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Gemeinschaftsforum => Allgemeines Filmforum => Thema gestartet von: StS am 23 Januar 2009, 17:37:41

Titel: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 23 Januar 2009, 17:37:41
(http://img90.imageshack.us/img90/9819/hurtlockerxg0.jpg)

Starring:
Jeremy Renner, Anthony Mackie, Brian Geraghty, Evangeline Lilly ... with Ralph Fiennes, David Morse and Guy Pearce

ZitatBaghdad, 2007: Not where you want to be.

The cradle of civilization has become a city of bombs. Every fifteen minutes an IED (Improvised Explosive Device) explodes with deadly impact ... or must be disarmed.

Enter the bomb squad – the only unit trained to disarm these deadly devices. B-Company is the elite of the elite, running to ticking bombs when everyone else runs away. Still, the daily confrontations have begun to take their toll on two of its best soldiers, Sergeant Sanborn, an ex-Ranger who never threw a punch he didn't think was well-deserved, and Specialist Eldridge, a young Socrates with a rifle, who believes all men are created equal – except the ones in his M4 scope.

With only 38 days left in their tour, Sanborn and Eldridge are forced to work with a new team leader, a mysterious tech named William James who treats the job like a cowboy going for a Sunday ride. James is good – maybe too good – and his strut scares the other men. It's almost as if he enjoys toying with death.

As the insurgency escalate their attacks and the bomb squad must face increasingly tougher odds in the dangerous game of cat and mouse, James' strange urge for danger pushes Sanborn and Eldridge to the edge of acceptable risk – and then takes them way beyond what they thought possible ... until they are forced to choose between following James and saving their own lives.

With just 16 days left, the team receives its hardest mission yet: charge into the blazing aftermath of an exploded oil tanker. James is ready. Sanborn puts on his gloves. Eldridge cocks his rifle. And they go. The three men charge into that smoky inferno ... shots ring out ... a body falls ... and only two men come walking back.

Now, they're all in the Hurt Locker. And there are still 15 days left in the tour.

Trailer:
http://www.imdb.com/title/tt0887912/trailers
http://de.youtube.com/watch?v=WNJ0tOXA8UQ

:respekt:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Klugscheisser am 23 Januar 2009, 17:50:02
Ja, sehr geil. Macht die Dame endlich mal wieder einen Film.

Auf der imdb deuten die Kommentare schon mal in eine verheißungsvolle Richtung; dazu noch ein guter Cast - kann kommen, der Streifen.  :D
13. August soll wohl der deutsche Kinostart sein.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Betrunkenes und bald geschlachtetes Huhn am 23 Januar 2009, 18:04:57
Bigelow rockt, Film bekam auch gute Kritiken (lief in Venedig)...

Zitatkann kommen, der Streifen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Maddox am 23 Januar 2009, 18:25:52
interessanter Trailer, wird auf jeden Fall geguckt. Jeremy Renner scheint ne gute Figur als Cowboy zu machen.

Frage: der Titel, mit dem ich anfangs nichtviel anfangen konnte (man darf gespannt sein, ob und wenn ja wie die dt. Übersetzung lauten wird- hoffentlich lassen sie's wenigstens so), da ist doch die Box gemeint, die man zu Anfang des Trailers sieht? Also, die Box, wo er (und wohl haben die andere auch ihre eigenen) Sachen sammelt, die ihn mal fast umgebracht hätten, also Schmerzen zugefügt haben, Hurt + lock. Kommt das hin oder lieg ich falsch?
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Klugscheisser am 23 Januar 2009, 18:41:05
Zitat von: Maddox am 23 Januar 2009, 18:25:52
da ist doch die Box gemeint, die man zu Anfang des Trailers sieht? Also, die Box, wo er (und wohl haben die andere auch ihre eigenen) Sachen sammelt, die ihn mal fast umgebracht hätten, also Schmerzen zugefügt haben, Hurt + lock. Kommt das hin oder lieg ich falsch?

Jo, sehe ich auch so.

Ich wäre ja für: "Eine Kiste Schmerz"  :icon_lol:  oder "The Bomb Squad - Detonation: Iraq"
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 24 Januar 2009, 13:43:35
Blu-ray Caps:
(http://thumbnails9.imagebam.com/2449/060b0224480492.gif) (http://www.imagebam.com/image/060b0224480492) (http://thumbnails15.imagebam.com/2449/b0b32524480498.gif) (http://www.imagebam.com/image/b0b32524480498) (http://thumbnails10.imagebam.com/2449/02233e24480501.gif) (http://www.imagebam.com/image/02233e24480501) (http://thumbnails5.imagebam.com/2449/27a09e24480507.gif) (http://www.imagebam.com/image/27a09e24480507) (http://thumbnails15.imagebam.com/2449/47c6b024480482.gif) (http://www.imagebam.com/image/47c6b024480482) (http://thumbnails.imagebam.com/2449/f90d3224480487.gif) (http://www.imagebam.com/image/f90d3224480487)
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 24 Januar 2009, 14:21:34
Von welcher Blu Ray denn?
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 24 Januar 2009, 14:47:03
Sowie ich das weiß, sag ich Bescheid, es schwirrt auf alle Fälle schon eine im Netz rum, und Presse Blu-rays wären mir neu...
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 24 Januar 2009, 16:13:39
Alles klar. Für Infos wär ich dann auf jeden Fall dankbar.  :D

Edit: Bin selbst fündig geworden: Erscheint am 25.02. in Italien - wird gekooft!  :D

Siehe z.B.:
http://www.dvdcom.it/prodotti.asp?id=20593&cat=9&scat=38&source=hp

(http://img84.imageshack.us/img84/3121/hurtlocker1kw7vx2.jpg)
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: blade2603 am 24 Januar 2009, 23:32:53
mmmhhhh der Trailer ist ja schon richtig cool..... gefällt mir echt gut das Teil... aber warum erscheint der Film so früh schon in Italien?... Lief der da schon oder hat der Film da kein Kinopotential? Ist da ne Deutsche Tonspur auf den I Scheiben?
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 25 Januar 2009, 10:10:09
Laut Imdb wurde der wohl im Oktober 08 in die italienischen Kinos gebracht.
Keine Ahnung, warum ausgerechnet dort so früh.
Eine deutsche Tonspur ist so gut wie ausgeschlossen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: blade2603 am 25 Januar 2009, 11:30:25
Zitat von: StS am 25 Januar 2009, 10:10:09
Laut Imdb wurde der wohl im Oktober 08 in die italienischen Kinos gebracht.
Keine Ahnung, warum ausgerechnet dort so früh.
Eine deutsche Tonspur ist so gut wie ausgeschlossen.

mmhhh Schade... dann muss ich leider doch warten bis es ne Variante mit Deutscher Tonspur gibt...  Schaue solche Filme immer mit nem Kumpel und der ist der englischen sprache nicht so mächtig  :icon_sad:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Steff am 26 Januar 2009, 16:24:57
Der Film sieht echt sehr interessant aus!
Hoffentlich gibt es bald gute Neuigkeiten.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: lastboyscout am 27 Januar 2009, 03:46:58
Wow, ich bin beeindruckt.
Hoffentlich kann sie damit an einen meiner Alltime-Favoriten, nämlich ihren eigenen Strange Days anknüpfen.
Dem Trailer zufolge stehen die Chancen jedoch gut.

Ach ja, gibt es diesen Streifen irgendwo auf DVD oder so?
http://www.imdb.com/title/tt0108087/
Wollte das schon öfter fragen, vergaß es aber immer.  :icon_rolleyes:
Jetzt setz ich es mal hier rein.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 19 März 2009, 18:00:33
Clip:
http://www.comingsoon.net/news/movienews.php?id=53776

Den Film schau ich mir heut am Abend an ... die Blu-Ray ist endlich eingetrudelt!  :D
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 20 März 2009, 08:18:45
Mit "the Hurt Locker" meldet sich Kathryn Bigelow nach längerer Zeit eindrucksvoll wieder zurück. Der Film ist weitestgehend unpolitisch und weist im Prinzip einen dokumentarischen Erzähl- und Inszenierungsstil auf - von der Kameraarbeit bis hin zu dem Minimum an Handlung, welche nahezu Episodenhaft dargereicht wird und sich von einem Einsatz zum nächsten hangelt, "unterbrochen" von einigen kurzen Szenen zwischendurch (auf dem Stützpunkt), in denen man die drei Hauptprotagonisten etwas besser kennenlernt. Stark gespielt (die bekannteren Namen haben aber allesamt nur Mini-Auftritte) und hervorragend inszeniert (Highlights sind u.a. die erste Explosion sowie ein Sniper-Duell in der Wüste). Es gelingt dem Film sehr gut, die potentielle Bedrohung herumliegender Objekte sowie der "Einheimischen an sich" (jeder könnte im Grunde genommen ein Attentäter sein) geradezu direkt spürbar einzufangen. Wer nach dem Trailer einen Action-Strefen erwartet, der dürfte enttäuscht werden - ebenso wie jene, die einen klassischen Anti-Kriegsfilm erwarten. Wie das eingangs eingeblendendete Zitat schon sagt: War is a Drug - und manche kommen davon halt nicht los, weshalb sie, wie bei Drogen ja oft bzw. meist üblich, entlang jenes Weges irgendwann an einen Punkt psychischer und/oder physischer Schädigung geraten...

8/10
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Hitfield am 23 März 2009, 20:39:44
Zitat von: StS am 23 Januar 2009, 17:37:41
Trailer:
http://de.youtube.com/watch?v=WNJ0tOXA8UQ

Der Trailer macht wirklich was her - klasse! Schon alleine die Zeitlupen-Explosion bei 0:36 läßt auf ein schönes Actionspektakel hoffen, und auf Bigelow  kann man sich auch verlassen. :respekt:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 23 März 2009, 21:37:15
Zitat von: Hitfield am 23 März 2009, 20:39:44
Zitat von: StS am 23 Januar 2009, 17:37:41
Trailer:
http://de.youtube.com/watch?v=WNJ0tOXA8UQ
Der Trailer macht wirklich was her - klasse! Schon alleine die Zeitlupen-Explosion bei 0:36 läßt auf ein schönes Actionspektakel hoffen, und auf Bigelow  kann man sich auch verlassen. :respekt:

Ein "Actionspektakel" ist der Film definitiv nicht. Jene Momente sind kurz und bündig ausgefallen.
Ist mal wieder einer dieser Trailer, die einen etwas falschen Eindruck erwecken...
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 27 April 2009, 17:51:36
Meine Kritik hab ich inzwischen auch in die Ofdb eingepflegt - den neuen US-Kinotrailer gibt es hier:
http://movies.yahoo.com/movie/1809914561/video/13022042
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Moonshade am 29 Juli 2009, 10:53:31
Jep, nicht zu viele Explosionen erwarten (obwohl es ein paar eindrucksvolle gibt - aber keine der üblichen "Benzin"-Explosionen), aber dafür kaut man sich an genug Stellen auch so die Nägel ab, weil man das Gefühl hat, gleich unter Feuer genommen zu werden...

Ich erhöhe noch um ein Pünktchen auf 9/10 - wahrlich intensiv...
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Karotte84 am 31 Juli 2009, 12:12:14
Ein sehr einnehmender Film. (An)spannung pur über die gesamte Filmlänge. Selbst in den sparsamen Verschnaufspausen hab ich immer noch gedacht, dass sich die entfernte Spanholzplatte rächen könnte  ;)
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Moonshade am 31 Juli 2009, 12:21:29
Zitat von: Karotte84 am 31 Juli 2009, 12:12:14
Ein sehr einnehmender Film. (An)spannung pur über die gesamte Filmlänge. Selbst in den sparsamen Verschnaufspausen hab ich immer noch gedacht, dass sich die entfernte Spanholzplatte rächen könnte  ;)

Jepp, genau wie die "Noch X Tage"-Einblendungen einen schön aufs Glatteis führt, weil man denkt, da kommt natürlich noch was nach...der Film setzt erfahrungsgemäße Erwartungen reihenweise außer Gefecht...
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: .sixer. am 31 Juli 2009, 13:32:25


Spoiler: zeige
Das Sgt. Sunborn James anfangs in die Luft jagen wollte, fand ich etwas überzogen.
Ansonsten war der Film echt spannend  :respekt:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Vinyard Vaughn am 1 August 2009, 09:58:21
Zitat von: Dr. Schreck حشيش am 31 Juli 2009, 13:32:25
Spoiler: zeige
Das Sgt. Sunborn James anfangs in die Luft jagen wollte, fand ich etwas überzogen.
Ansonsten war der Film echt spannend  :respekt:

Ich denke nicht, dass er das ernsthaft in Erwägung gezogen hat. Er hat mit dem Gedanken gespielt (wie oft spielen wir tagtäglich mit dem Gedanken jemanden umzubringen) und mit dieser Aktion Eldgridge gegenüber seinen Unmut über James geäußert. Für so eine kaltblütige Aktion war er nicht der Charakter.

Ansonsten Dito, auch nach 3maliger Sichtung immer noch ultraspannend, zynisch, böse und mißverstanden. Gehe auf 9/10 hoch.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: .sixer. am 1 August 2009, 12:41:01
Zitat von: Vinyard Vaughn (OV Fascho) am  1 August 2009, 09:58:21
Zitat von: Dr. Schreck حشيش am 31 Juli 2009, 13:32:25
Spoiler: zeige
Das Sgt. Sunborn James anfangs in die Luft jagen wollte, fand ich etwas überzogen.
Ansonsten war der Film echt spannend  :respekt:

Ich denke nicht, dass er das ernsthaft in Erwägung gezogen hat. Er hat mit dem Gedanken gespielt (wie oft spielen wir tagtäglich mit dem Gedanken jemanden umzubringen) und mit dieser Aktion Eldgridge gegenüber seinen Unmut über James geäußert. Für so eine kaltblütige Aktion war er nicht der Charakter.

