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Gemeinschaftsforum => Allgemeines Filmforum => Thema gestartet von: Mr. Blonde am 24 Juli 2017, 03:59:32

Titel: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mr. Blonde am 24 Juli 2017, 03:59:32
Es sieht ganz so aus als würde Tarantino gerade an seinem nächsten Film arbeiten. Das Drehbuch soll fertig sein. Thematisch soll es um Sharon Tate und die Manson-Morde gehen. Neben Jennifer Lawrence ist auch Margot Robbie im Gespräch für die Hauptrolle. Brad Pitt hat angeblich ebenfalls ein Rollenangebot bekommen.

http://www.tagesspiegel.de/kultur/quentin-tarantinos-naechstes-projekt-tarantino-will-manson-morde-ins-kino-bringen/20049896.html (http://www.tagesspiegel.de/kultur/quentin-tarantinos-naechstes-projekt-tarantino-will-manson-morde-ins-kino-bringen/20049896.html)

Sehr ungewöhnliches Thema für Tarantino. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ein Stil geeignet ist, um ein derart sensibles Thema anzugehen. Klar, WWII und Sklaverei waren auch schon heikle Themen, allerdings stehen hier ja Einzelschicksale im Mittelpunkt. Er kann natürlich einen totalen Reißer im Still der 70er (Last House on the Left etc.) draus machen, die Frage ist nur, ob das funktionieren kann. So skeptisch war ich bisher noch nicht bei einem Stoff gewesen, den er angefasst hat. Es wäre natürlich zum Ende seiner Filmlaufbahn, die er ja angekündigt hatte, nochmal der Moment, wo er einen Kurswechsel durchziehen könnte. Spannend ist die Angelegenheit in jedem Fall. Brad Pitt könnte ich mir sogar sehr gut als Manson vorstellen, in "Kalifornia" hat er diese Schiene schon beeindruckend gespielt.
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Hitfield am 24 Juli 2017, 06:28:14
Ich habe nur mit dem Kopf geschüttelt, als ich die Ankündigung vor ein paar Tagen las. Tarantino ist der denkbar unpassendste Kandidat für so ein Thema. An den Morden und dem Sektenkult ist nichts Pulpiges oder Cooles - und das ganze als Retro-Kiffer-Crime Geschichte anzulegen, dürfte recht peinlich werden.
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Retro am 24 Juli 2017, 09:15:29
Pitt als Manson? Ja, ich glaube das passt ganz gut.
Aber Tarantino als Regisseur? Nee...  :viney:

Im übrigen ist "Helter Skelter" meiner Meinung nach eh nicht zu toppen, der sollte endlich mal bei uns rauskommen- am besten als TV und Kinofassung in einer Box.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Riddick am 24 Juli 2017, 20:41:25
Zitat von: Hitfield am 24 Juli 2017, 06:28:14
Tarantino ist der denkbar unpassendste Kandidat für so ein Thema.

Das haben damals auch viele behauptet, als angekündigt wurde, dass Tarantino einen Western drehen würde. Und herausgekommen sind zwei klasse Filme.

Zitat von: Hitfield am 24 Juli 2017, 06:28:14
An den Morden und dem Sektenkult ist nichts Pulpiges oder Cooles...

An der Sklaverei und dem zweiten Weltkrieg aber genauso wenig  ;)
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Hitfield am 24 Juli 2017, 21:36:01
Zitat von: Riddick am 24 Juli 2017, 20:41:25
Zitat von: Hitfield am 24 Juli 2017, 06:28:14
Tarantino ist der denkbar unpassendste Kandidat für so ein Thema.

Das haben damals auch viele behauptet, als angekündigt wurde, dass Tarantino einen Western drehen würde. Und herausgekommen sind zwei klasse Filme.
Mag sein, dass das viele behauptet haben, ich allerdings nicht. "Django" ist ein klassischer, essenzieller Tarantino-Stoff. Und ja, beide Western waren klasse.


Zitat von: Riddick am 24 Juli 2017, 20:41:25
Zitat von: Hitfield am 24 Juli 2017, 06:28:14
An den Morden und dem Sektenkult ist nichts Pulpiges oder Cooles...

An der Sklaverei und dem zweiten Weltkrieg aber genauso wenig  ;)
Doch, Themen wie Sklaverei oder der Zweite Weltkrieg haben sich - ganz allgemein gesehen - schon lange für coole, pulpige und trashige Filme geeignet. Bezüge zum Zweiten Weltkrieg und Zombie-Nazis in "Iron Sky", "Shock Waves" oder "Dead Snow". Dann die ganzen Monumental- und Sandalenfilme, Blaxploitationfilme/"Mandingo"-Motiv oder auch "Conan" mit Sklaven, die sich glorreich aus ihrer Lage befreien.

Hier geht es aber um individuelle und reale Personen und deren Schicksale. An den ganzen Personen und Vorgängen damals ist nichts Cooles. Ich befürchte eine 1969er "Natural Born Killers"-Variante auf dem Niveau der White Trash-Masturbationen Marke Rob Zombie/Sheri Moon.
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Hitfield am 24 Juli 2017, 21:42:35
Nachtrag:

Bester Beitrag zu dem Thema ist aus meiner Sicht die 1997er Dokumentation "Die Beach Boys und der Satan" (https://ssl.ofdb.de/film/155487,Pop-Odyssee---Die-Beach-Boys-und-der-Satan) von Christoph Dreher.
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: PierrotLeFou am 24 Juli 2017, 23:11:06
Zitat von: Hitfield am 24 Juli 2017, 06:28:14
Ich habe nur mit dem Kopf geschüttelt, als ich die Ankündigung vor ein paar Tagen las. Tarantino ist der denkbar unpassendste Kandidat für so ein Thema. An den Morden und dem Sektenkult ist nichts Pulpiges oder Cooles

Pulpig ist das auf jeden Fall. Und es lässt sich durchaus auch auf Coolness reduzieren (was natürlich pietätlos wäre), denn Manson besaß ja durchaus Charisma und eine perverse Anziehungskraft. Schon das Zustandekommen einer Manson-Family zeugt davon, von späterer Faszination auf Leute wie John Waters ganz zu schweigen.
Und Tarantino ist nun wirklich kein Regisseur, der glaubhaft als moralische Instanz rüberkommt. Der war und ist vor allem immer ein Kind des Exploitationfilm mit Vorliebe für inszenatorische Eigenarten (auch wenn er in letzter Zeit wichtige politische Botschaften für sich in Anspruch nimmt) - insofern würde es passen.

Ich weiß gar nicht, was Polanski und Tarantino voneinander halten; aber wenn sich Polanski beklagen sollte, hätte Tarantino natürlich ein leichtes Spiel mit dem Hinweis auf Samantha Geimer...


Vielleicht wird es ja auch ein "Helter Skelter"-Film über die Rassenunruhe-Prophezeiungen... :icon_mrgreen:
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Hitfield am 25 Juli 2017, 02:04:00
Zitat von: PierrotLeFou am 24 Juli 2017, 23:11:06
Zitat von: Hitfield am 24 Juli 2017, 06:28:14
Ich habe nur mit dem Kopf geschüttelt, als ich die Ankündigung vor ein paar Tagen las. Tarantino ist der denkbar unpassendste Kandidat für so ein Thema. An den Morden und dem Sektenkult ist nichts Pulpiges oder Cooles

Pulpig ist das auf jeden Fall. Und es lässt sich durchaus auch auf Coolness reduzieren (was natürlich pietätlos wäre), denn Manson besaß ja durchaus Charisma und eine perverse Anziehungskraft. Schon das Zustandekommen einer Manson-Family zeugt davon, von späterer Faszination auf Leute wie John Waters ganz zu schweigen.

Die Perspektive und Haltung zum Thema sähe dann aber so aus, dass Charles Manson als cooles Westküsten-Blumenkind dargestellt wird, das im Dunstkreis der Beach Boys auf dem Weg zum eigenen Ruhm als Musiker seine Kollegen und Freunde durch Drogen und Sex zu einer mordenden Hippie-Sekte gemacht hat. Tarantino bot in seinen Filmen bislang immer eine Identifikationsfigur, auch inmitten mordender Gangster, Südstaatensklaverei oder dem Zweiten Weltkrieg. Ich sehe hier einfach keine Identifikationsfigur. Das wäre dann ein sehr trashiger und pietätloser Ansatz, der die Verpopkulturisierung von Manson auf die Spitze treibt.

Das ganze könnte aus meiner Sicht nur funktionieren, wenn man einen völlig anderen Fokus als Haupthandlungsstrang wählt (zum Beispiel einen Westküstenpolizisten/Ermittler, der schon seit den frühen 60ern im Hippie-Milieu recherchiert; oder Hauptfiguren im Showbusiness-Milieu und Manson, der sich jahrelang am Rand dieser Gesellschaft bewegt) und sich die Manson-Geschichte im Verlauf mit dem Hauptstrang überschneidet.
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Riddick am 25 Juli 2017, 20:41:07
Zitat von: Hitfield am 24 Juli 2017, 21:36:01
Doch, Themen wie Sklaverei oder der Zweite Weltkrieg haben sich - ganz allgemein gesehen - schon lange für coole, pulpige und trashige Filme geeignet. Bezüge zum Zweiten Weltkrieg und Zombie-Nazis in "Iron Sky", "Shock Waves" oder "Dead Snow". Dann die ganzen Monumental- und Sandalenfilme, Blaxploitationfilme/"Mandingo"-Motiv oder auch "Conan" mit Sklaven, die sich glorreich aus ihrer Lage befreien.

Mag schon sein, aber würdest du anders denken, wenn es zu Manson schon ähnlich gelagerte Filme gegeben hätte? Die Manson Opfer würden den Film genauso wenig mögen, wie Holocaust-Opfer "Inglorious Basterds" bzw. ehemalige Sklaven "Mandingo".

Zitat von: Hitfield am 24 Juli 2017, 21:36:01
Ich befürchte eine 1969er "Natural Born Killers"-Variante auf dem Niveau der White Trash-Masturbationen Marke Rob Zombie/Sheri Moon.

OK, das ist das, was du annimmst. Allerdings bedeutet das nicht, dass der Film letztendlich auch so wird. Gerade Tarantino ist ja für Überraschungen bekannt.

Ich lehne mich jedenfalls zurück und warte ab. So viel Vertrauen habe ich einfach in Tarantino  ;)
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: StS am 25 Juli 2017, 20:47:47
Ach, man kann den Stoff schon auf ne pulpy-eigenwillige Art aufarbeiten, wenn man es denn möchte... siehe z.B.
"Leslie, My Name is Evil"  ;) 

! No longer available (http://www.youtube.com/watch?v=UehJYeHl6VE#)

Denke auch, das Projekt könnte recht cool werden.
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: PierrotLeFou am 26 Juli 2017, 03:02:04
Zitat von: StS am 25 Juli 2017, 20:47:47
"Leslie, My Name is Evil"  ;) 

Den fand ich wirklich wesentlich sympathischer, als die IMDb/OFDb-Wertungen es vermuten ließen... :D
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Mr. Blonde am 16 November 2017, 06:14:39
Während Tarantino just verkündete, dass der Fokus des Films nicht Manson sein würde, sondern "das Jahr 1969", liegt Manson selbst wohl diesmal tatsächlich im Sterben.

http://www.filmstarts.de/nachrichten/18515608.html

https://www.welt.de/newsticker/news2/article170661092/Beruechtigter-US-Moerder-Manson-schwer-krank-in-Klinik.html

Bester Kommentar dazu:

@Superchrist1979:
"I wonder if Charles Manson will jump into a Good Guy doll."

:LOL:
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: RoboLuster am 16 November 2017, 09:02:16
Ich finde Tarantino mittlerweile so langweilig wie Manson. Wobei Tarantino nicht nervt, wie Mansom mit seinem Mist. Wobei, ein Film über "das Jahr 1969"... das hört sich richtisch toalll an, hoffentlich bekommt noch jedes Jahr seinen eigenen Film.
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: StS am 20 November 2017, 19:49:11
ZitatNow Vanity Fair has revealed the first plot details for the set-in-1969 movie from a source that has read the script:

"Set in Los Angeles in the summer of 1969, Tarantino's upcoming movie focuses on a male TV actor who's had one hit series and his looking for a way to get into the film business. His sidekick—who's also his stunt double—is looking for the same thing. The horrific murder of Sharon Tate and four of her friends by Charles Manson's cult of followers serves as a backdrop to the main story."
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: mali am 21 November 2017, 00:32:28
Zitat von: Mr. Blonde am 16 November 2017, 06:14:39
liegt Manson selbst wohl diesmal tatsächlich im Sterben.

Nu ist er hops gegangen.

Wobei ich vielmehr davon überrascht war, dass der noch lebte.
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Mr. Blonde am 28 Januar 2018, 04:32:32
Leo ist dabei.

http://variety.com/2018/film/news/leonardo-dicaprio-charles-manson-movie-quentin-tarantino-1202663081/
Titel: Re: Once upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: StS am 1 März 2018, 09:48:56
Der Titel ist bestätigt worden und Brad Pitt ist mit von der Partie.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: StS am 13 März 2018, 20:26:20
Margot Robbie hat man aktuell nun angeboten, Sharon Tate zu spielen
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: StS am 11 Mai 2018, 21:16:01
Mit dabei: Burt Reynolds, Kurt Russell, Tim Roth, Michael Madsen und Timothy Olyphant.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: StS am 27 Juni 2018, 19:04:09
(https://abload.de/img/oncefullqss5x.jpg)
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mills am 28 Juni 2018, 11:03:02
Das Pic sieht schon wieder sowas von nice aus!  :love:
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: JasonXtreme am 29 Juni 2018, 10:49:29
Jap, links könnte auch Chuck Norris in den 70ern sein  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Stefan M am 26 Januar 2019, 16:12:36
Es gibt erstes Bildmaterial bei Twitter: https://twitter.com/LightsCameraPod/status/1088819500575846404

Ich bin echt gespannt, was uns da zu erwarten hat. Tarantino ist und bleibt ja eine Wundertüte.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: mali am 27 Januar 2019, 00:25:51
Zitat von: Stefan M am 26 Januar 2019, 16:12:36
Tarantino ist und bleibt ja eine Wundertüte.

Geht.

Django hatte hier und da ziemliche Längen. Und Hateful hat mich so gar nicht angesprochen.

Bei diesem hier reizt mich das Thema eigentlich nicht. Hoffe aber, das er mich vielleicht dennoch mal wieder positiv überrascht.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: manisimmati am 2 Februar 2019, 01:04:09
Zitat von: mali am 27 Januar 2019, 00:25:51
Django hatte hier und da ziemliche Längen. Und Hateful hat mich so gar nicht angesprochen.

Bei diesem hier reizt mich das Thema eigentlich nicht. Hoffe aber, das er mich vielleicht dennoch mal wieder positiv überrascht.

Dem schliess ich mich zu hundert Prozent an. Nach "Inglourious Basterds" hat Tarantino für mich nichts Weltbewegendes mehr geliefert. "The Hateful Eight" ist nichts anderes als ein schockierend offensichtliches – und noch dazu gähnend langweiliges – Selbstplagiat. Da muss jetzt mal wieder was Neues kommen. Nur immer auf cool machen zieht nicht mehr. Das können andere auch, und einige von ihnen haben wesentlich mehr Tiefgang als Tarantino (Gillespie, McDonagh, ...).
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mr. Blonde am 20 März 2019, 15:13:40
Trailer:

https://www.youtube.com/watch?v=Scf8nIJCvs4

Ich habe nochmal alle Infos zusammengetragen:

https://cinemediatech.wordpress.com/2019/03/20/once-upon-a-time-in-hollywood-trailer-poster-alle-infos-zum-neuen-tarantino-flick/
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Max Blank am 20 März 2019, 17:13:31
Zitat von: PierrotLeFou am 26 Juli 2017, 03:02:04
Zitat von: StS am 25 Juli 2017, 20:47:47"Leslie, My Name is Evil"  ;) 
Den fand ich wirklich wesentlich sympathischer, als die IMDb/OFDb-Wertungen es vermuten ließen... :D
Ich auch, liegt anscheinend daran daß das eher ne schwarze Komödie ist und die meisten Film-Fans
wohl ne Gewaltorgie erwartet haben ...

Das Pitt/DiCaprio - Foto sieht ja oberlässig aus.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Newendyke am 21 März 2019, 16:28:57
Ah! Der Meisterzitierer macht einen Film über Hollywood, das kann doch erstmal nicht schlecht werden und der trailer scheint ja doch für eine feine Komödie zu stehen - allein Pitts extrem lässige one liner!
Hab mich nach Hateful Eight gefragt, wen er denn in seinem nächsten Streifen aus der Versenkung holen wird - Nicholas Hammond! Sehr geil, seine Spider-Man-Filme habe ich gerne als Junge gesehen (heute geht das ohne eine gehörige Portion Fremdscham nicht mehr), und mich würd es echt freuen, wenn er eine größere Nebenrolle hat (was ich aber nicht so recht glauben kann).

