Gaspar Noé's neuer Film "Enter the Void" lief am 26.08.10 in den (wenigen) Kinos an. Gibt es hier User, die den Film schon gesehen haben? Ist er ähnlich kontrovers wie Irreversibel und Menschenfeind? Wie gefiel der Film? Lohnt er sich?
Und was haltet ihr von dem "Ausnahme-Skandal-Regisseur"? Genie :king: oder einfach nur krank :wallbash:?
Sowohl "Menschenfeind" als auch "Irreversibel" gehören zu meinen absoluten Lieblingsfilmen, deshalb habe ich dem Kinostart von "Enter the Void" durchaus entgegengefiebert.
Aber leider lief er in keinem Kino, das irgendwie für mich erreichbar wäre. Ich habe schließlich keine Lust, erstmal 100 Euro für ne Zugkarte zu bezahlen, um den Film sehen zu können.
Deutschland ist kinomäßig ein ganz, ganz armes Land (zumindest mit den anderen Erste-Welt-Staaten verglichen). Nicht nur, dass kaum ernstzunehmende Filme in Deutschland gedreht werden; wenn im Ausland etwas interessantes gedreht wird, geht es hier oft völlig unter.
Na ja, sollen sich die Leute doch Fluch der Karibik 19 angucken. Ein Glück, dass das Heimkino erfunden wurde.
Die Uhrzeiten sind zumindest in Köln ne echte Frechheit, läuft nur einmal täglich um 22:30 (!). Nochmal zur Erinnerung der Film geht etwa 160 Min, da fahren danach selbst hier kaum noch Bahnen und man kann damit rechnen frühestens um 2 Uhr zuhause zu sein, womit für die normalarbeitende Bevölkerung ein Besuch in der Woche schonmal wegfällt. Und am Wochenende kommt man inkl. Überlängenaufschlag im hiesigen Cinedom von ansonsten 7.50 auf etwa 11 Euro....
Sieht für mich wie nen ziemlicher Alibi-Kinostart und ich glaube kaum, dass die Vorstellungen gut besucht sind, wundert mich eh wieso der noch in der 3. Woche drin ist....
Im Rahmen des FFF hätte ich mich vielleicht nochmal dazu aufgerafft, aber so fehlt mir echt der Nerv auf einen vermutlich auch eher anstrengenderen Film....
Dann wart ich echt lieber auf die DVD :icon_confused:
Ob es im Ausland besser aussieht? ich hoffe es immer inständig, aber ich glaube auch da gibt es ausserhalb der Metropolen und Festivals keine anständige Kinokultur mehr :kotz:
Ich hab den am Samstag in Köln gesehen und da war der Saal zu 2/3 voll. Hatte mich auch gewundert.
:icon_eek:
Wir reden aber von diesem kleinen Kinosaal, wo die auch zb. Antichrist gezeigt hatten, oder?
Naja andererseits, wir reden ja auch von Köln, wenns wenigstens hier noch halbwegs klappt ist das zwar schön, aber keinesfalls repräsentativ für den Rest Deutschlands....
Hm, stand nach den Beiträgen "Menschenfeind" und "Irreversibel" auch auf meiner Liste. Aber, nichts neues im Osten: er läuft bei mir nicht.
Es ist wirklich schade, wie sich die Kinolandschaft negativ entwickelt. Entweder laufen manche vielversprechende filme gar nicht oder erst so spät, dass England o.a. längst ne DVD draußen haben.
Mal als Beispiel: Moon (2009) läuft diese Woche in einem kleinen Programmkino bei uns an - Bundesstart war vor 2 Monaten :LOL:
Zitat von: a deer am 13 September 2010, 22:17:34
:icon_eek:
Wir reden aber von diesem kleinen Kinosaal, wo die auch zb. Antichrist gezeigt hatten, oder?
Naja andererseits, wir reden ja auch von Köln, wenns wenigstens hier noch halbwegs klappt ist das zwar schön, aber keinesfalls repräsentativ für den Rest Deutschlands....
Ja, war Kino 10. Aber da der Film jetzt in der 3.Woche da läuft scheint er wirklich gut besucht zu sein. Aber Köln hat auch ein recht anspruchsvolles Filmpublikum. Selbst die Programmkinos wie Metropolis oder Cinenova sind immer gut besucht.
Also ich war auch in Köln drin, in der ersten Woche, ich glaube das war im Kino 8. Finde die Startzeit mit 22.30 Uhr auch zu spät, aber ich war im Endeffekt doch sehr froh, den Film im Kino gesehen zu haben. Ich fand ihn jetzt nicht ausnahmslos gut, aber es war definitiv ne Erfahrung! Da es ein Film ist, der sehr stark auf visuelle Reize setzt, wirkt er imo auf der großen (Kino-)Leinwand viel besser als später im Wohnzimmer.
Meine Empfehlung wäre also, wenn man die Chance hat, ihn im Kino zu sehen: reingehen, auch wenns mit Aufwand verbunden ist.
