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Buchrezensionen

Begonnen von Jerry Garcia, 6 August 2011, 03:14:07

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Jerry Garcia

23 September 2011, 10:16:12 #60 Letzte Bearbeitung: 25 September 2011, 19:46:10 von Jerry Garcia


Jeff Carlson. Der schlimmste Albtraum wird Wirklichkeit: Nanoviren, winzige, im Labor entwickelte Maschinen, geraten außer Kontrolle und überziehen die Welt mit einer vernichtenden Seuche. Fünf Milliarden Menschen fallen ihr zum Opfer. Eine Schwäche allerdings weisen die künstlichen Geschöpfe auf: Sie können nicht oberhalb von 3000 Metern (ca. 10000 Fuß) existieren. Die letzten Überlebenden um Cameron Najarro und Albert Sawyer finden sich auf den Brergkuppen des kalifornischen Hinterlandes zusammen. Doch als die Nahrungsvorräte knapp werden, treffen Najarro und Sawyer eine riskante Entscheidung: Sie brechen zu einer Mission ins Tal auf, mitten hinein in die Welt der Nanoviren.

Das Erstwerk des Autors (Originaltitel: "The Plague Year") verschont den Leser mit langen Vorgeschichten und steigt sofort in die Handlung ein. Die Katastrophe ist schon geschehen und er schildert den Überlebenskampf einer dieser Gruppen, die sich auf die umliegenden Berge flüchten konnten. Durch Nahrungsmangel hat der Kannibalismus einzug gehalten und die Schwächsten waren die Ersten - auf der Kochstelle. Wie es in solchen Dramen üblich ist, haben sich auch unter den wenigen auf dieser besagten Bergspitze zwei Gruppen gebildet, die mehr oder weniger um die Befehlsgewalt über die gesamte Truppe rangeln. Als eines Tages von einer gegenüberliegenden Konklave ein Mutiger den Weg durch das Tal zu ihnen findet, um sie zu seinen Leuten zu führen, die ein Funkgerät ihr eigen nennen, beginnt die abenteuerliche Reise durch die verseuchte Welt der Nanos. Selbst hier, wo es um, ihr Überleben geht, können sich die beiden Seiten nicht über die Vorgehensweise einigen und trennen sich, nur um sich später während des beschwerlichen Weges unter widrigsten Bedingungen mit im Tal gefundenen Waffen zu bekämpfen.
Währenddessen sind auf der Raumstation ISS einige wenige Wissenschaftler und Raumfahrer gut verpflegt und sicher vor den Gefahren dabei, ein Gegenmittel für die todbringende menschliche Erfindung zu suchen. Auch hier spaltet man sich in verschiedene Gruppen, zusätzlich noch angeheizt durch Konflikte, die nur dadurch entstehen, dass man sich nun schon seit Monaten ohne Abwechslung auf der Pelle hockt. Die Einen wollen auf der Erde ihr bisheriges Mittel testen, andere lieber sicher im All bleiben. Als sie letztendlich von den Resten der bisherigen Regierung zurückbeordert werden, erledigt sich das Problem von allein.
Auf der Erde angekommen müssen sie feststellen, dass sich auch hier Machtkämpfe um die Regierung und sichere Gebiete sowie Nahrungsmittel und Wasser immer mehr in den Tagesablauf eingeschlichen haben. Heckenschützen, Hubschrauberangriffe auf Rebellenlager, interne Querelen und Intrigen sorgen in dem Roman für Abwechslung und einen gehörigen Actionanteil, der sich noch steigert, als eine Gruppe Überlebender sich über Funk melden kann und bestätigt, einen der Wissenschaftler aufgenommen zu haben, der Mitschuld an der Apokalypse trägt. Sofort wird eine Truppe mit Soldaten zum Schutz der mitgenommenen Wissenschaftler zusammengestellt, die zu den Ausharrenden fliegt, um den Auslöser der Krankheit zu holen und seine Informationen zum weiteren Vorgehen zu nutzen. So treffen die beiden zu Anfang geschilderten Hoffnungsträger zusammen, um die Menschheit vor der völligen Vernichtung zu erretten. Und wie in unserer Welt üblich, versuchen die Regierenden aus ihren sicheren Bunkern, den größtmöglichen Vorteil für sich und ihre Nationen aus dem Dilemma herauszuholen und die Nanoviren als Waffe zu nutzen, sobald das Gegenmittel gefunden ist. Die Jagd auf die kleine Gruppe beginnt.


An Actionelementen hat der Autor nicht gespart, wobei sich der zweite Abschnitt des Buches mehr hervorhebt als Teil 1, in welchem nach und nach der Ausbruch der Seuche geschildert wird. Es liest sich alles recht flott und ohne große Schwierigkeiten, da man auch nicht mit übermäßig vielen Fachbegriffen aus der Lektüre gerissen wird, die man sich zum besseren Verständnis erst aneignen müsste. Einzig die Charakterzeichnung hat für mich ein Element vermissen lassen, das mir einen der Protagonisten hätte sympathisch machen können, sodass man mitfiebern könnte, wie er die nächsten Ereignisse übersteht. Natürlich tauchen bei solchen Ereignissen Egoismen auf, man muss töten, um zu essen, aber selbst wenn ich dies alles nicht auf die Goldwaage legen würde, stößt es mich eher ab, dass die Figuren, die die Handlung bestimmen samt und sonders in irgendeiner Form nach Ruhm drängen (Verehrung weil Heilmittel gefunden, Mitmenschen gerettet und was sie sich nicht alles so wünschen), ohne eigentlich weiter an andere zu denken und sie sogar bei ihrer Flucht im Stich lassen, obwohl es Möglichkeiten zur Hilfestellung gegeben hätte. Trotz hin und wieder eingestreuter Bedenken über ihr Verhalten, schafft es der Autor nicht, den negativen Beigeschmack wegzuwischen. Das ist auch der Grund, warum ich mir nicht sicher bin, ob ich das als Trilogie angelegte Werk weiter verfolgen soll (hab ich denn doch getan, Rest folgt). Aber bis zum Erscheinen der Fortsetzung ist ja noch Zeit und der Originaltitel des nächsten Buches "The Plague War" verspricht zumindest Action. Mal sehen. 400 Seiten.

Jerry Garcia

24 September 2011, 22:11:03 #61 Letzte Bearbeitung: 25 September 2011, 19:46:38 von Jerry Garcia


Jeff Carlson. Millionen Menschen sind einem Ausbruch tödlicher Nanoviren zum Opfer gefallen. Doch endlich gelingt der Forscherin Ruth Goldman der kaum für möglich gehaltene Durchbruch: Sie entwickelt ein Serum gegen die Killerviren, deren einzige Schwäche bisher darin lag, dass sie nicht oberhalb von 3000 Metern existieren können. Ruth und ihr Gefährte Cameron versuchen, die letzten Überlebenden ausfindig zu machen, um sie mit dem rettenden Impfstoff zu versorgen, doch die Regierung hat andere Pläne. Sie will das Serum an sich bringen und die Verteilung selbst kontrollieren.

Während in den Bergen Kaliforniens der erbitterte Kampf um den Impfstoff ausbricht, wird in der restlichen Welt der Lebensraum knapp. Und der Wettlauf um die letzten bewohnbaren Gebiete beginnt. "Plasma" setzt direkt an den Abschluss von "Nano" an und vorerst auch wieder auf vordergründige Action, während sich die Protagonisten durch eine zerstörte Welt mühen, um die Impfnanos nicht nur zu vervollkommnen sondern auch an die Bevölkerung zu verteilen. Die Reise wird durch etliche Hindernisse wie riesige Ameisenkolonien oder Spinnenpopulationen erschwert, die sich in den Ruinen der von Killernanos verseuchten Städte und Ebenen ungehemmt ohne natürliche Feinde vermehren konnten. In diesem Endzeitszenario sind nicht nur Klappershclangennester ungeahnten Ausmaßes die Gefahr, sondern auch die Regierungstruppen, welche die Forscherin und ihre Begleiter verfolgen. Und während deren Überlebenskampf fortschreitet, versucht die Regierung einen alternativplan in die Tat umzusetzen, der die neuentwickelten Impfnanos zu einer Waffe gegen die eigene Bevölkerung und die Überlebenden der restlichen Welt machen würde. Ein ideales Mittel, um sich die Macht über den veränderten Planeten zu sichern. Daraus entwickelt sich nicht nur ein Bürgerkrieg auf US-Gebiet, auch die Überlebenden von andern Kontinenten versuchen mit Gewalt auf das Staatsgebiet der USA vorzudringen und sich in den Besitz des Gegenmittels zu bringen. Wird die Regierung ihr Volk für den Bau einer neuen Massenvernichtungswaffe opfern? Und was ist mit der Bedrohung von außen? Dazu wird noch keine Lösung geboten - die wird es erst im dritten Teil "Infekt" geben, der im Februar 2010 erscheinen wird.

Hatte ich doch dem Autor bei seinem ersten Buch "Nano" noch Mittelmaß unterstellt, um dann nach weiteren Büchern anderer Autoren, die eine ähnlich gelagerte Thematik der Zerstörung der Zivilisation durch bestimmte Einflüsse ihr eigen nannten, bemerken zu dürfen, dass er zu dem Thema doch noch einer der geeigneteren Verfasser ist. Und als hätte er es geahnt, ist sein zweites Buch denn auch um einiges ausgefeilter als der Vorgänger und er fügt die Action mit anderen Handlungssträngen zu einem gelungenen Roman über die Zeit nach der Katastrophe zusammen. Regierungen, denen ihre Bürger egal sind und die so abgehoben auf ihren Stühlen der Macht sitzen, dass sie unter sich nichts mehr wahrnehmen, sind nicht unbedingt neu, aber Jeff Carlson beschreibt eindrucksvoll dieses Streben nach eigener Macht in einer postapokalyptischen Welt, würzt dies mit der schon erwähnten Action und einer im Erstling schon hauchdünn angedeuteten Liebesgeschichte, die aber gut in das ganze Gemenge passt, da sie nicht den üblichen Pfaden folgt. Ansonsten ein wunderbarer Endzeitroman mit allem was dazu gehört: Atombomben, Killerviren, zerstörte Städte, Ödland und allerlei Viehzeug, das den Menschen un das Leben schwer macht - nur Mutanten haben noch gefehlt, hätten aber auch nicht gepasst. Sehr gelungen, gut und spannend. Warte schon auf Teil 3. 416 Seiten.

