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Kinski - Jesus Christus Erlöser

Begonnen von McHolsten, 11 April 2008, 22:40:31

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McHolsten

Alter Schwede!  :icon_eek:

Gerade bei wicked-vison gefunden [http://www.wicked-vision.com/wbb2/thread.php?postid=85478#post85478]


Am 20. November 1971 möchte Klaus Kinski die "erregendste Geschichte der Menschheit" erzählen - das Leben von Jesus Christus. Doch er kommt nicht dazu. Das Bühnenprogramm des skandalumwitterten Schauspielers wird durch Zwischenrufe unterbrochen - von einem Publikum, das sich keine Predigt anhören, sondern diskutieren will. JESUS CHRISTUS ERLÖSER von Peter Geyer zeigt einen tumultartigen Abend gegenseitiger Beschimpfungen, das Ringen eines Schauspielers um seinen Text, ein Theater-Happening in einer autoritätskritischen Zeit und das grandiose Scheitern einer literarischen Weltverbesserungsmaßnahme. Geyer vermittelt mit Hilfe aller verfügbaren Bild- und Tondokumente des Abends erstmals einen hautnahen Eindruck der Live-Situation und schafft damit das außergewöhnliche Zeugnis einer Zeit und eines Ausnahmekünstlers. (Text: Salzgeber)

Ab dem 15.5. in ausgewählten Kinos...

www.kinski.de
Gore on!

Hedning

Klingt ja toll, hoffentlich auch bei uns... "Er hat eine Peitsche genommen..."

schlitzauge23

Hamma :dodo: Gibt es eigentlich auch irgendwo Mitschnitte von seinen TV-Ausrastern? Hab da mal Nachts auf irgend nen Dritten oder so ne Talkschow von damals gesehen, wo er sich auch mit Zuschauern und den anderen Gästern nur in der Wolle hatte.

Shub

In Herzogs großartiger Doku "Mein liebster Feind" fand ich die Ausschnitte aus der Deutschlandhalle schon sehr gut und interessant, daher freue ich mich sehr über diesen Film.  :icon_mrgreen: Eigentlich wollte ich ja auf der diesjährigen Berlinale reingehen, musste aber aus Zeitgründen leider passen. :icon_sad: Umso besser, dass er jetzt regulär in die Kinos kommt und wahrscheinlich anschließend eine verdiente DVD-Auswertung erfahren wird.  :respekt:
Zitat von: Algo
mein kraftstoff ist mumusaft

Riddick

Auf der DVD von "Leichen pflastern seinen Weg" gibt es als Bonus ein Intervie mit Kinski,indem er auch ziemlich übel ausrastet.Wenn ich mich recht entsinne,ging es da sogar um dieses Stück.
"Schnell rennt das kriminelle Element,wenn es Dieter Krause kennt." - Tom Gerhardt (Hausmeister Krause)

Mr. Blonde

Zitat von: Riddick am 13 April 2008, 18:38:37
Auf der DVD von "Leichen pflastern seinen Weg" gibt es als Bonus ein Intervie mit Kinski,indem er auch ziemlich übel ausrastet.Wenn ich mich recht entsinne,ging es da sogar um dieses Stück.

Jop, ging darum, wie ausgerechnet Herrn Kinski darauf kommt, dass neue Testament zu "machen". Ist dann bei KK natürlich auf wenig Gegenliebe gestoßen.  :kotz:

Hedning

Zitat von: schlitzauge23 am 13 April 2008, 02:00:53Hamma :dodo: Gibt es eigentlich auch irgendwo Mitschnitte von seinen TV-Ausrastern?

Auf youtube findet man das massenweise, einfach "Klaus Kinski" in die Suche eingeben.

Hedning

Zitat von: Mr. Blonde 609 am 13 April 2008, 19:39:59Jop, ging darum, wie ausgerechnet Herrn Kinski darauf kommt, dass neue Testament zu "machen". Ist dann bei KK natürlich auf wenig Gegenliebe gestoßen.

Der Tropfen, der das Fass gänzlich zum Überlaufen brachte, war die Frage der Reporterin: "Ist das einer der berühmten Ausbrüche??"