Lief in Dresden glücklicherweise auch (in einem Mini-Kino) und ist mein zweiter 10/10-Film in diesem Jahr. Der Film ist eine grandiose Erfahrung. Ein verrückter Trip, der ausnahmslos unkonventionell inszeniert wurde. Allein schon die ersten 20 Minuten, in denen man das Geschehen aus der Hauptfigur heraus betrachtet und dabei selbst an den Augenaufschlag gedacht wurde (das Bild wird aller paar Sekunden für nen Sekundenbruchteil schwarz), sind genial. Aber auch danach wird der Film, trotz seiner doch sehr ruhigen Handlung, nie langweillig. Ist zwar sicher nicht jedermanns Sache und es wird auch nicht jedem Noe-Fan gefallen (dafür ist der Film wohl zu unprovokativ, da kaum Gewalt vorhanden und nur in den letzten 10 Minuten mal die ein oder andere HC-Sequenz), aber für Freunde des absolut ungewöhnlichen Kinos eine dicke Empfehlung!
:respekt:
Ich kann leider deine Meinung nicht teilen, Hankey. Sicher, der Film ist eine visuelle Augenweide und Noe schafft es erneut, dem Noe-unerfahrenen Zuschauer in dieser Hinsicht wieder etwas neues zu präsentieren und zu verblüffen. Und die von dir erwähnten ersten 20 Minuten sind auch qualitativ sehr ansprechend und durchaus spannend.
Aber im Anschluss verflacht das gesamte Ambiente, der Zuschauer hat sich spätestens nach einer Stunde an dem drögen Geschehen satt gesehen und Noe quält den Zuschauer mit immer denselben Schnittsequenzen und Drehtechniken, wobei die viel zu lange Laufzeit für das bisschen Story auch nicht zur Spannung beiträgt.
Das Ende ist ebenfalls auf mittelmäßigem Niveau und recht früh vorhersehbar. Im Prinzip muss man sich bei Noe immer wieder die Frage stellen, was er für ein gestörtes sexuelles Verhältnis zu Frauen hat... :icon_razz:
Nicht falsch verstehen: Ich bin ein großer Fan von Irreversibel, aber wenn man sich nun beide Filme ansieht und vergleicht, dann hat sich Noe in diesen sieben Jahren nicht unbedingt weiterentwickelt.
Ich war von Enter the Void ziemlich enttäuscht, vor allem nach den ersten grandiosen 20 Minuten. Es hätte mehr daraus gemacht werden können und vor allem das Ende wirkte irgendwie lieblos inszeniert und vollkommen fehl am Platz. Schade!
Vielleicht nehme ich aber auch einfach zu wenig Drogen... :icon_mrgreen:
ZitatVielleicht nehme ich aber auch einfach zu wenig Drogen...
Ich habe noch eine Flasche Jack Daniels im Kühlschrank. Der sollte es auch tun :icon_lol:
Auf den Film warte ich nun schon länger. Ich will ihn mir Morgen kaufen. Da scheint einen ja ein echter Trip zu erwarten.
Ich fahre natürlich voll auf das Tokio Setting ab. Dein Urteil betrübt mich zwar nun etwas, aber ich bin immer noch heiß auf Enter the Void :icon_smile:
Bin schon auf meine eigene Meinung gespannt. Von Love Exposure hatte ich im letzten Jahr eine ähnlich hohe Meinung und wurde nicht enttäuscht.
Er wird dir gefallen, Hana Bi.
Ein typischer Noe... Gebe 1/10 - 10/10, je nach Gemüt, Stimmung, Erwartung, Lebensphase.
Bei mir hats gepasst, mein Sohn wurde kürzlich geboren.. Da denkt man schon mal über sein eigenes Leben nach, da passt die Seelenwanderung schon ganz gut.
Mit Freuden verweise ich auf das sehr lustige Q&A mit Noe auf dem letztjährigen FFF:
F.LM-VidCast: Q&A mit Gaspar Noe zu "Enter the Void" (http://www.youtube.com/watch?v=tQ7y8KVeu14&feature=player_embedded#ws)
Zitat von: Inspektor Yuen am 2 Februar 2011, 19:30:14
Bei mir hats gepasst, mein Sohn wurde kürzlich geboren.
Meinen Glückwunsch und alles Gute.
Auch von mir die besten Wünsche für deinen neuen Lebensweg als Vater :pidu:
Das Q&A werde ich mir gleich zu Gemüte führen.
Bei Irreversible war es damals so, nach dem ich ihn geschaut habe, das ich auf eine sehr fröhliche Weise deprimiert war. Ganz kuriose Mischung. Was vermutlich daran gelegen haben könnte das der Film auch nicht chronologisch erzählt wird und mit einem beinahe Happy End endet. Ich hoffe das Enter the Void auch Heute im Saturn ausliegt.
Edit:
Da hab ich mich wohl mit dem Release geirrt. Der kommt ja erst Morgen.
Zitat von: Hana-Bi am 3 Februar 2011, 07:35:46Da hab ich mich wohl mit dem Release geirrt. Der kommt ja erst Morgen.
