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Autoren-Thread: Mr. Vincent Vega

Begonnen von Mr. Vincent Vega, 6 Oktober 2006, 01:13:08

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Vincent Vegas

14 Januar 2007, 19:35:31 #60 Letzte Bearbeitung: 14 Januar 2007, 22:19:08 von Vincent Vegas
Da ich ja vor geraumer Zeit damit "gedroht" habe, mir mal ein oder zwei deiner Reviews als Dankeschön für das kritisieren meiner Reviews vorzunehmen, will ich den Worten nun auch mal Taten folgen lassen und habe mir mal "Bloodrayne" rausgepickt:

ZitatEs ist bestimmt gar nicht so leicht, Uwe Boll zu sein. Wer kann schon von sich behaupten, auf allen Kontinenten dieser Erde gleichermaßen verdammt zu werden, wirklich durchgehend schlechte Kritiken zu ernten und konsequent, unbeirrt wieder und wieder denselben Murks zu fabrizieren, wie eben jener Wermelskirchener Regisseur?!

Nach ,,House of the Dead" und ,,Alone in the Dark" ist dies nun bereits die dritte Verfilmung eines Computerspiels, in diesem Metier fühlt sich der Mann also offenbar ganz wohl. Nun sind Game-Adaptionen in der Regel leider sowieso ziemlich bescheiden, selbst der von eifrigen Fans als gelungen propagierte ,,Silent Hill" war nicht mehr als ein primitiv inszenierter ,,No Brainer", eine ohnehin reichlich seltsame Titulierung, die sich da so in den letzten Jahren in den allgemeinen Filmjargon eingeschlichen hat, und bei der man wohl durchaus auch Rückschlüsse auf das jeweilige Publikum ziehen darf.

Die Einleitung geht schonmal in Ordnung. Dass Boll eine Niete ist, dass dürfte ohnehin bekannt sein, was ja auch die von dir genannten Vorgänger beweisen. Allerdigns halte ich es für etwas unklug "Silent Hill" mit denen in ein Boot zu werfen, da sich der Gans-Film qualitativ schon erheblich von den Boll-Machwerken unterscheidet. Nicht ratsam wäre es auch, das Zielpublikum eines Filmes (ok, es gibt Ausnahmen: Fans von "Daniel, der Zauberer" etc. z.B.) qualitativ runterzustufen, als wenn man einen besseren Filmgeschmack hätte. Wie stark sich Geschmäcker unterscheiden haben ja unsere Differenzen bei "Verflucht" gezeigt.  ;) Ich persönlich beleidige in meinen Reviews bestensfalls die an einem Film beteiligten Darsteller und Regisseure (andernfalls, sorry schonmal im Vorraus).

ZitatOb da nun Simon West, Paul Anderson oder eben Christophe Gans daherkommen, letztlich scheitern sie alle an der Herausforderung, ein filmisches Konzept zu entwickeln. Entweder wird krampfhaft versucht, die Essenz eines Spiels zu einer konventionellen Filmdramaturgie umzupolen, oder man verfilmt streng genommen nur diverse Levels der Vorlage und verbinde sie lose, um möglichst den Run & Hide-Charakter zu erhalten – der freilich nur im interaktiven Kontext zur Geltung kommt. Im Gegensatz dazu möchte man meinen, macht Uwe Boll zumindest keinen Hehl aus seinem Unvermögen. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass die Filme innerhalb seines Oeuvres keine erkennbaren Qualitätsunterschiede aufweisen?

Ein recht ordentlicher Absatz (auch wenn ich der Meinung bin, dass Simon Wests "Tomb Raider" schon nah an der Vorlage war). Gut finde ich auch die Erwähnung der bisherigen Unfähigkeit von Regisseuren und Produzenten, eine anständige Game-Verfilmung zu fabrizieren.

ZitatFolgerichtig dürfte ohnehin jeder, der zu dieser Perle greift, erahnen, was ihn bei ,,BloodRayne" erwartet, dass dies nur ein weiterer schnell heruntergekurbelter Haufen Mist ist, der sich nicht wirklich ernst nimmt, der sich durchaus auch selbst Freude bereitet und der vor allem dem Zuschauer unheimlich Spaß macht. Das ist nun einmal so, da gibt es nichts dran zu rütteln, dieser Film ist auf einer sehr abstrakten Ebene ein Highlight, eine schlechte Trash-Produktion – und jeder weiß das, ja ob nun vor der Kamera, hinter der Kamera, ob Schauspieler oder Kabelträger, Produzent oder Drehbuchautor, niemand macht sich etwas vor, niemand kann sich auch wirklich etwas vor machen. Und Uwe Boll weiß es sowieso.

Kann man so stehen lassen!  :respekt:

ZitatAngesichts dieser Tatsachen hinkt der vielmals hervorgebrachte Vergleich mit Ed Wood (,,Glen or Glenda?") doch gewaltig. ,,BloodRayne" ist nicht naiv, er mag gewollt sein, aber er ist nicht naiv. Niemand, schon gar nicht sein Regisseur, dürfte ernsthaft daran geglaubt haben, dass er was taugen wird. Er bringt Geld. Nicht im Kino vielleicht. Aber langfristig gesehen schon. Der Film ist Teil eines Unternehmens, reine Pragmatik, nichts anderes. Deshalb ist er leicht goutierbar, gut einzuschätzen. Man weiß, woran man ist, sieht dort einige nette Bekannte auf der Leinwand, darf viel schmuddeligem Splatter beiwohnen, und mit jeder Szene erneut vergnügt feststellen, was hier nicht stimmt, was da nicht korrekt ist, eben ein wenig den altklugen Rezensenten raushängen lassen. Allein das kann schon sehr vergnüglich sein.

Dito

ZitatUnd so ist es müßig zu erwähnen, dass Uwe Boll nicht einmal die elementarsten syntaktischen Mittel beherrscht, dass seine filmischen Zeichen nicht als eine Einheit, sondern unfreiwillig gegensätzlich erscheinen. Dass seine wesentlich zu stark ausgeleuchteten Sets keinerlei Atmosphäre entstehen lassen, die billigen Kamerabewegungen aus der Einfallslosigkeit der Positionierung eben jener resultieren, oder dass seine Einstellungen inkonsequent gewählt sind, er die gleichen Figuren nur sporadisch formt, indem er nicht zwischen den Perspektiven differenziert. Und dass vor allem der Schnitt dieses Films einer mittleren Katastrophe gleichkommt.

