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Black Mirror (UK-Orig. + US-Remake/Fortsetzung)

Begonnen von Travelling Matt, 4 Februar 2014, 20:15:22

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StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

mali

April schon, schön.

Sieht wieder mehr nach SciFi statt Horror/Fantasy aus :-)

Private Joker

Zitat von: Private Joker am 30 Januar 2024, 11:10:52Also doch noch - das schon lange angedachte "USS Callister"-Spinoff nimmt angeblich Gestalt an, in Form eines 3-Folgen-Specials

https://www.whats-on-netflix.com/news/black-mirror-uss-callister-limited-series-in-works-at-netflix/

War wohl Fake News - eine (überlange) Episode aus dem Callister-Verse gibt es in der neuen Staffel, aber Stoff für weitere sehe ich da (eigentlich) nicht.

Gleich mal die Gelegenheit zu einem Calli-Doppelpack genutzt, so gut hatte ich die erste nicht mehr vor Augen (also streng genommen nur noch die verkleisterten Gesichter und die fehlenden Dödel, ja, shame on me.).

Sagen wir mal so: NÖTIG war das Sequel jetzt nicht wirklich, aber wenn man sich das als gut 160-minütigen Spielfilm ansieht, ist das schon ein rundes Paket, durchweg unterhaltsam und mal locker ein paar Raumschifflängen vor Netflixens anderen Versuchen in Richtung Space Opera (ja Zack, ich meine Dich).

Um den ersten Teil der Aussage mit dem "nötig" mal etwas zu unterfüttern: Ich fand das Ende des Vorgängers eigentlich rund und die Idee, die Figuren da ihr eigenes Universum erforschen zu lassen, irgendwie ganz "schön". Das hat man gleich mal auf den Kopf gestellt - so toll ist das große Spieluniversum also doch nicht, weil man ständig "credits" braucht und die zahlende Gamer sich weigern, die herauszurücken. Klingt als Aufhänger etwas dünn und ist es auch; überdies fehlen zumindest am Anfang mal zwei Figuren aus dem Vorgänger, darunter auch die eigentlich "wichtigste". Aber weil es halt um echte, falsche und digitale Klone geht, ist das alles kein großes Problem und wird noch ganz gut zurechtgerückt. Auch wenn da nicht jeder Haken, der geschlagen wird, völlig plausibel ist, insgesamt ist das doch eine ganz vernünftig konstruierte Fortsetzung. Die allerdings als Satire alter SF-Serien (oder genauer "DER" alten SF-Serie) nicht mehr wirklich durchgeht; der Humor zielt jetzt eher auf dauergamende Übernerds und manipulative Firmenbosse, aber sei's drum. Solange Tricks, Tempo und Fun stimmen, nehme ich das gerne - so dolle viel brauchbare SF-Comedy im Weltraumumfeld gibt es seit Galaxy Quest auch nicht (und nein, Orville zählt für mich nicht).

Also: 7/10 für das Gesamtpaket, wobei der "neue" für sich genommen vielleicht einen Tick schwächer als der Vorgänger ausfällt, aber in Punkten mag ich das nicht ausdrücken.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Private Joker

15 April 2025, 12:44:56 #63 Letzte Bearbeitung: 15 April 2025, 12:59:37 von Private Joker
Zweiter "Fast-Spielfilm" der neuen Staffel gesichtet - Hotel Reverie (und keine Angst, zu den restlichen Eps. sage ich erst was, wenn alle bei mir durch sind, aber die beiden stellen wohl so was wie die Leuchttürme der Staffel dar).

Ja, schön gemacht, keine Frage, mit den drei optischen Stilen (modernes Color-HD, altes und "aufpoliertes" schwarz/weiß). Die Grundidee mit dem "VR-Film" ist denen vermutlich im eigenen Hausflur über den Weg gelaufen - letztlich ist das nicht viel anderes als das VR-Game von "Callister", und sogar der Knopf am Kopf wurde (bewußt?) recycelt. Die Story selbst mit ihren Casablanca-Vibes und der partiellen Konfrontation mit der Neuzeit ist zwar ganz hübsch, jetzt aber auch nicht wirklich aufregend.

Und leidet an einem dramaturgisch notwendigen, aber doch mehr als auffälligen Bug/Glitch/Denkfehler: Wieso
Spoiler: zeige
bleibt "Dorothy" nach dem Tech-Crash in der realen Welt in der erstarrten Filmkulisse im Gegensatz zu allen Nebendarstellern/Komparsen "beweglich" ? Klar, wenn die Handlung von der Stelle kommen soll, geht das nicht anders, es schmeißt einen aber auch schon sehr deutlich aus der Illusion, da eine ernsthafte Vision in Richtung "Wie könnte KI-gestütztes Kino/Streaming 2030 aussehen?" anzuschauen, und selbst für eine Tech-Satire ist das ein arger Logikbug. Überdies ist die Annahme, dass man da als Spielteilnehmer in Lebensgefahr ist, wenn man nicht DEN Schlusssatz des Films sagt, schon etwas hergeholt.


