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Inherent Vice (von PTA, nach Thomas Pynchon)

Begonnen von Newendyke, 31 Januar 2013, 10:49:08

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Newendyke

31 Januar 2013, 10:49:08 Letzte Bearbeitung: 15 Oktober 2014, 10:18:25 von MMeXX
Paul Thomas Andersons nächster Streich wird die Adaption von Thomas Pynchons Inherent Vice.

Joaquin Pheonix und Charlize Theron werden wohl die Rollen von Larry "Doc" Sportello und Shasta Fay Hepworth übernehmen.

Story:
Privatdetektiv und Kiffer aus Leidenschaft Doc bekommt Besuch von seiner Ex-Freundin Shasta, die ihn bittet ein Auge auf ihren Lover, den Immobilienhai Mickey Wolfmann, zu werfen. Shasta glaubt, dass Mickeys Frau ihn in die Klappse bringen will, um ans große Geld zu kommen und freie Bahn für ihr neues Leben mit ihrem Freund zu haben.
Im Laufe der Ermittlungen kommen reichlich zwilichtige Gestalten hinzu, das LAPD mischt mit und eine Geheimorganistation schaltet sich ein. Wen kann Doc noch trauen oder kann er sich nicht mehr auf seine thc-getränkten Gedanken verlassen?
Quelle: http://www.aintitcool.com/node/60516


PTA ist schon mal ne Superneuigkeit für die Umsetzung! Bin gespannt, wie er den 70er Jahre-Noir Flair umsetzt. Lustigerweise habe ich heute mit dem Buch angefangen und schon die ersten Seiten waren vollgepackt mit guten Ideen und abgefahrenen Charakteren!


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

StS

30 September 2014, 07:13:14 #1 Letzte Bearbeitung: 30 September 2014, 07:16:23 von StS


Director: Paul Thomas Anderson
Screenwriter: Paul Thomas Anderson
Starring: Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Owen Wilson, Katherine Waterston, Reese Witherspoon, Benicio Del Toro, Martin Short, Jena Malone, Joanna Newson

Trailer:
Inherent Vice - Official Trailer [HD]
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

PierrotLeFou

Wundervoller Trailer... :icon_eek: Vermutlich scheint sich Anderson dazu entschlossen zu haben, nur noch Meisterwerke zu drehen... (selbst einen guten Adam Sandler hat er zustande gebracht.)

An Pynchon (bzw. an seine dicken Romane) habe ich mich bisher kaum herangetraut; der Film wird sicherlich eine schöne Gelegenheit, diese Lücke mal wieder in Angriff zu nehmen... der Trailer erweckt in mir zumindest Lust auf mehr: humorvoll, hübsch stilisiert und angenehm unkonventionell... und 1:52 enthält vermutlich das treffendste Bild der Haltung, die man gegenüber uniformierten Menschen stets an den Tag legen sollte... :love:
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Inspektor Yuen

Sehr geiler Trailer.
Über diese Pennekekko Szene hab ich mich schon weggeschmissen.

Und erste Rolle für Belladonna..   :algoschaf:
"Wenn ich jetzt sterben würde, was würdest du machen?" -"Ich würd dich nicht sterben lassen!"

ratz


Wird nach der eher langen schwermütigen Periode auch wieder Zeit für den Boogie-Nights-Modus :respekt:

Butzemann

 :dodo:

PTA Filme sind die wenigen die ich mir mehrmals angucken kann und vor allem will^^
Freu mich auf den nach dem doch etwas zähen, sperrigen aber doch auf seine Weise interessanten "The Master".
Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

Angelus Mortis

Zitat von: Butzemann am  1 Oktober 2014, 15:42:36Freu mich auf den nach dem doch etwas zähen, sperrigen aber doch auf seine Weise interessanten "The Master".

