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Tatort & Polizeiruf 110: der höchstoffizielle ARD-Sonntagabendkrimi-Thread

Begonnen von Chili Palmer, 10 März 2013, 21:01:35

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Der Maulwurf

Zitat von: Moonshade am  6 Januar 2016, 10:02:24
Na, da werde ich ja noch Freude dran haben.
Versteh ich die beiden eigentlich, wenn ich den zweiten (Der große Schmerz) nicht gesehen habe und "Willkommen in Hamburg" schon ewig her ist? Oder muss ich zwangsläufig nochmal an die Mediathek?

Du hast "Kopfgeld" vergessen, das war der 2te. Der große Schmerz ist der 3te. Abgesehen davon das die Filme per se unlogisch sind würde ich wenn dann alle 4 gucken, dann macht's wenigstens im Schweiger Universum Sinn  ;)

Klugscheisser

Wart' doch einfach bis der 5. kommt und kauf dir dann die Box.  :icon_lol:

Moonshade

Dann lieber ne Box mit den ganzen Tukur-Tatorts... :algo: :icon_mrgreen:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

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,,Der Director's Cut erweist sich nicht nur als die filmisch bessere Version, sondern auch als die einzig logische." (Blade Runner)

Behandel´ne Königin wie `ne Hure und `ne Hure wie `ne Königin, dann kann nichts schiefgehen! (Alien 3 SE)

Ich hab ne Sprengkapsel im Kopf! Du musst mich töten sonst sterb ich! (Ethan Hunt)

Mr. Blonde

Das wäre doch das nette Pendant zum Uwe, der die Kritiker wegboxt. Schade, dass es bei dem Satireartikel bleiben wird.  :unknown:


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Moonshade

Hab mir gestern dann doch noch den letzten Tukur - den Meta-Tatort "Wer bin ich?" angeschaut, der ja die übliche Gemeinde voll vor den Kopf gestoßen hat.

Muss aber leider sagen, dass nicht aus jeder Idee ein "Aus Schmerz geboren" wird, selbst wenn sie auf dem Papier gut aussah.
Daß Tukur beim Tatortdreh selbst Opfer/Verdächtiger einer Mordermittlung unter Tatortmachern wird, ist schön.
Dass so viele andere Einsatzteams hier vorbei schauen, erwähnt werden oder sich sonstwie zum Affen machen, auch schön.
Aber einen "Fall" sollte man auch haben - hier starrt Tukur gefühlt die Hälfte der Spielzeit verwirrt vor sich hin und versucht, sich aus der Situation einen Reim zu machen, die bizarren Aspekte werden aber maximal wie nebenbei erwähnt und aufgeführt, so dass leider nur wenig Spannung bzw. Interesse aufkam.
Die finale Schlußpointe,
Spoiler: zeige
dass Tukur nichts getan hat, sondern sich Murot sozusagen von ihm abgelöst hat, um mal mehr als 90 Drehminuten zu haben und dann verschwinden zu müssen,
deutet sich spätestens nach der Hälfte auf Videoaufnahmen an, wirkt leider aber wie aufgesetzt.

Wie gesagt, schöne Ideen, nette Schmunzler, aber Lynch-Identitätenmystery und Grotesk-Realsatire passen hier nicht so dolle.
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Chili Palmer

Zitat von: Stefan M am  5 Januar 2016, 22:57:58
Allerdings erscheint mir die "Tagesschau"-Geiselnahme gleich zu Beginn wie eine Parodie, obwohl sie ganz offensichtlich ernstgemeint ist. Ziemlich schlecht gemacht und auch geschauspielert (der Fatzke mit seiner Mütze, der vor dem blauen Hintergrund der Nachrichtensendung herumturnt und Warnungen ausspricht).

