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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia

6 August 2011, 03:14:07 Letzte Bearbeitung: 6 August 2011, 15:26:27 von Jerry Garcia
Um nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen, beginne ich erst einmal mit einer Kurzkritik:




Brett McBean. Die Mutter. Psychothriller. Sie steht seit vielen Monaten am Rande des dröhnenden Highways und fährt per Anhalter. Sie steigt nur bei Männern ein. Längst hat sie vergessen, wer sie ist, woher sie kam, denn sie lebt nur noch, um den Mörder ihrer Tochter Rebecca zu finden. Per Handy konnte Rebecca ihr noch einen einzigen Hinweis geben: Auf dem linken Arm trägt der Mann ein Tattoo, auf dem STIRB MUTTER steht. Jeder Fahrer der anhält könnte der Killer sein oder jemand noch viel Schlimmeres.

Die Mutter trifft auf ihrer Reise in verschiedenen Kapiteln auf die unterschiedlichsten Menschen. Die Storys sind nicht vorhersehbar und bieten immer Abwechslung. Manche sind schlicht traurig oder nur eine kurze Begegnung, andere hingegen knüppelhart und grausam. Intensives Leseerlebnis mit ultrabrutalen Szenen und ruhigen Passagen, das auf mehr von Brett McBean hoffen lässt. Der FESTA-Verlag hat auch schon für demnächst (August) "Die Bestien" sowie voraussichtlich im Dezember 2012 (ja, wirklich erst 2012) "Das Motel" von McBean angekündigt. Pflichteinkäufe. Und wer sich an den Büchern des Herren Laymon mittlerweile satt gelesen hat und deren etwas überdrüssig ist - hier gibt es neues Futter, Leute.


Noch etwas Allgemeines zu meinen Rezensionen.
Ich unterteile die Kurztkritiken wie hier in zwei Parts:
1. Zusammenfassung vom Buchrücken abgeschrieben (Sollte dieser Text - wie schon oft geschehen - zu viel vom Inhalt verraten, ändere ich ihn durch Auslassungen ab)
2. Meine Meinung

Die längeren Rezis kommen so daher:
1. Zusammenfassung vom Buchrücken entnommen (Sollte dieser Text - wie schon oft geschehen - zu viel vom Inhalt verraten, ändere ich ihn durch Auslassungen ab)
2. Inhalt aus meiner Sicht nach dem Lesen (ohne zu spoilern, Schluss wird nicht verraten). Manchmal ist der Klappentext nicht nur verräterisch was den Inhalt betrifft, sondern schaut so aus, als hätte der Klappenfuzzi das Buch auch nur bestenfalls überflogen, was ich denn hier auch erwähnen würde. Einfach eine ausführlichere inhaltsangabe.
3. Meine Meinung

Übrigens sind Kommentare, Vorschläge oder Buchtipps ausdrücklich erwünscht. Suche immer nach neuem Material und vielleicht etwas, das mir bis dato unbekannt ist und hoffentlich mit Action oder Horror ausreichend garniert wurde.    

Jerry Garcia

6 August 2011, 12:42:27 #1 Letzte Bearbeitung: 6 August 2011, 15:21:38 von Jerry Garcia







Nachdem ich mir ja gleich zu meinem Start im Forum einen großen Klops geleistet und mich mit meiner ersten Rezi zum falschen Veröffentlichungsort verirrt habe :doof:, gleich mal mein dickes SORRY dafür. Und jetzt mal gleich zwei (da die Bücher zusammengehören) längere Rezensionen, um auch dafür mal eine Ansicht zu bieten.

Daniel Suarez. Daemon. Thriller. Seit langem wusste Matthew Sobol, Computergenie und einer der reichsten Männer des Silicon Valley, dass er sterbenskrank ist. Exakt in der Sekunde seines Todes nehmen rund um den Erdball Computerprogramme ihre Arbeit auf - zunächst unbemerkt, aber sehr bald wird deutlich, dass ein DAEMON unseren gesamten digitalisierten Planeten infiziert hat. Ein DAEMON, der herrscht, ein DAEMON, der tötet. Und in einer Welt, in der alle vernetzt sind, kann keiner entkommen. Es beginnt mit der Meldung des Ablebens des Computergenies und Spieleentwicklers Matthew Sobol. Doch einige Zeit nach seinem Tod sterben auf ungewöhnliche Weise zwei Programmierer, die für Sobols Firma gearbeitet haben. Der Ermittler Pete Sebeck wird auf den ersten Fall angesetzt, doch beim Fund der zweiten Leiche wird ihm der Fall vom FBI aus der Hand genommen. Der zunächst verdächtige Jon Ross (Computerconsultant) bringt Sebeck auf die Idee, dass der verstorbene Sobol ein Programm namens DAEMON entwickelt hat, das auf Ereignisse reagiert und dann selbstständig in Aktion tritt.

Als der gesamte Buchstabensalat (FBI, CIA, NSA, DEA, SWAT) die Villa des Toten genauer unter die Lupe nehmen wollen und mit einer immensen Streitmacht aufgefahren sind, deren Fahrzeuge sie im riesigen Hof des Geländes abstellen und mit ihrer Mannschaft dann das Gebäude umstellen, öffnet sich die Garagentür und heraus schießt ein ferngesteuerter Hummer (wir reden hier von dem Fahrzeug, Leute), der die Cops wie eine Art "Christine" auf Speed auf die Hörner nimmt und etliche davon wahrlich plättet. Er rast ohne Fahrer über den Hof, um gezielt zu töten, was ihm auch trotz Dauerfeuer der Beamten gelingt. Erst als sich die veerängstigten Bullen voller Panik vom Gelände entfernen, gibt die Karre Ruhe und verfolgt die Flüchtenden nicht. Während die Entkommenen ihre Wunden lecken, tauchen immer neue Fragen auf: Wieso zieht Sobol immer weiter Personen in manipulatives Spiel hinein? Warum wurde Detective Sergeant Sebeck bei den Angriffen so offensichtlich verschont? Welches Ziel verfolgt Sobol damit, seinen DAEMON auf die Menschheit loszulassen? Da wird die Journalistin Anji (Mitte 30, arrogant, hochnäsig) altersbedingt aus ihrem Job entfernt, nur um von Sobol an Schauplätze seiner Wahl geschickt zu werden, die große Nachrichten versprechen. Und Brain Gragg (Kleinganove, Computerexperte) wird nach einem irren Test von Sobol als Gründer einer Gruppe installiert, deren Zweck sich Gragg nicht einmal in seinen kühnsten Träumen vorstellen kann. Sobol taktiert mit Menschen wie diese es mit den von ihm entwickelten Computerspielen tun. Und genau auf diese Gamer fokussiert sich auch Jon Ross, der Detective Sergeant Sebeck weiterhin bei den Ermittlungen unterstützt. Doch dann wird Sebeck verdächtigt, verhaftet und schließlich zum Tode verurteilt. Natürlich hat Sobol das eingefädelt. Und die Behörden spielen schön mit, denn niemals in der Geschichte ihrer Rechtssprechung wurde ein Urteil so schnell gefällt, gingen Verhandlungen so zügig vonstatten. Klar, sie wollen ihre Unfähigkeit, die wirklichen Täter zu stellen, mit dem Opfer Sebeck vertuschen. In der Zwischenzeit gehen die Rekrutierungsmaßnahmen durch DAEMON weiter. Zudem beginnt er, Firmen sozusagen als Cybergeiseln zu nehmen. Eindringen in die Systeme, Übernahme und bei Gegenwehr wirtschaftlicher und finanzieller Ruin. Worauf läuft das alles hinaus? Weltherrschaft? Rache? Nichts und Niemand scheint die Bedrohung aufhalten zu können. Da verschanzt man sich in einer alten, aufgelassenen Militäranlage bei Oakland, um dem DAEMON auf die Spur zu kommen, da wird man von Dutzenden ferngesteuerter, gepanzerter Autos attackiert, die etliche Wachen töten und sich eine wilde Verfolgungsjagd durch die Stadt liefern.

Da werden Erinnerungen an die alten Car Crash-Filme wach. Explosionen, Blut und Trümmer begleiten die Blechorgie. Schüsse aus dem Hinterhalt und Verrat tun ihr Übriges. Und dann: CLIFFHANGER!!! Warten auf Teil 2. Ein blitzsauberer, perfekter Roman.Für ein Debüt geradezu genial. Schnelle, harte Actionkost gepaart mit SciFi- und Technothrillerelementen verwoben zu einer starken Story. Trau niemals Deinem Computer (und eine kleine, aber brutale Botschaft wird auch untergebracht: Tod allen Spammern). Ich hatte beim Kauf auf einen wirklich spannenden Cyberthriller gehofft, doch diese atemlose, nervenaufreibende Jagd nach dem DAEMON so garantiert nicht erwartet. Hier ist der Begriff Page Turner endlich wieder ohne Zweifel und völlig zu Recht angebracht. Eine wahrhaft positive Überraschung meiner letztenEinkäufe und absolut jedem zu empfehlen, der Action favorisiert und mal etwas zu lesen wünscht, das abseits der üblichenTerroristen-Pfade spielt. Das Ding ist hinterlistig, mit fiesen Fallen und durchaus intelligent, was man ja nicht von jedem Thriller behaupten kann. Man merkt dem Buch an, dass der Autor aus der IT-Branche kommt, aber bis auf wenige Ausnahmen ist es nicht schwer, der Handlung trotzdem zu folgen, da er den Leser nicht mit Fachtermini überfüttert. Jetzt heißt es nur warten auf die Fortsetzung und wann der angeblich geplante Film erscheint, steht eh noch in den Sternen, vermeintlich 2012. Die Filmrechte hat sich wohl Paramount gegriffen und auch schon ein Drehbuchautorenduo drangesetzt.  

Jerry Garcia

6 August 2011, 12:45:25 #2 Letzte Bearbeitung: 6 August 2011, 15:25:21 von Jerry Garcia





Daniel Suarez. Darknet. Thriller. Die Welt ist nur ein Spiel – das Überleben der Menschheit der Preis. Ein DAEMON hat die digitale Welt erobert, und wer das Internet beherrscht, beherrscht auch den Planeten. Die Menschen, die sich ihm unterordnen, erleben die Realität wie ein Computerspiel und werden mit ungeheuren Kräften ausgestattet. So gewinnt der DAEMON nach und nach immer mehr Macht jenseits der Datenströme. Und staunend erkennt die Menschheit: Vielleicht ist das die Rettung der Zivilisation.Doch diejenigen, die bisher das Sagen hatten, wollen sich nicht kampflos entthronen lassen. Auf allen fünf Kontinenten treten die Söldnerarmeen des Global Business an gegen den DAEMON. Und bald herrscht Terror in allen Ländern, brennen Städte und Dörfer, rüsten sich zwei Heere zur letzten Schlacht.

Der in "Daemon" von Sobol vor dem Tod durch Hinrichtung bewahrte Pete Sebeck macht sich auf eine Reise - eine Quest -, für die ihm ein Gefährte (oder Aufpasser?) zur Seite gestellt wurde. Beide wissen nicht, was genau auf sie zukommt und es führt sie durch ein zerrüttetes Land, das von Gewalt und Aufruhr heimgesucht wird. die alten Machthaber (nicht unbedingt die "demokratisch" gewählten Regierungsvertreter) wollen ihre Pfründe natürlich nicht so einfach dem Gegner überlassen und schlagen zurück, während sich überall im Land mit Unterstützung von Sobols Daemon unabhängige Enklaven bilden, die den ehemals Herrschenden ein Dorn im Auge sind. Angeheuerte Söldnertrupps aus dem Ausland machen diese freien Orte schwerstens bewaffnet dem Erdboden gleich, hinterlassen verbranntes Land und etliche Leichen, ganze Orte werden ausradiert, während die korrumpierbaren Medien die Massen mit gefaketen Meldungen über ausländische Invasoren aus dem spanischsprechenden Drogenmilieu südlich der Landesgrenzen auf Kurs halten, damit sie sich nicht den Freien anschließen und die wahre Natur ihrer sogenannten Regierung erkennen. Und dann ist da auch noch Loki, der mit seiner Armee von Killermaschinen, die ihm von Sobol bzw. dem Daemon zur Verfügung gestellt werden, gnadenlos unter den Süldnern und deren Anführern aufräumt. Doch er ist seiner Macht verfallen und benimmt sich nicht besser als einer der Despoten, die er bekämpft. Er sieht seinen Status als Möglichkeit, selbst zum Führer der neuen Ordnung zu werden. In diesem Wirrwarr soll Sebeck, wie sich bald herausstellt, Gründe finden, den Menschen ihre neue Freiheit und Zukunft zu belassen, die mit dem durch Sobol initiierten Daemon begonnen hat oder zum vorherigen Zustand zurückzukehren. Während seiner Quest begegnet er alten Kampfgefährten und neuen Verbündeten, die ihn unterstützen, soweit es in ihrer Macht steht. Wird sich die amerikanische Bevölkerung als würdig erweisen?


Dieses Buch sticht durch einen intelligenten sozial- und ökonomiekritischen Plot aus der Masse hervor. Da stellen sich Fragen, wie weit wir mittlerweile den Bossen in den Vorstandsetagen ausgeliefert sind oder die großen Männer des Global Business bald die Weltherrschaft endgültig übernehmen? Das enthält jede Menge Substanz und ist mit etlichen narrativen Feinheiten an den Leser gebracht. Da fragt sich schon der Eine oder Andere, wie sich der Rezensent auf dieser Seite plötzlich einem solchen Werk zuwenden konnte, passt es doch so gar nicht zu ihm. Wahrscheinlich hat er es geschenkt bekommen und dann nur gelesen, um den großzügigen Geber nicht zu brüskieren. Natürlich ist er von dem hohen Actionanteil, der hier und da auch recht brutal daherkommt, begeistert und das hohe Tempo der Story sowie die schnörkellose Dynamik haben ihren Teil dazu beigetragen. Doch auch der Part, der unsere derzeitige Regierungsstruktur (Wirtschaft oder gewählte Politiker) anprangert, hat seine Berechtigung. Man kann es derzeit doch immer wieder beobachten, wie Lobbyisten die eh nur noch repräsentative Regierung unterminieren und nur Geld und Wirtschaftsmacht zählen und die wahren Entscheidungen nur noch von den CEOs und ihren Handlangern getroffen werden, welche die Politk dann mit feinen Floskeln versehen (um nicht von Lügen zu sprechen) ausführt. Die Medien (besonders den verlogenen Faltblatt-Boulevard) haben sie im Griff und nutzen sie zur Manipulation der Bevölkerung und wer sich nicht an die von ihnen aufgestellten Spielregeln hält, die natürlich je nach Bedarf kurzfristig geändert werden, wird niedergemacht, die Existenz zerstört. Im Buch sollte man seine Aufmerksamkeit auf das Treffen der Geheimdienstorgane mit den den Vertretern der freien Wirtschaft lenken. Näher an der Wahrheit als man von einer fiktiven Geschichte erwarten sollte. Und über allem die Globalisierung, die weltweite Vernetzung, die Gefahren des Internet. Wer es beherrscht, wer sich die digitlae Welt zu Untertan macht, der kann die gesamte Menschheit unterjochen. Ob es nun um private Daten, Kontonummern oder freiwilliges Preisgeben von Privatangelegenheiten oder Meinungen geht, alles kann verwendet werden. Der Bürger wird ausspioniert und seine Daten verkauft. Der Mensch verkommt zum Arbeitsmaterial und zur Melkkuh. Durch die Angebote im weltweiten Wirtschaftssektor, durch die Konkurrenz, immer billiger zu produzieren, können diese Oligarchen, diese wenigen Superreichen, die sich mittlerweile ja sogar ihre eigenen, geschützten Reservate innerhalb des Landes bauen, können sie die Arbeitnehmer wieder erpressen, ihnen die in jahrelanger Arbeit erkämpften Rechte durch Auslagerung und Outsourcing von Jobs bzw. der Androhung entsprechender Maßnahmen wieder abspenstig machen, sie mit Löhnen abspeisen, von denen sie nicht leben können, und da genau diese Wirtschaft auch die Preise für die Güter des täglichen Gebrauchs trotz angeblicher Kontrolle der Kartellämter weiter unter sich ausmacht und durch Spekulationen künstlich zum Zweck der Gewinnmaximierung um jeden Preis hochhält, wird der arbeitnehmen wieder mehr und mehr zum Bittsteller, Leibeigenen oder Sklaven der kleinen elitären Gruppe reduziert, während sich die Bosse ihre Verluste oder Fehlinvstitionen von den Regierungen (die sie ja unterstützen) durch die Steuergelder der Bürger ausgleichen lässt. Eigentlich ist das Buch ein Skandal, weil es so nah an der Wahrheit ist, dass es schon fast wehtut. Schaut euch doch um. Japan, Lebensmittelskandal, Atomenergie und Stromkonzerne. Sicherheit kostet Geld, und das gedenkt die Branche in keinem Fall aufzubringen, würde ja die Gewinne schmälern. Wagt es eine Regierung trotzdem, Maßnahmen anzugehen, wird mit Klagen gedroht. Menschen gibt es schließlich viele, da sind einige Opfer verzichtbar, solange sie ihr Hab und Gut zurücklassen, um es zu verwerten. Modernes Raubrittertum ohne Konsequenzen. Zusammenschluss der Mächtigen mit Lizenz zum Plündern. Eigentlich ist dieses Buch ein Pflichtkauf - auch wenn dabei ein weltweit agierender Großverlag wieder mehr Einnahmen generieren kann.

