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Django Unchained (Tarantino/Waltz)

Begonnen von blade2603, 2 Mai 2011, 12:21:26

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McClane

Zitat von: MMeXX am 11 Februar 2013, 19:24:55
- das allerwichtigste (und auch schlimmste?):
Spoiler: zeige
Tubbs erschießt Crockett!
:eek: In was für einen Welt leben wir eigentlich? :bawling: :icon_lol:

Das ist aber so um die Ecke gedacht, dass es nur den Mannatikern auffällt. Oder ist Djangos Diener-Outfit ein Verweis auf die Mode in "Miami Vice"? (Quasi ein Ver-Vice  :icon_mrgreen:)
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

MMeXX

Um die Ecke gedacht? Das war doch wohl himmelschreiend offensichtlich! Aber zumindest hat der Regisseur es selbst eingesehen
Spoiler: zeige
und ist total in die Luft gegangen.
:icon_mrgreen:


Wolfhard-Eitelwolf

Mit Verspätung auf der großen Leinwand gesehen und ingesamt sehr solide unterhalten worden. Aber Meisterwerk?! Gott bewahre! Da kann ich nur schmunzeln, ok, unverbesserliche QT-Fanboys kann ich ja in ihrem "Meister-Wahn" noch verstehen, aber ansonsten fehlt diesem blutig-wilden Genre-Mix doch mehr als nur der letzte Feinschliff. Allein schon, wie die Macher krampfhaft versucht haben, Waltz in seiner spitzzüngigen Landa-Parade(Sprech)Rolle erneut mit aller Gewalt in Szene zu setzen, nervt nach spätestens 30 Minuten. Hier will man wohl auf Teufel komm raus erneut den Oskar abholen für die gleiche oder eine ähnliche Leistung wie damals in IB. Klappt bei den nicht vorhandenen allgemeinen Ansprüchen heute wohl auch... Hier hätte ich jedoch von einem Cineasten wie QT doch bedeutend mehr Mut zu Neuem erwartet!

Ferner erschien mir die Laufzeit gut 10-15 Minuten zu lang bzw. mit belanglosen Füllszenen - tarantino-untypisch - künstlich gestreckt. Auch der Soundtrack passt nicht immer (auch wenns cool sein soll, HipHop ist und bleibt Scheisse und passt erst recht nicht in einen Western) und der offenbar gezielt auf Kill Bill anspielende Gewaltlevel des Haus-Shoot-Outs wirkt nicht etwa künstlerisch wertvoll sondern einfach nur unpassend, banal und an das DAU-Publikum angebiedert.

Hört sich jetzt schlimmer an als es war, denn insgesamt vergeht die Zeit trotzdem und begleitet durch zahlreiche Filmzitate fast wie im Flug. DiCaprio fand ich klasse, ebenso Foxx. Waltz... naja lassen wir das, passt schon irgendwie mit seiner vieles kaschierenden Präsenz und Routine. Auch die Bildkompositionen haben mitunter beeindruckt, wenn gleich es für einen Western imo zu viele beengte Kulissen und zu wenig Panoramen gab. Nach Durststrecken im Mittelpunkt kommt natürlich am Ende auch die Action nicht zu kurz und ab und an (leider nicht immer) kommt auch eine gewisse Brillianz in der Dialogführung zur Geltung.

Im Vergleich zum (auch nicht perfekten) IB ein (weiterer) Rückschritt, dennoch immer noch sehr sehenswert und erfrischend alternativ.

Mr. Blonde

Ich verstehe nicht, wie jemand, der Hip Hop sowieso prinzipiell als "Scheiße" bezeichnet, meint, die Musik würde nicht zu einem Western passen. Wenn Du ganz ehrlich bist, würde Dir die Musik auch in anderen Filmen nicht passen, eben weil Du die Sorte Musik scheiße findest. Im Prinzip passt so vieles des Films nicht ins Westernbild, genau so wenig wie Pulp Fiction der typische Gangsterfilm oder IB der typische WWII-Kriegsfilm ist. Komischerweise stören sich viele nur an der Hip Hop Musik, während Beethoven, Countrymusik und Soul anscheinend akzeptiert werden. Finde ich komisch.


