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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Edward Lee & John Phelan. Goon ist ein Gigant. Eine Kampfmaschine im Wrestling Ring. Ein maskiertes Monster aus Muskeln und Samensträngen. Und offenbar ein Serienkiller, der seine weiblichen Fans vergewaltigt und verstümmelt. Davon ist zumindest Poliziermittler Philip Straker überzeugt.Auch die Reporterin Melinda Pierce ist hinter Goon her. Indem sie sich den Wrestlern als willige Ringratte zu Verfügung stellt und wünsche erfüllt, die sogar einen Pornostar kotzen lassen würden, will sie der Bestie in Menschengestalt näher kommen.

In dem Bezirk des Polizisten Straker werden Leichenteile und Massengräber gefunden. Er soll der Sache nachgehen, was zuerst seinen Unmut  hervorruft. Doch als er feststellt, dass ihm die Reporterin Melinda Pierce mit ihrer üppgsten Oberweite und freizügigen Art zur Seite gestellt wird, ändert sich seine Meinung prompt. Liebend gerne würde er der Dame an die Wäsche gehen, traut sich abernicht so recht und handelt daher fast im Minutenrhythmus nach dem Motto "Und ist das Frauchen noch so lieb, Handbetrieb bleibt Handbetrieb." Um sich in die Szene einzuschleusen lässt sich die Reporterin in jedem Bett eines Wrestlers, der mittlerweile so weit abgestiegen ist, dass er mit der Truppe schon fast nur über die Hinterwäldlerdörfer tingeln muss, ordentlich durchnageln. Pech für Straker, dass auch er bei den weiblichen Wrestlern vorstellig werden muss. Ihm vergeht schnell der Appetit. Nach etlichen Eskapaden stoßen die beiden auf den Typen und versuchen ihn auszuschalten.

Edward Lee, wie er leibt und lebt. Unterstützt von John Phelan haut er Ekelsex en masse raus, dass man wirklich meint, er habe sich fest vorgenommen, seine Leser zu einer Runde Kotzen zu animieren. Und das spielt sich wirklich im Extrem-Bereich ab, während die Gewalt- oder Splatterszenen bei "Goon" anscheinend verstecken gespielt haben. Viel gibt es da nicht zu berichten. Abgesehen von dem echt lächerlichen Wichser (im wahrsten Sinne des Wortes) und einigen netten Anspielungen auf die Wrestlingszene inklusive einer Diskussion, ob es sich nun um echten Sport oder nur Show für Zurückgebliebene handelt, fehlt mir hier der Anteil an Humor, der für mich Lee aus der völlig sinnfreien Kotzecke hervorgehoben hat. Stellenweise hab ich mich bei der Aneinanderreihung von Sexkapaden fast schon gelangweilt. Die Figuren sind Nullinger, so gut wie uninteressant und der Detective wird vom Amüsement mit der Zeit zum Ärgernis. "Goon" ist schnell zu lesende, flott konsumierbarer Stoff, der leider irgendwie inhaltslos und auch seelenlos daherkommt. Auch die Pointe, die der Autor gerne noch zum Besten gibt, kann hier nicht mehr groß überraschen. Keine Glanzleistung vom Autor, hat aber auch schon rund 18 Jahre auf dem Buckel, da es aus dem Jahr 1996 ist. Das Buch ist ein One-timer, den man aus der Hand legt und wohl nie wieder anrührt. Aber hey, NIEMAND kann ständig Höchstleistungen erbringen (Doping lass ich jetzt mal außen vor). Rund 155 Seiten.

Jerry Garcia



Tom Bale. An einem Januarmorgen wartet ein blutiger Alptraum auf ein kleines Dorf in Sussex: Ein Mann läuft Amok und erschießt über ein Dutzend Menschen, bevor er sich selbst richtet. Wie durch ein Wunder überlebt Julia Trent das Massaker, und sie ist sich sicher: Der Todesschütze war nicht allein. Die Polizei ist jedoch überzeugt, dass die verletzte und traumatisierte junge Frau sich den zweiten Schützen lediglich einbildet. Nur einer glaubt Julia: der Journalist Craig Walker. Gemeinsam suchen sie nach der Wahrheit – doch das Töten ist noch nicht vorbei.

Julia Trent wundert sich noch über die Ruhe in dem kleinen Weiler mit nur etwas mehr als 60 Einwohnern, ebenso über ihren Eindruck, dass möglicherweise jemand hinter dem Wagen des Postboten liegt, als sie in das kleine Lädchen des Ortes geht. Nachdem sie ihren Einkauf erledigt hat, geht sie wieder nach draußen und der Albtraum beginnt. Ein Mann, Carl Forester, geht von Haus zu haus und erschießt jeden, den er antrifft. Auch sie selbst gerät in das Visier des Killers, kann aber entkommen, als ein angeschossener Mann den Täter ablenkt, dafür aber mit dem Leben zahlen muss. Trent erklimmt in Panik einen Baum und kann von oben sehen, wie der Täter nach ihr sucht. Dann erscheint ein weiterer Mann in voller Motorradmontur inklusive Helm. Sie glaubt sich gerettet, bis sie mit ansehen muss, dass der Typ den anderen abklatscht - und ihm danach eine Kugel in den Kopf jagt, ihm die Waffe dann in die Hand legt und es wie einen Selbstmord nach einem Amoklauf aussehen lässt. Doch er hat auch sie entdeckt und leert ein Magazin Richtung Baum, um dann eilig zu verschwinden. So sieht er nicht, dass Trent angeschossen wurde und von ihrem Versteck abstürzt. Schon bald ist die Polizei vor Ort, sperrt alles ab und beginnt mit den Ermittlungen. Klar im Fokus steht die Tatsache, dass ein Investor eine Ortserweiterung mit seelenlosen Neubauten um das Örtchen herum plant und es hier eine Initiative dagegen gab. So kommt man auf George Matheson, der wiederum mit anderen Geldgebern an dem Projekt arbeitet. Trent kommt ins Krankenhaus und kann erst später venommen werden. Keiner will ihr dann die Story von dem zweiten Schützen glauben. Die Polizei würde den Fall liebend gerne zügig als geklärt abschließen. Mittlerweile kommt auch der Ex-Alkoholiker und freie Schreiberling Craig Walker ins Spiel. Sein Vater war der Initiator der Gegenbewegung und auch der Mann, der den Killer lang genug ablenkte, damit sich Julia Trent in Sicherheit bringen konnte. Walker hat sich jetzt geschworen, diese Sache aufzuklären und unterstützt Trent bei ihren Bemühungen der Behördenmeinung zum Trotz den zweiten Mann zu finden. Schnell wird beiden klar, dass sie in Gefahr sind, denn es beginnt jemand, hinter sich aufzuräumen.

Der Beginn des Thrillers ist fast schon fulminant zu nennen, ist demzufolge vielversprechend und daher in der Folge als er noch stärker nachlässt, als er begonnen hat, umso enttäuschender. Denn ab diesem Zeitpunkt werden fast nur die Figuren beleuchtet, beide Protagonisten plagen sich natürlich mit Traumata aus ihrer Vergangenheit herum und die zudem in immer größerer Zahl auftauchenden Profiteure von dem Massaker sollen wohl die Spannung zusammen mit der Zahl der Verdächtigen erhöhen. Und daran hapert es denn auch ziemlich, da sich deren Beziehungen und Planspiele, gegenseitige Schuldzuweisungen und Drohungen bald eher ermüdend lesen und man zwar nach der alles beherrschenden Figur im Hintergrund sucht, aber ansonsten irgendwie keinen Zug ins Geschehen bekommt. Es wird fad und öde, hin und wieder unterbrochen von einem Mordversuch an den beiden "Privatermittlern". Daneben sind auch diese zwei nicht gerade als Sympathieträger geeignet. Während sich die Trent eher als elitär erweist in einigen Situationen, war der Journalist (Investigativjournalist nennt sich das in positivem Wortschatz, Boulevardschmierfink im realen) bei mir unten durch als er, der ex-Trunkenbold, der mittlerweile wieder angefangen hat, sich über einen Mann mokiert, der nach Bier gestunken hat. Vielleicht wollte der Autor damit auf menschliche Schwächen eingehen, um mehr Mitgefühl zu wecken für den armen Kritzler, hat bei mir aber nicht funktioniert. So ging es mir leider dann auch mit dem gesamten Roman. Die lange Durststrecke, bis endlich wieder Tempo ins Geschehen kommt, hat mir den möglichen Spaß an einem rasanten Ende doch verdorben. Außerdem ist "Amok" schwächer als "Overkill", das ich zuvor gelesen  hatte und als Referenz für den Autor nahm. War wohl nicht so wirklich clever. Jetzt hab ich noch zwei weitere von ihm ungelesen hier liegen und die werden in meinem SuB erst mal weit nach unten wandern. Vielleicht hätte mich der Aufkleber vom "Vox Tipp" ja auch warnen sollen. Was bin ich froh, dass der FESTA-Verlag mit seiner Zufriedenheitsgarantie die Lücke der Actionthriller mit hohem Tempo und Knalleffekt schließt, die mittlerweile bei den Mainstreamverlagen entstanden ist und die nur noch Stoff wie eben "Amok" bringen. Das hier vorliegende Buch ist brauchbar als Lektüre für nebenbei oder zum "müde-lesen", unteres Mittelmaß. Garantiert keine MUSS-Anschaffung. Rund 510 Seiten.

Jerry Garcia



Shane McKenzie. Felix und Marta wollen in einer kleinen Grenzstadt einen Dokumentarfilm über  illegale mexikanische Einwanderer drehen. Als Marta spurlos verschwindet, erkennt Felix, dass im Niemandsland zwischen den USA und Mexiko der perfekte Ort für jede Art Verbrechen liegt. Er begreift, dass es viel Schlimmeres als korrupte Cops oder Drogenbanden gibt. Etwa die Familie, die Flüchtlinge zum Fressen gern hat.

Marta beackert ihren Freund schon länger. Mal so, mal so. Eines der "mal so" besteht aus dem Wunsch, eine Doku über illegale Einwanderer aus Mexiko zu drehen. Nicht allein wegen dem daraus resultierenden Elend, sondern auch, weil ihre Eltern verschwunden sind, als sie noch jung war. Bei der Gelegenheit kann man dann ja auch gleich mal die Einwanderungsbehörde - La migra genannt - loßstellen und deren Umgang mit Flüchtlingen anprangern, die sie beim Grenzübertritt erwischen. Felix hat nur eines im Sinn: Marta zu heiraten. Also erklärt er sich bereit dazu - in der Hoffnung, dass sie seinen Antrag dann eher annimmt. Er kennt seine Freundin ja und weiß, wie schwierig sich das Vorhaben bei ihr gestalten kann. Nachdem alles sortiert und gepackt ist, geht es endlich auf den Weg. Je näher sie der Grenze in einer abgelegenen Gegend kommen, umso heruntergekommener die Käffer, durch die sie fahren, umso proletenhafter die Bewohner. Am Ziel angekommen, mieten sie sich in einem Motel ein, speißen köstliche Tacos an einem entsprechenden Stand und fahren dann hinaus in die Wüste, um sich einen der Orte anzusehen, an denen die Illegalen die Staatsgrenze nach einer beschwerlichen Tour überschreiten. Außer einer verfallenden Scheune finden sie nicht viel. Zurück in dem Kaff geraten sie in Streit und Marta haut ab - geradewegs wieder zu dem alten Bauwerk. Sie begegnet einer dreiköpfigen Familie, die gerade den Weg in die USA hinter sich gebracht hat - und wird gemeinsam mit ihnen gefangen. Felix hingegen besäuft sich und merkt erst tags darauf, dass seine Marta das Weite gesucht hat. Jetzt geht ihm die Muffe und er will sie finden. Während seiner Suche erlebt Marta das Zusammenleben einer extrem seltsamen Familie mexikanischer Herkunft und muss bald erfahren, woraus das Essen gemacht wurde, das ihr an dem Taco-Stand so sehr mundete und woraus das Freizeitvergnügen der Bande besteht. Irgendwann merkt Felix, dass der Laptop von Marta fehlt, auf den sie die Bilder übertragen wollte, die sie mit einer Kamera, die sich in einem Kreuz an einer Kette um ihren Hals versteckt befindet. Er verdächtigt den Motelbesitzer, dass er sie geklaut habe. Nach dem folgenden Rabatz jagt ihn der Sheriff aus dem Ort und Felix fährt in die Wüste, um Martas Spur zu finden, was ihm auch gelingt. Er macht sich auf den Weg - ohne zu ahnen, was ihn wirklich erwartet.

Ay Caramba! Shane McKenzie bietet, was der Klappentext verspricht: Menschenfleisch-Tacos, Todes-Wrestling und Kannibalen-Mexikaner. Nach einem "Giganten"-Prolog stellt er seine beiden wichtigsten Protagonisten vor: Felix ist einer dieser Typen, die in den Arm genommen werden, getröstet werden oder auch weinen gelassen werden wollen. Ein total emotionaler Mensch, der absolut gar nichts von südländischem Machsimo aufzuweisen hat. Marta dagegen erscheint erst wie eine Zicke, die den armen Felix am Gängelband durch die Manege führt. Erst mit der Zeit stellt sich heraus, dass sie zwar innerhalb von Sekundenbruchteilen ihre Launen wechseln und ihren Liebhaber striezen kann, es ihr danach aber immer leid tut. Sie kann halt nicht aus ihrer Haut (Im Gegensatz zu einigen anderen Personen in dem Buch - wenn auch eher unfreiwillig.), sie ist, wie sie ist. Damit sind die wichtigsten Personenskizzen, die nicht den üblichen (US-)Vollhonks auf Auslandstour gleichen, auch schon abgefrühstückt (Wie später die Tacos). Kurz wird das Thema Rassismus aufgegriffen, das in den USA hinsichtlich der illegalen Einwanderer vorherrscht, aber es bleibt auch nicht unerwähnt, dass anscheinend auch jeder ohne es zu wissen, davon ausgeht, dass die Amis Rassisten sind. Die Location erscheint einem wie eines der Käffer aus den Eastwoodschen Dollar-Filmen - in die Moderne versetzt und ohne Eastwood. Dafür erwartet man aber, dass jeden Moment ein Danny Trejo oder Luis Guzman um die Ecke spaziert kommen. Bis dahin ist "Muerte con carne" zwar eher ruhig, aber kommt nie eine zähe oder langweilige Atmosphäre auf. Der Spannungsbogen ist okay, der Schwung bleibt dann bis zum Ende erhalten, sich immer weiter steigernd. Und mit Fortschreiten der Story wird es auch blutiger. Während Sex und Erotik doch eher minimal vorhanden sind (Verglichen mit Werken aus der Extrem-Reihe), gibt es doch so manche Szene, die Ekel hervorruft. Bleibt der zeitweilig noch der Phantasie des Lesers überlassen, hat es später die "Baby-baumel"-Aktion in sich. Im Showdown wird es brutaler und erfüllt eigentlich die Ansprüche an ein Horrorbuch oder eine Schlachtplatte aus dem Festa-Verlag. Tempo und Action stimmen, Blut und Schmodder triefen dann aus den Seiten und machen "Muerte con carne" zu einer unterhaltsamen Lektüre im Borderland-Horror Stil unter der heißen Sonne im Süden der USA. Einzig ein Rezept zu den Gerichten und vielleicht etwas mehr Übersetzung der spanischen Dialoge (Hab leider bestenfalls die Hälfte verstanden, andererseits waren sie für die Handlung nur bedingt wichtig.) hat gefehlt. Aber solide, stilistisch okay und kein Fehlkauf. Ganz nebenbei wurde das erste Kapitel ("El Gigante") mittlerweile in einem Kurzfilm gewürdigt, da dieses mexikanische Wrestling Lucha Libre dort.ja eine riesige Anhängerschar hat und auch etliche Filme existieren. Rund 255 Seiten.

Jerry Garcia



Steve Lowe. Der arme Dennis ist am Tiefpunkt seines Lebens angelangt: geschieden, kein Geld, kein Job, keine eigene Bleibe. Schlimmer geht's nimmer, so scheint es. Was macht es da schon, wenn er sich auf eine fragwürdige Reality-Show namens Wer wird Perversionär einlässt? Immerhin winkt dem Gewinner eine Million Dollar! Allerdings unterschätzt Dennis, wie pervers die zu meisternden Aufgaben wirklich sind. Leider muss er feststellen, dass Aussteigen keine Option ist, denn sein grobschlächtiger Hüne von einem Kameramann hat andere Pläne für Dennis – und vor allem für das Geld.

Dennis hat sich früh getraut. Und solange es noch nicht ums richtige Leben und Rechnungen bezahlen ging, war alles rundum Glück. Doch das Paar wurde von der Realität eingeholt. Er schuftete, um die Kohle ranzuschaffen und sie ackerte, um für immer wieder neue Rechnungen zu sorgen. Job für Madame? No way!! Irgendwann schnappte sie sich den armen Wicht und ließ ihn die Scheidungspapiere unteschreiben. DANACH wurde er über die Schwangerschaft informiert. Guter Dussel, der er ist, kümmert er sich um die entschwundene Gattin - bis ihm im Krankenhaus die geborene Tochter präsentiert wird. Mit ihrem asiatischen Gesichtchen dämmert ihm, dass er mal wieder ausgenutzt wurde. Keine Ahnung, wer der Daddy ist, bezahlen durfte wieder einmal Dennis. Zeit für die letzten Freuden des Mannes: Saufen und Rumhuren. Doch auch das kostet Geld und ohne Job ist es auch vorbei mit Spaß. Jobsuche per Zeitungsannonce. Da findet er eine Anzeige, in der für eine Show Leute gecastet werden. Geht hin, wird angenommen - und fällt aus allen Wolken, als er erfährt, was er zu tun hat. Sicher, der vorherige Trip nach Vegas war dufte, hat jegliche Bedenken zerstreut, aber als ihm dann der Kameramann, der mit russischem Akzent parliert und den er mangels alternative Mongo nennt, und seine Aufgaben zugewiesen werden, schluckt er erst einmal tief und fest. Er muss für eine TV-Show einige heftige Prüfungen überstehen, um an den Gewinn von einer Million Dollar zu kommen - und hat dabei noch neun Konkurrenten. Selbstverfreilich geht es auch darum, den ganzen Sermon zu übertragen. Ist ja schließlich Reality-Privat-TV. Und so hat er es schon bald mit dem Alligator-Fick, dem Eselschlag oder dem Dirty Sanchez zu tun. Diverse Tussen, Mongo und die Ex-Gattin spielen weitere zentrale Rollen in der Tortur, die Dennis von nun an durchzustehen hat.

Betet, Leute, dass diese Konzept keinem der hiesigen Privatsender in die schleimigen Finger fällt. Die nutzen ja jede Chance mit menschenveachtenden Juroren oder Moderatoren die übelsten Skripts dazu zu nutzen, um das Niveau noch weiter abzusenken, von dem man glaubte, man könne es nicht mehr unterbieten. Dennis ist als Charakter und Person eher unscheinbar, unauffällig, in der Masse leicht zu übersehen, wohl auch leicht beeinflussbar und jemand, der von Leuten, die quasseln können, ohne was zu sagen, locker übers Ohr gehauen wird und wenig echtes Durchsetzungsvermögen aufweist. So rutscht der arme Kerl dann in eine Misere, die mit Ideen aufwartet, die das Buch mit fortschreitender Seitenzahl zum Brüller machen können, wenn man über das Faible für derartig deftigen und derben Humor verfügt. Splatterfreunde und Metzgergesellen werden in "Wer wird Perversionär?" nicht bedient, aber wer immer mal wissen wollte, was ein Dirty Sanchez ist, der sollte die Lektüre bis zum Ende genießen, da sie vor übelsten Handlungen sexueller Art und fiesen Einfällen nur so strotzt. Nicht jeder Gag zündet, aber der Spaßfaktor ist hoch genug. Und was unappetitliche Szenen angeht, wird Steve Lowe wohl auch nur noch von Edward Lee und selbstverständlich dem König des Fäkalgematsches - John Aysa - übertroffen. Spannung erhält aus den Fragen, was denn nun der Mongo-Kameramann oder die Ex-Gattin von unserem tapferen Helden wollen und ob er sich aus der Affäre ziehen kann? Nett sind natürlich auch die anderen Namensgebungen wie Harlot O'Hara oder Peter Oh'Tool. Man kann das Ganze durchaus auch aus der Perspektive der Medien- und Sozialkritik betrachten. Die Schrottsender gehen mit dem Niveau nur so weit runter, wie es die Zuschauer und Zielgruppen durch ihr Einschalten gestatten. Wenn man diverse Dreckssendungen allgemein boykottieren würde, wäre ihr Verschwinden aus dem Programmschema garantiert, weil sie eben keine Werbeeinnahmen generieren würden. Aber solange da draußen in der weiten Welt noch immer genug Zuschauer sitzen, die sich an den Leiden armer Tröpfe und dem gehässigen und boshaften Geschwätz von Moderatoren und ähnlichen Zeitgenossen ergötzen - und sei es nur, um im Pupssessel zu hocken und sich zu sagen, dass es ja Typen gibt, die noch weniger wert sind als man selbst -, solange wird es derartigen TV-Stoff auf unterstem Niveau geben. 120 Seiten zum Grinsen, Würgen, Schmunzeln und sich vielleicht  mal dem Gedanken hingeben, ob man sich jeden Scheißdreck ansehen muss, der einem Autorenhirnschiss entspringt.

Jerry Garcia



Roger Zelazny. Südkalifornien in einer düsteren Zukunft: Die Vereinigten Staaten gibt es nach einem Atomkrieg nicht mehr, das Gebiet ist in einzelne Polizeistaaten zerfallen. Gewaltige Stürme machen jede Form von Luftfahrt unmöglich, und auch zu Land sind Reisen dank verstrahlten Gebieten und monströsen Mutationen nicht ungefährlich. Hier einen Alltag zu bestreiten ist jeden Tag die Hölle. Hell Tanner, ein inhaftierter Mörder, bekommt die Chance auf eine Begnadigung, wenn er einen Laster mit Medikamente von LA nach Boston schafft – einmal quer durch die USA auf der Straße der Verdammnis. Natürlich nimmt er an.

