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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Dirk van den Boom. Das Imperium von Mutal wächst, und damit auch die Zahl seiner Gegner. Während sich eine große Allianz freier Mayastädte bildet, um im Einklang mit dem mächtigen Teotihuacán der Expansion der Götterboten einen Riegel vorzuschieben, versucht die Expedition der Römer, Kontakt mit den Festlandmaya aufzunehmen und Näheres über die Zeitreisenden aus Japan zu erfahren. Doch schnell überschlagen sich die Ereignisse und mancher, der noch meinte, das Heft des Handelns in der Hand zu halten, wird eines Besseren belehrt. Konflikte eskalieren, Geschehnisse geraten außer Kontrolle und Römer, Japaner wie auch Maya geraten in schwere Gezeiten.

Nachdem Inugami sein Reich ausgeweitet hat, regiert bei ihm aber auch weiterhin eine gewisse Vernunft. Er kann nicht nur mit aller Gewalt gegen die anderen Stadtreiche vorgehen. Das würde ihn nur Krieger kosten - oder Arbeiter. Seine eigene Truppe ist nur zum Kampf geboren und bei jedem Krieg hagelt es Verluste - auch beim Gegner und so kann er dessen Männer nicht seiner eigenen Armee zuführen. Inugami hat deswegen einen anderen Plan ausgearbeitet, der in seinem Sinne die Probleme lösen wird. Indes haben sich die Römer auf der vorgelagerten Insel eingerichtet, lernen Sprache und Gebräuche der Bewohner und erhalten bald Besuch. Unterschiedliche Gruppierungen auf dem Festland wollen die Zeitreisenden ebenso für sich einnehmen wie die Leute um Inugami. Doch nicht alles läuft dabei in völligem Frieden ab. Wieder werden Stadte überfallen, Abordnungen in tödliche Hinterhalte gelockt, sterben massenweise Krieger im Kampf. Inugami hat es geschafft, dass sich gewisse Reiche plötzlich einen - und das nicht zu seinem Vorteil. Besonders Metzli tut sich hervor. Er will zusammen mit Chitam die Macht der Japaner brechen und dafür ist er sogar bereit, ein großes Geheimnis zu lüften. Und Aritomo Hara bekommt den schier unmöglichen Auftrag, das U-Boot aus seiner misslichen Lage auf der Spitze der Pyramide zu befreien und es danach ins nächste fließende Gewässer zu transportieren. Das wäre ein immenser Vorteil gegenüber den Schiffen der angelandeten Römer.

Mit dem dritten Buch des zweiten Zyklus hat Dirk van den Boom auch die Bremse gelöst und bringt die Handlung ins Rollen. Die beiden Vorgänger dienten da wohl zur Etablierung diverser Charaktere und der Beschreibung von Land, Leuten und Vergangenheit. Nun sind alle im Prinzip angekommen in der Vergangenheit, die jetzt ihre Gegenwart ist. Doch Freundschaften blühen hier nicht so schnell auf. Ein Großteil der Haupfakteure spinnt Intrigen, manipuliert und lügt. Und auch wenn Inugami sich etwas zurückhält - er ist und bleibt ein mörderischer Herrscher, der sein Reich immer weiter ausbauen will. Koste es, was es wolle. Er stellt es jetzt nur cleverer an. doch auch Chitam, Metzli und all die anderen sind keine friedfertigen Geister ohne Hintergedanken. Die Ereignisse kommen jetzt zügiger voran, manchmal treibt der Autor den Leser geradezu durch die Seiten und die doch zumeist ruhigen beiden Vorgänger werden jetzt durch recht blutige und sehr verlustreiche Kämpfe ausgetauscht, in denen die unterschiedlichste Waffen zum Einsatz kommen. Neue und alte - doch eines hat von den Neuankömmlingen keiner bedacht: Die Krieger kämpfen wild und verwegen bis zum Schluss, geben nie auf. Sie werfen sich ins Feuer der Gewehre und Kanonen. Und sind sie gefallen, greifen sich die Frauen die Waffen. Das nötigt den Zeitreisenden mehr als nur Respekt ab. So manche Maske fällt und mache Figur zeigt ihr wahres Gesicht und Dirk van den Boom macht auch nicht halt vor vermeintlich lieb gewonnen Charakteren. Fast so überraschend wie in der TV-Serie "The 100" werden schon sehr zeitig einige Hauptfiguren von der "Teilnahme" an dieser Geschichte befreit. Somit unterstreicht der Autor auch, dass ihm an Vorhersehbarkeit nichts gelegen zu sein scheint und er die Spannung aufrecht erhalten will. Eine fesselnde Story mit viel Kampf und Action, einigen Intrigen und einem weiteren Geheimnis, das selbstverständlich noch nicht aufgeklärt wird und sich als Cliffhanger zum Kaufanreiz von "Kaiserkrieger 10 - Brennende Tempel" verdient macht. Wenn ich das zuletzt richtig gelesen habe, wird der elfte Band dann aber erst im nächsten Jahr erscheinen. Zur Überbrückung kann man dann ja "Kaiserkrieger - Vigiles" lesen. Zudem hat man bei den Autoren ja vorgesorgt und zusammen mit Martin Kay eine deutsche Superhelden-Serie entwickelt, deren erster Band "Die Beschützer" schon beim geneigten Kunden (Ja, bei mir) eingetroffen ist. Direkt über den Verlag geordert. Und Herr Martin Kay "schuldet" der Leserwelt ja auch noch einen weiteren Eileen Hannigan. Wieder einmal eine gelungene und sehr ansprechende Alternate History Story um die "Kaiserkrieger", die man sich nicht entgehen lassen sollte. Hat aber einen klaren Fortsetzungcharakter, sodass ma n icht mittendrin einfach so anfangen kann. Demnächst werde ich noch den zehnten hier besprechen, den ich vorher sogar lesen werde *gg*. Und dann sitz ich fast auf dem Trockenen mit derartiger Lektüre. Dann kommen wieder lange Zeit nur Thriller, Action und Horror zum Zug. Den August zum Beispiel hab ich für ne ganze Ecke America First-Kracher reserviert.  Rund 320 Seiten.                         

Jerry Garcia



Patrick Senecal. Bruno Hamel ist 38 Jahre und Chirurg. Er wohnt mit seiner Frau Sylvie und der sieben Jahre alten Tochter Jasmin im eigenen Haus. Wie viele glückliche Menschen führt er ein unauffälliges Leben. Bis Jasmin an einem schönen Herbstnachmittag vergewaltigt und getötet wird. Nach diesem Ereignis zerfällt Brunos Leben. Als der polizeibekannte Kinderschänder gefasst wird, lässt Bruno ihn bei einem Transport kidnappen. Bruno will ihn für seine Tat sieben Tage lang büßen und leiden lassen, dann soll er sterben. Sieben Tage Rache. Sieben Tage Folter. Sieben Tage, in denen das Opfer zum Täter und der Täter zum Opfer wird.

Als Bruno Hamel seine Tochter durch einen Kinderschänder verliert, bricht seine Welt zusammen. Als er dann auch noch erfahren muss, dass der auf schuldig plädierende Täter höchstens 25 Jahre hinter Gitter muss, bei guter Führung möglicherweise gar nur 15, fehlt ihm jegliches Verständnis. Sein Hass gewinnt überhand. Er heckt einen perfiden Plan aus. Von einem Bekannten weiß er, dass dieser eine abgelegene Hütte hat und wo dort der Schlüssel liegt. Sein Bekannter kommt so gut wie nie dorthin und somit scheint es da auch sicher zu sein. Dann heuert er einen Kerl an, der ihm einige Vorrichtungen bauen soll und erläutert ihm auch die Zahlungsweisen und -bedingungen. Obwohl etwas misstrauisch, nimmt der Mann an, da er das Geld - und es ist ein echt hoher Betrag - dringend braucht. Jetzt muss Bruno nur noch den Mörder seiner Tochter in die Finger bekommen. Um dies zu bewerkstelligen, benötigt er einen weiteren Helfer, nimmt aber selbst auch an der Aktion teil. Während des Transports vom Knast zum Gericht entführt Bruno seinen Todfeind und nimmt ihn mit, um ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Und die verheißt in diesem Falle keinen schnellen Tod. Er will den Kerl leiden lassen, ihn sadistisch quälen - und Geständnisse aus ihm herauspressen. Unterdessen sucht die Polizei fieberhaft nach dem Entführer und seinem Opfer, während in den Nachrichten über beide berichtet wird. Aber auch etliche Demonstranten macht sich auf den Weg zum Gerichtsgebäude. Die eine Seite als Unterstützer von Bruno, die anderen predigen Pazifismus. Doch all das interessiert Bruno nicht. Er will aber auch nichts mehr in den diversen Sendungen der Tv-Kanäle über den armen Mann hören, den er in seinem Gewahrsam hat. Nichts über dessen schwere Kindheit und so einen Schwachsinn. Also tätigt er einen Telefonanruf und macht klar, dass bei weiteren Sendungen über diesen Mistkerl die Leiden des Mannes nur noch schlimmer werden. Indes erzählt die Lebensgerfährtin von Bruno der Polizei eine Geschichte, die zumindest indirekt mit Brunos Reaktion zu tun haben könnte. Wird Bruno tatsächlich 7 Tage lang den Mann foltern, den er in seinen Händen hat? Oder wird er ihn töten? Vielleicht doch der Polizei ausliefern?

"7 Tage der Rache" hatte mit mir das gleiche Problem wie vor kurzer Zeit auch "Mitternachtsmesse" von F. Paul Wilson: zuerst die Verfilmung gesehen, die absolut mies war und dann auf die Lektüre verzichtet. Wieder erwies sich dies als Fehlentscheidung. Das Buch ist um Längen besser und ich kann nicht verstehen, wie man dem Buch in so mancher Rezension die Fehler (Auch wenn es etliche sind) des Films ankreiden kann. Natürlich war es von mir ähnlich deppert, bis jetzt auf das Buch zu verzichten. Patrick Senecal hat einen simplen und recht flotten Schreibstil, der sich unheimlich leicht lesen lässt. Man kommt nicht ins Stocken, er hält sich auch kaum mit Nebensächlichkeiten auf. Keine Schachtelsätze oder ausufernde psychologischen Einschätzungen durch sogenannte Experten, sondern alles kurz, knapp und klar auf den Punkt gebracht. Er zeigt am Beispiel Bruno, wie es einen Menschen verändern kann, wenn ihm alles, was er je geliebt hat, plötzlich genommen wird. Bruno ist sein Leben von einer Sekunde auf die andere völlig egal. Und was das dann mit seinem Umfeld, seiner Gefährtin, seinen Freunden und Verwandten macht, ist ihm ebenso völlig schnuppe. Und genau diese Frage ist es, die den Leser in diesem sehr harten Psychothriller nun beschäftigt: Wie würde ich reagieren? Dass dies ein kontroverses Thema ist, zeigt Patrick Senecal auch im Buch auf. Sind die Gesetze streng genug? (Und hier ist noch  nicht einmal berücksichtigt, dass ein Sohnemann aus reichem Hause NOCH milder abgeurteilt würde, als es dem aktuellen Täter blüht.) Würden Gesellschaft und Gesetzeshüter Verständnis aufbringen? Tja, auch die Freunde von der Presse bekommen ihren Auftritt. Nach Sensationen heischend, aufdringlich, Privatsphäre missachtend und manipulativ bis nahe zur Lüge. Auch hier gilt: Die Presse lügt nicht, sie formuliert nur manipulierend im eigenen oder dem angeordneten Sinn. Und die Demonstranten? Da sind die Pazifisten mal wieder die Lustigsten - gegen Gewalt protestieren und wenn sie ihren Kopf gegen andere Meinungen nicht durchsetzen können, gewalttätig reagieren. Die Figuren neben Bruno in diesem Buch sind allesamt quasi Randerscheinungen. Sogar der eigentliche Auslöser dieses ganzen Dilemmas, der sich dann doch nur sehr früh und bevor ihm außer ner ordentlichen Backpfeife noch gar nichts passiert ist, in ein wimmerndes Häufchen Elend verwandelt. Schon so oft gelesen oder in Filmen gesehen, dass es fasst schon als Klischee durchgeht. Ach ja, die böse Mami, der böse Papi und die schwere Kindheit. Gewinsel, das der Presse nur mehr Futter geben würde, könnte sie es hören. Doch genau das vermeidet Bruno ja, er will nicht, dass man den Typen als einen Menschen darstellen kann. Möglicherweise würde das dann sogar ihn selbst in seinem brutalen Tatendrang bremsen oder viellecht stoppen. Und wie können diese TV- und Printfiguren es vor sich selbst verantworten, immer wieder irgendwelche Verbrecher noch zu bemitleidenswerten Personen zu machen, ja, gewisse Typen sogar zu Stars zu erheben, nach deren Verbrechen sogar Filme gedreht werden und die dann sogar noch Tantiemen kassieren können? Das muss im Falle Bruno grundsätzlich vermieden werden. Ihm selbst ist sein Schicksal egal, aber das des Kinderschänders kann er beeinflussen - und das tut er mit aller Konsequenz. "7 Tage der Rache" jedenfalls ist ein äußerst lesenswertes Buch, das zwar etliche sehr derbe Härten aufweist, aber dennoch mehr Tiefgang hat als so mancher hochgejubelte Roman des Jahrzehnts, den uns die Verlagslobby, Kritiker oder wer auch immer mit schier unüberschaubaren Werbemaßnahmen unterjubeln wollen. Wer also gerde auf der Suche nach einem psychologischen Thriller ohne ausschweifendes Blabla ist und so einige gröbere Passagen ertragen kann, der sollte hier zugreifen. Es lohnt sich. 400 Seiten.

Jerry Garcia



Ronald Malfi. Ein Mann erwacht im Baltimore City Bus ohne jegliche Erinnerung daran, wer er ist, wohin er unterwegs ist, oder was mit ihm geschehen ist. Sein Kopf ist kahl geschoren, seine Kleidung scheint neu und auf seiner Handfläche ist eine Adresse notiert. St. Paul Street 1400, Apartement 3b.
Er versucht das Geheimnis seiner Vergangenheit aufzudecken, doch ihn beschleicht die ungute Ahnung, dass diese nicht grundlos verborgen wurde.

Der Mann im Bus ist verwundert. Er weiß nicht, wer er ist. Kennt keinen Namen, keine Herkunft, keinen Beruf. Nichts, das seine Person betrifft. Ansonsten ist er aber fähig, früher Erlerntes anzuwenden, kann Klavier spielen, weiß mit Geld umzugehen, wie man trinkt, isst und spricht. Nun beginnt er mit einer Suche nach sich selbst. Dabei trifft er auf die unterschiedlichsten Figuren in der Stadt, lernt Leute kennen, gerät in Auseinandersetzungen und auch in Diskussionen. Auf seiner Handfläche ist eine Adresse notiert. Doch hilft sie ihm wirklich, seine Vergangenheit und sein früheres Leben aufzudecken? Macht es überhaupt Sinn, das zu tun? So irrt er durch Baltimore und seine dunklen Ecken mit einigen zwielichtigen Gestalten.

"Passenger" ist ein Roman, der mitreißt, der den Leser derart in seinen Bann zieht, dass er mindestens so neugierig auf die Lösung ist, wie der Protagonist selbst. Nach und nach kommen durch die Bekanntschaften, die der Mann macht, Vermutungen auf, was gewesen sein könnte, woher er vielleicht kommen würde. Doch das sind nur Häppchen, die vielleicht eine Lösung bieten - oder eben auch nicht. Auffällig ist auch, dass Moe, wie der Mann mittlerweile genannt wird, sich eher in Randbezirken der Gesellschaft aufhält. Dunkle Ecken, halbkriminelle Elemente, Huren, vom Leben ausgebrannte Existenzen - das bestimmt seine Umgebung. Vom seinem Aussehen her - kahlgeschorener Kopf, abheilende Verletzungen, verhärmtes Gesicht, Blutergüsse am Körper und völlig abgemagert - passt er in diese Umgebung. "Passenger" ist absolut kein Horror im üblichen Sinne, wie ihn Autoren wie Brian Keene oder gar Tim Curran zu liefern gewohnt sind. Das Buch von Ronald Malfi ist vielmehr ein spannungsgeladenes Drama, das seinen Reiz aus der Reise und der Suche eines Mannes nach seiner Vergangenheit bezieht und erst ganz zum Ende eine Lösung anbietet, die wie das gesamte Buch für die Anbieter der Massenware schlichtweg zu untauglich ist, keinen reißenden Absatz garantieren könnte. Doch für den geneigten Leser ist "Passenger" zwar ohne Blut und Gedärm, Action und Gewalt, dafür aber ein ausgefeiltes Kunstwerk der Sprache - und genau die ist es, die daraus auch einen wahren Page Turner macht. Man kann einfach nicht mehr aufhören, Moe zu folgen, seine kleinen und großen Dramen mitzuerleben und sich zu fragen, ob er dann am Ende endlich herausfindet wer er ist und warum er mit seiner Teilamnesie auf den düsteren Straßen Baltimores unterwegs ist. Keine strahlenden Helden, keine glänzenden Fassaden und piekfein eingerichteten Wohnungen prägen das Umfeld, hier regiert Armut und Angst, Dreck und Überlebenskampf, Kleinkrimninalität und Perspektivlosigkeit. Und über allem steht die Frage: Lohnt es sich wirklich, alles zu wissen? Macht ein Neuanfang in dieser Welt Sinn? "Passenger" ist wahrlich nicht meine übliche Kost. Umso bemerkenswerter also, dass es mich derart mitgerissen hat. Da ich mich nicht zu dem Kraken auf eine niedere Stufe begeben will, vergebe ich keine Sterne, aber dafür 9/10 Punkte. 249 Seiten.

Jerry Garcia



Tim Curran. Montana 1878: Das Böse terrorisiert das kleine Städtchen Wolf Creek. Eine hungrige Kreatur schleicht durch die Nacht und hinterlässt eine Spur angefressener Leichenteile. Niemand kennt es, niemand hat es gesehen und niemand kann es stoppen. Deshalb wird Deputy U.S. Marshal Joseph Longtree nach Wolf Creek geschickt. Er weiß, dass hinter den Morden Sinn und Methode stehen – doch um die Wahrheit herauszufinden, muss er sich der Korruption und Verderbtheit vor Ort stellen und tief in den örtlichen Aberglauben eintauchen, bis er sich schließlich mit einem Monster aus der indianischen Mythologie konfrontiert sieht. Quelle: Amazon.de

Nachdem er einen Job erledigt hat und nun liebend gerne eine Ruhepause einlegen würde, trägt sein Boss dem Deputy US-Marshal Joseph Longtree einen neue Aufgabe an. In einem abgelegenen Kaff in den Indianergebieten ist es zu Morden und Aufruhr gekommen. Alles wirkt etwas unwirklich und sehr seltsam. Doch das kann hnicht daran hindern, sich seiner Arbeit zu widmen. Er stellt fest, dass in dem Ort Wolf Creek so einiges nicht stimmt und der Sheriff nur mehr ein abgehalfterter Säufer ist, die Region um das Kaff herum von einem Großrancher namens Ryan beherrscht wird und die kleine Stadt auch von ihm und seinen Leuten lebt. Außerdem leben in den Wäldern in der Nähe noch die Reste des Blackfoot-Stammes, die den Ausrottungskrieg durch die weißen Amerikaner überlebt haben. Doch hier ist noch mehr im Argen. Vor Jahresfrist haben zehn Mann - die Gang of Ten - hier einen alten Medizinmann gelyncht, dem ein Verbrechen angehängt wurde, das er nicht begangen hatte. Nun scheint die Zeit der Abrechnung gekommen, denn alle bisher Getöteten waren bei dem Ereignis dabei. Aber der Zustand, in dem die Leichen zurückgelassen wurden, ist extrem grausam. Zerstückelt, angefressen, auseinandergerissen und an die Seite geworfen wie überflüssiger Müll. So findet man die Überreste der vermissten Personen jedesmal auf. Longtree macht sich auf, um die Indianer zu befragen, die in dem Ort derart verhasst sind, dass man von den Weißen eh keine ehrliche Antwort bekäme. Zudem ist Longtree ein Halfbreed und hat dadurch weder bei den Weißen noch den Indianern ein gutes Standing. So stößt er auch im Indianerlager auf Ablehnung, erfährt aber dennoch einige Einzelheiten, die ihn aber an ihrem Wahrheitsgehalt zweifeln lassen. Doch der indianische Teil in ihm glaubt an solche Mythen und als er zusammen mit dem Deputy-Sheriff von Wolf Creek einen alten Indianerfriedhof findet und dort zwei Leichen ausgräbt, wird ihm vieles klar. Und es wird endgültig Zeit für den ultimativen Showdown.

