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OFDb => Allgemeine OFDb-Themen => OFDb-Autoren: Review-Forum => Thema gestartet von: PierrotLeFou am 23 September 2008, 20:46:39

Titel: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 23 September 2008, 20:46:39
So, ich habe jetzt auch einfach mal einen Autoren-Thread aufgemacht in dem man zu meinen Reviews ( http://www.ofdb.de/view.php?page=poster&Kat=Review&Name=66977 ) Stellung nehmen kann...

Ich selbst bin nicht mit all meinen Reviews ganz glücklich, einiges würde ich heute sicherlich etwas anders schreiben (ich sollte dazu sagen, dass einige der Reviews schon ein paar Jahre alt sind, auch wenn ich hier relativ neu bin), aber zumindest an der Einschätzung der Filme hat sich nicht wirklich etwas geändert.... (hierbei sei gesagt, dass ich mit dem 1-10/10 System doch etwas überfordert bin und ich - wenn die Bewertung anderer um +/- 2 Punkte abweicht - nicht um diese zwei Punkte streiten will.... die Einschätzung in Worten und Sätzen ist mir da noch immer etwas lieber....)

Dass ich in einigen Reviews noch etliche kleinere oder weniger kleine Fehler [Klammern vergessen, trotz besseren Wissens Dativ und Akkusativ durcheinandergewirbelt oder ein Wort nicht entfernt, das nur im ursprünglich geplanten Satz Sinn ergeben hätte] stecken habe ist mir bekannt und das werde ich über kurz oder lang wohl immer wieder mal etwas ausbessern...

Schwerpunkte liegen (was ich erst im Nachhinein bemerkte) auf den Filmen der 60er und 70er Jahre, an denen ich persönlich als Nachgeborener einen Narren gefressen habe....

Über Lob freue ich mich, für Kritik bin ich dankbar, wütende Angriffe bringen mir zwar nichts, aber da ich selber das Gefühl kenne, das in einem aufkocht wenn man ein Review liest mit dessen Beurteilungen man nichtmal ansatzweise übereinstimmt, habe ich auch dafür Verständnis und werde nicht beleidigt sein, dafür ist mein cineastisches Fell einfach zu dick....
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Schlombie am 24 September 2008, 14:35:45
Hi, schön dass Du einen Raum eröffnet hast, dann kann ich doch gleich mal los werden, was mir aufgefallen ist. *g
Deine Reviews sind sehr anspruchsvoll geschrieben und bieten jede Menge Hintergrundinformationen, die man selbst als Filmfreund häufig nicht kennt. Das ist zwar toll, häufig kommt dabei aber der eigentliche Aspekt zu kurz: Deine Meinungen und Beobachtungen. Ganz extrem ist mir dies zu Deinem Text von "Die Rocky Horror Picture Show" aufgefallen, die man eigentlich nicht mehr als Review bezeichnen kann. Die Infos die Du dort preis gibst sind höchst interessant und wertvoll, allerdings wäre dieser Text meiner Meinung nach in der Rubrik "zusätzliche Infos" besser aufgehoben als unter der Review-Rubrik. Im letzten Absatz betonst Du kurz, dass Du trotz vorhandener Schwächen die 10 vergibst, erwähnst diese Schwächen aber nicht einmal - vielleicht über die Augen einer der Autoren, die Du zitierst, aber aus denen wird nicht deutlich, ob Du dem zustimmst oder nicht. Die 10 zeigt, dass Du das Werk sehr zu schätzen weißt, der Text zeigt mir aber in keiner Zeile warum.
Das war natürlich nun das Extrembeispiel. An der Extreme kann ich dies aber am besten verdeutlichen. *g
Ansonsten hälst Du ein hohes Niveau, das nur wenige andere Autoren erreichen (wollen). Weiter so!
Gruß
Schlombie
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 24 September 2008, 15:30:50
Ui, erstmal vielen Dank für die Stellungnahme und die freundlichen Worte.... Dass ich mich mit meiner eigenen Meinung sehr raushalte stimmt.... der Punkt ist allerdings auch einer den ich bewusst anzustreben versuche.... wenn ich Entstehungs- und Wirkungsgeschichten (RHPS, Clockwork Orange, Student von Prag), die Deutbarkeit von angestrebten Aussagen (Jubilee, Cannibal Holocaust, Vertical Features Remake, A Zed and two Noughts) etc. vorstellen kann, ist mir das lieber als einen Film kurzweilig zu besprechen und dabei deutlich zu werten (Porno Holocaust)...
das ist etwas - was immer man davon halten mag - mit meiner Neigung verbunden, eine möglichst objektiv haltbare Beschreibung oder sogar Bewertung eines Werkes abzuliefern....

Im Fall RHPS ist das wirklich unglücklich ausgefallen weil eigentlich nur noch das Geschehen um den Film herum thematisiert wird und weniger der Film selbst... Die Beurteilung (10/10) stützt sich (das müsste im Review auch am Ende stehen) allerdings auch auf diesen Rummel - das ist jetzt natürlich ein streitbarer Punkt, aber wenn ein Film über Jahrzehnte hinweg ein Kultfilm bleibt und in einigen Kinos seit Jahrzehnten jede Woche gespielt wird, dann ist das für mich nicht nur eine Frage von Zuschauerreaktionen sondern für mich ist auch der Film selbst wieder mitverantwortlich der solche Zuschauerreaktionen erst aufkommen lässt...
Zu den nicht weiter angesprochenen Schwächen: ich habe in der Klammer kurz auf die Zwischenrufe als Folge auf solche Schwächen verwiesen und bin davon ausgegangen dass jeder der den Film kennt in etwa weiß was gemeint ist.... für andere Leser wird es natürlich nur noch unverständlich, daran habe ich tatsächlich bisher noch nie gedacht... :icon_redface:

so, ich hoffe ich komme trotz der unerwartet langen Länge meiner Antwort nicht mimosenhaft rüber :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Schlombie am 24 September 2008, 15:45:16
Was Du mit Deinen Texten bezwecken willst ist deutlich geworden. Dennoch denke ich, dass es auf dem Weg der eigenen Beobachtungen noch einmal interessanter ist als über das Sammeln externer Informationen. Diese sind zwar sehr wertvoll, könnte man aber dann als Untermauerung oder andersartige Zusätzlichkeiten zu eigenen Beobachtungen anwenden. Dann hättest Du weiterhin einen Text, der nicht allzu deutlich wertet, der aber auch etwas über Dich preisgibt. Denn das ist der Knackpunkt, Reviws sagen ja nicht immer nur etwas über die Filme aus, sondern auch sehr viel über den Autor (gewollt und ungewollt). Und das finde ich wiederum wichtig um zu wissen wie ich mit den im Text getroffenen Aussagen umzugehen habe.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 24 September 2008, 16:26:55
Zitat von: Schlombie am 24 September 2008, 15:45:16
Was Du mit Deinen Texten bezwecken willst ist deutlich geworden. Dennoch denke ich, dass es auf dem Weg der eigenen Beobachtungen noch einmal interessanter ist als über das Sammeln externer Informationen. Diese sind zwar sehr wertvoll, könnte man aber dann als Untermauerung oder andersartige Zusätzlichkeiten zu eigenen Beobachtungen anwenden. Dann hättest Du weiterhin einen Text, der nicht allzu deutlich wertet, der aber auch etwas über Dich preisgibt. Denn das ist der Knackpunkt, Reviws sagen ja nicht immer nur etwas über die Filme aus, sondern auch sehr viel über den Autor (gewollt und ungewollt). Und das finde ich wiederum wichtig um zu wissen wie ich mit den im Text getroffenen Aussagen umzugehen habe.

Tja, als nächstes wird wohl ein Pulp Fiction Review kommen, da kann ich ja mal gucken ob ich deine Hinweise umsetzen kann... dürfte nicht so schwer werden, da ich Tarantino nicht sonderlich mag aber zumindest Reservoir Dogs für einen wirklich guten Film halte (8/10) und Pulp Fiction (7-8/10) eigentlich auch noch.... da werde ich wohl etwas mit mir ringen und sicherlich wird sich das auch im Review niederschlagen....
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Adam Kesher am 25 September 2008, 17:25:33
Ich schließe mich Schlombie an, dass deine Texte reich an weiterführenden Gedanken sind und allerlei interessante Beobachtungen zu Traditionslinien, Zeitgeist und vergleichbaren Werken aufzubieten haben, ein Bemühen um Kontextualisierung, das sich ganz besonders in deinen ungewöhnlichen Doppelbesprechungen zeigt (etwa ,,Die Nonnen von Clichy" mit ,,Liebesbriefe einer portugiesischen Nonne" oder die ersten beiden Teile der Mondo-Cane-Reihe). Bei dem Nonnendoppel hatte ich freilich kurze Orientierungsprobleme, da ich die Überschrift zunächst nicht für eine zweifache Titelnennung, sondern eine Angabe von Original- und Alternativtitel gehalten habe, eine Fehldeutung, der ich wahrscheinlich aufgrund des Benennungswirrwarrs im Franco-Oeuvre anheim gefallen bin.

Besonders gelungen finde ich deine Mondo-Cane-Besprechung, die nicht nur die Hintergründe und Folgen des Mondo-Phänomens, sondern auch die konzeptionellen Unterschiede zwischen den ersten beiden Teilen herausarbeitet. Auch die inhaltlichen Beispiele, die du nennst, sind geschickt ausgewählt und vermitteln einen Überblick über die Bandbreite an Eindrücken, mit denen der Zuschauer zu rechnen hat. Ähnlich wie Bretzelburger entwickelst du deine Einschätzung vor dem Hintergrund geläufiger Schlagworte (Sensationslust, Rassismus, Manipulation), die du überprüfst und gegebenenfalls revisionierst. Der potenziellen Gefahr, dass du dich in der Wahl der zu besprechenden Aspekte fremdbestimmen lässt und nur noch bereits Gesagtes kommentierst, entgehst du durch hinreichend eigenständige Gedankengänge und Erwiderungen.

Deine Besprechung von ,,Mondo Cannibale – 2. Teil: Der Vogelmensch" habe ich als Gegenstück dazu wahrgenommen, denn hier greifst du verbreitete Vorurteile auf (erzählerische Beliebigkeit, latenter Rassismus, moralische Zwiespältigkeit und so weiter und so fort) und lässt sie mit spürbarer Süffisanz für dich arbeiten. Die große Selbstverständlichkeit, mit der du deine Einschätzungen formulierst, dürfte in erster Linie Leser adressieren, die bereits vor der Lektüre deiner Meinung waren und sich nur noch einmal vergewissern wollen. Hier hätte ich mir vielleicht einen eigenständigeren Ausdruck gewünscht, gerade weil viele der Gedanken gängig sind. Übrigens finde ich deine These, Pulan sei so etwas wie ein MacGuffin, reichlich gewagt. Soweit ich weiß, ist ein MacGuffin üblicherweise ein kleines, geheimnisvolles Objekt, das für die Figuren von alles entscheidender Bedeutung ist, sich dem Publikum in seiner Tragweite aber nie gänzlich erschließt (eine gefährliche Chemikalie, ein brisanter Mikrofilm oder – als ironische Variante – der Koffer in Pulp Fiction).
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Hedning am 25 September 2008, 18:23:35
Hallo Pierrot,

freut mich, dass du auch hier dabei bist. Deine Texte sind mir bereits sehr positiv aufgefallen. Schön, wenn jemand mit Hintergrundwissen und Formulierungskünsten Stellung zu den oft missachteten "Genrefilmen" der 60er und 70er bezieht. Da gibt es so viel zu entdecken. À bientôt...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 25 September 2008, 23:51:43
Danke für die Blumen.... :D :love:

@Hedning: Diese Vorliebe für 60er und 70er Jahre Filme kannte ich an mir zwar schon länger, dass sie sich jedoch so offensichtlich in den Reviews niederschlägt hat mich dann doch irritiert als es mir irgendwann mal aufgefallen ist... :icon_mrgreen:

@Adam:
Die Doppelreviews sind übrigens alle etwas älter, zum Entstehungszeitpunkt sagte mir die ofdb auch nicht so viel... ich hatte dann beim eintragen auch fast schon ein schlechtes Gewissen weil ich quasi ein Review zweimal eintrage, aber ich mochte die dann auch nicht auseinanderreißen.... :icon_redface: schön, dass es trotzdem gut aufgenommen wurde... :D

zum MacGuffin: gefühlsmäßig würde ich auch sagen dass der klassische MacGuffin eher ein Gegenstand ist, aber was die Struktur betrifft können auch Personen die Forderungen erfüllen... ich verlinke nur sehr ungerne die Wikipedia-Artikel, aber der erste Satz trifft es ganz gut: "MacGuffin ist der von Alfred Hitchcock geprägte Begriff für mehr oder weniger beliebige Objekte oder Personen, die in einem Film meist dazu dienen, die Handlung auszulösen oder voranzutreiben, ohne selbst von besonderem Interesse zu sein." Ich hatte halt das Gefühl dass die Person nicht wirklich als Person wichtig ist, ihre Aktion leitet nur das weitere Geschehen ein....
womöglich ist mein Tonfall da etwas schnodderig geraten weil ich damit die Person als "verdinglicht" ansehe, aufgenommen habe ich selbst diesen Punkt des Films aber mit Humor... :D
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Adam Kesher am 26 September 2008, 01:24:01
Ich hatte bereits beim Lesen den Verdacht, dass deine Doppelbesprechungen nicht ursprünglich für die OFDb entstanden sind, sondern erst später dort eingetragen wurden. Am Anfang war ich darüber leicht verwirrt; aber letztlich fand ich die Texte lesenswert und konnte gut damit leben, dass ihre äußere Form sich nicht nahtlos in die OFDb einfügt.

Was den MacGuffin angeht, bleibe ich sehr skeptisch: Swan (nicht Pulan, eine Verwechslung meinerseits) mag eine Nebenfigur sein und die Handlung ins Rollen bringen; aber sie ist in ihrer Bedeutung nicht ominös, sondern vollkommen transparent und bestimmt die Handlungsweisen der Figuren nur für sehr kurze Zeit. Deine Vorsicht gegenüber Wikipedia-Artikeln halte ich in diesem Fall für mehr als angebracht, denn nach dieser leichtfertigen Definition würde das Kino nur so überquellen vor MacGuffins. Allein im vorliegenden Fall würden noch die Apparatur, die bei der Landung im Weg liegt und das Flugzeug beschädigt, sowie die bewusstseinsverändernden Pilze die Kriterien erfüllen – ergibt unterm Strich schon drei MacGuffins in Deodatos Kannibalenfilm-Erstling. Da habe ich so meine Zweifel, denn soweit ich weiß, gehört es zum Wesen des MacGuffins, dass die Figuren es auf ihn abgesehen haben, weil sie um seine immense Bedeutung wissen, während der Zuschauer nie genau erfährt, was es damit eigentlich auf sich hat.

Da wir gerade von Begrifflichkeiten sprechen und Genres letztens ein großes Thema waren, noch ein kleiner Nachtrag zu deinen Mondo-Cane-Besprechungen: Es handelt sich bei den Filmen um Dokumentarfilme, nicht um Dokumentationen.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 26 September 2008, 01:58:59
Zitat von: Adam Kesher am 26 September 2008, 01:24:01
Ich hatte bereits beim Lesen den Verdacht, dass deine Doppelbesprechungen nicht für die OFDb entstanden sind, sondern erst später dort eingetragen wurden. Am Anfang war ich darüber leicht verwirrt; aber letztlich fand ich die Texte lesenswert und konnte damit leben, dass ihre äußere Form sich nicht nahtlos in die OFDb einfügt.

Was den MacGuffin angeht, bleibe ich sehr skeptisch: Swan (nicht Pulan, eine Verwechslung meinerseits) mag eine Nebenfigur sein und die Handlung ins Rollen bringen; aber sie ist in ihrer Bedeutung nicht ominös, sondern vollkommen transparent und bestimmt die Handlungsweisen der Figuren nur für sehr kurze Zeit. Deine Vorsicht gegenüber Wikipedia-Artikeln halte ich in diesem Fall für mehr als angebracht, denn nach dieser leichtfertigen Definition würde das Kino nur so überquellen vor MacGuffins. Allein im vorliegenden Fall würde noch die Apparatur, die bei der Landung im Weg liegt und das Flugzeug beschädigt, die Kriterien erfüllen, ebenso die bewusstseinsverändernden Pilze – ergibt unterm Strich schon drei MacGuffins in Deodatos Kannibalenfilm-Erstling. Da habe ich so meine Zweifel, denn soweit ich weiß, gehört es zum Wesen des MacGuffins, dass die Figuren es auf ihn abgesehen haben, weil sie um seine immense Bedeutung wissen, während der Zuschauer nie genau erfährt, was es damit eigentlich auf sich hat.

Da wir gerade von Begrifflichkeiten sprechen und ich letztens im Genre-Thema schon darauf hingewiesen hatte, noch ein kleiner Nachtrag zu deinen Mondo-Cane-Besprechungen: Es handelt sich bei den Filmen nicht um Dokumentationen, sondern um Dokumentarfilme.
Ah, stimmt natürlich :icon_redface:

wird mir wohl so schnell nicht wieder passieren...


Um deine Skepsis im Hinblick auf den MacGuffin und seine transparente Bedeutung etwas zu zerstreuen: Gerade der wohl berühmteste MacGuffin, das gestohlene Geld in Psycho, ist auch vollkommen transperant...

Für mich war eigentlich ausschlaggebend, dass sie Figure (wie sie heißt, weiß ich nicht mehr) kommt, eine Aktion losstrampelt die für alle Auswirkungen haben wird, welche den gesamten Film füllen, ohne dass sie selber als Person noch einen weiteren Zweck erfüllen würde.... Das macht sie irgendwo zu bloßem Kanonenfutter mit dem die Handlung vorangetrieben werden soll... Sie hat keinen Eigenwert, sondern bleibt recht eindimensional um dann bloß instrumentalisiert zu werden.... (Gut, das ließe sich wohl auch bei vielen Slashern anwenden, aber dort sind die Todesszenen ja dann Selbstzweck und jeweilige Höhepunkte und nicht in erster Linie das Mittel, die Handlung fortzuführen....) Das wollte ich eigentlich "ankreiden", ob MacGuffin da jetzt so passend ist sei dahingestellt... (Und als Begriff, der bestimmte Motive oder Verfahren fasst, lässt sich über seine Grenzen natürlich endlos streiten wie man auch darüber streiten kann ob Evil Dead nun ein Zombiefilm ist oder nicht.... das solche streitfragen für geneigte gemüter - also auch für mich - unterhaltsam sind gestehe ich ein, aber ich fürchte der Gewinn ist dabei relativ gering...)

Hat jemand das Hitchcock-Interview von Truffaut? (Meine Nachschlagmöglichkeiten sind in diesem Fall leider doch etwas begrenzt, meine zwei Hitchcock-bücher müsste ich wohl von anfang an lesen, bis ich auf den MacGuffin stoße, wenn er dort überhaupt behandelt wird...)


edit:

"der "MacGuffin", ein von Hitchcock geprägter Begriff, der ein mehr oder weniger beliebiges Objekt oder eine Person darstellt, die alleine dem Zweck dient, die Handlung auszulösen, voranzutreiben oder eben packender zu gestalten. Dabei schreibt man dem MacGuffin selbst keine große Bedeutung zu, er ist selbst ohnehin nicht von großem Interesse. Alfred Hitchcock definierte den Begriff so: "Es könnte ein schottischer Name sein aus einer Geschichte über zwei Männer, die Zug fahren. Der eine Mann fragt: ,Was ist das für ein Päckchen in der Gepäckablage?'. ,Nun', sagt der andere Mann, ,das ist ein MacGuffin.' ,Was ist ein MacGuffin?' ,Ein MacGuffin ist ein Apparat, um im Schottischen Hochland Löwen zu fangen.' ,Aber im Schottischen Hochland gibt es doch gar keine Löwen.' ,Nun, dann ist es eben auch kein MacGuffin.' Sehen Sie, ein MacGuffin ist gar nichts." Diese Anekdote unterstreicht geradezu die Beliebigkeit eines MacGuffin, der in heutigen Produktionen ebenso häufig verwendet wird wie noch vor rund 70 Jahren."
http://209.85.135.104/search?q=cache:Zb9tHxJDsPcJ:intermoviession.de/2008/05/25/all-about-movie-macguffin/+macguffin+hitchcock&hl=de&ct=clnk&cd=4&gl=de&lr=lang_de
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 26 September 2008, 03:04:45
Ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Du schreibst sehr starke Reviews, hast einen ausgesprochen prägnanten Filmgeschmack und scheinst zudem sehr kompetent.

Unsere filmischen Interessengebiete aber haben wenige Schnittstellen, im Prinzip formuliert schon dein Nickname so ziemlich die größte Divergenz. ;)

Aber schön, unter den Autoren wieder einen Godard-Freund willkommen heißen zu können, nachdem der letzte ja schon vor geraumer Zeit das Weite suchte, um ähnlich prätentiöse Filme zu machen wie jene, die er auch stets adelte.

Bleibt erstmal nur zu sagen: Halte dich fern von McKenzie. Und schreibe doch bitte mal eine 10/10-Begründung für MARIENBAD.

Auf ein gutes Miteinander.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 26 September 2008, 03:28:02
Zitat von: PierrotLeFou am 26 September 2008, 01:58:59
Hat jemand das Hitchcock-Interview von Truffaut? (Meine Nachschlagmöglichkeiten sind in diesem Fall leider doch etwas begrenzt, meine zwei Hitchcock-bücher müsste ich wohl von anfang an lesen, bis ich auf den MacGuffin stoße, wenn er dort überhaupt behandelt wird...)

Viel Spaß (http://www.hitchcockwiki.com/wiki/Interview:_Alfred_Hitchcock_and_Francois_Tuffaut_%28Aug/1962%29)

Zu deinen Reviews habe ich übrigens aus folgendem Grunde noch nichts gesagt: Ich habe noch keins zuende gelesen. Aber ich kenne immerhin einen gewissen Teil der besprochenen Filme.  :icon_smile:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 26 September 2008, 04:18:58
Zitat von: Senfdazu am 26 September 2008, 03:28:02
Zitat von: PierrotLeFou am 26 September 2008, 01:58:59
Hat jemand das Hitchcock-Interview von Truffaut? (Meine Nachschlagmöglichkeiten sind in diesem Fall leider doch etwas begrenzt, meine zwei Hitchcock-bücher müsste ich wohl von anfang an lesen, bis ich auf den MacGuffin stoße, wenn er dort überhaupt behandelt wird...)

Viel Spaß (http://www.hitchcockwiki.com/wiki/Interview:_Alfred_Hitchcock_and_Francois_Tuffaut_%28Aug/1962%29)

Zu deinen Reviews habe ich übrigens aus folgendem Grunde noch nichts gesagt: Ich habe noch keins zuende gelesen. Aber ich kenne immerhin einen gewissen Teil der besprochenen Filme.  :icon_smile:

zu lang, zu schlecht, zu sehr von deinen Einstufungen entfernt oder einfach nicht dein interessengebiet?

Der link ist.... also... na sowas, ich bin platt...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 26 September 2008, 04:58:31
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 26 September 2008, 03:04:45
Ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden. Du schreibst sehr starke Reviews, hast einen ausgesprochen prägnanten Filmgeschmack und scheinst zudem sehr kompetent.
Danke :D
ZitatUnsere filmischen Interessengebiete aber haben wenige Schnittstellen, im Prinzip formuliert schon dein Nickname so ziemlich die größte Divergenz. ;)
Hm, stimmt wohl... Schnittstellen sind da (eigentlich nicht mal so wenige, finde ich - mich gerade durch deine Bewertungen klickend), deutliche Abweichungen aber auch.... aber jemand der 8 1/2 10/10 gibt und John Waters mag ist mir schonmal sympathisch.... :icon_cool:

ZitatAber schön, unter den Autoren wieder einen Godard-Freund willkommen heißen zu können, nachdem der letzte ja schon vor geraumer Zeit das Weite suchte, um ähnlich prätentiöse Filme zu machen wie jene, die er auch stets adelte.
Etwa der Mann mit dem Plan :question:

Übrigens halt ich meine Godard-Reviews für meine so ziemlich schwächsten :bawling: aber ich kann das natürlich auch damit entschuldigen, dass diese Filme so überaus beachtlich sind, dass jedes Review, das nicht mindestens 20 Din A 4 Seiten füllt, den Filmen nicht gerecht wird.... :icon_mrgreen:

ZitatBleibt erstmal nur zu sagen: Halte dich fern von McKenzie.
Inwiefern? Ich möchte eigentlich nicht in irgendwelche Fehden reingezogen werden, wenn das in solch eine Richtung läuft.... oder geht es um filmgeschmacksfragen?

ZitatUnd schreibe doch bitte mal eine 10/10-Begründung für MARIENBAD.

Auf ein gutes Miteinander.

Ah.... Tja, ich kann die 7/10 Wertung durchaus verstehen...

Ein Review wäre eine Überlegung wert zumal ja bald auch eine neue dt. DVD eintrudelt... würde wohl nur etwas anstrengender werden...

Aber kurz und knapp all das, was mich an diesem Film reizt:
-Ganz grandiose Kamerafahrten, Einstellungen und ein bemerkenswerter Schnitt
-Konsequent unterkühlt gekünstelte Führung der Statisten
-Sehr geschickt gewählte Kulissen
-wunderbare, robbe-grillet-typische handlung die sehr mit der glaubhaftigkeit des berichteten spielt... (von robbe grillet mag man ja halten was man will, aber dieses konsequente Zuspitzen von Irritationen, die die Glaubhaftigkeit von Bildern oder auch Sätzen in Frage stellen und zu genauem, mehrmaligen Hingucken, abwägen, durchspielen etc anregen, ist schon sehr imponierend)
-die tonspur halte ich auch für sehr wirkungsvoll um diese irgendwie hypnotische wirkung zu erreichen....

Allerdings mag ich *frevel, frevel* "Providence" noch einen kleinen Tick lieber...

Es tut auch fast schon weh zu sehen was Resnais in letzter Zeit so verbrochen hat... Das leben ist ein Chanson oder Herzen sind zwar nicht grottig sondern noch ganz nett, aber es wirkt einfach wie eine schwächere Woody Allen Komödie ohne Allen..... Für jemanden, der so großartige Kurzfilme und die Spielfilme Hiroshima mon amour, Marienbad und Providence gedreht hat, ist das aber ein unglaublicher Schritt nach hinten :icon_sad:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 26 September 2008, 05:14:22
Die Reviews sind relativ lang. Dabei stoße ich dann auf folgendes Problem: Entweder, ich habe mich mit dem Film schonmal beschäftigt und der Text scheint einfach kein Ende zu nehmen, oder mir sagt der Film gar nichts und die Masse an Information ist zunächst mehr, als ich dann vielleicht lesen wollen würde (weshalb ich mir beim eigenen Schreiben auch teils zu langatmig vorkomme). Das soll keinesfalls heißen, daß du etwas schlechtes schreibst. Die drei Kritiken von Kant waren mir auch sehr zäh, während ich Texte von Schopenhauer durchaus schon als Klolektüre mißbraucht habe. Dein Hauptproblem ist vielleicht einfach die Textformatierung für das Lesen am Bildschirm. Da können gerne mehr Absätze rein. Unter Umständen entlastet diese Maßnahme schon genug, um nicht von diesem massiven Buchstabenklotz erschlagen zu werden.  :D
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 26 September 2008, 05:20:29
Zitat von: Senfdazu am 26 September 2008, 05:14:22
Die Reviews sind relativ lang. Dabei stoße ich dann auf folgendes Problem: Entweder, ich habe mich mit dem Film schonmal beschäftigt und der Text scheint einfach kein Ende zu nehmen, oder mir sagt der Film gar nichts und die Masse an Information ist zunächst mehr, als ich dann vielleicht lesen wollen würde (weshalb ich mir beim eigenen Schreiben auch teils zu langatmig vorkomme). Das soll keinesfalls heißen, daß du etwas schlechtes schreibst. Die drei Kritiken von Kant waren mir auch sehr zäh, während ich Texte von Schopenhauer durchaus schon als Klolektüre mißbraucht habe. Dein Hauptproblem ist vielleicht einfach die Textformatierung für das Lesen am Bildschirm. Da können gerne mehr Absätze rein. Unter Umständen entlastet diese Maßnahme schon genug, um nicht von diesem massiven Buchstabenklotz erschlagen zu werden.  :D

ah, ok, das habe ich schon öfter hören dürfen :)

Tja, an der Formatierung sollte ich vielleicht arbeiten....
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Adam Kesher am 26 September 2008, 15:13:49
Zum MacGuffin: Ich habe mal das Filmbegriffslexikon des Bender Verlags (http://www.bender-verlag.de/lexikon/index.php) befragt und folgende Auskunft erhalten:

Zitat von: http://www.bender-verlag.de/lexikon/lexikon.php?begriff=MacGuffinMacGuffin
selten: Macguffin; manchmal auch: weenie
Ein sehr bekannter Vorschlag, dramaturgische Aspekte von Objekten oder Objektverwendungen terminologisch auszudrücken, ist Hitchcocks MacGuffin. "Das ist eine Finte, ein Trick, ein Dreh, wir nennen das gimmick", sagt Hitchcock selbst dazu. Hitchcock führt den Begriff McGuffin auf Rudyard Kipling zurück: dort war er eine Bezeichnung für den Diebstahl von Papieren, Dokumenten oder Geheimnissen. Der MacGuffin ist für die Figuren der Handlung von höchster Bedeutung, spielt aber für den Erzähler keine Rolle. Ein MacGuffin ist ein leer gesetztes Handlungsziel, meist ein Objekt, manchmal eine Geheimbotschaft. Ganz leer ist der MacGuffin aber nicht: Er muß die funktionalen Bestimmungen erfüllen, die im Kontext auf ihm liegen. Er muß z.B. rar sein, gefährlich, teuer oder in anderem Sinne wertvoll. Er vermag die Motivation des Helden zu begründen und gibt ihm schließlich ein explizites Ziel. Vergleichbar dem mittelalterlichen Gral läßt der MacGuffin den Helden ausziehen in die Fremde, die angestammte Heimat verlassen, den Kampf mit Drachen aufnehmen oder auch sich verlieben. Es ist die Leere des MacGuffin, die die Bewegung, die in das Leben des Helden kommt, ironischerweise um so mehr unterstreicht. Sie ist ein ironischer Verweis auf die eigene Handlungsdynamik der Genres und der Erzählung selbst, ein reflexiver Jux.
(HJW)

Eine solche eher eng gefasste Definition erscheint mir sehr hilfreich, denn wenn wir anfangen würden, jeden x-beliebigen nebensächlichen Handlungsauslöser MacGuffin zu nennen, so hätte ich zumindest Bedarf an einem neuen Begriff, der das umschreibt, was ich mir bislang unter einem MacGuffin vorgestellt habe. Übrigens will ich gar nicht ausschließen, dass auch Figuren zu einem MacGuffin werden können. Nur scheint mir Swan keine geeignete Kandidatin dafür. Ich denke eher an so etwas wie den letzten fruchtbaren Mann auf Erden, nach dem die Menschheit Ausschau hält, um ihren Fortbestand zu sichern. Oder an die Indianer, die in Akte X die Inhalte brisanter Geheimdokumente auswendig lernen, um sie per mündlicher Überlieferung zu archivieren. Vielleicht sogar an Keyser Söze aus ,,Die üblichen Verdächtigen".
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 27 September 2008, 03:14:10
Zitat von: PierrotLeFou am 26 September 2008, 04:58:31
ZitatBleibt erstmal nur zu sagen: Halte dich fern von McKenzie.
Inwiefern? Ich möchte eigentlich nicht in irgendwelche Fehden reingezogen werden, wenn das in solch eine Richtung läuft.... oder geht es um filmgeschmacksfragen?

Er spielte damit nur darauf an, dass es sich bei Godard bekanntermaßen um eins meiner liebsten Hassobjekte handelt, welches so ziemlich alles Negative verkörpert, was man als halbwegs intelligenter Filmemacher mit Kino anstellen kann. ;)  Bevor ich Godard kennenlernte, hatte ich immer befürchtet, eines Tages auf solche Filme zu stoßen, Filme, die das Kino derart für sich missbrauchen. Und als ich dann an Godard geriet, wurde mein unheimlichster Kino-Albtraum Wirklichkeit (Nichtsdestotrotz mag ich zwei seiner Filme, "Week End" und "Numero Deux", sehr gerne, neben diversen 1/10 - 4/10-Bewertungen).

Das muss aber kein Grund für eine Fehde sein, dafür bist du mir schon zu positiv aufgefallen und hast durch einige Texte längst einen Stein bei mir im Brett, was ich bei Gelegenheit (meine Forumspräsenz ist momentan durch Zeitprobleme sehr eingeschränkt) vielleicht noch einmal ausführe. Ich hatte vor einigen Wochen sogar einen Moderator um Hilfe gebeten, um deinen Forumsaccount zu finden - um dich via PM zu bitten, einen Autorenthread zu eröffnen (wobei ich allerdings, das muss ich gestehen, primär eine kleine Godard-Fehde* im Hinterkopf hatte  :icon_mrgreen:) - wie so oft habe ich das aber aus Bequemlichkeit hinausgezögert und nun ist er ja von selbst erstanden (warum aber nicht gleich um 11 Uhr nachts?), der Autorenthread.  ;)

* Bei der du dich bitte, sollte sie denn eines Tages stattfinden, nicht auf mein in einem unkontrollierten, alle Vorsicht und Differenzierung verhindernden Quasi-Wutanfall geborenes NOTRE MUSIQUE-"Review" (das ich allerdings erst dann löschen kann, wenn ein anderer Verriss in der OFDb erscheint, bzw. ich es selbst durch einen neuen ersetzen kann) beziehen solltest.  :icon_redface:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 27 September 2008, 04:15:47
Zitat von: McKenzie am 27 September 2008, 03:14:10
Er spielte damit nur darauf an, dass es sich bei Godard bekanntermaßen um eins meiner liebsten Hassobjekte handelt, welches so ziemlich alles Negative verkörpert, was man als halbwegs intelligenter Filmemacher mit Kino anstellen kann. ;)  Bevor ich Godard kennenlernte, hatte ich immer befürchtet, eines Tages auf solche Filme zu stoßen, Filme, die das Kino derart für sich missbrauchen. Und als ich dann an Godard geriet, wurde mein unheimlichster Kino-Albtraum Wirklichkeit (Nichtsdestotrotz mag ich zwei seiner Filme, "Week End" und "Numero Deux", sehr gerne, neben diversen 1/10 - 4/10-Bewertungen).

Das muss aber kein Grund für eine Fehde sein, dafür bist du mir schon zu positiv aufgefallen und hast durch einige Texte längst einen Stein bei mir im Brett, was ich bei Gelegenheit (meine Forumspräsenz ist momentan durch Zeitprobleme sehr eingeschränkt) vielleicht noch einmal ausführe. Ich hatte vor einigen Wochen sogar einen Moderator um Hilfe gebeten, um deinen Forumsaccount zu finden - um dich via PM zu bitten, einen Autorenthread zu eröffnen (wobei ich allerdings, das muss ich gestehen, primär eine kleine Godard-Fehde* im Hinterkopf hatte  :icon_mrgreen:) - wie so oft habe ich das aber aus Bequemlichkeit hinausgezögert und nun ist er ja von selbst erstanden (warum aber nicht gleich um 11 Uhr nachts?), der Autorenthread.  ;)

* Bei der du dich bitte, sollte sie denn eines Tages stattfinden, nicht auf mein in einem unkontrollierten, alle Vorsicht und Differenzierung verhindernden Quasi-Wutanfall geborenes NOTRE MUSIQUE-"Review" (das ich allerdings erst dann löschen kann, wenn ein anderer Verriss in der OFDb erscheint, bzw. ich es selbst durch einen neuen ersetzen kann) beziehen solltest.  :icon_redface:

Oh ja, den Thread hätte ich tatsächlich mal um 11 Uhr nachts eröffnen sollen :LOL:

Ich wills mal so sagen: Dass man mit Godard ab den Filmen nach La Chinoise so seine Probleme haben kann, kann ich voll und ganz verstehen.... aber zumindest bei den Spielfilmen zwischen Außer Atem und eben La Chinoise wundere ich mich immer, wenn Leute diese Werke als schwach bezeichnen.... :icon_sad:

Achja, dein Notre Musique Review habe ich damals auch gleich gelesen... (ich habe natürlich gleich entrüstet dein Profil aufgerufen, aber ein Blick in deine 10/10 Bewertungen zeigte mir, dass du trotzdem einer von den Guten bist :love:)
gut, wenn ich das mal weglassen soll, will ich da nicht wirklich groß drauf eingehen (mit meinem bin ich übrigens auch nicht ganz zufrieden)... Nur EINE Anmerkung kann ich mir nicht verkneifen: "Nach einem allein von eindrucksvollen Piano-Klängen untermalten, etwa 15minütigen Einstieg aus Montagen von Kriegsdokumentations-Ausschnitten beginnt der eigentliche Hauptfilm, der nichts anderes als eine Reflexion Godar's sowohl über diverse weltpolitische und kulturelle Vorgänge der letzten Jahre als auch über omnipräsente Fragen der Menschheit an sich, solche, die ihn selbst besonders zu beschäftigen scheinen und über das Filmemachen an sich darstellt." Es wird im Prolog ja nicht nur Dokumentarmaterial zusammengetragen, sondern auch Spielfilmmaterial.... und damit wird bereits das Thema aufgemacht was den ganzen Film ausfüllen wird und was bei Godard generell häufig anzutreffen ist, nämlich die frage nach der Kluft zwischen Vorbild und Abbild und nach den Möglichkeiten durch bestimmte Abbildungsformen diese kluft etwas zu verringern etc.

Aber mein freund ist damals im Kino auch zweimal eingeschlafen (ich war natürlich so frei und habe ihn immer wieder geweckt :icon_mrgreen:) und ein film der mehrfach geguckt werden will ist es zugegebenermaßen auch....