Nachdem wütende Bürger und Cops in Kalifornien, einem der wenigen vom Atomkrieg einigermaßen verschonten Gebiete, dem raubenden und mordenen Motorrad-Rockern in einer staatsumfassenden Gewaltrazzia den Garaus gemacht haben, blieb von den ehedem freien Typen nur Hell Tanner übrig. Und das auch nur, weil er zu der Zeit im Bau saß. Jetzt können die Bürger einen wie ihn gebrauchen. Gegen eine Begnadigung, die all seine Verbrechen von früher und auch jetzt und in Zukunft umfasst, soll er mit einigen anderen in drei Wagen ein dringend benötigtes Serum in den Osten bringen, wo im anderen freien Staat die Stadt Boston gegen eine tödliche Seuche kämpft. Der Weg dorthin ist mit allerlei Gefahren gepflastert. Neben der unwirtlichen Landschaft, der üblen Witterung, machen den fünf Mann in den zwei Fahrzeugen auch die unterschiedlichsten Mutationen zu schaffen. Neben riesigen Gila-Monstern flattern da auch überdimensionale Fledermäuse rum, sind meterlange Schlangen eine Bedrohung, der man lieber ausweicht. Windhosen und radioaktive Krater als Überbleibsel der Bomben gehören ebenso zum Hindernis-Parkour wie Banditen, die in der Wildnis überlebt haben. Doch auf ihrem Weg finden sie auch Hilfe bei anständigen Menschen, die sich nicht in verrohte Mutanten verwandelt oder als brutale Egoisten erwiesen haben. Bei all den Gefahren auf dem Weg nach Osten ist eines sicher: Nicht alle werden es lebend schaffen.

Vor wenigen Wochen hab ich mir die DVD-Version des Filmes angesehen und kann behaupten, dass er mir trotz diverser - auch altersbedingter - Mängel immer noch gefällt. Und schon jetzt darauf einstimmen, dass an sich nur sehr frei an den Inhalt des Buches gehalten hat. Im Prinzip gilt da nur der Zeitrahmen nach dem Atomkrieg und die Fahrt durch verheertes Land. Im Jahr 1969 geschrieben, hat der Autor sich die freiheitsliebenden und oft gewalttätigen Rocker als Herkunft seines Protagonisten gewählt. Und so ist er dann auch derjenige, dem die Fahrt am wenigsten ausmacht. Er ist wieder draußen, wird nicht eingeengt und muss sich auch nicht mit seinen Mitmenschen abgeben. Das freie Leben hat ihn wieder. Hell Tanner ist eine Art Snake Plissken, unnahbar, kernig, wenig Worte und der Obrigkeit sicher nicht wohlgesonnen. Er macht sein Ding, weil er es will, hätte aber auch kaum Bedenken, die Welt - oder in dem Fall Boston - sausen zu lassen. Doch irgendwann packt ihn das Verantwortungsbewusstsein, ein fremdes Gefühl für ihn. Und er kämpft sich durch. Hell Tanner ist die einzige Person im Buch, die so etwas wie eine ausführliche Charakterzeichnung erfährt, der Rest wird zu Statisten degradiert. "Straße der Verdammnis" ist ein Endzeit-Roadmovie, das alles aufbietet, was ein ordentlicher Kracher haben muss. Monster und Naturgewalten und eine Menge actionreicher und bleihaltiger Auseinandersetzungen mit Gangs, die den Krieg (Wer gegen wen, wird nicht erwähnt, aber wohl die Russen, wenn man das Entstehungsjahr des Romans bedenkt) überstanden haben. Sehr unterhaltend, sehr flott skizziert, sehr viel Spannung, wenig Tiefgang - und das auf nur 145 Seiten. Besser als die Verfilmung (Hätte bei werksgetreuer Umsetzung aber sicher ne andere Freigabe erhalten.) Feiner Genrebeitrag.

Jerry Garcia



Jack Bowman. Als auf dem Flughafen von L.A. das Triebwerk einer Boeing 747 auseinanderbricht und Menschen zerstückelt, bittet man Agent Tom Patrick um Hilfe. Obwohl der wegen seiner großen Klappe vom Dienst suspendiert wurde, gilt er in seiner Behörde immer noch als der Experte für Flugzeugabstürze. Toms Neugier ist geweckt. Dann explodiert eine weitere Boeing 747. Hunderte Menschen sterben. Als Tom herausfindet, dass die Flugzeuge manipuliert wurden, beginnt ein rasanter Wettlauf gegen die Zeit und skrupellose Killer.

Tom Patrick ist gerade wegen seiner Neigung, seine Klappe nicht halten zu können, vom Dienst an kaputten Flugzeugen suspendiert und von der NTSB dazu verdonnert worden, solch aufregende Ereignisse wie Lecks in einer Pipeline zu untersuchen. Gefällt ihm ganz und gar nicht. Als dann in einer Flugzeughalle bei der Wartung und einem Testlauf das Triebwerk sich in seine Bestandteile auflöst, mischt er sich ein. Zudem will der Partner eines der getöteten Techniker nicht zulassen, dass man diesem die Schuld in die Schuhe schiebt, indem man behauptet, dieser habe eine Zigarettenpackung inklusive Feuerzeug so sorglos aufbewahrt, dass die ins Triebwerk gesogen wurden und den Unfall verursacht hätten. Dessen Frau und Tochter würden Pensionszahlungen und Lebensversicherungsauszahlung gestrichen. Toms Boss will von einer Mitarbeit nichts hören, also macht sich Tom allein an die Sache. Aber erst muss er noch ein Poikerspielchen hinter sich bringen. Tom ist ein leidenschaftlicher Zocker. Und kleinen Nebeneinnahmen nicht abgeneigt. Als eine heiße Blondine ihm anbietet, gegen Bezahlung solle er den einen oder anderen Tausender beim Pokern waschen, mnacht er sich über Gesetzesauslegungen keinen Kopp - schon gar nicht, als er auch noch an der Schnepfe knabbern darf. Irgendwann stürzt in Südafrika eine weitere Maschine ab. Da er gerade beim Pokern einige tausend Dollar gewonnen hat, nutzt er dieses Geld, um auf eigene Faust nach Südafrika zu fliegen und seine Theorie zu prüfen, dass an einem von ihm gefundenen Bolzen rumgedoktort wurde. Scheinbar hat hier jemand das geprüfte Material umgangen und nachgemachte Billigware eingebaut. Er hat eigentlich die Beweise schon in der Hand, als plötzlich Typen auftauchen und ihm sowie Ness, besagte Blondine, die Hölle heiß machen. Ab jetzt schwebt er in ständiger Lebensgefahr - und ebenso alle, die in seiner Nähe sind.

Eigentlich ist das Beste am Buch die Hauptfigur. Tom wird ausführlich als eigensinniges Arschloch skizziert, der einfach seine vorlaute Klappe nicht halten kann. Und ihm fällt nicht einmal auf, wie er die Gespächspartner damit verprellt. Dem Protagonisten fehlt es eindeutig an der sozialen Kompetenz - und allzu lernfähig ist er in dieser Hinsicht auch nicht. Doch gerade das hebt ihn von den Allerweltstypen ab, die sonst so die Romanlandschaft bevölkern. Neben der Charakterisierung von Tom, der irgendwie trotz seiner großen Fresse Schlag bei Frauen hat, dreht sich vieles um seine Zockerei, wie auch der Originaltitel "High rollers" andeutet. Ansonsten hangelt sich die Geschichte, die auf gar keinen Fall, wie auf der Rückseite groß beworben, ein "perfekte Action-Unterhaltung" für "Fans von Lee Child" ist. Da kommt man mit dem ebenfalls erwähnten David Baldacci und dessen letzten eher unrühmlichen Outputs schon näher an die Sache heran. Es gibt einige eingestreute Actionsprenkel, wenn mal wieder ein Flugzeug abstürzt (übrigens keine 747 wie im Klappentext geschrieben und auch keine Hunderte Tote bei einem der Abstürze) , die Mafia und die Yakuza ihren Pokergoldesel jagen, der sich durchaus mal weigert anzutreten, wenn es verlangt wird. Hiermal ein Brand, da mal einige Schüsse oder auch nur heftige Schläge, ganz viele Zufälle in einer mit Poker- und Thrillerelementen arg kosntruierten Story, die einen zwar nicht enttäuscht zurücklässt, aber eben auch nur 08/15-Dutzendware ist, die man eher früher den später auf dem Grabbeltisch wiederfinden wird. Als Zeitvertreib ohne wirkliche Höhepunkte oder Anforderungen an den Geist durchaus ohne übermäßige Langeweile zu goutieren. Sagen wir mal: Nett. Rund 540 Seiten.

Jerry Garcia



Marko Leino. Ein Kommissar steht bei einem Drogendealer in der Schuld. Ein Ex-Junkie arbeitet als Polizeispitzel. Ein russischer Mafia-Boss wird übers Ohr gehauen. Ein 18-Jähriger übernimmt das Drogengeschäft seines Vaters. Ein bestechlicher Gefängniswärter droht aufzufliegen. – Fünf Männer, die in der Falle sitzen. Sie alle wollen ihr Leben wieder in geordnete Bahnen lenken. Doch während ihre Wege sich kreuzen, steuert einer nach dem anderen unweigerlich auf die Katastrophe zu.

Härski, einst ein hoffnungsvolles Eishockeytalent, das nun zum Kleingangster mutiert ist, steckt in der Klemme, weil er sich von anderen Ganoven übers Ohr hat hauen lassen. Und wie das dann halt so ist, steht immer noch einer über einem, der dann Rechenschaft fordert. Kommissar Viitasalo ist mitten in einem Fall gegen den vermeintlichen Drahtzieher von Korruption am Bau und Drogenhandel und verfolgt Sundström mit einer unglaublichen Verbissenheit, schafft es sogar, ihn mithilfe des Kollegen Kivi und einigen untergeschobenen Beweismitteln zumindest vorerst mal in den Bau zu bringen, was den aber nicht sonderlich anficht und er von dort aus seine Geschäfte mit Erpressung und Drohung - auch gegen Wärter - schön weiterführt. Zudem hat Viitasalo noch Probleme mit seiner Frau, die unter schweren Depressionen leidet und zudem im Kaufrausch einen Haufen Schulden bei der Bank hat. Der junge Vesa macht eine "Lehre" bei seinem Vater, einem großmäuligen Untergebenen diverser Bosse aus dem Milieu der illegalen Arbeiter aus dem Osten. Zusammen mit dessen leicht unterbelichteten Kumpel Macho soll Vesa ins Geschäft mit einsteigen. Nach und nach gewöhnt er sich an die Anspannung und den Kitzel dieses Jobs. Immer wieder muss er Arbeit erledigen, die sein versoffener Vater ihm aufträgt. Und immer neue Mitspieler kommen hinzu, versuchen sich gegenseitig zu übertölpeln.

Marko Leino hat sich den finnischen Autoren spannungsgeladener Thriller mit hohem Niveau angeschlossen, bietet aber auch ein gewohntes skandinavisches Bild der düsteren Trostlosigkeit. Familien dem Alkohol verfallen, tiefste Depressionen, ein Land von der Rezession und der Wirtschaftskrise geschüttelt, von den Gangstern aus den Nachbarländern schon fast völlig vereinnahmt und zudem mit Migranten wie killenden Serben und Kroaten gesegnet. Und all das in einem verzwickten Plot, in dem sich das ganze Drama erst sehr spät entfaltet, von kleinen Gaunereien bald zu internationalem Drogenhandel wechselt - mit einigen Morden garniert. Abwechslungsreich und clever entwickelt sich die Geschichte erst nach und nach von einem kleinen Drama zu dem teilweise mit Action aufgepeppten Thriller, in dem keiner dem anderen trauen kann, dafür aber jeder jeden übers Ohr hauen will. Was einige Figuren nicht überleben. Liebe und Hass, Mord und Totschlag, Hoffnung und Verlust - alles liegt nah beieinander und jede der handelnden Personen ist in irgendeiner Form in Schuld verstrickt. Schon bald wird dem Leser klar, dass es in diesem Roman kein Happy End geben wird. Und ganz nebenbei bringt Marko Leino noch etliche sozialkritische Töne unter, wenn er den schon viel zu früh einsetzenden, von Gesellschaft und ehrgeizigen Eltern gewollten, Leistungsdruck auf Kinder anprangert, die schon im Kindergarten einen volleren Terminkalender als ihre Eltern haben, wo die Erziehung auf oft überforderte oder desinteressierte Pädagogen abgeschoben wird, weil die eigentlichen Erziehungsberechtigten mit ihrer eigenen Karriere vollauf beschäftigt sind und ihre Kinder wie ein Gepäckstück zur Aufbewahrung abgeben und wieder abholen und sich dann wundern, wenn ihre Kids respektlos allem und jedem gegenüber sind. Würde sie ja nicht stören, wenn sie das nur anderen gegenüber wärten, aber ihnen auch keinen Respekt erweisen? Da muss im Kindergarten oder der Schule was falsch gelaufen sein. Daneben müssen auch die westlichen Staaten, speziell die USA sich mal wieder einen Spiegel vorhalten lassen, wenn der Autor erklärt, dass man den Russen die neuen Gesetze zur Überwachung der Bürger verbieten will, während man selbst das Gleiche nur verklausuliert ebenso eingeführt hat. Den Staaten und Politikern gehe es schon lange nicht mehr um Demokratie oder Bevölkerung, sondern nur noch um Gier und Macht. Geld regiert die Welt - und Konzerne sowie Gangster liefern das Schmiermittel dazu. Und wie er einen seiner Hintermänner des Drogenhandels verlauten lässt, kann man diese Überwachungsmanie auch zum Vorteil nutzen, indem man den Abhörenden eine Menge an Falschinformationen zukommen lässt. In der Folge können viele nicht erwartete Wendungen den Leser bald fesseln und sorgen nach der ruhigen Einführungsphase für einen stetigen Spannungsbogen, der mit etwas schwarzem Humor, etlichen nicht ganz so schlauen Ganoven, für die man teilweise sogar eine gewisse Sympathie entwickeln kann, und vielfältigen kriminellen Machenschaften gewürzt ist. Etwas mulmig kann einem dabei werden, wenn die einzelnen Schicksale auf das Finale zusteuern und auch völlig unschuldige Personen plötzlich vor dem Nichts stehen. Eindeutig ein skandinavisches Thrillerdrama der gehobenen Art, das aber auch auf das Klischee des ständig trinkenden und niedergeschlagenen Nordländers zurückgreift, was denn auch der wohl einzige Makel des Buches ist. Vorliegende Taschenbuchausgabe hat rund 545 Seiten.

Jerry Garcia



In seinen Alpträumen sieht sich Stéphane Kismet mit blutigen Händen, von der Polizei gejagt. Und beim Aufwachen glaubt er, dass er seine eigene Zukunft gesehen hat. Gemeinsam mit dem Polizisten Victor Marchal, der in einem bestialischen Frauenmord ermittelt, entdeckt Stéphane: Die Wirklichkeit entspricht tatsächlich seinen Visionen. Ist er ein Mörder, ohne es zu ahnen Und wer kann verhindern, dass weitere Morde geschehen?

Stephane Kismet träumt schon lange - wie jeder Mensch. Normalerweise kann er sich an seine Träume nicht erinnern. Doch seit kurzer Zeit weiß er genau, von was er geträumt hat. Es erscheint ihm, als habe er Visionen. Schreckliche Visionen von echten Morden. Morde, die in der Zukunft geschehen. Aus der Provinz wird ein junger Polizist nach Paris versetzt, um dort als Frischling für die Mordkommission zu arbeiten. Selbstverfreilich wird er direkt von seinen neuen Kollegen ordentlich auf den Arm genommen, bekommt einen Spitznamen verpasst (Chip) und dass er möglicherweise mit Beziehungen (Vater ist ebenfalls bei der Polizei, nur schon in führender Position) so schnell so weit kam, tut ihm auch keinen Gefallen. Als er auf seinen ersten Fall angesetzt wird, ahnt er noch nicht, wie sehr der ihn berühren wird. Mit seinem Kollegen Wang, der trotz einiger Anmerkungen eher der schweigsame Typ ist, fährt er vor Ort und muss erkennen, dass ihm hier ein äußerst brutaler Killer Arbeit gemacht hat. Anscheinend liebt der Mörder es, seine Opfer zu quälen. Nach einem zweiten Mord ermitteln sie in derselben Umgebung und stellen dabei fest, dass das Ganze mit Missgeburten, Freaks oder einfach nur Amputierten zu tun hat. In der Zwischenzeit versucht Stephane hinter das Geheimnis seiner Gabe zu kommen und gleichzeitig die von ihm geträumten oder auch vorhergesehenen Morde zu verhindern. Bei dieser Gelegenheit kreuzen sich seine Wege mit denen des jungen Kommissars Vic, der ihm seine Geschichte nicht glaubt. Dennoch führt das Schicksal beide in ein anatomisches Museum, wo Figuren missgebildeter Menschen ausgestellt werden. Sie wissen jetzt zumindest, wonach sie zu suchen haben. Doch wen und vor allem in welcher Zeit, das ahnen sie nicht.

Franck Thilliez begibt sich mit "Blutträume" in die Spuren eines Jean-Christophe Grange oder eines Bernard Minier. Er verbindet einen gewisse Härte mit einer verstörenden Story, die man mit Spannung und einer gewissen Begeisterung allein schon ob des von den üblichen Allerweltstthrillern abweichenden Themas konsumiert. Der Autor operiert mit verschiedenen Zeitebenen, lässt den Leser lange im Dunkeln und selbst rätseln, was die Motivation hinter den Morden ist und was diverse Traumdeutungen überhaupt zu der Geschichte beitragen. Seine Figuren sind zumeist hervorragend konzipiert, auch wenn der Asiate Wang und auch Celine (Frau des Kommissars) schon eher Klischees bedienen. Vic und Stephane, die beiden Hauptfiguren und Kontrahenten (?), sind aber vorzüglich ausgearbeitet. Die Angst, der Schrecken, das Gefühl des Neuen in der Truppe - alles gelungen. Dazu einige etwas unappetitlichere und auch härtere Sequenzen für die Leser, die sich auf die Werke der Großverlage konzentrieren und noch kein Auge auf Verlage wie mkrug, FESTA oder Luzifer geworfen haben (Gegen die ist die Gewalt in "Blutträume" wie ein eingerissener Fingernagel auf einer Notfallstation nach einem Flugzeugabsturz.). Flüssig zu lesende, aber ob der vielen Perspektivwechsel und Zeitsprünge Konzentration erforderliche Lektüre, die spannend und recht zügig daherkommt und am Ende noch mit einem kleinen Kniff aufzuwarten hat. Fantastisch bisweilen faszinierend wirkt der Thriller auch nach der Lektüre noch nach, auch weil er so manches Element recht düster und beängstigend zelebriert, dabei aber auch ein gewisses Mitgefühl für Menschen mit Behinderungen, Missbildungen oder Verunstaltungen durch Unfälle zeigt, wenn nicht gar fordert, da er es sehr gut und einfühlsam formuliert, wie Menschen sich fühlen müssen, wenn sie von der sich für normal haltenden Masse ständig begaffen lassen müssen - ob nun beim Einkauf oder auch nur einem Spaziergang. Immer sind Unversehrte da, die sich staunend auf die körperlichen Defizite des Unfallopfers oder den Makel eines Geburtsfehlers konzentrieren, statt diese Leute als so normal zu betrachten, wie sie es für sich selbst reklamieren. Gute Lektüre, die für Leser der genannten Autoren durchaus ein Tipp sind. Rund 530 Seiten.

Jerry Garcia



David Baldacci. Der erste Fehler: sie zu ermorden. Der zweite Fehler: ihn entkommen zu lassen.
John Puller ist der beste Ermittler der Militärpolizei. Sein neuer Fall trifft ihn persönlich: Seine geliebte Tante deutet in einem Brief dubiose Machenschaften in ihrem Heimatort an. Sofort macht sich Puller auf den Weg zu ihr nach Paradise, Florida – und findet sie leblos auf, ertrunken. Anders als die Polizei vor Ort mag Puller nicht an einen Unfall glauben. Und tatsächlich häufen sich bald die Hinweise auf ein Verbrechen von gigantischen Ausmaßen.

Puller ist noch von den Vorgängen in seinem letzten Fall angeschlagen. Zwar verheilen die körperlichen Wunden, doch psychisch hat er noch daran zu knabbern. Da wird er ins Sanatorium gerufen, in dem sein Vater wegen fortschreitender Demenz liegt. Dieser hat einen Brief von seiner Schwester Betty erhalten, die in einer feudalen Seniorenresidenz in Paradise, Florida, lebt. Sie schreibt von merkwürdigen geschenissen und Leuten, die nicht sind, was sie zu sein vorgeben. Puller tut seinem Vater den Gefallen und fährt hin, um die Sache zu klären. Doch da ist seine Tante schon tot. Unfall laut Polizei. Doch er traut dem Braten nicht und beginnt zu ermitteln. Dabei fällt ihm auf, dass er von zwei Männern verfolgt wird, die sich benehmen, als wären sie Militärs - oder zumindest mal gewesen. Eine Bitte um Überprüfung bei seiner Dienststelle, die etwas zickt, da Puller ja eigentlich noch in Urlaub ist, versandet. Dennoch kommt später General Julie Carson zu seiner Unterstützung. Die kann er auch brauchen. Mittlerweile wurde am Strand ein altes Ehepaar erschossen, das seine Tante kannte. Ebenso ist der Nachbar, der etwas beobachtet hatte, in seiner Wanne ertrunken. Und dann ist da noch ein wahrer Hüne von Mann, der Puller bei einer Auseinandersetzung gegen acht Gangmitglieder geholfen hatte, danach aber wortlos wieder verschwand. Die Polizei scheint hier recht salopp vorzugehen und kommt diversen kriminellen Aktivitäten nicht auf die Spur. Und hier setzt auch der Hüne an. Er arbeitet als Gärtnergehilfe auf dem Anwesen eines der reichsten Bürger der Umgebung, um zu sondieren, ob dieser in Vorfälle verwickelt ist, die auch den schweigsamen Hilfsarbeiter selbst betreffen. Nach und nach kristallisiert sich für den Hünen und Puller heraus, dass sie auf derselben Seite stehen und sie werden auch noch von einigen Mitspielernin der ganzen Chose überrascht. Wie seine Tante schrieb: Nicht jeder ist der, der er zu sein vorgibt.

