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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia

12 September 2012, 05:21:18 #240 Letzte Bearbeitung: 13 September 2012, 17:47:31 von Jerry Garcia


Jean-Christophe Grange. Mathias Freire leidet unter einer rätselhaften Krankheit: Sein Gedächtnis setzt aus, sobald er unter Stress steht. Und wenn er das Bewusstsein wiedererlangt, ist er ein anderer. Ein neues Ich hat sich formiert, mit einer neuen Vergangenheit, einem neuen Lebensschicksal. Als Freire erfährt, dass die Polizei nach dem Täter einer grausamen Serie von Ritualmorden fahndet, gerät er zunehmend unter Druck: Alle Taten wurden in unmittelbarer Nähe Freires verübt. Ist er der Mörder? Freires mühevolle Identitätssuche wird schon bald zum atemlosen Wettlauf mit der Zeit, denn offenbar gibt es jemanden, der unter allen Umständen verhindern will, dass Freire der entsetzlichen Wahrheit um seine Herkunft auf die Spur kommt.

Mathias Freire ist Arzt an einer psychiatrischen Klinik in Bordeaux. Aufgrund eines unwürdigen Zwischenfalls an seiner alten Arbeitsstätte hat er das Jobangebot aus Bordeaux sofort akzeptiert. Eines Abends bringt die Polizei einen Mann, den sie am Bahnhof mit blutigen Händen und einem Telefonbuch von 1996 aufgegriffen hat und der erheblichen Gedächtnisverlust aufweist. Seine Vergangenheit und auch Name und sonstige Daten sind vom Winde verweht. Der kräftige Zwei-Meter-Mann mit Cowboystiefeln und -hut sowie Arbeiterhänden wird in der Klinik aufgenommen und nennt unter Hypnose Namen und Orte. Nach dem Dienst stellt Freire fest, dass er zu Hause anscheinend von zwei Männern in Schwarz überwacht wird, die auf der Straße vor seinem Haus stehen. Der folgende Tag beginnt für Anais Chatelet von der Kripo Bordeaux mit einer bizarren Leiche; ein Junkie wurde tot aufgefunden, einen ausgehöhlten Stierschädel über den Kopf gerammt. Da der Fundort derselbe Bahnhof ist, an dem der Fremde aufgegriffen wurde, macht sich Anais auf zur Befragung von Freire. Viel ergibt sich nicht, da beide sich mit Misstrauen gegenüberstehen. So ermittelt jeder für sich. Freire bekommt die Identität seines Patienten quasi frei Haus geliefert, während Anais dem Stierschädel und dem Lebensweg des toten Junkies auf die Spur kommt. Freire muss bald feststellen, dass er da ganz unbewusst in einem Hornissennest rumstochert und dessen Bewohner sich nun wütend auf ihn stürzen. Eine Autoverfolgung ist dabei noch das Geringste, wie er schon bald an den um ihn herumschwirrenden Geschossen spürt. Jetzt sucht er Unterstützung bei anais. Doch bevor es dazu kommt, erreicht ihn eine Nachricht, überbracht von einem ihm unbekannten Mann, der aber anscheinend über Freire Bescheid weiß, die ihn bis ins Mark erschüttert. Ab  jetzt ist er selbst auf der Flucht und während Kommissarin Anais Chatelet alles in Bewegung setzt, ihn zu finden, begibt er sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit.

Jean-Christophe Grange ist bekannt für seine Themen weit abseits des Mainstream, was ihn und seine Bücher auch so interessant macht. Doch "Der Ursprung des Bösen" erscheint mir etwas anders. Sicher begibt er sich wieder in die Abgründe der menschlichen Seele, aber ungewohnt actionlastig. Doch bis die Jagd beginnt, wird man als Leser durch die Welt der Psychiatrie geführt (allgemein verständlich gehalten) und lernt etwas über die Abscheulichkeit der Stierkämpfe. Massenunterhaltung, bei der der Stier so gezüchtet wird, dass er von vornherein chancenlos ist. Während der Jagd durch halb Frankreich werden Städte wie Paris, Bordeaux, Cap Ferret, Biarritz, Nizza, das Baskenland, die Pyrenäen oder Marseille nicht von ihrer positivsten Seite geschildert. Gerade Marseille wird nur düster als Pennerparadies, Einwandererhochburg und Schmelztiegel der Kulturen und Kriminalität beschrieben, ohne Sonne, Strand, Mittelmeer, Touristenattraktionen, Mädels oder auch den Vorzeigeclub Olympique Marseille nur zu erwähnen. Sobald das Buch dann richtig Fahrt aufnimmt, erweckt es den Anschein, man habe es mit Jason Bourne mit psychologischem Hintergrund zu tun. Verfolgungsjagden, Mordanschläge, Schusswechsel, Folter und Intrigen beherrschen die Szenerie. Hier kommt auch wieder die Einmischung Frankreichs in fremde Angelegenheiten oder ihre Kolonialpolitik ins Spiel. Kritik an Politik, Behörden und Konzernen zieht sich ja wie ein roter Faden durch die Bücher von Grange. Das ist hier nicht anders. Dazu zwei Protagonisten, die auch ihr Päckchen zu tragen haben. Ob es nun die Tablettensucht der Kommissarin (manchmal ganz schön zugedröhnt) und deren Vergangenheit bzw. Herkunft ist oder die Verzweiflung des Freire. Zusammen gibt das Ganze ein Actiondrama der dunklen Seelen mit den bekannten Zutaten des Autors, was auch der einzige Kritikpunkt sein könnte. Hat man sich mit den bisherigen Romanen von Grange befasst, ist nicht mehr viel Neues oder wahrlich Überraschendes zu finden. Ansonsten bleibt aber ein immer noch überdurchschnittlicher, äußerst rasanter Thriller, der sich trotzdem noch von der Massenware angenehm abhebt und das Ende der Actionhatz ist irgendwie folgerichtig, finde ich. Grange bleibt also weiter eine Empfehlung und seine Landsleute werden diesen Monat ja schon mit dem nächsten Werk mit dem Titel "Kaiken" versorgt. Vermutlich dann in ca. einem Jahr bei uns, unter welchem Titel auch immer. 850 Seiten.

JasonXtreme

Vielen Dank :D hab den Grange soeben eingetütet! Bisher fand ich alle Bücher von ihm super unterhaltsam! (Ausgenommen SCHWARZES BLUT, das war öde) Flug der Störche war aber noch das Beste, weil sleazigste  :icon_twisted:
"Hör mal, du kannst mein Ding nicht Prinzessin Sofia nennen. Wenn du meinem Ding schon einen Namen geben willst, dann muss es schon was supermaskulines sein. Sowas wie Spike oder Butch oder Krull, The Warrior King, aber NICHT Prinzessin Sofia."

Jerry Garcia

13 September 2012, 17:49:24 #242 Letzte Bearbeitung: 17 September 2012, 14:33:33 von Jerry Garcia


Max Barry. Scat ist jung, lebt in Los Angeles und glaubt an die Zukunft. vor allem glaubt er an das große Geld. Und er weiß, wie  man es bekommt: Man nehme ein neues Produkt nebst zugehöriger genialer Marketingstrategie - fertig ist der Millionär.Scats Produkt heißt Fukk und ist eine völlig neue Cola-Sorte. Tatsächlich findet er auch einen Partner, der drei Millionen in die Idee investieren will. Dumm nur, dass Scat vergessen hat, den Markennamen schützen zu lassen. Und dass ein paar hinterhältige Gestalten nicht davor zurückschrecken, ihn nach allen Regeln der Kunst übers Ohr zu hauen. Aber Scat bekommt seine Chance zur Revanche. Und gemeinsam mit einer äußerst attraktiven Marketingspezialistin wird er sie nutzen.

Scat ist jung, eher antriebslos, aber mit Flausen im Kopf, wie er ohne zu großen Aufwand reich und berühmt werden kann. Ein Jurastudium an einer renommierten Uni hat sich angesichts seiner miesen Noten zerschlagen, doch an einer kleineren Universität belegt er - notgedrungen, weil zeitige Einschreibung verpeilt - Marketing. Job ist nicht in Aussicht, aber das Wissen, dass jeder Mensch drei Millionendollarideen im Leben hat und er wartet auf seine. Eines Tages schwirrt sie ihm tatsächlich durchs Hirn und stellt sich als eine völlig neue Cola-Sorte heraus. Da er zwar von Marketing Ahnung hat, sich aber nicht gerade gut mit dem Mundwerk verkaufen kann, fragt er bei seinem Mitbewohner Sneaky Pete nach, der noch nie einen Finger krumm gemacht hat, aber jedem so das Ohr ablabern kann, dass er immer vorankommt und Kohle verdient/erhält. Ein Schleimer ohne Leistung und Können. Scat spricht also bei Coca Cola vor und lernt dort auch die attraktive 6 kennen und etwas über seinen Mitbewohner: hat der doch die Chance genutzt und sich das Urheberrecht eintragen lassen, was Scat verpeilt hat. Bei der Gelegenheit nimmt Sneaky Pete auch noch drei Millionen Dollar mit und den Job der Marektingfrau 6. Wer Freunde wie Pete hat, braucht auch keine Feinde. Natürlich wollen die zwei sich  nicht so abspeisen lassen und sprechen nun sozusagen freiberuflich mit einer Idee zur Vermarktung wieder vor. Pete, clever wie gewohnt, bezirct die Chefs, ihm das Projelkt zu übertragen, leiert ihnen 140 Millionen Dollar für einen Spielfilm zur Werbung aus den Rippen. Kein Product Placement mehr, sondern die Steigerung eines Spielfilmes rund um das Produkt. Zur Ausführung unter seiner Egide werden 6 und Scat angeheuert, mit einem Komitee bestraft, das ihre Aktionen verschleppen soll, damit sie den Film bis zur Premiere nicht fertig bekommen. Sneaky Pete hat sich natürlich abgesichert: schaffen sie das Projekt nicht, schiebt er ihnen die Schuld zu, funktioniert es aber doch, kann er die gesamten Meriten einheimsen. Doch so leicht geben sich die beiden Ausgebooteten trotz ihrer Beziehungsprobleme nicht geschlagen.

Die von mir gelesene Ausgabe ist noch die aus dem Jahre 1999 als die unselige Rechtschreibreform noch nicht durch war und der Wilhelm Goldmann Verlag noch nicht unter dem Dach Random House verschwand und trug den Titel "Fukk", während die diesjährige Neuauflage unter dem Titel "Sirup" (Original "Syrup") veröffentlicht wurde. Der Erstling von Barry zeigt schon die Richtung, die er auch später mit Büchern wie "Logoland", "Chefsache" und "Der Maschinenmann" perfektionieren sollte. Witzig und amüsant - besonders im ersten Drittel - persifliert er mit scharfer Feder die Mechanismen der Werbebranche und vieles davon kann man durchaus wiedererkennen, wenn man sich umschaut, so drastisch sind seine vermeintlichen Übertreibungen gar nicht. Wie danach in "Chefsache" nimmt er auch die Unternehmensstruktur und Menschenführung sowie die Marketingkampagnen gnadenlos aufs Korn, demaskiert die verlogenen Strategen hinter den Kulissen. Als Running Gag hat er noch die mehrfache, wenn auch jeweils kurzeitige, Obdachlosigkeit des Protagonisten eingebaut, lässt ihn zwischen zwei Frauen hin und herspringen und sich mit dem alltäglichen Überlebenskampf im Büro auseinandersetzen. Fazit dieser intelligenten, abwechslungsreichen, wenn auch im letzten Drittel nicht mehr sehr spannenden Satire erster Güte ist, dass Werbung und Hollywood eh nur aus Lug und Trug bestehen, was zwar beileibe keine bahnbrechende Neuigkeit ist, aber selten so lustig aufs Korn genommen wurde. Und mittlerweile hat Hollywood denn auch Max Barry entdeckt, denn eine Verfilmung mit Amber Heard, Kellan Lutz und Shiloh Fernandez ist schon in der Postproduction und die Bücher "Logoland" ("Jennifer Government") und "Der Maschinenmann" ("Machine Man") sollen gerüchteweise auch zur Verfilmung anstehen. 350 Seiten.

Jerry Garcia



Lee Child. New York City, zwei Uhr nachts. Jack Reacher sitzt in der U-Bahn. Neben ihm befinden sich  noch fünf weitere Personen im Abteil. Vier davon sind harmlos. Die fünfte erregt Reachers Aufmerksamkeit. Minutenlang beobachtet er sie genau - und ist sich sicher, eine Selbstmordattentäterin vor sich zu haben. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes, und ausgerechnet Reacher selbst gerät ins Kreuzfeuer.

Nächtliche U-Bahnfahrt, stille Personen sitzen in ihren jeweiligen Ecken, ohne die Mitreisenden zu beachten. Die eine Person, die Reacher dennoch auffällt, ist eine nervöse Frau. Er beobachtet sie und arbeitet in Gedanken die israelische Liste für Selbstmordattentäter mit ihren zwölf (bei Frauen elf) Punkten ab. Dann ist er sicher, dass sie etwas vor hat. Er spricht sie an. Die Frau reagiert ausweichend und zieht dann plötzlich einen Revolver, um sich in den Kopf zu schießen. Selbstmord ja, Attentäterin nein. Die Polizei kommt und plötzlich ist Reacher der einzige Zeuge, die anderen Fahrgäste haben sich in Luft aufgelöst. Die ganze Fragerei der Cops läuft darauf hinaus, ob die Frau etwas zu ihm gesagt oder ihm gar gegeben hat. Hat sie nicht, doch eine Bemerkung der Beamtin Theresa Lee macht ihm zu schaffen - auch dann noch als er gehen darf. Kaum draußen, wird er von vier Typen umringt, die ebenfalls eine Quizshow veranstalten wollen. Auch ihnen kann er nicht helfen, doch sie verplappern sich auch und geben ihm mehr Informationen, statt welche zu erhalten und erwähnen einen Namen, der Reacher stutzig macht. Neben der Andeutung von Lee ein weiterer Grund für ihn, wieder in seine alte Ermittlerrolle zu verfallen. Er macht sich auf, nun seinerseits Fragen zu stellen - und gerät prompt zwischen alle Fronten. Der erwähnte Name ist Sansom, ein Mann auf dem Weg zum Senatorenposten mitten im Wahlkampf. Viel kann der ihm nicht berichten, doch jetzt sind auch noch die Geheimdienste im Spiel: Heimatschutz, DIA, CIA und letztlich auch die Bundespolizei namens FBI. Und eine weitere Gruppierung interessiert sich für ihn und keiner will sein Bestes. Nachund nach kristallisiert sich heraus, dass alle einen USB-Stick suchen, auf dem brisante Informationen enthalten sein sollen, die aus dem Pentagon geschmuggelt worden sind.

Abgesehen davon, dass der 13. Roman in der Ich-Form verfasst ist (eine weniger oft genutzte Erzählweise von Lee Child), bekommt man im neuen Reacher genau das, was man erwartet. Reacher mischt sich ein und zeigt seinen Gegnern, was eine Harke ist. Und gerade bei denen lässt sich Lee Child etwas einfallen. Als Leser folgt man dem Ich-Erzähler sozusagen in Echtzeit und weiß nicht mehr als dieser. So tappt man von einer falschen Fährte zur nächsten, erlebt die eine oder andere Überraschung und Wendung und muss wie der Protagonist lange warten, bis sich einem die eigentlichen Feinde und Gründe für diese ganze Aktion erschließen. Spannung ist garantiert, der eine oder andere Cliffhanger erhöht sie sogar noch, die Sätze sind kurz und knapp, die Beschreibungen sind sehr plastisch, man sieht die Bilder fast vor sich. Je weiter die Handlung fortschreitet, je öfter Reacher einem falschen Verdacht erlegen ist, umso riskanter wird sein Einsatz. Tiefgang hat ein Reacher wohl weniger, aber dafür wird der Leser mit Action, die zum Ende hin immer mehr zunimmt, an und ab sogar etwas brutal daherkommt, und einem perfekten Thriller belohnt, der ihn sehr lange im Ungewissen lässt und sich von den gewohnten 08/15-Romanen wohltuend abhebt.  Wie gewohnt eben von Lee Child.  Übrigens hat der Bruder von Lee Child - Andrew Grant - mit dem Titel "Ohne Reue" auch eine Reihe um einen Protagonisten begonnen, die bisher drei Titel umfasst, von denen aber bis dato nur der schon genannte in Deutschland veröffentlich wurde.Und durch die Erzählform musste ich nicht ständig dran denken, dass dieser Brocken von Kerl im Film von Tom Cruise gespielt wird. Nur zwei oder drei Formulierungen aus dem Munde des Helden haben mich wieder auf den Lapsus gestoßen - andererseits, mit welchem Darsteller hätte man Reacher ins Kino bringen können, dass der Film sich auch Blockbusterqualitäten bewahrt?  450 Seiten.

