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American Sniper (von Clint Eastwood)

Begonnen von StS, 3 Oktober 2014, 09:55:43

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Mr. Boo

Zitat von: vodkamartini am 26 Februar 2015, 21:00:12
Da muss man schon jede Presse meiden.

Mache ich auch. Ich schaue mir auch kaum noch Trailer an. Hat alles seine Gründe.

Würden wir hier über JFK schreiben, ist das ja kein Ding. Aber über "irgendnen" Sniper von dem hier in Deutschland wohl kaum einer was mitbekommen hat....

Ich fands jedenfalls nicht so prall.

Mr. Boo


McClane

Und noch mal: Ein Spoiler ist per definitionem etwas, das einem etwas Wichtiges über die Handlung verrät und das ist bei "American Sniper", der sich nach allem was ich gehört habe, mit dem Leben Chris Kyles beschäftigt, nicht der Fall. Wenn man verrät, dass in "Das unheimlich gorige Slasher-Massker 73" der Gärtner unter der Maske des Killers steckt, dann ist das schon etwa anderes.

Und damit in einem Filmforum auch mal Diskussionen zustande kommen, die über "Geiler Film, ich gebe 10 Punkte" und "Scheißfilm 1/10" hinauskommen, muss man auch zu einem gewissen Grad inhaltlich über einen Film sprechen können. Und damit meine ich ohne alles zu schwärzen, damit nur die Leute einen Post verstehen, die den Film auch gesehen haben. Und, um es mal böse zu formulieren: Wenn du gar nichts über einen Film wissen willst, fast jeden Trailer und jede andere Form der Berichterstattung meidest, warum frequentierst du dann Filmthreads dazu?
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

PierrotLeFou

27 Februar 2015, 10:46:47 #33 Letzte Bearbeitung: 27 Februar 2015, 10:49:19 von PierrotLeFou
Zitat von: Mr. Boo am 27 Februar 2015, 02:55:15
Zitat von: vodkamartini am 26 Februar 2015, 21:00:12
Da muss man schon jede Presse meiden.

Mache ich auch.

Sorry, aber es geht - und das geht aus Vodkamartinis (kompletten) Eintrag auch klar hervor - auch um Presse, die sich nicht mit dem Film beschäftigt... da reicht es schon, 2013 mal zum richtigen Zeitpunkt den Stern oder Spiegel in der Hand gehabt zu haben oder gerade jetzt mal einen Blick in den Focus, die Zeit oder die Bild geworfen zu haben.
Davon, dass jemand wirklich jede Form der Berichterstattung (nicht bloß über Filme) meidet, kann man wirklich nicht ausgehen, wenn man in einem Forum noch einigermaßen inhaltlich über Filme diskutieren möchte...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Moonshade

Ich für meinen Teil bin auch der Meinung, dass ich im Falle von Nachrichten oder Tagesgeschehen nicht endlose Spoilerwarnungen einbaue, vor allem, wenn gewisse Elemente (einer Biographie etwa) vielleicht gar nicht Teil des vorliegenden Films sind.

Wer keine Nachrichten liest, versäumt imho etwas und wenn es nur das ist, sich über die Medien seine individuelle Meinung zu bilden.
Wer das bewußt vermeidet, vermeide bitte auch die entsprechenden Filmthreads in allen Foren und alle Filmseiten und gehe allein anhand des Plakats und einer IA ins Kino.

Die meisten User schweigen sich so schon endlos hier in den Foren aus und erwarten praktisch, dass andere die Diskussion für sie führen. Macht man das aber dann, dann werde ich keine Filmspoiler verbreiten, aber nicht alle biographischen Details schwärzen, wenn sie nicht filmrelevant sind.