Ja, in "Zero Day", dem ersten Fall von John Puller, dem Militär-Ermittler, wurde der Vergleich mit Jack Reacher gezogen. Passte auch bedingt. Im zweiten Buch entfernt er sich als Typ und Mensch aber weiter von der Figur aus der Feder des Lee Child. Nicht nur dass Puller einen festen Job, einen festen Wohnsitz und ne Katze hat (manchmal auch nen Kater, hehe), er agiert im Umfeld seiner Familie auch entschieden sanftmütiger, sensibler und emotionaler. Wenn es aber zu direkten Auseinandersetzungen kommt, dann gleichen sich die beiden Protagonisten dann doch wieder. Ebenso in ihrem Bestreben Schwächeren zu helfen, Ungerechtigkeiten nicht zu akzeptieren. Insofern also ein Reacher light. Irgendwie nervig war die Einführung des Finsterlings, der in wenigen Sätzen schon derart markant als Fiesling skizziert war, dass man den Eindruck gewinnen konnte, Baldacci wollte vermeiden, dass auch nur ein einziger Leser ein minimales Fünkchen Sympathie (oder später Mitleid) für den Typen bekommen könnte. Das war schon flunderartig platt. Um die Sache etwas aufzupeppen - und vielleicht einige Seiten zu gewinnen -, werden kleine Fights eingebaut, die mit der Handlung an sich nichts zu tun haben. Spannend und etwas rätselhaft ist das Buch eigentlich nur auf den ersten einhundert Seiten, wozu auch der unbekannte Hüne beiträgt. Dazu kommen später weitere Figuren, deren Status im Fall nicht klar ist und wem won denen Puller vertrauen kann. Auch das ist recht gelungen. Dann trägt der Autor dick auf. Dass sein Held selbstverständlich ein Alleskönner im Dienst der über jeden Zweifel erhabenen US-Armee ist, wissen wir ja schon seit dem ersten Buch und dass die Gegner allesamt so richtig finstere Schurken sind, wird uns Lesern auch direkt auf die Nase gehauen. Und alle zusammen finden sich in internationalen Aktivitäten wieder, die mit Menschenhandel, Drogenschmuggel, Mord und einem unheimlichen Baron des Bösen zu tun haben, die Puller dann im Showdown erst nur mit wenigen Gefährten, dann aber mit der geballten Power eines schwerbewaffneten Night Stalker (umgebauter und schwerer bewaffneter Black Hawk) ihrem gerechten Ende zuführt. Stilistisch wie storytechnisch recht simpel gestrickt, stellenweise recht einfach daherkommend, kann das Buch zwar unterhalten, bietet besonders gegen Ende auch Actionsequenzen der leichteren Art, ist aber dennoch nur ein Output für die große Masse. Wer richtige und reinrassige Action will, schaue lieber zu Reilly, Martin Kay oder Andy McDermott, wer ausgefeilte Thriller will, in denen nicht schon nach zwei Sätzen klar,ist, wer dann am Ende außer Gefecht gesetzt wird, scheue sich nicht, mal wieder einen älteren Ludlum oder ein Buch von Craig Thomas ("Firefox down") in die Hände zu nehmen. Als reine Unterhaltung mit überschaubarer und wenig komplexer Handlung aber auch kein Fehlgriff. Knapp 560 Seiten.

Jerry Garcia



Jake Bible. Whispering Pines ist ein kleiner, ruhiger, abgeschiedener amerikanischer Vorort am Rande von Asheville, NC, in den unberührten Blue Ridge Mountains. Und das ist gut so, denn die Zombie-Apokalypse hat im Westen von North Carolina Einzug gehalten und stellt das beschauliche Vorstadtleben ernsthaft auf die Probe! Umgeben von einem Meer Untoter haben die Bewohner von Whispering Pines ihr ländliches Leben von Straßenfesten auf Plünderungsfeldzüge umgestellt. Reinigung und Pflege der Vorgärten wurden gegen taktische Kriegsführung in der näheren Umgebung getauscht. Statt das Viertel zu verschönern, errichtete man eine Festung. Aber selbst in ruhigen Zeiten hat das Leben in einem Vorort seine Höhen und Tiefen: Neugierige Nachbarn, die strenge Hauseigentümervereinigung (HOA) und eine Hausverwaltung, die daran glaubt, dass die Worte strenge Auslegung heilige Worte sind, wenn man sie auf die HOA-Verträge anwendet. Jetzt, während der Zombie-Apokalypse, werden selbst solche harmlosen alltäglichen Reibereien schnell zu dramatischen Kämpfen um die persönliche Identität, die Sicherheit der Familie und das nackte Überleben. Willkommen in der Welt von Z-Burbia!

Whispering Pines in den wunderschönen Blue Ridge Mountains von North Carolina ist ein Idyll für Menschen, die der hektischen Großstadt den Rücken kehren wollen - gewesen. Nach der Zombie-Apokalypse ist es eine der wenigen Enklaven, in denen sich Menschen organisiert und ein gesittetes Zusammenleben gestaltet haben. Der kleine Vorort von Asheville hat sich festen Regeln unterworfen, die die HOA erlassen hat und deren Leitung Brenda untersteht. Neben ihr sind da noch Mindy, als ihre Assistentin und James Stuart, pensionierter Soldat, die den Laden am Laufen halten. Nicht jeder Mensch erweist sich als geeignete Führungspersönlichkeit. Whispering Pines ist in einer recht guten Verfassung. Man verfügt über Wasser und Strom, kann sogar mit den Handys simsen, irgendwie recht angenehm und das will man nicht riskieren, indem man die Ressourcen mit anderen Flüchtlingen teilt. Jeder, der vor ihren gut befestigten Toren oder Wällen steht und um Einlass bittet, wird auf Geheiß von Brenda abgewiesen, wer nicht geht, erschossen. Doch irgendwann gehen ihnen die Batterien zur Neige und jemand muss raus, um neue zu beschaffen. Ausgewählt werden Jon, ein Ex-Prediger, Stuart, der Ex-Soldat und Jason, der Ehesträfling, der aber recht clever ist. Doch vor den Toren geht es hart zu. Sie müssen sich nicht nur vor den Z in Acht nehmen, sondern auch vor Gruppen, denen sie die Tür gewiesen hatten und anderen Gefahren, die ihnen bis dato unbekannt waren. Als sie sich durch die Horden der Untoten kämpfen, werden sie getrennt und Jason findet sich gefangen bei Elsbeth und ihrem Vater wieder. Die beiden Überlebenden erweisen sich als Fleischfresser, Kannibalen. Der wortführende Vater scheint dabei ein ganz perverser Drecksack zu sein, während seine Tochter Elsbeth nur halb gebildet schwer zu leiden hat, aber auch verflucht viel nützliches Zeug von dem ollen Sack lernen konnte. Jason wird befreit, als eine Horde wilder Biker den Unterschlupf umzingelt und Stuart die Chance nutzt, einzudringen, den ollen Bock zu töten und die Kaschemme in die Luft zu jagen (Die beiden Menschenfresser hatten tatsächlich noch einen Gasherd), während eine große Anzahl von Bikern sich Zugang verschaffen will. Tja, die große Anzahl entwickelt sich schnell zu einer kleineren - KAWUMM. Mit einen Kipplader-Truck bahnen sich wiedervereinigten Freunde aus Whispering Pines einen matschigen Weg durch die Z, aber irgendwann steckt die Scheißkarre fest. Stuart und Jon wollen die Z durch wegrennen in verschiedene Richtungen von dem im Führerhaus zurückgebliebenen und am Bein verletzten Jason ablenken und Hilfe holen. Es scheint zu spät zu sein, die Scheiben splittern unter dem Druck der Masse der Z, die immer wieder hirnlos darauf einhämmert. Jason nässt sich ein. Zu früh, denn plötzlich hört der Krawall auf, draußen fliegen Körperteile durch die Luft und dann steht Elsbeth vor ihm. Sie war dem Inferno der Explosion ebenfalls entkommen und hat jetzt Jason gerettet, bringt ihn Richtung Ortschaft, wo sie von Stuart empfangen werden, der dann mit ihnen eingelassen werden will. Doch Brenda zickt. Hat sie doch neue Regeln erlassen und eine wilde Kannibalin passt da nicht rein. Mit einem kleinen Ultimatum kann man die Hexe dann doch überzeugen das Tor zu öffnen. Leider bleibt es nicht lange ruhig. Die Biker und ihr Anführer Vance, ein Ex-Banker, haben Jon gefangen und wollen nun Zugang zu Whispering Pines und dieses als Basis für die Eroberung weiterer Stadtteile nutzen. Er stellt die Bewohner vor die Wahl entweder zu verschwinden oder zu bleiben und mitzuziehen. Stuart, Jason und seine Familie sowie etliche andere gehen, da Melissa, die Frau von Jon und die seine Ermordung durch den Biker-Führer mitansehen musste, einen Unterschlupf kennt. Ab da entwickeln sich die Dinge dramatische und rasend schnell.

Jake Bible - was bedeutet dieser Name und Schriftsteller- und besonders Leserkreisen? Spaß!! Reinen und puren Spaß mit einer gewaltigen Portion Action gemischt. Er hat es in "Mega" bewiesen, er bestätigt es in "Z-Burbia"!!! Fängt das Buch auch erst einmal an, wie der altbekannte und oft gelesene Zombiethriller, der anderen auf dem Markt viel zu sehr gleicht, von denen ich aber dennoch nicht die Finger lassen kann, weil sie im Grunde das versprechen, was dereinst ein Kriegsfilmversprechen war. Immer wieder dasselbe (Gute Amis, Israelis, Russen, Holländer usw.) verhauen die deutschen Bösewichter um ihren GröFaZ mit dem zu kleinen Tropfenfänger unterm zu großen Zinkenoder aus den Actionfilmen der glorreichen und vermissten 80-er Jahre, als man Action noch erkennen konnte, wenn man sie auf der Leinwand angeblich sehen sollte, 3D nur ein kleiner lästiger Ausrutscher war, CGI nur ein Albtraum (5 GRÜNDE WARUM CGI NERVT | Filmschrott)  und Wackelkamera und Found Footage für jeden Filmemacher, der was auf sich gehalten hätte, ein Unding gewesen wären. In allen Fällen wird die Action großgeschrieben, auch wenn es fast immer wieder nur minimale Variationen des bekannten Themas sind. Jake Bible fügt dem Rezept noch etwas hinzu: Humor. Richtig viel Humor. Nicht jeder Gag zündet, aber die Dichte ist derart hoch, dass es nicht sonderlich ins Gewicht fällt. Die Figurenzeichnung ist gut entworfen, Jason mit seiner Art, kein Held zu sein, macht ebenso Freude wie etliche andere gut ausgearbeitete Charaktere, auch wenn man sich nicht allzusehr an alle gewöhnen sollte. Denn die erwähnte Action macht auf vor Opfern auf der Seite von Whispering Pines nicht halt, was auch den einen oder anderen emotionalen Moment und vielleicht auch ein Schlucken zwischen all dem Dialogwitz, der Situationskomik und dem grausamen Kampf ums Überleben sorgt. Eine flotte, flapsig erzählte Horrormär mit mehr als nur einer Prise Humor, sondern einer ans Herz wachsenden Kannibalin mit Herz und Schnodderschnauze, die eindeutig der gelungenste und auch sympathiste Charakter in "Z-Burbia" ist. Alleine sie macht den Unterschied zu all den anderen Werken auf dem Markt und Elsbeth kann fighten wie SHE in "Prinzessin" von John Asya, lässt dabei den erweiterten Austausch von Körperflüssigkeiten (noch) nicht zu. Wie schon in "Mega" hat man hier ein knackiges Lesevergnügen, das nur einem Zweck dient und daher so manche Übertreibung nutzt, wenn sie für die Story und den Spaß nützlich ist. Diverse Kritiken an Logik oder Unwahrscheinlichkeiten lasse ich daher wie der größte Teil der Allerweltskinokonsument außer Acht, wenn sie in die vielen überfrachteten und sinnfreien Superheldenfilme der sonstigen Blockbuster aus den Häusern der Schweiger, Spielberg usw. rennen. Das hier macht mehr Laune - viel mehr. Neues, ultrastarkes Buch von Jake Bible und ein Volltreffer für den Luzifer-Verlag. Und ein weiterer der bisher insgesamt fünf Teile ist bei Luzifer schon in Vorbereitung. Her damit, her mit ALLEM, das Jake Bible verfasst hat - und wenn es ne Notiz auf nem Bierdeckel ist. Rund 310 Seiten.
Mein Dank geht auch noch an FILMSCHROTT für den kleinen Exkurs über die Scheiß-CGI. Thanks Freunde!!!.

Jerry Garcia



Barry Napier. Die Ungeheuer kamen aus dem Nichts. Wir hatten keine Ahnung, woher. Auch dann nicht, als wir sie mit Nuklearsprengköpfen beschossen. Sie waren riesig und töteten einen Großteil der Bevölkerung, der Rest starb durch die Bomben oder den Fallout. Die wenigen, die überlebt hatten, zogen durchs Land, auf der Suche nach Vorräten und anderen Überlebenden. Dann entdeckten wir die Nester. Sie lagen in der Landschaft wie herabgesunkene Gewitterwolken, von den Monstern zurückgelassen. Doch irgendetwas lebte darin. Kendra und Eric müssen sich mit anderen Problemen herumschlagen, als sie sich auf die Suche nach einer der mysteriösen Sicherheitszonen begeben.
Sie haben ein Baby bei sich, und hinter jeder Ecke lauert die Gewalt. Die Nester stellen für sie kein Problem dar - so lange, bis man sie zwingt, eines zu betreten. Darin lauern nur Tod und Wahnsinn - und wer überleben will, muss sich anpassen.

Kendra und Eric haben sich mit dem Baby, das aus einer Vergewaltigung resultierte, in einem verlassenen Haus niedergelassen. Sie gehören zu den wenigen Überlebenden des Alienangriffs und der nuklearen Reaktion darauf. Eric hat Kendra nach dem sexuellen Übergriff aufgelesen und ist mit ihr durchs Land gezogen, bis es mit dem Kind soweit war. Seitdem sind sie in dem Haus in relativer Sicherheit. Um sie herum ist es menschenleer, in anderen Gebäuden in der Umgebung konnten sie sich Nahrungsmittel sichern, Wasser ist ebenfalls vorhanden, sodass sie eigentlich bleiben könnten. Doch eines Tages tauchten zwei recht verwahrloste Männer vor der Haustür auf. Da sie bewaffnet waren, entschied man sich zu einem Präventivschlag. it der einzigen Kugel, die noch im Gewehr war, das sie im Haus hatten, erledigte Kendra per Kopfschuss einen der Kerle, den anderen erledigte Eric mit der Waffe des Toten. Bevor sie die Leichen verbrannten, durchsuchte Eric ihre Taschen und fand einen Zettel, der zum Zugang zu einer der sogenannten Sicherheitszonen berechtigte, von denen es auf dem Kontionent noch einige weitere gab. Sie beschlossen, dass sie sich auf den Weg dorthin machen würden. Die Reise wurde zu Fuß in Angriff genommen, aber unterwegs fand man auch ein Auto, in dem noch Sprit war und konnte einige Meilen fahren, bis die Karre liegenblieb. Zu Fuß ging es nach Lynchburg hinein. Unter dem seit den Kämpfen immer düsteren Himmel zeigte sich das Chaos auf den Straßen, das nach Krieg und Aufruhr ausgebrochen war, durch kreuz und quer rumstehende Fahrzeuge, Müll und allerlei sonstigem Unrat. Und wieder fanden sie einen Wagen, der noch etwas Benzin im Tank hatte. Und zu ihrer Überraschung quäkte unter dem Fahrersitz plötzlich ein CB-Funkgerät los. Es ist ein Mann, der sich Vance nennt und der angeblich Mitglied der Nationalgarde ist. Von ihm hören zum ersten Mal von den Nestern. Er will sie an einem dieser grusligen schwarzen Dinger vorbei nach Athens lotsen, wo er mit fünf anderen Überlebenden haust. Dort angekommen erzählt er ihnen, dass keiner wirklich weiß, was die Nester sind oder was in ihrem Inneren vorgeht. Nur Crazy Mike wäre einmal in einem drin gewesen und wieder rausgekommen, aber nicht mehr ganz klar im Kopf.

Barry Napier hat die Endzeitatmosphäre mit deren düsteren Aussichten und Nachwirkungen durchaus geschickt zu Papier gebracht. Die dunklen Wolken in einem nie aufklarenden Himmel, die Einsamkeit und die Zerstörung lassen sich durch den Leser leicht visualisieren. In Rückblenden erfährt man, wie es dazu kam, dass alles den Bach runterging und sich die Menschen in Bestien verwandelten, die sich gegenseitig an die Gurgel gingen, wenn es sich um Wasser oder Lebensmittel handelte. Völlig verroht und gnadenlos. Was die beiden Protagonisten angeht, wechseln sie von misstrauisch-vorsichtig in naiv-leichtgläubig und blieben irgendwie derart blass, dass ich keine großen Sympathien für sie entwickeln konnte, nicht mitfieberte und mir ihr Schicksal im Grunde wurscht war. Nach dem Einstieg in die Story wird es mit ihrer Reise Richtung Blue Ridge Mountains auch etwas fad und Spannung kommt erst wieder auf, als sie auf die anderen Überlebenden treffen. Der Erzählstil bleibt aber dennoch ruhig und manchmal etwas behäbig, erst die Szenen in dem Nest und das, was dort lebt, haben Tempo in die Geschichte gebracht und konnten dann auch einige schaurige Momente generieren. Der finale Kniff sollte vielleicht so etwas wie eine ungeheuerliche Wendung im Überlebenskampf darstellen, konnte bei mir aber gar nicht zünden, sondern wirkte eher nur überflüssig oder aufgesetzt. Im Gegensatz zu der Welt in der die Figuren ihr Dasein fristen müssen, gibt es im Buch Licht (gute Schilderung der Atmosphäre) und Schatten (recht unspektakulär), nicht sonderlich viel für die Actionfraktion unter den Lesern und mit der Spannung ist es auch so eine mittelmäßige Sache. Auf Splatter und Blutbäder braucht man nicht zu hoffen. Mittelmäßiger Weltuntergang, den man mal lesen kann, aber auch für bessere Literatur aus dem Genre und/oder dem Luzifer-Verlag weglassen darf. Ging irgendwie nicht an mich und ich fand ihn nur mäßig unterhaltend. Naja, es kann ja auch nicht jedes Buch ein Volltreffer sein. Barry Napier hatte zudem das "Pech", dass er gegen den Eindruck des zuvor konsumierten "Z-Burbia" Jake Bible antreten musste, da hat er glatt verloren. 165 Seiten.

Jerry Garcia

1 Februar 2015, 20:02:37 #611 Letzte Bearbeitung: 2 Februar 2015, 20:10:03 von Jerry Garcia


Brad Thor. Irgendwie ist der Terrorfahnder Scot Harvath auf die Schwarze Liste geraten – eine Liste, die so geheim ist, dass nur der amerikanische Präsident und ein kleiner Kreis von Beratern von ihr wissen. Wer einmal auf der Schwarzen Liste steht, ist bereits so gut wie tot. Harvath versucht verzweifelt, den Killerkommandos zu entkommen. Dabei muss er herausfinden, wer ihn auf die Liste gesetzt hat – und warum! Doch während Harvath unfreiwillig sämtliche Einsatzkräfte in Atem hält, bereiten die Hintermänner einen vernichtenden Terrorakt auf die USA vor.

Scot Harvath ist mit Kollegin Riley Turner in Paris auf dem Weg zu ihren Zimmern als sie beschossen werden. Riley ist sofort tot, Harvath macht die vier Gegner unschädlich. Nachdem er sie getötet hat, untersucht er die Kerle und stellt fest, dass sie nicht nur ihrem Vorgehen nach Profis waren. Keine Papiere, nichts einstecken, was sie verraten könnte. Er hat keine Ahnung, wer es auf ihn abgesehen haben könnte. Oder galt der Anschlag Turner? Mutmaßungen helfen jetzt nicht, er muss aus Paris und Frankreich verschwinden. Mit einigen Manövern versucht er, seinen Weg zu vertuschen und setzt sich in die Pyrenäen, ins spanische Baskenland ab, da er dort einen willigen Helfer weiß. Ungefähr auf halbem Weg zu einem Kloster in dem Peio, ein Bekannter von früher, mittlerweile sein Dasein fristet, wird Harvath von dem vorerst untergebracht. Er wähnt sich sicher, muss aber bald feststellen, dass er hier nicht so allein ist, wie er sich das vorgestellt hat. Die Hütte wird auch von der angeblich mittlerweile friedfertigen ETA genutzt. Irgendwann in der Nacht wecken ihn Geräusche. Angespannt zieht er leise los, um sich über die Situation einen Überblick zu verschaffen. Er findet die ETA-Leute tot und schleicht um die Hütte herum, wobei er vier Männer entdeckt, die hier nichts zu suchen haben. Er kann drei von ihnen ausschalten, vor dem vierten Mann bewahrt ihn Peio, der aber dabei schwer verletzt wird. Dennoch schickt er Harvath weiter, um über Umwege in die USA zu reisen. Dort wurde mittlerweile das Hauptquartier der Carlton Control Group angegriffen und Boss Reed Carlton kann der Attacke nur mit Mühe entkommen. Doch alle seine Mitarbeiter (Bis auf Harvath) wurden getötet. Carlton flieht und versteckt sich vorübergehend bei seinem früheren Mentor Banks, um mit ihm zusammen herauszuzfinden, wer hinter dem Angriff steckt und wer seine Leute erledigt hat. In Texas trifft Nicholas ein, ein kleinwüchsiger IT-Spezialist, der sich hier mit Nina trifft, der Schwester einer Bekannten, die von einem Auto überfahren wurde. Doch zuvor hat sie einen USB-Stick an Nina mit Anweisungen über das weitere Vorgehen geschickt. Bald kreuzen sich die Wege der unterschiedlichen Gruppen und sie holen zum großen Gegenschlag gegen den Feind aus.