Ansonsten Dito, auch nach 3maliger Sichtung immer noch ultraspannend, zynisch, böse und mißverstanden. Gehe auf 9/10 hoch.

Also ich spiele eigentlich nie mit dem Gedanken jemanden umzubringen Sollte ich mir Sorgen machen?

REDRUM  :icon_mrgreen:

Ich finde auch nicht, dass so eine Aktion zu dem Charakter gepasst hätte. Wobei der Sgt. ja nicht nur James' draufgängerische Art nicht ab kann. Anfangs bezeichnet er ihn doch als "reaktionär".



Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: McClane am 3 August 2009, 11:41:26
Ich den letztens auch gesehen, ganz großes Tennis IMO, der vielleicht beste Film Bigelows (mal sehen, was die Drittsichtung von "Strange Days" so bringt). Der Verzicht auf eine klassische Handlung stört nicht, da der Film ja eher als Portrait der Truppe funktioniert und durch kleine Fingerzeige (die ungewohnten Auslöser, der modus operandi, der darauf hinweist, dass es häufig die gleichen Bombenleger sein könnte) wird die Kohärenz gewahrt. Neben den offensichtlich packenden Szenen (Entschärfungen, Sniper-Gefecht) haben mich vor allem die letzten Szenen beeindruckt, in denen der Heimgekehrte überhaupt nicht mit dem Zivilleben zurecht kommt, bei seiner Rückkehr in den Irak dann aber vollkommen cool und entspannt daherschreitet. Gute 8/10 war mein Gedanke nach dem Gucken, bin gerade noch am überlegen, ob ich den mittlerweile nicht bei 8,5 oder 9 ansiedeln würde.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: brokenpromisering am 6 August 2009, 01:42:33
Eigentlich wurde schon alles gesagt. Ich schließe mich auch der breiten Mehrheit an... Ich hab den Streifen vor gut 2 Monaten gesehen und war begeistert. Tolle Bilder und Ästhetik (u.a. guter Handkameraeinsatz), mehr als überzeugende Darsteller, ein interessanter und glaubwürdiger Plot und vor allem kein lästiger Schmalz, Pathos oder Patriotismus. Das alles distanziert Bigelow fast komplett von den restlichen US-Kriegsmachwerken der letzten Zeit. Was die Frau da erschaffen hat, ist irgendwie schon ein kleines Meisterwerk und jeden Cent wert. Von daher: die DVD kann kommen!
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: mali am 13 August 2009, 12:51:39

Sex mit Bomben
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,641297,00.html

Über "The Hurt Locker" und den Hollywood-Feldzug gegen den Irak-Krieg.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Mr. Hankey am 17 August 2009, 00:45:04
Hab ja schon von manchem Schelte ertragen müssen, dass ich nur 6,5 Punkte gegeben habe, aber wer mal richtig den Kopf schütteln möchte, sollte sich mal das hier anschauen:

http://zeitverschwender.blogspot.com/2009/08/todliches-kommando-hurt-locker.html

:icon_eek:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Vinyard Vaughn am 17 August 2009, 01:00:11
Zitat von: Mr. Hankey am 17 August 2009, 00:45:04
Hab ja schon von manchem Schelte ertragen müssen, dass ich nur 6,5 Punkte gegeben habe

Das wirst du auch weiterhin ertragen müssen. Sorry, dass ich die Totschlagsargumentkeule rausholen muss, aber wer diesen Film nicht gut findet hat keinen Plan - Punkt um. :andy:

Zitat von: Mr. Hankey am 17 August 2009, 00:45:04
http://zeitverschwender.blogspot.com/2009/08/todliches-kommando-hurt-locker.html

:icon_eek:

Und das ist auch der geil-dümmste Haufen Schwachsinn, den ich seit der OV Sneak über diesen Film hören musste. Da wird hin und hergebogen bis es ins brave, antiamerikansiche, pseudo-linke-Weltverbesserungsblödsinn-Schema passt. (Dies wird spätestens deutlich, wenn "Battle of Hadita" im selben Atemzug genannt wird mit "der die Problematik im Gegensatz zu Bigelow äußerst feinfühlig analysiert". :icon_rolleyes: Klar passt diese dreiste Heuchlerscheiße viel besser zum "Alle Soldaten sind Mörder" Kanon.)
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Mr. Hankey am 17 August 2009, 01:04:40
Zitataber wer diesen Film nicht gut findet hat keinen Plan

Na dann kann ich ja froh sein, dass ich ihn nicht schlecht finde! :LOL:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Vinyard Vaughn am 17 August 2009, 01:09:12
Zitat von: Mr. Hankey am 17 August 2009, 01:04:40
Zitataber wer diesen Film nicht gut findet hat keinen Plan

Na dann kann ich ja froh sein, dass ich ihn nicht schlecht finde! :LOL:

6,5 reicht aber nicht mein lieber David. 6,5 reicht lange nicht. Aber ist schon ok, hast ja bereits mehrfach bewiesen, dass du bei diesem Thema einfach nicht mitreden kannst.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Mr. Hankey am 17 August 2009, 01:12:21
Ich halte mich da Ausnahmsweise an Rajkos Worte:

ZitatDas Genre an sich finde ich aber auch weiterhin per se problematisch und nur wenige Ausnahmen[...]gelungen.

:icon_mrgreen:

Von daher irgendwo ein Thema, bei dem ich auch gar nicht unbedingt mitreden möchte... ;)
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Klugscheisser am 17 August 2009, 14:22:42
Ein bisschen von und über Bigelow und "The Hurt Locker" bei Spiegel-Online:
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,642485,00.html
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: psychopaul am 16 Oktober 2009, 02:01:56
Ich bin ebenfalls begeistert, sicher einer der besten Filme des Jahres, diese Intensität ist schon beeindruckend und die Charaktere wachsen einem richtig ans Herz, vor allem natürlich der "Verrückte". Das Motto "war is a drug" wird jedenfalls fast perfekt umgesetzt, da brauch ich auch nicht lange überlegen, ob es grundsätzlich okay oder überhaupt notwendig ist, aus dieser Kriegsthematik einen "Reißer" zu machen.  ;)

Werd ihm wohl auch 9 Punkte verpassen. Das, was bei ähnlich straighten "Kriegs-Filmen" jüngerer Zeit wie Black Hawk Down und Jarhead gut war, ist hier noch besser.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Claude am 23 November 2009, 10:49:35
Hab mir den am Wochenende nach all den guten Kritiken ausgeliehen.
Ich kann nur sagen, dicker Daum nach oben  :respekt:
Grandioser Film und für mich auf jeden Fall auch einer der beeindruckensten Filme des Jahres.

Kommt am 3. Dezember auch in den Handel. Klick (http://www.amazon.de/T%C3%B6dliches-Kommando-Hurt-Locker-Steelbook/dp/B002PBH6XG/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=dvd&qid=1258963599&sr=8-1)
Und hier der deutsche Trailer (http://www.youtube.com/watch?v=As0pRxpEG-k)
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Schinder am 8 Dezember 2009, 11:24:36
Zitat von: Claude am 23 November 2009, 10:49:35
Hab mir den am Wochenende nach all den guten Kritiken ausgeliehen.
Ich kann nur sagen, dicker Daum nach oben  :respekt:
Grandioser Film und für mich auf jeden Fall auch einer der beeindruckensten Filme des Jahres.
Dem hab ich nichts hinzuzufügen. Respekt an Bigelow.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Hitfield am 12 Dezember 2009, 01:40:20
Ein Meisterwerk und der aus meiner Sicht bislang beste Film zum Thema Irakkrieg, den es gibt. Ich finde die Idee großartig, die Tragik der Soldaten und der verfahrenen Situation mitsamt der katastrophalen Sicherheitslage vor Ort, die keine Seite zufriedenstellen kann, weniger auf einer politischen oder moralisierenden Ebene aufzuarbeiten, sondern stattdessen einfach kenntnisreich recherchiert und glaubhaft realistisch den Alltag der Soldaten zu zeigen. Jeden Morgen geht es raus an die unsichtbaren Frontverläufe, Entscheidungen müssen kurzfristig getroffen werden und wie sich der Tag entwickelt, bleibt bis zur Dämmerung völlig offen. Jeder Tag kann der letzte sein. Nicht umsonst endet der Film wie er begonnen hat - ein ewiger Kreislauf des Rückwärtszählens der verbleibenden Tage bis endlich die Ablösung kommt. Das ging wirklich unter die Haut.

Gelungen auch die Charakterzeichnung. Es gibt keine richtige Trennlinie zwischen Gut und Böse. Einige radikale Einheimische verüben hinterhältige Anschläge, doch auch die Einheimischen werden mitunter mißbraucht, schwer in Mitleidenschaft gezogen oder sehen nur unbeteiligt zu. Die Szenen, wenn die Bombenentschärfer wegen des Sicherheitsabstandes alleine durch leere Straßenzüge zu den Sprengsätzen gehen und die Anwohner ihnen auf den Dächern oder hinter halbverhangenen Fenstern einfach nur zuschauen, als ob sie einer Freilufttheateraufführung beiwohnten, war für mich Gänsehaut pur, wie ich es schon lange nicht mehr gesehen habe. Das alles ist zudem erstklassig inszeniert und fotografiert.

Kurz und gut 9 / 10.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Nibi am 12 Dezember 2009, 11:05:37
Hab ihn gestern gesehen, für mich der beste Film des Jahres. So mitgefiebert habe ich schon lange nicht mehr, ultraspannend und beeindruckend gespielt.

Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Riddick am 12 Dezember 2009, 19:17:10
Kann mich den positiven Stimmen anschließen. Super Film. Spannend und actionreich zudem mit klasse Darstellern.

8/10
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Private Joker am 13 Dezember 2009, 11:56:13
Gehöre dann wohl zu den wenigen, die der Film nicht begeistert hat. Klar sind da einige gute Einzelsequenzen drin, aber als Gesamtwerk hat mich das nicht gefesselt. Irgendwie fehlte mir da ein Drehbuch, dass etwas mehr Zusammenhang und Inhalt bietet als ein paar gut gemachte Semidoku-Bilder und ein bisschen banales Rumgehampel dazwischen (die Sauf/Prügelszene).

Bestes Beispiel: Das Scharfschützenduell - toll gemacht, aber warum sind die auf einmal im Kampfeinsatz und wieso sind unsere Kampfmittelräumer plötzlich ausgebildete, perfekte Scharfschützen ? (den einen Mann in der Bewegung zu treffen - mM nach unmöglich).

Auch mit den Figuren - vor allem der Hauptfigur - konnte ich überhaupt nichts anfangen; während die zwei Kumpels (der Schwarze und dieser Eldrige) noch ganz realistisch rüberkamen, halte ich den Adrenalinjunkie für weitgehend überzeichnet. Und überhaupt: Besteht die US-Army dort nur aus den Dreien ? Außer dem Doc und ganz kurz diesem Schnautzbart-Colonel ("er wird es nicht schaffen" LOL) ist da fast keiner zu sehen. Von den Irakern ganz zu schweigen, da gibt es wohl nur Attentäter und Opfer, niemand dazwischen.

Von mir so etwa 6 von 10. Wie gesagt: Nicht übel, aber nicht mitreißend. Mein Favorit im schmalen Irakkriegsgenre: Die TV-Serie "Over There", realistisch und mit glaubhaften Figuren.

Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 13 Dezember 2009, 12:18:45
Zitat von: Private Joker am 13 Dezember 2009, 11:56:13
Und überhaupt: Besteht die US-Army dort nur aus den Dreien ?

Ich mochte den ja auch sehr - hab aber ebenfalls in meiner Kritik erwähnt, dass ein "Negativpunkt" des Films (wenn auch kein allzu gewichtiger) auf jeden Fall die Tatsache ist, dass irgendwie überhaupt keine Befehlsstrukturen dar- bzw. herausgestellt werden, was in dieser Form natürlich unrealistisch ist (die kleine Truppe wirkt irgendwie losgelöst von den restlichen Streitkräften).
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: McClane am 13 Dezember 2009, 12:23:48
Zitat von: Private Joker am 13 Dezember 2009, 11:56:13
Und überhaupt: Besteht die US-Army dort nur aus den Dreien ? Außer dem Doc und ganz kurz diesem Schnautzbart-Colonel ("er wird es nicht schaffen" LOL) ist da fast keiner zu sehen. Von den Irakern ganz zu schweigen, da gibt es wohl nur Attentäter und Opfer, niemand dazwischen.

Herzlichen Glückwunsch, du hast das Konzept der Films erkannt, wenn auch nicht unbedingt verstanden. Es geht um den Alltag genau dieser drei Bombenexperten, also sind die restlichen Armeeleute nur Randfiguren. Es tauchen ja immer wieder welche auf (z.B. der Doc), aber es bleiben Randfiguren. Und von daher ist die (Nicht-)Darstellung der Iraker ziemlich konsequent... zumal es mitnichten bloß Attentäter und Opfer gibt, es gibt im Gegenteil sogar diverse Figuren bei denen offen bleibt, ob sie eine Gefahr darstellen. Bei den ganzen Zuschauern oder den Leuten, die mitfilmen, argwöhnen die Soldaten ja immer, ob es Terroristen sind, aber vom Film bestätigt wird es nie. Und den DVDs verkaufenden Jungen würde ich auch in keine der beiden Kategorien einsortieren wollen, obwohl der "Adrenalinjunkie" ihn ja für ein Opfer hält.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Reiben am 13 Dezember 2009, 12:36:24
Die Tatsache, dass Freund und Feind so gut wie nicht gezeigt werden, spiegelt außerdem die Einsamkeit und Isolation der Soldaten wider, wodurch die Bedrohungssituation auf eine psychische Ebene erhoben wird, worum es dem Film ja auch im Hauptanliegen geht.
Die Bedrohung für Leib und Leben ist zwar natürlich nicht nur reine Staffage, sondern vor allem Ursache der psychischen Bedrohung,  aber wie sich an der Figur des Teamleaders zeigt, geht es vor allem um die psychische Deformierung, die der Krieg bei den Leuten verursacht.
Spoiler: zeige
Und am Ende ist es ja dann auch so, dass der körperlich verletzte Soldate im Grunde wesentlich besser wegkommt, als der oberflächlich unversehrte Teamleader.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Private Joker am 13 Dezember 2009, 12:54:56
Kriege, die mehr oder weniger alleine von einem (J.R.) oder wie hier drei Leuten (mit dem Schwerpunkt auf einem) geführt werden, gibt es aber nun mal  nicht oder nur in Hollywood, und wenn das in einem Film mit hohem Realitätsanspruch so dargestellt wird, dann darf und muss das ein Kritikpunkt sein. Dass der solche  Nummern wie gezeigt permanent durchziehen kann, ohne sich nur einmal vor einem Vorgesetzten zu verantworten, erscheint mir einfach weit ab der Wirklichkeit.