Ein eher unnötiger Absatz, da du schon vorher Boll's fehlendes Regie-Talent angesprochen hast und es auch schon anderweitig (manchmal eben auch zu oft) gemacht wurde.

ZitatDie prominente Besetzung versucht gar nicht erst, gegen diese formalen Fehler anzukämpfen, zu chancenlos ist Oscarpreisträger Ben Kingsley (,,Schindler's List"), wenn er durch die Gegenschnitte innerhalb einer einzigen Szene fünf verschiedene Gesichtsausdrücke besitzt, während sein gegenüber lediglich einen Satz von sich gibt, und zu machtlos ist die gestelzt in Szene gesetzte Kristanna Loken (,,Terminator 3"), bei der sich der Film nicht recht entscheiden mag, ob sie nun ein Vampir im Konflikt mit ihrer Vergangenheit oder einfach nur eine üppig dekolletierte Amazone darstellen soll. Für Höhepunkte, will heißen innere Lachsalven, sorgt auch Michael Madsen, der zuweilen während seiner eigenen Dialoge einzuschlafen scheint – und damit seine Performance aus ,,Species II" noch unterbietet.

An sich eine solide Analyse des Casts, auch wenn man den Eindruck hat, dass du (wie ich bei der Musikuntermalung) hier nur mal kurz rüberhuschst, damit auch das Thema abgehackt wäre. Immerhin sind es ja meistens die Darsteller, die einen Film ausmachen oder eben auch nicht. Deshalb könnte man diesem Bereich auch ruhig mehr Aufmerksamkeit schenken.

ZitatSpätestens dann, wenn Loken mit starrem Blick in die Kamera grübelt, noch einmal alle gorigen Blutspritzer des Films montiert und in Zeitlupe abgespult werden (seht her, so haben wir das gemacht!), kommt man zu der Erkenntnis, dass an diesem Film wohl kein Weg vorbei führen wird. Nein, irgendwie ist ,,BloodRayne" schon Pflichtprogramm. So viel ehrlichen Schund bekommt man nicht alle Tage zu sehen.

Das Fazit lass ich mal so durchgehen!

Ok, jetzt haltet mich ruhig alle für blöd, aber kann mir bitte mal einer erklären, was zur Hölle diese IMO bedeutet?  :king:  :00000109:


Mr. Hankey

IMO = "In my Opinion". Zu gut deutsch "Meiner Meinung nach".
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Vincent Vegas

Zitat von: Mr. Hankey am 14 Januar 2007, 20:25:29
IMO = "In my Opinion". Zu gut deutsch "Meiner Meinung nach".

Danke! Wer ist'n da drauf gekommen? Oder gibt's das woanders auch?

Dionysos

Zitat von: Vincent Vegas am 14 Januar 2007, 20:26:40
gibt's das woanders auch?

Im Netz allgegenwärtig  ;)
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Abk%C3%BCrzungen_%28Netzjargon%29

God doesn't make the world this way. We do. - Watchmen

Sometimes, I guess there just aren't enough rocks. - Forrest Gump

It doesn't take much to see that the problems of three little people don't amount to a hill of beans in this crazy world. Someday you'll understand that. - Casablanca

Mr. Hankey

14 Januar 2007, 20:34:12 #64 Letzte Bearbeitung: 14 Januar 2007, 20:36:11 von Mr. Hankey
ZitatDanke! Wer ist'n da drauf gekommen? Oder gibt's das woanders auch?
Wie sich das nun genau entwickelt hat, dass weiss ich leider auch nicht. Aber es ist auf jedenfall eine recht geläufige Abkürzung, die vor allem in Internetforen regelmäßig benutzt wird. (wie Dionysos gerade schon erwähnte ;))

ZitatNicht ratsam wäre es auch, das Zielpublikum eines Filmes (ok, es gibt Ausnahmen: Fans von "Daniel, der Zauberer" etc. z.B.) qualitativ runterzustufen, als wenn man einen besseren Filmgeschmack hätte.
Zumal es in diesem Fall sogar recht arogant herüber kommt (auch wenn es vielleicht gar nicht so gemeint war), was Mr. VV da geschrieben hat. Als ob jeder, der sich auch gerne mal einen Film, der nur zu reinen Unterhaltung gedacht ist, anschaut, gleich weniger intelligent ist als er. Das solltest du IMO vielleicht doch ein wenig umformulieren. Hast ja schließlich auch etwas dagegen gehabt, dass dich Mooni indirekt in seiner "Borat"-Review angegriffen hat. ;)
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Vincent Vegas

Zitat von: Dionysos am 14 Januar 2007, 20:30:58
Im Netz allgegenwärtig  ;)
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Abk%C3%BCrzungen_%28Netzjargon%29



Na, dann ist ja alles klar. Und schon wieder was dazu gelernt!

Vincent Vegas

Zitat von: Mr. Hankey am 14 Januar 2007, 20:34:12
Hast ja schließlich auch etwas dagegen gehabt, dass dich Mooni indirekt in seiner "Borat"-Review angegriffen hat. ;)

Echt? Musss ich lesen!  :icon_eek:  :eek:

Je nachdem ist's dann aus mit "All HALE KING MOONSHADE"!  :icon_twisted:

Mr. Hankey

Geklautes Zitat aus Moonis Autoren-Thread:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 12 Januar 2007, 12:44:23
Zitat von: MoonshadeDie regelmäßigen "Beleidigungen" in den Reviews sind mir übrigens bewußt.
Ich sag nur "Borat". :anime:

;) ;) ;)
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Vincent Vegas

14 Januar 2007, 20:45:17 #68 Letzte Bearbeitung: 14 Januar 2007, 20:48:23 von Vincent Vegas
Ok, konnte in der Review jetzt aber nix brauchbares finden. Oder meinteste Moons Abschlussabsatz?

Ich jedenfalls war von "Borat" auch nicht soooo begeistert!