Jerry Garcia

Einige Kurzrezis:

Patrick Robinson. Lauschangriff. Die USA stehen vor ihrer größten Herausforderung: Die Geheimdienste wissen um die Aktivitäten der weltweit gefährlichsten Terroristen, die bereits bei der Planung eines schrecklichen Anschlags sind. Doch der National Security Agency sind die Hände gebunden, denn es gibt keine Beweise. Dem Geheimdienst bleibt nichts anderes übrig als eine Mission undercover zu starten. Und niemand anders als der Ex-NavySeal Mack Bedford erhält die Chance seines Lebens.

Patrick Robinson wieder als Verteidiger der freien Welt. Gegen ihn ist Clancy ein Weichei, wenn es um die Glorifizierung der USA und ihrer Truppen geht. Wie schon im Vorgänger ist er völlig außer Rand und Band, verunglimpft Andersdenkende, heroisiert Mord als akzeptable Lösung. Vier vermeintliche Terroristen werden von einem US-Bundesgericht freigesprochen und aus Guantanamo entlassen. Doch wen interessieren dort Gerichtsurteile oder Menschenrechte, wenn sie nicht im Sinne der USA oder Israels sind. Die Israelis bomben die Anwälte zu Klump, keinen kümmerts. Und die Geheimdienste erteilen Bedford den Mordauftrag, die Freigelassenen zu beseitigen - im Sinne der nationalen Sicherheit. Ansonsten sind die Bösen bitterböse und strunzeblöd und die Guten engelsgleich. Die  Liberalen und der derzeitige Präsident zu schwach (Obwohl er schon gelernt hat, wie man Opferzahlen von Drohenattacken schönt. Man bezeichnet per Gesetz  einfach jeden, der in den Angriffsbereich einer solchen Drohne gerät als feindlichen Kämpfer - egal, ob Frauen oder Kinder. Daher auch die publizierten und gefeierten geringen zivilen Todesfälle.), also müssen die Übermenschen der Dienste ran. Zudem ist das ganze Werk bis auf ein paar Actionsprenkel recht fade. 440 Seiten.

John Grisham. Verteidigung. Als Harvard-Absolvent David Zinc Partner bei einer der angesehensten Großkanzleien Chicagos wird, scheint seiner Karriere nichts mehr im Weg zu stehen. Doch der Job erweist sich als die Hölle. Fünf Jahre später zieht David die Reißleine und kündigt. Stattdessen hewuert er bei Finley & Figg an, einer auf Verkehrsunfälle spezialisierten Vorstadtkanzlei, deren chaotische Partner zunächst nicht wissen,was sie mit ihm anfangen sollen. Bis die Kanzlei ihren ersten großen Fall an Land zieht. Der Prozess könnte Millionen einspielen - die Feuertaufe für David.

Immerhin bezeichnet  man Grishams Romane mittlerweile nicht mehr als Thriller, denn davon ist er weit entfernt. Vorbei die Zeiten von "Die Firma" oder "Die Akte". Er widmet sich derzeit eher schmusigen kleinen Anwaltsgeschichtchen zur Unterhaltung ohne großen Nährwert. Eingestreut ein bisschen Humor, erweist sich "Verteidigung" doch als recht zähe Angelegenheit, die nur für Fans noch von Interesse ist. Sein Hauptaugenmerk liegt auf den kleinen Problemchen seiner Anwälte (nicht den beruflichen), statt einen spannenden Gerichtsthriller abzuliefern. Gerade gut genug, wenn man sich mit ein paar Seiten des Abends müde lesen will. Wer wirklich gute Justizthriller lesen will, sollte mal zu David Ellis oder John Lescroart greifen. 460 Seiten.

Jon Stock. Der Marathon-Killer. Der MI6-Agent Daniel Marchant läuft das Rennen seines Lebens: Denn wenn einer der Teilnehmer am London Marathon das Tempo verringert, wird eine Bombe hochgehen und mit ihr der US-Botschafter. Die atemberaubende Rettungsaktion gelingt und Marchant ist der Held des Tages - bis er der Mittäterschaft verdächtigt wird. Beim Versuch seinen Namen reinzuwaschen, muss er jedoch entdecken, dass die Folgen eines sehr persönlichen Verrats die Sicherheit der gesamten westlichen Hemisphäre gefährden könnten.

Obwohl "Dead Spy Running" (Originaltitel) zur Verfilmung ansteht, ist er kein wirklich herausragendes Werk im Meer der vielen Romane um Terrorismus. Gutes Mittelmaß mit etlichen Klischees und leicht vorhersehbar kann man ihm attestieren. Liest sich zwar recht flüssig, lässt aber Überraschungsmomente vermissen und da einige Fäden lose bleiben, folgt auch noch ein zweiter Teil mit dem Titel "Verrat in eigener Sache". 450 Seiten.

Howard Linskey. Crime Machine. David Blake hat eine weiße Weste. soweit man in Newcastle eine haben kann, wenn man als Berater für einen skrupellosen Gangsterboss arbeitet. Als zigtausend Pfund Schutzgeld verschwinden, kommt David jedenfalls reichlich ins Schwitzen. Er hat 72 stunden, das Geld wieder aufzutreiben, sonst ist er ein toter Mann.

Dieser Einkauf hat sich gelohnt. Brit-Noir vom Feinsten. Anhand des Klappentextes eher wenig originell, entwickelt sich die Story nach und nach zu einem echten Reißer und bekommt gegen Ende so richtig Fahrt. Die Suche nach dem Geld gestaltet sich nicht einfach und schon bald stellen sich erste Überraschungen ein. Dazu erlaubt sich David ein Verhältnis mit der Tochter vom Boss. Wäre eine böse Falle, wenn sich nicht kurz darauf die Ereignisse derart überschlagen würden, dass dies kein Thema mehr ist. Und wer hier einen heldenhaften, gesetzestreuen Protagonisten erwartet, ist schief gewickelt. Eigentlich ist David ein echter Unsympath, der die Freundin mit den Worten "Dich geliebt? Ich kann dich noch nicht mal leiden." abschiebt. Er macht zwar eine gewisse Wandlung durch, aber nicht wirklich zum Besseren. Ein deftiger Gangsterthriller mit Witz und Gewalt, dafür ohne Geschwafel. 350 Seiten.

Jerry Garcia

 Eigentlich schon überfällig, hier die geplanten Einkäufe von 11/12 bis 04/13.

Diesen Monat noch eintreffend:
F. Paul Wilson: Der Erbe (Handyman-Jack 10)
Edward Lee: Creekers
Ab November:
John Sandford: Zorn
Jack Kilborn: Serial
Patrick Lee: Im Labyrinth der Zeit
Christopher Reich: Getrieben
Michael Connelly: Der 5. Zeuge
M. Theurillat: Der Rütli-Schwur
Anders de la Motte: Hype
Scott Sigler: Die Verborgenen
David Singer: Homicide
Elmore Leonard: Raylan
Jeff Abbott: Die letzte Minute
Duane Swierczynski: Der Retter
David Goyer: Der Himmelsschatten
Richard Morgan: Das kalte Schwert
Sean Crogan: Das Areal
Adam Neville: Der letzte Tag
V.M.Zito: Return Man
J.L.Bourne: Tag der Apokalypse 3
Daniel Suarez: Kill Decision
Tom Cain: Collapse
Robert Ludlum: Das Jansonkommando
Olivier Descasse: Das Tribunal
A. Levitski: Tekhotma 1 + 2

Dazu kommen noch (ohne festen Termin):
Matthew Reilly (der neue Shane Schofield)
Robert Ludlum/Eric van Lustbader (der neue Bourne)
Tom Clancy (natürlich nur mit "Schreibhilfe", der neue Jack Ryan)

Verteilt bis Ende 2013 direkt bei den Verlagen geordert (Festa):
Michael Slade: Der Kopfjäger
Michael Slade: Der Ghoul
Dan Simmons: Eiskalt erwischt
F. Paul Wilson: Das Blutband (Handyman-Jack 11)
Bryan Smith: Herrin des Blutes
Bryan Smith: Haus des Blutes
Richard Laymon : Night Show
Brian Keene: Urban Gothic
Brian Keene: Leichenfresser
Brian Keene: Eine Versammlung von Krähen
Nate Southard: Down
Bryan Smith: Die Finsteren
Edward Lee: Flesh Gothic
Atlantis-Verlag:
Joseph Nassise: By the blood of heroes - Kaiserzombies
Martin Kay: Eileen Hannigan (Kalte Spuren Buch zwei)
Dirk van den Boom: Kaiserkrieger 5 + 6
Voodoo-Press:
Wayne Simmons: Zum Sterben schön
Jeff Strand: Benjamins Parasit
Daniel I. Russell: Komm in die Dunkelheit
Jeff Strand: Fangboys Abenteuer
Wayne Simmons: Inkubation (Grippe 2)
 
Keine Angst, die werden nicht alle besprochen und bei dem einen oder anderen Buch (Clancy wäre da ein Kandidat) kann es sein, dass ich auch eine günstige gebrauchte Ausgabe erwerbe. Änderungen wie z.B. heute mir noch nicht bekannte Neuerscheinungen kann es ebenfalls geben.

Jerry Garcia



F. Paul Wilson. Es fängt ganz harmlos an: Ein Mann, der sich Timmy nennt, bittet Jack um Hilfe. Seine 14-jährige Nichte wird seit diesem Morgen vermisst. Die Polizei sagt, dass es noch zu früh ist, um sich Sorgen zu machen, aber Timmy weiß, dass etwas Schlimmes geschehen ist.
Jack übernimmt den Fall. Das löst eine Kette von Ereignissen aus, die sich bald als wahrer Albtraum offenbaren: Jack wurde von einer übernatürlichen Macht auserwählt, um gegen eine zweite zu kämpfen. Diese Mächte sind weder gut noch böse, sie existieren einfach. Menschen sind für sie so etwas wie Mücken und es kümmert sie nicht, dass mehr und mehr von ihnen sterben. Jack erlebt die dunkelsten Tage seines Lebens.

Jack findet den Aufenthaltsort von Timmys Nichte schnell heraus, aber als er sie aus den Klauen von drei Sektierern befreien will, kommt ihm ein Trio in die Quere, das wie die Blues Brothers gekleidet ist - und die machen mit den Sektierern kurzen Prozess. Das Mädchen wird befreit, aber die Kerle wollen herausfinden, wer Jack ist und wo er wohnt. Gar nicht in seinem Sinn. Umgekehrt ist auch er neugierig, was es mit den Typen auf sich hat. So dreht er den Spieß um, findet deren Heimstatt und verschafft sich Zutritt. einer der Typen, Miller, ist ganz erpicht darauf, Jack auszulöschen, doch der Boss der Truppe, der sich Oculus nennt, unterbindet dieses Vorhaben und unterhält sich mit Jack. So wird Jack in Teile von Vorkommnissen eingeweiht, die er hinter sich gelassen glaubte und als dann der Oculus eine Vision von Sprenstoffattentaten innerhalb New Yorks hat, schließt sich Handyman Jack den Brüdern an, um dies zu verhindern. Was auch mit großém Kawumm gelingt. Doch so einfach ist die Geschichte nicht. Die zweite Macht greift ins Geschehen ein, sorgt dafür, dass Jacks Freundin Gia und deren Tochter Vicky schwer verletzt werden - und die Blues Brothers erweisen sich auch nicht unbedingt als sehr zuverlässig auf seiner Seite. Nachdem schon vor Monaten seine Schwester, danach Bruder und Vater umgekommen sind, greift Jack jetzt durch und wird zum gnadenlosen Rächer. Menschen kann er besiegen, beseitigen. Aber gegen die dunklen Mächte ist er ein Nichts, sie benutzen ihn als Spielzeug für ihre Zwecke, zu ihrer Erheiterung.

Beginnen will ich mit dem DANK an den Festa-Verlag, der es geschafft hat, die Handyman Jack-Reihe weiterzuführen, nachdem einer der großen Verlagszusammenschlüsse dieVeröffentlichung der Serie vor einigen Jahren einfach kommentarlos mittendrin abgebrochen hat (Was bei den Verlagen in dieser Größenordnung und die nur den neuen Trends und dem Massenmarkt wie Dan Brown oder schwulen Vampirstorys zugewandt sind, leider keine neue Erfahrung war.) Da muss also ein kleinerer, eigenständiger Verlag kommen, um denen zu zeigen, was ne Harke ist. Schön so. hoffentlich wird es ihm durch gute Verkaufszahlen gedankt. F. Paul Wilson ist ja bekannt dafür, dass er gerne große Verschwörungen, Paranoiaszenarien und Regierungskritik in seine Werke einfließen lässt. Und davon handelt auch die Handyman Jack-Serie, in der "Der Erbe" der zehnte Band ist. Sein Protagonist ist außerhalb der gesellschaftlichen Gepflogenheiten und hat weder einen Ausweis, Krankenversicherung, Führerschein (jedenfalls keine echten Papiere) noch ist er sonstwo irgendwie  offiziell registriert. Er übernimmt kleinere und auch größere Aufträge gegen Cash, löst sie clever und teilweise mit Humor, kann aber auch hart zur Sache gehen. Eine originelle Figur auf dem Buchmarkt. Wilson lässt sich dabei - auch bei "Der Erbe" - nicht auf ein Genre festlegen, sondern bietet einen Mix aus Thriller, Mystery und Horror. "Der Erbe" ist nicht gleichzusetzen mit den deftigen Werken von Lee, Smith, McBean oder Curran, weder was das Blutvergießen und die Gewaltnote angeht und schon gar nicht, was Sexszenen betrifft. Es ist manchmal harte Mystery-Thrillerkost, in der schon mal der eine oder andere Kopf weggesprengt wird, aber nie so derb wie die vorgenannten Autoren. Hier bekommt man einen sympathischen Protagonisten in einer cleveren, spannenden und sehr unterhaltsamen Mischung verschiedener Genres um geheimnisvolle Mächte, dunkle Bedrohungen und scnhier unüberwindliche Gegner kredenzt, der einfach Spaß macht. Sehr empfehlenswert. Schade, dass es bis zum nächsten Buch "Das Blutband" noch einige Monate dauern wird. Rund 480 Seiten.

Jerry Garcia



Tom Epperson. Erst heiratete sie einen Mafioso. Dann brachte sie ihn in den Knast. Nun ist Gina mit ihrem Sohn auf der Flucht, quer durch die USA. Eigentlich ohne jede Chance. Denn Gina ahnt nicht, dass ein Peilsender an ihrem Wagen klebt. Doch dann lernen die beiden Gray kennen, einen schweigsamen Traveller. Auch Gray wird gejagt, von den Geistern seiner Vergangenheit. Und Gina erkennt: Der softe aussteiger ist ein Profi im Töten. Und damit ihre einzige Hoffnung.