Trotz eines recht flotten und actionreichen Beginns war ich doch nach der Vorstellung des Antagonisten etwas - oder auch etwas mehr - skeptisch, was die Story angehen soll. Wie schon beim letzten Baldacci bemängelt, wird der Feind hier derart finster gestaltet, dass man es schon als Holzhammermethode bezeichnen muss. Es war einfach zu platt. Kann der Typ nicht nur ein machtgeiles Arschloch sein, muss er sich unbedingt noch für die alten Vernichtungsmethoden der Nazis erwärmen? Das Nazithema nervt eh mittlerweile, was auch der Grund ist, warum ich die Bücher von Daniel Silva seit geraumer Zeit meide. Ich muss aber zugeben, dass die Geschichte sich dann derart wandelt, dass die Nazianspielung ihren Sinn bekommt und man bald nur noch sagen kann - beängstigend!!! Überwachung allerorten, mit allen Mitteln. Intelligenten Straßenlampen, Apps, siehe Facebook mit den neuen Regeln, Implantaten und und und. Alles zum Wohle, Schutz und Sicherheit des Bürgers, wie die Politschleimer so schön sagen. Von wegen: eigentlich ist der Bürger jetzt schon unter Generalverdacht ein Terrorist zu sein und wird deshalb grundsätzlich als verdächtig angesehen. Und das fatale, mein die fatalen Punkte sind, dass es keine Umkehr mehr gibt und dass man sich dem auch nicht mehr entziehen kann. Schaff alle deine Geräte ab, es nutzt nichts. Du musst einkaufen gehen, du hast Bekannte, die deine Daten haben und die vielleicht aufm Smartphone, Drohen fliegen über dir rum usw. Kurz: wir stehen vor einer neuen Diktatur der sanften Welle. Ja, schlimm ist, dass vieles von dem Stoff, den Brad Thor hier schreibt schon existiert oder zumindest in Planung ist. In der EU werden die Notrufsysteme für Neuwagen dieses Jahr zur Pflicht. Angeblich um Unfallopfer schneller zu finden und betreuen zu können. Von wegen. Damit wissen sie jederzeit, wo du bist. Und in den USA ist es ja so, dass man mit diesem System den Wagen auch stoppen oder starten kann. Oder man schickt dir ne bewaffnete Drohne übern Kopp und tarnt es dann als schrecklichen Unfall. Und der Autor hält sich mit Kritik an seiner Regierung und den Konzernen nicht zurück, womit wir wieder bei den Nazis wären. Denn die wurden in ihrer damaligen Datensammelwut über die Juden gepflegt von den Amis von IBM unterstützt, was nur beweist, dass die Regierungen und Wirtschaftsbosse für Gewinne wortwörtlich über Leichen gehen. Für IBM wäre ein Kriegsgewinnler Hitler das große Los gewesen, sie hätten ihren Einfluss und ihre Gewinne mit jedem Land, das der unterjocht hätte, weiter ausgebaut. Wer glaubt, denn noch, dass die Staatenlenker unter der finanziellen Fuchtel der CEOs nicht weiter dafür sorgen, dass alles ausgewertet werden kann, das man will, dass man nicht schon auf Verdacht mal loschlägt, bloß weil einer den falschen Text in einem Forum gepostet hat? In den USA wurden die Gesetze mittlerweile so angepasst, dass diversen Organisationen grundsätzlich bei Verstößen gegen irgendwelche Bürgerrechte keine Strafen mehr drohen. Um dieses Szenario herum hat Brad Thor seinen Thriller verfasst, der neben einigen satten Actionszenen auch Elemente des guten, alten Spionagegenres enthält. Natürlich werden die Kämpfer für Land und Ehre, die echten Patrioten dann auch wieder in den Himmel gelobt, obwohl sie mit den gleichen brutalen Mitteln vorgehen, die sei den Feinden ankreiden. Das ist dann der Action geschuldet, die den Roman flotter macht, ihn unterhaltsam darbietet. Doch bei der Vorstellung, wieviel von dem brisanten Hauptthema schon Wirklichkeit ist, muss man doch mal schlucken. Kritischer, teilweise harter Thriller (Kopfschüsse usw.), der auch unterhalten kann. Sollte man mal gelesen haben. Bitte mehr von Brad Thor. Bisweilen ist dies erst der dritte Roman, der hier übersetzt wurde und leider auch nur unmotivert aus der Reihe um Scot Harvath herausgegriffen. 540 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Curran. Etwas unaussprechlich Böses wandelt durch die Utah-Territorien im Jahre 1882. Bürgerkriegsveteran und Kopfgeldjäger Tyler Cabe, der seinen Lebensunterhalt mit der gnadenlosen Verfolgung von Straftätern bestreitet, muss nun etwas jagen, das die Vorstellungskraft eines lebendigen Menschen bei weitem übersteigt.

Mitten in der Nacht hetzt Kutscher Goode die Pferde Richtung Whisper Lake, während sein bewaffneter Begleiter langsam ob der Fracht die Muffe bekommt. Hinten auf der Ladefläche liegt ein Sarg - und Hyden glaubt, dass sich darin etwas bewegt. Voller Angst schaffen sie es zur Stadt und zum Leichenbestatter Hiram Callister. Der ist nicht nur menschenscheu, sondern auch etwas abartig veranlagt. Daher hat er immer die Nachtschicht, während sein extrovertierter Bruder Caleb tagsüber das Geschäft führt. Als er die Leiche vorbereiten will, muss er zu seinem Leidwesen erfahren, dass die Angst der beiden Überbringer der Leiche von James Lee Cobb nicht umsonst bleich vor Furcht waren. Am folgenden Tag findet man Hiram tot und ausgeblutet vor einem leeren Sarg. Nun kommt auch noch Tyler Cabe in die Stadt. Der Kopfgeldjäger ist hinter einem Serienkiller her, der in verschiedenen Städten schon einige Prostituierte aufgeschlitzt hat. Was Cabe nicht ahnt, ist, dass der Sheriff des County und selbstverständlich der Stadt ein alter Bekannter ist. Jackson Dirker war Schuld, dass er in einem Gefangenenlager der Nordstaaten während des Bürgerkriegs landete und schwere Misshandlungen erfuhr. Die Narben in Cabes Gesicht stammen von Dirksen. Lange ist Cabe noch nicht in der Stadt, da wird er von einem möchtegern-Revolverhelden herausgefordert und erledigt den Angeber. Dennoch muss er bis zur endgültigen Klärung des Falles in den Bau, wo er den Indianer Charles Graybraw kennenlernt, der sich als Spezialist für spitze Bemerkungen erweist. In der Zwischenzeit wird auch in Whisper Lake eine Nutte aufgeschlitzt und Cabe versucht, eine Spur zum Killer zu finden. Etwas weiter im County wird eine kleine Ortschaft der Goldgräber brutal niedergemetztelt. Eine Miliz unter Führung von Caleb Callister beschuldigt die Mormonen der Stadt Redemption der Tat und schlägt rücksichtslos zu. Und der verschwundene Cobb? Sitzt in dem verwahrlosten Kaff Deliverance und resümiert seine Vergangenheit. In einem rückständigen Ort von einer Hexe geboren, mit einem mal auf dem Rücken hat er sich schnell zu einem skrupellosen Metzger und Kannibalen entwickelt, der noch andere Geheimnisse hütet. Als die Überfälle zuviel werden, reitet ein Aufgebot los, um dem Grauen ein Ende zu machen, ohne zu ahnen, was auf die wartet.

Tim Curran beginnt seine Geschichte eher mit Bedacht und leichtem Grusel zu einer Zeit, als die Besiedlung des Kontinents ebenso weit fortgeschritten war, wie die Vernichtung der Ureinwohner, von denen nur wenige in Reservaten ihr Dasein fristen dürfen, die das Leben nicht wert sind. Dem fügt er Elemente hinzu, dass einem der Schauer über den Rücken läuft. Doch seine stilistischen Feinheiten und auch die Wortwahl bei scheinbar alltäglichen Dingen drängen den Leser schon langsam aber sicher Richtung härteren Horror. Bis dahin werden nach und nach die wichtigsten Figuren mehr oder weniger intensiv vorgestellt, ohne dass Schwung oder Thrill verlorengehen. Selbstverständlich spielt die Beziehung, der Hass zwischen Cabe und Dirker eine wichtige Rolle, die aber spätestens mit dem ersten Gemetzel in den Hintergrund gedrängt wird. Ab diesem Punkt hält sich Tim Curran auch nicht mehr zurück, geizt nicht mit Blut, zerfetzten Körperteilen und wilden Kreaturen. Und Rückblende zur Geschichte des James Lee Cobb mit seinen "Jobs" als Skalpjäger oder Soldat im Meikanisch-amerikanischen Krieg 1846/1847 erinnert manchmal fatal an die Gräuel der Amerikaner in Vietnam. Ist dann schon harter Stoff. "Skin Medicine" (Der Begriff wird während der Lektüre erklärt) ist ein knüppelharter Horror-Western, in dem der Autor sich an tatsächliche Begebenheiten (Donner-Gruppe, Bürgerkrieg, Indianervernichtung, Mexikanisch-Amerikanischer Krieg) anlehnt und daraus seine starke Horrormär braut. Hexen, Steinigung, Exorzismus, Dämonen, Kannibalismus und Indianermythen plus einem Serienkiller, der noch eine ganz spezielle Pointe serviert bekommt. Tim Curran beherrscht sein Metier - und zwar genreübergreifend. Er versteht es, Atmosphäre zu entwickeln und Spannung aufzubauen, Emotionen hinsichtlich seiner Figuren zu schüren und alles zu einer flotten Story zu verquicken. Hier kommt keine Langeweile auf, muss man sich nicht auf "Durststrecken" gefasst machen. Unterhaltsam, schnell, flüssig, gruselig und grausam. Hier hat irgendwie alles gepasst. Auch der bitterböse Humor des Indianers hat es gewaltig in sich, wenn man bedenkt, was mit Ureinwohnern damals gemacht wurde. Der Kniff mit dem Serienkiller fand sofort meine Begeisterung und der Showdown legt dann nochmal so richtig los und es werden keine Gefangenen gemacht. Ganz klare Kaufempfehlung - sogar, wenn man Western nicht so sehr mögen sollte. 390 Seiten.

Jerry Garcia



Brian Keene. Es passiert ohne jede Vorwarnung. Eine weltweite Seuche verwandelt Menschen und Tiere in lebende Tote. In einem Luxushotel verbarrikadieren sich 25 Angestellte und Gäste in einem früheren Militärbunker. Die Schläge der Zombies hämmern von außen gegen die Sicherheitstüren, während die Eingesperrten unaufhaltsam den Verstand verlieren ... dazu kommt der wachsende Hunger, der sie irgendwann zwingt, das Unvermeidliche zu tun. Ein simples Motto bestimmt den Alltag der Überlebenden: Fressen und gefressen werden! Als Bonus enthält dieser Band zwei einzigartige Erzählungen von Brian Keene: »Im Tal der verrückte Bären« und »Die vergessene Schlucht der Verdammten« . Cowboys und Indianer, Holzfäller und Bigfoots, Zombies und Dinosaurier ... Horror im Wilden Westen!

Pete arbeitet in einem Luxushotel in den bewaldeten Bergen im Landkreis Pocahontas. Direkt unter dem Hotel ist ein Bunker, den die Regierung dereinst als Schutz vor möglicher Strahlung nach einem Atomschlag bauen ließ. Mit der Zeit hätte er in Vergessenheit geraten und weiter genutzt werden können, doch ein Enthüllungsjournalist entdeckte ihn und schrieb eine Story darüber. Und schon war das Ding "verbrannt". Die Regierung überschrieb es dem hotel und das machte ein Museum daraus. Pete ist einer der Führer durch die Anlage. Er bekommt ebenso wie alle anderen Mitarbeiter und Gäste des Hotels mit, dass in der Welt draußen, weit von ihrer Abgeschiedeheit entfernt, etwas vor sich geht. Eine Epidemie oder so. Dass bald die Armee eingreifen muss, dass Menschen und Tiere übereinander herfallen, Tote wiederauferstehen. Aber hey, das ist ja alles so weit weg. Bis eines Tages die schlurfenden Horden vor den Türen des Hotels stehen. Zusammen mit einigen Kollegen und Gästen kann Pete sich in den Bunker retten, aber sein Freund Mike, der noch Lebensmittel und andere Vorräte holen wollte, bleibt auf der Strecke und hat jetzt Hunger - auf ihn und seine Gefährten. Nun fühlen sich alle sicher, die Kreaturen können den Bunker nicht stürmen und stehen vor den Eingängen rum und verfaulen - leider zu langsam, zudem kommt ständig Nachschub. Und bald werden die Lebensmittel knapp, der Hunger greift um sich. Man muss entscheiden, was nun passiert. Und während Pete es sich im zugehörigen Kino gemütlich gemacht hat, treffen sich die anderen zur Abstimmung. Das Ergebnis war schnell gefunden - der einzig Abwesende muss als Nahrung herhalten. Schnell stellt Pete fest, dass er um sein Leben fighten muss. Entweder von den Zombies gefressen werden oder von den eigenen Leuten.

Brian Keene informiert den geneigten Leser in einem Vorwort darüber, dass "Tief begraben" zur selben Zeit wie "Totes Meer" spielt, nur in einer anderen Gegend. Auch hier werden Mensch und Tier zombifiziert. Es ist aber absolut nicht nötig "Totes Meer" zu kennen, da es ansonsten keinerlei Zusammenhänge gibt. In dieser Geschichte sind seine Zombies eigentlich nur Staffage, der Aufhänger für ein gewalttätiges Überlebensdrama, in dem bald die Frage gestellt wird, wie weit man, um sein Überleben zu sichern, gehen würde. Aber er lässt auch Kritik an der Gesellschaft nicht außen vor. Sei es nun das ständige Bedienen der sogenannten sozialen Medien (finde den Begriff immer noch Sch..., da an denen so rein gar nix sozial ist) oder was nach einem zerstörerischen Ende von unserer Zivilisation noch übrig bleibt. Aus unserer Vorzeit konnte man noch Münzen oder Schriftrollen finden, aber bei uns wird das womöglich nicht geschehen, da es ja jetzt schon Länder gibt, in denen jeder, der bar zahlt, schon verdächtig ist. Und was Schriftrollen oder Bücher angeht - mit der weiteren Ausbreitung des Teufelswerks Ebook fallen die auch weg. Kein Strom, kein Ladegerät, kein Buch. Und wie schnell sich der "zivilisierte" Mensch ändert, wenn er Hunger verspürt, das eigene Leben in Gefahr sieht und über das anderer stellt, das lässt der Autor die Gefangenen im Bunker erleben. Schnell entwickeln sich Machtspielchen, will einer das Alphatier markieren, der Anführer sein. Denn nur so kann er sicher sein, dass sein Überleben gewährleistet ist, bis sich die später  nur noch wenigen Überlebenden gegen ihn zusammenschließen würden, mit denen er aber fertig zu werden glaubt. Und da ist das auserkorene Opfer Pete, der selbstverständlich weder im Magen eines Zombies noch seiner Gefährten landen will. So wehrt er sich im Bunker fast schon in McClane-Manier gegen seine Leidensgenossen. Dabei muss der Leser miterleben, wie Pete so langsam sein Verstand entgleitet, aber auch, dass er als anfänglicher Sympathieträger vollkommen versagt. In gedanklichen Rückblenden von Pete erfährt man nur etwas von einem verlogenen und egoistischen Wichskopp, der sich seine Verfehlungen auch noch schönredet. Schuld waren immer die Anderen. Man ertappt sich dabei, dass man ihm ein Böses Ende fast schon wünscht. Als Zugabe hat Brain Keene dann noch die Storys "Im Tal der verückten Bären" und "Die vergessene Schlucht der Verdammten" beigefügt, die teils recht derbe sind, aber auch über einen gewissen Spaqßfaktor verfügen, wobei "Die vergessene Schlucht der Verdammten" kleine Erinnerungen den Film"Gwangis Rache" hervorruft. Blutig, aber nicht überhart, schnell, actionlastig mit zwei erfreulichen Zugaben. So mag ich Brian Keene. 315 Seiten.

Jerry Garcia



Andrew Goodman ist ein gewöhnlicher britischer Durschnittsbürger, liebender Ehemann und Vater. Er ist rundum glücklich, bis ihn der Anführer einer Jugendgang scheinbar grundlos ins Visier nimmt. Von da an verwandelt sich sein Leben praktisch über Nacht in einen Albtraum. Die Spirale der Gewalt steigert sich, bis Andrew, vom Justizsystem unbarmherzig im Stich gelassen, nur noch einen einzigen Ausweg sieht.   

Andrew Goddman sitzt abends mit Gattin Pen und Tochter Rebecca "Bex" zu Hause und plant, zum Essen einen Film zu sehen. Doch zuerst wird abgestimmt, was  man als Mahlzeit zu sich nimmt. Dann zieht Andrew los, um das Essen im naheliegenden Laden zu holen. Draußen lungern einige Jugendliche rum und prompt kommt einer zu ihm, um eine Zigarette zu schnorren. Als Nichtraucher hat Andrew selbstverständlich keine bei sich, woraufhin der Bengel verlangt, er solle welche kaufen. Tut der Famlienvater selbstverständlich nicht und wird daraufhin von Frankie, dem Anführer, zusammengeschlagen, das Essen auf der Veranda verteilt. Man lässt sich etwas vom Chinesen bringen und geht dann zu Bett. In der Nacht kommen Eindringlinge und verwüsten die Wohnung, die herbeigerufene Polizei kann ohne Zeugen nichts unternehmen. Von der Bedienung im Laden erfährt Andrew, wer der Übeltäter war und wo er wohnt. Er geht zu deren Haus und lernt die Mutter kennen. Großer Fehler, sie stellt sich nämlich als versoffene Schlampe dar, die an ihren Blagen kein Interesse hat. Doch Andrew plaudert aus, woher er die Adresse hat und das hat zur Folge, dass das Mädchen, von dem er sie hat, brutal verletzt wird. Er besucht sie im Krankenhaus und fährt auf dem Rückweg einen Jungen an. Es ist Davie, der sich als Bruder von Frankie herausstellt. Er bringt ihn ins Krankenhaus und will ihn dann auch wieder nach Hause fahren. Aber mit einem Umweg zu Andrews Wohnung. Er will Davie zeigen, dass sie doch nur normale Leute sind, die niemandem etwas getan haben. Aber er hat schon Gäste - unerwartete. Frankie und seine Spießgesellen sind da. Sie misshandeln die Familie aufs Ärgste, drohen mit Mord und Vergewaltigung. Davie ist das alles nicht recht, er will seinen Bruder davon abhalten, kann aber nichts unternehmen, da die anderen zu Frankie halten. Als die Situation eskaliert, verdrücken sich die Rowdys. Pen und Bex bleiben schwer verletzt mit ihrem Vater zurück. Er ruft die Polizei und lässt seine Familie ns Krankenhaus befördern. Und will jetzt seine Rache.

"ASBO" ist kein Splatterfest aus den Reihen der Schlachtplatten. Hier hat der Horror einen realen Hintergrund und wirkt wie einer dieser Home Invasion-Filme mit Revengeaspekt. Die Situation schaukelt sich langsam hoch und wird dann immer härter, böser. In die Geschichte eingebaut ist eine gewisse Sozialkritik, dass man solche Burschen sich selbst überlässt, keiner kümmert sich. Doch wer hat Schuld, dass so etwas überhaupt passieren kann? Das ist die eigentliche Frage in der Lektüre. Ist es das Elternhaus? Könnte man meinen, bei den Familienverhältnissen. ABER der Bruder gehört auch zu der Familie und ist nicht so verroht wie Frankie. Ist es der Knast? Zum Teil sicher, ABER Frankie musste ja schon vorher genug auf dem Kerbholz haben, um überhaupt in den Knast zu kommen. Ist es die Gesellschaft, die solche Familien ins Abseits stellt? Vielleicht. Aber es gibt solche Gewalttäter auch aus anderen Schichten. Es könnten aber auch die Gesetze sein, die es solchen Bratzen erlauben, immer wieder zuzuschlagen, keine richtige Handhabe Vorweisen können. Im Gegenteil. Man findet immer wieder Entschuldigungen (Migranten, in der Schule durch Noten gedemütigt, durch die Eltern nicht und im Stich gelassen usw.) und fördert den mangelnden Respekt durch Gesetze, die es verbieten, die Blagen zu züchtigen, die es den Eltern erlauben, die geamte Erziehung Betreuern, Erziehern oder Lehrern aufzubürden, welche sich aber nicht gegen solche Rüpel durchsetzen dürfen, da sie von Gesetzes wegen, daran gehindert werden, richtige Maßnahmen zu ergreifen. Und tut es doch einer, sind plötzlich die Alten da und wollen eine Bestrafung des Pädagogen. Da läuft doch was falsch. Und dieser Frankie ist nicht nur ein Opfer der Umstände, er ist schlicht und einfach böse und es müssen Gesetze her, die solche Verbrecher zeitig aus dem Umfeld ehrlicher Menschen entfernen. Soweit zum nachdenkenswerten Aspekt des Buches. Der andere Teil entwickelt sich dann in die Richtung Charles Bronson, wenn er mehrfach rot sieht. Selbstjustiz, weil die Polizei versagt, behindert durch eine zu lasche Gesetzgebung. Spannend, hart, psychisch belastend, gnadenlos, düster und von Realismus durchzogen.   215 Seiten.

