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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Michael Connelly. Henry Pierce steht mit seiner Firma kurz vor einem revolutionären Durchbruch: Er arbeitet an einem Rechner, bei dem Informationen nicht mehr mittels Siliziumchips, sondern auf Molekularebene chemisch übertragen werden. Er verhandelt gerade mit einem Sponsor, der das aufwändige Projekt finanzieren soll. So gut es offensichtlich mit seiner Firma steht, so schlecht sieht es in seinem Privatleben aus. Seine Freundin hat ihn eben erst vor die Tür gesetzt, und er musste sich eine neue Wohnung suchen. Dort erhält er vom ersten Tag an Anrufe von Männern, die eine gewisse Lilly sprechen wollen. Pierce verfolgt die Spuren der geheimnisvollen Frau und gerät dabei in eine Welt voller Internetseiten mit Call-Girls, Sex und Leidenschaften, in der ihm all sein Erfolg und Expertenwissen nichts mehr nützen. Er wird des Mordes verdächtigt, und nicht nur die Polizei heftet sich an seine Fersen.

Seine Meriten als Romanautor verdiente Connelly sich speziell mit seiner Reihe um den desillusionierten Polizisten und Privatdetektiv Harry Bosch, aber auch durch den Roman "Das zweite Herz", den Clint Eastwood unter dem Originaltitel "Blood Work" ins Kino brachte, was Michael Connelly wohl auch dazu veranlasst hat, den Regisseur mittlerweile in jedem seiner Romane namentlich auftauchen zu lassen.
Die hier vorliegende Geschichte kann man sich durchaus als Warnung zu Herzen nehmen, aufzupassen, welche Telefonnummer einem bei einem Anbieterwechsel oder Neuanschluss zugeteilt wird und was sich daraus entwickeln kann, wenn man darüber hinaus noch viel zu neugierig ist. Curiosity kills the cat.
Der Protagonist besitzt eine Firma und arbeitet an Patenten für Molekularcomputer (vergleichbar mit den Geräten aus "Die phantastische Reise" oder "Die Reise ins Ich") und man wird anhand der wissenschaftlichen Ausführungen automatisch etwas an Michael Crichton erinnert, aber ohne dass sich die Erfindung hier auf eigene Wege begibt, sondern sich "nur" ein Kriminalfall entwickelt, bei dem die Gefahr eigentlich nur vom Firmenbesitzer selbst ausgeht, da er sich unbedacht und durch seine Wissbegier letztendlich ins Pornomilieu begibt und somit seine Zukunft sowie die seiner Firma aufs Spiel setzt - und das bloß wegen einer Telefonnummer, die zuvor jemand anderem gehörte, was noch eine wichtige Rolle im Verlauf der Geschichte spielen wird.


Der Thriller steigt nicht sofort ins spannende Geschehen ein, sondern baut die Story langsam auf, um dann im Mittelteil deutlich an Tempo zuzulegen, wenn die Hauptfigur durch verschiedene Parteien bedroht wird, von der Polizei verdächtigt wird und dann die Ermittlungen auf eigene Faust fortsetzt, was ihm nicht sonderlich wohl bekommt, da er denn doch eher Forscher ist als Ermittler. Spannend und interessant bleibt das Buch die meiste Zeit über, da man nicht zu schnell erkennen kann, wer hinter der ganzen Misere steckt und sie ausgeheckt hat. Insgesamt ein guter Krimi aus der Hand eines Fachmannes, den ich Thrillerfans durchaus ans Herz legen kann, obwohl ich persönlich die Reihe um "Harry Bosch" bevorzuge, die ja vom selben Autor stammt, wie eingangs erwähnt. Knapp 500 Seiten.

Jerry Garcia

31 Dezember 2011, 19:12:41 #151 Letzte Bearbeitung: 8 Februar 2012, 11:44:26 von Jerry Garcia


Jack Kilborn. In der idyllischen Abgeschiedenheit West Virginias liegt das Rushmore Inn, ein kleines familienbetriebenes Hotel. Im Rushmore Inn wird Service noch großgeschrieben, denn hier kümmert man sich um seine Gäste. Mit Haut und Haaren. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Rushmore Inn wirkt nun wirklich alles andere als einladend oder vertrauensvoll, liegt es doch nur abseits einer Schneise im tiefen Wald und ähnelt eher einer Bruchbude. Doch Maria wurde von ihrem eigentlichen Hotel dorthin verwiesen, da ihr eigenes Zimmer tatsächlich an einen Journalisten vermietet wurde, der über das Sportereignis schreiben soll. So viel dazu. Statt den Sportlern, die überhaupt dafür sorgen, dass dieser Journalist etwas zum Schreiben hat, die Zimmer zu überlassen, werden die mit den nutzlosen Randfiguren belegt, die nie im Leben etwas anderes gemacht haben, als sich ihre Stories aus den Fingern zu saugen. Es bleibt ihr nichts übrig, sie muss ins Rushmore Inn. Dort angekommen, ist es wirklich alles andere als heimelig und dann kommen noch merkwürdige Ereignisse hinzu: Erst verschwindet das Handy, dann der Koffer und Geräusche aus den Wänden tragen auch nicht zum Wohlbefinden bei. Doch das ist erst der Anfang. Ein Jahr später wird in der Gegend der nächste Ironwoman-Wettbewerb ausgetragen. Zu den Gästen der Gegend gehört aber auch Felix, der mit deren Bruder Cam auf der Suche nach Maria ist. Natürlich darf auch die Journalie nicht fehlen und Sportker erleben dasselbe Phänomen wie dereinst Maria - überbucht, ab ins Rushmore Inn. So kommt eine illustre Schar neuer Gäste zur Familie Roosevelt und darf deren spezuielle Aufmerksamkeit genießen - und die erfordert einen schier unbändigen Überlebenswillen, will man ungeschoren aus dem Hotel wieder auschecken.

Die ersten Seiten des Buches ließen klare Erinnerungen an den Film "Motel" aufkommen, dazu eine Portion "Wrong Turn" und eine deftige Prise Redneck-Quasimodo-Casting. Dunkle Wälder, deformierte Freaks, Geheimgänge im Hotel, alles da. Bis es nach dem Prolog dann wirklich zur Sache geht, werden die einzelnen Hauptfiguren vorgestellt, die sich in den Journalisten, ein Frauen-Trio bestehend aus kampferprobter Oma (die räumt echt ab), fitter Tochter und zwölfjähriger Enkelin, Felix und Cam sowie Deb, Teilnehmerin am Ironwoman und der großen Sippe der Roosevelts bestehen. Sympathieträger lassen sich schnell finden, was die Sippe angeht - siehe "Wrong Turn". Bei der Charkterisierung hat sich Herr Kilborn für jeden einen Makel, etwas in der Vergangenheit und der Psyche vergrabene einfallen lassen, damit die vermeintlichen Opfer noch etwas an Seelenpein zu überwinden haben und nicht ganz so leer und platt dastehen (leider wird dies zum Ende genutzt, um etwas zu dick aufzutragen, wenn jeder mit schier unmenschlichem Mut seine jeweilige Schwäche überwindet). Ab der Mitte des Buches zieht das Tempo richtig an, und das Blut fließt wahrhaftig in Strömen. Und trotz des Umstandes, dass die Gefangenen nicht nur zum Austausch des Blutes sondern auch die Frauen als Gebärmaschinen gebraucht werden, lässt sich Kilborn nie auf ein Pubertätsniveau eines Laymon herab. "Das Hotel" wird reiner, stellenweise abartiger Horror ohne kindische Sexphantasien. Ob Handamputationen, Schädel zertrümmern oder Ausweidungen. Das Buch strotzt vor unappetitlichen Szenen und häuft Leichenberge auf. Blutiger, spannender, packender Roman, der vielleicht nicht ganz an den Vorgänger "Angst" heranreicht und sicher auch nicht gerade ein völlig neues Thema beackert, aber für Freunde des Genres kein Fehleinkauf sein dürfte. Subtiler Horror ist es jedenfalls nicht. Kilborn geht in die Vollen. 384 Seiten.

Jerry Garcia



Duane Louis. Jamie LeBroux, gerade Vater geworden, arbeitet für eine Firma in Philadelphia. Was er nicht weiß: Er arbeitet für eine Tarnorganisation der CI-6, einer amerikanischen Geheimbehörde. David Murphy, der Chef der Firma, erhält die Order, diese aufzulösen und alle Mitarbeiter zu töten. Er bestellt seine Leute an einem Samstagmorgen ins Büro. im ganzen Stockwerk hat er Saringas und Bomben versteckt. Ruhig erklärt er seinen Mitarbeitern die Situation und fordert sie auf, vergifteten Champagner zu trinken, was auch tatsächlich einer von ihnen tut - und stirbt. Daraufhin gerät auf dem abgeriegelten Stockwerk alles außer Kontrolle. Es folgt ein wildes Handgemenge, bei dem die verbliebenen Mitarbeiter unter Zuhilfenahme aller verfügbaren Waffen aufeinander losgehen. Keiner weiß, wem er noch trauen kann. Wenn Jamie seine Familie wiedersehen will, muss er das Gebäude lebend verlassen.

Vorhang auf, die Action beginnt. Ohne lange Vorrede wird der Leser direkt ins Geschehen hinein katapultiert. Die Charaktere werden nicht ausführlich beleuchtet, aber man findet den Typ, den niemand beachtet, die grummelige Sekretärin, die Büromaus, den Witzbold oder die Praktikantin, die von nichts eine Ahnung hat. So scheint es zumindest. Doch im Laufe der Handlung verschieben sich die Loyalitäten, es werden Beweggründe aufgedeckt, die man zuvor nie vermutet hätte, Waffen wurden schon vor Monaten oder Wochen an verschiedensten Stellen gebunkert, um selbst in Aktion zu treten.


Kurz, schnell, bisweilen zynisch oder amüsant treibt Louis das Tempo voran, sodass keiner seiner Akteure Zeit zum Luftholen bekommt. Hin und wieder versteigt er sich aber in unrealistische Fähigkeiten für die ein oder andere Protagonistin und so mancher Fehler schleicht sich ein (wobei Letzteres auch an der Übersetzung liegen könnte), aber so richtig stören wird es einen Freund temporeicher Storys wohl nicht. Wohltuend fand ich auch, dass man nicht sofort in die Hintergründe der jeweiligen Aktionen oder Figuren eingeweiht wird und man sich alles zusammenreimen kann. Nichts ist wie erwartet, nichts geht die üblichen ausgetretenen Pfade oder passt sich der typischen Machart bekannter Massenware an. Immer wieder folgt eine kleine Überraschung hinsichtlich der Motivation der Mitarbeiter, wechselnd mit superben Actioneinlagen im Stile von "Die Hard".
Wer auf Psychogramme der handelnden Personen getrost verzichten kann, wird an dem Buch sicher seine Freude haben, das ich aber wegen diverser kleinerer Mängel nur mit der Bewertung GUT versehen möchte und ob der Schluss jedem so gefällt, muss man für sich selbst entscheiden. Ich fand ihn okay. Alles in allem kein Fehleinkauf und gut für einige lockere Lesestunden, aber auch kein MUSS. Ich werde aber möglichen weiteren Büchern von Duane Louis sicher meine Beachtung schenken, obwohl er die Qualität eines Charlie Huston nicht erreicht hat - bisher. 350 Seiten.

Jerry Garcia



Bentley Little. Juniper ist ein verschlafenes Nest in der Wüste Arizonas. Das Aufregendste hier sind die die Sonntagsspiele der örtlichen Baseballmannschaft. Doch eines Tages kommt Leben in die kleine Stadt. Ein bekannter Discounter eröffnet eine Filiale. Dort gibt es alles, was man sich vorstellen kann. Der Besitzer erfüllt selbst die verwegensten Wünsche - zu einem besonderen Preis. Wer hier einkauft, verpfändet einen Teil seiner Seele und schuldet dem Besitzer von nun an einen Gefallen. Als dieser beginnt, sie einzufordern, schleichen sich kleine Gehässigkeiten in den Alltag der Bewohner. Und dann geschieht der erste Mord.

Der Protagonist Bill Davis, Ehemann von Ginny, Vater zweier Töchter namens Shannon und Samantha (17 bzw. 18 Jahre alt), ist genauso wie der Rest der Bewohner von Juniper überrascht, dass sich überhaupt ein Discounter in ihrer kleinen Gemeinde ansiedeln will und traut daher dem Frieden nicht so recht. Im Gegensatz zu ihm und einigen wenigen Freunden sind aber alle inklusive der Stadtoberen vollauf begeistert, erhoffen sie sich doch einen Aufschwung durch das Geschäft. Um seine Pforten zu öffnen, stellt der Eigner aber einige Bedingungen an die Ratsherren, welche die Lockerung von Bauvorschriften und weitere Vergünstigungen beinhalten. Ruckzuck genehmigt. Dass beim Bau dann noch Arbeiter aus der Umgebung eingestellt werden, einheimische Firmen die Aufträge erhalten, lässt über alle Mängel hinwegsehen. Auch der Fund toter Tiere, alle unverletzt und ohne erkennbares Zeichen gestorben, sowie die Verschandelung der Landschaft werden kritiklos hingenommen. Doch der LADEN, wie der Discounter heißt, ist noch nicht fertig mit der Gemeinde. Erst werden die Einzelhändler verdrängt, dann nach und nach die Polizei, Feuerwehr und weitere Einrichtungen zum angeblichen Kosten sparen privatisiert, wobei dann natürlich der LADEN die Aufgaben nun übernimmt und das Personal bezahlt. Dennoch verkommt die Stadt immer mehr. Jetzt lehnen sich Bill und seine Kumpel Ben und Street immer offener gegen diesen Parasiten auf, der ihren Heimatort übernimmt. Zudem mehren sich Gerüchte über seltsame Vorgänge in den Katakomben des LADENS. Und dann kommen auch beide Töchter von Bill auf die Idee, der Mehrheit der Bewohner, die mittlerweile durch den Verdrängunsprozess in die Arbeitslosigkeit geschoben wurden, zu folgen und im LADEN zu arbeiten. Und mit der Zeit beginnen sich die Menschen in ihrem Wesen zu ändern, werden aggressiver, unhöflicher. Nachts treiben sich unheimliche Gestalten in der Stadt herum. Bill beginnt nachzuforschen, weitet seinen Widerstand aus, will sogar das FBI involvieren und bringt damit sich und seine Familie in Gefahr. Und dann wird er auch noch in die Konzernzentrale nach Dallas eingeladen um den Chef Newman King zu sprechen.

