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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia



Tom Zola. Weltweit werden Angriffe der Marsianer gemeldet: Deren Tripods marschieren in Europa, in Asien, in Australien. Lieutenant Rick Marten und seine Spezialeinheit müssen den Abwehrkämpfen tatenlos zusehen, sie sollen im Jemen verbleiben, werden dort täglich auf Patrouillenfahrten geschickt und mit dem Elend der unter Krieg und Hunger leidenden Bevölkerung konfrontiert. Erst als im Jemen ein weiteres Objekt marsianischen Ursprungs auftaucht, offenbart sich Marten der Sinn seiner Mission. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt – und gegen die Kämpfer von Al-Qaida, die in den Marsianern göttliche Abgesandte zu erkennen glauben.

In China gibt es eine Konfrontation zwischen der Heimatverteidigung und den Außerirdischen. Der Stolz Chinas obsiegt in diesem Scharmützel. Unterdessen soll der Brohengst Walther Desmond den berüchtigten Alien-Spezi Stroker ausfindig machen. Ihm gelingt ein Durchbruch, der allen gefällt - außer ihm. Nun soll er nämlich in den Außendienst. Gerade er - untrainiert, stabil gebaut, eher unbeweglich und so mutig wie eine Maus vor drei Katzen. Auch noch in den Kosovo, wo seit den Kriegswirren eh nur durchgeknallte Ballerfuzzis rumrennen. Aber es bleibt ihm nichts weiter übrig. Befehl ist Befehl. Dazu muss er in die Rechnungsabteilung, um die Finanzierung des Trips abzusegnen. Bald wünscht er sich, schon im Außendienst zu sein und nicht in diesem Büro. Die Tortur geht vorüber, die Reise los. Rick Marten ist im Jemen unterwegs auf Patrouille. Doch hier geschieht zwar auch Schreckliches, aber er darf nicht eingreifen. Dieses Grauen macht ihn schier fertig - und lässt dann seine Gedanken Richtung kriselnde Ehe kreisen, was ihn auch nicht auf andere Gedanken bringt, die ihn diesen Einsatz leichter ertragen lassen würden. Dann geraten sie auch noch an Al Qaida-Kämpfer, die die Gunst der Stunde für sich nutzen wollen und die Angreifer aus dem All als willkommenen, wenn auch nicht wirklich freiwilligen Partner verstehen, der ihnen hilft, die Ungläubigen vom Planeten zu fegen. Jetzt muss Martens Truppe doch zeigen, was sie drauf hat. Und damit beginnt ihr Einsatz erst richtig. Von wegen fehl am Platze.

Zuerst einmal kurz zum Autor. Der ist garantiert ein Schelm, der sich vermutlich das Kichern ob seines Kniffs kaum verkneifen kann. Schafft er es doch tatsächlich zwei Romanreihen  unterzubringen, die vom Thema her durchaus als ähnlich zu bezeichnen sind. Ist ja an sich nicht schlimm, aber als Leser muss man sich dann vom Kollegen Bernau aus "V-Fall Erde" gedanklich lösen, um wieder zu Lieutenant Marten und den Seinen zu finden. Seine "Stahlzeit"-Serie hab ich zwar hier, aber ungelesen, sodass ich nicht weiß, ob er da auch noch ein paar Außerirdische untergebracht hat. Jetzt aber zu den Marsianern, die er nach H. G. Wells doch glatt noch einmal auf die Erde loslässt. Er gibt auch eine feine Begründung ab, warum die es jetzt wieder probieren. Aber er nutzt seinen Roman auch, um einige Themen anzusprechen, die zwar nur kurz beleuchtet werden, aber aus dem Unterhaltungseinerlei einiger seiner Kollegen doch herausragen. Da wären die Truppen, die von Organisationen auf Friedensmissionen um die Welt geschickt werden. Die dürfen aber nur bei kriegerischen Akten dazwischengehen, aber das Leid der Bevölkerung nicht lindern, sie dürfen nicht helfen. Die Männer und Frauen, die ihren Dienst tun, müssen diese Bilder, die ihnen zugemutet werden und die sie kaltlassen sollen, erst einmal verdauen. Ihnen wirklich begreiflich machen, warum sie hier nicht aktiv werden dürfen, ist vermutlich unmöglich. Hier wird Menschlichkeit unmenschlich unterdrückt. Befehlshierarchie halt. Die Chefetage kennt solche Sachen nur aus dem TV, da kann man leicht derartige Befehle geben. Ein weiterer Punkt sind die Kriegsgewinnler, die es in jeder derartigen Auseinandersetzung gibt. Besonders erfreut snd da die Waffenexporteure und -händler. Auch recht unverständlich, dass aus Ländern, die Soldaten auf Friedensmissionen schicken auch die Waffen stammen, die diese Missionen erst nötig machen. Verrückte Welt. Den Kampf der Religionen hat er zwar auch erwähnt, aber nicht überstrapaziert. Und er nimmt sich nicht nur ernste Themen vor, er lässt auch ne Ecke Humor einfließen, auch wenn sein Zahlenjongleur Richter doch etwas sehr überzeichnet ist mit seinen Sprüchen über Märchensteuer und so weiter. Da konnten andere Frotzeleien mehr punkten. Die Action der Kämpfe gegen die Islamisten oder gegen die Angreifer vom Mars erscheint ordentlich choreographiert, bietet unterhaltsame Kurzweil und diverse Überraschungen, Wendungen und Ideen, was die Marsianer zu einem neuen Angriff bewogen haben könnte und die die Menschheit nun darauf reagiert. So lesen sich die 260 Seiten wie im Flug und obwohl Darmstadt und Umgebung diesmal verschont wurden, sich die Schlachten nun außerhalb Deutschlands zutragen, bietet "Weltenkrieg 2 - Stunde X" flotte Lesestunden mit einem Buch, das kaum Längen oder Durststrecken aufweist und gespannt auf den dritten Teil macht, der gerne zeitnah kommen darf. Vielleicht kommt vom Autor auch mal ein reiner Actionroman, der sich vor den Werken von Könnern dieses Genres wie Reilly, Greaney, Kay oder Thor nicht zu verstecken braucht. Bis dahin weiter mit "Weltenkrieg" und "V-Fall Erde".

Jerry Garcia



Stephen Hunter. Der Japaner Philip Yano sucht nach dem Schwert, mit dem sein Vater 1945 in der Schlacht um die Insel Iwojima einen amerikanischen Soldaten erstach. Die Spur führt ihn in die USA zu Bob Lee Swagger - dessen eigener Vater an der blutigen Schlacht beteiligt war. Tatsächlich findet Swagger das Schwert und fliegt nach Tokio, um es dem rechtmäßigen Besitzer zu übergeben. Dabei stellt sich heraus, dass die Waffe von historischer Bedeutung ist. Schnell wird die von Yakuza beherrschte Unterwelt Tokios aufmerksam. Nachdem Swagger die hohe Kampfkunst der Samurai erlernt hat, kommt es zu seinem bisher blutigsten Kampf.

Nach einer Rückblende in den Kampf der Amerikaner um die Insel Iwo Jima, auf der sich die Japaner gut befestigt eingegraben haben und bis zum bitteren Ende kämpfen wollen. Bobs Vater Earl war einer der Marines, die das Gemetzel überlebten - und der von dort ein Schwert mitbrachte, das eine Menge Blut vergossen hatte. In der Gegenwart taucht dann ein Japaner bei Bob und seiner Familie auf, der nach eben diesem Schwert sucht und es erwerben möchte, da es ein wichtiges Erbstück der Familie ist. Bob Lee hat keine Ahnung, wo das Werkzeug eines Kriegers abgeblieben sein könnte, verspricht dem Mann aber, danach zu suchen und es ihm dann zukommen zu lassen, falls er es findet. Nach einigen wenig aufwendigen Recherchen kann er es tatsächlich ausfindig machen und reist damit nach Japan, um sein Versprechen einzulösen. Er freundet sich sogar mit den Leuten an, doch als er abreisen will, sieht er am Flughafen im TV, wie in den Nachrichten verbreitet wird, dass das Haus der Gastgeber abgebrannt sei und niemand überlebt habe. Bis auf das Mädchen Miko, das ihn den Blechmann nannte. Jetzt will Swagger die freundlichen Leute rächen und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Kind in sichere Obhut kommt. Durch diesen Entschluss lernt Bob Lee Japan besser und blutiger kennen, als er sich je erträumt hat.

Wer bisher die Romane um Bob Lee Swagger als feinste Sniper-Action in freudiger Erinnerung hatte, muss sich nun gewaltig umstellen. Keine Lehrstunde mehr über Minution, Entfernung, Windgeschwindigkeit, Tarnen und Schießen. Swagger wird weit aus seiner gewohnten Welt geholt und muss sich in einem fremden Land mit anderen Sitten und Bräuchen zurechtfinden. Daher wird es nach dem gewalttätigen, extrem blutigen und actionreichen Prolog auf Iwo Jima für längere Zeit sehr ruhig und gediegen. Stephen Hunter hat sich zudem recht gut in die Geschichte und Besonderheiten der japanischen Gesellschaft eingearbeitet und kann sich mit den Kenntnissen durchaus mit Eric van Lustbader und seinen Ninja-Romanen messen, bevor dieser zum Lohnschreiber für die Ludlum-Erben wurde. Von den pornographischen Mangas über geduldiges Verhalten und ehrenvolle Anreden bis hin zur Kampfkunst erfährt der Leser zusammen mit Swagger so recht viel Wissenswertes (plus einiges an Fiktion natürlich). Als man Swagger dann eine Kampfausbildung im Schnellverfahren angedeihen lässt, erinnert man sich durchaus schmunzelnd an Scott Glenn in "Wenn er in die Hölle will, lass ihn gehen aka The challenge" und einen Teil seiner Bildung bezieht auch Swagger aus Filmen z. B. die Geschichte der 47 Samurai. Und wie Scott Glenn wird er schwer rangenommen, lernt die Präzision der Schläge von links oben schräg nach rechts unten zwecks Körperteilung, wird mit ihm ungewohnten Übungen fit gemacht, soweit das bei einem 60-Jährigen noch geht. Dieser Teil ist zwar interessant, aber weitgehend actionfrei und mit den gewohnten Aufgaben des Snipers hat es absolut gar nichts zu tun. Dennoch ist "Der 47. Samurai" ein guter Thriller, der stellenweise so richtig das Blut fließen lässt, dass unter den toten Körpern wahre Bäche davon langsam im Frost gerinnen. Und wirklich so ganz nebenbei darf sich Tom Cruise rühmen von Stephen Hunters Bob Lee Swagger wegen seines Versuchs sich mit "The last Samurai" seinen Oscar im Stile eines "..der mit dem Wolf tanzt" zu ergattern als Missetäter an der japanischen Kultur bezeichnet zu werden. Die Unterschiede der Kulturen und vielleicht auch der Versuch, einen Swagger mal abseits der gewohnten Pfade agieren zu lassen, wobei man sich möglicherweise auch an "Yakuza" mit Robert Mitchum und Brian Keith erinnert, waren vermutlich der Grund für dieses Buch - dieses trotz ungewohntem Setting verdammt gelungenem Buch mit rund 505 Seiten. Mehr von Stephen Hunter wird beim FESTA-Verlag kommen.

Jerry Garcia



Vince Flynn. Terroristen dringen ins Weiße Haus ein und nehmen mehrere Dutzend Geiseln. Präsident Robert Hayes gelingt es zwar, sich in einen unterirdischen Bunker zu retten, doch jetzt steckt er in einer tödlichen Falle. Und um ihn zur Aufgabe zu zwingen, beginnen die Fanatiker mit einem Blutbad unter den Gefangenen. Während die Beamten noch darüber streiten, wie sie mit dem Feind verhandeln sollen, bewegt sich Anti-Terror-Kämpfer Mitch Rapp schon unbemerkt durch die geheimen Gänge des Weißen Hauses, um die Geiseln zu retten. Doch jemand aus Washingtons Elite ist entschlossen, Rapps Rettungsmission zu verhindern.

Rapp und einige SEALs sind im Iran tätig und wollen einen ganz betimmten Mann - Harut, seines Zeichens Feind der USA - exfiltrieren. Das geschieht im Dunkel der Nacht und gut geplant. Dennoch geht nicht alles seinen vorgesehenen Gang und man wird in eine Gefecht verwickelt, bei dem Sniper und Miniguns dem kurzerhand ein Ende machen. Danach verlässt der Trupp mit Rapp den Iran, im Gepäck den Gefangenen, der dann zum hochnotpeinlichen Verhör abgeliefert wird. Noch während man Rapp und die SEALs aus dem Fokus der Medien bringt, nachdem der Iran sich massiv über die Verletzung ihres Hoheitsgebietes ereifert, steht den Amerikanern ein anderes Problem ins Haus. Aziz schleicht sich als Prinz Khalib mit List, Tücke und einer Menge Geld ins Zentrum der Macht. Ausführliche Planung, monatelange Vorbereitung und eine gewisse Skrupellosigkeit sind Garanten dafür, dass der Überfall auf das Weiße Haus gelingt. Einzig dass Präsident Hayes mit seinen wichtigsten Personenschützern die Flucht in seinen Safe Room in den Katakomben seines Amtssitzes gelingt, ist ein Wermutstropfen. Doch dafür hat man ja Geiseln genommen. Forderungen stellen, Geiseln als Beweis der Kaltblütigkeit und um die Drohungen zu unterstreichen erschießen, und dahinter einen unbekannten Plan verfolgen, den er auch seinen Leuten vorenthielt. Und dann kommt Rapp ins Spiel - und der findet einen 60-jährigen Rentner, der ihm einen Zugang zum Gebäude weisen kann, der nur sehr wenigen Personen bekannt ist, schon gar nicht den Feinden. Dass der Alte mitkommen will, wurmt Rapp zwar, könnte aber dennoch von Vorteil sein. Erst einmal im Gebäude kann Rapp gerade noch die Journalistin Anna Rielly vor einer Vergewaltigung durch einen der Kerle retten und rät ihr, sich zu verstecken, bis alles geregelt ist. Danach schreitet er zur Tat.

Dieses Buch ist als "Der Angriff" schon 2004 erstmalig in einem deutschen Verlag und deutscher Übersetzung erschienen. Dabei hatte es wie viele Bücher zuvor an der schon seit Dekaden praktizierten "Anpassungskürzung" zu leiden, mit der man das Werk in die Nähe einer (von den verlagen bestimmten) akzeptablen Seitenzahl bringt. Nebenbei fielen dann auch noch diverse Formulierungen und Gewaltspitzen der Schere zum Opfer. Nun hat sich der FESTA-Verlag den Büchern von Vince Flynn angenommen und die Reihe zuerst da fortgeführt, wo sie von dem früheren Verlag des Autors einfach abgebrochen wurde. Und wenn man schon dabei ist, kann man ja auch die gesamte Reihe dann in ihrem ursprünglichen Umfang übersetzen und ungekürzt dem Leser servieren. Eine Besprechung der älteren Ausgabe hatte ich nicht geschrieben, weil da noch niemand auf die Idee kam, den wohl gerade erst gedanklich zu bestehen begann und ich noch weitere Jahre nur den Shane Schofield aus den Büchern von Matthew Reilly kannte. Wäre es nur so geblieben, der andere ist nämlich ein anspruchsvoller Leitwolf😈. Zum Buch: Rapp ist der harte Hund der Story, der sich schwer steuern lässt und kurzen Prozess mit seinen Gegnern macht. Zudem getrieben von einem Rachedurst (Siehe "American assassin"), der ihn ohne Skrupel gegen den Feind agieren lässt. Dennoch - oder vielleicht gerade dewegen - funktioniert er als Sympathieträger des Thrillers, der sich eindeutig an einigen schon früher erschienenen Werken im Stile von "America First" orientiert. Tom Clancy und Robert Ludlum, der aber entschieden differenzierter skizzierte als Clancy, waren zusammen mit Dale Brown Vorreiter in dem Genre. Mittlerweile gibt es etliche Autoren, die sich diesem Thema widmen. Viele davon auch beim FESTA-Verlag unter Vertrag, manche beim Luzifer-Verlag (Chris Ryan). Das vorliegende Buch ist ein gutes Beispiel der Trennung von Gut und Böse. Dem tapferen Helden wird eine edelmütige und toughe Frau zur Seite gestellt und beide sind nur mit positiven Charaktereigenschaften ausgestattet. Die Feinde sind wankelmütig, leicht dämlich, benehmen sich unzivilisiert und sind bösartig brutal nur zum Selbstzweck, während Rapp mit seiner Gewalt Menschen retten will. Mich persönlich hat die Journalistin dann mit der Zeit doch einigermaßen genervt. Nicht ganz so ausführlich wie Clancy und Ludlum hat Vince Flynn auch den politischen Zwist von Parteiführern, Beratern und den Diensten wie Secret Service, CIA, FBI und den Kampfeinheiten wie SEALs sowie die Medienmanipulation durch die Politiker und die Manipulation der Bevölkerung durch die Medien ins Geschehen integriert. Diese Machtsppielchen werden immer wieder durch Aktivitäten von Rapp auf der Spur der Geiselnehmer und den Verbrechern unterbrochen, sodass trotz einiger Diskussionen und Dialoge kein länger andauernde Durststrecke das Lesen zur Qual macht. Der Stil ist flott, leicht zu lesen,die Story nicht zu komplex, um sperrig zu wirken und die Action dann auch rasant und in Kleinigkeiten dann auch recht derbe. Ein typischer Flynn und wer diese Art Bücher schätzt, kann hier gerne zugreifen. Es gibt rund 630 Seiten Polit- und Actionthriller voller Spannung satt.