Wenn die Ofdb ihn doch nun auch endlich mal versenden würde! :icon_mad:
Also in der OFDb kostet er knapp 20 Euro. Aber da kommen auch noch Versandkosten drauf oder? Bei Amazon sind es knapp 23 Euro inklusive die 5 Euro für den 18er Versand (dem man durch unwissende DHL Lieferanten 1 bis 2 mal umgehen kann). Bei Saturn sagte man mir es sin dann ungefähr 25 Euro. Gilt natürlich für die limitierte BluRay. Billig ist das nicht unbedingt. Und Saturn traue ich nicht. Wenn ich da Morgen früh hingehe wird der Film wohl 30 Euro kosten. Oder er ist mal wieder nicht mit der Lieferung am Freitag eingetroffen. Irgendwas blödes wird mich noch wie immer erwarten^^
Hab noch ne DVD für nen 5er mit eingepackt (die ich eh schon länger mal im Auge hatte) und daduch isses über 20 € und somit Versandkostenfrei! ;)
Vielleicht sollte ich mich auch endlich mal beim OFDb Shop anmelden. Bei mir herrscht die erwartete Ernüchterung. Obwohl im Computer eingespeichert, hat bisher kein Saturn in Dortmund oder Lünen den Film bekommen. Ich soll es am Nachmittag noch einmal versuchen. Schaut jedoch so aus als ob ich dieses Wochenende in die Röhre schauen werde.
Ja, das kommt mir irgendwie bekannt vor.
In meiner Stammvideothek steht nur 1 Leihexemplar (von den Blockbustern stehen jeweils gefühlt 50 Exemplare in den Regalen) und das ist jedes Mal vergriffen wenn ich vorbeischaue. Schon traurig...
Das kannst du laut sagen. Die Regale sind zwar überfüllt mit Massenware, aber die Exoten gehen meistens leer aus wenn sie auf eine Neuveröffentlichung warten.
Ich habe es nun schon wieder beim Saturn versucht. Titel ist bestellt, aber Ware ist immer noch nicht eingetroffen. Demnach können die anscheinend nichts dafür. Letzte Chance wäre um 17 Uhr. Echt bescheuert.
Gerade im Saturn Köln für 12,99 € die 3-Disc Limited CE (DVD + Blu-Ray) mitgenommen. :respekt:
Zitat von: pm.diebelshausen am 4 Februar 2011, 17:51:18
Gerade im Saturn Köln für 12,99 € die 3-Disc Limited CE (DVD + Blu-Ray) mitgenommen. :respekt:
Ohne scheiß? Dann fange ich nun mal an zu kotzen :kotz:
Sorry. Ich war eigentlich nur wegen "Friedhof der Kuscheltiere" da, aber den hab ich dann für 10,99€ spontan stehen lassen. :icon_neutral:
Zitat von: pm.diebelshausen am 4 Februar 2011, 18:01:33
Sorry. Ich war eigentlich nur wegen "Friedhof der Kuscheltiere" da, aber den hab ich dann für 10,99€ spontan stehen lassen. :icon_neutral:
Das würd ich dann aber auch :icon_lol:
Das ist ja knapp die Hälfte vom eigentlichen Preis.
Ich merk schon, das ist Heute nicht mein Tag. Mir bangts schon vor dem Derby.
Danke für den Tip :respekt:, bin sogleich auch losgedackelt und hab mir meine erste Blu-Ray gegönnt, die dank HD-Fernseher und dem vor 2 Tagen angekommenen BluRay-Players meines Mitbewohners nun auch geschaut werden kann :icon_mrgreen:
Aber schlimm siehts momentan im Saturn Hansa aus, hat ne Weile gedauert, bis ich mich da zurechtgefunden habe bei der ganzen Umbauaktion......
Joa, ich find da nix wieder und das geht wohl insgesamt bis Herbst...
Eine grenzwertige Erfahrung - sowohl visuell-psychedelisch als auch körperlich (das muss man erstmal durchhalten!). Der Vorspann war ganz groß, danach ist der Titel tatsächlich Programm. War mir persönlich zu kraftlos, unspannend, lang, nichtssagend (siehe Deer Hunter). Wenn man selbst aufm Trip ist, mag der funktionieren.
Ganze 6 Tage nach Release hat es nun gedauert bis ich den Film endlich bekommen habe. Wer in Dortmund lebt hat es nicht leicht. Saturn Dortmund City verlangt 30 Euro. Das ist ja utopisch. Saturn Dortmund Eving bekommt ihn gar nicht rein. Und bei Karstadt war Enter The Void ausverkauft. Heute war der Film wieder auf Lager bei Karstadt. Für 20 Euro. Ich weiß gar nicht wieso ich überhaupt andauernt nach Saturn gehe. Drecksladen. Aber viele Alternativen gibts hier leider nicht.
Ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass die großartigen Openingcredits eigentlich eine Hommage an Godards "Eine Frau ist eine Frau" sind? :respekt:
Zitat von: Captain_Chaos.ONE am 28 Februar 2011, 02:42:21
Ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass die großartigen Openingcredits eigentlich eine Hommage an Godards "Eine Frau ist eine Frau" sind? :respekt:
Die Verbindung zu genau diesem Godard hätte ich jetzt wohl ohne Hinweis nicht gezogen, allerdings hatte ich schon bei "Seul contre tous" und "Irreversible" während der Credits Godard im Hinterköpfchen... Noe macht zumindest neben Godard einfach die schönsten Credits :love: :love: :love:
Gestern endlich mal wieder gesehen und ich bleib bei meinen 10 Punkten. Der Film ist einfach ein grandioser Trip, voller abgefahrener Ideen von Anfang bis Ende und das auch ohne Drogenkonsum! :icon_mrgreen:
Ich will es mal so formulieren:
Gaspar Noe hat es einfach raus, unerträgliche Filme zu fabrizieren, die trotzdem unheimlich faszinierend und stilistisch umwerfend sind. Enter the Void war mir zwar eine Spur zu lang, aber wer sagt, dass eine außerkörperliche Erfahrung angenehm ist? Eine Zweitsichtung wird es auf jeden Fall geben, zumal ich mich auch gerade mit entsprechender Literatur (Raymond A. Moody) befassen muss.
Ich hatte übrigens tatsächlich versucht, mir den Film im Rauschzustand anzugucken, aber ganz schnell bemerkt, dass dies nicht im Interesse des Films liegt, da dieser ja eindeutig einen "Trip" vorgibt, den man nüchtern miterleben sollte - so unverfälscht wie möglich. Für alles andere gibt es "Rambo 4" oder "Fear and Loathing in Las Vegas".
Und die Opening-Credits haben mich weggefegt. :icon_eek: Kommen mit neuem Heimkinosystem bestimmt noch intensiver rüber. :respekt:
Vorerst irgendwas um die 7 Punkte.
Kann jemand mal was zu den Deleted Scenes auf der Scheibe sagen? Was beinhalten die, lohnen die sich?
Zitat von: Mr. Blonde am 2 März 2011, 03:48:54
Ich hatte übrigens tatsächlich versucht, mir den Film im Rauschzustand anzugucken, aber ganz schnell bemerkt, dass dies nicht im Interesse des Films liegt, da dieser ja eindeutig einen "Trip" vorgibt, den man nüchtern miterleben sollte - so unverfälscht wie möglich. Für alles andere gibt es "Rambo 4" oder "Fear and Loathing in Las Vegas".
Rambo 4 rockt wirklich im berauschten Zustand. :king:
Ich werde mir wohl den Film auf Blu Ray zulegen, sobald er etwas günstiger ist. Wird wohl bei diesem Bekanntheitsgrad nicht allzu lange dauern.
Zitat von: Mr. Blonde am 2 März 2011, 03:48:54
Und die Opening-Credits haben mich weggefegt. :icon_eek: Kommen mit neuem Heimkinosystem bestimmt noch intensiver rüber. :respekt:
Leider nicht so ganz. Zumindest der deutsche Ton ist auf der Blu-ray doch etwas arg frontlastig ausgefallen. Hab nicht zum englischen Ton gezappt, deshalb kann ich den nicht beurteilen, aber beim deutschen Ton hätte IMO noch ein wenig mehr kommen können. Dafür ist aber das HD-Bild Top! Perfekt für so einen Film! :respekt:
Zitat von: Mr. Hankey am 2 März 2011, 17:46:17
Zitat von: Mr. Blonde am 2 März 2011, 03:48:54
Und die Opening-Credits haben mich weggefegt. :icon_eek: Kommen mit neuem Heimkinosystem bestimmt noch intensiver rüber. :respekt:
Leider nicht so ganz. Zumindest der deutsche Ton ist auf der Blu-ray doch etwas arg frontlastig ausgefallen. Hab nicht zum englischen Ton gezappt, deshalb kann ich den nicht beurteilen, aber beim deutschen Ton hätte IMO noch ein wenig mehr kommen können. Dafür ist aber das HD-Bild Top! Perfekt für so einen Film! :respekt:
Ich will es mal so sagen: Mein 30 Euro 5.1 System war nicht wirklich der Burner und der Subwoofer war ein schlechter Witz. Das kann nun eigentlich nur besser werden. :icon_lol:
Sorrry, aber ich muß hier mal kurz abstinken. Zweieinhalb Stunden vergeudete Lebenszeit für diesen Käse. Fängt ganz OK als schön bebilderter Drogenfilm an, will dann aber zu den ganz großen Themen (Liebe, Familie etc.) aufsteigen, ist aber so sehr in seine herumzischende und -schaukelnde Kamera und sonstige Effektchen verliebt, daß – mich jedenfalls – die Menschen und ihre Probleme überhaupt nicht interessiert haben. Das Schlimmste ist, daß es in meinem Kopf jetzt zu ekligen Überlagerungen mit Malicks Tree of Life kommt, und das hat letzterer, auch wenn der Film Murx war, nun wirklich nicht verdient.
Soll doch Noe weiterhin schmuddelige Genrestückchen wie Irreversible machen, die dann wenigstens funktionieren und nicht seine intellektuelle wie spirituelle Ödnis derart ausstellen, daß man sich fremdschämen muß.
Danke und den Film weiterhin in die Vergessenheit sinken lassen,
r.
