OFDb

Autoren-Thread : Bretzelburger

Begonnen von Bretzelburger, 26 Januar 2007, 03:22:54

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Bretzelburger

Da es gestern mit der Dresdner Sneak nicht geklappt hatte - es lief "Die Töchter des chinesischen Gärtner" , den wir schon gesehen hatten - gingen wir spontan in "Ocean 13", einen Film, den ich sowieso sehen wollte und der mich nicht enttäuscht hat. Ich fand schon Teil 2 keineswegs so schlecht, wie er allgemein angesehen wurde, aber dieser war in seiner fast völligen Abkehr vom typischen Hollywood-Film, als welche die "Ocean"-Filme nun einmal beworben werden, wohl doch zu provokant. Teil 3 ist für mich eine perfekte Symbiose aus Teil 1 und 2 und damit der gelungenste Beitrag der Reihe. Wer allerdings den etwas konventionelleren ersten Teil besonders mochte und Teil 2 völlig daneben fand, wird diese Meinung sicherlich nicht teilen...

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=122134&rid=247959

Mr. Hankey

12 Juni 2007, 12:54:23 #271 Letzte Bearbeitung: 12 Juni 2007, 12:56:00 von Mr. Hankey
ZitatIch fand schon Teil 2 keineswegs so schlecht, wie er allgemein angesehen wurde, aber dieser war in seiner fast völligen Abkehr vom typischen Hollywood-Film, als welche die "Ocean"-Filme nun einmal beworben werden, wohl doch zu provokant.[...]Wer allerdings den etwas konventionelleren ersten Teil besonders mochte und Teil 2 völlig daneben fand, wird diese Meinung sicherlich nicht teilen...
Soll das heißen, dass du Teil 2 alles in allem besser fandest, als den "konventionellen" 1. Teil? :icon_eek:
Ofdb-Filmsammlung
Aus visueller Sicht, das vielleicht beste BD-Erlebnis ever: Klick

Bretzelburger

Nein, Teil 1 fand ich besser, aber das ich den dritten Teil am Besten finde, liegt auch daran, daß mir Teil 2 auch gefiel. "Konventionell" ist hier auch nicht negativ gemeint, sondern soll nur die unterschiedliche Intention der Macher verdeutlichen.

Bretzelburger

Eine Zwischenbilanz zu "Berlin Alexanderplatz" von Rainer Werner Fassbinder. Obwohl ich erst die dritte Folge sah, habe ich inzwischen 3 einhalbstunden des Werkes betrachtet, daß ich zuletzt Ende der 70er Jahre im Fernsehen (leider nur fragmentarisch) gesehen hatte.

Angesichts der von Fassbinder geschaffenen intensiven Atmosphäre und des packenden Inhalts nach Döblins "Großstadtroman", wäre eine Besprechung jeder einzelnen Folge, die zwischen 60 und 90 Minuten lang sind, absolut angemessen. Aber das würde einerseits Niemand mehr aufmerksam lesen und andererseits entspräche es auch nicht Fassbinders Intentionen, der hier schlicht einen knapp 15stündigen Film gedreht hatte. Die Folgen schließen direkt aneinander an, so daß Aktionen wie bei der letzten Berlinale absolut sinnvoll sind, als man die Möglichkeit hatte, den Film am Stück zu sehen.

Allerdings bezweifle ich, daß man so lange seine Konzentration hochhalten kann, so daß ich ehrlich dankbar bin, den Film in Ruhe und an Hand der Fernsehaufteilung (die so von Fassbinder gewählt wurde) auf DVD ansehen zu können. Nach der dritten Folge habe ich jetzt erst einmal die Inhaltsangabe geschrieben, die aber nur den Inhalt der ersten Folge umfasst und damit gerade einmal ein bißchen an der äußerst komplexen Story nagt. Als Vorgeschmack deshalb hier ausnahmsweise einmal ein Link zu einer Inhaltsangabe :

http://www.ofdb.de/view.php?page=inhalt&fid=19726&sid=248436

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: Bretzelburger am 13 Juni 2007, 03:05:52
Eine Zwischenbilanz zu "Berlin Alexanderplatz" von Rainer Werner Fassbinder. Obwohl ich erst die dritte Folge sah, habe ich inzwischen 3 einhalbstunden des Werkes betrachtet, daß ich zuletzt Ende der 70er Jahre im Fernsehen (leider nur fragmentarisch) gesehen hatte.

