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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Nicholas Sansbury Smith. In den Geheimlabors des amerikanischen Militärs gerät eine Biowaffe außer Kontrolle. Innerhalb von Tagen rast die Pest um den Globus und rottet den größten Teil der Menschheit aus. Buch 2: Das VX99-Virus lässt die Infizierten nun auch körperlich zu Bestien mutieren: Sie entwickeln Saugnäpfe, Klauen, können im Dunkeln sehen und wie Insekten Wände hochkrabbeln. Der Untergang der Menschheit steht bevor. Wir müssen einen grausamen Preis zahlen! (Stimmt - 13,95€).😀

Dr. Kate Lovato hatte es geschafft, ein Mittel gegen diesen neuen Ebola-Stamm zu finden und man konnte die Abartigen in Massen töten. Doch es ergab sich ein Problem - ein gravierendes: Etliche dieser Teufelsbrut überlebten und wurden immer stärker, entwickelten sich. Die Welt war also weiterhin in Gefahr. Eine neue Rasse schien geboren, um von der bisherigen Menschheit zu übernehmen. Und bei der Gelegenheit den Verlierer zu fressen. In einer Bibliothek in New York sind drei Menschen noch am Leben. Meg und Rex, zwei Feuerwehrleute, und der Soldat Jed, den die beiden Kollegen unter einem Humvee hervor retteten. Sie hocken sich jetzt schon seit Beginn der Krise auf der Pelle, ständig auf der Hut, um nicht den Abartigen in ihre blutigen Krallen zu laufen. Dabei lernen sie sich auch besser kennen - nicht immer zum Guten. Rex scheint sich immer mehr zu einem Waschlappen zu wandeln und der Soldat kriegt das Maul nicht auf, um überhaupt mit jemandem zu reden. Und langsam gehen ihre Vorräte zur Neige, bald müssen sie auf die Straße, um in anderen Gebäuden Nahrung und Wasser zu suchen. Und während hier ein kleines Grüppchen seinem Schicksal harrt, lassen die Politiker und Generäle um den Präsidenten herum, einen Plan ausführen, der irgendwie zum Scheitern verurteilt scheint. Auch Kate, die mit Beckham, seinen restlichen Leuten und etlichen Soldaten auf Plum Island vorübergehend in Sicherheit scheint und dort weiter an einer Möglichkeit forscht, die erstarkten Abartigen endlich auszulöschen, meint, dass die Luftaufnahmen der Städte viel zu wenig Gegner abbilden. Doch man hört nicht auf Mahnungen und so beginnt eine Operation, die für alle Beteiligten - darunter auch Beckham - die Hölle wird. Und auch auf Plum Island gerät einiges durcheinander.

"The extinction cycle - Buch 2: Mutierte Bestien" nimmt den von mir schon vermuteten Verlauf. Die Zuneigung zwischen Beckham und Lovato ist nicht mehr zu leugnen und im Gegensatz zu der Einleitung beim ersten Buch fällt dieses Vorspiel jetzt weg. Und damit erfüllt sich auch die Aussage: "Action, Action und noch mehr Action." Nicholas Sansbury Smith zündet hier von Beginn an ein Feuerwerk, das es in sich hat. Explosionen, Feuerbälle, in denen ganze Horden von Abartigen verglühen, Verluste auf Seite der Verteidiger, Menschenfleisch fressende Feinde, Einzelschicksale und Verrat. Alles enthalten. Und den Begriff Page Turner konnte es für mich sogar zweimal erfüllen: einmal weil ich die Liebesszene überblättert habe und zum zweiten Mal eigentlich über den Rest des Buches verteilt, weil es an allen Ecken und Enden kracht und fetzt, voller Tempo und Rasanz vorangeht und ich als Leser ebensowenig Pause hatte, wie die Kämpfer. (Ich war nur an einem sichereren Ort.).😇 Und wie schon im Vorgänger lässt der Autor bei seinen Protagonisten auch Gefühle zu, ohne es jetzt mit emotionalen Szenen zu übertreiben. Die Kiddies sind nicht allzu nervig und so bleibt es bei einigen wenigen Szenen, die sich mit Familie und Verlust beschäftigen. Dann geht es wieder ans Eingemachte. Stellenweise bretthart, immer wieder mit neuen Überraschungen aufwartend, die den Menschen und Marines schwer zusetzen - und einer Situation, die das Oberkommando nicht vorhergesehen hat in seiner Gier, endlich das Land von den Abartigen zu säubern. Sitzen in ihren sicheren Bunkern und verheizen das Volk. Wie heutzutage - nur mit hohem Blutzoll. Und nach 380 Seiten bekommt der Leser einen ganz üblen Cliffhanger geliefert. Man sollte es aber positiv sehen - im Februar geht es schon weiter beim Festa-Verlag mit dem Kampf gegen Abartige. Im originalen Erscheinungsrhythmus müsste man jetzt ein Jahr darben - oder sich mit anderen Büchern von Festa über die Zeit retten. Frank und Inge Festa verkaufen das Zeug nämlich wirklich an die geifernden Massen. Manna fürs Volk. Also ein Horror-Actionfest, das über etliche Zweifel erhaben ist.

Jerry Garcia



Dalton Fury. Al-Qaida-Kommandant Daoud al-Amriki, einer der meistgesuchten Terroristen der Welt, will dem verhassten Westen eine Lektion erteilen: Er droht mit dem Abschuss amerikanischer Passagierflugzeuge. Nachdem ein SEAL-Kommando die ersten Raketen-Anschläge nicht verhindern konnte, wird Kolt "Racer" Raynor mit seinem Delta-Team zu Hilfe gerufen. Eine explosive Hetzjagd rund um den Globus – erzählt von einem ehemaligen Elitesoldaten.

Kolt ist mit drei Kameraden in Neu-Delhi, um ein gekapertes Flugzeug aus den Händen der Entführer zu reißen, bevor die mitsamt den Passagieren nach Pakistan abfliegen, wo man sie nur noch schwerer hätte aufhalten können. Da sich der Start nicht wirklich verhindern lässt, steigen Kolt und seine Mannen übers Dach in die Maschine ein, wobei sie dem Co-Piloten, der verzweifelt versucht, die Maschine über die Landebahn hinaus zu bringen, damit sie nicht über die Begrenzung rauscht und mit allen an Bord in Flammen aufgeht, gleich zweimal auf den Schoß fallen. Ein höchst riskantes Manöver. Einer der Männer wird verletzt und eine Passagierin muss ihr Leben lassen. Die Entführer erleiden das gleiche Schicksal wie sie. Nach getaner Arbeit sollte es eigentlich nach Hause gehen, aber es folgt sofort ein weiterer Einsatz, den sie nun zu dritt ausführen müssen. Es gilt, einen kanadischen Waffeninspekteur der UN aus Libyen rauszuschaffen, wo der Mann etlichen Waffenschmugglern zu nahe gekommen ist, die den Arabischen Frühling für ihre Geschäfte nutzten wollen und dabei etliche schultergestützte SA-24 Raketen in ihre Hände gebracht haben. Und David Doyle, der amerikanische Terrorführer auf Seiten der SaLaNi, hat selbstverständlich ebenfalls einige davon erhascht und schon eine Maschine vor Jakarta abgeschossen. Weitere sollen folgen, doch erst muss dieser UN-Kanadier beseitigt werden. Die CIA ist zwar vor Ort, aber weitestgehend untätig und eher beobachtend tätig. Also ist es die Aufgabe der Deltas, den Mann, der sich auch noch bocksbeinig zeigt, aus der Gefahrenzone zu bringen. Entgegen dem Plan geht das nicht ohne Radau durch den Einsatz von Schusswaffen vonstatten. Curtis, der Mann von der CIA, ist wenig begeistert und eine innige Freundschaft mit Rayner wird ihn wohl nicht mehr verbinden. Unterdessen holt Doyle vor Griechenland eine Passagiermaschine vom Himmel. Ein Testlauf für den Einsatz in den USA. Und in Kairo sitzt der CIA-Mann Curtis, weil er einen Kuhhandel aufgedeckt hat, mit dem weitere SA-24 unter Terrorvolk gebracht werden sollen. Welch freudiges Wiedersehen zwischen Curtis und Kolt😂, als dieser zur Unterstützung in Kairo eintrifft. Kolts Truppe wurde mit "Hawk" aka Cindy aufgefüllt, die als hervorragende Soldatin gepriesen wurde. Die Querelen zwischen Curtis und Kolt behindern die Arbeit und am Ende können die Feinde doch mit einigen Raketen fliehen. Deren Plan ist mithilfe mexikanischer Kartelle in die USA zu kommen und dort ihren verwegenen Anschlag auszuführen. Kolts Truppe soll mit anderen Diensten gerade das verhindern.

Selbstverständlich ist dies ein Roman, der hauptsächlich der Unterhaltung dienen soll und an Action nicht spart. Gleich vorweg: DAS ist gelungen, in vollem Umfang. Aber einige Kleinigkeiten haben mir dennoch nicht so recht zugesagt. Da wäre die Neue, die Lady "Hawk". Sorry, die war einfach zu gut, um wahr zu sein. Der Einsatz in Neu Delhi war höchst riskant und verflucht chaotisch. Auch wenn Kolt danach gelobt wird ohne Ende, hatten die Burschen nur Glück bei ihren Landungen auf dem Piloten. Der "neue" Kolt hat genervt und ich hab auf den "alten" Kolt nur so gewartet. Und wieso müssen denn immer die knallharten bösen Halunken, vor Angst schlottern oder sich gar einpissen, wenn sie erwischt werden. Man kann die Verteidiger unseres Glaubens, unsere Weltpolizei, unsere amerikanischen Verbündeten doch auch gut aussehen lassen, ohne den Rest der Welt gleich lächerlich zu machen. Wieso haben die Amis denn solche Massen an Truppen und Spezialkräften? Sie haben Bammel vor den Gegnern. Und dann werden die als solche Luschen dargestellt? Was sagt das dann über die Amis? Noch größere Luschen? So, wieder zum anderen Inhalt. Dalton Fury zeigt hier nämlich etliche Probleme auf. Da wäre zum Beispiel der wunderbare und kostenlose EU-Freizeitpark für angehende Terroristen mit unglaublicher Bewegungsfreiheit. Klingt hier selbstverständlich als riskantes Unterfangen, keine Kontrollen zu haben. Doch auch fast schon befestigte Grenzen wie der der USA sind durchlässig und man kann nicht lückenlos kontrollieren. Und dieser David Doyle? Der ist das Paradebeispiel dafür, dass man nirgends sicher ist. JEDER, absolut jeder kann mittlerweile ein Morgenländler sein, der uns an den Kragen will. Der nette Kassierer an der Kinokasse, der später mit Weste ins größte und vollbesetzte Kino geht und BUMM macht. Der bezaubernde Postbote, der irgendwann mal ein besonderes Paket abliefert. Und dann stellt sich so einem amerikanischen Autor auch die Frage, ob in Europa nicht schon etliche Politiker konvertiert sind, so wie sie die Grenzen aufweichen und ihren eigenen Leuten klarmachen, dass sie sich den Untoleranten gegenüber tolerant zu zeigen haben und Straftaten von Neubürgern lieber unter den Teppich kehren und die Meinungsfreiheit mit immer neuem Unsinn ad absurdum führen oder wie zuletzt die Schutzmaßnahmen der Polizei kritisieren. Berliner Weihnachtsmarkt mal schnell wieder vergessen. Die Außendarstellung von Europa ist fast schon zur Lachplatte geworden für Länder wie die USA, Russland oder China. Der Part der reinen Unterhaltung mit Suchtfaktor ist wie schon im Vorgängerbuch von Beginn an dazu angedacht, sich immer weiter zu steigern. Wo sich zu Anfang noch etliche Spannungsmomente aufgrund geheimdienstlicher Arbeit in dem Szenario auftaten, wird das letzte Drittel von der reinen und puren Action beherrscht. Kampfhubschrauber, Raketenbeschuss, Kartellkiller und in die USA gelante Terroristen, die nicht wie in vielen anderen Büchern umgenietet werden, bevor sie einen Anschlag verüben können. Hier kommen die Helden etwas zu spät, räumen dann aber gründlich auf. Und Kolt wird wieder Kolt. Also wieder Anti-Terror-Unterhaltung auf ungemein hohem Niveau. Also Genrefans werden hier wieder blendend bedient. 💜 Also das Purple Heart für Festa!!!! 460 Seiten.

Jerry Garcia



Mark Greaney für Tom Clancy Estate. Eine nordkoreanische Interkontinentalrakete stürzt ins Japanische Meer. In Ho-Chi-Minh-Stadt wird ein CIA-Offizier ermordet. Die Teile des Rätsels liegen offen da, die Lösung beansprucht aber Zeit. Zeit, die Jack Ryan nicht hat. Der neue große Tom Clancy mit "Starbesetzung". Ei, sin mer hier beim Film, odder wos?

In Saigon beobachten Clark, Ding, Sam und Jack jr. einen ehemaligen CIA-Mitarbeiter, der Geheimnisse und neue Pässe verkaufen will. Bald tritt eine Blondine an seinen Tisch, die Jack jr. richtig ins Schwitzen bringt. Das Treffen aber scheint irgendwie den falschen Ausgang zu nehmen, da die Frau sich rasch zurückzieht und der Ex-Agent ebenfalls ein Manöver zur unbemerkten Flucht vollzieht. Was der aber nicht sieht, fällt seinen Beobachtern auf - vier Mann auf Motorrädern verfolgen ihn und scheinen nicht freundlich gesinnt. Da die Amerikaner noch Informationen von dem Mann benötigen, eilen sie ihm zu Hilfe. Das geht nicht ohne Gewalteinsatz ab und bald werden auch Schußwaffen eingesetzt. Der vermeintliche Kurier wird schwer verletzt und kann nur noch ein paat Worte hauchen, bevor er verstirbt. Auch die Verfolger müssen Federn lassen und die Überlebenden flüchten. Laut John Clark waren es wohl Nordkoreaner. Und dort ist vor einiger Zeit der große Führer verstorben und nun hat sein Sohn das Sagen. Und der will den Amerikanern Atomraketen an die Westküste schicken. Sehr von Vorteil ist da die Entdeckung von einer Mine Seltener Erden. Bisher haben sie bei der Ausbeutung von Minen Unterstützung aus China gehabt, doch in diesem Fall will der neue Führer nicht teilen und jagt die Chinesen aus dem Land. Das Geld für den Abbau holt er sich bei einem reichen Kartellmexikaner und weitere Unterstützung kommt von Sharps Global Intelligence Partners aus den USA. Früher hat die Firma für die Vereinigten Staaten gearbeitet, nun für Jeden, der zahlt. Mit reichlich Druck sorgt der nordkoreanische Führer dafür, dass seine Leute in Windeseile am Projekt arbeiten, doch jetzt haben die USA erste Fährten aufgenommen und mit dem Einschlag der Rakete im Meer verbunden. Er muss sie aufhalten und wählt dazu einen Termin des US-Präsidenten Jack Ryan sr. in Mexiko. Mit einem Anschlag soll der aus dem Weg geräumt werden.

Also haben wir hier laut Klappentext einen Thriller mit "Starbesetzung". Nun, die "Stars" der frühen Werke um Jack Ryan sr. sind tatsächlich noch um ihn versammelt, sollen vermutlich noch eine gewisse Verbundenheit des Lesers mit den neuen Wegen, die man einschlug, seit Mr. Clancy nicht mehr selbst verfasst hat, was den Amerikanern an Feinden droht. Mit Mark Greaney hat man sich einen Co-Autor geholt, der bewiesen hat, dass er solo weitaus besser ist, als in ein vorgegebenes Konzept eingezwängt zu werden (Wird wieder Zeit für einen neuen Gray Man, Herr Festa.). Auch diesmal bleibt er am Puls der Zeit (verfasst 2014) und baut geschickt aktuelle Konflikte in die Handlung ein, nennt einige Brennpunkte des Weltgeschehens. Dabei bringt er auch wohltuend altmodische Spionagearbeit mit den modernen Methoden zusammen und baut die Story, in der diesmal auch der alte Jack Ryan als Präsident wieder präsenter (Okay, das musste einfach sein) ist und nicht nur eine Randfigur, langsam auf, verknüpft nach und nach Fäden. Die politischen Gegebenheiten werden in ein Abenteuer eingeflochten, das nach zwei Dritteln dann auch mal so richtig Action und das Können des Mark Greaney aufblitzen lässt und mich an Elemente aus "Der Schattenkrieg" erinnert. Von dieser fulminanten Action hätte das Buch durchaus mehr vertragen können. Nicht, dass es jetzt ultralangweilig gewesen ist, aber hier und da noch den einen oder anderen Knaller hätte es vertragen. Spannung und auch Emotionen sind dennoch in akzeptablem Maß vorhanden, die Darstellung des Nordkoreaners vielleicht etwas dick aufgetragen, dass er mich fast an die "armen Schweine" in dem Film "Borderland" erinnerte, der bei uns als "Covert operation" erscheinen wird. Da wurden sie nämlich der Lächerlichkeit preisgegeben, was dem Film ebenso schadete wie es hier der völlig überzeichneten Figur des nordkoreanischen Führers keinen Gefallen tut - und somit auch seinen Gegnern. Da war besonders der Mexikaner ein anderes und ernstzunehmendes Kaliber. Dass wir seit etlichen Jahren - seit "Im Auge des Tigers" 2003 - keinen echten Tom Clancy mehr zu lesen bekamen, ist ja nun hinlänglich oft von mir thematisiert worden und daher lasse ich auch jetzt einen Vergleich bleiben. Von den nicht immer genannten Co-Autoren ist meines Erachtens Mark Greaney bisher die beste Wahl. Bald kommt mit Mike Maden ein weiterer hinzu und ich will ihn nicht schon im Vorfeld madig machen. Was aber wirklich negativ auffiel, waren die verflucht vielen Fehler, die man hier anscheinend nicht bemerkt hat. Also für rund 27 Euro kann man schon ein gutes Lektorat und Qualitätskontrolle erwarten, aber wie überall kümmern sich die Marktführer nur dann um die Kunden, wenn die ihnen kein Geld bringen. Ansonsten gehen die ihnen nämlich am Arsch vorbei. Wer sich für das Werk interessiert, macht mit dem Erwerb nicht wirklich was falsch, wenn er einen brauchbaren Thriller im oberen Bereich des Mittelmaßes für gut genug befindet. ABER er sollte auf das Taschenbuch warten und nicht den Preis für eine gebundene Ausgabe voller Fehler zahlen. Hätte ich früher derartig viel Kohle für meine schulischen Fehlleistungen erhalten, wäre ich heute vermutlich Milliardär. Rund 730 Seiten

Jerry Garcia



Jake Bible. Vom frühen 20. Jahrhundert bis zum Z-Tag war das Grove Park Inn der Ort, an dem die Reichen verweilten, wenn sie in Asheville, NC, Urlaub machten. Jeder von F. Scott Fitzgerald bis hin zu Präsident Barack Obama war im Grove Park zu Gast gewesen. Aber das war vor der Zombie-Apokalypse gewesen. Jetzt ist die fünfstöckige Luxusherberge das Zuhause von jemand anderem. Noch ist nicht klar, um wen es sich handelt. Fakt ist aber, er ist schwer bewaffnet.