"Skull Moon" beginnt wie ein reiner Western, ein Genre, dass in Deutschland leider keine Chance mehr hat und sozusagen tot ist. Verbrecherjagd, Lynchmord, Hass. Alles drin, was das Herz begehrt, wenn man das Genre mag. Irgendwie kam mir sein Longtree aber sehr wie ein Bruder des Serienhelden Longarm von Tabor Evans (Ein Sammelpseudonym mehrerer Autoren) Ende der 70-er, Anfang der 80-er Jahre vor - und das nicht nur wegen des Namens. Beruf, schmale Zigarren, Frauen - alles passt. In Deutschland war nach wenigen Ausgaben Schluss, in den USA findet die Reihe weiter guten Absatz. Tim Curran beweist wieder, dass er es versteht, auch in diesem Bereich unheimliche Spannung langsam aufzubauen und dann den Horrorfaktor nach und nach immer ein bisschen mehr hinzuzufügen, um die Atmosphäre dunkler und düsterer werden zu lassen. Viel trägt auch zum wachsenden Interesse bei, dass so ziemlich jeder im Ort ein Geheimnis zu hüten scheint, keiner ist, wer er zu sein vorgibt. Im zweiten Teil des Buches überwiegt dann eindeutig der Part des Westerns. Schlägereien, Schießereien, Duelle, Hinterhalte. Danach beginnt der finale Part, der dritte Teil. Ab jetzt werden die wahren Horrorfans mit dem verzückt, was sie sich von ihrem Genre so begeistert erwarten - einem wahrlich unglaublichen Gemetzel. Die Positionen sind alle abgesteckt und jeder weiß, was er zu tun hat bzw. dass er wohl kaum eine Chance hat gegen diese Bestie, die hier umgeht. Und diese hat sogar Pläne, ist nicht nur ein rächender Mythos indianischen Aberglaubens. Er zerfleischt seine Feinde, reißt ihnen die Eingeweise raus, zermatscht Köpfe und pflückt sich die Augen wie Kirschen von nem Baum. Er kaut und schmatzt, bis er fett und rund ist. Wirft die Knochen mit Fleischresten beiseite und macht weiter, immer weiter. Rot wie Blut wird der Schnee - kein Wunder, denn der Lebenssaft ist es ja, der das Weiße tränkt. Und der Skullhead will die Welt beherrschen, seine Sklaven für sich arbeiten lassen, er scheint schier unbezwingbar. Hat er keine Schwäche? Zerplatzte Leichname, angefressene Säuglinge, enthauptete Frauen und Männer. Grob, derb, blutig und brutal hetzt Tim Curran den Leser durch dieses absolut kurzweilige letzte Drittel eines Romanes, der unter seiner scheinbaren Oberflächlickeit auch den Rassismus ebenso anprangert wie die damals so teuflischen Vernichtungsstrategien der weißen Eroberer gegen die Ureinwohner. Nehmt ihnen die Nahrungsquellen und sie gehen von selber ein, den Rest sammlen wir ein und packen sie in miese Reservate, wo wir sie verhungern lassen. Also insgesamt viel Atmosphäre, schöne unheimliche Schauplätze, Geheimnisse, Mythen, richtiges Westernflair und verdammt viel Splatter in einer wahren Blutorgie, die dennoch nicht die vielen menschlichen Tragödien, die Verbrechen nicht verhehlt, die es zu der damaligen Zeit gab und somit auch eine gewisse Ernsthaftigkeit mit ins Spiel bringt, die so manchen Autoren völlig abgeht. Bücher mit dieser Thematik darf es gerne mehr geben. Oder hin und wieder einfach mal einen Western der härteren Gangart, den Adult-Western. 335 Seiten.

Jerry Garcia



Dirk van den Boom. Der Siegeszug der neuen Eroberer aus Teotihuacán scheint unaufhaltsam. Doch unter den Maya, die lediglich ein Imperium gegen das andere austauschen, regt sich Widerstand. Alte Gewissheiten haben ihre Gültigkeit verloren und neue Allianzen bilden sich. Hoffnung keimt, wo niemand sie erwartet hätte; aus der Niederlage erwächst oft eine neue Stärke. Doch ein Pfad der Vernichtung zieht sich durch das Land der Maya und es brennen nicht nur die Tempel. Derweil wird man in Rom mit der Perspektive einer weitaus größeren Bedrohung konfrontiert, als beunruhigende Nachrichten aus dem Osten eintreffen. Und was in Mittelamerika passiert, bekommt für die Kaiserkrieger aller Nationen eine globale Perspektive.

Nachdem die Ankunft der Römer als auch Metzlis neue Schachzüge einigen Wirbel verursachten, überschlagen sich nun die Ereignisse im Land der Maya. Yo'nal Ahk, König von Zama, macht sich auf zu einem blutigen Feldzug, bei dem er keine Gnade walten lässt und rücksichtslos Männer, Frauen und Kinder niedermetzeln lässt. Die Römer sehen sich zwar in guten Gesprächen mit Aritomo, bekommen Unterstützung von ihm, müssen sich aber auch Angriffen von See her erwehren. Und sie können die Leute auf der Insel nicht einfach zurücklassen. Also ziehen sie so lange in den Kampf, bis alle befreundeten Menschen auf den Schiffen untergekommen sind und man sich zurückziehen kann. Die schlechten Nachrichten werden auf umständlichem Weg nach Rom übermittelt. Dort sitzt ein anscheinend wankelmütiger und eher wenig entscheidungsfreudiger Imperator Haraldus auf dem Thron, der sich seine Untergebenen auch aufgrund diverser Launen auf einer gewissen Distanz hält. Bessere Stimmung stellt sich auch nicht ein, als er die Nachrichten von Langenhagen erhält. Doch auch andere Expeditionen geraten in schwere Turbulenzen und müssen sich in blutigen Gefechten beweisen. Und nicht jeder, den sie in den angesteuerten Ländern treffen, erweist sich nach freundlicher Begrüßung wirklich als gute Gastgeber. Und unterdessen formieren sich die Truppen von Langenhagen um Cozumel, um dem irren Ahk entgegenzutreten und ihn aus dem Land zu jagen.

Globalisierung auf Zeitreisenart. So könnte man den zehnten Band der Reihe umschreiben. und Englisch als Weltsprache bleibt uns darin ebenfalls erhalten. Und neben vielen Gefechten im Land der Maya, aber auch auf anderen Kontinenten, lässt Dirk van den Boom die Politk und die dazugehörigen Winkelzüge in die Geschichte einfließen. Und immer wieder müssen die Römer erkennen, dass ihnen ihre überlegenen Schiffe mit den todbringenden Kanonen wenig nützen gegen eine schiere Übermacht angreifender Feinde. Wo einer fällt, stehen zwei bereit für ihren König zu sterben. Hin und wieder überkommt den Verfasser dieser Zeilen das mulmige Gefühl, dass hier auch die derzeitigen Selbstmörder etwas Einzug gefunden haben, deren man nicht habhaft werden kann. Egal wann oder wo, es kann immer einer auftauchen, der einem Gott, Führer oder wem auch immer seine Ehre erweisen will, indem er Unschuldige umbringt, während er sich in seinem Irrglauben für seine Überzeugung und diejenigen, die sie ihm eingeredet haben opfert. Entweder ist es die Übermacht oder die Ohmacht, die solchen Leuten das Gelingen ihrer Aktionen beinahe schon garantieren können. Aber neben dem politischen Geplänkel hat Dirk van den Boom die Schlagzahl ein weiteres Mal erhöht, bringt zudem neue Handlungsstränge ins Spiel und dehnt das Geschehen weiter aus. Es betrifft nicht mehr nur die Situation um die Japaner, das zum Meer geschaffte U-Boot und der römischen Flotte im und um das Mayaland, sondern auch weitere Länder und Nationen in allen Himmeslrichtungen und es lässt sich schon einigermaßen erahnen, wie es weitergehen könnte im 11. Buch und später dann auch in einem angekündigten dritten und auch letzten Zyklus. Langeweile und gemächliches Tempo wird da sicher kein Thema sein. Es werden sich weiter Gewichtungen verschieben, vermutlich auch Hauptfiguren ihr Leben lassen, von denen man es nicht vermutet hat und man kann einfach nur gespannt sein, was Dirk van den Boom noch anzubieten hat. An Ideen mangelt es ihm ja nicht. Wer also Zeitreiseabenteuer mag, der kann bei den "Kaiserkrieger"-Romanen gerne zugreifen. Abraten würde ich ihm jedenfalls nicht. 320 Seiten.

Jerry Garcia



Greg McLean und Aaron Sterns. Das australische Outback eignet sich perfekt für einen Neuanfang. Und genau den wünscht sich der junge Mick Taylor. Er heuert auf einer Schaffarm im Westen Australiens an, um dort ein neues Leben zu beginnen. Doch schon bald lassen die Möglichkeiten, die ihm das Land bietet, eine dunkle Begierde in ihm aufsteigen. Wo sonst könnte man seinen Trieb zu töten unbemerkt ausleben, wenn nicht hier? Das erste Opfer lässt nicht lange auf sich warten. Aber Mick ist nicht der Einzige, der sich die Weite des Outback zunutze macht - und die anderen Killer schätzen seine Gesellschaft nicht.

Der junge Mick leidet noch unter den Folgen einer Kinderlähmung als seine jüngere Schwester verschwindet. Er war mit ihr auf dem Weg zum kühlen Teich, doch auf der Straße werden sie von einem Mann angesprochen, der mit seinem dunklen Auto im Schritttempo neben ihnen herfährt. Er will sie mitnehmen und bietet ihnen Schokolade an, aber Mick lehnt ab und zieht seine Schwester regelrecht weiter. Dort angekommen sieht er irgendwann so etwas wie einen dunklen Schatten, dann ist seine Erinnerung weg, da er wohl ohnmächtig wurde. Seine Schwester ist weg. Zu Hause macht ihm sein Vater keine direkten Vorwürfe, aber als man weder den Schuldigen noch das Kind finden kann, wird das Familienleben immer schlimmer. Nach einem weiteren Ereignis haut der junge Mick ab. Er findet einen Job auf einer Schaffarm, wo niemand lästige Fragen stellt. Dort sind einige andere Arbeiter, die ebenfalls ihre Vergangenheit hinter sich lassen wollen. Doch jeder muss sich beweisen und das Leben ist hart. Und immer mehr steigt eine Wut in ihm auf, die er bezwingen oder ausleben muss. Er eckt überall an und bald muss ein Hund dran glauben, danach stehen Menschen auf der Abschussliste. Und jemand schöpft Verdacht. Es ist Cutter, ein Jäger. Er kann Mick aber nichts beweisen. Ebenso wenig die Polizei, die sich nach zwei Morden und einigen Vermisstenfällen jeden vornimmt, der fremd ist - also so ziemlich alle. Und dann erfährt Mick von Cutter, dass hier mindestens noch drei Serienkiller ihr Unwesen treiben. Zuviele für diese Gegend.

Dieses Buch (und später auch das zweite) wurden von der einen oder anderen Ex-Journalie-Kanaille, die zum Schönwetterschreiber mutiert ist, als das Nonplusultra der Wortschöpfung beschrieben. Geschildert als die neue Sprachsensation aus Ozeanien. Vermutlich ist mein Bildungsstand nicht annähernd dem ihren, denn für mich ist das Buch zwar durchaus spannend, durchsetzt mit diversen Verweisen auf die Filme, doch im Endeffekt nichts weiter als eine gelungere Variante (Ein James Rollins hat mit seinem "Indiana Jones" schon viel Schlechteres geliefert) des Merchandise-Romans. Zu Beginn bekommt der Killer mit Schwester, Kinderlähmung, Gehänsel, schlimmes Familienhaus etliche Ausreden oder medizinische Begründungen für sein Verhalten geliefert. Klischee pur. Stimmig dagegen ist wirklich das harte Leben auf einer Schaffarm im Outback und der Rassismus, der in der Zeit vor dem Vietnamkrieg auch in Australien herrscht. Trockenes, weites Land, Einsamkeit, harte und unduldsame Männer, Machogehabe. Dagegen waren die Filmbilder eines "Quigley, der Australier" mit Tom Selleck die wahre Urlaubsidylle. Die Wut in Mick, seine emotionale Unfähigkeit, sein Drang zum Töten werden nach und nach recht nachvollziehbar aufgebaut und die Jagd nach ihm durch die Polizei und seine Jagd wiederum auf die "Konkurrenz" auch mit einigen Spannungselementen versehen. Böse, fies, brutal, rücksichtslos und gefühllos passt alles gut auf den Roman mit der einen oder anderen Splattereinlage. Wer ein Faible für die Filme hatte und sich auf die TV-Serie freut, macht mit dem Kauf nichts falsch. Aber Jubelarien ausstoßen und hier beinahe die neueste literarische Sensation in den Himmel zu loben, dafür ist "Wolf Creek - Höllisches Outback" doch zu simpel gestrickt (man merkt schon, dass da keine Vollblutautoren von Büchern mit mehreren hundert Seiten am Werk sind) und kein Highlight am Horror-Himmel. Würde aber jemand kommen und behaupten, dies sei eine der besseren Horrorthrillerveröffentlichungen aus dem Bastei-Lübbe-Verlag, hätte ich wenig Argumente, dem zu widersprechen. Rund 335 Seiten, die recht schnell bei dem flüssigen und schlichten Stil zu lesen sind. Einige Begriffe, die serbisch darstellen sollen, musste ich mir dann von einem freundlichen Kollegen, der diese als seine Muttersprache beherrscht und auch sagen lassen, dass da so einige Worte eher in den bosnischen oder kroatischen Sprachgebrauch gehören. Und die Fehlerquote im Buch ist auch bei der noch existierenden deutschen Sprache hoch und manchmal auch recht lästig beim Lesen. 335 Seiten.

Jerry Garcia



Greg McLean und Brett McBean. Mick Taylor kehrt zurück aus dem Vietnamkrieg ins australische Outback. Im Kampf hat er viel gelernt über Gewalt und Psychoterror. Das Töten liegt ihm nicht nur im Blut, er beherrscht es nun auch meisterhaft. Als eine Touristengruppe direkt vor seiner Nase im Outback strandet, nutzt Mick die Gelegenheit, um seine neuen Fähigkeiten zu testen. Schnell wird für die Reisenden der Traumurlaub zum Kampf ums nackte Überleben.

Mick ist zurück aus Vietnam und kommt nur in den kleinen Ort in der Weite des Landes, um etwas zu essen und zu trinken, das er sich nicht selbst zusammengesucht oder gejagt hat. Ansonsten bleibt er für sich in seiner Mine. Dort kann er sich wohlig den Erinnerungen an einen Krieg hingeben, den andere nur schwer vergessen können, obwohl sie es mit aller Macht wollen. Seine Jagd auf die Vietcong, seine Morde und Schlachtereien unter Frauen und Kindern in den Dörfern. Sein rücksichtsloses Vorgehen sogar gegen eigene Kameraden und seine Treffsicherheit, nachdem seine Patrouille in einen Hinterhalt geriet, nachdem ein Kamerad auf eine Mine getreten war. Und seine Lehren, die er vom Gegner gezogen hat. Der verstand es perfekt, Fallen für Menschen aufzubauen, die das Opfer auch langsam töten konnten, obwohl er durchbohrt war. Und dann kommt eine zehnköpfige Reisegruppe in die Gegend und fährt ihm fast vor die Nase. Er sieht die Chance auf etwas Spaß nach Taylor-Manier. Manipuliert die Karre, einen VW-Bus, und lässt die Touris dann zu seinem Versteck fahren, wo er den Wagen angeblich reparieren kann. Lange lässt er sich Zeit, gibt sich seinen Phantastereien hin, beschuldigt die beiden Japaner in der Gruppe, dass sie Vietcong seien und macht sich nach und nach bei den "Gästen" unbeliebt. Bald wollen sie weg - doch wie? Irgendwie scheinen sie doch zu ahnen, was kommt und werden nicht sehr viel später bestätigt. Der Erste von ihnen verschwindet. Und dann begibt sich Mick Taylor auf die Jagd. Auf seinem Territorium. Ein sicheres Todesurteil.

Dass hier Brett McBean als Co-Autor tätig war, merkt man schnell, denn er macht ja nie einen Hehl aus seinem Faible für Filme. So nennt er den VW-Bus Ursula, nach der Bikini-Göttin, spielt auf Steve McQueen an und lässt eine eher leichte Kritik am Vietnamkrieg in die Handlung einfließen. Dass die Amerikaner + auch einige Australier dort teilweise gehaust haben wie die Wilden, ist hinlänglich bekannt und dass man die Rückkehrer in ihrer Not alleine ließ ebenfalls. So gibt es also eher wenig Neues auf diesem Sektor. Aber insgesamt sollte niemand hier auf einen McBean wie z. B. "Die Mutter" hoffen, die neben anderen Werken des nachweislich beliebten und vor allem guten Schriftstellers beim FESTA-Verlag erschien. Er gibt hier Namen und einigen Input der Marke light. Wären da nicht die immer wieder eingestreuten Rückblenden nach Vietnam, die es durchaus in sich haben und mit einigen Actionsequenzen und Kills aufwarten, wäre "Zeit zu jagen" im Mittelteil schon etwas zäh geworden. Zudem benimmt sich Mick bald entweder überheblich oder leichtsinnig und nicht wie ein in Vietnam zur "Reife" gewordener Killer. Andererseits haben es die Fallen, die er in seiner Mine gebaut hat, in sich. Wieso er jetzt wieder Stimmen hören muss (hier ist es der Sarge aus Vietnam, im Vorgänger war es sein ehemals bester Kumpel Eddie), will sich mir nicht so recht erschließen. Kann man den Typen nicht einfach nur rein böse sein lassen, ohne wieder irgendwelchen Unfug beizumischen? Seine Opfer sind unterschiedlichster Herkunft und die veschiedensten Charaktere. Von Dealern über einen Jungspund bis hin zu einem weiteren Veteranen und einigen Hasen wie die blonde Amber (Heard?) ist alles vertreten. Bei den wenigen Einheimischen, die hier eine Rolle spielen, bekommt man den Eindruck, das australische Outback zur damaligen Zeit wäre ein Horrorland voller Analphabeten - muss vielleicht in einem Horrorland so sein. Man frage nach bei Edward Lee. Und manchmal zeigt sich die vermeintlich größte Lusche als zumindest mutiger wie der Rest der Beute. Blutig und brutal wird es schon, auch ne Häutung darf nicht fehlen, manchmal auch fies, aber im Vorgänger wurde da mehr geboten  und richtig losgehen tut es ja auch erst im letzten Drittel. Viel Spannung herrscht hier nicht vor. Keiner hetzt den Jäger, kein Verdacht keimt auf und erst gegen Ende kommt mal ein Bulle ins Spiel - ganz kurz nur. Im Endeffekt ist "Wolf Creek 2 - Zeit zu jagen" nur ein Paycheck-Roman für Brett McBean und für Greg McLean die Merchandise-Kuh weiter solange zu melken, bis der gute Mick Taylor sie frisst. Platz für weitere Bücher wäre ja im Zeitraum bis zum Beginn der Filme. Mal abwarten, ob wirklich was kommt. Wie auch zum ersten Teil: Gut, für Fans ein Muss, für den Rest keine murksige Anschaffung, aber auch kein Überflieger. Simpel und straight - hat nicht mehr versprochen und hält demzufolge auch nicht mehr ein auf seinen 330 Seiten. Also trotz Brett (McBean) kein Brett.

Jerry Garcia



Lincoln Child. Enigmatologe Jeremy logan wird in die Zentrale von "Lux" gerufen, dem berühmtesten Thinktank der USA. Ein Wissenschaftler dort ist Amok gelaufen und hat sich auf grausige Weise umgebracht. Aber was hat ihn so verrückt werden lassen? Auf seiner Suche nach der Ursache entdeckt Logan in einem abgesperrten Flügel ein vergessenes Zimmer mit rätselhaften Gerätschaften. Doch deren Geheimnis ist weit gefährlicher als Logan es sich je hätte ausmalen können.

Willard Strachey, anerkannt, beliebt und als Wissenschaftler genial, ist allein in seinem Arbeitszimmer, als er plötzlich wie wild zu schreien beginnt. Völlig unverständliches Zeug, aus dem man nur Fragmente herausfiltern kann, die wohl aussagen, dass etwas von ihm oder aus ihm weggehen soll. Er zerkratzt sich das Gesicht, stürmt plötzlich zum Schiebefenster, das oben ist und legt dann seinen Kopf unten auf und lässt das Fenster derart fest herunterkrachen, dass sein Kopf abgetrennt wird und zwei Stock tiefer in den Rosenbüschen landet. Daraufhin ruft Direktor Olafson Jeremy Logan zu Hilfe, der gerade einen Job beendet hat, der zwar Geld bringt, ihn aber auch als Lügner ersten Grades bei seinem Auftraggeber ins gute Licht stellt. Der hat nämlich die antwort bekommen, die er wollte und das ohne, dass jemand verdacht schöpft. Nun soll also Logan in den Think Tank zur Klärung des Falles. Dort trifft er alte ekannte wieder und schließt während der Ermittlungen neue Freundschaften. Und findet Spuren sowie ein Zimmer, zu dem es keinen Zutritt gibt. Eine Intervention beim Direktor, der vollen Zugang und volle Unterstützung zugesagt hatte, erweist sich als erfolglos. Doch Logan gibt nicht auf und irgendwann der Direktor nach. Und so kann Logan in dem Raum fremde Gerätschaften ausfindig machen, die schon älter sind. Hier wurden früher einmal Experimente oder Forschungen durchgeführt. Aus den wenigen Papieren, die er entdeckt, lässt sich wenig herauslesen, nur dass in einem Safe des Lux ausführlichere Unterlagen liegen würden. Und wieder blockt der Direktor.

Neben den Reihen um Pendergast und Gideon Crew hat nun auch jeder der beiden Autoren solo eine Reihe aufzuweisen. Leider ist es gerade so, dass die Romane um Jeremy Logan unheimlich vorhersehbar sind. Immer dreht es sich um etwas Geheimnisvolles, er forscht nach und deckt auf. Das Ganze mit einigen für den geneigten Leser leicht verständlichen Zutaten zum jeweiligen halbwissenschaftlichen Thema gewürzt und fertig ist der Lack. Die Locations sind zumeist eng begrenzt, die Personenzahl auch recht minimalistisch und die Charaktere sind irgendwie auch immer gleich. Die fiesen Mädels, die lieben und hübschen Mädels, die Grantlertypen, die aber gewisse Sympathiewerte aufzuweisen, der Fiesling, der als erster zu den Verdächtigen zählt und einige Nebenfiguren, oft als Opfer für einen Killer oder ein Wesen in die Handlung gebracht. Die neue Story um den Empathen Jeremy Logan ist fluffig-leicht zu lesen, fordert dem Käufer herzlich wenig ab und sollte eher als Taschenbuch ins Urlaubsgepäck. Übermäßige Konzentration fordert es nicht ab, sodass es als Strandlektüre bestens geeignet ist - und wenn es einem Taschendieb in die Pfoten fällt, ist der Verlust verschmerzbar. Das Buch liest man einmal und legt es weg. Entweder man stellt es in die Sammlung (oder man verschenkt es und vergisst es), damit man sich damit in Foren profilieren kann, man habe 10.000 Bücher in den Regalen und die gleiche Anzahl weiterer Bücher in seinem Leben gelesen und wäre somit eine Koryphäe, weil man nunmal der einzig Wahre ist, der soviele Werke sein Eigen nennt und als Literatur kennt und aufgrund des fortgeschrittenen Alters, das bei manchen eher auf Demenz denn auf Realität schließen lässt, dass er andere verunglimpft, die er als weniger belesen und so etliche Jahre jünger als sich selbst einschätzt. Mit solchen Leuten ist es neben anderen Problemen ein echter Horror in diesem Land. Naja, was soll's, gibt wahrlich dringlichere Probleme. Manchmal blitzt tatsächlich so etwas wie Spannung auf, aber am Ende kommt es doch nur auf eine derart simple Lösung hin, dass man sich fragt, was das ganze Ballyhoo jetzt nun sollte. Nett und locker. Aber keine Pflichtlektüre, da gibt es bessere Romane von den Autoren - solo wie gemeinsam. Aber die 365 Seiten vergehen wie im Flug und für einige Stunden Zeitvertreib ohne Reue kann man sich das durchaus ins Einkaufskörbchen legen.

