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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Brad Thor. Secret Service Agent Scot Harvath auf der blutigen Spur des kaltblütigsten Terroristen der Welt. Das größte Problem für Harvath: Er hat keine Ahnung, wie der Mann aussieht. Der Pfad des Mörders führt Harvath von den brennenden Wüsten Nordafrikas bis in die verwinkelten Gassen Roms.

Harvath ist wieder in der Schweiz. Nachdem seine Jagd in Macau ein plötzliches und blutiges Ende fand und er den Killer nicht erwischen konnte, ist er nach Bern zurückgekehrt, um vielleicht mit Claudia einige schöne Tage verbringen zu können. Schön und unbeschwert wurde aber nichts bei seinem Besuch. Seine Versuche zu Gerhard Miner zwecks einer Befragung vorzudringen, wurden von den Schweizern erfolgreich blockiert. Als dann ein Gefangenentransport für Miner angekündigt ist, mahnt er zur Vorsicht. Vergebens. Unterdessen werden Anschläge auf arabische und jüdische Einrichtungen verübt, die etliche Menschenleben kosten. Immer bekennen sich die jeweiligen Feinde zu den Taten. Der Nahe Osten wird zu einem Pulverfass und die Amerikaner als Schutzmacht Israels könnten aktiv in diese Auseinandersetzung hineingezogen werden. Das gilt es zu vermeiden und so macht sich Harvath auf nach Jerusalem, um sich dort mit einem Mann zu treffen, der allgemein für tot gehalten wird. Er kann sich mit ihm treffen und erhält einige brisante Informationen - und muss feststellen, dass auch hier die Terroristen zuschlagen. Am Tempelberg werden Juden, Christen und Touristen niedergemetzelt. Und in Kairo wird eine Maschine aus Amerika am Flughafen von einer Terrorgruppe besetzt, die Forderungen stellt. Aus Amerika wird eine CIA-Gruppe entsandt und bei ihnen ist Harvath, der sich aber den CIA-Leuten unterzuordnen hat. Und die ägyptische Regierung lässt zur Unterstützung eine eigene Spezialeinheit vorfahren. Und hier, in dieser Krisensituatiuon, erhält Scot Harvath nicht nur Hilfe von unerwarteter Seite, er bekommt auch die ersten Hinweise auf den Anführer der Terrorangriffe. Dennoch macht ihn etwas stutzig.

War "Die Löwen von Luzern" noch ein perfektes Beispiel wie man tatsächlich einer der wahren Nachfolger des legendären Thrillerautors Robert Ludlum werden kann, ist "Der Pfad des Mörders" noch einen Tacken stärker. Hier wird nämlich sehr gekonnt das Beste aus dem Thrillerbereich mit den Ingredenzien des America First-Krachers verquickt. Best of both worlds sozusagen. Neben den puren Actionsequenzen bekommt der Protagonist es auch mit Verrat, Hinterlist, Täuschung und unheimlichen Figuren zu tun, deren Identität lange verborgen bleibt. So konnte Brad Thor der Spannung noch eins draufsetzen. Nach und nach werden zwischen den einzelnen Attentaten und Ermittlungen auch die Charaktere vorgestellt, die manchmal wirklich einseitig sind, aber auch undurchsichtig und zwielichtig sowie wandelbar. Was hin und wieder konspirativ erscheint, lässt sich später gut erklären, während andererseits nicht jeder auf dem Weg der Gerechtigkeit wandelt, der behauptet, dass er es tun würde. Und der Held der Geschichte? Scot Harvath ist genau das - der Held in allen Belangen. Ein Mann für Amerika - hart, gerecht, smart und tough, der aber auch manchmal Anwandlungen bösen Humors sein Eigen nennen darf. So mancher bekommt das zu spüren und der Leser hat dafür vielleicht den einen oder anderen Schmunzler übrig. Aber der Retter der amerikanischen Lebensart kann auch einsichtig sein, wenn man ihn überzeugt. Zumindest deutet sich so etwas an. So ergibt sich aus der wilden Jagd um den Globus mit etlichen explosiven Einlagen der Eindruck, dass dieses Buch in besseren Zeiten von Hollywood schon längst verfilmt werden würde, aber heutzutage müssen die Hauptfiguren ja Strampler tragen und ihre Fressen vermummen, damit sich das werbegelotste Publikum auch den 100-sten reinzieht statt was Neues zu bringen. Warten wir also auf Disneys Phantomias. Zurück zum Buch. Ein überaus gelungener Actionthriller mit hoher Schlagzahl, der in unterschiedlichen Regionen spielt, bei dem aber die Orte der Handlung wie z. B. in der Schweiz gut recherchiert waren/sind und der bei 500 Seiten Umfang keine Längen aufzuweisen hat und durchgehend beste Unterhaltung mit kompromissloser Heldenaction bietet. Ein kurzweiliges, atemberaubendes Spektakel bei dem Brad Thor alle Register seines Könnens zieht und zu Recht (meines Erachtens) einen Platz an der Spitze der Autoren für knallharte Actionthriller innehat. Also nur her mit dem Nachschub, gibt ja genug Bücher um Harvath.

Jerry Garcia



Alan Dean Foster. Auf dem Weg zu einem weit entfernten Planeten am anderen Ende der Galaxie entdeckt die Crew des Kolonisierungsraumschiffs Covenant einen Planeten, den sie für ein unentdecktes Paradies halten. Doch der vermeintliche Garten Eden entpuppt sich schnell als dunkle und gefährliche Welt. Als die Crew sich daraufhin einer entsetzlichen Bedrohung jenseits ihres Vorstellungsvermögens gegenüber sieht, bleibt ihr nichts anderes als die Flucht. Doch diese fordert gnadenlos ihre Opfer.

David erwacht. Erste Bewegungen, verschwommenes Sehen, das sich mit der Zeit bessert, erste Gedanken. Ein Mann steht vor ihm - sein Schöpfer. Nach und nach beginnt der Findungsprozess und bald ist David nicht nur sprachbegabt. Er kann es mit seinem Schöpfer bei einer Diskussion schon aufnehmen. Andernorts erwacht Daniels aus dem Hyperschlaf. Etwas hat sie geweckt und sie muss sich um die Kolonisten an Bord kümmern, die noch in ihren Kapseln liegen. Einzeln kommen dann auch weitere Crewmitglieder zu ihr, die ihren künstlichen Schlaf ebenfalls beendet haben. Bald bricht Chaos aus und sie verlieren von den Kolonisten, die sie auf einen bewohnbaren Planeten transportieren sollen, 47 Personen plus ihren Captain. Doch sie finden auch einen Planeten, der scheinbar ideale Lebensbedingungen bietet. Sie beschließen, ihn zu erkunden. Mit ihnen kommt der Android Walter. Was sie dort vorfinden, lässt ihnen den Atem stocken. Etwas hat hier scheinbar gewütet und eine fremde Rasse sehr großer Humanoiden getötet und einen riesigen Friedhof hinterlassen. Bald erfahren sie am eigenen Leib, was es mit diesem Geheimnis auf sich hat. Jetzt beginnt auch die Dezimierung der Crew.

Der Luzifer-Verlag kredenzt seiner Leserschaft den neuen Roman zum aktuellen Film der Alien-Reihe: "Alien: Covenant". Aufmachung und Cover (mal nicht vom weltberühmten Dauer-illustrator der Verlages erstellt) sind schon ein Blickfang. Der Autor Alan Dean Foster ist ja schon ein Veteran, wenn es um Bücher zum Film nach einem Originaldrehbuch geht (dieses hier ist von John Logan und Dante Harper) und er hat eine gewisse Routine entwickelt, wie er die Vorgaben angeht. Dennoch gibt es oftmals qualitative Schwankungen bei seinen Werken. Manche sind auf diesem Gebiet schier herausragend, während andere wiederum wie schnell abgeschrieben und mit leichten Ergänzungen versehen schnellstmöglich auf den (amerikanischen und später internationalen) Markt geworfen wirken. Das betrifft aber auch das Drehbuch. Fragen nach der Schöpfungsgeschichte und der Entstehung des Menschen, nach Perfektion oder Fehlern werden in einem kurzen Prolog bestenfalls andeutungsweise mal behandelt, mehr aber auch nicht. Danach nimmt eine Handlung ihren Lauf, die man aus allen seit 1979 erschienen Filmen des "Alien"-Universums zusammengestückelt zu haben scheint, sie mit den sattsam bekannten Elementen des Horrorfilms oder gar gemeinen Slashers aufgepeppt hat und so dem geneigten Publikum, das nach simpler und ohne Anstrengung zu konsumierender Kost nach den ganzen Werbekampagnen geradezu giert, gibt, was es kennt. Überraschungen sucht man vergebens. Zudem dauert es eine Weile, bis die Handlung in die Spur kommt. Bis fast zur Hälfte des Buches wird von Wünschen, Träumen und dem neuen Zuhause geschwafelt, bevor es endlich losgeht. Leider kommt kein richtiger Zug in die Story. Trotz diverser Splattereinlagen und einigen leicht kreativen Kills kommt man nicht umhin, das Buch einfach als Mixtur aus Versatzstücken der früheren Filme zu sehen. Für ein nachgewachsenes und somit jüngeres Publikum vielleicht ein erträgliches Buch und somit auch Film, aber für "Alien"-Fans der ersten Stunde nur ein Happen zwischendurch. Die von Foster eingestreuten Gedanken und Emotionen der Protagonisten, die der Film so nicht transportieren kann, täuschen nicht über die Schwächen hinweg. Doch das ist weder die Schuld des Autors noch des veröffentlichenden Verlags. Da wurde von Beginn an ein Produkt für den leichten Konsum konstruiert, das auf 400 Seiten wenig Aufregendes zu bieten hat.                           

Jerry Garcia



John Grisham. In seinem neuen Fall begibt sich Theo Boone, der jüngste "Anwalt" von Strattenburg, in höchste Gefahr: Als die Farm seines Klassenkameraden Hardie einer Umgehungsstraße weichen soll, setzen sich Theo und seine Freunde, immer auf Seiten der gerechtigkeit, für Hardie und seine Familie ein. Mit ungeahnten Folgen, denn mit diesen Gegnern ist nicht zu spaßen.

Theo ist als Leiter eines Teams seiner Pfadfindergruppe normalerweise eine sichere bank. Doch bei diesem Ausflug, bei dem weitere Abzeichen gemacht werden sollen, missrät ihm seine Aufsichtspflicht. Wie in jeder Gruppe gibt es auch bei ihm einen dieser Dummbeutel, die zwar nichts zum Thema drauf haben, dafür aber als unbelehrbare Trottel für größere Flurschäden sorgen. Begegnen sie bei einer Wanderung einer Mokassinschlange und statt sich ruhig und langsam zurückzuziehen, muss der Gruppendepp die Schlange reizen und wird gebissen. Schuld ist dann natürlich Theo von wegen Verletzung der Aufsichtspflicht. Ergebnis: vorübergehende Suspendierung. Schnell wird ihm langweilig. So kümmert er sich um das Problem, das sein Kumpel Hardie ihm geschildert hat. Gemeinsam radeln sie zum Grundstück der Hardies, um sich anzusehen, was durch den Bau der Umgehungsstraße vernichtet wird. Dort sehen sie Arbeiter, deren Auftrag es ist, schon vor einer Entscheidung das Gelände zu vermissen, damit der Bau beginnen kann. Als sie die Typen darauf hinweisen, dass es Landsfriedensbruch ist, werden die Kerle rabiat und verletzen den Familienhund Judge schwer. Jetzt hat Theo einen Grund mehr, sich in die Materie des Falles von Hardie einzuarbeiten - und Zeit hat er ja jetzt auch genug.

John Grisham bringt den Kids in einer vereinfachten Dartsellung weitere Teile des amerikanischen Rechtssystems näher. Die Sprache und der Stil sind der Zielgruppe angepasst und daher schnell und ohne Schwierigkeiten zu lesen und zu verstehen. Sein Buch hat er diesmal mit einigen Themen bestückt, die man durchaus als ernsthafte Probleme dieser modernen Welt ansehen kann. Da ist Theo auch als Aktivist (So auch der Originaltitel des Buches, der entschieden besser gewählt ist, als die deutsche Version "Der Überfall".) im Umweltschutz unterwegs, erhält von den Eltern ein paar Erläuterungen zu gewissen rechtlichen Begriffen und Vorgaben, muss aber auch einsehen, dass Politik nicht nur - wenn überhaupt - für die Wähler gemacht wird. Auch die Rezession und ihre Folgen in Form von Einsparungen im öffentlichen Dienst, der für die Bürger da sein sollte, werden erwähnt. Verursacher wie Banken und Politik lässt er aber außen vor. Und dann kommt das dicke Ding der Enteignung durch den Staat. Das führt dann auch zu dem Thema echte Freundschaft und Tierliebe. Im Laufe des rund 310 Seiten starken Büchleins verquickt der Autor alle Punkte miteinander. Es ist zwar US-Recht, um das es geht, aber ähnliche Vorgänge kann man auch hierzulande gut beobachten. Politiker, die nur noch zum eigenen Nutzen handeln, eine Demokratie, die längst keine mehr ist und Enteignungen zum (vermeintlichen) nutzen der Allgemeinheit, die dann doch nur ein paar Profitgeiern in die Hände spielen. Bestechung nennt man hierzulande wohl Lobbyismus, in den USA sind es Wahlspenden. Hierzulande ist es ja auch möglich, sich aus staatlicher oder kommunaler Sicht einen Teil eines Grundstücks unter den Nagel zu reißen, ohne tief in die Tasche greifen zu müssen. Nicht nur, dass man sich dann den benötigten Teil für ein Portogeld krallt, man entwertet damit auch noch den Rest des Grundstückes, den man nicht benötigt. Und so kann man das bei geschickter Verhandlung auch für kleines Geld "erwerben". So gesehen können die jungen Leser aus dem neuen Abenteuer von Theo Boone schon etwas mitnehmen. Was ihnen aber besser erspart geblieben wäre, ist der Eindruck, den Theo diesmal erweckt. Ein überschlauer kleiner Scheißer, der vorlaut zu allem seinen Senf dazugibt. Er ist hier einfach zu unrealistisch gut. Einser-Blage, immer der freundliche Helfer, lieb und nett, der Beste bei den Pfadfindern und im Debattierclub usw. Auf dem besten Wege, einer der Helden in einem America First-Roman zu werden - einfach unschlagbar und besser als der Rest der Welt. 😀 Ja, es ist nur ein Buch für Jugendliche, aber in den ersten drei Büchern ging es doch auch ohne diese Übertreibungen. Aber der Zielgruppe wird es schon munden.

Jerry Garcia



Joseph Duncan. Ausgerechnet das genetisch manipulierte Konservierungsmittel eines profitgeilen Nahrungsmittelkonzerns löst eine weltweite Zombieplage aus. Milliarden Menschen werden infiziert. Der übergewichtige Comicshop-Besitzer Mort Lesser stellt sich den Gehirnfressern entgegen. Zu allem Überfluss droht auch noch das Atomkraftwerk seiner Heimatstadt von völlig verblödeten Untoten in die Luft gejagt wird. Ein wortkarger, unterbelichteter Kumpel und eine durchgeknallte Stuntfrau sind seine einzigen Helfer, um das Ende der Menschheit zu verhindern. Als plötzlich merkwürdige schwarze Engel als Retter in Erscheinung treten, erkennt Mort, dass noch deutlich mehr hinter der Geschichte steckt.

Mort ist ein Comic-Nerd. Was bietet sich da eher an, als einen Comic Shop aufzumachen? Der läuft nach Morts Bekunden durchaus akzeptabel, kann die Miete und den weiteren Lebensunterhalt einspielen. Er hat seine Stammkunden, von denen die meisten nach Schulschluss seinen Laden stürmen. Einer dieser Burschen ist Fred, mit sich Mort stundenlang über ihr Lieblingsthema austauschen kann. Es ist ein ruhiges Leben, das durchaus etwas für sich hat. Leider ist es bald vorbei. Ein Frachter birgt ein leckes Fass aus der See und damit auch Giftstoffe, die die Besatzung erkranken lassen. Und damit beginnt das große Sterben - oder eher das große Fressen. Mort ist gerade in seinem Laden zugange, unterhalten von Fred, als die Zombies endgültig die Herrschaft übernehmen. Nachdem es der Regierung nicht gelungen ist, die Kranken alle einzusammeln und zu isolieren, breitet sich der Virus weiter aus und auch die Lügen der Staatslenker können nicht mehr vertuschen, was da vor sich geht. Mort haut ab, Fred wird leider erwischt. Unterwegs trifft er auf Pete, auch Cactus Pete genannt. Nun flüchten sie gemeinsam vor der Bedrohung, begegnen verschiedensten Gestalten, finden einen Unterschlupf mit weiblicher Gesellschaft und verschwinden erst aus der näheren Umgebung als die Gefahr, dass das Kernkraftwerk hochgeht, immer größér wird. Sie stolpern von einer Bredouille in die nächste, verlieren dabei eines der Girls und werden kurz vor dem endgültigen aus von seltsamen Wesen mit Flügeln gerettet. Man bringt sie nach New Jerusalem, wo Mort mit seinen Verletzungen erst einmal in der Krankenstattion behandelt wird. New Jerusalem ist ein letztes Refugium der wenigen Überlebenden, die von den Kreaturen überall aus der Umgebung aufgelesen und hierher gebracht werden. Doch nichts ist wirklich sicher. Und eine Überraschung wartet auch noch.

Das Buch von Joseph Duncan ist eine Horrorkomödie, in der nur kurz zu Beginn die Umweltverschmutzung und die politisch unterstützte Gier von Konzernen, die Lebensmittel manipulieren, das Verschweigen der Wahrheit und stattdessen der Verbreitung von Fake News sowie später noch die Religion am Rande erwähnt wird. Der Hauptanteil besteht aus allen Zutaten, die man sich von einem Buch um Zombies und Engel aus dem Festa-Verlag erwartet. Kleinere Dosen Sex, blutige Gemetzel und hier eine schräge Geschichte mit nicht alltäglichen Figuren. Einige deftige bis humorige Dialoge, nette Sprüche, witzige Situationen neben all dem Blut, aber auch tragische Momente ziehen sich durch die Handlung, die von den üblichen Zombie-Stories abweicht. Die Charaktere bekommen nach und nach eine Vorgeschichte, in der ich dann auch gewisse Eigenschaften hervortun. Der eine ein Großmaul vor dem Herrn, ein Angeber allererster Güte mit einer Schandschnauze, die sich immer wieder auf sexistische Anspielungen reduziert, aber mit Wörter, die mehr als sechs Silben haben nicht zurechtkommt. Der andere ein Dickerchen, das schon zu Schulzeiten der Klassenprügelknabe war und das nur durch einen Funken Intelligenz überleben kann. Die beiden Partner ergänzen sich prächtig - wie in einem Buddy-Movie. Passt alles schon ganz gut und gegen Ende gibt es auch noch kleine Überrraschungen, einen Twist, den man so nicht unbedingt erwartet hatte. Dennoch kann ich die Lobeshymnen nicht ganz nachvollziehen. um 10 von 10 Punkten zu bekommen, muss ein Jake Bible schon tief in die Trickkiste seiner Blödeleien greifen, während Joseph Duncan doch nur mit seinen schrägen Ideen und einem zum Schmunzeln anregenden Humor aufwarten kann. Manchmal zwar etwas feinsinnig, aber insgesamt doch kein überragender Witz über 410 Seiten zu finden. Das Buch bietet von allem etwas, aber von nichts den absoluten Knaller. Es geht daher mit 6,5/10 bei mir raus. Mehr ist nicht drin. Kann man lesen, muss man aber nicht unbedingt. Da hab ich aus dem Festa-Verlag schon besseres Lesewerk erhalten und auch andere Verlage haben da lustigeren Horror in petto. Ich sag nur Jake Bible mit seinen "Z Burbia"-Romanen beim Luzifer-Verlag. Dann attackiere ich jetzt mal einen neuen Action-Kracher von Festa, die sind immer für ein krawalliges Lesevergnügen gut.

Jerry Garcia



Dalton Fury. In den USA gibt es 64 Kernkraftwerke. In eines davon wollen die Terrormilizen der Al-Qaida eine Bombe einschleusen. Nur in welches? Kolt "Racer" Raynor ist der Mann, der den feigen Angriff auf das Herz Amerikas und den Tod Hunderttausender Unschuldiger verhindern soll. Doch als ihn ein Vorgesetzter wegen seiner Alleingänge im Visier hat und seine Delta-Force-Kollegin Cindy entführt wird, stößt der erfahrene Kämpfer gegen den Terror an seine Grenzen.

