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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Ian Graham. Viele Jahre lebte Declan McIver, ein ehemaliger IRA-Terrorist, unter dem Radar, aber sein Leben sollte sich schlagartig ändern. Als ein Treffen mit einem alten Freund buchstäblich in Flammen aufgeht, findet sich Declan auf der Flucht vor einer schattenhaften Verschwörung wieder, die vor nichts Halt macht, um ihre niederträchtigen Absichten um ein streng gehütetes Geheimnis zu wahren.

Declan McIvers freut sich, seinen alten Freund und Mentor Abidan Kafni, einen israelischen Fürsprecher für den Kurs gegen den Terrorismus, den besonders die USA und Israel bestimmen wie sie auch festlegen, was Terrorismus überhaupt ist und von wem er begangen wird. Bei dem Empfang soll Declans Freund auch eine Rede halten. Diverse Politiker und Prominente sind schon im Saal und freuen sich auf kostenfreie Bewirtung, während nur die extremsten Fürsprecher eines gewissen politischen Kurses den Beginn der Reden kaum abwarten können. Doch dazu kommt es nicht. Von draußen vor dem Eingang kommt kurz nach einem gewaltigen Knall eine alles durcheinander wirbelnde Druckwelle, die Tische und Dekorationen zusammen mit Menschen und auch Teilen des Gemäuers durch den Saal fegen. Es gibt Tote und Verletzte. Nachdem Declan seine Gattin an einen vermeintlich sicheren Platz gebracht hat, rennt er nach draußen, erkennt, dass da wohl eine Autobombe am Werk war und die Tat auf den eigentlichen Sicherheitsdienst zurückzuführen sein muss. Er kann gerade noch einen Wagen wegfahren sehen, vermutet, dass die vielleicht hinter seinem Freund her sind und schnappt sich einen der unbeschädigten in der Nähe stehenden Schlitten und rast hinterher. Wie erwartet, fahren sie zum Anwesen von Kafni. Er stellt den Wagen ab und schleicht sich an. Zwei Täter kann er unschädlich machen, bekommt dabei aber soviel ab, dass er nicht mehr richtig auf den Beinen ist und nur verschwommen sieht. Leider muss er sehen, wie man seinen Freund wohl köpft und insgesamt zehn Feinde mit dem blutigen Kopf in einem Sack das Gelände verlassen. Was er nicht erwartet, ist ein Besuch eines FBI-Mannes im Krankenhaus, der in ihm sehr bald einen Verdächtigen sieht und ihn festnehmen will. Declan flieht und macht sich dadurch erst recht verdächtig. Damit nicht genug - hinter den Kulissen strengen sich andere Kräfte an, ihn ebenfalls für immer unter die Erde zu bringen. Bald wird er von diversen Behörden in Amerika, aber auch im Ausland gehetzt und die Terroristen und andere Gruppierungen eifern denen richtig nach. Es scheint, die ganze Welt will McIvers tot sehen.

Zwei Prologe, die anscheinend nichts miteinander zu tun haben, führen den Leser in eine turblente Geschichte, in der viele Erklärungen sich erst spät einstellen. Warum in dem einen Fall des Grenzübertritts Zeugen nicht beseitigt werden, aber nicht. Die wären noch nicht einmal vermisst worden. Nach der Vorstellung der wichtigsten Figuren geht die Hatz auch schon los. Auch wenn Ian Graham jetzt noch nicht zu einem Matthew Reilly, für mich noch immer der Maßstab für einen überaus rasanten und schnellen Action-Reißer, oder Leuten wie Ben Coes und Mark Greaney ohne die "Clancy-Fesseln" heranreicht, der Weg ist bereitet - und er ist gut. "Black Shuck - Alte Wunden" bietet einen (un-)gesunden Mix aus altem Terrorismus, neuen Bedrohungen und hinterhältigen Verschwörungen. Lange bleiben Wendungen aus, die man nicht schon von Weitem kommen (sehen) lesen konnte, aber auch da ändert sich dann gegen Ende etwas. Etwas unschön ist, dass neben dem unerschütterlichen Glauben an Amerikas Kämpferseelen und deren Recht jedes Recht zu brechen, was ja so ziemlich jeder America First-Thriller beherzigt nun auch noch Israels mehr als nur fragliches Vorgehen mit jedem Wort legitimiert wird. Kein Gedanke daran, wie man sich dort das Land genommen hat, Engländer ermordete, um nicht mehr unter Aufsicht der Briten zu stehen und immer weiter in palästinensisches Gebiet eindrang und jeden, der dagegen Protest einlegte, einfach beseitigte. Und wenn dann mal wieder der Zeitpunkt gekommen ist, den Libanon oder Syrien und die Palästinensergebiete zu zerbomben, wird die internationale Staatengemeinschaft zu "Geberländern" degradiert, allen voran natürlich Deutschland, das von Israel selbstgerecht immer noch als Schuldiger für alle israelischen Schandtaten ausgemacht und ständigen Geldquell behandelt wird, und zur Kasse gebeten. Zwei Jahre später wiederholt sich das Ganze, weil Israel mal wieder Flüchtlingslager bombardieren musste. Oft auch auf Provokation oder einen tatsächlichen Angriff hin, aber meist ohne Maß. Also nehmen nun zwei Nationen das Recht in ihre Hände, während die UNO mal wieder wegschaut. So geht die Jagd auf McIver international vonstatten und auch Irland sowie England werden zu Locations eines umspannenden Verschwörung. Und dann kommt auch die Erklärung worauf man lange warten musste. Warum war Declan bei der IRA? Die Geschichte ist ein ziemlich geschöntes Stück Rechtfertigung, aber nirgends werden die Taten erwähnt, die er in zehn Jahren bei der Terrorgruppe begangen haben dürfte. Zehn Jahre IRA und alles rechtens? Hm, fraglich. Dennoch gewinnt der Mann schon gewisse Sympathiepunkte, nur eine einleuchtendere beschreibung wäre besser gewesen - meine ich. ABER - das jetzt außen vor, dann ist vieles recht schlüssig, die Action toll und auch meistens sehr gut inszeniert, kommt mit Fortschreiten der Story immer mehr Klarheit in die Zusammenhänge, wird die Geschichte der IRA recht gut und lesergerecht dargestellt, tauchen dann auch erste Verbindungen auf, die man zwar schon kannte, aber deren Auswirkungen möglicherweise neu sind. Afghanistan in dem Zusammenspiel für mich ja nie einen Gedanken dran verschwendet, obwohl naheliegend. Und dann etwas, das mich auch sehr gefreut hat: es werden nun einmal nicht alle Probleme auf einmal gelöst in den rund 530 Seiten. Es bleiben lose Fäden. Das könnte in weiteren Büchern aufgeklärt werden und vielleicht auch etwas mit meinen Bedenken hinsichtlich Declans Werdegang aufräumen, doch bisher gibt es nur zwei E-Book-Shorties. Ein Terrorist als Held, der von seinem Schöpfer-Autor noch nicht einmal mit irgendeiner Erklärung zugunsten des Mannes (Strafe verbüßt, Anschlag vereitelt oder so) wieder zu alten Mitteln greifen kann und darf, obwohl er damals aus irland nur abhaute, als es brenzlig wurde, ist meine Sache so jetzt nicht. Abgesehen von meinen Bedenken zu diesem Hintergrund der Figur ist das Buch eine verdammt gute Action-Veröffentlichung und macht auf jeden Fall neugierig auf mehr - und hier hat der Verlag noch so das eine oder andere Pfund in der Hinterhand. Also mal schön auf weitere Publikationen des Luzifer-Verlages geachtet. Ian Graham ist eine feine Fundsache von Herrn Janssen, seines Zeichens Verleger und Gründer vom vorgenannten Betrieb, die er sicher nicht beim Fundbüro abgeben sollte. Ebenso wenig auch den unglaublich begabten Cover-Illustratoren, der sich für sein Talent garantiert an Luzifer verkauft hat. Okay, kleines, schlechtes Witzchen zum Schluss (warum sollen meine Witze besser sein, als meine sonstigen Texte.). Der Mann versteht es wahrhaft, einen unschlüssigen Kunden mit seinen Titelbildern zu locken und ihm die Kaufentscheidung zu erleichtern - pro-Buch natürlich. Ich empfehle jedenfalls en Erwerb von "Black Shuck - Alte Wunden" den Freunden actionreicher Politthriller-Kost.

Jerry Garcia



Shane McKenzie. Sie schämen sich für ihre Tochter. Darum haben sie Natasha seit ihrer Kindheit eingesperrt. Doch endlich gelingt ihr die Flucht. Natasha hat nur einen Wunsch: So wie jeder andere Mensch möchte auch sie geliebt werden. Aber wer verliebt sich schon in eine entstellte Monstrosität?
Natasha sucht ihren Prinzen - egal, wie viel Blut das kosten wird.

Natasha lebt bei ihren Eltern, doch die halten sie in einem Raum versteckt, den sie nicht verlassen darf. Selten zum Waschen oder sonstige Bedürfnisse ins Bad. Abwechslung hat sie nur durch ihre Puppe mit dem glatten Porzelangesicht und durch die vielen Modemagazine, die ihre Mutter ihr überlässt, sondern auch mit der Serie NICU, in der ihre Mama der Star gewesen ist. Natasha hört immer wieder ungewöhnliche Geräusche und Stimmen aus den anderen Räumen, kann sich aber nicht vorstellen, was da passiert. Während die Mutter sie immerzu misshandelt, scheint ihr Papa sie zu lieben. An ihm und ihrer Puppe hängt sie, an ihrer Mutter absolut nicht. Doch eines Tages kann Natasha aus ihrem Zimmer entkommen, weil ein Einbrecher ihr den Weg freimacht - unabsichtlich natürlich. Und nachdem der Einbrecher den brutalen "Dank" von Natasha erhalten hat, kümmert sich Natasha um ihre Mutter und deren Freunde. Nach vollbrachter Tat zieht sie in die Welt hinaus, um ihren Prinzen zu suchen. So wie im Fernsehen und der Serie NICU.
Andernorts macht sich Bruno größere Sorgen um seine Gesundheit. Er ist ein Dealerstudent, der seine Kommilitonen mit jedem Stoff versorgt, den sie brauchen. Doch der Absatz der letzten Lieferung ging in die Binsen, weil ihm ein Neuling und somit ehrgeiziger Wachmann am College, das Zeug abgenommen hat. Seine Chefin, eine brutale Walküre namens Matilda, und ihre Kohorten nehmen ihn in die Mangel. Eine Chance hat er noch - eine. Zusätzlich versiebt er seine letzte Prüfung und darf somit noch eine Runde drehen. Durch seine Verkäufe auch mit dem Leiter einer sehr exklusiven Studentenverbindung bekannt, versucht er, dort sein Glück und den Stoff loszuschlagen. Da die Meisten der Clowns trotz einstelliger IQ-Werte, die schon fast dem dauerhaften Werten ihres Blutalkoholspiegels ähneln, und extremer Lernfaulheit ihre Abschlussprüfungen bestanden (mit sehr großzügiger Unterstützung der Eltern und deren finanziellem Engagement für die Schule) haben, steht eine große Feier an. Dazu wollen sie einen alten Einsiedler überreden, ihnen ein Grundstück für den Abend der Abende zu überlassen. Das der Mann eh schon grantelig ist und Kerle vom Hof jagen würde, werden drei Mädels geschickt. Und so kommt Elli ins Spiel.
Elli ist ein Erstsemester und die Schwester von Dirk, dem Obermacker der Burschenverbindung. Bruno hat schon ein Auge auf sie geworfen, was Dirk natürlich nicht weiß. Und gerade Dirk fragt Bruno, der ja noch etwas länger bleiben muss, ob er auf Elli aufpassen kann, wenn Mr. Macker weg ist. Elli zählt auch zu den drei Mädels, die den alten Mann weichkochen sollen. Nicht so einfach, wenn der Sturkopf sich dauerhaft (standhaft wäre das falsche Wort, wie er später im Buch erklärt) weigert und noch nicht einmal, als Blondie ihm ihre Titten zeigt. Nur Elli scheint intelligent genug, um sich mit dem ollen Knacker zu unterhalten. Aber vorerst müssen sie unverrichteter Dinge abziehen. Aber Dirk hat ja noch so seine Ideen.
Und all diese Menschen werden später in irgendeiner Form von Bezug zu Natasha stehen.

Natasha ist zwar ein Koloss mit schier unmenschlichen Kräften, größer und stärker als "Conan, der Barbar", aber gerade auf sie passt der Begriff des Dramas, der auf der Umschlagrückseite benutzt wurde am Treffendsten. Vom Autor wurde sie durchaus an realen Personen mit einer gewissen Behinderung, die diesen Menschen einen kräftigen Körper zugesteht, skizziert und dann mit der Fantasie eines Autors noch überdimensionert sowie zusätzlich mit anderen unheimlichen Eigenschaften ausgestattet. Doch eigentlich ist sie ein ungewolltes Kind. Ein Balg, das der Mutter die Karriere als Filmstar versaut hat. Muttern war von einem formidablen Aussehen, alle haben sie bewundert, waren geblendet von ihrer Schönheit. Die TV-Serie NICU war der Weg zum Durchbruch als Filmstar. Und dann kam das Kind, ging die Schönheit. Den Frust ließ die Mutter dann an dem Kind aus. Weggesperrt, von anderen Menschen und von jeglicher Bildung ferngehalten, gepeitscht, geschlagen und getreten von ihrer Mutter und auch deren Besuchern, von denen Papa nichts wusste. Nur Papa versorgte sie mit Essen und Triken. Er liebte sie. Das wusste sie immer. Aber sie wollte so geliebt sein wie sie es in der Serie gesehen hat. Daher sucht sie nach ihrem Prinzen. Ihr erstes Opfer bringt sie nicht absichtlich um, sie konnte ihre Kräfte nicht einschätzen. Doch als sie dann ihre Mutter und mehrere Männer bei ihr zerfetzt, war dieses ominöse "Erste Mal", nach dem jeder weitere Mord leichter fallen sollte, schon weit hinter ihr zurück. Um schön zu wirken drückt sie sich das Porzellangesicht ihrer Puppe auf ihr eigenes Antlitz. Ob dieser Idee weiß man nicht, ob man mit dem Kind noch Mitleid haben soll wie zu Beginn oder sich wegen dieses neu erschaffenen Monsters gruselt. Der Grusel legt sich bald und schlägt in pures Entsetzen um. Denn nachdem die Vorgeschichten der wichtigsten Personen erzählt sind, wird gekotzt bis zum "Erbrechen" (Ja, das musste jetzt sein.), gemetzelt, zerstückelt, entdärmt was das Zeug hält. So einige Foltermethoden kommen zum Tragen und auch später einen Moment, der etwas an Horrorschinken wie Freitag, der 13. erinnert. Furchteinflößende Geräusche aus dem Dunkeln, Rascheln im Unterholz. Aber im Zuge ihres blutigen Zugs durch die Gemeinde auf der Suche nach ihrem Prinzen sind bei mir die Sympathien für das arme Ding dann doch abhanden gekommen und haben sich auf die ruhige und bodenständige sowie intelligente Elli konzentriert. Bruno, der Dealer, der auch so eine ziemliche Horrorfamilie sein eigen nennen darf, konnte bei mir gar nicht punkten. Matilda und ihre Truppe sowie die privilegierte Faulenzerstudentenbrut schon gar nicht. Ebenso flöten geht nach einer gewissen Zeit auch ein großer Anteil von Spannung, Humor blitzt nur hin und wieder auf (Bei Officer Laymon musste ich einfach an den schon verstorbenen Autor denken), der Rest ist blutrünstiges Gemetzel der ekligsten Sorte. Was absolut kein Nachteil ist, man hat sich ja schon durch so manches Extrem-Exemplar gearbeitet, das die dunklen Gelüste zufriedenstellen konnte. Womit wir auch schon bei der Zuordnung zur Reihe wären - "Baby Doll" hätte sich durhaus einen Platz an der Sonne bei der Extrem-Reihe verdient. Da wird gematscht, gevögelt oder Schwänze zerlegt, dass es eine wahre Pracht ist. Eine echte Zerreißprobe für jeden Körper. Leider auch Kill the Thrill. Da hapert es etwas. Das Buch aus dem Festa-Verlag könnte aber auch einen guten Appetitzügler abgeben, wenn Natasha sich wie ein wildgewordener Pitbull durch die Figuren beißt - und dabei immer ihren Prinzen sucht. Ob sie ihn findet? Selber lesen. Sollte ich Punkte vergeben und mich dabei nicht von Anspruchsdenken verleiten lassen, wäre ne 8 drin. Wer den Festa-Verlag schon kennt und somit weiß, was auf ihn zukommt, wenn er dort ein Horror- oder Extrem-Buch erwirbt, sollte das ohne Probleme konsumieren können und sich bei dem kleinen übersinnlichen Touch auch an die Ideen eines Ed Lee bei manchen seiner Bücher erinnern. Alle anderen bitte denkt an eure Mägen, sonst geht es euch wie Natasha. Kotzen ohne Ende.                           

Jerry Garcia



Jeff Menapace. Am idyllischen Crescent Lake im amerikanischen Hinterland ist die Welt noch in Ordnung. Vor der Kulisse des malerischen Sees findet sich in wild-romantischer Umgebung eine Siedlung von Ferienhütten. Hier will die Familie Lambert ihr Wochenende verbringen: Mit Angeln, Barbecue und Freizeitspielen. Auch die beiden Fannelli-Brüder haben sich zum See aufgemacht. Auch sie möchten das Wochenende genießen. Auf ihre Art. Mit Spielen. Bösen Spielen. Und ihre Mitspieler haben sie schon auserkoren.

Das Ehepaar Lambert, Patrick und Amy, macht sich mit den beiden Kindern auf den Weg nach Crescent Lake, um eine schönes Familienwochenende zu verbringen. Unterwegs trifft man zwar an einer Tanke auf ne erst unheimlich erscheinende Figur, die Patrick auch auf seine Uni anspricht, aber auch mit den Kindern unterwegs ist, die im Fond des Wagens schlafen, was den Angesprochenen dann wieder beruhigt. Nicht jeder Typ ist so seltsam wie er aussehen mag. Also fahren sie weiter ihrem Ziel entgegen. Als sie ihre Hütte mit einer Runde Einweihungssex beglücken, glaubt Amy am Fenster einen Beobachter gesehen zu haben. Sie rufen den Sheriff, der den Stadtmenschen eh nix glaubt und dadurch, dass er nicht einmal Spuren finden kann, in seiner Meinung noch bestärkt wird. Doch aufhören tut des unheimliche Geschehen deswegen nicht. Im Supermarkt wird Amy von einem Typ angesprochen, der ihr ausserordentlich lästig wird, sodass sie ohne die Waren weggeht, die sie aus dem Regal nehmen wollte. Sie zahlt an der Kasse und geht zu ihrem Wagen. Auf der Motorhaube liegen die Waren, die sie wegen des schrägen Typs nicht mitgenommen hat. Langsam bekommt sie es mit der Angst. Sie schnappt sich ihre Kids Caleb und Carrie und macht sich zügig auf den Weg nach Hause. Nicht ahnend, dass der Urlaub mit diesen Aktionen noch relativ friedlich begonnen hat.

Der Einstieg in die Story ist eigentlich einigermaßen vielversprechend. Nettes Paar mit Kindern, alle Heiligenscheinträger vor dem Herrn und ein unheimlicher Fremder, der sie an einer Tankstelle anquatscht. Das war es dann auch schon für einige Zeit. Sicher, ein allmählicher Spannungsaufbau hat auch so seine Vorteile. Doch wenn man als Leser die meiste Zeit davon mit dem dauergeilen Superehepaar verbringen muss, das so glücklich ist, dass man schon meint, die wären ständig auf Droge, wird es mit immer mehr vergehenden Seiten doch mal öde. Die Charakterisierung der Antagonisten hätte Jeff Menapace auf seine Leidenschaft, die "Three Stooges", beschränken können und sogar Zeit gespart, weil die Buchspacken ja nur zu zweit waren - oder sich damit entschuldigt, dass er nicht bis drei zählen kann. Keine richtigen Hinterwäldler, wie sie ein Edward Lee zu kredenzen weiß, aber auch keine gut ausgearbeiteten Psychos, wie man sie sich erwartet hätte. Nur Soziokasper, die die You Ass of A. mit einem Spiel überziehen, für das ein Mick Taylor noch nicht einmal mitleidig den Kopf geschüttelt hätte. So kommt es, dass die Anlaufzeit der Handlung einfach zu lang geraten ist, dann zwar Tempo aufkommt, das auch den kurzen und manchmal sogar "Winslow-knappen" Kapiteln geschuldet ist und die Chose wird auch etwas härter, ABER da waren einige der Bücher von Richard Laymon, die ich gelesen habe, bevor ich ihn aus der Kaufliste endgültig entfernte, grusliger. Es kommt keine Atmosphäre der Angst auf, der in der Finsternis lauernden Grauens, des Bösen, das sich bald über die Familie hermacht. Und das Spiel der Torfköppe strotzt nicht gerade vor Ideenreichtum. Also auch hier kein Grund zu Jubilieren oder wenigstens ein anerkennendes Wort hier zu verlieren. Der Eindruck wechselt zu schnell von mulmig zu schnarchig, lässt Spannung weit außen vor und ist als Thriller eher wie ne Soap auf den üblich verdächtigen TV-Sendern. Ein Buch Richtung Crystal Lake statt Crescent Lake hätte vermutlich mehr gebracht, selbst wenn er nur ein Drehbuch abgeschrieben hätte. Heyne Hardcore soll doch eigentlich für Lektüre außerhalb des üblichen Massenprogramms stehen. Dafür hätte es hier aber statt Wasser eher Pferdewichse gebraucht, um von der Norm wegzukommen. Heyne Hardcore hat sich entwickelt wie das Buch: gut angefangen und dann 08/15 geworden. Beim Festa-Verlag bekommt man von den meisten Autoren derart eine vor den Latz geknallt, dass man solche Massen an Sternen sieht, dass man sie nicht mehr zählen kann. Jeff Menapace schafft gerade mal einen kleinen Klaps, mit einiger Anstrengung und viel gutem Willen den Leser seines Werkes vielleicht 5 Sternchen sehen lässt. Sein Schluss 50 Seiten vor dem eigentlichen Ende und der finale Kniff, der wohl weitere Teile möglich machen sollte, tragen dazu auch ihren Teil bei. Ob ich mir wirklich die anderen beiden Bücher zeitnah nach Erscheinen gebe, ist derzeit mehr als nur fraglich. Diese 400 Seiten Lektüre waren wahrlich keine Offenbarung.

Nachtrag: Im Virus war es das Buch des Monats. Daher war die Handlung für ich wohl zu komplex und die Spielideen zu innovativ. Also alles zu hoch für meinen einstelligen WWW(wunderbares Winterwetter)-IQ. Was soll's? Man kann nicht alles haben.