Gerade in Relation zu der zitierten Serie Over There wird das mE sehr deutlich, da muss sich die Protagonisten-Einheit neben den üblichen Feinden immer wieder mit Vorgesetzen und Befehlsstrukturen rumschlagen, die wenig Kontakt zur Kriegswirklichkeit haben, das wirkt einfach realistischer.

Und die Iraker ? Vermute mal, dass die Darstellung wie hier in etwa tatsächlich der Wahrnehmung der US-Soldaten und /oder der US-Öffentlichkeit entspricht. Ein klein bisschen mehr hätte ich von einer intelligenten Regisseuse wie Miss B. vielleicht doch erwartet, aber dem setzt natürlich auch die Laufzeit Grenzen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 13 Dezember 2009, 13:02:22
Kann es sein, dass Du irgendwie an dem Film "vorbeigesehen" hast? Realismusanspruch hin oder her: Kino ist Kino und keine Doku oder Reportage. Was Reiben und McClane erklären ist doch auch, dass der Film bildhaft arbeitet, nicht abbildhaft. Was gerade beim Kriegsgenre nötig zu sein scheint: deshalb gilt mir "Apocalypse Now" ja gerade als einer der besten Kriegsfilme: der versucht gar nicht, irgendeine Vietnamrealität abzubilden, sondern erzählt so absurdes Zeug, dass der Zuschauer beim Sehen genau das Gefühl der Absurdität hat, was man bezogen auf diesen Krieg haben sollte.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Private Joker am 13 Dezember 2009, 13:37:05
Klar gibt es Filme, die von vornherein auf Realitätsanspruch verzichten - vom reinen Actionspektakel bis zu den intellektuellen Fingerübungen a la Apocalypse; kann mit beidem gut leben. Aber Hurt Locker kommt doch gerade hochrealistisch daher, vom Kamerastil bis zur Erzählstruktur, da darf ich doch mal darauf hinweisen, dass das mehr Schein als Sein ist. Selbstverliebte, todes- oder gefahrensüchtige, von allen militärischen Strukturen offenbar losgelöste Bombenentschärfer wären in allen ernstzunehmenden Armeen der Welt ein Fall für den Psychiater, weil sie nicht nur sich selbst, sondern auch andere in Gefahr bringen (der Fairnis halber: Der Film spricht das ja auch an, aber ohne jede Konsequenz).
Und für die nicht so umwerfend neue Botschaft, dass Krieg irgendwie scheisse ist und den Menschen wahlweise körperlich oder seelisch zerstört, sind 126 Minuten doch ein bisschen lang, das habe ich halt schon kürzer und prägnanter gesehen. Zumal den größten Beifall doch wieder die "Action" bekommt (siehe ein Post über meinem ersten), konkret also die Auftakt- und die (vom Rest des Filmes völlig losgelöste, auch ein Kritikpunkt) Scharfschützensequenz.

Aber wie gesagt, bin ja kein absoluter Gegner des Filmes, Erwartungen war wohl etwas hoch (ging mir mit Children of Men auch schon so, btw).

Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Reiben am 13 Dezember 2009, 13:53:34
Ich kann einfach nicht den von dir wahrgenommenen Realsimusanspruch des films entdecken. Natürlich gibt es keine fliegenden Kobolde und auch das Szenario ist grundsätzlich der Realität entnommen und auch realistisch umgesetzt, aber den Anspruch eine militärisch akkurate und authentische Darstellung des Irakkriegs zu sein hat der Film einfach nicht. Und zwar gerade WEIL er in den Punkten, die du kritisierst, eben über die "einfache" Realität" hinausgeht. Die Form (in diesem Falle die Authenzität) folgt der Funktion.
Man kann hier nicht die von Band of Brothers und anderen Filmen eingeführte hochgradig akkurate Darstellung des Krieges (die natürlich auch ihre Berechtigung hat) erwarten. Damit tut man dem Film Unrecht. Das ist so wie bei Star Wars zu kritisieren, dass es bei den Raumschlachten Geräusche im Weltall gibt.
Die teils dokumentarische Inszenierung von Hurt Locker würde ich auch nicht als Argument heranziehen, dass der Film den von dir genannten Realismusanspruch hat. Imo dient der eher dazu, die Erfahrungen der Soldaten in der jeweiligen konkreten Bedrohungssituation für den Zuschauer besser erfahrbar zu machen.
Und auch wenn die wenige Action des Films natürlich gut gemacht ist, würde ich nicht sagen, dass die bei den Zuschauern im Fokus der Wahrnehmung liegt. Die Kritiken in der OFDB zu Hurt Locker gehen eigentlich meist in eine andere Richtung. Ich bin mir aber durchaus bewusst, dass auch ich in meiner Kritik die hochaufgelöste HD-Action ausdrücklich gelobt habe, aber auch nur in einem Nebensatz des Resümees...

Ach ja: Ich finde man sollte vielleicht auch eher noch die Begriffe Realität, Realismus und Authenzität deutlicher trennen.
Und eine realistische Darstellung in einem Film ist für mich auch noch kein Grund eine realistische Sichtweise an den Tag legen (auch wenn beides natürlich oft miteinander verknüpft ist).
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Private Joker am 13 Dezember 2009, 14:21:56
Über den Realitätsanspruch kann man streiten, ich bleibe da tendenziell bei meiner Ansicht, aber jetzt mal unterstellt, der Film will nicht (oder nur begrenzt) realistisch sein, was bleibt dann noch:

- Ein persönliches Drama ? Dafür erfährt man viel zu wenig über die Figuren, der Schwarze möchte ein Kind, der Dritte geht zum Doc, das war's. Und der Protagonist ist irgendwie ziemlich kaputt, aber warum genau ? Und Entwicklungen sind da auch nicht erkennbar, unser Chefleitungsdurchtrenner ist am Anfang schon genau in dem Zustand, bleibt es im Film und
Spoiler: zeige
macht am Ende genau so weiter
. Klar, alles Kriegsfolge, aber ist das nicht ein bisschen wenig ? Die wenigen Szenen, die sich dem Verhältnis der Drei widmen (die schon erwähnte "Prügel"szene) bringen imho gar nichts, aber das ist mehr noch als der Rest meiner Kritik Geschmackssache.  

- Ein Actionthriller über Bombenentschärfungen mit gelegentlichen Scharfschützeneinlagen ? Natürlich sind die entsprechenden Sequenzen gut gemacht und werden ihren Teil zu den guten Kritiken hier beigetragen haben, das wird jeder der Autoren zugeben (so wie fast jeder "gute" Kriegsfilm sich zumindest teilweise darüber definiert, wie gut/aufwändig/realistisch seine Kriegsszenen inszeniert sind, ich erwähne nur mal am Rande den Soldaten James Ryan, der ohne seine Auftaktsequenz auch nie den Erfolg gehabt hätte). Aber bei Hurt Locker sind sie halt auch entweder im Ansatz unrealistisch (jetzt bin ich doch wieder dabei) und /oder Fremdkörper im Film; und denkt man sich diese Sequenzen auch noch weg, bleibt ein sehr langes Nichts von einem Film.

Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Reiben am 13 Dezember 2009, 16:06:35
Ich gebe dir recht, dass ein roter Faden fehlt in dem Film und ich will ihn nicht besser machen als er ist. Schließlich hat er auch von mir "nur" 8 Punkte bekommen. Was mich vor allem gestört hat - und da liege ich glaube ich gar nicht so weit von dir entfernt - ist die Tatsache, dass es in der Tat immer dasselbe ist, was wir sehen. Maßgebliche Entwicklungen bei den Charakteren fehlen in der Tat und auch ein dramaturgischer Höhepunkt fehlt (bzw. es sind zu viele). Die Statik der Charaktere kann man aber auch durch Ausweglosigkeit, Festklammern an letzten Hofnungen oder Angststarre erklären.
Für mich blieben das aber halt nur recht unwichtige Kritikpunkte - wenn die für dich schwerwiegender sind, dann ist das natürlich dein gutes Recht.
Nur über den Realitätsanspruch können wir uns glaub ich bis ans Ende aller Tage streiten... :fight:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: StS am 14 Dezember 2009, 09:09:39
Der Film hat übrigens am WoE die 2009er "Best Picture"-Auszeichnung sowohl bei den "Los Angeles Film Critics Awards" als auch den "Boston Society of Film Critics Awards" für sich verbuchen können...
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Steff am 15 Dezember 2009, 09:38:00
ZitatDer Film hat übrigens am WoE die 2009er "Best Picture"-Auszeichnung sowohl bei den "Los Angeles Film Critics Awards" als auch den "Boston Society of Film Critics Awards" für sich verbuchen können...

Hat er sich auch verdient.
Ist wirklich ein sehr guter Film geworden.  :respekt:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: McKenzie am 15 Dezember 2009, 14:03:27
Vorgestern noch in einer späten OmU-Vorstellung mitgenommen und äußerst angetan. Der vielleicht beste amerikanische Kriegsfilm der letzten 10 Jahre, frei von jedem Pathos und hinterhältig suggestiv. Wundervoll - 9/10.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: endoskelett am 30 Dezember 2009, 05:35:59
So stelle ich mir den Wiederaufbau im Irak vor. Mit Blut und Schweiß und Bomben.

Also im Ernst, ein sehr spannender Film mit einem superheißen Thema wurde da erschaffen. Die Bedrohung scheint allgegenwärtig und der Kampf der Soldaten nur ein Überlebenskampf und sonst nichts.

Punkteabzug gibt es für den überzeichneten Draufgänger und manche merkwürdigen Entscheidungen. Das Sniperduell war technisch klasse, aber drehbuchmäßig unvollkommen. Private Joker hat das alles aufgeführt, da unterschreibe ich.

Mit dem Draufgänger wäre ich als Mitglied des Bombenkommandos übrigens nicht wieder rausgefahren...selbstmörderisch.

Mindestens 7/10.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: AB am 30 Dezember 2009, 08:06:39
Also ich würde ja lieber mit so nem "kaputten" Typen raus, der schon 600 (kann mich an die Zahl nicht erinnern) Bomben entschärft hat, als mit nem Newbie der 2 Einsätze hinter sich hat, aber 1a ans militärische Fachbuch hält. In den Armeen sind mehr kaputte Typen als man denkt und da wird wohl auch bei vielen ein Auge zugedrückt, solange alles glatt läuft. Die fehlende Entwicklung hat mich nicht gestört, vor allem da es sich ja um einen begrenzten Zeitraum handelt und ich mir nicht vorstellen kann, dass jeder Mensch innerhalb von ein paar Monaten eine spürbaren Charakterentwicklung durchmacht, gerade dann nicht, wenn er seine "Art" schon über die letzten Jahre und die bis dato entschärften Bomben definiert hat. Auch wenn es vielleicht ein blöder Vergleich ist, aber wenn ich was jeden Tag mache, dann wird es zur Routine, egal wie gefährlich es für Aussenstehende sein mag und Routine bedeutet of Stillstand, von daher für mich auch eine konsequente Umsetzung im Film.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: blade2603 am 30 Dezember 2009, 13:39:29
Für mich eines der absoluten Highlights des Jahres...  extrem Spannend, gut erzählt und noch mal extrem Spannend!
Am Anfang war ich mir nicht sicher ob die ganzen Lobeshymnen wirklcih gerechtfertigt waren aber ich muss den meisten hier wirklich zustimmen, der Film fesselt von der 1. bis zur letzten Sekunde.
von mir gibts 10/10

Spoiler: zeige
das einzige was das ganze nicht sonderlich glaubhaft gemacht hat, ist das er nachts einfach abhaut um den Mörder des kleinen Jungen zu finden. Diese Ramboaktion hätte sich Frau B. sparen können.


Das stört zwar etwas die Glaubwürdigkeit des Films aber hat mich wirklich nur ganz kurz gestört.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: endoskelett am 30 Dezember 2009, 13:56:01
Zitat von: blade2603 am 30 Dezember 2009, 13:39:29


Spoiler: zeige
das einzige was das ganze nicht sonderlich glaubhaft gemacht hat, ist das er nachts einfach abhaut um den Mörder des kleinen Jungen zu finden. Diese Ramboaktion hätte sich Frau B. sparen können.