Jace ist immer noch im Clinch mit den Zombies, der Hausverwaltung (obwohl es nach den letzten Ereignissen seltsam ist) und fiesen Überlebenden. Immer unterstützt von Elsbeth und seiner Familie. Und immer noch davon überzeugt, dass er all die feinen Sachen versteht, die so eine Stromanlage am Laufen halten. Da drückt man dann halt mal einen Knopf - und es macht Kawumm rundum. Nicht dass ein solches Missgeschick ihn aus der Bahn werfen würde. Schlimmer sieht es da mit Neuankömmlingen aus, die sich im Grove Park Inn eingenistet haben. Sie scheinen organisiert, gut bewaffnet und somit eine mögliche Gefahr für seine Gemeinde. Als er dann erfährt, wer der Anführer ist, fällt ihm die Kinnlade herunter, so erstaunt ist er über diese Frechheit. Immerhin lässt er sich mit Captain Leeds dann auch überreden, etwas länger bei den Fremden zu verweilen. Dass er dann irgendwie genötigt wird, in einer Arena gegen Zombies zu kämpfen, stand nicht auf dem Plan. Und das sind nicht die einzigen Probleme, die Long Pork so hat. Elsbeth ist sauer, sie glaubt, sie sei ihm nicht wichtig. Dabei würde er außer seiner Familie alles für sie opfern.

Das zweite Buch aus der "Z Burbia"-Reihe bietet genau das, was ich mir davon erhofft hatte. Absolut nicht ernstzunehmende, aber dafür extrem kurzweilige Unterhaltung in einer Geschichte, die für Lachsalven sorgen sollte (oder den Autor dieses Reviews als kindischen Trottel outet), während sich die fiesen Zombies um die Helden scharen. Leider sind die Zs schon tot (oder sowas in der Art), sonst hätten sie sich ob des blöden Gequassels von Jace aka Long Pork totgelacht. Sie hätten kein MG oder so gebraucht, denn das Mundwerk von Jace strömt seinen Quatsch schneller aus als jedes Ballereisen. Selbstverständlich ist Jace der Sympathieträger schlechthin (auch weil Elsbeth erst etwas später in wahrnehmbare Erscheinung tritt), aber einen Minuspunkt hat er sich dann doch eingehandelt. Meint er glatt, der Film "Ausgelöscht" mit Nick Nolte wäre ein Scheißfilm. Ich halte ihm zugute, dass er ein Trottel ist. Anspielungen auf Filme sind wieder einige vorhanden. Wie aus einem der netten italienischen Endzeitfilme werden Karren aufgefahren, die mit Mini-Guns und an die Seitenkästen montierten Klingen der Zombiebrut das Fürchten lehren wollen. Und noch andere Werke bekommen ihre Wertschätzung. Selbstverständlich ist die Szenerie mit dem Anführer der Figuren im Grove Park und die Sache mit der Arena sehr von "The walking dead" inspiriert, aber sie wird weitaus flüssiger und interessanter skizziert als die TV-Serie spätestens ab der vierten Staffel wurde. Im Zwischenmenschlichen tauchen dann so Fragen auf, wer denn überhaupt Familie ist, was sich besonders auf die etwas unglückliche Elsbeth konzentriert oder was irgendwelche Bürgermeister oder sonstige Anführer für eine Qualifikation haben. Haben die Bürgermeister irgendeinen Meisterbrief erhalten, um ihre Tätigkeit unter dieser  Bezeichnung ausüben zu dürfen? Sind sie etwa in irgendeiner Sportart zu Meisterehren gekommen (so wie die meisten dieser Gattung aussehen, würde ich diese Erklärung eher anzweifeln)? Oder sind wir wieder in der guten alten Zeit angekommen - er ist der Massa und die Bürger die Sklaven? So gesehen wäre der Begriff Bürgermeister politisch nicht korrekt, da er ja die Bürger diskriminiert. Wie es mit Präsidenten und ihren Qualifikationen aussieht, beweist die westliche Welt ja immer wieder. Klingt jetzt aber dramatischer als es ist - alles ist eingebunden in die Story und bremst sie nicht aus. Werden mal keine Zombies endgültig zum Teufel geschickt, kann man sich auf Wortklaubereien ohne Ende freuen. Man bekommt aus dem Luzifer-Verlag hier eine 340 Seiten lange Humorbreitseite, mit Action und einigen Emotionen unterfüttert und einfach blendende Unterhaltung, die nichts mit dem Ernst des Lebens zu tun hat. Man bekommt erklärt, was "Stumpfageddon" ist und was man alles für richtige Freunde opfern kann. Flapsiger Ton trifft blutige Action, denn auch an unappetitlichen Szenen wird nicht gespart, da machen sich schon mal Gedärme etwas selbstständig, weil sie einen Ausweg geboten bekommen. Headshots oder gleich abgeschlagene Hohlbirnen gibt es en Gros. "Z Burbia 2 - Trip in die Hölle" ist wieder ein faszinierender Mix aus Horror und Humor, der in ein fulminantes Ende mündet und noch Platz für weitere Erlebnisse lässt. Herr Janssen, übernehmen Sie!! Von mir aus dürfen auch sehr gerne weitere Bücher der "Mega"-Reihe kommen. 340 Seiten.

Jerry Garcia



Wade H. Garrett. Die drastischste Thriller-Reihe des US-Marktes: A Glimpse into Hell. Der geheimnisvolle Seth nimmt Rache an all den Dreckskerlen, die das Gesetz zu zart behandelt.

Seth ist ein Mann, der sich der Selbstjustiz verschrieben hat. So schnappt er sich immer wieder irgendwelche perversen Schweine oder Mörder von der Straße und bringt sie in seine ureigene Folterkammer einige Meter unter der Erde. Derzeit hat er sich Dicky geschnappt. Er lässt ihn am Leben und erzählt ihm recht detailgetreu, was es mit diesem Keller des Grauens und den mehr oder weniger vollständigen, halb verfaulten Gestalten auf sich hat, die hier in den verschiedenen Stadien der Verwesung ihr restliches Dasein fristen.

Creative Kills hätte man das Buch auch nennen können. Oder The book of SAW. Lange Einleitung - Fehlanzeige. Wade H. Garrett lässt seinen Dirty Seth direkt auf die (Leser-)Gemeinde los und kennt von Beginn an kein Pardon. Wie man in einigen Reviews von mir schon lesen konnte, hab mit Selbstjustizfilmen oder -büchern kein wirkliches Problem. Ich würde auch dafür plädieren, dass man den Täterschutz doch bitte wieder in der Versenkung verschwinden lässt und das Gesetz mit aller Härte anwendet und das Jugendstrafrecht gerne dahin reformiert, dass die kleinen Wichsköppe ab 10 Jahren voll strafmündig sind. Wer Straftaten wie Erwachsene begeht, sollte auch so bestraft werden. Und wie der Autor im Buch schon anzumerken weiß, haben die ganzen Menschenrechtler und Baumumarmer grünster Natur in ihren sicheren Hütten noch nie unter brutalen Verbrechern leiden müssen und können so gar nicht beurteilen, wie es den Betroffenen geht. Und wenn die dann zusehen müssen, wie windige Anwälte das Pack freibekommen oder zumindest mildernde Umstände anführen, um Bewährungsstrafen rauszuholen, könnte man kotzen. Bei etlichen Straftaten gibt es immer noch Tote, aber wegen MORD wird hier keiner mehr verurteilt, schlimmstenfalls Totschlag  mit Chance auf Bewährung. Und wenn die Polizei im Dienste des Volkes so eine Drecksratte in Notwehr umbügelt, kommt ne GRÜNE "Blüte" und fragt, warum sie den nicht kampfunfähig geschossen haben - haben sie doch, Hohlbirne, haben sie doch. FÜR IMMER! Was der gute Seth dann dem armen Dicky so auftischt, ist Stoff für den Index, im freien Verkauf wäre das Ding schon längst wieder vom Markt genommen. Außer Festa traut sich an einen solchen Stoff hierzulande eh kein Verlag. Hier wird gesägt, geschlitzt, ertränkt, genäht, kastriert, verstümmelt - und wiederhergestellt, um dann vonr vorne anzufangen. Gnade? Kennt Seth nicht. Mit jeder Seite steigt der Ekelfaktor, wird das Gematsche intensiver, brutaler, blutiger und verdient sich seinen Platz in der Extrem-Reihe des FESTA-VERLAGES immer mehr. Manchmal bekam sogar ein Schmunzler die Chance, sich aufs Lesergesicht zu zaubern und die Idee mit Ozy war auch ganz nett, aber nicht wirklich überraschend, jedoch für den armen Dicky so richtig fies. Fehlen tut dem Buch doch etwas Handlung. Man erfährt zwar ein bisschen über die Motivation von Seth, ein Häppchen Hintergrund da und ein anderes dort. Aber das war es auch schon. Der Bulle John wird eigentlich schnell vergessen und so bleiben höchstens noch die Ideen, wie Seth den einen oder anderen Drecksack in seine Falle lockt sowie die Frage, warum Dicky eigentlich hier rumsitzt und sich die Taten von Seth anhören und ansehen muss. Und es gibt mindestens eine Stelle, bei der er übers Ziel hinausschießt und von mir wenig Zuspruch für die Tat erhalten würde und mögen die Typen noch so große Arschgeigen sein. Ist das Buch sadistischer "Scheiß"? Aber nur. Festa extrem at its best. Wer sich die ideenreichen Grausamkeiten im Aufzählmodus ohne halbwegs gare Geschichte einpfeifen kann, der wird hier mit einer 10/10 perfekt bedient. Wer aber wenigstens etwas Story will und nicht nur eine reine Aufzählung, der dürfte sich dann eher bei 7,5/10 einpendeln. Wobei "einpendeln"? Mist, ich hab das Buch zu intensiv gelesen, komme ich doch selbst bei diesem "unschuldigen" Wort auf die eine oder andere Idee.  375 Seiten.                   

Jerry Garcia



Wade H. Garrett. Der geheimnisvolle Seth nimmt Rache an all den Dreckskerlen, die das Gesetz zu zart behandelt.

Zum Inhalt gibt es von  mir auch nicht viel. Seth bewegt sich auf ihm mittlerweile mehr als nur gewohnten Terrain. Er erfährt über irgendwelche Schandtäter entweder, weil sie ihm persönlich begegnen oder über die Nachrichtenkanäle der Medien, hin und wieder auch der asozialen Medien und der Fake-News verbreitenden Zunft sogenannter Journalisten (Von der Brut, die sich so schimpfen darf, ist heutzutage bestenfalls noch 10 Prozent ein wirklicher Journalist im Dienste der Wahrheit). Er nimmt die Spur auf und geht zu Altbewährtem über - machs ihnen so schwer wie möglich und schneid ihnen ab soviel es geht.

Der Ideenreichtum des Duos "Seth/Wade", was die Misshandlung von Verbrechern angeht, ist immens. Ein ewig sprudelnder Brunnen von Hass, Gewalt und Sadismus. So hin und wieder fragt man sich echt, was in diesen Rüben vorgehen muss, wie sehr die mit gut konservierendem Alkohol ihre grauen Zellen dazu bewegen, diese Metzeleien immer wieder abrufen zu können. Glücklicherweise ist es nur ein Roman bzw. eine Reihe, denn ansonsten müssten Autor und Kunden vielleicht mal etwas näher hinsichtlich ihrer Eignung für eine Eingliederung in die Gesellschaft untersucht werden. Das setzt genau dort an, wo Teil 1 endete. Viel Veränderung gab es nicht, aber dieser Dicky, auch wenn er Schiß hat und sich vor all dem Grauen ekelt, hat sich meines langsam eingewöhnt, ist nicht mehr soooo beeindruckt, schaupielert, biedert sich an, wo nötig, kuscht und antwortet, kloppt sogar mal nen Spruch und wirkt sogar mal echt renitent - und es wird ihm im Prinzip durchgehen lassen. Während Seth von seinen Untaten gegen Untiere erzählt, darf der Leser auch wieder ganz kleine Häppchen aus seinem Schicksal dem Leben dieses Folterknechtes aus Berufung. Und ja, da war doch noch was, das in diesem Blutbad mit eingeworfenen Gliedmaßen beim Fäkalienentsorgen, beinahe untergegangen und erstickt wäre - Warum, verfluchte Hacke, ist dieser Torfkopp Dicky hier unten und muss dem Killermärchenonkel zuhören? Man erfährt es - und dann gleich noch etwas anderes über jemand anderen - und sorry, für das ganze Gejammer von Seth, für seine brutalen Aktionen, für seinen - okay, durchaus nicht unglaubwürdigen Aufstand gegen eine mieses System, das auch hierzulande überholt gehört, war das recht lau in beiden Fällen. Auch bei diesem Buch teile ich die Wertung in 10/10 für extreme Folterknechtbehandlung am interessierten Leser, aber nur noch eine 6,5/10 für die Story und dieses - sorry - luschige Ende. Gerade aus Dicky und Figur ???? hätte man nochmehr herausholen können, außer vielleicht irgendwann die Scheiße und die Gedärme. Es IST Festa EXTREM, man weiß so ziemlich, was einen erwartet und sollte sich also mit Geplärre wegen zuviel Gewalt zurückhalten. Nicht die Gewalt verroht die Menschen und ihre Kinder, sondern die Politiker, die sie zulassen. Ach ja, da bliebe die Frage, wie es Wade H. Garrett geschafft hat, seine Manuskripte aus der Geschlossenen, in der er im Sanatorium der Wahl seiner Gegner sitzen muss, nach draußen schmuggeln konnte? Ich fand die beiden Bücher jetzt okay, aber sie hätten etwas mehr Story verdient und ich muss auch gestehen, dass ich über die Teilung froh bin, denn ob ich rund 700 Seiten Foltergematsche ohne viel Story am Stück durchgestanden hätte, wage ich mal zu bezweifeln. ABER für FANS ein tolles Buch, da beißt keine Maus ne Klitoris ab. Rund 315 Seiten.

Jerry Garcia



Michael Connelly. Orlando Merced, ein mexikanischer Musiker, ist vor zehn Jahren bei einem Open-Air-Auftritt angeschossen worden. Angeblich bei einer Bandenschießerei von einer verirrten Kugel getroffen. Jetzt ist Merced tot (Nein, erhat sich nicht drüber totgeärgert, dass der Verlag schon im Klappentext Fehler nicht bemerkt - hier wird immer Mercer geschrieben - und Orlando eigentlich im Buch Merced heißt.) - von der Kugel in seinem Körper über die Jahre schleichend zu Tode gebracht. Harry Bosch und seine neue Partnerin Lucia Soto vom Los Angeles Police Department glauben jedoch nicht, dass alles nur Zufall war.

Harry Bosch profitiert noch von der Regelung, dass man altgediente Polizisten, die eigentlich pensioniert sein sollten, über eine neue Regelung mit einem Fünf-Jahres-Vertrag ausstatten konnte und die Leute dann weiterarbeiten ließ. Aber auch diese Zeit neigt sich langsam dem Ende. Und irgendwo muss der Nachwuchs ja her - auch für die kalten Fälle, die bisher nicht gelöst werden konnten. Mit Lucia Soto bekommt er eine besonders junge Kraft an seine Seite, die in den Medien und den Departments schon als Heldin gefeiert wurde, weil sie nach einem Schusswechsel, der ihren Partner das Leben kostete, als einzige der Kontrahenten noch stand. Gangster tot, Soto lebend. Grund genug für ne Menge Lorbeeren - un d sie sucht sich "Kalte Fälle" aus. Bald weiß Harry auch warum - sie mag Autopsien nun mal nur sehr ungern beiwohnen und bei der des Musikers drückt sie sich mit einer Ausrede. Kurze Zeit später macht Harry ihr klar, was er von ihr erwartet. Danach läuft die Zusammenarbeit gut. Mit der Zeit finden sie Hinweise und mit einer kleinen Aktion von Bosch, bei der er Soto außen vor lässt, kommt noch mehr zutage. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass Merced nur ein zufälliges Opfer war. Nur getroffen, weil das eigentliche Ziel sich im richtigen - oder für Orlando falschen - Moment wegdrehte. Und dieser Mann hat sich selbstverständlich abgesetzt. Dennoch können sie ihn befragen - weit weg in Tulsa. Was sie dort zu hören bekommen, entwickelt sich zu einer Geschichte, die sie in diesem Fall nicht erwartet hatten, obwohl sie für Los Angeles nicht ungewöhnlich ist. So hangeln sie sich von einer Überraschung zur nächsten - und geraten in gefährliche Wasser.

Wer schon einige der Romane um Harry Bosch - und hier auch besonders die in der letzten Zeit - gelesen hat, der weiß, dass er hier keinen knalligen Actioner im Stile eines in seinem Metier wunderbaren Mark Greaney, was der ja beim Festa-Verlag beweisen darf, in den Händen hält. Bosch wird älter, wenn auch nur langsam weiser. Kümmert sich um seine Tochter, ist in Gedanken schon sehr nahe mit dem baldigen Ruhestand beschäftigt, macht aber seine Arbeit nach wie vor akribisch unter etwas freierer Auslegung gewisser Regeln. Seine neue Partnerin als unbeschriebenes Blatt muss nun an seiner Seite lernen. Doch auch für Bosch ist die junge Kollegin gewöhnungsbedürftig. Er, ein echter Verweigerer alles Neuen und sie, die immer auf der Höhe der modernen Zeit ist. Es muss sich erst einmal alles einspielen. Genau wie die gesamte Story. So ist das erste Drittel doch eher nur ein gemächliches Schreiten durch die Seiten der Fallakten, denn wirklich spannungsfördernde Literatur. Doch dann wendet sich das Blatt langsam, es kommt Struktur in die Handlung, die sich immer weiter verzweigt, neue Fährten aufzeigt, die auf früheren gründen und von denen man nie erwartet hat, dass es in eben die beschriebene Richtung geht. Es gibt einige Wendungen zu bestaunen, etwas Misstrauen untereinander und innerhalb der Hierarchie im Department. Wortjongleure und Besserwisser, Neid und Kollegialität - und Spannung gepaart mit etwas Aktion. Das Buch begeistert nicht durch Tempo, sondern durch die Ermittlungsarbeit. Hier ist der Weg das Ziel, nicht via Bleigewitter der Körper des Feindes. Hin und wieder kam mir die altmodische Bezeichnung Krimi für den Roman in den Sinn und nicht die reißerische Thriller. Bosch läuft als TV-Serie bei und von einem dieser Streaming-Dienste und ist mit ihrer ruhigen Art für mich durchaus dazu geeignet eine bestimmte Klientel zu begeistern. Da ich mit Pay-TV oder den Stromern von Streamern nix zu schaffen hab, warte ich dann wohl auf eine Ausgabe auf DVD oder BD. Und bevor ich es vergesse  -  auch wenn der Harry hier nur ganz knapp vor der Verrentung steht, macht er natürlich weiter. 460 Seiten.

