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In der dramatischen südkoreanischen ,,Netflix"-Crime/Cop-Serie ,,My Name" (2021) schließt sich die Tochter eines getöteten Gangsters der Organisation an, in welcher ihr Vater tätig war, und wird dann wiederum (nach einem harten Training sowie mit dem Boss als Mentor, da ihr Vater dessen bester Kumpel war) als ,,Maulwurf" in die örtliche Polizei eingeschleust: Offenbar war der Killer nämlich ein Cop – vermutlich der Chef des Drogendezernats. Ihr Ziel lautet also: Rache!
Die Grundidee dieser acht Folgen (keine Ahnung, ob es eine zweite Staffel geben wird – die im Fokus stehende Story erfährt auf jeden Fall einen vernünftigen Abschluss) ist eine relativ reizvolle – u.a. weil die Hauptprotagonistin geschickt agieren muss, um nicht aufzufliegen – worüber hinaus sie (und das Publikum) im Verlauf mit diversen Offenbarungen konfrontiert wird und es immer wieder zu ,,brenzligen Situationen" kommt, an denen bspw. andere Kriminelle (Banden, Dealer etc.) beteiligt sind...
Beginnen wir einfach mal mit dem Negativen: Die Verlaufsentfaltung wird regelmäßig durch gewichtige (ruhige) Drama-Elemente/Passagen ,,ausgebremst" – was auf Kosten der Spannung und des ,,Kurzweil-Faktors" geht – ein ,,großer Twist" ist für den routiniert-geübten Genre-Gucker leider ziemlich vorhersehbar und die viel, viel zu häufige Verwendung eines bestimmten kitschigen Songs war einfach eine echt unvorteilhaft-blöde Idee seitens der Verantwortlichen...
Das Positive: Produktionsdesign, Optik und Inszenierung überzeugen (eine angenehme Kombination aus ,,nüchtern" und ,,stylish"), die finale Folge wartet mit einem echt überraschenden ,,Shocker" auf, bis auf bei einem ,,Psycho-Baddie" gibt es kaum ,,Asia-typisches Overacting" zu verzeichnen und die Darsteller machen ihre Sache durchweg gut – allen voran Hauptdarstellerin Han So-hee, welcher man die Toughness ebenso wie die Verletzlichkeit ihrer Figur zu 100% abnimmt...
Und dann wären da noch die blutig-flotten Fights, bei denen nicht selten Klingen zum Einsatz kommen und welche prima choreographiert sowie ansehnlich gefilmt wurden: Packend, ,,gritty" und hart – und nicht so überzogen wie etwa bei ,,the Villainess" oder in den ,,John Wick"-Flicks. Eine Auto-Verfolgungsjagd (samt Crashs und überflüssigem Drohen-Einsatz) gegen Ende war dagegen ,,nicht so prickelnd" – aber hey, an den häufigen und abwechslungsreichen Fights hatte ich echt meine Freude...
6/10
Aus der Abteilung Try&Error:
Unbreakable Kimmy Schmidt
Opfer einer Weltuntergangssekte, die 15 Jahre im Bunker lebte, will sich wieder ein Leben aufbauen und geht dafür ausgerechnet nach NY, wo sie zwischen Reichen, Armen, Queers und total Ausgeflippten ungebrochenen Optimismus verbreitet.
Hatte ich mir als schräge Sitcom versprochen, aber was Ellie Kemper und Tituss Burgess da zusammengrimassieren, spottet jeder Beschreibung. Die Drehbücher sind zwar gagintensiv, aber vieles, was an die Wand geschmissen wird, bleibt nicht kleben, die Figuren sind unnahbar und die Skripte sind offenbar unter Einfluss aller möglichen Drogen geschrieben worden. Praktisch jeder redet am jeweils anderen vorbei und am Ende kommt eine absurde Erkenntnis für jeden raus.
Bin ich nicht bekifft genug für oder hab zu viele normale Uppers im Blut, nach 10 Folgen (in denen die Serie sich immer mehr wie eine demente Version der Marx Bros gebärdet) war jedenfalls Schluss, weil mich die Serie nicht auflockert, sondern stresst.
Grace and Frankie
Klang gut: Jane Fonda (als Deluxe-Zicke) und Lilly Tomlin (als Hippie-Zicke) müssen sich mit ihrem Lebensabend arrangieren, weil ihre jeweiligen Männer (Martin Sheen, Sam Waterston) jetzt auch offiziell ein schwules Paar bilden.
War die erste Folge schon eckig bei der Figureneinführung, war die zweite (oho, Kreditkartensperre) eigentlich komplett unkomisch und das will bei 30 Minuten Länge schon was heißen. Behutsam und behäbig wirkt das zu Anfang, wobei die jeweilig ebenfalls derangierten Kinder (echt oder adoptiert) auch nicht eben anziehend wirken. Wohlfeile Upper-Crust-Comedy für ein Ü60-Publikum (notfalls nur im Geiste).
Offenbar ist die erste Staffel halbwegs misslungen, danach wird die Serie für weitere 6 Staffeln immer besser, aber ich hab nicht genug Geduld aktuell, mir eine mies ge-time-te erste Staffel reinzuziehen. Daher Vorwarnung, wer sich daran versucht.
Harry Wild - Mörderjagd in Dublin
Und einmal ZDF: diese 137.Variante von gebildete, aber angejahrte Mama/Oma (Jane Seymour), stolpert über Mordfälle, von denen ihr arroganter Polizistensohn nix wissen will, weswegen sie sich von einem farbigen Oberschüler zweifelhafter sozialen Unterbaus aushelfen lässt, hat mich wegen Vorhersagbarkeit schon binnen 20 Minuten so genervt, dass ich alle Absichten gecancelt habe, das weiter zu schauen. Deutsche mögen faktisch alle britischen Krimis (so sehr, dass sie sie noch schlechter selbst drehen, siehe die Inspektor-Jury-Krimis) , also wird auch das gesehen worden sein. Aber noch eine malerische englische Stadt in flotten Farben und schöner Sonne, dazu die Figuren von der Stange und die Oma, die sich überall reinlügt und mogelt - ich brauchs eigentlich nicht. Da ist sogar die ebenfalls generisch erstellte "McDowell & Dodds"-Serie origineller.
Schöne Idee, der Thread ..
Only Murders in the Building (Disney+)
.. gibt er mir doch die Gelegenheit, mal ein bisschen Werbung für die vermutlich beste Crime-/Comedy-Serie seit Jahrzehnten zu machen, ohne gleich einen eigenen Thread zu basteln.
Da weiß man gar nicht, wo man mit dem Lob anfangen soll. Das Setting in dem elitären Wolkenkratzer ist schon mal sehr hübsch, die Figuren perfekt ausbalanciert (in S1 jedenfalls, zur noch nicht beendeten S2 sage ich noch was), Martin/Short/Gomez sind ein geniales Trio ganz ohne Fäuste und der Fall ist genau so kompliziert oder simpel, wie es für die kurzen Episoden gut ist. Reichlich Situationskomik und ein paar schöne Film-/TV-Anspielungen ("Brazos") sowie solide dosierte Gastauftritte (Sting!) runden das ab. Glatt 9/10 für S.1
S2, die noch nicht so lange läuft, kann das Niveau soweit erkennbar weitgehend halten, leidet allerdings unter den jetzt doch arg überbordenden eitlen Gastauftritten (besonders nervig: Delevingne). Erfolg spricht sich halt herum, und dann wollen alle mal mitmachen. Aber so Sachen wie die mit dem Bild, dem Fahrstuhl oder dem Messer in der Decke waren schon wieder echte Klopfer, also bleiben wir mal guter Hoffnung.
Big Sky (Disney+)
Nach dem Ende seiner Anwaltsserien ist der Producerjurist (oder Juraproducer) David E. Kelley zwar genreseitig vielfältiger geworden, aber es gilt der alte Spruch "'ne Kelley-Serie erkennst Du innerhalb von 10 Minuten". Und wenn es nur an der Parade blendend aussehender Menschen ist, die sich sogar dort tummeln, wo Hollywood sonst nur potthässliche Rednecks und deren Gegenstücke aus den nördlichen Hinterwaldstaaten vermutet. Konkret spielt das im jedenfalls mal in S1 sehr fotogenenen Montana, wo sogar die Corona-Pandemie (die einmal erwähnt wird) nur ein hässliches Abfallprodukt ferner Großstädte ist.
Als Krimi ist das eine leicht strange Mischung aus Serial- und Procedural-Elementen, die fast genauso viele Höhen wie Tiefen hat. Der anfängliche Entführungsfall ist ganz spannend, den zur multiversen staffelüberspannenden Verschwörung auszubauen, gelingt aber nur maßvoll; die Episoden aus S2 auf der Hundefarm, wo der Serienkiller "dressiert" werden soll, sind schlicht lachhaft. Die relativ unvermittelt eingeschobenen Stücke über diese (dann doch) Hinterwäldler-Familie in Season 1.2 kommen irgendwie nicht auf Touren; die Mafiakiste, die weite Teile von S2 bestimmt, ist dann wieder ganz unterhaltsam, aber von der vermutlichen Realität im Drogenbusiness doch wohl sehr weit entfernt.
Auffällig für jemanden, der wie Kelley eigentlich ein bisschen Ahnung von Polizei- und Justiz haben sollte: Die lausige Ermittlungsarbeit in den ersten Folgen um "Roland", den Entführer/Killer. Wie schwer kann es denn sein, einen selbständigen Truckfahrer mit eigenem Gefährt in einem so schwach bewohnten Bundestaat zu ermitteln und seinen Wohnsitz zu finden ? Ich meine, einen 50 Tonner hat auch in den USA jetzt nicht jeder vor der Tür stehen. Klasse dagegen die "Tesla"-Szene.
In der Summe ist das blendend aussehender Edeltrash, bei dem man irgendwie dranbleibt, ohne genau zu wissen warum. Um die 6/10, wobei es da Folgen gibt die klar drunter oder knapp drüber sind.
Zur Abwechslung mal ein paar Exemplare aus dem Fernsehprogramm einer fast schon vergessenen Zeit (NBC & Co). Wer sich angesichts mäßiger Wertungen fragt, warum dann bis zum Ende gesehen: Frage ist berechtigt, aber so ab und an läuft bei mir auch mal was zur reinen Zweitberieselung im Hintergrund, wenn ich dann noch mal meine Restzeitungsabos sichte oder ein paar Casual Games dadelle.
La Brea (Sky)
O.K. Das ist wirklich ein Extremfall. Oder ein Beweis für die These, das bei NBC & Co offenbar ab und an mal ein Ideenwettbewerb bei den Praktikanten stattfindet und dann der beste (soll heißen: der am wenigsten scheißige) Vorschlag mit möglichst geringem Budget in eine Serie umgesetzt wird. Dass diese Standard "Mysterykisten" - irgend etwas Seltsames passiert, und dann wird gerätselt und ein bisschen verschworen - in der Regel nur ein, zwei Seasons überlebt haben und am Ende meist komplett in der Luft hängen, scheint da niemanden zu stören.
Konkret: Die Idee um das Zeitloch in L.A ist jetzt irgendwo im Niemandsland von "kann man was draus machen" und "tausend mal gesehen"; aber schon das Personal, das da durchfällt, wirkt wie vo der Resterampe vom Emmerich, die angerissenen Konflikte angesichts der Lage so realitätsnah wie "Lindenstraße 10000 B.C". Die komplette Ausgestaltung der Altsteinzeit, oder was auch immer, ist dann dermaßen dürftig, dass man die Spuren der Mountainbiker im australischen Sand fast noch zu sehen glaubt. Die Krone sind dann wahlweise einige selten schlechte CGI wie das Riesenfaultier und die massenhaft auftauchenden Originalsteinzeitler, die natürlich alle perfekt Englisch sprechen.
Echt lausig. 2,5/10. Soll übrigens noch eine Staffel 2 geben :wut:
The Endgame (Sky)
Deutlich besser (Kunststück), aber immer noch nicht gut. Auffällig hier vor allem der dreiste Ideenklau: Einige sehen hier eine Version der "Blacklist", dazu gibt es das Anfangsszenario mit den parallelen Überfällen wohl weitgehend aus dem "Haus des Geldes" (ungesehen). Und die Personenkonstellation hat man sich mehr noch als aus der Liste schon wegen der sehr ähnlichen Frauenfiguren aus "Killing Eve" (zT gesehen) ausgeborgt. Gerade der letzte Punkt und die Darstellering der Antagonistin durch Baccarin sind ein echtes Ärgernis, und das sage ich, obwohl ich Morena seit Firefly eigentlich gerne sehe. Die spielt diese SupergangsterIn als unfassbar selbstgefällige Mischung aus "The Brain", Hannibal Lecter und Villanelle/Reddington; und auch ohne der allgegenwärtigen Polizeigewalt das Wort reden zu wollen: Welche Sicherheitsbehörde der Welt würde sich von einer derartig arroganten Gangsterbitch in dem Ausmaß auf der Nase herumtanzen lassen, ohne mal irgendwann zu sagen wir "härteren Mitteln" zu greifen ?
Auch Bathe als fast genauso geniale (klaro) Gegenspielerin bleibt blass, da hat man sich dann offenbar auch die meiste Mühe mit deren ständig wechselnder Frisur gegeben (wie macht die das in dem zeitlikch knappen Szenario?)
Dass "Federova" (blödsinnige Bio für die Brasilianerin Baccarin) dann auch noch teilweise zur "gerechtfertigten Rächerin" und Antikorruptionskämpferin hochstilisiert werden soll, gibt einen weiteren Minuspunkt, der auch nicht komplett ausgeglichen wird durch das minimal vom Schema "ich habe da alles im Detail geplant" abweichende Finale. Als Actionserie ist das übrigens anfänglich ordentlich, der wohl als Producer einiger Folgen involvierte Justin Lin bringt zunächst mal ganz gut Tempo in die Sache. Halten kann man das Niveau mit den Mitteln des TV aber nicht, die Sache mit den verschiedenen Banken wird fix in den Hintergrund gedrängt durch weitgehend dröge Rückblenden.
So um 4/10. Fortsetzung Fehlanzeige, soweit ich weiß.
Das nicht so ganz befriedigende Kombipaket aus Belgien/Türkei (beide Netflix):
Into the Night:
Prämisse ist Programm: irgendwas läuft enorm scheiße mit dem letzten Sonnensturm, der auf die Erde trifft, mit der dummen Folge, dass unmittelbare Sonneneinstrahlung enorm tödlich für alle. Auch für die Leute zu Hause. Auch für die Leute im Keller. Als das noch in Umrissen als seltsames Phänomen durchs Internet geistert, entführt ein Bewaffnet auf dem Brüsseler Airport eine halb leere Passagiermaschine (bei Nacht) und lässt sie unter ominösen Hinweisen in den Himmel steigen. Die Idee: immer schön der Nacht hinterher fliegen in der Nähe des Polarkreises, denn ohne Sonnenaufgang halten die Beteiligten noch ein Weile länger durch...
Ja, eigentlich puzzelt man hier nur alle Klischees aus Extremsituationen und Katastrophenfilmen (Aggros, Futter, Treibstoff, Wahnsinn) noch mal durch, aber die erste Staffel hat dennoch durchaus brauchbares Potential. Da die Prämisse nicht ewig halten kann, setzt man sich dann in Staffel 2 unter einem Staudamm in Bulgarien in die Nesseln, wo dann das böse oder unkontrollierbare Militär ins Spiel kommt. Und die Russen bombardieren noch extra. Gleichzeitig sucht man in einem Saatgutbunker in Norwegen nach der Rettung der Ernährungsfrage.
Staffel 2 tritt zwar manchmal ein wenig Wasser, aber geht auch noch klar, allerdings endet die Chose tatsächlich auf einer hoffnungsvollen Note, wobei man sich allerdings wirklich noch eine 3.Staffel wünscht, in der das hoffentlich alles aufgelöst wird. Für gute 12 Folgen reicht das jedenfalls. (6/10)
Yakamoz S-245:
Und die gleiche Chose nochmals, diesmal aus der Türkei: die gleiche Katastrophe, das gleiche Auslöschen der Menschheit. Sieben Folgen, aber hartes Brot.
Diesmal kommen Meeresbiologen und ein türkische Militär-U-Boot zusammen und gemeinsam taucht man sich halbwegs in Sicherheit.
Hätte gut werden können, erbricht aber nur noch uralte Klischees. Der Käptn zu schwach, der erste Offizier ein hasserfüllter Psycho (das wechselt mit kompetent je nach Szene), die Mannschaft hauptsächlich frauenfeindlich oder depperte Idioten. Die Wissenschaftler ohne jede Finesse, der jugendliche Held ein Alleskönner-Strahlemann, der allen den Arsch rettet. Zwischendurch gibts auch noch Kannibalen - aber entscheidend ist, dass in der letzten Folge quasi ein Crossover der Serien stattfindet. Abgeschlossen ist aber immer noch nichts.
Verlangt also eigentlich in beiden Fällen nach weiteren Staffeln, wobei ich mir die Arschgeigen aus der Türkei eigentlich nicht weiter ansehen möchte, aber die Szenerie stimmt eben.
Ansonsten aber gilt wie in allen realen Krisen aktuell: bei solchen Charakteren ist die Menschheit verloren. (4/10)
Keep Breathing (Netflix)
Die passste zeitlich (6x~30 Minuten, keine Fortsetzung) gut als Pausenfüller, und erste Stimmen sowie der Trailer sahen auch gar nicht so schlecht aus. Und dann so was...
Aber fangen wir mal vorne an: Prämisse - problemüberlandene Anwalts-Yuppine auf sich alleine gestellt in der Wildnis - und der Auftakt sind eigentlich ganz manierlich. Aber dann brechen im Sekundentakt Rückblenden auf gefühlte 17 unterschiedliche Zeitebenen aus dem Leben der Lady über einen hinein, natürlich bestmöglich antichronologisch angeordnet. Und nicht genug damit, so ein paar von den Figuren aus ihrer Vergangenheit tauchen dann auch noch unvermittelt als Dauerlabergäste in der Wildnisphase auf.
Ob der Survivalteil näherer Betrachtung standhielte, lasse ich mal dahingestellt; ein paar Szenen dort sind mal ganz drollig. Ein echter Höhepunkt bleibt hier allerdings auch aus, vor allem die Prämisse, dass die zwei Mitflieger
Gangster sind und die Komplizen mal nach dem Geld schauen könnten
bleibt schmerzlich ungenutzt.
Ist aber auch ziemlich egal. Das Gesamtprodukt hat mir ungelogen und physisch Kopfschmerzen bereitet, so sprunghaft ist das. Technisch kompetent, aber almost unwatchable, mMn. 4/10.
Ms. Marvel Disney +
Da gibt es wohl ein gewisses Spannungsverhältnis: Auf RT ist das die am besten bewertete Marvel/D+-Serie seit langem (98%!), auf vielen Foren ist das Interesse eher gering und bei imdb sind die Noten schon relativ niedrig.
Liegt's am jugendlichen Alter der Hauptfigur oder dem indisch-islamischen Hintergrund ? Ich spekulier mal nicht und versuche, das möglichst objektiv zusammen zu fassen. Also die Pluspunkte: Die ist quietschbunt, temporeich und durchaus charmant gecastet und von der Lead auch gespielt. Sogar die Action, wenn sie denn kommt, hat ordentlich Wumms und ist viel schneller geschnitten als im Genre und bei den direkten Vorgängern zuletzt üblich. Weniger schön: Das Drehbuch schlägt die mittlerweile gängigen Volten bei diesen Kurzserien, die Fronten zwischen diversen Geheimdiensten und Superheldenclans sind unübersichtlich. Und als ob die üblichen Teenie-Gefühlswirren nicht genug wären - das islamische Milieu wird mächtig verkitscht (klar, sind ja Inder, etwas vereinfacht, da dürfen die kuppelwütigen Mütter nicht fehlen).
Also: Die guten Kritiken sind irgendwo schon verdient, in der Machart und im Unterhaltungswert liegt die klar vor den etwas trägen "Loki" und "Moon Knight". Richtig meins war es trotzdem nicht. 6/10.
(https://abload.de/img/unbenannt222259dsm.jpg)
,,Anatomy of a Scandal" (2022) ist eine sechsteilige britisch-amerikanische Miniserie aus dem Hause ,,Netflix", welche auf dem gleichnamigen Roman Sarah Vaughans basiert. Verfasst seitens der beiden Profis David E. Kelley (,,the Practice", ,,Boston Legal" etc.) und Melissa James Gibson (u.a. ,,House of Cards" und ,,the Americans") sowie von S.J. Clarkson in Szene gesetzt, welche ja gerade bei dem ,,Spider-Man"-Spinoff-Film ,,Madame Web" Regie führt, wird eine Geschichte über einen hochrangigen britischen Politiker erzählt, der beschuldigt wird, seine ehemalige Geliebte vergewaltigt zu haben – was u.a. zu einem Gerichtsprozess sowie der Auseinandersetzung seiner Ehefrau mit der Situation führt. Wie gut kennt sie ihren Mann wirklich? Inwieweit spielt sein seit jeher bestehendes ,,privilegiertes Umfeld" da eine Rolle – z.B. hinsichtlich seiner Auffassung bestimmter Situationen und Gegebenheiten? Wird die Jury der Aussage des Beschuldigten oder des mutmaßlichen Opfers mehr glauben, da die Beweise keine ,,klare Sprache" sprechen? Und welche Rolle spielt die betreffende Kronanwältin bei all dem – also über ihre Position als Staatsanwältin hinaus...?
,,Anatomy of a Scandal" ist eine leider recht ,,oberflächliche", nichtsdestotrotz unterhaltsame Angelegenheit, in der es mehr um generelle traditionelle/veraltete Gesellschafts- und Geschlechterrollen als den konkreten (aktuellen) Fall an sich geht – und das samt regelmäßiger Rückblenden in die Studienzeit (Stichwort: ,,Schatten der Vergangenheit"). Diejenige, welche den Politiker der Tat beschuldigt, ist eine halb so junge Mitarbeiterin seines Teams – also sind auch Machtverhältnisse mit zu berücksichtigen. Unglücklicherweise taucht ihre Figur in der Geschichte fast nur am Rande auf: Sie wurde anderen ,,inhaltlichen Prioritäten" untergeordnet. Die Umsetzung kommt kompetent, allerdings mit einigen ,,inszenatorischen Gimmicks" ausgestattet daher, die zwar nett anzusehen, im Grunde aber überflüssig sind. Leicht kann man verschiedene Punkte dieser Miniserie kritisieren – doch liefert die gute Besetzung (Sienna Miller, Rupert Friend, Michelle Dockery, Naomi Scott) überzeugende Performances ab, gibt´s am Produktionsdesign nichts zu beklagen und ging der ,,Entertainment-Grad" dieser knapp 4,5 Stunden für mich durchaus in Ordnung...
6/10
Uncoupled
Netflix hat mal wieder die Beziehungskiste für sich entdeckt, diesmal die schwule und daher kann Neil Patrick Harris diesmal für 8 Folgen nach Herzenslust gegen sein Barney-Stinson-Image anspielen, nur eben nicht in hetero.
Dahinter hängen die "Sex and the City"-Macher und daher gibt es so einige Gemeinsamkeiten, aber so beziehungsflach die Diskrepanz zwischen "schwul vor 20 Jahren" und "schwul aktuell" ausfällt, so amüsant ist das Thema auch diesmal umgesetzt, in der Mischung aus Beziehungskiste, moderne Stadtgesellschaft und Social Media.
Gefühlig, aber meistens lustig, also eine relationship comedy wie geschnitten Brot, aber gut besetzt und gut zum Feierabend zu konsumieren. Löst seine Probleme binnen 8 Folgen halbwegs auf und legt dann Fäden für eine eventuelle Fortsetzung aus, ohne das man gleich mit den Augen rollt. Amüsante 7/10 ohne ewige Halbwertzeit.
Fett und Fett
Hui, Vorsicht mit angesagten Serien, die auch noch im Spiegel etc beworben werden!
"Fett und Fett" soll (in der ZDF-Mediathek abrufbar) so eine Art Beziehungs- und Gegenwartscomedy mit leichtem Tatortreinigerhumor sein und bisweilen sind die kuriosen Lebensereignisse eines unreifen 30ers, der unfähig ist, seine Lebenswünsche auszuformulieren, wirklich ganz witzig, vor allem weil die häufig nur 1x auftauchenden Nebenfiguren aus München und Berlin etc wirklich irre gut gewählt sind.
Bei 20 min und wie improvisiert wirkenden Plots ist da nicht viel falsch zu machen, aber die Hauptrolle, in der Jakob Schreiber "glänzt" wird binnen weniger Minuten zum unerträglichen Cringe.
Ein alterndes Kind, welches von der Moderne nur eine sehr rudimentäre Idee hat, kegelt sich stotternd und radebrechend durch allerlei Probleme, die jeder 10jährige leichter lösen kann (und genau das geschieht schon in Folge 3), bei denen sein häufigstes Wort "sorry" und sein zweihäufigstes "nett" ist, weswegen das mit den Mädels im Tinderzeitalter auch nicht so einfach ist.
Mag sein, dass diese Trottelfigur vielen gefällt, ich finde sie unerträglich, da wertet auch der Humor der Plots das nicht über eine mittelprächtige 5/10-Wertung.
Ob ich mich noch durch eine zweite Staffel arbeite, (zwischen 1 und 2 lagen 5 Jahre), muss ich mal in einem schmerzbefreiten Moment überdenken. War manchmal besser, dass Chaplin und Keaton selbst meistens geschwiegen haben.
Ergänzung zu Staffel 2: Die zweite Staffel ist wesentlich reifer und erzählerisch besser als die ersten sechs Nervtöter. Neues und altes Personal, aber die Nebenfiguren sind nicht mehr zufällig, sondern haben einen eigenen Platz und übernehmen auch teilweise einige der Episoden. So ist die "Vor dem Besuch im Sexclub" -Episode mit "Svenja", die eigentlich nur aus einem langen Nicht-Beziehungsgespräch handelt, auf den Punkt, weil sie nicht auf den Punkt ist. Eine Folge gehört Jakschs asiatischem Mitbewohner, eine weitere wird mit ihm geteilt, die letzte Folge hat eine andere Regieassistentin an Jakschs Theater (die bisher nur Kurzauftritte hatte) als Fokus.
Jaksch selbst ist streckenweise etwas erwachsener geworden, allerdings dreht man gegen Ende die Entwicklung relativ einfallslos wieder in die Kinderschuhe zurück.
Also bei knapp unter 5/10 wird bei S2 eine knappe 7/10 draus. Mit einer Sichtungsempfehlung.
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,,Trainwreck: Woodstock '99" (2022) ist eine dreiteilige, knapp 140-minütige Doku aus dem Hause ,,Netflix" mit dem betreffenden Festival-Wochenende im Fokus (eine Folge für jeden Tag), welches damals eigentlich die Tradition von ,,Woodstock 1969" fortführen sollte – relativ schnell jedoch außer Kontrolle geriet und schließlich in einem Fiasko mündete. Rund 200.000 Besucher sahen sich einer ganzen Reihe unfassbarer Bedingungen (Unhygiene, Hitze, überhöhte Preise, Unmengen an Müll, ungenügende Security und medizinische Versorgung etc.) ausgesetzt. Zusätzlich ,,aufgepeitscht" durch Drogen und der aggressiven Musik, kam es zu diversen sexuellen Übergriffen und Randalen – bevor die Veranstalter am Ende obendrein noch auf die blöde Idee kamen, ,,Friedenskerzen" im Publikum zu verteilen, mit denen kurzerhand diverse Feuer entzündet wurden...
Damals war ich 22 und habe viele der Bands gehört, die dort auftraten. Die Musik hier zu wiederzuhören, hat durchaus Erinnerungen geweckt. In der Doku kommen u.a. Gavin Rossdale (Bush), Jonathan Davis (Korn), Jewel und Norman Cook (Fatboy Slim) zu Wort – schildern, wie sie die Veranstaltung erlebten, welche fraglos grandiose Performances bot. Zudem gibt es Interviews mit anderen Zeitzeugen (unter ihnen Mitarbeiter des Stabs, MTV-Moderatoren und Besucher) – plus die zwei für die Veranstaltung hauptsächlich verantwortlichen: Promoter John Scher und Organisator Michael Lang. Jene weisen (traurigerweise) noch immer den Großteil der Verantwortung von sich (man kann Leuten wie Fred Durst (Limp Bizkit) nur ein bedingtes Maß an Schuld zusprechen, Schritte zur Eskalation beigetragen zu haben). Irgendwo musste die ganze ,,Energie" und Wut der Masse ja hin...
Anders als 1969 ging es '99 vorrangig um Gier und Profit – ums Geschäft. Daher wurden Kosten gespart und Preise erhöht. Während die Festivalgänger kein Schatten und keine funktionierenden WCs hatten sowie mit Fäkalien verseuchtes Wasser trinken mussten und das gesamte Gelände geradezu von einer Müllschicht bedeckt war, wurden die Künstler indes ,,fürstlich versorgt". Punkte wie letzteren hätte man durchaus noch intensiver beleuchten können – doch das Behind-the-Scenes-Material ist durchweg interessant anzusehen und das Tempo dieser unterhaltsamen Doku angenehm straff. Freizügigkeit, Drogen, Maskulinität und eine Menge Unmut führten ins Chaos. Aggressiv ,,entlud" sich final alles – u.a. als auch noch der Abschluss der Veranstaltung (nach dem Auftritt der Red Hot Chilli Peppers) enttäuschte: Einige der Szenen/Bilder sind wahrhaft ,,apokalyptisch"...
7/10
The Tourist - Duell im Outback (ZDF)
O.K., haken wir erst mal das Kleingemecker ab: das "Duell" in der zweiten Titelhälfte ist wohl eher eine Erfindung der deutschen Titelkreativen im Hinblick auf die ersten 5 Minuten, die in der Tat ein wenig an Spielbergs Debüt erinnern, der Rest ist dann doch völlig anders und eher duellfrei gelagert. Und seit wann haben altersschwache australische Kleinstwagen einen Digitaltacho, der auch noch in Kilometern misst ?
Ansonsten: Ja, da bin ich ehrlich, wenn so eine Serie im Vorfeld mit Lob überschüttet wird, gehe ich schon mal gerne in Vorabopposition und schaue vielleicht etwas überkritisch hin. Klar, da hat sich schon ganz ordentlich internationales Talent versammelt, Krimi- und Thrillerroutiniers von der BBC, britischer Hauptakteuer - immerhin international bewährter Frauentyp -, dazu ein paar bekannte Nasen zB aus Island oder Griechenland, ein imposanter Schauplatz sponsored by Touristik Australia, etwas Geld aus good old Germany.
Man ahnt es, ich fand das Ergebnis SEHR durchwachsen. Wenn man die Stärken in der Serienchronologie festmachen will: Der Anfang ist klar besser als das Ende. Die kleine Spielberganleihe hatten wir ja schon erwähnt, das ist ein Einstieg, mit dem man nichts falsch macht. Dazu die auch schon mal gesehene und durchaus bewährte Nummer "Mann ohne Gedächtnis entdeckt, dass er vielleicht nicht der liebenswerteste Kerl unter dem blauen Himmel ist". Mit dem Auftritt von Ólafsson nähert sich die Story einem ersten Höhepunkt, für meinen Geschmack
wird der aber viel zu früh entsorgt
und findet auch keinen echten
in der Bösewichtabteilung. "Die" Griechen sind überschaubar bedrohlich und nerven, und obwohl der Figurenpark durchaus originell ist: Die negativen Gefühle u.a. auf einen übergewichtigen Kontrollfreak zu kanalisieren, der mit der Kernstory so gar nix zu tun hat, ist ein unfairer Taschenspielertrick. Macdonald ist allerdings trotz der öden Verlobungskiste eine der klaren Pluspunkte der Serie.
Apropos Taschenspielertrick: Davon bekommen wir noch eine ganze Reihe zu sehen, vor allem jeweils gegen Episodenende. Kann man machen, ermüdet aber irgendwann und soll wohl übertünchen, dass sich in die einzelnen Folgen dann doch etliche Längen einschleichen. Da wird viel gesprochen, häufig über die Frage, ob man gut sein kann, wenn man mal schlecht war, lange Autofahrten, meist irgendwie im Kreis, relativ überschaubare Action inkl. einer Schießerei, bei der man gar nichts erkennt. Und es gibt eine sehr lange
Drogenfantasie, in der die Hälfte der Story aufgelöst wird
und die ich ehrlich gesagt etwas anstrengend fand.
Würde man aber schlucken, wenn gegen Ende noch ein Kracher warten würde, entweder in Sachen Action oder eine grandiose Enthüllung. Die Macher entschieden sich eher dafür, da noch ein Art
Kreisverkehr einzubauen und das alles auf Anfang zu setzen
, sowohl in der Krimihandlung als auch zwischenmenschlich. Auch das aus der Abteilung "kann man machen", aber die Mehrzahl der Zuschauer mich inklusive werden wohl eher enttäuscht reagieren.
Irgendwie kam ich mit der Serie nicht wirklich klar. Bis ungefähr Folge 3 hätte ich trotz kleiner Schwächen locker 7/10 gezückt, das Ende zieht aber mächtig an der Gesamtnote, vielleicht so in Richtung 5,5/10. Anglophile Zuschauer werden aber in jedem Fall hereinschauen und vermutlich begeistert sein, dazu muss man nur das hier auch verlinkte Review bei wortvogel.de lesen.
Better Call Saul - Serienfinale (inkl. Staffel 5)
Ich bin ja anfangs eher skeptisch gewesen, da speziell Jimmys / Sauls Weg in den ersten 3 Staffeln extrem schleppend voranging, aber spätestens mit S4 nahm auch sein Zug richtig an Fahrt auf. Und ja, fuck, war das ein geiler Ritt bis zum BB/BCS Epilog der letzten beiden Folgen!!!
Zum Inhalt werde ich mich jetzt mal komplett bedeckt halten (wurde selbst schon allein durch Bilder im Netz dezent gespoilert), jedoch der Schluss hat mich eiskalt erwischt. Die letzten 10 Minuten der Serie sind so ziemlich der beste Weg für ein rundes Ende (geilster und auch wirkungsvollster cameo E V E R!!!), auch wenn ich etwas ganz anderes erhofft / erwartet hatte.
Das Hauptproblem, dass ich immer wieder mal mit BB hatte (Skyler White bzw. die White Familie) hat sich hier überhaupt nicht ergeben. Rhea Seehorn / Kim Wexler war von Anfang bis Ende der Hammer, mMn fast schon interessanter ihren Weg mitanzusehen als den der Titelfigur.
Werde mir wohl beide Serien heuer nochmal komplett ansehen, weil's so schön war!
9/10
Edit: ganz vergessen zu erwähnen, ähnlich wie Fring ab S4, haben nun auch Kim und Mike in S6 neue Synchronsprecher spendiert bekommen... Frau Galdy ist leider verstorben und Herr Haar wohl mittlerweile in Rente.
(https://abload.de/img/unbenannt222ryd8n.jpg)
,,Running with the Devil: The Wild World of John McAfee" (2022) ist eine True-Crime-Doku aus dem Hause ,,Netflix", welche sich allerdings nicht direkt mit den betreffenden Verbrechen beschäftigt, die dem reichen Unternehmer (Stichwort: Anti-Viren-Programm) zur Last gelegt wurden – sondern vorranging mit seiner ,,Flucht vor Behörden und Verbrechern", bei der er u.a. seitens eines ,,Vice"-Reporters und seines Kameramanns begleitet wurde. Woran genau er nun wirklich schuldig war sowie was von all dem Behaupteten wohlmöglich schlichtweg erlogen wurde, lässt sich nicht klar sagen – da gibt es so einige Spekulationen und Verschwörungstheorien zu. Auch auf die beruflichen Erfolge McAffees wird nur ,,nebenbei" eingegangen. Wer wissen will, wer John McAfee wirklich war, der wird hier nicht fündig...
Stattdessen erinnert diese Doku ein wenig an ,,Tiger King" – denn auch McAfee war eine reizvolle ,,schillernde Persönlichkeit". Der Mann hat u.a. für die NASA gearbeitet, war ein absoluter Computer-Profi, hat sich ein Vermögen angehäuft und in Crypto investiert – aber auch eventuell mindestens eine Person getötet, Steuern hinterzogen sowie illegal Informationen gesammelt, so dass er sich schließlich zu einer mehrere Kontinente umspannenden Flucht gezwungen sah; über eine längere Phase hinweg auf einem Boot mit einer Menge Alkohol, Drogen und Waffen an Bord. Zunehmend paranoider werdend, nutzte er vorgespielte Gebrechen, Verkleidungen und Perücken, um unerkannt umherzureisen – plus natürlich sein Reichtum und die damit verbundenen Möglichkeiten – und war dabei trotz allem meist charismatisch, freundlich und nicht unsympathisch...
In Form einer Mini-Serie hätte man die Materie wesentlich umfassender und intensiver durchleuchten können – doch diese Doku läuft bloß knapp 105 Minuten und konzentriert sich auf die turbulenten, mitunter bizarren und fast surrealen Ereignisse der Zeit, nachdem McAfee´s Nachbar in Belize tot aufgefunden wurde. Mit zwischengeschnittenen Interviews und vereinzelten Nachrichten-Clips daherkommend, ist es vor allem das ,,rohe" Bildmaterial, das überaus interessant anzuschauen ist – denn die Kamera war fast immerzu unmittelbar dabei (sogar mit in einer Gefängnis-Gruppenzelle!). McAfee´s Schilderungen und Handlungen – seine ganze Persönlichkeit – liefert dieser Doku einen ordentlichen Entertainment-Wert. Ja, sie ist oberflächlich und mutet bisweilen genauso ,,fahrig" wie McAfee selbst an – aber wie gesagt: Auf unterhaltsame Weise zeigt sie eine echt irre Geschichte auf...
gute 6/10
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Ein Busunfall in den nebeligen Bergen, bei dem diverse Schülerinnen und Schüler einer Klasse ums Leben kommen, bildet den Ausgangspunkt der spanischen ,,Netflix"-Mystery-Drama-Fantasy-Horror-Serie ,,Alma" (aka. ,,the Girl in the Mirror"), die von Sergio G. Sánchez (u.a. ,,das Waisenhaus" und ,,Marrowbone") konzipiert, verfasst sowie teilweise auch in Szene gesetzt wurde. In den 9 Folgen der ersten Staffel (2022) geht es u.a. um Gedächtnisverlust, Identitätsfindung, schattenhafte Kreaturen, alte Prophezeiungen, Körpertausch, Trauma-Verarbeitung sowie verschiedene Coming-of-Age-Jugenddrama-Themenpunkte (Liebe, Freundschaft, Verhältnis zu den Eltern etc.). Die Mythologie hinter all dem ist nicht uninteressant, die Locations, Regie, Effekte, Beziehungen zwischen den Charakteren, Figurenzeichnungen, Dialoge und Performances gehen in Ordnung und einige Sequenzen sind schön stimmungsvoll geraten. Das Problem ist jedoch, dass gewisse Aspekte der Handlung einfach zu ausgedehnt angegangen werden: Eine Straffung auf 6 bis 7 Folgen wäre in meinen Augen optimal gewesen (bspw. hätte ich auf die öffentliche Trauerfeier für die Opfer in dem gebotenen Umfang durchaus verzichten können; aller damit verbundenen ,,Emotionalität" zum Trotz). Aber hey: Ich mochte Hauptdarstellerin Mireia Oriol sowohl von ihrem tollen Aussehen (samt Augenklappe) als auch ihrer Art zu spielen her gern – also werde ich vermutlich auch eine 2. Staffel schauen, sollte es denn eine geben (zumal ich das spanische Setting ebenfalls als ansprechend ,,unverbraucht" empfand)...
4/10
The Last Kingdom (Netflix)
Besser spät als nie. Die 5. und soweit letzte Staffel hatte ich so ein bisschen vor mir hergeschoben, aber der kommende "Abschlussfilm" und generell die Tatsache, dass die (streitbar - Vikings habe ich nur punktuell gesehen) - beste Action-Historienserie der letzten Jahre hier immer etwas unter dem Radar lief, rechtfertigen doch ein paar Worte.
Also: Wem die Story um Uhtred und die Vereinigung Englands Ende des 9. Jhr. bislang gefallen hat - und das sollte spätestens mit der etwas wertigeren Produktion durch Netflix ab S3 bei fast jedem Geschichtsinterssierten der Fall sein - wird auch von S5 nicht enttäuscht werden. Es gibt wie eigentlich in allen Vorstaffeln persönliche Dramen, schwere Verluste, einen Rachefeldzug, ein paar blutige Kämpfe, das alles in gewohnt solider Düsteroptik. Und mit einer abschließenden Schlacht, die sicher in Sachen Aufwand und Machart keine Maßstäbe im Rahmen historischer TV-Serien setzt, aber trotzdem Eindruck hinterlässt (Stichwort "Klippe").
So wirklich neu ist das jetzt alles nicht; und wer Cornwells Art der Historienaufarbeitung kennt, weiß in etwa, worauf das im Kern hinausläuft: Insbesondere die eigentlichen Machthaber sind durchweg fragwürdige Schwachmaten wie Edward (mehr noch als der auch schon nicht herausragend führungsfähige "Große" Alfred), die sich ständig von der militärischen Mittelschicht um Uhtred & Co sagen lassen müssen, wo das Schwert hängt und wie England zu managen ist. Und noch etwas fällt unangenehm auf, und ganz ehrlich gerät es hier langsam wirklich störend: Die mangelnde Alterung der Hauptfiguren, obwohl seit S1 nach Quellen und durch Vergleich mit realen Ereignissen weit mehr als 30 Jahre vergangen sein müssten. Beispiel: Schauspielerin Eliza Butterworth als Alfreds Witwe Aelswith ist reale 27 Jahre alt und muss in der Finalstaffel als Großmutter durch die Lande ziehen, begleitet von einer "Enkelin", die von einer praktisch gleichalten Actrice gespielt wird.
Na gut, ich kann die Macher verstehen: Den gesamten Cast jeden morgen ein paar Stunden unter die Maske setzen und dann auf RT oder Twitter lesen, wie wenig überzeugend das Ergebnis ausgefallen ist, ist nicht sehr verlockend. Es gibt der Serie aber auch etwas leicht Surreales; dass der "Papst" der Historienserie Michael Hirst das u.a. in seinen "Tudors" auch so handhabte und den am Lebensende 160-Kilo schweren Heinrich VIII vom spindeldürren und immerjungen Rhys-Meyers spielen ließ, macht die Sache nicht besser.
Seien wir nicht zu streng, aber für mich kostet das locker einen Punkt. Bleiben aber immer noch sehr solide 7/10.
Ghosts (Sky/WOW)
Als Kontrast und kleinen Pausenfüller noch eine kurze Empfehlung für etwas leichtere Kost. Das Remake einer (mir nicht bekannten) britischen Comedy kommt erfreulich unamerikanisch her, vom schicken Landsitz über den "fastenglischen" Mini als Auto bis hin zu einigen Figuren hat das durchaus noch Britflair. Erfreulich der weitgehende Verzicht auf geschmacklicke Tiefschläge, Pimmelhumor und ähnlichen Grossout - ganz ohne (Stichwort "einen hoch kriegen") geht es aber wohl heutzutage nicht mehr.
Vieles dabei ist Comedyroutine, aber einige Folgen - zB die mit der D&D-Partie - haben durchaus Witz und Charme, ein paar Fußtritte gegen das heutige TV vor allem aus der Sicht der historischen Geister drängen sich auf und werden gut genutzt. Nicht wirklich herausragend, aber durchweg ganz nett. 6/10.
Noch nie in meinem Leben.../Never Have I Ever... (Netflix
Stranger Things, Sex Education, Heartstopper...Netflix hatte ja bisher ein Händchen für die goldene amerikanische (oder englische) High School-Zeit und "Never Have I Ever" stößt ins gleiche Horn.
Klar, alles hell, freundlich, in Primärfarben, alles mit Problemen, die sich irgendwie auch wieder bewältigen lassen und mit Mitschülern und Eltern, die die Besonderheiten ihrer Sprößlinge nicht in die hinterste Hölle verdammen.
Also ja, wieder so eine Feelgood-Serie, in der sich - oh Schreck - auch Schwule, Lesben und Trans-Teens (und Lehrer) rumtreiben, was aber in den Grundlagen gar nicht mehr thematisiert werden muss, all das wird einfach logistisch in der Handlung untergebracht.
Die Kontroverse kommt hier - als comedy fodder - aus einer anderen Ecke: die Schule und das Leben aus der Sicht einer indischstämmigen Schülerin, die sich daheim den Restriktionen ihrer alleinerziehenden Mutter unterwerfen muss, da der Vater (als Extra-Trauma) vor einigen Monaten verstorben ist.
Die Erwartungen (Einserschülerin, Jahrgangsbeste, Princeston-Unizulassung) sind hoch, aber der wahre Stress kommt aus den üblichen Teenagerbedürfnissen, nicht mehr der Nerd des Jahres zu sein, sondern einen Freund abzuschleppen, den man gar nicht haben darf. Und wenn man dann auch leicht manisch und chaotisch ist (und die Freundinnen ebenfalls leicht durchgeknallt), dann hat man bald zwei Freunde gleichzeitig, den Typ mit dem Waschbrettbauch und den zickigen Konkurrentenarsch, der so arrogant ist, dass man ihn irgendwie dennoch lieb hat.
Dazu rühre man noch: eine kurz vor der Hochzeit (natürlich eine arrangierte) stehende Supermodel-Kusine, die viel lieber Akademikerin vollzeit wäre; Auftritte bei einer geflashten Psychologin, reichlich Lebensweisheiten mit Trauerverarbeitung.
Ach ja, und das alles lasse man von John McEnroe als Off-Sprecher kommentieren.
Klingt wie das reine Disney-Klischee, aber die Serie schafft es gleichzeitig aufgeklärt wie "Sex Education" zu sein und parallel eine Art "Clueless" für die 2020er zu sein, alles inclusive Pannen, Peinlichkeiten, Entblößungen und ComingOuts.
Kann man drüber disktieren, kann man aber auch gemütlich einpfeifen - zuletzt selten eine Serie gehabt, die so gekonnt abgerundet gute Laune macht.
Netflix hat 3 Staffeln draußen (3x10), eine weitere Staffel folgt nächstes Jahr.
8,5/10
"And Just Like That..." - Ich bin ja nun wahrlich kein Experte von "Sex and the City", weil ich sie nie gesehen habe, aber meiner Freundin sei Dank darf ich nun mit der recht heftig geschmähten Nachfolgeserie vorlieb nehmen, die ohne Kim Cattrall auskommen muß, während die anderen Frauen wieder am Start sind. Ob das nun sinnvoll ist, weil mir vermutlich sämtliche Insider-Gags entgehen, kann ich nicht sagen, aber beurteilen kann ich die Qualität von "And Just Like That..." für sich genommen natürlich trotzdem - und auffällig ist, wie witzlos die ganze Angelegenheit geraten ist. Nach einer noch recht passablen Auftaktfolge wird die Angelegenheit quasi im Minutentakt immer langweiliger - kein Witz, kein Esprit, kein gar nichts. Die Kritik, die Serie sei sehr woke ("woke" ist übrigens für mich ein absolutes Trigger-Haßwort, das ich schon jetzt als mein Unwort des Jahres bezeichne), kann ich dabei nachvollziehen: nicht weil sie woke ist (das scheint ja nötig gewesen zu sein, weil "Sex and the City" ja auch oft dafür kritisiert wurde, zu weiß zu sein), sondern die Art und Weise, wie Themen wie Transgender sehr krampfhaft in die einzelnen Folgen geprügelt wurden. Das hat "Sex Education" hundertmal besser hinbekommen. Auch nervig, wenn in jeder Folge gefühlt dreimal die Corona-Pandemie erwähnt werden muß, bis auch der Letzte kapiert hat: Ja, auch bei Carrie Bradshaw und ihren Freundinnen gab es Corona. Problematisch ferner, daß die weiblichen Hauptfiguren nicht mal sonderlich sympathisch sind (allen voran Carrie).
Bisher habe ich nur vier Folgen gesehen, aber die sind ernüchternd.
The Irregulars / Die Bande aus der Baker Street (Netflix)
Eines von Netflixens mit viel Tamtam gestarteten, aber letztlich doch mit Ansage gescheiterten Prestigeprojekten. Warum mit Ansage ? Also ganz ehrlich, wie man eine "Holmes"-Serie (und sei es nur im Sinne von "im Holmes-Universum spielend") fast ohne Sherlock auch nur andenken kann, ist allenfalls mit überhöhtem Drogenkonsum im der Planungsphase erklärbar. Aber schauen wir mal genauer hin: Das Unheil beginnt mit einem mittelmäßigen Piloten, in dem einem das Personal regelrecht vor die Füße geworfen wird, nach dem Motto "bleib gefälligst dran, dann erfährst Du was über die". Figuren, die einem in den meisten Fällen an den unedlen Körperteilen vorbeigehen, allen voran ein schwacher "Sherlock", der erst in Folge 5 oder so überhaupt auftaucht, eher ungenial und uncharismatisch rüberkommt ("alter Mann", hust, der Darsteller ist 35) und weitgehend auf das Drogenthema reduziert wird. Dazu ein hautfarbengewandelter und mit homosexuell bedingten Eifersuchtsanfälle kämpfender Dr. Watson (Motto: Zwei Wokenesspunkte auf einmal), der aber überraschend (trotzdem ?) weitgehend unsympathisch auftritt; Lestrade motivationslos ein Vollwiderling, der nicht mal
, Mrs. Hudson fehlt völlig. Einzig Mycroft darf in der einzigen Folge, in der er auftritt (und die dann auch die beste ist) ein wenig echtes Holmes-Feeling verbreiten.
Über die titelgebenden Jungspunde und ihr natürlich mal wieder hochdiverses Casting kann man streiten, der Aggro-Schläger und der Sprücheklopfer etwa tragen kaum etwas zur Handlung bei und haben mich eher genervt. Aprops Handlung: Das ganze als Grusel-Fantasy aufzuziehen, war wohl alternativlos, die meisten Folgen überschreiten die Grenze zu "echt jetzt" aber doch massiv ("Klone" ? "Sammler", die da aus Leichenteilen einen Ersatzkörper bauen ??); auch optisch Mittelmaß, das CGI-London wirkt verwaschen und detaillarm. Und die zwei Finalfolgen sind überraschungsfrei und definitiv kein Highlight, gerade die letzte besteht hauptsächlich aus ein bisschen Lichtzauber, der fix vorbei ist und noch fast 20 Minuten Zeit für Sentiment und Abschiedsszenen lässt. Einen echten Cliffhanger gibt es nicht, als hätten die Macher schon geahnt, dass das nix wird mit einer Staffel 2, wer nur mal so reinschaut wie ich wird das aber nun gerade nicht als Negativpunkt vermerken.
In der Summe kaum mehr als
4/10. Ganz vereinzelte Episoden wie die erwähnte mit Mycroft und der Seance sind deutlich besser, aber die 80% RT müssen die betreffenden Kritiker mir mal in einer ruhigen Minute erklären.
Undeclared War (WOW)
Oder auch "Die Russen sind an allem Schuld - Die Serie". So gesehen perfektes Timing, was vor einigen Monaten noch als russophob und vielleicht reaktionär kritisiert worden wäre, segelt jetzt ganz hart am Wind of Change der Weltlage.
Und auch ansonsten mit einigen Vorhersagen (Johnson) und Themen gar nicht so weit weg von der Realität. Wobei ich jetzt wirklich nicht weiß, ob man in Moskau tatsächlich Influencerabteilungen vorhält, die da Scheingefechte auf Twitter inszenieren; was bitte soll das bringen - dass da viel Unfug verbreitet wird, weiß letztlich jeder. Und der zentrale Cyberangriffsplot ? Ob das in der Form halbwegs realitätsnah ist, kann ich erst recht nicht beurteilen. Aber, trotzdem, wenn es der Serie darum geht, eine leichte Unruhe beim Zuschauer auszulösen (Deepfakes, getürkte Wahlen, Propagandamedien, Gegenschläge), das funktioniert.
Wenn ich sage, dass das im Kern funktioniert, ist damit allerdings noch nicht der zentrale Problempunkt vieler Cyberthriller erschlagen: Wie visualisiere ich Computerangriffe ? Kann man Spannung erzeugen mit Bildern von Nerds und Geeks, die auf Codezeilen starren ? Gelöst wird das hier auch nicht; die leicht strangen Visionen und optischen Metaphern, die der Film für die Überlegungen der Heldin und die Angriffsmuster findet, sind nicht mehr als ein netter Gimmick. Vielleicht liegt es aber auch am persönlichen Technikhorizont, ob man die entsprechenden Bilder spannend findet, ich bin da mal vorsichtig auf der positiven Seite.
Was für die Figuren nicht unbedingt gilt, vor allem unsere Miss Überschlau. Als Praktikantin da reinschneien, den alten Hasen zeigen, wo der Hammer im Code hängt und die Welt retten, das ist ein Filmklischee, das man eigentlich Anno 22 nicht mehr zwingend braucht. Und das übrigens im krassen Gegensatz steht zum sonstigen Konzept der Figur, mit dem man hier sogar gleich drei Wokenesspunkte einsammelt (Muslima, Lesbisch, Immi); ja ich weiß, es langweilt, aber irgendwie....
Alles in allem bei mancher Kritik aber nicht unspannend, auch ohne viel Action im klassischen Sinn. Da liege ich dann mal mit den RT-Kritikern (69%) auf einer Linie und sage solide
6/10.
The Bear (D+)
Ein junger, hoch ambitionierter Koch (Jeremy White - Shameless) findet sich im heruntergewirtschafteten Sandwich-Shop seines toten Bruders wieder, den er, anfangs mit großem Zwang für sein neues Team, wieder auf Vordermann bringen will. Nicht nur das eingefahrene Team seines Bruders, aber auch eine junge Köchin stehen ihm dabei zur Seite und auch mal im Wege.
Die Serie nimmt dabei eine Vielzahl von Themen auf, wie z. B. der Verlust und die Trauer der Hinterbliebenen eines Suizids, Identität eines Restaurants und Klassenunterschiede in der Küche, Betäubungsmittelmissbrauch in der Branche. Das Ganze wird sehr schnörkellos von den Charakteren getragen und mit einem sehr feinen Soundtrack wird die Hektik in der Küche und die Reibereien in der Truppe vorangetrieben. (besonderes Highlight ist Episode 7!!!)
Freu mich schon auf die nächste Staffel.
8/10
Zum Thema "Murmeltiertag" hat man aktuell gleich drei Serien zur Auswahl, zwei davon habe ich mittlerweile durch, zu "Russian Doll" auf Netflix sage ich demnächst noch was.
Another Monday (ZDF Mediathek)
Jo, die Deutschen wollen auch mal. Aber wo Netflix mit seinen einheimischen Serien (Dark, Kleo) bislang durchaus internationales Niveau erreicht, bleibt diese ZDF-Produktion tiefste Provinz. Enge Locations, uncharismatische Schauspieler, die zumindest teilweise zu viel Stromberg gesehen haben und Mädels Schauspielstil dort kopieren wollen (diese extrem akzentuierte Sprechweise, vor allem).
Die Grundidee oder der USP (also vom Genre-Standard "Wachwerden am immergleichen Tag" abgesehen) ist hier, dass einige das mit der Schleife merken und andere nicht, und von ersteren gibt es dann immer mehr. Nun gut, kann man machen, trägt aber kaum 6 Folgen. Und wie in der Substory mit der Krankenschwester, die zu den "Merkern" gehört, trotzdem jeden Tag zur Arbeit geht, kommt beim geneigten Zuschauer (also mir) doch recht heftig das Gefühl von Routine und Repetivität auf. Auch die Stories und Personen, die da reingewoben werden, darunter wie bei "Sløborn" aus dem gleichen Haus (das ich in der Summe etwas besser fand) viele Teenager-Kisten, sind nicht durchweg interessant. Ein paar Facetten wie der alte Mann, der auch nach seinem "Erwachen" ungläubig bleibt, sind in Ordnung, aber letztlich bleibt es dabei: Eigentlich von allem zu wenig.
Die Schlussszene könnte eine leicht interessantere Staffel 2 antexten, ob es dazu kommt - keine Ahnung. Bislang nur
4,5/10. The Lazarus-Project (WoW)
Internationales Produkt, aber auch hier maßgeblich vom deutschen Regisseur Marco Kreuzpaintner in London (und Osteuropa, I guess) realisiert. Tonal und stilistisch das genaue Gegenteil vom zuvor besprochenen, eine massiv auf Krawall und Action gebürstete Serie voller Top-Agenten, Geheimorganisationen und reichlich Verschwörungen. Wobei da, um mal beispielhaft dem Punkt Action ein bisschen auf den Zahn zu fühlen, auch deutlich mehr Schein als Sein geboten wird: relativ simpel gestrickte Ballereien und ein paar überschaubar spektakuläre Autojagden, sehr deutlich im besagten Osteuropa gedreht.
Die Grundidee hat natürlich was: Die Weltzeit einfach um ein Jahr zurückdrehen, wenn mal wieder der Weltuntergang oder der 3. Weltkrieg droht. Was, wer hätte das aktuell gedacht, überraschend oft vorkommt, nur keiner von uns bekommt das mit; oder fast keiner, denn erneut gibt es ein paar Blitzmerker, die sich an das letzte Jahr erinnern. Und weil das zu verführerisch ist, sehen wir dann dem Helden zu, wie der mal eben besagten Weltuntergang provozieren möchte, weil ihm im realen Zeitablauf die Freundin unfallbedingt abhanden gekommen ist. Hui, das ist schon starker Tobak, und trotz der Tatsache, dass da fast alles, was wir sehen, bei Planerfolg obsolet sein wird - einen Fanclub für so einen Egotrip wird wohl kein Zuschauer gründen. Schöne Pointe: Im nächsten Durchgang
geht die Freundin dann auch verloren, nur ganz anders
.
