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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia

2 September 2011, 19:32:35 #30 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 18:55:24 von Jerry Garcia


Jack Henderson. Die junge Jeannie Reese ist DIE Koryphäe der amerikanischen Geheimdienste auf dem Gebiet der IT-Branche. Zusätzlich zu den bekannten Überwachungsorganen hat sie noch ein Programm entwickelt, das die bisherigen absolut in den Schatten stellt. Durch Zufall stößt sie auf Informationen, die die Welt an den Rand des Abgrunds führen könnten.

Bei ihren Recherchen findet sie den von der Welt abgeschotteten John Fagan, der sich als Hacker seit Jahren anonym durch die Welt des Internet bewegt. Zusammen versuchen sie, einer umfassenden Verschwörung auf die Spur zu kommen und weitere Anschläge zu verhindern. Ein weiterer Thriller um die Tücken des www - das war meine Intention beim Kauf dieses Buches. Von mir erwartet war etwas mehr Action als bei Charles den Tex und gehaltvoller als z.B. der Film "Das Netz" mit Sandra Bullock (von dessen Sequel ganz zu schweigen). Herausgestellt hat sich das Ganze als ein First-Class-Verschwörungsthriller, der ganz nebenbei sämtliche Paranoiker der Welt aufs Feinste bedient und in ihrer Meinung der totalen Überwachung nur bestärkt (wenn das Schäubi gelesen hätte). Was der Klappentext nicht verrät: Die Ausgangssituation ist der 11.9.2001. Das Thema wurde ja schon etliche Male in Buch-und Filmform beackert, aber nie so gekonnt wie von Jack Henderson. Absolut realistisch schildert er, wie die Überwachung überhand nimmt, die Bürger ausspioniert werden, aber das Netz auch gegen die Machthaber verwendet werden kann. Bei ihrer Jagd nach Informationen stoßen die Protagonisten auf weitere Hacker, die sich mit ihnen gemeinsam dem neuen Feind stellen, der nach den Anschlägen von 9/11 weitere Aktionen auf die Fahne geschrieben hat, die die Welt vollkommen verändern sollen und durchaus stellenweise Erinnerungen an die berühmt-berüchtigten Turner-Tagebücher wecken, ohne deren rassistische Hetze hervorzuheben. CIA, FBI, NSA usw. - die gesamte Buchstabensuppe der US-Gehiemdienste gehört zu den Verdächtigen. Mord und Entführung werden angeordnet, Milizcamps per Bombardement geplättet, Erstschläge vorbereitet. Wie kann man das verhindern?

Mal abgesehen davon, dass der Autor durchaus fähig ist, über den Tellerrand hinaus zu schauen (die Immobilien- undBankenkrise hat er schon 2005 - das Erscheinungsjahr des Romans - in einem Nebensatz vorhergesagt), hat er ein bedrohliches und gar nicht so abwegiges Szenario entwickelt, das vor Spannung und Action teilweise nur so strotzt. Sicher sind manche Charatere recht plakativ, doch das behindert die Story überhaupt nicht. Seine Verbindung der virtuellen und materiellen Welt um eine Saga wie man die Weltmacht USA wirtschaftlich und militärisch durch Anschläge und Attentate in eine Katastrophe führen kann, ist hervorragend zu einem absoluten Thrillerkracher verwoben worden, der Hoffnung auf mehr von Jack Henderson macht (laut Verlag in Vorbereitung, was immer das bei denen heißen mag).Grandios, überragend, überzeugend!!!! Absoluter Einkaufstipp. 576 Seiten.

Jerry Garcia

8 September 2011, 20:01:05 #31 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 18:55:06 von Jerry Garcia


Gord Rollo. Michael Fox ist im Begriff, Selbstmord zu begehen, als ihm ein Fremder zwei Millionen Dollar anbietet. Alles, was er dafür will, ist Fox rechter Arm Doch das ist erst der Anfang. Die Pläne des geheimnisvollen Chirurgen gehen weit über einen schlichten Arm hinaus. Und Fox ist nicht der einzige Spender. Gefangen hinter den Türen des Operationssaals muss Fox feststellen, dass er einem Wahnsinnigen in die Falle gegangen ist und es kein Entrinnen gibt.

Michael Fox ist kaputt. vom Leben gebeutelt nach dem Tod seiner Frau und seinem Sohn und dem nachfolgenden Selbsthass und der Ablehnung durch seine Tochter, die mittlerweile 17 Jahre alt ist und bei seiner Schwägerin lebt. Er selbst knallt sich mit allem zu, das ihm in die Finger fällt, pennt wortwörtlich unter der Brücke und hat die Schnauze voll. Er will sich das Leben nehmen. Doch kurz bevor es soweit kommt, tritt ein Fremder auf ihn zu und unterbreitet ihm ein Angebot. Da er nichts zu verlieren hat und ihm eh fast alles egal ist, steigt er darauf ein, die Kohle kann man ja noch mitnehmen, sich eine letzte Dröhnung gönnen. Der "Spaß" vergeht ihm, als er hört, was er dafür zu tun hat. Trotzdem fährt er mit zu dem Arzt, der seinen Schergen auf die Suche nach einem "Spender" ausgesandt hatte und bekommt 2 Millionen Dollar für seinen rechten Arm geboten. Und jetzt beginnt der Albtraum erst. In der Klinik des Arztes finden sich weitere "Spender", abgeschottet von allem anderen und dazu auserkoren, Körperteile für die Versuche eines wahnsinigen Doktors zu geben. Und schon bald wird das Grauen intensiver.

Michael, der hier als Erzähler in der Ich-Perspektive auftritt, lebt auf der Straße. Anhand seiner Schilderung hält er sich immer noch für etwas Besseres als so mancher seiner Leidensgenossen, die ebenso wie er alles zum zudröhnen nutzen, das billig und schnell zu haben ist, die in Containern leben, überfahrene Tiere essen und nur noch so vor sich hinvegetieren. Betteln, saufen und vollgekotzt am Straßenrand aufwachen gehört zum Tagesablauf. Dem will er ein Ende machen. Das erhaltene Angebot stoppt dieses Vorhaben und schickt ihn in eine grauenvolle Welt voller Blut und Hoffnungslosigkeit. Gord Rollo lässt sich nach der Anwerbung Zeit, bis er auf den Punkt kommt und die blutrünstige Story mit all ihrem Grauen auf den Leser loslässt. Stellenweise wird es knallhart und entspannt zu Gemüte führen kann man sich das Werk wahrlich nicht, dazu ist es zu intensiv, zu deftig, zu dramatisch. Nachdem es so ungefähr ab Seite hundert dann ordentlich zur Sache geht, lässt das Tempo kaum nach, entwickelt sich ein echter Page Turner, der an Brutalität und Grausamkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Vielleicht sogar ein bisserl krank, das Ganze. Nichts für schwache Nerven (oder Mägen). 336 Seiten.

Jerry Garcia

8 September 2011, 20:03:50 #32 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 18:56:17 von Jerry Garcia


Brian Keene. Eine tropische Insel mitten im Ozean. Eine Gruppe Kandidaten für eine Reality-TV-Show. Ein Geheimnis, das den Trip ins Paradies schon bald in ein blutiges Gemetzel verwandelt. Wer schafft es heil von der Insel herunter? Und was zur Hölle treibt dort sein Unwesen? Das Spiel ist vorbei – der blutige Ernst des Überlebens hat begonnen.

Eine neue Staffel der Reality-Show Castaways wird gedreht und natürlich sind wieder etliche gescheiterte Hohlköpfer bereit, sich von noch dämlicheren Drehbüchern für die Show verarschen zu lassen. Schließlich darf der Gewinner eine Million einstecken. Und so übernehmen auf dem Inselparadies vorerst dümmliche Spielchen, kindische Intrigen und arrogante Regisseure das Zepter. Zur Freude der Veranstalter, die sich etwas mehr Kick und vor allem Einschaltquoten und Werbeeinnahmen erhoffen, macht sich ein tropischer Wirbelssturm auf den Weg zur Insel. Während sich die Filmcrew bis auf drei erbarmenswerte von der Insel auf ein sicheres Schiff absetzt darf sichdie unterbelichtete Schar Dumpfbacken nun mal wirklich am Überlebenskampf ausprobieren. Keiner ahnt, dass die wirkliche Gefahr im Dschungel lauert. Doch eines Nachts dringt ein unheimliches Geheul zu den Kandidaten und der Minifilmcrew vor. Und bald beginnen die ersten Mitbewerber um die Dollarchen zu verschwinden. Aus dem lukrativen Spiel ist nun blutiger Ernst geworden.

Keene orientiert sich hier an seinem Mentor Richard Laymon, als dessen Nachfolger er hier in Deutschland von Verlagsseite her aufgebaut werden soll. Aus einer Kurzgeschichte, die in einer Anthologie zu ehren des verstorbenen Laymon geschrieben wurde, ist mittlerweile ein vollständiger Roman geworden, der sich an Vorbildern wie "Die Insel" und "Der Keller" orientiert sowie aus Elementen der Filme "The Tribe" und "Gale Force" zusammensetzt. Die Charakterzeichnung ist dem "TV-Event" voll angepasst -sprich absolut flach. Die Figuren haben nix zu bieten und kommen wirklich daher wie Darsteller solcher Shows. Und heraus kommt ein Grobschnitt-Horror, der sich auf Sex- und Gewaltdarstellungen beschränkt, die aber nicht so drastisch ausgefallen sind wie beim Meister selbst, trotzdem aber noch für genug Blut, Eingeweide und Fleischbeschau sorgen, dass die Fans von Brian Keene zufrieden sein dürften. Leider vergeht einige Zeit (wie auch bei Laymon), bis die Sache ins Rollen kommt, muss man sich mit pubertären Streitereien der Inseldeppen rumquälen, vermeintliche politische Wirrungen ertragen, die dann auch noch in einer leise geäußerten Kritik am TV-Verhalten, an den entsprechenden Verantwortlichen und an der mangelhaft vorhandenen Bildung des amerikanischen Durchschnitts gipfeln. All das umrahmt aber nur eine schlichte Metzelstory auf B-Movie-Niveau ohne Überraschungen und Höhepunkte. Die Ehrerbietung von Keene an Laymon ist vollständig gelungen, er schreibt wie sein Vorbild selbst. Anspruchslos. Nach der Lektüre von "Amputiert" von Gord Rollo ist dieses Buch bestenfalls schwaches Mittelmaß, Fast Food-Horror und kein Vergleich zu Büchern wie "Das Reich der Siqqusim" oder "Die Wurmgötter". Keene sollte sich wieder auf seine eigenen Stärken besinnen, statt Laymon zu kopieren (auch wenn der deutsche Verlag das liebend gerne sehen würde). "Die Verschollenen" bietet nicht mehr Unterhaltung als die gefakten Reality-Shows. 384 Seiten.

Jerry Garcia

10 September 2011, 12:04:09 #33 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 18:57:05 von Jerry Garcia



Stefan T. Pinternagel. Da macht sich ein Serienkiller auf, die Menschheit vom Übel zu befreien, das sie selbst darstellt und verweist dabei immer wieder auf die Kollegen seiner Zunft, die ähnliches tun, während er sich selbst ohne falsche Scham an die Arbeit macht. Da werden Augen ausgestochen (nicht zermatscht, wie er dem Leser genüsslich erklärt), Knochen zermahlen und körperteile abgetrennt, dass sicheinem der Magen umstülpen will. Voller Stolz erzählt er von seiner Mission, seinem Anliegen, die Feiglinge in der geschützten Masse einfach rauszunehmen, zu foltern, zu quälen, leiden zu lassen, ihnen einen grausam langsamen Tod zu bereiten. Er ist sich seiner Sache sicher, wird nie entdeckt werden, die Schafe immer weiter umkreisen, sich neue Opfer aus der Herde holen. Ebenso wie seine Mitstreiter in aller Welt, denen er in extra Abschnitten huldigt. In unverblümten drastischen Worten bringt er seine Freude an der Jagd zum Ausdruck, schildert wie er Beziehungstiere erlegt, sich an ihren Schreien labt, ihr Gezappel genießt und gibt dem Leser gleichzeitig einen ausführlichen Ratgeber für kommende Serienkiller an die Hand. Bezähme deine Sucht und du fällst nicht auf. Nutze Medikamente und Alkohol. Bleib stets unauffällig. Natürlich verrät er nichts zu seiner Person - kein Name, kein Beruf. Dafür äußerst plakativ und blutgeil sein Gematsche mit seinen Opfern - dem Herdenvieh. Vieh schlachtet man!!! So einfach ist das. Der selbsternannte Holiday-Killer weist eindeutig eine hohe Intelligenz auf wie er da so die Fragmente seiner untaten aufzählt, lässt sich aber wenn er ob seines Vorgehens erregtist, auf die Gossensprache herab und nutzt seine Tiraden, um sich auch in Kritik an der Gesellschaft, den Medien, Politikern und Eltern zu üben (nicht immmer zu unrecht). Dann geht er wieder zur Tagesordnung über und gedenkt eine Frau zu pfählen. War schon immer sein Herzenswunsch.