Jerry Garcia



Scott McEwen + Thomas Koloniar. Als es tschetschenischen Terroristen gelingt, eine russische Kofferatombombe nach Amerika zu schmuggeln, bricht Panik aus: Die nukleare Zerstörung einer großen Stadt steht bevor. Aber niemand weiß, welche das Ziel sein soll. Schließlich ruft der Präsident Gil Shannon und sein todbringendes Scharfschützen-Team zu Hilfe. Den Männern bleibt jedoch kaum noch Zeit. Quelle: Amazon.de

Mexiko nahe der Grenze zur USA. Einige Kartellmitglieder sollen einer Gruppe von Figuren, die aus den sandigen Ländern jenseits der Menschenrechte kommen, den Weg durch die gut ausgebauten und eigentlich auch beleuchteten Tunnel unter der Markierungslinie zwischen den beiden Staaten weisen. Alles geht gut voran. Bis plötzlich von der anderen Seite amerikanische Grenzer und Leute vom Sheriffs-Department aus der Grenzstadt auftauchen. Eine wilde Schießerei nimmt ihren Anfang und bald zeichnet sich ab, dass ein reibungsloser Übertritt der feindlich gesinnten Truppe nicht mehr gewährleistet ist. Es ist sogar möglich, dass sie und ihr Plan auffliegen. Da greift der Anführer zum letzten Mittel. Und das weckt die Führungsriege der USA aus ihrem Dornröschenschlaf. Überall ist plötzlich erstärkt Militär unterwegs, die Städte sollen nicht nur geschützt, sondern nahezu auf den Kopf gestellt werden. Unbd in dieser prekären Situation sind zwei der ehemaligen Truppe von Gil Shannon in ureigenster Mission unterwegs, die etliche Drogendealer als neue Scheite fürs Höllenfeuer in den Hades schickt. Das Geld in den Verstecken der Verbrecher wollen sie für einen wirklich guten Zweck nutzen - für sich. Doch es kommt natürlich anders und bald erscheint Shannon, um die Männer aus dem Knast zu holen. Natürlich nicht ohne eine Gegenleistung einzufordern. Die Kerle, die in dem Tunnel unter der Grenze ihre schwarzen Seelen dem Teufel überlassen haben, waren nicht die einzige Bösewichte, die Amerika ins Chaos stürzen wollten. Und die andere Gruppe hat noch finsterere Pläne. Finanziert werden sie von einem Saudi-Prinzen - und den wollen sich dann Shannon und seine Männer schnappen. Dabei gibt es eine Menge Tote - auch völlig Unschuldige müssen dran glauben. Unterdessen ist auch eine Bande Killer unterwegs zu dem Heim von Shannon und wollen ihn für frühere Taten büßen lassen. Da Shannon gerade für seine Nation und seinen Präsidenten eine nationale Bedrohung beseitigen muss, ist seine Frau dazu gezwungen, gegen die Angreifer ins Feld zu ziehen, wobei sie beweist, dass sie aus der Ehe mit einem nahezu perfekten Sniper durchaus etwas gelernt hat.

In den Bergen von Montana wird ordentlich Holz gehackt, das kann ich schon mal versprechen. Und auch im Restland der Vereinigten Staaten gibt es kräftig auf die Socken. Scott McEwen und Thomas Koloniar (dessen postapokalyptischen Roman ich liebend gerne auch mal übersetzt in die Finger kriegen würde) halten mit dem zweiten Buch, was man sich nach "One way trip" erhofft hatte. Für derartige Stoffe hat der FESTA-Verlag mittlerweile ein feines Händchen entwickelt und scheint (zumindest für mich) in dem Bereich führend auf dem deutschen Buchmarkt zu sein. Steffen Janssen zieht mit seinem Luzifer-Verlag auch schon an den Etablierten vorbei, wie er besonders mit Chris Ryan Extreme: "Schwere Ziele" bewiesen hat - und es sind ja noch andere da wie Russell Blake oder  kommen wie Duncan Falconer mit seinen "Stratton"-Romanen hinzu. Bei den Großverlagen gibt es in dieser Richtung gerade einmal Tom Wood und Will Jordan, ansonsten ist Flaute. Also ein Sieg von Festa und den anderen Kleinverlagen auf der ganzen Linie. Mittlerweile kaufe ich jedenfalls fast nur noch bei Festa, Luzifer (dem Verlag, ihr Banausen), Voodoo-Press und dem Atlantis-Verlag ein, während die Massenwarenverkäufer bestenfalls noch eine ergänzende Rolle spielen, wobei bei denen die Abneigung auch mit oft sehr schludrigen Veröffentlichungen zu tun hat - Fehler über Fehler, oftmals lausige Cover, aus irgendwelchen Stocks zusammengestellt usw, aber dafür Preise verlangen, die nahe der Unverschämtheit sind, besonders bei eBooks. Dagegen ist "Sniper Elte: Vernichtet Amerika" eine Wohltat - gerade für einen Freund der härteren Actionkost. Feine Militärthema-Cover von Arndt Drechsler, der bei mir damit in die Reihen der Künstler aufgestiegen ist, deren Arbeiten alleine schon mal dazu locken, sich mit dem Werk zu beschäftigen, für das er das Cover erstellt hat. An Michael Schubert kommt er zwar nicht heran, aber das kann nach meinen Vorstellungen eh keiner. Also eine Veröffentlichung, bei der alles passt. Ein richtig kerniges Stück Action-Krawall im - okay, etwas einseitigen - America First-Modus, doch das sollte man schon beim Erwerb der Bücher vorher wissen und solange es nicht übertrieben wird mit der Darstellung, ist es zum Zwecke der Action auch okay. Vollgepackt mit all den Zutaten, die ein solches Werk braucht: Spannung, Hinterlist, Verrat, Härte, höllische Shoot-Outs, tapfere Helden und fiese Feinde. Zusammengebraut zu einem furiosen Feuerwerk, das im Prinzip von Beginn an kaum Pause macht und nicht nur Verfassung und Menschenrechte links liegen lässt, sondern auch etliche zerschossene und von den Gliedmaßen getrennte Gegner sowie einige Freunde und Kollegen, die dran glauben müssen. Dieser Reißer rockt. Ein oberamtlicher und hammerharter Page Turner im positiven Sinne. Da geb ich mal ganz populistisch für die Actionfraktion den Kaufbefehl aus!!!! 440 Seiten

Jerry Garcia



Jan Kozlowski. Die Zeit ist gekommen, mit Daddy abzurechnen! Die Krankenschwester Claire kümmert sich liebevoll um Menschen, die Hilfe benötigen. Vielleicht hat Claire diesen Beruf gewählt, weil sie die Kindheit in der Hölle verbrachte – ihr Vater hat sie viele Jahre lang sexuell brutal missbraucht. Claire hat die Geschehnisse verdrängt. Doch plötzlich ruft ihre Schwester Olivia an. Sie berichtet, dass ihr Vater im Sterben liegt. Jetzt hätten sie die Chance für ihre späte Rache.
Aber das Miststück Olivia hat gelogen.

Claire ist mit ihrem Partner Jim als Sanitäterin im Notarztwagen in Albany unterwegs. Als sie mal wieder einen besonders widerwärtigen Notfall ins Krankenhaus geschafft hatten, wird sie plötzlich von einem Anruf aus ihren Gedanken aufgeschreckt, denen sie auf der Fahrt zum nächsten Fall nachhängt. Man teilt ihr mit, dass eine gewisse Olivia angerufen und gesagt habe, dass Claires Dad einen Unfall hatte und im Krankenhaus liegen würde. Sie nimmt sich dann auch frei und fährt zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder dahin, wo man mit den Eltern wohnt/wohnen muss, wenn man zu jung für eigene Wege ist. Ihr Dad ist tatsächlich im Krankenhaus, aber immer noch das gleiche Ekel wie ehedem. Und so ist es kein Wunder, dass bald nicht nur Erinnerungen wach werden. Und es bleibt nicht bei den Beschimpfungen, mit denen er sie anfangs bedacht hat. Und dann noch den alten Sack nach Hause bringen und pflegen - kann ja heiter werden. Wird es nicht. Bald ist Olivia weg, aber dafür taucht dann Tandy auf - und die ist ganz dicke mit Claires Dad. Sie überwältigen Claire und schon geht die Tortur ihrer Kindheit weiter, als wären keine Jahre dazwischen.

Nach den beiden Büchern von Wade H. Garrett hatte ich erst einmal die Folterstrafecke über und daher Titel wie diesen und auch den Wrath James White "400 Tage der Erniedrigung" auf Eis gelegt und andere Werke vorgezogen. Jetzt dann doch Jan Kozlowski. Der Stil ist flott, lässt keine Durchhänger erkennen und stellt auch die Figuren erst einmal in den Mittelpunkt, wobei natürlich Claire den meisten Raum einnimmt. So kommt es, dass man auf rund 90 Seiten viel über sie und ihre Einstellung zum Leben erfährt, wobei sie zwar noch mit ihrer Vergangenheit hadert, aber nicht weinerlich. Es ist halt passiert  und wenn sie dann miterleben muss, wie ein perverser Sack, der ein kleines Kind missbrauchte und dabei von der Mutter Richtung Nahtod geprügelt wurde, wahrscheinlich eine geringere Strafe erhält als die Frau, die das Kind retten wollte, dann wird ihr übel. Ja, auch Frau Kozlowski legt den Finger in die Wunde der ungerechten Gesetze, der hier beinahe nutzlosen Justiz, die ihre Waage aber eindeutig in eine bestimmte Richtung wandern lässt. Da könnte man dann schon mal einen Gedanken dran verschwenden, dass jetzt vielleicht wieder eine Aufzählung brutalster Bestrafungen wür Übeltäter folgt. Irrtum. Es geht zwar hier und da mal etwas zur Sache, aber so extrem wie Garrett wird es in keinem Fall. Eigentlich würde es wie einige Ereignisse der Nebenhandlung durchaus auch für einen Krimi/Thriller genügen, wenn man so liest, was da heutzutage auch von den Publikumsverlagen auf den Markt gefeuert wird. Man darf sich auf die eine oder andere Wendung freuen, aber insgesamt wirkt das Ganze auf mich wie eine etwas härtere TV-Serien-Folge. Ganz okay, aber in Erinnerung wird es nicht wirklich bleiben. Wenigstens aber war es kein stupides Aufzählen von Grausamkeiten ohne Handlungsrahmen. Wer also mal einen etwas zurückgenommeneren Extrem-Band lesen möchte oder einfach einen zum Antesten der Reihe haben will, kann hier gerne zugreifen. Was aber die Inhaltsangabe auf der Buchrückseite angeht, ist die leider etwas daneben geraten. Immerhin stimmen die beiden Namen. 185 Seiten.

Jerry Garcia



Tom Zola. Seit 1901 weiß die Menschheit, dass sie nicht allein ist im Universum. Außerirdische Invasoren, die sogenannten Marsianer, landen im Sommer jenes Jahres in England und beginnen einen schauderhaften Vernichtungsfeldzug. Das irdische Militär hat ihren Kriegsmaschinen nichts entgegenzusetzen. Bald stapfen diese riesenhaften Dreibeiner durch die Straßen Londons. Es sind irdische Krankheitserreger, die die Menschheit vor ihrer Vernichtung bewahren. Sie raffen die Marsianer dahin, ihr Feldzug scheitert. Rund 120 Jahre liegt das zurück. Seither fehlt von den Marsianern jede Spur. Die Teleskope und Sonden der Menschen suchen sie vergebens, längst zweifeln die Bewohner der Erde, dass die aggressoren aus dem All jemals zurückkehren könnten. In dieser Situation stößt eine deutsch-britische Spezialeinheit im Bürgerkriegsland Jemen auf ein Objekt marsianischen Ursprungs: einen Tripod im Miniaturformat, der die Menschen vor ein Rätsel stellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg macht sich die Menschheit endlich auf, gewisse Vorsichtsmaßnahmen zu treffen für den Fall, dass die Außerirdischen jemals auf die Erde zurückkehren. Sie gründen eine Verteidigungsarmee - die Earth Protection Forces. Die Einheit in der Rick Marten dient, ist mit Briten und Deutschen besetzt, die Rangordnung orientiert sich an den französischen Bezeichnungen und Dienst tut sie international. So verschlägt es sie auch in den Jemen, wo sie auf ihrem Weg zu einer Ausgrabungsstätte von Aufständischen aus dem Hinterhalt angegriffen werden. Sie brechen durch und erreichen ihr Ziel. Verwundert sehen sie sich ein Fundstück an, als Marten aus größerer Entfernung von einem Sniper in den Brustbereich geschossen und niedergestreckt wird. Als er irgendwann wieder zu sich kommt, sind sie längst aus dem Kampfgebiet abgezogen und müssen Berichte abgeben und auch dabei tatenlos zuschauen, wie sich die Großkopferten um das Fundstück zanken wie kleine Kinder. Zuhause erwartet Rick auch nicht gerade die reine Wonne. Seine ständige Abwesenheit und ihre eigene nur einigermaßen grundlegende Kenntnis der englischen Sprache machen ihr die Zeit in Norwich, wo sie untergekommen sind, zur Hölle. Sie fühlt sich von den Bewohnern der Stadt ausgegrenzt und daher einsam. Marten sorgt sich um sie, um seine Ehe, ist aber irgendwie froh, dass er bald wieder in den Einsatz muss - ein guter Anlass, sich seinen Problemen nicht zu stellen. Doch spaßig wird der neuerliche Trip aufs Festland nicht. Bei Frankfurt ist ein riesiger Tripod aufgetaucht, der in südliche Richtung stapft. Im Vergleich zu den Bildern und dem anderen Material, das man noch vom ersten Angriff hat, scheint er verändert und aufgerüstet. Als in die Forces attackieren, müssen sie feststellen, dass das stimmt. Und es kommen weitere Pods dazu, die Darmstadt und Umgebung unsicher machen. Besonders Darmstadt muss leiden als einer sich Richtung Stadtmitte aufmacht und vermutlich den Langen Ludwig und/oder das Luisencenter plättet😂. Bestätigen kann das keiner, weil keine Informationen mehr durchkommen. Büttelborn, Weiterstadt und andere Orte in der Umgebung machen auch schlechte Erfahrungen mit den übermächtigen Feinden. Es gibt hohe Verluste unter den Menschen, aber auch die Angreifer kommen nicht ungeschoren davon. Doch sie haben auch aus ihrer damaligen Niederlage gelernt und noch so einige Überraschungen in petto, deren Auswirkungen noch nicht ausführlich beschreiben wurden.

Ich finde die Idee eigentlich ganz nett, dass der Autor sich direkt auf "Krieg der Welten" bezieht und es auch im Buch klar zum Ausdruck bringt, dass er hier den nächsten Versuch der Marsianer schildert, wie sie die Erde übernehmen wollen. Er nennt auch einige populäre Filme, die von Alienangriffen handeln, sich aber nie wirklich getraut haben, ihren Bezug zu der Ur-Story zu nennen. Gerade bei dem Thema Film hab ich mir dann gedacht (hat ganz schön wehgetan), dass er da auch gerne auf einige feine B-Kracher hätte zurückgreifen können (Pepin/Merhi und deren Actioneinlagen wären ein Fest). Seine Anfangssequenz liest sich übrigens wie gemalt für einen Filmbeginn: Die arme Wespe im Kampf gegen tückische Ameisen, die dann auf dem Asphalt gegart und danach von den Fahrzeugen überrollt wird. Dann lässt er sich auch nicht lange bitten und versorgt den geneigten Leser mit Action, während er auch die Originalsstory als Rückblende aus einem anderen Sichtwinkel einbindet. Clever - da kann ihm kaum einer ein Plagiat unterstellen, zudem trägt es zu den Ereignissen bei, die sich in der Folgeheit 120 Jahre später ereignen. Überhaupt greift er etliche Themen auf, die auch in der heutigen Realität durchaus noch aktuell sind, ohne es aber derart zu vertiefen, dass man die Seiten überblättern möchte. Unnahbarkeit in fremder Nachbarschaft, daraus resultierende Einsamkeit, die eine oder andere kleine Spitze Richtung Politheinzis und gerade der Medien sowie den sogenannten Experten, die immer dann auftauchen und alles besser wissen, wenn es eh zu spät ist und natürlich so sortiert werden, dass nur die sich äußern dürfen, deren Meinung gerade genehm ist. All dies wird verpackt in Humor, der meist zündet, aber nicht immer. Doch das tut der Unterhaltung kaum Abbruch. Als dann mit Auftauchen der ersten Tripods in Deutschland Feuer unters Dach kommt, musste ich mir ein Schmunzeln in Bezug auf Verteidigungsministerin und den Zustand der Bundeswehr verkneifen - mit "Häkelkursen" und "Wurfwindeln" 😈wie derzeit muss man ja auf Unterstützung warten. Maroder Haufen braucht dringend Hilfe. Mit den unterschiedlichen Waffengattungen, der Bewaffnung der Armeen, den Mitteln zur Verteidigung zu Luft, zu Land und zur See(?) scheint er sich ja recht gut auszukennen - (könnte ihm das Gegenteil hier eh nicht belegen). Und den einen oder anderen Dialog könnte man locker mit "Dem Volk aufs Maul geschaut" umschreiben, was einigen Charakteren durchaus auch zusätzliche Sympathiepunkte einbringt und der Autor selbst konnte es sich wahrscheinlich nicht verkneifen, auf Kollegen wie Martin Kay (dessen Reihe um Eileen Hannigan ist eine deutsche Actiongranate vor dem Herrn, die sich auch vor US- oder Australien-Autoren absolut nicht verstecken braucht) oder Dirk van den Boom, dessen Alternativ-Welt-Reihe "Kaiserkrieger" auch zu faszinieren weiß, zu verweisen. Tom Zola ist also in meinen Augen ein hiesiger Autor, der es durchaus geschafft hat, in die Phalanx der amerikanischen Militär-Autoren einzubrechen und spannende Unterhaltung bietet, die sich nicht kriecherisch mit der deutschen Vergangenheit befasst und mehr Drama denn Spaß bietet. Fehlt nur noch, dass er mal einen Germany-First-Roman verfasst. Vielleicht den Beginn einer Reihe um den BND-Mann Hans Bauer😉. Wer also reine Unterhaltung ohne Mätzchen und Fisimatenten lesen möchte, die auch auf Action  nicht verzichtet, der darf bei dem Buch gerne zugreifen. Ach ja, den Vorwurf, dass das hier dem rechten Sumpf zuzuordnen sei, kann ich so nicht akzeptieren. Es ist schlicht ein Actionroman um deutsches Militär, der keinen Andersdenkenden, Andersgläubigen oder Andersfarbigen verunglimpft. Ebenso unfair wäre es, wenn ich behaupten würde, dass jeder, der sich ein solches Urteil anmaßt, eine "linke Bazille" ist. Aber heutzutage ist man ja schnell bei der Hand mit Vorverurteilungen. 250 Seiten, die beim Atlantis-Verlag aber so bemessen sind, dass es bei anderen Verlagen durchaus 400 oder 450 sein könnten.

Jerry Garcia



Justin Cronin. Aus Rücksicht auf all jene Leser, die die Vorgänger noch nicht gelesen haben, verzichte ich hier auf die Inhaltsangabe der Buchrückseite und den Part mit meinen Inhaltsanmerkungen. Also direkt zur Sache.