Gina hat sich in einer kleinen Stadt einen Job als Kellnerin angenommen. Ein ortsansässiger Gebrauchtwagenhändler macht ihr den Hof, darf sogar in ihrem Zimmer warten, während sie sich für den Abend umzieht, da kommt ein fetter, ungesunder Kerl durch die Tür und tötet den hoffnungsfrohen Einwohner des Städtchens ohne Warnung oder Skrupel. Doch Gina - schon erprobt in solchen Situationen, in denen sie blitzschnell handeln muss, um weiter fliehen zu können - schlägt den Kerl nieder und haut mit ihrem Sohn ab. Richtung L.A. um in der Menge unterzutauchen. Vom Peilsender weiß sie nichts. Unterdessen kommt ter Horst vorbei, schnappt sich den fetten Killer und erledigt ihn außerhalb der Stadt und zwei zufällige Zeugen gleich mit. In L.A. hat Gina eine Reifenpanne als ein Fremder vorbeikommt und ihr seine Hilfe anbietet. Widerwillig nimmt sie an. Nach und nach aber freundet sie sich mit dem Mann an und er verrät ihr zumindest seinen Namen:  Gray, während er ansonsten über seine Vergangenheit eisern zu schweigen versteht. Während die kleine Gruppe noch Norman, einen gutsituierten, verwitweten und daher einsamen Pensionär kennenlernt, machen sich in der Ferne verschiedene Killer auf den Weg, um sie auszulöschen und gehen dabei nicht zimperlich vor. Wer im Weg steht oder zufällig etwas mitbekommt, wird gnadenlos eliminiert. Und irgendwann kommen sie auch alle nach L.A., finden Gina, die aber Hilfe von Gray erhält. Gemeinsam können sie der Gefahr entkommen und fliehen in die Wüste, wo Norman tatsächlich eine nette Zweitvilla stehen hat. Dort entscheidet sich das Schicksal aller Beteiligten.

Die Figur des Gray erinnert mich über eine längere Zeit des Buches ganz schwer an Jack Reacher, wenn auch mit kleinen Abweichungen. Gina und ihr Sohn waren für mich dagegen zwar die Hauptfiguren des Dramas, aber irgendwie ohne besondere Merkmale. Sicher spürt man die Angst vor den Verfolgern und Lukes Unwillen über die durch seine Mutter verursachte Zwangslage, die ihn zwingt, ohne Freunde oder Schulkameraden auskommen zu müssen. So ist der Junge auch der Erste, der den Fremden in sein Herz schließt. So wechselt die Handlung immer zwischen den Gangstern und den Gejagten hin und her, wobei man manchmal schon aufpassen muss, dass man den Sprung von einer Person zur nächsten nicht übersieht. Auffällig waren die vielen Traumsequenzen, die Epperson eingebaut hat und die meines Erachtens nicht sonderlich viel zum Fortgang der Story beigetragen haben und auch einige zu viel gewesen sind. Aber das ist meckern auf hohem Niveau, denn die Killer hinterlassen auf ihrer Jagd nach den Opfern eine Spur des Blutes und der Leichen, gehen gnadenlos und effizient vor. Und alle haben ein völlig anderes Motiv als ihre jeweiligen Partner, was sich auch in den unterschiedlichen Charakterzeichnungen offenbart. Dann wäre da noch das unfreiwillige Pärchen DeWitt und Dee, mit denen man fast schon Mitleid haben könnte, sind sie doch absolut ohne Selbstbewusstsein, hadern mit dem Schicksal und trauen sich nicht etwas zu riskieren. Insgesamt ist "Hyänen (Sailor im Original)" ein schnörkelloser, gradliniger Thriller, der auf jeden überflüssigen Schnickschnack verzichtet. Gefühlskalte Verfolger wechseln sich mit emotionalen Momenten der Protagonisten ab, ohne dabei zu dick aufzutragen oder Längen im Buch, das flott und gut lesbar verfasst ist, aufkommen zu lassen. Ausnahmsweise stimmt einmal die auf dem Klappentext ausgesprochene Empfehlung. Lesenswert. 420 Seiten.

Jerry Garcia



Edward Lee. Phil Straker hat das Städtchen Crick City einst verlassen, um Karriere als Polizist zu machen. Nun kehrt er zurück - gebrandmarkt als Mörder eines Kindes, das er im Dienst unabsichtlich erschoss. Phil merkt schon bald, dass in der Stadt, die er doch zu kennen glaubte, etwas Grauenvolles vorgeht. Auf der Suche nach einem vermissten Mädchen führen ihn die Ermittlungen zu den Creekers - einem abscheulichen Clan, der unter primitivsten Bedingungen in den Wäldern lebt und sich seit Jahrhunderten durch Inzucht vermehrt. Über die Creekers gab es immer mysteriöse Gerüchte, Phil kennt sie nur zu gut: Dämonische Rituale, sexuelle Exzesse, Mord und Kannibalismus. Aber das waren nur harmlose Fantasien.

Phil verliert seinen Job aufgrund einer vermeintlichen Intrige eines offensichtlich neidischen älteren Kollegen, der ihm den Tod eines kleinen Jungen - Aufpasser für Dealer - bei einer Razzia anlastet. Um einer Verurteilung zu entgehen, quittiert er den Dienst und arbeitet als Nachtwächter. Eines Abends schneit sein ehemaliger Chef aus seinem Heimatort bei ihm rein und bietet ihm den Job des Sergeants in seiner Truppe an. Besser als seine jetzige Lage und so nimmt Phil an. Der Sheriff hat Probleme mit Drogendealern, vermissten Landeiern und den Creekers - einer Inzuchtsippe aus den Wäldern der Umgebung - , deren Boss sich einen Stripclub der besonderen Art leistet - und in dem auch Phils ehemalige große Liebe Vicky ihren Dienst am männlichen Kunden versieht. Während Phil seinen Dienst antritt und dabei auch Susan kennenlernt, werden zwei der Redneckschrate, die ihre Drogentransporte auch zum Einsammeln von Mädchen zwecks Vergewaltigung und nachfolgender Zerstückelung nutzen, selbst die Opfer einer nächtlichen Gewaltaktion. Einer wird gehäutet, der andere muss zuschauen. Phil beginnt zu ermitteln, speziell was die Drogen betrifft und er vermutet, dass in dem Stripclub nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Wie recht er hat, ahnt er aber noch nicht.
Dafür wird er aber immer wieder von seltsamen Träumen geplagt, in denen er als Zehnjähriger schreckliche Dinge im Wald erlebt hat. Er und sein Freund Eagle, der jetzt als Drogentransporteur unterwegs ist. Über ihn erhofft sich Phil Zugang zu der Gang. Er schießt sich voll auf den Chef der Creekers ein und je näher er dem kommt, um so düsterer und grauenhafter wird die Szenerie - und er muss feststellen, dass er in seiner Heimat nicht unbedingt jedem trauen kann. Und was noch auf ihn zukommt, übersteigt jegliche Vorstellungskraft.

"Creekers" wird auf dem Frontseite des Umschlags als Thriller deklariert. Und genau als solcher präsentiert sich das im Original 1994 verfasste Buch auch lange Zeit - aber als einer mit etlichen Gewaltspitzen. Angesiedelt in der von Edward Lee anscheinend favorisierten Hinterwäldleratmosphäre werden dem Leser Drogendealer, Psychos, Killer, die inzestuösen Creekers und ein Protagonist präsentiert, der sich nicht nur mit seinen Gefühlen für zwei Frauen rumplagen muss, sondern auch mit schweißtreibenden Erinnerungsfetzen aus seiner Zeit vor seiner Flucht aus der Stadt. Und in all dem bringt Lee auch noch gesellschaftskritische Anmerkungen unter, wie es denn sein kann, dass in einem modernen, reichen Weltmacht-Amerika noch Menschen existieren, die so arm sind, dass sie sich weder Krankenversicherung noch Strom leisten können ( Der letzte Punkt wird ja mit der Energiewende von der hiesigen anscheinend Regierung auch angestrebt, solange die Konzerne keine Verluste erleiden). Der Roman liest sich flüssig und man mag ihn kaum aus der Hand legen, da sich die Spannung und die Handlung von Seite zu Seite steigern, sogar diverse Wendungen vorhanden sind und die Szenerie immer düsterer und blutiger wird. Die Sexszenen sind nicht so ausgewalzt wie bei Laymon, stattdessen regiert die Gewalt und das Dämonische. So manches erinnert an den später verfassten "Bighead" (Die Psychopathen auf der Pirsch, die eine oder andere Metzerlei) und zum Ende hin ist auch der Härtegrad entsprechend. Hätte ich nicht zuvor schon den erwähnten "Bighead" gelesen, wäre die Rezi etwas euphorischer, aber jener war doch um einige Tacken extremer. Das tut der Sache aber keinen Abbruch, denn übrig bleibt immer noch ein harter, spannender, blutrünstiger und heftigerer Horrothriller als es sich andere Verlage zu veröffentlichen wagen. So ist es eben bei Festa und ich warte schon gespannt auf Nachschub. 410 Seiten.

Jerry Garcia

6 November 2012, 21:29:53 #249 Letzte Bearbeitung: 7 November 2012, 03:02:57 von Jerry Garcia
Weitere Kurzreviews:

Jon Stock. Verrat in eigener Sache. Ex-MI6-Agent Daniel Marchant ist auf der Flucht. Er hält sich in Marrakesch versteckt und fahndet dort in eigener Sache nach dem gefährlichsten Terroristen der Welt, Salim Dhar. Der Zufall verhilft ihm zu einer heißen Spur: Denn wer hätte vermutet, dass sich Dhar einer alten Tradition seiner Landsmänner und nicht dem Hightech verschrieben hat? Um ihn zu stellen, muss Marchant jedoch einen hohen Preis zahlen: Er muss seinen Vater, dessentwegen er vom Dienst suspendiert wurde, verraten.
War der Vorgänger "Der Marathon-Killer", der unter dem Originaltitel "Dead Spy Running" auch zur Verfilmung ansteht, noch ein eher mittelmäßiger Agententhriller, der zwar nicht in alle amerikanischen Jubelarien eingestimmt hat, aber leider an Vorhersehbarkeit und einigen Klischees krankte, so ist "Verrat in eigener Sache" eine immense Steigerung, die schon fast an klassische Spionagestories aus dem Kalten Krieg erinnert. Involviert sind die Russen, die Briten, die Amis und natürlich Terroristen. Wer mit wem gerade mauschelt und wer wen hintergeht wechselt ständig. Zwar werden auch hier diverse Klischees bedient, aber die Spannung bleibt hoch, die meisten Figuren undurchsichtig, der Schreibstil flüssig und mit einem recht zynischen Blick auf die Arbeit der verschiedenen Geheimdienste und Regierungen versehen. Keiner dieser amerikahörigen Romane wie man sie von Robinson oder Clancy kennt. ca. 440 Seiten.

Tom Emerson. Tödliches Gold. Abenteurer Diego Camaro verdient sein Geld mit der Suche nach Artefakten. Die hochdotierte Reality-TV-Sendung kommt ihm da gerade recht: Begleitet von Fernsehkameras sollen Forscher und Glücksritter aller Nationen nach dem legendären Gold der Templer suchen, denn ein verschlüsselter Brief aus dem 16. Jahrhundert gibt neue Hinweise auf dessen Verbleib. Eine Jagd rund um den Globus beginnt, dem Gewinner winkt ein Finderlohn von 100 Millionen Euro. Aber je näher Diego dem Schatz kommt, desto gefährlicher wird es für ihn. Denn längst haben dunkle Mächte aus alten Zeiten die Spur des Schatzes aufgenommen.
Der deutsche Autor Tom Emerson mixt hier sämtliche populären Zutaten der heutigen Zeit wie Reality-TV, Dan Brown, Mystery und Action zu einem flachen Abenteuerroman ohne besonderen Nährwert zusammen. Sollte er beabsichtigt haben, ein Buch zu verfassen, bei dem man den Verstand ausschalten  kann und das man jederzeit zwecks Unterbrechung an die Seite legt, wenn sich was Besseres ergibt, so ist es ihm gelungen. Jedes Klischee wird bedient, aber immerhin wird seine TV-Show zumindest als Fake entlarvt. Kein bleibender Erinnerungsfaktor vorhanden. Muss man wirklich nicht unbedingt haben. 510 Seiten.

David Ellis. Im Namen der Lüge. Allison Pagone war eine erfolgreiche Autorin, jetzt ist sie tot. Wurde sie ermordet? Je tiefer das FBI in ihre Vergangenheit eintaucht, umso mehr Ungereimtheiten ergeben sich. Könnte ihr Liebhaber etwas mit dem brisanten Todesfall zu tun haben? Stück für Stück entfaltet sich ein Minenfeld aus Intrigen, Verrat und kaltblütiger Berechnung, das bis in die Spitzen des internationalen Terrorismus reicht. Justizthriller, Terrorismus, FBI, Bestechung, Mord und Schuld. Eine Menge Themen für einen Thriller, der noch dazu im Stil des Films "Memento" rückwärts erzählt wird. Und genau damit hatte ich lange Zeit ein Problem, da sich mir über etliche Seiten nicht erschließen wollte, wieso dieser Erzählstil gewählt wurde. Es ging nichts voran, hätte einfach ein normaler Fall sein können. Recht spät führt Ellis die Fäden dann zusammen, löst er den Fall auf. Manches scheint an den Haaren herbeigezogen und das Ende ist möglicherweise ein bisserl zu süß, aber wenn das Buch in die Gänge kommt, ist es dann doch richtig gut und so manche Wendung hat man nicht erwartet. Recht gelungen, wenn auch nicht der Überhammer, bei dem man sich vor Freude überschlägt. Rund 430 Seiten.

Charles den Tex. Password. Der erfolgreiche Unternehmensberater Michael Bellicher ist ratlos: Seine Freundin, die Anwältin Guusje, verschwindet von einem Moment auf den anderen. Er lässt in der  Firma alles stehen und liegen und verfolgt verbissen jeden Hinweis, der sich ihm bietet. Denn irgendwo muss Guusje Spuren hinterlassen haben, schließlich wird im Zeitalter von Überwachungskameras, Mobiltelefonen und Internet jede Bewegung registriert. Und tatsächlich: Bellicher entdeckt, dass sich Guusje in den Händen der osteuropäischen Mafia befindet. Diese kontrolliert ein internationales Netzwerk des Frauenhandels und agiert nicht gerade zimperlich, wenn man sich ihr in den Weg stellt. Im Gegensatz zu den Vorgängern "Die Macht des Mr. Miller" und "Die Zelle" ist "Password" äußerst klischeehaft und beschäftigt sich auch kaum noch mit den Gefahren der virtuellen Welt und der ständigen Überwachung, ob sie nun der Sicherheit oder dem Kommerz dienen soll. Herausgekommen ist nur ein routinierter, konventioneller Thriller, ohne die beängstigenden Szenarien von früher, dafür aber mit einer deftigen Vergewaltigung unter Männern angereichert. Vielleicht was fürs verregnete Wochenende, aber als Bellicher-Roman war das eher nix. Rund 440 Seiten.

Kevin J. Anderson + Doug Beason. Trinity. Als sich die radikale Atomgegnerin Elizabeth Devane nach einem Sabotageversuch in der Wüste von New Mexico fünfzig Jahre in der Vergangenheit wiederfindet, sieht sie die Chance gekommen, die Zukunft zu verändern. Wenn es im Jahr 1943 gelingt, am Manhattan-Projekt mitzuwirken und die Entwicklung der Atombombe zu verhindern, werden 1945 Hiroshima und Nagsaki nicht zerstört und es wird 1979 nicht zu einem Zwischenfall in einem Kernkraftwerk in Harrsiburg kommen. Aber kann man den Verlauf der Geschichte ändern? Und was, wenn der Plan nicht so funktioniert wie gedacht und alles anders kommt?

Die Angst vor der Atomenergie, eine (mir zumindest) unsympathische Protagonistin und ein Zeitsprung dominieren den 1991 verfassten und beim Atlantis-Verlag erschienen Roman "Trinity". Wie bei dem meines Erachtens langatmigen Stephen King "Der Anschlag" erweist sich auch hier die Zeit als unerbittlicher Gegner. Statt etwas zu verändern, wie sie es sich vorstellte, arbeitet Devane nur tatkräftig an der von ihr verachteten Atombombe mit. Ihre kleinen Sabotageakte führen nur dazu, dass sich das Kriegsgeschehen wandelt, andere Vernichtungswaffen eingesetzt werden, auch ihr Heimatland nun betroffen ist. Trotzdem wird das Denken der naiven, selbstgerechten und rücksichtslosen Aktivistin nicht gewandelt. Am Ende meint sie nur, dass sie wieder so vorgehen wird, egal welche Opfer es fordert. Es war ja nicht sie, die zu den Opfern zählte. Spannung bezieht die Story hauptsächlich daraus, wie sich die Dame in der Vergangenheit zurechtfindet (stellenweise viel zu einfach) und wie die bösen Deutschen nun ins Kriegsgeschehen eingreifen und welche Veränderungen und Konsequenzen  sich aus den Taten der Lady ergeben. Ganz ordentlicher Alternative Reality-Roman, der am Ende noch mit zwei aktuellen Interviews mit den beiden Autoren abgerundet wird. ca. 330 Seiten.