Zum Cast mag ich so viel nicht sagen - mit Awkwafina und ihrem hochtourig-dauergrinsigen Schauspielstil werde ich einfach nicht warm; das Duo Corrin/Rae ist natürlich ein gewolltes Stückchen "Typ-/Antityp-Casting" für einen Casablanca-Klon der 1940iger und als solcher durchaus passener Teil der Handlung, aber wie ein Schauspielstar des Gegenwartskinos kommt Rae in ihrer Retro-Rolle nicht so wirklich rüber, dafür stolpert die ein bisschen zu oft über Text und notwendige Aktionen.

Trotzdem insgesamt ganz ansehnlich, - 6,5/10.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Private Joker

19 April 2025, 12:35:56 #64 Letzte Bearbeitung: 20 April 2025, 12:10:53 von Private Joker
Und der Rest.

Common People

Die unvermeidliche Episode aus der Abteilung "grelle Satire". Die Grundidee ist schon mal ganz drollig, die Sache mit der Werbung wirklich ein Kracher. Wobei das in der Form schon sehr "amerikanisch" daherkommt (und auch da spielt, extra noch mal auf die Autos geschaut); ein deutsches Doppelverdienerpaar mit einem Lehrer- und einem Facharbeitergehalt bei null Kindern würde über die aufgerufenen monatlichen Summen wohl eher müde grinsen. Überdies ist das Zielobjekt des satirischen Frontalangriffs natürlich das (private) US-Gesundheitssystem, das aus dem Wohlbefinden der Menschen möglichst viel Geld herauspressen will und dabei zur Not auch über Leichen geht - aufgrund eines Mordfalls ja gerade ein Topthema in den Staaten.

Zur Verweigerung einer wirklichen hohen Wertung hat mich aber weniger dieser Aspekt als vor allem das Ende veranlasst, das nicht nur fantasielos ist (generell ist die Kunst des "tollen Schlussgags" hier wie andernorts weithin ausgestorben), das ist bei aller satirischen Absicht auch schlicht dämlich, denn
Spoiler: zeige
 er ruiniert damit ja nicht nur ein, sondern gleich zwei Leben. Warum nicht erst mal die Zahlung einstellen und abwarten, was passiert ? So ein Implantat einfach "abstellen", wäre (nach deutschem Recht) glatter Mord, einfach mal schauen, ob sich die Firma das traut. Oder über eine der Grenzen der "Abdeckung" fahren und die "Abschaltung" hinnehmen - den finalen juristischen Ärger hätte dann auch die Firma.

Trotzdem ordentliche 6,5/10.

Bête noire


Zu Deutsch "Angstgegner" - wusste ich auch noch nicht. Einer der sagen wir mal "ernstgemeinten" Folgen, jedenfalls bis kurz vor Schluss, also in dem Sinne, dass die mich/uns irgendwie beunruhigen wollen. Ja, hat partiell geklappt, das löst eindeutig Unbehagen aus (obwohl ich über den kalkulierten Miniskandal mit den zwei "Versionen", die da wohl im Umlauf sind, nichts wusste). Aber auch hier "fürchte" ich, das würde SO nicht funktionieren - bin ja kein Quantenphysiker, aber wenn ich
Spoiler: zeige
an der Quantenrealität "drehe" dürfte sich ja eigentlich "alles" verändern, ich sehe da keinen Grund, warum Verursacher und Opfer als einzige in ihrer bisherigen "Realität" bleiben.
Das aber vielleicht noch im Rahmen der künstlerischen Freiheit; dagegen ist das Ende mal wieder völlig überkandidelt und auch nicht wirklich realitätsnah, aber für die Details mache ich jetzt nicht noch eine Spoilerzone auf. Und wieder 6/10 - irgendwie zieht sich "guter Durchschnitt" ein wenig durch die Season.

Plaything


Irgendwo habe ich gelesen, die (und die Callister-Fortsetzung) wären bei den Kritikern die unbeliebtesten Folgen. Muss ich da meine Geschmackswahrnehmung mal neu justieren lassen ? - mir hat die zusammen mit dem C-equel eigentlich am besten gefallen. Klar, Videospiele gehen bei mir immer, die Aura der 1990iger Spielemagazine und der grafisch noch simplen, aber über Klötzchen und Grobpixel doch schon hinweggekommenen Games dieser Zeit ist gut eingefangen, das erzeugt bei Gamingveteranen durchweg positive Vibes. Dazu passt das 4:3-Bildformat (das noch besser gewirkt hätte, wenn man für die "Gegenwart+"-Ebene darauf verzichtet hätte), ein diesmal tatsächlich hübscher Schluss, der ehrlicherweise aber auch schon ziemlich abgedreht ist. Gehört aber zum Blackmirrorfeeling mindestens einmal dazu - 7,5/10.