Das ist natürlich schade und nicht zu vergleichen mit meinem Genusserlebnis für die gleiche Zeitspanne. Ich habe da keine spirituellen Erkenntnisse erwartet, eigentlich wusste ich gar nicht, was ich erwarten soll. Und was ich dann zu sehen bekam, war reines Kino: Bilder, nahezu ein Stummfilm, ein visuelles Erlebnis, das mir neu war. Das als Drogentrip zu sehen, als der der Film ja auch beworben wurde, wäre mir auch zu billig. Als Skandalfilm sowieso, wüsste nicht, worin da der Skandal bestehen sollte. Aber als Übung für Perspektivwechsel ist er sehr gut zu sehen.
Malick ergeht sich ebenso in seiner Visualität, verstellt diese leider durch einen für diesen Regisseur relativ kryptischen Off-Text, der Sinnzusammenhänge, Denkkontexte stiften soll. Auch wenn beide Filme nur teilweise vergleichbar sind, scheint mir Malicks Film nicht wirklich stimmiger zu gelingen. Beide fand ich toll. Auch "Void" hat das Potenzial, seinen Zuschauer in einen Zustand zu versetzen, wobei es ihm nicht um irgendwelche Drogengeschichten oder Personenschicksale geht, sondern um die Perspektive auf Geschichten und Personen und die damit verbundene Wertung.
Das soll Dich jetzt nicht überzeugen, was nicht klappt, klappt nicht. Für kategorische Vergessenheit ist mir der Film aber wirklich zu schade.
Ich kann und werde natürlich auch keinem übelnehmen, daß ihm der Film gefällt, geht ja offenbar einigen so. Mir kommt es aber so vor, als wolle ein "Skandalfilmer" auch mal was "Ernstes" machen. Nur bleibt er dabei derart in seinen Formalismen gefangen, daß ihm (und also auch dem Zuschauer) zu keinem Zeitpunkt ein emotionale Verbindung zu seinen Figuren gelingt. Und solche Holzhammer-Effekte, wie schreiende kleine Kinder neben zermatschten Eltern sitzen zu lassen, sprechen nicht gerade für eine menschliche Sensibilität.
Na gut, vielleicht ist ja die emotionale Entkopplung von der Geschichte das Konzept, eben aus der quasi buddhistischen Sicht des verstorbenen Bruders. Aber dann ist die ganze Sache eben doch nur eine selbstzweckhafte, auf Dauer redundante Fingerübung in Bildspielereien. Bei Irreversable haben diese sich sehr gut dem Plot eingepaßt und hatten dadurch ihre Berechtigung, hier sind sie leeres Geklingel.
Oder Noe ist einfach ein unempathischer Klotz, und das ist mir unheimlich, er ist bestimmt ein schlechter Mensch. :icon_evil:
Spirituelle Erkenntnisse habe ich auch nicht erwartet, aber eine gewisse empathische Grundierung zumindest einer solchen Geschichte schon. Und die ist bei Malick jederzeit spürbar, egal wie verschwurbelt. Vielleicht läuft bei mir alles auf eine moralische Ablehnung heraus, die ich nicht jedem Zuschauer zumuten kann. Und daß einen experimentelle Bilder und/oder nicht-narrative Strukturen mit einer gewissen Seherfahrung nicht mehr kritiklos umhauen, spielt sicher auch eine Rolle.
Zitat von: pm.diebelshausen am 1 April 2012, 17:07:19
Das ist natürlich schade und nicht zu vergleichen mit meinem Genusserlebnis für die gleiche Zeitspanne. Ich habe da keine spirituellen Erkenntnisse erwartet, eigentlich wusste ich gar nicht, was ich erwarten soll. Und was ich dann zu sehen bekam, war reines Kino: Bilder, nahezu ein Stummfilm, ein visuelles Erlebnis, das mir neu war. Das als Drogentrip zu sehen, als der der Film ja auch beworben wurde, wäre mir auch zu billig. Als Skandalfilm sowieso, wüsste nicht, worin da der Skandal bestehen sollte. Aber als Übung für Perspektivwechsel ist er sehr gut zu sehen.
Malick ergeht sich ebenso in seiner Visualität, verstellt diese leider durch einen für diesen Regisseur relativ kryptischen Off-Text, der Sinnzusammenhänge, Denkkontexte stiften soll. Auch wenn beide Filme nur teilweise vergleichbar sind, scheint mir Malicks Film nicht wirklich stimmiger zu gelingen. Beide fand ich toll. Auch "Void" hat das Potenzial, seinen Zuschauer in einen Zustand zu versetzen, wobei es ihm nicht um irgendwelche Drogengeschichten oder Personenschicksale geht, sondern um die Perspektive auf Geschichten und Personen und die damit verbundene Wertung.
Das soll Dich jetzt nicht überzeugen, was nicht klappt, klappt nicht. Für kategorische Vergessenheit ist mir der Film aber wirklich zu schade.
Ich muss sagen, dass ich ebenfalls beide Filme (Mallick, Noe) sehr gerne mochte... beide haben allerdings einen sehr krassen Eso-Hintergrund (der sich bei Mallick mit einigen geradezu reaktionären Vorstellungen verbindet), auf den ich auch gerne verzichten könnte, aber die anderen Qualitäten gleichen mir diesen dann weitestgehend wieder aus...