So, und das soll dann sein vorletzter Film werden? Das glaub ich ja erst, wenn es wirklich mit Nummer 10 zu Ende gegangen sein wird. Er ist ja schon ein sehr guter Selbstvermarkter, daher glaub ich es noch nicht, bzw. wahrscheinlich will ich es angesichts der Star Trek-Gerüchte gar nicht wahrhaben... Sein letzter Film ein Trekkie... puh... weiß ich nicht... ok, würde aber gut in seine Filmographie passen, da Sci-Fi noch fehlt und das Genre ja mehr als genug Material bieten würde, B- und C-Movies zu rezitieren. 
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mr. Blonde am 21 März 2019, 17:21:41
Fand den Trailer recht gut, wenn auch nicht umwerfend. Aber das habe ich bei QTs Trailern ohnehin selten. Da kann sich tonal noch so viel im fertigen Film ändern. Aktuell wirkt es ja wieder sehr locker und erinnert an Sachen wie  "The Nice Guys". Der fertige Film wird da sicherlich/hoffentlich deutlich grimmiger ausfallen.

Die
Spoiler: zeige
Bruce-Lee
-Sache kommt recht überraschend und zumindest optisch und stimmlich hat man da eine passende Wahl getroffen. Es wird nur sehr merkwürdig, echte Figuren wie
Spoiler: zeige
Lee
, Manson, Tate und co. plötzlich in einer solchen Räuberpistole zu sehen, die sicherlich wieder die Wahrheit spielerisch verdrehen wird. Nach drei (Quasi)-Western bin ich aber auch froh, mal was anderes von ihm zu sehen.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Newendyke am 22 März 2019, 10:03:17
Scheint wohl wieder nur US-exklusiv zu sein, aber mal abwarten, ob die Roadshow Version von Hateful 8 nicht auch im dt. Netflix landen wird.

https://www.schnittberichte.com/news.php?ID=14473

Wäre nun auch mal an der Zeit, Kill Bill: The whole bloody affair auf so einer Plattform zu veröffentlichen.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mills am 22 März 2019, 12:45:17
Zitat von: Mr. Blonde am 20 März 2019, 15:13:40Ich habe nochmal alle Infos zusammengetragen:

https://cinemediatech.wordpress.com/2019/03/20/once-upon-a-time-in-hollywood-trailer-poster-alle-infos-zum-neuen-tarantino-flick/

Sehr geil!
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mr. Blonde am 23 März 2019, 03:48:16
Danke.  :banana:
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Lunita am 7 April 2019, 21:33:12
Der Trailer sieht verdammt vielversprechend aus. Und habe ich da für den Bruchteil einer Sekunde einen Karmann Ghia gesehen? ;) Ich freue mich jedenfalls drauf und hoffe, dass diese ganzen Gerüchte bzw. Aussagen zum Karriereende eine Ente sind.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mr. Blonde am 7 April 2019, 23:39:02
Lunita kommt in Frieden.  :respect:
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Lunita am 8 April 2019, 14:23:37
Zitat von: Mr. Blonde am  7 April 2019, 23:39:02Lunita kommt in Frieden.  :respect:
Gut erkannt. ;)
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mr. Blonde am 21 Mai 2019, 18:39:26
Neuer Trailer:

Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Glod am 22 Mai 2019, 08:59:26
Filmstarts haut 5/5 raus.

http://www.filmstarts.de/kritiken/257482/kritik.html

Zum Vergleich:

Inglorious Basterds 4/5
Django Unchained 4/5
Hateful Eight 4/5
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Hitfield am 24 Mai 2019, 19:22:59
Ungewohnt viel Gegenwind und Kritik von Kollegen. Normalerweise ist ja kollektives Eierschaukeln angesagt, zumindest in der Öffentlichkeit.

(https://abload.de/img/derrickson_qtickrh.jpg)
(https://abload.de/img/duncanj_qtrkjnz.jpg)
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: vodkamartini am 25 Mai 2019, 18:13:05
ZitatFilmstarts haut 5/5 raus.

http://www.filmstarts.de/kritiken/257482/kritik.html

Zum Vergleich:

Inglorious Basterds 4/5
Django Unchained 4/5
Hateful Eight 4/5
Filmstarts halt, das Online-Äquivalent zu cinema. Lese dort auch die Kritiken nicht gern, viel zu viele Allgemeinplätze. Die Bewertung hat für mich nur sehr wenig Aussagekraft.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Grusler am 28 Mai 2019, 01:10:32
Cannes-Interview:
https://youtu.be/6DtSQgaWjSw
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: McClane am 28 Mai 2019, 11:43:20
Duncan Jones' Tweet zeugt aber auch von gewisser Doofheit. Den Vorwurf der Geschichtsverfälschung konnte man Tarantino schon bei den Basterds machen, aber Tarantinos Filme spielen ja in einem popkulturellen Paralleluniversum.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: StS am 28 Mai 2019, 13:06:53
In diesem Fall nehmen aber wirklich so einige Anstoß daran, wie er in der Hinsicht mit den Manson-Morden im finalen Drittel des Films umgegangen ist.

Hier z.B. mal der letzte Teil der Variety.com (https://variety.com/2019/film/reviews/once-upon-a-time-in-hollywood-review-quentin-tarantino-brad-pitt-leonardo-dicaprio-cannes-film-1203222012/)-Kritik dazu:

Zitat von: undefined(...) It's now August 8, 1969, and the rest of the film is devoted to Quentin Tarantino's version of how the Manson murders play out, which I will not reveal. I will say that what Tarantino does here rhymes, to a point, with the violent climax of "Inglourious Basterds." Yet that movie, as much as it toyed with history (which was no more, really, than any of the late-studio-system World War II movies it drew from), was also, in the largest sense, true to history. Hitler got destroyed, and the Americans won. Which is, in fact, what happened. The way Tarantino plays with the Manson murders in "Once Upon a Time...in Hollywood" is at once more extreme and more trivial. And frankly, for this Tarantino believer, that made it less satisfying.

You can say, as many will, that it's only a movie. But for much of "Once Upon a Time...in Hollywood," Tarantino brilliantly uses the presence of the Manson girls to suggest something in the Hollywood cosmos that's diabolical in its bad vibes. And the way the movie resolves all this feels, frankly, too easy. By the end, Tarantino has done something that's quintessentially Tarantino, but that no longer feels even vaguely revolutionary. He has reduced the story he's telling to pulp.

Ich bin gespannt darauf, was er sich da hat einfallen lassen.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: JasonXtreme am 28 Mai 2019, 16:26:41
Ich tippe nach wie vor drauf, dass Leo und Brad die Killer von Manson fertigmachen :D
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Hitfield am 28 Mai 2019, 17:44:17
ZitatIn diesem Fall nehmen aber wirklich so einige Anstoß daran, wie er in der Hinsicht mit den Manson-Morden im finalen Drittel des Films umgegangen ist.

Hier z.B. mal der letzte Teil der Variety.com (https://variety.com/2019/film/reviews/once-upon-a-time-in-hollywood-review-quentin-tarantino-brad-pitt-leonardo-dicaprio-cannes-film-1203222012/)-Kritik dazu:

Zitat(...) He has reduced the story he's telling to pulp.

(...)

Prophetisch, fast zwei Jahre her:

ZitatIch habe nur mit dem Kopf geschüttelt, als ich die Ankündigung vor ein paar Tagen las. Tarantino ist der denkbar unpassendste Kandidat für so ein Thema. An den Morden und dem Sektenkult ist nichts Pulpiges oder Cooles - und das ganze als Retro-Kiffer-Crime Geschichte anzulegen, dürfte recht peinlich werden.

Pulp ist Tarantinos Markenkern, und bei diesem Sujet passt das m. E. nicht. Interessanter als der ganze Manson-Kram ist am Trailer ohnehin das 60er-Jahre-Feeling und das Duo DiCaprio/Pitt. Wird der erste Tarantino, bei dem mir eine VoD-Sichtung in ein paar Jahren reicht.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: StS am 15 August 2019, 22:14:09
,,Once Upon a Time in Hollywood": Im Grunde ein typischer Tarantino-Streifen... mit einer tollen Besetzung, vielen lässigen Dialogen und pfiffig arrangierten Sequenzen, einem starken Soundtrack und einer stimmigen Atmosphäre... zugleich aber auch ein wenig ungewohnt für ihn, da des Öfteren geradezu ,,locker-leicht-oberflächlich-leer" anmutend. Die Laufzeit vergeht wie im Flug... ohne Längen und stets unterhaltsam... mit diversen starken Momenten (unter ihnen ein Besuch im Kreise der Manson Family) sowie mit allerlei cineastischen Zitaten und Verweisen bestückt. Und dann der höchst brutale, perplexende finale Akt des Films: Auf der einen Seite ärgerlich, angrenzend anmaßend und pietätlos... auf der anderen aber wiederum prima zum Kontext des Werks passend sowie im Zuge dessen die Doppeldeutigkeit des Titels betonend.

7/10
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 16 August 2019, 00:37:55
Zitat von: StS am 15 August 2019, 22:14:09Und dann der höchst brutale, perplexende finale Akt des Films: Auf der einen Seite ärgerlich, angrenzend anmaßend und pietätlos... auf der anderen aber wiederum prima zum Kontext des Werks passend sowie im Zuge dessen die Doppeldeutigkeit des Titels betonend.

Könntest du mir den einmal (geschwärzt) spoilern?
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: McClane am 16 August 2019, 01:05:44
Ich tue es mal für ihn:

Spoiler: zeige
Die Manson-Jünger klingeln nicht bei Tate, sondern bei Rick Dalton und werden dort von Dalton, Booth und dessen Hund in die ewigen Jagdgründe geschickt. Booth kommt ins Krankenhaus, während Dalton zu einem Get-Together bei Tate eingeladen wird, wobei er merkt, dass er noch geschätzt wird (z.B. von Tate und Jay Seberg).


Ich hatte schon so etwas erwartet und sehe auch keinen großen Unterschied zum freien "Inglorious Basterds"-Ende, das übrigens noch viel krasser die Geschichte umschreibt - egal was Knödel wie Duncan Jones sagen. Und der Titel von "Once Upon a Time in Hollywood" sagt ja schon, dass es eine Art Märchen ist.

Kann StS' Ausführungen weitestgehend zustimmen. Es ist nicht der mutigste Tarantino, aber von einer unheimlichen Liebe zu Film und Fernsehen der 1960er beseelt, mit zahllosen Verweisen, die ich vermutlich nicht alle erkannt habe. Ein bestimmtes Popkulturwissen lohnt sich - wenn man z.B. weiß, wer Audie Murphy ist, dann versteht man den Vergleich von Cliff Booth und ihm deutlich besser. Sehr schön ist auch wie Tarantino mit Materialität und Format des Films spielt: 4:3-Szenen, wenn es Szenen aus der fiktiven "Bounty Law"-Serie, die Schrammeligkeit einer alten Filmkopie eines früheren Rick-Dalton-Films usw. "Once Upon a Time in Hollywood" hat wenig äußere Handlung, hakt manchmal Checklisten ab (Red-Apple-Zigaretten, Fußfetisch-Shots, Tarantinos Musikfundstücke im Radio etc.), ist aber ein warmherziges Portrait einer vergangenen Ära mit extrem viel Liebe für die Figuren, bei dem DiCaprio mal wieder extra glänzt: Rick Dalton ist ein eitler Geck, der zuviel säuft, aber gleichzeitig auch hart für seinen Schauspielerjob arbeitet, dem es peinlich ist seinen Text zu vergessen und der Angst vor dem Karriereende hat - faszinierend, wie er da innerhalb einer Einstellung in Tonalität und Mimik wechseln kann um so viel zum Ausdruck zu bringen. Der Schlussakt ist Tarantino-typisch,
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will heißen: ordentliches Gemetzel
, aber er hat Vergleichbares schon souveräner inszeniert. Auch wenn ich eine Idee toll fand:
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Was wäre, wenn die Manson-Jünger nicht auf verängstigte Zivilisten treffen, sondern einen Typen auf Acid, der gar keine Angst vor ihnen hat, sie noch nicht einmal Ernst nimmt.
(7/10)
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 16 August 2019, 01:20:15
Lieben Dank! So eine
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 "Inglorious Basterds"-Wendung hatte ich auch ungefähr erwartet – also: dass die Manson Family hier "scheitert"; nicht aber, dass sie gar nicht bei Tate eindringt...


Bin mal gespannt; "1969" fällt natürlich voll in mein Beuteschema, Tarantino hingegen finde ich nahezu immer auch irgendwie nervig...
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Roughale am 16 August 2019, 10:46:06
Ich bin auch ähnlicher Meinung, nur dass ich nicht sagen würde, dass der Film keine Längen hat, die hat er, wirkt aber trotzdem verdammt kurzweilig, ich war überrascht, wie schnell die überlange Laufzeit verstrichen ist. Aber diese verspürten Längen waren auch aus unterschiedlichen Gründen immer interessant, also ist es eventuell nur Wortklauberei und diese habe ich nur im Moment so verspürt, rückblickend könnte ich gar keine jetzt nennen. Optisch der Oberhammer, schauspielerisch bis in die kleinste Rolle Champion's League (Leo muss Oscar #2 bekommen, diesmal dann zurecht ;)), der Soundtrack absolut klasse, nur komischerweise irgendwie nicht so tarantinoesk weil ich da keine Spielereien mit anderen Genres oder Epochen ausmachen konnte, aber das passt zu meiner abschliessenden Analyse des Films. Ich sehe den Film als namentlich vorgegebens Märchen, das in eher dokumentarischer Art erzählt wird, bei Dokumentationen könnte man die Musik als eher unpassend ansehen, muss man aber nicht ;)

Ich fand ihn richtig gut, nicht sein Bester, abver immer noch 9,5/10 bei mir. Auf das making Off bin ich sehr gespannt, ich hoffe da wird man einiges noch erfahren können, besonders, wie sie die alten Filmszenen gepimpt haben.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: StS am 16 August 2019, 11:33:51
Ich hatte natürlich im Vorfeld auch überlegt, wie das Ende wohl aussehen mag... hab allerdings definitiv nicht mit so etwas wie
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den Flammenwerfer-Einsatz gegen das Manson-Girl
gerechnet  :schock: 

Kurz hatte ich bspw. spekuliert,
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Tarantino hätte die Morde an Tate und den anderen vielleicht anders "herbeigedichtet"... z.B. als Racheakt dafür, dass Booth auf der "Manson-Ranch" aufgekreuzt war... dass sie ihn infolge dessen aufsuchen und es dann irgendwie dazu kommt, dass sie (aus Versehen oder zusätzlich) bei seinen Nachbarn (also bei Tate) landen und die betreffenden Morde begehen.


Ich bin gespannt, ob QT es tatsächlich durchzieht, eine 4-stündige Schnittfassung des Streifens als Mini-Serie zu veröffentlichen. Würde ich mir auf jeden Fall mal anschauen.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: manisimmati am 17 August 2019, 02:12:57
Ich finde, das ist der erste und einzige Tarantino-Streifen, der auch nur ansatzweise an die Genialität von Pulp Fiction heran kommt. Endlich mal wieder was, das sich in mehrere Richtungen deuten lässt und nicht nur billige Rachegelüste bedient! Endlich mal wieder Überraschendes, Zweideutiges, Detailliertes, Alltägliches, Originelles, Genre-Übergreifendes, Komplexes und Langweiliges. Ja, ich mag das Teil. Nur die erste Viertelstunde steht etwas sperrig im Raum. Aber wenn man erstmal im Flow drin ist, vergehen die 160 Minuten wie im Flug. 9/10

EDIT: Je länger ich darüber nachdenke, desto stärker erinnert mich der Film vom Ansatz her an Paul Thomas Anderson. Dabei denke ich vor allem (naja, eigentlich nur) an Boogie Nights und Inherent Vice.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 03:57:43
Zitat von: manisimmati am 17 August 2019, 02:12:57Endlich mal wieder was, das sich in mehrere Richtungen deuten lässt und nicht nur billige Rachegelüste bedient!

Sehe ich ganz anders. Während "Hateful 8" (teilweise auch unbeabsichtigt) vermeintlich kathartische Rache subversiv unterlief, ist das hier bloß eine märchenhafte Hollywood-Wild-West-Mär, die
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Charles Manson seinen zweifelhaften Ruhm zurecht nicht gönnt und der Manson Family unterhaltsam aufs Maul gibt...
Sharon Tate
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darf noch leben, Polanski hätte womöglich nie eine 13-Jährige missbraucht und entsprechend zeichnet Tarantino, dem passend zu seinen Sexismen auch so ein paar Chauvi-Eigenschaften nachgesagt werden, ein Hollywood-Bild, in dem ein abgehalfterter Stuntman den Blowjob von einer vielleicht doch nicht ganz 18-Jährigen weit von sich weist...
War ganz unterhaltsam, zwei, drei Momente (vor allem Pitts Aufenthalt auf der Ranch) erachte ich als äußerst gewitzt, inszenatorisch war der Film immer dann am besten, wenn Tarantino die Verdienste Anderer aufgreift, hat mir aber im Hinblick auf seine moralische Haltung durchweg das Gefühl gegeben, dass Tarantino so ziemlich die letzte Person wäre, mit der ich mal zusammentreffen wollen würde... (
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Das Bruce-Lee-Bashing, die simple "Filmische Rache ist geil"-Haltung, die Gegenüberstellung von Tate und der Kino-Kartenverkäuferin sowie den Blick auf weibliche Körper, der mir hier im Finale dicht an offener Frauenverachtung entlangschrammelt, habe ich doch als etwas störend empfunden.
)
7,5/10
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Dr. Schnabel am 21 August 2019, 12:17:25
Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 03:57:43Sehe ich ganz anders. Während "Hateful 8" (teilweise auch unbeabsichtigt) vermeintlich kathartische Rache subversiv unterlief,..

