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Earthlings

Begonnen von AndreMASTER, 5 Februar 2011, 06:00:31

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AndreMASTER

Anlass zum Thread ist die nun freie Verfügbarkeit des Films bei Youtube (auch mit deutschen Untertiteln).

Einige von euch haben sicher schon von dieser Dokumentation gehört. Viele wollen sicherlich das Gezeigte gar nicht sehen und viele werden die Doku als einseitiges Greenpeace-Geschwafel abtun, aber auf der anderen Seite verändert dieser Film Menschen, wie kaum ein anderer. Ein, wie ich finde, sehr kraftvoller Film, der nicht spurlos an einem vorbeigeht. Ich persönlich esse gerne Fleisch und werde es weiter tun, aber dennoch stellte ich fest, dass sich mein Verhältnis zu Tieren verändert hat...

Dennoch mal die Warnung: Ein großer Teil der Szenen des Films sind schwer bis gar nicht ertragbar!


Earthlings - Full length documentary (multi-subtitles)


OFDb-Inhaltsangabe:

"Earthlings" handelt von der absoluten Abhängigkeit der Menschheit von Tieren. Sei es als Haustier, Nahrung, Kleidung, zur Unterhaltung oder in der wissenschaftlichen Forschung.
"Earthlings" veranschaulicht zudem auch die menschliche Geringschätzung gegenüber diesen sogenannten "nicht-menschlichen Versorgern".
Der Film bietet detaillierte Einblicke in Tierhandlungen, Welpenfabriken und Tierheime sowie Massentierhaltungen, den Leder- und Pelzhandel, die Sport- und Unterhaltungsindustrie und schließlich den medizinischen und wissenschaftlichen Beruf.
"Earthlings" verwendet versteckte Kameras und vorher nicht gezeigtes Filmmaterial, um die täglichen Praktiken einer der größten Industrien der Welt aufzuzeichnen, deren aller Profit vollständig auf dem Leid, Leben und Sterben von Tieren beruht...

CU, AndreMASTER
________________________________________

"When there's no more room in hell, the dead will walk the earth." - Peter Washington, Dawn of the Dead

endoskelett

Werde ich mir mit Sicherheit nicht ansehen, weil ich die Grausamkeiten, die an und mit Tieren begangen werden, nicht ertrage bzw. nicht mehr sehen kann (durchklicken durch den youtube-Link reicht mir). Halte es aber fraglos für wichtig, dass es solche Filme gibt, um noch mehr Menschen die Augen zu öffnen.

Für interessant und wichtig halte ich auch den oscarprämierten Film "Die Bucht" (2009), der das sinnlose Abschlachten der Delfine thematisiert, traue ich mich aber auch nicht ran (Trailer reicht da schon).
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

lastboyscout

@endoskelett
Ich kann dir versichern, das The Cove deutlich leichter ertraeglicher ist als Earthlings.
Als Tierbesitzer ist es wirklich hart durch sowas durchzusitzen.
The Cove zeigt weniger von den Greueltaten, mehr wie die Leute versuchen diese Machenschaften aufzudecken und ihre Erlebnisse dabei.
Ich wuerde definitiv nen Blick riskieren, ich wurde nicht versucht, abzuschalten.
Earthlings werde ich wohl (leider) nicht komplett ansehen koennen, etwas zu herbe fuer meinen Geschmack.  :andy:
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

What is your pleasure, sir? This is mine:
http://www.dvdprofiler.com/mycollection.asp?alias=lastboyscout

lastboyscout

Zitat von: lastboyscout am  5 Februar 2011, 12:27:17
@endoskelett
Ich kann dir versichern, das The Cove deutlich leichter ertraeglicher ist als Earthlings.
Als Tierbesitzer ist es wirklich hart durch sowas durchzusitzen.
The Cove zeigt weniger von den Greueltaten, mehr wie die Leute versuchen diese Machenschaften aufzudecken und ihre Erlebnisse dabei.
Ich wuerde definitiv nen Blick riskieren, ich wurde nicht versucht, abzuschalten.
Earthlings werde ich wohl (leider) nicht komplett ansehen koennen, etwas zu herbe fuer meinen Geschmack.  :andy:

P.S.: Vor allem, da mein zweieinhalbjaehriger Jack Russell "Jackie" gerade in meinem Schoss ein Nickerchen taetigt, waehrend ich diesen Beitrag schreibe.  ;)
I`m a tragic hero in this game called life,
my chances go to zero, but I always will survive.
( Funker Vogt - Tragic Hero )