Jerry Garcia



Richard Phillips. Ein Heilmittel gegen alle Krankheiten, nicht weniger glaubt die Regierung in dem abgestürzten Raumschiff in New Mexico gefunden zu haben. Doch drei Studenten finden durch Zufall ein zweites Schiff, von dem die Regierung nichts weiß und das eine schreckliche Wahrheit birgt. Das streng geheime Rho-Projekt hält nicht etwa den Schlüssel zur Rettung der Menschheit bereit, sondern steuert die Welt geradewegs in eine globale Katastrophe. Anstatt geheilt zu werden, sterben plötzlich Menschen - viele Menschen. Und jeder Gegner des Projekts scheint systematisch ausgeschaltet zu werden. Die Hoffnung liegt nun bei den drei jungen Studenten, deren bekannte Welt jedoch immer weiter aus den Fugen gerät.

Nachdem die Streitigkeiten um die Kalte Fusion nahezu beendet sind, entsteht ein neuer Disput um die im Schiff gefundene Nanotechnologie. Mit dieser ist man imstande künftig alle Krankheiten zu heilen. Doch der finstere Dr. Stephenson, der weiter seine Fäden spinnt und mithilfe eines bösartigen Killers alle Gegner seines Projektes um die Weltherrschaft beseitigen lässt, hat ganz andere Pläne. Im Verlauf der Geschehnisse werden der NSA-Direktor, der Präsident der USA und ganze Trupps von Geheimagenten der Regierung beseitigt. In der Zwischenzeit haben sich die drei Schüler an einem Schulprojekt beteiligt und dies durch ihre besonderen Fähigkeiten auch landesweit gewinnen können. Doch sie werden des Plagiats beschuldigt und fallen vor allen in Ungnade. Zudem ruft die neue Technologie auch unterschiedliche Interessengruppen auf den Plan. Da wäre zum Beispiel der kolumbianische Drogenbaron, der sich ewgies Leben und immensen Reichtum von den Nanopartiklen verspricht, da sind die Regierungen anderer Nationen wie Russland, China oder die Europäer, die dafür plädieren, dieses Allheilmittel allen sofort zur Verfügung zu stellen. Selbst die eh von niemandem ernst genommene UNO fordert die Herausgabe. Amerika lässt sich dann dazu herab, das Mittel in Afrika anzuwenden, um AIDS oder Ebola in den Griff zu bekommen. Es funktioniert. Aber auch Dr. Stephenson bleibt nicht untätig. Er experimentiert mit den Nanos und erschafft dabei schreckliche Mutationen, die seinen Testpersonen (unfreiwilligen Testpersonen) unsägliche Schmerzen bereiten. Und dann wird auch noch das zweite Schiff entdeckt, zu dem bisher nur die Kids Zugang hatten.

War das erste Buch "Das zweite Schiff" noch ein Mix aus Jugendroman und Erwachsenenstory mit Fantasy-Elementen, drängt der Autor den Anteil für junge Erwachsene zugunsten von Tempo und Härte fast völlig zurück. Schon der Einstieg ist recht deftig und dabei bleibt es nicht. Machtgelüste und große Verschwörungen geben sich die Klinke in die Hand, an Action wird nicht gespart und die Jugendlichen erweitern ihre Fähigkeiten und entwickeln sich auch persönlich weiter. Manchmal vielleicht nicht unbedingt zum Guten. An den gewalttätigen Szenen hat zumindest Mark durchaus seine Mitwirkung zu beweisen, indem er seine neu gewonnen Kräfte einsetzt, Genickbruch inklusive. Das Tempo ist ziemlich hoch, die kurzen Kapitel mit unterschiedlichen Sichtweisen der handelnden Personen unterstützen den Lesefluss und nach und nach kristallisieren sich die wesentlichen Allianzen und den gegnerischen Gruppen heraus. Hier treffen technische Raffinessen auf leicht konsumierbare Kost. Hin und wieder übertreibt der Autor seine wissenschaftlichen Einwürfe, um dann aber kurze Zeit später mit voller Geschwindigkeit Attacken auf die Agenten Jack und Janet zu skizzieren und sich immer weiter von einem Jugendbuch zu entfernen. Schon nach kurzer Zeit ist es ein Erwachsenenthriller, der verhältnismäßig harte Kills in sich birgt und man gegen Ende fast nur darauf wartet, dass sich nicht nur die amerikanischen Dienste bekriegen, sondern außer dem Drogenbaron aus Kolumbien bald andere Nationen in den Konflikt eingreifen, um sich all die neuen Erkenntnisse zu sichern. Und die beiden Schiffe haben noch eine Menge weitere Geheimnisse zu bieten, die dann vermutlich im dritten Buch - "Wurmloch" - gelöst werden. Fand ich den ersten Teil noch ganz gut, bin ich vom zweiten Buch fast schon positiv überrascht. Mit der Wendung zum harten Thriller im Sci Fi-Gewand mit ein paar kleinen "Heroes" Anleihen hatte ich eher nicht gerechnet. Für Jugendliche wohl nicht mehr so geeignet, aber sonst äußerst unterhaltsam. Rund 510 Seiten.

Jerry Garcia



Greg Sisco. Herzlich willkommen im One Night Stan's, dem heißesten Strip-Club der Stadt.  Als ein paar College-Studenten über eine orangefarbene Tasche stolpern, randvoll gefüllt mit Hundert-Dollar-Scheinen, werden sie zum Ziel eines zugedröhnten Nachtclub-Besitzers, einer nymphomanen Stripperin, deren Fetisch es ist, Menschen zu quälen, und eines russischen Türstehers, dem nachgesagt wird, einen Mann in zwei Hälften reißen zu können.

Alles beginnt mit Jack, der den Auftrag hat, zu einer bestimmten Zeit in der Telefonzelle vor dem Club zu warten und einen Anruf sowie Anweisungen entgegen zu nehmen. Doch Tragic Jack, wie er genannt wurde, gerät an eine Serienkillerin und kann nicht pünktlich vor Ort sein. Dort ist stattdessen Jeremy, der mit seinem Kumpel Caleb ordentlich gepichelt hat und nun Druck ablassen muss. Und mit seinem vollen Kopf geht er ans Telefon und meldet sich als Jack. Er erhält die Location einer Tasche, die er abholen soll. Tut er - und findet darin rund 250.000 Dollar. Klar, dass er über den plötzlichen Reichtum begeistert ist. Doch was damit ausgelöst wird, kann er noch nicht ahnen. Plötzlich tauchen FBI-Agenten auf, die einen Sereinkiller von Florida bis nach Scud City verfolgt haben, ein Nachtclubbestizer, der Frank Sinatra  nacheifert, ein Türsteher namens Russian Bob, diverse Schnecken von der Tanzfläche, ein Gangsterboss und der vertrottelte Nerd Daniel auf, die alle mehr oder weniger hinter der Kohle her sind. Dass sich zwei Stadtpolizisten ebenfalls auf die Jagd machen, lässt alles nur noch verworrener und blutiger werden.

"One night in the city, one night lookin pretty" röhrte dereinst Ronnie James Dio. One night in Scud City, but no one looks pretty passt dann eher zu "One Night Stan's". Schon der Einstieg in die Geschichte verrät, dass es hier um eine total durchgeknallte und blutige Story geht, in der kein Auge trocken bleibt. Und Russian Bob, um den sich derart viele Legenden ranken, dass man ihn für den Chuck Norris des Buches halten könnte, sorgt mit seinem Dialekt für den nötigen Humor. Eigentlich sind dafür alle Personen zuständig, eigens dafür geschaffen, den Leser nur zu unterhalten, ihn zum Lachen zu bringen oder zum Luft anhalten, ob eines weiteren grausamen Mordes. Sympathisch sind sie irgendwie alle, dämlich bis besoffen auch - ob sie nun Cops sind oder Gauner, Schlampe oder Killer. Schwarzer Humor trifft hohen Bodycount, ein absurdes Buch, böse und voller fieser Ideen, die den geneigten Leser blendend unterhalten. Wer hier Tiefgang oder lange Dialoge voller Raffinesse erwartet, wird sicher enttäuscht sein, aber wer sich anhand des Klappentextes auf schräge Unterhaltung abseits des Mainstream gefreut haben sollte, dürfte am Ende begeistert sein. Völlig irre Lektüre über Drogen, Mord, Gewalt und Blut, die zwischen den vielen Leichen dennoch zum Lachen reizt - und was den Härtegrad angeht, der frage nach bei Caleb, dem die Eier mit nem Butterfly so zusammengesteckt wurden, wie Damen das sonst mit ihren Haaren machen. Sinnfreie Lesestunden, unangestrengt, von einigen Lachern und Schmunzlern unterbrochen und jedem zu empfehlen, der solche Kost zu schätzen weiß. Eindeutig eine Leseempfehlung. Davon hätte ich gerne mehr. Luzifer-Verlag - Du bist dran, der Ball liegt in deiner Hälfte. Rund 290 Seiten.

Jerry Garcia



Jo Nesbo. Sonny Lofthus sitzt im modernen Hochsicherheitsgefängnis Staten in Oslo. Seine kriminelle Karriere begann, als sein Vater Ab sich das Leben nahm. Ab Lofthus war Polizist. Kurz vor seinem Tod gestand er, korrupt gewesen zu sein. Dieser Verrat zerstörte Sonnys Leben.
Jetzt, viele Jahre später, hört er von einem Mitgefangenen, dass alles ganz anders gewesen ist. Sonny will Rache. Er flieht aus dem Gefängnis, denn die Verantwortlichen sollen für ihre Verbrechen büßen.

Sonny sitzt im Hochsicherheitsgefängnis Staten und ist eigentlich ein Mustergefangener. Er hält sich aus allen Schwierigkeiten raus, schließt sich keiner Fraktion an. Und er ist verschwiegen. Das führt dazu, dass er im Bau so etwas wie der Beichtvater der Knackis wird. Sie vertrauen ihm alles an, er verrät nichts und niemanden. Irgendwann kommt ein älterer Gefangener zu ihm, den der Krebs zerfrisst und der deshalb nichts mehr zu verlieren hat. Er teilt Sonny mit, dass dessen Vater, der angeblich ein Maulwurf für eine kriminelle Vereinigung war und nach seinem Auffliegen Selbstmord beging, gar kein Verräter war. Jetzt ist es an Sonny, sich einen Plan zurechtzulegen, um aus dem Knast zu fliehen. Der todkranke Mann hilft ihm dabei und sie lassen den stellvertretenden Gefängnisdirektor nicht gut aussehen. Doch kaum ist Sonny draußen, beginnt eine unheimliche Mordserie und kein Motiv ist zu erkennen. Simon Kefas, ein früherer Freund von Sonnys Vater, wird zusammen mit der neuen Kollegin Kari auf den Fall angesetzt, ohne zu ahnen, dass Sonny etwas damit zu tun haben könnte. Während sie nach Spuren suchen, geschehen weitere Morde, die nicht offensichtlich zu erklären sind. Dennoch hat Kefas bald eine Vermutung, auch wenn er nicht den gesamten Plan hinter den Tötungen überschauen kann.

"Der Sohn" ist eine düstere Rachemär aus Norwegen, die Harry Hole vermissen lässt und ohne den sympathischen Mann mit Hang zur Selbstzerstörung auskommen muss. Doch deshalb hat sich Norwegen bzw. die Beschreibung des Zustandes der Gesellschaft des skandinavischen Landes aus Jo Nesbos Feder wenig verändert. Drogensumpf, Menschenhandel, Korruption und Vorteilsnahme gehören weiterhin zu den Bestandteilen des täglichen Lebens und korrupte Polizisten sowie ähnlich gestrickte Politiker können sich weiterhin ungestraft im Staatsdienst tummeln. Da wird mehr an sich selbst gedacht, als an den von den Bürgern per Stimmzettel erteilten Auftrag (Ist ja hier nicht unbedingt anders). Simon Kefas steht kurz vor der Pensionierung, hat eine jüngere Frau, die eine dringende Augenoperation benötigt und will den Fall unbedingt lösen, bevor er in Ruhestand geht. Auch wenn er dazu hin und wieder etwas am Gesetz vorbei handeln muss. Sonny hingegen ist ein gnadenloser Killer auf Rachemission, es ist aber nicht schwer, seine Taten nachzuvollziehen, wenn man bedenkt, womit er die ganzen Jahre gepeinigt wurde, wenn man von ihm verlangte, dass er für Taten gerade steht, die andere begangen haben. Es war ihm solange egal, bis er erfuhr, dass sein Vater unschuldig war. Danach änderte sich alles. Sonny geht eiskalt vor, tötet völlig skrupellos und ohne jegliche Reue. Doch durch sein Schicksal, aber auch sein Verhalten anderen, unschuldigen Menschen gegenüber, kann der Leser Sympathien für den Rächer entwickeln, auch wenn er schlicht ein brutaler Mörder ist. Der eine oder andere Nebenschauplatz hätte vielleicht nicht sein müssen, bremst das Buch aber nur ein wenig aus. Die Identität des echten Maulwurfs oder des "Zwillings", die Hintermänner im Menschenschmuggel und Drogenhandel und einige auch teils unerwartete Wendungen sorgen für Spannung, der eine oder andere Mord ist vielleicht etwas zu brutal geschildert, was für die Lektüre nicht notwendig gewesen wäre. Düster und kalt wie Norwegen im tiefsten
Winter, Verzicht auf strikte Trennung von Gut und Böse, ein Schluss, der zwar noch mit Wendungen aufwartet, aber leider - der einzige Makel - dennoch nicht ganz zufrieden stellt, weil er nicht ohne Zugeständnisse an die Masse auskommt. Fast so gut wie die Romane um Harry Hole, aber diese und auch "Headhunter"  (Wurde ja auch verfilmt) würde ich dennoch vorziehen. Aber das ist Krittelei auf hohem Niveau, denn Jo Nesbo kann mit diesem Buch noch jeden der sonstigen groß angesagten und viel beworbenen Autoren locker vom Thron stürzen. Rund 520 Seiten.

Jerry Garcia




Freitag, 13. Februar 2015
Behind the scenes "Spectre" D. Craig
Ich hoffe, es gibt mal ne Steigerung im Härtegrad. Und weniger Political correctness.



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Labels: Behind-the-Scenes
Neuer Trailer "Big game" S. L. Jackson
Auch hier werde ich mich der landläufigen Meinung, dass es vernachlässigbarer Stress ist nicht anschließen und mir den Film auf jeden Fall ins Regal stellen. Zudem liebe ich diese Wildnius-Settings.


Eingestellt von Harry um 19:13 Keine Kommentare:
Labels: Trailer
Weiterer Trailer "Mercenary:Absolution" Seagal
Egal, was andere meinen, der sieht recht gut und brauchbar aus. Und da einer meiner Favoriten - Vinnie Jones, der bitte nochmal die Fußballschuhe schnüren und Cristiano R. aus selbigen treten soll - dabei ist, ist er eh Pflicht.


Eingestellt von Harry um 19:08 Keine Kommentare:
Labels: Trailer
Buchreview "Prinzessin: Die letzte Kriegerin" J. Aysa
John Aysa. Dem Chaos und der Gewalt entflohen findet sich She auf einem Schiff wieder. Ziel: Neuanfang der Zivilisation. Doch die Reise steht unter keinem guten Stern. Angriffe von innen und außen lassen das beschädigte Schiff havarieren. Die Schiffbrüchigen finden sich in einer extrem feindlichen Umwelt wieder. Die Rettung entpuppt sich fatalerweise als das Gegenteil: Aus der Reise ins Paradies wird eine Höllenfahrt. Der Wahnsinn, dem She begegnet, lässt sich nur mit gleichen Mitteln bekämpfen, und die Offenbarungen, die sie erfährt, bringen eine Welt zum Einsturz. Aber es wäre nicht She, wenn sie sich nicht mit brachialer Gewalt wehren und dem Irrsinn dabei noch eins draufsetzen würde.

Das Schiff, das die Menschen inklusive SHE und Stella in ein neues Paradies bringen soll erweist sich schnell als üblen Flop, ja sogar als miese Falle. Schon bald werden sie von einem riesigen Kraken attackiert, der sich seine Mahlzeiten von Deck holt und sie dabei genüßlich mundgerecht quetscht. Dass bei der Gelegenheit der Kahn gleich untergeht, den Kapitän (Wer geht in dieser Zeit noch ehrenvoll mit seinem Schiff unter?) dabei mitnimmt und die Überlebenden sich jetzt im Wasser als Appetithappen für fressgierige Haie wiederfinden, war so sicher nicht geplant. Aber sie erreichen eine Insel. Dort lernt man sich kennen. Die Soldatin Marina Hayek mit ihrer großen Schnauze und dem Schmodderwortschatz (Woher sie den wohl hat?) und auch den Söldner Everson, der sogleich von SHEs Freundin Stella vernascht wird. Doch die Insel hat ihre Tücken. Monster jeglicher Art und Kannibalen im Zombie-Modus machen der geschrumpften Reisegesellschaft das eben schwer und einige müssen in Fontänen von Blut und Eingeweiden ihr bisschen Leben lassen. Zwischendurch macht sich SHE aber auch an Everson ran, denn sie kann es einfach nicht auf sich sitzen lassen, dass der sich nur mit Stella begnügt. Der hat aber auch noch eine Überraschung für sie bereit. Als Söldner für Doc Nachtstrom liefert er ihm die Überlebenden aus, wobei Nachtstrom es speziell auf SHE und Stella abgesehen hat. Die beiden Frauen werden getrennt und SHE macht die Erfahrung, dass auf der Bohrinsel ein alter Raumgleiter angedockt ist, der einige Auserwählte zu einem Raumschiff, einem Generationenschiff, bringen soll, das diese zu einem weit entfernten Planeten kutschieren muss, um dort eine neue Zivilisation aufzubauen und vielleicht in Hunderten von Jahren zurückzukehren und sich die Erde wieder untertan zu machen. SHE aber soll dem Doc für Experimente dienen. Die dreht den Spieß um, erfährt einige Dinge übers Ende der Welt, die sie nicht mal erahnte, metztelt sich dan durch die riege der Mutantenwachen und zieht los, um alte Rechnungen zu begleichen.

Carmen Weinand von Horrorandmore hat in ihrer vorzüglichen Rezension angemahnt, John Aysa nicht mehr mit Edward Lee oder Wrath James White zu vergleichen. Da ich  ja auf nette Damen zumeist höre, werde ich dies unterlassen und ihn ab jetzt mit John Grisham in Konkurrenz stellen. sicher ist er äußerst erfreut, nun mit den Schwiegermütterthrillern zusammengetopft zu werden, wo er doch viel lieber Elternschreck wäre. Wenn man sich vorstellt, dass ein junges Paar, das seine Bücher kennt, von seiner kleine Tochter mit kindlicher Stimme zu hören bekommt, dass sie Prinzessin werden will, wenn sie groß ist, kann man deren entsetzten Gesichtsausdruck sicher erahnen. So gefällt es John Aysa sicher besser. Zum Werk selbst. Wer die ersten beiden Bücher kennt, kann davon ausgehen, dass der Autor keine Gefangenen macht und mit einer schier unbegreiflichen Ideenvielfalt in Wort und Tat sämtliche Körpersäfte oder Ausscheidungen wortgewaltig sprudeln lässt. Hab ich vor Kurzem noch erwähnt, dass Tim Curran es in dem formidablen "Skin Medicine" wunderbar geschafft hat, Alltagsszenen derart bildhaft mit seinen Worten zu skizzieren, dass man die Härte des Werkes schon in der belangslosesten Kleinigkeit erahnen kann, so muss ich dieses Attribut auch John Aysa zuschreiben, der es nur auf die sexuelle Komponente ausdehnt. Selbstverständlich suppt John Aysa wieder wild herum, ABER er hat es auch drauf, dem ganzen Spektakel Handlung (JAAAAA, Handlung!) hinzuzufügen, die sich mit Verschwörung, einer Schattenregierung (Dem Dreckigen Dutzend plus 1), dem zustand der Gesellschaft mit ihren ahnungslosen, egoistischen und machtgeilen Politikern, die längst nicht mehr an ihren Wählern interessiert sind (Außer, es stehen Wahlen an!!!), den gierigen Managern, die gemeinsam daran arbeiten, den Mittelstand zu eliminieren, um damit das Establishment zu stärken und gaaanz viele Abhängige davon zu schaffen (Wenn man sich von einem Vollzeitjob nicht einmal ernähren kann, ist das doch Abhängigkeit in Form moderner Skalverei). Er lässt zudem alte Bekannte aus den vorherigen Büchern wieder zu ihrem Aufritt kommen oder sie drastisch hingeschlachtet und niedergemetztelt dahinscheiden, spielt mit Fantasyelementen, bringt Nanobots ins Spiel (Hab ich doch erst bei der "RHO-Agenda" gehabt, selbstverständlich in einer sehr milden Variante.) und füllt seine Story mit Anspielungen auf Film, Buch und Musik, die er dem Leser entweder direkt aufs Auge drückt oder sie nur andeutet. So erhält Carlton Mellick III ebenso eine Erwähnung (Hat er mit der gewählten Kurzform etwas an den eingebildeten CR7 erinnern wollen?) wie die Verballhornung Bonnie Rotten aus dem Musikbereich. Und wer es zuvor gelesen hat, wird die Verweise auf das Buch "Gott der Tentakel" sicher bemerken und wie sie in diese Story und Handlung mit eingeflochten sind. Seine Ausflüge ins Filmmetier enthalten neben Marina Hayek (Salma im Sinn, Marina im Text?) noch Verweise auf "Lohn der Angst" (Ja, geschätzter Autor, ich hab es bemerkt.), Fulci-Fuzzis, "Zombies unter Kannibalen", "Die Klapperschlange" "Die Geschichte der O." (Hätte er "50 shades of grey" gesehen, wäre der sicher in einer Form erwähnt worden, die dem uninteressanten, langweiligen Film ohne Höhepunkte jedweder Art völlig fehlt.) und viele mehr. Allein daraus konnte der geneigte Leser, der diese Sachen auch kannte (Zitat "Verdammte Jugend. Keine Ahnung von gar nix.") einen gewissen Funfaktor ziehen. Ansonsten lässt das Buch jeden, der sich für die ersten beiden Teile begeistern konnte, zufrieden zurück. Wer sich aber mit solcher Lektüre hinsichtlich moralischer Ansprüche überfordert fühlt, sollte lieber die Pfoten davon lassen, denn es steht nicht umsonst der Vermerk auf dem Rückumschlag, dass hier strengstes Jugendverbot angesagt ist. Blutige Schlachtereien mit derbsten sexuellen Ausschweifungen und einem Wortschatz, für den er an jedem Bankschalter die Kündigung bekäme. Politisch korrekt ist hier mal gar nichts. John Aysa hat ja mittleerweile weitere Projekte in Arbeit/Planung. Wird Zeit, dass da mal ein satter Actioner bei ist, mit dem er den Stars wie Matthew Reilly Konkurrenz machen kann. Drauf hat John Aysa das sicher. 240 Seiten, die aber im Paperbackformat klein bedruckt sind.