Jerry Garcia



Jeff Strand. Zu jedem Zeitpunkt beherrbergt der menschliche Körper Millionen von Parasiten. Dies ist die Geschichte von nur einem von ihnen. Einem wirklich, wirklich widerlichen. Benjamin Wilson hatte einen lausigen Monat, und das sogar noch vor seinen Magenschmerzen. Er wurde bald 40. Einer seiner Schüler war erschossen worden, während er mit einem Fleischerbeil Amok lief. Und kurz nach dessen Beerdigung fühlte sich Benjamin nicht so wohl. Es verändert sich alles. Sein Körper wird auf unangenehme Weise beeinträchtigt. Sein Charakter entwickelt ein paar "Marotten". Aber die größte Veränderung besteht darin, dass ein Haufen böser und/oder psychisch gestörter Leute versucht ihn umzubringen, um an den Parasiten zu gelangen. Seine einzige Hoffnung ist Julie, eine hinreißende Kopfgeldjägerin, die das Beste für ihn will - oder vielleicht auch nicht. Und die fähig genug ist, ihm zu helfen - oder vielleicht auch nicht.

Brian werkelt erst eher unduldsam an seinen Hausaufgaben, bevor er sich an den PC setzt und sich mit einem Killerspiel vergnügt. Die Metzeleien bereiten ihm durchaus Vergnügen, doch plötzlich steht er auf, schnappt sich in der Küche ein Fleischerbeil und beginnt damit, seine Mutter zu attackieren. Mama trägt einige Verletzungen davon, schafft es aber dennoch zum Nachbarn zu flüchten. Als Brian dort eindringen will, erhält er von dem Mann des Hauses per Schrotflinte die letzte Füllung. Während der Beerdigung des Schülers beugt sich der Lehrer Benjamin Wilson über den geöffneten Sarg und meint, von dem Toten angehaucht worden zu sein. Er tut es als Einbildung ab und sieht auch keinen Zusammenhang, als er Wochen später ständigen Heißhunger auf Schokolade verspürt und zum sexbesessenen Lehrer mutiert (Warum muss ich bloß an Richard L. denken?). Seine Frau findet es toll, also kann es ja nicht falsch sein. Doch genug der Freuden. Bald stellen sich Magenschmerzen ein und als er in der Schule fast zusammenbricht, schafft man ihn ins Krankenhaus. Dort zeigen die Röntgenaufnahmen einen großen Parasiten in seinem Magen. Und dann wird er auch noch    vom OP-Tisch weg von Julie entführt, die ihn ins Forschungslabor nach Kalifornien bringen soll. Und weil das noch nicht genug Probleme sind, werden die beiden dann auch noch von diversen Gruppierungen verfolgt, die ebenfalls hinter dem Parasiten her sind. Die Reise nach Kalifornien entwickelt sich zu einem blutigen Trip, bei dem sich Psychos, Killer und durchgeknallte Hinterwäldler sozusagen die Klinke in die Hand geben.

Jeff Strand hat seine Visitenkarte ja schon mit "Grabräuber gesucht..." und "Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte" abgeliefert. Das dritte Buch um Andrew Mayhem, "Sarg zu verkaufen...." wurde dann vom Otherworld-Verlag zwar angekündigt, aber leider nicht mehr veröffentlicht. Nun hat sich also Voodoo-Press dankenswerterweise des Autors angenommen und gleich einen Kracher vor dem Herrn veröffentlicht. Von Beginn an wird Fun und Action geboten, lässt sich ein Schmunzeln selten vermeiden und steigert sich das Tempo bis zum Ende immer mehr. Abgesehen von einigen Parasitenattacken und einer durchdrehenden Kuh ist der Horror nicht übermäßig blutrünstig, aber die Action und der Humor machen das locker wieder wett. Ob es nun die Begegnungen mit den Brüdern Smith sind oder mit dem Bodenstatz der Gesellschaft, der Mix bleibt immer äußerst spaßig und die Story lässt sich sehr zügig lesen - quasi verschlingen. Zwar bleibt die Charakterzeichnung etwas auf der Strecke, doch darauf hab ich bei Jeff Strand auch nicht gesetzt. "Benjamins Parasit" ist schnörkellos, temporeich, lustig, schwungvoll und dynamisch sowie überkandidelt, abgedreht und völlig überzogen, kreativ und flapsig. Voll von irre komischen Situationen wie der "Unterhaltung" mit dem Parasiten oder die Sache mit den Zähnen. Die Zeit über den ca. 270 Seiten vergeht wie im Flug. Wirklich feine Unterhaltung, die ne Menge Spaß mit sich bringt.

Jerry Garcia



Dan Simmons. Ungerührt wirft Privatdetektiv Joe Kurtz den Mann, der seine Partnerin bestialisch ermordet hat, aus dem Fenster eines Hochhauses, direkt auf das Dach eines Polizeiautos. Diese Rache ist ihm eine Ewigkeit Knast wert. Fast zwölf Jahre später wird Joe entlassen. Im Keller eines Pornoshops eröffnet er sein Detektivbüro. Den ersten Auftrag erhält er von einem Mafiaboss: Er soll den Mord an einem Buchhalter der "Familie" aufklären. Aber Joe findet zuviel heraus. Bald ist er auf der Flucht vor einer Meute aus sadistischen Drogenhändlern, wahnsinnigen Auftragskillern und korrupten Bullen - und in kürzester Zeit stapeln sich in Buffalos Hinterhöfen die Leichen.

Kurtz findet den Mörder seiner Partnerin und steckt dessen Hand erstmal in den Küchenhäcksler, bevor er dessen Flugeigenschaften mit einem Wurf aus dem Fenster testet. Da diese nicht sonderlich ausgeprägt sind, ist die Flugbahn stets abwärts gerichtet und die Landung abrupt und tödlich. Dann lässt sich Kurtz widerstandslos von den Cops festnehmen.Nach rund 12 Jahren kommt er wieder frei und macht sich daran, wieder auf die Beine zu kommen. Ein Büro für Nachforschungen im Keller eines Sex-Shops, eine Sekretärin und die Möglichkeit, bei einem Mafaiboss eine Aufgabe zu bekommen, da er dessen Sohn im Knast beschützt hat. Nach einem kurzen Gemenge mit einem der Bodyguards erhält er den Auftrag, den verschwundenen Buchhalter des Bosses zu finden. Er befragt die Frau des Verschollenen, erfährt nichts, wird aber während des Besuches bei seiner Bewährungshelferin wegen Mordverdachts festgeommen, da die Befragte plötzlich tot und gehäutet aufgefunden wurde. Kurtz kommt ins Untersuchungsgefängnis, wird aber auf Kaution freigelassen, die die Tochter des Mafioso hinterlegt hat. Nach einem erotischen Zwischenspiel verlässt er ihre Wohnung, muss sich aber bald mit dem Bodyguard auseinandersetzen, mit dem er sich beim Boss gekabbelt hatte. Mit einem Totschläger bricht er ihm einige Rippen, legt den Bewusstlosen dann mit den Beinen unter die Räder seines Wagens und erledigt dann die Grundvoraussetzungen für ein Leben im Rollstuhl. In der Zwischenzeit werden Killer von Drogendealern angeheuert, um Kurtz aus dem Weg zu schaffen und als diese Joe angehen, macht er mit den Spacken aus den Reihen einer Arischen Bruderschaft kurzen Prozess. Jetzt ist er fest entschlossen, dem Treiben ein Ende zu machen und packt die Keule aus. Ob es ein Albino-Killer, ein mörderischer Däne oder Consigliere sind, Joe mutiert zum knallharten Hund und räumt unter seinen Feinden ohne Rücksicht auf Verluste auf und wandelt dabei auf der schmalen Grenze zwischen Recht und Gesetz sowie der des Verbrechens.

Dan Simmons ist ja bekannt für seine Vielseitigkeit und auch Stilwechsel, wie ich hier eindeutig im Vergleich zu "Terror" feststellen konnte. Wüsste man es nicht besser, man würde zwei verschiedene Autoren hinter den Werken vermuten. Schon zu Beginn fand ich seine Widmung für Richard Stark köstlich. In der Folge ist der Verfasser in der Lage, einen vergleichsweise minimalistischen Stil abzurufen, der gut zu dem Roman und seinem Protagonisten passt, obwohl der vielleicht noch etwas trockener und cooler hätte daherkommen können. Der eine oder andere Oneliner mehr hätte der Sache sicher gutgetan. Aber das ist Kleinkrämerei. Es entwickelt sich ein harter Thriller, der dem Leser Bilder vor Augen aufsteigen lässt, die mit ihren dunklen Hinterhöfen, verqualmten Blues-Bars, dreckigen Straßen, Kellerbüros und alternden Mafiabossen an Filmklassiker der Schwarzen Serie erinnern. Buffalo an den Niagarafällen auf der US-Seite versinkt alsbald in Blut, nachdem Simmons seine Story aufgebaut, die Figuren, die in manchen Fällen gar nicht oder nur andeutungsweise auf Tiefgang ausgelegt sind (Auch über Joe Kurtz wird man sicher in den Folgebänden "Bitterkalt" und "Kalt wie Stahl", beide auch bei Festa noch mehr erfahren), eingeführt hat und alles auf die entscheidende Konfrontation und die Auflösung des einen oder anderen Rätsels zusteuert. Man trifft auf kalten Professionalismus ebenso wie auf Gier und Wut bzw. Rachlust. So bekommt man einen spannenden, unterhaltsamen Crime-Thriller aus dem Hause Festa, der nicht mit gewalttätigen Blutorgien aufwartet, sondern sehr solide Krimikost zu bieten hat, aber nicht unbedingt für den Horrorliebhaber mit Splatterhintergrund zu den bevorzugten Lektüren zählen könnte. Ein echter Krimi halt.Von einem Autor, der hiermit seine chamäleonhafte Wandlungsfähigkeit erneut bescheinigt und einen traditionellen Hard-Boiled-Thriller abliefert. Rund 330 Seiten.


Jerry Garcia



Michael Slade. In Vancouver werden mehrere Frauen brutal ermordet. Die Opfer waren offenbar sehr schön, aber ganz sicher ist das nicht - ihnen fehlen nämlich die Köpfe. Superintendent Robert DeClerq und seine Kollegen kommen  mit ihren Ermittlungen nicht weit. Verfolgt der Mörder einen Plan? Oder treibt ihn unkontrollierte sexuelle Perversion an? Spielt Kannibalismus eine Rolle? Erst als DeClerq auf einen alten Fluch der kanadischen Indianer stößt und herausfindet, dass Verbindungen zum Voodoo-Kult in New Orleans bestehen, offenbart sich eine entsetzliche und irre Erklärung.

1897, Alberta, Kanada. Der Mountie Blake, geplagt von Malaria, die er sich im Dienste des Königreichs einfing, als er die Ashanti niedermetzelte, und grässlichen Albträumen, jagt und tötet den Cree-Indianer Eisenkind. 1957, New Orleans, USA. Suzanne und Crysatl gehen fröhlich koksend einem Gewerbe nach, in dem sie Männern ihre abartigsten Wünsche erfüllen. 1969, Ecuador. Sparky tötet nach von Drogenkonsum verursachten Visionen ihre Freundin. 1982, Vancouver, Kanada. Nach und nach findet die Polizei Frauenleichen, denen die Köpfe fehlen. Schnell machen die Medien daraus auflagenträchtige Schlagzeilen und verpassen dem unbekannten Killer den Namen Kopfjäger. Während in den Bars noch die damals angesagte Band Loverboy aus den Boxen schallt, schaukelt sich die Atmosphäre hoch und die Polizei gründet eine Sondereinheit, um den Täter endlich zu kriegen. Die akribischen Ermittlungen kommen lange nicht und in der Stadt geht die Angst um, die sich in einer gewalttätigen Demonstration entlädt. Und weitere Morde geschehen. Erst Hinweise auf den Indianerfluch und den Voodoo-Kult beschleunigen  die Jagd bis zum so nicht erwarteten Ende.

Unter dem Sammelpseudonym Michael Slade verfassen unterschiedliche Autoren unter der Leitung von Jay Clarke die Romane zur Special X-Reihe, die mittlerweile schon 17 Bände umfassen soll. Der Kopfjäger ist der Start der Serie. Diese Veröffentlichung aus dem Festa-Verlag ist um einiges anspruchsvoller als so manch andere. Allein schon der Beginn mit den verschiedenen Zeitebenen und vielen handelnden Personen erfordert die volle Konzentration des Lesers. Die detaillierte Schilderung der Ermittlungsmethoden und der Hintergründe der Protagonisten macht schnell klar, dass man es  hier nicht mit einem Schnellschuss zu tun hat, der nur möglichst viel Sex und Gewalt auf einfachem Niveau zelebrieren will. Lange bestimmt das Augenmerk auf die Menschen und die ausführlichen Recherchen gespickt mit Hintergrundinformationen das Szenario, worunter vielleicht etwas das Tempo leidet, dem Ganzen aber einies an Substanz mit auf den Weg gibt. Ein böser, komplexer Thriller mit Horrorelementen, der Fans des literarisch hochwertigen Nervenkitzels voll auf ihre Kosten kommen lassen dürfte. Unterscheidet sich eklatant von Werken der Herren Lee oder Smith (um mal zwei Beispiele zu nennen), ist aber auch eine völlig andere Baustelle. Da hat jeder seine eigene Nische und meine Person kauft dann je nach Gusto hier oder da ein. Das Warten auf den zweiten Fall "Der Ghoul" beginnt, aber bei Festa ist die Auswahl ja groß, sodass man sich mit anderen Büchern diese Zeit je nach Geschmack verkürzen oder gar versüßen kann. 520 Seiten.

Jerry Garcia



Ken Bruen. Jack Taylor hat sich nach London verkrümelt. Doch auch London hält nicht, was es nie versprochen hat: Statt in einer schicken Wohnung mit Parkblick landet Jack in einem beheizbaren Kabuff im Abrissviertel. Und er kehrt mit zwei Errungenschaften nach Irland zurück: Einem neune Ledermantel und einer handfesten Koks-Abhängigkeit. Kaum ist er in Galway angekommen, bittet ihn ein Landfahrer um Hilfe:"Man bringt unsere Leute um." Ein neuer Fall - zu dem sich zwei Pints später noch ein zweiter gesellt: Am Claddagh Basin werden des Nachts Schwäne gemetzelt.

Jack kommt aus London zurück nach Galway, trifft alte Bekannte wieder, säuft in alter Tradition wie ein Loch und kokst zu allem Überfluss noch wie ein Schneekönig, wird aber dennoch von einem Tinker (Landfahrer, Zigeuner) angeheuert, die Morde an vier von dessen Leuten aufzuklären. Er erhält dafür Geld - ne menge Geld - und Wohnung. Bei seiner alkoholumnebelten Fragerei stößt er anscheinend jemandem sauer auf und so bekommt er eine deftige Tracht Prügel, bei der er einige Zähne einbüßt sowie die Erinnerung an die zwei vergangenen Tage und den Kater seines letzten Suffs. Während seiner K.O.-Phase muss ein weiterer Tinker dran glauben und kurz darauf bekommt Jack auch noch den Fall mit den niedergemetzelten Schwänen aufgedrückt. In einigen der wenigen lichten Momente in seinem Alkoholdunst kann er tatsächlich den Schwänekiller stellen. Dafür erhebt man ihn in Galway und speziell den Kneipen dort vorübergehend in den Heldenstatus. Doch beim Fall der Tinker baut er im Tran ziemlichen Mist. Erst kurz vor dem Ende blickt er endlich durch und sorgt für die endgültige Klärung ganz aus seine Art und Weise.

