Nach meinem heutigen Besuch der Berlinale möchte ich ein paar persönliche Eindrücke schildern.
Der Fakt, dass hier bisher kein Thread dazu entstand, sagt natürlich auch einiges über die Bedeutung des Filmfestivals im Forum aus (im Gegensatz zur deutlich wichtigeren Grammy-Verleihung). Berlinale klingt nach verkopftem Intellektuellenvergnügen, bei dem 10 Tage lang nur Filme gezeigt werden, die entweder in wenigen Tagen oder nie ins Kino kommen und meist unter dem Motto "Spassbremse" laufen. Filmfestivals allgemein ergehen sich geradezu in dem Vergnügen, nur Filme mit gesellschaftspolitischer Bedeutung zu zeigen. Das Vorurteil ist gerechtfertigt.
Es gibt aber auch noch eine andere Seite. Selten wird Kino ernster genommen. Damit meine ich nicht inhaltlich, sondern das Medium selbst (und auch nicht irgendwelche Stars, die irgendwo Pressetermine absolvieren). Die skurrilsten Filme füllen große Sääle am Werktag-Vormittag, geduldige Schlangen entstehen vor den Einlasstoren und Kassen, Massen von Zuschauern verhalten sich ruhig und respektvoll während der Vorführungen (wem der Film nicht gefällt, geht leise raus), es gibt keine Werbung und nach Beginn kein Einlass mehr - Kino wird so in den Rang eines kulturellen Ereignisses gehoben wie es jeder Theater, Oper oder Konzertaufführung wie selbstverständlich anhaftet (ganz unabhängig davon, wie gut diese sind).
Jetzt höre ich schon den Aufschrei des Filmfans, dass gerade dieses aufgeblasene Getue so nervt. Aber ein Filmfestival wie die Berlinale will ja kein Alltagsphänomen sein, sondern ist eine seltene Ausnahme. Sie macht den täglichen Kinovorführungen genauso wenig Konkurrenz wie dem technisch unterschiedlich ausgestattetem Heimkino, sondern bereichert diese Auswahl. Gerade als Filmfan freue ich mich jedes Jahr auf die ein, zwei Tage, an denen ich so richtig in die Filmliebhaberei eintauche, mehrere Filme in verschiedenen Sprachen am Tag sehe und irgendwann kaum noch weiß, wo links und wo rechts ist. Das es sich dabei um meist ernste Filme handelt, von denen ich zuvor nichts weiß, gehört einfach dazu, denn solche Filme schau ich mir im Alltag auch nur selten an. Und das Risiko, ob ein Film (für mich) gut oder schlecht ist, kann man sowieso nicht ausschliessen (von sehr seltenen Ausnahmen abgesehen).
Im Gegenteil sind die Erfahrungen, die man hier macht, fast immer bereichernd. Heute sah ich "The private Lives of Pippa Lee", ein us-amerikanischer Film mit vielen Stars, der es trotzdem nur in wenige Programm-Kinos schaffen wird, da er sich den unterschwelligen Empfindungen unter der bürgerlichen Fassade einer Frau (Robin Wright Penn) widmet. Überraschend unterhaltend und abwechslungsreich erzählt und ohne die üblichen Anpassungsorgien am Ende. Ein Wettbewerbsbeitrag, der keinen Preis gewinnen wird, weil er letztlich optimistisch ist.
Wie auch "Yang Yang", einem taiwanesischen Film, der von Ang Lee und seinem Bruder produziert wurde. Beide engagieren sich im jungen taiwanesischen Kino und zeigen bei der Berlinale mit "Yang Yang" einen der ersten Filme ihres Programms. Erstaunlicherweise entwirft der Film immer wieder dramatische Verwicklungen, die er dann mit Leichtigkeit wieder hinter sich lässt. Die Geschichte, in der ein junges Mädchen im Mittelpunkt steht, erinnert ein wenig an das französische Kino der "Nouvelle Vague" mit seiner Alltäglichkeit im Drama und seiner linearen Erzählweise, die keine klaren Antworten geben will. Kein überragender Film, aber doch ein Einblick in eine andere Welt, die sich letztlich kaum von der unseren unterscheidet. In seiner emotionalen Nähe hat ein solcher Film auch etwas tröstliches, abgesehen davon, das er gut unterhielt. Trotzdem hat er kaum Chancen, jemals in Deutschland gezeigt zu werden.
Interessanterweise vergesse ich viel eher einen Film, den ich im Laufe des Jahres im Kino sah, als einen bei der Berlinale - noch ein Pluspunkt für das Festival.
Endlich eröffnet jemand einen Thread zur Berlinale, sehr schön. :respekt: Ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt, sah jedoch keinen Sinn darin, da ich es dieses Jahr aus Zeitgründen nicht zum Festival schaffen werde, obwohl ich aus Berlin komme. :icon_rolleyes: Vielleicht sieht es aber gegen Ende der Woche besser bei mir aus und ich schaffe noch 1-2 Filme mitzunehmen, die man so schnell nicht mehr zu Gesicht bekommen wird. Vielleicht gehe ich mit meiner Freundin zur Premiere von Andrzej Wajdas "Tatarak", wenn es noch Karten geben sollte. :andy:
Es sind durchaus einige Filme dabei, die ich mir gerne ansehen würde. Da ich aber in absehbarer Zeit nicht dazu kommen werde, mir auch nur einen Beitrag anzusehen, wollte ich nun auch nicht unbedingt zur Berlinale einen Thread eröffnen.
Die Frage ist außerdem, ob man für die etwas bekannteren Filme überhaupt noch Karten bekommt?