über Godard können wir jedenfalls gerne mal plaudern...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Bretzelburger am 29 September 2008, 13:41:53
Ich möchte mich auch einmal zu Wort melden, denn aufgefallen bist du mir sofort, als du begannst, hier Reviews hineinzusetzen - und zwar negativ  :icon_twisted:

Natürlich nicht wirklich oder gar inhaltlich, sondern nur bezogen auf den Fakt, dass du manchmal 20 Reviews an einem Tag einbrachtest. Gerade weil du dich für Filme interessierst, die bisher oft stiefmütterlich behandelt wurden, war das eine gewisse Verschwendung, denn du gönntest deinen Texten den Aufenthalt auf der Vorderseite nicht. Es geht mir nicht um Klickzahlen, sondern darum, dass manche Texte einfach Aufmersamkeit benötigen und verdient haben. Hier wäre ein langsameres Hineingeben sinnvoller gewesen.

Interessant an deiner Filmauswahl ist für mich, dass du gänzlich andere Filme besprochen hast als ich, obwohl wir sicherlich ähnliche Schaffensepochen bevorzugen. Man erkennt daran, wie groß die (noch nicht genutzten) Möglichkeiten der Beschäftigung zu diesem Thema sind und so freue ich mich, einen weiteren kompetenten Autoren in der OFDB dazu begrüssen zu können. Das ich mich deshalb ausgerechnet zu "Leichen pflastern seinen Weg" äußern möchte, hat seine Gründe darin, dass ich einige der Filme wie "Der Koch, der Dieb..." oder "Der diskrete Charme..." ,die ich auch einmal besprechen wollte, schon länger nicht mehr gesehen habe.

Gut gefiel mir in deinem Text der Vergleich zu "Django", Corbuccis 2 Jahre zuvor entstandenem Film. Mir gehst du in deinem Vergleich nur nicht weit genug, indem du den gesellschaftpolitischen Hintergrund der 60er Jahre außer acht lässt, der damals großen Veränderungen unterlag. "Django" bleibt im Gegensatz zur Rolle des "Silenzio" viel mehr im Aussenraum. Seine Optik, der Sarg ,den er mitführt, die Prostituierten, gewalttätigen Verbrecher und der allgemeine Dreck im "Wilden Westen" sind zwar sehr schön plakativ und haben das Genre nachhaltig beeinflusst, aber Django selbst ist ein ganz eindimensionaler Charakter, der grundanständig ist (und selbstverständlich nur die Bösen erschiesst). So merkwürdig es klingt, fällt auf, dass dieser Aspekt niemals erwähnt wird, als wenn ein nachgeschliffener Sarg bis heute ausreicht, um Differenzierungen im Charakter zu erzeugen.

Wenn man Corbuccis Lebensgeschichte in dieser Zeit verfolgt erkennt man die politischen Einflüsse der späten 60er Jahre, die sich im ausgeprägten Falatismus des Films "Silenzio" verdeutlichen. Du betonst zwar immer die Einsamkeit des "Helden" und damit die tragische Komponente, aber erwähnst nicht, dass einer Figur wie "Loco", die sicherlich noch einsamer im menschlichen Sinne ist, das völlig egal ist. In "Silenzio" verbirgt sich die romantische Vorstellung eines Befreiers der geknechteten Armen gegenüber dem Kapitalismus, dessen pessimistischer Ausgang nur konsequent ist. Ein Einzelner wie "Silenzio" hat keine Chance, sei er auch noch so fähig und Locos größte Leistung liegt darin, eine Solidarität zwischen den Opfern zu verhindern, was ihm seine Macht erhält. Die Schießkünste spielen letztlich keine Rolle mehr, worin sich der Film grundlegend von "Django" unterscheidet.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 29 September 2008, 14:54:49
Zitat von: Bretzelburger am 29 September 2008, 13:41:53
Ich möchte mich auch einmal zu Wort melden, denn aufgefallen bist du mir sofort, als du begannst, hier Reviews hineinzusetzen - und zwar negativ  :icon_twisted:

Natürlich nicht wirklich oder gar inhaltlich, sondern nur bezogen auf den Fakt, dass du manchmal 20 Reviews an einem Tag einbrachtest. Gerade weil du dich für Filme interessierst, die bisher oft stiefmütterlich behandelt wurden, war das eine gewisse Verschwendung, denn du gönntest deinen Texten den Aufenthalt auf der Vorderseite nicht. Es geht mir nicht um Klickzahlen, sondern darum, dass manche Texte einfach Aufmersamkeit benötigen und verdient haben. Hier wäre ein langsameres Hineingeben sinnvoller gewesen.
Ah, die sind alle vorher entstanden, erst die letzten habe ich geschrieben als ich hier angemeldet war.... und zu Beginn hatte ich nicht daran gedacht auf zeitliche Abstände zu achten (dass 5 neue Reviews auf der Startseite zu sehen sind ist mir auch etwas später aufgefallen)... ich wollte zu Beginn erstmal nur schnell all meine Reviews hier reinstellen und all meine Besitztümer und Filmbewertungen hier zusammentragen... geschickter wäre es wohl gewesen, das stimmt.... :icon_redface:

ZitatInteressant an deiner Filmauswahl ist für mich, dass du gänzlich andere Filme besprochen hast als ich, obwohl wir sicherlich ähnliche Schaffensepochen bevorzugen. Man erkennt daran, wie groß die (noch nicht genutzten) Möglichkeiten der Beschäftigung zu diesem Thema sind und so freue ich mich, einen weiteren kompetenten Autoren in der OFDB dazu begrüssen zu können. Das ich mich deshalb ausgerechnet zu "Leichen pflastern seinen Weg" äußern möchte, hat seine Gründe darin, dass ich einige der Filme wie "Der Koch, der Dieb..." oder "Der diskrete Charme..." ,die ich auch einmal besprechen wollte, schon länger nicht mehr gesehen habe.

Letztere sind beide in meinen Augen nicht sehr toll... neben meinen Godard-Reviews und meinem 8 1/2 Review sind es auch so ziemlich meine ersten, die mir heute zu kurz sind (vor allem inhaltlich) und meinen mir mittlerweile selbst gestellten Anforderungen nicht genügen.... :icon_confused:
Und verglichen mit meinen Reviews, die ich selber für gelungen halte (etwa Uhrwerk Orange - wobei da nochmal dringend einige ausdrucks, tipp- und zeichensetzungsfehler rausmüssen :icon_redface:), fallen die unterschiede wohl auch schnell ins Auge... :icon_mrgreen:

ZitatGut gefiel mir in deinem Text der Vergleich zu "Django", Corbuccis 2 Jahre zuvor entstandenem Film. Mir gehst du in deinem Vergleich nur nicht weit genug, indem du den gesellschaftpolitischen Hintergrund der 60er Jahre außer acht lässt, der damals großen Veränderungen unterlag. "Django" bleibt im Gegensatz zur Rolle des "Silenzio" viel mehr im Aussenraum. Seine Optik, der Sarg ,den er mitführt, die Prostituierten, gewalttätigen Verbrecher und der allgemeine Dreck im "Wilden Westen" sind zwar sehr schön plakativ und haben das Genre nachhaltig beeinflusst, aber Django selbst ist ein ganz eindimensionaler Charakter, der grundanständig ist (und selbstverständlich nur die Bösen erschiesst). So merkwürdig es klingt, fällt auf, dass dieser Aspekt niemals erwähnt wird, als wenn ein nachgeschliffener Sarg bis heute ausreicht, um Differenzierungen im Charakter zu erzeugen.

Wenn man Corbuccis Lebensgeschichte in dieser Zeit verfolgt erkennt man die politischen Einflüsse der späten 60er Jahre, die sich im ausgeprägten Falatismus des Films "Silenzio" verdeutlichen. Du betonst zwar immer die Einsamkeit des "Helden" und damit die tragische Komponente, aber erwähnst nicht, dass einer Figur wie "Loco", die sicherlich noch einsamer im menschlichen Sinne ist, das völlig egal ist. In "Silenzio" verbirgt sich die romantische Vorstellung eines Befreiers der geknechteten Armen gegenüber dem Kapitalismus, dessen pessimistischer Ausgang nur konsequent ist. Ein Einzelner wie "Silenzio" hat keine Chance, sei er auch noch so fähig und Locos größte Leistung liegt darin, eine Solidarität zwischen den Opfern zu verhindern, was ihm seine Macht erhält. Die Schießkünste spielen letztlich keine Rolle mehr, worin sich der Film grundlegend von "Django" unterscheidet.
Dem würde ich weitestgehend zustimmen.... Dass Schießkünste keine Rolle mehr spielen möchte ich nicht unbedingt behaupten, die werden ja beeindruckend in Szene gesetzt, aber letztlich können sie nichts mehr ausrichten und führen nicht ans Ziel.... Hinterhältigkeit bringt da offenbar mehr (allerdings den "falschen" Figuren....) ;)

Der Vergleich mit Django ist nun wirklich nur sehr knapp, den hatte ich nur erbracht weil er zwar vermutlich der wirksamere Streifen gewesen ist wenn es um die Menge von Plagiaten geht (man muss sich ja nur die vielen Djangos der dt. Titelschmiede anschauen), allerdings auch der weniger abgründige, düstere, pessmistische Film... da siegt "Leichen pflastern..." ganz klar und das hebt ihn bis heute etwas hervor...
Dass Django als Figur einfacher gehalten ist sehe ich auch so - er gewinnt weniger Tiefe, bleibt dem zuschauer immer etwas fremder und erhält auch kaum eine tragische dimension - allerdings halte ich ihn keinesfall für uneingeschränkt gut... ich finde man entdeckt schon eine gehörige Portion Egoismus an ihm....

Loco habe ich als Figur sehr vernachlässigt, das stimmt. Für mich war das menschliche Drama um den tragischen Helden aber auch jedesmal interessanter gewesen...
Für den Hinweiss auf die die "romantische Vorstellung eines Befreiers der geknechteten Armen gegenüber dem Kapitalismus, dessen pessimistischer Ausgang nur konsequent ist" bedanke ich mich sehr, die Aktualität des Stoffes habe ich mir niemals so vor Augen geführt (wenn man mal von der Grundansicht, dass Gutes nicht immer auch zum Ziel führt, absieht.....)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: psYchO dAd am 4 Oktober 2008, 03:17:17
Bitte bei Reviews wie diesem am Anfang eine Spoilerwarnung setzen: http://www.ofdb.de/review/5883,301081,Jacob%27s-Ladder---In-der-Gewalt-des-Jenseits
:respekt: (Auch wenn der deutsch Titel selbst schon spoilert ohne Ende :icon_mrgreen:)

EDIT: Einen Tippfehler habe ich auch gefunden: ganz am Ende "Horrofilm".
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 4 Oktober 2008, 03:56:23
Zitat von: psYchO dAd (Ösi-Fußball-Fan) am  4 Oktober 2008, 03:17:17
Bitte bei Reviews wie diesem am Anfang eine Spoilerwarnung setzen: http://www.ofdb.de/review/5883,301081,Jacob%27s-Ladder---In-der-Gewalt-des-Jenseits
:respekt: (Auch wenn der deutsch Titel selbst schon spoilert ohne Ende :icon_mrgreen:)

EDIT: Einen Tippfehler habe ich auch gefunden: ganz am Ende "Horrofilm".
Oh verdammt...
an die spoiler habe ich bisher gar nicht gedacht.... da muss ich jetzt wohl einiges nachholen :(
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: psYchO dAd am 4 Oktober 2008, 04:54:52
Bitte so schnell wie möglich! Wenn ich den Film (nebenbei einer meiner Lieblingsfilme) noch nicht gesehen und vorher dein Review gelesen hätte, hätte ich mich zu Tode geärgert.  :eek:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Dr.Doom(Horror) am 4 Oktober 2008, 12:29:52
Kann mich da meinem direkten Vorredner nur anschließen, ich lese mir zudem ehrlich gesagt auch keine Reviews zu Filmen gross durch wenn derartig viel Inhalt niedergeschrieben wird, solang ich den Film nicht gesehen habe. Wobei es mir bei Dir stark aufgefallen ist, weil ich deine Reviews auch gerne durchlese zu den Filmen die ich kenne, weil sie für die Allgemeinheit verständlich geschrieben sind, zudem wie zuvor erwähnt sauber und sehr informativ Ausgearbetiet wurden und du auch über Filme berichtest die mich interessieren. (Hollywood, Geisterstadt der Zombies, Nackt und zerfleischt, Die Tollwütigen..)
Porno Holocaust z.B. hätte ich mir so ein Review wie von Dir vorher durchgelesen, würde ich mir den Film sparen, leider hab ich diesen auch als Filmfan des Regisseurs Joe D'Amato gekauft und mich anschliessend übergeben. Die Aussagekraft ist meistens meiner Meinung entsprechend, somit ich mich auch daran richten kann, falls du mal einen Film meines Geschmackes eine hohe Note verpasst, allerdings wage ich es mir nicht das Review dann zuvor durchzulesen. ;-) 
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 4 Oktober 2008, 15:06:15
Zitat von: psYchO dAd (Ösi-Fußball-Fan) am  4 Oktober 2008, 04:54:52
Bitte so schnell wie möglich! Wenn ich den Film (nebenbei einer meiner Lieblingsfilme) noch nicht gesehen und vorher dein Review gelesen hätte, hätte ich mich zu Tode geärgert.  :eek:
Schon geschehen... ;) :icon_redface:

bei 5 anderen ebenfalls... muss jetzt nochmal schauen wo ich auch Pointen vorwegnehme oder den Inhalt komplett durchnehme...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 27 November 2008, 12:33:57
Nach deiner Spirale aus Kritiken in der Kritik zu 12 Monkeys ist mir 'schwindelig'. Aber es ist interessant zu lesen, wie man den Film in Worte fassen kann, so man die Sprache wieder gefunden hat. Prinzipiell ist der Stil ganz nach meinem Geschmack, denn nun würde ich gern die erwähnten Werke vergleichen, die ich abgesehen von Vertigo nicht kenne.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 27 November 2008, 14:55:09
Sehr adäquate Besprechung, zweifellos. Mehr Euphorie wäre wohl Fehl am Platze, aber grundsätzlich würde ich den Film schon noch höher einordnen. Die Werkeinordnung (LA JETÉE - VERTIGO - 12 MONKEYS) ist ja bekannt, deine Begründung bzw. dein gewählter Schwerpunkt dafür (es gibt sicherlich ein Dutzend Wege, sich diesem filmischen Dreier zu nähern) überaus niveauvoll wiedergegeben, fast filmwissenschaftlich. Wirklich sehr guter komplexer Text, dem nur ein wenig dieser p. Subtext anhaftet, dass ein US-amerikanischer narrativer Film eben nie an französische Essaykunst oder die Meisterschaft Hitchcocks heranreichen könne.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 27 November 2008, 20:10:38
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 November 2008, 14:55:09
Sehr adäquate Besprechung, zweifellos. Mehr Euphorie wäre wohl Fehl am Platze, aber grundsätzlich würde ich den Film schon noch höher einordnen. Die Werkeinordnung (LA JETÉE - VERTIGO - 12 MONKEYS) ist ja bekannt, deine Begründung bzw. dein gewählter Schwerpunkt dafür (es gibt sicherlich ein Dutzend Wege, sich diesem filmischen Dreier zu nähern) überaus niveauvoll wiedergegeben, fast filmwissenschaftlich. Wirklich sehr guter komplexer Text, dem nur ein wenig dieser p. Subtext anhaftet, dass ein US-amerikanischer narrativer Film eben nie an französische Essaykunst oder die Meisterschaft Hitchcocks heranreichen könne.

Ja, ich glaube, dass ich dem Mainstreamkino (wobei ich diese Bezeichnung selbst auch nicht unproblematisch finde) - da ist es eigentlich egal ob US-amerikanisch oder europäisch oder asiatisch und es umfasst nicht automatisch jeden narrativen Film - immer etwas voreingenommen gegenüberstehe... potentielle Möglichkeiten will ich ihnen nicht absprechen, die meisten Resultate lassen mich aber eher kalt - allerdings sind etliche dieser Filme in meinen Augen gelungener als das meiste, was der von mir geliebte Godard in seiner "unsichtbares Kino"-Phase alles abgedreht hat...

von daher gehe ich hier eher davon aus, dass mit Marker und Hitchcock einfach schwer erreichbare Vorbilder vorschwebten... (wobei ich auch mehr als genug Hitchcock mit 8/10 bewerte und auch der hat einiges gedreht, was ich nochmals als etwas schwächer empfinde....)

Ein dickes Dankeschön auf jeden Fall für die Beurteilung :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Happy Harry mit dem Harten am 22 Dezember 2008, 09:58:50
Schon lange wollte ich mich in diesem Thread äußern, da mir deine Reviews sofort positiv aufgefallen sind - nicht nur durch die unbestritten starke Argumentation und sprachliche Gewandtheit sondern auch aufgrund deiner tollen Filmauswahl. Diese zeigt deine große Aufgeschlossenheit gegenüber verschiedenen Genres, um die ich mich auch bemühe. Sehr schön, wie du adäquat sowohl anerkannte Kanon-Filme (zb von Godard und Kubrick) als auch beinharten Trash (zb Franco, Dietrich usw) und abseitiges (Waters, PINK NARCISSUS) gleichermaßen ernsthaft und ambitioniert besprichst. Freue mich immer wieder auf neue Texte von dir.

Konkreten Anlass für dieses Posting gab mir aber deine Kritik zu CRUISING, den ich selbst erst vor wenigen Tagen erneut gesehen habe - meine aufgerundete 9,5/10 bleibt übrigens fest bestehen. Was für ein fantastischer, tiefsinniger und vielfältiger Film das ist, haben McKenzie und Mr. Vincent Vega (http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,72647.msg606306.html#msg606306) ja leider nicht verstanden. :icon_twisted: Gerade wegen der eklatanten Fehleinschätzung der beiden genannten Kollegen, deren Meinung ich sonst sehr schätze, bin ich dankbar, das nun aus ein homosexueller Autor meine Einschätzung des Films unterstreicht. 08/10 ist mir eigentlich etwas zu niedrig gegriffen, aber nun gut - die blanke Note ist ja eher von geringer Bedeutung.

Deinen einleitenden Worten zu Friedkin hätte vielleicht ein Hinweis auf dessen THE BOYS IN THE BAND gut getan - ein Film, der immerhin viel geleistet hat für die Akzeptanz homosexuellen Lebensstils im Mainstream-Kino. Dieser Aspekt wird ja gerne ausgeblendet, wenn es darum geht Friedkin als Reaktionär abzustempeln. Hast du den eigentlich gesehen? Eine kritik von dir wäre Gold wert, ich traue mich ehrlich gesagt nicht ran...

Problematisch ist jedoch bereits die Empörung über die Verknüpfung von S/M- und schwuler Szene. Die Befürchtung vieler Homosexueller, die Zuschauer könnten ihre Abneigungen gegenüber einer S/M-Szene aufgrund der scheinbaren Gleichsetzung im Film auf die schwule Szene übertragen, setzt nämlich voraus, dass man kein Interesse daran zeigt, die S/M-Szene von ihrem anrüchigen Ruf reinzuwaschen, sondern bloß daran, nicht mit dieser anrüchigen Szene in Verbindung gebracht zu werden. Diese Haltung weist also selbst bereits intolerante Züge auf und die Proteste erweisen sich als verzweifelter Versuch einer Minderheitengruppe sich von einer anderen Minderheitengruppe abzugrenzen um sich nicht noch weiteren Vorurteilen aussetzen zu müssen. (Selbstverständlich stimmten auch heterosexuelle Kritiker ein Klagelied an und echauffierten sich über die scheinbare Gleichsetzung von Homosexualität und "abartigen Perversionen"; allerdings kamen - das liegt wohl in der Natur der Sache - von ihren Seiten keine vergleichbar großen Protestaktionen zustande, das überließ man freilich in erster Linie den "Betroffenen.")

VIELEN DANK für diesen wunderbaren Absatz. Die Empörung eines Teils der Schwulenszene zeigt eine ekelhafte Borniertheit, wie sie schlimmer kaum sein könnte. Die automatisch negative Auffassung des Leder-Milieus wird hier nur gefördert, genauso wie das verklemmte Doppelleben, das nicht wenige Menschen aus der Szene führten. Imo sieht der Film niemals herab auf die Szene sondern dokumentiert vielmehr ohne zu verurteilen. Nicht zuletzt zeugt es von einem hohen Selbstbewusstsein von etlichen szeneinternen Statisten, sich für den Film zur Verfügung zu stellen. Soweit ich das beurteilen kann, wirft der Film einen sehr authentischen und unverstellten Blick auf die SM-Szene - ohne dabei alle Schwule über einen kamm zu scheren oder die dargestellten Praktiken anzuprangern. Außerdem hat Friedkin mehrfach betont, das es sich lediglich um einen interessanten, unkonventionellen Handlungsort für die kriminalistische Story handelt. Das gewählte Setting ist dabei wie geschaffen um Themen wie sexuellen Identitätsverlust zu behandeln und gleichzeitig mit den Regeln des Krimi-Genres zu brechen.

Der zweite Punkt des Anstoßes, nämlich die Vorführung eines homosexuellen Mörders, ist da schon ernster zu nehmen. Und zwar nicht deshalb weil - was auch mehr als genug angenommen worden ist und angenommen wird - ein Vertreter einer Gruppierung gleich als Stellvertreter der ganzen Gruppierung aufgefasst werden kann, sondern [Achtung: Spoiler] weil hier nur bedingt von einem Täter die Rede sein kann. Tatsächlich werden hier verschiedene Darsteller genutzt, die in die jeweilige Täterrolle schlüpfen - mitunter auch Darsteller, die in chronologisch vorangegangenen Szenen ein Opfer verkörpert haben.

Die hier angesprochene Irreführung des Zuschauers halte ich für ein ungemein raffiniertes und verstörendes inszenatorisches Konzept, welches die eigentlich recht triviale Rahmenhandlung zu einer differenzierten psychologischen Auseinandersetzung werden lässt. Nicht zu vernachlässigen ist hier die Stellung eines undercover agierenden Polizisten, der in eine unbekannte Welt eintauchen muss und dessen Persönlichkeit sich aufreibt an dieser komplexen Aufgabe. Al Pacino meistert seine Rolle hervorragend und Friedkins abgründiger Pessimismus lässt den Zuschauer unangenehm vor den Kopf gestoßen zurück. Gerade die Uneindeutigkeit der Täterfrage ist imo ein mutiges Konzept und entkräftet die Homophobie-Vorwürfe mindestens genauso stark wie die zahlreichen homophoben Charaktere, deren Intoleranz und Selbstverleugnung (hier sei speziell Joe Spinell genannt) eine eindeutige Sprache sprechen. CRUISING sympathisiert sicher nicht mit diesen hasserfüllten Figuren sondern reflektiert diese unterdrückte Sexualität eindeutig in seinem unbestimmten Täter.

Und damit kann tatsächlich in Richtung einer Stellvertreterfunktion des abstrakten Täters argumentiert werden, denn wenn er keine Person ist, sondern abstrakte kriminelle Gewalt in der schwulen S/M-Szene, dann wird diese Gewalt schon in einem Maß in dieser Szene verankert, das über ein "Mörder gibt es überall und immer" hinauszugehen droht. In diesem Punkt begibt sich Friedkin auf Glatteis, ganz egal wie dieser Kunstgriff intendiert war.

Kann ich nachvollziehen, würde ich aber nicht unterschreiben. Friedkin mag sich auf Glatteis begeben, allerdings macht es auf mich den Eindruck, als würde er keine falsche Anbiederung an die homosexuelle Szene forcieren wollen. Mag sein, das eine gewisse Leseart damit offenbleibt - auf mich hat das aber keinen nachhaltig negativen Eindruck gemacht. Friedkin selbst sieht das Ganze eher universell und eine generelle Verbindung zwischen schwuler SM-Szene und krimineller Gewalt soll hier sicher nicht heraus gearbeitet werden. Das es unter Schwulen genauso wie unter Heteros immer wieder sexuell entgleiste Persönlichkeiten gibt wird wohl niemand bestreiten - da Pacino in jeder Hinsicht ambivalent und unberechenbar erscheint und zum Ende hin alle Identifikationsmöglichkeiten verwischt werden halte ich Friedkins Herangehensweise nicht nur für legitim sondern eben für besonders mutig. Der Zuschauer wird direkt aufgefordert das Gesehene zu reflektieren und sich ein eigenes Bild zu machen. Das der Film bei eher homophob eingestellten Menschen Vorurteile bestätigt, musste ich aber leider kürzlich wieder selbst erfahren - was aber auch für den ungleich sensibleren BROKEBACK MOUNTAIN gilt. Wer seine festgefahrenen Vorurteile bestätigt sehen WILL, der wird auch in CRUISING fündig. Da aber reine gewisse Aufgeschlossenheit vorausgesetzt und indirekt auch durch die drastische Bildsprache gefordert wird möchte ich dem Film keine bedenlichen Tendenzen andichten. Womit ich deine Aussage natürlich nicht als prinzipiell "falsch" bezeichnen möchte - im gegensatz zur Polemik eines gewissen VV trägst du deine Bedenken ja sehr behutsam vor...

...Dabei wurde übersehen, dass der Film mehr als genug großartige Elemente zu bieten hat...(Schnitt und Farbdramaturgie sind besonders interessant und auffällig, aber auch der Einsatz der Tonspur verläuft ebenso effektiv wie geistreich)...

Sehr richtig. :exclaim:

Die recht stimmige und relativ unverklemmte Schilderung der S/M-Gay-Szene (inklusive Schilderung des titelgebenden Cruisings) ist sehr sinnlich und erotisch geraten - vorausgesetzt man hat damit nicht so seine Probleme und sieht darin ein Sündenbabel oder "Inferno"(3) wie es beim wie fast immer bedenklichen Filmdienst der Fall war.

Was der Film-Dienst geschrieben hat weiß ich leider nicht aber du bringst es hier auf den Punkt: Hat man bereits ein schlechtes Bild von der Szene mag sich eine Bestätigung heraus lesen lassen aus den doch sehr expliziten Bildern. Ein toleranterer Mensch kann hier aber auch die unverkrampfte Körperkultur der Szene erkennen und wie diese vom Film gewissermaßen auch gefeiert wird. So sehe ich das jedenfalls - oft wünsche ich mir, das es auf Hetero-Partys mal so lässig und direkt zugeht...

Und inmitten immer gleich ablaufender Thrillerkost ist dieser Film, der wie die Realität auch viele Fragen offen lässt und seiner Hauptfigur ein herausragendes Maß an Tiefe verleiht, ein wirklich erfrischendes Erlebnis. Und wer Al Pacino und Joe "Maniac" Spinell verehrt, bekommt beide in Rollen geboten, die zu den interessantesten ihrer so verschiedenen Karrieren gehören - wenngleich Spinells Nebenrolle natürlich nur einen Bruchteil der Laufzeit einnimmt.

Absolut deiner Meinung. :exclaim:

Schönen Gruß und weiter so. :respekt: Auch wenn du einen weiteren Text von mir gnadenlos deklassiert hast.  :icon_redface:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Oh wei, CRUISING mausert sich ja offenbar zu dem Diskurs-Film des Autorenbereichs schlechthin.

Wenn McK nach der neuerlichen Sichtung bald in euren Kanon einstimmen wird (ich weiß es einfach), werde ich hier endgültig als letzter wahrer Ideologiekritiker ein einsames Dasein f(r)isten. :icon_mrgreen:

Aber danke für die vielen Seitenhiebe, Copfi.

Zitat von: COPFKILLER am 22 Dezember 2008, 09:58:50
Gerade wegen der eklatanten Fehleinschätzung der beiden genannten Kollegen, deren Meinung ich sonst sehr schätze, bin ich dankbar, das nun aus ein homosexueller Autor meine Einschätzung des Films unterstreicht.

Ach, PierrotLeFou ist eine Schwester?

Das hätte ich jetzt nicht gedacht, wenn ich mir den politisch korrekten CRUISING-Text so durchlese.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Happy Harry mit dem Harten am 22 Dezember 2008, 14:16:59
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Oh wei, CRUISING mausert sich ja offenbar zu dem Diskurs-Film des Autorenbereichs schlechthin.

Ist auch immer noch ein heißes Eisen. Der Film polarisiert noch heute, das habe ich bei der letzten Sichtung noch mal bestätigt bekommen. 

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Wenn McK nach der neuerlichen Sichtung bald in euren Kanon einstimmen wird (ich weiß es einfach),

Naja, es besteht Hoffnung, das er endlich einen klaren Blick auf den Film bekommt.  :icon_twisted:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45werde ich hier endgültig als letzter wahrer Ideologiekritiker ein einsames Dasein f(r)isten. :icon_mrgreen:

Na, in dem Fall liegste einfach falsch. Aber ist ok, auch ein sehendes Huhn verfehlt mal ein Korn.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Aber danke für die vielen Seitenhiebe, Copfi.

och, nichts zu danken. Immer wieder gern.  ;) :king:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Ach, PierrotLeFou ist eine Schwester?

Das hätte ich jetzt nicht gedacht, wenn ich mir den politisch korrekten CRUISING-Text so durchlese.

Ich hab nicht explizit nachgefragt, aber ich meine es aus einem Posting hier im Forum entnommen zu haben. Kann auch sein das ich mich irre aber er gibt PINK NARCISSUS 8 Punkte. Und wie hast du so schön gesagt? Bei dem Film trennt sich Hetero-Spreu vom Homo-Weizen...  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 22 Dezember 2008, 22:02:27
Zitat von: COPFKILLER am 22 Dezember 2008, 09:58:50
Gerade wegen der eklatanten Fehleinschätzung der beiden genannten Kollegen, deren Meinung ich sonst sehr schätze, bin ich dankbar, das nun aus ein homosexueller Autor meine Einschätzung des Films unterstreicht. 08/10 ist mir eigentlich etwas zu niedrig gegriffen, aber nun gut - die blanke Note ist ja eher von geringer Bedeutung.
:D ich bezeichne mich ja dann doch eher als bi und die größere Rolle spielen dann doch eher weibliche Wesen :icon_mrgreen: (außerdem halte ich es nicht für hilfreich damit zu argumentieren, dass Betroffene einer bestimmten Argumentation folgen und als Betroffene automatisch auch richtiger liegen müssen ;))

ZitatTHE BOYS IN THE BAND Hast du den eigentlich gesehen?
Leider nicht, aber mein Interesse ist geweckt :icon_mrgreen:


ZitatDie recht stimmige und relativ unverklemmte Schilderung der S/M-Gay-Szene (inklusive Schilderung des titelgebenden Cruisings) ist sehr sinnlich und erotisch geraten - vorausgesetzt man hat damit nicht so seine Probleme und sieht darin ein Sündenbabel oder "Inferno"(3) wie es beim wie fast immer bedenklichen Filmdienst der Fall war.

Was der Film-Dienst geschrieben hat weiß ich leider nicht aber du bringst es hier auf den Punkt: Hat man bereits ein schlechtes Bild von der Szene mag sich eine Bestätigung heraus lesen lassen aus den doch sehr expliziten Bildern.

wobei ich dem filmdienst hier womöglich unrecht antue, schließlich schreiben die, Cruising Stelle die Szene als ein Inferno da und nicht, die Szene sei ein Inferno.... allerdings läuft es dann letztlich für mich doch auf das gleiche hinaus, da ich auch schon probleme damit habe, wenn jemand in dieser Darstellung ein Inferno sieht....

ZitatAbsolut deiner Meinung. :exclaim:

Schönen Gruß und weiter so. :respekt: Auch wenn du einen weiteren Text von mir gnadenlos deklassiert hast.  :icon_redface:
Vielen Dank für die Blumen und diese umfangreiche Stellungnahme.... :love: und keine falsche Bescheidenheit hier, dein Review ist doch sehr gelungen und garantiert nicht schwächer als mein review :nono:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 19 Januar 2009, 22:35:18
Zitat von: COPFKILLER am 22 Dezember 2008, 14:16:59
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Dezember 2008, 14:03:45
Wenn McK nach der neuerlichen Sichtung bald in euren Kanon einstimmen wird (ich weiß es einfach),

Naja, es besteht Hoffnung, das er endlich einen klaren Blick auf den Film bekommt.  :icon_twisted:

http://www.ofdb.de/view.php?page=bewertung_detail2&fid=496&note=8  ;)

@ PierrotLeFou:

Da Copfkiller das meiste schon geschrieben hat, wollte ich mich nur auch noch einmal für dein Review bedanken. Ich hätte es zwar gerne noch etwas umfangreicher gesehen aber andererseits bestünde dann die Gefahr der Redundanz und der bist du in deinem Text geschickt ausgewichen. Was mich allerdings gewundert hat: Du gehst kaum auf die Figur des Ted (Don Scardino) ein, m. E. könnte man allein anhand einer Analyse seiner Szenen und seines äußerst differenziert dargestellten Charakters die vermeintliche Homophobie des Films - denn tatsächlich ist es ein Film über Homophobie und Friedkin, sicherlich einer der größten Sarkasten des amerikanischen Kinos der jüngeren Vergangenheit, macht sich eben völlig zurecht einen ironischen Spaß daraus, diese Homophobie am "Extrembeispiel" der SM-Szene zu studieren - weitgehend widerlegen. Ted schafft es innerhalb von Minuten, Burns aus der Reserve zu locken weswegen die häufig vertretene (von mir aber nicht geteilte) Theorie, der finale Mord an Ted gehe auf Burns' Konto, sicherlich einiges für sich hat und überhaupt baut Burns Umgang mit den nun folgenden Situationen in der Szene mehr oder minder wesentlich auf seiner Begegnung, bzw. seinen Begegnungen mit Ted auf.
Letztlich demaskierst du die Hetze um den Film in dem von Copfkiller besonders hervorgehobenen Absatz sehr prägnant - meine ursprüngliche Haltung dem Film gegenüber würde ich heute tatsächlich so erklären, dass ich damals einfach blind vor den Kopf geschlagen war von dem schwül-schmuddeligen Eindruck, den alleine die Schauplätze auf mich machten und der tatsächlich nicht auf ihre Inszenierung zurückzuführen ist. Als "frisch geouteter" und noch unsicherer, junger Schwuler möchte man seine um Bestätigung heischende sexuelle Identität eben so nicht in einem Mainstream-Film, der obendrein noch einen DER Testosteron-Götter des durchschnittlichen Hetero-Filmguckers in der Hauptrolle zeitg, sehen.  ;) Natürlich ist diese Besetzung eigentlich Friedkins größter Clou und gleichzeitig ein beinahe subversiver Brückenschlag eben zum heterosexuellen, männlichen Publikum, dass vermutlich die meisten anderen Stars der damaligen Zeit in dieser Rolle wohl kaum akzeptiert hätte (man stelle sich nur einmal John Travolta in diesem Part vor  :icon_mrgreen:). Schön auch die Hinweise auf die formalen Aspekte der Inszenierung und im besonderen die Farbdramaturgie. Diese grünlichen Straßenleuchten über Burns Treffen mit Stuart, dieses bürgerliche beige in Nancys Wohnung, alles sehr anregend.  :icon_lol:

PS:

Nach diesem Credo aus deinem Profil

Zitat
-Jeder Film ist Kunst.

-Kunst sagt nichts über die Qualität von den jeweiligen Gegenständen [Gegenstände sind hier nicht materielle Dinge sondern Gegenstand der Untersuchung; im Falle des KunstWerks wird jedoch ein materielles DaSein vorausgesetzt] aus, sondern grenzt sie nur von den Gebieten Natur und Technik ab, wobei nicht ausgeschlossen ist (beim Film ist das immer der Fall), dass ein Gegenstand neben einer künstlerischen Seite auch eine technische Seite aufweist.

dem ich voll und ganz, ohne Bedingungen, jederzeit und immer zustimmen würde, besser gesagt: Das ich selbst regelmäßig genau so vertrete, enttäuscht es mich sehr, dass ich bisher noch keine positive Besprechung deinerseits z. B. zu einem Jess Franco-Film lesen konnte.  ;) :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Happy Harry mit dem Harten am 19 Januar 2009, 23:39:48
Zitat von: McKenzie am 19 Januar 2009, 22:35:18
m. E. könnte man allein anhand einer Analyse seiner Szenen und seines äußerst differenziert dargestellten Charakters die vermeintliche Homophobie des Films - denn tatsächlich ist es ein Film über Homophobie und Friedkin, sicherlich einer der größten Sarkasten des amerikanischen Kinos der jüngeren Vergangenheit, macht sich eben völlig zurecht einen ironischen Spaß daraus, diese Homophobie am "Extrembeispiel" der SM-Szene zu studieren - weitgehend widerlegen.

Sehr richtig. Schön, das du das erkannt hast und dem Film eine angemessene Bewertung verpasst hast.  ;)

Zitat von: McKenzie am 19 Januar 2009, 22:35:18
Letztlich demaskierst du die Hetze um den Film in dem von Copfkiller besonders hervorgehobenen Absatz sehr prägnant - meine ursprüngliche Haltung dem Film gegenüber würde ich heute tatsächlich so erklären, dass ich damals einfach blind vor den Kopf geschlagen war von dem schwül-schmuddeligen Eindruck, den alleine die Schauplätze auf mich machten und der tatsächlich nicht auf ihre Inszenierung zurückzuführen ist. Als "frisch geouteter" und noch unsicherer, junger Schwuler möchte man seine um Bestätigung heischende sexuelle Identität eben so nicht in einem Mainstream-Film, der obendrein noch einen DER Testosteron-Götter des durchschnittlichen Hetero-Filmguckers in der Hauptrolle zeitg, sehen.

Gut möglich und sicher auch teilweise verständlich. Vega wird es wohl auch so ergangen sein.  :icon_twisted: ;)

Die Besetzung Pacinos gibt dem Film wirklich den letzten Schliff da er genau der richtige ist für diese zunächst so eindeutig erscheinende Figur, die immer mehr ins Wanken gerät- womit er auch seine schauspielerische Klasse unter Beweis stellt.

Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 19 Januar 2009, 23:48:18
Zitat von: COPFKILLER am 19 Januar 2009, 23:39:48
Die Besetzung Pacinos gibt dem Film wirklich den letzten Schliff da er genau der richtige ist für diese zunächst so eindeutig erscheinende Figur, die immer mehr ins Wanken gerät- womit er auch seine schauspielerische Klasse unter Beweis stellt.