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pm.diebelshausen

Ich habe zwar kein Tier um mich, ich esse sie nur, aber ich wünschte, wir wären uns bewusster darüber, was wir da tun und was dafür nötig ist, damit wir in fleischlichem Saus und Braus leben. Deshalb wird mir bei so einem Film auch übel - ich werde ihn, wenn ich mich fit genug fühle komplett ansehen. Ich frage mich halt immer wieder, was man mit einem Lebewesen zu tun in der Lage ist, obwohl man ihm in die lebendigen Augen sieht. Und das gilt auch für das Leben generell, denn der Mensch hat von Geburt an (nicht erlernt) ein besonderes Verhältnis zu allem, was belebt scheint. Wie gesagt: geht mir da nicht um Abstinenz, Vegetarismus, Veganismus, Eskapismus oder sonst irgendein utopisches Ideal, sondern um Verantwortungsbewusstsein - allein schon aus Egoismus, denn wir bilden alles in unserem Körper aus dem Zeug, das wir hauptsächlich durch den Mund reinlassen. Und solche Bilder wie in diesem Film legen mir absolut nicht nahe, dass es irgendwie gesund sein könnte, in derartig produziertes Fleisch zu beißen, um es zu schlucken. Grauslig.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

endoskelett

Zitat von: lastboyscout am  5 Februar 2011, 12:27:17
@endoskelett
Ich kann dir versichern, das The Cove deutlich leichter ertraeglicher ist als Earthlings.
Als Tierbesitzer ist es wirklich hart durch sowas durchzusitzen.
The Cove zeigt weniger von den Greueltaten, mehr wie die Leute versuchen diese Machenschaften aufzudecken und ihre Erlebnisse dabei.
Ich wuerde definitiv nen Blick riskieren, ich wurde nicht versucht, abzuschalten.
Earthlings werde ich wohl (leider) nicht komplett ansehen koennen, etwas zu herbe fuer meinen Geschmack.  :andy:
Danke für deinen Eindruck. Ich behalte The Cove mal im Hinterkopf für die passende Gelegenheit.

P.S.: Ein Wink rüber zu deinem knuddeligen Hund, hätte auch gern so einen.
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

lastboyscout

@endoskelett
Gerngeschehen.
Wenn du dir wirklich nen Jack Russell zulegen willst, sei dir aber im Klaren, das diese Hunderasse sehr anspruchsvoll ist.
Extrem klug, extrem lernfaehig, jedoch nicht ganz einfach zu trainieren.
So sieht der knapp zwanzig Pfund schwere Racker aus:  :love:



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Sorry, jetzt aber zurueck zum Thema.  :icon_mrgreen:
I`m a tragic hero in this game called life,
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( Funker Vogt - Tragic Hero )

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PierrotLeFou

20 November 2013, 07:47:13 #7 Letzte Bearbeitung: 21 November 2013, 04:12:56 von PierrotLeFou
Ich schreib jetzt einfach mal in diesen thread, auch wenn es nicht um eine in den Kinos laufende Doku geht... aber da "Earthlings" jüngst in der Geheimtip-Rangliste aufgetaucht ist und von vergleichsweise vielen Usern sehr gute Bewertungen bekommen hat, wollte ich gerne mal wissen, woran das liegt? :00000109:

Ich muss gestehen, dass ich mir jetzt - in der Erwartung einer herausragenden Doku - bloß die ersten 40 Minuten angeschaut habe (den Rest werde ich wohl erst morgen Abend durchstehen), aber für mich ist das Ganze bislang ein haarsträubender, dämlicher Unsinn, dicht dran an den grotesken Verschwörungstheorie-Schunddokus eines Gary Jones... :zwangsjacke: (wobei es hier natürlich nicht um Verschwörungstheorien geht, sondern um die übliche Tierschutz-Propaganda - nur echt mit obligatorischem Holocaust-Vergleich -, wie man sie manchmal von besonders bekehrungswütigen Vegetariern oder Veganern zu hören bekommt...) [edit: ich meinte natürlich Alex Jones, nicht Gary Jones...]