Zitat von: Bretzelburger am 11 Februar 2009, 00:17:48
Es gibt aber auch noch eine andere Seite. Selten wird Kino ernster genommen. Damit meine ich nicht inhaltlich, sondern das Medium selbst (und auch nicht irgendwelche Stars, die irgendwo Pressetermine absolvieren). Die skurrilsten Filme füllen große Sääle am Werktag-Vormittag, geduldige Schlangen entstehen vor den Einlasstoren und Kassen, Massen von Zuschauern verhalten sich ruhig und respektvoll während der Vorführungen (wem der Film nicht gefällt, geht leise raus), es gibt keine Werbung und nach Beginn kein Einlass mehr - Kino wird so in den Rang eines kulturellen Ereignisses gehoben wie es jeder Theater, Oper oder Konzertaufführung wie selbstverständlich anhaftet (ganz unabhängig davon, wie gut diese sind).
So sollte Kino sein! :respekt:
Ich finde auch, dass Kino endlich mal so wahrgenommen werden sollte. Viel eher ist aber eine Verlotterung im Theater und anderswo zu beobachten. Hab schon mal erlebt, dass Leute in einem Musical Gummibärchen gefuttert und ihre Füße auf die Sitze vor ihnen gelegt haben. Muss nicht sein. Schlimmer ist natürlich, wenn man anfängt zu quatschen. Irgendwie sinnlos.
Zur Berlinale hab ich es noch nie geschafft. Bin schon froh, dass ich es mal zur Documenta geschafft habe. Ich komme auch gar nicht aus der Nähe von Berlin und meistens verpasst man dann die Gelegenheit sich darum zu kümmern. Eigentlich sehr schade, dass man solche Gelegenheiten verdödelt.
Wie schrieb die BILD-Zeitung heute so schön, als sie über den Eröffnungsfilm der diesjährigen Berlinale mit Begeisterung schrieb - "kein Kunst-Schmarrn, kein Intellektuellen-Melodram, sondern Action...". Die Jungs wissen eben, wo die Vorurteile hängen, aber leider haben sie nichts begriffen. Oder anders ausgedrückt, stellt sich die Frage, ob die "Berlinale" sich selbst damit einen Gefallen tut. Einerseits versuchen die Berlinale-Betreiber mit einem solchen Film (Ich werde ihn mir sicherlich bald im Kino ansehen) auch ein anderes Publikum anzusprechen, andererseits fördern sie damit, Schlagzeilen wie die von BILD. Und misskreditieren damit viele andere Filme, die auf ein solches Festival angewiesen sind, um ein Publikum erreichen zu können. Ich will damit gar nicht sagen, das "The International" es nicht verdient hätte, bei einem Festival gezeigt zu werden, aber nötig hat der Film es sicherlich nicht.
Ich weiß nicht, warum man nicht akzeptieren kann, dass es 10 Tage im Jahr gibt, an denen parallel zum alltäglichen Kinoprogram, auch einmal Filme laufen, die nicht unter dem Diktat des wirtschaftlichen Erfolges und damit für zahlenmässig kleinere Zielgruppen entstanden sind. Klar werden für die "Berlinale" Steuergelder benötigt, aber wenn hier in Dresden die "Tage der zeitgenössischen Musik" laufen, gibt es auch keine despektierlichen Bemerkungen, warum Beethoven und Mozart nicht gespielt werden. Kultur wie diese funktioniert nur mit Steuergeldern und mir fallen spontan einige Beispiele ein, wo diese unsinniger und in ganz anderen Grössenordnungen rausgehauen werden.
Absolute Zustimmung, ich kann jedes deiner Worte so unterschreiben. :respekt:
Viel seltsamer als das Vorhandensein von "The International" im Wettbewerb finde ich, dass dort auch reine Maninstream-Filme wie Pink Panther 2 :doof: laufen. Zwar außer Konkurrenz, aber begreifen kann oder will ich das nicht so recht, da der Film im Gegensatz zu "The International" wohl nicht mal irgendeine Botschaft beinhalten dürfte. Auch in den vergangenen Jahren gab es solche Filme im Wettbewerb (2005 war es mMn "I, Robot"). Für mich will Dieter Kosslick mit derartig fehlplatzierten Filmen nur irgendwelche Stars zum Festival locken, damit man, was den Glamourfaktor angeht, mit Cannes mithalten kann. Sowas hat das Festival eigentlich nicht nötig, aber da kann ich auch drüber hinwegsehen. ;)
Gut, dass die BILD kunstfeindlich agiert, ist nicht wirklich überraschend und da kann ich mich schon gar nicht mehr aufregen.
Leute, die sich ausschließlich über dieses Scheißhäuslblatt informieren, sind eh schon lang verloren ;) bzw. können gewissen Filmen höchstwahrscheinlich eh nix abgewinnen.
Ob ich es mal zur Berlinale schaffe? Schon möglich, jedoch finde ich vom Trend her meistens die Filme, die in Cannes oder Venedig gezeigt werden, im Gesamten spannender. Aber dort ist es vermutlich dreimal so schwer, als Normalsterblicher Karten zu bekommen... :00000109:
ZitatAuch in den vergangenen Jahren gab es solche Filme im Wettbewerb (2005 war es mMn "I, Robot"). Für mich will Dieter Kosslick mit derartig fehlplatzierten Filmen nur irgendwelche Stars zum Festival locken, damit man, was den Glamourfaktor angeht, mit Cannes mithalten kann.
Genau, Shub, das mit den paar Mainstream Sachen, ist aber auch bei den anderen Festivals immer wieder so, gehört eben auch irgendwie dazu. ;)
Zitat von: Bretzelburger am 11 Februar 2009, 00:17:48
Filmfestivals allgemein ergehen sich geradezu in dem Vergnügen, nur Filme mit gesellschaftspolitischer Bedeutung zu zeigen. Das Vorurteil ist gerechtfertigt.
Hallo? Fantasy Filmfest? :icon_lol:
Ansonsten auch mein Lob für den informativen und kurzweiligen Eingangsbeitrag.