Oder meinteste damit vorhin Mr. Vincent Vegas?

Vince

Zitat von: Vincent Vegas am 14 Januar 2007, 20:45:17
Ok, konnte in der Review jetzt aber nix brauchbares finden.

Mr. Hankey bezog das auf Mr. Vincent Vega, nicht auf dich - also keine Sorge, du darfst deinem Herr und Gebieter weiterhin die königlichen Pantoffeln nachtragen...

Vincent Vegas

14 Januar 2007, 20:52:09 #70 Letzte Bearbeitung: 14 Januar 2007, 21:08:29 von Vincent Vegas
Zitat von: Vince am 14 Januar 2007, 20:50:30
Mr. Hankey bezog das auf Mr. Vincent Vega, nicht auf dich - also keine Sorge, du darfst deinem Herr und Gebieter weiterhin die königlichen Pantoffeln nachtragen...

Nee... bring ihm morgens nur den Tee und den aktuellen Playboy ans Bett! Danach hab ich Feierabend!  :king:

PS.: Früher waren Moons Reviews auch besser als heute (siehe seine Hostel-Review)!  :icon_confused:

Mr. Vincent Vega

Wasn das hier für n Kaffee-Plausch? ;)

@Vincent Vegas:

Danke für deine Einschätzung. Ich denke jedoch nicht, dass ich jemanden wirklich abwerte oder beleidige, sondern mit etwas Ironie lediglich festhalte, dass ein Publikum, das so genannte "No Brainer" fordert (und ja, ich finde diese Bezeichnung in jeder Hinsicht völlig "ohne Gehirn" ;)), eben auch nur solche verdient hat. Mich regen Sätze wie "ein Film soll nur unterhalten, nichts weiter" oder "man soll da nix reininterpretieren" (die Klassiker halt) mittlerweile kaum mehr auf, früher wäre ich dabei jedoch am Liebsten die Decke hochgegangen, denn diese bloße Reduzierung, diese Abwertung von Kunst, diese Ignoranz, die solche Sätze letztlich ausmachen, die schmerzte doch erheblich. Aber wie gesagt, diese kleine Spitze war nun wirklich harmlos.

Und das ist Moonis Stil im konkreten "Borat"-Beispiel übrigens durchaus ähnlich (wenngleich ich meine, es weniger direkt bzw. unverfroren zu machen :icon_mrgreen:), aber dabei sei auch gesagt, dass ich mich darüber ja nun nicht ernsthaft aufgeregt hatte (im Gegensatz zu anderen), sondern das eigentlich natürlich völlig ok finde, gerade weil auch ich selbst ganz gern mal zu Polemik neige. Somit habe ich nie etwas geegn Moonis "Borat"-Review gehabt und werde es auch nicht haben, im Gegenteil.

Mr. Hankey

14 Januar 2007, 23:03:12 #72 Letzte Bearbeitung: 14 Januar 2007, 23:15:48 von Mr. Hankey
ZitatMich regen Sätze wie "ein Film soll nur unterhalten, nichts weiter" oder "man soll da nix reininterpretieren" (die Klassiker halt) mittlerweile kaum mehr auf, früher wäre ich dabei jedoch am Liebsten die Decke hochgegangen, denn diese bloße Reduzierung, diese Abwertung von Kunst, diese Ignoranz, die solche Sätze letztlich ausmachen, die schmerzte doch erheblich.
Und das ist wahrscheinlich der große Fehler, den du machst, bzw. der sich bei dir anscheinend über die Jahre hinweg so festgesetzt hat. Denn die allermeisten Filme (gerade in der heutigen Zeit) sind nun einmal inszeniert und erstellt worden, um den Menschen zu unterhalten, ihm vom Alltag abzulenken, ihm eine möglichst gute Zeit zu beschehren, ohne das er sich dabei allzu sehr mit den eigenen Problemen und den Problemen der anderen befasst. Und wenn man aber nun anfängt selbst in diese Art von Filmen zwanghaft etwas hinein zu interepretieren, etwas zwingend zu suchen, was nicht da ist ("Klick" mit seiner angeblichen Frauenfeindlichkeit ist da immer noch das beste Beispiel), dann ist es einfach nicht verwunderlich, wenn man vom Kino so oft enttäuscht wird, wie es bei dir ja nun doch in letzter Zeit anscheinend der Fall ist.

Und einen Film dieser Art als reinen Unterhaltungswert zu betrachten ist dabei auch nicht zwingend eine Reduzierung oder gar Abwertung der Kunst etc., denn einen Menschen unterhalten zu können, ist mitunter die größte Kunst die es gibt. Wenn ein Film natürlich mehr sein will, als zu unterhalten, dann sollte man ihn natürlich auch möglichst ausgiebig ergründen, dass ist ohne Frage. Und wenn ein Film etwas vorgibt was er im Endeffekt nicht ist, oder nicht halten kann, was er im Vorfeld verspricht zu sein, dann muss dies natürlich auch an den Pranger gestellt werden. Aber wenn es nun eben den Machern dieses oder jenen Films vorzüglich um die Unterhaltung des Publikums geht, dies auch mehr als deutlich erkennbar ist und auch zu keiner Minute vorgegeben wird, dass dem nicht so wäre (der gerade von mir gesehene Film "Transporter 2" ist dafür wieder einmal ein ideales Beispiel. Anschauen und Spaß haben, nicht mehr nicht weniger.), warum soll man dann noch zwingend anfangen, doch etwas hinein zu interpretieren? Sollte man sich da nicht lieber auf andere Punkte in seiner Kritik konzentrieren und sich fragen, ob eben dieses Vorhaben, das Publikum (sprich natürlich vor allem mich selbst) zu unterhalten, auch wirklich geglückt ist?