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psychopaul

Der Hip Hop passt da perfekt rein, und das zählt zu den coolsten Momenten, ansonsten gehe ich weitgehend mit Onkel konform. Vor allem, was den Part mit Waltz und IB 2.0 angeht..
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Three little devils jumped over the wall...

Wolfhard-Eitelwolf

24 Februar 2013, 17:04:08 #306 Letzte Bearbeitung: 24 Februar 2013, 17:06:35 von Wolfhard-Eitelwolf
Ok, vielleicht tatsächlich etwas zu flott dahergesagt: Metal (ich erinnere mich an einige Horrorfilme, die durch Einsatz solcher Mucke zerstört wurden) und Techno würden genau so wenig passen, eben weil es völlig aus der im Film dargestellten Zeit gerissen und stattdessen klar mit dem 20. / 21. Jahrhundert konnotiert ist. Klassik hingegen erscheint dagegen für den dargestellten Zeitraum deutlich zeitnäher und damit auch stimmiger, ebenso wie Country und Soul, deren Wurzeln potenziell eher mit dem 19. Jh verbunden sind (ohne mich näher auszukennen) ...

Stefan M

Ich habe in King Schultz so gut wie gar nicht Hans Landa wiedererkannt, ein einziges Mal, um genau zu sein, und zwar in der Kneipenszene zu Beginn, als Schultz und Django das Bier zu sich nehmen. Da dachte ich noch: Oh, Landa auf dem Bauernhof = Schultz in der Kneipe, hoffentlich geht das nicht so weiter. Und es ging nicht so weiter, was für mich eine der größten Leistungen von "Django Unchained" ist. Daß sich Tarantino mit geschliffenen Dialogen immer sehr wohl fühlt, wissen wir ja nicht erst seit "Inglourious Basterds". Da war es auch nicht nur Waltz, dem geschwollene Sätze in den Mund gelegt wurden. Auch Zoller (Daniel Brühl) hat in seinen Gesprächen mit Shoshanna Redegewandtheit bewiesen (man denke nur an die Szene am Ende, in der er extrem weit ausholt, um seinen Quickie zu kriegen), genauso wie Leonardo diCaprio in "Django Unchained" in einem schlicht und ergreifend nicht enden wollenden Monolog über die Beschaffenheit eines "Neger-Schädels" doziert, bis er endlich zur Sache kommt. Solche Charaktere lassen sich in enormer Vielzahl durch Tarantinos Werk bis zurück zu "Reservoir Dogs" verfolgen. Deshalb würde ich auch behaupten, daß es falsch ist zu sagen, bei Schultz handle es sich lediglich um Landa Reloaded, nur weil er rein zufällig von demselben Schauspieler auf eine großartige einnehmende Art und Weise verkörpert wird, der den Laden bis zum Auftritt von diCaprio und Jackson quasi alleine schmeißt. (Sicherlich hat mir auch geholfen, daß Waltz sich für die Rolle einen saftigen Vollbart hat stehen lassen, im krassen Gegensatz zum glattrasierten Landa.  ;))
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Moonshade

Ich glaub ich bin nahezu Letzter, aber wir haben gemütlich gewartet, bis unser Kino uns nicht mehr mit Candypause im Film ankotzt, da wart ich gern ein paar Wochen... :icon_mrgreen: :icon_eek: :viney:

Insgesamt hab ich mich gestern hervorragend amüsiert, DU vereint mal wieder alle Stärken und Schwächen QTs, wie man es liebt oder haßt.
Überrascht hat mich der leichte, fast sensationell flüssige Einstieg, irgendwo zwischen ironischer Brechung, Parodie und brachialer Übertreibung, wie es die Asiaten manchmal gern angehen.
Gehören tut der Film eindeutig Waltz, der so mühelos seine perfekt geschriebene Rolle dominiert, daß man kaum glauben kann, wie blass meistens Foxx wirkt, wenn er mit ihm die Szenerie teilt. Eigentlich ist Waltz Part ja die Hauptrolle, aber besser so als gegen Day-Lewis bei den Oscars antreten und sicher verlieren... ;)
Die KKK-Szene: sicherlich diskutabel, ob sie da reinpaßt - sie wurde ja offenbar nachträglich hinzugefügt - aber meine Freundin hat Tränen gelacht, das gönne ich dem Eskapismus.
Splattergehalt: meine Güte, selten so gespritzt! Ein bißchen viel dafür, daß man es gar nicht so detailliert vor die Kamera gerückt hat, aber schön graphisch - aber nur da schlimm, wo kleine Waffen zum Einsatz kamen oder das Pferd erschossen wurde (vielen Dank, Herr Dannenbarg, daß sie die Speck-Rolle gesprochen haben!  :love:).

Die üblichen Schwächen kommen dann mit diCaprio und Jackson - klar, den Big Bad Boy muß man erst aufbauen und ihm dann Platz lassen und Jackson hat sowieso Narrenfreiheit, aber manches in der zweiten Hälfte was das übliche Dialog-Auftürmen, das man auch leicht stringenter hätte in Szene setzen können (ja, das geht, auch wenn die QT-Dialoge als sakrosant gelten). Auch die Zwei-Showdown-Nummer ist dramaturgisch ziemlich uneben - als hätte sich der Regisseur selbst noch schnell einen Schlenker ins Skript geschrieben.
Da geht dann auch die Wirkung der anfangs meisterhaft eleganten Dialoge verloren - bei mir setzt irgendwann der "ja, nun hat er das ja oft genug gesagt"-Effekt ein und auch hier wurde irgendwann auf die Uhr geschaut.

Wunderbar der Auftritt von Franco Nero und Großmeister Rainer Brandt läßt sich mal wieder zu einer Synchro herab... :dodo: :love:

Jacksons Rolle in der Plantagenhierarchie fand ich sehr interessant realisiert - ein Spiegelbild des Django-Schultz-Verhältnisses unter anderen Umständen, vermutlich die beste Idee in der ganzen zweiten Filmhälfte.

Insgesamt für mich gefühlte 20 Minuten zu lang, optisch brilliant, erzählerisch von meisterhaft bis holprig alles dabei, die Dialoge gut geschliffen und ausgezeichnet besetzt. 8/10
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Mr Orange

Im Großen und Ganzen kann ich mich Moonshade anschließen.

- Foxx spielt eigentlich gar nicht schlecht, wirkt gegen die anderen drei Hauptfiguren aber blass.
- Ich fand den Hip-Hop auf dem Weg zum Herrenhaus passend. Sicher nicht im historischen Kontext, aber die viktorianische Kutsche und das Gebaren von Candy hatten etwas von einem MTV-Hip-Hop-Video; viel Bling-bling  ;)
- Filmende:
Spoiler: zeige
DU hätte imO mit der Schießerei im Herrenhaus enden sollen, evtl. sogar tragisch. Diese ganze Sache danach wirkte angeklebt und deplaziert, um Django im Schnelldurchlauf noch die Rache an allen Schurken zuzugestehen. Bei dem Berschwersch-Gefasel in der Scheune musste ich irgendwie an den Sohn von Dr. Evil in AP2 denken, "hier ist ne Knarre, leg ihn doch einfach um." Nein, wir schicken dich in ein Bergwerk, da wirst du arbeiten bist du tot umfällst *diabolischlachen*  :viney:

"Du, du, du...du bist ein Huhn!!!"

Stefan M

Zitat von: Moonshade am 26 Februar 2013, 11:45:17
Insgesamt für mich gefühlte 20 Minuten zu lang [...]
Ja, eben um besagtes Filmende, das Mr Orange ja auch gerade wieder erwähnt hat. Je mehr ich darüber nachdenke, desto sinnloser erscheint mir das zweite Finale.
Spoiler: zeige
Ich weiß wirklich nicht, was dagegen gesprochen hätte, Django bereits bei der Schießerei im Haus zu seinem Recht der Selbstjustiz kommen und alle Schurken über die Klinge springen zu lassen. Skriptmäßig hätte das doch möglich sein können, ohne noch den langen Umweg über den Sklaventransport und den ganzen Weg wieder zurückgehen zu müssen.