Der Autor schildert hier ausgefeilt und sprachlich stellenweise recht gewandt die Psyche eines Monsters, das schon in früher Kindheit mit Gewalt und Vernachlässigung in Berührung kam, Tiere gequält hat und straffällig wurde. Er lässt seine Hauptfigur aus der Ich-Perspektive seine Taten und die Motivation dahinter schildern. Nebenbei wird auch noch auf Statistiken und andere Serienkiller und deren Vorgehen verwiesen, dass alles überaus real wirkt, sodass es einen durchaus grausen kann. Neben dem Profil des Erzählers werden auch seine Morde explizit zelebriert und hier gleitet der Autor dann in die sprachlichen Niederungen der Gosse, um alles noch deutlicher zu veranschaulichen. Das kommt dann alles schlicht und extrem grob daher. Die Morde eiskalt, brutal und bestialisch. Wie krank muss man sein, so etwas zu ersinnen - und dann auch noch auszuführen. Ein perverses Blutbad folgt dem nächsten. Unmenschliche Perversitäten und abartige Schlachtereien bestimmen das Geschehen und das Ende des Buches macht es nicht besser. Ein Buch das Eindruck hinterlässt, nachhaltig wirkt, nichts für schwache Nerven. Dagegen ist Laymon ein Kinderbuchautor. Was wundert ist, dass dieses Buch noch nicht auf dem Index gelandet ist. Eine zwiespältige Aufnahme des Gelesenen ist garantiert. Die Einen werden es hassen und verabscheuen, andere werden den Mut des Autors loben. Ganz schwerer Stoff. Albträume garantiert. Habe noch nichts Vergleichbares gelesen. 200 Seiten.

Jerry Garcia

10 September 2011, 12:11:24 #34 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 18:57:53 von Jerry Garcia


Joe R. Lansdale. Ein schwarzer Chevy rollt durch die Nacht und hinterlässt eine Spur des Grauens. Die Nightrunners sind unterwegs, und wer immer das Unglück hat, ihnen zu begegnen, muss mit dem Schlimmsten rechnen. Doch die nächtliche Fahrt hat ein Ziel: Ein einsames Ferienhaus, in dem die Lehrerin Becky und ihr Mann Montgomery über ein tragisches Ereignis hinwegkommen wollen. Montgomery hält sich selbst für einen ausgemachten Feigling und Versager, doch er ist die einzige Hoffnung, die Becky bleibt.


Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir Joe R. Lansdale bis dato kein Begriff war, doch ebenso konnte ich feststellen, dass er die Storys zu den Don Coscarelli-Filmen "Bubba-ho-tep" und "Incident on and off a mountain road" (letztere ist auch als Shortstory in diesem Buch enthalten) verfasst hat. Da mir beide Filme zusagten, hatte ich dann schon eine vage Vorstellung, was mich erwarten könnte. Das Buch selbst erschien in den USA 1987 und in Deutschland erstmals 1998 unter dem Titel "Nightrunners", war aber schnell vergriffen. Nun also eine Neuauflage mit zusätzlich sechs Kurzgeschichten. Wer aber anhand von so mancher bisher erschienen Rezension ein Buch im Stile von "Christine" von Stephen King oder dem John Carpenter-Film "Das Ende" erwartet, sollte umdenken, denn es gibt bestenfalls leichte Ähnlichkeiten. Wie die Rezensenten auf die Idee kommen, es so direkt mit den Filmen in Verbindung zu bringen, wird mir wohl ein Rätsel bleiben. Naja, unterschiedliche Meinungen halt. Schon der Prolog zu einer deftigen Geschichte bietet einen brutalen, sinnlosen Mord ohne scheinbare Motivation als Einstieg, um dann die jugendlichen Straftäter zu skizzieren, die von einem alle beherrschenden intelligenten Anführer zu brutalen Aktionen in der Umgebung ihres Heimatortes angestiftet wird. Zu Beginn besteht sein Gefolge eher aus zugedröhnten Dumpfbacken ohne eigenen Willen geschweige denn einem Fitzelchen Verstand, bis er bei einer Provokation in der Schule an einen mutigen Gleichgesinnten gerät, der denn auch sogleich von ihm für seine Bande vereinnahmt wird, da auch der vielleicht durch Langeweile oder sein Umfeld keinerlei Unrechtsbewusstsein kennt und der Mitgefühl oder Menschlichkeit wohl nie gelernt hat. Hier prangert der Autor schon im Jahre 1987 Szenarien unter gewaltbereiten Jugendlichen an, die heutzutage noch ausgeprägter sind und hauptsächlich Filmen und Videospielen zugeschrieben werden (was nicht bewiesen ist). Bei einem weiteren nächtlichen Überfall wird der Anführer trotz aller Vorsichtsmaßnahmen von der Polizei gescnappt und hinter Gitter gebracht, wo er sich kurz danach selbst aufhängt. Die Opfer des Überfalls - Becky und Monty - versuchen zwischenzeitlich ihr persönliches Drama, ausgelöst durch die brutale Vergewaltigung von Becky durch die Punks und der gleichzeitigen Abwesenheit ihres Gatten auf einem Kongress, in den Griff zu bekommen. Während Becky seitdem unter Albträumen und grausamen Visionen leidet und körperlichen Kontakt grundsätzlich vermeidet, hadert Monty mit seiner vermeintlichen Feigheit, die er schon seit seiner frühen Jugend mit sich herumschleppt. Um dies zu überwinden, entschließt man sich, in der abgeschiedenen Einsamkeit einer Hütte auf dem Land, die einem befreundeten Pärchen gehört, die Ereignisse zu verarbeiten und wieder zueinander zu finden. Doch die Jugendlichen wollen ihr Werk zu Ende bringen und ziehen während der Suche eine blutige Spur durch das Land. Eiskalt und skrupellos wird jeder getötet, der das Pech hat, ihren Weg zu kreuzen.


Ein ziemlich harter Horrorstoff mit übersinnlichem Einschlag. An der Spannungs- und Gewaltschraube wird kontinuierlich gedreht und so steigert sich das Ganze fast in einen Blutrausch. Hier wird geköpft, gefoltert, kastriert was das Zeug hält und in einer drastischen Sprache in kurzen, schnellen Kapiteln ohne überlange Dialogpassagen oder Beschreibungen der umgebenden Landschaft vom Autor dem Leser nahe gebracht. Ebenso wohltuend ist es, dass die psychologischen Aspekte nicht zu sehr in den Vordergrund gestellt werden, sodass kaum etwas den schnellen Fortgang der Geschichte behindert. Dazu kommen noch einige nicht ganz erwartete Winkelzüge. Daher ist das Buch zügig zu lesen und würde als Vergleich vielleicht einen Richard Laymon ohne dessen Sexeskapaden erreichen, sodass es auch früher zur Sache geht. Offen bleibt vielleicht die Frage, ob der schwarze Chevy nun übernatürliche Kräfte hat. Ich glaube, das ist Auslegungssache und kann auch nicht unbedingt nach der Lektüre des Buches sicher beantwortet werden. Zumindest ich halte mich da vornehm (oder vorsichtshalber) zurück.
Die sechs Kurzgeschichten sind feine, unheimliche Horrostorys, die entsprechend empfänglichen Lesern einen kalten Schauer über den Rücken jagen können. Düstere Häuser, verfallene Hütten, gruselige Figuren, nebeldurchwobene Wälder, viele interessante Ideen des Autors und über allen sein GOTT DER KLINGE. Und der spart nicht mit Blut. Ich war hochzufrieden und kann das Buch Horrorfans daher guten Gewissens empfehlen (und enttäusche dabei hoffentlich niemanden). 400 Seiten.

Mr. Blonde

Es stimmt mich ja schon fast ein wenig nachdenklich, dass Du, der mit solch Feuereifer dabei ist, keine Resonanz bekommt.  :icon_eek: Ich denke mal, hier lesen schon einige mit, auch wenn keiner was schreibt. Mach jedenfalls weiter so - ich habe mir schon das ein oder andere notiert!  :respekt:


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Jerry Garcia

10 September 2011, 16:27:56 #36 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 18:58:39 von Jerry Garcia
Mr. Blonde. Danke für das Lob. Die geringe Resonanz stört mich nicht großartig. Zudem sind ja hier viele, die sich auch den Shane.schofield.Blog anschauen (sodass es ihnen schon bekannt ist, was ich bisher hier angeboten habe) und dort verwurste ich das Zeug ja auch schon seit drei Jahren mit mehr oder weniger Resonanz und Shane deckt sich gerne auch mit einigen der Titel ein. Die Tage kommen aber auch Neuheiten (natürlich erst auf den Blog, sonst bekomm ich Prügel) wie Samhane, den ich schon beendet habe und nur noch eine lesbare Rezi formulieren muss und heute ist unter anderem der neue McBean "Die Bestien" eingetroffen. Fürs nächste halbe Jahr stehen auch noch etliche Sachen aus dem Horrorbereich wie Nate Southard, Edward Lee, Tim Curran sowie die üblichen Verdächtigen Keene, Laymon, King oder so ins Haus. Und neben dem Horror auch noch diverse Actioner. Reilly ist wieder am Arbeiten und auch die Jungs wie Patrick Lee oder Tom Wood lassen sich nicht lumpen. Und zur Resonanz nochmal: Wenn es gelesen und nicht gemeckert wird, kann ich doch auch schon zufrieden sein, obwohl ich für Vorschläge (auch für Bücher), Hinweise zu Verbesserungen oder Fehlerkorrekturen immer offen bin. Also mach ich erst einmal so weiter wie bisher bis man mich rausschmeißt.

Mr. Blonde

Da kommt ja dann einiges an "Arbeit" auf Dich zu.  :icon_smile: Leider kann ich als eher sporadischer Leser gar nicht großartig mitreden, aber vielleicht ändert sich das ja demnächst.

Ansonsten stimme ich Dir zu: keine Resonanz heißt auch kein Gemecker.  :icon_mrgreen:  :respekt:

Und da du auf Vorschläge aus bist:

Ich persönlich würde es cool finden, wenn Du jedes Mal die Seitenzahl angeben könntest - wäre hilfreich für so nen Faulpelz wie mich.  :icon_lol:


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Jerry Garcia

Wunsch soweit möglich rückwirkend erfüllt.

Mr. Blonde

10 September 2011, 19:13:50 #39 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 19:16:49 von Mr. Blonde
Zitat von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 19:08:44
Wunsch soweit möglich rückwirkend erfüllt.

Nice.  :respekt:

Wie verfährst Du mit ausgelesenen Exemplaren? Verschenken, verkaufen oder verbrennen?  :icon_mrgreen: Die Frage stelle ich, weil Du bei den ersten Rezensionen ja die Seitenanzahl nicht mehr hinschreiben konntest. (?)


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Jerry Garcia

Also einige Sachen behalte ich, aber nicht viele.
Verkaufen ist mir einfach der Aufwand zu viel.
Also verschenken. Ein naher Kumpel nimmt jeden Laymon oder King und so was zwischendurch, Bekannte meiner Frau nehmen Thriller jeglicher Art und die meisten Horrorschinken wandern zu Shane.
Wenn dann noch was übrig ist, wird es im Nebengebäude gelagert.