Jerry Garcia



Iain McKinnon. Ich bin Sarah. Zusammen mit Nathan und einigen anderen Überlebenden habe ich mich in einem alten Lagerhaus verbarrikadiert, während um uns herum faulende Kadaver durch die Überreste der Stadt streifen. Uns gehen langsam die Vorräte aus. Jetzt stehen wir vor der Wahl: Verhungern oder rausgehen und gegen die Untoten kämpfen? Hilf uns! Mir ist noch eine andere Alternative eingefallen: Selbstmord. Aber als ich dann auf dem Dach stand und mich runterstürzen wollte, sah ich einen Hubschrauber. Bringt er die Rettung oder reitet er uns nur noch tiefer in die Scheiße?

Da hat es die kleine Gruppe um Sarah (Nathan + Jennifer) tatsächlich aus ihrem Schlupfwinkel heraus zu dem Helikopter geschafft, der sie vielleicht retten kann, da geraten sie vom Regen in die Traufe. Mal abgesehen davon, dass drei Soldaten zurückbleiben, damit die Neulinge an Bord bleiben können, ist die Situation auf dem neuen Domizil, einem alten Frachtschiff, auch nicht gerade rosig. Idris, der Pilot, tankt schon seinen Hubschrauber auf, um mit Waffen zurück zu seinen Kameraden zu fliegen, um sie aus dieser Hölle herauszuholen, während Bates bei den Geretteten bleibt. Die werden von den Doktoren an Bord erst intensiv untersucht, bevor man sie sich frei an Deck bewegen lässt. Einer der Ärzte forscht an einem Serum, das die weitere Ausbreitung der Infektion bei den wenigen Millionen überlebenden Menschen verhindern soll. Als ein Sturm angekündigt wird, verbietet der Anführer der Soldaten Idris an Land zu fliegen und seine Freunde zu holen. Ficht diesen nicht groß an. In einem unbewachten Augenblick fliegt er mit dem Heli los. Vielleicht sein Glück, denn bald bricht die Infektionskatastrophe über das Schiff herein. Wieso es passiert, bleibt aber eine reine Spekulation. Am Ende eines Gemetzels können sich nur Sarah, Bates und einige wenige andere inklusive Nathan und Jennifer in ein Rettungsboot absetzen. Dann sehen sie Idris und den Heli zurückkommen.

"Das Reich der Zombies" lag erst einmal auf Halde, weil ich auf die angekündigte Fortsetzung warten wollte. Nach der Meldung, dass diese aus verlagsinternen Gründen gar nicht erscheinen wird, hab ich das Buch schlicht dem Vergessen anheimgegeben. Da lag es nun sinnlos in meinem SuB vergraben und nahm schlicht Platz weg. Genau das war denn auch der Grund, dass ich es endlich angegangen bin. Der Schreibstil von Iain McKinnon ist von einfacherer Natur, was dem Tempo zumindest zeitweise entgegenkommt. Ausgebremst werden die Story und ihr Fluss durch einige etwas langatmig geratene Erklärungen zur Infektion und deren Verhinderung, während die Geschichte um den Zeitpunkt des Ausbruchs und die entsprechenden Folgen zwar kurz erwähnt, aber nicht ausführlich behandelt werden. Und irgendwie ist das Konstrukt nach dem Eintreffen auf dem Schiff auch vorhersehbar. Auf beeingten bzw. begrenztem Raum zusammengepferchte Gruppe in einem Zombie-Roman - da muss ja einer Mist bauen, um die Sache wieder in blutrünstige Fahrt zu bringen. Ab dem Zeitpunkt greift dann aber auch wieder der Actionaspekt. Insgesamt alles schon dagewesen: einige Militärs, ein paar Gerettete, viele Missgeschicke, bisher nicht intensiv spezifizierte Charaktere in einem stellenweise flotten und unterhaltsamen Roman. Einige Mängel wie die lasche Charakterisierung oder die Hinweise auf die Zeit vor der Katastrophe könnten in den geplanten weiteren Teilen möglicherweise zur Sprache gekommen sein, was wir aber wohl nie erfahren werden. So bleibt ein Zombiemärchen, das sich kaum von den vielen anderen auf dem Markt abhebt, aber auch nicht weniger drauf hat. Leider ist eben mit diesem FETTEN Cliffhanger Schluss. Ich hätte gerne weitergelesen, da ich das Zeugs einfach mag. 270 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Miller. Auf ihrem Roadtrip durch den Süden von Texas werden vier Collegestudenten irgendwo im Nirgendwo von einem Sheriff angehalten und verhaftet. Er beschuldigt sie illegale Einwanderer zu sein. Die vier werden in das Städtchen Hell gebracht. Hier leben die Bürger nach ihren eigenen kranken Regeln. Und in der Kunst der sadistischen Vernichtung von Fleisch und Seele haben sie unvorstellbare Meisterschaft erlangt.

Die Vier werden auf dem Highway von zwei Cops gestoppt. sich keiner Schuld bewusst geben sie sich recht leutselig, selbst als die Polizisten einen raueren Ton anschlagen. Doch ihr Glauben in die Vertreter von Recht und Gesetz wird schnell erschüttert. Grob packt man sie zusammen und fährt sie zu einem kleinen Kaff oben am Berg. Dort müssen sie erfahren, dass die Uhren hier völlig anders gehen als im Rest der Welt. Okay, zumindest anders als in den USofA. Die beiden Police Officer trennen die Freunde und verscherbeln sie an andere Bewohner dieser paar Hütten, die eh schon langsam dem Verfall preisgegeben sind - Hütten und Bewohner, wenn man es genau nimmt. Schon bald erleben sie das pure Grauen. Folter, Sklavenhaltung, Graubuschlecken, Testperson für ärztliche Experimente usw. stehen ab jetzt an der Tagesordnung. Sie bekommen in ihren jeweiligen neuen Unterkünften, wenn man Käfige so nennen kann, auch ein paar frühere Gefangene zu Gesicht und können anhand des Zustandes der Personen langsam ermessen, was ihnen noch alles blüht. Der eine oder andere Gefangene kann ihnen sogar von seiner Leidensgeschichte erzählen. Fluchtversuche vom Berg des Grauens scheinen zum Scheitern verurteilt, denn bisher konnte niemand diesen durchgeknallten Bestien entkommen.

Tim Miller erzählt seine Geschichte in einem bemerkenswert schlichten Stil, literarische Feinheiten zu erwarten, wäre aber auch zuviel verlangt. Charaktere und Location werden nur minimal beschrieben. Die Dialoge strotzen jetzt auch nicht vor Umfang oder Intellekt der handelnden Figuren, alles ist nur auf das Nötigste reduziert und das Geschehen entwickelt sich mit der Zeit von einer plumpen Entführung durch die schon sattsam aus Buch und Film bekannten miesen Bullen auf Highwaystreife zu einer recht heftigen Metzelei mit einigen abartigen (Ja, der Text auf der Coverrückseite hat schon seine Berechtigung) Ideen. Es ist eine richtig böse Gemeinde, die sich da am Berg zusammengefunden hat. Manchmal recht abgedrehte Einfälle, die zum Schmunzeln richtigehend einladen, stellenweise auch schön eklig (Die Olle, brrrrr.) und brutal (Pfählung), aber ich muss gestehen, dass Tim Miller mich damit nicht vollends überrumpeln oder überzeugen konnte und auch die Begründung mit Mitleidseffekt für die Taten war nicht wirklich der Bringer. Keine Ahnung wieso, denn der Platz in der Riege der Festa Extrem-Autoren ist schon wohlverdient, aber anscheinend bin ich schon zu abgestumpft oder ich schiebe die Schuld auf John Aysa, dessen dritte "Prinzessin" ich erst vor Kurzem weggelesen hab. Ein Fehleinkauf ist "Willkommen in Hell Texas" garantiert nicht und die Leser der üblichen Mainstreamkost oder dem gehypten "50 Shades of grey" würden bei dieser Lektüre vermutlich ruckzuck ihre letzten Mahlzeiten um zweiten Mal schmecken ob der Geschmacklosigkeiten im Buch. Es ist leicht, sehr leicht zu konsumieren, wenn  man ein Faible für diese Art Literatur hat, doch als langjähriger Festakunde kann selbstverständlich nur ich für mich sprechen, wenn ich sage, dass andere Autoren aus dem Hause Festa hier die Nase vorn haben. Gut, aber nicht überragend. 155 Seiten.

Jerry Garcia



Christopher Fowler. Vier Passagiere treffen sich auf einer Zugreise durch Osteuropa während des Ersten Weltkrieges; konfrontiert mit einem Mysterium, das gelöst werden muss, wenn sie überleben wollen. Was ist in dem Sarg , vor dem jeder so viel Angst hat? Was ist das tragische Geheimnis der verschleierten Roten Gräfin, die mit ihnen reist? Warum wird ihr Mitreisender, der Brigadegeneral, von seinen eigenen Soldaten so gefürchtet? Und was genau ist das Geheimnis des teuflischen Ärzengels selbst?

Shane Carter kommt aus Amerika nach England, um dort einen Job als Drehbuchautor zu erhaschen, nachdem er in den Staaten gescheitert war. Schon direkt beim Vorstellungsgespärch erhält er den Zuschlag und soll innerhalb von fünf Tagen ein Drehbuch abliefern, das Koryphäen wie Peter Cushing oder Christopher Lee auf den Leib geschneidert  ist. Er beginnt mit einem Mädchen, das ein altes Spiel um einen Zug beginnt. Dieser macht sich selbstständig, wird immer größer und fährt krachend durchs Fenster davon. In der nächsten Szene kommt Nicholas, ein Brite und echter Hallodri, mit dem Zug nach Chelmsk in Karaptien. Als er die Stadt sieht, will er eigentlich sofort wieder weg, doch man sagt ihm, dass kein Zug mehr fahren würde, ausser gerüchteweise einer um Mitternacht. Doch richtige Auskunft gibt ihm niemand. Er sucht sich eine Schänke und trifft dort die Wirtstochter Isabella, die ebenfalls aus dem Kaff weg will. gemeinsam machen sie sich auf den Weg zum Bahnhof - und tatsächlich hält ein Zug. Der Ärzengel! In den Waggons treffen sie auf weitere Mitreisende, die sich nach und nach seltsam benehmen. Besonders der große Zugführer ist ihnen unheimlich. Und erst der Sarg im Gepäckwagen. Zudem ist ein britisches Ehepaar - Thomas und Miranda - zugestiegen, denen das Ganze auch unheimlich vorkommt. Gerade auch deswegen, weil nirgends auf dem Streckenplan die Endstation eingezeichnet ist und der Zugführer auf Nachfragen nur kryptische Antworten von sich gibt.

Allein schon die ersten Seiten lassen das Herz eines jeden Filmfreundes höher schlagen, wenn man über MGM, Roger Corman, die Hammer-Studios, Peter Cushing und Christopher Lee und deren Schaffen im Jahr 1966 lesen darf. Auch sonst atmet das Buch regelrecht den Flair der Hammer-Studios mit wabernden Nebelschwaden, düsteren Orten, geheimnisvollen Figuren  und einer verfluchten Geschichte und romantischen Anwandlungen im Angesicht der drohenden Gefahr. Christopher Fowler nutzt in seinem Roman alles, was das Studio dereinst ausmachte. So generiert er eine echte Hammer-Atmosphäre, die bewirkt, dass man die Bilder direkt vor sich zu sehen glaubt. Nach und nach führt er seine Protagonisten (und den Leser) an das Geheimnis heran, das den Zug umgibt. Dann kommt es auch zu einigen etwas blutigeren Szenen, die sich aber nicht in reinem Gemetzel suhlen. In einer Art Rahmenhandlung springt Fowler kurz zu seinem Drehbuchschreiber, der in einer Konferenz mit seinem Auftraggeber und den Darstellern Cushing und Lee sitzt, um die Details zu besprechen, bevor es wieder zum Ärzengel und seinen Passagieren geht, die langsam an ihre aufgaben herangeführt werden, die ihnen das Überleben und die Seele sichern sollen. Schuld, Sünde, Monster, menschliche Abgründe, Mord, Betrug und Eitelkeit sind die Themen, um die es in dem Buch geht und viele sympathische Figuren wird man kaum finden. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Deshalb ist man in dem Zug. Und ganz nebenbei gibt es noch Anmerkungen zu zappeligen Zuschauern, die mit ständiger Aktion bei der Stange gehalten werden müssen, da ihre Aufmerksamkeitsspanne bedauernswert gering ist (Heute wird das durch Schnittgewitter und Wackelkamera kaschiert) und auch an die Gesellschaft und Wirtschaft, in der kein Herz oder Seele mehr ist, sondern nur das Streben nach Profit unter Aufgabe der Menschlichkeit. Auch den Humor hat der Autor nicht vergessen, präsentiert ihn aber nicht brachial, sondern dezent und hintersinnig. Gerade wenn er die Amerikaner und ihr Gebaren beschreibt, die den Drehbuchautor nach England getrieben haben. So kennt man sie, die Cousins auf der anderen seite vom Großen Teich. Ein unterhaltsamer Spaß, der vorzügliche Lesestunden zu bieten hat - und dem Filmfreund noch dazu wohlige Erinnerungen an alte Zeiten des berühmten Studios. Herzlichen Dank an den Luzifer-Verlag für das Rezensions-Exemplar! Rund 355 Seiten.

Jerry Garcia



Jamie Freveletti nach einer Idee von Robert Ludlum. Bei einer Medizinerkonferenz in Den Haag verüben Terroristen ein Blutbad. Covert-One-Lieutenant Jon Smith kann mit knapper Not entkommen. Doch der Anschlag war nur ein Ablenkungsmanöver, um den hochgefährlichen pakistanischen Warlord Oman Dattar aus seiner Haft zu befreien. Das Team von Covert One muss alles daran setzen, ihn aufzuhalten. Denn Dattar schmiedet einen Racheplan, der nicht weniger zum Ziel hat als den Untergang der Vereinigten Staaten von Amerika.


Ein Kriegsverbrecher soll in Den Haag vor Gericht. Durch diverse Attentate wollen seine Anhänger ihn befreien. Jon Smith von Covert One, der dort auf einem Medizinerkongress weilt, wird in die Aktionen mit involviert und soll als Zeuge sterben. Dabei kommt er nach einiger Zeit einem perfiden Plan auf die Spur, die Amerika und die westliche Welt in die totale Abhängigkeit des Verbrechers bringen soll. Aber auch der hat Probleme: Eine clevere Investmentbänkerin hat Dattars Konten geplündert und der geht nun finanziell am Stock. Seine Schergen finden das weniger gut, arbeiten sie doch nur des Geldes wegen und nicht wegen irgendwelcher hehren Glaubensabsichten. Dattar verschwindet nach Zypern,  um sich dort von einem Warlord aus dem Waffen- und Drogengeschäft frisches Geld zu besorgen. Der leiht ihm  unter Bedingungen 20 Millionen Dollar, schickt aber einen seiner Leute mit, um sicher zu gehen, dass die Sache auch läuft. In den USA rasseln sie mit Jon Smith, Randi Russell, sowie den Agenten Beckmann und Howell zusammen, als sie versuchen, die Bänkerin zu schnappen und sich das Geld von Dattar zurückzuholen. Zu allem Überfluss sind in der CIA und dem Polizeiapparat auch noch Verräter am Werk, die die Terroristen unterstützen.

Der neunte Band um die von Robert Ludlum vor seinem Tod konzipierte Covert One-Einheit, der ebenso wie die Vorgänger von einem Vertragsautor verfasst wurde. Diesmal ist es Jamie Freveletti, die sich mit "Lauf" und "Flieh" auch in Deutschland einen Namen als Thrillerautorin gemacht hat. Aber einen "echten Ludlum" zu schreiben, das ist ihr nicht gelungen. Netter Anti-Terrorthriller aus amerikanischer Feder, der kaum Überraschungen zu bieten hat, bei der Bänkerin doch etwas zu sehr übertreibt, da die Dame mehr einstecken kann, als ein Sylvester Stallone zu seinen besten Drehbuchzeiten, mit teils recht dämlichen Personal und Verrätern, die noch an den Weihnachtsmann glauben. Kurz: Einige Figuren sind doch etwas zu platt charakterisiert. Da bei einer Reihe zumeist klar ist, wer die Oberhand behält und der Spannungsfaktor eher gering ist - obwohl es auch da Ausnahmen gibt -, liest man von Actionsequenz zu Actionsequenz, rätselt leicht, wer die bösen Verräter sein könnten, bekommt dabei ordentliches Tempo geboten und legt das Buch dann unter Massenware ab. "Die Janus-Vergeltung" ist sicher keine MUSS-Anschaffung, kann aber dennoch mit den meisten üblichen Thrillern aus diesem Bereich mithalten. Keine Ludlum-Ware, wie der Verlag dem geneigten Käufer mit dem großen Aufdruck des Namens auf dem Buchdeckel gerne weismachen würde, aber so arbeiten sie alle. Ob es nun mit einem Tom Clancy und seinen Vertragsschreibern ist oder auch die noch selbst aktiven Clive Cussler oder James Patterson und nun sogar James Rollins, die eine eigene Idee von sogenannten Co-Autoren zu Ende bringen lassen. Ist ein bisschen Etikettenschwindel, aber wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann man es ja mal angehen. Man darf nur nicht zuviel erwarten. 410 Seiten.

Jerry Garcia



Sean Rowe. Matt Shannon, Ex-FBI-Agent, trifft seinen Stiefbruder Jack, der aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dieser erzählt ihm am Hafen von Miami, wie man mit der Sprengung eines Schiffes für Wochen den Hafen blockieren könnte. Jack hat eine kleine schwarze Fernbedienung dabei. Gedankenverloren spielt Matt daran herum - über den Hafen zuckt ein gewaltiger Feuerblitz - und vor den Augen unzähliger Menschen versinkt am helllichten Tag ein Frachter in den Fluten. Matt hat mit einem Knopfdruck nicht nur in Sekundenbruchteilen ein Schiff gesprengt; er hat auch seine Seele verkauft. So hat Jack leichtes Spiel: Er bringt Matt dazu, bei einem Überfall auf einen Luxusliner mitzutun. Doch der kaltblütig geplante Coup läuft aus dem Ruder - und als Matt begreift, dass es für ihn kein Erbarmen gibt, schlägt vor ihm eine Fluchttür nach der anderen zu.

Jack Fontana trifft sich mit seinem Stiefbruder Matt Shannon in einem Cafe im Hafen von Miami. Mit einer List bringt er ihn dazu, einen Frachter zu sprengen,, der die Hafenausfahrt blockiert. Die Falle, die Jack Fontana, ebenfalls ein Ex-FBIler wie sein Stiefbruder, gestellt hat, ist zugeschnappt. Ab jetzt ist Matt seinem Verwandten, der eindeutig die Seiten gewechslt hat, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Matt hat einen Job als Sicherheitsexperte einer Luxuslinerkreuzfahrtgesellschaft. Genau der richtige Mann, den Jack in seinem Team braucht. Mit dabei sind Kip, ein muskulöser Kraftmeier, dessen Schwester Krystal, Manny, der zum Dienst ebenso erpresst wird wie Matt und Bryant, ein zorniger Schwarzer. Matt wird über den Plan aufgeklärt, dass sie einen Luxusliner überfallen wollen, der Drogengeld zu den Caymans transportiert. 30 Millionen sollen es sein. Ein einfacher Job soll es ebenfalls sein. Doch sobald sie an Bord des Kreuzfahrtschiffes sind, beginnen die Schwierigkeiten. Die Drogenbaronin ist höchstselbst auf dem Schiff, in Begleitung dreier schwer bewaffneter Typen. Ein Schusswechsel sorgt dafür, dass sie bald alleine ist, doch dabei erwischt es auch Krystal. Mit Hilfe von zwei Handlangern an Bord wird das Geld auf einen gekaperten Kutter umgeladen und man fährt davon, um es da zu verstecken, wo es garantiert niemand vermutet - auf dem Meeresboden. Versehen mit einer cleveren Lösung, es bald zu heben. Was sie sich aber nicht vorstellen, ist, dass die alte Drogenchefin sie nicht nur erkannt hat, sondern auch zügig hinter ihnen her sein wird. Während Matt sich wundert, dass seine junge Bekannte Julia mit von der Partie ist, werden sie von der Polizei aufgebracht und festgenommen. Doch bald erscheint ein Anwalt, gibt ihnen einige wohlgemeinte Ratschläge und holt sie nach und nach gegen Kaution raus. Dass der Mann nicht als Samariter auftritt, müssen sie alle recht schnell erfahren, ihre Schwiergkeiten beginnen jetzt erst richtig.