Nachdem ich mich ja in der letzten Zeit doch verstärkt der Action- und Horrorkost gewidmet hatte, die nicht sonderlich umfangreiche Werke beinhaltete nun also der Teil 3 von Justin Cronins Endzeit-Trilogie. Rund drei Jahre musste der geneigte Leser sich gedulden, bis er im abschließenden Buch der "Passage"-Abeneuter schmökern konnte. Die Wartezeit hat sich unbedingt gelohnt. Es war von Beginn an eine Wohltat sich wieder in den Ereignissen um Amy und ihre Gefährten für die Außenwelt zu verlieren. Und wie zuvor begibt sich der Leser auf eine Reise, die ihn auch in die Vergangenheit führt - wie alles begann und dann die Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft der gesamten Menschheit. Gerade zu Beginn ist etwas Geduld gefragt, da sich die Ereignisse nicht gerade überstürzen. Doch der Autor verbindet sehr geschickt und clever die Lebensgeschichten unterschiedlichster Charakter auf interessante Weise miteinander, sodass sein Buch zu einem Page Turner im positivsten Sinne mutiert. Seine Art zu erzählen ist emotional ohne dabei platt zu wirken wie so viele andere Autoren, die ein Klischee ans andere reihen. Die Figuren erhalten viel Raum und dabei eine Tiefe, die sie nur noch mehr an den Leser binden, sozusagen seine Zeit einfordern, um sie mit ihnen zu verbringen. Bald leidet man mit ihnen, kann ihre Freude und den Schmerz nahezu teilen. In der ersten Hälfte ist Amys Zeit noch nicht gekommen, da agieren andere Charaktere im Vordergrund. Der Aufbau einer neuen Zivilisation steht im Vordergrund. Für Vielleser vielleicht nicht wirklich neu, aber immer wieder spannend zu lesen, wie die größten Herausforderungen gemeinsam als Gruppe, als Familie, als letzte Hoffnung der Menschheit angegangen werden. Es gibt kleine und große Dramen. Verluste und freudige Ereignisse, Kampf gegen Mensch und Natur - und gegen das eigene Ego zum Wohle Aller. Mit den Vorboten der endgültigen Gefahr, des grandiosen Finales taucht auch Amy wieder öfter im Geschehen auf. Und der letzte Kampf wird eine große Schlacht, bei der Freunde und Familienmitglieder ihr eben lassen müssen und bei dem die Worte von Justin Cronin Bilder vor dem inneren Auge des Lesers aufleben lassen. Bilder, die etwas an "World War Z" erinnern (Israel sei als Beispiel genannt) und in der eigenen Vorstellung wenigstens CGI-frei sind. Großartige Wirkung, nur erzielt durch perfekt gesetzte Worte, ungemein spannende und liebevolle Handlungsstränge. Emotional und bewegend, mit tragischen Untertönen, mitreißend und einfach toll aufgebaut, bravourös und packend bis hin zum letzten Buchstaben wie das große Finale den Leser übermannt (oder auch "überfraut"?). Die Trilogie um den Versuch, ewiges Leben zu schaffen und dabei unabsichtlich die Erde beinahe vollständig von ihrem größten Feind in einer Art evolutionärer Auseinandersetzung zu befreien und nach dem Abschluss dieser apokalyptischen Ereignisse nur die Stärksten übrig lässt, ist ein Werk, in dem die Liebe eine große, vielleicht sogar die größte Rolle spielt. Vielleicht will uns der Autor auch genau das sagen. Wäre in der heutigen turbulenten Zeit bitter nötig, dass einige wachgerüttelt werden. Mit dieser überragenden schriftstellerischen Leistung katapultiert Justin Cronin das Autorenduo Guillermo del Toro und Chuck Hogan mit ihrer "The Strain"-Trilogie ans untere Ende der (Literatur-)Nahrungskette, lässt sie wirken wie einen Groschenroman (der schon seit etlichen Dekaden nicht mehr nur einen Groschen kostet, aber dafür auch kaum mehr Qualität aufweisen muss) und dem passenden Niveau. Justin Cronin hat die Messlatte für folgende apokalyptische Epen und auch Autoren-Stars wie Stephen King oder Robert McCammon verdammt hoch gelegt. Aber auch für sich selbst, denn ab jetzt wird er immer wieder an dieser wunderbaren Leseerfahrung gemessen werden. Wer diese Trilogie an sich vorbeiziehen lässt, ohne sie gelesen zu haben, verpasst ein Meisterwerk. Meine ich halt mal recht vorwitzig.

Und jetzt soll eine TV-Serie daraus werden. Für das Massenpublikum. Ich befürchte wahrhaft Schlimmes, denke dabei an Stephen Kings "Arena". Grausam verzockt. Rund 990 Seiten.

Jerry Garcia



Simon Gervais. Der Kanadier Mike Walton kennt den Terror wie kein Zweiter. Als Soldat hat er ihn an den Krisenherden der Welt hautnah miterlebt. Aber nun trifft es seine eigene Familie: Bei einem Bombenanschlag sterben nicht nur die Eltern seiner Frau Lisa, sondern auch die gemeinsame kleine Tochter. Kurze Zeit später melden sich Männer einer geheimnisvollen Antiterror-Organisation. Sie bitten das Ehepaar um Hilfe im Kampf gegen den Drahtzieher des Attentats. Es ist Scheich Al-Assad, der mit gezielten Anschlägen die Weltwirtschaft in die Knie zwingen will. Was haben Mike und Lisa noch zu verlieren? Sie versuchen das Unmögliche. Eine gnadenlose Hetzjagd quer durch Europa entbrennt.

Prolog - zwei Jahre vor der eigentlichen Handlung. In Algier wird der kanadische Botschafter Ray Powell nach einem Blutbad unter seinen Sicherheitskräften von Terroristen entführt. Zwei Jahre danach fährt die schwangere Lisa Powell mit ihrer kleinen Tochter Melissa und ihrer Schwiegermutter zum Bahnhof, um dort ihre Eltern vom Zug abzuholen. Mike Powell hingegen ist am Flughafen im Einsatz und entdeckt auch schnell einige verdächtige Personen. Zusammen mit Zima Bernbaum will er sie zur Strecke bringen, bevor sie Unheil anrichten können. Doch dieser Plan misslingt. In einem wilden Feuergefecht wird dann auch Mike angeschossen. Doch der Flughafen war nicht das einzige Ziel: Auch am Bahnhof, wo Lisa auf ihre Eltern wartet, sind zwei Attentäter unterwegs. Während Lisa noch einmal zum Wagen auf dem Parkplatz muss und die vielen Passagiere aus den angekommenen Zügen und die Wartenden auf den Bahnsteigen die Halle und jegliche freie Fläche nahezu überfluten, zünden die Kerle ihre mit Nägeln präparierten Selbstmordbomben und töten dabei Lisas und Mikes gesamte Familie. Nach dieser Tat werden die Verwundeten erst einmal wieder hergestellt, um sie dann in eine neue Einheit, vermeintlich eine private, zur Terrorbekämpfung einzugliedern. Mike hatte derartige Einsätze ja schon hinter sich, seine Frau Lisa noch nicht. Doch sie erweist sich als beraus geschickt. Sobald eine Spur nach Europa führt, fliegen auch sie überen Großen Teich. Doch einen blutigen Anschlag können sie nicht verhindern. Aber das zeigt ihnen auch, dass die Terroristen irgendwo in den Reihen der Behörden einen Spitzel haben müssen.

Simon Gervais lässt nun auch Kanada mit seiner eigenen Privatarmee gegen den Terror kämpfen. Lange Zeit war es in Kanada ja eher ruhig, was den Attentate anging. Wohl auch, weil die Kanadier nicht ganz so rigoros mit Reisenden umgehen, die ihr Land besuchen wollen und ein Grenzübertritt in die USA über die vielen unbewachten Abschnitte fast ein Kinderspiel ist. Doch nachdem Kanada sich etwas mehr im Kampf gegen diese sinnlosen Morde engagierte, kreierte der Autor seine Geschichte um das kanadische  Ehepaar Powell. Und das macht er flott und ohne lange Einleitung direkt auf die Zwölf. Schnelle Action an Schauplätzen rund um die Welt. Europa, Afrika, Nordamerika. Die Befürchtung, dass so ein "Ehepaar"-Team zu sehr auf die emotionale Schiene führen könnte, bewahrheiteten sich nicht. Die Anti-Terror-Spezialisten gehen teilweise ebenso gandenlos gegen ihre Feinde vor wie diese selbst sich verhalten. Die große Anzahl an Hauptfiguren und deren Unterstützern verlangt vom Leser schon etwas Konzentration, um sie alle mit ihren Eigenheiten und Loyalitäten im Hinterkopf behalten zu können. Irgendwie missfallen hat mir die Sicherheit, mit der Simon Gervais behauptet bzw. seine Figuren behaupten lässt, dass der IS für solch ausgeklügelte und aufeinander abgestimmten Anschläge einfach nicht fähig sei, nicht clever genug. Das klang auch schon in anderen Romanen anderer Autoren zu dem Thema durch. An 9/11 hat ja auch keiner geglaubt - bevor es dann passierte. Nix gelernt? Klar, ist ja alles nur Unterhaltung - gute Unterhaltung mit feiner Action -, aber offensichtliche Ereignisse und weithin bekannte Erkenntnisse kann man doch schon in die Handlung einbauen. "The thin black line" bietet alles, was sich der Actionfreund wünscht mit seinen Explosionen und Shoot-outs, die durchaus beim Blutvergießen keine Sparmaßnahmen eingeführt haben und dennoch überkam mch immer wieder der Gedanken, es könnte im Tonfall etwas ruppiger sein. Und damit wären wir beim Thema Bewertung. Der Festa-Verlag hat eine ganze Reihe hervorragender in seiner Crime-Ecke, die die geneigten Leser zu begeistern wussten. Zudem scheint Frank Festa hier - nicht zum ersten Mal - den Vorreiter gegeben zu haben, der von anderen Verlagen  mit Arugsaugen beobachtet wurde, was seine neuen Installationen denn für Ergebnisse einfahren. Zu meiner Freude - und vielleicht auch diverser anderer unterversorgter Leser der Action-Literatur - haben sich nun auch der eine oder andere Mitbewerber wieder des Genres angenommen. Und da sind es denn nun auch schon Nuancen, eine dünne Linie, die zwischen "gut" und "sehr gut" unterscheiden. Und dieses Buch hier wird jetzt zwar nicht abgestraft, aber innerhalb des Genres (Nimmt man andere Produkte hinzu, die den Markt überschwemmen, dann wäre es besser weggekommen.) ist es eben "nur gut". 7,5/10.Das zweite Buch darf also gerne kommen. Rund 530 Seiten.

Jerry Garcia



Kevin Shamel. Vier Studenten und ihr Anthropologie-Professor begeben sich auf die Reise zu einer einsamen Insel, um die eingeborene Bevölkerung zu studieren. Doch dort existiert keine gewöhnliche einheimische Kultur. Es sind Superhelden und Schurken in hautengen Kostümen und mit ausgefallenen Fähigkeiten wie Selbstdetonation, musikalisches Wimpernzwinkern, Mikrowellenhände und die Macht, durch geistige Kräfte Wale zu kontrollieren, Supertitten sowie der Kraft, alles in flauschige rosa Hasen zu verwandeln. Doch als böse Regierungstruppen die Insel bedrohen, müssen sich die Studenten und Superhelden zusammenraufen, um gegen sie anzutreten. Nur durch vereinte Kräfte können sie die totale Vernichtung abwehren.

Kaum sind dieStudenten auf der Insel erfahren sie auch, was der Professor mit ihnen vor hat. Jedem wird ein Supermensch zugeteilt, den er beobachten soll. Während die Kollegen so richtige Helden mit Maske, Cape und Kräaften zugewiesen bekommen, soll sich Trent um einen Knirps kümmern, der abseits eigentlich nur Kreise in den Sand malt. Aufgrund dessen nennt er den Bengel, der absolut keine Begabung zuhaben scheint, schon gar keine Sprachbegabung, schlicht Kringel. Den scheint das nicht zu rühren, er malt einfach weiter seine Sandkreise. Während die Anderen sich über Sprechblasen verständigen können, erscheint bei dem Zwerg nada, niente, rien, nix halt. Bald müssen die Studenten sich einer neuen Herausforderung stellen. Nicht nur, dass sie neue Testobjekte an die Backe kriegen, nein, es gibt auf der Insel auch noch böse Supermenschen. Und da Trent der Glückspilz der Gruppe ist, bekommt er natürlich einen der Schlimmsten. Der Name Todes-Killer scheint Programm zu sein. Niemand, absolut niemand kann behaupten, dass Trent schlicht Angst gehabt hätte. Nein, Sir, Trent hatte Todes-Angst vor Todes-Killer, dem Supermenschen vom Berg. Nasse Buxen inbegriffen. Als wäre das nicht schon genug, treibt sich auch noch das Militär auf der Insel herum. In einem für Außenstehende verbotenen Areal. Aber gerade der kleine Kringel kennt einen Weg hinein und weist ihn Trent, der sich mittlerweile mit ihm verständigen kann und herausgefunden hat, dass auch der Bub über Super-Fähigkeiten verfügt. Und nachdem, was sie beim Militär vorfinden, werden sie die auch alle brauchen.

Mit Bizarro-Fiction hatte ich bisher so rein gar nix am Hut, aber "Insel der Supermenschen" hat sich als guter Genre-Erstling für mich herausgestellt. Bei den Neuankömmlingen stellt sich schnell heraus, dass sie die übliche Mischung verschiedener Charaktere sind, die auch nicht wirklich miteinander harmonieren. Da ist Natalie, die ihrem Professor nicht vom Arsch weicht, Trent, der vermeintlich ahnungslose Loser, Martin, der Hallodri sowie Jen, das Hascherl, das gerne jeder Kerl mal hascherln würde. Auf der Insel stellen sich beim Lesen bald die ersten Schmunzler ein ob der unterschiedlichsten Fähigkeiten der Insulaner. Putzig, wenn waffenstarrende Soldaten zu rosa Plüschhäschen verwandelt werden. Hier kommt das Grinsen ins Lesergesicht, wenn Kevin Shamel all die üblichen und bekannten Versatzstücke einer Geschichte über Eingeborene auf ihrer abgelegenen Insel humorvoll überdreht zelebriert, um sie dann gnadenlos zu zerpflücken. Mit dem Duo Trent/Kringel menschelt es sogar ganz dicke. Eine Story wie "Men of war" mit Dolph Lundgren, nur dass die Inselmenschen eben Super-Insel-Menschen sind. Und wie es sich bei einem Trip von Militär auf eine Insel, die vielversprechend für Experimente scheint, nunmal so verhält, gibt es auch bald Radau. Und der ist nicht von schlechten Eltern. Als das Geheimnis der Invasoren auffliegt, die ganz Verschwörung und der Missbrauch zutage tritt, gibt es einen finalen Kampf, der es in sich hat. Da fliegen die Fetzen und die Brocken, dass es eine wahre Pracht ist und das Buch braucht sich vor keinem Gewaltschinken aus dem Horrorbereich zu verstecken. Der Epilog erzählt dann wieder mit Witz, dass nicht alle der ehemaligen Verbündeten nach dem Gemetzel ihr Glück gemacht haben - aber das kommt davon, wenn man sich Walen gegenber trotzig verhält. Ich war skeptisch, musste aber wenigstens mal eine dieser Bizarro-Stories lesen -und hab gewonnen. Ja, ich kann tatsächlich lesen. Falls es bei Voodoo-Press noch einige Restexmplare gibt, sollte man sich ruhig mal eines davon gönnen. Mehr sind nicht nötig,lasst noch was für die anderen Leser übrig. Mit knapp über 200 Seiten, flottem Tempo, rasantem Finale, blutigem Gemetzel und ethnischen Tupfern ein Werk, das Spaß macht und keine Sekunde langweilt. Paradise in distress mit ausgefeiltem Wortwitz.Um die 200 Seiten.

Jerry Garcia



Rick Jones. PapstPius XIII wird in den USA von einer Terrorgruppe entführt, die sich selbst "Armee des Islam" nennt. Man droht, den Papst hinzurichten, wenn die USA ihre Forderungen nicht erfüllen. Als FBI-Spezialistin Shari Cohen den Auftrag erhält, die Terrorgruppe aufzuspüren, muss sie feststellen, dass sie damit nicht allein ist. Denn der Vatikan sendet sein eigenes geheimes Elitekommando aus – die Ritter des Vatikan. Ihre Mission: den Papst lebend zurückzubringen.

Da besucht der Papst ein westliches Land und wird entführt. Die Terrorgruppe, die auch noch weitere Geiseln in ihrer Hand hat (Bischöfe, einen Gouverneur), droht mit der Ermordung ihrer Gefangenen, wenn nicht ganz bestimmte Forderungen erfüllt werden. Als Spezialistin für Geiselnahmen des FBI erhält Shari Cohen, jüdischer Herkunft, aber loyal den USA ergeben, den Auftrag, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Was weder sie noch andere Beteiligte wissen, ist die Tatsache, dass vom Vatikan aus eine ureigene Söldnertruppe unter Führung von Kimball Hayden auf den Weg geschickt wurde, den Papst zu befreien und die Entführer zu liquidieren. Mit der Zeit arbeiten sich beide Parteien von unterschiedliche Seiten an die Gangster heran, bevor sie sich treffen und eine Zusammenarbeit vereinbaren. Nach und nach setzen sie ein Puzzle zusammen, aus dem hervorgeht, dass hier weitaus mehr auf dem Spiel steht, als nur die Freilassung einiger Gefangener und des sofortigen Rüchzugs der Amerikaner aus den Ländern im Mittleren und Nahen Osten. Irgendwo im Hintergrund ziehen Mächte an den Fäden ihrer Truppen, die andere Ziele haben und sich dazu auch Gewalt, Bestechung, Korruption und Verrat zunutze machen. Mächte, die über gut ausgebildete Kämpfer und wenig Skrupel verfügen, die gesamte Welt an den Rand des Abgrunds zu manövrieren.
Die Idee, dem Vatikan auch seine eigene Eingreiftruppe zu gönnen, ist nicht so schlecht, wie man vermuten könnte. Schließlich agiert der Vatikan auch ansonsten wie ein kleiner Staat. Warum also nicht eine eigene Kampfeinheit? Und dass die Kirche so etwa nicht publik macht, ist auch einigermaßen logisch, lässt sie sich  ja nicht einmal beim angesammelten Vermögen in die Karten schauen. Rick Jones hat einen Thriller geschaffen, der alles aufweist, was ein Actioner mit politischen Querverweisen so zu bieten haben sollte. Verrat, Gier, Korrpution, Hinterlist, Mord und Totschlag und grundsätzlich kaum Reue oder Loyalität. Die Actionszenen sind okay, nicht jede Wendung sofort zu erkennen und der Unterhaltungsfaktor ordentlich. Etwas weniger anfangen konnte ich mit der Gefühlsduselei zweier Hauptfiguren. Zum Fighter-Männe hingezogen, aber dann wieder dem eigenen Ehemann gewogen und Fighter-Männe erkennt, dass er durch die erweckten Gefühle doch kein so böser, eiskalter Killer ist. Das war mir zu dick aufgetragen in der Hinsicht. Und ist auch neben einigen Fehlern, die gleich demVerleger petzen werde, für mich das einzige Manko in dem Buch. Ich meine, es kann ja nicht jeder so ein amtliches Brett vor dem Herrn abliefern wie Chris Ryan. Also ist "Die Ritter des Vatikan" gutes und flottes Entertainment in gedruckter Form (E-Books sind Teufelszeug, also werden sie nicht angerührt😈) mit intriganten Politikern und explosivem Finale. Nachdem der geneigte Fan derartiger Actionliteratur schon über Dekaden darben musste, machen sich der Luzifer-Verlag und der Festa-Verlag daran, diesen Mangel zügig zu beseitigen. Es sei ihnen gedankt. Dass der Cover-Wizard Michael Schubert über jeden Zweifel erhaben ist, beweist er ein ums andere Mal.   450 Seiten.                         

Jerry Garcia



Martin Kay. Jee A Maru und Ken Dra glauben sich am Ziel ihrer langen Suche. Doch als sie mit der Raumyacht Prinzessin Tanyas bei den Koordinaten von DUST eintreffen, finden sie nur Leere vor. Waren all ihre Mühen umsonst? Existiert der sagenumwobene Planet Dai Urshar Senekar Tarmalis gar nicht? Noch während die Gefährten um Simon McLaird versuchen, dem Geheimnis von DUST auf die Spur zu kommen, spitzen sich auf der Erde die Ereignisse bei Shadow Command zu!