Kolt und sein Team sind in Pakistan am Werk. Geheim und mit einigen Minensuchfahrzeugen und bewaffneten Angriffsvehikeln in den Bergen, wo sich nach Bin Ladens unfreiwilligem Abgang von der internationalen Bühne des Terrorismus der nächste Drecksack mit Hass auf Amerika und den restlichen Westen irgendwo in einem Dreckloch verbuddelt hat. Dass es nicht einfach werden würde, war allen klar, aber was sich aus der Situation entwickelte, war noch ne Ecke deftiger als erwartet. Während die Truppe um die Fahrzeuge nach einer Explosion und der Begegnung mit drei mit Sprengstoff beladenen Eseln im Kampf gegen die unter heftigem Feuer Verluste erleidet, ziehen Kolt und das Team mit einem Blackhawk in ihren Kampf hinter den Linien. Als es dort Schwierigkeiten gibt, sogar ein zweiter Blackhawk runtergeht, spielt Raynor seine gewohnte Karte aus: Alleingang entgegen jeglichem erhalten Befehl. Sein Ruf ist bekannt und Admiral Mason absolut kein Freund von solchen Aktionen. Er gehört eher zur vorsichtigen Sorte und will sich von so einem Abweichler nicht die Karriere versauen lassen. Doch Raynor hat beim Präsidenten aufgrund seines Einsatzes bei der Rettung des Staatsoberhauptes gute Karten. Er wird umgetopft und einer neuen Truppe zugeteilt. Ein Einsatz führt ihn dann wieder ins karge Gebirge der Grenzregion zwischen Afghanistan und Pakistan. Er begegnet sogar seinem Primärziel, kann es aber inmitten von Feinden, in deren Organisation er sich eingeschlichen hat, nicht ausschalten. Der eigentliche Plan der Terroristen ist es, mithilfe von Timothy, einem Wachmann in einem amerikanischen Atomkraftwerk, ebendieses zu zerstören und die Strahlung freizusetzen. Dabei weiß Timothy noch nicht einmal, dass er benutzt wird. Via Online-Actionspielen haben ihm die Mörder Daten entlockt. Dann hat Kolt die Rolle des Timothy übernommen und sich mit den Gangstern nach Sandland abgesetzt. Als er dort Näheres über die Anschlagsziele und Vorbereitungen dazu erfährt, verschwindet er von da und kehrt in die Staaten zurück, um den Massenmord zu verhindern.

Dalton Fury kennt keine langen Einleitungen. Schnell wird der Leser in die Ödland-Action in der Stan-Gegend geworfen, erlebt die Kämpfe der regulären Truppen und verfolgt die Action der Spezialisten. Das Tempo erhöht sich von Seite zu Seite, nur unterbrochen von den Tiraden des erbittertsten Gegners von Kolt Raynor in den eigenen Reihen, der ihn am liebsten aussortiert sähe. Ist jetzt nicht unbedingt eine Rarität im Genre, dass der Held seine eigenen Wege geht, mindestens einen Feind in den eigenen Reihen hat, aber von allen weiteren Entscheidungsträgern mehr oder weniger offen Rückendeckung erhält und die auch weidlich ausnutzt. Nimmt man als Leser so hin, schadet ja der knalligen Action nicht. Ebenso erträgt man manche Auswüchse der stilistischen Unterscheidungen zwischen Freund und Feind. nicht nur, dass die "richtige" Seite unheimlich clever ist, Morde durch den Feind als unmenschlich verurteilt und dennoch selbst zu genau den gleichen Mitteln greift, man setzt die Bösewichte auch noch anderweitig ins schlechtere Licht. Wenn Cindy mit "perfekten, strahlend weißen Zähnen" beschrieben wird, dann dient diese Formulierung nur zwei Dingen: Der Protagonist darf ihr hinterhersabbern und es wird auch mit Hingabe erwidert und dazu noch, dass niemals jemand der Gegenseite derart perfekt sein darf oder ist. Und dennoch - trotz dem Hang zur US-Überheblichkeit, dem Drang nach Selbstjustiz und einem Mann, der ein ausgebildeter Killer ist,  aber eben auf der erwünschten Seite -, gibt es etliche Werke, die es richtig übertreiben. Daher ist "Auf zum Angriff" zwar ein einseitiger Roman, ein wildes Märchen, das man sich zum Happy Reading nach eigenem, amerikanischen Gutdünken gebastelt hat, aber es ist auch ein verflucht unterhaltsamer Actioner, der es an nichts missen lässt, was man als Konsument für sein Geld erwartet. Schnell, manchmal rabiat, voller Action und schwer unterhaltsam - und selbstverständlich wieder ein Buch mit einer Story, die ich und viele andere Leser schon viel zu lange missen mussten, weil sie nicht in die Kalkulation der Großverlage passten. Da haben sich halt kleinere Verlage der Sache angenommen und viele Kunden sind es zufrieden. Ich auch. 460 Seiten                     

Jerry Garcia



John Grisham. Theo Boone ist auf Klassenfahrt in Washington, D. C. - ein Abenteuer für ihn und seine Freunde. Doch dann macht Theo in der U-Bahn eine unheimliche Entdeckung: In der Menschenmenge sieht er plötzlich Pete Duffy. Der wurde nur dank Theos mithilfe des mordes an seiner Frau beschuldigt und verurteilt. Jetzt ist er auf der Flucht und steht auf der Fahndungsliste des FBI. Als Duffy an der nächsten Haltestelle aussteigt, muss Theo sich innerhalb weniger Sekunden entscheiden - und folgt ihm! Wird es Theo gelingen, den gefährlichsten Mörder Strattenburgs noch einmal vor Gericht zu bringen?

Aufgeregte Schüler. Es geht mit der Klasse nach Washington. Sie sind schon einmal dort gewessen, haben aber wie wild gehaust und von dem damaligen Hotel eine Absage bekommen. Abber das neue ist auchkeine Absteige. Leider wird Theo mit einem der Schulspinner zusammengesteckt, was ihn doch etwas stört. Egal, immerhin mal wieder weit weg von Zuhause. Doch in der U-Bahn passiert es dann: Er sieht Pete Duffy. Er wäre nicht der echte Theo Boone, würde er ihm nicht folgen. Danach informiert er Onkel Ike, der schnell nach Washington kommt. Danach tagen in Strattenburg Familienrat und Beteiligte. Man einigt sich auf den Kontakt zum FBI. auch weil Theo befürchtet, er könnte zum Ziel des Mörders werden. Gemeinsam geht es dann wieder nach Washington, wo sie zwar den Gesuchten nicht an dem Ort finden, wo man ihn vermutete, aber Theo entdeckt ihn am Flughafen, wo der Kerl mit gefälschten Papieren nach Überseee abhauen wollte. Duffy wird nach Strattenburg gebracht, wo er erneut vor Gericht gestellt wird, seine Kaution ist durch seine Flucht verfallen, eine neue wird es nicht geben. Doch der Hauptzeuge, der ein illegaler Einwanderer ist, hat es aus verschiedenen Gründen mit der Angst bekommen und sich verkrümelt, um nicht aussagen zu müssen. Sie müssen ihn unbedingt finden - um des Prozesses und auch um seines Willen. Die Freunde von Duffy sind nämlich auch in der Stadt unterwegs.

Das neue Abenteuer von Mr. Boone zeigt den Burschen mal wieder als den Schlaumeier der Stadt, der nich dem FBI beibringt, was zu tun ist. Er ist halt der Held der Geschichte in einem Märchen für jugendliche Leser. Daher sollten die Erwartungen auch nicht zu hoch gesteckt werden, wenn man sich für die Bücher entscheidet. Doch so langsam kranken die Veröffentlichungen um Theo Boone an denselben Mängeln wie seine vermeintlichen Thriller für die erwachsene Klientel im Zusammenwirken von Autor und Verlag: Klappentexte, die höchste Spannung versprechen, enden zumeist in einer Art Berichterstattung und lassen oft jeglichen Thrill vermissen. Ansonsten ist das Buch recht nett und flott zu lesen, bezieht sich natürlich auch auf den ersten Band der Reihe, den man schon kennen sollte. Zudem wird etwas Licht ins Dunkel von Ikes Fehlverhalten gebracht, das ihn zum Schwarzen Schaf der Familie degradiert hat. Nicht zuviel, man braucht ja auch noch etwas für weitere Abenteuer in der Hinterhand. Der Rest der Handlung hangelt sich an den gewohnten und allseits bekannten Punkten entlang als wäre hier Schreiben nach Zahlen die Grundlage. Das Tiergericht mit einem genialen Theo, Onkel Ike mit seinem lebensnäheren Ansichten als die Eltern von Theo, die sich selten einig sind, aber dennoch auf harmonische Weise als Ehepaar mit Anwaltskanzleien geschildert werden und seinen Schulfreunden und Lehrern. Theo selbst bekommt natürlich die Wankelmütigkeit eines 13-Jährigen, der fast minütlich einen anderen Berufswunsch für später hat und es sich eben immer wieder anders überlegt. Passt schon für die Zielgruppe. Selbstverständlich darf auch der vereinfachte Rechts- und Gesetzesunterricht Grisham'scher Prägung nicht fehlen, der auf die Aufmerksamkeit der jungen Leser setzt und dass die auch die politisch korrekten Ansichten, die überall propagiert werden, in sich aufnehmen. Für Kids leicht, für Erwachsene seicht und mit einem Tausendsassa auf 250 Seiten, der diesmal mit einem Cliffhanger auf die Folter gespannt wird. Muss er wie die Leser auf Buch Nummer sechs warten. "Nachtrag": - sogar länger.

Jerry Garcia



Graham Masterton. Sie sind alt wie die Zeit, und sie leben immer noch. Nach einem Hubschrauberabsturz werden aus dem Wrack die Leichen von einem Richter und seiner Frau geborgen. Jemand hat sie grauenvoll verstümmelt. Und von ihrer erwachsenen Tochter fehlt jede Spur. Michael Reardon, der im Auftrag einer Versicherung ermittelt, ist sich sicher, dass man die tatsächliche Todesursache der Opfer vertuschen will. Er lässt nicht locker und ist bald auf der Spur einer Gruppe unheimlicher Männer, die vor nichts zurückschrecken, um ihre Identität geheim zu halten.

Ein Richter, der zu einem der mächtigsten Männer der Nation aufsteigen kann, wenn er zum Richter des Obersten Gerichtshofes ernannt wird, macht sich mit seiner Familie und einem Assistenten via Hubschrauber auf den Weg zu seinem größten Triumph. Doch bald nach dem Start scheint es Schwierigkeiten zu geben, der Pilot muss schwer schuften, um die Flugmaschine auf Kurs zu halten. Doch irgendwann hilft all seine Kunst nichts mehr und sie gehen runter. Da sie mittlerweile an Höhe verloren hatten, sind alle nur verletzt und eingeklemmt. Sie hoffen auf Hilfe und schon bald sehen sie auch einen Mann, der draußen vesucht, ins Innere des Helis zu gelangen. Doch schnell müssen sie feststellen, dass ihre Hoffnung vergebens war. Kurze Zeit später treffen auch die wirklichen Helfer ein, können aber niemanden mehr retten. Da diese Sache für die Flitzpiepen von der Versicherung teuer werden kann, lassen sie Michael Reardon reaktivieren, der nach einem Trauma nach einem Fall mit Flugzeugabsturz eigentlich nichts mehr mit Versicherungsdetektei zu tun haben wollte. Der ist zwar immer noch bei seinem Psycho-Doc in Behandlung, lässt sich aber nach einigem Zögern doch breitschlagen. Bald findet er in Zusammenarbeit mit dem Leichenbeschauer heraus, dass die Menschen erst nach dem Unglück getötet wurden und nicht an den Verletzungen, die sie beim Absturz erlitten haben, verstarben. Zudem fehlt der Körper der vierzehnjährigen (laut Klappentext "erwachsenen") Tochter. Als Michael nun intensiv zu ermitteln beginnt, stoßen er und sein Freund Thomas, der Lieutenant bei der Polizei ist, auf etliche Widersprüche. Einiges weist zudem Parallelen zu dem Flugzeugabsturz zwei Jahre zuvor auf, den Michael bearbeitet hatte. Verdächtige gibt es viele - und bald Gerüchte über die "weiß-weißen Männer". Und die führen die Unbestechlichen bald in des Teufels Küche.

Erst einmal zu einem allgemeinen Problem - zumindest ist es das für mich: diese sich über sämtliche Verlage hinweg finden zu lassenden fehlerhaften Klappentexte. Auch hier gibt es einen, nicht so gravierend wie manch andere, aber eben dennoch vorhanden. Prüft das denn keiner oder ist es in einigen Fällen auch Absicht, dass mit einem Inhalt geworben wird, den es gar nicht gibt? Es ist schlicht lästig, wenn man feststellt, dass der Verfasser des Textes auf dem Buchrücken anscheinend absolut kein Interesse am Job und besonders der Kundschaft hat. Sorgfaltspflicht der Verlage, da die ja auch ein ganz nettes Preisschild an das Buch anbringen (DA werden übrigens NIE Fehler gemacht)? Mmh.

Zum vorliegenden Buch. Auf Amazon hat da so ein "Jungspund", der sich ebenfalls als Harry feiern lässt (Schönen gruß, Harry, die Pappenheimer kennen sich ja.😁), das Ganze kurz und prägnant zusammengefasst: Endlich wieder eine Geschichte und nicht bloß eine Aneinanderreihung von Sex und Gewalt ohne Sinn und Verstand. Für manch anderes Buch etwas zu harsch, das mit dem fehlenden Sinn und Verstand, aber dennoch verglichen mit Graham Masterton durchaus zutreffend. Der Autor hat hier sehr gut Thriller mit Phantastik verknüpft, was mich daran erinnerte, dass Shaun Hutson in seinem Roman "Blutiger Segen" um Sean Doyle Hardboiled-Action gekonnt mit Horror verband, aber leider vom Verlag aussortiert wurde (wohl werden musste, da sich zu wenig Interessenten fanden), und so hat Graham Masterton dann auch die Thriller- und Verschwörungselemente der Eliten im Land unter einen Hut gebracht und sie dann erst spät dem Phantastischen hinzuzufügen. Bis dahin darf sich der Leser damit befassen, dass die Herrschenden und Reichen im Lande (was eigentlich eh die gleiche Mischpoke ist) sich die besten Deals zuschachern, die Politik beim Postenringelrein perfekt mitspielt (Was man ja auch heutzutage beobachten kann, verstecken tun sie es ja nicht mehr) und der Rest der Bevölkerung die Deppen sind. Das zeigt sich an den Aufständen in den sogenannten Problemvierteln, bei deren Handlung sich der Autor vermutlich an den Unruhen von 1992 in L. A. orientiert haben könnte. Nur dass es hier noch gewalttätiger zugeht. Und ganz langsam steuert er die Handlung dann in die Richtung des schleichenden Horrors, der nicht plakativ mit Sex und überbordender Gewalt in bluttriefenden Seiten mündet. Was Graham Masterton dem Leser hier bietet, ist zumindest in Teilen auch heute noch aktuell, aber vor allen Dingen ein spannender Roman mit einer Geschichte, die sich von Seite zu Seite steigert und den Leser mitreisst. Nur im Finale hat er eines Erachtens etwas zu dick aufgetragen, was den Gesamteindruck aber nicht schmälert. Also wer etwas feinsinnigeren Grusel abseits der "Blut- und Spermafraktion" lesen will, dem seien diese rund 580 mehr als nur soliden Seiten eines fein gesponnenen Netztes aus Korruption, Verrat und gruseligen Hintermännern (wobei mir gerade diese irgendwie schon fast so erscheinen, als seien sie heute in Politik und Wirtschaft schon so etwas wie realer Alltag) ans Herz gelegt. Erhältlich beim Festa-Verlag als Print und E-Book.

Jerry Garcia



John Grisham. Theo Boone, jüngster Anwalt aller Zeiten, riskiert alles für die Gerechtigkeit . Diesmal steht er vor einer ganz neuen Herausforderung: Er muss sich auf die Aufnahmeprüfung für die Highschool vorbereiten. Eine Riesensache, die ihm schlaflose Nächte bereitet. Denn die Tests gelten als unberechenbar. Und als ob das noch nicht genug wäre, erzählt ihm seine beste Freundin April von einem ungeheuerlichen Skandal - ein groß angelegter Betrugsfall, in den offenbar auch Theos Lehrer verwickelt sind. Da ist Theo Boones Spürsinn gefragt, denn natürlich will er der Wahrheit ans Licht bringen.

Für die Schüler der Schulen in Strattenburg stehen die Aufnahmetest für die Highschool an. Auf Anweisung der Regierung des Bundesstaates erfolgt anhand der Ergebnisse die Aufteilung der Schüler in sogenannten Begabtenklassen, die Mittelschicht und in die Förderklassen. Ebenfalls Bemerkenswert ist, dass besonders erfolgreiche Lehrer einen Bonus erhalten. Die Schüler stehen also ganz schön unter Druck und Theo nach seinem Befinden erst recht, weil er für diese Tests einfach kein Händchen hat. Als dann die Ergebnisse eintrudeln, hat er die erhoffte Begabtengruppe um einen Prozentpunkt verpasst. Seine Freundin April hat ein ähnliches Ergebnis und sie wollte doch so gerne zur Elite der Künstler gehören und an der Highschool die Kunstkurse belegen. Und dann kommt gerade sie mit einem Gerücht nach Hörensagen und Spekulationen um die Ecke, dass an einer bestimmten Schule, die in einem benachteiligten Viertel liegt, die Lehrer geschummelt hätten, damit ihre Schüler besser abschneiden. Da sie ihr Ziel nicht erreicht hat, will sie das bei der Behörde anprangern. Theo rät ab,sie macht es doch. Und bringt einen gewaltigen Stein ins Rollen. Ganz nebenbei hat er auf den rund 250 Seiten seinem Onkel Ike beizustehen, der im Suff Auto gefahren ist, einem Schulkollegen zu helfen, dessen Vater ein saufender Prügler ist und einen Koi fressenden Otter zu verteidigen.

Eigentlich alles wie immer - nur weniger spannend und einem Fall, der gerade in der Auflösung lächerlich wirkt. Ach ja, der Cliffhanger am Ende von Band 5 wurde NICHT weitergeführt oder aufgelöst - zumindest vorerst nicht. Und viele der Figuren kommen hier nicht gut weg. April, die sich hier wirklich aufführt, als wäre sie völlig zu Recht die Außenseiterin der Schule und sich darin suhlt, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen, entwickelt sich zur egoistischen Kämpferin für das Recht - für ihr eigenes. Sonst hätte sie auf den Rat von Theo gehört und ihre Gerüchte nicht per Brief an die Schulbehörde geschickt. Danach krieg sie aber Bammel und heult sich bei Theo aus.Theo bleibt natürlich der stahlende Träger des amerikanischen Heiligenscheins Grisham'scher Prägung und steht für alle ein, an denen ihm was liegt und auch für andere Personen, denen Unrecht getan wurde. So isser halt, der Schulbub Marke John Grisham. Wenigstens hat der Autor auch hin und wieder einige Marotteneingeflochten, die bei einem Dreizehnjährigen auch passen. So weit, so gut. Der Fall könnte brisant sein, die Auflösung wirkt eher lau. Ich kenne das US-Rechtssystem nicht, aber so wie die Verhandlung hier abgeschlossen wird, ist das Urteil eher eine Farce. Neben diesem zwar brisanten, aberr eher unspektakuläten und wenig spannenden Fall hat der Autor wieder auf seine bewährten Zutaten zurückgegeriffen - man könnte auch sagen auf seine Satzbausteine. Wie Gewohnheitstiere ohne Abwechslung gehen sie immer wieder in die selben Restaurants, essen das Gleiche, fragen nach Sohnemanns Essensgeld und so weiter. Auch in jedem Buch ist ein Fall fürs Tiergericht und ein Hilfeersuchen durch einen Schüler. Bloß nicht vom gewohnten Pfad abbiegen, man könnte ja Risiken eingehen. Tja, so schreibt er auch für die erwachsene Klientel. Da waren den meisten Leser (und oft sogar Zuschauern bei den vereinfachten Strukturen der Filme) alle Bücher von "Die Firma" über "Die Jury" bis hin zu "Die Akte" und "Der Klient" zu komplex, zu lang oder zu schwierig zu lesen (auch bei hiesigen Lesern wohlgemerkt, nicht nur in seiner Heimat), also hat er sich auf Berichterstattung mit Lokalkolorit verlegt und der jeweils veröffentlichende Verlag täuscht im Klappentext einen fulminanten Thriller vor oder lässt es von anderen Autoren erledigen, die gerne für einen kleinen Obulus durch den Autor oder den Erstverlag wahre Jubelarien über etliche neue Bücher verbreiten, die sie nie gelesen haben, wobei es natürlich Auslegungssache ist, was man unter "fulminant" und "Thriller" versteht. Anders gesagt, seit er gemerkt hat, dass man mit schlichten und wenig anstrengenden Mitteln noch mehr zahlende Kunden bei weniger Aufwand generieren kann, ist er mit Schwung bei der Sache.Und dann sind da ja noch die leicht zu führenden Kiddies, denen er seine allseits an die Massenhysterie der Moralpredigten um Gesundheit, Globale Erwärmung oder Political Correctness Meinungen indoktrinieren kann. So erzieht man sich später leicht zu führende Bürger. Die folgenden Staatenlenker - gerade Marke Clinton - werden es ihm danken.