Das Schauspiel steht tatsächlich noch mal auf einem anderen Blatt; tatsächlich habe ich aber die Tage gelesen, dass der ursprüngliche Plan des "Tatort"-Teams vorsah, dass ohne Trenner direkt zum Film geschnitten wird, direkt nach dem Wetter also wieder zurück zu Rakers, die in der Live-Tagesschau dann auch dieselbe Kleidung tragen sollte - ein nahtloser Übergang. Wäre schon lustig gewesen, wurde aber ARD-intern abgeschmettert.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

Stefan M

Zitat von: Moonshade am  7 Januar 2016, 09:34:03Wie gesagt, schöne Ideen, nette Schmunzler, aber Lynch-Identitätenmystery und Grotesk-Realsatire passen hier nicht so dolle.
Das unterstreiche ich. Die Grundidee ist reizvoll, aber worauf das Ganze hinausläuft, war tatsächlich ziemlich leicht vorauszusehen. Martin Wuttke hat übrigens den ganzen Film gestohlen. War schön, den nach seinem Hitler mal wieder so lebhaft zu sehen.

Zitat von: Chili Palmer am  7 Januar 2016, 15:21:54Das Schauspiel steht tatsächlich noch mal auf einem anderen Blatt; tatsächlich habe ich aber die Tage gelesen, dass der ursprüngliche Plan des "Tatort"-Teams vorsah, dass ohne Trenner direkt zum Film geschnitten wird, direkt nach dem Wetter also wieder zurück zu Rakers, die in der Live-Tagesschau dann auch dieselbe Kleidung tragen sollte - ein nahtloser Übergang. Wäre schon lustig gewesen, wurde aber ARD-intern abgeschmettert.
Ja, das habe ich auch gelesen, aber Paris machte ihnen da einen Strich durch die Rechnung. Bei mir hat die Anfangsszene insofern funktioniert, als sie mich irritiert hat. Ich hatte wie gesagt den "Tatort" in der Mediathek gesehen und mußte kurz überlegen, ob ich gerade das richtige Video sehe. Allerdings war ich eben nicht irritiert, weil ich das Ganze für echt gehalten habe (wie auch, hab's ja nicht live gesehen), sondern weil das wie eine Verarsche anmutete. Hätte mir aber gefallen, wenn sie ihren ursprünglichen Plan durchgezogen hätten.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

StS

! No longer available

Action "wie aus Hollywood" - nur halt aus Dschörmany.
Und wehe jemand sieht das anders!  :icon_lol:
;)
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Stefan M

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Klugscheisser

Regt sich der Schweiger schon bei Facebook wieder drüber auf?  :icon_lol:

Roughale

Und gestern lief genau das andere Ende der Klorolle, das war der bei Weitem langweiligste Tatort seit ewigen Jahren, naja, die Ödenthal nimmt ihren Namen halt ernst :LOL: Laberei ohne Ende, Stllstand in der Handlung und dazu noch allerletzte Kotzmusik, dass ich fast dachte eine der meisen MTV Serien zu schauen - ganz mieser Abend gestern...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

JasonXtreme

Die Hodenthal müssen sie halt endlich wiedermal aus der Menopause schreiben, sonst wird das nix mehr - und der andere Kollege koppert sich halt mit seinem Aushilfsitalienisch durch die Grappaarien, während die neue Alte ohnehin nicht nur Bäckchen auf die Eierstöcke geht! Sorry, aber bei Ludwigshafen bin ich raus! Wenn ich alten Frauen zuschauen will wie sie ihre Zwangssportarme spazieren tragen, schaue ich einfach mal im örtlichen Zara oder H&M vorbei
"Hör mal, du kannst mein Ding nicht Prinzessin Sofia nennen. Wenn du meinem Ding schon einen Namen geben willst, dann muss es schon was supermaskulines sein. Sowas wie Spike oder Butch oder Krull, The Warrior King, aber NICHT Prinzessin Sofia."