Gleich vorweg - der Klappentext führt in die Irre und man fragt sich, ob das beabsichtigt ist oder der Verfasser einfach das Buch bestenfalls überflogen hat, denn was in der Inhaltsangabe noch wie eine Kopie des Stephen King-Romans "In einer kleinen Stadt" klingt, entpuppt sich doch als eine anders geartete Geschichte. Bis der wahre Horror sich einschleicht, gibt es auf den ersten 200 Seiten erst einmal Alltagshorror. Eine Geschichte, wie sie sicher schon jeder mal erlebt hat. Ein Discounter kommt aufs Land, verdrängt den Einzelhandel. Ökonomische Story von Expansion und Verdrängung der kleinen Geschäfte durch Großkonzerne. Preisdumping, aggressive Werbung bestimmen das Geschehen. Zitat:" Die Kunden wissen nicht, was sie mögen - sie mögen, was sie kennen." Zitat Ende. Massenhaft geschaltete Clips, Artikel, TV-Spots, die sich kein kleiner Laden leisten kann, gaukeln dem Kunden eine tolle Ware vor, die er haben oder gesehen haben muss. Lang genug berieselt aus allen Medien, fängt das Zeug plötzlich an den Leuten zu gefallen und es wird konsumiert (Kinofilme, Songs oder Bücher usw.). Hat Little dann den Prozess der Ansiedlung des LADENS beendet, widmet er sich den Konzernstrategien innerhalb der Geschäftsräume und mit den politischen Entscheidungsträgern der Stadt. Bestechung, Korruption, Bedrohung bestimmen nun das Bild. Die Mitarbeiter und die Stadt werden in einer Art Konzernfaschismus gleichgeschaltet, die Schule erhält neues Lehrmaterial, das nur Konzernmeinungen vertritt, alle müssen die einheitliche Uniformen tragen und durch die blonden Aufpasser in ihren schwarzen Mänteln werden die Erinnerungen an die Nazis wohl sehr bewusst hervorgerufen. Der Autor schafft eine düstere, beklemmende Atmoshpäre und man kann sich den Verfall der Innenstadt, die dunklen Gänge des LADENS in der Nacht gut vorstellen. Und langsam kommt er dann auch in Sachen Horrorstory in die Spur. Unheimliche Figuren, grausame Bestrafungen in den Gewölben des LADENS, und ein Konzernboss, der nicht menschlich zu sein scheint. Was der denn wirklich ist, wird nicht erklärt, bleibt ebenso offen, wie das Epilogende. Insgesamt eine unblutige, kaum gewalttätige Geschichte, die sich ob des sehr einfachen Stils von Bentley Little zwar sehr flott liest, aber auch wenig bemerkenswert ist. Sanfter Alltagshorror wie man ihn schon aus den vorangegangenen Werken kennt. Seichte Kost (was den Horror betrifft), schnell konsumierbar und wenn man ihm mit guten Willen etwas Substanz zuspechen will, dann hinsichtlich seiner - dennoch recht oberflächlichen - Schilderung ökonomischer Arbeitsweisen. Komplex wird die Story deshalb aber trotzdem nicht, Logik lassen wir mal ganz außen vor. 540 Seiten.

Jerry Garcia

Und so kann es gehen, wenn manche mit der Rezi unzufrieden sind (bitte die Kommentare lesen):

http://buecherzeit.wordpress.com/2011/11/16/john-asht-twin-pryx-zwillingsbrut/

Ich enthalte mich da lieber, man soll ja auf seine Wortwahl achten.

Moonshade

Ich find die Rezi zwar auch relativ dürftig - ich schreib keine Kritiken, wenn ich nur 10 Prozent des Werkes kenne und schmeiße alle Kritiken in der ofdb raus, die Ähnliches bei Filmen andeuten - aber dennoch scheinen die kleineren Verlage ja wohl extrem dünnhäutig zu werden un die modernen Autoren eifersüchtig im Netz nach Rezi-Blogs zu haschen, wie ihr Roman denn so ankommt.

Falls jetzt jedoch jemand irgendeinen User verklagen will, weil dieser "Fight Club" nicht verstanden hat oder die Qualitäten des "Paten" nicht überschauen kann - die Staatsanwaltschaft hat bestimmt gut zu tun. :viney:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Roughale

Ist John Asht gar ein Pseudonym vom ollen Wulff?

Ernsthaft: Das Ganze hat echt skurile Züge, zum einen finde ich es absolut unangebracht, eine Rezension zu einem fast ungelesenen Buch zu veröffentlichen, das rechtfertigt aber trotzdem absolut nicht die Reaktionen des Autors  und der Dame (Verlegerin, Managerin, Freundin?)... Gib mal Bescheid, ob und was daraus wird, ich hoffe mal, dass das aus Vernunft eingestellt wird und keine Kosten für den Staat produziert. Was ist eigentlich aus freier Meinungsäusserung geworden? Es ist ja nicht so, dass du zum Nichtkauf aufgerufen hat, nie passte der Facepalm Smiley besser...  :viney:

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Jerry Garcia

11 Januar 2012, 19:32:04 #157 Letzte Bearbeitung: 11 Januar 2012, 19:38:53 von Jerry Garcia
Zitat von: Roughale am 11 Januar 2012, 16:24:37
Ist John Asht gar ein Pseudonym vom ollen Wulff?

Ernsthaft: Das Ganze hat echt skurile Züge, zum einen finde ich es absolut unangebracht, eine Rezension zu einem fast ungelesenen Buch zu veröffentlichen, das rechtfertigt aber trotzdem absolut nicht die Reaktionen des Autors  und der Dame (Verlegerin, Managerin, Freundin?)... Gib mal Bescheid, ob und was daraus wird, ich hoffe mal, dass das aus Vernunft eingestellt wird und keine Kosten für den Staat produziert. Was ist eigentlich aus freier Meinungsäusserung geworden? Es ist ja nicht so, dass du zum Nichtkauf aufgerufen hat, nie passte der Facepalm Smiley besser...  :viney:

Ganz kurz: die Rezi ist nicht von mir. Bin auch der Meinung, hat man das Buch nicht vollständig gelesen, lässt man auch die Finger von einer Meinungsäußerung wie Moonshade schon anmerkte. Andererseits hat die Rezensentin sich nunmal dazu entschlossen und sagt nur, dass das Buch eben schon von Beginn an ihr Interesse nicht wecken konnte. Nur der Aufstand, der dann gemacht wurde, ist schon etwas "gewöhnungsbedürftig" - besonders wenn man auf die Autorenseite geht und dort seinen Eintrag zur freien Meinungsäußerung liest. Ich werde aber die Sache schon verfolgen, um mal zu sehen, was dabei rauskommt. Übrigens kannte ich vor dieser Sache weder Autor noch den Verlag.

Roughale

Ok, ich hatte irgendwie den Eindruck bekommen, dass das dein Blog ist keine Ahnung wieso. Danke für die Klarstellung! Wenn du aber doch was höst, gib Bescheid ;)

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Jerry Garcia



Anders de la Motte. Als Henrik "HP" Petterson im Zug ein Handy findet, steckt er es kurzerhand ein und überlegt, wie er es zu Geld machen kann. Doch plötzlich erscheinen folgende Worte auf dem Display: WANNA PLAY A GAME? HP zögert erst, drückt dann aber auf YES. Und damit beginnt der allergrößte Nervenkitzel, den er je erlebt hat. Bis es irgendwann um sein eigenes Leben geht.



Arbeitslos, ständig pleite - so sieht das Leben von Henrik Petterson aus. Da kommt ihm der Fund gerade recht. Und als er dann das Spiel beginnt und vom Leiter auch noch Kohle in Aussicht gestellt bekommt, gibt es für ihn kein Halten mehr. Ein Riesenspaß und es gibt auch noch Geld dafür. Die ersten Aktionen sind noch leicht, mehr grober Unfug mit Sachbeschädigung denn strafrechtlich wirklich relevant. Doch je weiter er kommt, je höher er in der Rangliste aufsteigt, desto schwieriger die Missionen, wie er sie kindisch für sich selbst nennt und sich dabei vorkommt wie der beste Bond ever. Also macht er weiter und sonnt sich in der Anerkennung, die er von der anonymen Spielergemeinde für seine erfolgreichen Missetaten erhält. Selbst als die Öffentlichkeit eine seiner Aufgaben mit einem terroristischen Akt vergleicht und Schwedens Polizeiaufgebot so richtig auf den Plan ruft, lacht er noch. Nicht mehr lange allerdings. Mittlerweile wird es gefährlich und es geht tatsächlich bald um sein Leben. Währenddessen müht sich Rebecca Normen in ihrem Job als Personenschützerin nicht nur die Anerkennung ihrer Kollegen zu verdienen, sondern schlicht und einfach die BESTE von allen zu werden. Sie hat einen guten Ruf, steigt stetig in der Hierarchie auf, schleppt aber ein dunkles Geheimnis mit sich herum und kämpft gegen Mobbing am Arbeitsplatz an. Und bald sollen sich die Wege der beiden Protagonisten kreuzen.



Fangen wir mit dem Negativen an. Henrik ist mal ganz klar keiner, dem man seine Sympathien so wirklich entgegenbringen will. Ein antriebsloser Kleinkrimineller, der sich mit Diebstählen und dem Sozialstaat durcvhs Leben mogelt, kein wirkliches Interesse an einer geregelten Arbeit hat und lieber andere für sich aufkommen lässt. Zudem führt er sich die meiste Zeit auf wie ein 15-jähriger Aufmerksamkeitsjunkie in der Pubertät. Lächerlich für eine 31-jährige Hauptfigur. Er wird zu einer manipulierbaren Marionette, da er leicht zu beeinflussen ist, egoistisch daherkommt, kaum Freunde hat und sich mehr mit Internetfreundschaften denn mit dem wirklichen Leben beschäftigt. Keine Perspektive, keine Interessen, kein Antrieb - nur Spaß im Kopf und das auf Kosten anderer. Und läuft was schief, war es nie sein Verschulden. Um Ausreden ist er nie verlegen - und glaubt noch selbst dran. Seine Schwäche wird ausgenutzt, ein Profil über die Tauglichkeit erstellt, indem man seine Internetaktivitäten zu Rate zieht und dann auf seine Naivität gesetzt. Dass er sich gegen Ende des Buches zumindest ansatzweise wandelt, hilft da nicht mehr viel. Normen ist da bodenständiger, im Berufsleben verankert, aber auch von Geistern der Vergangenheit ebenso geplagt wie der Loser Henrik. So versucht der Autor den Figuren etwas Tiefe zu geben, die sie aber nicht erreichen, da alles schon zu abgenutzt ist, was die Charakterzeichnung mit irgendwelchen Vorfällen und Dramen aus der Vergangenheit angeht. Stil und Sprache scheinen für die Generation von Leuten geschaffen, die dem geschriebenen Wort nicht gerade freundschaftlich verbunden sind. Kurze, sehr knappe Sätze, eher szenige oder trendige Wortwahl mit wie von vielen skandinavischen Thrillern gewohnt etlichen englischen Einlagen. Und jetzt zum positiven Teil. Die angebotenen kleine und oberflächliche Kunde zu den Religionen Islam und Christentum sowie die heftigere Kritik an Überwachungswut und Datenspeicherung und dem Verhalten der Internetnutzer geht im Tempo des sehr flott inszenierten Romans fast unter. Das Thema ist gut gewählt, noch nicht übermäßig stapaziert, sodass man nicht ständig auf schon altbekannte Thrillerformeln stößt und die Idee mit dem Einsatz der Unbedarften für eigene Zwecke in Form eines Spiels ist nicht schlecht. Dazu ist die Geschichte mit einigen Wendungen versehen, von denen nicht jede gleich ins Auge fällt und die man als Genrevielleser schon zu Beginn erwartet. Ein flottes, leicht konsumierbares Buch, das durch die nicht so abgedroschene Handlung durchaus empfehlenswert ist, wenn man die eingangs ausführlich erwähnten Mängel und besonders den nervigen Hauptdarsteller mal ausser Acht lässt. Es ist spannend, abwechslungsreich, rasant und eingängig. Zudem kommen immer mal wieder sehr deutliche Anspielungen an Filme wie "Fight Club" oder "Der unsichtbare Dritte" von Hitchcock . Kann man sich also mal gönnen. In Schweden wurde von Anders de la Motte übrigens schon die Fortsetzung mit dem Titel "Buzz" veröffentlicht.  432 Seiten.

Jerry Garcia



Mike Lawson. Eine Anschlagserie mit muslimischem Hintergrund erzeugt in ganz Amerika eine Atmosphäre aus Angst und Panik. Der ideale Zeitpunkt für Senator Broderick, um seinen anti-muslimischen Gesetzesentwurf durchzubringen. Doch Kongresssprcher Mahoney wittert Unstimmigkeiten und beauftragt seinen Mann für heikle Fälle, Joe DeMarco, mit diskreten Nachforschungen. Schon bald kommen DeMarco und seine resolute Partnerin Emma einer hochrangigen politischen Verschwörung auf die Spur, die keine Gnade kennt. Auch wenn die Attacken auf das Weiße Haus.oder andere Ziele scheitern, die Attentäter umkommen, herrscht in Amerika wieder Angst.