Zitat von: Mr Orange am 26 Februar 2013, 13:27:42
- Ich fand den Hip-Hop auf dem Weg zum Herrenhaus passend. Sicher nicht im historischen Kontext, aber die viktorianische Kutsche und das Gebaren von Candy hatten etwas von einem MTV-Hip-Hop-Video; viel Bling-bling  ;)
Den ersten Hip-Hop-Track fand ich auch in Ordnung. Als der zweite hingegen beim ersten Finale einsetzte, hat mich das empfindlich gestört, weil er die vorher spannungsgeladene Stimmung merklich torpedierte.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

Shodan

Kurze Frage:

Spoiler: zeige
bzgl. Candie während der Konfrontation beim Abendessen, nachdem er mit dem Schädel hantiert: Habe ich da etwas nicht mitbekommen, oder warum hat er auf einmal eine blutige Hand? Das Blut verschmiert er daraufhin in Broomhildas Gesicht.

Klugscheisser

Zitat von: Shodan am 26 Februar 2013, 21:34:59
Kurze Frage:

Spoiler: zeige
bzgl. Candie während der Konfrontation beim Abendessen, nachdem er mit dem Schädel hantiert: Habe ich da etwas nicht mitbekommen, oder warum hat er auf einmal eine blutige Hand? Das Blut verschmiert er daraufhin in Broomhildas Gesicht.


Spoiler: zeige
Als er mit der Hand auf den Tisch haut, erwischt er ein Glas.

Shodan

Dann hab ich wohl in dem Moment nicht aufgepasst. Danke! :icon_cool:

Mr. Blonde

Zitat von: Shodan am 26 Februar 2013, 22:30:58
Dann hab ich wohl in dem Moment nicht aufgepasst. Danke! :icon_cool:

Um das nochmal vervorzuheben: DiCaprio hat unabsichtlich auf das Glas gehauen, sich verletzt und das dann einfließen lassen. Der hat einfach weitergespielt. :)


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Roughale

27 Februar 2013, 11:04:37 #315 Letzte Bearbeitung: 27 Februar 2013, 11:06:19 von Roughale
Immer diese Hip-Hop Diskussion, liegt daran, dass die "Kinder" einfach nicht einsehen wollen, dass das keine Musik ist  :rofl:

Ich sehe es auch so, dass das erste Stück gut gepasst hat, das andere wirkte eher gezwungen, aber längst nicht so aufdringlich fehlplatziert wie in dem grösstenteils mislungenen Man with the Iron Fist...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Moonshade

Zitat von: Shodan am 26 Februar 2013, 22:30:58
Dann hab ich wohl in dem Moment nicht aufgepasst. Danke! :icon_cool:

Ebenfalls danke - ich hatte mich da auch gewundert, aber das war die Phase von dem Film wo ich zunehmend unaufmerksam wurde...
...aber schöne Hamlet-Referenz in der Szene... :icon_mrgreen:
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Vlad

Zur (Über-)Länge möchte ich noch anmerken, dass die Story ja nun wirklich nicht zu den besten Arbeiten Tarantinos gehört. Da erscheint zumindest mir einiges ziemlich schlicht, lieblos und frei von großen Überraschungen (hab' ich vielleicht auch schon weiter oben bemerkt), besonders angesichts der Laufzeit. Dabei werden ja reihenweise Gelegenheiten ausgelassen, handlungsmäßig noch etwas zu vertiefen/verkomplizieren. Stattdessen immer schön viel Gelaber - was als Bruch mit den üblichen Genrekonventionen ganz nett sein mag, aber mir ging es irgendwann eher auf die Nerven. Vielleicht bin ich da auch einfach zu altmodisch. Eigentlich schätze ich Tarantinos Modernisierungsbestreben durchaus, aber hier erschien es mir z.T. zu unausgegoren.