JasonXtreme

Fals hier noch jemand Tatort schaut, der "Meta" von gestern mit dem Berliner Duo Mark Waschke und Meret Becker ist jeden Blick wert!!! Super funktionierendes Spiel mit den Metaebenen, super besetzt, Verschwörungsgeschichte mit absolut gelungenem Ende - sicherlich einer der besten Tatorte!!!
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Moonshade

Ich hatte zufällig (wegen Themenaffinität) den letzten Tatort des Duos gesehen und spontan den jetzt wieder auf Platte gebannt, von einem Film/Meta-Thema kann ich dann doch nicht die Finger lassen.

Gestern aber dann doch die Aufnahme von letzter Woche angeschaut, denn wenn wir daheim etwas im Tatort regelmäßig abfeiern, dann die Weimar-Tatorts mit Ulmen und Tschirner, pure, staubtrockene Comedy des Absurden. Ziehe ich Liefers' gesteltzen Comedy-Auftritten um Meilen vor.  :love:
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JasonXtreme

Münster kann ich nicht mehr sehen. Die immergleichen Altgags haben sich den Rang mehr als abgelaufen, und was Neues scheint da nicht mehr zu kommen. Für mich aktuell Weimar, Berlin, Dortmund, Frankfurt. Die mit Tukur natürlich sowieso, aber wann da nochmal was kommt is gleube ich grade etwas unklar. Weimar ist wirklich so schön absurd, das macht einfach nur Spaß!
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Moonshade

Inzwischen hab ich "Meta" nachgeholt und war auch ganz angetan, allerdings haben sich da schon ein paar Untiefen aufgetan, von Karows Leichtgläubigkeit bis zu der Tatsache, dass beide Ermittler den Film kennen, sich aber im letzten Drittel der Folge so verhalten, als hätten sie das eben noch nicht (Karows Einbruch, die vermeintliche Autobombe).

Hab auch mehrfach überlegt ,ob für Kommissare große Vorführungssäle auf der Berlinale 24 Stunden am Tag zur Verfügung stehen.

Natürlich ein hübsches Ebenenspiel, vor allem auch in Vorspann/Endtiteln und bei den Dopplungen, die mindestens einmal richtig gruselig waren (Ist jemand JETZT hinter mir? Dreh ich mich um? Auf der Leinwand tun sie es auch!).
Das schöne Thema "Gehlen" hat man leider verschenkt, dafür gab es dann Taxi Driver...wenn ich auch von Karow etwas mehr erwartet hätte, als ein konspiratives Treffen mit einer Prostituierten direkt in einem hellerleuchteten Diner direkt vor dem Fenster abzuhalten...  :viney:

Sternchen für die Idee und die teilweise Umsetzung, quietscht aber manchmal in den Gelenken. Sollte man dennoch gesehen haben.
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JasonXtreme

Ja Gehlen wurde leider etwas verschenkt, gerade bei denn Berlinern WÄRE es aber möglich das nochmal mit einzubauen  :king: führt mich zu Karows Leichtgläubigkeit... die habe zumindest ich mir so erklärt, dass er ja bei der Geschichte mit dem Tod seines Partners und die Verwicklungen damals durchaus auch schon mit Verschwörungen konfrontiert war, und daher eben hier schnell zu tief im Thema war. Beim Rest kann ich mir Dir gut anschließen.

BOROWKSI und das Land zwischen zwei Meeren fand ich am Sonntag ziemlich verschenkt, leider. Thematisch irgendwie ziemlich drüber, trotzdem einfach zu langweilig. Ich mag Milberg, ich mag Christiane Paul aber dieses "alle Dorfbewohner sind verschworen" Ding kam nicht gut rüber, und schlussendlich fand ich die Auflösung doof. Opfer beim Lecken ersoffen ist allerdings ne nette Prämisse  :king:
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Stefan M