@McClane
Es war nicht der Gärtner, es war der Tennislehrer mit den drei Hoden. Ups! :eek:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Roughale

Also schön hat meine polemisch tendierende Kritik an diesem Film noch niemand genannt  :golly: Aber ich weiss das zu schätzen ;)

Was die Spoilerdiskussion angeht, kann ich nur sagen: Jetzt wo ihr das Ende kennt (obwohl es relativ peinlich und einseitig abgehandelt wird), spart euch das Geld und die Zeit und geht weiterhin glücklich durchs Leben, wie sagte mein Opa immer? "Man muss nicht in jeden Hundehaufen getreten sein, um zu wissen, wie er stinkt!" - passt hier sehr gut...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Mr. Boo

Zitat von: McClane am 27 Februar 2015, 08:16:22
Und, um es mal böse zu formulieren: Wenn du gar nichts über einen Film wissen willst, fast jeden Trailer und jede andere Form der Berichterstattung meidest, warum frequentierst du dann Filmthreads dazu?

Ich wollte nur mal schaun, ob es auch nen positiven Beitrag zu dem Film gibt. Da es bis jetzt ja nur negative Posts zu dem Film gab, und da wurde auch auf Details verzichtet. An sich war es auch kein Mega-Spoiler, aber wenn man dann kurz vor dem Film so ne Info bekommt, dann macht man sich halt zum Ende hin Gedanken, wann und wie er denn nun abnippelt. Das ist nicht wirklich schlimm, nervt aber schon ein kleines bisschen.

Aber ist jetzt auch egal, werde ich halt meine Konsequenzen draus ziehen.

Wolfhard-Eitelwolf

27 Februar 2015, 22:27:07 #37 Letzte Bearbeitung: 27 Februar 2015, 22:30:48 von Wolfhard-Eitelwolf
Eben im Kino gesehen und es bleibt ein zwiespätiger Eindruck. Einerseits überzeugen die kompetente, hochwertige und kein us-amerikanisches Klischee von Cowboy und Gutmenschen-Helfertum bis zur Frömmigkeit auslassende Inszenierung sowie die guten schauspielerischen Leistungen (Cooper passt recht gut in die Rolle, allerdings kann ich ihm grundsätzlich nicht wirklich Sympathie entgegenbringen), andererseits versteht es Eastwood nicht wirklich, hier den Funken auf den (europäischen?) Zuschauer überspringen zu lassen. Zwar habe ich nie auf die Uhr geschaut, aber packend ist irgendwie anders. Vielleicht hätte man die Irakeinsätze irgendwie anders strukturieren sollen und nicht nach Bauart "Abarbeiten" vorgehen sollen. Auch das ganze Privattheater vermag nicht vollends mitzureißen - womöglich hätte hier neben einigen Innovationen jenseits der Klischeekiste eine anders besetzte Hauptrolle geholfen. Vielleicht auch ein eingängiger Soundtrack... irgendwie fehlt dem Ganzen etwas die "Seele", das gewisse Etwas...
Rein actionmäßig gibt es einige Shootouts der nüchternen Sorte präsentiert, garniert mit einigen kleineren Explosönchen und dem typschen Heli- und Hummer-Gerumpel dazwischen. Etwas hervor sticht ein hübsch anzusehender Sandsturm über Bagdad. Alles in allem hat hier aber der über zehn Jahre alte Black Hawk Down in Sachen Schauwerten noch merklich die Nase vorn. Eastwood ist eben kein Krawallfilmer.

Insgesamt gewinnt der Film natürlich noch einmal durch die autobiographischen Züge. Hatte die Story von Kyle tatsächlich halbwegs auf dem Schirm durch Nachrichten etc.
Last but not least hat mich der durch das Sujet zwangsläufig vorhandene Patriotismus nicht übermäßig gestört. Denke es ist weitgehend autentisch und keineswegs übertrieben dargestellt und aus Amisicht sowieso nachvollziehbar. Kleine kritische Momente gibt es ja auch, auffallend ist dennoch eine recht deutliche Schwarzweißzeichnung. Entgegensetzen könnte man dem allerdings wieder, dass die Kampfgebiete tatsächlich weitgehend nur noch von "Tangos" besetzt waren. So erklärt es der Film an einigen Stellen. Historische Richtigkeit: keine Ahnung

schwanke zwischen 6 und 7 / 10.