Grundsätzlich habe ich nichts gegen Veganer, Vegetarier oder Tierschützer... im Gegenteil verteidige ich - wenn man besonders harsch über sie herzieht - oft genug deren Standpunkte, auch wenn ich mich damit nicht völlig identifizieren kann. Seit meiner letzten Beziehung kann ich nur noch Eier aus Freilandhaltung kaufen, weil mich - obwohl ja Freilandhaltung auch nicht gerade das Gelbe vom Ei sein soll - sonst ein schlechtes Gewissen plagt... und grundsätzlich halte ich es für eine nette Geste, nach dem Verspeisen eines Steaks oder dem Schlachten eines Tieres wenigstens den eigenen Kopf ein-, zweimal als Zeichen einer Reue an die Zimmerwand zu bumsen... (auch wenn ich es dann letztlich doch niemals tue...)
Es ist auch nicht so, dass mich der "Holocaust"-Vergleich schlagartig auf die Palme bringen würde - ich halte ihn bloß für ziemlich "schief"...

Aber bislang ist das nur ein Zusammenschnitt aus "betroffen" machenden Bildern aus Schlachthäusern, Tierheimen etc. mit extrem rührseliger Musik unterlegt und angereichert mit zahlreichen Klischee-Argumenten, ohne auch bloß einmal die "Gegenseite" zu Wort kommen zu lassen. Ich habe auch nichts gegen einseitige Dokus, die können durchaus interessant sein... aber der "Tier-Holocaust", das Beklagen obdachloser Tiere, die fehlende Begründung, warum es nicht auch um Insekten geht (oder um kleine Pantoffeltierchen etc. oder meinetwegen gar um Pflanzen) und nach welchen Kriterien des Eigenen und des Fremden man nun was (und was nicht) unter dem Begriff "Earthling" fassen will (die Unterscheidung zwischen Tier und Mensch wird zwar kurz angesprochen, aber Argumente gibt es in diesem Zusammenhang wirklich überhaupt nicht), die haltlose Behauptung, es würden wohl alle Menschen Vegetarier werden, müssten sie den Schlachthausalltag betrachten, sowie die billige Masche aus rührseliger Musik und niedlichen Kulleraugen rufen bei mir momentan bloß den Eindruck hervor, es mit einer wirklich strunzdoofen und arg gehaltlosen Blödsinns-"Doku" zu tun zu haben...

Übersehe ich da irgendwelche Qualitäten? Wird der Film nach der Hälfte der Laufzeit plötzlich besser? Gibt es auf der OFDb besonders viele vegan lebende Tierschützer? Oder liegt es am "Tiersnuff"? :00000109:

Und noch ne Anmerkung am Rande, wenn der Film schon den Holocaust-Vergleich herbeibemüht: "Shoah" lief erst kürzlich mal wieder im Fernsehen, auf der OFDb ist er nun von 21 auf 22 Stimmen geklettert und steht noch immer auf Platz 62 (was zugegebenermaßen bloß an ein bis drei mutmaßlichen Antisemiten liegt), während "Earthlings" trotz seiner (in meinen Augen) eher grotesken Qualitäten mit 51 Stimmen auf Platz 2 steht... Und auch der gehaltvollere und formal überlegene Klassiker "Das Blut der Tiere" kommt bewertungsmäßig schlechter weg, was Note und Anzahl der Stimmen betrifft...

Wie gesagt: ich kenne bloß die erste Hälfte des Films, insofern tue ich ihm womöglich Unrecht... aber ich kann die Begeisterung für diesen Film nicht ansatzweise nachvollziehen.
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Discostu

20 November 2013, 09:40:26 #8 Letzte Bearbeitung: 21 November 2013, 00:35:53 von MMeXX
Ich habe Earthlings noch nicht gesehen, dennoch habe ich ein paar Gedanken zu deinen Aussagen. Der Film wird ja auch auf anderen Seiten wie der IMDb, Rotten Tomatoes oder Moviepilot von den Nutzern sehr hoch bewertet, das hat also wohl nicht mit der Zusammensetzung der Nutzerschaft der OFDb zu tun. Ich denke, dass es vielen generell schwer fällt, bei Filmen, die sich mit wahren Begebenheiten auseinandersetzten, die filmische Darstellung und das dargestellte Thema voneinander zu trennen. Die Darstellung von der Gewalt, die Tieren in Massentierhaltung angetan wird, ist für die meisten sicherlich sehr schockierend und vielleicht sogar ein "Augenöffner", weil sie sich mit dem Thema vorher nie auseinandergesetzt haben. Diese emotionale Wirkung, die also das reale Geschehen auf die Zuschauer hat, wird von diesen dem Film zugeschrieben, weshalb der dann eine hohe Bewertung erhält - Völlig unabhängig davon, dass man den Film auch viel besser hätte umsetzen können.
Da passt dann interessanterweise auch der Holocaust-Vergleich: Ich denke, dass ein Film wie Schindlers Liste deutlich schlechter bewertet würde, wenn nicht die Begebenheiten, von denen er handelt, für sich schon so eine große emotionale Wirkung hätten.