Angesichts der von Fassbinder geschaffenen intensiven Atmosphäre und des packenden Inhalts nach Döblins "Großstadtroman", wäre eine Besprechung jeder einzelnen Folge, die zwischen 60 und 90 Minuten lang sind, absolut angemessen. Aber das würde einerseits Niemand mehr aufmerksam lesen und andererseits entspräche es auch nicht Fassbinders Intentionen, der hier schlicht einen knapp 15stündigen Film gedreht hatte. Die Folgen schließen direkt aneinander an, so daß Aktionen wie bei der letzten Berlinale absolut sinnvoll sind, als man die Möglichkeit hatte, den Film am Stück zu sehen.

Allerdings bezweifle ich, daß man so lange seine Konzentration hochhalten kann, so daß ich ehrlich dankbar bin, den Film in Ruhe und an Hand der Fernsehaufteilung (die so von Fassbinder gewählt wurde) auf DVD ansehen zu können. Nach der dritten Folge habe ich jetzt erst einmal die Inhaltsangabe geschrieben, die aber nur den Inhalt der ersten Folge umfasst und damit gerade einmal ein bißchen an der äußerst komplexen Story nagt. Als Vorgeschmack deshalb hier ausnahmsweise einmal ein Link zu einer Inhaltsangabe :

http://www.ofdb.de/view.php?page=inhalt&fid=19726&sid=248436

freue mich sehr auf die besprechung von dir...


Bretzelburger

Es hat lange gedauert, aber bei Filmen, die Einen merkwürdigerweise schon seit Jahrzehnten begleiten, fällt eine Review manchmal schwer. "Das Biest muß sterben" hatte mich schon vor 30 Jahren begeistert, aber war trotz ständiger Erinnerung im Detail immer mehr verblasst, bis ich ihn endlich wieder auf DVD ansehen konnte.

Statt der befürchteten Ernüchterung gab es Begeisterung, an der ich euch etwas teilhaben lasse, so hoffe ich

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=21070&rid=249103


Bretzelburger

Auch zu meiner neuesten Review ein paar Worte der Einleitung. Zuerst einmal bin ich erstaunt, daß ein solcher Film hier bisher nur eine Kritik hat, die unsäglich zu nennen, noch geschmeichelt ist. Aber das soll hier nicht Thema sein, auch wenn sich wieder zeigt, daß falsche Informationen sowohl in der Inhaltsangabe der DVD, als auch in der oben genannten Review enthalten sind. So wird immer wieder behauptet, daß Olga später eine Prostituierte ist, was aber mit keinem Wort im Film erwähnt wird. Zwar wirkt sie optisch ein wenig so, aber weder in der Handlung, noch verbal wird das bestätigt.

So war ich doppelt animiert, mich mit Verhoevens grandiosem Frühwerk auseinanderzusetzen

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=1879&rid=249306

McKenzie

21 Juni 2007, 04:15:24 #277 Letzte Bearbeitung: 21 Juni 2007, 04:18:56 von McKenzie
Ausnahmsweise bin ich trotz dieser angemessenen Kritik immer noch animiert, eine eigene zu verfassen (wie du weißt ist das sonst eher selten der Fall) da ich einige Punkte, die mir von diesem Meisterwerk in Erinnerung geblieben sind (ich konnte es glücklicherweise sogar schon im Kino erleben :love:) in deinem Review vermisse.  ;) Allerdings habe ich Olgas Werdegang auch so verstanden, wie von dir oben kritisiert...