Mallicks Film bewundere ich vor allem wegen der strengen Montage, die mich emotional allerdings ziemlich kalt gelassen hat...
Bei Noé haben mich diese langen Fahrten, die überrumpelnden Schockeffekte (und die Musik natürlich) doch sehr stark hineingezogen in den Film, der mir emotional ungeheuer nahegegangen ist - bis dann am Ende dieser Eso-Touch doch noch eine Spur penetranter wird... die formale Gestaltung empfinde ich hier jedoch als konventioneller... im Prinzip hat der Film die Möglichkeit zu direkten Zeitbildern im Sinne Deleuzes ermöglicht, aber letztlich bleibt es ein recht lineares Drama mit übersinnlichem Aufhänger, das einige Erinnerungs- und einige Traumbilder enthält... Da ist Mallick einfach weiter gegangen...
Während letzterer mir einen sehr sterilen, kühlen aber streng durchkomponierten Film geliefert hat, erscheint mir Noes Werk eher wie ein zäher Sumpf, in dem ich völlig versinken kann... :icon_mrgreen:
@ratz (Pierrot lese ich jetzt erstmal)
Dann dreh ich mal den Spieß um und sage, bei Malick ist das Gefühlsduselei aus überlaufender Emotionalität was bei Noe durch große emotionale Entrückung und Distanz betrachtet wird. Die einzige Identifikationsfugur in "Enter the Void" ist das Ich, durch dessen Auge wir zunächst sehen und dessen losgelösten Punkt im Raum wir weiterhin durch die Kamera einnehmen, nachdem dieses Auge tot und blind ist. Was der Film versucht zu visualisieren ist jenseits von Emotionen. Deshalb Redundanz. Ob das eine gute Idee ist, so einem krassen existenziellen Perspektivbruch per Kino nachzuspüren, kann man ja in Frage stellen. Nur tust Du Noe Unrecht, wenn Du es so hinstellst, als wäre das beliebiges Geplänkel und höchstens ein bisschen eye-candy (so verstehe ich Dich). Wenn es Dir so vorkommt, dass ein "Skandalfilmer" usw., dann ist das der viel eher selber ödnisgleiche Schubladenblick, der Noe so oft entgegengebracht wurde (wird?), wenn er Zuschauer vor den Kopf stößt. Lassen wir doch mal solche Stereotypen stecken, wir können das besser als das Feulliton. ;)
Wahrscheinlich muss man eine untheoretisierende Haltung (d.h. nicht unkritische!) mit in den Film bringen, damit er da wirkt, wo er wirken will. Vielleicht habe ich auch immernoch zu wenig gesehen. Vielleicht ist das auch einfach das sabbernd staunende Kind in mir, was da Gefallen und Spannung gefunden hat. Vielleicht gefällt mir, dass der Film eigentlich nicht Darstellbares erzählt. Da würde ich ihn sogar noch ein klein wenig lieber mit Jacksons "Lovely Bones" vergleichen, auch wenn letzterer wiederum hinsichtlich der Erzählkonventionen weit mehr mit "Tree of Life" gemeinsam hat.
Und noch ein kurzer Gedanke: Selbstzweck als Vorwurf? Hmm.
EDIT kurz zu Pierrot:
Ich denke, "Void" ist zum selber entdecken gestaltet während "Tree" weit mehr Anleitung mitgibt. Bei "Tree" überwiegt die Gleichförmigkeit und Wiederhilung der Bilder, da ist "Tree" labyrinthischer mit Bildern, die sich wiederholen und Bildern die nur einmal auftauchen, geradezu eine Bilderflut, zwar innerhalb bestimmter (Bedeutungs)Felder, aber doch mannigfaltig. "Void" ist nicht mannigfaltig, ist konzentrierter. Und wirkte auf mich eigentlich intensiver, ich war wohl auch "mehr drin". Trotz der großen Gelassenheit der Hauptfigur wirkte der Film auf mich äußerst spannend und anregend. "Tree" wäre fast meditativ, aber, und da gebe ich Dir auch recht, die Montage ist der Hammer und lässt es einfach nicht zu gemütlich werden. Wirklich zurücklehnen konnte ich mich bei beiden nicht.
"Esoterisch": weiß ich nicht. Ist bei mir ein unklar benutztes und gefülltes Wort. Ich würde bei beiden lieber von spirituell sprechen, weil sie sich mit einem Blick befassen, der dem Spirituellen (und für manche Menschen dem Religiösen, manchen Menschen dem Esoterische, manchen dem Spinnerten oder was auch immer) vorbehalten ist.