Jerry Garcia



Joe Craig. Wer zum Teufel sind diese mysteriösen Black Men, die Jimmy durch die City von London jagen? Was verbergen seine Eltern vor ihm? Kann es sein, dass die Polizei mit den Verfolgern unter einer Decke steckt? Aber vor allem: Wem kann er überhaupt noch trauen?J immy Coates kann es nicht fassen. Er ist zwölf Jahre alt und von heute auf morgen ein auf sich allein gestellter Superagent mit einem Geheimnis, das er nicht kennt. Noch nicht. Nur eines ist Jimmy nach einer mörderischen Verfolgungsjagd durch London, seinem halsbrecherischen Hubschrauberflug und dem Sprung aus mehreren hundert Metern Höhe in die Themse klar: Es geht hier um Leben und Tod – sein Leben.

Joe streitet wie gewöhnlich mit seiner älteren Schwester Georgie, findet seine Eltern peinlich, weil sie bei den TV-Nachrichten über die aktuellen Themen derartig laut streiten, dass der fast taube Nachbar deswegen an die Wand hämmert. Also eigentlich ein völlig normales Familienleben in England. Bis es an die Tür klopft und es eben NICHT mit dem Nachbarn klappt. Es sind Fremde in schwarzen Anzügen. Sie betreten einfach ungefragt die Wohnung und wollen die Familie schnappen. Doch Joe wirft sich mit einem echten Filmstunt-Satz aus dem Fenster und landet sich geschickt abrollend auf der zementierten Garageneinfahrt. Und trägt keine Verletzung davon. 12 Jahre alt und kann so etwas? Erst wundert er sich, dann rennt er. Eigentlich will er zu einem Polizeirevier, doch er wird durch Verfolger immer weiter abgedrängt und landet bald in einem Park. Sein Glück: Er wurde von einem anderen Jungen verfolgt, der sich als Taschendieb betätigt und es auf seinen Rucksack abgesehen hat. Die Verfolger hatten sich auf den konzentriert und wurden von ihm abgehängt. Sein Pech: Der Scheißkerl ist älter und kräftiger als er. Daher ist er sehr überrascht, dass er den Kerl namens Mitchell dennoch besiegen kann. Mitchell verzieht sich und Jimmy sucht ebenfalls das Weite. Er will wieder nach Hause zu seiner Familie. Doch genau das wird ihm zum Verhängnis. Nach einem Zwischenstopp bei seinem Freund Felix geht es Richtung Heimstatt, wo er von seinen Häschern dann erwischt wird. Wie konnten sie ahnen, dass er gerade jetzt hier auftauchen würde? Was ist hier im Gange?

Empfohlen wurde dieses Bubenstück für Leser ab 11 Jahren. Findet man die jungen Kerle bei Chris Ryan und Chris Bradford entweder im Geheimdienst oder als Bodyguard wieder, ist Jimmy Coates ein völlig anderer Fall. Jimmy weiß gar nichts von seinem Können. Er stellt fest, dass er von lauter Geheimnissen umgeben ist, dass er eigentlich kaum jemand trauen kann. Fast schon ein kleiner Bourne, der sich erst selbst kennenlernen muss. Die Action ist schnell, der Stil leicht und locker, das Lesen einfach, die Story hat einige Wendungen, die man nicht unbedingt erwartet, aber auch nicht so sehr, dass sie für 11-jährige Leser zu komplex wären. Und hin und wieder blitzt etwas Humor auf wie der Seitenhieb gegen Frankreich, wenn man da meint, dass man dafür sorgen muss, dass das Land nicht im Chaos versinkt oder schlimmer - so wird wie Frankreich. Später bekommt dieser Satz noch viel mehr Sinn als nur eine Anspielung zu sein. Bald kommt auch die Politk ins Spiel und hier findet man sich bald in einem Mix aus europäischen Kontrollgepflogenheiten und solchen, die derzeit in der Türkei herrschen. Wo sich die Europäer nach Außen als Verfechter der Demokratie geben, sich aber hinter Paragraphen und Panikmache verstecken, die Presse aus sicherer Deckung gängeln und die gewünschte politische Meinung verbreiten lassen, geht der Andere offen vor und sagt deutlich, was er will. Erscheint etwas plumper und tumber als bei den anderen Nationen, doch die verkaufen ja ihre eigenen Leute als Dummbatzen. So erscheint die politische Realität in "J. C. - Agent im Fadenkreuz"! Und der junge Bursche mittendrin. Er wird von Schergen gehetzt, von denen er nicht ahnt, für wen sie nun arbeiten, er erfährt Dinge, die ihn erschüttern und er muss ob alldem tapfer bleiben. Freunde, Feinde, Verräter, Killer, Helis, schnelle Autos, Hand-Waffen und Raketen. Schwerer Stoff, den ein 12-jähriger Junge das verkraften muss. Hier und da ist die Geschichte daher auch etwas zu übertrieben - auch im Vergleich zu den Stories der zuvor genannten Autoren. Manchmal kommt der Zufall zuhilfe und mit ausführlicher Charakterzeichnung sollte jetzt auch niemand rechnen. Ein Actionbuch für junge Burschen und ich geh mal davon aus, dass der Sohnemann einer Kollegin das Werk zügig inhalieren wird. Ja, ich musste das erst einmal "Probe lesen", bevor ich es ihm aushändigen darf bzw. seiner Mutter. 315 flotte Seiten Lese-Fast Food für Erwachsene und ein Killerthriller für die Zielgruppe.                               

Jerry Garcia



John W. Vance. Der Tod wird dich finden. Die Welt befindet sich am Rande eines sechsten großen Massensterbens. Und diejenigen, die überlebt haben, betrachten sich nicht als die Glücklichen - eher als die Verfluchten. Töte oder werde getötet.

Devin ist weiterhin auf der Suche nach Tess und wurde dabei ein zunehmend härterer und rücksichtsloserer Geselle. Gnade wurde ihm scheinbar ein Fremdwort, doch auf die wirklich niederste Stufe menschlichen Daseins will er sich nicht sinken lassen und weigert sich daher, in einer Killerbrigade unter Anführer Renfield Dienst zu tun und wahllos Leute zu ermorden. Währenddessen trauert Travis um Lori und versucht in seiner Not, eine Beziehung zu Cassidy aufzubauen. Ihre Weigerung ist strikt, dennoch will Travis sie zumindest weiter geleiten und Schutz bieten. Das gelingt ihm mehr als nur perfekt, als sie gerade noch so einer Atomexplosion entkommen, weil er vorausgeahnt hat, dass die Feinde alle Mittel einsetzen würden. Wäre ja nicht das erste Mal. Jetzt sind sie wieder unterwegs und suchen ihrerseits die Freunde Devin und Tess, ihren Begleiuter josh haben sie leider an den Gegner verloren. Und Kanzler Horton hat sich allen Widrigkeiten zum Trotz ein neues, noch tödlicheres Virus angeeignet, das er über die Erde verbreiten will. Flugzeuge stehen schon bereit, damit sie starten können, wenn die Testreihe für ein Serum durch Dr. Müller endlich erfolgreich ist. Nur so kann er die Weltherrschaft an sich reißen.

"The death 3 - Vernichtung" ist nach "Quarantäne" und "Ausrottung" der abschließende Teil der Trilogie um einen Wahnsinnigen mit Weltherrschaftsambitionen. Klingt abgehoben? Dann schaut euch mal in der momentanen Welt um. Die Amis, die Russen, die Türkei, der IS, nur die Deutschen möchten jeden knuddeln und werden eher auf kurz statt auf lang wie im Titel vernichtet sein. Das Buch liest sich flott, der Stil ist nicht gerade prägnant, aber wenigstens flüssig und an Actionszenen sowie einigen emotionalen Momenten mangelt es nicht. Auf 198 Seiten Roman, einem Nachwort, in dem der Autor erklärt, wieso er sein "Bündnis" gewählt hat, um eine Organisation mit Allmachtfantasien auf die Welt loszulassen und einer ausführlichen Erklärung zu den Georgia Guidestones (für mich ist gerade die Inschrift zumindest in Teilen ziemlicher Blödsinn) auf der Grundlage von Wikipedia, kommt an am Ende auf 206 Seiten brauchbaren Lesestoff.

Jerry Garcia



Jesus F. Gonzalez. Für Lisa und ihren Mann soll es ein romantisches Wochenende werden. Sie will ihm endlich sagen, dass sie ein Baby erwartet. Aber dann sind da die fremden Männer. Sie wollen Lisa zum Star machen. Zu einem Filmstar. In einem Snuff-Movie - Lisa erwartet ein grausamer Tod, live vor der Kamera. Doch viel grausamer ist all das, was Lisa tun wird, um zu überleben.

Lisa erfährt nach jahrelangem Bangen und etlichen Fehlversuchen endlich, dass sie schwanger ist. Bei einem romantischen Wochenende will sie es ihrem Mann Brad erzählen. Sie können ihrem Kind auch eine Perspektive bieten, da beide in unterschiedlichen Kanzleien als Partner arbeiten. Alles ist perfekt - bis sie von einer Polizeistreife angehalten werden. Es gab eine Jedermann-Anzeige, dass sie verkehrsgefährdend unterwegs seien. Brad wandert für das Wochenende in den Bau, da sich kein Richter mehr finden lässt, der schnell eine Verhandlung anberaumen würde. Lisa nimmt sich in einem Hotel ein Zimmer und ruft dann die Eltern von Brad an. Als diese dann ankommen, finden sie Lisa nicht in ihrem Zimmer vor und besuchen daher Brad. Doch bald stellt sich die Gewissheit ein, dass Lisa verschwunden ist und das nicht ganz freiwillig. Ein Mann, derjenige, der die Jedermann-Anzeige aufgab, hat sie entführt, das Zimmer ordentlich von Spuren befreit und bringt die Gefangene nun zu einer Hütte in den Bergen. Unterwegs erzählt er ihr, welchen Plan die Auftraggeber, die ihn bezahlen, für sie vorgesehen haben. Nun bekommt sie es wirklich mit der Angst. Sie soll die Hauptattraktion in einem Snuff-Movie werden. Sie wird in der Hütte aufs Bett gefesselt und erwartet nun ihr grausiges Ende. Irgendwann geht die Tür auf und eine Frau betritt die Hütte. Sie findet auch Lisa vor - und dann kommen die Männer zurück und nehmen sich Debbie vor. Sie wird nun auch unfreiwillige Darstellerin in einem Film. Sie wird aufs Brutalste vergewaltigt und zerstückelt. Nun weiß Lisa, was sie erwartet. Da kommt ihr eine Idee. Sie und Brad hatten eine Frau mit einem Baby getroffen, die bettelnd um etwas Geld für Essen an sie herantrat. Sie war noch nicht lange ohne Obdach, doch mittlerweile pleite, vom Mann aus dem Haus geworfen und jetzt auf Platte. Die Frau war durchaus hübsch und so bot Lisa den Männern an, sie dorthin zu führen, wo die Frau schläft. Zudem bietet sie ihnen Geld an, das sie noch abheben muss. Als die Kerle bezahlt sind und auch Frau und Baby im Van verstaut wurden, kann Lisa in einem glücklichen Moment abhauen. Sie schafft es tatsächlich, den Gangstern zu entkommen. Doch die Tortur ist noch lange nicht vorbei. Nun wollen auch Polizei und gar das FBI nach den Verbrechern suchen, da Snuff-Filme nicht nur ein Mythos sein sollen, sondern wahrlich existieren würden. Und dem muss man Einhalt gebieten.

Ein ganz starker Thriller mit einigen Geschmacklosigkeiten gewürzt. Die Hauptfiguren sind recht unterschiedliche Persönlichkeiten. Während Anwalt Brad bei der Polizeikontrolle zittert wie Espenlaub, ist Lisa aufbrausend und nicht zimperlich in ihrer Wortwahl. Der Eine ängstlich, die Andere unberechenbar. Das Buch bietet etliche Menschen mit einigen menschlichen Schwächen. Egoismus ist lange Zeit ein Hauptcharakterzug von Lisa, der sich aber im Laufe der Zeit wandelt und auch in Verzweiflung umschlägt, und deren Freund William kämpft seit langer Zeit gegen den Alkohol. Gerade mit diesem heiklen und sensiblen Thema wird hier recht flapsig umgegangen. Die weiteren Charaktere weisen keine simplen Schwächen auf, sie sind schlicht perverse Psychos hinter der Maske von Biedermännern. Erfolgreiche Managertypen, denen langweilig ist, die einen Kick brauchen. Die Mistkerle können überall sitzen. In den Büros der Chefetagen, bei der Polizei oder in hohen Positionen der Politik. Man sieht es ihnen nicht an - im Gegenteil, manche wirken wie Säulen der Gesellschaft, mit allem gesegnet, was man zu einem erfolgreichen Leben so braucht. Gutes Aussehen, Redegewandtheit, perfektes Auftreten und Benehmen und auch viel Geld. Und das ist auch die Grundlage für den exquisiten Thrilleranteil des Buches. Hier wird man mit Zeugenschutz, Ermittlungen, Verrat, Mord und Heimtücke konfrontiert. Und in diesen Anteil an reiner Spannungsliteratur platzt dann mit schierer Gewalt die ausufernde Brutalität der Untergrundfilmer. Gonzalez hält nicht "voll drauf", wie man so schön sagt, aber was er dem Leser kredenzt, hat es dennoch in sich und durchaus das Zeug in der Extrem-Reihe einen guten Platz einzunehmen. Und ein Monolog des schlimmsten aller Drecksäcke erfährt der Leser die Hintergründe und Bedeutung der Snuff-Movies. Erwähnt wird auch der Film "Snuff", der in den späten 70-ern auch in Deutschland lief. In unseren hiesigen Kinos drei Tage lang, dann wurde er aus dem Programm genommen. Er sah aus wie ein Grindhousefilm, war eher fad und stellenweise langweilig, wenn die Gruppe auf ihren Bikes durch die Lande zog und Verbrechen beging. Zum Schluss ne Ballerei und das hätte es gewesen sein sollen. Doch dann kommt die angehängte Szene. Im Buch knapp geschildert, geschieht hier etwas mehr, wird die Frau erst einmal aufs Bett und dann ausgepackt. Bis dahin auf freiwilliger Basis. Als ihr die Finger abgetrennt werden, ist mit freiwillig nix mehr. Danach muss die Hand dran glauben und zuguterletzt wird ihr (in meiner Erinnerungen ein Bowie-Messer - aber beschwören würde ich das jetzt nicht) der Oberkörper aufgeschnitten, in den Innereien gewühlt, dann das Herz rausgerissen und in die Kamera gehalten. Feierabend. dass der angehängte Teil nur ein Fake war, der sich die aufkommende Spekulation über Snuff-Filme zunutze machte, hab ich erst in den frühen 80-ern mitbekommen. Wie der damals den sittenwächtern entgehen konnte, frag ich mich heute noch. Was hier aber geschildert wird, ist pervers (ich sag nur Baby), brutal und blutrünstig. Gemetzel galore, eingebettet in eine nahezu perfekte Thrillerhandlung, die irgendwie auch von der Oma mitbestimmt wird. Ganz fiese Alte, sag ich euch. Wie so ne Typen, die angeblich alles wissen und schon so viel mehr in ihrem Horrorleben mitgemacht haben als alle anderen Menschen der Welt zusammen. Die olle Lady hat es in sich. Hat der Autor zu Beginn zwar mit dem Klischee des Abzockens von Städtern auf Backwood-Landstraßen gespielt, um es dann nicht zu nutzen, muss am Ende dann doch noch eines her. Ein krasses Buch, hier und da ne kleine Wendung, aber keine großen Überraschungen (bis auf Omi eben). Meine Erwartungshaltung musste ich dann kurz überdenken, denn einen derartig guten, gelungenen und vor schierer Spannung knisternden Thriller hatte ich von Jesus F. Gonzalez nicht erwartet. Mit diesen 470 Seiten wird man ruckzuck in eine Welt befördert, die man eigentlich gar nicht kennenlernen will. Gibt es so etwas wirklich da draußen? Ich denke schon, der Mensch ist zu allem fähig, besonders, wenn er es sich leisten kann. Und je höher die Stellung, umso effektiver der Schutzwall. Einfach gestrickt, für Empfindsame aber ungeeignet an einigen Stellen.

Jerry Garcia



James P. Sumner. In der Gluthitze von Heavens Valley, einem Sündenpfuhl mitten in Nevada, fühlt sich der Auftragskiller Adrian Hell wie zu Hause. Zumal sein aktueller Job ziemlich simpel klingt und ihm Zeit für andere Vergnügungen lässt: Er soll einen Mann töten, der die örtliche Mafia bestohlen hat. Doch es steckt viel mehr dahinter, und so gerät er ins Fadenkreuz eines weitaus gefährlicheren Gegners. Adrian wird bis an seine Grenzen getrieben, um einen Terrorangriff zu vereiteln, der einen weltweiten Konflikt auslösen könnte. Dabei droht ihm ausgerechnet sein ausgeprägter Killerinstinkt zum Verhängnis zu werden.

Adrian Hell macht sich zu Beginn die Mühe, einige Bar-Clowns zu vertrimmen, bevor er an den Job geht, der ihm aufgetragen wurde. Eine Mafia-Größe in Heaven's Valley, Nevada, hat ihm durch einen Mittelsmann namens Jimmy Manhattan, einen Mordauftrag zukommen lassen. Es geht um Ed Jackson, der eigentlich ein Stück Land an den Mob verkaufen sollte, das dieser zur Erweiterung des Geschäftsbereiches braucht. Doch plötzlich zieht der seine Verkaufsabsicht zurück - und die Mafia verliert Geld. Daher soll er aus dem Weg geräumt werden, nachdem er "sanft" zum Geschäftsabschluss überredet wurde. Doch das ist nicht so einfach, wie Adrian Hell sich das vorgestellt hat. Da ist noch eine wahre Killerbraut namens Clara, die hier irgendwie auf allen Seiten mitmischt und zudem kommt bald eine private Sicherheitsfirma ins Spiel sowie Vertreter der herzallerliebsten US-Regierung. Adrian erledigt zuerst den Auftrag, für den er bezahlt wird, muss aber erleben, dass der große Pate im Hintergrund nicht die geringste Laune hat, das Geld abzudrücken, da Jackson, der nun tote Vertragspartner, die Papiere für das Grundstück nicht herausgegeben hat. Nach den Regeln des Hell muss er dafür eine empfindliche Strafe einstecken. So macht er sich auf, gegen den Mafia-Boss, seine Handlanger, gegen miese Russen und die Sicherheitsfirma vorzugehen. Immer Clara im Schlepptau, die ihren Wert beweist. Doch auch im Russenteam ist ein überaus fähige Killerin namens Nadine für die Drecksarbeit zuständig. Und so wird geballert und gebombt, gefoltert und getötet bis zum finalen Showdown.

HELL - Yeah!!!
Das müsste eigentlich schon als Review genügen. Vielleicht noch die Anmerkung, dass der Autor möglicherweise Adrain Hell IST James P. Sumner-Bond dem Leser ans Herz legen wollte. Sein Hell erschien mir zu Beginn eher wie ein Schlappmaul in Dauerbetrieb, das etwas zu sehr von sich eingenommen ist. Aber je weiter ich mit der Lektüre kam, umso mehr war ich dann davon überzeugt, dass Mr. Sumner hier ein reines Spaßbuch verfasst hat. Der Tonfall ist eher flapsig denn bierernst. Sein Kumpel Josh, der IT-Experte, ist auch nicht aufs Maul gefallen und so gibt es einige nette Sprüche zu lesen. Doch als dann Clara auftaucht, nehmen die Kabbeleien noch etwas mehr Raum ein. Was die Action angeht und die nicht wirklich neue Figur des Killer-Killers, ist Adrian Hell doch eine andere Marke als die bekannten wie Victor oder Robie. Von Victor unterscheidet ihn sein Gequatsche, von Robie das rücksichtslose Töten seiner Ziele. So finden sich in all dem Chaos, das eh nicht wirklich auf überbordender Logik gründet, immer wieder Elemente des Hardboiled-Genres. Spannung wird dadurch generiert, dass irgendwie jeder ein falschen Spiel zu spielen scheint, keinem ist zu trauen, schon gar nicht der Regierung. Das Buch konnte nach der beschriebenen anfänglichen Skepsis überzeugen. Es ist ein Spruchband der amüsanten Sorte gepaart mit mehr als nur solider Action, die doch schon recht skrupellos daherkommt. Protzen kann der Autor auch mit Anspielungen auf Musik oder Film und dafür hat er halt mit einigen Logiklöchern Platz geschaffen. "True conviction - Der Auftragskiller" nimmt nach der kurzen Einleitung schnell Fahrt auf, erhöht das Tempo dann immer mehr und ist dann ein echte Page Turner vor dem Herrn. Von Vorteil wäre, dass man nicht alles zu verbissen sieht, dann kommt das Buch locker ganz nahe an die volle Punktzahl 10/10 heran. Und das, obwohl es kein reinrassiger America First-Thriller ist. Ich hoffe, dass der Festa-Verlag dann auch bald die weiteren Auftritte des Adrian Hell veröffentlicht. 395 Seiten.