Jerry Garcia



Martin Kay. Sein Name ist Mark Jedediah Vigilante. Er war Agent beim United States Secret Service, bis er nach einem Komplott gegen die amerikanische Regierung als Sündenbock auf die Straße gesetzt wurde. Jetzt verdient er sein Geld als Troubleshooter, privater Ermittler und Schlichter. Wenn diplomatische Lösungen versagen, Krisen unausweichlich sind und militärische Konflikte die einzigen Alternativen zu sein scheinen, ruft man Vigilante. Sein erster Auftrag führt ihn direkt ins Weiße Haus, als der Stabschef ihn bittet, den Programmierer Dr. Judas Kane ausfindig zu machen, der Mikrochips mit höchst brisantem Inhalt gestohlen hat, bevor er diese auf dem Waffenschwarzmarkt verkaufen kann. Doch schon bald erkennt Vigilante, dass weit mehr hinter diesem Diebstahl steckt. Auftragsmörder, Bundesagenten und Spezialeinheiten jagen nicht nur Dr. Kane und die Chips, sondern setzen bald auch Vigilante auf ihre Zielliste. Seine einzigen Verbündeten sind ein junger Hacker und die zwielichtige Bordellchefin Madame Dunoire, die in höchsten Regierungskreisen verkehrt.

Judas Kane hat sich seinen Lohn abgeholt. Doch statt der dreissig Silberlinge sind es nur 29. Er versucht die Mittelsmänner zu kontaktieren, doch das bleibt ihm verwehrt. Er kann niemanden mehr erreichen und die Rufnummern, die man ihm gab, existieren nicht mehr. Also direkt zum Stabschef des Präsidenten und Korrektur gefordert. Da erwischt er zwar auch nur die Sekretärin, kann aber immerhin eine Nachricht hinterlassen. Unterdessen hat sich Jed Vigilante mit einer Hübschen, die ihm aber nur als Tarnung dient, bis er einen neuen Job angedient bekommt. Dies passiert schneller als er sich gewünscht hat. Madame Dunoire überbringt ihm telefonisch eine Nachricht und übermittelt einen Treffpunkt. Dort wird er von Coolridge, dem Stabschef angeheuert, Judas Kane zu stellen. Der war inzwischen fleissig und hat dafür gesorgt, dass sein Name in rauen Mengen im Internet unter den verschiedensten Standorten auftaucht, sodass kaum zu ermitteln ist, wo er sich wirklich befindet. Das merken die Amis bald: Vier Agenten in Nordkorea fliegen auf. Nun braucht Vigilante Hilfe. Er lässt sich von Madame einen Hacker vermittlen, der sich Wolverine nennt und gerade mal 18 Jahre alt ist. Während diverse Geheimdienste und Killer hinter Dr. Kane her sind, um ihm die Chips abzunehmen, geraten auch Vigilante und Wolverine immer mehr ins Fadenkreuz. Im Prinzip ist eigentlich jeder hinter ihnen her und bald weiß Vigilante nicht mehr, wem er überhaupt trauen kann.

Martin Kay bedankt sich im Nachwort beim Lektor Andre Piotrowski und dem Verleger Guido Latz, dass sie seinen Jed Vigilante nun auch als Printversion auf die Leserschaft loslassen. Ich nutze die Gelegenheit, mich dem anzuschließen.
"Das Vigilante-Prinzip" ist ein Werk, das als E-Book-Version schon etwas länger auf dem Markt ist und auch nicht anders gedacht war, als den geneigten Kunden einige Actionhäppchen zu gönnen. Ist ja derzeit in Mode, dass viele Autoren ihren Reihen noch die eine oder andere Kurzgeschichte in elektronischer Form zufügen.
Nun ja, Martin Kay jedenfalls bleibt seiner mit Eileen Hannigan begonnenen Linie ziemlich treu, auch wenn er selbst meint, Jed Vigilante käme ohne größere Spinnereien aus. Könnte man so sehen - wenn man will. Auf jeden Fall aber lässt er sich nicht lange bitten, um das Buch mit Action zu garnieren und einen Actionthriller zu kredenzen, der es wahrlich in sich hat. Ich bin ja bekanntermaßen ein großer Freund der America First-Romane aus Trump-Land. Märchen für Erwachsene (Amerikaner) halt. In Deutschland hält man sich mit derartiger Lektüre spürbar zurück und schreibt lieber zum 100.000-sten mal über die deutsche Schuld aus des Landes düstersten Kapitels. Ich kann es nicht mehr hören,sehen oder lesen - es nervt. Wenigstens Martin Kay lässt den ollen Quark mal außen vor, zwängt sich nicht in die wahrlich fesselnde Gutmensch-Jacke und schreibt rasant drauf los. Und mit der Zeit kommt er meines Erachtens den frühen Romanen eine Jon Land recht nahe. Da passt alles. Verräter hier, Geheimdienste dort, krachende Action mit Hellfire-Raketen und brennenden Tunneln. Dabei werden die Anspielungen auf die "Stirb Langsam"-Reihe munter genutzt, der Humor blitzt an der einen oder anderen Stelle auch auf und die Namenskreation mit den Farben ließ mal kurz einen Gedanken an Tarantino aufkommen, mit dem das Buch aber sonst nicht einmal eine weit entfernte Vetternschaft hat - zum Glück. Martin Kay setzt dann doch lieber auf Drohnenattacken statt aufs Kopieren alter Filme. Diverse Wendungen, atemlose Hetzjagden, rasante Szenenfolgen, mano a mano-fights und wilde Shoot-outs sowie verzwickte und komplexe Zusammenhänge unter den Protagonisten zwingen den Leser fast, die Lektüre NICHT aus der Hand zu legen. Ein höllischer Adrenalin-Punsch, der die Herzschlagfrequenz in gefährliche Höhen treibt. So hat Martin Kay seinen - meiner Meinung nach - berechtigten Platz auf dem Olymp deutscher Actionautoren locker mit Kugeln und Raketen verteidigt. Und am Ende bleiben noch einige Fäden offen, die in einem schon angekündigten zweiten Buch wohl fortgeführt werden. 190 Seiten Hochgeschwindigkeitsaction. Und weil es aus deutschen Landen kommt, gibt es als Bonus noch den 10. von 10 Punkten.

Jerry Garcia



Lee Child. Der Einsatzbefehl für den Militärpolizisten Jack Reacher ist eindeutig: Er soll verdeckt und ohne offizielle Unterstützung den Mord an einer jungen Frau aufklären - und anschließend, falls nötig, seine Ergebnisse vertuschen! Denn der Hauptverdächtige ist ein hoch dekorierter Offizier, der gerade von einer geheimen Mission zurückgekehrt ist, und - schlimmer noch - der Sohn eines Senators. Reacher soll niemanden auf die Zehen treten und verhindern, dass die Presse den Fall aufbauscht. Doch was er entdeckt, lässt ihn an der Rechtmäßigkeit seines Auftrags zweifeln – und macht aus Reacher einen Mann, den man fürchten muss.

1997. Jack Reacher wird ins Pentagon beordert, um einen Auftrag zu erhalten, der unschöne Auswirkungen haben könnte. Er soll undercover in einem kleinen Kaff namens Carter Crossing ermitteln, während ein Kollege namens Munroe direkt im nahegelegenen Fort Kelham ganz offen, seine Arbeit macht. Es geht darum, jedwede Interessenskonflikte zu vermeiden und mögliche Löcher, durh die informationen an die Öffentlichkeit gelangen könnten sofort zu stopfen. Das ist Reachers Job. Die nicht den Militärrichtlinien gestaltete Frisur hat er schon, muss er sich nur noch einkleiden. Er tut dies in einem Shop der Army, legt aber Wert darauf, dass die Sachen privat und gebraucht aussehen. Noch ne klappbare Zahnbürste eingesteckt und fertig ist der Undercover-Reacher. Koffer braucht er nicht. Dann macht er sich per Bus oder per Anhalter auf den Weg. In Carter Crossing angekommen, sieht er sich in einem Ort des Niedergangs wieder. Früher hat das Städtchen von der Eisenbahn gelebt, aber jetzt fährt hier nur ein Güterzug um Mitternacht durch, das war es schon. Glücklicherweise hat man ihnen ein Fort etwas abseits hingestellt, sodass man nun den Sold der stationierten Soldaten einsacken kann, die zu den wenigen Vergnügungen, die es hier gibt, ion die Stadt kommen, wenn sie frei haben. Doch nach dem Tod der weißen Frau müssen die Jungs im Fort bleiben, so richtig mit Ausgangssperre und allem drum und dran. Und wieder laufen die Geschäfte in Carter Crossing mies. Keine Soldaten, kein Geld. Und Reacher? Kommt an und schon ist seine Tarnung vorbei. Lady Sheriff erkennt in ihm sofort den Soldaten und da sie nicht auf den Kopf gefallen ist, auch das Motiv seiner Anwesenheit. Vertrauen ist erst einmal dahin. Dann erfährt Reacher, dass zuvor schon zwei hübsche Frauen aus der Siedlung der "anderen" Bewohner, der dunkelhäutigen Bürger, ermordet wurden, sich aber keiner richtig darum gekümmert hat oder keinen Zusammenhang herstellte. Jetzt kommen die Ermittlungen zwar in Gang, werden aber auch immer wieder torpediert und es tauchen Figuren auf, die hier eigentlich absolut gar nichts zu suchen hätten. Reacher macht ihnen das sehr begreiflich.

So begann Reachers Wanderschaft durch seine Nation: Mit einem Auftrag. Und schon beim Einkleiden im PX erkennt der Leser das Muster, das ihm über die Jahre hinweg immer wieder begegnete. Unscheinbare Klamotten, einigermaßen robust, einigermaßen haltbar und leicht zu waschen (später erfährt er, dass es sogar Waschsalons gibt, die er als Soldat (Major) ja nie brauchte, da ihm alles abgenommen wurde), ne Zahnbürste und Ende. Ebenso wird er auf die Methode aufmerksam gemacht, wie er seinen Sold erhalten kann und wo er ihn dann abholt. Heutzutage nicht mehr so einfach, da die gierigen Bänker, die mit Steuergeldern in Höhe von Abermilliarden Dollar und Euro gerettet wurden, nachdem sie die Krise verursacht hatten, gerettet wurden. Mit dem Geld der Bürger, von deren Spareinlagen sie weiterhin gewaltig profitierten. Als die Zinspolitik begann und die Einnahmen schrumpften, kam die Brut auf eine neue Idee. Warum bestraft man die Steuerzahler, die mit ihrem Geld erst den Sauhaufen gerettet hatten, nicht mit Strafzinsen? Ja, so läuft das in der gerechten Welt des Geldes, der Macht, des Lobbyismus und der Politik. Fürs Sparen bestraft. Und da man ein Konto haben muss (fürs eigene Geld, mit dem aber die Banken dann arbeiten und verdienen) und es darauf auch Bewegung gibt, greift man nun noch einmal mit Gebühren für jeden Handschlag zu, den diese Gierhälse machen müssen. Ja, man wird sogar so unverschämt, dass Gebühren genommen werden, wenn man sein eigenes Geld wiederhaben will. Womit wir wieder bei Reacher wären. Er lässt sich die Kohle ja an jeden Standort übermitteln, wo er gerade ist und holt es dann ab. Nicht bei diesem und auch noch nicht bei den vorherigen Büchern war diese fiese Abzocke schon aktiviert, aber bald wird Jack Reacher wohl an einem Schalter stehen und feststellen, dass sein Geld auch ohne sein Zutun in den Griffeln der Krawattniks immer weniger wird. Ansonsten agiert er ja unabhängig und nach seinem eigenen Rechtsempfinden. Dies tritt im Laufe der Seiten auch hier zutage. Lange Zeit passiert nicht wirklich viel, es wird ermittelt und Spuren zusammengelegt, lose Fäden verknüpft, alles irgendwie passend zu einem schlichten Krimi. Wirklich passieren tut jedenfalls nicht viel. Reacher gibt einige coole Bonmots von sich, haut zweimal einigen renitenten Einheimischen vor die Nuss und hat dann im Hinterland von Mississippi seinen Ruf gestärkt. Und wo wir bei Hinterland und Mississippi sind: Die damals noch als nur leicht erstarkendes zartes Pflänzchen auftauchende "political correctness" hat es bis hierhin nicht geschafft. Da wird konsequent zwischen der schwarzen und der weißen Bevölkerung getrennt. Auch ein grund, warum die Ermittlungen bei den beiden Frauen aus diesem Teil der Stadt stockten. Man traut einander nicht, also erzählt man auch nichts. Erst mittig des Buches geht es nach und nach auch zur Sache. Und das ist dann Reacher-time. Große Actionsequenzen gibt es nicht, aber wenn Reacher dann völlig gerechtfertigt einen umnietet, geschieht das eiskalt und wirkt fast beiläufig, keine Hitze des Gefechts. Durch diverse Aktivitäten, die lange unklar sind, bleibt auch die Spannung recht hoch, aber die Klärung ist dann doch fast schon banal, wo wir wieder bei einem simplen Krimi wären. Und daher ist "Der letzte Befehl" zwar gut, auch weil man nun weiß, wie Reachers Reise begann, aber er ist eben nicht richtig stark. Wer die Reacher-Bücher mag, nacht wohl nichts falsch, wenn er sich den zulegt.
Ein verlagsübergreifendes Ärgernis sind für ich weiterhin diese Zitate aus diversen Magazinen, von Kritikern oder Kollegen des Autors. Nicht nur, weil man da schon Zeitungen oder Autoren zitiert hat, die gar nicht wussten, dass sie dieses (das jeweils angeblich besprochene, nicht jetzt diesen Reacher) Buch überhaupt mal in Händen hielten, sondern die Marotte, wenn das Zitat, das das erste Buch eines Autors ziert und für dieses auch bestimmt war, dann für sämtliche Nachfolgeromane auch genutzt wird. War das erste Buch ein "fulminanter Reißer, wie ihn noch kein Autor zuvor zustande brachte", steht der gleiche Scheiß auch bei allen folgenden Werken drauf, selbst wenn sie Schlafmittel sind. Für mich ist das Etikettenschwindel, weil ja auch niemand darauf hinweist, dass das Zitat nur für das erste Buch galt. Kunden abzocken ist mittlerweile nicht nur salonfähig geworden, sondern ausdrücklich erlaubt (siehe Banken). 450 Seiten

Jerry Garcia



Greg F. Gifune. In der sterbenden Küstenstadt Cape Cod lebt Stanley Falk ein ruhiges und bescheidenes Leben als Tellerwäscher. Er ist nur noch eine Hülle dessen, was er einst war, ein Mann mit einer dunklen und gewalttätigen Vergangenheit, die er im Alkohol zu ertränken versucht. Als er eines Morgens erwacht, findet er heraus, dass sein mageres Bankkonto geleert und seine Erinnerung an das Trinkgelage des vergangenen Abends wie weggewischt ist. Vage Erinnerungen und schreckliche Albträume von bösartigen Göttern, fernen Planeten und einem grauenhaften Raum, in dem Folterpraktiken ausgeübt werden und das Blut in Strömen fließt, verfolgen ihn in jedem wachen Moment. Etwas Verkommenes ist darauf versessen, ihn in den dunklen Höllenschlund zurückzuziehen, aus welchem er bereits sein Leben lang herauszukriechen versucht. Und jetzt sind da andere in den Schatten, die jede seiner Bewegungen beobachten und ihn näher an eine Wahrheit jenseits des Begreiflichen locken ... jenseits des Bösen ... jenseits von allem, was er jemals für möglich gehalten hatte.

Stan lebt in einer kleinen Bude für sich allein und hat nichts weiter aufzuweisen als einen Job als Tellerwäscher. Viel bringt der ihm nicht ein, aber für anständige Saufereien bis zum Halbkoma langt es allemal. Dann ist da noch seen Dad, der im eigenen Haus lebt und nichts lieber tut, als seinen Sohn zu drangsalieren. So ist es ihm auch eine Freude, Stan unter die Nase zu reiben, dass sein Erbe, das Haus, unter den Hammer kommt. Dad will lieber dir Hütte verscherbeln und mit dem Geld seinen Lebensabend im sonnigen Florida verbringen. Dann ist da noch sein Kumpel Duane, ein Obdachloser, mit dem ihn ein nahezu freundschaftlicher Kontakt verbindet. Doch irgendwann wird es seltsam. Duane will Stan eines Abends gesehen haben, aber Stan habe ihn ignoriert, einfach nicht beachtet. Völliges Unverständnis bei Stan. Auch als ein ähnlicher Vorfall geschildert wird. Als Stan dann sein Geld von der Bank holen will, stellt er fest, dass das Konto leer ist. Da er sich sicher ist, dass er kein Geld abgehoben hat, beschwert er sich beim Kreditinstitut und erhält eine erschöpfende wie unheimliche Auskunft: Es war doch er, der das Geld holte. Er kann sich nur nicht daran erinnern. Stattdessen werden seine Albträume immer schlimmer. Und dabei ahnt er noch nicht einmal, was daauf ihn zukommt, wobei die Geister seiner gewalttätigen Vergangenheit noch nicht einmal das schlimmste sind.

Greg F. Gifune ist ja bekannt dafür, dass er keine Romane für sonnige Gemüter mit Hang zum Happy End verfasst. Das kann man auch hier ausschließen. Hier beherrschen Drogen, Alkohol, Familiendramen, Visionen und persönliche Tragödien das Terrain. Nachdem sich Stan von seinem leben als Kleinkrimineller mit Hang zur Gewalt abgewandt hatte, will ihm nichts mehr so recht gelingen. Er ist kurz vor dem Abgrund und schliddert immer schneller auf diesen zu. Dann kommt er mit dem titelgebenden "Teufelsatem" in Kontakt und die grausamen Visionen verstärken sich. Blutbäder und Morde en masse, brutale Folter und Experimente am lebenden Objekt. Je länger er dem ausgesetzt ist, desto tiefer sinkt er in eine scheinbar endgültige Hoffnungslosigkeit, aus der es keine Ausweg zu geben scheint und deren dunkle Atmosphäre mit einer Paranoia gefüllt ist, die ihn an seinem Verstand zweifeln lässt. Und wie Stan sich in seine Ängste und schlechten Träume steigert, so steigert der Autor nach und nach die Handlung, verdichtet sie zu einer kompletten Orige der Angst, derm an sich als Leser nur schwer entziehen kann. Dazu bei tragen auch diverse Tupfer in der Geschichte, die einen nur ganz kurze Einblicke in weitere interessante Elemente des Grauens geben. "Teufelsatem" ist ein typischer Gifune, der den Leser mit vollkommener Düsternis Richtung Depression steuert, die er dann dem Protagonisten Stan nachempfinden kann. Finstere Stimmung perfekt inszeniert von einem Autor, der zu Recht viele Fans unter den Lesern hat und keine platten Gemetzel benötigt, um Aufmerksamkeit zu erheischen. Rund 250 Seiten tiefste Abgründe der Seele ausgelotet von einem erstklassigen Greg F. Gifune.

Jerry Garcia



Douglas Preston & Lincoln Child. Bei einer Expedition in die Antarktis ging vor sechs Jahren ein riesiger Meteorit über Bord. Noch immer liegt er dort in eisiger See auf dem Meeresgrund. Doch das Objekt hat sich inzwischen als Alien-Lebensform entpuppt, als Samenkapsel, aus der ein riesenhaftes Gewächs mit Fangarmen geworden ist. Offenbar hat es eine Invasion der Erde im Sinn. Um das zu verhindern, startet eine Expedition an die Eisgrenze. An Bord des hypermodernen Forschungsschiffes "Batavia" ist auch Agent gideo Crew. Als Nuklearexperte soll er die Vernichtung des Aliens mit einer unterseeischen Atombombe überwachen. Ein hochriskanter Plan.