Das stört zwar etwas die Glaubwürdigkeit des Films aber hat mich wirklich nur ganz kurz gestört.
Spoiler: zeige

Der Verkäufer, der ihn zum angeblichen Haus des Jungen fährt und dann flüchtet, hätte ihn auch locker in einen Hinterhalt und offen dem Feind servieren können. Das muss er einfach wissen, wenn er ihn für einen Aufständischen hält. Und der Junge taucht ja wieder auf? Was war mit dem Jungen als Körperbombe, die sie fanden, und was wurde aus dem Bombendepot gemacht?..ein bisschen unausgegoren.
Daher auch der Punkteabzug.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Bretzelburger am 30 Dezember 2009, 14:24:00
Ich halte die Sequenz mit dem Jungen für extrem wichtig, weil das die Ambivalenz dieses Typen verdeutlicht. Das ist ja nicht einfach ein Wahnsinniger, der irre Bomben entschärft, sondern jemand, der seinen Ursprung verloren hat. Er will doch - wie er selbst betont - am liebsten alle Bomben entschärfen, bevor diese überhaupt gelegt werden. In der Sequenz mit dem Jungen geht es ihm um etwas ganz persönliches, ein Gefühl der Emotion innerhalb dieser Wirren. Der Mann hat jegliches Gefühl für das Abwägen von Risiken verloren und ist nicht einfach ein Draufgänger, der hier mal über die Stränge schlägt, sondern ein Gestörter, der zu Hause keine Bindung mehr zu seiner liebevollen Familie herstellen kann. Genau diese Zerstörung der Psyche will B. damit verdeutlichen.

Angesichts dieser Diskussion hier, wird mir wieder klar, warum Viele den Film wiederum als Kriegsfilm verdammen. Ihr findet ihn zwar gut, aber letztlich seht ihr den Film auch nicht anders, denn sonst würdet ihr die Qualität gerade in dieser Sequenz erkennen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: endoskelett am 30 Dezember 2009, 14:46:10
Ich hätte auf diese Sequenz, in der er rausfährt und ermittelt, getrost verzichten können. Warum wird der Charakter dahingeführt? Will er die Aufständischen mit einer Pistole alleine bekämpfen? Es war ausreichend, das Depot zu zeigen und was er da finden muss. Und dass das seine Psyche nur noch mehr zerstören wird, ist doch klar.

Er will alles entschärfen, noch bevor es zum Deponieren kommt, das zeigt ja seine Hilflosigkeit und seinen sinnlosen Kampf, schon verstanden. Aber dass er dafür am Bombenkrater eine eigene Suchaktion anfängt, war zu überzogen meiner Meinung nach, und da gipfelt die Überzeichnung, die nicht hätte sein müssen. Sgt. Eldridge hätte man auch einfach mal beim Bombenentschärfen verwundet werden lassen können, natürlich aufgrund des Leichtsinns und Verkennung der Situation vom Truppführer.

Ein paar Kritikpunkte anführen, heißt aber noch nicht den ganzen Film verdammen zu müssen und das liegt mir fern, der hat schon noch seine Qualitäten, bin ja nicht umsonst bei ungefähr 7 Points.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: blade2603 am 30 Dezember 2009, 14:52:52
Zitat von: Bretzelburger am 30 Dezember 2009, 14:24:00
Ich halte die Sequenz mit dem Jungen für extrem wichtig, weil das die Ambivalenz dieses Typen verdeutlicht. Das ist ja nicht einfach ein Wahnsinniger, der irre Bomben entschärft, sondern jemand, der seinen Ursprung verloren hat. Er will doch - wie er selbst betont - am liebsten alle Bomben entschärfen, bevor diese überhaupt gelegt werden. In der Sequenz mit dem Jungen geht es ihm um etwas ganz persönliches, ein Gefühl der Emotion innerhalb dieser Wirren. Der Mann hat jegliches Gefühl für das Abwägen von Risiken verloren und ist nicht einfach ein Draufgänger, der hier mal über die Stränge schlägt, sondern ein Gestörter, der zu Hause keine Bindung mehr zu seiner liebevollen Familie herstellen kann. Genau diese Zerstörung der Psyche will B. damit verdeutlichen.

Angesichts dieser Diskussion hier, wird mir wieder klar, warum Viele den Film wiederum als Kriegsfilm verdammen. Ihr findet ihn zwar gut, aber letztlich seht ihr den Film auch nicht anders, denn sonst würdet ihr die Qualität gerade in dieser Sequenz erkennen.

das alles schön und gut... aber das macht trotzdem nicht den thematisch eingebauten Blindflug mitten ins Feindesland wech...  Es hätte dem Film nicht geschadet wenn die Sezene mit dem Taxifahrer und dem Professor einfach gefehlt hätte.
Das er Emotional ergriffen ist und den Tot von dem kleinen tragisch findet ist vollkommen ok. Da sieht man das er trotz der coolen und fast unbesiegbaren Haltung doch noch ein Mensch ist. Was aber auch nicht so 100%ig zum Ende des Films passt.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: die-bane am 1 Januar 2010, 15:07:54
Joa hab ihn mir neulich angesehen, ich geb ihm ne 7,5, vom Hocker gerissen hat er mich nicht, hat aber durchaus dramatische Szenen drin, die aber leider (zumindest für mich) vorhersehbar waren, siehe
Spoiler: zeige
der Tod des Kompanieseelsorgers und des Sprengstoffattentäters wider Willen.


mfG diebane
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: SutterCain am 14 Januar 2010, 00:25:52
Endlich gesehen. Nach all den Vorschusslorbeeren hat er leider etwas enttäuscht. Guter Thriller. Gute Charakterstudie. Gelungenes Ende. Aber als Film über den Irakkrieg fand ich ihn fad. Und optisch haben mich die hektischen Zooms teilweise stark genervt.
7/10
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 14 Januar 2010, 12:04:48
Das ist kein Film über den Irakkrieg, das ist ein Film über Krieg - Valley Of Elah in gut.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: SutterCain am 14 Januar 2010, 23:04:29
Zitat von: LeCrumb am 14 Januar 2010, 12:04:48
Das ist kein Film über den Irakkrieg, das ist ein Film über Krieg - Valley Of Elah in gut.

Danke, dass du mir das mal erklärt hast :icon_mrgreen:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 15 Januar 2010, 01:29:19
Na was soll dann die Aussage? Ist wie "Inglourious Basterds ist toll, aber als Film über den Sturm auf die Bastille versagt er gänzlich."
Man kann einem Film nicht vorwerfen etwas nicht zu sein, wenn er es gar nicht sein will.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: psychopaul am 15 Januar 2010, 01:59:04
ZitatValley Of Elah in gut.
:rofl:

ZitatMan kann einem Film nicht vorwerfen etwas nicht zu sein, wenn er es gar nicht sein will.

Na da schau her.  :icon_mrgreen:


Der Film verzerrt aber anscheinend schon sehr viel, was Bombenentschärfungseinsätze etc. angeht; ändert aber wenig an seinen sonstigen Qualitäten.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: SutterCain am 15 Januar 2010, 12:42:42
Zitat von: LeCrumb am 15 Januar 2010, 01:29:19
Na was soll dann die Aussage? Ist wie "Inglourious Basterds ist toll, aber als Film über den Sturm auf die Bastille versagt er gänzlich."
Man kann einem Film nicht vorwerfen etwas nicht zu sein, wenn er es gar nicht sein will.

Danke für die Polemik.

Bei einem Film, der als Setting den Irakkrieg wählt, darf doch wohl danach gefragt werden, was für ein Bild er eben über diesen Krieg zeichnet. Ebenso legitim ist es zu fragen, wie ein Film wie Sheridans "The Boxer" das Boxen darstellt, obwohl es im Kern nicht wirklich ums Boxen geht. Außerdem: Wer legt fest, was ein Film sein will? Steht das im Abspann?
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 15 Januar 2010, 12:51:15
Nein, das tue ich. :algo:
Wenn man ein Psychogramm eines Soldaten erstellt, ist der Ort des Krieges doch vollkommen Latte; der Film könnte in Afghanistan, Vietnam, Korea oder sonstwo spielen, weil Krieg überall Scheiße und laut ist.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Blonder am 8 März 2010, 19:34:50
Glückwunsch an Kathryn Bigelow!

6 awards!

Bester Film! Beste Regie!
Und dem Ex gezeigt, wie es geht  ;) :respekt:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Glod am 11 März 2010, 13:44:03
Imo 6 Oscars für gar nix. Reines Politikum. An dem Film ist meiner Ansicht nach nix dran, was auch nur einen einzigen Oscar wert wäre. Zudem war er nur sehr mäßig spannend. Imo war Inglorious Basterds in allen Kategorien, wo Hurt Locker abgeräumt hat um Welten besser.  Und es gibt wohl kein einziges Argument, mit dem man Avatar den Oscar für besten Film und Regie ab- und Hurt Locker gleichzeitig zusprechen kann. :andy:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Moonshade am 11 März 2010, 13:58:17
Zitat von: Glod am 11 März 2010, 13:44:03
Imo 6 Oscars für gar nix. Reines Politikum. An dem Film ist meiner Ansicht nach nix dran, was auch nur einen einzigen Oscar wert wäre. Zudem war er nur sehr mäßig spannend. Imo war Inglorious Basterds in allen Kategorien, wo Hurt Locker abgeräumt hat um Welten besser.  Und es gibt wohl kein einziges Argument, mit dem man Avatar den Oscar für besten Film und Regie ab- und Hurt Locker gleichzeitig zusprechen kann. :andy:

Tja, in deiner Welt gibts das vielleicht nicht...bei uns schon...wie isses da denn so? Auch schönes Wetter? :icon_mrgreen:

PS: Ich könnt jetzt ganz groß ausholen, aber ich hab kein Bock mehr, Leute von den Qualitäten von "HL" zu überzeugen, die eh nur ihren Lieblingsfilm gewinnen sehen wollen (auch wenn mir persönlich "Basterds" genauso recht gewesen wär) und dann sagen: "Nee, seh ich ganz anders, weil...ist einfach so!"
Und die Oscars - die sagen gar nichts über die Filmquali aus...
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Klaus Jr. am 11 März 2010, 14:01:55
Zitat von: Glod am 11 März 2010, 13:44:03
Und es gibt wohl kein einziges Argument, mit dem man Avatar den Oscar für besten Film und Regie ab- und Hurt Locker gleichzeitig zusprechen kann. :andy:

Hm, ausser dass Avatar eine technische Meisterleistung aber ansonsten recht unoriginell und seelenlos ist vielleicht.....
Außerdem hat Bigelow keine 10 Jahre für ihren Film gebraucht.
Was hat Cameron die ganze Zeit gemacht frage ich mich....9,5 Jahre Technikgedöns und dann noch schnell ein Drehbuch dazu geschrieben?
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Moonshade am 11 März 2010, 14:09:33
Das Drehbuch hat imo nur zwei Jährchen gebraucht, man sollte nicht vergessen, daß Cameron eine ganze Weile die Tauchsachen gemacht hat und dann zwei Dokus produziert, da sind so einige Jährchen für drauf gegangen.
Praktisch-faktisch hat das Projekt Avatar nur etwa vier Jahre gebraucht...
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Glod am 11 März 2010, 14:28:01
Zitat von: Moonshade am 11 März 2010, 13:58:17

PS: Ich könnt jetzt ganz groß ausholen, aber ich hab kein Bock mehr, Leute von den Qualitäten von "HL" zu überzeugen, die eh nur ihren Lieblingsfilm gewinnen sehen wollen (auch wenn mir persönlich "Basterds" genauso recht gewesen wär) und dann sagen: "Nee, seh ich ganz anders, weil...ist einfach so!"

Ich wollte nicht zwingend Avatar oder IB gewinnen sehen (wusste nicht mal, dass IB noch für irgendwas anderes als den Waltz-Oscar nominiert war). Aber Hurt Locker ist aus meiner Sicht auch nur ein Stück 0815-Kriegszelluloid, welches den schon gemachten Aussagen (Band of Brothers, Black Hawk Down, We were Soldiers, Jarhead, Full Metal Jacket, Apocalypse now usw. usw.) nicht das geringste hinzuzufügen hat. Darüber hinaus war der Film nicht mal besonders gut gemacht, will heißen aus meiner Sicht hatte der nix, was sich einprägen würde. Aber wie du schon sagtest:

ZitatUnd die Oscars - die sagen gar nichts über die Filmquali aus...

That's what i'm talking about - reines Politikum. Es mag ja naiv sein, dass ich davon ausgehe, dass ein Oscargewinner auch qualitativ was zu bieten hat. Und sicher fällt die Wahl u.U. schwer, wenn es ein Jahr gibt, wo es mal keinen richtigen Kracher gibt, der sich von allen anderen weit abhebt. Aber man muss nicht den Blinden zum König machen, wenn der Einäugige auch noch da ist.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Glod am 11 März 2010, 14:31:09
Zitat von: Klaus Jr. am 11 März 2010, 14:01:55
Hm, ausser dass Avatar eine technische Meisterleistung aber ansonsten recht unoriginell und seelenlos ist vielleicht.....

Den Technikaspekt können wir bei HL auch noch getrost abziehen. Und dann bleibt ein imo seelenloser und unorigineller Kriegsfilm übrig (Jarhead war z.B. mal originell). Kein Unterschied zu Avatar


ZitatAußerdem hat Bigelow keine 10 Jahre für ihren Film gebraucht.
Was hat Cameron die ganze Zeit gemacht frage ich mich....9,5 Jahre Technikgedöns und dann noch schnell ein Drehbuch dazu geschrieben?

Cameron hat gewartet, bis er das tun konnte, was er wollte. Der hat nicht 9 Jahre an der Technik gefeilt. Obendrein sollte Zeitdauer kein ausschlaggebender Punkt sein. Oder man führt halt eine Oscar-Kategorie für den am effizientesten gedrehten Film ein.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Bretzelburger am 11 März 2010, 14:37:02
Hier ist ja schon genügend (auch von mir) über HL geschrieben worden, aber wer darin nur wieder das selbe wie in "we were soldiers" erkennen kann, hat einfach eine so anderer Denkweise, dass es schwer fällt, auf der Basis zu diskutieren.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Glod am 11 März 2010, 14:40:26
Ich habe 'ne Menge mehr Filme aufgezählt als nur diesen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: KeyserSoze am 11 März 2010, 15:14:40
Zitat von: Glod am 11 März 2010, 14:40:26
Ich habe 'ne Menge mehr Filme aufgezählt als nur diesen.

