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Gemeinschaftsforum => Allgemeines Filmforum => Thema gestartet von: MMeXX am 10 Juli 2015, 12:57:37

Titel: Rififi - Jules Dassin, 1955
Beitrag von: MMeXX am 10 Juli 2015, 12:57:37
(http://img.ofdb.de/fassung/131/131701_f.jpg)

Rififi

OT: Du rififi chez les hommes

Regie: Jules Dassin
Nach dem geichnamigen Roman von Auguste Le Breton
Es spielen:
Jean Servais als Tony le Stéphanois
Carl Möhner als Jo le Suedois
Robert Manuel als Mario Ferrati
"Perlo Vita" (Jules Dassin) als César le Milanais
Pierre Grasset als Louis Grutter
Magali Noël als Viviane
Marie Sabouret als Mado

Worum geht's denn nun schon wieder?
Tony hat seine Haftstrafe von 5 Jahren abgesessen. In den Knast musste er, weil er niemanden verpfeift. Seine Kumpels Jo und Mario haben auch gleich einen neuen Raubzug geplant. Bei hellichtem Tage wollen sie das Schaufensters eines Juweliers ausräumen. Tony lehnt zunächst ab, hat dann aber eine ncoh viel waghalsigere Idee: der Safe des Juweliers! Aus Mailand wird Gedlschrankfachmann César eingeflogen und die Vorbereitungen beginnen...

Französischer Trailer:
http://youtu.be/ZggUkc13wx0 (http://youtu.be/ZggUkc13wx0)

Englischer Trailer:
http://youtu.be/a9bciTbt6l8 (http://youtu.be/a9bciTbt6l8)




Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die kommunistischen Zeiten des amerikanischen Regisseur Jules Dassin von Regie-Kollege Edward Dmytryk dem House Unamerican Activities Committee mitgeteilt. Produzent Darryl F. Zanuck reagierte damit, Dassin nach London zu schicken, wo er 1950 Die Ratte von Soho (Night and the City) drehte. Doch in Amerika blieb Dassin arbeitslos. So vergingen die Jahre, bis 1955 dann mit Rififi Dassins erster französischsprachiger Film erschien. Gedreht wurd Du rififi chez les hommes zum großen Teil in Paris. Gedreht wurde im Jahr 1954 von Ende September bis kurz vor Weihnachten. Am 13. April 1955 wurde der Film dann erstmals in Paris aufgeführt. Bei den Filmfestspielen in Cannes gewann Dassin als Bester Regisseur, der Film war ebenfalls nominiert, ging aber leer aus.
Titel: Re: Rififi - Jules Dassin, 1955
Beitrag von: MMeXX am 11 Juli 2015, 20:00:43
Ach ja, da erwartet man einfach nur einen guten Film und dann zieht es einem schneller die Socken aus als ein Gürtel über Rücken peitscht.

Ja, der Film hatte bei mir extrem leichtes Spiel. Gangstermilieu? Schwarz-Weiß? Verbitterter, einem eisernen Kodex folgender Hauptcharakter? Da sabbere ich natürlich! Ich weiß gar nicht, ob es noch unsympathischer in der Hauptrolle geht, aber Tony le Stéphanois ist ein dermaßen fieser Sack, da ist mal gar nichts von der Verklärung und Romantisierung des Gangsterbildes, welches in anderen Filmen ab und an zu finden ist. Vorgeschichten der Protagonisten? Brauchen wir nicht, dafür erzählen ihre Treffen, ihre Gesten, ihre Mienen mehr als genug.

Berühmt geworden ist der Film für/wegen der Darstellung des Einbruchs in das Juweliergeschäft. Die gut halbstündige Sequenz wird fast komplett ohne Musik gezeigt, dafür mit jeder Menge Kreativität und Esprit. Regenschirm, Feuerlöscher, Sportschuhe, Klaviertasten, hier wird aber mal volle Kanone freigedreht, dass es ein Fest ist.

Doch das ist längst nicht alles - und vielleicht nicht mal das Beste an diesem ersten französischsprachigen Film von Jules Dassin, in dem er nach Vertragsproblemen eines Darstellers einfach selbst eine Rolle übernahm, in welcher er auch noch Italienisch spricht - denn nach dem Überfall ist vor dem Wahrwerden des Traums vom Glück. Und als hätte Tony mit dem Gürtel nicht fest genug zugeschlagen, peitscht nun die blanke Gewalt zurück. Dreckig, düster, zum Verzweifeln wird es, wenn die Gestalten der Nacht sich gegenseitig die Funzeln ihrer runtergebrannten Kerzen auspusten. Dassin selbst sagte über eine Szene, dass sie nur deswegen gedreht worden ist, weil er - im übertragenen Sinne - selbst genau auf diese Weise von seinen "Freunden" verraten worden wäre. Namentlich Edward Dmytryk, Regiekollege, der Dassin vor dem House Unamerican Committee denunzierte und ihn damit auf die Schwarze Liste in Hollywood brachte. Daher auch Dassins London-Film "Night and the City" 1950 und die mehrjährige Schaffenspause bis zu "Du rififi chez les hommes". Eine Szene, bei der man Wegschauen möchte, es aber nicht kann, bei der die Kamera so unerbittlich ist wie Tony.

Natürlich gibt es auch ein paar unrunde Stellen. So ist der Erklärbär-Monolog Grutters, nachdem er einen Ring in seine Finger bekommen hat, so überflüssig wie Eis am Nordpol. Doch das bleibt angesichts des überwältigenden Gesamteindruckes völlig verschmerzbar. Viel schwerer wiegt da die Tatsache, dass ich nun wohl noch mehr von Dassin gucken muss. Dabei ist die Liste der zu schauenden Filme doch ohnehin immer viel zu lang...
Titel: Re: Rififi - Jules Dassin, 1955
Beitrag von: Rollo Tomasi am 11 Juli 2015, 21:40:54
Ist das der Film mit dem Regenschirm?
Sehr gut!
Titel: Re: Rififi - Jules Dassin, 1955
Beitrag von: MMeXX am 11 Juli 2015, 22:03:58
Ja, ein Regenschirm spielt mittendrin eine tragende Rolle.
Titel: Re: Rififi - Jules Dassin, 1955
Beitrag von: MMeXX am 26 Juli 2015, 11:44:30
Ausführliche Besprechung ist jetzt im Podcast zu hören: http://wiederauffuehrung.de/wa063-du-rififi-chez-les-hommes/ (http://wiederauffuehrung.de/wa063-du-rififi-chez-les-hommes/)
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