Oh gut, ich dachte schon, ich wäre der einzige gewesen, der "The Master" zäh und sperrig (und gleichzeitig für PTA-Verhältnisse geradezu unspektakulär) gefunden hätte. Auf "Inherent Vice" freue ich mich aber wieder - allein den Trailer hab ich mir jetzt schon dreimal angeschaut.  :respekt:

Butzemann

Jau, sollte auch für den Zuschauer wieder zugänglicher sein und bin auch froh, dass er das Buch von Pynchon ausgewählt hat und nicht eins der anderen, die sind ja schon für den geübten Leser eine Herausforderung, und wenn ich mir dann überlege, wie man das dann verfilmen sollte  :icon_eek:


(P.S. Glaub mit "The Master" pfiff PTA einfach auf das Puplikum und wollte das machen, wozu er Lust hatte, was er ja eh macht, aber das war dann doch eher ein grenzwertiges Experiment, trotzdem werde ich mir den nochmal zu Gemüte führen, schon allein wegen Hoffman  :icon_sad: )
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"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

McClane

Hab von Pynchon bisher nur "The Crying of Lot 49" gelesen, das fand ich nicht so unzugänglich. Ist aber auch sein dünnstes Buch, soweit ich weiß.  :icon_smile:

Der Trailer hier sieht auf jeden Fall grandios aus.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Newendyke

Auch wenn der Protagonist durch seine bekiffte Schusseligkeit auf eine Komödie schließen lässt, erwarte ich von PTA nicht weniger als sein eigenes Chinatown. Freu mich riesig drauf!


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS

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Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

PierrotLeFou

Habe ihn vorhin endlich gesehen und war zwar überrascht, allerdings nicht enttäuscht davon, dass er nicht ganz so absurd und bizarr war, wie ich es erwartet hatte... Obwohl mir komplizierte Kriminalgeschichten nicht sonderlich liegen (weil mir der Aufwand der Aufdröselung angesichts der häufig banalen Erkenntnisse oft zu hoch ist), hat mir die Dramaturgie durchaus zugesagt: komplex genug, um auch als Parodie auf den film noir zu funktionieren, und dennoch unerwartet nachvollziehbar. Filmmusik, Kameraführung, Ausstattung und Schnitt haben mich vollkommen befriedigt, die exzentrischen Figuren haben mir große Freude bereitet und bloß ein paar anzügliche Gags unter der Gürtellinie haben mir in ihrer etwas albernen Art nicht sonderlich zugesagt... (zumal es neben "Boogie Nights" wohl auch Andersons Sexismus-anfälligster Streifen ist, was zwar auch an Handlungszeit und Milieu und Vorlage liegen dürfte, vor dem persönlichen, unreflektierten Interesse des Regisseurs an Pornografie (welchem auch die Besetzung mit Belladonna geschuldet sein dürfte, die hier noch eine der dankbareren Frauenrollen ergattern konnte) einen in meinen Augen eher unschönen Aspekt des Films bildete.)
Insgesamt waren das 2½ äußerst unterhaltsame, schön und souverän in Szene gesetzte Stunden, in denen allerlei unterschiedliche Stimmungen ganz hervorragend auf die Leinwand gebracht werden. Freue mich schon auf die Zweitsichtung, sobald im Juni die DVD erscheint... :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

DisposableMiffy

Ich habe gestern drei mal auf die Uhr geschaut und ich schaue sonst nie auf die Uhr im Kino. Was helfen Ausstattung, Kamera, Musik und ein gut aufgelegter Hauptdarsteller, wenn die Story sich quälend lahm dahin schleppt und dabei so lustig ist wie die aktuelle Bundesregierung fähig?

Nee, das war nix. Jackie Fiction und Pulp Brown auf Valium.

6/10
letterboxd.com

Dumm geboren, nichts dazu gelernt und die Hälfte davon vergessen.

Hearing only what you wanna hear and knowing only what you've heard.

manisimmati

Ich komme gerade aus Inherent Vice und bin ... leicht verwirrt. :icon_mrgreen: Eine definitive Meinung werde ich wohl erst in einigen Tagen bilden können.