@ Pierrot: Daß Formalismus-Vorwürfe an einem Godardisten wirkungslos abprallen, ist hier natürlich überhaupt nicht verwunderlich :icon_mrgreen:
Zitat von: pm.diebelshausen am 1 April 2012, 20:15:34
Nur tust Du Noe Unrecht, wenn Du es so hinstellst, als wäre das beliebiges Geplänkel und höchstens ein bisschen eye-candy (so verstehe ich Dich). Wenn es Dir so vorkommt, dass ein "Skandalfilmer" usw., dann ist das der viel eher selber ödnisgleiche Schubladenblick, der Noe so oft entgegengebracht wurde (wird?), wenn er Zuschauer vor den Kopf stößt. Lassen wir doch mal solche Stereotypen stecken, wir können das besser als das Feulliton. ;)
Naja, mit den Gänsefüßchen um "Skandalfilmer" hatte ich ja versucht, mich von dem Begriff zu distanzieren und ihn gerade nicht im Sinne des Feuilletons zu benutzen. Gleichwohl kann Noe der kalkuliert provozierende Gestus zumindest in Filmen vor The Void (Menschenfeind kenn ich allerdings nicht) nicht abgesprochen werden, und fraglos ist so ein Image auch ein Pfund, mit dem ein Filmemacher wuchert. Und wie schon betont, kann das auch prima funktionieren (Irreversable fand ich zwar abstoßend, aber in sich stimmig). Wenn diese Elemente wie in The Void nun aber stark zurückgenommen werden, bleibt halt für mich eine mit einem ach so schlimmen Geschwisterdrama belastete Illustrierung eines Drogenrausches – wozu?
Wie unwichtig Noe dieser "Dramen"-Aspekt des Films ist, wird schon durch die Besetzung der Rollen klar – das sind alles keine "echten" Schauspieler, nicht daß es sie gebraucht hätte, es gibt ja keine Gelegenheit für irgendwelche Auftritte. Nehmen wir also an, auch das ist Konzept (wenn er die Bellucci und den Cassell bekommen hat, warum jetzt nicht auch), dann zeigt das nur um so deutlicher, wie überflüssig diese ganze Story für den Film ist.
Dieser Widerspruch zwischen einem behaupteten Interesse für ein menschliches Problem und der offenkundigen Vernachlässigung durch das Konzentrieren auf ausgebuffte Visualität ist es, der mich kolossal stört.
Zitat von: pm.diebelshausen am 1 April 2012, 20:15:34
Und noch ein kurzer Gedanke: Selbstzweck als Vorwurf? Hmm.
Versteh ick jetz nich --?
Naja, welche Zwecke müssen Filme denn erfüllen? Halte ich zumindest für ein extrem weites Feld, führt aber auch zugegeben zu weit weg von diesem Film. "Nur" Selbstzweck (als was auch immer dann genau dieses "Selbst" in "Selbstzweck" überhaupt identifiziert wird: Masturbation eines Filmemachers oder so?) ist halt für mich erstmal gar kein Vorwurf, gar keine Wertung, sondern eine Möglichkeit der Motivation filmischer Gestaltung. Und dass dieser Film seine Motivation und seine Gestaltung hat und nicht beliebig ist, kann ich ihm nicht in Abrede stellen. Weiß nicht, ob Du das tust.
Für mich, und da gehen unsere Lesarten wohl auseinander, geht es in dem Film überhaupt nicht um einen Drogenrausch. Deshalb finde ich ja auch das Hervorheben dieser Qualität (so ungefähr "Ein Film wie ein Trip") hilflos nichtssagend und am Gestus dieses Films ziemlich vorbei. So nach dem Motto: Aha, ich sehe Drogen, da dealt wer, da psychonautet wer - dann ist das also ein Drogenfilm. In meiner Lesart benutzt Noe das Drogenthema nur aus dem Grund, dass Drogen diesseitig genau das machen (und insofern zur Vorbereitung dienen können) was im Moment des Sterbens nach mancher Ansicht passiert/passieren könnte: Veränderung unserer Rezeption von Wirklichkeit, Relativierung dieser sog. Wirklichkeit, Loslösung und Relativierung vom "Ich", Entrückung, Distanzierung, Transition in einen anderen Zustand von Existenz und so weiter. Das sind spirituelle, von mir aus auch esoterische oder religiöse Themen, und nicht vordergründig bleibende Drogenthemen. In diesem Zusammenhang ergibt für mich auch die Gestaltung des Films ein stimmiges Ganzes und ein konsequent gedachtes Bild und eben keinen bloß selbstverliebten (auch das könnte "Selbstzweck" heißen) Budenzauber. Das Stimmige an dem Film ist für mich z.B. der Einsatz der streng subjektiven Kamera zu Beginn und deren totale Entfesselung im Zuge des Todes und für den Rest des Films. Da passen Thema (diesseitiges Ich - transzendentes Ich) und filmtechnische Gestaltung für meinen Geschmack sehr stimmig und konsequent gestaltet zueinander.
Der Film ist nah am Menschen und auch an dem, was darzustellen gemeinhin dann als skandalös bezeichnet wird (Ui, die ficken!). Darin bloße berechnete Provokation zu sehen, entlastet zwar mich, lässt aber dem Filme und dem Filmemacher auch einfach keine Chance. Mir ist das mit dem "der will ja nur provozieren" (nicht nur bei Noe) einfach zu blöd, weil es ein total flaches und einseitiges Bild von Persönlichkeitsstruktur und Verhaltensmotivation benötigt. Wer sitzt denn bitte irgendwo nachdem er immense Zeit, jeden Tag für ein Filmprojekt aufgewendet hat, schier endlos Entscheidungen, meist in Auseinandersetzung mit anderen Beteiligten bezüglich Design, Auflösung, Sound, Montage und the whole shabang getroffen hat, und freut sich, dass irgendwo irgendwer das Ergebnis als provokant identifiziert hat? (Ich ziehe das nicht alles aus Deinen Äußerungen, und werfe Dir das also auch nicht alles vor, sondern sehe das als den Kontext, der "Enter the Void" ganz gut den Garaus gemacht hat: ein Jahr nach dem endgültigen Cut bloß 1,25% der Kosten als Einspielergebnis.)