Jerry Garcia



Will Jordan. Alex Yates ist einer der besten Hacker der Welt. Doch seit er für seine illegalen Aktivitäten verurteilt wurde, schlägt er sich als Verkäufer durch und verdient nebenbei etwas Geld als IT-Experte. Als er zu einem geheimen Treffen mit einer mysteriösen Frau bestellt wird, weiß er zunächst nicht, wen er da vor sich hat: Es ist die ehemalige Doppelagentin Anya. Sie ist auf einem persönlichen Rachefeldzug gegen diejenigen, die sie einst zu Fall brachten, und erteilt Alex den härtesten Auftrag seines Lebens. Er soll in das streng bewachte Netzwerk der CIA eindringen und eine geheime Akte für sie beschaffen. Doch Anya hat mächtige Feinde, die jetzt auch Alex ins Visier nehmen!

Alex sitzt in einem Straßencafe und wartet auf seine Verabredung. Es ist sein früherer Kumpel Arran, mit dem zusammen er damals Valhalla gegründet hatte. Der will ihn dazu überreden, ihr früheres Leben wieder aufzunehmen und Valhalla wiederzubeleben. Er setzt ihm auseinander, was wie und wann angegangen werden soll. Doch Yates ist skeptisch. Er hat gerade zwei Jahre abgesessen und ist noch auf Bewährung. Selbstverständli9ch hat er wegen seiner früheren Aktivitäten Kontaktverbot zu seinen damaligen Freunden und darf auch keinen PC oder Laptop besitzen. Dafür ist er in einem miesen Job bei einem miesen Markt unter einem miesen und neidischen direkten Vorgesetzten untergekommen und hasst dieses Drecksleben. Dennoch sagt er nicht zu. Später in seiner miesen kleinen Wohnung sieht er seine Post durch, die üblicherweise nur aus Reklamemüll und Rechungen besteht, und findet einen Umschlag mit einem USB-Stick vor. Um sich anzusehen, was da drauf ist, geht er in eines der immer seltener werdenen Internet-Cafes. Dort kann er sich aber kaum in Ruhe niederlassen, als eine seltsame Type zu ihm kommt. Doch statt dem vermuteten Krawall bringt er ihm ein Prepaid-Handy und zieht wieder von dannen. Und schon kommt ein Anruf rein. Eine Frauenstimme warnt ihn davor, dass die Polizei unterwegs sei. Und im fernen Amerika werden Fäden gesponnen, die dazu führen sollen, dass die Briten ihren Cousins auf der anderen Seite des großen Teiches den Mann zum Verhör überlassen, wenn sie ihn denn fangen sollten. Doch das gestaltet sich als schwierig, denn über das Handy gibt die Frau Alex Hinweise, wohin er zu laufen hat, wo Polizei nach ihm sucht. Mittlerweile ist er auf Intervention der Amis der meistgesuchte Mann in Großbritannien. Und dann erwischen sie ihn. So findet er sich kurze Zeit später in einer abgelegenen Scheune wieder und hat zwei Kerle vor sich stehen, die ihren gefesselten Gefangenen mitleidlos verhören wollen. Waterboarding ist eines ihrer Mittel. Doch noch während er den Sack überm Kopf hat, hört er Kampfgeräusche. Eine blonde Frau macht beide Kerle mit einem Messer absolut gnadenlos fertig. Ihn selbst befreit sie und nimmt ihn mit. Doch damit alarmiert sie die Jäger nur noch mehr. Ob in England oder Norwegen - sicher sind sie nirgends. Diese vermaledeite Black List, die Anya sucht hat auch noch ganz andere Organisationen auf ihre Fährte gebracht - und die Feinde gehen immer rücksichtsloser vor. Kollateralschäden sind ihnen egal.

Dieses Buch ist "nur" aus dem Ryan-Universum und Ryan selbst sowie Forst haben nicht mehr als einen Cameo-Auftritt inne. In "Operation Black List" geht es hauptsächlich um Anya. Sie will weiterhin ihre Rache und diesen Weg verfolgt sie auch mit verbissener Bestimmtheit. Wer die Vorgänger gelesen hat - was durchaus von Vorteil wäre -, weiß, woran ihr da gelegen ist. Da sie hier die Hauptfigur ist, erfährt man etwas mehr über sie und erinnert sich in der einen oder anderen Situation etwas an die Art von Victor von Tom Wood - eiskalt berechnend und hart im Vorgehen. Doch hier erhält sie nach und nach auch richtig menschliche Züge, wie man an einigen Disputen mit Alex ablesen kann. Ja sogar ein minimaler Anflug an Humor ist zu erkennen. Alex hingegen ist zumindest zeitweise ein Abziehbild des Computer-Nerds, macht aber im Laufe der Handlung durchaus eine Entwicklung durch. So schleicht sich tatsächlich mal unerwartet ein emotionaler Moment ein, bei der Anya, die man aus den Vorgängern kennt, tatsächlich ein rares Erlebnis. Doch mit ihren Feinden geht sie gewohnt gnadenlos um. Eigentlich auch zuerst mit Alex, der zuerst nur Mittel zum Zweck ist, aber als er beweist, dass er doch mehr drauf hat, zollt sie ihm widerwillig einen gewissen Respekt. Das Buch beginnt mit neuen Figuren, die man erst einmal kennenlernen muss und sich dann erst auf gewohntem Terrain bewegt. Mit dem Öffnen des Umschlags mit dem Stick beginnt eine Menschenjagd, bei der jeder aus unterschiedlichen Motiven hinter Alex her ist. Und somit muss Anya, die ja die Informationen auf dem Stick auch haben will oder sogar muss aus ihrer Sicht, Yates beschützen. Schnell folgen brutale Auseinandersetzungen, Ortswechsel und Schachereien der Dienste. Als dann die Häscher ihrem Wild immer näher kommen, keine Skrupel mehr kennen, erhöht sich das Tempo noch einmal und der Actionanteil nähert sich dem der ersten drei Bücher. 540 Seiten Page Turner - und gegen Ende mit einigen Wendungen, die man so nicht wirklich auf der eigenen Liste - keine schwarze - hatte. Guter Lesefluss, dramatisch, hochspannend und mit faszinierenden Actionszenen garniert, bietet "Operation Black List" eine weitere Glanzleistung von Will Jordan. Und bereitet auch gleich darauf vor, dass wir von Anya und dann wohl auch wieder Ryan noch einige Abenteuer erleben werden. Muss nur der deutsche Verlag mitrspielen und nicht wieder mal eine Serie mittendrin kippen. Kennt man ja leider zur Genüge. Aber alle vier bisher erschienen Bücher kann ich dem Freund spannender und actionreicher Thrillerliteratur nur empfehlen.

Jerry Garcia



Robert Bidinotto. Dylan Hunter ist Enthüllungsjournalist. Ein Mann, der sich ganz und gar der Gerechtigkeit verschrieben hat. Doch wieder und wieder erlebt er, wie das Justizsystem der Vereinigten Staaten versagt. Hunter will nicht länger wegsehen, wenn Unrecht geschieht - also nimmt er das Recht in die eigenen Hände und räumt mitleidlos mit dem Gesindel und menschlichen Abschaum auf. Als ein sadistischer Psychopath aus dem Gefängnis entlassen wird, gerät nicht nur Hunter in Lebensgefahr, sondern auch seine Geliebte. Und inzwischen sucht auch das Gesetz nach dem geheimnisvollen Attentäter, der auf eigene Faust Verbrecher eliminiert.

Dylan Hunter ist ein Mann mit Geheimnissen. Annie Woods hat ebenfalls einige Dinge vor der Öffentlichkeit verborgen. Da wäre ihre Arbeit für die CIA, in deren Auftrag sie einen Verräter jagt und auch fasst. Doch das Verhör währt nicht lange. Der Gefangene wird von einem Scharfschützen via Kopfschuss erledigt. Dann wird Arthur Copeland von Unbekannten getötet, seine Frau Susanne grausam misshandelt. Doch nichts passiert von Gesetzes wegen. Und bald wird die Gegend um Alexandria und Washington D.C. von einem Rächer heimgesucht, der die Schandtäter ohne jegliche Skrupel tötet. Immer mehr Verbrecher werden tot aufgefunden. Und alle Gesetzeshüter sowie die CIA in Person von Annie, die ihren Verräter nicht mehr befragen konnte, jagen den unheimlichen Killer. In der Zwischenzeit werden immer weitere Programme zur Resozialisierung von Verbrechern, Gangstern und Mördern auf den Weg gebracht. Spendensammlungen organisiert für eine menschengerechte Unterbringung mit allen Annehmlichkeiten, die man auch ausserhalb des Gefängnisses hatte. Gesprächstherapien, um den Insassen zu helfen, damit sie vergessen, was man ihnen angetan hat und verarbeiten können, was daraus folgerte - ihre Verbrechen. Dr. Frankfurt ist ein führender Therapeut, der sogar die übelsten Killer wie Wulfe zur Herde zurückführen kann. Den Wolf wieder zu den Schafen schickt. Und ein Ken MacLean hat diese Foundation gegründet, die die Mittel sammelt, um es den Knackis ja schön angenehm zu machen. Doch Wulfe kommt - und mit ihm der geheimnisvolle Vigilant.

Der Beginn des Buches gestaltet sich schon recht interessant und die Hoffnung auf einen starken Selbstjustiz-Thriller, gewürzt mit etwas Geheimdiensttätigkeit, ist noch groß. Aber schon bald macht sich etwas Ernüchterung breit. Muss das Buch doch tatsächlich eine Romanze enthalten. Und die wird auch ausführlich gepflegt und bremst somit die Handlung ziemlich aus. So findet sich der Leser bald zwischen Lynchmorden und Liebesgeflüster wieder. Zum Ende hin noch einige "Wendungen", die schon etliche Kapitel früher eindeutig zu erkennen waren und sich diverser Klischees bedienten. Gerade diese Teile des Buches erweckten den Eindruck des Schreibens nach Schablone. Wichtiger aber als diese Handlung, die mir nur als Aufhänger für das eigentliche Ziel erschien, ist die Aussage, die hier gefällt wird. Und zwar sehr einseitig gesehen. So etwas hatte ich vor kurzer Zeit erst in einem Film namens "John Doe: Vigilante" - nur kurzweiliger und besser. Dort wird sich noch mit dem Thema auseinandergesetzt, auch wenn man gegen Ende erst einmal in eine bestimmte Richtung geschoben wird, bevor etwas geschieht, das die Sache wieder anders aussehen lässt, während Robert Bidinotto ganz klar feststellt, auf welcher Seite er steht. Sicher ist auch, dass die Justizsysteme in den sogenannten westlichen Demokratien derart verrottet sind, dass man sie auch Dritte-Welt-Ländern oder solchen derzeit schwer kritisierten Nationen wie der Türkei zuordnen könnte. Die Türkei macht sich ihre eigenen Gesetze laut, die anderen Länder hinter verschlossenen Türen und mit schwachsinnigen Worthülsen getarnt. Aber in allen Fällen werden die Verbrecher geschützt und die Opfer noch bestraft. Da treten irgendwelche Spacken Leute tot oder zum Krüppel und erhalten Bewährungsstrafen. Die lachen sich krank. Steuersünder(innen), die vorher mit dem Finger auf andere gezeigt haben und über die Medien schon vorab verurteilten, kommen heimlich, still und leise davon. Und die Medien? Na, die schreiben, was ihnen eingetrichtert wurde. Andere Meinungen werden sofort als "rechts" oder "rassistisch" abqualifiziert. Apropos "rassistisch"  -  eine nette Idee, die sich viele Gäste schon zunutze machen. Erst prügeln und dann behaupten, man wäre fremdenfeindlich angemacht worden. Schon ist das Opfer dann der Täter. Und die Polizei, die weder Massenbelästigungen, Einbrüche noch Ladendiebstähle verfolgt bzw. verfolgen kann, weil die Politik mal wieder dort spart, wo es sinnvoller wäre, Geld einzusetzen, um für das Volk da zu sein und seine Sicherheit zu garantieren. Stattdessen kommt man mit Ideen, Ladendiebstähle von Neuankömmlingen nicht zu verfolgen, weil kein Personal. Wo sind wir denn gelandet? Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Bürger. Ach ja, die Politik - da kommt man mit einem kreativen Lebenslauf und einer alternativen Wahrheit mal ruckzuck in den Genuss von Abgeordnetendiäten, wird erwischt und muss nur von den Ämtern zurücktreten. Was ist mit dem erschlichenen Geld? Das war Steuergeld!!! Wie war das mit dem Amtseid, den die Wahlbeamten abzuleisten haben? Für das Deutsche Volk!!! Nicht für sich selbst. Bleiben die Fragen, ob da nicht vielleicht auch Betrug und Meineid sowie Rückzahlung all der ergaunerten Gelder inklusive massiver Zinsen mal zu thematisieren wären? Bewährungsstrafen, Hafturlaub, TV, Telefon, Fitness-Studio und hey - hierzulande haben Knackis doch letzt für Knastarbeit Mindestlohn gefordert. Frech, oder? Und dann kommen die ganzen, sich als Gutmenschen bezeichnenden Labertaschen und wollen weitere Reformen zugunsten der Täter. Was ist mit den Geschädigten? Die Gesundheit kann keiner ersetzen, das Leben schon gar nicht. Und die Sore wird nie wieder gefunden, Verluste in für viele unerträglicher Höhe. Angstzustände, Krankheit. Interessiert keine Sau. Und die Täter werden im Bau bestens gesundheitlich versorgt. Eingezahlt? Haben die eh nie. Das zahlt das Opfer mit seinen Steuergeldern also auch noch mit. Aber da wäre auch die andere Seite. Kann man sich den Charles Bronson machen und auf die Straße gehen und aufräumen? Oder den Hunter markieren und umnieten, was man als übelsten Banditen ansieht? Dann wäre das Chaos vorprogrammiert, Mord und Totschlag an der Tagesordnung, die Polizei derart überlastet, dass man sie nur noch zum Politikerschutz einsetzen kann, weil die Massen vielleicht noch auf die Idee kämen, denen die Schuld zu geben. Gesetze müssen sein, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Aber die müssen dann auch für alle gleich sein und zudem der Abschreckung dienen. Urlaub auf Staatskosten machen schon die sogenannten Diener des Volkes, da müssen es nicht auch noch die Gauner tun. Für eine solche Diskussion ist das Buch gut - vielleicht gerade, weil es so einseitig Position bezieht. Als fetzige Unterhaltung ist es leider nur leicht gehobenes Mittelmaß. Vielleicht so 6,5 von 10. Rund 500 Seiten.

Jerry Garcia



Brad Taylor. Bei einem Einsatz in Ägypten kommt es zu einem Anschlag auf die Taskforce. Ein Mann stirbt, ein weiterer überlebt nur um Haaresbreite. Pike Logan und seine Partnerin Jennifer Cahill sind gezwungen, die gefährliche Mission auf eigene Faust zu Ende zu führen - und geraten dabei zwischen alle Fronten. Aber ist noch ihr geringstes Problem: Verschwörer sind dabei, ihre Heimat mit einer gewaltigen Waffe zu vernichten. Doch Mitgliedern der Taskforce ist es verboten, in den USA zu agieren. Darf Pike das Gesetz brechen? Oder soll Amerika wirklich das einzige Land sein, das Pike Logan nicht schützen kann?

1970, Kambodscha. Blütezeit des Vietnamkrieges. Ein Team der Amerikaner auf Spähtrupp. Mit zwei Dingen hatten sie nicht gerechnet: 1. Dass sie ein Anwesen entdecken, das allen Komfort aufbietet, den man sich nur vorstellen kann. Und dass sich dort Russen, Chinesen und sogar Amerikaner aufhalten. Chris Hale macht Aufnahmen davon als Beweis, dass die Nord-Vietnamesen Unterstützung von anderen Nationen erhalten. 2. Dass sie sich in der Dunkelheit tatsächlich völlig unbemerkt einen Lagerplatz inmitten feindlicher Truppen ausgesucht haben. Das wird ihnen jetzt zum Verhängnis. Sie werden gejagt und alle getötet. Die Kamera mit den verräterischen Bildern bleibt aber im Dschungel verborgen liegen. Viele Jahre später im Sudan. Ein CIA-Agent will mit Hilfe einer der vielen Gruppierungen der untereinander verfeindeten Clans eine Raffinerie der Chinesen sabotieren und dabei eine neu entwickelte Waffe nutzen. Das geht irgendwie kräftig nach hinten, denn die Waffe hat mehr Bumms als erwartet und macht die ganze Raffinerie platt. Zwei Jahre nach dieser Aktion wird in den USA mit den letzten Vorbereitungen zu einem verheerenden Anschlag begonnen. Im Knast zu Allah gefundene Amerikaner sollen hierbei die Hauptrolle spielen. Warum eigene Leute - noch dazu arabisch ausehende - auf gefährlichen Routen ins Land schleusen, wenn es auch einfacher geht? Während dies verborgen vor den Augen der Strafverfolgungsbehörden im Gange ist, wird auf einem Trainingsparkour Jennifer auf ihre Fähigkeiten getestet, ob sie ein Mitglied der Task Force werden kann und ob sie von den harten Kerlen akzeptiert wird. Auch Pike Logan ist gespannt. Nach den Ereignissen in "Mann in Wut" hat er mit Jennifer eine Firma gegründet, die zugleich auch als Tarnung für ihre Tätigkeit bei der Task Force genutzt werden kann. Es dauert auch nicht lange, bis ein solcher sie dann nach Ägypten führt.

Das Covermotiv passt wie üblich recht gut zur Story, hat bei mir aber nach meiner "Hunter"-Rezi die Vorstellung geweckt, es könnte einen gewissen Verleger zeigen, der gerade eine miese Kritik zu einer seiner Veröffentlichungen lesen musste. Ich verrat auch nicht, wen ich meine, Frank. Upps - sorry, hihi. Auf Action braucht man bei "All necessary force - Todeszone USA" wirklich nicht lange warten. Man wird sofort hineingeworfen in das schweißtreibende Dschungelszenario im Grenzgebiet zwischen Vietnam und Kambodscha und kurze Zeit später werden die Erinnerungen an die vielen guten - und mindestens auch ähnlich vielen schlechten - Vietnamfilme, die man seit Mitte der 70-er Jahre sehen durfte (Okay, durfte aus Altersbeschränkungen vielleicht nicht, aber man hat ja immer Mittel und Wege gefunden, sich das Zeug reinzuziehen. Man musste halt kreativer sein und sich etwas mehr anstrengen als heutzutage. Ich mag vielleicht ein paar bücher weniger gelesen haben, als so manch nur wenige Jahre ältere Babbelbarde, aber was Filme angeht, könnte der auch 40 Jahre älter sein und hätte immer noch weniger gesehen als ich. Naja, was soll's? Gönn ich den vorlauten altlasen ihr vergnügen.) wach. Auch der Szenenwechsel wird sofort von feurigen Sequenzen begleitet. Man kann die Feuerbälle (In der Vorstellung wenigstens CGI-frei) richtig in den Nachthimmel steigen sehen. Nach einem kleinen Zwischenspiel im Trainingscamp geht es recht zügig zur eigentlichen Handlung und Bedrohung und mit dem Anschlag in Ägypten und den Ermittlungen werden die Handlungsfäden langsam aber sicher zusammengeführt, wobei der Leser den Protagonisten nur in einem Punkt etwas voraus ist. Das kleine "Beziehungsdrama" um Pike und Jennifer wirkt wenig aufdringlich und nimmt auch nicht zuviel Raum ein. Auch eine Diskussion um Ausraster und den Tod eines Gefangenen oder Unterlegenen hält nicht übermäßig lange an, eine "Lösung" wird schnell geboten. Danach geht es ans Eingemachte. Da gibt es dann auch keine Gnade. Die Action und die Gewalt kommen sozusagen in-your-face - direkt, ohne Umwege oder Zärteleien. Die politischen Aktivitäten hinter den Kulissen sind zwar same-procedure-as-every-secret-force mit dem Nichtwissen des Präsidenten, um jederzeit bestreiten zu können, dass er etwas mit der Sache zu tun habe und der absoluten Geheimhaltung gegenüber der Öffentlichkeit, aber stören tut das nicht, weil auch dies nicht überstrapaziert wird. Eine Diskussion, ob die Task Force trotz Auflagen dennoch innerhalb des eigenen Staatsgebietes eingreifen kann, ist im Prinzip ähnlich wie die der CIA - wen schert es, wenn die Aktion funktioniert? Kommissionen kann man sicher mit irgendwwelchen Zugeständnissen oder Worthülsen beruhigen. Das Buch hat alles, was es für einen wilden Ritt durch "(Mündungs-)feuerspeiende Zeilen im Kampf gegen den Feind der eigenen Werte braucht. Internationale Schauplätze, Explosionen, Kugelhagel, Anschläge, Verräter, politisches Gerangel, harte Kerle (und ein Weib) und keine Gnade. Hohes Tempo, unheimliche, neue Waffen, einige Härten. Das ist die Art rasanter Action, von der ich nicht genug kriegen kann - und das obwohl ch schon massenweise derart gelagerter Stories gelesen oder Filme gesehen hab. Und wie lobe ich solche Feuerwerke der Schreibkunst? Mit den üblichen 11/10 Punkten. Wer den Vorgänger mochte, wer Vince Flynn, Brad Thor, Stephen Hunter oder Mark Greaney und Ben Coes schon verschlungen hat, der muss aufpassen, dass er sich Brad Taylor nicht entgehen lässt. Der sättigt den Actionhunger aber sowas von!!!! Der Festa-Verlag ist zum Vorzeige-Publisher für knallharte Thriller mit höchstem Tempo und einem feinen Auge für erstklassige Autoren geworden. Sämtlche Daumen hoch. Daumen, liebe Leute, Daumen!!!. 520 Seiten.