Die Geschichte ist zwar nicht so witzig wie erwartet (ich musste höchstens zwei bis drei Mal grinsen), vermittelt aber eine seltsame Grundstimmung, die zwischen beunruhigend und lächerlich schwankt. Das ist faszinierend! Einige Szenen sind verdammt düster und intensiv, und kommen quasi aus dem Nichts, sodass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen (Das Gespräch zwischen Doc und Coy am Tisch, das zweite "Aufeinandertreffen" zwischen Doc und Shasta, sowie die
Spoiler: zeige
WTF-Nazi-Szene gegen Schluss
). Das Voice-Over aus dem Munde Joanna Newsoms ist genial! :love: Joaquin Phoenix rockt natürlich auch. ;)

Gegen den Film muss man sicher sagen, dass er eine recht anspruchsvolle Laufzeit hat, die man tatsächlich hinterfragen kann. Gegen Ende hatte ich das Gefühl, dass Anderson die Geschichte ewig weiterspinnen könnte, ganz egal, ob es nun Sinn ergibt, oder nicht. Dieses ewige Verästeln und Überspitzen einer absurden und hoffnungslosen Detektivgeschichte mag Absicht gewesen sein, etwas frustrierend ist es trotzdem. Direkt langweilig fand ich den Film aber nie.

Meine Bewertung liegt wohl so zwischen 7-9/10 Punkten.

PierrotLeFou

Zitat von: manisimmati am 24 Februar 2015, 22:48:09
Ich komme gerade aus Inherent Vice und bin ... leicht verwirrt. :icon_mrgreen: Eine definitive Meinung werde ich wohl erst in einigen Tagen bilden können.

Die Geschichte ist zwar nicht so witzig wie erwartet (ich musste höchstens zwei bis drei Mal grinsen), vermittelt aber eine seltsame Grundstimmung, die zwischen beunruhigend und lächerlich schwankt. Das ist faszinierend! Einige Szenen sind verdammt düster und intensiv, und kommen quasi aus dem Nichts, sodass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen

Das hat mir auch überaus zugesagt... :love: Ich bin auch etwas irritiert, dass den einige Freunde von mir in erster Linie als Drogenfilm gesehen haben und den Film irgendwo zwischen "Fear and Loathing in Las Vegas" und "Big Lebowski" ansiedeln möchten. (Einen etwas absurderen Film hatte ich selbst aber ebenfalls erwartet.) Das ist ja nicht völlig falsch, engt den Film aber auch gehörig ein, der zwar wie die genannten Titel ebenfalls sehr zitierfreudig und anspielungsreich ist, dieses Vernetzen aber zugleich zum zentralen Thema seiner Kriminalhandlung erhebt (die ja nur an der Oberfläche eine ist): Der Film stellt ja nicht bloß Bezüge her, mit denen er sich selbst verortet (und ich freue mich in dieser Hinsicht auf einen Vergleich mit der Vorlage, die ich noch lesen "muss"), sondern es ist ja ein ausgesprochen paranoider (und damit tatsächlich etwas beunruhigender) Film über undurchsichtige Bezüge, die einem über den Kopf zu wachsen drohen und kontinuierlich auf einen einwirken, ohne dass man ihre volle Tragweite erfassen oder sich ihnen entziehen kann... Da das bereits seine komischen Seiten hat (ganz besonders, wenn noch allerlei seltsame Zufälle ins Spiel kommen), sind die absurden Züge (die ja auch viele Verschwörungstheorien auszeichnen, die Pynchon immer wieder aufgreift) im Grunde sehr naheliegend.