Eli Glinn, der mit der Rolvaag einige Jahre zuvor nach dem Fund eines Meteoriten ein Desaster erlebte und nur knapp davon kam, was 108 andere Menschen nicht von sich behaupten konnten, will eine Expedition in die Gegend, in der alles passierte, auf die Beine stellen. Dazu holt er dann auch Gideon Crew. Nachdem sich Wissenschaftler und Mannschaft eingefunden haben, wird noch etas an den Gerätschaften trainiert und los geht die Reise, die rund 32 Tage dauern soll - einfache Strecke. Man lernt sich kennen, in manchen Fällen besser als geglaubt. Vor Ort angekommen bereitet man vier Tauchboote vor, denen man die Vornamen der Mitglieder der Beatles, einer Band aus grauen Vorzeiten gegeben hat, um sich das aus dem Meteoriten entstandene Gebilde anzuschauen. Es ist furchterregend, wie es da so im Wasser tief unter der Oberfläche liegt und seine Fangarme im Wasser schleifen lässt. Plötzlich entsteht ein Sog und eines der Boote wird immer näher an dieses Ding gezogen. Als sich dann noch so etwas wie ein Mund öffnet, ist das Grauen nahezu komplett. Doch damit ist erst der schlimmste Moment eröffnet: Alex, mit der sich Gideon angefreundet hatte und die in einem der Boote sitzt, wird mitsamt ihres Gefährts in den Mund gezogen und dort zerquetscht als sich dieser schließt. Bald wird den Menschen an Bord der "Batavia" klar, dass sie dieses Wesen, das da entstanden ist, unbedingt vernichten müssen, um den Planeten zu retten.

Das Autoren-Duo ist ja sehr umtriebig, was ihre Arbeiten angeht. Beide schreiben auch nur unter dem jeweils eigenen Namen Romane, sie hatten neben der Pendergast-Reihe auch einige Werke verfasst, die ohne Pendergast auskamen und nur einzelne Abenteuer mit einem Schluss ohne Fortsetzungscharakter auskamen. Bis auf "Ice ship" - da waren nicht alle Handlungsstränge so abgeschlossen, dass eine Fortsetzung nicht möglich gewesen wäre. Nun - laut Autoren auf Betreiben der Leserschaft - wird die Geschichte weiter erzählt. Leider sind seitdem schon einige Jahre vergangen und sie haben in der Zwischenzeit eine Menge Bücher veröffentlicht. Lässt man Pendergast aus (der sich eher innerhalb seiner Reihe schon etwas abgenutzt hat), wirken die Romane mittlerweile nach Schema F erstellt. Oder auch von Co-Autoren in einem Großraumbüro nach Vorgaben verfasst, was aber nur reine Spekulation ist, da diese Unsitte immer weiter um sich greift. Jedenfalls bewirkt dieses Schreiben nach Zahlen, dass sich eine gewisse Langeweile einstellt. Die Figuren um die Helden herum haben irgendwie immer die gleichen Charakterzüge wie in den Vorgängerromanen die Statisten auch. Da es hier schon an Abwechslung mangelt, kann der Leser auch nicht von Vorbereitungen zur Expedition, Stänkereien untereinander, kleineren Nebenschauplätzen und aus der Lethargie erlöst werden. Alles wirkt mittlerweile banal und schlaff, einen Spannungsbogen sucht man lange vergebens. Erst ab Mitte des Buches mit seinen rund 390 Seiten kommt etwas Drive in die Story, doch hält das auch nur an, weil der Leser - zumindest ich - nun wissen will, was da auf dem Meeresgrund lauert und mit einer Atombombe vernichtet werden muss. Und im letzten Viertel wird dann alles reingeklotzt, was man so von den Herren kennt. Meuterei an Bord, seltsame Wesen, die die Besatzung töten wollen und ein Protagonist, der die Welt retten muss, so lässt man es krachen. Und leider ein verflucht kitschiges Ende, das erahnen oder vermuten lässt, dass in einem weiteren Band um Gideon Crew endgültig auuf Schnulze gesetzt wird. Die kleine Anspielung auf Michael Crichton konnte da auch nicht viel retten. Nett gemeint, aber überflüssig. Was mich angeht, herrscht seit längerer Zeit im Schreibimperium der Herren die Langeweile vor. Man kopiert erfolgreiche Ideen und macht sich nicht die Mühe, etwas Neues zu kreieren. Klingt fast wie Hollywood derzeit.

Jerry Garcia



James Rayburn. Kate Swift ist auf der Flucht. Seitdem die Whistleblowerin die korrupten Machenschaften ihres ehemaligen Arbeitgebers CIA publik machte, ist sie zusammen mit ihrer Tochter untergetaucht. Als ihre Tarnung auffliegt, wird die Jagd auf Mutter und Tochter eröffnet.

Kate hat es geschafft, sich rund zwei Jahre vor der CIA zu verstecken. Doch als an der Schule ihrer Tochter ein Amoklauf droht, greift Kate ein und das wirbelt einigen Staub auf wie Kate nur zu gut weiß. Sie ist aufgeflogen. Also muss sie sich mit ihrem Kind absetzen. Erst geht es nach Kanada, von dort nach Deutschland und dann ab Richtung Thailand. In diesem vermeintlichen asiatischen Paradies lebt ihr ehemaliger Mentor Harry Hook. Doch sie erlebt eine Enttäuschung. Hook ist nur noch ein versoffenes Wrack, wie soll der ihr helfen. Dennoch tüfteln sie etwas aus, als das Leben ihnen die Chance dazu bietet. Ein Flugzeugabsturz, Personen, die Hook einen Gefallen schulden und schon sind die Swifts "tot". In den USA hingegen beginnt eine hektische Aktivität, die auch das Privatleben diverser Agenten in Mitleidenschaft zieht. Hier beginnt die Geschichte von Nadja. Mit einem dieser Ränkeschmiede zusammenlebend sucht sie sich ständig neue Liebhaber und demütigt ihren Gatten. Der wiederum ist mit diesem Arrangement recht zufrieden, kann er doch in Ruhe seiner Arbeit nachgehen. Aber sie will raus aus dieser Falle, ein eigenes Leben, einen Mann fürs Leben. Lucien Benway ist im Weg als sie sich wirklich verliebt. doch wie kann man einem intriganten CIA-Mann entkommen, der mit seinen Kollegen derzeit eine abtrünnige Agentin jagt? Und irgendwann entdecken die misstrauischen CIA-Leute, dass es irgendwo eine Möglichkeit gibt, Swift aufzustöbern - in Thailand. Es erscheint logisch, dass Swift nur zu ihrem ehemaligen Mentor genug Vertrauen hat, um ihn um Hilfe zu bitten. Also geht die Jagd ungebremst weiter.

Der Beginn ist temporeich und auch mit Spannung garniert. Leider hält das nicht wirklich lange an. Für meine Begriffe verzettelt sich James Rayburn alias Roger Smith alias Max Wilde zu sehr in den Vorgeschichten der Hauptfiguren. Ständig wird der Fluss der Story unterbrochen, um dramatische Vorgänge oder auch Kinkerlitzchen aus dem Leben der Jäger oder der Verfolgten zu inszenieren. Dass die Protagonistin als Whistleblower aka Verräterin gejagt wird, versteht sich von selbst. Wie man sie aus dem Verkehr ziehen will, ist dann eher dem Thrillermilieu geschuldet. Nicht dass man amerikanischen oder britischen Geheimdiensten ein solches Vorgehen nicht zutrauen würde, aber es wäre einfach zu offensichtlich. Dafür wird man mit Verstrickungen ohne Ende entschädigt, deren Fäden nur sehr zögerlich aufgelöst werden. Gerade in diesem Bereich erinnert der Roman an den guten alten britischen Agentenroman wie man ihn von Le Carre kennt ohne allerdings diese Klasse je zu erreichen. Um der Einfachheit des Lesens willen hat James Rayburn die Zusammenhänge schon etwas simpler dargestellt. Bei der Skizzierung des Charakters von Kate wird deren eigene Agentenaktivität so normal wie nur irgend möglich geschildert. Dazu gehören auch eiskalte Morde oder sexuelle Ablenkungsmanöver. Erzählt als wäre die Frau gerade einkaufen gewesen. Gleiches gilt eigentlich auch für alle anderen Personen außer dem Kind. So wirkt das Buch düster und Sympathien für jemanden in dem Buch zu entdecken, ist schwer, sehr schwer, da das Kind doch nur Beiwerk ist. Lässt sich im ersten Drittel recht gut lesen, bekommt aber im zweiten eine mächtige Delle, die durch einen nicht wirklich gefälligen Zuckerguss in der Handlung noch tiefer wird, bevor Tempo und Spannung wieder anziehen. Terrorismus, übermächtige Geheimdienste und globale Überwachung - klingt nach einem richtig fetzigen Actionbuch. Ist es aber nicht, das muss einem klar sein. Hier geht kein Einzelkämpfer wie Dewey Andreas oder ein Jason Bourne ans Eingemachte und wird um die Welt gehetzt. Trotz einiger Tötungen, die recht deutlich gezeichnet, aber nicht zelebriert sind, ist "Sie werden dich finden" kein Reißer vor dem Herrn, sondern ein etwas verzwickter Agententhriller mit leichten Schwächen. Ich sag da nur Harry Hook. Das war etwas zuviel des Guten auf den 400 Seiten.                     

Jerry Garcia



Daniel Friedman. Im Altersheim Valhalla wird Buck Schatz von einem alten Bekannten heimgesucht, Elijah, einer der legendärsten Kriminellen von Tennessee. Buck hat mit ihm noch eine Rechnung offen: Zu Bucks Glanzzeiten hat Elijah einen meisterhaften Bankraub begangen, den Buck nicht vereiteln konnte.Undnun will Elijah sich stellen, nach fast fünfzig Jahren. Buck ahnt nichts Gutes, und bevor er sichs versieht, steckt er wieder mittendrin in einem ausgeklügelten Plan von Elijah und ist in höchster Lebensgefahr.

Buck hat in der vorherigen Veröffentlichung ja einiges abbekommen. Danach musste er einsehen, dass sich sein Leben ändern wird, da die alten Knochen nicht mehr so zügig heilen wie früher. So ist er mit Rose in das Lifestyle-Etablissement für älter Erwachsene namens Walhalla übergesiedelt. Nun sind Reha-Übungen und Fortkommen mit der Gehilfe angsagt. Nicht, dass Buck deswegen friedfertiger geworden wäre - wenn ihm etwas nicht passt, wird es bereinigt. So hat er immer mal wieder Zoff mit anderen Bewohnern, darf fast regelmäßig bei der Leiterin von Walhalla antreten, um sich zähneknirschend einen Vortrag über die Regeln anzuhören. Übers Essen meckern ist eine seiner Freuden, die ihm noch geblieben sind. Doch dann taucht ein fast Achtzigjähriger Jungspund auf, den er irgendwoher kennt. Tatsächlich - es ist Elijah, in alter Gauner, der ihm Mitte der sechziger Jahre auf der Nase rumgetanzt ist und ungeschoren davonkam. Einige Banküberfälle gehen auf dessen Konto und jetzt sitzt er vor Buck und verdirbt ihm das miese Frühstück. Elijah will sich tatsächlich stellen und Buck soll ihm dabei helfen. Nach einigem Zögern erklärt sich buch dazu bereit. Doch der ungekennzeichnete Polizeiwagen, in dem vorne Buck und der Cop sitzen, während auf der Rückbank Elijah Platz nehmen musste, wird gerammt und der alte Gauner gekidnappt. Eigentlich sollten zwei schmierige Typen dann auch Buck und den verletzten Cop endgültig aus dem Verkehr ziehen, doch der olle Knarzer schafft es, an eine Waffe zu kommen und nietet einen für immer um, während er dem anderen das Knie für immer zerlegt. Natürlich kommt Buck ins Krankenhaus, ebenso der verletzte Gangster und der Cop, den es schwer erwischt hat. Mit Rutledge wird ihm ein neuer Beamter zugeteilt, der Buck einen gewissen Spielraum lässt. Und den der weidlich ausnutzt.

Buck ist ein alter Mann, der nach dem Bekunden des Autors dessen Großvater nachempfunden ist, weil Daniel Friedman an dem miterleben konnte, wie es ist, wirklich alt zu werden. Am schlimmsten ist wohl, dass alle, die man mag und liebt, mit der Zeit wegsterben, während man selbst immer noch mehr oder weniger stabil auf Erden wandelt. Dazu kommen noch die körperlichen Gebrechen, die mit fortschreitendem Alter immer dramatischer werden. Die Sehkraft lässt nach, das Gehör will nicht mehr so recht, die Kraft wird weniger, Krankheiten oder Knochenbrüche heilen kaum noch richtig aus und irgendwann fängt auch das Gedächtnis an, einen im Stich zu lassen. Schleichend, langsam, dass man es kaum wahrnimmt. Dies hat Daniel Friedman auf seinen Protagonisten übertragen, der mit jedem Jahr, das er noch erlebt, immer knurriger wird, immer mehr der grumpy old man. Und da Buck zuvor schon kein Kind von Traurigkeit wahr, ist er jetzt ein richtiger Sturkopf. Welcher mann er war, erfährt man zum einen in dem ersten Buch um ihn und seine Familie - "Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten" - und in dem zweiten Handlungsstrang, der im Jahr 1965 in Memphis spielt und auch den Verbrecher Elijah als cleveren Mitspieler auf der anderen Seite des Gesetzes. Doch in diesem Jahr geht es nicht nur um den Banküberfall, der perfekt geplant war und der nie richtig aufgeklärt wird, sondern um den damaligen alltäglichen Rassismus. Ganz offen gegen die Schwarzen, die damals noch "minderwertige" Amerikaner waren und von allen drangsaliert wurden. Die Polizei ging eher gegen sie vor denn gegen weißen Abschaum, Streiks wurden brutal niedergeschlagen, die Neger gegeneinander ausgespielt. Und im Hinterkopf und den Hinterzimmern auch gegen die Juden. Die hatten zwar wie Buck im Krieg ihre Haut riskiert, wurden aber immer noch mit den üblichen Tiraden wie gierige Bänker und Regierungsstürzler in Verbindung gebracht. Und die Juden sind deswegen vorsichtig geworden, wie man später immer deutlicher erkennen kann. Ihre Religion, die damaligen politischen Zustände, aber auch die Situation der Neger nehmen im Teil um den Bankraub eine gewichtige Rolle ein. Im Part der Gegenwart ist es neben dem Fall Bucks Leben mit seinen Gebrechen und dem Alter, das er nur widerwillig zu akzeptieren bereit ist. Der Ton des Krimis um Gangster, Stash Houses und alte Fälle ist cool, flapsig und auch mal derb. Kleiner Nachteil ist vielleicht, dass hier der Humor etwas zu kurz kommt. Dennoch ist es ein Buch, das den vielen sonstigen Veröffentlichungen im Krimibereich weit überlegen ist und Themen aufgreift, die Bedeutung haben, aber auf jegliche Sperenzchen, Vorwürfe oder gar Bevormundungen verzichtet. Jeder kann/darf sich noch selbst ein Bild machen. Auch ne Seltenheit heutzutage, wo ständig der moralische Zeigefinger gehoben wird. 315 Seiten, die es wert sind, gelesen zu werden.

Jerry Garcia



Mats Strandberg. Die Passagiere an Bord der schwedischen Ostseefähre Baltic Charisma wollen vor allem eins: sich amüsieren, und zwar um jeden Preis. Ob sie nach der Liebe ihres Lebens suchen oder vor den Dämonen des Alltags fliehen - die Nacht ist lang, und der Alkohol fließt reichlich. In dem ganzen Trubel bleiben die beiden dunklen Gestalten unbemerkt, die sich übers Autodeck an Bord schleichen: eine Mutter und ihr Kind. Mit ihnen betritt ein uraltes Grauen das riesige Schiff, und es wird zur tödlichen Falle.

Die unterschiedlichsten Passagiere bevölkern die Baltic Charisma auf ihrer Fahrt über die Ostsee, wo es dann bei einem kurzen Stop vor Finnland bei einer kleinen Insel zollfreie Einkäufe gibt. Bis dahin wollen die Reisenden ihren Spaß. Da wäre Marianne, so um die Siebzig, die schon bald auf Göran stößt und auf eine beschwingte Zeit hofft. Da ist der adoptierte Junge Albin, der mit seinen Eltern, die Mutter sitzt depressiv im Rollstuhl und sein Vater ist ein Trinker, eher missmutig an Bord, weil seine Eltern ihm peinlich vorkommen. Seine Cousine Lo ist mit ihrer alleinerziehenden Mutter Linda ebenfalls unter den Reisenden. Sie alle sind fleissig am Feiern und wollen ihre Probleme vergessen, doch so nach und nach schleicht sich das Grauen unter das bunte Volk und als die es endlich wirklich registrieren, ist es bereits zu spät. Ihr Überlebenskampf beendet abrupt die feucht-fröhliche Stimmung unter den Passagieren sowie den dienstbaren Geistern an Bord der Baltic Charisma.

Das Buch ist mit knapp 500 Seiten nicht gerade eine Kurzgeschichte und einige der Seiten werden eingangs denn auch mit den Eigenschaften der Hauptcharaktere durchaus ansprechend ausgefüllt. Alle wesentlichen Figuren erhalten einen lebhaften Hintergrund, der mich als Leser aber schon fast ebenso depressiv werden lässt, wie es viele auf der Baltic Charisma schon sind. Fast sämtliche Protagonisten haben an irgendwelchen größeren oder kleineren Problemen zu knabbern und so ziemlich alle scheinen die Fahrt zur exzessiven und ultimativen Herausforderung für Geist und Leber zu empfinden, so wird hier der Alkohol runtergestürzt. Wer noch nicht als Loser des Lebens an Bord kam, erlebt dann eben hier noch sein Fiasko. Zu der Zeit konnte ich eigentlich nur den adoptierten Albin als Sympathiefigur empfinden, der Rest etwas mehr oder weniger erträglich. Dan, der eine Art abgehalfterte Version eines abgehalfterten Hasselhoff darstellt, vertritt mit Vehemenz und gemeinsam mit ein paar grün angehauchten Heuchel-Aktivisten die Seite der Unsympathen, während andere wie Marianne, Madde oder deren Freundin Zandra einfach nur High Life machen wollen - mit allem drum und dran. So dauert es auch seine Zeit, bis die ersten Anzeichen, dass sich hier bald etwas Grauenvolles abspielen wird, unter Deck auftauchen. Und so nach und nach kommt auch der Leser, der sich nicht vorher durch irgendwelche Rezensionen gewühlt hat, darauf, was hier vor sich gehen wird. Sobald dann ca. die Hälfte des Buches am geistigen Auge vorübergezogen ist, schwappt dem Leser schier das Blut ins Gesicht. Klar, es ist jetzt kein knüppelharter Horror aus dem Festa-Verlag, aber für den Mainstream wird hier verdammt wenig mit Blümchen geworfen. Brustkörbe werden aufgerissen, Herzen einer unfreiwilligen Operation unterzogen, Köpfe abgetrennt - und das alles in Strömen von Blut. Rot ist in der dunklen Nacht auf der Ostseefähre die vorherrschende Farbe. Und in dieser größten Not, dem Chaos, dem Morden zeigt sich dann, dass nicht alle sich mit ihrer Situation und ihrer Stellung im Leben abgefunden haben und beweisen, dass eine erste oberflächliche Einschätzung ihrer Charaktere fehlerhaft war. Mut und Opferbereitschaft gibt es noch. Ein echtes Happy End jedoch nicht. Nur wenige der Besatzung und der Passagiere überleben das Massaker an Bord einer Fähre, die wie viele der Personen an Bord ihre beste Zeit schon lange hinter sich hat. Ob die Überlebenden aber wirklich die Gewinner sind, das zu entscheiden überlässt der Autor dann seinen Lesern. Eine gute bisweilen sogar sehr gute Unterhaltung, die sich im Horrorbereich vor niemandem verstecken muss, auch wenn der Vergleich mit Stephen King möglicherweise etwas zu forsch angestellt wurde. Andererseits ist es auch nicht so versabbelt, wie Herr King das manchmal gerne tut.                           

Jerry Garcia



Simon Kernick. Jane Kinnear verbringt den Abend bei ihrem Geliebten, als dessen Frau Sharon in der Wohnung auftaucht. In letzter Sekunde kann Jane sich unter dem Bett verstecken. Dann geschieht das Unfassbare: Ein Mann dringt in das Schlafzimmer ein und tötet das Ehepaar. Als kurz darauf klar wird, dass ihr Liebhaber ein MI5-Agent war, werden seine Geheimnisse zu ihren.