Snake Plissken

Also, um mal ein bißchen Feedback zu geben: Ich habe deinen Rezensions-Thread überflogen, würde mir teilweise aber ausführlichere Inhaltsangaben wünschen und keine, die so klingen, als während sie aus einem Katalog übernommen.
Gekauft habe ich auf dein Anraten hin immerhin schonmal "Auferstehung" von Bryan Keene, war aber nicht ganz so begeistert davon.
"Amputiert" werde ich mir demnächst mal bestellen.

Snake

Jerry Garcia

10 September 2011, 21:13:41 #42 Letzte Bearbeitung: 10 September 2011, 21:32:41 von Jerry Garcia


Safe Haven, Wisconsin. Eine kleine friedliche Stadt, fernab von allen Übeln der Zivilisation. Bis jetzt!!! Denn in der Näher von Safe Haven ist ein Militärhubschrauber abgestürzt. An Bord waren fünf der furchtbarsten Verbrecher, die die Welt je gesehen hat. Sie haben den Absturz überlebt - und sind auf dem Weg nach Safe Haven, Wisconsin.

Vorbei ist es mit dem Frieden von Safe Haven, als die Verbrecher sich langsam dem Ort nähern. Erste Morde geschehen und der Feuerwehrmann Josh, der noch unter den Nachwirkungen des Todes seiner Feundin Annie leidet, wird, nachdem er an der Absturzstelle war, in den Sog des Grauens hineingezogen. Ebenso wie sein Begleiter Bernie, der Sheriff Streng, die Coffeshopbedienung Fran mit ihrem Sohn und dann die gesamte Bevölkerung der Stadt. Mit einem Trick werden die Bewohner alle an einem Ort versammelt, ohne zu wissen, was ihnen blüht. Nur wenige sind noch abseits der Versammlung, werden aber mit den Verbrechern, die sich gertrennt haben, konfrontiert. So tuen sich zwei Fronten auf. Jene in der Stadt und eine außerhalb in den dunklen Wäldern von Wisconsin. Ein weiterer Hubschrauber, der die Entflohenen wieder einsammeln soll und einen Dr. Stubin an Bord hat, wird ebenfalls zerstört und nur der Dr. überlebt. Beim Versuch die Stadt zu verlassen, stoßen Josh, Fran und deren Sohn Duncan auf Dr. Stubin und auch auf eine Straßensperre, welche die Armee errichtet hat. Keiner darf das Gebiet verlassen. Wer dagegen verstößt, wird erschossen. Also müssen sie wieder zurück und sich dem grausamen Kampf stellen. Und der wird blutig, birgt noch die eine oder andere - wenn auch nur kleine - Wendung und legt an Härte zu.


Wer eine schmusige, kleine Nachtmär erwartet, ist hier völlig falsch. Kilborn kills. Mal abgesehen von einigen kleinen Ungereimtheiten und Logiklöchern sowie Klischeebedienungen ist das Werk ein knochenhartes Brett. Nicht ganz so temporeich wie vermutet, aber das ist absolut kein Manko. Von Beginn an geht es richtig zur Sache. Da wird gemetzelt, was das Zeug hält. Köpfe abgedreht, Haut abgezogen, Leute vergast und ähnliche Abscheulichkeiten. Ein Beispiel ist die Szene, wo einer der Verbrecher einen Stadtbewohner eliminiert, ihm ein Auge entfernt, es auf seinen Kumpan schleudert und trocken meint "Ich hab ein Auge auf Dich geworfen". In der Qualität kommen einige Sprüche aus der Abteilung menschenverachtend. Der Leser bleibt atemberaubend bei den Protagonisten und ihrer Flucht hängen, wagt es nicht, die Lektüre zu unterbrechen und ist fasziniert von Gänsehautperspektive, in die ihn der Autor schickt. Wer blutigen Horror gepaart mit Action und etwas wissenschaftlichem Unsinn mag, der ist hier absolut richtig. Horrorfreunde bekommen hier ihre volle Dröhnung. Der Handlungsstrang um Love-Interest und ein bisserl Herzschmerz gehört halt dazu, wirkt aber nicht sonderlich störend. Der eingangs beschriebene Klappentext sagt nicht wirklich etwas über das Buch aus, er ist eher eine banale Vorbereitung auf das, was wirlich folgt. Die positive Überraschung folgt dann bei der Lektüre des Buches selbst. Mehr von Jack Kilborn kann kommen. Der Name ist übrigens nur ein weiteres Pseudonym des Autors J. A. Konrath, was bei den Danksagungen denn auch noch für einen kleinen Schmunzler sorgen wird. 400 Seiten.


Jerry Garcia

Zitat von: Snake Plissken am 10 September 2011, 21:08:01
Also, um mal ein bißchen Feedback zu geben: Ich habe deinen Rezensions-Thread überflogen, würde mir teilweise aber ausführlichere Inhaltsangaben wünschen und keine, die so klingen, als während sie aus einem Katalog übernommen.
Gekauft habe ich auf dein Anraten hin immerhin schonmal "Auferstehung" von Bryan Keene, war aber nicht ganz so begeistert davon.
"Amputiert" werde ich mir demnächst mal bestellen.

Snake



Hi,was die Inhaltsangaben angeht, sind sie im Prinzip "aus dem Katalog"! Der erste Abschnitt wird immer vom Klappentext entnommen. Absatz zwei enthält dann noch etwas mehr zum Buch und im dritten Teil äußere ich meine subjektive, unmaßgebliche und private Amateurmeinung. Bei Kurzkritiken lasse ich den Mittelabschnitt weg. Zudem versuche ich zu vermeiden, durch Spoiler zu vioel zu verraten. Sollte ich nach der Lektüre eines Werkes feststellen, dass der Klappentext fast schon alles verrät, ändere ich den Klappentext entsprechend ab, den ich poste. 

Was nun "Auferstehung" angeht, sind Geschmäcker ja verschieden und ich versuche auch niemandem meine Sichtweise aufzuzwingen. Das Buch wird übrigens mit "Stadt der Toten" bald in die zweite und endgültige Runde gehen.

Insgesamt sollte auch niemand von mir gehaltvolle und anspruchsvolle Lektüre (und schon gar keine Weltliteratur) erwarten. Wenn ich endlich mit meinem Tagwerk fertig bin, will ich wie bei Filmen auch nur reine Unterhaltung, die meinen Vorstellungen entspricht. Sollte sich da mal intelligenterer Lesestoff, der den Geist fordern will, einschleichen, war das unbeabsichtigt.

Was hat Dich an dem Keene denn gestört? Und wie sieht denn Dein Anspruch an ein Buch aus dem Horrorbereich aus? Oder gibt es bestimmte Autoren? Würdest Du auch Actionbücher lesen, die an einen B-Actioner aus der guten alten Cannon-Schmiede erinnern? Also temporeiches Dauergeballer mit minimalem Plot. Aus der Richtung kommt sicher auch noch was, besonders Matthew Reilly.

Jerry Garcia



Tony Monchinski. Ganz Nordamerika ist von Zombies besetzt. Die wenigen Überlebenden Menschen haben sich in die hermetisch abgeriegelte Enklave eden zurückgezogen und versuchen dort ein normales Leben zu führen. Doch dann wird Harris, einer der Bewohner Edens, im Schlaf von einem Zombie angegriffen und gebissen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich ebenfalls in einen Untoten verwandeln und die Bewohner ins Verderben reißen wird. Doch wie ist es dem Zombie gelungen in die Enklave einzudringen? Offenbar gibt es einen Verräter in den eigenen Reihen. Harris setzt alles daran, den Übeltäter zu finden, doch die Zeit arbeitet gegen ihn.

(Pseudoreales?) Vorwort. Einstieg. Brett!! Sofort geht es ans Eingemachte. Da werden Zombieschädel gespalten, in Fetzen geschossen, von den Körpern getrennt. Eingeweide fliegen durch die Gegend, Körperteile im Verwesungszustand bedecken den Boden, wobei Monchinski im Gegensatz zu den meisten anderen Autoren hier auch auf den Gestank der Viecher hinweist. Eden ist wie ein altes Western-Fort im Indianergebiet. Befestigt, von blutgierigen Feinden umzingelt. Und ein Seitentor stand offen, was den Angriff auf Harris erst möglich machte. Mit Flammenwerfern, Macheten, Motorsägen, Pistolen und Schnellfeuergewehren werden die lebenden Leichname, die eingedrungen sind, vernichtet und das Tor wieder geschlossen. In New York, der großspurig selbsternannten Hauptstadt der Welt, beginnt das grausame Dilemma wie mit den Russkies in "Die rote Flut", nur dass es hier eben die tote Flut ist und die Angreifer nicht mit Fallschirmen abgesprungen sind. Ohne Vorwarnung tauchen sie auf und verwüsten binnen kurzer Zeit die Innenstadt und breiten sich weiter aus. Selbst die Armee mit Panzern, Bombern und Giftgas kann sie nicht aufhalten, die einzigen Opfer bei den Abwehrmaßnahmen sind die noch nicht Infizierten. Danach bleiben nur noch einzelne, zu Befestigungsanlagen ausgebaute Widerstandnester der Menschen, in die sie sich zurückzogen, um zu überleben und den Ausgang oder das Ende der toten Invasion abzuwarten, einfach auszusitzen, in der Hoffnung, dass es bald ein Ende hat. Eden ist so eines und erinnert im Aufbau an die Enklave aus "The Ultimate Warrior" mit Yul Brynner. Und auch hier gibt es innerhalb der Festungsmauern Reibereien unter den Überlebenden, Despoten, die die Macht wollen und bedenkenlose Verräter, die um ihrer Rache willen, alle zu opfern bereit sind, was beinahe zur Katastrophe für die Bewohner von Eden führt, wie es schon bei der Nachbarenklave Jericho passiert ist. In einem steten Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit wird die Geschichte der Untoten und der Errichtung von Eden durch Monchinski geschildert. Wie ungläubig die Menschen den ersten Angriffen gegenüberstanden, die Regierung alles unter dem Tisch halten wollte und auf Zeit gespielt hat, ohne die wahre Bedrohung zu akzeptieren, wie in Pressekonferenzen standhaft eine ernste Gefahr mit Lügen heruntergespielt wurde. Ebenso wie sich die wenigen übrig gebliebenen Menschen mit ihrer Situation arrangiert und begriffen haben, dass sie eine der letzten Bastionen der Menschheit gegen die Untoten sind.

In Monchinskis "Eden" existieren die Fitness-Zombies (hier Sprinter genannt) aus dem "Dawn of the dead"-Remake in enger Gemeinschaft mit den Gehhilfen-Untoten (hier Schlurfer genannt) aus Romero-Zeiten, die sich nur langsam un unbeholfen vorwärts bewegen können, gemeinsam ist ihnen aber die Gier nach Menschenfleisch (im Gegensatz zu Brian Keene werden hier die Tiere nicht vom Virus befallen dienen aber als Ersatzhäppchen, wenn gerade keine Menschen fressbar in der Nähe sind). Der Autor liefert keine Erklärung für das Phänomen der lebenden Toten, TV-Diskussionen mit Spezialisten und sogenannten Experten (erinnernd an den Film "Zombie" - in Deutschland so betitlet - von George A. Romero) führen wie erwartet und auch im wahren Leben zu nichts (man denke nur an die ganzen Diskussionen nach einem vermeintlichen Amoklauf von Jugendlichen über das Thema gewaltverherrlichende Spiele und Filme, die im Endeffekt doch nur gehaltloses Gewäsch sind), er lässt die Schicksale einiger Charaktere (von denen aber auch viele aufgrund der Thematik ziemlich leblos wirken) offen und bietet zum Ende auch keine Lösung an. Er haut dem Leser "nur" einen echten Zombie-Splatter-Roman um die Ohren - auf die Augen -, wie es ihn lange nicht gab. Endzeit ist Essenszeit. Die ultimative Zombieapokalypse. Eine zerstörte Welt ohne Hoffnung. Sehr gefällig neben der ganzen Action, die sich aber auch von Beginn bis Ende durchzieht, ohne Atem zu holen, sind die vielen Filmzitate nicht nur aus dem Horrorbereich. Angenehmer, aber nicht allzu anspruchsvoller Schreibstil, Tempo, einige Spannung und etliche Härten machen das Buch zu einem Page-Turner, der selbstverständlich jeden sich ernst nehmenden Literaturkritiker auf die Palme bringen würde. Wundert mich eh, dass hier noch nicht nach Zensur oder neudeutsch Marktanpassung geplärrt wurde. Äußerst brutal und nicht wirklich höheren Weihen in Literatenkreisen genügend, aber für den geneigten Konsumenten wirklich packend und erfreulich, wird der Leser angesprochen, der sich aber durch die scheinbar willkürlichen Zeitsprünge durchaus konzentrieren muss, um nicht den Überblick über die Handlung zu verlieren. Obwohl also eine wirkliche chronologische Reihung fehlt, die sogenannte Zivilisation am Ende den Bach runtergeht, wurde die Geschichte um Eden eine äußerst unterhaltsame Lektüre für erwachsene Leser. Dass im Nachwort aus Tom Savini plötzlich im Druck Tom Savin wurde ist mal wieder ein Beweis, dass echte Wertarbeit für die Verlage nicht mehr aktuell ist. Wird schon keiner merken, dass wir nicht mehr auf Sprache achten. Korrekturlesen ist was Anderes. Lektor, was ist das? Hauptsache verkauft. Davon abgesehen ist das Buch für den Horror- und Zombiefan fast schon Pflichtlektüre. 480 Seiten.