Jerry Garcia



Und jetzt mal ein Beispiel, was ich unter (Lese-)Action verstehe:

Matthew Reilly. Hell Island, eine kleine Insel im Pazifik, ist das Ziel von vier verschiedenen Spezialeinheiten der US Army, die gleichzeitig mit ihren Fallschirmen über der Insel abspringen: eine Einheit der 82nd Airborne, eine gruppe von Navy SEALs, das geheimnisvolle Delta Six Team und die Marines des legendären Shane Schofield, genannt Scarecrow. Sie haben den Auftrag, herauszufinden, was mit dem Flugzeugträger George Washington passiert ist, der auf der Insel eine geheime Ladung an Bord nehmen sollte und zu dem kein Funkkontakt mehr besteht. Als Schofield und sein Team mit dem Fallschirm auf dem Flugzeugträger landen, machen sie eine grauenerregende Entdeckung: Die gesamte Besatzung des Schiffs wurde getötet, und von den 600 Soldaten, die eigentlich an Bord sein sollten, finden sie nur noch Leichenteile. Gleichzeitig hören sie per Funk, wie ihre Kameraden angegriffen und brutal massakriert werden - von einem unbekannten Feind, der offenbar schwer bewaffnet ist und keine menschlichen Laute von sich gibt.

Okay, hier wie angedroht die äußerst subjektive Meinung zum neuen Quickreader (nur rund 100 Seiten) von Matthew Reilly. Auch bei ihm lassen sich Komponenten und Elemente finden, die ihn von der primitiven Literatur (ich weiß, ich hacke schon wieder auf dem Thema rum, aber es widert mich einfach an, wenn einer glaubt, sich aufgrund seines vermeintlich höheren IQ über den Rest der Menschheit erhaben fühlen zu müssen, bloß weil er die unglaubliche Fähigkeit besitzt, unter Zuhilfenahme seiner Finger bis Zehn zählen zu können - und das ganz alleine) unterscheiden. In dezenten Andeutungen kritisiert er die Zulässigkeit von wissenschaftlich aufgerüsteten Soldaten und erörtert die Frage, ob es moralisch unbedenklich ist, jede technologische Neuerung in der modernen Kriegsführung auch einzusetzen.
Davon abgesehen bietet Matthew Reilly - Logik mal außen vor gelassen - als Maestro der Actionunterhaltung wieder eine astreine, temporeiche Story, die den Leser dauerhaft in Atem hält. Es ist absolut mitreißend und vibrierend wie Reilly Kampfhubschrauber und Marines mit vollem Elan massenweise Munition in die Reihen der Gegner pulvern lässt, dass die Blutfontänen nur so spritzen. Aufgrund der Kürze des zum weltweiten Tag des Buches (beim Veröffentlichungsdatum des Originals) erschienen Romans werden die Charaktere um die Hauptfiguren herum eher weniger bis gar nicht skizziert, doch das ist auch nicht von Nöten, da die Lebensdauer der meisten Personen eher kurz ist. Rasant prescht die Truppe vorwärts, dass es eine wahre Pracht ist.

Fazit: Der Begriff Page-Turner wird ja seit geraumer Zeit von den Verlagen für jeden Autor, den sie an den Käufer bringen wollen, recht inflationär verwendet, um einen neuen Superstar am Belletristikhimmel zu kreieren. Doch bei Matthew Reilly trifft dieses Attribut uneingeschränkt zu. Gnadenlose, schnörkellose und bisweilen sinnfreie, straighte Action bis zum Abwinken. Reilly rulez!! Für alle Freunde hemmungsloser Action: LEST MATTHEW REILLY!!!!. Und meine Bitte an alle Majors - jetzt noch ein Schofield-Movie. Weitere Titel um Shane Schofield sind "Ice Station", "Die Offensive" und "Operation Elite" (Ein weiterer ist in Vorbereitung und wird im Herbst im Original in Australien erscheinen). Alle noch im Buchhandel erhältlich (Übrigens habe ich KEINE prozentuale Umsatzbeteiligung - ich bin nur begeistert).

Jerry Garcia

6 August 2011, 21:26:00 #4 Letzte Bearbeitung: 7 August 2011, 12:36:33 von Jerry Garcia


Und hier etwas unerwartet Lektüre der etwas intelligenteren Art, ohne den Gedanken der Action zu vernachlässigen:

Max Barry. In Max Barrys Vision von Morgen läuft der globale Kapitalismus und Konsumterror Amok. Die Welt wird von einigen wenigen amerikanischen Konzernen beherrscht, die aggressiv um die Vormachtstellung am Markt kämpfen, wobei ihnen jedes Mittel recht ist. Angestellte werden nach ihrem Arbeitgeber benannt, Steuern sind verboten, selbst Polizei und amerikanische Waffenlobby sind längst privatisiert und korrupt. Die freie Marktwirtschaft kennt keine Grenzen oder Skrupel, und so ist es kein Wunder, als zwei Marketingangestellte von Nike die Idee zu einer gnadenlosen Promotionaktion haben. Um die Street Credibility eines neuen 2.500 Dollar teuren Turnschuhs zusteigern, wollen sie bei dessen Markteinführung 10 Teenager erschießen lassen. Da sie die Morde nicht selbst begehen wollen, ködern sie Hack Nike, einen kleinen, leichtgläubigen Vertreibsangestellten. Als er kalte Füße bekommt, geht er zur Polizei, die ihm anbietet, den Job gegen Bezahlung für ihn auszuführen. Doch auch die Polizei will sich die Hände nicht selber schmutzig machen und sublizensiert den Auftrag an die amerikanische Waffenlobby. Ein sauberes Lizenzgeschäft, wäre da nicht Agentin Jennifer Gouvernment, die dem Konsumwahn den rücken gekehrt hat und den Kampf gegen eine Welt aufnimmt, in der nur die Karriere zählt.

Ich schicke es gleich vorweg: Das Werk hat mich begeistert und ich kann es nur dringend als lektüre empfehlen. Auch wenn der Roman unter dem Siegel einer Satire vermarktet wird, kommt die Action nicht zu kurz. Die in der Zusammenfassung erwähnte Planung der Marketingstrategie des plötzlichen Kundentodes wird tatsächlich auch in die Tat umgesetzt, aber wir bekommen es auch mit schwer bewaffneten Milizen und Polizeieinheiten zu tun, die ihre Einsatzwagen mit aufmontierten MGs a la Death Race aufgemotzt haben. Auftragsmorde, Intrigen, Hinterhalte und bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Burger King und McDonald's gehören in den Handlungsablauf.

Als Satire kommt die Lektüre bissig, böse und absolut fies rüber. Eine Abrechnung mitdem Globalisierungs- und Wirtschaftsgebaren hauptsächlich der USA allererster Güte. Die Welt ist unterteilt in US-Wirtschaftszonen oder deren Gegner (z. B. EU oder China). Gesamtamerika bis Feuerland sowie Australien, Russland gehören gemeinsam mit Großbritannien und Japan zum US-amerikanischen Wirtschaftsreich, das natürlich von den USA verwaltet wird und "regiert" wird. Der Autor erwähnt real existierende Firmen namentlich und in einem Vorwort erklärt er warum und distanziert sich gleichzeitig davon, dass er diesen Firmen jegliche im Buch vorkommenden Aktivitäten im wwahren Leben unterstellen möchte, damit ihm die Firmenanwälte nicht mit einer klagewelle wie in den USA (HEUTE) üblich. Ansonsten hat er die bisherigen Auswüchse der Konzerne und ihrer Strategien sowie deren Werbemaßnahmen weiter geführt und überspitzt, wie die groteske Namensgebung der Bevölkerung, da die arbeitende Masse Nachnamen den Firmennamen ihres jeweiligen Arbeitgebers tragen muss wie z.B. Harry Arcor oder Shane McDonald's. Arbeitslose sind auch Nachnamenslos. Zudem entlarvt er die geistig flachen Werbemaßnahmen der US-Konsumankurbelungsindustrie, die wir ja weltweit und auch in Deutschland nur zu gerne übernehmen (siehe Saturn) als Volksverdummung ebenso wie das wenig soziale Verhalten und die Egoismen, die sich durch die immer weitere Privatisierung zum Zwecke der Gewinnmaximierung ergeben (Premiumstraßen, die nur Reiche befahren können, gesponsorte Schulen wie die Legoschule usw.).

So ist es denn auch zu erklären, dass in den US-Gebieten die Polizei privatisiert ist und statt für Recht und Ordnung zu sorgen eher ihr eigenes, gewinnbringendes Süppchen kocht. Strafverfolgung gibt es nur noch gegen Bares von den Opfern, wer nicht zahlen kann, hat dann eben Pech gehabt. Auf diese Art bekommt dann die NRA (National Rifle Association) den Mordauftag zugeschustert und daraus ergibt sich dann das Dilemma für Nike. Sämtliche Mitwisser der innovativen Werbekampagne müssen beseitigt werden, während Jennifer Government, die für eine geschwächte Regierung arbeitet, die fast alles in private Hände gegeben hat, den Tätern auf der Spur ist, weil die Eltern eines beim Attentat erschossenen Mädchens ihr Haus verkaufen, um die Ermittlungsarbeit zu finanzieren, da die Regierung nur Vorsorge trifft, dass keine Verbrechen geschehen, aber für die Strafverfolgung keine Mittel zur Verfügung stellt. Eine solche Praktik wird auch vom Gesundheitswesen gefördert. ein Krankenwagen fährt erst los, nachdem die Kreditkartennummer sowie die Liquidität des Kunden gepüft wurde. So kommt es, dass Jennifer Government bei ihrer Jagd nach den Verbrechern immer wieder in Shoot-outs gerät (Beispiel: die Polizei baut ein MG auf der Ladentheke des Burger King auf, um damit den gegenüberliegenden Konkurrenten McDonald's in Fetzen zu schießen. Ein herrliches Bild!!!), bei denen alle Mittel angewendet werden, die zur Verfügung stehen, sodass die Leser, die der Actionfraktion angehören, mehr als nur zufriedenstellend versorgt werden.


Nach AC/DC, Jimmy Barnes und Matthew Reilly ist Max Barry das nächste Highlight aus Down Under. Soderbergh und Clooney haben sich wohl mit gutem Grund schon die Filmrechte gesichert. Satire, Action, Thrill - alles drin. Und da ich noch nicht einmal alle starken Einfälle des Autors hier auflisten konnte - unbedingt lesen!!!!

Jerry Garcia



Schneller, globaler, tödlicher ist das Leben in der völlig durchkapitalisierten Welt Mitte des 21. Jahrhunderts. Auch der junge Londoner Investmentbänker Chris Faulker bekommt das zu spüren, als er seine neue Stelle bei Shorn Associates antritt, einer Firma, die vornehmlich in Krisengebiete der dritten Welt investiert. Die Konkurrenz hat Chris zum Abschuss freigegeben.

Morgan liefert hier eine actionreiche Satire zur Globalisierung und dem Kapitalismus moderner Prägung ab. Die Regierungen sind kaum mehr handlungsfähige Pleitiers und haben den gierigen Global Playern der Welt schon lange nichts mehr entgegenzusetzen. Die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer und der Gelder in Steueroasen nimmt ungeahnte Ausmaße an. Die Konzerne regieren mittlerweile selbst wie kleine Nationen - und zwar solche mit Macht und Geld. Wirtschaftlicher Aufschwung geht hier einher mit Arbeitsplatzverlust, die Kosten dafür tragen die Regierungen der Staaten. In diesem Ambiente kämpft Chris Faulkner im wahrsten Sinne des Wortes um einen neuen Job. Die Bewerber müssen den Gewinner in einer Art Death Race ausfahren. Wer überlebt, hat den Job. Und ist man erst auf seinem Platz, kann man jederzeit von einem Konkurrenten zum nächsten Duell herausgefordert werden. In ähnlicher Weise erfolgt die Auftragsvergabe der Firmen. Die Kunden müssen sich in einer tödlichen Auseinandersetzung beweisen, um den Auftrag zu erhalten. Um ihre Produkte zu verkaufen, werden gezielt Märkte geschaffen, die kleinen Länder weiter unter dem Existenzminimum gehalten. Die Schere zwischen arm und reich klafft immer weiter auseinander. Die reiche Minderheit beherrscht die Welt - und das sind die Konzerne und ihre CEOs.

Eine tiefschwarze, absolut bösartige Satire über die Auswüchse des Kapitalismus und der Globalisierung, die im Jahre 2049 völlig außer Kontrolle geraten ist und den Menschen nur noch als Ware oder Arbeitsmaterial ansieht - wenn er Glück hat. Nach einem etwas ruhigeren Beginn zieht "Profit" danach atemberaubend das Tempo an und bietet eine beklemmende Zukunftsvison, die Angst macht, aber unterhaltsam verpackt an den Leser gebracht wird. Das Buch rockt. Zwingend und überzeugend geschrieben, mit einigen Erzählsträngen auch zum aufmerksamen Lesen animierend, wird die Unmenschlichkeit der weltweiten Profitgier gnadenlos angeprangert. Sprachlich hervorragend umgesetzt, aber nicht ohne Klischees auskommend genau das richtige Buch für einen intelligenteren Leseabend ohne dabei zu langweilen. Lesetipp!

Jerry Garcia



Ken Bruen. Kaum zehn Minuten aus dem Knast, bricht Mitchell auch schon einem Punk den Arm. Als Geldeintreiber ist man nicht gerade zimperlich. Doch Mitchell will sein Leben ändern: legale Geldquelle, nette Frau, Kinder vielleicht. Als ihm die Diva Lillian Palmer einen Job auf ihrem Anwesen in Notting Hill anbietet, sieht er seine Chance gekommen – und Lillian könnte glatt die richtige Frau sein. Alles prima, wären da nicht Lillians zwielichtiger Butler Jordan und Gant, ein Geldhai, der seine eigenen Pläne für Mitchell hat.

Kaum draußen, erhält er von Billy Norton, seinem Kumpel, eine günstige und feudale Belibe und soll diesem beim Job als Geldeintreiber als Rückendeckung behilflich sein. Außerdem erhält er einen Job in Notting Hill, wo er das Anwesen in Ordnung halten soll und unter der Anleitung des Butlers Jordan die wesentlichen Arbeiten verrichtet. Als kleine Zugabe darf er sich auch mit der Diva des Hauses - ein schon etwas angestaubter Jahrgang, was den Mittvierziger aber nicht weiter stört. Und da es ihm trotzdem nicht an Zeit mangelt, macht er auch noch bei einem kleinen Bankding im Norden Englands mit. Er verliebt sich, trifft sich mit seiner Schwester und kümmert sich um die Jungs, die einen Verkäufer einer Obdachlosenzeitung, den er kannte, zu Tode geprügelt haben. Als er dann den Rolls seiner Lady in Notting Hill klauen soll, weigert er sich. FEHLER!! Jetzt steht er zwischen den Fronten, keiner will mit ihm zu tun haben. Und dann gibt es auch diverse Todesfälle in seiner Umgebung, von denen er nicht einmal ahnt, dass sie seinetwegen geschehen sind.

Cool, lakonisch, knochentrocken, hart, brutal und böse. In kurzen, knackigen Sätzen erzählt Mitchell aus seiner Persektive und in seinen knappen Worten, was ihm widerfuhr, seit er aus dem Knast draußen ist. Die Sprache ist leger, der Stil nicht unbedingt feinsinnig, aber krachend und die Figurenzeichnung ist auf die knappsten Merkmale begrenzt. Präzise, knapp und treffsicher schildert Bruen den Weg des Mitchell, wie er immer tiefer in den Sumpf gerät, statt sich ein neues (wie von ihm geplant) Leben aufzubauen. Schwarz-britischer Humor grundiert die Story und macht die knapp 260 Seiten zu einem erstklassigen Lesegenuss, angefüllt mit brutaler Gewalt und verweisen auf literarsiche Vorbilder oder Weggenossen wie James Ellroy. Das ist reine Straßenrealität. Mitchell verliert, aber knallt dem Schicksal trotzig eine in die Fresse. London Boulevard ist ein maulfaules, hellwaches Stück Genre-Literatur, desgleichen man lange suchen muss. Ein Guiness auf den Iren Bruen. Unbedingt lesen. Und den Film mit Colin Farrell anschauen.

Jerry Garcia




Diverse Autoren (Joe Hill, Joe Lansdale usw.): Die Toten sind zurückgekehrt und sie sind hungrig! Sie wanken über die Straßen, sie verstecken sich in Hinterhöfen, Garagen und Einkaufszentren und sie verspeisen Nachbarn, Haustiere und Polizisten. Sie sind gekommen um zu bleiben. Die Frage ist jetzt, was kann man dagegen tun? Wie soll man überleben?