Weil das alleine nicht mal die heute gängigen 8 Folgen trägt, gibt es auch noch eine echte, große Verschwörung, mit dem von mir eigentlich ganz gern gesehenen Tom Burke (Strike) als Chefsinister. Alles noch im grünen Bereich und in seinen besten Momenten immer mal wieder durchaus spannend und leicht schwarzhumorig, bis es in den letzten zwei Folgen dann doch arg absurd wird (
gleich zwei sich öffnende schwarze Löcher
- echt jetzt ?). Wäre ja mal wirklich gespannt, ob die aus DER Nummer wieder herauskommen, habe aber die düstere Befürchtung, dass die auch auf der Müllhalde ähnlicher "Event"-Serien landen wird und bei einer Staffel hängenbleibt.
Bis dahin mal solide
6/10 für ein paar neue Ideen im Sub-Subgenre.
Keine Murmeltiere und auch noch nicht ganz durch, aber nach bisherigem Eindruck durchaus ein Tip:
Feria - The Darkest Light (Netflix)
Spanische Horrorserie, und aus dem Land kamen zuletzt auch ein paar ganz solide Genrefilme. Die Serie wuchert jetzt nicht gerade mit neuen Ideen (Sektenselbstmord), aber wo sollen die im Horrorgenre überhaupt noch herkommen ? Dafür aber mit einem schönen Setting (ein abgelegenes, durchaus malerisches Bergdorf, wegen Corona zur Drehzeit gerade gut als Kulisse nutzbar) und einer Prise Nostalgie (Anno 95 spielend). Die ganz solide Verknubbelung von Krimi und Grusel funktioniert soweit schon, ein paar eurotypisch freizügige Szenen schaden sicher nicht, und wer etwas Gesellschaftkritik auch ohne Heerscharen von gewollt divers gecasteten Figuren sucht, findet selbst das (Stichwort Massenhysterie). Kann sich bis zur Halbzeit gut sehen lassen (
7/10), ob das bis zum Ende gehalten wird, sage ich noch.
Bei "The Bear" bin ich erst bei Folge 5, aber weiß - trotz des ewigen Rumgebrülles - aufgrund des unverbrauchten Szenarios zu gefallen!
Beendet habe ich dagegen gestern auf Netflix den Drogenthriller Narco Saints. Hat mir insgesamt recht gut gefallen, auch wenn der Drogen-DEA-Cali-Plott sicher keinen Innovationspreis verdient. Soll immerhin auf Tatsachen basieren und die erste Folge liefert ohnehin "nur" fischigen Background, der den Figuren aber für das Folgende genügend Tiefe liefert. Auf jeden Fall ist die Location Surinam schön unverbraucht und die koreanische Präsenz verpasst dem bunt inszenierten Treiben auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal. Action gibt in im Rahmen der üblichen Ballereien und Nahkämpfe. Gute Darsteller und ein fieser Bösewicht "Pastor" runden die mit 6 Folgen angenehm kurze Serie ab. 7 v. 10
Mike (Disney+)
Das kontrovers von Hulu produzierte Biopic Serial (MT ist oder wird wohl vor den Kadi ziehen) kommt ähnlich daher wie I, Tonya oder auch Pam & Tommy; immer wieder mal wird die 4. Wand durchbrochen, Tyson führt das Publikum "einen Abend lang" durch sein Leben, somit ist da schon mal für die komediantische Note gesorgt. Es werden die wichtigsten Daten seines Lebens erzählt: die schwierige Kindheit, sein väterlicher Mentor, sein ziemlich verschrobenes Frauenbild (teils echt die besten Lacher, auch wenn natürlich in einer Hinsicht so gar nix zu lachen ist) und diese Naivität dieses monstergleichen Rüpels haben mich echt gut unterhalten. Rhodes macht einen richtig, RICHTIG guten Job, nicht nur physisch ist er eine Wucht! Es war auch echt schön Keitel wiederzusehen (irgendwie ist der in meiner Wahrnehmung nimma wirklich aktiv), aber auch der restliche cast ist gut gewählt.
Ja, ist nix besonderes, aber macht Spaß, ist extrem kurzweilig (Episoden zwischen 30 und 50 Minuten) und von Rhodes will ich zukünftig noch mehr Charakterspiel sehen.
7/10
Die Discounter Staffel 2 (Prime)
FUCK :lol:
Beste Comedyserie des Jahres! Wie schon im Hauptthread beschrieben, haut die Serie in die ähnliche Kerbe wie schon Stromberg & Co., und wenn ich einem guten Kumpel so zuhöre, dann ist auch hier dargestelltes nicht so weit weg von der Realität (teils sogar noch untertrieben, der Mann war mal ne zeitlang Filialleiter beim großen L).
Durchweg alle Figuren sind gut besetzt, die Lacher sitzen (allen voran Thorstens Sprüche... Alter!!!!!!), die Situationskomik haut mich jedes Mal aufs Neue um (z. B. als Peters Mutter diesem einen Kuss aufdrückt muahahahahaha ich geh kaputt!!!) und dass ich se mir bis jetzt schon 3 Mal reingezogen hat, beweist nur, wie verdammt gut es ist. Hoffentlich kommt bald Staffel 3 - da geht noch mehr!
"Die goldenen 10 Minuten beginnen!!!!"
9/10
Russian Doll (Netflix)
Mein Murmeltier-Roundup Teil 3. Bislang nur Staffel 1 gesichtet, ob ich mir 2 (und evtl. 3) noch gebe, weiß ich wirklich nicht.
Nicht dass die Serie soooo schlecht wäre. Ist halt eine bewährte bis mittlerweile leicht abgehangene Grundidee, aus der ehrlicherweise wenig Neues herausdestilliert wird, + eine selbstbewusste Comedienne (sagt man wohl heute so) mit dem klaren Anspruch, im Mittelpunkt zu stehen.
Aber mal der Reihe nach: Am Murmeltier-Grundschema wird sehr wenig geändert, gerade in den ersten Folgen. Und weil da in der Idee auch immer ein Problem steckt - die mangelende Abwechslung - sind besagte erste Folgen, bis zum Auftritt von "Alan" etwa, doch leicht zäh. Klar, die zumeist eher unvermittelten Todesfälle sind schon makaber bis launig (mein Fav: die Bienen), aber das alleine reißt es nicht raus. Ab der "Alan"-Folge wird es etwas besser, ein paar Abweichungen vom Grundschema, minimale Mystery- und Gruselelemente. Gemessen daran ist das Ende (von S1) dann wieder strikt Dienst nach Murmeltier-Vorschrift, eigentlich genau das, was man von Anfang an befürchten muss: Einen Tag alles richtig machen, und gut ist ?? Das ist jetzt so banal, dass ich da schon mal bewusst auf die Spoilertags verzichte; und überhaupt: Es wird in der Serie ja auch öfters über Filme geredet, warum dann nicht über "DEN" Murmeltierfilm, zumal der ja die Problemlösung beinhaltet. Dass die letzten Szenen der Finalfolge S1 optisch und überhaupt ganz putzig inszeniert sind, sei aber positiv vermerkt.
Kurzes Wort noch zu Lyonne: Die gibt die Powerfrau mit dem lockeren Mundwerk und ein paar unbewältigten Mutterproblemchen als nicht ganz jugendfreie 21-Century-Lucille-Ball-Version, das wird (vermute ich mal) vor allem einer bestimmten weiblichen Klientel gut gefallen. Ich wage kritisch anzumerken, dass die ständig Blow-Jobs verspricht, aber nie einen liefert (geschweige denn, dass das gezeigt wird), und generell etwas arg auf die verbale Tube drückt - meins war die Rolle nicht. "Alan" / Barnett und der Rest vom Cast mit allerdings überschaubarem Szenenanteil sind aber schon o.k.
Also: Nicht mein Bier, ehrlicherweise, und auch ganz objektiv wenig Neues im Murmeltierland, da müsste x Jahre nach dem Original schon ein bisschen mehr kommen. Trotzdem mal halbwegs faire 6/10 für ein paar brauchbare Szenen und teilweise den Cast. Wie gesagt, die Lust auf S2 hält sich aber in Grenzen, zumal das Ende ja eigentlich "rund" war.
Und so ein bisschen Lumpensammler (beendet oder abgebrochen)
Feria - Darkest Light (der Originaltitel lautet bei überschaubaren Spanischkenntnissen wohl eher "Licht ohne Makel") hatte ich schon begonnen und hier empfohlen; ist auch ohne den ganz großen Knaller am Ende eine runde Sache, atmosphärischer, gut in eine selten genutzte Ära (Ende der Franco-Zeit) eingebetteter und nicht zimperlicher Standardgrusler. Da haue ich dann als Endnote doch mal aufgrundete 8/10 raus.
Half Bad -The Bastard Son .... (Netflix) ist der gefühlt umpfizgste Versuch mit dem Thema "Gute gegen böse Hexer/Vampire/Werwölfe" im Yound Adult / Schulmilieu. Konnte nach zwei Folgen aber auch so gar nichts entdecken, was mich zum Weitersehen motiviert hätte, keine Tricks, gegen Netflixens Versprechen wenig Horror oder Blut, Darsteller und Figuren nach Schema F. Vielleicht kennt ja jemand die Serie zur Gänze und weiß zuverlässig, dass die dramatisch besser wird....
Und Hamilton (ZDF) ist auch mal wieder unterwegs, schon in S2. Frühere "Langfilme" (zT allerdings auch nur Serienzusammenschnitte) mit den Charakter-Knautschgesichtern Stormare und Persbrandt in der Titelrolle waren angemessen ruppig und sehr nordisch, die hatte ich eigentlich ganz gerne gesehen. Seit das ZDF im Spiel ist, gibt es einen Aushilfsbond, bei dem gutes Aussehen weit wichtiger ist als Charisma und Actionkompetenz, Blut und Härte sind Fehlanzeige, auf Touren kommt das zu keiner Sekunde. Schon die erste Staffel (irgendwas mit Undercover) hatte ich in der Mitte abgebrochen, hier ist schon der Auftakt echt zum Abgewöhnen: Irgendein dussliges multinationales Verschwörungsszenario, und mit der Sequenz auf dem sinkenden Schiff der so ziemlich dümmste Versuch, einen Helden umzubringen seit Bond auf der Schaukel im "You only live ..." (Originalzitat in der fast 20 minütigen Szene "das Boot sinkt schnell", selten so gelacht). Doppelgähn.
Devil in Ohio (Netflix)
Mit dem wollte ich meinen "Supernatural"-Slot füllen, möglichst wenig tiefgründiger, aber vernünftig gemachter Grusel-Light-Stoff als Hintergrundunterhaltung.
Gelang nur teilweise. Erst mal: Als Horror geht der nicht durch; nicht nur (aber auch) weil die Serie komplett aseptisch daherkommt: Kein böses Wort, kein Tropfen Blut, keine Effekte, natürlich auch nicht mehr nackte Haut als unbedingt notwendig (in dem Fall: der Rücken der Hauptdarstellerin). Liegt vielleicht daran, dass der zugrunde liegende Roman von Daria Polatin offenbar ein Produkt der Welle "Grusel für - vorwiegend - weibliche Teenager" ist, im Fahrwasser von Glitzervampiren und Streichelwerwölfen, wenn auch natürlich ohne Kreaturen. So nimmt sich die (vermutlich) abgeschlossene Serie viel Zeit für Familienleben und Teenie-Befindlichkeiten, gestrickt nach dem 3-Kid-Muster (die Kleine sympathisch-frech, die ältere als Zicke, die mittlere als Sympathieträgerin). Wobei das mit der Sympathie für Tochter Nr. 2 sich bei mir in engen Grenzen hält, die kommt vorwiegend als "eifersüchtig auf alles und jeden" rüber, verliebt sich ständig in die Falschen, stößt den besten (natürlich schwulen) Freund vor den Kopf usw. Als dann die in den ersten Folgen völlig nebensächliche Älteste noch so eine Lesbenwerdungskiste angetackert bekommt, kommen die ersten Überlegungen zum Abbruch auf, oder zumindest zum Vorspulen.
Warum drangeblieben ? Völlig spannungsfrei war die in der Summe nicht, und ein oder zwei Folgen sind da besonders zu erwähnen; die mit dem Vogel, wo kurz mal angedeutet wird, das doch etwas echt Übernatürliches im Spiel sein könnte (wird aber nicht vertieft). Und die an Halloween, die so etwas wie eine private Apokalypse der Familie antextet (wird aber, wir ahnen es, wieder fix relativiert). Auch die paar kleineren Carrie-Assoziationen, für Film-Noobs auch noch quasi mit Untertiteln klargestellt, würde ich mal als kleinen Pluspunkt verbuchen.
Und dann natürlich der Schluss, der erst mal wie die ganze Serie furchtbar konventionell daherkommt, das erwartbare Finale ist zur Halbzeit der Finalfolge abgefrühstückt. Dann aber wird, ganz leise, doch noch ein doppelter Boden eingezogen, den man so nicht unbedingt erwartet hat und der über das Niveau der Reststaffel deutlich hinausgeht. Und der das Kunststück schafft, ein solider Schluss zu sein, wenn Netflix das wie eigentlich wohl geplant als Miniserie nicht fortführt, aber trotzdem noch ein oder zwei Hintertürchen für eine Staffel 2 offen lässt (zB
).
Obwohl die Serie meine Geduld während ihrer Laufzeit schon phasenweise strapaziert hat, muss man da rückblickend etwas Abbitte leisten, so verkehrt war die nicht. Auch unter Berücksichtigung von "eigentlich nicht Zielgruppe" und so dann doch noch faire, wenn auch knappe
6/10
The Lost Symbol (RTL+)
Der dritte von den fünf Langdon-Browns hat es erwartungsgemäß wegen reichlich dramaturgischer Schwächen nicht in die Kinos geschafft, da hat halt fix ein TV-Sender zugegriffen. Damit verbunden ist, siehe Clancy/Ryan, meist auch eine massive Verjüngungskur des Helden, was bei einem Field-Agent begrenzt Sinn macht, bei einem Universalgelehrten/Professor aber schon etwas grenzwertig ist. So erleben wir die Hauptfigur, die zumindest im deutschen akademischem System maximal "Habilitant im ersten Jahr" wäre, als fast alleswissenden Rätsel-Schnelllöser durch eine zügig bis hektische Schnitzeljagd im typischen Brown-Stil hetzen (wobei ich mich zu erinnern meine, dass da einige Längen der Vorlage mit ein paar Zusatzrätseln ausgetauscht wurden).
Für Fans dieser Machart (gibt es die?) halbwegs solide-unterhaltsam und halt dank des Tempos auch ohne größere Langeweile. Die Figuren passen von der Altersfrage abgesehen auch so halbwegs, vor allem der brownsche Standard-Überböse geriet angemessen bedrohlich, wogegen Langdons Mentor (besetzt mit einem wohl sonst eher der Travestie-Szene zugehörigen Schauspieler) etwas gewöhnungsbedürftig rüberkonmmt.
In der Summe so um
5/10, abhängig von der Affinität zum Subgenre.
Und noch die üblichen Kurzeindrücke:
Russian Doll - Staffel 2 - trotz wenig Lust doch mal reingeschaut, aber der Austausch der Murmeltierkiste gegen eine komplett abgefahrene Zeitreisestory hat dem den letzten Zahn gezogen (subjektiv), vor allem die Szenen in Ost-Berlin mit Alan als Frau sind völlig durchgeknallt. Hätte ich besser bleiben lassen.
Und
Auris - Der Fall Hegel (RTL+): Fitzek + RTL, das ist keine Mischung, die mir bislang positive Gefühle beschert hätte (die Kiste mit dem Schiff habe ich nicht mal zu Ende geschafft). Und auch hier geht es rechtschaffend bieder los, mit vielen mäßigen Schauspielern und Billig-Optik. Aber dann der Schluss, da bin ich dann echt völlig aufgelaufen - vorausgesetzt, die Serie hält das durch; das ist jedenfalls mal ein "Dranbleiber" für die zwei noch ausstehenden, wie er im Buche steht.
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,,Val" (2021) ist ein Dokumentarfilm von Ting Poo und Leo Scott über das Leben Val Kilmers, welcher aus einer Kombination aus zu Zeiten der Entstehung aktuellen Aufnahmen sowie aus allerlei Footage besteht, das der Schauspieler im Laufe von rund 40 Jahren mit seiner Videokamera selbst aufgenommen hat (und so bislang noch nie öffentlich gezeigt wurde). Aufgrund seiner Kehlkopf-Krebs-Erkrankung werden viele der nacherzählten Passagen von seinem Sohn Jack gesprochen...
Der gebotene Einblick in seine Familie und Karriere, seinen Schaffensprozess und sein ,,Seelenleben" zeichnet ein interessantes Bild eben jenes Mannes, der oft als ,,schwierig" galt – wobei natürlich anzumerken ist, dass sich das Projekt strikt aus seiner Perspektive heraus entfaltet; andere Personen kaum zu Wort kommen. Diese ,,oberflächliche Einseitigkeit" ist einerseits schade – aber nicht ernsthaft störend, da das Werks auch nie vorgibt, etwa ,,objektiv/kritisch" in der Hinsicht sein zu wollen...
Im Ganzen ist ,,Val" eine unterhaltsame, bewegende, intime und mitunter gar humorvolle Doku. Sie zeigt eine ,,andere Seite" des Schauspielers auf: Eine private, mit Anekdoten angereicherte, die ihn durchaus sympathisch und (gerade zuletzt) mitunter ,,schrullig" präsentiert – ebenso wie als jemanden, dem Kunst und seine Familie sehr wichtig ist. Ich jedenfalls hoffe, dass sich der ,,Iceman" von seiner gesundheitlichen Situation (und den damit verbundenen Auswirkungen auf seine Karriere) auch in Zukunft nicht unterkriegen lässt...
7/10
Manifest (NBC/Netflix)
"Manifest" ist ein seltsames Biest und weil es eine klassische Network-Serie ist, wirkt sie wie ein Relikt seriellen Erzählens.
Konzipiert auf 6 Staffeln und von NBC gestartet, lief die Serie, anfangs erfolgreich, für drei Staffeln und 42 Folgen dort von 2018 bis 2021, ehe sie eingestellt wurde. Anschließend bemühte man sich um eine Fortführung auf anderen Sendern, auch Netflix, die jedoch ablehnten. Nachdem ein Abschlussfilm erwogen wurde, lenkte Netflix schließlich doch noch ein für eine - zweigeteilte - Abschlussstaffel von noch einmal 20 Folgen, von der nun 10 vorliegen.
Von mir einen kurzen Blick auf die NBC-Zeit: ja, "Manifest" ist eine Art "Lost" mit anderen Mitteln und das hängt nicht nur an dem verschwundenen Flugzeug udn verschiedener übernatürlicher Phänomene.
Ein Flugzeug verschwindet für über fünf Jahre, für die Passagiere ist jedoch kein Tag vergangen, das ist natürlich ein klassischer Dramenstoff. Da gibt personelle Probleme, Familienschicksale, die Geheimdienste mischen mit, es bilden sich agressive Gruppen gegen die Passagiere. Dazu kommt noch, dass fast alle Beteiligten stimmen hören oder Visionen haben, die sogenannten Berufungen. Auf die muss man, wenn man eine bekommt, möglichst eingehen, denn ihre Wirkung intensiviert sich mit jeder Ignoranz und ein Auslassen der "Bearbeitung" führt zu schlimmen Folgen.
Die erste Staffel hat mir von der TV-Ära noch am besten gefallen. 16 Folgen sind nicht zuviel, der Plot schreitet voran, auch wenn es, wie im Network üblich, so eine Art Berufung der Woche gibt, die natürlich größtenteils Füllmaterial ist. Die wissenschaftlichen Untersuchungen sind noch mehr in der Richtung Sci-Fi und für alle Figuren ist das Thema neu und entsprechend vielschichtig.
Die zweite staffel baute erstmals leicht ab, allerdings war anfangs mit den Komponenten der "Kirche der Geretteten" und den aggressiven Gegengruppen (so ein bissl Sturm auf das Capitol klingt da schon an) noch recht gut, aber dann kippt die historische Basis des Phänomens, erst in Richtung eines 300 Jahre alten Chronisten, später dann in ägyptische, noch später in biblische Bereiche. Das Ende zieht dann ein persönliches Motiv dreier Krimineller aus dem Hut.
Letzteres wird dann in Staffel 3 wieder aufgegriffen - für die erste Hälfte der Season - während sonst der Fund von Flugzeugteilen der 828 im Meer steht, die dort eigentlich gar nicht hätten sein dürfen.
So wird die Serie zum zweischneidigen Schwert, einerseits jongliert sie mit einem wirklich interessanten Mysterium und daraus resultierenden Effekten, andererseits wird besagtes Mysterium bzgl. faktischer Auflösungen immer weiter in die Ferne und Breite getrieben, ohne das man dem Ursprung des Phänomens wirklich näher kommt. interessante Entwicklungen in Staffel 1 werden ausgebremst, indem die Macher drei interessante Nebenfiguren kurzerhand rausschrieben, wenn auch mit Wiederkehroptionen. Eine davon brachte man dann in Staffel 2 sofort zu Beginn zurück - um sie dann wieder 10 Folgen nicht zu nutzen.
Stattdessen liegt der Fokus mit zunehmender Laufzeit immer mehr auf den Familienproblemen, den Berufungen der Woche und, anstatt an die Wurzel zu gehen, darauf, dass die Passagiere offenbar ein Todesdatum inne haben: sie haben soviel Zeit, wie sie tot oder verschwunden waren, also hier etwas über fünf Jahre.
Leider hab ich in Staffel 3 die Geduld verloren, zu viel und zu oft wiederholen sich dann An- und Entschuldigungen aus dem Baukasten für schlechte Autoren, reden die Figuren aneinander vorbei, äußern die immer gleichen Worthülsen, sind nur bedingt lernfähig oder verfeinern ein System der kleinen Antworten auf große Fragen, während die großen Antworten praktisch ins Nicht-mehr-Sichtbare hinausgeschoben werden. In der drittletzten Folge hab ich dann erstmals vorgespult, denn speziell die Figur des Ben Stone (nominell die Hauptfigur) nervt dann mit seinen quasi hysterischen Thesen und Bemühungen zu stark.
Für mich kein Wunder, dass die Serie nach Staffel 3 abgesetzt wurde, damit hat die Serie das "Lost"-Problem, sein Mysterium nicht nach einem Masterplan umzusetzen und aufzulösen, sondern es erst während der Produktion nach und nach entwickelt zu haben, mit dem Vorsatz, es sechs Jahre laufen zu lassen.
Substanziell ist die Serie leichte Kost mit schwerem Hintergrund, die häufig vor und zurück fährt und praktisch an dem Punkt endet, als globales Misstrauen gegen die Passagiere ein bedrohliches Phänomen wird.
Ich hoffen jetzt auf die Netflix-Folgen, die das alles hoffentlich final abschließen, allerdings sind erst 10 im letzten November davon veröffentlicht, mit dem Rest wird der Dienst wohl noch 6-12 Monate warten, da man in der Realität so näher an das Serien-Todesdatum intern (der 02.06.2024) heranrückt.
Wer mal wieder oldschool schauen will, der ist mit Manifest recht ordentlich aufgehoben, mit der Option auf steigenden Abgenudeltfaktor mit fortschreitendem Verlauf.
(Staffel 1: 7,5/10, Staffel 2: 6,5/10, Staffel 3: 5/10)
Ach ja, Manifest. Hatte damals, weil es hier keinen Thread gab, auf Amazon an paar Worte dazu geschrieben (die hatten das seinerzeit auch exklusiv, glaube ich). Und ich meine auch gelesen zu haben, dass das sowohl beim Versandhaus als auch bei Netflix durchaus ganz solide Zahlen generiert (hat). Vielleicht hilft es ja wirklich, den Leute ab und an mal Serien vorzusetzen, die garantiert zu einem Ende kommen, unabhängig davon, ob das dann wirklich rund ist.
Und mir hatte die erste Staffel durchaus auch gefallen; mit der - zunehmenden - Einschränkung, dass da irgendwo auch eine dieser von den Amis heiß- und mir eher weniger geliebten "Schicksalveränderungsserien" durchschimmert, d.h. in "höherem" Auftrag muss irgendjemandem geholfen werden, der ansonsten einem üblen Schicksal entgegensieht. Und in dem Kontext war mir die Serie dann auch irgendwann zu süßlich geworden, da wurde fast alles, was vor allem den Hauptfiguren an Üblem passiert ist, ziemlich zügig wieder zurückgenommen oder relativiert.
Aber die Abschlusstaffel werde ich wohl auch noch mal angehen...
Apropos Abschlusstaffel
Sky Rojo (Netflix)
Die war mit ihren nicht mal Dreißigminütern bei mir eigentlich immer ein brauchbarer Pausenfüller, wenn ich für die 45- oder neuerdings bis zu 80 Minuten-Serien keinen Drive hatte. Dazu ein ganz attraktiver Schauplatz, ebensolche Ladies, ein zT. recht knackiger Gewaltlevel, ab und an mal gute Mucke. Und ja, natürlich, spanientypisch wurde auch mit nackter Haut nicht gespart, obwohl ich da über weite Strecken Bodydoubles zumindest für die Leads verortet habe.
Wobei es in diesem Punkt ohnehin etwas kritisch wird. Die Serie hat natürlich auch einen nicht zu überhörenden feministischen Unterton, der in die mehrfach vorkommende klare Aussage "käuflicher Sex ist Vergewaltigung" mündet. Ich mag das jetzt hier nicht ausführlich diskutieren, das gezeigte Bordell mit den männlichen Macho-Miesmuscheln und diesem Schuldensystem ist natürlich auch besonders abschreckend, aber einen Tick zu weit ginge mir das dann doch (noch vor wenigen Jahren drängten viele gerade linke PolitikerInnen hierzulande noch auf weitgehende Legalisierung der Prostitution).
Filmisch gesehen kontrastiert das dann natürlich schon etwas mit dem mitbedienten Voyeurismus, gerade in den ersten zwei Staffeln werden schon recht genüsslich harte Sexpraktiken zumindest partiell visualisiert. Und es kontrastiert auch mit der Tatsache, dass zumindest die eine weibliche Hauptfigur ihre Faszination für eines der Alphamännchen der Gegenseite nie komplett verbergen kann; das wiederum nimmt in S3 ordentlich Platz ein und war in der Form schon in anderen spanischen (Co-)Produktionen der letzten Jahre zu beobachten (dieses Teil mit der Engländerin auf Ibiza, zB).
Nimmt man das als eine Art feministischen Gangsterfilm nach dem Schema "böse Männer gegen gute Frauen" passt das aber halbwegs, die Action ist präsent und zügig, wenn auch vielleicht nicht in allen Belangen realistisch (
allein der Bootsangriff der bewaffneten Männer in S3 gegen die unbewaffneten Frauen, den KANN man doch eigentlich nicht dermaßen in den Teich setzen
).
6,5/10 mit Sympathiebonus und ungeachtet der üblichen Schwankungen in Folgen und Staffeln.
Blackout (SAT 1)
Da kann ich mich ehrlich gesagt gar nicht mehr genau daran erinnern, wann ich zuletzt eine vom Bällchensender selbstproduzierte (Mini-)Serie gesehen habe (vermute mal "Das Jesus Video"). In beiden Fällen: Ich kannte die Bücher und war einfach neugierig; zudem ist das Thema hier echt topaktuell.
Und, war es die zu befürchtende Vollkatastrophe ? Zum Glück nicht. Gerade wenn man das mit den deutlich höher budgetierten US-Katastrophenfilmen a la San Andreas vergleicht, fehlt es zwar an (thematisch eh unpassendem) Krawall, dafür ist das Szenario realistischer. Und wir erleben nicht omnipotente Superhelden Marke The Rock, die mit links ihre Kids von einstürzenden Brücken holen und mit rechts ihre meist getrennten Ehefrauen vom lahmen Neulover zurückgewinnen. Statt dessen gibt es Moritz Bleibtreu als Ex-Hacker, der irgendwie an dem Schlamassel mit schuldig ist oder auch nicht und vielleicht helfen kann oder auch nicht - das ist eine ganz solide Hauptfigur mit Identifikationsfaktor. Generell sehr solide besetzt, Lauterbach, Knaup, Schwarz, das ist schon ein für deutsche Verhältnisse ganz knackiger Cast, der auch vernünftig abliefert.
Ebenfalls positiv: Es gibt einen Blick auf die mittlere politische Führungsebene, die mehr oder weniger glücklos gegen die Katastrophe ankämpft und sich dazu noch mit mäßig kompetenten Politikern der Reihe 1 herumschlagen muss. Weniger schön: Ohne so eine private Kiste geht es wohl nicht, in dem Fall eine leitende Beamtin, die zeitgleich ihre verloren gegangene Kinder wiederfinden und ihren Ex einnorden muss. Die Story wirkt angeklebt und führt zu nichts, das Verhalten der zwei Kids ist selbst gemessen am dargestellten Alter unverständlich und die Szenen mit dem (vielleicht)-Pädo sind irgendwie nun ja schwierig in so einer Hauptsendezeitproduktion.
Effektseitig kann man natürlich nicht aus dem Vollen schöpfen; gerade so ein Blick in die vom Stromausfall gebeutelten Innenstädte wäre schon mal ganz interessant gewesen, wir erleben aber meist nur Seitenstraßen und bessere Dörfer. Immerhin: das flächendeckende Ausgehen der Lichter wird ganz solide visualisiert, ist für einen halbwegs leistungsfähigen Effektcomputer wohl aber auch kein Riesenproblem. Nett - die Szene mit den
vor dem Brandenburger Tor; ansonsten gibt es an Schauwerten eine nicht ganz echt aussehende
Tankerexplosion und ein Feuergefecht in Nordafrika
, geht soweit alles klar, beides jetzt aber auch nicht DAS Highlight.
Das zugrunde liegende Szenario ist angemessen realistisch, wie erwähnt topaktuell und demgemäß beunruhigend, klar. Schade, dass die als Erklärung angebotene Hackerkiste letztlich doch zu simpel gerät; vor allem: Wenn der Angriff "zwei Ebenen" hat, wie verschiedentlich angetextet wird (
die Anzeigen + die Smartmeter), warum reicht es dann, "Ebene 1" außer Funktion zu setzen (die Sache mit den Instrumenten) und was sollte das mit den Smartmetern überhaupt
? Gerade mit dem Realismusanspruch hätte da ein bisschen mehr kommen können.
So dann letztlich ganz solide und von mir nicht unbedingt erwartete
6/10, aber da wäre noch ein Tick mehr drin gewesen.
Und mal wieder was aus der Abteilung First Look / noch nicht beendet
Surreal Estate (Tele 5)
Hey, ich wusste gar nicht, dass die ihr Zeug werbefrei in ihre Mediathek stellen, auch wenn das "nur" eine Internetseite ist. Also mal die ersten zwei Folgen mitgenommen; nun ja. Typisches Kanada-Zeug, optisch und generell eher bieder, mit hierzulande wenig bekannten Nasen besetzt. Die Idee mit dem Maklerbüro, das die Häuser vor dem Verkauf erst mal von Geistern säubern muss, ist leicht kurios bis ganz originell, das Personal ist aber furchtbar von der Stange, die wenigen Geister-Effekte solider Durchschnitt und nicht auf dem Niveau von "Lockwood & Co". Ob das so komplett ernst gemeint ist, lassen einige Szenen leicht bezweifeln, aber als relativ zügiges Geisterprocedural in vager Schussweite zu Supernatural ist die mal vorläufig gekauft.
The Order (Netflix)
Musste da irgendwie an eine alte Satire vom Kishon denken, in der man dem Autor nahelegt, mal ein Kinderbuch zu schreiben; die Handlung wäre dabei exakt vorgegeben, man musste da nur eine noch nicht verwendete Tierfigur finden. So ähnlich läuft das aktuell im Young-Adult-Gruselgenre, wo einiges fix ist (cooler Typ mit Skills, High-School, fiese Bullies, nettes, meist mit einem der Miesmuscheln verbandeltes Anbaggerungsobjekt, geheime Bedrohung) und nur noch das/die exakten Monster variiert werden muss.
Trotz sklavischen Befolgen dieses Schemas hat sich die Serie zweimal satte 100% RT abgeholt; nach zwei Folgen erschließt sich mir noch nicht, warum, aber vielleicht muss ich mich da wirklich noch ein paar Folgen durchquälen, bevor das auf Touren kommt.
Gestern waren wir noch Kinder
Normalerweise wildere ich nicht so häufig in der ZDF-Mediathek und schon gar nicht bei deutschen Serien, aber diverse Kritiken haben mich hier mal eine Ausnahme machen lassen.
Und ja: wenn sie wollen, dann können sie hierzulande.
Die siebenteilige Serie rund um eine Familie mit drei Kindern, scheinbar zufrieden, bei der der vater der Mutter an ihrem 44.Geburtstag ein Messer in den Rücken rammt und die Kids (18,10,6) quasi blank zurücklässt, ist ausnahmsweise mal nicht von der Stange, hat eine reizvolle Prämisse und ribbelt das Mysterium rund um den Mord, seine Wurzeln, seine Motive und überhaupt wer denn nun der Täter ist nach und nach und anhand von vielen, 25 Jahre zurückreichenden Rückblenden auf (die dann entsprechend in den Früh-90ern spielen, weswegen man auch mit viel bekannter Musik, vor allem DM, zugeballert wird.
Was ich so gut fand: die Abgründe hinter den Vorstadtfassaden, eine schicksalhafte Verkettung von Ereignissen, die die Figuren nie losließen; Jugendlieben, die noch zwei Jahrzehnte später fatal wirken und immer wieder versehentlich die falschen Entscheidungen aus den richtigen Motiven - mit richtig fatalen Folgen.
Für eine deutsche Serie mit Anfangsidyll eine rasante Höllenfahrt, die an einem düster-glücklichen Punkt endet, die man aber eigentlich sofort gern fortsetzen könnte, denn so ein paar Fragezeichen haben die Macher noch freigehalten. Dazu Karoline Eichhorn als durchgeknallte Schwiegermama und Ulrich Tukur als absolut widerwärtiger Familienpatriarch-Choleriker.
Von mir 8-9/10, fast voll Empfehlung (kleine Abzüge für ein paar imho dämlich geskriptete Details)
Surreal Estate
Es fehlen zwar noch 2 Folgen, aber von Tele5s Ausstrahlung der Geister-Immobilienberaterserie "SurrealEstate" bin ich bisher enorm schwer unterhalten und dezent begeistert.
Nicht wie bei Serien wie "Lockwood" oder "Stranger Things", denn das ist eine ganz andere Herangehensweise, aber sehr abwechslungsreich unterhalten.
Die Story von der Immobilienfirma, die Kohle macht, in dem sie sich in bester Ghostbusters-Manier um die Reinigung von Geisterhäusern zwecks Verkauf bemüht, ist zwar etwas spröde und funkelt auch nicht absolut mit unvergesslichen Charakteren, geht das Thema aber enorm abwechslungsreich und recht "neu" an und bietet nicht nur einfach den Geist der Woche. Stattdessen tummelt sich paranormale Wesen, Dämonen, Geister und man kann sowohl klären wie kommunizieren wie auch notfalls vernichten - und dabei muss die Firma stets den Deckel auf dem Topf behalten, also die ganze Gruselchose praktisch vor ihren verkaufswilligen Kunden verbergen. Auch untereinander denkt man in erster Linie an den Verkaufserlös und bekommt dann immer wieder sparsam einige Infonuggets zu den Figuren und ihrer Vorgeschichte. Bisweilen arbeitet man dann also an 2-3 Geistern pro Folge + Personal Story + übergreifender Ghost-Central-House-Story, setzt hier und da eine komische Pointe, schmoddert mal etwas rum und sorgt für beachtliche Atmo - Neufundland sieht hier ernsthaft aus wie ein Disneyland für mögliche Geisterhäuser.
Klar, wir haben da einen Spengler-Type, der aus Küchenmaschinen Geisterzerstörer zusammenschraubt, aber sonst ist das mal nicht irgendwo abgepaust. Und wenn dann eine Figur aus dem Stand offenbar Hexenkräfte offenbart (obwohl sie mit dem generellen Thema stark fremdelt) und das dann eben NICHT bis zur Erschöpfung thematisiert wird, sondern nur im Hinterkopf verbleibt, dann macht das den Charme der Serie aus. Die Tricks sind im übrigen auch hochsolide.
Leider wurde die Serie von Syfy nicht verlängert, um dann in der Pandemie irgendwann überraschend doch einen Rückzieher zu machen und eine 2.Staffel anzukündigen (die hoffentlich dieses Jahr erscheint).
Ich würd mich freuen, ich kenn in der Serie keine Sau, es ist eindeutig weder britisch noch amerikanisch und irgendwie ist das so knorke, dass man jetzt schon sagen kann, dass die nicht unter ferner liefen vergessen werden, sondern so einen Mini-Sonderplatz in der Vitrine bekommen.
Von mir 8/10 und ich hoffen next week auf einen üblen Höhepunkt mit der Abschlussfolge.
The Rig (Amazon Prime)
Zu viel Spekulation, wenn man unterstellt, dass Amazon hier das potentielle "Schwarm"-Publikum vorab ein wenig abholen will?
Wäre allerdings kein allzu tolles Omen, denn der Versuch geriet vor allem technisch schwach. Klar, keine Filmproduktion diesseits von James Cameron kann mal eben eine Ölplattform bauen oder mieten und dann partiell oder ganz schrotten. Dieserhalb und desterwegen gibt es viel Ölbohrtechnik in CGI-Ausführung, die dann qualitativ eigentlich beständig zwischen "mittelmäßig" und "katastrophal" schwankt; vor allem in der letzten Folge sind ein paar Shots drin, bei denen man sich schon fragt, warum die sich nicht mal Hilfe von ein paar Jungs geholt haben, die das beruflich machen. Die Aufnahmen der "Viren/Aliens/Wasauchimmer" sehen minimal besser aus, ist aber auch kein Riesenkunststück, so wie die designed wurden.
Auch inhaltlich eher zwiespältig. So richtig entscheiden mochte man sich nicht zwischen der erwähnten und offenbar copyrightfreien "Schwarm-"Grundidee und dem klassischen "ein paar Typen aus der Besatzung könnten infiziert sein und wir tunken irgendwas in deren Blut, um die zu überführen" (wer's nicht erkannt hat, sollte das Filmumschreibungsquiz meiden, war natürlich "Das Ding aus der anderen Welt"). In dem Umfeld holpert die Handlung durch und möchte uns noch gerne ein paar Öko-Botschaften unterjubeln, da waren sie aber jedenfalls bei mir nicht an der richtigen Adresse.
Nicht unbedingt "gerettet", aber vor dem Totalabsturz bewahrt wird das Ganze durch einen nicht völlig uninterssanten Personalbestand und ein paar dazugehörige Konkfliktsituationen; auch die nicht ganz unprominente Besetzung (u.a. Iain Glen und "AC-12-Cop" Martin Compston) lasse ich mal als Pluspunkt durchgehen.
Das superoffene Ende hätten die sich auch klemmen können. Insgesamt sehr blass. 4/10.
Und aus der Abteilung "mal reingeschaut"
Timeless (Netflix)
Kurz vor bzw. wegen der Aussortierung noch mal in die "most watched"-Liste des Streamers gerutscht, da habe ich auch nicht widerstehen können. Zumal ich es nie ganz verkehrt ist, vorab schon zu wissen, dass das zu einem vernünftigen Ende kommen wird.
Ob ich es bis dahin schaffen werde, ist zeitlich und qualitativ aber fraglich. Aus einer gut abgehangenen Grundidee hat man ein letztlich fades Procedural gemacht, das auch abseits der eh fernliegenden Prämisse reichlich panne ist. Wenn ich - Minimalspoiler ahead - eine Zeitmaschine habe und Amerikas Geschichte whyever ins Negative drehen wil, reise ich doch wohl kaum zu eh schon negativen Höhepunkten der Geschichte (Alamo, Lincolns Ermordung), um die ein bisschen schlimmer zu machen. Und gebe der mich verfolgenden Taskforce natürlich immer genug Zeit, das zu verhindern. Also mal als Anregung aus dem Grundkurs Bösesein: Kurz vor die Haustür von Roosevelt, Eisenhower, Einstein in deren jungen Jahren reisen, zwei Schüsse abgeben und dann ab zum nächsten. Dass "unsere" Jungs auch eher im Elefantenmodus durch den Porzellanladen "Zeitveränderung" tapern, sei nur am Rande vermerkt.
Technisch blasser Durchschnitt, Ausstattung und Akteure strikt im Kanada-Schmalspurmodus. Dass die erste Folge mit passabler Vergangenheitskulisse und -ausstattung etwas mehr versprach, sei angemerkt, aber danach war das Budget wohl zu 60 % aufgebraucht.
Vorbehaltlich eines Krachers, der noch kommen mag, rund um 5/10.
Und für alle, die mal was anderes sehen wollen, zB Zombies im Maorieland: The Dead Lands (WoW) lässt ein paar vorkoloniale neuseeländische Muskelmänner zwischen zwei Hakas gegen Untote antreten. Nach zwei Folgen: Jo, kann man mal weiterschauen, die Action ist jedenfalls nicht ganz unknackig, auch wenn das Synchro-Hochschuldeutsch mit den archaischen Gebärden und Kampfschreien etwas arg heftig kontrastiert.
Hat hier noch keiner die "Schwarm"-Serienadaption vom ZDF gesehen, die inzwischen zur Hälfte über die Mediathek abrufbar ist?
Das Buch war vor fast 20 (!) Jahren eine Sensation, aber ich habe so meine Bedenken bei den 8 Folgen. Mit 40 Mio. Euro eine der teuersten deutschen Serien-Produktionen, aber für über 6 Stunden Gesamtspielzeit erscheint mir das Budget trotzdem sehr niedrig. Außerdem eine unbekannte Besetzung und zahlreiche Änderungen im Vergleich zur Buchvorlage (klar, das ist unumgänglich, wenn man von einem Medium ins andere adaptiert)... Ich befürchte hier eine Art deutsche "Surface"-Serie - tolle Prämisse, super Zutaten, aber als Endergebnis weit hinter den Erwartungen und Möglichkeiten... :denk:
Zitat von: Hitfield am 6 März 2023, 19:52:05Hat hier noch keiner die "Schwarm"-Serienadaption vom ZDF gesehen, die inzwischen zur Hälfte über die Mediathek abrufbar ist?
Habe mal kurz drüber nachgedacht, die vorzuziehen, aber unter dem Strich seh ich bei der Mediathek keine großen Vorteile gegenüber einem sauber programmierten Receiver. Die Bildqualität ist im Regelfall (Ausnahme: die seltenen 4K-Specials wie neulich bei diesem Post-WW2-Polizeifilm mit der Hoss) immer noch schlechter, und einmal gedankenlos gezappt, und man darf da siebenmal herumklicken und lange spulen, um weiterzumachen.
Das große Event, das war im Vorfeld klar, wird es eh nicht werden. Schätzing kritisch, Budget vermutlich wirklich untere Grenze, massive Umschreibungen.
Ich fand die Folgen 1-2 dann auch rechtschaffend dröge und mit den vielen Figuren/Schauplätzen auch leicht anstrengend. Alles ohne große Höhepunkte, die Kamera immer schön weit weg zB von dem Touristenboot, ehrlicherweise auch jetzt kein Totalausfall oder ein wirklicher Ausreißer nach unten. Störend mal wieder der unterschiedliche Duktus der synchronisierten und der muttersprachlichen Schauspieler, und generell wird das alles irgendwie unengagiert gespielt, viele lustlos heruntergespulte Beratungen, Konferenzen etc. Und was macht der Heuer-Umlauf da drin, außer einem unbeteiligten Gesicht ?
Zitat von: Hitfield am 6 März 2023, 19:52:05Hat hier noch keiner die "Schwarm"-Serienadaption vom ZDF gesehen, die inzwischen zur Hälfte über die Mediathek abrufbar ist?
Wir haben angefangen, stehen jetzt bei 5 von 8 Folgen.
Ich kenn die Vorlage nicht, meine Frau kann sich nicht mehr groß erinnern.
Insgesamt ist mir die Sache zwar aktuell, aber zu betulich inszeniert. Aus den etwas verqueren Charakteren (das hab ich aus einer Kritik) hat man (das ist auch so auffällig) eine Menagerie aus Jungdarstellern in Wissenschaftsrollen gemacht, einzig Barbara Sukowa gibt die ergraute Expertin im gewohnten grumpy style. Irgendwie überzeugt sich mich das alles nur so mittel: die junge Seeforscherin auf den Shetlands, die strafversetzt ihren Kopf durchsetzen will, der sehr junge Walwissenschaftler aus dem Inuitbereich, die italienische Toxikologieexpertin, Sukowas YA-Team, dazu gerade mal ein Ex-Militär und ein auch noch sehr frischer Superexperte a la Drosten (in aller Bedächtigkeit)
Die Kamera und die Landschaften sind zwar Hammer, aber die Erzählweise kommt nicht so recht auf den Punkt, tatsächlich tauchten bisher in jeder Folge die "Anomalien der Woche" am Anfang auf - die sich dann irgendwann zu einer globalen Bedrohung zusammen finden sollen, bisher sind sie aber immer noch nicht wirklich soweit, obwohl man sich diesem Ziel nähert.
Die Tricks sind okay, aber auch nicht eben schubkarrenweise geliefert, während die Wale stimmen, sind die Krabbeninvasionen ziemlich kostengünstig mit CGI kreiert.
Was mich - wie Schätzing - stört, ist, dass nach einem Zusammenfindungbeginn dann plötzlich diese ganzen Beziehungs-Chosen einfließen und nach 4 Folgen eigentlich alles etwas stagniert (das kolportierte "Pilchern"). Es geht jetzt wohl langsam los, aber es ist alles nicht zwingend und das zeitweise komplette Fehlen von Musik macht die Entwicklungen auch nicht eben dramatischer.
Ich hoffe die letzten 3 Folgen bringen noch mehr, aber wenn sie jetzt wirklich den Buchrest in diese 120 Minuten proppen, dann bleibt die Adaption nur eine Ruine.
Ansonsten nette 5/10, aber wirklich für typische ZDF-Zuschauer gemacht (also älter), wobei die Abrufzahlen in der Mediathek wohl auch durch die Decke gehen. Aber die passende Serie zur Klima/Umweltkatastrophe.
Am Ende von Folge 5 kommt dann der große Klops - und das bringt mich zu dem Schluss, dass diese 8 Folgen vermutlich NICHT das Buch abbilden, sondern ggf. nur so eine Art Staffel 1 bilden, denn der Punkt an dem wir jetzt sind, entspricht gemäß der Wiki-Beschreibung erst den ersten von fünf Abschnitten.
Soweit ich weiß, war die Serie auf 4 Staffeln mit insgesamt 32 Folgen ausgelegt. Zumindest vor Corona. - Ich hab damals das Buch angefangen, kam aber gar nicht damit zurecht und habe die Lektüre abgebrochen. Konnte mir den großen Hype überhaupt nicht erklären. Gestern Abend mal kurz überlegt, ob ich mir die Verfilmung geben soll und letztlich doch Abstand genommen.
Da die Mediathek ja aktuell die letzten 2 Folgen warumauchimmer zurückhält, muss ich bei 6 von 8 erstmal bremsen, aber es fällt auch nicht schwer.
Was Barbara Eder da zusammen regisseurt, schreddert ganz stark einer Mischung aus Katie Fforde, Filmhochschule und kleinem Fernsehspiel introspektiv entlang - die Frau ist meiner Meinung nach für so eine Produktion nicht geeignet. Sie hat auch zugegeben, dass man es bewusst anders als typisch in Sachen Plot-, Charakterentwicklung usw gemacht hat. Naja, muss man wohl mögen, in Folge 6 ist die Serie ganz kurz vor der totalen Erstarrung im emotionalen Ausnahmezustand, es gibt noch nicht mal eine neue Katastrophe - und kaum zu glauben: von dem ultrazerstörerischen Tsunami in Folge 5 gibt es eine (1!!!) halb vernuschelte TV-Nachricht OHNE IRGENDWELCHE BILDER, ohne Beschreibung, wo er gewütet hat, wie viele Tote es gab, es gibt nicht mal eine Nachbetrachtung, das wird abgehakt und tschüss...aber es gibt mindestens drei Szenen, in den Scientist Sigur trauernd-brütend neben seinem Notebook liegt oder sitzt.
Wie das Skript und Eder übrigens den dramaturgischen Elfmeter ohne Torwart vergeigen, als die 6-7 zentralen Figuren das erste Mal zusammen gerufen werden, ist schon ganz große Klippschule.
Alle werden telefonisch etc eingeladen. Dann sieht man wie sich in verschiedenen Teilen des Gebäudes 2x2 davon begegnen. Und dann kommt irgendwann ein Schnitt und alle sitzen gemütlich um irgendeinen Kleintisch und sind schon mitten in der Diskussion um irgendwas Wissenschaftliches, mit einem trödeligen Kamerakreisschwenk. Musik, Blicke, alle Helden erstmals in einem Raum - meine Güte, was lernen die eigentlich in der Filmhochschule?
Das ist so antidramatisch, so hochschuldeutsch, das geht vielleicht im "Tatort", aber nicht hier.
Bin wirklich gespannt auf die letzten Folgen und den Punkt, an dem es dann abbricht, ob das noch fortgesetzt wird, die Quoten sind ja prima, während die Kritiken lausig sind...
Ok, ich bin durch - und auch für die letzten beiden Folgen wurden bei uns ungläubige Blicke getauscht.
Über die Literaturadaption will ich lieber nicht urteilen, ich hab aber die Plotzusammenfassung des Buchs gelesen.
Was sie jetzt gemacht haben, ist : sie haben den ganzen politischen Konflikt, die auf Konfrontation ausgelegten Militärs, die mörderischen Hardliner alle aus der Serie gestrichen. Stattdessen
(und anstatt praktisch im Verlauf den kompletten Cast umzubringen)
hat man das
brüchige Waffenstillstandsende
in einer infantilisierten Version auf die Schnelle drangepappt, dabei noch eine Tüte "Abyss" etc reingerührt und das alles tatsächlich ohne Erklärung ,ohne Status, ohne Fazit, ohne definitive Entscheidung für den Zuschauer enden lassen.
Als Ersatz hat man dann noch einen Schlussgag drangepappt, der - im Fall der Doch-Fortsetzung - ein Türchen offen lässt, was dann aber mit Schätzings Buch vermutlich nix mehr zu tun hat.
Falls man meint, das hier SEI JETZT DIE VERFILMUNG, kann man es irgendwie so stehen lassen, aber wie gesagt: ohne Schlussfazit wie es denn nun weitergeht und was nun eigentlich los ist.
Die letzten beiden Folgen hatten dann noch reichlich WTF-Momente, viele miese CGI-Eisberge bei Nacht,
den Tod von Klaas Häuser-Umlauf
(der tatsächlich mit anderthalb Gesichtsausdrücken durch die 8 Folgen kam), wieder viele leere Blicke, gefühlige Momente, verschenkte Möglichkeiten und brav aufgesagte Dialoge, die jegliche Spannung vermissen ließen.
Als echte Sparfüchse wurden die globalen Katastrophen wieder fast komplett weggelassen, außer etwas offensichtlichem Stock Footage von einer Überschwemmung (angeblich in Nigeria), die dann ein Tsunami sein sollte.
Insgesamt ist die Chose ein brachiale Enttäuschung auch für Nichtkenner des Buches, es gibt zwar manchmal Lob für den nicht sensationsheischenden Anlass, aber ich fürchte, das sind Personen, die es sowieso bei der Unterhaltung nicht so laut mögen und das alles medidativ mögen.
Eigentlich könnte man den Murks bisweilen bei Schlefaz veralbern - und selbst ich der die Diversitätscastings eigentlich durchaus gut finde - hatte mit diesem Ausgewogenheits-Young-Scientist-X-Men-Team aus der Wissenschaftsbuchhaltung der Hölle so meine Probleme.
Kann man gucken, ist aber mehr ein Rührstück als ein Wissenschaftsthriller und in etwa so zwingend wie eine Soap im Nachmittagsprogramm. Als Event-TV sind das bei mir 3/10 und ich muss es einfach sagen: so etwas wird produziert und "1899" wurde gecancelt. :skeptisch2: :bang:
SurrealEstate
Abschließend noch mal zu den Geisterjägern...ich bin jetzt durch und hochzufrieden. In der besten Tradition von "Ghostbusters" meets "PSI Factor" mit ein bissl Humor hat die erste 10teilige Staffel ihre Stories zu einem runden Ende gebracht und mittendrin immer wieder mit Anknüpfungen gesorgt, dass Folgen inhaltlich verbunden waren oder wieder aufgegriffen wurden.
Mag für eine zu spröde und nicht laut genug sein, aber allein wie untypisch bspw damit umgegangen wird, das eine Figur offenbar zusätzlich übernatürliche Kräfte hat (außer der Hauptfigur) fand ich sehr schön.
Hätte man abgesetzt, wäre das ein rundes 98 Prozent-Ende gewesen (natürlich gibt es da ein kleines Schlussdilemma, aber keinen typischen Gag-Twist), aber so bekommt man noch eine Staffel als Fortsetzung.
Runde Sache, gute 8/10 für mich.
Zum Finale von "
Der Schwarm" wurde hier ja schon einiges gesagt, dem ich mich weitgehend anschließen würde . Ohne die Details der Vorlage noch im Kopf zu haben (war da nicht ein veritabler Flugzeugträger im Finale?) - das war eine grobe Verwässerung, bei der die Schwächen der Vorlage sauber auf den Schirm transportiert wurden und ihre Stärken genauso sauber versenkt. Geschwätzig und auch technisch sehr mäßig -
3,5/10.
Timeless (ex-) Netflix
Habe ich nun doch vor der Aussortierung zu Ende gebracht. Und zeigt, dass ein von den Fans erbetteltes oder sonstwie angeklebtes Kurzfinale selten das Zeug zum Higlight oder auch nur zum runden Serienabschluss hat.
Aber mal vorweg: Staffel 2 bringt mehr vom gleichen, mischt Geschichtsstunde mit etwas Gruppendynamik, Verschwörung und Balleraction. Immerhin wird das Grundmodell in ein paar Folgen variiert (ganz putzig: die Kennedy-Episode), und auch die Ausstattung der (meisten) historischen Folgen sieht trotz erkennbar überschaubarem Aufwand hier eigentlich ganz brauchbar aus, obwohl für die bedeutsamen Figuren meist eher uncharismatische Allzwecknasen gecastet wurden. Und wie gehabt muss man mal wieder so einige Absurditäten schlucken, was die Macher für "Schlüsselpunkte" der US-Historie halten, am hergeholtesten wohl die Folge mit dem Blues-Musiker. Die Bösewichter, eher Popanz ("Rittenhaus" bekommt man de facto nie zu sehen) als reale Bedrohung, bleiben austauschbar, ziellos und unbedrohlich bis zum Schluss; der Wechsel von Višnjić ins Lager der Guten ist so ein Dreh der US-Majors, der seit Xena und Buffy zum Standard gehört und bei mir immer leichte Bauchschmerzen verursacht. Kleiner Pluspunkt, wenn man entsprechend mitfühlt - die kürzlich verstorbene Anne Wersching noch mal zu sehen, die ist immerhin angemessen böse, aber aben auch fast komplett solo auf der Fieslingsseite.
Ach ja: Das Finale - da wird dann wieder mächtig auf die Tränendrüse gedrückt, aber inhaltlich ist das nahe an der Vollkatastrophe. Die selbstgestellte Prämisse (nicht in die eigene Zeit reisen) wird fix über Bord geworfen, die Cliffhanger und Baustellen im Personal extrem kurz und zT unlogisch gelöst, die
Bösen in Sekundenbruchteilen entsorgt
. Und überhaupt - dass in Korea 1950 das Schicksal der Gegenwart entschieden wurde - was man von einem Finale ja mindestens erwarten würde -, ist so absurd, dass die Macher es nicht einmal selbst antexten
Insgesamt: Obwohl ich mit Producer Eric Kripke durchaus ein paar positive Erinnerungen verbinde - Supernatural hat einen ja fast zwei Dekaden begleitet - das war nix. Stereoyp, undurchdacht, technisch durchschnittlich; da helfen auch die bekannten medialen Anspielungen hier gleich im Dutzend billiger ("Lando Calrissian" :lol: ) nicht. Mit Sympathiebonus, aber mächtig Abzügen für das lahme Finale
4,5/10.
Und noch die First Look-Rubrik:
Red Rose (Netflix)
Die Faszination der Streamer mit der Figurengruppe 16-20 werde ich so schnell nicht verstehen, die dürften eher unterdurchschnittlich zur zahlenden (!) Kundschaft der Häuser zählen, und doch werden die zu Hauptfiguren von gefühlt 95% der Fantasy- und Gruselserien.
Hier in der GB-Version, was erst mal bedeutet, die sind nicht durchweg reich und schön und dürfen ein paar soziale Probleme repräsentieren - o.k., Gummipunkt. Und dann das Tech-Gimmick (Handy/App) als Hauptbedrohung; das hatten wir im Kino schon ein paar mal, und ganz ehrlich - soweit ich mich erinnere, ging das immer gründlich schief. Hier, schau an, funktioniert es auf Anhieb deutlich besser. Weil das im Ansatz durchaus plausibel ist (veränderte Chatverläufe als absoluter Sprengstoff im Teenagerleben), und weil die Mini-Schocks sitzen und ganz theoretisch sogar "wahr" sein könnnten (Stichwort KI, augmentierte Realität). So gesehen also topaktuell, die 100% RT scheinen mir zumindest nachvollziehbar. Werde da auf jeden Fall dranbleiben, sieht nach ganz ordentlicher Kost aus.