Da macht sich Jane auf, einen Mann zu daten, der ihr gefällt. Nach einer ihrer Regeln, gibt es eine fröhliche Nummer erst beim dritten Tete a tete. Das soll bei Anil, so heißt der Auserwählte, stattfinden. Der versucht sich bei der Wahl der Arena zu drücken, muss aber einsehen, dass sie ihn am Wickel hat. Der Spaß hat erst richtig angefangen, da gibt es auch schon ein Problem - die werte Gattin von Anil  kommt unerwartet früher nach Hause. Jane wird unters Bett verfrachtet und darf von dort der Heuchelei ihres Kurzzeitstechlings zuhören. Wenig erbaulich. Noch weniger, als sie mitbekommt, dass da noch jemand das Spielzimmer betreten hat und derjenige der Frau von Anil eine Kugel verpasst. Dann beginnt er Anil eine Reihe Fragen zu stellen - Fragen, die wohl mit einem Anschlag zusammenhängen. Nach einer unbefriedigenden Fragerunde legt er auch Anil um und verdrückt sich Richtung Bad. Jane will die Chance zur Flucht nutzen, wird aber gesehen - doch auch sie sieht den Killer. Im Moment kann sie ihm noch entkommen, aber er wird keine Zeugin am Leben lassen. Also ab zur Polizei und geredet. Das bedeutet Zeugenschutz. Zudem kommt der Polizist Ray ins Spiel. Er hat schon bei verschiedenen Abteilung der britischen Verbrechensbekämpfung gearbeitet und kennt sich aus. Und er erkennt Anil - er hat schon mit ihm zusammengarbeitet. Und die Erinnerungen an eine Sachen von vor vielen Jahren, die er mit seinem Partner Chris durchlebt hat,  kochen hoch und er fragt sich, wie die Zusammenhänge sein mögen. Erst nach und nach können sie die einzelnen Hinweise wie in einem Puzzle zusammensetzen ohne jedoch einen vollständigen Überblick zu erhalten. Es lauern noch etliche Gefahren auf sie, die ihnen zuvor nie in den Sinn kamen.

Fangen wir einmal mit dem Quark an. Vermutlich wieder am Lektorat gespart. Da wird aus Jane immer mal wieder Jean, da sind in der einen Beschreibung die Söhne einer Person vier Jahre auseinander, in der nächsten sind es dann nur zwei. Nur zwei Beispiele, aber gehäuft nervt es einfach beim Lesen, wenn einem derart fehlerhafter Mist vorgesetzt wird. Klar, wirklich absichtlich werden die Fehler nicht gemacht, aber wenn Verlagsgruppen in den Rezensionen vieler verschiedener Personen immer wieder auf derartige Missstände hingewiesen werden (auf Nachrichten direkt an die Verlage wird eh nicht reagiert), sollten sie doch wissen, dass etwas mehr Sorgfalt angebracht wäre. Bei der Bezahlung akzeptieren sie ja auch keine "versehentlichen" Abzüge. Das Verhalten zeigt für mich, dass derartige Marktbeherrscher (nicht nur auf dem Büchermarkt) den Kunden nur als Melkkuh bzw. Zahlochsen sehen und absolut keinen Respekt vor jenen haben, die ihnen doch erst ihren Status ermöglichen.
Die Story selbst ist ein typischer Simon Kernick (übirgens ist hier der deutsche Klappentext auch schon so gewählt wie a) frühere und b) falsche Fährten legend wie der Autor im Roman selbst auch), der flott beginnt und mit Jane eine Protagonistin einführt, die gewisse Sympathien wecken kann. Dann kommt der Polizist Ray auf die Bildfläche - und der ist ein anderes Kaliber. Mehr so eine Art Dirty Harry, der die Gesetze soweit in der Auslegung dehnt, dass er damit gerade noch so durchkommt. Er kann es einfach nicht verknusen, wenn Terroristen, Aktivisten oder Gangster sich plötzlich an die Gesetze des Staates erinnern, den sie mit Gewalt vernichten wollen und dabei Methoden anwenden, die sie sonst selbst als faschistisch verpönen. Da wird Drohen, Denunzieren, Verleumden und Gewalt anwenden in deren Sichtweise solange legal, so sie es zur Erreichung ihrer wirren Ziele selbst benutzen - aber wehe die Strafverfolungsbehörde arbeitet auch nur ansatzweise so, da wird dann das Geplärre riesig. Dafür wird Ray von seinen Vorgesetzten auch oft genug kritisiert, dass in seinem Fahrwasser entschieden zuviele Leichen zurückbleiben. Im Laufe der Entwicklung einer recht einfallsreichen und verzwickten Geschichte ergeben einige Informationsschnipsel, die der Leser erhält, erst später einen Sinn, wird mit der Auflösung lange gewartet, wozu auch etliche Rückblenden in die Vorgeschichte der Figuren. Spannend und immer rasanter werden jagt der Autor den Leser bald auf das Ende der Story zu, bei dem nicht alles seine Aufklärung und nicht jeder seine gerechte Strafe findet. Anscheinend hat der Autor auch einen kleinen Gruß an einen seiner Kollegen geschickt, indem er einer Figur einen sehr ähnlichen Namen, Tom Hinshilwood (Der Autor der Victor-Romanreihe Tom Wood heißt eigentlich Tom HinshElwood), gegeben hat. 460 Seiten Kernick, die gespannt auf seinen nächsten Roman machen.

Jerry Garcia



Ben Sanders. Marshall Grade war einer der besten Undercover-Cops, bis ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde. Im Zeugenschutzprogramm in New Mexico scheint er sicher zu sein. Doch dann verschwindet ein Mädchen, das jemandem aus seinem ersten Lben zum Verwechseln ähnlich sieht. Grade schlägt alle Warnungen in den Wind, um sie zu finden - bereit, es mit jedem aufzunehmen, der sich ihm in den Weg stellt.

Marshall Grade hätte sich gemütlich in sienem neuen Leben in New Mexico einrichten sollen, jegliche Aufmerksamkeit auf sich zu richten, galt es zu vermeiden. Doch so wirklich hat es Grade nicht gefallen, jetzt unter Obhut zu sein und nach Regeln zu leben, die er nicht gestaltet hat. So nimmt er in seinem Safehouse einen Untermieter auf (Nicht lustig für die Behörden), nimmt sich andernorts eine billigere Wohnung als dessen Mietzahlungen betragen und macht damit also noch Gewinn. Man weiß ja nie. Und er mischt sich gerne ein. Verprügelt im Prolog schon mal einige Gangstter, die bloß eine Kneipe überfallen und die Gäste ausrauben wollen. Und dann sieht er im TV, dass das Mädchen Alyce entführt wurde. Nicht der erste Fall dieser Art. Aber diesen hier macht er zu seinem. Ziemlich bald führt ihn sein Weg zu Drogendealern. Fixt sie mit einem vermeintlichen Geschäft an und befragt sie via Fausteinsatz. Die beiden Kerle rennen sofort zum Nächsthöheren in der Nahrungskette und schon ist ein weiterer Tötungsbefehl für Grade in Kraft getreten. Unterdessen ist Wayne Bannister dabei, mit einem potentiellen Auftraggeber in Verhandlung zu treten. Der will nämlich, dass ein Konkurrent auf dem Markt der illegalen Geschäfte, der derzeit New York unter seiner Fuchtel hat, beseitigt wird. Frazer, so der mögliche Kunde, gedenkt dessen Platz einzunehmen. Doch Bannister klärt ihn über das auf, was man einen Interessenkonflikt nennt - und nutzt dazu Blei. Ist ja auch dämlich, wenn man verucht, den besten Killer der Konkurrenz unwissentlich für sich selbst zu engagieren. Da braucht der einen ja nicht einmal mehr zu suchen. Nach getaner Arbeit wird Wayne aber auch gleich mit einer neuen Herausforderung konfrontiert: Er soll Marshall Grade beseitigen, der durch seine Aktion in New Mexico natürlich aufgefallen ist.

Ben Sanders schildert die Charaktermerkmale seines Protagonisten ebenso knapp, wie er die gesamte Handlung mit Dialogen ausstattet. Kurze, prägnante Sätze, manchmal nicht wirklich vollständig. Macht das Lesen natürlich recht leicht, scheint irgendwie schon eine Art Anbiederung an Hollywood zu sein. Drehbuchgerecht halt. Sein Marshall Grade ist denn auch eine Figur, die sich für eine Verfilmung mit einem coolen Darsteller eignet. Vielleicht nimmt man mal Jim Caviezel für die Rolle, aber Kerle wie Gerard Butler, Clive Owen oder Sullivan Stapleton könnten das auch recht gut ausfüllen (noch mehr will ich jetzt nicht aufzählen). Aber sollte es zu einer Verfilmung kommen, wird man vermutlich wieder zielgruppengerecht besetzen, was dann bedeutet, dass ein (fast) Achtzehnjähriger gestandene Kerle im Dutzend verhaut - oder halt ein Winzling😈. Lesen tut sich das auf jeden Fall recht gut, man findet doch zügig Zugang zu Grade - und wenn dann wie aus dem Nichts plötzlich die Gewalt eskaliert, dann gibt es kein Pardon. Dann wird auch der Ex-Bulle zum gnadenlosen Killer. Was die Figurenzeichnung angeht, kommt er aber nicht allzu "belastet" daher. Da haben der Dallas man und Gangster Troy mehr Tiefe, sind Figuren, die man so in dem Milieu nicht ganz erwartet hat - oder auch ungerechtfertigt als Waschlappen abtut. Neben einigen One-Linern und der Action, die aufflackert, wieder erlischt, um gegen Ende dann immer zahlreichere Seiten einzunehmen, sind einige Rückblenden eingebaut, die Grades Gang ins Zeugenschutz-"Exil" erläutern sowie die eine oder andere kleinere Wendung. Spannend und unterhaltsam ist "American blood" von Ben Sanders ja und auch das zweite Buch der Reihe, das schon angekündigt wurde, kommt über die Ladentheke in meine gierigen Finger, aber der Vergleich mit Jason Bourne, der hinkt nicht nur, der geht an Krücken. Was die fiktive Person des Jack Reacher angeht, ist man hier schon etwas näher dran, aber wer das wirklich will, dem würde ich zu "Drifter" von Nicholas Petrie raten, von dem auch bald der zweite Teil namens "TIG3R" kommen soll. Die 430 Seiten sind wahrlich nicht schlecht, aber (noch) nicht das Highlight, auf das man sich so richtig freuen kann. Ganz gut - das war es aber auch schon. Mal abwarten, wie Buch Zwei wird.

Jerry Garcia



Danny King. Es gibt ihn in jeder Kleinstadt: Den verrückten alten Sonderling, der allein in einem unheimlichen Haus lebt, das fast so heruntergekommen ist wie er selbst.
In dem englischen Städtchen Thetford ist sein Name John Coal. Aber als die Jungen aus der Nachbarschaft anfangen, dem eigenbrötlerischen Alten immer dreistere Streiche zu spielen, müssen sie feststellen, dass sie sich mit dem Falschen angelegt haben. Denn John Coal hat mehr als eine Leiche im Keller. Zu den dunklen Geheimnissen, die er bewahrt, zählen seine Abenteuer mit Serienmördern, Werwölfen, Dämonen, Geistern und manisch-depressiven Vampiren. Und es wäre ein Fehler, einen Mann zu unterschätzen, der all dies überlebt hat.

John Coal ist der knarzige Alte, den eine Viererbande von Kids unter dem Anführer Tommy, dem Ältesten der Burschen, mal so richtig eine verpassen wollen, waren die bisherigen Einfälle doch nicht wirklich erfolgreich. Was sie nicht wissen, ist, dass der Alte ihnen eine fein ausgeklgelte Falle gestellt hat. Und in die sie dann auch prompt tappen. Mit abhauen ist nichts mehr, also müssen sie bleiben und sich im Kellerraum Geschichten von ihm anhören. Die erste Story handelt von seinem Leben als junger Mann in London mit seinem Vater. Was sein Vater für ein Mann war und wie John mit ihm zurechtkam, ist die eine Sache. Was in den Nebeln des nächtlichen London vor sich ging, eine andere. Als es ihm in der Stadt zu heiß wurde, ist John geflüchtet und hat sich auf einem Seelenverkäufer als Matrose verdingt. Als Frischling war das Leben noch einmal extra schwer, aber mit der Zeit konnte er sich mit einigen der Kerle anfreunden. Einige der rauen Sitten haben ihn angewidert, aber als sie einem anderen Schiff begegnen, das lichterloh brennt, retten sie den einzigen Überlebenden und nehmen ihn an Bord. Hätten sie besser gelassen. Nach diesem verheerenden Erlebnis kehrt er nach London zurück. Einige Jahre sind seit seiner damaligen Flucht vergangen und niemand will ihm etwas Böses. Er arbeitet als Vertreter/Hausierer und hat auch einige Erfolge zu vermelden. Bis er dann nach Louth sucht und nach Long Fenton kommt. Verfahren, dann noch ein Unfall und jetzt in dieser Klitche von Ort mit recht seltsamen Bewohnern. Doch die sind nicht das Schlimmsteund bald wird es von mysteriös zu gefährlich, was auch einige Bewohner des Dorfes mit dem Leben bezahlen. Die Kids, besonders Tommy, weigern sich natürlich ihm zu glauben, also kredenzt er ihnen noch eine weitere Story. Sie hat mit dem Sag zu tun, der bei ihm herumsteht und den die Jungs liebend gerne inspiziert hätten. Doch nachdem er ihnen die Geschichte aufgetischt hatte, ist die Neugierde nicht mehr ganz so groß. Und in der Folgezeit nach dem erzählen der Abenteuer wird er von allen in Ruhe gelassen, ja sogar gegrüsst. Bis auf Tommys Dad. 

Ich beginne mal mit dem Cover. Zumindest in meiner Auflage ist dort (noch) der Name Norman Mittmann angegeben. Doch der wahre Künstler ist selbstverständlich der einzigartige Michael Schubert, wie er mir auf Anfrage auch bestätigte. Falls die Titelbildgestalter eine Fankultur haben (Herr Schubert, da steht Fan vor Kultur, also bitte nix einbilden😁), dann zähle ich zu jenen von Herrn Schubert - neben Rodney Matthews. Das Buch wird aus der Sicht von John Coal geschildert und ist in der Ich-Perspektive verfasst. Neben dem Rahmen der Story erhält man vier unterschiedliche Themen in vier Erzählungen des Protagonisten. Manches greift auf Geschehnisse zurück, die fast jeder schon irgendwann einmal gehört oder gelesen hat, anderes ist blutig und ein bisschen grausam und irgendwie kann man auch einen Funken Coming-of-age erkennen, der von anderen Autoren schon weitaus vertiefter gschrieben wurde. Die Abenteuer des John Coal wechseln zwischen richtigem Horror, Mystery und Grusel hin und her, sind zwar blutig, aber nicht rotze-brutal. Stattdessen hat er so einigen Sinn für Humor einfließen lassen wie er mit "Bootsmann to go" oder "Enola Gay" beispielsweise bewiesen hat. Auch die manchmal schnodderige Erzählweise seines Protagonisten gibt Grund für einige Schmunzler. Der Stil von Danny King ist leicht und locker und zusammen mit den doch meist sehr interessant gestalteten Geschichten hat das schon dabei geholfen, das Buch für mich zu einem Pageturner zu machen. Die 325 Seiten waren flugs gelesen und von mir aus dürfen gerne weitere Bücher von Danny King beim Luzifer-Verlag erscheinen. Und wer sich nicht scheut, etwas Anspruch zu entdecken, dem sei gesagt, dass der tatsächlich in kleinen Nebensätzen vorhanden ist. Da wird schon mal über den heutigen Mangel an Wertarbeit schwadroniert, den Ärzten, die Überstunden ohne Ende leisten müssen (natürlich gibt es auch andere, die das Gegenteil machen oder bestenfalls "Übersekunden" abrechnen) und zum Schluss hin die Frage, wer denn nun das wahre Monster ist: die Kreaturen aus seinen Erzählungen oder gewalttätige Schläger, die sich an ihren Kindern vergreifen? Sicher ist, dass sich etliche Menschen hinter irgendwelchen vorgeschobenen lauteren Motiven verstecken, um ihre Gewaltbereitschaft ausleben zu können und dann mit irgendwelchen sinnfreien Rechtfertigungen zu kommen. Hab ich auch schon erleben dürfen.

Jerry Garcia



Steve Cavanagh. Vor über einem Jahr hat der Strafverteidiger Eddie Flynn vor Gericht einen folgenschweren Fehler begangen - und sich danach geschworen, niemals mehr einen Fall zu übernehmen. Doch nun muss er Olek Volchek, den berüchtigten Paten der New Yorker Russenmafia, gegen eine Mordanklage verteidigen. Volchek droht, Eddies elfjährige Tochter Amy umzubringen, falls er sich weigert. Und so bleiben ihm nur 48 Stunden Zeit, das Unmögliche zu schaffen: die Geschworenen von der Unschuld seines schuldigen Mandanten zu überzeugen, das Leben seiner Tochter zu retten - und Volchek für immer aus dem Verkehr zu ziehen.

   
Eddie Flynn ist nicht gerade vom Glück verfolgt. Eine fatale Entscheidung hat ihn in den Suff getrieben, er hat seinen Job als Anwalt aufgegeben und muss nun sein Dasein ohne Gattin und Tochter fristen. Die Auflagen, die seine Ex bezüglich dem Besuchsrecht durchgesetzt hat, sind dramatisch. Immerhin hat er einen Entzug geschafft und ein positives Signal gesetzt. Doch dann passiert etwas, mit dem er nicht rechnen konnte. Volchek, Kopf der Russenmafia in New York, braucht einen Verteidiger. Eigentlich hatte er ein Abkommen mit dem früheren Partner von Eddie und auch schon Zahlungen geleistet, doch nun muss er auf Eddie zurückgreifen, dem er ein Angebot macht, das der nicht ablehnen kann. Das Leben seiner Tochter gegen die Verteidigung von Volchek. Die Kleine hat er entführen lassen, um Eddie damit zu erpressen. Nun kämpft der Ex-Anwalt auf verschiedenen Positionen: Er will seine Tochter retten, Volchek eine glaubhafte Verteidigungsstrategie unter die Nase halten, während er daran arbeitet, Volchek und seine Leute zu Fall zu bringen. Dazu braucht er Freunde, Intelligenz und Geschick plus einige Anwaltstricks mit denen er die Staatsanwaltschaft überlisten kann.

Bei diesem Buch komme ich fast in Erklärungsnot. Dem berühmteren Anwalt/Schriftsteller John Grisham werfe ich ja immer vor, dass er viel zu oft zwar Thriller andeutet, aber dann doch nur Reiseberichte oder tägliche Arbeitsberichte seiner Protagonisten verfasst, ohne einen echten Spannungsbogen herzustellen. Natürlich gibt es auch einige Ausnahmen, aber nicht viele. Dann kommt da jetzt Kollege Steve Cavanagh und bietet einen Erstling, der es wirklich in sich hat (Hier sei angemerkt, dass die ersten Werke von John Grisham auch blendend unterhielten und noch kein Hollywood-Blendwerk waren.). Eddie, der hier als Erzähler auftreten darf, ist ein Verteidiger, der List und Tücke gekonnt einsetzt, um sein Ziel zu erreichen. Zeugen beinflussen, Geschworene "lesen" und gezielt auf die eigene Seite ziehen, die Staatsanwältin übertölpeln. Ein richtiger Anwaltfür einen Spannungsroman - und damit der Leser jetzt nicht von anwaltlichen Kniffen schier erschlagen wird, kommt neben einigen Rückblenden noch eine dramatische Drohung hinzu, die nichts mit der Tochter zu tun hat: Eddie soll eine Bombe am Körper ins Gericht schmuggeln, mit der dann der Hauptzeuge in die Luft gejagt werden soll. Wie Eddie sich mit all den Problemen herumschlägt, vor Gericht überzeugend argumentiert und mit Unterstützern zusammen sogar einige halsbrecherische Actionsequenzen zum Geschehen beisteuert, schildern dann rund 440 Seiten, die wahrlich knisternde Spannung versprechen. Und da komm ich zu meinem Dilemma: John Grisham hab ich vorgeworfen, dass er rezeptfreie Schlafmittel unters Volk zu bringen und nun hat mir Steve Cavanagh einen Tausendsassa vor die Nase unter den Augen gesetzt, der wiederum zuviel kann. Eddie kommt rüber wie ein Protagonist in einem meiner geschätzten America First-Krawallknaller. Da wäre etwas Zurückhaltung überzeugender gewesen. Auch aus dem Grund, dass dann manches sich viel zu "süß" auflöst. Das Buch bietet zwar flotte Unterhaltung, einige Abwechslung, aber auch keine richtigen Wendungen, die den Leser überraschen können. Würde ich das jetzt als Wertung "punktieren", gäbe ich ihm 6,5/10.