ratz


Fairerweise muß dazugesagt werden, daß Shoa 550 Minuten dauert und Earthlings etwa 90  :icon_mrgreen:

(obwohl der Erstere natürlich trotzdem der bessere Film ist, u.a. weil er frei von jeglichem marktschreierischem Impetus ist)

Ich habe beide Filme nicht gesehen und es auch nicht vor, weil ich mir keinen Erkenntnisgewinn verspreche. Ich denke, ich habe einen Eindruck von den Grausamkeiten, die begangen wurden und werden, und mein Bedarf an unmotivierten emotionalen Vorschlaghämmern hält sich auch in Grenzen.

PierrotLeFou

21 November 2013, 00:29:31 #10 Letzte Bearbeitung: 21 November 2013, 04:21:49 von PierrotLeFou
Ich habe mir jetzt noch den Rest angesehen und der Eindruck hat sich nicht sonderlich geändert... auf eine - das Publikum für doof haltende - Manipulation der schäbigsten Art zurückgreifende Tierschutz-Doku, die ich vielleicht noch nicht als menschenverachtend bezeichnen würde, die mir allerdings durchaus unangenehm aufstößt. (Passenderweise bei Youtube von irgendwem zur Verfügung gestellt, dessen Kanal in die Nähe dieser psychotischen Infokrieger gerückt wird...)
Kaum informativ, einseitig und oft genug wirklich dämlich... was ich dem Film nicht absprechen kann & will, das ist seine Macht, teilweise Abscheu, Ekel & Wut zu erregen (wenn auch nicht immer so, wie es wohl geplant war). Dass es sadistische und egoistische Menschen gibt, ist allerdings keine sonderlich neue Erkenntnis... Weshalb wird diese "Wucht" in diesem dümmlichen Rahmen bloß so bewundert, während ungestellte Schlachthaus-Aufnahmen im Rahmen von - teilweise besseren - Spielfilmen als spekulativ (oder gar als "Tiersnuff") abgelehnt werden?

ZitatIch habe Earthlings noch nicht gesehen, dennoch habe ich ein paar Gedanken zu deinen Aussagen. Der Film wird ja auch auf anderen Seiten wie der IMDb, Rotten Tomatoes oder Moviepilot von den Nutzern sehr hoch bewertet, das hat also wohl nicht mit der Zusammensetzung der Nutzerschaft der OFDb zu tun. Ich denke, dass es vielen generell schwer fällt, bei Filmen, die sich mit wahren Begebenheiten auseinandersetzten, die filmische Darstellung und das dargestellte Thema voneinander zu trennen. Die Darstellung von der Gewalt, die Tieren in Massentierhaltung angetan wird, ist für die meisten sicherlich sehr schockierend und vielleicht sogar ein "Augenöffner", weil sie sich mit dem Thema vorher nie auseinandergesetzt haben. Diese emotionale Wirkung, die also das reale Geschehen auf die Zuschauer hat, wird von diesen dem Film zugeschrieben, weshalb der dann eine hohe Bewertung erhält - Völlig unabhängig davon, dass man den Film auch viel besser hätte umsetzen können.
Da passt dann interessanterweise auch der Holocaust-Vergleich: Ich denke, dass ein Film wie Schindlers Liste deutlich schlechter bewertet würde, wenn nicht die Begebenheiten, von denen er handelt, für sich schon so eine große emotionale Wirkung hätten.
Ich hab kurz nach meinem Eintrag ebenfalls noch gesehen, dass "Earthlings" auch auf der IMDb ziemlich gut bewertet worden ist - und es nicht verstehen können.
Deine Vermutung finde ich recht interessant, weil ich mich gestern nach der Sichtung von Stones "Nixon" noch gefragt hatte, weshalb Biopics (und Historienfilme) bei mir so einen hohen Notendurchschnitt aufweisen. Ich denke aber, dass ich weniger darauf anspringe, dass wahre Ereignisse zugrundeliegen (und gerade Biopics nehmen sich ja einige Freiheiten heraus), sondern dass ich einfach eine Vorliebe für Erzählweisen haben, die große Zeiträume in einer meist langen Laufzeit abdecken, die eine Prägung von Charakteren durch die Ereignisse um sie herum zum Thema haben...
Dass irgendwelche Thriller mit einer "wahren Begebenheit" werben, lässt sich ja gut beobachten: Gewalt scheint immer verstörender und weniger verdaulich zu sein, wenn man um ihr tatsächliches Vorhandensein weiß. Originalaufnahmen von Waschbären, die sich nach vollständiger Häutung am Boden wälzen, von Stieren, die mit gebrochenen Hinterbeinen durchs Rodeo stolpern, oder von Schweinen, denen man mit einem Bunsenbrenner starke Brandwunden zufügt, schlagen natürlich auf den Magen, während man bei den meisten Splatterfilmen hingegen eine sehr distanzierte Haltung einnehmen kann...
Ich bin allerdings wirklich erstaunt, dass dieser Effekt ein Publikum derartig beeindrucken kann, wenn der Rahmen dämlich und manipulativ daherkommt. (Wobei ich ja die Hoffnung habe, dass sich das Publikum zu großen Teilen aus denen zusammensetzt, die die seltsamen Ansichten der Filmemacher ohnehin schon teilen...)
Vermutlich hätte ich diesen Filme auch nie hier im Forum thematisiert, wenn er nicht plötzlich mit seinen 51 Bewertungen bei einem extrem hohen Notendurchschnitt die Geheimtip-Rangliste angeführt hätte... Bei diesen seltsamen Amateursplatterfilmen, die mit ihren 15 Bewertungen ab und an in der Rangliste auftauchen, weiß man ja vorher schon halbwegs, was man davon erwarten kann. In diesem Fall bin ich allerdings mit wirklich hohen Erwartungen an den Film gegangen und war dann doch etwas entsetzt und verärgert, weil es in meinen Augen eher einer der schlechteren Filme sein dürfte, die ich seit langem gesehen habe...