Ich finde, manisimmati hat da völlig Recht.

Wenn ich einen Film der letzten Jahre als Musterbeispiel nennen müsste, der im eigentlichen Sinne - und zudem völlig plakativ - kathartische (!) Rache (!!) bedient, dann ist das "The Hateful Eight".
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 15:20:16
Zitat von: Dr. Schnabel am 21 August 2019, 12:17:25
Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 03:57:43Sehe ich ganz anders. Während "Hateful 8" (teilweise auch unbeabsichtigt) vermeintlich kathartische Rache subversiv unterlief,..

Ich finde, manisimmati hat da völlig Recht.

Wenn ich einen Film der letzten Jahre als Musterbeispiel nennen müsste, der im eigentlichen Sinne - und zudem völlig plakativ - kathartische (!) Rache (!!) bedient, dann ist das "The Hateful Eight".
Tarantino hat nun in "Death Proof", in "Inglourious Basterds" und in "Django Unchained"
Spoiler: zeige
(und jüngst eben wieder in "Once Upon a Time ... in Hollywood")
rein negativ konnotierte Figuren (misogyner weinerliche Serienkiller / Nazis / Sklavenhalter / Manson Family) spaßig einer Strafe durch moralisch zumindest etwas gefestigtere Figuren ausgesetzt (
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auch wenn Dalton im neuen Film ein eitler Geck ist und sein Stuntman vielleicht tatsächlich einmal eine schwere Schuld auf sich geladen hat, was der Film mit einer gewissen "Wäre ihr recht geschehen"-Attitüde entschärft
).
In "Hateful 8" hat er zum einen die s/w-Zeichnung etwas aufgegeben, insofern zB die Rassismus-Opfer hier ihrerseits Rassisten sind (und Farbige etwa über Mexikaner herziehen); vor allem aber ist doch die Bestrafung der kriminellen Frau nicht kathartisch. Da liegen zwei verfeindete Männer nebeneinander, die ihren Rassismus und ihre persönlichen Abneigungen überwinden, um gemeinsam einer Frau einen möglichst nicht zu milden Tod zu bescheren. (Zumal es zuvor Yoko Onos "Woman is the nigger of the world" implizit thematisiert worden ist und anfangs mehrdeutig eine Definition und Beurteilung von gerechter Strafe geliefert worden ist...)
Es mag sein, dass da am Ende bloß Tarantinos eigene Misogynie durchscheint und das Finale in der Tat kathartisch sein soll. Ich würde eher sagen, dass da nach den geführten (oder zumindest berührten) Diskursen die Verbrüderung zweier durchaus rassistisch eingestellter Unsympathen zwecks grausamer (und eindeutig genüsslich durchgeführter) Bestrafung einer (durchaus unsympathischen und kriminellen) Frau nichts Kathartisches hat, sondern bloß unangenehm und zynisch wirkt.
Spoiler: zeige
Dagegen kehrt mir der aktuelle Film doch wieder zu sehr zur Taktik zurück, ein "Rache ist geil"-Faible an jenen Grüppchen durchzuspielen, die heute gesellschaftlich weithin geächtet werden.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: McClane am 21 August 2019, 18:38:01
Ich würde Pierrots Tarantino-Bashing zwar nicht beipflichten, sehe das mit der Rache-(Nicht-)Katharsis im Vergleich von "Hateful 8" und OUaTiH ähnlich. Ich möchte noch in einem anderen Punkt sekundieren:

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In "Hateful 8" ist die Rache beinahe extra sinnlos, da die beiden Männer ja schwer verletzt sind, vielleicht sogar an ihren Wunden sterben werden - aber wenigstens nehmen sie Daisy noch mit, so kann man ihre Moral zusammenfassen. Natürlich bleiben die Fragen, ob sie damit verhindern, dass Daisy abhaut, falls sie draufgehen, aber die Verbitterung im gemeinsamen Hass hat schon eine fiese Note.

Dagegen sind die Manson-Leute hier fast durchweg lächerliches Kanonenfutter. Und - auch wenn ich Tarantino jetzt nicht als per se misogyn sehe - an dem einen Manson-Girl tobt der Film sich ja richtig aus, wenn sie nach massiven Verstümmelungen noch mit dem Flammenwerfer gebrutzelt wird.

Außerdem mag Daisy irgendwo eine unsympathische Schrulle sein, sie hat aber immerhin einen Namen (zumindest einen, den man sich beim Filmschauen merkt) und Tarantino gesteht ihr ja durchaus Gefühle wie Trauer angesichts des Todes ihres Bruders zu.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Dr. Schnabel am 21 August 2019, 18:45:55
Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 15:20:16Tarantino hat nun in "Death Proof", in "Inglourious Basterds" und in "Django Unchained"
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(und jüngst eben wieder in "Once Upon a Time ... in Hollywood")
rein negativ konnotierte Figuren (misogyner weinerliche Serienkiller / Nazis / Sklavenhalter / Manson Family) spaßig einer Strafe durch moralisch zumindest etwas gefestigtere Figuren ausgesetzt (
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auch wenn Dalton im neuen Film ein eitler Geck ist und sein Stuntman vielleicht tatsächlich einmal eine schwere Schuld auf sich geladen hat, was der Film mit einer gewissen "Wäre ihr recht geschehen"-Attitüde entschärft
).
In "Hateful 8" hat er zum einen die s/w-Zeichnung etwas aufgegeben, insofern zB die Rassismus-Opfer hier ihrerseits Rassisten sind (und Farbige etwa über Mexikaner herziehen); vor allem aber ist doch die Bestrafung der kriminellen Frau nicht kathartisch. Da liegen zwei verfeindete Männer nebeneinander, die ihren Rassismus und ihre persönlichen Abneigungen überwinden, um gemeinsam einer Frau einen möglichst nicht zu milden Tod zu bescheren. (Zumal es zuvor Yoko Onos "Woman is the nigger of the world" implizit thematisiert worden ist und anfangs mehrdeutig eine Definition und Beurteilung von gerechter Strafe geliefert worden ist...)[/spoiler]

Ich meine, Du verlierst Dich da sehr im Detail. Und so faszinierend das ist, manchmal sieht man dann den Wald vor lauter Bäumen nicht. So geht das mir jedenfalls manchmal.

Ich denke nämlich nicht, dass Tarantino Rassismus aufrechnet oder seine Figuren allzu komplex anlegt. In den "Hateful Eight" ist eine Szene, in der der Schwarze den weißen Konföderierten-Offizier (also den Dern) erst provoziert, um ihm dann zu sagen, dass er seinen Sohn getötet hat, um ihm dann zu sagen, dass der ihn zuvor erniedrigt und wimmernd oral befriedigen musste (An dieser Stelle meine ich sogar, der Durst nach filmischer Rache hat Filmgeschichte geschrieben)- um ihn dann zu erschießen! Und das in einer Zeit, in der weiße Rassisten Schwarze in Kirchen ermorden. Also wenn das nicht kathartische Rache ist, was denn bitte dann? Das ist für mich mindestens auf dem politischen oder auch moralischen Niveau von "Ein Mann sieht rot". Jedenfalls, wenn man es politisch unvoreingenommen und völlig ungehemmt betrachtet.

Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 15:20:16Es mag sein, dass da am Ende bloß Tarantinos eigene Misogynie durchscheint und das Finale in der Tat kathartisch sein soll. Ich würde eher sagen, dass da nach den geführten (oder zumindest berührten) Diskursen die Verbrüderung zweier durchaus rassistisch eingestellter Unsympathen zwecks grausamer (und eindeutig genüsslich durchgeführter) Bestrafung einer (durchaus unsympathischen und kriminellen) Frau nichts Kathartisches hat, sondern bloß unangenehm und zynisch wirkt.
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Dagegen kehrt mir der aktuelle Film doch wieder zu sehr zur Taktik zurück, ein "Rache ist geil"-Faible an jenen Grüppchen durchzuspielen, die heute gesellschaftlich weithin geächtet werden.


Ich bin mir nicht sicher, ob ein Mann, der die womöglich bekannteste weibliche Nemesis der Erwachsenenfilmgeschichte entworfen hat, ein Frauenfeind ist. Eine Frau, die sich an ihren ehemaligen - bis auf eine Ausnahme - männlichen Peinigern blutig rächt und ihnen physisch wie psychisch überlegen ist (Kill Bill). Ein Misogynist würde sich auch nicht visuell derart daran delektieren, wie sehr sich die Mädchen aus "Death Proof" am Ende "wohltuend" an Kurt Russell rächen.

Wohingegen ich beim aktuellen Tarantino übrigens das Thema Rache vergleichsweise wenig wahrnehme. Mich persönlich freut das übrigens, denn er ist für mich der angenehmste und unprätentiöseste Tarantino seit Jackie Brown. Ich bin kein großer Fan von seinen Ausflügen in die Politik, liebe aber geradezu seine 90er-Produktionen. Aber das ist nur mein subjektives Empfinden und steht nicht zur Diskussion.

Bei der Punktzahl sind wir uns übrigens einig. 7,5 trifft es auch für mich voll.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: McClane am 21 August 2019, 18:58:14
Zitat von: Dr. Schnabel am 21 August 2019, 18:45:55In den "Hateful Eight" ist eine Szene, in der der Schwarze den weißen Konföderierten-Offizier (also den Dern) erst provoziert, um ihm dann zu sagen, dass er seinen Sohn getötet hat, um ihm dann zu sagen, dass der ihn zuvor erniedrigt und wimmernd oral befriedigen musste (An dieser Stelle meine ich sogar, der Durst nach filmischer Rache hat Filmgeschichte geschrieben)- um ihn dann zu erschießen! Und das in einer Zeit, in der weiße Rassisten Schwarze in Kirchen ermorden. Also wenn das nicht kathartische Rache ist, was denn bitte dann? Das ist für mich mindestens auf dem politischen oder auch moralischen Niveau von "Ein Mann sieht rot". Jedenfalls, wenn man es politisch unvoreingenommen und völlig ungehemmt betrachtet.

Aber kann man diese Szene nicht auch anders verstehen? Ich sehe Jacksons Figur da nicht als strahlenden Helden. Man kann seine Motivation verstehen, aber er ist immer noch ein Typ, der berechnend eine Situation erschafft, in der er einen alten, nicht besonders gefährlichen Mann ungestraft abknallen kann - der mag ein schlechter Mensch sein, seine Geschichte hat man als Zuschauer aber nur erzählt bekommen, nicht gesehen.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 19:56:01
Zitat von: McClane am 21 August 2019, 18:38:01Und - auch wenn ich Tarantino jetzt nicht als per se misogyn sehe - an dem einen Manson-Girl tobt der Film sich ja richtig aus, wenn sie nach massiven Verstümmelungen noch mit dem Flammenwerfer gebrutzelt wird.
Ja! ;) Und diese Figur, die am meisten (und am "lustigsten") zu leiden hat, hatte ja den Plan zuvor ersonnen. Und das mit einer Argumentation über filmische Gewalt, von der Tarantino wenig zu halten scheint...
Das sollte schon Spaß machen
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Vince am 21 August 2019, 20:16:15
Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 19:56:01Ja! ;) Und diese Figur, die am meisten (und am "lustigsten") zu leiden hat, hatte ja den Plan zuvor ersonnen.

Was aber dann doch erst recht untermauert, dass es hier wohl weniger darum geht, das weibliche Geschlecht zu bestrafen als es vielmehr darum geht, Recht walten zu lassen gemäß der Rangordnung der Angreifer. Wenn man nämlich so anfängt, müsste man schließlich auch darauf eingehen, dass
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der männliche Einbrecher vom Hund quasi kastriert wird. Komisch, dass da nichts reingedeutet wird.


Ich bin da ganz beim Schnabel: Dem Regisseur, der Kill Bill, Death Proof oder auch Jackie Brown gedreht hat, gezielt Misogynie vorzuwerfen, erscheint mir doch ziemlich weit hergeholt.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 20:18:03
Zitat von: Dr. Schnabel am 21 August 2019, 18:45:55Ich denke nämlich nicht, dass Tarantino Rassismus aufrechnet oder seine Figuren allzu komplex anlegt. In den "Hateful Eight" ist eine Szene, in der der Schwarze den weißen Konföderierten-Offizier (also den Dern) erst provoziert, um ihm dann zu sagen, dass er seinen Sohn getötet hat, um ihm dann zu sagen, dass der ihn zuvor erniedrigt und wimmernd oral befriedigen musste (An dieser Stelle meine ich sogar, der Durst nach filmischer Rache hat Filmgeschichte geschrieben)- um ihn dann zu erschießen! Und das in einer Zeit, in der weiße Rassisten Schwarze in Kirchen ermorden. Also wenn das nicht kathartische Rache ist, was denn bitte dann? Das ist für mich mindestens auf dem politischen oder auch moralischen Niveau von "Ein Mann sieht rot". Jedenfalls, wenn man es politisch unvoreingenommen und völlig ungehemmt betrachtet.
McClane hat dazu schon etwas gesagt, was ich ebenso sehen würde. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass er als Rassismus-Opfer eben keinerlei Probleme damit hat, Rassismus gegenüber Mexikanern zu tolerieren und in einem gewissen Maße auch selber auszuleben... Schon ein dreckiger Charakter, der ja bereits über den Filmtitel in eine Ecke mit Charakteren gedrängt wird, welche nicht als reine Helden zu betrachten sind.

Spannend fand ich an besagter Szene vor allem die schon in "Pulp Fiction" vorhandene Homophobie. "Kathartische Rache" konnte ich darin nicht sehen, weil gar nicht klar ist, was davon wirklich geschehen ist - und weil es bloß dazu dient, einen Typen abknallen zu können (wenn es auch nicht schade um diesen ist).


Zitat von: undefinedIch bin mir nicht sicher, ob ein Mann, der die womöglich bekannteste weibliche Nemesis der Erwachsenenfilmgeschichte entworfen hat, ein Frauenfeind ist. Eine Frau, die sich an ihren ehemaligen - bis auf eine Ausnahme - männlichen Peinigern blutig rächt und ihnen physisch wie psychisch überlegen ist (Kill Bill). Ein Misogynist würde sich auch nicht visuell derart daran delektieren, wie sehr sich die Mädchen aus "Death Proof" am Ende "wohltuend" an Kurt Russell rächen.
Ich würde jetzt nicht sagen, dass Tarantino ein übler Frauenfeind ist, aber er verfügt meines Erachtens über latent frauenfeindliche Haltungen. "Kill Bill" würde ich nicht als Argument dagegen betrachten, sondern als Argument dafür begreifen.
Hier ist keine normale Frau am Werk, sondern ein Racheengel, eine Männerfantasie. Ich kann nur extrem wenig normale Frauen bei Tarantino entdecken. Das sind entweder Racheengel, die Tarantinos erotischem Blick auf die starke Frau entspringen, oder nervige Quasseltaschen, die erschossen werden, oder freizügig sexy tanzende Augenweiden. (Natürlich haben auch die Männer ihre Schablonen - wobei schwule Männer übrigens richtig schlecht wegkommen -, die aber teilweise etwas positiver konnotiert sind: Sexy rumtanzen oder oberkörperfrei auf dem Dach Reparaturen vornehmen und über die eigenen Narben am muskulösen Leib Mut, Tatbereitschaft und Entschlossenheit zu zeigen... das ist schon ein Unterschied.)
Ich will Tarantino jetzt über solche Perspektiven definieren. Aber er hat so ein paar sexistische Szenen abgedreht - und sich in Weinstein-/MeToo-/Polanski-Debatten auch nicht unbedingt durch feinfühlige, durchdachte Kommentare hervorgetan.

Zitat von: undefinedWohingegen ich beim aktuellen Tarantino übrigens das Thema Rache vergleichsweise wenig wahrnehme. Mich persönlich freut das übrigens, denn er ist für mich der angenehmste und unprätentiöseste Tarantino seit Jackie Brown. Ich bin kein großer Fan von seinen Ausflügen in die Politik, liebe aber geradezu seine 90er-Produktionen. Aber das ist nur mein subjektives Empfinden und steht nicht zur Diskussion.
Gut, der Film mändert natürlich ziemlich dahin und bloß im Film-im-Film und beiden gewaltsamen Zusammenstößen mit der Manson Family (und im "Freundschaftskampf" mit einem überheblichen Bruce Lee) steht die Rache im Vordergrund, derweil ein Bogen fehlt, in dem die Family zuvor anderen Leuten Übel zusetzen würde... Dennoch kulminiert der Film ja in einem seine Strenge zusammenführenden Finale, in dem genüssliche Rache an kaputten Typen zelebriert wird.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 20:25:22
Zitat von: Vince am 21 August 2019, 20:16:15
Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 19:56:01Ja! ;) Und diese Figur, die am meisten (und am "lustigsten") zu leiden hat, hatte ja den Plan zuvor ersonnen.

Was aber dann doch erst recht untermauert, dass es hier wohl weniger darum geht, das weibliche Geschlecht zu bestrafen als es vielmehr darum geht, Recht walten zu lassen gemäß der Rangordnung der Angreifer. Wenn man nämlich so anfängt, müsste man schließlich auch darauf eingehen, dass
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der männliche Einbrecher vom Hund quasi kastriert wird. Komisch, dass da nichts reingedeutet wird.