Jerry Garcia

24 September 2011, 22:13:27 #62 Letzte Bearbeitung: 25 September 2011, 19:47:04 von Jerry Garcia


Jeff Carlson. Amerika nach der Nano-Katastrophe und der vernichtenden Invasion durch die russisch-chinesische Allianz: Cam Najarro und Ruth Goldman haben überlebt und helfen beim Wiederaufbau der Regionen unter 3000 Metern. Da taucht eine neue Bedrohung auf: eine hochgradig ansteckende Nanoseuche, die die Menschen innerhalb von wenigen Sekunden in willenlose Werkzeuge verwandelt. Cameron Najarro und Ruth Goldman begeben sich auf die gefährliche Suche nach einem Gegenmittel. Dabei stoßen sie auf die Wissenschaftlerin Kendra Freedman, die Schöpferin der Nanoviren. Auch die neue Generation stammt von ihr. In chinesischer Gefangenschaft wurde sie zur Entwicklung der Seuche gezwungen, um dem Feind die Kontrolle über die Menschheit zu verschaffen. Können Cam und Ruth den Untergang verhindern?

Da lebten sie also friedlich in einem geteilten (Kalifornien - soweit es noch existiert - ist unter russischer sowie chinesischer Besatzung) und zur Hälfte zerstörten (der weitaus größte Teil ist mittlerweile Wüste oder versumpft) Amerika in einer kleinen Kommune und sorgten für Nachwuchs, als das Dorf plötzlich von einer Meute willenloser Opfer der neuen Seuche gestürmt wird, wobei die schwangere Frau von Cam getötet wird. Nur Cam und drei Frauen, darunter Ruth, können entkommen und er nutzt die willkommenen Gelegenheit, sich sofort an die Goldman zu hängen. Immerhin ist seine Frau ja schon seit ein paar Stunden tot. Auf ihrem Weg zu einem sicheren Ort müssen die Vier sich mal wieder mit Ameisen, Schlangen und großen Hornissen abplagen und sehen, wie in einiger Entfernung Atombomben einschlagen bzw. die daraus resultierenden Atompilze. Diese sind ein Resultat eines chinesischen Angriffs auf die restlichen, übers gesamte Land verstreuten und unterirdisch versammelten, wenn auch arg dezimierten, amerikanischen Streitkräfte, um jeglichen Widerstand zu brechen. Aber einige Amis überstehen den Angriff und so lässt eine Antwort nicht lange auf sich warten. Während die Gegner also das noch verbliebene bewohnbare Land verwüsten, greift die neue Seuche immer weiter um sich - weltweit. Auch die vermeintlichen Genossen aus dem russischen Lager werden nicht verschont. China will alles. Dem gegenüber stehen die Forscher, die am Gegenmittel arbeiten und die Cam und seine Frauenbewegung zu erreichen versuchen, um zu verhindern, dass die Menschen zu willenlosen, von der Gehirnpest niedergerungenen Werkzeugen und Sklaven der Chinesen werden.

Der dritte Band der Reihe ist überflüssig wie ein Kropf und dient anscheinend nur dem Zweck, die Käufer-Kuh ein weiteres Mal zu melken. Er hätte wirklich besser nach dem zweiten Band Plasma Schluß gemacht. Zudem wird hier mal wieder absolut nach dem America First Schema verfahren. Die armen, friedliebenden (ähem) Amerikaner werden von den bösen Russen und den noch böseren Chinesen, die ihre eigenen Verbündeten ebenfalls unterjochen wollen in die Enge getrieben und müssen sich so mit allen Mitteln und ohne Rücksicht auf Verluste wehren. Da lässt man schon mal einige Mitkämpfer im Stich, wenn man sich einen Vorteil davon verspricht. Und daran krankt auch das gesamte Werk. Sympathieträger kann man nicht finden. Ich hatte den Egoismus der Protagonisten schon hinsichtlich dem ersten Band Nano erwähnt, doch hier wird er sogar noch ausgeweitet (siehe Verhältnis Ruth und Cam kurz nach dem Tod von dessen Frau und Kind) und so ziemlich jeder denkt eigentlich nur an sich, seine Karriere (ja, selbst unter den widrigsten Umständen bzw. im Kampf) oder seinen Ruf. Dafür sind die Gegner natürlich absolut böse und mit den vermeintlich schlechtesten Eigenschaften der Menschheit ausgestattet, den Anführer der Chinesen macht man mal schnell zu einem Schwulen, der seinen Liebhaber opfert, damit keiner sein Geheimnis kennt. An Action mangelt es dem Buch eigentlich nicht, aber wie schon bei den Vorgängern will der Funke einfach nicht zünden oder überspringen. Da kommt keine rechte Spannung auf, kein Mitfiebern (mit wem auch) und da sich vieles aus dem ersten beiden Büchern auch wiederholt, lässt das Interesse von Seite zu Seite nach. Es ist zwar trotz der vielen Kritikpunkte noch einer der besseren Endzeitromane, die ich mir in letzter Zeit gegönnt habe, doch leider ist das keine Qualitätsgarantie, die anderen waren nur noch schwächer. Liest man, vergisst man, geht zum nächsten Buch über. 416 Seiten.

Jerry Garcia


Jerry Garcia



Markus Heitz. Wir schreiben das Jahr 3042. Die Menschheit ist ins Weltall aufgebrochen, doch nicht mit eigener Technik, sondern mit hilfe von Objekten, die man bei Ausgrabungen auf der Erde gefunden hat. Außerirdische Hinterlassenschaften, die den Menschen das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit ermöglichen, obwohl nur ansatzweise klar ist, wie diese Artefakte eigentlich funktionieren. Schnell bilden sich multinationale Konzerne, die mit Macht und viel Geld den Aufbruch zu den Sternen vorantreiben - bis die Menschheit auf eine geheimnisvolle außerirdische Spezies trifft, die ihnen bei weitem überlegen ist: die Collectors. Und mittendrin der Schwerlastfahrer auf Terra - Kris Schmidt-Kneen. Als er von seinem Arbeitgeber den Spezialauftrag erhält sieht alles nach leicht verdientem Zusatzgeld aus, doch weit gefehlt. Transport sabotiert, Ladung gestohlen und Kris dafür verantwortlich gemacht. Als Strafe wird er auf eine geheime Mission geschickt - und lernt nicht so ganz freiwillig die Collectors kennen.

Eine technologisch weit überlegene Rasse nimmt mehr und mehr Planeten mit menschlichen Bewohner unter ihre Obhut. Da von dort keine Nachrichten mehr durchdringen und schon gar keiner mehr die Planeten verlassen kann, weiß auch niemand, was in Wahrheit vor sich geht. Zum Zwecke der Erkundung werden einige mehr oder weniger Freiwillige in "Das dreckige Dutzend"-Manier zum Dienst gepresst und sollen zusammen mit Entscheidungsträgern die Wahrheit hinter der Obhut herausfinden. Außerdem an Bord: mächtige Aliens, kybernetisch veränderte Menschen, parapsychologisch begabte Mutanten sowie Chimären - Mensch/Tierkreationen. Ebenso mit an Bord - viele Geheimnisse, Intrigen, Falschspieler und Verräter. Was die Obhut wirklich ist, wie die Collectors vorgehen, wird erst im letzten Drittel unter einigen Verlusten aufgedeckt.

Eine SciFi-Mär aus Deutschland. Durchaus lesbar, obwohl sie im Mittelteil etwas lahmt und erst im letzten Drittel wieder mächtig Fahrt aufnimmt. Leider konnte es sich der Autor nicht verkneifen, einen Handlungsstrang einzubauen, der sich mit der Impfung der behüteten Menschen befasst, die dann einem ungezügelten Sexualtrieb anheimfallen, den sie denn auch fröhlich munter an jedem Ort zu jeder Zeit auf dem Planeten ausleben. Das könnte auch aus einem C-Movie a la Fred Olen Ray entstammen - billig. Besonders hier bleibt der intellektuelle Nährwert vollständig auf der Strecke. Das Ganze wird zu einer Rammler- und Vermehrungsveranstaltung degradiert. Ansonsten wurde aber alles reingepackt, was in einen schlichten SciFi-Roman ohne Anspruchsdenken gehört (das Wort Epos auf dem Klappentext ist natürlich eine klare Übertreibung, das Buch ist einfach nur 150 Seiten zu lang): ausufernde Weltraumschlachten, Aliens, Verschwörungen, Elitetruppen und Heldenfiguren. Zudem dient das Buch auch der Einführung der neuen Reihe "Justifiers", deren erster Band "Justifiers-Missing in Action" von Christoph Hardebusch schon erschienen ist und noch schlichtere Action ohne große Längen zu bieten hat und mich mancherorts an alte "Star Trek"-Folgen erinnert. In beiden Romanen ist es auffällig, dass sich in tausend Jahren der Umgang von Konzernen mit ihren Mitarbeitern nicht geändert hat - die Arbeitnehmer werden immer noch am Nasenring durch die Manege geführt und sind bestenfalls ersetzbares Arbeitsmaterial. Das könnte man schon fast als Sozialkritik auffassen, ebenso wie die eine oder andere Bemerkung zur Tierhaltung zu Nahrungszwecken, aber wirkliche Botschaften sind es denn doch nicht, dazu ist alles zu flach und einfach aufbereitet. Actionreiche, unterhaltsame Kost, die jeglichen Anspruch vermissen lässt. Zudem kommt es einem beim Lesen vor, als habe sich der Autor durchaus an einige TV-Serien seiner Kindheit erinnert und die Einflüsse genutzt sowie das Niveau beibehalten. Kann man sich geben, muss aber nicht unbedingt sein. Kein Pflichtkauf. 656 Seiten. Der erwähnte erste Band von Justifiers hat 448 Seiten.

Jerry Garcia



Da mich die Tage der 5. und auch abschließende Band der Reihe um Joe Pitt erreichen wird, liefere ich hier mal die ersten beiden Romane in Kurzkritikform, während die dann noch ausstehenden die Tage nachgereicht werden.

Untote durchstreifen das nächtliche Manhattan. Von einem mysteriösen Virus dazugezwungen, menschliches Blut zu trinken, haben mächtige Vampirclans New York unter sich aufgeteilt und führen heftige Konkurrenzkämpfe. Privatdetektiv Joe Pitt legt sich mit der mächtigen Koalition an, die Folgen sind fatal. Es fließt Blut.

Joe Pitt ist selbst einer der Vampire, die von der Krankheit, von ihnen selbst als Vyrus bezeichnet, befallen sind. Während die anderen zumeist in mehr oder weniger großen Clans beheimatet sind, hat er sich solchen Zusammenschlüssen strikt verweigert und streift als Einzelgänger durch die Gegend von Wall Street bis bis Brooklyn. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich damit, ihre Drecksjobs zu erledigen. Als er dann eine Gruppe Zombies unschädlich macht, sieht er sich dem Zorn der Koalition ausgesetzt und die ist der älteste und mächtigste Clan der Stadt. Dazu kommen dann noch eine untote Biker-Gang und ein mysteriöser Vampyrkult. Was braucht ein Vampirdetektiv mehr, um sich so richtig Scheiße zu fühlen? Naja, wenigstens hat das Virus auch seine Vorteile. Man bekommt übermenschliche Kräfte, Wunden verheilen in Sekunden und muss sich halt nur mit menschlichem Blut versorgen. Sein momentaner Auftrag ist die Suche nach der Tochter eines reichen New Yorkers und seinem Blutvorrat, den man ihm geklaut hat. Da kommt er glatt auf Entzug und seine Freundin zickt auch noch rum.