Nach den sehr gemischten Himmelhoch-jauchzend-zu-Tode-beleidigt-Kritiken des neuen Tukur-"Tatort" habe ich mir eben mal "Murot und das Murmeltier" gegönnt - und ich hatte einen Heidenspaß dabei! Wie der Titel schon erahnen läßt, ist der werte Herr Kommissar diesmal in einer Zeitschleife gefangen und weiß nicht so recht, wie ihm geschieht, wenn er Tag für Tag zu einer Geiselnahme gerufen wird, bei der er ständig
Spoiler: zeige
erschossen wird.
Das ist teilweise ansteckend schrill, da die fehlenden Konsequenzen, die daraus resultieren, wenn man jeden Tag immer und immer wieder aufs Neue erlebt, Murot dann auch zwischendrin dazu verleiten, einer Frau eine Torte ins Gesicht zu ballern, ein Kind blöd anzumachen oder - in einer besonders krassen Szene - einfach mal Geiselnehmer und Geiseln über den Haufen zu schießen, weil er die Faxen dicke hat. Da geht der "Tatort" weiter als ähnliche Zeitschleifen-Filme wie "Und täglich grüßt das Murmeltier" oder "12:01".

Etwas erzwungen wirkt da eine Dialogzeile, in der jemand betont, "Polizeiruf", "Der Alte" usw. seien ja Woche für Woche immer das Gleiche, denn das hätte man auch einfach mal subtil im Raume stehen lassen können, daß die "Tatort"-Reihe ja im Prinzip nichts anderes ist. Dennoch ergeben sich aus der Ausgangslage schöne Momente, das alles trotz zahlreicher Kopfschüsse und eines wahren Leichenberges aber heiter und weniger ernsthaft serviert.

Sehr unterhaltsames Ding.
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Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

PierrotLeFou

19 Februar 2019, 07:53:29 #229 Letzte Bearbeitung: 19 Februar 2019, 09:58:03 von PierrotLeFou
Ich bin ja seit wenigen Wochen auch an den deutschen TV-Krimis hängengeblieben, vorwiegend am "Tatort", wobei ich gerade auch zwei Polizeiruffolgen von Dominik Graf (Smoke on the Water - ziemlich gut) bzw. Christian Petzold (Wölfe - recht durchschnittlich, aber mit vereinzelten tollen Momenten) gesehen habe...

Die "Murmeltier"-Folge des Tatorts hatte ich mir am Sonntag auch angesehen; die BILD hatte ja am Vortag schon ein bisschen die Werbetrommel gerührt und etwas ganz besonders ausgefallenes angekündigt und dann war es letztlich ein konventioneller Modefilm: ein Zeitschleifen-/Alternativverlaufs-Film, berüchtigt geworden mit "Groundhog Day" (1993), später mit "Lola rennt" (1998), "The Butterfly Effect" (2004), "Source Code" (2011) oder auch noch "Looper" (2012) variiert und jüngst mit "8:30" (2017), "Wish Upon" (2017), "Happay Death Day" (2017) und "Happy Death Day 2U" (2019) erneut aufgegriffen, entstammend dem Autorenfilm der 60er Jahre (insbesondere Robbe-Grillet und Resnais), auch von Kieslowski ("Przypadek" (1987)) und von David Lynch im Spätwerk variiert... selbst eine "Hammer House of Horror"-Folge variierte das schon vor Jahrzehnten als TV-Produkt...
Insbesondere "Happy Death Day" zeigt, wie ausgelutscht, konventionell und mainstreamtauglich dieses Motiv längst zur Anwendung gebracht werden kann. Nun springt auch der Tatort auf diesen Zug auf: U. a. als Kommentar auf inhaltsgleiche 08/15-TV-Unterhaltung will er etwas vermeintlich besonderes bieten und liefert letztlich einen völlig publikumsfreundlichen Modefilm ab, der all das macht, woran man sich z.Z. ohnehin schon restlos gewöhnt hat...
Dass hier eben nicht bloß die bisweilen bedrückende Monotonie des Alltags verhandelt wird, sondern auch die standardisierte TV-Unterhaltungskost ist im Grunde ein Schuss ins eigene Knie: Laura Nasmyths "8:30" (2017) hat die Wiederholung im Vorjahr bereits zum Strukturprinzip des Konsumismus erhoben und war zumindest konsequent sperrig und wenig spektakulär...