Zitat von: Shub am 12 Februar 2009, 17:07:00
Viel seltsamer als das Vorhandensein von "The International" im Wettbewerb finde ich, dass dort auch reine Maninstream-Filme wie Pink Panther 2 :doof: laufen. Zwar außer Konkurrenz, aber begreifen kann oder will ich das nicht so recht, da der Film im Gegensatz zu "The International" wohl nicht mal irgendeine Botschaft beinhalten dürfte. Auch in den vergangenen Jahren gab es solche Filme im Wettbewerb (2005 war es mMn "I, Robot").
"I, Robot" hat für Dich keine Botschaft?
Zitat von: Bretzelburger am 11 Februar 2009, 00:17:48
Filmfestivals allgemein ergehen sich geradezu in dem Vergnügen, nur Filme mit gesellschaftspolitischer Bedeutung zu zeigen. Das Vorurteil ist gerechtfertigt.
Richtig. Das Problem ist nur, dass die Berlinale überwiegend nur die Art von "gesellschaftspolitisch bedeutenden" Filmen zeigt, die sich das Bildungsbürgertum, das im Endeffekt keinen Schimmer von Kino hat, besonders gerne ansieht - um mal so eben betroffen zu gucken, den Kopf zu schütteln über diese haarsträubenden Umstände, interessiert die Nasenspitze nach vorne reckend oberflächlige Fragen zu stellen und dann in ihre schick-handgemachten Batik-Tücher gehüllt, sanft und angeregt schnatternd dem Ausgang zuzuschweben in dem Bewusstsein, ein gutes Werk vollbracht zu haben. Der eine spendet für "Brot für die Welt", der andere geht zur Berlinale, so einfach ist das!
Fakt ist jedenfalls, dass die Berlinale von den drei großen europäischen Festivals das langweiligste, spießigste, konservativste, risikounfreudigste und provinziellste ist. Es gibt ihn, den Berlinale-Film. Er kommst vorzugsweise aus Ostasien oder Lateinamerika, ist auf DV in ausgesprochen langen statischen Einstellungen oder aber mit unentwegter Handkamera gedreht, hat relativ wenig Dialog, jede Menge Bilder von monströsen Industrie-Gebäuden und -maschinen, die Obdachlose und Armen-Baracken unter sich begraben, häufig kindliche oder jugendliche Protagonisten sowie keine Musik im Abspann. :icon_mrgreen: Message und Engagement über filmische Qualität, das scheint doch, außer vielleicht dem Wettbewerb und einem Teil des Panorama-Programms, der rote Faden zu sein. :icon_twisted: Da muss man schon Nase und Ohren aufreißen, dass dieses Jahr die Retrospektive 70mm, vorzugsweise das Format aufwändiger Konsumfilme zeigt - letztes Jahr hatte man mit dem zu Tode gespielten, völlig abgenudelten Bunuel (Pardon) einen repräsentativen Fall des "sichere Bank"-Denkens hinter den kleinbürgerlich-deutschen Kulissen. Und dann war die Ausführung ja auch so erfrischend stümperhaft und die ganzen angeblich sagenhaften, neuen Kopien wurden unscharf und im falschen Bildformat projeziert und bei sachlicher, fundierter Kritik gegenüber einer zuständigen Person wurde man dann äußerst unhöflich und ganz und gar unbildungsbürgerlich abgeschoben. Der technische Standard lässt überhaupt zu wünschen übrig und angeblich wurde dieses Jahr das Gewicht im Vorfeld auch noch verstärkt auf Digitalprojektion gelegt womit man dem Abgrund auch schon einen Schritt weiter entgegentritt. Vielleicht erübrigt es sich in einigen Fällen chronischer "Independent-Produktionen" zumindest einmal, diese nur von DVD auf eine Multiplex-Leinwand zu projezieren. ;)
Nun ja, verkehrt ist die Berlinale sicher nicht - aber es gibt so manches zu meckern und wer, wie ich, unter einer akuten Bildungsbürger-Allergie leidet, muss mit einem wahren Martyrium rechnen. :icon_confused:
Allerdings wird einem gelegentlich auch eine gute Dosis Sozial-Trash beschert, wie beispielsweise eine (deutsche) Bilderbuch-Bildungsbürgerin, die letztes Jahr im Publikumsgespräch mit (dem Japaner) Koji Wakamatsu zu UNITED RED ARMY fragte, ob es denn wirklich notwendig gewesen wäre, die Prügelstrafen innerhalb der (RAF-)Gruppe so detailiert zu zeigen. Ein unvergesslicher Moment, mehr "Culture Clash wäre unmöglich. :icon_lol:
@ Bretzel:
Jaja, ich weiß, ich habe das alles VÖLLIG plakativ, vereinfachend und in jugendlich-starrsinnigem Übermut dargestellt. :D
@ Soonor:
Das FFF ist aber unmöglich mit der Berlinale zu vergleichen, vom Konzept her. Die Filme werden dort nach rein ökonomischen Gesichtspunkten ausgesucht wie überhaupt das ganze "Festival" einfach um ein ganzes Stück "gewerblicher" ist während ein Halb-Amateurfilmer aus Argentinien oder Sri Lanka seinen für 500 $ mit dem dem Camcorder gedrehten Dokumentar-Spielfilm bei der Berlinale einreichen kann mit guten Chancen auf einen Platz im Forum. :icon_mrgreen:
Es lebe die Pauschalisierung. :icon_mrgreen:
Ich bin auch so ein Typ, der gerne in solche von dir so verachtete Filme geht, weil ich es doch spannend (-er als tausende von Amifilmen) finde, was auf diesem Planeten so alles abgeht und mich die filmische Herangehensweise als Filmfan selbstverständlich auch immer interessiert. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich das Gefühl habe, mit dem Ansehen etwas geleistet zu haben. :icon_mrgreen: Ich bin da eher pessimistisch-realistisch angestellt, was die "Verbesserung der Welt" angeht, trotzdem gibt es mir durchaus etwas, billige Filme aus entlegenen Ländern anzusehen. :icon_lol:
Aber das hatten wir eh schon ein paar Mal. ;)
FAKT ist, dass derartiges Kino mittlerweile auch schon etwas abegnutzt ist und garantiert zuviele ähnliche Filme produziert werden, aber so ist es halt in jedem Genre und ausserdem sind Pauschalisierungen immer scheiße. Es sei denn, man ist noch keine 21. :icon_twisted:
Aber wie ich schon gesagt habe, vom Gefühl her finde ich das Berlinale Programm auch etwas schwächer, aber genügend tolle Filme werden da sicher dennoch gezeigt und wirklich beurteilen können das eh nur die, die sich da sehr viele Sachen anschauen.
