resja in Serbien, um einen tödlichen Auftrag auszuführen. Er lebt schon seit Jahren undercover in dem Land, beherrscht Sprache und Sitten, hat Kontake und Unterstützung. Nachdem er seine Arbeit äußerst bleihaltig und blutig erledigt hat, geht es endlich wieder in die Heimat, Serbien geht ihm mittlerweile schwer auf den Senkel.
Sechs Jahre später im Mai 2005 hat er sich mit seiner Frau Jessica ein neues Leben aufgebaut, hat einen guten Job und versucht sich in einem Fußball-Team. Dann kommt eines Tages ein Anruf rein, der ihn mit seiner früheren Identität verbindet. Marko Resja wird gesucht. Er gibt natürlich nicht zu, dass man mit ihm den Richtigen erreicht hat, aber sämtliche seiner Warnleuchten blinken wie verrückt und er geht über zum Notfallplan. Er will untertauchen und zudem vermeiden, dass seine Gattin in die Sache hineingezogen wird. Doch er weiß gar nicht wirklich, wer ihm hier eigentlich an den Kragen will. Es gibt da verschiedene Parteien, denen sein Verschwinden recht gut in die Karten spielen würde. Und schon bald hat er Profi-Teams unterschiedlichster Dienste an den Hacken - Dienste der USA. Wer will ihn aus dem Weg räumen und warum? Weiß er zuviel?

Das Buch hat einen wahlich explosiven Start, wenn die Hauptfigur zwei voll besetzte Range Rover irgendwo im serbischen Hinterland mit über hundert Kugeln von großer Durchschlagskraft ausschaltet. Da fliegen die Fetzen. Und das ist dann auch Programm für die weitere Geschichte, die dennoch nicht nur eine reine Aufzählung von Action-Sequenzen ist, sondern einen durchaus verzwickten Hintergrund zu bieten hat und mit  Personal ausgestattet ist, bei dem man absolut nicht weiß, was ihre Motivation ist, wem sie die Treue halten. Nach der Bond-artigen Einleitung ist der Aufbau der Verwicklungen erst recht einprägsam, ruhig und übersichtlich, doch das ändert sich bald. Hinter dem Vorhang der Geheimdienste wird gemauschelt, getrickst, intrigiert, gelogen und betrogen, was das Zeug hält. Es empfiehlt sich, das Buch nicht nur so locker wie eine Urlaubslektüre zu überfliegen, dazu sind die Vorgänge hinter den Kulissen zu komplex, zu sehr mit Politik und kalten Kriegern besetzt, als dass man da einfach zur knalligen Tagesordnung übergehen kann. Wobei das mit der Tagesordnung in dem einen Fall der Polizistin für mich doch schon ein starkes Stück war, weil man diesen Punkt gegen Ende doch recht lapidar abhakt. Ja, getötet wird in dieser Jagd- und Ballerorgie manchmal doch recht leicht und flott, was natürlich der Action ziemlich zugute kommt, aber hier und da etwas fragwürdig ist. Andererseits ist hier dann auch absolut keine wirkliche Trennung zwischen Gut und Böse zu erkennen und als so richtig realitätsnah würde ich es denn auch nicht bezeichnen. Okay, die ultrafiesen Serben sind vielleicht das ultimativ Böse, aber auf denen wird ja mittlerweile fast so gerne rumgehackt wie auf den Deutschen. Da das Buch nicht von einem deutschen Autor stammt und auch keine deutschen Figuren wirklich eine Rolle spielen, bleibt die political correctness hier mal sowas von außen vor, dass ich schon leicht erstaunt war, aber mehr erfreut, da es ja doch von der Norm abweicht. Hoch spannend, mit viel Action, einem nicht leicht zu durchschauenden Szenario, schnell und hin und wieder auch verflucht brutal für einen Thriller - YES - und ein wirklich guter Fund im Autorenpool, den Steffen Janssen da gemacht hat. Und er hat für seinen Luzifer-Verlag ja auch noch andere ausgegraben wie Chris Ryan, Jake Bible, Ian Graham, Russell Blake und und und. Wieder ein Kleinverlag, der den Marktriesen zeigt, was ne Harke ist und mit Steven Konkoly und seinem 465 Seiten starken Buch einen Topthriller abliefert. Mehr, viel mehr davon bitte. Fehlt nur noch, dass er Jonathan Maberry, James P. Sumner und/oder Jeremy Robinson verpflichtet. Und natürlich seinen Cover-Zauberer Michael Schubert behält.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2017, 20:44:26
(https://3.bp.blogspot.com/-eS6a4HeH49A/WZ_jhDaMaPI/AAAAAAAAL8Y/2FDpwAsf4yA3sDG74xSvxUStcB-rKazBwCLcBGAs/s320/0000reilly.jpg)

Matthew Reilly. Die Reptilien-Expertin CJ Cameron wird nach China eingeladen. Sie soll den größten Zoo, der jemals gebaut wurde, begutachten. Und sie darf sie mit eigenen Augen sehen: gewaltige, Feuer speiende Drachen. Es gibt diese Fabelwesen wirklich. Die Gastgeber versichern, dass sie vollkommen sicher ist und nichts schiefgehen kann.

Schon im Prolog wird der erste Mensch von einem Drachen bei lebendigem Leib (also beide sind da noch lebendig) verspeist, danach - etwas vier Wochen später - kommt CJ Cameron mit ihrem Bruder Hamish in China an, wo sie sich als weltweit anerkannte Expertin für Herpetologin auf Einladung eine riesige Errungenschaft der Chinesen ansehen soll. Die machen erst einmal ein großes Geheimnis und viel Trara um die Sache. Weitere Gäster treffen ein, darunter auch der US-Botschafter in China und sein "Referent" Johnson. Natürlich dürfen auch einige Pressefritzen amerikansicher Herkunft und Prägung nicht fehlen. Als alle beieinander sind, geht die Fahrt los und sie erreichen ein Tal mit überwältigender Aussicht, die noch überwältigender wird, als zu einem Vortrag über dieses Idyll, das China hier aus dem Boden gestampft hat, Drachen aus dem Himmel über ihnen gerufen werden. DRACHEN!!! Unglaublich. Der Vize-Direktor des Zoos weiht die Gäste mithilfe einer Assistentin in die Geschichte des Fundes der Dracheneier und den Bau des Zoos ein. Um zu zeigen, wie sicher hier alles ist und wie die Tiere gehorchen, gibt es eine Demonstration und für gelungene Darbietungen der Drachen Ratten als Häppchen - für die Drachen natürlich. Alles wunderbar, blauer Himmel, Sonnenschein und DRACHEN. Ein Wunder. Die Reise geht in einer Seilbahngondel weiter und man kann unten auf den befestigten Straßen sogar LKWs sehen, die Material anliefern. Man ist abgelenkt, man hält die Drachen für brave Tiere - und wird dann überrascht. Sie greifen die Gondel an, die netten Drachen. Und ab jetzt geht es für die Menschen im Zoo und den dazugehörigen Gebäuden nur noch ums Überleben. Die Drachen, verschiedene Gattungen, sind lernfähig und beweisen es auch ziemlich schnell. Sie umgehen Sicherheitsmaßnahmen, wissen sich gegen die bewaffneten Wächter durchzusetzen und als die Armee eingreift, haben die Kampfhelis keine Chance. CJ und ihre Mitstreiter müssen sich also etwas einfallen lassen, um die Viecher zu überlisten, die entgegen der Versprechen ihrer Gastgeber DOCH Feuer speihen können.

Gleich vorweg - ich bin hier schon ordentlich voreingenommen. Einmal, weil ich ein Fan von den Büchern des Matthew Reilly bin und es mich tierisch freut, dass seine lange Zeit verschmähten Bücher endlich wieder ins Deutsche übersetzt verlegt werden. Und zum Zweiten, weil es hier der FESTA-Verlag ist, der vor einigen Jahren von der vorherrschenden Konkurrenz der Großverlage eher als Nischenverlag und keine große "Gefahr" eingeschätzt wurde. Doch Inge und Frank Festa haben es geschafft, ihr Program kontinuierlich auszubauen, verschiedene Genres zu bedienen (wobei sie auch bewiesen haben, dass Action eben doch sein Publikum findet) und auch ein immenses Potenzial an Fans und Lesern hinter sich zu bringen. Und auf einmal konnten sie einen australischen Autoren-Star wie Matthew Reilly für ihren Verlag verpflichten (neben anderen Krachern des Action-Genres, das sie neben Horror, Thriller und Extrem-Horror im vielfältigen Programm haben). Ein Beweis, wie weit man es mit guten Ideen, Leidenschaft für gute Bücher und einem publikumsnahen Verhalten bringen kann. Und da sie mit vielen Publikationen meine Lieblingsgenres bedienen ein DANKE an die Verleger (Andere - die Marktbeherrscher - haben diese ja fallen lassen und nun sind die kleineren Verlage eingesprungen, wie man auch an "Black flagged Alpha" beim Luzifer-Verlag sehen konnte).

Komme ich jetzt einmal zur Einleitung des Buches. Da wird ein Kapitel aus einem amerikanischen Werk ("China gegen den Rest der Welt" von Adam Fischer) erwähnt, das den Drang Chinas zur Weltmacht beschreibt und zugleich einen Mangel erwähnt - keine Kultur. China habe grade mal die Große Mauer und sonst nichts zu bieten, während die USA mit Disneyland und Coca-Cola protzen kann. Groß zu Amerika und Kultur will ich jetzt nicht eingehen, aber das in dem Kapitel genannte Zeugs ist nur Kommerz und nichts weiter, die Kultur, die Amerika mal hatte, wurde mit den Indianern vernichtet, weil sie dem "Fortschritt" im Weg war. Und was China angeht: über die Seidenstraße kamen massenweise von chinesischen Errungenschaften und Kultur gen Westen und wenn die Chinesen nicht wären, würden sich die USA noch heute mit Wandmalerei beschäftigen, heute nennen die ihre Sprachverstümmelung übrigens Twitter und entwickeln sich wieder zurück, während China, neben Japan der größte Gläubiger der USA, sich in die US-Kultur einkauft.

Und nun endlich zum Buch. Action mit Drachen, da werden sich die allwissenden Literaten sicher wieder die Mäuler zerreißen, bevor sie sich hinsetzen und begeistert "Game of Thrones" wegen des dortigen Realismus schauen. Wenn man in den letzten rund zwanzig Jahren mal etwas von Matthew Reilly gehört oder gelesen hat, sollte einem bewusst sein, was den Leser erwartet. Knapp skizzierte Charaktere in einem gewaltigen Strudel wahnwitziger Action. Dass hier die ersten rund 120 Seiten einen Bezug zu "Jurassic Park" haben, hat der Autor ja selbst eingeräumt, ist dies doch sein Alltime-Favorit. Aber nachdem man das Drumherum und die wesentlichen Personen kennengelernt hat, schreibt er ein Buch, wie es sein Lieblungsbuch hätte sein sollen. Da heißt es Feuer frei (wörtlich zu nehmen) und voll auf die Fresse, keine Pausen, Cliffhanger ohne Ende und mutige Helden gegen fiese Mächte und blindwütige Drachen (wer sich etwas Anspruch im Buch wünscht, kann die Drachen dann eben als Freiheitskämpfer sehen). Ich gebe es zu, dass man manches halt schon kennt, dass die Figur der CJ mit ihrem vernarbten Gesicht ein bisschen an Shane Schofield erinnert und sie hier nun echt als eierlegende Wollmilchsau und Alleskönnerin rüberkommt, die kämpfen kann wie kein Anderer, während ihr Bruder Hamish der Sidekick für Jokes und einfach nur ein frohgemuter Hallodri ist, der aber in feindlichem Terrain zu überleben weiß. Ansonsten sind die Chinesen böse (bis auf ein paar Alibi-Nette) und die Rundaugen gut. Klare Rollenverteilung. Auch bei den Drachen mit den bösen Rotbäuchen und den Gelben um Lucky. Der Part um Lucky ist meines Erachtens zwar etwas zu sehr an den Haaren beigezogen, aber da zumindest ich viel zu lange auf einen neuen Reilly warten musste, überseh ich das einfach mal zugunsten der rasanten, fetzigen und auch recht blutigen Achterbahnfahrt durch den großen chinesischen Zoo. Atemlose Highspeed-Unterhaltung, die mich nur so durch die Seiten gehetzt hat und Drachenfeuer (Dragonfire) und (and) Drachenkämpfe (Dragonfights) zu DRAGONRAGE mixte und Hoffnung auf mehr aus dem Hause Reilly macht. Mit "Das Turnier" ist ja ein weiteres Buch aus seiner Feder schon angekündigt und ich hoffe, dass dann auch das neue Werk um Jack West jr. zu deutschen Ehren kommt. Also wer den Stil und die Krawallaction in der Temposchreibe von Matthew Reilly bisher mochte, kann hier bedenkenlos zugreifen, er wird dann bestens bedient. Und bei Festa gibt es soviele Exemplare davon, dass der Verlag sie sogar verkauft. Also zugegriffen, die 465 Seiten haben es in sich.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2017, 20:45:31
(https://3.bp.blogspot.com/-JoHnCxEE8BE/WaKXE7327yI/AAAAAAAAL_A/80T0Amznre4Bgosld5fxrCJt0hVUHniUwCLcBGAs/s1600/hei%25C3%259F.png)

Gerd Schilddorfer. Ein alter, weiser Künstler im Hindukusch, grausam ermordet. Eine schöne Archäologin, niedergestochen in Alexandria. Ein Berliner Nachtwächter mit durchgeschnittener Kehle. Der Abenteurer und Pilot John Finch kehrt nach Ägypten zurck und gerät in ein mörderisches Komplott. Die Spuren führen nach Nordafrika, zu einem sagenumwobenen Grab in der Sahara, seit Jahrhunderten bewacht von Skorpionen, dessen Geheimnis so kostbar ist, dass Menschenleben wenig zählen.

Nachdem im Prolog ein Mann 1965 in Mauretanien in einem großen Grab bei der Suche nach etwas Besonderem sein Leben lassen muss, wechselt die Szenerie nach Berlin. Dort wird ein Radler auf dem Weg nach Hause von einem Auto überfahren und zur Sicherheit schneidet man ihm noch die Kehle durch. Mit dem Schlüssel, den man ihm abnimmt, und einem Trick verschaffen sich drei Figuren Zugang zu einer Fabrikationsanlage, um dort etwas aus einem speziellen Versteck zu entwenden. Und dann kommt John Finch auf die glorreiche Idee, seine Tränke in Brasilien zu verlassen und sich auf den Weg nach Ägypten zu machen. Das erweist sich als Fehler, weil er dann sofort in eine Sache hineingezogen wird, die sich als äußerst gefährlich erweist. In Pakistan, im Grenzgebiet zu Afghanistan, wird ein alter Mann aus einer kleinen Volksgruppe, die nur in diesem rauen Bergland Anerkennung findet, brutal ermordet. Auf den Fall wird ein Polizist namens Salam angesetzt. Es ist wie ein Stich ins Wespennest. Plötzlich spielen Geheimdienste und Politiker mit, er verliert seine Familie und muss raus aus dem Land. Das ist dann der Job von Finch. In Berlin wiederum wird der Polizist Kommissar Thomas Calis mit dem Mord betraut. Seine Spuren führen in dann durch Deutschland zu Typen, mit denen er nicht wirklich rechnete.

"Heiß" hat bei mir ein gewichtiges Problem gehabt, für das weder der Autor noch die Handlung viel Können - es kam direkt nach einem Matthew Reilly in Bestform auf die Leseliste. Nach dieser Highspeed-Lektüre konnte jedes Folgebuch also nur verlieren.

Der Protagonist John Finch durfte ja schon in "Falsch" ein Abenteuer erleben und somit war mir auch einigermaßen bekannt, wie das Buch aufgebaut sein würde. Ein Mix aus Geschehnissen in der Vergangenheit, der sich über Jahrhunderte zieht, trifft dann auf Aktivitäten in der Gegenwart - und mittendrin John Finch. Viele Zeitlinien, viele Orte, noch mehr Personen, die in alles verstrickt sind und den Leser erst einmal schön durch diese Menge an Aktionen geschleift und selbstverfreilich auch noch im Dunkeln gelassen, wie der ganze Kladderadatsch zusammengehört. Fein, Spannung ist somit schon mal ordentlich aufgebaut und man fragt sich dann schon, was Ereignisse in Paragonien um 1314 nun mit einem Mord in Berlin zu tun haben könnten. Nachdem Finch für den Job angeheuert wurde, den er zu erledigen hat, bleibt er einige Zeit außen vor und Kommissar Calis wird zu einer zentralen Figur mit seinen Ermittlungen und für mich auch gleichzeitig zu DEM Sympathieträger der ganzen Geschichte - naja, nach dem Papagei vielleicht. Calis sorgt hier durchaus für einigen Humor, Anspielungen wie "Wowi" bleiben nicht aus und seine unerwünschte Medienpräsenz ist auch eine Grundlage für den einen oder anderen Witz. Finchs Papagei dagegen gibt dann die übliche Litanei an Flüchen von sich. Lockert auf, hält den Leser in der Geschichte, wenn es mal zu unübersichtlich zu werden drohte mit den vielen Handlungssträngen. Keine Frage, Spannung und Action, Humor und auch Information paaren sich in diesem Abenteuer mit den ausgefeilten Charakteren, Blicken in die Geschichte und Dunkelmännern im Hintergrund in jeder Epoche. Sobald man sich dann in diese Story eingelesen hat und wenigstens die ersten Zusammenhänge zumindest erahnt, wird die Sache fesselnder und mitreissender. Der Schluss aber wirkt dann irgendwie abgehackt, als wolle man sich noch etwas aufsparen für das folgende Abenteuer - und zumindest zwei werden es wohl noch werden. Für einen Abenteuerroman mit vielen Puzzleteilen aus deutscher Feder ist auch "Heiß" recht gut gelungen und mit Sicherheit interessanter und schwungvoller gestaltet, mit einem sympathischeren Protagonisten ausgestattet als das Zeugs von Dan Brown, das ja überall trotz vieler Fehler und immer schwächer werdenen Werken so bejubelt wird. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2017, 20:46:40
(https://3.bp.blogspot.com/-4qaWuLhHgKg/WaUsrcja8WI/AAAAAAAAMBA/AFCxkGKrdNoQ7lRFOW8IZCDPrUXqFRP-gCLcBGAs/s320/portvilablues.jpg)

Garry Disher. Wyatt erbeutet bei einem Einbruch in das Haus einer Politikerin 50.000 Cash und ein goldenes, mit Diamanten besetztes Schmuckstück. Bei dem Versuch, das gute Stück an einen Hehler zu verticken, stellt sich jedoch heraus, dass es seit einem Bankraub der berüchtigten Magnetbohrerbande auf der Fahndungsliste steht. Jetzt ist nicht mehr nur die Polizei hiner ihm her, sondern auch andere zwielichtige Typen.

Trotz einiger Erfolge in der letzten Zeit, zerfließt Wyatt das Geld regelrecht zwischen den Fingern und er hat sich auch noch selbst dazu verpflichtet, sich um einen verletzten Kumpan zu kümmern, der nicht mehr für sich selbst sorgen kann. So lässt er sich auf einen neuen Auftrag ein und soll 50.000$ aus dem Safe einer Politikerin klauen. Kein Problem - und da es Schmiergeld ist, dürfte es auch keinen außer der korrupten Trulla stören. Doch Wyatt greift sich noch eine Brosche, diamantenbesetzt und von einigem Wert. Und mit viel Ärger im Gepäck, wie er alsbald feststellen muss. Plötzlich sind alle möglichen schrägen Typen hinter ihm her und er gerät immer mehr in die Bredouille. Letztendlich bleibt ihm dann nichts mehr übrig als den Weg zu gehen, der am Gefährlichsten ist - den Hintermann zu suchen. Dabei erlebt er einige Überraschungen und muss bald wieder um sein Leben kämpfen.

In "Port Vila Blues" gibt es tatsächlich einmal wieder kleine Informationshäppchen über den Menschen Wyatt. Nicht viel, aber immerhin. Wichtiger ist die durchaus komplexe Geschichte, die hier mit etlichen Figuren aufwartet und nicht bei allen frühzeitig ihre Motivation für den Leser bereithält. Auch Wyatt muss sich da mühsam hindurchackern. So gerät er an die Hehlerin Liz, in die er sich tatsächlich verliebt - soweit das für einen Mann wie ihn, der cool, akribisch, professionell und distanziert seiner Arbeit nachgeht, überhaupt möglich ist. Wieder geht es in Dishers Welt absolut unmoralisch zu, sind die Cops nicht besser als die Verbrecher, die sie jagen sollen. Hier will jeder einen größeren Anteil am Kuchen oder die Sore einfach ganz für sich. Käufliche Richter? Aber immer doch. Mördersiche Cops? Klar. Menschen am unteren Ende der Nahrungskette als Kleingangster, während in der anderen Richtung geprasst und geprotzt wird, weil man die richtigen Leute kennt, irgendwie über dem Gesetz steht und abzocken kann, wen man will. Politiker? Auch in Australien nur im Dienste der eigenen Sache. Doch manche Cops erinnern etwas an die TV-Serie "The Shield" wenn sie gerade von einem Raubzug zurückkommen und auf dem Weg noch eine Frau retten, die übelste Dresche von ihrem brutalen Gatten erhält, sich wieder ins Auto setzen, Jimmy Barnes hören und weiterfahren. Was die Frau mit ihrem jetzt recht wehrlosen und wertlosen Gatten anstellt, interessiert die beiden Polizisten nicht wirklich. Aber auch Wyatt sieht sich neuen Problemen ausgesetzt. Der Weg zur bargeldlosen Zahlung raubt ihm, der ja nur Cash erbeuten will, bald den Lebensunterhalt. So fehlt ihm nur noch der eine, riesige Coup, mit dem er ausgesorgt haben und sich einen Ruhesitz auf einem Inselparadies gönnen könnte. Doch bis dahin muss er weiter Coups planen, vorsichtig und umsichtig agieren, niemandem mehr trauen und sich nicht von Gefühlen leiten lassen. Wieder ein Wyatt, der spannend und mit mehr Abwechslung auf den 265 Seiten daherkommt als die ersten beiden Bücher. Ansonsten ist alles typisch und somit alles in Ordnung. Möge der nächste Band kommen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2017, 20:48:13
(https://3.bp.blogspot.com/-AWzWGsmdZwk/WaaBFXUI4rI/AAAAAAAAMDI/Y18z1Z79QKEjzspK1QV7d75LxMARnAgvACLcBGAs/s320/niederschlag.jpg)

Garry Disher. Nach kurzer Liaison mit der Polizistin Liz Redding will Wyatt schnellstens untertauchen. Doch er trifft seinen Neffen Raymond wieder, der ihm den Raub einer Kunstsammlung schmackhaft machen kann. Doch Wyatt ahnt nicht, dass sein Neffe auch andere Deals am Laufen hat. In der Meerenge vor Tasmanien will er mit zwielichtigen Abenteurern eine versunkene Barke voll spanischer Goldmünzen bergen und nebenbei auch noch einen Klienten seines Anwalts aus der Untersuchungshaft befreien. Ist Wyatt bei der Einschätzung der unbekannten Faktoren diesmal ein fataler Fehler unterlaufen?

Kleinstädte im Hinterland zittern vor dem Buschbanditen. Ein Räuber, der schnell und clever vorgeht, beim geringsten Anzeichen von Schwierigkeiten auch mal einen Coup abbricht, bevor es Ärger geben kann. Zudem kan nman sich nie sicher sein, was oder wen er überfällt. Zu seinen bevorzugten Zielen zählen zwar Banken, aber auch kleine Läden, Restaurants oder Geldtransportehaben sich schon seiner Aufmerksamkeit erfreuen können. Mit dem Geld zieht er in Casinos an die Spieltische und mimt den reichen Burschen aus gutem Hause. So fällt er auch Vallance und der Braut Allie auf. Die wollen ihn unbedingt als Finanzier und Teilhaber für eine Bergung eines Goldschatzes von einem gesunkenen Schiff der spanischen Armada. Da er aber sein Geld aus dem letzten Coup schon verspielt hat, muss er den Fluchtwagenfahrer bei einem Gefängnisausbruch markieren und sich für einen weiteren Bruch einen Partner suchen, der etwas von Kunst versteht. Da kommt ihm Wyatt gerade recht. Der ist wieder zurück von seiner Bootstour und benötigt dringend Kohle. Also holt er ihn an Bord, als sie sich zufällig treffen. Und Wyatt sieht die Chance, seinem etwas hitzköpfigen und trotz allen Misstrauens auch naiven und leichtsinnigen Neffen etwas von seinem Erfahrungsschatz weiterzugeben. Was ihn mehr stört, sind dessen beiden Kumpane und der Typ Steer, der aus dem Gefängnis geholt wurde, denn der hat mit Wyatt noch etwas zu klären.

Auf der Buchrückseite heißt es, dies wäre das Finale der Wyatt-Saga. Ich petz mal schon und verrate, dass mit "Dirty Old Town" ein weiteres Werk im Jahr 2010 nachgelegt wurde und dass hierzulande Ende dieses Jahres oder zumindest dann anfang 2018 mit "Hitze" dann schon Buch Nummer 8 erscheinen soll. Aber jetzt erst einmal zu "Niederschlag". Es ist nicht wirklich neu, dass man dem Personal der Romane mit Skepsis gegenübersteht, da sie eigentlich alle irgendwie Dreck am Stecken haben und Gauner ohne Ehre und Moral sind. Ehrlichkeit hat hier sehr enge Grenzen gesetzt bekommen. Und unter sich betrügen sich die Verbrecher selbstverständlich ebenfalls. Deshalb arbeitet Wyatt gerne allein oder wenn es schon sein muss, nur mit zuverlässigen Leuten, die er kennt. Doch alte Kumpane und Hehler sterben ihm langsam weg, die Zeiten, wo so ein Bruch leicht erledigt wurde, sind vorbei. Zuviele Neuerungen zur Strafverfolgung setzen ihm zu, er wird alt und lässt den Leser hier bei ein oder zwei Rekapitulationen seines Lebens weitere Einblicke in seine Vergangenheit erhaschen. Dazu gehört dann auch sein Neffe Raymond. Er weiß zwar von ihm, aber sie hatten nie wirklich viel miteinander zu tun. Dessen Dad war auch ein Gangster, aber auch ein Säufer, der seine Familie regelmäßig verdroschen hat, bis er irgendwann die Treppe runterstürzte und isch seinen betrunkenen Kopf endgültig aufgeschlagen hatte. Doch von einem lukrativen Coup lässt sich ein Wyatt nicht abhalten, zudem er die Kohle benötigt. Aus verschiedenen Perspektiven wird hier ein spannender Hardboild-Thriller konzipiert, der nicht an düsterer Atmosphäre um die knappen Dialoge herum spart. Auf diesem Weg führt Garry Disher seine Figuren zu einem Finale, das einige nicht lebend überstehen werden. Rund 260 Seiten aus dem Sumpf des Verbrechens, der so gar nichts mit der überall propagierten Romantik und Schönheit im Bereich der Gentleman-Gauner zu tun hat und mehr mit Überlebenskampf und dunklen Ecken bei immerwährender Gefahr durch Polizei und eigene Freunde und Kumpane auftrumpft, während er den politische Korrektheit-Zwang der neuen Generation völlig außen vorlässt. Gut so.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2017, 21:02:19
(https://4.bp.blogspot.com/-HetMLTtOPWM/Wafpyd2_17I/AAAAAAAAMFU/15HIteYCOxYkXf7IaT5HtnGVorCXigxrQCLcBGAs/s320/tiefe.jpg)

Nick Cutter. Eine tödliche Seuche erfasst die Menschheit. Deine Lunge vergisst zu atmen, dein hewrz vergisst zu schlagen. Dann kommt der Tod. Noch gibt es hoffnung: Wissenschaftler entdecken einen Meeresorganismus., der die Rettung sein könnte. Doch die Mission gerät außer Kontrolle. Der Arzt Luke Nelson muss sich in die Schwärze des Meeres begeben, zur Tauchstation des Forschungsteams. Dorthin, wo etwas Böses lauert. In die Tiefe.

Die Welt wird zugrunde gerichtet,von einer Krankheit, die man den "fleckigen Tod" nennt. Auf dem Weg zu seinem neuen Arbeitsumfeld sieht Luke einige Erkrankte und ein merkwürdiges Verhalten von Gottesanbeterinnen, die sich gegenseitig den Garuas machen. Am Ziel angekommen, heißt es ab in die Tiefe, wo sein Bruder schon in der Station Trieste die Forschungsarbeiten aufgenommen hat. Begleitet wird er von Alice, die das Tauchboot Challenger 5 steuert. Dort unten geht vermeintlich Merkwürdiges vor und Luke soll seinem Bruder Clayton Unterstützung gewähren,um den Organismus Ambrosia zu untersuchen, da er möglicherweise die Menschen vor dem endgültigen Untergang durch den fleckigen Tod retten kann. Kaum angekommen, reißen die alten Narben des früheren Bruderzwists wieder auf, alte Animositäten brechen sich Bahn und zudem entpuppt sich Clayton als Mensch, der in der Tiefe am besten aufgehoben sein dürfte.

Wie oft wird von Rezensenten "Tiefe" bei den Storys der ausgewählten Autoren und deren Büchern verlangt? Nicht zuzählen, hab ja selbst auch schon einige Male ähnliche Äußrungen getätigt. Tiefe bekommt man hier genug. Wer aber auf einen spannenden Thrill mit ordentlich Grusel und auch Blut und Gekröse erwartet hat (besonders, weil man die Stephen King-Äußerung von wegen "blutig und böse" mal wie gewohnt bei diversen Verlagen wiederverwertet hat), wird enttäuscht. Von der Krankheit und dem Untergang der Zivilisation erfährt man fast nichts. Nur zu Beginn einige kleine Häppchen, um dann die Tauchfahrt zu rechtfertigen. Also von einem Endzeithtriller weit entfernt. Dann die Hauptfigur. Der arme, arme Luke. Was ihn wohl zum Sympathieträger machen sollte, degradiert ihn eher zu einem wandelnden Klischee, einem Hampelmann, der ewig kuscht, winselt und vor Neid auf den Bruder scheinbar vergeht, weil dem Bruder nach seinem Empfinden alles in den Schoß gelegt wurde, obwohl der doch ein unmenschlicher Soziopath ist. Dann hat er auch noch seinen Sohn verloren und die Frau ist weg. Oweh, oweh, Mitleid mit dem Burschen muss der Leser jetzt aber haben. Was für ein Kontrast zu Wyatt aus den Romanen von Garry Disher. Clayton ist dann auch wirklich der Gegenentwurf zu Luke. Ein Genie, aber ein schlimmer Finger ohne Rücksicht auf die Gefühle anderer Menschen. Jemand, der sich erhaben über alle stellt, die ihm nicht gewachsen sind. Alle weiteren Personalien sind nur Staffage. Denn jetzt wird es wirklich tiefgründig, tiefsinnig und vor allem tieflangweilig. Albträume, Visionen, Tiefenkoller, Lagerkoller, Platzangst, Spinnenphobie - und nach diesem Buch hab ich eine (Autoren-)Spinnerphobie. Von den 500 Seiten gehen vielleicht die Hälfte für die eigentliche Story drauf, der Rest dreht sich um die Vergangenheit der Burschen, um die böse Mama, die besonders Luke gestriezt hat. Beklemmend, blutig und böse. Ja, das passt - auf den Film "Leviathan" und in der Tiefe des Weltraums auf  "Alien", aber zu dem Buch passt nur böse - weil es eben böse langweilig ist. Vielleicht wollte der Autor auch nur mit einem Selbsttest auf die Gefahren des LSD-Gebrauchs hinweisen, denn an einen solchen Trip erinnert das Buch wirklich. Was der Beginn zusammen mit dem Klappentext verspricht, wird absolut nicht gehalten, dem Erzähler geht schon bald das Vermögen aus, den Leser durch spannende Unterhaltung in die Lektüre zu vertiefen. Er ermüdet ihn nur durch Rückblenden und viel Geschwafel, lässt den Hauptgrund - die Krankheit - bald außen vor und versucht sich an der Psyche. Hätte er das besser mal gelassen. Er ist Autor und kein Psychoklempner. Kurze, aufrüttelnde Schnipsel, die dann einen Eindruck erwecken als würde bald mal aufs Tempo gedrückt, werden schnell wieder eingelullt. Es gab da früher im TV einmal etwas im Nachtprogramm, das mehr Spannung vermittelte - das Testbild!!! Nach nunmehr drei Büchern von Nick Cutter kann ich eigentlich nur "Das Camp" empfehlen, da mir der Religionskampf in "Die Erlöser" zu aufgesetzt wirkte. Ich wrde jetzt mal eine Warnung für all jene Leser aussprechen, die hier auf einen Endzeit-Thriller mit Spannung, Action und interessanten Figuren hoffen. Lasst es bleiben, die 520 Seiten könnten verärgern.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2017, 21:03:15
(https://3.bp.blogspot.com/-GfnRsrY69w0/Wak1siPBmvI/AAAAAAAAMG4/AUKM_6mfsNYwyJSss3nxeSVceTuZ881xACLcBGAs/s320/Garry-Disher-Dirty-Old-Town-662x1024.jpg)

Garry Disher. Wyatt muss die Ansprüche zurückschrauben und sich mit Klein-Klein begnügen. Ein Juwelenjob erscheint da ganz nach seinem Geschmack ― nichts Extravagantes, nichts Undurchschaubares, bis auf die Tatsache, dass es Eddie Oberins Job ist und nicht nur Oberin darauf besteht, bei dem Überfall mitzumischen, sondern auch seine Exfrau Lydia Stark, von der das Insiderwissen stammt. Wyatt arbeitet lieber allein, gibt aber grünes Licht, denn sein Plan ist wie immer akribisch vorbereitet. Doch keiner ahnt, dass die ins Visier genommenen Juweliere von ihrem französischen Cousin Alain Le Page mit in Europa gestohlenen Uhren und Schmuck versorgt werden, die sie in Australien mit ihrer legalen Ware tarnen.

Wyatt ist in Melbourne nach 13 langen Jahren wieder auf den Plan getreten, um sich frisches Geld zu besorgen. Er hat sich dazu einen Hafenmeister ausgesucht, der auf dem Weg ist, 75.000$ Bestechungsgeld einzusacken. Der Austausch gelingt, aber der Hafenmeister hat nicht lange etwas davon, Wyatt kassiert ab. Und muss schnell feststellen, dass derjenige, der den Empfänger des Geldes abgezogen hat, somit auch ihn um sein wohlverdientes Diebesgut brachte. Die Päckchen sind nur mit dem ersten Blatt und dem letzten mit richtigem Geld bestückt - dazwischen liegt nur Papier. Also muss ein neuer Coup her. Den hat Eddie Oberin an der Hand. Er und seine Ex-Gattin wollen ein Paar Franzosen abziehen, die mit Juwelen - und auch Diebesgut aus Europa - handeln. Dazu kommen noch Wertpapiere in mehrfacher Millionenhöhe ins Spiel und eine Pole-Dancerin mit so allerlei Talenten. Und Wyatt findet einen würdigen Gegner in dem Franzosen Le Page, der ihm schwer zu schaffen macht. Bald spielt jeder sein eigenes Spiel. Die Polizei, die Juweliere, die Stangen-Trulla, der Franzose und auch Eddie - und Wyatt kann sehen, wo er bleibt.

Dieser neue Roman um den Dieb und Gelegenheitsmörder - wenn ihn halt jemand bescheißt oder bedroht - Wyatt ist eine komplexere Angelegenheit als erwartet und mit 320 Seiten auch umfangreicher. Viele Figuren, die eingeführt werden müssen, einige verbrecherische Pläne, die erläutert gehören und das Zusammenführen der Kontrahenten, das nicht alle heil überstehen. Wyatt schert sich eigentlich nicht um andere Leute, misstraut ihnen lieber, statt ihnen zu vertrauen und auch bei Lydia Stark, der Ex von Eddie, hat er so seine Zweifel. Bei Khandi dann eher weniger. Eine selten dämliche Nebenfigur muss an Wyatts Stelle dran glauben, was den natürlich wenig schert. Er ist und bleibt ein verkommenes Subjekt, das sich auch selbst die Hände schmutzig macht, wenn nötig. Und wann das nötig ist, entscheidet er, nur er. Trocken und fies ist der siebte Teil der Wyatt-Reihe um den alternden Verbrecher, der sich mit den Neuerungen in der Welt herumschlagen muss. Es gibt einen Showdown mit einem kleinen Denkfehler, der schon ins Gewicht fallen würde, würde man sich drum scheren. Tu ich aber nicht. Bleibt also eine unterhaltsame Bösartigkeit mit dem akribischen Planer seiner Verbrechen im fernen Australien. Und dann erwarten wir mit "Hitze" ja auch noch den achten Roman um den geschätzten Antagonisten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2017, 21:04:50
Nur eine Vorschau!!!!