Nach dieser Entdeckung sind die Gefährten schon fast der Verzweiflung nahe, doch dann hat Simon die entscheidende Idee. Doch sie haben auch noch eine lange Reise vor sich, die einige Abenteuer und Gefahren für sie bereithält. Andererseits kann sich Simon kaum beschweren, für ihn fällt wieder was ab - wenn man so will. Entscheiden anders sieht es bei den Parteien aus, die den Freunden auf der Fährte sind. Kompetenzstreitigkeiten sind da noch das geringste Problem. Plötzlich besinnen sich Mitstreiter eines Besseren und wechseln die Seiten und all die Dienste der Nation trauen sich gegenseitig nicht über den Weg, sei es nun die CIA, die NSA, der Marshal-Service oder Shadow Command. Und zu allem Überfluss stehen die Scardeener sozusagen direkt vor der Tür.

Martin Kay und seine Mitautoren lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie den Spaß aus dem ersten Buch um "Dust" so weiterspinnen wollen, wie er ersonnen wurde. Und wie zuvor auch, erkennt der geneigte Filmfreund etlicheVorbilder, die hier Pate gestanden haben dürften. Nicht einfach deckungsgleich abgekupfert, sondern fast schon familiär-liebevoll in die Handlung um Simon und seine Freunde und Feinde eingebunden. Oft gelingt es, dass der Leser sich die Szenen nahezu bildlich vorstellen kann, die Worte und Geschehnisse vor dem inneren Auge zu einem Film werden. Und damit das Gesamtgefüge nicht rein auf Action beschränkt und somit vielleicht etwas langweilig wird, hat und der Autor bzw. haben die Autoren dann auch gleich noch das Geheimdienst-Level auf eine noch höhere Ebene gehievt. Da spielt jeder sein eigenes, undurchsichtiges Spiel, werden Ehrlichkeit und Loyalität zu Fremdworten erklärt, ehemalige Verbündete plötzlich bis aufs Blut bekämpft. Erhöht die Spannung ungemein, weil man ja nie weiß, was die Agenten der verschiedenen Dienste sich denn nun wieder einfallen lassen. Kurz: der Autor führt den Leser am Nasenring durch die Manege und hat seinen Spaß dabei - auch daran, ihn zappeln zu lassen, bis der nächste Band erscheint. Ganz nebenbei bemerkt hat sich die Wiederauflage der Geschichten wohl schon gelohnt, denn die Leserschaft hat mit ihrer Treue, den netten Herrn Kay mehr oder weniger dazu genötigt, die Reihe danach weiterzuführen.😀 Dafür hat der aber auch eine Figur auftreten lassen, die mich zwar überrascht hat, aber mit der ich nach dem ganzen Agentenkladdderadatsch hätte rechnen müssen. Nö, ich verrat jetzt nicht, wer es war, frag mich aber, ob die Figur erst später in einer Überarbeitung eingebaut wurde. Rätsel über Rätsel, Cliffhanger, Action, sympathische, vorlaute und den Leser einnehmende Protagonisten plus ganz fiese Bösewichte und zwielichtige Gesellen in einem munteren und bunten Abenteuer, das einfach nur Spaßlektüre ist. Jetzt heißt es aber auch warten auf das nächste Buch.
Stichwort "warten": Hat er doch das nächste Buch einer anderen Reihe angekündigt und das Covermotiv von Mark Freier schon einmal für neugierige Volk auf seiner Homepage gepostet. 

In diesem Sinne "Frohes Warten".

Jerry Garcia



Douglas Preston + Lincoln Child. In der Kleinstadt Exmouth an der Küste von Massachusetts soll Special Agent Pendergast den Raub einer wertvollen Weinsammlung aufklären. Im Weinkeller stößt er auf eine frisch zugemauerte Nische. Hinter der Wand finden sich Ketten und ein menschlicher Fingerknochen. Offenbar wurde hier jemand lebendig eingemauert. Die Einbrecher haben das Skelett herausgeholt und die Mauer wieder geschlossen – der Weinraub war anscheinend reine Ablenkung. Schnell muss Pendergast lernen, dass Exmouth eine dunkle Vergangenheit hat. Das Skelett ist nur der erste Hinweis auf ungesühnte Verfehlungen.

Pendergast und sein Mündel Constance Greene sind ohne Auftrag in Exmouth, Massachusetts. Doch dann wird der geniale Ermittler von einem Mann, der sich Lake nennt und sich als Künstler bezeichnet. Aus dem formbaren Stein in der näheren Umgebung des Ortes meißelt er Skulpturen. Was ihm jedoch entschieden wichtige ist, ist seine umfangreiche Weinsammlung. Und die wurde gestohlen. Nun möchte er den berühmten Detektiv anheuern, diese zu finden. Zuerst lehnt Pendergast fast schon empört ob dieser Frage bei einem so primitiven Fall weit unter seiner Würde. Doch als Lake ihm erzählt, dass die Einbrecher eine Kiste voller Flaschen eines edlen Tropfens, der so gut wie nicht mehr zu bekommen ist, sagt er zu. Bedingung: er darf sich aus dem Karton eine Flasche seiner Wahl aussuchen. Als er dann den Keller begutachtet, entdeckt er Spuren, die darauf hin deuten, dass sich hinter einer der Mauern ein weiterer Raum befindet. Und prompt stellt sich das als wahr heraus. Zudem findet er dort einen Fingerknochen und Spuren, dass hier ein Mann angekettet war. Jetzt erwacht auch das echte Kriminalisteninteresse von Pendergast und er macht sich zusammen mit Constance an die Arbeit. Und ganz nebenbei legt er sich mit dem Sheriff an, der sich als fauler und ignoranter Sturkopf herausstellt, den man noch nicht einmal die Straßen fegen lassen sollte. Der Deputy Gavin ist da zugänglicher. Und der unterstützt ihn auch bei der Suche nach dem Grund, warum man ein seit ewigen Zeiten eingemauertes Skelett bergen wollte und dabei kostbare Weine von beträchtlichem Wert einfach zerstört. Ein simpler Einbruch war das nicht. Immer tiefer arbeitet sich der FBI-Mann in die Geschichte des Ortes ein, nimmt dessen Vergangenheit regelrecht auseinander und muss bald feststellen, dass an der Küste Neu-Englands so einige Verbrechen mit ihren Opfern begraben wurden. Es ist ihm ein Bedürfnis, diese wieder ans Tageslicht zu zerren. Was ihn und Constance selbstverständlich in große Gefahr bringt.

Für mich hat das Buch gleich mit einem Wermutstropfen begonnen: Constance Greene ist dabei und spielt eine größere Rolle. Und es dauert auch nicht lange, bis sie auf Autorenwunsch mit ihren negativen Charakterzügen aufwarten darf. Eingebildet, elitär und überheblich - und obwohl sie es versteht, mit einem PC umzugehen, stellt sie sich in anderen Dingen erstaunlich unwissend an. Was natürlich nur die Schuld der anderen Menschen ist. Davon abgesehen bekommt man einen netten und simplen Fall kredenzt, der wie vom Autoren-Duo gewohnt bald Ausmaße annimmt, die der Leser nicht erwartet hat. Oder vielleicht doch, weil der Kniff mittlerweile Routine geworden ist? Der Verdächtigen gibt es viele, Dorfdeppen, Gauner und Griesgrame noch mehr und bald geschehen einige Morde. Und wieder wird man mit einer bewährten Zutat konfrontiert: in seiner Meditiations-Trance weichet sein Geist von ihm zur traurigen Vergangenheit des Städtchens. Und schon ist der Fall so gut wie gelöst. Eigentlich nur ein recht schlichter Kriminalfall, der so originell gar nicht ist und dessen Auflösung auch kein großer Bringer. Zischendurch verzettelt der Agent sich noch in einer privaten Situation, die ich irgendwie schon länger erwartet hab und die meines Erachtens völlig überflüssig ist, vermutlich aber noch über einige weitere Bände hinaus in die jeweilige Handlung eingeflochten wird. Und nach ungefähr drei Vierteln des Buches kippt die Handlung plötzlich derart, dass man a) glaubt, die Autoren hätten noch etwas anfügen müssen, um wenigstens auf eine angemessene Seitenzahl zu kommen und b) zu vermuten beginnt, dass sich die Werke aus dem hiesigen Festa-Verlag schon bis zum Autoren-Duo herumgesprochen haben. Denn völlig unerwartet hält der blutige Horror einzug in die Story. Da wird schon mal ausgeweidet oder aus der Bauchhöhle Happahappa gemacht. Und irgendwie zerstört der Teil auch die New England-Atmosphäre, die beste Zeiten aus den Hammer-Studios erinnerte, die Nebelschwaden, die Düsternis, feuchte Moore und dunkle Gestalten. Dunkel bleibt es, aber nun mit dunkelrot versetzt. Passt absolut nicht zum vorhergehenden Teil. Hexen und Salem, Piraten und kostbare Weine, Monster, Dämonen und sinistre Kulte, Krimi und Horror. Das ist der neue Roman um den FBI-Mann mit dem speziellen Charisma, bei dem liebgewonnene Figuren weiterhin fehlen und unsympathische größere Auftritte bekommen. Und gleichzeitig ein doppelter Cliffhanger serviert wird. Wobei der eine auch schon wieder derart oft genutzt wurde, dass er keine Spannung mehr verspricht. Früher haben diese Stilmittel beim Autoren-Duo noch die gewünschte Wirkung erzielt, aber das ist vorbei. Ich bin derzeit eher ein Fan der Gideon Crew-Romane, weil die doch etwas von der Norm der Pendergast-Thriller und der jeweiligen Solo-Romane der beiden Herren abweichen und auch noch verhältnismäßig neu sind. Also "Demon" ist Mittelmaß. Keine Überraschungen mehr, keine wirklich spannenden Elemente mehr. Anscheiend ist den Herren bekannt - schon länger bekannt -, dass über eine Pendergast-TV-Serie nachgedacht wird und schreiben mittlerweile auch nur noch nach "Formel TV". 400 Seiten.

Jerry Garcia



Eine gnadenlose Jagd über die Kontinente und durch die Jahrzehnte. Ein blutiger Überfall im kolumbianischen Dschungel. Drei kodierte Botschaften, von Brieftauben in die Welt getragen. Ein Vermögen als Lohn für die Entschlüsselung der Nachrichten. Der Abenteurer und Pilot John Finch macht sich in Begleitung der attraktiven Fiona Klausner und einer bunt zusammengewürfelten Truppe auf den Weg nach Europa, um ein spektakuläres Geheimnis aus der Nazizeit zu ergründen. Es beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen übermächtige Gegner. Quelle - Amazon.

In Russland im Jahr 1917 - Oktoberreolution - beginnt der Anfang vom Ende der Romanovs und Samuel Kronstein, Diamantenhändler und Vertrauter des Zaren, kann sich mit Bestechung und Verhandlungsgeschick in den Westen absetzen. 2010 im Dschungel Südamerikas wird ein kranker alter Mann von einigen gut bewaffneten Banditen überfallen. Doch bevor diese ihm mit Fragen und hartem Verhör zusetzen können, lässt er drei Tauben in die Lüfte steigen, die einen schon vor ewigen Zeiten ausgetüftelten Plan ins Rollen bingen sollen. Drei seiner ehemaligen Freunde werden die Tauben in Empfang nehmen und ihnen die Nachricht in einem Röhrchen vom Fuß entfernen, damit sie damit beginnen können, das auszuführen, was sie in ihrer Vergangenheit geplant hatten. Im selben Jahr arbeitet der Student Christopher als Loader am Münchner Flughafen, um sich damit sein Studium zu finanzieren. Eh nicht mit Reichtümern gesegnet wohnt er in einem VW-Bulli in der Tiefgarage bei seinem Arbeitsplatz, lässrt sich von einem Kumpel mit von Kunden abgelehnten Pizzas durchfüttern und ist sich seiner misere durchaus bewusst, denkt aber nicht wirklich daran aufzugeben. Und in Medellin geht der Sicario zwar in seinem Beruf auf, nimm sich aber auch eines jungen Taschendiebes, der stumm ist, auf der Straße lebt und dennoch kochen kann wie ein junger Gott, an, was sich bald als Segen für ihn erweisen soll. All diese Personen werden in die Suche nach etwas verstrickt, von dem sie gar nicht wissen, was es ist. Dazu kommt dann der alte Pilot Jon Finch, ein Abenteurer von Schrot und Korn, der von einem der Beteiligten engagiert wird, sich der Sache anzunehmen. Als Aufpasser(-in) bekommt der noch die Tochter seines neuen Bosses mit auf den Weg. Damit nicht genug: bald mischen noch der britische Geheimdienst und ein japanischer Sammler von Memorabilien aus dem Zweiten Weltkrieg mit. Und all diese unterschiedlichen Figuren gehen auch mit unterschiedlichen Methoden an die Sache heran. Da werden schon bald Kugeln fliegen, waghalsige Flugmanöver vonnöten sein, wilde Verfolgungsjagden inszeniert sowie krachende Explosionen die Suche nach etwas zu stören, von dem keiner so richtig weiß, was es denn ist.

"Falsch" ist ein Abenteuerroman, wie man ihn vielleicht auch einem Clive Cussler in Höchstform und ohne seine NUMA und Dirk Pitt zutrauen könnte. Ein Prolog, der in der Vergangenheit spielt und dessen Auswirkungen sich bis in die Gegenwart spüren lassen. Ein Protagonist nahe der 70, der seine Abenteuerlust nicht zügeln kann und schon im Algerienkrieg im Einsatz war, was der Autor auch nutzt, um auf Verfehlungen Frankreichs in diesem Zusammenhang aufmerksam zu machen. Heute wirken diese noch schwer nach. John Finch, leidenschaftlicher Flieger, Abenteuerer, Part-Time-Mercenary und ungebändigt, ist die Hauptfigur des Buches und dennoch dreht sich nicht alles um ihn. Auf verschiedenen Kontinenten und etlichen Nationen werden immer mehr Personen mit den Gefahren verbunden, die die Hinweise der Tauben bzw. der Behälter an den Beinen der Tauben mit sich bringen. Rätsel sind zu lösen. Klingt wie eines dieser pseudospannenden Machwerke eines Dan Brown, die vor Fehlern und Lustlosigkeit in letzter Zeit nur so strotzen. In der Hinsicht kann ich beruhigen: Auch wenn nicht alles Gold ist, was da glänzt und schimmert, besser als Brown oder auch seit Jahren Cussler ist es allemal. Gut getimte Action, exotische Locations und westliche Gierpralen hier aufeinander und wenn der geneigte Leser wissen will, was es mit dem Ganzen nun wirklich auf sich hat, muss er die Lektüre schon beenden. Spannend erzählt, verknüpfen sich bald Vergangenheit und Gegenwart miteinander, treten Russen, "Alt"-Deutsche, Südamerikaner, Auftragskiller von Schweizer Gierbankern (hier bekommt das System der Schweiz auch einige Seitenhiebe zu spüren), Engländer, Amis und Japaner gegeneinander an. Die Charakterzeichnung ist recht ausführlich, die Figuren recht gut ausgeleuchtet. Und hin und wieder schleichen sich echte Abenteuerfilm und -roman-Klischees ein, die aber nicht überhand nehmen. Humor bringt ein Papagei mit ein, der sich als Labertasche entpuppt und die Situation mit den alten Schiffskanonen wäre schon allein eine Verfilmung wert. Packend, hin und wieder gar mit Denkanstößen, teilweise richtig mitreißend, aber auch etwas ruhiger und eben spannende Unterhaltung, wenn es darum geht, was denn nun hinter alledem steckt. Bei rund 670 Seiten gibt es hin und wieder eine kleine Durststrecke, muss man auch mal bei den vielen Figuren etwas nachhaken, doch insgesamt überwiegt der Lesegenuss. Im Vergleich zu den beiden von mir genannten Autoren und deren aktuellen Outputs hat Gerd Schilddorfer die Nase vorn.

Jerry Garcia



Tod Goldberg. Der Mafiakiller Sal Cupertine hat es vermasselt. Durch Verquickung unglücklicher Umstände hat er in Chicago drei FBI-Beamte getötet - ein böser Fehler. Doch statt dafür von seinem Boss selbst ins Jenseits befördert zu werden, landet er als Rabbi David Cohen in einer jüdischen Gemeinde in Las Vegas. Aber auch dort hat die Mafia ihre Finger im Spiel.

Sal baut Mist. Er legt drei Fibbies und deren Spitzel um. Das verstößt gegen das ungeschriebene Gesetz, dass sich die Behörden eher wenig um die Mafia-Angelegenheiten in Chicago kümmern und daher im Gegenzug die Ermittler einen gewissen Schutz genießen. Sal rechnet mit einem schnellen Ende durch die Hand eines Kollegen, wird dann aber von seinem Boss überascht: Man schafft ihn nach Las Vegas, wo er sich einigen Gesichtsoperationen unterziehen muss. Bis die OP-Narben und auch sein Kiefer mit den neuen Zähnen und veränderten Knochen für eine neue Gesichtsform abgeheilt sind, kann er sich dem Studium der Tora widmen, da er von nun an als Rabbi David Cohen auftreten soll. Es dauert nicht lange, dann dämmert ihm, dass er auch hier einen Job zu erledigen hat. Und in Chicago macht sich das FBI daran, sein Verschwinden zu untersuchen und gerade Agent Jeff Hopper ist der festen Überzeugung, dass Sal noch irgendwo am Leben ist. Er ist sich derart sicher, dass er eine Suspendierung bei vollen Bezügen in Kauf nimmt, um dann mit einem Kollegen auf eigene Verantwortung der verschollenen Auftragsmörder zu suchen. Mit den Besonderheiten der jüdischen Gemeinde und ihres Glaubens hat er bald keine Schwierigkeiten mehr, aber sobald es wieder ans Töten geht, macht er sich keine Illusionen, was seinen Aufenthalt in LasVegas angeht.

Die Hauptfigur ist wahrlich kein Sympathieträger, denn er erledigt seinen Job kühl und berechnend, würde aber vom Auftreten her, von der ganzen Persönlichkeit keinem Vergleich mit Victor von Tom Wood auch nur annähernd standthalten. Leider ist auch das Versprechen von Lee Child auf dem Aufkleber auf dem Covermotiv eher bedingt eingelöst worden. "Gangsterland" ist weder scharf wie ein Rasiermesser noch wirklich lustig. Klar gibt es einige blutige Morde und Entsorgungen von Leichen, kann das Zusammentreffen von Kulturen hier und da für einen Schmunzler sorgen wie beim Begriff der "Koscher Nostra" für die jüdischen Mafiosi, aber da ist dann auch schon Feierabend. Die Figuren sind okay, aber nicht neu. Der böse Mafioso, der sich rührend um seine Familie kümmert. Gattinnen der Gangster, die die Verbrechen ihrer Männer einfach verdrängen und auf heile Welt machen, obwohl sie genau wissen, woher das Geld kommt, mit dem sie ihr Leben finanzieren. Und die Welt der Religionen? Da hat uns doch schon "Der Pate" gezeigt, wie sehr sich die Verbrecher zu ihrem Glauben bekennen. Also ein Buch, das nicht wirklich neue Aspekte eingebracht hat und dem es  nach einem guten Beginn auch bald an Tempo fehlte. Überraschende Wendungen gab es eher nicht und auch die Aktion gegen Ende war abzusehen. Goldberg hat flott, zynisch und ein bisschen böse geschrieben. ist aber niemand wirklich auf die Zehen getreten. Netter Krimi mit rund 380 Seiten und einem gewissen Spannungsmanko. Geht so, aber da hab ich noch etliche vielversprechendere Werke hier liegen. Ich sag nur Adrian McKinty und seine "Rain dogs".