Ob man durch einen Film gelangweilt oder gut unterhalten wird, ist - im Gegensatz zu vielen anderen Fragen der Qualität - eine sehr subjektive Sache; aber ich habe die traurigen, die peinlichen, die absurden, die beunruhigenden, die spannenden Szenen gleichermaßen genießen können und kann gar nicht verstehen, wie man bei diesem Film von schleppenden Längen etc. sprechen kann... :icon_mrgreen:

Für mich war das nicht nur der bislang beste Film des Jahres 2014 (wobei ich "Birdman" noch nicht gesehen habe), sondern definitiv auch einer der absoluten Höhepunkte der bisherigen 2010er Jahre, die ich bislang sehen durfte. :D
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Stefan M

Auch nach zwei Tagen bin ich noch nicht so richtig mit dem neuesten Streich von PTA warm geworden. Allerdings muß ich auch zugeben, daß mich der Film zunehmend frustriert hat, weil ich immer wieder den Gesamtüberblick verloren habe. Da wird mit so vielen Namen jongliert, daß man schon höllisch aufpassen muß, und ich bin daran mitunter gescheitert. Dennoch quillt "Inherent Vice" vor starken Einzelszenen nur so über, macht reichlich Punkte auf der Absurditätsskala, indem er skurrile Figuren noch und nöcher auffährt, vergißt bei allem Humor aber darüber hinaus nicht, auch Raum für seine ruhigen Momente zu schaffen. Höhepunkt sicherlich der Dialog zwischen Doc und Shanta,
Spoiler: zeige
als sie nach ihrem Verschwinden ganz selbstverständlich wieder auftaucht, als wäre sie nie weg gewesen, schnitt- und fast kamerabewegungsfrei über rund fünf Minuten
. Überhaupt durchzieht den Film vom Anfang bis zum Ende eine melancholische Stimmung, die gefangen nimmt. Schauspielerisch ist das sowieso absolute Spitzenklasse: Phoenix gewohnt gut und in sympathischer Dude-Manier, Josh Brolin wird sowieso von Film zu Film besser und darf hier die sicherlich lustigste Rolle spielen, Owen Wilson liefert eine angenehm leise Performance, aber das größte Kunststück, das "Inherent Vice" fertig bringt, ist, ausgerechnet der Abonnement-Nervensäge Martin Short den besten Kurzauftritt zu gönnen. Was habe ich mich weggeschmissen.

Momentan irgendwas bei 7/10, aber voraussichtlich mit Tendenz nach oben.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

McClane

Zitat von: Stefan M am 11 März 2015, 22:59:13
Höhepunkt sicherlich der Dialog zwischen Doc und Shanta,
Spoiler: zeige
als sie nach ihrem Verschwinden ganz selbstverständlich wieder auftaucht, als wäre sie nie weg gewesen, schnitt- und fast kamerabewegungsfrei über rund fünf Minuten
.

Interessant, für mich war es mit die schwächste Szene des ganzen Films. Eben, weil sie als reine Leistungsschau der beiden Schauspieler dient, die dort einen sehr langen Take durchspielen müssen. Angesichts des sonst so hohen Tempos, mit dem Anderson durch seine Adaption von Pynchons Romanvorlage hetzt, viele Handlungsstränge weglässt und diverse Szenen auf das Wesentliche eindampft, wo Pynchon sich an der Absurdität, wenn nicht sogar am Wahnsinn der Situation weidet, wirkt dieses Verweilen seltsam unpassend. Sowieso leidet der Film etwas unter der Fixierung auf Shasta: Im Film wie Buch ein Enigma, kaum nachvollziehbar, wird ihr so viel Screentime zugestanden. Das mag auch mit Katherine Waterston zu tun haben, der ich einfach nicht abkaufe, dass sie diejenige ist, der die Männer zu Füßen liegen und für die Doc alles tun würde.
Dafür ist der an verschiedenen Stellen bewusst ins Leere laufende Krimiplot (auf den ich durch die Romanvorlage vorbereitet war) ein amüsantes Spiel mit Noir- und Detektivklischees und das Zusammenspiel von Phoenix und Brolin eh die halbe Miete, denn die beiden laufen zu absoluter Höchstform auf. Das Ensemble ist aber sowieso ziemlich gut und holt Leute wie Eric Roberts oder den bereits erwähnten Martin Short für tolle Schlaglichter heraus. Leider ist mit und nach der erwähnten Szene die Luft etwas raus, die letzte halbe Stunde findet erst langsam wieder in ihren Trott zurück, aber insgesamt mochte ich diesen eigenwilligen, für PTA-Verhältnisse überraschend leichten Film. (Knappe 7/10)
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Stefan M