(https://1.bp.blogspot.com/-XkHLr0mC5F0/WapoQwhbxxI/AAAAAAAAMHg/1fsrRQT82gIjXh1joHagT-4haBi1jM2gACLcBGAs/s320/stratton.jpg)

Als Cover-Illustrator hat man wieder den einzigartigen Michael Schubert von der Leine gelassen.

Inhaltsangabe zum Buch von Duncan Falconer:

Während eines Undercover-Einsatzes zur Überwachung der Real IRA wird einer der im Einsatz befindlichen Agenten des Special Boat Service entführt. Alles deutet auf einen Maulwurf beim MI5 hin, der die Männer ans Messer geliefert hat.
Wenig später wird jedoch auch bei dem Versuch, in Paris die Identität des Verräters zu lüften, ein weiterer Navy Seal entführt.
Der Britische Geheimdienst aktiviert daher den einzigen Mann, der die Agenten retten kann, bevor es zu spät ist: Stratton. Ein Mann, der für seine tödliche Präzision bekannt ist.
Der Einsatz wird zu einem Wettlauf gegen die Uhr, denn die Entführungen sind nur Teil eines ausgeklügelten Plans, der nicht weniger als den größten Terroranschlag der IRA auf englischem Boden zum Ziel hat.

Weitere Infos:

Genre: Thriller
geplanter ET: 15.12.2017
Seiten: ca. 650
Preis: 14,95 €

Auch so ein Autor, auf den ich regelrecht gelauert hab, dass er endlich mal in deutscher Übersetzung erscheint. Danke an den Luzifer-Verlag, der sich auch dem actionreichen Thriller-Genre widmet und einige - teilweise unbekannte - Perlen daraus veröffentlicht - und mit dem Abo vom Verlag kann man eigentlich auch nix falsch machen. Ich vermute stark, unser Leser Sean Archer weiß das auch zu schätzen.

Quellen: Luzifer-Verlag und Michael Schubert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 September 2017, 21:07:24
(https://3.bp.blogspot.com/-0PFu8syMr6w/WapzO35oRFI/AAAAAAAAMIU/NPYOuwR1X0wb03Vq0DmEHMh-YENCUNHIACLcBGAs/s320/Die-Farm-Tom-Abrahams-600-581x851.jpg)

Tom Abrahams. Fünf  Jahre nach einer verheerenden Seuche lebt Armeeveteran Marcus Battle zurückgezogen und isoliert, allein mit seinen Waffen und den Gräbern seiner Familie. Abgeschottet von dem Chaos außerhalb seiner Ranch im Herzen von Texas führt Marcus ein spartanisches Leben. Wer ungefragt sein Land betritt, wird erschossen. Doch dann sucht eine von marodierenden Horden gejagte Frau bei ihm Zuflucht, und Marcus muss eine Entscheidung fällen: Soll er sie den Mördern überlassen? Oder soll er ihr helfen und dafür sein sicheres Refugium gefährden?

Marcus sitzt im Dunkeln auf seinem Hochsitz, der eigentlich ein Baumhaus für seinen - nun verstorbenen - Sohn war und beobachtet die Umgebung via Nachtsichtgerät. als dann auch noch Geräusche an sein Ohr dringen, reagiert er vorsichtig, aber gewaltbereit. Dann sieht er eine Frau erschöpft auf seinem Gelände herumstolpern. Ihr sitzen einige Typen im Nacken. Oder ist sie der Lockvogel, um ihn in eine Falle zu treiben? Er entscheidet sich dafür, der Frau zu helfen. Drei Kerle legt er um, aber später erfährt er von der Geretteten, dass noch ein vierter beteiligt war. Der ist zurück ins Quartier des Kartells getigert und erstattet Meldung. Nicht nur die Erschöpfung macht ihm zu schaffen, auch die Angst vor den Bossen und Unterbossen in dieser Nebenstelle des Kartells, denn schließlich ist er als einziger Überlebender einer Vier-Mann-Jagdgruppe zurückgekommen. Doch man glaubt ihm seine Story und macht sich bereit, diesen Typen da draußen, von dem niemand etwas mitgekriegt hat, seitdem man das Land nach dem Abzug der Armee übernommen hat. Man beschließt zu handeln. Und Pico, der weiß, wo das Anwesen ist, soll sie führen. Auch auf der Farm tut sich einiges. Battle erfährt, dass die Frau ihren Sohn sucht, der womöglich noch in den Händen der Verbrecher ist und will ihn befreien. Nicht Battles Angelegenheit. Er will die Farm weder verlassen, noch weiter auf sie aufmerksam machen.

"Die Farm" ist - wie man an der Unterzeile "Die Traveler-Reihe" erkennen kann -  eine sich über mehrere Bände erstreckende Geschichte um den Überlebenskampf nach dem Ausbruch einer üblen Seuche, die den Großteil der Menschen dahinrafft. Der amerikanische Autor lässt seine Handlung selbstverständlich in der Heimat spielen und die Weite des Landes gibt ihm auch die Möglichkeit, eine einsam gelegene Farm mit einem Einsiedler, der sich schnell als Prepper herausstellt, über Jahre unentdeckt zu lassen. Battles Schicksal wird in zwei Zeitebenen erzählt. Da ist einmal das Jahr 2032, das kurz vor dem Ausbruch der Seuche spielt. Der Ex-Soldat ist der typische Schwarzseher, der sich auf die Apokalypse vorbereitet und auch aus diesem Grund keine näheren Bekanntschaften mit den Leuten im Ort haben will, da dies später - wie sich auch zeigen wird - zu Problemen führen kann. Seine Frau hingegen ist gerne mit dem kleinen Sohn in der Stadt - und deswegen wird er bald zum Einzelgänger. Als dann das große Sterben beginnt, hilft er niemandem, ist misstrauisch und kapselt sich total ab. Und im Jahr 2037, fünf Jahre nach der Katastrophe, tut er dann alles, was man sich so über diese Prepper genannte Bevölkerungsgruppe so erzählt. Zwischendurch wird auch über die Seuche, eine Art der Lungenpest, parliert und dabei das Problem der Resistenz gegen geläufige Medikamente angerissen, das ja auch in der Realität schon Besorgnis erregt. Dabei bleibt es dann aber auch und der Autor setzt auf leichtere Kost mit etlichen Anspielungen auf populäre Filme und Musik sowie recht schlichten Charakteren. Es ist eine Geschichte um einen tapferen Mann, der das Geschick in die eigenen Händen nimmt und sich nicht unterkriegen lässt, ähnlich wie Gordon bei G. Michael Hopfs "The End"-Reihe. Action, Tempo, Waffenkunde, endlich mal keine Zombies, fiese Typen, starke Frauen und ein Held. Simple Mixtur, unterhaltsam dargeboten, flott zu lesen und die dann noch mit einem fiesen Cliffhanger ein vorübergehendes Ende findet. Einfach ja, aber so rasant dargeboten, dass es auch wieder egal ist. Mir hat es jedenfalls gefallen, was da über rund 300 Seiten geboten wurde. Was ich mir wünschen würde, wären vielleicht einmal andere Gegner. Auf Zombies hat er ja verzichtet, da sind dann aber immer wieder die Despoten oder Kartelle, die sich nach dem Zivilisationszusammenbruch als radikale Herrscher aufführen. Warum nicht einmal durchgeknallte Cover-Illustratoren, die wie böswillig-verrückte Clowns das Land nach Opfern durchstreifen, die sie mit fiesen Spielen in den Tod treiben können und sich dabei fast kaputt lachen? (Die Antwort des angesprochenen Illustrators ließ nicht lange auf sich warten).
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 September 2017, 10:38:22
(https://3.bp.blogspot.com/-F3-bfP0sPfM/Wa5hf5GZ8QI/AAAAAAAAMKo/atlmzlwPvRIjZsAkrxkeZMWmaVbp6CVnwCLcBGAs/s320/omegadays2.jpg)

John L. Campbell. Die Zeit der Hoffnung ist vorbei: Seit sich das Omega-Virus mit rasender Geschwindigkeit auf der Erde verbreitet hat, kriechen die Toten aus ihren Gräbern und machen Jagd auf die Lebenden. Pater Xavier Church sieht es als seine Pflicht an, die wenigen Menschen, die die Plage bisher überlebt haben, an einen sicheren Ort zu bringen - falls er in einer Welt, die inzwischen den Toten gehört, noch einen findet.

Die verschiedenen Gruppen, die man im ersten Teil verfolgen konnte, kommen zusammen und flüchten sich auf einen Flugzeugträger, der nahe des Hafens aufgelaufen ist. Jetzt beginnt die Zeit des Aufräumens. Sie müssen das riesige Kampfschiff von den vielen Toten befreien, die es beherbergt. Und ein solches Schiff hat seine dunklen Ecken, Lagerräume, die nicht nur voll mit notwendigen Lebensmitteln sind, sondern auch mit umherschlurfenden Toten, die bei der Ankunft von Frischfleisch so richtig in Wallung kommen. Jetzt heißt es Zusammenstehen für die Gruppierungen, die es bis hierher geschafft haben und ein blutiges Gemetzel nimmt seinen Lauf.

Ich beginne mal mit den Mängeln, damit die nicht als Letztes haften bleiben, wenn man das liest, denn die Story selbst ist fetzig und gut. Schon beim Cover fängt es an, denn das Schiff, das da abgebildet ist, ist eher ein Seelenverkäufer, der vielleicht zu "Apokalypse Z" gepasst hätte, aber hier für einen Flugzeugträger doch etwas mickrig ausgefallen und dem Kriegsschiff auch recht unähnlich ist. Wäre eigentlich nur eine Kleinigkeit, würde man hier nicht noch geboten bekommen, wie wenig es Verlage eigentlich schert, ob man den Kunden vernünftige Ware für deren gutes Geld abliefert. Da werden schon mal ganze Worte weggelassen, immer wieder fehlen Buchstaben, wird man durch fehlende Absätze, wenn es direkt mit einem Szenenwechsel und anderen Figuren weitergeht, aus dem Lesefluss gerissen, weil man den Eindruck hat, etwas überlesen zu haben. Manches davon kann natürlich auch am Satz liegen, der vermutlich unsauber ausgeführt wurde vom KompetenzCenter😈. Zumindest macht es den Eindruck. Schade, aber auf entsprechende Hinweise aus der Leserschaft, den zahlenden Kunden, reagieren solche Verlage ja nicht.
Ein kurzer Rückblick zu Rosa direkt zu Beginn des Ausbruchs leitet die weiteren Geschehnisse ein, die nahezu direkt an die Ereignisse im ersten Band anschließen und man all die liebgewonnenen Sympathieträger und auch die Arschgeigen bald vereint sieht. Ab jetzt gilt es nur, die Protagonisten zu verfolgen, wie sie das Schiff von dieser miesen Untoten-Pest befreien, die sich als schlimmer erwiesen hat als in anderen Werken geschildert. Die Monster können sich schneller bewegen, wenn es sie zum Fressen treibt, sie können einige simple Herausforderungen lösen wie z. B. Türen entriegeln. Immer wieder sehen sich Mitglieder der Überlebenden in nahezu ausweglosen Situationen eingekesselt, wo sie nur mit Glück und Cleverness wieder rauskommen. Und hier beileibe nicht alle. Einige der positiven Charaktere werden verschwinden, andere bekommen sogar etwas Hoffnung für die Menschheit durch eine Wendung, die der Autor einbaut. Selbstverständlich gibt es auch die richtig üblen Gesellen, die zumindest in einem Fall doch sehr überzogen dargestellt werden, um sie von den Anderen abzugrenzen. Worauf man sich verlassen kann, ist eine Art Dauerfeuer auf rund 3/4 der Lektüre, das sich dann auch bis zum Ende hin hält - und dann ist der stählere Krieger noch lange nicht frei von Zombies. Und was ist eigentlich mit der Kampfgruppe, die so einen Flugzeugträger immer umschwirrt wie Pilotfische den Hai? Was wird noch aus den Erdbeben, die immer mal wieder kleine Stöße versetzen? Wieso spüren die Toten das Nahen dieser Beben immer kurz zuvor? Fragen über Fragen, die dieses sehr actionreiche und rasante Buch noch stellt. Ein guter Zombie-Reißer, der zu unterhalten weiß, wenn der Leser nicht grad mal wieder über Fehler stolpern muss. Ordentlich mit einigen Abweichungen vom bekannten Szenario und für den Mainstream durchaus eine Empfehlung wert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 September 2017, 13:26:57
(https://4.bp.blogspot.com/-GUzXniuoIa8/WbZM8i1hPvI/AAAAAAAAMNY/513OjQCQhxQRlBw0J8vJvklBfzgAntXKQCLcBGAs/s320/rubicon.jpg)

James Swallow. Marc Dane ist Agent beim Britischen Geheimdienst. Er ist der Typ am Computer, der Technikexperte jenseits der Action. Als er nach einem brutalen Anschlag auf sein Team als einziger Überlebender zurückbleibt, kämpft er plötzlich an vorderster Front. Nicht nur muss er sein Land vor einer düsteren Bedrohung retten, er muss auch seine eigene Unschuld beweisen. Völlig auf sich allein gestellt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Hilfe der toughen Agentin Lucy Keyes anzunehmen. Keyes weiß, was es bedeutet, niemandem vertrauen zu können. Und sie verfügt über all jene Fähigkeiten, ohne die Dane den bevorstehenden Kampf nicht überleben kann.

Barcelona wird von einem verheerenden Terroranschlag aufs Tieftste erschüttert - und niemand kennt die wahren Täter bis sich die Gruppe Al Saif (Das Schwert) dazu bekennt. Andernorts sitzt Marc Dane mit Kollegen in einem Überwachungs-Van, von dem aus sie das Zugriffsteam unterstützen sollen, das an Bord der Palomino gehen soll, um dort nach Waffen für einen weiteren Anschlag in Europa zu suchen und die Terroristen an Bord unschädlich zu machen. Geliefert werden Waffen für den Terror von einer schattenhaften Organisation mit dem Namen Das Kombinat, dessen Ziel keiner kennt. Sekunden bevor es passiert, erkennen die Männer im Van die Falle, die ihnen gestellt wurde. Doch es ist zu spät. Eine Bombe geht hoch und tötet die Männer des Eingreifteams. Marc hetzt aus dem Überwachungs-Van, um nach den Kollegen zu sehen. Das rettet ihm das Leben, denn auch sein Arbeitsplatz wird mitsamt der Besatzung vernichtet. Marc flüchtet und will dann in den Schoß der Familie zurückkehren, doch dort hält man ihn für einen Verräter und die Interne ermittelt auf recht grobe Weise gegen ihn. Als sie ihn dann in ein separates Verhörzentrum überstellen wollen, kann er ausbüxen. Seine Freundin Sam, die zum getöteten OpTeam gehörte, hatte für alle Fälle ein Versteck eingerichtet, in dem sich Waffen, unterschiedliche Pässe und Kleidung zum Wechseln befanden. Dort zieht es ihn hin. Er kann sich neu ausrüsten und findet einen Stick, der wohl brisantes Material enthält und vielleicht auch der Grund für all die Toten ist. Möglicherweise kann er damit seine Unschuld beweisen und einen Verräter enttarnen. Doch zuerst muss er Distanz zwischen sich und seine Verfolger bringen. Doch auch eine weitere Organisation ist ins Spiel involviert, während im Ausland junge Burschen, vermeintliche Waisen, von Lehrern an einer abgelegenen Schule instruiert werden, man ihnen eine ausgereifte Gesundheitsfürsorge angedeihen lässt und sie sich auf alles vorbereiten sollen, das ihre Zukunft für sie bringt.

Die Freude am Neuen versprüht der Roman zwar nicht, aber dafür ist dies auch der einzige Makel. Wie der Autor im Nachwort ja andeutet, kann man etwas Ian Fleming (viele Schauplätze), Tom Clancy (Terrororganisation, Vorbereitung, Planung) und eine ganze Menge Robert Ludlum entdecken. Und das Beste ist, das Niveau eines Robert Ludlum hält das Buch die ganze Zeit über, ist all jenen "Pseudo-Ludlums" der letzten Jahre überlegen, wobei ich einschränkend sagen muss, dass einige der Autoren, die von den Ludlum-Erben verpflichtet wurden, mit ihren eigenen Romanen besser abschneiden, auch wenn sie nicht ganz das Niveau des Meisters erreichen. Genannt seien als Beispiel mal Mark Greaney und Gayle Lynds. Von Beginn an wird der Spannungslevel hochgeschraubt, fiebert der Leser mit und ist gierig darauf zu erfahren, was hinter alldem steckt. Sicherlich sind einige Aktionen dem Vielleser schon bekannt, Vermutungen machen sich schnell breit - und werden über den Haufen geworfen. Okay, nicht alle. Dennoch kann man nicht alles vorausahnen, was der Protagonist, der eingangs eher als Bürohocker geschildert wird, erleben muss. Neben den Geheimdiensten sind unterschiedliche Organisationen involviert, deren Ziele nicht immer klar sind und auch etliche Figuren sind nicht so leicht zuzuordnen, wie in etlichen Thrillern, die auf den Markt geworfen werden. Viele Wendungen und auch ein große Mass an Actionsequenzen zu den undurchschaubaren Charakteren sowie ein fein gezeichneter Protagonist, der all seine Fähigkeiten einsetzt, um zu überleben. Lucy Keyes ist meines Erachtens zumindest in diesem Roman eher ein markantes Beiwerk, eine Kämpferin, die dem Protagonisten zwar zur Seite steht, aber dennoch nicht zu einer der Hauptfiguren wird. War zumindest mein Eindruck. Viele Szenenwechsel, Cliffhanger am Kapitelende, perfide Pläne, Schusswechsel und Explosionen, Verfolgungsjagden und Hochspannung ergeben zusammen einen Spitzenthriller, der so nahe an Robert Ludlum ist wie zuletzt höchstens Brad Thor. Ein echtes Highlight des Genres von einem neuen Stern am Thrillerhimmel, der es sich auch nicht nehmen ließ, das Ende seines Erstlings mit einem in Teilen offenen Ende zu versehen. So hat denn nun auch mal ein (blinder?) Großverlag ein korn gefunden. Ich kann nur hoffen, dass der Verlag jetzt nicht wie so oft - auch andere haben diese Marotte - einknickt und die Serie weiterführt, statt sie abzubrechen. Thrillerunterhaltung vom Besten auf 635 Seiten. Unbedingt lesen. Übrigens war auch hier das "KompetenzCenter" beteiligt. Aber so gut wie fehlerfrei. Es geht also doch.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 September 2017, 19:12:44
(https://2.bp.blogspot.com/-9WkEvQFjYyQ/Wbe1NZ4i1EI/AAAAAAAAMPM/N0-OL5uv2DIA_Nsa_iMK2_-VVsN1PYCygCLcBGAs/s320/the-gray-man-unter-beschuss-182498300.jpg)

Mark Greaney. Vor vier Jahren wurde Court Gentry, der Gray Man, von seinen Kontaktleuten bei der CIA verraten - seitdem schlägt er sich als privater Auftragskiller durch. Doch die jüngste Mission stellt ihn vor eine schwierige Aufgabe: Sein Kunde, ein russischer Waffenhändler, fordert den Kopf des sudanesischen Präsidenten Abbud, der für die Völkermorde in Darfur verantwortlich ist. Seine früheren Chefs setzen Gentry dagegen unter Druck, den Politiker an den Internationalen Gerichtshof auszuliefern. Gentrys Gewissenskonflikt muss warten, als ein Gegner aus der Vergangenheit auftaucht und sein Leben bedroht.

Nachdem sich Court Gentry mit Sir Donald Fitzroy überworfen hatte, ist er nun auf dem freien Markt tätig. Dass er sich dabei noch nicht von den zuletzt erlittenen Verletzungen erholt hat, hindert ihn nicht daran. So bekommt er ein Angebot des Russen "Sid" Sidorenko und hat ihm seine Bedingungen diktiert. Die Jobs müssen moralisch "vertretbar" sein. Das bringt ihm eine Reise nach Dublin ein, wo er einen Mann aus dem Verkehr ziehen soll, der in Kneipen als Drummer einer Band aktiv ist. Dort angekommen inspiziert er die Umgebung und legt sich dann einen Plan zurecht, den er ausführen will. Und macht prompt einen Fehler. Das Zielobjekt entdeckt ihn nicht nur, sondern hetzt ihm gleich zwei Schläger auf den Hals. Er räumt sie aus dem Weg und findet den Mann dann bei dem zu Hause. Nach kurzem Kampf fällt die Entscheidung - bis der Mann etwas mitteilt, womit Gentry nicht gerechnet hat. Zurück aus Dublin erhält er den Auftrag, den Präsidenten von Sudan erledigen, der den Völkermord dort aktiv unterstützt. Scheint moralisch vertretbar zu sein, auch wenn es im zweiten Punkt darum geht, den Russen ein riesiges Ölfeld bei Darfur zu sichern, das der Präsident den Chinesen verkauft hat. Zudem wird er von den Amis mal kurz überwältiugt und aufgefordert, den Präsidenten nach Europa vor den Internationalen Gerichtshof zu bringen. Nun sitzt er zwischen zwei Stühlen. Schon der Plan, Gentry ins Land zu bringen, wird bald auf eine harte Probe gestellt. Denn seine Transportmaschine und er fallen einer Anwältin der Europäer auf, die dann auch noch all seine Vorbereitungen sabotiert. Aus der einfachen Reise zu seinem Ziel wird eine Abenteuerfahrt mit Hilfstruppen aus aller Welt durch das karge Land des Sudan. Überfälle und Explosionen können ihn aber nicht daran hindern, sich um seinen Job zu kümmern.

Das zweite Buch um Court Gentry geht nicht so direkt in die Vollen wie der Vorgänger und lässt den Leser er einmal dessen verzwickte Situation kennenlernen, wodurch "The Gray Man - Unter Beschuss" zuerst einen starken Thrilleranteil aufweist, der sich danach zu einem Wüstenabenteuer in einem Land, das unter Kriegszuständen und Völkermord leidet, entwickelt. Und schon hier zeigt Mark Greaney erste Anzeichen von Kritik an den handelnden Nationen und Figuren. Da sind die vielen Hilfsorganisationen, die im Prinzip gar nichts ausrichten können, um das Morden und die Not im Land zu beenden, da sind auch die Weltmächte, denen das Elend absolut nichts bedeutet und die stattdessen hinter den Bodenschätzen her sind. Und dann ist da die europäische Anwältin, die Gentry in Wortgefechte um Moral verstrickt und dabei teilweise richtig liegt, aber auch erkennen muss, dass manches nicht mit einem lächeln und einem Gang vor ein Gericht zu lösen ist und sie der Gesamtsituation doch eher naiv gegenüber steht. Klingt jetzt als wäre das Buch bis dahin dialoglastig - ist es aber nicht. Da stehen der sudanesische Geheimdienst NISS und arabische Stammesgruppen im Weg, die ihm und den Gefährten der Reise nach dem Leben trachten. Und da zeigt Gentry, welch harter Hund er ist und dass er wenig davon hält, Feinde lebendig zurückzulassen. Diese Einfachheit und Kälte, mit der er tötet, stößt die Anwältin natürlich ab. Sie droht damit, ihn auch vors Gericht zu bringen. Als er dann endlich Sawakin erreicht und sich mit den anderen Amerikanern trifft, ist es Zeit für die Action, die dann auch fulminant rüberkommt. Aber das Szenario ist nicht nur in Action unterteilt, es hat auch viel von Büchern, Filmen und realen Ereignissen, die man speziell aus den 60-er und 70-er Jahren her kennt (als Film sei "Die Wildgänse kommen" genannt) als Afrika noch gut dazu war, dort die Stellvertreterkriege zwischen den USA und Russland zu führen und man die dortigen Länder skrupellos ausbeutete und sich immer dem jeweiligen Despoten andiente, der seine Landsleute ermorden ließ, um an der Macht zu bleiben. Menschenrechte und Moral gab es damals nicht - auch nicht vom Westen. Dazu sind die afrikanischen Nationen auch immer wieder gebeutelt durch innere Konflikte, Rebellengruppen, Korruption und Massenmord. Und wenn der eine Politiker seine Schuldigkeit getan hatte, einigte man sich eben mit dem anderen. Und die eigene Söldnertruppe oder der eigene Killer wurden dann halt auch mal schnell verkauft und zum Abschuss durch sein ehemaliges Ziel freigegeben. Wirtschaftsinteressen und Machtspiele kennen keine Rücksicht. Das ist heute nicht anders - nur dass die erstarkten Chinesen jetzt auch mitmischen. Das geht in dem Bleihagel des letzten Drittels des Buches beinahe unter und die Leute um Gentry haben denn auch kaum Zeit, sich um die Versäumnisse der Regierungen und Geheimdienste zu kümmern, sie kämpfen um ihr Leben. Und hier zeigt sich, dass Gentry trotz gewisser sympathischer Züge als Protagonist dennoch auch eiskalt und ohne Gnade jeden tötet, der ihm und seinem Ziel im Weg ist. Dieser Wandel vom Sympathieträger mit etwas Gewissen zum brutalen und seelenlosen Killer vollzieht sich mehrfach innerhalb von wenigen Momenten. Neben dem genannten Anspruch, der zwar oberflächlich ist, aber immerhin vorhanden, entwickelt sich das Buch von einem Nailbiter zu einem wahren white-knuckle-ride voller sich ständig steigerndem Tempo, Gewalt und Spannung hin zu einem Ende, das schon begierig auf den nächsten Titel macht, auch wenn das vorliegende Buch leicht schwächer ist als "The Gray Man- Unter Killern". Kaufempfehlung wird aber ausgesprochen. 530 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 September 2017, 12:07:40
(https://3.bp.blogspot.com/-WtE4dhVKIyY/WbzuDStio_I/AAAAAAAAMSY/cKFjxaFRqS4DhcY_MkuDxyortTJ9vewUgCLcBGAs/s1600/brut2.jpg)

Spoilerwarnung!!!!! Wer Buch eins noch nicht gelesen hat und es aber tun will, lese hier bitte nicht weiter. Augen zu und weg.


Ezekiel Boone. +++ Fleischfressende Spinnen haben Los Angeles, Oslo, Delhi und Rio de Janeiro befallen. +++ Millionen von Menschen sind weltweit gestorben. +++ Da gibt die Wissenschaftlerin Melanie Guyer Entwarnung. Die Spinnen sterben, die Plage scheint überstanden. +++ In Japan wird ein Kokon gefunden, der Spinneneier gigantischen Ausmaßes enthält. +++ In Los Angeles verlassenen Überlebende die Quarantänezone mit Waffengewalt. Weltweit müssen die Regierungen einsehen: Der Ausnahmezustand kann nicht aufgehoben werden. +++ Jetzt muss die Präsidentin der USA mit einer schrecklichen Nachricht an die Presse: Jeder ist auf sich alleine gestellt. +++

Win, reicher Zögling noch reicherer Eltern und dennoch einigermaßen auf dem Teppich geblieben, war seit Wochen alleine auf Tour in den Bergen. Dann hat er die Schnauze voll und hätte gerne wieder etwas Zivilisation um sich. So fährt er in eine Kleinstadt und wundert sich, dass die aussieht, als wäre sie das zerstörte Ergebnis einer kriegerischen Auseinandersetzung. Häuser zerstört, Autos kreuz und quer über den Straßen und keine Menschenseele zu sehen. Doch in einer Grillbar scheint der Teufel zum Tanz gerufen zu haben, so ist da die Hölle los. Bis er sie betritt, denn dann herrscht Totenstille. Seltsam. Dann beginnen die Bewohner Fragen zu stellen und eine lautet:"Hast du Spinnen gesehen?". Als Win mit "ine" antwortet, ist ruckzuck die Rübe von ner fetten Ladung Schrot zerstäubt. In Los Angeles wird das Staples Center, das voll ist mit Kokons, in die Atmosphäre gesprengt, während auf dem Universitätsgelände Abertausende Menschen kaserniert sind. Darunter einer dieser Prediger-Laberer, die den Leuten das Geld aus den Taschen ziehen wollen und sein Berater Macer. Sie sind keine brutalen Despoten - zumindest nicht nach außen hin. Sie "erlegen" ihre Beute mit Gelaber und effektvollen Auftritten. In Maryland forscht Melanie weiterhin nach einem Mittel gegen die Viecher. Die Präsidentin wechselt zwischen Zoff mit dem Militär und Quickies mit Manny, dem Berater. In Desperation, Kalifornien, wird den Überlebenden im Bunker bald alles zu öde, doch was tun? Selbst ebenfalls auf niederem Niveau nach Mitteln suchen, das mistige Viehzeug auszulöschen. Auch im Rest der Welt überlegt man sich neue Strategien gegen die Spinnen. Berlin lässt die Außenbezirke den Spinnen in die Netze fallen, sichert stattdessen nur das Leben vermeintlich wichtiger und nützlicher Bürger. China hat sich selbst bis zur Hälfte in eine atomare Hölle bombardiert, aus anderen Bereichen der Welt hört man gar nichts mehr. Und plötzlich, wie auf Signal, hören die Angriffe gut organisiert überall gleichzeitig auf.Was soll die Scheiße jetzt?

Das Buch wirkt auf mich wie ein Übergang zu etwas Größerem, das die Leser noch zu erwarten hat. Hoffe ich jedenfalls, da ich auch schon einige Trilogien gelesen hab ("Die 5. Welle"), bei denen die Handlungen nach dem ersten Teil entweder abstrus waren oder frei verkäufliche Schlafmittel. Wir werden sehen. Von einigen Szenarien abgesehen (Win zu Beginn, Los Angeles mit den Stadien) passiert nicht wirklich viel verglichen mit dem Erstling. Es werden sehr kurz - nicht einmal eine Seite in Anspruch nehmend - Kapitel aus anderern Kontinenten oder Ländern eingestreut, ein paar neue Figuren dürfen vorbeischauen und sich dann den Spinnen "ergeben", aber die großen Kämpfe mit den Spinnen gibt es nicht. Dafür werden die Protagonisten,die sich im ersten Buch herauskristallisiert haben, mit mehr Aufmerksamkeit bedacht wie z. B. die Debatten der Präsidentin mit ihren Militärberatern, die loslegen wollen wie die Chinesen. Sie aber will keine Bürger aufgeben. Nicht so. Ja, das Buch ist dialoglastig, ABER immer wieder eingestreute kleine Blicke rüber zur Vielbeiner-Armee bringen dann doch Spannung in den Laden. Vieles von dem, was dort geschieht, ist für die Menschen mehr als nur mysteriös und nach den bisherigen Erlebnissen macht sich wieder Todesangst breit. Und daher bastelt sich Ezekiel Boone zum Ende hin steigernd eine neue Form der Bedrohung der bisher Überlebenden, deren Aussehen noch keiner Erahnen kann. Daher ist "Die Zeit läuft ab" schon etwas subtilerer Horror mit einem geringeren Ekelanteil (nicht dass er ganz verschwindet) und einigen Einblicken ins Gemüt der bedrohten Menschen, die sich selbstverständlich auch gegen Gangster und Plünderer wehren müssen. Dazu etwas Emotion um Tier (nein, nicht die Spinnen) und Kind in einem eher als Grusel angelegten Sequel, in dem die Stadt Los Angeles aber einmal beschrieben wird, als wäre sie das Kaff aus "Mörderspinnen" mit William Shatner zum Ende hin. Den größten Teil der Spannung macht der Cliffhanger am Schluss aus, der auf eine finale Auseinandersetzung mit richtig Krawall und einer riesigen Folge-Invasion der Angreifer mit den vielen Beinen schließen lässt, die mit einer neuen Taktik daherzukommen scheinen. Das Buch war brauchbar, aber wirklich nicht mehr als der Aufbau für den ultimativen Schlag gegen die Feinde war. 420 Seiten.                         
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 September 2017, 10:32:21
(https://2.bp.blogspot.com/-Oo5AHrcOP_c/WcOGSPkxjxI/AAAAAAAAMV0/-yuTFottDKcG-MskWSan1rBAsMmetXvnACLcBGAs/s320/lasstdiekadaver.jpg)

Jean-Pierre Manchette und Jean-Patrick Bastide. Luce, exzentrische Malerin und Anarchistin, hat einen illustren Kreis in ihrem halbverfallenen Weiler im Süden Frankreichs um sich versammelt. Dazu gesellen sich auch drei Gangster, die in der Nähe einen gepanzerten Geldtransporter überfallen haben und den Weiler für das ideale Versteck für sich und ihre Beute halten. Als dann eher zufällig zwei Dorf-Gendarmen vorbeikommen, kommt es unter der glühend heißen Sonne zu einem irrwitzigen Show-down.

Abgelegen hausen die Malerin und ihr Max in einer eher als Reste-Ruine zu bezeichnenden Hüttenansammlung im trockenen Süden Frankreichs. Dieses sogenannte Dorf hat sich die Malerin nach und nach gekauft und haust dort jetzt mit dem autor Max und ihrem derzeitigen Stechling Brisorgueil, einem Anwalt. Auf dessen Einladung sind drei weitere Männer in diesem schattigen Weiler zugegen. Eines Morgens machen die sich auf, um in der Stadt einzukaufen. Daraus wird dan aber ein brutaler Raubüberfall auf einen Geldtransport. Auf dem Weg zurück zu ihren Gastgebern nehmen sie zwei Frauen und ein Kleinkind mit. Alles scheint wie geplant zu laufen, bis dann zwei Gendarmen auf ihren Motorrädern auftauchen. Und von einem Moment auf den anderen ist die Hölle los. Die eine der Frauen ist die Geliebte von Max und das Kind hat sie bei der Flucht vor ihrem Gatten einfach mitgenommen. Sie wird wegen Entführung gesucht und einer der Gendarmen hat sie erkannt. Aus dem einfachen Fall wird für die Polizisten nun ein Überlebenskampf.

Hardboiled Made in France. Dem Umfang von 190 Seiten merkt man an, dass die Autoren keinen Bedarf hatten, ihr Buch mit irgendwelchen unwesentlichen Mätzchen oder Gefühlsduseleien unnötig aufzupumpen. Der erste Schuss fällt auch schon auf der ersten Seite der Story, ist aber wirklich nicht tödlich. Dann wechselt es schnell zum Überfall und danach wird der Leser mit knappen und kurzen Sätzen in die Welt der Figuren eingeladen. Deren Leben ist genauso karg wie die Umgebung, in die sie sich zurückgezogen haben. Max, Teilzeit-Geliebter der schwer gealterten Künstlerin Luce, die von früheren Zeiten träumt, als sie mit ihrer Kunst, Drogen und wilden Spielen noch auf jeder Party die Größte war, lebt nur noch den Suff der damaligen Abenteuer nach und ist meist zu nix zu gebrauchen. Der Anwalt ist das, was man sich unter einem Schmierlappen vorstellt, aber was anderes wird die Künstlerin nicht mehr abkriegen. Also lässt sie sich immer wieder auf lebensgefährliche Spielchen ein. Die drei Gangster Gros, Jeannot und Rhino sind ein solches. Genau richtig für eine abgetakelte Fregatte im Mid-Winter des Lebens. Und daraus entwickelt sich zusammen mit den hinzugekommen Frauen und Kind sowie den Gendarmen ein grausames Stück hemmungsloser Gewalt, in der jeder gegen jeden kämpft und man einen strahlenden Helden oder eine positive Identifikationsfigur vergeblich sucht. Dafür findet man etliche Pseudo-Intellektuelle, die sich später dann als absolute Nullen erweisen, also etwas, das man in der heutigen Zeit im Überfluss geboten bekommt und die Gier der kapitalistischen Elite mit ihrer Korruption um Polizei und Politik. Letztere werden hier nicht zum Grundthema sondern nur kurz gestreift, ziehen sich aber durchs gesamte Werk von Jean-Patrick Manchette wie man auch in "Position: Anschlag liegend" (verfilmt mit Sean Penn) lesen kann. "Lasst die Kadaver bräunen!" ist ein "Polar", ein Roman, in dem die Figuren, denen eh schon freundliche und einnehmende Züge fehlen in die Falle tappen und nach zunehmender Härte und kompromisslosem Druck ein nicht wirklich freundliches Ende nehmen. Und dieser "Polar" zieht sich durch alle Werke des Jean-Patrick Manchette. Das Buch bzw. dessen Filmversion wird übrigens bald unter dem Titel "Let the corpses tan" in die Kinos kommen.                   
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 September 2017, 19:12:15
(https://3.bp.blogspot.com/-hGBrXvXONEI/WcTbbGdZVsI/AAAAAAAAMXs/vd0zCc7r3Q8RORaiGPShUihTtx_X3wVUgCLcBGAs/s320/anschlag.jpg)

Chris Bradford. Als Connor Reeves den Auftrag erhält, den Sohn eines millionenschweren Oligarchen vor einem möglichen Anschlag der russischen Mafia zu schützen, ahnt er nicht mal ansatzweise, auf was er sich da einlässt. Denn neben der Mafia ist noch eine Geheimorganisation hinter der Familie des Oppositionspolitikers her, alle staatlichen Stellen sind korrupt und jeder scheint sein eigenes skrupelloses Spiel um die Macht im Land zu spielen. Connor wird langsam klar, dass er sich in Russland auf dem weltweit gefährlichsten Terrain für Personenschützer befindet. Dort können Jugendliche nämlich nicht nur Bodyguards werden, sondern ebensoleicht Auftragskiller.

Connor und Jason sind seit dem ersten Aufeinandertreffen Rivalen. Als sie sich nun im Armdrücken erneut beweisen wollen, funkt ihnen der Boss dazwischen.Es gibt einen neuen Auftrag - und der führt sie gemeinsam nach Russland. Dort sollen sie den Sohn eines Politikers und Oligarchen beschützen, der durch die Ambitionen seines Vaters ein potentielles Ziel geworden ist. Der will mit der Initiative "Unser Russland" die Korruption und die Mafia im Land bekämpfen und für mehr Gerechtigkeit sorgen. Natürlich ist er damit etlichen Konkurrenten ein Dorn im Auge. Und schon in der Schule des Jungen bekommen sie zu spüren, dass der nicht zu den Beliebtesten der Klasse zählt. Einige Rowdys drangsalieren ihn, bis dann seine Buddyguards eingreifen. Zudem schlägt sich noch eine Schülerin auf ihre Seite. Sie ist ebenfalls neu in der Klasse und freundet ich mit den Jungs an. Besonders Jason ist wahrlich von ihr angetan. Doch sie hat nur Augen für den mürrischen Feliks. Als sie ihn und seine Bewacher zu einer Part in einem Club einlädt, sind alle begeistert, doch an der Tür steht einer der Schulrowdys und lässt Feliks nicht rein. Das hat Folgen. Und bald stellen die beiden Personenschützer fest, dass in Russland andere Regeln herrschen und ein Menschenleben nichts wert ist und man auch nicht jeder Person vertrauen kann. Die Situation eskaliert und sie finden sich in einem wahren Kugelhagel wieder.

Für ein Buch, das ab 12 Jahre empfohlen wird, beginnt das Ganze denn auch mit dem typischen Gehabe unter Jugendlichen, bevor es in einen reinrassigen Thriller mündet, der natürlich entsprechend der Altersgruppe/Zielgruppe etwas entschärft wurde. Großes Geld, Politik, ein  überheblicher Schützling, Mafia, Korruption, Bomben, Schießereien und typisch russisches Wetter plus Verrat und Mädels sowie interne Zankereien und Misstrauen. Also richtig vollgepackt, die Lektüre. Chris Bradford hat die Story so aufgebaut, dass sie sich von Kapitel zu Kapitel steigert, nicht zu komplex, dafür aber rasant und gut verständlich ist. Viele Cliffhanger tragen natürlich auch zu einem flotten Lesefluss bei. Das Finale hat es dann so richtig in sich. Nicht nur, dass sich alles aufklärt, wer hier wem schaden will und wen aus dem Weg zu räumen gedenkt, das alles geschieht mit einigen fantastischen Actionsequenzen, die sich nicht vor Thrillern normaler Spielart im Massensektor zu verstecken brauchen. Selbstverständlich kann es mit den heutigen Krachern für die ältere Leserschaft, die sich mit Ben Coes, Mark Greaney oder Chris Ryan Extreme befassen, nicht mithalten, aber nur als reiner Jugendthriller bewertet, ist das Buch die perfekte 10.Also höchst unterhaltsam und mit einem Cliffhanger am Ende ausgestattet, der eine Fortsetzung garantiert.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2017, 18:09:38
(https://3.bp.blogspot.com/-f1GAagKp5Dk/WcftRlNzm8I/AAAAAAAAMaU/8-Qjw5GxN50kiUXu_LrRFvJ1P2yx5H1PwCLcBGAs/s1600/snowblind.jpg)

Christopher Golden. Das kleine Städtchen Coventry in New England hat schon tausende Schneestürme erlebt ... aber noch keinen wie diesen. Menschen gingen in das Unwetter und kamen nie mehr zurück. Jetzt, zwölf Jahre später, zieht ein weiterer Sturm auf und die Bewohner von Coventry erinnern sich an diejenigen, die sie im Schnee verloren haben. Ein Fotograf trauert um seinen kleinen Bruder - auch heute Nacht wird wieder ein kleiner Junge vermisst. Der Tod der Frau eines Gelegenheitsdiebes hat tiefe Narben in seinem Leben hinterlassen. Und auf der anderen Seite des Landes erhält eine Frau einen Anruf ... von einem Mann, der seit zwölf Jahren tot ist.
Der Sturm wird sich alsnoch schrecklicher als der Letzte erweisen und die Erkenntnis bringen, dass der Albtraum gerade erst anfängt.

Der Schneesturm, der über die Gegend fegt, macht vor nichts halt und lässt die Menschen in ihren Häusern verharren. Doch nicht alle bleiben im Schutz ihrer Heime und verlassen sie - oder sie öffnen nur die Fenster. Das reicht schon, um hinaus in den Sturm gezogen zu werden - und auf ewig zu verschwinden. So mancher behauptet hernach, wenn der Sturm vorübergezogen ist, man Bilanz macht und mehr verschwundene Gemeindemitglieder zählt als je vermutet, dass in dem Sturm "Eismenschen" die Leute ins Verderben gezogen hätten. Nach und nach verblasst die Erinnerung daran. Nur die Menschen, die einen der Ihren verloren haben, leiden noch unter der Last der Ungewissheit. Aus einem Gelegenheitsdieb wird in den folgenden zwölf Jahren ein Fulltime-Gangster, ein junger Mann leidet noch unter dem Verlust seines Bruders, doch das Leben geht seinen Gang. Bis sich eben diese zwölf vergangenen Jahre später ein erneuter Sturm über das Land hermacht. Bei einem Unfall sterben zwei Erwachsene in dem kalten Inferno, aber deren schulpflichtiger junger Sohn bleibt verschwunden. Er ist nicht in dem Bach ertrunken, in den der Wagen geschleudert war, er konnte auch nicht abgetrieben worden sein. Wäre er weggelaufen, hätte man bei dieser Eiseskälte seine steifgefrorene Leiche schon irgendwo gefunden. Und dies bleibt nicht das einzige tödliche Rätsel, das der neuerliche Supersturm in die Gemeinde trägt. Der Tod will wieder seine Ernte halten.

Von Christopher Golden hatte ich bisher nur "Krieg der Maschinen" gelesen. Der passte zwar durchaus in mein Anspruchsdenken was die Action angeht, war dann aber viel zu sehr auf der America First-Schiene, wenn fast schon mit Jubelarien beschrieben wird, dass Amerika die Pflicht hat, die Demokratie überall in der Welt zu verbreiten und wer die nicht will, bekommt sie eben mit Gewalt von der einzigen Nation mit Recht auf den Job als Weltpolizei. Kurz: gute Amis im Kampf gegen das Böse in der Welt - also gegen den Rest der Welt.
Nun also ein Mystery-Thriller, den Stephen King über den Klee gelobt hat. Dass solche Texte von Kollegen zumeist eh nur Gefälligkeiten sind, ist bekannt. Und wenn ein Autor derart viele Bücher lesen würde, wie er sie anpreist, dann käme er nicht mehr zum Schreiben. Bis auf wenige Ausnahmen ist das Ende vom Lied dann meist eine üble Enttäuschung. Ganz so schlimm ist es mit "Snowblind" nicht gekommen, aber was der liebe Stephen da so schreibt von wegen "...das Buch ist ein Killer...", da muss er wohl eher die gute Stimmung gemeint haben, die wird nämlich bald gekillt. Können die Ereignisse der ersten Kapitel noch eine gewisse Spannung generieren und neugierig machen, was dann in zwölf Jahren - dem Hauptteil des Buches - passiert, lässt dann gerade der zu wünschen übrig. Die Figuren haben sich in den zwölf Jahren kaum entwickelt, das Drama in deren Leben berührt somit auch kaum den Leser. Die Eis"heiligen" haben dann zwar Klauen und Zähne, aber bestenfalls die Eignung in einem Film von Asylum schmunzeln hervorzurufen, die sich ja auch an schon zuvor genutzte Bausteine besserer Werke halten und diese für sich ausschöpfen. So wird man dann auch "Snowblind" - vielleicht - in Erinnerung behalten. Laue Kost ohne besondere Merkmale und einem Schluss, der für Stephen King das Nonplusultra gewesen sein soll und mir bestenfalls ein fades Lächeln entlockte, denn das war nix. Wendungen, Überraschungen? Fehlanzeige. Das Geld für diese 455 Seiten spart man sich lieber. Nehmt lieber von Ronald Malfi "Snow- Die Kälte".
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2017, 18:10:34
(https://1.bp.blogspot.com/-ENOWngaK0CM/WcjI1Hum2rI/AAAAAAAAMbc/l1dLdggam0gVuvYPGEJ7N8Rix0vG9GPSQCLcBGAs/s320/coldblack.jpg)

Alex Shaw. In Großbritannien wird Aiden Snow, Geheimagent des MI6, Zeuge eines skrupellosen Mordes. Paddy Fox, ein ausgebrannter Ex-SAS-Soldat, vereitelt in letzter Sekunde die Entführung eines Mitglieds der saudischen Königsfamilie. Russland stellt der Ukraine Forderungen, die das Land nicht ablehnen kann. In Saudi-Arabien bereitet sich eine Splittergruppe der Al-Qaida auf eine Mission vor. Hängen diese Ereignisse in irgendeiner Weise miteinander zusammen? Und was verbirgt sich hinter "Cold Black"? Aidan Snow muss die Teile des Puzzles zusammensetzen, bevor es zu spät ist.

Snow ist bei einem plastischen Chirurgen, der seine zuletzt erlittenen Verletzungen behandelt und ihm weitere Anweisungen zwecks Ruhepausen und Erholung gibt. Nachdem Snow gegangen ist, bekommt der Arzt unliebsamen Besuch. Snow sieht nur noch, wie ein Mann auf die Straße rennt und dort mit einem Verband ums Gesicht in einen Wagen springt. Er läuft zurück zur Praxis und sieht die Praxishelferin und den Arzt tot in den räumen liegen. Er versucht nun, den Wagen zu verfolgen, um die Nummer zu erblicken, mit der man die Gangster ausfindig machen könnte. Zu seinem Pech wird aber er von der Polizei einkassiert. Sein Chef holt ihn zwar raus, setzt ihn aber auch gleich auf einen Fall an. Paddy Fox ist so wirklich fürs Zivilleben nicht geschaffen. Und dann wird er noch von so einem Jungschnösel aus seinem Job gefeuert. Als er dann nach Hause kommt, sieht er, wie der Wagen des Bubis vor seiner Haustür steht. Bei einem Anruf behauptet seine Gattin, sie sei nicht daheim. So langsam kocht seine Stimmung über. Da kommen einige Wagen die Straße entlanggerast und bauen einen Unfall. Einer der Kerle ist bewaffnet, hat die Knarre aber in den Fußraum fallen lassen. Der Fahrer war tot, der Beifahrer wird es gleich sein und der Typ, der hinten ein Mädchen gefangen hält, muss nur noch weit genug von dem Kind entfernt werden, damit Fox ihm das gleiche Schicksal angedeihen kann. Gedacht, getan. Dann kommt aus seinem Haus der Schnösel gerannt. Nächster Geistesblitz. In die Schusslinie gelaufen. So ein Pech für den Schnösel. Die eintreffende Polizei will Paddy festnehmen, aber der Vater des Kindes schreitet ein. Der Saudi bietet Paddy sogar einen Job an, der den dankend annimmt. Zwischen Russland, Weißrussland und der Ukraine bahnt sich ein Coup an, der nicht nur einen der drei Beteiligten schädigen soll, sondern auch weitere Nationen in die Bredouille stürzen soll. Ein perfider Plan soll umgesetzt werden, bei dem Rücksichtnahme absolut zu vernachlässigen ist. Und Aiden Snow ist mittendrin.

Wie schon in "Cold East" setzt Alex Shaw hier eher auf  die politischen Verwicklungen und die Ausarbeitung dunkler Pläne, die die Welt ins Finanz-Chaos stürzen soll, damit sich einige wenige nicht nur bereichern, sondern auch wieder an die Spitze der Nahrungskette katapultieren können. Der reine Actionkracher ist es also nicht, was aber nicht heißt, dass keine vorkommt. Sie ist halt nicht im Vordergrund. Es ist ein gelungener Mix aus Intrigen, Verrat, Politik auf höchster Ebene und spannenden Vorkommnissen rund um die beiden Figuren Snow und Fox, die getrennt voneinander agieren. Während Snow hier mehr der ruhigere Typ ist, der ermittelt, aber auch als harter Hund agieren kann, wenn es nötig ist, kommt Paddy Fox als Aufräumkommando rüber, der die grobe Version eines Helden abgibt. Die Story ist verzwickt und der Plan, der hier ausgearbeitet wurde, wäre eigentlich recht simpel und locker nachvollziehbar, würden nicht einige Kandidaten ihr eigenes Spiel spielen. Also ist hier etwas aufmerksameres Lesen durchaus angebracht, denn es wird nicht nur eine bleihaltige Verfolgungsjagd von A nach B geboten, sondern etliche undurchsichtigen Machenschaften, die sich erst mit der Zeit klären. Und so sind die 445 Seiten ein politisches Spionagebuch, in dem es dann auch temporeich mit Action zur Sache geht. Ein recht gelungener Mix, der mehr Gehalt hat als ein reiner Actionkracher. Kann man ja schließlich zur Abwechslung auch mal lesen. Ein weiteres Buch ist in Vorbereitung.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2017, 18:11:25
(https://3.bp.blogspot.com/-06mUbmDNbAo/WcoZ5ZTCY9I/AAAAAAAAMc4/wqxLQ4-pM-86WZlwJXikeb0kiDGNzmMxACLcBGAs/s320/jc2.jpg)

Joe Craig. Nach außen hin mag er aussehen wie ein ganz normaler 12-jähriger Junge, aber der Schein trügt. Nur wenige Menschen wissen um sein Geheimnis: Jimmy ist ein Superagent der britischen Regierung. Allerdings einer, der sich gegen das System gestellt hat, dem er ursprünglich dienen soll. Und deshalb wird er nun gnadenlos vom Geheimdienst gejagt. Auch wenn er nach und nach seine Kräfte immer besser im Griff hat, stellt ihn und seine Freunde die Flucht vor eine tödliche Herausforderung. Denn wie soll er überleben, wenn die schärfste Waffe seiner Feinde ein Junge genau wie er ist.

An dem Projekt für NJ7 war auch ein französischer Staatsbürger beteiligt, der die Briten aber verlassen will. Bei dem Versuch ihn zu stoppen, wird er aber tödlich verletzt. So muss der Engländer Hollingsdale nun ohne dessen wichtige Unterstützung auskommen. Dennoch hat er eine Waffe für die Jagd auf Jimmy Coates in der Hinterhand: Mitchell. Zwei Jahre älter als Jimmy und extrem motiviert, weil man ihn mit dem Leben seines Bruders manipuliert. Unterdessen ist es Jimmy gelungen, nach Frankreich zu fliehen. Im Gegensatz zu Großbritannien ist dort wirklich noch so etwas wie eine Demokratie zu spüren. Dann wird Mitchell nach Frankreich geschickt, um Jimmy zu liquidieren. Geschickt umgarnt er Georgie und Eva und kann sich so über die Pläne von Jimmy und seinem Kumpel Felix informieren und dadurch die Pläne für ein Attentat vorantreiben. Durch seine neu erworbenen Fähigkeiten, die sich mit jedem Tag, den er näher an seinen 18. Gebutstag kommt, weiter entwickeln, kann Jimmy dem entgehen. Doch bei einem zweiten gelingt ihm der Mord scheinbar. Er flieht nach England und Eva will ihn begleiten. Dort bleibt sie bei ihm und schließt sich NJ7 an. In Frankreich wird Jimmy wegen seiner Verletzungen behandelt, die trotz seiner genetischen Veränderungen nicht schnell genug heilen. Danach begibt er sich auf eine Mission nach England, um Viggo und Saffron zu beschützen, die dort in die französische Botschaft einbrechen wollen. Dass Eva sie verraten hat, ahnt er allerdings nicht.

Großbritannien ist zu einer Neo-Demokratie geworden, was dann doch nur ein anderes Wort für Diktatur ist. Sein Vater ist auf deren Seite gewechselt und zählt zu seinen erbittertsten Jägern. Dies und die Veränderungen seines Körpers, die manchmal aufkeimende Mordlust, machen dem jungen Protagonisten zu schaffen. In einfachen und klar strukturierten Sätzen wird den jugendlichen Lesern der Wert des Lebens, der Unterschied zwischen Recht und Unrecht näher gebracht, aber das alles verpackt in eine temporeiche und mit Action garnierte Handlung. Das lässt sich für ältere Semester selbstverständlich schnell lesen und ist nicht mit den Thrillern aus dem Bereich des Hauses Festa zu vergleichen. Weniger komplex, weniger brutal, aber dafür menschlicher und auch der Held ist als Sympathieträger schneller zu akzeptieren, die Fronten sind zumeist schnell geklärt. Schnelle Szenenwechsel, fesselnd, stellenweise gefühlvoll und immer auf dem rechten Pfad der Tugend, die von den Politikern und den meisten Erwachsenen verraten wird. Etwas SciFi, ein bisschen Superheld und eine Menge für Zwölfjährige fulminanter Actionszenen in rund 320 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2017, 18:12:21
(https://4.bp.blogspot.com/-M6I-b5pTpfE/WctxKcw4sFI/AAAAAAAAMes/ecqsfab_2zcZmmH6zMKden6_MVBnxUcjwCLcBGAs/s320/jc3.jpg)

Joe Craig. Der 12-jähriger Superagent versucht alles, um den Fängen des britischen NJ7 zu entfliehen, aber selbst aus der Ferne scheinen die skrupellosen Spione Macht über ihn zu haben. Mittlerweile haen sich jimmy und seine Freunde zwar in die USA gerettet, aber auch in New York sind sie nicht sicher. Zudem hat Jimmy anfallartige seltsame Visionen, deren Bedeutung er entschlüsseln muss, bevor ihm seine Widersacher auf die Spur kommen.

Großbritannien ist ganz dicht dran, Frankreich den Krieg zu erklären. Ein guter Grund für den neuen Premierminister, den USA einen Besuch abzustatten, um sich deren Unterstützung zu sichern. Doch nachdem sich die Briten abgeschottet haben und keine ausländischen Waren mehr kaufen (dürfen), ist der US-Präsident wenig geneigt, hier einzugreifen und sich zu beteiligen. Er kann den Briten Waffen verkaufen, mehr Hilfe ist nicht drin. Und Jimmy und seine hetzen von Versteck zu Versteck, bekommen aber Unterstützung aus der Bevölkerung in New Yorks Chinatown, wo sie über einem Restaurant logieren. Aber die Briten haben auch ihre Spione nach Amerika geschickt und Mitchell soll Jimmy nun endgültig erledigen. Der wiederum klagt über Kopfschmerzen und Visionen, die er nur Stück für Stück entschlüsseln und zu einem Ganzen zusammensetzen kann. Bald kommt er einem perfiden Plan auf die Spur, in den die Franzosen, die auch um die Hilfe der Amis hinsichtlich der möglichen kriegerischen Auseinandersetzung buhlen, die Briten, Jimmy selbst, Mitchell und eine neue Mitspielerin verwickelt sind.

Die 310 Seiten des dritten Abenteuers um Jimmy Coates, der sich dem Dienst seiner Regierung verweigert, die seine Heimat in eine Art europäisches Nord-Korea verwandelt hat, wechseln im Laufe der Geschichte den Kontinent. Die Handlung wird flott und leicht zu verfolgen in einem der Zielgruppe angepassten Schreibstil präsentiert, verwendet keine überlangen Sätze und nutzt knappe Erklärungen für manche Situation und Technikneuerung. Komplott., Menschenjagd, Wissenschaft, Verrat, Familie, Freundschaft und Ehre stehen in diesem Teil zur Debatte, sodass mancherorts die Emotionen freien Lauf bekommen. Interessant sind aber die Wendungen, die Joe Craig seinem Schützling und den Lesern da noch alles zumutet, während er gerade bei der Figur des Felix die kindlichen Aspekte deutlich hervorhebt. Macht die ganze Superagentengeschichte etwas realistischer, wenn man das so sagen kann. Und die Amerikaner? Werden als die Krämerseelen dargestellt, die wohl auch sind: Kommerz, Kommerz, wofür brauchen wir ein Herz. Eigentlich kann sich hier keine Seite rühmen, ohne Makel zu sein. Selbst Jimmy bekommt seine Probleme nicht immer in den Griff, wenn die Konditionierung, die man ihm noch im Mutterleib angedeihen ließ und die bis zum 18. Geburtstag abgeschlossen sein soll, sich wieder mit einem neuen Schub bemerkbar macht. Diese Situationen ängstigen den Jungen. Also ist in "J. C. - Agent in höchster Gefahr" die ganze Palette abgedeckt, die sich jugendliche Leser wohl so vorstellen.
Und ich verabschiede mich jetzt von den Jugendbüchern und gehe wieder zu etwas derberer, wenn auch nicht gescheiterer Kost über.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 29 September 2017, 18:13:29
(https://3.bp.blogspot.com/-U2vo6O4hazE/Wc4Q3doRxrI/AAAAAAAAMiA/-pZHSmFjHckZEE_bIO2lwy8mqyI70FgqACLcBGAs/s320/brackenmacleod.jpg)

Bracken MacLeod. Als sich die Crew des Versorgungsschiffes Arctic Promise plötzlich im Zentrum eines Orkans findet, ahnen die Männer nicht, dass dies erst der Beginn ihrer Irrfahrt ist. Vom rücksichtslosen Kapitän immer weiter in die eisige See getrieben, läuft das Schiff auf einer gigantischen Eisscholle auf. In Kälte und Dunkelheit eingeschlossen, bricht eine seltsame Krankheit unter den Männern aus. Doch sie sind nicht alleine. In der Ferne sind die Umrisse eines zweiten Schiffes zu sehen. In ihrer Verzweiflung machen sich die Überlebenden auf, um nach Rettung zu suchen. Sie ahnen nicht, dass in dem Schiff bereits etwas haust ... etwas Böses.

Die Arctic Promise ist als Versorgungschiff für eine Bohrinsel unterwegs. Die Stimmung an Bord ist vergiftet, da der Kapitän nicht nur ein Raubein der alten Sorte ist, sondern auch seinen Schwiegersohn Noah mit Inbrunst hasst. Als es in einem Eisorkan gefährlich wird, lässt er den Mann die gefährlichsten Arbeiten ohne Absicherung verrichten. Und kaum einer der insgesamt 16 Männer an Bord stellt sich auf die Seite von Noah. Bald ist das Vorankommen nur noch Glückssache und ebenfalls viel Fortune war im Spiel, dass die Ladung nicht verrutscht ist und Crewmitglieder zerquetscht hat. Dann geht ein Ruck durchs Schiff. Sie sind aufgelaufen. Dicker Nebel ermöglicht keine Sicht, die Instrumente fallen allesamt aus, die Mannschaft leidet plötzlich unter einer mysteriösen Krankheit - alle bis auf Noah. Der wagt sich nach draußen und seilt sich vom Schiff ab. Sie sind von Eis umschlossen. Nachdem er es umständlich wieder an Bord geschafft hat, eilt er zum Kapitän, um den zu informieren. Natürlich glaubt der ihm nicht. Als sie sich alle davon überzeugt haben und Noah einem hinterhältigen Versuch des Schwiegervaters entkommt, sein Leben früher zu beenden als Noah lieb wäre, entdecken sie von Bord aus eine dunkle Erhebung in der Ferne. Ein weiteres Schiff - das könnte die Rettung bedeuten. Also macht man sich auf den beschwerlichen Weg durch Kälte, Dunkelheit, gefährlichen Eisspalten und dem Wissen um eine Bedrohung, die sie nicht einmal mit Namen benennen könnten. Doch was sie dort erwartet, übertrifft ihre schlimmsten Albträume.

Bracken MacLeod kennt man ja schon durch den Festa-Titel "Mountain Home", mit dem er bewiesen hat, dass mit ihm als Autor zu rechnen ist. Was jetzt nun mit dem genannten Copyright "by Tom Doherty Associations based on a concept by Bracken MacLeod und Alexandre Paul Ilic" ist und wieviel nun der Autor wirklich selbst an dem Buch um die eisige Gefahr geschrieben hat, konnte ich nicht eruieren. Jedenfalls ist der erste Teil des Buches direkt von einer düsteren und dunklen Atmosphäre bestimmt und kommt auch gleich zur Sache - von Null auf Sturm. Und während dieser Zeit köchelt der Hass unter den Männern immer vor sich hin, man wartet auf irgendeine fiese Aktion, die dann auch kommt. Erklärungen, woher diese Antipathie stammt, erhält man erst später in einzelnen Rückblenden. So gibt es hier einige Charakterentwicklungen und Vorstellungen der Mannschaft - bis sie aufs Eis gehen. Danach wird es unangenehm und ich zumindest hab nicht damit gerechnet, womit Crew und Leser dann konfrontiert werden. Hatte ich während der Eiswanderung noch den einen oder anderen Gedanken an "Terror" von Dan Simmons im Hinterkopf (lag vielleicht auch daran, dass der Verlag das Buch hier auch noch einmal beworben hat), geht "Im finsteren Eis" dann in eine andere Richtung. Eine gute Idee, leider mit keinem wirklich guten Stil präsentiert und etwas holprig dargeboten, lässt aber die Mystery-Elemente doch ganz gut aussehen. Eine nicht ganz so bekannte Variante übernatürlichen Horrors mit ein paar Klischees, vielen Opfern (aber nicht blutrünstig dahingschlachtet) persönlichen Dramen und einer gelungenen zweiten Hälfte (ich lass es mal außer Acht, dass das Buch in drei Teile gesplittet ist), die es dem Leser überlässt, sich Gedanken darüber zu machen, was denn nun wirklich der Auslöser für das Geschehen gewesen ist. Ansonsten ist das Ende des 410 Seiten starken Buches aber nicht offen. Kein unvergessliches Leseerlebnis, aber auch kein Ärgernis. Wer sich für einige Stunden gut und etwas gruselig unterhalten lassen will, mit den Ängsten und Depressionen, der Feindschaft der Protagonisten zurechtkommt, ist hier ganz gut aufgehoben. Bleibt für mich auch noch die Frage, ob das eingangs erwähnte Copyright-Geeiere eine neue Variante des "Warum selbst schreiben, ich verkauf einfach meinen Namen" ist.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 1 Oktober 2017, 20:56:52
(https://2.bp.blogspot.com/-ZIEssGXmgP8/Wc9YZMrwe_I/AAAAAAAAMjY/87gwqC1tf0QcRcbBlODB6sfP8ERjG8R0ACLcBGAs/s320/pursuit-of-honor-codex-der-ehre-168978730.jpg)

Vince Flynn. Bei einer Serie terroristischer Anschläge in Washington kommen 185 Menschen ums Leben, darunter zahlreiche Regierungsmitarbeiter und CIA-Angestellte. Extreme Gewalt erfordert extreme Gegenmaßnahmen - und so zieht Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp erneut in den Krieg gegen den Terror. Doch als er glaubt, die Verantwortlichen in die Falle gelockt zu haben, fallen plötzlich Schüsse in unmittelbarer Nähe des Weißen Hauses.

Nach dem Grauen der vielen Attentate sind drei Mitglieder der Terroristenteams gemeinsam auf der Flucht vor den Behörden und Ermittlern wie Mitch Rapp. Unterwegs geraten sie immer mehr in Zank und es tun sich Gräben auf zwischen Karim und Hakim, während Ahmed sich aus deren Streit heraushält. Sie suchen sich ein sicheres Haus auf dem Land, doch das Idyll wird zerstört, als zwei Jäger auftauchen, die Hakim zwar beschwichtigen konnte und die unverrichteter Dinge abgezogen wären, bevor Karim auf die Idee kam, sie abzuknallen. Jetzt müssen sie wieder weiterziehen und nach einem vorübergehenden Unterschlupf suchen, bis sie ihren Plan weiter fortführen können. Rapp muss indes mit Stan und anderen Kollegen nicht nur die Angriffe auf ihr Tun durch wohlmeinende, aber auch machtgierige Linksaktivisten abwehren und sich in politische Ränkespiele verwickeln lassen, er muss auch noch die Verräter ausfindig machen, die die Morde erst ermöglicht haben. Eines ist klar, die Täter mussten gewusst haben, wann sie wo am Effektivsten zuschlagen können. Doch dieses Geplänkel hält die Behörden auch von ihrer eigentlichen Tätigkeit ab - die Nation zu schützen. So kommen die drei Killer ihrem nächsten Ziel immer näher, während sich Washington und die Ermittler in Diskussionen verzetteln und den Hintermännern und Finanziers nachspüren.

Nach jahrelangem Darben und auch noch mitten aus einer Fortsetzunghandlung gerissen worden zu sein, hat der Festa-Verlag seine Action-Reihe nun auch mit Vince Flynn aufgepeppt, der ja bei den Großkopferten und Trendverlegern einfach aus dem Sortiment verbannt wurde (zusammen nmit etlichen anderen Actionwerken). Ich weiß, das mit dem Lob für den verlag geht einigen Leutchen wohl auf die nerven, ABER solange ich mit dem Stoff versorgt werde, den ich mag und sehr schätze, tu ich das weiterhin. Und es haben ja andere wie der Luzifer-Verlag nachgezogen, was ich natürlich ebenfalls nur gutheißen kann. Gerade was Chris Ryan angeht. Zurück zum aktuell gelesenen Buch. Es ist alles andere als vollgepackt mit Action. Doch was soll man erwarten, nachdem die Anschläge geschehen sind? Schaut in die Nachrichten. Jedesmal wenn in der realen Welt so ein Attentat vonstatten ging, gehen die Vorwürfe los, wer hier wo nicht aufgepasst hat, wer wo zu sanft mit Verdächtigen umgesprungen ist und wer den Gerichten vorschreibt, dringend Tatverdächtige völlig von der Leine zu lassen. Und so ist es dann auch hier. Politiker und Maulhelden, die nur aus sicherer Distanz erleben, was in der Welt vor sich geht, erheben ihre Stimmen und werden von denen gekontert, die ein völliges Ende der Privatsphöre und Menschenrechte bevorzugen würden. Nebenbei kommt noch die Erörterung zutage, welche Methoden man anwenden darf oder soll, um Informationen zu beschaffen. Üblich, aber eine zähe Sache. Die Action konzentriert währenddessen auf wenig spektakuläre Szenen, die sich fast wie Morde in einem TV-Krimi lesen. Schnell war also klar, dass es auf einen Showdown kurz vor Schluss hinausläuft, der dann aufräumt - oder aufräumen soll. Denn auch hier hat Vince Flynn schon mehr geboten. Und zu den Protagonisten und Attentätern fällt mir nur ein, dass sich Rapp in der einen Diskussion mit Irene Kennedy aufführt wie ein kleiner trotziger Bub, aber ansonsten der gleiche Rapp wie in den Vorgängerbüchern ist - also mit extrem kurzer Zündschnur. Die Terroristen waren eigentlich ein echtes Ärgernis. Einzig der als geistig nicht ganz auf der Höhe geschilderte Ahmed war für diese Aufgabe geeignet. Hakim war doch nur ein Alibi-Terrorist, der mehr die Ansichten der Amerikaner vertrat als die eigene. Er wurde zu der figur in dem Buch, die zeigen soll, dass selbst die schlimmsten Terroristen ihr eigenes Tun für verfehlt halten. Dafür war Karim dann der blutrünstige Killer ohne Maß, der noch dazu ein haßverblendeter Wüterich ist, der noch dazu als ziemlich dämlich in seinem Handeln dargestellt wird. Es war kaum zu glauben, dass der Blödkopp Anführer einer solchen Operation sein sollte. Ergebnis: der "gute" Muslim ist clever, der böse ein Depp. Nette Botschaft. Nach Flynn-Maßstäben ist das Buch nur gehobenes Mittelmaß, verglichen mit den restlichen Marktüberschwemmern mit ihren verheulten Augen und sanften Kommissaren mit massig Problemen und Besuchen auf der Psychiatercouch immer noch ein Wunderwerk. Also sind die 520 Seiten und die Lebenszeit nicht verschwendet. Bald gibt es auch wieder etwas aus der Ecke der Massenware. Frauchen hat den neuen Grisham endlich durchgelesen und als weitere Lektüre den euen Roman von Dan Brown. Und wenn ich sie schon bezahlen muss, lese ich sie dann auch.                       
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Oktober 2017, 11:33:59
(https://2.bp.blogspot.com/-514Ow1vtEmg/WdH6TXFBVgI/AAAAAAAAMk4/0-uYWmA_bhMRjQ3WxKj3pCG-BcT5cMKNQCLcBGAs/s1600/westk%25C3%25BCstenbluees.jpg)

Jean-Patrick Manchette. Georges Gerfaut, leitender Angestellter in Paris, macht mit seiner Familie Urlaub am Atlantik. Beim Baden im Meer versuchen plötzlich zwei unbekannte Männer, ihn umzubringen. Er weiß nicht warum. Sein ganzes Leben ändert sich, als Gerfaut erkennt, dass zwei Killer auf ihn angesetzt sind.

Gerfaut fährt mit seinem Wagen nachts Richtung zu Hause, als ihn ein anderer Wagen plötzlich überholt und beinahe in den Graben abdrängt. Nicht viel weiter findet er den Raser um einen Baum gewickelt. Der Fahrer ist schwer verletzt. Er bringt ihn in eine Krankenhaus. Danach zieht er von dannen ohne seine Adresse oder andere Kontaktdaten zu hinterlassen. Einige Tage später fährt er mit der Familie in Urlaub und wird mitten im ganzen Trubel im seichten Wasser direkt vor dem Strand beinahe von zwei Kerlen ersäuft. Und keiner der Umstehenden merkt etwas. Die Familie zurücklassend verdrückt sich Gerfaut erst nach Paris und von dort dann in die Berge. Er wird verletzt, schleppt sich aber immer weiter in die unwirtliche Landschaft. Einige illegale Holzfäller aus Portugal finden ihn und bringen ihn zu einem Feldscher, der auch Kranke unter den Arbeitern behandelt, da diese keinen regulären Arzt aufsuchen können. Gerfaut wird wieder aufgepäppelt, leidet unter Amnesie und wird leider auch wieder aufgefunden. Die Killer wollen ihr Werk zu Ende bringen. Erneut muss der Büromensch in der Wildnis allein um sein Leben kämpfen.

Das Buch wurde mit Alain Delon verfilmt -"Killer stellen sich nicht vor". Und der passt dann auch besser in die Rolle als der Protagonist des Buches. Denn der Gerfaut ist eher ein Bürohocker par excellence, der zuviel trinkt, sein linkes Gedankengut fast völlig verdrängt hat und nun selbst zu der Klientel zählt, die er früher verachtet hat. Im Großen und Ganzen aber hat Manchette auf politische Inhalte größtenteils verzichtet oder eben nur angedeutet. Er konzentriert sich ganz auf seinen irritierten Bürohengst, der nicht weiß, wie ihm geschieht. Das tut er mit knappen Sätzen, einem gewissen Humor und hin und wieder auch Charme, bevor er dann scheinbar aus dem Nichts die brutale Gewalt über Gerfaut und den Leser hereinbrechen lässt. Und hier hapert es auch ein bisschen. Büromensch mit Hang zum Alkohol und leichtem Bauchansatz kann aus dem Stand zwei Profikiller auf Trab halten, die zwar ab und an recht dämlich daherreden, aber keine Neulinge im Job sind. Herrn Delon nimmt man das im Film natürlich ab, aber der Buch-Gerfaut???? Allein und gewalttätig - so werden die Probleme in diesem Buch gelöst. Gnadenlos eliminiert der Held seine Gegner, sind die Sätze knapp und die Beschreibungen minimalistisch. Neben der Jagd erfährt der Leser erst nach und nach, warum Gerfaut überhaupt gehetzt wird. Klar, man kann sich seinen Teil zu dem Unfall denken, aber wieso ist der Tote so wichtig? Warum muss ein vermeintlicher Mitwisser aus dem Weg geräumt werden? Das bringt eine gewisse Spannung in die Handlung. Schnörkellos und hart, kleine Längen in der Geschichte umschiffend und mit 160 Seiten auch kurz genug, damit diese nicht auffallen. Hardboiled aus Frankreich und so einigen Versuchen heutiger Autoren immer noch überlegen. 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Oktober 2017, 11:34:58
(https://1.bp.blogspot.com/-kN66aH1Oqxg/WdNhlgMNz6I/AAAAAAAAMmU/OATYqFQN6OMufQF6K3hV1Bvm3N5DcJu7QCEwYBhgL/s320/dahmer.jpg)

Edward Lee & Elizabeth Steffen. Im Juli 1991 fasste die amerikanische Polizei einen der teuflischsten Serienmörder der Geschichte - den Kannibalen Jeffrey Dahmer. Drei Jahre später wurde er im Gefängnis von einem anderen Insassen erschlagen ...
Doch kurz nach dem Begräbnis beginnt eine weitere kannibalistische Mordserie. Fingerabdrücke, DNA und modus operandi - alle Spuren führen zu Dahmer.
Die Ermittlerin Helen Closs ist sich sicher, dass es sich um einen perversen Nachahmer handelt ... bis in der Nacht ihr Handy klingelt und Jeffrey Dahmer selbst mit ihr redet.

1991 wird Dahmer geschasst, weil die Polizei von Nachbarn gerufen wird, die den Gestank nicht mehr aushalten, der aus dessen Wohnung dringt. Was die Beamten dort vorfinden, schlägt ihnen gewaltig auf den Magen. Und der perverse Sack leugnet nicht einmal seine Taten. 1994 sitzt Dahmer im Knast. Gehasst von allen Insassen des Baus. Warum der Arsch dennoch in den allgemeinen Vollzug will und nicht in eine separate Abteilung, bleibt allen ein Rätsel. Sie werden es auch nicht mehr lösen, da ein Mithäftling seine Chance nutzt und Dahmer regelrecht auslöscht. Danach wird die Leiche verbrannt. Nicht lange danach beginnt eine neue Mordserie, die alle Merkmale einer Dahmer-Tat aufweist. Die Ermittlerin Helen Closs will es nicht glauben. Dahmer kann nicht wieder aufgetaucht sein. Neben den Nachforschungen muss sie sich auch mit ihrem Privatleben befassen. Ihre Liaison mit Tom steht auf wackligen Füßen. Die Arbeitszeiten, die Anrufe in der Nacht, wenn wieder ein Einsatz ansteht, weil kürzlich eine Leiche gefunden wurde - das macht sich nicht gut für eine Beziehung. Dann kommen noch Kompetenzstreitigkeiten der Dezernate hinzu - und jetzt soll Dahmer wieder aktiv sein? Holy crap, was für ein Scheißfall.

Edward Lee, König der Ekelgeschichten auf Abwegen? Mitnichten - er hat schon mehrfach bewiesen, dass er auch im Thrillermetier zu bestehen weiß. Dennoch vermute ich, dass bis auf die eine Nummer im Hause Closs der einfluss der Co-Autorin hier recht groß war. Schließlich ist Elizabeth Steffen ja Spezialistin für Serienkiller. Also auf zu einem echten Spannungsroman, der mit der Frage spielt, ob der irre Mörder tatsächlich noch lebt. Das führt zu diversen Hinweisen, Wendungen, Morden und verwischten Spuren. Neben ihrer Arbeit wird eine anscheinend tief verunsicherte und misstrauische Polizistin von den Vorgesetzten eher müde belächelt, als sie mit ihrer Theorie auftaucht, muss sich gegen eine in ihrer Vorstellung unfaire Rivalin behaupten und mit ihrem Liebhaber auf die Reihe kommen, den sie sogar beschattet. Klingt schwer nach dem Einfluss von Frau Steffen, diese Fokussierung auf das Innenleben (Okay, Herr Lee hätte das Innenleben auch schildern können, aber da wäre es mit den Eingeweiden ans Tageslicht befördert worden) und den Gemütszustand der Polizistin. Und ebenfalls nicht unerwähnt bleibt die Art der Medien, Tatsachen so anzupassen, dass sie bessere Schlagzeilen generieren und die Auflagen erhöhen sowie die Gier der Menschen nach morbiden Memorabilien (da streiten sich zwei Familienmitglieder um die Asche des toten Dahmer) und mediale Aufmerksamkeit, was einen extrem niveaulosen Ton in die Medien bringt. Und das war Mitte der Neunziger im letzten Jahrhundert. Heute ist das alles nur noch schlimmer geworden. Siehe TV-Programm, Political Correctness-Wahn, Denunzianten allerorten, Schwachmaten, die Rettungsgassen versperren, um Handy-Videos zu drehen, Figuren, die andere Menschen als "illegal" bezeichnen und nicht einmal das Wort richtig schreiben können und und und. Da waren die Autoren ihrer Zeit schon etwas voraus und haben wohl kaum damit gerechnet, dass es noch viel schlimmer werden würde. Als Thriller funktioniert das Buch auf jeden Fall recht gut. Der Leser bekommt immer mal wieder ein Häppchen vorgeworfen, um einen neuen Verdächtigen zu etablieren, nur um dann wieder eine Wendung zu kreieren, die in eine andere Richtung führt. Die Charaktere sind okay, die Schreibstil ist flüssig und ohne allzu fordernd zu wirken verfasst. Ganz unerwarteter Thrill, wenn man sich auf die sonstigen Outputs von Edward Lee konzentriert hat, aber beileibe nicht schlecht. Knapp 350 Seiten Psycho-Thrill ohne sonderlich großen Horroranteil, der zu unterhalten weiß.       
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 4 Oktober 2017, 17:46:30
(//)https://2.bp.blogspot.com/-8fgAE_bko1I/WdSyrYrSJlI/AAAAAAAAMn4/x4jNH3To9v46gshoS77R7PsvEPNXFJBSACLcBGAs/s320/Mel-Valley%252BDie-t%25C3%25B6dlichen-Sauberm%25C3%25A4nner-Mel-Valley-Einzig-berecht-%25C3%259Cbertr-aus-d-Amerikan-von-Heinz.jpg

Mel Valley. Noch nie ist Inspektor Calahan - der harte Harry - zimperlich gewesen. Law and order - Gesetz und Ordnung: Wer nicht danach lebt, ist sein Feind. Und wer sein Feind ist, muss seinen Revolver fürchten. Docheines Tages trifft der Meisterschütze Harry in seiner Stadt
San Francisco ein paar nette junge Männer, die noch besser schießen als er. Und nicht nur das.

Der Mobster Ricca wurde gerade von seinem Anwalt zum x-ten Mal aus einer Anklage herausgepaukt und spuckt große Töne. Diese verfolgt der Motorrad-Cop Charlie McCoy, ausgebrannt, von Frau und Kindern getrennt lebend, im TV und schaltet den Kasten angewidert aus. Der Dienst ruft. Unterdessen ist Ricca mit seinen Leuten - Anwalt, Bodyguards und Fahrer - unterwegs in sein Refugium, als sie von einem Streifenpolizisten angehalten werden. Erst sind die Personen folgsam, doch dann tauchen gerade von Anwalt- und Bodyguardseite erste defätistische Sprüche auf, die der Cop an sich abprallen lässt, als würden sie ihn nicht berühren. Doch dann zieht er einen Revolver und nietet alle Insassen des Wagens um. Bis Inspektor Calahan zu weiteren Fällen wie diesem hinzugezogen wird, muss er sich noch mit einem simplen Diebstahl befassen, seinen neuen Partner dann ungläubig staunend zu einer versuchten Flugzeugentführung schleppen, mit der sie eigentlich gar nichts zu tun haben. Calahan beendet die Sache auf seine Art und gießt noch etwas Öl ins Feuer seines Zwists mit seinem Boss Lieutenant Briggs. Eines Abends geht er zur gewohnten Zeit, in der er dort seine Ruhe hat, zum Schießstand der Polizei und trifft dort vier junge Kerle. Eigentlich betrachtet er sie als Störfaktoren, aber dann lässt er sie doch bleiben. Ziemlich überrascht stellt er fest, dass die Burschen eine Menge drauf haben und hält sie für einen Gewinn als Ordnungshüter. Etwas, das sein eigener Boss für ihn nicht empfindet. Der würde ihn am Liebsten loswerden. Die Gelegenheit ergibt sich bald.

Das Buch ist eines von der Sorte, die einfach den Film nacherzählen. In diesem Fall hat es "Calahan aka Magnum Force" getroffen. Das Ganze wird durch einige kleinere Details ergänzt wie etwas Harrys Essgewohnheiten oder seine ungewöhnliche Art von Humor. Die Charaktere werden etwas vertieft, aber ansonsten wird wenig verändert und somit nichts Neues geboten. Vorteil: Wenn man den Film kennt, hat man sehr zügig wieder die Bilder des Geschehens vor Augen wie z. B. die Aktion mit der Flugzeugentführung und Calahan-Eastwood als Pilot, der gar nicht fliegen kann oder wie er seinen neuen Partner auf die Schippe nimmt, was dessen Überlebenschancen an der Seite des Inspektors angeht. Der Rest ist simple Routine eines (vermutlich) Frischlings im Autorenjob, der kein Risiko eingeht, etwas Eigenständiges einzubringen. Vermutlich der Grund, warum man ihn ausgewählt hat. Da konnten seine Auftraggeber immer schön den Daumen draufhalten. Nachteil: Dadurch, dass man den Film kennt, gibt es wenig bis gar keine Spannung, man liest einfach wie die Szenarien anhand einer Checkliste abgearbeitet wurden, was man heutzutage bei den aufgeblähten Fortsetzungen von Dan Brown um seinen Langdon auch irgendwie immer zu tun scheint. Vorteil: Im Gegensatz zu den Werken von Dan Brown ist "Die tödlichen Saubermänner" schön kurz mit seinen 125 Seiten und schläfert nicht ein. Ach ja, das Autorenpseudonym wurde auch nicht gerade kreativ gewählt. Aus dem im Roman erwähnten Millis Valley wurde dann der Name Mel Valley. Sauber. Für als jene Leser, die den Film nicht kennen sollten (gibt es hier wirklich jemanden, auf den das zutrifft?), ist das Büchlein aber ein kurzweiliges Lesevergnügen mit ordentlich Action, einigen coolen Sprüchen der Hauptfigur und ohne Leerlauf. Flott und ebenso schnell weggelesen. Wer weder Buch noch Film kennt, kriegt jetzt natürlich eine Empfehlung für das Medium seiner Wahl.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Oktober 2017, 20:42:58
(https://3.bp.blogspot.com/-friQ5R1wt1Y/WdsuFM2U0HI/AAAAAAAAMqk/hEYVseyvFHMtTrYJb1HD_EzLtn-CY0rqgCLcBGAs/s320/red%2Bsparrow.jpg)

Jason Matthews. Der aufstrebende CIA-Agent Nathaniel Nash trifft in Moskau einen hochrangigen Informanten der Gegenseite. Als plötzlich Schergen des russischen Geheimdienstes auftauchen, gelingt es Nash, seiner Quelle unerkannt zur Flucht zu verhelfen. Doch mit der Aktion gefährdet er die gesamte Operation und wird selbst zur Zielscheibe. Denn um den Verräter in den eigenen Reihen zur Strecke zu bringen, setzt der russische Geheimdienst die junge Agentin Dominika Egorowa auf Nash an. Dominika ist ein "Sparrow", ausgebildet zur verführerischen und tödlichen Falle. Ein gefährliches Doppelspiel beginnt.

Nash und sein Informant, MARBLE genannt, sind sich sicher, dass ihr Treffen ohne Beobachter stattfindet. Weit gefehlt. Nun muss Nash dafür sorgen, dass sein Verräter am eigenen Land unerkannt entkommen kann. Das gelingt ihm sogar, aber da der russische Dienst natürlich die US-Botschaft im Auge hat, ist ihnen klar, dass der junge Amerikaner eine Nacht lang in Moskau unterwegs war - und somit der Spionage verdächtig ist. Das sehen auch dessen Bosse so und ziehen ihn ab, um ihn auf einen ruhigeren Platz zu setzen. Helsinki - anscheinend der Schrottplatz für verbrannte Agenten, denn auch zwei seiner dortigen Vorgesetzten wurden wegen vermeintlichen Verfehlungen mit "Finnland belohnt". Auf russischer Seite wird eine junge Agentin - Dominika- ausgebildet, um später für ihre Nation zu spionieren und zu töten. Sie durchläuft eine harte und demütigende Schulung, in der sie alles aufbieten muss, was sie zu einbringen kann. Sex ist im Agentenspiel auch eine Währung. Dann schickt man sie nach Helsinki -  und ihr Ziel ist Nash. Sie soll über ihn an den Verräter kommen. Und was Nash nicht ahnt, ist die Tatsache, dass auch in Amerika ein Schurke sitzt, der Informationen an die Russen liefert. Und so nimmt ein gefährliches Ränkespiel seinen Lauf.

Warum amerikanische "Versager" gerade ins Russland nahe Helsinki versetzt werden, wollte sich mir nicht so wirklich erschließen, da für solche doch eher Tuvalu angebracht gewesen wäre. Egal, Jason Matthews entwickelt einen Agentenroman alter Schule, der nicht vor Action strotzt, sondern auf 665 Seiten aus dem Kalten Krieg bekannte Szenarien der Spionage entwickelt. Man erinnere sich an James Bond und seine "Honigfallen" oder an Thriller in den 70-er und 80-er Jahren, die sich dieses Themas schon angenommen hatten. Nach den ersten aufregenden Takten zieht sich das Buch auf die Charakterschiene zurück und schildert besonders den Aufstieg der Dominika im Geheimdienst der Rodina. Nach anfänglich offen gezeigter Abscheu wird sie gehorsam und folgt ihren Ausbildern auch dann, wenn es um heiße Szenen oder Mord an einer Zielperson geht. Sie erkennt aber auch die Machenschaften hinter den Kulissen und die Lügen, die den Leuten aufgetischt werden. Was das Zusammentreffen mit Nash angeht, lässt der Autor den Leser schön im Dunkeln, was die Motivation der Agenten angeht. Was ist Lüge, welche Emotion ist echt oder gespielt? Was ist Täuschung und wo beginnt die Intrige, falls es denn je eine gab? Menschenleben haben keinen wert im Dienst für den Staat. Undurchsichtig bis zum Schluss nutzt der Autor diverse in der Öffentlichkeit verbreitete Aktivitäten Putins und skizziert ihn im Gegensatz zu den beiden Sympathieträgern als rücksichtslosen Machtmenschen, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen. Er will aus Russland wieder den starken Staat machen, der es als Teil der UdSSR war. Aus amerikanischer Sicht selbstverständlich ein Affront, also werden die Russen und ihre Verbündeten wie dereinst als das Böse unter der Sonne geschildert. Vergessen werden aber die Provokationen von US-Seite, die sich immer weiter anstrengte, nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion den ehemaligen Feind immer mehr zu demütigen und einen ehemaligen Staat der Union in die NATO zu überführen und sich den russischen Grenzen auf diese Weise immer mehr zu nähern. Also eine Ohrfeige nach der anderen - und irgendwann ist eben Sense. Putin als starker Mann Russlands schlägt zurück. Kann man irgendwie sogar verstehen - solange man kein Ami ist. Leider werden die Russen hier aber als ein Haufen alter und rückständiger Kacker hingestellt, die keinerlei Chance gegen die modernen und weltoffenen Amerikaner haben. Passt dann irgendwie, dass die Russen ewig brauchen, um den Maulwurf zu enttarnen, während die Amis kurz nach der ersten Erwähnung schon wissen, wer sie leimt. Also auch eine recht einseitige Schilderung. Passt dann aber wieder irgendwie ins Bild des altmodischen Spy Thrillers. Mit seinen ber 660 Seiten mittig vielleicht etwas langatmig, stellenweise etwas zu sehr auf die sexuelle Ausbildung der Protagonistin in der Spatzenschule konzentriert und erst im letzten Viertel mit etwas mehr Schwung und Elan auf den Punkt kommend, ist "Operation Red Sparrow" dennoch ein guter Spionagethriller, der Erinnerungen an Autoren wie Craig Thomas - "Firefox" und "Firefox down" - wach werden lässt. Und damit Hobbyköche oder die Gattin auch was davon haben, sind im Buch rund 40 Rezepte unterschiedlichster Gerichte abgedruckt. Wem - abgesehen vom Kochen - derartige Thrillerliteratur ohne überbordende Actioneinlagen zusagt, der kann hier eigentlich bedenkenlos zugreifen. Und zudem ein kleines Scherzchen auf Kosten von Pat Benatar erfahren.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Oktober 2017, 11:44:23
(https://3.bp.blogspot.com/-RRd8Ehrz9OE/WdyQuUFc9DI/AAAAAAAAMs8/gjUSBi6vGfUpOyTc0tKhi-Psc507NHjpgCLcBGAs/s320/the-ascent-der-aufstieg-184955075.jpg)

Ronald Malfi. Es ist ein gefährliches Unterfangen – denn es könnte sein Ende bedeuten. Doch für Tim Overleigh, der nach dem Tod seiner Frau langsam dem Alkoholismus verfällt, ist die Flucht in Extremsportarten das Einzige, das ihn vor der Abwärtsspirale aus Selbstvorwürfen und Schmerz rettet. Deshalb schließt er sich einer Gruppe von Bergsteigern an, die von dem ebenso reichen wie exzentrischen Abenteurer Trumbauer für einen selbstmörderischen Trip durch die Bergwelt Nepals zusammengestellt wurde. Jeder Teilnehmer scheint aus einem ganz besonderen Grund ausgewählt worden zu sein. Je weiter sich Overleigh in die unerforschten Regionen des Himalaya vorwagt, um so mehr vermischen sich reale Strapazen mit den Schatten seiner Vergangenheit, und auch Trumbauer scheint einen ganz eigenen Plan zu verfolgen. Aus dem Kampf mit dem Berg und der Kälte wird ein Kampf gegen die eigenen Dämonen.

Tim Overleight ist nach dem Unfalltod seiner Gattin Hannah als ehedem berühmter Bildhauer zu nichts mehr zu gebrauchen. So langsam säuft er sich zu Tode. Nicht nur das. Bei einem Trip in die Berge stürzt er ab und landet in einer zehn Meter tiefen Höhle, spürt das kaputte Bein und das kalte Wasser und möchte am liebsten da liegenbleiben. Doch dann rappelt er sich auf und steigt unter gewaltigen Mühen und Anstrengungen wieder aus der Falle hinaus. Oben angekommen stolpert er immer weiter bis er an einen Highway kommt, wo ihn ein unbekannter Samariter aufsammelt und ins Krankenhaus bringt. Mit Gips und Rollstuhl lässt er sich zu Hause dann aber wieder gehen und seine Freundin/Bekannte Marta liest ihm die Leviten. Immerhin kann sie ihn dazu bewegen, das Haus mal in seinem Rollstuhl zu verlassen. Er zottelt zwar nur Richtung nächste Bar, wird dort aber plötzlich aus einer dunklen Ecke heraus angesprochen. Es ist Andrew Trumbauer, der ihn zu einer Expedition in den Himalaya bewegen will. Wie selbstverständlich lehnt Tim ab. Doch irgendwann kommt ein Sinneswandel und er etnschließt sich zur Teilnahme. Monate später trifft er fünf weitere Abenteurer und natürlich Andrew und gemeinsam beginnen sie den Aufstieg zum Basislager. Schon auf diesem Weg wird den Männern klar, dass sie auf einem gefährlichen Trip sind. Der erste Todesfall lässt nicht lange auf sich warten. Es ist zwar nur ein Herzinfarkt, doch die richtigen Strapazen beginnen erst - und sie lernen Andrew von einer unerwarteten Seite kennen. Er würde alles tun, um den Godesh-Pass auf der Suche nach der Schlucht der Seelen zu überqueren.

Cover: Michael Schubert. Enuff said. Der Roman von Ronald Malfi ist beim Luzifer-Verlag erschienen, der in letzter Zeit ein recht feines Händchen für Bücher unterschiedlicher Genres bewies, die zumeist bei den Großverlagen mit ihrem "Trendometer" keinen Unterschlupf finden. Es sind zwar auch einige Werke dabei, die etwas näher am Mainstream sind als die Veröffentlichungen anderer Verlage, aber insgesamt ist er eine feine Alternative zu dem gehypten Kommerzkrempel, vor dem man sich kaum erretten kann. Und der Autor selbst hat sich ja auch schon einen Ruf erarbeitet, eben keiner dieser "Schreiben-nach-Zahlen"-Hilfsarbeiter zu sein, wie sie sich z. b. bei James Patterson verdingen. Keine 08/15-Plots, die man schon nach zehn Seiten erkennt, keine Seifenopern-Figuren, sondern echte Menschen mit echten Problemen (Naja, soweit man das bei einer erfundenen Story eben behaupten kann). Also war schon beim Kauf klar, dass hier nicht nur die reine Unterhaltung ansteht, bei der die einzige Tiefe eine Schlucht in den Bergen ist. Und so ist es denn nicht nur ein verwegener Haufen, der Berge erklimmen will, sondern eine Truppe, die scheinbar keine Gemeinsamkeiten hat und in dem einen oder anderen Fall auch nicht wirklich gut für so einen Aufstieg vorbereitet ist. Es sind Menschen mit Wehwehchen und einer Vergangenheit. Neben den anderen Charakteren ragt natürlich Tim heraus, dessen Kummer um den Tod seiner Gattin ihn immer noch zerfrisst und durch dessen Gedanken und Albträume wird dem Leser das ganze traurige Dilemma nähergebracht. Vielleicht kann der Trip ihn ja zumindest wieder soweit aufrichten, dass er seine Karriere fortsetzen kann. Eine weitere wichtige Person ist Andrew. Nachdem er sie alle zusammengebracht hat, ist er plötzlich distanziert, unnahbar. Sie scheinen ihm absolut nichts zu bedeuten. Oder kapselte er sich nur ab, um immer am Plan für sein Ziel zu arbeiten: Das Erreichen der Schlucht der Seelen. Das macht aus ihm einen undurchsichtigen Typen, der beinahe so kalt scheint, wie es die Witterung in diesem wilden Gebirge ist. Kann Tim, der Erzähler der Geschichte, trotz Ecken und Kanten noch Sympathien auf sich vereinen und sind die anderen Teilnehmer keine üblen Gesellen, weiß man nie, was man von Andrew wirklich halten soll. Aber eben das sowie einige Wendungen und Geheimnisse machen Das Buch zu einem spannenden Abenteruer-Roman mit leichtem Mystery-Touch und einigem Thrill. Wer schon einige Bücher von Ronald Malfi genossen hat und sie positiv in Erinnerung behielt, darf hier gerne ein weiteres erwerben, denn es wird ihm sicher auch wieder munden. Auch Freunde des Abenteuers, das nicht mit überbordender Action garniert ist, sondern auf Charaktere und Spannung setzt, sollten mal mehr als nur einen Blick riskieren.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 15 Oktober 2017, 11:58:05
(https://4.bp.blogspot.com/-LFBkmzI_jnM/WeCRMgSUlmI/AAAAAAAAMwU/4E_wxx9EsDw4MmlZpUgRAHcfFlq8ar1ewCLcBGAs/s320/grisham.jpg)

John Grisham. In einer spektakulären Aktion werden die handgeschriebenen Manuskripte von F. Scott Fitzgerald gestohlen. Eine Beute deren Wert gar nicht zu beziffern ist. Das FBI nimmt schon nach kurzer Zeit den ersten Verdächtigen fest. Ein Täter aber bleibt wie vom Erdboden verschluckt, und mit ihm die Manuskripte. Doch endlich gibt es eine heiße Spur. Sie führt nach Florida in die Buchhandlung von Bruce Cable, der seine Hände allerdings in Unschuld wäscht. Und so heuert das Ermittlungsteam eine Jungeautorin an, die sich in das Leben des Buchhändlers einschleichen soll.

Fünf Mann, ein Coup - und ein guter Plan. Lange und akribisch vorbereitet, die Uni ausspioniert, die Bibliothek geradezu vermessen. Dann zu viert verkleidet aus unterschiedlicher Richtung den Laden betreten und erst einmal Ablenkungsmanöver inszeniert, während der fünfte Gauner in Buffalo in einem Zimmer hockt und über sein Equipment die Alarmanlagen sowie die Reaktionszeit der Feuerwehr und Polizei beobachtet. Der Raubzug gelingt und die Gangster hauen unerkannt ab und verziehen sich in eine Hütte im Wald, die schon lange zuvor angemietet worden war. Nach einiger Wartezeit begeben sich die die ersten Beiden auf den Heimweg, sicher, dass keiner sie je erwischen könnte. Falsch gedacht: einer hat einen Fehler gemacht, wird geschnappt und über dessen privaten Wege und Kontakte von früher findet man auch den zweiten Mann. Aber mit Beweisen wird es schwer, man findet nichts wirklich belastendes und reden tun die kerle nicht. Indes macht Nummer drei in der Hütte den unzuverlässigen Nummer vier kalt und verzieht sich. Bruce Cable war von Haus aus reich und verwöhnt und er erwartet aus dem Erbteil eine größere Summe. Doch die ist kleiner als gedacht und kann seinen Lebensstil nicht wirklich finanzieren. Sein Plan ist nun eine Buchhandlung und für die kauft er sich einen Porsche, reist ein halbes Jahr durch die Staaten, macht Erfahrungen und knüpft Verbindungen. Danach kehrt er heim, kauft einen Laden und führt ihn von Erfolg zu Erfolg. Und diesen cleveren Geschäftsmann hat nun das FBI im Visier. Da sie mit konventionellen Mitteln nicht an ihn herankommen, scheint die sache schwierig. Doch Elaine, die für eine obskure Firma tätig ist, die nicht unbedingt dem FBI oder der Versicherung zuarbeitet, sondern vor allen Dingen dem eigenen Profit, bietet einer jungen Autorin, die nach ihrem ersten Bucherfolg das Schattendasein eines Mauerblümchens mit ihren weiteren Werken erleben muss, nun 100.000$, wenn sie Cable ausspioniert. Mercer Mann sagt zu und begibt sich in eine Welt, die ihr gefällt, ihr aber auch einige Sorgen macht.

Der Raub ist gut ausgetüftelt und hätte der Auftakt zu einem guten Heist-Thriller werden können. Geschildert wird das ganze vom Autor fast wie ein Zeitungsbericht, wie eine Beobachtung. Für die Figuren bekommt man da kaum ein Gefühl. Auch als Cable ausführlich und später Mercer ebenso umfangreich vorgestellt werden, ist das Ganze noch distanziert von den Charakteren. Als würde ein Personalchef einen Lebenslauf vorlesen oder so. Erst das Zusammentreffen der beiden Hauptfiguren Cable und Mercer entwickelt dann auch Bezug zu ihnen, wobei Cable wie der aalglatte Typ mit Geld und gutem Aussehen gesegnet erscheint, während Mercer die richtig Goldige mit Heiligenschein und Liebreiz in einer völlig verfahrenen Situation rüberkommt. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Stoff zwar recht trocken, aber unterhaltsam mit spannenden Augenblicken wenigstens etwas gewürzt. Danach wird aber verständlich, warum meine Werte Gattin so lange brauchte, um das Buch zu lesen. Kleine Seitenhiebe in Richtung Pressefuzzis mit ihren aufbauschenden Berichterstattungen, die sich immer mehr von Wahrheiut zu Gerücht entfernen, um nur so viel Quote oder soviele Klicks wie möglich zu generieren oder Autoren, deren Bücher von Kritikern geliebt, aber von Publikum liegengelassen werden. Er selbst bedient ja auch den Massenmarkt mit seinen Werken, die schon lange nicht mehr mitreißen oder wirklich literarisch wertig sind. Er hat sich zwar vom Gerichtsthriller abgewendet, eigentlich vom Thriller allgemein, denn "Das Original" ist vielleicht eine Liebeserklärung an Bücher oder Autoren und die vielen Händler da draußen, aber leider kann das nicht wirklich unterhalten. Verfilmt würde es wie eine RTL II-Eigenproduktion wirken. Da hilft auch die Kritik am Riesen Amazon - mit der ich durchaus übereinstimme - nicht viel. Der Schluss ist so banal wie das oberflächliche Milieugeschwafel ab dem Zeitpunkt, zu dem sich die Handlung auf Florida konzentriert. Das war mal wieder ein Beispiel, wie man auch mit Mist gut Geld machen kann und warum sich die Großverlage auf das Zeug eingeschworen haben. Irgendwann ist auch der neue Dan Brown aus dieser Sparte noch fällig, aber erst einmal brauche ich eine simple Story, die etwas Action und Horror enthält - ein Buch aus der Alien-Saga. Dann geht es schnurstracks wieder zu Werken aus dem Festa-Verlag und dem Luzifer-Verlag. Wenn ich da mal über ein Buch meckere, ist es dennoch solchen Outputs wie "Das Original" weit überlegen. 365 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Oktober 2017, 20:38:33
(https://2.bp.blogspot.com/-eTjJALFhEz4/WeXBaoa3I5I/AAAAAAAAM0E/8Y-Q-wv6GQMsxWJ3Msyh7t9k8KQ-rZt2gCLcBGAs/s320/alien.jpg)

Tim Lebbon. Nach siebenunddreißig Jahren im Kälteschlaf dockt Ellen Ripley mit ihrem Rettungsshuttle am Minenraumschiff Marion an - und hofft, den Schrecken der Vergangenheit nun endlich entkommen zu sein. Doch auf der Marion ist die Hölle los, denn dort treiben Kreaturen ihr Unwesen, die Ripley nur allzu gut kennt. Gemeinsam mit Schiffsoffizier Chris Hooper muss sie erneut den Kampf gegen die Aliens antreten. Aliens, die inzwischen noch schneller, stärker und gefräßiger geworden sind.

Das Minenraumschiff Marion hat einen ersten Kontakt mit den Aliens durch ihre Schwesterschiffe bzw. Shuttles und ist noch nicht sicher, was da vor sich geht. Auf ihrer Krankenstation ist Ripley, die nach 37 Jahren endlich wieder aus ihrem Kälteschlaf erwacht ist und sichinsicherheit wähnt. Bis sie feststellen muss, dass es zu früh für das Erwachen war und dass sie auf einem Schiff festsitzt, das von den Aliens belagert wird. Es dauert auch nicht lange, bis die Bestien sich auch auf die Marion wagen. Nun muss die Crew zusammen mit Ripley ums Überleben kämpfen. Mit dabei immer Ash, der sich von der Nostromo ins Shuttle-Computersystem geladen hat.

Nicht viel Neues im Universum der Aliens. Zwar soll das Buch direkt an den Film von Ridley Scott anschließen, aber das will nicht so ganz passen. Denn in "Aliens" wird sie ja ebenfalls nach ihrer Flucht von der Nostromo gefunden. Schaut man darüber hinweg, gibt es wenig frische Ideen. Einzig eine Charakterentwicklung bei Ripley ist zu vermerken, der Rest spielt sich im Prinzip wie der Erstling ab. Ein paar Aliens mehr, neue Figuren, alte Bekannte - und Tempo. Auf dieses drückt Tim Lebbon bald, kann aber nur wenig Spannung generieren, weil das Ende ja im Prinzip bekannt ist. Ripley wird überleben, um später ein weiteres Mal gefunden zu werden. Und es gibt ja auch noch weitere Romane zu dem Thema. Die Action ist flott, aber auch altbekannt. Die Nebenfiguren sind eigentlich nur als Opfer für die Aliens gedacht und einzig Hoop wird näher beleuchtet. Ein paar Füllsel bringen einfach nur Seiten und sind nicht relevant für die Handlung. Das Ganze ist schon recht oberflächlich, aber wenn man keinen großen Anspruch an das Werk hat und eben gerade diese simple Konstruktion des alten Themas schätzt, das man auch schon ja schon aus Action- oder Westernfilmen kennt, die da lautet "zuschlagen und wieder verstecken" bis zur nächsten Attacke, um den Feind zu dezimieren, dann wird man hier auf rund 380 Seiten gut unterhalten, ohne sich übermäßig Gedanken machen zu müssen. Kleinere Ungereimtheiten, die sich anfangs einstellen, werden gegen Ende mit einem leider nur zu bekannten Kniff gelöst. Mal schauen, wie es dann bei James A. Moore weitergeht. Soll ja nun 300 Jahre später spielen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Oktober 2017, 20:39:40
(https://2.bp.blogspot.com/-HGC1Bnaip1I/WecTG9GStNI/AAAAAAAAM1c/2hALkyS2VscH7jsPN5-KvMqrZfo4kqCZwCLcBGAs/s1600/zola.jpg)

Tom Zola. Weltweit werden Angriffe der Marsianer gemeldet: Deren Tripods marschieren in Europa, in Asien, in Australien. Lieutenant Rick Marten und seine Spezialeinheit müssen den Abwehrkämpfen tatenlos zusehen, sie sollen im Jemen verbleiben, werden dort täglich auf Patrouillenfahrten geschickt und mit dem Elend der unter Krieg und Hunger leidenden Bevölkerung konfrontiert. Erst als im Jemen ein weiteres Objekt marsianischen Ursprungs auftaucht, offenbart sich Marten der Sinn seiner Mission. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt – und gegen die Kämpfer von Al-Qaida, die in den Marsianern göttliche Abgesandte zu erkennen glauben.

In China gibt es eine Konfrontation zwischen der Heimatverteidigung und den Außerirdischen. Der Stolz Chinas obsiegt in diesem Scharmützel. Unterdessen soll der Brohengst Walther Desmond den berüchtigten Alien-Spezi Stroker ausfindig machen. Ihm gelingt ein Durchbruch, der allen gefällt - außer ihm. Nun soll er nämlich in den Außendienst. Gerade er - untrainiert, stabil gebaut, eher unbeweglich und so mutig wie eine Maus vor drei Katzen. Auch noch in den Kosovo, wo seit den Kriegswirren eh nur durchgeknallte Ballerfuzzis rumrennen. Aber es bleibt ihm nichts weiter übrig. Befehl ist Befehl. Dazu muss er in die Rechnungsabteilung, um die Finanzierung des Trips abzusegnen. Bald wünscht er sich, schon im Außendienst zu sein und nicht in diesem Büro. Die Tortur geht vorüber, die Reise los. Rick Marten ist im Jemen unterwegs auf Patrouille. Doch hier geschieht zwar auch Schreckliches, aber er darf nicht eingreifen. Dieses Grauen macht ihn schier fertig - und lässt dann seine Gedanken Richtung kriselnde Ehe kreisen, was ihn auch nicht auf andere Gedanken bringt, die ihn diesen Einsatz leichter ertragen lassen würden. Dann geraten sie auch noch an Al Qaida-Kämpfer, die die Gunst der Stunde für sich nutzen wollen und die Angreifer aus dem All als willkommenen, wenn auch nicht wirklich freiwilligen Partner verstehen, der ihnen hilft, die Ungläubigen vom Planeten zu fegen. Jetzt muss Martens Truppe doch zeigen, was sie drauf hat. Und damit beginnt ihr Einsatz erst richtig. Von wegen fehl am Platze.