Kerry

Nach allem, was ich bisher gelesen habe, werde ich auf den Film wohl verzichten.
Ich möchte einen grandiosen Filmemacher wie Eastwood nicht mit solch einen Patriotismus-Gesülze in Kombination mit der Glorifizierung eines doch eher zweifelhaften Charakters in Erinnerung behalten.
Gran Torino, Letters from Iwo Jima, Million Dollar Baby, Invictus (Liste äußerst unvollständig) sind allesamt hervorragende Streifen eines Meisterregiesseurs.  Kaum zu glauben, dass hier der gleiche Schaffende am Werke war.
Hoffentlich dreht Eastwood noch einen Film, damit dieses nicht sein letzter sein wird.

PierrotLeFou

Zitat von: Kerry am 28 Februar 2015, 13:27:30
Nach allem, was ich bisher gelesen habe, werde ich auf den Film wohl verzichten.
Ich möchte einen grandiosen Filmemacher wie Eastwood nicht mit solch einen Patriotismus-Gesülze in Kombination mit der Glorifizierung eines doch eher zweifelhaften Charakters in Erinnerung behalten.

Ohne den Film gesehen zu haben scheint es mir nach allem, was ich über ihn gehört/gelesen habe, aber kein Ausrutscher in Eastwoods Schaffen zu sein... Eastwood hat auch zu den Zeiten, in denen man ihm attestierte, von seinem reaktionären Frühwerk abzuweichen (also zwischen Erbarmungslos und Gran Torino), durchaus noch sehr unschöne und höchst simpel gestrickte Aspekte in seinem Filmen gehabt. Das liegt in meinen Augen nicht zuletzt daran, dass er (auch in "Million Dollar Baby") dem traditionellen Bild von Maskulinität vollkommen verfallen ist, was zusammen mit einigen patriotischen Attitüden zu bisweilen unschönen Ergebnissen geführt hat... Dass er in einem Film über die ver- & zerstörenden Auswirkungen des Krieges zugleich auch völlig fasziniert sein soll von einer Figur, die sich dadurch abzeichnet, dass sie auch aus größten Entfernungen sehr effektiv Menschen abknallt, passt recht gut in das Bild, das ich bisher nach beinahe jedem Eastwood hatte...

Sehen will ich den Film in jedem Fall, aber seinen Erfolg an den Kinokassen möchte ich jetzt nicht unbedingt unterstützen...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Discostu

Zitat von: El_Hadschi am  3 Oktober 2014, 13:53:25
Sieht Interessant aus (der Trailer). Gerade dieser Gewissenskonflikt bietet viel Potential.

Das dachte ich damals auch. Und genau dieser Gewissenskonflikt kommt im restlichen Film überhaupt nicht mehr vor. Kyle trifft keine einzige Fehlentscheidung, was auch unmöglich ist, da im Film fast keine Zivilisten vorkommen (außer, man braucht Opfer für die schöne Erfindung
Spoiler: zeige
eines Islamisten, der mit einer Bohrmaschine foltert
). Alle Iraker bis auf diese einzige Familie sind böse. Alle Amerikaner sind gut. Es gibt keine Arschlöcher beim Militär. Es gibt keinen Rassismus. Keine Kriegsverbrechen. Auf der Gegenseite hingegen keine Menschen sondern nur Klischees (der Film erfindet sogar einen bösen islamistischen Sniper, ein Bond-Bösewicht in einem Kriegsfilm, geht's noch?). Die historische Person Kyle wird zu einem tadellosen, bescheidenen Familienvater und seine Aussage, dass er lieber noch mehr Menschen getötet hätte, wird umgeschrieben dazu, dass er gerne mehr gerettet hätte. Inhaltlich große Grütze, aber spannend inszeniert und gut gespielt. Knappe 6/10

Karm

Obwohl ich bisher nur Kritiken gelesen habe und den Film nicht kenne, drängt sich mir hier irgendwie der Vergleich mit "Stolz der Nation" auf. Dieser Fredrick-Zoller-Propagandafilm aus "Inglourious Basterds".  :icon_neutral:

PierrotLeFou

Zitat von: Karm am 28 Februar 2015, 15:56:12
Obwohl ich bisher nur Kritiken gelesen habe und den Film nicht kenne, drängt sich mir hier irgendwie der Vergleich mit "Stolz der Nation" auf. Dieser Fredrick-Zoller-Propagandafilm aus "Inglourious Basterds".  :icon_neutral:

Dann sollte Eastwood vielleicht noch schnell "Beast of Omaha Beach" drehen... :icon_mrgreen:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Tito

"Der amerikanische Scharfschütze" ist eins dieser Werke, dass meiner Ansicht nach überhaupt keinen Medienrummel außerhalb der US und A bekommen sollte. Ein Film über einen "legitimierten" Mörder der für seine Landsleute zum Märtyrer erhoben wird und als "Friedensbotschafter" den Rest der Welt erreichen und seine Propaganda verbreiten soll. Ich könnte  :kotz:  wenn ich von dem ganzen Pseudopatriotismus nicht schon paralysiert wäre.

Nennt mich meinetwegen auch paranoid oder Schlimmeres, aber dass der Film weltweit zu der Zeit startet, in der die Verurteilung von Eddie Ray Routh erwartet wird, wird auch kein "Zufall" sein. Denn nun wird der Presserummel, wenn auch nur als Randnotiz, auch in der internationalen Presse seine Leserschaft finden.

May The Fleas Be With You
Wir sind Polizeibeamte, für Gewalttätigkeiten wurden wir nicht ausgebildet.

Palaber-Rhabarber

Hauptdarsteller und Produzent Bradley Cooper sagt, es sei für ihn eine große Ehre gewesen, Chris Kyle spielen zu dürfen, und er habe jede Sekunde davon geliebt.

Kerry

Andere Länder, andere Sitten.
Es ist also für Hr. Cooper eine "Ehre", einen offensichtlichen Psychopathen zu verkörpern, der ohne mit der Wimper zu zucken und ohne jede Selbstzweifel mal eben so knapp 200 Menschen (so genau weiß dies wohl niemand) erschossen hat. Ein wahres Vorbild für die Jugend also.
Alleinig dies ein Grund, für diesen Streifen keinen einzigen Cent auszugeben.

Wolfhard-Eitelwolf

Wieso ist ein erfolgreicher Scharfschütze automatisch ein Psychopath? Das ist geradezu widersinnig. Ich glaube, langsam driftet der Thread hier in billiges Bashing aus ideologischen Gründen ab - inbesondere da offenbar mehrere Poster hier den Streifen noch nichtmal gesehen haben. Seht euch den FIlm erstmal an, dann entdeckt ihr auch jene durchaus kritischen Szenen, die im vorverurteilenden Einprügeln gerne nicht gesehen werden (wollen): So z. B.
Spoiler: zeige
der als Soldat extrem zweifelnde, desillusionierte Bruder, der durchaus Selbstzweifel zeigende Kyle in der späten Barszene und die zahlreichen verstümmelten Heimkehrer im Veteranenheim. Daneben sind im gesamten Film nicht annährend so viele US-Flaggen und einlullendes Militärposing im Sonnenuntergang im Bild wie in 10 Minuten eines entsprechenden Michael Bay-Films

StS

1 März 2015, 11:01:08 #47 Letzte Bearbeitung: 1 März 2015, 11:13:05 von StS
Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am  1 März 2015, 10:20:37
Ich glaube, langsam driftet der Thread hier in billiges Bashing aus ideologischen Gründen ab...

Das Gefühl habe ich auch. Z.B. Soldaten mit Mörder gleichzusetzen - das kennt man ja schon lange von einigen Leutchen da draußen (vgl. Tucholsky).

Zitat von: Kerry am 28 Februar 2015, 22:20:39
Andere Länder, andere Sitten.