Jerry Garcia



Andreas Eschbach. Im Mittelalter, nach dem Ende der Kreuzzüge, taucht er das erste mal auf: der Stein der Weisen, mit dem man Gold machen kann - gefährliches Gold, radioaktives Gold nämlich. Der Stein erscheint, als ein Alchemist Gott verflucht, und er zieht eine Spur der Verwüstung durch Europa. Die Deutschordensritter erklären es zu ihrer geheimen neuen Aufgabe, ihn zu finden und sicher zu verwahren. Für alle Ewigkeit. Doch in unserer Zeit kommen zwei Brüder, die unterschiedlicher kaum sein könnten, dem wahren Geheimnis des Steins auf die Spur.

Hendrik Busske ist in Zürich, um dort ein Seminar für Anlageprodukte zu halten. Eigentlich ist es gar nicht sein Ding, so vor Menschen Vorträge zu halten. Sein Selbstbewusstsein ist nicht gerade ausgeprägt. Dann stößt er während dem Besuch in einem Antiquariat, wo er seinem Hobby gemäß nach Büchern für seine Sammlung sucht, auf ein Werk, das 1880 gedrcukt wurde. In ihm steht ein unheimlich interessanter Bericht um einen Alchimisten, der Blei zu Gold machen konnte. Busske will das Buch kaufen, doch der Verkäufer reißt es ihm beinahe panisch aus den Händen und steckt es in einen Umschlag, den er weiter hinten im Raum platziert. Unverkäuflich, heißt das. Doch Busske ist derart fasziniert, dass er noch länger im Laden herumdruckst und dann in einem unbeobachteten Moment das Objekt seiner Begierde gegen ein anderes Buch austauscht und sich dann aus dem Laden verabschiedet. Ladendiebstahl, sein erster in seinem gesamten Leben. Grenzüberschreitung. Aber wie das mit Diebesgut so ist - später wird es ihm selbst geklaut. Von einer reizenden Rothaarigen, mit der er seine Frau Miriam betrügt. Dennoch hat er Erfolg. Wohl auch, weil er das gesamte Buch kopiert hat und so der Schilderung des John Scoro folgen kann. Und er kann weiter im Ruhm stolzieren, bald gar fast in Geld baden. Doch so einfach macht es einem das Leben halt nicht. Immer wieder begegnen ihm Zeitgenossen, die das Buch an sich nehmen wollen, das er eigentlich gar nicht mehr hat. Und es sind nicht nur die Nachkommen der Deutschordensritter, die hinter ihm und seinem Wissen her sind. Völlig vergessen für ihn geht dabei fast seine Gattin Miriam, die ihn sein ganzes Erwachsenenleben hindurch unterstützt hat.

Eschbach goes Mystery. Ein echter Eschbach, weil er wieder hervorragend geschrieben ist und stilistisch meilenweit dem zuvor gelesenen Jeff Menapace voraus. Nur sein Thema ist diesmal etwas zu allgemein gehalten, gab es in der Form auch schon öfter. Der Blei-zu-Gold Hintergrund bekommt bald eine völlig andere Bedeutung, als man das aus den erwähnt schon früher aufgelegten Romanen denn auch kennt. Das macht dann wieder den positiven Anteil der Geschichte aus. Die Figuren sind abgesehen von Miriam eher keine zur Identifikation geeigneten. Busske ist erst eher eine Null (für seine Frau sicher eine liebenswerte), entwickelt sich dann aber zu einem besserwisserischen Raffke, der nicht genug kriegen kann und plötzlich an allen Menschen um ihn herum zweifelt. Spannung ist im Handlungsstrang des Werdegangs von Busske eher nicht angesagt. Man beobachtet eher seinen Aufstieg und der wird nur unterbrochen von Einschüben über die Vorgänge in der Vergangenheit, die dem Erz den Namen Teufelsgold verliehen. Ein bisschen Physik und Chemie beigemixt - nicht zu umständlich, damit es den Leser nicht einschläfert oder überfordert (Ein Glück, meine Themen waren das NIE!!), sodass man dem Werdegang und der Veränderung des Hendrik B. zwar interessiert folgt, aber sich bald fragt, wo hier der Thrill bleibt. Doch auch der kommt - und mit ihm bald die Fantasy. Und Fragen. Wie weit zu gehen ist man bereit? Ist alles Geld der Welt mehr wert als eine treue Liebe oder gute Freunde? Was ist mit der Unsterblichkeit? Oder gar der Vollkommenheit? Unsterblichkeit, kann ich für mich sagen, muss ich nicht haben. Unsterblich heißt nicht gesund. Dafür aber, dass man bei dem Mist, den all die Regierungen und Fanatiker aller Seiten hier veranstalten, später auch eben diesen miterleben muss. Auf Wirtschaftsflüchtlinge folgten die Kriegsflüchtlinge und auf die bald die Klimaflüchtlinge. Bedeutet, dass all diese Menschen sich auf den immer geringer werdenden vermeintlich sicheren Gebieten tummeln werden. Unterschiedlichste Menschen aller Rassen, jeglichen Glaubens und mit individuellen Ideen plus die Gierigen und Mächtigen, die über alles herrschen wollen. Da wird die Wutz abgehen. Es schafft ja nicht mal eine Schulklasse in ihrem kleinen Universum Ruhe zu halten. Das Leben jedes einzelnen Menschen wird scih verschlechtern, wenn sich nichts ändert. Und Vollkommenheit? Ja , sauber. Als Pluspunkt gäbe es keine Kriege mehr, keine Meinungsverschiedenheiten. ABER: immer mehr Menschen, die Platz brauchen. Denn vollkommen heißt auch unsterblich. Noch dazu: es gäbe nur noch Einheitsbrei, alles gleich. Eine Farbe, eine Meinung, eine Idee, ein Automodell, eine Art Film. Keine Diskussionen mehr. Mir würde es fehlen, dem Kollegen StS zu widersprechen, wenn er "Hard target 2" für nen Scheißfilm hält. Was würde unser nobelpreisverdächtiger Super-Cover-Illustrator Michael machen, wenn sie eh alle gleich aussehen würden? Was würde ich machen, wenn ich nicht mehr über seine Genialität lästern könnte? Ja, nur noch einen Buchverlag mit vollkommenen Werken. Nix mehr Festa, Voodoo-Press, Luzifer-Verlag oder Atlantis-Verlag. Die totale Gleichschaltung, ein Einheitsleben. Jeder sieht das Gleiche, jeder denkt das Gleiche (hätten sie ja gerne jetzt schon, unsere Politiker), jeder verdient das Gleiche (DAS wiederum versuchen heutzutage Wirtschaft und Politk zu meiden, wie der Teufel das Weihwasser), jeder isst das Gleiche und jeder ist das Gleiche. Und das mit ewigem Leben? Auf Dauer unsere Kanzlerin? Nä. NEVER!! Dann lieber arm und bald tot - und viele schlechte Filme geguckt, die dem StS nicht gefallen. 510 Seiten, die am Ende genug Stoff zum Überdenken geben. Nicht sein bestes Buch, aber immer noch gut genug, um etliche Autoren davon träumen zu lassen, so etwas einmal im Leben zu Papier oder zumindest in die Tastatur zu bringen.

Jerry Garcia



Wrath James White. Mitte der 90er Jahre ermordete der Pine Street Slasher ein halbes Dutzend junge homosexuelle Männer. Jahre später verstümmelte der Chaperon junge Paare in ihren Betten. Dann tauchte der Family Man auf, der komplette Familien auslöschte. Keiner dieser Fälle wurde jemals aufgeklärt. Die Ermittler James Bryant und Titus Baltimore entdecken, dass hinter all diesen Morden ein und dieselbe Person steckt. Sie kennen seinen Namen. Sie wissen, wo er lebt. Sie wissen sogar, wer sein nächstes Opfer sein wird. Sie wissen alles über den Killer - außer, wie sie ihn stoppen können.

In seiner Jugend war Malcolm ein schmächtiges Kerlchen - und somit wie selbstverständlich das Opfer der Schulrowdys. Und er was allein. Irgendwann begann sein Vietnamerprobter Steifvater damit, ihn zu trainieren. Richtig hart, sodass der Junge ständig Schrammen hatte. Er brachte ihm Verhöre bei, er unterrichtete ihn im richtigen Einsatz des Messers. Und erhielt eines Tages von Malcolm die Dresche seines Lebens. Nicht lange danach haute Daddy einfach grußlos ab. Und Malcolm wehrte sich in der Schule gegen die Rowdys und wurde selbst zum Schulhofschläger. Zu der Zeit hängte sich Reed an dran, nicht mehr als ein Pilotfisch bei einem Hai. Es entwickelte sich eine Freundschaft. Irgendwann hatte Malcolm ein Mädchen namens Renee, in die er total vernarrt war, seine große Liebe. Doch sie lief einfach weg. Ließ ihn im Stich. Ihr folgte Natasha, doch diese wollte Malcolm zu einer Ersatz-Renee umfunktionieren. Was ihr irgendwann zu bunt wurde. Sie machte mit Reed rum - und sie wurden prompt von Malcolm erwischt. Reed konnte noch abhauen, aber Natasha nicht. Seine Vorwürfe konterte sie damit, dass Reed auch Renee flachgelegt hatte. Und das war zuviel für Malcolm. 15 lange Jahre später beginnt sein Rachefeldzug gegen Reed. Inzwischen hat sich Malcolm einen jungen Stricher namens Paul zu seinem Ersatz-Reed herangezogen - inklusive mannigfaltiger plastischer Chirurgie. Paul ist jetzt Reed. Und Letzterer staunt nicht schlecht als er nach einem Klingeln die Haustür öffnet und sich selbst vor sich stehen sieht. Und dann den riesigen Schatten dahinter - Malcolm!! Und der schwarze Riese ist fest entschlossen, seinen früheren besten Kumpel leiden zu lassen. Den Sohn Mark erschießt er nur, die kleine Jennie wird von ihm zerfetzt und Reed verletzt liegengelassen. Auf den Fall werden die ungleichen Partner Titus - weiß, privilegiert und auf dem Weg nach oben, ein Wunderkind Anfang der Zwanziger - und James Bryant, schwarz, lange Jahre Streifendienst, überlegt und ruhig handelnd, leicht übergewichtig, gemeinsam angesetzt. Doch die so unteschiedlichen Detectives gehen sich aus dem Weg und ermitteln gegtrennt. Daher ist die Ermittlung umso gefährlicher für sie, da sie bald auch ins Visier von Malcolm geraten.

Wrath James White hat sich ja den Ruf erarbeitet, nicht nur Schlachtfeste abzuliefern, sondern auch einge große Portion Sozialkritik in seinem Werken zu thematisieren. So auch hier. Sei es nur der Punkt des Protegierens durch einen reichen Dad, der seinem Sohn den Weg zur Karriere ebnet, während erfahrene und tüchtige Beamte übergangen werden. Sei es das Schulsystem, das Ungerechtigkeiten geradezu fördert oder die geringen Möglichkeiten für einkommensschwache Familien - gerade in den Ghettos - überhaupt eine vernünftige Bildung zu bekommen. Auf die Art wird die durch frühere Vorkämpfer wie Martin Luther King abgeschaffte Rassentrennung durch die Hintertür wieder eingeführt. Er greift aber auch ein Thema auf, das nichts mit Rassismus zu tun hat, sondern eher mit bigotten Lehrbeamten und Rektoren sowie geschwätzigen Nachbarn. Da wird Reed ob seines Umgangs mit seiner Tochter ganz schnell an den Pranger gestellt, ohne dass es auch nur einen Beweis gibt. Vermutungen, Deutungen und das zugegeben ordentliche Schandmaul seiner kleinen tochter, die auch mal ganz stolz der Klasse ihre knospenden Tittchen zeigt, genügen ihnen, um ihr Urteil zu fällen. So kann man mit dem Gelaber eine Familie vernichten. Und am Ende haben es alle nur "gut gemeint". Realität vielerorts. Das strahlende Leben, der Glamour oder auch nur heile Welt im Mittelstand sind nicht das Ding des Wrath James White. Auch nicht bei seinen Protagonisten. Malcolm war mal ein netter Junge, aber die Umstände Schule, Schulhof, Stiefvater und das eher marode zu Hause haben ihn geprägt. Nach den "Lehrgängen" mit seinem Erzieher wurde er aggressiv, einschüchternd. Hatte schon viel Wut in sich, die er - wie man später erfährt - auch schon anderweitig ausgelebt hat. Den endgültigen Kick gibt ihm dann Reed. Der wiederum war ein schwanzgesteuertes Arschloch, hat die Taten, die später folgen sollen, so garantiert nicht verdient. Sein Pilotfisch Paul ist eher wie der berühmte Pawlowsche Hund: egal wie oft man ihn tritt, er kommt immer wieder. Und die masochistische Ader in ihm trägt auch dazu bei. Das Bullenduo ist so gegensätzlich wie eines nur sein kann. Titus, das Weißbrot, ist eingebildet, von isch selbst überzeugt und erinnert mehr an diverse Pressefritzen, die von White hier als Ghouls oder Aasgeier abgebügelt werden, denn er will um jeden Preis einen schnellen Abschluss des Falls und nimmt daher das bloße Hörensagen von den Lehrkräften an der Schule von Reeds Tochter gerne auf. Titus will Reed stellen. Titus will besser sein als alle Kollegen. Und sowieso besser als sein gemütlicher, dicker und anscheinend unfähiger Partner James. Der wiederum ist der kompetentere der beiden Polizisten. Bietet aber auch schon fast das Klischee des Cops: immer im Dienst, geschieden, im Privatleben etwas undiszipliniert. So wird James schnell zum Sympathieträger des Buches. Obwohl auch er, wie alle anderen Charaktere, so seine kleine Leiche im Keller hat. Völlig unbescholten ist da keiner. Und dann beweist er wieder sein Faible für Filme, kennt er doch noch Rosanna Arquette, die Hübsche aus früheren Tagen und Filmen wie "Susan, verzweifelt gesucht". Humor sucht man in "Purer Hass" bis auf sehr wenige Ausnahmen eher vergeblich. Das Buch ist ein Thriller mit einigen ultrabrutalen Sequenzen, die die Geschichte dann zum Reißer machen. Wrath James White hat wieder einmal bewiesen, dass er die Finger in die Wunden der Gesellschaft stecken und vielleicht noch etwas Salz dazustreuen kann. Keine Frage - Wrath James White ist Pflicht. Mit diesem aber auch seinen anderen Büchern. Man braucht keine weinerlichen Schnulzen, um seine kritische Stimme zu erheben. Aber um gehört zu werden, muss man sich wieder der Masse anbiedern und das ist nicht das Anliegen von Wrath James White. Er will auch diejenigen erreichen, die nicht zur Masse gehören, die sich nicht dem Diktat der Medien, der Werbung, der Wirtschaft und der Politik unterwerfen, dieser allgemeinen politischen Korrektheit, von der man nicht abweichen darf, weil man sonst ausgegrenzt und in Schubladen gesteckt wird. Wer hier in Deutschland würde einen Roman von White veröffentlichen, wenn es nicht der Festa-Verlag wäre? Wohl eher keiner, weil sie zu feige sind mit ihrer Selbstzensur. Die Begründung dürfte die vorkommende Gewalt sein, aber in Wahrheit könnte es auch seine kritische Stimme sein. Hier dürften sich gerne einige aus den verschiedenen Bereichen unserer Nation den Schuh anziehen. Werden sie aber nicht,. weil White ja für sie verachtenswerte Kost ist und man so einen "Schmutz" in ihren Kreisen eh nicht liest. 385 Seiten.                         

Jerry Garcia



Nathan Larson. 14. Februar: Am Valentinstag ist New York durch eine Serie von Anschlägen zerstört worden. Die Bevölkerung ist dezimiert, die Behörden sind korrupt, außer Kontrolle geratene bewaffnete Einheiten haben die Macht übernommen. Dewey Decimal, der letzte Verwalter der New York Public Library, bewahrt Stil und Haltung, auch wenn er bis an die Zähne bewaffnet ist. Er war einmal Soldat, mehr weiß er nicht, denn seine Erinnerung ist manipuliert. Als er von der Stadtverwaltung auf eine osteuropäische Gang angesetzt wird, beginnt ein Trip durch die apokalyptischen Stadtlandschaften.

New York ist erledigt. Durch die Begebenheit(en) vom 14.2. ist die Bevölkerung auf rund 800.000 geschrumpft, die Stadt im Prinzip zerstört und voller "Mahnmale" a la WTC. Die Luft ist vergiftet, das Wasser dreckig, die Bewohner fast alle Gauner. Gangs machen die Gegend unsicher. Und Dewey Decimal hat sein Domizil in der Bibliothek. Er bewahrt die Schätze des Wissens und ordnet alles nach seinem System. Und er hat einen Job beim Bezirksstaatsanwalt der Trümmer-Metropole. Eine Mischung aus Privatdetektiv und Profikiller. Irgendwie muss der Lebensunterhalt ja verdient werden. Dewey ist eine besondere Gattung Mensch. Die Art, die nichts über ihre Vergangenheit weiß und die ihren Erinnerungen nicht traut, weil die eingepflanzt wurden. Außerdem ist er auch auf die ständige Versorgung mit Tabletten durch den Stadtboss angewiesen. Da erhält er den Auftrag, einen lästigen Ukrainer, der mit seiner Gang die Gegend unsicher macht, zu entsorgen. Gar nicht so leicht. Also verschafft er sich Zutritt zur Wohnung von dessen Frau, während die mit dem kleinen Sohn im Hause ist. Prompt gibt es eine Kugel ins Knie. Er kommt ins Militärkrankenhaus, wird zwar behandelt, haut dann aber wieder ab, weil er denen nicht traut. Jetzt beginnt eine neue Reise durch das Chaos, immer verfolgt von irgendwelchen Figuren, die mal vom FBI sind, mal aus der Ukraine oder gar alte serbische Kriegsverbrecher und ähnliches Gesocks. Da ist es gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten und auch noch ungeschoren aus der Sache rauszukommen.

Er ist schwarz, er ist cool - aber er ist nicht Shaft. Er ist Dewey Decimal. Ein Mann mit System und so einigen Neurosen. Hygiene, stetige Angst vor Keimen, immer sein Handdesinfektionsmittel griffbereit, die Pillen, die ihn ruhig halten, immer in der Tasche. Nur so vermeidet er ein durchdrehen. Dewey bewegt sich in einer Dystopie, in der die genauen Umstände der Zerstörung nur hin und wieder angedeutet werden, aber eigentlich keinen Schluss zulassen, weil Dewey als Erzähler seinem Gedächtnis nicht traut. Es wurde ihm in der Militärklinik eingetrichtert. Was sie ihm nicht genommen haben, ist seine Kunst zu kämpfen und zu töten. Und die soll er im herrschenden Chaos einsetzen. Vom Gutmenschtum kann man sich bei dieser Lektüre gleich veabschieden. Dewey hat seine Grundsätze, aber seine Moralvorstellungen sind für die Verhältnisse des geneigten Lesers doch etwas verquer - und unterscheiden ihn dadurch glücklicherweise von seinen vielen in Romanen verewigten Kollegen. Dewey ist schon ein besonderer Protagonist in einer Welt voller Antagonisten. Hart und kühl, ein Held zwischen Noir und Hardboiled und seinem Hass auf Katzen und so viele andere Dinge. Nathan Larson lässt ihn mit einem feinen Sarkasmus über die Welt nach dem Valentinstag parlieren. Da gibt es die "gutartige postkapitalsitische Militärdiktatur" China, IKEA wird von Dewey als unmenschlich und toxisch geschildert und H1N1 als Niete, da die spätere Super-Flu 2 Millionen Amis umgebracht hat. Ja, die vor dem 14.2. so präsente politische Korrektheit wird mit Begriffen wie postrassisch oder der Frage, ob eine indische Todesgöttin als solche zu bezeichnen nicht schon wieder rassistisch ist ad absurdum geführt. Dewey ist eine fast schon klassische Figur des Noir oder gar des Western. Der Mann ohne Namen oder Der Mann ohne Gedächtnis. Herkunft unbekannt, Profession unbekannt, kampferfahren und eiskalt, wenn es drauf ankommt. Skrupel wischt er beiseite, wenn es sein muss. Ausgestattet mit seinen Spleens und Macken sowie dem grimmigen Humor macht er im mittlerweile hierzulande so sehr vernachlässigten Hard-Boiled-Genre nicht nur eine gute Figur, er kann eine richtige Vorfreude auf das zweite Buch "Boogie Man" wecken. Als dritten Teil bekommt man auch "Zero one Dewey" serviert. 250 Seiten, die es in sich haben. Ein echter Lesegenuss!                           

Jerry Garcia



Joe McKinney, Craig DiLouie und Stephen Knight. Nach wochenlangen Kämpfen quer durch ein Amerika, welches von furchtlosen, kreischenden Killern überrannt wurde, stehen Lt. Colonel Harry Lee und seine Männer vom 55. Infanterie-Regiment am Stadtrand von Philadelphia. Auf dem Weg dorthin haben sie Tausenden Flüchtlingen Schutz geboten und standen oft vor schier unlösbaren Aufgaben. Die "Stadt der Nächstenliebe" befindet sich zur Zeit unter dem Schutz von General Anthony Bell, Kommandant der berühmten 56. Stryker Brigade. Aber in einer Welt, die total verrückt geworden ist, ist nichts wie es scheint. Und während Bell Lee verhaften lässt, um ihn vor eine tödliche Wahl zu stellen, versucht dessen rechte Hand, Major Chris Walker, alles in seiner Macht Stehende, um eine Katastrophe zu verhindern. Schafft er es, Lee der Schlinge des Henkers zu entreißen? Und kann er seine Truppen und die vielen Zivilisten unbeschadet durch ein Philadelphia voller verrückter Killer führen? Oder werden sie alle lachend sterben?

Philadelphia hatte sich verbarrikadiert und konnte den Klowns - oder Crazies, wie man sie hier nannte - lange standhalten. Doch bald fielen die Schutzwälle und die lachenden Killer trieben die Armee und die Zivilisten in immer kleinere Refugien. In dieses Chaos kamen Colonel Lee und seine Leute. Sie hatten in den Schlachten der letzten Wochen ihre sämtliche Luftuntersützung verloren, etliche Trucks mussten zurückgelassen und konnten nicht einmal mehr ausgeschlachtet werden, da ihnen die lachenden Killer auf den Fersen waren. Sie hatten große Hoffnungen in Philadelphia gesetzt und wären nur zu gerne direkt in die Stadt eingefahren. Lee hat das aber verhindert und wollte mit einem Spähtrupp erkunden, wie es wirklich um Philly bestellt war. Nicht gut, wie man schon bald erkennen musste. Dennoch mussten sie hier durch, wenn sie weiter Richtung Mount Weather vordringen wollten. Unterdessen schlägt sich der Cop Jeff Carter alleine durch die Reihen der Crazies, da er trotz des Rückzugsbefehls seine Familie nicht den Irren überlassen wollte. Was er sehen muss, verschlägt ihm schier die Sprache. Und während die vorgezogenen Posten aufgegeben wurden, hatten die Crazies eine neue Taktik entwickelt - sie ließen Passagierflugzeuge in die Stadt stürzen, machten alles dem Boden gleich. Da sollte man meinen, dass alle Verteidigungskräfte zusammenhalten würden. Weit gefehlt. General Bell lässt Lee verhaften, weil der sich anmaßen würde, einen Rang innezuhaben, der ihm nicht zustünde. Obwohl Walker, der Lee dazu ermächtigt hatte, dabeisteht und widerspricht, revidiert der General seine Entscheidung nicht. So berichtet es Colonel Morgan, der im Auftrag es Generals handelt.