Ich bin kein ausgesprochener Pacino-Fan und war von seiner Performance in THE GODFATHER PART II, den ich vorgestern erstmalig gesehen habe, etwas enttäuscht (im Gegensatz zu seiner Leistung im ersten Teil), muss aber gestehen, dass ich wohl die Filme, die ihn zum "Markigkeits-Gott" erhoben haben, gar nicht kenne oder würdige - als Schauspieler imponiert mir Pacino bisher wirklich vor allem in emotional distanzierten, unsicheren und stillen Rollen, schließlich fühlt man sich in CRUISING auch sofort an den Michael Corleone des ersten PATEN erinnert.
Nun ja, HEAT ist natürlich toll (und total m., nicht wahr, Rajko?).  :icon_mrgreen:

Zitat von: COPFKILLER am 19 Januar 2009, 23:39:48
Gut möglich und sicher auch teilweise verständlich. Vega wird es wohl auch so ergangen sein. 

Möglicherweise. Immerhin ist es ja auch schon ein paar Jährchen her, dass er den Film gesehen hat.  :icon_twisted: Aber einmal böse, immer böse, so ist das.

Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Happy Harry mit dem Harten am 20 Januar 2009, 00:00:07
Zitat von: McKenzie am 19 Januar 2009, 23:48:18
Ich bin kein ausgesprochener Pacino-Fan und war von seiner Performance in THE GODFATHER PART II, den ich vorgestern erstmalig gesehen habe, etwas enttäuscht (im Gegensatz zu seiner Leistung im ersten Teil), muss aber gestehen, dass ich wohl die Filme, die ihn zum "Markigkeits-Gott" erhoben haben, gar nicht kenne oder würdige - als Schauspieler imponiert mir Pacino bisher wirklich vor allem in emotional distanzierten, unsicheren und stillen Rollen, schließlich fühlt man sich in CRUISING auch sofort an den Michael Corleone des ersten PATEN erinnert.
Nun ja, HEAT ist natürlich toll (und total m., nicht wahr, Rajko?).  :icon_mrgreen:

Gerade das zeigt ja seine Vielseitigkeit - das er in der Lage ist, überzeichnete Macho-Figuren ebenso glaubwürdig zu verkörpern wie "stille und unsichere" Rollen. Bin aber der Letzte, der Pacino in den Himmel loben will - am besten gefallen hat er mir in CRUISING aber auch in SERPICO, DOG DAY AFTERNOON, CARLITOS WAY, HEAT, ANY GIVEN SUNDAY und mit Abstrichen in IM AUFTRAG DES TEUFELS. Der Mann ist gut, wenn auch entfernt davon einer der größten Darsteller überhaupt zu sein, wozu er ja gerne gemacht wird von seinen Fans...

Und die Pate-Reihe ist natürlich überschätzt. ;) Insbesondere der dritte Teil ist eine Demaskierung sondergleichen...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: psychopaul am 20 Januar 2009, 12:12:55
Zitat von: COPFKILLER am 20 Januar 2009, 00:00:07
am besten gefallen hat er mir in CRUISING aber auch in SERPICO, DOG DAY AFTERNOON, CARLITOS WAY, HEAT, ANY GIVEN SUNDAY und mit Abstrichen in IM AUFTRAG DES TEUFELS.

Aber die Rolle aller Rollen hast du unterschlagen...my little friend!   ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
Zitat von: McKenzie am 19 Januar 2009, 22:35:18
PS:

Nach diesem Credo aus deinem Profil

Zitat
-Jeder Film ist Kunst.

-Kunst sagt nichts über die Qualität von den jeweiligen Gegenständen [Gegenstände sind hier nicht materielle Dinge sondern Gegenstand der Untersuchung; im Falle des KunstWerks wird jedoch ein materielles DaSein vorausgesetzt] aus, sondern grenzt sie nur von den Gebieten Natur und Technik ab, wobei nicht ausgeschlossen ist (beim Film ist das immer der Fall), dass ein Gegenstand neben einer künstlerischen Seite auch eine technische Seite aufweist.

dem ich voll und ganz, ohne Bedingungen, jederzeit und immer zustimmen würde, besser gesagt: Das ich selbst regelmäßig genau so vertrete, enttäuscht es mich sehr, dass ich bisher noch keine positive Besprechung deinerseits z. B. zu einem Jess Franco-Film lesen konnte.  ;) :icon_mrgreen:

Danke erstmal für die Blumen... und das mit Ted stimmt natürlich, da hätte man noch drauf eingesehen sollen/können/müssen... ich habe den beim Betrachten trotz seiner recht großen Rolle - grob formuliert - einfach in die "es gibt ,gute' Homos wie ,schlechte Heteros' und umgekehrt"-Schiene gesteckt und bin dann nicht weiter drauf eingegangen....

Zum Franco: Das stimmt, eine wirklich lobende franco-Rezension gibt es von mir noch nicht und leider haben viele seiner Filme die ich sehr genre mag auch wieder genug Fehler.... "Küss mich Monster" hat ein bemerkenswertes Rhythmus-Gefühl, ansonsten finde ich den eher enttäuschend... "Necronomicon - Geträumte Sünden" ist trotz schöner Szenen und einer undurchsichtigen Handlung (die ich sehr begrüße) leider mit schlechten Kopien von Fellini- und Godardszenen durchtränkt und wirkt in seiner Verrbeugung vor solch großen Namen etwas bemüht und einfältig-ehrfürchtig... "Jack the Ripper" ist wirklich toll, mir dann aber wieder eine Spur zu konventionell und der erste Dr. Orloff ist hübsch in seiner RKO/Universal-Tradition, aber inhaltlich recht belanglos... "Sie tötete in Begierde" mag ich wegen der Farben und der Ausstattung und der geschickt-sinnlosen Einsatzes von Tappert aber auch hier krankt alles wieder ein wenig an der handlung....
umgekehrt weisen auch viele schwächere seiner Filme noch ganz große Szenen auf: Lust für Frankenstein enthält diese tolle Engelsszene :)

Eventuell könnte ich eins über Vampyros Lesbos schreiben das sich ziemlich positiv liest.... und ich will mir mal Venus in Furs zulegen, da verspreche ich mir auch sehr viel von...

ansonsten ist es bei Franco wohl eher so dass er mir gefällt gerade weil er ein hohes Maß an Einsatz und kreativität mit einer gerüttelten Inkompetenz verbindet und daraus hübsche eigene Filme schafft wie man sie sonst nur selten findet (Ähnlich stehe ich vielleicht sonst nur noch zu "Nuda per satana").... Die gesamtwertung berücksichtigt dann trotz meiner Zuneigung dann wohl aber immer beides, so dass er meistens im gehobenen Mittelmaß liegt....

:00000109:

mal schauen welcher Franco als nächstes kommt....
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 05:30:59
http://www.ofdb.de/review/126544,339916,Island-of-the-Living-Dead

So, seit Mattei verstorben ist, wollte ich ihn eigentlich mal mit wenigstens einem Review würdigen.... damit habe ich jetzt endlich Italiens Plagiator Numero (Br)Uno abgehakt :icon_lol:


allerdings komme ich etwas zu "spät", funeralthirst hat mittlerweile schon alles wichtige gesagt... nur die Wertung scheint mir deutlich zu hoch zu sein, aber das ist wohl der Nostalgiebonus eines Fans von bester Italo-schmodder-tradition :love:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37
Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
Zum Franco: Das stimmt, eine wirklich lobende franco-Rezension gibt es von mir noch nicht und leider haben viele seiner Filme die ich sehr genre mag auch wieder genug Fehler....

Fragt sich hier eben, was man als "Fehler" ansieht - ich bin in dieser Hinsicht sehr radikal und vertrete die Auffassung, das Aspekte wie Handlung(saufbau), handwerkliche Qualität (oder was man darunter eben gemeinläufig versteht), Schauspielleistungen, etc. nur bedingt, bzw. mit größter Vorsicht als Kriterium herangezogen werden sollten. Besonders ersteres halte ich nach wie vor für Gift in den Gebeinen der Filmkritik, aber damit zähle ich wohl zu einer Minderheit. Auch das häufige Argument, ein Film müsse, wenn er sich schon offensichtlich auf eine Handlung stützt und teilweise dramaturgisch / narrativ operiert, sich diesem Erzähl- / Inszenierungskonzept von vorne bis hinten konsequent "ergeben", empfinde ich immer als etwas lästig. Letztlich halte ich es für eine völlig legitime Sache, mit einem konfusen, kümmerlichen Etwas von Handlung, eine Vielzahl einzelner Szenen / Abschnitte zu verknüpfen, die jedoch aus sich heraus etwas erzählen, aussagen, vermitteln ohne dabei auf die Unterstützung einer Handlung angewiesen zu sein.

Jess Franco ist natürlich alles andere als ein guter Geschichtenerzähler, seine Filme sind im besten Fall anderweltliches Traum-Kino, fiebrige Collagen aus surrealistischen, psychedelischen und improvisiert-experimentellen Fetzen, im schlimmsten Falle eben biederes Exploitation-Kino wie z. B. die meisten seiner Dietrich-Produktionen (mit Ausnahme vielleicht von DIE MARQUISE VON SADE).

Das ist eben auch wieder etwas, was mich etwas an dir stört, dass du sehr streng und um Objektivität bemüht (manch anderen würde ich dafür sofort auf die Blacklist setzen  ;)) Filme quasi nach "Mindest-Qualitäten" abklopfst und dabei eben auch nach festen Kriterien vorzugehen scheinst - einem Film eine mangelhafte oder inkohärente Handlung vorzuwerfen, das sollte m. E. eigentlich nur sehr selten geschehen, wenn man es für wirklich offensichtlich hält, dass hier uninspiriert an einer dünnen Storyline entlang gearbeitet wird und Station für Station abgehakt werden. Das kann man einem SIE TÖTETE IN EKSTASE eigentlich kaum vorwerfen, weil er, seinem vermeintlichen Plot nur sporadisch und uninteressiert folgend, eine Zusammenstellung bizarren Frühsiebziger-Chics (eine noch konsequentere Fortsetzung dieses ästhetischen Experiments ist BLUE RITA) in Francos eigener, pop-artiger Interpretation, und surreal-sinnlicher Absurditäten darstellt (wie du ja selbst schon angemerkt hast)  - da wirkt die kriminalistische Auflösung durch Horst Tappert dann noch am lästigsten und unnötigsten. Man muss sich natürlich davon einnehmen, sich völlig treiben lassen und dem Instinkt statt dem Kopf vertrauen - Franco ist immer ein echtes Abenteuer.  :icon_mrgreen:

Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
und ich will mir mal Venus in Furs zulegen, da verspreche ich mir auch sehr viel von...

Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
ansonsten ist es bei Franco wohl eher so dass er mir gefällt gerade weil er ein hohes Maß an Einsatz und kreativität mit einer gerüttelten Inkompetenz verbindet und daraus hübsche eigene Filme schafft wie man sie sonst nur selten findet.

Warum ist Franco inkompetent? Er hat im Verlauf seiner Karriere sehr unterschiedliche Qualitätsstufen beschritten, das stimmt. Nur ist es dann aber auffällig, welche Hochglanz-Cinemascope-Ästhetik er in DIE JUNGFRAU UND DIE PEITSCHE zustande bekommen und mit dem gleichen Kameramann, weniger Budget und weitaus mehr künstlerischer Freiheit einige Monate später in EUGENIE DE SADE, den ich als sein absolutes Meisterwerk erachte, ein zweifellos versponnenes, merkwürdiges, inkohärentes und sehr kostengünstig wirkendes Juwel erotischer Avantgarde gedreht hat. EUGENIE DE SADE ist überhaupt einfach... ein melancholisch-spirituelles Meisterwerk.  :love:  :icon_mrgreen: Ich habe ihn im Verlauf des letzten Jahres allein dreimal gesehen und kann mich daran nicht sattsehen, für mich ist dieser Film der Optimal-Franco, in dem er seine rastlose Kreativität, Improvisations-Wut, Spontaneität und Obsessionen (sowie, nicht zuletzt, seine sporadische Fähigkeit aus Nichts, bzw. Mist Gold zu machen) in pure Poesie verwandelt hat - die über dramaturgische oder narrative Mechanismen natürlich gar nicht funktioniert, funktionieren kann - und deren semidokumentarisches Handkamera-Gewackel man natürlich als reizvolles Stilmittel (das es, wie ich meine, durchaus ist) und nicht als Inkompetenz empfinden muss, um daran Gefallen zu finden.

Nun ja, ich werde nicht müde, Jess Francos Autorenfilmer-Qualitäten anzupreisen weil ich es als sehr ungerecht empfinde, wie dieser Mann, zweifellos auch der Urheber zahlloser filmischer Fragwürdigkeiten, nur auf eben jene reduziert wird und somit seine wirklichen Höhenflüge als solche gar nicht mehr erkannt werden, weil man generell bei Franco "zwei Titten vor den Augen" hat. Und nicht zuletzt ist auch Franco nicht so allmächtig, dass er mit Minimal-Budgets ohne weiteres großes Kino machen könnte - es ist nicht schwer, beim Blick auf NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT, zu erahnen, was für eine großartige, atmosphärische Verfilmung das hätte werden können, hätte Franco nur das dreifache Budget, wesentlich mehr Zeit, bessere Darsteller, bessere Ausstattung und eben all das haben können. So blieb ihm eben nur eines: Zoomen, zoomen, zoomen. Und eine spanische Hügelgegend mit ihren Pinien, bei Tag mit Nachtfiltern gedreht, als Karpaten-Pass auszugeben. :icon_lol:

Neben VENUS IN FURS und EUGENIE DE SADE würde ich dir noch NIGHTMARES COME AT NIGHT, THE DIABOLICAL DR. Z und eben DAS FRAUENHAUS empfehlen, je nach Kenntnisstand.

PS:

Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
"Necronomicon - Geträumte Sünden" ist trotz schöner Szenen und einer undurchsichtigen Handlung (die ich sehr begrüße) leider mit schlechten Kopien von Fellini- und Godardszenen durchtränkt und wirkt in seiner Verrbeugung vor solch großen Namen etwas bemüht und einfältig-ehrfürchtig...

Ich nahm eigentlich persönlich eher an, dass Franco mit diesen Momenten (wo du da Fellini siehst, würde mich interessieren, Godard ist aber natürlich offensichtlich) eher den vielbeschworenen Umbruch des europäischen Kinos, insbesondere eben durch die Front der französischen Intellektuellen, ironisch-frivol kommentiert, bzw. persifliert - Ehrfurcht sehe ich da zumindest keine, schon eher das Gegenteil. Immerhin hat sich ja sogar der große Fritz Lang auf der Berlinale '68 lobend über den Film geäußert, quasi der endgültige Ritterschlag.  ;)

Übrigens widerspreche ich mit dieser Meinung doch eigentlich auch nicht meiner Sicht auf Franco, den Trash-Gott, der uns deliranten, mörderisch unterhaltsamen Über-Schlock wie DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA, DIE SÄGE DES TODES oder EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON FRANKENSTEIN geschenkt hat.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 15:53:30
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37
Fragt sich hier eben, was man als "Fehler" ansieht - ich bin in dieser Hinsicht sehr radikal und vertrete die Auffassung, das Aspekte wie Handlung(saufbau), handwerkliche Qualität (oder was man darunter eben gemeinläufig versteht), Schauspielleistungen, etc. nur bedingt, bzw. mit größter Vorsicht als Kriterium herangezogen werden sollten. Besonders ersteres halte ich nach wie vor für Gift in den Gebeinen der Filmkritik, aber damit zähle ich wohl zu einer Minderheit.
Ich muss ja sagen, dass ich mich eher an den Schauspielerleistungen orientiere, auch wenn ich es jetzt gerade im letzten review mal wieder gemacht habe.... (vermutlich fällt es mir bei Amateur- und Low-Budget-Direct-to-video-Produktionen leichter, weil man durch und durch auf zustimmung stoßen dürfte) in der Regel vermeide ich das wirklich ganz gerne und typisches Tom Cruise oder brad Pitt Bashing nervt mich eigentlich immer, auch wenn mir beide menschlich nicht gerade sympathisch sind....
Mit handwerklicher Qualität ist es so ne Sache.... ich habe nichts gegen verrauschte, verwackelte Bilder, gegen grobkörniges & extrem kontrastreiches s/w, gegen "unbeholfene Schnitte" wie Frank Trebbin sie in "Küss mich Monster" sieht - tatsächlich halte ich gerade diese für einen Höhepunkt des Films.... ich richte mich da eher an Anschlussfehlern aus solange diese nicht bewusst für etwas genutzt werden und ich stoße mich auch mal an digitaler Nachbearbeitung um das Budget etwas zu verschleiern, wenn man mit der zeit und dem geld noch anderes hätte machen können etc... in der regel lobe ich aber auch wohl mehr besonders herausragende handwerkliche qualitäten als dass ich Mängel runtermache... (glaube ich zumindest, überprüft hab ich es nicht...)
Zum Handlungsaufbau: Mich stört es wohl, wenn ein Film als narrativer Film angelegt ist und dann derartig viel experimentelle Einschübe enthält, dass die "eigentliche" Handlung gestört wird... Und bei Logikfehlern ist es wie mit Anschlussfehlern: solange die nicht irgendwie "genutzt" werden (und damit bewusst angelegt worden sein müssten) kann ich die nicht so ganz verdauen....

Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Auch das häufige Argument, ein Film müsse, wenn er sich schon offensichtlich auf eine Handlung stützt und teilweise dramaturgisch / narrativ operiert, sich diesem Erzähl- / Inszenierungskonzept von vorne bis hinten konsequent "ergeben", empfinde ich immer als etwas lästig. Letztlich halte ich es für eine völlig legitime Sache, mit einem konfusen, kümmerlichen Etwas von Handlung, eine Vielzahl einzelner Szenen / Abschnitte zu verknüpfen, die jedoch aus sich heraus etwas erzählen, aussagen, vermitteln ohne dabei auf die Unterstützung einer Handlung angewiesen zu sein.

Jess Franco ist natürlich alles andere als ein guter Geschichtenerzähler, seine Filme sind im besten Fall anderweltliches Traum-Kino, fiebrige Collagen aus surrealistischen, psychedelischen und improvisiert-experimentellen Fetzen, im schlimmsten Falle eben biederes Exploitation-Kino wie z. B. die meisten seiner Dietrich-Produktionen (mit Ausnahme vielleicht von DIE MARQUISE VON SADE).

Naja, bisher war es mir dann eben doch immer noch zuviel Handlung und zuwenig Experiment.... aber ansonsten stimme ich dir durchaus zu und die entsprechenden Francos bewerte ich eigentlich auch immer mit guten 6/10 bis guten 7/10 wenn ich das jetzt richtige überblicke....
aber nur mal ein Beispiel: wenn ich mit El Conde Dracula einen seiner wieder konventionelleren Streifen nehme und dann Portabellas Version "Vampir Cuadecuc" danebenstelle (womöglich kommt bald mal ein Doppelreview von mir - wer nicht anders an den Film gerät sollte ihn sich ruhig mal auf Youtube anschauen, der Film lohnt sich wirklich) dann nehme ich da doch eine riesige qualitative Kluft wahr...

Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Das ist eben auch wieder etwas, was mich etwas an dir stört, dass du sehr streng und um Objektivität bemüht (manch anderen würde ich dafür sofort auf die Blacklist setzen  ;)) Filme quasi nach "Mindest-Qualitäten" abklopfst und dabei eben auch nach festen Kriterien vorzugehen scheinst - einem Film eine mangelhafte oder inkohärente Handlung vorzuwerfen, das sollte m. E. eigentlich nur sehr selten geschehen, wenn man es für wirklich offensichtlich hält, dass hier uninspiriert an einer dünnen Storyline entlang gearbeitet wird und Station für Station abgehakt werden. Das kann man einem SIE TÖTETE IN EKSTASE eigentlich kaum vorwerfen, weil er, seinem vermeintlichen Plot nur sporadisch und uninteressiert folgend, eine Zusammenstellung bizarren Frühsiebziger-Chics (eine noch konsequentere Fortsetzung dieses ästhetischen Experiments ist BLUE RITA) in Francos eigener, pop-artiger Interpretation, und surreal-sinnlicher Absurditäten darstellt (wie du ja selbst schon angemerkt hast)  - da wirkt die kriminalistische Auflösung durch Horst Tappert dann noch am lästigsten und unnötigsten.

Ich verstehe deinen Standpunkt und sehe die Situation eigentlich nicht wirklich anders... Es ist weniger so, dass ich Sie tötete in Ekstase als inhaltlich katastrophal erzählte Gurke abtun will, es ist nur so, dass er mir auf inhaltlicher Ebene nichts zu bieten hat, außer dass mit den Erwartungshaltungen gespielt wird was den Tappert-Ermittler betrifft, der letztlich KEINE Funktion für die handlung erfüllt.... das war sehr witzig und irgendwo geschickt, ansonsten ist es eher ein Film der Bilder.... Die finde ich sehr schön, aber nicht so extrem herausragend dass aus dem Film in meinen Augen ein Meisterwerk werden würde... Satte 6/10 gebe ich gerne, ich könnte mich auch mit 7/10 anfreunden (Diese Punktebewertungen finde ich - obwohl sie mich wahnsinnig faszinieren und ich diese funktion nur zu gerne nutze - immer etwas seltsam, weil sie so tun als gäbe es nur 10 Qualitätsstufen während die Übergänge ja fließend und unendlich sind) und das ist für mich keine schlechte bewertung...



Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37
Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
und ich will mir mal Venus in Furs zulegen, da verspreche ich mir auch sehr viel von...

Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:
Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37
Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
ansonsten ist es bei Franco wohl eher so dass er mir gefällt gerade weil er ein hohes Maß an Einsatz und kreativität mit einer gerüttelten Inkompetenz verbindet und daraus hübsche eigene Filme schafft wie man sie sonst nur selten findet.

Warum ist Franco inkompetent? Er hat im Verlauf seiner Karriere sehr unterschiedliche Qualitätsstufen beschritten, das stimmt. Nur ist es dann aber auffällig, welche Hochglanz-Cinemascope-Ästhetik er in DIE JUNGFRAU UND DIE PEITSCHE zustande bekommen und mit dem gleichen Kameramann, weniger Budget und weitaus mehr künstlerischer Freiheit einige Monate später in EUGENIE DE SADE, den ich als sein absolutes Meisterwerk erachte, ein zweifellos versponnenes, merkwürdiges, inkohärentes und sehr kostengünstig wirkendes Juwel erotischer Avantgarde gedreht hat. EUGENIE DE SADE ist überhaupt einfach... ein melancholisch-spirituelles Meisterwerk.  :love:  :icon_mrgreen: Ich habe ihn im Verlauf des letzten Jahres allein dreimal gesehen und kann mich daran nicht sattsehen, für mich ist dieser Film der Optimal-Franco, in dem er seine rastlose Kreativität, Improvisations-Wut, Spontaneität und Obsessionen (sowie, nicht zuletzt, seine sporadische Fähigkeit aus Nichts, bzw. Mist Gold zu machen) in pure Poesie verwandelt hat - die über dramaturgische oder narrative Mechanismen natürlich gar nicht funktioniert, funktionieren kann - und deren semidokumentarisches Handkamera-Gewackel man natürlich als reizvolles Stilmittel (das es, wie ich meine, durchaus ist) und nicht als Inkompetenz empfinden muss, um daran Gefallen zu finden.
So böse war das "inkompetent" gar nicht gemeint :icon_mrgreen: ...aber die extreme Farbverfremdungen in Lady Dracula 3 oder solch unglaubliche Heuler wie "Christineeeeeeee.... christineeeeeee" *christine folgt dem Rufen ihres Vaters* ""Christineeeee.... du hättest mir nicht folgen dürfen" oder das ewige Ausreizen von Blutperlen auf nackten Frauenleibern, am liebsten (übertrieben gesprochen) gezoomt und in Zeitlupe ist mir zwar auch irgendwo sympathisch, aber ich finde dass hier eben doch Genie und Wahnsinn beieinanderliegen oder meinetwegen der gute Wille und das geringe budget.... (das ist ja ähnlich bei Edward D. Wood jr., dessen Glen or Glenda ich ja auch ganz gerne mag, wenngleich er für mich kein Meisterwerk ist)



Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Nun ja, ich werde nicht müde, Jess Francos Autorenfilmer-Qualitäten anzupreisen weil ich es als sehr ungerecht empfinde, wie dieser Mann, zweifellos auch der Urheber zahlloser filmischer Fragwürdigkeiten, nur auf eben jene reduziert wird und somit seine wirklichen Höhenflüge als solche gar nicht mehr erkannt werden, weil man generell bei Franco "zwei Titten vor den Augen" hat. Und nicht zuletzt ist auch Franco nicht so allmächtig, dass er mit Minimal-Budgets ohne weiteres großes Kino machen könnte - es ist nicht schwer, beim Blick auf NACHTS, WENN DRACULA ERWACHT, zu erahnen, was für eine großartige, atmosphärische Verfilmung das hätte werden können, hätte Franco nur das dreifache Budget, wesentlich mehr Zeit, bessere Darsteller, bessere Ausstattung und eben all das haben können. So blieb ihm eben nur eines: Zoomen, zoomen, zoomen. Und eine spanische Hügelgegend mit ihren Pinien, bei Tag mit Nachtfiltern gedreht, als Karpaten-Pass auszugeben. :icon_lol:
Neben VENUS IN FURS und EUGENIE DE SADE würde ich dir noch NIGHTMARES COME AT NIGHT, THE DIABOLICAL DR. Z und eben DAS FRAUENHAUS empfehlen, je nach Kenntnisstand.
Ach, Franco hatte doch neulich erste seine 80-Filme-Retroperspektive in der Cinematheque gehabt.... In den richtigen kreisen wird er ja nun nicht nur auf seinen schmuddelkrams reduziert :icon_mrgreen:


Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37PS:

Zitat von: PierrotLeFou am 20 Januar 2009, 14:10:27
"Necronomicon - Geträumte Sünden" ist trotz schöner Szenen und einer undurchsichtigen Handlung (die ich sehr begrüße) leider mit schlechten Kopien von Fellini- und Godardszenen durchtränkt und wirkt in seiner Verrbeugung vor solch großen Namen etwas bemüht und einfältig-ehrfürchtig...

Ich nahm eigentlich persönlich eher an, dass Franco mit diesen Momenten (wo du da Fellini siehst, würde mich interessieren, Godard ist aber natürlich offensichtlich) eher den vielbeschworenen Umbruch des europäischen Kinos, insbesondere eben durch die Front der französischen Intellektuellen, ironisch-frivol kommentiert, bzw. persifliert - Ehrfurcht sehe ich da zumindest keine, schon eher das Gegenteil. Immerhin hat sich ja sogar der große Fritz Lang auf der Berlinale '68 lobend über den Film geäußert, quasi der endgültige Ritterschlag.  ;)
Fellini sehe ich glasklar in dieser Orgienszene... vergleich die mal mit der entsprechenden Szene aus la Dolce Vita, sogar das Figurenarsenal ist sich sehr ähnlich, ebenso etliche verhaltensweisen.... naja, und da Godard mit Robbe-Grillet, Dreyer, Hitchcock und Fritz Lang in einem Atemzug auf der Tonspur beim Namen genannt und gelobt wird, denke ich nicht, dass sich Franco hier lustig machen wollte.... ich sehe eigentlich viele Parallelen zwischen Franco und Godard, der ihm von allen Filmemachern vielleicht sogar am nächsten steht (Franju womöglich noch...) Zumindest entsprechen Godards Genre-Variationen der frühen Phase hier und da doch vergleichbaren Francos in gewissen Szenen und ich denke nicht von ungefähr gibt es diesen österreichischen Experimentalfilm der Franco und Godard gewidmet ist (Titel ist mir entfallen, er wird aber bei Frank Trebbin aufgeführt, das weiß ich totsicher)....
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 15:57:08
Zitat von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 15:53:30
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

:rofl: :rofl: :rofl: :hacki:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 21 Januar 2009, 16:03:41
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 15:57:08
Zitat von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 15:53:30
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

:rofl: :rofl: :rofl: :hacki:

Ruhe. Geh' mit E.T. spielen oder Luke Skywalker schmusen.

@ PierrotLeFou:

Bevor ich auf dein Posting eingehe vielleicht abgegrenzt eine Zwischenfrage: Was hältst du von Jean Rollin? Auch einer meiner Lieblingsregisseure und m. E. einer, den man wesentlich eindeutiger und einfacher als Auteur ohne große "qualitative Schwankungen" und mit deutlichen thematischen "roten Fäden" in seinem Schaffen annehmen kann. (zufällig höre ich gerade den wunderbaren Score von LA ROSE DE FER)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 16:45:20
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 16:03:41
Ruhe. Geh' mit E.T. spielen oder Luke Skywalker schmusen.

Was anderes wird mir wohl auch nicht übrig bleiben, jetzt nach deinem Ritterschlag durch Bamako-König Plani I. und deiner treuen Dienerschaft, die sich in regelmäßigen Übereinstimmungen zahlreicher Kunstprätentionen oder verprätentierter Mainstreamgurken offenbart. :icon_sad:

Ich gründe dann meinen eigenen Inselstaat voller bescheidener unp. Cinemenschen, denen noch nicht die Bodenhaftung und der Mut zum Spielberg-Bekenntnis abhanden gekommen sind.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 21 Januar 2009, 17:15:30
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 16:45:20
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 16:03:41
Ruhe. Geh' mit E.T. spielen oder Luke Skywalker schmusen.

Was anderes wird mir wohl auch nicht übrig bleiben, jetzt nach deinem Ritterschlag durch Bamako-König Plani I. und deiner treuen Dienerschaft, die sich in regelmäßigen Übereinstimmungen zahlreicher Kunstprätentionen oder verprätentierter Mainstreamgurken offenbart. :icon_sad:

Ich gründe dann meinen eigenen Inselstaat voller bescheidener unp. Cinemenschen, denen noch nicht die Bodenhaftung und der Mut zum Spielberg-Bekenntnis abhanden gekommen sind.

:LOL: :rofl: :algo: :LOL: :wallbash: :rofl: :icon_mrgreen: :LOL:

Hauptsache, du hast deinen Spaß und ich stehe über den Dingen.

Und in Bamako war ich jetzt schon seit ein paar Wochen nicht mehr wirklich, aber das hast du offenbar noch nicht zur Kenntnis genommen.
Außerdem spiele ich gerne mit dir, wie du weißt. Also, Kopf hoch und mutig dem Prätentionswahnsinn ins Auge sehen. Es ist dein großes Unglück, dass du inzwischen eben jemand kennen gelernt hast, der noch p. als ich ist. Was für ein Pech.  :D Und wenn du nicht p. bist, dann zumindest m. - und ob das besser ist, na ich weiß nicht...

@ PierrotLeFou:

Entschuldige, aber du kennst das inzwischen ja wahrscheinlich.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 18:16:12
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 15:57:08
Zitat von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 15:53:30
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

:rofl: :rofl: :rofl: :hacki:
Gut, die 9/10 für L'Aldila hab ich nie so ganz verstanden, daher genieße ich das ja auch mit Vorsicht, aber interessiert bin ich trotzdem  :D
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 18:21:59
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 16:03:41
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Januar 2009, 15:57:08
Zitat von: PierrotLeFou am 21 Januar 2009, 15:53:30
Zitat von: McKenzie am 21 Januar 2009, 11:31:37Zurecht. In meinen Augen einer der fünf besten Francos (ich kenne bisher ingesamt 28 Filme von ihm), sehr stimulierend und - als Beruhigung für dich - handwerklich sehr gediegen.  :icon_mrgreen:

Dass der Film von dir und Björn Last seine 9/10 bekommen hat, macht mich neugierig :)

:rofl: :rofl: :rofl: :hacki:

Ruhe. Geh' mit E.T. spielen oder Luke Skywalker schmusen.

@ PierrotLeFou:

Bevor ich auf dein Posting eingehe vielleicht abgegrenzt eine Zwischenfrage: Was hältst du von Jean Rollin? Auch einer meiner Lieblingsregisseure und m. E. einer, den man wesentlich eindeutiger und einfacher als Auteur ohne große "qualitative Schwankungen" und mit deutlichen thematischen "roten Fäden" in seinem Schaffen annehmen kann. (zufällig höre ich gerade den wunderbaren Score von LA ROSE DE FER)


Ja, Rollin mag ich auch recht gerne... besonders Regiuem pour un Vampire (8/10), Frisson des Vampires (8/10, ganz toller Soundtrack :love:) und auch Rose de Fer, wobei ich da immer zwischen 7 und 8 schwanke, aber tendenziell mag ich den noch sehr gerne....

von seinen reinen Sexfilmen kenne ich jedoch leider nichts (aber das "wichtigste" habe ich) :(
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Schlombie am 18 April 2009, 13:13:52
Hi Pierrot!

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem erneuten Auftauchen bei den "Review-Klassikern"! Dein Text zu "Leichenhaus der lebenden Toten" gehört da auch hin, er hat mir gut gefallen.

Noch besser fand ich allerdings Deine "Freitag der 13."-Besprechung, die ich erst jetzt sehr spät entdeckte. Etwas zweigeteilt bin ich über Deine lange Einleitung jeden Freitagteil zuvor anzureißen. Es war ein geglückter Rückblick, dürfte aber sicher auch einige etwas ungeduldigere Leser zu Recht vertrieben haben. *g

Insgesamt war die Besprechung aber sehr informativ und alles wichtige wurde aufgegriffen. Trotzdem finde ich Deine Punktevergabe mit aufgerundet 7 Punkten recht großzügig. Ich finde häufig wird das glaubhafte Verneigen vor den Originalen verwechselt mit dem Zwang der Verantwortlichen dies in ihre Filme einbringen zu müssen. Und das Friday-Remake macht mir eigentlich gar nicht den Eindruck, die Originalreihe ehren zu wollen. Beim Lesen Deines Textes könnte man meinen, mit den Verweisen auf die Reihe würde eine gewisse Form von Ehrfurcht auftreten. Das sorgt in meinen Augen für eine falsche Erwartungshaltung. Denn ob man den Film nun unterhaltsam fand oder nicht, er ist in seiner Umsetzung einfach plump zu nennen, gerade wenn er versucht Respekt vor den Originalen vorzuheuscheln.

Aber das siehst Du sicher anders, sonst hättest Du Deinen Text ja nicht so geschrieben. *g

Bis auf meine kleinen Kritikpunkte am Rande wie gehabt ein guter Text in gewohnter LeFou-Qualität. Weiter so!

Gruß
Schlombie
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 19 April 2009, 02:53:41
Zitat von: Schlombie am 18 April 2009, 13:13:52
Hi Pierrot!

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem erneuten Auftauchen bei den "Review-Klassikern"! Dein Text zu "Leichenhaus der lebenden Toten" gehört da auch hin, er hat mir gut gefallen.
Dankeschön :D

ZitatNoch besser fand ich allerdings Deine "Freitag der 13."-Besprechung, die ich erst jetzt sehr spät entdeckte. Etwas zweigeteilt bin ich über Deine lange Einleitung jeden Freitagteil zuvor anzureißen. Es war ein geglückter Rückblick, dürfte aber sicher auch einige etwas ungeduldigere Leser zu Recht vertrieben haben. *g
Ja, ich hatte auch erst überlegt, dass zu kürzen oder gar wieder zu streichen, ich habs aber drin gelassen (und überhaupt erst geschrieben), weil ich am liebsten ALLE Friday-Filme besprechen würde, das Ganze dann aber doch für zu unergiebig hielt... so habe ich halt trotzdem alle Filme abgehandelt und mich auf den aktuellsten konzentriert :icon_mrgreen:

ZitatInsgesamt war die Besprechung aber sehr informativ und alles wichtige wurde aufgegriffen. Trotzdem finde ich Deine Punktevergabe mit aufgerundet 7 Punkten recht großzügig.
naja, es sind ja abgerundete 6,5/10 :icon_mrgreen: (nur zuer erklärung: ich möchte bei x,5-wertungen nicht zwangsweise aufrunden müssen.... ich runde mal auf, mal ab und würde das damit rechtfertigen, dass es einmal ne 6,49 und einmal ne 6,50 wäre... ich hätte auch schreiben können "satte 6/10 mit tendenz nach oben")
Ne gerundete 7/10 wäre er mir dann doch nicht wert gewesen

ZitatIch finde häufig wird das glaubhafte Verneigen vor den Originalen verwechselt mit dem Zwang der Verantwortlichen dies in ihre Filme einbringen zu müssen.
Ehrlich gesagt verlange ich keine Verneigung... wie viele Fans will auch ich bloß immer wieder den selben Film sehen, und da ist es mir egal, dass die produzenten mich befriedigen während sie auf mein geld schauen, hauptsache sie geben mir das was ich will :icon_lol:

ZitatUnd das Friday-Remake macht mir eigentlich gar nicht den Eindruck, die Originalreihe ehren zu wollen. Beim Lesen Deines Textes könnte man meinen, mit den Verweisen auf die Reihe würde eine gewisse Form von Ehrfurcht auftreten. Das sorgt in meinen Augen für eine falsche Erwartungshaltung. Denn ob man den Film nun unterhaltsam fand oder nicht, er ist in seiner Umsetzung einfach plump zu nennen, gerade wenn er versucht Respekt vor den Originalen vorzuheuscheln.

Aber das siehst Du sicher anders, sonst hättest Du Deinen Text ja nicht so geschrieben. *g

Wie gesagt: ich weiß zwar schon, dass man versucht hat den Geschmack einer möglichst breiten Masse zu treffen und nicht, eine Hommage an einen Splatterklassiker zu inszenieren (auch wenn ich Nispel durchaus glauben würde, dass er die reihe schätzt), aber das ist mir egal, solange mir das resultat gefällt....
Ich mag übrigens den Jason der teile 2-4 selbst viel lieber als den späteren und daher gefiel mir diese Zurück-zu-den-Wurzeln-Version (leider im Look der Gegenwart, was mir persönlich missfällt, weil ich ja den Look der 60er, 70er und 80er lieber mag, ich dem film aber nicht anlasten möchte) recht gut....

ZitatBis auf meine kleinen Kritikpunkte am Rande wie gehabt ein guter Text in gewohnter LeFou-Qualität. Weiter so!