Besondere Zustimmung übrigens hierfür:

ZitatSex ! - Schock ! - Provokation ! - Ich kann es nicht mehr hören. Warum fällt keinem etwas anderes angesichts der Filme Paul Verhoevens ein ? -

Zitatdenn selbst die drastischsten Bilder in Verhoevens Film sind immer der Thematik untergeordnet.

ZitatJede Einzelne der oben geschilderten Szenen ist für sich genommen eine plakative Schilderung, doch in ihrer Gesamtheit ergeben sie ein komplexes Bild von starken Gefühlen und emotionaler Direktheit, aber auch von ihrer Unmöglichkeit in der Realität und der damit verbundenen Selbstzerstörung.

Essentiell für Paul Verhoevens Filme. Ich würde ihn schon als einen Autorenfilmer bezeichnen, allerdings eben einen- und das hast du ja auch sehr schön verdeutlicht- der auf die Zustimmung des Publikums mehr Wert legt als die der Kritiker. Und genau das macht ihn ja auch so sympathisch.  ;)

Wie hat Jacques Rivette, der angeblich ein großer Verhoeven-Fan ist, so schön gesagt? "Seine Filme handeln vom Überleben in einer Welt die von Arschlöchern bevölkert ist- das ist seine Philosophie!"

Übrigens warte ich schon länger auf eine Kritik zu "Black Book" (imo entgegen vieler Stimmen 100 % Verhoeven, dieser Film) von dir- kommt da noch etwas?  :icon_cool:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Ich habe den Film bisher noch nicht gesehen, aber dann kommt bestimmt was :-)

Bretzelburger

Zitat von: McKenzie am 21 Juni 2007, 04:15:24
Ausnahmsweise bin ich trotz dieser angemessenen Kritik immer noch animiert, eine eigene zu verfassen (wie du weißt ist das sonst eher selten der Fall) da ich einige Punkte, die mir von diesem Meisterwerk in Erinnerung geblieben sind (ich konnte es glücklicherweise sogar schon im Kino erleben :love:) in deinem Review vermisse. ;) Allerdings habe ich Olgas Werdegang auch so verstanden, wie von dir oben kritisiert...

Nochmal etwas ausführlicher zu deinem Statement. Ich würde eine Review deinerseits sehr begrüßen, da mir auch klar ist ,daß es eine Vielzahl von Aspekten gibt, die ich nicht angesprochen habe. So gehe ich nicht auf Olgas bürgerliche Familie ein, nicht auf Eriks künstlerisches Schaffen und bewußt nicht auf das Ende, obwohl sämtliche dieser Bereiche eine ausführliche Betrachtung verdient hätten. Alleine die Themen, ob Nacktheit eine Provokation ist, ob Szenen wie mit dem Luftballon im BH der brustamputierten Mutter für Verhoevens Intention notwendig sind, usw., ließen sich unendlich auswalzen. Am Schönsten ist es deshalb für mich, wenn sich möglichst Viele animiert fühlen, diesen großartigen Film anzusehen - dann kann man immer noch diskutieren...

McKenzie

Zitat von: Bretzelburger am 21 Juni 2007, 14:31:32
Nochmal etwas ausführlicher zu deinem Statement. Ich würde eine Review deinerseits sehr begrüßen, da mir auch klar ist ,daß es eine Vielzahl von Aspekten gibt, die ich nicht angesprochen habe. So gehe ich nicht auf Olgas bürgerliche Familie ein, nicht auf Eriks künstlerisches Schaffen und bewußt nicht auf das Ende, obwohl sämtliche dieser Bereiche eine ausführliche Betrachtung verdient hätten. Alleine die Themen, ob Nacktheit eine Provokation ist, ob Szenen wie mit dem Luftballon im BH der brustamputierten Mutter für Verhoevens Intention notwendig sind, usw., ließen sich unendlich auswalzen. Am Schönsten ist es deshalb für mich, wenn sich möglichst Viele animiert fühlen, diesen großartigen Film anzusehen - dann kann man immer noch diskutieren...