"The Hurt Locker" hatte mit dem Thema Krieg eigentlich nur den Schauplatz gemeinsam. Es werden keine Schlachten gezeigt sondern nur die Arbeit des Entschärfungskommandos. Wäre es für dich immer noch ein Kriegsfilm wenn er z.B. in Kuwait spielen würde?
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Bretzelburger am 11 März 2010, 15:34:27
Zitat von: Glod am 11 März 2010, 14:40:26
Ich habe 'ne Menge mehr Filme aufgezählt als nur diesen.
Selbstverständlich, aber dieses Beispiel liegt aus meiner Sicht noch mehr daneben, als schon die anderen. Das Spezielle an HL ist, dass dort offiziell gar kein Krieg stattfindet. So etwas wie konkrete Kämpfe oder klare Zielsetzungen, gibt es auch nicht, sondern nur drei Mann, die einen Job tun, den sie gar nicht tun müssten - Viele der Einheimischen würden sogar sagen - lieber lassen sollten. Und blieben sie einfach in ihrer Einheit, würde ihnen nicht einmal etwas passieren.

Krieg ist immer etwas Schizophrenes, aber etwas Sinnloseres, sich quasi selbst erfüllendes und auch für den Betrachter unbefriedigenderes, habe ich selten so gesehen. Technisch in seinem dokumentarischen Stil, ist der Film übrigens einwandfrei - Glanzoptik oder 3D hätten nicht zum Thema gepasst. Wenn Renner einmal sagt, am liebsten würde er die Bomben entschärfen, bevor sie gelegt werden, sagt das alles über den Irrsinn hier aus - mit militärischen Filmen, die immer auch so etwas wie Kameradschaft, Heldenmut oder auch nur kurze Momente des Sieges auskosten - selbst wenn sie das in einem kritischen Umfeld tun - hat HL wenig gemeinsam.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Reiben am 11 März 2010, 15:47:16
Mich würde mal interessieren, wo du die Parallelen von HL und den von dir genannten Filmen siehst?

Band of Brothers: Ist primär eine realistische, aber subjektive Darstellung der Erlebnisse einer Einheit im WW2. Simple "Aussagen" gibt es eigentlich nur am Anfang der Folgen von den echten Veteranen. Der Rest fokussiert sich auf subjekitve Erzählweise gepaart mit ein wenig Lobhudelei der Kameradschaft im Krieg.
Black Hawk Down: Ein Actionfeuerwerk, dessen primäre Aussage ist, dass man im Krieg auf seine Kumpels aufpassen soll, dann wird das schon alles gut. Falls doch einer stirbt, ist er immerhin noch ein Held.
We were Soldiers: Schwankt zwischen bemühter Objektivität und mal wieder dem schon oft genannten Kameradschaftspathos. Die recht schonungslose Darstellung von Brutalität transferiert neben den Schauwerten nicht viel mehr als ein simples "Krieg ist brutal".
Jarhead: Hat wohl am ehesten etwas mit HL zu tun, beschäftigt er sich doch auch mit der psychischen Deformation seiner Charaktere. Allerdings macht er das auf eine schon fast satirische Art, die vor allem die schon fast surreale Absurdität der Situation der Soldaten und Krieg im Allgemeinen zeigt.
Full Metal Jacket: Ist eine recht offensichtliche Kritik an der Entmenschlichung des Soldaten, wie sie in der Tat vornehmlich seit dem Vietnamkrieg bei der Ausbildung betrieben wird. Die Amerikaner haben sich in ihren Ausbildungsmethoden zu dieser Zeit vor allem an den psychologischen Ausbildungskonzepten orientiert, die auch bei der Wehrmacht üblich waren.
Apocalypse Now: Benutzt den Krieg nur als Hintergrund, um die psychotische Seite der menschlichen Seele zu veranschaulichen. Mit Krieg hat der Film eigentlich ziemlich wenig zu tun. Lediglich der Anfang persifliert das Kavallerie-Gebaren der amerikanischen Streitkräfte (und damit letzlich auch der Politik).

Wo siehst du da die Parallelen zu HL? Welche Aussage siehst du überhaupt in HL?
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Klaus Jr. am 11 März 2010, 15:57:41
ZitatDen Technikaspekt können wir bei HL auch noch getrost abziehen. Und dann bleibt ein imo seelenloser und unorigineller Kriegsfilm übrig (Jarhead war z.B. mal originell). Kein Unterschied zu Avatar

War bei HL zu jeder Sekunde gefesselter bei Avatar. Wenn ich den in 2D gesehen hätte, wäre ich maßlos enttäuscht gewesen. Aber ich denke wir können aufhören diese beiden Filme zu vergleichen. Sind halt Äpfel und Birnen.
Der dokumentarische Stil entwickelt imo einen Sog, der einen während der gesamten Dauer nicht mehr los lässt. Bigelow hat ein Händchen für Adrenalin-Momente und dies setzt sie hier hervorragend ein. Bei diesem Sujet hätte es leicht ein purer Kriegs-Actioner werden können. Aber wie schon oben erwähnt, sind die Schießereien in der Unterzahl, weit davon entfernt reißerisch inszeniert zu sein und nehmen einen sehr kleinen Teil des Films ein. Und auch wenn oder gerade weil keine "neuen" Wahrheiten über den (Irak-)Krieg auf dem Silbertablett serviert werden, werden die behandelten Situationen und Zustände greifbar. Wenn man die Augen offen hält entdeckt man viele Kleinigkeiten, die das Bild vervollständigen. Die Charakterzeichnung finde ich besser als z.B in Band of Brothers, weil hier die typischen Versatzstücke nicht den bekannten Kombinationen vorzufinden sind.

Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 11 März 2010, 16:02:46
Zitat von: Klaus Jr. am 11 März 2010, 15:57:41
Bei diesem Sujet hätte es leicht ein purer Kriegs-Actioner werden können. Aber wie schon oben erwähnt, sind die Schießereien in der Unterzahl, weit davon entfernt reißerisch inszeniert zu sein und nehmen einen sehr kleinen Teil des Films ein.

Da liegt der Hase im Pfeffer - so etwas ist schließlich langweilig; im Gegensatz zu Mel Gibson, der heroisch aufm Hügel steht und Chinks abknallt.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Glod am 11 März 2010, 17:24:06
Zitat von: Reiben am 11 März 2010, 15:47:16
Mich würde mal interessieren, wo du die Parallelen von HL und den von dir genannten Filmen siehst?

...

Wo siehst du da die Parallelen zu HL? Welche Aussage siehst du überhaupt in HL?

Ich sehe keine direkten Parallelen von einzelnen Filmen dieser Auswahl zu HL. Nur haben eben alle diese (und noch andere Kriegsfilme (Der schmale Grat, Flags of our Fathers, Letter from Iwo Jima usw.) das Thema Krieg schon so umfassend und aus allen möglichen Perspektiven beleuchtet, dass es aus meiner Sicht schlicht und ergreifend nix mehr hinzuzufügen gibt.  Und genau das tut HL imo auch nicht. Das Thema der Bombenentschärfung ist sicher interessant, rechtfertigt imo aber keinen eigenständigen Film, zumal die Spannung nach der ersten Szene auch dahin war. Denn mit dem Auftreten von Renner(?), der quasi die ganze Nummer an sich reißt, war klar, dass da nix mehr passieren würde. Kann ja schlecht sein, dass der Hauptcharakter nach 40 Minuten beim Entschärfen abnippelt.
Mir wurden auch die Hintergründe zu wenig beleuchtet. Alles lief aus der Perspektive der Truppe ab. WARUM liegen denn die Bomben dort? Wer kommt auf die Idee, eine Kinderleiche als Bombe zu verwenden? Ist halt einfach da. Böse Terroristen.
Diverse Kriegsfilme haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Von HL habe ich gar nix großartig in Erinnerung. Kann mich lediglich an ein paar der Bombenvariationen erinnern. Ist es Sinn, dass man sich nach so einem Film daran erinnert, was für Bomben entschärft werden mussten? Für mich nicht.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 11 März 2010, 17:39:57
Zitat von: Glod am 11 März 2010, 17:24:06
Nur haben eben alle diese (und noch andere Kriegsfilme (Der schmale Grat, Flags of our Fathers, Letter from Iwo Jima usw.) das Thema Krieg schon so umfassend und aus allen möglichen Perspektiven beleuchtet, dass es aus meiner Sicht schlicht und ergreifend nix mehr hinzuzufügen gibt.

Dann können wir das Genre ja endlich dicht machen. Kriege verhindert hat es eh noch nie geholfen, falls das irgendwie eine Zielsetzung sog. "Anti-Kriegsfilme" ist.

Warum nennt eigentlich nie jemand "Battle for Haditha" von Nick Broomfield? Ist der wirklich so unbekannt? Für mich derzeit der realistischste Film mit Setting in den Bush-Kriegen. Und inszenatorisch ein Meisterwerk! Allerdings kenne ich Bigelows Film immernoch nicht - freu mich aber drauf und bin gespannt, ob ihr Film gegen meinen Liebling anstinken kann.

Der Mel-Gibson-Film war für mich ziemlich unerträglich und ich weiß nicht, was der in der Aufzählung von Glod zu suchen hat, bzw. was der denn dem Genre hinzugefügt haben sollte. "Black Hawk Down" sehe ich als ziemlichen Rekrutierungsfilm, allerdings irre gemacht und für mich interessant, wenn man  das Augenmerk auf die Thematik "Krieg ist immer anders als man plant und das Chaos regiert" lenkt. "Band of Brothers" finde ich stark wegen der Figurenzeichnung und dem optischen Realismus, allerdings verliert diese Serie, wenn man sich das Pathos und den Patriotismus deutlich macht.

Um nochmal auf die oben zitierte Passage zurück zu kommen: "Es ist alles schon gesagt worde, aber nicht von jedem."
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: jimmybondy72 am 11 März 2010, 17:47:26
Bei soviel Lob tuts mir ja fast schon Leid das ich den Film banal und öde fand. Das lag sicherlich nicht an der Action, die war ja vorhanden und auch gut inziniert.
Aber das drumherum war irgendwie einfach nur ein großes Nichts, war froh als das Spektakel endlich rum war.


So zeigt mir dieser Oscarabräumer vor allem eins. Einen Mangel an geeigneten Oscarkanidaten. ^^

Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Moonshade am 11 März 2010, 19:03:00
Okay, dann doch...

Zitat von: Glod am 11 März 2010, 17:24:06
... dass es aus meiner Sicht schlicht und ergreifend nix mehr hinzuzufügen gibt.  Und genau das tut HL imo auch nicht.

Gott, wenn es immer sooooo innovativ ablaufen müßte, gäbe es vermutlich 8000 Horrorfilme weniger. Meistens genügt schon ein neuer Ansatz und eine neue Sichtweise...und die gibt es hier...

ZitatDas Thema der Bombenentschärfung ist sicher interessant, rechtfertigt imo aber keinen eigenständigen Film, zumal die Spannung nach der ersten Szene auch dahin war. Denn mit dem Auftreten von Renner(?), der quasi die ganze Nummer an sich reißt, war klar, dass da nix mehr passieren würde. Kann ja schlecht sein, dass der Hauptcharakter nach 40 Minuten beim Entschärfen abnippelt.

Der übliche Fehler: es ist kein Film über das Bombenentschärfen...es ist eine Geschichte über den Krieg als Droge, über den Mensch in einer Extremsituation und über die Gewöhnung, die Überreizung, den Verlust der "normalen" Perspektive.
Daß Renner wohl nicht vor dem Finale in den Sack haut, kannst du dem Film ja wohl kaum vorwerfen oder ist Scheißdreck wie "Wir waren Helden" etwa deswegen sinnfrei, weil Mel Gibson vermutlich nicht in der ersten Hälfte ins Gras beißt?

ZitatMir wurden auch die Hintergründe zu wenig beleuchtet. Alles lief aus der Perspektive der Truppe ab. WARUM liegen denn die Bomben dort? Wer kommt auf die Idee, eine Kinderleiche als Bombe zu verwenden? Ist halt einfach da. Böse Terroristen.

Dauerfehler Nr.2: wieso müssen Kriegsfilme immer einen umfassenden Überblick oder einen definitiven Kommentar abliefern oder eine politische Position beziehen. Tut "Full Metal Jacket " auch in keiner Szene.
Das Unverständnis IST das Thema des Films - Menschen in Uniformen in einer Szenerie, in die sie nicht gehören und die sie nicht verstehen - und in der sie trotzdem ihr Leben riskieren.
Und die Vokabel "Terrorist" sollte man auch nur verwenden, wenn man denn Klarheit über die Seiten und Positionen der Kriegsparteien hat, die wird ein bißchen zu inflationär benutzt.


ZitatDiverse Kriegsfilme haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Von HL habe ich gar nix großartig in Erinnerung. Kann mich lediglich an ein paar der Bombenvariationen erinnern. Ist es Sinn, dass man sich nach so einem Film daran erinnert, was für Bomben entschärft werden mussten? Für mich nicht.

Nein, ist es auch nicht. Kein Thema, wenn du den Film nicht verstanden hast. Ist okay. Aber wirf das dem Film nicht vor.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Reiben am 11 März 2010, 19:42:14
ZitatGott, wenn es immer sooooo innovativ ablaufen müßte, gäbe es vermutlich 8000 Horrorfilme weniger. Meistens genügt schon ein neuer Ansatz und eine neue Sichtweise...und die gibt es hier...