Gruß
Schlombie
Auch hier nochmal ein dickes Dankeschön :love:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Schlombie am 3 Mai 2009, 14:42:23
Hi!

Dein Review zu "Scary Movie" lockt mich diesmal in Deinen Thread. Ich selber mag den Film, kann aber jeden verstehen, dem es so geht wie Dir. "Scary Movie" ist Unterhaltung auf niedrigstem Niveau, aber ich lache häufig auch auf diesem, also was soll's.

Allerdings fehlt mir in diesem Text etwas, das Dir entweder an den Filmen nicht aufgefallen ist, oder das Du mit mir nicht teilen wirst:

Generell hast Du recht, dass die Masse der Darsteller über keinerlei hervorzuhebendes Schauspieltalent verfügen. Die weibliche Hauptrolle der vier Teile stellt in meinen Augen jedoch eine Ausnahme da. Und da geht es mir weniger darum wie stark nun ihr schauspielerisches Talent ist, sondern viel mehr um ihre Haltung. Man sieht Anna Faris den Spaß am Quatsch machen an. Zum einen ist sie sich für nichts zu schade (was man sowohl positiv als auch negativ auslegen kann), aber sie zieht ihre Nummer mit einer solch lockeren Haltung durch, dass man sieht wie sichtlich Spaß es ihr macht, einfach mal herumzublödeln. Ich kann mir vorstellen, dass viele andere Darsteller da eher ihr Pflichtprogramm durchgezogen hätten, oder aber sich für so etwas zu schade/zu fein gewesen wären.
Meine Haltung zu dem Film/der Reihe macht viel am unverkrampften und experimentierfreudigen Spiel von Faris aus. Und ich denke, dass es auch in einem Verriss wie Deinem ein freies Plätzchen gegeben hätte, diese mutige und natürliche Art ihres Herumblödelns anzuerkennen.

Gruß
Schlombie
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 3 Mai 2009, 23:46:57
hm.... ich halte das für so ne frage des mögens bzw. nicht-mögens (ich mag es eher nicht so - was nicht an ihr, sondern an der rolle liegt) und nicht für ein qualitätsmerkmal, dass da wirklich was reißt... zumal ich auch keinen wirklichen unterschied zu vielen anderen darstellerleistungen sehe, die ich ebenfalls durchaus als ausgelassen beschreiben würde... ich weiß jetzt also nichtmal, ob es mir nicht aufgefallen ist oder ob ich deine sichtweise bloß nicht teile.... :00000109: jetzt bin ich verwirrt
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 4 Mai 2009, 00:46:33
Das Anna Faris einiges kann, muss man ihr aber schon zugestehen. Ein Blick auf den tragisch unterschaetzten MAY... oder auf die Tatsache, dass eben jene Darstellerin aus SCARY MOVIE ploetzlich in BROKEBACK MOUNTAIN auftauchte.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 4 Mai 2009, 05:51:21
Da ich weder BM noch May je gesehen habe (was sich sicherlich über kurz oder lang beides noch ändern wird) kann ich über ihr Talent wenig sagen... In Scary Movie ist es mir zumindest nicht unbedingt entgegengesprungen.....

Aber ein als schlecht empfundener Film mit einer dem Zuschauer sympathischen Besetzung, die hier jedoch kaum oder nicht gefordert wird und dennoch mit Freude bei der Sache ist, schließt sich ja nicht aus.... mir kommen da jetzt etliche Beiträge aus der Filmographie von Herbert Fux in den Sinn :icon_mrgreen: da weiß man halt wenigstens WARUM man sich solch schlechte Filme überhaupt anschaut, aber schlecht kann man sie dann ja trotzdem noch finden...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Schlombie am 4 Mai 2009, 08:22:19
"May" ist ein kleiner Geheimtipp und wirklich zu empfehlen, wenn auch nicht gerade unbedingt wegen Faris. Interessant ist dort z.B. wie gut die Hauptdarstellerin spielt, und wie schlecht sie dagegen in der ähnlichen Hauptrolle im Remake von "Carrie" wirkt.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Schlombie am 20 Mai 2009, 10:40:27
Hi Pierrot!

Schönes Review zu "H20" mit kleinen SChönheitsfehlern, deshalb bin ich hier. *g

Zum einen wäre es schön, wenn vor der Enthauptung Michaels und vor dem Tode von Lauries Partner eine Spoilerwarnung eingefügt würde. Weiter oben hast Du es zu einem anderen Thema ja auch gemacht.

Was Deine zwei Betonungen darüber, dass man Curtis bewegen konnte mitzumachen, betrifft: Ich habe seinerzeit gelesen, dass Jamie Lee Curtis sogar die treibende Kraft gewesen sein soll, das Projekt überhaupt zu starten. Dementsprechend musste sie gar nicht erst an Bord geholt werden.

Und zu guter letzt: In die Aufzählung der kleinen Spielereien des Filmes würde ich vielleicht noch den Auftritt des ersten Psycho-Opfers nennen, der ja immerhin die Mutter von Curtis ist, und in einer Szene so etwas sagen darf wie: "Wenn ich mich mal kurz mütterlich geben darf...".

Ansonsten eine schöne Besprechung, bei der mir jedoch nicht ganz klar wird, warum der Film nur eine 7/10 erhält. Der Text selber klingt wesentlich positiver.

Gruß
Schlombie
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Hedning am 20 Mai 2009, 16:11:01
Zitat von: Schlombie am  4 Mai 2009, 08:22:19
"May" ist ein kleiner Geheimtipp und wirklich zu empfehlen, wenn auch nicht gerade unbedingt wegen Faris. Interessant ist dort z.B. wie gut die Hauptdarstellerin spielt, und wie schlecht sie dagegen in der ähnlichen Hauptrolle im Remake von "Carrie" wirkt.

Kann ich überhaupt nicht unterschreiben. In der Rolle fand ich sie ebenfalls klasse. Problem ist nur, dass der ganze Rest ziemlich billig wirkt. Insbesondere natürlich die Billig-CGI-Orgie am Ende.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 Mai 2009, 04:17:30
Zitat von: Schlombie am 20 Mai 2009, 10:40:27
Hi Pierrot!

Schönes Review zu "H20" mit kleinen SChönheitsfehlern, deshalb bin ich hier. *g

Zum einen wäre es schön, wenn vor der Enthauptung Michaels und vor dem Tode von Lauries Partner eine Spoilerwarnung eingefügt würde. Weiter oben hast Du es zu einem anderen Thema ja auch gemacht.

Was Deine zwei Betonungen darüber, dass man Curtis bewegen konnte mitzumachen, betrifft: Ich habe seinerzeit gelesen, dass Jamie Lee Curtis sogar die treibende Kraft gewesen sein soll, das Projekt überhaupt zu starten. Dementsprechend musste sie gar nicht erst an Bord geholt werden.

Und zu guter letzt: In die Aufzählung der kleinen Spielereien des Filmes würde ich vielleicht noch den Auftritt des ersten Psycho-Opfers nennen, der ja immerhin die Mutter von Curtis ist, und in einer Szene so etwas sagen darf wie: "Wenn ich mich mal kurz mütterlich geben darf...".

Ansonsten eine schöne Besprechung, bei der mir jedoch nicht ganz klar wird, warum der Film nur eine 7/10 erhält. Der Text selber klingt wesentlich positiver.

Gruß
Schlombie

Eine Spoilerwarnung kommt doch gleich zu Beginn bevor ich ein wort über die story verliere :00000109:

Oh, dass Curtis die treibende kraft war, war mir nicht bekannt... klingt aber auch etwas seltsam in meinen Augen (edit: Ohren), ein Sequel wäre doch sicherlich so oder so entstanden... ich ändere es mal in ein unverfängliches "bereit war" und bedanke mich für den Hinweis.... (edit: Hm, da müsste ich den satz etwas stärker umbasteln.... ich lasse es einfach mal so, da ich davon ausgehe, dass Curtis sich trotzdem noch verweigert hätte, wäre das Drehbuch letztlich schwächer ausgefallen und füge ein paar Worte hinzu: "Für die Rolle der Laurie Strode konnte man Curtis - die sich engagiert für ein das Original würdigendes Sequel zum Jubiläumszeitpunkt einsetzte - zur Rückkehr..." ...habe mal nachgeschlagen und den Hinweis auch gefunden....)

Hmmmm, vielleicht habe ich zu extrem Lob verschüttet :icon_mrgreen: Für mich ist es ein überdurchschnittlich guter Slasher ohne innovative Ansätze.... in eine Liga mit Halloween (8/10), Scream (8/10) oder Friday the 13th (7,5/10) mag ich ihn nicht stellen und 7/10 ist ungefähr das, was mir für solch einen Film vorschwebt... Aber über die Punktewertungen mag ich eh nicht wirklich streiten.... in meinen Augen sind 7/10 bereits deutlich über dem Durchschnitt angesiedelt...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Schlombie am 21 Mai 2009, 07:20:46
Ups! Die Spoilerwarnung habe ich überlesen, da sie so früh im Absatz erwähnt wird, sorry!

Und bei den 7/10 ging es mir weniger um eine Punkterechtfertigung deinerseits im Thread als viel mehr darum, im Review die Haltung etwas zu verdeutlichen. Deine gute Begründung im Thread (nicht innovativ genug) würde ich im fertigen Text noch einfügen (falls noch nicht getan).

Gruß
Schlombie
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 27 Mai 2009, 06:51:21
So, ich habe nach meinem Julia und die Geister Review endlich mal mein altes 8 1/2 Review überarbeitet, damit ich auch meinen Lieblingsfilm mal hier unterbringen kann....

Das überarbeitete Review http://www.ofdb.de/review/19331,361094,Achteinhalb sah vorher übrigens so aus:

Zitat"8 1/2" ist Fellinis bester Film überhaupt, der zu Recht den Oscar für den besten ausländischen Film erhalten hat und zeigt Marcello Mastroianni als Fellinis Alter Ego in seiner besten Rolle - bei seiner Beerdigung spielte man in den Straßen dann auch Nino Rotas musikalisches Leitmotiv aus "8 1/2".

Als Fellini in einer peinigenden Schaffenskrise steckte, kam ihm der Gedanke daraus einen Film zu schaffen (Der Titel weist darauf hin dass es sich dabei um Fellinis "achteinhalbten" Film handelt) der trotz melancholischer Grundstimmung nicht zuletzt auch eine Komödie sein sollte. Mastroianni spielt den Regisseur Guido Anselmi, der in einer tiefen Schaffenskrise steckt und sich in einem Kurort erholen will. Dort jedoch wird er schon bald von Produzenten, Kritikern, Reportern, Schauspielern und Freunden belagert die ihn mit Fragen zum nächsten Film bedrängen, deren Antworten er jedoch selbst nicht kennt. Das Werk, in das er am liebsten alles hineinbringen möchte (persönliche Erinnerungen an die Kindheit, das streng katholische Internat, kaum verschleierte Affären und Seitensprünge etc. neben ganz allgemeingültigen Sinnfragen) nimmt keinerlei Formen an während zeitgleich die Produzenten immer mehr Geld hineinstecken und eine für ihn schon gar nicht mehr verwertbare, himmelhoch emporragende Abschussrampe produziert haben. Der gewaltige Druck nimmt zu als gleichzeitig seine Ehefrau und seine Geliebte auf der Bildfläche auftauchen. Und während Anselmi diese Eindrücke in bösen Albträumen und realitätsfernen Wunschträumen verarbeitet, verkommt er auf realer Ebene zu totaler Hilflosigkeit... während er in einem bizarren Haremstraum dutzendweise Frauen herumkommandiert und jeden Aufruhr brutal und unnachgiebig niederpeitscht, sieht er sich in der Realität den Spötteleien und Angriffen seiner Ehefrau ausgesetzt. Daher verbirgt er immer häufiger sein Gesicht hinter schwarzen Sonnenbrillen und hält unsicher die Zeitung beim Sprechen vor den Mund. Die bösen Träume überhöhen die für ihn kaum noch erträgliche Realität enorm und mehr und mehr flieht er in Tagträume. Nach einer unerträglichen Pressekonferenz bei der er ganz einfach gar nichts zu sagen hat und wehrlos den sinnlosen Fragen einer riesigen Reporterschar gegenübersteht, folgt schließlich doch ein kreativer Schub und das Filmprojekt nimmt tatsächlich Formen an - doch weisen mehrere Details auf eine endgültige Flucht in die heilsame Scheinwelt des Traums hin und so wirkt das fröhliche Happy End sehr ambivalent...

Nahezu alles ist perfekt in diesem Meisterwerk: die beeindruckende Kameraführung, die opulente Ausstattung, die durch und durch guten Darsteller (Horrorikone Barbara Steele ist auch dabei), Nino Rotas abwechselungsreiche Musik und natürlich das stimmige Drehbuch, das leichtfüßig zwischen Erinnerungen, Visionen, Tagträumen, Albträumen und Realität hin und herspringt und in der völlig subjektiven Darstellung erstmals den Inneren Dialog auch konsequent auf die Leinwand bringt.
Um der Kritik zu entgehen, eine Zusammenstellung persönlicher Erinnerungen geschaffen zu haben die niemandem etwas bringen, lässt Fellini diese Kritik bereits im Film selbst durch einen Kritiker an Anselmi vornehmen und zieht sie gekonnt ins Lächerliche - damit war er selbst schließlich mehr oder weniger vor solcher Kritik geschützt.
Diese Mischung aus Drama, Komödie, Metafilm und phantastischem Film erzeugt bei dem Betrachter auch ein ganzes Spektrum an Stimmungen: Beklemmung folgt auf Heiterkeit, Trauer auf Zorn, eine leise Melancholie wird zur lauten Verzweifelung... Damit ist Fellini ein absoluter Geniestreich gelungen, der weltweit ausgiebig gewürdigt wurde. Der Film, dessen Geschichte "bloß" eine eindringliche, mitreißende Charakterstudie ist, die aber keine gesellschaftlich relevanten Fragen stellt oder gar beantwortet, wurde sogar von Kommunisten überschwenglich gefeiert (auch wenn sie es sich nicht nehmen ließen auf den "fehlenden" sozialen Gehalt zu verweisen).

Nachdem dieses Meisterwerk der Filmgeschichte (und mit Abstand mein persönlicher Lieblingsfilm), das Kritiker immer wieder unter die 10 besten Filme aller Zeiten gewählt haben, hierzulande viel zu selten im Fernsehen gezeigt wurde und auf VHS/DVD gar nicht erst erhältlich war, hat Arthaus eine schön gestaltete 2-DVD-Special-Edition herausgebracht. Die Criterion-DVD enthält allerdings auf einer zweiten DVD noch Fellinis TV-Produktion ,,A Director's Notebook" (Arthaus bietet nur eine nicht völlig überzeugende Doku an) und ist daher eher zu empfehlen (wenn man auf deutsche Sprachoptionen verzichten kann) - zumal sie auch das schönere Cover besitzt. (Die UK-DVD von Nouveaux Pictures kommt mit schlecht lesbaren Untertiteln daher....)
10/10

Das ist auch schon knapp 4 Jahre alt, mittlerweile schreibe ich doch etwas.... zumindest geschwätziger :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Bretzelburger am 10 Juni 2009, 09:54:39
Bevor ich mit meiner Kritik zu deiner Review "Julia und die Geister" beginne, möchte ich vorweg nehmen, dass ich deine Kritikeranwesenheit sehr bereichernd finde und auch dein Engagement für vernachlässigte Filme, die sich ja schon in deinem Pseudonym ausdrückt. Ich hoffe deshalb, dass du meine Anmerkungen zu deinem Text konstruktiv empfindest.

Ich denke ,wir gehen miteinander konform in der Ansicht, das zu Filmen aus dieser Zeit verhältnismässig wenig Allgemeinwissen besteht, weshalb es - wenn man sich schriftlich damit beschäftigt - von besonderer Bedeutung ist, dass man sich bei Querverweisen oder Vergleichen darum bemüht, dass diese auch verstanden werden (außer man schreibt solche Texte nur für sich selbst oder sonstige "Eingeweihte"). Deshalb halte ich deinen Beginn schon für problematisch. So empfinde ich die Verwendung nur der Originaltitel für etwas zu bewusst intellektuell, denn in einem deutschsprachigen Text wäre der deutsche Titel von "Otto e Mezzo", also "8 1/2" für den weniger Italophilen hilfreich. Man vergibt sich damit auch nichts, sondern will ja auch Menschen für diese Filme begeistern, die sich bisher wenig damit beschäftigen.

Ich selbst weiß aus meinen eigenen Recherchen zum italienischen Film der 30-70er Jahre, dass ein dichtes Geflecht gegenseitiger Beinflussungen - auch dank vieler Zusammenarbeit - bestand, dass kaum erklärbar ist. Aber deine Vergleiche sind weder nachvollziehbar noch korrekt, denn sie lassen eine Vielzahl von Aspekten raus.

ZitatDie weitestgehend realitätsnahe, aktuelle Milieuschilderung seines Frühwerkes, die sich in seinem ersten Meisterwerk "La dolce Vita" mit einer überbordenen Phantasie in orgiastischen Parties der höheren Gesellschaft ergeht - darin den Filmen Antonionis nicht gänzlich unähnlich, der etwa in "La Notte" (1960) ganz ähnliche Formen des Ausfüllens einer Leere aufweist, die eine Gesellschaft überkommen hat, der sich die Probleme der Kriegs- oder frühen Nachkriegszeit nicht mehr stellen - und die in "Otto e mezzo" eher nebensächlich in der Sicht auf den Filmbetrieb liegt, während es in erster Linie um das Innenleben des Protagonisten geht, gerät in diesem Film Fellinis vollends zum bloßen Zweck, der es Fellini erlaubt, sich visuell auszutoben.

Von Frühwerk und gar erstem Meisterwerk "La dolce Vita" zu sprechen, ist ein wenig ignorant und vermessen, denn es lässt (zumindest sprachlich) sieben Filme und 8 Schaffensjahre (ohne seine Tätigkeit als Drehbuchautor) weg, beginnend schon beim großartigen "Lichter des Varieté", das die Zirkusthematik in seinen Filmen eröffnete, von Filmen wie "La Strada" oder "Die Nächte der Caribia" ganz abgesehen. Ähnliches lässt sich zu dem Vergleich zu "la Notte" sagen, der wie hingeworfen wirkt. Weiter als Antonioni und Fellini hatten sich kaum zwei Regisseure auseinander entwickelt, seit dem sie Ende der 40er Jahre noch Berührungspunkte hatten. Das "Ausfüllen einer Leere, die eine Gesellschaft überkommen hat" wird bei vielen Regisseuren des italienischen Kinos thematisiert, aber selten so verschieden wie bei Fellini und Antonioni.

Dazu auch eine persönliche Anmerkung. Ich selbst habe meine Review zu "La Notte" komplett überarbeitet, da ich sie zu sehr aus dem Blickwinkel dieses Films beschrieben hatte, ohne genügende Kenntnisse der Trilogie, in der der Film den Mittelteil annimmt. Ich halte eine Kritik in dieser Art übrigens nicht für falsch, so lange man auf übergeordnete Verweis verzichtet (was ich damals tat), aber sobald man filmhistorische und gestalterische Vergleiche zieht (wie du es ausführlich machst), wird es kompliziert, denn die Gefahr von Verbreitung von Halbwissen ist sehr groß, da nur sehr Wenige die Zusammenhänge wirklich kennen. Ich habe das gerade bei "L'Assassino" ("Trauen sie Robert einen Mord zu ?") von Elio Petri erlebt - in sämtlichen Publikationen (Wikipedia, IMDB) wird der Name der Hauptrolle völlig falsch benannt, weil wahrscheinlich jeder aus der selben Quelle zitiert, ohne den Film selbst gesehen zu haben.

ZitatWas die Farbdramaturgie betrifft, kann man Fellini hier ein hohes Maß an Sensibilität zugestehen. Nach seiner (erschreckend schwachen) Episode für "Boccaccio 70" (1962) handelt es sich hierbei immerhin um seinen ersten Farbfilm, der - sichtbar beeinflusst vom Werk eines Mario Bava, das vor allem im Beitrag für "Tre Passi nel Delirio" (1968) und in "E la nave va" (1983) deutlich anklingt - zum beeindruckendsten Einsatz von Farbe neben Pasolinis Beitrag für "Le Streghe" (1967) und Antonionis "Il Deserto rosso" (1964) im italienischen Kino der 60er Jahre zählen muss. Dass er dabei hin und wieder in zuckersüßen, bonbonfarbenen Kitsch abzurutschen droht (die Neigung zum Kitschigen wird bei Fellini fortan immer wieder mal auftauchen, und nicht immer mehr oder weniger gelungen in den Gesamteindruck integriert werden), dürfte den einen oder anderen Zuschauer trotz hohen handwerklichen Geschicks dennoch verschrecken.

Auch deine Bemerkung zu "Boccaccio 70" lässt komplett raus, dass die einzelnen Episoden des Films gar nicht solitär beurteilt werden dürften (was allgemein getan wird), da die 4 Regisseure bewusst unterschiedliche Gestaltungswege wählten, die erst im Zusammenhang ein schlüssiges Gesamtbild ergeben. Abgesehen davon, dass einige seriöse Kritiker Fellinis Episode für einen seiner besten Filme halten, ist es ein überaus konsequenter Film, der zudem noch ironisch mit dem eigenen Werk umgeht. Das du den Film nicht magst, ist natürlich in Ordnung, aber eine solche Bemerkung hat in einer solchen Kritik nichts zu suchen, wenn du sie nicht weiter ausführst. Sie hinterlässt immer den Ruch des Wissenden, der seinem Publikum einen kleinen Brocken zuwirft, denn du kannst nicht ernsthaft annehmen, dass Irgendjemand, der "Boccaccio 70" nicht kennt, damit etwas anfangen kann.

Das gilt auch für deine "Kitsch"-Ausführungen, die ich sehr beliebig finde. Anstatt wieder haufenweise andere Filme zu nennen, die kaum Jemand kennt, hätte ich es wesentlich interessanter gefunden, wenn du überlegt hättest, was Fellini damit bezweckte, anstatt unterschiedliche Grade der Kitschverwendung  in verschiedenen Filmen zu benennen. Man kann das auch kritisieren (oder gar nicht als Kitsch empfinden), aber dafür fehlen mir hier Argumente.

ZitatLetztlich bleibt ein auf formaler Ebene beeindruckender Film zurück, der inhaltlich durchaus noch über dem Durchschnitt anzusiedeln ist, seine Möglichkeiten jedoch teilweise verspielt; die Tendenz späterer Filme, inhaltliche Aussagen im Zweifelsfalle der formalen Seite eher unter- statt überzuordnen klingt hier erstmals an.

Deine letzte Aussage macht nochmal deutlich, was mir an deiner Review nicht gefällt. Anstatt persönliche Eindrücke zu schildern oder klar zu kritisieren, bleibst du im Ungefähren. Der Begriff "Durchschnitt" ist immer gefährlich, weil er nichts konkretisiert - jeder hat ein anderes "Durchschnittsgefühl". Auch das du Fellinis "Formalismus" tendenziell (in die Zukunft gesehen) als übergeordnet ansiehst, mag deinem persönlichen Gefühl entsprechen, erschliesst sich für den Nichtkenner des Films aber nicht aus deinen Argumenten, abgesehen davon, dass du hier wieder der fatalen Neigung nachkommst, den 1965 entstandenen Film gleich in 30 Jahre Filmgeschichte einzuordnen, ohne das irgendwie nachzuweisen (was eine Review auch überfordern würde).

Abschliessend bleibt bei mir der Eindruck zurück, dass du dich persönlich sehr für Fellini interessierst, aber einerseits selbst nur über oberflächliche Kenntnisse bzgl. zeitgenössischer Regisseure verfügst, andererseits zu sehr beim Leser voraussetzt, dass er sich selbst gut auskennst. Ich fände es besser, da ich mich freue, dass du dich mit diesen Filmen beschäftigst, wenn du diese persönliche Haltung stärker konturiert auch für eine Leserschaft vermittelst, die sich bisher noch nicht diesen Filmen geöffnet hat.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 10 Juni 2009, 14:06:59
Erstmal ein großes Dankeschön für die ausführliche Kritik...
In einigen Punkten gebe ich Dir Recht, andere sehe ich allerdings anders...

Zitat von: Bretzelburger am 10 Juni 2009, 09:54:39
Ich denke ,wir gehen miteinander konform in der Ansicht, das zu Filmen aus dieser Zeit verhältnismässig wenig Allgemeinwissen besteht, weshalb es - wenn man sich schriftlich damit beschäftigt - von besonderer Bedeutung ist, dass man sich bei Querverweisen oder Vergleichen darum bemüht, dass diese auch verstanden werden (außer man schreibt solche Texte nur für sich selbst oder sonstige "Eingeweihte"). Deshalb halte ich deinen Beginn schon für problematisch. So empfinde ich die Verwendung nur der Originaltitel für etwas zu bewusst intellektuell, denn in einem deutschsprachigen Text wäre der deutsche Titel von "Otto e Mezzo", also "8 1/2" für den weniger Italophilen hilfreich. Man vergibt sich damit auch nichts, sondern will ja auch Menschen für diese Filme begeistern, die sich bisher wenig damit beschäftigen.
Was die Titel betrifft, bin ich mittlerweile dazu übergegangen, die Original-Titel anzuführen... in erster Linie nur deshalb, weil mir persönlich einige der dt. Titel einfach nicht gefallen und ich zugleich nicht in dem einen Review die annehmbaren dt. Titel, im nächsten Review die Originaltitel verwenden will...
Ich halte das auch für unproblematisch, da jemand, der die Filme nicht kennt im Internet über die Eingabe des O-Titels ebenso fündig wird wie über die Eingabe des dt. Titels.... Je abseitiger der Film, desto erfolgreicher dürfte die Suche über den O-Titel wohl auch ablaufen (entspricht zumindest meiner persönlichen Erfahrung....)

Im Fall von "Otto e mezzo" hast du sicher recht, dass "8 1/2" die bessere Wahl wäre... (im Film selbst taucht der Titel ja auch als Zahl auf) "Achteinhalb" hätte ich dann eher wieder gemieden.... ;)



Zitat
ZitatDie weitestgehend realitätsnahe, aktuelle Milieuschilderung seines Frühwerkes, die sich in seinem ersten Meisterwerk "La dolce Vita" mit einer überbordenen Phantasie in orgiastischen Parties der höheren Gesellschaft ergeht - darin den Filmen Antonionis nicht gänzlich unähnlich, der etwa in "La Notte" (1960) ganz ähnliche Formen des Ausfüllens einer Leere aufweist, die eine Gesellschaft überkommen hat, der sich die Probleme der Kriegs- oder frühen Nachkriegszeit nicht mehr stellen - und die in "Otto e mezzo" eher nebensächlich in der Sicht auf den Filmbetrieb liegt, während es in erster Linie um das Innenleben des Protagonisten geht, gerät in diesem Film Fellinis vollends zum bloßen Zweck, der es Fellini erlaubt, sich visuell auszutoben.
Von Frühwerk und gar erstem Meisterwerk "La dolce Vita" zu sprechen, ist ein wenig ignorant und vermessen, denn es lässt (zumindest sprachlich) sieben Filme und 8 Schaffensjahre (ohne seine Tätigkeit als Drehbuchautor) weg, beginnend schon beim großartigen "Lichter des Varieté", das die Zirkusthematik in seinen Filmen eröffnete, von Filmen wie "La Strada" oder "Die Nächte der Caribia" ganz abgesehen.
Dolce Vita wollte ich nicht als Frühwerk hinstellen, da ist mein Satz leider missverständlich geworden... ich sehe in ihm den ersten Fellinifilm einer neuen Schaffensphase, der die Milieuschilderung des Frühwerkes übernimmt, gleichzeitig aber anders einsetzt... hier ist es eine soziale Schicht, die nicht denen entspricht, die Fellini zuvor dargestellt hat und die auch nicht mehr mit den Motiven des Neorealismus vereinbar ist, die hier allenfalls in Randfiguren zweier Episoden des Films auftauchen...

ZitatÄhnliches lässt sich zu dem Vergleich zu "la Notte" sagen, der wie hingeworfen wirkt. Weiter als Antonioni und Fellini hatten sich kaum zwei Regisseure auseinander entwickelt, seit dem sie Ende der 40er Jahre noch Berührungspunkte hatten. Das "Ausfüllen einer Leere, die eine Gesellschaft überkommen hat" wird bei vielen Regisseuren des italienischen Kinos thematisiert, aber selten so verschieden wie bei Fellini und Antonioni.

"La Notte" ist für mich wie "La dolce vita" trotz aller unübersehbarer Unterschiede, die Fellini und Antonioni trennen (deshalb auch mein "nicht gänzlich unähnlich"), das radikalste Beispiel für den Wandel im italienischen Kino, weg von den eher materiellen Problemen die im Neorealismus abgehandelt werden, hin zu den Problemen diverser Sinnfragen, die automatisch in einer Wohlstandsschicht auftauchen...
Dass ich da zwei Extremfälle auswähle und viele Regisseure und Film verschweige ist wohl wahr... ;)


Zitat
ZitatWas die Farbdramaturgie betrifft, kann man Fellini hier ein hohes Maß an Sensibilität zugestehen. Nach seiner (erschreckend schwachen) Episode für "Boccaccio 70" (1962) handelt es sich hierbei immerhin um seinen ersten Farbfilm, der - sichtbar beeinflusst vom Werk eines Mario Bava, das vor allem im Beitrag für "Tre Passi nel Delirio" (1968) und in "E la nave va" (1983) deutlich anklingt - zum beeindruckendsten Einsatz von Farbe neben Pasolinis Beitrag für "Le Streghe" (1967) und Antonionis "Il Deserto rosso" (1964) im italienischen Kino der 60er Jahre zählen muss. Dass er dabei hin und wieder in zuckersüßen, bonbonfarbenen Kitsch abzurutschen droht (die Neigung zum Kitschigen wird bei Fellini fortan immer wieder mal auftauchen, und nicht immer mehr oder weniger gelungen in den Gesamteindruck integriert werden), dürfte den einen oder anderen Zuschauer trotz hohen handwerklichen Geschicks dennoch verschrecken.

Auch deine Bemerkung zu "Boccaccio 70" lässt komplett raus, dass die einzelnen Episoden des Films gar nicht solitär beurteilt werden dürften (was allgemein getan wird), da die 4 Regisseure bewusst unterschiedliche Gestaltungswege wählten, die erst im Zusammenhang ein schlüssiges Gesamtbild ergeben. Abgesehen davon, dass einige seriöse Kritiker Fellinis Episode für einen seiner besten Filme halten, ist es ein überaus konsequenter Film, der zudem noch ironisch mit dem eigenen Werk umgeht. Das du den Film nicht magst, ist natürlich in Ordnung, aber eine solche Bemerkung hat in einer solchen Kritik nichts zu suchen, wenn du sie nicht weiter ausführst. Sie hinterlässt immer den Ruch des Wissenden, der seinem Publikum einen kleinen Brocken zuwirft, denn du kannst nicht ernsthaft annehmen, dass Irgendjemand, der "Boccaccio 70" nicht kennt, damit etwas anfangen kann.

Dass ich die Episode nur im Kontext der anderen Episoden besprechen kann, sehe ich anders. Ansonsten stimme ich dir zu: das "erschreckend schwach" ist bloß ein Stichelei, mit der ich nur meinen persönlichen Geschmack zum Ausdruck bringen wollte...


ZitatDas gilt auch für deine "Kitsch"-Ausführungen, die ich sehr beliebig finde. Anstatt wieder haufenweise andere Filme zu nennen, die kaum Jemand kennt, hätte ich es wesentlich interessanter gefunden, wenn du überlegt hättest, was Fellini damit bezweckte, anstatt unterschiedliche Grade der Kitschverwendung  in verschiedenen Filmen zu benennen. Man kann das auch kritisieren (oder gar nicht als Kitsch empfinden), aber dafür fehlen mir hier Argumente.
Du hast völlig Recht. Hier behaupte ich bloß und meide den Versuch in Kitsch-Definition samt Begründung für die Einordnung... ;)
Müsste ich, dann würde ich es so begründen: Fellini stellt hier zwar durchaus farbenfrohe Bilder einigen eher tristen Bildern gegenüber (wobei die farbenfrohen Bilder eigentlich immer die Orte begleiten, an denen Giulietta Antriebe zur Emanzipation erhält - tendenziell zumindest - während sich die tristen Bilder eher an Orten der "Unterdrückung" bemerkbar machen) dabei überwiegen sie jedoch bei weitem und gerade in Sandra Milos Haus inszeniert Fellini einen langanhaltenden Farbenrausch, der freilich ganz automatisch einer Stimmungserzeugung dienlich ist, sich aber eben auch sehr offensiv bemerkbar macht ohne dass das inhaltlich verlangt worden wäre... und dabei ist er - jetzt werde ich subjektiv, habe aber die Erfahrung gemacht, dass diesen subjektiven Eindruck viele Bekannte mit mir teilen - wohl auch wegen einiger Motive sehr süßlich...
Und diese Süßlichkeit durchdringt ja den größten Teil des Films, weil Fellini zwischen tristen Bildern und Farbenrausch eigentlich nie eine neutrale, unauffällige Position einnimmt... Hier ist eigentlich jede Szene in irgendeiner Weise auffällig farblich verfremdet, und daher hängt mir mehr daran, diese formal selbstzweckhafte Süßlichkeit (die ja auch - zumindest für mich - nicht ohne Reiz ist) zu benennen, anstatt tendenzielle Gründe in der Farbgestaltung herauszuarbeiten, die im Film meinem Eindruck nach dann auch nicht 1:1 eingehalten werden...

Alles in allem ist es im Review aber eben wirklich nur eine Behauptung.


Zitat
ZitatLetztlich bleibt ein auf formaler Ebene beeindruckender Film zurück, der inhaltlich durchaus noch über dem Durchschnitt anzusiedeln ist, seine Möglichkeiten jedoch teilweise verspielt; die Tendenz späterer Filme, inhaltliche Aussagen im Zweifelsfalle der formalen Seite eher unter- statt überzuordnen klingt hier erstmals an.

Deine letzte Aussage macht nochmal deutlich, was mir an deiner Review nicht gefällt. Anstatt persönliche Eindrücke zu schildern oder klar zu kritisieren, bleibst du im Ungefähren. Der Begriff "Durchschnitt" ist immer gefährlich, weil er nichts konkretisiert - jeder hat ein anderes "Durchschnittsgefühl".
Über dem Durchschnitt deshalb, weil hier zu einer Geschichte noch eine recht deutlich hervorgekehrte Aussage hinzukommt... ob ein durchschnittlicher Film sich jetzt tatsächlich mit einer bloßen Geschichte begnügt (in der indirekt ja auch fast immer eine Moral oder ähnliches zu erkennen ist) sei mal dahingestellt...
ich hätte auch schreiben können, dass er inhaltlich eine konkrete und eine abstrakte Geschichte erzählt, dass er eine Aussage anstrebt usw.


ZitatAuch das du Fellinis "Formalismus" tendenziell (in die Zukunft gesehen) als übergeordnet ansiehst, mag deinem persönlichen Gefühl entsprechen, erschliesst sich für den Nichtkenner des Films aber nicht aus deinen Argumenten, abgesehen davon, dass du hier wieder der fatalen Neigung nachkommst, den 1965 entstandenen Film gleich in 30 Jahre Filmgeschichte einzuordnen, ohne das irgendwie nachzuweisen (was eine Review auch überfordern würde).
Das halte ich aber für ein generelles Problem der Filmbesprechung: dass die Einschätzung, ob die Besprechung "zutreffend" oder "nicht zutreffend" ist, erst erfolgen kann, wenn man die besprochenen Werke kennt... vorher kann man sowieso nur glauben oder es lassen...
Und ich denke schon, dass jemand, der beispielsweise "amarcord", "casanova", "e la nave va" und "citta delle donne" gesehen hat und die werke wegen der ausgeprägten formalen gestaltung womöglich nicht sonderlich schätzt, nach diesem Review sagen kann (sobald er dem Review glauben schenken will), dass er es mal mit einem Spielfilm Fellinis vor 1965 versuchen sollte, anstatt sich "Voce della luna" zu besorgen...

Ich spreche dem Film im Review halt einfach einen Wendepunkt zu und die Überprüfung kann nur über die Filme und nicht über eine Verlängerung meines Reviews erfolgen...


ZitatAbschliessend bleibt bei mir der Eindruck zurück, dass du dich persönlich sehr für Fellini interessierst, aber einerseits selbst nur über oberflächliche Kenntnisse bzgl. zeitgenössischer Regisseure verfügst, andererseits zu sehr beim Leser voraussetzt, dass er sich selbst gut auskennst. Ich fände es besser, da ich mich freue, dass du dich mit diesen Filmen beschäftigst, wenn du diese persönliche Haltung stärker konturiert auch für eine Leserschaft vermittelst, die sich bisher noch nicht diesen Filmen geöffnet hat.
Ich kann den Eindruck schon verstehen, stehe der Problematik jedoch anders gegenüber:

Wenn ich einen Film bespreche und dazu andere Filme heranziehe kann ich nicht danach gehen, welche Filme der Leser überhaupt kennen könnte und welche nicht...

und ich gehe eigentlich davon aus, dass sich ohnehin nur jemand ein Review zu "Julia und die Geister" durchlesen wird, der "Otto e mezzo" oder "La notte" kennt... entweder durch eine Sichtung der Filme oder durch andere Reviews etc.

Und falls das nicht der Fall ist, macht das doch überhaupt nichts... lese ich irgendwo, dass "Diabel" (1972) Zulwaskis persönlichster Film ist, dann stoße ich mich ja auch nicht daran, dass mir das Review dadurch entgleitet, sondern habe eine behauptete Info zu einem mir unbekannten Film bekommen, den ich mir im Hinterköpfchen als "besorgenswert" oder "interessant klingend" vermerkt habe :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Bretzelburger am 10 Juni 2009, 14:31:25
Ich habe deine Kritik - wie ich ja auch anmerkte - aus meiner ganz persönlichen Sicht beurteilt. Auch der Gedanke, wie andere Leser diese auffassen, entspringt meinen eigenen Vorstellungen, da ich bei meinen Texten zwar auch davon ausgehe, dass hauptsächlich Interessierte dieser Gattung Film diese Reviews lesen, dass das aber nicht gleichzeitig bedeutet, dass sie über ausreichend Wissen zu dem Thema verfügen.