Zitat von: psychopaul am 12 Februar 2009, 21:59:10
Aber wie ich schon gesagt habe, vom Gefühl her finde ich das Berlinale Programm auch etwas schwächer, aber genügend tolle Filme werden da sicher dennoch gezeigt und wirklich beurteilen können das eh nur die, die sich da sehr viele Sachen anschauen.
DU musst dir darüber doch nun wirklich keine Gedanken machen. DU hast die Viennale. Und DIE ist im Schnitt sowieso viel besser als die Berlinale. :nono: :icon_mrgreen:
Zitat von: psychopaul am 12 Februar 2009, 21:59:10
Aber das hatten wir eh schon ein paar Mal. ;)
Eben.
Zitat von: psychopaul am 12 Februar 2009, 21:59:10
Ich bin auch so ein Typ, der gerne in solche von dir so verachtete Filme geht, weil ich es doch spannend (-er als tausende von Amifilmen) finde
Ich verachte sie nicht pauschal und finde es mitunter auch sehr spannend...
Zitat von: psychopaul am 12 Februar 2009, 21:59:10
und mich die filmische Herangehensweise als Filmfan selbstverständlich auch immer interessiert.
... wenn diese Filme nur nicht immer nach ihrer politischen Signifikanz, ihrem Menschenrechts-Engagement, etc. ausgewählt würden. Die meisten dieser Filme wären ohne ihre exotische Herkunft und ihre "Message" (Oh, ich verabscheue dieses Wort so sehr) nichts mehr wert, es findet keine Verarbeitung statt, es wird nur gezeigt.
(Und das auf eine äußerst penetrante, schmuckvoll schmucklose Art. Man gefällt sich im eigenen Realismus und der betonten Hässlich- und Unterhaltungsfeindlichkeit [und Unterhaltung ist, wie du weißt, nun nicht gerade etwas, mit dem ich jemals argumentieren würde - aber wenn man dann so verkniffen aufzeigt: "Seht her, ich bin so anti-unterhaltsam und so nüchtern!"... Nun ja... :icon_mrgreen:], berauscht sich an der eigenen Betroffenheit. Eine Berlinale-Vorstellung ist ein Fegefeuer der Eitel- und Scheinheiligkeiten, eine einzige große Poserei. Wenn man mitten in einem mexikanischen Straßenkinder-Drama plötzlich lachen muss, über eine Szene im Film, wird man kurz von allen Seiten missbilligend gemustert und dann wird erhobenen Hauptes und erschütterten Gesichtes wieder nach vorne gestarrt. Ich könnte massig Anekdoten zu besten geben, aber das würde hier wohl zu weit führen.
)Interessant wird es doch erst dann, wenn es verarbeitet und erweitert sowie mit etwas Intellekt gewürzt und wenn es seinen Figuren nahe steht statt sie zu Instrumenten des sozialkritischen Appells und der Agitation zu machen. Oder so ähnlich. :icon_mrgreen: (Bin gerade zu faul und zu sehr in Eile, um mich in überflüssigen Differenzierungen zu ergehen :icon_lol:).
Zitat von: psychopaul am 12 Februar 2009, 21:59:10
FAKT ist, dass derartiges Kino mittlerweile auch schon etwas abegnutzt ist und garantiert zuviele ähnliche Filme produziert werden
Nee, es nutzt sich ganz einfach besonders schnell ab - ganz einfach deswegen, weil es sich selbst dem Einfallsreichtum, der künstlerischen Ambition und der Abstraktion verwehrt. Nur der unverschnörkelte Realismus zählt. Und der lässt leider nicht allzuviel Spielraum. ;)
Zitat von: psychopaul am 12 Februar 2009, 21:59:10
Es lebe die Pauschalisierung. :icon_mrgreen:
:respekt: :pidu:
Zitat von: psychopaul am 12 Februar 2009, 21:59:10
Und ausserdem sind Pauschalisierungen immer scheiße. Es sei denn, man ist noch keine 21. :icon_twisted:
Merde!!! Dann habe ich ja nur noch eineinhalb Monate Pauschalisierungs-Narrenfreiheit. :eek:
PS: Es gibt natürlich auch ungewöhnliche, schrille und transgressive Filme auf der Berlinale, nicht nur den "typischen Berlinale-Film". Zwischen zwei Dutzend langsamer, statischer Gesellschaftsbilder findet sich dann schon auch mal so etwas wie OTTO; OR, UP WITH DEAD PEOPLE oder SHIVER (Beispiele aus dem letzten Jahr).
Zitat von: McKenzie am 12 Februar 2009, 21:34:37
Es gibt ihn, den Berlinale-Film. Er (...) ist (...) mit unentwegter Handkamera gedreht, hat relativ wenig Dialog, jede Menge Bilder von monströsen (...) maschinen, die Obdachlose und Armen-Baracken unter sich begraben
"Bad Boys 2" lief auf der Berlinale?
ZitatInteressant wird es doch erst dann, wenn es verarbeitet und erweitert sowie mit etwas Intellekt gewürzt und wenn es seinen Figuren nahe steht statt sie zu Instrumenten des sozialkritischen Appells und der Agitation zu machen.
Das sind sehr gute Argumente. Unterscheidet meiner Meinung nach aber eher einen guten/interessanten Film von einem Meisterwerk. :king:
Zitat
Die meisten dieser Filme wären ohne ihre exotische Herkunft und ihre "Message" (Oh, ich verabscheue dieses Wort so sehr) nichts mehr wert, es findet keine Verarbeitung statt, es wird nur gezeigt.