19 Autoren (unter ihnen auch Koryphäen wie Joe R. Lansdale oder Brian Keene) haben zu dieser Anthologie Stories aus ihrem Portfolio beigetragen, die faszinierenden Zombiehorror von Voodoo über Biblethemen bis hin zu Twitter abdecken. Da werden Geschichten von gefühlvoller Liebe oder abgrundtiefem Hass in unterschiedlichen Abhandlungen kredenzt. Die meisten Stories lesen sich sehr flüssig, sind mal mehr, mal weniger ausführlich verfasst. Joe Hills Twitterhorror ist beim Lesen erst einmal gewöhnungsbedürftig, dafür aber eine gelungene Geschichte. Insgesamt nix mit den Schmachtvampiren der heutigen Zeit, sondern düsterer, teilweise brutaler Horror, der sich zwangsweise nur um den Tod dreht und dies auch in manchmal recht schmutziger und abstoßender Art und Weise. Keine Kleinmädchengeschichten a la Twilight mit bleichen Modelwerwölfen und übergelaufenen Vampirverrätern, die nur noch Konservenblut schlürfen. In der Sammlung herrscht noch der Hunger nach Blut und Menschenfleisch. Die Zombies haben seit George A. Romero den Vampirmythos endgültig abgelöst. So kommen hier also Joe R. Lansdale mit seinem staubtrockenen Texas-Style (und auch nicht ganz so nah am Zombieuniversum), Joe Hill mit seiner Twitterei oder auch Jonathan Maberry (dessen Zombiebücher ja vom Verlag damals schon nach einem Band abgewürgt wurden) zu Ehren, um dem Leser das Fürchten beizubringen.

Überraschungen sollte man nicht unbedingt erwarten, doch die Vielfalt der unterschiedlichen Geshcichten und voneinander abweichenden Schreibstile sorgen auf jeden Fall für eine Menge Abwechslung auf den knapp 480 Seiten. Die Ausfallquote bei den Stories ist gering, wirkliche Lückenbüßer kaum zu finden. Insgesamt also ist "The new dead" recht ordentliche, spannende und unterhaltsame Lektüre für den geneigten Zombieanhänger, der aber auch nicht auf ultraharte Splattereinlagen hoffen darf.

Jerry Garcia



Brian Keene: Jim Thurmond hat sich in einem Bunker verschanzt, in dem er vermeintlich sicher ist. Doch wozu? Die Toten beherrschen die Welt, und es scheint keine Zukunft zu geben - bis sein totgeglaubter Sohn anruft, der sich hunderte Meilen entfernt in einer Dachkammer versteckt. Fortan kennt Jim nur noch ein Ziel: seinen Sohn zu retten, koste es, was es wolle. Wild entschlossen bricht er zu einer Reise durch die Hölle auf Erden auf. Unverhofft erhält er Unterstützung durch einen alternden Priester, eine ehemalige Prostituierte und weiteren Einzelgängern auf der Flucht vor den Toten. Doch wird das reichen, um den Heerscharen der Untoten zu trotzen - und so manchen Lebenden, die sich im Angesicht der Katastrophe selbst zu reißenden Bestien gewandelt haben?
Indes hat sich eine Handvoll Überlebender in New York City in einem befestigten Wolkenkratzer verschanzt und stemmt sich der unaufhaltsamen Flut der unersättlichen Wiederauferstandenen entgegen. Doch ihre Zahl schwindet ständig, während die der Untoten nur wachsen kann, denn früher oder später stirbt alles - und kehrt zurück, um gnadenlos zu töten. Zudem erhalten die Untoten plötzlich einen entscheidenden Vorteil: einen mächtigen Anführer, der zum großen Vernichtungsschlag gegen die Menschen ausholt. Gibt es noch Hoffnung, oder ist die Erde unweigerlich und endgültig dem Untergang geweiht?

Heute beginne ich einmal mit dem einzigen minimalen Makel, den jedoch auch nur Leser von Matthew Reilly bemerken würden: hätte Brian Keene einen ähnlich temporeichen Stil wie vorgenannter Reilly, wäre das Buch über alles Andere erhaben, doch das ist eigentlich Kleinkrämerei bei einem solch starken Werk. Apokalyptisch, innovativ, modern, traditionell und extrem blutig sowie aufgepeppt mit Oralkastration und Darmschmuck, ist das Buch eigentlich aus zwei Teilen bestehend: 1. Auferstehung und 2. Die Stadt der Toten. Und hier gilt nur die Devise - Endzeit ist Zombiezeit. Eine Schlachtplatte für Splatteranhänger. Jim macht sich also auf die Suche nach seinem Sohn, findet dabei Reisegefährten alle Couleur und wird mit Gegnern verschienster Herkunft konfrontiert. Nicht nur die Zombies (die eigentlich Dämonen sind, die die Körper der Verstorbenen übernommen haben) stellen sich ihm in den Weg, sondern auch machtgeile, schwerbewaffnete Militärs, "ordentliche" Kannibalen oder Milliardäre auf dem Heilandtrip stellen sich ihm in den Weg, sondern auch das Viehzeug ist wieder "lebendig" geworden - unvergessen hier die Goldfischattacke oder die angreifenden Killereichhörnchen. Im ersten Teil werden zwar auch die Figuren eingeführt und vorgestellt, doch das tut dem gesamten Gemetzel keinen Abbruch, auf jeder zweiten Seite wird weiter geschnetztelt, was das Zeug hält, denn die Siqqusim wollen die Erde übernehmen und da darf kein Lebendes Wesen übrig bleiben. Trotzdem sollte man nicht alles zu bierernst nehmen, sondern lieber bierselig genießen, denn hier wird vor nichts halt gemacht. Männer, Frauen, Kinder, Babys und Tiere - alles wird niedergemäht zum Wohle einer neuen Welt.


Keene, dessen Arbeit mir hier zum ersten Mal in die Hände kam, hat das Zombiegenre eines Romero nicht unbedingt erneuert, aber irgendwie ins 21. Jahrhundert geführt. Auch wenn natürlich Erinnerungen an Dawn of the dead (Remake) und Land of the dead nicht zu übersehen sind (und auch diverse Personen zumindest namentlich Cameo-Auftritte haben, genannt seien hier George, Ken, Fulci und Savini), sind die schlabbrigen Jungs zwar etwas langsam, aber trotzdem durchaus beweglich und vor allen Dingen intelligent und dazu befähigt zu planen und Fallen zu stellen, was die Aufgabe der noch nicht übernommenen Menschen, dem Schicksal der anderen zu entkommen, schier unlösbar macht. So bleibt ein spannender, blutiger Reigen mit massig Action in militärischen Ausmaßen, der wieder den Kampf des Guten gegen das Böse heraufbeschwört und gegen Ende auch etwas den Glauben und die Religion durchschimmern lässt, es aber dem Leser obliegt, sich dazu seine eigenen Gedanken zu machen. Nichts für zartbesaitete Gemüter oder Leute mit schwachem Magen und einem Stephen King um Längen voraus. Da muss sich der (Alt-) Meister gewaltig strecken, wenn er Brian Keene mit seinen künftigen Outputs übertrumpfen will. Wer sich von dem Dauergemetzel auf kanpp 500 eng beschriebenen Seiten nicht abschrecken lässt, ist hier genau richtig - alle anderen seien gewarnt. Werdemir auf jeden Fall weitere in Deutschland erhältliche Bücher des Autors zu Gemüte führen. Für Horrorfans ein Toptipp (auch wenn man sagen könnte, dass weniger manchmal mehr ist).

Jerry Garcia



Heute mal etwas, das all jene erfreuen könnte, die sich eines Bürojobs rühmen können und die diverse mehr oder weniger sinnfrei Umstrukturierungen oder Neuorganisationen schon über sich ergehen lassen mussten:

Max Barry. Zephyr Holdings ist ein typischer Großkonzern voll Intrigen, absurder Managemententscheidungen, bizarren Mitarbeiterrichtlinien und einer Firmenphilosopie, die niemand versteht. Stephen Jones, der gerade eingestellt wurde, traut sich, Fragen zustellen, die man nicht stellen darf: Was macht Zephyr überhaupt und warum? Bald gelingt es ihm ,die großen Geheimnisse des Konzerns aufzudecken.

Willkommen bei Zephyr Holdings und einer Unternehmenskultur, die Ihnen die großen Fragen zur Arbeitswelt beantworten wird: - Was hat es für Vorteile, mit seinem Chef zu schlafen anstatt mit nur einem Mitarbeiter - Welche Bezeihung wird Ihrer Karriere wirklich von Nutzen sein? - Wann ist die Anwendung von Gewalt eine angemessene Reaktion auf die Entscheidungen des Managements? - Die Firmenphilosophie ist schwammig formuliert. Ist das etwa Absicht? - Warum ist der eine reservierte Parkplatz niemals belegt? - Ist das vorhaben, sich in der Kaffeepause einen weiteren Donut zu genehmigen, nur eine Bagatelle oder ein strafbares Vergehen? - Wenn das Unternehmen eine Neuorganisation durchführt, bedeutet das, dass die letzte nur Zeit- und Geldverschwendung war? - Was macht der Führungsstab eigentlich den ganzen Tag?

Und nicht zuletzt: Warum arbeite ich überhaupt? Nachdem mich der Australier schon mit seiner perfekten Globalisierungssatire "Logoland" begeistern konnte, nimmt er nun die amerikanischen Managementmethoden zielsicher auf's Korn; und sollte jemand seinen eigenen Arbeitgeber darin erkennen, so ist das wohl nicht weiter verwunderlich, denn etliche Winkelzüge besitzen einen klaren Wiedererkennungsfaktor, da die aus Amerika bekannten menschenunwürdigen Zustände erfolgreich in die ganze Welt exportiert wurden - globalisiert eben. Man kann auch anhand der täglichen Nachrichtenmeldungen aus unserem Lande bezüglich der Versuche, Aktionäre milde zu stimmen, deutlich herauslesen und -hören, dass die Vorhaben zwecks Umstrukturierung, Rationalisierung und Konsolidierung einem bestimmten Muster folgen. Woher dies stammt? Hier wird es erläutert.
Und so führt Max Barry nun den Leser in die zynische Welt des Managements. Zu Figuren, die sich tatsächlich einbilden, über alles erhaben zu sein, zumeist mehr mit sich selbst, ihrem Status und finanziellen Wohlergehen beschäftigt sind und völlig realitätsfremd zum Beweis ihrer eigenen Daseinsberechtigung immer wieder neue Umstrukturierungsmaßnahmen wie Externalisierungen oder weiteres Outsourcing zu ersinnen, obwohl die vorhergehenden gar nicht die Zeit hatten, um greifen zu können bzw. eh nur Zeitverschwendung waren, da weder durchdacht noch erfolgreich umgesetzt. Ohne wirkliche Kenntnisse der Arbeitsabläufe im Betrieb werden Mitarbeiter unproduktiv umgesetzt, durch Bespitzelungen drangsaliert, durch überflüssige Sitzungen von der eigentlichen Arbeit abgehalten und mit Sätzen wie "Behinderte werden nicht diskriminiert, sie werden versetzt" von der Wahrnehmung ihrer Rechte fern gehalten. All dies natürlich nur zum Wohle des Unternehmens, der - verbliebenen - Mitarbeiter und selbstverständlich des Aktienkurses und der eigenen Aktienoptionen und Bonuszahlungen. Die beiden letzten Punkte werden gegenüber der Belegschaft bei den obligatorischen Rundschreiben per Intranet wohlweislich nicht erwähnt.

Barry nimmt - böse und sarkastisch - die neue Unternehmenskultur auf die Schippe, zieht ihr die Maske der Integrität und Redlichkeit von der häßlichen Fratze. Jeder, der das unheimliche Glück (ich setze das Wort Glück hier absichtlich nicht in Ausrufezeichen, weil derjenige, der heute Arbeit hat, wirklich auch vom Glück gesegnet ist) hat, in einem größeren Konzern zu arbeiten, wird dieses Buch sicher mit großem Vergnügen oder bitteren Tränen der Wiedererkennung lesen. Jeder BWL-Student sollte wenigstens einmal kurz einen Blick in dieses Buch wagen. So wie der Autor den Managerrobotern den Spiegel vor die Nase hält, hoffe ich auf mehr Lesestoff von ihm. Im Vergleich zu "Logoland" fehlt hier zwar der Actionanteil und hin und wieder werden auch Klischees erfüllt, doch nichts kann den Gesamteindruck trüben. Satire pur. Eine perfekte Lektüre für jeden, der in Lohn und Brot steht (ausgenommen vielleicht der betroffene Personenkreis, da dieser wohl anderer Meinung sein dürfte).

Jerry Garcia



Völlig verkatert schaut Ig Perrish in den Spiegel: ihm wachsen Teufelshörner! Was hat er bloß in der Nacht getrieben? Dabeihat er schon sein Fegefeuer durchlebt, weil ihm niemand glaubt, dass er nicht hinter der grausamen Ermordung seiner Freundin steckt. Ig macht sich auf die Suche nach dem wahren Übeltäter, und auf einmal ist die Hölle los.

Da wacht der arme Tropf frühmorgens auf und muss beim Blick in den Spiegel feststellen, dass ihm Teufelshörner gewachsen sind. Als er merkt, dass das keine Suffhalluzinationen sind, pisst er sich erstmal ein. Doch das ist nicht alles. Er kann doch tatsächlich die niederen Gedanken und Wünsche seiner gegenüber lesen. Die wahren, die bösen Gedanken. Selbst ein Arztbesuch bringt da keine Abhilfe. Ein Abstecher zu den Eltern wird zur Tortur. Vor einem Jahr wurde seine Freundin ermordet und er unter Tatverdacht verhaftet, aber mangels Beweisen freigelassen. Entgegen seiner Hoffnung haben seine Eltern nie an seine Unschuld geglaubt, sondern nur versucht ihn frei zu bekommen, weil er eben ihr Sohn ist. Jetzt will er seine neue Macht nutzen, um den wahren Übeltäter zu finden, doch er nutzt sie auch anderweitig. Zu seinem Leidwesen kann er aber nicht so agieren wie ermöchte, sondern ist eher zur Reaktion geeignet. Irgendwie stehen ihm immer noch sein Gewissen und seine Skrupel im Wege, während der wirkliche Täter ein echter Psycho ohne Hemmungen ist. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Der neue Roman von Stephen King-Sprößling Joe Hill (Lobenswerterweise wirbt der Verlag immer noch nicht mit dieser Tatsache) legt eigentlich ganz amüsant und temporeich los, wenn sich dem armen Protagonisten seine neuen Kräfte offenbaren und er sichin die Gedanken seiner Mitmenschen einklinken kann bzw. diese sich gemüßigt fühlen, ihm all ihre bösen Geheimnisse mitzuteilen. Da treten schon einige obskure Wünsche zutage. Doch mit der Zeit wandelt sich das Geschehen in ein Psychogramm eines Gebeutelten. Enttäuschungen über seine Familie, Freunde und Mitmenschen ohne Ende, von Zweifeln geplagt. Er wird nicht zum Helden seiner Geschichte, kann trotz neuer Kräfte nur reagieren statt zu agieren und bleibt im Endeffekt das, was er schon zu Beginn der Story war - ein armer Teufel. Joe Hill entpuppt sich ob der dramatischen Handlung jetzt nicht unbedingt als Literat, weicht aber durchaus vom üblichen Handlungseinerlei der meisten Horrorbücher ab und widmet sich dem Seelenleben des armen Kerls, der hier zum Satan wird und feststellen muss, dass ihm seine Gegner weiterhin überlegen sind und er von anderer Seite auch keine Hilfe zu erwarten hat. Auch seine Rolle als erbarmungsloser Rächer kann er nur bedingt ausfüllen. Tempo zu Beginn und Tempo am Ende, etwas Fun und mittig speziell in den Rückblenden, die die Vorkommnisse aufarbeiten, die zu seiner Verwandlung führen, ein bisschen Leerlauf bzw. zähe Phasen kennzeichnen den nicht ganz rundum gelungenen Roman von Joe Hill, aber gute Unterhaltung bietet er allemal. Da wandelt einer auf Daddys Spuren und ist damit auf einem guten Weg, auch wenn er die Fans des blutigen Horrors im Stile eines Rollo, Keene oder Laymon hier nur bedingt auf ihre Kosten kommen lässt.

Jerry Garcia



Scott Sigler. Margaret Montoya ist Epidemieologin bei der CIA. Sie wird mit einer seltsamen Krankheit konfrontiert. Aufgrund eines unbekannten Erregers verwandeln sich normale Menschen in Psychopathen, die erst ihre Familien töten und sich selbst dann auf grauenerregende Weise umbringen. Schuld daran sind Samenkapseln außerirdischen Ursprungs, die sich perfekt dem menschlichen Körper anpassen können und diesen als Wirt benutzen, bevor sie den Körper rapide zum Zerfall bringen. Montoya und die US-Regierung glauben zunächst an eine terroristische Attacke mit einer neuartigen Biowaffe. Währenddessen wird auch der Ex-Footballprofi Perry Dawsey Opfer der Invasoren. Er bemerkt dreieckige Wucherungen an seinem Körper. Bald darauf hört er fremde Stimmen in seinem Kopf.