Zuerst einmal kurz zum Autor. Der ist garantiert ein Schelm, der sich vermutlich das Kichern ob seines Kniffs kaum verkneifen kann. Schafft er es doch tatsächlich zwei Romanreihen  unterzubringen, die vom Thema her durchaus als ähnlich zu bezeichnen sind. Ist ja an sich nicht schlimm, aber als Leser muss man sich dann vom Kollegen Bernau aus "V-Fall Erde" gedanklich lösen, um wieder zu Lieutenant Marten und den Seinen zu finden. Seine "Stahlzeit"-Serie hab ich zwar hier, aber ungelesen, sodass ich nicht weiß, ob er da auch noch ein paar Außerirdische untergebracht hat. Jetzt aber zu den Marsianern, die er nach H. G. Wells doch glatt noch einmal auf die Erde loslässt. Er gibt auch eine feine Begründung ab, warum die es jetzt wieder probieren. Aber er nutzt seinen Roman auch, um einige Themen anzusprechen, die zwar nur kurz beleuchtet werden, aber aus dem Unterhaltungseinerlei einiger seiner Kollegen doch herausragen. Da wären die Truppen, die von Organisationen auf Friedensmissionen um die Welt geschickt werden. Die dürfen aber nur bei kriegerischen Akten dazwischengehen, aber das Leid der Bevölkerung nicht lindern, sie dürfen nicht helfen. Die Männer und Frauen, die ihren Dienst tun, müssen diese Bilder, die ihnen zugemutet werden und die sie kaltlassen sollen, erst einmal verdauen. Ihnen wirklich begreiflich machen, warum sie hier nicht aktiv werden dürfen, ist vermutlich unmöglich. Hier wird Menschlichkeit unmenschlich unterdrückt. Befehlshierarchie halt. Die Chefetage kennt solche Sachen nur aus dem TV, da kann man leicht derartige Befehle geben. Ein weiterer Punkt sind die Kriegsgewinnler, die es in jeder derartigen Auseinandersetzung gibt. Besonders erfreut snd da die Waffenexporteure und -händler. Auch recht unverständlich, dass aus Ländern, die Soldaten auf Friedensmissionen schicken auch die Waffen stammen, die diese Missionen erst nötig machen. Verrückte Welt. Den Kampf der Religionen hat er zwar auch erwähnt, aber nicht überstrapaziert. Und er nimmt sich nicht nur ernste Themen vor, er lässt auch ne Ecke Humor einfließen, auch wenn sein Zahlenjongleur Richter doch etwas sehr überzeichnet ist mit seinen Sprüchen über Märchensteuer und so weiter. Da konnten andere Frotzeleien mehr punkten. Die Action der Kämpfe gegen die Islamisten oder gegen die Angreifer vom Mars erscheint ordentlich choreographiert, bietet unterhaltsame Kurzweil und diverse Überraschungen, Wendungen und Ideen, was die Marsianer zu einem neuen Angriff bewogen haben könnte und die die Menschheit nun darauf reagiert. So lesen sich die 260 Seiten wie im Flug und obwohl Darmstadt und Umgebung diesmal verschont wurden, sich die Schlachten nun außerhalb Deutschlands zutragen, bietet "Weltenkrieg 2 - Stunde X" flotte Lesestunden mit einem Buch, das kaum Längen oder Durststrecken aufweist und gespannt auf den dritten Teil macht, der gerne zeitnah kommen darf. Vielleicht kommt vom Autor auch mal ein reiner Actionroman, der sich vor den Werken von Könnern dieses Genres wie Reilly, Greaney, Kay oder Thor nicht zu verstecken braucht. Bis dahin weiter mit "Weltenkrieg" und "V-Fall Erde".
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Oktober 2017, 20:42:37
(https://2.bp.blogspot.com/-A1KvtbSqMBE/WeyBI9IKbEI/AAAAAAAAM30/zF2aAT3pG3I9B74QRn3j2uT2mr0jmtKbQCLcBGAs/s320/47samurai.jpg)

Stephen Hunter. Der Japaner Philip Yano sucht nach dem Schwert, mit dem sein Vater 1945 in der Schlacht um die Insel Iwojima einen amerikanischen Soldaten erstach. Die Spur führt ihn in die USA zu Bob Lee Swagger - dessen eigener Vater an der blutigen Schlacht beteiligt war. Tatsächlich findet Swagger das Schwert und fliegt nach Tokio, um es dem rechtmäßigen Besitzer zu übergeben. Dabei stellt sich heraus, dass die Waffe von historischer Bedeutung ist. Schnell wird die von Yakuza beherrschte Unterwelt Tokios aufmerksam. Nachdem Swagger die hohe Kampfkunst der Samurai erlernt hat, kommt es zu seinem bisher blutigsten Kampf.

Nach einer Rückblende in den Kampf der Amerikaner um die Insel Iwo Jima, auf der sich die Japaner gut befestigt eingegraben haben und bis zum bitteren Ende kämpfen wollen. Bobs Vater Earl war einer der Marines, die das Gemetzel überlebten - und der von dort ein Schwert mitbrachte, das eine Menge Blut vergossen hatte. In der Gegenwart taucht dann ein Japaner bei Bob und seiner Familie auf, der nach eben diesem Schwert sucht und es erwerben möchte, da es ein wichtiges Erbstück der Familie ist. Bob Lee hat keine Ahnung, wo das Werkzeug eines Kriegers abgeblieben sein könnte, verspricht dem Mann aber, danach zu suchen und es ihm dann zukommen zu lassen, falls er es findet. Nach einigen wenig aufwendigen Recherchen kann er es tatsächlich ausfindig machen und reist damit nach Japan, um sein Versprechen einzulösen. Er freundet sich sogar mit den Leuten an, doch als er abreisen will, sieht er am Flughafen im TV, wie in den Nachrichten verbreitet wird, dass das Haus der Gastgeber abgebrannt sei und niemand überlebt habe. Bis auf das Mädchen Miko, das ihn den Blechmann nannte. Jetzt will Swagger die freundlichen Leute rächen und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Kind in sichere Obhut kommt. Durch diesen Entschluss lernt Bob Lee Japan besser und blutiger kennen, als er sich je erträumt hat.

Wer bisher die Romane um Bob Lee Swagger als feinste Sniper-Action in freudiger Erinnerung hatte, muss sich nun gewaltig umstellen. Keine Lehrstunde mehr über Minution, Entfernung, Windgeschwindigkeit, Tarnen und Schießen. Swagger wird weit aus seiner gewohnten Welt geholt und muss sich in einem fremden Land mit anderen Sitten und Bräuchen zurechtfinden. Daher wird es nach dem gewalttätigen, extrem blutigen und actionreichen Prolog auf Iwo Jima für längere Zeit sehr ruhig und gediegen. Stephen Hunter hat sich zudem recht gut in die Geschichte und Besonderheiten der japanischen Gesellschaft eingearbeitet und kann sich mit den Kenntnissen durchaus mit Eric van Lustbader und seinen Ninja-Romanen messen, bevor dieser zum Lohnschreiber für die Ludlum-Erben wurde. Von den pornographischen Mangas über geduldiges Verhalten und ehrenvolle Anreden bis hin zur Kampfkunst erfährt der Leser zusammen mit Swagger so recht viel Wissenswertes (plus einiges an Fiktion natürlich). Als man Swagger dann eine Kampfausbildung im Schnellverfahren angedeihen lässt, erinnert man sich durchaus schmunzelnd an Scott Glenn in "Wenn er in die Hölle will, lass ihn gehen aka The challenge" und einen Teil seiner Bildung bezieht auch Swagger aus Filmen z. B. die Geschichte der 47 Samurai. Und wie Scott Glenn wird er schwer rangenommen, lernt die Präzision der Schläge von links oben schräg nach rechts unten zwecks Körperteilung, wird mit ihm ungewohnten Übungen fit gemacht, soweit das bei einem 60-Jährigen noch geht. Dieser Teil ist zwar interessant, aber weitgehend actionfrei und mit den gewohnten Aufgaben des Snipers hat es absolut gar nichts zu tun. Dennoch ist "Der 47. Samurai" ein guter Thriller, der stellenweise so richtig das Blut fließen lässt, dass unter den toten Körpern wahre Bäche davon langsam im Frost gerinnen. Und wirklich so ganz nebenbei darf sich Tom Cruise rühmen von Stephen Hunters Bob Lee Swagger wegen seines Versuchs sich mit "The last Samurai" seinen Oscar im Stile eines "..der mit dem Wolf tanzt" zu ergattern als Missetäter an der japanischen Kultur bezeichnet zu werden. Die Unterschiede der Kulturen und vielleicht auch der Versuch, einen Swagger mal abseits der gewohnten Pfade agieren zu lassen, wobei man sich möglicherweise auch an "Yakuza" mit Robert Mitchum und Brian Keith erinnert, waren vermutlich der Grund für dieses Buch - dieses trotz ungewohntem Setting verdammt gelungenem Buch mit rund 505 Seiten. Mehr von Stephen Hunter wird beim FESTA-Verlag kommen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Oktober 2017, 20:43:36
(https://2.bp.blogspot.com/-0xrAX_osyW8/We27ZRhPvoI/AAAAAAAAM4o/HaUFa_YLessqmWMakq-IhtlMDEyMa3qqwCLcBGAs/s1600/angriff%2Bflynn.jpg)

Vince Flynn. Terroristen dringen ins Weiße Haus ein und nehmen mehrere Dutzend Geiseln. Präsident Robert Hayes gelingt es zwar, sich in einen unterirdischen Bunker zu retten, doch jetzt steckt er in einer tödlichen Falle. Und um ihn zur Aufgabe zu zwingen, beginnen die Fanatiker mit einem Blutbad unter den Gefangenen. Während die Beamten noch darüber streiten, wie sie mit dem Feind verhandeln sollen, bewegt sich Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp schon unbemerkt durch die geheimen Gänge des Weißen Hauses, um die Geiseln zu retten. Doch jemand aus Washingtons Elite ist entschlossen, Rapps Rettungsmission zu verhindern.

Rapp und einige SEALs sind im Iran tätig und wollen einen ganz betimmten Mann - Harut, seines Zeichens Feind der USA - exfiltrieren. Das geschieht im Dunkel der Nacht und gut geplant. Dennoch geht nicht alles seinen vorgesehenen Gang und man wird in eine Gefecht verwickelt, bei dem Sniper und Miniguns dem kurzerhand ein Ende machen. Danach verlässt der Trupp mit Rapp den Iran, im Gepäck den Gefangenen, der dann zum hochnotpeinlichen Verhör abgeliefert wird. Noch während man Rapp und die SEALs aus dem Fokus der Medien bringt, nachdem der Iran sich massiv über die Verletzung ihres Hoheitsgebietes ereifert, steht den Amerikanern ein anderes Problem ins Haus. Aziz schleicht sich als Prinz Khalib mit List, Tücke und einer Menge Geld ins Zentrum der Macht. Ausführliche Planung, monatelange Vorbereitung und eine gewisse Skrupellosigkeit sind Garanten dafür, dass der Überfall auf das Weiße Haus gelingt. Einzig dass Präsident Hayes mit seinen wichtigsten Personenschützern die Flucht in seinen Safe Room in den Katakomben seines Amtssitzes gelingt, ist ein Wermutstropfen. Doch dafür hat man ja Geiseln genommen. Forderungen stellen, Geiseln als Beweis der Kaltblütigkeit und um die Drohungen zu unterstreichen erschießen, und dahinter einen unbekannten Plan verfolgen, den er auch seinen Leuten vorenthielt. Und dann kommt Rapp ins Spiel - und der findet einen 60-jährigen Rentner, der ihm einen Zugang zum Gebäude weisen kann, der nur sehr wenigen Personen bekannt ist, schon gar nicht den Feinden. Dass der Alte mitkommen will, wurmt Rapp zwar, könnte aber dennoch von Vorteil sein. Erst einmal im Gebäude kann Rapp gerade noch die Journalistin Anna Rielly vor einer Vergewaltigung durch einen der Kerle retten und rät ihr, sich zu verstecken, bis alles geregelt ist. Danach schreitet er zur Tat.

Dieses Buch ist als "Der Angriff" schon 2004 erstmalig in einem deutschen Verlag und deutscher Übersetzung erschienen. Dabei hatte es wie viele Bücher zuvor an der schon seit Dekaden praktizierten "Anpassungskürzung" zu leiden, mit der man das Werk in die Nähe einer (von den verlagen bestimmten) akzeptablen Seitenzahl bringt. Nebenbei fielen dann auch noch diverse Formulierungen und Gewaltspitzen der Schere zum Opfer. Nun hat sich der FESTA-Verlag den Büchern von Vince Flynn angenommen und die Reihe zuerst da fortgeführt, wo sie von dem früheren Verlag des Autors einfach abgebrochen wurde. Und wenn man schon dabei ist, kann man ja auch die gesamte Reihe dann in ihrem ursprünglichen Umfang übersetzen und ungekürzt dem Leser servieren. Eine Besprechung der älteren Ausgabe hatte ich nicht geschrieben, weil da noch niemand auf die Idee kam, den wohl gerade erst gedanklich zu bestehen begann und ich noch weitere Jahre nur den Shane Schofield aus den Büchern von Matthew Reilly kannte. Wäre es nur so geblieben, der andere ist nämlich ein anspruchsvoller Leitwolf😈. Zum Buch: Rapp ist der harte Hund der Story, der sich schwer steuern lässt und kurzen Prozess mit seinen Gegnern macht. Zudem getrieben von einem Rachedurst (Siehe "American assassin"), der ihn ohne Skrupel gegen den Feind agieren lässt. Dennoch - oder vielleicht gerade dewegen - funktioniert er als Sympathieträger des Thrillers, der sich eindeutig an einigen schon früher erschienenen Werken im Stile von "America First" orientiert. Tom Clancy und Robert Ludlum, der aber entschieden differenzierter skizzierte als Clancy, waren zusammen mit Dale Brown Vorreiter in dem Genre. Mittlerweile gibt es etliche Autoren, die sich diesem Thema widmen. Viele davon auch beim FESTA-Verlag unter Vertrag, manche beim Luzifer-Verlag (Chris Ryan). Das vorliegende Buch ist ein gutes Beispiel der Trennung von Gut und Böse. Dem tapferen Helden wird eine edelmütige und toughe Frau zur Seite gestellt und beide sind nur mit positiven Charaktereigenschaften ausgestattet. Die Feinde sind wankelmütig, leicht dämlich, benehmen sich unzivilisiert und sind bösartig brutal nur zum Selbstzweck, während Rapp mit seiner Gewalt Menschen retten will. Mich persönlich hat die Journalistin dann mit der Zeit doch einigermaßen genervt. Nicht ganz so ausführlich wie Clancy und Ludlum hat Vince Flynn auch den politischen Zwist von Parteiführern, Beratern und den Diensten wie Secret Service, CIA, FBI und den Kampfeinheiten wie SEALs sowie die Medienmanipulation durch die Politiker und die Manipulation der Bevölkerung durch die Medien ins Geschehen integriert. Diese Machtsppielchen werden immer wieder durch Aktivitäten von Rapp auf der Spur der Geiselnehmer und den Verbrechern unterbrochen, sodass trotz einiger Diskussionen und Dialoge kein länger andauernde Durststrecke das Lesen zur Qual macht. Der Stil ist flott, leicht zu lesen,die Story nicht zu komplex, um sperrig zu wirken und die Action dann auch rasant und in Kleinigkeiten dann auch recht derbe. Ein typischer Flynn und wer diese Art Bücher schätzt, kann hier gerne zugreifen. Es gibt rund 630 Seiten Polit- und Actionthriller voller Spannung satt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 28 Oktober 2017, 21:33:28
(https://1.bp.blogspot.com/-d-qOZDcnxuA/WfRUMzRkWQI/AAAAAAAAM9U/9BYYcrAqlyMYVdkzrxBLZv5G_g_9kL9EwCLcBGAs/s320/000000pred.jpg)

Tim Lebbon. Unaufhaltsam fallen unzählige Raumschiffe der gefürchteten Predatoren in den von Menschen kontrollierten Teil des Weltraums ein. Um der Bedrohung durch die Yautja, wie die Predatoren auch genannt werden, etwas entgegenzusetzen, schickt die Weyland-Yutani-Cooperation ihre Spezialeinheit ins Feld - die Colonial Marines. Aber der Preis, den sie dafür zahlen, ist hoch, denn die Predatoren sind überlegene Krieger, und jede neue Konfrontation fordert unzählige Opfer.
Doch als sich Lt. Johnny Mains zusammen mit seinem Trupp Marines - den VoidLarks - dem Kampf stellt, stoßen sie auf einen Feind, der noch tödlicher ist, als man es sich hätte vorstellen können.

Liliya - an Bord der USS Evelyn-Tew. Vielleicht letzte Überlebende im Jahr 2351 AD. Sie berichtet von einem Fund der Mannschaft, den diese unbedingt erforschen wollte und dabei auf die Xenomorphs stieß. Das Ende der Mannschaft. Diese Aliens sind nicht aufzuhalten. Im Jahr 2692 AD sind die Colonial Marines auf Patrouille am Rand der Menschlichen Sphäre, um sie gegen Angreifer zu schützen oder die Kolonien zu warnen. Es gibt Ärger mit den Yautja, die zwar immer mal wieder für kleinere Scharmützel gesorgt haben, aber nie in so großer Zahl die Grenze überschritten. Natürlich tun die Marines alles, um die Angreifer in die Schranken zu weisen, aber gegen deren überlegenen Waffen, die Möglichkeit der Selbstheilung und deren Stärke sind sie fast machtlos. Auf einen erledigten Yautja komme immer mehrere eigene Kampfgefährten auf die Verlustliste. Der Vernichtung ganzer Stationen folgt natürlich auch immer eine Gegenantwort, was die Situation der endgültigen Eskalation immer näher kommenlässt, wenn sich die beiden Kriegsparteien nicht zu einigen wissen.

Tim Lebbon hat ja schon einige Erfahrung mit dem Genre und den Franchises, sodass man auf gute Unterhaltung spekulieren konnte. Dass der Luzifer-Verlag aber für diese Veröffentlichung derartige "Dresche bezogen" hat, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Der Vorwurf, eine gebundene Fassung würde nicht existieren und der Lektor habe sogar das verpennt, hätte sich leicht entkräften lassen. Man schaue doch bitte auf die entsprechende ISBN. Dass das Buch eigentlich kaum zu lesen sei, weil die Anzahl falscher Wörter und Satzstellungen größer sei als die von korrekt geschriebenen Worten oder übersetzten Sätzen, ist dann auch etwas an den Haaren herbeigezogen. Klar gibt es einige unforced errors, aber die finden überall ihren Platz (Aktuell sehr schön zu finden in einem neuen Buch eines Großverlags bei einem versierten und bekannten Übersetzer. Ich gehe davon aus, dass keiner das absichtlich macht.) und manche geschehen auch erst beim Satz/Layout, das NACH dem Lektorat kommt. Ist es gehäuft, nervt es. Bleibt es im Rahmen, Schwamm drüber. Hier tendiere ich eher zum Schwamm drüber.
Buch 1 also hat alle aufzubieten, was man aus Kino und Comics sowie Büchern kennt: Menschlein, Androiden, Aliens und Predatoren. Die Story entwickelt sich nach und nach, erstattet der Android zumeist nur Bericht, wird die Weyland-Yutani-Cooperation weiterhin als dunkle Macht im Hintergrund mit Zielen, die nur ihrem Machtausbau dienen geschildert, sind die Militärs auf Kampf aus und die Bewohner von Planeten und Forschungseinrichtungen wollen nur in Frieden leben. Ebenso die vielen Arbeiter auf fremden Welten, die dort seltene Erze für WY abbauen. Die Colonial Marines unter Johnny Mains sind ein verschworener Haufen, die sich allesamt als gute Kameraden und Kämpfer sehen. Für den emotionalen Part sorgen ein kleines Techtelmechtel zweier Protagonisten und die Opferbereitschaft unter den Soldaten. Man bekommt also alles, was zu erwarten war und man in meinem Fall auch lesen wollte, fachgerecht mit den benannten kleinen Fehlerchen serviert und ists zufrieden. Der Autor hat seine Geschichte flott und actionreich umgesetzt, bietet dann einen Ansatz, der bisher in diesem Alien/Predator-Universum noch nicht da war und lässt das Ganze dann mit einem fetten Cliffhanger enden. Wer auf philosophische Phrasen und Diskussionen um den Sinn des Lebens verzichten kann und sich lieber dem temporeichen Zwist unter den sich fremden Rassen widmet, ist hier so richtig wie der Filmfreund, der die Saga weiterlesen will. Für höhere Ansprüche eher weniger geeignet, aber als Zeitverteib mit Wiedererkennungsfaktor ein netter Spaß mit einigem Blutvergießen über 380 Seiten schon gelungen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 2 November 2017, 11:14:36
(https://2.bp.blogspot.com/-Al7xSshiehY/Wfirz-TsA6I/AAAAAAAAM-w/9TCQSwqTAlIPeRIW-Nr-nPPZUOcapqHjQCLcBGAs/s320/baldacci.jpg)

David Baldacci. Seit zwanzig Jahren sitzt Melvin Mars in der Todeszelle. Er soll seine eigenen Eltern ermordet haben. Doch kurz vor der Hinrichtung taucht wie aus dem Nichts ein anderer Mann auf und behauptet, das Verbrechen begangen zu haben. Ein Fall für Amos Decker, den Memory Man - der seit einem Unfall nichts mehr vergessen kann. Innerhalb einer Spezialeinheit des FBI klärt er ungelöste Schwerverbrechen. Schon bald zeigt sich, dass der Fall enorme gesellschaftliche Sprengkraft birgt.

Amos Decker wurde nach den Vorfällen um die Ermordung seiner eigenen Familie und mit seiner unfreiwilligen Gabe der ewigen Erinnerung an was auch immer geschieht oder er liest, vom FBI angeheuert, um ein einer Sondereinheit ältere, kalte Fälle zu lösen. Doch während er schwer wuchtig, weil er sich nach der Zeit des Todes seiner Familie ordentlich vollgefressen hat und entsprechend fett ist, auf der Fahrt zum Huptquartier des FBI im Radio von einem Fall hört, in dem ein in Alabama kurz vor der Hinrichtung stehender Mörder zugibt, Morde in Texas begangen zu haben, für die ein vor zwanzig Jahren Verurteilter nun auch vom Staat getötet werden soll, weiß Decker, welchen Fall er zuerst bearbeiten will. Zum Tean, das ihm vorgestellt wird, gehört der Leiter Bogart, Deckers bekannte Jamison, eine Psychologin namens Davenport und mit Todd Milligan ein weiterer FBI-Mann. Decjers Start mit Milligan ist denkbar ungünstig, weil der partout einen anderen Fall abhaken will, doch Bogart steht zu Decker. Also fahren sie nach Texas und besuchen den Mann. Nach einem Gespräch ist isch Decker sicher, dass der Mann unschudlig verurteilt wurde. Sie beginnen zu ermitteln und starten bei Montgomery in Alabama, um zu erfahren, warum er erst jetzt mit der Sprache rausrückte. Viel brachte es nicht, aber Vermutungen verschiedenster Art machen sich in den Köpfen breit und die Befragungen der Beteiligten wenden sich auch in andere Richtungen. Selbst beim Tod von Melvins Eltern tauchen nun Fragezeichen auf?

Hach ja, wie lange habe ich darauf gewartet, dass endlich mal jemand den Mut hat, einen Roman über einen Mann zu schreiben, der unschuldig im Gefängnis sitzt und dann in letzter Sekunde gerettet werden soll. Dieses bedrückende Szenario hätte es verdient gehabt, schon tausende Male in Roman und Film dem Kunden nahegebracht zu werden. David Baldacci hat das Flehen erhört, dass die Leser endlich ein solche einzigartiges Szenario geboten bekommen wollten.😈
Naja, er hat dann wohl selbst gemerkt, dass man diese altbekannte Geschichte etwas aufpeppen muss. Er hat das in einer Weise getan, die man von bekannten Massenwareverfassern schon in milderer Form oftmals erlebt hat, aber Herr Baldacci war das nicht genug. Er wollte wohl nicht mehr nur kleine Hinweise einstreuen. Nein, für ihn musste es eine Fibel für Gesundheit und Political Correctness sein. Also liebe Leser, seid gefälligst gegen die Todesstrafe, die Zustände in den Gefängnissen, gegen Texas und seine Vollzugsbeamten, lebt und esst gesund (am Beispiel Decker tobt sich der Autor hier mächtig aus), seid gegen Rassismus und liebt Minderheiten oder andere Lebensauffassungen und wäre der Weinstein-Skandal schon aktuell gewesen, hätte er ihn auch verwurstet. Ich will hier nicht behaupten, dass alle diese Punkte Blödsinn sind - ganz im Gegenteil -, doch ich mag es nicht, wenn ich mir einen (vermeintlichen) Spannungsroman kaufe und mich dann für mein gutes Geld von einem Ami (Kriegstreibernation Nummer 1) indoktrinieren lassen soll - huch, geht nicht in die Sümpfe, der Alligator könnte sich an euch ja einen Zahn ausbeißen oder Magenbeschwerden bekommen. Schützt die Tiere, bleibt zu Hause, aber bewegt euch an der frischen Luft😜. Und was dieses Thema sexuelle Belästigung angeht, das nun wieder durch die Medien geschleift wird und Vorschriften gebiert, wie Männer sich verhalten sollen, hat auch seine Vorteile. Gibt künftig kein Trinkgeld mehr, könnte die Ische ja als sexuelle Belästigung ansehen. Geiz ist wieder geil.
Ach ja, das Buch. Viele Wendungen, bei denen an etlichen Haarteilen gezogen werden musste, ein Spannungsbogen wie der Rücken einer Nacktschnecke. Viel Gelaber plus dem erwähnten Lebensratgeber, wenig Tempo trotz einiger vorfälle und das ständige Verweisen auf gesellschaftliche Probleme, die andere Autoren schon vor Ewigkeiten intensiver und besser angesprochen haben. Du willst etwas lesen, das mit dem Rassismus im heutigen Amerika zu tun hat? Nimm die Trilogie um "Natchez" von Greg Iles. DAS ist Gesellschaftskritik, nicht platt, dafür intensiv und nicht ein paar wenige "weise"Pseudosätze eines populistischen Publikumslieblings bei einem populären Verlag. Die Charaktere in "Last mile" sind simpel, dramatische Momente rar und das emotionale aufgesetzt. Was den Protagonisten angeht, wird schon im zweiten Buch daran gearbeitet, ihn dem allgemeinen Pflichtideal anzupassen und damit uninteressant und irgendwie unsympathisch zu machen. Etwas für das Kyle Mills mit seinem Mark Beamon immerhin schon drei Bücher benötigte. Zudem wirkt das alles wie eine 540 Seiten lange Vorbereitung auf eine TV-Serie. Wer nur etwas sucht, das man in 30 - 50 Seiten-Schritten so nebenbei als Zeitvertreib liest, ohne auch nur ansatzweise gefordert zu werden, kann sich das Buch schon gönnen, dafür ist es ja wohl auch gedacht. Seichte Ware für höchsten Umsatz. Man nehme dann noch das Taschenbuch, weil es leichter zu tragen und leichter zu bezahlen ist, solange die Taschenbuchpreise noch halbwegs im Rahmen bleiben. Wirklich empfehlen tu ich es nicht. Warum ich es trotz des "Warnschusses" durch Buch eins gekauft habe? Aus dem gleichen Grund, warum ich mir weiterhin die Seagal-Filme gönne - in der irrigen Annahme, es könnte ja mal wieder was dabei sein, das wenigstens noch semi-interessant ist. Unverbesserlich und unbelehrbar. Ja!
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 6 November 2017, 10:37:58
(https://3.bp.blogspot.com/-iUWcc2tW5wE/Wf8LAIdt1-I/AAAAAAAANBY/YkDL1i5-pMM_fge6ICd2Fv5CzFWN6bfPQCLcBGAs/s320/clancyunderfire.jpg)

Clancy ist Baldacci ist Cussler ist Patterson ist Rollins - und alle sind Grant Blackwood.

Grant Blackwood statt Tom Clancy. STAATSSTREICH FÜR DIE DEMOKRATIE! Jack Ryan jr. befindet sich gerade in Teheran, als sein ältester Freund Seth, der angeblich als Berater für Ölförderanlagen arbeitet, plötzlich verschwindet. Die Spur führt Jack in die russische Republik Dagestan. Dabei gerät er immer tiefer in ein Verwirrspiel zwischen CIA, MI6 und russischem Geheimdienst. Muss Jack sein Land verraten, um seinen Freund zu retten? Der neue große Fall für Jack Ryan.

Jack Ryan jr. gammelt im Auftrag der US-Regierung und des Campus in einem Straßen-Cafe in Teheran herum und schaut sich die Umgebung an. Sein Job scheint nicht schwer, soll er doch nur live und in Farbe sehen, wie sich die neue und gemäßigte Führung des Iran im Alltag bemerkbar macht. Scheint alles zu passen, wenn man bedenkt, dass er die Zeit findet, einige unverschleierte junge Damen im Auge zu behalten. Völlig unerwartet setzt sich dann Seth zu ihm, der wie gewohnt einen verabredeten Zeitpunktzu einem Treffen bestenfalls für einen nebensächlichen Vorschlag hält. Nach etwas Geplänkel macht er auf mysteriös, erzählt etwas von einer Wohnung und der Kühltruhe und verschwindet. Dann findet Jack jr. neben seiner Tasse einen Schlüssel für eine Wohnung, die sein Kumpel im Gespräch erwähnt hatte. Also begibt er sich dahin, wird von irgendwelchen Typen einkassiert, von einer Frau - Ysabel - befreit und in eine Sache hineingezogen, die weit größer ist, als er bei seinem Besuch in Teheran erwartet hat. Plötzlich hat er eine Freundin und Kollegin von Seth am Hals, der weiterhin verschwunden bleibt, muss sich mit gemeinsam aktiven Agenten Englands und Amerikas herumärgern, während in Schottland vier undurchsichtige Figuren eine Studentin entführen wollen. Erst erwischen sie die falsche Frau, doch den Fehler korrigieren sie bald. Und während Jack jr. nun mit den Agenten am Hacken nach Seth sucht und dabei immer weiter Richtung Russland reist, weist sich auch, wie diese Entführung mit seiner Mission zusammenhängt.

Hab ich zuletzt auf Massenwarenanbieter David Baldacci rumgehackt, ist jetzt leider auch dieses Buch fällig. Tom Clancy hat zwar auch schon zu Lebezeiten, als die Gesundheit nachließ und die leichte Arbeit an Ideen für diverse Reihen, die andere Autoren dann schreiben sollten, mit Co-Schreibern gewerkelt, aber in den letzten Jahren wird die "Marke Clancy", wie der Verlag das bezeichnet, ebenso verhunzt, wie das berühmte "Made in Germany". In beiden Fällen kann man sich hier auf Qualität nicht mehr verlassen. Leser der ersten Stunde weden hier gleich zweimal veräppelt: 1. ist es kein Clancy und 2. auch kein Jack Ryan, wie auf dem Buchrücken vermerkt, was an den früheren Helden erinnern soll, sondern nur die Allerweltsfigur Jack Ryan jr., der wohl dazu dient, die Reihe unbeschadet fortzuführen und noch weiter Kohle zu machen, indem man sich jüngeren Lesergenerationen anbiedert und die Ausarbeitung und schriftstellerischen Anforderungen heutigen (Bildungs-)Standards anpasst. Mal abgesehen davon, dass dieser Staatsstreich selbst im Clancy-Universum nicht gerade neu ist, wird hier wieder das typische amerikanische Verständnis von Demokratie zelebriert. Mit List, Tücke und auch Gewalt werden unliebsame Nationen und deren Führer demokratisiert. Afrika und Südamerika, Mittelamerika oder Irak können ein Lied davon singen, wie das vonstatten geht. Da werden Aufstände organisiert, Rebellengruppen unterstützt, um dann einen Despoten an die Macht zu bringen, der Amerika dann zwar hörig ist, aber so demokratiekundig ist wie ich mit Einsteins Erkenntnissen. So werden dann auch die Figuren gezeichnet. Hier die netten Amis, deren freundliche Verbündeten und dort die bösen Feinde. Abgrundtief hässliche und rücksichtslose Figuren. Der russische Präsident heißt hier Worodin, ist aber klar erkennbar Putin nachempfunden - dem Putin, wie Amerika ihn sieht. Dass der sich mittlerweile gegen die immer enger werdende Schlinge der kommerzialisierten äh demokratisierten Ex-Republiken und die damit einhergehende Demütigung um und für sein Land wehrt, ist klar. Sieht nur niemand so. Figuren und auch Inhalt sowie Dialoge lassen immer wieder Erinnerungen an die früher als Groschenhefte (davon sind sie ja jetzt auch weit weg) bezeichneten leichten Lektüren der Heftromane aufblitzen. Wenn es dann mal wieder heißt "Jack hat auch schon getötet, aber nicht gerne, ihm wurde immer über dabei....", weiß man, wo man gelandet ist. Ein halbes Buch später wird dann schnell mal auf die Verwundeten geschossen, um ihnen endgültig den Garaus zu machen. Billige Anti-Russland-Kampagne auf recht hohem Verblödungsniveau, das den ganzen Quatsch zum Bodensatz der Reihe macht. Grant Blackwood hat zu Beginn des neuen Jahrtausends mal eine Trilogie um die Figur des Briggs Tanner geschrieben, die den Weg nach Deutschland nie fand, und ist seitdem als Co-Autor aktiv. Zu seinen Auftraggebern zählen neben Clancy auch Clive Cussler, James Rollins und James Patterson. Über seine eigenständige Arbeit kann ich leider wenig sagen, die Werke für die Cussler und Rollins hab ich hier, aber ungelesen. Was er aber hier über rund 560 Seiten abliefert ist unterirdisch. Sein Kollege Mark Greaney ist zwar auch in dieses Clancy-Korsett gezwängt, hat aber auch eine eigene Reihe am Start und die ist im Vergleich zu seinen Auftragsromanen echte Actionkost. Natürlich auch America First, aber wenigstens unterhaltsam. Aber von "Under fire" sollte man auf jeden Fall die finger lassen, auch wenn es günstiger als Taschenbuch erscheint oder man die e-Book-Variante wählt. Es taugt einfach nichts.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 November 2017, 11:43:10
(https://1.bp.blogspot.com/-wK66AZ7I2xM/WgAt6LUx2ZI/AAAAAAAANDI/Xe5Kv4RQy4syQqf5cHWODYDzFVpQvyOBACLcBGAs/s320/shaw.jpg)

A. R. Shaw. Es geschieht, was die Welt am meisten fürchtet: Ein mutiertes Vogelgrippe-Virus löst eine weltweite Pandemie aus, die den Planeten verwüstet und die Menschheit fast ausrottet. Nur zwei Prozent der Weltbevölkerung überleben. Graham trägt das letzte Familienmitglied zu Grabe. Dem Rat seines Vaters folgend begibt er sich in die Wildnis, in die Blockhütte der Familie. Wird er die Kraft haben zu überleben?

Nachdem sich Graham davon erholt hat, dass er jetzt völlig alleine ist, erinnert er sich an die Ratschläge, die ihm sein Vater noch vor der Pandemie erteilt hat. Bleib isoliert, geh zu Blockhütte und lebe dort autark. Doch schon vor Reiseantritt wird ihm von einer Frau der kleine Bang überantwortet. Die Frau wird an dem Virus sterben, aber Bang ist ebenso immun wie Graham. Sie werden zwar nicht krank, tragen das Virus aber in sich und sind somit eine Gefahr für andere, die vielleicht irgendwo gut versteckt überlebt haben, ohne mit dem Virus je in Berührung zu kommen. Während sie weiterziehen, müssen sie sich vor einer Person in acht nehmen, die gefährlich werden könnte, was sie zu dem Entschluss bringt, dass sie die Gegend umfahren. Doch nicht weit weg von der Straße, in der der Kranke herrscht, finden sie zwei Mädchen und einen Hund, der sich als Polizeihund entpuppt. Auch diese schließen sich Graham an. An der Hütte angekommen, treffen sie dort Tala und Ennis. Tala hat gerade eine Fehlgeburt überstanden und Ennis ist ein Ex-Cop und ein alter Knurrhahn, die es hierher in die Wildnis geschafft hatten. Nach erstem Misstrauen lässt man auch sie hier wohnen. Man richtet sich auf den Winter ein, Jagd, plündert die Läden in den Städten, hält sich von allem fern, das mit anderen lebenend Menschen zu tun haben könnte. Dennoch fahren alb zwei Gestalten im Kanu unten am See vorbei und seltsame Figuren in Schutzanzügen bringen einen Jungen, der immunisierter Träger ist und den sie nicht bei sich behalten können. Man bittet darum, den Burschen namens Mark aufzunehmen. Auch ihm wird eine Heimat geboten. Dennoch ist Misstrauen weiterhin angesagt - und es wird vonnöten sein.