Zitat von: McClane am 12 März 2015, 08:50:44
Zitat von: Stefan M am 11 März 2015, 22:59:13
Höhepunkt sicherlich der Dialog zwischen Doc und Shanta,
Spoiler: zeige
als sie nach ihrem Verschwinden ganz selbstverständlich wieder auftaucht, als wäre sie nie weg gewesen, schnitt- und fast kamerabewegungsfrei über rund fünf Minuten
.

Interessant, für mich war es mit die schwächste Szene des ganzen Films. Eben, weil sie als reine Leistungsschau der beiden Schauspieler dient, die dort einen sehr langen Take durchspielen müssen. Angesichts des sonst so hohen Tempos, mit dem Anderson durch seine Adaption von Pynchons Romanvorlage hetzt, viele Handlungsstränge weglässt und diverse Szenen auf das Wesentliche eindampft, wo Pynchon sich an der Absurdität, wenn nicht sogar am Wahnsinn der Situation weidet, wirkt dieses Verweilen seltsam unpassend.
Korrigiere mich, wenn ich mich täusche, aber das war doch nicht die einzige Szene mit einem langen Take, oder? Der zweite Dialog zwischen Doc und Coy inmitten des Nazi-Clans war meines Erachtens auch schnittfrei und ziemlich lang. Es war für mein Empfinden nun nicht so, als hätte "Inherent Vice" die Story im dauerhaft hohen Tempo vorangetrieben. Deshalb fiel für mich auch besagte Szene nicht aus dem Rahmen. (Ich muß dazu sagen, ich kenne aber auch die Vorlage nicht.)
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Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

McClane

Das mag sein, bin mir jetzt nicht sicher welche Szene du meinst (auf der Party? In dem Sanatorium?), aber es ist mir nicht nicht so sehr aufgefallen, was dafür spricht, dass diese Szene eben nicht so stark auf den "Effekt" ausgelegt. Mein Problem bei der anderen liegt darin, dass sie nichts erzählt: Shasta bleibt weiterhin rätselhaft, Docs Faszination für sie ist etabliert. Gerade im Gegensatz zum Rest von Film, der in meinen Augen zügig voranschreitet, ist in meinen Augen ein unschöner Bruch, der den ganzen Film ins Schlingern bringt. Das mit dem Zügig-Voranschreiten mag natürlich an der Kenntnis der Vorlage liegen - ich versuche den Film zwar möglichst unabhängig davon zu betrachten/zu beurteilen, aber ganz verbannen kann man das Wissen natürlich nicht.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Stefan M

Ja genau, ich meine die Szene auf der Party, an der auch die Nazis teilnehmen, die wir an der Stelle, glaube ich, das erste Mal sehen. Ich verstehe deine Sichtweise. Tatsächlich erfährt man an der Stelle wenig Neues, aber in dem Fall nahm mich die darstellerische Leistung von Phoenix und Waterston gefangen. Das war sicherlich nicht einfach zu spielen.

Wie gesagt: Womöglich stach die Szene für mich auch deshalb nicht negativ heraus, weil ich mich ohnehin etwas überfordert fühlte.
"Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos." (Loriot)

Synchronisation ist nicht grundsätzlich schlecht und manchmal sogar richtig gut!

MMeXX

Hach, was für ein herrlich amüsant-verschrobenes Filmchen. Sehr gut aufgelegte Darsteller, tolle Bilder, etc. pp. Ein wirklicher Kinofilm.

Butzemann

26 September 2015, 17:06:13 #22 Letzte Bearbeitung: 26 September 2015, 17:10:15 von Butzemann
Eben gesehen und verstehe ganz außerordenlich, wenn es zu  Irritationen dieses Werks kommt.