Verstehe mich nicht falsch. Wie ich es schon im Autor des Jahres-Thread angesprochen habe, bist du für mich wirklich der aufsteigende Review-Schreiberling 2006 in der Ofdb. Aber wie (glaube) Mooni es schon einmal ähnlich im "Unsere besten..."-Thread geschrieben hat, man hat bei Dir schlicht und einfach immer des öfteren das Gefühl, dass die Liebe zum Film bei dir allzu häufig in der Analyse und (Hinein-)Interpretation eines Films unterzugehen mag und du bei Ansicht eines Films es einfach kaum noch schaffst, dich wirklich unterhalten lassen, selbst wenn der Streifen auf nichts anderes als der reinen Unterhaltung konzeptiert wurde. Du MUSST irgendwie einfach noch zwanghaft eine andere Interpretation finden, selbst wenn keine da ist und diese fällt dann meist negativ aus. Und das ist, bei DEM Potenzial was in dir schlummert, einfach irgendwie schade.
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Vince

Zitat von: Mr. Hankey am 14 Januar 2007, 23:03:12
(der gerade von mir gesehene Film "Transporter 2" ist dafür wieder einmal ein ideales Beispiel. Anschauen und Spaß haben, nicht mehr nicht weniger.)

Pfui! Wie soll man denn bei dem Käse Spaß haben? ;)

Vince, ein kleiner Fan des ersten Teils, aber der zweite war einfach nur scheiße...

Mr. Vincent Vega

Du verstehst mich absolut falsch, Hankey. Das passt jetzt vielleicht ganz gut als Erklärung deiner seltsamen These, ich würde alle aktuellen Film prinzipiell nicht gut finden oder mich nicht einfach nur bei einem Film unterhalten lassen können, doch das tut es nicht. Ich versuche nie "zwanghaft" irgendwo etwas "hineinzuinterpretieren", sondern zu ergründen, warum mir Film XYZ gefällt oder nicht gefällt. Diesbezüglich steht ein scheinbar infantiler Slasher einem Godard-Film erst einmal völlig gleich. Wenn ich dann aber versuche zu verstehen, warum mir ein Film wie "Click" nicht zusagt, dann führt mich das nun einmal zur Analyse, denn einfach nur zu schreiben "nett, unterhaltsam, lustig" blablabla, das ist nun einfach nicht mein Stil. Und der Film ist imho einfach stink konventionell konstruiert und zeichnet ein überaus fragwürdiges Frauenbild (und ganz ehrlich: ich stehe da bei weitem nicht allein da, siehe bsp. die Kritik von Hans-Ulrich Pönak, das Review auf filmstarts.de, die Kritik bei stern.de und und und - sie alle stellen genau das auch fest). Das hat nichts mit "hineininterpretieren" zu tun, das hat etwas mit nachdenken, reflektieren und dem Versuch, Film zu verstehen, zu tun. Da kann ja gern einer von Popcornkino hier und Popcornkino da sprechen, das Popcorn muss ja nun auch mal schmecken.

Da brauchst du auch nicht immer wieder versuchen, mir einreden zu wollen, ich hätte keinen Spaß am Kino (denkst du, ich renne da 3x die Woche da rein, um mich selbst zu quälen? ;) - ganz zu schweigen davon, dass allein in meinen 20 10/10-Filmen zwei Werke aus 2005 vertreten sind, die mir bewiesen, dass noch längst nicht alle Geschichten erzählt wurden) oder würde es nicht schaffen, mich einfach mal gehen zu lassen, denn das ist einfach nicht der Fall (zumal du Widersprüche aufbringst, die imho keine sind - man kann sich auf schön unterhalten lassen UND analysieren warum). Nur muss ich mir auch keinen Film schönreden, ebenso wie ich keinen zwanghaft verreiße.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Mich regen o.g. Sätze auf (bzw. regten mich auf), weil sie implizieren, man dürfe generell nie großartig über Filme nachdenken, sie analysieren, interpretieren, zerpflücken etc, sondern müsse sich stets - ich übertreibe mal - mit der Rolle des passiven Zuschauersklaven abfinden, getreu dem Motto: Entweder man lässt sich unterhalten oder nicht. Sozusagen. Das ist es was Filme wollen, nicht mehr und nicht weniger. Und solche Meinungen geistern querbeet durchs WWW. Das meinte ich, nichts anderes. Dass daraus immer wieder abgeleitet wird, man müsse nun prinzipiell jeden Film auf seine anspruchsvolle Tiefe hin untersuchen und in dem Fall, wenn dies zu keinen Ergebnissen führen würde, ihn gleich verteufeln, verstehe ich nicht, so ist es aber jedenfalls nicht gemeint.

Aber diese Diskussion wurde schon so oft geführt. Und befriedigende Ergebnisse auf beiden Seiten hat es selten gegeben.

Mr. Vincent Vega

Um nochmal ein Beispiel zu bringen. Ich bin großer Fan der "Friday the 13th"-Reihe und mir ist völlig egal, dass diese sowohl handwerklich als auch inhaltlich absolut banal sind, weil sie vorzüglichen Spaß bereiten und auch dahingehend konzipiert wurden. Nach deiner Einschätzung wäre das bei mir aber nicht der Fall. Ich hoffe, ich habe dir einigermaßen klar gemacht, was ich meine.

Red Shadow

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Januar 2007, 23:39:03
Du verstehst mich absolut falsch, Hankey. Das passt jetzt vielleicht ganz gut als Erklärung deiner seltsamen These, ich würde alle aktuellen Film prinzipiell nicht gut finden oder mich nicht einfach nur bei einem Film unterhalten lassen können, doch das tut es nicht. Ich versuche nie "zwanghaft" irgendwo etwas "hineinzuinterpretieren", sondern zu ergründen, warum mir Film XYZ gefällt oder nicht gefällt. Diesbezüglich steht ein scheinbar infantiler Slasher einem Godard-Film erst einmal völlig gleich. Wenn ich dann aber versuche zu verstehen, warum mir ein Film wie "Click" nicht zusagt, dann führt mich das nun einmal zur Analyse, denn einfach nur zu schreiben "nett, unterhaltsam, lustig" blablabla, das ist nun einfach nicht mein Stil. Und der Film ist imho einfach stink konventionell konstruiert und zeichnet ein überaus fragwürdiges Frauenbild (und ganz ehrlich: ich stehe da bei weitem nicht allein da, siehe bsp. die Kritik von Hans-Ulrich Pönak, das Review auf filmstarts.de, die Kritik bei stern.de und und und - sie alle stellen genau das auch fest). Das hat nichts mit "hineininterpretieren" zu tun, das hat etwas mit nachdenken, reflektieren und dem Versuch, Film zu verstehen, zu tun. Da kann ja gern einer von Popcornkino hier und Popcornkino da sprechen, das Popcorn muss ja nun auch mal schmecken.