Das mit dem Kastrieren würde ich durchaus deuten; habe ich jetzt hier nicht gemacht, aber in meinem Hateful-8-Review gehe ich schon darauf ein, dass Tarantino ein Regisseur ist, der Wert auf "Dicke Eier" legt und schwule Vergewaltigungen und Kastrationen als denkbar ehrrüchtigste Strafen erachtet.

Was das Argument mit dem Plan betrifft: Klar, du hast nicht unrecht... den hätte aber natürlich auch eine männliche Figur haben können.

Und natürlich verklärt hier eine Sharon Tate und liegt ihr (wie so vielen anderen Frauen) samt der Kamera zu Füßen. Aber auch diese Verklärung zur naiven Unschuld [die als Hollywoodstar kostenfreien Kinoeintritt fordert und gewährt bekommt und dabei noch ursympathisch in Szene gesetzt wird, derweil die Frau an der Kasse weit weniger sympathisch rüberkommt] ist ja nun nichts, was einen ausgewogenen Blick auf Geschlechter auszeichnen würde.
Tarantino(filme) hat/haben das Problem, dass sie mit Eindrücken der Populärkultur hantieren. Da ist sowas in einem gewissen Maße nicht zu vermeiden...
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Vince am 21 August 2019, 20:27:41
Zitat von: undefinedHier ist keine normale Frau am Werk, sondern ein Racheengel, eine Männerfantasie. Ich kann nur extrem wenig normale Frauen bei Tarantino entdecken. Das sind entweder Racheengel, die Tarantinos erotischem Blick auf die starke Frau entspringen, oder nervige Quasseltaschen, die erschossen werden, oder freizügig sexy tanzende Augenweiden.

Nichts dergleichen würde beispielsweise auf Pam Grier in "Jackie Brown" zutreffen. Und auch Uma Thurman ist nicht einfach nur der eiskalte Racheengel, sondern hat durchaus viele Momente der Schwäche und Menschlichkeit.

Generell denke ich, du verwechselst hier Misogynie mit der pulpigen Strichführung, die seine Filme bestimmen. Tarantino bezieht sich eben auf ein altes Kino, das mit heutigen Zeiten nicht mehr viel gemeinsam hat. Allerdings betrifft das eben auch die Darstellung von Männern, die ja nun nicht menschlicher oder "besser" rüberkommen. Misogynie impliziert ja eben auch die einseitige Darstellung der Geschlechter, aber die Männer haben in seinen Geschichten auch nicht mehr oder weniger in der Birne als die Frauen.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Vince am 21 August 2019, 20:30:07
Edit: wie ich aber an deinem letzten Posting sehe, ist dir das ja auch durchaus bewusst.

Nur noch kurz dazu:

ZitatWas das Argument mit dem Plan betrifft: Klar, du hast nicht unrecht... den hätte aber natürlich auch eine männliche Figur haben können.
Klar. Kann aber auch eine weibliche Figur sein. Woher die Annahme, dass die männliche Figur der Status Quo ist und die Abweichung davon eine Bedeutung haben muss?
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 21:11:10
Zitat von: Vince am 21 August 2019, 20:27:41
Zitat von: undefinedHier ist keine normale Frau am Werk, sondern ein Racheengel, eine Männerfantasie. Ich kann nur extrem wenig normale Frauen bei Tarantino entdecken. Das sind entweder Racheengel, die Tarantinos erotischem Blick auf die starke Frau entspringen, oder nervige Quasseltaschen, die erschossen werden, oder freizügig sexy tanzende Augenweiden.

Nichts dergleichen würde beispielsweise auf Pam Grier in "Jackie Brown" zutreffen.
Pam Grier in JB und (die kriminelle) Daisy in H8 würde ich auch als positivere Figuren in seinen Filmen deuten. Aber Pam Grier lebt dort natürlich von einem ironischen Blaxploitation-Status, der mitschwingt und zu dem Sexismen und Rassismen fest gehören. Den setzt Tarantino nicht ungebrochen fort, zementiert ihn aber unweigerlich durch die huldigende Bezugnahme.
Da sehe ich in der Tat die ungünstige Position, das Tarantino ein Stereotype-Kino betreibt, das an problemtaische Stereotype fest gebunden ist.

Zitat von: undefinedMisogynie impliziert ja eben auch die einseitige Darstellung der Geschlechter, aber die Männer haben in seinen Geschichten auch nicht mehr oder weniger in der Birne als die Frauen.
Naja, die Männerfiguren stören mich durchaus auch, aber da scheint mir der Anteil "cooler Typen" (den ich furchtbar finde, der aber geheimhin positiv wahrgenommen wird) etwas höher zu sein als bei den Frauen - und vor allem scheint er mir ein beibehaltenes Relikt zu sein, während die "toughe Frau" als neuartigere Reaktion darauf einer eher verwirrten Vorstellung von Emanzipation anzugehören scheint (und weniger als (ironische) Zitation einer längeren Tradition begründet werden kann). Und insofern er "männliche" Männer höher wertet als eierlose oder "schwule/vergewaltigte" Männer sehe ich da eben auch einen seltsamen Männlichkeitskult... Gemeinsam mit Interviews über Frauen, die seine Filme als besseren Teil des Publikums intuitiv richtig verstehen würden, über den Polanski-Skandal und gemeinsam mit Thurmans Vorwürfen (oder ihrer beider Mitwirkung im Weinstein-Fall) ergibt sich daraus nicht das allerbeste Bild, das ich von Tarantinos Ansichten in bestimmten Gebieten habe...
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: manisimmati am 21 August 2019, 22:07:56
Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 20:18:03Ich würde jetzt nicht sagen, dass Tarantino ein übler Frauenfeind ist, aber er verfügt meines Erachtens über latent frauenfeindliche Haltungen. "Kill Bill" würde ich nicht als Argument dagegen betrachten, sondern als Argument dafür begreifen.
Hier ist keine normale Frau am Werk, sondern ein Racheengel, eine Männerfantasie. Ich kann nur extrem wenig normale Frauen bei Tarantino entdecken. Das sind entweder Racheengel, die Tarantinos erotischem Blick auf die starke Frau entspringen, oder nervige Quasseltaschen, die erschossen werden, oder freizügig sexy tanzende Augenweiden.
Das finde ich auch. War mir aber nie so sicher, wie ich das moralisch einordnen soll. Kill Bill ist in dieser Hinsicht besonders interessant. Denn mir scheint, dass Bill geradezu die Personifikation des männlichen Blickes auf die »starke Kämpferin« ist. Er umgibt sich ja mit solchen Todesengeln, scheint sie sogar gezielt »heran zu züchten«. Der einzige männliche Killer ist Bills eigener Bruder. Und dann gibt es ja noch die Szene mit Bills Mentor, der eine seiner Prostituierten übel verstümmelt hat. Und sein ganzes Gerede von wegen, Bill habe Blondinen schon immer gemocht ... Das alles führt mich zur Annahme, dass Tarantino pseudo-provokativ und selbstreflexiv mit diesen plakativen Figuren spielt. Das betrifft nicht nur die Frauen.

Was eigentlich sagen will: Tarantinos Welt ist ein verzerrter Spiegel der echten Welt, der die Grenzen des Erlaubten verspielt abtastet. Und ich denke, einem reflektierenden Kinogänger wird das hinreichend klar gemacht. Das sage ich übrigens als überzeugter Feminist. Aber vielleicht bin ich ja auch nur naiv, haha.

Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 20:18:03Gut, der Film mändert natürlich ziemlich dahin und bloß im Film-im-Film und beiden gewaltsamen Zusammenstößen mit der Manson Family (und im "Freundschaftskampf" mit einem überheblichen Bruce Lee) steht die Rache im Vordergrund, derweil ein Bogen fehlt, in dem die Family zuvor anderen Leuten Übel zusetzen würde... Dennoch kulminiert der Film ja in einem seine Strenge zusammenführenden Finale, in dem genüssliche Rache an kaputten Typen zelebriert wird.
Nun, ich bin mir nicht sicher, ob ich das Ende als »Racheakt« bezeichnen würde. Rache wofür? Ich sehe da vor allem (überzeichnete) Selbstverteidigung, die in den Augen der Zuschauer wie ausgleichende Gerechtigkeit aussieht – aber nicht für die Figuren. In den vorhergehenden Tarantinos haben sich Juden an Nazis gerächt und Schwarze an Sklaventreibern. Extrem plakative und klassische Bösewicht-Schablonen. Once Upon ist da schon etwas subtiler, hier tritt eine historische Figur als eine lachhafte Karikatur des Teufels/des Bösen schlechthin (»I'm the devil, blablabla«) auf. Das scheint mir wesentlich interessanter als Nazis und Rassisten, zumal Once Upon seine Bösewichte nicht von Anfang an aufbaut. Sie schneien ja eher zufällig in die Szenerie. Ich glaube, in Once Upon geht es eher um den Triumph des Kinos über die Realität, als um Rache. Und diese Prioritätenliste hab ich deutlich lieber, als die umgekehrte.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 22:43:25
Zitat von: manisimmati am 21 August 2019, 22:07:56
Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 20:18:03Gut, der Film mändert natürlich ziemlich dahin und bloß im Film-im-Film und beiden gewaltsamen Zusammenstößen mit der Manson Family (und im "Freundschaftskampf" mit einem überheblichen Bruce Lee) steht die Rache im Vordergrund, derweil ein Bogen fehlt, in dem die Family zuvor anderen Leuten Übel zusetzen würde... Dennoch kulminiert der Film ja in einem seine Strenge zusammenführenden Finale, in dem genüssliche Rache an kaputten Typen zelebriert wird.
Nun, ich bin mir nicht sicher, ob ich das Ende als »Racheakt« bezeichnen würde. Rache wofür?
Ich würde es einerseits als Hollywoods Rache an der Manson Family werten und (innerfilmisch) als Rache für den Übergriff. (Und als Tarantinos Rache an konservativen Gegner expliziter filmischer Gewaltdarstellung.)
"Triumph des Kinos über die Realität" trifft es aber natürlich auch, wobei ich schon denke, dass es auch ein Mittelfinger an Manson, die Manson-Family, deren "Fans" und eben an einen bestimmten Kritikertyp ist...
Beide Hauptfiguren kennen die Beweggründe der Typen nicht im Detail. Dalton reagiert völlig überzogen (aber noch nicht gewalttätig) und mit einem Hass auf vermeintliche Hippies auf deren Motorengeräusche. Bei Booth ist es dann in der Tat Notwehr, wenngleich er (nicht ganz zurechnungsfähige) letzte Opfer über Gebühr unnötig lange malträtiert. Dalton hingegen geht mit einem Flammerwerfer (!) auf eine zusammengeschlagene Frau im Pool los, die wütend/leidend/panisch ohnehin bloß noch reflexhafte Luftschüsse abgibt... da geht es mMn schon um hochemotionale Rache für den entstandenen Ärger und nicht um einfache Notwehr. Bestandteil seines Ärgers ist ja der Umstand, dass es ihm "Hippies" zu sein scheinen...
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: McClane am 22 August 2019, 09:25:19
Was die Frauenfiguren angeht, da bin ich bei Vince. Ein weiteres Gegenbeispiel für deine These wäre auch Shoshanna aus "Inglourious Basterds". Sie nimmt zwar irgendwann Rache, aber eben nicht als schwert- und knarrenschwingende Actionheldin, entscheidet sich (sehr menschlich) erst bei sich bietender Gelegenheit dazu und bekommt sowohl Verletzlichkeit als auch Toughness zugesprochen.

OUaTiH mag jetzt beim Frauen-/Männerverhältnis vielleicht eher als Beispiel für deine These reichen (z.B. ist Dalton ungleich facettenreicher als etwa Tate), aber andere Filme können als Gegenbeispiel dienen: In IB sind die Männer wesentlich eindimensionaler als Shoshanna, in "Death Proof" ist die einzige größere Männerrolle der eher grob gezeichnete Killer.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Dr. Schnabel am 22 August 2019, 11:44:29
Zitat von: McClane am 21 August 2019, 18:58:14Aber kann man diese Szene nicht auch anders verstehen? Ich sehe Jacksons Figur da nicht als strahlenden Helden. Man kann seine Motivation verstehen, aber er ist immer noch ein Typ, der berechnend eine Situation erschafft, in der er einen alten, nicht besonders gefährlichen Mann ungestraft abknallen kann - der mag ein schlechter Mensch sein, seine Geschichte hat man als Zuschauer aber nur erzählt bekommen, nicht gesehen.

Du bist ein Kopfmensch, McClane. Glaub mir, 87,76 % der Kinobesucher, die diese Szene sehen, sind keine Kopfmenschen. Die sehen den Racheakt. Und da ich Tarantino ebenfalls für einen nicht eben dummen Menschen halte, meine ich, dass sich seine Wirkungsabsicht durchaus mit der Rezeption von 87,76 % seines Kinopublikums deckt.

Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 20:18:03McClane hat dazu schon etwas gesagt, was ich ebenso sehen würde. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass er als Rassismus-Opfer eben keinerlei Probleme damit hat, Rassismus gegenüber Mexikanern zu tolerieren und in einem gewissen Maße auch selber auszuleben... Schon ein dreckiger Charakter, der ja bereits über den Filmtitel in eine Ecke mit Charakteren gedrängt wird, welche nicht als reine Helden zu betrachten sind.

Spannend fand ich an besagter Szene vor allem die schon in "Pulp Fiction" vorhandene Homophobie. "Kathartische Rache" konnte ich darin nicht sehen, weil gar nicht klar ist, was davon wirklich geschehen ist - und weil es bloß dazu dient, einen Typen abknallen zu können (wenn es auch nicht schade um diesen ist).

Tarantino ist mit seinen Tex-Mex-Kumpels um Rodriguez und so richtig dick. Und du meinst, er inszeniert seine Hauptfiguren und Sympathieträger dennoch absichtlich als rassistisch gegenüber Mexikanern? Das halte ich für denkbar unwahrscheinlich. Ich denke vielmehr, dass die - wie Vince sagt - pulpige Weltsicht und rotzige Art Tarantinos auch etwas mit unkompliziertem Humor zu tun hat. Und das wichtigste Wort in diesem Satz ist: Humor. Wenn ein konföderierter Offizier episch provoziert und dann getötet wird, halte ich das für einen absichtlichen Bezug zur Tagespolitik. Wenn ein Brad Pitt sagt, sein Kumpel solle nicht vor Mexikanern heulen, dann bedeutet das genau ... gar nichts. Es ist Blödelei. Und vielleicht muss man selbst ein bisschen blöd sein, um das zu kapieren.

Außerdem meine ich nicht, dass wegen der Keller-Szene aus "Pulp Fiction" der Film latent homophob ist. Die eine sieht in einer Vergewaltigungsszene Mann-Frau Frauenfeindlichkeit, der andere sieht in einer Vergewaltigungsszene Mann-Mann Homophobie. Also gar keine Vergewaltigungen mehr explizit zeigen? Sozusagen vorauseilende Zensur?! Wenn ein Filmemacher, wie im deutschen Fernsehen, nur noch auf Zehenspitzen laufen darf, weil man ja irgendwem theoretisch und potentiell auf die Füße treten könnte, dann ... hat man halt nur noch deutsches Fernsehen. Das will ich aber nicht. Ein politisch korrekter Alptraum. Ich plädiere dafür, einfach mal ein bisschen zu entspannen. Wir alle. Hört sich nach den Kopf in den Sand stecken an - und ist doch das genaue Gegenteil davon. Nicht alles so heiß essen, wie es gekocht wird.

Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 20:18:03Ich würde jetzt nicht sagen, dass Tarantino ein übler Frauenfeind ist, aber er verfügt meines Erachtens über latent frauenfeindliche Haltungen. "Kill Bill" würde ich nicht als Argument dagegen betrachten, sondern als Argument dafür begreifen.
Hier ist keine normale Frau am Werk, sondern ein Racheengel, eine Männerfantasie. Ich kann nur extrem wenig normale Frauen bei Tarantino entdecken. Das sind entweder Racheengel, die Tarantinos erotischem Blick auf die starke Frau entspringen, oder nervige Quasseltaschen, die erschossen werden, oder freizügig sexy tanzende Augenweiden. (Natürlich haben auch die Männer ihre Schablonen - wobei schwule Männer übrigens richtig schlecht wegkommen -, die aber teilweise etwas positiver konnotiert sind: Sexy rumtanzen oder oberkörperfrei auf dem Dach Reparaturen vornehmen und über die eigenen Narben am muskulösen Leib Mut, Tatbereitschaft und Entschlossenheit zu zeigen... das ist schon ein Unterschied.)
Ich will Tarantino jetzt über solche Perspektiven definieren. Aber er hat so ein paar sexistische Szenen abgedreht - und sich in Weinstein-/MeToo-/Polanski-Debatten auch nicht unbedingt durch feinfühlige, durchdachte Kommentare hervorgetan.

Zitat von: Vince am 21 August 2019, 20:27:41Generell denke ich, du verwechselst hier Misogynie mit der pulpigen Strichführung, die seine Filme bestimmen. Tarantino bezieht sich eben auf ein altes Kino, das mit heutigen Zeiten nicht mehr viel gemeinsam hat. Allerdings betrifft das eben auch die Darstellung von Männern, die ja nun nicht menschlicher oder "besser" rüberkommen. Misogynie impliziert ja eben auch die einseitige Darstellung der Geschlechter, aber die Männer haben in seinen Geschichten auch nicht mehr oder weniger in der Birne als die Frauen.