Das
Spoiler: zeige
mehr oder weniger Happy End
ist dann das Tüpfelchen auf dem i. Mag sein, dass das bei Italo-Western insgesamt doch häufiger vorkommt, aber einer der besten ist für mich nachwievor Leichen pflastern seinen Weg und der wäre gewiss nicht halb so gut, wenn das Alternativ-Ende zum Zuge gekommen wäre. Da hätte ich mir von Tarantino endlich mal ein
Spoiler: zeige
schlimmes Ende
gewünscht.

Aber hey. Ist anscheinend sein bestes Script seit Pulp Fiction. Und wenn ich so nachdenke, bin ich tatsächlich etwas unschlüssig, ob die dazwischen wirklich besser waren (müsste nochmal Jackie Brown gucken, aber der geht ja nicht unwesentlich auf's Konto von Emore Leonard).

Mr. Blonde

Zitat von: Vlad am 27 Februar 2013, 15:58:11
Da hätte ich mir von Tarantino endlich mal ein
Spoiler: zeige
schlimmes Ende
gewünscht.

Dann schau dir halt endlich
Spoiler: zeige
Reservoir Dogs
an.  :icon_razz:


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Rollo Tomasi

Zitat von: Moonshade am 26 Februar 2013, 11:45:17
Gehören tut der Film eindeutig Waltz, der so mühelos seine perfekt geschriebene Rolle dominiert, daß man kaum glauben kann, wie blass meistens Foxx wirkt, wenn er mit ihm die Szenerie teilt. Eigentlich ist Waltz Part ja die Hauptrolle, aber besser so als gegen Day-Lewis bei den Oscars antreten und sicher verlieren... ;)

Die üblichen Schwächen kommen dann mit diCaprio und Jackson - klar, den Big Bad Boy muß man erst aufbauen und ihm dann Platz lassen und Jackson hat sowieso Narrenfreiheit, aber manches in der zweiten Hälfte was das übliche Dialog-Auftürmen, das man auch leicht stringenter hätte in Szene setzen können (ja, das geht, auch wenn die QT-Dialoge als sakrosant gelten). Auch die Zwei-Showdown-Nummer ist dramaturgisch ziemlich uneben - als hätte sich der Regisseur selbst noch schnell einen Schlenker ins Skript geschrieben.
Da geht dann auch die Wirkung der anfangs meisterhaft eleganten Dialoge verloren - bei mir setzt irgendwann der "ja, nun hat er das ja oft genug gesagt"-Effekt ein und auch hier wurde irgendwann auf die Uhr geschaut.

Wunderbar der Auftritt von Franco Nero und Großmeister Rainer Brandt läßt sich mal wieder zu einer Synchro herab... :dodo: :love:

Jacksons Rolle in der Plantagenhierarchie fand ich sehr interessant realisiert - ein Spiegelbild des Django-Schultz-Verhältnisses unter anderen Umständen, vermutlich die beste Idee in der ganzen zweiten Filmhälfte.

Insgesamt für mich gefühlte 20 Minuten zu lang, optisch brilliant, erzählerisch von meisterhaft bis holprig alles dabei, die Dialoge gut geschliffen und ausgezeichnet besetzt. 8/10

Zu der Rolle von Jackson in der Plantagenhierarchie bzw. zu der Figur habe ich weiter oben ja schon geschrieben, dass mir das missfiel, weil das total unrealistisch ist.
Ich stimme den Leuten zu, die schreiben, dass Tarantino mittlerweile mehr bei sich selbst klaut, als bei anderen Genres.
Vielleicht ist die Idee, dass der Schwarze die heimliche Nr. 1 ist, die Entsprechung zu dem Finale von IB, das zwar auch unrealistisch ist, aber hervorragend funktioniert.