Endlich wurde die Reihe der belanglosen oder mittelmäßigen Einkäufe eindrucksvoll durchbrochen. Stephen King würde dafür töten, um endlich wieder einen solchen Roman verfassen zu können und die Splatterfraktion wird feucht im Schritt. Hier geht es blutig zu.
Zu Beginn plündert der Autor ansatzweise bekannte Motive aus "Body Snatchers", "Outbreak" und ein bisschen "28 Days later", um dann aber zu völlig eigenständigen Handlungsaufbauten zu finden und mancherorts fröhlich drauflos zu splattern. Garantiert keine Unterhaltung mit Jugendfreigabe, sondern gewalttätig mit einem Schuss Humor.

Der Autor erzählt hier zwei vorerst parallel verlaufende Geschichten. Da sind einmal die Wissenschaftler und CIA-Agenten, die hinsichtlich der unerklärlichen Ausbrüche unter der Bevölkerung zu ermitteln und dabei auf schreckenerregende Ereignisse stoßen wie sie grausamer nicht sein könnten. Während man in Labors zu ergründen sucht, was diese Vorkommnisse auslöst und wie man sie möglicherweise eindämmen kann, wird der Ex-Footballprofi Perry Dawson von den Paraiten befallen und Sigler zeigt nun seinen Kampf gegen die Auswirkungen des Befalls und die Übernahme seines Körpers UND Geistes durch die dreieckigen Gebilde und Wucherungen in seinem fitnessgestählten Körper. Das führt zu grotesken und äußerst blutigen Situationen (Selbstkastration mit der Geflügelschere; Hose runterziehen und dem nackten Hintern ein Lineal vorhalten, damit man seinem Arsch, bedeckt mit einer dieser Wucherungen, die Maßeinheiten erklären kann). Im Laufe der weiteren Handlung werden dann beide Parteien zusammengeführt und die wahren Ausmaße des Grauens, das die Erde befällt aufgedeckt und alles mündet in ein actionreiches Spektakel, das aber etwas zu kurz kommt.


Trotz einiger kleiner Logiklöcher ist dieses Buch eine wirklich feine Sache und die Ankündigung eines zweiten Teils erklärt dann auch den etwas verkürzten Schlussspurt. Meine Erwartungshaltung an die Fortsetzung ist hoch, da die Fronten jetzt einigermaßen geklärt scheinen und der Kampf ums Überleben der Menschheit wohl erst richtig in die Gänge kommen dürfte. Zudem wird damit geworben, dass die Filmrechte bereits verkauft seien und die Dreharbeiten in diesem Jahr beginnen würden. Doch dies hat man schon von etlichen anderen guten Büchern behauptet und letztendlich wurde die Option zur Verfilmung dann doch fallen gelassen, da die Filmstudios lieber den Weg des geringen Risikos wählen und eher zu Sequels oder Remakes tendieren, statt endlich wieder gute, neue Geschichten zu verfilmen (Matthew Reilly wäre da nur ein Beispiel von vielen, die auf die Leinwand gehören). Doch das ist eine andere Geschichte. Mehr zum Autor und seinem Schaffen unter Scottsigler.com. Schaut mal rein.

Jerry Garcia



Brian Keene. Endloser Regen hat die Welt ins Chaos gestürzt. Die alten Regeln der Zivilisation gelten nicht mehr. Jeder kämpft nur noch um das eigene Überleben. Teddy Garnett fühlt sich mit über achtzig Jahren zu alt, um sich evakuieren zu lassen. als die ationalgarde ihn abholen will, lehnt er ab und bleibt in seinem abgeschiedenen, hoch gelegenen Heim - allerdings ohne zu ahnen, dass der Regen nicht annähernd das Schlimmste ist, dem er zu trotzen hat. Ähnlich ergeht es einigen Überlebenden, die in den obersten Stockwerken eines Wolkenkratzers in Baltimore eine relativ trockene Zuflucht gefunden haben. Sie wähnen sich vergleichsweise sicher, bis aus den Fluten Kreaturen auftauchen, die man bisher nur aus dem Reich der Sagen und Legenden kannte.

Und ein weiteres Mal lässt Keene die Welt untergehen. Ein schreibender Roland Emmerich, der sich aber hollywoodtypische Happy-Ends erspart, dafür einen hohen Gewaltpegel in seine Werke einbaut. Sein Einstieg in seine neueste Geschichte ist diesmal nicht direkt von blutigen Einzelheiten geprägt, aber die (Regen-) Katastrophe ist schon in vollem Gange und die Erzählung wird in 3 Abschnitte unterteilt. Im ersten wird das Schicksal zweier alter Haudegen und WKII-Veteranen geschldert, die sich der Evakuierung durch die Behörden verweigert haben und lieber in ihren Häusern auf einem bewaldeten Berg dem Fortgang der Ereignisse harren. Was um sie herum passiert bzw. passiert ist, erfuhren sie nur aus den Nachrichten, solange noch gesendet werden konnte. In diesem Teil nimmt sich Keene denn auch Zeit für die Charakterisierung seiner Figuren - speziell für seinen Protagonisten Teddy mit seinen achtzig Jahren - und baut die Handlung ruhig und konsequent auf. Ab dem zweiten Part wird es rasanter und vor allem auch entschieden blutiger mit ein paar etwas verwegenen Ideen, die man auch leicht als spinnert abwerten kann. Die Spirale der Gewalt dreht sich hier eindeutig schneller und es fließt eine Menge Blut. Eine fast zwanzigköpfige Gruppe wird nach und nach von menschlichen wie auch Meeresungeheuern dezimiert und flieht alsbald ohne Hoffnung auf ein minimales Häuflein zusammengeschrumpft mit einem Hubschrauber in die Berge, wo sie den Alterchen mehr oder weniger vor die Füße fallen und sich nunmehr mit diesen gemeinsam dem Kampf ums Überleben stellen, was dann den dritten und finalen Teil des Buches darstellt. Gewisse Ähnlichkeiten zu "Das Reich der Siqqusim" sind augenscheinlich. Egositen und Wahnsinnge sind ebenso vertreten wie Ob, der Herrscher aus der Unterwelt. Die Frage nach einem Happy-End erübrigt sich wie schon erwähnt und wird eher zum Open-End mit Touch zum Negativen.

Eine gute Horrormär, die sich teilweise an Stephen King anlehnt und wie dieser auch etliche Klischees bedient. Die Bösen haben alle einen an der Rassel und die Guten benehmen sich teilweise so dämlich wie die Opfer-Teens in einem Hollywood-Horrorschinken. Also wer keinen Tiefgang, sondern ab ca. Seite 120 harte Horrorkost erwartet, ist hier definitiv richtig. Insgesamt kann es mit "Das Reich der Siqqusim" nicht mithalten, zudem ist das Muster seiner Weltuntergangsszenarien gepaart mit religiösen Anspielungen recht auffällig und wirkt dadurch doch etwas ideenlos - besonders wenn man die Bücher innerhalb kurzer Zeit fast direkt hintereinander gelesen hat. Trotzdem einer der besseren Horrorautoren und ich werde auch weiterhin seine Bücher kaufen - so sie in deutscher Sprache erscheinen.

Jerry Garcia



Matthew Delaney. Als Meeresforscher ein im 2. Weltkrieg gesunkenes Schiff entdecken und bergen, können sie nicht ahnen, welche Gefahren sie damit heraufbeschwören. Denn in dem Wrack befindet sich ein Wesen, das nur ein Zeil kennt: zu töten. Mit der Überführung des Schiffes nach Boston beginnt für die Bewohner der Stadt eine Phase des Schreckens. Bizarre morde, verstümmelte Leichen und kryptische Zeiochen halten die Polizei in Atem, und alles scheint auf eine Verbindung zwischen den Gewalttaten und dem Wrack hinzudeuten. Bei den Ermittlungen stoßen die Kriminalbeamten auf ein Geheimnis, das weit in die Vergangenheit zurückreicht. Zweiter Weltkrieg - Pazifik. Die Amerikaner erobern Insel für Insel in blutigen Gefechten von den Japanern zurück. Doch dabei werden sie auch von einer unerklärlichen Macht attackiert. Etwas Unsichtbares, Unheimliches ergreift Besitz von Menschen (auch wenn im Folgenden das Wort "besitzergreifend" eine tragende Rolle spielt, handelt es sich NICHT um eine Frau).

Irgendwann stellte sich bei mir der Eindruck ein, dass hier "Predator" mischt "Der schmale Grat" auf Pate gestanden haben könnte. Schöner Mix. Zeitsprung 2008. Eine Bergungsmannschaft ist dabei, das gesunkene Transportschiff "Galla" zu heben, das während der Rückfahrt mit Verwundeten 1943 von den Japanern versenkt wurde. Zwecks Untersuchung und späterer Ausstellung im Museum wird das Schiff nach Boston überführt. Keiner der vor Ort Beteiligten ahnt, was sie sich da in die Stadt geholt haben. Und nach einigen Monaten gehen auch schon die Morde los. Brutale Gemetzel, bizarre Botschaften mit Blut und Exkrementen an die Wände gemalt und eine Menge Verdächtige halten die Beamten auf Trab. Die Opfer sind scheinbar willkürlich ausgewählt und haben offensichtlich keine Verbindung zueinander. Nachdem die Gerichtsmedizin vor einem Rätsel steht und die Wunden eher auf einen animalischen statt menschlichen Täter hindeuten, beginnt man sich mit dem Gedanken an Dämonen zu beschäftigen, die auf der Suche sind. Doch was suchen sie? Antwort im weiteren Verlauf der Handlung des Buches - nicht hier.

Seit der Erstlektüre des Debüts von Matthew Delaney vor einigen Jahren habe ich mir den Gedanken an ein starkes Werk bewahrt und nun aufgrund des Erscheinens seines zweiten Romans "Golem", der übrigens nichts mit der Handlung von "Dämon" (Originaltitel "Jinn") zu tun hat, die Sache nochmals in Angriff genommen, sodass ich auch hier auf dem Blog (damals war ich hier noch nicht eingeladen, meine sinnfreien Amateurkritiken auf die armen Blogverfolger loszulassen) nun eine Meinung äußern kann und gleichzeitig prüfen, ob das Buch bzw. meine damalige Meinung einer Zweitlektüre standhält. Zwar habe ich zwischenzeitlich feststellen können, dass die Kritiken zu dem Output von Delaney durchaus voneinander abweichen (von genial bis übler Müll ist alles vertreten), doch ich sah mich in meiner subjektiven Einstellung zu dem Werk einigermaßen bestätigt. Auffällig ist eine kleine Ähnlichkeit mit dem Film "Dämon" mit Denzel Washington, aber der Hauptteil des Buches ist nicht inhaltsgleich mit dem Film, der übrigens auch nichts mit diesem Werk zu tun hat. Erfreulich ist ein gewisser Härtegrad bei den Morden oder den Szenen im Pazifik. Zudem wurde das Ganze mit einer ordentlichen Portion Action garniert und Thrillerelemente fehlen auch nicht. Manches wirkt jetzt im Nachhinein etwas an den Haaren herbeigezogen und unlogisch, ein paar Fehler sind aufgefallen, aber das tut der Sache im Ganzen nicht weh, denn wer erwartet bei einem Horrorroman um Dämonen eine realistische Schilderung der Ereignisse? Ich zumindest nicht. Stilistisch erwartet den Leser keine neue Herangehensweise, Delaney schreibt wie viele andere Autoren auch recht unauffällig ohne großé Abstriche, aber auch ohne dass man ihn hervorheben müsste. Die ganze Chose hat Feuer von Beginn an und fast ständig passiert etwas. Verfolgungsjagden, Feuergefechte, hoher Body Count und Blutvergießen in rauen Mengen. Horrorherz, was willst Du mehr. Trotz seiner über 750 Seiten ein unterhaltsamer, schnörkelloser Reißer, der Lust auf mehr gemacht hat. Glücklicherweise ist die Wartezeit jetzt vorbei. Eine letzte Anmerkung zu den Verlagsangaben. Angeblich wurden die Rechte zur Verfilmung schon vor Fertigstellung des Buches an Touchstone verkauft. Wo bleibt der Film? Wieder so ein Fall, wo sich die Majors Optionen auf ein Buch sichern (Bei den genialen Werken "Ice Station" und "Contest" von Matthew Reilly war es ähnlich) und dann passiert nichts. Optionen verfallen und gehen an den Autor zurück oder die Rechte bleiben beim käufer und blockieren so die Möglichkeit, dass sich vielleicht ein anderer der Verfilmung annehmen kann. Stattdessen wird weiter auf Prequels, Sequels, Reboots oder Remakes gesetzt. Denen gehen nicht die Ideen aus, die sind zu bequem und zu feige oder geizig neue Stoffe zu verfilmen, die sicher ankommen würden. Es sind so viele wirklich gute Bücher auf dem Markt, die zu verfilmen sich lohnen würde und wenn sie sich schon Rechte sichern, sollen sie gefälligst auch was draus machen, statt zum Beispiel "Conan" mit Jason Momoa zu remaken oder wie damals "Rollerball" als Neuinterpretation zu versauen.

Jerry Garcia



Jason Brannon. Captain Jack Omaha besucht mit seiner ungewöhnlichen kryptozoologisachen Wanderausstellung die Stadt Crowley's Point. Doch hinter den Gitterstäben seiner Käfige lauert etwas Tödliches und Hochintelligentes. Während er versucht, mit dem Zoo in Crowley's Point Verhandlungen aufzunehmen, braut sichein Sturm zusammen, und als dieser losbricht, trifft der Mensch auf Bestien und auf etwas noch viel Schrecklicheres. Für die hilflosen Besucher wird der Zoo zu einem Käfig, aus dem es kein Entrinnen gibt. Die Naturgewalten und die finstersten Grauen sind entfesselt. Wer wird die Angriffe der blutrünstigen Kreaturen überleben? Gibt es einen Ausweg aus diesem Käfig?

Teddy Archer, seines Zeichens Polizist mit Gespür für den eigenen Kontostand, vermittelt für Leonard und seine Kumpel, gelangweilte Erfolgsbörsianer mit zuviel Geld, eine Beute, die sie in einem abgehalfterten Quarter ihrer Heimatstadt mit ihren High-Tech-Waffen zu Tode hetzen können, um sich die Trophäe an die Wand zu hängen. Mit dem, was Jack Omaha ihnen liefert, hatten die überheblichen und verweichlichten Großkopferten denn doch nicht gerechnet. Muffensausen stellt sich ein, doch ein Zurück gibt es nicht mehr. Zumal Omaha auch noch ein falsches Spiel im Sinne hat. Zum Leidwesen der Freizeitkiller natürlich. Weiter geht die Reise Richtung Crowley's Point und dem dort beheimateten Zoo, der kurz vor der Pleite steht und dem die Wirtschaftskrise wie anderen Geschäften auch schwer zu schaffen macht. Da kommt die Wanderausstellung gerade recht. Ein Angebot wird gemacht und akzeptiert. Omahas Monster finden einen Unterschlupf. Währenddessen säubert sich Polizist Teddy von den Eingeweiden seiner Kunden, nachdem ihn sein Instinkt und eine schnelle Reaktion davor bewahrten, ebenfalls ein tragisches Opfer in der Farce des Captain Omaha zu werden und nur noch als eine "köstliche" Anekdote in dessen Vita zu existieren. Jetzt wirft er alle Hemmungen und Zukunftspläne über Bord und ist nur noch auf Rache aus. Somit beginnt seine eigene Großstadtjagd - die nach Captain Jack, der mittlerweile seine Zelte im Zoo aufgeschlagen hat, und nach Teddys Regeln. Im neuen Domizil des Schaustellers erfreuen sich die ersten Besucher an den Tieren des Zoos, während ein heftiges Unwetter mit Tornadowarnung naht. Natürlich hat das Unwetter unmittelbare Auswirkungen auf den Zoo. Mal abgesehen, dass es zum Davonschwimmen schüttet, fällt der Strom aus, die Kommunikationsmöglichkeiten liegen plötzlich brach und Zootiere wie Bestien kommen frei. Fröhliches Halali. Wer nicht rechtzeitig flüchten kann, wird niedergemetzelt und als schmackhaftes Häppchen genutzt, bis nur noch Omaha und ein kleines Häuflein Unverzagter übrig sind. Und in dieses blutige Chaos kommt der Polizist/Jäger Teddy, der mittlerweile von einem Medium geführt wird. Schwerbewaffnet erreicht er den Zoo in dem Moment, als die Gräueltaten beginnen.. Und er sieht sich nicht nur den räuberischen Zootieren gegenüber, sondern auch dem Jersey Devil, Mongolischen Todeswürmern, El Chupacabra und dem Drachen von Bone Island - und alle gieren nach Blut, Fleisch und Rache.