Jerry Garcia



David Baldacci. Will Robie und seine Partnerin Jessica Reel, die zwei besten Profikiller ihres Landes, erhalten vom Präsidenten einen heiklen Auftrag: Sie sollen Nordkoreas unberechenbaren Führer ausschalten. Während sie sich auf ihre Mission vorbereiten, wird Jessica von den Geistern ihrer Vergangenheit eingeholt, die alle bedrohen, die ihr nahestehen. Doch damit nicht genug, denn plötzlich taucht ein neuer, unbekannter Feind auf: eine Frau mit eigener Abschussliste. Und auf der stehen auch Will und Jessica.

Robie leidet unter Schlaflosigkeit und geht daher nach draußen und wagt einen Spaziergang, obwohl es regnet. Da nähern sich ihm aus der Dunkelheit drei Figuren. Da er ahnt, auf was das hinausläuft, bietet er ihnen freiwillig 100 Dollar an. Sie verzichten, wollen mehr. Bekommen sie. Doch außer dicken Backen und einigen anderen kleinen Wehwehchen lässt er die Typen unbeschadet ziehen. Reel ist auch unterwegs, aber aus anderen Gründen; ist ihr Domizil doch letzt tatsächlich in die Luft gejagt worden und sie hat keinen Rückzugspunkt mehr für sich allein. Sie entdeckt vier dunkle Gestalten, die ihr scheinbar unbemerkt folgen. Sie will ihnen gerade das "Unbemerkt" in die Köpfe hämmern als ihr Telefon klingelt. Die neue Stellvertretende Chefin der CIA ist dran. Reel wird ins Zentrum der Spionagemacht zitiert und trifft dort auf Robie. Trotz Widerstand aus gewissen Kreisen wurden beide dazu auserkoren, den Führer von Nordkorea zu eliminieren. Doch nach den letzten Ereignissen herrscht auch ein gewisses Misstrauen vor - ein gegenseitiges. Robie hat zuviel Eigeninitiative bewiesen und Reel hat die "falschen" Leute umgenietet. Der Chef der CIA ist sauer und würde sie gerne beide aus dem Weg räumen. Doch sie sollen stattdessen wieder ins Training und dazu auch noch ein neues psychologisches Gutachten erhalten. Viele Gespräche, noch mehr Training. Derweil passiert in Korea etwas, das sich ein Westler kaum vorstellen kann: Eine Agentin wurde in ein Strafarbeitslager eingeschleust, verbrachte Monate dort, wurde gefoltert und misshandelt wie alle Gefangenen, bis sie herausfinden konnte, wer in dem Korea-KZ bestechlich ist. Als ihr das gelingt, wird sie rausgeholt und in ein für nordkoreanische Verhältnisse halbwegs komfortables Zuhause gebracht. In den USA dagegen hat man einen General der Feindarmee als Verbündeten gefunden, der die Attentäter aus Amerika bei ihrem Auftrag unterstützen würde. Doch der fliegt auf und nimmt sich dann in Frankreich gerade in dem Moment das Leben, als Robie und Reel dort auftauchen. Was wird jetzt mit dem Auftrag? Und was hat es mit dem seltsamen Wunsch auf sich, der an Reel herangetragen wird?

David Baldacci hat es wieder gemacht - sich auf das Niveau eines James Patterson der Neuzeit herabgelassen. Schlimmer: hier hat er drei Handlungsebenen eingebaut, die auch für sich drei Short Stories hätten sein können und eher nicht wirklich in das komplette Buch passen. Kurz irgendwo an die anderen Teile "angeklebt" und fertig war ein neuer Robie/Reel. Beide sind ja Killer im Dienste der Heimat, aber sie scheinen im Nebenjob Priester, Seelsorger und Retter der Witwer und Waisen zu sein. Und gerade hier in diesem dritten Abenteuer stellt der geneigte Leser fest, dass sich David Baldacci immer mehr den Konsumenten leichter und locker konstruierter Kost ohne zuviel Gewalt oder gar Sex zugewendet hat. Selbstverständlich sind alle außer RnR böse oder zumindest unschlüssig in ihren Entscheidungen, vielleicht noch intrigant bis in die Sackhaarspitzen, aber das Heldenpaar vereinigt alle guten menschlichen Eigenschaften bei sich trotz des nicht dazu passenden Berufs. An dem sind nur Geschehnisse der Vergangenheit schuld und die CIA hat das noch gefördert. Wieder eine Art Rechtfertigung dafür, dass sie Killer sind. Die armen Seelen können doch nix dafür und sie kämpfen für Amerika. In einem eher oberflächlichen Roman, der zeitweilig mit dem Tempo zu kämpfen hat, ein bestimmter hiesiger Schreiberling hätte bei der Lektüre beinahe den Kampf gegen den Schlaf verloren. Mit Gewalt zusammengepappte Handlungsfäden, 08/15-Drama-Einlagen, überschlaue Julie wieder mit dabei, gaaaaaanz fiese Nordkoreaner in einem Thriller für die Herde der Leser, die nur gefüttert werden will und sich nicht groß nach anderem Stoff als dem des Mainstream umschaut. Irgendwie wirkt das alles nach simpelster Art hingeschludert, vielleicht sogar von einem ungenannten Helferlein verfasst, das nach Vorgaben des Meisters arbeiten durfte und dabei auf etliche Versatzstücke zurückgegriffen hat: Buddy-Ermittler, Beziehungs-Hin und her, eindimensionale Figuren und gewisse Vorurteile gegenüber sogenannten Feinden. Anfangs etwas Action, durch die geheimnisvolle Frau im Dienste des Feindes auch und ne ganze Ecke aufgesetztes Drama dazu. Hach die liebe Familie, immer gut, um einen mittelmäßigen Roman emotional aufzupeppen, damit die entsprechende Klientel was zu winseln hat und vor lauter Mitgefühl derart aus den Augen schwitzt, dass sie die langweiligen nächsten Kapitel eh nur noch verschwommen sehen und ihnen nicht auffällt, dass die Füllsel waren. Von der Sorte gibt es leider im Mittelteil mit Hang zum Mittelmaß einige. Im Bereich der Musik würde man dies als Gedudel von Fahrstuhlmusik einordnen. Ja, es fängt interessant an und in einigen Situationen gibt es auch Actionsequenzen mit Verrat und Folter, aber wer mal einen Bourne oder ein Crime-Buch aus dem Festa-Verlag (Als solche Actioner noch bei Publikumsverlagen erschienen sind, ist mittlerweile nur noch eine blasse Erinnerung) gelesen hat, der weiß, wie so etwas richtig an den Leser gebracht wird. Keine Weichspülerei, keine übertriebene Menschenliebe, keine Aufzwingen der Gutmenschwerte. Dort gibt es harte Action, hin und wieder mal auch etwas fürs Gemüt, aber immer flott. Ich habe dort dem "Hunter - Ich bin das Recht" nur ein "befriedigend" ins Zeugnis geschrieben. Gegen diesen Baldacci aber war das dann doch eher ein ausgezeichnet. "Im Auge des Todes" hat ein bisschen Action, manchmal auch flotte Szenen und kleine Spannungsspitzen, die sich aber auch bald abnutzen, weil vieles vorhersehbar ist. Ich würde also nicht sagen, dass das außer für die Fans des Autors für sonst jemanden eine Pflichtanschaffung wäre. Eine "Kann"-Angelegenheit, keine "Muss"!! Bei rund 525 Seiten.

Jerry Garcia



Vince Flynn. Im Dezember 1988 kommen beim Lockerbie-Bombenanschlag alle 259 Passagiere einer Boeing 747 ums Leben, darunter auch Maureen, die Verlobte des US-Collegestudenten Mitch Rapp. Ein Jahr nach ihrem Tod wird Mitch von der CIA rekrutiert und schließt sich dem geheimen Orion-Team an, das gegen den weltweiten Terror in den Kampf zieht. An Krisenherden in Europa, im Nahen Osten und Asien bewältigt er den Verlust seiner großen Liebe und sucht nach einem neuen Sinn für sein Leben.

Mitch Rapp hat sich schon in jungen Jahren ein hervorragendes Standing als Star der Lacrosse-Mannschaft seiner High School verschafft. Überall anerkannt, überall beliebt - wie es die Sportskanonen an den US-Schulen halt mal sind. Doch er hat auch in den zu unterrichtenden Fächern gute Zensuren aufzuweisen gehabt, was bei den Kollegen seltener der Fall war. Dann lernt er mit 16 Jahren Mary kennen und sie bleiben zusammen. Bis es im Jahr 1988 zum Anschlag auf das Flugzeug über Lockerbie gab. Mary starb mit all den anderen Passagieren. Das warf den Jungen aus der Bahn und sein Durst nach Rache schien unstillbar. Wie schon in der Schule lernt er wie wild - aber jetzt das Kämpfen. So bleibt es nicht aus, dass er von den Diensten entdeckt wird. Irene Kennedy bringt ihn eines Tages in ein Ausbildungscamp unter der Leitung von Hurley. Hurley ist ein Sturkopf, Rapp ebenfalls. So kommt es noch vor dem ersten offiziellen Training zu einem Zweikampf, den Hurley entgegen der Regeln nur mit einem fiesen Trick beenden kann. Zusammen mit weiteren Anwärtern, von denen niemand den richtigen Namen erfahren darf, unterwirft sich Rapp einem knallharten Training, in dem auch einige intrigante Fallen gestellt werden. Man versucht, die jungen Kerle nicht nur mit den überharten Einheiten zu brechen, sondern auch mit Lug und Trug. Während Rapp sich also mit einem verdrießlichen Übungsleiter und einem hinterhältigen Drecksack von Kollegen auseinanderetzen muss, wird in Beirut/Libanon ein Amerikaner entführt und unter schwerster Folter befragt. Es ist die Zeit, in der aus dem Freiheitskampf der Palästinenser nahezu zeitgleich mit der Übernahme von Afghanistan durch die Islamisten, ein Krieg mit allen Mitteln wird - der Terrorismus mit Selbstmordattentätern. Gelder werden durch die Bankensysteme des Westens geschleust, Waffen gekauft, Handlanger bezahlt, Unterkünfte und neue Identitäten für Schläfer finanziert. All dies, um vor allem den großen Feind Amerika zu vernichten. Um dem Einhalt zu gebieten, soll Rapp mit Hurley und einem weiteren Mann in Istanbul einen Waffenhändler ausschalten. Der Plan, dass erst Rapp einreist und die anderen zwei Tage später kommen, um den Kerl dann gemeinsam auszuspähen, wird durch Mitch ausgehebelt. Er ist kaum da, da legt er den Typ am hellichten Tag und völlig unbemerkt um, schafft es, über Griechenland die Türkei zu verlassen und unversehrt zurückzukommen. Das löst eine Diskussion aus, doch am Ende wird sein Vorgehen gebilligt. Ein weiterer Schritt ist es, die Konten der Terroristen zu leeren. Auch dies gelingt und nach und nach kommen die Ratten jetzt aus ihren Löchern. Es ist Geld im Spiel und da siegt die Gier. Etliche Verbündete melden bei den Terroristen nun Ansprüche an. Und kommen damit auch bald durch ihre Unvorsichtigkeit in den Fokus der Anti-Terror-Kämpfer der USA.

Hätte ich den FESTA-Verlag  nicht schon aufgrund seiner vorherigen Veröffentlichungen im Extrem- und Horrorbereich gekannt und der auch hier fast schon von Monat zu Monat sein Steigerungspotenzial nahezu ideal genutzt und damit auch bewiesen hat, dass er es versteht sein Programm durchaus auch durch anspruchsvolle Titel zu ergänzen, wäre er spätestens mit Einführung der Crime-Reihe und den folgenden US-Krachern ganz weit oben in meiner Favoritenliste gelandet. Mit der Veröffentlichung der von Mitbewerbern verächtlich ins Nirwana abgeschobenen Reihe um Mitch Rapp des Autors Vince Flynn sowie weiteren Autoren wie Brad Thor oder in deutscher Erstveröffentlichung Werke von Ben Coes, ungekürzten Büchern von Stephen Hunter oder der neuen und in Deutschland unbekannten Reihe um Adrian Hell von James P. Sumner hat sich "Horror-Papst" Frank Festa auf einen weiteren Thron gehievt (oder überlässt den Platz großmütig seiner Gattin Ingrid). Oder wie dereinst Kevin Costner und Kurt Russell zu meinen pflegten: 
CRIME IS KING!


Der Autor, der 2014 leider einem Krebsleiden erlag, hat sich bemüht, seinen Helden, der ja in späteren Romanen - dem damaligen Beginn der Reihe mit "Der Angriff aka Transfer of power" - schon der knallharte Hund ist, der entsprechend cool mit den Feinden umzuspringen weiß, in dem hier in den frühen Neunzigern spielenden Buch auch noch jugendlich-leichtsinnig, manchmal überheblich zu charakterisieren. Es gibt mehrere Beispiele, wie sich der junge Mann auch genau als solcher verhält: als junger Bursche, der über blöde Witze lacht, dass die Suppe sprudelt und hinter einer schönen Frau hertigert und wie ein Pennäler mit ihr flirtet. Zu dem harten Hund mit rauer Schale wird er erst noch gemacht, trainiert - auch durch die Ereignisse über die Jahre hinweg. Die Version des Neulings im Agentengeschäft hellt die Vergangenheit des Mitch Rapp etwas auf, beschreibt seine Motivation für den Einsatz für die USA näher und mit mehr Einzelheiten und wie er lernt mit seinen Vorgestzten zu kooperieren (Irene Kennedy und Thomas Stansfield, die schon in "Term Limits aka Das Ultimatum" Rollen inne hatten, dort aber ohne Mitch Rapp auskommen mussten. Das Buch ist der Erstling von Vince Flynn und erst im 1999 folgenden "Der Angriff" tauchte Rapp erstmals auf.) oder sie zumindest zu repektieren und Befehle niemals offen zu verweigern. Spannung und Thrill, Dramatik und Action wird natürlich treu geblieben, aber in der einen oder anderen Formulierung werden die Sprache und die Begriffswahl den heutigen Gepflogenheiten etwas angepasst, sogar manch verwunderliche Erkenntnis zumindest für diesen einen Leser, der hier gerade Murks vor sich hin fabuliert, ans Tageslicht gebracht. Und wieder ein Beweis dafür, dass man beim Festa-Verlag auch etwas fürs deutsche Bildungsniveau tut - wenn auch nicht ganz absichtlich, hihi. "American Assassin" bildet sozusagen einen neuen und eiskalten Agenten für kommende Einsätze aus und lässt auch schon erste Skrupellosigkeit im Umgang mit den Feinden Amerikas erkennen. Der Roman ist von Beginn an unterhaltsam mit unterschiedlichen Charakteren gespickt, die man zwar teilweise schon kennt, die aber hervorragend ins Szenario passen. Und nach dem Ende der Ausbildung werden an verschiedenen Schauplätzen auf der ganzen Welt die Messer gewetzt und den unerbittlichen Feinden die Grenzen brutal aufgezeigt. Ein typischer Rapp und somit ein typischer Flynn, jetzt lässt er die Hunde los bzw. den Hund von der Kette. Man liest sich rasend schnell durch das Buch, jagt sich selbst durch die Seiten, man könnte die Lektüre auch als schweißtreibend bezeichnen (oder es dem Wetter in die Schuhe schieben, das derzeit herrscht) und muss sich jetzt schon wieder gedulden, bis das nächste Buch erscheint. Aber hey, wie schon am Anfang dieses Abschnittes erwähnt - wenigstens wird es auch erscheinen. Also, wer sich der Actionlektüre verschrieben hat und dem Dialoge nicht so immens wichtig sind, der MUSS hier zugreifen.


Vince Flynn starb wie zuvor schon erwähnt 2014 an einem Krebsleiden und schrieb diesen Roman im Jahr 2010 sowie "Kill shot" (2012) und "The last man" (auch 2012) noch selbst. Seine Erben haben sich dann irgendwann entschlossen, von einem Auftragsautor die Reihe weiterführen zu lassen. Die Wahl fiel auf Kyle Mills, der 2015 "The survivor" und für dieses Jahr im Oktober "Order to kill" folgen ließ.
Kyle Mills ist keine schlechte Wahl, da er selbst schon einige Bücher veröffentlicht hatte. Darunter die Reihe um Mark Beamon, die auch in Detuschland erschienen ist. Zu Beginn der Reihe war Beamon eine seltene Figur in der Serienlandschaft um Agenten im Staatsdienst. Übergewichtig, versoffen, Raucher und vor allen Dingen faul und verfressen. Ihm war ein ruhiges Plätzchen in einer ruhigen Stadt wichtiger als sonst was, naja, aufs Gehalt wollte er auch nicht verzichten. Dennoch schlidderte er in knifflige Fälle. Danach hat Mills ihn angepasst und er war nur noch einer unter vielen. Es folgten einige Stand-Alone, die mal mehr und mal weniger gelungen waren. Das letzte Buch von Einzelromanen, das ich kaufte, war "Global Warning aka Darkness falls" und ich fand es schwach. Das Thema hatte Andreas Eschbach entschieden besser abgehandelt. Aber Kyle Mills wurde auch auserkoren, an der Reihe "Covert One" mitzuarbeiten, die Robert Ludlum zwar noch auf seinem To-Do-Zettel hatte, aber ncht mehr schreiben konnte. Die Serie um Jon Smith wird von Leuten wie Gayle Lynds, Jamie Freveletti, Joesph Finder oder eben Kyle Mills verfasst. Und mit den bisher drei Büchern, die Mills zur Reihe beigetragen hat, konnte er auch wieder an frühere gute Zeiten anknüpfen. 505 Seiten.

Jerry Garcia



Jack Ketchum. Der Soldat hat den Krieg überlebt. Doch die Erinnerungen verfolgen ihn Tag und Nacht. Er meidet seine Mitmenschen. Er weiß, dass er für sie zur Gefahr werden kann. Eine Gruppe von Campern packt ihre Sachen für ein Wochenende in den Wäldern. Angelausrüstung, Kameras, Schwimmsachen, Gewehre. Vielleicht haben sie Glück und stoßen auf Wild? Ein Knacken im Unterholz. Der Soldat hält inne und lauscht. Dann hört er Stimmen. Und der Krieg hat ihn wieder.

Lee lebt im Wald - allein mit seinem Hund Pawlow, seinem einzigen Gefährten. Nach dem Vietnamkrieg, den er mit einem Trauma, aber ansonsten unversehrt überlebt hat, mag er nicht mehr unter Menschen sein. Frau und Kind hat er deshalb auch verlassen. Um Geld zu verdienen, baut er im Wald einige "Glücksseligkeit bringende" Pflanzen an, die er an McCann verkauft, der damit dann die Kundschaft versorgt. Ein gutes Geschäft für beide - Lee kann in seinen Wäldern fern von den Menschen bleiben und McCann muss sich nicht mit dem Anbau seines Produktes befassen. Immer wieder wird Lee von Albträumen heimgesucht, die die Ereignisse in dem unseligen Krieg hervorgerufen haben. Andernorts bereiten sich einige gutsituierte Freunde auf einen Campingtrip vor. Irgendwie schleppen sie neben dem eigentlichen auch mentales Gepäck mit in den Wald. Doch ihr Hauptziel ist das Zusammensein und der Spaß. Jagen und fischen, Vögel beobachten und vögeln, kiffen und saufen - Reihenfolge egal.

Ich gebe es zu, irgendwann im Laufe der ersten Hälfte der Lektüre hab ich mir überlegt, was wohl ein Edward Lee aus der Konstellation Kelsey, seine Gattin und seine Geliebte plus Alan, Graham und Ross gemacht hätte, aber das währte nur kurz. Vergleiche konnte ich aber mit anderen Werken ziehen. Dazu später mehr. Lee wird nur kurz eingeführt, das Hauptaugenmerk liegt anfangs auf den Reichen und Schönen, die im Gegensatz zu heutigen Gepflogenheiten in Buch und Film, nicht irgendwelchen werberelevanten Zielgruppen angepasst jung und telegen sind, sondern ältere Semester mit beruhigendem Auskommen und gewissen Erfolgen sind. Dämlich führen sie sich hier und da dennoch auf. Und mit der Zeit kommen einige Dinge ans Tageslicht, die man besser verborgen hätte. Doch übermäßig große Differenzen löst das in der Gruppe nicht aus. Fein, Herr Mayr/Ketchum, ein Klischee erfolgreich umschifft. Dann stolpert einer der Gruppe über das Marihuana-Feld und bedient sich an den Pflänzchen. Nimmt Lee blutige Rache dafür? Nicht wirklich. Wieder einen zu erwartenden Handlungsstrang umgangen. Mit Lees Erkennen, dass der Wald nicht mehr ihm allein gehört, beginnen nicht nur seine Erinnerungen an den Krieg hochzukochen, jetzt wird er zur gefährlichen Waffe. Und hier der erste Vergleich: Auch wenn dieses Buch von 1987 ist, bietet es entschieden mehr hinsichtlich der Tragik eines Mannes, der den Vietnamkrieg in all seiner Grausamkeit erlebt und ihn überlebt hat, als man das zuletzt von McLean/McBean bei "Wolf Creek 2" lesen durfte. Der war nur mit irgendwelchen Aktionen des Mick in Vietnam gefüllt, die das Buch in die Länge ziehen sollten, um auf eine Seitenzahl zu kommen, als Charakterstudie eines Soldaten diente es nicht mehr, da Mick ja schon zuvor am Rad drehte. Der lernte nur noch einige fiese Tricks. Hier in "Jagdtrip" dienen diese Rückblenden aber dem Zweck, dem Leser zu verdeutlichen, was ein solcher mit aller Härte und Bösartigkeit geführter Konflikt aus einem Menschen machen kann. Ein Mensch der Schreckliches erleben musste. Statt wie dereinst "Rambo", der sich gegen die Missachtung seines Einsatzes, gegen die ihm entgegengebrachte Verachtung im Buch (nicht so lau wie im Film) auf brutalste Art rächte, ging Lee in die Wälder, wo er weder sich noch seinen Mitmenschen oder Frau und Sohn Lee jr. Schaden zufügen konnte. Feigheit vor der Konfrontation mit der Gegenwart oder Verantwortung gegenüber den Unschuldigen? Wer weiß? Und der Name des Hundes - Pawlow? Trotz Schlägen immer wieder zurückkommen? Überdenkenswert?