"Retreat 3 - Stirb lachend" ist mit seinen 150 Seiten eher ein Quick Reader. Und da schadet es nicht, dass diese Lektüre vollgepackt ist mit Action, die man gerade von Craig DiLouie gewohnt ist. Militär gegen Infizierte. Gut bewaffnete, aber zahlenmäßig unterlegene Truppen gegen eine zwar unbewaffnete, aber schier erdrückende Übermacht. Einer Übermacht, der es völlig egal ist, ob sie nun stirbt oder nicht. Dazu einige Gewaltspitzen wie das Pfählen von Zivilisten mit Verkehrsschildern durch die Klowns - oder eben Crazies. Literarisch besonders wertvoll ist das nicht, liegt aber sicher auch nicht in der Absicht der Autoren. Sie haben aber immerhin mal eine kleine Eifersüchtelei im Zuge einer sich anbahnenden Romanze eingeflochten. Ist aber eher eine Randerscheinung im Dauergeballer. Einige Kompetenzstreitigkeiten um die Rangfolge dienen auch nur dem Zweck, eine Wendung vorzubereiten. Dazu noch Erkenntnisse aufkommen lassen, die durchaus schon früher hätten auffallen können. Bis auf einen Punkt, dessen Auflösung wohl noch einige Bände hinausgezögert werden wird. Interesse wurde dadurch aber geweckt, um sich den nachfolgenden Geschehnissen ebenfalls zu widmen. Insgesamt ein netter, kleiner Action-Quickie ohne jeglichen Anspruch außer dem, den Leser zu unterhalten. Das hat funktioniert. Feuer frei auf alle flachen Charaktere - also jeden. Ist jetzt nicht einmal abfällig gemeint. Das Autorentrio huldigt der reinen Militäraction und verzichtet auf allumfassende Beschreibungen oder tiefgründige Erkenntnisse.

Jerry Garcia



Nathan Larson. Dewey Decimal, über den weder wir noch er selbst allzu viel wissen, schießt sich im zweiten Band der Trilogie weiter durch ein verwüstetes und karg bevölkertes Manhattan. Dabei will er eigentlich nur eines: sein Leben (und die New York Public Library) nach seinem ganz persönlichen System ordnen. Aber er gerät zwischen alle Fronten, als er auf Material stößt, das einen mächtigen US-Senator mit dem Mord an einer koreanischen Prostituierten in Verbindung bringt. Eine dubiose Privat-Armee ist hinter ihm her, während in Korea-Town Yakuza und koreanische Gangs um die Vorherrschaft kämpfen und New York City einer No-Go-Area gleicht.

Mittlerweile sind einige Wochen vergangen seit den letzten Aktionen und Dewey hat sch so mehr schlecht als recht durchgehumpelt mit seiner zerballerten Kniescheibe. Doch jetzt hockt er im Büro des DA, der nicht mehr unter den wenigen Bewohner der Metropole weilt und wühlt sich durch die Unterlagen. Manches findet sein Interesse, aber der größte Teil interessiert ihn nicht die Bohne. Bei seiner eigenen Akte stutzt er kurz, lässt die Neugierde dann aber doch nicht siegen. Stattdessen greift er sich eher Material, das sich nützlich verwenden lässt. Besonders geeignet scheint ihm da der Mordfall an einer jungen Koreanerin, der lange vor den Valentinstag-Begebenheiten stattfand - und einen Senator, der mittlerweile zusammen mit seiner linksgerichteten Gattin nahe an der Herrschaft über das marode Land ist, der wohl damit zu tun hat. Rechter Senator, linke Gattin. Passt in die noch existierende politische Welt und hatte auch davor schon ein gewisses Potenzial. Dann fackelt DEwey alles andere ab - inklusive dem Büro vom DA. Doch nun macht sich Dewey auf die Suche nach den Hintergründen des Todes des Mädchens. Dazu muss er nach Schlitzaugen-City. Dort, wo es noch gefährlicher ist, als im Rest der verheerten Stadt. Da bekämpfen sich Yakuza und Chinesen und beide zusammen die Koreaner. Deweys Vorteil - er ist ein Sprachgenie. Warum, weiß er zwar nicht, vermutet aber die Armee dahinter, als die ihn in eine Klinik verfrachtet und mit Experimenten "bei Laune" gehalten haben. Doch mit seinem Gestochere in dem alten Fall scheucht er einige Organsisationen auf, die sich jede für sich selbst zugute halten, dass sie einen notwendigen Zweck erfüllen. Dass das manchmal auch den Einsatz schwerer Waffen erfordert, bekommt Dewey zu spüren. Doch der schlägt zurück.

Die Endzeit-Trilogie um ein New York (und auch die Welt) nach diversen Krankheiten, Seuchen und den 2/14 Begebenheiten geht in die nächste Runde. Dewey könnte sich sogar mit seiner Vergangenheit beschäftigen, doch er verzichtet. Seine kleinen Flashbacks haben ihm da schon etwas Bammel vor gemacht. Er will weiter der Dewey sein, der in seinem System lebt, tut, was ihm in den Sinn kommt und hat dabei eine Moralvorstellung, wie sie für einen Killer in einer zerstörten Stadt, umgeben von lauter feindlich gesonnenem Gesindel, eher unüblich ist. Aber Dewey ist ja auch nicht der übliche Bewohner. Untergekommen in der Library, die er nach seinem System ordnet und deren Fußboden er mit Schalen von Pistazien oder ähnlichem Zeug bestreut, um nächtliche Besucher hören zu können. Er trägt seine Atemmaske, Einmal-Handschuhe und badet regelrecht in seinem Desinfektionsmittel, um die Keime abzutöten in einer Stadt voller Gift. Das Wasser ist Todesgrün, der Himmel in einem mörderischen Grau und dem Regen fehlt auch nur noch ein Teil ätzender Säure. Und die Stadt ist verwüstet wie Deweys Gehirn - Lücken und Löcher, Bruchstücke und totes Gewebe. Dennoch will er irgends anders leben. So stellt er sich gegen alle Widrigkeiten, die da kommen mögen. Söldnertrupps, die ihn umnieten wollen. FBI-ler, die für Senatoren den Schutztrupp bilden, eine undurchschaubare Femme Fatale namens Rose und eine leicht durchschaubare und durchgeknallte Senatorin, die alte Slogans vor sich hinfaselt in einer Welt, die sich völlig verändert hat. Hier mal eine Bemerkung zu Rassismus, dort ein Satz zu der politischen Angelegenheit, dass sich ein Ehepaar (sie schwer linkslastig, er weit rechts von Attila, dem Hunnen) zu teilen gedenkt. Über welches Land denn? Hier macht jede Bande und jede Gang doch eh, was sie will. Politiker und ihre Armeen sind auch nur eine weitere Gang. Und neben all dem hat der Fall als Aufhänger für eine kräftige Portion Action gesorgt. Horden von Söldnern, verbrecherische Asiaten, Krieg zwischen Chinesen und Koreanern, Deweys Stunt, einen Kampfhubschrauber vom Himmel zu holen. Der Crime Noir tritt hier doch ziemlich in den Hintergrund, der coole Hardboiled-Hund bleibt. Und er bleibt sich auch treu: desorientiert, auf die Bibliothek und seine Systeme fixiert und auch kämpferisch, wenn es sein muss, ausgestattet mit einem ureigenen Sinn für Moral. Mal eiskalter Killer, mal mitfühlender Kamerad. Kein New Yorker, der den Dialog liebt. Eher maulfaul und misstrauische gegenüber Labertaschen, die ihr Gegenüber einlussen wollen. Politiker halt. Bleihaltig, finster, mit trockenem Humor und hier und da etwas Geseschaftskritik ausgestattet kommt "Boogie Man" von Nathan Larson daher. Eine weitere ganz feine Lektüre, die mich aber nach ersten Hinweisen im vorherigen Buch hier immer weiter in eine ganz bestimmte Richtung schickt, die ich schon aus einer anderen Trilogie kenne - und es ist nicht "Herr der Ringe" in der Filmfassung oder so ein Zeugs. Um denjenigen, die diese vielleicht auch kennen, erwähne ich den Titel hier nicht. Aber Dewey Decimal ist bermerkenswerte Crime-Literatur, die Aufmerksamkeit verdient hat. 280 Seiten.

Jerry Garcia



Nathan Larson. Im letzten Teil der Dewey-Decimal-Reihe um die Machenschaften des korrupten Senators Howard lernen wir die wahren Hintergründe für die Katastrophe 2/14 in New York kennen. Für Dewey Decimal stellt sich die Frage, auf welcher Seite er stehen will. Auf jener, die lediglich Profit aus dem Zusammenbruch schlagen, oder auf jener der Verlorenen, Wütenden. Auch wenn das heißt, dass er sich seiner Vergangenheit stellen muss.

Dewey hat endlich den Kerl gefunden, der seinen Kumpel Dos Mac vor einem Jahr getötet hat und macht ihn so platt, wie er sich das unzählige Male in seiner Phantasie vorgestellt  hatte. Nachdem er das erledigte hat, wird er kurze Zeit später von einem Chauffeur aufgelesen und zu Senator Howard gebracht. Er soll den Park von einer größeren Gruppe "Hippies" - wie der Senator sie bezeichnet - räumen. Also geht er hin und sagt ihnen, dass sie 72 Stunden Zeit haben, von dort zu verschwinden oder sie werden in dem Chaos, das New York derzeit darstellt, schlicht und einfach entsorgt. Aber er hat auch ein eigenes Problem - immer wieder hat er Aussetzer. Freezes, wie er sie nennt, entwickeln fast ein Eigenleben, nehmen ihm das Bewusstsein, gaukeln ihm Bilder vor, die ihm vage bekannt vorkommen. Und wenn die Anfälle zu Ende sind, findet er sich an einem Ort wieder, ohne zu wissen, wie er nun dahin gekommen ist. Als er wieder klar ist, steht ein weiteres Treffen mit dem Senator an. Dewey soll sich um zwei Mitglieder des saudischen Königshauses kümmern, das immer noch als Koalitionspartner der USA gilt, und sie unbeschadet durch die von marodierenden Banden und Milizen beherrschten, verheerten Straßen des Restes des ehemals stolzen New York bringen. Was er zu dem Zeitpunkt nicht ahnt, ist die Tatsache, dass es Gruppen gibt, die gar nicht wollen, dass die Saudis gesund und lebend ihr Ziel erreichen. Und so startet eine Hetzjagd auf ihn und seine Schützlinge. Und so nach und nach deucht ihm auch, was hinter den 2/14 Begebenheiten stecken könnte.

Der abschließende Teil der Trilogie bringt einen schnodderig erzählenden, von seinen Ersatzteilen nahezu im Stich gelassenen Dewey Decimal seiner Vergangenheit näher. Immer mehr zeichnet sich ab, was er als Soldat der Streitkräfte für solche machtgeilen und hinterfotzigen Typen wie Senator Howard an Drecksarbeit erledigen musste - und was man ihm selbst dabei angetan hat. Wie auch im vorgen Band "Boogie man" setzt Nathan Larson hier auf mehr Action, lässt die Noir-Ansätze fast gänzlich außen vor, kümmert sich mehr um den Protagonisten, der sich durch New York mordet, aber irgendwie immer mehr mit seiner Tätigkeit hadert und sich fragt, wieso es soweit gekommen ist. Eindeutig ist aber, dass die politischen Machthaber es nicht gerne sehen, wenn das Volk seine Meinung äußert, mitgestalten will und einen gemeinsamen Wiederaufbau fordert. Zivilisten, die den Plänen im Weg stehen, werden nicht nur diffamiert, sie werden einfach ausgemerzt. Die Politk geht hier halt nur ganz offen eben ein, zwei Schritte weiter, als es in der Wirklichkeit passiert. Das Volk hat eh keine Ahnung, also denken wir für sie, handeln für sie und bereichern uns - aber nur für uns. Irgendwie nix Neues auf dem Planet Erde. Überall daselbe Dilemma. Jedes Drama hat seine Profiteure. Und all die Geheimnisse, die nun über drei Bücher aufgebaut oder auch nur angedeutet wurden? Werden in vielen Fällen nur teilweise aufgelöst. Nathan Larson meint, dass man nicht jedem Leser am Ende alles in einem klärenden Satz servieren muss. Eine Dystopie, die keine Lösung bietet. Dafür gute und auch überdenkenswerte Unterhaltung. 305 Seiten.

Jerry Garcia



Brad Thor. Auf den Skipisten von Utah ereignet sich ein unglaublicher Vorfall: In einem spektakulären Coup entführen Terroristen den Präsidenten der USA und töten dabei 30 Männer des Geheimdienstes. Nur der junge Scot Harvath überlebt. Während Secret Service, FBI, CIA und der verdächtig unentschlossene Vizepräsident erklären, dass eine Vereinigung aus dem Nahen Osten hinter dem Angriff steckt, glaubt Harvath keine Sekunde daran. Also beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln. Die spärlichen Hinweise führen ihn in die Schweiz. Dort trifft er auf Claudia Müller von der eidgenössischen Staatsanwaltschaft. Auch sie ist den Tätern auf der Spur und berichtet von einer mysteriösen Söldnertruppe, die sich "Die Löwen von Luzern" nennt - ein tödliches Team professioneller Killer. Auf den schneebedeckten Hängen des Pilatus-Bergmassivs beginnt der Kampf gegen die Löwen. Aber lebt der Präsident überhaupt noch? Oder riskieren die beiden ihr Leben vielleicht umsonst?

Beim Skiurlaub in Utah steht der Präsident der Vereinigten Staaten unter strengem Personenschutz durch den Secret Service. Gleiches gilt für seine Tochter. An einem wenig erfreulichen Tag bezüglich der Witterung machen sie sich auf, die Berghänge mit ihren Skikünsten hinabzusteuern. Dazu wählen sie unterschiedliche Pisten, da der Präsident seine Tochter nicht einer gefährlichen Stelle der Schussfahrt aussetzen will. So ist Scot Harvath nun mit einem Teil des Teams für den Schutz der Präsidententochter zuständig, während die andere Gruppe bei ihrem Staatslenker bleibt. Abgesehen vom Wetter passt alles wunderbar, bis Harvath sieht, wie zwei der Begleiter des Präsidenten stürzen, während der Rest mit dem Schützling um eine Biegung verschwindet. Er denkt sich noch nichts dabei, bis sie plötzlich angegriffen werden. Er flüchtet mit Amanda, muss aber miterleben, dass die Gangster eine Lawine auslösen. Die Beiden können gerade noch so unter einem Felsvorsprung Schutz suchen, damit sie nicht von dem abgehenden Schnee mitgerissen werden. Allerdings sind sie nun darunter begraben und die Luft in der kleinen Blase wird nicht ewig reichen. Unterdessen versucht das Basisteam unentwegt, beide Gruppen zu erreichen, doch weder die Funkgeräte noch die Sender bei den Bewachern und den zu Schützenden funktionieren. Erst nachdem Harvath sich aus dem harschen Schnee gegraben hat, kommt ein Kontakt zustande. Er und Amanda werden geborgen und bald hat man auch die Agenten um den Präsidenten gefunden - alle tot. Ihr Schutzbefohlener ist weg. Dafür einer der Angreifer dageblieben - auch tot. Alles deutet auf einen Angriff von Terroristen aus dem Nahen Osten hin, doch Harvath bezweifelt das. Entgegen aller Warnungen der Ärzte ob seiner Verletzungen, macht er sich auf, die Spuren zu verfolgen. Sie führen in die Schweiz. Doch sicher ist er da nicht. Killerkommandos sind ihm auf den Fersen. Vorübergehend kommt er bei einer ehemaligen Bekannten unter, über die er dann auch Claudia Müller kennenlernt, die in Bern für die Staatsanwaltschaft arbeitet. Während ihrer Ermittlungen müssen sie sich gemeinsam gegen weitere Anschläge auf ihr Leben wehren.

Brad Thor wurde ja schon von Blanvalet in drei Abenteuern hierzulande veröffentlicht, aber der Verlag oder die dahinter stehende Gruppe hat sich doch recht schnell von derartigen Themen abgewandt (Auch Vince Flynn und weitere Autoren derartiger Thriller wurden einfach gekippt) und so entstand bald eine Lücke bei Actionstoffen, die den geneigten Freunden des Genres gewaltig auf die Nüsse ging. Nun hat sich der FESTA-Verlag der Dinge angenommen und viele Leserherzen erfreut. Brad Thor ist mit "Die Löwen von Luzern" so richtig auf Tuchfühlung mit der Kunst des überragenden Thrillerautors Robert Ludlum gegangen. Hätte Brad Thor die zu Beginn eingeführten Drahtzieher anonymisiert und vielleicht mit Codenamen benannt - ebenso auch zwei oder drei spätere Figuren -, wäre das dem Spannungseffekt noch zuträglicher gewesen und hätte ihn mit dem Meister des Verschwörungsthrillers auf die gleiche Höhe gebracht. Abgesehen davon ist das Buch ein gut recherchierter Thriller mit einigen faszinierenden Actionszenen, die hauptsächlich in Europa und dort in der Schweiz stattfinden. Ein kleiner Trip nach München offenbart dann das eine oder andere Klischee über die Deutschen, aber auch die Schweizer bleiben icht völlig verschont. Aber das ist Kleinkram, der nichts an der hohen Qualität der Story und dem Stil des Autors ändert. Der Eindruck ist schlicht und einfach in höchstem Maße positiv, die Charaktere gelungen, der eine oder andere Scherz (Cliffhanger, Kriegsbeil begraben) zündet und der Protagonist wirkt sympathisch; auch darum, weil ihm nicht immer alles gelingt und er auf Hilfe angewiesen ist. Da es sich ja um eine Reihe handelt, ist es selbstverständlich, dass der Held etwas mehr Glück und Geschick hat als seine Feinde, sonst wäre der Spaß ja bald vorbei. Übrigens ist der Thrilleranteil hier sehr hoch und es ist beileibe kein reiner Actionkracher im Sinne des America First. Brad Thor ist hier eine wunderbare Mischung gelungen, die rundum zufriedenstellt. Und wenn ich bedenke, dass es schon etliche Autoren gab, die den Versuch unternahmen, sich mit den besten Werken eines Robert Ludlum zu messen und noch mehr einfach von den Verlagen zwecks Verkaufsargument einfach zu dessen legitimen Nachfolger ernannt wurden und die so ziemlich alle im Prinzip versagten, dann kann man Brad Thor nur zu seiner Geschichte gratulieren. Er ist ungemein dicht dran. Daher volle Punktzahl und eine Kaufempfehlung an alle, die einen ordentlichen Kracherthriller zu schätzen wissen und Robert Ludlums einzigartige Verschwörungsgeschichten vermissen. 660 Seiten.

Jerry Garcia



Tom Zola. Krisen und Konflikte prägen das Weltgeschehen. Die EU droht zu zerfallen, der Nahe Osten zerfleischt sich, die NATO und das von Russland angeführte "Krimbündnis" belauern einander. Eine weltweit koordinierte Serie von Anschlägen erschüttert in dieser Situation die Staatengemeinschaft. Deutschland, das türkisch-iranische Grenzgebiet, Niger und die Mongolei werden zeitgleich angegriffen. Reflexartig wechseln die Entscheider dieser Erde in den Angriffsmodus, kündigen Maßnahmen an, fordern Vergeltung. Sündenböcke sind schnell gefunden. Die wichtigsten Militärbündnisse bringen sich in Stellung. Die Menschheit wankt dem Abgrund entgegen, blinde Wut bestimmt ihr Handeln. Dennis Bernau, Stabsunteroffizier der Bundeswehr, wird mit einem gigantischen Truppenaufgebot der NATO in den Nahen Osten verlegt. Ihm dämmert bald, dass sein Land, dass der gesamte Westen vorschnell gehandelt hat. Es scheint, als habe eine unbekannte Macht ihre Finger im Spiel – eine Macht, die nicht von dieser Welt ist.

Dennis Bernau ist mit seiner Truppe unter Leitung von Oberfeldwebel Brandtner in einer Übung, die beweist, wie wenig Ahnung vom täglichen Geschäft in der Bundeswehr haben. Sie stolpern mehr durch die Landschaft, als dass sie geordnet und ruhig mit ihrem Marschgepäck den Vormarsch absolvieren. Bald ist aber Schluss mit lustig. Die Gruppe wird angegriffen. Zivilisten attackieren die Soldaten ohne Warnung und aus heiterem Himmel. Sie können sich gerade noch zurückziehen, bevor es zu heftigeren Kampfhandlungen kommt. Bernau glaubt etwas seltsam Weißes erkannt zu haben, hält aber vorsichtshalber die Schnauze, da er sich nicht sicher ist. Man versorgt die Wunden und kurze Zeit später ist es mit der Ruhe vorbei. Und der Oberfeldwebel kann über sein Smartphone noch Nachrichten empfangen, die alle vor Entsetzen fast erstarren lassen. Anschläge in der Mongolei, in Afrika und auch hier vor Ort. Eine ganze Stadt wird rasend. Während die Männer und Frauen um ihr Leben kämpfen, versuchen die Politiker allerorten sich einen Überblick zu verschaffen und eine Gegenstrategie zu entwerfen. Nicht so einfach, wenn parteiübergreifende Küngelei der Kanzlerin immer wieder Steine in den Weg legt und der politische Intrigenstadel seine Chance sieht, die Macht an sich zu reißen. Derweil kommt es an der türkisch-iranischen Grenze ebenfalls zu ersten kleineren Scharmützeln. Doch der Konflikt schaukelt sich hoch, bald wird über einen NATO-Einsatz in der Türkei nachgedacht, um diese gegen den Iran zu verteidigen. Und auch die Situation im Inland spitzt sich zu. Augustdorf wird von den deutschen Truppen gestürmt, Tote und Verletzte sind zu beklagen. Ein Kommissar in leitender Funktion lässt einen Kollegen verhaften, der krankgeschrieben ist und möglichweise mit den Angreifern unter einer Decke steckt und unterzieht ihn einem hochnotpeinlichen Verhör - kurz Folter genannt. Alle drehen durch, keiner hält sich mehr an Vorgaben. Und die Kanzlerin setzt sich gegen ihre Konkurrenten durch und die Bundeswehr zieht bald mit der NATO in den Krieg. Brandtner, Bernau und ihre Untergebenen finden sich bald in einem Stahlgewitter wieder, das sie schier verzweifeln lässt.