Hardboiledstoff, der eine gewisse Gnadenlosigkeit aufweist, in einer Rückblende gar Kannibalismus thematisiert und schnell vorangetrieben wird durch die schlichte Sprache des Autors. Da ist kaum ein Wort zuviel, wird nicht abgeschweift in Banalitäten. Rowe schildert seine Figuren als teilweise verzweifelte Menschen, die auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben sind, Geheimnisse haben und diese nur sehr langsam offenbaren. Es geht um Ganovenehre, um Mord und Totschlag. Was den Leuten aber allesamt fehlt, ist ein kleiner Funken Moral, für sie ist der Diebstahl mit all seinen brutalen Konsequenzen gerechtfertigt. Kurzweilige Geschichte mit einigen kleineren Wendungen, die den Bock jetzt aber nicht fett machen. Wirklich neu ist an dem Buch nichts, alles irgendwie schon mal so oder ähnlich dagewesen, könnte auch ein Parker oder Wyatt sein. Flotter Thriller, der hin und wieder kleinere Härten offenbart (Eine Kreuzigung), die aber nicht übers Ziel hinausschießen und der sich keinen wie auch immer gearteten Sentimalitäten hingibt. Hardboiledliebhaber können gerne mal einen Blick riskieren. Und bitte nicht vom Cover des gebundenen Buches mit der Bikini-Tusse abschrecken lassen, denn das ist ja mal derart unsinnig für das Werk, dass man sich schon fragt, was sich der Verlag dabei wohl gedacht haben mag. Das obige Cover vom Taschenbuch passt da schon viel besser. Für Originalität wird Sean Rowe wohl keinen Preis erhalten, aber das Lob für einen Debütroman ist durchaus gerechtfertigt. Kurz, knapp, knackig und mit einigen Winkelzügen versehen. Rund 235 Seiten.

Jerry Garcia



F. Paul Wilson. Ein Routineauftrag für Jack: Ein gestohlenes altes Katana-Schwert wiederbeschaffen, dessen Besitzer den Diebstahl nicht der Polizei melden kann. Erstaunlich nur, dass jemand überhaupt ein Interesse daran hat, das vergammelte Stück Metall zurückzubekommen.
Jack findet schnell eine Spur, der Auftrag scheint ein Kinderspiel - aber plötzlich sterben alle, die mit dem Schwert in Berührung kommen, eines gewaltsamen Todes.
Als dann auch noch ein uralter japanischer Kult New York mit einer Massenvernichtungswaffe bedroht, muss Jack all seine Fähigkeiten aufbieten, um diese Angelegenheiten auf seine unvergleichliche Art wieder in Ordnung zu bringen.

Anfangs ist Jack dabei auf unnachahmliche Weise Gelder für die Sammlung der Jugend-Sport-Vereine für deren Anschaffungen von Trikots für die Kids zu beschaffen. Als er sieht, dass im Central Park ein alter Mann, der mit Gehstock langsam unterwegs ist, von einem räuberischen Rowdy überfallen werden soll, macht er sich bereit einzugreifen. Nicht schlecht überrascht stellt er fest, das sich der Mann dem Gangster leicht erwehren kann. Noch mehr staunt er, als der Mann ihn mit seinem Namen anspricht und sich als Veilleur vorstellt. Sie setzen sich in eine Kneipe und der Mann erzählt Jack vom Makel, von der Gefahr, die Hank Thompson mit seiner Kicker-Bewegung heraufbeschwören könnte und wie lange er diesem Bösen schon auf der Spur ist. Jack erkennt einige der angemerkten Situationen wieder. Er selbst war daran beteiligt. Zuhause angekommen ruft er seinen Maileingang ab und findet eine Nachricht vor, dass er für einen Klienten etwas finden soll. Er trifft sich mit dem an seinem üblichen Platz und wird informiert, dass es sich um ein seltenes Katanschwert handelt, das ein Erbstück sein soll und dem Amerikaner japanischer Abstammung von dessen Landsitz auf Maui entwendet worden sein soll. Geld sei kein Problem. Jack nimmt an. Bald kann er die Spur zum Schwert finden, doch die Angelegenheit entwickelt sich anders als gedacht. Hinter dem Schwert scheint auch eine andere Gruppe her zu sein - und die nimmt keine Rücksicht. Jeder, der das Schwert hat, wird niedergemetzelt. In der Zwischenzeit wird Dawn von Mr. Osala in einem goldenen Käfig gefangen gehalten. Sie kann sich alles ordern, was sie wünscht, nur das Appartment verlassen, das geht nicht. Dennoch schafft sie es, ihren "Betreuer" Henry zu belabern, mit ihr zu einem Einkaufsbummel zu gehen. Alles geht gut. Und wie es in solchen Situationen eben ist, will man dann immer mehr. Ein zweiter Ausflug endet nicht mehr so vorteilhaft. Dawn gerät in die Fänge von der Sekte Kakureta Kao, die sie in ihr Domizil bringen. Und dort kommt es dann zu einem schicksalhaften Zusammentreffen aller Parteien, das etliche Beteiligte das Leben kosten wird.

"Durch das Schwert" von F. Paul Wilson, der auch hier wieder ein bisschen mit seinem Namen spielt als Frank P. Winslow, bietet alles, was das Herz der Anhänger des "Handyman Jack-Kultes" begehrt. Startet mit Humor und geht dann spannend weiter, führt die Story aus dem 11. Roman um Jack, "Das Blutband", direkt weiter. Noch immer ist er der Spielball zweier Mächte, die sich wie Kinder um diese Welt balgen und von denen kaum einer weiß, warum sie dies tun und was sie letztlich vorhaben. Naja, Die Andersheit will wohl alles vernichten, um sich an der Angst und Hoffnungslosigkeit zu laben, während Der Verbündete sich zwar gegen Die Andersheit einsetzt, dem die Menschen und die Erde dabei aber völlig wurscht sind. Die ganzen Verwicklungen, die Puzzleteile, die sich aus den bisherigen Geschichten um Jack ergeben haben, passen jetzt nach und nach zusammen, es werden viele Geschehnisse und Figuren aus vorangegangenen Romanen wieder aufgegriffen, was auch bedeutet, dass man die Serie um Jack schon in der Reihenfolge lesen sollte. Wie Wilson im Vorwort schreibt, werden sich in den nächsten Büchern alle Teile an ihrem Platz befinden und ein Großes Ganzes ergeben. Wilson schreibt kar und verständlich trotz der manchmal etwas komplexen Struktur seiner Story, lässt den Humor nicht zu kurz kommen, bietet aber einen Showdown, der es actionmäßig so richtig in sich hat. DAS nennt man kurzweilig. Hin und wieder werden kleine Anspielungen auf mehr oder weniger aktuelle (Zur Zeit, als der Roman verfasst wurde) Kinofilme eingestreut, sorgt die eine oder andere kleine Wendung für gelinde Überraschung und wiederkehrende Figuren wie Abe mit Parabellum bringen auch noch etwas Spaß ins perfide Spiel der übernatürlichen Mächte. Selbst Jack bekommt Angst bei dem, was sich ihm immer mehr offenbart. Krimi, Action Mystery, Fantasy - F. Paul Wilson ist ein Meister des Genremixes, der Crossovergeschichten. "Durch das Schwert" ist eine ungemein spannende, actionreiche und äußerst unterhaltsame Fortsetzung der Story um Handyman Jack, die ich ruckzuck intus hatte, für die aber noch weitere Werke existieren, wie auch der offene Schluss deutlich erkennen lässt. Der Ball liegt jetzt wieder im Feld vom Festa-Verlag. Her mit dem nächsten Band. 455 Seiten.

Jerry Garcia



eremy Robinson. Der hochbegabte Freeman lebt in einer perfekten, friedlichen Welt. Die Zeiten, als die Menschen die Sklaven einer fremden Rasse waren, sind lange vorbei. Die »Herren« haben den Krieg gegen ihr Eigentum verloren. Das zumindest hat man Freeman gesagt. Doch warum hat er dann einen Beschützer, der ihn auf Schritt und Tritt bewacht? Und wieso durfte er die große Stadt noch nie betreten? Dann wird er eines Nachts Zeuge, wie ein Mann ermordet wird und sich von den Toten erhebt. Und plötzlich wimmelt es von lebenden Leichen, die nach dem Fleisch der Lebenden gieren.
Freeman flieht in die Stadt. Was ihn dort erwartet, übersteigt allerdings seine kühnsten Träume - und Albträume.

Jahr 2052. Friedliche Demonstrationen und Streiks werden gnadenlos niedergeballert. Präventivschläge, bevor es vielleicht zu Gewaltausbrüchen kommt. 2053. Zwei Männer tauschen in einem Labor ein Ampulle aus, die ein Virus enthält. 2054. Harry ist Leibeigener der Dame des Hauses. Er hat sie von vorne bis hinten zu bedienen. Ihr Leben währt schon lange und könnte auch noch ewig dauern ob der vielen Verbesserungen an ihrem Körper. Doch gegen das Virus kommt sie nicht an. Harry bebgräbt sie - und ihre künstlichen Lungenflügel arbeiten selbst im Tod noch weiter.
2074. Freeman ist mit seinem Bodyguard, den er Haufen nennt, draußen in der Welt unterwegs. Sie scheinen allein in der Natur zu sein. Doch dann hört Freeman schrille Schreie. Er bewegt sich auf die Geräusche zu und sieht, wie eine Gruppe von Gestalten einen Menschen zerfetzt, ihn frisst. Bald stellen er und Haufen fest, dass sie von diesen Gegnern umzingelt sind, ihre schiere Masse erdrückt sie fast. Haufen kommt seiner Bestimmung nach und sagt Freeman, dass er flüchten soll, während Haufen selbst den Rückzug decken würde. Freeman kämpft sich zum HoverCycle durch und haut ab. Er muss erst noch lernen, richtig mit dem Gerät umzugehen, da bisher immer Haufen es gelenkt hat. Bei einem weiten Satz über eine Schlucht verschätzt er sich und rauscht aus einer nicht geringen Höhe direkt in den Waldboden hinein, durchschlägt ihn. Er landet in einem Knochengrab, wie er sieht, bevor er das Bewusstsein verliert. Später, irgendwann, er kann die Zeit nicht schätzen, hört er Stimmen. Er wurde von Jimbo und Luscious gefunden. Sie kümmern sich um ihn, sind geradezu entsetzt über seinen geringen Wortschatz und seine Unkenntnis, seine mangelnde Bildung. Lange bleibt ihnen keine Zeit sich zu wundern. Eine riesige Horde der Menschenfresser bewegt sich auf die Stadt zu, die, wie er von seinen beiden Rettern erfahren hat, das Domizil der Armen ist. Auch die anderen Bewohner haben schon mitbekommen, dass Gefahr droht und flüchten Richtung Brücke. Diese führt über den Fluss, der die Armenstadt von der der Reichen trennt. Gerade rechtzeitig sieht Freeman, dass sich am gegenüberliegenden Ufer Soldaten bereit machen, mit schweren Waffen eine Überquerung der Brücke zu verhindern. Er kann mit Luscious entkommen, aber Jimbo stirbt. Als letzte Rettung taucht ein verschrammter Haufen auf und bringt beide auf die Reichenseite in Sicherheit. Vermeintliche Sicherheit, denn jetzt geht das Abenteuer von Freeman erst richtig los.

Jeremy Robinson präsentiert eine gelungene Mixtur aus SciFi, Horror und Action. Und ja, er kann dem Zombiegenre tatsächlich neue Facetten hinzufügen. Er erfindet den Zombieroman nicht neu, aber er gibt den fressgierigen Untoten ein neues Umfeld, eine neue Heimat, eine neue Herkunft und neue Varianten. Der Protagonist Freeman und sein Kumpel Haufen sind von der ersten Seite an die Sympathieträger der ganzen Story, deren Entwicklung - speziell der von Freeman - der Leser dann folgen kann. Während Freeman alles Mögliche über das Menschsein und Gefühle lernt, erfährt man gemeinsam mit ihm auch, was sich abgespielt hat, wie die Situation so verworren werden konnte. Haufen fungiert als so eine Art veralteter Judge Dredd, der mittlerweile nur noch für den Schutz von Freeman zuständig ist. Und es gibt eine Menge Arbeit für ihn. Jeremy Robinson drückt mächtig auf die Tube, holt manchmal mit dem Holzhammer aus, um der Sache Feuer zu geben. Bald reiht sich eine Schlacht an die andere, wilde Hovercarverfolgungen mit größtem Zerstörungspotential folgen auf die andere. Aber eingebettet in diese vielleicht oberflächlich wirkende Actionhatz ist eine große Portion Sozialkritik zu finden - und man braucht nicht groß zu suchen. Niedergeknüppelte Demonstrationen von Streikenden (Statt die Demonstranten mit Feuer und Flamme auszurotten, werden sie heutzutage einfach in die Politisch Nicht Korrekte Ecke geschoben, der neue Begriff für Zensur, und somit diffamiert und unglaubwürdig gemacht.), Leibeigene (Diesen Wunschtraum der Konzerne und Reichen versuchen Politik und Wirtschaft ja heutzutage schrittweise auch wieder zu erreichen.), Machtkämpfe, Verrat, Politik und Despotentum. Es wird wieder darum gekämpft, Mensch zu sein, Menschlichkeit zu zeigen. Die Zombies stehen hier auch für eine krankende Zivilisation, eine die sich nicht mehr weiterentwickelt, die stagniert ist und die sich selbst ausrottet. Und die vielen Verbesserungen am Menschen vor der Revolution, das ewige Leben, die Robotik, haben der Welt ebenso geschadet wie Kriegstreiber und Diktatoren. Die Welt muss auf Anfang gesetzt werden - mit der Zombieplage. So findet man auch Andeutungen Richtung Bibel, Kain und Abel, das Paradies in "Xom-Bi". Neben diesem neuen Ansatz der Zombie-Lektüre, dem neuen Impuls für ein Genre, das man für ausgelutscht hielt, lässt es Jeremy Robinson  mächtig krachen, hat er ständig Feuer unterm Kessel, schildert die Gewalt zwar nicht plakativ brutal, aber auch nicht ohne die eine oder andere kleine Härte. Explosionen, Zerstörungen a la Michael Bay, Verfolgungsjagden mit hohem Unterhaltungswert und Vernichtungspotential, Aktionen, die eines Superhelden würdig wären und das immer in höchster Geschwindigkeit. "Xom-Bi" hat Pep (Keinen Guardiola, aber fast so gut.), Spannung, Handlung, Sozialkritik, das eine oder andere (vernachlässigbare) Logikloch, ist wohltuend anders als die meisten Zombiestorys und kann eigentlich jeden Actionfan voll überzeugen. Wer die Bücher "Mission Hydra", "Operation Genesis" und "Code Delta" von Jeremy Robinson schon kennt, weiß, was ihn erwartet. Rasante Lektüre, ein echter Kracher mit fetziger Action, der dem Leser keine Atempause gönnt. Für Genrefreunde klare Kaufempfehlung. 415 Seiten.

Jerry Garcia



Sarah Pinborough, F. Paul Wilson. Das Leben kam einst aus Afrika. Doch jetzt ist es der Tod. Es verbreitet sich wie eine Seuche, doch es ist keine Krankheit. Medizin und Forschung sind hilflos gegen die tödliche Reaktion unseres Immunsystems auf den Biss einer afrikanischen Fliegenart.

Milliarden Menschen sind bereits tot, und noch viele mehr werden sterben. Weltweit stürzen Regierungen, die Zivilisation bröckelt, und die Überlebenden haben panische Angst vor dem Tod aus der Luft. Nigel sitzt gerade in Kairo im Flugzeug nach England und erhält von seinem Sitznachbarn die unerwünschte Lektion, dass an der Krise die Schwarzen Schuld sind. Gegenteilige Beweise ignoriert der Mann. England gilt noch als sicher, weil niemand glaubte, dass die Brut die See überqueren könnte. Doch in Heathrow angekommen, wird Nigel eines besseren belehrt - und sein vorurteilsbeladener Nachbar aus dem Jet infiziert. Die Krankheit wird nicht durch die Luft oder eine sonstige Ansteckung übertragen, sondern  nur durch einen Fliegenbiss (Nein, Leute, NICHT Fliegenschiss!!). Manche halten die neue Insektenart für eine zufällige Mutation, andere sagen, sie sei von Menschenhand erschaffen worden. Und gerade diese neue Realität, von den schlagzeilengeilen  und rücksichtslosen Medien in Windeseile verbreitet, sorgt für Opfer in der Zivilbevölkerung, die nichts mit einem Virenopfer zu tun haben. Der Pöbel macht sich bemerkbar - auch in gutsituierten Gegenden. Doch als die Hoffnung schwindet, rechtzeitig ein Gegenmittel zu finden, glauben die Meisten nur noch an Gottes Rache. Einst sandte er die Sintflut als Strafe für die Menschheit, nun verdunkelt er den Himmel mit tödlichen Fliegen. Und vielleicht ist an dieser Theorie sogar etwas dran, denn viele der Opfer berichten in ihren letzten Atemzügen von einer Vision Gottes. Aber nicht jeder muss sterben. Einige Menschen scheinen immun zu sein. Sie nennen sich selbst die Mungus und predigen, die Plage als gottgegeben hinzunehmen. Sie ermutigen die Menschen, sich von den Fliegen des Herrn beißen zu lassen, um mit IHM im Jenseits vereint zu sein. Nigel, ein Enthüllungsjournalist, sucht derweil im apokalyptischen Chaos des seuchenzerfressenen England nach Bandora, einem entführten afrikanischen Jungen. Seine nierenkranke Gattin lässt er dabei zu Hause. Diese ist darum nicht wirklich böse, läuft die ehe doch eh schon seit Jahren nicht mehr gut. Liegt sicher auch an ihrem unerschütterlichen Glauben an Gott, den sie auch Nigel aufdrängen will. Die Suche nach der Wahrheit und seiner eigenen Erlösung treibt ihn fort von den unerträglichen Zuständen seines Privatlebens, direkt in die Arme des Hohepriesters der Mungu, eines Mannes, der seine Prophezeiungen in Rätsel verpackt und keinerlei Angst vor den tödlichen Fliegen hat. Ja, Mungus ist schier ein Herr der Fliegen. Doch was steckt hinter dem Mann, was hat er mit dem verschwundenen Jungen zu tun? Kann er tatsächlich die Seuche aufhalten.

Ich beginne kurz mit meinen eher unzufriedenen Anmerkungen. Anhand des (sehr, sehr schlichten) Schreibstils würde ich mich zu der Vermutung veranlasst sehen, dass die Hauptarbeit beim Verfassen des Textes wohl von Sarah Pinborough erledigt wurde. Sicher ist er flüssig (dazu später mehr), aber dafür, dass neben ihrem auch der Name von F. Paul Wilson steht, zu einfach. Da waren meine erhöhte Erwartungshaltung und womöglich der erst vor Kurzem goutierte neue Handyman Jack sicher nicht schuldlos an dieser Einschätzung. Wirklich, wirklich genervt hat mich, dass gerade durch die wahre Gläubige Abby alles und jedes in so ziemlich jedem Satz mit Kirche, Glaube und Gott in Verbindung gebracht wurde. Das erinnerte mich fatal an diese miserablen Entrückungsbücher von Tim LaHaye und Jerry B. Jenkins (Eines gelesen und entsorgt, die Filme "Finale-die Welt im Krieg" mit Lou Gossett jr sowie "Left behind" mit Nic Cage gesehen und übelst gefunden), die besser in den US-Bible-Belt passen mit ihrer missionarischen Ausrichtung. Was da verbreitet wird, ist wie auch in "Die letzte Plage" durch Abby und den Hohepriester der Mungu, eher fundmentalistische Propaganda für jedwede Glaubensrichtung, die sich nach einem übergeordneten Wesen oder Etwas richtet. Alles wird von ihm, ihr oder durch es gelenkt usw. War schon bei LaHaye/Jenkins nicht mein Fall, ist es auch hier nicht. Fertig gemotzt. Neben den negativen Eindrücken gab und gibt es auch etliche positive zu berichten. Durch den simplen Stil bleibt der Lesefluss stetig gewahrt, man kommt gut voran. Und die Story selbst, die sich auf England und dort speziell auf Abby, Nigel, Henry, den Mungu und einige Nebenfiguren beschränkt, während Meldungen aus aller Welt eher nur als Nachrichtenmeldung angehängt werden, ist durchaus nicht unoriginell. "Die letzte Plage" ist in einigen Passagen eine phantasievolle Spekulation um eine Katastrophe, die durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Und auch die Liebesgeschichte, in der das Ehepaar Nigel und Abby Probleme hat, weil er mit ihrer Krankheit (Nieren, sie hängt an der Dialysemaschine) nicht zurechtkommt, woraufhin sie sich wieder in den Glauben flüchtet, den sie zu seinen Gunsten früher verdrängt hatte, was zu weiteren Konflikten führt, die ihn aus dem Haus treiben und beide feststellen lassen, dass sie sich besser vertragen, wenn sie nur telefonieren. Doch dieser Akt der Treue und Liebe, der daraus entsteht, zeigt sich am Ende des Romans sehr deutlich. Angesprochen werden auch aktuelle Probleme, wie die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afrika in Europa. Die Briten vor Gibraltar ballern die Bootsflüchtlinge lieber zusammen oder drängen sie Richtung Spanien, Italien oder Frankreich ab. Sollen die sie doch aufnehmen. Klingt schwer nach der derzeitigen Situation, nur ohne Fliegen. Und in England (Sicher auch in anderen als zivilisiert geltenden Nationen) wird das Thema Generalverdacht zur Sprache gebracht. Im Buch sind es die Kranken und Infizierten, die noch nicht einmal als Ansteckungsgefahr herhalten könnten. In der Realität sind es die Bürger, die durch
die immer mehr ausgeweitete allgemeine Überwachung und das Herumschnüffeln in der Privatspähre alle unter Verdacht geraten, Verbrecher oder Terroristen zu sein. Erinnert mich fatal an die dämlichen Texttafeln bei gekauften DVDs/BDs, in denen der ehrliche Käufer noch einmal gewarnt wird, dass illegale Kopien unters Strafrecht fallen. Was soll er denn noch machen außer ehrlich kaufen, der Kunde? Dennoch bleibt er ein Verdächtiger. Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils ist längst kleiner mehr. Schöne neue Rechtswelt - diktiert von Wirtschaft, Politik und Gaunern, die die korrupten (Generalverdacht, ihr Leute in Politik und Wirtschaft!!!!! Yeah, Baby.) in allen Lagern gut für solche Maßnahmen bezahlen. Putzig fand ich die Sache mit Nordkorea, das in einer Medienmeldung als frei von der Seuche dargestellt wird, da die Sicherheitsmaßnahmen von Kim greifen und die Fliegen sich ans Überflugverbot halten. Es bleibt also ein oft unterhaltsamer, auch spannender (Was ist mit dem Jungen, ist es wirklich eine von einem Überwesen gesandte Plage?) Roman, der sich um mehrere Anliegen gleichzeitig kümmert, aber den Fokus eindeutig auf dem missionarischen Eifer hat. Nicht jede Frage wird abschließend beantwortet, der Leser darf sich gerne seine eigenen Gedanken machen, welcher Fraktion er denn angehört. Sieht man davon ab, dass mich der recht fundamentale Religionsanteil in seinem Übermaß genervt hat, eine recht gute Lektüre, die gegenüber einem zuvor gelesenen Jeremy Robinson selbstverständlich etwas ins Hintertreffen gerät, da jetzt nicht gerade mit Action gesegnet. Nachdenkenswerte Ansätze bis zum Ende und eine gewisse Grausamkeit, die aber nicht ausführlich geschildert wird, sondern eher aus dem Off (Der Junge). Geschmackssache. Da sehr zwiespältig bin ich mit einer Empfehlung hier eher vorsichtig. 323 Seiten.

