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Na, hat sich keiner getraut? - der HATRED Thread

Begonnen von Mr. Blonde, 1 Juni 2015, 17:04:17

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Mr. Blonde

1 Juni 2015, 17:04:17 Letzte Bearbeitung: 1 Juni 2015, 17:45:01 von Mr. Blonde
Hier also der Thread zum neuesten Aufreger, nachdem sich die Spielpresse erst vom moralischen Zeigefingerschwenken zur Folterszene aus GTA V und von Gamergate erholt hat. Es darf sich wieder nach allen Regeln der Kunst echauffiert werden. Das einzige Ziel des Spiels ist es, als depressiver Amokläufer so viele unschuldige Menschen (oder Pixel) zu "beseitigen", wie möglich. Ein Bisschen wie bei "Postal" damals.

http://youtu.be/qV3PhvCf_Jg

http://youtu.be/iWKSopTFf2U

http://youtu.be/0FiREv4kgMo

Diverse Artikel bescheinigen dem Spiel, das Medium wieder ins spielerische Steinzeitalter zu befördern und die Vorurteile gegenüber Videospielen erneut anzuheizen. Dabei entgeht den Seiten allerdings, dass sie mit ihrer Berichterstattung und der Kritik das ganze wichtiger machen, als es ist. Das kennen wir ja bei verschiedensten Anlässen z. B. von der Zeitung mit den vier Buchstaben. Hier ist es die Spielepresse höchstselbst, die ihre Klickgeilheit durch Doppelmoral befriedigt.

Technisch scheint es jedenfalls nicht ganz übel zu sein. Das Schadensmodell, welches durch Explosionen ganze Häuser in Kleinteile zerlegt, ist beachtlich. Inhatlich ist das ganze natürlich streitbar, wenn auch einfach die Aufregung nicht wert. Wir hatten "Postal", wir hatten "Punisher", "Manhunt" und man kann jedes "GTA" in einen Amoklauf verwandeln, wenn man denn will. Interessant ist das Spiel deshalb, weil es Spiele wieder vereinfacht, auf ein spielerisches Level bringt, dass auf alles verzichtet, was es eigentlich gar nicht wirklich für ein Videospiel braucht. Genau darum boomen die ganzen Pixelperlen und Retrospiele der letzten Jahre so. In den 80ern und frühen 90ern hat man einfach noch gespielt, es brauchte keine ausgefeilte Charakterisierung, keiner Erklärung für das Warum. Heute machen sich die Redakteure Gedanken, warum man denn so ein Spiel überhaupt spielen will. Zur Aggressionsbewältigung? Als Ventil? Um seine kranken Fantasien auszuleben? Diese Fragen erscheinen mir sinnlos, denn man kann sie bei jedem Spiel stellen, dessen zentrales Thema Gewalt ist. Heute sind es die Spieleredakteure selbst, die versuchen, den Spielern einen Stempel aufzudrücken oder die Leute anflehen, einen Bogen um solch einen "Müll" zu machen, weil dies ja das falsche Signal ausstrahlen würde. Wenn sie allerdings die Kunde gar nicht erst verbreitet hätten, könnte man diese noblen Motive auch ernstnehmen.

Die Spielepresse bezeichnet das Experiment, um jeden Preis provozieren zu wollen, jedenfalls als gescheitert. Wenn da halt nicht der Umstand wäre, dass es eben erst durch die Kritik auf dem Schirm von so manchem Spieler landen wird. Und dann könnte man sich auch fragen, wie die Redaktionen denn überhaupt an das Spiel gekommen sind. Wenn sie selbst angefragt haben, um berichten zu können, brauchen sie sich nicht beschweren und wenn sie das Angebot der Publisher, das Spiel kostenfrei testen zu dürfen, angenommen haben, dürfen sie sich auch nicht aufregen. Nunja...

Dem ganzen wird auch attestiert, dass das Spiel wertlos wäre, da es die Gewalt unreflektiert zelebriert. Es wird keine Distanz aufgebaut und satirisch überspitzt ist da auch gar nichts. Letzteres scheint mir allerdings bei vielen Spielen doch eher eine Notlösung zu sein, um eben nicht in der Luft zerfetzt zu werden. Satire ist gut, Satire kann aber auch verschleiern und der Begriff an sich wird gerne ausgenutzt. Witzigerweise wurde die Folterszene in "GTA V" trotzdem von vielen Spielredakteuren als verwerflich angesehen, obwohl sie wirklich extrem überzogen ist. Wenn Trevor zur Kneifzange greift, um den Zahnklempner zu mimen und sich das Opfer vorher darüber äußert, dass es ja erst beim Zahnarzt war, dann ist das jedenfalls nicht unbedingt soooo ernst zu nehmen.