(Und das auf eine äußerst penetrante, schmuckvoll schmucklose Art. Man gefällt sich im eigenen Realismus und der betonten Hässlich- und Unterhaltungsfeindlichkeit [und Unterhaltung ist, wie du weißt, nun nicht gerade etwas, mit dem ich jemals argumentieren würde - aber wenn man dann so verkniffen aufzeigt: "Seht her, ich bin so anti-unterhaltsam und so nüchtern!"... Nun ja...
Ist zeigen nicht auch eine Art der Verarbeitung? Hm, es stimmt schon, dass die exotische Herkunft und die Message oft einen Großteil solcher Filme ausmachen, aber ich sehe diese Aspekte ganz einfach nicht als negativ an. Macht mich das zu einem "Gutmensch"? :algo:
Deine Argumentation hinsichtlich dieser meist unverzichtbaren Eckpfeiler der spröden Sozialfilme erinnert mich ein bisschen (nicht komplett, denn dann würde ich dich fürchterlich beleidigen ;) ) an das, was ich heute früh in der niveaulosen "Kronen Zeitung" zum Freitag Remake lesen durfte: Da hat die Rezensenten-Dame ;) geschrieben, sie würde nie verstehen, was am Abschlachten von jungen Leuten lustig sei und die Qualität des Films im Prinzip bloß darauf reduziert. :icon_mrgreen:
Aber man sollte Filme nicht bloß auf diese Eckpfeiler hin bewerten, sonst gäbe es ja bspw. auch bei Slashern gar keine Qualitätsunterschiede mehr.
Vielleicht ist dieser Vergleich jetzt zu schief, aber fiel mir gerade so ein.
Zitat
Eine Berlinale-Vorstellung ist ein Fegefeuer der Eitel- und Scheinheiligkeiten, eine einzige große Poserei. Wenn man mitten in einem mexikanischen Straßenkinder-Drama plötzlich lachen muss, über eine Szene im Film, wird man kurz von allen Seiten missbilligend gemustert und dann wird erhobenen Hauptes und erschütterten Gesichtes wieder nach vorne gestarrt.
Okay, da bin ich absolut bei dir (ich lache auch gerne an Stellen, an denen sonst keiner lacht :icon_mrgreen: ) und solche stocksteifen, meist oft nur pseudofilm- stattdessen eher gesellschaftlich-interessierten Leute kann ich auch nicht leiden. Hat aber mit den Filmen und deren Urhebern überhaupt nichts zu tun.
ZitatNee, es nutzt sich ganz einfach besonders schnell ab - ganz einfach deswegen, weil es sich selbst dem Einfallsreichtum, der künstlerischen Ambition und der Abstraktion verwehrt. Nur der unverschnörkelte Realismus zählt. Und der lässt leider nicht allzuviel Spielraum.
Wieder treffend analysiert. ;)
Ich habe z.B. nach 2 Wüstenfilmen, die mir gefallen haben, auch keinen Bock mehr auf weitere. :icon_mrgreen:
ZitatMerde!!! Dann habe ich ja nur noch eineinhalb Monate Pauschalisierungs-Narrenfreiheit.
Dafür darfst du dich dann überall auf der Erde niedersaufen, in jeden Club und die ganz argen Pornos anschauen. :LOL:
Man kann eben nicht alles haben.
ZitatDU musst dir darüber doch nun wirklich keine Gedanken machen. DU hast die Viennale. Und DIE ist im Schnitt sowieso viel besser als die Berlinale.
Das wollte ich vorher eh auch schon schreiben. :king:
Vor allem letztes Mal gab es wieder eine gehörige Anzahl sehr interessanter und auch gut besprochener Filme.
Aber die Viennale ist eben vor allem ein Zweitverwertungsfestival, das sich dann diverse Highlights der Festivalsaison nochmal raussuchen kann.
Sicher nicht das schlechteste für die Qualität der Filme und den Endverbraucher. :icon_smile:
Aber ich werde ja demnächst Wien für vermutlich ein Jahr den Rücken kehren...hoffentlich nur vorübergehend, sonst ist es mit den leicht alternativen Kinofreuden, auch abseits des großen Festivals, und vor allem abseits der "braven Arthausfilme" :icon_lol: generell eher vorbei...
Zitat von: McKenzie am 12 Februar 2009, 21:34:37
@ Soonor:
Das FFF ist aber unmöglich mit der Berlinale zu vergleichen, vom Konzept her. Die Filme werden dort nach rein ökonomischen Gesichtspunkten ausgesucht wie überhaupt das ganze "Festival" einfach um ein ganzes Stück "gewerblicher" ist während ein Halb-Amateurfilmer aus Argentinien oder Sri Lanka seinen für 500 $ mit dem dem Camcorder gedrehten Dokumentar-Spielfilm bei der Berlinale einreichen kann mit guten Chancen auf einen Platz im Forum. :icon_mrgreen:
Danke für die Klarstellung. Mir fiel bei "Filmfestival" eben spontan das FFF ein, wo nicht wirklich "nur Filme mit gesellschaftspolitischer Bedeutung" laufen. Ich blieb bisher beiden Festivals fern, und ich schätze, das wird sich auch nicht mehr ändern. Dass ich mal nach oder in die Nähe von Berlin ziehe, halte ich für ausgeschlossen, und modernen Horrorfilmen kann ich bis auf wenige Ausnahmen nichts abgewinnen. Deine zynischen Ausführungen zur Berlinale habe ich aber mit Entzücken gelesen. :respekt:
Zitat von: Soonor am 12 Februar 2009, 21:14:11
Zitat von: Shub am 12 Februar 2009, 17:07:00
Viel seltsamer als das Vorhandensein von "The International" im Wettbewerb finde ich, dass dort auch reine Mainstream-Filme wie Pink Panther 2 :doof: laufen. Zwar außer Konkurrenz, aber begreifen kann oder will ich das nicht so recht, da der Film im Gegensatz zu "The International" wohl nicht mal irgendeine Botschaft beinhalten dürfte. Auch in den vergangenen Jahren gab es solche Filme im Wettbewerb (2005 war es mMn "I, Robot").