Big Sky (Staffel 3) Disney+
Mit Numero Tre legt Kelley die meisten seiner Arcs aus S1 und S2 zu den Akten, was zT etwas schade ist, zT aber auch überfällig; nur "Donno" und Frauchen dürfen noch etwas mitspielen, die beiden sind aber auch echt drollig. Als Ersatz gibt es ein paar Einzelfälle und einen mal wieder leicht strangen Mini-Arc um einen Waldkiller und dessen "überfürsorgliche Mutter". Mit so was haben es die Macher aber auch, Ronald V 2.0 hätte ich echt nicht gebraucht. Wenn da nicht noch ein ganz genialer Dreh oder eine Verbindung zu größeren Dingen kommt, würde ich mal vorsichtig sagen: Haut nicht vom Hocker. Nett anzuschauen ist das Gesamtprodukt aber natürlich immer noch, und Ackles (mit der korrekten deutschen Stimme !) dabei zu haben, ist auch kein Fehler. Immer noch knapp um 6/10.
Sexify
Staffel 1 (2021):
Äh ja, das ist jetzt...moment...ah ja...das polnische "Sex Education".
Gut, sie haben es nicht kopiert und es spielt auch nicht an einer Schule, aber immerhin an einer Uni, die meisten Herumlaufenden sind entweder läufig oder untervögelt oder nerdig oder nymphoman oder unbefriedigt. You know the direction...
Eine sozial besonders unterentwickelte Streberin sieht ihre Felle wegschwimmen und wechselt für ihr Projekt als Thema von schlaf zu sex. Also beginnt sie unter Zeitdruck eine SexApp zu entwickeln.
Könnte lustig sein, scheitert aber an einem ganzen Blumenstrauß an Dingen.
Erstmal: das Trio an Mädels, den Archetypen: Jungfräuliche Nerdin mit sozialer Inkompetenz; verlobte Unbefriedigte, die sich ihrer Hochzeit wegen schlechtem Sex nicht sicher ist; verschwenderische, aber angeblich schlaue Uschi aus reichem Haus, die es ihrem Daddy zeigen will.
Die erste Staffel besteht eigentlich nur darin, die App fertig zu stellen, aber so wie das dargestellt wird, sind die drei auch in 300 Jahren noch nicht fertig. Es geht immer um "Datensammlungen" (hier viele sexuelle Dinge einfügen), die dann irgendwer in die halbfertige App klömpert, die dann irgendwann wie durch Zauberhand funktioniert, indem man einige persönliche Fragen beantwortet. Vorher müssen sie aber noch Trouble überstehen, da sie die Daten in einer Art Mietzimmer für unbezahltes Poppen zusammen suchen.
Über all dem schwebt hier immer der Geist des Katholizismus, aber was die Serie riskiert, verpulvert sie immer wieder mit schwachen Skripten. Die drei Mädels müssen natürlich von außen und von innen beleuchtet werden, zusammen und getrennt, aber da kommt weder was Aufregendes bei raus, noch wirklich gute Komik, obwohl einige Schmunzler dabei sind.
Was besonders stört sind die vielen creepigen Karikaturen von Männern und dass die drei nichts gebacken bekommen. Da werden immer wieder simpelste Fehler gemacht, auch wenn die drei schon 23 sein sollen. Im übrigen scheinen sie von nichts eine Ahnung zu haben und die wundersame Entstehung der App auf der Basis von irgendwelcher gespeicherten Fragen und Stichworten, die dann offenbar der Algorhythmus zu irgendwas macht, ist mehr als infantil.
Das Schlimmste ist aber: es gibt praktisch keine Wendungen, kaum Überraschungen, kein Yeah-Feeling, wenn dann doch mal was gelingt. Meistens taucht ein Problem auf, dass in anderen Serien mit Risiko, Dreistigkeit und Verve gelöst wird - hier scheitern die drei einfach daran oder ihre männlichen Helfer lösen das mehr oder weniger halb irgendwann, während die drei unbefriedigt durch die Gegend starren.
Für Polen mag das gewagt sein und der Ausstatter und die Beleuchter hatten einen echt großen Tag, insofern stimmt es auch meist technisch und bei den Drehorten, aber ins Herz schließe ich hier niemanden und gerade das wäre für die drei Protagonistinnen so wichtig, aber die sind einfach nur verkopft, bitchig oder naiv. Persönliche Entwicklung mit dem Hackebeil und gern auch mal 2-3 Folgen wieder vergessen oder alles zurück auf Null.
Ach so, nackte Haut gibt es auch, aber sonst ist das alles irgendwie grob gestrickt.
Und dass die ganze Staffel mit ein und demselben "Song", der immer bemüht ist, mit seinem Hook anzügliche Sachen zu akzentuieren, geht auch bald irre auf den Keks.
Ich mach Staffel 2 in kürze, weil mir noch zwei Folgen fehlen, aber ich kann schon sagen, es wird sogar noch schlimmer. Hier gibts wenigstens hier und da noch ganz nette Szenen rund um das Wohnheim, daher mal freundliche 4/10 - und ein starkes Sehnen nach Staffel 4 von "Sex Education".
PS: Dass der Käse überhaupt verlängert wurde, kann nur am Thema hängen und dass das für Polen vll so eine Art Tabubruch war. Richtig verstehen kann ich es nicht.
Seven Kings Must Die (Netflix)
Der (von mir) langerwartete Abschlussfilm für die Last Kingdom-Serie - und, Erwartungen erfüllt ?
Nun ja, irgendwie schon, aber dann auch nicht. Klar, man konnte nicht erwarten, dass die sich für das Final-Finale noch mal neu erfinden. Also gibt es das Bewährte: Ein schwacher König findet den Weg nicht, es gibt ein paar Tote auch bei den "Guten", und dann zeigt der ewigjunge Uhtred mit Herz und Schwert, wo es langgeht. Das alles im traditionellen Mittelalterbraun (anders als der Kollege hier (https://www.quotenmeter.de/n/141593/the-last-kingdom-seven-kings-must-die-kritik-ein-gelungener-epilog) finde ich das aber völlig passend und letztlich alternativlos - wer will schon ein England des 10. Jahrhundert in Bonbonoptik?), mit den üblichen abwechslungsreichen Schauplätzen, Kämpfen, Intrigen, der finalen Schlacht. Letztere profitiert von einem soliden Budget, ist angemessen blutig und wartet mit ordentlich vielen und auch (so weit ich das sehen kann) nicht PC-genierten Statisten auf, gerät aber auch leicht unübersichtlich. Na gut, war ja vielleicht wirklich so damals, wobei ich mich bei der mangelnden Uniformierung schon frage, woher man so wusste, wem man auf die Rübe zu hauen hatte...
Die Gesamthandlung wirkt, insoweit stimme ich der verlinkten Kritik zu, ein wenig gehetzt, manchen strategischen Move kann man sich nicht so komplett erklären oder muss sich was dazudenken. Am Ende gibt es (abweichend von der Buchvorlage, soweit ich das in Sekundärquellen gelesen habe)
die Spekulation mit Uhtreds Vielleicht-Tod, eine schöne "Walhalla-Szene"
, einen schicken Blick auf Bebbanburg heute und eine (schon einmal, bei Alfreds Tod) verwendete Erklärung, warum wir von einem so wichtigen Mann historisch gesehen noch nie gehört haben. Alles ganz nett, aber irgendwo sagt ein Stimmchen im Kopf, dass die vielleicht beste Historienserie der letzten Jahre auch noch stimmungsvoller hätte enden können. Mit einem König, der mal ausnahmsweise bis drei zählen kann, nicht mit dem Schwanz denkt (dass die kurze, eher negativ konnotierte M/M-Szene da reingerutscht ist, wundert mich schon sehr) und vor der obligatorischen Ansprache durch die Hauptfigur nicht ein paar Sympathieträger abmurkst. Und ein Uhtred, der vielleicht auch mal falsch liegt, der einen echten Finalfight oder ein privates Happyend bekommt.
So bleibt das eine leicht strange Mischung aus "wir legen uns die Historie zurecht" und "komplett neu erfinden können wir die auch nicht", letzteres wollten wohl weder der "Man of Letters" Bernhard Cornwell noch die Serienmacher. Von mir gibt es dafür aber immer noch solide
7/10, da bin ich mit dem zitierten Kollegen von QM dann wieder einig.
Red Rose (Netflix)
Die hatte ich ja schon positiv angeteasert, am guten Eindruck ändert sich zumindest mal bis kurz vor Schluss auch nicht viel. Das ist eine solide Tech-Thrillerkiste mit letztlich doch nicht so vielen Horrormomenten, wie ich gehofft hätte. Die aber trotzdem über weite Strecken zügig unterhält und in einigen Episoden sogar regelrecht Spannung generiert, gar nicht mehr so häufig heutzutage.
Mit der Auflösung hadere ich dagegen schon sehr deutlich. Irgendwo gibt es wohl ein Handbuch für solche Szenarios, nach denen es für den derartigen Tech-Spuk nur zwei filmische Erklärungen geben darf:
Entweder eine superfortschrittliche KI dreht durch und wird zum Killer, oder ein sinistrer Geheimbund macht sich einen Spaß daraus, andere via Techspielzeug zu quälen und schlimmstenfalls zu töten.
Noch übler: Von den zwei Alternativen hat man sich hier auch noch für die - imho - falsche entschieden, gerade angesichts der spektakulären Entwicklungen bei AI/KI derzeit. Und dass die Typen letztlich vor laufender Kamera auch noch persönlich am Tatort erscheinen und ihren Opfern höchstselbst den Garaus machen bzw. dies versuchen
, zieht dem ganzen sinnseitig dann endgültig den Stecker.
Schade eigentlich. Von der reinen Machart wäre ich da nördlich von 7 gewesen, aber "dank" der schwachen Auflösung maximal
6,5/10.
Sexify (Staffel 2)
Staffel 2:
Ich schließe das jetzt wie angekündigt ab, falls jemand mit starker Affinität zu nackter Haut und sexuellen Themen das ggf. wissen wollte.
Staffel 2 der polnischen Variante von Themen wie "Sex Education" ist leider noch schwächer als Staffel 1, weil man der Versuchung erlegen ist, bereits etablierte Figuren dann intern auch noch sanft zu verändern.
Im Falle der drei Hauptdarstellerinnen heißt das: noch weniger Zusammenspiel, noch mehr Seitenstränge, noch mehr peinlich Drift, weil es ja um eine Männer-App zusätzlich geht - und Männer sind hier entweder Softies mit Versagensangst oder grölende Schlachtergesellen (meist auch in einer Person).
Passend dazu sind auch die Protagonistinnen noch naiver, unwissender, uninformierter und naiver geworden und lassen sich dann ihre Schöpfung auch mit sechs Folgen Ansage abnehmen.
Weil Steigerungen in der Spannung ja so laufen wie sie laufen, wird dann die vorletzte Folge so eine Art schläfrige Zen-mit-Sex-Besinnungsfolge, in der man die meisten Sex-Ängste aus der Story endlich ausräumt (heißt, jeder hat jetzt endlich mal Sex, nur eben nicht mit denjenigen, die die Story vorgegeben hätte).
Mühsam und mit Ächzen hab ich dann das "grand final" über mich ergehen lassen, welches einmal die Chance verschenkt, Männer und Frauen in diesem plottechnischen Konkurrenzkampf wieder zu versöhnen (einmalig hat ein Typ, der generell als "idiotisch/creepy/schwierig" in dieser Serie rumkaspert, die entscheidende Idee, dann wird er - weil hier die meisten Typen eben doof sind - einfach aus der Handlung genommen.
Und die - organische - Idee von der Rückeroberung oder zumindest erfolgreichen Kooperation durch den - funktionierenden! - Traum von der algorhythmischen Geschlechterapp ohne Bilder und Daten, wird dann von der bösen Karrierefrau einfach mal so mit einem Satz weggeputzt, was dann zur kompletten Zerstörung der Apps zur Folge hat.
Fazit: nix erreicht, nichts gewonnen, außer eben ansatzweise sexuelle Erfahrung und Ausgeglichenheit, was ein bissl wenig ist für den Aufwand ,der hier betrieben wird.
Die drei Hauptfiguren wurden zunehmend unzugänglicher und unnahbarer (besonders sympathisch sind sie übrigens alle nicht) und der Einbau des bebrillten Kontrollators, der sich als nerdiger Softie entpuppt, bremst den kaum vorhandenen Drive noch viel mehr.
Das relative dröge und sich ziehende Finale lässt die Serie mehr stranden als auslaufen und ich für meinen Teil sage, dass es damit jetzt auch genug ist.
Von mir höchstens 3/10 für die 2.Staffel.
Killing Eve - Staffel 1
Erfreut festgestellt, dass die gut abgefeierte "Killing Eve" inzwischen mit Staffeln 1-3 ( von 4) in der ZDF Mediathek bereit gestellt wurde. Der Sender verlangt zwar eine Verifizierung, wenn man das vor 22 Uhr schauen will, aber letztendlich ist das machbar.
Staffel 1 hat mir gut gefallen, das titelgebende Duell zwischen der soziopathischen Auftragskillerin (man darf hier wirklich auch nicht im Scherz sagen, dass man so nicht weiterleben will...) und der Geheimdienstbüromaus ist aller Ehren wert. An Jodie Comers Killerin kommt man zwar nicht so gut ran/rein, weil das schon alles sehr abstrus vom Charakter her ist, aber Sandrah Oh bekommt es hin, ihre bisherige Starrolle aus "Greys Anatomy" zu channeln und dennoch einen völlig neuen Charakter daraus zu machen.
Staffel 1 ist dabei noch ein überwiegendes Distanzduell, welches aber nach manchen Berührungspunkten zu einer mörderischen Obsession beiderseits führt und auch diverse Härten nicht auslässt. Die Crew von Staffel 1 wird dann relativ schnell aufgegeben (abgesehen vom Computerexperten) und es fokussiert sich auf ein Quartett von Figuren, die einen mörderischen Tanz quer durch Europa und Russland aufführen, wobei es wenig Leerstellen gibt und so die 42 Folgenminuten immer rasch vergehen.
8/10
Korrektur:[/] Alle vier Staffeln sind jetzt freigeschaltet, man kann sich also die komplette Serie in der mediatek anschauen.
(https://abload.de/img/unbenannt2oyflm.jpg)
Eine wirklich angenehme Überraschung: Die 2023er ,,Netflix"-Serie ,,the Diplomat" hat meine Erwartungen ein merkliches Stück weit übertreffen können. Staffel 1 (8 Folgen) ist brandaktuell – nicht nur aufgrund von Elementen/Inhalten wie ein älterer US-Präsident, die Suche nach einem geeigneten Stellvertreter (VP), Iran, die Ukraine, Russland sowie die Machenschaften einer ,,Wagner"-ähnlichen Truppe – und tendiert klar in eine ,,gesprächigere", an ,,the West Wing" erinnernde Richtung, anstatt auf Twists, Action und Tempo (á la ,,24", ,,Homeland" oder ,,the Night Agent") zu setzen – allerdings ist das sich um Diplomatie, Außenpolitik und einzelne Charakter-Eigenschaften/Beziehungen rankende Ganze nichtsdestotrotz durchweg echt unterhaltsam geraten...
In den Hauptrollen agieren Keri Russell und Rufus Sewell klasse – und es ist ein Vergnügen, sie als Paar miteinander interagieren (flirten, sich streiten, unterstützen etc.) zu sehen. Die Chemie und die Qualität der Performances passt – was ebenfalls auf die zentralen Nebenparts zutrifft. Man merkt der Serie an, dass sie sorgsam-vernünftig ausgearbeitet/recherchiert daherkommt – und was mich am meisten erfreut hat: Sie ist einfach amüsant. Nicht ,,hahaha-witzig" – sondern gewitzt, vergnüglich und charmant. Perfekt sind diese ersten 8 Folgen zwar nicht – aber sie bieten ansprechend kurzweilig-gutes Entertainment. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung...
7,5/10
Trigger Point (ZDF)
Klare Sache, wenn bei britischen Produktionen der Name Jed Mercurio auftaucht, bin ich sowas von dabei. Sein "Line of Duty" (dazu gleich noch was) gehört zu mich zum Besten, was nicht nur das eh schon hochgelobte englische TV hervorgebracht hat.
Die direkte Linie (p.i.) zu seiner neuen führt allerdings eher zur bislang nicht fortgesetzten Serie "Bodyguard", die mit einer vielleicht schon als "overexciting" zu bezeichnenden langen Bombenentschärfungsszene endete. Das Sujet nun als komplette Mini-Serie, kann das gutgehen ? Kann man Spannungsschrauben auch überdrehen ?
Wird letztlich jeder selbst entscheiden müssen. An Handwerk, Schauspielern, Action- und Spannungssequenzen gibt es jedenfalls mal wieder nichts zu kritisieren, das ist alles auf dem erwartbar hohen Niveau. Wer von LoD gewohnt ist, dass gute und böse Cops mit kaum auszusprechenden Endlos-Dienstgraden in genauso langen Verhörszenen gegenüber sitzen, muss sich allerdings umstellen. Hier dominieren die Bomben-Sequenzen in allen Spielarten, das sorgt für das erwartbare Spannungsniveau, auch wenn man minimalkritisch anmerken könnte, dass man zT erahnen kann, was gleich passieren wird: Ist McClure weg von der Bombe, wird die vermutlich hochgehen, ist sie nahe dran, kann so gesehen nicht viel passieren. Das Finale natürlich außen vor, das dann aber ganz leicht enttäuschend geriet - zumal man die Identität des Drahtziehers relativ mühelos erraten kann. Der dazugehörige Plot ist insgesamt nicht so überkomplex wie zuletzt bei der "Line", im Abklappern von Bombenstationen vielleicht sogar etwas zu simpel, dafür gibt es aber eine starke emotionale Ebene. Vicky McClure, in LoD (bis auf die letzte Staffel) eher straighte Ermittlerin, darf hier mal so richtig aufdrehen: Zwischen coolem Profi und von dem Fall gleich mehrfach persönlich betroffenes Nervenbündel holt sie eine Menge aus der Rolle heraus.
Spannend, klar, insgesamt deutlich konventioneller als die Vorgänger, in der Summe trotz einiger Tiefschläge auch weniger bedrückend. Kleiner Abzug für den Schluss - trotzdem Top-TV: 7,5/10.
Wo wir gerade beim Thema sind:
Line of Duty Staffel 6 (RTL+ Streaming, keine Ahnung, warum es die dahin verschlagen hat)
Zu der Serie gibt es auch einen eigenen Thread, wer ein bisschen mehr darüber lesen will: https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,194474.msg1137414.html#msg1137414
Aber der Einfachheit halber hier noch ein Worte zum Serienabschluss. In der ziemlich sicher letzten Staffel wird noch mal der große Pinsel der mittlerweile fünf Staffeln umfassenden Polizei/OK-Verschwörung herausgeholt und der Versuch der großen Verbindung unternommen. Trotzdem letztlich alles wie gewohnt: zu allem entschlossene Finstercops geben sich die Klinke in die Hand, die Vorgesetzten sind wie üblich mehr als nur dubios, die Gefängnisse Höllenpforten mit weiblichen Wärterteufeln, die Verhöre durch die few good men/women der AC-12 lang und trotzdem dynamisch (auch wenn die ständige, wenn auch realitätsnahe Reaktion "kein Kommentar" durch die Bösen hier irgendwann doch ein ganz klein bisschen nervt). Das ist erwartungsgemäß episch (also bezogen auf das Konzept der Serie), wird zudem mit ein paar sauberen Actionhighlights angefüttert und bietet ausgiebig Gelegenheit, von den Charakterköpfen der AC-12 Abschied zu nehmen.
Allerdings ist es auch strikt für LoD-Insider, was durch die eher traurige Wanderung der herausragenden Serie über ein halbes Dutzend Sender und Streamingdienste hierzulande vermutlich nur wenige sein werden. Oder anders ausgedrückt: Wer bis Staffel 5 nicht "drin" ist in der Serie, wird es ziemlich sicher hier auch nicht mehr werden; und selbst wer sich wie ich alle Staffeln irgendwie beschafft hat, hat deutliche Probleme, alle Fäden noch zusammenzukriegen. Immerhin bietet der o.g. Streamer aktuell die Chance, sich die mal am Stück anzusehen, was ein klarer Vorteil ist (und außerdem gibt es da auch häufig Freimonate...)
Ob einen die insgesamt etwas ausgeuferte Komplexität stört, ist mal wieder Ansichtssache. Aber weil die Serie in ihrer Schlusstaffel mit Kelly Macdonald erneut eine herausragende Schauspielerin für die wie immer sehr vielschichtige Gegenspielerrolle aufbietet, gibt es auch hier von mir die verdienten 8/10, wenn auch vielleicht ein bisschen knapper als in früheren Staffeln. Ach ja, den wie üblich eher deprimierenden "Was wurde aus den Figuren"-Abspann gibt es auch, und auch der ist noch ambivalenter als früher. Insgesamt schöner Abschied.
Und noch ein First Look:
Shadow & Bone (Netflix)
Auch bei TV-Fantasy ist wie schon lange im Kino der Trend zu jugendfreien Stoffen aus der Abteilung "Kinderkram" oder maximal "Young Adult" zu beobachten, wenn auch hier noch mit Ausnahmen (Witcher, oder GoT zum Beispiel, das aber allenfalls Grenzfantasy darstellt). Kein Gedanke, dass mal ein Klassiker der erwachsenen literarischen Fantasy etwa von Michael Moorcock, Tanith Lee oder anderen verfilmt würde. In dem Rahmen müssen wir dann mit gerade-noch-TeenagerInnen leben, die dank Superduperpower die gesamte Fantasy-Welt retten können, während sie sich gleichzeitig mit den wirklich wichtigen Fragen befassen müssen wie "wen lasse ich in mein Bett, den schnuckligen Supertypen mit ähnlichen Fähigkeiten wie ich oder den öden Langeweiler, den ich schon seit meiner Kindheit kenne". Dazu noch ein texttafel- oder erklärbärgestütztes Worldbuildung der Machart "im Königreich Gnurps gibt es sieben Reiche, in einem herrscht der Böse Mumpf mit Hilfe der Hexenkaste Helfreich, die dank der Schwurbelkraft in der Lage sind, den dunklen Geist Rumpelpumpel zu beschwören, während im Reich Knuffia der gute König Willybald regiert, der von einer Gilde von Superelfen unterstützt wird, die ..." und so weiter und so weiter.
Wobei letzteres, also das Worldbuilding hier und ganz konkret gar nicht so uninteressant ist - eine irgendwie halbrealistische Welt erkennbar osteuropäischen/russischen Zuschnitts, mit Magie, aber auch Schusswaffen und sogar mit so einer Art Fantasy-Mafia. Es ist halt alles nur gleich auf Anhieb viel zu viel, mühsam zu durchschauen und wie ein Kritiker zu Recht sagte "anstrengend".
Und so richtig auf Touren kommt das alles auch nicht, in den bislang gesichteten Folgen 1-3 bleiben tolle Effekte oder größere Highlights Mangelware, geraten arg kurz oder (für meinen TV) auch schlicht zu düster. Statt dessen: Ausbildungsszenen, die erwähnten Gefühlsirrungen, absehbare Entwicklungen, alles strikt nach bekannten Mustern a la "Twilight" und "Panem".
Bislang nur eher blasser Durchschnitt, wenn auch nicht ganz ohne Potential. Und da es eine S2 gibt, bleibe ich wohl erst mal dran.
Bei
Trigger Pointbin ich auch gerade (bei 4 von 6) und ich kann das mit dem Lob nicht so unterschreiben.
Ja, das Thema ist kribblig, ja Bomben sind ne spannende Sache, aber wenn ich noch welche hätte, würde ich mir derbe die Haare raufen, was Plot und Figuren angeht.
Ich habe selten angebliche Experten so viele Fehler machen sehen, fehlende Teamarbeit, vorschnelle Beschwichtigung, etwas sei sicher, flüchtige Überprüfungen. Werkzeug ist teilweise nicht da, Schutzkleidung wird nur nach mehrfacher Aufforderung angelegt und Helme werden grundsätzlich abgenommen, sobald man den Sprengsatz erreicht hat. Später gibt es gar keine richtigen Teammitglieder mehr im Einsatz, sie macht alles allein, der Rest steht nur rum. Dazu noch der Umgang mit dem Quecksilberschalter in der Moschee, den sie praktisch wie mit dem Schlagbohrer bearbeitet als sie die Türscharniere rauskloppt.
Besonders idiotisch: der "Höhepunkt" in Folge 4:
die Einäscherung ihres Bruders mit Ansage fällt bestimmt unter die dämlichsten TV-Tode überhaupt- wenn sie denn so sicher ist, dass der Countdown ne Attrappe ist, warum bleibt sie nicht bei ihrem instabilen Bruder, anstatt jemanden zu rufen, der ihr das Werkzeug bringt, anstatt selbst in die Ferne zu joggen, wo sie dann so lange plauscht, bis Deppenbilly pflichtschuldig in Panik die Tür öffnet.
Ich kenn das Ende noch nicht, aber der Plot ist arg durchsichtig und stinkt schon in Folge 2 derbe nach "Polizei ist verantwortlich oder mischt mit".
Dazu kommen noch die steten Austäusche mit der Kollegin im Labor, deren ermittlungstechnisch doch recht aufsehenerregende Reports offenbar weder weiterversandt noch gelesen werden. Und das himmelsschreiend unwahrscheinliche, unpassende und auch eigentlich nicht stattfindende Verhältnis zwischen ihr und dem Polizisten ist auch so eine Sache, die von Minute 1 "plot device" schreit.
Ich bin ja ein bekennender Fan von "Line of Duty", auch wenn mir Staffel 6 noch fehlt, aber das ist schon ein Unterschied wie Tag und Nacht, dort sorgfältige Ermittlungsarbeit, hier Schluderei, wo man hinblickt.
Für Vicky McClure freut es mich, sie mal anders als korrekt zu sehen und für oberflächlich spannende Unterhaltung ist auch gesorgt, aber wenn sie denn dann ständig verdächtigen Kollegen quasi ins Gesichts springt, dann ist meine Geduld irgendwann zuende, das ist einfach nur schwach.
Ich hoffe mal auf ein akzeptables Finale, aber mehr als 5-6 sind da nicht drin, dafür sumpfen die durch zu viele Klischees.
So, abschließend kann ich sagen, dass es in den letzten zwei Folgen nicht noch absurder wurde, wenn auch die Auflösung bzw. der Täter sich schon stark andeutete und es nicht sonderlich überraschend war.
Wie schon bei "Die Brücke" sehr beeindruckend, was hier alles ein Mensch organisieren kann.
Allerdings fand ich es schon etwas absurd, dass x Leute jemanden mit einem umgebundenen Tuch im gesicht in ihre Wohnung gelassen haben. Wenn sie schlau gewesen wären, hätten sie das mit FFP2-Masken gemacht, so wirkte das - wie so vieles - eher unwahrscheinlich.
Insgesamt ordentlich, eine Staffel 2 soll lt. Wiki ja kommen, das geht auch klar, spielt aber nicht in einer Liga mit "Grace" bspw. oder natürlich "Line of Duty". Mit Suspension of Disbelief 6/10.
Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte
Hat mich einiges an Energie gekostet, denn anders als das fluffig leichte "Bridgerton" (wo es ja meist ums Heiraten und Pärchenfinden zentral geht), ist das Prequel kein Filler, sondern ein anderer Ansatz, der auch endlich etwas Fundament unter die noch ungewohnte Präsentationsweise des georgianischen Englands von 1815 mit Schwarzen und Weißen (und auch Asiaten) im Adelsstand (und allen anderen Ständen).
Wie es dazu kam zeigt dann der Rückgriff auf das Jahr 1760 als Georg III angehalten wurde, zu heiraten - hier eine Mecklenbug-Strelitzsche Prinzessin (bzw. in Wirklichkeit hat er auch getan, dies sind historische Figuren), die nur in der Serie zufällig schwarz ist, weil da alle in MS-Deutschland schwarz sind.
Was man sonst als angenehme Abwechslung in der Romantic Fantasy loben konnte (oder davon irritiert sein), wird hier durch ein "Experiment" erklärt, welches sich verselbständigt hat.
Das "Experiment" - also die Improvisation eines schwarzen Hofstaats und die Vergabe von Adelsprivilegien - macht dann hier einen Erzählstrang aus, einen weiteren das schwierige Verhältnis von Charlotte zu ihrem neuen Mann, der eben "Mad George", der verrückte könig ist, also entweder bipolar war oder eine Stoffwechselstörung hatte, die seine Psyche beeinträchtigte.
So fokussiert der 6-Teiler auf die Nebenfiguren der Serie: die Queen und ihre enttäuschenden Kinder (von denen sie hier das erste auf die Welt bringt) und die allwissende Lady Danbury, die hier zur Hofdame wird, um dann ihre neuen Privilegien in Gefahr zu sehen.
Beide sind beiden Zeitlinien zu sehen und im Wesentlichen geht es um Female Empowerment in einer männlichen Welt, wenn Charlotte eben meistens die KÖnigsgeschäfte übernehmen muss (und Schwiegermama für sich gewinnen, die folgerichtig für 1760 nix groß von Schwarzen hält) und die Lady sich auf Kosten des Liebesglücks für die Unabhängigkeit entscheidet.
QC hat also mehr Substanz, mehr Kern, leider dadurch auch weniger Unterhaltungsfaktor, denn die Botschaft ist schon bald klar, die Figuren kommen eben nur sehr langsam in die Pötte und der Spaß ist weniger geworden, weil man auch den Humor gedrosselt hat.
Da hier die Figuren meist leiden (inclusive zweier liierter schwuler Kammerdiener je auf beiden Seiten des Paares), hätte ich beim Soloschauen vemrutlich gespult, denn es zieht sich wirklich etwas, obwohl genug los ist und die Serie mit den Folgen 1+3 einen schönen Trick zieht, indem die Ereignisse von Folge 1 noch mal aus Sicht des Königs gezeigt werden und alles ganz anders ist.
Auf weibliche Zuschauer fokussiert, wird das Prequel sicher sehr viel Freund(innen) gewinnen, wobei ich sagen muss, dass in der letzten Episode sehr präzise das Gefühlspedal gedrückt wird und sogar ich die wirkung loben muss. Irgendwo zwischen 6 und 8 von mir, ich muss das noch sacken lassen.
Zitat von: Moonshade am 9 Mai 2023, 10:40:30(wo es ja meist ums Heiraten und Pärchenfinden zentral geht)
Kopulieren meinst Du :-)
Zitat von: mali am 9 Mai 2023, 11:16:30Zitat von: Moonshade am 9 Mai 2023, 10:40:30(wo es ja meist ums Heiraten und Pärchenfinden zentral geht)
Kopulieren meinst Du :-)
Stammhalter zeugen heißt das da meistens, in dieser Serie rund um ältere Frauen geht es darum "den Garten zum Blühen zu bringen".
Aber ja, gepoppt wird auch, aber nicht so oft.
Ich habe nur die erste Staffel mitbekommen, und das auch nur wenn ich über den Rand des Notebooks gelinst haben, als meine bessere Hälfte das geguckt hat.
Und da war mein Eindruck: Mein Gott, da wird ja nur gepoppt :-)
Aber wirklich verfolgt habe ich das nicht und glaube Dir, das es auch andere Inhalte gibt ;-)
Ja, die 2.Staffel hatte schon weniger "poppen", was auch vielen (Frauen?) gefehlt hat, aber hier ist es wirklich nur integres Element (irgendwie wollen die Kids ja gemacht werden) und dass die Danbury nach vier Kindern eine weitere Hochzeit mit jedem Mann ablehnt, weil sie vorher ständig nur als Dampfablassungsobjekt eines als ziemlich deppert gezeichneten Mannes herhalten musste, wirkt schon ganz erfrischend.
Aber man muss eben nicht vergessen, das basiert auf einer Romantic-History-Reihe: kein Rammeln, kein Erfolg, nur mit Koketterie ist da kein Staat zu machen.
Servant (Staffel 3 und 4, Apple TV+)
Auch hier der kurze Hinweis - zu den früheren Staffeln hatte ich hier (https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,230470.msg1313409.html#msg1313409) etwas geschreiben.
Und um das Fazit gleich vorwegzunehmen - es gibt wenige Serien, die sich in ihrer zweiten Halbzeit so deutlich gesteigert haben. Lohnt sich also manchmal doch, wenn der brötchengebende Streamer ein bisschen Vertrauen und einen etwas längeren Atem hat als "an der ersten Steigung gleich aussteigen" (ja Netflix, Du bist gemeint).
Was in den ersten zwei Staffeln ein leicht kammerspieliges Familien-Psychodrama mit minimalen Horroranteilen begann, entwickelt sich in 3/4 dann sehr deutlich in Richtung Grusel und Geisterbahnfahrt. Eine angenehm apokalpytische Stimmung macht sich breit, alles immer noch fokussiert auf die enge Straße, in der das überwiegend spielt, aber das tut der Wirkung keinen Abbruch - im Gegenteil- Und in der Familie wird das immer mehr zum mittlerweile sogar relativ garstigen (einige Szenzen deutlich jenseits der FSK 12) Showdown zwischen Leanne - irgendwo das Herzstück der Serie und bis kurz vor Ende "eigentlich" auch die Sympathieträgerin, und Dorothy, im Kern verrückt wie Nicholson in Shining, aber ... - keine Spoiler ab hier, seht wenn möglich selbst. Dass der Rest vom Cast ein bisschen an den Rand rückt, ist schade (speziell Grint macht das wirklich gut) ist aber angesichts knapper Laufzeit der Einzelfolgen wohl unvermeidbar.
Das ganze führt zu einem Ende mit der irgendwo gleichen Grundidee wie am Schluss der australischen Serie Glitch (
die bloße Existenz der "Besonderen" führt dazu, dass Gott oder Werauchimmer da ein paar deutliche Warnungen Richtung Weltuntergang losschickt, und das mehr oder weniger freiwillige Ende dieser Begabten normalisiert dann alles
); klingt etwas esoterisch und muss man vom Ansatz nicht mögen, ist aber ohne Frage ein effektives Szenario. Und hier würde nicht der Schlusstwist-Guru Shyamalan dahinterstecken, wenn nicht noch ein, zwei kleine doppelte Böden eingezogen würden.
Also: Prima Abschluss einer glanzlos-solide gestarteten Serie, dem aktuellen Horrorkino in seinen meisten Angeboten klar überlegen (incl. - eigentlich ein Treppenwitz - M.Nights letzten "großen" Produktionen).
8,5/10 für das lange Finale.
Und wo hier schon mal das Thema "Netflix und Erotik" angeklungen ist:
Obsession (Netflix)
Zwerg Thorin darf seinen Eichenschild zeigen - o.k., der war schlecht, aber die Serie ist es ehrlich gesagt auch. Oder jedenfalls so belanglos, dass man sich schon fragt, warum zur Hölle der Anbieter für die Produktion Geld gezahlt hat, das dann offenbar an anderen Stellen eingespart werden muss (die diversen zweiten Staffeln, die Netflix nicht produziert). Erotikseitig genau das, was die Intimacy-Koordinatioren gerade so durchlassen, also nackte Körper, die so miteinander verknubbelt sind, dass man möglichst wenig erkennen kann, plus die "eine" Szene, in der "er" "ihn" schwingen lassen darf, plus hier noch ein paar minimalste fifty-Shades-Anleihen, eher motivationslos angetextet.
Die aus einem weitgehend vergessenen Erotikthriller der 1990iger rausdestillierte Handung ist dabei so banal, dass die nicht mal die 4 Folgen ernsthaft füllt, wer will (tue ich nicht) fasst die Story in einem Satz mit 10-12 Worten zusammen.
Keine Ahnung, wie man so was bewerten soll, handwerklich jetzt sicher nicht völlig vergurkt, aber was sollte man in dem Rahmen auch groß falschmachen ? Fade
4/10.
Sex/Life (Netflix, wer sonst)
War ja klar, dass Netflix auf der Zielgruppensuche auch mal was für "sexuell frustrierte Jungmütter etwas über 30" raushaut. Das ist so eine Serie, die man als Mann kaum ernsthaft bewerten kann, ohne in diverse Fettnäppfchen zu treten - was genau will uns die sagen: Familienleben ist langweilig ? Emanzipation bedeutet, sich gelegentlich von Sixpack-gestählten Sahneschnitten durchvögeln zu lassen ??
Beschränken wir uns auf das "übrige", soll heißen, die angebotenen erogenen Szenen: Das Gefickel ist genau in dem Rahmen, das die Intimacy-Koordinatoren durchlassen, plus der einen Szene, in der "er" "ihn" zeigen darf (Prothese oder SEHR beeindruckend, btw). Klingt bekannt ? Ja, für mich auch. Es sei noch angemerkt, dass der Trend diverser YA-Filme (zu altes Casting) auch hier voll durchschlägt (Frau Shahi ist Stand heute schlanke und für so eine Art von Film mutige 43), was dann speziell bei den Rückblendenszenen auf die Studienzeit der Leads in der ersten Staffel auch grenzlachhaft wirkt; vermutlich deswegen hat man die in S2 (gleichzeitig auch die letzte) mächtig zurückgefahren.
Inhaltlich natürlich auch keinen Millimeter abseits vertrauter Pfade (wer ist der Richtige, zum Vögeln und überhaupt ?) aber trotzdem irgendwo nicht ganz so banal wie die Nummer zuvor. Deswegen mal vorsichtige
5/10, aber es bleibt dabei, die TV-Erotik hat Netflix ganz sicher nicht neu erfunden.
Und noch ein First Look:
Bring on the Dancing Horses (RTL-Crime/Streaming)
Stranger Titel, strange Serie. Als "Western" angekündigt, aber die Story um die seltsame Killerin mit dem komischen Hut hat damit nur extrem wenig gemeinsam, da bin ich mal konservativ - besagter Hut, ein Sixshooter und ein alter Cadillac machen noch keinen Western. Extrem stilisiert, zumindest mal die erste Folge, die letztlich nur aus 3 oder 4 Szenen besteht. Aber gut, Standardware gibt es genug, wird sicher noch ein Weilchen weitergeschaut, aber ein bisschen mehr "bewegen" sollte sich da schon noch.
Marcella Staffel 1 / Netflix
War mir so durchgerutscht, aber die Anwesenheit von Anna Friel macht die Sache gleich ein wenig besser.
Im Kern: typischer Thrillermix aus der britischen Hauptstadt. Ein Serienkiller ist nach über 10 Jahren wieder da und auch die ermittelnde Polizistin von damals geht wieder in den Dienst, weil sie glaubt, den Täter zu kennen. Drei Schwierigkeiten: a) jede Menge Verdächtige lassen die neuen Kollegen ihre Fixierung nicht eben gutheißen; b) ihr Mann verlässt sie an dieser Stelle und c) sie hat unter Stress Blackouts und ein solides Agressionsproblem, weswegen sie als Teaser schon mal blutüberströmt in der Wanne zu sich kommt.
Eine von den britischen Serien, in denen auf engstem Raum NUR kaputte oder soziopathisch gefährdete Leute rumlaufen, die aber deswegen ordentlich Druck auf dem Kessel hat.
Der Fall ist schön komplex, setzt sich erst nach und nach zusammen, nachdem man mit rätselhaften Figuren bombardiert wird und so richtig "für jemand sein" ist nicht drin, weil alle ihre Tüte Arschloch genommen haben.
Für mich gute Unterhaltung, allerdings werden weder die Blackouts erklärt bis dato, noch werden sie immer aufgelöst, denn minimum, bei der Friel in Todesgefahr ist, bleibt komplett offen, weil ihr Angreifer danach verschwunden ist und seltsamerweise auch bleibt.
Die Auflösung ist so lala, das Motiv ist nachvollziehbar, der Aufwand dafür wieder monumental für den Täter, aber der Knoten löst sich mit so einer Art Last-Minute-Eingebung. Darüber hinaus steht die Figur am Ende auch in Sachen Straffälligkeit auf der Kippe und die Beamten sind so wie die Axt im Walde am dransten, dass jeder einigermaßen geschickte Anwalt drei Viertel der Beweise entwerten könnte.
Gibt drei Staffeln (2016,18,20) und jede ist für sich - damit mach ich noch weiter, aber zwischendurch muss mal Pause. 7/10
Seven Kings must Die
Ich pack das hier mal rein, denn "Seven Kings must Die" ist der Abschlussfilm zur Serie "The Last Kingdom", die ja in 5 Staffeln durchaus mit Vikings mithalten konnte.
Nachdem der gequälte Held denn nun am Ende von Staffel 5 seinen Stammsitz zurückerobern konnte, aber mit dem Sachsenkönig noch quer stand, ist Letzterer nun am Ableben, sein Sohnesnachfolger unter Einfluss eines religiösen Flüsterers (und Liebhabers, holla!) und ein irischer Dänenkönig macht Stoff gegen den König mit gut platzierten Intrigen.
TLK feuert noch mal auf allen Zylindern und packt in einen Spielfilm genug Konflikte für eine sechste Staffel, ext noch mal ein paar Nebendarsteller und häuft Tragödien an, bietet aber auch mit einer historischen Schlacht von anno 937 am Ende ein episch-dreckiges Gemetzel (allerdings mit viel CGI-Blut), das die Serie ganz gut abschließt.
Schön übrigens, dass man das satirische Potential des allgegenwärtigen "Ich bin Uthred, Sohn von Uthred" inzwischen erkannt hat und zweimal augenzwinkernd verscherzt. Alles in allem ein schönes Abschluss, der einer fiktiven Figur dann auch ein ambivalentes Ende gönnt. (7/10)
Was ich hübsch fand, war, dass sie inzwischen offenbar das satirisches Potential des allge
(https://abload.de/img/unbenannt21ce5d.jpg)
Die Serie ,,Hunters" erzählt von einer Gruppierung (Al Pacino, Carol Kane, Josh Radnor, Kate Mulvany, Saul Rubinek, Tiffany Boone und Louis Ozawa), die im Jahr 1977 ranghohe Nazis aus dem zweiten Weltkrieg in den Vereinigten Staaten aufspürt und ,,zur Strecke bringt". Die meisten letzterer waren nach Ende des Krieges von der US-Regierung ins Land geholt worden, um ihr bedeutsames Expertenwissen zu nutzen (bspw. in der Forschung oder beim ,,Wettlauf zum Mond") – und nun leben diese ,,menschlichen Monster" (ohne Wissen der Öffentlichkeit) ein unbehelligtes Leben in Freiheit; ihrer abscheulichen Gräueltaten zum Trotz...
Mit Jordan Peele als ausführender Produzent mit von der Partie, entfaltet sich die erste Staffel in einem von klassischen Grindhouse-Exploitation-Werken der '70er inspirierten Stil (ähnlich wie z.B. ,,Inglourious Basterds") und trifft eben jenen relativ ordentlich: Mal schwarzhumorig überspitzt – mal schwermütig dramatisch. Diese Kombination – bzw. die plötzlichen Wechsel im ,,Ton" des Ganzen – sind definitiv nichts für jeden – allerdings wird das Gebotene über die 10 Folgen von Season 1 hinweg nicht langweilig, ist es mitunter kreativ und clever (etwa im Bereich der Einbindung wahrer Begebenheiten) und wird zudem mit einigen netten Überraschungen aufgewartet...
Manche Szenen (wie die allererste) und Offenbarungen (wie eine mächtige im Laufe der finalen Folge) vermitteln die beabsichtigte Wirkung (Schock, Erstaunen) optimal – während die Methoden der ,,Jäger" kräftig mit zum ,,pulpy B-Movie-haften Vibe" beitragen: Eine ehemalige Nazi-Ärztin wird in ihrer Dusche eingesperrt und vergast, eine von Barbara Sukowa gemimte Leni-Riefenstahl-eske andere zwingt man während ihres Verhörs dazu, Pferdeäpfel zu essen, einem Musik-Produzenten werden die Trommelfelle mit einem lauten Little Richard Song zum Platzen gebracht (etc.). Tja – und dazwischen immer wieder Trauer, Vergangenheitsbewältigung und düstere Flashbacks nach Auschwitz...
Parallel dazu kommt heraus, dass die Nazis gerade eifrig daran arbeiten, ein ,,Viertes Reich" aufzubauen – u.a. via eines perfiden Plans (Maissirup!). Als Lead der Serie fungiert ein junger Mann (im Vergleich zu den anderen etwas ,,blass": Logan Lerman), der nach der Ermordung seiner Großmutter in all das hineingerät. Eine farbige, lesbische FBI-Agentin (Jerrika Hinton) mischt ebenfalls mit – ebenso wie (auf der Gegenseite) ein amerikanischer Nazi-Sympathisant (reich an Spielfreude: Greg Austin) und eine geheimnisvolle ,,Strippenzieherin" (prima: Lena Olin). Die Besetzung überzeugt – aus welcher auch noch Dylan Baker (auf vergnüglich-überzogene Weise) herausragt...
Kurzum: ,,Hunters" (Staffel 1) ist thematisch durchaus ein Stück weit überladen und weist so einige ,,Stimmungs-Schwankungen" auf, die nicht bei jedem Anklang finden dürften – unterhaltsam, gut gemacht und ebenso gespielt ist diese Kombination aus ,,Inglourious Basterds" und ,,the Boys From Brazil" aber dennoch...
knappe 7/10
Arnold (Netflix)
Die 3-teilige "Doku" erzählt vom Leben und Schaffen dieser lebenden Legende - für mich hat Arnie seit Kindheitstagen einen ganz besonderen Platz im Herzen, hab seine Karriere immer verfolgt und ihn und seine unnachahmliche Art abgefeiert. Die 3 Teile erzählen dem geneigten Fan im Grunde nicht viel Neues, alle seine ganz großen Daten werden angesprochen (Thal, Anfänge in München, Umsiedlung nach Kalifornien, erste Schritte beim Film, Immo-Geschäfte, sein Druchbruch in Hollywood, die kurze, aber wichtige Karriere in der Politik und der riesige Skandal, der seine Ehe beendete), aber was für mich diese Produktion so besonders macht, ist halt einfach Arnie. Wie er die Geschichten erzählt und mit welcher Ehrlichkeit (teils, ja, fast schon elder statesman-like) und Selbstreflektion er auf diverse Themen eingeht, macht ihn einfach sympathisch. Bisserl schlucken musste ich dann auch, als es um Franco ging... scheiße, wenn man sich so langsam seiner eigenen Sterblichkeit bewusst wird.
7/10
History of the world - Part 2 (Disney+)
Nun nach über 40 Jahren bekommen wir Mel Brooks Fortsetzung als 10-teilige Serie präsentiert. Allerlei Comedians geben sich hier die Klinke in die Hand (inkl. cameos von Leuten wie Knoxville und seinen Jackasses), aber leider zünden nur sehr wenige seiner Gags. Auch als Satire funktioniert das alles nicht wirklich. Das ist alles bisserl schade, da ich bis heute den Komödien aus den 60ern bis 90ern ohne mit der Wimper zu zucken dem aktuelleren Zeug den Vorzug gebe (speziell dieser ganze Pipi-Kacka-Möse-Schwanz-Humor geht nur bei bester Laune rein), aber Brooks Glanzzeit ist halt spätestens mit "Helden in Strumpfhosen" rum gewesen.
3/10
Rick & Morty - Staffel 6 (Netflix)
HELL YEAH!!!!! Der Wahnsinn geht endlich weiter und Rick hat mehr denn je alle Hände voll zu tun, um sich der fordernden Familie und div. Widersachern aus div. Universen zu erwehren. Hat für mich wieder schön ins Schwarze getroffen.
8/10
Justified - Staffeln 1 - 6 (Disney+)
Reylan Givens, Elmore Leonards cooler, schießfreudiger US Marshall, wird nach einem kurzen Intermezzo mit einem Mafioso von Miami nach Kentucky versetzt - seiner Heimat. Hier treibt sich allerlei hinterwäldlerisches Gangstertum rum inkl. einem Freund aus Jugendzeiten (genial, Walton Goggins!) und seinem kriminellen, argwöhnischen Vater. Wer, ähnlich wie ich, Leonards Romane verschlungen hat, wird mit der Serie seine wahre Freude haben, da so ziemliche alle seine Zutaten verwendet werden; dümmliche Handlanger, gewitzte Dialoge und jede Menge Fusel mit feinen, wenn auch etwas unspektakulären shoot outs.
Der Cast macht richtig Spaß (Paraderolle für Olyphant) und die 6 Staffeln gehen ganz gut rein und haben nur wenige Füller.
8/10
Der Schatten (ZDF Neo/MT)
Wer viel Zeit hat und / oder das Geld für kommerzielle Streamer sparen will, findet in der Mediathek des deutschen Zielgruppensenders mittlerweile eine ganz ordentliche Auswahl internationaler und deutscher Serien (zT Co-Produktionen).
Per Zufallsauswahl mal die hier herausgepickt, der Trailer sah nicht übel aus. Und ja, so manches, was an deutschen Serien stört, diese Schablonenfiguren und die abgelesenen Dialoge aus dem Lehrbuch für modernistisches Schreiben, das fehlt hielt erfreulicherweise. Und die Grundidee ist auch nicht so verkehrt....
Allerdings, und gleich folgt ein Insider-Spoiler für Kenner deutschen TV-Schaffens, irgendwie erinnerte die mich zumindest in der Kernhandlung (das Verhältnis der Journalistin zu dem Künstler) sehr penetrant an etwas, und zwar an den TV-Film "Der Sandmann" mit Götz George. Die hatte ich damals (RTL2-bäh) eher lustlos begonnen, am Ende war das aber eine der besten deutschen Produktionen der letzten drei Jahrzehnte.
Klar ist, der Film ist nicht zu übertreffen, gerade das Ende war damals noch weitgehend unverbraucht. Und das Gefühl, dass die hier auf einen ähnlichen Schluss hinauslaufen wird, lässt sich einfach und spannungsmindernd nicht verdrängen (ob es stimmt, lasse ich hier mal dahinstehen, die neue Spoilerfunktion finde ich wie mehrfach gesagt etwas sperrig). Immerhin ein Pluspunkt für den Ehrgeiz der Macher, das am Ende alles irgendwie zu verknubbeln, aber ganz offen gesagt, das Ergebnis wirkt gewollt, lässt Fragen offen (ich sag nur mal Schicksal der Bettlerin) und ist unter dem Strich enttäuschend.
Bis dahin aber völlig o.k, da wird solide Arbeit geleistet in Sachen Spannungsaufbau, Dramaturgie und überhaupt. Für deutsche Verhältnisse ungeachtet (oder sogar wegen?) des Fehlens der üblichen Verdächtigen des einheimischen TV gut besetzt und gespielt, und trotz des Schauplatzes habe ich sogar (fast) alle Dialoge verstanden. Bis kurz vor dem Schluss auch etwas mehr als 6/10.
Shadow and Bone (Staffel 2 / Netflix)
Mit etwas Überwindung doch noch drangeblieben, und immerhin: S2 ist insgesamt etwas besser, gehört allerdings auch nicht viel dazu. Unter dem bei Fantasy-Serien wichtigen Aspekt "Auge isst mit" und so notiere ich mal erfreut ein paar klare optische Highligts - das fliegende Schiff etwa hat man solide hinbekommen, die östlichen Schlösser, Burgen und Klöster bilden einen ansprechenden Hintergrund, im Gegenzug gibt es weniger zu düstere Düsterszenen. Und neben einigen leicht sinnfreien, aber putzigen Kung-Fu-Einlagen bietet die Staffel auch ein paar klar definierte Höhepunkte, etwas längere Schlachten gegen Dunkelmonster und böse X-Women, pardon "Grisha". Die natürlich in bester Tradition der 80iger-Superheldenfilme schön offen aufgereiht zum "Superpower-Showdown" antreten und reichlich Blitze aus den Händen schießen (wer DAS albern findet, hat einen tollen Tag mit der Serie).
Die Sündenliste wird aber in der Summe nicht kürzer. Aus der für die Kernzielgruppe wohl wichtigen Abteilung "unerfüllte Liebesgeschichten" wird ständig Nachschub geboten; schlimm genug, dass man der Hauptfigur nach dem twistbedingten Ende der Kurzaffaire mit dem bösen Schwarzen Lord gleich noch so eine Kiste "Schnuckelchen oder Langeweiler" an die Backe tackert, das ist schon mehr als lahm. Überhaupt - "Mal" ist so ziemlich die ödeste Figur, die ich seit langem im Fantasy-TV gesehen habe, und da gab es reichlich Konkurrenz.
Auffällig und nicht im positiven Sinne: Gestorben wird nur maximal in der dritten Reihe und bei den Komparsen, den Hauptfiguren steht ständig zwecks Wiederauferstehung (allein Mal bestimmt 6 mal) eine "Heilerin" zur Verfügung, die sich natürlich nur um die Helden kümmern darf, der Rest darf ruhig abtreten. Und noch so ein Unfug: Kaum einer ist "normal", irgendwan wird praktisch jeder als Grisha oder Grishus oder sonst was besonderes entlarvt.
Dass die Handlung der eigentlichen Spin-Off-Bücher um die "Krähenbande" da grundlos reingekleistert wird, trägt zur schon erwähnten Überfrachtung von Situation und Handlung massiv bei. Wunderlich auch, dass, obwohl als Trilogie angelegt, alle wesentlichen Arcs und Konflikte mit S2 eigentlich gelöst und auserzählt sind. Die am Ende förmlich angepappten Alibi-Cliffhanger sind so sinnfrei wie die letzte Folge mit fast 40 Minuten Handlung nach dem eigentlichen Showdown öde ist. Wirklich interessante Fragen bleiben nicht offen - ob Netflix die Vorlage nicht zu gerne nutzt, um das ganz einzustellen ?
Erkennbar nicht mein Fall, und selbst wenn ich wohl begründet vermuten darf, dass die Serie mal wieder ein Produkt der leicht verblassten Young-Adult-Welle ist - das geht besser; auch Fantasy für bestimmte Zielgruppen, mit der man andere nicht verärgert ist machbar. Technisch nach mäßigem Auftakt letztlich noch o.k, inhaltlich ein eher dünnes Brett. 4,5/10
Und ein First Look: The Ark ist einer aus der Abteilung "SyFy versucht es immer noch" - ein paar preiswerte CGI-Weltraumeffekte am unteren Rand von "ansehbar", einige attraktive Jung-Nasen, die üblichen Hormon- und Standardkonflikte auf engstem Raum. Die Frage, warum man eine derart unausgegoren-juvenile Truppe auf eine so wichtige Mission schickt, wird einmal mehr nicht beantwortet, oder nur mit einem echt schnarchigen Standarddreh (alle "Alten" und "Erfahrenen" sind mal gleich am Anfang tot). Erstaunlich genug - am Horizont ist sogar schon eine 2. Staffel gesichert. Ob ich bis dahin durchhalte, weiß ich aber nicht...
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,,Waco: American Apocalypse" ist eine dreiteilige ,,Netflix"-Doku-Miniserie, welche Anfang 2023 noch einmal einen Blick zurück auf die Tragödie geworfen hat, die sich genau 30 Jahre zuvor ereignete. Der Fall rund um Kult-Führer David Koresh und seine ,,Branch Davidians"-Glaubensgemeinschaft ist weltbekannt – primär aufgrund seines fatalen Ausgangs: Am Ende einer 51-tägigen Belagerung zwischen der Sekte und Vertretern verschiedener US-Behörden mündete das Ganze in einem Inferno, bei dem die meisten Kultisten starben – unter ihnen zahlreiche Frauen und Kinder...
Beide Seiten werden beleuchtet und kommen zu Wort – Zeitzeugen (wie FBI-/ATF-Beamte, Journalisten und Angehörige) sowie auch überlebende Sektenmitglieder, die von ihrem Alltag in der Gemeinschaft (und eben jenen Wochen) berichten sowie zum Teil noch immer nicht einsichtig sind, dass eine Menge falsch daran war, was Koresh da so getrieben sowie von seinen Jüngern verlangt hat. Bisweilen muss man angesichts mancher Aussagen einfach unweigerlich mit dem Kopf schütteln. Auf eine für mich nicht nachvollziehbare Weise ist Region nunmal generell oft mit ,,Brainwashing" gleichzusetzen...
Hochwertig produziert (wie bei solchen ,,Netflix"-Werken üblich), werden einem eine Menge Interviews und historische, zum Teil bis dato unveröffentlichte Aufnahmen geboten: Neue Infos, Bilder und Einblicke – aber keine wirklich neuen Erkenntnisse. Gern hätte man bei den Koresh derart ergebenen Davidianern mehr ,,in die Tiefe gehen" können – also im Bereich der Zeit vor dem Standoff, der im Februar 1993 begann. Interessant und tragisch ist das Gezeigte dennoch – insbesondere für Zuschauer, die sich im Vorfeld noch nicht intensiver mit der Materie beschäftigt hatten...
6/10
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Bei ,,the Blackout" (2020) handelt es sich um eine sechsteilige russische Science-Fiction-Action-Serie – welche zuvor auch schon in Form einer ,,Kurzfassung" als Spielfilm (unter demselben Titel) veröffentlicht worden war. Vom Präsentierten her entspricht das Werk im Prinzip dem ,,Seifenblasen"-Schema diverser russischer ,,Blockbuster" der vergangenen Jahre: Schicker Look, überzeugendes Produktionsdesign und ansehnliche CGIs – ohne aber inhaltlich groß etwas zu bieten...
Diverse vertraute Genre-Versatzstücke wurden hier zu einem (auf die Story und Figuren bezogen) ,,oberflächlichen" Ganzen vermengt, über das man besser nicht allzu viel nachdenkt – denn auch ohne weitere ,,Hinterfragungen" sind verschiedene Logik-Schwächen unverkennbar. Einzelne Entwicklungen sind durchaus nett, während so einiges aber recht plump geraten ist – die Dialoge und Darsteller (bzw. Performances) bewegen sich auf ,,zweckdienlichem B-Movie-Niveau"...