Das Buch gehört rein gar nicht zu meinen üblichen Dystopien wie z. B. "The End"von G. Michael Hopf. In diesem ersten Buch einer Reihe um Graham und sein Gefolge hat die Menschlichkeit und die Harmonie die Überhand über all das grausame Schicksal übernommen. Graham macht nach seinem schrecklichen Verlust, der ihn eine längere Zeit beschäftigt und zu Hause hält, dann die Reise zu dem Familienblockhaus, das abgelegen in einem Waldgrundstück liegt. Es ist eine Reise in die Einsamkeit, die nicht von üblen Despoten, Mutanten, verrückten Killern und Clowns wie Ferdi Mulligan beherrscht wird. Beängstigend ist die Leere, Furcht verbreitend Tiere wie der Bär, die ihr Futter nun in der Stadt finden unter all den Toten. Aber er hat auch Glück. Immer mehr Menschen schließen sich ihm in kleiner Zahl an. Gerade die Kinder zu Beginn machen es ihm etwas schwer, aber es gibt keine großen Hindernisse. So wirkt er dann auch wie eine Art Josey Wales aus "Der Texaner" mit Clint Eastwood ohne Schießereien. Als sie die Hütte problemlos erreichen, kommen zwei weitere Personen hinzu und die Geschichte des Josey Wales alias Graham kann ihren Lauf nehmen. Was verwunderlich ist, ist die Möglichkeit, dass man noch in Ruhe tanken kann, Kreditkartendienste nach der langen Zeit immer noch arbeiten (Gierhälse, sag ich doch immer.Die sterben nicht mal, bevor sie den letzten Cent einkassiert haben😉 ), selbst in einer abgelegenen Waldhütte der Kühlschrank noch seinen Dienst tut usw. Bis so eine Pandemie den Globus umrundet hat, dauert auch in der heutigen Zeit einige Tage und bis dann der Zustand der Leere erreicht ist, halten auch kaum noch irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen, die man getroffen hat. Höchstens einen Generator im Radelbetrieb -  und selbst der braucht irgendwann Sprit. Und dabei den 2 Prozent Überlebenden nur wenige die notwendigen Dienste verrichten können, dürfie es bald mit Strom usw. vorbei sein und nix funktioniert mehr. Internet ade. Wengistens die Masten für die Cell-Verbindungen verbinden nicht mehr weiter, Cell-Phones sind totes Zeug, mehr nicht. Spannung wird durch Begegnungen mit wilden Tieren aufgebaut, später mit den Preppern und einer anderen Gruppe, aber lange wirkt dieses harmonische Zusammenleben wie der Start einer Reihe im Stile von "Der Mann in den Bergen". Alles nett, die Menschen liebenswürdig, machmal etwas brummelig, aber tief im Innern dennoch gut. Das gilt auch für den armen Schizo, dem bloß seine Medikamente fehlen. Eine Konfrontation gegen Ende der 390 Seiten fordert dann doch etwas Blut und Menschenleben, aber die Schilderung ist so keimfrei wie eine Vormittagskindersendung. Also keine große Brutalität, dafür viel Harmonie und Freundlichkeit. Einen Wermutstropfen muss ich außer Actionlosigkeit noch hinzuträufeln: Man findet keinen, der nicht schon an Waffen ausgebildet ist und töten kann - seien es in manchen Fällen auch nur Tiere. Der 5-jährige mit Pfeil und Bogen, die 15-jährigen Zwillinge kennen sich mit Schußwaffen bestens aus, der Erwachsenen sowieso und wenn sich der Polizeihund mal den Magen verdirbt, kann man ihn sicher als biologische Waffe einsetzen, bei den Stinkbomben, die der von sich gibt. Besonders auffällig ist, dass das Ganze so absolut normal geschildert wird wie das Essen, Trinken oder Atmen. Wenn zuviel Waffen unterwegs sind in einem Land, dann wird aus einer reinen Verteidungswaffe recht bald eine für den Angriff - und die USA bekommt derzeit die Quittung für ihr sorgloses Umgehen damit. Abgsehen davon ist das Buch eine nette, emotionale Lektüre, die auch ohne das blutige Dahinmetzeln von Verlegern und Lektoren sowie Massenhinrichtungen von Horden von Cover-Artist-Clowns sowie Blogger-Zombies auskommt und dennoch unterhalten kann. Überleben in der Wildnis mit Freunden ab 12 freigegeben. Leichte Kost über 390 Seiten, die aber Spaß macht und Hoffnung vermittelt und den Leser nicht in eine düstere und depressive Welt entführt hat und vielleicht ein Plädoyer für die Natur sein soll. Mal schauen, was da noch kommt. Es soll eine Reihe sein, aber das Ende von Buch eins wäre auch ein recht gelungener Abschluss.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 13 November 2017, 10:09:20
(https://4.bp.blogspot.com/-vPQtvjGVzNM/WgQsPFCl5xI/AAAAAAAANHo/Yd1zIWNXFbwRRRJF2hfXab-erm0WOcnmwCLcBGAs/s320/00000gifunes.jpg)

Greg F. Gifune. Es begann als Urlaub auf den Cook-Inseln. Doch als sieben Freunde in der Südsee verloren gehen, nachdem ihr Boot in einem Sturm kentert, müssen sie tagelang in einem kleinen Rettungsboot auf dem Ozean überleben. Meilen vom Kurs abgekommen und fern von ihrer ursprünglichen Position, weit draußen im offenen Meer, treffen sie endlich auf eine kleine, nicht kartografierte Insel. Sie nehmen den Kampf ums Überleben auf, in der Hoffnung, früher oder später gerettet zu werden. Doch die Insel ist nicht das Paradies, das sie zu sein scheint. Stattdessen ist sie ein Ort des Entsetzens, des Todes, der Folter und des Bösen. Ein Ort voll schrecklicher Geheimnisse, die lange Zeit begraben und vergessen waren. Und sie sind nicht allein. Etwas bewacht diese entsetzlichen Geheimnisse, etwas Böses und schonungslos Gewalttätiges, ein uralter Schrecken, geboren aus Zorn und Rachsucht, ein blutrünstiges Raubtier, das lebt um zu töten und das nichts davon abhalten wird, die Insel vor jenen zu beschützen, die in sein dunkles Königreich eindringen. Das Wilde ist frei und es gibt kein Entkommen.

Ein Sturm macht die Bootstour einiger Freunde schnell zu einem Survival-Trip. Das Boot sinkt, ein Besatzungsmitglied stirbt und inklusive Kapitän müssen sie sich zu acht ein Rettungsboot teilen, das für sechs Personen ausgelegt ist. Mit viel Glück werden sie irgendwann an Land gespült, doch eine ihrer Freunde ist verschollen. Bevor sie die Insel auskundschaften und ihren Freund suchen wollen, richten sie sich mit ihren kargen Mitteln ein. Nach und nach dämmert es ihnen, dass dieses kleine Fleckchen Land auf keiner Karte verzeichnet ist. Es ist fraglich, ob sie je gefunden werden. Und dann haben sie immer wieder das Gefühl beobachtet zu werden. Ein Angriff, der schier aus dem Boden zu kommen scheint, macht ihnen klar, dass sie auf diesem Inselchen in größter Gefahr schweben. Jetzt haben sie nicht nur die Elemente gegen sich, denn etwas ist auf dieser Insel, das sie hier nicht haben will.

Greg F. Gifune hat sich von seinem bekannten Terrain entfernt und geht das Wagnis ein, einen soliden Horror anzubieten, den die Leserschaft so von ihm nicht gewohnt ist - der Autor splattert. Die Zutaten bieten nichts Neues an der Front des Grauens, aber dafür spannende Unterhaltung. Man nehme ein Grüppchen, das auch einige leichtbekleidete Damen dabei hat und lasse sie sich auf einer Insel im Angesicht der Gefahr zanken. Klingt tatsächlich wie ein Laymon, doch statt sich auf gierige Blicke nach den Vorzügen der Ladies zu beschränken, bietet Greg F. Gifune auch eine Geschichte, die nicht zu überdehnt ist mit nutzlosem Schwachsinn, sondern neben dem Kampf auch die Veränderung in der Gruppendynamik zeigt, wenn aus Alphamännchen plötzlich die Verlierer werden oder man um des eigenen Überlebens Willen sämtliche Skrupel über Bord wirft. Was den Überlebenden dann tatsächlich das Leben noch schwerer macht, wird lange Zeit nur angedeutet und nicht klar benannt, sodass die eigene Neugier natürlich die Spannung steigert. Bis man aber erfährt, was es mit der tödlichen Bedrohung auf sich hat, fließt eine Menge Blut, werden Körperteile abgetrennt und wenn man sich schon auf das Trashgebiet eines Laymon wagt, muss wenigstens eine kleine - von Frauenseite aus unfreiwillige - Nummer schon drin sein. Ein Mix aus etwas Mystery, Inselhorror und sich steigerndem Blutvergießen machen "Savages" zu einem feinen Slasher, den man von diesem Autor so nicht erwartet hätte. Ich vermute mal, dass die Meinungen zu dem Buch auch total auseinandergehen werden. Mir hat es gefallen, weil sich ein Meister des Psychohorrors auf einen anderen Pfad begeben hat und die Story so richtig schönes B-Movie-Feeling aufbringt. Gerade die Auflösung, wer oder was da die Insel bewacht, passt in die Kategorie. Lange verborgene Geheimnisse und durchaus Charakterwandlungen, die im Drang zu überleben, aus den besten Freunden wilde Bestien machen können. Mit all diesen Komponenten hat Greg F. Gifune in einem angenehmen Stil einen flotten und blutrünstigen Pageturner geschrieben, der taggleich zu lesen begonnen und beendet wurde. Wer also auf splatterigen Horror der pulpigen Art steht, sollte, ja muss hier zugreifen, da die 230 Seiten alles bieten, was man in der Hinsicht erwartet, nur halt nicht von Gifune - und deshalb ist es erst recht eine Anschaffung wert. Der Meister kann auch anders und ist einem Richard Laymon immer noch um Längen voraus.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 November 2017, 18:51:03
(https://3.bp.blogspot.com/-L5CmTQFTbSs/Wglsg21liVI/AAAAAAAANLc/qw5EtoeCoL8oKv7gI2SsZaDx1Gm031NAgCLcBGAs/s320/clearbyfire.jpg)

Joshua Hood. Mason Kane kämpfte als Soldat viele Jahre im Anvil-Geheimprogramm der US-Armee unbemerkt von der Öffentlichkeit gegen den Terror. Bis sich sein Kommandant auf einen perversen Deal mit dem Feind einlässt. Als der die Tötung einer unschuldigen afghanischen Familie anordnet, verweigert Kane den Befehl und desertiert. Als Terrorist und Verräter von seinen früheren Kameraden gejagt, deckt er mit Unterstützung seiner Special-Ops-Kollegin Renee Hart eine gewaltige Verschwörung auf, die bis zum amerikanischen Präsidenten führt.

In Nordafrika ist Mason unterwegs, um seinen Kopf vor den Verfolgern zu retten, aber auch, um den wahren Schuldigen für dessen Taten büßen zu lassen. Nicht so einfach, wenn man überall eine Zielscheibe auf der Brust hat und für jeden als lukrative Beute gilt. Verrat allerorten und nur wenige Freunde, die noch zu ihm halten. Die Amerikaner wollen mit allen Mitteln seinen Kopf. Und so nimmt eine gnadenlose Hetze in den Ländern des afrikanischen Nordens statt, die sich in den Nachwehen des "Arabischen Frühlings" befinden. Algerien, Libyen und Marokko sind zuerst die Stationen, die Mason Kane auf seiner Flucht durchquert und wo er Hilfe von früheren Verbündeten aus der Region bekommt, die auch als Agenten für die USA tätig waren. Im Heimatland dagegen wird heftig intrigiert, um eigene Ziele durchzusetzen. Dies führt dazu, dass die Special-Ops-Agentin Renee Hart auf eine Mission geschickt wird, bei der sie auf Mason Kane stößt. Gemeinsam finden sie mehr heraus, als sie je erwartet hätten. Leider geraten sie auch in einen umfangreicheren Kugelhagel als sie je erwartet hätten. Ihr Leben ist noch nicht einmal den berühmten Pfifferling mehr wert.

Burn, burn, burn - der Himmel über Nordafrika wird hell erleuchtet von den Mündungsfeuern der amerikanischen Einheiten. Lässt man mal außer acht, dass die Trennung zwischen Schwarz und Weiß viel zu früh erfolgt und diese Möglichkeit noch mehr Spannung zu generieren schlicht verschenkt wird, ist "Clear by fire - Suchen und vernichten" ein wahrhaftiges Actiongeschoss geworden. Mason Kane ist einer der härtesten Hunde, die in den letzten Jahren die Kämpfer gegen das Böse anführten. In einer Szene würde sogar ein Charles Bronson aus "Chatos Land" mal kurz zusammenzucken, wäre er Zeuge des Verhörs. Mit Menschenrechten ist es hier nicht weit her und die politischen Verwicklungen sind zwar recht oberflächlich skizziert, aber manchmal nicht weit von der Wahrheit entfernt (z. B. dass der Arabische Frühling und die Auswirkungen eher US-Wunschdenken waren statt Realität). Hier wird vor nichts halt gemacht, gewisse Verbrechen erinnern schwer an die Zeit in Vietnam, wo US-Militärs auch diverse Gemetzel angerichtet haben. Das trägt dann auch dazu bei, dass man hier eine schlichte moralische Rechtfertigung für das rücksichtslose und rotzebrutale Vorgehen des Protagonisten serviert bekommt. Die Figuren sind zwar auch nicht gerade mit Tiefenschärfe gesegnet worden, dafür sind sie aber hart gegen sich selbst und ihr Feinde. Gerade Renee Hart wurde von den üblichen weiblichen Klischees in ähnlichen Werken befreit und ist übler drauf als ein angefressener Marine. Im äußerst bleihaltigen Showdown stellt sie das eindrucksvoll unter Beweis. Und die finale Konfrontation hat es mehr als nur in sich. Schnelle Wechsel, höllische Feuerkraft, hohe Verluste und extremer Blutzoll treiben den an sich schon hohen Actionanteil auf die Spitze. Die wenigen emotionalen Einschübe auf diesen 440 Seiten passen recht gut und bremsen die flotte Handlung auch nicht aus, Leerlauf gibt es eigentlich gar keinen. Zwar wird das Buch stilistisch keinen Preis gewinnen, aber Actionfreunde werden absolut zufriedengestellt. Schnell, kompromisslos und bretthart. High level Militäraction. Für die Zielgruppe klare Kaufempfehlung. Von Joshua Hood darf gerne mehr kommen, sehr gerne.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 14 November 2017, 18:52:18
(https://3.bp.blogspot.com/-yR3fSjgHwbU/Wgq6pEYUUKI/AAAAAAAANMs/c6qHgE_jQ9siCceoWDdhDYQJ0509ecUtQCLcBGAs/s320/moody.jpg)

David Moody. Die Sonne stirbt. Die Temperatur steigt Stunde um Stunde, ohne jegliche Pause. Mit diesem Anstieg wird der Planet bald unbewohnbar sein. Alles Leben wird erlöschen. Es könnte in Wochen passieren, in Tagen ... vielleicht bleiben uns auch nur Stunden. Die Gesellschaft fängt an zu bröckeln. Die kochende Welt geht in ein Chaos über. Steven Johnsons Frau ist Hunderte Kilometer entfernt, und alles was zählt, ist, sie vor dem Ende zu erreichen. Er muss jetzt handeln, es bleibt keine Zeit zu stoppen und nachzudenken. Jede Sekunde ist kostbar. Morgen ist es zu spät.

Nachdem Samantha ohne jeglichen Grund oder eine Vorwarnung ihr Kind verloren hat, läuft die Ehe mit Steven nicht mehr rund. Irgendwann entschließt sie sich, zu ihrem Dad zu fahren, der Steven nicht gerade abgöttisch liebt. Fast schon eine Garantie, dass ihr Gatte ihr hierher nicht folgen wird. Doch auch die liebe Sonne hat es nicht gut gemeint mit ihr und ihren Mitmenschen. Was begann wie ein ordentlicher Sommer wird zu einer Hitzeperiode, die kaum jemand aushalten kann. Immer stärker wird die Glut, die von einer Sonne ausgeht, mit der etwas nicht stimmt und die Bewohner des Planten müssen sich darauf einstellen, dass ihre Welt bald zugrunde geht. Und sie mit ihr. Es gibt sogar Leute, die sich damit arrangieren können. Spaß haben, solange es noch geht und dann abtreten, ist deren Devise. Andere hoffen auf eine Rettung welcher Art auch immer. Und Steven? Der will bei seiner Frau sein, wie immer diese Katastrophe auch enden mag. Also setzt er sich in sein Auto und macht sich auf den Weg. Doch nicht nur er will die Gegend verlassen und so muss er das Chaos auf den Straßen miterleben und Menschen dabei beobachten, wie sie in ihren Wagen beinahe gegart werden. Er trifft andere, die ebenso wie er nur zu ihren Lieben wollen. Und sieht aus der Ferne, wie viele durchdrehen und es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt. Bald ist seine Karre am Ende und er muss zu Fuß weiter.Das Sonnenlicht wird immer gleißender, immer neue Hitzestürme brennen der Erde und den Menschen den letzten Funken Leben aus dem Leib, Flüsse und Seen trocknen aus, doch Steven schleppt sich immer weiter. Zu seiner Frau. Nur sie zählt für ihn.

Teil zwei der Rubrik "Autoren können auch anders" aus dem Verlag Voodoo-Press. David Moody kennt man ja durch seine Hater-Romane oder Zombie-Stories. Davon ist er hier so weit entfernt wie Bruce Willis von Interesse an seiner Arbeit oder Nicolas Cage von einer Lead-Rolle in einem Blockbuster. "Straight to you" ist eine Romanze, ein Drama rund um ein Weltuntergangsszenario. Diese Dystopie wartet nicht mit Actionsequenzen auf, aber dennoch mit Spannungselementen und vielen menschlichen Zügen im Angesicht des nahenden Todes. Bevor Steven auf Reisen geht und seine Gattin sich zu ihrem Vater aufmacht, ist der Roman für kurze Zeit ein persönliches Drama zweier Menschen aufgrund eines Verlustes, der schwer zu verkraften ist. Sie entfremden sich, gehen ihre eigenen Wege, reden nicht miteinander. Alte Animositäten brechen wieder auf zwischen den Menschen, die um sie herum sind, den Familienmitgliedern. Die große Katastrophe, das sich anbahnende Ende, wird nicht wirklich registriert. Erst als die Situation unerträglich wird, besinnt sich Steven und zieht los. Und hier wird es dann etwas unlogisch. Die Welt und die Menschen werden gekocht oder gar bewegen sich auf einem übergroßen Grill und dennoch trocknet da kein Aas aus oder kriegt mal nen Sonnenbrand und bei den geschilderten Hitzewallungen müsste denen die Pelle schon vom Körper fallen. Nur ein Deckel und ne Sonnenbrille scheinen da als Schutz etwas wenig. Okay, lassen wir die Waliser!!!! so unempfindlich gegen Sonnenstrahlung sein wie die Amis in ihren Filmen es gegen atomare Strahlung sind. Nun ja, er ist also mit dem Auto auf dem Weg und nimmt dann noch Ray mit, einen Mann, dessen Karre liegengeblieben ist. Der wird zum nervigen Charakter, der nicht nur den Protagonisten mit der Zeit in Rage bringt. Je länger die Tortur dauert, um so düsterer werden Stevens Befürchtungen vor weiteren Begegnungen und um das Schicksal seiner Frau. Denn nur sie will er erreichen. Eine untypische Dystopie von David Moody und sein Erstlingswerk, was denn trotz einiger Veränderungen durch den Autor auch hier und da durchschimmert. Eine tragische Geschichte um eine große Liebe im Angesicht des nahenden Untergangs, die den Leser aber mitnehmen kann und auch Fans von Genrekost nicht abschrecken sollte. Der eine oder andere Mangel eines Frühwerks mal übersehen, ist "Straight to you" lesenswerte Kost. Sollte man zumindest mal antesten.Rund 250 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 November 2017, 20:45:23
(https://3.bp.blogspot.com/-ZItlRtEYoZA/WgwJHmlyMxI/AAAAAAAANOE/eIpW1f8zYbI-0ybyISYM9T34QY_Ojpu4wCLcBGAs/s320/nemesis.jpg)

G. Michael Hopf. Lexi ist eine außergewöhnliche Frau, gefangen in einem durchschnittlichen Leben. Ohne einen wirklichen Sinn im Leben zu finden wechselte Lexi ziellos von Job zu Job - bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem die Lichter ausgingen. In den frühen Morgenstunden wurden die Vereinigten Staaten von Amerika Ziel einer verheerenden Attacke. Ein Super-EMP zerstörte das gesamte Energienetz und machte beinahe jedes elektrisch betriebene Gerät nutzlos. Millionen Menschen fanden im unmittelbaren Chaos danach den Tod, und Millionen weitere sahen sich einem Schicksal gegenüber, das noch weitaus schlimmer als der Tod sein würde. In dieser neuen Welt, in der die Infrastruktur verwüstet und die Regierung handlungsunfähig geworden ist, findet Lexi endlich zu ihrer Bestimmung. Doch zu welchem Preis?

Lexi ist eine lebenslustige Frau, der nichts mehr am Herzen liegt als zu feiern. Was? Egal, hauptsache feiern. Zusammen mit ihrer Schwester genießt sie das Leben. Aber nach einer durchzechten Nacht wird das Erwachen dann umso dramatischer. Keine funktionierenden Handys, kein Radio, kein TV - nichts. Aus den meisten Nachbarapartments sind die Leute auf den Hof gelaufen und rätseln herum, was passiert sein könnte. Greg, einer der Nachbarn, erklärt, dass es ein EMP gewesen ist, der alles lahmgelegt hat. Die Mädels haben keine Ahnung, was das überhaupt ist und andere Bewohner bezweifeln die Richtigkeit dieser Angaben. Ebenfalls in der Wohnanlage ist ein alter Mann namens Frank, der schon viel miterlebt hat und den Mädels zeigt, wie man überlebt und mit Waffen umgeht. Sie werden ihm bald sehr dankbar dafür sein. Denn ab jetzt regiert in den USA das Chaos, die pure Gewalt.

Lexi ist eigentlich eine dieser Ladies, die wenig Nutzen im Leben bringen. Das Einzige, was sie wirklich noch interessiert, ist ihre Schwester Carey. Und während der aus Lexis Sicht erzählten Story erfährt man auch den Grund dafür, den ich aber für etwas zu oberflächlich und platt sowie überzogen halte. Dicker konnte man kaum auftragen, um viel Drama einzuflechten und der Hauptfigur Sympathiepunkte zu sichern. Dabei wäre das gar nicht weiter nötig gewesen, denn die Lexi, die hier ihre Geschichte um den Beginn des Niedergangs der Zivilisation, die sie kennt, ist längst eine andere als das Feierbiest zu lauschigen Zeiten. Während ihrer Odyssee durch das verheerte Land, gerieben von Rache, ist sie hart und skrupellos geworden, ein Opfer der Umstände, die sie ihre Menschlichkeit haben verlieren lassen. Misstrauisch gegen jeden Menschen, der ihr begegnet, immer auf der Hut, aber auch trinkfest wie ein kanadischer Holzfäller. Die Geschichte ist actionreich und flott bis rasant verfasst und bietet mit einigen Klischees zwar Ansätze für negative Kritik, doch der Unterhaltungswert überwiegt diesen Mangel. Der kurze Trip mit Gordon, um ihren Rachedurst zu stillen, lässt Lexi allein und verwundet zurück, ohne eine Ahnung, wo sie denn nun in dieser gefährlichen, neuen Welt hin soll. Romane um den Zusammenbruch der Gesellschaft gibt es viele, aber nur wenige sind so interessant gestaltet wie die Reihe "The End" und das Spin-off "Nemesis" um Lexi (vielleicht John Birmingham mit seiner "Without warning"-Trilogie kann da mithalten, aber die Reihe wurde nach zwei Büchern hierzulande nicht weiter veröffentlicht.). Ein Endzeit-Roman, der sich damit begnügt, menschliche Monster als Feinde ihrer Rasse auftreten zu lassen. Hier und da einige emotionale Momente, aber hauptsächlich Überlebenskampf gegen sämtliche Widrigkeiten in einer neuen Zeit, die erbarmungslos alles von den Protagonisten fordert. Flotte 250 Seiten,die zwar den Leser nicht fordern, aber als reine Actionunterhaltung gut funktionieren.
John Birmingham:
https://www.fantasticfiction.com/b/john-birmingham/without-warning.htm
https://www.fantasticfiction.com/b/john-birmingham/weapons-of-choice.htm
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 November 2017, 20:46:23
(https://2.bp.blogspot.com/-dHuZNUVeqpE/Wg_-5n-pKAI/AAAAAAAANPQ/WgExIx1KwtYjbCdGGwRnS1VDecYC7CGxACLcBGAs/s320/one%2Bto%2Bgo.jpg)

Mike Pace. Während der Fahrt über die Memorial Bridge verliert Tom Booker beim Tippen einer SMS die Kontrolle über seinen Wagen und kollidiert mit einem entgegenkommenden Kleinbus, in dem seine Tochter und drei ihrer Freundinnen sitzen. Der Minivan droht in den Potomac zu kippen. Doch plötzlich bleibt die Zeit stehen, und Tom ist allein auf der Brücke. Ein junges Paar nähert sich und bietet ihm an, die Zeit zurückzudrehen. Der Absturz könnte abgewendet werden, die Kinder gerettet. Im Gegenzug soll er alle zwei Wochen jemanden töten, als Seelenaustausch. Einen Augenblick später sitzt Tom wieder in seinem verunglückten Auto, und der Minivan ist nicht abgestürzt. Wahrscheinlich alles nur Einbildung. Zwei Wochen später wird der Fahrer des Minivan brutal ermordert. Tom erhält eine SMS.

Tom Booker ist geschieden und teilt sich das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter mit seiner Ex-Frau. Immer wieder kommt es zu Disputen, weil Tom sich nur selten an vereinbarte Zeiten hält, in denen er das Kind nehmen darf. Auch heute muss er diskutieren, wer das Kind wann wo abholt. Er ist mal wieder zu spät dran, als er auf der Brücke den Wagen sieht, in dem seine Tochter sein wird. Er will eine SMS schreiben, dass er auf dem Weg ist, als der Unfall passiert. Ein Pick-up kommt ihm in die Quere und als Resultat davon, wird auch der Minivan mit seiner Tochter und den anderen Mädchen sowie der Fahrerin dicht an das Brückengeländer über den Potomac gedrängt und droht abzustürzen. Das Anhalten der Zeit, der Stillstand will ihm nicht wirklich in den Kopf - bis die beiden weißgekleideten Gestalten auftauchen und ihm das Angebot machen, die Kinder zu retten. Sie führen ihm sogar vor, wie das gehen soll. Er willigt ein und soll auch die Bedingungen erfüllen. Ist ihm erst einmal egal. Aber dann erhält er die Nachricht, dass die nächste seine Tochter sein könnte. Jetzt ist es an ihm und er macht sich auch gleich ans Werk. Er drängt einen Freund zu einer Verzweiflungstat und somit ist ein Kind gerettet - aber nicht seines. Er muss also weitermachen. Und dabei immer aufpassen, dass die Polizei ihm nichts nachweisen kann.

Tom, Anwalt und leicht trunksüchtig, hat mir als Sympathieträger nicht so wirklich zugesagt. Da der Autor den Fokus aber auf ihn gelegt hatte, war als Identifikationsfigur nicht wirklich jemand auszumachen. Und es war denn schon auffällig, wie enttäuscht er jeweils war, dass er  mit dem nächsten Mord NICHT seine Tochter, sondern bloß ein anderes Kind gerettet hatte. Ich hatte schnell den Eindruck, dass ihm die anderen Kids dann völlig egal gewesen wären. Aber so leicht ließ ihn das seltsame Paar nicht vom Haken. Nachdem er sein erstes Opfer, einen Freund von ihm, mit einer ganz miesen Nummer, die ihm nicht wirklich Seelenpein zu bereiten schien, auserkoren und erledigt hatte, fällt es ihm leichter. Zudem fallen ihm die Möglichkeiten auch noch in den Schoß. Prozessanwalt für Verbrecher, Pflichtverteidiger für Wiederholungstäter. Damit ernicht ganz so als der fiese Drecksack dasteht, bekommt er also den Abschaum der Gsellschaft serviert, um ihn sympathischer zu machen. Wirkt bei mir leider nicht wirklich. Es bleibt dennoch kaltblütiger Mord. Wirklich groß scheint ihm dieses moralische Dilemma im Endeffekt auch nicht an den Nerven zu zehren. Als er mal in den Bau kommt und im Knast-TV sein Verdacht des Mordes als Bericht gezeigt wird, wird er unter den Knackis respektiert und da gefällt ihm seine Rolle schon irgendwie. Kein große Zwiespalt, kein übermäßiges Drama, irgendwie geht das alles dann schon an ihm vorbei wie nichts. Spannend ist die Sache ja chon teilweise, leicht geschrieben, mit einigen Logiklöchern versehen, aber unterhaltsam. Wäre da nicht der Schluss. Der kommt so abrupt und kurz gefasst daher, dass wohl ein Ende unbedingt her musste, um den Roman nicht überzustrapazieren, was den Umfang angeht. Kann ich als unbeschwerte Unterhaltung (Ja, trotz dieses moralischen Dilemmas) schon mal antesten oder zur Ablenkung lesen, doch die große Freude und Begeisterung kam nicht auf. Geht so. Mittelmaß auf 365 Seiten vom Luzifer-Verlag.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 21 November 2017, 19:31:27
(https://4.bp.blogspot.com/-rG_--3Cnqb4/WhP4_h0_VQI/AAAAAAAANS8/ohIgWlWz3y81_Rc5A3RzFtKivI4h-WRLgCLcBGAs/s320/origin.jpg)

Dan Brown. Als der Milliardär und Zukunftsforscher Edmond Kirsch drei der bedeutendsten Religionsvertreter der Welt um ein Treffen bittet, sind die Kirchenmänner zunächst skeptisch. Was will ihnen der bekennende Atheist mitteilen? Was verbirgt sich hinter seiner "bahnbrechenden Entdeckung", das Relevanz für Millionen Gläubige auf diesem Planeten haben könnte? Nachdem die Geistlichen Kirschs Präsentation gesehen haben, verwandelt sich ihre Skepsis in blankes Entsetzen.
Die Furcht vor Kirschs Entdeckung ist begründet. Und sie ruft Gegner auf den Plan, denen jedes Mittel recht ist, ihre Bekanntmachung zu verhindern. Doch es gibt jemanden, der unter Einsatz des eigenen Lebens bereit ist, das Geheimnis zu lüften und der Welt die Augen zu öffnen: Robert Langdon, Symbolforscher aus Harvard, Lehrer Edmond Kirschs und stets im Zentrum der größten Verschwörungen.

Erst ruft Kirsch die drei Kirchenmänner zusammen und jagt ihnen den Schrecken ihres Lebens ein, dann macht er sich daran, in einer ausufernden Präsentation, die vielen Gäste - unter ihnen auch Langdon - auf seine bahnbrechenden Erkenntnisse vorzubereiten. Doch bevor er sie verlautbaren kann, bricht das wilde Chaos aus. Langdon fühlt sich verpflichtet, zusammen mit Vidal, der Museums-Direktorin und Verlobten des spanischen Prinzen, auf die Suche nach dem Passwort für die Präsentation des Kirsch zu gehen, der früher einmal Student bei Langdon war. Begleitet von der KI Winston hetzten sie durch Barcelona und besuchen auch weitere Sehenswürdigkeiten Spaniens, um ihr Ziel zu erreichen. Verfolgt werden sie dabei von sämtlichen Parteien, die irgendwie in diese Sache involviert sind.

Die Copycat hat wieder zugeschlagen. Zum nun fünften Mal dieselbe Story, nur ein anderer Schauplatz. Ob er den Tourismusbranchen der Länder einen Obulus für geleistete Erwähnungen in seinem Touriführer abverlangt, ist nicht überliefert. Möglich ist aber, dass er für seine massive Erwähnung diverser Anbieter verschiedenster Waren oder Dienste einen kleinen Werbebonus erhalten haben könnte. So nach dem Motto, wenn der Leser sich schon langweilt, soll er wenigstens Informationen über Produkte erhalten, die im Buch platziert wurden. Hätte das Buch nicht einen derartigen Umfang (666 Seiten), wäre es als Thriller sogar recht akzptabel gewesen, doch leider ist es anders. Und wenn Langdon dann fast einen Ninja-ähnlichen Stunt hinlegt, bleibt nur Kopfschütteln. Die Kirche und ihre eigenen Gegenströmung werden hier ziemlich hart kritisiert, wobei mich der Gegenpapst und seine Hasspredigt schon schwer angenervt haben, so platt war das ausformuliert. Ja, es geht natürlich wieder um den Kampf Fortschritt gegen Religion und Wissenschaft über alles. Worte wie absurd (Marine-Assassine und Gegenpapst), kitschig (Liebe im Palast) und oberflächlich kommen einem da in den Sinn. Langdon wird von einer KI an die Wand "gespielt" und ist auch hier wieder - trotz seines Stunts - ein Langweiler in der zweiten Reihe. Der Preis von 28€ ist auch recht happig für ein gebundenes Buch, aber man hat sich das Werk gewünscht, also wurde es geordert. Nachdem ich ja als "Zahlmeister" agieren durfte, hab ich mir das Werk denn auch gegönnt - und bin schwer enttäuscht davon. Einen Gegenwert für den Preis hat man jedenfalls nicht erhalten. Für geistlähmendes Blabla schalte ich den TV an und schau mir ne Bundestagsdebatte an. All jenen, die wissen wollen, was denn nun für ein großes Geheimnis, das die Welt verändern soll, nicht präsentiert wurde, was warum aus Kirsch wurde und wen die anschließenden Gedanken des Robert Langdon zu seiner Werbetour durch Spaniens Sehenswürdigkeiten interessieren, der sollte keine zu großen Erwartungen an dieses Werk haben. Aber hey, ich kritisiere ja auch ständig diese Pseudo-Clancys und kauf sie am Ende doch. Der nächste von Mark Greaney (der kann wenigstens etwas) ist auch schon angekündigt - für einen Preis von 28€ - und Alterchen wird sich den dann selbst schenken. Lernfähig ist anders, aber das kennt man ja schon von mir. Übrigens fällt mir dabei auch wieder das oft kritisierte America first in Actionbüchern ein. Hier heißt es halt Amerika über alles, wenn man lesen darf, dass dieser Kirsch die EU-Finanzkrise (In den USA gab es dann wohl keine) nicht nur vorhergesagt, sondern später dann auch noch gelöst hat. Ja, wirklich nur Amis können sowas. Mein Rat zu diesem Werk: Wartet bis das Taschenbuch irgendwann auf nem Grabbeltisch für einige wenige Euro angeboten wird. Dann schenkt es dem unbeliebtesten Politiker eurer Wahl, damit er mal spüren kann, wie echte Langeweile rüberkommt, die ja auch im Bundestag so oder ähnlich präsentiert wird. Und als kleine Rache, weil man ja in der Politk vielleicht mit dem Gedanken spielt, den Rentnern das Buch "Hunde, wollt ihr ewig leben" jährlich zu kredenzen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 November 2017, 19:58:20
(https://3.bp.blogspot.com/-W9j3ZB3wx_A/WhaYR8iEUMI/AAAAAAAANVw/o-F6FVew7TQePgNBvEu4eLiMXX3uEZnCQCLcBGAs/s1600/petrie.jpg)

Nicholas Petrie. Peter Ash sucht in den Wäldern Nord-Kaliforniens Zuflucht vor den Zumutungen der Zivilisation. Doch stattdessen trifft er auf einen lebensbedrohlichen Grizzly und dann auf eine Journalistin, die gerade knapp ihren Entführern entkommen ist. Ohne es zu wissen, trägt sie den Schlüssel zu einem geheimen Algorithmus bei sich, einem Programm, das die Welt für immer verändern könnte.

Die Journalistin June ist freie Mitarbeiterin ohne den Schutzschirm einer festen Anstellung mit Krankenversicherung bei einer Non-Profit-Journalistengruppe. Mit ihren knapp 30 Jahren hat sie vor Kurzem schon ihre Mutter verloren und ihr Vater erwies sich als Despot. Jetzt ist sie auf sich gestellt und zieht ihr Ding durch. Als sie einmal nach der Arbeit in das Apartment ihrer Mutter kommt, ist dieses völlig auf den Kopf gestellt. Einbrecher waren da und haben wohl etwas gesucht. Als sie dann mit ihrem Rad nach Hause fahren will, wird sie von einem SUV von der Straße gedrängt und von einem Typen aus dem Wagen einkassiert. Wenig später schafft sie es aber zu entkommen. Derweil ist Peter auf seiner Wanderung durch den dichten Redwood-Wald mit seiner Situation recht zufrieden, hat er doch die Ruhe, die er braucht. Bis dann ein Grizzly die Überlegung anstellt, dass der Kerl da mit dem Rucksack ein gutes Fresschen abgeben würde. Peter verzieht sich ohne Rucksack auf einen der Bäume und kommt in den Genuss einer Fressorgie des Riesenteddys, der seinen Rucksack fast komplett leerfrisst - inklusive einiger ungesunder Sachen wie dem Handy. Und Freund Grizzly lässt sich Zeit. Ash muss auf dem Baum übernachten. Tags drauf will Peter über die Wipfel der noch höheren Bäume Distanz zwischen sich und den Bären bringen und stößt dabei auf ein Seil, das von einem gegenüberliegenden Baum hängt. Er greift es sich und klettert weiter. Bis er aufgehalten wird. Eine Frau mit Pfeil und Bogen stoppt ihn. Es ist June, die sich an einem von ihr früher eingerichteten Platz vor ihren Häschern versteckt. Und die sind unten schon zu hören. Trotzdem können die beiden Verfolgten entkommen und Ash gerät in eine Sache, die immer gefährlicher und undurchsichtiger wird, je länger er sich damit befasst.