"I, Robot" hat für Dich keine Botschaft?
"I, Robot" kenne ich nicht, aber bei Will Smith bin ich schon etwas skeptisch. :icon_mrgreen: Spaß beseite: Ich finde halt, dass derartige Hollywood-Blockbuster auf einem anspruchsvolleren, europäischen Filmfestival etwas fehlplatziert sind. In Cannes ist es allerdings auch nicht anders. Speziell habe ich jetzt allerdings auf "Pink Panther 2" angespielt, den ich nicht mal sehen muss, um zu wissen, dass es sich um den frechen Aufguss eines Remakes einer europäischen Kultkomödie handelt. ;)
Zitat von: Shub am 13 Februar 2009, 01:44:46
"I, Robot" kenne ich nicht, aber bei Will Smith bin ich schon etwas skeptisch. :icon_mrgreen: Spaß beseite: Ich finde halt, dass derartige Hollywood-Blockbuster auf einem anspruchsvolleren, europäischen Filmfestival etwas fehlplatziert sind.
Diese Meinung impliziert, dass Hollywood-Blockbuster nicht anspruchsvoll sein können, was ich persönlich für einen Fehlschluss halte. Sicher sind viele Mainstream-Filme aus der Traumfabrik eher oberflächlich (schließlich soll damit "die dumme Masse" angesprochen werden), aber für "I, Robot" gilt das definitiv nicht, zumal dieser Film auf einem Buch von Isaac Asimov (http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Asimov) basiert. Lies mal das 3. Kapitel "Roboter", in dem allerdings Spoiler zu "I, Robot" und "Der 200 Jahre Mann" enthalten sind. Für Hollywood-Verhältnisse ist das geradezu philosophisch und thematisch auch nicht weit vom Film "Blade Runner" entfernt, den ich zwar für ambitioniert aber überbewertet halte (hauptsächlich aus dramaturgischen Gründen).
ZitatIn Cannes ist es allerdings auch nicht anders. Speziell habe ich jetzt allerdings auf "Pink Panther 2" angespielt, den ich nicht mal sehen muss, um zu wissen, dass es sich um den frechen Aufguss eines Remakes einer europäischen Kultkomödie handelt. ;)
Den kenne ich wiederum nicht, weder das Original oder die Zeichentrick-Serie noch Teil 2.
Zitat von: Soonor am 13 Februar 2009, 02:09:46
Diese Meinung impliziert, dass Hollywood-Blockbuster nicht anspruchsvoll sein können, was ich persönlich für einen Fehlschluss halte. Sicher sind viele Mainstream-Filme aus der Traumfabrik eher oberflächlich (schließlich soll damit "die dumme Masse" angesprochen werden), aber für "I, Robot" gilt das definitiv nicht, zumal dieser Film auf einem Buch von Isaac Asimov (http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_Asimov) basiert. Lies mal das 3. Kapitel "Roboter", in dem allerdings Spoiler zu "I, Robot" und "Der 200 Jahre Mann" enthalten sind. Für Hollywood-Verhältnisse ist das geradezu philosophisch und thematisch auch nicht weit vom Film "Blade Runner" entfernt, den ich zwar für ambitioniert aber überbewertet halte (hauptsächlich aus dramaturgischen Gründen).
In den meisten Fällen ist es ja leider so, wobei es immer wieder angenehme Ausnahmen gibt. ;) "I, Robot" sollte ich mir vielleicht wirklich mal zu Gemüte führen und meine zugebenermaßen pauschalisierende Smith-Phobie überwinden. :icon_mrgreen:
Zitat von: Shub am 13 Februar 2009, 02:16:21
"I, Robot" sollte ich mir vielleicht wirklich mal zu Gemüte führen und meine zugegenermaßen pauschalisierende Smith-Phobie überwinden. :icon_mrgreen:
Ich empfehle für dieses Anliegen - wobei mir bewusst ist, dass viele mich deshalb für verrückt erklären - Independence Day, Bad Boys 1+2 sowie den Staatsfeind Nr 1.
In Michael Manns "Ali" fand ich ihn auch gut, aber davon hab ich bisher nur die 1. Hälfte gesehen.
Wenn Du sofort die volle Dosis riskieren willst, musst Du zur Serie "Prinz von Bel Air" greifen. :icon_cool:
Zitat von: Soonor am 13 Februar 2009, 02:26:46
Ich empfehle für dieses Anliegen - wobei mir bewusst ist, dass viele mich deshalb für verrückt erklären - Independence Day, Bad Boys 1+2 sowie den Staatsfeind Nr 1.
"Independence Day" und der "Prinz von Bel Air" kenne ich. Irgendwoher muss meine Abneigung schließlich kommen. :icon_lol: "Bad Boys" interessiert mich nicht sonderlich, da ich mit Michael Bay recht wenig anfangen kann.
Aber nun zurück zum Thema Berlinale. ;)
...auf der Michael Bay übermorgen zur Abschlußgala völlig überraschend PEARL HARBOR REDUX präsentiert. :LOL:
SCNR SINEG!
(sorry, is noch ein Geheimnis)
McKenzie :
Deine Aussagen zur Berlinale kann ich durchaus verstehen, aber sie stehen nicht im Widerspruch zu meinen positiven Anmerkungen. Vielleicht liegt es daran, dass ich zwar seit 1983 regelmässig dorthin gehe, aber noch nie in irgendwelchen Gruppierungen "eingetaucht" bin. Ich verfüge auch über keinerlei Beziehungen oder Journalisten-Ausweise, sondern habe mir immer nur Filme angesehen, ohne mich darum zu scheren, wer sich danach "besser" gefühlt hat.