Tom Zola ist ja bekannt als der Autor der "Alternate History"-Reihe "Stahlzeit". Von den bisher erschienenen, habe ich acht Bücher, gelesen aber noch keines. Daher ist "V-Fall Erde" mein erstes Buch, das ich mir von ihm zu Gemüte führe. Gerade in die erste Hälfte, wenn er die Figuren aufbaut, Positionen beziehen lässt und sie charakterisiert, lässt er auch mehr als nur Andeutungen zu sozialen und politischen Brennpunkten Einzug halten. Okay, den Namen Gabriel Sigma zu wählen, halte ich für etwas platt, aber immer noch besser als "politischer Mittelfinger-Jongleur", den man ob gewisser Gestik eigentlich aufgrund von Beleidigung gegenüber Volk und Wählern sowie Menschen, die eine andere Meinung vertreten, mal vor den Kadi zerren sollte. Von Demokratieverständnis zeugen solche Vorkommnisse, die dieser Gabriel Sigma so von sich gibt, eher weniger. Doch das gilt für etliche Handelnden in diesem Buch. Und während die Welt und die Repubik, für die ein Amtseid geschworen wurde, der eh keinem mehr etwas bedeutet (Meineid), kämpfen die gewählten Vertreter nur noch um ihre Machtposition oder den persönlichen Vorteil durch Reibach. Hier und da scheint auch die Meinung des Autors durchzuschimmern, aber wirklich festlegen tut er sich meines Erachtens kaum. Klar, kommt Rassismus ins Spiel, teilweise sogar recht deutlich formuliert, aber auch das Frauenbild und die Selbstjustiz finden ihren Platz. Und als es dann richtig Drive in die Sache kommt, hält sich Tom Zola nicht zurück. Die Kampfhandlungen sind teilweise schon recht spektatkulär und rasant, auf Action muss hier niemand verzichten. Sicher sind ihm da Autoren wie Matthew Reilly, Ben Coes, Stephen Hunter und auch Martin Kay voraus, aber hinter den Massenwaren-Publizisten braucht er sich nicht verstecken. Und was wirklich hinter dem ganzen Krawall steckt, lässt er nur häppchenweise erkennen. Im Epilog bekommt man einen größeren Hinweis serviert. Zuvor hatte ich den Eindruck, dass da durchaus auch eine aggressivere Variante von "Die Körperfresser kommen" am Werk sein könnte. Ja, "V-Fall Erde: Blinde Wut" wird nicht nur ein Buch, das eine überforderte, weil schlecht ausgerüstete und mit zuwenig Personal ausgestattete Bundeswehr an ihre Grenzen bringt, wenn sie in einen Konflikt mit Waffengewalt eingreifen sollen und schon ängstlich Richtung Russland schielen, das nach der Krim und der Ukraine liebend gerne weitere Länder, die früher unter ihren Fittichen waren, wieder einkassieren würden. Es geht auch nicht nur um Kungeleien unter den Mächtigen, die sich für alles engagieren, nur nicht fürs Volk oder dem Einsatz für Flüchtlinge. Es entwickelt sich nach und nach zu einem Werk, das wohl sehr bald weitere und viel phantastischere Elemente beinhalten wird als bisher. Ich werde mir den Folgeband sicher gönnen und habe auch ein Auge auf die andere Reihe "Weltenkrieg: Die Rückkehr" geworfen. Bleibt nur die Frage: Rückkehr - gab es davor schon andere Bände, die ich verpeilt hab oder werden die Handlungen von "V-Fall" und "Weltenkrieg" womöglich zusammen geführt? Wer also jetzt nicht gerade hochgeistige von Weltliteraturformat mit eingebautem Zwang zum Überdenken der Situation des Lebens und der innigen Gefühle für alle Mitmenschen erwartet, der darf sich auf ein knalliges Abenteuer mit einigen flapsigen Sprüchen (Jo, auch Königsblau gegen Bienen-gelb-schwarz) und gegen Ende einem krachenden Kriegsszenario freuen.                         

Jerry Garcia




Robert McCammon. "Die Verwandlung". 1944. D-Day steht kurz bevor. Für Nazideutschland wird die Luft immer dünner. Doch Hitlers Wissenschaftler arbeiten an einer geheimen Wunderwaffe, die die Invasion mit einem Schlag beenden könnte. Die letzte Hoffnung der Alliierten liegt auf den Schultern eines Mannes: Michael Gallatin. Er ist ein Meisterspion a la James Bond - und ein Werwolf! "Berserker". Im Auftrag des britischen Geheimdiensts kämpft sich Michael Gallatin, Meisterspion und Werwolf, vom besetzten Frankreich bis nach Berlin durch. Er soll herausfinden, was sich hinter "Iron Fist" verbirgt, der angeblichen Wunderwaffe der Nazis. Auf seinem Weg begegnet Michael einigen skurrilen Gestalten, etwa dem grausamen Nazioffizier Jerek von Blok mit seinem hünenhaften Schützling Treter, der seine Opfer am liebsten zu Tode trampelt oder dem sadistischen Großwildjäger Harry Sandler, der stets von seinem aggressiven Falken Blondi begleitet wird. Es sind nur noch wenige Stunden bis zum D-Day, als Michael in die Hände von Dr. Hildebrandt fällt, einem wahnsinnigen Wissenschaftler, der Giftgasexperimente an Kriegsgefangenen durchführt.

Michael Gallatin ist russischer Herkunft, musste das Land aber verlassen, als seine Eltern getötet wurden. Er selbst wurde von einem Rudel aufgenommen, das sich als Werwölfe herausstellte. Nicht jeder war damit einverstanden, doch der Anführer setzte sich durch und nach anfänglichen Problemen konnte Michael ihm beweisen, dass er das Vertrauen wert war. Doch auch auf seine neue Familie wurde die Jagd eröffnet und nach einigen bitteren Erfahrungen entschied er sich, dass Russland nicht mehr seine Heimat sein solle und schlug sich nach England durch. Irgendwann erkannte jemand seine Identität als Werwolf und ihren militärischen Nutzen. So kam es dann, dass Michael 1941 in Nordafrika wertvolle Dienste leisten konnte, um Rommel und seine Truppen entscheidend aufzuhalten. In Kairo aber wird dann seine Geliebte von einem Attentäter getötet und er zieht sich zurück, will nichts mehr mit den Menschen zu tun haben. Doch der Krieg lässt ihn nicht los. Er wird nahezu bekniet, wieder in den Dienst zurückzukehren. Und bald hat man ihn auch davon überzeugt. Nun muss er nach Frankreich und dort verhindern, dass die Nazis etwas über die geplante Invasion erfahren. Zu seiner wertvollen Hilfe wird der deutsche Deserteur Maus, der ihn bei seinen Bemühungen unterstützt und dafür nur nach Berlin mitgenommen werden will, um seine Familie rauszuholen, bevor die Russen kommen. Doch so einfach ist das nicht. Verrat macht die Runde, der Mörder seiner Geliebten Margritta kommt ins Spiel und diverse deutsche Offiziere und ihre Handlanger unterschiedlicher Nationen machen Jagd auf ihn. Und als er den verwegenen Plan der Nazis unter Hitler entlarvt, ist es schon kurz vor Zwölf. Wenig Zeit, um einen weiteren perfiden Massenmord zu verhindern.

Die Vorgeschichte des Werwolfs Michael wird in Rückblenden, die in die Kapitel eingestreut sind, erzählt. Von menschlichen Bestien, die seine Familie töteten zu einer tierischen Familie, die ihn aufzog. Seine Flucht, seine Wut, sein Kampf gegen das Böse werden ebenso thematisiert wie eine weitere menschliche Unsitte: Jegliche neue Entdeckung auf ihre Tauglichkeit fürs Militär zu prüfen und gegebenenfalls auch unter Nutzung von Druck oder patriotischem Geschwafel einzusetzen. So wird aus einem Mensch/Tier eine Waffe, die zwar eigenständig handeln kann, aber dennoch missbraucht wird. Der Kniff von McCammon ist, dass er aus einem der zigfach vorhandenen Kämpfer für das Gute einen übernatürlichen Soldaten macht. Einen Werwolf. Nicht gerade ein in Massen vorhandener Handlungsfaden in der Literatur (Erinnert mich an viel später erschienene Romane von Christopher Farnsworth wie "Blutiger Schwur", in denen der einen Vampir als Troubleshooter des Präsidenten etablierte. America First mit Vampir gab es auch eher selten bisher.) und somit allein schon deswegen interessant. Trotz einiger philosophischer Einsprenkelungen, die hie und da die Gedanken in eine mehr ernsthafte Richtung denn reine Unterhaltung schweifen lassen, ist das vom Verlag zweigeteilte Buch (Kritikern dieser Maßnahme sag ich nur, dass ihr die Verträge nicht kennt und somit wohl auch kaum beurteilen könnt, mit welchen finanziellen Anstrengungen der Verlag den Autor für deutsche Ausgaben seiner Werke gewinnen konnte. Und die müssen eben refinanziert werden.) ein flott zu lesende Lektüre, die nicht durch ausschweifende und eher unnütze Beschreibungen für die Handlung unnötiger Randerscheinungen ausgebremst wird. Der Horroranteil wird durch einige ziemlich blutige Vorkommnisse hervorgehoben, doch da bleibt auch der Gedanke, was sich Menschen alles gegenseitig antun können. Gas, Verbrennungsanlagen, Experimente am lebenden Objekt, Folter um Schmerzgrenzen auszutesten und und und. Da es sich um einen Roman handelt, der im Zweiten Weltkrieg spielt und schon 1989 verfasst wurde, sollte man sich über das Bild der Deutschen nicht wundern. Alle sind sie böse und verachtenswert. Selbst Helfer werden mit Charakterschwächen gezeichnet, die sich kein stolzer Alliierter erlauben würde. Demgegenüber stehen aber einige fantastische Momente voller Action, die man zum Beispiel in der "Zugjagd" goutieren kann. Spannung garantieren abwechlsungsreiche Wendungen - obwohl klar ist, dass diese fiesen deutschen Drecksäcke selbstverständlich keinen sieg davontragen werden - und nahezu dauerhaft fesselnde Abenteuer des Werwolf-Spions hinter den feindlichen Linien. Nur unterstützt von einer Frau, einem desertierten Deutschen und einem russischen Piloten. In der Riege der Horrorautoren ist Robert McCammon schon fast eine Marke für sich und ganz weit oben im Ranking anzusiedeln. Da darf der Verlag gerne mehr bringen. Seit den Veröffentlichungen im Knaur-Verlag war es ja hierzulande ruhig um den Autor geworden. Der Festa-Verlag hat das geändert. Zusammen rund 850 Seiten.

Jerry Garcia



Greg Iles. Penn Cage, der Bürgermeister von Natchez, Mississippi, und seine Verlobte, die Chefredakteurin Caitlin Masters, sind einem Anschlag entkommen, hinter dem die Doppeladler stecken, eine rassistische Organisation, die seit den sechziger Jahren ihr Unwesen treibt. Aber die Gefahr ist keineswegs beseitigt. Forrest Knox, ausgerechnet der Chef der State Police, ist der wahre Kopf der Doppeladler. Er will verhindern, dass Penn Beweise vorbringt, welche Morde die Doppeladler begangen haben. Doch Penn hat eine Spur, um die Toten zu finden. Sie führt in die Sümpfe des Mississippi River, zu einem geheimnisvollen Ort, an dem ein ganz besonderer Baum steht.

Nachdem Penn Cage und Caitlin nur knapp dem Tod entronnen sind und dafür ein flammendes Inferno hinterlassen haben, dem auch ein Anführer der Gegner sein Leben beim Versuch die beiden zu töten lassen musste, bleibt ihnen nicht viel Zeit, sich wieder zu sammeln. Tom Cage ist weiterhin auf der Flucht und Penn versucht mit allen Mitteln, seinen Vater, der zudem an Diabetes leidet, zu finden und eine Erklärung für dessen Verwicklung in den Fall zu erhalten. Außerdem wird Tom Cage ja immer noch beschuldigt, der Mörder von Viola zu sein, deren Rückkehr nach Natchez erst diese mörderische Aktivität in der Stadt und bei einigen anderen Verbrechern und Politikern bis nach New Orleans ausgelöst hat. Mit einer zunehmenden Hektik und Verbindungen in die höchsten Kreise versuchen nun die Antagonisten alle aus dem Weg zu räumen, die ihren Plänen gefährlich werden könnten und sie selbst in den Knast bringen würden. Die Doppeladler um Forrest Knox und Snake Knox können es sich nicht leisten, dass man sie mit den Morden an John F. Kennedy, Robert Kennedy und Martin Luther King in Verbindung bringt. Neben den Spuren, die zu den vergangenen Verbrechen an den Politikern führen, gibt es noch den Knochenbaum, in dem Beweise jeglicher Art für rassistische Morde seit beginn der 20. Jahrhunderts liegen sollen, das Jagdgebiet Valhalla, das für die Klientel zugänglich ist, ansonsten aber umzäunt. Dort will Caitlin auch einige Hinweise verfolgen, die sie für ihre Arbeit bei der Zeitung ihres Vaters nutzen kann. Doch was sie findet, sind Tom Cage und tödliche Gefahr. Unterdessen versucht Penn Cage mit dem FBI-Agenten Kaiser einen der Knox' zum Reden zu bringen, um die ganze Sippe aus dem Verkehr zu ziehen. Wobei Penn aber auch sehr viel Augenmerk auf die Sicherheit seines immer noch auf der Flucht befindlichen Vaters legt. Nicht die klügste Vorgehensweise wie sich bald herausstellen wird.

Große Gefühle in den Südstaaten. Familienfehden mit Verschwörungscharakter. Rassismus und Mord, Hinterlist und offenes Aufbegehren. Weitere 1000 Seiten im Süden der USA, wo der Sumpf nicht nur reine Natur ist, sondern auch jener der Korruption und Vorteilnahme durch Würdenträger zum täglichen Leben gehört. Aufgewühlt auch durch ein Szenario, das sich zu den Morden an den Kennedys und King zurückführen lässt und entschieden besser dargeboten wird als in Stephen Kings viel zu ruhigem "Der Anschlag", der sich mit einem Lee Harvey O. befasste, den er dann im Prinzip doch als Einzeltäter in seinem Roman hinstellte. Gewisse Fakten stimmen bei beiden Autoren überein, doch Greg Iles versteht es, die Gegebenheiten geschickter in sein Gesellschaftsportät einzubauen als dies Stephen King gelungen ist. Mit jeder Seite eröffnen sich bei "Die Toten von Natchez" weitere Verwicklungen in eine düstere Vergangenheit, ohne dabei außer Acht zu lassen, dass auch in der Gegenwart (hier 2005, kurz nach Katrina) gierige Bonzen, zumeist weißer Hautfarbe, nicht zu schade sind, die Not nach dem Jahrhundertsturm für ihre Zwecke auszunutzen. Die evakuierten Gebiete, meist von Schwarzen bewohnt, werden wieder aufgebaut - aber nur für gutsituierte Erfolgsmenschen, zu denen auch einige wenige mit schwarzer Hautfarbe gehören. Wie in Amerika üblich, werden solche Aktivitäten nur an heimatliche Firmen vergeben, auch wenn es einen Aufbau im Ausland geben sollte (siehe Irak usw. wo die Profiteure am Ende wieder nur US-Firmen waren/sind, während die Unterstützer lediglich zur Finanzierung herangezogen wurden, seien es nur Briten oder Deutsche.). Und wo Geld fließt, ist das Verbrechen nicht weit - und die Gleichgültigkeit, die in einem Nebensatz so richtig zum Tragen kommt. Etwas, das man sich vielleicht auch hierzulande ob der aktuellen Situation hin und wieder vor Augen halten sollte. Da kommen Menschen, die alles verloren haben, auf Suche nach Hilfe - in dem Fall Natchez. Und die Honoratioren der Stadt haben nichts weiter zu tun, als sich über die Neuankömmlinge zu mokieren und sie als Menschen zweiter Klasse, lästige Katrina-Flüchtlinge, abzuwerten. Nach Greg Iles sind die amerikanischen Südstaaten eine gefährliche Gegend, die noch im vorgestern lebt und sich abseits der Städte nicht weiterentwickelt hat. Alte Ressentiments bestehen weiterhin, die guten und alten Kluxer sind weiterhin aktiv, Schwarze werden immer noch wegen ihrer Hautfarbe verachtet und drangsaliert. So verwundert es nicht, dass das Gesetz hier käuflich ist, Drohungen und Gewalt immer noch Mittel zum Erreichen des Gewünschten sind. Private Jagdgebiete, in denen das Wild unliebsame Zeitgenossen derer sind, die die Macht haben, solche "Happenings" ungeahndet zu veranstalten. Im Sumpf versenkte Leichen, komplexe Zusammenhänge und Erinnerungen an die Amerika-Trilogie von James Ellroy, die zwar nicht auf den Süden der USA beschränkt war, aber thematisch durchaus gerade in Bezuug auf die Kennedy-Morde sehr dicht bei Iles - oder Iles bei Ellroy. Vielschichtig und plausibel portätiert Greg Iles seine erfundene Geschichte, die er mit einigen eigenen Erfahrungen würzen konnte, da er aus Natchez stammt. Ein komplexes Geschehen mit vielen Figuren, das eine Menge Aufmerksamkeit und Zeit erfordert, um allen Handlungssträngen kontinuierlich folgen zu können. Spannungsaufbau kann der Autor wie er schon mehrfach bewiesen hat, bei dem einen oder anderen Protagonisten hat er aber entschieden zu sehr den Egosimus hervorgehoben, sodass gerade bei Caitlin wie schon im vorigen Buch wenige Sympathien erwerben kann. Auch Penn ist nicht ohne Makel, war er aber noch nie in den bisher fünf Romanen um seine Person. Aber warum soll jeder ohne jegliche Charakterschwächen daherkommen? Wichtig ist, dass die Bösen dann viel schlimmer sind. Übrigens hat der Autoir diesmal auf einen Nazi-Vergleich verzichtet. Vehement, ohne Blatt vorm Mund, gehaltvoll, berührend in einem gnadenlosen Umfeld selbstgerechter Rassisten, die sich ihre eigenen Gesetze machen. Dramatischer Südstaatenthriller, der für mich nahezu perfekt ist. Bei über 1000 Seiten fallen kleinere Mängel kaum ins Gewicht. Wer also Zeit, Geduld und Aufmerksamkeit hat, sich auf ein solches Mammutwerk (Teil 1 "Natchez Burning" hatte ja auch schon 1000 Seiten) einzulassen, der wird mit einem richtig guten Buch belohnt. Teil 3 soll übrigens im März 2017 in den USA erscheinen.

Jerry Garcia



Tom Young. Ein US-Transportflugzeug, das einen mächtigen Mullah der Taliban zum Verhör bringen soll, wird in einem Schneesturm über Afghanistan beschossen und muss notlanden. Major Michael Parson und die Dolmetscherin Sophia Gold flüchten mit ihrem Gefangenen durch die eisige Einöde vor den Taliban, die ihnen dicht auf den Fersen sind. Das weiß auch der Mullah, der alles daran setzt, dass die Verfolger aufholen. Parson und Gold kämpfen ums nackte Überleben.

Der Flug beginnt mit einigen Ausweichmanövern, bei denen Täler und Berge zur Deckung genutzt werden, um eventuellem Feindbeschuss ausweichen zu können. Gelingt nicht ganz. Schon bald gibt es Alarm, doch die abgeschossenen Flairs, die heißer sind als die Motoren der Maschine, können die Feindrakete nicht täuschen. Getroffen wankt die Maschine Richtung Erdboden. Parson hat isch bei der Aktion das Handgelenk gebrochen, Fisher beide Beine. Und schon bald nach dem Aufschlag auf dem Boden beginnt der Sturm im Sturm. Im wilden Schneegestöber versuchen feindliche Kombattanten das Flugzeug zu erstürmen und den Mullah zu befreien. Die Crew der C-130 muss erste Verluste hinnehmen und so entschließt sich die Bewacherin des Gefangenen, Sergeant und Dolmetscherin Sophia Gold, sich mit ihrem "Schützling" und Major Parson abzusetzen, während die Verwundeten den Feind so lange wie möglich aufhalten sollen. Nun beginnt für die drei Menschen eine eiskalte Reise durch die afghanischen Berge, immer der Gefahr durch Erfrierungen und einer Kugel aus den Gewehren ihrer Verfolger ausgesetzt. Selbstverständlich versucht ihr Gefangener, der wertvolle Informationen für den Westen hat, alles Mögliche, um die Flucht zu behindern, damit ihn seine Anhänger befreien und die Feinde töten können.

Nach Büchern wie "Die Löwen von Luzern" und erst recht "Die Toten von Natchez" ist der Roman von Thomas Young richtig leichte und schnell zu konsumierende Kost. Die Charaktere sind knapp skizziert und zumeist nicht so richtig die Sympathieträger zum Mitfiebern. Wobei ich aber als positiv anmerken will, dass gerade Parson, der Flieger, der bald das Kommando über das Trio bekommt, als eher normaler Kerl geschildert wird, der nicht der Alleskönner vor dem Herrn ist. Im Gegenteil: Sergeant Gold ist ihm in Sachen Kampfbereitschaft, Kriegsführung und Wissen um lebensnotwendige Taktiken in der Wildnis recht weit voraus. "Der Sturm des Mullahs" ist eine ziemlich schlicht konstruierte Actionballade aus dem Militärbereich im Kampf gegen den Terror. Zwar werden von Tom Young beide Seiten etwas beleuchtet, kommen auch die kulturellen Unterschiede der Region zum Tragen, wenn eine Familie den Flüchtenden hilft, die einen anderen Glauben hat als die Krieger des Mullahs, denn in dieser Region gibt es auch Feindschaften unter den Clans in der direkten Nachbarschaft; in einem Tal würden die Amerikaner sofort getötet, im nächsten wiederum würde ihnen geholfen, aber nur sehr knapp ausformuliert. Hier existiert kein perfider Plan, der ausführlich geschildert werden muss oder durch Ermittler aufgedeckt. Es ist nur eine reine Menschenjagd, bei der das Wild die zwei Amerikaner sind und die Befreiung des Mullah der Lohn. Es geht gradlinig voran, bietet genügend Exekutionen, Schießereien und Luftrettungseinsätze, dass der Leser wunderbar unterhalten wird und sich kaum mit langen Erklärungen und Schachtelsätzen auseinandersetzen muss. Nichts wahrlich Neues, nichts Weltbewegendes, aber dafür vorzüglich unterhaltendes und rasantes Buch von Tom Young. Ein schmackhafter Snack für zwischendurch, der das Warten auf die nächsten Knaller von Thor, Coes, Flynn, Taylor sowie Hunter und Konsorten schön verkürzt. Er ist nur so schnell gelesen. Nachschub muss her. 345 Seiten.                         