Ash wird immer noch von seinem "weißen Rauschen", wie er es nennt, von beengenden Räumern ferngehalten und bleibt draußen in derWildnis. Er findet die enge bedrückend und bekommt Schweißausbrüche und fast schon Panikattacken. Mit diesem Dilemma hatte er schon im Erstling "Drifter" zu kämpfen. In "Tig3r" tritt es nicht zu oft zutage, da die Handlung zumeist draußen stattfindet und sich solche Momente nicht allzu häufig zutragen. Daher wird die Thematik auch etwas weniger in den Vordergrund gestellt. June hingegen ist ein Kaliber, das fast schon was von der eierlegenden Wollmilchsau hat: nicht nur selbstständig, sondern auch clever, begabt, wehrhaft, menschlich, erfahren im Umgang mit Waffen, knuffig und oft auch kumpelhaft mit losem Mundwerk. Zudem hat sie ordentlich Probleme mit ihrem verschollenen Vater und wegen der Ermordung ihrer Mutter. Mit der Zeit fühlt sich Peter zu ihr hingezogen. Zum Glück ist dies ein Roman, denn sonst wäre der arme Kerl in hiesigen Zeiten wegen sexueller Belästigung dran. Die Sympathien sind nun also klar verteilt. Der Autor lässt einige Zeit offen, wer die beiden nun warum verfolgt, lässt seinen Protagonisten aber durchaus agieren wie den bekannten Jack Reacher von Lee Child. Wenn es drauf ankommt, kennt er keine Gnade und nimmt einige Figuren für immer aus dem Spiel. Spannung und Action sind garantiert und wenn man meint, alle Facetten des Buches und der Handelnden zu kennen, kommt eine Wendung um die Ecke. Weniger bedrückend als "Drifter", aber ebenso mit Action garniert und bekannten Figuren aus ebendiesem. Die Pulsfrequenz des Lesers steigt und je näher man dem Ende kommt, umso mehr macht Nicholas Petrie den Leser staunen, wie er so manche aus Thrillern wohlbekannte Situation auflöst. Nicht immer wird man mit dem Gewohnten konfrontiert. Hie und da emotional, immer in Schwung und temporeich, lässt dieser Thriller kaum Wünsche offen und wer neben Jack Reacher einen weiteren Helden mit ähnlichem Auftreten kennenlernen will, sollte durchaus mal zu den Romanen um Peter Ash greifen. Ich spekuliere nach den 474 Seiten jedenfalls schon auf eine Fortsetzung der Reihe, die im Original mit "Light it up" in den USA im Januar weitergeführt wird. Die Briten bekommen die Story um Peter, der den Oregon-Trail bewandert und dann einem Freund aus Armee-Zeiten zuhilfe eilt, im Februar kredenzt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 November 2017, 19:59:41
(https://2.bp.blogspot.com/-u8iYuHZJ7_s/Whk7CTZCJoI/AAAAAAAANXU/1DYNfEYsXowZbV2KKjwS5cndZ2WX9WPvQCLcBGAs/s320/freakshow.jpg)

Bryan Smith. Als die Zirkuswagen mit den Freaks durch Pleasant Hills rollen, verändert das die ruhige kleine Stadt für immer. Denn wenn der Vorhang sich hebt, zeigt man nicht die üblichen Tricks. Die Hauptattraktionen sind die Folterungen – und die Stars der Show sind die ahnungslosen Besucher selbst.

Mike flüchtet voller Grauen vor einem Freak, der ihm ungewöhnlich groß erscheint, und versucht unbeschadet diesen Zirkus zu verlassen. Als er sich schon verloren glaubt, wird er von zwei Personen überwältigt, die er kurze Zeit später als Jinx und Daniel kennenlernt. Überrascht ist er besonders von dem Test, dem sie ihn unterziehen. Sie vermuten, dass es die einzige Möglichekit ist, ihn von den Freaks zu unterscheiden. Mike besteht den Test, dafür verliert Daniel bei einem Angriff den Kopf und Mike und Jinx sind auf sich gestellt. Andernorts ist Heather mit ihrem Freund Craig auf der Fahrt nach Pleasant Hills, um ihre ältliche und schwerkranke Mutter zu besuchen und ihr bei den täglichen Dingen des Lebens behilflich zu sein. Eigentlich ist Heather ja schon seit langem bewusst, dass ihr Begleiter ein Arschloch ist, das sich mit Wonne in seiner Primitivität suht, wie eine Wildsau im Schlamm, aber bei dieser Fahrt übertreibt er es und sie setzt den Vollhonk einfach am Straßenrand aus wie einen ungelehrigen Köter, der ins Auto gepisst hat. Als sie bei ihrer Mutter ankommt, kann sie gerade noch zur Seite springen, weil diese auf sie schießt. Sie hat Heather in ihrer Angst für einen dieser Clownsfreaks gehalten, wie sie einen im Schlafzimmer umgenietet hat. Und der Dreckbock will einfach nicht krepieren, der abgeballerte Kopf zieht sich mit seinen spitzen Zähen immer weiter auf sie zu. Zusammen mit Heather plättet sie die Rübe endgültig und dann wollen sie das chaotische Kaff verlassen, was ihnen aber nicht gleich gelingt. Mithilfe von ihrem neuen Bekannten Josh, der ebenfalls vor den Freaks flieht, starten sie einen weiteren Versuch. Ein gelingen des Plans käme wohl sehr recht, denn der Dödel Craig trampt und wird von einer zweiköpfigen Frau mitgenommen. Das besondere an der ist, dass sie einen schönen Kopf hat und einen der hässlich ist wie die Kandidatinnen bei so ner dämlichen Big Brother-Dschungelcamp-Limboniveau-Sendungen im Privat-TV. Sie lässt ihn nicht mehr aus den Fängen und nimmt ihn natürlich mit nach Pleasant Hill. Irgendwann treffen sie alle zusammen und das Gemetzel wird grauenhaft.

"Die Freakshow" bietet mehr Horror als so manch anderer Autor, der dieses Genre bedient in seinen ähnlich gelagerten Werken aufbieten kann. Zudem ist das Buch kurz und knackig, nicht verschwallt und enthält zwar durchaus kleinere Elemente von Sozialkritik oder an Regierungen, tischt die aber nicht bis zum Erbrechen auf. Für das Erbrechen selbst sorgen ganz andere Szenarien, das ist mal gewiss. Die Hatz durch die besetzte Stadt ist schnell, die Hintergründe erfährt der Leser aber erst nach und nach in dem fetzigen Horror aus der Schreibwerkstatt des Bryan Smith, der dem eigenen Mind's eye nen ordentlichen "Arbeitstag" beschert. Das hat auch noch den Vorteil, dass man so manche Szenerie nicht nur als irgendwie humorvoll ansieht, sondern auch mit dem einen oder anderen Filme verlgeicht. Neben dem vom Autor selbst erwähnten "Texas chainsaw massacre" fiel mir da unter anderem  auch "Jeepers Creepers" auf. Der Aufmarsch der blutrünstigen Bestien hat es in sich, der rote Lebenssaft fließt in Strömen und auch andere Körperflüssigkeiten kommen zu ihrem recht, auch wenn auch so explizit wie z. B. bei Edward Lee. Beklemmend düstere Story, die nichts für Leute mit Clownsphobie ist, dafür aber mit einem locker-leichten Stil und der nahezu ständig vorhandenen Jagdszenen a la "The most dangerous game" schon wie Lese-Vaseline wirkt. Man flutscht geradezu durch das Buch durch. Stellenweise richtig harte, bitterböse und abgedrehte Story, die der albtraumhaften Phantasie des Bryan Smith hier entsprungen ist. Wer also mal wieder den kleine inneren Drecksack füttern will, der darf sich über "Die Freakshow" von Bryan Smith aus dem Festa-Verlag mit seinen knapp 330 Seiten guter Unterhaltung freuen. Ja, die Lektüre hat wirklich Spaß gemacht, kann ich für Fans des Genres also empfehlen.                 
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Dezember 2017, 11:03:03
(https://2.bp.blogspot.com/-H_nmb5YGNwk/WhvmGMrPncI/AAAAAAAANZ0/D1YsdFwqoN8_sDfAOnzf5qM3ddBoSK6UgCLcBGAs/s1600/diez_tequila_153_250.jpg)

Rolo Diez. Mexico City: Polizeioffizier Carlos Hernandez rackert sich ab für einen Hungerlohn. Kleine Nebengeschäfte sind an der Tagesordnung, will er seine zwei Familien unterhalten und den Chef mitversorgen. Als er in einem heiklen Fall ermittelt - Gringos, Kubaner und Kolumbianer bringen sich gegenseitig um, Prostituierte verschwinden - fängt er sich auch noch eine Kugel im Kopf ein. Und sieht alles in anderen Farben.

Die Polizeiorganisation OB (Operative Beziehungen) ist im Prinzip ein Deckmantel für alle mehr oder eher weniger legalen Geschehnisse, in die entweder Gringos oder Personen des öffentlichen Lebens verwickelt sind, auf die nicht ein einziger Schatten eines Verdachts fallen darf. Hier arbeitet Carlos Hernandez, Offizier mittleren Ranges, mit einer Bezahlung unterer Gehaltsklasse. Fr ihn ist der Job dennoch ein Gewinn, denn hier lässt sich ganz gut Kasse machen. Sein Chef macht es ihm schließlich vor, will er doch von Hernandez mitversorgt werden. Nun muss er in einem Fall eines toten Gringos ermitteln, der eine ganz spezielle Sorte von Filmen gedreht hat und dazu Zimmer in einem Stundenhotel mietete. Als Täter kommt ein blonder Transvestit infrage. Doch bald gehen die Ermittlungen in eine ganz andere Richtung und zwischen den Schäferstündchen bei seinen beiden Familien, findet Hernandez dann die Zeit, eine kompromittierend Video-Cassette aufzutreiben und zu sichten. Jetzt hat er seinen großen Fall und einen fetten Fisch an der Angel. Und mächtig Ärger am Hacken. Jetzt steht er auf der Abschussliste und bekommt sogar eine Kugel in den Kopf. Er überlebt und weiß nun, was er wirklich zu tun hat.

"Der Tequila-Effekt" nimmt sich die Lebensart der Mexikaner zur Brust. Machos und Moneten, zu einem explosiven Gemisch gebraut mit viel Tequila. Korruption herrscht im gesamten Land, die Hauptstadt und/oder Poltiker und Staatsbedienstete machen da keine Ausnahme. Jeder hält die Hand auf oder hat klebrige Griffel. Natürlich auch Hernandez, der schließlich zwei Familien zu ernähren hat und den seine Frauen ziemlich im Griff haben. Also wird Schutzgeld erpresst, Schmuck geklaut oder eben Naturalien als Zubrot verlangt, um Verdächtige zu entlasten. Irgendwie bestätigt das Buch diverse Vorurteile, die zumeist vom nördlichen Nachbarn geschürt werden. Es hat aber auch Humor, wenn man sich vorstellt, wie Hernandez unter der Fuchtel seiner Frauen und seines Chefs versucht, über die Runden zu kommen und jeden zufriedenzustellen. Und an sich selbst bzw. seiner Potenz zweifelt. Da bleibt trotz einiger grimmiger Szenen immer mal wieder ein Schmunzeln im Gesicht des Lesers hängen. Der Protagonist ist ein gewiefter Drecksack, der mit seinen vielen Nebenjobs und Versuchen, einen Schnitt zu machen, einen gewissen Sympathiefaktor gewinnen kann. "Der Tequila-Effekt" ist eine Mischung aus Hardboiled und Noir mit mexikanischem Flair. Flott inszeniert mit Augenmerk auf der Hauptfigur, die auch eine ausführliche Charakterisierung erfährt, wogegen die meisten anderen Beteiligten eher Nebenfiguren oder seine Schachfiguren sind, so wie er sie nach Belieben hin und her schiebt und manipuliert. Eine gelungene Gesellschafts-Satire auf 180 Seiten, eingebettet in eine Krimi-Story, die in der Hauptstadt Mexiko-City spielt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Dezember 2017, 11:05:33
(https://4.bp.blogspot.com/-0OswPKj0hjk/WifB4eAZgCI/AAAAAAAANdw/hmpgHphAFUQKc7ie6sR-05TJYZ8yLZAIwCLcBGAs/s1600/gew%25C3%25BCrm.jpg)

Aufgrund von "Budgetkürzungen" abgespeckte Version - auch bei künftigen Rezis.

Edward Lee. Als die Polychaetologin Nora Craig mit ihrem Team die einsame Insel betritt, erwartet sie die Routine der zoologischen Untersuchungen von tropischen Borstenwürmern. Zumindest glaubt sie das - bis sie auf die erste Leiche tritt.

Extra für den geschätzten Leser Michael ausgewählt: Ein Festa-Buch.😉
Schon die ersten Zeilen machen klar, dass diese Geschichte ein wahres Fest für einen Horrorfilm auf B-Movie-Level werden könnte. Und Edward Lee kredenzt den Lesern neben einer Prise Wissenschaftsthriller genau die Zutaten, die man von ihm und seinen Romanen kennt und die eigentlich auch jeden derartigen Film im Prinzip ausmachen. Da sind die Rednecks und ihre Spielwiese "Fick und Putz", da sind die Jugendlichen im Partymodus, Professoren und Nerds, Army-Typen, die strunzdumme Blondine mit Superbody als Vögelaktivistin, Bunker und fiese Experimente. Über all dem thront dann das titelgebende Gewürm. Tiefgang haben bei Herrn Lee nur die Körperöffnungen seiner Charaktere, der Rest ist Klischee. Meist zum Schmunzeln, auch wenn Nord-Neid-Nerd irgendwann zu nerven beginnt. Nach einigen außerwissenschaftlichen Aktivitäten kommt schnell Zug in die Sache, erleichtert durch einen Stil, wie man ihn von Edward Lee gewohnt. Splatter und Sex sind zwar etwas zurückgefahren, dafür wird aber eine Story erzählt, bei der - wie ich vermute - der Autor je näher er dem Ende zusteuerte, immer mehr mit einer durch wiederkehrende Lachsalven ausgelösten Inkontinenz zu kämpfen hatte. Ein abgedrehter Edward Lee-Witz auf rund 460 Seiten, der Spaß macht, wenn man ihn von vornherein nicht zu ernst nimmt. Und so endet das Buch denn auch mit einem Kniff, den zwar Stammleser seiner Bücher schon irgendwie kennen, aber so wirklich erwartet habe ich ihn nicht. Dafür plädiere ich aber für eine Verfilmung durch den Regisseur Jim Wynorski. Keiner ist geeigneter für derartige Stoffe. 7,5/10 für den Spaß.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 12 Dezember 2017, 19:47:14
(https://1.bp.blogspot.com/-nVuKbdduZpw/Wi5dXMtiMHI/AAAAAAAANhA/KLlcRfU1DpgIa6DmLvhvim_t3Nu64FXqwCLcBGAs/s1600/chapman.jpg)

Drew Chapman. Der kaltblütige Mord am Präsidenten der Zentralbank erschüttert New York. Der Verdächtige: Wertpapieranalyst Garrett Reilly, der vor Kurzem einem Geheimdienstprojekt angehörte. Gewarnt von seiner ehemaligen Partnerin, Agentin Alexis Truffant, kann Garrett fliehen - und entdeckt eine tickende Cyberbombe, die darauf abzielt, das geamte amerikanische Wirtschaftssystem zu zerstören. Um sein Heimatland zu retten und seine Unschuld zu beweisen, nimmt der Gejagte mit Alexis den Kampf gegen übermächtige Feinde auf.

Üblicherweise hatte ich an dieser Stelle ja noch etwas vom Inhalt beschrieben und die obige Verlagszusammenfassung beweist auch, warum ich das tat. Es klingt, als wäre Alexis hier die zweite Hauptperson. Fehlanzeige - sie ist zwar aktiv dabei, aber andere haben da mehr Auftritte.
Chapman hat seine Hauptfiguren und Sidekicks aus "Der Analyst" beibehalten und neue hinzugefügt. Ebenfalls hinzugefügt wurde eine Schmerzmittelabhängigkeit bei Garrett, die ihm auch schwer zu schaffen macht. Er war ja schon in "Der Analyst", das Buch sollte man zuvor lesen, nicht der bequemste Zeitgenosse, aber sein Suchtproblem macht ihn nur noch zickiger. Auch seine Unterstützergemeinde besteht eher aus Nerds mit Alltagsproblemen, erinnerten mich etwas an die Personen aus der TV-Serie "Scorpion", was jetzt nicht unbedingt als Gütesiegel zu werten ist, da es mir irgendwie erscheint, als müssten hier mit Gewalt Charaktere eingebaut werden, die sich vom Klischeepersonal unbedingt unterscheiden mssen und somit fast selbst zum Klischee werden, weil dieser Kniff eben auch nicht gerade neu ist. "Der Trader" ist ein America First-Thriller ohne die überbordende Action diverser Kracher aus dem Krawallbereich, spielt aber dafür die Wirtschaftskarte aus. Nur Amerika kann die Welt führen - auch wirtschaftlich (bis China seine Schulden einfordert, hehe). Und wer ist am Ende der Böse? Natürlich die Demokratie-Feinde aus Russland. Da wird von Wahlmanipulation bei US-Wahlen gesabbelt, Weißrussland die neue Ukraine und alles von den Russen arrangiert. Was die Motivation des Gegners von Reilly angeht, konnte ich mich damit nicht "arrangieren", das war mir dann doch zu sehr an den Haaren beigezogen. Nett waren die "Sozialhandwerker", weil es von der Brut momentan nur so wimmelt. Da hätte er ruhig etwas intensiver darauf eingehen können. "Der Trader" ist insgeamt okay auf seinen 530 Seiten, geht trotz meiner angemerkten Schwächen eher seltener verarbeitete Wege, bleibt aber etwas hinter dem Vorgänger zurück. Ob es ein weiteres Abenteuer mit Garrett Reilly gibt, ist vorerst noch nicht bekannt, dafür aber, das Andrew Chapman Autor und Regisseur des Films "Standoff" mit Leonard, Henstridge, Haysbert, K. Carradine war, der sich aber auch als zu dialoglastig auszeichnete.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Dezember 2017, 11:33:51
(https://1.bp.blogspot.com/-q3olW3K9tV0/WjOSdcOXIII/AAAAAAAANjM/UdwsZ1nxB60xbtI7-U15zjQCHlEiSCOIQCLcBGAs/s320/hurens%25C3%25B6hne.jpg)

Rolo Diez. Frauenmorde in Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA machen Schlagzeilen. Frauen werden gefoltert, vergewaltigt und in der Wüste Tieren zum Fraß vorgeworfen. Sie arbeiteten fast alle in «Maquiladoras». In Mexiko-City wird die Tante des Abgeordneten Organza, ermordet aufgefunden. Höchste Diskretion ist angesagt. Also wird Carlos Hernàndez, der Mann für besondere Fälle, mit der Aufklärung beauftragt. Carlos stößt bald auf einen Zusammenhang zwischen einer «Maquiladora» und dem Abgeordneten Organza. Und auf Drogengeld. Viel Geld und viele Tote. Quelle: Amazon.de

Carlos Hernandez ist Polizist und Macho mit Leib und Seele, eine #metoo-Kampagne würde bei ihm nicht einmal ein dezentes Lächeln hervorrufen. Und da es in Mexiko selbstverständlich ist, nimmt er immer gerne ein finanzielles Zubrot an und macht Geschäfte mit beschlagnahmter Ware. Vom Erlös muss er natürlich seinen Boss, aber auch seine beiden Familien durchfüttern. Und auch seine beiden Gehilfen sind immer bereit für einen kleinen Gehaltsruck nach oben, das eine oder andere Auge zuzudrücken oder vielleicht etwas an den Beweismitteln passend zu arrangieren. Doch bei diesem Fall heißt es vorsichtig sein. Zuviele spielen mit und gerade der Politik kann niemand trauen, wie man weltweit immer wieder bewiesen bekommt. So ist es denn auch kein Wunder, dass der Autor die reale Gesellschaft hier immer wieder eingeflochten und als gieriges Monster der Ungerechtigkeit dargestellt hat. Korruption und Missgunst, Vetternwirtschaft und Brutalität, Gier und Gewalt - das ist sein Mexiko. Beherrscht von Kartellen und skrupellosen Politikern, die  nicht selten zusammenarbeiten. Eigentlich sind die Romane um Hernandez schon fast eine "mexikanische Dystopie" im Stile eines französischen Noir. Aber auch einer, der es in sich hat. Neben seinen Aktivitäten mit den beiden Ehefrauen, bleibt auch noch Zeit, die eine, die plötzlich mit Feminismus anfängt, dadurch abzustrafen, dass er halt mal die Nachbarin rannimmt. Hernandez eben. Und zwischen all dem Unrat und Schmutz muss er Morde aufklären, Zeuginnen gegen eine Killerbande beschützen und zu allem Überfluss die vielen schon erwähnten Mäuler mit Geld stopfen. Wahrlich  nicht zu beneiden, der Mann. Wer sich also dem Noir oder auch Hardboiled als Lesestoff zugeneigt weiß, sollte die Romane des Argentiniers um seinen mexikanischen Polizisten, die in kurzen und knappen Sätzen mit eher zynischem Humor gezeichnet sind, mal auf die Merkliste setzen. Knapp 190 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Dezember 2017, 18:49:01
(https://1.bp.blogspot.com/-uThV8sAjjFc/Wjf6wHVSNNI/AAAAAAAANl0/GT0MfaPY49Adk05ylLJ5JlkgMiig7aW9wCLcBGAs/s320/purpur.jpg)

Jean-Christophe Grange. Grégoire Morvan, Familienpatriarch und graue Eminenz des französischen Innenministeriums, blickt auf eine ruhmreiche Karriere zurück. In den 70-ern hat er in Zaire den berüchtigten Killer Nagelmann gefasst, der einem bestialischen Ritual folgend neun Menschen ermordet hat. Als an einer bretonischen Militärschule ein junger Rekrut tot aufgefunden wird, dessen grausame Entstellung dem Modus Operandi des Nagelmannes ähnelt, führt Morvans Sohn als Polizeikommissar die Ermittlungen.

Anscheinend hat der Verlag dem Namen Grange nicht mehr vertraut, denn welchen Grund sollten sie sonst haben, völlig ohne Bezug mit dem deutschen Titel auf "Die purpurnen Flüsse" zu schielen. Beide Werke haben NICHTS miteinander zu tun. Selbstverständlich macht der Autor stilistisch keine Abstriche und beschreibt wortgewandt die Geschehnisse um die Familie Morvan. Das braucht seine Zeit und wirkt zu Beginn etwas zäh, bis sich erste Abründe auftun. Die Morvans sind eigentlich eine zerrüttete Truppe, moralisch völlig daneben, total zerstritten und mit allen möglichen Lastern gesegnet. Da fragt man sich kaum noch groß, wo all die Süchte, die fragwürdigen Karrierepläne und eine gewisse Rücksichtslosigkeit herkommen. Und ist sich dabei auch sicher, dass der Autor selbstverständlich irgendwo Wendungen verborgen hat, auf die man nicht so zügig kommt. Aber man braucht schon eine gewisse Geduld. Die Story hat viele Nebenschauplätze, die erst später zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Dadurch wirkt sie sehr komplex und hätte ich nicht schon einige Bücher von ihm gelesen, hätte ich vielleicht irgendwann aufgegeben, aber so blieb ich bei der Sache und wurde nicht enttäuscht. Wie schon viele andere Autoren vor ihm (Manchette, Manotti und andere) hält er den Franzosen den Spiegel vor. Rassismus ist absolut nicht fremd und die Elite aus Hochadel, Geldsäcken und Politik mauschelt sich über mehrere Dekaden hinweg reich und reicher, während den Bürgern die Rechte beschnitten und sie nach Strich und Faden belogen werden, aber da brauchen sich andere Nationen nicht drüber brüskieren. Absolut nicht, gelle Deutschland? Ein stetiger Wechsel zwischen rätselhaft, düster, brutal und Glamour zieht sich über die rund 770 Seiten hinweg, kann mit jedem Kapitel mehr in den Bann ziehen und faszinieren und als wäre das nicht genug, darf man sich nach der Lösung noch auf einen satten Cliffhanger freuen, der diese recht kaputte Familie mit ihren Geheimnissen im nächsten Buch vielleicht endgültig zerstört. Gewarnt wird ja davor. Anfangs - 100 Seiten lang - hatte ich schon gewisse Zweifel, ob Grange mich wieder überzeugen und in seinen Bann ziehen könnte, doch es sei gesagt: Er konnte. Wer also zumindest einige seiner Bücher zu schätzen wusste, darf gerne einen Blick riskieren.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 27 Dezember 2017, 21:01:52
(https://2.bp.blogspot.com/-i-nqApq7cwg/Wj4WEqCTa3I/AAAAAAAANoQ/3IgT1F14MjUMNDfDNYoyA2lIWhOf6khGQCLcBGAs/s320/chrisryanextreme.jpg)

Chris Ryan. Im Wettlauf um immer mächtigere Waffensysteme ist die Zukunftstechnologie zur neuen Frontlinie des weltweiten Terrorismus geworden. Als der amerikanische Geheimdienst eine Schläferzelle in ihrer Mitte vermutet, aktiviert die Firma ihren kaltblütigsten Soldaten – den totgeglaubten SAS-Helden John Bald. Seine Mission: den Schläfer neutralisieren, bevor er die streng geheime Waffentechnologie dem Feind zuspielen kann. Der Einsatz misslingt, und nun muss Bald den Schläfer von den Gettos Floridas bis ins kriegsgeschüttelte Tripolis verfolgen, während ihm ein gnadenloser Auftragskiller des CIA auf den Fersen ist. Schnell verschwinden auf der Jagd nach der Technologie und der Wahrheit die Grenzen zwischen Freund und Feind, und Bald bleibt nur noch sein Kampfinstinkt, um am Leben zu bleiben.

Heidiwitzka, was im ersten Buch "Schwere Ziele" kompromisslos begann, bekommt hier seine würdige Fortsetzung. Als Filigrantechniker unter den Autoren war und ist Chris Ryan nicht einzuordnen, was aber auch zu seinen Stories um knallharte Agenten im Dreck der Einsätze auch passt. Die werden schließlich nicht aus der Upper Class verpflichtet und nicht darin ausgebildet, den Feind mit ausgefeilten Monologen und schlüssigen Argumenten, verborgen in ellenlangen, wortgewandten Schachtelsätzen zu Tode zu quasseln. Der Tonfall ist mit derb noch milde umschrieben. Wer also plüschige und fluffige Thriller im "tu bloß keinem Weh"-Motto lesen will und empfindlich auch überbordende Gewalt reagiert, wer zudem einfach einen niedlichen Schutzengel, der das Gute für sich gepachtet hat, in seiner Lektüre braucht, sei gewarnt - hier gibt es nur fluchende Engel des Todes, die kein Priester jemals zur Beichte zulassen würde. Dauert einfach zu lang und wäre zu grausam. John Balds Rückkehr hat mich dann schon interessiert. Wie erklärt Chris Ryan diese Wiederauferstehung? Auch der gute Joe Gardner darf wieder mitspielen. Der wurde von seiner Regierung fallen gelassen und ist wie viele Veteranen einer erfolgreichen Karriere als Alki sehr nahe. Doch auch er wird wieder aktiviert und in ein zynisches, butales Geheimdienstspiel geworfen, das von Seite zu Seite actionreicher wird und einfach  nur fetzt. War Gardner noch einigermaßen berechenbar, ist Bald ein sehr widersprüchlicher Charakter, was aber keinesfalls auf gute Seiten in seiner schwarzen Seele verweist. Und die allseits beliebte political correctness bekommt von Ryan mal wieder einige Hiebe ab. Als Beispiele für derartige Stilblüten seinen "...so unauffällig wie ein Araber in einer Schwulenparade" oder "Politiker sind so falsch wie eine Packung serbischer Zigaretten" genannt. Typen, die foltern, lässig und ohne Gnade töten und zumindest auf US-Seite wohl Bildungslücken in Grand Canyon-Ausmaß haben, wie Chris Ryan hier andeutet. Ein ultrabrutales Agentenschlachtstück, das menschenverachtend und inhuman auch hinter den Kulissen in den Reihen der Politiker immer mehr Tempo aufweist und einen hohen Bodycount zwischen die beiden Buchdeckel bannt. Bretthart und weiter vom Mainstream weg als Politiker von einer freiwilligen Diätenkürzung. Wie ein halbwegs netter Zeitgenosse mal meinen Filmgeschmack mit B-Movie-krasse BRD-Gangsta-Homie-Stoffe umschrieben hat, tu ich das mit den extremen, bitteren und unerbittlichen Lektüren aus der Feder des Ex-SAS-Mannes Chris Ryan. Gegen die Burschen in dieser Reihe sind die Jungs von "Strike back" Waisenknaben und werkgetreu verfilmt würde hier der Index Hochkonjunktur haben. Richtig satte Action, bei der der Beginn schon mehr Stoff gibt, als die meisten Bücher als "heißen Showdown" zu bieten haben. Also geschätzter Luzifer-Verlag (Hey, Micha, ich hab es ohne deine Kommentare geschafft, den Verlag zu erwähnen), schnellstens her mit Buch drei. 9,5/10.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Dezember 2017, 13:38:00
(https://3.bp.blogspot.com/-_JBg57eUQFQ/WkUaVMXLVdI/AAAAAAAANrs/StaEPGZbn_wqHiGh58dK7DZAer3YnC2vgCLcBGAs/s320/gilstrap.jpg)

John Gilstrap. Wenn die Mächtigen aus der Politik jemanden brauchen, der sich um den Dreck kümmert, wenden sie sich an Jonathan Grave. Der verdeckte Ermittler sorgt schnell für Ordnung und hinterlässt keine Spuren. Als Jonathan einen entführten College-Studenten aus einem Kellergefängnis befreit, läuft jedoch alles anders als geplant. Diesmal ist der Gegner absolut skrupellos - und bereit, jeden, der sein schmutziges Geheimnis ans Licht bringen will, zu töten. Auch Menschen, die Jonathan besonders nahestehen.

Der Einstieg ist schon mal recht gelungen, es geht zügig voran. Die Aktion führt zwar zu ein paar Sätzen, die man schon oft als Vorwarnung für den Weichspülereinsatz in diversen Reihen anderer Verlage lesen durfte ("Er tötet nicht gerne, aber....."), aber sie werden hier glücklicherweise dann nicht in dieser Form genutzt, um das Buch oder vielleicht die gesamte Reihe für den empfindlichen Massenmarkt von jeglichen gewalttätigen oder Actionszenen zu befreien. Nach gelungenem Auftrag entwickelt sich das Szenario aber zu einem waschechten Thriller, der gekonnt und stilistisch ausgefeilt eine Spur legt, die man so absolut nicht vorhersehen kann. So werden Freunde und Familienmitglieder oder seine Ex in den Fall involviert, erweist sich sein Nachfolger als Gatte anders als angenommen, führen die Wege zu im Hintergrund Wirkenden, die keine Skrupel kennen - und das ist alles ziemlich logisch aufgebaut und wirkt nicht an den Haaren herbeigezogen. Passt also recht gut. Der Background von Grave aber hat für mich einen gewissen Superhelden-Touch, nur ohne das Cape. Reich von Papas (Gangster) Gnaden, setzt er die mehr als üppig vorhandenen Mittel zum Kampf gegen die Feinde seiner Auftraggeber ein. Hat ne tapfere Sekretärin, nen heldenhaften und maulfaulen Kompagnon, diverse Scheinfirmen und Tarnadressen, wohlgefüllte Bankkonten in aller Welt und Beziehungen zu den Hebeln der Macht, wie man sie sich gerne selbst wünschen täte. Dazu gesellt sich noch ein weiblicher Sheriff der Marke Sahnetorte.Genau in diesem Zusammenhang wirkt es wie der Auftakt zu einer TV-Serie Marke Baldaccis "King & Maxwell". Wieder fehlgeleitet, fein. Das letzte Viertel löst dann den Spannungssektor mit seinen Wendungen ab und führt zu einem "Alamo-Showdown" um eine einigermaßen befestigte Hütte im Wald, bei der sich dann auch kleine Dramen mit größeren abwechseln, wenn es ordentlich bleihaltige Luft gibt. Da werden schon schwere Geschütze aufgefahren, wenn man das Umfeld des Gebäudes so präpariert, dass es nicht lange währt, bis die Gräser vor dem Haus blutrot vom Claymore-Gehäckselten sind, wenn wilde und fehlgeleitete Sozialaktivisten gewalttätige Neigungen ebenso ausleben wie es im echten Leben in Hamburg durch die Brut ja auch fast geschah. Nur dass man die aus Hamburg noch via Öffentlichkeitshilfe suchen kann, bei denen im Buch muss man höchstens noch die Einzelteile sortieren. Diese rund 120 Seiten bis zum Abschluss der Kämpfe und der Handlung haben es actiontechnisch richtig in sich, sind schnell und heftig bei den Shoot-Outs und gehen mit erheblichen Verlusten auf beiden Seiten einher. Ein wenig Platz im Roman bekommen auch die emotionalen Momente, Nebenstränge der Handlung werden zufriedenstellend eingebaut und abgeschlossen. Nach diesem rund 540 Seiten langen Adrenalinschub darf Buch zwei gerne kommen. Ein weiterer Glücksgriff des Festa-Verlages für den Leser, der sich mit diesem und dem Luzifer-Verlag zweier Publisher erfreuen darf, die das Actiongenre in Deutschland nicht verkümmern lassen. Nur weiter so.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Dezember 2017, 13:39:30
(https://1.bp.blogspot.com/-5ZmE0E_6d-4/WkZ8Kc4aH4I/AAAAAAAANt0/tTtuMducoWEHFEMXQgKyjzusWYqLCaCsACLcBGAs/s320/dedteamalpha.jpg)

Jake Bible. In der postapokalyptischen, zombieverseuchten Einöde existiert ein Schimmer der Hoffnung in den Ausläufern der Rocky Mountains: Die Festung. Seit Jahrzehnten haben die Bewohner diese letzte Bastion der Menschheit gegen Zombiehorden verteidigt und ihre Gesellschaft und Kultur auf der Basis militärischer Präzision aufgebaut. Die Besten der Besten dienen im Denver Team Alpha. DTA ist die Elite-Kampftruppe, eingesetzt für die Rettung von Flüchtlingen und Überlebenden, die bis in das höllische brachland von Denver vorgedrungen sind. Aufgrund der unfassbaren Risiken und hohen Sterblichkeitsrate steht DTA inzwischen jedoch für etwas anderes: Dead Team Alpha. Nun muss DTA sein Können unter Beweis stellen, da etwas weitaus Schlimmeres als Zombies in der weiten Einöde lauert.

Der Eine schlägt die Bibel auf und erhält religiöse Glaubensbekenntnisse. Der Andere schlägt einen Bible auf und bekommt Humor, Action und Blutvergießen. Für mich kam daher nur Jake Bible infrage. Und schon auf den ersten Seiten beweist der Autor seinen Draht zu Fun in seinen Büchern. Coole und markige Sprüche, Wortklaubereien und irrwitzige Situationen - und hat man sich gerade an die paar Figuren gewöhnt, kippt die Stimmung. Es wird mörderisch und blutrünstig - und man kann noch nicht erahnen, welcher Feind sich da die Patrouille zur Brust genommen hat. Auf eine Erklärung kann man also gespannt warten. Die Zombie-Apokalypse ist nun schon rund 100 Jahre alt, die Menschen werden immer weniger, weil sich viele unfreiwillig den fleischfressenden Horden angeschlossen haben und gesundheitsfördernde fleischlose Kost ist derzeit total out. Ebenso erging es dem Sprit und etlichen Annehmlichkeiten, die man sich so als moderner Westler vorstellt. Aber es gibt noch die Silos, die man überwacht und durch Patrouillen kontrolliert. Was sich aber geändert hat, ist die Tatsache, dass die Verteidigung jetzt israelischen Maßstäben folgt: Auch Frauen tun Dienst, werden in Auswahlverfahren auch zu Anführerinnen und sind ebenso hart und gnadenlos wie die Kerle. Was nach political correctness klingt ist einfach nur der Notsituation geschuldet, die sich der Menschheit aufgezwungen hat - und die political correctness hat in diesem Buch auch wenig Platz. "Dead Team Alpha" mag vielleicht nicht so lustig sein wie "Z-Burbia", bietet aber doch recht derbe und unterhaltsame Zombie-Kost, wie man sie vom Autor auch erwartet. Die Idee mit der neuen Bedrohung bringt eine neue Variante ins alte Genrespiel, die auch in der Fortsetzung noch für Furore sorgen dürfte. Mir ist also jedes weitere Buch von Jake Bible beim Luzifer-Verlag mehr als nur willkommen. Einen minimalen Punktabzug bringt aber das sektenartige Mantra um "Jeder Mensch zählt" und "Wir vergessen nie", das mir einfach viel zu oft rausgelabert wird. Es hat bald genervt. Doch insgesamt sind die knapp 400 Seiten ein lustiges, acrionreiches und fulminantes Lesevergnügen, das man als Freund derartiger Kost oder als Fan des Autors nicht versäumen sollte.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Dezember 2017, 19:10:24
(https://2.bp.blogspot.com/-vuaJPKfYOg0/WkjW95Gw0WI/AAAAAAAANvA/BlSCeAduWwgGaiw0H8YUmHh-RUJvqCgLACLcBGAs/s320/obsidian.jpg)

Douglas Preston/Lincoln Child. Special Agent Pendergast wird vermisst, vermutlich ist er bei seinem letzten Fall vor der Küste von Massachusetts ertrunken. Von Trauer überwältigt, zieht sich Constance Greene, sein Schützling, in dessen New Yorker Anwesen zurück. Kurz darauf wird sie von einem mysteriösen Eindringling entführt. Pendergasts Bodyguard Proctor jagt den Täter. Als er bemerkt, dass er zum Narren gehalten wurde, ist es fast schon zu spät.