Das ist ein durchaus entscheidender Punkt. Es ist offensichtlich, dass viele Leute die USA (Politik, Ansichten, kulturelle und geschichtliche Prägung etc.) in der Hinsicht einfach nicht genügend "verstehen" (ja, das ist sehr "grob" von mir so ausgedrückt, ich weiß). Das ist nichtmal ein großer Vorwurf gemeint - erklärt aber so manche Aussage (hier und generell), denke ich. Ist auch keine neue Erkenntnis - das taucht ja immer wieder bei Diskussionen um Militäreinsätze und so auf. Das soll auch keine Wertung von mir sein - aber mit dem nötigen Kontext (u.a. Aufwachsen, Ausbildung und Leben von amerikanischen Soldaten) wird einiges in der Betrachtung weniger Schwarz/Weiß. Natürlich spielt bei dem Streifen auch Eastwoods eigene politische Einstellung eine Rolle. Den Umgang des Films mit dem späteren Leben Kyles finde ich bspw. ebenfalls unvorteilhaft - zumal das Geschehene (die Umstände seines Todes) ja fraglos tragisch war.

Ich selbst habe den Film übrigens noch nicht gesehen.

Aber mal allgemein: Es handelt sich hierbei um einen Hollywood-Film. Das sagt doch schon ne Menge aus.
Ich sag nur "We were Soldiers" und so. Das hat nicht wirklich etwas mit "Propaganda" zutun...
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Eric

Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am  1 März 2015, 10:20:37
Wieso ist ein erfolgreicher Scharfschütze automatisch ein Psychopath? Das ist geradezu widersinnig. Ich glaube, langsam driftet der Thread hier in billiges Bashing aus ideologischen Gründen ab - inbesondere da offenbar mehrere Poster hier den Streifen noch nichtmal gesehen haben. Seht euch den FIlm erstmal an, dann entdeckt ihr auch jene durchaus kritischen Szenen, die im vorverurteilenden Einprügeln gerne nicht gesehen werden (wollen): So z. B.
Spoiler: zeige
der als Soldat extrem zweifelnde, desillusionierte Bruder, der durchaus Selbstzweifel zeigende Kyle in der späten Barszene und die zahlreichen verstümmelten Heimkehrer im Veteranenheim. Daneben sind im gesamten Film nicht annährend so viele US-Flaggen und einlullendes Militärposing im Sonnenuntergang im Bild wie in 10 Minuten eines entsprechenden Michael Bay-Films


Sehe ich genauso. Gerade was die Aussage des Films betrifft ist er für mich eher im Bereich Anti-Kriegsfilm angesiedelt.
Ach ja, gestern gesehen und ich fand ihn sehr beeindruckend. 8,5/10
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

PierrotLeFou

Zitat von: StS am  1 März 2015, 11:01:08
Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am  1 März 2015, 10:20:37
Ich glaube, langsam driftet der Thread hier in billiges Bashing aus ideologischen Gründen ab...

Das Gefühl habe ich auch. Z.B. Soldaten mit Mörder gleichzusetzen - das kennt man ja schon lange von einigen Leutchen da draußen (vgl. Tucholsky).

Ohne jetzt auf Tucholskys Aussage generell eingehen zu wollen: Ich würde Tito und Kerry durchaus zustimmen, denn hier geht es immerhin um eine Person, die sich mit dem Erschießen von Feinden wie mit einer sportlichen Leistung rühmt und darüber hinaus mit Schadenfreude und Genuss geschossen & getroffen hat...
Das scheint mir wenig "pro­fes­si­o­nell" zu sein und da ist mir die innere Haltung dann doch wichtiger als eine offizielle Legitimation... (Ich bin mir allerdings auch klar, dass automatisch eine gewisse Verrohung einsetzt, wenn man berufsmäßig über das Wohl andere Leute bestimmen muss; aber auch vor diesem Hintergrund mag ich für diesen Kyle keine größeres Verständnis empfinden...)