Als es dann zum ersten Zusammentreffen kam, hatte ich als Leser für die meisten Figuren der Camper eher wenig übrig. Der Sympathischste, wohl weil nur Nebenfigur ohne große Charakterschwächen, die er als erstes Opfer auch nicht brauchte, war dann auch der Vogelbeobachter. Wozu Zeit an den verschwenden, wenn man ihn eh gleich wieder rausschreibt? Und dann kommt es zu dem Szenario, das ich mir beim lernfreudigen "Wolf Creek"-Mick gewünscht hätte: Die fiesen Fallen, die die Soldaten in Vietnam am eigenen Leib erfahren mussten. Gruben mit angespitzten und in Scheiße getauchten Stöcken, Fallstricke und so weiter. Die unheimliche Atmosphäre in einem dunklen Wald, in dem man auch bei Tag nicht erkennen kann, was einen erwartet und somit hinter jedem Busch einen Feind vermutet. Angst und Paranoia machen sich breit. Jedes Geräusch lässt einen zusammenzucken. Und als Leser ist man natürlich jetzt voller Erwartung, was als Nächstes passiert, ob sich wer aus der Heimat des Lee lebendig auf das gewohnte Terrain der Städte retten kann oder ob der Veteran sie alle erwischt, im Wald verschwinden lässt, als Dünger für seine Pflanzen nutzt. "Jagdtrip" hat 350 Seiten Story plus 20 Seiten Platzfüller in Form von einem Werkverzeichnis der in Deutschland von Jack Ketchum bei Heyne erschienen Titel. Preishochtreiberei, weiter nix. Besonders im letzten Drittel legt der Autor dann auch richtig los, gewinnt die Sache an Fahrt, der Härtegrad hält sich aber in Grenzen. Das Buch ist von Beginn an ein ordentlicher Thriller mit Elementen aus dem Vietnamkrieg. Dass das Buch vielerorts als "Horror-Roman" bezeichnet wird, kann ich nicht nachvollziehen, denn dann wäre ja jeder Vietnamfilm und jeder Roman zu diesem thema eine Horrorstory. Es ist vielmehr ein spannendes, actiongetränktes Drama um einen Vietnamveteranen, der sich in der Heimat nicht mehr richtig einleben und konnte und es nach den vielen Anfeindungen der studierenden Drückeberger und Faulenzer auch nicht mehr durfte. Irgendwann kann ein Mann die Schmähungen für etwas, das er nicht zu verantworten hat, nicht mehr ertragen. Ein gutes Buch, das aber von David Morrell und seinem "Rambo - First blood" doch noch um einige Längen übertroffen wird. Dieses Buch mit anderen von Ketchum zu vergleichen erübrigt sich, weil es das erste war, das ich von ihm gelesen hab.

Jerry Garcia



G. Michael Hopf. Nach einem leidvollen Weg findet Gordon eine Zuflucht in den Bergen Idahos. Allerdings sucht er dort vergeblich nach Ruhe. Er sieht sich gezwungen, in einen Krieg zu ziehen, den er nie wollte. Mit Rache im Herzen und einer Armee im Rücken geht er in die Offensive gegen diejenigen, denen er vormals Treue geschworen hatte.

Gordon van Zandt zieht wieder in den Krieg. Kaskadien soll unabhängig bleiben, doch genau hier ist der Knackpunkt: Präsident Connor will das nicht zulassen und schickt seine Truppen los. Auch um seine Macht zu stärken ist ihm kein Trick zu mies. Die Auseinandersetzung wird mit aller Macht geführt, die Konfrontation gesucht. Jeder will den jeweiligen Feind vom Angesicht der Erde tilgen. Dabei werden auch Allianzen geschmiedet, die man nicht unbedingt als sicher bezeichnen kann. Und in Idaho geht das Leben weiter seinen Gang. Die Kinder müssen lernen, wie man überlebt und die Anleitung dazu erhalten sie von Hector, einem mexikanisch-stämmigen Mann, der sich von seinen schweren Verletzungen erholt. Und wie in jeder Gesellschaft üblich, gibt es auch hier Eifersüchteleien und mehr oder weniger gut begründete Abneigungen gegen die eine oder andere Person. Das äußert sich manchmal in Recht skurrilen Szenarien. Doch als der Krieg näher kommt, müssen alle zusammenhalten.

Die "The end"-Reihe ist eine actionreiche Dystopie, die sich packend liest. Die Fronten zwischen den Protagonisten sind hier klar abgesteckt und so kommt es, dass hier und da auch mit zweierlei Maß gemessen wird. Was die "gute" Seite darf, wird bei der anderen Seite verteufelt und als Verletzung der Menschenrechte angeprangert. Was mittlerweile auch recht auffällig ist, ist die Tatsache, dass Van Zandt nicht nur ein klangvoller Südstaatenname ist, sondern die ganze Geschichte sehr an diverse Kriege erinnert, in denen sich ein Teil des Landes vom anderen abspalten wollte. Hier scheint es, als wären die aktuellen Geschehnisse ganz leicht auf den Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert zu übertragen und die Sympathien auf Seiten der Kämpfer für eine Unabhängigkeit von den Vereinigten Staaten. Kaskadien als der Süden und die Länder um Präsident Connor als die Nordstaaten. Natürlich gibt es auch einige politische Schachzüge und Verwicklungen, die man sich durchaus so vorstellen kann, in einer Zeit, in der es kaum noch gültige Regeln gibt. Beide Seiten haben da wenige Skrupel, aber was auf Seiten der Van Zandts als gerechtfertigt angesehen wird, ist bei den Feinden der Familie als Misshandlung skizziert. Wenn Samantha einen wehrlosen Gefangenen halb zu Tode prügelt, bloß weil er sie "geärgert" hat, wird das vorbehaltlos akzeptiert. Dafür hat dann die Gegenseite einen noch fieseren Plan, trägt dick auf im Kampf um Macht und Einfluss und mordet ungeniert. Abgesehen von diesen einseitigen Schilderungen, ist das Buch ein rasanter Kracher, der  mit etlichen Actionsequenzen aufwarten kann. Hubschrauberattacken, Panzerangriffe, Bombenattentate. Dazu eine unerwartete, dafür aber böse Schachzüge beider Seiten und fertig ist ein temporeicher fünfter Teil einer Endzeitsaga, die mal ohne Zombies und Infizierte auskommt und weil sich das ganze so flott liest, lässt der Autor auch gleich noch einen sechsten Teil folgen. Derartige Lektüren dürfte es gerne mehr geben. 300 Seiten

Jerry Garcia



James Grady. Ronald Malcolm, Codename Condor, ist inzwischen bei der CIA ausgeschieden, wird aber weiterhin von Homeland-Security-Agenten überwacht. Als er eines Tages nach Hause kommt und einen dieser Agenten tot in seinem Wohnzimmer vorfindet, weiß er, dass jemand ihm etwas anhängen möchte, weil dieser glaubt, er wisse zuviel. Condor flieht und die Jagd auf ihn beginnt.

Condor aka Vin hat einige Zeit in einer Agency-Klinik für geistig verwirrte Mitarbeiter verbracht. Aber irgendwann hat man ihn freigelassen, ihm sogar einen Job in der Kongressbibliothek besorgt. Was aber nicht heißt, dass man ihm traut. Er wird natürlich weiterhin von Homeland überwacht und kontrolliert. Zudem hat er so einige Auflagen zu erfüllen, die sein Leben zwar etwas einschränken, ihm aber wenig ausmachen. Die Agenten, die zur Überprüfung kommen, sind dann auch recht unterschiedliche Charaktere. Wo das eine Team freundlich und eher zuvorkommend ist, kann ein zweites durchaus sehr grobmotorik und böswillig sein. Als er dann einen dieser Grobmotoriker bestialisch ermordet in seinem Wohnzimmer findet, als er von der Arbeit kommt, ahnt er, dass er fliehen muss. Bald bekommt er Unterstützung durch Faye, die Partnerin des ermordeten Agenten. Doch es ist immer noch kein Hauch eines Fortschrittes zu erkennen, den ihre Bemühungen Licht ins Dunkel dieser verzwickten Angelegenheit zu bringen, vielleicht nutzbringend an den Tag zerren könnten. Stattdessen gibt es Anschläge auf sie, Täuschungen und ständige Hetzjagd auf sie, da es in Washington von Überwachungskameras und Agenten der verschiedensten Dienste nur so wimmelt.

Man erinnert sich noch an das erste Buch "Die sechs Tage des Condor", das als "Die drei Tage des Condor" mit Robert Redford und Cliff Robertson verfilmt wurde. Da gab es durchaus den Unterschied, dass der Film mehr Schwung hatte als das Buch. Und nun - 40 Jahre später - ist Condor schwer gealtert. Und Robert Redford übrigens mit ihm. Dennoch fiel es mir schwer, diesen Condor mit der Figur von Redford zu verbinden. Dieser Condor ist ein wirrer und alter Mann, der eine umfangreiche Hausapotheke sein Eigen nennt, der Pillen für den Stuhlgang ebenso benötigt wie zu dem Zweck, den Tag mit klarem Verstand durchzustehen. Man hat fast Mitleid mit dem Ex-Agenten. Der Stil von James Grady hingegen ist mehr als nur gewöhnungsbedürftig. Mal haut er Schachtelsätze raus, als würde er AGBs verfassen, die durch mannigfaltiges Geschwafel versuchen, Verstöße gegen das Vertragsrecht zu verbergen, dann liefert er ein Wortstakkato ab, gegen das ein Reilly, Winslow oder ein Ellroy wie ausufernde Schwätzer wirken. Tempo kriegt er damit leider absolut nicht ins dritte Buch um den Agenten, der damals wider Willen in die Kälte musste. "Die letzten Tage des Condor" ist keiner der üblichen Thriller, es ist eine Krankenakte. Krank ist nicht nur der Protagonist mit seinen vielen Pillen gegen alles mögliche, krank ist auch die Gesellschaft und besonders der paranoide Staat, der in jedem Bürger einen Feind sieht und daher mittlerweile zum Überwachungsstaat geworden ist. Nach dem 11. September sollten die Geheimdienste via Homeland zusammenarbeiten, die Erkenntnisse teilen, doch das ist weit von der hier geschilderten Realität entfernt. Die Spione trauen sich gegenseitig nicht, spähen sich gegenseitig aus. So weit, so gut. Agentenromane im Old School-Style brauchen schon etwas Verzwicktes, nicht unbedingt eine klar erkennbare Trennung von Gut und Böse wie z. B. die wunderbaren Actionkracher amerikanischer Prägung sie beinhalten, die mit höchstem Tempo protzen können und den Leser durch die Zeilen jagen. Robert Ludlum beherrschte das nahezu perfekt, den Agenten in eine undurchsichtige Situation zu bringen und die Methoden der Dienste anzuprangern und dabei doch unterhaltend zu bleiben. James Grady gelingt das leider nicht. Sein Buch liest sich zäh. Auch weil er seinen alten Condor immer wieder in dessen Phantastereien abgleiten lässt, plötzlich Personen und Schauplatz wechselt und Aufmerksamkeit vom Leser fordernd. Aber irgendwie konnte er mich nicht überzeugen und ob ich nun das sich in Arbeit befindende "Next days of the Condor" wirklich kaufe, steht noch in den Sternen. Meine Empfehlung zu dem Buch: Guckt lieber den alten Film, denn die Lektüre ist schwer verdaulich und langatmig, erzählt die alte Story nur etwas modernisiert, aber immer noch wenig flott. 370 Seiten.

Jerry Garcia



Edward Lee & Elizabeth Steffen. Sie fesselt ihre Opfer ans Bett, klebt ihnen die Augen zu, zersticht ihre Trommelfelle und näht die Lippen zusammen. Dann trennt sie ihnen die Glieder ab. Nun hören und sehen sie nichts mehr. Sie können nicht mehr schreien oder sich bewegen. Aber sie sind noch fähig zu fühlen. Und mit ihren Skalpellen, den Nadeln und der Knochensäge, gibt die junge Frau ihnen eine Menge zu fühlen .

Kathleen Shade fühlt sich nicht wohl in ihrer Haut, bleibt lieber für sich. Daraus ergibt sich auch ihr Job, den sie von ihrem Zuhause aus erledigen kann. Sie ist eine Art Kummerkastentante für ein Frauenmagazin und gibt gute Ratschläge für ihre Leserinnen. Mit der Zeit schleicht sich ein gewisser Trott ein, es wird mittlerweile langweilig. Doch dann wird sie von einer Frau kontaktiert, die sie mit einem schönen kleinen Geschenk doch fast aus der Fassung bringen kann. In dem beigefügten Kästchen liegt ein abgetrennter Penis. Die Psychopathin wünscht sich, dass Kathleen ein Buch über sie schreibt. So will es das Schicksal, dass nach jedem neuerlichen Mord, Informationen und Beweise an Kathleen gehen. Und es bleibt selbstverständlich nicht aus, dass sogar die Polizei von der SAche Wind bekommt und sich näher mit Shade befasst als dieser lieb ist. Besonders auch, weil der angesetzte Detective Spence alles andere als eine liebenswerte Figur ist. Und zu allem Überfluss lernt sie dann auch noch den Dichter Platt kennen, der ihr mit Wort und Schrift - und hin und wieder auch Tat - seine Liebe gesteht und zeigt. Doch ihre Vergangenheit lässt sie nicht los und die Mörderin hat ihren Plan auch noch nicht geändert, womit alle Menschen in Shades Umfeld in Gefahr wären.

Irgendwie gewann ich bei der Lektüre immer mehr den Eindruck, dass Edward Lees Part sich hier auf die Beschreibung von Sex und Gewalt reduziert hat, während Elizabeth Steffen den Rest der eigentlichen Story verfasste. Ziemliche Tiraden gegen die Männerwelt, dass man fast glauben mag eine vergessliche Alice (Warum muss ich jetzt an den Song "Living next door to Alice" denken? Kotz!) hätte ihren Vorurteilen hier freien Raum gelassen und gleich mal jeden Mann hier in diesem Buch als Drecksack hingestellt. Nur der dürre Dichter mit dem langen Hippie-Haar und Friedensgelaber und der sich leicht wandelnde Detective Spence werden nicht allzu negativ geschildert - aber Spence ist ja auch schwul und daher keine Gefahr. Alle anderen Kerle hier in dem Buch sind Mörder, Vergewaltiger, Erpresser, Egoisten und was weiß ich noch Schlimmes. Und die Kolumnenratschläge, die die an sich selbst zweifelnde Shade so abgibt, könnten durchaus auch aus ihrer eigenen Misere erwachsen sein und nicht gerade die vernünftigsten Tipps für die Frauen, die bei der Zeitung via Brief Rat suchen. Wie kann eine Person Ratschläge für andere Hilfesuchende erteilen, wenn sie ihren eigenen Mist nicht auf die Reihe kriegt? "Porträt der Psychopathin als junge Frau" ist zum Teil ein etwas zurückgenommener Edward Lee - seine wirklichen Exzesse erscheinen nicht umsonst bei "Festa Extrem" -, der aber immer noch für den Mainstreamkonsumenten viel zu heftig schreibt. Frau Steffen hat den Thrilleranteil mit Plädoyers für die Frau verfasst, schon fast eine Art Femegericht (mal frei von Feministin abgeleitet) zusammengerufen und sämtliche Männer, die hetero sind, auf den Anklagestuhl gesetzt. Einseitig wie nur was - und das ist dann auch mein Kritikpunkt an dem Buch. Sonst ist es nämlich flott und mit einem durchaus feinen Spannungsfaktor sowie einem zwar etwas reduzierten Lee-Gewaltpegel und auch wenig von seinem Humor, aber trotzdem eine Anschaffung wert, wenn man weiß, dass Edward Lee hier NICHT federführend ist und sich daher eine andere Erwartungshaltung zulegt. 470 Seiten.

Jerry Garcia



Bentley Little. Das neue Haus der Familie Perry scheint perfekt, mit Ausnahme des seltsamen Verhaltens der Nachbarn und des eigenartigen Geruchs aus der dunklen Ecke des Kellers. Leider hatte niemand die Familie gewarnt - jetzt ist es zu spät. Das Dunkle steigt bereits den Keller empor.

Die Familie Perry ist unzufrieden mit ihrer neuen Nachbarschaft. Nachdem die Finanzkrise einige ihrer (kredit-)recihen Nachbarn in die Knie gewzungen hat, wird es in ihrer Wohngegend für sie immer unangenehmer. Die neu Zugezogenen haben einfach nicht den Benimm, den ein Paar mit Kindern in ihrer Situation einfordert. Was bleibt das anderes übrig, als sich räumlich von den Neuankömmlingen zu distanzieren. Kauft man sich eben weiter weg ein neues Heim. Problem dabei, diese Nachbarn benehmen sich irgendwie auch seltsam. Kein fröhliches Willkommen oder gar ne Einladung zu nem Barbeque, kein überreichter Begrüßungskuchen - ja, nicht einmal ein Anstandsbesuch. Und als sie dann endlich fertig eingezogen sind, beginnen seltsame Vorkommnisse den Alltag nervig zu gestalten. Da bleiben Türen offen, die man eigentlich geschlossen hatte, da sieht jemand einen Mann im Keller, der gar nicht da ist. Merkwürdig auch der Vorfall mit dem neuen Kumpel vom Sohnemann. Als der bei den Perrys übernachten darf, will er mitten in der Nacht plärrend wieder heim. Warum das so ist, sagt er nicht. Auch die Pyjama-Party der Tochter wird von Seltsamem überschattet. Langsam bekommt die Familie es mit der Angst zu tun. Und als die Frau des Hauses sich über ihr neues Zuhause informiert, wird ihnen ob dessen Vergangenheit noch mulmiger.

Zu Beginn erscheint einem als Leser die Familie als recht elitäre Brut, wenn sie sich schon von der ärmlicheren Nachbarschaft abesetzen will. So nach dem Motto: "Die sind nicht gut genug, um unsere Nachbarn zu sein, wir müssen hier weg." Das verliert sich zwar bald in der Geschichte, aber die Kids der Perrys sorgen für Ausgleich: Streber-Bubi und Schwester Nervig. Okay, abgesehen von den doch leicht unsympathischen Figuren kann Bentley Little mit den unheimlichen Geschehnissen in und um das Haus der Perrys eine recht gute und auch spannende Atmosphäre aufbauen. Woher kommen die seltsamen Textnachrichten? Wieso ist Papa dauergeil? (War jetzt nicht gerade die innovativste Idee für das Buch, gelle?) Warum fürchtet sich Bubele Streber-James vor dem Keller? Fragen auf die der Leser nach Antworten giert. Dies und immer fiesere Aktivitäten, die im Keller ihren Ursprung zu haben scheinen, fegen den Leser in zügigem Tempo durch das Buch. Entweder war ich in die Lektüre so vertieft, dass ich die angeblich ach so vielen Fehler nicht bemerkt hab oder sie sind nicht vorhanden. Die weitere Möglichkeit, dass ich schlicht und einfach blöd bin, schließe ich eingebildeterweise mal einfach mal als völlig absurd aus. Das Horrorhaus ist eine flotte und relativ unbrutale Story, die Bentley Little durchaus gekonnt serviert. Auch die Erklärungen um die Vorgeschichte der Immobilie bzw. des Grundstücks ist nicht von schlechten Eltern, geht sie doch zurück bis zu den Eroberern mit dem fiesen Killer Ferdinand und findet ihren Weg über einen bekannten Mountain Men zu einem Sheriff in die Gegenwart. Einzig das Ende wird wieder etwas zu schnell geliefert. Ein Manko, das mir bei den Werken dieses Autors immer wieder auffällt. Da baut er eine wirklich gute Story als feinen Grusler auf, würzt sie mit etwas - manchmal überflüssigem - Sex und kurz vor dem Höhepunkt ist dann fertig. Eine solche Geschichte gut und rund abzuschließen, das fehlt ihm noch. Erst recht in dem ständig - und nicht ganz zu Unrecht - angeführten Vergleich mit Stephen King. Gutes Buch mit kleinen Mängeln, die aber kein Grund sind, von einem Erwerb abzusehen. Und wer schon öfter Bücher des Autors mit Genuss gelesen hat, ist hier auch am rechten Platz. 300 Seiten.

Jerry Garcia



Martin Kay. Deutschland braucht Superhelden! Zumindest, wenn es nach der Ansicht Konrad Berghoffs geht. Der Inhaber zweier Biotech-Firmen erforscht seit Jahren die Möglichkeiten übernatürlicher Fähigkeiten beim Menschen. Als die selbst ernannte Rächerin Sin Claire über die Dächer Frankfurts fliegt und Raubüberfälle ebenso vereitelt, wie sie Menschen in Not rettet, wittert der Industrielle eine echte Chance, seinen Traum eines Superheldenteams umzusetzen. Er beauftragt den Ermittler Kevin Burscheid, Sin Claire und weitere Begabte für seine Sache zu gewinnen. Doch die vermeintlichen Helden fügen sich nur widerwillig in ihre Rollen. Erst als ein Schurke mit unglaublichen Kräften Frankfurt unsicher macht und Menschenleben in Gefahr sind, kommt es zum Team-up. Die Beschützer sind da!