Dies ruft die titelgebenden Hardliner (in der deutschen Ausgabe) auf den Plan und schon wird versucht, ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das die Muslime im Land unter Generalverdacht stellt. Man ist es ja gewohnt, dass die Amerikaner unter dem Deckmantel des Patriot Act gerne Menschen- und Bürgerrechte außer Kraft setzen, wenn es ihnen in den Sinn kommt. Der amerikanische Weg der wahren Demokratie eben. Doch mit dem neuen Gesetz sollen die Muslime nicht nur kontrolliert, sondern kaserniert oder aus dem Land geschafft werden bzw. erst gar keine Einreiseerlaubnis erhalten. Mit jedem Attentat kommen diese Vertreter des Gesetzes ihrem Ziel näher. Und während Senator Mahoney versucht, dieses radikale Vorgehen zumindest abzuschwächen und seinen Mitarbeiter Joe DeMarco auf Ungereimheiten ansetzt, kann auch der Leser erahnen, dass hinter dem Ganzen eine völlig andere Stratgie stecken könnte. Joe indessen geht die Sache vorerst recht locker an, fährt mal kurz für einige Tage in Urlaub, bis er von Mahoney zurückbeordert wird. Nach und nach tauchen erste Verdächtige auf, die möglicherweise ihre Finger im Spiel haben. Da DeMarco alles andere als ein Troubleshooter ist und kaum je eine Waffe in Händen hielt oder gar gegen Menschen einsetzen musste, benötigt er Hilfe. So wendet er sich an Personen in den Ermittlungsbehörden, die seine Zweifel durchaus teilen und sie ermitteln vermeintliche Hintermänner und versuchen diese mit einem Trick aus der Reserve zu locken. Und während der Ermittlungen wird in einem weiteren Handlungsstrang die Vorbereitung eines wesentlich größeren Anschlags skizziert, von dem die Strafverfolgungsbehörden nicht einmal etwas ahnen.

Ein Roman wie gemalt für Verschwörungstheoretiker, aber da die Klappentextschreiber oft genug die Pointe schon in ihrer kurzen Zusammenfassung verraten, bleibt auch hier wenig von der möglichen Spannung erhalten. So hangelt man sich von Attentat zu Attentat und von Verdächtigem zu Verdächtigem, wobei der Actionanteil nicht allzu hoch ist. Hauptsächlich die Ermittlungen und politischen Intrigen prägen den Roman. Da wird gemauschelt und geschachert, um ein Gesetz durchzubringen und dabei geht es garantiert nicht um die Vorteile für die Bevölkerung. Lobbyisten versuchen für ihre gut zahlenden Klienten das Beste rauszuholen, während die Politiker nur nach ihrer Karriere und hervorragend dotierten Pöstchen nach ihrer Amtszeit gieren. Kommt einem irgendwie bekannt vor, als hätte Europa von den Amerikanern gelernt, wie man Politik zu eigenen Gunsten macht. Durch den zweiten Handlungsstrang mit der Attentatsvorbereitung im größeren Stil bleibt zwar eine latente Spannung erhalten und auch Fragen offen, doch insgesamt ist die gesamte Lektüre - wenn auch ohne größeres Manko lesbar - bestenfalls akzeptables Mittelmaß ohne aus der Masse der Veröffentlichungen hervorzustechen. Einziger Unterschied ist vielleicht der Protagonist Joe DeMarco, der nicht der Alleskönner und Supermann ist, wie man sie aus den sonstigen Veröffentlichungen des Genres kennt. Er ist kein Kämpfer, durchaus bequem und nicht gerade ein Held der Arbeit, aber wenn er sich mal in einen Fall verbissen hat (oder dazu genötigt wird), dann bleibt er dran und holt sich Hilfe für die Aktivitäten, die er nicht beherrscht.  480 Seiten.

Jerry Garcia



Robert Ludlum mit Eric van Lustbader. Jason Bourne kommt nicht zur Ruhe: Eine Gruppe islamistischer Terroristen plant den finalen schlag gegen die USA. Bourne wird ausgesandt, das Dokument, in dem das Ziel des Anschlags festgelegt ist, zu finden. Dabei gerät er selbst ins Visier der Terroristen und des amerikanischen Geheimdienstes, für den er ein Unsicherheitsfaktor ist, den es auszuschalten gilt. Bourne entgeht nur knapp einer Serie von Mordanschlägen, aber schließlich gelingt es ihm, die brisanten Pläne an sich zu bringen. Zu seiner Bestürzung erfährt er, dass ein Spion aus den eigenen Reihen dem muslimischen Netzwerk angehört. Erst im letzten Augenblick erkennt Bourne, wer der eigentliche Drahtzieher des drohenden Anschlags ist und wo die Terroristen zuschlagen wollen. Doch es scheint zu spät zu sein.

Ein Bourne, wie wir ihn aus den Filmen kennen. Immer in Bewegung, ständig auf der Flucht vor wem auch immer, immer in Kämpfe verwickelt. Unterwegs durch die ganze Welt. Auch hier geht es über Deutschland nach Moskau, wo er versucht, das brisante Dokument zu finden, um den vermeintlichen Anschlag zu verhindern. Natürlich gerät er wieder zwischen die Fronten von Geheimdiensten, russischen Gangstern und Terroristen. Damit nicht genug, machen ihm auch die Revierkämpfe zwischen den Diensten in der Heimat zu schaffen und einen Verräter zu entlarven gilt es auch noch. Irgendwie alles schon mal gehört/gelesen/gesehen? Yep. Und damit nicht genug, darf er sich weiter mit seiner Vergangenheit auseinander setzen, über Liebe und Vertrauen philosophieren, als wäre das nicht schon bis zum Erbrechen in den Vorgängern beackert worden. Bleiben einzig und allein die Actionsequenzen, die das Buch am Leben erhalten, sonst wäre es eine grausige Angelegenmheit geworden - grausig langweilig. Wie schon erwähnt, hatte sich van Lustbader nach Ludlums Tod die Rechte an der Figur Bourne gesichert, um die Reihe weiterzuführen. Leider wird das immer noch unter Ludlums Namen vermarktet (zumindest in Deutschland), obwohl es schon längst nicht mehr dessen Qualität erreicht, statt dessen wird es immer schwächer und erinnert an einen Versuch, das nächste Drehbuch für die Verfilmungen zu kreieren. Waren "Der Bourne-Betrug" und "Das Bourne-Vermächtnis" wenigstens noch annähernd qualitativ gleichwertig mit den Outputs von Ludlum, erinnert jetzt kaum noch etwas an die Figur von früher. Er wirkt trotz allen Einsatzes plötzlich nachgiebig und weich, menschelt und diskutiert und erinnert in manchen Phasen sogar an Jack Bauer aus "24". Immer wieder die Geheimdienste vor einer Blamage bewahrt, aber glauben tut ihm trotzdem keiner. Immer wieder Verwicklungen der Geheimdienste in Black Ops oder Revierkämpfe und Bourne zwischen den Fronten und wie Bauer trotzdem immer noch Zeit für ein Weib. Glücklicherweise muss Ludlum das nicht mehr erleben. Da bleibt alles oberflächlich ohne Überraschungsmoment, Gut und Böse sind absolut klar abgegrenzt, was natürlich dem Spannungselement wenig zugute kommt, einen der berühmten AHA-Effekte von Robert Ludlum zu seinen Glanzzeiten nahezu völlig ausschließt.

. Bewertet man das Buch anhand seiner Vermarktung mit dem Namen Robert Ludlum auch als ein Buch von eben jenem, dann wäre das Urteil hier als schwach zu deuten, kann dem Original niemals das Wasser reichen. Auch verglichen mit den beiden vorhergehenden Storys von van Lustbader sind noch Schwächen auszumachen, sodass das Urteil nur unwesentlich milder ausfallen würde, wenn man sich nur auf van Lustbader fokussiert. Versucht man den Roman völlig losgelöst von der Figur Bourne und dem geistigen Vater Ludlum nur als einen "normalen" Actionroman zu sehen, ist er ganz ordentlich und mit gutem Tempo versehen, vollgepackt mit den genreüblichen Klischees, aber auch mit rasanter Handlung, die dem Werk seine Daseinsberechtigung gibt. Bliebe aber immer noch hinter der Klasse eines Vince Flynn zurück. In diesem Sinne kann man sich das Dingen mal geben, aber ein Pflichtkauf ist es nicht. Akzeptables Mittelmaß ohne Anspruch. Da in den USA mittlerweile zwei weitere Romane zur Figur des Jason Bourne erschienen sind, hoffe ich (bezweifle es aber), dass sich da wieder Besserung einstellt, denn van Lustbader ist ja beileibe kein schlechter Autor, wie er schon mehrfach bewiesen hat, hätte aber lieber die Finger von der Ludlum-Reihe gelassen, da die Fußstapfen für ihn doch zu groß waren/sind. 550 Seiten.

Jerry Garcia



Eric van Lustbader / Robert Ludlum. Getrieben von unmenschlicher Rache, trachtet der russische Killer Leonid Arkadin Jason Bourne nach dem Leben. Ein minutiös geplantes, teuflisches Attentat soll Bournes Tod bringen. Doch Jason Bourne überlebt und macht sich, kaum genesen, auf die gefährliche Jagd nach dem Schützen. Die Spur führt ihn über den halben Erdball bis nach Khartum im Sudan, ins Hauptquartier eines international gesuchten Waffenhändlers. Dort, in der Höhle des Löwen, erkennt Bourne, dass Arkadin nicht nur seinen Tod will, sondern in einen viel größeren Plan von weltpolitischer Dimension verwickelt ist. Einen Plan, der das Ende des Weltfriedens bedeuten könnte.

Ein verhängnisvoller Deal soll Bourne beseitigen und den Weg für eine Aktion des amerikanischen Verteidigungsministers frei machen, die die Welt in den Abgrund reißen könnte. Vordergründig soll der Führer einer extremistischen Gruppe liquidiert werden, aber das eigentliche Ziel ist ein anderes. Da Bourne im Gegensatz zu dem Extremisten den Anschlag überlebt, macht er sich daran, die Schuldigen zu finden. Einer davon ist sein alter Feind Arkadin, der den Sturz vom Tanker vor Long Beach aus dem Vorgänger "Das Bourne-Attentat" überlebt hat und nun seinen Kontrahenten beseitigen will, während er selbst an einem perfiden Plan arbeitet, der ihm Macht und Reichtum einbringen soll. Jetzt ist es an Jason Bourne korrupte und machthungrige Politiker, Privatiers, osteuropäische Mafiosi und Agenten aus den eigenen Reihen aufzuhalten, nachdem über Ägypten eine Linienmaschine mit hauptsächlich amerikanischen Passagieren abgeschossen wird. Schnell wird der Iran als Täter ausgemacht und von der Weltgemeinschaft verurteilt. Amerika macht sich für einen Krieg bereit. Doch war es wirklich der Iran?

Mal abgesehen davon, dass der Name Ludlum in Deutschland nur noch aus marketingtechnischen Gründen auf dem Cover platziert wurde, da Eric van Lustbader die Rechte an der Figur Bourne aus dem Nachlass des verstorbenen Weltklassethrillerautors erworben hat, lässt sich feststellen, dass der neue "Vater" des Agenten Bourne seine Sache diesmal weitaus besser gemacht hat als die letzten Bücher befürchten ließen. Action satt bekommt der Leser geboten und oft auch die Verwicklungen, Lügengespinste, Verschwörungen wie man sie vom Meister selbst zur Genügekennt. Nicht ganz so gekonnt, aber flott und unterhaltend. Flüssig geschrieben, liest sich das Buch schnell, auch wenn man hin und wieder aufpassen muss, welche Figur sich nun auf wessen Seite befindet. Zudem werden diverse Protagonisten aus dem Geschehen genommen, mit denen man nicht unbedingt in dieser Rolle gerechnet hat und nicht jeder Plan oder jeder Beweggrund erschließt sich dem Leser sofort, dazu sind einige Handlungsstränge doch viel komplexer als bisher bei van Lustbader. Wer die alten Bücher von Robert Ludlum kennt, die in Deutschland damals noch mit dem Namen Borowski im Titel - warum auch immer - erschienen, wird es sicher mit Freude zur Kenntnis nehmen, dass sich die Figur wieder halbwegs alter Stärke nähert. Leider gibt es auch etwas zu bemängeln. Bourne scheint sich in einer Handlungsschleife zu bewegen. Immer noch sucht er nach Anhaltspunkten aus seiner Vergangenheit, da er mit den Identitäten Bourne und Webb noch nicht völlig im Reinen ist, wieder wird er verletzt und für tot gehalten und kämpft mit wenigen Unterstützern gegen das Böse und Intrigen. Dazu kommen einige unlogische Szenen sowie unglaubwürdige Zufälle, die schon zu offensichtlich sind. Ansonsten beherrschen Kampf, Action, Spannung und Tempo das Buch, das auch eine weitere Fortsetzung erfahren wird. Und so, wie es diesmal geschrieben war, darf die gerne kommen. Falls jemand meine unmaßgebliche Meinung interessiert, welches Buch ich empfehlen würde - den neuen Clancy oder den neuen Bourne? Ganz klar "Die Bourne-Intrige". 580 Seiten.

Jerry Garcia



John Grisham. Kyle McAvoy steht eine glänzende Zukunft als Jurist bevor. Bis ihn die Vergangenheit einholt. Eine Frau behauptet, Jahre zuvor auf einer Party von Kyle vergewaltigt worden zu sein. Er weiß, dass diese Anklage seine Karriere zerstören kann. Und er trifft eine Entscheidung, die ihn mit allem brechen lässt, was bisher sein Leben bestimmt hat. Also wird er Opfer einer Erpressung, statt sein Wissen in den Dienst der Öffentlichkeit zu stellen. Kyle wir gezwungen, einen Job anzunehmen, für den sich jeder Jurist ein Bein ausreißen würde. Seine Welt gerät zu einem Albtraum.