In der Welt von "Mississipi Burning" wäre Django, nachdem er gefasst worden ist, am nächsten Baum aufgenüpft worden. Dass er dann statt dessen von drei Vollidioten auf das Versprechen hin, Geld zu holen, freigelassen und mit einem geladenen Revolver ausgestattet worden ist, habe ich weiter oben schon kritisiert, aber was reg ich mich auf.
Da wünscht man sich in die Welt von "2 glorreiche Halunken" zurück, in der man nicht vertraut, sondern sich die gewünschten Infos mit anderen Mitteln besorgt.
Ich muss mich wohl von dem Gedanken lösen, dass der Film eine Referenz zu dem gleichnamigen Film mit Nero oder zu den Spaghetti-Westerm im Allgemeinen sein soll, denn das ist er nicht.
Dann würden meine Erwartungen an den Film micht so sehr enttäuscht worden sein.

Na ja, und den Quasi-Selbstmord von Schulz (als Mittel, ihn aus dem Film verschwinden zu lassen) erwähne ich jetzt nicht mehr ....
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Newendyke

Zitat von: Vlad am 27 Februar 2013, 15:58:11
Aber hey. Ist anscheinend sein bestes Script seit Pulp Fiction. Und wenn ich so nachdenke, bin ich tatsächlich etwas unschlüssig, ob die dazwischen wirklich besser waren (müsste nochmal Jackie Brown gucken, aber der geht ja nicht unwesentlich auf's Konto von Emore Leonard).

Lt. der Academy...
Habe nun jedes Skript - mit Ausnahme von JB - von Tarantino gelesen und wundere mich noch heute, warum Kill Bill nicht geehrt wurde. Gut, lag wohl auch an der Thematik und dem Genre-Mix und obendrein wohl an dem Aufteilen auf 2 Filme, aber KB war unglaublich gut und lustig geschrieben (und damit meine ich nicht nur die Dialoge)... Django steht dem auch nicht wirklich nach, jedoch fehlt der Story die Finesse und außer 2 bis 3 sauguten Charakteren gabs auch für QT-Verhältnisse wenig neues, da gebe ich dem hier herrschenden Ton recht. Die Auszeichnung war wohl eher einer der berüchtigten "Kompensations-Oscars", da QT in der Königsdisziplin immerwieder leer ausging.


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

StS

Italian Composer Ennio Morricone: I'll Never Work With Tarantino Again
The 84-year-old conductor, who has worked with the "Django Unchained" director on four films, says he uses music "without coherence."

Die ganze Geschichte:
http://www.hollywoodreporter.com/news/italian-composer-morricone-slams-tarantino-428954
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Mr. Blonde

Puuuh, das dürfte/sollte QTs Ego schon ankratzen. Kann mich Morricone allerdings nicht anschließen. Tarantino verwendet Musik nicht immer so, wie sie konzipiert war, aber als unpassend habe ich sie bisher nie empfunden. Bei allem Respekt für beide Parteien, aber ich glaube nicht, dass er und QT wirklich zusammenpassen. QTs ganze Arbeitsweise dürfte für Morricone etwas zu abgehoben und untraditionell sein.

Trotzdem ist es sehr schade. Man sollte meinen, dass QT weiß, wann er sich unterwürfig zeigen sollte. Mit Morricone dann keinen Mittelweg zu finden, ist beschämend.


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Stefan M

Zitat von: Mr. Blonde am 15 März 2013, 23:35:01
Puuuh, das dürfte/sollte QTs Ego schon ankratzen. Kann mich Morricone allerdings nicht anschließen. Tarantino verwendet Musik nicht immer so, wie sie konzipiert war, aber als unpassend habe ich sie bisher nie empfunden. Bei allem Respekt für beide Parteien, aber ich glaube nicht, dass er und QT wirklich zusammenpassen. QTs ganze Arbeitsweise dürfte für Morricone etwas zu abgehoben und untraditionell sein.
Ich finde auch, daß dieser wüste Stilmix aller möglichen Soundtracks und Songs die Arbeiten Tarantinos ausmacht, weil er das ja als sein persönliches Markenzeichen auch konsequent durchzieht. Manchmal ertappe ich mich dabei, gewisse Stücke mehr als nur einmal im Film hören zu wollen, aber dafür ist ja einfach kein Platz, wenn er all seinen Meistern (hauptsächlich Morricone) huldigen will. Aber wenn ich z.B. an "Nicaragua" von Jerry Goldsmith bei "Django Unchained" denke, als die Truppe sich Richtung Candie-Anwesen aufmacht, paßt das doch wirklich wie die Faust aufs Auge. Und in "Inglourious Basterds" wird Morricones "Un Amico" zu einem magischen Moment, während
Spoiler: zeige
Shoshanna nach den tödlichen Schüssen von Zoller in ihrem roten Kleid in Zeitlupe zu Boden geht.
  :love:
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