Frankfurt, die Stadt des Verbrechens. Und hier wird gerade ein Bankraub vereitelt. Durch eine Frau mit Superkräften. Sie ganz allein stellt die Verbrecher und erhebt sich dann in die Lüfte, um von dannen zu fliegen. Ihr Name ist Sin Claire. Kevin Burscheid erscheint am Tatort - früher Bulle, jetzt Privatschnüffler. Er hat noch seine Informanten und ist weder blind noch taub. Schnell hat er mitbekommen, dass an diesem Bild etwas falsch ist. Dann erfährt er, dass ein Mercedes hier regelrecht verdampft ist, richtiggehend verschwunden. Und nun klärt sich auch der Schleier, der über seinem Auftrag lag, den er vor einiger Zeit erhalten hat. Keine Spinnerei, kein Ding der Ummöglichkeit. Er muss sofort zu seinem Kunden mit dem Namen Berghoff. Andernorts macht sich Dr. Weiss große Sorgen um sich und seine Familie. Irgendetwas stimmt hier absolut nicht. Gerade noch hat seine Tochter hohes Fieber, doch kaum hat er sie berührt, ist das plötzlich gesunken, während seine Gattin in sich zusammenklappt. So nach und nach kommen immer weitere Menschen mit ungewöhnlichen Kräften zusammen. Da wäre dann Dr. Hand oder auch Facetta, die sich vervielfältigen kann. Diese Gruppe der Guten will der Polizei bestehen und in kritischen Situationen eingreifen. Das ist auch bald vonnöten. Ein Prätorianer nimmt Geiseln, tötet sogar welche. Und er kann nach einem Zusammentreffen mit den Helden entkommen. Das bringt die Gruppe auf die Idee, im Studio des Marokkaners Bassir ihre Kampftechniken zu trainieren und zu verfeinern. Die Stadt hat einen neuen Sheriff - und mit der Paladin und deren Gefolge auch einen neuen Bösewicht.

Wie bei seinen Hannigan-Romanen, mit denen Martin Kay bewies, dass auch deutsche Autoren richtige Action zwischen die Buchdeckel zaubern können, hat er für hiesige Gewohnheiten schon fast Neuland betreten. Nun hat er sich einen Partner in Crime gesucht (Dirk van den Boom - "Kaiserkrieger") und mit ihm eine Superhelden-Reihe für deutsche Gefilde kreiert. Da es beide Autoren geschafft haben, mich mit ihren Reihen zu überzeugen, was für einheimische Künstler recht schwer ist, war es eigentlich auch Pflicht, mir das erste Buch "Die Beschützer - Ära der Helden" zu genehmigen. Und ich hab mir selbst nicht zuviel versprochen. Martin Kay legt gleich ne ordentliche Schippe vor, sodass es einen flotten und rätselhaften Einstieg gibt, der einfach zum Fortfahren mit der Leserei reizt. So fängt man die Mäuse - seien es nun Euronen oder nur Kunden, am Liebsten wohl beides. Der Aufbau ist erwartungsgemaäß gestaltet. Erste Auftritte der Helden, Zusammenkunft, kleinere Interessenkonflikte und Meinungsaustausch. Und dann ein richtig fieser und mörderischer Gegner. Es wird mit Überraschungen aufgewartet, die man jetzt nicht schon im ersten Buch auflöst - es soll ja eine Serie werden und Dirk van den Boom noch etwas Stoff für das zweite Buch "Zeit des Erwachens" bleiben. Nicht ungeschickt eingeflochten wurde nach einigen Opfern unter der Zivilbevölkerung auch das Dilemma, ob sie nun bloss Helfer und Unterstützer der Sicherheitsorgane sind oder gar schon Selbstjustiz übende Vigilanten. Neben einigen persönlichen Handlungssträngen und kurz gestreiften politischen Zwängen ist der Start der Reihe ein gelungener Auftakt, der dem ganzen Hype um die fast schon lästige Film- und Serienschwemme nun in Buchform noch etwas zufügen könnte. Zugegeben besser als die bunten und sinnfreien Bilderchen mit Texten, die schon Vorschüler unterfordern würden - das gilt auch für die Filme. Jedenfalls können die beiden Autoren aus dem Vollen schöpfen und mal sehen, wann sie auf die Idee kommen, dass ihr momentaner Spielort Frankfurt recht nah am Weltnaturerbe Grube Messel liegt und man sich da locker eine Storyline aus dem Ärmel schütteln könnte. Dass sie um neue Ideen nicht verlegen sind, haben beide ja schon längst bewiesen. Wer sich also mal einen Superhelden-ROMAN gönnen will und das nötige Know-How dafür mitbringt, sollte sich diesen einen Start von "Die Beschützer" beim Atlantis-Verlag durchaus mal auf den Einkaufszettel schreiben. Flotte Story mit Wiedererkennungswert.

Jerry Garcia



Tom C. Winter. Im obersten Stock eines Kaufhauses bereitet sich ein Mann auf den Tag vor. Trinkwasser besorgen, dann Batterien für die Taschenlampe. Der Mann ist Grundschullehrer. Er ist auf der Suche nach seinen letzten Schülern - vielleicht hat einer überlebt. Er weiß, wenn er das Gebäude verlässt, fallen ihn die Menschen an, denen er begegnet. Die Infizierten. Denn der Großteil der Menschheit ist einer Pandemie zum Opfer gefallen, die alle zu Bestien macht. Bewaffnet mit einer Pistole wagt der Mann sich hinaus auf die Straße. Er glaubt, das größte Grauen bereits hinter sich zu haben. Doch dies ist ein Irrtum.

Carsten ist ein ziemlich normaler Typ, wie er da so in seinem Versteck sitzt und sich entschließt, weiter nach seinen Schülern zu suchen, von denen vielleicht welche von der Pandemie verschont wurden.Und als er nach draußen geht, offenbart sich ihm das ganze Grauen, das die Krankheit mit sich brachte. Überall Tote, angefressen oder todkranke Lebende, die durch die Gegend stolpern, bis die Hirntätigkeit sowie andere Bereiche ihren Dienst endgültig einstellen. Dies geschieht nach und nach und daher sind manche Infizierten noch schneller und etwas cleverer als andere, früher Betroffene.Dennoch versorgt sich Carsten mit allem notwendigen Zeug wie Batterien für die Taschenlampe und Proviant und tritt seine Reise an. Unterwegs begegnet er den unterschiedlichsten Menschen, findet gar die Häuser der Familien von einigen seiner kleinen Schüler und muss diverse schreckliche Geschehnisse verkraften. Doch er kann Miriam retten. Das erste Kind aus seiner Klasse, das noch lebt. Jetzt ist er zuversichtlich, dass auch die weiteren drei Schüler, bei denen er noch nicht war, noch am Leben sind. Er zieht mit Miriam weiter, findet Unterschlupf bei einem alten Mann mit Hund, lässt sich aber nicht davon abbringen, seine Suche fortzusetzen. Dann treffen sie auf Sabine. Die hat im Zoo der Stadt überlebt und kümmert sich seitdem um die Tiere, die noch nicht infiziert sind. Sabine behält ihren Optimismus und glaubt, dass es überall auf der Welt Immune gibt, die die Seuche überstehen können und dass die Menschheit den Kampf gegen die Krankheit gewinnt.

Ich gebe es offen zu, dass ich nicht aufgepasst hab beim Kauf des Buches. Denn dann hätte ich ob meiner bekannten Skepsis gegenüber den Kreativen aus deutschen Landen die Finger von dem Buch gelassen. So hab ich nur auf Namen und Cover geachtet und den Marketing-Leuten bei Bastei-Luebbe wohl recht gegeben. Aber so schlimm wie nach der Erkenntnis, dass ich hier ein Produkt aus der (Noch-)Heimat in Händen halte, befürchtet, wurde es gar nicht. Tom C. Winter hat einen etwas anderen Ansatz als die meisten Autoren, die dieses Genre immer weiter mit Beiträgen füttern, gewählt. Nicht, dass die Menschen nur Kranke oder Infizierte sind - das gab es schon oft. Aber er hat einen halbwegs normalen Menschen als seinen Helden auserkoren. Vermutlich wollte er sich auch für seine eigene Schulzeit bei seinen damaligen Erziehern entschuldigen und hat deshalb einen Grundschullehrer in die Hauptrolle gepackt (Bei mir wären die dann eher sofort zu Zombies mutiert und dann im Häcksler gelandet, oder so.). Keiner, der dann zuvor bei der Bundeswehr das Überlebenstraining bestanden hat und zu Spezialeinheiten versetzt wurde. Ein Kriegsdienstverweigerer aus Überzeugung. Mit Waffen kann er nur umgehen, weil er schon einige Zeit mit der Pistole geübt hat, die er einem toten - richtig toten - Polizisten abgenommen hat. Deshalb geht auch die Munition zur Neige und er muss so oder so raus ins abgestorbene Stadtleben. Erwartungsgemäß menschelt es in dem weiteren Geschehen recht viel. Der Protagonist macht Fehler über Fehler, vergießt die eine oder andere Träne, ist misstrauisch und verängstigt. Seine Suche ist wie eine Reise in eine neue Welt. Böse Menschen, einsame Menschen, Infizierte und Gesunde säumen seinen Weg. Er muss sich wehren, die Waffe benutzen, was ihn als Pazifist lange sehr beschäftigt und er sich nur durch sein Mantra, dass die Angreifer eh schon tot sind, dabei nicht hundeelend fühlt. Seine Sorge um Miriam in allen Ehren, aber sein Rettungsversuch der ganzen Klasse war realitätsfern und wie bei anderen Figuren im Buch wohl nur dazu da, sich beschäftigt zu halten nach dem endgültigen Untergang der Zivilisation. Stilistisch hebt sich "Welt der Toten" nicht sonderlich von anderen Autoren ab, Verlgeiche mit Justin Cronin, Stephen King oder Robert McCammon sind aber doch sehr optimistisch formuliert für einen flotten 315-Seiten-Quickie. Für mich reiht sich das Buch ins Mittelfeld der flüssig geschriebenen und einigermaßen spannenden Bücher des Genres ein. Ein etwas anderer Held, ein etwas anders gewählter Ansatz mit einer ziemlichen Portion Pessimismus und Tragik. Längen werde so ziemlich vermieden und es hätte schlimmer kommen können. Das Buch ist eine "Kann"-Anschaffung, kein "Muss". Aber als lockerer Zeitvertreib eine gute Wahl, wenn die Ansprüche nicht zu hoch sind.  300 Seiten.

Jerry Garcia



Alexandra Oliva. Eine junge Frau allein in der Wildnis – eigentlich sollte es nur ein Abenteuer werden. Doch aus diesem Albtraum wird niemand mehr erwachen. In der wilden Gebirgsregion machen sie sich bereit: Zwölf Frauen und Männer wollen die Survival-Herausforderung bestehen. Nur einer kann gewinnen - wenn alle anderen aufgeben. Es ist alles nur eine Fernseh-Show, doch dann geschieht, was keine planen konnte: Etwas Tödliches.

Zwölf unterschiedliche Personen haben das Casting überstanden und dürfen nun an einer Survival-Challenge eines TV-Senders teilnehmen. Die ausgerufenen Belohnungen sind happig: der Sieger erhält ne halbe Million Dollar, der Zweite immerhin die Hälfte und der Dritte immerhin noch 100.000 Dollar. Der Moderator weist die Kandidaten ein, stellt ihnen die Mannschaft hinter den Kulissen vor und erklärt noch einmal die Regeln. Die ersten Prüfungen sind einfach, dann wird es immer schwerer - und auch fieser. Es kommt zu Verletzungen und Zank und den Teilnehmern. Bald werden die Challenges Kenntnisse vom Überleben in der Wildnis erfordern.
Aber in den Wäldern lernt man auch eine Frau kennen, die auf sich allein gestellt ist. Die durch den Wald und die felsigen Pfade wandert, sich von dem ernährt, was sie vorfindet und unbedingt ihre eigene Sonderprüfung bestehen will. Bald trifft sie auf den jungen Brennan. Der plappert unentwegt und sie würde ihn am liebsten wieder irgendwo aussetzen.

Ansonsten wäre jetzt jedes Wort zuviel bei der Inhaltsangabe. Nicht negativ, sondern es würde massive gespoilert werden. Daher wird auch dieser Part mit der Einschätzung hoffentlich nicht zuuuu lang ausfallen. Man erinnere sich an die diversen TV-Verbrechen in deutschen Landen, in denen irgendwelche Deppen irgendwo ausgesetzt oder eingesperrt werden, vermeintlich tanzen oder kochen sollen und was weiß ich noch für einen weiteren Scheiß man erdulden muss - ach ja, grottenhässliche Pseudomodels mit einstelligen IQ-Werten und selbsternannte Sangestalente, die ins TV gehen, um sich von Besserwissern ohne Manieren beleidigen zu lassen (da muss wohl in den Verträgen ganz explizit stehen, dass sie gegen die Wortwahl gewisser Großschnauzen nicht klagen dürfen.). Und genau das wird hier in dem Buch wunderbar entlarvt. Das ist der eine Handlungsstrang. Wie die Kandidaten ausgewählt werden, die Kriterien, dass jeder von denen leicht zu manipulieren ist und die man dann aufeinander hetzt. Fürs dämliche TV-Volk draußen wird alles so geschnitten, dass jeder der Kandidaten schnell einen gewissen Ruf hat. Die Nette, die Süße, der Querulant, der Naturmensch usw. Es wird Zoff erzeugt, bei den Challenges gelogen und betrogen (von denen hinter der Kamera wie von denen davor). Die Teilnehmer werden allesamt recht flach charakterisiert, aber das dürfte zu den meisten Leuten passen, die sich für den Mist nicht zu schade sind - oder Geldnot würde ich als Ausrede noch gelten lassen. Kurz - das Ganze ist hinterfotziger, verlogener Scheißdreck wie es das Buch uns lehrt. Das ist der eine Handlungsstrang. Dazu kommt aber noch der zweite, er um die Frau, die alleine unterwegs ist und die ihre Gedanken und Ängste, ihre Nöte und die aktuellen Begebenheiten als Erzählerin schildert. Hier kommt mit der Zeit ein bisschen Drama hinzu, aber man erfährt nicht, wer die Frau ist. Später nennt sie Brennan zwar einen Namen, aber das war nur der erste, der ihr einfiel. Hier wird der Leser im Dunkeln gelassen - so wie die Show auch heißt: Im Dunkeln. Was auf dem Klappentext angekündigt wird und selbstverständlich in Erfahrung bringen will, bleibt ebenso lange verborgen. So kristallisieren sich zwei Fragen heraus: Wer ist die Frau? Was passiert mit dieser angekündigten tödlichen Gefahr? Das macht den Spannungseffekt des Buches aus. Die Allianzen, die die Spieler schmieden, die Prüfungen, die gar keine wirklichen sind, die Tricks der Macher hinter der Show und die Meinungen der Kandiaten über sich und ihre Gruppe macht den unterhaltsamen Teil aus. Dieses ganze aufgeblähte Dingen, beworben ohne Ende, genauso verlogen und dennoch immer wieder von Millionen konsumiert und ebenso immer wieder entsprechend Kandidaten in der Masse der Publicity-Geilen zu finden, derartig bloßgestellt, macht irgendwie schon Spaß. Der Stil ist leicht und locker, profitiert aber auch von den Kenntnissen der Autorin, was die Wildnis angeht. Kopfkino ist angesagt und mich würde es nicht wundern, wenn man bald - wie bei den TV-Shows - den Kopf irgendwann nur noch braucht, weil da die Augen und Ohren sitzen, mit denen man den Kinofilm bewundern kann. Den Mund braucht man dazu überhaupt nicht, liebe Kinogänger von heute. Mal was Neues gesucht und gefunden. Und wie es dann so kommt, liegt plötzlich "Dark Wood" von Thomas Finn mit einer ähnlichen Thematik auch hier rum. Mal schauen, wann ich den angehe, jetzt ist erst einmal wieder einer vom Festa-Verlag dran. "Survive - Du bist allein"  mag zwar keine Pflichtlektüre sein, schon gar nicht unbedingt für die Action- und Horrorfraktion, aber ein Schnarcher ist das Buch auch nicht. Gebt ihm ruhig mal ne Chance. 400 Seiten.

Jerry Garcia



Eric van Lustbader für den Nachlass von Robert Ludlum. Ein politischer Gipfel in Doha wird von einer Gruppe Schwerbewaffneter überfallen. Jason Bourne ist als Doppelgänger eines syrischen Ministers mittendrin und gerät in die Gewalt des berüchtigten Terroristen El Ghadan. Wie sich zeigt, hat der Terrorchef auch Bournes enge Freundin Soraya Moore und deren kleine Tochter entführt. Sein grausames Ultimatum: Binnen einer Woche soll Bourne den Präsidenten der USA töten. Gelingt es ihm nicht, werden Mutter und Kind sterben. Die Uhr tickt.

Jason Bourne hat mittlerweile seine Rücklagen aus der Zeit bei der CIA, Treadstone und anderen Aktivitäten nahezu aufgebraucht und muss ich daher einen Job suchen. Selbstverständlich keinen Allerweltsjob wie etwas Buchhändler oder Verleger. Er ist ja als Meister der Verkleidung bekannt und springt aus diesem Grund oft als Double für Politiker ein, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht persönlich an irgendwelchen Sitzungen teilnehmen wollen. Das führt ihn nach Doha, wo er einen syrischen Minister vertritt. Was er nicht ahnt, ist die Tatsache, dass er damit einem Terroristen geradezu vor die Flinte läuft. El Ghadan metzelt alle Teilnehmer außer Bourne nieder. Den lässt er am Leben - und hat dafür auch einen Grund: Der Terrorführer hat Soraya, ihren Mann und deren Tochter Sonya entführt, um ein Druckmittel gegen Bourne zu haben. Den Mann lässt er vor laufender Videokamera erschießen, sodass Jason Bourne den Ernst der Lage eindeutig erkennen kann. Soraya und Sonya werden sterben, wenn der abtrünnige Agent nicht binnen sieben Tagen den US-Präsidenten tötet. Jetzt hängt alles an ihm, sich unter allen Umständen mit diesem Dilemma zu befassen und selbst ungeschoren aus der Sache herauszukommen. Ein weiteres Problem stellen die Israelis dar, die ebenfalls auf der Jagd nach dem Terroristen sind. Glücklicherweise ist beim Mossad auch Sara aka Rebekka eine der führenden Agentinnen - und die Freundin von Jason Bourne. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, wird in Amerika Camilla, die Geliebte des US-Präsidenten und Chefin des Secret Service, der zum Schutz des Staatenlenkers immer um ihn herum ist, in ein teuflisches Spiel verwickelt. Alle Fäden laufen in Singapur zusammen. Doch wer ist nun ein Feind von Jason Bourne und wer wird auf seiner Seite stehen?

Dass Robert Ludlum schon seit über fünfzehn Jahren verstorben ist und nur noch als "Marke" (sehr zynisch) von seinen Verlagen geführt wird, dürfte hinlänglich bekannt sein. Ebenso wird ja mit Tom Clancy verfahren. Nun wollte man weiter an den von Robert Ludlum konzipierten Figuren verdienen und hat einige Co-Autoren engagiert, die ihre eigenen Ideen auf Grundlage der Vorlage des Großmeisters einbringen und diverse Reihen weiterführen. Für Jason Bourne ist das ausschließlich Eric van Lustbader, der zuvor ja schon lange Zeit als eigenständiger Autor einige Erfolge vorzuweisen hatte. Van Lustbader ist gut, keine Frage, aber er kann dem Meister nicht das Wasser reichen. Seine Geschichten um den Mann ohne wirkliche Identität wiederholen sich mittlerweile ebenso wie damals die Staffeln bei "24". Es ist okay, immer noch besser als der meiste andere Quark auf dem Markt (abgesehen von reinrassigen Actionkrachern, die es aber nur beim Festa-Verlag zu bestaunen gibt!!!), aber nichts Besonderes mehr - und die Romane schwächeln auch durch das Fehlen wirklich undurchschaubarer Intrigen und Ränkespiele Marke Ludlum. Seit etlichen Büchern sind die Rollen doch klar verteilt, wirklich Überraschungen hinsichtlich irgendwelcher Drahtzieher bleiben aus, Gut und Böse werden klar getrennt und wenn sich hier der eine oder andere von Feindeseite fast schon bekehren lässt, wird er dann zum zu betrauernden Opfer seiner früheren Kampfgefährten. Erspart dem Autor das Eliminieren einer Hauptfigur. Und da das Buch vor starken Frauen nur so wimmelt, durfte natürlich keine davon dem Terror nachgeben und möglicherweise den Heldentod sterben. Der Präsident aber ist hier mal kein starker Verteidiger des Glaubens und der Nation, auch keiner dieser Linkmichel, die ihre Wähler und Mitarbeiter hintergehen. Nö, er ist eher wie eine Kopie des Typen aus der Serie "Scandal" - ein Schwachkopf, der den Hosenstall nicht zulassen kann, seine Frau betrügt und ständig notgeil von Liebe winselt. Hätten nur noch ein paar Tränchen gefehlt. Ja, es gibt viele Pläne hinter den Plänen in dem Buch. Es gibt fiese Tricks, mit denen man die Menschen täuschen will, man lernt Figuren kennen - und manchmal schätzen -, die mehrere Identitäten ihr Eigen nennen. Doch alles ist aufgedröselt und wird dem Leser sofort eingetrichtert. Die Action passt, der Unterhaltungsfaktor ist auch okay, doch so richtiges Bourne-Feeling will sich nicht mehr einstellen. Und wieso ein jahrelang erprobter Agent, der mit List und Tücke so seine Erfahrungen machen musste, einen solchen Doppelgänger-Job für Politiker anscheinend ohne ihn zu hinterfragen übernimmt, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben. Echt jetzt - wofür brauchen Politiker Doppelgänger? Um hinter dem Rücken aller Anderen etwas Mieses auszuhecken, irgendjemanden zu betrügen oder zu hintergehen oder weil sie von etwas wissen, das vor Ort, wo sie sein sollten, geschehen soll. Wenn man einem "echten" Ludlum die Höchstwertung gegeben hat (verdientermaßen), dann wäre dieser hier mit 7,5/10 korrekt bedient. Übrigens hat das Buch rund 510 Seiten Roman und rund weitere 18, die man mit Hin weisen zu den anderen Bourne-Büchern gefüllt hat. Und auf der Rückseite des Buches noch eine uralte Lobpreisung der Newsweek für den einzig wahren Robert Ludlum abgedruckt. Keine Mittel werden gescheut, um ein Produkt ans zahlende Volk zu bringen.

Jerry Garcia



Graham Masterton. Der Polizist Decker Martin hätte das Wochenende gern im Bett der Frau seines Chefs verbracht - doch nun hält ihn ein Gewalttäter auf Trab, den merkwürdigerweise niemand sehen kann. Die Spur des Unsichtbaren führt zurück in die historischen Wirren des Bürgerkriegs. Doch auch die afrikanische Santería-Religion mit ihren grausamen Ritualen scheint eine Rolle zu spielen.