Klappentext und die ersten Seiten seines neuesten Outputs versprechen einen packenden und ordentlichen Thriller im Justizbereich, der ja Grishams Lieblingsthema ist (er kommt ja schließlich vom Fach) - wie schon so oft. Und leider verzettelt sich Johnny Boy denn auch wieder in einer langatmigen, ausführlichen Vorstellung seines Protagonisten, seiner Ausbildung und dessen bisherigen beruflichen Werdegang. Alles - bis auf die Ausnahme der vermeintlichen Vergewaltigung - Nebenstränge ohne besonderen Wert für die Geschichte. Auch der Auftritt des - natürlich unbekannten - Erpressers trägt nicht sonderlich zum Schwung eines als Spannungsroman verkauften Werkes bei. Es folgenausführliche Schilderungen des Alltags eines angehenden Partners in einer renommierten Kanzlei mit überragendem Ruf in der Welt der Hochfinanz, wo die jungen Möchtegernstaranwälte erst einmal 20 Stunden täglich 7 Tage die Woche für die etablierten und wirklich gut verdienenden Herren schuften, die sich natürlich die Stunden ihrer Zuträger von den Kunden gut honorieren lassen.

Tja, Vorsicht mit der Berufswahl. Ansprechend ist in dieser Phase des Buches eigentlich nur noch der skrupellose Umgang in Anwaltskanzleien sowie an der Wall Street. Eigennutz ohne Rücksicht auf Verluste, Gefangene werden keine gemacht. So zieht sich das bis kurz vor Ende (auch ein schon öfter festgestelltes Phänomen der "Erfolgsbücher" des bekannten Autors), das denn auch noch sehr abrupt daherkommt, ohne irgendwelche Lösungen anzubieten oder einmal kurz aufgegriffene Handlungsstränge wie z. B. die Verwicklung der Regierung in Waffenhandel und Industriespionage weiterzuführen. Aber er lässt sich irgendwie auch den Weg zu einer Fortsetzung offen. Spannung: Nö. Thriller: Nö. Öde und langweilig: JA!!!! Keine positiven Veränderungen in seinem Schaffen der letzten Jahre festzustellen. Würde ein unbekannter Autor ein solches Konstrukt einem Verlag anbieten, würde der ihn - höflich formuliert - ignorieren oder die heutigen Grishamfeierer ihn steinigen. Anscheinend will Grisham mit diesem Roman wieder Kohle aus Hollywood abgreifen ( angeblich ist er sogar schon an einen Major verkauft), da er drehbuchgerecht flach und absolut einfach formuliert ist und so manche Figur durchaus an bestimmte Darsteller angepasst sein könnte. John Cusack wäre da zu nennen oder Gene Hackman, der sich aber mittlerweile aus dem aktiven Geschäft zurückgezogen hat. Bei den vielen wohlmeinenden Kritiken, die man über diesen Schnellschuss aus der Feder von Grisham so lesen durfte, scheint jener auch den Fahrplan der Deutschen Bahn AG inklusive Preiserhöhungen zu einem Bestseller umfunktionieren zu können. Den liest schließlich auch jeder (nur die Kritiken sind meist negativer Art - völlig unverständlich bei dem Service und der Pünktlichkeit des deutschen Staatsunternehmens, ähem). Ein Glück, dass ich das Buch nur von einer Bekannten geliehen habe (der es übrigens gefiel - lästern darf ich jetzt nicht). Verschwendetes Geld und verschwendete Zeit. Nur für Grisham-Allesleser geeignet. 450 Seiten.

Jerry Garcia



Brad Meltzer. Michael Garrick gehört dem Beraterstab des amerikanischen Präsidenten an und liebt die gefährlichste Frau der Welt - dessen Tochter. Als er mit ihr, die bei den Agenten des Secret Service den Codenamen "Shadow" trägt, nachts zufällig seinem Chef vom Beraterstab begegnet, kommt sie auf die Idee, diesem zu folgen. Sie werden Zeugen, wie E. Simon, der Chefberater des Präsidenten, in einem Wald Geld versteckt. Aus Spaß nimmt Shadow 10.000 Dollar aus dem Umschlag und schon stecken sie in tödlichen Schwierigkeiten.

Ich beginne mal mit den negativen Aspekten des Buches, die aber nur der deutschen Seite zuzuschreiben sind. Da wird in der Übersetzung aus einem Lost-and-found-deposit ein verloren-und-gefunden-Depot. Wie wäre es denn mit Fundbüro gewesen? Da werden die wörtlichen Reden so gesetzt, dass man wirklich mehrfach lesen muss, um nun herauszufinden, wer denn nun gerade was gesagt hat und dann die namentlichen Unaufmerksamkeiten. Da heißt eine Person auf der Seite noch Pam, um überraschenderweise eine Seite weiter dann plötzlich Pat genannt zu werden und sich dann wieder in Pam zu verwandeln.Nicht gerade eine Topleistung vom Verlag. Genug des Negativen. Der Autor nimmt sich keine Zeit für ein längeres Vorgeplänkel; Hauptfiguren vorgestellt und schon beginnt die Odyssee für den Protagonisten. Von der First Daughter in die Bredouille gebracht, dazu noch von den kurz nach dem nächtlichen "Waldspaziergang" aufgebracht, fragt er sich schnell, in was er sich da reingeritten hat (wobei der von ihm avisierte "Ritt" zu seinem Leidwesen ausgeblieben ist). Tags darauf nimmt das Schicksal seinen Lauf. Statt die Sache unterm Teppich zu halten, plaudert er bei einer Kollegin und wird dann noch des Mordes und der Erpressung verdächtigt. Natürlich spricht sich alles rum und schon gehen die Ränkespiele um das richtige Positionieren im Machtspiel los, und alles, ohne dass der Präsident von der Sache erfährt. Zu allem Überfluss stehen nämlich die Wahlen vor der Tür und kein Schatten darf auf das Amt oder seinen Träger fallen, um eine weitere Amtszeit zu sichern. Da auch "Shadow" eine äußerst launige Person ist, steht Michael Garrick plötzlich fast allein da und versucht sich aus dieser Klemme heraus zu winden, immer das FBI, den Secret Service und verräterische Kollegen auf den Hacken. Keine leichte Aufgabe.

Brad Meltzer hat hier wieder einen hervorragenden Thriller abgeliefert, dem man tatsächlich das Prädikat "Pageturner" verpassen kann. Durch ständige Wendungen, unvorhersehbares Verhalten der Mitwirkenden und immer neue Winkelzüge wird die Spannung stetig erhöht, das eigentliche Motiv des Gelddepots im Wald bleibt lange im Dunkeln und die Zahl der Verdächtigen wächst mit jedem Kapitel. Mit etwas Romantik gewürzt, aufregend bis zum Schluss ist dies ein Klassethriller. Daumen hoch für Brad Meltzer.

Jerry Garcia

22 Januar 2012, 15:56:02 #165 Letzte Bearbeitung: 24 Januar 2012, 02:13:56 von Jerry Garcia


Jean Marc Ligny. 2030. Tornados, Überschwemmungen, Hitze. Die Klimakatastrophe ist Wirklichkeit. Die Welt wird zum Ödland. Eine Sekte sieht die Apokalypse anbrechen und begeht mörderische Attentate. Hunderttausende sterben. Auch Rudy verliert seine Familie. Verzweifelt schließt er sich einer Hilfsorganisation in Afrika an, die das Land vor den Bohrungen eines amerikanischen Unternehmens schützen will. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn alle wollen das kostbare Elixier des Lebens für sich sichern.


Nachdem er bei der verheerenden Flutkatastrophe in Holland seine Familie verlor, schlägt sich Rudy gerade so durch, landet ineinem Auffanglager in Deutschland, schließt sich einer Survival-Gruppe an, die sich letztendlich als Neo-Nazi-Organisation herausstellt und desertiert daraufhin aus dem militärisch geführten Lager. Immerhin hat er 10 Tage lang kämpfen gelernt. Unterdessen ist Laurie im langsam landunter gehenden Frankreich am Ende ihrer Kräfte. Ihr Verlobter ist an einer neuen Droge gestorben, die Eltern längst tot, der Bruder ein Hacker auf der Flucht und nichts hält sie mehr im Land. So nimmt sie den Job an, Bohrmaterial nach Burkina Faso zu bringen, wo eine riesige unterirdische Wasserstelle entdeckt wurde. Als Fahrer kommt Rudy mit. Natürlich haben auch die Amerikaner in Person des Magnaten Anthony Fuller von dem Fund erfahren und wollen das kostbare Nass kommerziell und rein amerikanisch ausbeuten, ohne die Afrikaner in irgendeiner Form zu beteiligen. Die in der dortigen Trockenheit verdurstende Bevölkerung interssiert Amerika keinen Deut. So wird der Transport von Laurie und Rudy nicht nur durch Tornados, Sandstürme und Rebellen, sondern auch durch Sabotage behindert, um ihr zeitiges Eintreffen in Burkina Faso zu verhindern, denn hätten die Afrikaner das Material, ihr kostbares Gut selbst auszubeuten, hätte Fuller keinen Zufgriff mehr darauf. In Amerika indes machen sich eine Sekte mit Hang zu Attentaten, Rassismus und andere Unwägbarkeiten daran, das Land in den endgültigen Ruin zu treiben.



Die Welt am Abgrund. Ligny hat sein Buch pickepackevoll mit Themen rund um die Globale Erwärmung, aber auch Menschlichkeit, Gier, Desinteresse, Drogen, Virtual Reality und Rechtfertigungen auf 800 Seiten zu Papier gebracht. In den USA wird der Versuch mit der Eindämmung der Treibhausgase der Globalen Erwärmung Einhalt zu gebieten als Intrige der in diesem Buch selbstständig und unabhängig vom selbsternannten Weltpolizisten Amerika agierenden Europäer dargestellt und man denkt keinesfalls daran, etwas an dem bisherigen Schadstoffausstoss durch die Industrie zu ändern. Man lässt sich nicht die Wirtschaft durch Lügen aus der Alten Welt ruinieren. Amerika ist selbst am Ende, Pleite durch sinnlose Kriege, zerfallen durch abgespaltene Bundesstaaten, nur noch ein Land für Privilegierte in Enklaven mit genug Ressourcen für ein gutes Leben. Der Rest des Landes wird von Tornados heimgesucht, von genmanipulierten Nutzpflanzen in eine Wüste verwandelt, da man sich der möglichen Nebenwirkungen solcher Anbauten entweder nicht bewusst war oder sie ob des Profites nicht beachtet hat. Medikamente werden nur nach dem Gewinnmaximierungsprinzip auf den Markt gebracht und wenn es nur um Dritte Welt-Länder geht schlicht unter Verschluss gehalten. Aamerika ist von der Weltbevölkerung isoliert. Weder die Europäer, noch die Asiaten oder andere Länder bzw. Kontinente wollen mit ihnen zu tun haben. Amerikas Macht ist gebrochen. Im Jahr 2030 sind die Menschen in Europa mit sich selbst beschäftigt. Einwanderung unmöglich gemacht worden und das Land bzw., der Kontinent im Süden, der langsam verdurstet, kümmert kaum jemanden. Hier wird dem Primat-TV oder der Boulevard-Presse mit ihren täglichen Meldungen oder Sendungen zu irgendwelchen gefaketen Casting, einem Politiker-Fauxpas oder dem Privat-Porno eines Promis mehr Aufmerksamkeit geschenkt, denn Menschen in Not. Die Regierungen stützen lieber marode Banken in ihren selbstverschuldeten Krisen, statt sich um Bevölkerung oder Hilfsleistungen für die ärmsten Länder der Welt zu bemühen. Klingt irgendwie alles gar ncht so sehr nach Roman. Vieles davon kommt einem doch recht bekannt vor, wirkt durchaus realistisch. Das macht auch die ca. 250 Seiten zu Beginn wirklich aus, ein beängstigendes Szenario, etwas überspitzt geschildert, aber teilweise nur zu wahr. Und es ist noch mehr drin. Expansion der Nationen, Kindeserziehung und und und. Zu viel, um es hier alles nennen zu können. Danach kippt das Buch in einen fast reinen Abenteuerroman mit einigen Actionelementen. Rudy mutiert vom Gartenbauspezialisten und Rosenzüchter so nach und nach zum emotionslosen Killer, der aber auf der vermeintlich richtigen Seite steht. Laurie entdeckt die Liebe neu - nicht wie vielleicht zu erwarten zu ihrem Reisegefährten. Beide erkennen, dass die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft in den armen Regionen der Welt noch ausgeprägter ist, als in den Industrieländern, die sich als zvilisiert bezeichnen. Hin und wieder schleichen sich aber auch Längen ein, was man bei über 800 Seiten aber auch nicht überbewerten sollte. Die Schilderung von Fuller und Amerika scheint irgendwie klischeehaft, geht aber ebenfalls nicht allzu sehr an der Wahrheit vorbei. Wollte Amerika irgendwelche Ressourcen fremder Länder ausbeuten oder Demokratie nach Amerikas Gnaden einführen, kam schnell mal die Armee zum Einsatz.

