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El Perdido (The Last Sunset) - Robert Aldrich

Begonnen von MMeXX, 24 Juni 2014, 22:38:49

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El Perdido (OT: The Last Sunset)

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Produktion: USA 1961

Regie: Robert Aldrich (u. a. Das Dreckige Dutzend, Grissom Gang, Rattennest/Kiss Me Deadly, Wiegenlied für eine Leiche)

Darsteller: Rock Hudson, Kirk Douglas, Dorothy Malone, Carol Lynley und Joseph Cotten sowie Jack Elam

Drehbuch: Dalton Trumbo nach dem Roman 'Sundown at Crazy Horse' von Howard Rigsby

Inhalt: (nach Nerf) Zwei Männer, Dana Stribling (Rock Hudson) und Brendan O'Malley (Kirk Douglas), werden von John Breckinridge (Joseph Cotten) engagiert, um ihn und seine Familie (Frau Belle, Tochter Missy) sicher nach Texas zu bringen. O'Malley nimmt den Auftrag an, weil er Breckinridges Frau Belle (Dorothy Malone), seine alte Geliebte, wieder für sich gewinnen will; Stribling hat einen Haftbefehl für O'Malley, der nur in Texas gültig ist. Unterwegs muß sich der kleine Treck gegen allerlei Banditen wehren, die den alten Breckinridge töten. Zwischen Stribling und O'Malley entwickelt sich jedoch allmählich eine Art Freundschaft - und zwischen O'Malley und der kleinen Missy Breckinridge eine zarte Liebe...

MMeXX

25 Juni 2014, 13:23:55 #1 Letzte Bearbeitung: 25 Juni 2014, 13:51:27 von MMeXX


Der Film ist in Deutschland seit knapp über zwei Jahren auf DVD und BD draußen. Wie bei den 'Western Legenden' üblich, gibt es O-Ton und Synchro in ordentlicher Qualität allerdings ohne Untertitel. Was angesichts der teils spanischen Sätze zumindest ein wenig verwundert. Das Bild der Blu-ray ist wechselhaft. Gestochen scharfe Szenen wechseln mit unscharf wirkenden Aufnahmen, aber immerhin ist durchgängig Korn sichtbar.

Die Extras sind übersichtlich. Neben dem Standard-Repertoire (Booklet-Text und Bildergalerie) gibt es diesmal sogar den englischen Trailer und eine zweite Galerie mit Bildern zum Film.

MMeXX

Wenn die Sonne nicht untergehen will

Robert Aldrich dürfte wohl den meisten filmisch irgendwie schonmal über den Weg gelaufen sein. Mit solch unterschiedlichen Beiträgen wie Das Dreckige Dutzend, Vera Cruz, Wiegenlied für eine Leiche, Die Grissom-Bande oder auch Rattennest hat der Regisseur sich quer durch verschiedene Genres gedreht. Und das aus meiner Sicht äußerst gefällig - zumindest bei den paar Filmen, die ich von ihm gesehen habe.

"The Last Sunset" beginnt psychologisch überaus interessant. Man sieht zunächst kurz Douglas durch ein Städtchen reiten und grinsend einen Hahnenkampf beobachten. Dann kommt Rock Hudson und fragt nach einem O'Malley, den er wie den personifizierten Tod (komplett schwarz gekleidet) beschreibt. Natürlich will keiner der Dorfbewohner diesen Mann je gesehen haben. Wenn Douglas' O'Malley dann an der Breckinridge-Hütte ankommt erleben wir ihn als charmanten Mann. Das Ganze ist sehr geil gefilmt, sowohl hinsichtlich Perspektiven als auch Positionierung der Figuren. Sehr schön auch der doppelte Dialog, den Douglas kurz darauf mit dem alten Helfer und der jungen Breckinridge-Tochter führt, wirklich schön geskriptet.

Die Charakterisierung der beiden Hauptfiguren O'Malley und Hudsons Stribling ist ganz ordentlich. Beide jagen Bildern einer Person nach und müssen dabei letztlich feststellen, dass sich entweder die Bilder oder aber auch ihre Betrachtung verändert haben. Joseph Cotten (mir bekannt aus Der Dritte Mann) als alter Breckinridge durchaus überzeugend und gerade die Szene im Saloon einerseits grundsätzlich interessant, aber auch stark gespielt. Carol Lynley als "Missy" Breckinridge war damals wohl knapp über 18 und macht in dem Yellow Dress wirklich einiges her. Weswegen Hudson hier allerdings den Top-Credit abbekommen hat, erschließt sich mir letztlich nicht ganz. Aus meiner Sicht kan Douglas hier deutlich mehr punkten. Im Booklet steht zumindest, dass Douglas den Film mitproduziert hätte, also hier vielleicht ein Zusammenhang besteht. So oder so ist O'Malley aus meiner Sicht die deutlich interessantere Figur.

Das Ende des Films ist dann gleich in mehrerer hinsicht bemerkenswert. Da ist die völlig offensichtliche Tageszeitveränderung (Sonnenuntergang - Schnitt - strahlend blauer Himmel) :skeptisch:, aber - viel interessanter - die Inszenierung des Showdowns. Douglas wird am Ende eines Gleises gezeigt, was ich durchaus als Parallele zu seinem Weg sehe. Denn er ist hier auch an einem Ende angelangt.
Spoiler: zeige
seine Liebe von einst kann er nicht mehr haben, seine neue Liebe ist seine Tochter und er stellt sich zudem seiner Verantwortung
. Dass er das alles auch selbst erkannt hat, zeigt sich dann auch in dem
Spoiler: zeige
nicht geladenen Revolver
. Das hätte Hudson auch nicht mehr extra erwähnen müssen, denke ich. Auf jeden Fall ein sehenswerter Beitrag, der mit tollen Darstellern und einer ordentlichen Inszenierung aufwarten kann. Auch wenn Aldrich - ich beziehe mich wiederum auf den Booklet-Text - offensichtlich nicht zufrieden war mit dem Endergebnis, da sich Douglas zu häufig eingemischt hätte. Sei's drum, auch so äußerst unterhaltsam. 7 Zehntel der Rinderherde dafür.

ratz

Habe den gestern gesehen und fand ihn auch sehr beachtlich. Der hatte ja so dermaßen viel psychologisches Gepäck, daß Ingmar Bergman stolz drauf gewesen wäre – Drehbuch übrigen von Dalton Trumbo, der heute ja schon Klassikerstatus erlangt hat.
Aldrich nimmt sich alle Zeit der Welt, um die Charaktere in ihrer Tiefe zu entfalten (da tanzt dann Kirk Douglas eben mal einfach nur ne Weile mit nem Mädchen) – ein sehr ruhiges Tempo, das aber keine Langeweile erzeugt, weil die Bilder stimmen und auch die Schauspiel-Titanen ihren Teil beitragen. Standard-Westernelemente kommen einem manchmal fast überflüssig vor, wenn sie dann auftauchen (Schießerei im Saloon, Faustkampf zwischen zwei Helden, Kontakt mit Indianern, Schlußduell).

Ein überaus gelungener, anspruchsvoller Western eher fürs Gehirn als für den Bauch: 7/10 mit schwerer Tendenz zu 8/10. :respekt:

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