Zitat von: ratz am 20 November 2013, 15:51:06Fairerweise muß dazugesagt werden, daß Shoa 550 Minuten dauert und Earthlings etwa 90  :icon_mrgreen:

(obwohl der Erstere natürlich trotzdem der bessere Film ist, u.a. weil er frei von jeglichem marktschreierischem Impetus ist)

Ich habe beide Filme nicht gesehen und es auch nicht vor, weil ich mir keinen Erkenntnisgewinn verspreche. Ich denke, ich habe einen Eindruck von den Grausamkeiten, die begangen wurden und werden, und mein Bedarf an unmotivierten emotionalen Vorschlaghämmern hält sich auch in Grenzen.

Stimmt, den Laufzeitunterschied habe ich jetzt bösartigerweise einfach mal unterschlagen... :icon_mrgreen:
Ich würde heute auch nicht (mehr) sagen, dass man "Shoah" gesehen haben muss - es ist allerdings ein hochinteressanter, wenn auch schwer erträglicher Interviewfilm, der seinen Status zurecht besitzt.

Ich wollte eigentlich bloß meiner Verwunderung Ausdruck verleihen, dass so eine Doku so hoch im Kurs steht, während einer der Meilensteine des Dokumentarfilms eher unpopulär (geworden) ist... ("Shoah" habe ich ja bloß ausgewählt, weil dessen TV-Ausstrahlung samt zusätzlicher Benotung und das Auftauchen von "Earthlings" in der Rangliste zeitlich ungefähr zusammengefallen sind... und weil ich den Umgang mit dem Holocaust in "Shoah" doch für treffsicherer erachte als den Umgang mit dem Holocaust in "Earthlings"... "Das Blut der Tiere", welcher deutlich kürzer ist als "Earthlings", ist natürlich ein naheliegenderes Beispiel dafür, dass so eine Unfugsdoku mehr User zu interessieren und mehr Usern zuzusagen scheint als etablierte Klassiker des dokumentarischen Films...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

ratz


Ganz wesentlich hängt die höhere Beliebtheit von Earthlings mit dem Alter zusammen. Während Shoa über die Jahrzehnte gewirkt und einen allgemeinen Konsens über den Holocaust mitgeprägt hat (so daß sich einer wie ich hinstellen und sagen kann, er müsse sich das nicht ansehen), so tagesaktuell sind ja Massentierhaltung und -tötung immer noch und erhitzen entsprechend die Gemüter. Wären jetzt die 80er und gäbe es beide Filme, wäre das Bewertungsverhältnis vermutlich genau umgekehrt.

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