Direkt zu Beginn warten die beiden Autoren mit einer absolut frischen, noch nie da gewesenen exzellenten Idee auf: Pendergast wird vermisst und für tot gehalten. Ein schier unglaublicher Kniff, der das Interesse an weiteren zu dieser tragischen Ausgangssituation passenden schlagartig weckt. Und man wird gut versorgt, denn schließlich taucht auch noch eine Person wieder auf, mit der geneigte Leser niemals gerechnet hätten. Da wird es sicher einigen den Atem verschlagen. Und Proctor bekommt endlich einmal den verdienten Schritt ins Rampenlicht, als er seine Jagd nach dem Bösewicht mit allen Mitteln (aus Pendergasts Schatztruhe) forciert und sich nicht aufhalten lässt. So hätte alles sein Können, hätte einem das Buch gefallen.
War aber nicht so. Pendergast vermisst? Na sowas. Totgeglaubte tauchen wieder auf? Wie innovativ. Constance ist wie üblich aristokratisch hochnäsig dekadent und nervt. Proctor bekommt tatsächlich seine 15 Minuten Ruhm - und dann wird sein Handlungsstrang mitten in einer gefährlichen Situation abgebrochen und der Mann vergessen. Dass Pendergast überlebt hat, war eh klar, und wo er sich befindet, ist nur eine kleinere Episode am Rande. Danach konzentriert sich viel auf Constance und ihren Ent- oder auch Verführer. Man schwelgt im Stolz auf die eigene Intelligenz und Cleverness, die Bildung, das schickliche Benehmen, wechselt ständig die Meinungen und erfreut sich an der Beschreibung des Luxus und Dünkels, über dem normalen Pöbel zu stehen. D'Agosta wird mal wieder zum nützlichen Helferlein degradiert und tritt kaum auf, Pendergast lässt  wie selbstverständlich das gesamte FBI für sich arbeiten, statt selbst mal einen Fall zu klären (schon ewig her, dass er mal etwas in diese Richtung getan hat). Man erfährt zwar einige kleinere Hinweise auf sein früheres Dasein, aber diesen Hintergrund können richtige Actionautoren besser skizzieren. Nehmen wir - oder halt nur ich - Proctor und D'Agosta aus, sind die Charaktere einfach nur nervig. Raffiniert, subtil, emotional bewegend, nervenzehrende Spannung - sucht man sich besser woanders. Die Pendergast-Reihe begräbt sich selbst, auch mit der Wiederholung von ganzen Handlungssträngen aus früheren Büchern. Lasst euch mal was Neues, wirklich Erfrischendes einfallen. Holt einige eurer Figuren mal wieder aus Wolkenkuckucksheim auf den Teppich, lasst den Figuren mit Herz und Schnauze wieder mehr Raum. Bis dahin kann ich einem Kollegen namens JasonXtreme nur recht geben (selten genug), dass er einige Bücher der Reihe noch auf Lesehalde hat und es ihn wenig reizt, diesen Zustand zu ändern. Und wenn er den "Showdown" dieses Buches kennen würde, wäre es ihm eine wahre Freude, die Werke weiterhin mit Nichtbeachtung zu strafen. Von mir keine Empfehlung für dieses aristokratisch verschwurbelte Geschichtchen, das wirkt wie ein aufgeblasener Heftroman, den man mit sinnfreien und ausufernden Beschreibungen auf einen Umfang (450 Seiten) getrimmt hat, der den Preis für 19,99€ rechtfertigen soll.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Januar 2018, 11:43:55
(https://4.bp.blogspot.com/-NsVHA0z5hWM/WlM7zmMP13I/AAAAAAAANw0/0wpl-y9NDlEma6WVyAcvpiv05BQSW2c5ACLcBGAs/s320/00000ben.jpg)

Ben Sanders. Bei einem Überfall auf einen Gefangenentransport kommt FBI-Agent Lucas Cohen noch einmal mit dem Leben davon. Doch für Erleichterung bleibt keine Zeit: Die Angreifer waren auf der Suche nach Marshall Grade – einem legendären Undercover-Cop, der von seinen Feinden unerbittlich gejagt wird. Niemand weiß, wo er sich im Augenblick aufhält. Cohen muss ihn so schnell wie möglich finden und warnen. Sonst kommen ihm die Killer zuvor.

Grade konnte dem Anschlag auf sein Leben in "American Blood" entkommen und hat sich in eine andere Ecke des Landes verdrückt. Da das Kopfgeld auf ihn in schwindelerregende Höhe steigt, sind auch diverse Typen aus allen Bereichen des Verbrechens hinter ihm her. Klar, dass er eines Tages auch entdeckt wird. Und so beginnt ein Thriller, in dem jeder Schuldenbuckel mit Knarre meint, seine Probleme auf eine Schuss lösen zu können. Falsch gedacht. Irgendwie kommt dann schon etwas Langeweile auf, wenn Schuldner A auf Schuldner B trifft, sie mit Schuldner C in Trouble geraten und über allen dann noch ein Boss thront, der Schulden bei den Gooks hat. Das nächste Problem hat sich für mich dann aufgetan, als Grade anfängt sich in der Stadt umzusehen und sich daraufhin in der Gangsterhierarchie nach oben arbeitet. Das hat mich fatal an die "Wolfskiller"-Reihe von Mike Barry erinnert, die dem Ganzen hier sehr ähnelte (Mann kommt in die Stadt, ballert sich durch die Gangsterreihen und zieht nach erledigter "Arbeit" von dannen, um die nächste City zu säubern) und so stellte sich hier zu schnell das Erkennen ein und wurde auch bald bestätigt. Tat der Spannung nicht wirklich gut. Der beste Teil war die Entführung von Cohen, um ihm den Aufenthaltsort von Grade abzupressen. Da kam wenigstens Spannung und Zug in die Story, der Rest hatte zwar Action und Verfolgungsjagden sowie einige schräge und grobschlächtige Figuren auf dem schmalen Grat zwischen bauernschlau und Volldepp zu bieten, war halt doch zu nah an "Wolfskiller". Ob das nun Absicht war oder nur Pech, weiß ich nicht. So jung wie der Autor ist, kennt er die Romane von Mike Barry vermutlich gar nicht. Passen und einigermaßen gefallen konnte auch die Action, aber es hat irgendwie an einem Alleinstellungsmerkmal gefehlt, etwas, das dieses Buch aus der Masse herausragen lässt. Daran konnte auch der Schluss wenig ändern, der für Gelegenheitsleser sicher ein feiner Zug war, aber für sehr alte Leseratten auch nur eine Wiederholung darstellte, auch wenn sie nicht so übermäßig strapaziert wurde, wie bei diversen Allerweltsthrillern. Ob es einen dritten Teil zur Jagd auf Marshall Grade geben wird, bleibt erst einmal offen. Ob das Lektorat den Unterschied zwischen dem Beruf Marshal und dem Namen Marshall wirklich bekannt ist, bleibt auch ein eher offenes Geheimnis. Da wurde nämlich ständig vertauscht, was zu vertauschen ging. Mal war Cohen ein Marshal, dann wieder ein Marshall. Und Grade wurde halt von Marhsall zum Marshal. Qualitätskontrolle bei Großverlagen kleingeschrieben - oder so. Aber groß Geld verlangen (für ein TaBu mit 440 Seiten) -  oder so.War nicht ganz so der Bringer und etwas schwächer als das Vorgängerbuch, weshalb ich mich doch recht lange damit aufgehalten habe. Ach ja, die Vergleiche mit Jack Reacher: Wer Geschichten mit einem "Reacher-nahen" Protagonisten lesen will, der greife doch besser zu den beiden Büchern von Nicholas Petrie.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 10 Januar 2018, 15:13:04
(https://2.bp.blogspot.com/-OU_UKJLYjlI/WlX8X0xTg2I/AAAAAAAAN0Y/mGd8jEAFyZM8CbiX7EeSglej1npKqtF2QCLcBGAs/s320/turow.jpg)

Scott Turow. Paul und Cass Gianis sind Zwillinge. Paul ist erfolgreicher Anwalt, der seine Wahlkampagne für das Amt des Bürgermeisters vorbereitet. Cass sitzt seit fünfundzwanzig Jahren im Gefängnis, weil er im Jahr 1982 seine Verlobte, Dita Kronon, umgebracht haben soll. Seine Entlassung steht kurz bevor. Nun will Hal Kronon, Bruder des Opfers und aufbrausender Immobilientycoon, einen lang gehegten Verdacht prüfen – nämlich dass Paul nicht minder an der Ermordung seiner Schwester beteiligt war als der Zwilling Cass. Hals Rachefeldzug ist nur der Auftakt zu einem vielschichtigen Verwirrspiel, dessen Dramatik einer griechischen Tragödie gleicht. Denn auf die Protagonisten Paul Gianis und Hal Kronon und ihren Kampf um Wahrheit und Macht fällt der lange Schatten einer Geschichte zweier Einwandererfamilien, in der Hals Vater, Zeus Kronon, die unheilvolle Hauptrolle spielt.

John Grisham hat damals eigentlich erst den Boden für die Gerichtsthriller bereitet. Und seine ersten Veröffentlichungen wie "Die Jury" und "Die Firma" konnten ja auch sehr überzeugen. Dochschon danach fing er an, sich langsam auf drehbuchgerechte und für den Konsumenten leicht lesbare Kost zu konzentrieren. Insofern hatten die Erfolge der Bücher als Verfilmungen dem Fan der ersten Werke des Autors einen Bärendienst erwiesen. Der Stil wurde flacher, die Sprache simpler, die Handlung alles andere als auch nur ansatzweise komplex, manches erschien schon sogar eher als Reiseführer oder Restaurantführer (heute arbeitet auch Dan Brown so). Thriller waren die meisten seiner Bücher dann auch nicht mehr oder nur vom veröffentlichenden Verlag mit einer eher irreführenden Inhaltsangabe dazu gemacht. Mittlerweile schreibt John Grisham nicht mehr über Verhandlungen, sondern nur noch einfache Krimis oder Gaunerstücke, nett, aber weit von dem entfernt, was er früher bot. Und mit seinem Erfolg kamen damals viele andere Autoren mit ähnlich gelagerten Themen auf den Markt, der Gerichts- oder Prozessthriller boomte, da sich jeder an den neuen Trend anhängte (was natürlich auch etliche Gurken in die Regale brachte, die allesamt als "der neue Grisham, besser als der Meister" usw. beworben wurde. Löbliche Ausnahmen waren da John T. Lescroart mit seinen Romanen um Dismaz Hardy und Scott Turow mit seinem fiktiven Kindle County bei Chicago. Doch irgendwann lief man neuen Trends nach (Halbwegs spannende - als Puzzlespiele getarnte Reiseführer - Religions- und Wissenschaftsthriller oder den Jugendbuchtrilogien. Dazu die ständigen Serienkiller, Profiler und sonstiger Allerweltskram.) und dem Gerichtsdrama ging in Deutschland ebenso die Puste aus wie den Actionkrachern. Sie werden kaum noch verlegt, wenn sie nicht wie im Falle der Actioner ambitionierte junge Verlager finden wie Steffen Janssen vom Luzifer-Verlag oder Ingrid und Frank Festa vom Festa-Verlag. Eigentlich ist Scott Turow der Letzte der prozessierenden Männer.
Stilistisch und sprachlich steht er mittlerweile weit über dem ehemaligen Vorbeter Grisham, seine Plots haben Hand und Fuß und sind nicht immer leicht zu durchschauen. Er zwingt dem Leser keine Figuren auf, die dieser als den totalen Sympathieträger empfinden muss, er lässt das den Leser anhand gut gezeichneter Charaktere mit Ecken und Kanten selbst entscheiden. Geschliffene Dialoge, intelligente Irrungen und Wirrungen um zwei Familien mit griechischem Stammbaum, denen der Autor etwas in die Vita des griechischen Selbstwertgefühls und der Vergangenheit schreibt, das isch kein deutscher Autor hätte erlauben dürfen, ohne von den medial Asozialen öffentlich gesteinigt zu werden und vermutlich auch dem neuen Netzhetzgesetz zum Opfer zu fallen. Dazu dann die üblichen Verlautbarer, die liebend gerne andere Menschen ohne Beweise schuldig sprechen wie z. B. im Fall Kachelmann oder bei der derzeitigen #metoo-"Debatte". Die Geschichte Griechenlands und seine Mythologie, seine Begründung der Demokratie, der Sprachschatz - all das kommt in diesem Fall, der verzwickter ist, als es zu Beginn den Anschein hat, aufs Tablet. Da werden gesellschaftliche Probleme des Alltags angepackt wie z. B. die lesbische Beziehung einer der Hauptpersonen oder den Rassismus zwischen Weißen und Schwarzen, die offen gelebte Korruption in hohen Ämtern (heute nicht viel anders, wobei sich in der Hinsicht Europa schon längst den früher verunglimpften Bananenrepubliken angepasst hat), die Emotionen, wenn ein Mensch feststellen muss, dass er für eine geschätzte, geliebte Person nicht gut genug ist, keinen Status hat, der sie zufriedenstellen würde.Wirklich groß wird dieser Roman durch die vielen Nebengeschichten, die oftmals nur wie mininale Alltagsprobleme scheinen, aber dennoch ihre Bedeutung haben und ihre Kraft entwickeln. Schmerzhafte Wahrheiten in einer Thrillertragödie, die sich mit den ganz Großen des Genres locker messen kann. Man nehme sich genug Zeit für das Buch, das für einen leichten Happen zwischendurch völlig ungeeignet ist. Hier wird schweres emotionales und schriftstellerisches Geschütz aufgefahren, auch wenn ein oder zwei Kleinigkeiten gerade bei der Klärung der Umstände zum Ende hin etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen scheinen.Wer also weder Horror noch die reine Action als Lesestoff bevorzugt - hier ist Ihr/Dein Pflichtroman auf rund 430 Seiten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 17 Januar 2018, 13:32:08
(https://4.bp.blogspot.com/-fVqxIry1MR0/Wl8YGQ3pLqI/AAAAAAAAN4o/1HrD3FgjJ5ApdfwLk9E8CsLUzmsQQBrugCEwYBhgL/s1600/darkwood.jpg)

Thomas Finn. Die Handlung: Ein gnadenloser Kampf ums Überleben
Die Schauplätze: Norwegens undurchdringliche Wälder. Ein unheimliches Höhlensystem. Ein geheimes Militärlager aus dem Zweiten Weltkrieg mit Forschungslabor. Ein uraltes Wikingergrab.
Die Charaktere: sechs Angestellte einer Hamburger Werbeagentur, vier Männer, zwei Frauen, die sich nicht besonders mögen. Das TV-Team einer neuen Reality-Show. Ein Verräter. ETWAS, das in den Wäldern lauert: uralt, grausam – und ansteckend! Quelle: Amazon. Sieht man auch deutlich.

Wenn ein Autor über eine dieser rotzigen TV-Shows schreibt, die dem Kunden vom Privatfernsehen inklusive Dauerwerbung angeboten werden, dann bleibt es nicht aus, dass die Charaktere die reinen Klischees sind. Denn was für Gestalten dienen sich denn bei diesen Shows an? Genau - Promis von eigenen Gnaden, die teilweise zu doof zum Leben sind. So gibt Thomas Finn nicht nur einige wenig dezente Anmerkungen zu derartigen TV-Events (Wie lächerlich, von wegen Event. Vermutlich abgeleitet von "event"uell schaut es einer.), er erfüllt auch Crew und Spieler mit den zu erwartenden Attitüden. Zusätzlich angeheizt wird der ganze Sermon noch durch die Hinterfotzigkeit der TV-Macher, die dann im geeigneten Augenblick Interviews oder private Details der Spieler unter den Zuschauern und Kollegen verbreiten, die "Emotionen wecken", also Streit verursachen sollen. Gewohntes Bild + dem telegenen Schwachkopf von Moderator, der mit seinem dämlichen Gelaber auch das Publikum anheizen will - alles für die Quote (Lug und Trug wie im wahren Leben durch diverse Konzerne oder Anbieter von Dienstleistungen und Versicherungen sowie Anbietern von Software für sicheres Surfen im Internet - Kasse machen für nichts. Und das mit gesetzlicher Duldung). Zum Spiel: Waren die Spieler zuvor wenigstens nach außen hin eine Einheit zur Rettung ihrer Firma noch eine Einheit, bröckelt das immer mehr. Dabei zeigen sich aber auch so einige Charktereigenschaften, die aus einem Drehbuch stammen könnten. Von Unterschlagung bis Fremdrammeln ist alles dabei. Zickenkrieg ist angesagt. Bis dann tatsächlich etwas passiert. Man tut es lange als fiese Aufgaben der Spielleitung ab, was denen ja zuzutrauen ist, merkt aber bald, dass da etas ganz und gar nihht stimmt. Ab diesem Zeitpunkt wird es tatsächlich einigermaßen spannend und man weiß als Leser nie, ob da wieder ne miese Nummer der TV-Macher dahintersteckt, sich einer der Kandidaten Vorteile verschaffen will oder eine echte Gefahr lauert. So entsteht dann auch etwas Grusel, eine Prise Höhlenhorror (Freunde, nicht, was ihr wieder denkt😁), Geraschel im Gebüsch (ähem), seltsame Schatten und scheinbar haarige Figuren. Dazu ein bisschen Blut, viel Gezicke, leider auch ne Menge Blödsinn zum Raten (Trolle, Nazis, Wikinger, Buchautoren, TV-Macher,  Politiker - wer spielt denn nun Haschmich im tiefen norwegischen Wald, der natürlich von einem deutschen Verlag und einem - vermeintlich - deutschen Autor einen englischen Titel verdient) und ein Ende, das auch so eine Sache ist. Zwar passend zu diesem rosa Plüsch-Horror für Massenverlage, aber ansonsten ziemlich an den Haaren herbeigezogen und blass wie die Protagonistin die meiste Zeit. Nee, zu süß. Einzig positiv ist der flotte Stil von Thomas Finn. Wenn ich denn schon unrealistischen Quatsch lesen will, dann bitte im Acton- und "richtigen" Horrorbereich. Aber jetzt sind wir wieder ganz tief im Bereich der unterschiedlichen Geschmäcker und über die lässt sich bekanntlich nicht streiten. Jedem halt das Seine. Meins waren die rund 370 Seiten im Endeffekt nicht. Bin aber wohl schon zu verwöhnt von Verlagen wie FESTA, Luzifer und Voodoo-Press.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Januar 2018, 14:11:19
(https://1.bp.blogspot.com/-Tg5vj80mptE/WmBq6ew5LKI/AAAAAAAAN58/8hgGGE9SyN0rH0v60DWNjvKkHSlC8REugCLcBGAs/s1600/jet.jpg)

Russell Blake. Eigentlich wollte sich "JET" nach den jüngsten Ereignissen zur Ruhe setzen. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr. Personen aus ihrer Vergangenheit sinnen auf Rache, und so wird sie in terroristische Pläne verstrickt, die sie von Südamerika nach Moskau und bis in den Jemen führen.
Töten oder getötet werden, lautet die Devise – etwas, das "JET" nur allzu gern hinter sich gelassen hätte. Etwas, das niemand so gut beherrscht wie sie.
Und der Luzifer-Verlag versorgt uns mit ihren Abenteuern.

Russell Blake warnt in einem Vorwort, das auch kurz den Parcour-Sport erwähnt, die Leser davor, dass man Handlung sowie Action auf diesen 370 Seiten zu sehr mit Realismus gleichsetzt. Das Einzige, was noch unrealistischer ist, sind so gut wie alle Eigenproduktionen der Privat-TV-Sender (und noch ätzender als Billigware).
Nach einem ersten Prolog, der auf einen mörderischen Anschlag hinweist, in den viele unterschiedliche Parteien verwickelt sind, folgt Kapitel 1, das für mich wiederum ein Prolog eigens für JET, nicht unähnlich denen von manchen Bond-Filmen. Und da hetzt die Agentin im Stile eines David Belle, der übrigens im Vorwort (siehe oben) nicht als Erfinder des Parcour-Sports genannt wird, in Montevideo über eine schwierige Strecke. Hinter sich einige Verfolger (Naja, vor sich wären sie wohl keine Verfolger mehr). Irgendwann kann sie dann doch in ihr neues Zuhause, das sie mit ihrem Kind in Montevideo gefunden hat. Eine Einheimische namens Magdalena hilft ihr als Nanny und so scheint sie mit Hannah hier das große Los gezogen zu haben und endlich Frieden zu finden. Vorbei ist es damit, als Alan auftaucht. Jet wird wieder in das "Spiel" gezogen und muss helfen einen schlimmen Anschlag zu verhindern.
Nachdem die Familienidylle abgehakt ist, nimmt das Buch den Leser schnell auf einen Actiontrip mit etwas mysteriösem Bedrohungsszenario, das sich erst später im Laufe der Handlung entfaltet, die von Seite zu Seite rasanter und tougher wird. Es gibt diverse Wendungen, die man so nicht ganz eingeschätzt hat, aber auch das eine oder andere Klischee, das einfach so und nicht anders auftauchen musste. Sobald Jet sich wieder auf ihrem angestammten Platz der Kämpferin gegen Mord und Terror befindet, kennt sie auch keine Gnade mehr. Blut und Blei inszeniert mit fantastischen Kampfbeschreibungen und Shoot-out-Sequenzen, die - sagen wir mal - zwar leicht unter dem Level eines Matthew Reilly stehen, aber ansonsten das Herz des Actionfreundes höhler schlagen lassen. Fiese Verräter, noch fiesere Terroristen und eine ganze Menge Schlagetots, die dann am Ende selbst tot sind. Jet räumt unter Speznaz auf, zeigt nem rachsüchtigen Russkie was ne Harke ist und muss dan doch feststellen, dass sie aus der Umklammerung von Mord und Totschlag, Verrat und Gier nicht so einfach entkommen kann und sie weiterkämpfen muss, um ihr Familienglück vor Schaden zu bewahren. Anders formuliert - Teil 4 kann kommen. Action wie im Kino ist zuminest bei mir als Lesestoff immer willkommen.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Januar 2018, 21:12:52
(https://3.bp.blogspot.com/-f41F4OlHfZ0/WmRMsawpSRI/AAAAAAAAN9s/qRYSaWIMS9EhTvwGa39fkQcTif0VPwaIQCLcBGAs/s320/aliencverloreneplanet.jpg)

Christopher Golden. Als Ripley nach Jahrhunderten im All endlich zur Erde zurückkehrt, erfährt sie, dass die Menschen den Planeten Acheron kolonisiert haben. Acheron, besser bekannt als LV 426, ist ein Planet, der Ripley nur allzu vertraut istt, denn schließlich kämpfte sie hier gegen die Xenomorphen. Ripley versucht verzweifelt, Weyland-Yutani zu warnen, doch vergeblich - und schon bald kommt es auf Acheron zu einer ersten Katastrophe.

Nachdem Ripley und Katze Jonesy aufgelesen wurden und Ripley langsam über ihre Albträume hinwegkommt, ist für sie erst einmal Ende der Geschichte. Christopher Golden kümmert sich nach den kleinen Verweisen auf die Filme "Alien" sowie "Aliens" um das, was auf Acheron geschehen ist, bevor Ripley mit den Marines "in Marsch gesetzt" wurde, um mit der Xenomorphen-Brut aufzuräumen. Weyland-Yutani hat Kolonisten auf den Planeten gebracht, um ihn zu terraformen. Die mehr als nur unwirtliche Gegend macht aber mehr Schwierigkeiten als gedacht. Stürme, sich auftuende Erdspalten und ähnliche Widrigkeiten machen den Menschen zu schaffen. Aber die Gier hält sie bei der Stange, denn Funde dürfen sie behalten und verscherbeln. In dieser Atmosphäre arbeiten die Eltern von Newt, Annie und Russ. Auch dabei ihr Bruder Tim. Zudem ist eine kleine Gruppe Colonial Marines vor Ort, die mit Captain Brackett einen neuen Befehlshabenden bekommen. Nach und nach werden jetzt die Figuren eingeführt, Charaktereigenschaften skizziert und mit Auftauchen des Captains gibt es kriselnde Beziehungen, Eifersucht und sinnfreie Tändeleien. Völlig unerwartet ist Annie die Ex des Captains und schon macht man sich Gedanken - nur Gedanken -, wie man sich verhalten soll, ob man für den Ex immer noch etwas empfindet,  yada, yada, yada. Dazu eigensinnige Marines, die auf den neuen und jungen Anführer partout nicht hören wollen und sich in Grüppchenbildung üben. Bis hier die Chose endlich in richtigen Schwung kommt, dauert knapp 200 von 350 Seiten. Davor wird gestritten, werden die Männer von Weyland-Yutani als Oberfieslinge geoutet, die meisten Marines als sture Betonköpfe mit Hang zur Meuterei, Annie und die Kids als des einzige Gute auf diesem Drecksplaneten und Russ als eifersüchtelnder Querkopf mit einigen guten Seiten, aber auch zornigen Anfällen. Ein paar Vorfälle und klischeebehaftete Dialoge runden das Alienabenteuer bis dahin eher gemächlich ab. Dann geht es aber gleich in die Vollen und Christopher Golden beweist, dass ihn der Film "Aliens" schwer beeindruckt hatte. Keinerlei Mangel an biestigen Aliens, die den Menschen brutal den Garaus machen. Flucht, verbarrikadieren - nichts scheint zu helfen gegen die urtümliche Allgewalt eines Feindes, der die Leiber der Menschen als Brutstätte für immer neue seiner Art nutzt. Kann man einen dieser Säurebluter umbügeln tauchen prompt drei neue auf. "Alien - Der verlorene Planet" ist das Bindeglied zwischen den ersten beiden Filmen und schildert, was vor der Ankunft von Ripley, die erst gegen Ende des Buches wieder in Erscheinung tritt, und "ihren" Marines vorgefallen ist. Nichts wirklich Neues aus dem Alien-Universum, aber nach Abarbeitung der versammelten Klischees und bekannten Mustern temporeich und unterhaltsam. Kurzweiliger Stoff, der nicht auf Anspruch, dafür aber auf Fans setzt - und die bekommen schlicht und einfach, was sie sich erhoffen. Und vermutlich dürfte keiner davon ausgegangen sein, eine Literatur-Nobel-Preis verdächtige Lektüre in Händen zu halten.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Januar 2018, 12:35:43
(https://4.bp.blogspot.com/-1A7Fc05V0U8/WmiFN1udKfI/AAAAAAAAN_4/AdHdumnLIsYlh9F4LIO7O9c2RunA6UKngCLcBGAs/s320/00000sniperleite.jpg)

Scott McEwen und Thomas Koloniar. Als der Navy SEAL Scharfschütze Gil Shannon ins Fadenkreuz eines tschetschenischen Terroristen gerät, der unter den Namen "Der Wolf" agiert, wird er vom Jäger zum Gejagten. Doch in Paris bietet sich eine überraschende Chance: Shannon verbündet sich mit einem tödlichen russischen Spezial-Kämpfer gegen den Wolf - und nach einer Verfolgung durch ganz Europa kommt es im Gebirge des Kaukasus zum Showdown der Scharfschützen.

11/10, 11/10, 11/10. Für die Action-Elite unter den Lesern sollte das schon genügen. Wer mehr will - bitte schön. "Sniper-Elite: Der Wolf" ist nicht nur das dritte Buch der Reihe, sondern ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss, das Europa mit einer wilden und skrupellosen Actionhatz überzieht, der sich kein Fan derartiger Literatur entziehen kann. Dabei kann das Buch auch mit einigen Figuren punkten, die als Sympathieträger funktionieren und mit erstaunlich geringem Einsatz allzu patriotischer Gesinnung. Von den 500 Seiten sind rund 400 mit dem Blut der Auseinandersetzungen gesprenkelt, was nur heißt, dass sich seitenlanges Geschwafel gar nicht erst eingeschlichen hat, sich die Besprechungen oder internen Zankereien, Beratschlagungen und akribischen sowie wortreichen Vorbereitungen auf beiden Seiten zu Gunsten schneller und durchaus harter Zusammenstöße in einem angenehmen Rahmen halten. Stil und Sprache sind okay, Spannung und Cliffhanger hetzen den Leser geradezu durch das Buch, das man irgendwie auch nicht zur Seite legen will, weil gerade im realen Leben irgendein Blödsinn ansteht. Wer würde schon ein Buch zur Seite legen, bei dem gerade ein Hind-Angriff geschildert wird, der Erinnerungen an "Rambo 2" wachwerden lässt? Einige von den vielen "Jane Fondas" vielleicht, die es da draußen leider immer noch in Massen gibt, doch kein wahrer Fan dieser Form der Literatur. Hier gibt es Sniper-Work in Reinkultur, harten Tobak von einer packenden und kraftvollen Figur mit einem kaltschnäuzigen Charme, der seine brutale Härte gegenüber den Gegnern nicht verbergen kann. Einer DER Actionkracher des bisherigen Jahrtausends, der den Leser schon mit seinem furiosen Beginn an der Gurgel packt und nicht wieder loslässt. An den unterschiedlichsten Locations in Europa werden Jäger zu Gejagten, drehen den Spieß wieder um, bloß um in den nächsten Hinterhalt zu geraten. Verräter und Hardliner um einen Präsidenten herum, der sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, Agenten auf der Jagd nach untergetauchten Feinden der Nation spielen zwar eine nicht unwichtige Rolle, werden aber zu Randfiguren degradiert. Alle Augen auf Gil Shannon und seine Sniper-Fähigkeiten - und die haben es in sich. Manchmal sind er uns seine Mitstreiter etwas zu "unkaputtbar", aber das ist der einzige Mangel. Der Rest ist nur höllisches Tempo in einem Bleiinferno, das die Feinde in Massen niederstreckt und/oder auch gleich völlig zerlegt (Wer ähnliche Aktionen filmisch sehen will, schaue sich die Kills in "Wolf warrior 2" an und denke sich das beschissene CGI weg). Für Fans der knüppelharten Action, der eine umfangreiche Handlung nur im Weg stehen würde, ist dieser Hammer von Buch schlicht und einfach ein Pflichterwerb und daher eine klare Kaufempfehlung. Und gespanntes Warten auf das vierte Buch, da der Cliffhanger am Ende von diesem schon recht fies war.

Kleine Anmerkung noch: Nachdem Festa (Denen ich zu schier ewig währenden fünf Sekunden Dank verpflichtet bin, dass sie das Actiongenre wiederbelebt haben - siehe "Sniper-Elite") und dem Luzifer-Verlag, der mit Chris Ryan Extreme ja auch ein ordentliches Pfund zum Wuchern hat, will sich nun wohl auch der Voodoo-Press-Verlag der Actionkost zuwenden. Aus meiner subjektiven Sicht selbstverständlich eine sehr gute Entscheidung, obwohl der liebe Herr Verleger Michael Preissl noch nicht mit Namen und Daten rausrückt.
Titel: Re: Buchrezensionen
Beitrag von: Jerry Garcia am 30 Januar 2018, 14:50:59
(https://4.bp.blogspot.com/-_c72sN4VmRE/Wm4MeZ4jeqI/AAAAAAAAOD0/7Q1GVG6pI88zpoRqsSwigxyGAMlntE5HwCLcBGAs/s320/connelly.jpg)

Michael Connelly. Detective Harry Bosch ist in Rente geschiockt worden und nicht mehr beim Los Angeles Police Department (LAPD), doch sein Halbbruder, der Anwalt Mickey Haller,braucht die Hilfe des erfahrenen Ermittlers. Eine Frau ist im Schlafzimmer ihres Hauses brutal ermordet worden, und alle Indizien deuten auf einen von Hallers Klienten, einen früheren Gangster. Mickey hält die Ankjlage für konstruiert. Hartnäckig wie immer nimmt Bosch die Nachforschungen in Angriff. Und das bringt ihn in dasVisier des Täters.

Harry Bosch hatte sich ja zuletzt in Ermangelung einer zeitnahen Möglichkeit etwas außerhalb der Regeln und der regulären Arbeitszeit Zutritt zum Büro des Chefs verschafft, um etwas für seine Ermittlungen Relevantes anzusehen. So eine Aktion kann natürlich Folgen haben. Für ihn bedeutet es zuerst Suspendierung ohne Gehalt oder Zugriff auf seinen Polizeirentenfonds. Also kein Geld. So hat er sich in letzter Not pensionieren lassen, klagt aber gegen das LAPD. Als Anwalt dafür hat er Mickey Haller. Die Situation als Polizist, der gegen die Seinen klaggt, ist schon nicht angenehm, doch nun zieht ihn Haller auch noch in einen Fall hinein, den er bearbeitet. Er soll einen früheren Gangster, der des Mordes verdächtig im Gefängnis sitzt verteidigen - und Harry die Ermittlungen übernehmen. Trotz Bedenken nimmt Bosch an und begeht somit fast eine Todsünde gegenüber den früheren Kollegen. Dieser Kriminalroman erweitert die Entwicklungsphase des über 60-jährigen Detectives um neue Facetten. Der Mann, der in seinen rund 25 Dienstjahren schon alles erlebt zu haben schien, ob es nun überharte Fälle und menschliche Abgründe waren, die eigenen Trunksucht, das Drama um seinen Gattin und die plötzlich alleinige Fürsorge für seine Tochter, die mittlerweile trotz Minderjährigkeit Pläne ohne den Vater entwickelt und das Auftauchen eines Halbbruders, muss  nun feststellen, dass er nun mit der Verachtung früherer Kollegen zurechtkommen muss und sich selbst auf der anderen Seite sieht, die er einst verachtete. Den Großteil des Buches nehmen die Ermittlungen von Bosch ein, der sich wider besseres Wissen von Auffälligkeiten im Bericht und den Akten in den Fall verbeißt. Da siegt der Ermittler mit seinem Gerechtigkeitssinn. Den Bucheinstieg nimmt ein Prolog ein, der sich schon wenige Seiten später erklärt und auch wichtig für Bosch sein wird. Was der im Laufe der Suche nach der Wahrheit erfährt, ist eine pubertäre, wortkarge Tochter, die sich langsam abnabelt, endende Beziehungen und fragwürdige Polizeimethoden, die er selbst zuvor noch ganz selbstverständlich ebenso gehandhabt hat. Er lernt von seinem Halbbruder Mickey, wie man das auf der anderen Seite sieht und wie man dan eigenen Tricks anwendet. Und er selbst nun irgendwie verständnislos mittendrin. Was ist richtig, was ist falsch an der Auslegung der Gesetze? Sind Gesetze und Regeln überhaupt etwas wert, wenn man sie derart denen und manipulieren kann? Um den eigentlich simpel erscheinenden Fall zu klären, muss sich Bosch mit verschiedenen Spuren in unterschiedliche Richtungen befassen, auf Reisen gehen und feststellen, dass er doch noch Freunde in Polizeikreisen hat. Je länger er daran arbeitet, umso verzwickter wird die Angelegenheit und was am Schluss dabei herauskommt, ist so nicht ganz zu erwarten gewesen. 410 spannende Krimiseiten, die beweisen, dass Michael Connelly nach dem einen oder anderen schwächeren Auftritt wieder in die Spur gefunden hat und seinen Protagonisten sich weiterentwickeln lässt.. Nebenbei erwähnt wird auch, ob denn "Lincoln Lawyer" eine Fortsetzung erfahren wird. Doch die Beantwortung bleibt vage. Arnie bekommt eine schweren Seitenhieb verpasst, weil er in Gouverneurszeiten einem Politikerfreund noch ganz kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt einen Riesengefallen tat, als er dessen wegen schwerer Vergehen zu 15 Jahren verurteiltem Filius die Strafe mal so einfach halbierte. Aufs Krimi-Genre bezogen eine 8/10 (Bitte jetzt keine Vergleiche zu irgendwelchen Actionern oder Horrorstories ziehen.
TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020