Insgesamt hat mich die Serie brauchbar zu unterhalten vermocht – trotz der Tatsache, dass ich mit Russen aktuell einfach nicht ernsthaft mitleiden/mitfiebern kann (speziell nicht in einem Kontext wie dem Vorliegenden). Der hohe Action-Gehalt (bei dem viel u.a. an Paul Anderson´s ,,Resident Evil"-Franchise erinnert) sowie das im Zuge dessen Gebotene hat mich ordentlich bei Laune gehalten – das Tempo der knapp fünfstündigen Lauflänge passt...
Gerade in den letzten 15 Minuten hätte ich mir einiges aber besser ausgearbeitet/gestaltet gewünscht – vor allem im Bereich eines an ,,Superhero-Fights" erinnernden Kampfs sowie als wie leicht sich eine bestimmte Sache in einem Raumschiff doch entpuppt hat – nichtsdestotrotz war ich mit ,,the Blackout" alles in allem (fast schon überraschend positiv) zufrieden, für dessen Titel-Song mal übrigens sogar Mike Shinoda verpflichten konnte...
6/10
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So manch einer weiß überhaupt nicht, dass es vor Paul Verhoeven´s Kino-Streifen, den Direct-to-Video-Sequels, der animierten Fernseh-Serie sowie den CGI-Movies ,,Invasion" und ,,Traitor of Mars" schon einmal eine filmische Adaption von Robert Heinlein´s ,,Starship Troopers" gab. Auf jener literarischen Grundlage bietet die japanische Mini-Serie ,,Uchû no Senshi" (1988) dem Zuschauer rund zweieinhalb Stunden oberflächliche, jugendfreie, sich mehr ihren Figuren als Action widmende Anime-Kost, welche sich nicht nur bei der Art/Gestaltung der Aliens klar von Verhoeven´s brutaler Satire unterscheidet. Für entsprechend interessierte Neugierige könnte das Werk durchaus ein Blick wert sein – und das unabhängig so einiger ,,cheesy" Momente und Schwächen; unter ihnen ,,Unebenheiten" im Bereich des Pacings und Plots...
knappe 5/10
Wer an meiner ausführlichen Meinung interessiert ist:
https://www.actionfreunde.de/uchu-no-senshi-starship-troopers/
The Ark (Wow)
Ja, ja, was geht mich mein Geschwätz... und so weiter. Und nein, das ist auch nach heutzutage fast schon langen 12 Folgen keine gute Serie - flache Tricks, flache Figuren, flache Handlung. Und streng genommen nicht mal wirklich Science Fiction, oder anders ausgedrückt: fast alle Figuren, Plots und Situationen könnten auch aus einer Krankenhaus- oder Firefighter-Serie stammen.
Warum drangeblieben ? Das ist ein irgendwie drolliger Nostalgietrip in eine Zeit, in der man Unterhaltung ohne den ganzen Firlefanz mit Zeitsprüngen, dramaturgischen Volten und hochdiversen Casts mit lauter halbguten Figuren erzeugen wollte. Hier ist (fast) immer von Anfang an klar, wer gut/böse/auf Bewährung ist, wer zu wem gehört, welche Intrige oder Wendung als nächstes kommt und warum die Pläne der Bösen immer so schön schiefgehen. Die Nerds sind so nerdig wie einst Crusher, die Helden gutaussehend und mit Zusatzpower, die Liebespärchen so absehbar wie die Weltraumphysik weitab der Realität.
So ist das ein Dranbleiber wider alle Vernunft - objektiv kaum mehr als ganz knapp 5/10, aber mit dem Trash- oder Weitersehenwill-Faktor, der TV-Serien wie Battlestar Galactica (die alte) einst so faszinierend machte. Auch wenn die Konkurrenzsituation damals eine ganz andere war.
Then you run (Wow)
Aus der demächst endenden Eigenproduktionslinie von Sky kommt dieser Versuch in schwarzhumorigem Thriller über eine Jungmädelclique auf der Flucht vor Killer-Onkel und anderen unliebsamen Zeitgenossen.
Erinnert von der Grundkonstellation so ein bisschen an Sky Rojo, aber mit der Idee, das mit Teenagern zu drehen, versperrt man sich doch reichlich Optionen. Soll heißen - wirklich Action, Gewalt, Sex und ähnliches gibt es nicht. Wobei, Gewalt eigentlich schon, aber verlagert in einige für die Handlung eher irrelevante Szenen vor allem um den superfiesen "Traveller" (Christian Rubeck). Generell ist die Parade von Bösewichten wirklich eindrucksvoll und die vielleicht größte/einzige Stärke der Serie: Außer dem erwähnten Rubeck als Überkiller machen auch Coyle und Famke Janssen da einen guten Job, wobei O-Ton-Fans wohl anmerken müssen, dass Famke als BKA-Beamtin schon sprachlich eher fragwürdig rüberkommt.
Umso bedauerlicher, dass am Ende die Hoffnung auf einen großen Showdown um die drei enttäuscht wird, irgendwie haben die zu diesem Zeitpunkt zumindest überwiegend was anderes vor. Das was davon übrigbleibt, strapaziert dann allerdings auch ein wenig die Glaubwürdigkeit des ganzen, aber das kann man spoilerfrei nicht vertiefen, es zeigt aber auch die grundlegenden Schwächen des Konstrukts. Auch einzelne Episoden geraten eher zäh bis nervig, zB die um den Solotrip der Schwangeren aus der Truppe und deren potentielle Killer. Insgesamt eine passable Grundidee, aus der zu wenig gemacht wurde. Viel zu wenig. 4,5/10
Und noch eine Enttäuschung: Crossfire - Tod in der Sonne (ZDF) bringt die eigentlich unschlagbare Kombo aus "Keeley Hawes" und BBC-Krimi, aber das Resultat ist objektiv wie gefühlt eine komplette Pleite - ein völlig unausgegorener Mix aus der Stirb-Langsam Grundidee und Familiendrama. Über die Gangster erfährt man wenig, der ganze Plan ist dürftig, Action gibt es kaum und die ständig hereingeschnittenen Rück- und Seitenblenden um das Familienleben der Beteiligten sind genau der Grund, warum eine eigentliche Lachnummer wie The Ark so schön kuschelig altmodisch wirkt. Bei gegen Ende leicht nachgelassener Aufmerksamkeit vielleicht etwas zu harsche 3/10.
Und der "First Look" des Tages: "Harlan Cobens Shelter" (Amazon). Der US-Thrillerautor hat so weit ich das sehe eigentlich einen ganz guten Ruf, "seine" bisherigen Verfilmungen auf Netflix liefen aber bislang ein bisschen unter dem Radar (irgendwie hat mir Netflix da auch nie was in der Richtung vorgeschlagen, obwohl das eigentlich in mein Beuteschema passt).
Vielleicht ist Amazon die bessere Plattform, um da ein bisschen Buzz zu erzeugen. Aber warum gerade mit so einer Teenager-/Highschoolkiste anfangen ? Das ist für einen Thriller um verschwundene (untote?) Verwandte, Geld, Drogen oder was auch immer kein guter Ausgangspunkt und führt zu wunderlichen Szenen, zB wenn da eine 16jährige ständig mit einer Schusswaffe herumfuchtelt und es irgendwie keinen wundert. Ansonsten watet die Serie knietief im Teenieserien-Klischee, das Standardpersonal gängiger Highschoolszenarien von den Außenseitern über die Bitches zu den Bullies ist vollständig angetreten.
Der Plot ist ehrlicherweise nicht völlig uninteressant, irgendwie bleibt man da schon dran. Mit einem anderen, erwachseneren Ansatz wäre das vermutlich eine ganz andere Hausnummer.
Good Omens 2 (Amazon Prime)
Nachdem "Good Omens", die Terry Pratchett-Verfilmung, mit David Tennant und Michael Sheen, recht gute Note für den versponnen-kurios-komischen Tonfall einfahren konnte, ist die Serie nun mit Staffel 2 zurück.
Pratchett konnte die Vorlage nicht fertigstellen, also hat sich wohl Neil Gaiman des Rudiments angenommen und es nun weiterentwickelt.
Der leicht-amüsante Tonfall hat sich gehalten, die Schauspieler harmonieren prächtig, aber das Tempo ist immer noch bedächtig bis schlingernd, manchmal möchte man schon, dass die Figuren schneller zu Potte kommen, aber an Plot mangelt es der zweiten Runde sowieso. Im Fokus sollte eben ein nackter Erzengel Gabriel stehen, der ohne Erinnerung vor Azis Buchladen steht, aber diese Idee wird meistens stiefmütterlich behandelt, um den Protagonisten die Gelegenheit zu geben, in verschiedenen Vergangenheitsepisoden zu glänzen und gleichzeitig eine neue Liebe zwischen Plattenhändlerin und Cafebesitzerin zu schmieden.
Witzig ist das schon, aber der Gabrielplot reicht nach dem Start dann nur für die Episoden 5+6, alles weitere wirkt narrativ gestreckt oder dazu gedacht, geht aber leicht von der Hand.
Die Party gehört eindeutig Tennant, der jede Szene wegknuspert, in der er von der Kette gelassen wird.
Das Finale wird nicht jedem gefallen, aber die Staffel diente vor allem wohl als Übergang für eine mögliche Staffel 3, die am Ende angeteasert wird und alles ist so offen, das man nur hoffen kann, dass es wirklich dazu kommt.
Entspanntes Gegnigger, 7,5/10 !
Deadloch (Amazon Prime)
Eine Serie, die sicher die Gemüter im LGBT-Zeitalter teilen wird, wie Moses das Rote Meer.
Erdacht in Australien, in einem kleinen Nest in Tasmanien spielend. Dort steht in einem Örtchen seit einigen Jahren eines dieser freigeistigen, vielfältigen, esoterischen, exotisch sexuellen und kreuz und queeren Festivals an, das sogenannte "Feastival". Während alle auf Nacktmeditation, Klangschalenmystik oder vierstündige Arthausfilme über den Uterus hoffen, findet sich am Rand des Sees eine nackte Leiche. Erdrosselt, Zunge abgeschnitten. Für die örtliche (lesbische) Polizistin ein ungewöhnlicher Fall seit sie ihre Großstadtbullenrolle aufgegeben hat, für ihre Frau eine Störung der Planung der gemeinsamen Zukunftsplanung. Also schickt man einen Profi vom Festland: eine vollkommen durchgeknallte, unfokussierte und jeden vor sich hinbeleigende Polizistin, die alles macht, nur nicht einen klaren Gedanken zu fassen.
Natürlich stecken da jede Menge Backstories drunter, wie auch hinter den ganzen Figuren aus der Stadt und rund um das Festival, die sich früher oder später quasi alle als Verdächtige anbieten, wenn sie nicht irgendwann tot aufgefunden werden.
Ich warne vor: man braucht schon einen schön schrägen Humor, um diese grelle Mischung LGBT-Botschaft und -Veralberung bei gleichzeitigem zotenhaften, übersexuellen Durchbeleidigen jeder Strömung und Richtung, jedes Geschlechts und eine ganzen Reihe von Formen des Missbrauchs, wirklich unterhaltsam zu finden.
Vor allem muss man durch die ersten zwei Folgen durch, in denen der "Profi" (oder die "Professionelle") so unkontrolliert durch die Gegend flucht (und quasi jeder Fluch hat eine sexuelle Konnotation), dass viele vermutlich aufgeben.
Unter dieser zappelig-überdrehten Oberfläche verbirgt sich aber ein sehr gut konstruierter Krimiplot mit mehr als einem Dutzend Leichen und so vielen Wendungen und Fallstricken, wie das Autorenduo in die 8 Folgen bringen konnte.
Und ab Folge 3 bekommen die Figuren und die Ermittlungen dann auch immer mehr Struktur und Tiefe, die Dialoge mehr Ernst und die Story mehr Thrill, wobei ich konstatieren musste, dass das einer dieser konstruierten Plots ist, in dem die "Guten" ihre Limitierungen zum Positiven überwinden und die Gegenfraktion verliert (vorzugsweise übrigens Würde, Körperteile oder das Leben) und zwar fast ausnahmslos.
Natürlich trägt die ganze Produktion ihre pro-feminine Agenda quer über der Brust, schafft es aber sie soweit in der Grotesken zu versenken, dass man an einer Stelle tatsächlich aus dem ganzen Runter- und Niedergefluche ganz kurz aussteigt, weil ein Ausspruch an Grundsätzen rüttelt, die nicht infrage gestellt werden sollten. Dann wird weiter geflucht.
Mit einer Fülle übersteigerter Nebenfiguren ausgezeichnet und mit einem soliden Tempo umgesetzt, hat dieses Ermittlungsspiel Marke "Columbo auf Tourette" wirklich an jedem Geduldsfaden intern und extern gesägt.
Ich persönlich hatte den Spaß des Jahres, wenn man möchte, kann man das natürlich auch ideologisch dekonstruieren. Aber das macht den Spaß kaputt, denn es wird sich bewusst am Rande der Parodie entlang bewegt.
8,5-9/10 von mir.
Zitat von: Newendyke am 20 Oktober 2022, 10:26:01The Bear (D+)
Ein junger, hoch ambitionierter Koch (Jeremy White - Shameless) findet sich im heruntergewirtschafteten Sandwich-Shop seines toten Bruders wieder, den er, anfangs mit großem Zwang für sein neues Team, wieder auf Vordermann bringen will. Nicht nur das eingefahrene Team seines Bruders, aber auch eine junge Köchin stehen ihm dabei zur Seite und auch mal im Wege.
Die Serie nimmt dabei eine Vielzahl von Themen auf, wie z. B. der Verlust und die Trauer der Hinterbliebenen eines Suizids, Identität eines Restaurants und Klassenunterschiede in der Küche, Betäubungsmittelmissbrauch in der Branche. Das Ganze wird sehr schnörkellos von den Charakteren getragen und mit einem sehr feinen Soundtrack wird die Hektik in der Küche und die Reibereien in der Truppe vorangetrieben. (besonderes Highlight ist Episode 7!!!)
Freu mich schon auf die nächste Staffel.
8/10
BÄMM!
Und weiter geht's mit Staffel 2, die es wirklich schafft viele Klischees intelligent zu umfahren und viele neue Schichten den Charakteren hinzu zu fügen. Bin noch nicht durch, aber bisher klares Highlight ist Episode 6, die einen wirklich krassen Kontrast herstellt und die Familie "Bear" bis auf die Eingeweide seziert; ganz zu schweigen von all den Stars, die sich hier die Klinke in die Hand geben (Curtis MUSS sowas von den Emmy nächstes Jahr gewinnen!!!).
Momentan tendiere ich stark zu einer 9/10, ein absolutes Brett wird hier abgeliefert!!!
Last Light - Wenn die Welt dunkel wird (Amazon)
Gerade mal 5 Folgen ohne jede Spekulation auf eine zweite Staffel - selten genug heutzutage. Ich habe die nicht zuletzt wegen mäßiger Kritiken dann auch eher als Pausenfüller genutzt; der Fairnis halber: So ein gewissen Potential für fixes Durchglotzen hat die "Serie" schon.
Was nicht heißt, dass die eine im Wortsinne "gut" ist. Das topaktuelle Thema ist letztlich nur Aufhänger für viel Familiendrama, perfekt verteilt auf markigen Männe, tatkräftiges, aber vernachlässigtes Frauchen und aufsässige Teenie-Tochter (plus einen blinden Junior als Katalysator). Richtig zusammengehen will das nicht, und das angetextete Topic "Welt am Arsch" mitsamt Katastrophen, Aufstand und Endzeitstimmung gerät schon budgetbedingt völlig unter die Räder, visualisiert wird da so gut wie gar nix. Am Ende wird viel über Klimakrise und die Chancen darin gefaselt; ich halte das wie die Moral von der Geschicht' ehrlich gesagt für total panne (Millionen Tote ? Ist doch egal, wenn der nur der naturharmonische Neuanfang gelingt). Straßen-Kleber und Schulschwänzer-Kids werden's vermutlich anders sehen, aber ich fürchte, die halten nicht mal die 4 Folgen zuvor durch. Für ansatzweise vorhandenen Unterhaltungswert und eine irgendwo passable Grundidee aber noch knapp 5/10.
Chronistenpflicht: Die deutsche Produktion "Blackout" war besser. Echt.
Harlan Coben's Shelter (Amazon)
Hatte ich ja schon maßvoll begeistert angetestet, und leider wird es auch zum Schluss nicht besser. Im Gegenteil: Wie die Sache mit dem Vater ausgeht, ist so klar, dass da nicht mal ein vor der Pleite stehendes englisches Wettbüro da irgendwelche Wetten drauf annehmen würde. Der Rest ist ein Pseudo-Thriller, in dem sich der gesammelte Teenie-Cast etwa 60% der Laufzeit so verhalten darf/muss, wie man das aus dutzenden Highschoolserien kennt; und im Rest wie Erwachsene, die einen erwachsenen Krimifall aufklären müssen und sich mit übellaunigen Killern auseinandersetzen. Da passt wenig zusammen; einige Szenen wie die Entlarvung der Identitäten der "Hexe", des "Einäugigen" und des "Tätowierten" sind echte Lachnummern. Wobei im ersteren Fall das Lachen etwas im Halse stecken bleibt, irgendwelche NS-Assoziationen sind eigentlich das letzte, was ich in so einen juvenilen Thrillerlein erwarte. Das ist jetzt wirklich ein Fall, wo man besser ausgeschaltet hätte, selbst als Hintergrundberieselung. 3,5/10.
Ragnarök (Netflix) - Staffel 3 und Gesamteindruck
Staffeln 1 und 2 sind schon eine Weile verfügbar, die Pause zwischen 2 und 3 ist (Corona?) auch mal wieder viel zu lange, um da sofort wieder "drin" zu sein. Nicht, dass die Serie jetzt irre komplex wäre; das ist im Kern eine notgedrungen schmalspurige "Thor"-Variante, die natürlich aber auch so gar nichts mit der "Marvel"-Version zu tun hat. Zu viel Spekulation, wenn das so etwas wie die "Rache" der Norweger für die Comic-Verwurstung ihrer nationalen Götter und Helden darstellen könnte ?
Statt knalliger Action, teuerer SFX, durchgeknallter Bösewichter aus dem All und all dem ganzen Kram gibt es hier eine auf "Kapitalisten gegen Prekarier", "Umweltsünder gegen Klimaretter" und "modern-tolerante Norweger gegen leicht germanisch aussehende Alt-Nazis" herunterzubrechende Kleinstadt-/Nordkapvariante. Das ist in Details schon leicht strange (aus einem Magenparasiten wächst mal so eben eine riesige Sagenschlange; Odin/Wotan ist ein Griesgram im Rollstuhl, Freya eine schwarze Influencerin, "Loki" schwul), aber weil die Skandinavier das wie viele ihrer Serien mit Sorgfalt, Atmosphäre und "Verve" rüberbringen, bleibt man schon irgendwie dran.
Das alles mal vorweggeschickt, muss ich doch feststellen, dass Staffel 3 zumindest in der ersten Hälfte eine sehr zähe Angelegenheit ist (bin noch nicht ganz durch). Da müssen wir "unseren" Mann ("Thor", der nicht so heißen darf - hat da Marvel sogar die Namensrechte gekauft?) als Vollpfosten akzeptieren, der mit dem Hammer rumläuft, die - vorübergehend - schwachmatischen Bösen regelrecht tyrannisiert und deren Kreditkarte plündert. Das eh nie besonders hohe Tempo ist nochmals verschleppter, da passiert buchstäblich nicht mehr viel.
Vielleicht hätte man es bei 2 Staffeln belassen sollen. In der Gesamtsumme leicht diffuse 5/10, in Teilen der ersten zwei auch etwas drüber, Staffel drei bislang eher darunter. Vielleicht kommt ja noch ein vernünftiger Schluss, der das wieder etwas hochzieht.
Und noch ein "First Look": Wilderness (Amazon) featured die eigentlich wirklich bezaubernde (darf man das noch sagen?) Jenna Coleman als Racheengel. Wobei genau deshalb schon der Ansatz (wer zum Teufel betrügt DIE denn für irgendwelche Fick-Blondchen?) eher fragwürdig ist. Angekündigt waren "viele Twist", aber bis Folge 2 habe ich da noch keinen gesehen. Und da das castbedingt auch kaum als Erotik-Thriller durchgeht, bleibt das vorläufig ein zähes Vergnügen, bei dem mich langsam der Verdacht beschleicht, nicht wirklich Zielgruppe zu sein....
Ja, "Ragnarök 3" hab ich auch vorerst wieder abgebrochen - mir kann das schon wie ein böses Omen vor, als sich die erste Folge mit einem minutenlangen Medley von Dingen aufhielt, die zwischendurch offenbar passiert sein sollen (also zwischen 2 und 3), um dann mit Folgen loszulegen, die Figuren quasi ohne Plot beinhalten. Offenbar ist niemandem mehr ein interner Plot eingefallen, außer das gute, schlechte, abgenutzte "Macht korrumpiert" und die blonde Riesentochter heckt mal wieder einen Plan aus, der verdächtig nach 90210 müffelt.
Ich weiß schon von einem Kumpel, dass das alles in den letzten beiden Folgen auf den Kopf gestellt wird, allerdings ist das in der imdb notentechnisch ungefähr so gut aufgenommen worden wie das "second coming of Adolf H.", die letze Folge hatte neulich 3,5er Schnitt. Irgendwann dreh ich mir das noch schnelle rein, aber wie üblich wenn so lange zwischen zwei Staffeln liegt, gilt wieder: man sollte am Anfang schon einen Plan haben, aber die 3.Staffel müht sich so sehr durch seine enorm vorhersagbaren Plots, dass es nur noch wenig bis keinen Spaß macht.
Liebes Kind (Netflix)
Wenn die Rangliste bei Netflix überraschend einen deutschen 6-Teiler vor "One Piece" an Nr.1 vermeldet, kann man schon mal aufmerksam werden.
Romy Hausmanns Debütroman war sehr populär und das Meiste hat sich wohl in diese Produktion gerettet- allerdings ist mein Eindruck auch eher durchwachsen.
Der Plot ist aller Ehren wert: eine Frau flieht aus einem Natasha-Kampusch-orientierten Wohnverlies, wo sie der allmächtige Täter seit längerem festhält, gemeinsam mit Tochter und Sohn. Doch leider läuft die Holde, die von ihrer Tochter begleitet wird, vor ein Auto und so werden sie im Krankenhaus schon bald durch das seltsame, automatisierte Verhalten der Tochter auf die Herkunft aufmerksam. Die Frau wird schon bald für eine seit 13 Jahren vermisste Frau gehalten, ein an diesem Fall kaputt gegangener Ermittler setzt die Eltern der Frau darauf an. Und der Täter scheint tot zu sein, aber erst einmal muss dieses Verlies noch gefunden werden, denn dort hält sich noch der Junge auf.
Was gut an der Serie ist: sie schlägt in jeder Folge neue Wendungen ein, vor allem was die Identitäten und das wahre Ausmaß des Falls angeht und setzt immer wieder kleine Überraschungsgranaten. Zwar hab ich mir schon im Zuge von Folge 5 den Rest zusammengereimt, aber wenigstens ist der Plot wirklich mal abwechslungsreich.
Allein: die Umsetzung ist es nicht. Die erfolgt dann zwar visuell anregend, aber in Sachen Dialoge, Entwicklung und Figuren eher auf dem üblichen Tatort-Niveau. Da wird der depressive Ermittler zum verschlossenen Nuschelkopp und Schmerzensmann, während sich die eigentlich ermittelnde Kollegin erst dahin entwickelt. Mutter und Tochter hören ständig die Stimme des Täters in ihrem Kopf (es gibt reichlich Rückblenden), aber offenbar hat weder das Medizinpersonal, noch die Polizei jemals einen Krimi gesehen und interessiert sich wirklich für den aufregenden Fall. Im Hintergrund wird emotional gefiedelt, innere wie äußere Isolation sind ein gewaltiges Thema, aber die Ermittlungen laufen nur nebenbei.
Außerdem passieren ständig haarsträubende Dinge, die keine Psychiatrie und kein Jugendamt der Welt jemals so durchführen würde, wenn die Kinder spontan getrennt und das Mädchen (offensichtlich brainwashed, was aber niemand so recht zu bemerken scheint) zu ihrem Opa im Trauerüberkompensiermodus gebracht wird, vor dessen Haus noch 30 Reporter lauern und dessen Frau ihn gerade wegen der Enkelin verlässt. Weder die Pfleger noch die Krankenschwestern scheinen das Ausmaß der Dinge wirklich zu verstehen und im Fokus stehen alle und keiner. In der letzten Folge überlegt man dann schon ständig, wie man die Chose zu einem brauchbaren Ende bringen kann, aber es geschieht dann doch das erwartbar Uninspirierte, wobei die Autoren tatsächlich die eine Polizeifigur am Ende komplett fallen lassen.
Wer "Room" mochte oder Entführungsthriller mag, der ist wohl hier richtig, ich für meinen Teil musste zu häufig mit den Augen rollen, wenn es dann wieder sehr deutsch zuging oder arg unrealistisch wurde. 5/10
Zitat von: Private Joker am 29 September 2023, 02:02:51Vielleicht kommt ja noch ein vernünftiger Schluss, der das wieder etwas hochzieht.
Leider nicht. Völlig absurdes, super schlechtes Ende. Staffel 1 und 2 hatten uns durchaus ganz gut gefallen, seichte nordische Unterhaltung. Staffel 3 hat das alles im Klo runter gespült. Wenn da nicht eh schon geplant war, das es die letzte Staffel sein sollte, wäre das wohl trotzdem passiert.
Ragnarök - Staffel 3 (Netflix)
Immer kein gutes Zeichen, wenn es von S2 zu S3 so lange braucht, dass man sich an die Serie kaum noch erinnern kann. Fand schon S2 ein bissl schwächer als S1, aber das ist nichts gegen die One-Idea-Staffel 3, die jetzt präsentiert worden ist.
In der imdb hat es ja die 18. und letzte Folge total zerrissen und ja, die ist nun wirklich nicht das, was man sich die ganze Zeit von diesem Nordische-Götter-Konflikt bezogen auf die heutige Realität erwartet hat.
Stattdessen 5 Folgen lang "Macht korrumpiert", um dann am Höhepunkt quasi den Stecker zu ziehen und eine Runde "Leck mich doch" Marke Lynch zu spielen. Perverserweise hat der Schlusstwist mir tatsächlich noch besser gefallen als die fünf Folgen davor, denn die bestanden nur aus Streckungen, durchgehend unsympathisch gewordenen Figuren, blöden Dialoge und Handlungsansätzen, die nirgendwo hin führten.
Die letzte Folge ist wie eine Ohrfeige, die den Rest der Serie für den Zuschauer quasi redundant macht und ihre Pointe ist auch nicht besonders gut gewählt (vor allem weil die Folge quasi zu einem Drittel in Extremzeitlupe gefilmt ist), aber ich war von dem ganzen Kokolores schon so genervt, dass mich der Twist wenigstens geweckt hat.
Serie war früher mal 8, aber mit dem Finale und der S3 sinkt das alles auf 5/10.
So langsam verstehe ich, wenn alte Serien wie Perry Mason, Mannix oder Columbo mit der immer gleichen Formel endlos liefen: da wusste man, was man tut. Aber Geschichten entwickeln und zu einem richtigen Ende bringen, das können die wenigsten - und anscheinend immer weniger.
Was wir fürchten (ZDF Neo / Mediathek)
Wie bringe ich als TV-Macher GEZ-Opa ZDF dazu, aktuell eine Gruselserie zu produzieren ? Klaro, kurzer Verweis auf den Kalender, das allein dürfte aber wohl nicht reichen. Dann schon eher "spielt in einer Kleinstadt, Cast ist natürlich trotzdem schwer divers" - könnte aber immer noch knapp werden. USP sollte in dem Fall aber wohl sein "wir machen da was um eine Konversionstherapie und connecten die dann mit dem Horrorthema".
Das Ergebnis ist - sagen wir es mal vorsichtig - entsprechend. Der Gruselanteil beschränkt sich auf ein paar relativ motivationslos auf Hauptfigur und Zuschauer zuspringende Tote, immerhin einigermaßen professionell gemakeuped; wenn dann die Heldin und andere Figuren regelrechte Luftsprünge vollführen, bekommt das Wort "Jump Scare" eine ganz neue Bedeutung. Sinn macht das alles nur begrenzt, schließlich gehören die Geister - MiniSpoiler ahead - irgendwie zu den Guten und reichen am Ende eine paar helfende Hände. Oder so. Mini-Spoiler Ende.
Bleibt die Frage, wie sich die Kiste mit der Konversionstherapie und dem Amoklauf mit dem Rest der Serie verträgt. Da mutmaße ich einfach mal, dass die Autoren sich vor Begeisterung auf die Schenkel geklopft haben bei dem Gedanken "jetzt führen wir den Zuschauer aber mal so richtig hinter die Fichte". Bei mir war es irgendwo in Folge 2 1/2 soweit, dass ich den Bluff (zumindest einen Teil davon) durchschaut habe; dass die Macher es nicht dabei belassen, und noch einen vermutlich von den Tatort-Kollegen geborgten zweiten Twist drangehängt haben, rechne ich aber mal zu den überschaubaren Pluspunkten der Serie.
Technisch und schauspielerisch strahlt der die leidlich fade Solidität aus, die das heutige TV durchaus mal gerne produziert. Heimatort für wirklich gediegenen Grusel werden die öffentlich-gebrechlichen aber wohl nie werden, und wenn die noch so viele Spartensender gründen. Glatt 5/10.
Dark Winds RTL(Crime/+/whatever)
Da sind uns die Amis doch gleich mal eine Nummer voraus, wenn es darum geht, Krimi und Mystery zu verbinden, obwohl gegen den Titel und den Vorabbuzz die "magisch-mysteriösen" Anteile eher knapp ausgefallen sind. In einem Navajo-Reservat werden ein paar auf geheimnissvolle Weise umgekommene Stammesangehörige aufgefunden, zeitgleich besteht der Verdacht, dass einige gesuchte Bankräuber auch indigenen Ursprungs sind und sich in das Reservat geflüchtet haben. Ein knorriger Stammespolizist, ein zur Verstärkung entsandter, ebenfalls indigener Jungcop, eine Stammespolizistin und ein schwer durchschaubarer weißer FBI-Agent ermitteln in unterschiedliche Richtungen.
Ja, das ist mal eine Ausgangsposition, die mir gefällt, erdacht vom amerikanisch-indianischen Autor Tony Hillermann, der daraus eine ganze Serie gemacht hat. Und über die kurzen 6 Folgen der ersten Staffel (zweite kommt definitiv) hält die Interesse und Spannung auch weitgehend aufrecht. So manche Entwicklung hinterlässt bei mir ein paar Fragezeichen, gerade ansichts der Handlungszeit: eine ganze weiße Familie, auf Stammesgebiet spurlos verschwunden, und es gibt keinerlei ernst zu nehmende Suchaktion ?
Auch das Ende ist relativ generisch; entschädigt wird man durch schöne Bilder, gute Typen, ansprechende Dialoge und etwas "native-american-Background", wobei es zu letzterem Punkt auch Kritik gab von den absoluten Kennern bzw. Betroffenen. Die Macher haben für S2 Besserung gelobt, mir ist da aber kein Übermaß an Folklore aufgefallen. Bin aber auch in Sachen indigener Kultur nicht weit über Karl May hinausgekommen.
Insgesamt eine runde Sache, 7/10.
Und noch eher kurz: Zu Ragnarörk S3 wurde ja schon einiges gesagt; nach Durchleidung der Staffel würde ich mich den zurückhaltend-negativen Stimmen anschließen. Dermaßen wild darf man so etwas einfach nicht beenden und schlimmstenfalls die ganze vorherige Serie negieren; dass das "gedachte" titelgebende Finale relativ flau ist und die ganze 3. Staffel keinerlei echte Höhepunkte enthält, kommt noch erschwerend dazu. Hierfür nur 4/10.
Und, mal kurz angetestet "Drift" - der Versuch von Sky/Wow so eine Art "Alarm für Cobra 11" mit deutlich weniger Action, aber - ganz minimal - mehr Niveau zu produzieren, erzeugt letztlich nur lähmende Langeweile. Wenn Cobra 11 der Mitsubishi Evo des Autofilms war, dann ist das hier ein Dacia Spring mit dem kleinen Motor. Wegen Abbruch keine Endwertung...
Passend zum heutigen Tag mal wieder folgende Episode geschaut:
Klassiker :happy3: War mal wieder nett anzusehen... samt der damit verbundenen Erinnerungen an damals als Kind in den Staaten, wo ich die Folge erstmals im TV gesehen hatte...
Witzig, hab ich gestern auch noch mal reingeschaut - und mich erinnert, dass ich das buch zu dieser Folge noch im Schrank habe, koloriert, wie es damals nicht üblich war.
Die Therapie (Amazon Prime)
Ehrlicherweise konnte ich mich bislang noch nicht dazu überwinden, mal einen Fitzek zu lesen; den bisher (wohl einzigen) seriellen Versuch (die Sache mit dem Kreuzfahrtschiff auf RTL) habe ich nach ein paar Folgen abgebrochen, den Film (Abgeschnitten oder so) mit der Insel fand ich ganz passabel.
So eine einsame Insel gibt es auch hier. Oder eben nicht. Selten eine Serie gesehen, die beim Versuch der Spannungserzeugung so massiv auf die Karte "kann passiert sein oder auch nur eine Fantasie der Hauptigur" setzt. Das halte ich generell und ehrlich gesagt für einen mehr oder weniger billigen Taschenspielertrick, aber im Kontext einer Serie mit diesem Titel und um reichlich Komapatienten und Vielleicht-Verrückte macht es irgendwo sogar Sinn. Wobei in einigen Szenen, vor allem mit dem Auto, natürlich offensichtlich ist, dass das so nicht passiert sein kann. Absicht oder technische Schlamperei ? - judge for yourself.
Ungeachtet einer gewissen Voreingenommenheit gegenüber deutscher Genreware - so einiges funktioniert doch erstaunlich gut. Zum Beispiel der relativ gekonnte Perspektivwechsel bezüglich der Hauptfigur - so ganz unbemerkt wird einem da der anfangs eher nebensächliche und wenig sympathische Dr. Roth (Trystan Prütter) als eigentlicher Angelpunkt der Handlung untergejubelt. Und so das eine oder andere Mal geht man den Autoren dann doch auf den Leim, vor allem gegen Ende - wobei, schöner Gruß vom Zeitgeist - da auch noch mal eine deutliche Änderung zum Roman vorgenommen wurde. Habe ich irgendwo gelesen. Auch schauspielerisch ganz solide, vor allem Zengel (die im Gegensatz zu vielen US-Serie auch das richtige Alter für die Figur hat) und Kampwirth.
Also: Ein "schlechter Witz", wie eine "führende" TV-Zeitschrift titelte, ist das aus meiner Sicht nicht, eine gewisse Cleverness in Machart und Handlung schimmert da schon durch. Und man bleibt bis zum irgendwo sogar ganz befriedigenden Ende dran, auch nicht selbstverständlich beim deutschen TV-Schaffen. Sicher in gewissem Rahmen Geschmackssache und auch eine Portion heiße Luft, aber für mich dann doch irgendwo ganz ansehbar.5,5/10.
Und zur Machart passenderweise nur kurz: Doppelhaushälfte (Halloween-Spezial) - launige Sonderepisode einer mir bislang entgangenen Multi-Kulti-Sitcom auf ZDF-Neo. Erst ein paar für ö-r-Verhältnisse freche Fußtritte gegen Corona-Hysterie, dann ein eingebauter von den Schauspielern vorgetragener Jugendschutzhinweis und dann noch ein bisschen Gesplatter in einer 10-minütigen Kurzepisode. Kann man mal so machen.
(https://abload.de/img/unbenannt2txi29.jpg)
Ursprünglich als Kino-,,Reboot" der Franchise gedacht – dann aber doch zu einer Serie umkonzipiert – entpuppt sich ,,the Exorcist" Season 1 (2016) als ein brauchbarer ,,10-Teiler", der sowohl direkt an die Ereignisse von William Friedkin´s 1973er Klassiker anknüpft (inhaltlich mit der entsprechenden Zahl an Jahren in der Zwischenzeit vergangen) als auch ,,eigene Wege" beschreitet...
Ordentlich produziert und in Szene gesetzt (bei der ersten Folge führte bspw. Rupert Wyatt Regie), werden einem die Geschehnisse (etwa von der Optik, Kamera- und Editing-Arbeit her) ,,handwerklich zeitgemäß" präsentiert – ohne sich dabei zu weit vom Stil der Vorgänger-Streifen zu entfernen. Werken dieser Art grundsätzlich zugeneigte Zuschauer könnten/dürften auf ihre Kosten kommen...
Erfreulich zudem, dass die erzählte Geschichte anständig ausgearbeitet wurde – und das auf die Charakter-Zeichnungen ebenso wie auf einige durchaus interessante Subplots bezogen. Die versammelte Besetzung weiß zu gefallen und zu überzeugen – allen voran Geena Davis, Ben Daniels, Alan Ruck, Hannah Kasulka, Alfonso Herrera, Brianne Howey und Robert Emmet Lunney...
Das Tempo der Staffel empfand ich als angemessen bzw. als zufrieden stellend bemessen. Übermäßig originell, gruselig oder gar ,,verstörend" ist das Gebotene zwar nicht gerade – wohl aber punktuell nett creepy, spannend, dramatisch sowie mitunter auch ,,leicht unangenehm" (bspw. bei einem Effekt, der mit Augen zu tun hat). Wahrlich prima sind indes die Make-up-Kreationen geraten...
6/10
The Worst of Evil
Bei Disneyplus gibt es im OmU diesen hochwertig produzierten Korea/Japan/China-Undercoverkrimi, der in den 90ern im bekannten Gangnam spielt und dem recht standardisierten Grundplot noch eine Portion Dreiecksbeziehung und eben die Internationalität beimischt. Etwas anstrengend durch die oft extrem schnell ausgeblendeten Untertitel, aber alles in allem sehr hochwertig. Hätte auch zwei Episoden kürzer ausfallen können, aber 8/10 sind es am Ende dennoch, wobei die hinteren Episoden eher bei 7 stehen.
Zunächst mal ein paar News zu gecancelten Serien ohne eigene Threads, die hier schon mal erwähnt wurden:
Eingestellt wurden u.a. "Shadow & Bone" nach Staffel 2 (natürlich von Netflix), wobei auch alle geplanten Spin-offs um die Krähenbande entfallen, sowie "Harlan Coben's Shelter" von Amazon. Zu letzterem kann ich nur sagen "gut so", bei S&B hat es wohl auch reichlich negative Reaktionen zur Absetzung gegeben. Meine klare Meinung: Das ganze Projekt stand unter keinem so guten Stern, selbst wenn man die Qualtät der Serie positiver beurteilt als ich (https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,246582.msg1338757.html#msg1338757). Die ersten drei Bücher auf 2 Staffeln einzudampfen UND dann noch die Krähenbücher dazu zu nehmen, war sicher keine gute Idee; damit war letztlich der große Handlungsbogen abgearbeitet, der angeklebte und buchfremde Pseudo-Cliffhanger war zwar überraschend bis absurd, aber letztlich belanglos. Kein Wunder, dass Netflix das als Vorlage für die Absetzung genommen hat.
Auch "Das Boot" (Sky/Wow) wird nach Staffel 4 ziemlich sicher nicht weitergehen, ein paar Worte zum Finale dann auch hier und nicht im eigenen Thread (https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,216705.msg1227730.html#msg1227730) - ganz ehrlich, den für diese restlos banalen letzten 6 Fölglein noch mal hochzuholen, wäre wirklich unverdient. Das ist nur noch titelferner Mumpitz, bei dem die Autoren den Fokus für Gut und Böse völlig verloren haben, letztlich lachhafte Soapintrigen mit SS-Beteiligung und reichlich Leichen anhäufen sowie ein paar historisch vermutlich nie stattgefundene Widerstandshandlungen abfeiern (gefühlt sind da 5 von 6 Hauptfiguren mindestens mal hitlerkritisch). Von den titelgegebenden U-Booten ist wenig zu sehen, dafür gibt es wieder kriegsgewinnlerisch veranlagte Amis; dass die Autoren für dieses ihr Lieblingsthema keine größeren Shitstorms kassieren, kann eigentlich nur an der geringen Resonanz liegen, die die Serie noch hat. Ach ja, die Untertitel unter die italienisch/englischen Passagen hat Wow bei mir auch vergessen. 3,5/10.
For All Mankind (AppleTV) - Staffel 1/2
Eine von Apples Prestigeprojekten, zunächst als reine Parallelwelt-Story gestartet, mittlerweile in Staffel 4 und damit in echten SF-Gewässern (Mars-Besiedlung, Asteroidenabbau) angekommen. Das Ganze basiert auf der kühnen These, dass die Entwicklung der Menschheit anders und im Kern deutlich besser verlaufen wäre, wenn die Russen den Mond zuerst erreicht und damit die Amis zu einem viel länger dauernden Weltraum-Wettlauf motiviert hätten. Das ist offenkundig die sehr private Weltsicht von SF-Spezi Ronald D. Moore, der bislang sowohl eher naiv-optimistische Zukunftsvisionen wie die ST-NextGen, aber auch düstere Weltraumkriegsepen wie den Battlestar Galactica-Neuaufguss (mit) zu verantworten hat. Ich persönlich finde auch "Mankind" in Teilen arg naiv - dass die Emanzipation der Frauen bei der NASA und in der Gesamtgesellschaft viel schneller fortschreitet, weil die Russen da mal wieder zuerst dran waren mit der weiblichen Astronautin, ist im Kern lachhaft und letztlich dem Zwang geschuldet, so eine aktuelle Serie nicht historiengerecht als Parade weißer und (mehr oder weniger) alter Männer aufzuziehen. Zur rosaroten Brille passt, dass die klassischen Weltraumpannen (Apollo 13, Challenger) unter den Tisch fallen, ein paar Unfälle gibt es spannungshalber aber trotzdem. Auch die Mischung aus überwiegend fiktiven Charakteren gemischt mit alternativen Versionen realer Persönlichkeiten (von Braun, der hier kontrahistorisch mit seinen Verbrechen konfrontiert wird, oder Astronaut Gordon "Gordo" Cooper - leicht verfremdet als "Stevens") fand ich etwas befremdlich.
Machart und Technik entsprechen dem gewohnten Apple-Standard: Solides Budget, zum Teil sehr ordentliche Weltraumeffekte, die allerdings auch ein bisschen steril bis künstlich aussehen, vor allem die "Mondszenen". So manches, was man damals in der verwaschenen Uraltoptik der Originalaufnahmen gesehen hat, noch mal als realitätsnahe UHD-Effeke zu bestaunen, ist schon beeindruckend und hat fast etwas leicht rauschhaftes.
Dramaturgisch fand ich das mit der massiven Konzentration auf menschliche Konflikte, Dramen, Dialoge aber auch relativ zäh, da werden persönliche Probleme und Traumata in wirklich endlosen Mono- und Dialogen aufgearbeitet. Klar, die Zeit muss gefüllt werden, aber ganze Subhandlungsstränge wie die um das mexikanische Mädchen, das - man ahnt es bei ihrem ersten Auftritt - einst eine wichtige Rolle im Raumfahrtprogramm spielen wird, wirken einfach nur gewollt und zielgruppenhalber angeklebt.
In der Summe nicht ganz mein Bier, trotz durchweg mehr als solider Machart. Über die leicht naive Weltsicht kann man zur Not hinwegsehen, ist halt eine fiktive, wenn auch in vielen Details arg unplausibe Pseudo-Historie. Aber das die Serie sehr soapig daherkommt und sich zwar in relativ massiven Zeitsprüngen nach vorne bewegt, aber trotzdem vom Tempo her eher nach Weltraumschnecke als nach Warp 9 anfühlt, finde ich doch schwer zu übersehen. Leicht subjektive 5,5/10.
Slow Horses (Apple TV) Staffel 2
Dann lieber die hier beim Apfelstreamer - da weiß man, was man hat. Der grummlige MI:5-Outcast Jackson Lamb (Gary Oldmann) und seine Looser-Truppe (die allerdings, Minimalkritik ahead, immer noch erstaunlich viel drauf hat) bieten auch in Staffel 2 das erwartbar/gewünschte: Knackig-zynische Dialoge, eine gut abgehangene Spystory und grundsolide Krimi-Spannung. Letzere vielleicht einen Tick gedämpfter als in Staffel 1, wo es um wirklich "große" Dinge ging, aber dafür tritt es die "Horses" diesmal auch persönlich - nicht ganz vollwertiger Ersatz, aber es kann ja nicht in jeder Staffel um die Rettung Englands gehen. Immer noch (diesmal leicht knappe) 8/10, Staffel 3 und weitere sind gesichert und können gerne kommen.
Culprits (Disney+)
Zeitgemäßer Action-Caper, wenn man das mal positiv formulieren will, mit massiv zerwürfelter Chronologie, hochdiversem Cast und einigen putzigen Gimmicks wie die ganzen Tarnnamen. Macht zeitweise ganz gut Laune, vor allem solange Niamh Algar als coole (deutsche?) Killerin "Specialist" im Bild ist. Auch einige der Actionszenen - sowohl mit als auch ohne Schusswaffe - können sich sehen lassen, wobei man schon klar sagen muss: Der in endlos viele kleine Rückblenden zerlegte große Coup ist in dieser Darreichungsform nicht das Highlight, das er sein könnte.
Das gilt dann erst recht für die letzte Episode und inbesondere das Finale, das man in dürren Worten als schwer enttäuschend bezeichnen muss, sowohl in Sachen Action wie als Endpunkt der Story. Mini-Pluspunkt immerhin für die fehlende Spekulation auf eine zweite Staffel - trotzdem: Mal wieder bleibt in der Schlussphase einer eigentlich gut gestarteten Serie auch eine bessere Wertung liegen als knapp 6/10.
Obliterated (dt. Titel wohl "Völlig Zerstört" - Netflix)
Kudos, das muss man sich erst mal trauen heutzutage - eine abgefahrene Mischung aus Hangover-Humor, Brutalo-Action, nackten Tatsachen und insgesamt reichlich non-pc-Szenen. Erdacht wurde die ein wenig an die früheren Produkte von T&A-Filmer Andy Sidaris erinnnernde Serie ausgerechnet von den Machern des nicht nur vergleichsweise eher biederen "Cobra-Kai". Netflix hat denen nach diesem Hit dann offenbar Carte-blanche gegeben, was die unter dem Motto "wenn schon scheiße, dann aber richtig" auch durchaus ausgenutzt haben - das Feuilleton reagiert jedenfalls schon mal pflichtschuldigst empört.
Wobei, um das klar zu sagen, auch bei mir die letzte Begeisterung nicht ausbrechen mag, denn für eine Serie mit DEM Anspruch nimmt sich das Ganze immer noch zu ernst und versucht neben dem ganzen Blödfuck auch noch eine halbwegs seriöse Agentenstory zu erzählen um den generischsten McGuffin überhaupt, eine Koffer-Atombombe. Und, vielleicht weil ursprünglich als Film geplant: die Dichte krasser, abgefahrener Szenen könnte auch noch etwas höher sein, bisweilen zieht sich das ganz schön. Wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich noch mehr von Highlights der Machart "Pimmelfolter" sehen möchte; auch die Sachen mit dem Gremlin und der Fast-Leiche (heftig von "Bernie" geklaut) sind keine Sternstunden des tiefgründigen Humors (gelacht habe ich trotzdem). Immerhin kommt die cgi-gestützt blutige Action leidlich knackig rüber, könnte aber insgesamt noch etwas häufiger und spektakulärer sein. Schauspielerisch reißt da auch keiner Bäume aus, aber die zugedachten (Klischee-)Rollen füllen die schon einigermaßen aus; leicht ärgerlich die ständigen Versuche, den Zuschauer mit dem Tod von Hauptfiguren hinter die Fichte zu führen.
Aber was soll's - anders als die etablierte Kritik hatte ich durchaus meinen Spaß, schließlich bekommt man die Machart nicht mehr allzu oft zu sehen. Dafür dann mal nett gemeinte und objektiv eher unverdiente 6,5/10.
Fool me Once (dt. Titel wohl "In ewiger Schuld" - Netflix)
Für mich der zweite Coben nach "Shelter" - und eindeutig besser, gehört aber auch nicht wirklich viel dazu. So recht verstehen, was den zum Thrillerpapst macht, werde ich aber nach diesen vermutlich abgeschlossenen 8 Folgen nicht.
Gut, sagen wir mal es vorsichtig, die sind schon relativ komplex. Zumindest, wenn für "komplex" das Anhäufen diverser Handlungsfäden genügt - relativ zeitnahes Ansehen bis leichtes Bingen zwecks Beibehaltung der Übersicht sei hier dringend empfohlen. Wirklich etwas zur Haupthandlung bei tragen die diversen Fäden aber längst nicht durchgehend, zum Beispiel die Ausflüge in das Privatleben und gesundheitliche Befinden eines Cops, oder die Kiste mit den Nichten/Neffen der Hauptfigur auf der Suche nach ihrem Halbbruder.
Kommen wir mal zur Hauptkrimihandlung: Da steht man bei Schreiben so einer ex-Post-Minikritik immer noch leicht unter dem Eindruck der Auflösung und des Schlusses, die tatsächlich leicht überraschend, wenn auch nicht unbedingt sensationell sind (vor allem müsste man das Ganze dann eigentlich gleich nochmal sehen, um das in den Details auf "passt mit dem Schluss zusammen" abzuchecken, woran ich ganz leise Zweifel anmelden würde).
Wozu (also zu der Zweitsichtung) man ehrlicherweise wenig Lust verspürt, denn die Haupthandlung generiert in der Summe nur relativ maßvolle Spannung. Was zu einem guten Teil daran liegt, dass Buch und Regie mit der Hauptfigur wenig anzufangen wissen. Das Trauma der Pilotin wird eher behauptet als begründet, und eine ernsthafte Bedrohung kann das Drehbuch für die Heldin auch nicht generieren. Dabei hätten sich einige gängige Genrestandards geradezu aufgedrängt (zB sie wird mal verhaftet und die reiche Familie des Mannes macht ihr das Sorgerecht ernsthaft streitig, oder aus der angetexteten Pharmaverschwörung folgt auch mal ein physischer Angriff auf sie). Dementsprechend gibt es auch keinerlei Action zu vermelden, was schon schade ist, wenn man schon eine gutgetrainierte Soldatin in den Mittelpunkt stellt. Optisch setzt die Serie auf ein attraktiv-langweiliges britisches Upperclass-Milieu: gediegene ländliche Anwesen und Edelstadtwohnungen, teure Klamotten und schnieke Karren, was bei mir auch nicht unbedingt zu herzrasendem Mitfiebern mit den dafür vermutlich angedachten Figuren führt. Schauspielerisch immerhin ganz ansprechend, gerade Lumley hat man eine kleine, aber feine Rolle auf den Leib geschrieben, Armmitage dagegen wird weitgehend in Rückblenden versteckt und damit leicht verschenkt.
Final würde ich für einen optisch und darstellerisch soliden, aber alles andere als mitreißenden Standardkrimi ohne jede Ambition in Richtung Action, Spannung oder Thrill mal sehr knapp 6/10 vergeben, da ist aber schon mal mindestens ein Extrapunkt für ein "Ende mal nicht von der Stange" enthalten.
For All Mankind (Staffel 3/4) Apple TV+
Bleibe da bei meinem sehr zwiespältigen Eindruck aus dem Vorvorpost- einerseits ist die Lust, sich gleich noch eine Folge anzusehen, bei der Serie zumindest in Teilabschnitten durchaus gegeben, und die Optik gerade in den Szenen auf und besonders über dem Mars übezeugt nach wie vor. Anderseits ärgert man sich in S3/4 fast noch mehr über die nonchalante Hinweggehen über reale Gegebenheiten und Zwänge der Raumfahrt und die schnarchige Soapdramaturgie. Nicht zu vergessen das gerade bei Kinnaman sehr bescheidene Altersmakeup - wogegen man einige der weiblichen Darsteller optisch fast unverändert über Staffel 2-4 auftreten lässt.
Fürs Protokoll: Die dritte Staffel ist zumindest thematisch die interessanteste, generiert tatsächlich phasenweise so etwas wie echte Spannung. Wobei man über das Projekt "Marsflug", wie es hier geschildert wird, einmal mehr heftig den Kopf schütteln kann. Nur mal so zur Einordnung: Wir, also die KI- und quantencomputergestützten Menschen des noch jungen Jahrees 2024 tun uns fortlaufend schwer, da unbemannte Raketen um und Sonden auf den Mond zu platzieren. Die Serienfiguren des Jahres 1995 erreichen den Mars dagegen so easy wie unsereiner Neuseeland - in gefühlt drei Tagen Flugzeit, zum Teil mit künstlicher Schwerkraft an Bord eines ehemaligen Weltraumhotels (!) und das nicht nur die Amis oder die Russen. Sondern auch völlig überraschend die Nordkoreaner, ganz zu schweigen von einem afro-amerikanischen Elon-Musk-Verschnitt mit seinem privaten Raumfahrtunternehmen.
In Staffel 4 sackt dann allerdings auch das eh nicht hohe Tempo nochmals weiter ab: Der geplante Asteroidenabbau ist nur ein Alibianker, der über weite Teile der Staffel kaum eine Rolle spielt. Statt dessen gibt es zähe Blicke auf Russland, und die Kiste mit den ausgebeuteten Marsarbeitern und vor allem um die "Mars-Mafia" bringen auch nicht gerade atemberaubende Spannung auf den Schirm. Nicht dass das Thema völlig unterinteressant wäre, aber "The Expanse" hat das vor ein paar Jahren schon deutlich knackiger behandelt. Dass man unter den Figuren rund um den relativ altersstarrsinig dargestellten Kinnaman kaum noch einen echten Sympathieträger findet, rundet das leider eher nach unten ab.
Von mir für S3 mit 6/10 Serienbestnote, S4 nur knapp 5/10. Gemessen am getriebenen Aufwand müsste da eigentlich deutlich mehr rumkommen...
Und noch ein kurzer Blick auf Wows "The Lazarus Projekt", das überraschend doch eine Staffel 2 bekommen hat. Dürfte aber die letzte sein, weil Sky das Selbstproduzieren von Serien wohl einstellt - vermutlich aber auch sonst, denn das leicht veränderte Leitmotiv (echte Zeitreisen statt eines globalen "Murmeltiereffektes") hat der Sache nicht gutgetan. Genau gesagt richten die Autoren ein furchtbares Chaos aus Zeitsprüngen, Zeitveränderungen und Selbstbegegnungen an, das sie vermutlich selbst nicht mehr durchschaut haben. Von mir als Zuschauer ganz zu schweigen - soweit mal nur noch um 4/10, wobei ich noch zwei Folgen lustlos vor mir herschiebe.
Auf einem gleichnamigen Fantasy-Action-Horror-Web-Comic basierend, handelt es sich bei der koreanischen ,,Netflix"-Realfilm-Serie ,,Sweet Home" (OT: ,,Seuwiteuhom") um eine ziemlich wüste Angelegenheit. Im Mittelpunkt steht dabei eine Gruppe unterschiedlicher Personen, die sich in ihrem Apartment-Hochhaus verschanzt hat, als ihr Land auf einmal von Monstern ins Chaos gestürzt wird. Doch auch dort drinnen sind sie nicht sicher, denn die Kreaturen sind mutierte Menschen – und wie es scheint, kann sich jeder diese Infektion einfangen: Wie und warum, das ist so nicht offensichtlich. In klassischer (gewohnter) Weise kommt es kommt zu Spannungen und Misstrauen untereinander, wird regelmäßig gekämpft und gestorben, werden Allianzen gebildet, herrscht Gefahr ,,von innen und außen" und scheint die Regierung bzw. das Militär mal wieder ,,mehr" zu wissen...
Season 1 (2020) ist in so ziemlich allen Belangen ,,uneben" – was aber mit zum Reiz des Ganzen beiträgt. Unweigerlich hat mich das ein wenig an die japanische ,,Welzard Handy Novel"-Realfilm-Adaption ,,re:member" (,,Karada Sagashi", 2022) erinnert. Die Monster, von denen keins dem anderen gleicht, kommen bizarr und grotesk daher und wurden in Form einer Kombination aus praktischen und Computer-animierten Effekten erschaffen – welche allerdings von arg schwankender Qualität sind. Doch irgendwie passt das zu dem Ausgangsmaterial – ist trashy, chaotisch und Comic-haft. Es ist so, als hätte man nicht das Budget gehabt, um die wilde Fantasie der Vorlage möglichst optimal und treffend umzusetzen – sich aber trotzdem dafür entscheiden; mit einem Augenzwinkern und einem selbstbewussten ,,Fuck it!" im Sinn...
Mit einem mitunter hohen Tempo, Action-Gehalt und Härte-Grad aufwartend, wird das Treiben allerdings nie ernsthaft verstörend – dafür ist es schlichtweg ,,zu abgedreht". Immer wieder wird sich aber auch (ruhiger) den Figuren und gewissen psychologischen Komponenten gewidmet. Es gibt eine Menge Charaktere – unter ihnen toughe und clevere Männer und Frauen, Widerlinge und Feiglinge sowie einen, der regelmäßig zwischen Mensch und Monster wechselt – doch weisen sie erfreulich viel Individualität auf und wurden sie überwiegend ordentlich verkörpert. Indes fand ich einen oft genutzten Song der Imagine Dragons irgendwann nur noch lachhaft-nervig – doch an sich wurde ich zufriedenstellend unterhalten; mit einzelnen ,,Höhen und Tiefen" im Zuge dessen. U.a. dank der zur Schau gestellten Kreativität werde ich bei ,,Sweet Home" auf jeden Fall weiter am Ball bleiben...