(Inwiefern bei Eastwood positive oder negative Aspekte des Films überwiegen kann ich nun natürlich noch nicht beurteilen, aber angesichts meines kleinen Problems mit nahezu all seinen früheren Filmen - die in der Regel unterhaltsam und souverän in Szene gesetzt waren - bin ich halt skeptisch...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Eric

Zitat von: PierrotLeFou am  1 März 2015, 12:50:58
...denn hier geht es immerhin um eine Person, die sich mit dem Erschießen von Feinden wie mit einer sportlichen Leistung rühmt und darüber hinaus mit Schadenfreude und Genuss geschossen & getroffen hat...

Ich weiss jetzt nicht ob wir unterschiedliche Filme gesehen haben, aber Schadenfreude oder Genuss habe ich bei ihm definitiv nicht erkannt. Eher das Gegenteil war doch der Fall.
Liebe Ursula,
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PierrotLeFou

Zitat von: Eric am  1 März 2015, 13:34:47
Zitat von: PierrotLeFou am  1 März 2015, 12:50:58
...denn hier geht es immerhin um eine Person, die sich mit dem Erschießen von Feinden wie mit einer sportlichen Leistung rühmt und darüber hinaus mit Schadenfreude und Genuss geschossen & getroffen hat...

Ich weiss jetzt nicht ob wir unterschiedliche Filme gesehen haben, aber Schadenfreude oder Genuss habe ich bei ihm definitiv nicht erkannt. Eher das Gegenteil war doch der Fall.

Ich meinte ja jetzt auch die Person, die der Film aufgegriffen hat, nicht den Film selbst, den ich noch gar nicht kenne...
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vodkamartini

Ich kann dir da nur beipflichten. Sieht bzw. liest man Interviews bekommt man keinen guten Eindruck. Der Film wird das aber bestimmt glatt gebügelt haben.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Kerry

Ich spreche jetzt ausdrücklich nicht über den Film (welchen ich nicht kenne), sondern über die real existierende Person.
Einfach mal folgenden Artikel lesen:
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/usa-scharfschuetze-chris-kyle-erschossen-a-881256.html

Ein paar Zitate aus Kyles Autobiographie:
"Ich konnte es kaum abwarten, bis die Schlacht losgeht. Ich wollte ein Ziel. Ich wollte jemanden erschießen. Ich musste nicht lange warten."
"Wenn Gott mich einst mit meinen Sünden konfrontieren wird, dann glaube ich nicht, dass es dabei um die von mir Erschossenen gehen wird. Jeder, den ich erschossen habe, war böse. Ich hatte gute Gründe für jeden einzelnen Schuss. Sie alle haben es verdient zu sterben."
Die von ihm Erschossenen bezeichnet er als "Wilde".

Einfach nur krank im Kopf.

Wolfhard-Eitelwolf

1 März 2015, 17:01:09 #54 Letzte Bearbeitung: 1 März 2015, 17:03:40 von Wolfhard-Eitelwolf
Ja, jedem ist hier natürlich auch sein eigenes Urteil gegönnt - solange zwischen der Qualität eines Filmes und dem persönlichen Empfinden unterschieden wird. Und hier soll es ja schließlich um den Film und nicht um die Beurteilung des echten Kyle gehen, weswegen sich die Moraldiskussion eigentlich erübrigt bzw ansonsten ja bei zahllosen Filmen (z. B. Serienkillergenre) geführt werden müsste  :respekt: Back to topic mein Vorschlag :)

Eric

Zitat von: Kerry am  1 März 2015, 15:18:14
Die von ihm Erschossenen bezeichnet er als "Wilde".

Einfach nur krank im Kopf.

Stimmt, Leute die Kinder zu Tötungsmaschinen ausbilden, sogar Frauen zu Selbstmordattentaten zwingen und generell jeden köpfen oder öffentlich verbrennen wollen der einen anderen Glauben hat als sie, solche kann man natürlich nicht einfach nur so als Wilde bezeichnen, das wäre ja unmenschlich und barbarisch.
Liebe Ursula,
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Kerry