Jerry Garcia



Christopher Golden. Weltweit bricht die Wirtschaft zusammen, Umweltkatastrophen erschüttern die Erde, Krieg droht jeden Moment auszubrechen. Daher hat das Militär eine neue Einheit von Elitesoldaten rekrutiert, die für Frieden sorgen sollen. Der Geist dieser tapferen Soldaten wird mit einem Roboter verbunden und ist somit Teil der Maschine. Einer von diesen Soldaten ist Danny Kelso. Während seiner Schicht kappt ein Terroranschlag weltweit die Stromversorgung. Für die Elitesoldaten beginnt ein Rennen gegen die Zeit, um nicht nur sich selbst, sondern die Zivilisation vor dem Untergang zu retten. Doch Dannys Roboter bleibt aktiv - und sein Geist in der Maschine gefangen.

Danny Kelso gehört zu jenen Soldaten, die sich für die Tin Men gemeldet haben. Der Körper bleibt in einem Hump, dem unterirdischen Hauptquartier in Wiesbaden, Deutschland, in einer Aufbewahrungsbox mit allen nötigen Funktionen zurück, während sein Geist an einen Roboterkrieger übertragen wurde, der nun die amerikanischen Kriege auskämpft. Sie sind nahezu unbezwingbar und auf diese Weise hat die USA verhindert, dass die Leichen junger Soldaten in die Heimat zurückgeführt werden müssen. Nutzen ist dabei, dass die Bevölkerung, die sich eh nicht für die Leben anderer Menschen außer denen von Amerikanern interessieren, jetzt so ziemlich jedem Einsatz zustimmt, der ja angeblich so nötig ist. Und nachdem Umweltkatastrophen, Anarchisten, Terroristen, Wirtschaftsterroristen und sonstige Unbillen, die Welt fast zugrunde gerichtet haben, bleibt dann nur die USA, die die Ordnung aufrecht erhält und Frieden mit Gewalt herbeiführt, was natürlich auch für ihre Form der Demokratie gilt. Nun ist Danny in Syrien im Einsatz und muss mit seinen Kollegen feststellen, dass der Feind eine Waffe gefunden hat, die auch Tin Men erledigen kann. Dazu mal weltweit noch die Stromversorgung gekappt und sie haben auch keine Verbindung mehr zur Heimat. Und schon werden die ersten Robot-Soldaten für immer erledigt. Etwas zur gleichen Zeit findet in Athen, Griechenland, ein G 20-Gipfel statt. Der wird in Kombination mit den Ereignissen in Syrien derart attackiert, dass man an die Ereignisse in Hamburg denkt und läuft auch im ähnlichen Muster ab. Die angeblich nur eine gerechte und friedliche Welt wollen, vermummen sich und wenden brutale Gewalt an oder nutzen Methoden, die so faschistisch sind, wie man sie sonst nur von rechten Lagern kennt und verachtet. In Athen wollen sie mit Waffengewalt die führenden Köpfe der Nationen eliminieren. Hauptaugenmerk dabei auf den US-Landesvater und den russischen "Bärenbändiger" gelegt. Auch hier sorgen einige Tin Men für Schutz und auch hier müssen sie feststellen, dass sie verwundbar sind. Nun sind zwei Gruppen der Tin Men mit ihren Schützlingen auf der Flucht, die sich dann zu einem letzten Kampf vereinigen.

Es ist ja bekannt, dass ich auf diesen America First-Krawall durchaus stehe, aber dennoch irgendwo eine Grenze ziehe, wenn dieser Nationalismus - Wieso gehen unsere "Helden des Guten" denn nicht mal da rüber und treten dort gegen den Nationalismus an? Zu feige? - zu sehr überzogen wird (Mal wieder Patrick Robinson als Beispiel genannt). Hier hat der Autor nur bis Seite 12 (Text beginnt eh erst bei Seite 9) gebraucht, um mich zu vergrätzen. Hier wird nämlich gemeint, dass die einzige Regierung auf der Welt, die bereit war, sich in diese vielen Konflikte einzumischen, um auf diesem chaotischen Globus für Ordnung zu sorgen, die der Vereinigten Staaten von Amerika war. Sie mussten einen ganzen Planeten überwachen und den Frieden unter Einsatz von Gewalt erhalten. Und dafür hassten alle sie. Da seh ich Dutzende US-Flaggen wehen und bittere Tränen des Selbstmitleids fließen. Würg. Auf Seite 18 wird dann schon klar, welches Pärchen die folgenden Auseinandersetzungen überstehen wird und auf Happy End spielt. Athen erinnert dann schwer an Hamburg, wird aber mit einigen Terroristen angereichert. Und der skrupelloseste Gegner und Syrien heißt Khan und will nur Rache. Und als die Soldaten dann realisieren, dass ihr Geist nach dem Stromausfall in den Robotern gefangen ist, fällt der Satz: "Geistlos in Deutschland". Wie wahr - nicht nur auf den Roman bezogen. Was jetzt den Teil der Zusammenfassung angeht, der hier von Wirtschaft und Katastrophen sabbelt, ist der wie bei "Der Effekt" von John Birmingham nur der Aufhänger für die folgende Action in Stile Amerika allein gegen alle. Und so beginnt der Part, der dann auch wirklich taugt. Man bekommt einige Charaktere (oberflächlich) näher gebracht, aber sie sind doch recht klar unterteilt, Pseudowendungen funktionieren nicht. Dafür dann aber die Action, die sich auch über den größten Teil der 510 Seiten zieht, da man ja jegliche Auswirkungen auf Wirtschaft und Menschen beiseite geschoben hat. Und somit wird klar, dass man hier auch kaum noch von SciFi reden kann. Abgesehen von den Soldaten in ihren Robotern ist "Krieg der Maschinen" ein reiner Actionritt quer durch Sandland und Europa, in dem es aber auch so richtig kracht. Ständige Attacken, immer neue Hinterhalte und Soldaten, die irgendwann Probleme damit bekommen, dass ihr ach so netter Arbeitgeber sie mehrfach belogen hat, aber dafür umso härter kämpfen. Dann haben wir noch einen kleinen "24"-Happen drin, denn in jedem Hauptquartier muss sich auch ein Verräter eingquartiert haben, sonst wäre es ja völlig sicher und würde keine Spannung aufbringen. Ein paar familiäre Sprenkel eingebracht und fertig ist ein Roman, der als reiner Actioner mit dem totalen Amerikanismus und ihrem Wunschdenken der Weltherrschaft punkten will - und damit verliert, sie wirken nur unsympathischer deswegen. Lasst es mal den Kanadier Tim Hicks sagen: "We got stronger beer, sucker."
Statt auch gewisse Themen anzugehen wie "kein TV, kein Kino, kein Internet, kein gespeichertes Wissen mehr" wird nur noch auf  das Hohelied für Amerika gesetzt. Dann sollte man auch darauf verzichten, diese Themen anzudeuten. Wirkt im Endeffekt kontraproduktiv. Lässt man sich bei Birmingham und Golden nur auf die Action ein, ist es rasante, simpel erzählte Unterhaltung, die mit den typischen Feindbildern versetzt ist und literarische Weihen sicher bestenfalls von weitem erkennen lässt, aber ein Adrenalispektakel mit packendem Thrill an den Leser bringt. Birmingham hat mir aber besser gefallen. 510 Seiten.

Jerry Garcia



Joe Schreiber. Eigentlich wollte Perry nur schnell den Abschlussball mit der litauischen Austauschschülerin Gobi hinter sich bringen, um dann pünktlich bei seinen Jungs zu sein. Wer kann ahnen, dass sich hinter dem Mädchen eine wunderschöne Killerin mit Herz verbirgt, die eine arbeitsreiche Nacht mit fünf Opfern vor sich hat?

Perry freut sich eigentlich auf die Austauschschülerin aus Litauen, da seine Eltern von einer ähnlichen Erfahrung in ihrer Jugend nur beste Anekdoten zu berichten hatten. Die Phantasie schlägt Purzelbäume und er träumt von einer heißen Eroberung zum Vorzeigen. Als Gobi dann erscheint und er einen ersten Blick auf sie werfen kann, ist ein "Ups" noch die positivste Reaktion, die ihm entweicht. In den sackartigen Klamotten, den stumpfen Haaren und dem Gesicht, das bleich wie eine geweißte Wand ist und in dem man jeden kleinen Makel und Pickel sofort erkennen kann, vergeht ihm jeder Wunsch nach einem aufstrebenden Körperteil. Perry ist ein netter Kerl und kümmert sich dennoch um das Mädchen, das ansonsten jedem Spott ausgesetzt wäre. Stattdessen zieht er ihn auf sich, während Gobi schlicht von niemand beachtet wird. Es fällt kaum auf, dass sie überhaupt da ist. Dann kommt seine Mutter Monate später am Tag des Abschlussballs auf die Idee, dass er sie als seine Begleitung mitnehmen könnte. Perfekt - Eltern schaffen es immer wieder, die wunden Punkte zu treffen und einen von wichtigen Unternehmungen abzuhalten. Perry wollte sich den Scheißabschlussball eh sparen und mit seinen Kumpels der Rockband einen Auftritt in New York spielen. Ausreden haben nicht gezogen und so musste er mit dem hässlichen Entlein los. Doch kaum waren sie von zu Hause weg, übernahm die kleine Litauerin das Kommando. Und was der Junge, der die Highschool abschließen wollte und dann studieren sollte, wie es den Eltern gefiel, schlägt etlichen Fässern den Boden aus.

Für Erwachsene Leser vielleicht extem klischeebeladen, dürfte die eigentliche Zielgruppe eh einige Jährchen jünger sein und mehr zu Perry passen. "Bye bye crazy chick" ist ein richtiges Bubenstück, wie sich der Blagerich es sich vielleicht erträumen würde, wenn seine depperten Eltern auf die Idee kämen, noch so einen weiblichen Quälgeist in die Familie zu holen (falls der arme Bub schon mir einer nervigen Schwester "gesegnet" ist), die ihm doch nur das Leben versaut, aber insgeheim hofft, eine Art osteuropäisches Supermodel in die jungfräulichen Griffel zu kriegen. Wenn sich das ganze dann entwickelt wie bei Perry, wäre das Leben fast perfekt. Ein bisschen Coming-of age ist schon drin, wenn sie ihn bezüglich seiner Erfahrungen - oder den fehlenden - mit Mädchen aufzieht und Perry während der wilden Hatz durch die Nacht lernt, wie er sich von seinen überfürsorglichen und auch einnehmenden Eltern abnabeln kann. Alles drum herum ist eine fetzige Jagd, während der etliche Veränderungen mit den Hauptcharakteren vor sich gehen - innerlich wie äußerlich. Auch der Humor kommt nicht zu kurz, die Action ist schnell und auch einigermaßen blutig, aber nicht überzogen derbe. Da sind einige FSK 12-Filme schlimmer. Die Story ist leicht, locker und mit einer guten Portion Ironie erzählt, was besonders gegen Ende deutlich wird, wenn Joe Schreiber sich durchaus auch selbst auf die Schippe nimmt, wenn eine Dekanin einen Aufsatz von Perry beurteilt. Das Buch macht richtig Spaß und hat alles, was sich das Herz des jungen (oder vermeintlich jung gebliebenen) Lesers so wünscht. Verfolgungsjagden, Hubschrauberaction, schnuckelige Mädels über 21, viel Humor und einen sehr, sehr unterhaltsamen Schritt hin zum Erwachsenwerden - und der Lehre, dass Eltern auch mehr Fehler machen, als sie freiwillig zugeben würden. Für die 220 Seiten voller knalliger Szenen sollte laut Verlag eine Fortsetzung erfahren, die ich aber leider nirgends finden konnte - zumindest nicht in deutscher Übersetzung. Schade - noch so ein wahrlich flotter und leichtfüßiger Page-Turner hätte gerne kommen dürfen. Positive Überraschung der letzten Zeit. Wer ne Pause von Bildungslektüre, hartem Actionkrawall oder brutalem Horror braucht und dafür auf leichte und lockere Kost umsteigen will, sollte hier zugreifen, denn für diesen Bereich bekommt das Buch glatte 9/10.

Jerry Garcia



Don Winslow. Denny Malone, Detective des NYPD, und seine Elitetruppe tun alles, um in den Straßen von Manhattan für Ordnung zu sorgen, auch wenn das bedeutet, sich über das Gesetz hinwegzusetzen. Beim größten Einsatz gegen den Heroinhandel in der Geschichte New Yorks aber behalten sie mehrere millionen Dollar und Drogen für sich. Warum auchnicht? Immerhin bestehlen sie damit nur die bösen Jungs. doch dann gerät Malone zwischen die Fronten und steht vor der quälenden Aufgabe, sich zwischen dem Gesetz, seiner Familie und der Frau, die er liebt, zu entscheiden.

Der große Coup wird schon im Prolog durchgeführt und einer der Cops wird dabei getötet. Ein halbes Jahr vergeht und Malone und seine Truppe sind immer noch im Dienst, keiner ahnt etwas davon, was sie getan haben. Sie gehen weiter dem nach, was sie sich in Laufe der Jahre aufgebaut haben. Da werden Informanten gezielt eingesetzt und auch bezahlt, während m n andererseits an allen miesen Geschäften mitverdient. Zudem ist man auch immer wieder Geldbote, wenn gewisse Beträge an die Honoratioren der Stadt übergeben werden sollen. Doch mit dem großen Coup haben sie es übertrieben. Auch die Gangster sind gut vernetzt und haben ihre Verbindungen. Und der erste Fehler kann alles zum Einsturz bringen. Und diesen Fehler begeht bald einer aus der Truppe und dann geht es nur noch darum, heil aus der ganzen Sache rauszukommen.

Da wird das Buch als akribisch recherchiert beschrieben, ein wundervolles Epos und der beste Kriminalroman, den es je gab. Etwas defätistisch sag ich mal, dass man auch bei "The shield", "Serpico" und den Werken von James Ellroy hätte recherchieren können. Denn genau das ist das Problem, das ich mit dem neuesten Werk von Don Winslow habe. Für mich ist es fast nur "The shield" in Buchform. Malone könnte auch Mackie heißen. Er regiert in seinem Viertel mit Härte aber auch Menschlichkeit. Und irgendwann will jemand groß absahnen. Sie halten zusammen, müssen sich den Intriganten aus den oberen Rängen erwehren und mit ihren Gangstern zurechtkommen,damit die nicht über die Stränge schlagen. Das Buch beginnt ja fast wie "The shield" - einer der Truppe stirbt, ein neuer Mann kommt dazu. Der einzige Unterschied ist, wer den Kerl tötet. Der Ablauf ist so bekannt, dass sich kaum Spannung breitmachen kann. Stilistisch ein typischer Don Winslow und auf jeden Fall besser als seine Werke "Germany" und "New York" oder sein Auftragswerk "Satori". Doch auch die Vergleiche mit James Ellroy kommen schnell auf, wenn den Schlipsträgern die Masken vom Gesicht gerissen werden. Seinen Part Sozialkritik steckt er in die fragwürdige Form der üblen political correctness, wenn es denn plötzlich heißt "Black live matters!" Soweit sind sie also schon und wenden ihre political correctness dem neuen Rassismus zu. Oder wo bleiben da weiß, braun, oder gelb? Die zählen jetzt nicht mehr? Schaut aus wie hier, da sind die wohlmeinenden Sozialaktivisten auf dem gleichen Weg. Wer nicht ihre Meinungen teilt, muss weg oder dessen Leben zählt nicht mehr. Die Organe, die das Gesetz verteidigen sollen, sind angehalten, dem Treiben der ach so armen Menschen tatenlos zuzusehen, da sie eh nicht die Kapazitäten haben, alle zu erwischen. Nun will aber nicht jeder Polizist Handlanger der Planer irgendwelcher ahnungsfreier Politiker und deren Handlanger sein - und so schlagen sie über die Stränge, werden erst recht zu Rassisten und schon sind wir da, wo für die Beamten Black live doesn't matter zum Wahlspruch wird. Da werden wehrlose und unbewaffnete Menschen erschossen, die nichts getan haben und die Mörder hinterher noch freigesprochen. Daraus entstehen dann die Rassenkrawalle. Versprechungen werden nur der einen Seite gemacht und alles beginnt wieder von vorne. Und was die Korruption angeht, die kann man an allen Ecken bewundern. Früher wurden diese Zahlungspraktiken immer sogenannten Dritte-Welt-Ländern zugeschustert. Tja, dann sind die sogenannten Industrienationen mit ihren Rechten und Gesetzen, ihren pseudomenschlichen Aktionen mittlerweile längst zur vierten Welt verkommen. Da wird geschmiert und gelogen, betrogen und nicht bestraft. Man denke mal an Pipelines von hier nach da, die während Amtszeiten eingefädelt wurden. Man nehme Kartelle, die aufgedeckt wurden oder Skandale, die schlimmstenfalls einen Klaps auf die Finger zur Folge hatten oder Kostenfallen, die nur auf die Verbraucher abgedrückt werden, während die Industrie und die Bosse davonkommen oder Gierbanker, die gerettet werden und danach ihre eigentlichen Retter, die Steuerzahler, deren Geld sie verbrannten, auch noch auf anderen Wegen legal extra abzocken. Strafen für die Gauner - minimal bis keine. Man schaue sich doch gewisse Wahlfinanzierungen an, den Lobbyismus und so weiter. Überall geht es um Gefälligkeiten auf höheren Ebenen.

"Corruption" ist ein typischer Winslow und eigentlich nicht verkehrt. Ein guter Thriller, doch er hat schon bessere geschrieben. Sei es nun "Frankie Machine" oder "Bobby Z" und natürlich seine Surferromane wie "Pacific Private" und natürlich "Tage der Toten". Wer die von mir genannten Referenzserien, -bücher oder - serien nicht kennt, kommt wohl voll auf seine Kosten. Die Handlung ist durchaus hart und brutal, der Ton rau, das Milieu schmutzig, die Atmosphäre dicht und die Begebenheiten durchaus recht realitätsnah, hin und wieder wird die Handlung sogar durch etliche schmutzige Details des wahren Lebens noch übertroffen. Das ist packend und nicht wirklich politisch korrekt und hält dann für jene Leser, die ohne "Vorkenntnis" an das Buch herangehen rasante Action und Spannung mit eingier Gesellschaftskritik bereit. 540 Seiten.

Jerry Garcia



Wrath James White. Joseph Miles hat Menschen getötet, zerstückelt und Teile ihrer Leichen gegessen. Geleugnet hat er diese Morde nie. Doch er behauptet, selbst nur ein Opfer zu sein. Seit acht Jahren vegetiert Joseph nun in einem Hochsicherheitsgefängnis. Die Wärter zwingen ihn wieder und wieder zu bestialischen Todesspielen. Doch Joseph ist kein Monster. Er ist überzeugt, dass er als Kind von einer Art Serienmörder-Tollwut angesteckt wurde. Um Heilung zu finden, muss er aus dieser Hölle entkommen. Das Fotomodell Selene will Joseph dabei helfen. Sie ist wie besessen von ihm. Doch wieso?

Seit den Ereignissen in "Schänderblut" sind nun einige Jahre vergangen. Jahre, die Joe in einem MaxSec-Bereich eines der härtesten Gefängnisse der Staaten verbracht hat. Er hat trainiert, wurde zu einem Brocken von Mann - und seine Geschichte ist bekannt. Ein neuer Reizfür die Wärter, die Joe immer wieder mit einem anderen aggressiven Häftling zusammenstecken und darauf warten,wie der mit absoluter Sicherheit folgende Kampf ausgehen wird. Da Joe in Einzelhaft ist und nur eine Stunde am Tag allein Hofgang hat, weiß keiner der brutalen Mithäftlinge, die sie ihm zuführen, was in dort erwartet. Nachdem sie den Ort des blutigen Geschehens verlassen, mussten sie erkennen, dass es schlimmere gibt als sie - viel schlimmere. Und immer wieder versucht Joe, seine Krankheit zu erklären, ein Heilmittel zu finden. Wo Professoren scheitern, will das Model Selene dem Gefängnisinsassen helfen. Der hat inzwischen Gefallen an einer neuen Wärterin gefunden. Die hatte schon in anderen Institutionen Probleme, weil sie Verhältnisse zu Häftlingen unterhielt. Kein Wunder also, dass auch sie Joe verfällt.