Jerry Garcia

3 November 2016, 12:39:52 #914 Letzte Bearbeitung: 3 November 2016, 12:47:49 von Jerry Garcia


Nick Carter, ehemaliger Aufklärungs-Marine, arbeitet für das PROJECT, eine geheime Einheit zur Bekämpfung des Terrorismus. Selena Connor ist eine Sprachwissenschaftlerin, die sich in einer gnadenlosen Welt der Politik und Spionage wiederfindet, nachdem ihr immens reicher Onkel wegen eines 2000 Jahre alten Buches, das das Geheimnis für ein Elixier enthalten soll, mit dem man unsterblich werden kann.

Carter erhält den Auftrag, die Frau zu schützen und das Buch wiederzubeschaffen, bevor es Amerikas Feinde in die Hände bekommen. Das führt sie zu einer wilden und gefährlichen Jagd an internationalen Schauplätzen - immer gewaltbereite Feinde auf den Fersen.

Nach dem Mord an ihrem Onkel, einem Multi-Millionär mit Beziehungen zu höchsten Kreisen in Politik und Wirtschaft, muss auch Selena Connor um ihre Sicherheit bangen. Auf Regierungsebene entschließt man sich, den eher freischaffenden Agenten Niclk Carter wieder aus seinem selbstgewählten Exil zu lotsen, in das er sich nach einigen haarigen Aufträgen, bei denen er schwere Verletzungen davongetragen hat und der auch noch den Tod seiner Verlobten Megan verdauen muss, zurückgezogen hat, um nie wieder für die Männer hinter der Organisation arbeiten zu müssen. Ein erstes Briefing kann ihn doch überzeugen und so wird er der Security-Mann der Professorin, die sich als erstaunlich jung, reich und gutaussehend entpuppt - und auch als Ziel für Angriffe. Als sie auf dem Highway unterwegs zu Connors Haus sind, werden sie von zwei Wagen eingebremst und dann beschossen. Mit einigen halsbrecherischen Manövern können sie die Angreifer erst abschütteln und später in einem hitzigen Showdown einige davon auch töten. Der Rest haut ab. Nun werden die Ermittlungen anhand der Erkenntnisse, die man durch Auswertung diverser Kameras, die am Highway aufgestellt waren, ausgewertet und einige Chinesen als Täter identifiziert. Deren Konsulat weiß selbstverständlich von nix. Weitere Spuren führen nach Kalifornien, wo die Familie der Connors noch ein altes Grundstück hat, auf dem sie durch Goldfunde beim Rush um 1850 rum ihren Reichtum begründet hat. Es existiert sogar noch eine alte, aufgelassene Mine. Vielleicht hat der Onkel ja dort Hinweise versteckt. Doch auch die Feinde wissen von dem Ort und setzen prompt ein Team auf die zwei Verfolgten an. Die können zwar auch dieser Falle entkommen, müssen dann aber feststellen, dass diverse Fährten und Belege sie zu internationalen Schauplätzen führen, die aber auch die Gefahr getötet zu werden, immer mehr erhöhen.

Anfangen tut "Project: Weisser Jade" recht konventionell. Reiches Mitglied der Gesellschaft wird getötet und die Geheimdienste und Politiker lassen alles stehen und liegen, um der natürlich wunderschönen, superreichen und unübertrefflich intelligenten Nichte zu helfen, den Fall zu klären. Der Sidekick Nick ist auch nicht der neueste Charakter im Genre. Ausgebrannt, mit nem Packen Drama aufm Buckel, aber gleich fasziniert von Connor. Klingt jetzt nicht gerde nach wirklich lesenswerter Kost - hatte ich mir auch erst so gedacht. Ändert sich bald. Das Tempo zieht an, die Verfolgungsjagd auf dem Highway hat es in sich. Kurz danach gibt es den meiner Meinung nach letzten Mangel in der Geschichte. Im (gescheiterten) Versuch, die Lady als ultracool und supertough dastehen zu lassen, darf Nick seinen Gedanken freien Lauf lassen und sie bewindern, dass sie inmitten von massenweise Patronenhülsen und Leichen nicht ausflippt und zetert, sondern zuerst an ihren lädierten Mercedes denkt. Cool und tough? Hat bei mir nicht funktioniert. Ich fand sie elitär und menschenverachtend. Ach was, die paar Toten, aber der Lack von meinem Auto hat nen Kratzer. Nein, nicht cool. Das war es auch schon, denn jetzt steigert sich die Story in einen rasanten und gelungenen Mix aus Abenteuern Marke Schatzsuche, mit Ortswechseln und Rätseln, die an einige andere literarische Schnitzeljagden erinnern, die man aufgrund des Tempos und des Verzichts jetzt ausufernd rumzupalavern und sich selbst zu beweihräuchern vielen anderen vorziehen kann. Pausen gibt es nur bei kurzen Flashbacks von Nick hinsichtlich früherer Ereignisse und dem Ableben seiner Megan, sonst bleibt es bei Feuer frei. Und wer sich in der Inhaltsangabe schon am Wort "Unsterblichkeit" gestoßen und als Leser daher auch recht schnell wegen zu wenig Realitätsnähe das Buch aufgegeben hat, konnte zwar nicht ahnen, was er da verpasst, sollte aber daraus lernen, dass man die Bücher doch bis zum Finale lesen sollte, um sich ein Urteil bilden zu können. Wobei ich eh bei solchen Schnitzeljagden und Realität immer wieder verwundert bin, wie ein Dan Brown eine derartige Verehrung für seine Geschichten um Robert Langdon erfahren kann. Besonders die letzten beiden Werke von ihm waren üble Schnarcher (Wozu die Besetzung mit Tom Hanks für die Verfilmungen aber wiederum passt), bei denen nur ein bisschen Lokalkolorit und ein Reiseratgeber den Großteil der Werke ausgemacht hat und in einem sogar mal ein Mord von Langdon untern Tisch fallen lassen wird. Mag also sein, dass die Realität in den Büchern von Alex Lukeman gerade in Urlaub geschickt wurde, aber wenigstens bietet er sehr flotte Unterhaltung, die zwar das eine oder andere Klischee anbietet, aber auch mit kleineren Wendungen aufwarten kann. Zum Finale hin wird es dann furios, da geht es so richtig ab. Angriffe mit Apache-Hubschraubern auf militärische Ziele, die Welt nahe am Atomkrieg, Raketenabschüsse, Gegenmaßnahmen, Explosionen und wilde Schußgefechte geben sich ein Stelldichein. Dazu die schon erwähnten Fallen, Tücken, Lügen, Verräter und Maulwürde, der Zoff zwischen den Falken und Tauben im Kongress und der Berater des Präsidenten - und fertig ist ein rasanter und temporeicher Thriller, dem man kleinere Ausreißer leicht verzeihen kann. Nicht ganz einer dieser America First-Kracher, aber für den Freund wirklich passabler Action, die ohne überbordende Rechtfertigungsdialoge auskommt und einfach nur unterhalten will, ist "Project Weißer Jade" von Alex Lukeman aus dem Luzifer-Verlag eine Anschaffung wert. Diese ersten 315 Seiten gehören zu einer Reihe, die auch komplett veröffentlicht werden soll, wenn die Pläne so weit umsetzbar sind. Ich bin auf jeden Fall dabei.

Jerry Garcia



Philip Kerr. Nur weil Fußball ein Sport ist, heißt das nicht, dass immer fair gespielt wird – schon gar nicht, wenn es um junge Nachwuchstalente und internationale Verbände geht. Trainer Scott Manson landet wieder mittendrin im Sumpf des korrupten Spitzensports.

London City ist vorbei, das Griechenland-Abenteuer auch. Scott Manson teilt das Schicksal so vieler Trainer - er befindet sich zwischen zwei Jobs. Seine Managerin verschafft ihm ein Gespräch in Nizza. Doch Scott neigt zur Ehrlichkeit - wohl auch, weil er finanziell mehr als nur gut abgesichewrt ist - und sagt den Leuten, wie sie über die Runden kommen, ohne den Kollegen zu schassen. Ähnliches passiert ihm auch in Schottland. Danach erwartet ihn das ferne Asien. China entwickelt sich mit immens viel Geld zu einem Zugpferd neben den bekannten Ligen in Europa. Während sich dort Russen, Scheichs, vielleicht der eine oder andere Thai oder auch europäische Ekel-Brause-Hersteller hier ihre Vereine als Hobbys halten, bleiben die Chinesen in ihrer Heimat - vorerst. Alles sieht wunderbar aus. Viel Geld, die Infrastruktur stimmt, die Stadien sind voll, die Fanbase groß. Er macht sich keine Sorgen - und fällt auf die Schnauze. Ein Konkurrent hat ihn geleimt. Ein Konkurrent des anderen großen Clubs in China - und so wird Manson zu so etwas wie ein Bauernopfer. Ein armer Tölpel, der für fiese Zwecke missbraucht wurde. Er kommt zwar halbwegs unbeschadet aus der Nummer raus, steht bei den Chinesen, die geleimt wurden, doch irgendwie in der Schuld. Scheißtrainer-Dasein. Da ereilt ihn ein Hilferuf aus Barcelona. Die hatten aus Paris von PSG einen Spieler ausgeliehen, der dort irgendwie nicht zurecht kam und zwar auf großem Fuß lebte, aber nie zwei wirklich starke Spiele in Folge zusammenbrachte. Der Verein wurde unzufrieden, der Spieler auch. Zudem haben ihn seine große Klappe und sein pseudo-politisches Getue auch noch in die Bredouille gebracht. Also ab zum FCB nach Spanien. Dort halten sie große Stücke auf Manson und der ist ihnen immer nich dankbar, dass sie ihm damals nach seiner Knast-Zeit eine Chance gegeben haben. Da fliegt er schon mal gerne nach Spanien. Doch sie wollen nicht den Trainer Manson, sie wollen den Schnüffler. Der Spieler ist verschwunden. Zum Urlaub nach Guadeloupe aka Gwada und nicht wieder zurückgekehrt. Auch die Franzosen von PSG wollen, dass er den jungen Kerl findet. Schließlich würde der FCB dessen Gehalt übernehmen, das schon nicht wenig ist, und zudem noch eine Leihgebühr zahlen. So ein Goldesel darf nicht verloren gehen. Nach einigem Zögern stimmt Manson zu und ermittelt erst in Paris, dann in Guadeloupe. Und findet dabei einige Dinge über sich, den Spieler und den Sport heraus. Vieles hat er ja schon geahnt, aber noch längst nicht alles erlebt.

Eines vorweg: Der Titel ist Programm, Das findet der Schnüffler im Trainingsanzug (aber nur während er auf der Bank sitzt) aber erst später heraus. Vorher stöbert er in den Annalen des Fußballs, verteilt Seitenhiebe gegen Beckham, Ronaldo, die Fifa und zuletzt selbstverständlich auch gegen die FA. Die sozialen Medien bekommen eine gewatscht und damit sie nicht so einsam sind, wird auch die Polizei (Wir fangen keine richtigen Verbrecher mehr, wir sind hinter "Twitter-Tätern" her.) gemeinsam mit der Gesellschaft und den political correctness predigenden Politikern, die den Leuten ahnungslos erklären wollen, was nun korrekt ist und was nicht. Dieser ganze Irrsinn, der aus den USA rübergeschwappt ist wie die Deppen-Clowns und dem jeder Bonze folgt (Solange es ihm nutzt, die Bevölkerung zu gängeln.). Da wird schon mal gegen das Fußballgeschäft als Ganzes ausgeteilt, das seit zwei Dekaden nur noch aus reinem Kommerz und purem Personenkult besteht, in dem die Bildungsmisere europaweit noch stärker durchschlägt als in England oder Deutschland bei der restlichen Bevölkerung (Politiker extra ausgenommen, die unterbieten noch das Niveau der Kicker). Der eigentliche Fall, in dem Manson diesmal sein Glück versucht, bleibt oft im Hintergrund, während sich Manson in seinem Wohlbefinden suhlt und durchaus hin und wieder recht elitär palavert, zugibt, auch öfter mal Schwachsinn zu labern, nicht gerade ständig der Ehrlichste zu sein und sich auf die depperten Sprüche, die so abgesondert werden auch mal was einbildet. Da kommt dann doch wieder der Modegeck durch, der Frauenliebhaber, der Filou. Erzählt wird das Ganze im schnodderigen Ton, mit einem Tupfer Humor, die aber den wahren Ernst der Lage nicht verhehlen. Die Charaktere in "Die falsche Neun" sind nicht wirklich nur eindimensionale Figuren vom Reißbrett. Da taucht Menschlichkeit auf, wo man sie nicht erwartet, wird aber auch zu Tricks gegriffen, die schon verwundern, dass dies möglich ist. Und über allem steht das Geld. Das erwähnt der Autor übrigens auch, als er einem der Protagonisten den Schreiberling Phil Kerr als Ghostwriter empfiehlt, das der zwar teuer wäre, aber dafür auch nicht genannt werden will (Ertappt, Herr Baldacci, so machen sie das also, oder?). Rassismus, Geld, Gier, umtriebige Mäzene (die ihre Spielzeuge bei Misserfolg fallen lassen oder bei unbequemen Regeln gerne mal den Verband mit einem Ausstieg erpressen), ein eloquenter Protagonist und ein Ende, das typisch für Manson und seinen Puppenspieler Kerr ist. Das könnte insgesamt ein guter Abschluss für die Reihe sein, aber ich würde zu gerne mehr davon lesen, was ich hier über 366 Seiten genießen durfte. Irgendwie hab ich von den Einblicken ins Geschäft, dem Protagonisten und dem lockeren Tonfall noch nicht genug. Von mir aus darf Manson gerne mal in Deutschland oder Österreich einen Fall klären. Das Verschwinden der Jungen von Herrn Mateschitz Katze in der Umkleidekabine einer seiner vielen Mannschaften, die als Plörrewerbeträger fungieren oder so.

Jerry Garcia



Michael W. Garza. Wie weit würden Eltern gehen, um ihr Kind am Leben zu halten? John und Angela Masons Leben kommt zu einem quälenden Stillstand, als sich ihr zehn Jahre alter Sohn in eine leblose Hülle verwandelt. Johns Frau verfällt dem Wahnsinn und es wird ihm schnell klar, dass er dem Ganzen irgendwie entkommen muss. Für wen wird er sich entscheiden: für seine geisteskranke Frau oder seinen Sohn und dessen unstillbaren Hunger?

Ein kleiner Junge wühlt sich aus der Erde. Ein Segen für die Eltern, besonders für Vater John, da seine Gattin ziemlich abgedreht und sich dem Segen des übermäßigen Alkoholkonsums hingegeben  hat, seit ihr Alex vermisst wurde. Nachdem sie ihn gefunden haben, bringt John den Buben nach Hause. Doch er liegt apathisch rum, scheint irgendwie immer mehr zu vergehen. Ja, zu verwesen. John will den Arzt rufen, doch seine Frau dreht daraufhin völlig am Rad. Streit bricht aus, nahe der Gewalttätigkeit. Doch dann hören sie ein Jaulen. Rex, der Haushund, hat sich ins Zimmer zu Alex gewagt. Pech für ihn. Als die Eltern den Raum betreten, liegen schon etliche Einzelteile von ihm in der guten Stube rum und Alex hat nen Fellfetzen im Mundwinkel. Schier unglaublich, das Wort Zombie geistert durch die Gedanken von Angela und John. Was sollen sie nun mit ihrem Sohn tun? Für Angela ist der Fall klar. Alex braucht Fleisch. Frisches Fleisch, das er aus einem noch lebenden Körper reißen kann. John hat zwar Skrupel, aber dann würde er Frau und Sohn verlieren. Nun ruft man Doktor Taylor an. Nicht unbedingt, um sich um ihren Sohn zu kümmern. Happihappi ist angesagt. Bye-bye Doc. Doch so simpel kommen sie nicht davon. Der Arzt war nur der erste Snack, den Alex benötigte. Da muss mehr her, viel mehr. Also begibt sich John in die Stadt, um weitere Opfer für den hungernden Zombie-Sohn zu beschaffen. Doch bald muss er feststellen, dass auch hier nicht wirklich alles eitel Sonnenschein ist.

Die Inhaltsangabe lässt ein düsteres Drama um ein Kind und seine verzweifelten Eltern im Zombie-Genre vermuten. Und so beginnt die Geschichte auch. Vermisster Sohn, total labile und psychisch kranke Mutter, ein Mann, der mit der Situation nicht zurechtkommt und zudem eine Menge Schulden an der Backe hat. Es scheint ausweglos. Die Farm verloren. Doch der zurückgekehrte Alex verändert alles. Die Frau ist zwar wieder obenauf, aber nun besessen davon, ihren Sohn gegen alles zu verteidigen, was kommen mag. Und es kommt viel. So viel, dass John beinahe daran zerbricht. Viel Emotion und Ratlosigkeit um die Zukunft beherrschen die Handlung. Und der Autor ist so gut, dass man problemlos mit den Protagonisten fühlen kann. Gerade John, der jetzt mehr denn je zum Ernährer wird, zeigt Gewissen, kann bestimmte Opfer einfach nicht ausliefern und sucht sich andere. Er zeigt Mitleid mit armen Seelen, muss aber an seine Familie denken, an deren und sein Glück. Nur darauf ist sein Denken aus. Nach ungefähr einem Drittel bekommt die Story einen Schwenk, der zu mehr Action führt. Bei einem der Ausflüge in die Stadt muss man nach und nach erkennen, dass dort auch Beißer herumstolpern und es immer schlimmer wird. John gerät an einen Jungen, den er Alex bringen will. Doch es ist nicht mehr so einfach, aus der Stadt zu fliehen. Er begegnet Grüppchen, die sich verbarrikadiert haben, erhält sogar Unterstützung. Jetzt ist man als Leser in einer richtigen Zombie-Apokalypse gefangen, zu der sich das anfängliche Drama entwickelt hat. Keine große Charakterzeichnung mehr, auch wenn Johns Denken und Handeln immer noch von einer gewissen Menschlichkeit beeinflusst wird. Zum Ende hin, das offen ist, geht es dann richtig zur Sache, was Action und Horror angeht. Dennoch bleibt der Zusammenhalt der Familie weiter ein großes Thema. Zudem wird eine Andeutung, die sich während der Zeit in der Stadt in Johns Gedanken manifestiert, nicht aufgeklärt. Es bleibt also genug Spannung erhalten, um ein weiteres Buch aus der Decaying World-Saga bei Voodoo-Press zu erwarten. Mit knapp 270 Seiten recht gut und flüssig zu lesen, nachdem man den Einstieg geschafft hat. Durchaus eine Empfehlung für Freunde der Zombie-Branche.

Jerry Garcia



Vince Flynn. Nachdem Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp die Drahtzieher der grausamen Lockerbie-Anschläge Schuss für Schuss außer Gefecht gesetzt hat, verschlägt ihn sein Feldzug gegen den Terror nach Paris. Dort gerät er in eine tödliche Falle. Neun Leichen, darunter die von Libyens Energieminister, werden in einem der besten Hotels der Stadt aufgefunden. Die Patronen scheinen aus Rapps Waffe abgefeuert worden zu sein. Die US-Regierung kappt sämtliche Verbindungen zu ihrem Topagenten, um einen internationalen diplomatischen Skandal zu vermeiden. Auf sich allein gestellt, in die Enge getrieben und verletzlich wie nie zuvor, läuft Mitch Rapp zur Höchstform auf, um die wahren Schuldigen zu finden.

Während sich Irene Kennedy in den USA bei Thomas Stansfield und Stan Hurley für die vielen Einsätze, der nicht leicht zu navigierenden Mitch Rapp und noch dazu mögliche amouröse Beziehungen auch noch dem hinzugezogenen Psychologen Lewis gegenüber rechtfertigen muss, ist das Objekt dieser Besprechung in Paris unterwegs, wo er einen Finanzier des Terrors ausschalten will. Nach den Erfahrungen hinsichtlich des Lockerbie-Attentats stecken die Libyer hinter diesem feigen Anschlag und landen somit auf Rapps Todesliste. Doch diesmal wird es nicht so einfach. Man kennt zwar sein Gesicht nicht, aber seine Vorgehensweise - und er hat sich im Laufe des letzten Jahres einen derartigen Ruf erworben, dass man alles daransetzt, ihn auszuschalten. Die verschiedensten Dienste und Terrororganisationen wollen seinen Kopf. So haben die sich einfach an alle möglichen Ziele des amerikanischen Kämpfers gehängt und überwachen diese. Das Glück, den Amerikaner auf frischer Tat zu ertappen, hat eine Gruppe Syrer. Während Rapp den Libyer erledigen will, stürmen vier Mann wild um sich ballernd in den Raum, wo der Terrorfinanzier nach einem Nümmerchen mit einer französischen Edelnutte noch einige Sekunden schläft, bevor er von Kugeln durchsiebt wird und nie mehr aufwacht. Die Prostituierte hat halt Pech. Das soll eigentlich auch Rapp haben, aber der nietet die Angreifer um und kann flüchten. Leider mit einer Kugel in der Schulter, die ihm der fünfte Mann - ein Nachzügler des Killerkommandos - verpasst. Flynn geht in Deckung und sucht Hilfe. Der letzte Syrer erstattet seinen Auftraggebern Bericht und die Polizei untersucht währenddessen den Tatort. In Amerika löst das Geschehen sofort Alarm aus. Nicht nur, dass man in diese Sache nicht hineingezogen werden will und glaubhaft mit Unwissenheit zu argumentieren gedenkt, muss Rapp aus dem Verkehr gezogen werden. Zudem ist man der Überzeugung, dass der Neue nun endgültig in seinem Hass ausgerastet ist und nur noch eine Gefahr für die Nation darstellt. Hurley setzt den Killer Victor auf Rapp an. Schnell ist dieser in Frankreich und bereitet alles für den finalen Konflikt zu seinen Bedingungen vor. Was die meisten Beteiligten nicht wissen, ist, dass es irgendwo einen Verräter gibt, der Rapp ebenfalls zum Abshcuss freigegeben hat.