6,5/10
Zu den interessanten Serienkuriositäten zählt sicherlich Loudermilk, die von Netflix jetzt ins Programm genommen wurde.
Eine halbstündige Dramedy dreht sich die Serie den Leiter einer Alkoholiker- und Drogenselbsthilfegruppe und die Personen seines Umfelds. Er selbst ist ein ehemaliger Musikkritiker und jetzt trocken - aber ein miesepetriger Stinkstiefel vor dem Herrn, was angesichts der bekloppten Typen, die seine WG und seine Gruppe bevölkern, manchmal auch verdient ist. Er steht sich häufiger selbst im Weg, hat aber seine Gruppe (meistens) im Fokus, versenkt aber seine Zähne häufiger im Zeitgeist.
Das alles ist meistens - es kommt von den Farrellys - ziemlich schräg und verdammt witzig, wobei der geschmacklose Humor von vor 20 Jahren zum Glück verschwunden ist, aber schön draufhauen können sie immer noch, wobei ich der Serie das Kompliment machen muss, dass reihenweise eingeschränkte oder anderweitig bemerkenswerte Darsteller hier komplett kommentarfrei eingearbeitet werden. Nebenbei ist es mit dem Drogenrückfallthema durchaus ernst und zwischendurch auch richtig bitter.
Die Serie ist ein seltenes tragisches Beispiel bei dem eine Serie nicht eingestellt wurde, sonst gestoppt, als die Produktionsfirma quasi in der Pandemie den Sendedienst den Betrieb eingestellt hat und ein Weiterdreh nicht weiterfinanziert werden konnte.
Hat viele schräge und schöne Momente, sind 30 Folgen a 30 min, hier und da nervt auch mal was (speziell ein Figurenpaar in der 1.Staffel), aber sehr zu empfehlen. 8/10
The Brothers Sun (Netflix) - und ein bisschen was zu American Born Chinese (Disney+)
Also vorweg: Ich gönne Frau Yeoh den großen internationalen Erfolg in der sagen wir mal Herbstphase ihrer Karriere - und dass ohne sich in einem Alter, in dem manche über Vorruhestand nachdenken, noch die Knochen brechen zu müssen oder sich ständig von einem PC doubeln zu lassen.
So ein bisschen würde ich ihr aber schon wünschen, dass sie auch mal die Drehbücher zu den diversen Projekten liest, die ihr da angeboten werden. Dabei wäre ihr vielleicht aufgefallen, dass sich die erstens schon ziemlich massiv ähneln, dass die zweitens nicht unbedingt irgendwelche Herausforderung für sie darstellen oder große Handlungsanteile für sie bereithalten, und drittens auch insgesamt nicht so dolle sind. Oder anders ausgedrückt: So richtig viel eingefallen ist den Autoren in beiden Fällen nicht, außer so ein dürrer Standard-Plot Marke "Chinesen kommen nach USA-Land und dürfen sich ein bisschen mit anderen Asiaten oder den Einheimischen rumkloppen".
"American Born".. ist die jugendfreie Teenie-Variante und (für mich) schnell abgefrühstückt, weil ich den Quatsch genau bis Folge 4 durchgehalten habe. Die ist dann wortwörtlich ein reines Affentheater, schlecht als Tiergötter verkleidete Darsteller singen und tanzen sich durch eine völlig absurd-abgedrehte Nicht-Handlung, wobei wirklich jeder Dialogfetzen auf chinesisch mit Subs ist. Da war ich raus - aber auch bis dahin gab es außer ein paar leidlich kompetent inszenierten Teenie-Kung-Fu Szenen mit etwas flauem CGI-Zauber wenig, was mich zum Dranbleiben motiviert hätte, die Jung-Darsteller wirken unengagiert, und worum es bei der Serie eigentlich geht, habe ich auch nicht verstanden. Da wäre ich für die erste Halbzeit maximal bei 3-4/10 gewesen, die besagte Folge 4 wäre für mich dann seltener Fall von 1/10.
Brothers Sun ist die etwas erwachsenere und natürlich auch bessere Version, gehört nicht viel dazu. Wobei jüngere Zuschauer mit einer bestimmten Figur trotzdem ins Boot kommen sollen - hat aber eher so mittel geklappt, derjenige wird nie wirklich mit der Handlung verbunden und trifft auch einige sonderbare Entscheidungen, damit der Plot so läuft wie er läuft.
Weil der nicht als Fighter in Frage kommt und weil Yeoh wohl gesundheitlich nicht mehr ganz auf der Höhe ist, bleibt die Action weitgehend bei Justin Chien sowie einigen ganz coolen Frauenfiguren hängen, und was da geboten wird, ist auch durchaus ansehnlich: Ein paar brauchbare Fights (Highlight: Die Driving Range-Sequenz), ein paar etwas abgespeckte John-Wick-Ballereien, soweit alles o.k., aber leider auch maximal eine Szene pro Folge und insgesamt etwas wenig davon. Überdies kommt man an der Erkenntnis nicht vorbei, dass in den Minuten und/oder Folgen, in den nicht gehauen und geschossen wird, eine ziemlich bleierne Langatmigkeit über der Serie hängt. Weder der "diverse Triaden/Boxer/Tong/Clans gegeneinander"-Standardplot noch die Dialoge oder die Figuren mit ihren "was soll ich werden - Fighter/Bäcker oder Gangster/Arzt/Improkünstler" -Problemen generieren wirklich Interesse.
So bleibt das eine passable Actionserie mit ordentlicher, aber nicht genug Action, um die grenzöde Handlung vergessen zu machen. Knapp 5/10 - und damit nicht mal in Schussweite zu "Warrior" von HBO/Cinemaxx.
Surreal Estate Season 2 - (Wow)
Bin von der Serie ja nicht sooo begeistert wie andere hier; und die etwas überraschend zustande gekommene Staffel 2 ändert das auch nicht grundlegend. Andererseits zeigt die Serie in ihren guten Momenten und Episoden, dass die grundlegende Kompetenz für eine Mixtur aus viel Procedural und etwas Serial in Hollywood (wobei der Look der Staffel überwiegend kanadisch ist) noch nicht völlig abhanden gekommen ist.
Was gefiel mir, was nicht ? Sagen wir mal so, für eine Serie, die ihren Grusel, Spuk und Horror zumindest ansatzweise ernst nimmt, ist das teilweise schon leicht lachhaft - die Geisternamen, die seltsamen Apparaturen, einige Handlungselemente, irgendwie erwartet man da fast minütlich das Auftauchen von Slimer.
Andererseits: Einige Folgen sind schon nicht übel (mein Fav: die mit dem TV-Geisterjäger, der überraschenderweise nicht zur Lachnummer gemacht wird), die Figuren sympathisch, und die Verbindung von abgeschlossenen Elementen mit übergreifenden Arcs gelingt überwiegend ganz ordentlich. Manches löst sich zu einfach in Wohlgefallen auf, wie der Verlust der Fähigkeit von "Luke", und die Versuche, am Ende Abschluss und Cliffhanger zugleich zu konstruieren, überzeugen mich wenig.
Eine Staffel 3 soll es - gerüchteweise - aber wohl geben, kann von mir aus auch kommen. Solange 6/10 von mir - muss jetzt mal bei S2/3 vom ähnlich konstruierten "Evil" reinschauen, da hatte mir die erste Staffel eigentlich sogar einen Tick besser gefallen.
For All Mankind (Apple TV+)
Es scheint keinen eigenen Thread zu einer der erfolgreichsten Serien von Apple TV+ zu geben. Wie dem auch sei, Science Fiction ist mein Lieblingsgenre und Ronald D. Moore, einer der Erfinder der Serie, hat mit "Star Trek: The Next Generation", "Star Trek: Deep Space Nine" und "Star Trek: Voyager" einige fantastische Referenzen vorzuweisen.
Um es kurz zu machen: Die Prämisse von "For All Mankind" ist nicht mein Fall und in Verbindung mit der Umsetzung für mich der Grund, die Serie nach der Pilotfolge abzubrechen. Ich finde das alles ziemlich naiv und selbst für eine Serie mit alternativer Zeitlinie wenig plausibel und durchdacht. Vor allem ist das alles unendlich langsam erzählt, langweilig und belanglos. Bei Boomern und Generation Xern dürfte bei dem 60er-Jahre-Overkill mit den Autos, Einfamilienhäusern, braven Hausfrauen, der "Swinging 60's"-Mucke usw. die pure Nostalgie ausbrechen, aber mich lässt das - im Gegensatz zu z. B. Mafiafilmen von Martin Scorsese wie "GoodFellas" - völlig kalt. Das ist alles nur Staffage.
Mal wieder eine hochgelobte, gut bewertete Streaming-Serie, die bei mir durchfällt. Sehr knappe 4/10.
Zitat von: Hitfield am 19 März 2024, 01:15:06Bei Boomern und Generation Xern dürfte bei dem 60er-Jahre-Overkill mit den Autos, Einfamilienhäusern, braven Hausfrauen, der "Swinging 60's"-Mucke usw. die pure Nostalgie ausbrechen,..
Hier sitzt ein Boomer, der von der Serie auch nicht so begeistert war, ein paar Post weiter oben schrub ich u.a. "Gemessen am getriebenen Aufwand müsste da eigentlich deutlich mehr rumkommen." Trotzdem ist das alleinige Ansehen der Pilotfolge in dem Fall imo ein Fehler, so einen gewissen Sog entwickelt die bei aller Kritik dann doch. Moores leicht naiv-alternative Weltsicht muss man natürlich schlucken, aber auch "sein" Star Trek ist ja eine Zukunftsvision, die weder in den Details noch im Ganzen und am wenigsten in der Haltung (die Menschheit als Friedenbringer für das halbe Universum, ha ha, selten so gelacht) realistätsnah war.
Bei der Gelegenheit dann auch mal zwei Antestungen, die ich aus verschiedenen Gründen erst mal nicht zu Ende führen kann oder will.
Shogun (Disney+)
O.K. hier liegt es daran, dass mein Guthabenabo enden wird, bevor die Serie in diesen lästigen Wochendosen durch ist. Einen Grund, den Kanal nur deshalb zu verlängern, sehe ich trotz des fast universellen Lobes nicht.
Zur Begründung muss ich, Boomer eben, mal ein bisschen ausholen. Die auf Clavells Roman basierende Serie gab es (bekanntlich?) 1980 schon einmal; damals wurde nicht gespart: Richard Chamberlain, Toshiro Mifune, Drehort ausschließlich Japan, und es wurde ein echtes Segelschiff (der Nachbau der "Golden Hind") dorthin geschippert. Und weil die Serie ein veritabler Erfolg war, zog das "Kopfkissen teilen" für Sex und die Anreden wie "Anjin-San" und "Toranaga-Samma" zumindest kurzzeitig in den Sprachgebrauch ein.
Das wird dem Remake eher nicht passieren. Hier haben wir nun statt dessen eine charismabefreite Nase als Navigator, den unvermeidlichen Sanada als Shogun (was o.k ist, keine Kritik), Drehort ist zT Kanada, die Segelschiffe CGI (leidlich solide, solange es nicht stürmt). Den damaligen Dreh, das nur aus der Perspektive des Engländers zu erzählen und damit das Japanisch weitgehend nicht zu untertiteln (teilweise dann von der jungen Frau übersetzt), hat man auch über Bord gehen lassen. Intensive, leicht anstrengende Lesestunde ist daher angesagt, wenn sich die japanischen Mächtigen über die Ziele austauschen und ihre Intrigen spinnen. Zum Ausgleich für diesen Anfall von Realismus müssen wir hinnehmen, dass das gesprochene Englisch (und übersetzte Deutsch) in Wirklichkeit Portugiesisch darstellen soll, nun gut.
Wie man sieht, ich bin eher unbegeistert und sehe den Mehrwert nicht - mehr "Kopfkissen teilen" kann es bei dem produzierenden Kabelsender kraft Gesetztes nicht geben, und die paar unvermeidlichen Grausamkeiten mehr machen das nicht per se besser. So sehr man die Produzenten verstehen kann, die das für eine jüngere Generation aufarbeiten wollen, die bei Ansicht der alten Serie erst mal Papi oder gleich den TV-Techniker ruft ("da fehlt das halbe Bild, und es ist alles so unscharf") - wirklich Sinn macht so ein Remake nicht. Wer sich wie ich an das Original noch leidlich erinnert oder es mal zwischenzeitlich zweitgesichtet hat, darf das hier für eher belanglose Standardkost halten (so um
5-6/10 für die ersten vier Folgen).
Und abschließend noch ein Beispiel, dass der einst qualitätsführende PayTV-Sender HBO offenbar von allen guten Geistern verlassen ist: "
The Regime" (WoW/Sky). Kate Winslet als Mischung aus Thatcher, Merkel und einer mittelschwer gestörten Operettendiktatorin, die sich ständig von einem Lakaien ein Luftgütemessgerät vor sich her tragen lässt. Klingt witzig ? Wer das so sieht, bitte gerne weitersehen, aber dann nicht sagen, er wäre nicht gewarnt. Der ganze Rest von Folge 1 und ein Teil von Folge 2 sind jedenfalls auch nicht besser....
Das Signal (Netflix)
Das Thema mit den von der ISS spektakulär oder mysteriös zurückkehrenden Astronautinnen mit angeschlossenem Familiendrama ist aktuell wohl gerade "in", und der lädt zu einem Vergleich mit Apples "Constellation" geradezu ein.
Erster Unterpunkt des kleinen Vergleichstests: Technisch ist das deutsche Produkt überraschenderweise durchaus auf Augenhöhe, auch wenn die solide getricksten Szenen auf der Raumstation hier logischerweise weniger Raum einnehmen als bei der vermutlich deutlich teureren US-Version. Klaro, das ganze Unterfangen ist bei Netflix mit nur 4 Folgen nun wirklich auf die minimalstmögliche Laufzeit einer "Serie" eingedampft.
Befund 2: Während sich Constellation in seiner zweiten Serienhalbzeit schon arg in die Länge zieht, ist die kurze Laufzeit hier durchaus angemessen. Denn ganz ehrlich: So unfassbar ausgefuchst ist die Story jetzt nicht unbedingt - viel mehr Substanz und Inhalt als "Astronautin erlebt auf der IS etwas Seltsames + anschließende Verschwörung + halbgare Auflösung" gibt es nicht zu bewundern. Und um die zentrale Frage, wie sich Punkt 1 und 2 miteinander vertragen (oder auf gut Deutsch, was die Verschwörer von ihrer Verschwörung eigentlich hätten, selbst wenn sie funktionieren würde) drückt sich die Serie mehr oder weniger herum. Oder ich habe bei der neumodischen Form des leicht abgelenkten dualen Anschauens ein oder zwei wichtige Details übersehen.
Zum Finale war ich dann allerdings hellwach, das ist dann mal wieder gefühlt ein ziemliches Gemischtwarenpaket.
Oder eigentlich eher eine Lachnummer - wen erwarten die da ? Den wiedergeborenen Jesus oder Buddha oder wen wollen die mit dieser lachhaften Mini-Kultstätte beindrucken? Die Sache mit der "Pseudohinrichtung" kann natürlich so niemals funktionieren, weil die beiden Opfer das ja kaum ahnen konnten, um da spontan mitzuspielen; und die vorbeigehenden Kugeln und das fehlende Blut sollten dem Profi, der das überwacht, ja wohl auffallen. Ganz abgesehen vom Handy-Empfang mitten in der WÜste mit dem Uralt-Nokia...).
Aber irgendwie hat die Schlusspointe dann doch etwas, nicht rasend neu (
zumindest nicht für Trekkies
), aber schon ganz nett nachdenklich. In der Summe durchaus ansehbar, wenn auch weitgehend unspektakulär -
5/10 mit leichter Aufwärtstendenz...
Renegade Nell (Disney+)
Historische Superhelden sind - zumindest außerhalb des chinesischen Kinos - hierzulande nicht der Regelfall, also gleich mal für den Ansatz einen Originalitäts-Gummipunkt. Und der temporeiche, wenn auch irgendwie ziemlich unvermittelte Auftakt macht auch schon mal Laune - nach gerade ein oder zwei Minuten prügelt sich die kraftverstärkte Nell(y) durch ein paar relativ billig getrickste, aber durchaus wirkungsvolle Kampfsequenzen, die so ein ganz klein bisschen an "Asterix mit Zaubertrank intus gegen die Römer" erinnern. Originstory ? Pustekuchen; genau genommen wird da so eine Prise Erklärung eine halbe Stunde später nachgereicht, aber die ist dann doch eher halbgar.
Ob einem die Serie zusagt, liegt auch zu einem Gutteil an Hauptdarstellerin Harland. Die wirkt wie direkt aus einem englischen Pub von der Dartsscheibe weggecastet, spricht (vermutlich) im Original breitesten englischen Akzent, was die deutsche Synchro alleinfalls mit einer gewissen Rotzigkeit nachvollziehen kann und kommt generell für meinen Geschmack einen Tick zu prollig rüber. Über das contrahistorische "color blind Casting" im englischen Adel des frühen 18. Jahrhunderts mag ich mich fast schon nicht mehr aufregen, zumal die Idee, gerade auch den bösen Hintermann entsprechend zu besetzen, in dem Kontext schon leicht verwundert.
Aber die Serie ist fraglos mal ein zumindest teilweise neuer, frischer Wind in einem überladenen Genre. Und weil auch die Mucke passt, die Bösewichte schön fies sind und überdies durchaus auf Augenhöhe oder knapp drüber mit der "Heldin" agieren (was so viele Superheldenfilme und -serien dieser Tage nach meinem Gefühl falsch machen), ist das nach gesehenen 4 Folgen in jedem Fall ein Kandidat für eine Wertung nördlich von
6/10 - mal schauen, ob ich das im Wettlauf mit meinem ablaufenden D+-Abo noch zu Ende bekomme.
Edit: Obwohl ich das normal nicht so mag, dann doch in zwei Tagen durchbekommen. Leider wie so viele heutige Streamingproduktionen am Anfang besser als im weiteren Verlauf- wo sind die Zeiten hin, als Star Trek-Serien fast zwingend schwach starten mussten, um sich dann (meist) deutlich zu steigern ? Nell jedenfalls leidet in den späteren Folgen an einem zunehmend eklatanten Actionmangel, den Kurzauftritt von "Hearn" etwa hätte man sich auch sparen können, wenn der nur für einen kurzen Fight vorbeischaut. Ganze Folgen sind eher irrelevant bis überflüssig, wie die mit der Schauspieltruppe, und generell verlässt man sich zu sehr auf gewollt schräge Figuren und deren Interaktion - zu denen ich noch einiges sagen könnte, aber das führt doch nur wieder zum immergleichen Zeitgeistlamento. Am Ende wegen des guten Auftakts und einiger putziger Ideen noch irgendwas um
5/10 , aber da wäre wie so oft mehr drin gewesen. An eine Staffel 2 glaubt anscheinend nicht mal Disney, einen echten Cliffhanger gibt es nicht....
Simon Becketts: Die Chemie des Todes (ARD Mediathek - da stammt auch die seltsame Schreibweise her)
Irgendwie wegen technischer Tests mit verschiedenen Mediathek-Apps reingeraten und dann doch hängengeblieben. Was einerseits für die Serie spricht, denn der Auftakt ist jetzt wirklich nicht uninteressant. Andererseits weiß ich jetzt aber auch, warum ich mir mehr oder weniger klassische Whodunnits eher selten ansehe.
Was hier vermutlich eher an den Machern der Serie als an der Vorlage liegt, denn die Reaktionen der Buchfans in einigen Foren sind durchweg enttäuscht bis schwerst verärgert. Und nach zwei Folgen kann ich das mehr als verstehen: irgendeinem dunklen Wahne folgend hat man da für eine sechsteilige Serie gleich zwei oder drei (bin noch nicht ganz durch) Bücher herangezogen und nur mühsam bis gar nicht verbunden. So läuft der erste Fall in etwa so: Da wird ein Serienkiller aufgebaut, diverse grauslich (in der Mediathek evtl. leicht abgemildert) aussehende Leichen gefunden und hochgradig fachkundig klingend (mit Erklärbar) obduziert. Dazu etwas Privatleben des Helden incl. diverser Traumata, und als scheinbar spannungsförderndes Sahnehäubchen noch eine Entführung. Aber während man sich noch die Pizza und die Chips für mindestens zwei weitere Folgen mit entsprechenden Entwicklungen bereitstellt, ist der Fall auch schon vorbei - wie Kai aus der Kiste hüpft ein Täter, auf den man zwar nie gekommen wäre, dessen gezeigtes Motiv aus der Vergangenheit den aktuellen Fall aber (zumindest für mich, siehe oben mit der Ablenkung und so) nicht mal ansatzweise löst. Und was war da noch mit der Entführung ?
Nee, das war ein Satz mit X, da ist der Zorn der Vorlagenfangruppe mehr als verständlich. Ein Romanautor, das DAS seinen Lesern anbieten würde, wäre wohl kaum auf die Zahl der Bücher des Herrn Beckett gekommen. Für den ersten Teilfall maximal
3,5/10 - der zweite beginnt zwar auch wieder durchaus atmosphärisch (Schauplatz Hebriden), aber ich bin ja gewarnt....
Hätte sich die Mini-Serie ,,Expats" (2023) woanders als in Hongkong entfaltet, hätte ich sie mir in Anbetracht der Materie sowie des Überangebots an Serien heutzutage vermutlich nicht angesehen – doch habe ich vor ein paar Wochen eben jene chinesische Sonderverwaltungszone besucht und hat es mir dort sehr gefallen, so dass ich mich dann doch gern an diese sechs Episoden heranbegeben habe, welche übrigens (mit Ausnahme der letzten) jeweils nach einem Stadtteil der Millionenmetropole benannt sind...
Nachdem Nicole Kidman auf den zugrunde liegenden Roman ,,the Expatriates" (2016) von Janice Y. K. Lee aufmerksam geworden war, war sie mit jenem an Lulu Wang (,,the Farewell") herangetreten – wonach beide das Projekt schließlich gemeinsam realisiert hatten: Kidman als Produzentin sowie eine der Hauptdarstellerinnen, Wang als Stoff-Entwicklerin, Co-Autorin und Regisseurin aller Folgen. Die Dreharbeiten fanden (zum Teil mit Sondergenehmigungen während der Covid-19-Pandemie) 2021 ,,on Location" statt...
Die Geschichte wirft einen Blick auf das Persönliche und Berufliche mehrerer Auswanderer, die in Hongkong arbeiten und leben – u.a. auf verschiedene Wohlhabende und ihre Angestellten; jeweils inklusive ihrer Familien; jeweils aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen. Innerhalb dieses Geflechts an Menschen/Protagonisten geht es dabei um Themen wie Einsamkeit in der Fremde, Arten von Verlust (wie etwa den eines Kindes) sowie um so manch andere Belastung, die das Leben dort so mit sich bringt...
Handwerklich hochwertig in Szene gesetzt, profitiert dieses Drama von seiner feinen Besetzung, zu der neben Kidman u.a. noch Brian Tee, Sarayu Blue, Yoo Ji-young und Jack Huston gehören. Mit den weiblichen Charakteren im Mittelpunkt stehend, wird im Zuge der Vermittlung der ,,Innenleben" der Personen auf unaufdringliche Weise eine gefühlvolle Stimmung erzeugt und gibt es generell eine Reihe sowohl fein arrangierter als auch psychologisch überzeugend konzipierter Momente zu verzeichnen...
Das Tempo ist ruhig, einige Plot-Stränge ,,nehmen einen besser mit" als andere, die ,,Atmosphäre" der Stadt ist spürbar, die Performances/Emotionen sind des Öfteren kraftvoll ,,roh" und die Ambivalenz so einiger Inhalte weiß zu gefallen. Zu erwähnten ist noch, dass EP5 in Spielfilmlänge daherkommt und sich ,,am Rande" mit den Massenprotesten beschäftigt, die 2019/20 gegen die chinesische Regierung abgehalten wurden: Keineswegs unkontrovers – weshalb die Serie auch nicht in Hongkong verfügbar ist...
6/10
,,Troppo" ist eine amerikanisch-australische Krimi-Serie, sich in Queensland entfaltet sowie lose auf der bekannten ,,Crimson Lake"-Buchreihe von Candice Fox basiert. Erzählt wird die Geschichte des Ex-Polizisten Ted Conkaffey (Thomas Jane), der beschuldigt wurde, ein Kind entführt und missbraucht zu haben – aus Mangel an Beweisen aber nicht verurteilt wurde; weshalb er nun (da es kein Freispruch war) sozusagen als ,,gebrandmarkt" gilt sowie dadurch seine Karriere und Ehe in die Brüche gegangen ist. Als er in ein kleines Städtchen im Hinterland reist (um allein zu sein, zu trinken etc.), trifft er zufällig auf Amanda (Nicole Chamoun) – ihres Zeichens eine junge Frau, die in ihrer Jugend eine Mitschülerin getötet hatte und seit ihrer Entlassung aus dem Gefängnis von den meisten Bewohnern entsprechend ,,unfreundlich" behandelt wird. Sich inzwischen als Tätowiererin und Privatermittlerin durchs Leben schlagend, wendet sie sich an Conkaffey, da sie seine Expertise/Erfahrung bei einem aktuellen Fall benötigt. Widerwillig lässt er sich darauf ein...
Season 1 (8 Folgen, 2022) beleuchtet die aufgewühlten Seelenleben der beiden zentralen Protagonisten und bewegt sich parallel dazu entlang dreier zentraler Plotstränge: Conkaffey schaut sich die Umstände der von Amanda damals begangenen Tat noch einmal genauer an, es wird der Frage nachgegangen, was dahinter steckt, dass ein Mann vor den Augen diverser Zeugen in einen Fluss gesprungen ist und daraufhin prompt von einem Krokodil gefressen wurde (Selbstmord, Drogen oder Zwang?) – und schließlich wird noch der mysteriöse Tod eines südkoreanischen Wissenschaftlers untersucht, der für ein aufstrebendes Biotech-Unternehmen der Region gearbeitet hat (seine Familie ist es, die Amanda und Conkaffey beauftragt, da sie den örtlichen Cops nur bedingt traut). Das alles und noch mehr – wie z.B. die ,,Verstrickungen" eines lokalen Polizisten sowie der Schmuggel von Schlangen und der illegale Verkauf ihres Gifts als Droge – wird ordentlich innerhalb der Handlung zusammengewoben sowie im Laufe der Staffel zu einem ordentlichen Abschluss gebracht...
,,Troppo" (S1) ist im Grunde relativ konventionelle Genre-Kost – die aber zumindest hier in unseren Breitengraden den Vorteil hat, dass man nicht allzu oft australische Krimi-Serien zu sehen bekommt: Die speziellen Landschaften, Tierchen und Eigenheiten der Aussies sind halt nicht mit Schauplätzen in Europa oder den USA vergleichbar. Ich habe die Serie in erster Linie geschaut, da ich mich gern an meine Urlaubszeit dort zurückerinnere und Werke aus ,,Down Under" seit jeher mag. Nunja, jedenfalls machen Thomas Jane und Nicole Chamoun ihre Sache jeweils prima – in einem Nebenpart ist außerdem noch Radha Mitchell mit von der Partie. Die Charakterzeichnungen gehen in Ordnung und die Entwicklungen sind nicht zu vorhersehbar; weisen mitunter auch einzelne ansprechende Facetten auf. Zwar hätte man die 8 Folgen durchaus auf 7 straffen können – also weniger ruhige Momente zugunsten ,,dichterer Spannung" – doch gelangweilt habe ich mich nie. Kurzum: Eine bodenständig-solide Serie mit einem netten Ermittler-Duo – aktuell bei ,,Freevee" verfügbar...
5/10
Ich amüsiere mit aktuell ganz vortrefflich mit der französischen Serie Call my Agent, deren Format ein halbes Dutzend mal auf der Welt aufgegriffen wurde, aber nur in Frankreich vier Staffeln erreichte.
Es geht um eine Pariser Künstleragentur, die verschiedenste Klienten aus Theater, TV und Film vertritt und sich gegen Konkurrenz zur Wehr setzt, aber gleichzeitig an den verschiedensten Macken, Unsicherheiten und Empfindlichkeiten ihrer Kunden herumlaboriert. Allerdings sind auch die Angestellten, Agenten wie Assistenten ein schräger Haufen, der nicht immer alles im Leben besonders im Griff hat, aber meistens alles gibt, damit die Kunden zufrieden sind und man sie in der Firma halten kann.
Der besondere Kniff an der Serie ist, dass sie in jeder Folge 1-2 Klienten haben, die sich selbst spielen, also tatsächliche Schauspieler unter ihrem richtigen Namen, die im Fokus je einer Episode stehen. Was mit für uns eher Unbekannten anfängt, wird dann immer prominenter, von Lea Seydoux über Christopher Lambert zu Isabelle Adjani, Jean Reno und Juliette Binoche, die sich auch nicht immer ganz so bierernst, aber doch erfrischend edgy nehmen.
Das Ganze ist zwar ein Drama, fällt aber relativ komisch aus und versucht, die Licht- und Schattenseiten gleichzeitig zu beleuchten. Mir gefällts bisher ganz großartig. (so 7,5-8/10) (Call my Agent läuft aktuell bei Netflix.)
Furies (Netflix)
Female Empowered Gangsterserie Nr. weißnichtwieviel oder weibliche(r) John Wick(s) ? Am ehesten von beiden ein wenig.
Ganz ehrlich, warum Gangsterorganisationen aktuell hauptsächlich als mystisch aufgeladene Nibelungentruppen samt Heldenklassen wie aus dem Rollenspiel und - hier - sogar einem (u.a. Gold-)Schatz auf Rädern rüberkommen müssen, erschließt sich mir nicht so ganz. Aber jede TV-Zeit bekommt, was sie verdient, auch wenn das durchaus tief blicken lässt.
Die leichten Bauchschmerzen bei der Ausgangsposition mal außen vor - das hat man (ich) aber schon schlechter gesehen. Am grundlegenden Problem dieser Serien, dass immer dann, wenn mal kein Blut fließt, Menschen rituell abgemurkst werden oder sonst was Schräges passiert, leichte Langeweile einzieht, kommt man auch hier nicht vorbei. Dafür ist die Handlung einfach zu hergeholt, das Personal zu abgedreht und die Dialoge auch nicht unbedingt oscarwürdig. Aber immerhin: Die leichten dramaturgischen Untiefen lassen sich im wesentlichen auf ein paar Folgen in der Mitte eingrenzen, das ist mir allemal lieber als "stark anfangen, dann stark nachlassen".
Konkret machen die Episoden 1, 7 und 8 richtig Laune, da ist ordentlich was los auf dem Schirm und ganz am Ende kommt sogar so etwas wie Spannung auf. Schön auch, dass das nicht zu knapp angehäufte Personal im Finale noch komplett dabei ist und sogar was zu tun bekommt - und beim "Cliffhanger", wenn man den Schluss mal so nennen darf, habe ich dann mal wirklich laut gelacht. Die zwei Powerfrauen in den Hauptrollen machen das ordentlich, ansonsten war der "Lover-Killer" noch eine ganz coole Figur, den Rest - vor allem die "Bösen" - sind dagegen heftige Schablonen ohne viel Eigenleben.
In der Summe o.k., und falls verlängert, durchaus ein Kandidat zum Weitersehen. Knapp 7/10.
Supersex (Netflix)
Braucht die Welt wirklich eine Bio-Serie über Rocco Siffredi, den großen Mimen mit dem kleinen Dings (oder war das eher umgekehrt) ?. Sehr streitbare Frage, zumal man wirklich viel über den Menschen hinter dem Schw ... pardon Gesicht auch nach Ansicht der Serie nicht weiß. Und das, obwohl (oder weil?) das Projekt den Segen des realen Maestro hat (und mit einem Kurzauftritt geadelt wird). Vielleicht sind deshalb einige Dinge geschönt oder weggelassen - die spätere Ehefrau etwa, mit der er anfänglich noch gemeinsam Pornos drehte, oder eine Auseinandersetzung mit den grenzwertigen Sexpraktiken, die in den meisten der - zumindest späteren - RS-Werke dominieren. Was vielleicht aber auch daran liegt, dass die Serie lieber in Jugend des Hauptdarstellers und dem "Golden Age" der Pornographie verweilt, wo die Dinger noch Handlung hatten und manchmal sogar Kostüme.
An Hauptdarsteller Borghi gab es einige Kritik, wobei sich schon die Frage stellt, ob es dem eher an Charisma oder an ein paar Zentimetern im entscheidenden Sektor mangelt. Generell geizt die Serie nicht mit Nacktheit, den Eindruck, am Set eines realen Pornos zu sein, gewinnt man aber trotzdem nie wirklich, dafür sind einige Szenen zu prüde und andere zu sagen wir mal gelackt - ob man das als Nachteil werten mag, überlasse ich jedem selbst.
Auch die Endwertung ist in dem Fall vielleicht wirklich subjektiv und hängt auch am persönlichen Verhältnis zur Pornoszene. Ich werfe mal 5/10 in den Raum für eine Serie, die nicht komplett "falsch" ist, bei der aber auch sehr wenig wirklich herausragt - nicht einmal der "kleine" Freund der Hauptfigur.
Sugar (Apple TV+)
Das mal als ein etwas erweiterter "first look", weil da eigentlich schon gut Halbzeit ist, bei der Serie. Genug jedenfalls, um da Stärken und Schwächen einschätzen zu können, denke ich.
Also: Eine Neo-Noir-Serie mit Top-Cast ist bei mir jedenfalls durchaus an der richtigen Adresse. Mit Farrell in guter Form und mit richtiger deutscher Stimme sowie den drolligen Original-Filmszenen von S/W-Klassikern wie "Big Heat" jeweils als Spiegel der Handlung oder des Innenlebens der Hauptfigur macht das schon mal ganz ordentlich Laune zum Einstieg.
Die gut 30-minütigen Folgen sind auch fix konsumiert, aber speziell in der wöchentlichen Darreichungsform gerät man trotzdem irgendwann an die Grenze von Gedächtnis und Plotverständnis - an Haupt- und Nebenfiguren, Wendungen und falschen Fährten ist jedenfalls kein Mangel. Und pro Folge gibt es durchaus auch eine kleine Spannungspitze, meist aus der Abteilung "kommt Sugar noch rechtzeitig zur Verhinderung von irgendwas Üblem?". Kann man so machen, auch wenn die "großen Schauwerte" ansonsten ausbleiben. Und noch ein bisschen Gemecker - mit der intellektuellen Omnipotzenz der Hauptfigur hat man es auch ein wenig übertrieben, der kommt mit seinen Sprachkenntnissen zT rüber wie Jack Reacher für die oberen Zehntausend.
Insgesamt vielleicht ein Fall für "Abwarten und dann Durchbingen", aber auch bei anderweitigem Konsumverhalten durchaus ansehnlich - bis hierhin mindestens 7,5/10.
Them: The Scare (Amazon)
Staffel 2 kommt erwartungsgemäß als Anthologieserie mit zumindest in der Hauptrolle gleichem Cast, aber völlig neuem Thema und einer MINISPOILER ! Minimalverbindung zu Season 1 ganz am Ende MINISPOILER ENDE.
Ich meine düster, die erste Staffel gedämpft positiv beurteilt zu haben (den Thread habe ich nicht mehr gefunden..), bei dem Eindruck würde ich auch hier bleiben. Stilistisch zerfällt das in zwei Teile mit dem immerhin ganz gut geglückten Versuch, die am Ende zu verbinden: Der Anfang ist eher Korruptions- und Rassismusdrama mit ein paar Horroreinsprengseln, bevor so ab Folge 5 oder 6 die Horrorelemente zu- und fast überhand nehmen. Sofern man wie ich die Machart "Horrorfilm mit Arthauselementen" dem umgekehrten Fall klar vorzieht, kann man mit der Anordung gut leben - der alte Grundsatz mit den Schweinen, die am Ende fett sein sollten, wird mittlerweile einfach zu oft ignoiert. Ich erwähne dabei auch noch mal ausdrücklich die letzte Folge, die von Horrorguru Ti West inszeniert wurde, der im Rahmen der eh kurzen Einzelfolgen dankenswerterweise auf gewohnte Manierismen und seine langen "passiert gar nix"-Passagen verzichtet. Ganz ehrlich, die Episode hat Tempo, Spannung und eine angemessene Dosis des im Titel versprochenen Schreckens und gehört im Bereich "Horror im TV" zum Besten der letzten Jahre, insbesondere im Vergleich zu den imho leicht überschätzten Werken des Herrn Flanagan.
Optisch mit klarer Zielrichtung "1990er", ohne für das Zeitkolorit budgetseitig in die Vollen zu gehen, da sieht der im Ansatz nicht unähnliche "Eric" zT besser aus. Auch für Hauptdarstellerin Ayorinde werde ich aufgrund des von ihr gepflegten Einheitsgesichtsausdrucks "schwer gestresst" keinen Fanclub gründen, aber Ausstrahlung und Bildschirmpräsenz hat die ohne Frage.
In der Summe aber klar auf der positiven Seite: 7,5/10.
Sugar (Apple TV)
O.k, das war echt schlechtes Timing im Vorpost: Kurz vor "DEM" Twist des Jahres - Tip: Internetrauschen ignorieren - meinen "Halbzeiteindruck" mitsamt Verweis auf so ein paar merkwürdige Elemente wie die Sprachkenntnisse des Protagonisten loszuwerden.
Und, macht das die Serie nun schlechter oder besser? Keine Ahnung - wahrscheinlich weder noch. Immerhin kann ich die meisten der oben angemahnten "Ungereimtheiten" gleich wieder einkassieren, mit DEM Hintergrund kann man Sinnfrage bezüglich einzelner Szenen oder der gesamten Person des John Sugar komplett in die Tonne treten.
Am Ende fand ich die Sache trotz des letztlich spinnerten, aber nie langweiligen Plots ansehbar, die letzten Szenen sind sogar durchaus stimmungsvoll. Technisch appletypisch sowieso kompetent - also: "Normale" Serien gibt es eh genug, warum nicht mal was anderes ? 7/10.
Dark Matter - Der Zeitenläufer (Apple TV)
Klar, auch die ist noch nicht komplett durch, vielleicht stellt sich am Ende da irgendwie heraus, dass das Ganze einen Traum im Gehirn einer Ameise darstellt und ich kann meine "Vorabkritik" wieder einstampfen. Aber bis dahin juckt es mich doch, auch ein bisschen positiven Buzz zu erzeugen - Apple entpuppt sich hier wie in anderen Fällen durchaus als der angestrebte Leuchtturm des Prinzips "Qualität vor Quantität", auch wenn mir nicht alles so gut gefällt wie der Kritikerschnitt nahelegt (Silo, etwa..).
Thematisch ist das schon der dritte oder vierte Versuch mit Parallelwelten und Selbstbegegnungen der letzten Zeit - aber wahrscheinlich auch der beste. Gerade weil man auf eine allzu massive Dosis "Scheinrätsel" verzichtet, Konzept und grundlegende Handlung liegen von Anfang an (also grob ab Folge 2) auf dem Tisch, da wird keine Erwartungshaltung aufgebaut, die letztlich doch nur enttäuscht werden kann.
Bis dahin gibt es ein paar optische Highlights in Form schön gemachter "Drittwelten" sowie die Kernhandlung um die Hauptfigur Version 1 und Version 2. Das weckt Interesse, auch wenn kritisch anzumerken ist, dass Hauptdarsteller Edgerton die für mich einen Tick zu ähnlich anlegt. Aber vielleicht ist das Teil der Message, das "eher gut" und "eher böse" im Leben eines Menschen letztlich nur ein paar winzige Mosaiksteine voneinander entfernt legen.
In einer Zeit, in der Disney immer den gleichen Mampf heraushaut, durchaus eine angenehme Abwechslung - in einer ehrlicherweise nicht zu hochklassigen Konkurrenz um die beste neue gestartete SF-Serie der letzten Jahre weit vorne (also die mittlerweile beendeten Veteranen wie Westworld, zu denen ich gleich noch was sage, außen vor. ) Bis kurz vor Schluss mal glatt 8/10.
Und, weil ich einfach keine Lust dafür jetzt gleich drei Threads hochzuholen, noch mal ein Kurzüberblick über die Finale dreier eigentlich toller SF-Serien der letzten Jahren, zu denen ich mich aus verschiedenen Gründen erst jetzt aufraffen konnte, vor allem weil das Netz raunte, dass die allesamt nicht zu ruhmreich enden.
"Raised by Wolves" bringt auch in Staffel 2 einige interessante bis klasse Szenen, ohne dass man erkennen könnte, was da wirklich als Konzept hintersteckt. Umso ärgerlicher das Ende, das mit "Cliffhanger" schon nicht mehr ansatzweise umschrieben ist - früher hätte man so eine Unverschämtheit schlicht als Filmriss bezeichnet, dafür eine eigentlich unverdiente 4/10 wegen grober Publikumsverar....
"Westworld" ist der glatt umgekehrte Fall - mit dem Cliffhanger wollte man wohl eine finale Staffel im Setting der ersten, also in der Westernstadt vorbereiten. Letztlich ist das nach dem ganzen Weltuntergangskram, den man zwischenzeitlich angehäuft hatte, aber komplett lächerlich und insofern auch kein großer Verlust, dass die nicht stattfindet. Trotz ein paar gewohnt starker Setpieces und der aufwändigen Optik muss ich aber auch sagen, dass S4 ein riesiges Kuddelmuddel ist auf drölfzig Zeitebenen, mit ständig unerklärten Wiederauferstehungen und mit einem halben Dutzend Figuren, die "Fädenzieher" des Ganzen sein könnten, aber bei denen man keine Sekunde weiß, was die wirklich planen. Leider nur 5/10 zum Abschluss für die ambitionierteste SF-Serie der 2000er.
Und "The Expanse" - hier wusste man von dem nahen Ende, konnte der Versuchung trotzdem nicht widerstehen, da in eh viel zu kurzen 6 Folgen noch reichlich Zeug aus den Folgebüchern anzutexten, die den Schirm wahrscheinlich nie erreichen werden. Doppelfail, kann ich da nur sagen, denn das Kerngeschehen wirkt gehetzt und wird figurenseitig weitgehend unbefriedigend aufgelöst. Die Finalschlacht ist toll, aber bestärkt nur das zwiespältige Gefühl, das am Ende der unstreitg besten Weltraumserie der letzten Jahrzehnte steht. Leider ohne Wertung, weil das zu weh täte...
Bei ,,Yellowjackets" handelt es sich um eine dramatische Mystery-Thriller-Serie aus dem Hause ,,Showtime": 1996 stürzt ein Flugzeug mit einer weiblichen High-School-Fußballmannschaft an Bord irgendwo in den Bergen ab – worauf es am Ende 18 Monate dauert, bis die (wenigen) Überlebenden gefunden werden können. Parallel zu dem, was sie in der Zeit durchmachen mussten, gibt es überdies einen zweiten Handlungsstrang, der sich im Jahr 2021 entfaltet und vier der Frauen in gewisse ,,Verstrickungen" geraten lässt, die ich an dieser Stelle aber nicht spoilern werde...
Quasi William Golding´s ,,Lord of the Flies" trifft ,,Lost"* (*nur realistischer und brutaler), besteht Season 1 aus 10 Folgen von jeweils knapp unter einer Stunde Laufzeit. Zusätzlich mit ein paar humorigen Situationen und einigen nicht zaghaften Horror-Elementen angereichert, schwankt der ,,Ton" häufig relativ rasch, gibt es reizvolle Entwicklungen und Offenbarungen und liegt der Fokus nicht unwesentlich auf Freundschaften, Allianzen, Survival und Trauma-Verarbeitung. Ein gewisser ,,übernatürlicher Einschlag" ist ebenfalls zu verzeichnen – allerdings nicht vordergründig-konkret, eher ,,mystisch"...
Darstellerisch überzeugt die Serie mit guten Performances – in erster Linie von Melanie Lynskey, Christina Ricci, Juliette Lewis und Tawny Cypress in der ,,Gegenwart" sowie Sophie Thatcher, Ella Purnell, Courtney Eaton und Sophie Nélisse 1996. Die 2021er Zeitebene ist die dramatisch komplexere – doch empfand ich jene mit den Mädels als die reizvollere, u.a. da mir die Figuren/Persönlichen und ,,Dynamiken" in jenen Abschnitten mehr zusagten. Ab und an hätte ich mir leichte ,,Straffungen" gewünscht – doch waren diese Phasen bloß auf bestimmte Momente begrenzt...
Die ersten und letzten beiden Folgen (u.a. von Karyn Kusama und Eduardo Sánchez in Szene gesetzt) haben mir am meisten gefallen, die zu hörenden '90er-Jahre-Songs sind super – ebenso wie der finale Cliffhanger – das Storytelling ist durchaus geschickt und die ,,düster-tiefen Abgründe", welche angedeutet sowie nach und nach preisgeben werden, haben mein Interesse in Richtung der nächsten Staffeln definitiv angeheizt – zumal einem die Charaktere nicht ,,egal" sind. Die Macher müssen es nur hinbekommen, einen festen Kurs beizubehalten, so dass kein zweites ,,Lost"-Fiasko draus wird...
7,5/10
The Acolyte (Disney+)
Kein eigener Thread ? - dann muss ich mich also hier auskotzen.
O.K., Scherz, so schlimm wird es nicht. Aber wenn Disney den Zeitgeist jetzt (auch und gleich ziemlich massiv) auf Star Wars loslässt, ist schon Redebedarf. Eine lesbische Producerin, ein hoch diverser Cast, inhaltlich aufgezogen als Konflikt zwischen dem traditionell uneingeschränkt positiv konnotierten Jedi-Orden, der hier aber als Mischung aus kanadischen Kinderdieben der 1950er und katholischer Kirche zu Inquisitionszeiten rüberkommt, versus eine Art feministisch-lesbischer Community / Hexenzirkel, das muss man alles erst mal schlucken. Und wie bei Star Trek gilt: So klar es ist, dass die "Zukunft" sich kaum nach unseren sexuellen Regeln richten wird, so wenig macht das Sinn, wenn sexuelle Diversität in oder über eine Serie gestülpt wird, in der das Wort "Sex" nie ausgesprochen geschweige denn dieser gezeigt oder auch nur angedeutet wurde (außer halt, dass da irgendwann meist undankbarer Nachwuchs auftaucht).
Lassen wir das mal ein Augenblick außen vor und versuchen, das mal auf seine Qualitäten im Rahmen des SW-Serienuniversums abzuklopfen. Als "relativ" kleine Star-Wars- Story ohne gewaltige intergalaktische Bedrohungen oder Überfinsterlinge mit Riesenraumschiffen ist das bei mir "eigentlich" willkommen. Die Schauplätze lassen die Vermutung zu, dass da ein wenig Geld gespart werden musste - relativ wenig Statisten allerorten, kaum Weltraumszenen, und dieser Waldplanet sieht nicht wirklich echt aus. Immerhin ein nettes Wiedersehen gibt es im Locationbereich, und generell hat der Background mit den verfallenen Rittersitzen im Kontrast zum Metropolplaneten Coruscant durchaus Stil und sorgt für Atmosphäre. Als Actionhighlights gibt es neben den obligatorischen Laserschwertkämpfen (solide, aber nix besonderes) diesmal auch ein bisschen waffenloses "Jedi-Kung-Fu", mal was anderes, obwohl da nicht jeder Darsteller so gut bei rüberkommt wie Matrix-Veteranin Carrie-Anne Moss.
Das mal zur Habenseite. Weniger schön: Trotz mal wieder eher kurzer 8 Folgen a gut 30 Minuten mit reichlich Vor- und Nachspann schleichen sich Längen ein, und man hat sogar noch Zeit für zwei eigentlich überflüssige und fast inhaltsgleiche Rückblendenfolgen. Abgesehen davon, dass Rückblicke zu Lucas Zeiten noch völlig tabu waren - die beiden sind wirlich, wirklich zäh und im bisherigen Star Wars-Serienverse echte Tiefpunkte. Und noch ein Novum eher in negativer Hinsicht: Die Sache mit dem
großen Jedi-Gemetzel in Folge 5 ist unschön, besonderes weil da letzlich Kinder aka "Padawans" in einen aussichtslosen Kampf geschickt werden -
noch so ein Versuch, den Jedi moralisch ans Bein zu pinkeln ?
Insgesamt eine unnötig modernistische und in reichlich Details fragwürde Fußnote zur Jedigeschichte, die auch ohne große Setpieces zwar zT ganz ordentlich Star Wars-Feeling transportiert, aber generell zu viele falsche Töne anschlägt. Immerhin: Der "Fährtensucher" ist wirklich drollig. Auch deshalb mit etwas Wohlwollen dann noch
5,5/10 insgesamt.
Supacell (Netflix)
Netflix so "Lass uns mal was mit schwarzen Superhelden, aus`er Londoner Vorstadt, ein paar Kriminelle, ansonsten halt so Typen wie Du und ich. Die sich erst noch finden müssen, um gemeinsam einen Superbösen zu plätten. Hatten wir noch nie, ist doch total zeitgemäß.". Und ich so "Und was ist mit Misfits? Oder Heroes??".
Jo, alles schon mal da gewesen. Dazu genommen, dass hinter dem Projekt ein Typ namens "Rapman" steht, der auch ein, zwei (zum Glück kurze) Musikstücke beträgt, stand das ganze bei mir hochgradig auf Bewährung (also: mal eine Folge antesten, und dann notfalls abbrechen). Aber sieh an: Letztlich doch drangeblieben. Warum? Weil das bewährte Muster trotz alledem trägt. Weil die Spannungsschraube inclusive ein paar Verschwörungen im Hintergrund langsam, aber sauber angezogen wird. Weil die Typen trotz ein paar Vorbehalten ganz interessant gezeichnet sind (sage ich gleich noch was dazu) Und weil die drei oder vier Standoffs "gute Supis gegen böse Supis" (oder auch mal "Gangs ohne Power gegen Gangs mit Power") ganz vernünftig inszeniert sind, so ein bisschen im Stil der frühen X-Men-Filme (also sich in einer Reihe gegenüber aufstellen und dann irgendwas superpowriges aufführen, so wie Blitze aus den Händen, man kennt das). Die ganz großen Highlights sind diese Showdowns zwar nicht (am besten ist noch der vermutlich budgetbedingt nur kurz angedeutete in der "Zukunft", der hat was angenehm apokalyptisches), aber sie halten die Kiste am Laufen, bis zum brauchbaren Finale, mit einer Miniüberraschung und einem soliden Cliffhanger.
Das als "All-Black-Serie" aufzuziehen, ist dagegen eine streitbare Entscheidung, zumal die Figurenzeichnung von den Gangs vielleicht abgesehen auch genausogut einen weißen Vorort wiederspiegeln könnte (Mittelklassefamily mit BMW, Kleingangster, Working Class, die Dealer-Gangs), oder kurz gesagt: Das Figurenangebot bei den erwähnten Misfits war zumindert am Anfang klar interessanter. Trotz alledem: Ganz solider Auftakt, für die eher knapp getimten 6 Folgen auch in der Hoffnung auf die notwendige Fortsetzung dann mal
7/10Und noch mal eine so ein Blick "nebenher" - wer mal ein paar Tage krank ist und die Zeit mit eher wenig Tiefgründigem vertreiben will, kommt kaum an "
The Rookie" vorbei. Allein auf ZDFNeo 73 (!) Ausstrahlungen in 21 Tagen (mal einen Autotimer gesetzt), dazu verfügbar bei Wow, Disney+ und sicher noch anderen Streamern. Ja, das ist irgendwo Fernsehen aus einer anderen Zeit, aber wer sich mal ein paar Folgen rausgepickt hat (Einstiegspunkt spielt keine große Rolle), bleibt auch meistens dran. Eigentlich ist da alles drin, was für ein bisschen Ablenkung notwendig ist - kernig-sympathische Charaktere, etwas (für eine Nachmittagsausstrahlung im ZDF sogar relativ ruppige) Action, die heute übliche Mischung aus in der Mehrzahl in einer Folge abgeschlossenen Plots und ein klein bisschen durchgehende Elemente. Leben muss man mit viel "Cop-Romantik" - die Jungs und Mädels in Blau haben eigentlich immer recht, kommen immer rechtzeitig, bewähren sich auch schon am ersten Tag auf ihrer ersten Streifenfahrt. Ein paar Problemcops kommen wohl irgendwann auch mal dazu (u.a. Ex-Supi Brandon Routh), aber der Handlungsstrang fehlt mir aktuell noch. Kleiner Highlight-Tip: Das Finale von Staffel 5 ist zwar Quatsch pur (Maskenmänner vs. Cops), aber action- und temposeitig so ziemlich das aufregendste, was ich seit langem aus dem Bereich US-TV abseits der Streamer gesehen habe (die Auflöungsfolge 6.1, derzeit nur bei Wow, muss dann notgedrungen leicht enttäuschen). An dieser Stelle keine Endnote (dazu fehlt mir noch zu viel), aber als "Reinkucktip" durchaus im Bereich
6-7/10.
,,
Skywalkers: A Love Story" (2024) hat mich von Anfang bis Ende gepackt und bestens unterhalten – denn diese knapp 100 Minuten präsentieren einem u.a. intensive Gefühle, beeindruckende Körperbeherrschung, Risikobereitschaft, Architektur, Städteaufnahmen und (Foto/Video)-Kunst innerhalb einer Kombination aus einem ,,Thriller" über kriminelle Aktivitäten, einem spannenden ,,Heist-Movie", einem interessanten Social-Media-Persönlichkeiten-Portrait und einer bewegenden Romanze... durchsetzt mit allerlei Aktivitäten in schwindelerregender Höhe, welche die Ereignisse in dem Film ,,Fall" weit, weit in den Schatten stellen... und das
in Echt, denn bei dem Werk handelt es sich keineswegs um ein fiktives, sondern um eine Doku aus dem Hause ,,Netflix", bei der die beiden jungen russischen ,,Rooftopper" Angela Nikolau und Vanya Beerkus im Mittelpunkt stehen...
Die Regisseure Jeff Zimbalist und Maria Bukhonina konnten auf viele Jahre an Bildmaterial zurückgreifen – aus dem Privatleben des Paares, von ihren Vorbereitungen auf den jeweils nächsten ,,Climb" sowie der Durchführungen der extrem riskanten Aktionen. Rasch werden sie einem sympathisch (Angela gegenüber hätte ich wohl auch mindestens einen ,,Crush" entwickelt, hätte ich sie persönlich gekannt) – und so begleiten wir sie im Zuge ihrer Beziehung sowie menschlichen und professionellen Entwicklung. Ihr großes Ziel – speziell nach dem Wegfall der Sponsoren-Gelder nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs: Als erstes den Neubau des Mega-Hochhauses ,,Merdeka 118" in Kuala Lupur erklimmen... und dort oben dann gar noch ein spektakuläres ,,i-Tüpfelchen" draufsetzen...
Man kann über die ,,Rooftopper" denken, was man will – und ja, man sieht auch zwei kurze Aufnahmen, in denen welche in den Tod stürzen – aber was Angela und Vanya geschafft und erlebt haben, ist einfach beeindruckend (manche Images und Momente verschlagen einem förmlich den Atem). Es gibt auch Streit und Panikattacken in luftiger Höhe, Fluchtbemühungen vor Sicherheitsleuten sowie (bei aller Planung) unerwartete Herausforderungen – stets von ihren HD-Kameras festgehalten. Toll bebildert und ein feines Pacing aufweisend, ist die Doku hochwertig und effektiv gestaltet worden. Würde es sich bei dem Gebotenen um einen Film handeln, wäre ich sehr zufrieden – doch da das Präsentierte
echt ist, bin ich wahrlich beeindruckt. Eine zentrale ,,Botschaft" Angelas und Vanyas kommt zwar nicht ganz rüber – alles andere aber schon...
knappe 9/10
Vikings Valhalla : Staffel 3 (Netflix)
So Freunde, jetzt ists vorbei mit der Wikingerschlachterei: inzwischen sind ja nicht nur Vikings, sondern auch "Last Kingdom" dahingegangen (bzw. wurden abgeschlossen) und so endet nun auch der Vikings-Nachklapp "Valhalla", der ja ein flottes Jahrhundert nach den anderen Serien spielt (so ca. 1025-1035).
Auch die letzten 8 Folgen boten wieder einen flotten Bilderbogen, inzwischen sind fast alle christianisiert und die Kirche hat den Daumen drauf, ansonsten gibt es wieder flotte Meucheleien und Ränkespiele in Dänemark, Norwegen und England. In der Abteilung historische Fakten kommt es hier zum Ende von Großkönig Knut und dessen Erbfolgeregleung leitet die längeren englischen Bruderkriege ein, das passiert halt, wenn man quer durch Europa mehrere Damen gerammelt hat.
Auf der fiktiven Seite findet die Story Leif Erikssen (ok, den gab es), Freydis aus Grönland und Königsaspirant Harald ihr Ende, das bedeutet viel Spaß: da wird Sizilien belagert und Harald scheitert in Konstantinopel als Kaiseraspirant, Freydis muss sich aus Jomsburg verdrücken und legt sich mit ihrem Daddy an und Leif macht den Indiana Jones und sucht den Weg nach Amerika, indem er überall in Europa nach Geheimwissen sucht.
Ist alles schön bunt und sehr sorgfältig gemacht, allerdings ziehen sich einige Stränge etwas und das führt dazu, dass man das interessanteste an der Historie, also den Bruderkrieg samt aller Intrigen, eigentlich gar nicht zu Gesicht bekommt, als es nämlich so langsam losgeht, ist die Staffel vorbei. Auch Freydis Familienfehde wird am Ende nicht mehr ganz aufgelöst und vermutlich wollten die Macher nicht noch einmal dafür sorgen, dass einige ihrer Helden in Amerika landen, also bleibt es beim Plan.