Mir ging es ganz konkret auch so in diesem Fall. "Julia und die Geister" sah ich vor sehr vielen Jahren, weshalb mir der Film nicht annähernd so gegenwärtig ist wie etwa "la dolce Vita" oder "8 1/2". Wenn du deshalb z.B. von Wende in der Entwicklung oder Veränderungen zum ursprünglichen Neorealismus sprichst, den es so sowieso nie als reine Form gab, dann kann ich, da mir die meisten Quervergleiche bekannt sind, etwas damit anfangen. Aber in deiner Review bist du sehr viel weniger konkret als hier. So wie du den Vergleich zu "La Notte" verwendest, erkennt man in deiner Review nicht deine Gedanken und damit auch nicht ihren Sinn. Ich halte das mit "La Notte" zudem für Quatsch, da es der zweite Film ist - wenn schon Antonioni, hättest du eher "L'Avventura" nennen sollen, für den die selbe Grundeinstellung gilt.

Ich finde es übrigens erstaunlich, dass du Fellinis Boccaccio-Episode erschreckend schwach findest. Das der Film aus der Sicht eines Kleinkindes erzählt wird und sich zudem noch mit den erotischen Verwirrungen der Gegenwart auseinander setzt, ist doch ganz Fellini. Einfach köstlich. Natürlich kann man jede Episode einzeln besprechen, so wie man alles irgendwie besprechen kann. Nur wenn man einen Anspruch an sich selbst hat - und den sehe ich bei dir - dann sollte man Hintergründe und gestalterische Einflüsse komplex berücksichtigen. Und zwar möglichst nahe am Original selbst feststellen, ohne allzusehr auf Informationen aus zweiter hand zurückzugreifen (wenn eben möglich). Wie man das dann umsetzt ist noch eine andere Sache.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 10 Juni 2009, 15:25:22
Zitat von: Bretzelburger am 10 Juni 2009, 14:31:25
Ich habe deine Kritik - wie ich ja auch anmerkte - aus meiner ganz persönlichen Sicht beurteilt. Auch der Gedanke, wie andere Leser diese auffassen, entspringt meinen eigenen Vorstellungen, da ich bei meinen Texten zwar auch davon ausgehe, dass hauptsächlich Interessierte dieser Gattung Film diese Reviews lesen, dass das aber nicht gleichzeitig bedeutet, dass sie über ausreichend Wissen zu dem Thema verfügen.

Mir ging es ganz konkret auch so in diesem Fall. "Julia und die Geister" sah ich vor sehr vielen Jahren, weshalb mir der Film nicht annähernd so gegenwärtig ist wie etwa "la dolce Vita" oder "8 1/2". Wenn du deshalb z.B. von Wende in der Entwicklung oder Veränderungen zum ursprünglichen Neorealismus sprichst, den es so sowieso nie als reine Form gab, dann kann ich, da mir die meisten Quervergleiche bekannt sind, etwas damit anfangen. Aber in deiner Review bist du sehr viel weniger konkret als hier. So wie du den Vergleich zu "La Notte" verwendest, erkennt man in deiner Review nicht deine Gedanken und damit auch nicht ihren Sinn. Ich halte das mit "La Notte" zudem für Quatsch, da es der zweite Film ist - wenn schon Antonioni, hättest du eher "L'Avventura" nennen sollen, für den die selbe Grundeinstellung gilt.

Ich finde es übrigens erstaunlich, dass du Fellinis Boccaccio-Episode erschreckend schwach findest. Das der Film aus der Sicht eines Kleinkindes erzählt wird und sich zudem noch mit den erotischen Verwirrungen der Gegenwart auseinander setzt, ist doch ganz Fellini. Einfach köstlich. Natürlich kann man jede Episode einzeln besprechen, so wie man alles irgendwie besprechen kann. Nur wenn man einen Anspruch an sich selbst hat - und den sehe ich bei dir - dann sollte man Hintergründe und gestalterische Einflüsse komplex berücksichtigen. Und zwar möglichst nahe am Original selbst feststellen, ohne allzusehr auf Informationen aus zweiter hand zurückzugreifen (wenn eben möglich). Wie man das dann umsetzt ist noch eine andere Sache.

Dass "L'Avventura" früher da war, ist mir bewusst, "La Notte" halte ich dennoch für exemplarisch, da er in der Party-Szene die Kernthematik (wie Fellini in La dolce Vita) sehr prägnant einfängt: die gleichzeitige Existenz von Unzufriedenheit und scheinbar sorgloser Ausgelassenheit... für mich DAS perfekte Bild vom italienischen Kino dieser Zeit, das einen gesellschaftskritischen Blickwinkel einnimmt... ich hätte wohl eher noch "L'Eclisse" genommen, dessen Börsenszene ich ähnlich empfinde als "L'avventura", den ich zwar von den drei Teilen für den besten Film halte (10/10) (L'Eclisse: 9/10; La Notte: 8/10), der mir aber keine ähnlich treffende wie knappe Stelle zu diesem Thema bietet, gleichwohl er das Thema freilich auch behandelt bzw. dessen Grundeinstellung - wie du es ja sagst - dieselbe ist...

Meine Boccacio-Abneigung resultiert sicherlich auch daraus, dass mir der "bösartige" oder traurige Fellini meist immer etwas sympathischer ist als der ausgelassen-heitere Fellini
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Bretzelburger am 10 Juni 2009, 15:37:21
Zitat"La Notte" halte ich dennoch für exemplarisch, da er in der Party-Szene die Kernthematik (wie Fellini in La dolce Vita) sehr prägnant einfängt: die gleichzeitige Existenz von Unzufriedenheit und scheinbar sorgloser Ausgelassenheit... für mich DAS perfekte Bild vom italienischen Kino dieser Zeit, das einen gesellschaftskritischen Blickwinkel einnimmt...

Dann frage ich mich - wenn du das alles so schön parat hast - warum du deine Review nicht wesentlich nachvollziehbarer gestaltest ?

P.S. Wenn dir der witzige Fellini nicht so liegt - was ich nachvollziehen kann - dann wäre bei einer solchen Bemerkung "erschreckend schwach" die persönlichen Worte wie "aus meiner Sicht" , "für mich" usw. durchaus angebracht. So wie du es schreibst, klingt es generalistisch.

P.P.S. Gerade deshalb ist der Zusammenhang in "Boccaccio 70" so wichtig. Herausgelöst kann man Fellinis Film albern finden, zwischen den beiden ernsten Teilen erhält es ein entsprechendes Gegengewicht. Und genauso war der ca. 45 minütige Film auch gedacht. Dafür gibt es eine Menge gestalterische Indizien.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 10 Juni 2009, 16:12:01
Zitat von: Bretzelburger am 10 Juni 2009, 15:37:21
Zitat"La Notte" halte ich dennoch für exemplarisch, da er in der Party-Szene die Kernthematik (wie Fellini in La dolce Vita) sehr prägnant einfängt: die gleichzeitige Existenz von Unzufriedenheit und scheinbar sorgloser Ausgelassenheit... für mich DAS perfekte Bild vom italienischen Kino dieser Zeit, das einen gesellschaftskritischen Blickwinkel einnimmt...

Dann frage ich mich - wenn du das alles so schön parat hast - warum du deine Review nicht wesentlich nachvollziehbarer gestaltest ?

P.S. Wenn dir der witzige Fellini nicht so liegt - was ich nachvollziehen kann - dann wäre bei einer solchen Bemerkung "erschreckend schwach" die persönlichen Worte wie "aus meiner Sicht" , "für mich" usw. durchaus angebracht. So wie du es schreibst, klingt es generalistisch.

P.P.S. Gerade deshalb ist der Zusammenhang in "Boccaccio 70" so wichtig. Herausgelöst kann man Fellinis Film albern finden, zwischen den beiden ernsten Teilen erhält es ein entsprechendes Gegengewicht. Und genauso war der ca. 45 minütige Film auch gedacht. Dafür gibt es eine Menge gestalterische Indizien.

Ich hatte ja beim Schreiben das gefühl, es sei nachvollziehbar, wieso Antonionis "La Notte" Fellinis Film "nicht ganz unähnlich sei" sofern man beide kennt... und wer einen oder beide nicht kennt, hat eventuell einen anreiz einen oder beide zu schauen (zumindest ist das meine Leser-Haltung die ich bei anderen Reviews einnehme, in denen dann nicht weiter ausgeführte Verweise auf ähnliche Filme erfolgen) ;)


Naja, dass es ein witziger Fellini ist, ist nicht der einzige Grund... der war mir auch zu flach moralisierend in seiner überzeichneten Binsenweisheit vom Zensor, der begehrt was er anprangert...
Aber dass meine zwei Wörter zu diesem Film reine Polemik sind (und als solche auch erkennbar sind, selbst wenn man den Film nicht kennt) gestehe ich ja auch widerstandslos ein.... :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 10 Juni 2009, 18:47:05
Ich fragte mich gerade, ob Fellini selbst eure Diskussion fuer kongenial zu seinem Ansatz gehalten haette. Da ich diese theoretische Frage interessant fand, wollte ich sie nur gepostet haben ohne einen weiteren Kommentar abzugeben.  :icon_mrgreen:

(Auch wenn das schwer ist, weil ich persoenlich Fellinis Filme wahrscheinlich ziemlich uninteressant faende wenn ich mich ihnen auf primaer gesellschaftskritischer Ebene annaehern wuerde - ich kaeme mir dabei undankbar vor.)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Bretzelburger am 10 Juni 2009, 23:38:53
Vielleicht war ich nicht deutlich genug - mir ging es nicht darum, über die Qualitäten Fellinis zu diskutieren, sondern über die Schriftform der Review  :icon_cool:

Zitatch hatte ja beim Schreiben das gefühl, es sei nachvollziehbar, wieso Antonionis "La Notte" Fellinis Film "nicht ganz unähnlich sei" sofern man beide kennt... und wer einen oder beide nicht kennt, hat eventuell einen anreiz einen oder beide zu schauen (zumindest ist das meine Leser-Haltung die ich bei anderen Reviews einnehme, in denen dann nicht weiter ausgeführte Verweise auf ähnliche Filme erfolgen)

Ich kann natürlich nicht für jeden Leser sprechen, aber ich denke, du weißt, dass ich mich einigermassen mit diesen Filmen auskenne und ich konnte es nicht nachvollziehen. Sehr vieles hast du hier im Autorenthread für mich verdeutlicht, was ich inhaltlich nicht in deiner Review erkennen kann. Das mit dem Anreiz ist für mich auch fragwürdig und da du ja andere Kritiken erwähnst, die diesen bei dir schafften, wäre ich schon einmal an einem Beispiel interessiert. Nur durch die ungefähre Ähnlichkeit zu einem anderen Film, wird bei mir noch kein Anreiz geschafft. Hättest du, sagen wir mal, folgendermassen argumentiert (textlich bitte nicht wörtlich nehmen):

"Ähnlich wie Fellini in "Julia...." , wenn auch stilistisch differierend, entfernte sich parallel auch Antonioni in "La Notte", kulminierend in der Party in der Industriellenvilla, von den ursprünglichen Inhalten des Neorealismus usw."

Ich persönlich sehe übrigens in Antonionis Trilogie viel mehr als diesen äußeren Ansatz, aber als Vergleichsmoment wäre das legitim. Um einmal von diesem oder anderen Beispielen wegzukommen, empfinde ich deinen gesamten Text zu "Julia und die Geister" zu unkonkret, sondern voller Anspielungen und Querverweisen. Das mag für einen sensibleren Menschen als mich zur geistigen Anregung ausreichend sein, aber nachdem, wie du hier argumentierst, wird der Text deinem Denken nicht gerecht.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 11 Juni 2009, 03:28:26
Zitat von: Bretzelburger am 10 Juni 2009, 23:38:53
Das mit dem Anreiz ist für mich auch fragwürdig und da du ja andere Kritiken erwähnst, die diesen bei dir schafften, wäre ich schon einmal an einem Beispiel interessiert. Nur durch die ungefähre Ähnlichkeit zu einem anderen Film, wird bei mir noch kein Anreiz geschafft.
Ich weiß nicht mehr welches Review es war, aber es war in ihm tatsächlich nur die rede von "Diabel" als persönlichstem Film Zulawskis...
vielleicht reicht als beispiel auch aus, dass ich regelmäßig die Review von Venus in Furs lese und hier:
ZitatSimona (1974)

Eine Kritik von Venus in Furs (Bewertung des Films: 6/10)
reichte schon der Reviewschreiber um das Werk für mich interessant werden zu lassen, bevor ich das reiew überhaupt gelesen hatte...
Und
ZitatEine Szene, die mehr mit Batailles Augenfetisch gemein hat als der gesamte vorliegende Film, findet sich übrigens in dem äußerst empfehlenswerten SPELL von Alberto Cavallone.
legte mir auch diesen genannten Film nahe, unabhängig davon dass ich über Cavallone eh nur interessantes gehört habe, wenn ich mal was über ihn gehört habe... (gemeint ist wohl "L'uomo la donna e la bestia", ein Grund mehr, weshalb mir OT besser gefallen)



ZitatHättest du, sagen wir mal, folgendermassen argumentiert (textlich bitte nicht wörtlich nehmen):

"Ähnlich wie Fellini in "Julia...." , wenn auch stilistisch differierend, entfernte sich parallel auch Antonioni in "La Notte", kulminierend in der Party in der Industriellenvilla, von den ursprünglichen Inhalten des Neorealismus usw."
Das ist sicherlich konkreter und NUN habe ich ja erfahren, dass meine Version zumindest dir nicht konkret genug.... Zum Zeitpunkt des verfassens erschien mir in
Zitatder etwa in "La Notte" (1960) ganz ähnliche Formen des Ausfüllens einer Leere aufweist, die eine Gesellschaft überkommen hat, der sich die Probleme der Kriegs- oder frühen Nachkriegszeit nicht mehr stellen
eigentlich des wesentliche Punkt enthalten zu sein...



ZitatIch persönlich sehe übrigens in Antonionis Trilogie viel mehr als diesen äußeren Ansatz, aber als Vergleichsmoment wäre das legitim
.
DAS will ich nicht leugnen.... Gemeinsamkeiten schließen ja auch keine Unterschiede aus...



ZitatUm einmal von diesem oder anderen Beispielen wegzukommen, empfinde ich deinen gesamten Text zu "Julia und die Geister" zu unkonkret, sondern voller Anspielungen und Querverweisen. Das mag für einen sensibleren Menschen als mich zur geistigen Anregung ausreichend sein, aber nachdem, wie du hier argumentierst, wird der Text deinem Denken nicht gerecht.
Naja, selbst wenn der La Notte Hinweis womöglich unerklärlich erscheint und der Kitsch-Hinweis - da mache ich keinen Hehl draus - im Text eine bloße Behauptung ist die mit Wahrheitsanspruch auftritt, schneide ich ja noch ein paar andere Themen an:
-Das Enthalten fellinesker Motive
-Das Schwanken zwischen wunderbaren Erscheinungen und rational erklärbaren Motiven der Verarbeitung eigener Erfahrungen
-Dass überhaupt eine auffällige Farbgestaltung vorliegt (ob andere darin auch Kitsch sehen möchten kann da erstmal außen vor bleiben)
-stilistische Anleihen bei 8 1/2


wie auch immer, das Review ist jetzt nunmal da, ich habe mit ihm auch keine größeren Probleme und das nächste fällt dann vielleicht wieder besser aus, einfach schon, weil ich vermutlich etwas stärker auf mögliche Unklarheiten und Missverständnisse achten werde ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 23 Juni 2009, 17:09:56
8/10 fuer FALLING DOWN?!?!?!  :eek: :eek: :eek:

Bitte, mein Herr, erklaeren Sie sich!  :icon_eek:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 23 Juni 2009, 21:20:33
Hmmmmm... ich weiche eigentlich mit der 8/10 weniger von der durchschnittsmeinung ab als du mit 3/10.... eigentlich solltest du dich hier erklären, denn Review mit guter Wertung gibt es etliche, reviews mit schwacher wertung eher nicht....


was mir an dem film gefällt, ist dieses Gefühl völliger Freiheit im endlosen Amoklauf.... wenn ich mal ausraste, beschimpfe ich höchstens mal beim Schlangestehen den Typen der grundlos mit einem Verkäufer diskutiert usw., im Film wird da jede moralische Behinderung weggedrängt und der Ausraster macht sich etwa im Fast Food Laden breit, dessen Menukartendesign Produkte leicht verändert präsentiert - wegen einer Kleinigkeit und trotzdem in aller Kraft....

das hat etwas sehr befreiendes, gleichzeitig aber auch etwas sehr befremdliches, denn letztlich differenzieren diese Ausraster nicht zwischen den Umständen die jeweils herrschen und spiegeln darüber hinaus auch Voruteile die dann in einem einzigen Einzalfall plötzlich vermeintlich Bestätigung finden...

der film hat mich damals ziemlich gepackt in seiner Mischung.... einerseits seinen Dampf ungehindert rauslassen zu können, andererseits dabei aber auch das reflektierte Denken völlig auszuschalten...

Um da jetzt genauer zu werden, müsste ich den nochmal anschauen, die letzte Sichtung liegt mittlerweile ein paar Jahre zurück.... so 8 oder 9 vermutlich, wobei ich ihn insgesamt 2x gesehen hatte....
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Ong-Bockel am 23 Juni 2009, 21:39:55
Gerade FALLING DOWN ist meiner Meinung nach ein Film, bei dem eine hohe Wertung nichts Außergewöhnliches ist und deshalb auch kaum einer Rechtfertigung bedarf. Ich hatte ihn damals (1993) im Kino gesehen. Es war eher Zufall, weil ich eigentlich einen anderen Film sehen wollte, der aber noch nicht gestartet war. Damals waren Filme dieser Art noch überhaupt nicht meine Welt und um so größer war die Überraschung, wie sehr ein Film abseits der Monster- und Kloppefilmwelt fesseln und faszinieren kann. Das Einzige, was mich schon damals gestört hat, war der Ausrutscher mit der Baustelle und dem Raketenwerfer. Da hat Schumacher dem ansonsten reellen und in sich schlüssigen Drehbuch wohl für einen Moment nicht ganz vertraut und eine mehr als überflüssige Explosion eingeschoben...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 23 Juni 2009, 21:44:13
Zitat von: Ong-Bockel am 23 Juni 2009, 21:39:55
Gerade FALLING DOWN ist meiner Meinung nach ein Film, bei dem eine hohe Wertung nichts Außergewöhnliches ist und deshalb auch kaum einer Rechtfertigung bedarf. Ich hatte ihn damals (1993) im Kino gesehen. Es war eher Zufall, weil ich eigentlich einen anderen Film sehen wollte, der aber noch nicht gestartet war. Damals waren Filme dieser Art noch überhaupt nicht meine Welt und um so größer war die Überraschung, wie sehr ein Film abseits der Monster- und Kloppefilmwelt fesseln und faszinieren kann. Das Einzige, was mich schon damals gestört hat, war der Ausrutscher mit der Baustelle und dem Raketenwerfer. Da hat Schumacher dem ansonsten reellen und in sich schlüssigen Drehbuch wohl für einen Moment nicht ganz vertraut und eine mehr als überflüssige Explosion eingeschoben...
Mit diesem kleinen Knaben, der auch noch begeistert zuschaut.... joaaaaaa, das war ein wenig banane :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Schlombie am 7 September 2009, 11:37:44
Hi LeFou!

Du sprichst in Deiner Review zu Suspiria von "peinlichen Dialogen". Ich selber sehe diese ja eher als grotesk an. Dass man es sowohl wie Du als auch wie ich empfinden kann, ist gar nicht mal ungewöhnlich. Ich habe nämlich einmal gelesen (und würde mir wünschen ich wüsste jetzt wo *g), dass Argento den Film ursprünglich mit jüngeren Darstellerinnen umsetzen wollte. Ursprünglich sollten Kinder im Internat hausen und keine Jugendlichen. Damit stieß Argento wohl auf Widerstand, so dass er zwar das Alter der Damen änderte, aus Trotz jedoch nicht die Dialoge.

Ob das nun wirklich Fakt ist weiß ich nicht. Betrachte ich mir aber Dialogstellen wie das Gezanke unter den Mädels über Mädchennamen die mit S beginnen, könnte ich mir schon vorstellen, dass die Info stimmen könnte.

Dass Deine Review so weit wieder auf üblichem Niveau war, erwähne ich jetzt nur mal so am Rande. Allerdings wäre es mir lieber, wenn Du in Zukunft lange Textpassagen in Kursiv meiden würdest. Das ist zwar ein netter Gedanke zur optischen Trennung in einem so langen Text, es liest sich jedoch wesentlich unangenehmer als fett und normal.

Gruß
Schlombie
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 7 September 2009, 16:32:00
Zitat von: Schlombie am  7 September 2009, 11:37:44
Hi LeFou!

Du sprichst in Deiner Review zu Suspiria von "peinlichen Dialogen". Ich selber sehe diese ja eher als grotesk an. Dass man es sowohl wie Du als auch wie ich empfinden kann, ist gar nicht mal ungewöhnlich. Ich habe nämlich einmal gelesen (und würde mir wünschen ich wüsste jetzt wo *g), dass Argento den Film ursprünglich mit jüngeren Darstellerinnen umsetzen wollte. Ursprünglich sollten Kinder im Internat hausen und keine Jugendlichen. Damit stieß Argento wohl auf Widerstand, so dass er zwar das Alter der Damen änderte, aus Trotz jedoch nicht die Dialoge.

Ob das nun wirklich Fakt ist weiß ich nicht. Betrachte ich mir aber Dialogstellen wie das Gezanke unter den Mädels über Mädchennamen die mit S beginnen, könnte ich mir schon vorstellen, dass die Info stimmen könnte.

Dass Deine Review so weit wieder auf üblichem Niveau war, erwähne ich jetzt nur mal so am Rande. Allerdings wäre es mir lieber, wenn Du in Zukunft lange Textpassagen in Kursiv meiden würdest. Das ist zwar ein netter Gedanke zur optischen Trennung in einem so langen Text, es liest sich jedoch wesentlich unangenehmer als fett und normal.

Gruß
Schlombie

Vor diesem Hintergrundwissen wirkt das womöglich tatsächlich eher grotesk... allerdings ist das ja in Phenome ähnlich, insofern weiß ich nicht recht, ob das was dran ist oder ob das nicht eher einer der Minuspunkte bei Argento ist....


Hoppala, das mit dem kursiv geschrieben Text habe ich bislang nie berücksichtig.... war halt als Trennung gedacht um bei längeren Reviews zu zusammenhängenden Teilen den "aktuellen" etwas stärker hervorzuheben...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: MMeXX am 14 September 2009, 15:45:16
Moin schön!

Ich habe mir gerade mal deinen Halloween: H20 (http://www.ofdb.de/review/316,360113,Halloween-H20)-Text zu Gemüte geführt. Ich denke, wenn du exakte Zeitangaben verwendest, solltest du auch als Fußnote oder kurz in der Einleitung die verwendete Fassung nennen.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 14 September 2009, 17:16:54
Zitat von: MMeXX (Fischkutter) am 14 September 2009, 15:45:16
Moin schön!

Ich habe mir gerade mal deinen Halloween: H20 (http://www.ofdb.de/review/316,360113,Halloween-H20)-Text zu Gemüte geführt. Ich denke, wenn du exakte Zeitangaben verwendest, solltest du auch als Fußnote oder kurz in der Einleitung die verwendete Fassung nennen.
:icon_redface:ja, stimmt.... konsequent wäre das schon... habe ich nicht dran gedacht.... :icon_redface:

es war eine der Kinowelt DVDs (deren Lauflänge ja ohnehin identisch ist)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: mr. pink am 1 Oktober 2009, 16:22:28
Hallo PierrotLeFou, ich nutze mal diesen Weg, dir für deine Review-Analyse zu "Mulholland Drive" zu danken.
Ich bin ein großer Freund des Werkes von David Lynch aber speziell dieser Film lässt mich seit der Erstsichtung nicht mehr los und die Faszination hat sich nach wie vor nicht gelegt. Selbstverständlich habe ich bereits viele Kritiken und inhaltliche Annäherungsversuche gelesen, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass ich mich nicht auf eine Sichtweise, wie der Film zu verstehen ist, festlegen kann und will. Dafür ist mir der Mythos "Mulholland Drive" zu lieb.
Ich habe allerdings noch keine Interpretation dieses Filmes gelesen, die die Handlung dermaßen schlüssig und detailiert aufdröselt. Hierfür meinen Respekt! Dein Text wird beim nächsten Mal, wenn die DVD in den Player wandert, mein Begleiter sein.

Noch ein Frage: Wie bist du an das Review ran gegangen? Hast du bei jeder Sichtung Stichpunkt mitgeschrieben oder hast du das Review während des Films geschrieben (Pause-Play-Pause..)?
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 1 Oktober 2009, 18:28:29
Zitat von: mr. pink am  1 Oktober 2009, 16:22:28
Hallo PierrotLeFou, ich nutze mal diesen Weg, dir für deine Review-Analyse zu "Mulholland Drive" zu danken.
Ich bin ein großer Freund des Werkes von David Lynch aber speziell dieser Film lässt mich seit der Erstsichtung nicht mehr los und die Faszination hat sich nach wie vor nicht gelegt. Selbstverständlich habe ich bereits viele Kritiken und inhaltliche Annäherungsversuche gelesen, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass ich mich nicht auf eine Sichtweise, wie der Film zu verstehen ist, festlegen kann und will. Dafür ist mir der Mythos "Mulholland Drive" zu lieb.
Ich habe allerdings noch keine Interpretation dieses Filmes gelesen, die die Handlung dermaßen schlüssig und detailiert aufdröselt. Hierfür meinen Respekt! Dein Text wird beim nächsten Mal, wenn die DVD in den Player wandert, mein Begleiter sein.

Noch ein Frage: Wie bist du an das Review ran gegangen? Hast du bei jeder Sichtung Stichpunkt mitgeschrieben oder hast du das Review während des Films geschrieben (Pause-Play-Pause..)?
Ui, erstmal vielen Dank...

Also ich habe den Film kurz vor dem Review zum zweiten Mal gesehen. Das erste Mal liegt Jahre zurück (kurz nachdem die VHS rauskam) und er hatte mir damals nicht so gefallen... beim zweiten Betrachten habe ich jetzt einfach bewusst darauf geachtet wann die Traumebene beginnt und endet und war überrascht, dass es eigentlich doch ganz offensichtlich ist, wie das rote Kissen Anfang und Ende rahmt.... die letzten 40 Minuten habe ich mir nochmal angeschaut und nebenbei des Review geschrieben...
im Gegensatz zu früher ist mir auch diese geradezu bergmannsche Einstellung ins Gesicht gesprungen, die bei Bergmann ja immer sehr betont wird... (Woody Allen übernimmt sie in "Love and Death"), das habe ich dann auch einfach noch reingenommen, weil das noch ein ziemlich deutliches Indiz dafür ist, dass man das jeweilige ICH der Traumfiguren nicht nur am Äußeren festmachen kann, weil hier Verschmelzungen stattfinden bzw. stattgefunden haben....

Wenig hilfreich fand ich Lynchs Hinweise zur Lösung, die legen die Fährten irgendwie unnötig kompliziert und richten sich wohl eher nach "Der Weg ist das Ziel"...

edit: bei der Traumrolle Keshers bin ich übrigens ins Schleudern gekommen, vermutlich weil beide Castings so dicht beieinander liegen... ich habe es aber bereits ausgebessert...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 5 Oktober 2009, 02:16:04
Ich hab mir heute Abend Inferno angesehen und bin gerade ein wenig stöbernd über dein Review gefallen, an dem ich eigentlich nichts weiter auszusetzen habe, als die Tatsache, daß du die Grenzen meiner Toleranz für Reviews im Review brichst, indem du 2 ganze Kritiken mit Wertung in den Text aufnimmst. Mein erster Gedanke dazu war, wieso schreibt er nicht zu jedem Film eine eigene Kritik, die man sich dann bei Bedarf heraussuchen kann? Doch genau dies hast du getan, nämlich zu jedem der drei Filme den gleichen Text gepostet, worin sich mir kein Sinn mehr erschließen mag. Wenn dir soviel an dem Zusammenhang liegt und du eh die drei Kritiken einstellst, dann verlinke die Kritiken doch bitte einfach im Text. Es ist wirklich grauenvoll nicht zu wissen, bis zu welchem Absatz man scrollen muß/darf, um zu erfahren, was man eigentlich wissen wollte, nämlich was andere Menschen zu diesem einen Film für Gedanken fassen.
Übrigens fand ich es etwas erstaunlich, daß du ausgerechnet in einem so augenscheinlich dem Alptraum so nahem Werk die Unfähigkeit Motivationen zu vermitteln unterstellst. Ich empfand Inferno als so natürlich unwirklich, daß man diese Eigenschaft in dieser Situation vielleicht eher als Tugend verstehen müßte. Daß es Argento an dieser Stelle trotzdem nicht möglich ist, das Erlebnis bis in orgiastische Perfektion hin auszuleben, ja, daß der Film trotz des infernalen Kompromisses mit den technischen Möglichkeiten zum Ende in gestalterischer Atemnot an Intensität verliert, steht auf einem anderen Blatt und ist mit die Begründung, weshalb ich Inferno trotz vieler Stärken auch nicht zum besten Schaffen Argentos zähle.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 5 Oktober 2009, 03:13:59
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am  5 Oktober 2009, 02:16:04
Ich hab mir heute Abend Inferno angesehen und bin gerade ein wenig stöbernd über dein Review gefallen, an dem ich eigentlich nichts weiter auszusetzen habe, als die Tatsache, daß du die Grenzen meiner Toleranz für Reviews im Review brichst, indem du 2 ganze Kritiken mit Wertung in den Text aufnimmst. Mein erster Gedanke dazu war, wieso schreibt er nicht zu jedem Film eine eigene Kritik, die man sich dann bei Bedarf heraussuchen kann? Doch genau dies hast du getan, nämlich zu jedem der drei Filme den gleichen Text gepostet, worin sich mir kein Sinn mehr erschließen mag. Wenn dir soviel an dem Zusammenhang liegt und du eh die drei Kritiken einstellst, dann verlinke die Kritiken doch bitte einfach im Text. Es ist wirklich grauenvoll nicht zu wissen, bis zu welchem Absatz man scrollen muß/darf, um zu erfahren, was man eigentlich wissen wollte, nämlich was andere Menschen zu diesem einen Film für Gedanken fassen.

Dazu kann ich nur sagen, dass ich - von anfänglichen Doppelbesprechungen, die aber ursprünglich auch nicht für die OFDB entstanden sind, abgesehen - das nur bei Filmreihen (Godard Histoire(s)) oder einer Trilogie so handhabe...

Dass ich die nicht trennen mag, liegt daran, dass ich die auch am Stück schreibe und in der Regel den einzelnen Filmen einer Gesamtüberblick voranstelle bzw. in den Besprechungen der einzelnen Filme auf Meinungen oder Thesen zurückgreife, die ich im Eintrag eines vorangegangenen Films bereits niedergeschrieben habe...

Fett- und Kursivdruck trennen zusammen mit größeren Absätzen die Filme ja auch deutlich voneinander ab...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 5 Oktober 2009, 03:18:40
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am  5 Oktober 2009, 02:16:04
Übrigens fand ich es etwas erstaunlich, daß du ausgerechnet in einem so augenscheinlich dem Alptraum so nahem Werk die Unfähigkeit Motivationen zu vermitteln unterstellst. Ich empfand Inferno als so natürlich unwirklich, daß man diese Eigenschaft in dieser Situation vielleicht eher als Tugend verstehen müßte. Daß es Argento an dieser Stelle trotzdem nicht möglich ist, das Erlebnis bis in orgiastische Perfektion hin auszuleben, ja, daß der Film trotz des infernalen Kompromisses mit den technischen Möglichkeiten zum Ende in gestalterischer Atemnot an Intensität verliert, steht auf einem anderen Blatt und ist mit die Begründung, weshalb ich Inferno trotz vieler Stärken auch nicht zum besten Schaffen Argentos zähle.

Ich habe nichts dagegen, wenn übernatürliche Mächte etc. die Logik aushebeln... Sowas sollte meiner Ansicht nach allerdings auch in eine logische Welt hineinbrechen und daran kranken für mich dann "Inferno" oder etwas deutlicher auch "L'Aldila"...

Ich kann allerdings verstehen, wenn einem das nicht weiter aufstößt und man es unter "Alptraum-atmosphäre" verbucht und dann in dieser Hinsicht den Film dennoch uneingeschränkt genießt...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 5 Oktober 2009, 09:13:39
Zitat von: PierrotLeFou am  5 Oktober 2009, 03:13:59
Fett- und Kursivdruck trennen zusammen mit größeren Absätzen die Filme ja auch deutlich voneinander ab...

Das heißt die Reviews sind schon voneinander trennbar? ;)

Zitat von: PierrotLeFou am  5 Oktober 2009, 03:18:40
Ich kann allerdings verstehen, wenn einem das nicht weiter aufstößt und man es unter "Alptraum-atmosphäre" verbucht und dann in dieser Hinsicht den Film dennoch uneingeschränkt genießt...

Oh ja, es gibt einem so viel mehr Zeit und Raum sich auf den eigentlichen Film zu konzentrieren, wenn man nicht zwanghaft nach einem Sinn sucht. Luzider Filmgenuß.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 5 Oktober 2009, 22:34:58
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am  5 Oktober 2009, 09:13:39
Zitat von: PierrotLeFou am  5 Oktober 2009, 03:13:59
Fett- und Kursivdruck trennen zusammen mit größeren Absätzen die Filme ja auch deutlich voneinander ab...

Das heißt die Reviews sind schon voneinander trennbar? ;)


Auf visueller Ebene gibt es durchaus Einschnitte, ja ;) Und völlig unverständlich sind diese Teile für sich sicherlich nicht, aber bisweilen fehlen dann halt Bezüge.... in welchem Ausmaß, das vermag ich nicht zu sagen, ich lese mir die einzlnen Teile nicht bewusst unter Aussparung der anderen durch...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 17 März 2010, 18:50:09
Ausnahmsweise mal etwas Eigenwerbung... :icon_redface:

Mein "Deux ou trois..."-Review, das einst so aussah:

Dieser erstaunliche Film kann zu Godards spätem Frühwerk gezählt werden, in dem er nicht mehr einfach nur konventionelle Handlungen unkonventionell erzählte, in dem er aber auch noch nicht völlig auf einen noch so dünnen roten Faden verzichtend linksgerichtete Propaganda betrieb oder Videoexperimente schuf.
Anders als in den von der Erzähltechnik her ähnlich bemerkenswerten Streifen "Week End" (1967) - der mit der Aussage "Ende des Films, Ende des Kinos" endete - und "1 + 1" (1968) - in dem er sich völlig vom bürgerlichen Kino abwandte und revolutionäre Strömungen aller Art vorführte - mit denen er zunehmend Abschied von der reinen Handlung nahm, verfolgt Godard hier nochmal eines seiner Lieblingsthemen: Die Prostitution. Für Godard erschien die Prostitution als das ideale Bild des Kapitalismus, nur dass der nach Marx in diesem System übrig gebliebe Körper nichtmehr die Arbeitskraft ver*körpert* sondern tatsächlich der verwertbare Körper ist.
Die Prostitution war schon Thema von "Vivre sa vie" (1962) in dem er zum zweiten Mal (nach ,,Une femme est une femme,, (1961)) mit Zwischentiteln arbeitete - und den Film mit ihnen in Kapitel aufteilte, deren letztes tödlich endet. "2 ou 3..." entstand nach der Lektüre eines Artikels in welchem das Phänomen beschrieben wurde, dass Hausfrauen nebenbei der Prostitution nachgingen gleichwohl sie gar nicht einmal am Existenzminimum lebten. Godard greift daher im Film indirekt Rousseau auf und sieht daher ironisch überspitzt in der fehlenden Waschmaschine, dem fehlenden Auto, Fernseher, der fehlenden Urlaubsreise "kein normales Leben". (Erst Anspruchslosigkeit schafft Freiheit!)
Der Film begleitet eine junge (verheiratete) Frau (und Mutter) und Prostituierte durch ihren Alltag und streift dabei - in gewohnter Godard-Manier - oftmals zusammenhangslos verschiedene Überlegungen und Themen.
"2 ou 3..." kritisiert sich dabei fortlaufend selbst. Godard flüstert ständig Neuigkeiten über die Hauptperson oder die Hauptstadt Paris (schließlich bezeichnet die im Titel genannte Sie nicht nur die junge Dame) auf der Tonspur vor sich hin und fragt sich immer wieder irritiert ob er wohl die richtigen Bilder gefunden habe. Demzufolge werden einzelne Sequenzen bis an die Schmerzensgrenze wiederholt und erneut vorgeführt, während Godard selbst inzwischen schon längst bei sprachphilosophischen Themen angelangt ist... (Neben diesen allgemein gehaltenen Überlegungen greift Godard natürlich erneut auch wieder aktuelle politische Themen auf.)
Visuell bietet Godard einmal mehr überraschende Bilder (in diesem im Breitbildformat gedrehtem Werk) an - so findet er im Schwarz einer banalen Kaffeetasse ein Porträt des Weltalls das den Effekten in "2001: A Space Odyssey" nicht unterlegen ist. Man kann übrigens auch die hübsche Juliet Berto (bekannt vor allem durch Jacques Rivettes "Celine et Julie...") in ihrer ersten (kurzen) Filmrolle bewundern.
Godards bitter-grimmiges, wie absurd-komisches Werk endet schließlich mit dem Bild all dieser Verlockungen der Konsumgesellschaft, die eben den Preis der Unabhängigkeit fordern: Auf einer grünen Wiese ragen Waschmittelverpackungen neben Zahnpastaschachteln empor und tragen mittlerweile für den Betrachter eine neue, negative Bedeutung in sich.
10/10


...ist nun von mir überarbeitet worden und wird dem Film nun schon eher gerecht: http://www.ofdb.de/review/20512,303132,Zwei-oder-drei-Dinge-die-ich-von-ihr-wei%C3%9F (http://www.ofdb.de/review/20512,303132,Zwei-oder-drei-Dinge-die-ich-von-ihr-wei%C3%9F)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Schlombie am 20 Mai 2010, 10:56:51
Hi LeFou!