Genau! In welchem Genre gibt es denn bitte noch großartige Innovationen? Und warum wird das immer nur dem Kriegsfilm vorgeworfen?
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Moonshade am 11 März 2010, 19:54:44
Zitat von: jimmybondy72 am 11 März 2010, 17:47:26
Bei soviel Lob tuts mir ja fast schon Leid das ich den Film banal und öde fand. Das lag sicherlich nicht an der Action, die war ja vorhanden und auch gut inziniert.
Aber das drumherum war irgendwie einfach nur ein großes Nichts, war froh als das Spektakel endlich rum war.


So zeigt mir dieser Oscarabräumer vor allem eins. Einen Mangel an geeigneten Oscarkanidaten. ^^


Witzig - wäre es nicht zufällig dieser Thread, würde dieser Beitrag auch in den Avatar-Thread passen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: MMeXX am 11 März 2010, 20:01:50
Nein, weil Avatar nicht banal war.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 11 März 2010, 20:08:54
Doch - zeigt, wie leer und allgemeinplätzig diese Worte sind.

Denn Streit um Innovation und ihr Vorhanden- oder Nichtvorhandensein ist ganz schön unnütz! Wenn man danach geht, brauchen wir schon lange nichts mehr und hätten spätestens mit der "Odyssee" von Homer ganz mit Kunst und Geschichtenerzählen aufhören können. Und was eine Innovation ist, zeigt nur die Zeit, denn da geht es um den Einfluss auf das Nachfolgende. Die tollste neue Sache ist gar nichts, wenn sie keine Spuren nach sich zieht, keine keinen Einfluss nimmt. Und oft sind es die den Zeitgenossen geradezu unsichtbaren Dinge, die sich im Rückblick als wichtige Entwicklungsschritte herausstellen. Muss ich ein Beispiel nennen? Internet. Der Anspruch an das verblüffend Neue ist meist eine lahme Ausrede für Argumentslosigkeit. Wer sich mit dem Erzählen von Geschichten befasst, kann doch schnell erkennen, dass es nur ein oder zwei Handvoll originäre Dinge zu erzählen gibt - ansonsten: nichts Neues unter der Sonne. Auch nicht im Westen. Wenn man Glods Meinung ernst nimmt, reduziert sich die Filmsammlung flott auf 10 DVDs und 4 VHS-Aufzeichnungen. Damit ist dann aber auch jedes Gespräch über Film eigentlich beendet.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Rollo Tomasi am 12 März 2010, 10:55:10
Wenn "Krieg ist eine Droge!" das einzige ist, was mir "Hurt Locker" sagen will, und es sieht ganz so aus, als sei das eine der Hauptaussagen des Films, wenn das schon in der Texttafel zu Beginn des Films explizit erwähnt wird, dann reicht mir das persönlich nicht, um den Film jetzt als außergewöhnlich zu bezeichnen oder um ihm den Oscar als bester Film des Jahres zuzusprechen.
Ich finde es aber auch grade gut, dass "Hurt Locker" keinen Kommentar abgibt, sich auf keine Seite schlägt.
Das Konzept des Films, dass darin besteht, sich nur auf die Einsätze der Einheit zu beschränken, finde ich auch gelungen, aber meiner Ansicht nach passt gerade die letzte Episode, in der die drei auf eigene Faust losziehen, nicht so richtig dazu. Aber damit soll vielleicht tatsächlich ausgesagt werden, dass da jemand so die Orientierung verloren hat, dass man die Dinge selbst regeln will.
Einen Kommentar muss der Film nicht haben, aber er würde dem, Film auch nicht schaden.

Ich würde auch sagen, dass Full Metal Jacket mit der ersten Hälfte einen sehr deutlichen Kommentar zur Methodik der Ausbildung von Soldaten gegeben hat.

Und Avatar war sehr wohl banal!
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Moonshade am 12 März 2010, 11:03:52
Was das "Außergewöhnliche" an "Aussage" angeht, so scheint das zwar nicht sonderlich viel zu sein, aber offenbar ist es dennoch so subtil platziert, daß viele es gar nicht mitbekommen.

Und ich fang mal gar nicht mit den Aussagen von Filmen wie Braveheart, Chicago, Shakespeare in Love, Titanic usw. an... :icon_mrgreen:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Rollo Tomasi am 12 März 2010, 11:22:44
Zitat von: Moonshade am 12 März 2010, 11:03:52
Was das "Außergewöhnliche" an "Aussage" angeht, so scheint das zwar nicht sonderlich viel zu sein, aber offenbar ist es dennoch so subtil platziert, daß viele es gar nicht mitbekommen.

Das mag wohl sein.
Ich wollte damit aber nicht sagen, dass ich "Hurt Locker" bei der vorhandenen Auswahl an Filmen nicht gewählt hätte.
Von den 10 zur Auswahl stehenden Filmen war er möglicherweise der beste.
Besser oder geeigneter als Oscar-Film als "Avatar" war er für mich allemal.

Zitat von: Moonshade am 12 März 2010, 11:03:52
Und ich fang mal gar nicht mit den Aussagen von Filmen wie Braveheart, Chicago, Shakespeare in Love, Titanic usw. an... :icon_mrgreen:

Völlig richtig!
Wenn ich nur die vier Filme betrachte, die du oben genannt hast, würde ich sagen:
- der Oscar für Bravegeart war ein Witz
- im Titanic-Jahr hätte ich L. A. Confidential voregezogen, wobei man da sicher auch über die "Aussage" streiten kann, der Film war halt einfach geil
- "Chicago" hätte ich den Oscar auch niemals gegeben
- einzig den Oscar für "Shakespeare in love" würde ich für gerechtfertigt halten, auch wenn da die "Aussage" ziemlich banal ist

Und sicher könnte man auch bei den anderen Filmen, die den Oscar für den besten Film bekommen haben, über die "Aussage" streiten.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Klaus Jr. am 12 März 2010, 11:27:01
So, nach den ganzen Diskussionen gestern nochmal angeschaut. Und immer noch begeistert  :respekt:
Erklärungen? Hatten die Protagonisten ja auch nicht, und genau das ist das Gesicht der "neuen" Kriege. Die Zeiten in denen zwei Armeen gegenüberstanden und man genau weiß, wer Freund und wer Feind ist, sind vorbei. Siehe Afghanistan (wo der Film übrigens auch hätte locker spielen können). Den Oscar hat HL außerdem für einen der besten Schnitte der letzten Zeit verdient:
Spoiler: zeige
Wenn nach 2h Wüste und Kampfeinsätzen James auf einmal in der Heimat im Supermarkt steht, wird die Entfremdung praktisch spürbar.

Imo vergrößern Kriegsfilme, die alles erklären (am besten noch in einer Kommandopostenszene mit kernigem General) die Distanz zum Sujet und lassen beim Zuschauer eher die Seherfahrung eines Actionfilms enstehen (wer war schon im Vietnam- oder Irakkrieg?).  HL ist ein Film der Details. Wenn man darauf achtet, lässt er einen nicht mehr los.
Was soll die Aussage eines (Anti-)Kriegsfilm denn sein? Krieg ist schlecht und macht Menschen kaputt? Schlichte Antwort: Ja! Und solange so ne Kacke wie im Irak/Afghanistan.....passiert muss man auch Filme darüber machen, die die Auswirkungen auf den Menschen zeigen. Dass jemand dermaßen psychisch deformiert aus dem Einsatz kommt
Spoiler: zeige
und nach trotz Erfahrung wie mit dem Selbstmordattentäter, freiwillig zurückkehrt
, ist imo der Beitrag den The Hurt Locker hier leistet.
Wer aber wirklich We were Soldiers und Black Hawk Down besser findet, wird hier keinen Spaß daran haben - das ist halt wieder eine Frage des Geschmacks und da kann man lang diskutieren.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Glod am 12 März 2010, 11:30:36
Zitat von: Moonshade am 11 März 2010, 19:03:00
Gott, wenn es immer sooooo innovativ ablaufen müßte, gäbe es vermutlich 8000 Horrorfilme weniger. Meistens genügt schon ein neuer Ansatz und eine neue Sichtweise...und die gibt es hier...
ZitatDauerfehler Nr.2: wieso müssen Kriegsfilme immer einen umfassenden Überblick oder einen definitiven Kommentar abliefern oder eine politische Position beziehen.

Nichts davon ist für einen guten Kriegsfilm von Belang - für den nach Oscar-Kriterien besten Film des Jahres aber schon. 0815 muss man nicht den Goldenen Klaus zuwerfen, nur weil er von 'ner Frau gedreht wurde.

ZitatDer übliche Fehler: es ist kein Film über das Bombenentschärfen...es ist eine Geschichte über den Krieg als Droge, über den Mensch in einer Extremsituation und über die Gewöhnung, die Überreizung, den Verlust der "normalen" Perspektive.
Daß Renner wohl nicht vor dem Finale in den Sack haut, kannst du dem Film ja wohl kaum vorwerfen

Doch kann ich. Hätte sich der Film nicht auf die Person Renners konzentriert, sondern der gesamten Entschärfungstruppe gleichberechtigten Spielraum eingeräumt, hätte man sogar Renner entsorgen können.
Und auch wenn sich der Film auf die Droge Krieg bezieht, thematisiert er trotzdem von vorn bis hinten das Bombenentschärfungskommando. Und das ist imo nicht der geeignete Background für einen kompletten Film - schon gar nicht, wenn er so aufgebaut ist wie HL.

ZitatNein, ist es auch nicht. Kein Thema, wenn du den Film nicht verstanden hast. Ist okay. Aber wirf das dem Film nicht vor.

Irgendwie ist es interessant, mir ein Nichtverstehen von HL vorzuwerfen und gleichzeitig We were Soldiers als Scheißdreck abzutun.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Rollo Tomasi am 12 März 2010, 11:34:36
"We were soldiers" ist doch Scheissdreck!
Was anderes fällt mir zu dem Film auch nicht ein.

Würde deshalb auch "We were soldiers" und "Black hawk down" nicht unbedingt in einem Atemzug nennen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Glod am 12 März 2010, 11:36:20
Zitat von: pm.diebelshausen am 11 März 2010, 17:39:57
Der Mel-Gibson-Film war für mich ziemlich unerträglich und ich weiß nicht, was der in der Aufzählung von Glod zu suchen hat, bzw. was der denn dem Genre hinzugefügt haben sollte. "Black Hawk Down" sehe ich als ziemlichen Rekrutierungsfilm

WWS steht einfach deswegen in dieser Aufzählung, weil er eben kein stumpfer Patriotismusfilm ist, als der er immer bezeichnet wird - eine Keule, die offenbar immer sehr schnell geschwungen wird, sobald in einem US-Kriegsfilm das Wort Kameradschaft fällt.
Und BHD ein Rekrutierungsfilm? Ich kann da nur von mir aus gehen, aber der Eintritt in die US Army  ist so ziemlich das letzte, woran ich nach Sichtung dieses Filmes denken würde.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Roughale am 12 März 2010, 11:44:42
Ich weiss nur noch, dass ich bei BHD in der Sneak rausgegangen bin, weil mir diese Kamradenscheisse extrem auf den Sack ging - mir war da nicht deutlich genug zu unterscheiden, ob man davon abgestossen oder fasziniert sein soll/kann - mag an meiner generellen Meidung von Kriegsfilmen liegen...
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Nibi am 12 März 2010, 12:19:28
Was genau ist an Kameradschaft nochmal so schlimm? Liegt es am Wort oder tatsächlich am "Sinn"?

Ansonsten ist "We were Soldiers" wirklich Mist und "Black Hawk Down" ist hart an der Grenze. Allerdings "liebe" ich die Szene wenn die Soldaten in das Pakistanische UN-Lager einkehren und mit Wasser begrüßt werden, absolut genial.

Hurt Locker ist für mich, wie auch schon weiter vorne im Thread geschrieben, der beste Film des Jahres 2009. Absolut eindringlich und spannend!
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: jimmybondy72 am 12 März 2010, 12:29:48
@moonshade

ZitatWitzig - wäre es nicht zufällig dieser Thread, würde dieser Beitrag auch in den Avatar-Thread passen.

Ja na klar passt das auch in den anderen Thread. Ich fand die diesjährige Oscarkanidtatenauswahl recht bescheiden.
Das heisst nicht das wir hier nun nur vo lauter schlechten Filmen reden, aber dieses besondere Highlight war nicht dabei.
Doch sicher, Avatar mag da neue Akzente gesetzt haben, bezüglich der Technik. Und mag da seine Oscars verdient gewonnen haben.
Mehr aber auch nicht, als bester Film hätte ich da wohl dann tatsächlich eher in dem anderen Thread gepostet.  :icon_lol:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Roughale am 12 März 2010, 12:59:18
Zitat von: Nibi am 12 März 2010, 12:19:28
Was genau ist an Kameradschaft nochmal so schlimm? Liegt es am Wort oder tatsächlich am "Sinn"?...

Nein, an dem Wort ist nichts Schlimmes, aber auf BHD bezogen, war es mir dort zu betont, so als ob Krieg gut sein kann wegen Kameradschaft, ich fand es unerträglich und bin gegangen genau, als der Blackhawk abgeschossen wurde (soweit ich mich erinnern kann...)
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: psychopaul am 12 März 2010, 13:07:18
Hä, dann würde ich aber an deiner Stelle nicht über den Film urteilen, das ist ja klar, dass bevor die Hölle losbricht, die Stimmung noch besser ist, das ist im Genre so üblich, aber in der Realität vermutlich auch nicht immer anders. Ich wüsste auch nicht, warum ein Film über das Militär die etwas eigene Art von Menschen, die sich da tummeln, nicht auch entsprechend zeichnen sollte  :00000109:

Von einem Rekrutierungsfilm o.ä. zu sprechen, halte ich daher auch für Blödsinn, BHD zeigt eben - als dramatischer Hochglanzspielfilm - eine absolute Katastrophensituation, wenn man so will. Ist sicher zwiespältig, aber auszusetzen hab ich da nix dran. WWS hab ich nie gesehen...