Wenn man mal einige Zeit kein Buch aus dem Festa-Verlag gelesen hat, fällt einem die Sonderstellung, die der Verlag auf dem Büchermarkt hat, wirklich wieder ins Auge. Nach einigen - nicht unbedingt schlechten - Werken aus dem Mainstream, ist "Schänderzorn" von Wrath James White wie ein Schlag in die Magengrube - brutal, exzessiv und blutig bis zum "Geht-nicht-mehr". Aber das ist ja das Feine bei dem Verlag - er lotet Grenzen aus, lässt sich nicht auf Kompromisse ein, die seine Veröffentlichungen verwässern würden oder durch Kürzungen kastriert rüberkämen. Der Autor ist ja bekannt dafür, dass er in seinen Werken durchaus heikle Themen anspricht, ohne dabei von seiner Linie abzuweichen. Unter der vermeintlichen Blutkruste findet man immer komplexe Situationen, die dem wahren Leben entsprechen und auch kritisch in die Handlung eingebunden wurden. Wer diese Bücher nur als billigen und ekligen Horror abtut, ohne sich je damit befasst zu haben, liegt bei Wrath James White völlig falsch. Auch in Schänderblut kann man sich mit den Gedanken über die Zustände in den überfüllten DOCs der Amerikaner so seinen Teil zusammenreimen. Sind die Gefangenen die Monster oder die Wärter? Werden die Aufpasser erst im Knast zu solchen Tieren wie die, die sie bewachen sollten oder haben die Tiere nur die Chance beim Schopf ergriffen, ihre Gewaltneigung im Job auszuleben? Und wie ist das mit den Kannibalen oder den Menschen, die sich denen per Zeitungsinserat anbieten? Was steckt dahinter, wenn jemand sich von anderen fressen lassen will? Sind die wirklich krank? Man erinnere sich an den Fall in Deutschland. Erst waren die Schockwellen, die durchs Land gingen groß, doch bald wurde die Schlagzeile von weiteren Ereignissen von den Titelseiten verdrängt. Man hört/liest seit Jahren nichts mehr davon. Heißt das nun, dass es dieses Phänomen nicht mehr gibt? Oder wird es totgeschwiegen, wie die korrekte Zahl der Arbeitslosen in Deutschland? Was nicht sein darf, ist auch nicht?
Nicht gerade wenig Fragen, die in einem wahren Blutrausch unter der Oberfläche der Geschichte von Joe schlummern. Selbstverständlich wird der Autor auch seinem Ruf als einer der Schreiber gerecht, die heftigsten Szenarien der Gewalt und der sexuellen Befriedigung mit drastischen Worten und detailliert an den Leser zu bringen. Sein Stil ist gewohnt flott und man kann die Reise durch die menschlichen Abgründe über rund 350 Seiten innerhalb weniger Stunden antreten und auch beenden.

Jerry Garcia



David Baldacci. Will Robie ist der professionellste und beste Auftragskiller der US-Regierung. Er infiltriert die feindseligsten Länder, überwindet die fortschrittlichsten Sicherheitsmaßnahmen und beseitigt Bedrohungen, ehe sie Amerika überhaupt erreichen. Doch dann, urplötzlich, versagt Robie bei einem Einsatz in Übersee kläglich. Ohne seine tödlichen Fähigkeiten ist Robie ein Mann ohne Mission und Lebensinhalt. Um wiederzubekommen, was er verloren hat, muss Robie sich seiner Vergangenheit stellen - und einer Wahrheit, die er zwanzig Jahre lang zu vergessen versuchte.

Robie im Einsatz. Einmal mehr soll er einen Mann erledigen, der gegen die Interessen der USA handelt. Wie gewohnt fliegt er solo. Und wie gewohnt trifft er sein Ziel auch so, wie es ausgerechnet war. Das Objekt ist tot. Was ihn aber trotz aller Professionalität schockiert, ist der Tod eines vierjährigen Mädchens, das hinter dem Mann stand und von der Kugel, die das Ziel durchschlagen hat, auch getötet wurde. Bei der Nachbesprechung gibt er sich cool und meint, er könne seine Aufgaben weiter problemlos erledigen. Dennoch bekommt er für das nächste Mordopfer für sein Fadenkreuz einen Spotter mit. Und prompt kann Robie, der Superkiller, nicht abdrücken. Als dann ein Schuss den Typen doch fällt, weiß er, dass seine Bosse ihm nicht mehr vertrauen. Neben dem Spotter war auch noch ein zweites Teamim Spiel. Er wird suspendiert und soll seine Angelegenheiten ins Reine bringen. Da passt es gut, dass sein alter Dad gerade in seinem Heimatort in Mississippi als Mörder verhaftet wurde. Also ab nach Hause in ein Kaff mit rund 2000 Einwohnern, das langsam vor die Hunde geht, weil Arbeitsplätze fehlen und alter Mief wie Rassismus immer noch das Tagesgeschehen beherrscht. Und was er dann erleben muss, wirft ihn beinahe noch mehr aus der Bahn. Dass sein Vater nicht mit ihm reden will, ist normal nach deren Auseinandersetzungen, bevor Robie einfach verschwand. Doch dass er eine Stiefmutter und einen Stiefbruder hat, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Dass aus ehemals armen Schluckern Besitzer von Herrenhäusern wurden ebenso. Und sein Vater hat durch einige gewonnene Prozesse gegen Frackingunternehmen vielen die Arbeitslätze genommen. Das nimmt man ihm übel, da solche Firmen dann einfach weiterziehen und sich einen Dreck um das Land und die Leute scheren, wenn sie illegalen Aktivitäten erwischt und verurteilt werden. Irgendwann kommt dann auch noch das FBI hinzu und die Heimkehr, die eigentlich eine Aufarbeitung seiner Vergangenheit werden sollte, wird zu einem lebensgefährlichen Abenteuer. 

Lassen wir einmal außen vor, dass es in jedem dieser Bücher um Robie anscheinend patriotisch opportun ist, einen Mörder in den Mittelpunkt zu stellen, der einfach nur Personen beseitigt, die den USA und deren Politikern unangenehm sind. Seien es Staatenlenker oder Zivilisten, Führer anderer Ideologien oder einfach nur Wirtschaftsbosse, die den US-Firmen zu sehr Konkurrenz im kapitalistischen Spiel machen. Und irgendwie auffällig, dass sich niemand wirklich über diese Praktiken aufzuregen scheint. Robie ist also mit seiner Lieblingsbeschäftigung zugange, als ihm ein Fehler passiert. Fein - suspendiert ihn. Kann er mal heimfahren zu Papa. EINEN guten Grund hat er ja: Daddy sitzt wegen Mord im Knast. Dass der abgebrühte Killer jetzt plötzlich wegen emotionalen Problemen nach Hause muss, ist für mich eher unglaubwürdig, an den Haaren herbeigezogen. Und ab diesem Zeitpunkt ist Robie fehl am Platze, er wird immer mehr zum Jack Reacher oder einer ähnlichen Figur. Lässt man den Familienbezug weg, kommt da einer in die Stadt bzw. das Redneck-Kaff, ist unerwünscht, mischt sich ein, um zuhelfen und muss kräftig austeilen. Ja, er agiert sogar wie ein Reacher. Da werden einige Dorfdeppen mit Fäusten zerlegt, aber als es später ums eigene Leben geht, kann er wie Reacher auch kurzen Prozess machen, ohne dabei Reue zu empfinden. Die Story wird verzwickt und hat einige Wendungen und falsche Fährten zu bieten. Viel Südstaatenatmosphäre inklusive dem alten Mief, Louisiana-Moos, Herrenhäusern aus der Zeit der Baumwollpflanzungen, Kleinstadtintrigen, Korruption, Karrieresucht, Trotteln, Killern, Inzest und Tipsy sluts en masse. Es dauert, bis man endlich einer Lösung auf die Fährte kommt, es gibt Rätsel und Action und vielleicht einige Themen zuviel, rasante Sequenzen und mysteriöse Hintergründe, Ermittlungen und Verfolgungsjagden, giftige Schlangen (auch der  menschlichen Sorte) und hungrige Alligatoren und als Sahnehäubchen die dazugehörigen Klischees. Dennoch ist es ein bis dato endlich wieder gelungener Roman von David Baldacci - wäre da nicht das Ende. Das ist seltsam bis schlicht doof. Passt nicht, ist zu leicht. Als wollte er seinen Wirrwarr endlich und simpel auflösen. 480 Seiten, von denen 460 recht gut sind.

Jerry Garcia



Jonathan Maberry. Willkommen in den Deadlands, wo verbitterte Revolverhelden auf verrückte Wissenschaftler und finstere, unirdische Gestalten treffen. Hier, wo das große Beben von 1868 Kalifornien in ein Labyrinth aus vom Meer durchfluteten Höhlen verwandelt hat, wo mit einer geheimnisvollen Substanz namens "Geisterstein" viele wundersame Steampunk-Erfindungen angetrieben werden und wo die Kugeln blutvergießend durch die Luft pfeifen. In Ghostwalkers wird der Auftragskiller Grey Torrance wortwörtlich von seiner blutigen Vergangenheit verfolgt und landet in der heruntergekommenen Stadt Paradise Falls, wo er in den tödlichen Konflikt zwischen der belagerten Stadt und einem teuflisch brillanten Alchimisten gerät, der fortwährend schreckliche, neue Waffen baut - und eine kleine Armee aus Untoten.

Grey Torrance ist im kargen Gebiet der Wüste unterwegs, als er sieht, wie ein Sioux-Indianer vor sechs Schärgen auf einen hohen Felsen flüchtet. Irgendwie interessiert ihn diese Auseinandersetzung und er sucht sich einen erträglichen Platz, um die Jagd wie in einem Kino zu genießen. Eine Chance hat der Indianer nicht, glaubt er. Während er beobachtet, wie sich die Jäger trennen, um ihr Wild zu erhaschen, entschließt er sich zum Eingreifen und dem Unterlegenen zu helfen. Er erledigt welche von den Verfolgern und muss dann erkennen, dass dies gar nicht nötig gewesen wäre. Ein seltsamer blauer Blitz blendet ihn und lässt gleichzeitig der großen Felsen in sich zusammenkrachen, wobei einige der vermeintlichen Killer darunter begraben werden. So lernt er Thomas-schaut-weg aka Schautzi kennen. Der ist ein waschechter Sioux-Indianer, der nach England ging und waschechtes Brit-Englisch von sich gibt und dabei auch einige Bonmots absondert, die Torrance am Verstand des Mannes zweifeln lassen. Doch es dauert nicht lange, bis er auch an seinem eigenen zweifelt. Da kommen doch tatsächlich die toten Verfolger auf sie zu gestolpert. Mehrere Schüsse in die Körper der Typen bringen gar keine Wirkung, doch dann erzielt er einen Kopftreffer und der haut den Kerl für immer weg. Danach tun sich die beiden Helden endgültig zusammen und reiten nach Paradise Falls. Und dort beginnt ihr Abenteuer gegen einen verrückten Wissenschaftler und seine wilden Horden erst richtig.

Das Buch nach einem Rollenspiel ist ein wilder Ritt durch einen Wilden Westen wie man ihn bisher nicht kannte. Die Handlung spielt in einem Zeitrahmen nach 1868 und vor der Wende zum Zwanzigsten Jahrhundert. Vom Humor über Zombies bis zu harter Action gegen Saurier ist alles vorhanden. Dazu der Geisterstein, dem neuartige und unglaubliche Erfindungen und Waffen zu verdanken sind. Für mich hat sich "Schautzi" als der heimliche Held der Geschichte entpuppt. Ein lockeres Mundwerk, dem etliche Späße (Naja, der über Smith, Wesson and me war aus "Dirty Harry kehrt zurück") entspringen und das einige Kabbeleien mit Torrance zur Folge hat, der aber auch über ein ungemein hohes Wissen verfügt und seinem weißen Partner ein ums andere Mal mit Rat und Tat zur Seite springt. Ab und an musste ich an die Figur des Karl May in der "Winnetou"-Neuinterpretation eines deutschen Privatsenders denken - nur nicht so verkorkst. Je länger die Lektüre weilt, je mehr Seiten man liest, umso mehr trägt der Autor an Ideen zusammen, die in einem "normalen" Western sehr befremdlich wirken würden. Flugmaschinen, übermächtige Waffen mit Blitzen, die in einem blenden Blau strahlen und als Massenvernichtungswaffen deklariert werden können. Einen durchgeknallten Wissenschaftler mit Weltherrschaftsphantasien, der Unterstützung durch zombiefizierte Soldaten hat, die bei vielen Schlachten gefallen sind. So hat er welche von beiden Seiten des vergangenen Bürgerkriegs in seinen Reihen. Jonathan Maberry war wirklich kreativ in der Gestaltung seiner Version der Welt der "Deadlands" mit ihren urzeitlichen Monstern, riesigen Killerwürmern ("Tremors" sei zur bildlichen Vorstellung genannt), unterirdischen Welten mit Flugsauriern oder riesigen Pilzen ("Reise zum Mittelpunkt der Erde" mit einer Prise "Caprona") und den dazugehörigen wilden und doch koordinierten Attacken der Viecher und Killer. Mit der Zeit bekommen die Figuren auch Tiefe, die sich neben den humorvollen Einwürfen in den längeren Dialogen zeigt, auch wenn gewisse Elemente schon arg strapaziert wurden. Dazu werden auch immer wieder Anspielungen auf Kunst und Literatur sowie der Wissenschaft eingeflochten, die zumeist von Thomas-schaut-weg stammen, während Torrance, der Revolvermann, über den geistigen Horizont seines indianischen Partners nur staunen kann. Ebenfalls nicht fehlen darf natürlich eine Liebesgeschichte und eine Dame, gegen die Calamity Jane oder Belle Starr wohl Waisenkinder gewesen wären. Apropos Damen - so ein kleines Vampirintermezzo mit Mädels darf auch nicht fehlen. Das Finale wird dann furios und bietet allerhand Kampfgetümmel, tote Untote, Blut und Gedärm und erstreckt sich über etliche Labyrinthe unter dem zerstörten Kalifornien. Da bleibt kein Auge trocken. Skurril, gewalttätig, actionreich und voller Spaß, der wahrlich nicht zu ernst genommen werden sollte, sonst ist man hier fehl am Platze. Höchst unterhaltsamer Genremix, der mit seinem kampflastigen Steampunk richtig zu gefallen weiß. Mal etwas weg von der üblichen Lektüre und hier auch gleich eine Empfehlung zu den beiden Steampunktwerken der "Unnatural history" von Jonathan Green, die beim Luzifer-Verlag erschienen sind, aber keine Western-Elemente enthalten. Und was Jonathan Maberry angeht, hat auch der Papierverzierer-Verlag auf die bekannten Joe Ledger-Romane verwiesen, aber auch wie die anderen Verlage wohl keine Idee, die auch wieder nach Deutschland zu bringen, nachdem ein Großverlag in recht platter Manier die Reihe einfach abgebrochen hat, obwohl Termin und Cover für den zweiten Band schon heftigst publiziert wurden. Schade.

Jerry Garcia



Peter Grimsdale. 03:00 Uhr, Nordkoreanisches Grenzgebiet, Temperaturen weit unter null. Eine strenggeheime Mission unter dem Kommando des routinierten CIA-Agenten Laszlo Kovic endet in einem einzigen Fiasko. Sein Auftrag lautet, einen Nuklearforscher aus Nordkorea auszuschleusen, doch Kovic führt seine Marines unabsichtlich ins Verderben, während er selbst entkommen kann. Zurück in der relativen Sicherheit Schanghais setzt Kovic alles daran, herauszufinden, warum die Mission zum Scheitern verurteilt war. Doch es dauert nicht lange und er gerät erneut ins Visier eines bislang unbekannten Feindes. An der Spitze eines bunt zusammengewürfelten Teams aus der Schanghaier Unterwelt nimmt Kovic den Kampf auf. Er ahnt noch nicht, dass er längst zu einer Schachfigur in einem heraufziehenden globalen Krieg zwischen Ost und West geworden ist.

Bei einer US-chinesischen Operation im Grenzgebiet zu Nord-Korea, bei der ein Verräter/Überläufer abgeholt werden soll, läuft Kovic mit seinen Leuten in eine Falle. Einige seiner Truppe werden verletzt und man muss sie bis zum Abholpunkt tragen. Doch auch dort wartet Ungemach auf sie und zum allem Übefluss stürzt Kovic in eine Schneewehe, die ihn tief begräbt. Unglück? Nur weil man ihn nicht entdecken kann, entkommt er einer Hinrichtung. Alle seine Leute werden getötet und die Killer wandern ab in Richtung China. Kovic lebt schon lange in China und so begibt er sich auf bekanntes Terrain: nach Shanghai, wo er aucheine wohung, Freunde und Spitzel hat. Nachdem er beim Boss Bericht erstattet hat, fährt er mit seinem Kumpel Wu Richtung Apartment und schon bald sitzen ihnen Verfolger im Nacken, die alles daran setzen sie umzunieten. Endlich gesund zu Hause angekommen, macht ihm seine Freundin Louise Vorwürfe und zischt ab, anscheinend für immer. Absolut nicht seine Wochen, also mal rein gar nicht. Doch er ermittelt weiter, kommt den Hintermännern und Verrätern immer näher, was ihn zur Gefahr macht. So fackeln sie seine Wohnung ab. Man findet darin eine Leiche - doch das war Louise, die wieder zurückgekehrt war und so zum Opfer wurde. Da man die Leiche aber vorerst zumindest für seine hält, kann er unter dem Radar ermitteln und kommt so zu einer bergfestung, in der der vermeintliche Boss regiert. Es kommt zu einem explosiven Kampf - nicht dem letzten wie Kovic entsetzt feststellen muss.

Wie es sich für einen typischen Actionroman amerikanischer Prägung gehört, sind die unterschiedlichen Seiten in diesem fiesen Spiel der Dienste eindeutig zu identifizieren. Da sind einerseits die ultrabösen Nordkoreaner und die hinterhältigen Chinesen, während auf der anderen die Amerikaner den Heiligenschein tragen und deren diverse Verbündete (von ihren Heimatländern wohl eher als Verräter bezeichnet) eindeutig als die Kämpfer für die richtige Sache dargestellt werden. Wer als Politiker offen zu einer weiteren Hinwendung Chinas zum Kapitalismus auffordert, kann nur auf US-Seite sein. Wer dies zu verhindern sucht, ist natürlich ein Wahnsinniger. Damit wären die meisten charaktere abgehakt. Außer Wu, der Kovic hilft und in etlichen Momenten so etwas wie den quasselnden Sidekick darstellt, der Humor in das Ganze einbringt. Und je länger die Lektüre dauert, je mehr Seiten man gelesen hat, umso aufdringlicher wird der pure Amerikanismus/Nationalismus, den man sich hierzulande als Autor kaum erlauben kann, ohne in die rechte Ecke gedrängt zu werden, dass es bei einigen Formulierungen doch schon etwas "schmerzt". Ich hab ja nun wirklich nix gegen dieses America first, aber es sollte doch etwas im Rahmen bleiben. Man könnte es sich auch sparen, die Gegner immer nur mit schlechten Attributen zu besetzen: ungewaschen, ungebildet, großspurig, wahnsinnig, eingebildet, Raucher, Vergewaltiger und und und. Zur Handlung. Die beinhaltet Action satt und spart nicht an bleihaltigen Kämpfen. In dieser Hinsicht ist das Buch recht unterhaltsam und kann sich mit einigen der oberflächlichen Mainstream-Actionern schon messen. Da werden Attentate verübt, Bergfestungen zerlegt, Brandanschläge fordern Opfer, wilde Autoverfolgungen auf den überfüllten Straßen von Shanghai inszeniert, dass es nur so kracht. Das hält bei Laune, wenn man derartiges Zeug mag. Auffällig - unser Überheld Kovic ist anscheinend ein Bewusstseinsfinder, so oft wie er es in dem Buch innerhalb kürzester Zeit verliert und wiedererlangt. Andererseits muss er ja ein echtes Schussel sein, weil es ihm ständig verloren geht. Und seine Freundin Louise, die bei dem Brandanschlag umkommt, hat er auch schnell abgehakt - "bei uns lief es eh nicht mehr so gut". Kurz ein Tränchen verquetscht und vergessen war sie. Typischer US-Kram mit einigen Alibi-Chinesen mit positivem Charakter - also US-freundlichem - und einem Alibi-Verräter auf der US-Seite, der Rest ist mit wehenden US-Flaggen zugekleistert. Lässt man das beiseite, ist "Battlefield 4 - Countdown" ein unterhaltsamer und rasanter Actioner, der zwar etliche Klischees bedient, aber auch auf jegliche Durststrecken verzichtet und fetzig einem furiosen und krachenden Finale entgegen geht. Für Actionfans also die richtige Kost auf 350 Seiten.