Zitat Anfang:"Der Bub ist wieder in der Stadt." Zitat Ende. Mit diesem simplen Satz frei nach Thin Lizzy, der irischen Band um den leider früh- weit vor erscheinen des Buches - verstorbenen Phil Lynott und dem genialen Gitarristen Gary Moore (mittlerweile auch dahingegeangen), beginnt der neue anlauf von Jack Taylor in seiner Heimat. Leider hat der Mann nix gelernt. Er macht übergangslos da weiter, wo er in "Jack Taylor fliegt raus" aufgehört hatte. Er zerstört sich selbst. Auch "Jack Taylor liegt falsch" hat mehr die Niederungen des menschlichen Seins zum Thema, denn die zu bearbeitenden Fälle. Trotz seiner belesenen Art und Kenner von Literatur und Film ist Taylor ein Verlierer, mehr damit beschäftigt, sich selbst zugrunde zu richten, Beziehungen aus dem Weg zu gehen, aus Angst, es könnte etwas schieflaufen und der sich lieber auf seine selbst geschaffene Hölle konzentriert. Eigentlich wäre diese Lektüre,in welcher der Fall der Schwäne sich bestenfalls als Randnotiz enpuppt, eine äußerst deprimierende Angelegenheit, wäre da nicht die humorig-knurrige Übersetzung von Harry Rohwolt und die trotz aller Mängel sympathische Art des Protagonisten. Feiner Hard-Boiled aus der Feder von Ken Bruen, der noch einige Fortsetzungen erfahren wird. Humor und Drama überwiegen, Action und Tempo sind in Maßen vorhanden. Man muss den Stil mögen, um weitere dieser Bücher der Reihe zu lesen. Ich werd wohl dabei bleiben.

Jerry Garcia



Jack Kilborn/Blake Crouch. Nimmst Du einen Anhalter mit, kann es sein, dass er ein durchgeknallter Psychopath ist, der dich töten will. Fährst du per anhalter, kann es sein, dass dich ein durchgeknallter Psychopath mitnimmt, der dich töten will. Und jetzt stell dir vor, ein durchgeknallter Psychopath nimmt einen durchgeknallten Psychopathen mit.

1978. Auf einer einsamen Landstraße hält der Mann Donaldson als Tramper einen Wagen an. Der Fahrer nennt sich Mr. K. und verwickelt Donaldson in ein Gespräch, bei dem er in diesem einen Gleichgesinnten zu erkennen glaubt, der aber erst am Anfang seiner Karriere steht. Um dessen Talente zu fördern und förmlch herauszukitzeln, bringt Mr. K. seinen Mitfahrer dazu, in einer abgelegenen Sumpflandschaft einen Mann systematisch zu zerstückeln, den er die ganze Zeit im Kofferraum eingesperrt hatte. Nach getanem Tagwerk fährt K. einfach davon und lässt Donaldson bei der Leiche zurück. 1995. Die junge Lucy (15) ist von zu Hause abgehauen, um bei einem Autorenkongress ihren Lieblingsschriftsteller zu treffen. Da das Hotelpersonal ihr aufgrund ihrer Jugend ein Zimmer verweigert, hängt sie sich an einen eher noch unbekannten Schreiberling, bringt ihn dazu, sie auf sein Zimmer mitzunehmen und tötet ihn dort. Ihr Treiben ist nicht unbemerkt geblieben, denn Orson und Luther haben sie beobachtet. Doch sie liefern sie nicht der Polizei aus. als hauptberufliche Serienkiller erkennen sie ihr Potenzial und bringen ihr weitere Tricks und Kniffe bei, um unerkannt ihrem neuen "Hobby" frönen zu können. Gegenwart. Taylor, Trucker mit Hang zum Zerhackstücken von Ladys aus dem horizontalen Gewerbe, trifft an einer Raststätte auf Donaldson. Beide kommen ins Gespräch und Bestie erkennt Bestie. Sie beschließen, eine der Nutten vom Truck Stop gemeinsam abzumurksen. Doch sie haben nicht mit Jaqueline "Jack" Daniels gerechnet. Als Cop von der mordkommission auf Urlaub kommt sie gerade zufällig vorbei und gerät ebenfalls an die beiden Killer, kann jedoch Taylor festsetzen, während Donaldson flieht. Eine Woche später in Utah. Donaldson nimmt eine junge Frau mit, die am Straßenrand auf eine Mitfahrgelegenheit wartet. Es ist Lucy, die gerade zuvor zwei Snowboarder erledigt hat und nun auf ein neues Opfer aus ist. Ebenso will Donaldson die Gelegenheit nutzen. Beide haben im Laufe der Jahre Erfahrungen sammeln können, sind immer wieder den Cops entkommen  und so beginnt ein Duell der Serienkiller.

Der Rückseitenklappentext verspricht ein Horror-Meisterwerk. Der Horror beginnt eigentlich schon bei einem Preis von 9 Euro für 220 Seiten von denen bei einigen Kapitelenden und Buchübergängen noch etliche durch Leerseiten geschunden werden. Stell dir vor, du erwartest aufgrund der Inhaltsangabe ein spannendes, actionreiches Duell zweier Psychopathen, die ohne Rücksicht auf Kollateralschäden ihren Kampf austragen? Wirst du die Enttäuschung ohne bleibende Schäden überstehen? Das Ganze erinnert  mich an überteuerte Resteverwertung in einem Episodenroman. Vier Geschichten, deren Figuren zwar im Laufe der wenigen Seiten miteinander zu tun bekommen, die aber dennoch nur kleine Shorties sind und keinen wirklich zusammenhängenden längeren Roman ergeben ob der Verknüpfung der Charaktere, welche eh kaum Hintergrund bekommen. Nur Donaldson erwähnt, dass er seinen Vater kalt gemacht hat, weil der ihn verdroschen habe, als er kleine Tiere zerstückelte. Als Aussage könnte man annehmen, dass keiner der Psychos einen Schaden durch den Einfluss von anderen Personen oder Ereignissen hat. Die Typen sind von grundauf gestört, ohne Ausnahmen, ohne Ausrede. Hin und wieder die eine kleine, fiese Idee eingeflochten und einige wenige harte Szenen passen das Werk dem Massenmarkt an und vieles ist auch der Fantasie des Lesers überlassen, was ja an sich nicht schlecht sein muss. Aber wer wenigstens etwas Substanz, Mystery, Spannung (eine solche taucht eigentlich bloß in der dritten Geschichte mit dem weiblichen Sheriff auf, welche dann auch die einzige Sympathieträgerin im gesamten, kurzen Roman darstellt) und gepflegten Horror oder Grusel erleben will, sollte sich dann doch an die Meister des Genres wenden und vielleicht King, Koontz oder Morrell lesen und wer derbes Gemetzel an der Grenze des Erträglichen will, geht eh zum Festa-Verlag und wird dort bestens bedient. Flüssig, simpel konstruiert und problemlos zügig zu konsumieren, ist "Serial" ein kleines Büchlein für Zwischendurch, das niemandes Intellekt auch nur ansatzweise fordern oder über Gebühr strapazieren würde. Nimmt man so nebenbei mit und plant, dass man den nächstes Jahr erscheinenden "Killers" lieber außen vor lässt. Muss man nicht haben. Hat Kilborn noch mit "Angst" und "Hotel" zu beeindrucken gewusst, scheint dies nur das Abschöpfen des Ruhmesrahms zu sein. Crouch hab ich noch nicht gelesen und habe somit keinen Vergleich anzubieten. 220 Seiten (brutto).

Jerry Garcia

Vorschau Mai 13-Oktober 13

Anonymus - Buch des Todes
Taylor Stevens - Mission Munroe, Die Sekte
Thomas Dekker - Flüstern des Todes
Robert Kirkman - The walking dead 2
Bernard Minier - Schwarzer Schmetterling
Douglas Preston/ Lincoln Child - Revenge
Don Winslow - Glamour
Sam Eastland - Roter Zar
Sam Eastland - Der rote Sarg
Graham Brown - Eden Prophecy
Warren Ellis - Gun Machine
Karl Pilney - Japan Inc.
Guillermo del Toro - Die Nacht
Miles Cameron - Der rote Krieger
J.C. Grange - Die Wahrheit des Blutes
Ken Bruen - Jack Taylor fährt zur Hölle
David Baldacci - Das Komplott
Dale Brown - Schattenkommando
Max Wilder - Schwarzes Blut
David Baldacci - Tag der Vergeltung
Howard Gordon - Peacemaker
David Ellis - Die Anklage
David Ellis - Der falsche Mann
Matthew Reilly - Arctic Fire
Steve Berry - Der Washington Code
Fernando S. LLobero - Der Profi
Michael Marshall - Killerspiel
Will Hill - Department 19 (1)
Will Hill - Department 19 (2)
Adrian McKinty - Der katholische Bulle
Richard Stark - Parker Nummer 7 (Nach Verlagszählung)
Tom Wood - Blood Target
Z.A. Recht - Der Fluch der Toten
William Jordan - Mission Vendetta
Robert Low - Drachenboot
Robert Low - Rache
Elmore Leonard - Raylan

Hinzu kommen noch aus kleineren Verlagen, bei denen Verschiebungen durchaus im Bereich des möglichen liegen:
Atlantis-Verlag:
Dirk van den Boom - Kaiserkrieger 5+6
Martin Kay - Kalte Spuren 2+3
Voodoo-Press:
Wayne Simmons - Inkubation 2
Jeff Strand - Fangboys Abenteuer
Daniel I. Russell - Komm in die Dunkelheit
Festa-Verlag:
Edward Lee - Das Schwein (aus der Extrem-Reihe)
Dan Simmons - Bitterkalt
Bryan Smith - Rock 'n' Roll Zombies aus der Besserungsanstalt (Extrem-Reihe)
Edward Lee - Der Teratologe (Extrem Reihe)
Dan Simmons - Kalt wie Stahl
Ben Coes - Power Down

Man beachte mal Festa Extrem. Ich weiß ja nicht, wie die einen Edward Lee nach Big Head in der normalen Reihe nun in Extrem noch toppen wollen.

Jerry Garcia



Don Winslow. Am Strand ist das Paradies. Am Strand ist die Hölle. Hier verlor Kalifornien seine Unschuld.

Das Trio Ben, Chon und O lebt 2005 eher müßiggängerisch an den Stränden von Laguna Beach und ist vom Arbeiten so weit entfernt, wie dieser Blogger davon, ernst genommen zu werden. Der Ort im Orange County, Kalifornien, ist ein echtes Surferparadies, das Chon - man höre und staune - nur für Einsätze für die Spezialeinheiten der Army in Sandland verlässt. Eines Tages bringt er von drüben ein zartes Pflänzchen mit, das die drei hegen und pflegen wie ein Baby ermöglicht sie ihnen doch den Einstieg ins Geschäft mit sanften Drogen. Ben kreiert eine exzellente neue Mischung, die sie dann auf den heimischen Markt bringen. Als die Nachfrage und somit das Geschäftsumfeld sich ausweitet, meldet sich die Konkurrenz, die keine Neulinge auf ihrem Territorium duldet außer sie zahlen eine Abgabe. Eine wenig subtile Warnung wird von Chon mit einigen gebrochenen Knochen beantwortet, bevor er zum nächsten Einsatz für sein Land aufbricht. Kaum ist Chon aus dem Weg, starten ihre Gegner einen neuen Versuch mit einem Vorschlag, den Ben vordergründig akzeptiert, während er längst an einem Plan für einen Konter bastelt. Ben ist stur und lässt sich nicht gerne zu etwas drängen. Als Chon dann aus Afghanistan zurückkommt, gedenken sie diesen Plan in die Tat umzusetzen. 1967, 1976, 1981. Aus der Happy-Hippie-Zeit in Laguna Beach entwickelt sich unter Anleitung von Doc, John, Stan und Diane sowie der jungen Kim nach und nach die kalifornische Drogenszene. Da wird dann aus Gras bald das lukrativere Gechäft mit Heroin, die Einnahmen steigen. Und Jahre später, eben 2005, kreuzen sich die Wege von Jung und Alt, finden Kinder ihre Eltern, lernen Verleugnung, Wahrheit und sogar Fürsorge kennen. Alles im Strudel um den War on drugs, der ja eigentlich war against drugs heißen müsste, aber nicht umbenannt wurde, weil womöglich sämtliche damit befassten staatlichen Stellen und Politiker eben on drugs sind.

Don Winslow wie man ihn kennt und schätzt. Erstes Kapitel, vier Worte, eine Seite. Kurz, knapp, prägnant. Glücklicherweise geht es nicht ganz so sparsam und minimalistisch weiter, aber seine knackigen Sätze kommen dennoch mit wenigen Worten aus und erläutern dabei mehr als manche Autoren auf Seiten zustande bringen. Und der Schriftsteller hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Ob er nun den Liberalen eine Breitseite mitgibt oder sich darüber mokiert, dass mehr Geld in Kriege, Gefängnisse oder diverse kommunale Stellen gebuttert wird, statt in die Bildung. Vielleicht schützt ja Dummheit die Kinder vor Drogen. Mit "Kings of cool" schildert Winslow die Vorgeschichte zu "Zeit des Zorns" (unter dem Originaltitel "Savages" von Oliver Stone verfilmt) und gibt seinen Protagonisten dadurch mehr Tiefe, erhellt ihre Vergangenheit, befasst sich mit ihren Problemen, die sich durch die desinteressierten Ex-Hippie-Eltern mit zuviel Kohle und zu wenig Fürsorge ergeben. Jeder hat seinen eigenen Kopf, O tritt trotz vorhandener Intelligenz als nutzlose Schlampe mit oberflächlichem Gedankengut auf, Chon liebt den Kampf und Ben versteckt sich hinter einer Maske der Ruhe und lässt außer seinen Freunden niemand an sich heran. Mit vielen Verweisen auf seine bisherigen Romane - die man aber jetzt nicht unbedingt gelesen haben muss, um der Handlung folgen zu können - wie Bobby Z. oder Frankie Machine und mehr oder weniger dezenten Erwähnungen aus Literatur, Film und Musik führt Winslow die Wege der handelnden Personen zusammen und auch wenn dem Leser klar ist, dass das Trio zum Ende hin kleinen größeren körperlichen Schaden nehmen wird aufgrund dessen, dass es ja die Vorgeschichte zu "Zeit des Zorns" ist, kann der Autor trotz der einen oder anderen kleinen Verschnaufpause mit seiner einzigartigen Prosa eine gewisse Spannung und selbstverständlich den Lesefluss mit trockenem Humor und Sarkasmus gewürzt immer aufrecht erhalten. Und man ertappt sich als Konsument dabei, dass man trotz ihrer kriminellen Geschäfte mit den Dreien fiebert. Also wieder ein starker Roman aus der Feder von Don Winslow und man kann sich schon auf nächstes Jahr freuen, wenn bei Suhrkamp dann "Glamour" erscheinen soll. Dieser ist einige Jahre früher geschrieben worden als das vorliegende Werk und man kann gespannt sein, ob der Stil damals schon so prägnant war. 336 Seiten.

Jerry Garcia



Z.A. Recht. Drei Monate lang hat das Morgenstern-Virus rund um den Globus gewütet und Menschen in Monster verwandelt. Drei Monate voller verzweifelter Versuche, die völlige Ausrottung aufzuhalten. Nun scheint alles verloren - bis eines Tages ein scheinbar perfektes Heilmittel entdeckt wird. Der Kampf ums Überleben beginnt von vorn.