Das ist vorbei. Kann man sich nicht mehr leisten, da man das höchst verschuldete Land der Welt ist, die Gläubiger auf Zahlungen drängen. Selbst die Geheimdienste bieten ihre Leute oder Möglichkeiten privat an ("Sie wurden ausgespäht? Nehmen sie die Dienste von NetSurvey in Anspruch. NetSurvey ist eine Tochterfirma der NSA". Das verleitete mich denn doch zum Schmunzeln, da ich dran denken musste, dass uns vielleicht bald die Regierung einen Bundestrojaner zum Schutz vor Trojanern anbietet, sollten sie die Idee aufgreifen. So holt man sich den Teufel auch ins eigene Haus.) Die Sekte um Moses wird bald als geldgierige Meute geoutet, die sich ausgerechnet an Fullers Vermögen zu schaffen machen will und dazu seine Frau auf ihre Seite bringt. War nicht schwer, da Fuller als Mensch dargestellt wird, der nichts anbrennen lässt, keine Moral kennt, drogenabhängig ist (Tablettensucht), seine Frau ignoriert und nur ans Geldscheffeln denkt. Er hintergeht jeden, um des eigenen Vorteils willen - kurz ein Magnat, wie er im Buche der Arschgeigen steht. Auch die restlichen Figuren sind recht eindimensional gehalten und so wirklich Sympathien erwecken kann auch keine - auch Rudy nicht, trotz seines Verlustes. Viel besser skizziert ist die Verzweiflung und die Tragödien der Bevölkerung in Burkina Faso in ihrem Überlebenskampf. Schaut halt mal rüber nach Afrika. Wir beachten es nur nicht, die Meldungen in den ernstzunehmenden Nachrichten (also nicht die News Shows aus dem Primat-TV) plätschern an uns vorbei. Leider kippt das Buch dann noch einmal in eine andere Richtung, die mir aber zu dick aufgetragen wirkt, als wären dem Autor die Ideengäule mit vollem Galopp durchgegangen, was zumindest meiner Meinung nach die letzten rund 200 Seiten komplett überflüssig macht. Der geistig behinderte und vollgelähmte Sohn von Fuller entpuppt sich als Antichrist, misst sich in einem Gedankenduell mit einer Heilerin in einem Zweikampf USA gegen Burkina Faso mit nem Ozean zwischen den Kontrahenten und dann kommen auch noch die Shawnee-Indianer auf Kriegspfad (Nö, nach Burkina Faso kommen die nicht, sie beschränken sich auf ihre angestammte Heimat und wollen dem gierigen Weißen Mann mal wieder zeigen, was ne Harke ist.) Insgesamt ein ambitionierter Ökothriller, aufgepeppt mit Abenteuer und Action, Intrigen und Geheimdiensten, wirtschaftlichen Mätzchen und menschlichen Unzulänglichkeiten, der im Verlauf der Geschichte immer wieder kritische Anmerkungen,manchmal auch nur in Nebensätzen einfliessen lässt. Anfangs noch eine Warnung vor der Katastrohe später Thriller mit unbefriedigendem Ende. Gerade beim Schluss wäre weniger mehr gewesen. Lässt man die letzten 200 Seiten aber ausser acht, ist "Ödland" schon gelungen, besonders zu Beginn. Kein Werk für den reinen Unterhaltungszweck, man sollte sich schon intensiv in die Story einlesen.

Jerry Garcia

27 Januar 2012, 13:28:34 #166 Letzte Bearbeitung: 27 Januar 2012, 21:18:48 von Jerry Garcia


Stephen King. Am 22.November 1963 fielen in Dallas, Texas, drei Schüsse. John F. Kennedy starb, und die Welt veränderte sich für immer. Jake Epping kann in jene Zeit zurückkehren und will das Attentat verhindern. Aber je näher er seinem Ziel kommt, umso mehr wehrt sich die Vergangenheit gegen jede Veränderung.


Jake ist Lehrer und nimmt seine Mahlzeiten bei seinem Kumpel Al in dessen Diner ein. Der erzählt ihm eines Tages eine wilde Geschichte und beweist ihm, todkrank, dass sie der Wahrheit entspricht. Er will Jake durch ein Portal in die Vergangenheit schicken, um den Tod von JFK zu verhindern und die Welt zu einem aus seiner Sicht bessweren Ort zu machen. Er weist Jake in seine Vorgehensweisen ein, gibt ihm Unterlagen und Sachwissen, das dieser für die Zeitreisen benötigt. Erste Tests zum Zwecke der Veränderung des Schicksals eines Bekannten zeigen Jake die Schwierigkeiten auf, die ihn erwarten. Es scheint, als würde sich ihm immer etwas in den Weg stellen, um sein Eingreifen zu verhindern. Als er bei der entscheidenden Reise, die ihn zuerst als Abstecher nach Derry führt, einer miefigen Industriestadt mit unfreundlichen Zeitgenossen, wo er eine Frau und deren vier Kinder vor einem blindwütigen Ehemann rettet, der sie im Suff sonst getötet hätte, nach Dallas kommt, stellt er fest, dass ihm diese Ölstadt so gar nicht gefällt und macht sich auf nach Jodie, einer kleinen Gemeinde vor den Toren der Stadt. Dort sind die Menschen freundlich und er bekommt fast sofort einen Job als Lehrer an der örtlichen Schule. Er beginnt zweigleisig zu fahren - Beruf und die Vorbereitungen zur Rettung vom Präsidenten. Dazu verliebt er sich noch in die neue Bibliothekarin der Schule namens Sadie. Seine große Liebe. Doch während er das Leben in der Vergangenheit genießt, verstrickt er sich auch in seinem Lügengeflecht und die Beziehung steht kurz vor dem Aus. Also volle Konzentration auf die Mission: Das Ausschalten von Lee Harvey Oswald, den er monatelang überwacht, seine Kontakte überprüft und sich einen Plan erstellt, wie er ihn aufhalten kann. Vor dem Attentat selbstverständlich.


Ganz zu Beginn legt Stephen King seinem Protagonisten Jake Epping eigene Erfahrungen hinsichtlich mangelnder Rechtschreibung und Bildung in der Bevölkerung, AA-Weisheiten und die Gefahren des Tabakkonsums in den Mund. Besonders die Gesundheitsaspekte haben es ihm angetan, da er mit penetrantem, fast missionarischem Eifer seine Mahnungen kundtut und dies über die gesamte Seitenzahl tapfer durchhält. Leider wollte ich keinen Gesundheitsratgeber (dafür hab ich meinen Arzt) und auch nicht dazu herhalten, mir seine eigene Suchtkarriere wie ein Therapeut anzuhören bzw. zu lesen, wenn er sie in Buchform verarbeitet. Ansonsten macht der Romancier zu Beginn so gut wie alles richtig (soweit ich das als Laie und schlichter Leser beurteilen kann) und der Part, wie Al seinen Kumpel häppchenweise einweiht, immer durch Cliffhanger unterbrochen, und die ersten Tests sind feine und vor allem spannende Unterhaltung. Die Erwartungshaltung steigt weiter und King packt die "Was wäre, wenn..."-Karte aus. Lebt Kennedy weiter, gibt es keine Morde, verhindert er Vietnam und die Rassenunruhen bleiben aus. Soweit der Wunschgedanke. Dass der in Amerika völlig kritiklos mit Heiligenschein versehene Kennedy, der auch nicht ohne Makel war, was aber niemand wahrnehmen oder wahrhaben will, vielleicht auch den Dritten Weltkireg auslösen könnte, kommt niemand in den Sinn. Mit Kennedy wird alles besser. Bei dem Thema wird es so proamerikanisch, dass man sich fast bei Clancy und Konsorten wähnt. Daneben stehen natürlich die zentralen Fragen der Zeitreise. Was bewirken die Veränderungen der Vergangenheit für die (neue?) Zukunft? Hinzu kommt der Ansatz, dass die Zeit sich wehrt, obwohl dies nicht so grausam geschieht, wie auf dem Klappentext großspurig verkündet. Es sind eher Unglücke, Dinge des alltäglichen Lebens, die passieren können. Gehäuft, je näher er dem Ziel kommt, aber erklärbar. Bis zu ca. Seite 450 bleibt der Roman auf einem guten Niveau, sie sind die besten des Buches bis er sich fast völlig der Liebesgeschichte von Jake und Sadie widmet und deren Leben in den Sixties. Hier kommt zwar Charme auf, wenn er diese Zeit so schildert, als wäre bis auf Ausnahmen alles besser gewesen, aber das verblasst je länger er sich mit diesem Teil seines Buches aufhält und das Attentat immer noch in weiter Ferne liegt, während sich Jake mit Sadie vergnügt und nebenbei Oswald hin und wieder im Auge behält. Diesen Part erzählt King ausschweifend und langatmig, aber ohne große Verschwörungstheorien, nur unterbrochen von einigen wenigen Krimielementen, von Horror keine Spur, nur ein paar Andeutungen. Das Erzähltempo wird langsamer, die Sache verliert an Fahrt und driftet teilweise Richtung Kitsch ab. Liebesdrama mit Lokalkolorit und Taschentuchpflicht. Hier hätte man sich getrost rund 300 Seiten sparen können. Gegen Ende der 1050 Seiten der deutschen Ausgabe geht es wieder etwas flotter zur Sache, aber es kann den langweiligen Part nicht völlig vergessen machen, kurz noch die Fantastik gestreift und dann ein recht unbefriedigendes Ende (zumindest teilweise). Die Story hatte mehr Potenzial, das ungenutzt blieb und konnte mich nicht völlig überzeugen. Ich sag nur Reset-Option. Daher bleibt nur Mittelmaß für einen zwar emotionalen Roman, der locker zu konsumieren ist, wenn man die zähen Phasen übersteht, der aber auf dem Gebiet von Horror nicht wirklich überzeugen kann, mit dem er beworben wird. Da fand ich "Die Arena" entschieden besser. Wer sich aber eine große Lovestory von King gewünscht hat, liebevoll und herzensgut, zu Tränen rührend, eine Werk eines anscheinend gereiften Schriftstellers, der sich immer mehr vom offensichtlichen Horror abwendet und mehr über das Böse in den Menschen und deren seelische Abgründe skizziert, der ist bei "Der Anschlag" besser aufgehoben als ich, da meine Erwartungshaltung eben eine andere war. Geschmackssache eben. Dachte sich laut Entertainment Weekly wohl auch Jonathan Demme und hat sich angeblich schon die Rechte für eine Verfilmung gesichert.

Jerry Garcia



Olivier Pauvert. Dieser SciFi-Fantasy Mix führt seinen Protagonisten nach seinem Unfall mit einem Gefangenentransporter der französischen Polizei zurück in die Zukunft - etwas mehr als 12 Jahre sind seit dem Sturz in eine Schlucht und seine Befreiung vergangen und er trägt nun an sich die Kennzeichen eines Menschen mit Downsyndrom, was ihn nicht nur zum Aussenseiter degradiert sondern auch bei der Suche nach dem Mörder der jungen Frau, deren Tod er verdächtigt wird, behindert. In einem Frankreich, das sich völlig gewandelt hat seit seinem Unfall, begegnet man ihm nun mit vorsichtiger Zurückhaltung oder offener Abscheu. Hilfe kann er sich nur von anderen seiner Art erhoffen.


Auf der Jagd nach Spuren muss er feststellen, dass sich der Staat in eine Form des Diktats der Gleichschaltung verändert hat, gegen das sich nur wenige aufzulehnen scheinen. die Menschen denken gleich, kleiden sich konform und werden von Großbetrieben ausgebeutet, die ihnen in der massiven Werbung für die immer gleichen Produkte das Geld aus der Tasche ziehen. Freie Marktwirtschaft ist abgeschafft, freie Meinungsäußerung erst recht, die Politik jagt die Widerspenstigen, um sie zu kasernieren und umzuerziehen. Deshalb hat er sich mittlerweile bewaffnet bzw. festgestellt, dass er eine Waffe ist - seine Blicke können töten, was er auch zu nutzen weiß. Hilfe erhält er von weiteren Ausgestossenen, die sich in Hinterhöfen und der Kanalisation vor der Allmacht der staatlichen Geheimpolizei verstecken, um wenigstens zu überleben oder aber einen gemeinsamen Widerstand zu organisieren. Für ihn aber ist die Lösung seines Falles vorrangig, da er sich beim besten Willen nicht als Mörder dieser jungen Frau fühlt. Er vermutet gezielte Manipulation, um in ihm einen Sündenbock aufzubauen.


Das Thema des totalitären Staates wird hier - obwohl etwas an 1984 erinnernd - aus einer neuen Perspektive angegangen. Das Opfer des Systems kehrt Jahre später wieder zurück.! Im Verlaufe der Story wird dann die gesamte perfide Macht und Durchtriebenheit des Staatsapparates aufgerollt, ohne aber dabei die Hauptperson aus dem Auge zu verlieren. Insgesamt wird hier durch den Autor dazu aufgerufen die Menschenrechte, Freiheit (zur Zeit ja in Frankreich mehr als aktuell hinsichtlich der Vororte und des offenen Rassismus bezüglich der Einwanderer aus den früheren Kolonien) und den Datenschutz (mit diesem Thema darf sich aktuell Deutschland beschäftigen, da Firmen und Politik diesen ja nach Gutdünken zu eigenem Nutzen aushebeln, ohne dafür auch nur ansatzweise Strafe fürchten zu müssen, der Bürger wird allein gelassen, da die Mächtigen miteinander kungeln) nicht durch die Staatsmacht oder Wirtschaftsmonopole unterlaufen zu lassen. Hervorzuheben sei, dass der Beginn des Werkes wichtig für die gesamte Auflösung des Falles sein wird sowie die stellenweise harten und grausamen Züge, die Olivier Pauvert in seine Botschaft für Toleranz und Vorsicht vor den Regierenden mit einfließen lässt. Klarer Lesetipp. Rund 400 Seiten.

Jerry Garcia



Taavi Soinivaara. Tausende Kilometer liegen zwischen Helsinki und Bagdad. Und doch ist die finnische Hauptstadt Dreh- und Angelpunkt eines mörderischen Plans: von hier soll ein weltweiter Jihad ausgehen. Noch ahnt Arto Ratamo nicht, dass er es mit einem Fall von apokalyptischen Dimensionen zu tun hat. Die fünf Jahre als Ermittler der Sicherheitspolizei haben Spuren bei ihm hinterlassen. Zudem ist seine alte Liebe Riita Kuurma von Europol zurückgekehrt, während seine jetzige Freundin Ilona mehr Nähe sucht. Doch eine andere Frau braucht seine Hilfe. Eeva, die ein enormes Zahlengedächtnis hat, wird von Terroristen erpresst. Ratamo läuft die Zeit davon, um herauszufinden, wo und wann der Terroranschlag stattfinden soll.