Eulogy (dt. wohl "Grabrede")

Zusammen mit dem Hotel die gefühligste Folge, überdies schon die dritte mit dem "Knopf-am-Kopf"- Thema (+ einmal in der Hand), da war ich von Anfang an eher auf der "muss ich nicht schon wieder haben"-Seite. Objektiv wie die Hotel-Folge schön gemacht, mit Tiefgang und einer tollen Leistung von Giamatti, der fast durchweg allein oder mit der Frau im Bild ist.
Trotzdem keine Begeisterung - wirklich "etwas" auszusagen, was nicht auch ohne diesen "ins Bild-gehen"-Gimmick zu schaffen gewesen wäre (Hypnose?), hat die Folge nicht. Verlust, Verdrängung, falsche Entscheidungen, joo, alles gut und schön, aber in dem Rahmen würde man vielleicht etwas mehr/anderes erwarten. Trotzdem auch nicht schlecht und (schon wieder) 6/10.


In der Summe keine schlechte Staffel, mit einer durchgehenden Punktetendenz um 6-7/10, aber halt auch ohne das große "Highlight", wobei mir die Callister-Folge schon gut gefallen hat, ist halt nur eigentlich eine "eigene Welt". Thematisch, und das sage ich nicht nur, weil da gleich dreimal auf diese "Knopf-am-Kopf"-Kiste und das große Feld "VR" zurückgegriffen wird, nicht sehr breit aufgestellt.

Vielleicht wäre eine kleine Callister-Miniserie, wie wohl mal angedacht, nicht "besser", aber irgendwie unterhaltsamer gewesen. Massive Dosen Schwermut, die sich durch die Mehrzahl der "Nicht-Callister"-Episoden ziehen, brauche ich aktuell eigentlich nicht.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Moonshade

Wir haben gestern auch mit Callister angefangen, 90 Minuten haben ja schon richtiges Spielfilmformat und wies auch keinerlei große Längen auf, wenn auch leider die "Restbesatzung" wieder enorm wenig zu tun hatte, da hätte ich mir eine bessere Verteilung gewünscht. Auch dass der Firmengründer so vollumfänglich platt, dumm und kurzsichtig dargestellt wurde, war nicht eben ein Smartmove, aber sonst hatte ich meinen Spaß (auch wenn ich die erste Folge 15 Minuten für die Mitschauerin rekapitulieren musste, ist ja doch schon länger her). Würde auch 7,5/10 geben.

Hübscher in-joke war das San-Juniper-Hospital, welches zweimal erwähnt wurde - das weist natürlich auf eine andere berühmte Folge hin...
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

"Gebt dem Mann ein verdammtes Puppers!"

mali

Zitat von: Moonshade am 24 April 2025, 10:21:46Hübscher in-joke war das San-Juniper-Hospital, welches zweimal erwähnt wurde - das weist natürlich auf eine andere berühmte Folge hin...

Und (u.A.) auch der Song aus der zweiten Folge Staffel 1 "Anyone Who Knows What Love Is (Will Understand)" war zu hören.

Moonshade

Gestern zwei weitere Folgen genossen (erlitten), beide tragisch, aber sehr unterschiedlich im Resultat:

Common People

Oh je, das ging imho daneben. Generell ein wirklich tragisches Thema, welches wohl auch einige Kritik an Zweiklassenmedizin und bürokratischer Unmenschlichkeit unterbringen sollte, aber mir war das zu emotional dramatisiert, da blieben zu viele Fragen offen, das wurde zu sehr auf Herzschmerz des wirklich lieben Paares zugeschnitten, aber blieb letztendlich grob (Übrigens auch hier wieder: Juniper-Burger). Wie das ausgeht, konnte man schon nach einem Viertel erahnen, aber irgendwie geht sehr die Auseinandersetzung der Frau mit ihrer medizinischen Lage verloren, der böse Konzern erhöht endlos die Preise und setzt damit seine zahlende Kundschaft quasi aufs Spiel, juristisch ist das fragwürdig, Freunde und Familie scheint das Paar nicht zu haben und es gibt dann nur eine abstruse Methode, um zusätzlich an Geld zu kommen. Das war mir alles zu unausgegoren auf den Effekt hin, eben die "gewöhnlichen Leute", es gab auch keinen Payoff, es war einfach von A-Z eine Höllenfahrt zweier Figuren und fertig. Die Moral von der Geschicht ist auch nebulös, solide inszeniert ist das alles, aber wenn es darum ging, Ausweglosigkeit zu zeigen, dann ist ihnen das gelungen. Dazu benötige ich aber Charlie B. nicht. 5/10

Eulogy
ist auch sautraurig, hat mir aber besser gefallen, weil sich die Folge auf das Wesentliche konzentriert und sein Thema nicht überfrachtet, die Technik hier als MacGuffin, das Memory-Thema ist natürlich auch nicht mehr so sonderlich aktuell, aber sie gestalten es eben an einem - einsamen oder verpfuschten - Leben lang. Mag mancher am Ende für etwas sülzig halten, ist aber trotz der Versöhnlichkeit eine bittere Erfahrung, wenn die ganzen Erinnerungen wiederkommen. Auch hier konnte man recht gut absehen, was passiert (war, wird), aber die fand ich trotzdem einen Tick besser als "Callister 2". 7,5-8/10

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"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

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