Jerry Garcia



Tim Lebbon. Unaufhaltsam fallen unzählige Raumschiffe der gefürchteten Predatoren in den von Menschen kontrollierten Teil des Weltraums ein. Um der Bedrohung durch die Yautja, wie die Predatoren auch genannt werden, etwas entgegenzusetzen, schickt die Weyland-Yutani-Cooperation ihre Spezialeinheit ins Feld - die Colonial Marines. Aber der Preis, den sie dafür zahlen, ist hoch, denn die Predatoren sind überlegene Krieger, und jede neue Konfrontation fordert unzählige Opfer.
Doch als sich Lt. Johnny Mains zusammen mit seinem Trupp Marines - den VoidLarks - dem Kampf stellt, stoßen sie auf einen Feind, der noch tödlicher ist, als man es sich hätte vorstellen können.

Liliya - an Bord der USS Evelyn-Tew. Vielleicht letzte Überlebende im Jahr 2351 AD. Sie berichtet von einem Fund der Mannschaft, den diese unbedingt erforschen wollte und dabei auf die Xenomorphs stieß. Das Ende der Mannschaft. Diese Aliens sind nicht aufzuhalten. Im Jahr 2692 AD sind die Colonial Marines auf Patrouille am Rand der Menschlichen Sphäre, um sie gegen Angreifer zu schützen oder die Kolonien zu warnen. Es gibt Ärger mit den Yautja, die zwar immer mal wieder für kleinere Scharmützel gesorgt haben, aber nie in so großer Zahl die Grenze überschritten. Natürlich tun die Marines alles, um die Angreifer in die Schranken zu weisen, aber gegen deren überlegenen Waffen, die Möglichkeit der Selbstheilung und deren Stärke sind sie fast machtlos. Auf einen erledigten Yautja komme immer mehrere eigene Kampfgefährten auf die Verlustliste. Der Vernichtung ganzer Stationen folgt natürlich auch immer eine Gegenantwort, was die Situation der endgültigen Eskalation immer näher kommenlässt, wenn sich die beiden Kriegsparteien nicht zu einigen wissen.

Tim Lebbon hat ja schon einige Erfahrung mit dem Genre und den Franchises, sodass man auf gute Unterhaltung spekulieren konnte. Dass der Luzifer-Verlag aber für diese Veröffentlichung derartige "Dresche bezogen" hat, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Der Vorwurf, eine gebundene Fassung würde nicht existieren und der Lektor habe sogar das verpennt, hätte sich leicht entkräften lassen. Man schaue doch bitte auf die entsprechende ISBN. Dass das Buch eigentlich kaum zu lesen sei, weil die Anzahl falscher Wörter und Satzstellungen größer sei als die von korrekt geschriebenen Worten oder übersetzten Sätzen, ist dann auch etwas an den Haaren herbeigezogen. Klar gibt es einige unforced errors, aber die finden überall ihren Platz (Aktuell sehr schön zu finden in einem neuen Buch eines Großverlags bei einem versierten und bekannten Übersetzer. Ich gehe davon aus, dass keiner das absichtlich macht.) und manche geschehen auch erst beim Satz/Layout, das NACH dem Lektorat kommt. Ist es gehäuft, nervt es. Bleibt es im Rahmen, Schwamm drüber. Hier tendiere ich eher zum Schwamm drüber.
Buch 1 also hat alle aufzubieten, was man aus Kino und Comics sowie Büchern kennt: Menschlein, Androiden, Aliens und Predatoren. Die Story entwickelt sich nach und nach, erstattet der Android zumeist nur Bericht, wird die Weyland-Yutani-Cooperation weiterhin als dunkle Macht im Hintergrund mit Zielen, die nur ihrem Machtausbau dienen geschildert, sind die Militärs auf Kampf aus und die Bewohner von Planeten und Forschungseinrichtungen wollen nur in Frieden leben. Ebenso die vielen Arbeiter auf fremden Welten, die dort seltene Erze für WY abbauen. Die Colonial Marines unter Johnny Mains sind ein verschworener Haufen, die sich allesamt als gute Kameraden und Kämpfer sehen. Für den emotionalen Part sorgen ein kleines Techtelmechtel zweier Protagonisten und die Opferbereitschaft unter den Soldaten. Man bekommt also alles, was zu erwarten war und man in meinem Fall auch lesen wollte, fachgerecht mit den benannten kleinen Fehlerchen serviert und ists zufrieden. Der Autor hat seine Geschichte flott und actionreich umgesetzt, bietet dann einen Ansatz, der bisher in diesem Alien/Predator-Universum noch nicht da war und lässt das Ganze dann mit einem fetten Cliffhanger enden. Wer auf philosophische Phrasen und Diskussionen um den Sinn des Lebens verzichten kann und sich lieber dem temporeichen Zwist unter den sich fremden Rassen widmet, ist hier so richtig wie der Filmfreund, der die Saga weiterlesen will. Für höhere Ansprüche eher weniger geeignet, aber als Zeitverteib mit Wiedererkennungsfaktor ein netter Spaß mit einigem Blutvergießen über 380 Seiten schon gelungen.

Jerry Garcia



David Baldacci. Seit zwanzig Jahren sitzt Melvin Mars in der Todeszelle. Er soll seine eigenen Eltern ermordet haben. Doch kurz vor der Hinrichtung taucht wie aus dem Nichts ein anderer Mann auf und behauptet, das Verbrechen begangen zu haben. Ein Fall für Amos Decker, den Memory Man - der seit einem Unfall nichts mehr vergessen kann. Innerhalb einer Spezialeinheit des FBI klärt er ungelöste Schwerverbrechen. Schon bald zeigt sich, dass der Fall enorme gesellschaftliche Sprengkraft birgt.

Amos Decker wurde nach den Vorfällen um die Ermordung seiner eigenen Familie und mit seiner unfreiwilligen Gabe der ewigen Erinnerung an was auch immer geschieht oder er liest, vom FBI angeheuert, um ein einer Sondereinheit ältere, kalte Fälle zu lösen. Doch während er schwer wuchtig, weil er sich nach der Zeit des Todes seiner Familie ordentlich vollgefressen hat und entsprechend fett ist, auf der Fahrt zum Huptquartier des FBI im Radio von einem Fall hört, in dem ein in Alabama kurz vor der Hinrichtung stehender Mörder zugibt, Morde in Texas begangen zu haben, für die ein vor zwanzig Jahren Verurteilter nun auch vom Staat getötet werden soll, weiß Decker, welchen Fall er zuerst bearbeiten will. Zum Tean, das ihm vorgestellt wird, gehört der Leiter Bogart, Deckers bekannte Jamison, eine Psychologin namens Davenport und mit Todd Milligan ein weiterer FBI-Mann. Decjers Start mit Milligan ist denkbar ungünstig, weil der partout einen anderen Fall abhaken will, doch Bogart steht zu Decker. Also fahren sie nach Texas und besuchen den Mann. Nach einem Gespräch ist isch Decker sicher, dass der Mann unschudlig verurteilt wurde. Sie beginnen zu ermitteln und starten bei Montgomery in Alabama, um zu erfahren, warum er erst jetzt mit der Sprache rausrückte. Viel brachte es nicht, aber Vermutungen verschiedenster Art machen sich in den Köpfen breit und die Befragungen der Beteiligten wenden sich auch in andere Richtungen. Selbst beim Tod von Melvins Eltern tauchen nun Fragezeichen auf?

Hach ja, wie lange habe ich darauf gewartet, dass endlich mal jemand den Mut hat, einen Roman über einen Mann zu schreiben, der unschuldig im Gefängnis sitzt und dann in letzter Sekunde gerettet werden soll. Dieses bedrückende Szenario hätte es verdient gehabt, schon tausende Male in Roman und Film dem Kunden nahegebracht zu werden. David Baldacci hat das Flehen erhört, dass die Leser endlich ein solche einzigartiges Szenario geboten bekommen wollten.😈
Naja, er hat dann wohl selbst gemerkt, dass man diese altbekannte Geschichte etwas aufpeppen muss. Er hat das in einer Weise getan, die man von bekannten Massenwareverfassern schon in milderer Form oftmals erlebt hat, aber Herr Baldacci war das nicht genug. Er wollte wohl nicht mehr nur kleine Hinweise einstreuen. Nein, für ihn musste es eine Fibel für Gesundheit und Political Correctness sein. Also liebe Leser, seid gefälligst gegen die Todesstrafe, die Zustände in den Gefängnissen, gegen Texas und seine Vollzugsbeamten, lebt und esst gesund (am Beispiel Decker tobt sich der Autor hier mächtig aus), seid gegen Rassismus und liebt Minderheiten oder andere Lebensauffassungen und wäre der Weinstein-Skandal schon aktuell gewesen, hätte er ihn auch verwurstet. Ich will hier nicht behaupten, dass alle diese Punkte Blödsinn sind - ganz im Gegenteil -, doch ich mag es nicht, wenn ich mir einen (vermeintlichen) Spannungsroman kaufe und mich dann für mein gutes Geld von einem Ami (Kriegstreibernation Nummer 1) indoktrinieren lassen soll - huch, geht nicht in die Sümpfe, der Alligator könnte sich an euch ja einen Zahn ausbeißen oder Magenbeschwerden bekommen. Schützt die Tiere, bleibt zu Hause, aber bewegt euch an der frischen Luft😜. Und was dieses Thema sexuelle Belästigung angeht, das nun wieder durch die Medien geschleift wird und Vorschriften gebiert, wie Männer sich verhalten sollen, hat auch seine Vorteile. Gibt künftig kein Trinkgeld mehr, könnte die Ische ja als sexuelle Belästigung ansehen. Geiz ist wieder geil.
Ach ja, das Buch. Viele Wendungen, bei denen an etlichen Haarteilen gezogen werden musste, ein Spannungsbogen wie der Rücken einer Nacktschnecke. Viel Gelaber plus dem erwähnten Lebensratgeber, wenig Tempo trotz einiger vorfälle und das ständige Verweisen auf gesellschaftliche Probleme, die andere Autoren schon vor Ewigkeiten intensiver und besser angesprochen haben. Du willst etwas lesen, das mit dem Rassismus im heutigen Amerika zu tun hat? Nimm die Trilogie um "Natchez" von Greg Iles. DAS ist Gesellschaftskritik, nicht platt, dafür intensiv und nicht ein paar wenige "weise"Pseudosätze eines populistischen Publikumslieblings bei einem populären Verlag. Die Charaktere in "Last mile" sind simpel, dramatische Momente rar und das emotionale aufgesetzt. Was den Protagonisten angeht, wird schon im zweiten Buch daran gearbeitet, ihn dem allgemeinen Pflichtideal anzupassen und damit uninteressant und irgendwie unsympathisch zu machen. Etwas für das Kyle Mills mit seinem Mark Beamon immerhin schon drei Bücher benötigte. Zudem wirkt das alles wie eine 540 Seiten lange Vorbereitung auf eine TV-Serie. Wer nur etwas sucht, das man in 30 - 50 Seiten-Schritten so nebenbei als Zeitvertreib liest, ohne auch nur ansatzweise gefordert zu werden, kann sich das Buch schon gönnen, dafür ist es ja wohl auch gedacht. Seichte Ware für höchsten Umsatz. Man nehme dann noch das Taschenbuch, weil es leichter zu tragen und leichter zu bezahlen ist, solange die Taschenbuchpreise noch halbwegs im Rahmen bleiben. Wirklich empfehlen tu ich es nicht. Warum ich es trotz des "Warnschusses" durch Buch eins gekauft habe? Aus dem gleichen Grund, warum ich mir weiterhin die Seagal-Filme gönne - in der irrigen Annahme, es könnte ja mal wieder was dabei sein, das wenigstens noch semi-interessant ist. Unverbesserlich und unbelehrbar. Ja!

Jerry Garcia



Clancy ist Baldacci ist Cussler ist Patterson ist Rollins - und alle sind Grant Blackwood.

Grant Blackwood statt Tom Clancy. STAATSSTREICH FÜR DIE DEMOKRATIE! Jack Ryan jr. befindet sich gerade in Teheran, als sein ältester Freund Seth, der angeblich als Berater für Ölförderanlagen arbeitet, plötzlich verschwindet. Die Spur führt Jack in die russische Republik Dagestan. Dabei gerät er immer tiefer in ein Verwirrspiel zwischen CIA, MI6 und russischem Geheimdienst. Muss Jack sein Land verraten, um seinen Freund zu retten? Der neue große Fall für Jack Ryan.

Jack Ryan jr. gammelt im Auftrag der US-Regierung und des Campus in einem Straßen-Cafe in Teheran herum und schaut sich die Umgebung an. Sein Job scheint nicht schwer, soll er doch nur live und in Farbe sehen, wie sich die neue und gemäßigte Führung des Iran im Alltag bemerkbar macht. Scheint alles zu passen, wenn man bedenkt, dass er die Zeit findet, einige unverschleierte junge Damen im Auge zu behalten. Völlig unerwartet setzt sich dann Seth zu ihm, der wie gewohnt einen verabredeten Zeitpunktzu einem Treffen bestenfalls für einen nebensächlichen Vorschlag hält. Nach etwas Geplänkel macht er auf mysteriös, erzählt etwas von einer Wohnung und der Kühltruhe und verschwindet. Dann findet Jack jr. neben seiner Tasse einen Schlüssel für eine Wohnung, die sein Kumpel im Gespräch erwähnt hatte. Also begibt er sich dahin, wird von irgendwelchen Typen einkassiert, von einer Frau - Ysabel - befreit und in eine Sache hineingezogen, die weit größer ist, als er bei seinem Besuch in Teheran erwartet hat. Plötzlich hat er eine Freundin und Kollegin von Seth am Hals, der weiterhin verschwunden bleibt, muss sich mit gemeinsam aktiven Agenten Englands und Amerikas herumärgern, während in Schottland vier undurchsichtige Figuren eine Studentin entführen wollen. Erst erwischen sie die falsche Frau, doch den Fehler korrigieren sie bald. Und während Jack jr. nun mit den Agenten am Hacken nach Seth sucht und dabei immer weiter Richtung Russland reist, weist sich auch, wie diese Entführung mit seiner Mission zusammenhängt.

Hab ich zuletzt auf Massenwarenanbieter David Baldacci rumgehackt, ist jetzt leider auch dieses Buch fällig. Tom Clancy hat zwar auch schon zu Lebezeiten, als die Gesundheit nachließ und die leichte Arbeit an Ideen für diverse Reihen, die andere Autoren dann schreiben sollten, mit Co-Schreibern gewerkelt, aber in den letzten Jahren wird die "Marke Clancy", wie der Verlag das bezeichnet, ebenso verhunzt, wie das berühmte "Made in Germany". In beiden Fällen kann man sich hier auf Qualität nicht mehr verlassen. Leser der ersten Stunde weden hier gleich zweimal veräppelt: 1. ist es kein Clancy und 2. auch kein Jack Ryan, wie auf dem Buchrücken vermerkt, was an den früheren Helden erinnern soll, sondern nur die Allerweltsfigur Jack Ryan jr., der wohl dazu dient, die Reihe unbeschadet fortzuführen und noch weiter Kohle zu machen, indem man sich jüngeren Lesergenerationen anbiedert und die Ausarbeitung und schriftstellerischen Anforderungen heutigen (Bildungs-)Standards anpasst. Mal abgesehen davon, dass dieser Staatsstreich selbst im Clancy-Universum nicht gerade neu ist, wird hier wieder das typische amerikanische Verständnis von Demokratie zelebriert. Mit List, Tücke und auch Gewalt werden unliebsame Nationen und deren Führer demokratisiert. Afrika und Südamerika, Mittelamerika oder Irak können ein Lied davon singen, wie das vonstatten geht. Da werden Aufstände organisiert, Rebellengruppen unterstützt, um dann einen Despoten an die Macht zu bringen, der Amerika dann zwar hörig ist, aber so demokratiekundig ist wie ich mit Einsteins Erkenntnissen. So werden dann auch die Figuren gezeichnet. Hier die netten Amis, deren freundliche Verbündeten und dort die bösen Feinde. Abgrundtief hässliche und rücksichtslose Figuren. Der russische Präsident heißt hier Worodin, ist aber klar erkennbar Putin nachempfunden - dem Putin, wie Amerika ihn sieht. Dass der sich mittlerweile gegen die immer enger werdende Schlinge der kommerzialisierten äh demokratisierten Ex-Republiken und die damit einhergehende Demütigung um und für sein Land wehrt, ist klar. Sieht nur niemand so. Figuren und auch Inhalt sowie Dialoge lassen immer wieder Erinnerungen an die früher als Groschenhefte (davon sind sie ja jetzt auch weit weg) bezeichneten leichten Lektüren der Heftromane aufblitzen. Wenn es dann mal wieder heißt "Jack hat auch schon getötet, aber nicht gerne, ihm wurde immer über dabei....", weiß man, wo man gelandet ist. Ein halbes Buch später wird dann schnell mal auf die Verwundeten geschossen, um ihnen endgültig den Garaus zu machen. Billige Anti-Russland-Kampagne auf recht hohem Verblödungsniveau, das den ganzen Quatsch zum Bodensatz der Reihe macht. Grant Blackwood hat zu Beginn des neuen Jahrtausends mal eine Trilogie um die Figur des Briggs Tanner geschrieben, die den Weg nach Deutschland nie fand, und ist seitdem als Co-Autor aktiv. Zu seinen Auftraggebern zählen neben Clancy auch Clive Cussler, James Rollins und James Patterson. Über seine eigenständige Arbeit kann ich leider wenig sagen, die Werke für die Cussler und Rollins hab ich hier, aber ungelesen. Was er aber hier über rund 560 Seiten abliefert ist unterirdisch. Sein Kollege Mark Greaney ist zwar auch in dieses Clancy-Korsett gezwängt, hat aber auch eine eigene Reihe am Start und die ist im Vergleich zu seinen Auftragsromanen echte Actionkost. Natürlich auch America First, aber wenigstens unterhaltsam. Aber von "Under fire" sollte man auf jeden Fall die finger lassen, auch wenn es günstiger als Taschenbuch erscheint oder man die e-Book-Variante wählt. Es taugt einfach nichts.

Jerry Garcia



A. R. Shaw. Es geschieht, was die Welt am meisten fürchtet: Ein mutiertes Vogelgrippe-Virus löst eine weltweite Pandemie aus, die den Planeten verwüstet und die Menschheit fast ausrottet. Nur zwei Prozent der Weltbevölkerung überleben. Graham trägt das letzte Familienmitglied zu Grabe. Dem Rat seines Vaters folgend begibt er sich in die Wildnis, in die Blockhütte der Familie. Wird er die Kraft haben zu überleben?

Nachdem sich Graham davon erholt hat, dass er jetzt völlig alleine ist, erinnert er sich an die Ratschläge, die ihm sein Vater noch vor der Pandemie erteilt hat. Bleib isoliert, geh zu Blockhütte und lebe dort autark. Doch schon vor Reiseantritt wird ihm von einer Frau der kleine Bang überantwortet. Die Frau wird an dem Virus sterben, aber Bang ist ebenso immun wie Graham. Sie werden zwar nicht krank, tragen das Virus aber in sich und sind somit eine Gefahr für andere, die vielleicht irgendwo gut versteckt überlebt haben, ohne mit dem Virus je in Berührung zu kommen. Während sie weiterziehen, müssen sie sich vor einer Person in acht nehmen, die gefährlich werden könnte, was sie zu dem Entschluss bringt, dass sie die Gegend umfahren. Doch nicht weit weg von der Straße, in der der Kranke herrscht, finden sie zwei Mädchen und einen Hund, der sich als Polizeihund entpuppt. Auch diese schließen sich Graham an. An der Hütte angekommen, treffen sie dort Tala und Ennis. Tala hat gerade eine Fehlgeburt überstanden und Ennis ist ein Ex-Cop und ein alter Knurrhahn, die es hierher in die Wildnis geschafft hatten. Nach erstem Misstrauen lässt man auch sie hier wohnen. Man richtet sich auf den Winter ein, Jagd, plündert die Läden in den Städten, hält sich von allem fern, das mit anderen lebenend Menschen zu tun haben könnte. Dennoch fahren alb zwei Gestalten im Kanu unten am See vorbei und seltsame Figuren in Schutzanzügen bringen einen Jungen, der immunisierter Träger ist und den sie nicht bei sich behalten können. Man bittet darum, den Burschen namens Mark aufzunehmen. Auch ihm wird eine Heimat geboten. Dennoch ist Misstrauen weiterhin angesagt - und es wird vonnöten sein.

Das Buch gehört rein gar nicht zu meinen üblichen Dystopien wie z. B. "The End"von G. Michael Hopf. In diesem ersten Buch einer Reihe um Graham und sein Gefolge hat die Menschlichkeit und die Harmonie die Überhand über all das grausame Schicksal übernommen. Graham macht nach seinem schrecklichen Verlust, der ihn eine längere Zeit beschäftigt und zu Hause hält, dann die Reise zu dem Familienblockhaus, das abgelegen in einem Waldgrundstück liegt. Es ist eine Reise in die Einsamkeit, die nicht von üblen Despoten, Mutanten, verrückten Killern und Clowns wie Ferdi Mulligan beherrscht wird. Beängstigend ist die Leere, Furcht verbreitend Tiere wie der Bär, die ihr Futter nun in der Stadt finden unter all den Toten. Aber er hat auch Glück. Immer mehr Menschen schließen sich ihm in kleiner Zahl an. Gerade die Kinder zu Beginn machen es ihm etwas schwer, aber es gibt keine großen Hindernisse. So wirkt er dann auch wie eine Art Josey Wales aus "Der Texaner" mit Clint Eastwood ohne Schießereien. Als sie die Hütte problemlos erreichen, kommen zwei weitere Personen hinzu und die Geschichte des Josey Wales alias Graham kann ihren Lauf nehmen. Was verwunderlich ist, ist die Möglichkeit, dass man noch in Ruhe tanken kann, Kreditkartendienste nach der langen Zeit immer noch arbeiten (Gierhälse, sag ich doch immer.Die sterben nicht mal, bevor sie den letzten Cent einkassiert haben😉 ), selbst in einer abgelegenen Waldhütte der Kühlschrank noch seinen Dienst tut usw. Bis so eine Pandemie den Globus umrundet hat, dauert auch in der heutigen Zeit einige Tage und bis dann der Zustand der Leere erreicht ist, halten auch kaum noch irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen, die man getroffen hat. Höchstens einen Generator im Radelbetrieb -  und selbst der braucht irgendwann Sprit. Und dabei den 2 Prozent Überlebenden nur wenige die notwendigen Dienste verrichten können, dürfie es bald mit Strom usw. vorbei sein und nix funktioniert mehr. Internet ade. Wengistens die Masten für die Cell-Verbindungen verbinden nicht mehr weiter, Cell-Phones sind totes Zeug, mehr nicht. Spannung wird durch Begegnungen mit wilden Tieren aufgebaut, später mit den Preppern und einer anderen Gruppe, aber lange wirkt dieses harmonische Zusammenleben wie der Start einer Reihe im Stile von "Der Mann in den Bergen". Alles nett, die Menschen liebenswürdig, machmal etwas brummelig, aber tief im Innern dennoch gut. Das gilt auch für den armen Schizo, dem bloß seine Medikamente fehlen. Eine Konfrontation gegen Ende der 390 Seiten fordert dann doch etwas Blut und Menschenleben, aber die Schilderung ist so keimfrei wie eine Vormittagskindersendung. Also keine große Brutalität, dafür viel Harmonie und Freundlichkeit. Einen Wermutstropfen muss ich außer Actionlosigkeit noch hinzuträufeln: Man findet keinen, der nicht schon an Waffen ausgebildet ist und töten kann - seien es in manchen Fällen auch nur Tiere. Der 5-jährige mit Pfeil und Bogen, die 15-jährigen Zwillinge kennen sich mit Schußwaffen bestens aus, der Erwachsenen sowieso und wenn sich der Polizeihund mal den Magen verdirbt, kann man ihn sicher als biologische Waffe einsetzen, bei den Stinkbomben, die der von sich gibt. Besonders auffällig ist, dass das Ganze so absolut normal geschildert wird wie das Essen, Trinken oder Atmen. Wenn zuviel Waffen unterwegs sind in einem Land, dann wird aus einer reinen Verteidungswaffe recht bald eine für den Angriff - und die USA bekommt derzeit die Quittung für ihr sorgloses Umgehen damit. Abgsehen davon ist das Buch eine nette, emotionale Lektüre, die auch ohne das blutige Dahinmetzeln von Verlegern und Lektoren sowie Massenhinrichtungen von Horden von Cover-Artist-Clowns sowie Blogger-Zombies auskommt und dennoch unterhalten kann. Überleben in der Wildnis mit Freunden ab 12 freigegeben. Leichte Kost über 390 Seiten, die aber Spaß macht und Hoffnung vermittelt und den Leser nicht in eine düstere und depressive Welt entführt hat und vielleicht ein Plädoyer für die Natur sein soll. Mal schauen, was da noch kommt. Es soll eine Reihe sein, aber das Ende von Buch eins wäre auch ein recht gelungener Abschluss.

Jerry Garcia



Greg F. Gifune. Es begann als Urlaub auf den Cook-Inseln. Doch als sieben Freunde in der Südsee verloren gehen, nachdem ihr Boot in einem Sturm kentert, müssen sie tagelang in einem kleinen Rettungsboot auf dem Ozean überleben. Meilen vom Kurs abgekommen und fern von ihrer ursprünglichen Position, weit draußen im offenen Meer, treffen sie endlich auf eine kleine, nicht kartografierte Insel. Sie nehmen den Kampf ums Überleben auf, in der Hoffnung, früher oder später gerettet zu werden. Doch die Insel ist nicht das Paradies, das sie zu sein scheint. Stattdessen ist sie ein Ort des Entsetzens, des Todes, der Folter und des Bösen. Ein Ort voll schrecklicher Geheimnisse, die lange Zeit begraben und vergessen waren. Und sie sind nicht allein. Etwas bewacht diese entsetzlichen Geheimnisse, etwas Böses und schonungslos Gewalttätiges, ein uralter Schrecken, geboren aus Zorn und Rachsucht, ein blutrünstiges Raubtier, das lebt um zu töten und das nichts davon abhalten wird, die Insel vor jenen zu beschützen, die in sein dunkles Königreich eindringen. Das Wilde ist frei und es gibt kein Entkommen.

Ein Sturm macht die Bootstour einiger Freunde schnell zu einem Survival-Trip. Das Boot sinkt, ein Besatzungsmitglied stirbt und inklusive Kapitän müssen sie sich zu acht ein Rettungsboot teilen, das für sechs Personen ausgelegt ist. Mit viel Glück werden sie irgendwann an Land gespült, doch eine ihrer Freunde ist verschollen. Bevor sie die Insel auskundschaften und ihren Freund suchen wollen, richten sie sich mit ihren kargen Mitteln ein. Nach und nach dämmert es ihnen, dass dieses kleine Fleckchen Land auf keiner Karte verzeichnet ist. Es ist fraglich, ob sie je gefunden werden. Und dann haben sie immer wieder das Gefühl beobachtet zu werden. Ein Angriff, der schier aus dem Boden zu kommen scheint, macht ihnen klar, dass sie auf diesem Inselchen in größter Gefahr schweben. Jetzt haben sie nicht nur die Elemente gegen sich, denn etwas ist auf dieser Insel, das sie hier nicht haben will.

Greg F. Gifune hat sich von seinem bekannten Terrain entfernt und geht das Wagnis ein, einen soliden Horror anzubieten, den die Leserschaft so von ihm nicht gewohnt ist - der Autor splattert. Die Zutaten bieten nichts Neues an der Front des Grauens, aber dafür spannende Unterhaltung. Man nehme ein Grüppchen, das auch einige leichtbekleidete Damen dabei hat und lasse sie sich auf einer Insel im Angesicht der Gefahr zanken. Klingt tatsächlich wie ein Laymon, doch statt sich auf gierige Blicke nach den Vorzügen der Ladies zu beschränken, bietet Greg F. Gifune auch eine Geschichte, die nicht zu überdehnt ist mit nutzlosem Schwachsinn, sondern neben dem Kampf auch die Veränderung in der Gruppendynamik zeigt, wenn aus Alphamännchen plötzlich die Verlierer werden oder man um des eigenen Überlebens Willen sämtliche Skrupel über Bord wirft. Was den Überlebenden dann tatsächlich das Leben noch schwerer macht, wird lange Zeit nur angedeutet und nicht klar benannt, sodass die eigene Neugier natürlich die Spannung steigert. Bis man aber erfährt, was es mit der tödlichen Bedrohung auf sich hat, fließt eine Menge Blut, werden Körperteile abgetrennt und wenn man sich schon auf das Trashgebiet eines Laymon wagt, muss wenigstens eine kleine - von Frauenseite aus unfreiwillige - Nummer schon drin sein. Ein Mix aus etwas Mystery, Inselhorror und sich steigerndem Blutvergießen machen "Savages" zu einem feinen Slasher, den man von diesem Autor so nicht erwartet hätte. Ich vermute mal, dass die Meinungen zu dem Buch auch total auseinandergehen werden. Mir hat es gefallen, weil sich ein Meister des Psychohorrors auf einen anderen Pfad begeben hat und die Story so richtig schönes B-Movie-Feeling aufbringt. Gerade die Auflösung, wer oder was da die Insel bewacht, passt in die Kategorie. Lange verborgene Geheimnisse und durchaus Charakterwandlungen, die im Drang zu überleben, aus den besten Freunden wilde Bestien machen können. Mit all diesen Komponenten hat Greg F. Gifune in einem angenehmen Stil einen flotten und blutrünstigen Pageturner geschrieben, der taggleich zu lesen begonnen und beendet wurde. Wer also auf splatterigen Horror der pulpigen Art steht, sollte, ja muss hier zugreifen, da die 230 Seiten alles bieten, was man in der Hinsicht erwartet, nur halt nicht von Gifune - und deshalb ist es erst recht eine Anschaffung wert. Der Meister kann auch anders und ist einem Richard Laymon immer noch um Längen voraus.

Jerry Garcia



Joshua Hood. Mason Kane kämpfte als Soldat viele Jahre im Anvil-Geheimprogramm der US-Armee unbemerkt von der Öffentlichkeit gegen den Terror. Bis sich sein Kommandant auf einen perversen Deal mit dem Feind einlässt. Als der die Tötung einer unschuldigen afghanischen Familie anordnet, verweigert Kane den Befehl und desertiert. Als Terrorist und Verräter von seinen früheren Kameraden gejagt, deckt er mit Unterstützung seiner Special-Ops-Kollegin Renee Hart eine gewaltige Verschwörung auf, die bis zum amerikanischen Präsidenten führt.

In Nordafrika ist Mason unterwegs, um seinen Kopf vor den Verfolgern zu retten, aber auch, um den wahren Schuldigen für dessen Taten büßen zu lassen. Nicht so einfach, wenn man überall eine Zielscheibe auf der Brust hat und für jeden als lukrative Beute gilt. Verrat allerorten und nur wenige Freunde, die noch zu ihm halten. Die Amerikaner wollen mit allen Mitteln seinen Kopf. Und so nimmt eine gnadenlose Hetze in den Ländern des afrikanischen Nordens statt, die sich in den Nachwehen des "Arabischen Frühlings" befinden. Algerien, Libyen und Marokko sind zuerst die Stationen, die Mason Kane auf seiner Flucht durchquert und wo er Hilfe von früheren Verbündeten aus der Region bekommt, die auch als Agenten für die USA tätig waren. Im Heimatland dagegen wird heftig intrigiert, um eigene Ziele durchzusetzen. Dies führt dazu, dass die Special-Ops-Agentin Renee Hart auf eine Mission geschickt wird, bei der sie auf Mason Kane stößt. Gemeinsam finden sie mehr heraus, als sie je erwartet hätten. Leider geraten sie auch in einen umfangreicheren Kugelhagel als sie je erwartet hätten. Ihr Leben ist noch nicht einmal den berühmten Pfifferling mehr wert.

Burn, burn, burn - der Himmel über Nordafrika wird hell erleuchtet von den Mündungsfeuern der amerikanischen Einheiten. Lässt man mal außer acht, dass die Trennung zwischen Schwarz und Weiß viel zu früh erfolgt und diese Möglichkeit noch mehr Spannung zu generieren schlicht verschenkt wird, ist "Clear by fire - Suchen und vernichten" ein wahrhaftiges Actiongeschoss geworden. Mason Kane ist einer der härtesten Hunde, die in den letzten Jahren die Kämpfer gegen das Böse anführten. In einer Szene würde sogar ein Charles Bronson aus "Chatos Land" mal kurz zusammenzucken, wäre er Zeuge des Verhörs. Mit Menschenrechten ist es hier nicht weit her und die politischen Verwicklungen sind zwar recht oberflächlich skizziert, aber manchmal nicht weit von der Wahrheit entfernt (z. B. dass der Arabische Frühling und die Auswirkungen eher US-Wunschdenken waren statt Realität). Hier wird vor nichts halt gemacht, gewisse Verbrechen erinnern schwer an die Zeit in Vietnam, wo US-Militärs auch diverse Gemetzel angerichtet haben. Das trägt dann auch dazu bei, dass man hier eine schlichte moralische Rechtfertigung für das rücksichtslose und rotzebrutale Vorgehen des Protagonisten serviert bekommt. Die Figuren sind zwar auch nicht gerade mit Tiefenschärfe gesegnet worden, dafür sind sie aber hart gegen sich selbst und ihr Feinde. Gerade Renee Hart wurde von den üblichen weiblichen Klischees in ähnlichen Werken befreit und ist übler drauf als ein angefressener Marine. Im äußerst bleihaltigen Showdown stellt sie das eindrucksvoll unter Beweis. Und die finale Konfrontation hat es mehr als nur in sich. Schnelle Wechsel, höllische Feuerkraft, hohe Verluste und extremer Blutzoll treiben den an sich schon hohen Actionanteil auf die Spitze. Die wenigen emotionalen Einschübe auf diesen 440 Seiten passen recht gut und bremsen die flotte Handlung auch nicht aus, Leerlauf gibt es eigentlich gar keinen. Zwar wird das Buch stilistisch keinen Preis gewinnen, aber Actionfreunde werden absolut zufriedengestellt. Schnell, kompromisslos und bretthart. High level Militäraction. Für die Zielgruppe klare Kaufempfehlung. Von Joshua Hood darf gerne mehr kommen, sehr gerne.

Jerry Garcia



David Moody. Die Sonne stirbt. Die Temperatur steigt Stunde um Stunde, ohne jegliche Pause. Mit diesem Anstieg wird der Planet bald unbewohnbar sein. Alles Leben wird erlöschen. Es könnte in Wochen passieren, in Tagen ... vielleicht bleiben uns auch nur Stunden. Die Gesellschaft fängt an zu bröckeln. Die kochende Welt geht in ein Chaos über. Steven Johnsons Frau ist Hunderte Kilometer entfernt, und alles was zählt, ist, sie vor dem Ende zu erreichen. Er muss jetzt handeln, es bleibt keine Zeit zu stoppen und nachzudenken. Jede Sekunde ist kostbar. Morgen ist es zu spät.

Nachdem Samantha ohne jeglichen Grund oder eine Vorwarnung ihr Kind verloren hat, läuft die Ehe mit Steven nicht mehr rund. Irgendwann entschließt sie sich, zu ihrem Dad zu fahren, der Steven nicht gerade abgöttisch liebt. Fast schon eine Garantie, dass ihr Gatte ihr hierher nicht folgen wird. Doch auch die liebe Sonne hat es nicht gut gemeint mit ihr und ihren Mitmenschen. Was begann wie ein ordentlicher Sommer wird zu einer Hitzeperiode, die kaum jemand aushalten kann. Immer stärker wird die Glut, die von einer Sonne ausgeht, mit der etwas nicht stimmt und die Bewohner des Planten müssen sich darauf einstellen, dass ihre Welt bald zugrunde geht. Und sie mit ihr. Es gibt sogar Leute, die sich damit arrangieren können. Spaß haben, solange es noch geht und dann abtreten, ist deren Devise. Andere hoffen auf eine Rettung welcher Art auch immer. Und Steven? Der will bei seiner Frau sein, wie immer diese Katastrophe auch enden mag. Also setzt er sich in sein Auto und macht sich auf den Weg. Doch nicht nur er will die Gegend verlassen und so muss er das Chaos auf den Straßen miterleben und Menschen dabei beobachten, wie sie in ihren Wagen beinahe gegart werden. Er trifft andere, die ebenso wie er nur zu ihren Lieben wollen. Und sieht aus der Ferne, wie viele durchdrehen und es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen kommt. Bald ist seine Karre am Ende und er muss zu Fuß weiter.Das Sonnenlicht wird immer gleißender, immer neue Hitzestürme brennen der Erde und den Menschen den letzten Funken Leben aus dem Leib, Flüsse und Seen trocknen aus, doch Steven schleppt sich immer weiter. Zu seiner Frau. Nur sie zählt für ihn.

Teil zwei der Rubrik "Autoren können auch anders" aus dem Verlag Voodoo-Press. David Moody kennt man ja durch seine Hater-Romane oder Zombie-Stories. Davon ist er hier so weit entfernt wie Bruce Willis von Interesse an seiner Arbeit oder Nicolas Cage von einer Lead-Rolle in einem Blockbuster. "Straight to you" ist eine Romanze, ein Drama rund um ein Weltuntergangsszenario. Diese Dystopie wartet nicht mit Actionsequenzen auf, aber dennoch mit Spannungselementen und vielen menschlichen Zügen im Angesicht des nahenden Todes. Bevor Steven auf Reisen geht und seine Gattin sich zu ihrem Vater aufmacht, ist der Roman für kurze Zeit ein persönliches Drama zweier Menschen aufgrund eines Verlustes, der schwer zu verkraften ist. Sie entfremden sich, gehen ihre eigenen Wege, reden nicht miteinander. Alte Animositäten brechen wieder auf zwischen den Menschen, die um sie herum sind, den Familienmitgliedern. Die große Katastrophe, das sich anbahnende Ende, wird nicht wirklich registriert. Erst als die Situation unerträglich wird, besinnt sich Steven und zieht los. Und hier wird es dann etwas unlogisch. Die Welt und die Menschen werden gekocht oder gar bewegen sich auf einem übergroßen Grill und dennoch trocknet da kein Aas aus oder kriegt mal nen Sonnenbrand und bei den geschilderten Hitzewallungen müsste denen die Pelle schon vom Körper fallen. Nur ein Deckel und ne Sonnenbrille scheinen da als Schutz etwas wenig. Okay, lassen wir die Waliser!!!! so unempfindlich gegen Sonnenstrahlung sein wie die Amis in ihren Filmen es gegen atomare Strahlung sind. Nun ja, er ist also mit dem Auto auf dem Weg und nimmt dann noch Ray mit, einen Mann, dessen Karre liegengeblieben ist. Der wird zum nervigen Charakter, der nicht nur den Protagonisten mit der Zeit in Rage bringt. Je länger die Tortur dauert, um so düsterer werden Stevens Befürchtungen vor weiteren Begegnungen und um das Schicksal seiner Frau. Denn nur sie will er erreichen. Eine untypische Dystopie von David Moody und sein Erstlingswerk, was denn trotz einiger Veränderungen durch den Autor auch hier und da durchschimmert. Eine tragische Geschichte um eine große Liebe im Angesicht des nahenden Untergangs, die den Leser aber mitnehmen kann und auch Fans von Genrekost nicht abschrecken sollte. Der eine oder andere Mangel eines Frühwerks mal übersehen, ist "Straight to you" lesenswerte Kost. Sollte man zumindest mal antesten.Rund 250 Seiten.

Jerry Garcia



G. Michael Hopf. Lexi ist eine außergewöhnliche Frau, gefangen in einem durchschnittlichen Leben. Ohne einen wirklichen Sinn im Leben zu finden wechselte Lexi ziellos von Job zu Job - bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem die Lichter ausgingen. In den frühen Morgenstunden wurden die Vereinigten Staaten von Amerika Ziel einer verheerenden Attacke. Ein Super-EMP zerstörte das gesamte Energienetz und machte beinahe jedes elektrisch betriebene Gerät nutzlos. Millionen Menschen fanden im unmittelbaren Chaos danach den Tod, und Millionen weitere sahen sich einem Schicksal gegenüber, das noch weitaus schlimmer als der Tod sein würde. In dieser neuen Welt, in der die Infrastruktur verwüstet und die Regierung handlungsunfähig geworden ist, findet Lexi endlich zu ihrer Bestimmung. Doch zu welchem Preis?

Lexi ist eine lebenslustige Frau, der nichts mehr am Herzen liegt als zu feiern. Was? Egal, hauptsache feiern. Zusammen mit ihrer Schwester genießt sie das Leben. Aber nach einer durchzechten Nacht wird das Erwachen dann umso dramatischer. Keine funktionierenden Handys, kein Radio, kein TV - nichts. Aus den meisten Nachbarapartments sind die Leute auf den Hof gelaufen und rätseln herum, was passiert sein könnte. Greg, einer der Nachbarn, erklärt, dass es ein EMP gewesen ist, der alles lahmgelegt hat. Die Mädels haben keine Ahnung, was das überhaupt ist und andere Bewohner bezweifeln die Richtigkeit dieser Angaben. Ebenfalls in der Wohnanlage ist ein alter Mann namens Frank, der schon viel miterlebt hat und den Mädels zeigt, wie man überlebt und mit Waffen umgeht. Sie werden ihm bald sehr dankbar dafür sein. Denn ab jetzt regiert in den USA das Chaos, die pure Gewalt.

Lexi ist eigentlich eine dieser Ladies, die wenig Nutzen im Leben bringen. Das Einzige, was sie wirklich noch interessiert, ist ihre Schwester Carey. Und während der aus Lexis Sicht erzählten Story erfährt man auch den Grund dafür, den ich aber für etwas zu oberflächlich und platt sowie überzogen halte. Dicker konnte man kaum auftragen, um viel Drama einzuflechten und der Hauptfigur Sympathiepunkte zu sichern. Dabei wäre das gar nicht weiter nötig gewesen, denn die Lexi, die hier ihre Geschichte um den Beginn des Niedergangs der Zivilisation, die sie kennt, ist längst eine andere als das Feierbiest zu lauschigen Zeiten. Während ihrer Odyssee durch das verheerte Land, gerieben von Rache, ist sie hart und skrupellos geworden, ein Opfer der Umstände, die sie ihre Menschlichkeit haben verlieren lassen. Misstrauisch gegen jeden Menschen, der ihr begegnet, immer auf der Hut, aber auch trinkfest wie ein kanadischer Holzfäller. Die Geschichte ist actionreich und flott bis rasant verfasst und bietet mit einigen Klischees zwar Ansätze für negative Kritik, doch der Unterhaltungswert überwiegt diesen Mangel. Der kurze Trip mit Gordon, um ihren Rachedurst zu stillen, lässt Lexi allein und verwundet zurück, ohne eine Ahnung, wo sie denn nun in dieser gefährlichen, neuen Welt hin soll. Romane um den Zusammenbruch der Gesellschaft gibt es viele, aber nur wenige sind so interessant gestaltet wie die Reihe "The End" und das Spin-off "Nemesis" um Lexi (vielleicht John Birmingham mit seiner "Without warning"-Trilogie kann da mithalten, aber die Reihe wurde nach zwei Büchern hierzulande nicht weiter veröffentlicht.). Ein Endzeit-Roman, der sich damit begnügt, menschliche Monster als Feinde ihrer Rasse auftreten zu lassen. Hier und da einige emotionale Momente, aber hauptsächlich Überlebenskampf gegen sämtliche Widrigkeiten in einer neuen Zeit, die erbarmungslos alles von den Protagonisten fordert. Flotte 250 Seiten,die zwar den Leser nicht fordern, aber als reine Actionunterhaltung gut funktionieren.
John Birmingham:
https://www.fantasticfiction.com/b/john-birmingham/without-warning.htm
https://www.fantasticfiction.com/b/john-birmingham/weapons-of-choice.htm

Jerry Garcia



Mike Pace. Während der Fahrt über die Memorial Bridge verliert Tom Booker beim Tippen einer SMS die Kontrolle über seinen Wagen und kollidiert mit einem entgegenkommenden Kleinbus, in dem seine Tochter und drei ihrer Freundinnen sitzen. Der Minivan droht in den Potomac zu kippen. Doch plötzlich bleibt die Zeit stehen, und Tom ist allein auf der Brücke. Ein junges Paar nähert sich und bietet ihm an, die Zeit zurückzudrehen. Der Absturz könnte abgewendet werden, die Kinder gerettet. Im Gegenzug soll er alle zwei Wochen jemanden töten, als Seelenaustausch. Einen Augenblick später sitzt Tom wieder in seinem verunglückten Auto, und der Minivan ist nicht abgestürzt. Wahrscheinlich alles nur Einbildung. Zwei Wochen später wird der Fahrer des Minivan brutal ermordert. Tom erhält eine SMS.

Tom Booker ist geschieden und teilt sich das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter mit seiner Ex-Frau. Immer wieder kommt es zu Disputen, weil Tom sich nur selten an vereinbarte Zeiten hält, in denen er das Kind nehmen darf. Auch heute muss er diskutieren, wer das Kind wann wo abholt. Er ist mal wieder zu spät dran, als er auf der Brücke den Wagen sieht, in dem seine Tochter sein wird. Er will eine SMS schreiben, dass er auf dem Weg ist, als der Unfall passiert. Ein Pick-up kommt ihm in die Quere und als Resultat davon, wird auch der Minivan mit seiner Tochter und den anderen Mädchen sowie der Fahrerin dicht an das Brückengeländer über den Potomac gedrängt und droht abzustürzen. Das Anhalten der Zeit, der Stillstand will ihm nicht wirklich in den Kopf - bis die beiden weißgekleideten Gestalten auftauchen und ihm das Angebot machen, die Kinder zu retten. Sie führen ihm sogar vor, wie das gehen soll. Er willigt ein und soll auch die Bedingungen erfüllen. Ist ihm erst einmal egal. Aber dann erhält er die Nachricht, dass die nächste seine Tochter sein könnte. Jetzt ist es an ihm und er macht sich auch gleich ans Werk. Er drängt einen Freund zu einer Verzweiflungstat und somit ist ein Kind gerettet - aber nicht seines. Er muss also weitermachen. Und dabei immer aufpassen, dass die Polizei ihm nichts nachweisen kann.

Tom, Anwalt und leicht trunksüchtig, hat mir als Sympathieträger nicht so wirklich zugesagt. Da der Autor den Fokus aber auf ihn gelegt hatte, war als Identifikationsfigur nicht wirklich jemand auszumachen. Und es war denn schon auffällig, wie enttäuscht er jeweils war, dass er  mit dem nächsten Mord NICHT seine Tochter, sondern bloß ein anderes Kind gerettet hatte. Ich hatte schnell den Eindruck, dass ihm die anderen Kids dann völlig egal gewesen wären. Aber so leicht ließ ihn das seltsame Paar nicht vom Haken. Nachdem er sein erstes Opfer, einen Freund von ihm, mit einer ganz miesen Nummer, die ihm nicht wirklich Seelenpein zu bereiten schien, auserkoren und erledigt hatte, fällt es ihm leichter. Zudem fallen ihm die Möglichkeiten auch noch in den Schoß. Prozessanwalt für Verbrecher, Pflichtverteidiger für Wiederholungstäter. Damit ernicht ganz so als der fiese Drecksack dasteht, bekommt er also den Abschaum der Gsellschaft serviert, um ihn sympathischer zu machen. Wirkt bei mir leider nicht wirklich. Es bleibt dennoch kaltblütiger Mord. Wirklich groß scheint ihm dieses moralische Dilemma im Endeffekt auch nicht an den Nerven zu zehren. Als er mal in den Bau kommt und im Knast-TV sein Verdacht des Mordes als Bericht gezeigt wird, wird er unter den Knackis respektiert und da gefällt ihm seine Rolle schon irgendwie. Kein große Zwiespalt, kein übermäßiges Drama, irgendwie geht das alles dann schon an ihm vorbei wie nichts. Spannend ist die Sache ja chon teilweise, leicht geschrieben, mit einigen Logiklöchern versehen, aber unterhaltsam. Wäre da nicht der Schluss. Der kommt so abrupt und kurz gefasst daher, dass wohl ein Ende unbedingt her musste, um den Roman nicht überzustrapazieren, was den Umfang angeht. Kann ich als unbeschwerte Unterhaltung (Ja, trotz dieses moralischen Dilemmas) schon mal antesten oder zur Ablenkung lesen, doch die große Freude und Begeisterung kam nicht auf. Geht so. Mittelmaß auf 365 Seiten vom Luzifer-Verlag.

Jerry Garcia



Dan Brown. Als der Milliardär und Zukunftsforscher Edmond Kirsch drei der bedeutendsten Religionsvertreter der Welt um ein Treffen bittet, sind die Kirchenmänner zunächst skeptisch. Was will ihnen der bekennende Atheist mitteilen? Was verbirgt sich hinter seiner "bahnbrechenden Entdeckung", das Relevanz für Millionen Gläubige auf diesem Planeten haben könnte? Nachdem die Geistlichen Kirschs Präsentation gesehen haben, verwandelt sich ihre Skepsis in blankes Entsetzen.
Die Furcht vor Kirschs Entdeckung ist begründet. Und sie ruft Gegner auf den Plan, denen jedes Mittel recht ist, ihre Bekanntmachung zu verhindern. Doch es gibt jemanden, der unter Einsatz des eigenen Lebens bereit ist, das Geheimnis zu lüften und der Welt die Augen zu öffnen: Robert Langdon, Symbolforscher aus Harvard, Lehrer Edmond Kirschs und stets im Zentrum der größten Verschwörungen.

Erst ruft Kirsch die drei Kirchenmänner zusammen und jagt ihnen den Schrecken ihres Lebens ein, dann macht er sich daran, in einer ausufernden Präsentation, die vielen Gäste - unter ihnen auch Langdon - auf seine bahnbrechenden Erkenntnisse vorzubereiten. Doch bevor er sie verlautbaren kann, bricht das wilde Chaos aus. Langdon fühlt sich verpflichtet, zusammen mit Vidal, der Museums-Direktorin und Verlobten des spanischen Prinzen, auf die Suche nach dem Passwort für die Präsentation des Kirsch zu gehen, der früher einmal Student bei Langdon war. Begleitet von der KI Winston hetzten sie durch Barcelona und besuchen auch weitere Sehenswürdigkeiten Spaniens, um ihr Ziel zu erreichen. Verfolgt werden sie dabei von sämtlichen Parteien, die irgendwie in diese Sache involviert sind.

Die Copycat hat wieder zugeschlagen. Zum nun fünften Mal dieselbe Story, nur ein anderer Schauplatz. Ob er den Tourismusbranchen der Länder einen Obulus für geleistete Erwähnungen in seinem Touriführer abverlangt, ist nicht überliefert. Möglich ist aber, dass er für seine massive Erwähnung diverser Anbieter verschiedenster Waren oder Dienste einen kleinen Werbebonus erhalten haben könnte. So nach dem Motto, wenn der Leser sich schon langweilt, soll er wenigstens Informationen über Produkte erhalten, die im Buch platziert wurden. Hätte das Buch nicht einen derartigen Umfang (666 Seiten), wäre es als Thriller sogar recht akzptabel gewesen, doch leider ist es anders. Und wenn Langdon dann fast einen Ninja-ähnlichen Stunt hinlegt, bleibt nur Kopfschütteln. Die Kirche und ihre eigenen Gegenströmung werden hier ziemlich hart kritisiert, wobei mich der Gegenpapst und seine Hasspredigt schon schwer angenervt haben, so platt war das ausformuliert. Ja, es geht natürlich wieder um den Kampf Fortschritt gegen Religion und Wissenschaft über alles. Worte wie absurd (Marine-Assassine und Gegenpapst), kitschig (Liebe im Palast) und oberflächlich kommen einem da in den Sinn. Langdon wird von einer KI an die Wand "gespielt" und ist auch hier wieder - trotz seines Stunts - ein Langweiler in der zweiten Reihe. Der Preis von 28€ ist auch recht happig für ein gebundenes Buch, aber man hat sich das Werk gewünscht, also wurde es geordert. Nachdem ich ja als "Zahlmeister" agieren durfte, hab ich mir das Werk denn auch gegönnt - und bin schwer enttäuscht davon. Einen Gegenwert für den Preis hat man jedenfalls nicht erhalten. Für geistlähmendes Blabla schalte ich den TV an und schau mir ne Bundestagsdebatte an. All jenen, die wissen wollen, was denn nun für ein großes Geheimnis, das die Welt verändern soll, nicht präsentiert wurde, was warum aus Kirsch wurde und wen die anschließenden Gedanken des Robert Langdon zu seiner Werbetour durch Spaniens Sehenswürdigkeiten interessieren, der sollte keine zu großen Erwartungen an dieses Werk haben. Aber hey, ich kritisiere ja auch ständig diese Pseudo-Clancys und kauf sie am Ende doch. Der nächste von Mark Greaney (der kann wenigstens etwas) ist auch schon angekündigt - für einen Preis von 28€ - und Alterchen wird sich den dann selbst schenken. Lernfähig ist anders, aber das kennt man ja schon von mir. Übrigens fällt mir dabei auch wieder das oft kritisierte America first in Actionbüchern ein. Hier heißt es halt Amerika über alles, wenn man lesen darf, dass dieser Kirsch die EU-Finanzkrise (In den USA gab es dann wohl keine) nicht nur vorhergesagt, sondern später dann auch noch gelöst hat. Ja, wirklich nur Amis können sowas. Mein Rat zu diesem Werk: Wartet bis das Taschenbuch irgendwann auf nem Grabbeltisch für einige wenige Euro angeboten wird. Dann schenkt es dem unbeliebtesten Politiker eurer Wahl, damit er mal spüren kann, wie echte Langeweile rüberkommt, die ja auch im Bundestag so oder ähnlich präsentiert wird. Und als kleine Rache, weil man ja in der Politk vielleicht mit dem Gedanken spielt, den Rentnern das Buch "Hunde, wollt ihr ewig leben" jährlich zu kredenzen.

Jerry Garcia



Nicholas Petrie. Peter Ash sucht in den Wäldern Nord-Kaliforniens Zuflucht vor den Zumutungen der Zivilisation. Doch stattdessen trifft er auf einen lebensbedrohlichen Grizzly und dann auf eine Journalistin, die gerade knapp ihren Entführern entkommen ist. Ohne es zu wissen, trägt sie den Schlüssel zu einem geheimen Algorithmus bei sich, einem Programm, das die Welt für immer verändern könnte.

Die Journalistin June ist freie Mitarbeiterin ohne den Schutzschirm einer festen Anstellung mit Krankenversicherung bei einer Non-Profit-Journalistengruppe. Mit ihren knapp 30 Jahren hat sie vor Kurzem schon ihre Mutter verloren und ihr Vater erwies sich als Despot. Jetzt ist sie auf sich gestellt und zieht ihr Ding durch. Als sie einmal nach der Arbeit in das Apartment ihrer Mutter kommt, ist dieses völlig auf den Kopf gestellt. Einbrecher waren da und haben wohl etwas gesucht. Als sie dann mit ihrem Rad nach Hause fahren will, wird sie von einem SUV von der Straße gedrängt und von einem Typen aus dem Wagen einkassiert. Wenig später schafft sie es aber zu entkommen. Derweil ist Peter auf seiner Wanderung durch den dichten Redwood-Wald mit seiner Situation recht zufrieden, hat er doch die Ruhe, die er braucht. Bis dann ein Grizzly die Überlegung anstellt, dass der Kerl da mit dem Rucksack ein gutes Fresschen abgeben würde. Peter verzieht sich ohne Rucksack auf einen der Bäume und kommt in den Genuss einer Fressorgie des Riesenteddys, der seinen Rucksack fast komplett leerfrisst - inklusive einiger ungesunder Sachen wie dem Handy. Und Freund Grizzly lässt sich Zeit. Ash muss auf dem Baum übernachten. Tags drauf will Peter über die Wipfel der noch höheren Bäume Distanz zwischen sich und den Bären bringen und stößt dabei auf ein Seil, das von einem gegenüberliegenden Baum hängt. Er greift es sich und klettert weiter. Bis er aufgehalten wird. Eine Frau mit Pfeil und Bogen stoppt ihn. Es ist June, die sich an einem von ihr früher eingerichteten Platz vor ihren Häschern versteckt. Und die sind unten schon zu hören. Trotzdem können die beiden Verfolgten entkommen und Ash gerät in eine Sache, die immer gefährlicher und undurchsichtiger wird, je länger er sich damit befasst.

Ash wird immer noch von seinem "weißen Rauschen", wie er es nennt, von beengenden Räumern ferngehalten und bleibt draußen in derWildnis. Er findet die enge bedrückend und bekommt Schweißausbrüche und fast schon Panikattacken. Mit diesem Dilemma hatte er schon im Erstling "Drifter" zu kämpfen. In "Tig3r" tritt es nicht zu oft zutage, da die Handlung zumeist draußen stattfindet und sich solche Momente nicht allzu häufig zutragen. Daher wird die Thematik auch etwas weniger in den Vordergrund gestellt. June hingegen ist ein Kaliber, das fast schon was von der eierlegenden Wollmilchsau hat: nicht nur selbstständig, sondern auch clever, begabt, wehrhaft, menschlich, erfahren im Umgang mit Waffen, knuffig und oft auch kumpelhaft mit losem Mundwerk. Zudem hat sie ordentlich Probleme mit ihrem verschollenen Vater und wegen der Ermordung ihrer Mutter. Mit der Zeit fühlt sich Peter zu ihr hingezogen. Zum Glück ist dies ein Roman, denn sonst wäre der arme Kerl in hiesigen Zeiten wegen sexueller Belästigung dran. Die Sympathien sind nun also klar verteilt. Der Autor lässt einige Zeit offen, wer die beiden nun warum verfolgt, lässt seinen Protagonisten aber durchaus agieren wie den bekannten Jack Reacher von Lee Child. Wenn es drauf ankommt, kennt er keine Gnade und nimmt einige Figuren für immer aus dem Spiel. Spannung und Action sind garantiert und wenn man meint, alle Facetten des Buches und der Handelnden zu kennen, kommt eine Wendung um die Ecke. Weniger bedrückend als "Drifter", aber ebenso mit Action garniert und bekannten Figuren aus ebendiesem. Die Pulsfrequenz des Lesers steigt und je näher man dem Ende kommt, umso mehr macht Nicholas Petrie den Leser staunen, wie er so manche aus Thrillern wohlbekannte Situation auflöst. Nicht immer wird man mit dem Gewohnten konfrontiert. Hie und da emotional, immer in Schwung und temporeich, lässt dieser Thriller kaum Wünsche offen und wer neben Jack Reacher einen weiteren Helden mit ähnlichem Auftreten kennenlernen will, sollte durchaus mal zu den Romanen um Peter Ash greifen. Ich spekuliere nach den 474 Seiten jedenfalls schon auf eine Fortsetzung der Reihe, die im Original mit "Light it up" in den USA im Januar weitergeführt wird. Die Briten bekommen die Story um Peter, der den Oregon-Trail bewandert und dann einem Freund aus Armee-Zeiten zuhilfe eilt, im Februar kredenzt.

Jerry Garcia



Bryan Smith. Als die Zirkuswagen mit den Freaks durch Pleasant Hills rollen, verändert das die ruhige kleine Stadt für immer. Denn wenn der Vorhang sich hebt, zeigt man nicht die üblichen Tricks. Die Hauptattraktionen sind die Folterungen – und die Stars der Show sind die ahnungslosen Besucher selbst.

Mike flüchtet voller Grauen vor einem Freak, der ihm ungewöhnlich groß erscheint, und versucht unbeschadet diesen Zirkus zu verlassen. Als er sich schon verloren glaubt, wird er von zwei Personen überwältigt, die er kurze Zeit später als Jinx und Daniel kennenlernt. Überrascht ist er besonders von dem Test, dem sie ihn unterziehen. Sie vermuten, dass es die einzige Möglichekit ist, ihn von den Freaks zu unterscheiden. Mike besteht den Test, dafür verliert Daniel bei einem Angriff den Kopf und Mike und Jinx sind auf sich gestellt. Andernorts ist Heather mit ihrem Freund Craig auf der Fahrt nach Pleasant Hills, um ihre ältliche und schwerkranke Mutter zu besuchen und ihr bei den täglichen Dingen des Lebens behilflich zu sein. Eigentlich ist Heather ja schon seit langem bewusst, dass ihr Begleiter ein Arschloch ist, das sich mit Wonne in seiner Primitivität suht, wie eine Wildsau im Schlamm, aber bei dieser Fahrt übertreibt er es und sie setzt den Vollhonk einfach am Straßenrand aus wie einen ungelehrigen Köter, der ins Auto gepisst hat. Als sie bei ihrer Mutter ankommt, kann sie gerade noch zur Seite springen, weil diese auf sie schießt. Sie hat Heather in ihrer Angst für einen dieser Clownsfreaks gehalten, wie sie einen im Schlafzimmer umgenietet hat. Und der Dreckbock will einfach nicht krepieren, der abgeballerte Kopf zieht sich mit seinen spitzen Zähen immer weiter auf sie zu. Zusammen mit Heather plättet sie die Rübe endgültig und dann wollen sie das chaotische Kaff verlassen, was ihnen aber nicht gleich gelingt. Mithilfe von ihrem neuen Bekannten Josh, der ebenfalls vor den Freaks flieht, starten sie einen weiteren Versuch. Ein gelingen des Plans käme wohl sehr recht, denn der Dödel Craig trampt und wird von einer zweiköpfigen Frau mitgenommen. Das besondere an der ist, dass sie einen schönen Kopf hat und einen der hässlich ist wie die Kandidatinnen bei so ner dämlichen Big Brother-Dschungelcamp-Limboniveau-Sendungen im Privat-TV. Sie lässt ihn nicht mehr aus den Fängen und nimmt ihn natürlich mit nach Pleasant Hill. Irgendwann treffen sie alle zusammen und das Gemetzel wird grauenhaft.

"Die Freakshow" bietet mehr Horror als so manch anderer Autor, der dieses Genre bedient in seinen ähnlich gelagerten Werken aufbieten kann. Zudem ist das Buch kurz und knackig, nicht verschwallt und enthält zwar durchaus kleinere Elemente von Sozialkritik oder an Regierungen, tischt die aber nicht bis zum Erbrechen auf. Für das Erbrechen selbst sorgen ganz andere Szenarien, das ist mal gewiss. Die Hatz durch die besetzte Stadt ist schnell, die Hintergründe erfährt der Leser aber erst nach und nach in dem fetzigen Horror aus der Schreibwerkstatt des Bryan Smith, der dem eigenen Mind's eye nen ordentlichen "Arbeitstag" beschert. Das hat auch noch den Vorteil, dass man so manche Szenerie nicht nur als irgendwie humorvoll ansieht, sondern auch mit dem einen oder anderen Filme verlgeicht. Neben dem vom Autor selbst erwähnten "Texas chainsaw massacre" fiel mir da unter anderem  auch "Jeepers Creepers" auf. Der Aufmarsch der blutrünstigen Bestien hat es in sich, der rote Lebenssaft fließt in Strömen und auch andere Körperflüssigkeiten kommen zu ihrem recht, auch wenn auch so explizit wie z. B. bei Edward Lee. Beklemmend düstere Story, die nichts für Leute mit Clownsphobie ist, dafür aber mit einem locker-leichten Stil und der nahezu ständig vorhandenen Jagdszenen a la "The most dangerous game" schon wie Lese-Vaseline wirkt. Man flutscht geradezu durch das Buch durch. Stellenweise richtig harte, bitterböse und abgedrehte Story, die der albtraumhaften Phantasie des Bryan Smith hier entsprungen ist. Wer also mal wieder den kleine inneren Drecksack füttern will, der darf sich über "Die Freakshow" von Bryan Smith aus dem Festa-Verlag mit seinen knapp 330 Seiten guter Unterhaltung freuen. Ja, die Lektüre hat wirklich Spaß gemacht, kann ich für Fans des Genres also empfehlen.                 

Jerry Garcia



Rolo Diez. Mexico City: Polizeioffizier Carlos Hernandez rackert sich ab für einen Hungerlohn. Kleine Nebengeschäfte sind an der Tagesordnung, will er seine zwei Familien unterhalten und den Chef mitversorgen. Als er in einem heiklen Fall ermittelt - Gringos, Kubaner und Kolumbianer bringen sich gegenseitig um, Prostituierte verschwinden - fängt er sich auch noch eine Kugel im Kopf ein. Und sieht alles in anderen Farben.

Die Polizeiorganisation OB (Operative Beziehungen) ist im Prinzip ein Deckmantel für alle mehr oder eher weniger legalen Geschehnisse, in die entweder Gringos oder Personen des öffentlichen Lebens verwickelt sind, auf die nicht ein einziger Schatten eines Verdachts fallen darf. Hier arbeitet Carlos Hernandez, Offizier mittleren Ranges, mit einer Bezahlung unterer Gehaltsklasse. Fr ihn ist der Job dennoch ein Gewinn, denn hier lässt sich ganz gut Kasse machen. Sein Chef macht es ihm schließlich vor, will er doch von Hernandez mitversorgt werden. Nun muss er in einem Fall eines toten Gringos ermitteln, der eine ganz spezielle Sorte von Filmen gedreht hat und dazu Zimmer in einem Stundenhotel mietete. Als Täter kommt ein blonder Transvestit infrage. Doch bald gehen die Ermittlungen in eine ganz andere Richtung und zwischen den Schäferstündchen bei seinen beiden Familien, findet Hernandez dann die Zeit, eine kompromittierend Video-Cassette aufzutreiben und zu sichten. Jetzt hat er seinen großen Fall und einen fetten Fisch an der Angel. Und mächtig Ärger am Hacken. Jetzt steht er auf der Abschussliste und bekommt sogar eine Kugel in den Kopf. Er überlebt und weiß nun, was er wirklich zu tun hat.

"Der Tequila-Effekt" nimmt sich die Lebensart der Mexikaner zur Brust. Machos und Moneten, zu einem explosiven Gemisch gebraut mit viel Tequila. Korruption herrscht im gesamten Land, die Hauptstadt und/oder Poltiker und Staatsbedienstete machen da keine Ausnahme. Jeder hält die Hand auf oder hat klebrige Griffel. Natürlich auch Hernandez, der schließlich zwei Familien zu ernähren hat und den seine Frauen ziemlich im Griff haben. Also wird Schutzgeld erpresst, Schmuck geklaut oder eben Naturalien als Zubrot verlangt, um Verdächtige zu entlasten. Irgendwie bestätigt das Buch diverse Vorurteile, die zumeist vom nördlichen Nachbarn geschürt werden. Es hat aber auch Humor, wenn man sich vorstellt, wie Hernandez unter der Fuchtel seiner Frauen und seines Chefs versucht, über die Runden zu kommen und jeden zufriedenzustellen. Und an sich selbst bzw. seiner Potenz zweifelt. Da bleibt trotz einiger grimmiger Szenen immer mal wieder ein Schmunzeln im Gesicht des Lesers hängen. Der Protagonist ist ein gewiefter Drecksack, der mit seinen vielen Nebenjobs und Versuchen, einen Schnitt zu machen, einen gewissen Sympathiefaktor gewinnen kann. "Der Tequila-Effekt" ist eine Mischung aus Hardboiled und Noir mit mexikanischem Flair. Flott inszeniert mit Augenmerk auf der Hauptfigur, die auch eine ausführliche Charakterisierung erfährt, wogegen die meisten anderen Beteiligten eher Nebenfiguren oder seine Schachfiguren sind, so wie er sie nach Belieben hin und her schiebt und manipuliert. Eine gelungene Gesellschafts-Satire auf 180 Seiten, eingebettet in eine Krimi-Story, die in der Hauptstadt Mexiko-City spielt.

Jerry Garcia



Aufgrund von "Budgetkürzungen" abgespeckte Version - auch bei künftigen Rezis.

Edward Lee. Als die Polychaetologin Nora Craig mit ihrem Team die einsame Insel betritt, erwartet sie die Routine der zoologischen Untersuchungen von tropischen Borstenwürmern. Zumindest glaubt sie das - bis sie auf die erste Leiche tritt.

Extra für den geschätzten Leser Michael ausgewählt: Ein Festa-Buch.😉
Schon die ersten Zeilen machen klar, dass diese Geschichte ein wahres Fest für einen Horrorfilm auf B-Movie-Level werden könnte. Und Edward Lee kredenzt den Lesern neben einer Prise Wissenschaftsthriller genau die Zutaten, die man von ihm und seinen Romanen kennt und die eigentlich auch jeden derartigen Film im Prinzip ausmachen. Da sind die Rednecks und ihre Spielwiese "Fick und Putz", da sind die Jugendlichen im Partymodus, Professoren und Nerds, Army-Typen, die strunzdumme Blondine mit Superbody als Vögelaktivistin, Bunker und fiese Experimente. Über all dem thront dann das titelgebende Gewürm. Tiefgang haben bei Herrn Lee nur die Körperöffnungen seiner Charaktere, der Rest ist Klischee. Meist zum Schmunzeln, auch wenn Nord-Neid-Nerd irgendwann zu nerven beginnt. Nach einigen außerwissenschaftlichen Aktivitäten kommt schnell Zug in die Sache, erleichtert durch einen Stil, wie man ihn von Edward Lee gewohnt. Splatter und Sex sind zwar etwas zurückgefahren, dafür wird aber eine Story erzählt, bei der - wie ich vermute - der Autor je näher er dem Ende zusteuerte, immer mehr mit einer durch wiederkehrende Lachsalven ausgelösten Inkontinenz zu kämpfen hatte. Ein abgedrehter Edward Lee-Witz auf rund 460 Seiten, der Spaß macht, wenn man ihn von vornherein nicht zu ernst nimmt. Und so endet das Buch denn auch mit einem Kniff, den zwar Stammleser seiner Bücher schon irgendwie kennen, aber so wirklich erwartet habe ich ihn nicht. Dafür plädiere ich aber für eine Verfilmung durch den Regisseur Jim Wynorski. Keiner ist geeigneter für derartige Stoffe. 7,5/10 für den Spaß.

Jerry Garcia



Drew Chapman. Der kaltblütige Mord am Präsidenten der Zentralbank erschüttert New York. Der Verdächtige: Wertpapieranalyst Garrett Reilly, der vor Kurzem einem Geheimdienstprojekt angehörte. Gewarnt von seiner ehemaligen Partnerin, Agentin Alexis Truffant, kann Garrett fliehen - und entdeckt eine tickende Cyberbombe, die darauf abzielt, das geamte amerikanische Wirtschaftssystem zu zerstören. Um sein Heimatland zu retten und seine Unschuld zu beweisen, nimmt der Gejagte mit Alexis den Kampf gegen übermächtige Feinde auf.

Üblicherweise hatte ich an dieser Stelle ja noch etwas vom Inhalt beschrieben und die obige Verlagszusammenfassung beweist auch, warum ich das tat. Es klingt, als wäre Alexis hier die zweite Hauptperson. Fehlanzeige - sie ist zwar aktiv dabei, aber andere haben da mehr Auftritte.
Chapman hat seine Hauptfiguren und Sidekicks aus "Der Analyst" beibehalten und neue hinzugefügt. Ebenfalls hinzugefügt wurde eine Schmerzmittelabhängigkeit bei Garrett, die ihm auch schwer zu schaffen macht. Er war ja schon in "Der Analyst", das Buch sollte man zuvor lesen, nicht der bequemste Zeitgenosse, aber sein Suchtproblem macht ihn nur noch zickiger. Auch seine Unterstützergemeinde besteht eher aus Nerds mit Alltagsproblemen, erinnerten mich etwas an die Personen aus der TV-Serie "Scorpion", was jetzt nicht unbedingt als Gütesiegel zu werten ist, da es mir irgendwie erscheint, als müssten hier mit Gewalt Charaktere eingebaut werden, die sich vom Klischeepersonal unbedingt unterscheiden mssen und somit fast selbst zum Klischee werden, weil dieser Kniff eben auch nicht gerade neu ist. "Der Trader" ist ein America First-Thriller ohne die überbordende Action diverser Kracher aus dem Krawallbereich, spielt aber dafür die Wirtschaftskarte aus. Nur Amerika kann die Welt führen - auch wirtschaftlich (bis China seine Schulden einfordert, hehe). Und wer ist am Ende der Böse? Natürlich die Demokratie-Feinde aus Russland. Da wird von Wahlmanipulation bei US-Wahlen gesabbelt, Weißrussland die neue Ukraine und alles von den Russen arrangiert. Was die Motivation des Gegners von Reilly angeht, konnte ich mich damit nicht "arrangieren", das war mir dann doch zu sehr an den Haaren beigezogen. Nett waren die "Sozialhandwerker", weil es von der Brut momentan nur so wimmelt. Da hätte er ruhig etwas intensiver darauf eingehen können. "Der Trader" ist insgeamt okay auf seinen 530 Seiten, geht trotz meiner angemerkten Schwächen eher seltener verarbeitete Wege, bleibt aber etwas hinter dem Vorgänger zurück. Ob es ein weiteres Abenteuer mit Garrett Reilly gibt, ist vorerst noch nicht bekannt, dafür aber, das Andrew Chapman Autor und Regisseur des Films "Standoff" mit Leonard, Henstridge, Haysbert, K. Carradine war, der sich aber auch als zu dialoglastig auszeichnete.

Jerry Garcia



Rolo Diez. Frauenmorde in Ciudad Juárez an der Grenze zu den USA machen Schlagzeilen. Frauen werden gefoltert, vergewaltigt und in der Wüste Tieren zum Fraß vorgeworfen. Sie arbeiteten fast alle in «Maquiladoras». In Mexiko-City wird die Tante des Abgeordneten Organza, ermordet aufgefunden. Höchste Diskretion ist angesagt. Also wird Carlos Hernàndez, der Mann für besondere Fälle, mit der Aufklärung beauftragt. Carlos stößt bald auf einen Zusammenhang zwischen einer «Maquiladora» und dem Abgeordneten Organza. Und auf Drogengeld. Viel Geld und viele Tote. Quelle: Amazon.de

Carlos Hernandez ist Polizist und Macho mit Leib und Seele, eine #metoo-Kampagne würde bei ihm nicht einmal ein dezentes Lächeln hervorrufen. Und da es in Mexiko selbstverständlich ist, nimmt er immer gerne ein finanzielles Zubrot an und macht Geschäfte mit beschlagnahmter Ware. Vom Erlös muss er natürlich seinen Boss, aber auch seine beiden Familien durchfüttern. Und auch seine beiden Gehilfen sind immer bereit für einen kleinen Gehaltsruck nach oben, das eine oder andere Auge zuzudrücken oder vielleicht etwas an den Beweismitteln passend zu arrangieren. Doch bei diesem Fall heißt es vorsichtig sein. Zuviele spielen mit und gerade der Politik kann niemand trauen, wie man weltweit immer wieder bewiesen bekommt. So ist es denn auch kein Wunder, dass der Autor die reale Gesellschaft hier immer wieder eingeflochten und als gieriges Monster der Ungerechtigkeit dargestellt hat. Korruption und Missgunst, Vetternwirtschaft und Brutalität, Gier und Gewalt - das ist sein Mexiko. Beherrscht von Kartellen und skrupellosen Politikern, die  nicht selten zusammenarbeiten. Eigentlich sind die Romane um Hernandez schon fast eine "mexikanische Dystopie" im Stile eines französischen Noir. Aber auch einer, der es in sich hat. Neben seinen Aktivitäten mit den beiden Ehefrauen, bleibt auch noch Zeit, die eine, die plötzlich mit Feminismus anfängt, dadurch abzustrafen, dass er halt mal die Nachbarin rannimmt. Hernandez eben. Und zwischen all dem Unrat und Schmutz muss er Morde aufklären, Zeuginnen gegen eine Killerbande beschützen und zu allem Überfluss die vielen schon erwähnten Mäuler mit Geld stopfen. Wahrlich  nicht zu beneiden, der Mann. Wer sich also dem Noir oder auch Hardboiled als Lesestoff zugeneigt weiß, sollte die Romane des Argentiniers um seinen mexikanischen Polizisten, die in kurzen und knappen Sätzen mit eher zynischem Humor gezeichnet sind, mal auf die Merkliste setzen. Knapp 190 Seiten.

Jerry Garcia



Jean-Christophe Grange. Grégoire Morvan, Familienpatriarch und graue Eminenz des französischen Innenministeriums, blickt auf eine ruhmreiche Karriere zurück. In den 70-ern hat er in Zaire den berüchtigten Killer Nagelmann gefasst, der einem bestialischen Ritual folgend neun Menschen ermordet hat. Als an einer bretonischen Militärschule ein junger Rekrut tot aufgefunden wird, dessen grausame Entstellung dem Modus Operandi des Nagelmannes ähnelt, führt Morvans Sohn als Polizeikommissar die Ermittlungen.

Anscheinend hat der Verlag dem Namen Grange nicht mehr vertraut, denn welchen Grund sollten sie sonst haben, völlig ohne Bezug mit dem deutschen Titel auf "Die purpurnen Flüsse" zu schielen. Beide Werke haben NICHTS miteinander zu tun. Selbstverständlich macht der Autor stilistisch keine Abstriche und beschreibt wortgewandt die Geschehnisse um die Familie Morvan. Das braucht seine Zeit und wirkt zu Beginn etwas zäh, bis sich erste Abründe auftun. Die Morvans sind eigentlich eine zerrüttete Truppe, moralisch völlig daneben, total zerstritten und mit allen möglichen Lastern gesegnet. Da fragt man sich kaum noch groß, wo all die Süchte, die fragwürdigen Karrierepläne und eine gewisse Rücksichtslosigkeit herkommen. Und ist sich dabei auch sicher, dass der Autor selbstverständlich irgendwo Wendungen verborgen hat, auf die man nicht so zügig kommt. Aber man braucht schon eine gewisse Geduld. Die Story hat viele Nebenschauplätze, die erst später zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Dadurch wirkt sie sehr komplex und hätte ich nicht schon einige Bücher von ihm gelesen, hätte ich vielleicht irgendwann aufgegeben, aber so blieb ich bei der Sache und wurde nicht enttäuscht. Wie schon viele andere Autoren vor ihm (Manchette, Manotti und andere) hält er den Franzosen den Spiegel vor. Rassismus ist absolut nicht fremd und die Elite aus Hochadel, Geldsäcken und Politik mauschelt sich über mehrere Dekaden hinweg reich und reicher, während den Bürgern die Rechte beschnitten und sie nach Strich und Faden belogen werden, aber da brauchen sich andere Nationen nicht drüber brüskieren. Absolut nicht, gelle Deutschland? Ein stetiger Wechsel zwischen rätselhaft, düster, brutal und Glamour zieht sich über die rund 770 Seiten hinweg, kann mit jedem Kapitel mehr in den Bann ziehen und faszinieren und als wäre das nicht genug, darf man sich nach der Lösung noch auf einen satten Cliffhanger freuen, der diese recht kaputte Familie mit ihren Geheimnissen im nächsten Buch vielleicht endgültig zerstört. Gewarnt wird ja davor. Anfangs - 100 Seiten lang - hatte ich schon gewisse Zweifel, ob Grange mich wieder überzeugen und in seinen Bann ziehen könnte, doch es sei gesagt: Er konnte. Wer also zumindest einige seiner Bücher zu schätzen wusste, darf gerne einen Blick riskieren.

Jerry Garcia



Chris Ryan. Im Wettlauf um immer mächtigere Waffensysteme ist die Zukunftstechnologie zur neuen Frontlinie des weltweiten Terrorismus geworden. Als der amerikanische Geheimdienst eine Schläferzelle in ihrer Mitte vermutet, aktiviert die Firma ihren kaltblütigsten Soldaten – den totgeglaubten SAS-Helden John Bald. Seine Mission: den Schläfer neutralisieren, bevor er die streng geheime Waffentechnologie dem Feind zuspielen kann. Der Einsatz misslingt, und nun muss Bald den Schläfer von den Gettos Floridas bis ins kriegsgeschüttelte Tripolis verfolgen, während ihm ein gnadenloser Auftragskiller des CIA auf den Fersen ist. Schnell verschwinden auf der Jagd nach der Technologie und der Wahrheit die Grenzen zwischen Freund und Feind, und Bald bleibt nur noch sein Kampfinstinkt, um am Leben zu bleiben.

Heidiwitzka, was im ersten Buch "Schwere Ziele" kompromisslos begann, bekommt hier seine würdige Fortsetzung. Als Filigrantechniker unter den Autoren war und ist Chris Ryan nicht einzuordnen, was aber auch zu seinen Stories um knallharte Agenten im Dreck der Einsätze auch passt. Die werden schließlich nicht aus der Upper Class verpflichtet und nicht darin ausgebildet, den Feind mit ausgefeilten Monologen und schlüssigen Argumenten, verborgen in ellenlangen, wortgewandten Schachtelsätzen zu Tode zu quasseln. Der Tonfall ist mit derb noch milde umschrieben. Wer also plüschige und fluffige Thriller im "tu bloß keinem Weh"-Motto lesen will und empfindlich auch überbordende Gewalt reagiert, wer zudem einfach einen niedlichen Schutzengel, der das Gute für sich gepachtet hat, in seiner Lektüre braucht, sei gewarnt - hier gibt es nur fluchende Engel des Todes, die kein Priester jemals zur Beichte zulassen würde. Dauert einfach zu lang und wäre zu grausam. John Balds Rückkehr hat mich dann schon interessiert. Wie erklärt Chris Ryan diese Wiederauferstehung? Auch der gute Joe Gardner darf wieder mitspielen. Der wurde von seiner Regierung fallen gelassen und ist wie viele Veteranen einer erfolgreichen Karriere als Alki sehr nahe. Doch auch er wird wieder aktiviert und in ein zynisches, butales Geheimdienstspiel geworfen, das von Seite zu Seite actionreicher wird und einfach  nur fetzt. War Gardner noch einigermaßen berechenbar, ist Bald ein sehr widersprüchlicher Charakter, was aber keinesfalls auf gute Seiten in seiner schwarzen Seele verweist. Und die allseits beliebte political correctness bekommt von Ryan mal wieder einige Hiebe ab. Als Beispiele für derartige Stilblüten seinen "...so unauffällig wie ein Araber in einer Schwulenparade" oder "Politiker sind so falsch wie eine Packung serbischer Zigaretten" genannt. Typen, die foltern, lässig und ohne Gnade töten und zumindest auf US-Seite wohl Bildungslücken in Grand Canyon-Ausmaß haben, wie Chris Ryan hier andeutet. Ein ultrabrutales Agentenschlachtstück, das menschenverachtend und inhuman auch hinter den Kulissen in den Reihen der Politiker immer mehr Tempo aufweist und einen hohen Bodycount zwischen die beiden Buchdeckel bannt. Bretthart und weiter vom Mainstream weg als Politiker von einer freiwilligen Diätenkürzung. Wie ein halbwegs netter Zeitgenosse mal meinen Filmgeschmack mit B-Movie-krasse BRD-Gangsta-Homie-Stoffe umschrieben hat, tu ich das mit den extremen, bitteren und unerbittlichen Lektüren aus der Feder des Ex-SAS-Mannes Chris Ryan. Gegen die Burschen in dieser Reihe sind die Jungs von "Strike back" Waisenknaben und werkgetreu verfilmt würde hier der Index Hochkonjunktur haben. Richtig satte Action, bei der der Beginn schon mehr Stoff gibt, als die meisten Bücher als "heißen Showdown" zu bieten haben. Also geschätzter Luzifer-Verlag (Hey, Micha, ich hab es ohne deine Kommentare geschafft, den Verlag zu erwähnen), schnellstens her mit Buch drei. 9,5/10.

Jerry Garcia



John Gilstrap. Wenn die Mächtigen aus der Politik jemanden brauchen, der sich um den Dreck kümmert, wenden sie sich an Jonathan Grave. Der verdeckte Ermittler sorgt schnell für Ordnung und hinterlässt keine Spuren. Als Jonathan einen entführten College-Studenten aus einem Kellergefängnis befreit, läuft jedoch alles anders als geplant. Diesmal ist der Gegner absolut skrupellos - und bereit, jeden, der sein schmutziges Geheimnis ans Licht bringen will, zu töten. Auch Menschen, die Jonathan besonders nahestehen.

Der Einstieg ist schon mal recht gelungen, es geht zügig voran. Die Aktion führt zwar zu ein paar Sätzen, die man schon oft als Vorwarnung für den Weichspülereinsatz in diversen Reihen anderer Verlage lesen durfte ("Er tötet nicht gerne, aber....."), aber sie werden hier glücklicherweise dann nicht in dieser Form genutzt, um das Buch oder vielleicht die gesamte Reihe für den empfindlichen Massenmarkt von jeglichen gewalttätigen oder Actionszenen zu befreien. Nach gelungenem Auftrag entwickelt sich das Szenario aber zu einem waschechten Thriller, der gekonnt und stilistisch ausgefeilt eine Spur legt, die man so absolut nicht vorhersehen kann. So werden Freunde und Familienmitglieder oder seine Ex in den Fall involviert, erweist sich sein Nachfolger als Gatte anders als angenommen, führen die Wege zu im Hintergrund Wirkenden, die keine Skrupel kennen - und das ist alles ziemlich logisch aufgebaut und wirkt nicht an den Haaren herbeigezogen. Passt also recht gut. Der Background von Grave aber hat für mich einen gewissen Superhelden-Touch, nur ohne das Cape. Reich von Papas (Gangster) Gnaden, setzt er die mehr als üppig vorhandenen Mittel zum Kampf gegen die Feinde seiner Auftraggeber ein. Hat ne tapfere Sekretärin, nen heldenhaften und maulfaulen Kompagnon, diverse Scheinfirmen und Tarnadressen, wohlgefüllte Bankkonten in aller Welt und Beziehungen zu den Hebeln der Macht, wie man sie sich gerne selbst wünschen täte. Dazu gesellt sich noch ein weiblicher Sheriff der Marke Sahnetorte.Genau in diesem Zusammenhang wirkt es wie der Auftakt zu einer TV-Serie Marke Baldaccis "King & Maxwell". Wieder fehlgeleitet, fein. Das letzte Viertel löst dann den Spannungssektor mit seinen Wendungen ab und führt zu einem "Alamo-Showdown" um eine einigermaßen befestigte Hütte im Wald, bei der sich dann auch kleine Dramen mit größeren abwechseln, wenn es ordentlich bleihaltige Luft gibt. Da werden schon schwere Geschütze aufgefahren, wenn man das Umfeld des Gebäudes so präpariert, dass es nicht lange währt, bis die Gräser vor dem Haus blutrot vom Claymore-Gehäckselten sind, wenn wilde und fehlgeleitete Sozialaktivisten gewalttätige Neigungen ebenso ausleben wie es im echten Leben in Hamburg durch die Brut ja auch fast geschah. Nur dass man die aus Hamburg noch via Öffentlichkeitshilfe suchen kann, bei denen im Buch muss man höchstens noch die Einzelteile sortieren. Diese rund 120 Seiten bis zum Abschluss der Kämpfe und der Handlung haben es actiontechnisch richtig in sich, sind schnell und heftig bei den Shoot-Outs und gehen mit erheblichen Verlusten auf beiden Seiten einher. Ein wenig Platz im Roman bekommen auch die emotionalen Momente, Nebenstränge der Handlung werden zufriedenstellend eingebaut und abgeschlossen. Nach diesem rund 540 Seiten langen Adrenalinschub darf Buch zwei gerne kommen. Ein weiterer Glücksgriff des Festa-Verlages für den Leser, der sich mit diesem und dem Luzifer-Verlag zweier Publisher erfreuen darf, die das Actiongenre in Deutschland nicht verkümmern lassen. Nur weiter so.

Jerry Garcia



Jake Bible. In der postapokalyptischen, zombieverseuchten Einöde existiert ein Schimmer der Hoffnung in den Ausläufern der Rocky Mountains: Die Festung. Seit Jahrzehnten haben die Bewohner diese letzte Bastion der Menschheit gegen Zombiehorden verteidigt und ihre Gesellschaft und Kultur auf der Basis militärischer Präzision aufgebaut. Die Besten der Besten dienen im Denver Team Alpha. DTA ist die Elite-Kampftruppe, eingesetzt für die Rettung von Flüchtlingen und Überlebenden, die bis in das höllische brachland von Denver vorgedrungen sind. Aufgrund der unfassbaren Risiken und hohen Sterblichkeitsrate steht DTA inzwischen jedoch für etwas anderes: Dead Team Alpha. Nun muss DTA sein Können unter Beweis stellen, da etwas weitaus Schlimmeres als Zombies in der weiten Einöde lauert.

Der Eine schlägt die Bibel auf und erhält religiöse Glaubensbekenntnisse. Der Andere schlägt einen Bible auf und bekommt Humor, Action und Blutvergießen. Für mich kam daher nur Jake Bible infrage. Und schon auf den ersten Seiten beweist der Autor seinen Draht zu Fun in seinen Büchern. Coole und markige Sprüche, Wortklaubereien und irrwitzige Situationen - und hat man sich gerade an die paar Figuren gewöhnt, kippt die Stimmung. Es wird mörderisch und blutrünstig - und man kann noch nicht erahnen, welcher Feind sich da die Patrouille zur Brust genommen hat. Auf eine Erklärung kann man also gespannt warten. Die Zombie-Apokalypse ist nun schon rund 100 Jahre alt, die Menschen werden immer weniger, weil sich viele unfreiwillig den fleischfressenden Horden angeschlossen haben und gesundheitsfördernde fleischlose Kost ist derzeit total out. Ebenso erging es dem Sprit und etlichen Annehmlichkeiten, die man sich so als moderner Westler vorstellt. Aber es gibt noch die Silos, die man überwacht und durch Patrouillen kontrolliert. Was sich aber geändert hat, ist die Tatsache, dass die Verteidigung jetzt israelischen Maßstäben folgt: Auch Frauen tun Dienst, werden in Auswahlverfahren auch zu Anführerinnen und sind ebenso hart und gnadenlos wie die Kerle. Was nach political correctness klingt ist einfach nur der Notsituation geschuldet, die sich der Menschheit aufgezwungen hat - und die political correctness hat in diesem Buch auch wenig Platz. "Dead Team Alpha" mag vielleicht nicht so lustig sein wie "Z-Burbia", bietet aber doch recht derbe und unterhaltsame Zombie-Kost, wie man sie vom Autor auch erwartet. Die Idee mit der neuen Bedrohung bringt eine neue Variante ins alte Genrespiel, die auch in der Fortsetzung noch für Furore sorgen dürfte. Mir ist also jedes weitere Buch von Jake Bible beim Luzifer-Verlag mehr als nur willkommen. Einen minimalen Punktabzug bringt aber das sektenartige Mantra um "Jeder Mensch zählt" und "Wir vergessen nie", das mir einfach viel zu oft rausgelabert wird. Es hat bald genervt. Doch insgesamt sind die knapp 400 Seiten ein lustiges, acrionreiches und fulminantes Lesevergnügen, das man als Freund derartiger Kost oder als Fan des Autors nicht versäumen sollte.

Jerry Garcia



Douglas Preston/Lincoln Child. Special Agent Pendergast wird vermisst, vermutlich ist er bei seinem letzten Fall vor der Küste von Massachusetts ertrunken. Von Trauer überwältigt, zieht sich Constance Greene, sein Schützling, in dessen New Yorker Anwesen zurück. Kurz darauf wird sie von einem mysteriösen Eindringling entführt. Pendergasts Bodyguard Proctor jagt den Täter. Als er bemerkt, dass er zum Narren gehalten wurde, ist es fast schon zu spät.

Direkt zu Beginn warten die beiden Autoren mit einer absolut frischen, noch nie da gewesenen exzellenten Idee auf: Pendergast wird vermisst und für tot gehalten. Ein schier unglaublicher Kniff, der das Interesse an weiteren zu dieser tragischen Ausgangssituation passenden schlagartig weckt. Und man wird gut versorgt, denn schließlich taucht auch noch eine Person wieder auf, mit der geneigte Leser niemals gerechnet hätten. Da wird es sicher einigen den Atem verschlagen. Und Proctor bekommt endlich einmal den verdienten Schritt ins Rampenlicht, als er seine Jagd nach dem Bösewicht mit allen Mitteln (aus Pendergasts Schatztruhe) forciert und sich nicht aufhalten lässt. So hätte alles sein Können, hätte einem das Buch gefallen.
War aber nicht so. Pendergast vermisst? Na sowas. Totgeglaubte tauchen wieder auf? Wie innovativ. Constance ist wie üblich aristokratisch hochnäsig dekadent und nervt. Proctor bekommt tatsächlich seine 15 Minuten Ruhm - und dann wird sein Handlungsstrang mitten in einer gefährlichen Situation abgebrochen und der Mann vergessen. Dass Pendergast überlebt hat, war eh klar, und wo er sich befindet, ist nur eine kleinere Episode am Rande. Danach konzentriert sich viel auf Constance und ihren Ent- oder auch Verführer. Man schwelgt im Stolz auf die eigene Intelligenz und Cleverness, die Bildung, das schickliche Benehmen, wechselt ständig die Meinungen und erfreut sich an der Beschreibung des Luxus und Dünkels, über dem normalen Pöbel zu stehen. D'Agosta wird mal wieder zum nützlichen Helferlein degradiert und tritt kaum auf, Pendergast lässt  wie selbstverständlich das gesamte FBI für sich arbeiten, statt selbst mal einen Fall zu klären (schon ewig her, dass er mal etwas in diese Richtung getan hat). Man erfährt zwar einige kleinere Hinweise auf sein früheres Dasein, aber diesen Hintergrund können richtige Actionautoren besser skizzieren. Nehmen wir - oder halt nur ich - Proctor und D'Agosta aus, sind die Charaktere einfach nur nervig. Raffiniert, subtil, emotional bewegend, nervenzehrende Spannung - sucht man sich besser woanders. Die Pendergast-Reihe begräbt sich selbst, auch mit der Wiederholung von ganzen Handlungssträngen aus früheren Büchern. Lasst euch mal was Neues, wirklich Erfrischendes einfallen. Holt einige eurer Figuren mal wieder aus Wolkenkuckucksheim auf den Teppich, lasst den Figuren mit Herz und Schnauze wieder mehr Raum. Bis dahin kann ich einem Kollegen namens JasonXtreme nur recht geben (selten genug), dass er einige Bücher der Reihe noch auf Lesehalde hat und es ihn wenig reizt, diesen Zustand zu ändern. Und wenn er den "Showdown" dieses Buches kennen würde, wäre es ihm eine wahre Freude, die Werke weiterhin mit Nichtbeachtung zu strafen. Von mir keine Empfehlung für dieses aristokratisch verschwurbelte Geschichtchen, das wirkt wie ein aufgeblasener Heftroman, den man mit sinnfreien und ausufernden Beschreibungen auf einen Umfang (450 Seiten) getrimmt hat, der den Preis für 19,99€ rechtfertigen soll.

Jerry Garcia



Ben Sanders. Bei einem Überfall auf einen Gefangenentransport kommt FBI-Agent Lucas Cohen noch einmal mit dem Leben davon. Doch für Erleichterung bleibt keine Zeit: Die Angreifer waren auf der Suche nach Marshall Grade – einem legendären Undercover-Cop, der von seinen Feinden unerbittlich gejagt wird. Niemand weiß, wo er sich im Augenblick aufhält. Cohen muss ihn so schnell wie möglich finden und warnen. Sonst kommen ihm die Killer zuvor.

Grade konnte dem Anschlag auf sein Leben in "American Blood" entkommen und hat sich in eine andere Ecke des Landes verdrückt. Da das Kopfgeld auf ihn in schwindelerregende Höhe steigt, sind auch diverse Typen aus allen Bereichen des Verbrechens hinter ihm her. Klar, dass er eines Tages auch entdeckt wird. Und so beginnt ein Thriller, in dem jeder Schuldenbuckel mit Knarre meint, seine Probleme auf eine Schuss lösen zu können. Falsch gedacht. Irgendwie kommt dann schon etwas Langeweile auf, wenn Schuldner A auf Schuldner B trifft, sie mit Schuldner C in Trouble geraten und über allen dann noch ein Boss thront, der Schulden bei den Gooks hat. Das nächste Problem hat sich für mich dann aufgetan, als Grade anfängt sich in der Stadt umzusehen und sich daraufhin in der Gangsterhierarchie nach oben arbeitet. Das hat mich fatal an die "Wolfskiller"-Reihe von Mike Barry erinnert, die dem Ganzen hier sehr ähnelte (Mann kommt in die Stadt, ballert sich durch die Gangsterreihen und zieht nach erledigter "Arbeit" von dannen, um die nächste City zu säubern) und so stellte sich hier zu schnell das Erkennen ein und wurde auch bald bestätigt. Tat der Spannung nicht wirklich gut. Der beste Teil war die Entführung von Cohen, um ihm den Aufenthaltsort von Grade abzupressen. Da kam wenigstens Spannung und Zug in die Story, der Rest hatte zwar Action und Verfolgungsjagden sowie einige schräge und grobschlächtige Figuren auf dem schmalen Grat zwischen bauernschlau und Volldepp zu bieten, war halt doch zu nah an "Wolfskiller". Ob das nun Absicht war oder nur Pech, weiß ich nicht. So jung wie der Autor ist, kennt er die Romane von Mike Barry vermutlich gar nicht. Passen und einigermaßen gefallen konnte auch die Action, aber es hat irgendwie an einem Alleinstellungsmerkmal gefehlt, etwas, das dieses Buch aus der Masse herausragen lässt. Daran konnte auch der Schluss wenig ändern, der für Gelegenheitsleser sicher ein feiner Zug war, aber für sehr alte Leseratten auch nur eine Wiederholung darstellte, auch wenn sie nicht so übermäßig strapaziert wurde, wie bei diversen Allerweltsthrillern. Ob es einen dritten Teil zur Jagd auf Marshall Grade geben wird, bleibt erst einmal offen. Ob das Lektorat den Unterschied zwischen dem Beruf Marshal und dem Namen Marshall wirklich bekannt ist, bleibt auch ein eher offenes Geheimnis. Da wurde nämlich ständig vertauscht, was zu vertauschen ging. Mal war Cohen ein Marshal, dann wieder ein Marshall. Und Grade wurde halt von Marhsall zum Marshal. Qualitätskontrolle bei Großverlagen kleingeschrieben - oder so. Aber groß Geld verlangen (für ein TaBu mit 440 Seiten) -  oder so.War nicht ganz so der Bringer und etwas schwächer als das Vorgängerbuch, weshalb ich mich doch recht lange damit aufgehalten habe. Ach ja, die Vergleiche mit Jack Reacher: Wer Geschichten mit einem "Reacher-nahen" Protagonisten lesen will, der greife doch besser zu den beiden Büchern von Nicholas Petrie.

Jerry Garcia



Scott Turow. Paul und Cass Gianis sind Zwillinge. Paul ist erfolgreicher Anwalt, der seine Wahlkampagne für das Amt des Bürgermeisters vorbereitet. Cass sitzt seit fünfundzwanzig Jahren im Gefängnis, weil er im Jahr 1982 seine Verlobte, Dita Kronon, umgebracht haben soll. Seine Entlassung steht kurz bevor. Nun will Hal Kronon, Bruder des Opfers und aufbrausender Immobilientycoon, einen lang gehegten Verdacht prüfen – nämlich dass Paul nicht minder an der Ermordung seiner Schwester beteiligt war als der Zwilling Cass. Hals Rachefeldzug ist nur der Auftakt zu einem vielschichtigen Verwirrspiel, dessen Dramatik einer griechischen Tragödie gleicht. Denn auf die Protagonisten Paul Gianis und Hal Kronon und ihren Kampf um Wahrheit und Macht fällt der lange Schatten einer Geschichte zweier Einwandererfamilien, in der Hals Vater, Zeus Kronon, die unheilvolle Hauptrolle spielt.

John Grisham hat damals eigentlich erst den Boden für die Gerichtsthriller bereitet. Und seine ersten Veröffentlichungen wie "Die Jury" und "Die Firma" konnten ja auch sehr überzeugen. Dochschon danach fing er an, sich langsam auf drehbuchgerechte und für den Konsumenten leicht lesbare Kost zu konzentrieren. Insofern hatten die Erfolge der Bücher als Verfilmungen dem Fan der ersten Werke des Autors einen Bärendienst erwiesen. Der Stil wurde flacher, die Sprache simpler, die Handlung alles andere als auch nur ansatzweise komplex, manches erschien schon sogar eher als Reiseführer oder Restaurantführer (heute arbeitet auch Dan Brown so). Thriller waren die meisten seiner Bücher dann auch nicht mehr oder nur vom veröffentlichenden Verlag mit einer eher irreführenden Inhaltsangabe dazu gemacht. Mittlerweile schreibt John Grisham nicht mehr über Verhandlungen, sondern nur noch einfache Krimis oder Gaunerstücke, nett, aber weit von dem entfernt, was er früher bot. Und mit seinem Erfolg kamen damals viele andere Autoren mit ähnlich gelagerten Themen auf den Markt, der Gerichts- oder Prozessthriller boomte, da sich jeder an den neuen Trend anhängte (was natürlich auch etliche Gurken in die Regale brachte, die allesamt als "der neue Grisham, besser als der Meister" usw. beworben wurde. Löbliche Ausnahmen waren da John T. Lescroart mit seinen Romanen um Dismaz Hardy und Scott Turow mit seinem fiktiven Kindle County bei Chicago. Doch irgendwann lief man neuen Trends nach (Halbwegs spannende - als Puzzlespiele getarnte Reiseführer - Religions- und Wissenschaftsthriller oder den Jugendbuchtrilogien. Dazu die ständigen Serienkiller, Profiler und sonstiger Allerweltskram.) und dem Gerichtsdrama ging in Deutschland ebenso die Puste aus wie den Actionkrachern. Sie werden kaum noch verlegt, wenn sie nicht wie im Falle der Actioner ambitionierte junge Verlager finden wie Steffen Janssen vom Luzifer-Verlag oder Ingrid und Frank Festa vom Festa-Verlag. Eigentlich ist Scott Turow der Letzte der prozessierenden Männer.
Stilistisch und sprachlich steht er mittlerweile weit über dem ehemaligen Vorbeter Grisham, seine Plots haben Hand und Fuß und sind nicht immer leicht zu durchschauen. Er zwingt dem Leser keine Figuren auf, die dieser als den totalen Sympathieträger empfinden muss, er lässt das den Leser anhand gut gezeichneter Charaktere mit Ecken und Kanten selbst entscheiden. Geschliffene Dialoge, intelligente Irrungen und Wirrungen um zwei Familien mit griechischem Stammbaum, denen der Autor etwas in die Vita des griechischen Selbstwertgefühls und der Vergangenheit schreibt, das isch kein deutscher Autor hätte erlauben dürfen, ohne von den medial Asozialen öffentlich gesteinigt zu werden und vermutlich auch dem neuen Netzhetzgesetz zum Opfer zu fallen. Dazu dann die üblichen Verlautbarer, die liebend gerne andere Menschen ohne Beweise schuldig sprechen wie z. B. im Fall Kachelmann oder bei der derzeitigen #metoo-"Debatte". Die Geschichte Griechenlands und seine Mythologie, seine Begründung der Demokratie, der Sprachschatz - all das kommt in diesem Fall, der verzwickter ist, als es zu Beginn den Anschein hat, aufs Tablet. Da werden gesellschaftliche Probleme des Alltags angepackt wie z. B. die lesbische Beziehung einer der Hauptpersonen oder den Rassismus zwischen Weißen und Schwarzen, die offen gelebte Korruption in hohen Ämtern (heute nicht viel anders, wobei sich in der Hinsicht Europa schon längst den früher verunglimpften Bananenrepubliken angepasst hat), die Emotionen, wenn ein Mensch feststellen muss, dass er für eine geschätzte, geliebte Person nicht gut genug ist, keinen Status hat, der sie zufriedenstellen würde.Wirklich groß wird dieser Roman durch die vielen Nebengeschichten, die oftmals nur wie mininale Alltagsprobleme scheinen, aber dennoch ihre Bedeutung haben und ihre Kraft entwickeln. Schmerzhafte Wahrheiten in einer Thrillertragödie, die sich mit den ganz Großen des Genres locker messen kann. Man nehme sich genug Zeit für das Buch, das für einen leichten Happen zwischendurch völlig ungeeignet ist. Hier wird schweres emotionales und schriftstellerisches Geschütz aufgefahren, auch wenn ein oder zwei Kleinigkeiten gerade bei der Klärung der Umstände zum Ende hin etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen scheinen.Wer also weder Horror noch die reine Action als Lesestoff bevorzugt - hier ist Ihr/Dein Pflichtroman auf rund 430 Seiten.

Jerry Garcia



Thomas Finn. Die Handlung: Ein gnadenloser Kampf ums Überleben
Die Schauplätze: Norwegens undurchdringliche Wälder. Ein unheimliches Höhlensystem. Ein geheimes Militärlager aus dem Zweiten Weltkrieg mit Forschungslabor. Ein uraltes Wikingergrab.
Die Charaktere: sechs Angestellte einer Hamburger Werbeagentur, vier Männer, zwei Frauen, die sich nicht besonders mögen. Das TV-Team einer neuen Reality-Show. Ein Verräter. ETWAS, das in den Wäldern lauert: uralt, grausam – und ansteckend! Quelle: Amazon. Sieht man auch deutlich.

Wenn ein Autor über eine dieser rotzigen TV-Shows schreibt, die dem Kunden vom Privatfernsehen inklusive Dauerwerbung angeboten werden, dann bleibt es nicht aus, dass die Charaktere die reinen Klischees sind. Denn was für Gestalten dienen sich denn bei diesen Shows an? Genau - Promis von eigenen Gnaden, die teilweise zu doof zum Leben sind. So gibt Thomas Finn nicht nur einige wenig dezente Anmerkungen zu derartigen TV-Events (Wie lächerlich, von wegen Event. Vermutlich abgeleitet von "event"uell schaut es einer.), er erfüllt auch Crew und Spieler mit den zu erwartenden Attitüden. Zusätzlich angeheizt wird der ganze Sermon noch durch die Hinterfotzigkeit der TV-Macher, die dann im geeigneten Augenblick Interviews oder private Details der Spieler unter den Zuschauern und Kollegen verbreiten, die "Emotionen wecken", also Streit verursachen sollen. Gewohntes Bild + dem telegenen Schwachkopf von Moderator, der mit seinem dämlichen Gelaber auch das Publikum anheizen will - alles für die Quote (Lug und Trug wie im wahren Leben durch diverse Konzerne oder Anbieter von Dienstleistungen und Versicherungen sowie Anbietern von Software für sicheres Surfen im Internet - Kasse machen für nichts. Und das mit gesetzlicher Duldung). Zum Spiel: Waren die Spieler zuvor wenigstens nach außen hin eine Einheit zur Rettung ihrer Firma noch eine Einheit, bröckelt das immer mehr. Dabei zeigen sich aber auch so einige Charktereigenschaften, die aus einem Drehbuch stammen könnten. Von Unterschlagung bis Fremdrammeln ist alles dabei. Zickenkrieg ist angesagt. Bis dann tatsächlich etwas passiert. Man tut es lange als fiese Aufgaben der Spielleitung ab, was denen ja zuzutrauen ist, merkt aber bald, dass da etas ganz und gar nihht stimmt. Ab diesem Zeitpunkt wird es tatsächlich einigermaßen spannend und man weiß als Leser nie, ob da wieder ne miese Nummer der TV-Macher dahintersteckt, sich einer der Kandidaten Vorteile verschaffen will oder eine echte Gefahr lauert. So entsteht dann auch etwas Grusel, eine Prise Höhlenhorror (Freunde, nicht, was ihr wieder denkt😁), Geraschel im Gebüsch (ähem), seltsame Schatten und scheinbar haarige Figuren. Dazu ein bisschen Blut, viel Gezicke, leider auch ne Menge Blödsinn zum Raten (Trolle, Nazis, Wikinger, Buchautoren, TV-Macher,  Politiker - wer spielt denn nun Haschmich im tiefen norwegischen Wald, der natürlich von einem deutschen Verlag und einem - vermeintlich - deutschen Autor einen englischen Titel verdient) und ein Ende, das auch so eine Sache ist. Zwar passend zu diesem rosa Plüsch-Horror für Massenverlage, aber ansonsten ziemlich an den Haaren herbeigezogen und blass wie die Protagonistin die meiste Zeit. Nee, zu süß. Einzig positiv ist der flotte Stil von Thomas Finn. Wenn ich denn schon unrealistischen Quatsch lesen will, dann bitte im Acton- und "richtigen" Horrorbereich. Aber jetzt sind wir wieder ganz tief im Bereich der unterschiedlichen Geschmäcker und über die lässt sich bekanntlich nicht streiten. Jedem halt das Seine. Meins waren die rund 370 Seiten im Endeffekt nicht. Bin aber wohl schon zu verwöhnt von Verlagen wie FESTA, Luzifer und Voodoo-Press.

Jerry Garcia



Russell Blake. Eigentlich wollte sich "JET" nach den jüngsten Ereignissen zur Ruhe setzen. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr. Personen aus ihrer Vergangenheit sinnen auf Rache, und so wird sie in terroristische Pläne verstrickt, die sie von Südamerika nach Moskau und bis in den Jemen führen.
Töten oder getötet werden, lautet die Devise – etwas, das "JET" nur allzu gern hinter sich gelassen hätte. Etwas, das niemand so gut beherrscht wie sie.
Und der Luzifer-Verlag versorgt uns mit ihren Abenteuern.

Russell Blake warnt in einem Vorwort, das auch kurz den Parcour-Sport erwähnt, die Leser davor, dass man Handlung sowie Action auf diesen 370 Seiten zu sehr mit Realismus gleichsetzt. Das Einzige, was noch unrealistischer ist, sind so gut wie alle Eigenproduktionen der Privat-TV-Sender (und noch ätzender als Billigware).
Nach einem ersten Prolog, der auf einen mörderischen Anschlag hinweist, in den viele unterschiedliche Parteien verwickelt sind, folgt Kapitel 1, das für mich wiederum ein Prolog eigens für JET, nicht unähnlich denen von manchen Bond-Filmen. Und da hetzt die Agentin im Stile eines David Belle, der übrigens im Vorwort (siehe oben) nicht als Erfinder des Parcour-Sports genannt wird, in Montevideo über eine schwierige Strecke. Hinter sich einige Verfolger (Naja, vor sich wären sie wohl keine Verfolger mehr). Irgendwann kann sie dann doch in ihr neues Zuhause, das sie mit ihrem Kind in Montevideo gefunden hat. Eine Einheimische namens Magdalena hilft ihr als Nanny und so scheint sie mit Hannah hier das große Los gezogen zu haben und endlich Frieden zu finden. Vorbei ist es damit, als Alan auftaucht. Jet wird wieder in das "Spiel" gezogen und muss helfen einen schlimmen Anschlag zu verhindern.
Nachdem die Familienidylle abgehakt ist, nimmt das Buch den Leser schnell auf einen Actiontrip mit etwas mysteriösem Bedrohungsszenario, das sich erst später im Laufe der Handlung entfaltet, die von Seite zu Seite rasanter und tougher wird. Es gibt diverse Wendungen, die man so nicht ganz eingeschätzt hat, aber auch das eine oder andere Klischee, das einfach so und nicht anders auftauchen musste. Sobald Jet sich wieder auf ihrem angestammten Platz der Kämpferin gegen Mord und Terror befindet, kennt sie auch keine Gnade mehr. Blut und Blei inszeniert mit fantastischen Kampfbeschreibungen und Shoot-out-Sequenzen, die - sagen wir mal - zwar leicht unter dem Level eines Matthew Reilly stehen, aber ansonsten das Herz des Actionfreundes höhler schlagen lassen. Fiese Verräter, noch fiesere Terroristen und eine ganze Menge Schlagetots, die dann am Ende selbst tot sind. Jet räumt unter Speznaz auf, zeigt nem rachsüchtigen Russkie was ne Harke ist und muss dan doch feststellen, dass sie aus der Umklammerung von Mord und Totschlag, Verrat und Gier nicht so einfach entkommen kann und sie weiterkämpfen muss, um ihr Familienglück vor Schaden zu bewahren. Anders formuliert - Teil 4 kann kommen. Action wie im Kino ist zuminest bei mir als Lesestoff immer willkommen.

Jerry Garcia



Christopher Golden. Als Ripley nach Jahrhunderten im All endlich zur Erde zurückkehrt, erfährt sie, dass die Menschen den Planeten Acheron kolonisiert haben. Acheron, besser bekannt als LV 426, ist ein Planet, der Ripley nur allzu vertraut istt, denn schließlich kämpfte sie hier gegen die Xenomorphen. Ripley versucht verzweifelt, Weyland-Yutani zu warnen, doch vergeblich - und schon bald kommt es auf Acheron zu einer ersten Katastrophe.

Nachdem Ripley und Katze Jonesy aufgelesen wurden und Ripley langsam über ihre Albträume hinwegkommt, ist für sie erst einmal Ende der Geschichte. Christopher Golden kümmert sich nach den kleinen Verweisen auf die Filme "Alien" sowie "Aliens" um das, was auf Acheron geschehen ist, bevor Ripley mit den Marines "in Marsch gesetzt" wurde, um mit der Xenomorphen-Brut aufzuräumen. Weyland-Yutani hat Kolonisten auf den Planeten gebracht, um ihn zu terraformen. Die mehr als nur unwirtliche Gegend macht aber mehr Schwierigkeiten als gedacht. Stürme, sich auftuende Erdspalten und ähnliche Widrigkeiten machen den Menschen zu schaffen. Aber die Gier hält sie bei der Stange, denn Funde dürfen sie behalten und verscherbeln. In dieser Atmosphäre arbeiten die Eltern von Newt, Annie und Russ. Auch dabei ihr Bruder Tim. Zudem ist eine kleine Gruppe Colonial Marines vor Ort, die mit Captain Brackett einen neuen Befehlshabenden bekommen. Nach und nach werden jetzt die Figuren eingeführt, Charaktereigenschaften skizziert und mit Auftauchen des Captains gibt es kriselnde Beziehungen, Eifersucht und sinnfreie Tändeleien. Völlig unerwartet ist Annie die Ex des Captains und schon macht man sich Gedanken - nur Gedanken -, wie man sich verhalten soll, ob man für den Ex immer noch etwas empfindet,  yada, yada, yada. Dazu eigensinnige Marines, die auf den neuen und jungen Anführer partout nicht hören wollen und sich in Grüppchenbildung üben. Bis hier die Chose endlich in richtigen Schwung kommt, dauert knapp 200 von 350 Seiten. Davor wird gestritten, werden die Männer von Weyland-Yutani als Oberfieslinge geoutet, die meisten Marines als sture Betonköpfe mit Hang zur Meuterei, Annie und die Kids als des einzige Gute auf diesem Drecksplaneten und Russ als eifersüchtelnder Querkopf mit einigen guten Seiten, aber auch zornigen Anfällen. Ein paar Vorfälle und klischeebehaftete Dialoge runden das Alienabenteuer bis dahin eher gemächlich ab. Dann geht es aber gleich in die Vollen und Christopher Golden beweist, dass ihn der Film "Aliens" schwer beeindruckt hatte. Keinerlei Mangel an biestigen Aliens, die den Menschen brutal den Garaus machen. Flucht, verbarrikadieren - nichts scheint zu helfen gegen die urtümliche Allgewalt eines Feindes, der die Leiber der Menschen als Brutstätte für immer neue seiner Art nutzt. Kann man einen dieser Säurebluter umbügeln tauchen prompt drei neue auf. "Alien - Der verlorene Planet" ist das Bindeglied zwischen den ersten beiden Filmen und schildert, was vor der Ankunft von Ripley, die erst gegen Ende des Buches wieder in Erscheinung tritt, und "ihren" Marines vorgefallen ist. Nichts wirklich Neues aus dem Alien-Universum, aber nach Abarbeitung der versammelten Klischees und bekannten Mustern temporeich und unterhaltsam. Kurzweiliger Stoff, der nicht auf Anspruch, dafür aber auf Fans setzt - und die bekommen schlicht und einfach, was sie sich erhoffen. Und vermutlich dürfte keiner davon ausgegangen sein, eine Literatur-Nobel-Preis verdächtige Lektüre in Händen zu halten.

Jerry Garcia



Scott McEwen und Thomas Koloniar. Als der Navy SEAL Scharfschütze Gil Shannon ins Fadenkreuz eines tschetschenischen Terroristen gerät, der unter den Namen "Der Wolf" agiert, wird er vom Jäger zum Gejagten. Doch in Paris bietet sich eine überraschende Chance: Shannon verbündet sich mit einem tödlichen russischen Spezial-Kämpfer gegen den Wolf - und nach einer Verfolgung durch ganz Europa kommt es im Gebirge des Kaukasus zum Showdown der Scharfschützen.

11/10, 11/10, 11/10. Für die Action-Elite unter den Lesern sollte das schon genügen. Wer mehr will - bitte schön. "Sniper-Elite: Der Wolf" ist nicht nur das dritte Buch der Reihe, sondern ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss, das Europa mit einer wilden und skrupellosen Actionhatz überzieht, der sich kein Fan derartiger Literatur entziehen kann. Dabei kann das Buch auch mit einigen Figuren punkten, die als Sympathieträger funktionieren und mit erstaunlich geringem Einsatz allzu patriotischer Gesinnung. Von den 500 Seiten sind rund 400 mit dem Blut der Auseinandersetzungen gesprenkelt, was nur heißt, dass sich seitenlanges Geschwafel gar nicht erst eingeschlichen hat, sich die Besprechungen oder internen Zankereien, Beratschlagungen und akribischen sowie wortreichen Vorbereitungen auf beiden Seiten zu Gunsten schneller und durchaus harter Zusammenstöße in einem angenehmen Rahmen halten. Stil und Sprache sind okay, Spannung und Cliffhanger hetzen den Leser geradezu durch das Buch, das man irgendwie auch nicht zur Seite legen will, weil gerade im realen Leben irgendein Blödsinn ansteht. Wer würde schon ein Buch zur Seite legen, bei dem gerade ein Hind-Angriff geschildert wird, der Erinnerungen an "Rambo 2" wachwerden lässt? Einige von den vielen "Jane Fondas" vielleicht, die es da draußen leider immer noch in Massen gibt, doch kein wahrer Fan dieser Form der Literatur. Hier gibt es Sniper-Work in Reinkultur, harten Tobak von einer packenden und kraftvollen Figur mit einem kaltschnäuzigen Charme, der seine brutale Härte gegenüber den Gegnern nicht verbergen kann. Einer DER Actionkracher des bisherigen Jahrtausends, der den Leser schon mit seinem furiosen Beginn an der Gurgel packt und nicht wieder loslässt. An den unterschiedlichsten Locations in Europa werden Jäger zu Gejagten, drehen den Spieß wieder um, bloß um in den nächsten Hinterhalt zu geraten. Verräter und Hardliner um einen Präsidenten herum, der sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert, Agenten auf der Jagd nach untergetauchten Feinden der Nation spielen zwar eine nicht unwichtige Rolle, werden aber zu Randfiguren degradiert. Alle Augen auf Gil Shannon und seine Sniper-Fähigkeiten - und die haben es in sich. Manchmal sind er uns seine Mitstreiter etwas zu "unkaputtbar", aber das ist der einzige Mangel. Der Rest ist nur höllisches Tempo in einem Bleiinferno, das die Feinde in Massen niederstreckt und/oder auch gleich völlig zerlegt (Wer ähnliche Aktionen filmisch sehen will, schaue sich die Kills in "Wolf warrior 2" an und denke sich das beschissene CGI weg). Für Fans der knüppelharten Action, der eine umfangreiche Handlung nur im Weg stehen würde, ist dieser Hammer von Buch schlicht und einfach ein Pflichterwerb und daher eine klare Kaufempfehlung. Und gespanntes Warten auf das vierte Buch, da der Cliffhanger am Ende von diesem schon recht fies war.

Kleine Anmerkung noch: Nachdem Festa (Denen ich zu schier ewig währenden fünf Sekunden Dank verpflichtet bin, dass sie das Actiongenre wiederbelebt haben - siehe "Sniper-Elite") und dem Luzifer-Verlag, der mit Chris Ryan Extreme ja auch ein ordentliches Pfund zum Wuchern hat, will sich nun wohl auch der Voodoo-Press-Verlag der Actionkost zuwenden. Aus meiner subjektiven Sicht selbstverständlich eine sehr gute Entscheidung, obwohl der liebe Herr Verleger Michael Preissl noch nicht mit Namen und Daten rausrückt.

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