Der Autor spart nicht mit Bezugnahme auf aktuelle Tagesgeschehen Darstellungen der Situation in Bagdad inklusive des Verhaltens der amerikanischen Besatzer gegenüber der Bevölkerung. Hier werden die Auslöser für die folgenden Ereignisse und deren Planung erörtert und dann weiter geführt, bis die Akteure die finnische Hauptstadt erreichen. Dort angelangt, erhält man einen Eindruck in das Leben und Treiben der finnischen Gemeinschaft, da der Autor das Eintauchen der Terroristen ins alltägliche Leben ihrer neuen Heimat beschreibt und es daher dem Sicherheitspolizisten Ratamo schwer fällt, unter den ganzen Flüchtlingen und Fremdarbeitern, die sich schon eingewöhnt haben, die Verbecher ausfindig zu machen.

Den eigentlichen Plan der finnischen Variante der "Achse des Bösen" enthüllt der Autor erst im Laufe des Geschehens. Eingeflochten werden die menschlichen Züge und Probleme des Ermittlers, der es mit Herz und Verstand zu meistern versucht, seine Fälle und sein Privatleben zu ordnen. Im Laufe der Handlung werden einige drastische Szenen aus irakischen Gefängnissen geschildert, die im starken Kontrast zum Leben in der finnischen Metropole stehen, was für Stammleser eher ungewohnt ist, da Soininvaara auf ausführliche Gewaltdarstellungen in seinen bisher sechs Romanen um Arto Ratamo eher verzichtet hat. Die Spannung hinsichtlich des Ziels und die Auflösung des Falls bleibt jederzeit erhalten und dieser Roman ist meiner subjektiven Meinung nach wie die vorherigen Ratamo-Fälle auch, ein hervorragender Kontrast zu den Romanen des Schweden Mankell, dem mittlerweile schon inflationär gehuldigt wird, obwohl er meines Erachtens seit einigen Jahren eher schwächelt. für Freunde des guten, gediegenen skandinavischen Krimis eine klare Empfehlung. 380 Seiten.

Jerry Garcia



Brent Ghelfi. Alexei Volkovoy, genannt Volk, ein alter Tschetschenien-Kämpfer, der im Krieg einen Fuß verlor und seither mit einer Prothese lebt, ist ein Gangster, der im postsowjetischen Moskau dubiose Geschäfte mit Drogen, Waffen und Kunstobjekten macht. An seiner Seite hat er Valja, eine exotische Schönheit, die seine gefährlichste Waffe und ihm treu ergeben ist. Zwei Männer kontrollieren jeden seiner Schritte: Maxim der psychotische Herrscher der Moskauer Unterwelt und der General, dem Volk auf geheimnisvolle Weise verpflichtet ist. Von Maxim erhält Volk den Auftrag, aus der Eremitage in St. Petersburg ein bisher unbekanntes Bild von Leonardo da Vinci mit dem Titel "Leda und der Schwan" zu stehlen. Das Gemaälde stammt aus der Sammlung von Sophia Alexejewna, der Schwester Peter des Großen, einer rechtmäßigen Thronfolgerin. Mit einer kleinen Truppe dringen Volk und Valja in die Eremitage ein und können das Bild entwenden, doch bei der Flucht stellt sich heraus, dass einer der Mitstreiter ein falsches Spiel treibt und mit der "Leda" entkommt. Die Suche nach dem Verräter und dem Gemälde führt Volk nach Prag, New York und wieder zurück nach Moskau, wobei er eine blutige Spur hinter sich herzieht.

Zwei positive Aspekte gleich zu Beginn. Der Klappentext beinhaltet glücklicherweise längst nicht das gesamte Szenario des Buches, was schon so viele andere Werke langweilig machte und endlich wieder ein Protagonist, der nicht mit einem heldenhaften Heiligenschein den Leser blendet (was mittlerweile ebenfalls langweilt). Volk ist ein Veteran, kriegsverseht, Gangster mit eigener Räuberbraut und alles andere als zimperlich. Menschlichkeit zeigt er nur, indem er Soldatenwitwen oder abgestürzten Ex-Soldaten hilft, da sie für ihr Land gekämpft haben, und in seiner Liebe zu Valja. Ansonsten betreibt er im heutigen Russland seine illegalen Geschäfte. Er ist eher ein vielschichtiger Charakter wie man ihn als Vic Mackey aus "The Shield" kennt. Er handelt mit allen möglichen Produkten von Drogen bis zur Frauen, aber nicht mit jedem, was ihn auch auf die Abschussliste so manches Geschäftskonkurrenten bringt. Nach einem missglückten Anschlag konfrontert er den Typen mit einem Uzi-Blowjob, um kurz danach in ein unsauberes, undurchsichtiges sowie riskantes Vorhaben einzusteigen.
Ab diesem Zeitpunkt ist die Aufmerksamkeit des Lesers gefragt, da etliche völlig unterschiedliche Figuren in dem Spiel mitmischen und man sich schon konzentrieren muss, um diese alle auseinander zu halten. Die Motive bleiben bis zum Ende im Dunkeln und man kann sich außer bei Volkov selbst nie sicher sein, dass diese oder jene Person nun die ist, für die sie sich ausgibt. Gleichzeitig erhöht sich der Härtegrad der Vorgehensweise und es wird so kalt und gefühllos ohne Bedenken getötet, als würde man eine Zigarette austreten - einfach so nebenbei, völlig gedankenlos. So fordert die gnadenlose Jagd durch die Großstädte der Welt etliche Menschenleben und findet beileibe nicht das erwartete Ende.


Zynisch, hart und schnell lässt Brent Ghelfi seinen Helden durch die Handlung und dessen illegalen Machenschaften hetzen. Während er zudem die Zustände im Russland von heute schildert, die den Weg in die westlichen Medien nie schaffen. Armut, Schmutz, Korruption, Kriminalität, Hoffnungslosigkeit und Wodka prägen die russische Gegenwart, das Verbrechen hat seine Blütezeit und Volk ist ein Produkt davon. Einerseits führt er seine Geschäfte wie ein Buchhalter mit Büro und Papierkram, andererseits ist er auch ein Mietkiller zwischen allen Fronten, der sich in dieser komplexen, harten Story um ein brutales Ränkespiel mit allen Mitteln und einer selten gelesenen Kompromisslosigkeit zur Wehr setzt. Gnade gibt es keine, Zeugen werden nicht hinterlassen und von seinen Foltermethoden kann auch ein Jack Bauer noch etwas lernen. Ghelfi hat mit seiner Kombination aus knüppelhartem Actionthriller und russischer Gegenwart einen Roman geschaffen, der weit über das Mittelmaß hinausgeht. Fast perfekter Erstling und wer auf Charlie Huston oder Duane Louis sein Augenmerk gelegt hat, kann hier bedenkenlos zugreifen. Top!! 390 Seiten.

Jerry Garcia

29 Januar 2012, 15:31:10 #170 Letzte Bearbeitung: 3 Februar 2012, 05:06:13 von Jerry Garcia


Brent Ghelfi. Der Moskauer Hauptsitz eines amerikanischen Ölkonzerns wird Ziel eines blutigen Anschlags. Alexei Volkovoj, der Mann für die Drecksarbeit, wird auf den Fall angesetzt. Schon bald findet er sich in einem Sumpf aus Korruption und derart dunklen Machenschaften, dass selbst der hartgesottene Volk an seine Grenzen stößt. Denn neben der Jagd nach den Terroristen hält ihn auch noch die Suche nach einem Video in Atem, das russische Gräueltaten während des Tschetschenienkrieges dokumentiert. Das Video ist nicht nur eine politisch brisante Zeitbombe, sondern es hat auch bereits etliche Menschenleben gekostet. Irgendjemand scheint Jagd auf die für das Massaker Verantwortlichen zu machen. Alle Spuren weisen in den Kaukasus. Die Reise in ein kleines Bergdorf wird für Volk gleichzeitig zu einer Rückkehr in seine Vergangenheit. Erinnerungen an die schreckliche Folter, die er selbst einst ertragen musste, werden für ihn wieder lebendig. Er droht, zwischen den Fronten der Mächtigen zerrieben zu werden.

Da ich von dem ersten Roman "Russisches Abendmahl" sehr angetan war, habe ich mich entschlossen, direkt im Anschluss den zweiten zu lesen, was sich insofern als Vorteil erwies, dass gegen Ende des ersten schon Hinweise auf den nächsten Fall gegeben wurden, die ich sicher bei längerer Pause geistig unterschlagen hätte. Zudem hatten sich im Erstling einige Fakten zu Volk und seinen Geschäften verdichtet, die jetzt intensiver beleuchtet werden. Etliche Figuren aus dem Vorgänger sind auch wieder in die Handlung eingebunden.
Die vorliegende Aufgabe ist in der ersten Hälfte mehr mit einem normalen Kriminalroman zu vergleichen, wenn Volk sich durch die Indizien und Beweise arbeitet, die ihn zu immer mehr Mitspielern führen, die ihm denn auch das Leben schwer machen. Während noch mehr auf die innerrussischen Probleme der Gegenwart eingegangen wird, hat der Protagonsit seinen Kampf mit diversen Gruppierungen auszufechten, die ihn von der aufgenommenen Fährte ablenken wollen oder versuchen, ihn für ihre jeweiligen Zwecke einzuspannen. Erst nachdem Volk den Tätern immer näher kommt, nimmt der Gewaltpegel stetig zu, die Aktionen werden rasanter und der Autor kommt auch auf die Grauen des Tschetschenienkrieges zu sprechen; und zwar in einer Form, die den westlichen Medien entweder vorenthalten wird oder die sie einfach ignorieren. Dabei geht er nicht einseitig vor, sondern klagt beide Parteien an, nur um des eigenen Vorteils willen zu handeln. Dabei muss Volk immer wieder feststellen, dass in seinem Umfeld Verrat und Misstrauen in voller Blüte stehen und Loylitäten sich ständig wandeln. Er kann niemandem wirklich trauen. Dass auch hier kein wirklich befriedigendes Ende oder gar ein Happy-End im üblichen Sinne die Ermittlungen ausklingen lässt, war schon zu erwarten.


Nicht ganz so hart wie sein Vorgänger, aber ebenso fordernd, was die rege geistige Mitarbeit des Lesers angeht, da auch hier wieder eine Menge Personen oder Institutionen an der Hatz nach Video und Terroristen teilnehmen und diesmal sogar China und Amerika ihren Teil zur Handlung beitragen. Tricks und Täuschungen sind an der Tagesordnung, Betrug und Hinterlist gehören zum Programm und die Mächtigen und Reichen versuchen mit allen Mitteln eine Aufklärung zu verhindern, da daurch ihre Geschäfte im In- und Ausland bedroht werden. Die schmutzige Atmosphäre des Krieges und seine Auswirkungan auf die Beteiligten werden von Brent Ghelfi schonungslos dargestellt. Dies alles bettet er in eine Romanhandlung ein, die von spannend zu rasant wechselt und alles bietet, was man sich unter einem guten Thriller vorstellt. Und das Ende lässt vermuten, dass sich der dritte Roman (laut Verlag schon in Arbeit) wieder direkt an den vorliegenden anschließt.

Doch der deutsche (eher nicht gerade unabhängige Verlag, der unter dem Oberbegriff Random House.de eingeordnet ist) Verlag hat wie gewohnt keinen Sinn für seine Kunden und Fortsetzungsstorys. Der neueste Roman von Brent Ghelfi hat es nicht zu uns geschafft. Hier lob ich mir Kleinverlage wie Atlantis der Voodoo-Press usw. Die mögen vielleicht preislich etwas höher liegen, beim Lektorat manchmal nicht die große Genauigkeit (Hierzu sei gesagt, dass die bei den etablierten Verlagen auch oft vergessen wird und man für sein teures Geld aus vermeintlich gutem Hause mit höheren Ansprüchen und viel besseren Rahmenbedingungen auch etlichen Schrott mit hohem Fehlerquotient erhält) an den Tag legen und bei den Erscheinungsterminen der Bücher aufgrund diverser Schwierigkeiten in der Produktion, Druck oder bei Verhandlungen (Oder Übernahmeversuchen durch die Etablierten) etwas flexibel vorgehen müssen und erste Termine vielleicht nicht halten können, doch die brechen eine Reihe um einen Serienhelden nicht kommentarlos mittendrin ab oder kündigen gar den Folgetitel mit Erscheinungsdatum, Cover an, bloß um ihn dann kommentarlos unter den Tisch fallen zu lassen. Was intressieren die Großen im Geschäft denn die Kunden oder Fans. Haben ja schon die Masse auf ihre Seite gezogen und der mit ihren flachgeistigen Immer-Gleich-Romanen die Euronen aus der Tasche gezogen. Abweichende Meinungen (Themen) werden kaum  toleriert. Blogger oder Kritiker, die negative Meinungen zu Büchern haben, können schon mal von einem Verlag und Autor (der sich auf seiner Homepage angeblich der Meinungsfreiheit 100% verpflichtet fühlt) bedroht oder beleidigt werden und mit einer Klage konfrontiert. Bei den kleinen Verlagen wie Atlantis-Verlag oder Voodoo-Press und dem schon etwas bekannteren Festa-Verlag würde so etwas nicht passieren. Der Kunden wird auf Anfrage (ja, hier antwortet man noch) über den neuesten Stand informiert, bekommt bei der Direktbestellung beim Verlag sein Buch noch vor der offiziellen Auslieferung (kann ich unbedingt bestätigen), Terminverschiebungen werden angekündigt und sollte sich aus dem einen oder anderen Grund eine Preiserhöhung ergeben, wird der Vorbesteller informiert und bekommt die Chance vom Kauf zurückzutreten, falls er es aufgrund der Teuerung wünscht. Ich  nutze das hier einfach mal als meinen Dank an die viele Mühe, das gesamte Personal, auch die Lektoren, die so manchen Fehler mal übersehen, was ich auch schon bemängelt hab, die aber Verbesserung nicht nur in Worthülsen geloben, sondern sie auch leben, auch die Übersetzer und Covergestalter seien lobend erwähnt und sogar die Chefs. Unter schwierigen Bedingungen gegen große Konkurrenz, die durch niedrigere Preise, Werbemassnahmnen, Aufkäufe und so weiter kleine Verlage ins Abseits drängen (siehe den leider geschlossenen Otherworld) und somit auch die Themenvielfalt einzuschränken versuchen, bleibt ihr für die Kunden (und wollt natürlich auch den einen oder anderen Euro zum Leben verdienen) und lässt Fans von Fantastik, Horror der härteren Art (abseits von Twilight oder radikal gekürzten und zensierten Richard-Laymon-Büchern) sowie harten Thrillern a la Brett McBean nicht im Stich. Daher einfach mal mein Dank an all die kleinen Verlage, die unabhängig agieren und sich nicht ins Bockshorn jagen lassen.Vielen Dank an Atlantis-Verlag, Voodoo-Press, Festa-Verlag, Shayol-Verlag oder Golkonda-Verlag und den Rot-Buch-Verlag mit seiner Hard-Case-Crime-Reihe aus der die Bücher von Ken Bruen (von ihm wurde ja "Blitz" mit Statham und "London Boulevard'" mit Farrell verfilmt) und viele mehr stammen  - sollte ich den einen oder anderen vergessen haben, war es völlig unabsichtlich und hat nicht mit einer Wertung deren Leistung zu tun. Fällt es mir wieder ein, wird nachgetragen, versprochen.