Da brauchst du auch nicht immer wieder versuchen, mir einreden zu wollen, ich hätte keinen Spaß am Kino (denkst du, ich renne da 3x die Woche da rein, um mich selbst zu quälen? ;) - ganz zu schweigen davon, dass allein in meinen 20 10/10-Filmen zwei Werke aus 2005 vertreten sind, die mir bewiesen, dass noch längst nicht alle Geschichten erzählt wurden) oder würde es nicht schaffen, mich einfach mal gehen zu lassen, denn das ist einfach nicht der Fall (zumal du Widersprüche aufbringst, die imho keine sind - man kann sich auf schön unterhalten lassen UND analysieren warum). Nur muss ich mir auch keinen Film schönreden, ebenso wie ich keinen zwanghaft verreiße.

Was ich aber eigentlich sagen wollte: Mich regen o.g. Sätze auf (bzw. regten mich auf), weil sie implizieren, man dürfe generell nie großartig über Filme nachdenken, sie analysieren, interpretieren, zerpflücken etc, sondern müsse sich stets - ich übertreibe mal - mit der Rolle des passiven Zuschauersklaven abfinden, getreu dem Motto: Entweder man lässt sich unterhalten oder nicht. Sozusagen. Das ist es was Filme wollen, nicht mehr und nicht weniger. Und solche Meinungen geistern querbeet durchs WWW. Das meinte ich, nichts anderes. Dass daraus immer wieder abgeleitet wird, man müsse nun prinzipiell jeden Film auf seine anspruchsvolle Tiefe hin untersuchen und in dem Fall, wenn dies zu keinen Ergebnissen führen würde, ihn gleich verteufeln, verstehe ich nicht, so ist es aber jedenfalls nicht gemeint.

Aber diese Diskussion wurde schon so oft geführt. Und befriedigende Ergebnisse auf beiden Seiten hat es selten gegeben.

Ich finde es in diesem Zusammenhang auch wichtig, dass man vor allem Dinge herausstellt, die persönlich wirklich stören. Analysen sind schön und gut, aber ich habe oft den Eindruck, dass einige das Nichtgefallen durch die Lupe rechtfertigen, obwohl es oftmals ganz banale Sachen sind. Da ist mir persönlich Ehrlichkeit wichtiger, als aufgesetzt intellektuelle Tiefenschärfe.  
Why so serious?

WEAR RED, GET LOUD! GO 49ers!

Who's got it better than us? Nooobody!!!

Mr. Hankey

15 Januar 2007, 01:38:18 #77 Letzte Bearbeitung: 15 Januar 2007, 01:45:12 von Mr. Hankey
Zitat(zumal du Widersprüche aufbringst, die imho keine sind - man kann sich auf schön unterhalten lassen UND analysieren warum)
Natürlich kann man das. (man sollte es sogar!) Und das wollte ich auch keinesfalls in Abrede stellen. Aber, auch wenn du es noch so oft dementierst, der Eindruck, dass du von einem Film auch einmal, mal ganz salop ausgedrückt, sagen kannst, "So, der hat mich jetzt wirklich mal unterhalten, nicht mehr nicht weniger", dass ist, zumindest aus meiner Sicht, irgendwie anscheinend nicht möglich. Irgendwo muss einfach immer, auf Teufel komm raus, analysiert und interpretiert werden. Sicher, eigentlich ist das ja bei uns allen Review-Autoren der Fall, aber bei Dir ist es halt doch mitunter recht extrem, ich würde es am besten als "übertrieben" bezeichnen wollen.

Und das, ich bleib dabei, angebliche(!), feindliche Frauenbild in einem 08/15-Filmchen wie "Klick" ist da ja auch nur ein Beispiel. Du bist z. Bsp. auch wirklich der User, bei dem sich die Liste der verrissenen, im allgemeinen aber eigentlich hoch angesehenen Filme, derart in die Länge zieht, wie bei keinem anderen. Das soll jetzt nicht heissen, dass man allgemein beliebte Filme nicht auch zerreissen soll, im Gegenteil, aber bei dir wirkt das mitunter irgendwie fast zwanghaft, immer der jenige zusein, der zwischen, ebenfalls salop und höllisch übertrieben ausgedrückt, 50 10/10-Reviews unbedingt eine 1/10-Review dazwischen quetschen muss.

Aber ist ja schön, dass ich mich in diesem Punkt anscheinend irre, aber so ganz wird sich der Eindruck dennoch nie legen können, genauso wie dein Eindruck von mir, ich würde mitunter viel zu tolerant mit dem Medium Film umgehen. Denn auch das ist einfach absolut nicht der Fall.

Aber nun gut, diese Diskussion haben wir ja schon zu Hauf per PM geführt, von daher lassen wir es mal auf sich beruhen. (Und da fällt mir ein, was ich heute (bzw. gestern) total vergessen habe. :icon_redface: ;))

ZitatIch finde es in diesem Zusammenhang auch wichtig, dass man vor allem Dinge herausstellt, die persönlich wirklich stören. Analysen sind schön und gut, aber ich habe oft den Eindruck, dass einige das Nichtgefallen durch die Lupe rechtfertigen, obwohl es oftmals ganz banale Sachen sind. Da ist mir persönlich Ehrlichkeit wichtiger, als aufgesetzt intellektuelle Tiefenschärfe.
Absolute Zustimmung! :respekt:
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Bretzelburger

Das Schöne am WWW ist ja, daß man sich hier mit Leuten unterhält, denen man privat wahrscheinlich nie begegnen würde. Das hat den Vorteil, daß man hier auch mal Jemand seine Meinung sagen kann, der sich die sonst nie anhören würde und natürlich umgekehrt.

Ich finde sich aufregen eine völlig legitime Sache - aus meiner Sicht idiotische Haltungen gegenüber Filmen sind eine meiner wichtigsten Quellen aus denen ich Kraft für meine Reviews oder Forenbeiträge schöpfe. Wenn ich dann durch eine gute Argumentation nur Einen zumindest etwas in seiner Meinung aufweichen kann, hat sich das schon gelohnt...