Alles in allem wieder gute Unterhaltung mit einigen flotten Anachronismen, die nächste Serie sollte dann am besten das Gestreite, Geschnetzel und die Invasion Englands von 1040-1066 umfassen, da ist noch Potential, wenn es nach mir ginge. Solide 7,5/10
Das Decameron (Netflix)
Ist immer lustig, wenn ich mit Spaß was anfange und 20 min später bei Netflix inside quasi brühwarm lese, es sei der größte Flop seit irgendwann und man habe die Serie schon im Vorfeld auf "limited series" und damit auf Miniserien-sofort-tot runtergestuft.
Ganz im Ernst: so schlecht ist "Decameron" nun wirklich nicht, da gibt es viel größeren Mist auf Big N zu sehen, der auch mehr Erfolg hat, aber es passt nicht ins Portfolio, da muss irgendwas bei der Planung falsch bewertet worden zu sein.
Ich hab die 8 Folgen jetzt durch und hab mich über vier Tage sehr gut amüsiert, auch wenn das Ganze natürlich weder hart an der Vorlage von 1353 noch irgendwo bei Pasolinis bekanntem Werk verortet ist.
Inhaltlich hält man sich an die Grundkonstellation: drei Männer und sieben Frauen fliehen vor der Pest 1348 aus Florenz in eine Villa auf dem Land. Im Buch werden da dann über 10 Tage 100 Geschichten erzählt, das findet hier nicht statt, allenfalls sind einige Handlungsstränge vielleicht aus den Geschichten übernommen. Tatsächlich endet die Serie damit, dass die Überlebenden anfangen sich Geschichten zu erzählen.
In der Presse las mal viel vom Monty Python Stil - und ja, wer auf eine satte Farce steht, die mit MP-ähnlichem Humor angereichert ist und wie britisches Boulevardtheater gespielt wird, hat hier einen field day, ich hab mich köstlich amüsiert.
Dabei fällt das Auge automatisch auf das hochkomische Stielaugengesicht von Tanja Reynolds, die schon als Lily Iglehart "Sex Education" zu einer Tentakelsexcomedy gerinnen ließ. Ihre Mimik ist elementar für die Comedy, aber die anderen lassen sich auch nicht bitten.
Inhaltlich ist das ein Status- und Liebesreigen, angereichert mit Macht- und Sexspielchen, gerinnt dann angesichts der vorrückenden Pest und marodierenden Söldnern zu einer teilweise tödlichen Tragikomödie rund um den Sinn des Daseins, immer kurz vor dem Absurden.
Wird vielen zu unfokussiert sein und führt eigentlich auch nicht wirklich irgendwo hin, aber der Weg, den die figuren hier nehmen ist eigentlich das Ziel, wobei nach der Hälfte der Zeit sehr plötzlich eine der Figuren kommentarfrei ausscheidet (stirbt), was den Ton ein wenig schief werden lässt, aber den Weg für die zweite Staffelhälfte (die ernster und philosophischer ist) frei macht.
Tatsächlich findet die Serie mit Folge 8 tatsächlich so etwas wie ein Ende, traut sich leider nicht soweit vor, ein zeitgemäßes oder satirisches Statement zum Stand der Dinge zu machen. Was bleibt, ist leichte Kost mit einigen Spitzen und diversen Lachern, angereichert (was auch schon fast wieder abgedroschen ist) zwischendurch mit modernen Rock-, Wave- und Popsongs zum zusätzlichen Soundtrack.
Mir hat es gefallen, aber ich kann verstehen, wenn das Publikum sagt: what's the point und das alles durchfallen lässt. Bei dem generischen Serienstoff, der inzwischen aus allen Richtungen für Netflix produziert wird, ist das aber eine erfrischende Abwechslung. 7/10
Blue Eye Samurai : Staffel 1 (Netflix)
(https://variety.com/wp-content/uploads/2023/10/BLUE_EYE_SAMURAI.manonhill.jpg?w=1000&h=563&crop=1)
Ein junger Kämpfer, der aufgrund seiner gemischtrassigen Herkunft und der damit verbundenen blauen Augen im Japan der Edo-Zeit seit seiner Kindheit ein Aussätziger ist, begibt sich auf einen Rachefeldzug, um seinen Erzeugern das Lebenslicht auszublasen. Mehrzahl deswegen, weil er nicht weiß, wer sein Vater ist und deswegen alle zur der Zeit in Japan vorhandenen 4 Weißen vorsorglich dran glauben sollen.
Die Prämisse klingt ziemlich doof, aber die Serie macht in ihren 8 Folgen eine Menge daraus. Ich weiß nicht, wie realitätsgetreu die Darstellung der damaligen Epoche ist, aber es WIRKT auf jeden Fall sehr realistisch. Es ist auch keinesfalls so, dass hier einfach nur Gemetzel auf Gemetzel folgt. Die Serie nimmt sich auch einiges an Zeit für die Figuren und schafft es so, eine sehr runde Geschichte zu erzählen, die ganz offensichtlich noch weitergehen soll.
Die Darstellung ist dabei klar auf ein erwachsenes Publikum ausgerichtet. Mal abgesehen von der hinreichend ausufernden Gewalt, ist die Inszenierung von Sexualität und deren Abgründen auch nicht gerade zurückhaltend. Die thematisierten gesellschaftlichen Hintergründe sind dem jüngeren Publikum jetzt auch nicht gerade große Unterhaltungsgaranten. Ich sag mal so - ich hatte kein Problem damit, meine 13jährige mit in Deadpool 3 zu nehmen, aber für das hier ist sie definitiv noch zu jung. Und nein, die Serie ist kein Gorefest, welches eine Abartigkeit an die nächste reiht. Es ist schlicht und ergreifend Unterhaltung für Erwachsene, frei nach dem Motto "Life sucks. Get a helmet".
Die technische Umsetzung ist Güteklasse 1a. Der Detailgrad ist schlicht atemberaubend. Obwohl klar als Anime stilisiert, vergisst man mitunter, dass man einen Zeichentrickfilm anschaut, so gut ist das alles gemacht.
Die Action ist ebenfalls hervorragend choreografiert und inszeniert. Allerdings besticht die Serie eben am meisten in ihren ruhigeren Szenen, wenn man die Arbeit der Künstler richtig in sich aufsaugen kann.
Perfekt Verpasst (Amazon Prime)
Deutsche Serien schaue ich eigentlich nur selten und deutsche Komödien sogar noch seltener, aber hier hab ich angesichts der Kritiken mal eine zögernde Ausnahme gemacht.
Aus nostalgischen Gründen also mal wieder die altgediente Paarung von Anke Engelke und Bastian Pastewka geschaut, für 8 Folgen sollte man das aushalten können.
Und ja - auch ohne Kenntnis der Sat1-RTL-Sitromcoms der letzten 30 Jahre - das Ergebnis ist ganz vergnüglich geworden, die Stars sind allerdings in die Jahre gekommen.
So trägt Pastewka jetzt 12-Tage-Bart zu seinem Krötenhals und bei Engelke merkt man angesichts ihrer Puttchen-Buchhändlerin-Gedächtnis-Frisur nur zu sehr, wie sich Visagisten allmählich auch an ihr abarbeiten - aber die Story von den beiden Königskindern (Sportartikelverkäufer sucht nicht, aber findet Buchhändlerin), die einander lange nicht finden, obwohl sie den fast gleichen Freundeskreis haben, funktioniert.
Der Witz ist einfach: sie begegnen sich nie - erst in der vorletzten Folge - rennen aber häufig knapp an sich vorbei oder erinnern sich wegen Drogen nicht mehr ans Gesicht zur Stimme.
Dazwischen tummeln sich vielerlei wilde Figuren, Engelkes genervte Verkäuferkollegin, der neu-schwule Großpapi, die polyamouröse ältere Tochter Pastewkas. Dazu kommt bei ihm noch eine gescheiterte Ehe, eine traumatisierte jüngere Tochter und ein Hund, der ihm am ersten Abend bei sich wegstirbt. Derweil hadert Engelke mit ihrer unzufriedenen Kodderschnauze und dem Literaturerfolg einer alten Bekannten, die inzwischen zur halben Erzfeindin stilisiert wird.
Am meisten profitieren wird von den flotten zusammen 240 Minuten vermutlich der Schauplatz Marburg, ein malerisches Örtchen, welches meist so alteingesessen-grün-sonnenbestrahlt-superclean daherkommt, wie es sonst nur "Bridgerton" mit dem London von 1815 durch CGI geschafft hat.
Nette Sache, leichte Feierabendkost, wenig Peinlichkeiten. 7/10
Perfekt verpasst hat mir Amazon auch mal ungefragt untergejubelt, nach dem Ende von "Jackpot". Jo, irgendwo mag ich den Pastewka ja (der Mitschnitt von dem Kölner Konzert, das aus seinem Krimipodcast entstanden ist, ist wirklich grandios), aber im TV spielt der halt irgendwie immer sich selbst. So gesehen war die "Pastewka"-Serie die perfekte Umgebung für ihn; hier in der (schönen) Kulisse von Marburg fand ich das eher selbstreferenziell und bis einschließlich Folge 2 wenig zielführend. Aber trotzdem ganz nett und sicher ein brauchbarer Lückenfüller.
Aber weswegen ich eigentlich hier bin:
Red Eye (Netflix)
Vom Streaming-Marktführer zugekaufter gradliniger Brit-Thriller, von der Fachkritik eher maßvoll begeistert aufgenommen, die statt dessen lieber Apples "Hijack" empfiehlt. Meine ganz unfachkritische Meinung: F... Euch und behaltet ihr den Elba, ich nehm den hier. Warum ? Ganz einfach, weil das ein mätzchenfreier, altmodischer Nägelkauer ist, wie ihn vorrang nur die Briten hinbekommen. Straff inszeniert, stimmungssteigernd in einem echten Flugzeug gedreht (habe ich gelesen), über gut getimte 6 Folgen längenfrei und mit genau so vielen Twists, das es einen auch nicht stört, dass die meisten vorhersehbar sind. Aber halt auch nicht alle.
Was den "Realismusfaktor" angeht, der mir Hijack zT verleidet hat: Ja - o.k, auch hier muss ich nicht alles glauben. Ein Flugzeug, das quasi zum fliegenden Leichenhaus wird, ohne (freiwillig) umzukehren? Nun gut, das wird politisch begründet, kann plausibel sein, oder auch nicht. Kleine Hunde in der Kabine? Gift im Essen, wo man es auch gleich ins Getränk schütten könnte? Tote, die innerhalb von wenigen Minuten im Flugzeug nicht nur getötet werden, sondern kurz davor auch noch gefoltert und verhört (Schreie, anyone?). Alles grenzwertig, aber nie komplett drüber. Und es ist und bleibt natürlich eher eine Thriller-/Krimifantasie als ein beinhart realitätsnaher Flugzeugfilm Marke "7500". Klar, das galt für Hijack irgendwo auch, aber der hat ständig so getan, als wäre müsste man den Quatsch mit dem Entführer-Einflüsterer wirklich glauben, die Attitüde fehlt hier erfreulicherweise komplett.
Also: Fans von "Night Agent" sollten einen Blick riskieren, die schöne alte Formel "Guter Typ+Nette UND toughe Lady gegen alle dunklen Mächte dieser Welt, incl. CIA, MIxy sowie vielleicht die Chinesen" feiert ein paar überraschende/erfreuliche Comebacks. Und Armitage geht sowieso immer.
Vermutlich abgeschlossen, schade eigentlich, davon würde ich auch noch eine Staffel nehmen, auch wenn da eigentlich nichts offen bleibt. 7,5/10.
Warrior (Wow)
Eine der Stiefkinder des modernen TV, mit Senderwechseln und Absetzungen/Doch-Verlängerungen. Gerade deshalb reizt es mich, da noch mal ein bisschen Werbung für zu machen, auch wenn nicht so viele "Wow" haben dürften und es selbst dort nicht durchgehend abrufbar ist.
Als Mischung aus "Kung-Fu"-Reboot, natürlich um Lichtjahre zeitgemäßer, mit der - zusammen mit "Gangs of London" - härtesten Action des aktuellen TV schon relativ speziell. Trotzdem gibt es wenige Serien, die politisch-"woke" Botschaften und knallharte Fights so gut unter einen Deckel bekommen haben. Manches mag streitbar sein; das Großaufgebot von "Bad White Men" - historisch sicher nicht völlig herbeifabuliert - kann und soll nach dem Willen der Macher natürlich Sympathie für die chinesischen Figuren erzeugen. Die bei ganz objektiver Betrachtung auch "nur" Verbrecher sind, Tongs und Gangs, Kriminelle in einem Land, das sie "eigentlich" vielleicht nicht mit ganz weit offenen Armen, aber immerhin ohne Wenn und Aber aufgenommen hat. Vielleicht konnten sie nicht anders, wurden von den Umständen in die Richtung getrieben - die Serie stellt das in den Raum und ich wage auch nicht komplett zu widersprechen. Aber trotzdem, so ein Geschmäckle bleibt..
Was nichts daran ändert, dass das für Actionfans einer der wenigen verbliebenen Kracher ist, harte, blutige Kämpfe mit Leuten, die das wirklich können (Taslim, vor allem) und das in angemessener Zahl und Timing pro Folge. Und im Gegensatz um Mohrhuhnschießen bei den späteren "Strike Back"-Staffeln von dem gleichen, mittlerweile abgewickelten Label "CineMaxx" sogar durchweg spannend, weil es halt auch um etwas geht und die Bösen nie nur Kanonenfutter sind. Wer danach sucht, wird auch einige Folgen finden, die hübsche Referenzen zu "Kung Fu" enthalten, dem entfernen Verwandten nach den "Writings of Bruce Lee".
Das vermutliche Ende mit Staffel 3 ist übrigens sagen wir mal "halb abgeschlossen", wenn es jetzt wie wohl feststeht doch nicht mehr weitergeht, kann man damit gut leben. 8/10, trotz ganz kleiner Bedenken gegen die "Message".
Terminator Zero (Netflix)
Also wieder Judgement Day, also wieder die Zukunft, und das auf ein paar Zeitebenen, die gar nicht mal so schlecht die Handlungsstränge zusammenführen. Auf der einen Seite das franchise-typische Katz und Maus-Spiel zwischen Terminator und Gejagten / Beschützern und andererseits der Dialog zwischen Programmierer und dessen Skynet-Konter-KI. Letzteres läuft auf so Meta-Pseudo-philosophischem Zeugs raus, das man "gerne" in Sci-Fi-Animes unterbringt, wird aber dann doch sehr zweckdienlich am Ende aufgelöst.
Viel interessanter waren dann die kleineren twists in den letzten beiden Folgen, wobei keiner soooo unvorhersehbar war. Kann man alles als weiterführende, aber doch eigenständige Geschichte im T-Universum mitnehmen, macht aber auch nicht so viel Neues draus, was ich eigentlich erhofft hatte; man bleibt im Großen und Ganzen der bekannten Formel treu.
Mal abwarten, ob es eine Fortsetzung geben wird.
6/10
Im Laufe des letzten Jahres gesehen, oft vor der Spätschicht noch 2 Folgen:
Hör mal, wer da hämmert: Die komplette Serie
(https://i.postimg.cc/D44sg4yS/IMG-20240907-125957.jpg) (https://postimg.cc/D44sg4yS)
Ich kann jede Folge mitsprechen, ich liebe jede einzelne Folge, einfach die beste Serie! ♥
Mehr Power! ARR! ARR! ARR! :happy2:
5/5
My Lady Jane (Amazon Prime)
Das Wichtigste vorneweg: kaum war die Serie endlich veröffentlicht, war sie von Prime auch schon gecancelt, das ging in wenigen Tagen.
Daher gibts nur 8 Folgen und ja, das Ende ist relativ offen - da hatte man sicherlich was für 3-4 Staffeln mit vor, denn schließlich basiert der Kokolores auf einer Buchserie.
Also: Jane Grey vs. Mary Tudor, Lizzibeth die Erste noch auf der Ersatzbank, die 1550er Jahre. Das Ganze aber nicht todernst, da ist Jane Grey immer gleich tot, sondern auf "Bridgerton" gemacht. Also mit Lachern und Trotteln und Karikaturen als Nebenfiguren. Die inzwischen etablierte Präsentation aller möglichen freunldichen Hauttöne hat man dort auch entnommen. Dazu natürlich reichlich Romantik und ein paar Bettszenen von sehr jungen, ordentlichen Darstellern.
Das könnte klappen, aber nein, wir mischen da noch eine Fantasykomponente rein: es gibt rein menschliche Briten (Veritaner) und Mischwesen (Ethyaner), die sich in ein Tier (aber nur ein bestimmtes jeder) verwandeln können.
Der Clou an der Sache ist keiner: natürlich herrscht britisichen KÖnigshaus Machtkampf galore und die Mischwesen müssen ganz dringend ausgerottet werden, weil...hab ich nicht verstanden, ist auf jeden Fall eine Methapher auf andere Religionskonfessionen und wer 10 Cents weiterdenkt ist dann auch beim LGBT+ Thema.
Das wiederum wird gar nicht richtig aufgedröselt, wieso es überhaupt diese Mischwesen gibt und wo das Problem ist. Stattdessen wird die zweite Staffelhälfte zu einem Showcase an platt-albernem Overacting durch die Mary-Tudor-Grimassenzieherin, die um Haaresbreite bei Alice im Wunderland und Monty Python anfangen könnte.
Noch Streusel?
Na klar, zwischendurch gibt es moderne Popsongs aus den 80ern und 90ern in neuen Fassungen, wo hab ich das bloß schon...
Also finito: das alles ist ein Flickenteppich an bekannten Ideen und trotz einiger netter Gags ist die zweite Staffelhälfte eine ziemlich öde bis klamaukige Angelegenheit und kann die Frische der Auftaktepisode leider nicht mehr erreichen.
Dass man die Serie gekippt hat, für mich kein Problem, da wiegen dramaturgische Faustpfände wie 1899 oder Archive 81 schwerer mit der Cancellation.
Kann man natürlich trotzdem gucken, aber spätestens bei dem adrett nach oben brennenden Scheiterhaufen in Episode 8, der mit den CGI-Flammen, ist Schluss mit lustig. 4/10
TSCHUGGER (WOW)
Ich weiß gar nicht recht, wie wir darauf gekommen sind. Auf jeden Fall eine volle Empfehlung. In der Zusammenfassung bei WOW liest man was von einem "walisischen" Polizisten. Anschließend muss man erstmal 5 Minuten auf den schweizerischen Dialekt klarkommen und wundert sich, was das mit "Wales" zu tun haben soll, bis klar wird, dass der Kanton gemeint ist. :lol: :happy:
Jedenfalls...was soll ich sagen? Der schweizerische Eberhofer auf asozial. Man kann das gar nicht richtig beschreiben. Die hauen die Dinger derart furztrocken raus, dass es eine Schau ist. Dazu der Dialekt und die ganze schweizerische Attitüde - es ist der Hammer. Ich hab mich fast weggeschmissen, als am Ende der ersten Staffel so ganz nebenbei eingestreut wurde, warum die von der Inneren überhaupt in dem Revier aufgetaucht ist. Ganz groß.
Die erste Staffel hat 5 Episoden zu je knapp 25 Minuten. Das lässt sich also ganz bequem wegsnacken. Die Handlung geht hier aber noch weiter bzw. wurde jetzt ein Tor zu größeren Events aufgestoßen. 3 Staffeln sind auf WOW verfügbar. Ansonsten ist das eine Produktion vom SFR. SFR Mediathek (https://www.srf.ch/play/tv/sendung/tschugger?id=268db462-bbbc-4f00-98f7-4dd60fa8e761)
Wer mit Eberhofer was anfangen kann, sollte hier ganz dringend reinschauen. Der Dialekt ist zwar etwas anstrengend und das Ganze klingt, als hätten sie es noch mal nachsychronisiert. Ist aber völlig egal, denn die Sause rockt ordentlich. :dodo: :pidu:
Auf Netflix steht als Option Deutsch und Schweizerdeutsch - das hat mich nachhaltig abgeschreckt reinzugucken :-)
Tatsächlich kann ich auch mit diesen ganzen Kartoffelknödeldödel-Filmen wie Eberhofer, Kluftinger... etc. nichts anfangen.
Zitat...Auf Netflix steht als Option Deutsch und Schweizerdeutsch - das hat mich nachhaltig abgeschreckt reinzugucken :-)...
Ich wusste gar nicht, dass das auch auf Netflix ist. Da müsste ich direkt mal schauen, was wir auf WOW schauen. Denn einerseits ist der Dialekt dort schon ziemlich heftig, aber andererseits stehen in den Zeitungen Schlagzeilen, die - falls so ausgesprochen - mich komplett ratlos zurücklassen würden.
Also kann schon gut sein, dass wir die "deutsche" Version sehen, was dann auch den merkwürdigen Anschein der Nachsychronisierung erklären würde.
In Season 2 von ,,Troppo" kehren Nicole Chamoun und Thomas Jane (welcher bei 2 der 8 Episoden überdies Regie führte) als Privatermittler-Duo auf die Bildschirme zurück: Es wird einem neuen (Mord-)Fall nachgegangen... parallel dazu entfalten sich weitere Handlungsstränge, von denen einige noch offene aus S1 gut fort- (sowie auch zu Ende) geführt werden... zusätzlich zu vertrauten Nebenfiguren und Darstellern (unter ihnen Radha Mitchell und Simon Lyndon) tauchen eine Handvoll neue auf (von denen mir Miah Madden am besten gefiel)... die Atmosphäre ist weiterhin markant von dem Klima, den Tieren und den Landschaften der betreffenden Region Australiens geprägt und das Tempo ist auch dieses Mal nicht höher als zuvor. Die beiden Leads machen ihre Sache prima, die Entwicklung ihrer Charaktere wusste mir zu gefallen und über die mauen CGI-Flammen unmittelbar zu Beginn konnte ich angesichts des ansonsten ordentlich umgesetzten Rests ohne weiteres hinwegsehen...
Kurzum: S2 bietet einem genauso bodenständig-solide Genre-Kost wie S1. Gegen eine dritte Staffel hätte ich nichts einzuwenden...
5/10
Tschugger Staffel 3 (WOW)
Nachdem ich bestätigen kann, dass die Originalfassung von Tschugger ein vollkommen unverständliches Kauderwelsch ist ( :lol: ), komme ich nicht umhin, auch der dritten Staffel stehenden Applaus zu zollen. Was die hier wieder raushauen, spottet jeder Beschreibung. Immer wenn man denkt, jetzt hat man alles gesehen
wird ein Baby am Seit in den Gulli gelassen, um da via Greifreflex einen abgeschnittenen Finger wieder zu beschaffen
. Und das alles mit dieser der Serie so typischen "Komm ich heut nicht, komm ich morgen"-Attitüde bei gleichzeitiger Bekenntnis zum völligen Wahnsinn. :pidu:
Aktuell kenne ich wirklich nix Vergleichbares zu dieser Sause aus dem Nachbarland. Wie immer ist natürlich alles Geschmackssache, aber wer kann sollte unbedingt testen, ob er zur Zielgruppe gehört.
Im Gegensatz zu den Eberhofer-Filmen ist das hier auch kein Schaulaufen von Schablonen-Charakteren mit ein bisschen Ermittlungsarbeit nebenher. Der Fall nimmt gefühlt 90% der Zeit ein. Und irgendwie sind immer alle Figuren zum Schluss darin verwickelt - auch die, die meinen sie wären ein Werwolf. :dodo:
Nobody wants this (Netflix)
Wenn das Feuilleton schon mal RomCom-Unterhaltung positiv bespricht, schau ich gern mal rein und die 10 Folgen "Harry und Sally"-Update - 35 Jahre später, aber immer noch nicht formschön passend - "Nobody wants this" sind auch rundum gelungene Unterhaltung, ohne allzu platt zu sein.
Es ist auch nicht rasend originell, aber die Konstellation, also das Zusammentreffen zwischen einer nicht eben durchgehend hellen Sex-Podcasterin mit Beziehungsschwäche und einem ziemlich schnuckeligen Rabbiner auf dem Weg nach oben hat genug kontroverse Gegensätze, um 10x30 Minuten mit jüdischen Stereotypen und latent affektiertem Sex-and-the-City-Geknödel aufzufüllen.
Adam Brody darf dabei den niedlichen "heißen Rabbi" Noah geben, der gerade seiner perfekten jüdischen Verlobten den Laufpass gegeben hat, weil sie den Verlobungsring beim Aufbrechen seiner privaten Schubladen gefunden hat, was dennoch niemand in dieser Klischeefamilie versteht. Natürlich darf die Neue nicht Nicht-Jüdin sein, aber Kristen Bells Sexpodcasterin Joanne ist sogar gar nichts, weder hat sie einen Glauben, noch ist sie rasend intelligent, aber zum Glück auch nicht so oberflächlich, dass es schmerzt, aber immerhin mit ausreichend Humor gesegnet. Den hat sie auch nötig, denn je länger die Romanze dauert, desto mehr leidet ihr Broterwerb darunter, weil es keine irren Dategeschichten mehr gibt. Da ist alles drin, vom Humor einer Miss Maisel bis Woody Allen und wer auf schnieke Outfits steht, darf der (imho unglücklich) gelifteten Bell post-kopfgeldjäger im Sarah-Jessica-Parker-Modus zuschauen.
Das Faustpfand der Serie sind mal wieder die Nebenfiguren, Noahs etwas grob gestrickter 2m-Bruder Sasha und Joannes Schwester Morgan, die nun wirklich keinen Fick auf nichts gibt und so wirklich auf die ersten drei Blicke als hohler Kleiderständer daherkommt, was aber auch wieder nicht stimmt.
Manches ist wirklich etwas over the top, etwa wenn Bell mit einer Prosciutto-Platte bei den Schwiegereltern aufläuft und angeblich nicht weiß, das das Schweinefleisch ist - und als schnittige Wendung die Harpyenschwiemu in spe das nach Wutanfall heimlich in der Küche auch noch aufisst.
Ist bereits für Staffel 2 verlängert, hat aber auch gut seichtes Abendunterhaltungspotential mit einigen Lachern, wenn auch keine absolute Offenbarung. Würde ich aber wieder schauen 7,5/10
Diplomatische Beziehungen
Diese Serie hat erst vor kurzem ihre zweite Staffel auf Netflix bekommen - und ich kann sie allen wärmstens ans Herz legen. Keri Russell spielt die frischgebackene US-Botschafterin Kate, die sich im Polit-Haifischbecken durchsetzen muß. Gleich ihre erste Aufgabe ist dabei eine äußerst heikle Angelegenheit: Ein britischer Flugzeugträger wurde bombardiert, und weil die Stimmung in Großbritannien entsprechend sehr angespannt ist, wird sie nach London geschickt, um die Lage zu beruhigen. Mit im Gepäck hat sie dabei auch ihren Ehemann Hal (Rufus Sewell), der politisch sehr gut vernetzt und eigentlich der geborene Diplomat ist, es sich aber mit zu vielen Leuten verscherzt hat, weshalb er nur noch im Hintergrund agiert (auch wenn er das gar nicht möchte, was immer wieder zu Spannungen in der vor allem vom Gatten sehr offen geführten Ehe führt).
"Diplomatische Beziehungen" ist dabei über weite Strecken mehr Komödie denn Thriller oder Drama und hat seine große Stärke in den ungemein geschliffenen Dialogen. Tatsächlich fehlen richtige Schauwerte beinahe völlig, dafür sieht man den Figuren beim permanenten Reden zu. Das erfordert enorme Aufmerksamkeit, um bei den ganzen Namen mitkommen zu können (teilweise habe ich mich zugegebenermaßen etwas überfordert gefühlt), lohnt sich aber, weil die Serie von vorn bis hinten passend besetzt ist. Russell ist großartig in der Hauptrolle, auch wenn Sewell mit seinem rauhen Charme wahrscheinlich mehr noch zum Publikumsliebling taugt. Im Hintergrund mischen Kates Mitarbeiter mit, darunter ihre rechte Hand Stuart und die Londoner CIA-Leiterin Eidra, die heimlich eine Beziehung miteinander führen, was natürlich immer wieder eine Rolle spielt.
Ich will gar nicht zu viel verraten - kann ich auch gar nicht, weil es sich um eine sehr vollgepackte Serie handelt -, aber dicke Empfehlung. Gleichzeitig hat Staffel 2 den wohl herrlichsten Cliffhanger seit langem zu bieten, weshalb man fast ärgerlich ist, daß man nun wieder monatelang auf die bereits sicher geplante dritte Staffel warten muß.
Achtsam Morden (Netflix)
Wer wie ich und vermutlich viele andere das deutsche Serienschaffen vorzugsweise mit seinen ungezählten Provinzpolizisten oder contrafaktisch nur von Gutmenschen bevölkerte Anwaltskanzleien nicht mehr oder besser noch nie sehen konnte, findet bei den Streamingdiensten ,,natürlich" bessere Varianten wie ,,Kleo" oder den hier. Nur, um mal Mini-Mathematik zu betreiben, wenn man den Rest mit ,,0" bewertet, dann ist auch ,,dreimal besser" immer noch ,,Null".
Hier gibt es zunächst mal ganz knusprig anmutende 8 Folgen a 30 Minuten mit einem netten Setting. Gerade die Szenen in der Anwaltskanzlei Marke ,,Raffke, Gierschlund und Partner" sind eigentlich ganz gelungen - da schimmert eine von einem Insider geschriebene Vorlage durch, hätte man gerne mehr von gesehen. Der zentrale Gimmick mit der Achtsamkeitschule haut dagegen nicht um, wird auch relativ fix in Rückblenden/Inserts verlagert, was eigentlich schade ist. Und die Idee verbindet sich auch eher schlecht mit dem zentralen Mordelement – warum zum Geier der Protagonist ,,achtsam" zum Schwerverbrecher wird und bei seiner Morderei gerade mit einem Clanboß anfängt, an dessen Rockschoß dutzende hochgefährliche Zeitgenossen hängen, ist selbst für eine milde Satire maßvoll plausibel. Klar, die erwartbar putzigen Szenen werden dabei generiert, die Randfiguren sind hinreichend schräg – kriminell-komische Osteuropäer sind da generell so am Rande dessen, was die politische Korrektheit heutzutage gerade so erlaubt (realitätsnähere Konstellationen wie Araber wären wohl nicht durchgegangen). Aber insgesamt schon ordentlich zusammen gecastet – Schilling geht klar, Cox in einer überschaubaren Rolle auch. Allerdings ist das heutzutage kein ganz gutes Zeichen mehr, wenn die Handlung im Wesentlichen durch einen Erzählbär vorangetrieben werden muss.
Kommt insgesamt nicht so recht auf Touren. Trotzdem natürlich mehr als 0 Punkte, irgendwo auch relativ sympathisch - so um 5-6.
The Veil (Disney+)
Stephen Knight + Elisabeth Moss, da läuft dem versammelten Feuilleton gleich das Wasser im Mund zusammen. Ich konstatiere da eher mal: Schon wieder zwei unterschiedliche Frauen, die mit- oder gegeneinander arbeiten, sinistre Mächte auf ihren Fersen, so ein bisschen Verschwörung, ein klein wenig Action auf dem Weg, alles leider etwas zu oft gesehen und auch nicht wirklich aufregend. Dabei beginnt das eigentlich gar nicht so schlecht, mit einem differenzierten Blickwinkel auf die Krisengebiete im nahen Osten, den man in der Form gar nicht so oft zu sehen bekommt.
Was dem für mich den Zahn zieht, ist die für mich und ich denke auch objektiv ziemlich schreckliche letzte Folge, bei der ich spoilerfrei kaum aufzählen kann, was da alles schiefläuft. Aber da werden neue Figuren reingeworfen, die viel dummschwätzen, fix wieder abtreten und auch das Schicksal der zwei Protagonistinnen wird eher unbefriedigend und arg unspektakulär aufgelöst. Am Ende fragt man sich schon, wozu man sich da die ca 250 Minuten zuvor angesehen hat.
Strafverschärfend bei der ganzen Kiste kommt für mich dazu, dass ich nicht eben Mitglied im Moss-Fanclub bin, ähnlich wie Redmayne im Schakal lässt die eigentlich ständig erkennen, für was für eine tolle Schauspielerin sie sich hält. In der Summe relativ subjektive 4/10 – eine Fortsetzung wird es da wohl eher nicht geben, zumindest nicht für mich.
Und noch so ein paar Kurzeindrücke und Fortsetzungen:
Ark Staffel 2 – more oft the same, immer noch keine ,,gute" Serie im klassischen Sinn. Wobei die Technik (also die Außenaufnahmen der Raumschiffe) mittlerweile ganz brauchbar aussieht, dafür geriet die Handlung sogar noch etwas soapiger. Auf niedrigem Niveau einnehmend ist immer noch die ordentliche Verbindung von seriellen und prozeduralen Elementen - am Ende der meisten Einzelfolgen wird eigentlich ganz gut Neugier auf die nächste geweckt. Auf die Gefahr, da eingefleischte ST-Fans zu verärgern, das ist mir allemal lieber als der wirklich extreme Einzelfolgenansatz von "Strange New Worlds"; nur die gleich zwei Cliffhanger am Ende von Folge 12 im Hinblick auf eine bisang unbestätigte dritte Staffel sind schon kräftig albern. Immer noch objektiv mäßige 4,5/10, aber immer noch plus einem Guilty-Pleasure-Punkt.
Safe (Netflix) Noch ein "Harlan Coben", im englischen Setting und mit dem US-"Dexter" eher strange besetzt. Wer die vom Autor gerne angebotene Machart "Krimi mit einem Twist pro Folge" schätzt, wird ordentlich bis gut bedient, ich fand es etwas ermüdend und habe auch nicht jederzeit alle Fäden zusammenbekommen, weil das eher als Pausenfüller bei mir lief. Coole Songs am Anfang/Ende ("Glitter and Gold" von Barns Courtney, der in einer gerechten Welt ein Superstar wäre, wenn's jemand interessiert). Irgendwo solide, aber wenig mitreißend - 6/10.
Informant – Angst über der Stadt (ARD): deutsches Remake einer britischen Serie, was selten so richtig gut funktioniert. Da mischen sich brauchbare Szenen mit seltsamen (zB die mit der jungen Ermittlerin und der Prostituierten), viele Figuren sind sehr ,,deutsch" (vor allem die Vorgesetzten/Kollegen) und die ganze Nebenhandlung um die Nazitruppe ist eher hinderlich. Das häppchenweise reingeschnittene Finale ist für mich ebenso wenig eine gute Idee wie die Auflösung generell. Letztlich eher flauer Durchschnitt – weil die Sichtung schon ein paar Tage her ist, lege ich mich aber mal nicht mehr auf eine genaue Punktzahl fest.
The Miniaturist - Die Magie der kleinen Dinge (ARD/Mediathek)
Schon etwas ältere Mini-Mini-Serie, de facto eher ein überlanger TV-Film (ca 150 Minuten). Und damit auch aus der Zeit, als man bei "Kostümrolle, weiblich, mystisch angehaucht" fast automatisch bei Frau Taylor-Joy angerufen hat.
Contratitulär leider eher mit wenig Magie, obwohl dieses Miniaturhaus erzählerisch und optisch eine nette Idee ist - die Inspiration hatte sich die Buchautorin wohl in einem niederländischen Museum geholt. Aber letztlich bleiben der titelgebende Gimmick und die Haupthandlung eher maßvoll verbunden, inhaltlich wie personell (ohne das zu vertiefen, wären da sicher einige Optionen auf dem Tisch gelegen, die überraschend eintreffenden Miniaturen mit der Haupthandlung zu connecten).
Womit wir beim Kernpudel oder Pudelkern sind, dem zentralen Thema, da sind alle Reaktionen von "ist ja historisch und generell wirklich interessant" bis "och nee, nicht schon wieder" möglich. Ich setze das mal in Spoiler, obwohl man eigentlich auch relativ schnell ahnen kann, worauf das hinausläuft.
Natürlich ist Homosexualität in den Dark Ages ein real eher tragisches Kapitel - sofern mit dem unvermeidlichen Ende minimal ein Kopfschütteln erzeugt werden sollte, gelingt dies natürlich schon. Die Serie ist jetzt (trotz der Figur "Otto", die das ganze dann doch ein wenig überfrachtet) nicht darauf angelegt, sich da einfach und ohne jeden Sachgrund einen historischen Cast farbenblind aus dem Angebot der Schauspielagentur "Divers, Queer und Co" zusammenzustellen. Auch insofern o.k, als die Hauptfigur nicht als reines Opfer einer intoleranten Zeit dargestellt wird, der bringt durch seine eher unklug mit einem sagen wir mal vorsichtig "Lustknaben" statt einer "echten Liebe" ausgelebten Neigungen immerhin auch die ganze Familie in Gefahr.
Trotzdem: Ich hätte mir die "Serie" vielleicht noch einen Tick vielschichtiger gewünscht, eine echte Überraschung, eine Krimihandlung, ein bisschen mehr von der versprochenen "Magie" vielleicht; aber dafür ist letztlich die Laufzeit auch zu kurz. Insgesamt aber gediegen gemacht, schön ausgestattet und mit Taylor-Joy auch durchaus passend besetzt, obwohl die für die in der Figur angelegte Wandlung zur starken Geschäftsfrau letztlich ein paar Gesichtsausdrücke zu wenig mit an den Set gebracht hat. Damit für mich leicht über den eher flauen Durchschnittsnoten, die die sich bei Ofdb/Imdb abgeholt hat, so um
6/10.
Treason (Netflix)
Auch das keine ganz topaktuelle Serie, aber trotzdem: Cox, Kurylenko, Hinds, Chaplin - wie konnte mir die mit DEM Cast entgehen ? Zumal solche Agenten-Miniserien schon traditionell eine absolute Kernkompetenz des britischen TV darstellen.
Und es wird geliefert - auf knapp geschnittenen 6 Folgen ist da alles drin, was ich vom Genre erwarte: Verschwörungen in hohen und höchsten Kreisen, ein paar kleine Twists, langsam, aber deutlich anziehende Spannung und etwas Action vor allem in den finalen Folgen. Topbesetzt sowieso, ich sagte es ja schon, wobei Cox da tatsächlich für mich besser rüberkommt als in seiner Signaturrolle als Wageteufel. Einzig das Casting von Hinds hat natürlich einen heftigen Pferdefuß - dass der nicht vorbeischaut, um sich in Folge 1 aus der Handlung schreiben zu lassen, ist leider allzu klar. So ist das Ende dann auch vielleicht einen ganz kleinen Tick zu glatt für absolute Höchstwertungen, aber mehr als nur solide
7,5/10 sind das allemal.
The Stranger / Ich schweige für Dich (Netflix - völlig sinnfreier deutscher Titel, btw).
Der oder genauer gesagt "mein" Harlan Coben der Woche. Kurz hinter "Safe" gesehen fällt schon auf, das der thematisch auch nicht gerade sehr breit aufgestellt ist; schon wieder ermittelt ein mindestens mittelschichtiger Familienvater irgendwelchen mysteriös verschwundenen Familienmitgliedern hinterher, eine Teenieparty gerät außer Kontrolle, und es enthüllen sich in seinem Umfeld düstere Geheimnisse im Dutzend billiger.
Wer die Machart noch sehen kann, wird hier aber besser bedient als bei "Safe". Weil besser, auch schauplatzgerechter besetzt u.a. mit Armitage, Stephen Rea, A.S. Head (letzterer gut gehalten, btw), und mit ein paar klar definierten Spannungsspitzen. Eindeutiger Höhepunkt ist in dieser Hinsicht Folge 7, also eine vor Schluss, da geht die Post ganz gut ab. Wogegen das eigentliche Finale dann leicht enttäuscht, vor allem, weil da mindestens zwei offenen Flanken in dem fast schon absurd komplexen Konstrukt bleiben:
die ein paar Folgen zuvor zu sehende "Brückenszene" mit der Ehefrau wird nicht aufgelöst; und das Selbstjustizopfer am Ende dem korrupten Cop in die Schuhe zu schieben, kann eigentlich nicht funktionieren, da der zu diesem Zeitpunkt schon längst in Haft ist.
Trotzdem: Insgesamt ganz knackig, vor allem die Kiste mit dem korrupten Cop sorgt für ordentlich Spannung. Höchstnoten wird mir diese "Minimum zwei Twists/Folge-"Masche nicht mehr entlocken, aber für
6,5/10 reicht es dicke.
Grotesquerie (Disney+)
Vorweg eine sehr allgemeine Spoilerwarnung - hierzu kann man unmöglich etwas sagen, ohne das Gesamtkonstrukt in irgendeiner Form wenigstens ansatzweise zu spoilern. Und weil ich nicht komplett in "schwarz" schreiben mag: Wer sich das noch zeitnah ansehen will, lieber gleich zum Fazit springen, drei Absätze weiter.
Kurz nach "Sugar" also der nächste Kopfschüttler mit Ansage und "Megatwist". Und, entsprechend vorgewarnt, habe ich unterwegs tatsächlich gedacht "das kann doch alles nicht wahr sein". Passend zum Titel gibt es eine Reihe von grotesk-ekligen Morden, handgestoppt sind wir am Ende von Folge 2 bei 20 eher mehr als weniger unappetitlich drappierten Leichen. Dazu strange Figuren wie der "Nurse from Hell", einer Stöckelschuhnonne und dem Selbstgeiselungspriester; und irgendwann fragt man sich schon, wer zum Teufel die Ermittlungen in einem derart irren Fall allein einer alkoholkranken Polizisten in deutlicher Pensionsnähe mit einem ganzen Rucksack von Problemen überlässt. Immerhin: so ein oder zwei Folgen, vor allem in denen am "Höllenschlund" funktioniert das Konzept zumindest mal atmosphärisch, da ist man in der Serie sogar kurzfristig "angekommen".
Das endet allerdings ganz fix mit Folge 7, in der allen Sinnfragen zusammen mit der Rest-Spannung großräumig der Stecker gezogen wird - und hier muss ich dann wohl oder übel wohl doch:
Alles nur ein Komatraum der Hauptfigur, na toll. Damit kann man sich natürlich alle Beckmesser wie mich vom Halse schaffen, jedwede Frage nach Logik, Sinn, Ästhetik, Täter, Opfer, Motiv und "wie kann ein Mann alleine das schaffen" erledigen sich mit einem Schlag. Mit der Konsequenz allerdings, dass wir 6 Folgen= 5 Stunden letztlich eine Nichthandlung gesehen haben, von der realiter eine überforderte Polizisten übrig bleibt, die einem Missbrauchsopfer nicht rechtzeitig geholfen hat, eine Affaire mit dem Mann der real wie im Traum übergewichtigen (aber in Wirklichkeit in einem Top Job arbeitenden statt nur Essen in sich stopfenden) Tochter hatte und sich mit der Kollegin (der Nonne aus dem Traum, das zumindest eine drollige Idee) überworfen hat. Na gut, niemand kann was für seine Träume, sagt die Hauptfigur, und hat damit recht - ob man auf DER Grundlage eine komplette TV-Serie machen sollte, weiß ich allerdings wirklich nicht. Zumal dann in der letzten Folge buchstäblich gar nichts mehr passiert - zumindest die Andeutung, dass aus dem Traum vielleicht irgendwas wahr gewesen ist, wäre ganz nett gewesen.
Edit: Sehe gerade, die ganze Chose hat 9 und nicht 8 Folgen, eine kommt noch. Also vergesst erst mal alles, was ich zum Thema "lahme letzte Folge" gesagt haben.
In der Summe für ein paar dann doch eindrückliche Szenen unter dem gewaltigen Vorbehalt aus dem Spoilerabsatz vielleicht so was um
5,5/10. Muss ich aber nicht öfter haben.
Pieces of Her (Netflix)
Wenn man mit den Cobens (außer den Exoten aus Polen und Spanien) erst mal durch ist, schlägt einem Netflix zur Abwechselung auch mal einen "Slaughter" vor (die US-Schriftstellerin Karin Slaugter hat sich lt. Wiki vor allem mit drastischen Killer-Thrillern einen Namen gemacht, aber für zarte Seelen gleich Entwarnung: Das ist von einer blutigen Szene abgesehen ein sehr softer Stoff, irgendwo auf der Grenze zwischen Krimi, Thriller und Familiendrama).
Und wo wir beim Thema "blutige Szene" sind - die gibt es gleich in Folge eins, und der Auftakt ist tatsächlich auch mit das Beste an der Serie. Aus der besagten Szene resultieren viele Fragen, aber da wird deutlich mit den Erwartungen, speziell an die Hauptfigur, gebrochen - wer da gleich mal aufstöhnt in Richtung "och ne, schon wieder so eine kampfkräftige ÜbersoldierIn im geheimen Ruhestand" kann sich relativ entspannt zurücklehnen.
Das mit dem Zurücklehnen passt auch insofern, als sich Tempo, Spannung und Twistdichte im Folgenden eher in Grenzen halten. Das mit den quantitativ herunterfahrenen "Überraschungen" aka Twists kann man nach der Überdosis, mit der Herr Coben seine Fans diesbezüglich standardmäßig versorgt, durchaus als angenehm empfinden, Langeweile im engeren Sinn kommt trotzdem keine auf, und der Plot macht letztlich auch mehr Sinn, wenn einem das wichtig ist. Dafür muss man/ich die bittere Pille "drölfzig Zeitebenen" schlucken, für mich eine der Pestbeulen des modernen TV. Wobei die eine, die eine bestimmte Phase in der Jugend der älteren Hauptfigur zeigt, durchaus Sinn macht, aber die kurzen Vignetten etwa um die Krebserkrankung der Mutter nehmen doch arg viel Tempo raus und tragen wenig bei.
In kurzen Worten: Schon wieder ein Krimithrillerdrama, das man sich ansehen kann, das aber nicht mitreißt. Schade eigentlich, der Auftakt versprach ein bisschen mehr als die knapp
6/10, die es dann letztlich doch geworden sind.
Lawmen: Bass Reeves (und ein Blick auf das Westernschaffen des Taylor Sheridan). Paramount+
Yellowstone, das ja einen gutgehenden eigenen Thread hat, habe ich mir bislang geschenkt, da befürchte ich eine Art Dallas mit ein paar Schusswechseln. Von den drei (mehr oder weniger authentischen) Westernserien aus der gleichen Feder habe ich "
1883" durch und "
1923" nach zwei Folgen abgebrochen. Letzteres vor allem, weil mir der öde Afrikateil so gar nicht passte, und mir auch Ford mit seiner Ein-Gesichtsausdruck-Grimmigkeit und der generellen Selbstjustizfreude der Hauptfigur eher unsympathisch waren. Das mit der Selbstjustiz zieht sich durch alle Sheridans bis zu Lioness, und ich muss da dem Mann leider eine ungut positive Einstellung zu dem Thema unterstellen. Wobei man da im Westernumfeld immer sagen kann: Na gut, ist historisch, das bilde ich nur ab. Allein, und damit bin ich bei
1883 - da wimmelt es ansonsten nur so von historischen Ungenauigkeiten (1883 war der Oregon-Trail längst zu, Zielfernrohre gab es noch nicht, Mode und Makeup der jungen weiblichen Hauptfigur sind viel zu schick, und dass die Deutschen/Osteuropäer ihre Leichen ausgepeitscht haben, wenn die verbotenerweise geschwommen sind, hat der wohl eher aus einem schlechten Comic als auch einem Geschichtsbuch). Generell störte mich an 1883 vor allem die Figur von May, die als Prärieschönchen und Früh-Influencerin rüberkommt und für ihr Alter viel pseudopoetisches dummes Zeug schwurbeln darf. Als Ausgleich dienen Elliot, der als einziger den Westerner glaubhaft verkörpert, ein paar schöne Panoramen und etwas altmodische Western-Action mit Indianer contra Wagenburg und sehr distanziert inszenierten Shootouts. Für die Serie wäre ich bei so was um
5/10.
Womit ich endlich bei "
Bass Reeves" angekommen bin. Vom Ballast der Duttons befreit, leidet die Serie dann wiederum am Ballast einer historischen Figur, zu der man vieles nachlesen kann, etwa dass sie in ihrem langen erfolgreichen Lawman-Leben nie auch nur von einer einzigen Kugel getroffen wurde, was nicht unbedingt spannungsfördernd ist. Auch hier halten sich Stärken und Schwächen grob die Waage: Die Auftaktszenen mit Bass als Sklave sind ganz interessant, sein Aufstieg zum akzeptierten US-Marshall geht dann aber sehr fix (und die auch einmal in der Serie gestellte Frage, woher der so gut schießen kann, wird auch nie beantwortet). Gegen Ende überlagern wieder schwergewichtige Themen wie Rassismus und Selbstjustiz die Sache und ziehen Tempo raus - das Finale gegen den etwas gewollt wirkenden Endgegner (durchaus bedrohlich immerhin: Barry Pepper) ist dann sehr simpel gestrickt. Generell sind die 8 Folgen korrespondierend mit den Einfach-Titeln (I, II, ..) erzählerisch wenig ausgefuchst - leztlich ist das ein Western-Procedural mit dem "Verbrecher der Woche", den es zu killen oder an den Galgen zu bringen gilt, dazu etwas soapiges Familienleben (steht bei Sheridan wohl auch auf der Must-Have-Liste), ein paar zeitgemäße Themen. Unfreundlich ausgedrückt ein um Gewalt und Blut ergänztes Bonanza für das Jahr 2023 - bei aller Nostalgie, das hätte in der Form nicht sein müssen. Trotzdem von den Sheridan-Serien sicher der "authentischste" Western, auch wenn das mit der Vorgeschichte kein Kunststück ist.
5,5/10.
Der Pass (aktuell Netflix, von Sky)
Dank freundlicher Lizenzierung jetzt die drei Staffeln von "Der Pass" durchgeschaut und erfreut festgestellt, dass die Deutschen/Österreicher aus einem bestehenden Konzept (die Grundlage ist die skandinavische Serie "The Bridge") durchaus etwas Eigenes und visuell und dramatisch Beklemmendes machen können.
Dabei kommen drei sehr unterschiedliche Staffeln heraus, die neben dem jeweiligen Standardplot (Staffel 1 und 3 haben sendungsbewusste Serienkiller, Staffel 2 einen zwanggetriebenen Gewalttäter) mit den stark belasteten Hauptfiguren genauso interessante Nebenschauplätze aufmachen und reichlich die Füße in Folkhorror und Naturmystik rumbaumeln lassen.
Julia Jentsch ist zunächst ein bissl zu straight, wird dann aber in ihrer Besessenheit immer schattiger im Verlauf, während der scheinbar dekadent-degenerierte Pillenpopper Nicholas Ofczarek (allein wegen ihm lohnt sich die Serie) erst mit den Ermittlungen wächst und später neue Abgründe freischaltet.
Getreu dem Motto, hier kommt keiner lebend oder unbefleckt raus, gibt es hier nie echte Happy Ends, stattdessen hängen die Polizisten zwischen Vorgesetzten, dem Druck der Medien und geschützten oder sich selbst gut schützenden Tätern fest und müsste Halbgares und Illegales unternehmen, um überhaupt ans Ziel zu kommen.
Das Ganze wird so kalt, grau, entsättigt, düster und hoffnungslos vorgetragen, so urwüchsig udn abgründig, dass es beinahe wie aus einem Horrorfilm wirkt (speziell die fast meditativ gruselige Staffel 3). Dabei verzichtet man auf vordergründige Action und Tempo, verlässt sich auf den inneren Druck und die permanente Unruhe und greift teilweise unangenehm zu roter Soße, Wunden, Selbstverletzungen und ähnlich abartigem Kram. Den Eindruck, den die Grenzregion hinterlässt ist übel - da wohnen echt nur abgründige und kaputte Typen, aber der Hintergrund bzw. die Motivationen sind schon mit der Gegenwart verbandelt, seien es jetzt Korruption, Unterwanderung, Bezüge zum organisierten Verbrechen, Reichsbürger oder Zivilisationskritik.
Obwohl das alles wechselhaft präzise und dann wieder elegisch-verspielt präsentiert wird, hat die Serie trotz Stilwechseln starke Sogwirkung. Mitdenken ist nicht optional, die Sache ist immer verzwickt und hie und da muss man die Untertitel anschalten, aber generell kann man sagen, dass die Macher ihr Handwerk gelernt haben, für deutsche Verhältnisse ist das eine Genreoffenbarung. 8,5/10
Secret Level (Amazon)
Vermutlich unter dem Aspekt "so was wie Love, Death and Robots können wir auch" entstandene, überwiegend oder dem Namen nach auf mehr oder weniger populären Videospielen basierende Anthologie mit satten 16 (meist aber nur wenige Minuten langen) CGI-Shorts. Wobei ich zum Aspekt "populär" feststellen muss: I grow old. Zu mindestens 50% der Titel habe ich von dem dazu passenden Videogame noch nie gehört, ehrlicherweise, wobei da gegen Ende wohl auch zwei oder drei dabei sind, die auf Kurzgeschichten basieren.
Und um auf den Ausgangssatz mit dem "können wir auch" zurückzukommen: Nein, können sie nicht. Sage ich jetzt einfach mal nach Besichtigung.
Wobei - an der Technik liegt es nicht, die CGI-Animationen sind überwiegend makellos, detaillreich und flüssig. Das ist so ein Punkt, an dem ich mich schon lange frage, warum zT auch große Studios namhafte Projekte wie den HdR-Kinotrickfilm, die Tomb-Raider-Kiste oder den Anime-Terminator an die asiatischen Billigklitschen vergeben, mit dem bekannten Ergebnis (teigige Gesichte, flache Hintergründe, übergroße Augen, rucklig-unnatürliche Bewegungen).
Eher schon an der Kürze - kaum ein Schnipsel ist da länger als 10 Minuten -, vor allem die durchaus zahlreichen Action/Kriegsfolgen wie Unreal oder Warhammer fangen eigentlich alle mitten im Geballer an und hören da auch auf. Eine sinnvolle Geschichte erzählt von denen praktisch keine; wer mich zum Beispiel fragt, was bei "Warhammer" nun genau passiert ist: Sorry, Fehlanzeige.
Letztlich habe ich daher auch wenig Lust, ähnlich wie bei den Posts zu LDaR alle Folgen der Reihe nach mit ein paar Sätzen durchzugehen. Statt dessen greife ich einfach mal zwei oder drei heraus, die mir an beiden Enden des Qualitätsspektrums aufgefallen sind: "Pac Man" (ja, DAS kenne ich wenigstens) - da wurde aus DEM neben Mario vielleicht bekanntesten und sympathischsten Videospiel(helden) aller Zeiten eine eklig-brutale und letztlich völlig sinnfreie Monstershow gemacht, dickes "Buuuuh" von mir. Wenn es denn unbedingt eine der Actionfolgen sein soll, dann am ehesten "Crossfire - Good Conflict", wo zwar auch ein vernünftiger Anfang und ein gescheites Ende fehlen, das für die paar Minuten dazwischen aber tatsächlich mal fesselt. Und relativ hübsch, aber (vermutlich) mit dem zugrundeliegende Spiel ("New World") eher lose verbunden ist die Sache mit dem Thronprätendenten (im O-Ton wohl Schwarzenegger), der da auf eine Insel kommt und diverse Prüfungen (nicht) besteht, da blitzt sogar etwas Humor durch, der sonst schmerzlich vermisst wird. So wie etwas Tiefgründigkeit oder gescheite Schlusspointen, also eigentlich alles, was so eine Antho ausmachen sollte und was bei Netflix weitgehend funktioniert hat.
Ohne jetzt da die wenigen Folgen, die mir gefielen, mit dem überwiegeden Rest, den ich eher schwach fand, gegenzugewichten, würde ich für das "Gesamtkunstwerk" so um 5/10 vergeben - zT tolle Technik, aber erzählerisch knapp am Rande von "Totalausfall".
Bodkin (Netflix)
Für meinen Slot "Krimiserie, eher so ein bisschen als Berieselung" diesmal nichts von einem der mehr oder weniger namhaften Autoren, dafür stechen zwei Namen bei den Producern natürlich heraus - komme ich noch zu.
Ist jetzt ehrlicherweise so einer dieser Provinz- und Regionalkrimis, an denen sich das deutsche TV auch gerne mal versucht. Städter oder Ausländer in einer eher für wahlweise Gemütlichkeit oder eine gewisse geistige Beschränktheit bekannten ländlichen Gegend; hier Irland bzw. irische Provinz, das von einem US-Blogger, unterstützt von einer cleveren Assistentin und einer ausgewanderten, eigentlich einheimschen Enthüllungsjournalistin heimgesucht wird, und prompt regnet es düstere Geheimnisse im Dutzend billiger. Würde eigentlich Gelegenheit für viel Folklore ergeben, aber die Karte hat man mit kleineren Ausnahmen nicht gezogen - statt dessen dominieren relativ schwergewichtige Themen wie IRA-Vergangenheit, Aalschmuggel (!), sexuelle Vorurteile, übergriffige Nonnenschulen und noch so ein paar Kisten mehr. Erschwert wird das Verfolgen der Handlung dadurch, dass man trotz massiver Handlungsteile in der Vergangenheit auf deren Visualisierung (vulgo Rückblenden) verzichtet hat; so sehr ich diese häufig halbdutzendfachen Zeitebenen eigentlich ablehne, hier hätte wenigstens eine durchaus mal Sinn gemacht. Statt dessen müssen wir uns in den späteren Folgen ständig fragen, wer nun gerade "Seamus", "Sean" und "Fiona" sowie deren Verwandte sind bzw. waren, über die da dauernd gesprochen wird.
Der Fairnis halber: Ein paar Pluspunkte gibt es auch; Hauptfigur "Dove" ist angemessen kernig, das Personal insgeamt relativ gelungen. Und die letzten zwei der sieben Folgen sind tatsächlich ganz spannend, da zieht das Tempo noch mal an und ein paar Highlight-Szenen sind auszumachen. Soweit und insgesamt dann mal standardmäßige 6/10 für einen soliden Standardkrimi.