Jerry Garcia

3 Februar 2012, 05:08:42 #171 Letzte Bearbeitung: 3 Februar 2012, 05:15:58 von Jerry Garcia
Neues zu Post #154 Bücherzeit:

http://john-asht.blogspot.com/2012/01/literatur-kriminalitat-im-internet.html?spref=bl   Lachen oder weinen, naja, bedauern ginge vielleicht auch noch.

http://www.fandomobserver.de/pdf/272.pdf   Man beachte bitte das Interview. Fandom Observer 02/2012 ab Seite 7.

http://www.fandomobserver.de/2012/01/hilfe-fuer-vermutlich-talentierte-autoren/

Hat ganz schöne Wellen geschlagen, die Sache. Und ganz so gut weggekommen ist der Autor hier wohl auch nicht. Könnte sich als Schuss in den Ofen herausstellen, was er da so verfasst hat.

Wie wohl Michael Bay oder Marcus Nispel über schlechte Rezis zu ihren Filmen denken? Schicken sie dann die Transformers oder Conan bzw. Jason los?

JasonXtreme

Zitat von: Jerry Garcia am 22 Januar 2012, 15:56:02


Interessant, das steht bei mir als Hardcover zu Hause, und hieß da noch AQUA
"Hör mal, du kannst mein Ding nicht Prinzessin Sofia nennen. Wenn du meinem Ding schon einen Namen geben willst, dann muss es schon was supermaskulines sein. Sowas wie Spike oder Butch oder Krull, The Warrior King, aber NICHT Prinzessin Sofia."

Jerry Garcia



Robert Ludlum/Eric van Lustbader. Jason Bourne ist auf Bali untergetaucht, wo er in den Besitz eines mysteriösen Rings kommt. Die Inschrift verweist auf eine im Geheimen operierende Organisation. Bournes Weg führt nach Marokko, wo er das Machtzentrum der Gruppe vermutet. Hier trifft er auf seinen Todfeind Leonid Arkadin, und ein unerbittlicher Kampf entbrennt. Doch scheinen beide in eine tödliche Falle getappt zu sein.

Während Bourne damit beschäftigt ist, der Spur des Rings zu folgen, der einer Frau gehörte, mit der er anscheinend im unbekannten Teil seines Lebens näher verbandelt war, und dabei versucht, weitere Einzelheiten aus seiner undurchsichtigen Vergangeheit mühevoll aufzudecken, ist Arkadin mit einem Laptop untergetaucht, auf dem verschlüsselte Daten über Kunden eines Waffenhändlers hinterlegt sind. Arkadin wird dewegen von Dimitri Maslow und seinem Segundo Oserow unerbittlich gejagt. Besonders Oserow hegt aufgrund einer gemeinsamen Geschichte unbändigen Hass auf Leonid, den ehemaligen Top-Agenten von Treadstone. Und genau dieses Treadstone, dessen erster Agent Arkadin war, bevor Bourne noch ausgebildet wurde, wird durch einen skrupellosen Mann im Hintergrund wiederbelebt, der wiederum durch eine ihm unbekannte Gruppe finanziert und geschützt wird. Gleichzeitig versuchen die neuen Macher von Treadstone die Central Intelligence mit ihren eigenen Leuten in den entscheidenden Positionen zu besetzen. Und sie jagen Bourne, um ihn in einen Konflikt mit Arkadin zu hetzen, der ebenfalls vor seinen Häschern auf der Flucht ist. Und Bournes Freundin Moira Trevor wird engagiert, um den verschwundenen Laptop im Auftrag eines marokkanischen Geschäftsmannes wieder zu beschaffen.

Sieht man davon ab, dass in Deutschland auch elf Jahre nach seinem Tod die Bücher immer noch unter dem Namen Robert Ludlum vermarktet werden und Eric van Lustbader nur im Kleingedruckten genannt wird und dass die ewige Suche von Jason Bourne nach seiner Vergangenheit und vermeintlichen verflossenen Liebschaften sich langsam aber sicher abnutzt, wenn nicht gar ermüdend wirkt, hat van Lustbader aber wieder einen recht spannenden Thriller konzipiert, der einige Wendungen im Plot aufzuweisen hat. Wie schon im Vorgänger, an den das Buch fast direkt anschließt, hat der Autor einen actionreichen Roman vorgelegt, der durchaus der Tradition des Schöpfers der Hauptfigur gerecht wird, ohne jedoch völlig seine eigene schriftstellerische Identität zu untergraben. Gerade auf Bali schimmern Stil und Art durch, die man aus älteren Werken wie "Der Ninja" oder "Schwarze Augen" noch positiv in Erinnerung hat. Was den Roman etwas unübersichtlich macht - zumindest zu Beginn -, sind die vielen Personen und Organisationen, der schnelle Schauplatzwechsel und Handlungsstränge, die anfangs nicht wirklich mit Bourne in Bezug zu bringen sind. Hier ist dann schon etwas Konzentration vom Leser gefordert, bevor die Fäden nach und nach zusammengeführt werden. Ähnlich wie beim Meister selbst, bleibt man auch hier oft im Unklaren, wer nun Bourne wirklich zur Seite steht, welche Motive jeder hat und wer nun warum an welcher Verschwörung gegen wen auch immer beteiligt ist. Mit der Zeit wird die Hatz aber immer rasanter, das Tempo zieht an und es geht zügig vorwärts. Wirklich neue Erkenntnisse gibt es nichtzu berichten. Van Lustbader ist nah an der Qualität eines Ludlum dran, aber längst nicht so komplex im Aufbau der Geschichte wie dieser. So liest sich das Ganze zwar flüssiger, ist aber trotz aller positiven Aspekte eben doch kein "echter" Ludlum. Am Ende sind noch genug Anzeichen für weitere Abenteuer des Agenten zu erkennen und wer sich auf van Lustbaders Homepage umschaut, wird sehen, dass noch zwei Bücher der deutschen Veröffentlichung harren (zwischendurch wird es aber auch wieder andere Stories geben). Jedenfalls kann jeder, dem die bisherigen Thriller um Bourne aus van Lustbaders Feder zugesagt haben, hier bedenkenlos zugreifen. 590 Seiten.

Jerry Garcia



Michael Connelly. Zuletzt wurde Marie Gesto in einem Supermarkt gesehen, danach verliert sich ihre Spur. Harry Bosch wird mit dem Fall betraut, doch die junge Frau taucht nie wieder auf. Dreizehn Jahre später bekommt Bosch einen Anruf. Ein geständiger Serienmörder namens Raynard Waits ist bereit, neben den Morden, derer man ihn überführt hat, weitere Morde zu gestehen, wenn er im Gegenzug nicht zum Tode verurteilt wird. Eine der Taten ist der Mord an Marie Gesto. Bosch, den das Verschwinden der jungen Frau nie in Ruhe gelassen hat, übernimmt zusammen mit seiner Partnerin Kiz Rider erneut den Fall. Beim Studium der alten Ermittlungsakten stößt er auf ein Detail, das ihm das Blut in den Adern gefrieren lässt: Kurz nachdem Marie Gesto verschwunden ist, geht bei der Polizei ein Anruf ein, der direkt zu Raynard Waits geführt hätte. Bosch hätte nicht nur den Mord an Marie Gesto aufklären, sondern vor allem weitere Morde verhindern können. Bosch kann icht glauben, dass er den entscheidenden Hinweis damals übersehen hat, und er beginnt, den alten Fall wieder aufzurollen. Dabei kommt er einem unheimlichen Komplott auf die Spur.

Die Hauptfigur Harry Bosch ist ein von seinem Beruf und den Umständen zutiefst betroffener Police Detective, da ihn seine Arbeit als Polizist, dann Privatdetektiv und wieder zurück im Polzeidienst zu den abscheulichsten Abgründen im sonnigen L.A. abseits der Glitzerwelt Hollywoods führt. Er hat seinen eigenen Kopf, geht stur seinen einsamen Weg, eckt bei Kollegen und Vorgesetzten regelmäßig an, aber anders als bei seinem Namensvetter "Dirty Harry" ist sein Seelenleben eher mit den düsteren Bildern eines Hieronymus Bosch zu vergleichen. Seine Fälle gehen ihm an die Nieren, verfolgen ihn des Nachts in wilden Albträumen und die "Cold Cases" verfolgen ihn jahrelang und wirken sich dabei auf seine Stimmung aus.
Die anstehenden Wahlen zum Bezirksstaatsanwalt und in den Stadtrat konfrontieren Bosch ebenso mit seiner Vergangenheit wie der neue (alte) Fall Gesto, was ihn einmal mehr in die Schattenseiten von L.A. führt. Vom Leben enttäuschte und vergessene Individuen kreuzen seinen Weg auf der Suche nach der Wahrheit, von Connelly stilistisch aber nicht ganz so drastisch dargestellt wie von seinem Kollegen James Ellroy. Aber auch hier wird die Verquickung der alltäglichen Polzeiarbeit mit den ehrgeizigen Zielen der höheren Chargen deutlich zum Ausdruck gebracht und Korruption als Mittel zum Zweck scheint an der Tagesordnung. Das Streben nach Medienpräsenz der jeweiligen Kandidaten hat Priorität gegenüber den jeweiligen Fällen, die nur dazu dienen, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für die eigenen Interessen zu wecken. Und mittendrin versucht Harry Bosch mit schon fast an Paranioa grenzendem Misstrauen gegenüber seinem Umfeld und den Vorgesetzten seinen Fall zu lösen. Trotz etlicher Stolpersteine und Vorgaben bleibt er verbissen und stur an dem Fall dran, da nicht alle Indizien zu seinen früheren Ermittlungen und Überlegungen passen wollen. Wird da etwa ein Schuldiger gekauft, damit der wahre Mörder nicht weiter drangsaliert wird? Ist die Justiz in die Vorgänge involviert?

Brillant durchdachte Story, deren verschiedene Handlungsstränge schwer durchschaubar erst kurz vor Ende zusammengeführt werden. Stilistisch bemerkenswert, allemal spannend, fernab von den üblichen Klischees lässt Michael Connelly seinen Harry Bosch ermitteln. Figuren mit Ecken und Kanten, Fehlern und Eigenheiten machen seine Geschichten aus. Und wie in seinen vorherigen Büchern hat er es sich auch diesmal nicht nehmen lassen, eine Hollywoodgröße (statt Clint Eastwood, der seinen Roman "Blood Work" verfilmte, diesmal den Produzenten Stephen J. Cannell - Renegade -) zu erwähnen sowie den Journalisten und Autor Duane Swercienski (in Deutschland unter dem Namen Duane Louis veröffentlicht) als Verfasser eines (fiktiven) Zeitungsartikels darzustellen.Sehr gute, spannende Krimi-/Thrillerkost, aber kein Actionreißer.

Jerry Garcia



Kurzkritik.
Ronald Malfi. Snow-Die Kälte. Horror. Und hier eine der positiven Überraschungen. Amerikas mittlerer Westen schneit zu, und alle Flüge werden gestrichen. Für Todd Curry, einen geschiedenen Vater auf dem Weg zu seinem Sohn, ist das schlimm genug. Kurz entschlossen macht er sich mit drei anderen "Gestrandeten" im Auto auf den Weg durch die Kälte. Doch als sie einen zerlumpten und verletzten Anhalter mitnehmen, der sie schließlich in ein eingeschneites Städtchen führt, beginnt für ihn eine Odyssee des Grauens. Denn draußen im Schnee lauern SIE, und SIE haben immer Hunger. Guter, alter Horror, der nie langweilt und an die guten Darbietungen eines Stephen King erinnert. Einfach, aber gekonnt entwickelt Malfi eine Story, die spannend ist, da auch der Leser nie weiß, was da im Schnee umgeht oder die Protagonisten noch erwartet. Hin und wieder kommen mal kurz Erinnerungen an "Die Körperfresser kommen" auf, doch auch andere Elemente halten Einzug in die Geschichte. Da werden tatsächlich Körper gefressen, aber eher in Zombie-Manier. Da wird gehetzt, gekämpft und geblutet und ein allzu zuckersüßes Happy-End gibt es auch nicht. Vielleicht nicht die innovativste Story des Jahres, aber dafür eine äußerst gelungene. Hoffentlich kommt von Malfi noch mehr. 384 Seiten.