Ich könnte mich übrigens problemlos darin ergehen, dass früher "alles besser gewesen wäre", denn in den 90ern bekam ich noch Karten zu so ziemlich jedem Film, den ich sehen wollte. Wie richtig angemerkt wurde, laufen dort auch populäre Filme. So sah ich z.B. "From Dusk till Dawn" in der europäischen Premiere. Aber was habe ich davon ? - DEN Film kann ich mir täglich ansehen, aber zu so manchem Film, den ich zufällig sah, und an den ich mich nur noch so vage erinnern kann, dass mir nicht einmal mehr der Titel einfällt, fehlt mir jeglicher Zugang.
Die Kritikpunkte, die hier zur "Berlinale" geäussert wurden, gehen ausschliesslich von einem gehobenen Standpunkt aus. Ich denke auch, das Cannes und Venedig interessanter sind, vielleicht auch Wien, aber die Frage stellt sich mir nicht. Ich halte ein Festival wie die "Berlinale" für eine persönliche Gelegenheit, Filme zu sehen, die ich sonst nicht zu Gesicht bekomme. Ob mein Nachbar sich danach besser fühlt, ob Diejenigen, die die Filme auswählen jeden 500 Dollar-Handkamera-Film nehmen, der zufällig aus einer "schwierigen" Region stammt - wen interessiert das ? Und ob es noch weitere 50 Filme gibt, die so ähnlich risikolos gefertigt wurden, werde ich nie erfahren. Bei den beiden Filmen, die ich dieses Jahr leider nur gesehen habe, stimmte dieses Vorurteil schon einmal nicht. Sie waren im Gegensatz sogar optimistisch und erhielten dafür spontanen Applaus.
Die Anzahl der Filme, die ich sehe, bestimme ich, und ich war noch nie in der Situation, dass mir das zu viele wurde, da ich leider nicht 10 Tage dafür freimachen konnte. Mir ganz persönlich gefällt es, dass das Kino bei einem Festival im Mittelpunkt steht, denn damit nimmt es auch einmal äusserlich den Stellenwert ein, den es für mich persönlich hat. Ich mag es einfach, wenn viele Menschen im Kino sind, die sich angemessen verhalten. Und diese Gelegenheit erlebe ich (leider) nicht so häufig. Deshalb mag ich Filmfestivals wie die "Berlinale". Und ich schreibe dieses ganz persönliche Plädoyer ja nicht als Leserbrief für die BILD-Zeitung, sondern auf einer Seite für Film-Fans.
Zitat von: Soonor am 12 Februar 2009, 23:04:46
Deine zynischen Ausführungen zur Berlinale habe ich aber mit Entzücken gelesen. :respekt:
McKenzies Haltung und seine (heimliche) Liebe zu prätentiösen Filmen, kenne ich, weswegen ich seine Haltung zur Berlinale einordnen kann. Aus welchem Blickwinkel gefällt dir denn dieser "Zynismus" ?
Zitat von: Bretzelburger am 13 Februar 2009, 19:58:28
Ich mag es einfach, wenn viele Menschen im Kino sind, die sich angemessen verhalten. Und diese Gelegenheit erlebe ich (leider) nicht so häufig.
Zum Rest eventuell mehr, nur schonmal vorab ein Tipp: ZIEH NACH FRANKREICH!
Dort verhält sich das Publikum selbst auf Horror-Festivals stets angemessen, feierlich und gesittet und hat darüber hinaus die praktische Gewohnheit, Kinobesuchern mit deutschen Sitzgewohnheiten stets freiwillig die besten Plätze zu überlassen. :icon_mrgreen:
Und außerdem ist Frankreich doch eh DAS europäische Autorenfilm-Land, das Land der großen Denker, Künstler, der Kultur, des Intellekts. :icon_twisted: Nicht umsonst beschloss Volker Schlöndorff schon früh, sein Filmstudium in Frankreich abzulegen. [Bildungsbürger-Lästermodus an]Französische Filme sind immer gleich viel niveauvoller, ganz einfach, weil sie aus Frankreich kommen und langsamer sind.[/Bildungsbürger-Lästermodus aus] :icon_mrgreen:
Zitat von: Bretzelburger am 13 Februar 2009, 19:58:28
McKenzies Haltung und seine (heimliche) Liebe zu prätentiösen Filmen, kenne ich, weswegen ich seine Haltung zur Berlinale einordnen kann.
Ich stehe zu meiner Prätentiösität. Sie ist inzwischen nicht mehr eine Heimlichkeit sondern mein Lifestyle und ich bin stolz auf mein Coming out. :icon_mrgreen:
Mit französischen Filmen hab ich auch so meine Probleme.
Bisher mochte ich nur "Menschenfeind" (Seul contre tous), "Hass" (La Haine) und "Dobermann".
Na gut: "Kiss of the dragon" sowie "Die purpunen Flüsse" gingen ebenfalls klar.
Und "Das Fünfte Element" mag ich nur weil Bruce mitspielt. :love:
Den Rest kann man eh vergessen!
Der Berlinale-GF-Thread ist echt voll cool! :LOL:
Hehe. :icon_mrgreen: :dodo:
Vielleicht wäre es ergiebiger, die Wettbewerbsfilme aus den vergangenen Jahren zu diskutieren, die könnte nämlich mittlerweile auch schon jemand gesehen haben. :icon_lol:
Einen davon habe ich erst letztens besprochen - "Teenage Angst" typischer Berlinalefilm von 2008, wenig Budget, brisanter Standort (Nähe von Mittweida), politisches Sendebewusstsein ("Moneten und Mösen") und knallharte Realität (Folter, Vergewaltigung). Danach habe ich mich so gut gefühlt, dass ich mir für den Euro, den ich eigentlich für die armen Kinder in Afrika stiften wollte, lieber ein Eis gekauft habe - für den Zug nach Frankreich hats leider nicht gereicht.