Ein wenig ist es ja ironisch, dass das Leben erst die Kunst "imitierte" (die vielen videospielbegeisterten Amokläufer) und nun kommt das Spiel, das als stiller (weil inhaltsloser) Kommentar zu der ganzen Situation funktionieren kann. Der Hauptdarsteller trägt einen dunklen, langen Mantel, so wie wir das von den Amokläufern aus Littleton kannten. Er äußert sich ständig darüber, wie sinnlos dieses "Gewürm" ist, wie scheiße die Welt ist. Die Welt ist für ihn grau. Die langen Haare lassen einen Metaler vermuten, eine Spezies und Musikrichtung, die nur zu gerne von "normalen" Menschen verächtlich beäugt wird. Genau das, was für Gehirnamputierte Videospiele und ihre Spieler immer gewesen sind, weil die Medien und Politik es so verzerrt haben. Videospieler müssen einsame Versager sein, die im Leben nichts gebacken kriegen, sozial inkompetent und ihren Selbsthass in gewalttätigen Exzessen entladend. "Hatred" ist vielleicht die letzte Barriere, die endlich einen Deckel auf den Blödsinn legen kann, selbst, wenn es sicherlich der letzte Rotz ist. Danach dürfte es lange Zeit keine Aufreger mehr geben. Vorher wird aber nochmal zünftig Gift und Galle gespuckt.

Wie seht Ihr das?

RoboLuster

1 Juni 2015, 19:30:16 #1 Letzte Bearbeitung: 1 Juni 2015, 19:31:51 von RoboLuster
Was dieser Vollspack von der Gamestar damals geschrieben hatte, und unter welchem Deckmäntelchen, war ein einziger künstlich aufgeregter, heuchlerischer "Wir sind lieb und nett und können nichts für das Spiel / wir leben in einer Kinder-Zuckerwelt", Hasstext gegen die Unterschicht. Und das die liebe Intellektuellengruppe der Spiele-Gesellschaft jetzt 1000 Jahre zurückgeworfen wird.

Die Aussage, sinngemäß, die gamestar würde diesem Dreckspiel keine Plattform geben usw, fand ich komisch, weil die gamestar die ersten waren, die auf das Spiel aufmerksam gemacht haben, ich hatte von dem Spiel noch nie was gehört, sind halt echte Pros. Und jetzt wieder die gamestar, mit dem GameplayVideo, und der Typ, der den Text von damals geschrieben hatte, sitzt noch nebendran und schaut schön zu. Und das Beste, am Anfang vom Video wird auch gleich gesagt, dass die Kollegen alle angerannt kamen, um das Spiel zu sehen. :doof:


Zum Spiel:  Immer wenn was  besonders brutales erscheint, kribbelt es noch in den Fingern, dieser Impuls besteht noch von früher, wo man indizierte Spiele gesammelt hat. Aber eigentlich denke ich, das Spiel wäre mir einfach zu langweilig.


ps:  Was ich besonders "witzig" finde, wenn die Spielepresse Postal zum Vergleich heranzieht (was in diesem Fall oft vorkommt), und dann so meint, bei Postal würde es wenigstens einen satirischen Unterton geben, was das Spiel nicht so schlimm machen würde (früher war es das aber), und Hatred noch viel schlimmer, weil es so ernst ist...
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Mr. Blonde

Tja, im Endeffekt ist es in leicht abgewandelter Form so, wie in "Natural Born Killers" gezeigt: beide Seiten profitieren voneinander und sie wissen es. Da kann ein Wayne Gale sich noch so inszenieren und davon gibt es leider immer noch zu viele. Da bin ich froh, dass TotalBiscuit so neutral an die Geschichte rangegangen ist und der arbeitet nicht bei einem Videospielmagazin.

Newendyke

Mmh, ich verstehe die Aufreger schon, aber eines der vielen Probleme, das das Medium noch immer hat, ist, dass viele Leute und Kritiker Videospiele als Kinderzeitvertreib sehen, was es ja schon seit über 15 Jahre definitiv nicht mehr ist. Klar kann man sich jetzt drüber streiten, ob derlei Spiele (oder Filme) nötig und sinnvoll sind; kranker Scheiß am laufendem Band, aber für mich sind solche Spiele schon durch ihren Stil überzeichnet, da brauch es kein augenzwinkerndes Scoreboard, sarkastische Töne oder fetzige Farben. Einfach mal abschalten und drauf hauen... Und die isometrische Kamera erinnert mich an die vielen Arcade-shooter der 90er, herrlich.