Endlich mal keine Vampire, die bleich schmachtend mit irgendwelchen Teenies rummachen und Kinderkuschelromantik versprühen. Weit weg von Twilight das Ganze. Gut so. Die Story ist hart und brutal, schnörkellos und ohne langes Geplänkel, geht direkt zu Sache. Blutig, aber mit lakonischem Humor versehen kämpft sich Joe Pitt durch die Reihen seiner Feinde, die auch seine Freunde sind, spielt die Clans gegeneinander aus und versichert sich der Hilfe von Leuten, die ihm einen Gefallen schulden, die er dann auch rücksichtslos einfordert. Da werden schon mal Köpfe zerdeppert und Blut fließt, geht die Story straight voran, ist zudem spannend und macht Spaß. Nix für Leute mit schwachem Magen. 320 Seiten.

Jerry Garcia



New York ist fest in der Hand der Untoten. Doch unter den Vampirclans tobt ein heftiger Machtkampf. Privatrdetektiv Joe Pitt, der selbst auf der Suche nach frischem Blut ist, gerät zwischen die Fronten eines mördersichen Krieges. Eine atemlose Hetzjagd nimmt ihren Lauf.

Nach den Ereignissen von "Stadt aus Blut" ist Joe Pitt nicht nur restlos pleite, sondern auch immer noch ohne Blutvorrat. Die Koalition weigert sich, ihn nach den letzten Ereignissen weiter zu versorgen. So bittet er aus der Not Terry Bird von der Society, ihn mit einem Job auszustatten. Der erzählt ihm von einer neuen Droge, die im Umlauf ist und nur bei Vampyren wirkt. Joe, der selbst schon mit einem Opfer des Stoffes eine klitzekleine Auseinandersetzung hatte, besucht den Count, der die Droge unters Volk bringt. Anathema, so der Name des Stoffs, ist das Blut eines frisch infizierten Vampyrs. Der Count selbst bezieht die Droge aus dem Hood, einem Clan unter der Führung von DJ Grave Digga. Joe wendet sich an Daniel, den Anführer der Enklave. Er gibt ihm den Tipp, Percy im Hood aufzusuchen, doch der Weg dorthin führt durch Koalitionsgebiet. Also mitten ins Kriegsgebiet. Und seiner Freundin hat er immer noch nicht gebeichtet, was er wirklich für einer ist. Kommt mal wieder alles zusammen. Wenigstens neutralisiert das Vyrus sämtliche anderen Drogen und so kann er wenigstens saufen und qualmen bis zum Geht-nicht-mehr. Hilft aber auch nicht bei seinen Problemen. Also macht er sich auf den Weg, seinen Job zu erfüllen und sich so vielleicht die Gunst der Clans wieder zu sichern.


Der neue König der Blutsaugerliteratur hat wieder zugeschlagen. Schnell, hart, brutal. Charlie Huston eben. Da wird nicht lange erklärt oder rumgelabert. Joe Pitt lässt die coole Sau raushängen und räumt in seinem Sinne auf. Da werden Augen ausgerissen, Köpfe von den Körpern getrennt und dazu Witzchen über Buffy gerissen. Ein wilder Mix aus Action, Horror und etwas Humor mit trockenen Sprüchen nimmt ein weiteres Mal seinen Lauf. Und begeistert abermals. 315 Seiten.

Jerry Garcia

1 Oktober 2011, 21:21:05 #67 Letzte Bearbeitung: 1 Oktober 2011, 21:24:50 von Jerry Garcia


Privatdetektiv Joe Pitt steht nun schon seit einem Jahr in den Diensten von Terry Bird und seinem Vampyrclan. Als Mann fürs Grobe beseitigt er unliebsame Konkurrenten und Feinde, sein Lohn sind Geld und Blut. doch irgendetwas scheint sich in der Unterwelt von New York zusammenzubrauen und auch auf Manhattan überzugreifen. Die Spur führt nach Brooklyn.

Tja, das war es denn mit der Unabhängigkeit für Joe. Zu viele Feinde zwingen sogar ihn, den notorischen Einzelgänger, dazu, sich einem Clan anzuschließen. Also heuert er bei Terry an und lässt sich von ihm mit dem benötigten Blut versorgen, während er seine Jobs erledigt. Doch dann wird Terry von einem Clan aus Brooklyn kontaktiert und Joe muss nach Coney Island, um die Verhandlungen zu führen. Es ist anscheinend ein neuer, mächtiger Feind aufgetaucht, der sogar die große Koalition beunruhigt. Und dabei spielt auch die Enklave, die wahnsinnige Vampyrsekte eine Rolle. Die Verhandlungen laufen nicht gerade so, wie gedacht. Es geht zügig an die Eingeweide, ein richtiges Gemetzel nimmt seinen Lauf. Und als dann och ein Vampyrjäger seinen Auftritt hat, veralbert Joe den armen Kerl gnadenlos. Weihwasser macht Joe nass, Knoblauch gibt Mundgeruch und ein Kruifix ist Holz an das ein Kerl genagelt ist. Nix mit Vampyre jagen. Außerdem scheint an der Sache ein Haken zu sein. Und Joes Freundin, die immer noch nicht weiß, was er eigentlich ist, ist an AIDS erkrankt und droht zu sterben. Da erhält er ein Angebot von Daniel, dem Anführer der Enklave, das er wohl nicht ablehnen kann.

Und im Band drei setzt Huston noch einen drauf. Noch härter, noch mehr Blut und mittendrin Joe mit seinen Problemen und dem lockeren Mundwerk. Er kann einfach nicht die Klappe halten oder sich irgendwem unterordnen. Nicht sein Ding. Gewohnt einfach, ohne übermäßig ausgefeilte und feinsinnige Charakterzeichnung kommt der Dritte Joe Pitt-Roman daher. Dafür wird auf massig Blut und Gewalt gesetzt und das schnell und direkt. Empfindsame Gemüter sind hier fehl am Platz, Literaturkritiker, die was auf sich halten ebenso (bleibt lieber bei euren düsteren Dramen). Brutalotrash. Richtig gut. Ab zu Band 4. 318 Seiten.

Jerry Garcia



Nach einem Jahr in der Bronx erhält Privatdetektiv Joe Pitt einen neuen Auftrag, der er icht ablehnen kann. Er soll für die koalition einen verfeindeten Clan ausspionieren. Dazu darf er nach Manhattan zurückkehren, wo er seine große Liebe Evie wiedersehen könnte. Bei seiner Odyssee durch das Reich der Untoten kommt er dem Geheimnis der Vampyrwelt auf die Spur.

Nachdem er in der Bronx untergetaucht war, da ihm seine alten Freunde/Feinde die Rückkehr nach Manhattan verweigerten, wird Joe der Auftrag angeboten, einen Vampyrclan auszuspionieren, der an einem Heilmittel gegen das Vyrus arbeitet. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf ein uraltes Geheimnis, das die Vampyrwelt in den Grundfesten erschüttern würde. Klar, dass er wieder zwischen alle Fronten gerät. Nur wegen Evie geht er das Risiko ein und sorgt wieder für Arger. Er muss feststellen, dass seine Bekannte Amanda diejenige ist, die nach dem Heilmittel forscht. Und dafür hat er sich bei seiner Rückkehr foltern lassen und ein Auge verloren, bevor ihm das Angbot gemacht wurde, den Clan zu infiltrieren. Im folgenden - blutigen - Intrigenspiel hetzt er in bekannter Manier die Kontrahenten aufeinander und kommt dabei dem schockierenden Geheimnis auf die Spur.

Und wieder darf der Leser feststellen, dass es auch noch Vampire außerhalb der (Un-)Art der sexsüchtigen Modeltypen und Schmachtbolzen für pubertierende Mädchen gibt. Raue, harte, blutrünstige Wesen mit Hang zur Gewalt und dem Streben nach Unabhängigkeit vom Rest der Welt, ohne dabei von den "Normalos" entdeckt zu werden. Zynisch, brutal, mit mafiösen Strukturen innerhalb der Clans und einem Umfeld, wie es die Menschen in den entsprechenden Bezirken tatsächlich erleben schildert Huston den Kampf des Joe Pitt gegen alle Widrigkeiten und Gegner. Einen Mangel an knochenharter Action kann man auch diesem Teil nicht vorwerfen. Hebt sich natürlich wohltuend gegen den momentanen Romantik-Vampirtrend ab, den Stephanie Meyer (leider) ausgelöst hat. Gewaltbetonte Lektüre, die im derzeit in Deutschland erschienenen Buch fünf abgeschlossen und von mir gespannt erwartet wird (ist in den nächsten beiden Wochen wohl fällig). Erstleser sollten zwecks besseren Verständnisses die Bücher in der Reihenfolge des Erscheinens konsumieren. 315 Seiten.


Jerry Garcia



Don Winslow. Mit vollem Risiko ist der US-Drogenfahnder Art Keller in die Strukturen der mexikanischen Drogenmafia eingedrungen - mit so viel Erfolg, dass die Drogendepots reihenweise auffliegen und die Kartellbosse die Jagd auf ihn eröffnen.