Den markierten Teil würde ich an dieser Stelle - als auch meine Gedanken dazu - unterstreichen. Auch der Rest trifft es auf den Punkt. Ich denke, Pierrot, Du interpretierst da viel zu viel in einen Tarantino hinein. Du suchst förmlich nach Codes, nach Chiffren, nach versteckter Psychologie. Nur, befürchte ich, sind die in dem Maße gar nicht vorhanden. Es ist wie mit einem Germanisten, der heute, im Jahr 2019, ein klassisches Gedicht interpretiert und seziert. Die Hälfte der Stilmittel, die da heute hineingedichtet werden, wären dem Verfasser vor zweihundert Jahren völlig neu gewesen.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Stefan M am 22 August 2019, 15:36:42
Zitat von: McClane am 22 August 2019, 09:25:19Was die Frauenfiguren angeht, da bin ich bei Vince. Ein weiteres Gegenbeispiel für deine These wäre auch Shoshanna aus "Inglourious Basterds". Sie nimmt zwar irgendwann Rache, aber eben nicht als schwert- und knarrenschwingende Actionheldin, entscheidet sich (sehr menschlich) erst bei sich bietender Gelegenheit dazu und bekommt sowohl Verletzlichkeit als auch Toughness zugesprochen.
Ohne den Film bisher gesehen zu haben - das folgt heute Abend -, verfolge ich dennoch eure Diskussion mit Interesse und möchte diesen Punkt unbedingt unterstreichen. Tarantino bringt für Shoshanna in "Inglourious Basterds" in meinen Augen eindeutig die meisten Sympathien auf, und sie bekommt viele kleine ruhige Momente zugestanden, etwa wenn die Kamera dauerhaft auf ihrem Gesicht verharrt, als sie Landa wiedererkennt und fürchtet, er könnte auch sie erkennen, oder im Gespräch darauf mit ihm von Angesicht zu Angesicht.
Spoiler: zeige
Ihr Tod resultiert auch lediglich daraus, daß sie offenbar Mitleid mit Zoller empfindet, nachdem sie ihn kurz zuvor niedergeschossen hatte.
Für mich ist sie nach Pam Griers "Jackie Brown" Tarantinos gelungenste Frauenfigur, weil sie bis zum Ende authentisch bleibt. Tarantino nimmt sie ernst und legt ihr auch keinen seiner sonst so üblichen "coolen" Dialoge in den Mund, wie sie ja Uma Thurman in "Kill Bill" auch noch reichlich drauf hatte.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 22 August 2019, 15:41:04
Zitat von: Dr. Schnabel am 22 August 2019, 11:44:29
Zitat von: McClane am 21 August 2019, 18:58:14Aber kann man diese Szene nicht auch anders verstehen? Ich sehe Jacksons Figur da nicht als strahlenden Helden. Man kann seine Motivation verstehen, aber er ist immer noch ein Typ, der berechnend eine Situation erschafft, in der er einen alten, nicht besonders gefährlichen Mann ungestraft abknallen kann - der mag ein schlechter Mensch sein, seine Geschichte hat man als Zuschauer aber nur erzählt bekommen, nicht gesehen.

Du bist ein Kopfmensch, McClane. Glaub mir, 87,76 % der Kinobesucher, die diese Szene sehen, sind keine Kopfmenschen. Die sehen den Racheakt. Und da ich Tarantino ebenfalls für einen nicht eben dummen Menschen halte, meine ich, dass sich seine Wirkungsabsicht durchaus mit der Rezeption von 87,76 % seines Kinopublikums deckt.
Natürlich sehen die einen Racheakt, res ist ja auch ein Racheakt. Aber ich denke nicht, dass er alle uneingeschränkt zum kathartischen Mitfiebern und Aufjauchzen einlädt.
Man muss kein Kopfmensch sein, um Rache als abstoßend zu empfinden. Und bei einer moralisch nicht übermäßig gefestigten Hauptfigur, die ein altes Arschloch solange unter der Gürtellinie provoziert, bis es Gelegenheit bietet, es zu erschießen, scheint mir die Zuneigung nicht allzu groß zu sein...


Zitat von: undefined
Zitat von: PierrotLeFou am 21 August 2019, 20:18:03McClane hat dazu schon etwas gesagt, was ich ebenso sehen würde.

Tarantino ist mit seinen Tex-Mex-Kumpels um Rodriguez und so richtig dick. Und du meinst, er inszeniert seine Hauptfiguren und Sympathieträger dennoch absichtlich als rassistisch gegenüber Mexikanern?
Da missverstehst du mich aber. Wenn ich sage, dass Figuren rassistische Haltungen haben (und das wird in diesem Mexikaner-Zusammenhang explizit zum Ausdruck gebracht), unterstelle ich Tarantino an keiner Stelle einen entsprechenden Rassismus.
Der Film, der schon im Titel auf die immer dreckigeren, unsympathischeren, ambivalenteren Helden Bezug nimmt, die ab den 60er Jahren das Kino erobern, greift bloß diese Tradition auf und setzt nicht mehr Helden gegen Schurken, sondern bloß amoralische Unsympathen gegen noch größere Unsympathen – und mündet in einem Ende, in dem der vorherrschende Rassismus ignoriert wird, um sich zusammenzuschließen und eine  kriminelle Frau zu erhängen.
(Und bevor ich wieder missverstanden werde: Hier will ich zwar eine misogyne Haltung des Regisseurs nicht ausschließen, würde aber sehr davon ausgehen, dass diese Verbrüderung und diese Misogynie gezielt zum Einsatz gelangt sind und das Ende nicht in eine rein befriedigende Rache mündet.

Zitat von: undefinedunkompliziertem Humor zu tun hat. Und das wichtigste Wort in diesem Satz ist: Humor.
Schon klar, aber weder der Pulp noch der Humor (noch der Umstand, dass etwas reine Fiktion ist) bewahren einen davon, dass Andere auf die damit transportierten Bedeutungen schauen.
Wie gesagt: Mit "Hateful 8" habe ich wenig Probleme und halte ihn für einen der subversiveren Tarantino-Filme zum Rache-Motiv, das er zuvor (und wie ich finde auch danach) wesentlich flacher zum Einsatz geraten ließ.

Zitat von: undefinedWenn ein Brad Pitt sagt, sein Kumpel solle nicht vor Mexikanern heulen, dann bedeutet das genau ... gar nichts. Es ist Blödelei. Und vielleicht muss man selbst ein bisschen blöd sein, um das zu kapieren.
Naja, es bedeutet schon, dass man da eine Alltagsrassismus pflegende Hauptfigur hat. Das ist ebenso offensichtlich wie der Umstand, dass der Kumpel Dalton einen ignoranten Hass auf Hippies hat und recht selbstbezogen um sich und seinen Ruhm kreist.

Zitat von: undefinedAußerdem meine ich nicht, dass wegen der Keller-Szene aus "Pulp Fiction" der Film latent homophob ist. Die eine sieht in einer Vergewaltigungsszene Mann-Frau Frauenfeindlichkeit, der andere sieht in einer Vergewaltigungsszene Mann-Mann Homophobie. Also gar keine Vergewaltigungen mehr explizit zeigen? Sozusagen vorauseilende Zensur?!
Das sagt ja keiner. Aber wenn ein Regisseur 11,5 Langfilme und ein paar zusätzliche Werke dreht und darin kommen zwei homosexuelle Akte vor und beide sind (durchaus als pervers zu bezeichnende) Vergewaltigungen, dann kann man natürlich schon skeptisch sein...


Zitat von: undefinedWenn ein Filmemacher, wie im deutschen Fernsehen, nur noch auf Zehenspitzen laufen darf, weil man ja irgendwem theoretisch und potentiell auf die Füße treten könnte, dann ... hat man halt nur noch deutsches Fernsehen.
Das ist doch Blödsinn. Erstens gibt es auch im deutschen Fernsehen kritisierbare Momente (Antiziganismus oder auch den Umgang mit der AFD in öffentlich-rechtlichen TV-Filmen), zweitens verbiete ich Tarantino gar nichts und bin mir im Klaren darüber, dass sich auch anderen Positionen zu seinen Filmen einnehmen lassen.
Es gibt durchaus Krawall- und Skandal-Filmer, die ich eher in Schutz und seltener kritiseren würde - etwa Noé, der ja ebenfalls vielfach für manche Entscheidungen kritisiert wird.

Zitat von: undefinedDas will ich aber nicht. Ein politisch korrekter Alptraum. Ich plädiere dafür, einfach mal ein bisschen zu entspannen. Wir alle. Hört sich nach den Kopf in den Sand stecken an - und ist doch das genaue Gegenteil davon. Nicht alles so heiß essen, wie es gekocht wird.
Ich empfinde es als äußerst entspannend, nach Filmsichtungen über Haltungen zum Dargebotenen zu sprechen. Und ich halte es ja auch aus, dass von mir favorisierte Filmemacher wie Godard oder Noé Antisemitismus- oder Homophobie-Vorwürfe auf sich ziehen. Das kann ich nachvollziehen und in Teilen Recht geben oder dagegen argumentieren oder mich zurücklehnen und enthalten.



Zitat von: undefined
Zitat von: Vince am 21 August 2019, 20:27:41Generell denke ich, du verwechselst hier Misogynie mit der pulpigen Strichführung, die seine Filme bestimmen. Tarantino bezieht sich eben auf ein altes Kino, das mit heutigen Zeiten nicht mehr viel gemeinsam hat.

Den markierten Teil würde ich an dieser Stelle - als auch meine Gedanken dazu - unterstreichen. Auch der Rest trifft es auf den Punkt. Ich denke, Pierrot, Du interpretierst da viel zu viel in einen Tarantino hinein.
Naja, dass Tarantino mit Stereotypen aus der Populärkultur arbeitet und infolgedessen zwangsläufig vielfach traditionelle Rollenbilder festigt (und unmännliche Männer entsprechend verlacht und Frauen, die ihren Mann stehen, entsprechend aufwertet), habe ich ja auch angesprochen. Der Umstand, dass etwas Zitat-Charakter besitzt, führt jetzt nicht dazu, dass ich alle Inhalte einfach als schlichte Zitate durchwinken will, zu denen sich weder die Schöpfer noch die Rezipienten positionieren müssten...
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: McClane am 22 August 2019, 15:56:50
Zitat von: Dr. Schnabel am 22 August 2019, 11:44:29Du bist ein Kopfmensch, McClane. Glaub mir, 87,76 % der Kinobesucher, die diese Szene sehen, sind keine Kopfmenschen. Die sehen den Racheakt. Und da ich Tarantino ebenfalls für einen nicht eben dummen Menschen halte, meine ich, dass sich seine Wirkungsabsicht durchaus mit der Rezeption von 87,76 % seines Kinopublikums deckt.

[...]

Tarantino ist mit seinen Tex-Mex-Kumpels um Rodriguez und so richtig dick. Und du meinst, er inszeniert seine Hauptfiguren und Sympathieträger dennoch absichtlich als rassistisch gegenüber Mexikanern? Das halte ich für denkbar unwahrscheinlich. Ich denke vielmehr, dass die - wie Vince sagt - pulpige Weltsicht und rotzige Art Tarantinos auch etwas mit unkompliziertem Humor zu tun hat. Und das wichtigste Wort in diesem Satz ist: Humor. Wenn ein konföderierter Offizier episch provoziert und dann getötet wird, halte ich das für einen absichtlichen Bezug zur Tagespolitik. Wenn ein Brad Pitt sagt, sein Kumpel solle nicht vor Mexikanern heulen, dann bedeutet das genau ... gar nichts. Es ist Blödelei. Und vielleicht muss man selbst ein bisschen blöd sein, um das zu kapieren.

Da widersprichst du dir aber etwas selbst. Die H8-Szene ist also Bezug zur Tagespolitik, die OUaTiH-Szene ist bloß Blödelei? Das klingt doch ein bisschen danach, dass du dir die Szenen so zusammenlegst, wie es dir gerade in den Kram passt, gerade wenn du die Denkleistung des Rezipienten festlegst.
Ich finde es ja bei Tarantino eigentlich immer spannend, dass der Genrefiguren nimmt, diese aber gegen den Strich bürstet: Die vermeintlichen US-Heroen in IB sind eigentlich ziemlich tumbe und dilentantische Gewalttäter, der Held von OUaTiH ein hippiehassender, eitler Geck, aber mit dem Herz am rechten Fleck usw. Und wie Pierrot sehe ich bei Tarantino immer wieder seine Inspiration durch Film Noir und Italowestern: Seine Protagonisten sind oft einfach toughe Drecksäcke, die sich vor allem um den eigenen Vorteil kümmern und nicht einfach in Gut/Böse- bzw. Sympathisch/Unsympathisch-Schubladen zu stecken sind.

Außerdem sind Tarantinos Filme ja eigentlich immer so konzipiert, dass sie nicht nur über den Bezug auf Aktuelles funktionieren.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Dr. Schnabel am 23 August 2019, 10:30:42
Zitat von: PierrotLeFou am 22 August 2019, 15:41:04Das ist doch Blödsinn. Erstens gibt es auch im deutschen Fernsehen kritisierbare Momente (Antiziganismus oder auch den Umgang mit der AFD in öffentlich-rechtlichen TV-Filmen), zweitens verbiete ich Tarantino gar nichts und bin mir im Klaren darüber, dass sich auch anderen Positionen zu seinen Filmen einnehmen lassen.
Es gibt durchaus Krawall- und Skandal-Filmer, die ich eher in Schutz und seltener kritiseren würde - etwa Noé, der ja ebenfalls vielfach für manche Entscheidungen kritisiert wird.

Eine sehr interessante Passage. Ich bin nur nicht sicher, wie du das meinst.

Zitat von: PierrotLeFou am 22 August 2019, 15:41:04Ich empfinde es als äußerst entspannend, nach Filmsichtungen über Haltungen zum Dargebotenen zu sprechen. Und ich halte es ja auch aus, dass von mir favorisierte Filmemacher wie Godard oder Noé Antisemitismus- oder Homophobie-Vorwürfe auf sich ziehen. Das kann ich nachvollziehen und in Teilen Recht geben oder dagegen argumentieren oder mich zurücklehnen und enthalten.

Lieber Pierrot, das ist doch wunderbar und ich gönne dir/euch das von Herzen. Weißte, ich lese seit vielen, vielen Jahren ab und an hier im Forum mit und freue mich über euren Spaß an Filmen. Ab und zu wird es mir mit der Überinterpretation nur schlicht zu wild. Wald, Bäume,... deshalb mein Vergleich. Natürlich ist das nur meine Sicht der Dinge, die null Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt. Und mit Miesmacherei hat das selbstredend auch überhaupt nichts zu tun.

@McClane: Mache ich es mir einfach? Vielleicht. Aber vielleicht ist es manchmal auch einfach unkompliziert: Wieviele Kumpels hat Tarantino, die weiße Suprematisten sind? Was denkst du? Und wieviele Kumpels, würdest du tippen, hat Tarantino, die lateinamerikanischer Abstammung sind? Und glaubst du, dieser Hintergrund spielt bei seinem Filmschaffen eine Rolle?
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Stefan M am 23 August 2019, 13:15:39
Hach, Tarantino-Filme sind für mich das, was für mich als Kind Weihnachten war. Ich freue mich schon Wochen vorher wie ein Schneekönig darauf, und sobald ich ein Kinoticket gebucht habe, kann ich es gar nicht mehr erwarten. Zwar hat mich seit meinem ersten Tarantino, den ich im Kino gesehen habe, nämlich "Inglourious Basterds", keiner mehr so weggeblasen wie eben dieser, aber das Gefühl bleibt das gleiche. Auch die ersten eher verhaltenen Kritiken nach der Cannes-Aufführung hatten mich nicht abgeschreckt, dafür verfügen auch seine schwächeren Werke zu sehr immer noch über viele geniale Einzelmomente. Und nun behandelt er auch noch das Thema Hollywood. Der Film muß einfach gut sein!

Nun ja - gut ist er auch. Und eine Wundertüte obendrein, aber das war ja bei Tarantino nie anders. Dennoch bin ich immer wieder erstaunt, wie sehr Tarantino mich noch kalt erwischt. Ich glaube, ich könnte vorab noch so viele Kritiken mit Spoilern lesen, er würde mich immer noch überraschen. Allerdings muß ich gestehen, doch noch etwas mehr erhofft zu haben. Mit dem Problem der Überlänge, das mir zuletzt sein "The Hateful 8" verleidete (der in meiner Gunst deutlich gesunken ist, da er für mich praktisch keinen Wiedersehwert hat), kämpft für meinen Geschmack auch "Once Upon a Time in... Hollywood" an so mancher Stelle. Gerade der "Lancer"-Dreh war mir zu ausgewalzt, generiert aber andererseits auch einige schöne Momente wie Daltons Solo-Wutausbruch über seine verpatzten Dialogzeilen und die sichtliche Freude, die ihn übermannt, als er für seine Darbietung über alle Maßen gelobt wird. Auch Booths teils minutenlangen Autofahrten durch ein Hollywood der End-60er möchte ich nicht missen, so wenig sich dabei auch tut.

Überhaupt: Der Film ist ja oberflächlich betrachtet lange Zeit unglaublich ereignislos, eher ein gemütlicher Spaziergang, bei dem genügend Zeit bleibt, sich an der liebevollen Ausstattung zu erfreuen, die vergangene Zeiten wiederauferstehen läßt. Nur aufgrund des Vorwissens ob der Tate-Morde weiß man, daß das Ganze irgendwo hinführen wird. Wenn man es nicht wüßte, könnte man berechtigt fragen, was das hier eigentlich soll. Es ist generell schön zu sehen, daß der Regisseur zwar mit seinem Filmwissen protzt und wieder reichlich mit Namen jongliert, dies aber nicht auf eine unangenehm aufdringliche Weise. Da hatte ich bei "Inglourious Basterds" teilweise das Gefühl, er müsse der Welt beweisen, wie gut er sich doch mit dem deutschen Kino auskennt, indem er Namen wie Pabst und Riefenstahl in den Raum wirft. Gleiches gilt für die Dialoge: Die muten inzwischen längst nicht mehr so selbstverliebt an wie früher. Dabei müssen wir nicht mal auf den typischen Witz verzichten, auch wenn die Sprüche deutlich weniger geworden sind. Dafür weiß Tarantino inzwischen, wann seine Figuren auch mal die Klappe halten können und er einfach seine Sets wirken lassen kann. 

Seine Trademarks streut Tarantino trotzdem wieder ein: Einblendung von Namen mitsamt Pfeil, während der Film kurz stehen bleibt, ein Erzähler, der zwischendrin mal ein, zwei Sätze sagen darf und später nach einem Zeitsprung gar die Ereignisse der vergangenen Monate zusammenfaßt, um dann in der Nacht der Tate-Morde das Publikum mit dem Bericht völliger Nebensächlichkeiten auf die Folter zu spannen, und natürlich reichlich Rückblenden (wobei diesmal abgesehen davon die chronologische Erzählweise beigehalten wird). Hemmungslos verspielt wechselt Tarantino dabei auch mehrfach das Medium: Wenn eine Folge "FBI" mit Dalton im Fernsehen läuft, wird mehrere Minuten auf Fernsehoptik umgeschaltet, das einleitende TV-Interview ist in Schwarz-Weiß oder Sharon Tate sieht sich selbst auf der flimmernden Kinoleinwand.

Schwer fällt dabei eine echte Genre-Zuordnung: Was ist das hier überhaupt? Komödie? Ja. Thriller? Ein wenig. Drama? Auch davon hat der Film ein wenig zu bieten, wenn man Daltons verzweifelten Wunsch nach Anerkennung betrachtet. Bei Booths Besuch auf der Spahn-Ranch wird aus dem Nichts eine bedrohliche Atmosphäre geschaffen, die an Backwood-Horrorfilme erinnert ("Texas Chainsaw Massacre", wie auch PierrotLeFou in seiner Kritik hervorhebt).
Spoiler: zeige
Im Finale geht es wiederum unvermittelt voll auf die Zwölf und Tarantino fährt geradezu viehische Gewalt auf, bei der sich der eine oder andere vor Schmerzen schon im Kinosessel winden kann - und das auch eifrig tat. Ich kann verstehen, daß man sich gerade am Umgang mit dem letzten Opfer stören kann, denn tatsächlich zielt zumindest die Flammenwerfer-Szene eindeutig auf das schadenfrohe Gelächter des Publikums ab, so grausam sie auch ist.


Alles in allem ist das nach "The Hateful 8" auf jeden Fall wieder ein merklicher Qualitätsanstieg, und für mich wird "Once Upon a Time in... Hollywood" auch in der oberen Hälfte des Tarantino-Oeuvres zu finden sein. Nur die ganz große Begeisterung, die wollte nicht überspringen. Allerdings gut möglich, daß das sein bester Film seit "Inglourious Basterds" ist. Aktuell 7/10 mit Tendenz eher nach oben als nach unten. 
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 23 August 2019, 14:04:01
Zitat von: Dr. Schnabel am 23 August 2019, 10:30:42
Zitat von: PierrotLeFou am 22 August 2019, 15:41:04Das ist doch Blödsinn. Erstens gibt es auch im deutschen Fernsehen kritisierbare Momente (Antiziganismus oder auch den Umgang mit der AFD in öffentlich-rechtlichen TV-Filmen), zweitens verbiete ich Tarantino gar nichts und bin mir im Klaren darüber, dass sich auch anderen Positionen zu seinen Filmen einnehmen lassen.
Es gibt durchaus Krawall- und Skandal-Filmer, die ich eher in Schutz und seltener kritiseren würde - etwa Noé, der ja ebenfalls vielfach für manche Entscheidungen kritisiert wird.

Eine sehr interessante Passage. Ich bin nur nicht sicher, wie du das meinst.

Es gab eine Zeit, in der mehrere TV-Krimis und ein dystopischer Film, in dem einige Deutsche unter einer rechtslastigen Regierung nach Afrika flüchten müssen, schon auf äußerst plumpe Weise Stellung gegen die AfD bezogen haben. Die ist mir zwar ebenfalls zuwider... aber sowas so derartig ungeschickt, schlecht kaschiert und intellektuell schwachbrüstig in einem schlechten TV-Film zu tun, scheint mir eine blöde Idee gewesen zu sein, zumal die zu dieser Zeit schon seit wenigen Jahren aufgekommene Debatte um die Verfassungswidrigkeit des ZDF-Staatsvertrags und eine Gefahr einer eventuellen Entwicklung in Richtung Staatsfunk bereits von der AfD aufgegriffen worden war.
Etwas Ungeschickteres konnte man mMn kaum machen, als in Spielfilmen minimal verschleiert Stimmung zu machen - und Sympathisanten voll zu bestätigen und kräftig zu festigen. Da hätte man sich auf Gesprächsrunden und Magazine etc. beschränken sollen...

Das führt jetzt aber arg weit vom Thema weg, ist mir neben dem Antiziganismus, der einst im Tatort und nun in dieser Sat1-Produktion für Kritik sorgte, als halbwegs aktuelles Beispiel eingefallen.
Ideologische Haltungen und Anschauungen lassen sich halt immer und jederzeit diskutieren, bei seichten TV-Filmen, wüsten Independent-Filmen, elitären Autorenfilmessays und spektakulären Hollywood-Blockbustern gleichermaßen...
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: McClane am 23 August 2019, 15:21:13
Zitat von: Dr. Schnabel am 23 August 2019, 10:30:42@McClane: Mache ich es mir einfach? Vielleicht. Aber vielleicht ist es manchmal auch einfach unkompliziert: Wieviele Kumpels hat Tarantino, die weiße Suprematisten sind? Was denkst du? Und wieviele Kumpels, würdest du tippen, hat Tarantino, die lateinamerikanischer Abstammung sind? Und glaubst du, dieser Hintergrund spielt bei seinem Filmschaffen eine Rolle?

Jein. Natürlich wird Tarantinos Haltung auch seine Filme beeinflussen. Aber mir scheint die Gleichsetzung von Künstler und Film zu simpel (mal ganz abgesehen, dass trotz Tarantinos vieler Funktionen noch viele andere Leute an den Filmen mitarbeiten). Nur weil Tarantino ein Rodriguez-Kumpel und Black-Lives-Matter-Unterstützer ist, heißt es ja nicht, dass jede seiner Hauptfiguren ein Quentin-Avatar ist, der Rassisten wegballert und dumme Sprüche über Mexikaner nur als Blödelei meint, den er da kritiklos hereinschreibt. Ich halte Tarantino da als Filmemacher zu reflektiert für; er ist IMO jemand, der zwar keine komplexen Gesellschaftsdramen schreibt, aber die Widersprüchlichkeit seiner Genrefiguren gut auslotet.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: McClane am 23 August 2019, 15:24:39
Zitat von: Stefan M am 23 August 2019, 13:15:39Aktuell 7/10 mit Tendenz eher nach oben als nach unten. 

Ist bei mir auch ein Film, der beim Sackenlassen wächst.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Dr. Schnabel am 23 August 2019, 18:44:46
Zitat von: PierrotLeFou am 23 August 2019, 14:04:01Es gab eine Zeit, in der mehrere TV-Krimis und ein dystopischer Film, in dem einige Deutsche unter einer rechtslastigen Regierung nach Afrika flüchten müssen, schon auf äußerst plumpe Weise Stellung gegen die AfD bezogen haben. Die ist mir zwar ebenfalls zuwider... aber sowas so derartig ungeschickt, schlecht kaschiert und intellektuell schwachbrüstig in einem schlechten TV-Film zu tun, scheint mir eine blöde Idee gewesen zu sein, zumal die zu dieser Zeit schon seit wenigen Jahren aufgekommene Debatte um die Verfassungswidrigkeit des ZDF-Staatsvertrags und eine Gefahr einer eventuellen Entwicklung in Richtung Staatsfunk bereits von der AfD aufgegriffen worden war.
Etwas Ungeschickteres konnte man mMn kaum machen, als in Spielfilmen minimal verschleiert Stimmung zu machen - und Sympathisanten voll zu bestätigen und kräftig zu festigen. Da hätte man sich auf Gesprächsrunden und Magazine etc. beschränken sollen...

Das führt jetzt aber arg weit vom Thema weg, ist mir neben dem Antiziganismus, der einst im Tatort und nun in dieser Sat1-Produktion für Kritik sorgte, als halbwegs aktuelles Beispiel eingefallen.
Ideologische Haltungen und Anschauungen lassen sich halt immer und jederzeit diskutieren, bei seichten TV-Filmen, wüsten Independent-Filmen, elitären Autorenfilmessays und spektakulären Hollywood-Blockbustern gleichermaßen...

Eine vorausblickende, erwachsene und gebotene Sicht auf das Thema. Ich hatte glücklicherweise richtig vermutet, was du meinst.  :smiley:

Zitat von: McClane am 23 August 2019, 15:21:13
Zitat von: Dr. Schnabel am 23 August 2019, 10:30:42@McClane: Mache ich es mir einfach? Vielleicht. Aber vielleicht ist es manchmal auch einfach unkompliziert: Wieviele Kumpels hat Tarantino, die weiße Suprematisten sind? Was denkst du? Und wieviele Kumpels, würdest du tippen, hat Tarantino, die lateinamerikanischer Abstammung sind? Und glaubst du, dieser Hintergrund spielt bei seinem Filmschaffen eine Rolle?

Jein. Natürlich wird Tarantinos Haltung auch seine Filme beeinflussen. Aber mir scheint die Gleichsetzung von Künstler und Film zu simpel (mal ganz abgesehen, dass trotz Tarantinos vieler Funktionen noch viele andere Leute an den Filmen mitarbeiten). Nur weil Tarantino ein Rodriguez-Kumpel und Black-Lives-Matter-Unterstützer ist, heißt es ja nicht, dass jede seiner Hauptfiguren ein Quentin-Avatar ist, der Rassisten wegballert und dumme Sprüche über Mexikaner nur als Blödelei meint, den er da kritiklos hereinschreibt. Ich halte Tarantino da als Filmemacher zu reflektiert für; er ist IMO jemand, der zwar keine komplexen Gesellschaftsdramen schreibt, aber die Widersprüchlichkeit seiner Genrefiguren gut auslotet.

Okay. Ist natürlich so, wie du das schreibst, was dran. Schwierig.  :engel:
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Anton-8 am 24 August 2019, 15:19:44
Bin sehr gespannt. Trentino ist immer für ein Highlight gut.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Private Joker am 24 August 2019, 20:41:38
Zitat von: Anton-8 am 24 August 2019, 15:19:44Bin sehr gespannt. Trentino ist immer für ein Highlight gut.

Ja. Vor allem der Gardasee rockt...
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Glod am 26 August 2019, 15:32:37
Das muss man erstmal hinbekommen, ca. 2.5 Stunden Film ohne echte Story zu drehen und dabei zu sorgen, dass die wie im Flug vergehen, obwohl der Action-Anteil vergleichsweise homöopathisch daherkommt.

Tarantino hat's gemacht und ich hab's genossen. Wahrscheinlich hab ich 80-90% der Anspielungen nicht mitbekommen, aber auch so war das Ganze ein echter Genuss. Durch Bild und Ton allein erzeugt Tarantino ein Flair, welches den Film alleine getragen hätte. Kudos an die Syncro, die darauf verzichtete, die ganzen Radio- und TV-Sendungen zu synchronisieren.
Und so folgt man abzüglich Pro- und Epilog dem Gespann Dalton/Booth durch einen ganz normalen Arbeitstag im Hollywood der ausklingenden 60er. Es ist teilweise fantastisch, wie viel Liebe zum Detail Tarantino einfließen lässt. Ich habe teilweise vergessen, dass ich hier Dreharbeiten beiwohnte (
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bis Dalton dann den Text vergaß und die Szene schmiss
). Aber auch so Kleinigkeiten wie das Zurückfahren der Kamera auf den Ausgangspunkt der Szene sind wunderbar eingearbeitet.
Am Ende kommt dann der große Knall,
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von dem sich der Titel ableitet
, und der gerade angesichts des vorangegangenen Dahinplätscherns wirklich wie ein Faustschlag ins Gesicht wirkt. Das mich Tarantino noch mal auf der Gewaltschiene kalt erwischt, hätte ich am allerwenigsten erwartet.

Die Schauspieler sind allererste Sahne und typisch für einen Tarantino-Film mit Feuereifer dabei. Aber das Gespann DiCaprio/Pitt sticht hier noch mal deutlich hervor. DiCaprio selbst rockt ordentlich das Haus. Aber es ist Brad Pitt, der dann doch allen die Show stiehlt. Die Figur des Cliff Booth ist das absolute Highlight des Filmes. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine Figur schon mal genial aufgebaut wurde.
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Angefangen mit dem flapsigen Verweis auf den Mord an seiner Frau, über die ganzen Narben, die sukzessive entblößt werden, hin zu der Bruce Lee-Szene, bei der die an und für sich überdrehte Gewaltanwendung geschickt hinter einem Lacher kaschiert wird, bis zur Farm wird hier ganz allmählich ein Charakter entwickelt, mit dem wirklich nicht zu spaßen ist. Trotzdem kam die totale Eskalation und der sichtbare Genuss, mit dem Booth im Finale die Angreifer brutalstmöglich entsorgte, wie ein Schock. Zu sehr hatte ich mich von seiner fürsorglichen Attitüde Dalton gegenüber und seinem allgemeinen Charme blenden lassen. Ein echter Psychopath. Der Hund spielte da extra noch mit rein. Den hatte ich bis zum Pfiff gar nicht auf der Rechnung und wie Brandy (die im Finale deutlich sichtbar ein Rüde war) agierte, ließ auch einiges Licht auf den Charakter ihres Besitzers scheinen
. Grandios. Chapeau. Danke Quentin.

Ach ja, eine Frage hätte ich noch:
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Hat der Film-Freak Tarantino irgendwas gegen Bruce Lee? Dessen Darstellung war ja ziemlich unerwartet. Oder hat der sich tatsächlich so gebärdet?
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Newendyke am 26 August 2019, 16:51:59
Zitat von: Glod am 26 August 2019, 15:32:37Ach ja, eine Frage hätte ich noch:
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Hat der Film-Freak Tarantino irgendwas gegen Bruce Lee? Dessen Darstellung war ja ziemlich unerwartet. Oder hat der sich tatsächlich so gebärdet?


Gute Frage... gab ja seitens Lee's Tochter etwas Unmut und Tarantino hat sich dazu auch noch geäußert... mehr oder weniger. Aber wie auch sonst hat er darauf verwiesen, dass es sich hier lediglich um eine Facette Lee's geht, die er aus dessen Leben herausgefiltert und für seinen Film benutzt hat. Ich fand es eigentlich ganz witzig ihn als arroganten Saftsack rüberkommen zu lassen. Zumal er ja auch in Interviews überaus selbstbewusst rüberkam und keinen Zweifel daran ließ, dass er sich schon für den King hielt.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: JasonXtreme am 27 August 2019, 16:31:13
Sodele, dann mal mein Senf dazu...  8.5 bleiben stehen, Hateful 8 ist für mich schlechter, Django auf dem gleichen Level. Da man die beiden aber NULL vergleichen kann, ziehe ich da auch keine Vergleiche - lediglich zwischen diesem hier und dem Rest von Onkel Tarantino. Da muss man ganz klar sagen ONCE UPON A TIME ist der Film mit einer nur rudimentär vorhandenen Handlung! Aber...

...das macht mir prinzipiell aus diversen Gründen nichts aus, denn die Epoche, der Soundtrack und die Darsteller haben einfach super gepasst, und auch das Ende selbst fand ich klasse, witzig und ... naja leider nicht wirklich überraschend :D hatte ich so ähnlich ja schonmal geäußert hier im Thread, dass ich das so in etwa vermute - und irgendwo freut es mich ja, dass ich richtig lag. So undurchschaubar ist Tarantino also doch nicht. DiCaprio brachte eine super Leistung, die für mich auf Höhe mit Wolf of Wallstreet liegt. Die Überraschung war für mich Brad Pitt als ultracooler Stuntman! Wortkarg, cool in jeder Bewegung, in jedem Ausdruck, das süffisante Lächeln, das Wissen ich kanns mit jedem Aufnehmen - und irgendwo auch eine Hommage an Mel Gibsons Rolle in Lethal Weapon (Wohnwagen, Hund, Ex-Soldat, Kampfkunst.....). Die Szene mit Bruce Lee war der HAMMER, ich hab Tränen gelacht! Ebenso am Ende musste ich mit meinem Schwager im Kino echt losprusten, auch wenns ja nicht sooo zum Lachen war.