Ein Tierhorror mit übersinnlichen Momenten und während ihres grausamen Überlebenskampfes machen die Protagonisten jeweils ihren persönlichen Wandel durch. Aus Gejagten werden Jäger, feige wird mutig, Einsichten machen sich breit, statt zu reagieren wird nun agiert. sie gehen Koalitionen ein und kooperiren bei der Jagd nach den Bestien des Wanderzoos. Sie stellen Fallen, um die Kreaturen zu vernichten, müssen aber auch erkennen, dass die Viecher ihnen durchaus an Raffinesse und Rachedurst überlegen sind. Besonders auf ihren ehemaligen Peiniger Captain Jack Omaha fokussiert sich das Interesse der Monster. Und da ist ja auch noch Teddy, den sein Gewissen und sein Jagdinstinkt auf die Spur von Omaha setzen, wobei er natürlich auch mit der animalischen Bedrohung in gewalttätige Auseinandersetzungen gerät. Und für Jack Omaha hat er noch etwas ganz Perfides in petto. Der Basilisk-Verlag hat mir mit "Der Käfig - The Cage" das Vergnügen beschwert, einen mir bis dato unbekannten Autor namens Jason Brannon lesen zu können. Dieser spielt auch gleich mit der Gier des Menschen nach Sensationen, der Faszination des Grotesken nach Blut und Gewalt. Immer größer, immer mehr, immer schrecklicher. So kann man sich denn auch die gelangweilten reichen Jäger erklären, denen Familie, Geld verdienen, Wohlstand, Freunde zu wenig sind, die einen abartigen Nervenkitzel bei der Jagd nach Lebewesen empfinden wollen, um zu spüren, dass sie selbst noch lebendig sind. So wie die Typen glauben, dass sie sich mit Geld alles erlauben können, spielen finanzielle Belange auch bei den anderen Handelnden zu Beginn der Geschichte eine Rolle. Der bestechliche Polizist, der gierige Omaha und der Zoomanager in der Krise. Nebenbei erinnert die kryptozoologische Wanderausstellung des Captain Jack Omaha zumindest zu Anfang etwas an F. Paul Wilson und seinen Oszymandias Prather mit seinem Kuriositäten-Kabinett aus "Der letzte Rakosh" mit dem Protagonisten Handyman-Jack. Stilistisch ist Brannon fein goutierbar, auch wenn ich ihn vielleicht nicht gerade zu den Meistererzählern zählen möchte. Aber das sind andere Erfolgsautoren auch nicht. Auf jeden Fall versteht er es, Angst zwischen zwei Buchdeckeln zu verbreiten und er setzt nicht nur auf vordergründige, blutrünstige Szenen, an denen es aber nicht mangelt, sondern lässt die Furcht der Protagonisten vor den geflüchteten Kreaturen in der Dunkelheit fast spürbar werden. Wer Stephen King schätzt, macht hier garantiert keinen Fehler beim Erwerb des Buches. Auch Brannon bietet neben Horror pur, Grusel und Grauen Eigenschaften wie Menschlichkeit, Familiensinn, Loyalität und Zusammenhalt im Angesicht drohender Gefahr. Narrativ vielleicht nicht der Überflieger, aber auf jeden Fall gut genug, um den Roman ohne große Einschränkungen empfehlen zu können. Kleine Schwächen sind verziehen. Sehr ordentlicher, übersinnlicher Tierhorror.

Jerry Garcia

23 August 2011, 14:13:07 #15 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:00:07 von Jerry Garcia


Brian Keene. Larry Gibson sehnt sich nach Abwechslung in seinem eintönigen Alltag als Lagerarbeiter. Als er Sondra kennenlernt, eine betörende Stripperin, wird sein Leben schlagartig aufregend. Zu aufregend. Von einem Tag auf den anderen sterben seine Freunde, und er ist auf der Flucht vor der russischen Mafia, der Polizei und einem schier unbesiegbaren Wahnsinnigen. Will Larry überleben, muss er einen Weg finden , Whitey zu töten.

Larry und seine Kumpels Darryl, Yul und Jesse sind Arbeiter, ganz normale Typen mit entsprechenden Bedürfnissen. So führt sie eine fröhliche Abendgestaltung in den Stripclub Odessa, um sich an den Mädels zu ergötzen. Und Larry vergafft sich prompt in die Hauptattraktion Sondra. Ab da besteht seine Freizeitgestaltung hauptsächlich aus Besuchen im Odessa. Nicht dass er auch in die Nähe der Tusse käme. Da geht es ihm wie Schalke - nur gucken, nicht anfassen. Bis er sie eines nachts in seinem Truck versteckt vorfindet, auf der Flucht vor ihrem Boss und Zuhälter mit Prügelvorlieben Whitey. Klar, dass Larry ihr hilft. Und damit ist die Spirale der Gewalt ausgelöst. Die Russenmafia ist nicht zimperlich, wenn man sich an ihrem Eigentum vergreift. (Einschub: Zu diesem Zeitpunkt vermutete der hier parlierende Lesewichtl, dass die Schnepfe nicht ganz koscher ist. Ob das den Tatsachen entspricht, wird nur im Buch aufgelöst. Einschub Ende) Die muntere Jagdgesellschaft um Whitey erweist sich als äußerst kreativ und rücksichtslos in ihrem Vorgehen, doch das Wild schlägt zurück. Da er schon miterleben musste, wie seine Freunde und fast auch sein fetter Kater Webster - ein herzallerliebstes Tierchen mit Hang zur Fresssucht und Neigung zu Attacken auf Besucher - brutal gemeuchelt wurden, wählt er ähnliche Methoden wie seine Peiniger, um sich und Sondra zu retten. Bei den Auseinandersetzungen erlebt Larry die eine oder andere Überraschung was den Russki, genannt Whitey, angeht. Doch im Kampf um's Überleben wächst der nette Kerl von nebenan über sich hinaus. Und wie!!!

Mit seinem wirklich sympathischen Protagonisten Larry lässt Brian Keene den Leser erst einmal für rund 80 Seiten auf einen Club-Trip gehen, bei dem sich die Jungs eher mit tarantinoesken Dialogen ohne Fussfetischismus amüsieren, bevor er dann plötzlich und unerwartet (naja, fast unerwartet. es ist ja schließlich Keene) mit brutaler Gewalt aufwartet. Willst Du blutige Details mit Trockenhumor garniert? Willst Du einen heftigen Thriller mit spät einsetzender übernatürlicher Note? Dann "Kill Whitey". Nach der 80-seitigen Einleitung geht es denn auch richtig zur Sache. Schnell, präzise, und ohne große Umwege auf den Punkt gebracht. Auch wenn Keene diesmal auf seine bekannten postapokalyptischen Horrorvisionen wie Zombies, Wurmgötter oder vor sich hinfaulenden Fische und Eichhörnchen ebenso wie auf religiöse Anspielungen verzichtet, hat er einen rasanten Thriller mit anderen Vorzeichen gewürzt und zieht den Leser schon nach kurzer Zeit absolut in seinen Bann. Blei, Blut, Gewalt und Terror faszinieren den geneigten Leser bis zum Ende - und das wird richtig, richtig heftig. Nix für schwache Nerven oder Leute mit schwachem Magen. Diese Buch ist jede Kopeke und jede Minute der kostbaren Lebenszeit wert. 274 Seiten.

Jerry Garcia

23 August 2011, 14:15:55 #16 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:01:05 von Jerry Garcia


Scott Sigler. Durch die Begegnung mit einem Indianer erfährt der Prospektor Sonny McGuiness von einer angeblichen "Silberquelle" in einem Berg in Utah. Trotz der Gerüchte, der Ort sei verflucht, bricht Sonny auf, um danach zu suchen.

Tatsächlich erweist sich der Fund als Platinvorkommen. Sonny verkauft die Informationen an Earthcore, einen Bergbaukonzern, der sofort alle Hebel in Bewegung setzt, um die Fundstätte unter größter Geheimhaltung zu erschließen, zumal die analysierten Proben auf Platin von einem einzigartigen Reiheitsgrad schließen lassen. Alle hinweise, dass mit dem Berg etwas nicht stimmt, werden in den Wind geschlagen. Die Arbeiten schreiten zügig voran, alles läuft nach Plan - bis die Earthcore-Mannschaft in einer bisher nie erreichten Tiefe auf etwas stößt, das jede Vorstellungskraft übersteigt.
Nachdem Sigler mich mit "Infiziert" selbst infiziert hat und mein Geduldsfaden eher als marginal zu bezeichnen ist, habe ich zur Überbrückung der langen Zeit bis zur Fortsetzung nun zu "Earthcore" gegriffen.

Nach einer deftigen und geheimnisvollen Einführung beruhigt sich das Geschehen vorerst und Sigler lässt den Leser an den Vorbereitungen der Abenteuers teilhaben und stellt währenddessen auch die handelnden Personen - ein Mix aus Wissenschaftlern, Geschäftemachern, Söldnern und Bauarbeitern - vor, ohne sie aber allzu ausführlich zu charaterisieren, aber es ergibt sich im Laufe der Zeit, dass keiner der Protagonisten als echter Sympathieträger taugt oder vom Autor als solcher gedacht war. Jeder kocht sein eigenes Süppchen und intrigiert, was das Zeug hält, um möglichst viel vom vermeintlichen Reichtum abzubekommen.

In dem folgenden Mischprodukt aus Wissenschafts- und SciFi-Thriller mit Action- und Horrorelementen werden die Figuren - vom alten Prospektor Sonny bis zum Erztycoon Kirkland - in ein geheimnisvolles Szenario gezogen, das seinen Reiz vor allem aus der Ungewissheit bezieht, was nun in den Höhlen und Stollen unter dem Berg bei den Förderarbeiten auf sie lauern mag. Während also jeder an sich selbst denkt, seine jeweils eigenen Pläne rücksichtslos voran treibt, ahnen sie nicht, welches Grauen sie in den Tiefen der Abgründe erwartet.

Trotz einiger Schreckensmomente ist dieses Buch eher als leicht verständlicher Wissenschafts- und Sci-fi-Thriller gepaart mit einiges an Action und einer dosierten Portion Horror zu sehen, denn als reiner Horrorroman, als den ihn der Verlag verkaufen will. Löst man sich aber von den Versprechungen des Klappentextes, wird man durchaus eine anerkennende Meinung zu dem Werk äußern können. Als Vorteil erweist sich imo, dass die Figuren nicht so stereotyp sind, wie aus den schon bekannten derartigen Geschichten gewohnt (hier beachte der Leser, dass sich das während der Story herauskristallisierende Liebespaar gewaltig von den üblichen Schönlingen und Gutmenschen unterscheidet). Bedrohliche Atmosphäre, packender, (zeitweise) actionreicher Stil, geradlinige Geschichte. "EarthCore" ist ein wirklich gutes Buch. Noch nicht der ganz große Wurf, doch dem hat er sich mit "Infiziert" deutlich genähert. Und das Warten auf dessen Fortsetzung geht weiter. Aber Sigler gehört in dieser Form ganz klar die Zukunft. Und daher immer ein Lesetipp! 624 Seiten.

Jerry Garcia

25 August 2011, 11:59:33 #17 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:01:52 von Jerry Garcia


Richard Laymon. Vor langer Zeit war sie Herrscherin. Jetzt ist sie nur noch eine vertrocknete Mumie. Bis die Siegel zerbrochen werden, die sie in ihrem Sarkophag gefangen halten. Die Untote macht sich auf einen blutigen Rachefeldzug durch das heutige L.A., in dem zu allem Überfluss auch noch einige andere finstere Gestalten ihr Unwesen treiben.

Die Mumie Amara wird von Einbrechern im Hause des Sammlers Callahan aus ihrem versiegelten Sarg befreit und tötet diese sowie auch den Hausherrrn. Nur sein Ziehsohn Imad kann entkommen, der denn auch sein gesamtes Vermögen erbt. Um die Spuren der Mumie zu verwischen, deren Existenz ihm eh keiner geglaubt hätte, arrangiert er die Wachhunde, die mit einer 22-er Kugel getötet wurden, um ihren Herren und lässt es so aussehen, als hätten die Köter ihn angekaut. Die Mumie ist indes wieder in ihren Sarg gekrabbelt und hält ein Verdauungsnickerchen. Die gesamte Sammlung wird an das Museum übergeben und dort macht sich Amara gleich mal an die Wärter ran. Ungewürzt und ohne Beilagen beißt sie sich durch drei davon durch und haut ab, um sihc im nächtlichen L.A. ihren ganz eigenen Vergnügungen hinzugeben. Mit dem Fall der Wärter wird der Polizist Tag beauftragt, der zusammen mit der Museumsangestellten Susan die Sache (und nicht nur die, wir sind ja bei Laymon) angeht und der Spur der Mumie folgt. In der Zwischenzeit finden sich einige Zeitgenossen in einem Keller in Käfigen gefangen und werden dort in völliger Dunkelheit von Unbekannten für perverse Spielchen missbaucht. Wer nicht spurt, wird erledigt. Damit das Chaos perfekt wird, machen sich auch noch drei Ausreißer auf den gefahrvollen Weg nach L.A., erleben das eine oder andere unerwünschte Abenteuer und werden dann zusammen mit den schon genannten Protagonisten in einen blutigen Showdown verwickelt, den nicht alle überleben.

Richard Laymon hat seinen letzten Drops ja schon gelutscht und nach seinen vorhergehenden schriftstellerischen Ergüssen vermutete ich, dass dies auch für seine Bücher gelten würde, die immer langweiliger gestaltet waren. Doch "Der Käfig" bietet durchaus alles, was der Fan von einem Laymon so erwartet. Die Story wird nicht durch den geringsten Hauch von Anspruch verwässert, der Geist nicht gefordert (dachte man sich wohl auch beim Lektorat, denn die Verwechslungen von seid und seit sind hier äußerst auffällig), dafür aber mit Sex und Gewalt in fast altgewohnter Manier gewürzt und aufgepeppt. Klar, ist das Ganze auf P. Hilton-Niveau weit weg vom Vorwurf jeglicher Intelligenz, aber es unterhält. Nachteil ist vielleicht, dass es in der Heyne Hard Core-Reihe eher nix verloren hat, dazu ist es doch zu "normal". Da haben in letzter Zeit Krimiautoren wie Ken Bruen oder Don Winslow in Sachen Brutalität und Sex deutlich mehr angeboten. Davon abgesehen aber ist in dem Buch immer was los. Verschiedene Handlungsstränge mit entsprechend vielen Protagonisten (hier muss man schon mal etwas aufpassen wegen den vielen Figuren) sorgen dafür, dass es nie zäh wird. Natürlich trägt dazu auch der formidabel-schlichte Schreibstil des Autors bei. Der Ausreißerstang ist irgendwie unnötig, kommt am Ende wie zwangseingeflochten daher, während die Mumie nach altbekanntem Muster durch L.A. stakst und die Sache mit den Käfigen ist pervers-psychologischer Laymon pur. Recht flottes Tempo, kaum Längen in der Story. So darf es mit Laymon gerne weitergehen. Nach den letzten Enttäuschungen bin ich zufrieden. Ach ja, ein Vorwort von Dean Koontz gibt es auch noch zu bewundern. 512 Seiten.

Jerry Garcia

25 August 2011, 12:04:41 #18 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:02:43 von Jerry Garcia


Brian Moreland. Jack Chambers, Veteran aus dem 2. Weltkrieg, bewahrt seit 60 Jahren ein dunkles Geheimnis. Tief unter deutscher Erde verborgen liegt ein Nazi-Relikg, so bizarr und gefährlich, dass Chambers schwor, das Geehimnis mit ins Grab zu nehmen. Eine albtraumhafte Vision jedoch überzeugt ihn davon, dass das Relikt geborgen werden muss. Er wendet sich mit seinem düsteren Geheimnis an seinen einzigen Vertrauten bei der Army.

Jack Chambers leidet unter seinen Albträumen und Gewissensbissen und schickt seinen Enkel Sean mit einem Auftrag nach Deutschland. Ein Rabbi versucht schon auf dem Weg dorthin, dessen Mission zu unterbinden und lässt myteriöse Andeutungen ihr Werk des Misstrauens tun, um zu vermeiden, dass das Tagebuch des Jack Chambers die darin enthaltenen Geheimnisse offenbart und Sean es zu einem ehemaligen Kameraden seines Vaters bringt. Der Rabbi will unbedingt verhindern, dass das Tagebuch zu General Briggs kommt, da es den Auftrag enthält, ein Grab auf einem entlegenen deutschen Friedhof zu öffnen, da durch diesen Frevel die Hölle auf Erden entfesselt werden würde. Doch Sean setzt sich durch und das Grab wird geöffnet. Man findet uralte Skelette und Briggs handelt nach den verschlüsselten Anweisungen im Tagebuch und begibt sich in ein Tunnelsystem unter dem Friedhof. Was er dort vorfindet, lässt ihm das Blut in den Adern gefrieren. Auf Seans Nachfrage widmet man sich dem Inhalt des Tagebuchs und nun wird rückblickend die Geschichte der Einheit von Jack Chambers und seinen Glücklichen Sieben in all ihrer Grausamkeit und Kriegsrealität erzählt. Grabenkämpfe mit den deutschen im Hürtgenwald, der dunkel, nass und nebelverhangen daherkommt. Doch irgendwann wird den Soldaten klar, dass hier noch irgendetwas anderes lauert, das man nicht erklären kann, etwas Unbarmherziges. Ein Gegner gegen den es keine Abwehr gibt, kein Entrinnen. Es wird zur Geschichte der Nazis und ihrem Glauben an die Übermenschen, die Herrenrasse und ihrer Faszination für Mythologie.