Es beginnt im Jahr 1975 mit der Operation Condor. Art Keller vernichtet im Auftrag der US-Regierung gemeinsam mit mexikanischen Behörden Drogenanbaufelder im Land. Unterstützt wird er dabei von Tio Barrera, dessen Vertrauen er sich über Adan Barrera und dessen Bruder Raul erschlichen hat. Besonderes Augenmerk der US-Staatsmacht liegt dabei auf dem Boss Don Pedro, den sie unbedingt dingfest gemacht haben will. Er wird von Tios Leuten gestellt und dann heißt es "Ley del Fuego" - auf der Flucht erschossen, wie es offiziell heißt. Eigentlich war es eine Hinrichtung. Für die Amis ist der Fall nun erledigt. Nach ihrer Sprachregelung gibt es nun keine Drogen mehr im Nachbarstaat. Szenenwechsel ins Jahr 1977 und den Hexenkessel New York. Hell's Kitchen ist die Ecke, in der sich die Iren und Italiener die Macht teilen und ihre mafiösen Strukturen aufbauen. Mittendrin der junge Callen mit seinem Kumpel O'Bop. Und die legen sich mit beiden Seiten an. Ein kleines Buch verschafft ihnen aber die Macht über diverse dunkle Gestalten und sie lassen den irischen Boss durch einen italienischen Killer beseitigen. Jetzt haben sie den in der Hand und er führt sie in seine Gang ein, sein Capo bestätigt die beiden Jungs als Mitgleider seiner Familie. Bedingung - keine Drogengeschäfte. Doch gerade ihr Mitspieler auf italienischer Seite - Jimmy Peaches - will gegen diese Order verstoßen. Der Drogenfluss nach New York beginnt. Später im Jahr 1984 hat sichdie Haltung der USA gegenüber Mexiko noch nicht geändert. Man behauptet weiterhin, dass in diesem Land keine Drogen mehr wären. Art Keller weiß, dass das ein Scheiß wert ist. Er ermittelt weiter und muss denn auch bald feststellen, dass er vor Jahren von Tio Barrera ordentlich geleimt wurde. Der hat ihn nämlich dazu benutzt, die Konkurrenz auszuschalten und das Gebiet unter seinen Leuten neu aufzuteilen. Auch wenn er selbst nicht attackiert wird, nimmt man sich einen seiner Leute vor und dieser überlebt die Aktion nicht. Jetzt will Keller auch noch Rache. Um jeden Preis. Obwohl er Belege hat, dass die Mexikaner für die Kolumbianer den Transport der Drogen in die USA übernehmen und dafür Prozente kassieren, wird er von seinen Vorgesetzten ausgebremst. Mexiko IST drogenfrei, sagt man ihm. Hintergrund: der Handel wird von den Amis nicht nur geduldet, sondern auch noch finanziert, um über den gleichen Weg, nur in die andere Richtung, Waffen geheim für den Kampf gegen die Kommunisten in Mittelamerika zu liefern, die anfangen sich dort breit zu machen. Die CIA sitzt in El Salvador (Der Erlöser) und nimmt von hier aus mit Hilfe von Rebellen das von kommunistischen Handlangern durchsetzte Nicaragua aufs Korn. Man hat die große Befürchtung, dass sich die Seuche des Kommunismus bis an die Grenzen der USA - also Mexiko - ausbreitet. Kommies direkt an den Landesgrenzen, das darf nicht sein. Kuba ist schon schlimm genug. Und in den Urwäldern Südamerikas lässt die USA Truppen ausbilden, die im Guerillakampf gegen die Kommunisten und sonstige unliebsame Zeitgenossen vorgehen sollen. Leiter dieser Aktion ist Sal Scachi, ein Bekannter von Keller aus dem Vietnamkrieg und ein Angehöriger der New Yorker Cosa Nostra. Dieser bringt den Iren Callen mit ins Land, um dort zu kämpfen und Attentate auszuführen. Irgendwann werden sich ihre Wege kreuzen.

Wer anhand des Titels einen Horrorroman erwartet hat, wird enttäuscht sein, aber jeder, der sich auf einen absolut gelungenen Thriller eingestellt hat, wird höchst erfreut sein. Don Winslow hat ja mit "Frankie Machine" schon ein Klassebuch abgeliefert und auch mit der Vorlage zu dem Film "Kill Bobby Z." (Originaltitel "The Death and life of Bobby Z.") mit Paul Walker sein Können unter Beweis gestellt. Hier lässt er seine Protagonisten, die samt und sonders weit jenseits des Begriffes "Gutmenschen" oder strahlende Helden sind, durch extreme (US-)politische Widerwärtigkeiten und diverse Länder Mittel- und Südamerikas reisen, um offiziell den Drogenhandel zu unterbinden, aber auch Todesschwadronen auszubilden. Das Buch ist kein banaler Actionreißer, sondern orientiert sich an tatsächlichen Begebenheiten, die auch überall nachzulesen sind, so man sich die Mühe macht, etwas zu recherchieren. Drum herum hat er einen Roman mit fiktiver Handlung und fiktiven Figuren verfasst. Er hat die Iran-Contra-Affäre mit eingeflochten und auf weitere belegte, nie bestrafte kriminelle Machenschaften und Menschenrechtsverletzungen der USA in den damaligen Zeiten (ist ja heute kaum anders) verwiesen. Schnörkellose Handlung und blendende Rhetorik machen den Roman - und mehr ist es trotz aller eingebauten Tatsachen nicht - um die Verwicklungen der CIA, DEA und Mafia in den Drogenhandel aus Kolumbien über Mexiko und die Schicksale des irischen Mobsters Callen, des Vietnamveteranen Art Keller und des mexikanischen Drogenbosses Tio Barrera zu einem absoluten Genuss. Gegenüber "Frankie Machine" hat sich Winslow noch einmal gesteigert (und daran werde ich ihn sicher messen bei den nächsten Romanen, die ich noch vorliegen habe) und bietet auf knapp 700 Seiten beste Thrillerunterhaltung sowie einen weiteren Abgesang auf Amerikas Anspruch eine heile Nation zu sein, welche die Demokratie und ihre Menschen in Ehren hält. Das Buch "Tage der Toten" ist ein echter Hochkaräter. Eigentlich ein Pflichtkauf.

Jerry Garcia

5 Oktober 2011, 18:11:24 #71 Letzte Bearbeitung: 5 Oktober 2011, 18:15:52 von Jerry Garcia


David Peace: Jeanette Garland, vermisst gemeldet in Castleford, Juli 1969. Susan Ridyard, vermisst gemeldet in Rochdale, März 1972. Clare Kemplay, vermisst gemeldet in Morley am gestrigen Tag. Es ist Freitag, der 13. Dezember 1974, und Edward Dunford tritt seinen ersten Arbeitstag an. Endlich hat er den Job, den er immer wollte: Reporter bei der Evening Post. Nur weiß er noch nicht, dass er in den nächsten elf Tagen durch die Hölle gehen wird. Ein grausamer Mord wird entdeckt. Zeugen verschwinden spurlos. Und die Polizei scheint mehr zu wissen, als sie vorgibt. Als Edward herausfindet, dass die Honoratioren der Stadt in den Mordfall verwickelt sind, beginnt ein Wettlauf mit dem Tod.

Der Autorennachname ist hier garantiert nicht Programm und die Inhaltsangabe des Verlages sagt (glücklicherweise mal) nur sehr wenig darüber aus, was der Leser hier zu erwarten hat. Düstere Atmosphäre, knapper Satzbau, schnell, schnörkellos, brutal, hart, das sind die Attribute, die man dem Buch locker verpassen kann. Wieder so ein Erstling, der beeindruckt und bei dem ich durchaus hin und wieder an Charlie Huston oder Duane Louis denken musste. Dunkel und beklemmend schildert Peace die Ermittlungen von Edward Dunford in einem Mordfall, der sich zu einer ausnehmend gewalttätigen Story über Korruption in einem Geflecht der Macht entwickelt und dem Leser die volle Aufmerksamkeit abverlangt, damit er den verschiedenen Handlungssträngen und Figuren auch folgen kann. Fast ohne die gängigen Klischees von Gut und Böse zu strapazieren, baut er einen sich ständig steigernden Spannungsbogen auf, der dazu verleitet, immer weiter zu lesen - jede Pause oder Unterbrechung könnte störend wirken. Der Sumpf der Polizeibrutalität, der Folter und Todeskommandos sowie Hinterzimmerklüngeleien zeigt eine drastische Gesellschaftskritik an den Verhältnissen in Englands Norden der 70er Jahre. Durch eingestreute Song- und Filmtitel (an etliche konnte ich mich da schon noch erinnern) sowie Schlagzeilen aus der Epoche lässt er ein Gefühl für den damaligen Zeitgeist aufkommen. Sprachlich drastisch mit höchstem Erzähltempo wird die Reise des Protagonisten, der beileibe kein strahlender Held ist, ins Dunkel der Macht und seine eigenen Abgründe an den geneigten Leser gebracht - ohne Hoffnung auf ein Happy-End.


Stilistisch würde ich David Peace hauptsächlich mit James Ellroy vergleichen und ich muss zugeben, dass es schon fast ein Frevel meinerseits war, erst so spät auf ihn aufmerksam zu werden. Heißt - ich werde mir die 3 Folgebücher ebenfalls zulegen. Wer schnelle, harte, brutale Thriller schätzt, die nicht den üblichen 08/15-Pfaden folgen, sollte hier unbedingt zugreifen - falls er es nicht schon getan hat. Und die üblichen Lobeshymnen der Presse oder von Autorenkollegen, die die Buchdeckel zwecks Umsatzoptimierung zieren, sind hier absolut gerechtfertigt. Endlich wieder ein Werk, das mich ohne Einschränkung begeistert hat.  KLASSEBUCH! 384 Seiten.

Jerry Garcia



David Peace: Yorkshire, 1977. Polizeisergeant Robert Fraser wird zu einer Sondereinheit abgestellt, die den grausamen Mord an einer Prostituierten aufklären soll. Bald schon werden Parallelen zu anderen Mordfällen aufgedeckt und die ersten verdächtigen festgenommen. Noch bevor ein weiterer Prostituiertenmord die Öffentlichkeit in Angst und Schrecken versetzt, schaltet sich Jack Whitehead, Starreporter der Evening Post, in die Ermittlungen ein und versucht, auf eigene Faust den "Yorkshire Ripper" zu stellen. Doch Fraser und Whitehead verstricken sich in ein Geflecht aus Intrigen, Korruption und tödlicher Gewalt. Denn die beiden teilen ein Laster, das ihnen zum Verhängnis werden kann: die Huren von Chapeltown.

Nachdem ich mich nun wieder von meinem vergeblichen Versuch, deutsche Thrillerliteratur zu würdigen (positive Ausnahmen sind Andreas Eschbach und Uwe Schomburg), erholt habe, geht es in die zweite Runde der Gewaltorgie aus der Feder von David Peace. Die Inhaltsangabe auf den Klappenseiten bereitet den Leser nicht im mindesten auf das vor, das ihn in der Folge erwartet. Wieder wird der Leser durch die Personenvielfalt gezwungen, der Handlung trotz der kurzen und knackigen Sätze aufmerksam zu folgen, zumal auch alte Bekannte aus 1974 wieder in Erscheinung treten. Ansonsten dreht sichhier alles um Sex, mehr Sex und die verschiedenen Facetten davon. Im Jahr 1977 wird Leeds immer noch so trostlos dargestellt wie 3 Jahre zuvor, wenn nicht sogar noch düsterer, sodass es einen als Leser wahrhaftig graust und erspart bleibt einem hier auch wirklich nichts - Gewalt, Folter, Erniedrigung, Rassismus, Polizeiwillkür, nichts wird ausgelassen. Hier wird eigentlich kein (Kriminal-)Fall präsentiert, sondern der Fall einer Gesellschaft und für den Leser noch zusätzlich anstrengen, da aus der Perspektive von ZWEI Ich-Erzählern (bei etwas Aufmerksamkeit aber doch schnell zu unterschieden) geschildert wird, wie man die Aufdeckung der verotteten Verhältnisse bewerkstelligen möchte oder daran zu scheitern droht. Es ist eine düstere Zeit in England, Aufbruch in neue Bereiche, die Zeit des Punk, des Auflehnens, aber ohne Lösung, ohne Entkommen aus dem Bestehenden (als Beispiel hier immer wieder die 25-Jahr-Feier zum Thronjubiläum). Und so ergeht es auch den beiden Erzählern. Happy-End - NEIN. Klarer Abschluss des Romans oder des Falls - wieder NEIN. Der Leser bleibt mit dem Ende seinen eigenen Gedanken überlassen (wie übrigens im Fall des Protagonisten aus 1974 - Eddie Dunford - , der hier zwar immer wieder erwähnt wird, aber sein Schicksal nicht weiter ausgeführt) und der Wartezeit auf Teil 3 - 1980 - , der demnächst eingekauft wird. Ein Buch weitab von der gewohnten Kost auf den Wühltischen, keine Massenware, sondern weiterhin auf einem Niveau nahe einem James Ellroy. Moral bleibt bei beiden Autoren außen vor, beängstigende Szenarien beherrschen das Bild der Gesellschaft.

Kaltherzige, gnadenlose kost für hartgesottene Thrillerkonsumenten. Düster, beklemmend, spannend wird der Leser mit einem gewalttätigen Szenario konfrontiert (bei dem mich persönlich nur die Tagtraum - oder Albtraumsequenzen in ihrer Häufigkeit etwas angenervt haben), wie es nur wenige Autroen zu Papier zu bringen vermögen. Hier wird so richtig die Sau rausgelassen. If Peace is too hard, you're too weak. David Peace ist ohne Zweifel ein neuer "Großer" in Englands Thrillergemeinde. Leseempfehlung. 400 Seiten.

Jerry Garcia



David Peace. Leeds, 1980. Die Frauen trauen sich nachts nicht mehr allein auf die Straße, denn der Yorkshire Ripper geht um. Dreizehn Morde, und die Polizei tappt immer noch im Dunkeln. Es muss etwas geschehen. Auf Anordnung von ganz oben übernimmt Peter Hunter aus Manchester den Fall. Er soll den Ripper finden und gleichzeitig die korrupten Bullen von der Yorkshire Police ans Messer liefern. Das haben die von oben sich so gedacht. Aber Hunter wühlt zu tief im Dreck und setzt damit sein Leben aufs Spiel. Denn die Yorkshire Police lässt sich nicht so einfach ans Messer liefern.

Ich beginne direkt mit einem massiven Makel bei diesem Buch. Um überhaupt einen ordentlichen Einstieg in die Geschichte zu bekommen, ist die Lektüre der Vorgänger fast schon eine Pflichtangelegenheit. Ansonsten wird man auch hier wieder mit einer fast unübersichtlichen Fülle an Figuren, die noch dazu namentlich recht schwer auseinander zu halten sind (mehrere mit Namen Bob oder Pete), konfrontiert, was dem Leser eine hohe Konzentration abverlangt. Seinen rüden Sprachstil hat Peace beibehalten, aber leider auch den Großteil des Storygerüsts. Abgesehen von der jetzt offensiven Herangehensweise an die Korruption in Leeds und der Führungsebenen in Wirtschaft und Polizeiapparat hat sich nicht viel geändert. Jetzt wird halt ein Außenstehender in die Metzeleien und Manipulationen hineinkatapultiert, der sich - was Wunder - dem Misstrauen der Kollegen ausgesetzt sieht und bei seiner Tour von Verhör zu Verhör, Besprechung zu Besprechung ein Bild der englischen Gesellschaft vorfindet, in dem es heißt: Jeder gegen jeden. Und auf seinem steinigen Weg durch das Gespinst aus Lügen und Intrigen bleibt es nicht aus, dass auch sein Leben in Gefahr gerät.

Auch in seinem dritten Buch werden die Protagonisten von David Peace fernab des üblichen Gut/Böse Schemas angelegt, Handlungsfäden der Vorgänger aufgenommen, um ein neues Intrigennetz zu spinnen. Also wieder ein hartes Buch um Mord und Korruption auf höchster Ebene. Zynisch und kalt mit zumeist kaputten Existenzen. Aber durch die ständige Wiederholung gewisser Handlungsstränge wollte sich bei mir erst nicht so die richtige Spannung einstellen, was sich erst mit Fortgang der Geschichte änderte, da sich langsam herauskristallisierte, dass sich einige Verstrickungen andeuten, die Personen aus den vorherigen Büchern - "1974" und "1977" - in ein anderes Licht rücken könnten, bisher nicht weiter verfolgte Schicksale aufgeklärt werden könnten. Daher bin ich denn auch sehr gespannt auf den letzten Teil des Red Riding Quartetts - "1983". Für sich allein gesehen ist "1980" wohl nicht das beste der Reihe, aber als Vorbereitung für das große Finale vielleicht notwendig gewesen (außerdem ist das jetzt auch mäkeln auf hohem Niveau). Und er hat sich bis zum Schluß Zeit gelassen, um den Leser herausfinden zu lassen, ob David Peace diesmal tatsächlich einen wirklichen Gutmensch-Charakter in die Story eingebunden hat. 464 Seiten.

Jerry Garcia

7 Oktober 2011, 20:47:52 #74 Letzte Bearbeitung: 7 Oktober 2011, 20:50:07 von Jerry Garcia


David Peace. Yorkshire 1983. Ein Schulmädchen wird vermisst. Detective Chief Superintendent Maurice Jobson übernimmt die Ermittlungen und präsentiert der Öffentlichkeit schnell einen Hauptverdächtigen. als dieser in der Untersuchungshaft angeblich Selbstmord begeht, stellt Rechtsanwalt John Piggot eigene Nachforschungen an und stößt auf kriminelle Machenschaften, die bis in höchste Polizeikreise reichen: Pornohandel, schmutzige Immobiliengeschäfte und eine Reihe von Kindesentführungen, die nie aufgeklärt wurden. Auch damals hieß der Chefermittler Maurice Jobson. Red Riding Quartett. Der Kreis schließt sich.

Alte Figuren, neue Figuren. Ein Anwalt, Marke LFC - Loser First Class. Ein fetter Alki mit Neigung zu "Getränkeunfällen". Im abschließenden Werk "1983" wird er als Rechtsbeistand für Michael Myschnik und James Ashworth engagiert. als James vermeintlich Selbstmord in seiner Zelle begeht, verbeißt sich dieser feige, fette Loseranwalt in den Fall. Polizeibrutalität, Rassismus und Korruption prägen seine Weg durch die Lügen in der Umgebung der Fälle. Jetzt führen die Fäden endlich zusammen. Rückblenden, Zeitsprünge und Ermittlungsarbeit decken die meisten Hintergründe zu den Mördern, Machern und darin verwickelten Honoratioren der Stadt auf. Etliche Schicksale werden hier zwar abgeschlossen, trotzdem bleibt das Manko, dass der zwar wieder mehrfach erwähnte Eddie Dunford eher von der Bildfläche verschwunden scheint, ohne eine Spur zu hinterlassen. Genausowenig wird das Motiv des Exorzistenpfaffen beleuchtet. Wie er dazu kommt, gerade in dem Umfeld seine Methoden anzuwenden, warum überhaupt.

Insgesamt aber hat sich der Lesefluss und das Interesse im Vergleich zu "1980 " aber wieder gesteigert bzw. verbessert. Stil und Wortwahl sind nicht weiter erwähnenswert, da sich im Hinblick auf die drei schon besprochenen Vorgänger rein gar nichts verändert hat. Es bleibt ach bei seiner düsterne, pessimistischen Sicht auf ein (Nord-)England in den späten Siebziger- und frühen Achtziger- Jahren. Kein feines Bild von Good Old England. Abgesehen von dem schwachen "1980" ein schlüssiges Gesamtkonstrukt über dem Mittelmaß, das auch schon auf die Verfilmung (TV, mit Sean Bean) von Dreien der Bücher zurückblicken kann. 512 Seiten.



Jerry Garcia



Gibt es den Yeti doch? Jack Furness, ein kalifornischer Bergsteiger, will einen der höchsten Gipfel Nepals bezwingen. In einer tückischen Eiswand stürzen er und seine Begleiter ab. Doch in einer Gletscherspalte macht Jack einen aufsehenerregenden Fund .

Bei einer illegalen Besteigung eines Berges im Nepal kommt die Truppe des Bergsteigers Jack Furness bis aufihn selbst bei einem Lawinenunglück ums Leben. In einer Höhle findet er einen Schädel, der möglicherweise einem Vorfahren der Menschen gehören könnte. Er packt das Dingen also ein und macht sich auf den beschwerlichen Weg nach Hause. In Kalifornien angekommen, übergibt er das Fundstück einer Anthropologin, die es auf weitaus jünger datiert als bis dato angenommen. Und auch schon bald taucht die Vermutung auf, dass es sich um einen Yetikopp handeln könnte. Also auf nach Subtropica und die nächste Besteigung geplant. Leider ist im Grenzgebiet zwischen Indien und Pakistan nicht alles im Reinen, die beiden Nationen haben sich mal wieder in den Haaren und die Behörden wollen natürlich jeglichen Zugang zu dem Gebiet verweigern. In letzter Minute mischt sich ein reicher Finanzier ein und ermöglicht den Aufstieg. Wie gewohnt nicht ganz ohne eigennützige Motive.

Thriller, Adventure und Fantasy gemischt zu einem guten Bergsteigerabentuer unter schwierigsten Umständen. Spannend mit einigen gelungenen Charakteren einem Undercover-Agenten, einem zwielichtigen Finanzier und dem obligatorischen Helden zueinem sehr lesenswerten Buch verwoben, das einen vergleich mit Michael Crichton garantiert nicht zu scheuen braucht. Zwar baucht die Story etwas Anlaufzeit, doch das ändert sich von Seite zu Seite bis zum teilweise sogar etwas unerwarteten Finale. Der Stil von Kerr ist bisweilen etwas sperrig und nicht auf simple Sprachvarianten ausgelegt, sodass sich Massenkonsumenten möglicherweise etwas schwerer tun, dem Buch eine Chance zu geben, doch das wäre ein Fehler. Wer sich also von Crichton gut unterhalten fühlt, sollte hier unbedingt zugreifen, auch wenn es etwas komplexer wird. 512 Seiten.


Jerry Garcia



Kurzkritik: Nach einem Millionenraub ist Parker auf der Flucht. Da stößt er auf Tom Lindahl, der ihn vor den Häschern in Sicherheit bringt, dies aber nicht aus Menschenfreundlichkeit tut. Und schon ist Parker wieder mittendrin in einer Aktion, die mehr von Stümpern beherrscht wird, denn von wirklichen Profis. Die Geschäftsidee klingt zwar einträglich, aber die Mitwirkenden?