Jerry Garcia



Matt Shaw. Nachdem Atombomben die Erde zerfetzten ...
Alles zur Hölle ging ...
Keine Gesetze mehr gelten ...
Wie weit würdest du gehen, um zu überleben?

Der Verfall einer Familie. Eiskalt erzählt von Englands erfolgreichstem Autor des Extreme Horror.

Da sind sie nun - vier Personen auf engem Raum in einem Bunker zusammengepfercht. Papa, Mama, Sohn, Tochter. Da gehen die zwischenmenschlichen Beziehungen bald einige Zentimeter tiefer und bei der Nahrungsbeschaffung muss man kreativ sein. So kommt es, dass man dem Essen auf dem Tisch bald das Quasseln verbieten muss. Das Geplärre verdirbt einem ja den Appetit. Da sie alle unter einer gewissen Vergesslichkeit leiden, ist ihnen nicht klar, wie und warum sie in den Bunker bzw. das verbarrikadierte Haus gekommen sind. Papa erzählt seine Geschichten dazu, aber der Sohn kommt hin und wieder auf die Idee, die Warnungen in den Wind zu schlagen und mal auf eigene Faust loszuziehen, kehrt aber immer wieder nach kurzer Zeit reumütig zurück.

Sex und Gewalt - das erwarte ich von einem Extrem-Titel aus dem Hause FESTA. Und ich habe erhalten, was ich mir so vorgestellt habe. Sogar noch etwas mehr - siehe am Ende des Textes. Direkt zu Beginn kopulieren Büderchen und Schwesterchen und schon ist man mittendrin in einem Geschehen, das dann schnell das Thema Kannibalismus wahrlich auf den Tisch bringt. Dass die Protagonisten nicht so richtig koscher sind, wird deutlich, als sie ihr Mahl verspeisen solange dieses noch am Leben ist. Beschäftigt sich der Leser mit dem moralischen Dilemma, ob er auch so weit gehen würde, um zu überleben? Der Verfasser dieser Zeilen eher nicht. Er hat sich schon mit einer Idee befasst, die ihn heimtückisch beschlichen hat, als klar wurde, dass hier weder Namen genannt noch irgendwie Persönlichkeiten skizziert wurden sowie das gesamte Geschehen auf einer Art Hörensagen beruhte, das auch noch durch immense Erinnerungslücken aufgeweicht wurde. Sind die Vier wirklich eine Familie, wie es das Bild, das sie besitzen, beweisen soll? So hat es nicht lange gedauert, dass dem Leser und derzeitigen Schreiberling einige Filme in den Sinn kamen, die zu dieser Situation gepasst hätten. Und so kam es dann auch. Gut, der Turn im Buch war nicht schlecht und wer sich jetzt nicht massenweise Bücher oder Filme reinpfeift wie andere politische Fake News, dürfte seinen Gefallen daran gefunden haben, so diese Wendung für ihn dann eben auch unerwartet kam. Mir persönlich hat das jetzt auch besser gemundet als z. B. der Brutalo-Aufzählreim von Wade H. Garrett ohne wirklich interessante Storylines oder gar Überraschungen. Die Sprache ist jetzt keine Herausfoderung für den geneigten Konsumenten und entsprechend flott liest sich "Perverse Schweine" denn auch. Kein Zögern, kein Zaudern, zügig bis hin zum Ende. Aber eine Frage hat der Autor hier nicht beantwortet, dies überlässt er dem Leser und gibt somit seinem 250 Seiten langen Buch sogar einen gewissen Touch von Anspruch.Wer sind in diesem Buch denn nun wirklich die perversen Schweine?

Jerry Garcia



Nicholas Sansbury-Smith. In den Geheimlabors des amerikanischen Militärs gerät eine Biowaffe außer Kontrolle. Innerhalb von Tagen rast die Pest um den Globus und rottet den größten Teil der Menschheit aus. Buch 3: Es scheint der endgültige Untergang zu sein: Die Menschen verlieren den Krieg gegen die Infizierten. Sergeant Reed Beckham und die Überlebenden des 1. Zugs müssen sich durch das weite Kanalnetz unter New York kämpfen - und machen eine entsetzliche Entdeckung. Wir müssen einen grausamen Preis zahlen!

Reed Beckham ist mit seinen Leuten im Tunnelsystem der Stadt New York unterwegs und versucht, sich und seine Leute wieder in einigermaßen sicheres Fahrwasser zu bringen. Gar nicht so einfach bei den Horden von Abartigen, die sich voller Fressgier gegen die Menschen verschworen haben. Auf Plum Island hingegen ist Kate Lovato dabei, den Virus zu erforschen und ein Gegenmittel zu suchen. Nicht so einfach, wenn draußen hungrige Horden warten und drinnen ungeduldige und/oder ahnungslose Generäle Druck machen. Erst recht ungemütlich wird es, als Colonel Wood mit seinen Leuten auftaucht. Der hat rigorosere Vorstellungen über den Umgang mit dem Personal als die meisten anderen Offiziere. Und ein schreckliches Geheimnis, das Kate mehr als nur Sorgenfalten in die Stirn treibt. Und entgegen aller Widerstände und Feindberührungen kommt Beckham wieder aus New York zurück, bekommt sogar eine kurze Ruhepause und etwas Zeit mit Kate. Doch die hat eine Entdeckung gemacht, die ihn und seine Männer dann wieder nach draußen zwingt, um aus einem Regierungsgebäude Materialien zu holen, die für den Kampf gegen das Virus von lebensnotwendiger Bedeutung sind. Während eines wahren Schlachtengetümmels können er und seine Männer den Stoff bergen und sogar eine kleine Gruppe Überlebender mitnehmen. Doch all dies hat sie viele gute Männer gekostet. Und währenddessen wird auch Plum Island attackiert. Die Abartigen haben die Angst vor dem Wasser überwunden und kommen schwimmend zur Insel, auf der nur Fitz in seinem Turm sie bemerkt, der sofort zu feuern beginnt. Das große Gemetztel nimmt seinen Lauf. Und Beckham ist noch nicht von seinem Auftrag zurück.

Das dritte Buch um Sergeant Beckham Reed nimmt sofort Fahrt auf und setzt auf volles Tempo. Die Figuren wurden in den vorherigen Büchern alle vorgestellt, soweit sie für die Handlung wichtig waren oder sind und somit bleiben ausführliche Charakterzeichnungen außen vor. Das ist High Speed-Actionunterhaltung, die keinem eine Pause gönnt - nicht den Figuren und nicht dem Leser, der einfach nur dranbleiben und weiterlesen will, wie es den mittlerweile geschätzten Protagonisten so ergeht in dieser Dystopie des Blutes. Blut und Blei sind die Hauptmerkmale, die auch hier wieder einen großen Teil der Geschichte ausmachen. Doch nicht nur der Überlebenskampf wird skizziert. Mut und Feigheit, Wesenszüge, die sich erst unter Stress in einer lebensbedrohlichen und feindlichen Umgebung zeigen, Menschlichkeit, die entweder völlig abhanden kommt oder sich erst jetzt zeigt - das sind die kleinen Dramen in einer gewalttätigen Welt, die ihrem Ende nahe ist. Manchmal nur kurz mit wenigen Worten angerissen, aber auch hin und wieder etwas ausführlicher beschrieben, lässt der Autor seine Protagonisten nicht zu seelenlosen Kampfmaschinen werden. Aber auch die schlechte Seite, die bösartige bricht aus diversen Charakteren heraus. Intrigen, Geheimnisse, Machtgerangel und pure Mordlust zeigen sich bei vielen der hochrangigen Chargen im Militär. Die Figuren bekommen als durchaus etwas Tiefe, aber das Hauptaugenmerk liegt dennoch auf dem Kampf gegen die immer origineller auftretenden Abartigen, die nach und nach neue Kräfte, neue Möglichkieiten entwickeln, um der Menschen und deren Fleisch Herr zu werden. So bleibt es spannend, kann der Autor auch da überraschen, wo man gerade dachte, jetzt würde er sich festfahren in Wiederholungen der Kampfszenarien. Hie und da wird schon mal ein Klischee bedient, sei es ums Militär herum oder beim trauern um verlorene Freunde und Familie, wenn es die eine oder andere traurige Szene gibt, die aber auch den Zusammenhalt in der Truppe ohne patentierte Offiziere gut dokumentieren. Überaus actionreiche und blutrünstige Kost voller wilder Kämpfe und Schlachten und Rasanz, die packend in Szene gesetzt wurden und Lust auf mehr machen. Was jetzt den Härtegrad angeht, ist der absolut im Rahmen. Da wurden auf Leinwand oder Papier schon entschieden rigorosere Werke auf die Menschheit losgelassen. Passt also schon. Über die Cover von Arndt Drechsler (besonders beim Militärthema) hab ich mich ja schon ausgelassen. Die passen und sind ein echter Blickfang. Aufmachung, Thema, Preis - gute Verlagsarbeit bei Festa, besser als in den Bereichen der marktbeherrschenden Verlagsgruppen und auch persönlicher, da man die Verleger der kleineren Verlage (Außer Festa auch Luzifer, Voodoo-Press oder Atlantis) auch gerne direkt ansprechen kann und Vorschläge und Kritik zum Besten gibt. Ist nicht überall so. Was will man also mehr? Mehr Bücher von der Sorte!!! Und ich frag mich mal wieder, warum keiner die Joe Ledger-Reihe von Jonathan Maberry ins Programm nehmen will. Denn der erste Teil dieser Reihe würde hierzu passen wie die berühmte Faust aufs Auge. 410 Seiten tolle Unterhaltung für Actionfans.                           

Jerry Garcia



Daniel Friedman.  Buck Schatz sitzt am liebsten auf dem Sofa, raucht eine Stange Lucky Strike am Tag und schaut Fox News. Das Einzige, wovor er noch Angst hat, ist das Seniorenheim. Bis ihm sein ehemaliger Kriegskamerad Jim auf dem Sterbebett beichtet, ihr Peiniger, der Lageraufseher Heinrich Ziegler, habe doch überlebt und sei in einem Benz voller Nazigold geflüchtet. Obwohl Buck den Polizeidienst schon vor Jahren an den Nagel gehängt hat, macht er sich auf, eine alte Rechnung zu begleichen.

Von seiner Frau Rose bekommt Buck, vor dem Fernseher sitzend, Lucky an den Lippen, Qualm um ihn herum, die Nachricht, dass sein früherer Kamerad im Kampfe, Jim, im Hospital im Sterben liegt und ihn noch einmal sehen will. Buck zeigt sich bockig und will da nicht hin, doch Rose überredet ihn. Als er den dahinsiechenden Körper von Jim sieht denkt Buck - an sich. So will er nicht enden. Er will gerade wieder die Fliege machen, da ertönt leise Jims Stimme. Er muss Buck unbedingt noch etwas mitteilen. Er, Jim, hab den ehemaligen Lageraufseher Ziegler nicht nur gesehen, er habe ihn damals auch gegen Übergabe eines Barrens Gold mit einigen weiteren dieser glänzenden Dinger mit dessen Benz weiterfahren lassen. Dann stirbt Jim. Obwohl Buck nichts mit der Sache zu tun haben will, lässt es ihm keine Ruhe. Zudem hat Jim wohl noch einigen anderen Personen die Geschichte mit dem Gold gebeichtet. Plötzlich bekommt Buck mehr Besucher als er die letzten zehn Jahre zusammen hatte. Und jeder wittert Reichtum. Und der Polizist, an dem sich Buck wendet, kann ihn schon mal gar nicht leiden. Mit seinem Enkel, der sich Tequila nennen lässt und damit die Vorlage für einige Frotzeleien gibt, macht er sich auf, den alten Peiniger zu finden. Leider lässt die Gier nach dem Gold auch einige Herren ihre guten Manieren vergessen und es bleiben diverse Leichen zurück, die zudem ihre Eingeweide betrachten können. Aber einen echten Schatz ficht das nicht weiter an.

Von der körperlichen Figur her, würde es vielleicht nicht ganz passen (aber hey, man konnte ja auch Tom Cruise zu Jack Reacher machen), aber das hier wäre die ideale Vorlage für einen Film von Clint Eastwood mit Clint Eastwood in einer Produktion von Clint Eastwood. Ein alter Knurrhahn Mitte 80, der sich einen Teufel drum schert, was die restliche Menschheit außer seiner Frau Rose von ihm denkt und der mit diesem ganzen politisch korrekten Kram und der idiotischen, staatlich verordneten Gesundheitswelle so rein gar nix anfangen kann. Krankenhaus - wird geraucht, Kirche -  nervt, wird mehr geraucht. Und soll ihn bloß keiner drauf ansprechen. Buck hat eine Kodderschnauze mit heftigen Bemerkungen, dass es eine wahre Pracht ist. Nicht dass er immer recht hat, aber zugeben sich zu irren - nicht Buck. Er ist schlagfertig, mit bitterbösem Humor gesegnet. Hat diverse Freuden aufgegeben (hatte "zu Reagans Zeiten seinen letzten Steifen"), plagt sich mit Demenz herum, ist kurzsichtig und hackt liebend gerne auf seinem Enkel herum. Die Krimihandlung, die der Autor um Buck herum aufgebaut hat, ist für einen normalen Fall durchaus nicht schlecht, aber ehrlich - sie ist überflüssig. Der grantelnde Miesepeter Buck ist der wahre Schatz in diesem Buch. Wenn er sich über Google, DNA, DVD und ähnliches Zeug auslässt, ist Humor angesagt. Grummelnd versprüht die Hauptfigur einen Charme, den viele der Protagonisten aus den kübelweise auf den Markt geworfenen Profiler- oder Psychothrillern zusammen nicht erreichen könnten. Die Bonmots, die er so von sich gibt, haben es aber auch in sich. "Wenn man die Chance hat nichts zu tun, dann sollte man sie ergreifen." Oder: "Ich mag meine Mitmenschen. Ich kann sie nur nicht ausstehen." (Da lassen Reddie oder Procy durchaus grüßen, gelle?).  Ein bisschen Spannung und Thrill, sogar etwas Gewalt, die Alterchen aber gut im Zaum hält, wie eine Krankenschwester gegen Ende des Buches trockenen Spruches erfahren muss. Das Buch ist ein Schatz mit einem Schatz auf der Jagd nach einem Schatz. Flott und auf jeden Fall lustig genug, um es kaum zur Seite legen zu wollen. Durch die 320 Seiten um einen alten Knurrhahn ist man flugs durch. Und dass man hier mal wieder mit dem Nazi-Thema konfrontiert wird, nervt nicht. Es gibt sogar eine Erklärung, warum die alle immer wieder mit dem Mist anfangen. 😁 Als Buchtipp für einen amüsanten Leseabend und wenn man mal nicht die Lieblingsverlage wie Festa, Luzifer, Voodoo-Press oder Atlantis fürs Freizeitvergnügen bevorzugt, ist "Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten" allemal ne Menge wert.

Jerry Garcia



Edward Lee. Im Juli 1939 nimmt der Antiquitätensammler und von H.P. Lovecraft faszinierte Foster Morley an einer Busreise durch die Wildnis des nördlichen Massachusetts teil. Er möchte die Orte besuchen, an denen sich Lovecraft aufgehalten hat, und sehen, was dieser erblicken durfte, um den einflussreichsten Horrorautoren der Geschichte besser verstehen zu können. Als er in die seltsame abgelegene Hafenpräfektur Innswich Point gelangt – die auf keiner Karte zu finden ist –, geht er anfänglich davon aus, dass deren Namen reiner Zufall ist ... nur um im Verlauf der nächsten vierundzwanzig Stunden festzustellen, dass er sich in dieser Hinsicht drastisch getäuscht hat. Immer tiefer und tiefer dringt Morley in die dunklen Geheimnisse der merkwürdigen Stadt vor. Spielt ihm seine Fantasie einen Streich, oder gibt es wirklich derart viele Übereinstimmungen zwischen diesem entlegenen kleinen Fischerdorf und der erfundenen Stadt aus Lovecrafts Meisterwerk ,,Schatten über Innsmouth"? Hat Lovecraft diesen Ort vor seinem Tod im Jahre 1937 vielleicht tatsächlich besucht?

Foster findet das Städtchen, in dem er aus dem Bus gestiegen ist, recht nett. Ganz im Gegensatz zu dem grantigen Busfahrer, der das Vehikel gefahren hat. Er lernt schnell einige Leute kennen, sieht abr auch, dass viele davon in Armut leben. Dann lernt er die freundliche Mary kennen und man kommt sich etwas näher. Nach und nach stellen sich auch andere Gestalten ein, die weniger allgemeinakzeptabel erscheinen. Da wäre der schwer süchtige Pornofotograf, der Foster nur anwidert. Doch als der mit einigen Informationen rüberkommt, sieht ihn der Reisende doch mit anderen Augen. Dann aber wird er zufällig Zeuge eines etwas seltsamen Geschehens, wenn sich Mary um ihren Stiefvater kümmert. Da er dies nur unbemerkt durch ein Fenster beobachtet hat, lässt er es auf sich beruhen und erwähnt es nicht weiter - will er doch nicht in die Privatsphäre eindringen. Er lernt einen Schweinefarmer kennen, der seine Tiere mit Fisch füttert und dem Fleisch einen besonderen Geschmack gibt. Bei der Gelegenheit erfährt er auch, dass hier durchaus um die Fanggründe unter den Dörfern besonders gerungen wird. Wer nicht von denen des anderen Ortes wegbleibt, muss mit Ärger rechnen. Doch all dies ist nicht so grauenvoll, was Foster noch erleben wird. Die Nacht ist noch jung.

Wer Edward Lee schon mehrfach gelesen hat, dürfte wissen, dass er sich in verschiedenen Genres auskennt und seine Stories auch unterschiedlich angeht. Also nicht nur im Horror sondern auch auf den Pfaden des Thrillers oder des ruhigeren Grusels ist er zu Hause. Und dem Letzteren hat er sich hier gewidmet. Selbstverständlich gibt es trotzdem Leser (?),  denen vielleicht auch vorgelesen worden ist, die sich ob ihres eigenen überwältigenden Geistes (Natürlich reine Einbildung) erdreisten, anderen Konsumenten, die an dem Buch Gefallen gefunden haben, totale Verblödung zu unterstellen. Und das von einer Person, die mit dem TV-Programm von RTL 2 schon völlig überfordert ist. Edward Lee baut hier die Spannung langsam auf, lässt Ort, Bewohner und Besucher nach und nach auf den Leser wirken, ohne dass der sofort zu ahnen beginnt, was sich hier abspielt. Dafür lässt er den Protagonisten immer wieder Parallelen zu Lovecrafts Arbeit "Schatten über Innsmouth" erkennen und feststellen, dass der überragnde Literat herzlich wenig dafür getan hat, dass man die Vorbilder nicht erkennt. Was die Hauptfigur dann aber erkennen muss, ist der pure Horror. Und hier trägt Lee dann auch etas mehr auf und nähert sich dezent, wirklich dezent dem Grusel und weniger appetitlichen Szenarien. Nicht dass jetzt jemand vermutet, Mr. Lee habe jetzt auf schriftstellerische Grobmotorik umgeschaltet und würde nur noch platte Gewalt zelebrieren. Das wäre ein fataler Irrtum. Er schafft eine dunkle und düstere Atmosphäre, die man mit einem soliden Grusel zur Zeit nach der Wirtschaftskrise und vor dem Zweiten Weltkrieg in einem diesigen Ort am Wasser in New England in der Vorstellungskraft leicht in Verbindung bringen kann. Auch die seltsame und meist nur schemenhaft zu erkennende Gestalt im schwarzen Mantel lässt den Spannungspegel nach oben ausschlagen. Das Finale dann jagt den Leser von einer unheimlichen Situation zur nächsten, bis das Geheimnis von Innswich gelüftet ist. Der etwas andere Edward Lee auf rund 180 Seiten ist gelungen und wäre für Leser ein geeigneter Einstieg in die Welt des Autors. Später könnte man sich nach und nach steigern - bis man bei "Bighead" oder "Das Schwein" ankommt und die andere Seite des Schriftstellers kennenlernt.