Ansonsten halte ich The Hurt Locker auch für den besten der mir bekannten Oscarkandidaten bzw. englischsprachigen Filme des letzten Jahres, musste schon schmunzeln, weil der ja in Ö gar nicht ins Kino kam, tolle Entscheidung.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Chili Palmer am 12 März 2010, 13:20:14
Zitat von: psychopaul am 12 März 2010, 13:07:18
musste schon schmunzeln, weil der ja in Ö gar nicht ins Kino kam, tolle Entscheidung.  :icon_mrgreen:

Die wollten dir nur was Gutes tun, damit du nicht gleich danach zur Rekrutierungsstelle rennst.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Moonshade am 12 März 2010, 13:21:17
Zitat von: Glod am 12 März 2010, 11:30:36

Nichts davon ist für einen guten Kriegsfilm von Belang - für den nach Oscar-Kriterien besten Film des Jahres aber schon. 0815 muss man nicht den Goldenen Klaus zuwerfen, nur weil er von 'ner Frau gedreht wurde.

Wie inzwischen hier schon hinreichend belegt wurde, ist man bei den Oscars an diesem Ziel schon öfters NOCH WEITER vorbei geschossen. Dazu noch war wohl was die Aussage angeht, sonst kaum einer der 10 Noms in Sachen Aussage oder Standpunkt geeigneter, wenn es für den "Goldenen Klaus" schon so wichtig ist. Avatar, Basterds und Co. waren allesamt wohl sehr gut, aber bedeutsamer oder wichtiger oder politischer wohl kaum (na, außer District 9 vll.).
Ansonsten: was ist denn für einen guten Kriegsfilm bei dir von Belang?

ZitatDoch kann ich. Hätte sich der Film nicht auf die Person Renners konzentriert, sondern der gesamten Entschärfungstruppe gleichberechtigten Spielraum eingeräumt, hätte man sogar Renner entsorgen können.
Und auch wenn sich der Film auf die Droge Krieg bezieht, thematisiert er trotzdem von vorn bis hinten das Bombenentschärfungskommando. Und das ist imo nicht der geeignete Background für einen kompletten Film - schon gar nicht, wenn er so aufgebaut ist wie HL.

Daß Renner oder einer der anderen noch ausscheiden könnte, daraus bezieht der Film ja gerade seinen Kitzel - eben, weil man damit ständig rechnet.
Ferner beschäftigt sich der Film nicht nur mit Renner, die anderen gehen keinesfalls unter und sind hinreichend ausgestaltet.
Ansonsten lese ich da leider wieder nur das Geschmacksgemäkel eines Zuschauers, der lieber einen anderen Film gesehen hätte. Gut, er gefällt dir nicht - aber rede nicht über Qualitätsanforderungen, wenn du die hier schon nicht findest.

ZitatIrgendwie ist es interessant, mir ein Nichtverstehen von HL vorzuwerfen und gleichzeitig We were Soldiers als Scheißdreck abzutun.

Keine Ahnung, was du an WWS so toll fandest - angeblich solls ja nicht nur Patriotismuskeule ein, aber wo liegen denn die Qualitäten? Wenns um Kameradschaft geht, das hat John Wayne schon aktiv im WW2 erledigt, dafür brauch ich Gibson aufrecht im Kugelhagel nicht ertragen. Amerika mag das anders sehen, aber WWS hat dem Genre Kriegsfilm nun gar nichts gegeben, maximal einen ätzenden Rückfall in alte Zeiten.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: psychopaul am 12 März 2010, 13:26:30
Zitat von: Chili Palmer am 12 März 2010, 13:20:14
Zitat von: psychopaul am 12 März 2010, 13:07:18
musste schon schmunzeln, weil der ja in Ö gar nicht ins Kino kam, tolle Entscheidung.  :icon_mrgreen:

Die wollten dir nur was Gutes tun, damit du nicht gleich danach zur Rekrutierungsstelle rennst.

Wurde leider trotzdem nicht verhindert, denn in Wien gab es ja eine(!) Aufführung und da war ich.  :icon_cool:

Jetzt läuft der Film immerhin in kleinem Rahmen doch noch..
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Glod am 12 März 2010, 15:56:04
Zitat von: Moonshade am 12 März 2010, 13:21:17
Wie inzwischen hier schon hinreichend belegt wurde, ist man bei den Oscars an diesem Ziel schon öfters NOCH WEITER vorbei geschossen. Dazu noch war wohl was die Aussage angeht, sonst kaum einer der 10 Noms in Sachen Aussage oder Standpunkt geeigneter, wenn es für den "Goldenen Klaus" schon so wichtig ist. Avatar, Basterds und Co. waren allesamt wohl sehr gut, aber bedeutsamer oder wichtiger oder politischer wohl kaum (na, außer District 9 vll.).

Missverständnis: Ich wollte nicht zum Ausdruck bringen, dass der Film des Jahres zwingend eine bedeutsame (politische, gesellschaftliche was auch immer) Message haben muss. Aber bei einem KRIEGSfilm gehört für mich sowas dazu, wenn es sich um einen echten Ausnahmefilm handeln soll. Da einfach nur ein Szenario herzunehmen und dann Standard abzuspulen, ist imo nicht das, was einen Film zum besten Film 2009 macht (unabhängig von der Oscar-Geschichte, einige User hier sehen den Film ja auch als Numero Uno für das letzte Jahr an).

ZitatAnsonsten: was ist denn für einen guten Kriegsfilm bei dir von Belang?

Gute Frage. Ein guter Kriegsfilm berührt etwas in mir und das auf eine Art, dass ich mich anschließend sehr schwer tue, den Film noch mal anzuschauen. Ein guter Kriegsfilm hat für mich definitiv keinen gesteigerten Unterhaltungswert (Unterhaltung im Sinne von Spaß). Kann ich nur sehr schwer beschreiben. All diese Punkte sind aber unabhängig von der Umsetzung, darstellerischen Leistungen etc. zu sehen. Um es mal zu übertreiben: Der für mich "perfekte" Kriegsfilm macht in allen Aspekten alles richtig und es macht trotzdem keinen Spaß, ihn anzuschauen. Besser kann ich es jetzt nicht beschreiben.

ZitatDaß Renner oder einer der anderen noch ausscheiden könnte, daraus bezieht der Film ja gerade seinen Kitzel - eben, weil man damit ständig rechnet.

Da Renner jede Entschärfung an sich reißt, habe ich zumindest nie damit gerechnet. Wären die Jobs besser unter den Teams aufgeteilt worden, hätte das imo den Kitzel beträchtlich erhöht.

ZitatAnsonsten lese ich da leider wieder nur das Geschmacksgemäkel eines Zuschauers, der lieber einen anderen Film gesehen hätte. Gut, er gefällt dir nicht - aber rede nicht über Qualitätsanforderungen, wenn du die hier schon nicht findest.

Ich weiß nicht, ob ich lieber einen anderen Film gesehen hätte. Ich weiß nur, dass ich dem Film keine 6 Oscars verliehen hätte - auch nicht im privaten Bereich. Ich fand, dass dieser Film einfach nichts hat, was ihn für mich interessant macht. Hatte auch nach dem Anschauen nicht das unangenehme Gefühl in der Magengegend, das ich oben erwähnt habe.

ZitatKeine Ahnung, was du an WWS so toll fandest - angeblich solls ja nicht nur Patriotismuskeule ein, aber wo liegen denn die Qualitäten? Wenns um Kameradschaft geht, das hat John Wayne schon aktiv im WW2 erledigt, dafür brauch ich Gibson aufrecht im Kugelhagel nicht ertragen. Amerika mag das anders sehen, aber WWS hat dem Genre Kriegsfilm nun gar nichts gegeben, maximal einen ätzenden Rückfall in alte Zeiten.

Ich fand an WWS toll, dass er eben zu keinem Zeitpunkt patriotisch war. Es gab kein Heldenpathos. Vielmehr wurde jeder Anflug von Heldentum sofort bestraft (ich sag nur "Verwundete retten"). Der einzige Soldat, der stolz war, für sein Land zu sterben, war obendrein auch noch der erste, der überhaupt drauf ging, ohne auch nur das geringste geleistet zu haben. Was seine Kameraden von dem Spruch hielten, wie er da so im Gras lag, war deutlich an den Mienen abzulesen. Ich fand gut, dass der Film nachhaltig die arrogante Haltung der Amerikaner angeprangert hat. Ich fand gut, dass der Film im Grunde nichts als eine verheerende Niederlage der Amerikaner thematisiert hat (wie auch BHD). Noch darüber war das ganze Gemetzel so egal und sinnlos, dass der vietnamesische General sich am Ende nicht mal die Mühe gemacht hat, irgendeinen Sieg zu beanspruchen. Dazu kommen noch etliche Kleinigkeiten, wie z.B. der Schnitt vom härtesten Gefecht hin zu der staubsaugenden Hausfrau, die den Wahnsinn greifbar gemacht haben.
Ich weiß nicht mal, ob Kameradschaft in dem Film ein Thema war. Aber wenn Männer in den Krieg ziehen und die Typen rechts und links von ihnen der einzige Halt sind, dann ist es wohl kaum patriotisch oder unpassend, diesen Aspekt zur Sprache zu bringen. Deswegen wird das Kriegserlebnis nicht gleich romantisiert. Und ich denke ich nicht, dass irgendwer nach dem Anschauen von BHD Muse verspürt hat, in den Krieg zu ziehen, weil er ja sicher sein konnte, dass seine Überreste nicht zurückgelassen werden. Militärische Truppen haben nun mal gewisse Kredos und wenn die in Filmen thematisiert werden, hat das noch nix mit Pathos oder übertriebenem Patriotismus zu tun.
WWS ist für mich ein typisches Beispiel dafür, wie ein Film (sicher auch aufgrund des unsäglichen deutschen Titels) bereits im Vorfeld verurteilt wurde und während dem Anschauen hat man dann explizit nach Punkten gesucht, aus denen man dem Film einen Strick drehen konnte. Wir hatten hier im Forum eine Diskussion zu dem Film und da wurde versucht, wirklich alles in blanke Heldenverehrung umzudeuten. Da war es schon ein Patriotismusverbrechen, dass Offiziere auf dem Stützpunktgelände in sauberen Reihenhäusern mit ihren Familien wohnen.

Ob Gibson jetzt hier und da ZU aufrecht stand, sei mal dahingestellt. Aber 3-4 Einstellungen reichen wohl kaum, um aus einem Film ein kriegsverklärendes Heldenepos zu machen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Nibi am 12 März 2010, 16:02:21
Zitat von: Glod am 12 März 2010, 15:56:04

Da Renner jede Entschärfung an sich reißt, habe ich zumindest nie damit gerechnet. Wären die Jobs besser unter den Teams aufgeteilt worden, hätte das imo den Kitzel beträchtlich erhöht.

Ich finde das hat gerade den Film so spannend gemacht, weil eben Renner die Jobs im Alleingang durchziehen will und gerade dadurch seine "Mitstreiter" in Lebensgefahr bringt. Absoluter Nervenkitzel!
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Moonshade am 12 März 2010, 16:54:32
Ich sehe WWS auch nicht als kriegsverklärend, aber schwankt aber zwischen Unterhaltungscombat, platt patriotisch gefärbten Bildern und offensiver Gefühlsduselei hin und her, das alles noch mit großen Kinderaugen und stillem Gebet verkleistert und anschließend einfach mal historisch abgekurbelt - ist halt so passiert, Kommentar überflüssig (Sinnlosigkeit und Brutalität ziehen bei mir nicht mehr, vor allem wenn ich mir den Märtyrer Nr.1 - Mel Gibson - vor den Jeep schnalle, da muß schon mehr her).

Ich hab WWS ohne Vorbereitung oder moralische Diskussion unbefangen von einem Freund ausgeliehen bekommen und hab mich breitflächig angeekelt über diesen rückständigen Dreck durch über zwei Stunden Film gequält, flach, altmodisch, kitschig und verlogen - und mindestens 30 Jahre zu spät...sollte es nicht so gemeint gewesen sein (also wie du ihn siehst), dann haben sie es enorm gut versteckt.

In der Kameradschaftsfrage gebe ich zwar zu, daß es nicht bindend romantisierend sein muß, wenn es tatsächlich so geschehen ist - aber wenn ich dann einen Film drüber drehe, laufe ich Gefahr, meinen Finanziers (nämlich der US-Armee) genau zu diesem Zweck in die Finger zu spielen.
Woran erinnern sich denn die meisten bei dem Film: die Härten, die Gefechte, möglicherweise der US-Flaggenanteil und die heulenden Hausfrauen - aber vor allem jede Menge Geballer.

Und ich wiederhole mich gern bei dem Terminus: HL ist KEIN typischer Kriegsfilm, nur weil er in einem Krieg spielt.

Mag sein, daß Glod das lieber etwas direkter und vordergründiger hätte, mich öden die immer gleichen Abläufe an.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Rollo Tomasi am 12 März 2010, 17:07:26
Würde aber auch sagen, dass grade der Patriotismus bei "Wir waren Helden" zum Himmel stinkt.
Weiß nicht recht, wie man sagen kann, dass der Film zu keiner Zeit patriotisch ist???

Sehr schön ist übrigens Moonies Review zu dem Film.
Man hat richtig gemerkt, wie viel ihm an dem Film liegt.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 12 März 2010, 17:30:41
Solange ein Film von der Armee unterstützt, mitfinanziert oder ausgerüstet wird, sollte man sehr vorsichtig sein, irgendetwas darin für realistisch oder auch nur glaubwürdig zu halten. Es kann nur ein ziemlich einseitiges Bild dabei rauskommen, denn bei allem, was der Armee da nicht passt, drohen die halt mit geordnetem Rückzug und das bedeutet schnell: Abspann. Und das Kameraderie gerade zu den feinen Seiten im Krieg und bei der Armee zählt, kann man wohl schlecht in Frage stellen. Dementsprechend ist zwar Kameradschaft in einem Kriegsfilm nicht per se Kacke - aber meistens Teil dessen, was Moonshade mit seinen Adjektiven so schön griffig rausgestellt hat: Verlogenheit.