Ein amerikanischer Autor kann wohl gar nicht anders als den WKII in Gut und Böse zu unterteilen und daher seine Landsleute als absolut makellos und fehlerfrei zu skizzieren, während die Gegner mit sämtlichen Unzulänglichkeiten und Charakterfehlern ausgeschmückt sind, die man einem Menschen nur zuschreiben kann, was natürlich eine äußerst einseitige Betrachtungsweise ergibt. Zudem ist er schriftstellerisch auch nicht unbedingt erste Wahl (wenn auch auf dem Klappendeckel von James Rollins ausdrücklich gelobt), obwohl er sich bemüht, seinem Roman eine gewisse Substanz zu verleihen. Trotzdem erinnert manches in seinen Schilderungen im Hürtgenwald an ein Drehbuch, wenn pünktlich mit Auftritt der Bösen der Nebel durch den Wald wabert, der Regen einsetzt und alles ungemütlich wird. Manchmal erinnert sein Stil an Groschenheftniveau oder einen Schüleraufsatz. Gerade bei Beginn der Kampfhandlungen versucht er mit den Einschüben von "rat-ta-ta-ta-tat" auf jeder zweiten Seite die Schussgeräusche darzustellen, was auf die Dauer ermüdend und einfallslos wirkt, doch nach geraumer Zeit schien es ihm selbst aufgefallen zu sein und er mäßigt sich in der Hinsicht. Nebenbei überspannt er den Bogen bei dem religiösen Gemenge gegen Ende der Story mit ihren Einflüssen der Katholiken, Atheisten, der Kabbala, der Freimaurer und den Bemühungen der Soldaten und des Rabbi ordentlich, was ich als nicht so ganz gelungen empfunden habe. So als wolle er alles Mögliche unterbringen, um die Story aufzupeppen oder den Leser zu verwirren als dann noch die übernatürlichen Elemente Einzug in die Geschichte halten. Insgesamt erwartet den Leser eine trashige Kriegsactionstory, die mit zunehmender Dauer zu einem Mystery-Thriller mit blutigem Horroreinschlag wird. Brutalitäten und Gemetzel eingeschlossen. Da wird gesplattert, aber auch an Klischees nicht gespart, viel geballert, blutige Einschüsse deutlichst geschildert, Nazi-Mythologie eingebaut. Wie das Geheimnis um den Inhalt des Tagebuchs nun ausschaut, lasse ich natürlich offen und dass am Schluss auch noch Gefühlsduselei eingeflochten wird, muss ich nicht weiter ausführen. Insgesamt könnte das Buch ein ganz gutes sein, trotz der Mängel. Die Story hat Potenzial, bräuchte aber einen besseren Autor. So kommt es gerade mal auf eine mittelmäßige Bewertung meinerseits und als Kauf würde ich raten, das Taschenbuch von "Schattenkrieger" abzuwarten.

Noch eine Kleinigkeit am Rande bemerkt. Da ich mir anfangs nun wirklich nicht sicher war, ob ich das Buch nun kaufen sollte oder nicht, habe ich entgegen meiner sonstigen Gepflogenheiten gewartet und dann einige Rezensionen durchgelesen, um vielleicht Hinweise zu erhalten, die mich dazu bewegen konnten, mir das Werk zu gönnen (hat ja funktioniert). Bei der Gelegenheit bin ich auch auf verschiedene Amazon-Analphabeten-Depp-des-Tages-Rezis gestoßen, die nicht nur (heute weiß ich, dass sie selbst das nicht zustande brachten) gespoilert und die Pointe verraten haben, dass es sich um Vampire der Nazis (da ich das hier so offen darlege, könnt ihr davon ausgehen, dass auch das nicht korrekt ist) handelt, die den Wald unsicher machen. Ich bin also etwas vorbelastet an das Buch gegangen und meine Erwartungen an einen gelungenen Kniff waren weg. Es ist ein bisschen anders gekommen. Sinn meines letzten Abschnittes hier ist es eigentlich nur, vor den Amazon-Rezis zu warnen. Da sind entweder Fan-Boys am Werke oder Leute, die die Bücher entweder nicht gelesen oder nicht verstanden haben, was bei hier vorliegendem hieße, dass sie schon Schwierigkeiten haben, einzelne Buchstaben zu Worten und mehrere Worte zu einem (verständlichen) Satz zu formen bzw. diese zu entschlüsseln, als wäre es eine Art Geheimschrift. Warum ich das jetzt hier loslasse? Ich hab mich geärgert und will das loswerden. Hat mit dem Buch per se nichts zu tun. 461 Seiten.

Jerry Garcia

26 August 2011, 06:05:51 #19 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:03:06 von Jerry Garcia


Stephen King. An einem ganz normalen schönen Herbsttag wird die Stadt Chester's Mill auf unerklärliche Weise durch ein unsichtbares Kraftfeld vom Rest der Welt abgeriegelt. Flugzeuge zerschellen daran und fallen als brennende Trümmer vom Himmel, einem Gärtner wird beim Herabsausen der Kuppel die Hand abgehauen, Tiere werden zweigeteilt, Menschen, die gerade in Nachbarorten unterwegs sind, werden von ihren Familien getrennt, und Autos explodieren, wenn sie auf die mysteriöse Wand prallen. Es ist allen ein Rätsel, worum es sich bei dieser unsichtbaren Wand handelt, wo sie herkommt und wann - falls überhaupt - sie wieder verschwindet. Es gibt kein Entrinnen - und je mehr die Vorräte zur Neige gehen, desto stärker tobt der bestialische Kampf ums Überleben in dieser unerwünschten Arena.


Hier der neue King (und auch nicht der letzte, wie schon von vielen gemutmaßt wurde - er schreibt weiter. Möglicherweise eine Fortsetzung von "The Shining", doch das weiß er selber noch nicht so genau, kann auch ein anderes Thema werden wie z. B. Zeitreise nach Dallas 1963.) Erstes Kapitel gleich erster Auftritt Kuppel, kein langes Vorgeplänkel, kein Warten. Da werden denn auch sogleich Tiere zerteilt, Menschen verstümmelt, ein Truckfahrer beim Aufprall auf die unsichtbare Mauer von seiner Ladung Baumstämme zermatscht und ein Flugzeug in der Luft plus Insassen in Einzelteile zerlegt sowie ganz nebenbei eingeflochten die handelnden Personen der noch folgenden 1200 Seiten (so sie diese denn auch erleben) vorgestellt. Schön getrennt nach Normalos und Arschgeigen. Vielleicht einer der Kritikpunkte - diese Schwarz-/Weißmalerei. Und da bei einem solchen Phänomen die Armee nicht fehlen darf, riegeln sie den Außenbereich um die Kuppel erst einmal weiträumig ab und rufen höchste Alarmstufe aus, während drinnen die ersten Planungen zum Überleben beginnen und so nach und nach die Volksseele köchelt. Gruppen rotten sich zusammen, Vergleiche mit Nazideutschland machen schnell die Runde, die bisherigen - auch kriminellen - Stadtoberhäupter wollen nun die endgültige Macht, ihr eigenes kleines Königreich innerhalb der Vereinigten Staaten und setzen dazu Dorfschläger und dorfdeppen als ihr Instrumentarium ein. Erste gewalttätige Übergriffe der neu eingesetzten Polizeibehörden werden bekannt. Das Gesetz des Stärkeren kommt zum Tragen. Rücksichtslos werden alle Außenseiter und Kritiker ins Abseits manövriert oder kaltzustellen versucht. Lebensnotwendige Ressourcen für die Mächtigen beiseite geschafft, den normalen Bürgern vorenthalten. Bleibt die Kuppel länger geschlossen, steht ein offener, blutiger Krieg zwischen den Parteien ums Überleben bevor.

Ich habe beileibe nicht alle Bücher von Stephen King gelesen, aber diese ist eines der gelungensten, die ich konsumiert habe. Den Literaturnobelpreis wird er sicher nicht erhalten (was wohl auch nicht seine erklärte Absicht war/ist), aber er schafft es wie bei "The Stand-Das letzte Gefecht" den Leser über 1200 Seiten lang durch geschickt gesetzte Cliffhanger gespannt und erwartungsvoll am Lesen zu halten. Kritiker seines Stils sollten bedenken, dass die momentan so gehypten Frank Schätzing oder Dan Brown auch nur massenkompatible Ware anbieten und dass ein John Grisham sich ebenfalls der schlichten Schreibe unterworfen hat und dabei seit Jahren nur noch langweilt (was man von King nicht immer behaupten kann, der kann die Leute wenigstens unterhalten.). Jaja, ich weiß, ich kaufe Grishams Zeug trotzdem immer wieder - genauso wie jeden neuen Seagal Film. In der Hoffnung auf Besserung. So manche "Begegnung" mit der Kuppel und diverse Kämpfe werden mit blutiger Härte gewürzt, die Action kommt trotz der Länge des Werkes nicht zu kurz und ein gewisses Maß an Sozialkritik ist in die Handlung eingewoben. Da hält er der Gesellschaft schön den Spiegel vor und verschont auch nicht die religiösen Spinner, die Armee und Regierung sowie Politiker ganz allgemein, manches gut in geschickt getimeten Nebensätzen versteckt. Operation gelungen, gute Unterhaltung abgeliefert, obwohl statt echtem Horror viel mehr die Thrillerelemente überwiegen, die das Böse im Menschen hervorheben, das immer dann zum Ausbruch kommt, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet, der Schluß aber nochmal so richtig losgeht. Und als kleines Bonmot hat King noch die Figur des Jack Reacher aus den Romanen von Lee Child ins Spiel gebracht, da Stephen King nach eigenen Angaben die Romane dazu geradezu verschlingt. 1100 Seiten.

Jerry Garcia

26 August 2011, 06:11:34 #20 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:03:54 von Jerry Garcia


F. Paul Wilson. Eigentlich hat Handyman Jack gar keine Zeit, für den Inder Kusuk Bakhti eine geraubte Halskette wiederzubeschaffen. Schließlich muss er sich um das Verschwinden der Tante seiner Freundin kümmern und das ist vielleicht auch die letzte Chance, ihre Beziehung zu retten, denn Gia hält nicht viel von einem Mann, der "Dinge in Ordnung bringt" und sich dabei meist außerhalb des Gesetzes bewegt. Aber dann stellt sich heraus, dass es um vielmehr als nur eine Halskette geht und plötzlich hat es Jack mit einem jahrhundertealten Fluch und einer Brut höllischer Wesen zu tun, die es auf Vicky abgesehen haben: Gias kleine Tochter.

Diese Story war ursprünglich als Konstrukt innerhalb einer anderen Serie gedacht und daher auch mit einem Ende versehen, das Handyman Jack (im Original Repairman Jack) seinem Tod entgegensehen lässt. Doch Erfolg und Fanproteste nötigten den Autor fast, die Story um Jack fortzusetzen, sodass er den Roman umschrieb und als Reihenbeginn wieder auflegen ließ, sowie er einige dann unverständliche Passagen, die zur früheren Fassung zwar nötig waren, hier aber nun nur für Verwirrung gesorgt hätten, gestrichen hat. Ich selbst habe auch nicht direkt dieses Buch lesen können (damals noch out of print), sondern begann mit einer anderen Story um Jack, die mich aber so faszinierte, dass ich alles Verfügbare über diese Figur nachkaufte und mittlerweile die 10 ins Deutsche transferierten Bücher alle mein Eigen nennen kann.
Da dieses Werk ehemals als "Stand-Alone" - zumindest was Jack angeht - gedacht war, wurden auch die zwischenmenschlichen Probleme Jacks mit seiner Freundin, die nicht nur seinen Lebensstil ja so gar nicht zu schätzen wusste, sondern auch sein Geheimnis entdeckte, dass er außerhalb jeglichen Rasters lebt, thematisiert. Unser Held hat sich nämlich gesagt, dass in Zeiten der ständigen Überwachung ein kleines bißchen Paranoia gar nicht so übel sei und besitzt aus diesem Grunde auch keinen (regulären) Ausweis, ebensowenig wie Führerschein oder Sozialversicherungsnummer oder gar ein Bankkonto - jedenfalls keine echten Dokumente. Natürlich darf er dabei keinesfalls in allzu nahen Kontakt mit irgendwelchen Behörden kommen. Doch er hat auch überall Hilfe von Personen, denen er früher einmal etwas "repariert" hat. Trotzdem ist er dadurch irgendwie ein Phantom, das vor allen Dingen keine Steuern zahlt, aber nicht unbeträchtliche Honorare von seinen Kunden in cash (Bankkonto fehlt ja) einzieht.
Diese Fälle wie den hier vorliegenden mit der Halskette, die eine Bedeutung erhält, die anfangs niemand ahnt und die auf seine Freundin und deren Familie nicht unerheblichen Einfluss haben wird, löst er immer am Rande der Legalität und kann dann seiner manchmal ungezügelten Wut freien Lauf lassen, da die Gegner den Weg zur Polizei eher scheuen. Wie hier auch reichen seine Fälle in den Bereich des Mystischen, aber auch ins Horrorgenre hinein - gemischt mit Crime, Action und einer guten Prise trockenen Humors. Man lernt in diesem Erstlingswerk um den späteren Serienhelden die Figur näher kennen, die dann in folgenden Büchern weitere ungewöhnliche Aufgaben und Abenteuer zu überstehen hat, wie er seine Aufträge an Land zieht, wo er seine Arrangements mit den Kunden trifft, seinen Waffenlieferanten und seine Methoden, den Behörden ein Schnippchen zu schlagen. Bei "Die Gruft" haben wir es nun mit einer Version mit Horrorelementen zu tun, da Jack eine Bande durch Beschwörungszeremonien wiedererweckter Monster, die auch noch seine Freundin und ihre kleine Tochter bedrohen, in die Schranken weisen muss. Wie er dies tut, ist spektakulär und spätestens ab diesem Teil des Buches wird der Humoranteil merklich zurückgeschraubt und es geht härter zur Sache. Unheimliche Ereignisse, vermeintliche Albträume und brutale Kampfsequenzen wechseln sich ab, bis der Fall gelöst ist. Was nun wirklich dahinter steckt und wer die Drahtzieher sind, wird hier natürlich nicht verraten, aber dass alles einen Einfluss auf die künftigen Geschichten haben wird, sei schon erlaubt.


Die Figur des Handyman Jack wird einem schnell sympathisch, was wohl am flüssigen und humorigen Schreibstil des Autors liegen mag, aber auch an den Charaktereigenschaften, die dieser seinem Helden mit auf den Weg gegeben hat sowie vielen Weggefährten, wie sie skurriler nicht sein könnten. Dadurch, dass der Leser nie weiß, was ihn nun bei einem neuen Handyman Jack erwartet, ist das Interesse von Beginn an groß, ob es nun eine Detektivstory wird oder ob Horrorelemente sich mit Mystik mischen und die Jack zu unkonventionellem Handeln zwingen, wenn er Geisterbeschwörer mit ihren eigenen Waffen schlägt, nur um dann höchstselbst eine Überraschung zu erleben. All dies liest sich so zügig, dass man durchaus die Zeit vergessen kann. Es werden zwar keine Splatterorgien abgefeiert, doch als sanftes Lüftchen im Horrorsturm kann man F. Paul Wilsons Werke nun auch nicht deklarieren. Eine etwas andere Reihe im Sammelbecken der Horror- und Spannungsliteratur, die gerade deswegen - und wegen ihrer Hauptfigur - so ungemein lesenswert ist und deshalb von mir uneingeschränkt empfohlen werden kann. Zum besseren Verständnis sollte der geneigte Leser mit diesem Buch beginnen, wenn er sich mit der Welt des Repairman Jack anfreunden will und dann mit den Kurzgeschichten in dem Buch "Handyman Jack" fortfahren. Da sich durch alle Geschichten so etwas wie ein roter Faden zieht, wäre auch darauf zu achten, dass man die anderen Werke in Reihenfolge ihres Erscheinens liest. Ich habe es (mit Ausnahme von "Die Gruft" und "Handyman Jack", die erst nach meinem Kennenlernen der Romane wieder auf deutsch erschienen sind) so gehandhabt und bin es äußerst zufrieden. Schnell, schräg, actionreich, fesselnd, faszinierend und humorvoll. Vom Feinsten.


Unterdessen haben sich wohl anscheinend die deutschen Verlage entschlossen, Wilson zu boykottieren (ob es nun an Honorarforderungen liegt oder aus anderen Gründen geschieht, entzieht sich meiner Kenntnis), denn mittlerweile hat der Autor in den USA 4 weitere Bücher um seinen sympathischen Helden sowie eine neue Reihe um "Young Handyman Jack" vorgelegt, die bis dato nicht unsere Sphären erreicht haben (leider sind meine Englischkenntnisse eher marginal). Nachfragen bei den Verlagen erbrachten nur die lapidare Antwort, auf ihre Homepages zu achten, da weiteres nicht bekannt sei. Als ob ich das nicht getan hätte, hab ja das dortige Kontaktformular genutzt. Ach ja, der liebe Dienst am Kunden. Enttäuschend das Alles. Aber ich habe ja die bisherigen 10 Bücher, zu denen ich immer wieder einmal greifen kann. 462 Seiten.

Jerry Garcia

26 August 2011, 06:15:40 #21 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:04:18 von Jerry Garcia


William Swears. Die Welt in nicht allzu ferner Zukunft: Eine Seuche, deren Ursprung nicht bekannt ist, hat die Erde in bewohnbare und von Militäreinheiten sowie privaten Sicherheitsfirmen beschützte Regionen und solche verwandelt, in denen zombieähnliche Wesen, Zooks, befallene Menschen, leben und jagen. Obgleich die Erde kurz vor dem Abgrund stand, hat sich ein gewisses Machtgleichgewicht zwischen Zookland und den von Menschen bewohnten Gebieten etabliert - doch jetzt zeigen die Zooks neue Verhaltensweisen und Politiker versuchen, die Krise für ihre eigenen Zwecke auszunutzen. Gary und Jake, die beiden Partner der privaten Zookjägerfirma Seraglio, erhalten den Auftrag, für ein Konsortium reicher Investoren die erste Freilandreinigung seit Jahrzehnten durchzuführen: Ein Golfplatz soll von den Zooks gereinigt und nutzbar gemacht werden. Was wie die hoffnungsvolle Wiederinbesitznahme eines großen Stücks Landes nach vielen Jahren des Rückzugs in hermetisch abgeschlossene Siedlungen beginnt, endet jedoch in einer Katastrophe.

Jake saß zwei Jahre im Bau, weil er als Soldat seine Einheit bis auf den letzten Mann platt gemacht hat. Es war gerade die Angangszeit der Seuche und man wusste noch nichts um die Auswirkungen und wie man ihrer Herr werden kann. Mittlerweile wurde die Regierung bzw. deren Nachfolge eines Besseren belehrt und Jake wurde freigelassen. Zusammen mit seinem Kumpel Gary wird er zu einem professionellen Zookjäger. Die Zooks sind eine Variante der Zombies, die nach dem Tod wieder auferstehen. Zu töten sind sie mit Silber, das sie zum Verbrennen bringt, und wenn man ihnen die Rübe vom Körper trennt. Diese Teile sollte man aber nicht gemeinsam begraben, sonst finden sie wieder zusammen wie Hollywood und Remakes - genauso eine Plage. Ihre gegründete Firma ist eine wie Tausende in den Staaten und so konnte man dem Treiben der Zooks zumindest Einhalt gebieten, aber sie nicht stoppen. Etwa ein Drittel der Menschheit ist verzookt. Doch sie müssen sich nicht nur mit den Monstern auseinandersetzen, sondern haben auch Gegner anderer Natur. Das Leben in Zookland ist kein Zuckerschlecken und die Gefahr ist allgegenwärtig.

Wer jetzt eine Blut- und Splatterorgie erwartet, wird wohl etwas enttäuscht sein, denn dies wird nicht geboten. Die Kämpfe gegen die Zooks verlaufen recht normal wie in einem Actionfilm. Irgendwie kommt einfach kein richtiges Tempo auf, trotz zahlreicher Kämpfe fehlt der Drive und der Schwung, man fiebert nicht richtig mit. Das heißt jetzt nicht, dass das Buch schlecht wäre, aber ihm fehlt einfach das gewisse Etwas. Und hinzu kommt noch, dass der Begriff Thriller wörtlich zu nehmen ist. Intrigen und unglaubliche Machenschaften von Konzernen und Politikern gepaart mit irren Wissenschaftlern versuchen die Zookjäger in ihrer Arbeit zu behindern und gefährden die ganze Nation. So wechseln sich langatmige Passagen mit spannenden und actionreichen, wenn auch oft wiederholten, Sequenzen ab und so kann das Buch nicht voll überzeugen. Da einige Begriffe und unerklärt bleiben und im Epilog angedeutet wird, dass da noch einiges im Argen liegt, dürfte eine Fortsetzung schon ausgemachte Sache sein. Mal abwarten. Und ganz nebenbei ist dies die weltweit erste Veröffentlichung des amerikanischen Autors. Insgesamt wohl eher oberes Mittelmaß aus dem Atlantik-Verlag. Nicht der erhoffte große Wurf. 200 Seiten.

Jerry Garcia

26 August 2011, 06:18:09 #22 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:04:38 von Jerry Garcia


Bentley Little. Sie suchen Ruhe und Erholung? Dann ist das "Reata" der perfekte Ort für Ihren Urlaub. Unser gemütliches Resort liegt mitten in der Wüste von Arizona, ruhig und abgeschieden. Ein wahres Paradies für Familien mit Kindern! Leider hat es in letzter Zeit ein paar tödliche Unfälle gegeben. Stören Sie sich auch nicht daran, dass gelegentlich Gäste spurlos verschwinden. Für den Fall, dass Sie Blutflecken auf dem Teppich in Ihrem Zimmer entdecken, verständigen Sie bitte unser Reinigungspersonal. Und dann ist da noch dieses Ding im Pool. Sollten Sie irgendwann der letzte Gast in unserem Hotel sein, denken Sie daran: In der Wüste hört Sie niemand schreien.

Eine wunderschöne Ferienanlage in der Wüste bei Tucson. High Life für das Ehepaar Lowell und Rachel Thurman nebst ihren drei Jungs Owen, Curtis und dem jüngsten Sohn Ryan. Doch nach und nach verändert sich die Situation. Ungewöhnliche, teilweise sehr beängstigende Vorkommnisse untermauern ihren Entschluss das Anwesen schnellstmöglich zu verlassen. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht. Mit allen Tricks hindert man die Familie am Aufbruch. So muss man ausharren und wird vom Freizeit-Koordinator zu immer neuen Aktivitäten genötigt, die schnell in gewalttätige Auseinandersetzungen ausarten. Geisterhafte Erscheinungen ängstigen die Familie und weitere Urlauber zusätzlich. Dazu gesellen sich Veränderungen im Verhalten, eine gewisse Apathie gegenüber den Dingen innerhalb der Anlage macht sich breit und befremdliche Gefühle machen sich breit. Nur der jüngste Sohn scheint einen klaren kopf zu behalten und den Dingen auf den Grund zugehen. Irgendwo in dem Resort lauert das pure Böse und treibt seine Spielchen mit den ahnunglosen Urlaubern. Als dann auch noch einige Gäste spurlos verschwinden, macht sich die nackte Angst breit in Reata, fern von der Außenwelt. Können die Thurmans dem Grauen entkommen?

Dass Horror-Ikone Stephen King Bentley Little als seinen Schüler auserkoren hat (oder dieser ein Die Hard Fan von ihm ist), macht sich in fast jeder Zeile bemerkbar. Themen, Motive und Sprache sind dicht beim Meister angesiedelt, ohne aber dessen hohen Unterhaltungswert wirklich zu erreichen. Trotzdem ist das Buch kein schlechtes. Lässt man mal das unerreichbare Vorbild außer acht, bietet Little einen Roman mit einigen feinen Ideen, wie die armen Urlauber terrorisiert werden (Aqua-Volleyball, Golf). Leider sind seine Charktere ziemlich flach ausgearbeitet, das Ganze kommt irgendwie oberflächlich daher. Aber die Spannung weiß er aufzubauen und lange Zeit beizubehalten, dass es nicht abzusehen ist, was sich wirklich hinter den Vorkommnissen verbirgt. Sprachlich ist er eher den Vertretern des schlichteren Erzählens zuzuordnen, was aber den Lesefluss durchaus positiv beeinflusst. In den Gewaltdarstellungen hat er sich aber meines Erachtens etwas zurückgenommen, da viele Szenen eher am Rande erwähnt werden, denn genau ausgebreitet. Daher dürften Gorehounds und Spatterfans nicht wirklich auf ihre Kosten kommen. Das Finale ist ein bisschen knapp geraten, drückt noch ein wenig auf die Tränendrüse und macht das Buch in seiner Gesamtheit wohl kaum zu einem Bestseller, ist aber ein durchaus lesenswertes, das knapp über dem Durchschnitt liegt und akzeptabel unterhält. 500 Seiten.

Jerry Garcia

27 August 2011, 16:51:00 #23 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:04:57 von Jerry Garcia


Patrick Lee. Countdown zum Weltuntergang. Ein Forschungszentrum in der Einöde Wyomings Mitte der siebziger Jahre. In einem Laboratorium tief unter der Prärie beginnt ein Experiment. Doch das geht anders aus als geplant. Und unerwartet öffnet sich die Tür zu einer anderen Welt. Es wird das bestgehütete Geheimnis des Planeten. Und auch das gefährlichste. Über dreißig Jahre später stößt Expolizist Travis Chase mitten in der eisigen Gebirgslandschaft Alaskas auf ein riesiges Flugzeugwrack. Es ist voller Leichen. Todesursache: Kopfschuss. Unter den Opfern: die First Lady der USA. Unvermittelt sieht sich Travis als wichtigste Figur in einem apokalyptischen Spiel. Der Einsatz: die Zukunft der Erde.

Der Expolizist Travis, der nach einigen Jahren im Knast aufgrund diverser Verfehlungen, die im Laufe des Buches so nach und nach erläutert werden, nun endlich frei die Einsamkeit der Wildnis sucht, findet das Wrack und einige Notizen, die auf die Vorkommnisse hinweisen. Zudem stellt er fest, dass zwei Menschen, die den absichtlich herbeigeführten Crash überlebt haben, von Angreifern mitgenommen wurden und verhört werden. Er greift ein, kann zumindest die Frau, Paige, nach einem erbitterten Kampf retten und wird damit in ein Spiel hineingezogen, das er nur schwer verstehen kann. Sie flüchten vom Ort des Geschehens, werden mit Hubschraubern und von Quads gejagt, schaffen es trotzdem in ein kleines Kaff. Doch die Ruhepause währt nicht lange. Die Gegner kommen, machen die Gäste eins kleinen Cafes ohne Ausnahme nieder und wenden sich nun den beiden Flüchtigen zu. Gerade rechtzeitig kommt ihnen ein Armeehubschrauber mit einem Spezialteam zu Hilfe. Travis wird mitgenommen in ein geheimes Versteck und man macht ihn mit der Pforte bekannt. Diese liefert den Menchen in Stargate-ähnlicher Weise Gegenstände, die ihnen nutzen können, die aber auch Böses verursachen können. Und prompt befand sich unter den Insidern einer, der genau dieses im Sinne hatte. Nun greift er die Wissenschaftler an und wird selbst von der Armee gejagt und zwar weltweit, weil in Gegensatz zu den sonstigen Egiosmen der einzelnen Nationalstaaten diesmal alle zusammen von der Pforte profitieren. Eine Spur führt nach Zürich und dort kommt es zu Geschehnissen die schier unglaublich sind und ein Gemetzel unter den Bewohnern von Zürich nach sich ziehen.

Da hat Patrick Lee mit seinem Debüt einen ordentlichen Kracher hingelegt. Er setzt größtenteils auf Action, erklärt die Entdeckung der Pforte und den Werdegang von Travis in Rückblenden, lässt sich von verschiedenen Logiklöchern nicht irritieren und geht sofort in die Vollen. Er hat ein rasantes, zumeist auch spannendes Buch mit viel Geballer und Action, Sci-fi-Einschlag a la Stargate und ein bisserl Gefühl geschaffen, das man sich bedenkenlos zulegen kann, wenn man keine zu hohen literarischen und inhaltlichen Ansprüche stellt. Zu den Klassikern der Weltliteratur wird das Buch wohl nie gehören, wurde vom Rezensenten auch nicht erwartet. Der wollte schlichte, unterhaltsame Action und die hat er mit diesem nett ausgeklügelten apokalyptischen Spiel um die Zukunft der Erde bekommen. Und mit "Ghost country" steht schon ein Nachfolger um die Protagonisten Paige und Travis bereit, der ebenfalls knallharte Action verspricht. Ist mit Sicherheit auf meinem Einkaufszettel, sobald das Dingen den deutschen Sprachraum erreicht. 480 Seiten.

Jerry Garcia

27 August 2011, 16:52:18 #24 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:05:21 von Jerry Garcia


Tom Wood. Victor, Codename ,,Tesseract", ist Auftragskiller. Der beste, den es gibt. Er stellt keine Fragen, er hinterlässt keine Spuren, er macht keine Fehler. Auch sein jüngster Job in Paris scheint glattzulaufen: Victor soll einen Mann töten, bei dem Opfer einen USB-Stick sicherstellen und diesen weitergeben, sobald man ihm eine Adresse übermittelt. Doch plötzlich wird er selbst zur Zielscheibe. Durch seinen Auftrag gerät Victor ins Kreuzfeuer einer internationalen Verschwörung, bei der Jäger und Gejagte nicht mehr zu unterscheiden sind.

Victor ist ein Elite-Auftragskiller, der beste, den es gibt.Niemand kennt seine wahre Identität, niemand findet Spuren von ihm an einem Tatort. Auch seinen jüngsten Auftrag erledigt er ohne Fehler. Doch als er nach dem Mord in sein Pariser Hotel zurückkehrt, machen ihn in der Lobby so einige Männer misstrauisch, der auffällig unauffälliges Verhalten er nur zu gut kennt - von sich selbst. Das Killerkommando, das offenbar auf ihn wartet, ist gut. Aber es ist nicht gut genug. Nachdem Victor einen Mann nach dem anderen ausschalten konnte, gelingt ihm die Flucht. doch wer steckt hinter dem Anschlag auf sein Leben? Solange er nicht weiß, wer ihn ausschalten will, schwebt er in ständiger Lebensgefahr. Dass ihn überhaupt jemand aufspüren konnte, ist seltsam genug. Denn Victor, dem seine Verfolger den Codenamne "Tesseract" gegeben haben, hinterlässt eigentlich keine Hinweise auf seinen Aufenthaltsort. Den konnte nur jemand in Erfahrung bringen, der über exzellente Verbindungen und Informationsquellen sowie unbegrenzte Ressourcen verfügt. Eine tödliche Jagd beginnt.

Victor ist ein Killer. Nichts Neues in der Thrillerwelt sollte man meinen. Doch im Gegensatz zu einem Jason Bourne von Robert Ludlum oder Mitch Rapp von Vince Flynn, die zur Legitimation ihrer Tötungsdelikte im Staats- und Geheimdiensteinsatz im Endeffekt stets für die vermeintlich richtige Seite eintreten, ist Victor ein eiskalter Hitman, der für gutes Geld jeden Auftrag annimmt und ausführt. Wen er dabei eliminieren soll, spielt für ihn keine Rolle. Er würde die Queen ebenso umlegen wie eine simple Hausfrau. In jedem anderen Buch oder einem Film wäre er das personifizierte Böse, das vom Helden ausgeschaltet werden muss. Hier ist er die Hauptfigur, die sich seiner Haut erwehren muss und zudem noch der Möglichkeit, an der einen oder anderen Stelle Gefühl zu zeigen (was er übrigens recht erfolgreich meistert). Tom Wood (eigentlich Tom Hinshelwood, doch der Name war dem deutschen Verlag wohl zu "funny" und so wurde Tom Wood aus ihm) macht also einen eiskalten Profi zu seinem Helden, der sich auch nicht scheut, zu seinem Schutz mal den einen oder anderen Unbeteiligten oder ihn attackierenden Polizeieinsatztrupp aus dem Weg zu räumen - endgültig. Nichts mit kampfunfähig machen, wenn es sich um offizielle Staatsbedienstete handelt. Daneben erfährt man über seine Person fast nichts. Nur dass er äußerst umsichtig ist, belesen und am Klavier klassische Musik spielen kann. Und dass er persönliche Beziehungen tunlichst vermeidet, da sie ihm gefährlich werden könnten, man sie gegen ihn benutzen könnte. Seine Motivation, seine Vergangenheit bleiben im Dunkeln. Es gibt keine miesen Eltern, eine schlechte und böse Kindheit oder ein Trauma, das ihn ohne sein Zutun verkorkst hat. Keinen Grund den psychologischen Aspekt ellenlang auszuwälzen und den Killer auf die Couch zu schicken und zu verteidigen. Er ist einfach was er ist. Er hat seine Profession und die führt er vorbildlich aus und will gut dafür entlohnt werden - und nicht reingelegt und verraten. Um diese Situation und Figur herum hat Tom Wood einen äußerst spannenden, nahezu perfekten und actionreichen kompromisslos-brutalen Thriller allererster Güte geschaffen, der noch dazu durch seine Detailgetreue besticht und kaum die Logiklöcher der vielen anderen Romane des Genres aufweist. "Codename Tesseract"erfreut den Leser durch viele Schauplätze, einen gut und flüssig lesbaren Schreibstil am oberen Level des Genres voller Power und Cliffhangern an den Kapitelenden. Merken Sie sich Tom Wood - den neuen Stern am Thrillerhimmel. Hell leuchtend und Garant für durchwachte Nächte. Man kann sein Buch nicht einfach beiseite legen. Man will immer weiter an der Story des Victor teilhaben. Der wahre Erbe eines Robert Ludlum. Ein exquisites, unübertreffliches Debüt. Es gibt jetzt Victor - wer braucht da Jack Ryan oder Jason Bourne. Eine eindeutige Kaufempfehlung. 520 Seiten.

Auf Anfrage bestätigte der Autor übrigens eine Fortsetzung, ohne sich jedoch auf einen Veröffentlichungstermin festzulegen. Hoffentlich bald. Ich kann es kaum erwarten.