Und damit komme ich zum meiner Meinung nach wichtigsten Kriterium einer jeglichen Review - der Authentizität (auch wenn das ein scheiß mißbrauchter Begriff ist). Wenn Jemand halt am liebsten Fun, Fun und nochmals Fun mag und dazu steht, darf er meinetwegen jeden Film mit Minianspruch als wahlweise anstrengend oder langweilig klassifizieren - so lange er kapiert wie er selbst ist.

Umgekehrt finde ich es genauso legitim, sich über Rassismus, rechte Gesinnung, Frauenverachtung usw. aufzuregen, wenn man sich auch wirklich darüber aufregt und das nicht aus irgendeinem Pseudo-Grund zum analytischen Thema macht. Und das merkt man - man spürt ,ob es einer ernst meint.

Z.B. steht Hey Yo wie er selbst zugibt auf Rom-Coms, deshalb kommen diese bei ihm meistens gut weg. Das ist für mich absolut nachvollziehbar. Ich mag das Genre auch gerne, aber die meisten regen mich auf, weil ich diese Anpassung am Ende hasse. Manchmal sind die Filme wirklich lange vergnüglich, aber zum Schluß wird der bisher sperrige Charakter immer in die amerikanische Gesellschafts-Anpassungs-Zwangsjacke gesteckt und das regt mich so auf, daß die Teile bei mir selten mehr als 4 Punkte bekommen. Aber genauso begründe ich das, so daß jeder andere, den das nicht stört nachvollziehen kann...

Wenn aber Jemand jeden Film mit Anspruch als langweilg abkanzelt und sich selbst darüber erhebt, dann ist das genauso dumm wie jeden Actionfilm gleich als gewalttätig, oberflächlich und primitiv hinzustellen (diese Spezies kenne ich genauso, die ist nur im Internet nicht besonders aktiv). Denn das hat nichts mit Authentizität zu tun, sondern mit aus irgendwelchen Prägungen entstandenen Vorurteilen...und das kann mich dann wieder schwer aufregen!!!!

Phil

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Januar 2007, 17:06:12
Merci.

Wenn ich es mir jetzt einfach machte, dann würde ich auf mein Review zu THHE verweisen. :icon_mrgreen:

Aber kurz: Bay bzw. seine Jünger wollen letztlich Gesetz der Exploitation nur splattern und das am Besten mit süßen Typen und heißen Girls. Das verpacken sie heuchlerisch als Neuinterpretation oder gar Prequel, doch es ist im Grunde nichts weiter als ein lupenreines Slasher-Konstrukt. Soweit so gut, ist an sich ja nicht das große Problem. Doch Aja hingegen macht aus der Sache, ein Remake zu inszenieren, etwas gänzlich anderes - er begreift es als Chance, die brachiale Gewalt in den Kontext einer durchaus sozial- und gegenwartskritischen Position zu stellen, ganz in der Tradition seines Vorgängers. Craven, einst durch Vietnam und die Verlogenheit der US-Politik, sowie einer Gesellschaft, die ihre aufbrüchigen Revoluzertendenzen in den späten 70ern wieder zunichte macht, geprägt, verarbeitete das auf seine Weise 1977 in THHE. Aja bietet neue Sichtweisen, seine überzogenen Patriotismusspitzen und Bilder der staubigen Kleinstadt lassen sich durchaus als Noten bezüglich 9/11 und den entsprechenden Folgen lesen (die Mutanten mögen auch wie Terroristen erscheinen). Da gerade Hooper einst ganz ähnlich wie Craven, Romero und hastenichtgesehen den Horrorfilm als Ausdrucksform für ihr aufgewühltes, erzürntes Gemüt benutzten, hätte man bezüglich TCM eben durchaus mehr als ein reines Run-and-Hye-Gorefest kreieren können. Ein Subtext muss dem ja nicht im Wege stehen, sondern bedingt bestenfalls einander.

Weißt du jetzt ungefähr, was ich meine?
ehrlich gesagt, weiß ich zwar (ungefähr) was Du meinst, kanns aber irgendwie nicht nachvollziehen.
Habe die Tage erst wieder das THHE-Remake gesehen, aber wie man da jetzt Verlogenheit der US-Politik, übermäßigen Patriotismus, geschweige denn 9/11 rein interpretieren kann, ist mir ein völliges Rätsel  :00000109:

irgendwie schein ich dann doch dafür zu wenig von alle dem zu verstehen...ich finde nicht, dass THHE eine "besseres" Remake ist als TCM ...
traue nie SB, denn es tut Dir weh :(
became MINGed!

ZitatCloverfield refers to the field formerly known as Central Park. Clovers are usually prone to grow at places after bombing. Thus the term "Clover" and "field" referring to park.

Bretzelburger

Nach meinem zuletzt eher allgemeinen Statement und zur schönen Anmerkung von Mr.Hankey zu deiner scheinbaren Freudlosigkeit im Bezug zum modernen Film, komme ich hier mal zu 2 Filmen, die du gänzlich anders beurteilt hast als ich (welch Frevel!!!). Und bei denen ich die Unterschiede festmachen möchte bezüglich Authentizität.

Zuerst das einfache Beispiel "World Trade Center", von dir in gewohnt deutlicher Manier mit einem Punkt ausgezeichnet. Für mich in deinem Fall völlig emotional nachvollziehbar, denn du hast dich geärgert und begründest das entsprechend politisch. Mich erinnert deine Haltung an meine Berliner Studienzeit, in der auch alles was nicht stramm links war, gleich als reaktionär verteufelt wurde.

Meine politische Haltung hat sich prinzipiell nicht verändert, ich sehe das heute nur nicht mehr so verbissen und damit hinter jeder konservativen Ornamentik (Marine, Jesuserscheinung, dümmliche Dialoge usw.)schon Bushs Fratze. Ich denke, das habe ich in meiner Review deutlich gemacht, so wie du eben in deiner - das kann ich akzepieren.

Ganz anders sieht das für mich in deiner "Departed" - Review aus, deren negative Kritik mir zu sehr auf dem Vergleich zum Original basiert. Hier emfinde ich dich konstruierend und mir fehlen zu Scorseses Film gewisse analytischen Sichtweisen, die ich gerade von dir gewohnt bin.