Genau diese Aspekte meinte ich unter anderem (spießiges Familienleben Olgas, Künstler-Dasein Erics, u. a.) deswegen werde ich früher oder später auch noch einige Zeilen schreiben. Was nun die "anrüchigen" Momente und auch Gags betrifft, so bin ich nicht der Meinung das man darüber groß schreiben kann- sie fügen sich perfekt in das "Millieu" ein, das Verhoeven beschreibt- ein junger Mann, der von Luft und Liebe in den Tag hinein lebt macht eben gerne einmal einen schmutzige Witz.  ;) Ich für meinen Teil habe Verhoeven auch nie als Provokateur empfunden sondern nur als einen Regisseur, der ehrlich und ohne Reue die Bedürfnisse seines Publikums befriedigt- und Teil von guter Unterhaltung sind eben auch Sex und Gewalt- das sieht schließlich jeder gerne ( :icon_mrgreen:), ob er es nun zugibt oder nicht. Und davor fürchten sich eben die meisten Regisseure...
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

So - jetzt widme ich mich mal wieder einem ganz aktuellen Film, der gerade eine Woche in unseren Kinos läuft, bei der Berlinale ein großer Publikumserfolg war und - oh Wunder - in der OFDb noch keinerlei Berücksichtigung fand. Wie ist das nur möglich ?

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=118304&rid=249542

McKenzie

Beep- Gedankenübertragung!  :icon_mrgreen:
Zum Teufel- wenn du mir nicht zuvorgekommen wärst (und in diesem Fall überlasse ich dir das Feld allein zumal der Text gut gelungen, wenn auch ein wenig zu kurz ist) hätte ich am Montag nach Kinogang einen Review geschrieben!  :icon_lol:
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Hankey

Vielleicht sollte ich mal meine Mutter dazu überreden, eine Review zu schreiben. Die war ja auch ganz begeistert davon, wenn auch sicher nicht mit den Augen eines Kinofreaks wie Bretzelburger. ;)

Jedenfalls stapfe ich vielleicht auch mal in der nächsten Woche rein, denn irgendwie interessiert mich der Streifen nun auch ziemlich stark. Und dann kriegt der olle Udo Konkurrenz! :icon_twisted: ;)
Ofdb-Filmsammlung
Aus visueller Sicht, das vielleicht beste BD-Erlebnis ever: Klick

Red Shadow

Mittlerweile bin ich hier ein seltener Gast, aber der frische Eindruck von „Zodiac“ veranlasst mich dann doch, ein paar lobende Worte loszuwerden. Im Prinzip beurteile ich Finchers neuestes Werk genauso wie du. Den Review-Aufbau, ein gelungener Vergleich mit „Seven“, finde ich überzeugend und im Gegensatz zur abrechnenden Haltung manch anderer ansprechend differenziert :respekt:. 
Why so serious?

WEAR RED, GET LOUD! GO 49ers!

Who's got it better than us? Nooobody!!!

Bretzelburger

Zitat von: McKenzie am 23 Juni 2007, 15:22:08
Beep- Gedankenübertragung! :icon_mrgreen:
Zum Teufel- wenn du mir nicht zuvorgekommen wärst (und in diesem Fall überlasse ich dir das Feld allein zumal der Text gut gelungen, wenn auch ein wenig zu kurz ist) hätte ich am Montag nach Kinogang einen Review geschrieben! :icon_lol:
Das mit der Kürze hast du ja schon öfter bemängelt, so dass ich mich mal kurz (!) dazu äußern will. Gerade bei aktuellen Filmen wie "Irina Palm" halte ich es für unbedingt notwendig, diverse sicherlich sehr diskutierwürdige Aspekte nicht näher zu behandeln. Ich versuche für mich erkennbare Essenzen in knappe Worte zu fassen, um so dem zukünftigen Seher (den ich ja dazu motivieren will) noch ein größtmögliches Maß an Überraschung und Eigeninterpretation zu belassen.
Ausführlicher werde ich vor allem dann, wenn ein Film eher kontrovers gesehen wird ( wie etwa "Showgirls") und ich das Gefühl habe, argumentativ umfassender werden zu müssen. Ansonsten reiße ich mich möglichst zusammen (was mir ziemlich schwerfällt), auch um meine Reviews als lesbar zu erhalten. Es ist manchmal ein Widerspruch in sich, wenn man einen komplexen Film von Antonioni möglichst griffig zu beschreiben versucht, aber ich versuche, auch Filmliebhaber dafür zu begeistern, bei denen diese Art von Filmen mit "Langeweile" überschrieben sind, und da sollte die Review dieses Vorurteil nicht schon von vornherein bestätigen.

Bretzelburger

25 Juni 2007, 23:59:55 #286 Letzte Bearbeitung: 26 Juni 2007, 00:13:31 von Bretzelburger
Zwar steht mit "Pulp Fiction" ein Cannes-Gewinner ganz vorne in der Beliebtheitsliste der OFDb, aber darin ist wohl nicht der Grund dafür zu suchen. Anders ist nicht zu erklären, dass die meisten "Cannes" Gewinner sich hier nur geringster Bekanntheit erfreuen können.

Nach "Vermisst" und "Z" kommt hier ein weiterer "verdienter" Streifen, auf dessen Regisseur ich dank McKenzie wieder aufmerksam gemacht wurde

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=7587&rid=250007

Happy Harry mit dem Harten

Zitat von: Bretzelburger am 25 Juni 2007, 23:59:55
Zwar steht mit "Pulp Fiction" ein Cannes-Gewinner ganz vorne in der Beliebtheitsliste der OFDb, aber darin ist wohl nicht der Grund dafür zu suchen. Anders ist nicht zu erklären, dass die meisten "Cannes" Gewinner sich hier nur geringster Bekanntheit erfreuen können.

Nach "Vermisst" und "Z" kommt hier ein weiterer "verdienter" Streifen, auf dessen Regisseur ich dank McKenzie wieder aufmerksam gemacht wurde

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=7587&rid=250007

Ich kann nicht verstehen, wie man so beständig auf einem Meisterwerk wie PULP FICTION rumhacken kann ... meiner Meinung nach ist die Platzierung auf Nummer 1 gerechtfertigt! In der IMDB-Topliste ist der Film auf Rang 5 zu finden, gevotet von weit mehr als 200 000 Leuten aus aller Welt! Und obwohl ich deine Reviews sehr schätze und deinen PULP FICTION-Text mehrfach gelesen habe, besonders erhellend fand ich ihn nicht und ich gehöre immer noch zu den hunderttausenden die den Film deiner Meinung nach mit einem Meisterwerk verwechseln. Ich weiß das der Text schon älter ist, aber du spielst ja immer wieder auf deine Haltung zum Film an und deshalb wollte ich das mal eben loswerden...

Mr. Vincent Vega

Ich gehöre auch zur Spezies derjenigen, die Tarantino überhaupt nicht (mehr) mögen, aber dennoch fest zu PULP FICTION als einzig wahren Vertreter des so genannten postmodernen Kinos stehen, weil er sich dessen völlig bewusst und auch nicht verlegen ist, damit zu spielen, im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Filmen dieser Art, die du - Bretzel - u.a. auch weitaus besser bewertest (*an Mr. Ritchie denk*). Ich denke schon, dass man PULP FICTION auch grandios verreißen kann und eventuell sogar sollte, muss da Copfkiller aber zustimmen, deinem Text zu diesem Film gelang das m.E. nach nicht.

Bretzelburger

Ich kann mich grob erinnern, daß ich "Pulp Fiction" 8 Punkte gebe und meine Review mehr von einer erblassenden Liebe spricht als von einem Verriss. Außerdem wollte ich mit meinem Cannes-Hinweis keineswegs auf die (ur)alte "Pulp Fiction"-Diskussion anspielen, sondern auf den Fakt, daß andere Sieger dieses Wettbewerbs hier fast keine Rolle spielen.

McKenzie

Sehr schade, das jedermann sich wieder an der Anspielung auf "Pulp Fiction", dem ungekrönten Götzen der Film-Coolness (...) aufhängt und gar nicht auf den eigentlich Gegenstand von Udos Posting, der hier eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte, eingeht, nämlich den "gewissen Kniff".

Richard Lester ist nämlich unbestreitbar der wichtigere und einflussreichere Regisseur dessen Stil unverwechselbar ist- im Gegensatz zu Tarantino, dessen Stil "sein" Stil ist.

Vielen Dank für diese Kritik, Udo!  :respekt: Leider habe ich den "gewissen Kniff" während der Richard Lester-Retrospektive hier in Nürnberg versäumt was mir gerade nach Sichtung der genialischen "Endzeit-Trilogie" aus "How I won the war", "Petulia" und "The bed sitting room" unglaublich leid tut- und deine Kritik signalisiert mir, das auch "Der gewisse Kniff" die unschlagbaren Vorzüge der drei genannten Filme besitzt. Er ist somit in meine "Must see"-Liste aufgenommen!  ;)

Allerdings ist die Kritik am mangelnden Identifikationspotential von Lesters Charakteren vielleicht ein wenig, nun, deplaziert. So hemmungslos überstilisiert wie Lester erzählt, so sind eben auch seine Figuren- mehr psychologische Stillleben als echte Persönlichkeiten. Vielleicht führst du dir ja auch noch die besagte Trilogie zu Gemüte und schreibst etwas dazu. Die Beatles-Filme sind imo nämlich doch eher Ausnahmefilme in Lesters Schaffen (genauso wie die diversen Auftragsarbeiten a là "Die drei Musketiere" und "Superman 3") und nicht unbedingt repräsentativ (zumindest "A hard day's night", "Help" ist schon ein 75 %iger Lester).
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

Die Entwicklung von Lesters Bildsprache aus "A hard day´s night" zu "Knack" ist deutlich zu erkennen. Vielleicht sehe ich tatsächlich die mangelnde Charakterisierung der stilisierten Typen etwas zu kritisch, was zu der vergleichbar "niedrigen" Wertung führte - mal sehen...

Solche abwertenden Gedanken kamen mir bei der Betrachtung von "Accattone" nicht, mit der ich meinen ersten Pasolini Film bespreche, sinnigerweise auch seinen ersten

http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=19580&rid=250136

McKenzie

Das ging aber schnell!  :respekt:

Leider ist mir auch dieser Film in der Retrospektive (den "Schweinestall" überlasse ich dir übrigens großzügig- Ein arg misslungener, godardesker Film der sehr schlecht gealtert ist) entgangen (Vorstellung war ausverkauft!) aber glücklicherweise ist er auf DVD verfügbar... Eine Kritik würde ich aber trotzdem nicht schreiben- du bist einfach der zugänglichere und bessere weil prägnantere Kritiker von uns beiden und deswegen nehme ich es auch so ungern mit dir auf.  ;) Die Kritik ist übrigens auch von ausreichender Länge. Deine Beweggründe waren mir schon bekannt (David hat mich aufgeklärt) und sind im Grunde auch äußerst lobenswert (vielleicht bin ich nämlich auch nur neidisch weil ich keine Kritiken schreiben kann, die sowohl analysieren als auch appetitlich anpreisen), nur habe zumindest ich manchmal den Eindruck, das es dich in den Fingern gejuckt hat, mehr zu schreiben und du dich "gewaltsam" am Zügel gerissen hast, um eine gewisse Länge nicht zu überschreiten. Das ist nämlich neben den gelegentlichen Wortwiederholungen mein einziger echter Kritikpunkt an dich. Eine immer wiederkehrende, typische Grundstruktur hast du natürlich auch, aber die würde ich keinem Kritiker je zum Vorwurf machen solange sie nicht zur wirklich ermüdenden Formel verkommt- und das ist bei dir dann doch nicht der Fall. Und letztlich habe ich selbst auch diese Angewohnheit.