Die einzelnen Gruppen der wenigen Überlebenden machen sich aus verschiedenen Richtung auf nach Omaha, wo sie sich zusammentun wollen, um einen Impfstoff zu entwickeln. Von Westen kommt General Sherman mit seinen Leuten, der sich alsbald in Kämpfe nicht nur mit Infizierten sondern auch mit Banditen verwickelt sieht. Nachdem er und sein Trupp nur knapp einem Hinterhalt von Wegelagerern entgehen, erreichen sie ein gut befestigtes kleines Städtchen und suchen dort Schutz und Unterstützung bei der Reparatur ihrer Fahrzeuge. Als Gegenleistung sollen sie eine entführte Frau aus den Händen von Marodeuren und Plünderern befreien. Die Aktion gelingt, doch die Gangster sinnen auf Rache und hecken einen perfiden Plan aus. sie locken eine große Gruppe Zombies vor die Stadt, um die Verteidiger damit abzulenken und selbst aus der Gegenrichtung anzugreifen. Die Schlacht beginnt. Unterdessen ist das Trio um Anna, die Ärztin vom CDC, geradeso einer Falle des abtrünnigen Regierungsagenten Sawyer entgangen und hat sich in den nächstgelegenen Ort geflüchtet. Dort treffen sie auf drei weitere Überlebenden, die sich ihnen nach dem Austausch von Informationen anschließen und sogar einen Laster als Transportmittel zur Verfügung stellen können. Sawyer hetzt seine Leute hinter ihnen her und ein Voraustrupp tötet die Journalistin Julie, bevor Mason ihnen den Garaus machen kann. Als dritte Gruppe ist die Besatzung des Zerstörers Ramage auf dem Weg nach Omaha. Diese hatte sich, nachdem sie Sherman und seine Leute an Land gebracht hatten, wieder aufs Meer zurückgezogen und gehofft, dort die Seuche aussitzen zu können. doch irgendwann gingen Treibstoff und Proviant zur Neige und man musste das Schiff aufgeben. Da sich ihnen sonst kein Ziel anbietet, bewegen auch sie sich gen Osten. Unterwegs treffen sie auf Stiles, der vor Wochen bei einem Ablenkungsmanöver von seinen Leuten getrennt wurde.

Der Schreiber der Inhaltsangabe auf Seite zwei scheint sich nicht sonderlich gemüht zu haben. Nicht nur, dass der Text so neutral ist, dass er auf etliche andere Bücher zutreffen könnte, hat er auch die Bezeichnung Billion direkt aus dem Amerikanischen übernommen und der Seuche Billionen Menschen zum Opfer fallen lassen - wohl sein Beitrag zur Überbevölkerung und die gewohnte "Sorgfalt" der Großverlage. Zum Buch: Es gibt Military-SF und von Z.A.Recht Military-Zombie-Horror. Die Geschichte setzt direkt an das Ende von "Die Jahre der Toten" an, aber die Infizierten werden zugunsten der reinen Action etwas in den Hintergrund gedrängt. sie haben zwar weiterhin ihre Rolle wie in dem fiesen Plan der Gangster, aber das Augemnerk von Recht ist hauptsächlich auf Kampfeinsätze gerichtet. Die Protagonisten bekommen kaum Ruhepausen vergönnt, die Szenerie wechselt voin einem Kampfgetümmel zum anderen. Langeweile kommt also schon mal nicht auf. Die Figurenzeichnung und auch diverse Handlungsebenen sind hinlänglich aus anderen Werken oder Filmen bekannt, erfüllen diverse Klischees, wie die gefeierten Retter der Stadt oder die Opferbereitschft einzelner Soldaten. Fesselnde, spannende und flüssige Lektüre ohne explizite oder ausufernde Gewaltdarstellungen mit Hauptaugenmerk auf Action und die Auseinandersetzungen der verschiedenen Parteien. Es wird noch das Buch "Der Fluch der Toten" im nächsten Jahr erscheinen, das aufgrund des Todes von Z.A. Recht von einem anderen (Ghost-) Autor verfasst wurde. 440 Seiten.

MMeXX

Zitat von: Jerry Garcia am 18 Dezember 2012, 17:03:59Es wird noch das Buch "Der Fluch der Toten" im nächsten Jahr erscheinen, das aufgrund des Todes von Z.A. Recht von einem anderen (Ghost-) Autor verfasst wurde.
Das Buch wurde von Thom Brannan beendet, Recht hat aber mindestens einen Entwurf verfasst, wenn ich mich nicht völlig täusche.

Jerry Garcia


Jerry Garcia



Eric van Lustbader/Robert Ludlum (Charakter). Eine mächtige internationale Organisation schickt sich an, der amerikanischen Wirtschaft einen vernichtenden Schlag zu versetzen. Doch zuvor muss der Mann beseitigt werden, der ihr als Einziger gefährlich werden kann: Jason Bourne. ausgerechnet Bournes russischer Freund Boris Karpow wird auf den amerikanischen Top-Agenten angesetzt. Findet Karpow einen Weg aus der tödlichen Zwickmühle?

Erneut geplagt durch in seinen Träumen auftauchende Erinnerungsfetzen an eine Auftrag in Stockholm zu seiner Zeit vor dem Sturz ins Meer (Erstes Bourne-Buch von Robert Ludlum), erwacht Bourne in seinem Zimmer in Phuket, Thailand. Er macht sich bereit, zu einer Unterstützungsaktion für seine Freundin Mara nach Kolumbien aufzubrechen, wo er einen Mann treffen soll, der mehr über die Vorgänge weiß, die US-Wirtschaft zu destabilisieren. Es ist der zweite Versuch einer Gruppe, nachdem Bourne ihnen den letzten Plan mit den Goldreserven vermasselt hat. Doch als er sich am Strand etwas erfrischen will, wird er von vier Figuren attackiert, die er aber auslöschen kann. Wie von ihm erwartet, wird der Auftrag nicht gerade einfach. In Kolumbien wird er schnell vom Drogenboss Correlos festgesetzt, der ihn zu beseitigen gedenkt, doch von Jalal Essai aufgehalten wird. Essai hat sich von der Gruppe namens Severus Domna losgesagt und will sich nicht nur vor deren Rache in Sicherheit bringen, sondern seinerseits gegen sie vorgehen. Bourne soll zu diesem Zweck einen Mann mit Namen Vegas aus den Bergen rausholen und nach Spanien zu Don Fernando bringen, ebenfalls Gegner der Severus Domna. Der Trip wird gefährlich und schon bald wird er von Militär und Rebellen der FARC gejagt. Er kann sich seiner Verfolger entledigen, findet Vegas und dessen Frau, aber sie werden von zwei Helis attackiert, die die beiden Männer aber mt Raketen vom Himmel holen können und sich dann mit Rosie auf den Weg nach Europa begeben, ausgestattet mit verändertem Aussehen und falschen Pässen. Severus Domna ist natürlich nicht untätig und unternimmt den nächsten Versuch, die USA in die Knie zu zwingen. Die Organisation, die nicht nur weltweit verzweigt ist, sondern auch aus Mitgliedern aus Ost, West und Muslimen besteht, hat China dazu gebracht, ihre Finanzkraft auf den Erwerb von Firmen und Gebieten zu konzentrieren, in denen man die äußerst wertvollen seltenen Erden findet, die man unter anderem zur Herstellung von Mikrochips usw. braucht. Als man fast alle Förderstellen unter Kontrolle hat, schneidet man die USA von der Quelle ab. Vorbei wäre es mit PC oder gar der ultramodernen Bewaffnung der Amerikaner. Natürlich muss zu dem Zweck auch der Weg bereitet werden, was das Todesurteil für diverse Geschäftsleute und Politiker in den USA ist. Und der äußerst lästige Jason Bourne soll von seinem alten Freund Boris Karpow erledigt werden. Karpow ist in der Hand eines russischen Geheimdienstführers, der nicht unerwartet auch für Severus Domna arbeitet. Also wird Karpow auf die Reise geschickt, Bourne zu eliminieren.

Eric van Lustbader hat die Bourne-Reihe von Robert Ludlum mit wechselnder Qualität weitergeführt. Besonders anfangs hat er im Vergleich zum Meister eher schlecht abgeschnitten, sich dann aber angepasst und nach und nach dessen Talent für verzwickte Agentenromane mit Action garniert auf sich selbst übertragen. so bietet auch "Der Bourne-Befehl" einige Spannungselemente, viele Parteien und etliche zwielichtige Gestalten, deren Motivation oder Loyalität nicht sofort zu erkennen ist. Neben einigen Klischees in der Beschreibung der verschiedenen Länder, durch die die wilde Hatz geht, wird wenig auf die Geschehnisse vergangener Einsätze eingegangen, obwohl dies für einen neuen Leser durchaus vonnöten wäre. Immer wieder tauchen Personen oder Verweise auf zurückliegende Ereignisse auf, die mit der derzeitigen Handlung in Verbindung stehen. Ansonsten ist das Buch zwar kurzweilig und actionreich, aber auch verzwickt zu lesen, da man ständig von einem Ort zum anderen springt, massenweise Figuren die Handlung bestimmen und man nie weiß, wer mit wem nun mauschelt (Lezteres ist natürlich gut für die Spannung). Manche der Actionszenen erinnern zumindest von der Idee her an Matthew Reilly, aber bei van Lustbader fehlt der Schwung, sie auch in dessen Art umszusetzen. Einen weiteren Teil des Interesses zieht sicher die Frage, ob die beiden Freunde nun aneinandergeraten, auf sich. Doch bis es dazu kommt (oder eben nicht) dauert seine Zeit. Mehrfach wird natürlich auch das Thema der Identitäten diskutiert, seinen sie nun echt, falsch, krankhaft oder eingebildet, jedoch meist nur kurz angerissen, um der Action wieder den Vorrang zu geben. Sieht man von den genannten Nachlässigkeiten und der Tatsache, dass sich das Thema Bourne und seine Suche nach der Vergangenheit langsam erschöpft und schon irgendwie abgedroschen wirkt, ab, ist "Der Bourne-Befehl" ein unterhaltsamer, spannender und temporeicher Spionagethriller mit hohem Body Count und einem echt explosiven Finale. Gut, aber auch mehr nicht. 560 Seiten

Jerry Garcia



Wayne Simmons. Ein Sonntagmorgen im Frühling: Gerade will Star ihren ersten Kunden tätowieren, als die Welt plötzlich in eine üble Schieflage gerät. Belfasts verkaterte Nachteulen fallen in einen noch tieferen Schlaf als gewöhnlich und Sekundentode verursachen ein heilloses Verkehrschaos, Brände und Flugzeugabstürze. In den Nachwehen des Chaos begibt sich eine Gruppe Überlebender auf Sinnsuche durch die postapokalyptische Stadt. Der alternde Radiomoderator Sean Magee findet sein Heil zusammen mit dem Jungfrauenkiller Barry Rogan in einer Hotelbar. Die ehemalige IRA-Aktivistin Mairead Burns und Soldat Roy Beggs verbünden sich zwangsläufig, Ordnung in eine Kommune zu bringen, während andernorts ein geheimnisvoller Prediger verstörte Überlebende aus den Schatten lockt, indem er ihnen Erlösung verspricht.

In der Folgezeit versuchen Tim und Caz, die ein Eisenbahnunglück überlebt haben, der recht trinkfreudige alternde DJ mit dem guten Musikgeschmack Sean, der zum Alki mutierte emeritierte Professor Herb und die Tätowoererin Star jeder auf seine jeweils ureigene Art mit der plötzlichen Katastrophe umzugehen. Barry, Student, Trunkenbold und aufreißer, wacht neben einer Leiche in seinem Bett auf und spannt erst gar nicht, was los ist. Roy ist in seinem Land-Rover unterwegs, im Gepäck die IRA-Aktivistin Mairead, die er unterwegs aufgelesen hat, Waffen und Proviant und am Heck einen kleinen Konvoi, dessen Anführer er ungewollt geworden ist. Die Leute hoffen auf die Hilfe der Army. Alle versuchen sie, einen sicheren Ort zu erreichen, Unterstützung, andere Menschen, Hilfe. Die Gruppe um Roy nistet sich in einer Schule ein und wo Menschen verschiedener Herkunft oder Glaubensrichtungen in einer Krisensituation zusammentreffen, gibt es auch Reibereien. Sean trifft indes auf Barry und die beiden Schluckspechte picheln sich erst einmal den Frust weg, bevor sie weiterziehen. Tim, Caz und Star richten sich im Busbahnhof ein und kommen einigermaßen zurecht, warten ab, was als nächstes passiert. Der halbblinde Prediger macht sich auf, verlorene Seelen zu sammeln. Die Kommune schafft es, einen Angriff von Marodeuren abzuwehren, bei dem sich Mairead und Roy trotz aller Unterschiede fast schon perfekt ergänzen. Leider kommt es danach ob gewisser Härten und Führungsansprüche von Roy zum Bruch und Mairead nimmt die kleine Clare und verschwindet von dort, verfolgt von ihrem ehemaligen Mitstreiter. In Belfast treffen sie auf die Gruppe um Star und es kommt zum Kampf. Auch die Kommune muss um ihr Bestehen fürchten - die Toten stehen wieder auf. Gleiches bekommen auch der Prediger und der Rest von Belfast zu spüren.

Die Iren und ihre Musik. Schon nach wenigen Seiten werden wie bei Bruen auch hier Thin Lizzy mit ihrem Song "Whiskey in the Jar" erwähnt. Irisches Kulturgut eben. Leider wird dieses Kulturgut nach den ersten Wehen der neuen Katastrophe nur geringen Wert haben und die Menschen kämpfen ums Überleben. Die eine oder andere Szene - Star vor ihrem Studio - erinnert tatsächlich ganz kurz an "Der Omega-Mann" mit Charlton Heston. Allein und einsam in einer verheerten Stadt. Doch dann finden sich die anderen Überlebenden nach und nach zusammen und Simmons lässt sie einen anderen Weg gehen. Er nimmt sich viel Zeit, die Personen zu charakterisieren, ihre Schwächen, Stärken und Probleme vorzustellen und so manch einer hat ein mehr oder weniger großes Geheimnis zu verbergen, das sich aber im Laufe der Zeit dann unter Stress doch offenbart. Lange ist das Buch auf die Figuren konzentriert, nur hin und wieder werden in der ersten Hälfte kleine Actionsprenkel eingeflochten oder auch die äußerst tragischen und bedauernswerten Schicksale eines Kranken, der im Ganzkörpergips auf ständige Betreuung angewiesen ist und elendig zugrunde geht oder die tapfere Flugbegleiterin, die in der Maschine als einzige Person überlebt hat und nun ausharrt, bis dem Flieger der Sprit ausgeht und sie in den Boden rammt. Kleine, traurige Schicksale im großen Chaos. Passend zum ganzen Szenario hatte der DJ Sean noch den Song "Don't fear the Reaper" von Blue Öyster Cult gespielt, ein Song der in solchen Situationen gerne als Referenz hergenommen wird und eh als zeitloser Klassiker gilt. Simmons hat sich auch wie bereits bei seinem gelungenen "Grippe" auch hier den Irland-Konflikt, Rassenthematik und eben die Religion auf die Fahnen geschrieben. Das gehört zu Irland wie Musik und Suff. Doch ebendas und Machtgier sind auch schuld am Zerbrechen der Kommune, gute Menschen werden zu Tyrannen, gar Mördern. Der Wandel vollzieht sich meist schleichend und die zuvor erwähnten Geheimnisse und Charakterschwächen treten offen zutage. Und als wäre dies nicht genug, taucht im letzten Drittel des Buches die eigentliche Katastrophe auf. Ab jetzt wird es blutig, Eingeweide werden herausgerissen, Körperteile verspeist und die wenigen Überlebenden müssen wieder kämpfen. Nach dem intensiven Blick ins irische Seelenleben ist die Kacke jetzt am Dampfen und da das Buch eine Fortsetzung erfahren wird, können wir Leser uns schon freuen, denn da dürfte es dann wirklich rund gehen. Und die Idee mit diesen ungewöhnlichen und wahrlich neuen Zombies hat was für sich, ist schlicht genial und hat mich trotz aller Tragik und brutaler Gewalt bei einem bestimmten Gedanken tatsächlich noch zum Schmunzeln gebracht. Einen kleinen Lapsus hat sich der Verlag geleistet, in dem er an das fünfte Kapitel das vierte noch einmal drangehängt hat. Kleiner Fehldruck, der aber zu verschmerzen ist und die Freude auf die kommende Fortsetzung ganz sicher nicht trübt. Jetzt heißt es nur geduldig warten. 320 Seiten.