So stellst du keinerlei Bezug zu anderen Werken Scorseses her, als ob "Departed" nicht eines der wichtigsten Themen beinhaltet, die Scorsese immer wieder bearbeitet - den Regeln im Zusammenleben des männlichen Geschlechts. So bleibt für mich immer die beeindruckendste Szene in "Goodfellas" als Joe Pesci sang und klanglos erschossen wird. Ray Liotta, der Ich-Erzähler, und auch De Niro war nicht bewußt, was passieren wird, sie hatten die Regeln nicht verstanden. Es gibt viele Beispiele in Scorseses Werk dafür.

Auch du gehst nicht - wie auch sonst niemand - auf die ständigen homophoben Beschimpfungen der Protagonisten ein, ein wesentliches Merkmal dieses Films. Kurz und an anderen Dingen auch festzumachen, du gibst dir gar keine Mühe die Eigenständigkeit und individuelle Intention Scorseses herauszuarbeiten - vielleicht erkennst du sie auch nicht, aber das hielte ich für eine ziemliche Arroganz gegenüber dem Filmemacher und glaube ich auch nicht.

Bei deiner "Departed" - Review erkenne ich auch keinerlei Emotionen bei dir oder eben eine besondere Liebe zum Original, die du jetzt in Scorseses Werk nicht erhört siehst. Das paßt halt nicht und fertig! - Im Gegensatz zu "WTC", wo du deine Wut raus läßt, wirkt hier deine negative Kritik eher konstruiert - gut geschrieben, aber nicht überzeugend.


Mr. Vincent Vega

Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2007, 16:13:40
Zuerst das einfache Beispiel "World Trade Center", von dir in gewohnt deutlicher Manier mit einem Punkt ausgezeichnet. Für mich in deinem Fall völlig emotional nachvollziehbar, denn du hast dich geärgert und begründest das entsprechend politisch. Mich erinnert deine Haltung an meine Berliner Studienzeit, in der auch alles was nicht stramm links war, gleich als reaktionär verteufelt wurde.

Meine politische Haltung hat sich prinzipiell nicht verändert, ich sehe das heute nur nicht mehr so verbissen und damit hinter jeder konservativen Ornamentik (Marine, Jesuserscheinung, dümmliche Dialoge usw.)schon Bushs Fratze. Ich denke, das habe ich in meiner Review deutlich gemacht, so wie du eben in deiner - das kann ich akzepieren.

Danke für deine Einschätzung. Diese ist - verzeihe es mir - auf Basis des Offensichtlichen formuliert, will heißen, es ließe sich nur zu leicht annehmen, ich sei der politisch reizbare, übereifrige Student, der Stones Film schon aus Prinzip die 1/10 reinwürgen muss. Es nützt nicht allzu viel, würde ich da jetzt widersprechen, da ich dieses wie gesagt sehr offensichtliche Bild mit einfachen Worten kaum werde revidieren können, außer zu betonen, dass ich kein blind linksideologischer Mensch bin, sondern einfach jemand, dem die manipulative Art des Films missfiel. Wie du schon an anderer Stelle treffend bemerktest, ist das Review nur ein bloßer Ausdruck von Frustration, eine Stimmungswiedergabe, ohne größeren Nährwert. Das macht es auch für mich zu den eher unwichtigen Reviews von mir.

Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2007, 16:13:40
Ganz anders sieht das für mich in deiner "Departed" - Review aus, deren negative Kritik mir zu sehr auf dem Vergleich zum Original basiert. Hier emfinde ich dich konstruierend und mir fehlen zu Scorseses Film gewisse analytischen Sichtweisen, die ich gerade von dir gewohnt bin.

Dazu ganz kurz meine Intention: Ausufernde Vergleiche von Original und Remake im Falle einer Besprechung letzterem, sind nicht immer die günstigste, aber zuweilen notwendige Form. Warum ich den Film letztlich ausschließlich anhand seiner (vermeintlichen) Unfähigkeit gegenüber der Vorlage verreiße, hat den einfachen Grund, dass ich fast wie zuletzt in Gus van Sants "Psycho" ein inneres Gefühl entwickelte, mir verarscht vorzukommen, da ganze Szenen und nahezu jeder elementare Eckpunkt übernommen sind. Sicherlich hätte ich auch Scorseses eigene Intention herausarbeiten können (vielleicht auch müssen) - und ganz richtig: die wird ein Mann dieses Kalibers wohl gehabt haben - aber sowohl aus Platzgründen als auch oben genanntem Gefühl wollte ich das dem Film nicht "zugestehen". Zumal jede andere Kritik, wie ich später merkte (bezogen auf Feuilletons, nicht ofdb), genau das tat, nämlich Scorseses Film im Kontext seines Oeuvres zu analysieren. Ich bin durchaus Kenner seines Werks und schätze dieses auch in Maßen, hielt es dennoch für nicht notwendig, da ich "The Departed" insgesamt nur als dreiste Kopie, nicht Neuinterpretation betrachten wollte/konnte. Da zudem kaum in Reviews und Besprechungen (s.o.) auf das Original eingegangen wurde, sondern eben durchweg Scorsese betrachtet wurde, wollte ich den Fokus mehr auf die Tatsache lenken, dass Kenner und Verehrer des Originals beim Film unmöglich den Spaß haben werden können, den unvorbereitete Zuschauer empfinden dürften.

Es gibt immer viele Wege, ein Review anzugehen. Dein Weg ist plausibel, nachvollziehbar und sicher auch notwendig, aber ich halte ihn auch für den konventionellsten und entschied mich sozusagen dagegen, auch wenn ich dadurch auf einen Versuch der Analyse der Scorseseschen Intention verzichten musste.

Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2007, 16:13:40
Auch du gehst nicht - wie auch sonst niemand - auf die ständigen homophoben Beschimpfungen der Protagonisten ein, ein wesentliches Merkmal dieses Films.