Trotzdem hoffe ich, das du doch noch "Teorema" besprichst (Glaub mir, das gesprochene Wort ist hier sekundär - und wenn du einige Brocken französisch verstehst...) da meine Kritik wohl alles andere als motivierend oder gar flüssig lesbar ist.
Besonders freuen würde ich mich aber über einige Worte von dir zu "Die 120 Tage von Sodom" da dieser schwierige Film bislang in der OFDb umringt ist von unmöglichen, plumpen Versuchen. Hier fehlt mir eine ernsthafte Auseinandersetzung mit einem Film, der meiner Meinung nach ein Meisterwerk des europäischen Autorenfilms darstellt.

Interessant übrigens auch, wie sich Pasolini gewandelt hat- "Mamma Roma" trägt z. B. ähnliche Merkmale, wie du sie in "Accattone" beschreibst, ist aber auch sehr stilisiert. Und der folgende Kurzfilm "Der Weichkäse" aus "RoGoPaG" ist schließlich schon enthoben von jedem Realitätsanspruch und nur nach parabelhaft.

Ich bin gespannt auf weitere Reviews (auch zu Richard Lester-Filmen)! :D
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Bretzelburger

"Die 120 Tage von Sodom" habe ich damals aktuell im Kino gesehen und nicht verstanden. Seitdem habe ich mich nicht mehr daran gewagt, aber ich bin neugierig geworden. Was deine Bemerkung zu meiner Grundstruktur betrifft, gebe ich dir recht, genauso habe ich bestimmte Formulierungen, die ich bevorzuge. Das hat auch etwas mit der Ernsthaftigkeit zu tun, die ich bei der Auseinandersetzung mit diesen Werken für notwendig halte.

Vielleicht kommt am Donnerstag mal wieder ein richtig schlechter Film in der Sneak - das entspannt ein wenig die Sinne. Und DH4 soll ja nach landläufiger Meinung auch nicht so gelungen sein :-)

Mr. Hankey

Langsam finde ich es immer bewundernswerter, dass du neben all deiner Arbeit (und Familie) noch Zeit findest, so viele Reviews zu schreiben. Ich merks ja an mir. Meine Anzahl von Reviews ist seit Ende Mai ja doch drastisch zurück gegangen! :icon_confused: Und manch einer wartet auch noch auf seine PM! ;)

Von daher Respekt! :respekt:
Ofdb-Filmsammlung
Aus visueller Sicht, das vielleicht beste BD-Erlebnis ever: Klick

Bretzelburger

Nach inzwischen 261 Reviews habe ich mal ein bißchen Statistik hinsichtlich der Herkunft der kritisierten Filme betrieben - einfach so aus Neugier - und mußte feststellen, daß gegen unsere Freunde aus Hollywood kein ankommen ist. Obwohl ich mich ja gerne dem europäischen Film widme, ist das doch nur eine Momentaufnahme. Jeder Film eines französischen oder italienischen Meisters aus den Jahren 1940 bis 1970 ist auch oft ein hartes Stück Arbeit, während einem selbst klassische Hollywoodfilme aus dieser Zeit leichter von der Hand gehen.

Außerdem muß man einfach konstatieren, daß auch Hollywood eine Vielzahl großartiger Kunstwerke hervorgebracht hat, denen man sich mit der selben Akribie widmen sollte. Und der noch relativ hohe Anteil an deutschen Filmen in meiner Statistik ist zu einem großen Teil den Sneaks zu verdanken.