Das macht es für mich jedenfalls gehörig interessant, einerseits muss man das Gesehene verdauen und zumindest mir ging es so, dass man nach dem Sichten erstmal kurz inne hält und sich fragt: was hab ich da eben gesehen? Und zum anderen verdient dieser Film eine Zweitsichtung, um den eigentlichen Kern herauszukristallisieren, denn sind wir mal ehrlich, Ablenkungen gibts da genug  :icon_eek: (Auch muss man vielleicht Pynchons Werk lesen)

Eins in diesem Film hat mich auch nach der Sichtung nicht losgelassen und ich würde da gerne andere Meinungen hören, auch weil es die in meinem Umfeld leider nicht gibt, - wer guckt schon PTA  :icon_rolleyes:

Meine Meinung zu der Beziehung von Doc zu Shasta (seine eigentliche Reise zu sich selbst) ist eigentlich eine ganz einfache und vielleicht auch zu offensichtliche.

Die Nacktszene auf der Couch, die Autoszene ganz am Schluss:

In beiden gewichtigen Szenen -denn eigentlich geht es für ihn nur darum sie zu finden/zurück zuwissen und weniger den "Fall" aufzuklären, der eigentlich gar kein Fall ist, sondern ein undurchsichtiges Konstrukt aus Geld, Politik und Drogen, das wie schon angesprochen dem "Doc" über den Kopf wächst-, ist Doc ja ziemlich "breit" und am Ende stellt Shasta ihn immer diesselbe Frage, ob sie denn nun zusammen sind und die Antwort ist auch immer eine ernüchterne ja hoffnungslos erscheine von ihm: Nein.

Ich interepretiere das als Halluzination im Drogenrausch: ein schmerzlicher Verlust der hin und wieder angedeutet wird, über den Doc aber nie wirklich hinweggekommen zu sein scheint. Shasta ist weg und wird wohl auch nicht wiederkommen (wollen). Mag sein, dass sie ihn noch beauftragt hat und der Fall ihn den Antrieb gibt, aber im Laufe des Films gleitet nicht nur die Struktur, sondern auch unser Protagonist immer mehr ins Undurchsichtige, Trügerische und dem logischen Schwernachvollziehbare ab.

Oder aber, es ist so, wie es gezeigt wird, ein kurzes schmerzliches (Wieder)Zusammentreffen ohne Erkenntnisgewinn oder Happy End?

Jedenfalls wieder ein Film von PTA den ich schon wieder sehr gern mag. Ich hoffe nur, es wird nicht so kommen wie bei Kubrick: 2 Hände von Filme und dann war Schluss  :bawling:

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"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

Dr. Schnabel

Ein lässiger, aber nicht aufgesetzter, ein (halbwegs) durchdachter, aber nicht verkopfter und ein urwitziger, aber nicht auf die Schenkel hüpfender Film, den ich in meiner Sammlung zwischen "Fear and Loathing in Las Vegas" und "Naked Lunch" platziere. Außerdem werde ich den Film, wie eben genannte Highlights, weiterhin nie nüchtern sehen. Ich bin,... glücklich.

9/10
... alias: Der Zerquetscher

RoboLuster

27 September 2015, 15:52:56 #24 Letzte Bearbeitung: 27 September 2015, 17:13:21 von RoboLuster
 :icon_mrgreen:  Ist nachvollziehbar, wobei;

In Wahrheit, ist Fear and Loathing niemals so witzig, wie ihn sich "nüchtern"[edit: nennen wir es doch beim Namen; clean] anzusehen, nachdem man ihn jahrelang nur "unnüchtern"[edit: tagelang voll und drauf auf harten Drogen bis unter die Dachkante]  gesehen hat. Ich schwöre.