Jerry Garcia

27 August 2011, 16:55:38 #25 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:05:43 von Jerry Garcia


Nur eine Kurzkritik und eine Warnung für diejenigen, die einen fetten Horrorthriller erwarten:

Rob Scott. 15 Meilen. Horror (?). Samuel Doyle, gerade erst ins Morddezernat versetzt, wird zu seinem ersten Fall gerufen, und der hat es in sich: Auf einer gottverlassenen Farm im ländlichen Virginia wurden die Leichen des Ex-Marines Carl Bruckner und seiner Frau gefunden. Womit Doyle jedoch nicht gerechnet hat: Die Rache des verstorbenen Marines kennt keine Grenzen – nicht einmal den Tod.

Hätte man dieses Buch als düsteren Thriller mit Drama-Elementen angepriesen, wäre man ihm a) eher gerecht geworden und b) hätte ich ihn dann möglicherweise liegen lassen. So erwartete ich wie auf dem Klappentext versprochen, einen starken Roman vom neuen Stern am Horrorhimmel. Ja, am Arsch. Das ist bestenfalls ein verglimmendes Lichtlein wenn es um Horror geht. Der Protagonist ist ein Tablettensüchtiger im Drogenwahn, kämpft mit den Geistern seiner Vergangenheit und muss sich mit dem Fall des Marines beschäftigen. Erzählen kann der Autor ja, aber zustande gebracht hat er leider nur eine überlange Folge CSI mit einem vielleicht mystischen Moment auf der Schlangenfarm. Und sonst? Nix Horror. Durch die falsche Herangehensweise des Verlages beim Klappentext und die Erwartungshaltung bezüglich Horror eine Enttäuschung. Sagen wir Horror 3/10 (also wird mir ein weiterer Rob Scott nicht in die Finger kommen), als düsterer Thriller mit dezenten Mystery-Elementen und viel gutem Willen 5/10. fast 600 Seiten.

Jerry Garcia

27 August 2011, 16:59:47 #26 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:06:27 von Jerry Garcia


Kurzkritik, diesmal ohne Warnhinweis. J. L. Bourne. Tagebuch der Apokalypse 1+2. Tipp von Shane Schofield. Konnte ja eigentlich nix schiefgehen, außerdem hat Cheffe immer Recht!!

Willkommen in der Welt nach der Apokalypse! Dies ist das Tagebuch des unbekannten Soldaten, und es schildert auf eindringliche Weise den Untergang der menschlichen Zivilisation durch eine Plage, mit der keiner gerechnet hatte: Die Toten sind aus den Gräbern zurückgekehrt, und sie machen vor nichts halt. Denn im Angesicht des Todes kämpft jeder für sich allein.

Old School Zombies unterwegs. Keine neuartigen Varianten, einfach nur tot und hungrig. In Tagebuchform geschildert; mit einfachen Worten und manchmal herrlichen Stilblüten ("ich flutschte durch ihre Reihen wie die Nadel durch's Öhr"), ohne überflüssiges Lamentieren und langatmige Satzgestelle. Natürlich keine Literaturansprüche. Wer sich dieses Buch zulegt und dann nölt, dass es eher was für's tote Hirn wäre, hätte seines besser vor dem Kauf wiederbelebt. Was erwartet denn diese Klientel von einem Zombieroman in Tagebuchschilderung? Mann, Brecht oder Dostojewski? Haltet mal den Ball flach. Hier will man Action und die kriegt man. Ne Splatterorgie ist es nicht, aber ne Ballerballade, Patronenhülsenzählen unmöglich. Zudem wird das Ganze noch etwas atomar angereichert. Kurzweil ist angesagt. Auch im zweiten Buch, das direkt an Teil 1 anschließt, geht des ordentlich zur Sache, ja wird sogar noch übertrumpft. Es wird militärischer, die Untoten werden ein bisserl schlauer, und man wird mit einem fetten Cliffhanger gegen Ende von Teil 2 bedient, der so richtig neugierig auf Nummer drei macht, der uns im März nächsten Jahres kredenzt wird und schon vorbestellt ist. Seichte, anspruchslose Kost für zwischendurch, die richtig Laune macht. Wer Literaturnobelpreisverdächtiges lesen will, sollte sich anderweitig orientieren, wobei ich dem einen oder anderen, der sich die Ausbreitung einer Seuche über Kontinente nicht vorstellen kann, empfehlen würde, bei seiner Lektüre der Tageszeitung mit den berühmten vier Buchstaben zu bleiben. Das dürfte dann seiner Vorstellungskraft zumindest halbwegs gerecht werden. Für Zombie- und Actionfans auf jeden Fall ein Lesetipp. Hirn aus und durch. 8/10. Danke Cheffe. Buch 1 350, Buch 2 420 Seiten.

Jerry Garcia

30 August 2011, 12:25:37 #27 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:06:58 von Jerry Garcia


Jonathan Littell. Die Wohlgesinnten sind die fiktiven Erinnerungen des SS-Offiziers Maximilian Aue, Jahrgang 1913, Sohn eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter, promovierter Jurist und frühes NSDAP-Mitglied.
Es sind die verstörenden Erinnerungen an die Schauplätze des zweiten Weltkrieges und an das Grauen der Verfolgung und Vernichtung der Juden vom Juni 1941 bis April 1945, an die Einsatz- kommandos und Massenhinrichtungen in der Ukraine und im Kaukasus, an den Kessel von Stalingrad, an Auschwitz, das besetzte Paris und das zerstörte Berlin. An seine Begegnungen mit Nazigrößen wie Himmler, Eichmann und Speer.


Es ist ein Bericht über die Naziverbrechen aus der Sicht eines Täters und zu Beginn seiner Aufzeichnungen konfrontiert uns der Ich-Erzähler Aue mit der Aussage "Ich bin wie ihr". Dieser kann der Leser aber nur bedingt folgen. Beschrieben wird das in jungen Jahren inzestuöse Verhältnis zu seiner Schwester, die es aber in den späteren Jugendjahren beendet, was laut seiner Erkenntnis zu einer Homosexualität führte, da keine Frau einem Vergleich mit seiner Schwester hätte standhalten können. Bei der Ausübung eben jener Praktiken in einem Park, wird er von einem Gestapo-Mann aufgetan, der ihn aber nicht verhaftet, sondern "freundlich überredet", der SS beizutreten.
Nach der Eingewöhnungszeit mit Berichten erstellen, die dem Willen der Vorgesetzten und der Führung entsprechen, aber nicht der tatsächlichen Sachlage, wird Aue zu den Kriegsschauplätzen im Osten abgeordnet, um eine effizientere Vernichtungsmaschinerie aufzubauen als dies bisher der Fall ist. Die Opfer in den Lagern sind dafür nur Gegenstand, nicht menschliche Wesen. Er nimmt an Erschießungen, der ausgewählten Bevölkerung teil, welche er damit rechtfertigt, vom Chaos und Blutrausch mitgerissen worden zu sein und auf diese Weise findet er für alles eine Begründung, das ihn zu Massakern an Juden, Zivilbevölkerung oder gegnerischen Soldaten verführt. In seine Augen sind die Juden zwar bemitleidenswerte Menschen, aber da minderwertig, ist eine Vernichtung mit Stumpf und Stiel absolut von Nöten. Zudem müsse man ja seine Befehle hinsichtlich der Quoten an Hinrichtungen erfüllen, damit schlechtere Zahlen im Vergleich mit anderen Orten und Befehlshabern nicht einer Beförderung im Wege stünden, was dazu führte, dass man auch hin und wieder willkürlich Leute aus der Menge aufgreift, um die Zahlen zu erhöhen. Spätestens hier kann der Leser die Aussage "Ich bin wie ihr" nicht mehr nachvollziehen. Hier geht es nicht um jemanden, der weggesehen hat, "nur" ein Mitläufer oder Befehlsempfänger war, sondern um einen von Egoismus getriebenen Täter, der diese Menschen noch nicht einmal hasst, sondern sie nur als Karrieresprungbrett betrachtet, ohne sie als lebende Wesen wahrzunehmen. Und dies alles gekrönt von seinen erklärenden Aussagen, dass er ja nicht zu den Schuldigen zähle, da er für alles seine gerechtfertigten Beweggründe gehabt habe.


Der Leser wird konfrontiert mit der ständigen Vorteilsnahme eines privilegierten, begüterten Elternmörders (was sich bei einem Genesungsurlaub ereignete und mit einem Alkoholblackout verharmlost wird und so keine Schuldgefühle aufkommen lässt), der Stalingrad nur deshalb rechtzeitig mit dem letzten Flug verlassen konnte, weil er schwerer Verwundeten Kameraden den Platz streitig machte, da diese ja sowieso sterben müssten, was er in seiner Überheblichkeit ohne ärztlichen Kenntnisse beurteilt hat. Hauptsache weg von der Front. Nach der Rettung und dem folgenden oben erwähnten Mord erlebt man den Rekonvaleszenten bei einem Leben in Saus und Braus (der es sich aber auch im Einsatzgebiet mit wechselnden Lovern und Saufgelagen mit Offizierskollegen schon hat gutgehen lassen) erst im besetzten Paris und später dann in Berlin bis zum Fall, das den Kontrast zwischen dem Offizier, der ja rein gar nichts für die Gräueltaten konnte und dem normalen Teil der Bevölkerung, die ums Überleben in der zerbombten Stadt kämpfen mussten. Von wegen "Ich bin wie ihr"!!!!!!


Seine sexuellen Eskapanden, die schon zuvor immer wieder während des 1300 Seiten umfassenden Buches geschildert wurden, werden nun richtiggehend ausgewalzt und seinen perversen Phantasien ziemlich viel Raum gegeben. Desweiteren werden - je näher die Niederlage rückt - die Intrigen im Kreise der Mächtigen und Oberbefehlshaber immer weiter entlarvt und seine Beteiligung zur Wahrung seiner Interessen tritt deutlich zu Tage. Zum Zwecke des eigenen Vorteils werden Vorgesetzte oder Auftraggeber mit widersprüchlichen Informationen versorgt, die ihm die Möglichkeit eröffnen sollen, zwecks erschwindelter Reisepapiere Deutschland zu verlassen. Da er seine Papiere in den Wirren der Angriffe auf Berlin verliert, erschlägt die verabscheuungswürdige Hauptfigur Aue den jahrelangen Freund und Offizierskollegen aufgrund einer gewissen Ähnlichkeit, um sich die Ausreise nach Frankreich zu ermöglichen, wo er zum erfolgreichen Unternehmer mutierte und sich genötigt sah, diesen Bericht zu verfassen.
Diese Buch hat die nationalen Kritiker entzweit. Von epochalem Meisterwerk mit exzellent recherchiertem Material über die damalige Zeit ist genauso die Rede wie von unerträglichem Schund. Ich sehe es einfach als das, was es ist - ein Roman, eine fiktive Geschichte ohne Anspruch auf die alleinige Wahrheit.
Ich gebe nur eine bedingte Leseempfehlung, da das Buch a) gewisse Längen hat und b) für empfindsame Gemüter eher ungeeignet erscheint ob der drastischen Schilderung seiner Obssessionen und der Gräueltaten. Wer sich aber davon distanzieren kann, sollte einen Blick riskieren, aber das Erscheinen des preislich günstigeren Taschenbuchs abwarten. Als Meisterwerk würde ich das Buch aber nicht bezeichnen. Wie gesagt, die Meinungen sind gespalten. 1300 Seiten

Jerry Garcia

30 August 2011, 12:29:04 #28 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:07:19 von Jerry Garcia


F. Paul Wilson. Elf Erzählungen des Amerikaners, davon sechs um den Helden "Handyman Jack", den Mann für alle Fälle, sowie fünf weitere Storys, die ebenso das Fürchten lehren können.

Ein weiteres Produkt (veröffentlicht vom Autor nach dem Bestseller "Die Gruft", in Deutschland erst jetzt erschienen) aus der Feder des Crossover-Spezialisten Wilson, das wieder einen hervorragenden Mix aus Detektiv- und Horrorroman bereithält, der die Leser beständig in Atem hält.


Da er offiziell nicht existiert und nirgends datentechnisch erfasst ist, kann Jack ungehindert von Polizei und Justiz seine nicht ungefährlichen Aufträge in unnachahmlicher Manier ausführen und geht dabei garantiert nicht zimperlich vor. Beim "Zwischenfall im Drugstore" gerät er unvermutet in eine Überfall und weiß sich zu wehrten, indem er einem der Gangster die Rastas inklusive Gesicht abfackelt. Die Kumpane des Rastaman lässt er sodann ihre eigene Medizin schlucken. Mit List und Tücke bereinigt er die Situation und verschwindet, bevor die Polizei auftaucht. In "Ein ganz normaler Tag" vertreibt sich Jack die Wartezeit bis zur Ausführung des neuen Auftrag mit Shuriken-Training auf an den Wänden seines vorübergehend angemieteten billigen Hotelzimmers umherspazierende Kakerlaken als er durch das Fenster beschossen wird. Schon bald stellt er fest, dass er es mit einer Schutzgelderpresserbande und einem Killer, der ihn jagt, zu tun hat. Aber mit Ideenreichtum und dosiert eingesetzter Gewalt (nicht zu gering dosiert) bringt er die Typen zur Strecke. Diese beiden und vier weitere Geschichten um Jack machen den Hauptteil des Buches aus, doch man sollte nicht glauben, dass die Qualität der Erzählungen ohne den Protagonisten ohne Sozialversicherungsnummer sinken würde. Das Niveau kann auch bei den fünf folgenden Szenarios ohne den Problemlöser locker gehalten werden und gleich bei der ersten Story "Untermieter" wird dies eindrucksvoll unter Beweis gestellt.


Exzellente spannungsgeladene Geschichten, schnörkellos, gewalttätig, zeitweise amüsant, kurzweilig und originell wird in allen elf Erzählungen beste Unterhaltung geboten, die Lust auf mehr macht. Es ist eine echte Freude, Wilsons Geschichten zu lesen, da er auch immer wieder eine Finte einbaut, um den Leser zu täuschen. Ob nun actionreich, unheimlich oder gruselig sind alle Storys versiert und flüssig zu Papier gebracht. Klarer Lesetipp. Mein Dank an den Festa-Verlag, der sich dieser Veröffentlichung angenommen hat und hoffentlich noch weitere plant. 400 Seiten.

Jerry Garcia

2 September 2011, 19:28:36 #29 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:07:42 von Jerry Garcia


David Moody. Danny McCoyne ist ein ganz normaler Mann. Er hat einen Job, den er nicht sonderlich mag, und seine Familie, die ihm nicht nur glückliche Momente beschert. Jeden Morgen geht er etwas widerstrebend zur Arbeit und kehrt zur nächsten Familienkrise pünktlich nach Hause zurück. Doch eines Morgens wird er plötzlich Zeuge eines grausamen Vorfalls. Ohne Vorwarnung und scheinbar ohne Grund stürzt sich ein Mann auf eine alte Frau und prügelt sioe zu Tode. Kurz danach läuft er Amok und attackiert jeden, den er fassen kann. Danny ist geschockt, doch schon bald hört er von mehr Vorfällen dieser Art. Immer häufiger muss er sich und seine Familie vor brutalen Totschlägern in Sicherheit bringen. Die Welle der Gewalt breitet sich aus wie ein Virus. Auch Danny McCoyne weiß nicht, wie lange seine Familie noch vor ihm sicher ist - oder er vor ihr.

Gleich zu Beginn aus heiterem Himmel ein Mord an einer alten Passantin mittels Regenschirm in die Gedärme. Danach aber nimmt sich Moody Zeit seinen Protagonisten vorzustellen, der frustriert und desillusioniert die Tage an sich vorbei ziehen lässt. Der Job geht ihm auf den Sack, die Familie nervt, er findet weder Motivation noch einen Ausweg. Ein eigentlich normaler Typ, unauffällig, desinteressiert, lebt nur vor sich hin. Währenddessen häufen sich die in der Stadt und deren Satellitenorten gewalttätige Vorfälle, die schon mal mit zu Brei geschlagenen Schädeln enden, der Horror entwickelt sich langsam aber stetig. Die Regierung behauptet, nicht zu wissen, was vor sich geht. Fernsehanstalten übertragen Talkshows mit sogenannten Experten im Stile von "Dawn of the dead", während draußen die Welle der Gewalt weiter eskaliert und die Situation immer mehr an "28 days later" erinnert. Nach und nach werden die Gewaltaktionen zu Massenverantaltungen, gipfeln gar in Vernichtungslagern und letztendlich im Krieg WIR gegen DIE.

Furioser Roman, der gegen Ende das volle Actionpotenzial ausschöpft. Die Eingangssituation wird noch ruhig und sachlich ohne ellenlange Umschreibungen skizziert und die Spannungsschraube langsam bis zum Showdown angedreht. die Verwandlung ist subtil, es werden Räume für Spekulationen gelassen, die Paranioa ist fast zum Greifen und ein Kniff im Plot hat es dann auch in sich. Bis dahin. Denn das Ganze ist als Trilogie ausgelegt und nach dem herrlichen Schluß, wo Moody so richtig auf die Kacke haut, warte ich schon gespannt auf den zweiten Teil. Klarer Tipp für den netten Horrorfreund von nebenan. 350 Seiten.

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