Jerry Garcia

4 Februar 2012, 16:42:06 #176 Letzte Bearbeitung: 4 Februar 2012, 16:48:18 von Jerry Garcia



Kurzkritik:
Michael Connelly. "So wahr uns Gott helfe". Thriller. Connelly, der vor kurzem noch an der Seite des am 30.9. verstorbenen Seriencreators Stephen J. Cannell eine kleinere Rolle in der TV-Serie "Castle" hatte, ist im Thrillerbereich eigentlich eine sichere Bank. Sein neuestes Buch führt den Anwalt Michael Haller dazu, dass er den Mord an einem Kollegen aufklären muss, der ihm seine Fälle und die Kanzlei vermacht hat, was nun zu einer Bedrohung wird. Welcher Klient hat etwas zu verbergen? In einer größeren Nebenrolle taucht auch sein Serienheld Harry Bosch als Ermittler auf, der Haller später unterstützt. Falsche Fährten, juristische Tricks und körperliche Gewalt halten Einzug ins das bisher beschauliche Leben des Anwalts. Insgesamt ein gut recherchierter Justizthriller, der mehr Substanz hat, als mehrere Bücher zusammen aus der Feder bestimmter Erfolgsautoren. Zudem wird auch vor den Fehlern des amerikanischen Rechtssystems nicht halt gemacht und die Methoden und Abläufe vor Gericht angeprangert. Mehr Show als sein, mehr gewinnen als Gerechtigkeit üben. Tricks und Lügen, um alle zu täuschen. Jeder ist ein Lügner. Ein paar kleinere Mängel wie z.B. die überflüssige Enthüllung am Ende, die nichts mit dem Fall zu tun hat, schmälern den Gesamteindruck ein klein wenig. 510 Seiten. Buch drei um Mickey Haller liegt mir übrigens schon vor, kommt irgendwann demnächst.

Jerry Garcia



Colin Harrison. Der New Yorker Anwalt Bill Wyeth ist am Ende. Einst angesehenes Mitglied der Schönen und Reichen von Manhattan, stürzt er bei einer Tragödie, bei der ein achtjähriger Junge zu Tode kommt, ins Bodenlose. Er verliert seinen hochdotierten Job, seine Familie, und schließlich auch seine Selbstachtung. Der soziale Abstieg verläuft rasant, und bald wird ein altmodisches Steakhouse zu Wyeths neuem zu Hause. Um Einlass zum (Originaltitelgebenden) Havana Room, einem geheimnisvollen Separee, zu dem nur ausgewählte Gäste und ein alter Chinese Zutritt haben, zu erlangen, muss er einem Fremden bei einem dubiosen Grundstücksgeschäft juristisch zur Seite stehen, das um Mitternacht desselben Tages abgeschlossen sein muss. Zähneknirschend willigt der Anwalt ein und bereut diesen Entschluss sehr bald. Zu spät - denn noch bevor der Havana Room sein unerhörtes Geheimnis preisgibt, gerät Bill Wyeth in einen Strudel von Mord, Erpressung und Verfolgung.

Liest sich doch recht gut. Dachte ich auch und habe mir das Werk gegönnt. Selber schuld, sag ich da nur. Da wird eine Figur als Sympathieträger aufzubauen versucht, die man eigentlich nur ablehnen kann. Ein Promianwalt mit dicken Konten, Kindermädchen mit 100.000 $ Jahresverdients, damit sich ja kein Elternteil um den Sohnemann bemühen muss, fette Penthousewohnung und eine Frau, die das Geldausgeben schätzt. Daher überlegt er sich, dass weitere Kunden/Mandanten akquiriert werden müssen, damit auch noch eine Yacht, eine Ferienwohnung in den Bergen sowie ein zweites Kindermädchen für ein mögliches zweites Kind angeschafft werden können. Er hat viel und ist nie zufrieden. Als der Typ dann durch die Tragödie abstürzt und seine Frau ihn verlässt, da sie sich ohne das zuvor entlassenen Kindermädchen " richtig arm" vorkommt und sich gleich einen finanziell potenteren Ernährer sucht, macht das auf den Leser (hier auf mich) ungefähr den Eindruck, als würde man dem Herren Ackermann das Gehalt auf 5 Millionen im Jahr kürzen. Das Mitgefühl hält sich absolut in Grenzen. Und immerhin beinhaltet dieser "Absturz" für den Herren die Möglichkeit nach Entdeckung dieses Steakhouses (in dem eine finanziell gut dastehende Klientel verkehrt, wie man später feststellen darf) sich dort täglich nicht nur mit einem Steak für die arbeitslosen Mühen des Tages zu belohnen, sondern eben diesen auch fast vollständig dort zu verbringen, da er ein Auge auf die Geschäftsführerin geworfen hat. Hey, jeden Tag Steak auswärts mit Drinks und allem möchte sich jeder als Arbeitsloser auch gönnen können und dann noch bemitleidet werden, wie arm man ja dran ist.
Und blöd ist der Kerl auch noch. Nachdem man seinem "Absturz" ins Selbstmitleid eine zeitlang folgen durfte und er sich nach einer Phase ständiger Betrunkenheit (natürlich nicht mit billigem Fusel), seiner Entdeckung des Restaurants und der Feststellung, dass es dort einen Raum gibt, zu dem nur Ausgewählte Zutritt haben und in dem es ein Geheimnis gibt, wartet man sehnsüchtig, dass endlich etwas passiert, denn bis dahin war es weder ein Thriller, noch ein halbwegs interessanter Roman. Als er dann endlich Zugang zu dem Raum unter der Bedingung bekommt, dass er die rechtliche Vertretung für einen Unbekannten übernimmt, stellt sich seine Dämlichkeit sofort heraus. Ein Geschäft (Grundsücksverkauf) innerhalb weniger Stunden ohne erforderliche Papiere und völlig unter dem üblichen Preisnivaeu abzuwickeln, sollte einem guten Anwalt genügen, um sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Da er aber versprochen hatte, um des Zugangs zum Havana Room willen die Aufgabe zu übernehmen, sei es noch verziehen. Als er dann aber auf eben jenes Grundstück gelotst wird, um eine Leiche zu beseitigen, wäre es an der Zeit gewesen, seinen Verstand einzuschalten. Tut er nicht, also bekommt er Ärger. Übrigens - das große Geheimnis des Havana Room: dort wird Fugu (in den USA verboten) serviert, diesen giftigen Kugelfisch aus asiatischen Gewässern, den man nur absolut korrekt von Profis zubereitet genießen sollte, will man den Verzehr überleben. Das war es denn auch.


Nun entwickelt sich ein leidlich spannendes Thrillergeplänkel um das Grundstück, den Käufer sowie Verkäufer, die Leiche, die Vergangenheit einzelner Personen, alles gebührlich ausgedehnt, um den Eindruck eines literarischen Kunstgriffs zu erwecken und einer Hauptperson, die bei mir nie punkten konnte und ich daher froh war, dass ich die Lektüre beendet hatte. Einziger Sympathieträger wird gerade die Figur, die man anfangs als möglichen Betrüger dargestellt bekommt. Was den angeht, ist sein Schicksal wirklich tragisch, nicht wie beim titelgebenden Anwalt, der zum Happy End wieder einen Job bekommt, seine mittlerweile geläuterte Alte (ist ja wieder Geld im Haus und man kann sich wohl ein neues Kindermädchen leisten) auch wieder zurücknimmt. Empfehlen würde ich dieses Werk niemandem, der auf gute Thriller, Action oder Ähnliches steht. Das ist eher etwas für Leute, die Mammutwerke im Dramabereich ohne allzu großes Erzähltempo für ganz große Literatur halten, aber eben nichts für mich. 600 Seiten.

Jerry Garcia



Richard Stark. Als Preis für seine Flucht aus dem Knast muss Parker beim Einbruch in einen Juweliergroßhandel mitmachen. Von Anfang an missfällt ihm der vermeintlich todsichere Plan und tatsächlich muss Parker all seinen Scharfsinn aufbieten, damit er und seine Kumpels mit dem großen Gold davonkommen. Doch dann begeht ausgerechnet Brenda, eigentlich ein Profi, eine Dummheit.


Bei einem eigentlich simplen Bruch, bei dem Parker und seine Leute sich Medikamente greifen wollen, um sie in großen Mengen teuer im Ausland zu verscherbeln, wird er aufgrund einer Blödheit eines der Kollegen geschnappt. Durch eine Nachricht, die der ansonsten unfähige Pflichtverteidiger aus dem Knast schmuggelt, bekommt Parker einen kompetenten Rechtsbeistand, der ihn schon kennt und weiß, mit wem er es zu tun hat. Dieser sorgt dafür, dass außerhalb des Baus bestimmte Personen die Zuverlässigkeit von Parker bestätigen und so kann er damit anfangen, im Knast Vorbereitungen zur Flucht zu treffen. Die richtigen Leute sind gefunden, Vertrauen ist hergestellt und los gehts. Nachdem ausbaldowert ist, wie man sich absetzen kann, wird dies schnell in die Tat umgesetzt und bis auf eine - nötige aus Parkers Sicht - Ausnahme geht es völlig ohne Verletzte raus. Dort macht man sich sofort daran, den Plan mit dem Raub in die Tat umzusetzen. Das Lager ist in einem alten und aufgegebenen Armystützpunkt mit dicken Mauern untergebracht. Nur zwei Zugänge - bis auf einen dritten, der den meisten Menschen unbekannt ist. Nur einer von Parkers neuen Kumpanen kennt den Weg in das ansonsten eher leicht bewachte Gebäude. Pech nur, dass der Weg rein auch der Weg nach draußen sein sollte und leider durch unglückliche Umstände beim Abtransport der Sore versperrt wird. Jetzt sind sie in dem Gebäude gefangen und jede Idee zum Aussteigen ist immer wieder mit neuen Komplikationen verbunden. Und dann ist da ja auch ncoh Brenda.

Den Ganoven Parker, dessen geistiger Daddy Donald E. Westlake alias Richard Stark ist, wurde schon zweimal im Kino verewigt. Das Buch "Payback aka The Hunter" war nicht nur das erste der Reihe um Parker sondern auch als erstes und bisher einziges verfilmt. Zuerst mit Lee Marvin in "Point Blank" und dann mit Mel Gibson in "Payback-Zahltag". Als dritter Darsteller des Protagonisten wird alsbald Jason Statham (Transporter) unterstützt von Michael Chiklis (The Shield) vor die Kameras treten. Während zu Lebzeiten des Autors (er verstarb 2008) die Nutzung des Namens Parker untersagt war (Marvin hieß im Film Walker, Gibson wurde Porter genannt), darf Statham denn nun tatsächlich den Namen Parker tragen. Das Drehbuch zum Film orientiert sich vage am 19. Buch der Reihe mit dem Titel "Flashfire". "Das große Gold" ist Band 21 von 24, die Westlake/Stark über einen Zeitraum von rund 47 Jahren verfassst hat. Das Bemerkenswerte hier ist, dass nunmal gar nichts funktioniert. Nach dem Gefängnisausbruch geht bald alles schief. Immer neue Hindernisse tauchen auf und nicht jeder der Truppe erlebt das Ende des Romans als lebendige Figur. Parker bleibt sich selbst treu. Völlig ruhig, immer durchdachte Handlungen und keine noch so geringe Emotion beeinflussen seine Taten. Wer im Weg steht, wird falls nötig eliminiert. So kommt es, dass der Leser sich damit konfrontiert sieht, dass er einem Dieb, Räuber und Mörder die Sympathien entgegenbringt. Einem Berufsverbrecher, der nicht immer zu den großen Gewinnern zählt. Stark beschränkt sich in seinem Stil auf das Nötigste. Kurze, knappe Dialoge, bei denen man Statham in Person des eh wortkargen Parker laut Drehbuch einige nette One-Liner in den Mund legen könnte, da sich die Charakterisierung der Hauptperson über sämtliche Romane zieht. Man erfährt fasst nichts über ihn, er bleibt im Prinzip ohne ein Seelenleben, geht nur cool und berechnend vor. Hier gibt es keine seitenlangen Psychogramme oder Motivationserläuterungen, Stark schreibt nichts, das von der Story ablenken könnte oder den Lesefluss hemmen würde. Alles irgendwie kühl, distanziert und immer vorsichtig und auf der Hut. Auch daraus bezieht die Reihe ihre Faszination, eine Abweichung vom gewohnten Heldenbild und den Happy-Ends. Daraus ergibt sich ein kurz und gut. So muss ein Parker-Roman sein. Dass trotz des Titels kein Gold im Buch vorkommt, lassen wir mal außen vor, es geht nur um Juwelen. Abgesehen davon bleibt es eine Empfehlung für jeden Krimifan, der es mit dem stoischen Außenseiter hält, der keinerlei zwischenmenschlichen Kontakt zu seinen Weggefährten hält. Macht es irgendwie leichter, sie zu beseitigen, wenn es nötig wird. Rund 285 Seiten.

Roughale

Sorry, ich bin jetzt erst dazu gekommen, die John Asht Sache etwas nachzuarbeiten, für den langen Artikel im PDF reicht die Zeit nicht, daher poste ich die Fragen mal hier, vielleicht kannst du mir auf die Sprünge helfen...

Irgendwie klingt das alles gar nicht mal so falsch, was der Autor da gebloggt hat, nur ist das seine Sicht, schlimm wär es, wenn er Recht hat. Ich gebe ihm vollkommen Recht, dass es durch das Internet abwärts gegangen ist, was Kritiken angeht, jeder kann und macht es auch, nur ist das Können rein technischer Art und eher nicht der wertvollen Art. Das hat nichts mit Geschmack zu tun, ich möchte schon voaraussetzen, dass der Rezensent das entsprechende Werk voll und ganz rezipiert hat, ansonsten taugt die Kritk nichts, egal ob positiv oder negativ. Welches Gegenargument gibt es da aus Sicht der Beschuldigten? Ich sag es mal so: Wenn er wirklich Anzeige erstattet hat und das nicht nur ebensolches Internetgeprotze ist, dann wird sich das schon zeigen, ob die Vorwürfe echt sind. Ich befürchte, dass in dem Fall der Bestätigung es etwas schwerer sein wird, an Rezensionsmaterial zu bekommen. Das erinnert mich an meine Pressezeit, wo die Kinofilme von Massen Schülerzeitungsmitglieder versucht wurden zu überschwemmen...

PS: Wenn die Vorwurfe vonwegen der Rezensionsmafia stimmen, dann hat das auch nichts mehr mit freier Meinungsäusserung zu tun...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

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