"Fragen Sie den Papagei" schliesst direkt an "Keiner rennt für immer" an (der Papagei übrigens beantwortet die Frage falsch und wird eliminiert). Cool wie Parker nunmal ist, schickt er sich an, tatsächlich bei dem Mob, der ihn und seine Kumpane sucht, als Helfer mitzuwirken. Die Dörfler erkennen ihn auf dem Phantombild nicht und so macht er sich daran, mit Lindahl den Plan umzusetzen. Gestört wird er dabei von diversen Gestalten aus dem Umfeld des Dorfes, die so nach und nach dahinter kommen, wen sie da in ihrer Mitte haben. Parker reagiert wie gewohnt gefühllos und ohne jegliche Moral, zeigt nur Mitgefühl, wenn er es für seine Zwecke nutzen kann. Er analysiert die Situation und reagiert gelassen darauf, lässt sich auf nichts und niemanden ein und vermittelt
keinem das Gefühl der Freundschaft oder gar Bekanntschaft. Job erledigen und weg. Privates aus seiner Vergangenheit erfährt man nicht - weder als Leser noch als Kontrahent oder Kollege. Kurze und knackige Dialoge, interessante Charaktere, ein Antiheld, wie er im Buche steht machen das Buch zu einem spannenden und kurzweiligen Vergnügen ohne sonderliche Gewalttätigkeiten oder Blutorgien. Tötungen geschehen irgendwie immer nebenbei aus der Notwendigkeit heraus. Auf jeden Fall einen Blick wert. 256 Seiten.
   

Jerry Garcia



Kurzkritik:Bankenfusion in der Kleinstadt. Parker erfährt davon von einem Vertrauensmann, dem allerdings nicht wirklich zu trauen ist. Komplizierter wird die Sache noch dadurch, dass die Frau des Bankdirektors ein Techtelmechtel mit dem Tippgeber hat. Außerdem sucht ein Kopfgeldjäger nach dem Spitzel, den Parker verschwinden lassen musste, noch bevor das Unternehmen überhaupt startete. Jeder will an das Geld, aber keiner hält sich an die Abmachungen, sodass der Aktionsplan für den Überfall ständig korrigiert werden muss - ein schwieriger Job für Parker, der für Präzision berüchtigt ist, aber auch dafür, dass er keine Kumpel kennt und kein Erbarmen mit Pfuschern.

Parker ist ein skrupelloser Gangster, cool, ohne Vergangenheit oder Vornamen. Ein Verbrecher alter Schule, der jeden, der ihm in die Quere kommen könnte oder zu seiner Gefangennahme beitragen könnte ohne Bedenkenaus dem Weg räumt. Er macht nicht viele Worte, kann mit Amateuren nicht viel anfangen und bleibt immer darauf bedacht sich einen Fluchtweg freizuhalten. In "Keiner rennt für immer", den man übrigens vor "Fragen Sie den Papagei", welcher vom Verlag zuerst veröffentlicht wurde, lesen sollte, kommen ihm einige Stümper unter, denen er Feuer unterm Arsch machen muss. Er ist ein kühler Typ, ohne große Gefühlsduselei und richtet sich immer nach den Fakten - Freunde sind Fehlanzeige. Wären gute Rollen für Typen wie Bogart und Lee Marvin (Point Blank) hat sich ebenso wie Mel Gibson (Payback) schon in Filmen nach Starks (richtiger Name Donald E. Westlake) Büchern erfolgreich versucht. Parker ist der Antiheld, mit dem man trotzdem mitfiebert, obwohl er der Bankräuber ist, der sich seinen Lebensunterhalt nicht durch eine legale, geregelte Arbiet zu verdienen pflegt. Die Parker-Storys entpuppen sich als reine Männerromane, ohne überflüssige Romantik oder schmachtende Dialogzeilen. Keine Actionbretter, sondern reine Krimis der alten Sorte im Noir-Stil. Der Geldraub und seine Probleme sind ein absoluter Kauftipp für Krimifans.
288 Seiten.

Jerry Garcia



Christoph Scholder. Der zweite Wiesn-Sonntag. Weiß-blau erstreckt sich der Himmel über München. Tausende strömen auf das größte Volksfest der Welt. Partystimmung, so weit das Auge reicht, ausgelassen tanzen die Leute in den riesigen Zelten. Niemand ahnt, dass dieser Nachmittag um exakt vier Minuten vor sechs in einem Höllenszenario enden wird. Denn genau zu diesem Zeitpunkt gibt Oleg Blochin, der skrupellose Kommandeur einer russischen Elite-Soldateska, seinen Männern den Befehl, das Betäubungsgas im ersten Bierzelt freizusetzen. Und das ist erst der Anfang. Schlag auf Schlag geht es weiter. 70.000 Menschen werden zu Geiseln in einem hochriskanten Spiel auf Leben und Tod.

Bosnien, Mauritius, Afghanistan, Tschetschenien, Bremerhaven, München, Kaliningrad, Helgoland. Unterschiedliche Schauplätze zu unterschiedlichen Zeiten. Vorstellung der Hauptfiguren (wobei mich eine doch sehr an den ehemaligen Chef von 1860 München erinnert). Aufbau der Handlungsfäden. Waffen werden beschafft und illegal ins Land gebracht. nunmehr nutzlose Schergen werden aus dem Weg geräumt (Kehlenschnitt und der Blutfluss wird kommentiert mit "O'zapft is'"). die Unternehmer Romburg und Vogel geraten durch einen lukrativen Auftrag in die beängstigenden Geschehnisse und einen Strudel aus Blut und Gewalt, Mord und Erpressung. Ein russischer Offizier nimmt das Münchner Volksfest in seiner Gesamtheit als Geisel und fordert zwei Milliarden Euro. Wahres Motiv? Unklar. Die Bundesregierung lässt ihren geheimsten Geheimagenten des MAD, Wolfgang Härter, den Fall übernehmen. Der Bundeskanzler (AM abgewählt, ein Segen? Nö, Pech gehabt, das Buch spielt einige Jahre zuvor und erinnert noch an die vermeintlichen und spekulativen, unbewiesenen Seilschaften mit russischen Präsidenten zur Sicherung eigenen Wohlstandes während man noch vom Volk bezahlt wird und für dieses arbeiten sollte.) nennt den Agenten seinen deutschen James Bond (Nein, ich bin Härter. Wolfgang Härter.), der die Situation sicher und unter zu Hilfenahme einiger Kollegen bereinigen soll - inklusive weiterer Bonmots. Oleg Blochin bekommt einen würdigen Gegner, während er und seine Leute ihre Geiseln mit Freibier und Hendln umsonst ruhig stellen können. Das geht wohl auch nur in Bayern. Im weiteren Verlauf der Handlung entwickelt sich das Ganze zu einem Duell der beiden Kontrahenten, das etliche Opfer fordert und auch die eine oder andere kleine Überraschung zu bieten hat. Da die Geiselnehmer schwer bewaffnet sind (mobile SAM-Abschussrampen, H&K MPs, Gasvorrichtungen), ist Vorsicht angebracht, die nicht immer bei den Großkopferten an erster Stelle steht. Kann Härter das Disaster verhindern?

Passend zum aktuellen Anlass kam die Veröffentlichung des Buches sowie meine zeitige Rezi. Ob so ein Szenario wirklich denkbar ist? Keine Ahnung. Aber wer hätte an 9/11 gedacht? Höchstens Tom Clancy. So kam es denn auch, dass das Werk von Christoph Scholder schon im Vorfeld heftige Kritik vonm allen Seiten einstecken musste. Weil er es wagte a) ein großes deutsches Volksfest als Grundlage für sein Terrorszenario zu wählen, b) weil es zum 30. Jahrestag des Wiesn-Attentats erschien und c) auch noch pünktlich zum Wiesnstart. Da wurde ihm jegliche Sensibilität abgesprochen, dafür aber Sensationsgier unterstellt (und das auch noch von Faltblättern, die mit der Wahrheit wenig, dafür aber mit Sensationsgeilheit, Gerüchten und vagen Behauptungen um so mehr am Hut haben). Fragwürdige Argumente wurden aus dem Hut gezaubert, die sich aber mal keiner zu äußern wagt, wenn ein amerikanischer Schriftsteller solche Bedrohungen in seine Geschichten integriert, da bleiben die Populisten mit ihren erhobenen, mahnenden Zeigefingern feige in ihren Löchern. Denen ist wohl nicht die Angst um die Menschen an die Nieren gegangen, sondern eher der Bammel vor Umsatzverlusten. Man stelle sich vor, dass die Leser den Roman ernst nehmen und das Fest meiden. Diese Blamage, diese Steuerverluste, die armen Wiesn-Wirte und ihre Zulieferer und die armen Organisatoren. Solchen Schreiberlingen muss öffentlich ein Riegel vorgeschoben werden - einfach das Volksfest Nummer Eins verunglimpfen. Mammon vor Mensch eben, wie in der heutigen Zeit üblich. Das Buch selbst beginnt mit einem wilden Dekadenhopping (80-er, 90-er, erste Dekade 2000 und bunt gemischt), um die Motivation der einzelnen Figuren begreiflich zu machen und einzelne Handlungsfäden zu starten (die im Gegensatz zu manch anderen Autoren zu Schluss alle verknüpft und zu Ende geführt werden). Insgesamt ein recht spannendes Buch, gewalttätig, aber nicht übermäßig blutrünstig, dafür hin und wieder recht menschenverachtend (Afghanistan: Ein russischer Offizier hält zwecks Befragung der Eltern ein Kleinkind über einen Brunnenschacht, lässt es fallen und meint: "Ups, da ist das Kind in den Brunnen gefallen".). Ein Schmankerl für Fußballfreunde ist auch enthalten, da der Anführer der Speznaz Oleg Blochin heißt (Weltfußballer 1975). Von der sprachlichen Gestaltung sollte man sich nicht zuviel erwarten. Von einem akademiker mit Abschluss in Soziologie, Philosophie und Psychologie hätte ich denn doch mehr erwartet als das gebotene "Ohne Mampf kein Kampf". Recht biederes Niveau. Da lob ich mir denn doch den von mir schon hin und wieder kritisierten Daniel Silva, bei dem die Sprache sowie etwas intellektuelleres Umfeld doch besser ankommen. Bei ihm hapert es im Storyaufbau (siehe demnächst in der neuen Rubrik Bücherreport). Warum trotzdem eine ausführliche Besprechung? Weil das Buch für deutsche Verhältnisse in diesem Genre sehr gelungen ist und einen Marc Kayser (um nur ein Beispiel zu nennen) um Längen hinter sich lässt, dazu eine ordentliche Portion Action mit hoher Opferzahl anbietet. Am Humor müsste vielleicht noch etwas gearbeitet werden, der kam nicht so rüber. Für Deutschland am oberen Limit und international immer noch oberes Mittelmaß. Also durchaus geeignet für spannende, unterhaltsame und actionreiche Lesestunden, wenn man nicht mit zu hohem Anspruch an die Sache rangeht. Ein wirklich gelungenes Debüt, mal sehen, ob mehr kommt. Rund 600 Seiten.