Ist mir natürlich aufgefallen, aber diesbezüglich bin ich mir - aus nahe liegendem Grund - nie ganz sicher, ob ich es nicht überbewerte. Ich wusste nicht mehr, wo ich es hätte unterbringen sollen bzw. ob es bei der von mir gewählten Form überhaupt hätte reingepasst. Klar: Auch ich hätte durchaus noch vieles zu dem Film zu sagen.

Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2007, 16:13:40
Bei deiner "Departed" - Review erkenne ich auch keinerlei Emotionen bei dir oder eben eine besondere Liebe zum Original, die du jetzt in Scorseses Werk nicht erhört siehst. Das paßt halt nicht und fertig! - Im Gegensatz zu "WTC", wo du deine Wut raus läßt, wirkt hier deine negative Kritik eher konstruiert - gut geschrieben, aber nicht überzeugend.

Harsche Worte, denen ich nicht widersprechen möchte.

Red Shadow

Zitat von: Bretzelburger am 15 Januar 2007, 16:13:40
Zuerst das einfache Beispiel "World Trade Center", von dir in gewohnt deutlicher Manier mit einem Punkt ausgezeichnet. Für mich in deinem Fall völlig emotional nachvollziehbar, denn du hast dich geärgert und begründest das entsprechend politisch. Mich erinnert deine Haltung an meine Berliner Studienzeit, in der auch alles was nicht stramm links war, gleich als reaktionär verteufelt wurde.

Meine politische Haltung hat sich prinzipiell nicht verändert, ich sehe das heute nur nicht mehr so verbissen und damit hinter jeder konservativen Ornamentik (Marine, Jesuserscheinung, dümmliche Dialoge usw.)schon Bushs Fratze. Ich denke, das habe ich in meiner Review deutlich gemacht, so wie du eben in deiner - das kann ich akzepieren.

Das kann ich unterschreiben, weil es mir selbst ähnlich ergangen ist und ich den gleichen Eindruck habe. Das habe ich Mr. VV aber schon an anderer Stelle mitgeteilt. Die Kritik hätte vor fünf Jahren gut und gerne meine eigene sein können. Vor ein paar Jahren hätte ich über einen Menschen mit meiner aktuellen Einstellung wahrscheinlich behauptet, er wäre der manipulativen, neoliberalen Propaganda zum Opfer gefallen. Jetzt kann ich nur noch über so viel Engstirnigkeit und blinden Idealismus lachen. Differenzieren ist eine Gabe, aber manche werden eben nie erwachsen.
Why so serious?

WEAR RED, GET LOUD! GO 49ers!

Who's got it better than us? Nooobody!!!

Bretzelburger

Zitat von: red shadow am 15 Januar 2007, 18:24:34
Jetzt kann ich nur noch über so viel Engstirnigkeit und blinden Idealismus lachen. Differenzieren ist eine Gabe, aber manche werden eben nie erwachsen.

Sei mal nicht so hart :-)  in deinem Alter war ich von dieser Weisheit noch einige Jahre entfernt

psychopaul

Hui, sehr schön, wie du die Kritik an der Überkonstruktion und -interpretation in die neue Besprechung übernommen und damit den Bogen zu Subtext in Filmen gespannt hast.  :respekt:  :icon_smile:

auch wenn das vermutlich keine besondere Filmkritik ist, find ich den Text zu "Celluloid Closet" sehr gut: hat definitiv mein Interesse geweckt.  :icon_eek:

Kommt/kam der auch mal in der Flimmerkiste?? will ich doch stark hoffen..
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Three little devils jumped over the wall...

Mr. Vincent Vega

Zitat von: psychopaul am 19 Januar 2007, 01:22:51
Hui, sehr schön, wie du die Kritik an der Überkonstruktion und -interpretation in die neue Besprechung übernommen und damit den Bogen zu Subtext in Filmen gespannt hast.  :respekt:  :icon_smile:

auch wenn das vermutlich keine besondere Filmkritik ist, find ich den Text zu "Celluloid Closet" sehr gut: hat definitiv mein Interesse geweckt.  :icon_eek:

Kommt/kam der auch mal in der Flimmerkiste?? will ich doch stark hoffen..

Psst, der ist doch noch gar nicht in der ofdb drin. ;)

Aber vielen Dank. Und gut beobachtet. :icon_mrgreen: :respekt:

Der Film lief schon einmal im TV (die Synchro finde ich auch ganz ok), ich empfehle aber die DVD (schon für wesentlich unter 10 Euro im Handel erhältlich), die hat noch 60 Minuten an geschnittenen Szenen und zwei AK's zu bieten (die ich aber noch nicht gehört habe), sowie den O-Ton. Ansonsten auf die nächste Ausstrahlung warten.

psychopaul

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 19 Januar 2007, 01:42:08
Psst, der ist doch noch gar nicht in der ofdb drin. ;)

Tja, bei deinem System soll sich mal jemand auskennen.  :icon_lol:

Tatsächlich, die DVD gibts bei amazon für nen Zehner, da werd ich wohl mal zuschlagen. Komisch, dass dieses Ding bis jetzt völlig an mir vorbeigegangen ist, aber dafür gibts euch Kritiker ja, sowas zu ändern.  :icon_mrgreen:
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Sarge

Kann man sich bei dir eigentlich auch was wünschen? Wenn ja, wünsche ich mir Texte zum "Untergang" und zu "Amélie".

Mr. Vincent Vega

Zitat von: Sarge am 19 Januar 2007, 17:35:13
Kann man sich bei dir eigentlich auch was wünschen?

Theoretisch schon.

Zitat von: Sarge am 19 Januar 2007, 17:35:13
Wenn ja, wünsche ich mir Texte zum "Untergang" und zu "Amélie".

In der Praxis sieht das bei gewissen Titeln jedoch anders aus. :icon_mrgreen:

Dafür müsste ich mir entsprechende Filme natürlich noch einmal ansehen (beide ja nur 1x bei VÖ geschaut) - und das wäre qualvoll. :icon_twisted:

Aber bei "Amelie" ließe sich da etwas machen, den wollte ich eigentlich schon ganz gern mal besprechen. Die derzeitige Bewertung ist, wie ich eben sah, allerdings nicht mehr ganz aktuell.

psychopaul

sag bloß nicht, dem hast du ne 1/10 verpasst, dann is aber Schluß mit lustig.  :LOL:
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