Mit Deiner Review zu "Zombie 2" hast Du uns wieder einen schönen Text beschert! Ich gebe Dir recht, dass erste Mängel, die in den Spätwerken Romeros deutlicher werden, hier bereits spürbar sind. Der Aspekt des Eingeschlossen seins geht mir sogar noch einen Schritt weiter. Dass man sich nicht nach draußen trauen darf, verdeutlicht noch einmal die Gefahr der Zombies. In den späteren Filmen wirken sie harmloser und leichter zu besiegen. Kein Wunder also, dass damit auch die Atmosphäre des Films zerstört wird. Wo keine ernstgenommene Bedrohung, da nur äußerer Schauwert und mangelnder Spannungsgehalt!

Ich finde es gut, wie Du herausarbeitest, dass auch bei deutlichen Mängeln das Niveau nicht ganz nach unten rutscht, der Film aus anderer Sicht sogar eine echte Empfehlung ist. Das wirkt ehrlich und begründet, da Du diese Distanzierung wie typisch für Dich sachlich angehst.

Ein Punkt des von Dir angesprochenen Niveau-Verfalls halte ich jedoch für nicht gerechtfertigt oder zumindest für übertrieben. Klar sind die Soldaten Stereotype und werden als reine Arschlöcher dargestellt. Beobachtet man Romeros Reihe bis Teil 3 genauer, stellt man aber fest, dass die Überlebenden von Teil zu Teil immer fragwürdigere Figuren wurden, da es ja aus unserer Zivilisationssicht gesehen fragwürdige Methoden sind mit denen man in dieser Welt überlebt. Schon "Dawn Of The Dead" bot keine reinen Sympathiefiguren mehr, auch wenn er sie uns durch ihre Beweggründe und Gefühle trotzdem zu Identifikationsfiguren machte. Auch "Die Nacht der lebenden Toten" zeigt anhand von Ben und Cooper (beides fragwürdige Gestalten) wohin die Gattung Mensch sich in nächster Zeit entwickeln wird. Tom Savini verdeutlichte dies noch einmal in seinem Remake "Night Of The Living Dead", wenn Barbara am Ende eine Welt voller gewalttätiger und gewaltgeiler Überlebender sichtet.

Deswegen betrachte ich es als konsequent, dass in "Zombie 2" die wenigen noch lebenden Soldaten, für die das Zombieproblem trotz ihrer Ausbildung ihre Möglichkeiten zur Bekämpfung überschreitet, als die hinterletzten Arschlöcher dargestellt werden. Dazu erzogen zu glauben sich jeder Zeit gegen jeden wehren zu können, und nun schockiert feststellen müssen dass man verarscht wurde, nicht auf so etwas wie der Zombieepidemie vorbereitet wurde (wie auch!?!) und in dieser furchtbaren untergegangenen Zivilisation leben zu müssen. Und dabei begeht "Zombie 2" nicht einmal den Fehler von "28 Days Later", dass die Soldaten bereits nach einem Monat jegliches zivilisiertes Verhalten verloren haben, sondern erst nach einem laaaangen Prozess. Wir erleben sie nun zu einer Zeit, wo jede Hoffnung über Bord ist und die Eindämmung der Zombieplage nur noch bloßes Wunschdenken ist. Bedenkt man wie Soldaten im allgemeinen drauf sind, welche Art Typ Soldat wird, bedenkt man nun noch dass in Amerika hauptsächlich gering gebildete Menschen zum Militär gehen, dann passt die Übertreibung in dieser übertriebenen Welt schon wieder sehr gut. Zumal man bedenken muss, dass auf der Wissenschaftlerseite ebenfalls nur mit Arschlöchern gearbeitet wird, die sich Aufgrund ihrer Bildung jedoch auf einem anderen Niveau befinden und leichtgläubigen Zuschauern deshalb den Anschein geben könnten, dass es sympathische Menschen wären.

Und meiner Meinung nach liegt auch genau in dem Punkt der Weiterführung einer immer fragwürdiger werdenden Gesellschaft ein noch viel entscheidender Punkt warum die späten Fortsetzungen nicht auf gleichem Niveau waren, als im Punkt des Eingeschlossen seins, der aber sicherlich ebenfalls zutrifft. In "Land Of The Dead" findet der Punkt der gesellschaftlichen Fragwürdigkeit nämlich weder ein Weiterkommen noch zumindest einen Stillstand, sondern einen (auch durch den Versuch eine neue Zivilisation zu gründen) unerklärlichen Rückgang. Es gibt auf der Welt wieder Charaktere unterschiedlichster Art, oft jedoch unglaubwürdige in Bezug darauf, dass man sich vorstellen kann, dass dieser Typ Charakter in dieser Zombiewelt auch überleben könnte. Der Drang Amerikas in seinen Filmen immer Political Correctness einzubauen, hat in "Land Of The Dead" für diese Unglaubwürdigkeit gesorgt. Das geht weit über das hinaus, was Du in "Day Of The Dead" an politisch korrekter Übertreibung entdeckt hast. Und doch, wie Du schon schreibst: spätere deutliche Schwächen zeigen sich in "Zombie 2" schon im kleinen.

Trotz dieser Flut an Denkansätzen und Ergänzungen: schöner Text! Informativ und flüssig zu lesen wie immer!
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 Mai 2010, 02:48:46
Danke für die Blumen... :D

Das hier:
Zitat von: Schlombie am 20 Mai 2010, 10:56:51
Dass man sich nicht nach draußen trauen darf, verdeutlicht noch einmal die Gefahr der Zombies. In den späteren Filmen wirken sie harmloser und leichter zu besiegen. Kein Wunder also, dass damit auch die Atmosphäre des Films zerstört wird. Wo keine ernstgenommene Bedrohung, da nur äußerer Schauwert und mangelnder Spannungsgehalt!
sehe ich im Prinzip auch so, muss aber sagen, dass es in "Survival of the Dead" in meinen Augen von Vorteil ist, da sich hier Romero erstmals die Möglichkeit bietet, schlüssig ein haltbares Zusammenleben zu thematisieren... gut, als Horrorfilm funktioniert das dann auch wieder etwas weniger (es ist einfach kaum horribel), aber aussagentechnisch bietet er wieder etwas mehr... (im Hinblick auf Themen wie Rache, Strafe und Bekehrung...)


ZitatIch finde es gut, wie Du herausarbeitest, dass auch bei deutlichen Mängeln das Niveau nicht ganz nach unten rutscht, der Film aus anderer Sicht sogar eine echte Empfehlung ist. Das wirkt ehrlich und begründet, da Du diese Distanzierung wie typisch für Dich sachlich angehst.
Ich hatte ja die Bedenken, dass die hohe Note nach den Vorwürfen etwas unverständlich wirken müsste... schön, dass es doch nicht so ist... :D

ZitatEin Punkt des von Dir angesprochenen Niveau-Verfalls halte ich jedoch für nicht gerechtfertigt oder zumindest für übertrieben. Klar sind die Soldaten Stereotype und werden als reine Arschlöcher dargestellt. Beobachtet man Romeros Reihe bis Teil 3 genauer, stellt man aber fest, dass die Überlebenden von Teil zu Teil immer fragwürdigere Figuren wurden, da es ja aus unserer Zivilisationssicht gesehen fragwürdige Methoden sind mit denen man in dieser Welt überlebt. Schon "Dawn Of The Dead" bot keine reinen Sympathiefiguren mehr, auch wenn er sie uns durch ihre Beweggründe und Gefühle trotzdem zu Identifikationsfiguren machte. Auch "Die Nacht der lebenden Toten" zeigt anhand von Ben und Cooper (beides fragwürdige Gestalten) wohin die Gattung Mensch sich in nächster Zeit entwickeln wird. Tom Savini verdeutlichte dies noch einmal in seinem Remake "Night Of The Living Dead", wenn Barbara am Ende eine Welt voller gewalttätiger und gewaltgeiler Überlebender sichtet.
Was "Dawn" betrifft, würde ich aber schon darauf verweisen, dass der Film ein wenig zum Moralisieren neigt: Es ist Peter, der beinahe Ken Foree (den Namen habe ich jetzt vergessen) erschießt, weil er sich selbst überschätzt, es ist Peter, der die Emanzipationsansätze seiner Frau nicht so ganz toll findet, es ist Peter, der mit den Rockern einen Kleinkrieg anfängt und er ist es dann auch, der mehr oder weniger durch eigenes Verschulden stirbt...
Der dritte Mann (der als erster stirbt) stirbt, weil er die Bodenhaftung verliert und mit seinem und Ken Forees Leben leichtsinnig umgeht...
Die nahezu durchgängig vorbildlich gezeichnete Frauenfigur und Ken Foree, der derjenige ist, der oftmals ratsame Verhaltensweisen empfiehlt und sich kaum einen Schnitzer leistet, sind die beiden, die (zumindest bis Filmende) überleben dürfen... Ich finde schon, dass es sich hier um reine Sympathiefiguren handelt...

ZitatUnd dabei begeht "Zombie 2" nicht einmal den Fehler von "28 Days Later", dass die Soldaten bereits nach einem Monat jegliches zivilisiertes Verhalten verloren haben, sondern erst nach einem laaaangen Prozess. [...] Zumal man bedenken muss, dass auf der Wissenschaftlerseite ebenfalls nur mit Arschlöchern gearbeitet wird, die sich Aufgrund ihrer Bildung jedoch auf einem anderen Niveau befinden und leichtgläubigen Zuschauern deshalb den Anschein geben könnten, dass es sympathische Menschen wären.
Okay, es stimmt schon, dass etwa der bärtige, korpulente Soldat noch moralische Hemmschwellen hat, wenn Rhodes ihm eine Erschießung befiehlt... Und es ist sicher auch so, dass Logan bisweilen etwas leicht beängstigendes, fanatisches hat - mal abgesehen davon, dass er trotz seiner Beziehung zu Bub doch recht abgebrüht mit seinem "Material" umgeht... Aber der stille Typ mit seiner Brille und die Frau fallen nun eigentlich nicht irgendwie unangenehm auf... Von den Soldaten ist aber sogar Miguel (?), der am sensibelsten gezeichnete Charakter, noch ein relativ unangenehmer Zeitgenosse, einfach weil er dennoch ein vermeintlich männlicheres, härtes Selbstbild anstrebt und dieser Macho-Gemeinschaft eigentlich zugehörig sein möchte...
Ich denke, dass Dawn und Day gerade im Hinblick auf die Frauenfiguren sehr interessant geraten sind, weil Romero hier emanzipatorische Schritte begrüßt und klassische Geschlechterrollen verabschiedet (ein Thema, das bereits in "Season of the Witch") auftauchte... und unter diesem Aspekt sind es nahezu alle Soldaten (außer vielleicht Rhodes, der "nur" generell einen an der Waffel hat), die da negativ gezeichnet werden... nicht der nur an seiner Arbeit interessierte und daher asexuell wirkende Logan, nicht der zurückhaltende schüchterne Brillenträger, schmächtig, mit Milchbart, nicht die kumpelhaften, anständigen Figuren des Funkers und des Piloten, aber eben so ziemlich alle Soldaten, sogar ihr Freund... Mir ist das trotz aller Abstufungen einfach zu s/w...

Ich bin ja nun kein Freund des Militärs, aber eine Kritik, die darauf hinausläuft, dass da alle grobe, tumbe, gewaltbereite Typen sind, die im schlimmsten Fall zur Bedrohung werden können, ist nicht unbedingt das, was mich befriedigt - es sei denn, es wäre als kurzer, satirisch gezeichneter Gag am Rande dabei...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Hedning am 21 Mai 2010, 21:57:28
Meiner Ansicht nach ist das weniger als Darstellung von Militär an und für sich zu sehen, sondern als Darstellung, wie Soldaten möglicherweise in dieser Extremsituation mit der Erfahrung umgehen, wie wenig ihre Waffen unter diesen Umständen ausrichten können.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: pm.diebelshausen am 29 Mai 2011, 12:55:03
Habe Deine "Week End" Review gern gelesen. Da bringst Du einige zugängliche Gedanken zu einem gar nicht mal so zugänglichen Film, den ich erst 1x gesehen, ihn nicht verstanden habe, aber staunte, was nicht das Schlechteste am Kino ist, und der mich "überfuhr" - jetzt weiß ich, warum - Danke dafür. :O)

Und das hier ist übrigens eine grandiose Demontage des Wortes "gutsituiert":

Zitatein gutsituiertes Paar (sie betrügt ihn, er betrügt sie - sie wünscht sich ihn tot, er wünscht sich sie tot)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 29 Mai 2011, 20:05:02
Zitat von: pm.diebelshausen am 29 Mai 2011, 12:55:03
Und das hier ist übrigens eine grandiose Demontage des Wortes "gutsituiert":

Zitatein gutsituiertes Paar (sie betrügt ihn, er betrügt sie - sie wünscht sich ihn tot, er wünscht sich sie tot)
Ach - das war übrigens ein Unfall - ich habe die Klammer nachträglich eingefügt und dann erst bei einem letzten Überfliegen gemerkt, dass sich das dann irgendwie schon als irritierende Erklärung des "gutsituiert" liest... aber ich war faul und amüsiert genug, um es so zu belassen... :D


ZitatHabe Deine "Week End" Review gern gelesen. Da bringst Du einige zugängliche Gedanken zu einem gar nicht mal so zugänglichen Film, den ich erst 1x gesehen, ihn nicht verstanden habe, aber staunte, was nicht das Schlechteste am Kino ist, und der mich "überfuhr" - jetzt weiß ich, warum - Danke dafür. :O)

Danke, das freut mich...

Ich habe beim ersten Mal auch fast nur Bahnhof verstanden, fand ihn aber angenehm absurd und komisch... vor einigen Tagen erfolgte die mittlerweile 4. Sichtung und ich merke im Prinzip bei jedem neuen Sehen eines jeden Godards, dass ich da unverhältnismäßig viel mehr Neues entdecke, als es bei Erneut-Sichtungen anderer Filme der Fall ist... (den Rekord in dieser Sichtung hat bislang wohl "Notre Musique" gebrochen - vielleicht werde ich da irgendwann mal mein Review gehörig umschreiben, mal schauen...[edit: ich merke gerade: McKenzie ist da ja mittlerweile auf eine 6/10 raufgegangen :icon_eek:])
In einigen Tage sollte ich dann auch "Film socialisme" erhalten, da freue ich mich schon tierisch drauf... :love:

Nicht eingegangen bin ich in meinem Review u. a. auf die Themen "Klassenkampf" (mit dem hübschen Hinweis des Films, dass sich die Klassenfeinde sofort verbrüdern, wenn eingeächteter Dritter dazukommt) und "Guerilla-Kriegsführung" (die ich in der anfänglichen Nacherzählung zwar erweähne, dann aber komplett fallengelassen habe, weil mir die Verknüpfung mit dem Rest nicht so recht gelingen wollte)... aber das zeigt ja bloß, weil reichlich gefüllt der Film letztlich ist (auch wenn da andere Godards noch weiter gehen)...
Ich werde den Film also auch nicht zum letzten Mal gesehen haben und gehe stark davon aus, dass sich beim 5. oder 6. Betrachten noch mehr offenbaren wird...


Noch was anderes, wenn ich gerade schon über Godard spreche:

Die Kinowelt/Arthaus-Godard-Edition-2, die jetzt seit einiger Zeit zu haben ist, ist für mich so ziemlich die beste deutsche DVD-Veröffentlichung in den letzten Monaten... endlich sind viele der Filme erschienen, an die man nur schwer rankam ("Gai savoir" hatte ich vorher noch nichtmal gesehen)... "Tout va Bien" und "La chinoise" (der bei CMV ja bereits auf deutsch vorlag, hier nun als OmU daherkommt), sind mir aus der Box wohl die liebsten, aber sehenswert ist wirklich alles - "Wladimir und Rosa" beweist dann nochmal ausdrücklich, dass selbst diese nicht-narrativen Dziga-Vertov-Arbeiten ausgesprochen heiter ausfallen konnten...
Dass gerade diese Godards mal hierzulande in solchem Umfang veröffentlicht werden - und dann noch beim etwas konventionellen "Arthaus" - hätte ich nie erwartet... natürlich hätte ich es lieber gesehen, wenn man bei "Tout va bien" noch "Letter to Jane" zugepackt und auf die gut greifbaren "La chinoise" und "Rette sich wer kann (das Leben)" zugunsten von "Lotte in Italia", "Ostwind", "British Sound" oder "Pravda" verzichtet hätte - aber nichtsdestotrotz eine tolle Edition, dank der Kinowelt/Arthaus doch in meiner Gunst gestiegen ist...

Jetzt noch mindestens eine Godard-Edition-3 mit "Schütze deine Rechte", "For Ever Mozart", "Deutschland Neu(n) Null", "Nouvelle Vague" und "The Kids Play Russian" nachschieben und dann an Robbe-Grillet oder Chris Marker heranmachen - dann bin ich rundum zufrieden...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 29 Mai 2011, 21:46:52
Zitat von: PierrotLeFou am 29 Mai 2011, 20:05:02
[edit: ich merke gerade: McKenzie ist da ja mittlerweile auf eine 6/10 raufgegangen :icon_eek:])

Zitat von: McKenzie23.01.2011: Notre musique [2]
(Jean-Luc Godard, Frankreich/Schweiz 2004) – 6/10 (12), DVD
Umringt von meinen eskalierenden Mitträumern, die erwartungsvoll mit der virtuellen Popcorntüte der da zu erhoffenden, ekstatischen Wutausbrüche meinerseits harrten, offenbarte sich leider bei der Zweitsichtung dieses inzwischen legendären Hassfilms nicht der totale Hass. Die ersten 15 Minuten: Immer noch atemberaubend. Wäre der ganze Film doch nur so. Danach, eine Dreiviertelstunde lang: Blablabla et Blablabla et Blablabla plus, Godard ist penetrant, Godard hat einen Baumstamm im Arsch, Godard nervt. Aber dann, nach etwa einer Stunde, ganz plötzlich und ohne Vorwarnung, offenbarte sich mir plötzlich die Ultrakunst; der physischen Hölle und dem grausamen, ekelhaften, Krämpfe induzierenden Zwischenreich folgte ein Himmel der – wie auch immer Godard das passieren konnte – in seiner Erscheinung ephemer himmlisch ist, auch wenn er durch Maschendrahtzaun abgegrenzt ist. Ein Film, der mich bis aufs Mark genervt, geärgert und doch zutiefst inspiriert hat. Das ist mehr, als ich über meinen Todfeind JLG sonst meist sagen kann.
Quelle: http://www.eskalierende-traeume.de/sehtagebucher/stb-christoph/ (http://www.eskalierende-traeume.de/sehtagebucher/stb-christoph/)

:algo: :viney: :LOL:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 29 Mai 2011, 22:21:47
Na, das stimmt mich doch jetzt auch gleich wieder etwas fröhlicher...


Weshalb dir nicht mal der frühe Godard zusagt, kann ich einfach nicht verstehen... 3/10 für "La mepris"? :icon_sad: Dabei passen diese poesievollen, im Kern doch recht romantischen Filme mit ihren verkünstelten Bildern (die noch nicht mal völlig die Kühle der späteren Filme aufweisen) doch eigentlich noch recht gut zu deinen Favoriten... :00000109:

"Pierrot le fou" und "Alphaville" noch nicht bewertet? Besteht da Hoffnung, dass du sie noch nicht gesehen und daher noch nicht die andere Seite Godards entdeckt hast? :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: McKenzie am 30 Mai 2011, 22:04:54
Zitat von: PierrotLeFou am 29 Mai 2011, 22:21:47
Weshalb dir nicht mal der frühe Godard zusagt, kann ich einfach nicht verstehen... 3/10 für "La mepris"? :icon_sad: Dabei passen diese poesievollen, im Kern doch recht romantischen Filme mit ihren verkünstelten Bildern (die noch nicht mal völlig die Kühle der späteren Filme aufweisen) doch eigentlich noch recht gut zu deinen Favoriten... :00000109:

LE MEPRIS ist die absolute Pest, ein misanthroper, verachtenswerter Scheißfilm. Er hat seine philosophisch prickelnden und seine sinnlichen Momente, aber Godard ist einfach viel zu sehr sturer, selbstmitleidiger Ziegenbock, als dass er daraus einen philosophisch prickelnden und sinnlichen Film formen könnte.

Was ist denn das übrigens für eine dubiose Umschreibung meiner angeblichen Präferenzen? :nono: Ich gebe mich also pausenlos völlig distanzlos dem stylischen 60iger-Cinemascope-Technicolor-Bilderschangel hin, oder was? Nein nein, so ist das dann doch nicht. Es ist durchaus keine abgemachte Sache für mich, dass ich automatisch dahinschmachte vor Derartigem. Vorgestern habe ich INCUBUS (wohl Schwarzweiß und Vollbild, aber prinzipiell ein angemessenes Demonstrationsobjekt für 60iger-Schangel) gesehen, den du mit 6/10 bewertet hast - ich nehme an, diese Bewertung leitest du unter anderem daraus ab, dass der Film in deinen Augen zu derivativ geraten ist. Natürlich reine Spekulation meinerseits, aber obwohl ich das Derivative des Films durchaus auch gesehen habe, hat mich seine Leidenschaft und sein Willen zu einem ganz eigenen, sehr intimen und introvertierten Verständnis von kulturell wurzelloser Mystik, ebenso wie kulturell wurzellose Empfindung seiner vermeintlich so derivativen, letztlich aber doch von sehr eigenständiger Sehnsüchtigkeit angetriebenen Bilderwelt, so sehr befriedigt, dass ich letztlich bei einer 9 gelandet bin. :icon_mrgreen:

Die Form war für mich schon immer das Delikateste an Godards Filmen. Ich bin vor dieser Form in die Knie gegangen, als ich FILM SOCIALISME gesehen habe - aber die enervierende Thesendrescherei, die polemische Engstirningkeit, das ganze, überflüssige, leblose Geplapper, kurz: Die Penetranz!
Und romantisch ist Godard m. E. überhaupt nicht. Viele behaupten das auch von VIVRE SA VIE. Für mich ein ganz und gar unromantischer, narzisstischer und zutiefst chauvinistischer Film.

Ich erwähne es gerne nochmal: Mein Lieblings-Godard ist bei 8/10 nach wie vor NUMERO DEUX.
Der hat keine poetisch-verkünstelten Bilderwelten sondern nur nackte Monitorwände mit grisseligen Videobildern. :D

Zitat von: PierrotLeFou am 29 Mai 2011, 22:21:47
"Pierrot le fou" und "Alphaville" noch nicht bewertet? Besteht da Hoffnung, dass du sie noch nicht gesehen und daher noch nicht die andere Seite Godards entdeckt hast? :icon_mrgreen:

Noch nicht gesehen. Ich verspreche mir davon GAR NICHTS (da mich der frühe Godard, im Gegensatz zum "Post-WEEKEND"-Godard, zu allem Überfluss auch noch langweilt), aber irgendwann werden sie wohl fällig sein. Godard ist wirklich ein suboptimaler Hassregisseur: Seine Filme sind einfach nicht uninteressant genug und zu inspiriert, um die Finger von ihnen zu lassen. :anime: Ich sollte wohl jemanden wie Stephen Sommers zum neuen Hassregisseur Nr. 1 erklären.
Jedenfalls reicht mir ein Godard pro Jahr, aber weniger sollte es nicht sein. Manchmal bekomme ich sogar von mir aus Gefühle (= Lust), einen seiner Filme anzusehen (sonst macht es meist die Gelegenheit), und sei es auch nur, um mal wieder herzhaft wutschnaubend in die Tischkante zu beißen. Mr. Vincent Vega hätte davon wohl gerne mehr, er glaubt nämlich inzwischen, dass ich auf dem Weg zum Godard-Fanboy bin - which is never going to happen.

In ALPHAVILLE spielt ja tatsächlich Howard Vernon mit. Hmmmmmmmmm............. :icon_mrgreen: :icon_mrgreen: :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 31 Mai 2011, 15:09:19
Zitat von: McKenzie am 30 Mai 2011, 22:04:54
Zitat von: PierrotLeFou am 29 Mai 2011, 22:21:47
Weshalb dir nicht mal der frühe Godard zusagt, kann ich einfach nicht verstehen... 3/10 für "La mepris"? :icon_sad: Dabei passen diese poesievollen, im Kern doch recht romantischen Filme mit ihren verkünstelten Bildern (die noch nicht mal völlig die Kühle der späteren Filme aufweisen) doch eigentlich noch recht gut zu deinen Favoriten... :00000109:

LE MEPRIS ist die absolute Pest, ein misanthroper, verachtenswerter Scheißfilm. Er hat seine philosophisch prickelnden und seine sinnlichen Momente, aber Godard ist einfach viel zu sehr sturer, selbstmitleidiger Ziegenbock, als dass er daraus einen philosophisch prickelnden und sinnlichen Film formen könnte.
:icon_sad:

Misanthrop? Also Godard ist wohl ziemlich vieles (unnachgiebig, hart im Urteil, manchmal zynisch, oftmals selbstverliebt - aber sich dessen bewusst & es gleichzeitig wieder thematisierend) aber misanthrop...? Ich weiß nicht, in meinen Augen gehört er eher zu denjenigen, die nahezu unablässig jede Ungerechtigkeit beklagen... und "La mepris" als einzelner Film weist mir solch eine Seite eigentlich auch eher nicht auf... woraus folgerst du das denn? Aus dem Autounfall am Ende, den man als moralisierend verstehen könnte?



ZitatWas ist denn das übrigens für eine dubiose Umschreibung meiner angeblichen Präferenzen? :nono: Ich gebe mich also pausenlos völlig distanzlos dem stylischen 60iger-Cinemascope-Technicolor-Bilderschangel hin, oder was?
Was, nicht? :icon_eek: :icon_mrgreen: Sorry, aber da habe ich mich wohl durch deinen (ja auch sehr schönen, wenn auch nicht in die 60er-Jahre fallenden) Avatar, die "Eskalierende Träume"-Signatur, einen großen Teil deiner 10er-Wertungen und deine manchmal doch oft recht emotionalen Statements verleiten lassen...
Ich werde aber versuchen, das Bild, das ich mir von dir gemacht habe, zu relativieren... :icon_mrgreen:

ZitatDie Form war für mich schon immer das Delikateste an Godards Filmen. Ich bin vor dieser Form in die Knie gegangen, als ich FILM SOCIALISME gesehen habe - aber die enervierende Thesendrescherei, die polemische Engstirningkeit, das ganze, überflüssige, leblose Geplapper, kurz: Die Penetranz!

Gut, dass er penetrant ist, kann ich gut verstehen, empfinde es persönlich aber eher als sehr angenehm...
Aber lebloses Geplapper? Da schreit Leaud pathetisch in die Kamera, da flüstert Godard verstohlen Kommentare, da gibt es assoziativen Schlagwortaustausch, da gibt es klare Argumentationen, da wird mal auf der Tonspur gesprochen, mal als Zwischentitel, mal als Wandbemalung innerhalb des Filmbildes - leblos ist da doch anders...
Und überflüssig? Zugegeben - Godards Montage und seine Bildkomposition sind beide schon recht gehaltvoll, aber die Dialoge und Monologe plappern das ja nicht bloß einfach nach, sondern ergänzen es um weitere Ansichten... Gut, oftmals manchmal sie etwas kryptisches an sich, das kann man kritisieren... aber viele der Mono-/Dialoge bei Godard, die mir vor Jahren noch irgendwie aussagenlos vorkamen, sind millerweile in meinen Ohren doch ziemlich aufgeladen und gehaltvoll...

ZitatUnd romantisch ist Godard m. E. überhaupt nicht. Viele behaupten das auch von VIVRE SA VIE. Für mich ein ganz und gar unromantischer, narzisstischer und zutiefst chauvinistischer Film.

Chauvinistisch... naja, es stimmt schon: Godards Frauenbild ist wie bei vielen Intellektuellen der 60er Jahre nicht perfekt und das schimmert auch hier (Vivre sa vie) ziemlich deutlich durch... Aber immerhin thematisiert "Vivre sa vie" sein Künstler-Muse-Verhältnis, das ansonsten durchaus leicht angreifbar wäre...

Romantisch würde ich "Vivre sa vie" auch nicht nennen... (die Kino-Sequenz vielleicht noch...)
Aber in "Pierrot le fou" gibt es zahlreiche romantische Momente (einige allerdings bloß als Zitat), in "Alphaville" gibt es eigentlich eine andauernde Lobpreisung der Poesie... aber in "La mepris" sehe ich ja teilweise auch noch romantische Momente, du solltest da jetzt also nicht zuviel erwarten...

ZitatIch erwähne es gerne nochmal: Mein Lieblings-Godard ist bei 8/10 nach wie vor NUMERO DEUX.
Der hat keine poetisch-verkünstelten Bilderwelten sondern nur nackte Monitorwände mit grisseligen Videobildern. :D
Ich habe nun übrigens endlich mal rausbekommen, wie ich mir auch die Regisseur- & Jahreszahl-Bewertungen anderer User anzeigen lassen kann... jetzt kann ich all deine Godard-Bewertungen (und nicht nur die) stalken... :zwangsjacke:
Es sind ja doch nicht fast nur 1-4-Bewertungen, das ist doch schonmal schön... :love:

Tja, vielleicht kannst du dann mit seiner 70er-Phase mehr anfangen als mit der vielgelobten 60er-Jahre-Phase und dem Spätwerk ab 1980... :D

Zitat
Zitat von: PierrotLeFou am 29 Mai 2011, 22:21:47
"Pierrot le fou" und "Alphaville" noch nicht bewertet? Besteht da Hoffnung, dass du sie noch nicht gesehen und daher noch nicht die andere Seite Godards entdeckt hast? :icon_mrgreen:

Noch nicht gesehen. Ich verspreche mir davon GAR NICHTS (da mich der frühe Godard, im Gegensatz zum "Post-WEEKEND"-Godard, zu allem Überfluss auch noch langweilt), aber irgendwann werden sie wohl fällig sein. Godard ist wirklich ein suboptimaler Hassregisseur: Seine Filme sind einfach nicht uninteressant genug und zu inspiriert, um die Finger von ihnen zu lassen. :anime: Ich sollte wohl jemanden wie Stephen Sommers zum neuen Hassregisseur Nr. 1 erklären.
Jedenfalls reicht mir ein Godard pro Jahr, aber weniger sollte es nicht sein. Manchmal bekomme ich sogar von mir aus Gefühle (= Lust), einen seiner Filme anzusehen (sonst macht es meist die Gelegenheit), und sei es auch nur, um mal wieder herzhaft wutschnaubend in die Tischkante zu beißen. Mr. Vincent Vega hätte davon wohl gerne mehr, er glaubt nämlich inzwischen, dass ich auf dem Weg zum Godard-Fanboy bin - which is never going to happen.

In ALPHAVILLE spielt ja tatsächlich Howard Vernon mit. Hmmmmmmmmm............. :icon_mrgreen: :icon_mrgreen: :icon_mrgreen:

Jaja, Vernon spielt mit... was wohl - wenn überhaupt - eher eine Verbeugung vor Fritz Lang als vor Jess Franco gewesen sein dürfte... wenn zu deinen 8 bewerteten Godards dann in den nächsten Jahren noch weitere 85 dazukommen, steigt er bei dir womöglich gar auf ne 7,50 im Schnitt...  :icon_twisted:

Denn die "Wer noch keine 20 Jess Francos kennt, sollte ihn nicht bewerten"-Regel, sollte auch für Godard gelten... :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Discostu am 4 März 2012, 13:22:21
In deiner Kritik zu Jud Süß:

Zitat
"Von den Jüden und ihren Lügen", von den Nazis gerne herangezogen um die von Luther selbst keinesfalls geforderten Pogrome schmackhaft zu machen

Sein Sieben-Punkte-Plan beinhaltete unter anderem das Abfackeln von Synagogen und das Zerstören von durch Juden bewohnte Häuser. Für mich ist das eine Aufforderung zum Pogrom.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 4 März 2012, 23:27:55
Zitat von: Discostu am  4 März 2012, 13:22:21
In deiner Kritik zu Jud Süß:

Zitat
"Von den Jüden und ihren Lügen", von den Nazis gerne herangezogen um die von Luther selbst keinesfalls geforderten Pogrome schmackhaft zu machen

Sein Sieben-Punkte-Plan beinhaltete unter anderem das Abfackeln von Synagogen und das Zerstören von durch Juden bewohnte Häuser. Für mich ist das eine Aufforderung zum Pogrom.

Ich muss gestehen, dass ich diesen Punkt bewusst kurzgehalten habe, weil ich mich in diese konkrete Thematik nicht tiefer reinlesen mochte (Ich habe dazu jetzt auch nichts bei mir stehen)... allerdings erinnere ich mich vage an eine Geschichtsunterrichts-Stunde der 9. oder 10. Klasse, in der darauf hingewiesen worden ist, dass ein Luther letztlich nicht völlig kompatibel war mit dem, was die Nazis gerne bei ihm vorgefunden zu haben glaubten - ein kurzer Blick in den Wiki-Artikel zu Luther bestätigte mich da, daher habe ich es dann entsprechend formuliert...
Ob man jetzt damit argumentieren kann, dass eine Aktion durch Fürsten von einer Aktion durch die Bevölkerung unterschieden werden muss, oder ob man Luthers Ziel einer angestrebten Bekehrung von der Endlösung der Nazis unterscheidet, scheint mir dabei sogar (für die Unterscheidung selbst) egal zu sein... Offenbar gibt es da diskussionswürdige Differenzen; Wie man die jetzt bewerten sollte, überlasse ich da lieber Historikern...
Vielleicht wäre ja
Zitatum die von Luther selbst so keinesfalls geforderten Pogrome schmackhaft zu machen
als vergleichsweise unentschlossene Formulierung zugleich die günstigere Formulierung...

Für Vorschläge oder Belehrungen habe ich ein offenes Ohr...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Discostu am 5 März 2012, 13:11:13
Ich bin natürlich auch kein Historiker, aber ich finde es wichtig, Luthers Antijudaismus nicht zu verharmlosen. Die Nazis hätten sich auf sein Werk nicht beziehen können, wenn es nicht so offen judenfeindlich wäre, weshalb ich finde, dass man das nicht einfach mit einem "so hat er das ja nicht gemeint" abtun kann. Mit deiner Umformulierung kann ich aber leben  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Bretzelburger am 22 Juli 2012, 09:57:39
Normalerweise diskutiere ich nicht über Bewertungen, da sie auch einfach den persönlichen Geschmack widerspiegeln und in diesem Fall im oberen Bereich angesiedelt sind. Mir geht es um deine Tendenz bei zwei Filmen, die nur wenige kennen (und bewertet haben) und in diesem Fall um dich, der sich als einer von Wenigen damit konstruktiv auseinander setzt.

"Scheidung auf italienisch" hast du 7 Punkte gegeben - das ist für meinen Geschmack zwar etwas zu wenig bei diesem kompromisslos amoralischen Film, der seine Betrachter manipuliert, indem er die Thematik unter dem Deckmäntelchen einer Komödie ansiedelt, aber das du "Und dennoch leben sie" dagegen 8 Punkte gegeben hast, verstehe ich nicht. Der Film ist ein komplett auf Anerkennung kalkuliertes Drama, das nur halbwegs Qualität aufweist, weil von Moravias Romanvorlage noch ein wenig zu spüren ist. Der Film wurde von der Kritik hochgelobt, in völliger Unkenntnis als "Neorealismus" bezeichnet und trieft nur so von Verlogenheit. Mir war das Ausmaß nicht einmal vollständig klar, auch wenn ich es schon sehr fragwürdig fand, das arabische Männer die beiden Frauen vergewaltigen, also eine Personengruppe, die im Westen 1960 keine Lobby hatte. Damit kamen die Alliierten unter der Führung der USA gut weg, wie sich Keiner nach Ansicht des Films - auch nicht die Millionen Mitläufer unter Mussolini - besonders schuldig fühlen mussten. "Krieg ist scheiße" - mit diesem kleinsten aller gemeinsamen Nenner und tragisch hoch gepushten Ereignissen ließ sich schon immer gut Oscars gewinnen.

Ich habe zufällig ein Zitat in "Kino der Nacht" von J.P. Melville gefunden, das ich bisher entweder überlesen hatte oder nicht verstand, weil ich den Film bis vor wenigen Monaten noch nicht kannte - das möchte ich hier noch zitieren "Aber das erstaunlichste war, dass dieser Film, den er drehte, eine Geschichte erzählte, in der wir französischen Soldaten uns so benommen hatten wie die Soldaten, die De Sica als Marokkaner präsentierte. In Wahrheit waren diese Männer, die in Italien die Frauen vergewaltigten, aber keine Marokkaner, die zu solchen Akten nie fähig gewesen wären, sondern französische Soldaten" Ich bin mir sicher - das Team Ponti/Loren wusste, was es tat.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 22 Juli 2012, 16:46:16
Zitat von: Bretzelburger am 22 Juli 2012, 09:57:39
"Scheidung auf italienisch" hast du 7 Punkte gegeben - das ist für meinen Geschmack zwar etwas zu wenig bei diesem kompromisslos amoralischen Film, der seine Betrachter manipuliert, indem er die Thematik unter dem Deckmäntelchen einer Komödie ansiedelt, aber das du "Und dennoch leben sie" dagegen 8 Punkte gegeben hast, verstehe ich nicht. Der Film ist ein komplett auf Anerkennung kalkuliertes Drama, das nur halbwegs Qualität aufweist, weil von Moravias Romanvorlage noch ein wenig zu spüren ist. Der Film wurde von der Kritik hochgelobt, in völliger Unkenntnis als "Neorealismus" bezeichnet und trieft nur so von Verlogenheit.
Achje... das schreckliche an Punkten ist ja, dass da immer gleich ein größerer Abstand suggeriert wird, der eigentlich nicht da ist... irgendwo muss ich ne Grenze ziehen: Da habe ich die Filme A, B, C und D und finde B und C beinahe gleich gut und A etwas besser und D etwas schlechter.... und dann haben aber A und B die gleiche Wertung, C und D ebenfalls (einfach weil B und C beide zwischen zwei Punktzahlen liegen, also zB bei einer 6,49 und 6,50, wenn ich das nun mit Zahlen ausdrücken müsste... und als Bewertung wird der kleine Unterschied plötzlich riesig, wenn ich einmal auf- und einmal abrunde...)