Nach dem actionreichen und mit etlichen Kugeln gespickten Einstieg werden die verschiedenen Fronten aufgebaut. An den verschiedensten Orten bringen sich via Besprechungen oder Anordnungen Freunde, Kritiker und Feinde in Position, die Rapp entweder helfen oder ihn ausschalten wollen. Während dieser Phase tritt die Action in den Hintergrund und es kommt nur punktuell zu gewalttätigen Auseinandersetzung. Doch genau die verhindern, dass möglicherweise durch das Ränkespiel in den Hinterzimmern oder den Krawattnik-Etagen eine gewisse Zähigkeit im Lesefluss aufkommen könnte. Die Figuren selbst sind zumeist vernünftig skizziert, wobei Mitch Rapp hier durchaus noch als jugendlicher Draufgänger, der sich noch an gewissen Dingen erfreuen kann, passend zum Szenarion einer Vorgeschichte charkaterisiert wird. Der spätere, tief empfundene Ernst hat sich noch nicht durchgesetzt - nur sein Wille, die Feinde der USA zu töten. Sieht man Kennedy und Stansfield ab, die trotz ihres Status mehr im Hintergrund bleiben, werden außer bei Hurley recht schnell die Fronten geklärt, weisen die Handlungen und Beschreibungen dem Leser den klaren Weg, wer hier Verräter und wer loyal ist. Hurley hingegen ist mit seinen Aktionen, die er anleiert, ziemlich unklar zuzuordnen. Einige seiner Handlungsweisen passen auf den Ärger, den er mit Rapp schon im Vorgängerbuch hatte, andere scheinen dann doch etwas übers Ziel hinauszuschießen. Und dann ist da noch Victor, der Todfeind von Rapp. Endlich darf der seinen Hass auf Rapp ganz offiziell ausleben. Natürlich soll das mit dem Tod des Agenten enden. Dann sind da noch einige Franzosen, die ihr eigenes Spielchen treiben und all dem Chaos ist der verletzte Rapp, der sich zwar von Greta Hilfe leisten lässt, sie aber vor dem alles entscheidenden Showdown wegschickt. Das Finale ist dann zwar wieder pickepacke voll mit Action, aber leider etwas zu kurz geraten. Hier wäre mehr also wirklich auch mehr gewesen. Aber sonst gibt es nix zu jammern. Ein Rapp im 8,5/10-Modus ist immer noch um Längen besser als die gesammelten Schnarcher eines Dan Brown (Oder deren Verfilmungen mit Tom Hanks), die ja gerne überall mit 10/10 gehypt werden - aber nur medial, um den Umsatz zu steigern, der die teuren Rechte finanziert. Selbst ein Buch von Flynn, das nur ne Wertung von 4/10 erhalten würde, wäre dann noch besser als viele Werke der Konkurrenz. Jeder Flynn ist für Actionfreunde ein Gewinn. 460 Seiten.

Jerry Garcia



David Baldacci. Seit einem dramatischen Unfall kann Amos Decker nichts mehr aus seinem Gedächtnis tilgen. Eine Eigenschaft, die ihn zu einem perfekten Ermittler werden lässt. Bis seine Familie bestialisch ermordet wird und er unter der Flut der unlöschbaren Bilder fast zerbricht. Ein Jahr später taucht ein Mann auf und bekennt sich zu der Tat. Und noch während Decker verwirrt feststellt, dass der Mann lügt, findet erneut ein Massaker statt, diesmal an Deckers alter Schule. Wie hängen die Verbrechen zusammen? Wurden sie nur begangen, um Decker zu treffen? Und wird es ihm gemeinsam mit seiner früheren Kollegin gelingen, den Wahnsinn zu stoppen?

Amos Decker hatte es zwar nie wirklich leicht, aber er war auch niemand, der ausgegrenzt war oder von Schicksalsschlägen gepeinigt. Brauchbare Noten, halbwegs guter Sportler. Ja, er schaffte es sogar zu einem ersten Spiel in der NFL. Nachdem er zackig ausgeteilt hatte, musste er auch einstecken - und zwar richtig. Ein Gegner hat ihn wahrlich aus den Schuhen gehauen. Sein Sturz auf den Kopf hat ihm trotz Helm einiges Ungemach beschert. Erklären können es die Ärzte nicht, aber irgendwie hat sich in seinem Gehirn etwas verschoben, sodass er ab diesem Zeitpunkt nichts mehr vergisst. Seine Sportkarriere war nach diesem Crash, der ihn auch einige verschobene Knochen gekostet hat, eh vorbei, also ging er mit seinem neuen "Talent" zu Polizei. Erst als Straßencop, dann als Detective. Immer wieder verzeichnete er große Erfolge. Doch das änderte sich bald. Eines Tages kam er spätnachts von einer Observierung nach Hause und fand Schwager, Frau und Kind niedergmetzelt vor. Die Polizei konnte trotz aller Bemühungen nie eine Spur finden. Daran zerbrach Decker. Er wurde obdachlos, ein richtiger Penner. Eines Tages aber kotzte ihn sein Spiegelbild dermaßen an, dass er zumindest etwas für sich tun wollte. Immer noch fett, unbeweglich, schlecht bis gar nicht rasiert und einer Zottelmatte, die Bigfoot stolz machen würde, eröffnete er ein Detektiv-Büro. Entsprechend seinem Auftreten waren seine Fälle auch jede, die jeder viertklassige Schmalspurdetektiv, der was auf sich hält, ablehnen würde. Ehekrempel, reiche (hässliche) Töchterchen vor Mitgiftjägern bewahren und ähnliche "komplexe" Aufträge. Bis 15 Monate (Nicht 1 Jahr, wie der Klappentextanalphabetenpraktikant wohl vermutete, nachdem es ihn/sie durch die vielen unverständlichen Zahlen anscheinend völlig verwirrte.😈) nach der Ermordung seiner Familie ein Typ zur Polizei marschiert und die Tat gesteht. Selbstverständlich, dass Decker mit dem Kerl reden will. Mit einem Trick schafft er es auch und glaubt danach nicht an die Schuld des Geständigen. Da muss etwas dahinterstecken, das sich ihm noch nicht erschließt. Also forscht er selbst nach. Bis dann ein Massaker an seiner ehemaligen High School die ganze Stadt schier aus der friedlichen Ruhe reißt. Man kann sich den Ablsuf kaum erklären. Zuviele Teile passen nicht zusammen. Doch Decker wird die Ahnung nicht los, dass all das irgendwie mit dem Mord an seiner Familie zusammenhängt, obwohl der - vermeintliche - Täter bei jeder Tat im Knast saß - oder gerade deshalb?

Nun hat Herr Baldacci einen weiteren Ermittler auf seine Leserschaft losgelassen. Diesem hat er nun etwas ganz Besonderes ins Stammbuch geschrieben - aufgrund eines Unfalls kann er nichts mehr vergessen und muss zudem eine Tragödie verarbeiten. Stoff, aus dem schon die erfolgreichsten Thrillerdramen gewoben wurden. Nur dass dieses hier nicht sonderlich flüssig daherkommt. Routinierte Allerweltsware bleibt es trotz aller Versuche um den Protagonisten von anderen zu unterscheiden. Die meisten der Taten passieren in sogenannten "Off" - Man würde sie im Film also nicht zu sehen bekommen, sondern nur darüber informiert werden. Wie es hier auch im Buch geschieht. - und auch sonst fehlt es an Tempo und Action. Sicher muss sich ein übergewichtiger Ermittler etwas langsamer bewegen als fitte Sportskanonen, doch leider wirkt sich das auch auf das gesamte Buch aus. Es will einfach nicht richtig voran gehen, hier und da einige Spuren gefunden, manche recht unwirklich, an den Haaren herbeigezogen. Und was die Spannung angeht, hat David Baldacci auch schon mehr auf dem Kasten gehabt. Eigentlich mag ich die Bücher des Autors ja seit seinem Erstling "Absolute Power", der ja später von und mit Clint Eastwood verfilmt wurde, bis zu dem Zeitpunkt als er sich von einem Qualitäts- zum Vielschreiber entwickelte, der pro Jahr mindestens zwei, manchmal sogar drei Bücher unters zahlende Volk geworfen hat. Die Qualität ließ nach, sodass bei seinen Outputs mittlerweile Dämmerlicht und tiefer Schatten wechseln. Mit seinem neuen Helden, der durchaus etwas von der Norm befreit ist in "Memory Man", hat er sich leider in die schwärzeste Dunkelheit katapultiert. Sorry, aber das Buch bietet wenig interessante und schon gar keine rasante Unterhaltung, die man Seite um Seite geradezu verschlingen würde. Keine Ahnung, was er sich da vorgestellt hat, aber funktioniert hat es bei mir nicht. Sehr schwacher Baldacci, selbst für den Massenmarkt. Ein echter Kandidat für die Grabbeltheke. Und vielleicht, nur vielleicht, krankt es ja auch daran, dass er auch einen Co-Autor angeheuert hat. Da gibt es ja die Möglichkeit, dass der Chef einige Scheinchen mehr abdrückt und dafür den Co nicht namentlich erwähnen muss und so das Gesamtwerk als sein eigenes ausgeben darf. Wer weiß? Ein 540-Seiten Schlafmittelüberdosis-Attentat auf den gequälten Leser. Oder anders formuliert: Bin ich froh, dass ich nicht die Fähigkeit des Protagonisten habe - ich kann das Buch vergessen. Schnell.

Jerry Garcia



Martin Kay. Wahrscheinlich wäre Simon Thomas McLaird an diesem Morgen nicht aufgestanden, hätte er gewusst, dass sich sein Leben radikal verändern wird. Das Motocross-Rennen mit seinem Freund Calvin Nash beginnt noch harmlos, doch keiner von den beiden soll je die Ziellinie überfahren. Unvermittelt werden sie Zeugen einer UFO-Landung und befinden sich bald darauf in einer galaktischen Auseinandersetzung von unvorstellbaren Ausmaßen.

Simon und sein Kumpel Calvin nehmen an einen Moto-Cross-Rennen Teil. Doch in dem unwegsamen und einsamen Gebiet erleben sie bald eine Überraschung. Was heutzutage ein "Sully" auf dem Hudson-River hinbrachte, klappte hier doch auch tatsächlich für ein Außerirdischen-Raumschiff auf dem Wüstensand. Und somit geraten die Beiden in das Abenteuer ihres Lebens. Dem Raumschiff entseigt eine wunderschöne weißhaarige, aber dennoch junge Frau und kann sich auch sofort mit den Freunden verständigen. Dabei hilft ihr und ihrem Kollegen Ken Dra eine auf der Erde unbekannte Technologie. Sie erzählt, dass sie auf der Suche nach einem Kristall sind, der über göttliche Fähigkeiten verfügen soll. Mit diesem will ihr Volk, die Drahusem, die kriegerischen und überlegenen Tyrannen der Scardeen von der Richtigkeit und Friedlichkeit der Religion der Drahusem überzeugen. Doch sie wurden auf dem Weg zu dem Planeten DUST, wie ihn Simon aufgrund des unaussprechlichen Originalnamens bezeichnet, von den Scardeen verfolgt und zu der Landung auf der genötigt, um zu entkommen. Die Verhältnisse auf der Erde sind ähnlich wie auf den Planeten, um die man sich in der Herrschaftsfrage so bekämpft. Doch was löst so eine Alien-Landung auf Erden - besonders in den USA - so aus. Ruckzuck sind CIA, FBI, NSA und die andere Buchstabensuppe auf den neugierigen Kreuzzügen und hetzten waffenstarrend hinter die Freunden und ihren neuen bekannten her. Und aus dem Untergrund der amerikanischen Dienste gegen Volk und andere Nationen macht sich eine Organisation namens Shadow Command mopsig, die völlig skrupellos vorgeht, um ihre Ziele zu erreichen. Dass man dabei Landsleute ermordet, gehört zur Jobbeschreibung.

Dass die Geschichten um Simon und den Kristall nicht neu sind, wurde ja nicht verschwiegen. Für mich eine nette Information für den geneigten Käufer, dem man sonst gerne (Andere, größere, viel größere Verlage und die Filmbranche besonders im Heimauswertungsbereich) mit neuem Titel und neuem Cover alte Ware für die ultimativ neue Leseerfahrung ein weiteres Mal zu höherem Preis andrehen will. Aber da mir die Werke von Martin "Eileen-Papa" Kay seit den Romanen um die Agentin (Die haben mich über das sehr gelungene Cover von Mark Freier zu "Kalte Spuren" erst zum Atlantis-Verlag gebracht und mich immer mehr gute Ware aus deutschen Landen entdecken lassen - also danke Mark, Martin und Guido.) doch sehr zusagen, musste ich auch hier meine Euronen dem veröffentlichenden Verlag zukommen lassen. Kein Fehler. Dem Filmfreund dürfte aber auffallen, dass Herr Kay sich ein Späßchen draus gemacht hat, die Genres besonders der 80-er Jahre mit Genuß zu plündern. Fängt schon an wie "Timerider", sodass Simon immer vorm inneren Auge aussieht wie Fred Ward (Einen Peter Coyote hab ich nicht gefunden bisher). Raumfahrerin könnte unser aller Milla vor Resident Evil sein, hat sich halt die Haare gefärbt. "Princess of Mars" bzw. "John Carter" dürften auch Pate gestanden haben. "Die Frauen, die man Töterinnen nannte" wohnen auf einem Amazonenplaneten, dessen Atmosphäre stärker macht und länger leben lässt. Man kann also erkennen, dass die Helden bei ihrer Suche nach dem Planeten DUST und dem Kristall von einem Abenteuer ins andere rasseln und eigentlich von jedem verfolgt werden, nur nicht von sich selbst. Die Charakterzeichnung ordnet sich ganz klar der Action unter und bleibt etwas oberflächlich, die Geschichte der Drahgusem und deren Konflikt mit den stärkeren und böseren Scardeen wird immer wieder mit einigen Einwürfen der Figuren erklärt. So gibt es kaum Grund für den Autor, dem geneigten - und in meinem Fall erfreuten - Leser irgendwelche seiner knalligen und fetzigen Actionsequenzen vorzuenthalten, die er ja später in den folgenden Romanen einer Karriere ja verfeinert hat. Militär, SciFi, Amazonen, Hubschrauberattacken, Raumfights, fremde Planeten, neuartige Waffen, fiese Geheimdienste, Verrat und jede Menge spannende Auseinandersetzungen sowie einige Sprenkel Humor und Frotzeleien. Wer jetzt keinen hochgeistigen Output mit Diskussionsansatz um menschliche Werte im Dramengewand erwartet hat, sondern "nur" flott und rasant unterhalten werden will, der sollte sich diese Reihe eigentlich nicht entgehen lassen. Mir hat es jedenfalls mal gefallen, fast völlig ohne solch aufgesetzte Dramen lockere SF-Action zu lesen, wie man sie in den 80-er Jahren so oft noch in den Kinos sehen durfte. Heutzutage in Buch und Film eine Rarität. Also danke für die Veröffentlichung - und im Dezember soll ja schon das zweite Buch kommen. ca. 180 Seiten

Jerry Garcia



Patrick Senecal. Étienne, 28 Jahre, Dozent für Literatur, mit einer manischen Besessenheit für blutrünstige Horrorgeschichten, nimmt eines Abends den Anhalter Alex mit. Die beiden verstehen sich gut, doch irgendetwas an Alex ist seltsam. Und dann greift das reale Entsetzen nach Étienne: Beim Zwischenstopp in einer Werkstatt ereignet sich ein brutaler Mord. Als weitere Morde geschehen, wird es immer unheimlicher, denn alle Toten hatten irgendeine Verbindung zu Étienne. Könnte Alex der Mörder sein? Und kann es sein, dass die beiden sich aus der Kindheit kennen?

Etienne wurde von seiner Frau verlassen und hat sich das sehr zu Herzen genommen. Zudem gehen ihm seine Eltern schwer auf die Nerven, weil sie ihn wieder unter ihre Fittiche nehmen wollen. Schon seit der Zeit als kleiner Junge - wobei er sich an die Zeit vor seinem 9. Geburtstag aufgrund eines Unfalls nicht erinnern kann - waren sie immer um ihn herum, haben alles kontrolliert, was er tat und las. Gerade Bücher, die auch nur den geringsten Anteil an Gewalt oder Mord hatten, fielen der Zensur der Eltern zum Opfer. Nun wagt sich der allein gelassene Etienne wieder aus der Deckung, auch mit genügend Abstand zu den Eltern, und soll nun ausgerechnet Vorlesungen zu "Unheimlicher Literatur" halten. Im Prinzip ohne Vorkenntnisse muss er sich nun in die Thematik einarbeiten. Völlig überraschend bekommt er dazu eines Tages Hilfe von Alex, einem Anhalter, den er mitnimmt. Eine Idee von dem Tramper setzt er bald vor seiner Klasse um und freut sich über die rege Mitarbeit, ist aber auch etwas entsetzt, was Kinder so alles anstellen, nur um Grenzen zu überschreiten. Bald nähern sich Alex und Etienne dem, was man wohl als Beginn einer Freundschaft nennen könnte. Etienne hält immer an, um Alex mitzunehmen, wenn der mal wieder an der Straße den Daumen hebt. Doch nach und nach tauchen Zweifel auf, ob Alex nicht jemand anders ist, als er zu sein vorgibt. Dann geschehen Morde, mehrere Morde. Alle mit Bezug zu Alex und das wiederum stellt einen Bezug zu Etienne her. Nun will der das Rätsel lösen und muss es wohl alleine tun, da sich seine Theorien doch recht willkürlich anhören.

Ein Thriller von einem franko-kanadischen Autor, der sehr wenig mit Horror zu tun hat. Höchstens mit dem, der sich im Kopf der Leser, hervorgerufen durch den Horror in den Gedanken des Protagonisten, abspielt. Dass Etienne Probleme bekommen wird, ahnt man schnell, wenn das Charakterisieren auch seine Eltern mit einbezieht. Der Junge hat keine Erinnerungen an acht Jahre seiner Kindheit, wurde von den Erzeugern immer kontrolliert und von fast allem ferngehalten, das Jugendlichen Spaß machen könnte. Freunde? Nope. Einzelgänger durch Elternzwang. Irgendwann zog man um und nach und nach kamen Kontakte zustande, er fand Freunde, sogar eine Frau. Die hat ihn aber verlassen und sein eben wurde wieder schwermütig. Hilfe von Freunden ließ er irgendwie abprallen. Doch dann kommt Alex (musste jetzt sein, 😄). Mit dem die einschneidenden Veränderungen - die Morde, die Vermutungen, dass man sich schon kennt. Und das wiederum ist der Auftakt zu einem Drama mit dem einen oder anderen blutigen Vorfall, aber kein Buch, das die Freunde des weniger gemächlichen und umso darstischeren Horrors jetzt in Scharen anlocken würde wie die Fliegen. Die Story um Etienne ist subtiler, trauriger, verzweifelter. Doch ab einem gewissen Zeitpunkt in der Handlung kommen dem Leser - in dem Fall mir als Freund von guten UND schlechten Filmen - die ersten Gedanken zu etlichen Filmsequenzen, die ich im Zusammenhang mit dieser Erzählung auch erwähnen würde. Einen Titel zu nennen, verbietet sich hier, denn der Spoiler wäre massiv. Man überlegt sich aber auch, ob man mit dem Protagonisten Mitleid haben sollte, so sehr kommt hier Verdrängung und Verzweiflung zum Tragen. Und so ganz nebenbei wird in der Schulklasse aufgezeigt, wie grausam Kinder wirklich sein können und sich über Tierquälerei oder Auswirkungen auf Mitmenschen keine Gedanken machen. Und Studien zu dem Thema haben schon belegt, dass die schlimmsten der Sorte schon im Kindergarten beginnen, Hierarchien mit sich selbst an der Spitze aufzubauen und andere ausgrenzen und mobben, die nicht ihren Vorstellungen in Aussehen oder Ansichten entsprechen. In diesem Zeitraum ist es noch kindliches Unwissen, doch mit jedem Jahr mehr, wird daraus eine Art böses Spiel, wenn sich die Schar der Anhänger hinter die Rudelführer stellt und sie bejubelt, wenn die mal wieder einen Außenseiter, der ja erst vom Rudel als Außenseiter markiert wurde, fertigmachen. Jetzt ist aus kindlichem Handeln pure Bösartigkeit geworden, die für die Betroffenen schlimme Auswirkungen auf die Zukunft haben kann. Interessiert die egoistische Brut aber gar nicht. Sie sehen, dass man auf die Art weit kommt. Und hier sind wir wieder bei Studien. Die haben belegt, dass der größte Teil der Belegschaft in den Vorstandsetagen und die meisten Weisungsberechtigten starke soziopathische Züge aufweisen. Erlernt im Kindergarten beim quälen anderer Kids. Also ist "Das Grab in mir" sozialkritisch besonders wertvoll. Meine ich. Wer also hier auf Blut und Gedärm, hohen Munitionsverbrauch verzichten kann und darüber hinwegsieht, dass das eine oder andere Handlungsteil irgendwie schon mal da war, der erhält einen flüssig lesbaren, in kurzen Kapitel gefassten Thriller mit dramatischem Anteil. Von mir 7/10. So um die 250 Seiten.

Jerry Garcia



Rick Yancey. Sie kamen, um uns zu vernichten: die "Anderen", eine fremde feindliche Macht. Vier Wellen der Zerstörung haben sie bereits über die Erde gebracht. Sie töteten unzählige Menschen, zerstörten Häuser und Städte, verwüsteten ganze Landstriche. Sie verbreiteten ein tödliches Virus und schickten gefährliche Silencer, um jedes noch lebende Wesen aufzuspüren. Jetzt ist die Zeit der fünften Welle gekommen, die Vollendung ihres Plans, alles Menschliche auszurotten. Doch noch gibt es Überlebende: Cassie, Ben und Evan werden weiterkämpfen. Sie wollen die Menschheit nicht aufgeben. Und wenn sie sich selbst dafür opfern müssen.

Die Überlebenden aus dem zweiten Teil wollen weiter um ihr eben und das Fortbestehen der Welt kämpfen. Nachdem sie im Haus von Grace überwinterten, machen sie sich wieder auf den Weg, um den Feind zu vernichten und Ringer zu suchen. Der Weg gestaltet sich gefährlich, da auch die sogenannten Silencer unterwegs sind, um Überlebenden aufzuspüren und auszumerzen. Cassie arbeitet währenddessen an einem Plan, wie man die fünfte Welle aufhalten kann. Man muss geschickt gestellten  Fallen ausweichen, sich im Lager des Feindes bewähren, um einen schier unmöglichen Plan in die Tat umzusetzen und dabei auch an die anderen Freunde denken, die noch irgendwo da draußen sind.

Schon Buch zwei ging nicht mehr so richtig an mich. Nun hat dieses Kunststück auch "Der letzte Stern" fertiggebracht. Aufgebläht mit viel Geschwafel, die eigentliche Protagonistin aus "Die 5. Welle" in eine Nebenrolle gedrängt, in der sich auch Evan wiederfindet. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven und das versehen mit einigen Cliffhangern. Aber packend - das ist es nicht. Spannung nur teilweise vorhanden, mit den Figuren mitfiebern, sich an ihnen zu orientieren, um vielleicht endlich von der Geschichte eingenommen zu werden, erwies sich als Fehlanzeige. Nach einem starken ersten Band dieser Dystopie im Jugendbuchbereich, lässt schon der zweite Band, "Das unendliche Meer", stark nach und wird vom dritten Buch noch unterboten. Vielleicht musste der Autor sich noch einige philosophische Sprüche einfallen lassen, um auch diesen Teil auf eine einigermaßen akzeptable Seitenzahl zu bringen (380). Wenn man bei dem einen oder anderen Buch davon spricht, dass es eine Durststrecke hatte, ist man hier von Beginn an in einer Wüste gelandet. Ich hab das Dingen auch nur zu Ende gelesen, weil ich elbst Schuld bin, dass ich dafür Geld ausgegeben hab. Lest Buch eins, schaut den Film und vergesst den Rest.