Jerry Garcia



George R. R. Martin. Als der Vater von Randi Wade in Ausübung seiner Pflicht als Polizist auf bestialische Weise ermordet wird - von einem wilden Tier zerfetzt, so das offizielle Ermittlungsergebis -, ist das ein Schock, von dem sich die junge Frau kaum erholt. Fast 20 Jahre später: Randi schlägt sich als Privatdetektivin mehr schlecht als recht durchs Leben. Als ihr bester Freund Willie sie bittet, Informationen über einen Mordfall zu beschaffen, beginnt der Albtraum offenbar erneut. Auch das aktuelle Opfer wurde verstümmelt und bei lebendigem Leib gehäutet. Kann es sein, dass die Bestie, die damals ihren Vater tötete, wieder zuschlägt? Und ist ihr Freund Willie wirklich der, für den er sich ausgibt? Weiß er mehr über die unheimliche Mordserie, als er preisgibt?

Randi leidet noch immer unter den Nachwirkungen des grausamen Todes ihres Vaters von vor fast 20 Jahren. Kollegen von ihm und der Inkasso-Mann haben sich damals des Mädchens angenommen, das jetzt eine eher mau laufende Detektiv-Agentur betreibt. Willie ist ihr platonischer Freund, der ebenso wie sie über die Besonderheiten ihrer Heimatstadt Bescheid weiß. Da sind die alteingesessenen Familien mit ihrem alten Reichtum, den sie seit der Gründung der Stadt durch ihre Vorväter einheimsen konnten. Entsprechend versuchen sie, dass sie über alles die Kontrolle haben. Doch genau die geht verloren, als das erste Mädchen verschwindet und bald darauf gehäutet aufgefunden wird. Ein Verdächtiger ist schnell ausgmacht, war er doch schon einmal in ähnliche Aktivitäten verwickelt. Doch das grausame Morden geht weiter. Auch Willie wird beinahe zum Opfer eines Überfalls und muss dann Randi schweren Herzens ein Geständnis machen.

Eine umfangreichere Novelle in gebundener Fassung mit dem gewohnt edlen Umschlagdesign zu einem akzeptablen Preis, herausgegeben vom Festa-Verlag, der wie viele andere kleinere Verlage mit Qualität punkten kann. Ich hab schon Büchlein in der Hand gehalten, die auf Toilettenpapier ähnlichem Material gedruckt waren, keine Lesebändchen enthielten und schon gar keine Illustrationen, gerade mal halb soviele Seiten wie "In der Haut des Wolfes" aufweisen konnten und dennoch mit rund 9 Euronen zu Buche schlugen. Kurz für die rund 160 Seiten bekommt man bei einem Preis von 14,80Euro auch wirklich einen Gegenwert geboten. Und man mag bedenken, dass diese Novelle NACH dem Sturm auf den Celebrities-Olymp des Autors aufgrund seiner Bücherund der Verfilmung von "Game of Thrones" erschienen ist. Da hätte man ganz andere Preise aufrufen können und sie wäre wohl dennoch erworben worden. Die Geschichte beginnt wie ein Thriller um einen Detektiv in einem Noir-Crime. Und so geht es denn auch weiter. Erste Spannung tritt auf, nachdem der Mord geschehen war, der die Ereignisse richtig in Schwung bringt. Weitere Morde, tote Mädchen, Geheimnisse, die es zu wahren gilt. Der Horror hier ist eher gedämpft, nicht überaus blutrünstig und von erotischen Einlagen ist bis auf die Frotzeleien von Willie in Richtung Randi nichts zu lesen. Die Story ist kurz, knapp und nicht der übliche Quatsch nach ewiger Liebe winselnder Werwölfe. Stattdessen ist dies ein atmosphärisch dichter Thriller um Werwölfe, die schon länger ihr Dasein unter den Menschen fristen und es lange geheimhalten konnten. Damals waren bei Martin wohl auch noch keine Zwänge vorhanden, endich ein Nachfolgebuch zuzaubern, das den Vorstellungen der neuen und alten Fans seiner nun berühmten Reihe entspricht. So konnte er ohne sich irgendwelchen Erwartungshaltungen zu unterwerfen, völlig frei ein Szenario entfalten, das wie "Wolfen" dem Thema Werwölfe eine andere Richtung gegeben hat als man sie derzeit gewohnt ist. Selbstversändlich ein großer Pluspunkt des Buches - einer von vielen. Man erzählt sich, dies hier wäre das beeindruckendste und beste Werk um Werwölfe, das es auf dem Markt gibt. Hier halte ich dagegen: Für mich ist es "Wolfen" von Whitley Strieber". Ansonsten ist das Buch aber die Anschaffung auf jeden Fall wert. Beitragen dazu tun auch die Illustrationen und das Nachwort, das den Lesern vor Augen führt, dass George R. R. Martin nicht nur "Game of Thrones" ist. Da hat man aber ein schweres Stück Arbeit vor sich, die große Meute davon zu überzeugen. Es ist nämlich wie immer in solchen Fällen: Die Masse hält sich dicht beisammen und wer oder was dann aus dem Rahmen fällt, ist ausgetoßen bzw. wird nicht beachtet. Diese Buch aber hätte entschieden mehr Aufmerksamkeit verdient!!!

Jerry Garcia



Robert W. Chambers. "Der König in Gelb" erzählt von einem furchtbaren Buch, das jedem, der darin liest, Wahnsinn und Tod bringt. Bemerkt man die Gefahr, ist es längst schon zu spät.

Die Geschichten:
Cassildas Lied
Der Wiederhersteller des guten Rufes
Die Maske
Am Hofe des Drachen
Das Gelbe Zeichen
Die Jungfer d'Ys
Das Paradies der Propheten
Die Straße der Vier Winde


Nachwort - über den Autor:
Michael Nagula: Robert W. Chambers - Fantast zwischen Poesie und Dekadenz
Michael Nagula: Die Bücher des Robert W. Chambers

Die Geschichtensammlung dreht sich in der Hauptsache um ein Buch, das dem Leser den Tod bringt, wenn er dem Text über das erste Kapitel hinaus folgt. So erzählt der Autor im weiteren Verlauf von Wahnsinn, Auftragsmorden, Dramen und Realitätsverlust.

Die einzelnen Stories sind von unterschiedlicher Qualität, wobei jetzt aber keine dabei ist, die irgendwie als "schlecht" zu beurteilen wäre, wie ich als literarischer Laie das eben so empfinde. Stilistisch ist es schon etwas weiter weg von dem, was heute so auf dem Markt ist und ob die Sprache der damaligen Zeit in die Gegenwart übertragen wurde, kann ich auch nicht mit Bestimmtheit behaupten, da ich das Original nie gelesen habe. Wenn man die einzelnen Geschichten aufmerksam liest, erkennt man auch, dass sie nicht nur durch den "König in Gelb" miteinander verwoben werden, sondern durch Namen, Orte oder andere Angaben, die jeweils in die Handlung integriert wurden. Da ich ich mit den alten Meistern so gut wie gar nicht beschäftigt habe, kann ich jetzt keine wirklich sinnigen Vergleiche ziehen. Aber eines ist klar zu ersehen: hier ist es eher ein stimmungsvoller und düsterer Grusel, der sich wie ein dunkler Schatten über den Leser legt und nicht vordergründig erschreckt oder literweise Blut vergießt. Die Gemetzel mancher heutigen Bücher schüttelt man nach der letzten Seite einfach ab und widmet sich anderen Dingen. Die Geschichten von Chambers wirken nach, man erinnert sich an Kleinigkeiten, die die Handlungen mit einem - ja, recht dünnen - Faden verbinden und damit zu einem Ganzen werden. Subtiler und eher sanfter Grusel, sprachlich und stilistisch lesenswert und auch weil es spätere Literaten, die einen weitaus höheren Bekanntheitsgrad erreichten als R. W. Chambers doch sehr beeinflusste. Wer also Interesse hat, sich einmal einem kommerziellen Erfolg des 19. Jahrhunderts und der damaligen Sprache zu widmen, kann hier fündig werden. Für mich war es eine neue Erfahrung (von Ausnahmen während der Schulzeit abgesehen) und oberflächlich wie ich nunmal bin, ist jetzt mein Interesse daran geweckt, wie das 190 Seiten (Inklusive Nachwort)starke Buch in die TV-Serie "True Detective" integriert wurde. Staffel 1 liegt ja hier- ungesehen.

Jerry Garcia



Adrian McKinty. Unruhen bekämpfen, das Hez in Whisky ertränken und Fälle aufklären, aber nicht vor Gericht bringen dürfen. Darin ist Sean Duffy als katholischer Bulle in Nordirland Spezialist. Und jetzt hat er es gegen alle Wahrscheinlichkeit auch noch zum zweiten Mal mit einer locked room mystery zu tun: einem verschlossenen Ort, niemand darin ausser dem Opfer, niemand konnte rein oder raus - und dennoch hat Duffy seine Zweifel daran, dass es wirklich Selbstmord war.

Muhammed Ali besucht Belfast. Großeinsatz der Polizei und Duffy natürlich mittendrin. Der Größte haut wie selbstverständlich seine besten Sprüche raus, macht ein bisschen Schattenboxen und entdeckt dann eine Gruppe Rassisten auf der anderen Straßenseite, wie sie Plakate hochhalten und fiese Zoten brüllen. Und der Albtraum eines jeden Bullen wird Wirklichkeit: Ali tänzelt über die Straße zu den Brüllaffen. Höchste Alarmbereitschaft. Später wird Duffy zu einem Diebstahl geschickt. Eine finnische Delegation ist in Belfast abgestiegen, um sich über mögliche Standorte für neue Fabriken zu informieren, was für Stadt und Land enorm wichtig wäre. Also muss dieses infame Verbrechen dringendst aufgeklärt werden - und Duffy ist dafür der Richtige. Also Befragung der Beteiligten, bei der sich ein Herr Ek als eigentlicher Sprecher der vier Personen hervor tut und auch Fragen beantwortet, die man den anderen der Gruppe gestellt hat. Duffy ist genervt, hat aber einen Verdacht, dass diese Angelegenheit kein wirkliches Drama ist. Am selben Tag trifft er auch noch Tony, einen früheren Polizeikollegen, der dem Ruf des Geldes nach England gefolgt ist und nun als Sicherheitsberater tätig ist - für ebendiese vier Finnen. Und dann taucht auch noch eine Reporterin auf, die nach einer Story sucht und hofft, von Duffy etwas erfahren zu können. Kann sie nicht. Dennoch ist genau sie es, die im Hof Carickfergus Castle tot aufgefunden wird. Hat sie sich einschließen lassen, nachdem die Besuchszeit für Touristen zu Ende war und ist dann vom Turm aus in den Tod gesprungen? Alles erweckt genau diesen Eindruck, doch Duffy gefällt dieses Szenario nicht. Was hat sie hier gewollt? Wieso sollte sie springen? Als er mit ihr gesprochen hatte, wirkte sie nicht im geringsten gefährdet. Aber in ihren Unterlagen und bei ihrem Arbeitgeber endeckt er Material, das auf ein Komplott hindeutet, dem sie auf der Spur war. Und so ist nun neben dem Hausmeister, der als einzige Person einen Schlüssel für das Castle und die Räume hat, nicht mehr der einzige Verdächtige. Nur wurden die anderen nicht namentlich erwähnt. Verzwickt.

"Rain dogs" ist auch wieder mit dem trockenen Humor des Protagonisten gewürzt. Ein Mann zu Duffy: "Sie haben das Herz eines Tigers." Darauf Duffy: "Und Hausverbot im Zoo." Und es ist immer wieder kaum nachzuvollziehen, welch mumliges Gefühl Duffy beschleicht, wenn er jedes Mal, bevor er in sein Auto steigt, prüfen muss, ob da keine Bombe angebracht ist. Immer auf der Hut, immer vorsichtig sein und nur in den eigenen vier Wänden mit etwas konfisziertem Hasch und de Lieblingsmusik entspannen können. Und jetzt noch mit Lawson einen Frischling an der Backe, der auch für einigen Humor herhalten muss - natürlich auf seine Kosten. Besonders Crabbie tut sich mit einigen lakonischen Zeilen hervor. Gerade er kommt hier ein weiteres Mal als der unerschütterliche Sarge rüber, der irgendwie schon alles erlebt zu haben scheint und den nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. Und wie so oft fußt diese Story durchaus auf wahren Begebenheiten, die nicht nur dem Terror in Nordirland zur damaligen Zeit zuzuschreiben sind. Sei es Falkland, Thatcher, politische Mauscheleien - einen wahren Kern haben die Geschichten um Sean Duffy immer. Und auch hier erläutert der Autor am Ende des Buches, woher die Inspiration kam. Kurze Stakkatosätze, die man auch bei Winslow oder Ellroy finden könnte, ziehen sich durch die Story, die man dadurch nur noch zügiger liest, obwohl da schon die Handlung an sich genügt, das Buch zu einem weiteren Page Turner Marke McKinty zu machen. Der Stil des Autors ist stark, bringt durch den Protagonisten Duffy die unheildurchsetzte Atmosphäre der irischen Seele in und um Nordirland wunderbar zur Geltung, lässt hin und wieder auch die Musik sprechen, wie der Titel "Rain dogs" beweist. Von Tom Waits dereinst als Ode für die Verlierer im großen Spiel des Lebens getextet, trifft es diese Aussage heute nur noch mehr. Gewinner sind immer nur die Politiker, die mit den Reichen (und somit anderen Gewinnern) mauscheln, dass niemand an ihren Pfründen rütteln kann oder etwa ein lästiger Emporkömmling in ihre Phalanx der Eliten eindringen kann. Der Thriller von Adrian McKinty ist spannend, flott und manchmal auch recht kritisch bestimmten Situationen und Personen gegenüber. Es fesselt zu beobachten, wie der intelligente und zielstrebige Duffy sich der Klärung des verzwickten Falles nähert. Und zum Schluss eine andere Überraschung erlebt.400 feine Thriller-Seiten.

Jerry Garcia



Tom Young. Major Michael Parson und die Dolmetscherin Sophia Gold müssen sich einer neuen Bedrohung stellen: In ihrem Flugzeug befindet sich eine Bombe. Doch wo? Bei einem Anschlag auf ein Polizei-Ausbildungszentrum in Kabul gibt es viele Tote und Verletzte. Major Parson sollte eigentlich ausgemusterte LKW befördern, doch wegen den zahlreichen Verwundeten wird der Flug kurzerhand zu einem Krankentransport umfunktioniert. Doch kaum gestartet, erhält Parson eine schreckliche Meldung: Dschihadisten haben eine Bombe an Bord versteckt! Weil ihnen kein Flughafen eine Landeerlaubnis erteilt, ist die Mannschaft in der Luft gefangen - und erwartet den Tod.

Gold ist in Kabul nicht nur Dolmetscherin, sie arbeitet auch als Lehrerin für Einheimische, welche die Sprache ihrer Helfer (Besatzer oder Feinde, je nach Sichtweise) erlernen wollen. Doch unerwartet geht eine Bombe hoch. Auch sie selbst ist etwas in Mitleidenschaft gezogen, doch nur leicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Personen - Zivilisten und Militärpersonal. Auch Schüler von ihr haben den Anschlag nicht unversehrt überstanden. Ebenfalls in der Nähe auf Hörweite des Attentats ist Parson und wartet auf seine Ladung, die aus altem und defektem Kriegsmaterial besteht, das er aus dem Land schaffen soll. Da die Zahl der Verletzten stetig steigt, wird auch seine Maschine bzw. die "Ladung" in eine Sanitätsevakuation umfunktioniert und viele Verwundete, einige davon schwer, an Bord gebracht. Und Gold kommt ebenfalls mit an Bord, um einige ihrer Schüler wie den schwer verletzten Masud zu betreuen. Für Wiedersehensfreude zwischen Parson und Gold ist keine Zeit. Jeder erledigt seinen Job. Die Maschine hebt von der Landebahn ab und gewinnt an Höhe. Dann erfolgt die Nachricht: Noch während die Maschine sowie die weiteren Transporter der Marke Lockheed Galaxy C-5 am Boden waren, haben Aufständische sie mit Bomben bestückt. Keiner weiß, welcher Art die waren/sind oder ob das überhaupt der Wahrheit entspricht. Letzteres erfahren sie bald! Es kommt eine Meldung herein, dass eine der Transportmaschinen explodiert ist. Nun wird die
Situation verfahren. Wo ist die Bombe versteckt? Welche Art Bombe ist es? Zeitzünder, vielleicht Fluggeschwindigkeit oder gar Höhenmeter? Was löst die Explosion und damit die Vernichtung der gesamten Crew und den Passagieren aus? Ist es eine schmutzige Bombe? Radioaktiv oder mit Viren "im Gepäck"? Und das ist noch längst nicht alles. Sie wollen zwar, können aber nirgends landen. Europäische Länder verweigern ihnen die Überrflugerlaubnis in ihrem Luftraum, weil alle Angst vor dem haben, was die Bombe womöglich anrichten kann. So ist man auf die gefährliche Luftbetankung angewiesen und muss eine Ausweichroute suchen. Selbstverständlich nicht in die USA, die gefährden zwar gerne andere Nationen und bemängeln deren Hilfsbereitschaft, sind aber selbst zu feige, die Maschine auf ihr Festland zu lassen. Und es lauern weitere Gefahren innerhalb der Maschine und auch außerhalb.