Auf der anderen Seite dauert der Film sicherlich wirklich etwas zu lang. Es gibt Szenen (die mit Olyphant) die zu lang waren, sicher hätte das auch mit einigem weniger Laufzeit funktioniert. MIR war er schlussendlich aber nicht zu lang weil er nie LANGWEILIG war, auch wenn die Handlung auf einen halben Bierdeckel passt. Die Szenen auf der Ranch waren grandios und viele andere auch. Dann wieder die erste Heimfahrt von Pitt die im Grunde unnötig war, durch die Mucke und die Einstellungen der Kamera/fahrten aber doch wieder geil war... es ist schweirig. Dass Tarantino da aber nochmal wieviel? 40 Minuten an geschnittenen Szenen ranhängen will? Puh... ich würde die Szenen mit Tim Roth gerne sehen die ja gecuttet wurden, aber ob 40 Minuten mehr wirklich Sinn machen hier? Fraglich. Kurt Rüssel war geil, auch der Rest des Ensembles - Olyphant sah wirklich komisch glattgebügelt aus, da er das sonst nicht tut frage ich mich wars für den Film!? In manchen Einstellungen sieht er aus wie ein junger Bronson in Spiel mir das Lied vom Tod!? James Remar und Martin Kove hab ich nicht erkannt, sieht man ja auch nur ein paar Sekunden! Damian Lewis war geil aber zu kurz, Luke Perrys letzte Rolle und dann sooooo klein!? Zoe Bell auch zu kurz aber geil, Madsen ebenso superkurz und Clifton Collins Jr. hab ich auch nicht erkannt. Schade, dass die bekannten Leute teils so verheizt wurden und nicht etwas mehr Screentime hatten - auch Al Pacino ist mehr oder weniger verschenkt. Damian Herriman als Manson war im grunde auch eine völlig verschenkte Szene - ich dachte der wird ETWAS mehr eingebaut.

Das ist aber Jammern auf verdammt hohem Niveau, da einfach zu viel passt und stimmig ist. Erstaunlich, dass die Sprache für mich für Tarantino recht zahm war (vielleicht im O-Ton besser) und es sehr sehr wenig Gewalt gab - kennt man von ihm ja durchaus anders - auch wenn er ein paarmal grafisch echt ordentlich hinlangt. Ich bin gespannt was er noch so dreht, und ob er wirklich nur noch einen raushaut - mehr wäre cooler! Den hier werd ich mir kaufen und bin gespannt ob eine längere Fassung a) kommt und b) wirklich noch was bringt
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Stefan M am 27 August 2019, 16:55:05
Zitat von: JasonXtreme am 27 August 2019, 16:31:13Erstaunlich, dass die Sprache für mich für Tarantino recht zahm war [...]
Ja, das ist mir auch aufgefallen. Da hat Tarantino schon mehr auf den Putz gehauen - was aber keineswegs ein Kritikpunkt sein soll. Ich fand beispielsweise auch den Dialog zwischen diCaprio und dem Mädchen wirklich gut. Das war kein schlagfertig-cooler Austausch eines Möchtegern-Superstars und einer aufstrebenden altklugen Kinderdarstellerin, sondern tatsächlich ein sehr anrührendes und erwachsenes Gespräch. Da war Tarantino früher häufiger auf die großen Lacher aus.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Chili Palmer am 27 August 2019, 19:09:12
Zitat von: JasonXtreme am 27 August 2019, 16:31:13Damian Herriman als Manson war im grunde auch eine völlig verschenkte Szene - ich dachte der wird ETWAS mehr eingebaut.

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Ein Film, der die Geschichte so märchenhaft umschreibt und sich als Liebesbrief an Sharon Tate versteht, nimmt diesen Raum natürlich konsequenterweise ihrem Mörder weg. Ich verstehe Tarantino da so, dass Manson in der Realität genug unnötige Abkultung und Verehrung erfahren hat und er jetzt mit den Mitteln des Kinos die Verhältnisse geraderückt.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Private Joker am 28 August 2019, 11:16:24
Kann mich den meisten Vorpostern im wesentlichen nur anschließen - ohne großen Handlungsbogen gelingt QT ein schönes Panorama einer wilden Zeit. Der Mann macht halt das, was ihm Spaß macht: Seine "Crew", Männerfreundschaft, schöne Frauen und deren nackte Füße, Geschichte verdrehen, Filme, Musik, TV, noch mehr Filme, ein bisschen Drogen, rauschhafte Bilder, etwas Gewalt. Und der Spaß überträgt sich weitgehend auf den Zuschauer, wobei ich mich mit etwas Anlauf mit seiner Art der Filmemacherei arrangiert habe - ich kann da anders als manche hier keinen großen qualitativen Abstand zu den Vorwerken ("stärker als H8, schwächer als IB" erkennen), ich empfand die alle in etwa auf dem gleichen Niveau. Kritik ? Ich meine nach wie vor, dass man so was auch unter der Länge alter Bibelfilme erzählen kann, und speziell bei der Lancer-Geschichte (zu der ich gleich noch mal was sage) hätte man etwas straffen können. 7-8/10.

Soweit die wertungsrelevanten Fakten. Darf man über einen Film, der seine eigenen Realität konstruiert, mit Realismusfragen kommen ? Ich sage einfach mal ja und mecker dann doch ein bisschen herum.  Erstens: Die "Bounty Law" Szenen wirken nicht "echt". Zum Beispiel ist die gezeigte Bildqualität viel zu gut, das muss man nur mal mit der weitgehend originalen FBI-Folge vergleichen, die da später läuft. Und für einen Western der frühen 60iger wirkt der zu gewalttätig und zynisch ("nur Amateure bringen die lebend", so was ging in dieser Zeit weder im Kino noch erst recht im TV ). Als Vorbild dient ja offenbar die Serie "Wanted: Dead or Alive" mit McQueen, und die ist weit entfernt von der Haltung, die Hauptfigur ist wie zu der Zeit üblich hauptamtlich Retter von Witwen und Waisen.

Zweitens "Lancer". Sollte es jemand nicht wissen, die Serie gab es wirklich, ich kann mich da auch noch "frühkindlich" daran erinnern (lief zumindest "auszugsweise" immer Sonntagsnachmittags, was den Vorteil hatte, das man das ohne Elternerlaubnis sehen durfte, während das deutlich bessere "High Chaparral" spätabends lief).  Die hier nachgestellte Pilotfolge lässt sich auch - in zwei Versionen - in den üblichen Kanälen ansehen. Di Caprio als Bösewicht der Folge hat man ganz gut hinbekommen, den restlichen Cast eher weniger, vor allem Olyphant als Stacy. Vor allem aber: Mit Ausnahme der Szene vor dem Saloon, die halbwegs korrekt nachgestellt ist (nur erschießt "Madrid" da niemanden), ist das alles frei erfunden, das junge Mädchen gab es da nicht, den Fideldialog, die Entführung, den langen Monolog, die Konfrontation mit Luke Perry / Scott Lancer.  Kann man natürlich in dem Kontext für ziemlich egal halten, aber es nimmt dem Film die Chance, die fertig gestellte "echte" Folge mit LdC dann mal im TV zu zeigen; statt dessen sehen wir etwas unvermittelt die "FBI"-Folge, die mit dem Rest des Filmes wenig zu tun hat. So gesehen ist die ganze Sequenz wirklich viel zu lang.

Sind natürlich nur Randbemerkungen, und wie gesagt alles ohne Wertungsrelevanz. Aber von Filmfan zu Filmfan im fast gleichen Alter darf man das mal sagen.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: JasonXtreme am 28 August 2019, 12:16:16
Zitat von: Chili Palmer am 27 August 2019, 19:09:12
Zitat von: JasonXtreme am 27 August 2019, 16:31:13Damian Herriman als Manson war im grunde auch eine völlig verschenkte Szene - ich dachte der wird ETWAS mehr eingebaut.

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Ein Film, der die Geschichte so märchenhaft umschreibt und sich als Liebesbrief an Sharon Tate versteht, nimmt diesen Raum natürlich konsequenterweise ihrem Mörder weg. Ich verstehe Tarantino da so, dass Manson in der Realität genug unnötige Abkultung und Verehrung erfahren hat und er jetzt mit den Mitteln des Kinos die Verhältnisse geraderückt.


Richtig. Ich meinte das auch völlig wertfrei, hätte mir nur ETWAS mehr Einbindung gewünscht hinsichtlich des Darstellers. Zumal es ja mehr Szenen mit ihm geben sollte, da man Manson im Trailer lächelnd an einem Wohnwagen stehen sieht, was im Film ja nicht vorkommt. Also gab/gibt es sicherlich auch mindestens eine Szene mit ihm auf der Movie-Ranch.

Spoiler: zeige
Und prinzipiell zum Raum den er Manson damit nimmt.... er verklärt aber nach wie vor den Rest der "Sekte" auf der Ranch die er im Vorfeld zwar als asslige Schnorrer beschreibt, die aber ja lediglich den Alten ausnutzen um die Ranch zu besiedeln, und sonderlich negativ werden die ja bis aufs Ende nichtmal dargestellt, bis auf die beiden Typen und eines der Mädels. Sie handeln im Grunde nach Mansons Wunsch, aber dazu gehört ja auch ein gewisser Eigenanteil einen Mord zu planen und auch zu begehen - egal mal ob er hier dann ja nicht statfindet ;) aber das wäre jetzt wirklich Haarspalterei :D ich wollts nur mal gesagt haben.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: StS am 28 August 2019, 19:40:59
Zitat von: JasonXtreme am 28 August 2019, 12:16:16
Zitat von: Chili Palmer am 27 August 2019, 19:09:12
Zitat von: JasonXtreme am 27 August 2019, 16:31:13Damian Herriman als Manson war im grunde auch eine völlig verschenkte Szene - ich dachte der wird ETWAS mehr eingebaut.

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Ein Film, der die Geschichte so märchenhaft umschreibt und sich als Liebesbrief an Sharon Tate versteht, nimmt diesen Raum natürlich konsequenterweise ihrem Mörder weg. Ich verstehe Tarantino da so, dass Manson in der Realität genug unnötige Abkultung und Verehrung erfahren hat und er jetzt mit den Mitteln des Kinos die Verhältnisse geraderückt.


Richtig. Ich meinte das auch völlig wertfrei, hätte mir nur ETWAS mehr Einbindung gewünscht hinsichtlich des Darstellers. Zumal es ja mehr Szenen mit ihm geben sollte, da man Manson im Trailer lächelnd an einem Wohnwagen stehen sieht, was im Film ja nicht vorkommt. Also gab/gibt es sicherlich auch mindestens eine Szene mit ihm auf der Movie-Ranch.

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Und prinzipiell zum Raum den er Manson damit nimmt.... er verklärt aber nach wie vor den Rest der "Sekte" auf der Ranch die er im Vorfeld zwar als asslige Schnorrer beschreibt, die aber ja lediglich den Alten ausnutzen um die Ranch zu besiedeln, und sonderlich negativ werden die ja bis aufs Ende nichtmal dargestellt, bis auf die beiden Typen und eines der Mädels. Sie handeln im Grunde nach Mansons Wunsch, aber dazu gehört ja auch ein gewisser Eigenanteil einen Mord zu planen und auch zu begehen - egal mal ob er hier dann ja nicht statfindet ;) aber das wäre jetzt wirklich Haarspalterei :D ich wollts nur mal gesagt haben.


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Im Grunde nimmt er ihm "Raum"... rettet ihn so zugleich aber auch vor dem Knast... zumindest in der Form, wie es in der Realität der Fall war... denn man hätte ihn hier wohl bestenfalls für "Verabredung zum (versuchten) Mord" dranbekommen können... wenn überhaupt
  :happy3:
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: JasonXtreme am 29 August 2019, 13:12:28
Soweit hab ich nicht ansatzweise gedacht, stimmt ja  :pidu:
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mr. Blonde am 31 August 2019, 03:39:38
Bin gerade aus der Originalfassung raus und irgendwie zwiegespalten. Der Film ist gut, keine Frage, mir fehlte nur einiges an Originalität in den Dialogen. Diese waren zumeist amüsant und cool, aber oftmals völlig ziellos. Ich kann wohl zum ersten Mal verstehen, warum manche QT als geschwätzig empfinden. Oftmals fühlte sich das, StS hatte das imo erwähnt, recht leer an. Darsteller und Kameraarbeit waren natürlich allererste Sahne. Obwohl der Film eindeutige Längen hat, war er trotzdem kurzweilig genug. Soundtrack war auch klasse, erschöpfte sich allerdings in einigen bedeutungslosen Autofahrten, welche eben nur dazu da sind, um noch 10 tolle Songs unterzubringen. Von diesesn Szenen gibt es einige. Klar, die transportieren eine tolle Stimmung, doch irgendwann war mir das zu viel.

Auch arbeitet der Film mit vielen frühen Andeutungen schon extrem unnatürlich auf sein Finale hin, welches dann zwar recht originell daherkommt, aber viel zu schnell vorbeigeht und in seiner einmaligen Überraschung wenig Grund gibt, ein zweites Mal "einzuschalten". Denn für mich war in erster Linie interessant, wie Tarantino die Tate-Morde angeht, ob er Fingerspitzengefühl beweist oder voll draufhält. QT muss einen gewissen Druck gespürt haben, denn
Spoiler: zeige
er weicht mit seinem Comic-Ende elegant und trotzdem recht feige der Situation aus. Das fühlt sich nach Verweigerung an. Natürlich ist es verdammt befriedigend, wenn die Manson-Feiglinge so abgefertigt werden, aber der ganze Aufbau des Films führt zu einem Ende, das viel zu schnell verpufft. Man präsentiert Tate als sehr sympathische, zwar einfach gestrickte, aber liebenswerte Figur, die dann überlebt und ein kurzes Happy End ermöglicht, aber einen emotionalen Einschlag, den gibt es dahingehend nicht, weil QT eben den einfachen Weg geht. Ich weiß nicht, ob das respektvoll ist. Am Ende vielleicht aber respektvoller, als den Mord auszuschlachten. Schwierig. Man hätte auch Tate & ihre Freunde tatsächlich in Gefahr bringen können, woraufhin Booth und Dalton zur Rettung eilen, dann aber von der Manson-Family abgeschlachtet werden, weil sich die Schauspieler eben überschätzen. Tate und co. hätte man entkommen lassen können. Erinnert ihr noch an das erste Mal "Pulp Fiction", wie heftig es war, als Travolta erledigt wurde? Booth & Dalton hätte man auch so abservieren können.
Statt ein Risiko einzugehen, versucht Tarantino wohl einfach mit einem recht simplen "Märchen" die Illusion von Hollywood aufrechtzuhalten, die Weinstein und co. eingerissen haben. Damit wirkt der Film zwar teilweise warmherzig, aber auch etwas zahnlos.

Die Nebendarsteller waren dafür brilliant besetzt. Ob Tate, Polanski, Manson oder McQueen - besser kann man nicht casten. Schade, dass alle nur teils winzige Auftritte haben. Ärgerlich, dass vor allem
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Manson in 15 Sekunden gezeigt wird und das war es dann.
Klar, im Grunde ist "Once Upon A Time In Hollywood" ein einziges Spiel mit dem, was man erwartet, aber wenn man sich anschaut, was Damon Herriman in der zweiten Staffel von "Mindhunter" ebenfalls in der Rolle als Manson abliefert, dann ist das einfach schwer enttäuschend.
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Selbst Hitler hat Tarantino weitreichender dargestellt als Manson. Ich finde dieses Ausweichen einfallslos und unbefriedigend. Zumal man mit Herriman bisher den einzigen Darsteller gefunden hat, der Manson akkurat darstellen konnte. Siehe "Mindhunter." Nun kann man sagen, man wolle Manson nicht weiter eine Bühne geben. Okay. Man hätte Manson aber auch lächerlich machen können, dafür eignet sich der Mann ebenso wie Hitler. Aber einfach gar nichts mit der Figur anzufangen, tja, für mich mehr als ärgerlich.
  Auch die Darstellung von Bruce Lee hat mich fast wütend gemacht, da er als absolute Witzfigur dargestellt wurde. Er ist als einzige Figur nur im Film, um der Lächerlichkeit preisgegeben zu werden. Warum Lee und nicht Manson? Völlig unbegreiflich. Dieser Revisionismus fiel mir bei "Inglourious Basterds" deutlich leichter, hier wirkte er oftmals recht ungelenk und unwürdig.

Der Spannungsbogen ist in manchen Szenen recht stark, man bedenke die Szene auf der Ranch, aber bei der zweiten Sichtung
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 weiß man eben auch, dass der Aufbau zu nichts führt...
Aber Schwamm drüber. Leo und Pitt sind zwei coole Säue, Stimmung ist da, optisch und soundtechnisch ist alles auch auf sehr hohem Niveau. Die Anspielungen sind zum Fingerlecken und man lernt noch eine Menge dazu. Bis auf die kleinen Längen und die amüsanten, aber austauschbaren Dialoge war das trotzdem ein unterhaltsames One-Trick-Pony.