Jerry Garcia



Richard Stark. In Palm Beach, Stadt der Superreichen und der Polizisten, will Parker im Alleingang einer Bande ehemaliger Kumpel das Geschäft vermasseln. Eine Frau, die ihm auf die Schliche kommt, verdirbt ihm seinen nahezu perfekten Plan. Und am Ende muss er einen Kampf an drei Fronten führen.

Der Bankraub, zu dem Parker über einen Mittelsmann hinzugezogen wurde, klappt perfekt. Enttäuschend ist aber für den Gerechtigkeitsfanatiker unter seinen Milieuumständen, dass die drei Kumpane die gesamte Beute in die Finanzierung ihres nächsten Coups investieren wollen - also auch Parkers Anteil. Das Angebot,an dem Raubzug teilzunehmen, lehnt er ab und die Typen lassen ihn mit zweitausend Dollar und dem Versprechen, dass der Rest als Darlehen gilt und nach dem Raub verzinst zurückgezahlt wird, allein zurück. Parker bleibt ruhig, lässt sich nicht anmerken und denkt dabei dennoch nur an Rache. Er weiß, wann und wo der Coup stattfinden soll und beginnt mit den Vorbereitungen für seine Aktion. Erst besorgt er sich recht unkonventionell neue Waffen, dann zieht er durchs Land, um sich bei fünf unterschiedlichen kriminellen Aktivitäten die Finanzierung zu sichern. Dass er mittlerweile weitaus mehr Geld eingenommen hat, als er durch die Spacken verlor, ist fiür ihn dabei völlig irrelevant. Der Betrug geht ihm einfach gegen den Strich, gegen seinen Sinn für Ehre unter Ganoven. Es gab klare Absprachen und die sind einzuhalten. Bei dem Versuch, sich frische Papiere zu besorgen, geht etwas schief. Parker ist nicht der einzige Kunde des Experten und als er seine neue Identität abholen will, sind da schon drei Killer, die den Experten und alle Kunden, die an dem Tag bei diesem vorstellig waren, aus dem Weg schaffen wollen. Parker überwältigt die Typen und lässt sie dann vom Experten erschießen. Der verzieht sich nach getaner Arbeit und Parker geht seinen Plan an. In Palm Beach tritt er als dümmlich-reicher Öl-Texaner auf, der weder selbstständig genug ist, den Aufzug zu finden, noch weiß, wohin mit seinem vielen Geld. Er wendet sich an eine Maklerin, um mit ihrer Hilfe, das Haus zu finden, in dem sich seine Ex-Kollegen eingenistet haben, um dort ihren großen Auftritt vorzubereiten. Leider ist die Frau nicht so naiv, wie von ihm vermutet und seine Tarnung weist ein Lücke auf, die sie auch noch entdeckt. Sie will an dem Reibach teilhaben. Da sie sich durchaus als nützlich erweisen kann und ihn auch  nicht sonderlich mit dauerhaftem Gequassel nervt, stimmt Parker zu. Womit er auch nicht gerechnet hat, ist die Tatsache, dass die Vorkommnisse bei der Beschaffung seiner Papiere nicht vergessen wurden. Der Auftraggeber der nun toten Handlanger, hat zwei weitere auf den Weg geschickt und die schaffen es Parker zu überraschen und zu schnappen. In den Everglades gedenken sie ihn zu beseitigen, doch da kommt eine Gruppe Heimatverteidigung trainierender Möchtegern-Arier vorbei und rettet ihm das Leben, das seine Häscher so blöd sind, eine Schießerei zu starten. Parker wird schwer verletzt und muss ins Krankenhaus, wo er zu allem Überfluss jetzt auch noch im Fokus der Cops ist. Trotz aller Schwäche verduftet er mithilfe der Maklerin Lesley aus dem Sanatorium und nistet sich in dem Haus ein, das die Verbrecher, die er sucht, angemietet haben. Die sind gerade unterwegs, ihren Zug zu machen und räumen gründlich aus. Zurück in ihrem Domizil, wartet dort Parker schon auf sie, ABER....

Cool, clever, wortkarg, souverän. So lässt Richard Stark seinen Protagonisten auch in "Irgendwann gibt jeder auf" agieren. Akribisch ausgetüftelte Verbrechen, möglichst ohne Todesopfer, in kurzen, trockenen Worten skizziert, beweisen Starks Gespühr für Sprache und Aufbau einer Story. Sein Parker bleibt als eigentlich eiskalter Verbrecher zwar fair, ist aber umso rigoroser im Umgang mit Hindernissen und Leuten, die ihn hintergehen. Ein vollkommen amoralischer Typ, dem eigentlich keine Sympathien entgegengebracht werden sollten. Die Gestaltung der Figuren, Handlung und Dialoge ist so sparsam, dass weder bekannte Klischees noch irgendwelche nervigen Familiendramen oder andere vom Plot ablenkende Szenarien den Fluß der Geschichte, die zumindest einen großen Zufall beherbergt, verlangsamen können. Man liest sich da mit echtem Zug durch. Da wurde wirklich eine große Portion an Brüchen und Action zwischen die beiden Buchdeckel gepackt - schnörkellos, trocken und hin und wieder sogar etwas unterkühlter Humor. Sollte auf den Leser Parkers Welt kalt wirken, soll er sich doch mal die der Palm Beach-Reichen anschauen. Wer nicht zu ihrer "Herde" alten, ererbten Geldes gehört, das zumeist auch nicht unbedingt aus reelen Geschäften stammt, gehört für die zum Pöbel. Dazu zählen auch solche, die sich ihre Millionen oder Milliarden erarbeitet haben, vielleicht sogar ehrlich sind. Für die sind alle anderen nur Pack, sodass sich kaum einer wirklich was drausmachen dürfte, wenn die mal was von  ihrem Vermögen, das die für selbstverständlich halten und sich damit Gesetze, Polizei und Macht kaufen, auf die eine oder andere Art verlieren. Kompromisslos, mit Wendungen versehen und auf hohem Niveau - Richard Stark braucht nicht viele Worte, um eine Geschichte temporeich und außerordentlich spannend zu erzählen. Klare Leseempfehlung. Und da dieses Buch als Vorlage für den Film"Parker" diente, der am 7.2.13 bei und mit Jason Statham und Michael Chiklis in den Kinos starten soll, freu ich mich drauf. Sollte man sich mehr nach dem Buch von Stark denn nach einem Drehbuchverwursterwichtel gerichtet haben, wird das ein feines Kinoerlebnis. 300 Seiten.

Jerry Garcia



Nur ein Vorgeschmack und Hinweis, besonders für die Actiongilde:

Über Martin Kay und sein Buch "Kalte Spuren" hab ich mich hier in einem Review ja schon deutlich begeistert gezeigt und nun steht also bald (März/April beim Atlantis-Verlag)  eine Fortsetzung ins Haus. Wer auf satte Action steht, mit der man auf dem Buchmarkt ja nun wirklich nicht verwöhnt wird, wer den neuen Reilly nicht abwarten kann, dem kann ich Martin Kay und seine Romane (okay, bei "Geheimcode Misty Hazard" ist es derzeit noch Hoffnung statt wissen) empfehlen. Ich kann mir nicht helfen, aber bei der Inhaltsangabe musste ich an die starken frühen Romane von Jon Land denken (wieder ein Qualitätszeichen für mich), der ja auch wusste, wie man actionreich unterhält. Ich kann jedenfalls das Erscheinen kaum abwarten und nur vermelden, dass ein dritter Roman um Eileen Hannigan bereits in Arbeit ist. gebt dem Autor und seinen Actionstories die entsprechende Aufmerksamkeit und Absatzzahlen, damit er uns auch weiter blendend unterhält. Und ja, das ist mit einer starken Portion Egoismus unterlegt, da nur gute Verkaufszahlen auch weitere Bücher nach sich ziehen - und ich würde gerne noch viel mehr davon lesen.

http://kaylog.wordpress.com/2012/12/19/nach-dem-sauerstoffzelt-cover-fur-eileen-hannigan-freigegeben/

Jerry Garcia



Allen Guthrie. Edinburgh, abends um halb elf: Fraser Savage kommt nach einem feucht-fröhlichen Kneipenabend mit seiner neuen Flamme nach Hause, um noch etwas Spaß zu haben, als ihm der Anblick einer Leiche einen Strich durch die Rechnung macht. Es handelt sich um seinen Onkel Phil, dessen Kopf säuberlich abgetrennt wurde. Und dies ist erst der Auftakt zu einer blutigen Nacht.

Eigentlich ist der Auftakt dieser Nacht ein ganz anderer. Tommy Savage, seines Zeichens Verbrecher, Daddy des ebenfalls milieugeschädigten Fraser und des jungen Jordan und eher gewaltfreier Ganove, erhält am Abend einen Anruf, in dem ein Fremder namens Smith 50.000 von ihm fordert. Er müsse dafür bezahlen. Tommy weiß nicht, wofür er zahlen soll. Als der Anrufer nicht nachgibt, verabredet Toimmy sich mit dem in einem Restaurant, das der Erpresser maskiert betritt, sich aber wenig um die Blicke der anderen Gäste schert. Er zeigt Tommy die Aufnahme eines Mannes und geht wieder. Später sieht Savage den Mann in den Nachrichten wieder. Er wurde ermordet. Er lenkt ein und will zahlen. Man vereinbart einen Treffpunkt, an dem aber Tommys Bruder Phil warten soll, um den Kerl zu fassen. Der kommt aber nicht selbst, sondern schickt einen Mittelsmann - Grant. Den wollen die Savages nun befragen, doch Grant versucht abzuhauen und kommt dabei um. Jetzt nimmt die Geeschichte an Fahrt auf und zudem wird in Rückblenden erzählt, wer der Erpresser ist und was es mit der Zahlung auf sich hat.

Allen Guthrie ist jetzt nicht der große Erzähler vor dem Herrn. Gegenüber Leuten wie z.b. Richard Stark / Donald E. Westlake verblasst er, geht regelrecht in der Masse unter. Diese vermeintliche Schwäche macht er mit einigen recht brutalen Szenen und dem zelebrieren einer Opferzerstückelung zwar wieder einigermaßen wett, aber sein Versuch, das Ganze auch noch mit Humor zu würzen, misslingt dann wieder kläglich. Manchmal wirkt es wie bei Tarantino ausgeliehen und es wirkt sich auch vorteilhaft aus, dass dessen Geschwätzigkeit nicht als Vorbild genommen wurde, doch insgesamt macht Guthrie aus seinen durchaus guten Ideen und auch dem Aufblitzen des schwarzen Humors zu wenig. Alles bleibt irgendwie im Ansatz stecken, kommt nicht wirklich voran. Dem Leser fordert er ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit ab, wenn er nach und nach in den Rückblenden, die verschiedenen Figuren und Handlungsebenen zusammenführt, bis man sich einen Reim drauf machen kann, was da vor sich geht. Leider reicht auch das nicht aus, eine guten Reißer zu veröffentlichen. Über ein "kann man mal lesen" kommt er nicht hinaus. Und trotz der lobenden Worte des veröffentlichenden Verlages, muss man sich den nicht zulegen, denn es gibt - wie erwähnt - einige bessere Autoren, die sich die Aufmerksamkeit eher verdient haben. Ca. 330 Seiten.

Jerry Garcia



Edward Lee. Das Luxusanwesen von Reginald Hildreth in Florida war berüchtigt. Die schlimmsten Orgien sexueller Tortur sollten darin stattfinden. Und tatsächlich: Als die Beschwörung des Dämons Belarius misslingt, bleiben von den 26 Gästen nur Fleischfetzen zurück - und der Hausherr ist spurlos verschwunden. Seine Frau kann das alles nicht glauben. Deshalb heuert sie eine Gruppe übersinnlich begabter Menschen an, die die Vorfälle untersuchen sollen. Doch das finstere Labyrinth der 66 Zimmer wird von gefährlichen Kreaturen heimgesucht. Ereignete sich doch kein "magischer Unfall", sondern hat Hildreth erreicht, was er beabsichtigte? Wurde ein Tor zur Hölle geöffnet?

Viveca Hildreth engagiert für gute Gage fünf Leute, die etwas über das Verschwinden ihres Mannes Reginald aus der gemeinsamen Villa herausfinden sollen. Außer dem Ex-Reporter und jetzigen Schriftsteller Westmore haben alle eine übersinnliche Gabe aufzuweisen. Sie quartieren sich mit der Asstentin von Viveca und dem Sicherheitsmann Mack in der Villa ein. Man schaut sich das düstere gebäude, das für private Pornodrehts genutzt wurde, gemeinsam an, findet eine umfangreiche Pornosammlung, die sich der Reporter dann zwecks Aufzeichnungen für die Auftraggeberin zu Gemüte führt. Die Anderen machen sich an ihre jeweilige Arbeit, ihre Begabungen dabei nutzend. Bald geschehen die ersten merkwürdigen Dinge, die darauf hinweisen, dass hier wirklich etwas Unheimliches im Gange ist. Je länger die Gruppe in dem Haus verweilt, umso rätselhafter werden die Fundstücke, aber umso gefährlicher auch die Begegnungen  mit dem Unbekannten. Geisterhafte Erscheinungen machen die Teilnehmer neugierig, verbreiten aber auch immer mehr Angst. Als dann auch noch ein Privatdetektiv samt Begleiterin auf den Plan tritt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Immer mehr kristallisiert sich heraus, dass in dem Haus zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Tag etwas Schreckliches passieren wird, das sicher nicht alle Beteiligten überleben werden.

Eigentlich geht es in "Flesh Gothic" fast nur um Sex in jeglicher Form und um grauenhafte Visionen, die über die Protagonisten hereinbrechen. Nach Vorstellung der Figuren und dem Einzug in die Villa vergeht einige Zeit mit Erläuterungen, die die Geschichte auch öfter mal ziemlich ausbremsen und mit diversen Konflikten unter den Beteiligten, deren Hintergrund sich erst später aufklären wird. Über allem schwebt die sexuelle Spannung, die das Haus verbreitet und die vom verschollenen Hausherrn auch auf seine perversen Videos gebannt wurde. Eine gewisses Thrillelement beherbergt die Suche nach dem Besitzer und dem eruieren der geheimnisvollen Vorgänge und Visionen, die bald alle befallen. Der Ton ist rüde, der Sex ist derb und die eine oder andere Stelle auch recht brutal, aber kein Vergleich mit "Bighead". Lee greift hier nicht auf die simple Aneinanderreihung von Metzel- und Vergewaltigungsszenen zurück, sondern will auch eine Geschichte erzählen, legt es aber ach wieder drauf an, mit seinen expliziten Darstellungen von Sex und Gewalt zu provozieren, zu schocken, Grenzen des Erträglichen zu überschreiten. Meinen Geschmack hat er diesmal nicht so richtig getroffen, das Geisterzeug ist einfach nicht meins. Aber wer sich einen Roman von Edward Lee greift, weiß nicht nur, was ihn erwartet - er weiß auch, was er sich da ausgewählt hat: Harten Tobak!!  Wohl auch ein Grund, warum diverse Vertreter des Buchhandels Veröffentlichungen aus dem Festa-Verlag nicht in ihr Sortiment nehmen wollen. 450 Seiten.

Jerry Garcia



Patrick Lee. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat gerade eine Fernsehrede gehalten, da löscht vor den Augen der Welt ein Raketenangriff das Weiße Haus aus. Kurz danach überleben Travis Chase und Paige Campbell nur knapp ein Bombardement auf ihre Forschungsstation tief unter der Erde von Wyoming. Was steckt hinter diesen Angriffen? Ein jahrzehntealtes Geheimprojekt? Travis sieht nur einen Weg zur Lösung des Rätsels: Den Weg zurück in der Zeit. In seine frühere Existenz in Gestalt eines Kindes macht er sich auf eine Reise quer durch die USA, um den Mächten der Zerstörung zuvorzukommen.