Dass "Und dennoch leben sie..." nun als Neorealismus aufgenommen worden ist, ist mir neu... Aber gut, "Scheidung auf Italienisch" hat mich vielleicht auch nur etwas enttäuscht, weil mir der Film, den Germi ja für seinen bösesten hielt, einfach irgendwie nicht böse genug erschien... (inhaltlich sicher schon, aber das hat mich dann bei den humorigen Elementen nicht allzusehr getroffen... wieso das nun so ist, dass der Film, obwohl inhaltlich böse und inszenatorisch komödiantisch - was als kontrast ja auch verstören könnte -, mich nun nicht so extrem berührt hat, ist eine interessante Frage... weshalb finde ich den extrem makaberen "Arsenic and Old Lace" nur ausgesprochen komisch, weshalb finde ich den ja höchst komödiantischen "Tagebuch einer Kammerzofe" von Bunuel ungeheuer fies und bösartig?) Wer weiß, vielleicht würde sich das bei einer neuen Sichtung auch wieder ändern...
Davon abgesehen schwanke ich sehr regelmäßig zwischen zwei Noten und bei dem Germi war die Alternative schon die 8 und nicht etwa die 6...


ZitatMir war das Ausmaß nicht einmal vollständig klar, auch wenn ich es schon sehr fragwürdig fand, das arabische Männer die beiden Frauen vergewaltigen, also eine Personengruppe, die im Westen 1960 keine Lobby hatte. Damit kamen die Alliierten unter der Führung der USA gut weg, wie sich Keiner nach Ansicht des Films - auch nicht die Millionen Mitläufer unter Mussolini - besonders schuldig fühlen mussten. "Krieg ist scheiße" - mit diesem kleinsten aller gemeinsamen Nenner und tragisch hoch gepushten Ereignissen ließ sich schon immer gut Oscars gewinnen.

Ich habe zufällig ein Zitat in "Kino der Nacht" von J.P. Melville gefunden, das ich bisher entweder überlesen hatte oder nicht verstand, weil ich den Film bis vor wenigen Monaten noch nicht kannte - das möchte ich hier noch zitieren "Aber das erstaunlichste war, dass dieser Film, den er drehte, eine Geschichte erzählte, in der wir französischen Soldaten uns so benommen hatten wie die Soldaten, die De Sica als Marokkaner präsentierte. In Wahrheit waren diese Männer, die in Italien die Frauen vergewaltigten, aber keine Marokkaner, die zu solchen Akten nie fähig gewesen wären, sondern französische Soldaten" Ich bin mir sicher - das Team Ponti/Loren wusste, was es tat.

Naja, "Roma, citta aperta" war nun auch irgendwo ein beruhigender Film, der in Italien (und anderswo) den Eindruck erwecken konnte, das eigentlich ja eh die meisten Italiener Widerstandskämpfer gewesen waren...
Ich finde das Melville-Zitat sehr schön und müsste den Film auch nochmal schauen um den im Hinblick auf die Vergewaltigung zu überdenken - ich hatte den jetzt in erster Linie als Belmondo-Film De Sicas in Erinnerung; welche Gruppe da jetzt zu den Vergewaltigern gehört hat, hätte ich gar nicht mehr sagen können -, aber grundsätzlich sind moralische Aspekte eines Films nicht immer für meine Benotung ausschlaggebend...

"Jud Süß" sehe ich wirklich "gerne", ein schön gemachter, konventioneller Kitschfilm, aber das ist natürlich ein saumäßig verlogener Scheißfilm, keine Frage... "Birth of a Nation" hat auch so seine Probleme (obwohl die Rassismus-Aspekte im Vergleich zur damals sehr populären Vorlage geradezu lachhaft sind und erheblich abgemildert wurden; das wird oft vergessen, wenn Griffith gebrandmarkt wird), dennoch ist der mir wegen der formalen Aspekte seine 10/10 wert - unumstößlich...
Fällt mir etwas moralisch verwerfliches auf, nehme ich das gerne in Reviews auf... die Filme kann ich aber dennoch auf unterschiedliche Arten und weisen mögen oder ihnen gelungene manipulatorische Fähigkeiten attestieren etc. (Allerdings gibt es auch Filme, denen ich sowas doch auch wieder extrem übelnehme...)

"Und dennoch leben sie" habe ich eigentlich als recht spannenden Genrefilm mit toller Besetzung in Erinnerung... ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Bretzelburger am 22 Juli 2012, 19:16:20
Mir ist natürlich völlig klar, das man Bewertungen nicht einfach so vergleichen kann - mir stach das in diesem Fall einfach nur ins Auge.

Vom Genre haben der De Sica und der Germi-Film nur wenig gemein, aber sie stammen beide aus einer Phase Ende der 50er/Anfang der 60er, als der italienische Film, besser die italienische Folklore und besonders Sophia Loren in Hollywood sehr angesagt waren. Beide Filme gewannen je einen Oscar in den Hauptkategorien (Original-Drehbuch/ Hauptdarstellerin), was damals sensationell war für nicht-englischsprachige Filme.

In dieser Zeit entstanden eine Vielzahl an Komödien, die mit süditalienischem Temperament erzählt wurden, das einen schönen Gegensatz zum durchgeplanten bürgerlichen Dasein in den USA darstellte, letztlich aber immer Anstand und Bravheit predigten. Die Loren war das Gegenstück zu Doris Day - während diese einiges wagen durfte, weil sie eine biedere Ausstrahlung hatte, hatte die Loren Sex-Appeal, durfte tanzen und flirten, musste aber ihre Jungfräulichkeit betonen. Im Grunde also dasselbe. Ihr bekanntester Film dieser Zeit ist neben "Houseboat", wo sie aber eine Italienerin in den USA spielt, "Es begann in Neapel" mit Clarke Gable, den ich als Junge sehr mochte.

Wenn man sich die Grundlage dieser Story ansieht, begreift man nicht, wie das Publikum (auch ich) diese damals schlucken konnte. Gable kommt nach Neapel, um die Erbschaft seines Bruders anzutreten und erfährt nur, das dieser einen neunjährigen Sohn mit einer Italienerin hat. Beide sind bei einem Unfall gestorben und der Junge lebt bei seiner TANTE (Sophia Loren). Während der verstorbene Bruder immer mal wieder Inhalt der Gespräche ist, kommt die leibliche Mutter gar nicht mehr vor (außer ganz kurz am Anfang). Der fröhliche Junge leidet auch gar nicht unter dem Tod seiner Mutter (in Italien noch unverständlicher als woanders), erwähnt sie nie, da ja seine TANTE ihn ins Herz geschlossen hat. Dabei kann der Unfall höchstens ein halbes Jahr zurückliegen. Auch im weiteren Verlauf kämpft die Loren um den Jungen mit dem Herz einer Löwin, erwähnt aber immer mal wieder, sie sei nur die TANTE.

Wie irre künstlich (um nicht zu sagen verlogen) diese Konstellation ist, erkennt man auch an OFDB-User Thorwalez, der die Loren sowohl in der IA, wie in der Review fälschlich, aber verständlich als Mutter bezeichnet. Das aber wäre damals nicht gegangen, denn das hätte 1. bedeutet, die Loren wäre schon 10 Jahre mit Gables Bruder zusammen gewesen, 2. keine Jungfrau mehr, 3. hätte in wilder Ehe gelebt und hätte 4. ein uneheliches Kind. Um eine solche Frau hätte Gable sich gar nicht bemühen dürfen und sein Wunsch, den Jungen in die USA mitzunehmen, wäre viel zu negativ besetzt gewesen, hätte er ihn seiner Mutter wegnehmen wollen. Als Onkel hat er aber den selben Status wie die TANTE. Kurz - der gesamte Film hätte nach den damaligen Moral-Vorstellungen nicht funktioniert, aber dafür darf die Loren zwischendurch schön mit dem Arsch und dem Busen wackeln.

Ich will an diesem Beispiel nur deutlich machen, wie ungemein mutig und konsequent Germi damals war (und nur wenige andere). "Böse" im heutigen Sinn ist der Film nicht (vor allem nicht für den typischen OFDb-User), im damaligen schon. Dagegen ist "Und dennoch leben sie" - so gut er gemacht ist - ein klar auf Anerkennung gestricktes Werk von Ponti, der seine Frau Loren in anspruchsvollen Rollen sehen wollte. Deine Beispiele, das man auch Propaganda-Werke anerkennen kann, hinken insofern, das es dort allgemein bekannt ist, was diese Filme bewirken wollten, bei "Und dennoch leben sie" weiß das aber Niemand.



Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 22 Juli 2012, 22:44:31
Zitat von: Bretzelburger am 22 Juli 2012, 19:16:20
Wie irre künstlich (um nicht zu sagen verlogen) diese Konstellation ist, erkennt man auch an OFDB-User Thorwalez, der die Loren sowohl in der IA, wie in der Review fälschlich, aber verständlich als Mutter bezeichnet. Das aber wäre damals nicht gegangen, denn das hätte 1. bedeutet, die Loren wäre schon 10 Jahre mit Gables Bruder zusammen gewesen, 2. keine Jungfrau mehr, 3. hätte in wilder Ehe gelebt und hätte 4. ein uneheliches Kind. Um eine solche Frau hätte Gable sich gar nicht bemühen dürfen und sein Wunsch, den Jungen in die USA mitzunehmen, wäre viel zu negativ besetzt gewesen, hätte er ihn seiner Mutter wegnehmen wollen. Als Onkel hat er aber den selben Status wie die TANTE. Kurz - der gesamte Film hätte nach den damaligen Moral-Vorstellungen nicht funktioniert, aber dafür darf die Loren zwischendurch schön mit dem Arsch und dem Busen wackeln.

Ist das jetzt negativ in deinen Augen? Ist diese Verlogenheit nun unmoralisch (weil verlogen), oder nicht sogar eher sehr trickreich, weil man die Zensur umgeht, vieles aber dafür spricht, dass doch ein anderer Inhalt vermittelt wird? Wäre "Es begann in Neapel" dann nicht sogar ein subversiver Film?
Ich frage bloß, weil ich den nicht gesehen habe...


ZitatIch will an diesem Beispiel nur deutlich machen, wie ungemein mutig und konsequent Germi damals war (und nur wenige andere). "Böse" im heutigen Sinn ist der Film nicht (vor allem nicht für den typischen OFDb-User), im damaligen schon. Dagegen ist "Und dennoch leben sie" - so gut er gemacht ist - ein klar auf Anerkennung gestricktes Werk von Ponti, der seine Frau Loren in anspruchsvollen Rollen sehen wollte. Deine Beispiele, das man auch Propaganda-Werke anerkennen kann, hinken insofern, das es dort allgemein bekannt ist, was diese Filme bewirken wollten, bei "Und dennoch leben sie" weiß das aber Niemand.
Naja gut, dann nehme ich die "James Bond"-Filme...: die sind auch immer wieder sehr fragwürdig wenn es um rassistische Stereotype geht, nahezu ständig problematisch, wenn die die auf sexistische Tendenzen abklopft... Ich sehe die dennoch sehr gerne, gerade auch wegen solcher Ausfälle, weil da immer wieder Kolportage in großen Filmen durchschimmert...
Deshalb nahm ich es dann spätestens den Brosnan-Bonds etwas übel, dass man versucht hatte, ein derartig unkorrektes Konzept politisch korrekt umzusetzen: Der Vorgesetzte ist plötzlich weiblich, die Machohaltung der Hauptfigur wird direkt angesprochen usw...
(So gerne ich auch eine der beiden "OSS 117"-Parodie anschaue: Dass Problem dieser Agentenfilme war doch nie, dass die Agenten rassistische Machos waren (als Franzosen noch mit unglaublich großem Nationalstolz versehen), sondern dass die Filme selbst immer diesem Verdacht ausgesetzt waren... Für mich wäre die optimale "OSS 117"-Parodie daher eine gewesen, die keinesfalls augenzwinkernd schwarzhumorig aber korrekt auftritt, sondern eine scheinbar bierernste Version, die nicht den Helden immer wieder danebengreifen lässt, sondern die selbst immer wieder voll danebenlangt - ohne deutliche ironische Distanz...)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Bretzelburger am 22 Juli 2012, 23:21:53
Zitat von: PierrotLeFou am 22 Juli 2012, 22:44:31
Ist das jetzt negativ in deinen Augen? Ist diese Verlogenheit nun unmoralisch (weil verlogen), oder nicht sogar eher sehr trickreich, weil man die Zensur umgeht, vieles aber dafür spricht, dass doch ein anderer Inhalt vermittelt wird? Wäre "Es begann in Neapel" dann nicht sogar ein subversiver Film?
Ich frage bloß, weil ich den nicht gesehen habe..

Gute Idee, aber leider ist kein Trick dahinter. Im Gegenteil trieft der gesamte Film diese Botschaft aus oder wie sagt er so schön liebevoll zu ihr: "Du bist so lebhaft und fromm". Trotzdem finde ich deinen Gedanken interessant, da sich der Amerikaner ja am Ende für Italien (und die Italienerin) entscheidet, spätestens als er die Vorurteile seiner Landsleute im Zug anhören muss, die er wenige Wochen zuvor selbst noch pflegte. Das entsprach aber der damaligen Haltung Hollywoods, die ja ein positives, wenn auch eher unrealistisch pittoreskes Bild Italiens hegten. Die Bilder, die von Capri geliefert werden, sind jedenfalls reiner Tourismus, wenn auch von Gable ironisch kommentiert. Er ist aber auch 30 Jahre älter und ein wohlhabender Anwalt, der sich ein solches "Abenteuer" leisten kann.

Der eigentliche Grund, warum ich nicht an die "Subversivität" glaube, liegt in den anderen Filmen, in denen Sophia Loren mehrfach eine ähnliche Figur abgab. Darin war sie sogar Prostituierte oder wurde per Los an einen Liebhaber verkauft, um am Ende doch wieder ganz brav und moralisch einwandfrei dazustehen. Du musst dir nur "Heiraten auf italienisch" ansehen, der sich an "Scheidung auf italienisch" anlehnt und in dem auch Mastroianni die männliche Hauptrolle spielt. Der Film hat nichts von Germis Konsequenz, bei De Sica geht es nur darum, das Lorens Rolle als ewig Geliebte endlich durch Heirat legitimiert wird. Sie ist treu wie die treueste Ehefrau, nur er will plötzlich eine Jüngere heiraten, besinnt sich am Ende natürlich. In "Das Gold von Neapel" (1955), auch von De Sica, spielt die Loren genau das Luder, das sie sonst immer nur andeutet. Daran orientieren sich alle ihre späteren Rollen, aber keine hatte mehr diese Konsequenz. Für mich hat De Sica, dessen Art Filme zu machen, ich sehr schätze, danach inhaltlich stark abgebaut. In "Bahnhof Station Termini", den er 1953 für die Amerikaner mit amerikanischen Schauspielern drehte, ist er ihnen noch nicht in den Arsch gekrochen.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 23 Juli 2012, 00:06:30
Zitat von: Bretzelburger am 22 Juli 2012, 23:21:53
Der eigentliche Grund, warum ich nicht an die "Subversivität" glaube, liegt in den anderen Filmen, in denen Sophia Loren mehrfach eine ähnliche Figur abgab. Darin war sie sogar Prostituierte oder wurde per Los an einen Liebhaber verkauft, um am Ende doch wieder ganz brav und moralisch einwandfrei dazustehen. Du musst dir nur "Heiraten auf italienisch" ansehen, der sich an "Scheidung auf italienisch" anlehnt und in dem auch Mastroianni die männliche Hauptrolle spielt. Der Film hat nichts von Germis Konsequenz, bei De Sica geht es nur darum, das Lorens Rolle als ewig Geliebte endlich durch Heirat legitimiert wird. Sie ist treu wie die treueste Ehefrau, nur er will plötzlich eine Jüngere heiraten, besinnt sich am Ende natürlich. In "Das Gold von Neapel" (1955), auch von De Sica, spielt die Loren genau das Luder, das sie sonst immer nur andeutet. Daran orientieren sich alle ihre späteren Rollen, aber keine hatte mehr diese Konsequenz. Für mich hat De Sica, dessen Art Filme zu machen, ich sehr schätze, danach inhaltlich stark abgebaut. In "Bahnhof Station Termini", den er 1953 für die Amerikaner mit amerikanischen Schauspielern drehte, ist er ihnen noch nicht in den Arsch gekrochen.

"Hochzeit auf Italienisch" hat von mir übrigens auch eine 8 bekommen... Ich glaube, dass Inhalte bei mir durch die Form wieder ausgeglichen werden können... ich kann mich auch für reaktionäre Rom-Coms erwärmen, wenn die nur schön und stimmig gestaltet sind...

Station Termini liegt übrigens noch ungesehen bei mir herum... den werde ich wohl irgendwann in der nächsten Zeit mal anschauen. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Bretzelburger am 23 Juli 2012, 00:55:03
Zitat von: PierrotLeFou am 23 Juli 2012, 00:06:30
Zitat von: Bretzelburger am 22 Juli 2012, 23:21:53
Der eigentliche Grund, warum ich nicht an die "Subversivität" glaube, liegt in den anderen Filmen, in denen Sophia Loren mehrfach eine ähnliche Figur abgab. Darin war sie sogar Prostituierte oder wurde per Los an einen Liebhaber verkauft, um am Ende doch wieder ganz brav und moralisch einwandfrei dazustehen. Du musst dir nur "Heiraten auf italienisch" ansehen, der sich an "Scheidung auf italienisch" anlehnt und in dem auch Mastroianni die männliche Hauptrolle spielt. Der Film hat nichts von Germis Konsequenz, bei De Sica geht es nur darum, das Lorens Rolle als ewig Geliebte endlich durch Heirat legitimiert wird. Sie ist treu wie die treueste Ehefrau, nur er will plötzlich eine Jüngere heiraten, besinnt sich am Ende natürlich. In "Das Gold von Neapel" (1955), auch von De Sica, spielt die Loren genau das Luder, das sie sonst immer nur andeutet. Daran orientieren sich alle ihre späteren Rollen, aber keine hatte mehr diese Konsequenz. Für mich hat De Sica, dessen Art Filme zu machen, ich sehr schätze, danach inhaltlich stark abgebaut. In "Bahnhof Station Termini", den er 1953 für die Amerikaner mit amerikanischen Schauspielern drehte, ist er ihnen noch nicht in den Arsch gekrochen.

"Hochzeit auf Italienisch" hat von mir übrigens auch eine 8 bekommen... Ich glaube, dass Inhalte bei mir durch die Form wieder ausgeglichen werden können... ich kann mich auch für reaktionäre Rom-Coms erwärmen, wenn die nur schön und stimmig gestaltet sind...

Station Termini liegt übrigens noch ungesehen bei mir herum... den werde ich wohl irgendwann in der nächsten Zeit mal anschauen. ;)

Na da bin ich ja gespannt - den finde ich ganz großartig. Was die reaktionären RomComs angeht, habe ich eine gänzlich andere Haltung. Inhalte können mir leider ziemlich die Laune verderben. "Es begann in Neapel" ist eine klassische RomCom, wirklich hübsch gemacht (weshalb sie mir als Jugendlichem auch sehr gefiel) und die reaktionären Anteile halten sich zeitgemäß durchaus in Grenzen. Es ist weniger die unglaubwürdige Konstruktion, die man an den Anfang stellt, als dieses Klischee-Italien-Bild Hollywoodscher Prägung, das mich inzwischen nervt (und was auch De Sica danach noch mehrfach variiert hat). Wenn man "Verliebt in scharfe Kurven" von Risi kennt, der witzig, unterhaltsam und rasant ist (im wahrsten Sinn des Wortes), gleichzeitig aber entlarvend realistisch, dann braucht man so einen Folklore-Müll nicht mehr, auch wenn er hübsch anzusehen ist.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 23 Juli 2012, 01:17:32
Zitat von: Bretzelburger am 23 Juli 2012, 00:55:03
Na da bin ich ja gespannt - den finde ich ganz großartig. Was die reaktionären RomComs angeht, habe ich eine gänzlich andere Haltung. Inhalte können mir leider ziemlich die Laune verderben. "Es begann in Neapel" ist eine klassische RomCom, wirklich hübsch gemacht (weshalb sie mir als Jugendlichem auch sehr gefiel) und die reaktionären Anteile halten sich zeitgemäß durchaus in Grenzen. Es ist weniger die unglaubwürdige Konstruktion, die man an den Anfang stellt, als dieses Klischee-Italien-Bild Hollywoodscher Prägung, das mich inzwischen nervt (und was auch De Sica danach noch mehrfach variiert hat). Wenn man "Verliebt in scharfe Kurven" von Risi kennt, der witzig, unterhaltsam und rasant ist (im wahrsten Sinn des Wortes), gleichzeitig aber entlarvend realistisch, dann braucht man so einen Folklore-Müll nicht mehr, auch wenn er hübsch anzusehen ist.

Bei mir kommt es immer auf den Einzelfall an... "Ein unmoralisches Angebot" hatte mich damals auch recht wütend gemacht, einem "My Fair Lady" verzeihe ich die durchaus vorhandenen Ausfälle...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 15 Oktober 2012, 03:18:46
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 26 September 2008, 03:04:45
Aber schön, unter den Autoren wieder einen Godard-Freund willkommen heißen zu können, nachdem der letzte ja schon vor geraumer Zeit das Weite suchte, um ähnlich prätentiöse Filme zu machen wie jene, die er auch stets adelte.

Ich greife das jetzt nach über vier Jahren einfach mal wieder auf und verbinde es ausnahmsweise mal mit ein bisschen Eigenwerbung....

Einen Film des "letzten Godard-Freunds, der nun ähnlich prätentiöse Filme macht wie jene, die er auch stets adelte", habe ich jetzt einfach mal kurzerhand auch geadelt...: http://www.ofdb.de/review/221800,517486,Einstellung-Amateur (http://www.ofdb.de/review/221800,517486,Einstellung-Amateur)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: ratz am 15 Oktober 2012, 09:19:17

Da es sich im Internet so schön anbietet: Einstellung Amateur (http://vimeo.com/34699192)

(keine Trailer, es ist der Film  :icon_mrgreen:)

Weiter sage ich lieber nichts, denn wovon man nicht reden kann ...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: a deer am 16 Oktober 2012, 08:19:57
Da ich deine Reviews immer wieder gerne lese, wenn ich eine sachliche und sachkundige Auseinandersetzung mit dem Film haben möchte (muss ja auch mal gesagt werden von einem der stillen Leser ;)), gibts von mir mal einen kurzen, einfachen Kommentar:

Die Review an sich ist klasse und offensichtlich fachkundig geschrieben, anhand der Qualität des besprochenen Filmes verkommt sie in meinen Augen allerdings zu einer Realsatire über die Rezeption des Essay-und Experimentalfilms. In ihrem "Abschweifen" vom eigtl. Film bleibt sie diesem in ihrer selbst angesprochenen Aspekt natürlich irgendwie treu und ich persönlich will gar nicht verneinen, wieviel mehr in einer bestimmten Sache selbst und ihrer Beziehung zum anderem steckt, was man selbst oftmals kaum und im gesamten Ausmaß wahrscheinlich nie erfassen vermag, insofern kann ich sowohl Länge als auch Verschiebung des Schwerpunktes auf Nebensächlichkeiten in "Einstellung: Amateur" durchaus nachvollziehen, ob mir das gefällt ist dann aber eine andere Geschichte. In dieser Form gefällt es mir nicht und der Film stellt für mich eine der Entstufen der in den Autorenthreads viel erwähnten Prätention da. Im Kunst-LK gab es für sowas vielleicht Bestnoten, wenn der Filmemacher schöne Worte zum "erklären" finden konnte, außerhalb dessen ist mir und wahrscheinlich (?) auch einem großen Teil der Film und Kunstinteressierten Menschen dieser Film viiieeel zu wenig...  Nicht falsch verstehen, aber nach dem Film wahr erstmal Kopfschütteln angesagt, ich hatte ihn mir aufgrund deiner Review irgendwie anders vorgestellt, hab aber auch recht zügig und etwas quer gelesen, mach ich zugegebenerweise bei Reviews von nicht gesehenen Filmen fast ausschliesslich, zum einen, um bei Spoilern schnell diese überlesen zu können, zum anderen, wenn der Autor anfängt eine Sprache zu sprechen, der ich nicht mehr in der Lage bin zu folgen, es gibt wirklich grausame Adjektive und Satzkonstruktionen.....
Kann natürlich auch an meinem zunehmenden Problem mit Essay und Experimentalfilmen liegen, andererseits mag ich aber auch ein paar von denen, insofern....

Ob ich zu einem späteren Zeitpunkt weiter darauf eingehe weiß ich noch nicht, mich hat dieser kurze Absatz schon wieder mehr Zeit gekostet als ich eigentlich wollte....

Ansonsten weiterhin frohes Schaffen und cya ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 17 Oktober 2012, 06:20:17
Zitat von: a deer am 16 Oktober 2012, 08:19:57
Da ich deine Reviews immer wieder gerne lese, wenn ich eine sachliche und sachkundige Auseinandersetzung mit dem Film haben möchte (muss ja auch mal gesagt werden von einem der stillen Leser ;)), gibts von mir mal einen kurzen, einfachen Kommentar:

Dafür ein dickes Dankeschön :D

ZitatDie Review an sich ist klasse und offensichtlich fachkundig geschrieben, anhand der Qualität des besprochenen Filmes verkommt sie in meinen Augen allerdings zu einer Realsatire über die Rezeption des Essay-und Experimentalfilms. In ihrem "Abschweifen" vom eigtl. Film bleibt sie diesem in ihrer selbst angesprochenen Aspekt natürlich irgendwie treu und ich persönlich will gar nicht verneinen, wieviel mehr in einer bestimmten Sache selbst und ihrer Beziehung zum anderem steckt, was man selbst oftmals kaum und im gesamten Ausmaß wahrscheinlich nie erfassen vermag, insofern kann ich sowohl Länge als auch Verschiebung des Schwerpunktes auf Nebensächlichkeiten in "Einstellung: Amateur" durchaus nachvollziehen, ob mir das gefällt ist dann aber eine andere Geschichte. In dieser Form gefällt es mir nicht und der Film stellt für mich eine der Entstufen der in den Autorenthreads viel erwähnten Prätention da. Im Kunst-LK gab es für sowas vielleicht Bestnoten, wenn der Filmemacher schöne Worte zum "erklären" finden konnte, außerhalb dessen ist mir und wahrscheinlich (?) auch einem großen Teil der Film und Kunstinteressierten Menschen dieser Film viiieeel zu wenig...  Nicht falsch verstehen, aber nach dem Film wahr erstmal Kopfschütteln angesagt, ich hatte ihn mir aufgrund deiner Review irgendwie anders vorgestellt[...]

Realsatire trifft es vielleicht ganz gut, klingt in meinen Ohren allerdings kein bisschen negativ...

Ich weiß natürlich, dass der Ausdruck "prätentiös" im Grunde etwas beleidigendes oder vielleicht eher vorwurfsvolles in sich birgt, liebe aber viele Filme, die den Bereich des Prätentiösen betreten... Regisseure wie Godard, Werner Herzog oder Greenaway, die hin und wieder so auftreten, dass man das als prätentiös ablehnen kann, punkten bei mir dadurch, dass sie dass zugleich auf sehr närrische, heitere Weise machen... (deshalb bin ich mir auch unschlüssig, ob ich wirklich von "prätentiös" sprechen will...) Godard, der sich selbst mehrfach in eigenen Filmen durchaus auch selbstgefällig ins Licht rückt, glorifiziert sich mit der Rolle des Idioten in Anlehnung Dostojewskis ja nicht ausschließlich: dadurch, dass er Idioten, Irre, Penner, närrische Verrückte spielt, nimmt er seine Rolle beispielsweise mit viel Humor...
Die Wichtigkeit, die sich viele Filme durch dieses Prätentiöse verleihen, wird in meinen Augen oft genug an Ironie und Witz gekoppelt und gehörig relativiert und dadurch letztlich (für mich) sehr liebenswert...

Mit wieviel Witz oder Ernst Björn Last seine Filme dreht, weiß ich natürlich nicht, aber "Einstellung Amateur" gefiel mir alleine schon als knapp einminütiger Witz, der völlig absurd an einem Jahrhundertereignis vorbei zwei oder drei Nebensächlichkeiten ins Zentrum rückt. Sowas finde ich ungeheuer komisch und die Komik wächst, je ernsthafter sich das ganze präsentiert...

Ich hoffe ja, mit einigen meiner Reviews auch ein bisschen prätentiös rüberzukommen und zugleich etwas bewusst "gaga" zu sein in der Wichtigkeit, die Filme bei mir einnehmen... Ich habe auch kurz überlegt, ob ich gerade in diesem Review zum Abschweifen noch ironisch darauf verweisen sollte, dass ich nach vier Absätzen und zwei Leerzeilen auch mal endlich auf den zu besprechenden Film selbst komme... oder ob ich mit "And Now For Something Completely Different..." schließe, hab es dann aber gelassen: Dass ich knapp 2 Din A4 Seiten für ein, zwei Minuten Film gebraucht habe erschien mir witzig genug... :icon_mrgreen:

Übrigens habe ich mich als Zuschauer dieses Kurzfilms gar nicht groß damit beschäftigt... Der lief an mir vorbei und ich dachte mir dann schnell "Hauptgeschehen weicht den Nebensächlichkeiten..." oder "Zapruder + Montage = -Pasolini" und fand den Film halt witzig & interessant und das war es dann... (Und ich würde gar nicht behaupten wollen, dass beides die Intentionen des Mannes mit dem Plan trifft...) Erst das Verschriftlichen lässt solche Gedanken dann bei mir umständlicher aussehen, als sie es waren... :D

Was die Bewertung betrifft: Sehr kurze Filme haben bei mir den Vor- & Nachteil, dass sie es sehr schwer haben, in der kurzen Zeit wirklich richtig negativ aufzustoßen oder Begeisterungsstürme in mir auszulösen... Wenn sie mir gut gefallen, freut mich das, aber das "Sättigungsgefühl" ist dann halt geringer... (Geschmacklich ziehe ich einen Raffaello einer Portion Kassler mit Sauerkraut vor, aber von letzterem habe ich länger was...)
(Ich habe ihn vorhin übrigens einem Freund gezeigt - er fand ihn scheiße...)


Zitatmich hat dieser kurze Absatz schon wieder mehr Zeit gekostet als ich eigentlich wollte....
Ging mir auch gerade ähnlich... :zwangsjacke: :LOL:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: MMeXX am 11 Januar 2013, 00:49:28
http://www.ofdb.de/review/35578,452817,Das-Geheimnis-des-Dr-Z (http://www.ofdb.de/review/35578,452817,Das-Geheimnis-des-Dr-Z)

Kurze Anmerkung: Mir war das teilweise zu viel Verweisen/Vergleichen. Ich hatte manchmal eher das Gefühl, eine Filmaufzählung zu lesen, als eine Kritik zu dem Film. Aber auf jeden Fall gut, dass du etwas zu dem Film geschrieben hast.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 11 Januar 2013, 07:27:41
Zitat von: MMeXX am 11 Januar 2013, 00:49:28
http://www.ofdb.de/review/35578,452817,Das-Geheimnis-des-Dr-Z (http://www.ofdb.de/review/35578,452817,Das-Geheimnis-des-Dr-Z)

Kurze Anmerkung: Mir war das teilweise zu viel Verweisen/Vergleichen. Ich hatte manchmal eher das Gefühl, eine Filmaufzählung zu lesen, als eine Kritik zu dem Film. Aber auf jeden Fall gut, dass du etwas zu dem Film geschrieben hast.

Dass sich da ne Auflistung ins Review schleicht, stimmt sicherlich... das sehe ich auch so. ;)

Ich habe jetzt auch gerade erst ein Review zu Francos "Paula-Paula" geschrieben, und zumindest in der ersten Hälfte des Reviews läuft das ähnlich. Bei Franco bietet sich das aber auch wirklich so ganz besonders an... ich habe kürzlich meinen 96. Franco-Film gesehen und in letzter Zeit habe ich bemerkt, dass Franco eigentlich sehr häufig eine ziemlich feste Anzahl von Themen und Motiven wieder und wieder verwurstet. Das sind so fünf, sechs Dinge, die jeweils durch 10-20 seiner Filme geistern (und wer weiß, was mir noch so auffällt, wenn ich alle 200 kenne...) Hinzu kommen dann noch so Kleinigkeiten: Dasselbe Haus in "Necornomicon" und "Cometesse perverse", teilweise ähnliche Kulissen in "Vampire Junction" und "Killer Barbies vs. Dracula"...
Da komme ich aufgrund meiner Vorlieben gar nicht dran vorbei, sowas dann auch aufzulisten... denn für Listen & Aufzählungen habe ich von Natur aus ein Faible (deshalb gucke ich wohl auch gerne Greenaway und lese gerne Borges, sowas fixt mich einfach an). Möglichst viel mitnehmen: Wenn ich einen Film bespreche und dabei nicht noch mindestens drei, vier andere kommentiere, bin ich halt etwas unglücklich... :icon_mrgreen:

Insofern ist das so eine persönliche Macke, die von Franco gut genährt wird.  :zwangsjacke:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 21 Juli 2013, 06:45:22
Ausnahmsweise mal wieder ein Hinweis auf einen eigenen (bereits etwas älteren) Text, der allerdings - da er kein Review darstellt (gleichwohl er etliche Kurzreviews enthält) - außerhalb der OFDb einen Platz gefunden hat...
: ikonen : war so freundlich, einen Unterschlupf zu gewähren: Vierzehntausend Wörter über Jess Francos Œuvre... (http://www.ikonenmagazin.de/artikel/Franco.htm)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Stefan M am 21 Juli 2013, 22:29:05
Zitat von: PierrotLeFou am 21 Juli 2013, 06:45:22
Ausnahmsweise mal wieder ein Hinweis auf einen eigenen (bereits etwas älteren) Text, der allerdings - da er kein Review darstellt (gleichwohl er etliche Kurzreviews enthält) - außerhalb der OFDb einen Platz gefunden hat...
: ikonen : war so freundlich, einen Unterschlupf zu gewähren: Vierzehntausend Wörter über Jess Francos Œuvre... (http://www.ikonenmagazin.de/artikel/Franco.htm)

Unglaublich umfassender und aufschlußreicher Text über den Regisseur, der mich noch einmal neugieriger auf einzelne Werke von ihm gemacht hat, nachdem ich ja mittlerweile meine Meinung über Jess Franco schon teilweise revidiert habe. :respekt:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: KrawallBruder am 25 Februar 2014, 12:10:27
Hallo!
Ich habe gestern deine Review zu Freaks gelesen und sie hat mir wirklich sehr gut gefallen!
Als ich mir darauf noch einige andere Texte von dir angesehen habe (, welche mir auch alle zusagten!), fiel mir eine recht simple Frage ein, die ich dir stellen wollte:
In einigen deiner Texten benutzt du Fußnoten und verweist auf Sekundärliteratur. Da habe ich mich gefragt, ob du die Texte extra ,,nur" für die OFDB so genau bearbeitet hast, oder ob deine Texte auch woanders erscheinen, bzw. du sie eigentlich für etwas anderes (Arbeit, Studium...) geschrieben hast?

Mir gefällt das jedenfalls sehr und ich werde mir demnächst mal das ein oder andere von dir erwähnte Buch organisieren, um selber noch etwas weiter zu lesen. Danke dafür schon mal :)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 26 Februar 2014, 04:19:18
Vielen Dank für das Lob... :D

Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 25 Februar 2014, 12:10:27
In einigen deiner Texten benutzt du Fußnoten und verweist auf Sekundärliteratur. Da habe ich mich gefragt, ob du die Texte extra ,,nur" für die OFDB so genau bearbeitet hast, oder ob deine Texte auch woanders erscheinen, bzw. du sie eigentlich für etwas anderes (Arbeit, Studium...) geschrieben hast?
In der Regel sind die Texte für die OFDb entstanden... eine Ausnahme bilden allerdings zumindest jene Texte, die ich im Juni 2008 eingetragen habe; die habe ich bereits in den Jahren zuvor verfasst. Da ich den einen oder anderen später nochmals überarbeitet habe (weil ich früher noch ein bisschen in die Richtung lustig dahersalbadernder Besprechungen tendierte, während ich sie heute wohl etwas steifer, nüchterner - und vor allem länger - ausfallen lasse), sagt das Eintragsdatum aber nicht mehr so richtig etwas aus, da ich Änderungen nie mit einem Datum versehen habe... (interessiert wohl auch niemanden, von daher ist es auch wieder egal...)

Texte, die grob umgewandelte Fassungen von früheren Hausarbeiten darstellen, gibt es eigentlich nicht; da ist bloß der "Vampir Cuadecuc"-Text betroffen... ;) ich spiele zwar seit längerem mit dem Gedanken, noch eine alte Hausarbeit, die Greenaway zwischen strukturellen Experimentalfilmen, Poststrukturalismus und Postmoderne verortet, umzuarbeiten und in eine Überarbeitung meiner frühen Greenaway-Reviews einfließen zu lassen, da mir diese gar nicht mehr gefallen (zu oberflächlich!), merke aber immer wieder, dass ich so einen Text nicht so ohne weiteres in eine (oder mehrere) Filmbesprechung(en) umwandeln kann.
Grundsätzlich sind die Reviews der letzten 5 1/2 Jahre allesamt für die OFDb entstanden (einfach deshalb, weil es mir Spaß macht). Die Fußnoten resultieren eigentlich bloß daraus, dass ich ihre Vorzüge sehr schätze. (Ob mich die Uni da nun beeinflusst hat, weiß ich nicht.)