Eine Fortsetzung ist übrigens in Arbeit.

Jerry Garcia



Jeff Somers. Avery Cates ist ein sehr schlechter Mensch. Manche würden ihn als Kriminellen bezeichnen. Er ist sogar bereit zu töten, solange die Bezahlung stimmt. Doch momentan hat Avery Cates Angst. Er muss den elkektronischen Mönchen entkommen: Cyborgs mit menschlichen Gehirnen, verbesserten Roboterkörpern und einem beachtlichen Waffenarsenal. Ihre Mission: alles und jeden zur Cyber-Kirche zu konvertieren. Die Sache hat nur einen Haken - Konvertierung bedeutet den sicheren Tod.

Die Welt hat sich verändert. Es gibt keine Nationalstaaten mehr sondern einen konföderierten Staatenbund unter Führung des Einheitsrates. Für die Sicherheit sorgt der System-Sicherheits-Dienst (SSD) - lässt man das "D" weg, kann man erahnen, wie er funktioniert - sowie eine untergeordnete, korrupte Polizeitruppe. Menschen können sich mit Genoperationen Muskeln usw. verpassen lassen, was aber nicht ohne Nebeneffekte bleibt und die Mönche der Kirche sind Cyborgs. Hier lebt in den zerstörten Teilen New Yorks der kriminelle, einem Drink nie abgeneigte Auftragsnehmer und Revolvermann Avery Cates, der sich auch für den einen oder anderen Mord nicht zu schade ist. Doch zum Leidwesen seiner Kundschaft entscheidet er selbst, wen er umzubringen gedenkt und wen nicht. Irgendein kruder Rest von Gewissen und Ehre schwirrt ihm im Geist herum und er kann davon nicht ab, selbst wenn es ihm Ärger einbringt. Klar, dass er damit in Schwierigkeiten gerät und schon bald von der Weltpolizei (ein Schelm, wer da an einen bestimmten Staat denkt, der sich zu solchen Aktionen berechtigt fühlt) des SSD gesucht wird. Doch damit nicht genug, er bekommt es auch noch mit den elektronischen Mönchen zu tun, die ihn zur Cyber-Kirche konvertieren wollen, wobei er auch noch das Pech hat, mitansehen zu müssen, wie einer dieser Mönche einen der eigentlich unantastbaren SSD-Bullen tötet. Natürlich wird ihm diese Aktion auch noch in die Schuhe geschoben und er wird von allen gejagt. Doch Überraschung: der Big Boss des SSD heuert ihn mit einem fantastischen finanziellen Angebot an, die Cyber-Kirche aufzuhalten, die korrupten SSD-Schergen zu eliminieren und so aus allem heraus zu kommen. Da nur der Boss und Cates informiert sind, bleibt es bei der Hetzjagd auf Avery, der zwischen allen Fronten steht.

Zur Abwechslung mal ein anderes Genre - SciFi. Auf Jeff Somers bin ich beim Stöbern in meinem Stammbuchladen gestoßen und habe beim Blättern in dessen Danksagungen angesichts seines Buches "Die digitale Seuche" aufgrund des Textes "Als mich die Regierung bat, dieses Buch zu schreiben........" und der weiteren Sätze mit einem debilen Grinsen (nein, das ist bei mir nicht Dauerzustand) im Laden gestanden und mich dann sofort zum Kauf entschieden. Zu Hause eingetroffen, musste ich feststellen, dass zuvor noch die Lektüre von "Der eletronische Mönch" angebracht wäre. Also geordert, erhalten und sofort in Arbeit genommen. Ergebnis: ganz, ganz klasse Unterhaltung. Trotz einer wirklich düsteren Zukunftsvision mit Noir-Elementen packt der Autor noch genügend Humor mit hinein, dass es den Leser stellenweise wirklich zum Schmunzeln animiert. Auch wenn er an einen Richard Morgan und dessen rhetorische Fähigkeiten noch nicht heranreicht, ist Jeff Somers immerhin recht vielversprechend gestartet. Mal sehen, was die Folgebücher "Die digitale Seuche" und "Das ewige Grab" zu bieten haben. Eines ist sicher. Die Lektüre des Buches macht Spaß, ist flüssig zu lesen und spannend mit der einen oder anderen Actionszene aufgewertet und sein selbsterzählender Protagonist lässt es an flapsigen Bemerkungen und Gedanken an die Welt an sich nicht mangeln, ohne daraus ein existenzielles Drama zu machen. Schlicht kurzweilig, temporeich, frisch und flott zulesendes Debüt von Jeff Somers, das wirklich Lust auf mehr macht. 464 Seiten.

Jerry Garcia



Richard Doetsch. Nicholas Quinn sitzt im Verhörraum der Polizei. Seine Frau wurde ermordet, und man hält ihn für den Täter. Doch er ist unschuldig. Ihr Tod ist mit dem Schicksal von 212 Menschen verbunden, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind, denn eigentlich sollte Nicholas' Frau an Bord der Maschine sein. Doch aus irgendeinem Grund hat sie das Flugzeug in letzter Minute verlassen. Dieser Grund ist für den Absturz verantwortlich. Und für ihren Tod. Ein Fremder betritt das Verhörzimmer. "Ihre Frau lebt noch", sagt er. "Sie können sie retten und die 212 Passagiere des Flugzeugs." Er überreicht Nicholas eine goldene Uhr, auf der die Zeit rückwärts zu laufen scheint. "Sie haben 13 Stunden."

Der Countdown läuft. Da wird Nick aus heiterem Himmel verhaftet, weil er seine Frau ermordet haben soll, als ihm beim Verhör, das extra wegen seines Besuchers unterbrochen wurde, ein Fremder - vermeintlich sein Anwalt - ein Schreiben und eine Uhr überreicht, deren Zeit rückwärts läuft. Als Erklärung bekommt er nur, dass er 13 Stunden Zeit habe, die Sache aufzuklären und seine Gattin zu retten. Ungläubig nimmt er die Gegenstände entgegen und zur vollen Stunde ist er schwuppdiwupp aus dem Verhörzimmer verschwunden und zwei Stunden in der Zeit zurückgereist. Und so soll es denn auch weitergehen - eine Stunde vor, dann wieder zwei zurück. Die Erkenntnisse, die er bei diesen Zeitsprüngen erhält, erschließen sich nur ihm und Gesprächspartner erinnern sich nicht mehr an die Geschehnisse, wenn er später (oder denn auch früher, aus ihrer Sicht) wieder bei ihnen auftaucht. Bleibt die große Frage: Wie kann er sich den Leuten denn erklären, glaubhaft seine Geschichte und Informationen darlegen? Kann er das Verhängnis aufhalten? Auf jeden Fall ist er auf sich allein gestellt, um die Puzzleteile zusammenzusetzen, die er bei seinen Rücksprüngen aufsammelt. Erschwert wird das Ganze natürlich durch die lange Zeit unbekannten Täter, die vor Gewaltanwendung und Schußwaffengebrauch nicht zurückschrecken, wie sie mit dem skrupellosen und kaltblütigen Mord an seiner Frau ja schon hinlänglich bewiesen haben. Der Gefahr trotzend und ohne Rücksicht auf die eigene Unversehrtheit versucht er unbeirrbar, das anscheinend Unvermeidliche doch noch zu verhindern.

Zur Abwechslung mal eine Geschichte, die rückwärts erzählt wird. Filmfreunde werden sich dabei sicher an den glänzenden "Memento" erinnern. Die Erzählweise ist eine erfrischende Neuerung in dem Einheitsbrei (der durchaus auch seine Highlights hat), den man von den Verlagen im Thrillerbereich sonst meist vorgesetzt bekommt und macht einiges an Reiz bei dem Buch aus. Von Beginn an ist man gespannt, wie sich der Protagonist mit der Situation, die ja nun wirklich recht ungewöhnlich ist, zurecht findet und den Tod seiner geliebten Gattin nun aufzuklären gedenkt bzw. sie vor ihrem Schicksal bewahren will. Der einzige Nachteil ist hier auch die Charakterzeichnung der Hauptfigur. Alles ein bisserl zu gut, ein solcher Engel und Gutmensch ist leicht unglaubwürdig, doch das macht dem Gesamtwerk wenig aus. Man kann sich nicht so schnell von der Lektüre lösen, will unbedingt an den nächsten Schritten teilhaben, wissen, wie er die nächste Stunde angeht, Hinweise und Erklärungen erhalten. Diese Ungewissheit ist ein großer Teil des Spannungsbogens, den der Autor hier gezogen hat. Er setzt zwar nicht auf vordergründige Action, aber er lässt sie auch nicht außen vor. Da geht es schon zur Sache, nur halt nicht so fetzig wie bei einem Reilly oder Rollins. Ein paar Logiklöcher sind wohl vorhanden, aber bei Zeitreisegeschichten wohl unvermeidlich und damit kann man sich getrost abfinden. Ansonsten ist das Ding wirklich schnörkellos und spannend, in einem leicht und locker lesbaren Stil, der nicht lesehemmend wirkt. Hat mir wirklich gefallen. 416 Seiten.

Jerry Garcia



Jeff Strand. Andrew Mayhem ist ständig knapp bei Kasse. Da erscheinen 20.000 Dollar für ein paar Stunden Arbeit wie ein Geschenk des Himmels - auch wenn er dafür einen Sarg ausgraben muss! Statt abzukassieren gerät Andrew jedoch ins Fadenkreuz eines wahnsinnigen Killers. Um sich und andere zu retten, muss er auf eigene Faust ermitteln.

Nun haben wir als Leser die Ehre, Andrew Mayhem, einen Lebenskünstler, kennen zu lernen, der sich durch diverse Jobs hangelt, um endlich einen zu finden, der ihn auch wirklich interessiert und mit dem er genug Geld machen kann, um seine Frau und die beiden Kinder ohne größeren Aufwand zu ernähren. Da meint er schon mal ohne Lizenz als Privatdetektiv ermitteln zu können und nimmt auch ungewöhnlichere Aufträge an. Den Sarg ausbuddeln ist einfach, den Eingesargten noch lebend vorzufinden, ist überraschend, dass der dann an einer Herzattacke stirbt, schlichtweg miserabel. Und damit nimmt das Unheil erst seinen Anfang. Da wird schon mal mit Pfeilen aus dem Hinterhalt auf ihn geschossen und er und sein Kumpel Roger werden niedergeschlagen, betäubt, gefangen genommen und wieder frei gelassen, um eine Aufgabe zu erfüllen. So langsam wird die Sache wirklich ernst und er kommt in ein Milieu, das an "8mm" mit Nicolas Cage erinnert. Ab da wird denn auch schon etwas deftigere Kost geboten, aber nichts für Freunde des blutigen Horrors. Die Aufgaben sind durchaus makaber und gehen nicht ohne Verluste an Menschenleben ab. Der Einstieg in die Geschichte ist wirklich humorvoll und hat mich - selten bei einem Buch - oftmals zum Lachen animiert ("Wie wär's, wenn wir uns um 6 Uhr früh treffen?" "Äh, ich hab schon Gerüchte gehört, dass es morgens eine solche Uhrzeit gibt, aber bislang sind sie unbestätigt, soweit es mich betrifft."). Das Ganze wird recht schnodderig formuliert, ist wirklich in einem gut lesbaren Stil verfasst und lässt den anscheinend absolut schusseligen Helden von einem Fettnäpfchen ins nächste treten. Mit der armen Sau kann man schon Mitleid haben, zumal er zu Hause wohl auch eher unter dem Scheffel von Frau und Kindern steht, wobei die Frau die Familie mit ihrem regelmäßigen Gehalt als Krankenschwester am Leben erhält, während Andrew ("Nenn mich nicht Andy") weiterhin mehrere Berufsmöglichkeiten ausprobiert oder von der Tante der Kiddies als Schmarotzer bezeichnet wird. Im Laufe der Geschichte tritt der feine Humor in den Hintergrund und die Spannung nimmt ordentlich zu. Trotz aller detektivischer Mängel macht er sich unverzagt und mit unerwartetem Geschick an die Lösung des Falles und gerät in einen Strudel aus Gewalt, wie er ihn sich niemals im Leben vorgestellt hat.

Sehr kurzweilige, gelungene Lektüre. Nach einigen Flops bekannter Autoren, die ich in letzter Zeit so in Angriff genommen habe, ein echter Lichtblick. Fun und Thrill. Bei lediglich 250 Seiten Umfang mit etwa 18 Euro (gebundene Fassung) etwas teuer, aber das war es durchaus wert. Ein weiteres Abenteuer des gebeutelten Andrew folgt demnächst hier mit "Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte". Aus steht noch ein dritter Teil, der wohl erst 2011 erscheinen wird - "Sarg zu verkaufen (nur einmal benutzt)". 254 Seiten.

Jerry Garcia



Jeff Strand. Andrew Mayhem ist zurück - pleite, planlos und mit dem Hang, in skurril-makabre Abenteuer zu geraten. Diesmal muss er sich als Serienmörder ausgeben, um eine Gruppe von Psychopathen zu infiltrieren, die sich in einem Landhaus in Alaska zu blutigen Spielen versammeln. Kann er die Opfer rechtzeitig befreien oder muss er an ihrem Tod mitwirken, um sein eigenes Leben zu retten?

Da ist er wieder, der liebenswerte Schusselkopp Andrew (nicht Andy) Mayhem. Das Graberlebnis ist mittlerweile anderthalb Jahre her und einigermaßen verdaut, während Andrew in der Zwischenzeit versucht hat, sich mal wieder an ehrenwerten Jobs auszuprobieren. Doch seine Ausflüge in die Bereiche des Salonsängers und in die Zeitarbeit endeten jeweils mit einem Fiasko, sodass ihn der für ihn normale Alltag wieder eingeholt hat und er sich von den Attacken seiner Frau, doch mal wieder am Erwerbsleben zum Unterhalt der Familie teilzuhaben, vor dem Fernseher erholt. Obwohl er schon zu Beginn nur knapp zwei Typen entkommt, die ihn zu Hackfleisch verarbeiten wollten, lässt er sich auf einen vermeintlich einfachen Leibwächterjob ein, der damit endet, dass fünf Menschen am Ende doch recht kopflos agieren. Nix gelernt, lässt er sich vom Parkplatzautovögeln weg zu einem Lockvogel für kriminelle Entführer engagieren. Und da geht es denn durchaus hart und rau zur Sache. Tief im fernen Alaska haben die Typen ein feudales Hüttchen, in dem sie entführte Zeitgenossen möglichst kreativ um die Ecke bringen. Nur so zum Zeitvertreib. Und Andrew halten sie für einen aus ihrem Stall. Hält natürlich nicht lange, die Deckung. Doch bei Andrew hat das auch niemand wirklich erwartet. Und schon muss er sich in einer wahren und gewalttätigen Hatz nicht nur der aufgestellten Fallen erwehren, sondern auch den blutrünstigen Psychopathen.

Zu Beginn ist der durch Band 1 bekannte flapsige und schnoddrige Grundton wieder ein Grund, den Leser zum Schmunzeln zu bringen, doch diesmal ist es damit schnell vorbei. Das Buch erhält eine Wendung, die ruckzuck in die härteren Gefilde eines Actionthrillers mündet. Da wird gefightet, gelitten, gestorben. Massenweise Blut. Kreative Kills, abartige Typen, perverse Foltermethoden - alles drin. Trotz so mancher Übertreibung ist jetzt Schluss mit lustig. Nun heißt es alle gegen einen. Die Romane von Jeff Strand sind anders als die seiner Autorenkollegen. Locker, witzig, abstrus, kurzweilig, spannend, blutig. Wieder eine feine Sache. Warte nun gespannt auf Band 3, bei dem es wohl aber trotz Ankündigung noch einige Zeit dauern wird, bis er zu erhalten ist. Leider. 272 Seiten.

Snake Plissken

Zitat von: Jerry Garcia am 10 September 2011, 21:28:03
Zitat von: Snake Plissken am 10 September 2011, 21:08:01
Also, um mal ein bißchen Feedback zu geben: Ich habe deinen Rezensions-Thread überflogen, würde mir teilweise aber ausführlichere Inhaltsangaben wünschen und keine, die so klingen, als während sie aus einem Katalog übernommen.
Gekauft habe ich auf dein Anraten hin immerhin schonmal "Auferstehung" von Bryan Keene, war aber nicht ganz so begeistert davon.
"Amputiert" werde ich mir demnächst mal bestellen.

Snake



Hi,was die Inhaltsangaben angeht, sind sie im Prinzip "aus dem Katalog"! Der erste Abschnitt wird immer vom Klappentext entnommen. Absatz zwei enthält dann noch etwas mehr zum Buch und im dritten Teil äußere ich meine subjektive, unmaßgebliche und private Amateurmeinung. Bei Kurzkritiken lasse ich den Mittelabschnitt weg. Zudem versuche ich zu vermeiden, durch Spoiler zu vioel zu verraten. Sollte ich nach der Lektüre eines Werkes feststellen, dass der Klappentext fast schon alles verrät, ändere ich den Klappentext entsprechend ab, den ich poste.  

Was nun "Auferstehung" angeht, sind Geschmäcker ja verschieden und ich versuche auch niemandem meine Sichtweise aufzuzwingen. Das Buch wird übrigens mit "Stadt der Toten" bald in die zweite und endgültige Runde gehen.

Insgesamt sollte auch niemand von mir gehaltvolle und anspruchsvolle Lektüre (und schon gar keine Weltliteratur) erwarten. Wenn ich endlich mit meinem Tagwerk fertig bin, will ich wie bei Filmen auch nur reine Unterhaltung, die meinen Vorstellungen entspricht. Sollte sich da mal intelligenterer Lesestoff, der den Geist fordern will, einschleichen, war das unbeabsichtigt.

Was hat Dich an dem Keene denn gestört? Und wie sieht denn Dein Anspruch an ein Buch aus dem Horrorbereich aus? Oder gibt es bestimmte Autoren? Würdest Du auch Actionbücher lesen, die an einen B-Actioner aus der guten alten Cannon-Schmiede erinnern? Also temporeiches Dauergeballer mit minimalem Plot. Aus der Richtung kommt sicher auch noch was, besonders Matthew Reilly.

Okay, inhaltsmäßig hoffe ich wohl meistens auf mehr Spoiler, aber das würde auch wiederum die Spannung nehmen.
Gehaltvolle Lektüre erwarte ich gar nicht, keine Sorg. Gutgeschriebene Unterhaltung reicht mir völlig aus.

ActionBÜCHER... hmm, ich weiß nicht recht. Sowas kommt auf dem Bildschirm meist besser rüber. Eindimensionale Charaktere mit dünner Story verkrafte ich visuell besser, als das ich darüber lesen will.

Was mich an Keene gestört hat, ist ein Kapitel für sich, aber für einen zweiten Teil wäre ich trotzdem zu haben.

Snake

Jerry Garcia

Bei Actionbüchern würde ich dir, falls Du die Kohle opfern willst, da 7 Euronen für einen Quick-Reader von 100 Seiten recht viel sind, den auf Seite 1 schon erwähnten "Hell Island" von Matthew Reilly empfehlen. Vielleicht kommt dir dann ja Action in Büchern nicht mehr fad vor, aber da wären wir wieder bei der Geschmackssache. Ich lass mir kleinen Reilly entgehen und nehme auch Autoren wie Andy McDermott oder Jeremy Robinson mit, die in die gleiche Kerbe hauen. Ein Jack DuBrul, der eigentlich nur als Co-Autor des Herren Cussler bekannt ist, hat auch mehrere Soloromane veröffentlicht, von denen bisher nur  einer den Weg zu uns gefunden hat, der mich aber anhand der Action begeistern konnte. Oder Jonathan Maberry, der Action und Horror verquickt hat. Zombieleichen pflastern seinen Weg. Die Rezi folgt als nächste.

Jerry Garcia



Jonathan Maberry. Als Detective Joe Ledger bei einer Großrazzia den Terroristen Javad Mustafa erschießt, scheint der Auftrag erledigt: Die Terrorzelle ist ausgehoben und der Anführer tot. Vier Tage später erhält Ledger jedoch unangekündigten Besuch. Drei Spezialagenten bringen ihn in einen geheimen Kommandobunker, wo ihm ein Verdächtiger vorgeführt wird, den Ledger unschädlich machen soll - Javad Mustafa. Die Terroristen haben in einem Geheimlabor offenbar ein Virus entwickelt, mit dem sie Menschen in Zombies, hirnlose, fleischfressende Killermaschinen, verwandeln können. Die Einzigen, die diese unheimliche Armee des Grauens noch aufhalten können, sind die Geheimagenten vom Department of Military Sciences - und sie wollen Joe Ledger als neuen Leiter für ihr Einsatzteam. Als er zusagt, weiß er noch nicht, was auf ihn zukommt.

Nach einem erfolgreichen Antiterroreinsatz, bei dem sämtliche Gegner getötet werden, nimmt sich Joe Ledger eine Auszeit zwecks Entspannung am Strand, da die bei tödlichen Schüssen obligatorische Anhörung ansteht und er dementsprechend vom Dienst befreit ist, bis sie vorüber ist. Nicht wenig überrascht ist er, als ihn drei Anzugtypen abholen und zu einer völlig unbekannten Institution bringen, die ihn mit einem von ihm erschossenen Terroristen konfrontiert. Problem: der Typ sieht zwar scheiße aus, lebt aber noch. Der Test: die unansehnliche Figur mit Handschellen fixieren. Als der dann versucht, ihn zu beißen, erledigt Ledger ihn mit Genickbruch. Diesmal endgültig. Der Leiter der Behörde - DMS genannt - versucht, ihn zur Mitarbeit bei einer neuen Einheit zu überzeugen. Nach seiner Weigerung wird ihm das amerikansiche Demokratie- und Rechtsverständnis deutlich nahe gebracht. Überwachung und Nötigung bringen ihn dann dazu, der Truppe beizutreten. Dazu erhält er die schockierenden Informationen über den Einsatz einer neuen Seuche, die vermeintliche Terroristen entwickelt haben und auch skrupellos testen und einsetzen. Seinen Test zur Eignung als neuer Teamführer besteht er mit Bravour und auf geht es zur Jagd auf die Feinde Amerikas. Ganz schlimm wird es, als auch Kinder in die Vorgänge der Wiedegänger (die Bezeichnung für die Zombies) mit einbezogen werden. Doch aufhalten darf das die Krieger nicht, wenn sie die Hintermänner entlarven und deren Beweggründe aufdecken wollen.

Brutale Shoot-outs in dunklen Lagerhäusergängen sind die Folge der Ermittlungen und erinnern doch stark an Filme wie 28 Days later, Dawn of the dead oder einfach an Videospielabläufe. Je weiter die Kämpfe fortschreiten und je näher man seinem vermeintlichen Zeil kommt, desto rasanter und härter werden die Einsätze, sodass die Teams bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit gehen müssen. Den Buchverweigerern oder Gelegenheitslesern sei es gesagt - manchmal findet man doch eine Perle in der Masse der Veröffentlichungen. Nicht unbedingt im literarisch wertvollen Bereich, dafür aber unterhaltend besonders wertvoll. Dies ist so ein Werk. Abgesehen von dem leider mittlerweile üblichen Trauma, mit dem der Held ausgestattet wird und dem Umstand, dass die ihn überprüfende Tussi schon bei Ansicht der Überwachungsbilder einen feuchten Schritt bekommt (da war Andrew Mayhem doch eine klischeefreie Wohltat, die Jeff Strand da kreiiert hat), werden die Protagonisten sowie die Antagonisten ausführlich skizziert und vorgestellt. Maberry schreibt in einem gut lesbaren und flüssigen Stil, enthält sich aber jedem Anflug von Humor. Dafür steigert sich der Actionanteil von Seite zu Seite. Und es geht echt rigoros zur Sache. Da wird nicht taktiert oder auf Gefangene zwecks intensiver Befragung geschielt. Wer infiziert ist, muss weg. Da heißt es nur: Killt die toten Schweine. Voll mit packenden Kampfszenen ist das Buch also. Es bietet perfekt choreographierte Actionunterhaltung. Die Horror- und Actionfraktion sollte Jonathan Maberry unbedingt im Auge behalten. Sollte eigentlich schon im letzten September mit einem zweiten Teil fortgesetzt werden und auch Titel und Cover waren schon publiziert, bis sich der Verlag (zu meiner und einiger anderer großer Enttäuschung entschloss, ärgerlicher Weise aufgrund geringer Umsatzzahlen auf weitere Veröffentlichungen des Herrn Maberry zu verzichten.

Jerry Garcia



Guillermo del Toro / Chuck Hogan. Für Ephraim Goodweather, den Chef der New yoker Seuchenschutzbehörde, ist es keine Nacht wie jede andere. In dieser Nacht kommt auf dem John-F.-Kenndey-Flughafen eine gerade gelandete Maschine abrupt zum Stehen, der Funkverkehr bricht ab, alle Lichter erlöschen. Goodweather trommelt sein Team zusammen, und gemeinsam betreten sie das Flugzeug. Ihnen bietet sich ein gespenstisches Bild. Die Passagiere sitzen aufrecht in ihren Sesseln und bewegen sich nicht: Als hätte sie eine gewaltige Kraft in Sekundenschnelle getötet. Nur: Wie ist so etwas möglich? Sind die Passagiere wirklich tot? Nein, es ist keine Nacht wie jede andere. In dieser Nacht beginnt der Kampf gegen das Böse, das gekommen ist, um New York zu erobern. Und nicht nur New York, sondern die ganze Welt.

Es beginnt mit einer gruseligen Gute-Nacht-Geschichte, die Oma ihrem Enkel während des WKII in Polen erzählt und dem geneigten Leser schon die ersten Anzeichen bietet, was da nun auf ihn zukommen wird und welche Monster demnächst aus dem Flugzeug entfleuchen werden. Zeitsprung. Neuer Abschnitt - Gegenwart. Die Maschine aus Europa landet pünktlich und problemlos auf JFK, doch dann gehen sämtliche Lichter aus und nichts regt sich mehr. Die Tower-Besatzung gerät langsam in Aufregung. Fragen über Fragen. Was ist passiert und was ist zu tun? Man holt den Experten Ephraim Goodweather von einem Papa-Sohn-Wochenende weg, das er sich im Scheidungskrieg mit seiner Gattin erkämpft hat, während Feuerwehr und SWAT-Teams das Flugzeug einkreisen und erste Annäherungsversuche wagen. Was werden sie vorfinden, wenn sie sich endlich Zutritt verschaffen können? Nachdem die Katze aus dem Sack, die Bedrohung identifiziert ist, wird versucht das Phänomen wissenschaftlich zu erklären, statt es direkt zu bekämpfen (frag nach bei Romero), während die Gegner das Flugzeug zügig hinter sich lassen, um die Stadt zu überfluten, wobei sie sich auf alles stürzen, das sich bewegt, aber nicht schnell genug ist, ihnen zu entkommen. Zwischen den blutigen Attacken und der Jagd auf die Veranstalter des Gemetzels werden die Hauptcharaktere vorgestellt, die künftig im Lauf der Story (auf zwei weitere Teile ausgelegt) tragende Rollen spielen werden, um zu verhindern, dass nicht nur New York ein Hort der Bösen wird, sondern die gesamte Zivilisation (letzteres hieße, dass mein Heimatort eh verschont bleibt).

Guillermo del Toro ist nicht nur ein bekannter Regisseur (Blade 2, Hellboy), sondern auch Drehbuchautor, was man diesem Roman deutlich anmerkt. Kein Wort zu viel, sehr schlicht und keineswegs Anforderungen an den Leser stellend. Um seine Ideen wenigstens in eine halbwegs verlegbare Form zu bringen, hat er sich mit dem Autor Chuck Hogan (Dashiell Hammett Award für "Endspiel") adäquate unterstützung an Bord geholt, um seine Geschichte zu verkaufen. So ist es gelungen, dem Werk wenigstens einen gewissen Stil zu verpassen, der aber klar an Hollywood erinnert (eine Verfilmung dürfte im Rahmen der Planungen liegen). Davon abgesehen schafft es das Duo aber direkt von Beginn an die Spannung auf hohem Niveau zu halten. Der weitere - und sehr große - Vorteil ist es, dass sie es auch geschafft haben, den unsäglichen Teenie-Vampir-Quark "Twilight" von Stephanie Meyer wieder in die Eselsecke des Vergessens zu stellen, wo er meines Erachtens auch hingehört. Endlich wieder härtere Kost aus dem Vampirlager. Ein absolut gnadenloser Page-Turner auf den ersten 200 Seiten, die dann auf eine blutig inszenierte, aber nicht sonderlich innovative und hin und wieder leicht zähe Vampirhatz durch New York reduziert wird, was dem Ganzen doch den Spaß etwas nimmt. Finster, rau und actiongeladen kommt es schon daher, das Buch, aber auch sehr schlicht verfasst. Nicht der Überhammer, hatte irgendiwe mehr erwartet, also nicht völlig überzeugend, aber insgesamt recht akzeptabler Stoff, der im Oktober 2010 in den USA mit Teil 2 fortgesetzt wird und im März 2011 - wieder US-Termin - dann sein Ende findet.

Jerry Garcia



Daniel I. Russell. Samhane, ein nettes verschlafenes Örtchen im Norden Englands. Nur wenige Leute kennen die Wahrheit. Donald Patterson muss bis um Mitternacht in Samhane das dort angesiedelte Orchard House erreichen, da sonst seine Verlobte der Star einer perversen, sadistischen Online-Show wird.

Brian Rathbone und sein Sohn sind Jäger der besonderen Art. Sie nehmen sich jene kleinen Probleme vor, die unter den Einwohnern der Stadt ein Blutbad angerichtet haben. Bis die Ereignisse eine noch unheimlichere Wende nehmen und Brian den wahren Grund ihres Aufenthaltes infrage stellt.

Donald erwirbt einen gebrauchten Laptop, auf dem er einen schrecklichen Videoclip entdeckt und will das Gerät schnellstens dem ursprünglichen Besitzer zurückgeben. Doch statt sich von den schrecklichen Bildern zu befreien, wird in seiner Abwesenheit seine Verlobte entführt. Eine Nachricht zwingt ihn Richtung Samhane. Zur selben Zeit ist Brian mit seinem zehnjährigen Sohn Sam in Samhane, um dort auf Geheiß des Bürgermeisters als Geisterjäger aktiv zu werden. Die ersten Erfolge bringen weitere Aufträge mit sich. Doch unheimliche Ereignisse und mysteriöse Vorgänge lassen Brian bald vermuten, dass mehr hinter der ganzen Sache steckt als anfangs vermutet und es mehr ist als nur ein schlichter Job, der sich um Ghoule oder Vampire dreht. Prompt stellt man ihm eine Falle, der er nur mit Mühe entrinnen kann. Was ist falsch in dem Ort Samhane? Sein Jagdinstinkt ist jetzt erst recht geweckt und mit seinem Sohn im Schlepptau dringt er in die düstere Villa Orchard House ein. Hier kreuzen sich die Wege der beiden Monsterjäger und von Donald, während sie sich durch die labyrinthartigen Gänge und Kellergewölbe des Gemäuers kämpfen und sich diverser grausamer Gegner menschlichen und nichtmenschlichen Ursprungs erwehren müssen. Eine alte Macht greift nach der Weltherrschaft, um sie dem Chaos zu unterjochen. Sie verstricken sich in Kämpfe, an deren Ende die Welt, wie wir sie kennen, vernichtet werden könnte.

Grausam und grässlich (in zweifacher Hinsicht), brutal und blutig. Das ist Samhane von Daniel I. Russell. Fängt es noch relativ harmlos mit dem Laptop an, entwickelt sich die Geschichte schnell zu einer Mixtur aus dem Bereich der Snuff-Filme und Supernatural für Erwachsene sowie einer Prise Hostel. Ein bisserl Erotik a la Laymon verirrt sich auch noch in die Story, aber die mögliche pornographische Komponente eines solchen Szenarios wird nicht übermäßig ausgewalzt. Das Tempo des Geschehens steigert sich von Seite zu Seite und ab der Mitte der knapp 360 Seiten geht die Post ordentlich ab. Samhane erfährt ein echtes Monsterwunder. Der Leser bekommt für sein Geld die Vollbedienung an Folter, Amputationen, Blut und Schleim. Da wird geköpft, gemetzelt und gematscht, was das Zeug hält und man hat es nicht nur mit den menschlichen Bestien zu tun, sondern auch mit Wassernixen oder Zandathru zu tun, der sich schon lange in Samhane eingenistet hat, die Menschen zu Üblem verführt, Chaos verbreiten will, um irgendwann die Macht zu übernehmen und die Welt zu beherrschen. Das Finale wird zu einer knüppelharten Splatterorgie mit einem durchaus spannenden Handlungsstrang, der aber ohne tiefergehende Charakterzeichnung auskommt und literarisch sicher nicht preisverdächtig ist. Flottes Gemetzel für erwachsene Leser, garantiert nichts für schwache Nerven und sicher kein Mainstream sondern eher für eine kleinere Klientel der Extremhorrorfans. Abnorm, gewalttätig, exzessiv. Freunde harter Horrorkost werden gut bedient. Insofern also mehr als nur zufriedenstellend.

Ein wirklich nerviges Manko bietet aber die Übersetzung - grausam und grässlich Teil Zwei. Mag man manche Schwäche noch dem Original unterstellen können, sind Wortschöpfungen übelster Art leider auch dem Übersetzer geschuldet und die ständigen Grammatikfehler sind leider ebenfalls unerträglich. Zusätzlich geht das ständige Vertauschen der Namen der handelnden Figuren auf keine Kuhhaut mehr. Selbst Kleinverlage sollten sich einen Lektor leisten, um derartige Schlampigkeiten zu unterbinden. Selbst ein Amateur könnte dies mit etwas mehr Sorgfalt erledigen. Für gutes Geld sollte man auch gute Arbeit abliefern.

Jerry Garcia



Richard Morgan. Für die Meisten ist Ringil ein gefeierter Held und der beste Schwertkämpfer der Tieflande. Für alle, die ihn etwas näher kennen, ist Ringil lediglich ein heruntergekommener Haudegen, der in einem Provinznest seine Zeit mit Schaukämpfen und halbherzigen Affären totschlägt. Als eines Tages seine Mutter, die Herrin des Klans, in der Tür steht, wird Ringil jäh aus seiner Tristesse gerissen: Er soll eine entfernte Kusine wiederfinden, die in die Sklaverei verkauft wurde. Doch Ringil muss schon bald erkennen, dass seine Kusine nicht nur in einer größeren Gefahr schwebt, als alle bisher glaubten - sondern dass diese Gefahr die gesamte Menschheit bedroht. Im Verborgenen sind die Dwenda, uralte, gottgleiche Wesen, wieder erwacht, und sie wollen die Herrschaft über die Menschen erneut an sich reißen. Ringils einzige Verbündete im Kampf gegen die Dwenda sind seine ehemaligen Kampfgefährten: Archeth, Tochter eines längst verschollenen Volkes, und Egar, Barbarenhäuptling und Drachentöter. Denn so viel steht für Ringil fest - die Rettung der Menschheit wird eine blutige Angelegenheit.

Nun bin ich Richard Morgan in das Genre der Fantasy gefolgt, der ich bis auf einige Exemplare von Conan in früheren Jahren bis dato nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt habe und demzufolge wirklich als Laie dastehe. In seinem Roman geht es in der Hauptsache um Ringil, einen Kämpfer aus gutem Hause mit schlechten Angewohnheiten. Seine Hobbys bestehen aus kiffen, saufen, killen und Schwänzen hinterherjagen, einfach ein schwuler Tunichtgut, der zum Widerwillen seiner Herkunft zu seinen Lastern steht. Eingeführt werden die Protagonisten mit kleinen Scharmützeln gegen Grabfresser oder Guhls, die sie unabhängig voneinander auszufechten haben. Während Egar, der Drachentöter als alternder Barbar mit Sinn für Gerechtigkeit geschildert wird, ist Archeth doch eher eine streitlustige Xanthippe. Drei Personen, drei Schicksale, die im Laufe der Geschichte zusammengeführt werden. Während Ringil sich auf die Suche nach seiner Kusine begibt, wird dem Leser die Welt, in der die Helden leben, vorgestellt und man kann sich nicht davor schützen, dass Erinnerungen an Intrigen im alten Rom oder am französischen Hof wach werden, wenn seine Eltern oder Lordobere zu verhindern versuchen, dass er die Aufgabe übernimmt. Nach und nach bewegen sich die Hauptfiguren auf ihrem jeweiligen Weg immer näher aufeinander zu und man stellt fest, dass es bis dahin eigentlich keine großen Schlachtengetümmel gibt. Kleinere Kämpfe gegen vereinzelte Gegner ja, mehr aber auch nicht. So mündet das Ganze denn in einer endgültigen Metzelei zur Entscheidung über die Herrschaft der Welt zum Ende des Romans hin.

Langweilig wird es trotz des geschilderten Ablaufes und 560 Seiten nie, da hier eine völlig andere Geschichte erzählt wird, als man sie (zumindest für mich aus Filmen) bisher kennt. Kein strahlender Held ohne Makel, sondern Typen mit Fehlern und Vorliebe für's Zudröhnen. Querköpfe, deren Lebensryhthmus man verfolgen kann, bis sie in die Schlacht ziehen. Eine unkonventionelle Lektüre fern aller Fantasy- und Barbarenklischees, keine Typen mit der Schablone skizziert, dafür einige drastische Sprachgebilde, in denen das F... Wort Hochkonjunktur hat und Morgan scheint Gefallen daran zu finden, in seinem neuesten Buch die Grenzen des guten Geschmacks des öfteren zu überschreiten (wobei dies jeder für sich selbst beurteilen muss) und zu provozieren. Sexuelle Ausschweifungen, Spaß am Töten, Rauschzustände, abgetrennte Körperteile, reichlich Blutvergießen gegen Ende und zerschmetterte Knochen wechseln sich mit einer bedrückenden Fantasywelt ab, die durchaus Parallelen zu moderneren Welten erkennen lässt. Korruption und Günstlingswirtschaft durchziehen auch diese Zivilisation. Ein überzeugender Roman - wobei sich hier aber die Meinungen voneinander entfernen werden. Was für mich eine wohltuende Abwechslung im allgemeinen Heldeneinerlei ist, könnte für andere Leser eher abstoßend wirken. Insgesamt ist er jedenfalls gut geschrieben, hält den Leser bei Laune und langweilen tut er eigentlich nie. Eine Fortsetzung ist wohl in Arbeit.

Jerry Garcia



Adrian McKinty. Die Bronx. Harlem. 2000 Morde pro Jahr. Und nicht gerade das, was der Ire Michael Forsythe sich von New York erhofft hat. Aber als Neuling in Darkey Whites Street Gang macht Michael sich gut. Bis er sich mit dessen Freundin einlässt - eigentlich sein Todesurteil. Doch Darkey hat Michael unterschätzt.

Da als Erzählform die Ich-Version gewählt wurde, lassen wir uns vom Protagonisten zum Einstieg gleich mal berichten, warum er als Sozialschmarotzer (Nein, er ist weder Banker noch Politiker) enttarnt wurde und daher wegen besserer Verdienstmöglichkeiten illegal (ja, in den Anfängen der Nineties ging das noch) von Irland in die USA einreist. Da ist er nun als Weißbrot in Harlem gestrandet und soll für Darkey White (Iren-Mafia) die Drecksarbeit erledigen. Mit Coolness und Effizienz sowie etwas mehr Verstand als seine Compadres schafft es Michael, die Aufmerksamkeit seines irischen Gangbosses Darkey auf sich zu lenken, der ihm während einer längeren Zechtour ob einer gelungenen Aktion gegen die Konkurrenz den Aufstieg in der Hierarchie in Aussicht stellt. Klingt nach rosigen Zeiten? Eigentlich ja, wenn dann aber nicht der Schwanz über den Verstand gehen und er mit der Tusse vom Boss anbändeln würde. Mag der ja nun gar nicht. Und ist auf Rache aus. Irische Hitzköpfe im Vendettamodus. Das kann ja was werden - und wird es auch. Umwerfend verfasst, sodass man ständig an der Story dranbleiben will und das Buch nicht aus der Hand legen kann. Dabei kommen einem irgendwie auch Charlie Huston und sein Verlierer Hank Thompson in den Sinn. Währenddessen gibt der Erzähler einen Einblick in das New York zu Beginn der Neunziger. Verkommen und versifft. Mord, Totschlag, Drogen. Ein Schmelztiegel der Kulturen. Weiß, schwarz, braun, gelb. Aus aller Herren Länder legal und illegal eingereist, versuchen sie sich mehr oder weniger legal oder illegal durch's Leben zu schlagen. Eine kaputte Stadt, nahe daran, von den Kriminellen und Gangs übernommen zu werden. Und in diesem "freundlichen" Ambiente mittendrin Michael mit seinem Problem Darkey White, das er bis jetzt mehr erahnt, denn sicher weiß. Hat Darkey nun Kenntnis von seiner verhängnisvollen Liaison oder nicht? Szenenwechsel: Neuer Auftrag in Mexiko. Sonne, Strand, Suff und Mädels plus ein Drogengeschäft. Und wie nicht anders erwartet - eine Falle. Geschnappt. Eingekerkert. In einem versifften Mexenknast. Und vor allem - allein. Jo, Darkey hat wohl doch was mitbekommen und Michael schön auflaufen lassen. Dann kommt die Verlegung in eine noch schlimmere Einrichtung, aber wenigstens trifft er dort drei seiner Kumpane wieder. Nur Big Bob - die Nummer Vier - fehlt. Nach und nach gehen während der grausamen Haftzeit seine Begleiter drauf und nur Michael schafft es, unter unmöglichen Qualen und einem unbändigen Durst nach Rache dem fieberverseuchten Sumpfknast in die Zivilisation zu entkommen. Nach einer wahren Odyssee und vollkommen zerschreddert schafft er es zurück nach New york, kommt hier und da unter, muss Rückschläge einstecken, macht sich aber gleich daran, einen Plan zu entwickeln, seine Rache endlich genießen zu können, wobei ihm Darkeys Konkurrenz durchaus gerne behilflich ist. Das wird bitter für Darkey White. Sehr bitter.

Da kann ich nun gleich mal die Beichte ablegen, dass Bücher aus dem Suhrkamp-Verlag bei mir eher selten im Regal stehen, doch nun kommt nach Don Winslow ("Frankie Machine") mit Adrian McKinty innerhalb kurzer Zeit ein weiterer hoch zu schätzender Autor aus diesem Hause hinzu. Kompliment. Narrativ und sprachlich kann man ihn vielleicht auf die Ebene von David Peace heben, nur nicht ganz so drastisch in der Wortwahl, aber ein sanftes Gute-Nacht-Geschichtchen braucht niemand zu befürchten, schließlich geht es um hitzköpige Iren. Auf jeden Fall ist "Der sichere Tod" mit der Rache-Odyssee des Iren Michael Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts ein Top-Thriller auf dem Markt, der auch Lust auf mehr macht (es gibt auch noch zwei Fortsetzungen, deren Veröffentlichungsdatum in Deutschland aber noch nicht bekannt ist). Mit der hohen Kunst der Literatur hat das Buch eher weniger zu tun (dann wäre es bei mir aber auch an der völlig falschen Adresse). Dafür ist es hart und rau wie New York es war, bevor Giuliani dort aufgeräumt hat. Insgesamt wirklich eine positive Überraschung, da der Autor auch durch handwerkliches Geschick hinsichtlich der Stilistik zu überzeugen weiß und eine erstaunliche erzählerische Vielfalt (feinsinnigen Humor speziell zu Beginn der Geschichte, Thriller, Dramatik) aufzuweisen hat, die eine nicht ganz neue Rachegeschichte dadurch äußerst lesenswert macht. Also keine wirklich neue Story, doch so gut in den Zutaten, dass sie auf knapp 400 Seiten zu begeistern weiß.

Jerry Garcia



Christopher Farnsworth. Für die einen die Geißel der Menschheit, für die anderen die Rettung vor den Ausgeburten der Hölle: Nathaniel Cade, Vampir im Auftrag des Präsidenten. Gebunden durch einen Jahrhunderte alten Bluteid, ist Nathaniel Cade das letzte Mittel des Präsidenten der Vereinigten Staaten gegen die Invasion Werwölfe, Untoten und anderen Kreaturen.

Für den ehrgeizigen Secret-Service-Aenten Zach Barrows läuft es hervorragend: Er ist vom Wahlhelfer zum politischen Zögling des Präsidenten aufgestiegen, und nichts scheint seine Karriere noch aufhalten zu können - bis er den Fehler begeht, sich mit der Präsidententochter ein heftiges Techtelmechtel zu erlauben. Klar, dass das nicht ungestraft bleiben kann. Als ganz besondere Sühne wird er eines Nachts in die Katakomben des Weißen Hauses geführt, wo man ihm ein Wesen vorstellt, von dessen Existenz auf der ganzen Welt nur eine Handvoll Menschen wissen: Nathaniel Cade. Durch den Bluteid daran gebunden, dem Präsidenten und somit der USA zu dienen. Al-Kaida, Afghanistan oder Irak sind nur Kleinkram gegen die Gefahren, mit denen sich Cade herumschlagen muss. Werwölfe auf dem Balkan, magische Artefakte oder einer Geheimorganisation innerhalb der CIA sieht er sich ausgesetzt. Doch die neueste Bedrohung überrascht auch ihn. Dr. Johann Konrad - ein Altnazi - will die USA mit einer Armee von Untoten überfluten (um die geistigen Zustände braucht er sich dort ja nicht mehr kümmern) und Nathaniel Cade vernichten. Jetzt sind einige blutige Nachtschichten angesagt. Dazu kommt noch ein Unsterblichkeitsserum, das selbst den loyalsten Politiker (eh selten genug, diese Gattung) in Versuchung führt und Al-Kaida auf Seiten der Untoten (die aus gefallenen US-Soldaten "rekrutiert" wurden) machen seine Aufgabe auch nicht leichter. Da hatte sich Zach Barrows seine Karriere sicher anders vorgestellt, als nun den Handlanger / Aufpasser für den Vampir aus dem Keller zu spielen und Kämpfe gegen Monster waren in seinem Aufstiegsplan wohl auch nicht vorgesehen.

Abgesehen davon, dass die USA nun neben dem Kampf gegen den Terror auch einen Kampf gegen den Horror führen und auch noch einen Vampir auf ihrer Seite haben, nichts wirklich Neues an der Horrorfront. Handlungsabläufe und Figuren kommen dem Leser meist irgendwie vertraut vor, doch ansonsten hat Farnsworth die Mischung aus Thriller und Horror zu einem sehr unterhaltsamen Roman verquickt. Er weiß hier und dort auch erfahrene Thrillerbefürworter mit einigen Wendungen zu überraschen, die man so nicht ganz erwartet hat. Stilistisch eher gewöhnliche Kost, die aber actionreich, mitreißend, jedoch ohne sonderlichen Tiefgang serviert wird. Ein bißchen Humor dazu und fertig ist die perfekte Lektüre zum Abschalten. Gelungen. Gefallen. Ist ja alles drin. Zombies, Werwölfe, Al-Kaida, Geheimdienste, Verräter, Nazis, Vampire und das über allem stehende Amerika. Fehlt nur noch Jack Bauer *gg*. Bin sehr gespannt auf die Fortsetzung der Reihe. Falls sich der Verlag nicht wie schon öfter kommentarlos dagegen entscheidet. 520 Seiten.

Jerry Garcia

21 September 2011, 12:29:50 #57 Letzte Bearbeitung: 25 September 2011, 19:52:30 von Jerry Garcia


John Birmingham. Es ist der 14. März 2003. Wie jeden Tag stehen die Menschen morgens auf und gehen zur Arbeit. Die amerikanischen Truppen bereiten sich auf den Einmarsch in den Irak vor. Drogenhändler verschiffen ihre Ware ...... Ein Tag wie jeder andere, scheint es - bis plötzlich das Unvorstellbare geschieht: In einem einzigen Augenblick verschwinden die Vereinigten Staaten von Amerika sowie Teile von Mexiko, Kanada und Kuba in einer gigantischen Energiewolke, die jedes Leben vernichtet. Von einem Moment auf den anderen ist die Welt nicht mehr dieselbe. Aber wer oder was könnte den EFFEKT ausgelöst haben?

Auf der ganzen Welt bricht Chaos aus, während im Nahen Osten Iran und Irak einer Weltmacht den Krieg erklären, die nicht mehr existiert. Für die wenigen US-Bürger, die von dem unerklärlichen Phänomen verschont geblieben sind, geht es nun um alles oder nichts. Der Kampf ums Überleben hat begonnen. Plötzlich und aus heiterem Himmel und ohne Warnung bricht die Kommunikation mit den USA ab. Die wenigen Überlebenden in Alaska, Seattle, Hawaii, Gitmo und Übersee rätseln über die Ursache, als im Internet die ersten Bilder der Katastrophe kursieren. Die Städte brennen, Menschen sind keine mehr zu sehen. Neutronenbombe? Dagegen sprechen die Verwüstungen. Im Irak des Jahres 2003 gibt Saddam Hussein, schon feucht im Schritt ob seines Glücksgefühls, eine Pressekonferenz, in der er verkündet, Allah habe den großen Satan hinweggefegt. Über die Welt verteilt sind geschätzte 4-5 Millionen US-Bürger am Leben geblieben. Militärs, Gangster, Schmuggler, Pressefritzen, die wie Kakerlaken alles überstehen, eine Killerin im Staatsdienst sowie die Bewohner von Seattle mit dem Direktor der Stadtwerke, auf den eine neue, steile Karriere wartet. Sie alle kämpfen mit verschiedensten mitteln um ihre Existenz, während Amerikas Feinde einen neuen Feiertag ausrufen und gewisse muslimische Gemeinden in den Partymodus übergehen.

Bleibt die Frage nach den Auswirkungen auf den Rest der Welt, nachdem die selbsternannte Weltpolizei und Auslöser der Globalisierung und Amerikanisierung plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist. Was ist mit der Wirtschaft? Bleiben die Nationen ruhig und finden wieder ihre eigene Identität und sind stolz auf ihre eigene Sprache ohne das Amenglisch aufgezwungen zu bekommen? Oder wird im neuen Ungleichgewicht der militärischen Kräfte ein neuer Weltkrieg ausbrechen? Tja, die Wall Street ist futsch und China hungert, da sie keine Lebensmittel für ihr Massenvolk mehr importieren können, Europa leidet unter Rebellion und Frankreich geht sogar so weit, deutsche Neonazis zügeweise zu importieren, um aufständische Migranten zu plätten. Indien und Pakistan lassen ihren alten konflikt wieder aufleben, Venezuela versucht sich in der eigenen Region noch ein bißchen neues Staatsgebiet einzuverleiben. Doch endlich vom Gängelband losgelassen, hauen die Israelis so richtig auf die Kacke und verwandeln den Nahen Osten in ein nukleares Ödland. Als Kontrastprogramm gibt es Bikinigirls mit Schnellfeuergewehren, Piratenattacken auf Jet-Skis (o selige B-Movie-Zeiten) und Geheimdienstaktivitäten in Paris. JA, das ding ist ein echtes Feuerwerk und geht ab wie eine Rakete. Ein echtes Brett, das volle Programm, Action satt mit einer (un-) gesunden Portion Härte versehen. Figurenzeichnung wird nicht groß geschrieben - egal, dafür kracht es ordentlich und ich musste hin und wieder an die Outputs von Eric L. Harry denken. Dass der titelgebende Effekt nicht näher erläutert wird (eigentlich nur der Aufhänger für die folgende Actionorgie) und die Handlungsstränge der diversen Protagonisten nicht zusammengeführt werden, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass bereits eine Fortsetzung in Arbeit ist, die, wie mir der Verlag bestätigte (nach der vielen Kritik in letzter Zeit, kann ich den hier auch mal loben), ebenfalls in absehbarer Zeit in Deutschland veröffentlicht wird. Ziemlich gutes Buch mit dem gewohnten Mangel des "America First" und dass man leider die Auswirkungen nur auf die Scharmützel überall beschränkt. Da hätte mehr zu den Lebensumständen und wirtschaftlichen Auswirkungen kommen können. Dafür ist aber ständig was los. 752 Seiten.

Jerry Garcia

21 September 2011, 12:32:03 #58 Letzte Bearbeitung: 25 September 2011, 19:53:05 von Jerry Garcia


John Birmingham. Der 14. März 2003 hatte die Welt in ihren Grundfesten erschüttert: Die USA sowie Teile Kanadas und Mexikos wurden durch einen gigantischen Energieblitz restlos vom Erdboden getilgt. Die Welt ist in Aufruhr, denn egal ob Freund oder Feind, das Verschwinden der letzten großen westlichen Supermacht hat das Gleichgewicht der Kräfte unwiderruflich verschoben. Die Welt droht im Chaos zu versinken und noch ist nicht geklärt, wer für den Energieblitz verantwortlich ist - und was seine weiteren Pläne sind.

Die größten Teile der USA wurden damals entvölkert und die letzte verbliebene Großmacht der Welt vom Antlitz der Erde getilgt. Die letzten versprengten Überlebenden stehen vor einer schier unmöglichen Aufgabe: wie kann man das Land der Freiheit und des amerikanischen Traums wiederauferstehen lassen? Der neu gewählte Präsident Kipper steht vier Jahre nach der Katastrophe vor schwierigen Entscheidungen, dennim Süden und in New York toben erbitterte Kämpfe mit Piraten und fanatischen Gotteskriegern, die sich aus der von den Israelis zerstörten Heimat auf zu neuen Ufern gemacht haben. Besonders ein Mann, ein gewisser Emir, will die Insel Manhattan und von dort aus ganz Amerika mit einem Heiligen Krieg überziehen.Ein unerfahrener Präsident und eine verzweifelte Geheimagentin sind nun die einzigen, die ihr gerade wieder aufblühendes Land noch retten können.

Zum Vorgänger "Der Effekt" wurde zu Recht kritisiert, dass der Autor sich wenig um die Folgen eines solchen Effekts und die Auswirkungen auf die restliche Welt in Form von Wirtschaft, Sozialgefüge, neuen Machtverhältnissen oder möglicherweise politischen und diplomatischen Verhandlungen geschert hat, die eine solche Katastrophe zum Wohle der Menschheit hätte auffangen können. Man hätte so vieles besser machen können als es derzeit läuft. Doch der Autor hat sich auf Amiland fokussiert und die Welt ohne den ehemaligen selbsternannten Weltpolizisten und gewalttätigen Demokratieverbreiter nach eigenem Verständnis in ein Chaos und nicht überlebensfähiges Restgefüge verwandelt. Die Aussage war schon in Teil 1, dass ohne Amerika in der Welt gar nichts geht. Stattdessen hat er auf Action satt gesetzt. Und hier setzt dann meine Zufriedenheit ein. Lässt man sich kritiklos auf die Action ein, ist das Dingen ein echter Reißer - auch "Das verlorene Land". Natürlich sind außer den Rest-USA und Großbritannien alle Länder im Bürgerkrieg versunken, lassen sich von Migranten am Gängelband führen und in Deutschland werden in gewissen Gebieten und Bezirken die deutschen Gesetze nicht mehr anerkannt, sondern nur noch nach der Scharia gelebt (so wirklich weit entfernt von der Wahrheit dürfte dies nicht sein). China kann sein Volk nicht mehr ernähren und wird vom Bürgerkrieg so verwüstet, dass man sich auch nur um eigene Belange kümmern kann (hätten die Amis wohl gerne) und den Russen geht es ähnlich. Israel hat die Arabs in einem nuklearen Angriffskrieg vernichtet und Indien und Pakistan haben sich gegenseitig verseucht. Südamerika kümmert sich mittlerweile mehr um sich selbst und Brasilien würde dort gerne Großmacht werden. Und die Amis wollen ihr nach dem Effekt völlig verwildertes Land nun wieder aufbauen. Sie holen Fremdarbeiter ins Land (hehe, heute wollen sie sie immer noch loswerden), die ausreichende Fertigkeiten vorweisen müssen und sich auf Jahre gegenüber dem Staat verpflichten. Doch sie haben auch andere Gäste. Moderne und schwer bewaffnete Piraten von den Küsten Afrikas plündern mit Genuss die Gebiete an der Ostküste der USA, Manhattan wird von Gotteskriegern im Guerillakampf gehalten, die sich aus ihren von den verhassten Juden zerstörten Heimatländern auf den Weg gemacht haben, um sich die anscheinend wehrlosen USA untertan zu machen und ihren eigenen Gottesstaat auf dem Gebiet des ehemaligen Todfeindes zu gründen. Und im Süden des Landes macht sich Texas mal wieder auf, die Unabhängigkeit des Lone Star Staates vom Rest des Landes zu proben. Und das nicht ohne rassistische Untertöne. Menschen mexikanischer Herkunft werden von ihren Farmen verjagt und/ oder getötet, das Land dem Staatsgebiet von Texas einverleibt. Und der Präsident muss erkennen, dass es seinem Land plötzlich ergeht wie den damaligen Ureinwohnern als die von aggressiven Einwanderern und Landräubern systemathisch vernichtet wurden. Und ebendieser so richtig knuffig-sympathische Präsident aus dem Volke und ein herzensguter Kerl muss nun den Kampf gegen die Mächte des Bösen aufnehmen und seine Armee in den blutigen Kampf schicken. Daraus entwickelt sich nun ein actionreiches Buch mit gnadenlosem Dauerkampf inklusive einigen Härten sowie Logiklöchern und eindimensionalen Charakteren. Bei den Beschreibungen wird man z. B. in Texas an den Film "Postman" erinnert, während die nicht umkämpften Gebiete von New York durchaus an den "Omega-Mann" denken lassen. Der Rest ist Endzeitgeballer ohne Pause. Da der Autor die Möglichkeiten und das Potenzial nicht genutzt hat, die seine Ausgangslage bereit hielt, sind die schlechten Kritiken für beide Bücher durchaus verständlich, doch die Actionanteile reißen das Ruder für mich durchaus wieder rum, solange man sich keine zu großen Gedanken zum Thema macht. Zudem werden einige Handlunggsstränge nicht beendet und der Effekt immer noch nicht erklärt, sodass vermutlich ein dritter Teil ins Haus steht. Kommt er tatsächlich, wird er von mir gekauft. Eine Empfehlung für das Buch spreche ich nicht aus, da ich mit meiner einigermaßen positiven Meinung recht allein dastehe. Wer aber pausenlose Action schätzt, könnte sich eine Anschaffung mal überlegen. Geschmackssache eben. 750 Seiten.

Jerry Garcia


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