Jerry Garcia



Lincoln Child. Fear Base, eine verlassene Militärstation in Alaska. Ein kleines Team von Klimaforschern untersucht einen Berg, der den einheimischen Tunit heilig ist. Da bricht ein riesiges Stück vom Gletscher ab und legt eine Höhle frei. Im Eis entdecken die Forscher eine Kreatur, deren Augen sie feindselig anstarren. Als der Tunit-Schamane, einer der letzten Überlebenden seines Stammes, erfährt, was die Männer entdeckt haben, warnt er sie: Es ist tödlich, dem Berg sein Geheimnis zu entreißen. Doch es ist bereits zu spät. Sully, der Anführer der Forscher, hat bereits einem TV-Team die Entdeckung gemeldet, das sofort zu einem Dreh einer Dokumentation anreist. Zum Entsetzen der Forscher sägen die Fernsehleute das Monstrum aus dem Eis und wie es denn so kommt, verschwindet die Kreatur eines nachts. Und am Morgen wird die erste Leiche entdeckt.

Sie sind alle wieder da, die Stereotypen aus dem Reich der Lincon Child und Douglas Preston Abenteuer. Der egoistisch-ehrgeizige Wissenschaftler, der sich überall anbiedert, der rücksichtslose Pseudo-Dokumentarfilmer im Auftrag eines sensationslüsternen Medienkonzerns, die verständnisvolle Schöne und die zu opfernden Randfiguren sowie die ernsthaften und gutgläubigen Paläoökologen. Auf dieses Sammelsurium menschlichen Lebens lässt Lincoln Child dann die durch das TV-Team befreite Kreatur los, die sich nicht lange bitten lässt und sich zügig den ersten Happen schnappt. Schließlich war man ja Ewigkeiten eingefroren, da kann man schon mal Appetit bekommen. Und während der Monstersuche erhält der Leser noch einen kleinen Exkurs zur globalen Erwärmung und dass beim Privat-TV schändlichste Methoden angewandt werden, um Aufmerksamkeit und vor allem Profit zu erhaschen (aber im Gegensatz zum wahren Leben bekommen sie hier ihre Strafe für schlechtes und gefaketes Programm). Und um die Bedrohung perfekt zu machen, verhindert ein Schneesturm, dass die Base so ohne Weiteres verlassen werden kann. Flucht also vorerst unmöglich. Also bleibt nur, sich in den unterirdischen Ebenen der Anlage zu verbarrikadieren und auf das Beste zu hoffen, während die kleine Notbesatzung - bestehend aus 4 Soldaten - das Vieh hetzt. Ist natürlich nicht so einfach und der eine oder andere Eingeschlossene erlebt das Ende der Geschichte nicht.

Der Ansatz zu Religion und Glauben der Ureinwohner verpufft schnell und dann erinnert die Story an vielen Stellen an die alte Fassung von "Das Ding aus einer anderen Welt" mit dem "Rauchende Colts"-Darsteller James Arness. Nach zuletzt einigen unkonventionellen Neuerscheinungen am Büchermarkt (Jeff Strand, Victor Gischler) nun wieder altbekannte und bewährte Kost von Lincoln Child. Auch in "Nullpunkt" hat er wieder die Schablone aufgelegt und eine Story wie schon zu Zeiten der Einzelabenteuer zusammen mit seinem Partner in Crime Douglas Preston abgeliefert. Ein Monster an einem abgelegenen Ort, schwer erreichbar und nur mit einer kleinen Besatzung versehen, die natürlich in größte Not gerät und nach dem üblichen Prinzip nach und nach dezimiert wird. So beschränkt sich der Spannungseffekt auch eher nur darauf, wer sich denn am Ende nun retten kann und wer dran glauben muss. Ebenso wie frühere Werke wieder anspruchsfrei flüssig formuliert, leicht konsumierbar wie gewohnt, aber auch ohne große Überraschungseffekte. Wem die bisherigen Outputs des Autors gefallen haben, der kann hier bedenkenlos zugreifen, ansonsten ist es aber doch nur Mittelmaß und Massenware. Aber wenigstens versucht hier niemand dem Leser eine andere Qualität vorzugaukeln, als sie denn am Ende auch ist (ich denke da an die renommierten Autoren, die Bücher in Massen umsetzen, obwohl sie längst nicht mehr an ihre Glanzleistungen anknüpfen können und auch nur noch nach Schema von sich selbst abkupfern, es nur nicht zugeben können). Lockere Unterhaltung zum Abschalten bietet das Buch allemal. 420 Seiten.

Jerry Garcia



Brad Thor. Ohne dass die Bevölkerung auch nur im Mindesten ahnt, dass neue Terrorattacken auf amerikanischem Boden anstehen, jagt die US-Regierung den gefährlichsten Feind, den sie je hatte. Ein hochrangiges Al-Quaida-Mitglied, das in Kanada festgesetzt wird, soll den Ermittlern der Geheimdienste als Köder dienen. Doch was stattdessen passiert, übertrifft die schlimmsten Vorstellungen: Brücken und Tunnel rund um Manhattan werden am 4. Juli, dem amerikanischen Nationalfeiertag, den die New Yorker gerne außerhalb der Stadt verbringen, gesprengt. Die Insel ist von der Außenwelt abgeschnitten. Die Bewohner geraten in Panik, das Land droht im Ausnahmezustand zu versinken. Eine todbringende Eliteeinheit jagt durch die brennenden Straßen, um den Gefolgsmann aus den Fängen der Amerikaner zu befreien. Der Einzige, der die Katastrophe noch abwenden kann, ist Scott Harvath. Seine Operation in den Trümmervierteln gerät zu einem Wettlauf mit einer brandgefährlichen Al-Quaida-Einheit - und zu einem Wettlauf mit der Zeit.

Zu Beginn eine Kritk am veröffentlichenden Verlag. Dieser Roman ist nicht der erste aus der Reihe um Scott Harvath, was sich aber leider nur aus Hinweisen im Inhalt und der folgenden Suche auf der Website des Autoren belegen lässt. Daher sind einige der vorkommenden Ereignisse und Bezüge auf zurückliegende Aufgaben nicht richtig nachzuvollziehen. Eine Anfrage, ob diese noch publiziert werden, wurde leider nur mit einem "vielleicht hinsichtlich der Verlagsplanung" beschieden.

Nun zum Inhalt. Ein weiterer Roman um Kampf der Vereinigten Staaten von Amerika gegen den radikalen internationalen Islamismus - vom Thema her also nicht unbedingt neu. Dafür bekommt der Leser Rechtfertigungen geboten, die in einem Streit zwischen dem Präsidenten und einem ministerialen "Abweichler" münden, der es doch tatsächlich wagt, die amerikanische Strategie heftig zu kritisieren, indem er z.B. die Überstellungspolitik (oder auch Folteroutsourcing in befreundete Staaten), sowie die Angriffe auf souveräne Staaten, deren Politik nicht in Amerikas Weltbild passt, als Imperialismus anzuprangern, der den Feinden in die Hände spielt, da man so auch die USA irgendwie als Terroristen bezeichnen könnte. Ein Machtwort des Präsidenten beendet die Debatte und so beschließt man, wie bisher jegliche zur Verfügung stehenden Mittel zur Bekämpfung von wem auch immer einzusetzen.

So geschieht, was geschehen muss. Der Hauptakteur und staatlich beauftragte Problembereiniger Scott Harvath wird in dem Fall ermitteln. Dabei muss er sich durch ein Szenario kämpfen, das durchaus Erinnerungen an die Katastrophenfilme aus den Achtzigern aufkommen lässt: einstürzende Brücken, verschüttete Tunnel, Verletzte, Tote - schlicht absolutes Chaos. Die Qualität des Romans reicht an die Werke eines Vince Flynn heran, ja er übertrifft ihn mit dem Actiongehalt auch noch. Gut und spannend zu lesen, mit kurzen, knackigen Kapiteln, ohne allzu lange oder ausufernde Umschreibungen, die das Vorwärtsstreben der Story behindern könnten. Für Action satt ist von Brad Thor hier jedenfalls gesorgt worden und an manchen Stellen erweckt er gar den Eindruck, den man von so manchem Endzeitfilm der früheren Tage kennt - schwer bewaffnet mit Motorrädern durch eine menschenleere Stadt, auf der Jagd nach dem Feind. Eine Atempause ist weder für den Leser noch für den Protagonisten vorgesehen, ständig neue Überfälle, Hinterhalte und blutige Shoot-outs.
Wer auf ausgefeilte Storylines mit viel Hintergrund und einer romantischen Liebesgeschichte abfährt, sollte diesen Roman eher meiden. Wer aber einen straighten Actioner lesen will, der nur der Entspannung dient und nicht allzu dialoglastig ist sowie keine Psychoanalysen der Handelnden vorfinden will, ist hier vollkommen richtig. Ich persönlich hoffe nur, dass der Verlag Random House Deutschland ein Einsehen hat und die Vorgängerwerke sowie die neuesten Outputs des Autors ebenfalls nach Deutschland importiert. Starke Sache. Ca. 400 Seiten.

Jerry Garcia



Lincoln Child. Als der ehemalige Marinearzt Dr. Peter Crane auf die Bohrinsel "Storm King" beordert wird, ahnt er noch nicht, was ihn dort erwartet. Kurz nach seiner Ankunft stellt sich heraus, dass die Plattform nur Tarnung für ein geheimes Forschungsunternehmen ist: Man vermutet, in der Gesteinsschicht unter dem Meeresboden auf Überreste von Atlantis gestoßen zu sein. Doch zum Schrecken aller erkranken Tag für Tag weitere Mitarbeiter an mysteriösen Leiden. Angst breitet sich aus. Dr. Peter Crane ist ratlos. Besteht ein Zusammenhang zwischen den Krankheiten und den unglaublichen Entdeckungen in der Tiefe? Lauert dort unten eine Gefahr, die die Menschheit vernichten kann? Die Wissenschaftler warnen vor weiteren Bohrungen, doch die Machtgier des Militärs wächst. Das Unternehmen "Deep Storm" droht außer Kontrolle zu geraten.