Der Murmeltier-Tatort, der schon im Titel verrät, wie wenig reflektiert er sich seiner Idee nähert, ist hingegen kurzweilig, aber eben auch unoriginell, erkenntnisarm, eitel; als ausufernder Gag ganz nett, aber weder als spannungsreicher Krimi, noch als Werk über Virtualität oder gar als moralische Läuterungsgeschichte (die auch hier noch ansatzweise drin steckt, auch wenn Elmar Krekeler von der Welt idiotischerweise anderes behauptet) sonderlich interessant...
Die Selbsterkenntnis, dass der "Tatort" weitgehend konventionell und altbekannt ausfällt, ist ja noch ganz nett; der Versuch, dem etwas entgegenzusetzen, eher lachhaft...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Moonshade

Mal schauen, ob ich bei diesem "Tatort"-Spaß überhaupt so tief buddeln will wie Pierrot, letztendlich bedient die Reihe ja irgendwie urdeutsche bzw. urtumbe Bedürfnisse - und dann bemüht wieder doch nicht.
Hab ihn aufgenommen und muss nun auf die Frau warten, aber da wir uns generell inzwischen entschieden haben, gewissen Tatortteams einfach wie gute Bekannte fast immer eine Chance zu geben (was schief gehen kann) und anderen generell nicht, weil sie uns auf den Sack gehen (was ich selbst im Qualitätsfall nicht vermissen würde).

Ich erwarte da keine neuen Erkenntnisse, die Experiment-Tatorts wie "Fürchte Dich" (ein Genregriff ins Klo) und "Im Schmerz geboren" (eine enorme Kuriosität, die mit einem TV-Krimi eigentlich schon nichts mehr zu tun hatte) sind meistens nur kurzes Augenbrauenheben wert. Die Folgen steigen und fallen meistens nur mit den Ermittlern.
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PierrotLeFou

Ich will übrigens den "Tatort" gar nicht sonderlich verunglimpfen... es ist in meinen Augen halt solide Krimikost, die aber immer dann etwas peinlich und angestrengt gerät, wenn sie wesentlich mehr sein will...
"Meta" fühlte sich kürlich schon irgendwie wenig überzeugend an, weil diese Paranoia-Politthriller-Ebene inmitten des postmodernen meta-spielchens gar nicht erst Wirkung entfaltet hat; und dieses Spielchen selbst wirkte, als hätte man sich nach "The Editor" gesagt, dass man doch für den Tatort mal ähnlich ausprobieren könne...
"Das verschwundene Kind" trägt seinen löblichen gesellschaftspolitischen Anstrich so dick auf, dass sich wegen der Durchsichtigkeit des u.U. gar manipulativen Ansatzes wohl bloß die falschen bestätigt fühlen, die man gar nicht ansprechen wollte...
"Babbeldasch" war geradezu peinlich in seinen selbstironischen Gags...

Es ist aber spannend zu sehen, inwieweit unterschiedliche Autoren, Regisseure und HauptdarstellerInnen einzelnen Folgen einen Stempel aufzudrücken verstehen...
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Moonshade

Das Traurige ist ja, dass für einen TV-Autoren mit einer interessanten Idee es praktisch schon die einzige Möglichkeit ist, via Einbau in einen Tatort an eine Umsetzung mit einem brauchbaren Budget zu kommen...  :icon_mrgreen:
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Stefan M

"Murot und das Murmeltier" war nun für mich auch nicht die Neuerfindung des Rades, aber als jemand, der wie ich beim Heimatbesuch bei der Familie sonntagabends laufend mit diesem gefühlten "Tatort"-Einheitsbrei gequält wird, war das einfach erfrischend unterhaltsam. Ich kann mich da auch mal ohne großen Anspruch amüsieren. Für meine Eltern wiederum sind gerade diese "Tatorte" immer die, die sie auslassen. Trifft natürlich auch auf das Duo Tschirner/Ulmen zu. Dafür aber gefühlte viermal die Woche noch so Sachen wie "Ein starkes Team" oder "Kommissarin Heller" gucken (teilweise dann zehn Jahre alte Wiederholungen auf ZDFneo) - ich glaube, ich würde mir da irgendwann die Kugel geben.
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Moonshade

Ich glaube, das funktioniert über den Wohlfühlfaktor, immer genau zu wissen, wie der Hase läuft, wie die Fälle aufgebaut sind, dass die Bösen am Ende gepackt werden.

Ich hab ja auch 300 Folgen CSI geschaut - und das war ähnlich...

Wie sehr dieses Weltbild beruhigt, sieht man übrigens auch daran, dass ich jetzt schon von Dutzenden Leuten weiß, die die dauerhaften Nachtwiederholungen von "Medical Detectives" als Einschlafhilfe nutzen oder benötigen... :eek: :icon_mrgreen:
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JasonXtreme

Kann das was Pierrot da so schreibt nicht nachvollziehen, oder doch, klar kann ich, aber ich kann es nicht hierauf münzen. Und das nichtmal weil mir die Murot-Tatorte wirklich gut gefallen, egal welcher, das "Murmeltier" fand ich sogar am besten neben "Im Schmerz geboren". Ok "Das Dorf" hat eh eine Sonderstellung weil die Sache da noch gänzlich neu war für die Tatort-Reihe.

Ich finde so pauschal kann man damit schlicht nicht umgehen. Innerhalb des Tatort-Gefüges gibt es gut und schlecht, leider entwickelten sich viele Duos schon lange zum Schlechten hin. Ob man da nun Köln, München oder Ludwigshafen hernimmt, oder eben gerade die Münsteraner, die sich selbst den Rang abgekalauert haben. Dafür gibt es mit den Weimarern (Tschirner/Ulmen) in meinen Augen gelungene Koste abseits des Einheitsbreis der sonstigen Folgen, es gibt in Dortmund ebenso mal was anderes, so wie in Berlin oder eben Murot/Wiesbaden. Frankfurt war mal gut, wurde aber ja erst abgesetzt, dann die neue Besetzung auch abgesetzt, die Jetzige finde ich nicht übel. Dann is da natürlich noch Milberg in Kiel, der aber langsam auch nicht mehr wirklich interessant ist mit seiner intellektuell-herablassenden Arschlochnummer.

Was ich aber sagen will ist, dass da für mich sehr wohl eklatante Unterschiede zu den etwaigen deutschen Krimis und Krimiserien besteht - und dem geneigten Filmfan das wohl aufgrund Übersättigung über die Jahrzehnte nicht mehr so auffällt. Dem normalen Tatort-Seher fällt es aber eben auch, was leider schade ist, denn dank Schelte in sozialen Medien und niedriger Quote der "ich will aber nen ganz normalen Tatort" Fraktion wird sowas halt dann auch wieder eingestellt. Ich sag mal Hollywood bietet auch zu 99 % nix Neues mehr, und so siehts halt im deutschen TV/Kino leider auch aus - da finde ICH, sind solche Tatorte auch mit altbekannten Zutaten doch ein frischerer Wind, als man ihn erwartet.
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muellke

Zitat von: Moonshade am 20 Februar 2019, 09:41:14

Wie sehr dieses Weltbild beruhigt, sieht man übrigens auch daran, dass ich jetzt schon von Dutzenden Leuten weiß, die die dauerhaften Nachtwiederholungen von "Medical Detectives" als Einschlafhilfe nutzen oder benötigen... :eek: :icon_mrgreen:

Zu dieser Randgruppe zähle ich mich auch.  :zwangsjacke:

We are Legion.
We do not forgive.
We do not forget.
Expect us.
Jim: Ich bin Jim Jupiter,der gesündeste Mann in Chicago!
Al: Dann wird es ja schnell heilen wenn ich dir das Maul blutig schlage!

ZitatVon mir klare 10 von 10 Punkten, absolut empfehlenswert, wäre super wenn da mal ein Bootleg von erscheinen würde.

Private Joker

Und halbjährlich grüßt der Murot - jedenfalls hier in diesem Thread.

Also das würde mich ja echt mal interessieren, ob die ARD für dieses völlig unverblümte (szenenweise bis ins Detail, und natürlich auch die Musik) Remake gestern Lizenzgebühren an Carpenter gezahlt hat.

Klar zumindest, dass die Meinungen auseinandergehen werden. "Normale" Tatortglotzer sind entweder vorgewarnt oder schalten nach drei Minuten Geschwurbel vom Williams-Verschnitt oder nach Sichtung der "hochauflösend-rauschenden" Bilder wieder ab. Als eher Kino-denn-Tatort Fan bin ich gespalten; wirklich verstanden haben die Macher keines der Vorbilder, nicht Rio Bravo/El Dorado, nicht Assault. Zumindest nicht als Spannungskino, dafür passten zu viele Details nicht oder wirkten völlig konstruiert (wie die Frage der Munition, die wundersam verschwindenden Schusswunden, der völlig konstruierte Verlust aller Kommunikationsmittel, die Schlussexplosion, die eigentlich drei Kollegen hätte töten müssen, und und und). Frage ist halt, ob man das wirklich wollte. Wenn man das als komplett künstliche Welt versteht, in der die Figuren Schauspielernamen tragen, ihr Filmwissen austauschen (meistens das falsche) und natürlich alle gängigen Klischees bis zum Heldentod sauber abarbeiten, kann man sicher etwas mehr Spaß an der Sache haben.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Ich werde ihn erst heute aufnehmen können, werde ihn aber unbedingt sichten - die Murotschen Kuriositäten sind ja schon fast Pflichtprogramm. Und bei Carpenter/Hawks werfe ich natürlich auch einen Blick.

Wir dürfen uns dann schon mal auf den nächsten Murot freuen, der ebenfalls cineastische Bezüge haben soll:
"Die Ferien des Monsieur Murot"
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"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

JasonXtreme

Schade, ich bin eigentlich recht begeistert, zumal ich bei Murot mittlerweile völlig jegliche Logik außer Acht lasse. Die letzten beiden Folgen waren ja schon völlig drüber, womit man eigentlich drauf gefasst sein sollte, dass das hier nicht ernst zu nehmen ist. Woher da nun Munition kommt, geschweige denn die ganzen Waffen - so eine Frage stelle ich mir bei Hohliwood ja bei derartigen Filmen auch eher weniger ;) Ich fand es richtig cool, dass man sich so nah an Assault gehalten hat, der Radiomoderator mit seinem Dummgelaber war einerseits etwas Cronauer, andererseite irgendwie etwas Talk Radio/Warriors - letzteres vor allem durch die eingestreute 70er Mucke. Dass es dort keine Kommunikationsmittel außer normalem Telefon gab wurde ja erklärt - wieso Murots Telefon lediglich noch so kurz Saft hatte hingegen nur vorausgesetzt.

Natürlich ist das Ding nicht tausendpro rund, zumal man als Filmfan Fehler erkennt. Das Ende hätte runder sein können, in den letzten 30 Minuten hätte man auch sonst zügiger agieren können. Dass man aber hierzulande mal sowas bringt (allgemein Murots Tatorte) freut mich sehr, auch wenn sonst nie der Mut dazu aufgebracht wird - es würde mich echt freuen wenn da endlich mal ein Ruck durch die Filmwelt ginge, und nicht nur Geld in Rosamunde Pichlers Traumschiff gesteckt wird. Dumm nur, dass das normale Tatort-Publikum da jedes mal auf die Barrikaden geht, und sowas dann wieder eingestampft wird. Kenne genug die da leider abschalten, wie sie das sogar schon bei den ziemlich guten Duisburger Tatorten machen
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