P.S. "Produziert von Michelle und Barack Obama" - echt jetzt? Haben die nix Besseres zu tun? Und wenn schon Film oder TV, gab es nicht ein paar relevante Themen in den USA, zu denen die was produzieren können, statt den Leuten auf einem 5000 Kilometer entfernten Inselchen an die Beine zu treten?
P.P.S. Sollten einige unserer (zukünftigen) Ex-Politiker samt EhegattIn ein paar Film- oder TV-Projekte suchen, hier meine Vorschläge:
Gerhard Schröder: "Noch mehr Liebesgrüße aus Moskau"
Olaf Scholz "Memento 2 - Erinnerung weg, Geld auch "
Friedrich Merz: "Black Rock - Geld der Entscheidung"
Robert Habeck "Der Zombie aus der Wirtschaft - Tot, aber doch lebendig".
Missing you (Netflix)
Neuer Coben, neues Glück (?). Wobei - mit nur 5 Episoden ist das unter dem Harlan-Standard, und das merkt man auch. Die Machart mit den Twists im Dutzend billiger braucht etwas Zeit und Raum, ansonsten wirkt das gehetzt und noch irrealer als gewohnt.
Konsequenterweise verzichtet man zumindest für einen Handlungsstrang (der mit der Epressergang) auf das "2 Überraschungen pro Stunde"-Konzept und reduziert das auf ein klassisches "Gut gegen von Anfang an als solche erkennbare Böse". Soweit o.k., da leidlich spannend dank eines wirklich fiesen Bad Guy, und es sorgt dafür, dass die Kiste irgendwie unter Dampf bleibt.
Was leider für den oder die anderen Stränge um ermordete Väter, verschwundene Lover und vielleicht zwielichtige Cops nicht gilt; hier wird wenig Spannung generiert, und die Richtung ist eh klar (Papi hat Dreck am Stecken und der Lover damit irgendwie zu tun).
"Passt nicht" gilt dann erst recht für die zumindest in groben Zügen fast schon peinlich absehbare Auflösung. Dass hier mal wieder
auf "schieb einem Sowieso-Fiesling einfach ein Verbrechen mehr in die Schuhe" zurückgegriffen wird, ist eher dürftig. Und wieder fragt sich der geneigte Hobbykriminalist, wie das funkionieren soll - war der "andere" Mörder zeitlich exakt passgenau "zur Hand", um da mitsamt Todeszeitpunkt und Vorgehensweise als Täter in Frage zu kommen?. Und was soll der Blödsinn mit "Fingerabdruck auf Tatwaffe (trotz zweier Cops am Tatort)" und "wurde in Schottland verwendet"?? - so bescheuert kann doch keiner sein...).
Also: Viel Mittelmaß, auch schauspielerisch, und das selbst wenn man darüber hinwegsieht, dass der Cast wie einige andere Details (Notruf 911) ein bisschen arg nach den USA aussieht und nicht nach GB. Leidlich unterhaltsam, mehr nicht -
5/10.
Vigil Staffel 2 (arte)
Zur ersten Staffel hatte ich mangels Alternative noch im alten "letzte Sichtung Film" Thread einen heißen Tip für einen klasse Krimi-Thriller in oder unter kaltem Nordseewasser abgegeben (8/10, iirc).
Hier ist die Umgebungstemperatur wärmer und der Tip nicht mehr ganz so heiß. Klar, Auftakt und eine ganze Reihe von Szenen - zT sogar ganze Episoden sind spannend, in einigen Fällen mordsspannend. Aber auf der Suche nach einem ähnlichen heißen Eisen als Thema wie die Atom U-Boote im Langzeiteinsatz als crime scene verheben sich die Drehbuchautoren massiv, obwohl die Drohnenkiste durchaus interessant ist. Nur das Problem der möglicherweise selbständig-durchdrehenden KI packen die partout nicht an, statt dessen geht es um einen albernen McGuffin - eine Reservefernbedienung, mittels deren man mitten im Einsatz einfach mal so die Kontrolle übernehmen und eben mal 7 Menschen killen kann. Also ehrlich, verarschen kann ich mich selber (einer der Militärs sagt auch noch so flapsig "Drohnen sind was für Spielplätze", aber die Handlung und die gezeigte Technik sehen letztlich genau so aus).
Konkret beginnt das Problem, wenn sich der Schauplatz in ein fiktives arabisches Königreich (halb Jordanien, halb Saudi-Arabien, würde ich sagen) verlagert, selten eine gute Idee (erinnert ein bisschen an die alte "Mission-Impossible-Serie). Beim Versuch, da Standard-Verschwörungen in Militär und Wirtschaft mit "lokalen Themen" zu verbinden, gehen den Autoren leider alle Gäule durch. Wollen die uns ernsthaft neben den ganzen bösen Briten noch "gute Terroristen" verkaufen? Und ja, hier wird es wieder politisch. Hatte ich bei "Lioness" die strikte Linientreue mit den Methoden von Militär und Geheimdienst ("US-Interessen in Gefahr? Wir werfen eine Bombe drauf") bemängelt, so gibt uns Vigil im Weg des betreuten Denkens eine ganz andere Richtung vor: Militär böse, Konzerne böse, Geheimdienst fast böse, lesbisches Cop-Pärchen supergut, Araber irgendwie gut-böse. Danke, aber danke nein - ich bilde mir lieber selbst eine Meinung.
Auch das Ende ist leider superglatt - die Line of Duty-Serie, von der man sich so ein paar Elemente (die intensiven Verhörszenen) "ausgeborgt" hat, bot da unvergleichlich mehr Ambivalenz. Unter Anerkennung der durchweg vorhandenen "Restspannung" noch ganz knapp
7/10 - trotzdem kleine Enttäuschung, da hatte ich mir etwas mehr versprochen, nach der tollen ersten Staffel.
Evil (Paramount+)
Da wollte ich schon lange mal ein bisschen Werbung für machen, folglich wird hier mal (fast) nicht gemäkelt. In einem Umfeld, in dem serielle Kurzformate und scheinbare Eventserien, die diesen Anspruch mittlerweile kaum noch einlösen, dominieren, ist das eine der letzten Leuchttürme - teilweise - prozeduralen TVs. Teilweise halt, weil man die von Akte X und Supernatural vorgegebene Mischform mit seriellen Elementen aufgegriffen und perfektioniert hat. Neben dem Fall der Woche wird da eine Mythologie aufgebaut und subtil fortgeführt, bei der viele Rädchen verblüffend passgenau ineinandergreifen und übergeordnete Handlungsstränge stets eine wichtige Rolle spielen.
Eher "Supernatural" als "Akte X" ist die Art, da bei allem Grusel auch den Humor nicht zu kurz kommen zu lassen. Das Böse mit seinen sabbernden Ziegenköpfen, notgeilen Sexdämonen, fiesen Mitbewohnern in unseren Häusern und anderen seltsamen Erscheinungen bringt auch immer eine Prise "kann man durchaus mal befreit drüber lachen" mit sich. Großes Verdienst - lachen ja, lächerlich ist das alles nie, einige Folgen sind sogar angemessen und tatsächlich gruselig. Perfekt austariert auch das Personal - die drei sympathischen Protagonisten (mit den erwartbaren Funktionen gläubig/skeptisch/ablehenend), der immer sehenswerte Emerson als Standardgegenspieler, die gut integrierten Nebenfiguren wie die dämonensichtige Nonne (eine Erwähnung wert: Andrea Martin).
Kein Gemäkel ? Na gut, das Schema "am Ende der Folge ist man so schlau wie am Anfang, was die Natur der jeweils behandelten Erscheinung angeht" wird etwas überstrapaziert, so die eine oder andere echte Auflösung wäre vielleicht nett gewesen.
Ändert aber nicht das Geringste daran, dass das meine Lieblingsserie der letzten Jahre ist / war, das perfekte Semiprocedural für den gepflegten Feierabend, von dem sich viele (ja, auch Du, Star Trek) etliche Scheiben abschneiden können. "War", weil das ganze mit einer extralangen vierten Staffel Stand jetzt beendet ist; mit einem befriedigenden, nicht zu offenen Schluss, der aber die Option zum Weitermachen enthält. Stephen King und ich wären dafür. Bis dahin glatte
9/10. Und noch der - aus meiner Sicht - Flop des Monats: "
La Palma" (Netflix). Eigentlich können die Skandinavier solche kleinpreisigen, aber nicht zu billigen Katastrophenszenarien. Aber die hier wird mit viel zu viel Zeit für gähnend langweilige Familienkonflikte auf die eh arg knappe Serienmindestlänge von vier Folgen gedehnt. Papa antriebslos, Mama auf Selbstfindungstrip, pubertierendes Töchterchen bei der Lesbischwerdung. Als letzteres auch noch mit einem selten dämlichen Dreh in die Katastrophenhandlung eingebunden wird (Ende Folge 2, ich spare mir die Spoiler) war ich raus....
On Call (Amazon)
Schau an - wer Vorspänne nicht ständig überspringt (so die Funktion da ist und auch klappt), kann einige interessante Namen lesen: "Wolf" und "Bellisario", zum Beispiel. Bin den Verwandtschaften jetzt nicht im Einzelnen nachgegangen, vermute aber zumindest mal bei Producer "Elliot Wolf", dass sich hier der Nachwuchs von "Mr. Copserie" Dick W. mit ersten Schritten auf Familien-Terrain versucht.
Mal wieder eher längliche Vorrede für eine kurze Serie, die man sich als Pausenfüller (Episdenlänge um die 30 Minuten) durchaus mal geben kann, die aber erschreckend wenig Neues im Genre bietet. Cops fahren rum, werden angebrüllt und - selten - auch mal beschossen. Einen "Rookie" gibt es natürlich auch - der Erfolg der gleichnamigen wolffreien Serie wird die Familie mächtig geärgert haben, nur hat man es versäumt, sich mit deren Stärken (Action, Humor, sympathische Charaktere, aber nicht gar so viel "Realität") mal wirklich auseinander zu setzen.
Und dann passieren halt die üblichen Dinge im Copalltag, untereinander und mit pöbelnden oder hilfsbedürftigen Mitbürgern, und weil das wie meist in L.A. spielt, spielen auch viele Hispanics mit, politisch nicht eben superkorrekt ständig mit Gangs und Drogen assoziiert. Immerhin: Die Streaming-Plattform erlaubt (ein ganz klein bisschen) "mehr", mehr "Realismus", mehr "Fucks" im Dialog, ein paar nackte Tatsachen (realiter ein Mann von hinten und einmal eine Frau oben ohne), theoretisch etwas mehr Gewalt. Wobei die weibliche Hauptfigur, die immer so ein wenig reinschaut, als hätte man ihr 6 der 8 Zylinder aus ihrem dicken Copauto ausgebaut, gleich mal betont "ich habe in 10 Dienstjahren nie eine Waffe abgefeuert". Spoiler mit Ansage: Dabei bleibt es nicht - ansonsten wäre das Unterfangen noch zäher als es eh schon ist. Generell hat man die eh kurze Gesamtlauflänge überdies mit diversen Familienproblemen überfrachtet - keine der Hauptfiguren kommt da unter mindestens drei traumatischen Fällen bei Family und Friends daher.
Nichts besonderes, insgesamt, auch dramaturgisch nicht wahnsinnig geschickt aufgebaut, was die - minimalen - übergreifenden Handlungselemente angeht, und letztlich auch schauspielerisch eher so la la. Meins war's nicht, aber TV-Cop-aholics, die vom Genre nicht genug bekommen können, mögen das anders sehen. Von mir nur ganz knapp 5/10.
From (Paramount+)
Als Nachfolgeprojekt meines heißgeliebten "Evil" auf dem gleichen Kanal mal angecheckt, aber leider meilenweit davon entfernt. Vor allem weckt das ungute Erinnerungen an "Under the Dome", durchsetzt mit ein paar Prisen "Lost". Die Russo-Brüder, die da wohl zT dahinterstecken, gehen mir TV-seitig mittlerweile so richtig auf den Keks - bevor man sich in diversen Genres versucht und nur teuren Edelmüll dabei hervorbringt ("Citadel"), sollte man mindestens eines davon mal richtig beherrschen. Oder jemanden dranlassen, der das beruflich macht.
Alleinstellungsmerkmal zumindest in Staffel 1 sollen wohl die blutigen Effekte sein, wobei man letztlich eher die unschönen Folgen als das eigentliche Geschehen beim Angriff der "Monster" zu sehen bekommt. Allein, wenn die Serie "ab 18" sein soll, wie ein Internet-Kollege antextete, wieso gibt es dann gleich wieder Teenieprobleme im Dutzend billiger ?. Generell kommt das arg soapig rüber, und es hat sich auch noch keiner wirklich um die Stelle des Chefbösen in der kleinen Community beworben (mit einer Ausnahme, vielleicht).
O.K. Bin mal gerade so am Ende von S1, aber wie der Arc 3 oder noch mehr Staffeln tragen soll, ohne immer mehr Unfug aufeinander zu häufen - Marke "Lost" - erschließt sich mir noch nicht. Viel Luft nach oben, bislang eher 4-5/10.
Beast Games (Amazon Prime)
Das bessere Squid Game, obwohl das hier eine echte Spielshow ist. Da gab es ja einige Kontroversen im Netz und aktuell laufen da wohl sogar ein paar Klagen gegen die Macher, aber who cares?
1000 Kandidaten kämpfen um 5 Mio Dollar. So weit so einfach. Erfreulicherweise geht es aber nicht darum, wer hier der fitteste Ex-Seal ist. Wie bei Squid Game könnten die Spiele simpler nicht sein. Was hier aber ganz groß rausgearbeitet wird, ist die psychische Komponente. Ein Beispiel aus den ersten 10 Minuten:
Die Kandidaten stehen alle in langen Reihen hintereinander auf Podesten (vermutlich 100 pro Reihe). Die Show beginnt damit, dass 1 Mio Dollar ausgelobt werden (nicht die vom Preisgeld sondern zusätzlich), welche gleichmäßig unter denen aufgeteilt werden, die jetzt sofort freiwillig gehen. Ohne irgendwas getan zu haben, gehen ca. 50 Kandidaten mit beinahe 20.000 Dollar pro Nase nach Hause. Die Häme zahlreicher Verbliebener ist ihnen sicher.
Im nächsten Spiel bilden alle Kandidaten in einer Reihe ein Team (also bis zu 100). Das Team kommt nur weiter, wenn sich EINER freiwillig opfert (OHNE irgendwas zu bekommen). Geschieht das innerhalb des Zeitlimits nicht, sind ALLE in der Reihe raus. Das Gebrüll, dass es doch "jemand tun soll", ist einfach nur göttlich.
Und gleich danach kommen die Geldkoffer wieder raus. Jetzt wird Bestechungsgeld geboten. Dieses Mal sind alle, die in einer Linie stehen, ein Team. Nimmt einer das Geld an (!), fliegt die komplette Linie.
Und das sind nur ein paar Minuten aus der ersten Folge. Aktuell sind 8 Folgen oder so verfügbar (2 kommen noch) und die Show wird mit jeder Folge besser und besser. Natürlich muss man den Machern schon einen gewissen Grad an Sadismus bescheinigen. Das Ganze wurde offenbar vom erfolgreichsten Youtuber ever (von dem ich noch nie was gehört habe) und seinen Kumpels auf die Beine gestellt. Die ganze Crew wirkt ziemlich genau wie die Typen, die Statham vor kurzem in Beekeeper trübe gemacht hat.
Die komplette Show ist mit augenscheinlich irrsinnigem Aufwand in Szene gesetzt worden. Die 5 Mio, die da in Cash als Stapel unter einem Glaskasten liegen, dürften nur ein Bruchteil der Produktionskosten gewesen sein. Keine Ahnung, wo die Kohle herkam und wie Amazon meint, mit der Nummer Kasse zu machen. Hier wechseln Beträge den Besitzer, dass es einem schwindlig werden kann.
Das absolute Highlight sind aber eben die Kandidaten bzw. deren Psyche und was die Kohle damit macht. Wer schon immer mal sehen wollte, wie sich innerhalb von Minuten(!!!) ein astreiner Führerkult bildet, der sollte hier mal einen Blick riskieren. Natürlich setzen die Macher immer genau da an. Manche Spiele könnte man aufgrund ihrer Gestaltung durchaus als grenzwertig bezeichnen. Aber genau das macht imo den Spaß und Entertainment-Faktor dieser Show aus.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie wir darauf gekommen sind. Ich glaube, meine Frau hatte den Trailer gesehen. Aber da Töchterlein am Samstag unterwegs war, haben wir alle verfügbaren Folgen direkt weggeschaut und freuen uns jetzt auf die verbliebenen zwei. Volle Empfehlung. :respect:
Zitat von: Glod am 3 Februar 2025, 10:17:39Beast Games (Amazon Prime)
Das bessere Squid Game, obwohl das hier eine echte Spielshow ist. Da gab es ja einige Kontroversen im Netz und aktuell laufen da wohl sogar ein paar Klagen gegen die Macher, aber who cares?
1000 Kandidaten kämpfen um 5 Mio Dollar. So weit so einfach. Erfreulicherweise geht es aber nicht darum, wer hier der fitteste Ex-Seal ist. Wie bei Squid Game könnten die Spiele simpler nicht sein. Was hier aber ganz groß rausgearbeitet wird, ist die psychische Komponente. Ein Beispiel aus den ersten 10 Minuten:
Die Kandidaten stehen alle in langen Reihen hintereinander auf Podesten (vermutlich 100 pro Reihe). Die Show beginnt damit, dass 1 Mio Dollar ausgelobt werden (nicht die vom Preisgeld sondern zusätzlich), welche gleichmäßig unter denen aufgeteilt werden, die jetzt sofort freiwillig gehen. Ohne irgendwas getan zu haben, gehen ca. 50 Kandidaten mit beinahe 20.000 Dollar pro Nase nach Hause. Die Häme zahlreicher Verbliebener ist ihnen sicher.
Im nächsten Spiel bilden alle Kandidaten in einer Reihe ein Team (also bis zu 100). Das Team kommt nur weiter, wenn sich EINER freiwillig opfert (OHNE irgendwas zu bekommen). Geschieht das innerhalb des Zeitlimits nicht, sind ALLE in der Reihe raus. Das Gebrüll, dass es doch "jemand tun soll", ist einfach nur göttlich.
Und gleich danach kommen die Geldkoffer wieder raus. Jetzt wird Bestechungsgeld geboten. Dieses Mal sind alle, die in einer Linie stehen, ein Team. Nimmt einer das Geld an (!), fliegt die komplette Linie.
Und das sind nur ein paar Minuten aus der ersten Folge. Aktuell sind 8 Folgen oder so verfügbar (2 kommen noch) und die Show wird mit jeder Folge besser und besser. Natürlich muss man den Machern schon einen gewissen Grad an Sadismus bescheinigen. Das Ganze wurde offenbar vom erfolgreichsten Youtuber ever (von dem ich noch nie was gehört habe) und seinen Kumpels auf die Beine gestellt. Die ganze Crew wirkt ziemlich genau wie die Typen, die Statham vor kurzem in Beekeeper trübe gemacht hat.
Die komplette Show ist mit augenscheinlich irrsinnigem Aufwand in Szene gesetzt worden. Die 5 Mio, die da in Cash als Stapel unter einem Glaskasten liegen, dürften nur ein Bruchteil der Produktionskosten gewesen sein. Keine Ahnung, wo die Kohle herkam und wie Amazon meint, mit der Nummer Kasse zu machen. Hier wechseln Beträge den Besitzer, dass es einem schwindlig werden kann.
Das absolute Highlight sind aber eben die Kandidaten bzw. deren Psyche und was die Kohle damit macht. Wer schon immer mal sehen wollte, wie sich innerhalb von Minuten(!!!) ein astreiner Führerkult bildet, der sollte hier mal einen Blick riskieren. Natürlich setzen die Macher immer genau da an. Manche Spiele könnte man aufgrund ihrer Gestaltung durchaus als grenzwertig bezeichnen. Aber genau das macht imo den Spaß und Entertainment-Faktor dieser Show aus.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wie wir darauf gekommen sind. Ich glaube, meine Frau hatte den Trailer gesehen. Aber da Töchterlein am Samstag unterwegs war, haben wir alle verfügbaren Folgen direkt weggeschaut und freuen uns jetzt auf die verbliebenen zwei. Volle Empfehlung. :respect:
Ganz ehrlich?? Bin gerade bei Folge 3 und finde die Serie so eeeeeeeeextrem dumm!! Komplett für irgendwelche "Influenzer" ausgelegt und schlechter als "99 - Wer schlägt sie alle?" auf SAT 1.
Die Moderatoren sind wirklich der dümmste Abschaum, die Moderation ist auf gleichen Niveau.
An dieser "Show" ist wirklich ALLES falsch, was man nur falsch machen kann. Ein "Vergleich" (ja, mit Absicht in Anführungszeichen geschrieben) mit SQUID GAMES, erübrigt sich da wirklich.
Nahezu allen Kandidaten wünscht man, sie würden als Erstes ausscheiden. Goooooooooooott, diese Show ist der absolute No-Brainer!!
Und sogar ICH, der sowas wie SHARKNADO liebt, baut da geistig ab, wie ein Wiesel nach nem Verkehrsunfall.
Eigentlich schaue ich mir den Rest nur deswegen an, weil ich wissen will, wieviele Gehirnzellen ich zum Absterben bringen kann. :lol:
Man kann getrost sagen, dass die HBO-A24-Bron-(mini)-Serie ,,the Idol" (2023) a mess ist – allerdings a hot mess, um das mal so zu formulieren. Erschaffen von Abel "The Weeknd" Tesfaye und Sam Levinson – dem Mann hinter der fantastischen US-Version von ,,Euphoria" – begann das Chaos schon während der Dreharbeiten – nämlich als Regisseurin Amy Seimetz 2022 gefeuert wurde, nachdem sie bereits rund 80% der Season abgedreht hatte, da die Showrunner mit ihrer (feministischen?) Herangehensweise an die Materie nicht zufrieden waren. Infolge dessen gab es Nach- und Umbesetzungen, Rewrites und ausgiebige Reshoots – sowie am Ende bloß fünf anstatt der ursprünglich geplanten sechs Folgen...
,,the Idol" ist sleazy, shallow und oversext – was an sich prima mit der Musikindustrie und den sie bevölkernden Persönlichkeiten harmoniert. Wer Levinson (siehe auch ,,Assassination Nation") kennt, der weiß, dass er nicht vor ,,Direktheit" in Sachen Sex, Sprache und sonstige ,,Abgründe" zurückschreckt. Das Gebotene schwankt immer wieder zwischen dramatisch, satirisch, erotisch und campy – was eine keineswegs ununterhaltsame Kombination ergibt, sofern man sich darauf einlassen kann und möchte: Themen sind u.a. das ,,Toxische" von Männern sowie des Geschäfts, der auf Künstler lastende Druck, Trauma-Bewältigung, Exploitation und Missbrauch sowie der Wunsch, sich selbst kreativ verwirklichen zu wollen...
In Richtung ,,Cult-Leader" tendierend, agiert Tesfaye in seiner Rolle bisweilen belustigend schlecht – was aber irgendwie dazu passt, dass seine Figur einfach ein tendenziell erbärmlicher ,,Möchtegern" ist. Lily-Rose Depp gibt (und zeigt) derweil alles – während auch die übrige Besetzung regelmäßig ansprechend positiv auffällt (u.a. Jane Adams, Hank Azaria, Eli Roth, Rachel Sennott sowie eine großartige Da'Vine Joy Randolph). Mal anturnend, mal ungemütlich, mal langweilig, mal banal, mal cringy und mal schlichtweg klasse, weiß man irgendwie nicht, was absichtlich mitunter derart cheesy gedacht war, und was nicht (einschließlich des ,,rausgestreckter Mittelfinger in verschiedene Richtungen"-Finales)...
Kurzum: Inhaltlich leider zu oberflächlich und unpräzise, verfügt ,,the Idol" dennoch (u.a. aufgrund toller Momente im Bereich der Performances, Inszenierung, Inhalte und Stimmungen) über einen speziellen Reiz. Für mich war´s durchaus a guilty Pleasure – quasi ,,Showgirls" meets ,,Euphoria"...
knappe 6/10
Ich habe auf Netflix inzwischen auch die bereits angesprochene Flugzeug-Thriller-Serie "Red Eye" gesehen und muß sagen: So spannend die Angelegenheit phasenweise auch geraten ist, so auffällig sind auch die zahlreichen Schwachsinnigkeiten, die sich vor einem auftürmen. Jeder, inklusive des Verdächtigen, darf sich im Flugzeug bewegen, wie er gerade will; Morde geschehen, aber irgendwie kriegt es keiner außer den Hauptfiguren mit, und wenn doch, ist die Stimmung immer noch seltsam gelassen; Handys funktionieren immer dann, wenn man sie braucht (selbst wenn kurz vorher sämtliche Verbindungen gekappt wurden) usw. Wirklich dumm wie Hulle - und das Vergnügen an der Serie empfindlich störend.
Anständig führt Season 2 von ,,Yellowjackets" die sich auf zwei Zeitebenen (1996/2021) entfaltende Story fort – wobei es evident ist, dass die Showrunner einen konkreten ,,Plan" besitzen (für fünf Staffeln, ihrer Aussage nach), so dass im Prinzip keine Gefahr besteht, dass so etwas wie bei ,,Lost" geschieht. Regelmäßig merkt man genau das dem Präsentierten an: Offenbarungen haben meist nicht nur kurzfristige Wirkungen – deuten des Öfteren auf spezielle Entwicklungen und Dinge hin, die ,,in der Zukunft mal" (in einer folgenden Staffel) konkreter ins Spiel kommen dürften – während das, was damals in der Wildnis vorgefallen ist, weiterhin bloß häppchenweise (chronologisch) preisgegeben wird. Damit verknüpft ist das Pacing mitunter ruhiger als wohlmöglich erwartet...
Hochwertig verfasst und handwerklich kompetent realisiert, gebührt dem Darsteller-Ensemble viel Lob – welches im Vorliegenden noch um Elijah Wood, Lauren Ambrose, Simone Kessell und John Reynolds erweitert wurde. Melanie Lynskey, Sophie Thatcher, Juliette Lewis, Christina Ricci, Sophie Nélisse und so weiter: Großartig portraitieren sie ihre Charaktere – und in dem Moment, als einer aus dieser Runde stirbt, vermittelt das einen entsprechenden ,,Impact". Dieses Mal steht Lottie (Courtney Eaton/Simone Kessell) kräftiger im Fokus – u.a. ihre Visionen und wie die anderen damit umgehen. Nicht nur die Passagen in ihrem ,,Wellness Center" weisen einen Sinn für Humor auf, der die ,,kalte, dramatische Düsternis" durchaus nett auflockert...
Regelmäßig findet ein Wechsel zwischen den Zeitebenen statt – und in der Gegenwart der Handlung gibt es ebenfalls multiple Storylines. Etwas schade ist es, dass die Haupt-Protagonisten in letzteren häufig getrennt voneinander unterwegs sind, so dass man dort das eine oder andere ein wenig hätte ,,straffen" können: Im Vergleich sind ihre gemeinsamen Interaktionen reizvoller. Packender ist definitiv der Teil in der Wildnis mit seinen Survival- und Horror-Elementen – obgleich ,,das Übernatürliche" da nicht zwangsweise ,,übernatürlich" sein muss. Clevere Einfälle und einzelne schicke Visuals kommen da noch hinzu – plus eine fantastische Song-Auswahl von Bands/Künstlern wie Garbage, Nirvana, Tori Amos, Live, the Cranberries, Alanis Morissette, Florence + The Machine...
7,5/10
Ghosts (CBS/Netflix)
Ich hab als netten Snack jetzt mal wieder so etwas wie eine klassische Sitcom eingeworfen, insofern zumindest als dass "Ghosts" von CBS kommt, also aus dem klassischen Network-TV.
Natürlich - die Kreativität ist da ja seit Jahren auf Sparflamme - basierend auf einer entsprechend britischen Sitcom gleichen Namens.
Ich hätte tatsächlich lieber die britische Variante gesehen (die aktuell nirgendwo zu streamen ist), aber was solls, wenn Netflix die ersten beiden Staffeln mit immerhin 40 Folgen ins Programm hievt.
Ist zwar kein absolutes Kunstwerk geworden, aber anständig amerikanisiert worden, mit stabilen acht Geistern, die von der Besitzerin eines alten Hauses bzw. ihrer darin eröffneten B&B-Pension gesehen werden können (von ihrem Ehemann natürlich nicht). Ist hübsch zusammen gesucht, vor allem bei den Geistern (ein Wikinger, ein Indigener, ein schwuler Revolutionär (18.Jh), eine eher viktorianische Dame, eine Prohibitionssängerin, eine zugestonetes Hippie-Girl, ein dauerfröhlicher Pfadfinderführer aus den 80ern und einen Aktienhändler ohne Hosen aus dem Jahr 2000. Dazu britische Revolutionäre im Gartenhaus, Cholera-Geister im Keller, einen Teenagergeist auf dem Dachboden und praktisch in jedem Haus weitere Besucher, die gern mal ins Afterlife würden.
Insgesamt relativ silly, die Plots sind mehr oder Behelfsideen, die sich recht schnell wieder in Luft auflösen, aber die Interaktion der Geister untereinander und mit der modernen Welt sind recht gut geraten und brauchbar lustig, teilweise hübsch absurd. Leider sind die beiden Leads auch ziemlich naiv oder bedarfsweise deppert gezeichnet, das stört manchmal schon, aber tricktechnisch ist das sehr solide und hat auch streckenweise Biss.
Leichte Kost, die man gut ergänzend schauen kann. 7/10
'
Zitat von: Moonshade am 18 Februar 2025, 09:48:30Ghosts (CBS/Netflix)
Ich hab als netten Snack jetzt mal wieder so etwas wie eine klassische Sitcom eingeworfen, insofern zumindest als dass "Ghosts" von CBS kommt, also aus dem klassischen Network-TV.
Natürlich - die Kreativität ist da ja seit Jahren auf Sparflamme - basierend auf einer entsprechend britischen Sitcom gleichen Namens.
Ich hätte tatsächlich lieber die britische Variante gesehen (die aktuell nirgendwo zu streamen ist), aber was solls, wenn Netflix die ersten beiden Staffeln mit immerhin 40 Folgen ins Programm hievt.
..
TV-Spielfilm behauptet in ihrer aktuellen Ausgabe, dass die Brit-Version bei Amazon streambar ist - konnte ich mal auf Anhieb nicht verifizieren. Überdies gäbe es laut denen von der US-Variante schon 5 Staffeln, womit mich so langsam der Verdacht beschleicht, dass deren Redaktion auch viel zuviel "ungeprüften Chat-GPT-Output" ins Heft hievt.
Was aber wohl stimmt, dass da eine deutsche Version incoming ist - demnächst in der ARD Mediathek. Bin mal gespannt, wer sich das vollumfänglich antut....
Zur US-Version hatte ich bei der Premiere S1 (damals nur WOW) ja ähnliche Gedanken wie Moonshade, als Pausenfüller ganz gut geeignet. Nur sind mir irgendwie die passenden Pausen ausgegangen, so während Staffel 2....
Statt dessen bin ich so ein bisschen auf dem Krimitrip, auch wenn die ganz große Begeisterung da regelmäßig auch ausbleibt.
Deadwind (Netflix) - bislang Staffel 1
Warum tut man sich Serien wie diesen finnischen Semi-Noir-Krimi über kostenpflichtige Streamer an, die man in etwa qualitätsgleich auch über die Mediatheken der öffentlich-gebrechlichen bekommt? Da gibt es für mich aktuell eine klare Antwort: Netflix läuft technisch einfach besser, ich werde da nicht ständig rausgeschmissen, und wenn doch, geht es mit einem Klick an der gleichen Stelle weiter.
Inhaltlich in der Tat eher Standardkost - rund um ein sympathisches, aber gegen den US-Trend nicht unmittelbar paarungswilliges m/f-Cop-Duo entwickelt sich ein (in S1) etwas arg ausladendes Konstrukt um Umweltverbrechen und Eifersuchtsmorde. Der Öko-Thriller-Teil ist der interessantere; die Krimihandlung leidet vor allem darum, dass unsere zwei netten Ermittler da eher hemdsärmlig vorgehen und nicht unbedingt so wirken, als würden die das hauptberuflich machen. So werden die letzten Stunden des Opfers erst in Folge 7 oder so mal rekonstruiert, darauf hätte man auch durchaus früher kommen können. Und dann stimmt auch noch der angenommene Todeszeitpunkt einfach so nicht - das hat man schon alles plausibler gesehen.
Positiv neben einigen soliden Spannungseffekten rund um die Öko-Handlung fand ich, dass dem Thema "Verlust" bei den Angehörigen von Mordopfern und anderen Todesfällen durchaus Raum eingeräumt wird, die Motive und Gefühle der Figuren sind im Großen und Ganzen plausibel. In Verbindung mit den netten Leads (sagte ich das schon?) genretypische
6/10 - auch die (zu Recht) etwas verkürzten Staffeln 2 und 3 werde ich wohl noch mal sichten.
Nemesis Disney+
Mittels der drei Freimonate via Vodafone doch noch die Chance bekommen, das nach eigentlichem Abo-Ablauf zu Ende zu sehen. So eine Sehpause ist bei komplexeren Stoffen nicht ideal, aber nüchtern betracht ist das eigentlich auch nur ein relativ kleiner Verschwörungskrimi nach dem Motto "wenige Gute gegen viele Böse" plus "alle verdächtig außer Hauptfigur" und dabei nicht sonderlich vielschichtig. Generell wundere ich mich schon ein bisschen über das Ausmaß von Verschwörungen im aktuellen Seriengeschehen - böse Firmen, böse Geheimdienste, zT korrupte Staatsorgane. Wer das so im realen Leben öffentlich als wahr oder möglich hinstellen würde, hätte seinen Ruf als Schwurbler oder Aluhutträger schnell weg...
Ansonsten mal wieder ziemlich durchschnittliche Durchschnittskost; dass in den Kreis der Verschwörungsverdächtigen sogar der (Ex-)Ehemann der Hauptfigur aufgenommen wird, ist mal partiell neu. Auf der Habenseite stehend dann noch ein paar spannende Szenen um den schön fiesen Killer, vieles andere (der Auftritt der "Deutschen" etwa, schon wieder - in Darkwind waren die auch schon in eher unrühmlicher Rolle dabei) wie etliche der Figuren (die kernige CopIn als Sidekick) geraten eher klischeehaft. Insgesamt noch etwas mittelmäßiger als die finnische Variante -
5/10.
Prime Finder (Apple TV+)
Verschwörungen die Dritte, und jetzt wird es komplett bekloppt. Es geht um irgendwas mit Primzahlen, was genau wird nie gezeigt oder ansatzweise erklärt. Aber es muss echt total wichtig sein, denn an allen Ecken und Enden fallen Leute tot um, weil da irgendwelche Finstertypen voll total Angst haben vor dem jungen Genie. Sorry für den leichten Schwenk in Jungsprech, aber da die Serie sich alle Mühe gibt, jung, cool und hipp rüberzukommen, mit NSA(?)-Agent*innen, die alle irgendwo aussehen wie direkt vom College gecastet, erschien mir das irgendwie passend. Und weil man in der Generation offenbar ungern rechnet, wird der ganze Zahlenkram halt einfach mal behauptet und in kryptischen Formeln an die Wand oder in geheime Papers gepinnt; ich finde das Thema ja gar nicht mal uninteressant, aber so einen Hauch von Plausibilität wäre schon schön gewesen.
Ehrlicherweise vergehen die bislang zu sehenden vier oder fünf Folgen durchaus zügig und schmerzfrei, irgendwas ist immer los auf dem Schirm. Und die Art, da eine homosexuelle Hauptfigur zu präsentieren, ist bei aller Kritik an der auch hier allgegenwärtigen Wokeness mal schön unaufgeregt. Trotzdem eher im Niemandsland zwischen "doof" und "unterhaltsam" und damit eigentlich unter Apples Niveau. Es sei denn, die große Erleuchtung kommt noch - vorläufig eher so um
4-5 / 10.
Ja, mit "Dead Wind" haben wir auch angefangen, dazu kann ich aber nach einer Folge noch nichts sagen, dafür haben wir in zwei Tagen den kurzfristigen Hit
Die Are-Morde
verfrühstückt. Warum das so gute Noten bekommen hat und alle so begeistert sind, kann ich nun gar nicht verstehen, das ist sogar in Sachen "gritty scandinavian crime" ein ganz softes Ding, über das das ZDF nur müde lächeln würde.
Warum? Weil man das irgendwie alles schon kennt und nichts davon wirklich bemerkenswert ist. Junge Polizistin, getrennt, daheim wird gegen sie ermittelt (wir sind wohl in Schweden), fährt ins Wochenendhaus der Schwester nach Are. Naja, und da gibt plötzlich im eisigen Nix einer kleinstadt plötzlich jede Menge Morde. Und die weil da oben natürlich nicht so oft Morde ermitteln, darf sie gleich mitmischen. Dazu kommt ein tiefenentspannter Kollege und weitere nette Teamkollegen.
Das alles wird gebündelt in 5 Folgen, wobei die ersten drei und die letzten zwei jeweils einen Fall (oder eine Adaption) darstellen und die Folgen so 35-44 min lang sind.
Ja, äh, das war es dann auch schon. Die Fälle entwickeln sich organisch, die Verdächtigen sind überschaubar, es wird brav einer nach dem anderen anermittelt und ausgeschlossen und wie in Skandiland öfters mal, gibts gar motzige Männer, die Frauen ausnutzen, missbrauchen oder umbringen, da tut es gut, dass die Protagonistin aus dem Bereich "häusliche Gewalt" kommt.
Stört wirklich alles weder beim Stricken noch beim Bügeln, sogar die privaten Probleme sind mit der lauwarmen Nadel gestrickt und wirklich alles löst sich beizeiten in Luft auf. Wenn die Nacheinanderanordnung auch dazu führt, dass man bei mehreren Fällen/Verdächtigen den einen fast vergisst, bis der andere quasi erledigt ist.
Total nice, aber Lisbeth Salander gefällt so ein hausfrauenkompatibler Krimi natürlich nicht. nette 5/10.
Deadwind (Netflix)
So, jetzt: Staffel 1 nach ewiger Zeit beendet. 12 Folgen für eine Krimistaffel sind deutlich zu lang und das haben dann wohl auch die lieben Finnen eingesehen ,die Staffel 2+3 dann auf 8 Folgen reduziert haben.
Fing gut, wenn auch ruhig, an, verzettelt sich dann aber offenbar in dem Projekt, 12 Folgen irgendwas Hochkomplexes abzuliefern. Dass an dem Umweltprojekt, was hier im Fokus steht, Dreck dranhängt, wenn die deutsche Teilhaberschaft von einer Firma namens "Weltkraft" kommt, war eigentlich schon klar und ich hab mir schon nach 8 Folgen ganz gut zusammensetzen können, was dann in den letzten 4 Folgen noch zäh alles aufgedröselt wurde.
Auch was anfangs eine starke Frauenrolle war, wird in der Staffel mit zunehmender Laufzeit zur Belastung, die Beratungsresistenz der Hauptfigur, die nebenbei auch noch in Trauer sein soll und mit ihrem zwei Kindern nicht zurecht kommt, nervt irgendwann nur noch, vor allem wenn sie sich im letzten Staffeldrittel mehrfach deppert in Lebensgefahr bringt und einmal nur von Filmgott Drehbuchzufall vor dem Tode gerettet wird. Ab Folge 10 wollte ich eigentlich nur noch wissen, wer denn nun der eigentliche Mörder vom Beginn war und sogar fördern sie noch ein schier unglaubliche Backstory in 45 Minuten zu Tage, die viel mehr psychologische Tiefe verdient gehabt hätte.
Alles in allem kompetent gemacht, aber leider überlang geplottet. Ich hoffe, die anderen Staffeln sind straffer. 5/10
Bei ,,Pulse" (2025) handelt es sich um eine stereotype, aber unterhaltsame ,,Netflix"-Krankenhaus-Serie von Showrunner Carlton Cuse (TV's ,,Lost", ,,Bate's Motel", ,,Jack Ryan" etc.), welche sich in einer Notaufnahme in Miami entfaltet. Nicht vordergründig um Authentizität bemüht – stattdessen auf ,,klassisches Drama-Entertainment" (á la Shows wie ,,ER", ,,Chicago Hope" und ,,Grey's Anatomy") setzend – weisen einige Elemente (Plotstränge, Charaktere, Beziehungen und Dialoge) durchaus klischeehafte sowie in Richtung Soap-Opera tendierende Eigenheiten auf...
Dass Willa Fitzgerald (,,Stange Darling") als Haupt-Protagonistin gecastet wurde, ist 'ne feine Sache – schließlich verdient sie Besseres als bloß Serien-Nebenparts und maue B-Movies (á la ,,Alarum"). Sie agiert gewohnt gut und wird von einem netten Ensemble brauchbarer Darsteller umgeben – darunter Colin Woodell, Jessie T. Usher, Jessica Rothe, Jack Bannon und Nestor Carbonell – welche Figuren spielen, von denen die Mehrzahl ansprechend sympathisch ist (und selbst wenn nicht: zumindest nicht uninteressant), so dass man sie durchaus gern durch diese kurzweiligen 10 Folgen begleitet...
,,Amüsant" ist übrigens ein Aspekt der Werbe-Strategie: Im Trailer wird die Romanze der beiden Leads hervorgehoben – welche in der Serie an sich aber schon vorüber ist und nur in Form regelmäßiger Flashbacks aufgezeigt wird, während die gegenwärtige Handlung an just dem Tag einsetzt, als er gerade suspendiert wurde, nachdem sie ihn in der HR-Abteilung u.a. wegen der damit verbundenen Machtverhältnisse und Auswirkungen angezeigt hatte (was unweigerlich für Drama/Spannungen im Team sorgt). Zudem zieht ein Hurricane genau dann über Florida hinweg und stürzt ein Schulbus von einer Brücke...
6,5/10
Ted Lasso Staffel 1 (Apple+)
Ich staune ja beinahe, dass es zu dieser Serie noch keinen eigenen Thread gibt. Meine Frau hat ein aktuelles Angebot von Apple+ (über Prime) genutzt und da das so ziemlich die einzige Serie war, von der ich bei Apple+ bereits etwas gehört hatte (ohne zu wissen, worum es ging, ich kannte nur die enthusiastischen Überschriften in US-Medien), haben wir mal damit angefangen.
Und ich muss sagen, dass die Lobpreisungen voll und ganz gerechtfertigt sind. Ted Lasso ist zumindest in Staffel 1 absolut perfekte Unterhaltung mit einem sehr hohen Wellness-Faktor. Im Grunde geht es darum, dass ein amerikanischer Football-Trainer(!) einer Highschool-Mannschaft(!!) angeheuert wird, um Trainer eines Fußball-Teams(!!!) in der englischen Premier-League(!!!!) zu werden.
Was dann erzählt wird, ist nicht wirklich neu. Natürlich eckt er an. Natürlich wird er abgelehnt. Natürlich gibt es die üblichen Problemcharaktere unter den Spielern, Beziehungskrempel blabla.
Aber WIE es erzählt wird, ist einfach nur eine Schau. Jason Sudeikis spielt hier wohl die Rolle seines Lebens. Brendan Hunt als Coach Beard stiehlt jede Szene, indem er einfach nur da ist. Und auch die anderen Figuren fügen sich nahtlos ins Ensemble ein. Da gibt es keine Ausfälle nach unten. Irgendwie mag man sie alle. Und weil wir es mit einer Feel-Good-Serie zu tun haben, sind die "Bösen" auch allerhöchstens charmante Arschlöcher.
Und das Ganze wird mit herrlichen Dialogen, tollem Wortwitz (wir schauen es in der Originalversion) und einer riesigen Schippe britischen Humors serviert (was witzig ist, da es eine US-Serie ist). Alleine die Dart-Szene kann schon als legendär bezeichnet werden.
Alles in allem eine volle Empfehlung. Wenn jemand mal Bock auf Comedy hat, die nicht edgy, provokant, pubertär oder sonstwas sein will, sondern die einen in eine kuschelige Decke hüllt und dann zum unbeschwerten Lachen, einlädt, dann ist das hier definitiv der oberste Eintrag auf der Liste. :respect:
The Residence (Netflix)
Jeder mag Daniel Craigs Poirot-Parodie Benoit Blanc?
Gut, ich nicht so ganz so dolle, was wohl eher an den Skripten liegt, aber wer generell moderne Detective Fiction a la Agatha Christie mag und die Chose nicht ganz so ernst nehmen will, der kriegt die Volldröhnung in dem 8-Teiler "The Residence", in der auf einem Staatsbankett im Weißen Haus plötzlich eine Leiche gefunden wird. Getroffen hat es den "Chief Usher", den Chef der Hausangestellten und unten turnen 200 Leute, Kylie Minogue (in person), Hugh Jackman (nicht in person), die Abordnung von Australien und so ziemlich jeder Sicherheitsdienst, den man sich denken kann herum.
Natürlich will jeder gern den Fall zu den Akten legen, ist die First Family (erster schwuler Präsident mit Mann, dazu Jason Lee als total bekloppter Präsidentenbruder), aber der Verantwortliche Polizeichef zieht eine externe Beraterin hinzu, die legendäre Cordelia Cupp, eine manische Vogelbeobachterin, die, einmal gerufen, das komplette Weisse Haus für die ganze Nacht als Geisel nimmt und nicht nur zwei Dutzend total neurotische Tatbeteiligte und Zeugen aufscheucht, sondern den superkomplizierten Fall auch Stück für Stück auseinander nimmt...
Ist zwar von Shondaland - was farbige Beteiligung garantiert - ist aber eine absurde Humorbombe erster Kajüte, wenn man derlei Spielereien ganz gern mag, bei dem sich jeder selbst verdächtig macht und die Ermittlerin immer wieder den Zeugen und Anwesenden den Boden unter den Füßen wegzieht und damit die komplette erste Politik- und Sicherheitsriege düpiert (die zumeist ziemliche Idioten oder einigermaßen kaputt sind). Mit steten Rückblenden und einem in allen Winkeln erkundetem Weißen Haus ein großer Spaß, der in einer Parallelhandlung auch noch als eine Art Senatsanhörung nachbetrachtet wird, was es noch absurder macht. Uzo Aduma macht als No-Nonsens-Neu-Poirot stoisch keine Gefangenen, während Randall Park als ihr überforderter Watson vom FBI neben ihr herstolpert.
Komplexer, verwinkelt und umständlicher geht es auch bei Craig nicht zu, wenn die Leiche offenbar mehrfach den Platz gewechselt hat und ihr immer weitere Todesarten beigefügt wurden, während um sie herum alle am ausrasten sind. Hat mir eine Menge Whodunit-Spaß gemacht, allein die letzte Folge, die mit knapp 90 Minuten eine hable Std. länger ist, braucht für die Aufklärung des Gewusels ein paar Hakenschläge zuviel. Eindeutige 8/10
Gundam: Requiem for Vengeance (Netflix)
Pausenfüller gesucht, Pausenfüller gefunden. Früher in diesem Thread hatte ich ja kritisch zu den (vielen) Militär/Ballerepisoden von Amazonsens gleichfalls videospielbasierter "Secret-Level"-Anthologie angemerkt, dass die zwar technisch ansehnlich sind, aber letztlich mangels Anfang und Ende kaum fesseln können. Insofern komme ich jetzt etwas in Erklärungsnot, warum mir das hier eigentlich ganz gut gefallen hat - zwar gibt es immerhin so was wie einen sinnvollen Schluss, die Ausgangssituation ist aber klar aus der Abteilung "ptfG" (play the f..ing Game). Wer wissen will, warum da die Erde im Eimer ist, Weltraumfraktionen gegen Erdstreitkräfte fighten, warum die einen "gut" und die anderen "böse" sind - Bandai oder whoever verkauft Dir gerne ihr passendes Videospiel,.
Danke, aber danke nein. Trotzdem: Irgendwie fühlte ich mich gerade in den Auftaktepisoden ein bisschen an "meine" Computerspielvergangenheit (vor allem "Command & Conquer") erinnert, mit viel futuristischem Kriegsgerät, das sich krachend nach dem Stein/Schere/Papier-Prinzip wechselseitig zerlegt. Technisch ist so eine CGI-Anime dafür ein prima Background - detaillgetreue "2-Kanonen-Panzer", ordentlich Wumms auf dem Schirm, dazu gut animierte menschliche Figuren, hohes Tempo. Passt soweit.
Überraschenderweise schafft es die Serie in den knappen 6x30 Minuten und in den natürlich vorhandenen Limits einer Animationsserie sogar so was wie eine Bindung zu den Figuren herzustellen. Die toughe Captain, die mal Violinistin war (tolle Szene, in der das visualisiert wird), ihre Crew, ein paar Militär-Hohlköpfe, ein paar unerwartete Opfer. Haut mich tot, aber ich konnte da mehr Sympathie für die "Personen" entwickeln als für manche überdreht-supertoughe "echt" menschliche Agents der Streamerhausmarken (Lioness oder Citadel).
Wenn es da vor allem in den Folgen 4/5 vorrang um brachiale Mech-Kloppereien -zT. im Ritterstil, mit Energieschwertern - geht, meldet sich auch mal das Stimmchen im Kopf, das mir so was sagen will wie "bist Du dafür nicht ein bisschen alt?". Trotzdem - ich hatte Spaß oder neudeutsch fun, dafür von mir mal 7/10. - wird aber sicher nicht jedem in dem Umfang gefallen.
Und noch ein paar schon mal angesprochene, mittlerweile zu Ende gebrachte Serien:
Prime Finder (Apple) bleibt bis zum lahmen Ende federleichter Unfug der Sorte "muss man nicht haben". Motto durchgehend: Wozu Story/Background/Sinn und Verstand, wenn ich junge, hippe, coole Typen habe und durch die halbe Welt jagen kann?. Da wird im Kern alles behauptet, die Agentenskills der Agenten, die genialen Mathefähigkeiten der Hauptfigur, die zentrale Verschwörung, das übergeordnete "Gimmick" mit den Primzahlen. Würde da irgendwer an einer Stelle behaupten, mit Pythagoras, Leipnitz oder der binomischen Formel könnte man ganz fix die Welt beherrschen, müssten wir es ihm auch glauben.
Tue ich aber nicht. Mangels echter Action/Spannung/Aufregung (die Szene in einem allerdings grotesk fake aussehenden Ärmelkanaltunnel war LEIDLICH spannend) ein seltener Fehlschlag für Apple - maximal 4/10.
Deadwind (Staffel 2/3) schafft es auch bei verkürzter Laufzeit nicht, da EINMAL einen stringenten Fall ohne drölfzig Volten, Seitenhandlungen und irren Querverbindungen zu präsentieren. Besonders over the top: Die dritte Staffel, die gleich noch den Fall um Karrpis toten Ehemann mit lösen will und dabei völlig absurde Konstrukte anbietet. Dass einer der vielen und eigentlich interessanteren Handlungsstränge (der um ihre Stieftochter) dabei komplett im Nichts endet, muss man wohl in Kauf nehmen.
Dabei gibt es - immer noch - reichlich Dinge, die mir eigentlich gefallen: Die Optik/Stimmung, einige spannende Einzelszenen (die zentrale "Killer-Kiste aus S3 ist nicht verkehrt), die immer etwas melancholischen, alles andere als "strahlenden" Hauptfiguren mit vielen privaten Problemen. Vielleicht "ist" Krimi ja heutzutage "so" und ich habe da nur eine Entwicklung verpasst - insgesamt nur noch sehr knapp die 6/10, die ich für Staffel 1 vergeben hatte, mit deutlicher Tendenz Richtung 5.
Und From (Paramount+) - das ist dann mal so ein Fall, wo sich mein anfängliches Missfallen ins sagen wir mal "Grenzpositive" entwickelt hat. Ja, das ist - sogar noch mehr als nach drei oder vier Episoden geahnt - ein glatter und völlig unverhohlener Lost-Klon; wäre ich ABC, würde ich über eine Plagiatsklage ernsthaft nachdenken.
Allein: SO viele direkte Lost-Nachzieher hat es jetzt auch nicht gegeben, und überdies haben die sich das Vorbild auch mal gut angesehen und an ein paar richtigen Stellschrauben gedreht. So gibt es die bei Lost in der Masse dann doch überzogenen Rück-, Vor- und Seitswärtsblenden fast gar nicht, zwei, drei kurze Flashbacks, so passt das. Und während das Angebot an seltsamen Räumen, mysteriösen Zahlen und dem ganzen Zinnober fast das Lost-Niveau erreicht, hat man in Sachen "echter Horror" dann doch mal eine ganze Schüppe draufgelegt. Optisch und in Sachen Blutgehalt - weil für einen offenbar zensurschwächeren Sender produziert, aber auch atmosphärisch: Die dauergrinsenden "Typen", die da nachts umherwandern, verbreiten einfach mehr Schrecken als Geräusche, Rauch- und Metallmonster im Vorbild.
Was bleibt und leicht nervt ist eine Dramaturgie, die (zu) oft aus "Figur A besucht Figur B, Figur C spricht mit D, dann A mit E und B mit D" besteht. Und die Dialoge sind auch nicht immer umhauend, zu oft geht es um "kommen wir nach Hause?", die Frage was da eigentlich abgeht, wird eher selten gestellt.
So oder so - das hat sich entwickelt, ist genau der Dranbleiber, den man im Zeitalter des Streaming von einem (extrem) seriellen Format erwartet und sehen will. Wie gut das Ganze dann final dasteht, hängt natürlich auch davon ab, ob es am Ende irgendeine sinnvolle Erklärung für das Gesamtkonstrukt UND für die Einzelszenen gibt. Aber in dem Punkt war Lost auch kein unerreichbares Übervorbild - also dann noch mal (vorläufige und knappe) 7/10 von mir.
Stay Close dt. wohl "Wer einmal lügt" - toller Titel (Netflix)
Endlich wieder mal ein Coben - gerade im Vergleich zu Krimis in der skandinavischen Darreichungsform (Deadwind), die etwas realitätsnäher sein mag, aber auch irgendwie wenig mitreißend, habe ich diese britische Variante (wobei der Autor eigentlich Ami ist) glatt vermisst.
Klar kann man die Machart mit den von ihrer Vergangenheit/finsteren Mitmenschen bedrohten Upper-Middleclass Familien und den Twists im Dutzend billiger für trivial halten. Ob Gewöhnungseffekt oder der hier ist - bei insgesamt überschaubaren Abweichungen nach oben und unten - tatsächlich noch eine Prise gelungener als die Vorgänger/Nachfolger, mir hat der im Vergleich und sogar absolut eigentlich gut gefallen. Vor allem der Cast passt: der unvermeidlich/solide Armitage hat hier mit dem immer gerne gesehen Nesbitt als Cop (eine Rollenkombi, die eh wie angegossen passt) einen perfekten Gegenspieler. Von den Nebenfiguren fällt natürlich das durchgeknallte Killerpärchen ins Auge - die machen in ihren Szenen durchweg Laune, auch wenn die bei objektiver Betrachtung eher heiße Luft produzieren, reichlich Leichen aus dürftigen Motiven, und das, obwohl die auftragsgemäß ja eigentlich nur einen Vermissten suchen sollen. Und überdies
einen eher schwachen Abgang haben, gleich beide verlieren einen Messerkampf gegen reine Amateure. Und wenn wir eh schon hier sind, in der Spoilerzone: Die gesamte Auflösung ist zwar personell eine solide Überraschung, aber so ein oder zwei Fragezeichen schweben da schon drüber. Warum der "Ganstervater" des letzten Opfers verhaftet wird (die Morde des Killerpärchens hat der ja nicht beauftragt), oder wie die Frau da dutzende Männer einfach so überrumpeln und dann auch noch unbemerkt entsorgen kann. Und dass das außer - ansatzweise - dem Hauptcop über 15 Jahre niemanden auffällt, nun ja...
Zur trotzdem noch soliden Krimihandlung mit ein paar klar definierten Spannungsspitzen, aber erfreulicherweise ohne völlig absurde Wendungen passt ganz gut, dass man zumindest mit dem ein bisschen tragischen Pärchen Cop - schwerkranke Barfrau auch menschlich durchaus etwas mitfühlt. Das zentrale Handlungselement um die ehemalige Tänzerin, die ihre Vergangenheit wie eine Haut abstreift und in die Fast-Oberklasse wechselt (geht verblüffend einfach in GB - vielleicht war das im Buch eine US-Story, wo Landesgröße und - fehlende - Bürokratie das eher ermöglichen) fand ich nicht gar so überzeugend, aber ein bisschen Gemecker gehört dazu. Ist halt ein Coben, die Goldwaage bleibt da besser im Schrank - trotzdem knapp
7/10 und damit Bestnote meiner bisherigen Harlan-Serien.
Anaon - Hüter der Nacht (ARD Mediathek)
Eher zufällig im Spätprogramm von One drüber gestolpert, für ganz interessant befunden und dann mittels der Mediathek mal "zusammen gestoppelt". Diese Gruselkrimis aus Frankreich sind für mich ein bisschen zu häufig nach dem Muster "Viel fauler Zauber/angetäuschter Grusel, manchmal auch ganz solide-düstere Atmo, und dann am Ende eine banal-rationale Erklärung" gestrickt. Hier wird von Anfang an erfreulich wenig Zweifel daran gelassen, dass da tatsächlich ein übernatürliches Element vulgo Monster im Spiel ist. Welches dann auch in überraschend solider Machart (tricktechnisch/optisch) den Schirm betritt; leider kann der ganze Rest da nicht ganz mithalten. Die Story ist letztlich banal - Wächterfamilie im Buffy-Style gegen Finstermonster, ein paar geheimnisvolle Symbole, ein zwei Erklärbärfiguren - größere Überraschungen bleiben durchgehend aus. Ebenso wie echte Härten, vor allem wenn die
versammelten Opfer des Finstermonsters am Ende alle irgendwie wundersam "aufwachen", weil der "Boss" sich verabschiedet hat
. Dass da Teenager im Mittelpunkt stehen, ist wohl mittlerweile unvermeidlich, die ganz üblen Klischees (motzig wegen Umzug/handysüchtig/ständig in die Falschen verliebt) bleiben zwar aus, aber wenn man sich die französischen Credits wegdenkt und noch ein, zwei weitere Teenager dazu, könnte das auch Staffel 3 der "Goosebumps" (dazu gleich mehr) sein. Und die können das in der Summe doch noch einen Tick besser, zumindest (vermutlich) aus Sicht der Zielgruppe - trotzdem ganz o.k.