McKenzie

Wobei aber sowohl die Fragen und die Art der Reporterin in diesem Interview als auch die Publikumsreaktionen bei dem "Jesus"-Auftritt (wie sie in "Jesus Christus Erlöser" zu sehen sind) wirklich unangemessen und peinlich sind - inbesondere in letzterem Fall. Kinski liefert eine Kunst-Performance, eine Rezitation eigener Texte und stellt sich nicht selbst als Erlöser-Figur dar (wie das Publikum offenbar annahm), steht sichtlich ergriffen auf der Bühne (ich bezweifle angesichts des Inhalts, das er hier nur spielte) während dümmliche Kommentare aus dem Publikum kommen. Ich wäre ebenfalls in die Luft gegangen.  :anime:  :icon_mrgreen: Abgesehen davon verschwand er danach nicht sondern wartete ab, bis sich bis auf die wirklich interessierten Besucher alle aus der Halle entfernt hatten um dann noch einmal, im kleinen und stillen Kreis erneut zu beginnen und vorzutragen - aus freien Stücken.

Ich kann dem Film jedem empfehlen, eines der Highlights der diesjährigen Berlinale, 90 Minuten Gänsehaut. Und im Kinosaal leider ebenfalls mehr Gelächter als angemessen. Sicherlich, manche Momente sind haarsträubend - aber nicht jeder Gefühlsausbruch von Kinski ist gleich ein Trash-Licht.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Hedning

Was er in dem Interview über Jesus und seine eigene Herangehensweise an den Text erzählt, ist aber leider auch ziemlich konfus ("Wobei ich nicht weiß, ob es ihn gegeben hat, das heißt sicher, es hat ihn gegeben, es hat ihn tausendmal gegeben" usw.) Aber du hast sicherlich recht, dass man in dem Auftritt mehr sehen sollte als die "trashigen" Ausraster. Kinski hat ja ohnehin ein großes Spektrum an Literatur mit Rezitationen abgedeckt und der extrem disziplinierte Gestus, mit dem er das umsetzt, widerspricht dem verbreiteten Chaotenbild schon recht stark.

McKenzie

14 April 2008, 02:57:55 #10 Letzte Bearbeitung: 14 April 2008, 02:59:57 von McKenzie
Vollkommen richtig, das. Seine teils unkonkreten Aussagen in diesem Interview (das ich schlicht großartig finde - es steigert sich dramaturgisch perfekt und ich kann mich ausgezeichnet mit Kinski identifizieren in dieser Situation) sind m. E. eher darauf zurückzuführen, das er nichts verfängliches sagen wollte, da er auf diese dümmliche Befragung ohnehin keine gesteigerte Lust hatte, d. h. er wollte schlicht "seine Ruhe". Einiges in diesem Interview ist auch sehr wahr, beispielsweise seine Aussage zur Kirche.

Kennst du übrigens schon Kinskis Rezitationen der Gedichte von François Villon? (Gibt es m. W. auch auf CD) Absolut empfehlenswert, auch wenn hier bei den meisten (inkl. mir) eher die trashige Kinski-Rezeption zu Buche schlagen dürfte, angesichts der rassigen, obszönen und ekeligen Verse.  :icon_lol:

Ich schwanke bei Kinski (meinem Lieblingsschauspieler Nr. 1 und Kultgott) stets zwischen ernsthafter Sichtweise auf einen souveränen, unvergleichlichen Künstler und der Trash-Ikone, deren Größenwahnsinn, Manie und animalisches Verhalten Erheiterung auslöst. Schwierig, aber möglich. Seine Biographie hat mir jedenfalls die Augen noch ein Stück weiter geöffnet und mir den Menschen Kinski trotz seines ungeheuren Egos, seiner sozialen Defekte und seiner leicht pervertierten Sexbessessenheit (die im Buch sehr stark durchschlägt) sehr viel sympathischer gemacht. So, wie er in "Jesus Christus Erlöser" zu erleben ist, so empfinde ich ihn als faszinierende Persönlichkeit und einen Menschen, den ich gerne kennengelernt hätte, nicht nur aus Faszination sondern auch aus Sympathie.

Und, um es mal anzumerken: Eine der größten Katastrophen der Filmgeschichte ist, das Kinski nicht mehr als Bösewicht in einem James Bond-Film auftreten konnte. Kinski als misanthropischer griechischer Multimillionär, der die Geisteswissenschaft über den modernen Menschen stellt und die Welt daher auslöschen möchte, das ist schon immer eine Traumvorstellung von mir gewesen. Natürlich am besten in Konfrontation mit Sean Connery.  :love: :icon_mrgreen:

Und noch eine weitere Anmerkung am Rande: "Jesus Christus Erlöser" ist Menschen, die über Kinski etwas erfahren möchten, trotz weniger offensichtlichem Informationsgehalt, Werner Herzogs schleimiger, exploitativer und verlogener Vendetta "Mein liebster Feind" unbedingt vorzuziehen.
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Mr. Vincent Vega

Zitat von: McKenzie am 13 April 2008, 21:12:20
Ich kann dem Film jedem empfehlen, eines der Highlights der diesjährigen Berlinale, 90 Minuten Gänsehaut. Und im Kinosaal leider ebenfalls mehr Gelächter als angemessen. Sicherlich, manche Momente sind haarsträubend - aber nicht jeder Gefühlsausbruch von Kinski ist gleich ein Trash-Licht.

Mehr als einen Film über ein amüsantes Relikt stellt das für mich aber auch nicht dar. Sorry, aber diesen Podest, auf den man Kinski immer heben will, der ist doch tatsächlich erstaunlich niedrig.

McKenzie

Welches Podest? Eine bedeutende Persönlichkeit war er sicherlich nicht, dafür aber eine äußerst bemerkens- und denkwürdige.  ;)

Und warum das Ganze ein Relikt ist, will sich mir auch nicht so recht erschließen?!
ZitatPunctuality is the thief of time
- Oscar Wilde
ZitatOne problem with people who have no vices is that they're pretty sure to have some annoying virtues.
- Elizabeth Taylor

Hedning

14 April 2008, 05:40:18 #13 Letzte Bearbeitung: 14 April 2008, 05:42:01 von Hedning
Kinski als Lieblingsschauspieler und Kultgott kann ich sehr gut nachvollziehen. Besonders gewaltig finde ich ihn in "Il grande silenzio" und "Aguirre", zwei meiner Lieblingsfilme.

Was die Reporterin in dem Interview mit dem (offenbar völlig unvorbereiteten und auf einem Familienspaziergang befindlichen) Kinski macht, ist typischer, recht plumper Provokationsjournalismus ("wollen Sie da nicht auf einer Welle mitschwimmen" usw., eben das typische aus-der-Reserve-locken - ich glaube gar nicht mal, dass sie KK das wirklich unterstellen wollte), der aber in der Form auch nichts Ungewöhnliches darstellt. Jemand anders hätte vielleicht ruhig gesagt, dass er das Neue Testament schon vor zehn Jahren als Rezitationsstoff ausgesucht hat, aber Kinski gerät außer Fassung, was ich so interpretiere, dass er sich dermaßen ideell mit seinem Projekt identifiziert, dass er das sofort als Angriff auf seine Person auffasst. Das macht ihn mir natürlich sehr sympathisch. Die Reporterin wird leider auch immer unverschämter ("Während Sie überlegen, frage ich Ihre Frau mal was" - das ist der Hammer)...

Von den Villon-Gedichten kenne ich ein paar (natürlich den "Erdbeermund", dem ich aber die wunderbaren "Lästerzungen" noch vorziehe und noch ein oder zwei andere) weiß nicht, wie viele er insgesamt eingesprochen hat. Sehr bewegt hat mich seine Interpretation des Oscar-Wilde-Märchens "Der eigensüchtige Riese". Er hat ja noch viel, viel mehr eingesprochen, was es zum Glück jetzt auf CD gibt. Z. B. den Faust-Monolog, Schiller-Balladen, aber auch eher abgelegeneres Repertoire.

Kinski hätte die Kriterien eines Bond-Bösewichts sicher hervorragend erfüllt - auf mich üben allerdings die Bondstreifen keinen Reiz aus und Kinski wäre dann schon der einzige Grund, mir den Film anzuschauen.

"Mein liebster Feind" hat auf mich nicht den Eindruck einer Vendetta gemacht. Woran würdest du das am ehesten festmachen? Die kleinen Anekdötchen mit den Eingeborenen, die ihn für Herzog töten wollen, die vor seinen Augen gegessene Schokolade usw. sind doch recht harmlos. Es ist schon länger her, dass ich den Film gesehen habe, daher ist mir vielleicht auch das eine oder andere entfallen. Mit dem hippiesken Schlussbild zeigt Herzog dann ja auch noch mal - fast etwas zu aufgesetzt - dass er Kinski nicht nur als Wüterich dastehen lassen möchte.

McHolsten

Gore on!

natas9

Gestern habe ich "Jesus Chrisuts Erlöser" im Kino gesehen und er hat mir verdammt gut gefallen, DU DUMME SAU!!   :icon_twisted:   :icon_mrgreen:
Wer noch am überlegen ist, ob es sich lohnt, für so einen schlecht abgefilmten Monolog ins Kino zu gehen, dem kann ich nur sagen: Tu es!

Der Film hat viele interessante Ebenen:

1. Das von Kinski geschriebene Stück: Ich hätte nicht erwartet, dass das Stück so gut. Ich gehörte nie zu den typischen Kinski-Anhängern, aber sein Vortrag ist wirklich ein Meisterwerk.

2. Kinski's Ausraster: Auf der einen Seite ist es traurig, dass er sich so wenig unter Kontrolle halten konnte, aber andererseits sind seine Ausraster auch extrem lustig. Vielleicht liegt es daran, dass man eine gewisse Berechtigung für sein Benehmen empfindet.

3. Das Publikum: Im Publikum findet man verschiedene Fraktionen. Die einen sind nur gekommen, um Kinski mit blöden Zwischenrufen zu provozieren. Andere rufen immer wieder "Ruhe!", weil sie an Kinskis Stück interessiert sind. Dann sind da noch Christen und 68er, die scheinbar nicht den Unterschied zwischen einem Vortrag und einer Diskussion kennen. Diesen Leuten missfällt Kinskis Jesus-Darstellung und deswegen nehmen sie sich das Recht, den Vortrag zu stören.
Ganz besonders interessant wird es, wenn Kinski Passagen des Stücks dann auf das Publikum projiziert. Wenn er z.B. das Wort "Gesindel" in seinen Vortrag einbaut und dabei mit bösen Blick Störenfriede in den ersten Reihen fixiert.
Nice story! Tell it to Reader's Digest!!!

MMeXX

Der Film hat es nun auch für eine Woche nach MV geschafft und ich konnte (vor wenigen Stunden) eine Vorstellung mitnehmen.

Zunächst einmal erscheint mir dieser "Film" fast mehr als ein Zeitdokument, an dem man einen minimalen Ausschnitt aus den Folgen/Auswirkungen der 68er Revolution erhält. Dann kommt natürlich Klaus Kinski. Ihn kenne ich eigentlich nur aus diversen Edgar Wallace-Filmen, welche ich als kleiner Junge gesehen habe. Doch was soll man sagen, ein Mann der offensichtlich hinter seinem markanten Gesicht ein sehr gutes Gedächtnis hat ("[...]30 Seiten Schreibmaschinen-Text[...]") und der extrem ausfallend wird, wenn ihm nicht der (für mich selbstverständliche) Respekt entgegengebracht wird. Allerdings muss ich auch gestehen, dass mich die Ausbrüche Kinskis eher interessierten als sein vorgetragenes Programm. :icon_confused:
Das als kurze Eindrücke vorm Ins-Bettchen-Hüpfen.

shuiten

http://www.buecher.de/shop/Filme-auf-DVD/Jesus-Christus-Erloeser/DVD/products_products/detail/prod_id/26605936/

Kann das hier jemand bestätigen???Und warum finde ich sonst keine Hinweise dazu?? Sollte es endlich wahr werden??? :eek:

wiliams

Zitat von: shuiten am 10 September 2009, 21:17:59
Und warum finde ich sonst keine Hinweise dazu??
Gibt es auch bei bol.de und temeon.de als "Jesus Christus Erlöser", bei amazon.de gibt es das u.a. falschgeschrieben als "Jesus Christus Erlöster".

MMeXX

Zitat von: wiliams am 10 September 2009, 23:57:53
Zitat von: shuiten am 10 September 2009, 21:17:59
Und warum finde ich sonst keine Hinweise dazu??
Gibt es auch bei bol.de und temeon.de als "Jesus Christus Erlöser", bei amazon.de gibt es das u.a. falschgeschrieben als "Jesus Christus Erlöster".

Is' bestimmt die Fortsetzung. :LOL: :LOL: :LOL:

So, im ernst: Das Teil wird sicher auch mal ins Regal wandern, hat schon im Kino unterhalten.

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