Jerry Garcia



Marc Elsberg. Der US-Außenminister stirbt bei einem Staatsbesuch in München. Während der Obduktion wird auf seinem Herzen ein seltsames Zeichen gefunden – von Bakterien verursacht? In Brasilien, Tansania und Indien entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns Nutzpflanzen und – tiere, die es eigentlich nicht geben kann. Zur gleichen Zeit wenden sich Helen und Greg, ein Paar Ende dreißig, die auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen können, an eine Kinderwunschklinik in Kalifornien. Der Arzt macht ihnen Hoffnung, erklärt sogar, er könne die genetischen Anlagen ihres Kindes deutlich verbessern. Er erzählt ihnen von einem – noch inoffiziellen – privaten Forschungsprogramm, das bereits an die hundert solcher »sonderbegabter« Kinder hervorgebracht hat, und natürlich wollen Helen und Greg ihrem Kind die besten Voraussetzungen mitgeben, oder? Doch dann verschwindet eines dieser Kinder, und alles deutet auf einen Zusammenhang mit sonderbaren Ereignissen hin – nicht nur in München, sondern überall auf der Welt.

Der Tod des Amerikaners war kein wohl Attentat und auch eine dennoch angesetzte intensive Suche nach eventuellen Feinden bringt kein Ergebnis. Aber sicherheitshalber werden alle Personen, die direkt mit dem Außenminister Kontakt hatten unter Quarantäen gestellt. Dies erweist sich alsbald als überflüssig, denn bei der Obduktion stellt man entsetzt fest, dass der Mann von einem personifizierten Virus dahingerafft wurde, der sogar noch so etwas wie eine Nachricht hinterlassen hat. Jessica Roberts wird sofort mit einigen Spezialisten auf den Fall angesetzt - sie war ja auch von Beginn an unfreiwillig involviert. Andernorts finden Wissenschaftler das Phänomen vor, dass trotz Trockenheit und Armyworm-Befall einzelne Felder in der afrikanischen Region dennoch Früchte tragen, die sogar besser sind als die bisherigen Ernten. In Indien findet man Ziegen mit Merkmalen, die eigentlich unmöglich sind. Und in Amerika gibt es unter der Führung von Stanley Winthorpe eine neue Firma, die Paaren den Kinderwunsch erfüllen kann. Doch nicht einfach nur simple Kiddies. Die neuen Kinder werden über Genmanipulation sämtliche Eigenschaftern haben, die sie von anderen Kindern unterscheiden werden. Perfekte Kinder. Genies, gutaussehend, stark, mutig und mit Führerqualitäten ausgestattet. Doch was passiert, wenn dies in die falschen Hände gerät? Niemand bezweifelt auch, dass dahinter ein finanzieller Gedanke steckt und nicht der reine Gutmensch. Und dann ist da noch das Problem, dass eines der Kinder namens Jill veschwunden ist. Sie hat sich abgesetzt und wird nun verzweifelt gesucht. Zurückgeblieben bei den anderen ihrer Art ist Eugene - und der hat trotz seines Alters schon eigene Ziele und Strategien, die sich mit denen seiner Schöpfer absolut nicht decken. 

Marc Elsberg greift auch hier wieder ein aktuelles und brisantes Thema auf und zeigt den Menschen die Gefahren des Fortschritts. Es geht nicht nur um die Entscheidungsträger, die sicher nicht aus reiner Menschenfreundlichkeit agieren oder was sich aus den neuen Errungenschaften erwachsen kann, mit dem niemand gerechnet hat. Also gibt es auf  jeden Fall einige Denkanstöße, die sich jeder mal zu Herzen nehmen sollte. Doch dass sich das Szenario bald hauptsächlich um die Kinder dreht und darüber hinaus auch noch ein Machtkampf entwickelt, der nur darauf hinausläuft, dass hier jemand König werden will und nur gleiche Anhänger um sich zu scharen gedenkt, während der Kontrahent sich mehr dem Multikulti verschrieben hat (Ja, politisch korrekt muss man schon sein, um Erfolg zu haben. Man stelle sich vor, das Buch würde plötzlich ob der fehlenden allgemeinen Meinungsmache in eine ungewollte Ecke gedrängt und dann zensiert - Entschuldigung verbessert oder gar zu einer Dekaden dauernden Neuüberarbeitung vom Markt genommen.), das ganz sicher seine Vorteile mit sich bringt - oder einen ganzen Schwung Nachteile. Erfährt man ja nicht, wenn man es nicht versucht. Doch der Mittelteil, der sich dann fast nur auf die "Kinderfarm" und die "Kunden" beschränkt, die sich mit ihrem Wunsch befassen und dann diese völlig überzogene Martial Arts-Einlage der Blagen (Im Film hätte ich das als Comedy ertragen, im Buch eher nicht.) wirkte einfach lächerlich. Das hat dem Buch zusammen mit dem zähen Mittelteil dann auch den Zahn gezogen. Lange Zeit wirkte es nämlich als könnte Marc Elsberg wieder beweisen, dass er die Lücke, die Michael Crichton schon zu Lebzeiten mit seinen Drehbuchformeln in Buchform selbst gerissen und durch seinen krankheitsbedingten Tod vollendet hat, recht leicht schließen könnte. Das Können und die Ideen dazu hat ohne jeden Zweifel. Doch hier nutzte er leider zuviel Füllsel, um Nebenschauplätze aufzumachen, die sogar recht interessant und gar wichtig anmuteten (Nahrungsmittelanbau mit genetisch veränderten Samen) und die er Vegetariern und Veganern ebenso um die Ohren haut (Was die so verachten oder verabscheuen und zu vermeiden suchen, gehört längst zur Produktion derartiger Lebensmittel, wird von der Industrie nur verschwiegen. Und was glauben die denn, wie es auf einem Bauernhof zugeht? Das sind Wirtschaftsbetriebe, die auf Gewinn und Profit aus sind. Nix mehr mit Romantik.) wie den Verbrauchern, die sich von diesen neuen Modeerscheinungen nicht mitschleifen lassen und daher auch keine Vitaminmangelerscheinungen haben. Und in wenigen Sätzen schafft der österreichische Autor auch noch die Wende zu einem Punkt, der ansonsten im Buch ausgeklammert wurde - dem Nutzen fürs Militär. Das wird zwar nicht weiter ausgeführt, aber lässt den Leser sich seine eigenen Gedanken dazu machen. Tja, Amerika first würde ich mal annehmen und dann die üblichen Verdächtigen wie Russland, China, Großbritannien, Deutschland für alle, Indien und einige Islamisten - nicht zu vergessen die Israelis. Fazit zum Buch: stilistisch recht angenehm, aber doch einige Seiten zu lang und leider zu sehr auf das Unwesentliche konzentriert. Mittelmaß bei 640 Seiten.

Jerry Garcia



Chris Ryan. Als SAS-Soldat war es Joe Gardners Aufgabe, die gefährlichsten Gegner des Empires in mitunter entlegenen und trostlosen Winkeln der Welt auszuschalten. Verlieren war dabei nie eine Option gewesen. Nun aber steht er vor seiner bislang härtesten Herausforderung: Ein Anruf von seinem alten Kameraden und Kriegshelden John Bald führt ihn nach Rio de Janeiro. John steckt in Schwierigkeiten, mitten im brodelnden Hexenkessel der Favelas. Eine der brutalen Banden will seinen Kopf. Doch was als einfache Rettungsmission beginnt, wird schnell zu einem gnadenlosen Kampf ums Überleben.

In Pakistan ist Gardner mit Shaw, Bald und Hands auf einer Geheimmission, um einen Taliban auszuschalten. Was anfangs noch einigermaßen gut lief, wird bald zu einem verzweifelten Rennen ums nackter Überleben. Und dann sind da noch die Kameraden Bald und Hands, die sich tatsächlich die Taschen mit Diamanten vollpacken, die sie in einer Ecke gefunden haben - während des Gefechts mit den Talis. Als sie dann endlich den Weg zum Fluchtwagen gepackt haben, fehlt Shaw. Laut Bald wurde er von den Talis umgenietet. Und Gardner hat es geschafft, sich von einer Viper beißen zu lassen, die es sich auf dem Beifahrersitz gemütlich gemacht hat. Mit der Zeit wird seine Hand taub. Doch sie schaffen es zum Chinook, der sie aufnehmen soll. Im Camp Bastion angekommen müssen sie feststellen, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen sind. Die Talis ballern mit schwerem Zeug auf das Camp. Ein Gemetzel, dem sie gerade noch entgehen und endlich Richtung Heimat abzischen können. Einige letzte Biere im Pub in der Heimatbasis und dann geht es an die Versorgung der Wunden. Als Gardner aufwacht, fehlt ihm eine Hand. Nicht nur der Schlangenbiss trug die Schuld, auch eine Explosion, der er zu nahe kam, hat daran mitgeholfen. Einige Zeit später ist Gardner mit dem Ausscheiden aus dem Dienst aufgrund seiner Verletzungen nicht zurecht gekommen und hat sich einen neuen Freund gesucht - den Alkohol. Bis ihn ein Anruf aus Brasilien erreicht. Sein alter Kamerad Bald hat in Rio de Janeiro verfluchte Schwierigkeiten. Er zögert nicht lange und ist bald in Brasilien und im Hexenkessel der Favelas. Dabei beobachtet er, wie einige junge Bandenmitglieder einen Cop regelrecht in Stücke schießen. Und einer, der entkommen konnte, kreuzt seinen Weg. Verletzt wie er ist, kann er sich seinen Weg alleine nicht aus dem von Banden beherrschten Gebiet freischießen, also entschließt Gardner sich dazu, ihm zu helfen. er ahnt nicht, was er damit auslöst. Dazu taucht dann auch noch ein wahrlich seltsamer Profikiller auf, der irgendwie keiner der Parteien zuzuordnen ist. Der Beginn einer blutigen Odyssee ist die Folge.

Luzifer Verlags Bester!!! Nein, nicht Verleger Steffen Janssen. Auch nicht der Cover-Wizzard Michael Schubert. Jetzt hat Chris Ryan den Rang übernommen und die anderen Beiden auf die Plätze verdrängt. Ein wahres Feuerwerk hat er da abgebrannt. Klar ist sein Held unkaputtbar und die Szene mit der Viper erinnerte dann schon an Chuck Norris und den Witz über sich selbst, den er in "Expendables" gerissen hat. Er ist zwar kein Ami, aber dennoch ein Alleskönner, Glücksbär und Mädelsmagnet, aber hey, wer kauft schon solche Bücher schon wegen überbordendem Realismus. An dem laviert sich Chris Ryan dann auch geschickt vorbei - ach was, von wegen geschickt, er ignoriert es einfach - und vollbringt damit ein wahres Actiongewitter für alle, die derartige Lektüre schätze. "Chris Ryan Extreme - Schwere Ziele" ist ein Brett vor dem Herrn geworden. Politisch ein bisserl unkorrekt "... er schwitzte wie ein Araber bei der Zollkontrolle..", leicht brutal "...stirb endlich, Du Sau!" nachdem er einen mit dem Kopf in die Kloschüssel gestopft hat und den Fuß im Genick platziert und das Ersaufen in Pisse zu lange dauert. Natürlich kümmern ihn danach nur seine Treter, die Pisse abgekriegt hatten. Und richtig derb, wenn in den Favelas einige Gangmitglieder einen Bullen erwischt haben und ihm erst mit einer doppelläufigen Schrotflinte ein Bein nach den anderen - jeweils mit beiden Ladungen - abballern und dann zu den Armen übergehen. Usw. Die internationalen Schauplätze wechseln gerade in der zweiten Hälfte der 480 Seiten recht schnell, das Tempo ist höllisch und rasant würde es nicht nur annähernd genug beschreiben. Pakistan, Brasilien, Serbien, Griechenland, Russland, kurz Deutschland und Holland und auch GB wurden als "Tatorte" gewählt. Insgesamt ist das Buch ruppige Kost, die jetzt mal kein Blatt vor den Mund nimmt und sich auch nicht um die Befindlichkeiten irgendwelcher Sprachwächter schert, die irgendwo in ihren stillen Kämmerlein überlegen, wie sie dem Volk aufs Maul schauen und ihnen dann ihre Verbal-Diarrhoe aufzwingen können. Hier geht Action over Style, aber das ist doch einer der Gründe, warum die entsprechende Klientel - zu der ich mich schon zähle - derartige Stoffe kauft. Rosamunde Pilcher ist für die andere Seite ja auch akzeptabel und wer lausige Thriller lesen will, dem sei "Memory man" von David Baldacci empfohlen. Kann ich beurteilen - habs gelesen. Leider! So richtig "extrem" ist die Reihe vielleicht nicht, aber auf jeden Fall an manchen Stellen härter als sogar sein "Strike back", das übrigens mit diesem Buch nada/niente/rien zu tun hat. Schnelle, leichte Kost, die nicht irgendeinen Anspruch vortäuschen will, sondern bestens unterhalten - und das schafft sie zumindest für die Actionfreunde hervorragend. Da meine letzten Rezis jetzt nicht gerade für übermäßig empfehlenswerte Bücher (Ausnahme "Tribesmen" von Voodoo-Press) verfasst wurden, hier endlich wieder ein Kracher für die Gemeinde. Wer die Serie "Strike Back" kennt und wer eine Lektüre lesen will, die der B-Action mehr huldigt als so mancher Film von sich behauptet, kann hier gar nix falsch machen. Kaufen und nochmal kaufen!!! Der Luzifer Verlag hat so viele davon, dass er sie euch gerne für einen gewissen Obulus überlässt. Auch als E-Book. Zum Jahresausklang noch ein echtes Highlight. Aber mal abwarten, heute kam ne neue Lieferung und einige Tage haben wir ja noch.                           

Jerry Garcia



Noah Hawley. An einem nebligen Abend startet eine Privatmaschine von der noblen Ferieninsel Martha's Vineyard zu einem kurzen Flug nach New York. Wenige Minuten später stürzt sie in den Atlantik.Alle Passagiere finden den Tod - nur der Maler Scott Burroughs und der vierjährige JJ überleben inmitten der brennenden Trümmer. Während die Polizei fieberhaft nach der Ursache des Unglücks sucht, greifen immer abstrusere Verschwörungstheorien um sich. Scott versucht verzweifelt, sich den Medien zu entziehen – und gerät dabei in eine Welt der Intrigen und Manipulationen, in der niemand vor dem brutalen Fall ins Nichts geschützt ist.

Scott Burroughs kommt fast zu spät, um mit der Maschine der Familie Bateman wieder aufs Festland zu fliegen, wo er einige Termine hat. Burroughs ist nur als Gast der Frau des Medientycoons David Bateman an Bord, da sie ihn nach einer Unterhaltung auf dem Marktplatz dazu eingeladen hat. Er selbst ist keiner der Menschen, die sich im Reichtum suhlen und gar Privatflugzeuge ihr Eigen nennen können. Er ist nur ein eher am Leben gescheiterter Maler. In der Maschine sind neben der Crew auch weitere Gäste wie Ben Kipling und seine Frau. Kipling hat vor dem Flug nicht gerade gute Nachrichten erhalten, die auch David Bateman etwas Sorgen machen, da er in die Geschichte mit hineingezogen werden könnte. Doch während des Starts kommt nichts zur Sprache. Als jeder seinen Platz eingenommen hat, von den Stewardessen versorgt worden ist, schläft Burroughs ein. Sein Erwachen ist zwar feucht, aber sicher nicht fröhlich. Ein feuchter Traum ist es ebenfalls nicht. Er treibt zwischen Trümmern im Wasser. Es ist dunkel, nicht einmal der Mond spendet etwas Licht. Keine Sterne zu sehen, an denen er sich orientieren könnte. Er wählt eine Richtung aus und schwimmt los in der Hoffnung, Land zu erreichen. Dann hört er Hilferufe. Der vierjährige JJ, Sohn der Batemans, hat das Unglück auch überlebt. Er nimmt den Jungen und schwimmt an Land. Als die Nachricht vom Absturz die Runde macht, sind JJ und Scott schon im Krankenhaus, da sie ein alter Mann in seinem Truck mitgenommen und dort abgesetzt hat. Und danach stürzt auch schon alles auf Scott ein. Das FBI und die NTSB wollen ihn befragen - und die Presse giert regelrecht nach ihm. Er kann sich zwar aus dem Krankenhaus absetzen und kommt sogar bei einer eher linksgerichteten Milliardärin unter, die sich ein Abentuer verspricht, aber kann weder den Ermittlern noch der Presse entkommen.

"Vor dem Fall" wurde von einem Autor für Drehbücher für TV-Serien verfasst und hat leider auch viel von deren Qualität - zuviel. Und der Vergleich mit Tom Wolfe und Worthülsen wie atemberaubend und gnadenlos kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Das Ding ist weder spannend noch hat es auch nur ansatzweise einen Anflug von Tempo. Es ist eine oberflächliche Tragödie, die beweist, wie die Menschen sich von Geld korrumpieren lassen, wie sie sich an die Macht klammern und irgendwann vor lauter Reichtum nicht mehr wissen, wie man sich um Kleinigkeiten des Alltags kümmert. Scott fühlt sich dort sichtlich unwohl in dieser Gesellschaft und wie verschieden sie sind, erfährt der Leser dann in den Charakterisierungen der Hauptfiguren, die immer wieder mit längeren Abschnitten eingeflochten werden. Und wie manipulativ die Presse vorgeht, wenn es um Quote und Kohle geht, ist ja auch hierzulande bekannt. Lügen tun sie ja nicht, aber mit Bildern und "Interpretationen" das Volk lenken und die Richtung vorgeben, die sie (und vielleicht ihre um Zensur bemühten Auftraggeber) wollen. Fake-News machen die Runde, von Typen wie Bill Cunningham gesteuert. Das und vielleicht die Andeutung von Ermittlungen gegen Kipling wegen illegalen Geschäften machen das Buch wenigstens noch einigermaßen interessant, aber ansonsten ist es leider weder literarisch wertvoll noch inhaltlich etwas Besonderes. Das Ende ist banal, aber auch nicht als real möglich von der Hand zu weisen, ist so etwas in ähnlicher Form doch schon einmal geschehen. So ist es dann eine langatmige Story, die einige Klischees bemüht mit der Zeit gewaltig zieht. Überbrückt man die Durststrecken mit Bierchen, ist man zum Ende richtig breit. Zuviel zieht sich zu sehr in die Länge. Vielleicht wollte der Autor ja mal ein Drehbuch schreiben, das wahrhaftig 450 Seiten erreicht. Flach, eintönig und nicht wirklich interessant oder spannend. Als Zeitvertreib würde ich andere Tätigkeiten empfehlen. Alle darf ich nicht aufzählen, sonst greift die Zensur der political correctness. Jaja, man wird ja jetzt überwacht, dass man niemanden auch nur minimal vergrätzt, der einer gewissen Minderheit angehört. Für den Job ist die Polizei jetzt da. Was interessieren da Wohnungseinbrüche bei Leuten, die für ihr Eigentum gearbeitet haben. "Vor dem Fall": Sozusagen das letzte Buch, bevor du vor Langeweile ins Koma fällst.

Jerry Garcia



Chris Ryan. Zak arbeitet allein, im Verborgenen, für eine geheime Organisation der Regierung. Normalerweise. Aber dann werden seine beiden Ausbilder entführt und Zak wird als Verräter gesucht. Der Entführer scheint eine persönliche Rechnung mit ihm offen zu haben. Zak hat also gar keine andere Wahl, als sich auf die Suche nach ihnen zu machen. Doch das schafft er nicht allein, er braucht Hilfe. Und es gibt nur eine Person, der er noch trauen kann: Ricky, der neu rekrutierte Agent 22. Gemeinsam machen sie sich auf die gefährliche Rettungsmission ins eisige Alaska.

Auf der Insel mit dem Hauptquartier der Organisation ist bis auf den sogenannten Hausmeister Stan sowie Raf und Gabs niemand anwesend. Ein verhängnisvoller Fehler. Es landen Unbekannte an und werden von Stan zu den Schlafgemächern der einzigen beiden anwesenden Agenten geführt. Die werden betäubt und zum Hubschrauber verfrachtet. Stan, der eigentlich ob seines Verrates ebenfalls mit von der Insel wollte, wird in Blei bezahlt. Von all dem weiß Zak nichts, als er in dieser Nacht zu einem MaxSec-Gefängnis fährt, weil ein ansonsten bockiger und sturer Insasse, der jegliches Gespräch verweigert, nach ihm verlangt hat. Als er im Raum für die Besucher ist, flüstert ihm der Mann durch die Trennscheibe zu, er solle sich ducken, wenn er überleben will. Kurz danach erschüttert eine Explosion das kleine Zimmer und der Gefangene flüchtet. Und Zak gerät unter Verdacht, ein Helfershelfer zu sein. Nun muss er sich ebenfalls vor den Behörden in Sicherheit bringen. Und es kommt noch schlimmer. Bald ist es so dramatisch, dass niemand mehr da ist, der bestätigen könnte, dass Zak für eine geheime Dienststelle arbeitete. Will er sich und seinen Ruf rehabilitieren und seine beiden Freunde retten, benötigt er Hilfe. Zuerst kontaktiert er Ricky, Agent 22, und danach aus das junge Hacker-Genie Malcolm. Gemeinsam finden sie heraus, wo Gabs und Raf gefangengehalten werden. Und los geht die Reise ins ferne Alaska. Die Gefahren von Kälte und wilden Tieren können sie kaum meistern. Ihre Rettung ist Tasha, die mit ihrer Familie hier weit abseits der sogenannten Zivilisation lebt. Nach weiteren Verhandlungen erhalten sie von der Familie sogar Hilfe und nun könnte ihr Vorhaben, die Freunde zu befreien, möglicherweise sogar gelingen.

Nach der Lektüre des Chris Ryan Extreme "Schwere Ziele" ist es mal so richtig augenscheinlich geworden, wie sehr der Autor sich für seine Jugendbuchreihe zurückgenommen hat. Wortwahl und Gewaltdarstellungen sind in "Agent 21: Dead end" geradezu minimalistisch. Aber die Spannungsbögen der bisher sechs Bücher sind recht gelungen und der eine oder andere Cliffhanger funktioniert ziemlich gut. Sämtliche Bücher stehen in einem gewissen Zusammenhang, sodass es durchaus von Vorteil wäre, wenn man sie von erstem Buch an liest. Es ist alles enthalten, was man (abgesehen von drastischerer Darstellung von Sprache, Gewalt und Sex) auch in einem seiner Bücher für die ältere Leserschaft erwartet. Verrat, Hinterhalt, Action und einen Helden, der irgendwie doch wieder alles in den Griff bekommt. Und in diesem Buch hat Chris Ryan mich dann etwas überrascht, was den Einsatz bestimmter Figuren angeht. Dass er so konsequent vorgeht, hatte ich nicht auf der Rechnung. Durch die vereinfachte Sprache liest sich das Ganze erst recht ziemlich flott und allzu schwierige Handlungsstränge sind nicht vorhanden, sodass auch keine zu überwindenden Pausen entstehen. Kann auch die Zielgruppe locker in einem Rutsch durchlesen. Ist bewiesen, da der Sohnemann einer Kollegin - der die Bücher nach der Lektüre durch mich erhält - nach ihren Angaben die Dinger regelrecht inhaliert. Netter Zeitvertreib allemal, der rund 330 Seiten dauert.