Da reden wir zwar jede Menge klugen Zeugs, aber einen Gutteil auch aneinander vorbei :icon_mrgreen:
Drogenfilme, und evtl. bedarf der Begriff wirklich einer Eingrenzung, hab ich in dem Sinne verwendet, daß mit filmischen Mitteln eine Rauschwirkung darzustellen versucht wird (in diesem speziellen Sinne wären z.B. Kinder vom Bhf Zoo und The Pusher keine Drogenfilme, Trainspotting und Naked Lunch aber schon). Und klar darf Noe vermuten, das Sterben käme einer Drogenerfahrung gleich (oder umgekehrt?). Und die rein technische Qualität und auch Faszination der visuellen Umsetzung will ich gar nicht in Abrede stellen, die ist mit Sicherheit beeindruckend.
Um so ärgerlicher ist halt der geistige Hintergrund dieser Skills, denn wenn Du sagst
Zitat von: pm.diebelshausen am 2 April 2012, 17:00:34
Der Film ist nah am Menschen ...
– das ist er eben nicht. Nur weil in den ersten 10 Minuten eine nie dagewesene Ego-Perspektive umgesetzt und später manchmal in die Köpfe der Protagonisten "hineingezoomt" wird, ist die Kamera/Noe/der Film nicht bei den Menschen oder nahe daran, sondern schwebt quasi ständig über ihnen, hat eine außermenschliche, zugespitzt eine unmenschliche Perspektive. Das unterscheidet ihn von Malick (um ihn nolens volens noch einmal ins Spiel zu bringen), der den Charakteren auf Augenhöhe begegnet, ihnen Zeit, ein Gesicht, eine Individualität gibt.
Gut, nun ist das also die Illustrierung der Todeserfahrung, aber diese mit der außermenschlichen Perspektive verbundene Gleichgültigkeit, das Nicht-mehr-betroffen-sein läßt die ganze dargestellte Familiendramatik zur hohlen, nicht geerdeten Behauptung werden. Daß weiß Noe, behaupte ich mal, und versucht diese emotionale Distanzierung durch drastische Darstellungen auszugleichen (Der Unfall war ganz ganz schlimm, weil die Kinder voll mit Gehirn besprützt wurden). Klappt für mich nicht.
Dazu passend noch ein Wort zur Provokation, die Du vielleicht auch mißverstanden hast: Ich meinte ja, daß gerade in Void vergleichsweise wenig provoziert wird. Zwar scheint es ohne Abtreibung, Fötus, Muschi von innen auch nicht zu gehen, aber das sind genau die Entscheidungen, die ein Filmemacher sehr bewußt trifft, da ihm die alternativen Darstellungsweisen ja bekannt sind. Provokationen können durchaus gut und berechtigt sein, oder aber auch von Schwächen ablenken wie hier (ein anderes Beispiel wäre der Pimmel von Vincent Gallo, ohne den sich kein Mensch oder zumindest sehr viel weniger für Brown Bunny interessiert hätten).
Brown Bunny ist notiert.
Mit "nahe am Menschen" meinte ich weniger die Erzählweise oder Perspektive, sondern die Thematik (und die ist für mich keineswegs Familie, Liebe, wie Du oben als erstes geschrieben hast), die Alltäglichkeit, das, was andere Filme (und Menschen) lieber ausblenden, verschönern, negieren, nicht zugeben, sich nicht eingestehen usw. Um ein anderes Wort zu benutzen: mir scheint "Enter the Void" da nicht verlogen, wo andere Filme sich in die Tasche lügen.
Hauptsächlich wollte ich ja auch nur, dass Du Dein Abstink-Posting (http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,162043.msg993778.html#msg993778) und dessen Worthülsen ("Käse" zum Beispiel :D) noch argumentativ füllst, was Du ja jetzt auch mehrfach getan hast. :respekt:
Mir gefällt diese entrückte Distanz, die Du als nicht ausreichend empfindest. Dass Dich "die Menschen und ihre Probleme überhaupt nicht interessiert haben", ist in meinem Erleben ein Konzept, das in diesem Film funktioniert. Und es ist eines der spannendsten Momente dieses Films: die Perspektive des Verstorbenen ist ruhig, gelassen, distanziert, unaufgeregt - zumindest habe ich es so erlebt und wunderte mich währenddessen darüber, dass da für mich trotz der Machtlosigkeit und Einflusslosigkeit, der Gefangenheit in der Beobachterposition keine Unruhe, keine Ärger, keine Wut, keine Hilflosigkeit spürbar wurde. Das finde ich bemerkenswert und viel mehr als ich von einem berechnenden Provokateur (so es sowas gibt) erwarten würde.