RoboLuster

16 März 2013, 01:39:19 #324 Letzte Bearbeitung: 16 März 2013, 01:54:43 von RoboLuster
Tarantino hat eigentlich nur bei Django mit Morricone zusammen gearbeitet, bei Basterds hat er schlussendlich nur ein Stück von Morricone genommen, was dieser vorher geschrieben hatte. Hatte er schon bei Kill Bill 1+2 so gemacht. Und Deathproof darf man dann auch nicht vergessen. Sind schonmal 2 Fehler im Text. ;)


Wahrscheinlich kennt Morricone die anderen Filme von Tarantino gar nicht, außer Basterds vielleicht, da sollte es ja zur Zusammenarbeit kommen, aber Morricone bekam anscheinend zu wenig Zeit. Trotzdem bestimmt iwi bitter für Tarantino, ja.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

PierrotLeFou

Zitat von: RoboLuster am 16 März 2013, 01:39:19
Tarantino hat eigentlich nur bei Django mit Morricone zusammen gearbeitet, bei Basterds hat er schlussendlich nur ein Stück von Morricone genommen, was dieser vorher geschrieben hatte. Hatte er schon bei Kill Bill 1+2 so gemacht. Und Deathproof darf man dann auch nicht vergessen. Sind schonmal 2 Fehler im Text. ;)


Wahrscheinlich kennt Morricone die anderen Filme von Tarantino gar nicht, außer Basterds vielleicht, da sollte es ja zur Zusammenarbeit kommen, aber Morricone bekam anscheinend zu wenig Zeit. Trotzdem bestimmt iwi bitter für Tarantino, ja.

Och, sowas sollte er doch gewohnt sein... sein großes Idol Godard hatte ihn ja einst auch schon höchst geringschätzig beurteilt. :icon_lol: (Tarantino hat dann später seine Vorliebe für Godard etwas relativiert mit dem Hinweis, er möge Kael-Reviews über Godard-Filme mittlerweile lieber die Godard-Filme selbst... womöglich distanziert er sich ja nun auch ein bisschen von Morricone und kommt in den nächsten Filmen ohne dessen Musik aus... :D)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

RoboLuster

 :icon_lol:  Wir werden sehn. :icon_smile:
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Duke Skywalker

Bro Code #24: When wearing a baseball cap, a Bro may position the brim at either 12 or 6 o'clock.
All other angles are reserved for rappers and the handicapped.

Roughale

Zitat von: Duke Skywalker am 20 März 2013, 12:38:40
Ennio Morricone Says He Is Not Feuding With Quentin Tarantino

Alles wieder mal halb so Wild und aus dem Zusammenhang gerissen.  ;)

Wer das ernst genommen hat, der kennt auch die Vornamen aller 4 Töchter von Bruce Willis :king:

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Reiben

Endlich habe ich DU auch sichten können und soweit ich das überblicken konnte, wurden hier im Thread meine wesentlichen Kritikpunkte schon genannt. Was mich am meisten an dem Film verwundert ist, dass er von den mir bekannten Tarantinos derjenige ist, der am wenigsten von einem Western hat, wenn man "Western" nicht nur als Settingbezeichnung versteht.

Knappe 6 Punkte gibt es von mir am Ende, da mir vieles zu unausgegoren ist. Richtig vom Hocker gehauen hat der Film mich nie. Wenn wenigstens die Gleichung "Candyland"=USA funktioniert hätte, aber auch kommt einfach zu wenig rüber.
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