ZitatMir gefällt das jedenfalls sehr und ich werde mir demnächst mal das ein oder andere von dir erwähnte Buch organisieren, um selber noch etwas weiter zu lesen. Danke dafür schon mal :)
Das Erwähnen von Büchern und Filmen ist mir im Laufe der Zeit übrigens ungemein wichtig geworden... mir gefällt diese recht postmoderne Idee der Rhizom-artigen Verflechtung zwischen verschiedenen Gegenständen, zumal man ja auch selbst ständig merkt, wie einem Altbekanntes in einem neuen Licht erscheint, sobald man etwas anderes zusätzlich kennenlernt. Solche Bezüge sind manchmal bloße Insidergags, manchmal dienen sie dazu, Vorbilder besser (oder neu/anders) zu betrachten, und manchmal muss man sie einfach kennen, um das zitierende Werk selbst adäqaut einschätzen zu können... In das Dunkel der kein Ende nehmenden Verflechtungen zwischen verschiedenen Werken ein bisschen Licht zu bringen, ist im Grunde eines meiner Hauptanliegen. (Insofern glaube ich ich auch, dass man Arbeit, Uni, Schule, Familie, Freundschaften und Hobbies gar nicht trennen kann; das fließt alles ineinander... :D)

Als nächstes werde ich vermutlich "Prisoners" besprechen... aber es kann gut sein, dass ich erst in zwei, drei Monaten dazu komme. Momentan fehlt mir ein bisschen die Muße für einen längeren Text...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Butzemann am 25 September 2015, 23:45:04
Hey, ich bin grad dabei deine Rezensionen in der ofdb zu sichten, die mir einfach soviel Mehrwert geben, den ich bei sovielen gängigen (Mainstream)Filmseiten vermissen sehe.

Dafür schonmal besten Dank!

Wenngleich mir deine Beiträge im Forum schon diverse Male positiv begegneten, ist es deinem Schreibstil, der Fülle an Informationen und zum Teil (anmutendes Insider)Wissen geschuldet, dass ich kurioserweise an deiner Person(enbiographie) irgendwie interessiert bin.

Du sagstest, dass du am Spaß an der Freude für die ofdb schreibst, muss ich davon ausgehen, dass du generell gerne schreibst im Hinblick auf Kurzgeschichten, Novellen, Romane? Oder gibt dir die Form der Rezension (erstmal) genug? Und darf man fragen wann du den Spaß entdeckt hast und wie du dir deine Zukunft vorstellst ohne, dass du (zu)viel von deiner Person hier preisgibst -wir sind ja schließlich im Internet :) ?

Jedenfalls, schreib weiter, Spaß macht es dir ja, und das beruht auf der kleinen Leserschaft, was ich hier so gelesen habe, genauso!

MfG Fabian

PS Falls es zu persöhnlich wird, um es öffentlich zu machen gerne auch eine PN.
PPS Kommt in absehbarer Zeit eine Kritik von Kubrick's Shining von dir? 

Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 26 September 2015, 01:42:10
Ui, Dankeschön... :D

Das freut mich natürlich, zumal ich hier und da doch das Gefühl habe, mich stilistisch und inhaltlich teilweise zu wiederholen... andererseits macht das ja auch nichts, man muss sich die Texte ja auch nicht am Stück antun und dann kann sich auch ruhig etwas wiederholen, solange ich mich inhaltlich identifizieren kann...

Über Job und Studium werde ich kaum etwas preisgeben wollen; beides gibt es zwar, beides wird in den nächsten ein, zwei Jahren nochmals ein paar Änderungen durchlaufen... bei restlichen persönlichen Themen bin ich dann aber durchaus gesprächiger... aber über meine Zukunft mag ich hier nicht spekulieren, über Filme würde ich allerdings weiterschreiben wollen, solange mir das durch nichts verwehrt wird... :icon_mrgreen:

Zitat von: Butzemann am 25 September 2015, 23:45:04Du sagstest, dass du am Spaß an der Freude für die ofdb schreibst, muss ich davon ausgehen, dass du generell gerne schreibst im Hinblick auf Kurzgeschichten, Novellen, Romane? Oder gibt dir die Form der Rezension (erstmal) genug?
Geschrieben habe ich eigentlich schon gerne, seit ich es konnte und Aufsätze in der Schule verlangt worden sind. Über Filme schreibe ich erst seit der 11. Klasse: sowohl die Abi-Prüfungsarbeit, als auch eine vorherige Probe in der 11. Klasse drehten sich über den expressionistischen Stummfilm... Um 2002 rum, als ich das Internet für mich entdeckt hatte, sind dann auch viele, viele kleine Mini-Reviews entstanden... manch ältere Reviews von mir, die ich 2008 eingetragen habe, sind teilweise einige Jahre älter...
Ich schreibe auch generell gerne, zeige das dann aber wenn überhaupt nur meinem engsten Freund. Aber einen (fiktionalen) Text (der trotzdem von Filmen handelt) habe ich, aus dem vielleicht einmal irgendetwas größeres werden könnte... mal schauen... :icon_mrgreen:

Ich glaube, Filme werden definitiv das Gebiet bleiben, über welches ich am liebsten schreiben werde... die haben mich irgendwie angefixt. Sachen wie "Clockwork Orange", "Die Blechtrommel", Hammer-Horrorfilm wollte ich während der Grundschulzeit sehen, wenn ich darüber in der TV-Zeitung gutes gelesen habe oder reizvolle Bilder gesehen habe... Ich könnte mir vorstellen, dass es daran liegt, dass ich im Kindesalter oft mit meinen Großeltern im Wohnwagen viele Wochenenden verbringen konnte, wo ich dann ohne Rücksicht auf FSK-Freigaben James Bond, Italowestern, Krimis und (auf Hessen, was wir daheim nicht reinbekamen) Stummfilme mit Lon Chaney...


ZitatPPS Kommt in absehbarer Zeit eine Kritik von Kubrick's Shining von dir?
Wäre eigentlich machbar, der Roman ist einer meiner zwei King-Favoriten, den Film mag ich sehr gerne... allerdings wüsste ich jetzt spontan nicht, unter welchem Gesichtspunkt ich herangehen würde; kommen könnte er durchaus, zumal dann, wenn ich weiß, das jemand Interesse daran hätte, aber es würde bestimmt noch eine ganze Weile dauern, bis mir mal eine Idee durch den Kopf schießt...


Danke für das Interesse :D  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Vince am 26 September 2015, 12:59:56
Da der Thread gerade nochmal hochgeholt wurde, bin ich nochmal den Verlauf durchgegangen und habe festgestellt, dass ich mich noch gar nicht zu Wort gemeldet habe. Was irgendwie seltsam ist, da du unter den Aktiven schon seit langer Zeit mein Lieblingsautor bist (vorher waren u.a. Apollon und Fastmachine noch ganz oben mit dabei, aber die schreiben ja offenbar hier nicht mehr). Auch wenn du sicherlich eher Filmanalysen schreibst als klassische Rezensionen. Und wenn ich bei einigen deiner Besprechungen schlichtweg die Filme noch nicht kenne, und deine Art der Besprechung setzt ja normalerweise schon irgendwie voraus, dass man sich mit dem Film auch als Leser schon befasst hat. Die Herrschaften auf den ersten Seiten haben ansonsten schon alles Wichtige vor rund 7 Jahren gesagt - hat sich nichts dran geändert.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 26 September 2015, 13:33:22
Auch dir vielen Dank für die netten Worte.  ;)

Auf einen Lieblingsreviewautor könnte ich mich vermutlich gar nicht mal festlegen, aber von denen, die noch immer ziemlich aktiv sind, schätze ich neben bretzel und vodkamartini auch dich sehr... (es gibt natürlich noch eine ganze Menge Reviewautoren, bei denen ich immer wieder gerne mal reinschaue...)
Gerade die seit einiger Zeit veröffentlichten "kurz angerissen"-Texte bringen ja vieles ziemlich prägnant auf den Punkt. (Etwas, was man bei mir ja nun nicht unbedingt findet...) :D

Das mit dem "sich mit den Filmen schon befasst haben müssen" ist interessant, weil ich mir nie ganz sicher bin, wie das für Leser ist, die die Filme nicht kennen... Manchmal habe ich das Gefühl, aus der Nacherzählung gar nicht mehr herauszukommen, manchmal fange ich gar nicht erst mit ihr an und weiß dann nicht, ob ich noch verständlich bin... (oder im ersten Fall, ob ich zuviel über Handlungen schreibe, die ein Leser möglicherweise ohnehin schon kennt...)
Aber daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern... zumindest sollte man mich nicht lesen, wenn man sich an Spoilern stößt und den Film noch nicht kennt... :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Vince am 26 September 2015, 14:14:59
Ja, das ist wohl mein neuentdeckter Drang, wirklich zu jeder Neusichtung meinen Senf abgeben zu müssen, so dass es zwangsläufig zu den kurzen Texten kommt... ich merke ja sogar schon, wie ich immer weniger Filme gucke, weil ich denke, da kommste ja nie dazu, das alles zu umreißen. Ich glaube auch, dass ich seither oberflächlicher geworden bin (plus: Ich studiere nicht mehr, was immer ein wenig mehr den Geist beflügelt hat als im jetzigen Arbeitsleben, plus: Der Musikkritik gilt ja eigentlich inzwischen mein Hauptaugenmerk), und trotzdem ist es erstaunlich, wieviel Eindenken selbst so eine kurze Kritik erfordert, wenn man nicht nur Plattitüden absondern will.

Bretzel und Vodkamartini mag ich natürlich auch nach wie vor, genau wie etwa auch McClane und StS, mit denen ich eben auch forentechnisch sehr verwurzelt bin, was es natürlich einfacher macht, in deren Gedankenwelt einzutauchen. Und auch andere. Auch einige neuere Autoren, deren Namen sich mir noch einbrennen müssen. Gibt also doch noch ein paar hier, auch wenn die Vielfalt insgesamt leider abgenommen hat.

Zu deinem letzten Absatz: Man kann natürlich deine Texte sehr wohl auch lesen, ohne dass man den Film kennt, sie bieten sich aber gerade wegen ihrer Informationsfülle einfach eher an, wenn man sie eben schon kennt. So kann man deine Beobachtungen besser einschätzen. Was ich auch oft mache: Ich lese sie zuerst vor Filmsichtung, dann sehe ich den Film an und dann lese ich sie nochmal. So bekommt man diesen sehr spannenden Vorher-Nachher-Effekt.
Wenn mir allerdings etwas zuuu spoilerlastig anmutet, lasse ich es in der Tat meistens aus, obwohl ich jetzt nicht der Superspoilerwarnungsfreak bin, weil sich Spoiler eigentlich immer auf eine sehr oberflächliche Lesart von Filmen beziehen und Filme daher nicht unbedingt weniger Spaß machen, wenn man schon weiß, was passiert.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: pm.diebelshausen am 6 Oktober 2015, 23:16:07
Grüß Dich!

Mich würde interessieren, was Du zu zwei Bergman-Filmen im Vergleich sagst, nämlich "Jungfrauenquelle" und "Wilde Erdbeeren". Das wirkt jetzt erstmal wie eine völlig willkürliche Gegenüberstellung. Ist es auch. Einziger Grund ist, dass ich beide kürzlich sah.

Und ich bin bei beiden nicht wirklich begeistert. Die Thematik der "Jungfrauenquelle" sprach mich zwar weit mehr an, auch auf Basis der Genre-definierteren US-Remakes. Stilistisch überzeugte mich "Wilde Erdbeeren" aber weit mehr. Wobei der herausragende Victor Sjöström für mich wohl der überzeugendere Pluspunkt ist als die Tatsache, dass man an diesem Film wunderbar differenziert und ergiebig Methoden der Filmanalyse exerzieren kann. Letzteres trug eher dazu bei, dass der Film bei mir im Kopf wirkte und weniger so, wie er es vielleicht beabsichtigt: träumerisch und luzide.

Vielleicht kannst Du mit diesen kleinen Hinweisen etwas anfangen und erläutern, wie der von Bergman später eher als verunglückt gesehene "Jungfrauenquelle" volle Punktzahl, "Erdbeeren" hingegen "nur" 8 Punkte von Dir bekommt.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 7 Oktober 2015, 02:29:22
Ich denke, im Grunde geht es mir ein wenig wie dir mit beiden Filmen... ;)

Dass "Wilde Erdbeeren" als eines von Bergmanns Meisterwerken gilt, war mir damals schon vor der ersten Sichtung bewusst und vielleicht war meine Erwartungshaltung dann auch etwas zu hoch und musste eine Enttäuschung nach sich ziehen... für einen ziemlich guten Film halte ich den durchaus (und hätte damals fast die 9/10 gezückt), muss aber sagen, dass er mir letztlich eine ganze Spur zu harmonisch ausfällt, wenn er zu den schöneren Erinnerungen seiner Hauptfigur gelangt. Seine düsteren Momente mag ich persönlich deutlich lieber und denke, dass der Kontrast einfach nicht ganz so stark hätte ausfallen müssen... Da ist mir der Film einfach nicht subtil genug und während verstörende Szenen eigentlich gar nicht verstörend genug sein könne, rutschen süßliche Szene schnell ins Kitschige ab, wenn man sie überreizt... und "Wilde Erdbeeren" ist da in meinen Augen zumindest dicht an der Grenze. (Ich müsste den aber auch wieder einmal auffrischen, ich habe um 2003 herum zweimal gesehen und dann vor etwa fünf Jahren nochmals... :00000109: )
Bergmann hat seine schwächsten Momente mMn immer dann, wenn man ihm seine Nähe zum Theater extrem anmerkt und sich wichtige Aspekte in erster Linie in den Dialogen niederschlagen und dabei auch noch ziemlich nachdrücklich hervorgekehrt werden... Das mag in "Wilde Erdbeeren" gar nicht mal so stark der Fall gewesen sein, aber leider bewirkten die Kontraste in der Inszenierung von harmonischen und bedrückenden Momenten bei mir, dass mir der "literarische" Grundgedanke etwas zu vehement unter die Nase gerieben worden ist...

Dieses Eintauchen in Erinnerungen und diese Visualisierungen von Träumen waren 1957 - bevor ab "Persona", "Letztes Jahr in Marienbad", "8 1/2", "Julia und die Geister", "Ekel", "Die Hölle" usw. Innenwelten immer häufiger und deutlicher in Szene gesetzt worden waren - sicherlich richtungsweisend, aber auch da hat Bergmann zuvor in "Das siebente Siegel" und danach in "Persona" deutlich beeindruckendere Resultate erzielen können... zumal er ja auch 1957 seine Innenwelten nicht aus dem Nichts kreiierte, sondern etwa Anlagen aus Ophüls' "Eine Diva für alle" oder Welles' "Citizen Kane" weiterführte... oder auch aus "A Christmas Story"-Verfilmungen (oder aus "Caligari", "Rashomon" usw.)...


"Die Jungfrauenquelle" hat mir einfach weniger penetrant seine Aussage eingehämmert, dafür bin ich ihm dankbar; er scheint mir subtiler zu sein, gleichwohl seine Erzählung eine ganze Ecke einfacher und geradliniger abläuft.
Dann enthält er mMn weniger Momente, die Gefahr laufen, ins Kitschige abzudriften...
Selbst das "phantastische" - und durch die Vorlage vorgegebene - Ende wirkt  auf mich kein bisschen "dick aufgetragen". Ich denke, wenn die Form (wie bei Dreyers "Ordet") oder die Handlung (wie in "Die Jungfrauenquelle") bloß einfach und schlicht genug ausfallen, dann kann am Ende auch eine unglaubliche Überhöhung stehen, ganz besonders, wenn sich ein Film ohnehin als nacherzählung einer alten Sage präsentiert...
Und vielleicht neige ich bei Horrorfilmen und nahestehenden Werken auch ein bisschen zur Überbewertung...
All das mag meine Differenz von 1,5 Punkten zwischen beiden Filmen vielleicht erhellen... :icon_mrgreen:


Vermutlich müsste ich die jetzt aber beide nochmals auffrischen um da etwas mehr sagen oder konkreter werden zu können... :D
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: pm.diebelshausen am 8 Oktober 2015, 19:37:13
Danke, ich kann nachvollziehen, was Du zu beiden Filmen schreibst.

Es ist eigenartig, ich könnte "Wilde Erdbeeren" eigentlich nicht vorwerfen, er sei nicht subtil, wenn ich bedenke, welche Deutungszusammenhänge z.B. allein über die Tonspur/Musik getragen werden. Aber vielleicht liegt das daran, dass ich bei einem Film doch zunächst einmal überwiegend visuell offen bin und den Ton hingegen weniger bewusst verfolge (d.h. dennoch nicht, unbewusst  ;)). Andererseits ging es mir auch so, dass der Film mir sein Thema viel zu deutlich plakatiert - und das dann beispielsweise doch wieder sehr über die Tonspur. Ich mag es nicht besonders, wenn mir akustisch als Text erzählt wird, was ich ohnehin optisch erzählt bekomme. Und da legte Bergmann für mich einen denkbar schlechten Start hin, als Borg im Off-Monolog davon spricht, er sei ein pedantischer Mensch, während er im Bild vom Arbeitstisch aufsteht und diesen erst verlässt, nachdem er verschiedene Gegenstände darauf akurat zurechtgerückt hat.

Dann wieder kommt mir in den Sinn, dass es gerade die Zeichnung (in Bild und Ton/Dialog) der Hauptfigur ist, die mich gefesselt hat, weil sie wiedersprüchlich und ständig Fragen aufwerfend ist. Die Erscheinung Borgs (auch seine Stimme und sein Sprechen) ist keineswegs mit den durchaus negativen Charaktereigenschaften (Gefühlskälte etc.) konnotiert, die ihm von außen (real durch seine Schwiegertochter) oder innerlich von ihm selbst (irreal durch die Anklage während des Examen-Traums) zugeschrieben werden. Das funktionierte für mich äußerst irritierend, aber auch treffend, da so die Identifikation mit der Hauptfigur einerseits überhaupt erst möglich, andererseits stimmig wird, da man als Zuschauer dieselbe Diskrepanz zwischen Selbstbild Borgs und Urteil durch andere erlebt, wie er sie durchlebt und die seinen Weg zu einer neuen Selbsterkenntnis führt. Das hält mich wach während des Films und zu diesem Spannungsverhältnis trägt der Off-Kommentar wiederum eine Menge bei - schließlich stammt er von Beginn des Films an vom Endpunkt dieser Selbsterkenntnis und steht so per se im Widerspruch zu den Aspekten, die Borg vor und (im Filmverlauf in zunehmend geringerem Maße) während seiner Reise und seiner von innen und außen angestoßenen Selbstreflektion gar nicht zur Verfügung standen. Das gefällt mir dann trotz den typischen Nachteilen (vielleicht) eines jeden Off-Kommentars doch sehr gut, das finde ich stark und auch ungewöhnlich.

Eckhard Weise schreibt in seiner Bergman-Monografie, dem Regisseur sei Folgendes vorgeworfen worden: die Analyse des Charakters erhalte etwas Zwangsläufiges, ihr Befund könne vom Zuschauer nur mehr emotional erlebt, nicht aber gedanklich mitvollzogen werden. Dem kann ich mich gerade nicht anschließen. Zwangsläufig ja, siehe der sozusagen vom Ende her und gegen den Strich der Bild-Erzählung angelegte Off-Kommentar. Aber emotional erlebt war es bei mir eben nicht, sondern gedanklich mitverfolgt, parallel zum gedanklichen Verfolgen der recht vordergründigen Konstruktion des Films überhaupt.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: pm.diebelshausen am 11 Dezember 2016, 02:27:17
Danke für Deine Review zu Cronenbergs "Cosmopolis"! Dein Text ist ungeheuer präzise und er bietet einen differenzierten Zugang zu diesem recht sperrigen, abgesehen von einer oberflächlich und trotzdem nur diffus wahrnehmbaren oder leicht zu entschlüsselnden Gesellschafts-/Kapitalismuskritik doch beinahe kryptisch verschlossen Film. Mit den passenden Schlüsseln im Gepäck öffnet sich der Film und entfaltet mehr als das Bild einer abstrakten Zukunftsvision. Da hat meine Sichtung im Nachhinein viel von Deiner Review profitiert.

Was mir dennoch darin zu kurz kommt, ist das Thema Kommunikation. Die sorgfältig entworfenen Dialoge und Schlüsselszenen (wie der von Dir zu Beginn erläuterte Fixpunkt des Friseurbesuchs und der damit verbundene Smalltalk - Assoziationen seien das, bemerkt Packer zu Beginn des Films; oder auch die Ehe-Gespräche, in denen Packer explizit bemerkt, das miteinander reden wichtig sei, und gleichzeitig überhaupt nicht weiß wie und worüber, und damit ist er nicht allein) deuten ja darauf hin, dass Kommunikation ein ganz zentrales Motiv ist. Und das nicht-fühlen-Können, das Du bezüglich Packer beschreibst, ist sicherlich als etwas Inwendiges mit der Kontakt- und Beziehungsaufnahme nach außen verknüpft. Da scheint mir die Reise des Helden von einer zentralen Frage geleitet: was ist bedeutsam und was ist bedeutungslos. Und der schöne Höhepunkt ist dann die Erkenntnis, dass eine asymmetrische Prostata und auch die Rede von ihr nur eines bedeutet: gar nichts.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 11 Dezember 2016, 03:37:09
Danke Dir... :D

Das stimmt sicherlich: Die Kommunikation wäre sicher auch noch ein bedeutsames Thema gewesen, das ich vielleicht hätte aufgreifen sollen... Die innere Leere, die sich nicht mit Reden ausfüllen, aber auch nicht adäquat ausdrücken lässt, ist sicherlich sehr mit ihr verbunden. (Auch das Aneinandervorbeireden, welches ja auch im Film mehrfach vorkommt, passt ganz gut dazu...)

Vielleicht werde ich irgendwann nach einer neuerlichen Sichtung noch einmal einen Absatz oder eine lange Fußnote ergänzen... Derzeit liegt der Film doch etwas zulange zurück... ;) (über vier Jahre, wie ich gerade überrascht feststelle...) Aber vielen Dank für diesen Hinweis...


Ist übrigens witzig, weil mir damals nach meinem "Profondo Rosso"-Review aufgefallen ist, dass das auch in gewisser Weise ein Kommunikationsproblemfilm ist und dass die Kommunikation eng mit dem Thema der Wahrnehmung und dem Erinnern verknüpft ist, was mir die beim Schreiben die wichtigeren Themen waren...
Womöglich achte ich etwas zuwenig auf Dialoge beim Filmeschauen... :icon_mrgreen:

Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: pm.diebelshausen am 12 Dezember 2016, 01:22:59
Einbauen musst Du das nicht unbedingt. Dein Text ist ja in sichstimmig. Mit dem Thema Kommunikation im Fokus ließe sich ohne Zweifel eine ebenfalls umfangreiche, ausschöpfende Betrachtung des Films an.

Ohne Benjamin und Proust im Gepäck konzentrierte sich mein Blick eben auf die Dialoge, die mir nach anfänglicher Desorientierung dann mehr und mehr Spaß gemacht haben. Scheint mir weniger ein aneinander vorbei Reden zu sein als vielmehr ein hilfloses Herumstochern und Ausprobieren, während eine tatsächliche (emotionale) Verbindung nach außen nicht vorhanden oder abhanden ist und gleichzeitig aber so etwas wie eine unbewusste (vielleicht auch kollektive) Erinnerung an die Notwendigkeit von Anteilnahme und darauf basierender Kommunikation einen dumpfen Mangel spüren lässt.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 23 April 2021, 23:49:38
Zitat von: Butzemann am 25 September 2015, 23:45:04PPS Kommt in absehbarer Zeit eine Kritik von Kubrick's Shining von dir?

Ich wusste, da war doch noch was... :happy2:
https://ssl.ofdb.de/review/2240,849134,Shining

Mit der absehbaren Zeit hat es nicht so geklappt... :backen:  aber es ist jetzt auch nicht so, dass der Text so aufsufernd lang geworden ist, weil ich 5½ Jahre geschrieben hätte... :happy3:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Mr. Blonde am 24 April 2021, 00:14:35
Ich glaube, dass ist die erste OFDb-Review, die ich gesehen habe, bei der man auf eine zweite Seite switchen muss. Mit Quellenangaben 22 A4-Seiten. Ist das deine Doktorarbeit?  :happy2:  Nicht, dass ich das negativ meine. Mittlerweile gibt es ja auf YouTube Kanäle, die einen Film in 2-3 Stunden abhandeln.

Sieht nach wissenschaftlicher Arbeitsweise und tatsächlich nach 5 1/2 Jahren aus. Ist das die längste Review von dir? Für mich ist es ein Albtraum, wenn ich einen 2000-Wörter-Artikel schreibe, der irgendwie durch 50 Revisionen geht. Wie oft hast du bitte umgebaut, umformuliert und ergänzen müssen? Und die andere Frage: Wie zufrieden ist man da am Ende selbst mit dem Text? Kann man da überhaupt noch mehr erzählen bzw. hätte es auch noch für eine dritte Seite gereicht? Und kommt man da nicht auf die Idee, vielleicht ein Buch zu schreiben?

Interessiert mich.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 24 April 2021, 01:59:24
Zitat von: Mr. Blonde am 24 April 2021, 00:14:35Ich glaube, dass ist die erste OFDb-Review, die ich gesehen habe, bei der man auf eine zweite Seite switchen muss. Mit Quellenangaben 22 A4-Seiten. Ist das deine Doktorarbeit?  :happy2:  Nicht, dass ich das negativ meine. Mittlerweile gibt es ja auf YouTube Kanäle, die einen Film in 2-3 Stunden abhandeln.

Sieht nach wissenschaftlicher Arbeitsweise und tatsächlich nach 5 1/2 Jahren aus. Ist das die längste Review von dir?
Ist in der Tat mein längstes... buxtebrawler hatte ja witzigerweise im Dezember danach gefragt, ab wann Texte abgeschnitten werden, weil sie zu lang sind... Ich habe jetzt zweimal infolge meinen eigenen Längenrekord geknackt: "Phantasm 1-5" konnte ich mit 56.479 Zeichen bzw. mit 64.403 Zeichen (sofern ich die ganzen codes mitzähle) in einem Stück hochladen, "Shining" musste ich nun mit 68.323 Zeichen bzw. 80.304 Zeichen mit codes auf zwei Seiten aufteilen... (einmal mit dem Schwerpunkt "alter weißer Mann", einmal mit dem Schwerpunkt des Phantastischen...) Ich hatte zwar bei 47.000 Zeichen noch gehofft, schneller zum Ende zu kommen, aber es ist dann doch wieder etwas ausgeartet...

Ist wohl eigentlich eher ein Serien-"Problem", wo man beim Eintragen aber auch gleich Staffeln, Folgen etc. als Titel angeben kann... (Diese Titelmöglichkeit für Reviews zu einfachen Filmen wäre natürlich noch ein Traum... nicht bloß für überlange Reviews, sondern auch dort, wo man vielleicht nach Jahren ein zweites Review zum selben Film verfassen möchte etc.)

Und an Fußnoten komme ich nicht vorbei, die sind so schön pedantisch; außerdem erleichtert es die Strukturierung, wenn man schnell mal etwas in eine Fußnote reinschieben kann... :happy2:


ZitatFür mich ist es ein Albtraum, wenn ich einen 2000-Wörter-Artikel schreibe, der irgendwie durch 50 Revisionen geht. Wie oft hast du bitte umgebaut, umformuliert und ergänzen müssen?
Beim Schreiben scrolle ich schon ein paar Mal hoch und runter, wenn mir beim Schreiben etwas einfällt und ich dann oben was ergänzen will oder so... ansonsten reicht es mir mittlerweile, am Ende noch einmal drüberzulesen... :happy2:  aber der eine oder andere Schnitzer bleibt leider trotzdem drin, ein paar Redundanzen, die sinnvoll zu tilgen mir zu mühsam ist, auch... :denk3:


ZitatUnd die andere Frage: Wie zufrieden ist man da am Ende selbst mit dem Text? Kann man da überhaupt noch mehr erzählen bzw. hätte es auch noch für eine dritte Seite gereicht? Und kommt man da nicht auf die Idee, vielleicht ein Buch zu schreiben?

Interessiert mich.
Dankeschön... :happy2:  Ich schreibe in der Regel (auch diesmal wieder) nur, wenn mir da schon ein Gedanke im Kopf rumgeht, den ich eh gern fixieren würde – und dann etwa 66-75% an einem Tag; dann schlafe ich drüber und mache den Rest dann am Folgetag fertig... da macht es dann bereits schon weniger Spaß, am Ende bin ich eher erst einmal kurz unzufrieden, aber beim Korrekturlesen dann bereits schon wieder relativ zufrieden. Aber so schön, wie am Beginn vorgestellt, wird es nie... (wie im richtigen Leben... :happy3: )
Länger wäre eigentlich recht leicht möglich; aber das wäre mir dann doch zu viel Zeitaufwand, zudem halte ich ja eigentlich ungefähr 10.000-20.000 Zeichen für ein Ein-Film-Review für ideal...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: RoboLuster am 24 April 2021, 04:07:54
Deswegen werde ich zB nie eine Review zu RoboCop schreiben. Ich müsste ins Krankenhaus bevor ich fertig wäre, weil ich warscheinlich dehydriert wäre, oder sonstwie verletzt. Alleine beim Gedanken daran, bekomme ich Herzrasen vor Angst und Minderwertigkeitskomplexen.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Mr. Blonde am 24 April 2021, 04:36:32
:lol: :respect:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Vince am 24 April 2021, 07:22:39
Mir gingen da die gleichen Gedanken durch den Kopf wie Mr. Blonde... irgendwie ist es ja auch fast zu schade um den Text, weil die ofdb da beinah schon als das falsche Medium bezeichnet werden kann. So etwas würde man eigentlich lieber in einem begleitenden Booklet einer Sonderedition auf BR lesen, mit Bildern und schönem Layout.

Habe noch nicht angefangen zu lesen, werde mir den Text aber definitiv in einer ruhigen Minute geben.

Zitat von: PierrotLeFou am 24 April 2021, 01:59:24Ist wohl eigentlich eher ein Serien-"Problem", wo man beim Eintragen aber auch gleich Staffeln, Folgen etc. als Titel angeben kann...

Genau, bei meinen Simpsons-Staffelbesprechungen bin ich damals auch an die Grenzen gestoßen. Die 13-teilige erste Staffel passte noch in einen Text, aber die Staffeln 2-7 musste ich dann auf zwei Seiten aufteilen.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: RoboLuster am 24 April 2021, 09:54:31
Ja, Hut ab vor dieser Leistung. Das wird wohl auf einigen To Do Listen landen. So 10 things to do before I die; Baum Pflanzen, Familie gründen, einen Berg besteigen, das PierrotLeFou Review zu The Shining lesen, usw.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Stefan M am 13 April 2022, 23:36:58
Ich habe übrigens mit Freude dein "Gremlins 2"-Review gelesen - auch so eine Doktorarbeit für einen allgemein etwas unterschätzten Film.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 14 April 2022, 06:10:31
Zitat von: Stefan M am 13 April 2022, 23:36:58Ich habe übrigens mit Freude dein "Gremlins 2"-Review gelesen - auch so eine Doktorarbeit für einen allgemein etwas unterschätzten Film.
Lieben Dank!

Ja, ich denke auch, dass der von manchem nicht stark genug gewürdigt wird. Ich mag gar nicht dran denken, was Joe Dante alles so hätte drehen können, wären ihm nicht regelmäßig Steine in den Weg gelegt worden wären...
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Cryptkeeper am 9 September 2022, 11:42:31
Moin Pierrot,

mich würde mal ein Review von Dir interessieren zum Classic "Ein Fremder ohne Namen":
https://www.ofdb.de/film/1141,Ein-Fremder-ohne-Namen

Habe den neulich gesehen und fand den recht rätselhaft, besonders die Farbsymbolik. Da Du gerne recherchierst etc. wüsste ich gerne was Du davon hältst.

Ohne Spoiler - mir gefiel die "deutsche Version" des Endes besser. Im Original mythisch.

Vielleicht hast Du ja mal Lust den zu sichten.
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 10 September 2022, 17:43:18
Zitat von: Cryptkeeper am  9 September 2022, 11:42:31Moin Pierrot,

mich würde mal ein Review von Dir interessieren zum Classic "Ein Fremder ohne Namen":
https://www.ofdb.de/film/1141,Ein-Fremder-ohne-Namen

Habe den neulich gesehen und fand den recht rätselhaft, besonders die Farbsymbolik. Da Du gerne recherchierst etc. wüsste ich gerne was Du davon hältst.

Ohne Spoiler - mir gefiel die "deutsche Version" des Endes besser. Im Original mythisch.

Vielleicht hast Du ja mal Lust den zu sichten.

Ja, auf den hätte ich durchaus auch mal wieder Lust. Ich mochte den damals sehr gerne, wenn ich auch etwas mehr erwartet hatte. Mal schauen, ob ich da einmal zeitnah rangehe, z.Z. komme ich eigentlich nur noch auf 10 Texte im Jahr... (Zumindest in der Anniversary-Ecke wird er dann 2023 auftauchen...)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Max Blank am 11 September 2022, 17:46:02
Auch von mir vielen Dank an PierrotLeFou für seinen Anniversary-Beitrag zum Kultfilm "Zombie und die Geisterbahn":
https://www.ofdb.de/view.php?page=anniversaryecke&Ausgabe=3929 (https://www.ofdb.de/view.php?page=anniversaryecke&Ausgabe=3929).
(Hoffe ja immer daß der wieder mal im Fernsehen läuft..)
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Cryptkeeper am 4 November 2022, 18:15:04
Da es grad passt, siehe Veröffentlichung, bitte schau Dir auch "Thriller - Ein unbarmherziger Film" an. Auch ein sehr bizarres und kunstvolles Werk. Bin gespannt was Du sagst / schreibst  :respect:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: PierrotLeFou am 5 November 2022, 03:23:53
Zitat von: Cryptkeeper am  4 November 2022, 18:15:04Da es grad passt, siehe Veröffentlichung, bitte schau Dir auch "Thriller - Ein unbarmherziger Film" an. Auch ein sehr bizarres und kunstvolles Werk. Bin gespannt was Du sagst / schreibst  :respect:

Oh, den hatte ich früh auf dem Radar, seit ich mir Mitte der 90er Jahre mein erstes Filmbuch (Der Horror-Film, 1977, Roloff/Seeßlen) gebraucht gekauft hatte. Da tauchte "Thriller - ein unbarmherziger Film" / "Thriller - en grym film" in der Filmografie auf und hatte mich wegen des Titelzusatzes angefixt.
Mitte der 00er Jahre war dann die Limited Edition von Synapse Teil einer meiner ersten Filmbörsenausbeute. Ein wenig unterwältigt war ich schon; schauspielerisch habe ich den als etwas steif in Erinnerung... und inszenatorisch als Mix aus etwas ungeschlachten Szenen und starken Höhepunkten...
Wenn, dann würde ich den vermutlich mit anderen R&R-Titeln abhandeln; die ich zwiespältig sehe, nicht bloß, weil der Emanzipationsgeschichte ja viele Demütigungen vorangehen, sondern auch diese Phantasie vom Racheengel ja auch bloß wieder eher "nur" eine Phantasie ist. Lebensnahe Frauenfiguren sind dem klassischen R&R-Film ja seltsam fremd, wobei ich es spannend finde, wie die Flut dieser Filme mit den stellvertretenden Schablonen arbeitet... Gerade wenn dann auch als links wahrgenommene Regisseure wie Jorge Grau sowas wie "Coto de caza" (1983) drehen...
Aber die einzelnen Titel geben mir meist eher wenig, wenn es nicht beachtliche Alleinstellungsmerkmale gibt (wie etwa bei "Irreversible"). "Thriller" liegt bei mir bei einer schwachen 7/10. Eventuell greife ich einmal zur neuen Veröffentlichung, vielleicht juckt mich dann ja doch ein Review... :happy3:
Titel: Re: Autoren-Thread: PierrotLeFou
Beitrag von: Cryptkeeper am 5 November 2022, 10:24:29
Zitat von: PierrotLeFou am  5 November 2022, 03:23:53Oh, den hatte ich früh auf dem Radar, seit ich mir Mitte der 90er Jahre mein erstes Filmbuch (Der Horror-Film, 1977, Roloff/Seeßlen) gebraucht gekauft hatte. Da tauchte "Thriller - ein unbarmherziger Film" / "Thriller - en grym film" in der Filmografie auf und hatte mich wegen des Titelzusatzes angefixt.
Mitte der 00er Jahre war dann die Limited Edition von Synapse Teil einer meiner ersten Filmbörsenausbeute. Ein wenig unterwältigt war ich schon; schauspielerisch habe ich den als etwas steif in Erinnerung... und inszenatorisch als Mix aus etwas ungeschlachten Szenen und starken Höhepunkten...
Wenn, dann würde ich den vermutlich mit anderen R&R-Titeln abhandeln; die ich zwiespältig sehe, nicht bloß, weil der Emanzipationsgeschichte ja viele Demütigungen vorangehen, sondern auch diese Phantasie vom Racheengel ja auch bloß wieder eher "nur" eine Phantasie ist. Lebensnahe Frauenfiguren sind dem klassischen R&R-Film ja seltsam fremd, wobei ich es spannend finde, wie die Flut dieser Filme mit den stellvertretenden Schablonen arbeitet... Gerade wenn dann auch als links wahrgenommene Regisseure wie Jorge Grau sowas wie "Coto de caza" (1983) drehen...
Aber die einzelnen Titel geben mir meist eher wenig, wenn es nicht beachtliche Alleinstellungsmerkmale gibt (wie etwa bei "Irreversible"). "Thriller" liegt bei mir bei einer schwachen 7/10. Eventuell greife ich einmal zur neuen Veröffentlichung, vielleicht juckt mich dann ja doch ein Review... :happy3:
Dann wäre ja ein Review von Dir umso spannender. Überwiegend wird der ja in den Himmel gelobt. Ich fand den bei der ersten Sichtung auch etwas anstrengend. Ist aber schon länger her. Schaun wir mal, vielleicht klappt es ja bei Dir :happy3:
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