Zitat von: Eric am  1 März 2015, 17:06:32
Stimmt, Leute die Kinder zu Tötungsmaschinen ausbilden, sogar Frauen zu Selbstmordattentaten zwingen und generell jeden köpfen oder öffentlich verbrennen wollen der einen anderen Glauben hat als sie, solche kann man natürlich nicht einfach nur so als Wilde bezeichnen, das wäre ja unmenschlich und barbarisch.
Wenn, dann bitte den gesamten Beitrag zitieren.
Kyle hat 160 (ihm vollkommen unbekannte) Menschen erschossen, er hat sich darauf lt. seiner eigenen Aussage gefreut und empfindet seine Opfer ausnahmslos als "böse" und "Wilde", die es nicht anders verdient haben.
Die von Dir beschriebenen Dinge sind sicherlich ebenso widerlich. Ein Verbrechen ist jedoch keine Rechtfertigung für ein anderes Unrecht. Ebenso wage ich zu bezweifeln, dass sich die Mehrheit der ganz "normalen Iraker" mit den von Dir beschriebenen Verbrechen identifiziert hat. Eben jene ganz "normalen Iraker" waren jedoch Kyles Ziele. Selbst wenn hierunter auch einige potentielle Selbstmordattentäter / Terroristen gewesen sein sollten: rechtfertigt dies, auch den großen Rest, die gesamte irakische Bevölkerung ausnahmslos als "Böse" zu titulieren und die "Wilden" daher einfach so abzuknallen? Ohne jede Selbstreflektion, man selber ist schließlich Amerikaner, Christ und mit Gott im reinen?

PierrotLeFou

Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am  1 März 2015, 17:01:09hier soll es ja schließlich um den Film und nicht um die Beurteilung des echten Kyle gehen, weswegen sich die Moraldiskussion eigentlich erübrigt bzw ansonsten ja bei zahllosen Filmen (z. B. Serienkillergenre) geführt werden müsste  :respekt:

Gerade bei biographischen Filmen ist es nahezu unabdingbar, die Differenz zwischen Film und behandelter Person im Auge zu behalten, um dem Film möglichst gerecht werden zu können... Filme, die die negativen Seiten umstrittener Persönlichkeiten ausblenden (und wenn ich Eric glauben schenken kann, spielen Genuss und Schadenfreude beim Erschießen keinerlei Rolle mehr) und sich auf ihre positiven Seiten oder das Leid, das ihnen selbst zukommt, beschränken, setzen sich daher (zurecht) den Vorwürfen aus, sie würden beschönigen und parteiisch ausfallen...

Insofern spielt auch der echte Kyle eine Rolle in der Diskussion über Eastwoods Film (zumal Eastwood selbst ja immer wieder seinen engen Kontakt zu Kyles Familie herausgestellt hat, wenn er über den Film gesprochen hat); idealerweise sollte man aber natürlich auch den Film kennen, um die Differenz fundiert beurteilen zu können, das stimmt natürlich... (wird bei mir aber erst in der zweiten Jahreshälfte der Fall sein...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

vodkamartini

Sehe ich ganz genauso - das eine lässt sich hier nicht vom anderen trennen -, zumal Cooper laut eigenen Aussagen mehrfach mit Kyle gesprochen haben soll (war immerhin ein Herzesprojekt von ihm).
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Eric

Also ich kenne nur den Film (und einige Berichte im TV über ihn) habe aber sein Buch nicht gelesen.

Für mich ist Kyle im Film eine eher desillusionierte Person, die zwar weiss dass sie auf der "guten" Seite steht aber nicht alles gut heisst was er tun muss.
Ich habe es so empfunden dass es ihm sogar eher peinlich ist wenn ihn ein anderer in seiner Heimat darauf anspricht (Besuch mit seinem Sohn in der Autowerkstatt).

Man sollte das was er sagt oder schreibt auch nicht aus dem Kontext reissen sondern im Zusammenhang sehen.
Und natürlich wurden sie von der Army und den Seals darauf trainiert zu funktionieren.
So etwas sollte man auch nicht gerade vergessen.

Nichts desto trotz bleibt AMERICAN SNIPER für mich eher ein Anti-Kriegsfilm als ein kriegsverherrlichender Film.
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

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