Das gilt aber nicht für Inherent Vice, der imo kein "verbreitetes" Lebensgefühl vermittelt[alle Druffies lieben sich und wollen immer nur über die coole und pervers,abgefahrene Zeit beim Feiern labern] , das man so nochmal revue passieren lassen, und aus einer anderen Perspektive betrachten, kann[gen0w!]. Kann man sich nüchtern ansehen und hat dabei nicht weniger (oder mehr) verstanden als unter anderen Umständen.[häh??]

Naked Lunch setzt quasi eine "Unnüchternheit" schon vorraus.  :crazy:  [so wie das Buch, das schon druff geschrieben wurde]

Inherent Vice ist imo doch ziemlich eindimensional durchkalkuliertes Schauspiel Kommher. Nicht wirklich was Besonderes für die Ewigkeit, eher eine nette Momentaufnahme. Easy-Going, kein Naked Lunch der den Großteil der Zuschauer wie verwirrte Affen dreinschauen lässt, und kein Fear and Loathing, der eine ganze Generation[von Druffis] vereinen kann.^^

Ein netter Film, der sich echt bemüht locker zu sein...  kein Chinatown, kein Angel Heart (oder Fear&Loathing oder gar Naked Lunch), aber mit einem guten Hauptdarsteller, der genau das schauspielert was von ihm verlangt wird.

ps:  Ups, bis eben hatte ich gar nicht gewusst, was ich von dem Film halte (hatte keinen Drang mir darüber gedanken zu machen), wollte eigentlich nur 3 Sätze zu Vegas Vice Lunch "Nüchternheit" schreiben.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Dr. Schnabel

Zitat von: RoboLuster am 27 September 2015, 15:52:56

ps:  Ups, bis eben hatte ich gar nicht gewusst, was ich von dem Film halte (hatte keinen Drang mir darüber gedanken zu machen), wollte eigentlich nur 3 Sätze zu Vegas Vice Lunch "Nüchternheit" schreiben.

Na, macht ja nichts.  ;)

Es ist doch eigentlich sonderbar, dass es tatsächlich qualitativ hochwertige Filme gibt, die ebenso tatsächlich besser im Rausch genossen werden sollten. Das hat nämlich überhaupt nichts mit "schön trinken" zu tun, sondern damit, dass man dem Sinn des Films nüchtern nicht folgen kann. Filme sind schon ein tolles Hobby. Sie zwingen Dich sogar dazu zu trinken.  :icon_eek:

... alias: Der Zerquetscher

RoboLuster

27 September 2015, 23:59:18 #26 Letzte Bearbeitung: 28 September 2015, 07:16:40 von RoboLuster
hehe, ja. Und manchmal entfalten sie sich einem erst, bei einer erneuten Sichtung, was dann auch echt schön ist. Ich finde ja, dass Filme nicht nur Stimmungsmacher sind, sondern auch stimmungsabhängig. Selbst kleine Nuancen in Situation und Selbstbefinden, können einen Film in einem völlig anderen Licht erscheinen lassen, und wenn die Verbindung zwischen Film und Betrachter stimmig ist, bekommt man so viel mehr geboten, bzw kann man für sich heraus nehmen, als man sich das, unter andern Umständen, kaum vorstellen kann. ZB hätte ich nach dem 1. mal Death Proof (den ich recht früh, wutschnaubend erstmal beiseite legen musste), nie gedacht, dass der Film irgendwann zu meinen liebsten gehören würde. Diese unheimlich große Diskrepanz der Aufnahme meinerseits, lag in dem Moment nur an Kleinigkeiten, die mir ein Sehvergnügen jedoch unmöglich machten (oder erscheinen ließen). Paar Tage später hat mich der Fim, der selbe Film, den ich vorher unausstehlich fand, absolut geflashed. Selber Film, andere Zeit, anderes Selbstbefinden, ganz andere Wirkung.  ;)