Atlantis und Fiktion gehören einfach zusammen. Ebenso nicht fehlen dürfen da Militärs, die glänzende Augen, das große Kribbeln und einen feuchten Schritt bekommen, bei der Vorstellung, welch fortschrittliche Errungenschaften zum Nutzen für die moderne Kriegsführung dort auf sie warten könnten. Dazu kommen etliche Wissenschaftler - mehr oder weniger effizient - verschiedener Couleur, um den Rahmen der Geschichte zu vervollständigen, die Lincoln Child dem Leser diesmal ohne seinen Partner in Crime Douglas Preston serviert.
So beginnnt das Abenteuer um die Ölplattform "Storm King" und Operation "Deep Storm" auch gleich mit Verrat, Erpressung und einem recht kreativen Kill, bevor der Leser nicht das übliche, überschaubare Häuflein Aufrechter, das im Laufe der Handlung so nach und nach dezimiert wird, vorgesetzt bekommt, sondern eine mit rund 400 Personen (Arbeiter, Forscher, Militärs, Ärzte) besetzte Tiefseestation. Und schon bei der ersten Visite der Patienten, die an ein geheimnisvollen Erkrankungen leiden, wird deutlich, dass der Arzt Dr. Crane von Geheimhaltungsvorschriften und sturen Militärs bei seiner Arbeit massiv behindert wird. Das Auftauchen myteriöser Figuren tut ein Übriges, den Doc seinen neuen Job in der Anlage tief unter dem Meeresspiegel in einem anderen Licht sehen zu lassen. Und da hat er noch nicht mit Sabotage gerechnet. Nach dem ersten Attentat auf die Station beginnen die Fragen: Wer will die Mission verhindern? Geht es überhaupt um Atlantis?. Immer tiefer wird er in die Ereignisse verstrickt. Das Erzähltempo erhöht sich dann auch mit der steigenden Zahl der Erkrankungen, die weiterhin unerklärlich sind, dem Druck des Militärs und Morden durch Sabotage und Verrat. Beim Enträtseln der Vorkommnisse entwickelt sich die Story etwas mehr in Richtung Science Fiction, ohne den Thrillerpfad aber zu verlassen. Fast ohne Unterstützung macht sich der Dr. daran, sein Überleben sowie möglicherweise das der gesamten Menschheit zu sichern.


Die Auflösung wird dann auch nicht ganz so wie erwartet präsentiert, was okay ist, der Saboteur ist nicht sogleich zu erraten, was ich ebenfalls als positiv empfunden habe, aber leider sind die Organisation dahinter sowie deren Motive am Ende etwas lasch dahergekommen. Als hätte der Autor sich ganz auf die Geschichte unter dem Meer konzentriert und dann wäre ihm eingefallen, dass er den Handlungsstrang mit der Gegenseite noch abschließen muss. Drehbuchgerecht konstruiert, aber diesmal ohne die obligatorische, penetrante Liebesgeschichte, in flottem Stil verfasst, mit Action, Thrill, unheimlichen Ereignissen und SF verfasst, kann nach dem Tod von Michael Crichton die Lücke im Bereich des massenkompatiblen Wissenschaftsthrillers durch die Soloromane von Lincoln Child sowie Douglas Preston (dessen Solowerk "Der Canyon" demnächst auch auf dieser Seite) geschlossen werden. Reine Unterhaltungsromane, die einem jeweils recht ähnlichen Schema folgen, nicht literaturpreisverdächtig, ohne Tiefgang, die man sich jederzeit als Freizeitvergnügen gönnen kann. Rund 450 Seiten.

Jerry Garcia



Bob Jones führt ein unscheinbares Leben. So unscheinbar, dass er eines Tages für andere Menschen tatsächlich unsichtbar wird. Aber es gibt noch mehr Menschen wie ihn. Bob erfährt von ihnen und entdeckt einen finsteren Plan: Um die Menschheit für ihr Schicksal zu bestrafen, planen die Unsichtbaren einen schrecklichen Anschlag. Wie soll Bob einen Gegner aufhalten, den niemand anderes sehen kann?

Bob hat ein super Leben. Er ist glücklich mit Jane zusammen und hat auch noch einen neuen Job gefunden. Doch ab da geht es mit seinem Leben bergab.
Irgendwann fällt ihm auf, dass er immer öfter von den Leuten ignoriert wird. Sei es auf der Arbeit oder nur im Supermarkt nebenan. Er wird immer unsichtbarer und als ihn Jane dann auch noch verlässt, scheint er vollends am Boden zu sein.
Im Laufe der Geschichte trifft er andere, die wie er sind. Unsichtbar und unbemerkt von den "normalen" Menschen, tut er sich mit einer kleinen Gruppe von ihnen zusammen. Nun versuchen sie verzweifelt die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen.

Gleich vorweg. Auch wenn das Buch unter Horror angepriesen wird und man das bei Bentley Little auch erwartet, hat das Werk mit Horror so gut wie nix zu tun. Dazu gestaltet sich die erste Hälfte der rund 500 Seiten, dermaßen langweilig, dass man ständig an eine Aufgabe der Lektüre denkt. Gerade deshalb habe ich mich so schnell es geht (ohne Seiten zu überblättern oder "quer" zu lesen) durchgekämpft, um ein neues Buch angehen zu können, das für die kommenden Regentage mehr Action und Spannung anbietet. Will man dem Buch etwas Gutes, dann kann man die Gesellschaftskritik erwähnen, die mit dem heute üblichen Konformismus abrechnet, ein Zustandsbericht der heutigen Zeit, in der jeder nach Aufmerksamkeit heischt und es nur um die Anerkennungsjunkies geht, die sich bei jeder Gelegenheit in den Vordergrund drängen. Das war es aber auch schon. Spannung eher nö. Hin und wieder etwas Gewalt eingestreut. Da wollte er wohl nur seinem Namen als Horrorautor wenigstens in geringem Maße gerecht werden, doch das Experiment ist misslungen.Eine gute Idee belanglos und schlicht ohne Atmosphäre und Thrill oder gar Horror völlg verheizt. Geldverschwendung. Als Horrorbuch nur eine Empfehlung für jemanden, den ich abstrafen will. Ansonsten Finger weg. 500 Seiten.


Jerry Garcia



Im Lager der New York State Library wird die gräßlich zugerichtete Leiche eines Nachtwächters entdeckt. Die Verwüstungen lassen auf einen Angreifer mit übermenschlichen Kräften schließen. Dr. Stephen Swain, Unfallchirurg am St. Luke's Hospital, findet sich plötzlich auf mysteriöse Weise in den Lesesaal der Bibliothek transportiert - und Mitten im Kampf auf Leben und Tod. Doch anders als er sind seine Gegner für den Fight gerüstet - und nicht von dieser Welt.

Zu allem Unglück muss der Dr. feststellen, dass auch seine kleine Tochter Holly, 8 Jahre als, mit ihm im Labyrinth der Bibliothek gelandet ist. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht einmal erahnen kann, ist, dass er dazu auserkoren wurde, die Menschheit in einem alle 1000 Jahre veranstalteten Wettkampf (der Päsidian) auf Leben und Tod zu vertreten. Der Gewinner gilt als Herrscher über das Universum. Die übrigen Gladiatoren sind ausgesuchte Vertreter der übrigen galaktischen Systeme. Die Regelnsind einfach - sieben Teilnehmer betreten das Spielgelände und nur einer kann es lebend verlassen. Um die Regeln des Wettkampfes zu verstehen, wird ihm ein "Führer" zur Seite gestellt, der nicht ins Geschehen eingreifen darf, aber anhand der Fragen von Swain diesen und somit auch den Leser in die Regeln des Spiels und die Gründe für die Auswahl einzuführen. Dazu werden die Kämpfer mit Armbbändern versehen, die einen Sprengsatz enthalten. Abhauen aus der Bibliothek ist nicht. Wer nicht innerhalb von 15 Minuten, das Gebäude wieder betreten hat, fliegt in die Luft. Zu allem Überfluss kommen auch noch "Men in Black"-Figuren von der NSA ins Spiel, die versuchen, von außen in das Gebäude und somit die Arena einzudringen.

Das Buch kommt ohne lange Charakterzeichnung aus und geht eigentlich sofort in die Vollen. Eine Actionachterbahnfahrt sondergleichen beginnt. In einer schlichten Sprache hetzt Reilly seinen Protagonisten von einer Bredouille in die nächste. Da muss er gegen Figuren antreten, die wie ein Predator wirken, andere wie Monster aus diversden B-Filmen. Seine temporeiche Hatz durch die verschiedenen Ebenen wirkt manchmal so rasant wie ein Videospiel. Das ist die beste Voraussetzung für einen superschnellen Non-Stop-Thriller. Lässt man die Logik außen vor, bekommt man den perfekten, unterhaltsmen uns spannenden Actionthriller geliefert, den man sich davon verspricht, kleine Härten inklusive. Schon damals hat er alle Register gezogen, um seine Leser zufrieden zu stellen - und es geschafft. Für die Actionfraktion absolut und uneingeschränkt zu empfehlen. Hirn aus und durch. So muss Action sein. 430 Seiten.


Jerry Garcia



William Race, Professor für Sprachen, wird von der USArmy für eine geheimnisvolle Mission angeheuert: die Suche nach einer uralten Inka-Statue, die angeblich in einem Tempel hoch oben in den Anden zu finden ist. Nur Race kann das Manuskript entschlüsseln, das den entscheidenden Hinweis einhält. Was der Professor mncht weiß: Eine Gruppe von Extremisten hat sich an seine Fersen geheftet. Denn die Statue verleiht ihrem Besitzer die Macht, auf einen Schlag die ganze Welt zerstören zu können.


So geht es tief in den peruanischen Schungel, um Race mit seinem Manuskript direkt vor Ort zuder Statue zu bringen, die aus einem Material besteht, das als Basis für eine neue, unvorstellbare Vernichtungswaffe dienen soll. Als sie vor Ort ankommen, gauben sie sich am Ziel ihrer Wünsche. Doch nicht nur der Tempel ist durch diverse fiese Fallen gesichtert, wie sie beim Betreten desselben flugs bemerken, sondern auch andere Häscher sind hinter der Statue her, um sie für ihre dunklen Zwecke zu missbrauchen. Bis zum Fund des Heiligtums, das wohl aus einem Meteoritensplitter besteht, der sich aus aktivem Thyrium zusammensetzt, was wohl genau das Material ist, das eine Supernova beötigt, um ihre zerstörerische Kraft zu entwickeln. Da den Army-Leuten bekannt ist, dass sie nicht die Einzigen sind, die das Artefakt in die Finger bekommen wollen, wird zur Eile getrieben. Ging es bis dahin noch einigermaßen ruhig und spannend zu, setzt ab jetzt die von Reilly bekannte atemlose Action ein. Haarsträubend, wenn Panzer aus der Luft abgesetzt werden, Kaimane die Truppe bedrohen und mit Messern gekillt werden müssen, Bootsjagden, Hubschrauberverfolgungen und schie unmenschliche Leistungen lassen zwar an der Logik zweifeln (was ich bei Reilly grundsätzlich einfachausblende), aber die Abenteuer der Truppe werden immer grausamer und unüberwindbarer.

Das sattsam bekannt Nazi-Klischee ist zwar auch vorhanden, die Fronten sind ziemlich deutlich geklärt und sein Sprachstil ist gewohnt schlicht und einzig auf Rasanz ausgerichtet, was auch einige sehr unrealistische Aktionen seitens der Protagonisten beinhaltet, aber ansonsten ist Reilly hier wieder ein Feuerwerk an Actionkunst gelungen, wie es selten ein Autor zu Papier bringen kann. Also wieder ein wunderbarer Kracher von Reilly, der den Titel "Page-Turner" absolut zu Recht verdient. Action-Highlight. Wer den Verstand ausblenden kann, sofort kaufen. Ca. 630 Seiten.

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