Nach dem Attentat auf den Präsidenten wird an der Abschussstelle eines innerörtlichen Raketensilos aus dem Kalten Krieg eine Botschaft gefunden: Siehe Skalar. Die Nachricht erreicht das Team um Travis und Paige, die herausfinden, dass es sich dabei um eine alte Sache des Portals aus dem Jahr 1978 handelt. Nur eine der damals beteiligten Personen lebt noch. Als sie diese aufsuchen, geraten sie in einen Hinterhalt, dem sie aber entkommen können. Mit den neuen Informationen ausgerüstet, entschließt sich Travis zur Reise in die Vergangenheit in seinen eigenen Körper als Zehnjähriger. Die Suche nach einem Notizbuch mit Aufzeichnungen gestaltet sich als recht schwierig, wenn man nur in der Gestalt eines zehnjährigen Bengels rumlaufen kann. So kommt Travis nur mit fragmentarischen Ergenissen in seine ursprüngliche Zeit und Körper zurück. Kaum ist er wieder an Ort und Stelle, wird das unterirdische Labor von einem B-52-Bomber mit einem Bunkerbrecher fast völlig zerlegt, sodass nur Travis, Paige und elf weitere Mitarbeiter den Angriff überleben. Die beiden trennen sich zusammen mit Bethany von der Gruppe, um in einem Ort namens Rum Lake weitere Ermittlungen anzustellen, weil sie vermuten, dass dort der Ausgangspunkt nicht nur der Verschwörung sondern des gesamten Projekts liegt. Sie finden unterirdische Gewölbe vor, werden aber auch schon von einem großen Trupp Soldaten erwartet. Dennoch gelingt es ihnen einzudringen, aber ihre dringdsten Fragen sind noch nicht beantwortet, die Bedrohung der Welt noch nicht vorbei.

Der abschließende Teil der Trilogie ist vollgepackt mit Actionelementen, einer zwar kurzen, aber die Stephen King-Farce jederzeit übertreffenden Zeitreise, außergeöhnlichen Ideen, fremder Technologie, überraschenden und verwirrenden Begebenheiten und menschlicher Gier und Niedertracht. Auch wenn manches an den Haaren herbeigezogen scheint und es schon fast Bedingung ist, vor "Das Labyrinth der Zeit" auch "Die Pforte" und "Dystopia" allein des Verständnisses wegen zu lesen, ist das bisher letzte Buch von Patrick Lee ein äußerst unterhaltsamer Page Turner im Hollywood-Blockbuster-Stil. Eingebettet in die rasante Story werden alle bisherigen Fragen beantwortet und der Leser wird mit Unterstützung etlicher Cliffhanger von Seite zu Seite gejagt, bis die spannende Hatz letztendlich ihr positives Ende findet. Nette, richtig heimelige Momente wie bei der Zeitreise wechseln sich mit explosiver Action und stellenweise eiskalter Gewalt ab, die ihren Ursprung durchaus auch in den Entitäten hat, die aus dem Portal kommen, aber ebenso von den nach Weltmacht gierenden Schurken ausgeht. Ein weiterer starker Roman, Mr. Patrick Lee. We want more. ca. 450 Seiten.


Jerry Garcia



Simon Kernick. London. Ein ganz gewöhnlicher Tag, geschäftiges Treiben. Plötzlich zerreißen Detonationen die Luft, Panik bricht aus. Eine Bande Schwerbewaffneter stürmt das Luxushotel Stanhope. Sie stellen der Regierung ein Ultimatum: Fünf Stunden, um ihre Forderungen zu erfüllen - dann wird die erste Geisel sterben. Sonderkommissarin Arley Dale übernimmt die Einsatzleitung. Sie weiß: Auch ihre Kinder befinden sich in der Gewalt der Verbrecher. Für Dale beginnt ein Albtraum - und der Countdown läuft.

Der Einstieg in die Handlung ist die Entführung zweier Kinder, bei der das Au-Pair-Mädchen und der Vater dran glauben müssen. Sieben Stunden später geht erst in einem Transporter unter einem Kaufhaus und dann auf dem Bahnhof in einem eingefahrenen Zug jeweils eine Bombe hoch. Während sich vor dem Bahnhof die Flüchtenden versammeln, sprengt sich ein Selbstmordattentäter mitten unter ihnen in die Luft. Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Sanitätern rasen an die Einsatzorte.Diesen Zeitpunkt nutzt eine radikale Gruppe zur Besetzung des Hotels, in dem zuvor eingeschleuste Komplizen schon Vorarbeit geleistet haben. Nachdem einige widerspenstige Gäste getötet wurden, gehen die Täter weiter nach Plan vor. Sie stellen ihre Forderungen an die Polizei und Regierung und beginnen nun nach und nach auch die Gäste aus den Zimmern in der Lobby zu versammeln. Darunter auch Martin, der sich eigentlich nur eingemietet hatte, um in einem der Zimmer Selbstmord zu begehen. Scope, der hier war, um den Tod seiner Tochter an einem Drogendealer und dessen Leibwächtern erfolgreich zu rächen, entgeht ihnen dabei genauso wie diverse Leute und Mitarbeiter in den oberen Stockwerken des Hotels. Während draußen unter den Polizeikräften und in der Regierung die Hektik ausbricht, weil auch ein hochrangiger MI6-Mann unter den Gästen ist, macht Arley Dale ihren Zug zur Befreiung ihrer Kinder. Sie ruft Tina Boyd an, die nach den Ereignissen in "Erlöst mich" gefeuert wurde und nun als einzige zur Verfügung steht. Die Regierung übergibt die Leitung nun an das SAS, das sich auf einen Angriff vorbereitet, doch Arley Dale wird erpresst, deren Taktik an die Geiselnehmer zu verraten. Im Hotel beginnen die ersten Gäste mit Widerstand, die Erpresser unter sich trauen sich nicht mehr, die Motive der einzelnen Gangster scheinen sich doch gewaltig voneinander zu unterscheiden. Die Atmosphäre wird immer explosiver.

Simon Kernick setzt in "Das Ultimatum" voll auf Rasanz und atemlose Spannung. Lange hält er sich nicht mit der Charakterisierung seiner Figuren oder der Protagonisten auf. Zu jedem ein paar kurze Anmerkungen hinsichtlich Vergangenheit oder Motivation und das war es auch schon. Auch die Verbrecher werden nicht sonderlich auführlich skizziert, dafür wird der Leser aber mit immer neuen Hinweisen gefüttert, wer hier gerade wirklich mit wem kungelt oder worum es den einzelnen Gangstern gehen könnte. Alles bleibt irgendwie diffus und hält auch für die Komplizen durchaus Überraschungen bereit. So hat er einen packenden, schnellen Thriller geschaffen, der bestens unterhält und den man so schnell nicht aus der Hand zu legen gedenkt, da er über keine wesentlichen Längen verfügt, ständig im Fluss  ist und auch mit eingen Actionsequenzen aufwarten kann. Die Killer sind kaltblütig, aber Kernick verzichtet auf plakative Gealtdarstellungen. "Das Ultimatum" ist jetzt nicht der litarische Höhepunkt des Jahres, aber meines Erachtens hat Kernick hier seinen bisher besten Roman abgeliefert. Dass Tina Boyd wieder auftaucht, hat keine besondere Bewandtnis zu vorherigen Werken, man kann den vorliegenden Thriller als eigenständige Story lesen, ohne Vorkenntnisse zu den anderen zu besitzen. Rund 490 Seiten.

Jerry Garcia



Scott Sigler. San Francisco, Gegenwart: Detective Bryan Clauser und sein Partner Chang werden zum Schauplatz eines grauenhaften Mordes gerufen. Bryan bemerkt dort einen seltsamen Geruch, der nur ihm auffällt. Er fühlt sich seltsam in letzter Zeit, makabre Visionen suchen ihn heim. Weitere blutige Morde geschehen. Alle Hinweise deuten auf einen verschwundenen Jungen. Die beiden Cops geraten auf die Spur eines unheimlichen Kults, während Bryan merkt, dass er sich zu verändern beginnt. Es gibt etwas, das unter den Straßen der Metropole lebt, das lauert und sich vermehrt. Und es kommt in der Nacht.

Die beiden Detectives Bryan Clauser und Pookie Chang werden zum Schauplatz des mordes an einem ehemaligen Priester gerufen, der von der Kirche wegen Kindesmissbrauchs verstoßen wurde. Während ihrer Ermittlungen gibt es nicht nur weitere Morde, die von mysteriösen Symbolen in der Umgebung der Tatorte begleitet werden, sondern Bryan wird von äußerst verworrenen und seltsamen Albträumen heimgesucht. Ebenso geht es dem Schüler Rex, der von seiner Mutter schikaniert und von einer Schülergang drangsaliert wird. Eines Tages wird einer der Gang zerstückelt aufgefunden und beide - Rex und Bryan - haben davon geträumt. Bryan gerät aufgrund seiner Kenntnisse über den Tatort sogar kurzzeitig unter Verdacht. Zu allemn Überfluss werden Chang und Clauser von ihren Bossen dann auch noch von den Fällen abgezogen, Hinweise auf Parallelen missachtet und mit der Zeit entsteht der Eindruck, dass die Stadtoberen sowie die Polizeibehörde hier etwas unter den Teppich kehren wollen. Auch die Erkenntnisse der Gerichtsmedizinerin Robin, Ex-Freundin von Bryan, werden in Zweifel gezogen. Derweil zeichnet der Schüler Rex ein Bild, bei dem ihm immer wieder der Name Sly durch den Kopf geht, obwohl er niemanden kennt, der so heißt.  Auch Bryan wird wieder von einem blutigen Trum heimgesucht, auch bei ihm taucht der Name Sly auf und als er nach dem Erwachen zu der Stelle rennt, von der er geträumt hat, findet er den nächstenToten aus der Schülergang. An sich selbst stellt er immer mehr Veränderungen fest, seine Verwirrung steigert sich und dann taucht auch noch ein geheimnisvoller Bogenschütze auf. Rex lernt indes Sly kennen und muss sich einer grausamen Wahrheit stellen, der Obdachlose Aggie wird entführt und in Katakomben unter der Stadt gebracht, wo er einem unglaublich ekelhaften Ritual beiwohnen muss. Derweil werden Pookie und Bryan auf Jebediah und Adam sowie Alder aufmerksam. Sie vermuten diese hinter den Morden. Dann kommt es zu einem wahren Showdown tief unter der Stadt.

"Die Verborgenen" hat knapp 900 Seiten aufzuweisen und Scott Sigler nimmt sich die Zeit, nicht nur seine Hauptcharktere mit Hintergrund und Tiefe zu versehen, sondern auch vermeintliche Nebenfiguren. Die Story selbst kann dennoch über den gesamten Umfang des Werkes die Spannung aufrecht erhalten, zieht im Tempo immer mehr an. Alles ist gut strukturiert, ohne jeglichen Leerlauf und bietet teilweise blankes Entsetzen, wenn Sigler neben einem kleinen Ausflug ins Drama auch mal ordentlich in die Ekelkiste greift und hin und wieder gruselige Details bietet. Daraus wird dann ein nahezu perfekter Horror-Action-Thriller gepaart mit Buddy-Movie-Humor, der einmal mehr beweist, dass Scott Sigler literarisch und narrativ Kollegen wie Edward Lee, Bryan Smith oder eben Richard Laymon um Längen voraus ist. Manches erinnerte aber auch an Superhelden-Comics und entsprechende Anspielungen werden auch eingeflochten. Im Endeffekt ein empfehlenswerter, stellenweise humorvoller Roman, der sich einige brutale Sequenzen leistet, viel Action bietet und einen echt feurigen Showdown zu bieten hat.

Jerry Garcia



Richard Laymon. Tony hält es für eine ziemlich coole Idee, seine Schulkameradin Linda eine Nacht lang in einer alten Villa, in der es angeblich spuken soll, einzuschließen. Welche Todesängste die hübsche Cheerleaderin in den folgenden Stunden aussteht, ahnt er nicht. Als er nach dem High-School-Abschluss nach Hollywood zieht, um bei der Königin der Spezialeffekte, Dani Larson, als Lehrling anzuheuern, hat er den Vorfall längst verdrängt. Linda dagegen wird für den Rest ihres Lebens nicht vergessen können, was damals passiert ist - und schmiedet grausame Rachepläbne, gegen die selbst der schlimmste Splatterstreifen harmlos ist.

Ja, diese vermeintliche Entführung ist für Linda gar nicht lustig. Allein in diesem dunklen Haus, gefesselt - und dann kommt ein nackter, wirrer Typ mit einer Axt in der Hand. sie fürchtet sich so sehr, dass sie sich einpinkelt, kann aber die Fesseln lösen und abhauen, bevor der Kerl ihr etwas antut. Später, Hollywood, Filmaufnahmen. Nach einer erotischen sowie einer blutigen Szene kommen sich die Special Effects-Queen Dani Larson und ihr Assistent Jack näher. Sie verabreden sich zum Essen, werden dort aber von einem anscheinend gestörten Fan belästigt und nach dem Aufbruch auf dem Nachhauseweg von einem Leichenwagen verfolgt sowie in der Folge auch beim Sex beobachtet. Am nächsten Tag gibt sich Tony als der Verursacher ihrer Ängste zu erkennen und behauptet, es wäre seine Art der Bewerbung für die Stelle als ihr Assistent gewesen. Statt den Vollidioten zusammen mit Jack einfach im Pool zu ersäufen, gibt sie ihm einen Gesprächstermin einige Tage später. Unterdessen ist Linda, die nach ihrer gelungenen Flucht aus dem Horror-Haus von einem Wagen angefahren wurde und einige Zeit im Koma lag, wieder erwacht und sinnt auf Rache. Sie schnappt sich Daddys Knarre, eine Pint Benzin aus dem Rasenmäher und begibt sich zum Gebäude ihrer Albträume. Sie fackelt es kurzerhand ab und hofft, der Irre würde verkokeln. Es gibt sogar zwei Opfer. Keines hatte mit ihrer Entführung zu tun. Irgendwann zieht es auch sie nach Hollywood, wo sich Tony weiterhin auf seine ganz spezielle Art Dani und Jack widmet. Doch das Zusammentreffen mit Linda ist vorprogrammiert.

Ein typischer Laymon. Schriftstellerisch so leichtgewichtig wie nach einem Schreibkurs für angehende Autoren (Das Buch stammt auch aus seiner früher Zeit und ist von 1984 mit Copyright by Ann Laymon) mixt er seine gewohnten Rezepturen unter die Worte, die laut Stephen King auf der Umschlagrückseite nicht verpasst werden dürfen. Muss gut bezahlt worden seine oder er hat es wie Richard Castle in seiner TV-Serie gemacht: "Warum soll ich das Zeug lesen? Ich schreib was Nettes, dann macht er das vielleicht auch mal für mich." Tiefe bekommen seine Figuren nicht, auch die traumatisierte Linda oder der rundum wahnsinnige Tony werden nicht gerade psychologisch seziert. Mr. Laymon verlässt sich da lieber auf etwas Furcht verbreiten und einige schlüpfrige Details, die tatsächlich ausführlicher sind als seine Personenzeichnung oder auch bei Veröffentlichungen anderer Verlage. Familienfreundlich war er halt noch nie. Sein schlichter stil, die verhältnismäßig geringe Seitenzahl (knapp über 300) und einige nette Ausführungen zum Thema Special Effects sowie die Einbindung von Namen wie Tom Savini oder Rob Bottin sorgen für ein Easy Reading ohne große Substanz. Richard Laymon bleibt damit hinter seinen Kollegen Edward Lee, Bryan Smith oder Brett McBean (Bücher von diesen sind auch bei Festa erhältlich) zurück. Einen Scott Sigler oder Stephen King (Beide derzeit bei Heyne zu Hause) erreicht er schon gar nicht. Ein Totalausfall ist das Werk nicht, aber Sachen wie "In den finsteren Wäldern" (Festa) oder "Die Insel" (Heyne) hatten es da entschieden mehr in sich. Da es sich hier eher um "Festa light" handelt:Ausschließlich Laymon Fans dürften noch absolut begeistert sein über den neuesten bzw. zuletzt in Deutschland veröffentlichten Output ihres Lieblingsautors sein. "Night Show" bietet ihnen auf rund 310 Seiten genau das, was sie erwartet haben.

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