Wenn man mal genau hinsieht, ist der Anteil an nicht amerikanischen und nicht deutschen Filmen, die ich bewußt im Kino besucht habe, wie etwa "Das Mädchen, daß die Seiten umblätterte" oder "Irina Palm" minimal und in der Statistik nur eine Fußnote...

Hier meine Daten beim Stand von 261 Filmen :

USA                 165 Filme       Anteil 63,2 %
Deutschland        34 Filme       Anteil 13,0 %
Frankreich           21 Filme       Anteil  8,0 %
England              15 Filme       Anteil  5,7 %
Italien                11 Filme       Anteil  4,2 %
Asien                   6 Filme       Anteil  2,3 %
Mexiko                 2 Filme       Anteil  0,8 %
Sonstige Länder     7 Filme       Anteil  2,7 %

Addiert man die englischen Filme den us-amerikanischen noch hinzu, liegt der Anteil englischsprachiger Filme bei etwa 70 %. Noch wesentlich eindeutiger fiele die Statistik aus, würde ich nur Filme der letzten 10 Jahre betrachten. Man kann nur feststellen, daß Hollywood den Markt absolut beherrscht und höchstens Filme aus eigener Produktion es im jeweiligen Land noch in die (Sneak)-Kinos schaffen. Trotz meiner großén Liebe zum europäischen Kino, wird es mir auch in Zukunft schwer fallen, die Statistik in diese Richtung zu verschieben.

Moonshade

Jetzt drösel das noch nach Jahrzehnten auf!
Sehr interessant.
Sollte ich auch mal machen, aber bei 1650 dauert das ne Weile...
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Bretzelburger

Na ja, das ist mehr eine Spielerei, aber es hat mit persönlich die Augen geöffnet. Ich hatte mir tatsächlich eingebildet, etwas weiter vom Mainstream entfernt zu sein...

Mr. Vincent Vega

Ich finde der Schnitt spiegelt wieder, was ich ohnehin empfinde: Dass eine gewisse Mehrheit der interessanten/bemerkenswerten/besten oder wie auch immer Filme eben doch aus den USA stammen, meines Erachtens besonders der Tatsache geschuldet, dass es filmhistorisch womöglich keine produktivere wie gleichzeitig auch innovative Phase gab als jene der großen Studios in den 30ern und 40ern. Daraus schöpft das Hollywood der Gegenwart noch immer. Interessanterweise kommt man um das US-Kino ironischerweise auch genau deshalb nicht herum (bzw. dominiert es mit solch überschattenden Werten), weil es eben das womöglich meistdurchmischte Kino der Welt ist - denn gerade die eben angesprochene Blütezeit wäre undenkbar ohne die zahlreichen Einflüsse aus der ganzen Welt. Das amerikanische Kino ist doch nicht viel mehr als die Summe von Emigration, und genau darin liegen auch seine Stärken, gegen die berechtigterweise weder das eifrige europäische noch das (tatsächlich schwer unterschätzte und der Hollywoodindustrie in seiner Komplexität ebenbürtige) japanische Kino aus weltweiter Sicht ankommen konnten. Das zeigt aber auch, dass es *das* amerikanische Kino so gar nicht gibt, was das Gewetter gegen jenes - Vormachtsindustrie, Monokultur etc. - vielmals überflüssig erscheinen lässt.

Chili Palmer


Eben. Indisches Kino, koreanisches Kino, skandinavisches Kino... überall lassen sich großartige Filme finden, aber oftmals wird ein gewisses kulturelles, auf das jeweilige Filmland abgestimmtes Einfühlungsvermögen vorausgesetzt. Hollywood nun bündelt seine kulturellen Einflüsse schon seit langer Zeit immer wieder gekonnt zu einer internationalen Kunstform: Entertainment.
Das wird weltweit verstanden, das wird weltweit geliebt und das kann nur in einem "Schmelztiegel" wie den Vereinigten Staaten entstehen.
"I'm an actor, love, not a bloody rocket surgeon".

"Der Terminader is ja im Grunde so'n Kaiborch."

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020