5,5/10.
Gänsehaut / Goosebumps (Disney+)
Nein, diesmal (fast) kein Gemecker über zu viel Werbung. Auf der Suche "was könnte ich vor Aboablauf noch mitnehmen" über die bislang zwei Staffeln gestolpert, die zwar die Machart, aber sonst keinerlei verbindende Elemente / Personen teilen. Das Ganze basiert, die meisten werden es spätestens seit den Kinofilmen wissen, auf Storys des vielgelesenen, aber hierzulande weniger bekannten Autors R.L. Stine, der in den USA als veritable Alternative zu Potter/J.K Rowling gilt. Sprachlich einfacher, handfester, weniger mystisch-verschwurbelt, und, wenn man denn Wert darauf legt, etwas diverser - und deshalb sogar in US-Schulen als Unterrichtsmaterial dient (habe ich irgendwo gelesen).
In der jüngsten TV-Fassung (bislang zwei Staffeln) geht es in der ersten Staffel um einen klassischen Gruselstoff (Bauchrednerpuppe/verfluchte Items), wogegen Season 2 eher SF-Gefilde (Aliens/Raumschiff) betritt. In beiden gleich: "Modern" zusammengestellte Teenager-Cliquen, ein paar nicht immer sympathische Erwachsene, Gruseleffekte auf "gerade-noch-jugendfrei Niveau". Und, trotz des unvermeidlichen "bin da nicht mehr ganz Zielgruppe" - die Mischung ist ingesamt o.k. und durchweg ganz unterhaltsam. Technisch/effektseitig ohne ganze große Highlights, aber immer zeitgemäß-ansehnlich; und mit einer soliden Dramaturgie, die - mit ein paar Einschränkungen, vor allem S1 mit ihren "zwei Enden" - ziemlich genau weiß, wann man die Spannung anziehen sollte.
Figurenseitig geriet Staffel 2 für mich etwas "sympathischer": das zentrale Geschwisterpaar kommt (trotz des unvermeidlich queeren, aber erfreulich beiläufigen Untertons) zwanglos "cooler" rüber, nicht ganz so klischeebeladen wie die Truppe in Folge 1 mit der "klassichen" Einteilung in Footballchamp/Nerd/Spaßmacher/schwulem Sidekick/gleich zwei tough-smarten Girls. Ansonsten ist die Frage, ob S1 oder S2 "besser" sind, eher theoretisch, dazu ist die Machart zu ähnlich. Die SF-Elemente in Staffel 2 werden ein bisschen arg beliebig gehandhabt, da wechselt man unversehens von "Blob" zu den "Körperfressern"; wobei insgesamt schon klar ist, dass sich Stine in seinem umfangreichen Oeuvre zwangsläufig bei sattsam bekannten Gruselelementen bedienen muss. Wer klassischen Horror bevorzugt, wird - auch effektseitig - in der ersten Staffel etwas besser bedient, in der Summe sagen wir mal "Unentschieden".
Nennen wir es insgesamt mal "zielgruppengerecht im positiven Sinn" - soll heißen, trotz der eher grenzwertigen und wenig smarten Erwachsenenfiguren (Long/Schwimmer) auch für ältere Zuschauer durchaus konsumierbar. Und das gelingt längst nicht jeder Serie/jedem Film - daher auch mal rocksolide
6,5/10, für die Kernzielgruppe auch durchaus mit Tendenz nach oben.
Ach ja, am Ende noch zweimal (jeweils Paramount+) aus der Abteilung "reingeschaut, wenig überzeugt".
Parallel Me soll nach einigen Kritikern DER aktuell heiße Sch...ß aus deutschen Landen sein. Ich fand es nach zwei Folgen dürftig, eine glatte Carbonkopie von Quantum Leap mit dem Minidreh, dass die in ihr eigenes Leben springt. Schon die 2. Folge mit der Sängerin fand ich eher cringe, um mal das mal in Jungsprech zu sagen -, und irgendeinen Grund, warum die gerade DEN Lebensweg hätte einschlagen können, ist auch nicht erkennbar - kostet schon Überwindung, da weiterzumachen. Und auch
School Spirits leidet am Ausmaß der Unoriginalität/Vorhersehbarkeit; konkret: ich hatte da eine Wette mit mir selbst laufen, wann die Hauptfigur dann doch von irgendeinem Lebenden gesehen/verstanden wird. Ich hatte auf Folge 3 getippt, aktuell war es dann das Ende von F1, und ich war raus...
The Eternaut (Netflix)
Argentinische SF-Dystopie mit einer interessanten Hintergrundgeschichte, vor allem was den Autor der Vorlage angeht, aber das führt hier wohl zu weit - kann man durchaus mal in einer ruhigen Minute recherchieren.
Auch ansonsten durchaus eine Bereicherung im Streaming-Allerlei, ohne da in allerletzte Begeisterung zu verfallen. Was aber keinesfalls an Machart oder technischen Qualitäten liegt - da haben die meine allergrößte Hochachtung. Das "Worldbuilding", das Szenario oder wie immer man das nennen will, ist nicht "nur" deshalb sehr beachtlich, weil das ganze aus Argentinien kommt und man da vielleicht unterbewusst geringere Budgets oder weniger vorhandene Grundkompetenz vermutet. Alles sofort vergesssen - gerade wenn man bedenkt, wie fix sich die US-Endzeitprodukte aus den (wenn überhaupt vorhanden) Großstadtszenarien verabschieden und sich in ländliche Gegenden, auf Farmen oder Ressorts verlagern, verdient das hier in jedem Fall Anerkennung. Die Gestaltung der verlassenen/"schnee"bedeckten/mit Wracks überfüllten Straßen einer nicht ganz genau definierten (Argentinien-Kenner werden mehr wissen, kann durchaus B.A. sein) Großstadt ist schon eindrucksvoll und das Niveau wird über die 6 Folgen durchweg gehalten.
Inhaltlich, und jetzt komme ich auf die "fehlende Begeisterung" zurück, ist das trotz nur 6 Folgen eine leicht uneinheitliche Angelegenheit; das kann man auch genau an der Handlung festmachen, wann da ein gewisser Bruch auftritt, aber das gehört wenn überhaupt in die Spoilerzone, auf die ich hier eigentlich verzichten wollte. Wenn ich wählen dürfte, hätte ich gesagt, dass die ersten Folgen, wo es halt "nur" um die "Natur"katastrophe geht, die etwas stärkeren sind, wobei das durchaus spektakuläre Finale mit dem Zug schon ansehnlich ist.
Hinzu (in die Abteilung "leichte Vorbehalte) kommt, dass die Figuren jetzt allesamt nicht den Hollywood-Vorstellungen entsprechen - durchgehend eher etwas mürrische ältere Herren, die jedenfalls keine Sympathieträger kraft guten Aussehens sind (oder vielleicht überhaupt nicht). Die Frauen in der Handlung gewinnen wenig Kontur, und an Nebenfiguren, die bis zum Grad der Unübersichtlichkeit kommen und gehen, hat man sogar ein paar zu viele aufgefahren.
Auf der positiven Seite ist auf jeden Fall, dass man einige "doppelte Böden" in die Handlung eingezogen hat, wobei das, worauf der Titel (so ich das richtig übersetzte, kann kein Spanisch) anspielt - und was auch in der Vorlage angelegt war - schon sehr geheimnnisvoll bis vage bleibt. Schön auch, wenn schon beim (deftigen) Cliffhanger klar ist, dass es zumindest noch eine Staffel geben wird, in der die Macher eigentlich "alles" auflösen wollen. In der Summe in jedem Fall eine positive Überraschung - 7,5/10.
Insomnia (Paramount+)
Wenn mich da das markante Gesicht von Vicky McClure anschaut, in der Serienvorschau des Anbieters, bin ich "natürlich" sofort dabei - die Engländerin ist seit "Line of Duty" bei mir absolut oben in der Favoritenliste und neben Keeley Hawes (ebenfalls mit LoD-Meriten) die wahrscheinlich beste britische TV-Darstellerin.
Gemessen daran ist das hier eine Enttäuschung, für die von guten Kritiken verwöhnte McClure (RT um 30%, bei eher schwacher Basis, allerdings) wie für mich. Auch wenn ich mal außen vor lasse, dass diese etwas wilde Mischung aus Krimi, Familiendrama mit winzigen Prisen Grusel und Mystery schon gewagt ist und in der Form eigentlich auch nicht meine erste Wahl wäre - da hätte etwas mehr rauskommen müssen. Um das sehr genau zu begründen, müsste ich auch hier massiv Spoilerzonen aufmachen, wozu ich immer noch keine Lust habe, daher mal bewusst vage: "Eigentlich" ist das nach ein oder zwei Folgen klar, worauf das hinauslaufen sollte, und ähnlich wie zuletzt im Film "Nightman (https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,169167.msg1365599.html#msg1365599)" ist das angetextete Konzept des "bösen Bluts" nichts, was ich blind unterschreiben oder gut finden würde.
Im Ergebnis kommt das meiste dann aber doch anders als gedacht, zum Glück, und dafür einen virtuellen Pluspunkt. Die eigentliche Erklärung ist dann allerdings auch sehr heftig an den Haaren herbeigezogen und hat so was von "Kolportage", wenn man den Begriff so noch verwendet - Pluspunkt wieder abgezogen. Auch kein Grund für Begeisterungsstürme: die angetexteten semi-übernatürlichen Elemente, vor allem die Sache mit den Zahlen. Die plötzlichen Erkenntnisse der Hauptfigur dazu wie die nachträgliche Umdeutung einiger Szenen sind schon kräftig an der Grenze zur Lachnummer und hinterlassen bei näherem Nachdenken auch reichlich Fragezeichen.
Das wackelige Drehbuch-Konstrukt mal außen vor, ist das immerhin alles halbwegs solide und hält einen bei minimalen Längen irgendwo schon "dran". Vicky spielt sich erwartungsgemäß die Seele aus dem Leibe (klasse die Szene, in der sie sich allein ein "Geburtstagständchen" bringt); die ganze Familienkiste mit den Teenieproblemen im Dutzend billiger hätte ich dagegen nicht (schon wieder) gebraucht. Am Ende leicht unentschlossene bis enttäuschte 5,5/10 - hätte ohne Frage besser werden müssen, mit dem Cast.
American Horror Stories (Disney+)
Wer das Konzept nicht kennt: Die ursprüngliche AHS-Serie (mit "y" statt "ies") war so was wie eine "Staffel-Anthologie" mit einem dann (weitgehend) abgeschlossenen Szenario über 8-10 Folgen, hier gibt es komplett unverbundene Einzelepisoden wie (überwiegend) beim schwarzen Spiegel.
Staffel 1 hatte ich vor längerer Zeit schon mal gesehen, mit dem Rest-Abo habe ich jetzt noch mal Staffel drei und ein paar Folgen von S2 "geschafft". Die erste Season, die sich meiner verblassten Erinnerung nach mit etlichen Referenzen an die Hauptserie abgemüht hat, würde ich hier insoweit auch mal außen vor lassen.
Was bei insgesamt sehr schwankender Qualität der Einzelepisoden schon auffällt: Die von mir bei Black Mirror leicht kritisch betrachtete thematische Einspurigkeit gibt es hier nicht. Die versuchen sich an allem, was Grusel, SF und zT auch völlig "reale" Szenarien so hergeben; KIs, Klone, Mad Doctors, dazu aber auch Leichenbestatter mit Trauma und die (fast-)Erfindung eines Impfstoffs gegen die Pocken, der an der Intoleranz seiner Zeit (noch) scheitert. Ich würde das eigentlich durchweg positiv sehen, wenn die Macher nicht ein anderes unschönes Fass aufgemacht hätten: Fast jede Episode, da kann man die Uhr nach stellen, endet auf die "schlechtmöglichste" Weise, die Verschwörer siegen, die positiven Figuren sterben oder erleiden sogar noch "Schlimmeres". Das geht dann sogar mir als "Happyendallergiker" zu weit, es nimmt auch ein Stückweit Spannung aus der Geschichte - Motto: Mal dir aus, was Übles passieren kann, so oder noch schlimmer wird es kommen.
Weil das halt sehr unterschiedlich in Auffmachung und Qualität daherkommt, fällt eine einheitliche Endnote schwer. Aus der Masse erwähnt werden sollte aber einmal die sehr schöne, "eigentlich" gruselfreie Folge "Necro", die trotz des abschreckenden Titels tatsächlich berührt und insofern mit der Junipero-Episode aus BM durchaus mimthalten kann. Die schon kurz erwähnten "Milchmädchen", die um ein Haar den Pockenimpfstoff erfunden hätten, ist auch ganz originell, verhebt sich aber an der Thematik schon etwas.
Bei dem sehr vorsichtigen Versuch, da über etliche ordentliche bis gute und ein paar sehr mäßige Episoden einen Durchschnitt zu bilden, wäre ich da so bei 6,5/10. Bin da aber durchaus geneigt zu sagen: Ist so ein bisschen ein US-Gegenentwurf zu Black Mirror, das zuletzt mit viel echter, aber eben auch bisweilen faker Tiefgründigkeit eher für die Kritiker gemacht war. Insofern eine durchaus willkommene Alternative, ohne damit eine Reihenfolge zu etablieren im Sinne von "ist durchgehend besser oder schlechter".
Paradise City (Amazon - leider HEFTIG werbedurchseucht)
Holla, das muss man sich erst mal trauen, als schwedischer Serienmacher: Eine Version der "Klapperschlange" als Scandinavian Noir Krimi. Und das nicht nur in der groben Handlungskonstellation, sogar einige Einzelszenen (Cagefight, Showdown) hat man sich ausgeborgt. Die Stimmung in der "Zone" oszilliert allerdings sehr beliebig zwischen "ungemütlich, aber bewohnbar" und vorbildgerecht "ganz knapp vor Bürgerkrieg".
Und, klar, wir haben 2025 - ohne politische Untertöne geht es offenbar nicht. Will da gar nicht verhehlen, dass ich da einige Details fragwürdig und die Aufteilung "linke Gutmenschen" und "böse rechte Verschwörer" ein bisschen arg zeitgeistig finde. Der Spannung und dem Sehvergnügen an den kurzen 6 Folgen tut das aber erfreulich wenig Abbruch. Zumal über weite Strecke emotional und handlungstechnisch (im Vergleich zum Vorbild) durchaus an den richtigen Schrauben gedreht wurde - reingehen, den Job machen und am Ende selbständig entscheiden, ob es mit der Welt irgendwie weitergeht ist, geht generell und gerade heute eben in der Form nicht mehr. Das Staffelfinale ist, so viel man halbwegs spoilerfrei sagen kann, jetzt natürlich eher "Downer" als "Upper", schreit aber eben auch förmlich nach einer Fortsetzung.
Ansonsten aus meiner Sicht das meiste im grünen Bereich - insbesondere die für TV-Verhältnisse brauchbar-knackige Action, bei der die Figur des Ex-MMA-Fighters vielleicht noch etwas Raum und ein paar Fights mehr hätte bekommen sollen, die beste Kampfszene hat tatsächlich die weibliche Hauptfigur. Trotzdem ansehnlich, am Ende ein bisschen arg auf eine Staffel 2 angelegt - 6.5/10.
Curfew (Paramount+)
.. wer es nicht fix googeln mag: Das ist das deutlich knackigere englische Wort für "Ausgangssperre", und die trifft hier nicht irgendwelche Pandemieopfer, sondern praktisch ausnahmslos alle männlichen Briten ab 10, die fußfesselgestützt ab 19 Uhr zu Hause zu bleiben haben. Um Frauen vor Gewalt zu schützen, natürlich.
Wir sind also (schon) wieder politisch, ein wenig auf "Purge"-Territorium. Anders als bei der dortigen Grundidee, bei deren realer Befürwortung man wohl ganz fix in der Psychiatrie landen dürfte, unterstelle ich den MacherInnen hier mal eine zumindest partielle Sympathie für ihr Konstrukt. Dass dann allerdings mit reichlich Übertreibungen (Altersgrenze 10, auch für schwule Männer, Zusammenleben M/F nur mit behördlicher Erlaubnis, bei der schon "ich kann nicht bügeln, dafür aber bohren" zur Verweigerung führt), die das pflichtschuldigst doch wieder in den Satirebereich verschieben - so ganz verzichten mag man auf Männer als Zuschauer wohl auch nicht.
Dementsprechend sind auch die Figuren, wie die steinhart "Pro"-Sperre agierende Chef-CopIn und deren reichlich voreingenommene Haltung zum zentralen Mordfall ("das kann nur ein Mann gewesen sein") keine strahlenden Helden oder reine Sympathieträger (auch äußerlich nicht, wenn ich das so sagen darf, ohne eingesperrt zu werden). Da ich noch nicht ganz durch bin, kann ich das abschließend nicht beurteilen; sagen wir mal so: Ich habe schon raffinierter gestrickte britische Krimis gesehen (zB das Auffinden des Tatorts vor der Schule mit dem Blut ist schon heftig "Kommissar Zufall"), aber man bleibt dran, schon wegen des Grundkonstrukts. Ist zumindest mal eine relativ sichere "nicht unter 5/10", schaun wir mal...
Paris has fallen (ZDF)
Ja, das hat einen eigenen Thread. Um mal kurz zu sagen, dass ich das hochgradig mittelmäßig fand, muss der hier aber reichen. Die "Fallen"-Grundidee hält hier genau 20 Minuten, die (ja eigentlich auch nur als Die-Hard-Unterversion 713 konzipierte) Auftaktgeiselnahme ist fix vorbei, und man fragt sich, wozu der Aufwand, wenn man die anderen Typen im Wege des Einzelattentats viel risikoärmer "bekommt". Danach gibt es eine sehr, sehr durchschnittliche "böses Superbrain" auf Rachefeldzug gegen superfähige supermoderne Cops-Kiste, die schon viel zu oft gesehen hat und maximal ein, zwei passable Spannungsszenen generiert. Und die "Paris wird evakuiert" Szenen (realiter ein paar alltägliche Staus) sind genauso lachhaft wie der Dreh, dass der ermittelnde Cop da auch gleich der Lover der Präsidentin ist (Bodyguard mal sehr wörtlich genommen). Maximal 4,5/10.
Nach der ,,leicht holprigen" (da mit auffallend vielen Needle-Drops aktuell angesagter Songs sowie einer Menge Exposition in den Dialogen daherkommenden) Start-Episode entpuppt sich die 2025er Coming-of-Age-Autoschrauber-Streetracing-Serie ,,Motorheads" aus dem Hause ,,Amazon Prime" erfreulicherweise aber schon bald als eine angenehm unterhaltsame Angelegenheit – was vor allem der sympathischen Darsteller und Charaktere, einem gewissen ,,Nostalgie-Faktor" und einer Story zu verdanken ist, die das Herz am rechten Fleck hat...
Die Besetzung ist nicht nur optisch ansprechend, sondern stellt eine gute Chemie miteinander zur Schau und verkörpert eine nette Ansammlung von Figuren, mit denen man durchaus gern Zeit verbringt. Nichts ist sonderlich originell – aber das muss es auch gar nicht sein, um den Betrachter (welcher einer Materie wie dieser generell zugeneigt sein sollte) bei Laune zu halten. Und glücklicherweise handelt es sich hierbei um keine the-Fast-and-the-Furious-in-einer-Kleinstadt/Highschool-Prequel-eske Show – obgleich Nathalie Kelley aus ,,Tokyo Drift" mit von der Partie ist...
Ryan Phillippe hat sich über die Jahre hinweg echt gut gehalten, einer der Regisseure ist Neil Burger und inhaltlich gibt es die üblichen ,,Teen-Drama-Verstrickungen" zu verzeichnen – gepaart mit verschiedenen ,,Schatten der Vergangenheit" (Flashbacks inklusive), Rivalitäten (u.a. in der Liebe wie auch ,,hinterm Steuer") sowie ein paar kriminellen Machenschaften. Was mir an diesen 10 Folgen ebenfalls zugesagt hat: Das Gebotene weist keine unnötige ,,Schwere" auf, sondern bietet einem stattdessen eher lockeres Entertainment. S2 darf kommen...
6/10
Video Nasty (ARD Mediathek)
Da musste ich schon wegen des Namens ran, aber statt einer historischen Doku bekommt man eine walisische Folk Horror-Serie mit originaler 1985er-Unterfütterung angeliefert.
Verkauft werden die sechs Folgen a 30 min als eine Art Horrorcomedy, doch obwohl es hier und da etwas Schmunzelmaterial gibt, ist das durchaus keine Komödie, im Gegenteil. Zwei nerdige Horrorfans, die sich zum Ziel gesetzt haben, alle 72 VHS von der britischen Video-Nasty-Bannliste zusammen zu tragen, noch während UK komplett frei dreht und die Dinger massenhaft einäschert. Es fehlt natürlich die letzte Kassette und die führt die beiden samt der älteren Schwester des einen nach Mittelengland, wo man noch interessante Holzfiguren abfackelt und von der Postbeamtin bis zum Pfarrer jeder noch eine dunkle Seite hat.
Die Macher sind bemüht es nicht zu grimmig zu machen, aber einiges ist doch schon heftig und es wird auch gestorben, da hält der Plot die Zuschauer in relativer Unsicherheit. Die Inserts mit den Eltern auf der Spur lockern das mit familiären Problemen etwas auf und natürlich ist da so eine Art Love Story in der menage-a-trois enthalten, aber insgesamt ist das schon recht ernst und bedrohlich, auch wenn der schlaksige Cas manchmal mit seiner skriptbedingten Dusseligkeit schon schwer nervt und so gut wie gar nichts hinbekommt.
Für Fans der 80er gibts noch ne Tüte goile Retromucke, aber generell ist dieses Goonies-meet-the-Wickerman-Konglomerat unbedingt zu empfehlen als leichter Snack. 6,5/10
Bei "Video Nasty" schließe ich mich Deinen Ausführungen weitestgehend an... komme aber von der Wertung her nur auf ne 5,5/10. Ich war übrigens durch einen Trailer dafür beim FFF darauf aufmerksam geworden. Die Mischung aus ernst und doch nicht unbedingt ernst hat für mich nicht optimal geknappt... und die ganze Nummer rund um die Eltern hätte man imo auch komprimieren oder runterkürzen können. Ansonsten aber nett... unabhängig dessen, dass ich weder so ein Fan von 80er Horror und britischem Folk-Horror bin. Die 3 Leads haben derweil ordentlich gepasst (Zoe mochte ich am liebsten... samt Leia Murphy´s Augen)... und bei den Regisseuren war ich ein durchaus wenig überrascht, Christopher Smith (u.a. "Creep" und "Triangle") unter eben jenen zu entdecken. "Leichter Snack" trifft es gut.
Video Nasty hatte ich zeitgleich mit den Kollegen hier auch begonnen - fand den letztlich genau wie hier angetextet "nett", aber irgendwie auch eine verpasste Chance: Einfach ein bisschen "mehr" von dem zeigen, was die Leute damals an den titelgebenden Videos gestört hat (und heute durchweg fast schon lachhaft jugendfrei wirkt), und dann vielleicht noch eine sinnvolle Parallele mit der "Realhandlung" statt eines halbgaren Wickerman-Klons. So bin ich auch nur bei
5/10.
Back to the Present:
Die perfekte Schwester (Amazon)
Aus der Abteilung "irgendwann kommt einem alles irgendwie bekannt vor" - die Kiste mit den zwei entfremdeten Schwestern (1xmerzmäßig mittelklassig, 1xbodenständig bis verkracht), die sich im Angesicht eines familienzerreißenden Kriminalfalls wieder zusammenraufen müssen, hatte ich gerade schon in der englischen Serie "Insomnia" (5 Posts weiter oben). Hier minus der (eh halbgaren) Gruselstückchen, dafür mit ganz ordentlich Zeitgeist (ehelicher Missbrauch, toxische Männlichkeit und so..). Auch wenn ich bei solchen Serien eigentlich "Team GB" bin - wenn man sich ganz ehrlich macht: Die US-Version hat hier die Nase vorn, ist einfach slicker gemacht und nötigt einen nicht, am Ende vor Wut in das nächste Stück Seife zu beißen.
Klar lebt das auch vom Top-Casting - Biel, die sich zuletzt eher rar gemacht hat, ist schon willkommen, wobei ihre Figur (Typ "gut genutztes Fitnessstudioabo", High Heels oder gar nichts, ständig wechselnde Designerkleidchen) zumindest bei mir nicht so gepunktet hat, wie die (klaro) MacherInnen das wohl gerne hätten. Die Serie und alle Szenen, in denen sie auftaucht, gehören für mich ganz klar Banks, die gerade wegen der vielen Macken ihrer Figur alle Sympathien auf sich zieht. Trotz des dominanten A-Lister-Duos geht ein Gummipunkt auch noch an Kim Dickens als hartnäckige Ermittlerin mit ein paar coolen Sprüchen; was die Serie mit ihr am Ende "macht", hat mir allerdings gerade deshalb nicht gar so gut gefallen.
Und die Basics, die Krimihandlung ? So eine Art femine Version von Turows "Aus Mangel an Beweisen", längere Gerichtsszenen und Pseudoüberraschung am Ende included. Der Schluss ist - ganz kleiner Spoiler - moralisch schon leicht windschief bis mittelzweifelhaft (was bei mir in Grenzen immer geht), aber jetzt auch nicht unbedingt approved by Sherlock. Und die paar angedeuteten Takte in Richtung Verschwörungsthriller und Wirtschaftskrimi sind auch gekauft.
Ja, alles schon mal dagewesen, ich sagte es ja, aber bis zum ersten KI-Film oder was da sonst "Ganz Neues" am Horizont wartet, kann ich damit leben. Insgesamt empfehlenswert -
7/10.
Survivors (Netflix)
Auf die Gefahr zu langweilen: Auch der kam mir im Kern bekannt vor. Rückkehr in die Provinz, ein Verbrechen in der Gegenwart, eins (vielleicht) in der Vergangenheit, alte aufbrechende Wunden, zerbrochene Cliquen - war da nicht so eine Kiste auf Irland ("Bodkin"), produced by Ex-POTUS samt Angetrauter ?
Hier wie dort Schönheitsfehler bis Ärgernis: Die Erwartung der Macher, ein knappes Dutzend miteinander verwandter, bekannter oder verfeindeter Figuren auf zwei Zeitebenen auseinanderhalten zu können (Tip: mind. Bingemodus Stufe 2b, d.h. höchstens 8 Tage für die 6 Folgen) - immerhin: ein paar kleine Kniffe beim Casting und in der Schnitttechnik helfen etwas. Was einnimmt: Die tolle Kulisse (Tasmanien), einige echte und ein paar nicht ganz so nachvollziehbare (Stichwort Ehekrise bei den Leads) Gefühlsszenen, keine wirklich "strahlenden" Figuren, insgesamt ganz brauchbare Spannungssteigerung bis zum Ende. Schade: Die Abteilung Humor, auf Irland immer prominent vor Ort, hat hier Kompletturlaub. Die Auflösung: Glatt und nichts besonderes, aber auch nicht völlig absurd, mit ein paar Tränchen bei allen Beteiligten (und ehrlich gesagt: Bei den Szenen mit dem dementen Vater musste ich auch schlucken, die Darstellung halte ich für ausnahmsweise mal realitätsnah; ist aber eher persönlich).
Insgesamt: die 100% RT wundern mich ein wenig, die "Schwester" hat signifikant weniger. Ich seh's umgekehrt, aber schlecht war das hier auch nicht:
6/10.
Und ein Serienfinale bin ich noch "schuldig":
Curfew geht so zu Ende, wie ich es befürchtet hatte, als (hoffentlich) satirischer Denkanstoß noch o.k, als Krimi aber schon sehr deutlich über der Grenze zur "Lachnummer".
Der natürlich psychisch gestörte Ami reist ausgerechnet in das Land mit der rigidesten Freiheitsbeschränkung der gesamten "freien" Welt versehene GB, um dort Mordgelüste auszuleben ? In der durch nichts begründbaren Erwartung, das dortige Sicherheitsregime einfach so überlisten zu können ? Und die Polizei hat nichts besseres zu tun, als praktisch sämtliche Morde zu vertuschen, denn egal wer der Täter war, es könnte die titelgebende Ausgangssperre unterminieren (Frau=Täter: falsche Grundannahme; Mann=Täter:System versagt).
Was dem Gesamtprodukt die bereits angedeuteten
5/10 fast im Alleingang rettet, ist die sehr intensive Folge 4, die weithin unabhängig vom zentralen Krimifall eine schön paranoide, klaustrophobische Atmosphäre aufbaut. Insgesamt trotzdem ein Fastflop mit zumindest partiell fragwürdiger Message - sollten hier weibliche Foristende mitlesen oder sogar -schreiben, dürfen die gerne anderer Meinung sein und das begründen.
Waterfront (Netflix)
Eigentlich hatte ich die Neo-Dallas-Verschnitte Marke Yellowstone/Landman & Co bislang ignoriert - sollte etwas (hier: sehr wenig) mehr Sex und deutlich mehr Gewalt/Action als seinerzeit das ausgelutschte Konzept wirklich ins neue Jahrtausend liften? Hier habe ich mal eine Ausnahme gemacht, auch weil sich hier "Mister Soft-Serial" Kevin Williamson an dem Revival versucht, das weckt schon Interesse.
Und ja, wenn man es nicht (im Vorspann) lesen würde, man kann es erahnen - spätestens mit dem Casting. Hoch attraktive Menschen bis in die Neben- und Bösewichtrollen war immer ein Markenzeichen des TV-und Filmemachers, und gerade der Lead der "mittleren" Generation (Jake Weary) erinnert doch optisch mächtig an "Dawson-Rivale" Joshua Jackson, plus ein paar Besuche in der Muckibude. Ganz ehrlich, in Emmy- (so heißen die TV-Oscars doch?)-Nähe spielt sich von denen leider keiner, auch nicht MI:8-Nebendarsteller McCallany, der in der unvermeidlichen Patriachen-Rolle nicht an die Kollegen insbesondere bei Sheridan (Costner/Ford/Thornton) herankommt. Immerhin schön, Bello, die ich samt cooler deutscher Stimme immer mochte, in einer ordentlichen Rolle wiederzusehen, die sammelt die klar meisten Schauspielerpunkte.
Und, es soll keiner sagen der Kevin halte sklavisch an alten Zöpfen fest, so einiges ging auch über Bord, vor allem die ständig in endlosen lyrischen Dialogen ihre Liebe gestehenden Jungdarsteller. Hier ist eher Ehealltag angesagt - im Grund alles Betrüger, in flauen Ehen gefangen oder unglücklich Geschiedene, fast schon das Gegenklischee zu früher. Überdies: Ja, die Gesetze eines im Vergleich zu früher dramatisch verkürzten "Neo-Serials" in maximal 8 Teilen hat Willamson auch weitgehend verstanden: Beginne langsam (nur nicht so langsam, dass die Generation ADS wegchannelt) und steigere dich zum Ende. Und so ist das ähnlich (aber lange nicht so brutal) wie Mobland eine solide Famlien-/Gansterstory mit ein, zwei klar definierten Spannungsspitzen in den Folgen 7 und 8. Optisch sieht das erwartungsgemäß schick aus, allerdings auch nicht unbedingt nach "Fischereiindustrie in realer Krise" - allein das zum Schmuggel verwendete "Hauptfischerboot" kommt eher wie eine kleine Luxusjacht rüber. Und dafür, dass das wohl irgendwo auf Tatsachen (Williamsons eigener Vater) beruht, fragt man sich schon, wie die DEA, die Küstenwache und die anderen Staatsorgane (sofern nicht korrupt) die ganze ziemlich offene Schmuggelei übersehen können. Letztlich - damit aber auch Ende Gemecker, versprochen - wer hat nun bitte die zwei Fischer am Anfang gekillt? - so wirklich aufgelöst wird das nicht.
Insgesamt war ich doch halbwegs versöhnt - als relativ softe Gangster-Family-Soap (ein, zwei blutige Szenen included) mit nie komplett sympathischen oder umgekehrt "nur bösen" Charakteren ist das hinreichend slick, (ab Mitte) temporeich und unterhaltsam, um glatt 6/10 zu rechtfertigen.
Countdown (Amazon)
Wer lesen kann ist klar im Vorteil und weiß natürlich sofort, dass das hier ein "erster" Eindruck ist, denn aktuell sind nur drei Folgen abrufbar und Amazon terminiert das sage und schreibe bis Mitte September. Ob man sich die heutzutage untypisch langen 13 Folgen bis dahin wirklich antun sollte, ist mehr als fraglich, ich hätte da eine klare Tendenz....
Und wenn ich in der Vorkritik den Rückgriff auf gut abgehangene Grundmuster kritisiert habe - es geht immer noch schlimmer. Tausche den ermordeten Cop in Folge 1 gegen einen "Petty Officer", und wir sind passgenau bei "NCIS". Genauer gesagt: in der Variante NCIS L.A., die Version mit den "in jeder Folge die ganze USA retten"-Plots, der stereotypen "Eine Schießerei pro Folge" und den halbgaren Undercover-Einsätzen, auf die in der realen Welt des Bösen vermutlich niemand hereinfallen würde.
Im RT-Fazit taucht das Wort "generisch" auf, und das trifft es wirklich zu 100%; schon das Team, natürlich die "Besten der Besten", Techie, Actionmen, toughe Women, Silberlocke als Chef - alles komplett aus dem Lehrbuch. Vor allem Ackles wird vermutlich noch in 30 Jahren den smarten Sunnyboy mit dem öligen Charme spielen, der bei der Leading Lady erst abblitzt und irgendwann (safe bet) doch landen wird. Plus ein paar angeklebte scheinbar schwerwiegende Privatprobleme (Drogen, Krebs), die sich (auch hier: Wetten laufen) todsicher in Wohlgefallen auflösen werden, vorausgesetzt, der Erfolg rechtfertigt eine Folgestaffel. Ich habe meine Zweifel - da ist wenig, was fesselt; am allerwenigsten der Plot, der da einen generischen McGuffin als Dauerark in die Luft hängt wie eine Mohrrübe vor den Esel. Letztlich nur ein Riesenbluff, denn schon Folge 2 hat handlungsseitig mit der ersten praktisch gar nix mehr zu tun, und das setzt sich offenbar fort. Ach ja: Den titelgebenden, spannungsuggeriernden "Countdown" habe ich auch (noch) nicht gesehen.
Auch wenn drei Folgen nicht gerade eine optimale Grundlage sind für ein abschließendes Urteil - dass das noch die 180-Grad-Wende zum Guten bekommt, glaube ich nicht, das wird sich wohl baerbockmäßig in einer 360-Grad-Wendung entwickeln. Aber 13x der gleiche Mampf - eher ohne mich. SEHR vorläufige 3/10.
Pulse (https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,246582.msg1364252.html#msg1364252) und The Residence (https://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,246582.msg1364519.html#msg1364519), beide hier kürzlich erwähnt und ohne eigenen Thread, wurden übrigens nicht für eine weitere Season verlängert.
Btw:
Just one Look / Kein böser Traum (Netflix)
Schon erstaunlich, wie gut sich die Bücher des Amis Coben in andere Länder verpflanzen lassen; nach x-mal UK jetzt also Polen. Hauptvorteil für den Kontinentaleuropäer: Keine steifen Upper-Class-Briten in noblen Landhäusern mit Rover Defender vor der Tür, dafür eher polnische Mittelklasse, ein paar schicke Bilder von Warschau, aber auch ein Hauch Düsternis, der in den britischen Versionen fehlt. Dazu ein paar Takte Sex&Violence mehr, als sich die Engländer das getraut haben (ich vermute einfach mal, dass die Polen da näher an der Vorlage liegen), aber das ist so oder so eher kein durchschlagendes Wertungskritierum.
Und sonst, so? Einmal mehr zeigt sich, dass auch beim Meister der Handlungs-Verschlingungen die straighten "Killer walks"-Elemente ohne unmittelbaren Bezug zur sonstigen Krimihandlung (der natürlich nachgeliefert wird) am besten funktionieren. Der tatsächlich hinreichend fiese Fiesling, der eine beachtliche Blutspur hinterlässt, sorgt zumindest mal bis Folge 5 für eine angemessen bedrohliche Stimmung + ein paar harte Szenen, soweit passt das.
Mit der eigentlichen Krimikiste, nach dem bewährten (?) Coben-Schema "wilde Vergangenheit holt die Hauptfiguren ein" bin ich diesmal nicht ganz so glücklich geworden. Wobei anzumerken ist, dass es in dem Fall tatsächlich in den UK-Versionen einfacher ist, sich Mr. Miller und Mrs. Smith (gespielt häufig von Armitage und anderen bekannten Gesichtern), zu merken und richtig in die Handlung einzuordnen denn unbekannte polnische Darsteller als Frau "Rembiewska" und Herrn "Lawniczak". Aber auch davon ab will mir scheinen, dass der diesmal wirklich unnötig komplizierte "alles anders als man denkt"-Plot ein paar Löcher offenlässt
zB Wer hat das Feuer nun wirklich gelegt bzw. verschuldet ? Absicht oder Unfall ? Welche Rolle spielt der eingeknastete "Sündenbock" und wer hat den gekillt ? Warum wurde die Tochter des Staatsanwalts schon damals gekillt, alle anderen erst später?
Also: Solange der Killer killt und die Figuren in Gefahr sind, ist das durchaus spannend bis packend. Auch die Tatsache, dass sich am Ende nicht alles nur in Wohlgefallen auflöst, gefällt mir. Aber als reiner Krimi ist das eher Substandard-Harlan, in der Summe sage ich mal
5,5/10.
Ja, um "The Residence" ist es ein wenig schade, das hätte noch ein paar Staffeln vertragen können, aber immerhin war die erste in sich abgeschlossen.
Carmen Curlers (Arte)
(M)Eine Empfehlung, für die ich diversen Zeitungsartikeln sehr dankbar bin, denn ich schaue bei arte seltsamerweise immer als letztes nach neuen Filmen und Serien.
"Carmen Curlers" ist, wie der Name schon sagt, eine Serie über Lockenwickler, nämlich über den Welterfolg der elektrischen Lockenwicklers - und vor allem ist sie aus Dänemark.
Was nichts heißen soll, denn sie spielt ab 1963 und präsentiert sich innerhalb kürzester Zeit als eine überaus geschickte Euro-Variante von "Mad Men", nur eben zunehmend mit "Man Women".
Im Zentrum stehen ein verbissener Jungunternehmer mit verbesserungswürdigen Sozial- und Verkaufskompetenzen und eine Bauernfrau, deren Mann an Krebs leidet und die deswegen auf Verkäuferin im TV-Laden des Unternehmers umsattelt, um dann später auch noch in der (während der Serie erbauten) Wicklerfabrik im Management zu arbeiten.
Dazu gibt es noch Kollegen, Nachbarn, Konkurrenten, Mitwisser und jede Menge Frauen, um die herum sich die Emanzipationsbewegung der 60er breitmacht.
Zwei Staffeln gibt es zu streamen, eine dritte soll noch folgen und wer Mad Men und Mrs.Maisel mochte, der findet auch hier seinen Spaß. Sehr zu empfehlen. 8,5/10
Caught / In seinen Händen (Netflix)
Ein Coben diesmal aus dem spanischsprachigen Raum (Argentinien, i presume, das hier aber optisch ein bisschen wie Schottland rüberkommt, mit dieser Berg-/Seekulisse). Und gleich erste Kritik: "Gefangen" oder "in seinen Händen" ist hier eigentlich niemand in handlungsrelevanter Länge; mit der Mischung aus schon leicht abgehangenen Coben-Standards (Teenieparty mit Folgen), einem sehr aktuellen Thema (Cybergrooming), Familiendrama und einem nicht ganz ausgegorenen Duell "freie Presse" gegen habgierige/übergriffige Wirtschaftsbosse überdeht der gute Harlan (bzw. sein einheimischer Drehbuchautor) das gewohnte Themenspektrum schon deutlich.
Zumal sich das nicht besonders harmonisch zusammenfügt. Der böse Cybergroomer bleibt schwammig, was der von der ganzen (ungezeigten, natürlich) Aktion in Buenos Aires hat und ob das nicht viel zu viel Risiko ist (was, wenn der Teenager das ihren Eltern "beichtet"?), ist eher fragwürdig. Und "unsere" Heldin, die patente Investigativ- Journalistin lockt aufgrund windiger Beweise einen "Guten" in eine evtl. sogar tödliche Falle, na ja. Daran gemessen ist die letzendliche Auflösung banal, wird aber immerhin nicht als "Sieg des Guten auf der ganzen Linie" verkauft.
Unter dem Strich und mangels eines wirklich spannungsgenerierenden Handlungsstrangs eher Durchschnitts-Coben, mit ein, zwei brauchbaren Ideen und ordentlicher Optik immerhin.
5/10.
Unter der schwarzen Sonne (Netflix)
Titelmogelei Nr. 2 - da ist eigentlich wenig "schwarz", Schauplatz ist eine sonnenverwöhnte Rosenplantage in (Süd-?)Frankreich.
Hereingeschaut warum ? Na ja, da fällt mir als erstes mal Adjani ein. Ist eigentlich eine ganz gute Zeit für Schauspieler ihrer Generation, diese Thrillerdramen um mehr oder weniger kriminelle Großfamilien erfordern halt in der Regel die Typen "Patriarch" und "starke ältere Frau mit den Fäden in der Hand", im UK/US Bereich ruft man dann meist Helen Mirren an. Anders als diese hat die gute Isabel den Kampf gegen die Falten allerdings nicht aufgeben, sondern präsentiert ein Gesicht, dass die Tätigkeit eines Nip-Tuckers mehr als erahnen lässt (nett immerhin: Das wird sogar im Dialog der Serie aufgegriffen). Trotz der leicht mimischen Erstarrung "liefert" sie die erwartbar gute Leistung als typische Matriarchin, die das z.T. wilde Treiben ihrer Serienfamilie bissig bis selbstironisch kommentieren darf.
Nicht der einzige Pluspunkt, auch die eigentliche Hauptfigur nimmt in ihrer cool-proletarischen Art "eigentlich" ein. "Eigentlich", weil die Serie die uns als Sympathieanker andient, aber mindestens einmal zuviel unnötig ins Zwielicht rückt
Hat die ihren "Ex" wirklich vom Balkon gestoßen? Und was ist mit der Giftkiste und dem "Neuen" bei der Hochzeit, hat die den - im Einverständnis mit Adjani - wirklich umgebracht?
Generell funktioniert der Spannungsaufbau, man muss wohl sagen "mal wieder", hier besser als die finale Auflösung. Mit den zT sogar in der Mitte der Folgen eingesetzten "kleinen" Cliffhangern hält man das Interesse durchweg hoch, aber wenn es sich am Ende zusammenfügen soll, wird es zunehmend wild und dann sind die Löcher und klaffenden Spalten doch mindestens so groß wie bei bei Billigspielzeug von Temu. Nur mal das, was mir ohne viel Nachdenken einfiel,
Wer ist das am Handy auf der Hochzeit mit den Todesbefehlen nun genau? Waraum wurde die Frau nach der Geburt der jüngeren Schwester nun genau abgeschoben und welcher Richter lässt sowas zu? Wer hat Adjani in der Anstalt angegriffen? Woher kommt auf einmal die echte Mutter und warum ist die so reich, lässt aber ihre Tochter so lange an der Armutsgrenze leben?
Auch unter dem gleich noch zu vertiefenden Aspekt "lieber ein Fall in 6 Folgen als 9 Fälle in 8 Folgen" würde ich mir bei der Konzeption der Plots dieser Miniserien etwas mehr Sorgfalt wünschen, sollte bei der Lauflänge ja kein Problem sein (und man kann auch nicht darauf hoffen, dass die Zuschauer am Ende den Anfang schon vergessen haben). Optisch ansehnlich, hinreichend spannend und insgesamt unterhaltsam war's trotzdem, und mit einen Extrapünktchen für "La Adjani" wäre ich dann doch bei knapp
6/10.
Ballard (Amazon)
Disclaimer vorweg: "Bosch" habe ich nur ganz vereinzelt gesehen; hier habe ich mal reingeschaut vor allem wegen Maggie Q, die ich immer mochte. Als USP taugt sie aber leider nur bedingt: Kaum Action, eher routiniertes Schauspiel mit Einheitsgesichtsausdruck und letztlich eine fade und ungewohnte deutsche Synchronstimme lassen da wenig Euphorie aufkommen.
Was auch für die Plots gilt, aber da werden "Bosch"-Fans vermutlich widersprechen. Die Mischung aus einem "Überkiller-Fall", der dann im Schneckentempo und mit ein paar Szenen pro Episode über die gesamte Staffel vorangetrieben wird, plus dem Case of the Week, der zumindest in den von mir gesehenen Folgen 1-3 erschreckend banal ausfällt (Leiche, Verhör, Geständnis), das ist einfach nicht mein Ding. Wobei das auch mit den heutigen Sehgewohnheiten kaum noch korreliert - frag mal die Generation Smartphone am Ende der Staffel (und mit "Handy aus"), worum es bei dem Ausgangsfall noch ging (ehrlicherweise dürfte es mir auch nicht viel anders gehen, sogar ohne Handy, aber das hat halt andere Gründe). Weitere Kritikpunkte: Das Personal rund um Q ist mal wieder Klischee pur; und die ganze Cold-Case Kiste ist (das sieht man übrigens auch in der "neuen" britischen Version des Dept. Q) einfach nicht tragfähig für eine ganze Serie, da werden immer ganz fix aktuelle Fälle dazu gemischt.
Also: Meins ist das nicht (so
4-5 Punkte), Bosch-Fans werden höher werten, und vielleicht stimmt das ja, was die TV-Spielfilm schrieb: Man muss sich hereinsehen. Ob ich das probiere, weiß ich aber noch nicht...
Untamed (Netflix)
Eric Bana und Sam Neill untersuchen als Yosemite-Park Ranger den Tod einer jungen Frau, die vom El Capitan gefallen ist.
Diese Miniserie (6 Folgen) ist erst seit wenigen Tagen bei Netflix. Offensichtlich vor Ort gedreht (war schon selbst 2 Mal dort, wenngleich ich da auch nie über die in der Serie erwähnten 10% hinausgekommen bin) wird hier mit mächtigen Naturaufnahmen geklotzt. Vor diesen herrlichen Panoramen entfaltet sich dann ein durchaus spannender und verschachtelter Thriller-Plot, der gut über die 6 Episoden unterhält.
Kann man sich sehr gut anschauen. Allein die beiden Hauptdarsteller sind den Eintritt schon wert, aber auch der übrige Casts passt. Den Rest erledigt die wunderschöne Natur. :respect:
Zitat von: Private Joker am 20 Juli 2025, 14:20:29Ballard (Amazon)
Disclaimer vorweg: "Bosch" habe ich nur ganz vereinzelt gesehen; hier habe ich mal reingeschaut vor allem wegen Maggie Q, die ich immer mochte. Als USP taugt sie aber leider nur bedingt: Kaum Action, eher routiniertes Schauspiel mit Einheitsgesichtsausdruck und letztlich eine fade und ungewohnte deutsche Synchronstimme lassen da wenig Euphorie aufkommen.
Was auch für die Plots gilt, aber da werden "Bosch"-Fans vermutlich widersprechen. Die Mischung aus einem "Überkiller-Fall", der dann im Schneckentempo und mit ein paar Szenen pro Episode über die gesamte Staffel vorangetrieben wird, plus dem Case of the Week, der zumindest in den von mir gesehenen Folgen 1-3 erschreckend banal ausfällt (Leiche, Verhör, Geständnis), das ist einfach nicht mein Ding. Wobei das auch mit den heutigen Sehgewohnheiten kaum noch korreliert - frag mal die Generation Smartphone am Ende der Staffel (und mit "Handy aus"), worum es bei dem Ausgangsfall noch ging (ehrlicherweise dürfte es mir auch nicht viel anders gehen, sogar ohne Handy, aber das hat halt andere Gründe). Weitere Kritikpunkte: Das Personal rund um Q ist mal wieder Klischee pur; und die ganze Cold-Case Kiste ist (das sieht man übrigens auch in der "neuen" britischen Version des Dept. Q) einfach nicht tragfähig für eine ganze Serie, da werden immer ganz fix aktuelle Fälle dazu gemischt.
Also: Meins ist das nicht (so 4-5 Punkte), Bosch-Fans werden höher werten, und vielleicht stimmt das ja, was die TV-Spielfilm schrieb: Man muss sich hereinsehen. Ob ich das probiere, weiß ich aber noch nicht...
Ja, ich bin natürlich dran, nachdem MaggieQ aka Ballard ja in der letzten Bosch:Legacy-Folge etwas hektisch eingeführt wurde, um noch schnell die drei klassischen ungelösten Fälle Harrys aufzuklären, was mehr als etwas gedrängt wirkte, aber Legacy kam eh nicht so ganz an den klassischen "Bosch" ran (was wohl auch einer der Gründe dafür war, dass die Fortsetzung statt sieben nur drei Staffeln hatte; ein anderer wird der zunehmende Fokus auf die Antwältin/Staatsanwältin gewesen sein).
Nach der Hälfte bin ich eigentlich ganz zufrieden, wenn auch nicht begeistert. Cold Cases gabs nun schon jahrelang und bei "Dept Q" funktionierte das besser, fand ich.
"Case of the Week" ist nicht ganz so stark, aber ganz ohne geht es wohl nicht, immerhin verbinden sich ja mehrere Fälle hier zu einem Hauptfall (bis zur Mitte der Staffel immerhin) und neben dem Serienkiller gibts dann auch immer noch das Kartell - UND NATÜRLICH: korrupte Cops galore.
Das ist zwar ganz nice, aber allmählich nimmt es überhand und wer nicht Protagonist ist und nicht korrupt, fühlt sich immer gleich angepisst, wenn man was zu seiner Arbeit/ seinen/ihren Fällen wissen will. Neulich gab ein Ermittler so freundlich bereitwillig Auskunft, dass ich vor Staunen fast vom Stuhl gekippt bin.
Ansonsten der übliche Ermittlungsnussmix, aus dem ausgerechnet Maggie Q nicht unbeschadet herauskommt, denn ihr Charakter ist größtenteils ziemlich uninteressant, sieht man von den Querelen innerhalb des PD mal ab. Courtney Taylor ist da als "offene Wunde" einfach lebendiger dabei und dann ist da natürlich noch das Weihnachtsgeschenk überhaupt: John Carroll Lynch - das role modell für schmierige übergewichtige Cops, miese Dealer oder Serienmörder -als augenzwinkernder schwuler Ermittler im Ruhestand. Der klaut für mich die ganze Serie.
Ansonssten selbst als Bosch-Fan bisher nur 6/10, da fehlt noch das Besondere.
Zitat von: Moonshade am 21 Juli 2025, 14:06:56Cold Cases gabs nun schon jahrelang und bei "Dept Q" funktionierte das besser,
In den Spielfilmen oder in der Netflix-Version?
Bin da aus der neuen Serie ausgestiegen, als ich gemerkt habe, dass dieser Plot mit dem Überdruckbehälter auch schon in den dänischen Filmen verwurstet wurde - für den gleichen Fall zum zweiten in dreifacher Länge ist mir meine Zeit doch zu schade. Muss ja nicht heißen, dass die Serie schlecht(er) wäre, wer die erste Staffel bis zum Ende gesehen hat, kann ja gerne was dazu sagen.
Zitat von: Private Joker am 21 Juli 2025, 17:05:17Zitat von: Moonshade am 21 Juli 2025, 14:06:56Cold Cases gabs nun schon jahrelang und bei "Dept Q" funktionierte das besser,
In den Spielfilmen oder in der Netflix-Version?
Bin da aus der neuen Serie ausgestiegen, als ich gemerkt habe, dass dieser Plot mit dem Überdruckbehälter auch schon in den dänischen Filmen verwurstet wurde - für den gleichen Fall zum zweiten in dreifacher Länge ist mir meine Zeit doch zu schade. Muss ja nicht heißen, dass die Serie schlecht(er) wäre, wer die erste Staffel bis zum Ende gesehen hat, kann ja gerne was dazu sagen.
Die Spielfilme kenne ich gar nicht, aber natürlich eignet sich das Filmformat da besser.
Die Serie fand ich recht gut, auch wenn sie mit neun Folgen das Ganze überstrapaziert haben und mehrere Fallstränge verfolgten, wobei aber nicht ganz so dolle auf das "Case of the Week"-Schema zurückgegriffen wurde. Es war aber schon ziemlich umständlich erzählt, mit eben vielen Fährten und Spuren, die ins Leere liefen, aber die Figuren haben es gerettet.
Bei Ballard hadere ich noch mit den Figuren, Maggie Q ist blass, ihr "Freund" ist eine unangenehme Nullstelle und das Team ist manchmal ein wenig bei anderen Ensemble-Ermittlungsserien durchgepaust. Und Folge 7 war mal wieder fast nur "Case of the Week" mit den üblichen Fortschritts-Bits, aber sie mussten jetzt schon zum zweiten Mal auf Bosch zurückgreifen, damit Dinge vorangehen (gut, dafür hatte man die Protagonistin in Folge 6 auch extrem übel zugerichtet), was eigentlich nicht Sinn der Sache sein sollte. Ich hoffe aber mal, dass sie Serie jetzt bis zum Schluss weiter anzieht, denn da ist noch Potential mit der Kartell-Kriminalität.
Shrinking (Apple TV+)
Der andere Geniestreich von Brett Goldstein (Ted Lasso) bei Apple TV+. Es geht um 3 Therapeuten. Klingt nicht spektakulär, ist aber (zumindest in Staffel 1, denn weiter sind wir noch nicht) sensationell. Angeführt von Harrison Ford, der hier buchstäblich jede Szene stiehlt, in der er auftaucht und Jason Segel, wurde ein toller Cast versammelt (u.a. Ted McGinley, Christa Miller), der seine Rollen absolut auf den Punkt trifft.
Das Ganze ist durchaus emotionaler als Ted Lasso, aber trotzdem kommt der Humor nicht zu kurz. Wir haben in jeder einzelnen Folge ausgiebig gelacht. Die Dialoge sind teils zum Schreien komisch (Originalfassung).
Kann ich nur wärmstens empfehlen.
*Edit (28. 07. 2025)*
Für die 2. Staffel bleibt die Empfehlung genauso bestehen. Tolle Unterhaltung.
,,Wilderness" ist eine sechsteilige, auf einem Roman von B.E. Jones basierende (Amazon-Prime-)Serie aus dem Jahr 2023, welche über eine fein animierte Opening-Credits-Sequenz verfügt, die mit Tayor Swift´s Hit-Song ,,Look what you made me do" unterlegt daherkommt: Eine hervorragende Wahl – denn nicht nur ist das Lied catchy as fuck, es passt inhaltlich auch perfekt zu dieser pulpy-dramatischen, u.a. Themen wie Liebe, Untreue, Geheimnisse, Lügen, Manipulationen, Gaslighting, toxische Beziehungen, verbissenes Bewahren der erreichten Dinge, Rollenbilder und Rache umfassenden Geschichte; Todesfälle inklusive...
Unter der kompetenten Regie So Yong Kims entstanden sowie sich entweder in schöner Natur oder New York City entfaltend, ist das Ganze zwar nicht so komplex wie es hätte sein können, schlägt vielleicht ein bis zwei ,,Haken" zu viel und bietet spätestens in der zweiten Hälfte keine echte Sympathiefigur mehr auf – und ja, die Zahl der Flashbacks zu Beginn hätte man ein wenig runterschrauben können – doch machen die Darsteller (Jenna Coleman und Oliver Jackson-Cohen als Leads sowie u.a. Ashley Benson, Eric Balfour und Claire Rushbrook in Nebenrollen) ihre Sache ordentlich und vermochte ich durchweg anständig unterhalten zu werden...
6,5/10
North of North (Netflix)
Kaum da und schon verlängert, schön dass es sowas auch noch gibt.
Eine kleine achtteilige Dramedy, die in der absoluten arktischen Einöde Kanadas spielt, wo sich 2000 Inuit und andere schräge Typen (incl. Mary-L. Rayskub, far from "24"-Fame als überdrehte Stadtsprecherin) mit ihrem Alltag beschäftigen. Im Fokus: eine junge Mutter, die ihrem selbstverliebten Mann solange von einem eigenen Leben abgehalten wurde, bis sie aus dem Boot fällt und eine Göttinnenvision hat - ergo macht sie sich wütend mit der Tochter auf die Socken und landet bei ihrer Mutter, einer männerfutternden Ex-Alkoholikerin. Irgendwie schurigelt sie sich in die Stadtverwaltung und richtet im Übereifer immer wieder Chaos an, hat aber gleichzeitig ein echtes Händchen für die Arbeit. Dazu noch ein potentieller Beau, der mit einem anderen knackigen, aber älteren Typen eine Polarstation aufbauen. Letzteren knutscht sie dann im Trennungsfrust, woraufhin er sich als ihr - nie bekannter, auch ihm nicht - Vater herausstellt...
Ist nichts monumental Neues, aber wer auf schräge Figuren steht und etwas Inuitkultur genießen möchte, inclusive Eskimobaseball (fragt nicht!) kann bei 8x30 Minuten nicht viel falsch machen, weil es wirklich komisch ist, ohne dauernd alberne Brüller transportieren zu müssen. 7-7,5/10