7/10

Und hier nochmal in superlang:

https://cinemediatech.wordpress.com/2019/09/03/once-upon-a-time-in-hollywood-kritik-tarantino-heilt-die-filmindustrie/

Pech hatte ich mit dem Publikum. Bis auf wenige Szenen wurde überhaupt nicht gelacht, dabei gab es genug Vorlagen für Kenner, sich ordentlich zu amüsieren. Oftmals nur Totenstille. Vielleicht nehmen viele QT auch zu ernst. Der Film versprüht eine Leichtigkeit, von der man sich locker mitreißen lassen kann, wenn man denn will.

Damit deckt sich meine Erfahrung mit dieser hier, irgendwie traurig:

http://www.filmstarts.de/nachrichten/18526965.html

Zitat von: manisimmati am 17 August 2019, 02:12:57EDIT: Je länger ich darüber nachdenke, desto stärker erinnert mich der Film vom Ansatz her an Paul Thomas Anderson. Dabei denke ich vor allem (naja, eigentlich nur) an Boogie Nights und Inherent Vice.

Schöner Vergleich. Für Tarantino-Verhältnisse ist dieser Stil aber etwas zu handzahm. Der Film erinnert mehr an "Jackie Brown" als an "Pulp Fiction", leider.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: PierrotLeFou am 31 August 2019, 04:25:56
Zitat von: Mr. Blonde am 31 August 2019, 03:39:38Pech hatte ich mit dem Publikum. Bis auf wenige Szenen wurde überhaupt nicht gelacht, dabei gab es genug Vorlagen für Kenner, sich ordentlich zu amüsieren. Oftmals nur Totenstille.

Ist doch perfekt! Man geht doch nicht ins Kino, damit einem andere Leute in die Tonspur lachen... :mr.green:
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Grusler am 31 August 2019, 05:24:35
Shannon ist sauer (Achtung Spoiler!):

Spoiler: zeige
https://www.rollingstone.de/once-upon-a-time-in-hollywood-bruce-lee-tochter-sauer-1742849/
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mr. Blonde am 31 August 2019, 05:39:07
Zitat von: PierrotLeFou am 31 August 2019, 04:25:56
Zitat von: Mr. Blonde am 31 August 2019, 03:39:38Pech hatte ich mit dem Publikum. Bis auf wenige Szenen wurde überhaupt nicht gelacht, dabei gab es genug Vorlagen für Kenner, sich ordentlich zu amüsieren. Oftmals nur Totenstille.

Ist doch perfekt! Man geht doch nicht ins Kino, damit einem andere Leute in die Tonspur lachen... :mr.green:

 :frown:

Ein bisschen Happening-Stimmung darf es aber manchmal auch sein.

Zitat von: Grusler am 31 August 2019, 05:24:35Shannon ist sauer (Achtung Spoiler!):

Spoiler: zeige
https://www.rollingstone.de/once-upon-a-time-in-hollywood-bruce-lee-tochter-sauer-1742849/

Spoiler: zeige

Absolut nachvollziehbar.  Er ist auch die einzige (?) Figur im Film, die ausschließlich zur Belustigung eingeführt wird und dann auch noch von der Filmcrew "gerettet" werden muss. Klar, zementiert Cliff Booth zum Badass, aber dafür muss man Lee nicht derart degradieren.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: JasonXtreme am 2 September 2019, 13:27:39
@ Mr. Blonde
Deinen Abhandlungen kann ich nur voll und ganz beipflichten. Das mit dem Ende wäre wirklich so drin gewesen, wie Du es beschreibst - hatte ich so ähnlich weiter vorne im Thread ja auch mal orakelt, dass ich mir das Ende so denke :D

Lees "Degradierung"... einerseits richtig, war nicht wirklich nötig, vor allem weil es nur ihn trifft - vielleicht wollte er aber auch einfach nur ein bisschen mit der Arroganz abrechnen, die Lee ja durchaus wirklich hatte. Natürlich konnte er es sich zum Teil leisten, aber... so schlimm finde ich es in der Konsequenz nicht, da ich dafür die Figur von Cliff zu geil finde - und hätte man einen x-beliebigen Martial Arts Star genommen dafür, wäre es zwar gegangen, hätte aber nicht so großartig funktioniert :D
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: endoskelett am 3 September 2019, 01:03:05
Spoiler: zeige

Für Tarantino-Verhältnisse war das eine ziemliche Enttäuschung für mich/uns. Statt einer packenden und originellen Story berauschen wir uns endlos an Autofahrten, Soundtracks, einer glücklichen Tate und tatsächlich einer Geschwätzigkeit, die mich bisher nicht gestört hatte. Das ist alles schön fotografiert und gespielt, aber langweilte (mich) irgendwann. Ist kein Problem, wenn Leute sich da herrlich verlieren können. Das Ende ist heftig und absurd-komisch, und doch zu kurz, zu schnell vorbei, wirkte doch befremdlich zum ganzen Film. Die Darstellung von Bruce Lee ist ein einziger schlechter Witz. Er ist hier nur ein total überheblicher Wicht, der dann angreift wie ein Holzkopf...pah! Nunja, der Film hat ein paar gute Momente (die Manson-Farm war toll), aber auch unglaubliche Längen, die Dialoge brillieren nicht wie in der Vergangenheit, für mich insges. kaum Wiederanschauwert und im Kanon von QT der schwächste seit weiss nicht wann...5/10
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: DisposableMiffy am 25 Oktober 2019, 11:15:59
Zumindest in Nordamerika kommt der Film mit vier zusätzlichen Szenen erneut in die Kinos.

https://www.indiewire.com/2019/10/quentin-tarantino-adds-four-scenes-once-upon-a-time-in-hollywood-re-release-1202184268/ (https://www.indiewire.com/2019/10/quentin-tarantino-adds-four-scenes-once-upon-a-time-in-hollywood-re-release-1202184268/)
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Newendyke am 25 Oktober 2019, 12:09:57
Zitat von: DisposableMiffy am 25 Oktober 2019, 11:15:59Zumindest in Nordamerika kommt der Film mit vier zusätzlichen Szenen erneut in die Kinos.

https://www.indiewire.com/2019/10/quentin-tarantino-adds-four-scenes-once-upon-a-time-in-hollywood-re-release-1202184268/ (https://www.indiewire.com/2019/10/quentin-tarantino-adds-four-scenes-once-upon-a-time-in-hollywood-re-release-1202184268/)

Wäre echt geil, wenn das auch zu uns kommen würde... aber ich hab da langsam die Hoffnung aufgegeben (genauso wie "The Whole Bloody Affair")... ist halt eine US-exklusive Sache, die Tarantino da immer wieder gerne veranstaltet.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: elpadro am 25 Oktober 2019, 16:07:36
Hm, ob da jemand Terminator am Startwochenende ein Wenig Wasser abgraben möchte ...?
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Mr. Blonde am 19 Januar 2020, 08:11:37
Tarantino möchte eine "Bounty Law"-Serie drehen und hat dazu bereits 5 Episoden geschrieben. Eine Folge soll 30 Minuten dauern.

https://cinemediatech.wordpress.com/2020/01/19/once-upon-a-time-in-hollywood-quentin-tarantino-dreht-bounty-law-serie/
Titel: Re: Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde
Beitrag von: Hitfield am 17 Mai 2020, 12:23:58
ZitatIch befürchte eine 1969er "Natural Born Killers"-Variante auf dem Niveau der White Trash-Masturbationen Marke Rob Zombie/Sheri Moon.

Die inhaltliche Ausrichtung war dann doch anders als ursprünglich angenommen. Ich hatte Tarantinos Werk kürzlich für 99¢ bei Amazon Prime Video ausgeliehen. Die Prämisse mit dem Star des alten Hollywoods (gespielt von Leonardo DiCaprio), der sich karrieremäßig auf einem absteigenden Ast befindet, ist nicht schlecht. Ende der 60er befand sich Hollywood in einem ähnlichen Umbruch wie heute mit dem Aufkommen neuer Vertriebsformen. In beiden Fällen verschoben sich die Machtverhältnisse in der Filmbranche deutlich.

Wie dem auch sei. Darüber könnte man alleine wahrscheinlich mehrere Dutzend Seiten schreiben. Hut ab vor der Ausstattung, den Looks, den Kulissen, den Klamotten, den Straßenszenen usw. Diesbezüglich wirkt der Film wirklich so, als wäre er zu jener Zeit gedreht worden.

Leider halte ich "Once Upon a Time in Hollywood" trotzdem für einen der schwächsten Tarantino-Filme. Lange Dialoge und viel Gequatsche gab es bei ihm schon immer. Das war cool und ist eines seiner Markenzeichen. Hier bleibt aber kaum etwas hängen und in den ersten knapp 120 (!) Minuten erfahren wir lediglich (ich setze hier Spoiler, obwohl das meiste ohnehin bekannt oder banal ist):

Spoiler: zeige
- DiCaprio ist als ehemaliger Star so durch, dass ihn selbst eine naseweise 8-jährige Kinderdarstellerin aus der Fassung bringt.
- Brad Pitt ist Stuntman und DiCaprios bester Kumpel. Er lebt in einem versifften Wohnwagen und gibt seinem Hund ekeliges Dosenfutter. Außerdem hat er mal Bruce Lee vermöbelt (fand ich übrigens sehr lustig, da sein Legendenstatus oft überdeckt, was für ein arroganter Dummschwätzer Lee war).
- Sharon Tate ist mit dem "polnischen Pimmel Polanski" verheiratet, weil sie auf 12-jährige Bubi-Typen steht. Deswegen hatte Steve McQueen nie eine Chance, bei ihr zu landen. Davon abgesehen ist sie ein hübsches, liebenswertes Partygirl, das ihren Ruhm auch mal dazu nutzt, umsonst in ihre eigenen Kinovorstellungen zu gehen.
- Die Manson-Familie haust an der Peripherie Hollywoods und besteht aus verkifften und versifften Hippies, die von Weltfrieden reden, sich aber leicht radikalisieren lassen und auch mal gewalttätig werden. Ich hätte es übrigens besser gefunden, wenn sich Tarantino den einen kurzen Auftritt von Charles Manson in der Mitte des Films gespart hätte.


Und das war es. Ich habe glaube ich noch keine große Kinoproduktion mit Staraufgebot gesehen, in der so wenig passiert wie in "Once Upon a Time in Hollywood". Die ersten beiden Stunden bestehen im Prinzip nur aus belanglosem Gequatsche (sonst eine Stärke Tarantinos) und dem endlos langen Fahren durch das Stadtgebiet von Los Angeles mit 60er-Jahre Mucke aus dem Autoradio.

Das berüchtigte Ende des Films, das für Kontroversen sorgte, hat mir dagegen sehr gut gefallen. Folgt ähnlich wie bei "Inglourious Basterds" dem Motto, die Geschichte so zu zeigen, wie sie hätte verlaufen sollen (
Spoiler: zeige
die Manson-Familie überfällt das falsche Haus in den Hollywood Hills und wird nicht zum Jäger, sondern selber zum Gejagten und findet auf brutalste Weise den Tod
- wunderbar). Alleine für das Ende gibt es 1,5 bis 2 Punkte extra.

Macht dann 6,5 / 10.
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: JasonXtreme am 18 Mai 2020, 10:54:14
Ich hab die Tage auch mal die Zweitsichtung gewagt... ich fand ihn immer noch gut (8,5/10) aber ich verstehe die Kritik daran absolut. Er ist im Grunde wirklich zu lang, auch wenn mich das nicht wirklich gestört hat. Setdesign und Musik bzw. Zeitgefühl machen das bei mir wett. Er hat aber ganz sicher eigentlich zu wenig Handlung, und für mich kommen die ganzen Stars einfach zu kurz (Remar und Kove hab ich nach wie vor nicht erkannt). Was sie mit Olyphants Gesicht gemacht haben, oder ob er sich ner OP unterzogen hat, möchte ich bis heute gern wissen, denn so glatt war der zuletzt mit Glatze bei Hitman :lol:

Für mich bleibt absolut hängen, dass Tarantino ein Fan von Füßen ist (is ja bekannt), aber eben nur von hässlichen Quanten, denn auch hier gibts erstens Robbies krumme Hacken zu sehen, und dann die Hornhautbatschen von Margaret Qualley und Dakota Fannings Klumpfüße - aber vielleicht war das ja einfach historisch belegt, weil die Hippies immer barfuß rumrennen!? Ach und Rumor Willis hab ich auch nicht erkannt, dafür Victoria Pedretti aus der Serie You...
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Newendyke am 19 Mai 2020, 14:39:28
Der Film war für mich DAS feel good movie 2019! Dem hier schon beschriebenen Positiven wie auch Negativen kann ich mich im Grunde aber auch anschließen; klar, mit 2,5 h Plotlosigkeit hätte das wirklich zum Totalausfall führen können, aber die Charaktere, Sets und Stimmung haben mich von Minute 1 an so eingefangen, dass ich kaum Längen gespürt habe. Lediglich die Szene mit Booth und Spahn war im Vergleich zum Rest des Films etwas komisch deplatziert, jedoch hatte die komplette Sequenz einen unangenehmen Horrorfilm-Moment... hatte bei der Erstsichtung im Kino fast schon Leatherface erwartet.

Daltons Labilität und Karriereknick war wunderbar gespielt und das zeigt auch die Szene mit der Kleinen. Der Mann ist so verkorkst und kaputt, dass ihm jegliche Anerkennung recht ist, selbst die einer naseweisen method-acting Kindsdarstellerin.

Natürlich wird das Ganze von dem fantastisch aufgelegten Duo DiCaprio/Pitt getragen, die ich so liebend gerne im vermeintlich letzten QT-Vehikel sehen wollen würde.

Robbie hat leider etwas zu wenig zu tun bekommen, aber ihre Sharon war mir sofort sympathisch, da habe ich dem Ende schon etwas traurig entgegengesehen.

Das Finale, hehe, hatte den Basterds-Twist und ich hab das so dermaßen abgefeiert, dass mir schon fast Tränen vor lachen gekommen sind. Pitt, wie auch im Rest des Films, war einfach nur ne coole Drecksau. Was die ganzen Misogynie-Diskussionen angeht, da halte ich mich bedeckt... ganz ehrlich wird mir da zu viel hineininterpretiert. Das es in seinen Filmen immer zu heftigen Gewaltspitzen kommt, ist ja nun wahrlich nichts neues und es hat halt immer die Bösen hart erwischt, egal welchen Geschlechts. Ich sehe es eher so, dass er mit der Vergangenheit auf seine Weise abrechnet und seine Rachefantasie mal wieder auf die Leinwand gebracht hat... so what?!

(erst letztens auf Netflix "Hollywood" angesehen, welche auch die Geschichte umschreibt, was ich, wenn gut gemacht, begrüßen kann, aber jetzt nicht in jedem historisch angelegten Film brauche).

QT hat sich hier auch endlich einen Film geschaffen, in dem er seine Liebe zur 60er / 70er Musik voll ausleben konnte, ohne dass diese komplett aus dem Rahmen fällt (wie z. B. bei Django oder Basterds). Arsch auf Eimer sozusagen.

Mei, hab den Film nun 5 oder 6 oder 7 Mal gesehen... bestimmt nicht aus Langweile  :love:

8/10
Titel: Re: Once Upon a Time in Hollywood (Tarantino Filmprojekt über die Tate Morde)
Beitrag von: Grusler am 7 April 2022, 14:49:09
Nachdem ich den Film bisher nur einmal gesehen habe, muss ich die "Darstellung" von Bruce Lee erstmal relativieren, da ich den Zusammenhang nicht kannte und entsprechend vorurteilhaft vorbelastet war.

Man muss erstmal schauen, wie Bruce Lee dargestellt wird:

Die Szene, wo er der "Loser" ist, entspringt der Fantasie des Charakters von Brad Pitt, das stellt er sich so vor, was ja irgendwie auch Einblick in die Psyche des Charakters gibt. Alle hören doch nur von "ihm" (Bruce Lee). Gab es da nicht auch so ein Dialog bezüglich Bruce Lee, a la "Er war auch da." Glaube es ging um so eine Drogenparty von Steve McQueen.
Könnte auch eine Anspielung auf die Gerüchteküche um Bruce Lee sein, "Er ist arrogant." "Hat in Wirklichkeit nichts drauf." "Ist ein Großmaul und überheblich.", etc.

Und die zweite Darstellung ist die Erinnerung (also auch Fantasie) von Sharon Tate im Kino, die sich an das super positive Training mit ihm, für ihren Film, den sie sich im Kino anschaut, erinnert. Also super erleuchtend, u.s.w. was zeigt, wie sie "ihn" wahrgenommen hat.

Finde das ist schon etwas anderes, als "durch den Dreck ziehen". Also wenn ich nicht was übersehen habe oder falsch verstanden, wie gesagt erst einmal eingelegt. Oder ist es beim Brad Pitt-Charakter auch eine echte Erinnerun? Das könnte es nochmal etwas ändern...na ja, ich werde es ja sehen, bis dahin, bleibt es meinerseits zur Diskussion offen.
Quentin Tarantino meinte in einem Interview auch mal, es sei im Buch so dargestellt, dass Bruce Lee merkt, dass er es mit einem "Killer" zu tun hat und deshalb wohl seine Mühen hat, scheint also anders dargestellt zu sein, bzw. eingebunden, als im Film.

Shannon Lee hat sich wohl auch besonders durch irgendwelche Arschgesichter im Kino "angeregt" gefühlt, auszurasten, weil die wohl völlig abfällig waren, kann man so dann auch verstehen.
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