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Deutsche Filmtitel

Begonnen von Kevin Craven, 11 Juni 2008, 16:12:02

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Intergalactic Ape-Man

'Knallt sie ab' wäre wohl am treffendsten, oder?

Crumby Crumb & the Cunty Bunch

In dem Fall wohl eher "Knall sie ab" ;)

Ich bin grade mal zufällig meine IAs in der OFDB durchgegangen, und mußte fast mein Getränk ausspucken, als das stand, ich hätte eine zu einem Film namens "Dschihad in der City" geschrieben - nach einem Klick stellte ich fest, daß das wohl der deutsche Titel von "Britz" ist...:rofl:
'Are you talkin' to me? You talkin' to me?' - Raging Bull, Pacino. Love that movie!

pm.diebelshausen

Ich weiß ja, dass es hier eigentlich um Filme gehen soll. Aber da der Gedanke zur "coolen" englischen Sprache schonmal hier aufgekommen ist, möchte ich dazu etwas sagen. Das Deutsche ist eine ungemein sperrige Sprache, konsonantenreich und im Laufe der Zeit in den Endsilben abgeflacht. Für Ausländer klingt das dann oft (auch aus historischen Gründen) nach Maschinengewehr (man denke an die Pseudodeutsche Rede in Chaplins Der Große Diktator). Althochdeutsch war seinerzeit wesentlich voller, die Verben beispielsweise endeten mit einem "a" oder "o" Vokal, wo heute meistens ein monotones "e" auftaucht. Kein sehr schöner Klang, drum ist es auch so schwer auf Deutsch zu singen - die erfolgreichen Rock-/Popmusiker singen entweder Dialekt (bayrisch, kölsch ...) oder haben ihren eigenen Nuschel-Slang (Grönemeyer, Rio Reiser usw.). Wer schön auf Deutsch dichtet, sollte allein deswegen schon den Literaturnobelpreis bekommen. Andere Sprachen (Französisch, Italienisch, Spanisch und sogar Englisch) sind von Haus aus musikalischer, und ich glaube, das ist einer der Gründe, warum das Englische irgendwie cool klingt. Dazu kommt, dass die Engländer oder Amerikaner (und Australier, Kanadier etc.) nicht so puristisch schulmeisterlich ihrer Muttersprache gegenüberstehen. Was in Deutschland nicht im Duden steht, existiert einfach nicht oder ist schlichtweg "falsch". Ende der Kreativität. Die Sprachlässigkeit im Englischen wirkt wahrscheinlich direkt auf das Vokabular und den Gebrauch von Worten. Ich bin mir nicht sicher, ob ein Amerikaner bei Crank unbedingt den Gegenstand, den wir Kurbel nennen vor Augen hat. Assoziiert wird er wohl, aber nicht im Vordergrund. Man denke an die vielen Namen in vielen Sprachen, die einen ganz alltäglichen Begriff darstellen, aber eben auch simpel als Name funktionieren.
Jetzt habe ich mich zwar verplappert, aber was soll's!
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Hedning

Das ist zwar sehr eloquent und anschaulich formuliert, aber im Grunde eher ein Zeugnis typisch deutscher Selbstzweifel. Wenn du das Deutsche konsonantenreich findest, dann hör dir z. B. mal tschechisch an, wo es schon mal Wörter gibt, die mit der Konsonantenfolge "srzr" anfangen (nicht, dass ich was dagegen hätte). Deutsch liegt meinen Kenntnissen nach in dieser Hinsicht eher im Mittelfeld. Das Argument mit dem Althochdeutschen verstehe ich nicht ganz, solche Prozesse hat es in jeder europäischen Sprache gegeben, am drastischsten vermutlich im Englischen, wo es fast keine Deklinationsformen mehr gibt. Ich weiß auch nicht, was du mit "sperrig" meinst. "Schön" ist natürlich äußerst subjektiv, aber ich glaube, die deutsche Literatur inklusive Lyrik muss sich vor keiner anderen Nationalliteratur verstecken. Zumal die von dir angesprochenen Härten zwar vorhanden, aber auch kreativ fruchtbar zu machen sind. Bei den deutschen Bands bzw. Sängern hast du z. B. Rammstein unterschlagen, die gerade deshalb (nicht zuletzt in den USA) so populär sind, weil sie die klanglichen Eigenheiten der Sprache bewusst musikalisch einsetzen. Man darf das weiche, geschmeidige, das im Deutschen weniger vorhanden ist als im Englischen oder Französischen (aber trotzdem nicht unmöglich), nicht zum alleinigen Ideal und Maßstab erheben. Das ist lediglich eine Widerspiegelung des auch typisch deutschen Phänomens, sich immer zu wünschen, was man (bzw. in diesem Fall die eigene Sprache) nicht hat.

Der Grund für die Bevorzugung des Englischen für Filmtitel und alles mögliche andere liegt vor allem darin, dass diese Sprache nicht so direkt verständlich und alltäglich ist wie die eigene, und dass auch Schwachsinn darin nicht so direkt und unverkennbar schwachsinnig klingt. Zudem wird die deutsche Sprache oft in dem hier besprochenen Kontext danach beurteilt, dass sich englische oder sonstige Filmtitel schlecht in sie übersetzen lassen. Das liegt aber nicht an irgendwelchen Schwächen der deutschen Sprache, sondern an dem allgemeingültigen Phänomen, dass sich die Inhalte einer fremdsprachig geprägten Formulierung nicht 1:1 stilistisch schön wiedergeben lassen. Viele Titel, die nur aus dem deutschen idiomatischen Sprachgebrauch verständlich sind, ließen sich ebenfalls nicht adäquat ins Englische übersetzen, das bedenkt man nur nicht, weil es in der Praxis viel weniger dazu kommt.

pm.diebelshausen

Hedning, Du hast recht, mit dem, was Du schreibst. Hedning, Du hast nicht recht, wenn Du glaubst, ich hielte die beschriebenen Dinge für eine Schwäche. Das ist wohl in meinen Äußerungen nicht deutlich geworden: Jede Sprache ist schön, jede hat was sie braucht, es gibt keinen Wettbewerb zwischen all den Sprachen, niemand soll sich verstecken, weder wegen seiner Sprache noch der dazugehörigen Nationalität. Ich nehme dem Deutschen das Deutsch nicht übel - ABER: die Leute, die sprachliche Jobs ausüben (wie zum Beispiel Filmtitel zu übersetzen) denken offensichtlich seltenst über Mutter- und sozusagen Vatersprache nach. Im Gegenteil zu einem Hedning (der aussieht wie Catweazle, by the way) oder meiner Wenigkeit, die oft genug versucht zu schreiben (auf deutsch.
Zu dem Punkt Althochdeutsch: in unserem heutigen abgeschliffenen Deutsch sind die Endungen nicht mehr so volltönend und daher klanglich flacher - zähl mal die "e"s in diesem Text, besonders in den Endsilben. Das ist im Englischen anders, wo die entsprechenden Silben wie Du sagst, ganz weggefallen sind. Nocheinmal: das soll kein Manko des Deutschen beschreiben, keinen Fehler und keine Missbildung - ist einfach nur eine Bestandsaufnahme.
Dein Argument mit der geringeren Verständlichkeit englischer Titel wegen der Unalltäglichkeit verstehe ich meinerseits nicht ganz, denn das müsste bedeuten, dass all die englischen Muttersprachler ihrer eigenen Sprache nicht so zuhören wie wir dem Deutschen. Ich glaube allerdings, dass auch die Englischsprechenden die gewisse "coolness" ihrer Sprache erleben. Denn in dieser Sprache findet eben ihr eigenes Leben statt. Jede Gesellschaft hat die Sprache, die ihr entspricht. Klar, manches verliert einfach den Klang, wenn man es wörtlich übersetzt und jeder Übersetzer muss abwägen, ob er Worttreue oder Rhythmik oder Bedeutung oder Klang eines Textes oder Titels in die andere Sprache retten will - meistens ist alles falsch und richtig zugleich, es handelt sich um einen Dilemma- oder Trilemma- oder mehr Job! Bestenfalls weiß der Übersetzer das immerhin und schafft einen Kompromiss mit dem ein oder anderen Schwerpunkt. Mehr kann man nicht verlangen. Und in einigen Glücksfällen funktioniert es ja doch wie von allein. Der Herr der Ringe, Vier Hochzeiten und ein Todesfall, Der Pferdeflüsterer - kein Problem, ich vermute aber, dass es kein Zufall ist, dass gute deutsche Titel oft aus literarischer Übersetzungspraxis stammen. Filme werden zum Teil halt als Unterhaltungsmedium und nicht als Kunstwerk gesehen und behandelt. Reality Bites - Voll das Leben!
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

barryconvex

30 Juli 2008, 23:43:47 #65 Letzte Bearbeitung: 30 Juli 2008, 23:46:05 von barryconvex
Zitat von: pm.diebelshausen am 30 Juli 2008, 21:59:21
Der Pferdeflüsterer[/i]

Gutes Beispiel dafür, daß wir Deutschen es noch relativ gut haben, denn die Franzosen tun sich mit Komposita und dem Weglassen von Artikeln unendlich schwer, weshalb die übersetzten Titel häufig sperrige Sätze ergeben: L´homme qui murmurait aux chevaux. (Beliebtes Gegenbeispiel ist "Les dents de la mer" für Jaws, scheint mir aber eher die absolute Ausnahme zu sein.)

Und das hier http://www.ofdb.de/film/952,Mann-bei%C3%9Ft-Hund ist schon eine kleine Leistung.

Hedning

Zitat von: pm.diebelshausen am 30 Juli 2008, 21:59:21Hedning (der aussieht wie Catweazle, by the way)

Das ist der große deutsche Schauspieler Karl Lange in dem nicht ganz so großen deutschen Film "Die Schlangengrube und das Pendel" - am Wegrand. ;)

pm.diebelshausen

31 Juli 2008, 17:39:05 #67 Letzte Bearbeitung: 31 Juli 2008, 17:40:37 von pm.diebelshausen
@ Hedning - Kenne und liebe Catweazle, war keine wirkliche Verwechslung. Den großen Deutschen kenne ich allerdings noch nicht. Schlangengrube und Pendel habe ich vor Jahren mal gesehen, mag aber persönlich die Corman-Reihe lieber, besonders wegen Vincent Price, an den mich auch der Herr Lange erinnert(Highlight ist die Amontillado-Verfilmung mit Price und Peter Lorre in Der Grauenvolle Mr.X - übrigens auch ein blöder und unpassender Titel! :pidu:).
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Hedning

Die besagte Episode habe ich erst vor kurzem gesehen, Vincent Price bei der Weinprobe war schon sehr nett anzuschauen.

Travelling Matt

Zitat von: psychopaul am 29 Juli 2008, 12:50:14
Für die Amis heißt Blade ja Klinge und Crank Kurbel (kanns ja eh noch immer nicht glauben, gibts da keine Slangbedeutung oder so?), für die wäre es wohl nur dann richtig cool, wenn sie den Titel auf deutsch hätten.  ;)

Die korrekte Übersetzung für "Crank" ist "Crystal"* ;) Tststs, die Jugend von heute... nehmt ihr denn gar keine Drogen mehr? :icon_twisted:


*oder Meth(yl)amphetamin

Intergalactic Ape-Man

Ich schnall ab... OT: It Seemed Like a Good Idea at the Time. Im Deutschen wird dann daraus... na? Genau! Mad Wurst! :rofl:

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