Ein Mann werkelt gerade zu Hause etwas rum, da spürt er einen Schmerz und sieht dann, dass aus einer tiefen Wunde ziemlich viel Blut fließt. Fragt sich, wie er denn das geschafft hat? Doch damit nicht genug. Weitere, kleinere Schnitte folgen. Seine Frau kommt und will ihm helfen, doch sie wird vor seinen Augen enthauptet. Die eintreffende Polizei hält ihn entweder für einen Irren oder einen durchaus cleveren Mörder, der auch auf irgendwie verwunderliche Art und Weise die Mordwaffe hat verschwinden lassen. Sie geht tatsächlich davon aus, dass er seine Frau ermordet hat. Dann hilft das Glück - vermeintlich. Eine Zeugin meldet sich. Sandra, ein Kind mit Downsyndrom, und ihre Mutter. Das Kind behauptet, einen Mann gesehen zu haben, der DURCH die Tür bei den Opfern gegangen sei. Ein grauer Mann mit Bart und Flügeln. Decker Martin, mit dem Fall betraut, bittet das Kind, den man zu zeichnen. Er erhält ein derart hervorragendes Bild, dass er sich die Kleine als Porträtmalerin für den Polizeidienst wünscht. Und ahnt, dass er kaum noch zur Ruhe kommen wird und schon gar nicht mit den Gattinnen von Kollegen oder anderen Frauen seinen Spaß haben kann. Bald führt ihn ein Zufall auf so etwas wie eine Spur des Killers. Sie führt zurück bis in die Zeit des Bürgerkrieges. Währenddessen ereigenen sich aber weitere Bluttaten, eine grausamer als die andere. Bald muss er einsehen, dass gewisse Dinge wirklich nur mit einem Fluch und einem mordenden Dämon zu erklären sind. So kommt er dann an Kontakte zur Religion der Santeria und jetzt wird es erst recht ziemlich verworren für den armen Martin. Ihn plagen nun auch noch Albträume von seiner verstorbenen Freundin Cathy, er sieht sich selbst verfolgt und hat am nächsten morgen tatsächlich Kratzer an den Beinen von seiner Flucht durchs Gestrüpp.

"Grauer Teufel" kam mir schon nach dreißig Seiten wie eine Art Michael Slade light vor. Das ändert sich auch in der Folge nicht wirklich groß, aber es bleibt dabei - es ist "nur" eine brauchbare Variante von den Autoren, die unter dem Sammelpseudonym Michael Slade schreiben. Andere Vergleiche zu vielleicht weiteren Büchern von Graham Masterton kann ich nicht ziehen, da es das erste Buch ist/war, das ich von ihm gelesen habe. Und es hat mir von Beginn an gefallen. Es geht gleich zur Sache, mischt schnell unheimliche Szenen mit Thriller-/Krimi-Elementen. Und auch einen gewissen Teil Humor kann man hier nicht verhehlen. Decker Martin ist ein Filou vor dem Herren und wird auch in einem Running Gag ausgetattet, wenn er ständig irgendwelche Frauen anmacht, mit ihm mexikanisch essen zu gehen. Nicht, dass er als Solist durchs Leben ginge, aber neben zwei oder drei Mädels würden sich ein viertes oder fünftes halt auch nicht schlecht machen. Neben dem Hauch von Grusel erwarten den Leser durchaus einige recht blutige Szenarien, die aber in keinem Verhältnis zu Werken aus der Extrem-Reihe stehen, denn bis auf wenige Ausnahmen sind diese doch eher zurückhaltend formuliert. Dass hier auch die Religion mitspielt, konnte man ja dem Klappentext entnehmen, aber das Vermischen der verschiedenen Religionen und Bräuche, wird erst während der Story herausgearbeitet. Die Hintergründe werden nach und nach aufgedeckt, führen den Leser dabei auch auf falsche Fährten und vermag ihn richtiggehend zu fesseln. Vielleicht nicht die tiefsinnigste Geschichte im Angebot des Verlages, aber wollte ich das, würde ich zu anderen Werken greifen. Und selbst da ist man dann vor überraschend aussagekräftigen Autoren, die einen verflucht hohen Anspruch in ihre Geschichten einbetten, nicht gefeit. Ich sag nur Wrath James White. Zurück zu Graham Masterton und seinem "Grauer Teufel". Das Buch hat eigentlich alles, was man so von einem Horror-Grusel-Thriller erhofft. Blutig, spannend, mit einigen Anspielungen auf Filme (ob der Chango an Django angelehnt ist, weiß ich natürlich nicht) wie "Das Kabinett des Professor Bondi" oder "Die Körperfresser" und einer eigentlich dämlichen Tussi, die bei einem verheerenden Brand nur an ihre DVDs denkt. Leider bin ich auch so blöd, sodass ich sie verstehen kann. Es ist gute Unterhaltung, die ohne Schnörkel und ausschweifende Sperenzchen, die das Buch nur in die Länge ziehen würden, dem geneigten Leser vergnügliche Stunden mit Südstaatlern (dereinst im Bürgerkrieg "Die Grauen" ob der Farbe ihrer Uniformen) und ihren Bräuchen und Riten sowie einem weiterhin latent vorhandenen Misstrauen gegen die "Blauen" (damals die Armee der Nordstaaten in ihren blauen Uniformen) und einem Mörder, der aus der Vergangenheit kam, um zu strafen. Einfach selbst überzeugen. Mag das Buch die Meinungen spalten, ich bin auf der Seite, die es für einen gelungenen Grusel-Schocker mit Polizeibeteiligung halten. 400 Seiten.

Jerry Garcia



Bernard Minier. Eine Frau verliert die Kontrolle über ihr Leben. Ein Stalker manipuliert mit perfiden Methoden. Ein Kommissar kämpft mit den Schrecken der Vergangenheit. Wer ist Täter? Wer ist Opfer?

Toulouse: Das Unheil beginnt mit einem verstörenden anonymen Brief eines vermeintlichen Selbstmörders. Zunächst glaubt Radio-Moderatorin Christine Steinmeyer an einen Irrläufer, der da in ihrem Briefkasten gelandet ist. Doch dann meldet sich in ihrer Live-Radiosendung ein Mann zu Wort, der Christine für den Tod eines Menschen verantwortlich macht. Zeitgleich erhält Kommissar Martin Servaz einen Hotelzimmerschlüssel zugeschickt. Zimmer 117, im Hotel Wilson in Toulouse. Dort hatte sich vor einem Jahr eine Künstlerin auf grauenvolle Art das Leben genommen. Angeblich. Wer ist der ominöse Absender dieser Schlüssel-Botschaft? Während sich Servaz auf die Suche nach der Person macht, die ihm den Schlüssel zugesandt und herausfinden will, was die damalige Selbstmörderin damit zu tun hat, wird die Radiomoderatorin immer mehr in die Enge gedrängt. Man dringt in ihre Wohung ein, verletzt ihren Hund, pinkelt auf die Türmatte, isoliert sie von den Kollegen. Bald ist ihr Job futsch, ihr Liebhaber glaubt ihr kein Wort und lässt sie im Stich. Selbst ihre Nachbarn halten sie für eine gefährliche Verrückte. In ihrer Not lädt sie einen Clochard in ihre Wohnung ein, um überhaupt jemand zum Reden zu haben. Der erweist sich dann auch noch als überaus gebildeter Mann und seine Geschichte ist ihrer durchaus ähnlich. Unterdessen findet der eigentlich immer noch krankgeschriebene Servaz eine Spur, die sich bald mit den Geschehnissen um die Radiomoderatorin kreuzt.

Was die Geschichte des Kommissars Martin Servaz angeht, sollte man die beiden Vorgängerbücher "Schwarzer Schmetterling" und "Kindertotenlied" schon kennen, da immer wieder Verweise auf die düsteren Taten eines Verrückten auftauchen, die dafür sorgten, dass der Polizist weiterhin krankgeschrieben ist. Darunter auch wesentliche Teile, die zu seiner Marianne bzw. deren Tod führten. Wieder eine etwas andere Kost, etwas schwerere von Bernard Minier. Es dauert seine Zeit, bis man Zugang zu dem Buch erhält. Vorerst wird die Handlung die meiste Zeit aus der Sicht von Christine erzählt, die nach und nach bald selbst an sich zweifelt, so sehr wird sie von einem - oder mehreren? - Unbekannten getriezt. Und sie muss auch bald feststellen, dass sie nicht gerade zu den beliebtesten Menschen in Toulouse zählt. Die Kollegen mögen sie nicht, die Nachbarn ebensowenig. Doch je mehr Zugang der Leser zu ihr und ihren Gedanken erhält, umso mehr kann er in einigen Punkten mit den Nachbarn mitfühlen. Und mit Fortschreiten der Aktivitäten der fremden Stalker nimmt auch der Spannungspegel stetig zu. Dazu bei trägt dann auch die Suche von Servaz. Als er dann auch Zusammenhänge entdeckt, die dem Leser zwar einen gewissen Aha-Effekt entlocken können, aber ihm noch lange nicht, beginnt ein komplexes Verwirrspiel, das nur scheinbar etwas aufdeckt und dann doch wieder einen Haken schlägt. War ich zwischendurch schon mal der Meinung, ich hätte einen Psychothriller der gewohnten Art vor mir - was für Bernard Minier ein Rückschritt gewesen wäre -, wurde der letzte Akt so richtig durcheinandergewirbelt und weist so die eine oder andere kleine perfide Spitze auf, die das Ruder aber so richtig rumreißt. Dann ist es wieder das düstere, beängstigende Werk eines exzellenten Autors namens Bernard Minier, das den Leser schwer beeindruckt hinterlässt. Ein Thriller mit vielschichtigem Hintergrund, an den nur schwer durch andere Autoren heranzukommen ist. Da müssen sie sich ganz schön strecken. Und ja, es wird einen weiteren Roman um Martin Servaz geben. In der Zwischenzeit kann man sich ja mit dem demnächst erscheindenen rund 950 Seiten umfangreichen Werk von Jean-Christophe Grange mit dem Titel "Purpurne Rache" trösten und überprüfen, ob der wieder an seine frühere Klasse anknüpfen und sich mit seinem Landsmann messen kann. Klare Leseempfehlung für Freunde des gepflegten und cleveren Psychothrillers. 630 Seiten.

Jerry Garcia



Graham Masterton. Die Skelette von elf Frauen werden auf dem Acker einer Farm im ländlichen Irland gefunden, grausam verstümmelt und bei lebendigem Leib gehäutet. Die Ermittlerin Katie Maguire stellt nach ersten Untersuchungen fest, dass die Toten schon seit vielen Jahrzehnten unter der Erde liegen. Ihr Vorgesetzter will den Fall bereits zu den Akten legen, da taucht ein frisches Opfer auf. Welche Verbindung besteht zwischen dem Killer der Gegenwart und den Toten aus der Vergangenheit? Und warum sind merkwürdige Stoffpuppen an die Oberschenkelknochen sämtlicher Leichen gebunden? Katie Maguire stößt auf ein uraltes Ritual und muss den Mörder stoppen, bevor er erneut zuschlägt.

Auf der Farm von John Meagher, nach dem Tod des Vaters aus den USA wieder nach Irland zurückgekehrt, werden bei Arbeiten an der Scheune Knochenfragmente und dann Schädel gefunden. Die alarmierte Polizei lässt weitergraben und man befreit im Endeffekt dann ELF Leichen von Frauen aus ihrem unfreiwilligen Grab. Die Aufsteigerin bei der Polizei, Katie Maguire, übernimmt den Fall. Schon bald stellt sich heraus, dass weder der Farmer noch seine Leute etwas mit den toten Frauen zu tun haben. Die liegen nämlich schon länger unter der Erde. Doch bald ändert sich die Sachlage: Auf dem Feld wird wieder etwas gefunden. Knochen, auf eine ganz bestimmte Art und Weise angeordnet - und frisch. Jetzt ist eine dringlichere Verfolgung der Vorgänge geboten. Gar nicht gut kommt da das Privatleben der Polizistin ins Spiel. Ihr Gatte ist seit dem Tod des gemeinsamen Kindes in die Nähe der Kriminalität gerutscht, was Maguire in ihrem Beruf UND bei ihrem Standing absolut nicht gebrauchen kann. Dennoch lässt sich ihr Gatte nicht beeinflussen und macht seine illegalen Geschäfte weiter - und die Beträge, um die es dabei geht, sind nicht gerade gering. Mit ihm zu reden, ist vergebene Liebesmüh. Und der Fall, an dem sie arbeitet, wird immer myteriöser. Die Püppchen, die an den Knochen des völlig abgeschabten Beines gebunden sind, deuten auf ein Ritual hin, dem der Mörder folgt. Schon seit langen Jahren folgt. Die Nachforschungen führen sehr weit zurück in der britisch-irischen Geschichte und deuten ein Komplott an, das es in sich hat und viel in den internationalen Beziehungen verändern würde, sollte es je ans Tageslicht kommen.

Zu Beginn sein dann gleich erwähnt, dass es sich hier um einen nahezu lupenreinen Thriller handelt (Das "nahezu" wird im späteren Verlauf noch geklärt.) und nicht um einen der auch von mir so geliebten und von den Großverlagen so verächtlich aussortierten Actioner Marke YouAss of A-First handelt. Ich nenne mal zuerst die kleinen Schwächen, die mir auffielen. Schon nach rund 30 Seiten ist für Vielleser klar zu erkennen, dass sich laut Autor zwischen Polizistin und Farmer irgendwann etwas eher Romantisches entwickeln soll. Das irische Setting ist gut, wird mir aber - also ausschließlich meiner Meinung nach, die keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt - von Adrian McKinty oder Shaun Hutson (Ich vermisse den weiterhin in der Festa-Autorenliste!! Sorry, wollte unbedingt geschrieben werden.) gefälliger inszeniert. Tja, und als ein cooler Spruch auf eine Provokation angebracht gewesen wäre, soll Maguire nur ein:"Sie stinken aus dem Mund." eingefallen sein. Schwach (wird später aber etwas besser). So, fertig mit dem Gezicke. "Bleiche Knochen" entwickelt sich so nach und nach, kommt erst langsam auf Touren, hat es dann aber stellenweise wirklich in sich. So manche Szene hat der eine oder andere Verlag seinen gesteuerten Massen auch schon als Horror verkauft. Einige "Knochenspiele" und etwas "Gedärmskulptur" sind ebenso enthalten wie fast schon "niedliche" Sexszenen. Die Figuren bekommen durchaus Tiefe verliehen, wobei mich etwas gestört hat, das leider bei so ziemlich jedem Autor zum Tragen kommt und daher diesem Buch speziell nicht angerechnet werden kann: Müssen die Personen, um intensiver wahrgenommen zu werden oder auch um die Lesersympathie zu erhaschen, denn jedesmal mindestens eine bis zehn Tragödien hinter sich haben und dann noch mit einer weiteren kämpfen? Maguire hat ja schon genug damit zu tun, echte Anerkennung für den Job zu bekommen, den sie macht und nicht nur als Quotentrine ohne Ahnung hingestellt zu werden. Schönes Frätzchen für die Presse und nix dahinter. Dagegen kann sie kaum genug Erfolge bei Verhaftungen erreichen, um ihre Reputation als Polizistin zu untermauern. Und ihr ureigenes Trauma mit dem Tod ihres Kindes, dessen Folgen sie besser verbirgt als ihr Gatte, geht auch nicht spurlos an ihr vorbei. Und gerade der Gatte, der sie unterstützen sollte, macht ihr das Leben noch schwerer, nutzt dabei den Tod des Kindes als Ausrede für seine Ausflüge in die Illegalität. Dadurch wird sie auch noch gezwungen, sich mit einem der führenden Bosse der Gegend auf einen Deal einzulassen, um ihren Mann Paul vor größerem Schaden zu bewahren. Nicht gut, einem solchen Mann einen Gefallen schuldig zu sein. Dieser Part wiederum passt hervorragend in die Szenarien, die man von Polizeiarbeit in kleineren Städten weltweit kennt, wo man sich irgendwie arrangieren muss und lebt und leben lässt. All das passiert auf dem Weg zu der Klärung des Falles, der plötzlich auch einen schönen und kalten Schauer des Übernatürlichen völlig unaufdringlich Einzug halten lässt (Jetzt wäre das "nahezu" auch erläutert.) und die schon erwähnte Konspiration der britischen Regierung im 1. Weltkrieg als eine erbärmliche und menschenverachtende Aktion zumindest theoretisch in den Raum stellt.  Insgesamt ein guter Thriller, der Platz für mehr hat, aber gegen Ende schon gut aufträgt. So darf die Reihe gerne weitergehen. 7,5 von 10 wäre er mir schon wert, der Roman von Graham Masterton aus dem Festa-Verlag.450 Seiten.

Jerry Garcia



M. F. Korn. Ein junger Mann träumt davon, ein berühmter Pianist zu werden, und dazu bedient er sich okkulter Mittel. Mit dieser fabelhaften Fähigkeit kommen auch der Schmerz und der Geist, dessen Gaben er sich bemächtigt hat und der ihn warnt, dass genau das geschehen würde. Er ist nicht das erste Opfer, aber kann er das letzte Überlebende sein?

Mark Connor studiert in der kleinen Stadt Hemsdale Musik, Hauptrichtung Klavier. Er kam von einem anderen Studiengang Ingenieurswesen, den er aber geschmissen hat. Sein Vorspielen beim Professor war gut genug, um aufgenommen zu werden. Er lernt seinen Zimmerkollegen kennen und findet auch bald Anschluss. Aber sein erster Ansprechpartner bleibt vorerst Kirby. Und sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Kirby ist sehr religiös, was Mark darin bestärkt, ihm nichts von seiner Okkultismus-Sammlung zu erzählen. Eines Tages findet er in einem alten Antiquariat das Necronomicon und erwirbt es. Mithilfe des Buches geht sein Wunsch in Erfüllung, ein überragender Pianist zu werden. Er wird bewundert, hat eine Freundin und alles läuft wunderbar. Doch er verändert sich auch langsam aber sicher immer mehr. Bald sind seine Beziehungen zerbrochen, er selbst zerstört sie durch sein umögliches Benehmen. Kirby muss am meisten leiden, da er sich ja das Zimmer mit ihm teilt und es plötzlich umdekoriert vorfindet. Keine Bilderchen aus dem Playboy mehr an den Wänden. Irgendwann riecht es merkwürdig in dem Raum, doch Mark hat immer eine Erklärung parat. Und sein Professor wird nicht müde, sich im Ruhm seines Schülers zu sonnen. Aber da ist dann auch noch Junior, dem manche als den Dorfdeppen bezeichnen, obwohl er für seine Behinderung nichts kann. Doch zusammen mit den Beschwörungsformeln seiner verstorbenen Mutter, deren Grab er jeden Abend auf dem Friedhof besucht, und einer Portion LSD kann er in einem Raum bald eine wabernde Gestalt in einem Trenchcoat erkennen. Immer wieder sagt er den Satz: "Rachmaninoff muss sterben!". Und all das, bevor Mark das Konzert seines Lebens geben soll, auf das alle so gespannt sind.

"Rachmaninoffs Geist" ist ein relativ unblutiger Roman, der dafür aber einen nicht geringen Anteil an Okkultismus und Besessenheit bietet. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der sein Leben und seine Seele im Prinzip verkauft, um ein berühmter Pianist zu werden. Der Beste von allen. Das Buch steigt mit einer Vorgeschichte in folgenden Horror ein. Danach lernt man Mark kennen, der endlich in seinem Leben seiner von ihm erträumten Berufung folgen will. Als Pianist ist er eigentlich kaum mehr als Mittelmaß ohne Chance auf Bewährung. Die bekommt er durch das Necronomicon. War er zu Beginn ein freundlicher, junger Mann ohne Arg im Sinne, ändert sich das immer mehr, je größer seine Erfolge hervorstechen. Er verändert sich, verprellt Freunde und Freundin, verkennt Warnungen, die ihm immer wieder in verschiedenster Form dargebracht werden. Rachmaninoffs Geist hat Besitz ergriffen und fordert bald seine Rechte ein und dafür sind Opfer nötig. Nicht jeder überlebt die Obssession und die Leidenschaft, mit der Mark sich seinem Ziel nähert. Aber genauso nähert er sich dem Zusammenbruch. Es folgt eine Choreographie des schleichenden Grauens, der Veränderung eines menschlichen Wesens, der Warnungen und der Drangsal aus dem Jenseits. Und dann die grauenhaften Visionen, die Mark irritieren, aber ihn nicht innehalten lassen. Doch es gibt auch Hoffnung. Die Grundzüge der Story dürften eigentlich jedem einigermaßen geläufig sein, vermute ich mal. M. F. Korn inszeniert seine beängstigende und unheimliche Version in einem recht leicht lesbaren Stil, der die Spannung trotz bekannter Elemente immer weiter steigert und immer wieder einen Bezug zur Kunst aufbaut, die nicht nur aus dem Klavierspiel und Koryphäen des Metiers besteht. Aber er lässt auch die Gier nach Ruhm auf Kosten anderer ins Spiel kommen. Da wollen sich Menschen bereichern und in einem Rampenlicht sonnen, das ihnen gar nicht zusteht, wollen mit der Leistung eines ihnen anvertrauten Schülers selbst in den Ruf eines Genies gelangen, ohne dabei auch nur ansatzweise daran zu denken oder mitzubekommen, was mit dem Jungen geschieht. Dann ist da ja noch der gehandicapte Junior. Mich hat er anfangs etwas an Odd Thomas von Dean Koontz  erinnert, später wurde er aber mehr zu einer Figur, wie sie in jedem klischeehaften Gruselfilm vorkommt. Und der Schluss? Sich dazu seinen Teil zusammenzureimen, sei jedem selbst überlassen. Für mich ergab sich insgesamt solide, gute und unterhaltsame Kost etwas abseits meines gewohnten Lesestoffs. Wer weniger blutrünstige Lektüre schätzt, sich aber einen Schauer über den Rücken jagen lassen will, der ist hier nicht auf dem falschen Pfad.230 Seiten

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