Wie es halt so ist, fallen mir bei derartigen Szenarios fast sofort "Airport"-Filme sowie das Buch des Autors Arthur Hailey ein. Das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten, abgesehen von der hier aber eher milden Panik an Bord und den Zerwürfnissen unter den Passagieren sowie der Crew. Tom Young nutzt diese Gelegenheit, die wichtigsten seiner Personen auf engem Raum ohne Fluchtmöglichkeit zusammen zu haben, um mit dem einen oder anderen Nebensatz mehr auf sie einzugehen und sie dem Leser damit auch zugänglicher zu machen. Bisher vermeidet er auch geschickt, Gold und Parson in eine Beziehung schliddern zu lassen (wobei ich fest damit rechne, dass das noch kommen wird) und nur in kleinen Häppchen darlegt, was seit dem letzten Abenteuer mit beiden passierte. Da findet sich nichts von gemeinsamen Tagen. Der Autor hat sich hier, wie ein Dale Brown oder Stephen Coonts es auch taten oder tun, auf seine Aviations-Kenntnisse verlassen und so diverse Schäden oder Fragen zur Haltbarkeit einer solchen Riesenmaschine, mit Bewaffnung wäre sie eine Art T-Rex der Luftfahrt, verständlich für die Leser erläutert - und sich die eine oder andere dramaturgische Freiheit genommen. Und die Dramaturgie selbst? Gerade die ist weit entfernt von "Airport". Hier geht es Schlag auf Schlag, ist eine Krise bewältigt, folgt schon die nächste. Terror an Bord, nicht genug Medikamente, Bedrohung durch Kampfflieger feindlich gesinnter Nationen, Suche nach einem Landeplatz, Schäden an der Maschine, Auseinandersetzungen im Passagierraum und viele Patienten, die dringend professionelle Hilfe in bestens ausgetatteten Kliniken benötigen. In jedem Fall ein Rennen gegen die Zeit. Und hier mal ein Wort zur Übersetzung, obwohl ich das Original nicht kenne. Ich fand es gelungen, dass die Übersetzerin hier einige Dialoge oder Gedankengänge wie "Volkes Wort" eingebracht hat oder eben dem raueren Militärslang seinen freien Lauf ließ. Machte das Ganze irgendwie sympahischer. So konnte man diesen sehr schnellen, spannenden und hin und wieder auch reißerischen Thriller prächtig lesen und hat ihn nahezu verschlungen. Feine Actionunterhaltung, die gerne vom Festa-Verlag mit weiteren Abenteuern in bewährt beeindruckender Weise mit Einband, Cover Art, Übersetzung und angemessenem Preis weitergeführt werden kann. Ich weiß, ich erwähne es ständig, aber für mich hat es seine Berechtigung: Wäre Frank Festa mit seiner Gattin Inge nicht bereit gewesen, den Versuch zu wagen, das Risiko einzugehen, derartige Lektüre wieder auf einen Markt zu bringen, der sich völlig von dem Genre verabschiedet hatte, um sich den nächsten tausend billig einzukaufenden Dan Brown-Klonen oder Jugendtrilogien zu widmen, würden die Freunde der Actionliteratur heute noch darbend vor sich hin dämmern, da man einfach keinen Bock auf den nächsten Serienkiller oder Profiler im 08/15-Stil hat. Und jetzt: Wir haben einen Verlag, der einen Autor nach dem anderen aus dem Hut, den er nur selten trägt, zaubert und uns blendend versorgt. Und wir haben andere Klein-Verlage, die mitziehen. Ihnen allen sei es gedankt, dass ich wieder durch rund 410 Seiten absoluter Unterhaltung vom nervigen Medien- und Politikalltag abgelenkt wurde.

Jerry Garcia



Tim Miller. Die Hölle liegt in Texas, irgendwo im Nirgendwo. Südlich von El Paso verschwinden immer mehr Kinder und Jugendliche ohne jede Spur. Texas Ranger Parker wird zur Ermittlung in die Gegend geschickt. Vor über zehn Jahren war Parker schon einmal hier. Damals erlebte er in einem kleinen Städtchen voller Psychopathen das Grauen. Der Ort hieß Hell. Parker weiß, dass Hell nicht mehr existiert und nichts mit dem Fall zu tun haben kann. Aber dennoch: Das Gefühl der Angst in seinen Eingeweiden wird er nicht los.

Die Gegend um El Paso ist immer wieder ein Hort des Verbrechens. Seien es einfach nur Illegale, die in die USA wollen, oder die Kartelle, die die Stadt von Mexiko aus mit ihren Drogen und Morden überschwemmen. Doch seit geraumer Zeit verschwinden immer mehr Menschen in der näheren Umgebung. Nicht nur Erwachsene, auch viele Kinder sind darunter. Texas Ranger Garett Parker wird von seinem Chef auf den Fall angesetzt und da er nun einmal nicht "McQuade - der Wolf" aka Chuck Norris ist, schwant ihm Böses und mulmiges Gefühl ist noch sehr dezent formuliert. Die Erinnerung an den Ort Hell ist noch längst nicht verblasst. Als er dann in der trockenen Landschaft ermitteln will, bekommt er einen Hilfssheriff als Aufpasser an die Seite gestellt, der nicht unbedingt der Star unter den hiesigen Polizeikräften zu sein scheint. Doch mit oder ohne Aufpasser ist es schwer, Spuren zu finden, da die Entführer clever vorgehen und nicht zu nahe an der Stadt agieren. Doch dann machen zwei einen Fehler und werden dafür auch schwer abgestraft. Parker kommt der Lösung des Falles daraufhin auch näher als ihm lieb ist.

Kennt man den Vorgänger "Willkommen in Hell, Texas" ahnt man schon, auf was diese Geschichte hinauslaufen wird. Schnörkellos erzählte Geschichte, die keinen schlechten Aufbau hat und gewisse Spannungseffekte immer wieder aufblitzen lässt. Die Idee mit der Rückkehr in ein verändertes und unsichtbares Hell, Texas lässt den Leser durchaus an gewisse Aktivitäten von diversen Milizen in den USA denken, die sich von der jeweiligen Regierung abgewandt haben und ihr eigenes Amerika aufbauen wollen. Den Anschein hat man hier ebenfalls - nur dass dieses Amerika dann auf Blut, Mord, Gewalt und Vergewaltigung aufgebaut sein wird. Dass Tim Miller jetzt nicht zu den zartbesaiteten Autoren zählt, die den Unterhaltungssektor bevölkern (manche behaupten auch "malträtieren"), dürfte jedem Leser seiner Bücher "Willkommen in Hell, Texas", "Familienmassaker", "Die Verdammten des Himmels" und "Nacht der Rache" schon offensichtlich geworden sein. Und er weiß, wie er deftige Kost zu servieren hat (ich sag da nur SCHLANGE). Und so wird das zweite Buch um den Ort, den es nicht geben dürfte zum Höllentrip zwischen den Buchdeckeln. Klar, die Charakterzeichnung ist etwas oberflächlich, aber was will man da bei rund 155 Seiten auch noch groß an Tiefgang der Figuren unterbringen. Der Stil schafft ein angenehmes Lesen und man hat die paar Seiten in einem Rutsch weg. Derb ist es ja, was der Autor da kredenzt, aber wenn man sich mal die tägilchen News über ständige Massengräber- oder besser nur Knochenfunde in Mexiko mal zu Gemüte führt, ist nicht alles was Miller so schreibt, wirklich weit von der Wirklichkeit entfernt. Und als Zuckerli lässt er den geneigten Leser auch noch auf weitere Bücher hoffen.

Jerry Garcia



Andrew Post. Brody "Knuckleduster" Calhoun ist ein Gangster, darauf spezialisiert, gewalttätige Ehemänner aufzuspüren und zusammenzuschlagen. Auf diese Weise verdient er sich das Geld für die teuren Batterien, mit denen seine speziellen Karotin-Linsen angetrieben werden. Denn ohne diese ist er blind, seit er das Augenlicht während seiner Zeit beim Militär verlor. Für Fremde ist er einfach nur ein Junkie mit seltsamen, orangefarbenen Augen. Für die Polizei ist er ein Wiederholungstäter mit einem beachtlichen Vorstrafenregister – über siebzehn Fälle von schwerer Körperverletzung, alle mit einer tödlichen Waffe ausgeführt: seinem Schlagring.

Brody hört seinen Anrufbeantworter ab und findet eine eher abgehackt aufgesprochene Nachricht vor. Sie ist von seinem alten Army-Kumpel Thorp, der sich nach den Einsätzen, in die sie verwickelt und dann aus dem Dienst ausgeschieden waren, in die Randgebiete der Städte zurückgezogen, wo er sich um seine Farm kümmert und von den Roboterabeitskräften der umliegenden Areale mehr als nur schwer genervt ist. Doch das ist nicht dessen eigentliches Problem: die Schwester des Veteranen ist verschwunden und hat sich vermutlich bei der Armee eingeschrieben. Thorp will sie da raus haben. Für Brody ein Problem:  Er ist nun einmal ein verurteilter Verbrecher aufgrund seiner Körperverletzungsanklagen und auch bestätigter Strafen, muss sich bei seiner Bewährungshelferin  melden und darf die Stadt nicht verlassen. Dennoch zieht er los. Als er bei seinem Freund ankommt, dauert es nicht lange. bis erste Probleme auftauchen. Nicht nur, dass er die Batterien für seine Augen schnellstens neu aufladen muss, nach seiner ganzen Fragerei hat er auch für ungebetenen Besuch gesorgt. Jetzt wird ihnen klar, dass sie in ein Wespennest gestochen haben, das sie das Leben kosten kann. Doch sie machen weiter, denn es geht um Nectar, Thorps Schwester.

"Knuckleduster" scheint in einer nicht allzu fernen Zukunft zu spielen. Statt Menschen arbeiten Roboter, die Umwelt ist im Prinzip aus Profitgier zerstört und Kriege finden immer noch statt. Nur mit aufgerüsteten Soldaten, die aber diese Umrüstung mit körperlichen Schäden bezahlen müssen. Auch nicht gerade eine neue Errungenschaft der Militärs. Besser geworden ist scheinbar nichts. Es erinnert sogar frappierend an Szenarien, wie sie der Autor Richard Morgan auch schon sehr düster zu Papier brachte, dabei aber mehr der Action und einer anderen Hintergrundstory frönte als dies Andrew Post tut. Sein "Knuckleduster" ist ein Noir Krimi im Science Fiction-Gewand, der dem Leser einen Blick in eine Zukunft gönnt, die diverse Politiker schon planen und dabei vergessen, dass man in einer Demokratie auch die Bürger mit an Bord holen muss. Bei der Einführung des Euro jedenfalls wurde keine Sau gefragt, die Ideen zur komplett bargeldlosen Zahlung werden hinter verschlossenen Türen fast schon mit Verschwörungscharakter am Wähler vorbei vorbereitet und die totale Überwachung des Zahlungsverkehrs dürfte dann zu Auswüchsen wie in diesem Roman führen, wo eine hässliche Roboterbedienung den Gast daran erinnert, sein Konto wieder aufzufüllen. Spannung und Tempo steigern sich zum Ende hin, Wendungen, die man nicht unbedingt so vorausgesehen hat, wie sie dann eintreten, fördern den Lesespass immens. Und hier trete ich mal ganz feste für die Printausgabe ein. Während einige meiner Bekannten - oder auch Leser von Scarecrows Area - sich für die günstigere eBook-Variante entschieden haben, bin ich ja aus Prinzip bei meiner Papierversion geblieben. Und siehe da - wo die eBook-Version wohl nach Angaben der erwähnten Personenkreise vor Fehlern nur so strotzten und als teilweise unlesbar beurteilt wurden, kam ich mit meiner Printausgabe mit nur wenigen kleineren Missgestaltungen der deutschen Sprache davon. Ob das jetzt nur ein Zufall war oder generell die eBook-Ausgaben nur mit "Timbuktu-Deutsch"😈 ausgestattet sind, weiß ich nicht. Die Covergestaltung ist jedenfalls wieder 1A. Also ein Fehleinkauf ist dieses Buch sicher nicht. 390 Seiten

Jerry Garcia



Erik Williams. Für Frank Baldwin scheint der Job nur allzu perfekt. Ab nach Mexiko, die vermisste Pop-Prinzessin, Melony Van Kyle, ausfindig machen, sie zurück zu ihrem Vater bringen und die 100.000 USD abkassieren. Frank kennt die zwielichtige und gefährliche Unterwelt von Tijuana, somit scheint das kein Problem darzustellen, doch als sich eine Verbindung mit der Vermissten und dem Tod anbetenden Santa-Muerte-Kult herstellen lässt, würde er den Job am liebsten hinschmeißen.

Frank Baldwin wird vom Vater eines Teenie-Stars aufgesucht, dessen Geldquelle verschwunden ist. Der Mann hatte gute Jobs, war Soldat und hat sich dann ganz der Karriere seiner Tochter gewidmet und war dabei nicht einmal einer dieser Daddys, die ihre Kids das Geld verdienen lassen, um es dann wild zu verschwenden. Klar, hat er auch von ihrem Geld gelebt, aber einigermaßen zurückhaltend. Doch auch Villa, Security, Anwälte und all das Kosten Geld. Und da die "goldene Gans" nun schon seit längerer Zeit abgängig ist, leeren sich auch die Konten. Bald merkt Frank, dass er wohl die letzte Chance des Vaters ist. Dass es über die Grenze nach Mexiko, genauer nach Tijuana und Umgebung geht, macht den Fall für Baldwin auch nicht sympathischer. Was er dann aber im Nachbarland erleben muss, hat er trotz alles Skepsis so nicht erwartet. Neben seinen plötzlich vermehrt auftretenden feurigen Albträumen, treten ihm noch Killer in den Weg ein Todeskult zieht ihn in seine finsteren Abgründe.

Das Cover des Buches erscheint auf den ersten Blick schlicht und bedeutungslos, erzielt aber bei genauerem Hinsehen eine Wirkung, die die Phantasie des Lesers anregt (hier vermute ich dann als Künstler selbstverständlich wieder den Michael). Zusammen mit dem Klappentext erscheint es wie ein Ticket für eine Reise in eine gar dunkle und geheimnisvolle Welt. Und in die rutscht dann der Detektiv. Vor gar nicht langer Zeit hat mal ein Filmfreund "Ich, der Richter" mit einer Meinungsäußerung bedacht. Sexistisch und rückständig waren zwar nicht seine direkten Worte, aber die Richtung passt schon und ist hier nicht fehl am Platze. Baldwin ist ein Charmeur im Grobiangewand, schluckt gerne einige mehr als guttut, haut ne feine Kelle und schafft es manchmal sogar grinsend die richtigen Schlüsse aus den vorliegenden Fakten zu ziehen (ist halt keiner der politisch korrekten Sorte). Mit den späteren sinistren Kreisen, die ihn fast schon umzingeln, hat er mit seinem doch eher schlichten Privat Eye-Gemüt dann aber doch etwas mehr zu kämpfen als ihm zuvor dünkte. Und Frank hat auch noch sein eigenes Päckchen zu tragen. Frau und Kind wurden ermordet und das lässt ihn nicht nur genug Alkohol oder Fusel schlürfen, um zu vergessen. Die Suche nach Melony ist für ihn wie eine Suche nach dem eigenen Kind, der eigenen Tochter. Eine Art Selbsttherapie. Da wirkt er manchmal traurig und melancholisch. Was ihn aber nicht daran hindert, hin und wieder einiges an trockenem Humor abzusondern. Der eine oder andere Schmunzler stellt sich trotz aller ernsthaften Züge ein. Was anfangs auch noch wie ein normaler Thriller startet, entwickelt sich dann mit der Zeit zum Höllentrip für Körper und Geist in Mexiko. Gut, da werden einige Klischees bedient, aber das macht sich nicht negativ bemerkbar. Erwartungsgemäß wird seine Reise in die Finsternis mit blutigen Kulten, ein oder zwei Prisen Erotik und/oder schnellem Sex, Blutvergießen und vielen Rätseln garniert. Auch Wendungen in der Story stellen sich ein, die man nicht unbedingt erwartet hatte. Vielleicht nicht so furios und filigran, wie viele es möglicherweise gerne haben würden, aber in einem gelungenen Mix düster, grausam, mysteriös, spooky und fesselnd, mit einer Atmosphäre von schwülen mexikanischen Nächten kurz vor einem reinigenden Gewitter und schmuddeligen Bars mit ominösen Protagonisten, die die Vorstellungskraft des Lesers ausreizen. So steuert die Geschichte dann auf ein Finale zu, das durch die unheimliche mexikanische Unterwelt pflügt, dem Leser mit dem zwar gemächlichen, aber spannenden Handlungsaufbau eine Lektüre liefert, die nicht rein auf Action und Erotik setzt, sondern eine feine Geschichte erzählt, die so in letzter Zeit nicht oft in meinem Briefkasten landete. Und bevor jemand fragt: Unser Briefträger ist tatsächlich fähig genug, die Büchersendungen auch NICHT NEBEN den Briefkasten zu werfen. Ein Hipphipphurra dafür.😀 225 Seiten.

Jerry Garcia



Graham Masterton. Als der alte Seymour Willis zu mir ins Gesundheitsamt kam, hielt ich ihn für verrückt. "Okay. Und Ihr Problem ist Lärm im Haus?" "Nicht Lärm", sagte er sanft. "Atmen." "Vielleicht strömt ja ein Luftzug durch Ihren Kamin? Manchmal bläst die Luft durch einen alten Schornstein herab und findet ihren Weg durch Risse in den Ziegelstei­nen der Feuerstelle."
Er schüttelte den Kopf.

John Hyatt, Mitarbeiter beim Gesundheitsamt, hat schon so einige seltsame Dinge erlebt und verworrene Geschichten gehört, aber was ihm der alte Seymour Willis da auftischen will, ist dann doch etwas zuviel des Guten. Behauptet der Mann doch, sein Haus würde atmen. Dennoch sagt er zu, dass er ihn aufsuchen werde. Überraschend schließt sich ihm sein Kollege Dan an. Der ist fasziniert von solchen Begebenheiten und will einfach nur dabei sein. Und tatsächlich - als sie schon fast aufgeben wollten, hören auch sie die Atemgeräusche. Dann passiert etwas grauenhaftes. Dan wird durch das Zimmer gefegt und landet ungemütlich an der wand. danach fällt er in eine Art Koma. Jetzt hält niemand mehr den alten Seymour für spinnert. Nun geht John zusammen mit dem Arzt Jim, seiner Ex Jane und dem Kollegen Bryan ein weiteres Mal in das vermeintliche Spukhaus. Doch dort ergeht es dann Bryan noch schlimmer als Dan zuvor. Und die dann gerufene Polizei glaubt natürlich kein Wort von den Schilderungen um das Atmen eines Dämons, der einen Mitarbeiter des Gesundheitsamtes skalpiert und fast getötet hätte.

Irgendwie fand ich den Dialog auf der Rückseite statt einer Zusammenfassung oder eines Appetizers einen netten Kniff, da man auf die Art absolut gespannt an das Buch herangehen konnte, ohne dass auch nur ansatzweise etwas gespoilert wurde. Erst mit der Anmerkung des Autors zu Beginn auf Seite 9 der 1978 geschriebenen Grusel-Mär ahnte man den Weg, den Graham Masterton hier begehen würde. Der Text liest sich alleine schon wie eine kleine Schauergeschichte zur Einstimmung. Und darauf folgt dann ein immer stärker werdendes Unbehagen, ein flaues Gefühl in der Magengrube, wenn die Protagonisten das Haus inspizieren, seltsame Geräusche hören und sogar attackiert werden. Stimmen, Herzschläge, Gestaltwandlungen, wobei letztere durchaus an den später erschienen Film "Das Ding aus einer anderen Welt" von John Carpenter erinnern mit der Gestalt der vier Arme, vier Beine und zwei verschmolzenen Gesichtshälften. Dennoch ist "Das Atmen der Bestie" kein Splatterfest, sondern mit seinen Verwandlungen und düsteren Beschreibungen ein vielmehr gespenstischer Roman, der Mythen und alte Riten aufgreift, sogar einmal oder zweimal ganz kurz etwas Sozialkritik aufblitzen lässt, wenn an die Herkunft erinnert wird. In der heutigen Renaissance des dunklen Gruslers mit ordentlich Scare Jumps wäre das Buch für eine Verfilmung geradezu prädestiniert. Gänsehaut-Buch statt Blutorgie. Insgesamt eine runde Sache, die sich flott liest und gut unterhält. Da gibt es nix zu mäkeln. Rund 250 Seiten spannender Dämonengrusel.

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