Ich frage mich immernoch, wie hier "Battle for Haditha" völlig ausgeklammert werden kann. Zumal er ganz zentral das Thema Patriotismus/Motivation der Soldaten behandelt.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 12 März 2010, 18:11:37
Zitat von: Glod am 12 März 2010, 15:56:04
Ein guter Kriegsfilm berührt etwas in mir und das auf eine Art, dass ich mich anschließend sehr schwer tue, den Film noch mal anzuschauen. Ein guter Kriegsfilm hat für mich definitiv keinen gesteigerten Unterhaltungswert.

Wenn man das so sieht, ist WWS in der Tat hervorragend - ich würde den ums Verrecken kein zweites Mal sehen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Dr. Schnabel am 15 März 2010, 15:49:30
Zitat von: pm.diebelshausen am 12 März 2010, 17:30:41
Solange ein Film von der Armee unterstützt, mitfinanziert oder ausgerüstet wird, sollte man sehr vorsichtig sein, irgendetwas darin für realistisch oder auch nur glaubwürdig zu halten. .

Ist es mit etwas Logik betrachtet nicht eher genau umgekehrt? Militärische Laien drehen einen Film gegen den Krieg, dessen Aussage und Resultat von vornherein feststehen. Und da besagte Laien zwar einen Film mit militärischem Plot drehen, dabei aber anfürsich und prinzipiell an Militär null interessiert sind, kann nur Unprofessionelles auf die Beine gestellt werden. Schon einmal von der Seite gesehen?  ;)
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 15 März 2010, 19:16:59
Nein
Und nein.
;)
Auf dem Niveau der Filme, über die hier geredet wird, gibt es mindestens Berater, die wissen wie und bezüglich was sie beraten (schonmal von Dale Dye gehört?). Ich würde auch nicht sagen, dass irgendeiner der bisher hier genannten Filme "unprofessionell" wäre, auch nicht in Sachen militärische Aspekte. Was ich schrieb bezieht sich auf die Interessen des Militärs, das sebstverständlich etwas dagegen hat, wenn es in einem fragwürdigen Licht erscheint, und einiges dafür hat, in einem positiven Licht dazustehen. Da geht's ums Image. Kameraderie = immer rein damit. Toten Feinden Goldzähne ausschlagen = forget it. Für mich besteht die Logik darin, dass es ein Problem ist, wenn genau dieses Militär zu den Geldgebern eines Films gehört.

Die Filme, die Du meinst und deren Entstehungsprozess nichts weiter als militärisches Laientum erkennen lassen, gibt es auch - aber die hat hier noch niemand genannt. Und von für oder gegen den Krieg haben wir hier auch kaum gesprochen. Das ist nämlich auch ein Riesenproblem. Berichte darüber, dass Soldaten sich gerne gerade die Filme anshenen, die als "Antikriegsfilme" bezeichnet werden (WWS gehört für mich nicht dazu!) und dabei so rchtig in Stimmung kommen. Für bzw. gegen den Krieg: das scheint stets im Auge des Betrachters zu liegen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: vodkamartini am 15 März 2010, 20:00:32
Prinzipell habt ihr beide recht.

Filme, die vom US-Militär finanziert und/oder mit Material unterstütz werden, haben sicher keine militärkritische Haltung. Denn die würden garantiert nicht unterstützt werden.  Filme, die von "Laien" gedreht werden und auf jede militärische Beratung verzichten laufen sicher weit eher Gefahr, das typische "Militär-Ambiente" falsch darzustellen.
Letzendlich kommt es auf die Aussage an und da ist es fraglich, ob jeder Helm und jeder Uniformknopf wirklich authentisch sein muss, um glaubwürdig zu sein.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Dr. Schnabel am 15 März 2010, 23:40:12
Hier muss noch erwähnt werden, dass auch mit "professioneller" Beratung der Regisseur keineswegs dazu verpflichtet ist, auf den Ratgebenden zu hören.  ;) Denn nicht selten würde dann das Gezeigte eine Ästhetik gewinnen, die dem Regisseur aus den unterschiedlichsten Gründen womöglich zuwiderläuft. Da kann also durchaus ein beratender Offizier in den Credits genannt werden oder irgendein Augenzeugen-Roman verfilmt werden - dass der Regisseur nicht sein eigenens Süppchen kocht und sich die Dinge so zurechtpickt, wie es ihm passt, ist damit noch überhaupt nicht ausgeschlossen. Im Gegenteil. Ich würde es eher als die Regel bezeichnen. Und zwar sowohl bei militärfreundlichen als auch bei militärkritischen Filmen.

Es stimmt aber, letztendlich geht es um die Aussage. Und die kehrt alles andere unter den Tisch.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 16 März 2010, 00:29:29
Vielleicht reden wir aneinander vorbei, aber ich wiederhole nochmal, was ich gesagt haben wollte: es ging mir um den Einfluss des Militärs auf die Aussagen und Darstellungen von militärischen Aktionen und Verhaltensweisen in Kriegsfilmen, die vom Militär mitfinanziert werden. Bei diesen Filmen sollte man sehr kritisch und vorsichtig sein, was die Glaubwürdigkeit angeht, denn sie berücksichtigen sehr wahrscheinlich die Interessen des Militärs. Wenn dem Regisseur dann etwas nicht passt - kann ja sein: dann darf er im Zweifelsfall seinen Film ohne die Unterstützung des Militärs machen (was schnell heißen kann, dass er ihn gar nicht machen kann, denn es geht dabei um eine Menge Geld). Der Einfluss der Geldgeber/Produzenten in Hollywood ist -  das wissen wohl die meisten hier - enorm. Großproduktionen ohne die Hilfe des Militärs ordentlich auszustatten, ist sehr schwierig/extrem teuer. Da hat das Militär eine große Chance, durch ein unschlagbares Angebot in seinem eigenen Interesse Einfluss auf die Spielfilmproduktion zu nehmen. Mehr wollte ich gar nicht sagen.

Nein, ein Regisseur ist nicht verpflichtet, auf die professionellen Berater zu hören - aber ihm wird ne Menge Feuer unterm Hintern gemacht, wenn er die Kohle für mehrere Wochen Bootcamp in den Wind schießen will, weil es ästhetischer sei, wenn die Schaupieler die Waffen nicht wie geschulte Soldaten handhaben.  :D

All das wie gesagt bezogen auf Großproduktionen wie jene, die in diesem Thread genannt wurden.
Vodka: dann haben wir alle drei Recht. :O)
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Maddox am 16 März 2010, 00:38:59
hab die letzten posts jetzt nur überflogen, aber glaube auf der BHD SE isn ne Doku drauf zu dem Thema oder ich hab's woanders gesehen, wo gezeigt wird wie solche Filme vom Militär supported werden bzw. wie das abläuft. Also, die üben nen Rieseneinfluss auf das Drehbuch aus bzw. ansonsten gibt's Support = 0. Bei BHD wurde das Drehbuch von so einem Militärtypen (der ist nur für genau sowas zuständig: für Filmdrehbücher) genau unter die Lupe genommen, Szenen die so auf keinen Fall drin sein sollten verändert bzw. "wenn nicht, dann.."-Karte gespielt. zB auch der Satz am Ende von Eric Bana, wo er den Kameradschaftsspruch loslässt und solche Dinge, das ging soweit ich mich erinnere auf derern Konto.
Haben dann noch gezeigt, bei welchen Filmen noch solche Dinge vorgenommen wurden und bei welchen gerade nicht und wie schwer das für die war, auf anderem Wege halbwegs taugliches Militärmaterial zu bekommen.

Vllt. erinnert sich ja noch jemand an die Doku. War doch sehr aufschlussreich.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Reiben am 16 März 2010, 01:00:53
Ich weiß nicht welche Doku du meinst, aber zu dem Thema git es folgende Doku:
http://www.ofdb.de/film/65293,Operation-Hollywood-Der-inszenierte-Krieg (http://www.ofdb.de/film/65293,Operation-Hollywood-Der-inszenierte-Krieg)

Ist sehr zu empfehlen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 16 März 2010, 01:44:47
Klar - ist ja auch mit Dale Dye. :OD
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Glod am 19 März 2010, 13:53:45
Zitat von: Moonshade am 12 März 2010, 16:54:32
Ich hab WWS ohne Vorbereitung oder moralische Diskussion unbefangen von einem Freund ausgeliehen bekommen und hab mich breitflächig angeekelt über diesen rückständigen Dreck durch über zwei Stunden Film gequält, flach, altmodisch, kitschig und verlogen - und mindestens 30 Jahre zu spät...sollte es nicht so gemeint gewesen sein (also wie du ihn siehst), dann haben sie es enorm gut versteckt.

Ich habe mir gerade mal dein Review zu dem Film durchgelesen und das spiegelt im Grunde genau das wieder, was ich sagte: Dem Film wurde ums Verrecken der Patriotismus-Strick gedreht. Offenbar bist du ja schon mit einer gewissen Grundeinstellung an den Film rangegangen:

Kriegsfilm aus den USA!
Allein bei dieser Aussage müßte es schon allen Filmfreunden kalt über den Rücken laufen, denn was immer sich die Vereinigten Staaten in letzten Jahren auf diesem Genre zusammenproduziert haben, ist bestenfalls belanglos (von dem höchst durchschnittlichen "James Ryan" mal abgesehen), schlimmstenfalls reaktionäre Post-11.September-Rotze!
Hier haben wir es aber mit einem ganz besonderen Scheißfilm zu tun, der auch noch Mel Gibson in der Titelrolle anzubieten hat. Fast schon Höchststrafe.


Und das zieht sich dann durch das gesamte Review. Absolut jeder Aspekt des Filmes wird sarkastisch kommentiert. Ein blanker Verriss, der sich nicht mal die Mühe macht, dem Film eine Chance zu geben. Imo hatte der bei dir schon verloren, bevor du auf "Play" gedrückt hast. Und gemäß den Kommentaren, die ich hier und anderswo gelesen habe, haben es viele Leute genauso gehandhabt. "Kriegsfilm aus den USA mit so einem Titel = scheiße. Jetzt muss ich ihn mir nur noch ansehen, um rauszufinden, WIE scheiße der ist."

ZitatIn der Kameradschaftsfrage gebe ich zwar zu, daß es nicht bindend romantisierend sein muß, wenn es tatsächlich so geschehen ist - aber wenn ich dann einen Film drüber drehe, laufe ich Gefahr, meinen Finanziers (nämlich der US-Armee) genau zu diesem Zweck in die Finger zu spielen.

Das ist definitiv eine Gefahr, da stimme ich zu. Und sicher ist es nicht auszuschließen, dass sich einfach gestrickte Naturen auf so etwas einlassen und dann direkt den Rekrutierungskommandos von Uncle Sam in die Hände laufen. Nur was will man dagegen machen? Dieses Kameradschaftszeugs ist Teil der Armee/des Krieges (gut, bei meiner Dienstzeit war das nicht so, aber wahrscheinlich muss man erstmal in so eine Extremsituation kommen, bevor da diverse Mechanismen einkicken. Bei 10 Monaten Heimscheißer-Dienst bildet sich wohl kaum ein enges Miteinander aus). Es zu verschweigen bzw. runterzuspielen ist imo schlecht möglich. Aber natürlich muss man es auch nicht in 100m großen Buchstaben an den Himmel kleistern und dann den ganzen Film über in Neonpink blinken lassen. Aber das tut WWS auch nicht - zumindest kann ich mich nicht an eine Häufung solcher Szenen erinnern, bei der es dann irgendwann widerwärtig wird.

Zitat
Und ich wiederhole mich gern bei dem Terminus: HL ist KEIN typischer Kriegsfilm, nur weil er in einem Krieg spielt.

Ich werde vielleicht mal einige Zeit vergehen lassen und mir das Teil dann noch mal reinziehen. Eine veränderte Erwartungshaltung kann mitunter schon recht viel bewirken. Mal schauen.
Titel: Re: The Hurt Locker (von Kathryn Bigelow)
Beitrag von: Wolfhard-Eitelwolf am 22 März 2010, 19:50:10
Wahrscheinlich ist die Erwartungshaltung sogar die wichtigste Sache bei diesem Streifen, denn in technischer und schauspielerischer Hinsicht kann man "WWS" eh nicht ans Bein pissen. Selbstverständlich ist ein auf Hollywood-Action setzender Kriegsfilm ein Stück weit patriotisch, wer will ihm das verübeln? Gibson eckt zunehmend an mit seinen letzten Filmen, das ist wohl wahr. Ein USA-kritischer, permanent über Sinn und Unsinn des Einsatzes philosophierender Kommandeur vor Ort wäre aber kaum zweckdienlich für die geschilderte, auf Tatsachen beruhende Vietnam-Episode gewesen. "Schmankerl" wie das "auch der Letzte, der das Schlachtfeld verlässt" sind zwecks Motivierung der Untergebenen in dieser ganz speziellen Extrem-Situation vollkommen in Ordnung wie ich finde.

Kritische Töne gibts darüberhinaus doch zum Ende. Die Sinnlosigkeit des ganzen Kampfes kommt voll zur Geltung, spätestens mit dem Auftritt des vietn. Kommandeurs auf dem verlassenen Schlachtfeld. Dass bis zu dieser Erkenntnis erstmal Blut im Überfluss vergossen werden muss, ist eben menschlich.
Kein Film mit viel Hirn zweifelsohne, doch "WWS" (der dt. Titel ist leider nicht gerade glücklich gewählt)  setzt das Szenario imo absolut angemessen und mit der unvermeidbaren Rücksicht auf gewisse Geldgeber um.

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