Jerry Garcia



Timur Vermes. Sommer 2011. Adolf Hitler erwacht auf einem leeren Grundstück in Berlin-Mitte. Ohne Krieg, ohne Partei, ohne Eva. Im tiefsten Frieden, unter Tausenden von Ausländern und Angela Merkel. 66 Jahre nach seinem vermeintlichen Ende strandet der Gröfaz in der Gegenwart und startet gegen jegliche Wahrscheinlichkeit eine neue Karriere - im Fernsehen. Dieser Hitler ist keine Witzfigur und gerade deshalb erschreckend real. Und das Land, auf das er trifft, ist es auch: zynisch, hemmungslos erfolgsgeil und auch trotz Jahrzehnten deutscher Demokratie vollkommen chancenlos gegenüber dem Demagogen und der Sucht nach Quoten, Klicks und "Gefällt mir"-Buttons.

Adolf Hitler erwacht leicht verwirrt auf einem Stück Brachland in einem Hinterhof in Berlin. Schon die ersten drei Personen, die ihm begegnen, Jugendliche, an denen der Bildungszug vorbeigerauscht ist wie der ICE durch Wolfsburg, erscheinen ihm äußerst befremdlich. Er findet seinen Weg zur Straße und staunt nicht schlecht über die vielen neuen Automodelle aus urdeutscher Fabrikation. Als er an einem Kiosk stoppt, um einen Blick aufs Tagesdatum einer Zeitung zu werfen (unglaublich: 2011), erhält er vom Betreiber ein Kompliment ob seiner Kostümierung (er trägt selbstverfreilich seine Uniform) und der unheimlichen Ähnlichkeit mit dem für die Nachwelt immer noch verstorbenen Führer. Im Gespräch erfährt der Kioskbesitzer unter allerlei Missverständnissen, dass es dem GröFaz an Mitteln, Unterkunft und sauberen Klamotten mangelt. So lässt er ihn im Kiosk nächtigen, gibt ihm Essen und sogar Ersatzkleidung, bis seine Uniform gereinigt ist, die penetrant nach Benzin müffelt und erwähnt, dass an den Kiosk etliche TV-Fritzen kommen, bei denen er mit seinem Auftritt vielleicht sogar in eine Show kommen kann. Gesagt, getan. Und schon bald hat der Führer den eigentlichen Star der Show glattweg von der Bühne gefegt, sein Ruhm steigt, die sogenannten Sozialen Medien überschlagen sich ebenso vor Entzücken wie die Tintenkleckser. Nur die BILD will nicht so recht mitspielen, weil er ihnen ein Interview verweigert. Es beginnt eine Kampagne, die sich ein stolzer Deutscher natürlich nicht bieten lassen kann. Und schon kurze Zeit darauf stimmt auch dieses Blatt in das einhellig angestimmte Loblied ein. Selbst schwierigste Fälle kann er überzeugen, jeden Zweifler wortgewandt überzeugen und sogar die NPD muss vor ihrem Idol ob ihrer Schwäche zu Kreuze kriechen.

Böse ist es auf jeden Fall, was der Autor seinen Führer aus der Ego-Perspektive so von sich geben lässt. Vieles an Humor ergibt sich eigentlich nur aus dem reinen Missverständnis, dass Hitler für einen Comedian ersten Ranges gehalten wird, während er seine Gedankengänge für den puren Ernst nimmt. Seien es seine Kommentare zu den Engländern (Zitat:Wieviele Bomben sollen wir denen noch aufs Land werfen, bis sie merken, dass wird Freunde sind?" Zitast Ende.) oder den Südeuropäern und den deutschen Geldgebern. Polen, Künast, Gabriel und andere werden in fiktiven Einspielungen bloßgestellt, die verwegenen Ideen, von denen Hitler selbstverständlich kein Jota abgewichen ist, zeigen sich in seinen Gedanken zum Laubbläser und Gehorsam oder seine Vermutungen zur Zusammensetzung des Begriffs Wikipedia. Selbst wenn man als Leser mit dem festen Ziel an das Buch gegangen ist, es als Schund abzutun, ertappt man sich immer wieder dabei, dass man für sich feststellt, dass dieser alte Nazi doch tatsächlich den Finger in die eine oder andere Wunde legt, wenn er über die Zustände in unserem Lande spricht. Gleichmacherei, Duckmäusertum werden ebenso entlarvt wie die Wischiwaschi-Ideologien der heutigen Parteienwelt, Lug und Trug zum Machterhalt ohne jeglichen Nutzen fürs Volk. Ob Schlecker oder Hartz, EU oder Osterweiterung, TV und sonstige Medien - alles wird angesprochen. Mal ausführlich, mal nur in einem Nebensatz. Gerade die Medienwelt wird gnadenlos zerpflückt, ob der vorherrschenden Dämlichkeit. Manchmal ist der Humnor subtil, hin und wieder eher mit der Brechstange nahe gebracht, aber das Entscheidende ist, dass man sich durchaus vorstellen kann, dass so eine Type in der heutigen Zeit locker über entsprechende Kanäle von den Massen an Dummbatzen da draußen durchaus angehimmelt werden würde, sich ein Wählervolk aufbauen könnte. Man muss es nur richtig anstellen. Unmöglich, weil der Buch-Hitler sich selbst ernst nimmt, während alle anderen ihn für eine Witzfigur, einen Clown des TV halten? Ähem, man sehe, welche Spacken über diesen medialen Hype ihre kritiklosen Follower, Friends oder was auch immer haben. Jeder gesellschaftliche Ausschuß, nutzlose Fresser wie irgendwelche IT-Girls, die an jeglicher Bildung sowie Arbeitserfahrung vorbeigewunken wurde, weil eh nix mit ihnen anzufangen wäre, wird derart in den Himmel gehoben, dass man sich eh fragt, wo wir hier eigentlich sind. Und da soll es unmöglich sein, dass so ein Bauernfänger wieder an die Macht kommt? Die richtige Strategie, die richtigen Themen und es ist bald wieder soweit. Gesellschaft und Politik bereiten den Boden schon vor. Man mag das Buch schlicht für untauglich, verharmlosend oder schlicht blöd halten, aber die Politik verkauft das Volk für blöd, die verblödeten Bürger kaufen denen ihre Lügen auch schön ab, demzufolge ist das Buch zur rechten Zeit am rechten Ort. "Er ist wieder da" ist eine romanhafte Satire, die den Führer manchmal schon etwas zu gut aussehen lässt, die den Antisemitismus, den Rassenhass kaum anprangert und wenn, dann in eher niedlichen Scherzchen. Man sollte sich davor hüten, den Roman-Adolf zu ernst zu nehmen, aber man darf gerne mal drüber nachgrübeln, wo er (durch den Autor) in einigen Punkten richtig liegt. Nicht der Brüller, zu dem das Buch medial gekürt wurde, aber auch nicht völlig langweiliger Quark. Für etliche Schmunzler und ernsthafte Ansätze ist es schon gut. 396 Seiten.

Jerry Garcia



Kyle Mills/Robert Ludlum. Die neue Erfindung des genialen Wissenschaftlers Christian Dresner schlägt ein wie eine Bombe. Der Merge ist ein hochleistungsfähiger Mini-Computer, gegen den selbst die modernsten Smartphones und Tablet-PCs wie Kinderspielzeug wirken. Lieutenant Jon Smith von der Spezialeinheit Cover One erkennt das verheerende militärische Potenzial des Geräts. Für ihn steht fest: Der Merge darf auf keinen Fall in die falschen Hände geraten. Doch die Hinweise verdichten sich, dass seine Warnung bereits zu spät kommt.

Dresen stellt seine neue Erfindung der Öffentlichkeit vor. Sie ermöglicht via Implantat besseres Sehen, Hören und Erkennen des Gegenübers anhand spezieller Software, die ds Bild mit einem Farbton umgibt. Gestaffelt ist dies dann in grüne Farbgebung (gut, ehrlich, vertrauenswürdig) und tiefrot (böse usw.). Gezogen werden diese Daten selbstverständlich aus allen möglichen Datenspeichern. Sei es aus den Sozialen Medien oder Akten der Behörden. Der Merge, wie diese bahnbrechende Erfindung heißen soll, findet (und behält) alles. Jon Smith ist vor Ort bei der Präsentation und erkennt das Potenzial, das die US-Armee nutzen und somit ihren Feinden übrlegen sein kann. Zurück bei seinem Chef Fred Klein, ist dort der Hype um die Errungenschaft schon angekommen - und der Plan für  militärische Einsätze längst beschlossene Sache. Bei einem Test mit Soldaten erweist sich, WIE gut der Merge ist.
In der Zwischenzeit findet Randi Russell in Afghanistan ein niedergemetzeltes Dorf. Männer, Frauen und Kinder wurden allesamt getötet und den Männern der Kopf abgetrennt. Einer der Angreifer, der schwer verwundet wurde, konnte in die Berge flüchten. Randi verfolgt ihn und er erzählt ihr eine haartsträubende Geschichte. Zurück in den USA will sie bei Fred Klein erreichen, dass sie der Angelegenheit weiter nachgehen darf, doch der verbietet es ihr. Weder sie noch Smith wollen ihre Bemühungen einstellen. Irgendetwas ist an der Sache faul. So führt sie ihr Weg quer durch die Welt. Deutschland, Nordkorea, Marokko, Laos usw. Überall ist ihnen der Feind schon eine ganze Ecke voraus. In Nordkorea, dem Staat des blühenden Lebens und Quell ewiger Freuden (Diesem Ideal streben derzeit ja auch unsere Politiker zu, haha), entdecken sie etwas unheimlich Grauenvolles - bevor die Armee Panzer auffährt. Jetzt steigern die Feinde ihre Bemühungen, beide auszuschalten. Und Washington? Selbstverständlich nur noch geil darauf, eine Waffe in die gierigen und schmierigen Griffel zu bekommen, mit der sie weiter Weltpolizei zu eigenem Nutzen und dem Gewinntrachten der einheimischen Wirtschaft mit ihren vielen Beteiligungen im Ausland den Rest der Welt unter ihre Fuchtel bringen können. Smithn und Russell bekommen Feuer von allen Seiten.

Kyle Mills hat erneut unter Beweis gestellt, dass man ihn zurecht für die Reihe ausgewählt hat, um einige Romane über die Robert Ludlum-Figuren zu verfassen. Hier widmet er sich einem Mann, der nur das Beste für die Welt will, der heilen kann, der Kriegs- und Intrigenmüde ist. Doch hat er sich wirklich vorgestellt, dass dies ohne Kampf abgehen wird, dass andere ebenso ehrenvolle Ziele haben? Er mit seinem gesellschafltichen Engagement hat jedenfall alle auf seiner Seite. ABER nur im Buch. Die Sympathien des Lesers verscherzt er sich schon recht früh. Als dann auch Smith und Russell ins Spiel kommen, geht es heiß her. Etliche Actionsequenzen folgen, die beinahe den realen Ansatz übertünchen. Privatsphäre ade. Noch einige Schritte weiter als heute, doch was wir heute haben, ist schon schlimm genug. Da werden Informationen ausgegraben, die weit verstreut bei diversen Ämtern liegen, von der Ehe, dem Todesfall oder gesetzliche Verfehlung (Der hierzulande freigelassene Kindergucker wäre schnell rot eingefärbt - und die, die ihn unter welchen Bedingungen auch immer laufen ließen, wohl auch. Da wurde der Kampf gegen Gewalt gegen Kinder ad absurdum geführt und der Bürger konnte erkennen, was für eine Mischpoke die "Elite" doch ist.) - einfach alles wird gespeichert. Ein feuchter Traum für Regierungen und Wirtschaft. Der Merge wäre das beste Mittel oder Grund für die erweiterte Form der "amerikanischen Präventivnotwehr". Der "Minority Report" ist da nicht mehr weit weg. Lässt man jetzt einmal gelten, dass diese Vertragsautoren sich alle ihre Meriten schon selbst verdient und somit auch eine gewisse Berechtigung zur Einladung für Ludlums Erben zu schreiben erworben haben, sind alle zwar bis jetzt noch nicht allzu nahe an den Meister herangekommen, verstehen es jedoch, gute, temporeiche Actionthriller zu erschaffen, die zu keiner Sekunde ermüdend wirken. Kyle Mills hat sich gerade mit "Das Galdiano-Experiment" (Dämliche Eindeutschung von "The Utopia-Experiment", da dieser Galdiano erst gegen Schluss mal kurz einen Auftritt hat) wieder bewiesen. Leichter SciFi-Hauch wie ihn auch DALE BROWN in seinen Werken nutzt und viel Rasanz, die Killer kommen aus allen Ecken und hey, in einem Ludlum Konstrukt - auch wenn es nur noch auf seiner ursprünglichen Idee beruht, kommt nicht ohne Verräter und düstere, geheimnisvolle Hintermänner aus. Und hier zeigt sich eine Schwäche, die alle Vertragsautoren bisher aufzuweisen hatten - es fehlt der Überraschungseffekt. Nichts mit "Wow, das hätte ich nun nicht erwartet". So schnell kann eine bahnbrechende humane Idee pervertiert werden (Obwohl ich für den Mann und seine Motivation durchaus Verständnis aufbringen kann und vielleicht der Versuchung erliegen würde, das Konzept mal hierzulande auszuprobieren, genug Kandidaten gibt es ja in Berlin und Brüssel). "Das Galdiano-Experiment" ist eindeutig einer der besseren, actionreicheren aus der Covert One-Reihe. 510 Seiten.

Jerry Garcia



Kristal Little. Auf den ersten Blick wirkt Leighton wie jede andere Stadt auch. Auf ihren belebten Straßen tummeln sich eine bunte Vielfalt geschäftiger Einwohner. Und wie in jeder anderen Stadt auch, leben im Untergrund von Leighton die Ratten. Doch diese Ratten unterscheiden sich von anderen Schädlingen dahingehend, dass sie eine bedrohliche Krankheit in sich tragen. Freunde und Verwandte gehen plötzlich aufeinander los, ein tiefer Schock lähmt die Bevölkerung, als immer mehr Menschen durchdrehen und unglaubliche Gräueltaten begehen. Nun steht sich jeder selbst am nächsten - zu überleben, ist alles was zählt!

Tobias ist mit seinem Chef Lucas Jonas bei einem Konzert im Park von Leighton unterwegs, um dort als Kameramann die Aufnahmen zu machen, die sein großkotziger Boss haben will und die den in einem guten Licht dastehen lassen. Bevor die Kamera läuft entpuppt sich Jonas als unerträgliches Arschloch, der sein Lächeln, das ihn so sympathisch fürs TV-Volk macht, nur für die Kamera und Promis anknipst. Während der Suche nach geeigneten Interviewpartnern fällt ihnen ein Aufruhr in der Menge auf. Menschen drängen von einem Ereignis weg. Jonas muss da natürlich hin. Polizei ist auch auf dem Weg - und wird von einem unkontrolliert handelnden Typen angegriffen. Immer mehr Menschen werden verletzt. Gebissen, wie Tobias feststellen muss. Und sein Chef? Der endet mit einem Schirm in der Brust. Endet? Nein, der steht wieder auf und latscht mit seinem "Brustschirm" auf andere zu und will sie beißen. Fluchtartig bewegen sich alle zum Ausgang, die Wege sind verstopft. Tobias flüchtet im Stage Diving Style über die Köpfe der Menge und kann sich aus dem Park retten. Draußen steht eine Feuerwehrbereitschaft und wundert sich über den Lärm. Einer der beiden aus dem Einsatzwagen steigt aus und wird von einem scheinbar Verrückten attackiert. Da schafft es ein Polizist, sich in den Wagen zu flüchten und gemeinsam mit dem verteidigt sich der Feuerwehrmann Cillian, der sich gerade von seiner Freundin Jessica getrennt hat, die nach Australien will, gegen die blutgierige Meute, die da aus dem Stadion kommt. Und Jessica ist statt in Australien leider noch im Land und wird ebenfalls angegriffen. Zwei Bekannte von ihr erwischt es, sie selbst kann vorerst entkommen. Ebenso ergeht es Abby. Und in einem Kinderheim sitzt Danny, der dort leider immer wieder hin muss, weil sein Bruder Mathias in der Armee war und später in die Security eines Konzerns eingestiegen ist und niemand sich um den Jungen kümmern kann. Auch Danny muss erkennen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Er kommt dann aber bei Alec unter, der nach seinem Dienst fürs Vaterland zwar im Rollstuhl sitzt, aber immer noch wehrhaft ist. Sein Bruder Mathias wiederum macht sich mit seinem Kumpel LeBlanc auf, um seinen Bruder zu holen und vor der Gefahr zu retten. All diese Leute sind auf der Flucht aus der Stadt, die von den Infizierten mehr und mehr eingenommen wird. Nichts ist mehr sicher. Kaufhäuser entwickeln sich zu Todesfallen, die Ausfallstraßen werden schnell von Fliehenden verstopft und die im Stau Steckenden sind eine willkommene Beute für ihre Jäger, die zudem anscheinend nur durch die Zerstörung des Gehirns aufzuhalten sind. Immer wieder müssen sich die kleinen Grüppchen neuen Gefahrensituationen aussetzen, an ihre Grenzen gehen, um zu überleben.

"Survival Instinct" ist Zombiekost mit höheren Weihen als viele Werke dieses Genres. Das Buch ist zwar nicht so "armeelastig" wie bei Craig DiLouie und hat auch nicht den frischen Ansatz und das hohe Tempo eines Jeremy Robinson in "XOM-BI", nimmt sich dafür aber sehr viel Zeit, die einzelnen Charaktere ausführlich zu beleuchten, ohne dabei Langeweile aufkommen zu lassen, da sie ständig in neue Gefahren laufen oder gejagt werden. Alles entwickelt sich kontinuierlich auf akzeptablem bis hohem Niveau. Der Gorefaktor ist dabei okay, ohne allzusehr auszuufern. Sicherlich blutig, aber auch zeitweise sehr menschlich und emotional, nicht nur auf brutales Gemetzel bedacht. Und die Handlung, die sich nach und nach entwickelt, heben "Survival Instinct" wohltuend vom Einheitsbrei dieser Literaturgattung ab. Je näher man dem Ende des Buches kommt, desto mehr Spannung wird aufgebaut, die sich neben dem alltäglichen Überlebenskampf einschleicht. Ich bin echt gespannt auf die Fortsetzung, den zweiten Teil der Trilogie, nach den eingeflochtenen Andeutungen, die Kristal Little da serviert hat. Aus der Zombiekatastrophe wird wohl noch dazu ein echter Thriller mit Actionkinocharakter. Die paar vorkommenden Klischees kann man getrost an den Rand drängen und dass die Apokalypse mal in Kanada ausbricht und von dort aus die Welt verheert, ist ja auch mal ne Erwähnung wert. Stilistisch sauber, zügig, aber ohne Hetze, mit etlichen Kämpfen versehen und bisweilen auch rücksichtslos werden die Katastrophe und die Flucht vor dem Verderben geschildert. Wer anhand der Inhaltsangabe aber auf einen Tierhorror mit infizierten Ratten spekuliert hatte, liegt falsch. Die Ratten haben einen ebenso kurzen Auftritt wie die "Zombiewutzen" etliche Seiten später. Über Gründe des Ausbruchs schweige ich mich denn jetzt auch aus. Selber lesen ist angesagt - wenn man über 660 Seiten für den ersten Teil der Trilogie denn angehen will. Etwas lästig war die "neue, teuflische Rechtschreibreform" von Luzifer, aber der Verlag in Person von Steffen Janssen hat schon Gegensteuern und Besserung beschworen. 664 Seiten.

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