Inherent Vice könnte imo auch so ein Film sein, der bei einer erneuten Sichtung ganz anders wirkt. Obwohl ich hier schon sagen muss, dass er locker-flockig zu schauen war. Für mich steht und fällt er btw klar mit der Darbietung von Phoenix und wie sein Charakter wahrgenommen wird, denn eigentlich, war die Story für mich jetzt kein wirklicher Reißer, da finde ich (den für mich ähnlich gelagerten) Chinatown deutlich mitreißender. Aber ist wie gesagt, imo, hier auch eher untergeordnet (wie auch bei Death Proof).
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Dr. Schnabel

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir nicht vollends sicher bin, dass "Inherent Vice" nicht zuvorderst ein psychedelischer Trip und damit ein Drogenfilm ist. Damit meine ich auch, dass der Schwerpunkt womöglich nicht auf der Komplexität und Stringenz der Ermittlungen liegt. Vieles macht für mich da nach erster Sichtung keinen Sinn und wirkt zu wirr und zu verknotet. So könnte zum Beispiel er auch der zweite Besuch von Shasta nur eine Rauschfantasie sein. Ich weiß nicht. Ich muss beim zweiten Mal nochmal genau hinschauen. Und dieses zweite Mal wird nicht lange auf sich warten lassen.  ;)
... alias: Der Zerquetscher

Butzemann

Zitat von: Butzemann am 26 September 2015, 17:06:13
Eins in diesem Film hat mich auch nach der Sichtung nicht losgelassen und ich würde da gerne andere Meinungen hören, auch weil es die in meinem Umfeld leider nicht gibt, - wer guckt schon PTA  :icon_rolleyes:

Meine Meinung zu der Beziehung von Doc zu Shasta (seine eigentliche Reise zu sich selbst) ist eigentlich eine ganz einfache und vielleicht auch zu offensichtliche.

Die Nacktszene auf der Couch, die Autoszene ganz am Schluss:

In beiden gewichtigen Szenen -denn eigentlich geht es für ihn nur darum sie zu finden/zurück zuwissen und weniger den "Fall" aufzuklären, der eigentlich gar kein Fall ist, sondern ein undurchsichtiges Konstrukt aus Geld, Politik und Drogen, das wie schon angesprochen dem "Doc" über den Kopf wächst-, ist Doc ja ziemlich "breit" und am Ende stellt Shasta ihn immer diesselbe Frage, ob sie denn nun zusammen sind und die Antwort ist auch immer eine ernüchterne ja hoffnungslos erscheine von ihm: Nein.

Ich interepretiere das als Halluzination im Drogenrausch: ein schmerzlicher Verlust der hin und wieder angedeutet wird, über den Doc aber nie wirklich hinweggekommen zu sein scheint. Shasta ist weg und wird wohl auch nicht wiederkommen (wollen). Mag sein, dass sie ihn noch beauftragt hat und der Fall ihn den Antrieb gibt, aber im Laufe des Films gleitet nicht nur die Struktur, sondern auch unser Protagonist immer mehr ins Undurchsichtige, Trügerische und dem logischen Schwernachvollziehbare ab.

Oder aber, es ist so, wie es gezeigt wird, ein kurzes schmerzliches (Wieder)Zusammentreffen ohne Erkenntnisgewinn oder Happy End?

Zitat von: Dr. Schnabel am 28 September 2015, 21:27:12
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich mir nicht vollends sicher bin, dass "Inherent Vice" nicht zuvorderst ein psychedelischer Trip und damit ein Drogenfilm ist. Damit meine ich auch, dass der Schwerpunkt womöglich nicht auf der Komplexität und Stringenz der Ermittlungen liegt. Vieles macht für mich da nach erster Sichtung keinen Sinn und wirkt zu wirr und zu verknotet. So könnte zum Beispiel er auch der zweite Besuch von Shasta nur eine Rauschfantasie sein. Ich weiß nicht. Ich muss beim zweiten Mal nochmal genau hinschauen. Und dieses zweite Mal wird nicht lange auf sich warten lassen.  ;)

Zitiere mich ungern, aber endlich jemand, der es wohl ähnlich sieht. Danke Herr, ich meine Doktor Schnabel  :icon_mrgreen:
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