Jerry Garcia



Michael McBride. Als der Agent des US Grenzschutz Christian Rivera mitten in der riesigen Sonora Wüste auf die Leiche einer toten Einwanderin stößt, beginnt die verzweifelte Suche nach einer weiteren Gruppe von 25 Frauen und Männern, die auf unerklärliche Weise in der Wüste verschwunden ist. Mit der Unterstützung zwei der besten Spurenleser der Agency verfolgt Rivera die Spur der Frau bis tief in das Innere einer der heißesten und unversöhnlichsten Landschaften auf diesem Planeten. Nachdem weitere Leichen auftauchen, erkennt Rivera langsam, dass es einen weit tödlicheren Feind als die Wüste gibt: einen unsichtbaren Gegner, der vor nichts Halt macht.
Etwas mystisches Böses beobachtet sie sehr genau, und ihre einzige Hoffnung auf Überleben scheint in der Lösung des Rätsels rund um das Verschwinden der Gruppe zu liegen, und das, bevor es zu spät ist. Wenn es das nicht bereits ist ...

Der La Migra-Cop Rivera findet in der Wüste eine fast tote Frau, die etwas in die Haut eingeritzt hat und dringend Hilfe braucht. Sie ist eine von 25 Personen, die von einem Kojoten auf einer abgelegenen Route durch die Sonora ins gelobte Land USA geführt werden sollte. Er folgt ihren Spuren, muss aber bald Verstärkung durch Fährtenleser anfordern, da es für ihn trotz seiner Kenntnisse zu schwierig wird. Und dazu die Kamera, die ziemlich unwirkliche und grauenhafte Bilder zeigt. Während sie mit Mühen den Ausgangspunkt der schrecklichen Vorgänge zu finden versuchen, wird die Frau ins Krankenhaus gebracht und man erfährt, welche Mühen sie und ihre Mit-Wetbacks auf sich genommen haben, um aus ihrem Elend zu fliehen. In überfüllten Kastenwagen wurden sie von ihren Sammelpunkten zur letzten Etappe der Reise gebracht - dem Weg zu Fuß durch unwirtliches Gelände auf die andere Seite der Grenze. Die Umstände sind hart, die Führer - Kojoten genannt - haben wenig Mitleid mit ihren Schützlingen. Wer vor Durst oder Erschöpfung nicht mehr kann, wird entweder zurückgelassen oder gleich erschossen, bevor er zu einer Belastung wird. Doch das ist nicht das Schlimmste: nach und nach verschwinden Mitglieder der Gruppe. Anfangs sucht man noch eine rationale Erklärung zu finden. Doch bald ist das nicht mehr möglich und man befürchtet, dass es den in verschiedenen Sagen immer wieder als fürchterlichen Feind beschriebenen Chupacabra wirklich gibt und er sich hier seine Opfer holt. Die Zahl der Personen verringert sich immer mehr, bis sie auf eine Höhle stoßen. Doch in Sicherheit sind die Leute dort nicht - absolut nicht. Das müssen sie schneller feststellen, als ihnen lieb ist. Und genau dieser Höhle nähern sich auch die Detectives auf der Suche nach der Herkunft der Frau. Sie ahnen nicht, was sie dort erwartet.

Nach der Entdeckung der Frau durch Rivera wird die Geschichte der Migration erzählt. Die Menschen nehmen etliche Mühen auf sich um von Mittel- und Südamerika nach Mexiko zu kommen und von dort dann in die USA. Sie verkaufen Hab und Gut, um die Schleuser bezahlen zu können, die nicht selten nur Betrüger sind oder die Kojoten genannten Führer anweisen, die Wetbacks (so nannte man früher die Leute, die den Rio Grande überquerten und pitschenass in den Staaten ankamen) in der Wüste einfach im Stich zu lassen. Verdurstete können nichts ausplaudern und zudem ist das Geld leichter verdient. Und auch viele Mexikaner haben gute Gründe, ihre Heimat zu verlassen. Neben dem erhofften besseren Leben in den Estados Unidos ist es auch die Kapitulation vor der Macht der Kartelle, die Politik und Polizei in der Tasche haben und das Land immer brutaler knechten. Entführung, Folter, Mord sind an der Tagesordnung. Dass sie ihr Leben gerade in die Hände von Leuten des Kartells legen, ist ihnen schon bewusst, aber um wegzukommen, würden sie alles tun. Auch die Nachrichten von den vielen Vermissten und den Gräueltaten der Führer können niemanden abhalten. Diesen kurzen Einblick in den Hintergrund der Flüchtlinge aus Verzweiflung gibt Michael McBride vor, um dann die extremen Umstände eines solchen Weges in seine Erzählung einzubauen. Die gnadenlose Hitze, die gleißende Sonne, der Wassermangel, die barsch auftretenden Führer, die immer zur Eile treiben und die Angst, dass man nicht mithalten kann und zurückgelassen wird. Und die natürlichen Gefahren der Wüste durch Trockenheit, Kälte in der Nacht und die Tierwelt. Da dies den Wetbacks bekannt ist, bleiben die Gründe für das Verschwinden einiger Kameraden auch lange im Dunkel - und somit auch der Leser. Wer oder was hinter der Sache steckt, wird erst spät ans Tageslicht gelassen. Bis dahin ist reine Spannung angesagt. Ich habe schon recht früh damit begonnen, das Buch wie einen Film vor Augen zu haben - und so könnte es ein astreiner und überaus spannender Horrorfilm werden, der durchaus dazu geeignet wäre, den einen oder anderen Zuschauer in seinem Sessel zusammenzucken zu lassen (Klapperschlange im Kaktus, Höhlenszenarien). Dunkle Höhlen, gespenstische Geräusche, seltsame Spuren - alles, was ein Film braucht, der nicht auf das plakative Gemetzel eines Zombie-Szenarios setzt, sondern sich langsam aufbaut, an den Nerven zehrt und erst dann einige durchaus bluttriefende Bilder einzusetzen. Die Figurenzeichnung beschränkt sich hauptsächlich auf die Frau Mayra, deren Leidensweg in der Wüste intensiv und ausführlich und direkt aus ihrer Sicht geschildert wird, während der Detective Rivera nur in kurzen Abschnitten während seiner Bewegung in Richtung Martyrium der Marya geschildert wird. Spannung, Thrill, Horror, Grusel und später auch Blutvergießen durch????? Wird nicht verraten. Rund 370 Seiten, die sich ohne Hast und sehr bildhaft Richtung Finale bewegen, das es auch noch einmal in sich haben wird. Der Epilog selbst hat mich auch an einige Szenarien aus diversen Filmen erinnert. Würde ich  jedem Leser empfehlen, der jetzt nicht sofort auf die totale Blutgier von den ersten Seiten an setzt, sondern einen langsamen Aufbau der Spannung und des Grauens setzt. 8,5/10 sind bei mir da drin.

Jerry Garcia



James Dashner. Sie sind die Auserwählten. Dazu erkoren, eine Welt zu retten, die längst verloren scheint. Sie sind die Zukunft der Menschheit und ihre einzige Hoffnung. Das glauben sie zumindest. Denn noch ahnen sie nichts von geheimen Allianzen, schockierenden Geheimnissen und unverzeihlichen Lügen. Sie wissen nur, dass sie von ANGST auf die erste Phase des Experiments vorbereitet werden. Das macht die Auserwählten zu Freunden – und damit beginnt der Verrat an Thomas.

Stephen wird von seiner Familie getrennt und in ein Programm gesteckt, das Kinder instrumentalisieren soll, um später in den Plänen einer Firma eine gewichtige Rolle zu spielen. Er ist nicht allein: Auch Newt und weiteren Kindern ergeht es wie ihm. Ihre Persönlichkeit wird gebrochen, umgeformt nach genauen Vorgaben, für ein spezielles Ziel. Ihre eigentlichen Namen werden tabu, sie erhalten neue. So wird aus Stephen nun Thomas. Dann beginnt der Unterricht, der zusammen mit anderen Kindern in der gleichen Situation abgehalten wird. So lernt Thomas auch Teresa kennen und es entwickelt sich eine Freundschaft. Und die beiden Kinder stellen fest, dass sie sich über ihre Gedanken unterhalten können, sie brauchen keine gesprochenen Worte mehr. Sie werden von ihren Lehrern und auch den zugehörigen Wissenschaftlern ständig mit neuem Stoff auf Trab gehalten und erfahren bald, dass sie dazu da sind, ein Heilmittel gegen den "Brand" zu finden, der fast die gesamte Menschheit ausgelöscht hat und viele in brutale Kreaturen namens Cranks verwandelt hat. Der Drill wird immer schlimmer und bald bilden sich Cliquen, die sich auch mit einem Fluchtplan beschäfigen. Einer dieser Gruppen gehört auch Thomas an.

Klar, das Buch dient auch dazu, ein erfolgreiches Konzept bis zur bitteren Neige auszuschöpfen und den einen oder anderen Dollar zusätzlich zu verdienen. Warum auch nicht? Macht Vin Diesel mit seinen "Fast and Furious"-Filmen ja auch - nur schlechter. Während der Darsteller sich von den Ursprüngen seiner Reihe schon so weit entfernt hat, dass man sogar schon eine Titeländerung vornehmen  musste, bleibt James Dashner seinen Charakteren und der Grundstory treu, indem er hier den zweiten Prequel-Band veröffentlicht, der entschieden besser als sein Vorgänger "Kill Order" auf die Geschehnisse im Forschungszentrum und Ausbildunslager eingeht. Man erfährt, wie die Kinder entführt wurden, wie man sie oft gewaltsam den Eltern entrissen hat und einer Art Gehirnwäsche unterzieht, die vielerorts wohl auch als Folter bezeichnet werden kann. Rücksichtnahme? Fehlanzeige. Unter dem Deckmantel der Entwicklung eines Serums gegen "Den Brand" wird gegen so ziemlich jede Regel menschlichen Zusammenlebens verstoßen und auch vor Mord wird nicht zurückgeschreckt. Da wirken die Lügen, Täuschungen und Verrat schon fast human. In dieser Dystopie sind die Erwachsenen die Bösen, doch auch unter den Kindern befinden sich welche, die nicht ehrlich spielen. Es ist, als würde man die Welt der Eltern der Kinder einfach auf diese übertragen und ihnen schon in jungen Jahren, den Kniff der Intrige und Vorteilnahme einimpfen. Freundschaften sind nur unnütze Gefühlsduseleien. Da man - vorausgesetzt man hat die ursprüngliche Trilogie gelesen - nun schon weiß, wer wie und wann mit wem im Labyrinth landet, leidet der Spannungseffekt etwas. Dafür werden aber einige Zusammenhänge beleuchtet, die in den späteren Geschichten noch mysteriös waren. Ließ sich wegen des recht einfachen Stils gewohnt flott lesen und stellte keine großen Hindernisse in Form von ausufernden Schachtelsätzen in den Weg des Konsumenten, um zügig durch die Seiten zu blättern. "Die Auserwählten - Phase Null" ist eine nette Ergänzung zur Trilogie, für Jugendliche eine geeignete Lektüre, aber keine Pflichtanschaffung.

Jerry Garcia



Tim Miller. Einst war Colt Stillman der Sheriff in Peace. Bis man sein Leben zerstörte: Man beschuldigte ihn, eine Frau ermordet zu haben. Colt konnte seine Unschuld nicht beweisen und kam für 20 Jahre ins Gefängnis. 20 Jahre sind vergangen. In Colt brennt ein grenzenloser Hass. Um den Plan seiner Rache zu vollziehen, verbündet er sich mit der Biker-Gang seines Bruders. Gemeinsam zelebrieren die Männer die Nacht der Rache: Jeder Mann und jede Frau der Stadt wird büßen – und zwar mit Leib und Seele.

Colt Stillman war der Gesetzeshüter in Peace, Texas. Eher ein ruhiger Job in dem 2000-Seelen-Kaff, viel war nicht los in Sachen Verbrechen. Genug Zeit für den Sheriff, sich Gedanken über eine andere Karriere zu machen. Ihn lockt die Politik. Er sieht seine Chance gekommen als der Bürgermeister seine eigene Frau kaltmacht. Statt ihn der wohlverdienten Gerechtigkeit zuzuführen, hilft er dem dabei, die Leiche verschwinden zu lassen. Und dann muss er erfahren, dass der Herr Bürgermeister ein wahrer Meister des politischen Spiels ist - die ficken ihre Wähler ja auch, wo sie nur können -, weil der dann schlicht und einfach dem Sheriff die Schuld in die Schuhe schiebt. Und da er immer noch für einen honorigen Mann gehalten wird, geht es mit dem Urteil gegen den damals noch jungen Polizisten recht schnell: zwanzig Jahre Bau. Doch irgendwann sind die um. Dafür hat Colt schon einen Plan. Mit seinem Bruder Clay, dem Anführer einer Biker-Gang mit starker Mitgliederzahl, will er in Peace den Stadtnamen ad absurdum führen. Und bald schon reiten sie auf ihren Bikes in der Kleinstadt ein, die mittlerweile auf zehntausend Einwohner angewachsen ist, was Colt aber nicht weiter anficht, da es für ihn einfach nur mehr und länger Spaß bedeutet. Und was er und Clays Biker darunter verstehen, bekommen die Einwohner sehr bald überdeutlich zu spüren. Einige Anwohner sehen bei der Gelegenheit auch die Chance gekommen, schlicht und einfach zu randalieren und zu plündern oder sich für erlittene Schmach mit ihrer angestauten Wut zu revanchieren. Blut wird fließen, beaucoup Blut.

"Nacht der Rache" ist eine in sher einfachem Stil verfasste Geschichte, die sicher keinen großen Preis für Originalität erwartet hat. Das Szenario, dass ein freigelassener Verbrecher mit einer Bande zurückkehrt in die Stadt seiner größten Schmach, um sich bitter zu rächen, ist schon in etlichen Variationen in Western und Krimis abgehandelt worden. Um etwas Abwechslung ins Spiel zu bringen, hätte Tim Miller ja die Frauen töten und die männlichen Einwohner die Haustiere vergewaltigen lassen können. Hat er aber nicht. Figuren zum Mitfiebern gibt es nur tendenziell, aber auch das ändert sich im Laufe der Nacht. Mitleid mit den Bewohnern, die in die Handlung eingebunden werden und nicht nahezu anonym als Leichen dienen, hält sich schwer in Grenzen. Es gibt mehr als genug, die sich jetzt ebenfalls auf den Pfad der Rache begeben und gleichzeitig einige Rechnungen begleichen wollen. Jugendliche, die unter Spaß das Terrorisieren ihrer Nachbarn verstehen, machen die Gegend ziemlich brutal unsicher. Bis sie an die Falschen geraten. Zwanzig Jahre hinter Gittern, als ehemaliger Gesetzeshüter immer in Gefahr, haben in Colt mit jedem Jahr mehr Hass aufgebaut, ihn mehr Varianten seiner Rache fantasieren lassen, dass er erst zufrieden sein wird, wenn sie alle tot sind und die Stadt komplett vernichtet ist. Ungefähr zwei Drittel der Geschichte sind zwar actionreich, aber man wird nicht mit überbordender Härte oder ausufernden Vergewaltigungsbeschreibungen traktiert (Verglichen mit anderen Werken aus dem Festa-Verlag, die sich ja mit dem Überschreiten von Grenzen beschäftigen und das zumeist auch sehr gut machen.), sondern erfährt seinen Teil über die Abgründe der menschlichen Seele, wenn nicht allein die als Gangster skizzierten Gangmitglieder die Stadt zerlegen und die Bewohner killen, Teile dieses "Jobs" von ehedem angesehenen Gemeindemitgliedern (Okay, Chad lassen wir mal da raus) erledigt werden. Groß auf die Psyche der handelnden Personen wird nicht eingegangen. Colt glüht vor Rache, einige Biker sind zu blöd, ein Haus zu sprengen, ohne selbst dabei draufzugehen, Feiglinge aus dem Ort versuchen zu fliehen - und Melissa tut alles, um zu überleben. Szenen wie die mit dem Pommes-Öl hat man in diversen Filmen schon gesehen (zuletzt in "K-Shop") oder die Übernahme einer Stadt durch feindliche Gruppen ("Vigilante Force" - bevor die dortigen Bürger zurückschlugen) und Biker-Gangs, über die man in den 60-ern und 70-ern etliche Filme drehte. Zu Beginn des letzten Drittels lässt Tim Miller aber die Bremse der Gewaltspirale los und schon bald müssen einige Bürger ihre Gedärme fressen. So wird "Nacht der Rache" zwar als stilistisches Leichtgewicht im Regal stehen, aber durchweg von Beginn an mit Tempo und massenhaft Action versehen. Die etwas über 150 Seiten hat man schnell inhaliert und haut es so als Snack zwischendurch weg. Und genau für diesen Zweck ist die Unterhaltung, die geboten wird, schon nahezu perfekt. Wer eine etwas ausführlichere und konkreter aufgebaute Story lesen will, findet die dann in der Crime-Reihe und auch die Horror-Reihe hat da ganz andere Kaliber zu bieten. 8/10 weil viel zu schnell zu Ende und mir auch der Epilog irgendwie gegen den Strich ging.

Jerry Garcia



Nicholas Sansbury Smith. In den Geheimlabors des amerikanischen Militärs gerät eine Biowaffe außer Kontrolle. Innerhalb von Tagen rast die Pest um den Globus und rottet den größten Teil der Menschheit aus. Buch 1: Alles beginnt in Vietnam, wo US-Soldaten VX99 injiziert wird, ein experimentelles Medikament, das zu Halluzinationen führt und sie in wahnsinnige Tötungsmaschinen verwandelt. Wir müssen einen grausamen Preis zahlen!

Juli 1968, Vietnam. Eine kleine Einheit von Marines soll zu einem Dorf vordringen, von dem es heißt, dass die Bewohner den Vietcong unterstützen würden. Lieutenant Brett und 31 Soldaten werden in der Nähe abgesetzt und marschieren durch dunklen und feuchten Dschungel Vietnams Richtung ihres Ziels. Doch Brett hat noch eine Extraaufgabe zu erledigen: bevor sie in das Dorf vordringen, soll er dafür sorgen, dass sich jeder Soldat das neue Mittel spritzt, das sie zu besseren Kämpfern machen soll. Befohlen, getan. Doch das Ergebnis ist erschreckend: sie metzeln nicht nur die Vietnamesen in dem Dorf nieder, sie wenden sich dann auch gleich gegen sich selbst. April 2015. Master Sergeant Beckham soll mit seinen Männern auf der abgelegenen Insel einige Proben sicherstellen, die dort untersucht wurden. Was sie dort erwartet, ist das wahre Grauen. Ein Gemetzel sondergleichen und auch Beckham verliert drei seiner Männer. Sie entkommen gerade noch so. Und zurück in vermeintlicher Sicherheit werden sie und die Männer des Evakuierungshelis erneut getestet. Die Besatzung des Huey ist infiziert und wird samt ihrem Luftfahrzeug eliminiert. Was sich dann abzuspielen beginnt, wird die Welt für immer umkrempeln. Von der Insel sind einige Personen weggekommen, die schon angesteckt waren. Die infizieren weitere und die neue Pest greift immer weiter um sich. Die Befallenen töten jeden, der ihnen in die Quere kommt und nicht ebenfalls krank ist. Doch nicht nur das: sie entwickeln einen unstillbaren Hunger und fressen das Fleisch der Attackierten. Wer nicht der Ernährung dient, schließt sich genauso tollwütig den Kranken an, den Abartigen, wie man sie bald nennen wird, denn sie entwickeln nach und nach immer weitere Fähigkeiten, die einem normalen Menschen unmöglich wären.

Die Reihe umfasst mittlerweile schon sechs Bücher und so kann man es auch leicht verzeihen, dass es nach dem Prolog und den Geschehnissen auf der Insel nicht sofort in dem Tempo weitergeht und das Versprechen von "Action, Action und noch mehr Action" erst einige Kapitel später eingelöst wird. So wirklich neu ist das Geschehen zwar nicht, wenn Infizierte auf Menschen oder ausgebildetes Militär treffen, doch spätestens ab Seite 200 wird nicht mehr darauf geachtet, an Munition zu sparen. Die Action hält gnadenlos Einzug. Charakterzeichnungen sind recht sparsam eingestreut. Hier und da mal etwas Emotion, ein mögliches Anbandeln zwischen einer der Virologinnen und dem Master Sergeant deutet sich an, der Rest (ungefähr die Hälfte des Buches) der Seiten wird auf wilde Kampfszenarien verwendet. Was die Feinde angeht, hat der Autor einige abgewandelte Ideen eingebracht, die für die Protagonisten immer beängstigender werden. Wer sich als Vielleser derartiger Stoffe zu Erkennen gibt, muss dann auch gestehen, dass es schon Autoren gibt, die ebenfalls - und früher - dem gepflegten Militärhorror huldigen. Das ist nicht negativ zu verstehen, denn derartige Konstellationen bieten einen wundervollen Nährboden für krachende Action mit Explosionen, dass man die Feuerbälle (In der eigenen Vorstellungskraft wenigstens nicht CGI-verseucht.) und umherfliegenden Körperteile regelrecht vor Augen hat. Die Pandemie des Grauen hat damit aber erst begonnen und gewisse Kniffe lassen noch verdammt viel fetzige und rasante Action erwarten und da "Buch 2: Infizierte Bestien" heute bei mir abgeliefert wurde, werde ich es auch bald angehen. Liest sich ja sehr unterhaltsam, auch die neben den fiktiven Parts eingestreuten Schilderungen der Auswirkungen und Folgen der Infektion, und gut aufgebaut sowie umgesetzt. Horrorkracher, der wirklich mehr auf die Action setzt und nicht auf Grusel, aber auch nicht auf überbordende Beschreibung der Gewalt und des Schlachtens von Menschen oder Infizierten. Wer sich wie ich wenig um das eine oder andere kleine Logikloch schert, der bekommt hier die Vollbedienung und kann gerne zu den weiteren Büchern der Reihe greifen. Wem die kleinen Mängel nicht passen, der greift dann halt besser zu Sachbüchern. Ich lieber zu der Unterhaltung. Die Reihe beginnt also vielversprechend mit ner 8 von 10.

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