Jerry Garcia



Bentley Little. Nach einer Silvesterparty scheint nichts mehr so zu sein, wie es einmal war.
Die Einwohner der Stadt Magdalena, Arizona, verändern sich, Kinder verschwinden und seltsame Kreaturen tauchen auf. Doch dies sind nur die ersten Anzeichen eines Showdowns einer finsteren Macht, die die Welt endgültig auslöschen könnte. Nur Ross Lowry, der in das Gästehaus seiner Cousine gezogen ist, scheint die bevorstehende Gefahr zu erkennen.

Ross hat sich nach etlichen Rückschlägen entschlossen, das Angebot seiner Cousine anzunehmen und zu ihr und ihrem Mann Dave nah Magdalena zu ziehen. Sie waren tatsächlich die Enzigen, die ihm helfen wollten und selbst seine Eltern hatten wenig für ihn übrig, als es ihm schlechtging. Und wirklich bitter nehmen sie es auch nicht, dass er wegzieht. Er lebt sich schnell bei den Leuten ein, lernt mit der Zeit die Dorfbewohner kennen, die ihn mehrheitlich nett willkommen heißen. Seien es nun Jackass, der Handwerker für alles oder der heimische Pfarrer. Als unhöflicher Großkotz erweist sich letztendlich Cameron, der größte Rancher der Umgebung. Und irgendwie lebt die kleine Stadt auch von ihm. Mit der Zeit kennt Ross seine aufgaben und als Lita und dave wegfahren, kann er den Laden alleine schmeißen. Was er nicht ahnt, ist der Umstand, dass ihm dabei etwas Unheimliches in die Quere kommen wird. Menschen verändern sich, werden aggressiv und geben unglaublich derbe Texte von sich, die man nie von ihnen erwartet hätte, Arbeiter verschwinden von den Ranches der Umgebung, was zwar bei Cameron Holt kein Wunder ist, da er seine Arbeiter, illegal eingewanderte Mexikaner, wie Sklaven behandelt und würde sich als Rassist bei einer KKK-Wahl wohl einstimmtig als Grand Wizard durchsetzen. Immer mehr seltsame Vorfälle verändern das Leben auf den Ranches und den Farmen sowie in der Stadt. Da werden tote und im Kreis hingelegte Kühe gefunden, da werden Hühner richtig angriffslustig und organisiert, da Pfeifen plötzlich Hunde. Und das Schicksal der Menschen wendet sich.

Ross wird von Bentley Little sofort zum Liebling des Lesers auserkoren. Ein derart netter Kerl, der von seiner Familie übelst behandelt wird. Da ihm nach längerer Arbeitslosigkeit die Pleite droht und niemand aus der Sippschaft ihm helfen will, steht er nahe der Privatinsolvenz als ein Angebot seiner entfernten Cousine kommt, das er dann auch notgedrungen annimmt. Es heißt zwar immer, man kann sich die Familie nicht aussuchen, aber das ist so nicht ganz richtig, denn man kann es tun, das eigentliche Problem ist nur die egoistische Verwandtschaft, die glaubt Ansprüche stellen zu können, die ihnen nicht zustehen, sich aber ruckzuck verziehen, wenn man selbst mal in der Bredouille ist oder sie versuchen davon zu profitieren. Hat vermutlich jeder von uns schon mal irgendwie erlebt. Als Gegenentwurf zum freundlichen und netten Ross serviert der Autor dann den Großrancher Cameron Holt. Drecksack allerfeinster Güte und das lässt er seine Umgebung auch spüren. Es ist wie in einem der schon oft gesehen Western oder Kleinstadtthrillern. Da ist einer, der das Geld und das Land sowie die Geschäfte hat und die Stadt und die Bevölkerung im Umland sind von ihm abhängig, da nur er für stetigen Strom an Einkommen und Warenlieferungen sorgen kann. An ihm wird dann auch das Thema der illegalen Einwanderer mit dem des Rassismus verknüpft. Da werden die Mexikaner mehr zum Dienst gepresst denn für ihre Arbeit gut bezahlt. Dafür dürfen sie sich dann anhören, dass sie nur nutzlose Bohnenfresser sind. Solche Leute würden sich umgucken, wenn in ihren Haushalten oder Firmen usw. plötzlich alle Einwanderer - legal oder über die Grenze geschlüpft - von heute auf morgen verschwinden würden. Selbst arbeiten sind die verwöhnten Typen dann ja nicht gewohnt und sie könnten nicht mal alleine den Kühlschrank aufmachen, geschweige denn den Rasen mähen oder ähnliche Tätigkeiten, die ihre Intelligenz überfordern würden. So drastisch der Autor das hier manchmal schildert, so nahe an der Wahrheit könnte es doch sein. In anderen Punkten eifert er dann wieder seinem Meister nach und baut auch einige "Salutations" für ihn ein, die ein Stephen King-Fan sicher sofort erkennt und wohl auch noch einige andere, die mir nicht auffielen. Jedenfalls versteht es Bentley Little wie schon bei früheren Romanen nach und nach zu der zuerst ruhigen Atmopshäre erst leichten Grusel mit gewissen Geheimnissen und somit Spannung aufzubauen, die sich dann immer weiter steigert, je kreativer seine Ideen der Veränderung werden. Manches ist dann irgendwie "putzig", während der Rest dann doch schon als Gemüt geht. AproposGemüt: etwas Emotion, ein paar verdrückte Tränchen und natürlich Sex muss/müssen sein, um auch nur keinen Gedanken an eine Durststrecke aufkommen zu lassen. Gelungen. Der Stil ist ja recht flüssig und leicht, sodass man immer gespannter der Handlung folgt, die tatsächlich kaum Ausfälle hat, wobei der Schluss dann etwas abflacht, weil er einfach zu schnell eingleitet wird und zum Punkt kommt. Da hätte ein etwas ausgiebigerer Showdown wohl mehr gebracht. Andererseits muss man bei Bentley Little gerade mit so einer abrupten Aktion rechnen. Wenn man das also weiß, einem die vorherigen seiner Bücher gut gefallen haben, dann steht einem Erwerb eigentlich nichts im Wege. Flott und unterhaltsam ist das Buch auf jeden Fall mit seinen 400 Seiten.

Jerry Garcia



Garry Disher. Wyatt ist Einzelgänger, Beruf:Verbrecher. Die Rechtsanwältin Anna Reid setzt ihn auf 300.000 $ im Safe ihres Partners an. Doch andere kommen ihnen in die Quere: Bauer, der Troubleshooter der Mafia von Syndey, Ivan Younger, ein windiger Hehler, und vor allem Sugarfood, ein brutaler Cowboy-Punk, der die Schnauze voll hat von seinem Rausschmeißerjob. Auch er will jetzt ein größeres Stück vom Kuchen.

Wyatt hat sich für einen miesen kleinen Job als Begleiter Sugarfood Younger aufschwatzen lassen. Der Typ ist der Bruder von Ivan Younger und blubbert die ganze Zeit über die Younger-Brothers und hält sich für ultracool, was er ständig beweisen will. Wyatt er trägt das schweigend und erteilt ihm die Anweisungen. Man braucht bloß warten, bis die Familie das Haus verlässt und hat nur die alte Haushälterin vor sich, die man an einen Stuhl fesselt. Sugarfood soll auf sie aufpassen, während Wyatt nach der Beute sucht. Sie wollen nur bestimmte Ware mitnehmen, die man problemlos verscherbeln kann. Doch als Wyatt zurückkommt, ist die Frau tot. Vermutlich ne Herzattacke, weil der Möchtegern-Cowboy sie gestriezt hat. Sie lassen alles zurück und hauen ab. Beim Auftraggeber, Ivan Younger, angekommen, will Wyatt seinen vereinbarten Teil haben, bekommt ihn aber wegen der Erfolglosigkeit nicht. Er macht wegen der paar Kröten keinen Stress und zieht ab. Dann kommt das Angebot mit dem Safe in einem Anwaltsbüro. Er zieht Hobba und Pedersen hinzu, während die Partnerin der Kanzlei, Anna Reid, sie informiert. Unterdessen haben die Youngers Probleme, die sich auf ihre Geschäfte auswirken. Ihre Hehler und Dealer auf den Straßen nehmen nicht genug ein, die Schuldenspirale dreht sich vom Endkunden bis hin zum Lieferanten und von da zum Big boss - und dem Schulden die Youngers jetzt ne Menge Kohle. Und der schickt seinen Unterhändler/Vollstrecker, der sich unbewusst in die ganze Angelegenheit um den Safe mischt. Wyatt wiederum hat natürlich keine Ahnung von dem Killer namens Bauer und wie sehr der ihm und seinen Leuten bald auf den Fersen sein wird, unabsichtlich gelockt von Sugarfood, der immer noch beweisen will, dass er besser ist, als der Profi Wyatt. Für alle gibt es dann noch eine Überraschung, die nur einige überleben werden.

Wer sich nach einer Lektüre Marke Hardboiled im Stile eines Parker von Donald E. Westlake/Richard Stark sehnt, sollte hier zugreifen, wenn er nicht schon längst getan hat. Wyatt ist ein Mann, den man nicht näher kennenlernt. Er ist halt ein Gangster, der seine Raubzüge cool und überlegen plant, absahnt und dann für einige Zeit verschwindet, um von dem Geld zu leben - bis er halt neues Geld braucht. Klingt wirklich, als wäre Parker nach Australien umgezogen.  Denn dort spielt die Handlung der bisher sieben Bücher um Wyatt. "Gier" ist das erste davon.Man lernt einen Mann kennen, der Risiken abwägt, kühl berechnet, ob ein Einsatz wie auch immer geartet, es bezüglich des Gewinns wirklich wertig ist und der nun wahrlich nichts von Smalltalk hält. Er lebt zurückgezogen, hat eigentlich keine Freunde, nur etwas nähere Geschäftspartner. Freunde sind wie Schulden, irgendwann muss man für sie in irgendeiner Form einstehen. Ein anderes Kaliber ist dann dieser Sugarfoot. Der hat einige Male zu oft auf die Birne bekommen und noch öfter "Long Riders" von Walter Hill gesehen. Er sieht sich und seinen Bruder ständig in den Rollen der Younger-Brüder und möchte deren Taten und Ehrverhalten nacheifern. Für das Erste ist er zu blöd, da er es gerade mal geschafft hat, ganz alleine die Schule vor auch nur irgendeinem wertigen Abschluss zu schmeißen und für das Zweite hat ihm jemand gefehlt, der ihm hätte erklären können, was das überhaupt ist. So ist er nur zum Schlägertyp für Bosse geworden, sehnt sich aber nach Höherem. Dafür ist ihm natürlich nur Gewalt recht, denn das Hirn für ausgeklügelte Pläne hat er rechtzeitig seinem Bruder gegeben, sodass wenigstens einer was drauf hat. Und das hat auch Garry Disher zu bieten. Einen berechnenden Helden, der tüfteln, auswählen, vorbereiten und planen kann und dabei jegliche Opfer von Gewalt zu vermeiden sucht, sich aber auch nicht scheut, in die Vollen zu gehen, wenn es sein muss. Dem Leser wird so ein Coup von Beginn an nahezu zelebriert -  mit allen Nackenschlägen, die sich so einstellen können und wenn man noch so gut plant und vorbereitet. Selbst ein halbwegs rücksichtsvoiller Verbrecher wie Wyatt greift dann auch zur Waffe. Und das wird nötig, als die unterschiedlichen Parteien der Geschichte sich immer näher kommen - der Killer aus Sydney, Finn, der Anwalt, Reid, seine Partnerin, die Youngers, Wyatt und seine Kollegen. Nicht jeder erlebt das Ende der Story. Wyatts Refugium nutzt ihm bald nichts mehr, Sydney hat den längeren Atem und das wird auch ihm bewusst, als er erfährt, was hier wahrhaftig abgelaufen ist. Dass Wyatt nach dem ersten von sieben Büchern noch unter den Lebenden weilt, ist nun wahrlich kein Spoiler, aber wie es dazu kommt, dass er weiterrauben darf, das lest dann mal selbst. 250 Seiten, die kein Wort zuviel haben. Schmale Dialoge, kein Geschwafel und alles ganz weit weg von der derzeit konventionellen Ware um Serienkiller und Profiler und geschwätzige Protagonisten. Liest man Parker gerne, greift man auch zu Wyatt. Und ich damit auch zum nächsten mit dem Titel "Dreck".

Jerry Garcia



Garry Disher. Wyatt hat es auf die Lohngelder einer Baufirma abgesehen, die im australischen Busch eine Pipeline verlegt. Gemeinsam mit Leah, einer ehemaligen Prostituierten, stellt er ein Team zusammen, um den Geldtransporter abzufangen. Doch sie sind nicht die einzigen die Beute machen wollen. Zu allem Überfluss setzen die Mesics aus Sydney den suspendierten Ex-Bullen Letterman als Kopfgeldjäger auf Wyatt an, weil der Ihnen einst bei einem Drogendeal in Melbourne in die Quere kam. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für Wyatt, um ungestört arbeiten zu können.

Wyatt blieb nach dem letzten Fiasko nichts weiter übrig als sich mehr oder weniger unsichtbar zu machen. Das geht natürlich am besten im australischen Hinterland. Da er dort die Ex-Nutte Leah kennt, zieht es ihn zu ihr. Leider zieht es ihn auch Richtung Geld, da er pleite ist. So lässt er sich bei der Firma, die eine Pipeline baut als Arbeiter anheuern, um deren Sicherheitsmaßnahmen beim Lohngeldtransport zu überwachen und auszukundschaften. Unter den Arbeitern befinden sich viele Chilenen, die wohl auch alle illegal im Land sind. Birgt die Gefahr, dass sie nicht lange auf ihre Kohle warten würden, wenn die mal ausbleibt. Leah bringt Wyatt dann mit Leuten zusammen, die für den Job geeignet sind. Doch als er sie kennenlernt, ist Wyatt zumindest bei einem der Kerle nicht sicher, ob er das Zeug dazu hat. Was er ebenfalls nicht weiß, ist die Tatsache, dass das Syndikat ihm einen Killer auf den Hals gehetzt hat, der sich nun durch die Verbindungen arbeitet, die Wyatt in Melbourne hatte. Und so kommt er ihm doch bald sehr nahe, was sich nicht gut auf die Planung und Durchführung des Raids auswirkt. Noch dazu gesellen sich einige Pleitiers aus der Drogenszene, die den Coup ebenfalls starten wollen, um ihre Zahlungen an das Syndikat leisten zu können, da derzeit in Belcowie und Umgebung absolut kein Geld im Umlauf zu sein schien.

Wyatt beweist ein weiteres Mal seine Fähigkeiten als kalter Hund und akribischer Planer. Er bezieht mit Kalkül alle möglichen Schwierigkeiten in Betracht, wägt die Risiken ab und bleibt dabei immer ruhig. Wyatt ist keiner, der auf Mord aus ist, aber er schreckt auch nicht davor zurück, wenn man ihn linken will. Und deshalb ist er ein Typ, der in die heutige Romanlandschaft nicht mehr so richtig passen will - oder vielleicht einfach nicht mehr passen darf. Der wohlmeinende Sozialaktivismus, der schon so überzogen daherkommt, dass er fast schon Klischee ist, verbietet derart unmoralische Schriften beinahe. Es ist keine Zensur, dafür hat man andere Mittel. Nicht mehr bewerben, Druck in den Netzwerken, Verlage, die gehorsam sind (wegen ihren Gewinnen natürlich) und selbstverständlich durch massive Meinungsmache verdrängen. Gab es früher schon einmal, nur direkter und nicht blümerant aufgehübscht und hinter Hülsen getarnt. Statt sich also zwischen den Werken um weinerliche Ermittler und schwafelnde Gauner zu quetschen, wird diese Art Literatur in die Nischen gedrängt und bekommt ihre Chancen nur bei kleineren Verlagen, die sich ihrer glücklicherweise annehmen. So ist denn auch "Dreck" ein amoralischer Krimi mit Figuren,die allesamt im australischen Dreck Dreck am Stecken haben. Und so wird aus dem Buch ein lakonischer Thriller mit harten Bandagen und harten Kerlen, der ebenso gut unterhalten kann, wie es sein Vorgänger denn auch schon tat. Nix mit Romantik der Gentleman-Gauner mit Hang zu der Damenwelt im glitzernden Ballsaal der Hochfinanz. Geerdete und raue Welt voller Konkurrenten, die statt zu planen lieber auf Gewalt und Muskeln setzen und daher mit einem intellektuell überlegenen Mann wie Wyatt nicht umgehen können und den Fehler machen, ihn zu unterschätzen. Das merken sie spätestens dann, wenn der ihnen die Quittung für ihren Verrat in Blei präsentiert und dabei auch den Leser wieder daran erinnert, dass der nette Protagonist von nebenan trotz allem ein Berufsverbrecher ist. Statt depressiven Moralaposteln mit erhobenem Zeigefinger und Hang zur Zwangsverbesserung ungehorsamer Mitbürger reine Unterhaltung ohne viel Gesabbel klar auf den Punkt gebracht. Flott und ohne Umschweife auf den Punkt gebracht. Demnächst dann hier auch Buch Nummer drei, aber erst einmal muss ein Festawerk dran glauben. 200 Seioten.

Jerry Garcia



Graham Masterton. Existiert das verrufene Fortyfoot-Haus wirklich, oder ist es eine Spiegelung aus Vergangenheit oder Zukunft? Und was haust dort auf dem Dachboden? Ratten? Nein, es ist Brown Jenkin – und der ist weitaus schlimmer, als es Ratten je sein könnten.

David Williams ist derzeit nicht gerade der Mensch mit dem größten Glück auf der Welt. Seine Frau ist mit nem anderen Kerl abgezogen, winselt jetzt aber rum, dass sie den sohn Danny angeblich zu wenig sieht und David sie bei ihm schlecht machen würde. Geschäftlich ist er auch am ende und somit auch finanziell. Da er aber für sich und Danny Geld zum Leben braucht, nimmt er einen Job in einem Dorf auf einer kleinen Insel an. Er soll das Fortyfoot-Haus renovieren. Es dauert nicht lange, das machen unheimliche Geräusche ihnen zu schafffen. David forscht nach und entdeckt seltsame Bildnisse, gruselige alte Männer, einen Kinderfriedhof und düstere Räumlichkeiten. Doch er findet auch Liz, mit der er eine wunderbare Zeit verlebt - bis plötzlich Menschen umkommen, er Ratfaces sieht und einen finsteren Raum auf dem Dachboden entdeckt, der ihn zu unbeschreiblichem Grauen führt.

Horror, das Genre, für das man studiert haben muss, um es verstehen zu können. So äußern sich diverse Schlauberger ziemlich überheblich gegenüber Leuten, denen ein Buch nicht wirklich gefällt. So auch mehrfach geschehen bei diesem Werk von Graham Masterton. Um es vorweg zu sagen, mir würde vermutlich auch jemand mitteilen, ich müsse doch studieren, da ich einige Passagen des Buches als eher zäh empfand. Der Anfang ist gelungen, die Spannung wird aufgebaut, die Figuren vorgestellt. Dabei darf man sich auch schnell darauf einigen, dass die Ex des Protagonisten ne weinerliche Egoistin fernab jeglicher Realität ist. David versucht sein Bestes, um den Jungen und sich gut über die Runden zu bringen und entpuppt sich als netter Dad und Held der Geschichte. Und mit dem ersten Auftauchen der Geräusche steigt auch der Spannungspegel, der anhält und weitere unheimliche Momente bietet, bis dann Liz in das Leben der beiden tritt. Das folgende Geschehen hat zwar einen Zweck für die Story, zieht sich aber meines Erachtens zu lange hin, bevor das letzte Drittel dann zu einem furiosen Finale kommt, das dann auch einige Härten aufzubieten hat. Das Buch enthält alle Zutaten für einen brauchbaren Horroroman, ist unterhaltsam, bietet - bis auf die Ausnahme - Abwechslung und liest sich flott weg. Dann aber schon von "5-Sterne-Literatur" zu faseln und andere Meinungen niederzumachen, ist unverschämt. Und ganz nebenbei hat der Junge mit seinem Fußball irgendwann seinen "Helden" Paul Gascoigne "gespielt",wie man das halt so macht in dem Alter. Hätte David gewusst, was aus dem damaligen Superstar wurde, hätte er das seinem Sohn mit einer Aktion, die in der Handlung des Buches möglich wäre, erspart.😀 Ein nettes Buch, das sich um einen Spagat zwischen Anspruch und reiner Allerweltsware bemüht, den aber nur bedingt zustande bringt. Mittelmaß auf 380 Seiten - für mich - und nicht mehr. Empfehlung daher nur bedingt. Fans werden das eher anders sehen und es bejubeln. Sei ihnen von Herzen gegönnt.

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