Wenn das für die Konsole als budget Titel rauskommen würde, wäre es gekauft.

Und was das Video von Gamestar angeht, BOAH, sind das lustige Kameraden, hab nach 2 Minuten ausgemacht.


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

Eric

Naja, mein Geschmack ist es nicht.
Das liegt aber nicht an der gezeigten Gewalt sondern eher an der "Eintönigkeit" des Spiels. Was ich bisher gesehen habe rennt man ja nur rum und ballert alles ab was sich bewegt.
Bei MANHUNT ging es auch extrem ab, aber dort hatte man noch eine taktische Komponente. Und die fehlt doch hier irgendwie. Oder?

Kommt das überhaupt mal für irgendeine Konsole raus??  ;)
Liebe Ursula,
wünsch dir frohe Ostern, nen tollen Namenstag und nen guten Rutsch ins Jahr 1978!
Grüsse aus der Alzheimergruppe, deine Tante Günther!

Ich hasse Menschen, Tiere + Pflanzen. Steine sind ok.

Mr. Blonde

Zitat von: Eric am  1 Juni 2015, 20:02:40
Bei MANHUNT ging es auch extrem ab, aber dort hatte man noch eine taktische Komponente. Und die fehlt doch hier irgendwie. Oder?

Jein. Schießereien mit den Polizisten sind "etwas" fordernder, als der Rest und wenn man Fahrzeuge steuert, muss man ständig aufpassen, dass der Wagen nicht sofort Feuer fängt. Wirklich taktisch ist das aber nicht. Man kann natürlich durch gezielte Explosionen schneller an sein Ziel kommen. Aber "Manhunt" war eben auch teilweise ein Stealthgame und darum eben auch taktischer. Das hier ist halt eher "Moorhuhn". "Hotline Miami", um mal ein halbwegs ähnliches Spiel zu nennen, war da schon deutlich taktischer. Trotzdem findet man hier viele Mechaniken wieder. Wenn man tot ist, muss man den Komplex eben wieder erneut spielen. Das kann Frust provozieren. Man kann allerdings Checkpoints sammeln, indem man bestimmte Nebenziele erfüllt. Ein wenig Nachdenken ist gegeben, aber eben nur ein wenig.

Eine PS4 Fassung war mal im Gespräch, soweit ich weiß. Mit Gamepad lässt sich das allerdings eher verkrampft spielen.

tagchen

PC SPiele ich gar nicht mehr. Für Konsole hätte ich es geholt - aber da wird es wohl nicht herauskommen. Grund ist wohl (wenn ich mich recht erinnere) das es keine "gewünschte" Freigabe bekam und Sony + MS wohl keine Spiele auf ihren Konsolen dulden die nicht maximal ein Mature Siegel haben.

Klugscheisser

Engine sieht ganz spaßig aus, Rest wirkt sehr langweilig. Für Pubertierende zum Schocken sicherlich gut geeignet, mir ist die Zeit (und das Geld) dafür zu schade. Vielleicht kommt ja noch ein gutes Spiel mit der Engine.

RoboLuster

Höchst wahrscheinlich, weil Unreal Engine 4 und so (+PhysX).
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Dexter

4 Juni 2015, 11:36:26 #9 Letzte Bearbeitung: 4 Juni 2015, 12:09:48 von Dexter
Das Spiel kann man in Deutschland eh nicht kaufen und aktivieren, da muss man schon ein paar Umwege machen oder ne Raubkopie ziehen.

Edit:
OK, zumindest aktivieren scheint seit gestern wieder zu funktionieren.

Klaus Jr.

Spielt sich wie eine 1:1 Umsetzung des originalen Postal. Es ist ein solider Shooter mit einigen Nervereien - nicht mehr, nicht weniger. Grafik ist ganz ok, der s/w Stil mit den Rottönen sieht ganz gut aus. Der Gewaltgrad ist natürlich hoch, aber nichts was man nicht schon gesehen hätte. Klar, die Thematik ist kontrovers und fügt dem Spiel imo keinen Mehrwert hinzu, aber in Zeiten von Foltersequenzen in AAA Spielen finde ich die Aufregung etwas bigott. Ich denke die Frage sollte nicht sein "Darf man sowas machen?", sondern "MUSS man Hatred gespielt haben?". Letzteres verneine ich. Hier hat man es mal wieder geschafft mit der billigsten Marketing-Masche ein mittelprächtiges Spiel auf Platz 1 bei Steam zu bringen.


"Pisse vom Opa trinken geht gar nicht, damit ist der Film für mich durch. Schade um die Titten"

Dexter


RoboLuster

https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

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