Zitat von: Bretzelburger am 14 Februar 2009, 01:39:22
Einen davon habe ich erst letztens besprochen - "Teenage Angst" typischer Berlinalefilm von 2008, wenig Budget, brisanter Standort (Nähe von Mittweida), politisches Sendebewusstsein ("Moneten und Mösen") und knallharte Realität (Folter, Vergewaltigung). Danach habe ich mich so gut gefühlt, dass ich mir für den Euro, den ich eigentlich für die armen Kinder in Afrika stiften wollte, lieber ein Eis gekauft habe - für den Zug nach Frankreich hats leider nicht gereicht.
Welche/r der Schauspieler/innen hat sich aufopferungsvoll ein Hakenkreuz in die Hüfte geritzt? :icon_cool:
Für die Unkundigen: meine zynische Anspielung bezog sich hierauf.
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,524050,00.html
Zitat von: Bretzelburger am 14 Februar 2009, 01:39:22
Danach habe ich mich so gut gefühlt, dass ich mir für den Euro, den ich eigentlich für die armen Kinder in Afrika stiften wollte, lieber ein Eis gekauft habe - für den Zug nach Frankreich hats leider nicht gereicht.
:icon_lol:
Hast du den Teenage Angst auf DVD gesehen? Eintrag gibt es keinen, aber das ist bei Filmen dieser Richtung vielleicht auch eher so..
Ich hab mir gerade den Wettbewerb des letzten Jahres angeschaut, 4 Filme davon habe ich gesehen (Lake Tahoe, Night and Day, Sparrow und natürlich TWBB, die ersten 3 davon eben auf der Viennale; Ballast wäre da auch gelaufen, soll sehr gut sein).
Wenn ich mich jetzt nicht täusche, sind gerade mal 6 der 21 Wettbewerbsfilme ins Kino gekommen.
Auf den Gewinner "Tropa de Elite" möchte ich nicht mehr lange warten! :anime: ;)
noch kurz ein Rückblick auf 2007:
von 22 Filmen im Wettbewerb habe ich nur einen einzigen bislang gesehen :icon_eek: (Die Fälscher)
12 davon wären aber im Kino gelaufen...
Ja, auch ich mag Statistiken! :icon_lol:
Eigentlich schon kurios, dass manche Filme, die immerhin auf so einem großen Festival laufen, anscheinend nie (in Deutschland!) veröffentlicht werden..(?)
"Teenage Angst" habe ich im Kino gesehen, da ich das Format aber nicht genau kenne, habe ich die Fassung bisher nicht eingetragen. Deine Statistik bestätigt im Prinzip den Wert solcher Veranstaltungen, da es oft die einzige Möglichkeit ist, diese Filme zu sehen. Das aber selbst der Gewinn der Berlinale nicht genügt, um ins Kino zu kommen, sagt viel aus. Auch der Gewinner von 2007 ,"Tuyas Hochzeit" lief nur ganz kurz und war mit Sicherheit keine Publikumserfolg. Immerhin gibt es den Film aber auf DVD.
Die Preise der Internationalen Jury 2009
Goldener Bär für den Besten Film:
La teta asustada (http://www.ofdb.de/film/165158,The-Milk-of-Sorrow)
Drama, Peru/Spanien 2008, Regie:Claudia Llosa
Silberner Bär - Großer Preis der Jury:
Alle Anderen (http://www.ofdb.de/film/164644,Alle-Anderen)
Drama, Deutschland 2009, Regie: Maren Ade
und
Gigante (http://www.ofdb.de/film/164693,Gigante)
Komödie, Uruguay/Argentinien u.a. 2009, Regie: Adrián Biniez
Silberner Bär - Beste Regie:
Asghar Farhadi (Iran) für Darbareye Elly (http://www.ofdb.de/film/164680,Darbareye-Elly)
Silberner Bär - Beste Darstellerin:
Birgit Minichmayer (Österreich) für Alle Anderen (http://www.ofdb.de/film/164644,Alle-Anderen)
Silberner Bär - Bester Darsteller:
Sotigui Kouyate (Burkina Faso) für London River (http://www.ofdb.de/film/165019,London-River)
Silberner Bär - Herausragende künstlerische Leistung:
Gábor Erdély und Tamás Székely für das Sound-Design in Katalin Varga (http://www.ofdb.de/film/164708,Katalin-Varga)
Silberner Bär - Bestes Drehbuch:
Oren Moverman und Alessandro Camon für The Messenger (http://www.ofdb.de/film/163071,The-Messenger)
Alfred-Bauer-Preis:
Gigante (http://www.ofdb.de/film/164693,Gigante)
Komödie, Uruguay/Argentinien u.a. 2009, Regie: Adrián Biniez
und
Tatarak (http://www.ofdb.de/film/165161,Der-Kalmus)
Drama, Polen 2009, Regie: Andrzej Wajda
Mal sehen, ob man von den Filmen noch etwas im regulären Kinoprogramm zu sehen bekommt. "Alle Anderen", "London River" und "The Messenger" werden sicher anlaufen oder auf DVD erscheinen. Bei den anderen Filmen bin ich diesbezüglich unsicher, hoffe aber, dass sie eine DVD-Veröffentlichung erfahren oder wenigstens mal von Arte oder 3sat ausgestrahlt werden.
Liest sich für mich alles gewohnt langweilig... :icon_twisted:
Muss aber auch dazu sagen, dass mir außer Andrzej Wajda auch niemand etwas im entferntesten sagt :00000109:----
Obwohl, jetzt wo ich Maren Ade zuordnen kann ("Der Wald vor lauter Bäumen") hab ich wenigstens einen Film, der mich schonmal interessiert :icon_lol:
Filme, die von Tilda Swinton und Christoph Schlingensief ausgezeichnet werden, können sicher was. :icon_smile:
Die Namen sagen mir auch nix, aber so ist das halt mit Newcomern. :king: