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Gemeinschaftsforum => Allgemeines Filmforum => Thema gestartet von: Kettcar am 25 Mai 2006, 23:33:32

Titel: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Kettcar am 25 Mai 2006, 23:33:32
Zum nächsten Filmprojekt meines Lieblingsregisseurs sind schon einige Fakten raus:

Titel: «Eastern Promises»
Darsteller: Naomi Watts, Viggo Mortensen
Drehbuch: Steve Knight
Regie: David Cronenberg

Story:
Wie der «Hollywood Reporter» berichtet, spielt Naomi Watts in dem Thriller «Eastern Promises» eine Hebamme, die unfreiwillig in die kriminelle Unterwelt Londons hineingezogen wird. Das Drama beginnt mit der Suche nach den Angehörigen eines schwangeren Mädchens, das bei der Entbindung in einem Krankenhaus stirbt. Viggo Mortensen, der bereits mit Cronenberg bei «A History of Violence» zusammenarbeitete, spielt jetzt einen undurchsichtigen russischen Gangster.

Infos: http://www.20min.ch/unterhaltung/kino/story/23964055

:respekt: Cronenberg hält also seinen neuen Weg mit Gangster-Geschichten. Hoffentlich wirds doch ein wenig spektakulärer als "History of Violence", welcher ja sehr sehr vorhersehbar war.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Dexter am 28 Juni 2007, 13:31:24
Trailer

480p
http://playlist.yahoo.com/makeplaylist.dll?sid=38852407&sdm=web&pt=rd

720p
http://playlist.yahoo.com/makeplaylist.dll?sid=38852414&sdm=web&pt=rd

1080p
http://playlist.yahoo.com/makeplaylist.dll?sid=38852422&sdm=web&pt=rd

in .mov umbenennen.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: lastboyscout am 28 Juni 2007, 15:58:52
Der Film ist absolute Pflicht fuer mich.
David Cronenberg ist sowieso Kult und dazu noch mit Viggo Mortensen als russischen Gangster?
Kann ja besser wohl nicht sein.

Ihre Zusammenarbeit in "A History Of Violence" ist ja wohl mehr als gelungen.
Einer der besten Filme fuer mich.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: StS am 28 Juni 2007, 21:57:42
Ja, sieht sehr gut aus ... ich freu mich drauf!  :D
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: webrator am 29 Juni 2007, 01:36:12
Ein Cronenberg mit Armin Müller Stahl als Gangsterboss?

JETZT bin ich richtig hibbelig.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 29 Juni 2007, 03:21:56
Trailer sieht scheiße aus, was aber eher ein gutes Zeichen ist. Gab imo noch nie 'nen guten Trailer zu 'nem Cronenberg-Film, weil man meist gar nicht weiß, wie man so viel geschickte Genialität verkaufen soll.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: StS am 29 Juni 2007, 07:37:32
Zitat von: StS am 28 Juni 2007, 21:57:42
Ja, sieht sehr gut aus

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 Juni 2007, 03:21:56
Trailer sieht scheiße aus

...hach, so ne gewisse Konstanz im Leben ist doch ne feine Sache!  :icon_lol:

;)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: StS am 14 August 2007, 07:29:58
(http://img297.imageshack.us/img297/2163/easternpromises10qi7.jpg)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Roughale am 14 August 2007, 11:46:09
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 29 Juni 2007, 03:21:56
Trailer sieht scheiße aus, was aber eher ein gutes Zeichen ist. Gab imo noch nie 'nen guten Trailer zu 'nem Cronenberg-Film, weil man meist gar nicht weiß, wie man so viel geschickte Genialität verkaufen soll.

Ich würde dir ja nie widersprechen, aber der Trailer zu A History of Violence war zu der Aussage doch eher eine Ausnahme, oder? Ich fand den sehr gelungen, was dem Film sehr gerecht wurde...
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: StillerMux am 14 August 2007, 12:36:05
A history of violence war nicht schlecht aber nun wirklich kein Knüller. Der hatte kein stimmiges Tempo, eckte bei den Schnitten und auch die Charakterzeichnung war widersprüchlich und bei manchen Figuren unzureichend. Die Sache mit dem Bruder wirkte zudem aufgepfropft, als hätte ansonsten die Story für die Laufzeit nicht gereicht.

Ich hoffe, dass Eastern Promises hält was Trailer und Cast versprechen.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Roughale am 14 August 2007, 13:03:35
@StillerMux: Auch wenn es leicht offtopic ist, aber irgendwie könntest du mit deiner Meinung allein dastehen, aber das ist ja kein Problem (;)), mich hat A History of Violence positivst überzeugt, wie auch schon Spider zuvor, also freue ich mich sehr stark auf den nächsten Cronenberg...
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: barryconvex am 14 August 2007, 18:54:14
Ich wäre vor A History of Violence der erste gewesen, der Cronenberg attestiert hätte, daß er einer der ganz wenigen lebenden Regisseure ist, der wirklich zählt. Jemand, der sich auf erwachsene, intelligente Weise mit relevanten Themen befasst, und es kommt trotzdem ein echter Film dabei heraus, und keine intellektuelle "Leiche".
A History of Violence ist in meinen Augen Cronenberg am Nullpunkt: einfallslos, banal, dümmlich. "Coole Gangster" in einem Cronenbergfilm scheint mir so gut zu passen, wie Bergman als Operette. Die Voraussetzungen für Eastern Promises lassen leider etwas ähnliches mainstreamfreundliches befürchten.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 15 August 2007, 13:15:25
Zitat von: Roughale am 14 August 2007, 11:46:09
Ich würde dir ja nie widersprechen

Grundsätzlich schon mal eine weise Entscheidung. :icon_mrgreen:

Zitat von: Roughale am 14 August 2007, 11:46:09
aber der Trailer zu A History of Violence war zu der Aussage doch eher eine Ausnahme, oder? Ich fand den sehr gelungen, was dem Film sehr gerecht wurde...

Ich erinnere mich jetzt nicht mehr haargenau an den Trailer, meine aber, dass er das eigentliche Thema des Films eher weniger vermitteln konnte, sondern vielmehr den Anschein eines Mafiathrillers o.ä. hatte, sodass man hätte denken können, Cronenberg würde hier seinen ersten reinen Genrefilm abliefern. Dass HISTORY OF VIOLENCE ein Western ist, konnte ich nach dem Trailer jedenfalls noch nicht erahnen.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: SutterCain am 15 August 2007, 14:14:35
Das ist jetzt leider etwas OT, aber AHoV als "Western" zu bezeichnen, halte ich nun auch nicht gerade für  treffend. Sicher: Er hat typische Merkmale eines Westerns, weit hergeholt ist das nicht. Aber er ist genauso ein Thriller, Neo-Noir, Gangsterfilm und wahrscheinlich noch vieles mehr. Zeichnet ihn das nicht aus, dass er eben mit den Genres gewissermaßen jongliert und sich einer klaren Kategorisierung entzieht?
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 15 August 2007, 14:34:18
Zitat von: SutterCain am 15 August 2007, 14:14:35
Das ist jetzt leider etwas OT, aber AHoV als "Western" zu bezeichnen, halte ich nun auch nicht gerade für  treffend. Sicher: Er hat typische Merkmale eines Westerns, weit hergeholt ist das nicht. Aber er ist genauso ein Thriller, Neo-Noir, Gangsterfilm und wahrscheinlich noch vieles mehr. Zeichnet ihn das nicht aus, dass er eben mit den Genres gewissermaßen jongliert und sich einer klaren Kategorisierung entzieht?

Ich sehe das ähnlich, finde die Bezeichnung Western als Oberwort persönlich aber immer noch am treffendsten.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Robi am 15 August 2007, 15:48:33
A HISTORY OF VIOLENCE mit dem Western Genre in Verbindung zu bringen ist mir ja noch nie in den Sinn gekommen. Der Film ist für mich eine astreiner Gangster Movie. Die Geschichte im Comic sogar noch mehr als die Umsetzung von Cronenberg.
Eventuell hat Cronenberg durch den angewandten filmerischen Style ein wenig die Optik eines Westerns hervorgerufen.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: barryconvex am 15 August 2007, 16:11:37
Zitat von: SutterCain am 15 August 2007, 14:14:35
Zeichnet ihn das nicht aus, dass er eben mit den Genres gewissermaßen jongliert und sich einer klaren Kategorisierung entzieht?

Eine ofdb Review bringt es vielleicht auf den Punkt: "guter Film, kein Cronenberg".
Mit dem ersten Teil kann ich mich nicht anfreunden, aber was soll´s. Daß A history of... sich in den wichtigen Aspekten vollkommen von seinen anderen Filmen unterscheidet, daran kann, glaube ich, kein Zweifel bestehen (vor allem der Verzicht auf fantastische Elemente, das Setting, "Normalos" als Protagonisten, die "Moral" am Ende, usw.).
(bei "normalen" Meinungsäußerungen wie Kundenstimmen bei amazon.co.uk gibt es viele, die auf eine Komödie als Genre "hoffen").


Ein Artikel zu Eastern Promises, der etwas Hoffnung macht:

http://www.theglobeandmail.com/servlet/story/RTGAM.20070815.wcronenberg15/BNStory/Entertainment/?page=rss&id=RTGAM.20070815.wcronenberg15


Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Dexter am 16 August 2007, 01:18:11
Neuer Trailer auf Amazon.com!
http://www.amazon.com/Eastern-Promises/dp/B00005JPTA/ref=pd_bbs_sr_2/102-9506971-8129762?ie=UTF8&s=dvd&qid=1186781128&sr=8-2

Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: psychopaul am 16 August 2007, 01:27:19
Zitat von: barryconvex am 15 August 2007, 16:11:37
(bei "normalen" Meinungsäußerungen wie Kundenstimmen bei amazon.co.uk gibt es viele, die auf eine Komödie als Genre "hoffen").

der Film ist für mich gegen(am) Ende doch deutlich satirisch, bzw. tatsächlich komödiantisch; wie siehst du das?
Den gesamten Film als Komödie zu bezeichnen geht aber natürlich gar nicht.  :icon_lol:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: barryconvex am 16 August 2007, 02:13:10
Ich weiß nicht recht: Viggo beim Pfandflaschen einsammeln, soll das schon komisch sein oder tatsächlich nur einen normalen, kreuzbraven Bürger zeigen? William Hurts Auftritt kann man eigentlich nur als clownesk bezeichnen, die ganze Nebenhandlung in Philadelphia ist einfach auf Chuck Norris Niveau. Die Spiegelung der Gewalt beim Sohn ist vollkommen belanglos, das bekommt jeder Durchschnittstatort besser hin. Der Charakter Mario Bellos hätte von der Anlage her eine intelligente, aktive Person abgeben müssen, im Gegensatz zu ihrem Arbeitergatten, aber im Moment der Bedrohung ist sie natürlich die Mutter, die sich im Haus verkriecht.
(Zum Casting allgemein, allein die Stimmen knirschen mir in den Ohren, wenn am Küchentisch der akademische Dialekt des Sohns mit Mortensens Stimme kollidiert)
Für meinen Geschmack ist alles Gute des Films im Trailer, danach kommt einfach nichts mehr. Bei den beiden Sexszenen kann man vielleicht noch geteilter Meinung sein.

Bei Cronenberg und Gewalt hatte ich schon mehr erwartet, aber es kommt einfach gar nichts: keine Zusammenhänge, keine Abstraktion. Tom als Medienstar ist auch deutlich näher an Ed TV als an Natural Born Killers.

Ja, das Ende... wenn man gerne Menschen tötet, gibt es zur Strafe keinen Nachtisch? Ich weiß nicht so recht, wie ich das verstehen soll. Für mich bleibt kaum eine Alternativ zur kompletten Lesart als Komödie, weil psychologische Motivation nicht vorhanden ist. Vermutlich vor allem Cronenbergs Fehler / Input / Wunsch, auf dem Audiokommentar spricht er davon, daß zwei Charaktere sich ihre eigene Vorgeschichte erfunden haben - weil das Drehbuch nichts hergab.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: psychopaul am 16 August 2007, 13:56:10
Zitat von: barryconvex am 16 August 2007, 02:13:10
Ich weiß nicht recht: Viggo beim Pfandflaschen einsammeln, soll das schon komisch sein oder tatsächlich nur einen normalen, kreuzbraven Bürger zeigen?

Das ist ja ein Motiv des Films: die Verbindung von "normalen" Bürgern mit den Gewaltausbrüchen, deren Veranlagung dazu in jedem (Mann) von uns steckt.
So weit, so gut, ob das banal ist, darüber lässt sich streiten, andere Filme oder vor allem Romane mögen dieses Thema sicher besser abgehandelt haben. Ich fand den Film insgesamt ja "gut"/intererssant, mehr aber auch sicher nicht.

ZitatWilliam Hurts Auftritt kann man eigentlich nur als clownesk bezeichnen, die ganze Nebenhandlung in Philadelphia ist einfach auf Chuck Norris Niveau.
Hat Cronenberg selbst irgendwo mal gesagt, dass der Film auch eine Reflexion über Gewaltdarstellung in Filmen sei? Oder wurde das von Kritikern einfach (über)hineininterpretiert?
Ich hatte den Eindruck, dass dies so "schlecht" war, dass es nur satirisch (auf was auch immer?  :icon_lol:) gemeint sein kann.

ZitatDer Charakter Mario Bellos hätte von der Anlage her eine intelligente, aktive Person abgeben müssen, im Gegensatz zu ihrem Arbeitergatten, aber im Moment der Bedrohung ist sie natürlich die Mutter, die sich im Haus verkriecht.

Mit solchen Analysen kann ich nichts anfangen.  :icon_rolleyes: Ist es dein Film oder der von Cronenberg?
Intelligenz und sich in einer Bedrohung zu verkriechen ist für mich kein Widerspruch.
Zitat
Ja, das Ende... wenn man gerne Menschen tötet, gibt es zur Strafe keinen Nachtisch? Ich weiß nicht so recht, wie ich das verstehen soll.

Augenzwinkernd, "zum Nachdenken anregend".  :LOL:  ;)


Zitat von: barryconvex am 16 August 2007, 02:13:10
Bei Cronenberg und Gewalt hatte ich schon mehr erwartet, aber es kommt einfach gar nichts: keine Zusammenhänge, keine Abstraktion.

Ich stimme dir hierbei zu, der Film war mir auch zu bodenständig und ich war leicht enttäuscht. Aber umgekehrt halte ich auch filmische und erzählerische Simplizität nicht per se für schlecht.
Jedenfalls ein sehr eigenartiger Film.  :icon_smile:
(hab ihn auch nur im Kino das eine Mal gesehen, jetzt hätt ich richtig Lust drauf, mal noch einen zweiten, genaueren Blick drauf zu werfen..  :icon_smile:)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 16 August 2007, 14:11:43
Hmm, für mich war der Film bisher immer ein handfestes Beziehungsdrama (mit satirischen Elementen) und der Gangsterpart nur ein Filter für die Entfremdung, vielleicht ist aber grade die Tatsache, daß jeder dazu einen anderen Zugang hat, doch der Beweis für einen "echten" Cronenberg.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: barryconvex am 16 August 2007, 18:54:44
Zitat von: psychopaul am 16 August 2007, 13:56:10
Das ist ja ein Motiv des Films: die Verbindung von "normalen" Bürgern mit den Gewaltausbrüchen, deren Veranlagung dazu in jedem (Mann) von uns steckt.
Ob es satirisch sein soll oder nicht, sei dahingestellt. Aber jeder = Mann, die Rechnung geht schon auf, insofern scheint mir der Begriff Western durchaus plausibel. (Die Frauen bei Cronenberg sind sonst nicht so unbedarft, Allegra Geller ist immerhin salopp gesagt "die Mutter aller (Game-)Schlachten".
Zitat von: psychopaul am 16 August 2007, 13:56:10
Hat Cronenberg selbst irgendwo mal gesagt, dass der Film auch eine Reflexion über Gewaltdarstellung in Filmen sei? Oder wurde das von Kritikern einfach (über)hineininterpretiert?

Vielleicht ist es die Tatsache, die mich am Film am meisten geärgert hat, auch wenn sie direkt kein Bestandteil des Films sind: Mortensens und Cronenbergs Aussagen, daß der Film auch ein Anti-Bushstatement sei (und daß man mangelnde Preise damit begründete, daß er eben diese Botschaft birgt). Ansonsten wurde gerne daraufhingewiesen, daß es "eine" und nicht "die" Geschichte der Gewalt ist.

Beziehungsdrama? So habe ich den Film noch nicht gesehen, das scheint mir ein guter Anlaß den Film noch einmal zu sehen. (Bisher ist auf der DVD mein Lieblingsteil Ed Harris über den Film: "this film is for smart people, dumb people, parents who don´t have any kids".
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: barryconvex am 6 September 2007, 23:42:28
"It's interesting to note that there really isn't much gangster stuff in there. I was watching Miami Vice the other night and I realized I'm not interested in the mechanics of the mob..."

http://www.eyeweekly.com/eye/issue/issue_08.30.07/film/feature.php

Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: SutterCain am 15 September 2007, 22:18:05
Cronenberg gewinnt den Publikumspreis in Toronto!

http://rogerebert.suntimes.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20070915/FILMFESTIVALS03/70915002
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 15 September 2007, 22:21:02
Variety spricht von einem Meisterwerk, die US-Kritiken sind überwältigend. Und der deutsche Start wurde verschoben. :icon_rolleyes:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: webrator am 17 September 2007, 22:21:10
Am 28.9. wird der Film schon mal im Rahmen des Filmfestes im Hamburger Cinemaxx um 21.30 Uhr gezeigt.
Mr. Cronenberg wird anwesend sein, um einen Preis entgegen zu nehmen.
http://www.hamburg1.de/hh1/nachrichten_article.html?nachrichten/2007/09/07/734400000
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Roughale am 18 September 2007, 18:32:57
Zitat von: webrator am 17 September 2007, 22:21:10
Am 28.9. wird der Film schon mal im Rahmen des Filmfestes im Hamburger Cinemaxx um 21.30 Uhr gezeigt.
Mr. Cronenberg wird anwesend sein, um einen Preis entgegen zu nehmen.
http://www.hamburg1.de/hh1/nachrichten_article.html?nachrichten/2007/09/07/734400000

Danke für den Tip, zwei Karten sind schon ausgedruckt in meinem Besitz! (ich hätte schwören können, dass ich das schon gepostet habe...)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Roughale am 29 September 2007, 10:48:57
So, nun mein kurzer Eindruck zu Eastern Promises, der ja gestern in Hamburg auf dem Filmfest sein deutsches Debut feierte.

SPOILER möglich!

Ein Film angelegt in der Russenmafia in London, Oberboss wird von Armin Müller Stahl gespielt (der den ganzen Film über links hinter mir sass), bis auf seinen grauenhaft starken detschen Akzent ha er mir gut gefallen. Sein Sohn (sehr gut: Casell) ist ein Heiopei und muss immer wieder mal vom Chauffeur rausgeboxt werden (genial: Viggo Mortensen!). Dann ist da noch die minderjährige Schwangere, die bei der Geburt ihrer Tochter stirbt und die gute Hebamme (sehr gut: Naomi Watts) nimmt sich ihres Tagebuches an, dass die grauenhafte Geschichte ihres Lebens zusammenfasst und sehr finstere Kapitel über die Familie von AMS aufdeckt, der wll das Buch haben und der Spass geht seinen Lauf...

Spass? Ja, Cronenberg selbst warnte vor dem Film, dass es sich um eine Musical Comedy handelt - der alte Scherzbold, sehr gut gelaunt sass er rechts hinter mir allerdings ging er zu Beginn des Films. Nach den Tanzeinlagen suche ich jetzt noch :king:

Eastern Promises hat die Ruhe von Spider aber auch die Brutalität von A History of Violence, eine gute Miscung wie ich finde, gute Schauspielkino mit einer sehr rafiniert gestrickten Story, absolut empfehlenswert - 10/10
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Chili Palmer am 29 September 2007, 11:21:22
Fürs Erste kann ich nur sagen, dass ich einmal mehr erstaunt bin, wie vielfältig lesbar Cronenbergs Filme sind. Aus Sicht des Charakters von Watts ergibt sich für mich jedenfalls ein ganz anderer "Eastern Promises" als der Film aus dem Blickwinkel von Mortensens Nikolai. Und die von Roughale erwähnte Ruhe des Films ist auch so eine Sache: Wo man bei anderen Filmen, die sich im Gangstermilieu ansiedeln, schnell mal über Klischees stolpert, so dreht sich bei "Promises" eigentlich alles um die Russenmafia, ohne auch nur ein einziges Mal den Russen gegenüber unhöflich oder karikierend zu werden.
Ich meine, man hat doch schon unzählige Filme mit russischen Gangstern gesehen, aber zu mehr als einem rollenden "R" hat es selten gereicht. Hier hingegen scheint jeder filmische Schritt, jede Porträtierung sorgsam abgewägt. Ruhig entfaltet Cronenberg die Geschichte, ohne seine typische Dosis aus beißendem Humor und explosiven Gewaltausbrüchen missen zu lassen.

Starke Leistung.

Zitat von: Roughale am 29 September 2007, 10:48:57
Spass? Ja, Cronenberg selbst warnte vor dem Film, dass es sich um eine Musical Comedy handelt - der alte Scherzbold, sehr gut gelaunt sass er rechts hinter mir allerdings ging er zu Beginn des Films.

Das war aber auch zu gut, nachdem der Matussek vom "Spiegel" sowie die anderen beiden (der Filmfestchef und der Kultusdingsbums) alle ausgiebigst betont hatten, wir hätten es hier mit dem Regisseur der Extreme zu tun, der nur eins im Sinne hätte: Dauerhafte Verstörung des Publikums. Und als da dann ein Schauer durch das (größtenteils Cronenberg-unkenntliche, wie mir schien) Publikum ging wie eine Windböe über Wasser, musste Onkel David die Wogen erst einmal wieder glätten. Sehr elegant, wie ich finde.

Und der saß rechts hinter dir? Bei mir war es hinten links! Und ich habe dich nicht gesehen, Mist. Hätten doch Aluhüte tragen sollen.  ;)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: barryconvex am 29 September 2007, 17:10:06
Zitat von: Chili Palmer am 29 September 2007, 11:21:22
Fürs Erste kann ich nur sagen, dass ich einmal mehr erstaunt bin, wie vielfältig lesbar Cronenbergs Filme sind. Aus Sicht des Charakters von Watts ergibt sich für mich jedenfalls ein ganz anderer "Eastern Promises" als der Film aus dem Blickwinkel von Mortensens Nikolai.

Ich bin sehr angenehm überrascht von dem Film, überzeugende Schauspieler, eine sehr dichte, reiche Story, mit vielen Elementen, die in anderen Filmen reine Klischees bilden, hier aber viel weiter gedacht werden.

Etwas komisch fand ich, daß draußen am roten Teppich praktisch nur die Presse auf Cronenberg gewartet hat.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Chili Palmer am 29 September 2007, 17:59:40

Mag wohl an der freien Platzwahl im Kino gelegen haben. Wenn alle sich um vernünftige Sitze bemühen, steht natürlich draußen niemand mehr. Außerdem war der Ablauf der ganzen Sache irgendwie sehr vage. Antwort einer Cinemaxx-Mitarbeiterin auf meine Frage, wie das denn nun ablaufe mit der Preisverleihung: "Hier wird auch noch was verliehen?".
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: barryconvex am 2 Oktober 2007, 03:08:03
Ich habe ganz kurz etwas über David Cronenberg in Hamburg geschrieben, meine Fotografenarbeit ist noch verbesserungswürdig....
http://www.davidcronenberg.de/dchamburg.html
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: lastboyscout am 29 Dezember 2007, 19:48:59
Nach Sichtung der US-DVD kann ich mich den positiven Kritiken nur anschließen:
Sehr sehr dichte und starke Inszenierung, sehr starke Schauspieler die den Film weit über den Durchschnitt heben.
Viggo Mortensen, Armin Müller-Stahl, Naomi Watts, keine der drei Hauptfiguren könnte ihren Job besser machen.
Nach "A History Of Violence" ein weiterer starker Thriller von David Cronenberg. Sehr gut.
Und wieso sieht Vincent Cassel so gewöhnungsbedürftig aus in dem Film?  :question:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klaus Jr. am 31 Dezember 2007, 10:06:07
Freue mich angesichts der positiven Kritiken aller Orten ein Loch in den Strumpf und werde in freudiger Erwartung am Donnerstag ins Kino pilgern! Cronenberg erklimmt gerade eine neue Stufe (seit Spider) und ist meiner Meinung nach im Moment einer der spannendsten Regisseure!
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: AcidMitsu am 31 Dezember 2007, 12:36:28
Schauen wir mal, ob ich jemanden finde der mit mir geht.
Nach dem Debakel mit AvP2 und meiner Freundin  :LOL:

Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Butzemann am 4 Januar 2008, 02:49:49
Eigentlich hat ja das neue Jahr schon begonnen, aber ich sehe diesen Film als gelungenen Abschluss für das Jahr 2007. Warum ?

Super klasse Schauspieler: Viggo Mortensen könnte nicht besser einen "Russen"-Fahrer geben (hab eben in der IMDB gelesen, dass er sich auch sehr intensiv auf die Rolle vorbereitet hat), Naomi Watts spielt gewohnt gut, und zu Armin Müller-Stahl brauch man eigentlich nichts mehr sagen -is ja schon ein alter Hase.

Dichte und wandlungsstarke Story: der eigentliche Plot ist zwar nichts neues, aber wie die Geschichte erzählt wird, mit welcher Rafinesse und Weitsichtigkeit, gepaart mit perfekt arrangierten Szenen, zudem mit einer Handschrift, die man meiner Meinung nach sofort erkennt, kann, vergleicht man den Film mit "A History of Violence", Cronenberg sich glücklich schätzen, einer der Regisseure zu sein, der sich fortan weiter entwickelt hat

Kamera, Ausstattung, etc.: die Ausstattung des Russen-Restaurants und auch die sonstigen Schauplätze sind wohl gewählt, besonders hervorgehoben und passend sind die Gegensätze: auf der einen Seite das familiäre Leben der wohlbehüteten Anna, in dergestalt von einfachen Mittelklassehäusern und dessen Enterieur, auf der anderen Seite die dunklen kruden Orte und der immer schickgestylte Nikolai oder der difuse unberechenbare Kirill

die Kameraarbeit finde ich hervorragend: mal linsend, mal scharf, mal weitwinkel, mal vogelperspektive, mal schnell, mal bewegungslos, sowie die Ausleuchtung und das Zusammenspiel von Hell und Dunkel kommt der Geschichte in ihrer Substanz zu Gute

Ich werd mir diesen Film mit Sicherheit mehrmals angucken, schon allein wegen diesen geilen Russenakzent:

Bewertung : 10/10

P.S. Wenn ich mir so die Nominierungen zu den Golden Globes angucke, ist es sehr wahrscheinlich das Viggo Mortensen gewinnt und somit auch der Anwärter auf einen Oscar ist, oder lehne ich mich hier zu weit aus dem Fenster ?
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Deer Hunter am 4 Januar 2008, 12:27:19
Ein geradlinig spannend inszenierter Thriller, der durch die grandiose Schauspielleistung aller Akteure sehr sehenswert ist und auch sonst (Kamera, Ausstattung, usw.) durchaus überzeugen kann.
Trotzdem gab es bestimmte Dinge, die mich störten:

SPOILER:

1. Die Tatsache, dass Viggo M. ein Polizist im Undervovereinsatz ist, war relativ früh zu erkennen (es gibt in Russland einfach keine Killer mit Herz :icon_razz:)

2. Das Ende: Für mich kam es ein wenig zu abruppt. Gut, dass Baby wird gerettet, er ist immer noch in der Mafia. Aber wie soll es weitergehen? Das Baby als Beweis für die Vergewaltigung der Minderjährigen ist nicht mehr möglich. Wie kann er sonst versuchen den Mafiaboss zu überführen? Ich hätte mir einen Hinweis darauf gewünscht, dass zumindest die Hoffnung besteht, dass Viggo M. andersweitig Erfoilg haben wird (oder habe ich irgendwas übersehen?)

ENDE.

Trotzdem ist der Film sehr zu empfehlen, vor allem nach diversen Debakeln, von denen man viel erwartet hatte und letztendlich enttäuscht wurde. Endlich mal wieder ein Film, wo ich nichts erwartet habe und durchaus positiv überrascht wurde.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Butzemann am 4 Januar 2008, 15:40:35
Zum ersten Punkt des Spoilers.

Natürlich kann man davon ausgehen, dass er ein "Polizist" ist, wer sonst könnte Anna denn helfen, jedoch finde ich, dass das wiederum ganz anders ist als in anderen Filmen. Denn sein Status wird in der russ. Mafia nicht aufgehoben bzw. er wird nicht entlarvt oder sagt aus bzw. kompromittiet seines gleichen.

Zum zweiten Punkt des Spoilers.

Hier verweise ich gern auf die wirklich gute Filmkritik von Bretzelburger, nachzulesen hier:
http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=130875&rid=273335
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Riddick am 4 Januar 2008, 18:35:20
War gestern drin und fand den Film ebenfalls sehr gut.Spannend,düster und ohne diese typischen Hollywood-Mätzchen.Die Darsteller waren auch von vorne bis hinten klasse.
8/10

Leider wurde mein Kinobesuch durch 4 "obercoole" Hip Hop-Gangstas mit Zwischenrufen wie "So ein Sch***!" oder "Langweilig!" etwas zunichte gemacht.So langsam verliere ich die Lust,ins Kino zu gehen.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: MMeXX am 4 Januar 2008, 18:40:05
Zitat von: Riddick am  4 Januar 2008, 18:35:20
Leider wurde mein Kinobesuch durch 4 "obercoole" Hip Hop-Gangstas mit Zwischenrufen wie "So ein Sch***!" oder "Langweilig!" etwas zunichte gemacht.So langsam verliere ich die Lust,ins Kino zu gehen.

Komm zu mir nach HRO :icon_smile: Da kann man ungestört Hitman, Tödliche Versprechen und Todeszug nach Yuma in 'ner kleinen 5-10er Runde gucken, während AvP2 fast überquillt vor Besuchern.


Zum Film: Viggos Darstellung fand ich einfach klasse, bei A History of Violence hatte ich doch leichte Probleme ihn immer ernstzunehmen. Gefallen hat mir die Darstellung der Gewalt, dieses Dabeisein während der letzten Sekunden. Ohne irgendwelche naja... "Freude" empfinden zu können, wie es bei "normalen" Actionfilme der Fall ist.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Wolfhard-Eitelwolf am 5 Januar 2008, 15:40:55
Hat mich ebenfalls sehr gut unterhalten und anscheinend sind auch bei uns alle Gangsta-Mongos zwischen 14 und 18 in AvP2 gelaufen :D War schön ruhig während des Films, so dass sich die Athmo gut entfalten konnte.

Gestört hat mich nur das doofe Happy-End. Zu dem Film hätte was Fieses zum Ausklang viel besser gepasst...
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Chili Palmer am 5 Januar 2008, 15:45:32

Naja, es ist ein Weihnachtsfilm, wann enden die denn schon mal nicht happy?
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: schlitzauge23 am 6 Januar 2008, 18:22:46
Spoiler

Mal ne Frage zum Schluss: Was war Viggo jetzt eigentlich genau? Nen richtiger Polizei-Spitzel doch nicht oder? Er war doch zusammen mit dem Sohn dann der Oberboss? Oder hab ich da was total verpeilt :D
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: proximo am 6 Januar 2008, 19:11:45
SPOILER!!!!Er ist Mitglied des Russian Desk, das ist sowas wie Scotland Yard nur halt in Russland! Sofern ich das richtig verstanden habe!SPOILER ENDE

Der Film ist wirklich großartig, alleine die Intensität des Kampfes in der Dampfsauna ist jeden cent Eintritt wert!

Ich hab echt den besten Kino Jahresanfang meines Lebens gehabt, mit "The Darjeeling Limited" am Freitag und "Eastern Promises" gestern! Beides einzigartige und fabelhafte Streifen!
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: dayraver am 6 Januar 2008, 19:30:04
SPOILER!

Grüßchen dayraver
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Deer Hunter am 7 Januar 2008, 14:04:49
Zitat von: Butzemann am  4 Januar 2008, 15:40:35Hier verweise ich gern auf die wirklich gute Filmkritik von Bretzelburger, nachzulesen hier:
http://www.ofdb.de/view.php?page=review&fid=130875&rid=273335

SPOILER:

Naja, dass der Film kein Ende im eigentlichen Sinne hat, ist mir auch ohne die Kritik aufgefallen. Mir ging es eigentlich um die Intention Cronenbergs, warum er solch ein Ende gewählt hat und dem Zuschauer keinen Hinweis gibt, ob der Kampf gg. diesen Mafiazweig evtl. in naher Zukunft erfolgreich sein könnte.
Deshalb empfinde ich das auch nicht als ein...

Zitat von: Wolfhard-Eitelwolf am  5 Januar 2008, 15:40:55
Happy-End.

Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: KT am 8 Januar 2008, 00:40:57
Guter Film mit guten Darstellern, aber

großer Gott, wie unerwartet interessant und leicht Viggo im Original klingt, sowohl auf Russisch/Ukrainisch als auch in English mit Akzent. Und wie grottenabgrundtiefscheiße die deutsche Synchro mit dem brutal dick aufgetragenen, aufdringlichen Pseudo-Russenakzent und wie herrlich beschissen und sogar für einen Muttersprachler ohne Untertitel teilweise unverständlich der (scheinbar einfach nur irgendwie abgelesene) russische Teil seiner Dialoge. Das kann man wahrlich als Verbrechen am Werk bezeichnen.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: schlitzauge23 am 8 Januar 2008, 01:24:46
Das mit den üblen Akzent ist mir auch aufgefallen, obwohl ich den im Original nicht kenne. Aber es war halt Viggos richtige Synchro, von daher gings noch. Werd ihn mir aber auf jeden Fall auch mal im Original anschaun.

Spoiler:

Ich schnalls immer noch nicht ganz :D Er saß doch zum Schluss bestimmt im selben Restaurant wie der Armin-Müller Stahl oder? Ich hab das eher so interpretiert, dass er mit der Russian Desk zusammengearbeitet hat um selber Boss zu werden. Nur halt nen besserer. ?!
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: psychopaul am 8 Januar 2008, 01:30:27
Ruhige Erzählweise, eine (vermutlich) ordentliche Milieustudie, harter Stoff, versöhnliches Ende, guter Film.

Wenn auch sicher einer der, vielleicht sogar der straighteste Cronenberg überhaupt, viel Interpretationsstoff dürfte es jedenfalls nicht geben.
Souverän, aber auch relativ simpel und daher auch nicht der ganz große Wurf: 7,5/10.

Stärkste Szene war für mich als Nikolai die Hure vögelt, das war sehr bitter.
Ein paar Mal war es auch ganz witzig, etwa als der Minnesänger losträllerte.  :icon_mrgreen:


@ Deer Hunter: der Kampf gegen die Mafia wird niemals erfolgreich sein und deshalb passt so ein völlig offenes Ende auch wunderbar. ;)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: KT am 8 Januar 2008, 01:53:33
Zitat von: schlitzauge23 am  8 Januar 2008, 01:24:46
Das mit den üblen Akzent ist mir auch aufgefallen, obwohl ich den im Original nicht kenne. Aber es war halt Viggos richtige Synchro, von daher gings noch.

Hä? Ich meine die deutsche Synchro.  :icon_confused:
Die hat doch nicht Viggo selber gesprochen? (Ich weiß zwar, dass er ein Polyglot, daher sowieso Riesenrespekt, aber eine Synchro..)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: schlitzauge23 am 8 Januar 2008, 02:51:49
Und ich meinte natürlich auch seine deutsche Synchro :LOL:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Deer Hunter am 8 Januar 2008, 10:23:47
Zitat von: Bettwurst am  8 Januar 2008, 01:30:27@ Deer Hunter: der Kampf gegen die Mafia wird niemals erfolgreich sein und deshalb passt so ein völlig offenes Ende auch wunderbar. ;)

So langsam arrangiere ich mich auch mit dieser Art von Ende, trotzdem kam es für mich immer noch zu abruppt.

Zitat von: schlitzauge23 am  8 Januar 2008, 01:24:46
Spoiler:

Ich schnalls immer noch nicht ganz :D Er saß doch zum Schluss bestimmt im selben Restaurant wie der Armin-Müller Stahl oder? Ich hab das eher so interpretiert, dass er mit der Russian Desk zusammengearbeitet hat um selber Boss zu werden. Nur halt nen besserer. ?!

SPOILER:

Habe ich auch so interpretiert. Aber nicht, um ein besserer Boss zu werden, sondern um Boss zu werden, damit dieser Mafiazweig handlungsunfähig, bzw. eliminiert werden kann.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Butzemann am 9 Januar 2008, 02:11:18
Zitat von: KT am  8 Januar 2008, 00:40:57
Guter Film mit guten Darstellern, aber

großer Gott, wie unerwartet interessant und leicht Viggo im Original klingt, sowohl auf Russisch/Ukrainisch als auch in English mit Akzent. Und wie grottenabgrundtiefscheiße die deutsche Synchro mit dem brutal dick aufgetragenen, aufdringlichen Pseudo-Russenakzent und wie herrlich beschissen und sogar für einen Muttersprachler ohne Untertitel teilweise unverständlich der (scheinbar einfach nur irgendwie abgelesene) russische Teil seiner Dialoge. Das kann man wahrlich als Verbrechen am Werk bezeichnen.

Ich bin sooooooooooooo froh, dass ich den Film auf English gesehen hab' und musste gleich daran denken wie die das wohl in deutsch hinbekommen; da muss sich der Synchronsprecher aber auf eine Reise begeben ... :)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Hackfresse am 9 Januar 2008, 02:22:35
evtl. Spoiler




Zitat von: Bettwurst am  8 Januar 2008, 01:30:27
Stärkste Szene war für mich als Nikolai die Hure vögelt, das war sehr bitter.
Ein paar Mal war es auch ganz witzig, etwa als der Minnesänger losträllerte.  :icon_mrgreen:

Also am Anfang ist die Szene saulustig, wo Kirill Nikolai zwingt, die Hure zu vögeln, um zu beweisen, dass er "keine verdammte Schwuchtel" ist...als dann das Gesicht der Nutte ins Bild kommt, die zu singen anfängt und Nikolai ihr das Geld zusteckt, verkehrt sich die Szene ziemlich ins Gegenteil.


Als Millieustudie würde ich den Film nicht sehen. Um eine solche zu machen, bräuchte man doch imo ziemlich genaues Wissen über das zu beleuchtende Milieu...und dass Außenstehende an dieses Wissen kommen würden, ist doch sehr unwahrscheinlich. Wie die Mafia (efal ob Italiener, Russen, Chinesen,...) mit Plappermäulern umgeht, ist ja bekannt...^^
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: psychopaul am 9 Januar 2008, 04:03:23
Hm, naja, "lustig" fand ich das schon recht bald nicht mehr, da es recht schnell klar war, dass dieser Akt keinem außer dem schwulen Spanner Spaß machen würde.  ;)
Aber eine nahezu perfekte Szene, die Kameraposition, die Blicke der Nutte und von Viggo, das war schon stark gemacht.


Zitat von: Hackfresse am  9 Januar 2008, 02:22:35

Als Millieustudie würde ich den Film nicht sehen. Um eine solche zu machen, bräuchte man doch imo ziemlich genaues Wissen über das zu beleuchtende Milieu...und dass Außenstehende an dieses Wissen kommen würden, ist doch sehr unwahrscheinlich. Wie die Mafia (efal ob Italiener, Russen, Chinesen,...) mit Plappermäulern umgeht, ist ja bekannt...^^

Deshalb hab ich auch geschrieben, vermutlich.  :icon_mrgreen:

Ich weiß nur, dass sich Cronenberg und auch Mortensen recht intensiv mit dem Milieu auseinandergesetzt haben sollen und Aussteiger, die Infos über gewisse Abläufe weitergeben, gibt es ja immer wieder, siehe "Good Fellas" z.b., der ja auch auf den Memoiren eines Mafiamitglieds beruhte oder täusch ich mich? Klar, was dann "echt" ist und was nicht und wo realistische Schilderung aufhört und Klischee beginnt, bleibt eh immer fraglich.  :icon_smile:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Hackfresse am 9 Januar 2008, 04:20:13
Zitat von: Bettwurst am  9 Januar 2008, 04:03:23Klar, was dann "echt" ist und was nicht und wo realistische Schilderung aufhört und Klischee beginnt, bleibt eh immer fraglich.  :icon_smile:

Also ganz klar Klischee wahren ja wohl die Bodyguards der Oberpaten, als die bei Semyon aumarschiert sind, um Nikolai zu tätowieren...und natürlich die Tschetschenen (?) im Badehaus.^^

Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: psychopaul am 9 Januar 2008, 04:55:06
Der mit dem Schnurrbart während der Tätowierung war überhaupt der Geilste.  :LOL:  :dodo:

Hm, das ist wohl das, was diese ganzen Gangster- und Mafiafilme so faszinierend macht. Es sind ja sowieso immer coole und/oder klischeehafte Filmfiguren, aber man ist sich des realen Hintergrunds immer bewußt und diese Mischung hat eben was und vielleicht spielt Cronenberg hier eh noch besonders mit diesen Ebenen, denn wie du schon sagst, die 2 in der Sauna könnten so auch in einem schlechten Film aufmarschieren und waren vor dem Kampf eh einen Schmunzler wert.  :icon_mrgreen: Gab ja oft im Film so Sachen, die eher cool/komisch etc. wirkten und dann halt wieder solche, die auf gekonnte Weise bedrückend und ernst waren..

Die Szene selbst in der Sauna war ja einfach nur hart und realistisch gefilmt, auch der Typ, der wie versteinert und vermutlich ziemlich angepisst( :icon_lol:) in der Ecke hockt...durch solche Feinheiten wirkte das alles so "echt", fand ich super..

Andererseits ist aber auch Mortensen mit der Sonnenbrille wieder viel mehr dieser typisch "coole" Filmcharakter, der Eindruck machen soll, als eine realistische Figur..
hm, ich verlier jetz etwas den Faden, auf was ich hinauswill  :scar: aber vielleicht ähnelt der Film in der Hinsicht doch wieder etwas "History", der ja auch diesen eher realistisch gehaltenen Grundton hatte, andererseits aber wieder u.a. William Hurt, der ja offensichtlich, wie die ganze Szene da am Ende in seinem Haus die reinste over the top Parodie war...

Was Cronenberg mit diesen 2 "Ebenen" genau will, weiß ich jetzt auch nicht..  :00000109:  :icon_mrgreen:
vielleicht liebt er einfach seine B-Vergangenheit zu sehr, um hundertprozentig "seriös" zu filmen..  :icon_lol:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Ash_williams am 11 Januar 2008, 09:33:33
hab ihn heute endlich gesehen und kann mich nur anschließen: hammer film!
is halt genau wie history of violence nicht so trashig aber seine neuen filme gefallen mir mindestens genauso gut wie seine alten streifen!

hat echt spaß gemacht den film zu gucken, und das obwohl das kino die vorführung dick verhauen hat!!!!  :icon_mad:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: dmk am 11 Januar 2008, 19:50:17
Die Kommentare und Reviews scheinen ja schon mal sehr vielversprechend.

Ich werde wohl bis zur DVD-Auswertung warten müssen. Wir haben bei uns in der Stadt 2 Kinos, aber anstatt mal offensichtlich gute Filme wie Eastern ins Programm zu nehmen, wird lieber noch in der x-ten Woche 30 Days of Night ausgestrahlt oder auch Die Todeskandidaten. Sind zwar Filme die man sich mal anschauen kann, aber wenn ich dann noch sehe, dass noch dieser Lindsay Lohan Schund läuft ist es eine Frechheit, dass Eastern Promises nicht läuft! :anime:

Und extra 40km für den Film zu fahren wär mir dann doch zu viel...
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Riddick am 12 Januar 2008, 18:41:19
Zitat von: dmk am 11 Januar 2008, 19:50:17
Die Kommentare und Reviews scheinen ja schon mal sehr vielversprechend.

Ich werde wohl bis zur DVD-Auswertung warten müssen. Wir haben bei uns in der Stadt 2 Kinos, aber anstatt mal offensichtlich gute Filme wie Eastern ins Programm zu nehmen, wird lieber noch in der x-ten Woche 30 Days of Night ausgestrahlt oder auch Die Todeskandidaten. Sind zwar Filme die man sich mal anschauen kann, aber wenn ich dann noch sehe, dass noch dieser Lindsay Lohan Schund läuft ist es eine Frechheit, dass Eastern Promises nicht läuft! :anime:

Und extra 40km für den Film zu fahren wär mir dann doch zu viel...

Das ist bei uns nicht anders.Jeder Drecks-Film läuft,nur die wirklich guten Filme werden nicht ins Programm genommen.Finde ich echt schade,da besonders Filme wie "Tödliche Versprechen" mehr Aufmerksamkeit verdient hätten.(Na gut,der lief immerhin bei uns).
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klugscheisser am 26 Januar 2008, 21:38:49
Weiß schon jemand, wann die DVD in D erscheint?
Und ob da noch 'ne andere US-DVD in Planung ist (mehr Extras etc.)?

Bin so untentschlossen, ob ich heute noch in die letzte Vorstellung soll...  :icon_confused: :icon_razz:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Hackfresse am 26 Januar 2008, 21:52:55
Zitat von: Klugscheisser am 26 Januar 2008, 21:38:49
Bin so untentschlossen, ob ich heute noch in die letzte Vorstellung soll...  :icon_confused: :icon_razz:

W00t???

REIN IN DEN FILM, aber ZZ...ziemlich zügig!!!
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: psychopaul am 26 Januar 2008, 21:55:15
Witzigerweise finde ich den Film ja auf visueller Ebene derart schlicht, dass ich sage, den kann man auch gut auf einem TV anschauen und muß nicht unbedingt dafür ins Kino laufen... :icon_twisted:  :icon_razz:

aber gefallen würde er dir sicher..
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klugscheisser am 26 Januar 2008, 22:03:27
Hehe. Dachte nur, wenn der eh bald in der Theke steht...
Aber nun gut, ihr habt mich überzeugt. Und der ist ja auch noch OT.  :D
Ein bisschen Zeit ist ja noch, aber ich werde berichten...  :icon_mrgreen:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: psychopaul am 26 Januar 2008, 22:09:11
Sehr gut, aber bleib nachher nicht zu lange bei der Kieztanke hängen..  :king:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 03:19:54
Zitat von: Bettwurst am 26 Januar 2008, 22:09:11
Sehr gut, aber bleib nachher nicht zu lange bei der Kieztanke hängen..  :king:

:rofl: Aber mal kurz "Hallo" sagen muss schon sein...  :icon_mrgreen:

Vielen Dank an die beiden Herren für den letzten Motivationsschub. Es hat sich gelohnt.  :respekt:

He is old-school, he understands things...

Tja, was soll ich sagen? Ich bin begeistert!
Zum einen ein 1A Mafia-Film, zum anderen hat sich dieses typische Cronenberg-Gefühl eingestellt.
Klasse Schauspieler, Mortensens Nominierung geht vollstens in Ordnung. Immer schön völlig over-dressed unterwegs, Mafialeben pur eben.  :icon_mrgreen:
Wie Paule schon gesagt hat, ein wilder Mix zwischen komischen (oder komisch wirkenden) Szenen, die schnell einen mit voller Härte ins Gesicht getroffen haben.
Und im O-Ton kam das schon ziemlich geil alles rüber.
Naja, mir fehlen gerade so die richtigen Worte. Ist auf keine Fall ein glatter Film, den man einfach mal so wegguckt. Wenn man bereit ist, sich auf ein bisschen mehr einzulassen, muss man den einfach gesehen haben.
EDIT: Und London ist einfach nur eine geile Stadt.  :icon_mrgreen:

Noch ein Wort zu der möglichen Homophobie am Ende (irgendwo im Forum habe ich - glaube ich - so etwas gelesen):
Man kann auch jeden Scheiß überall hinein interpretieren...  :icon_rolleyes: :doof: ;)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 27 Januar 2008, 03:45:46
Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 03:19:54
Man kann auch jeden Scheiß überall hinein interpretieren...  :icon_rolleyes: :doof: ;)

Absolut korrekt, da zitiere ich mal den von mir ansonsten sehr geschätzten Crumb zum Thema E.T.:

Zitat von: Crumb B im Dialog mit Zwerg Nase
Genau den meine ich, schau ihn Dir besser nicht an, ist eine Parabel über die Regierung und ihre Schwulenverfolgung, Spielberg zeigt außerdem den wahren Ursprung von Aids - never fuck an alien :nono:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Grusler am 27 Januar 2008, 03:51:49
Ja, der Film hat schon was. Ein ruhiger aber fesselnder Film von einem der wenigen Regiesseure, die noch eine Handschrift aufweisen können.

Zum Thema Homo: Also der Mafia-Daddy ist ja schon homophob und es liegt auch recht nahe, weil sein Sohn ja relativ schwul ist, das macht ihm zu schaffen. Na ja, schuld ist London, da wird es ja bekanntlicherweise nie richtig warm und nie richtig kalt. ;) Cronenberg war ja schon immer sehr latent pervers/sexuell in seinen Filmen, wenn ich da z.B. an eine gewisse Schreibmaschine denke. :icon_mrgreen:

Der Kampf in der Sauna ist ganz schön knallhart und brutal-realistisch, genau wie die anderen Tötungsattacken die im Film gezeigt werden. Das fand ich sehr verwirrend und erschreckend. Schon erstaunlich wie man jemanden in kürzester Zeit und völlig unauffällig ausschalten kann --> Grabsteinpisser.

Das Ende ist cool und lässt noch etwas Raum um sich Gedanken zu machen.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 04:03:14
Zitat von: Grusler am 27 Januar 2008, 03:51:49
Zum Thema Homo: Also der Mafia-Daddy ist ja schon homophob und es liegt auch recht nahe, weil sein Sohn ja relativ schwul ist, das macht ihm zu schaffen. Na ja, schuld ist London, da wird es ja bekanntlicherweise nie richtig warm und nie richtig kalt. ;) Cronenberg war ja schon immer sehr latent pervers/sexuell in seinen Filmen, wenn ich da z.B. an eine gewisse Schreibmaschine denke. :icon_mrgreen:

Klar, der Pa-pa ist schon eindeutig eingestellt. Wobei immer noch die Frage ist, wie schwul Kirill nun wirklich ist. Dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass in der Szene am Wasser da nichts von Homophobie drin ist (aber darauf hattest du ja auch nicht verwiesen).

Und ja die Sauna...  :icon_eek: Das war einfach nur volles Brett. Sämtliche Damen im Kino waren auch hörbar schockiert.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Grusler am 27 Januar 2008, 03:51:49
Schon erstaunlich wie man jemanden in kürzester Zeit und völlig unauffällig ausschalten kann --> Grabsteinpisser.

Und auch so leicht zu entsorgen, wenn man weiß, wo der richtige Strudel ist (jetzt nicht unmittelbar auf diese Szene bezogen).  :icon_eek: ;)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Grusler am 27 Januar 2008, 04:13:59
Von was für einer Wasser-Szene wird hier geredet. Ich dachte es geht um die Szene gegen Ende wenn Armin über die "Schwulenkrankheit" fürchtet.
Zu Kirill stimme ich zu. Fakt ist, er konnte die Stute nicht richtig zähmen und ab da war für Armin wohl alles klar und für Kirill denke ich auch. :king:

Der Film läuft übrigens in manchen Kinos mit FSK18, obwohl er ja offiziell ab 16 ist.



Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: SutterCain am 27 Januar 2008, 11:24:20
Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 04:03:14
Wobei immer noch die Frage ist, wie schwul Kirill nun wirklich ist.

Spoiler

Also für mich war das recht eindeutig. Kirill ist schwul und in Nikolai verliebt. Weil er das aufgrund seines Umfeldes nicht ausleben kann, säuft er extrem viel, überprüft und demütigt Nikolais sexuelle Ausrichtung (Szene im Puff). Der Versuch, die Lüge aufrecht zu erhalten (der einleitende Mord wird ja nur ausgeführt, weil die Person wagte, die Wahrheit über Kirill auszusprechen), ist dann auch der Grund für den Niedergang der Familie. Das kann man wohl poetische Gerechtigkeit nennen.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 12:22:10
Zitat von: SutterCain am 27 Januar 2008, 11:24:20
Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 04:03:14
Wobei immer noch die Frage ist, wie schwul Kirill nun wirklich ist.

Spoiler

Also für mich war das recht eindeutig. Kirill ist schwul und in Nikolai verliebt. Weil er das aufgrund seines Umfeldes nicht ausleben kann, säuft er extrem viel, überprüft und demütigt Dimitris sexuelle Ausrichtung (Szene im Puff). Der Versuch, die Lüge aufrecht zu erhalten (der einleitende Mord wird ja nur ausgeführt, weil die Person wagte, die Wahrheit über Kirill auszusprechen), ist dann auch der Grund für den Niedergang der Familie. Das kann man wohl poetische Gerechtigkeit nennen.

Ja, hast schon recht. Ich gehe auch davon aus, dass er es ist. War ein bisschen dämlich, die Frage noch zu stellen, ist eher unwichtig. Also, wir müssen jetzt nicht wirklich darüber diskutieren, ob Kirill schwul ist oder nicht (oder welche Hinweise es dafür oder dagegen geben könnte).
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: SutterCain am 27 Januar 2008, 12:47:31
Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 12:22:10

War ein bisschen dämlich, die Frage noch zu stellen, ist eher unwichtig.

Finde die Frage nicht dämlich. Denn das ist ja neben der Tagebuch-Handlung der wichtigste Handlungsstrang.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 14:26:15
Dito @SutterCain.

Ansonsten möchte ich, da ich ja gemeint war, nur noch anmerken, dass ich dem Film keineswegs vorgeworfen habe, homophob zu sein (und sogar deutlich gemacht habe, dass - wenn man dies täte - Cronenberg nicht verstünde). Das Ende hatte für mich allerdings einen sehr konservativen und für Croni-Verhältnisse geradezu erschreckend banalen Geschmack. Anstatt sich auf der psychologischen Ebene mit dem Kampf um und gegen Sexualität auseinanderzusetzen, skizziert er schlussendlich lediglich das Bild eines gemeinen Schwulen als zum Kindsmord getriebenen Irren, um eindeutig auf die Sympathien des Publikums zu spekulieren, die ganz dem ikonischen Idealbild einer neu geschaffenen Familie gehören. Dass überhaupt Familie die Rettungsinstanz aus einer so düsteren und komplexen Geschichte sein soll (bzw. die einzige Motivation für die Watts-Figur als Ingangsetzerin der Handlung die ist, eine Ersatzmutti sein zu wollen), ist für Cronis sonst so subversive Gedankengänge geradezu erbärmlich.

Trotzdem ein solider Film.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 14:48:53
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 14:26:15
Ansonsten möchte ich, da ich ja gemeint war, nur noch anmerken, dass ich dem Film keineswegs vorgeworfen habe, homophob zu sein (und sogar deutlich gemacht habe, dass - wenn man dies täte - Cronenberg nicht verstünde).

Ok. Wie gesagt, ich hatte das nur noch irgendwie im Hinterkopf und wollte hier keineswegs irgendwem etwas unterstellen.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 14:26:15
Das Ende hatte für mich allerdings einen sehr konservativen und für Croni-Verhältnisse geradezu erschreckend banalen Geschmack. Anstatt sich auf der psychologischen Ebene mit dem Kampf um und gegen Sexualität auseinanderzusetzen, skizziert er schlussendlich lediglich das Bild eines gemeinen Schwulen als zum Kindsmord getriebenen Irren, um eindeutig auf die Sympathien des Publikums zu spekulieren, die ganz dem ikonischen Idealbild einer neu geschaffenen Familie gehören.

Also um ehrlich zu sein, war mir Kirill gar nicht sooo unsympathisch (natürlich ist der nicht mehr ganz richtig im Kopf). Außerdem finde ich, dass in dieser Szene die sexuelle Neigung völlig irrelevant ist. Er will das Kind ja nicht unbringen, weil er schwul ist, sondern eher, um seinen Vater zu schützen. Als dann rauskommt, dass er der neue Chef ist, scheint er ja auch ganz glücklich zu sein.
Und die These, dass hier auf Sympathien der Zuschauer spekuliert wird, halte ich auch für gewagt. Für mich war das alles andere als ein klassisches Happy End, sondern eher verstörend.

Edit:
Noch ein Wort zu dem "dämlich": War nicht so gemeint, dass ich die Frage an sich dämlich finde, sondern in dem Kontext meines Postings. Fand ich gerade gut, dass der Film in Bezug darauf sich nicht eindeutig festlegt, bzw. Interpretationsraum lässt.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 15:14:55
Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 14:48:53
Außerdem finde ich, dass in dieser Szene die sexuelle Neigung völlig irrelevant ist.

Das ist sie nun wirklich nicht. Ersteinmal spielt hier der Ort eine Rolle: An diesem Ufer haben sich Cassel und Mortensen ihrer Opfer entledigt, es ist der Ort, an dem beide gemeinsache Sache gemacht haben, an dem sie ihre Schuld abwaschen und ihre Sünden gestehen (in einem streng metaphorischen Kontext). Dass der Film für sein Finale zu diesem Platz zurückkehrt, ist gewiss nicht unbedacht gewählt.

Weiterhin entspricht das Bild eines Schwulen, der ein Neugeborenes töten will, in diesem Zusammenhang recht eindeutig dem Hass, den Cassel fürs Normative empfindet, und ist Ausdruck seiner Liebe zur Mortensen-Figur. Denn das Baby würde diese Beziehung zerstören, also muss er es töten.

Im Übrigen sitzen wir hier in einem Cronenberg-Film, und auch sonst würde kein Regisseur eine Figur so eindeutig homosexuell anlegen und ihre Gewalttätigkeit damit in Beziehung setzen, wenn er im Finale dann völlig darauf verzichtete und als "irrelevant" ansähe. Insofern spielt "in dieser Szene die sexuelle Neigung" eine sehr, sehr große Rolle.

Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 14:48:53
Er will das Kind ja nicht unbringen, weil er schwul ist, sondern eher, um seinen Vater zu schützen.

Natürlich wäre ersteres zu plump formuliert (s.o.), aber der Schutz des Vaters fungiert hier doch nur als Scheingrund. Die persönlichen Motive sind wesentlich vordergründiger, sprich die unerwiderte Liebe zu Mortensen. Andernfalls hätte Cassel, wenn er wirklich nur im Sinne seines Vaters handeln würde, manches anders lösen können und vor allem schlussendlich das Baby ermordet, was er - ja genau aus jener Liebe zu seinem Fahrer - nicht tut. Hier hat und kann er nicht im Sinne seines Vaters gehandelt haben, belügt er ihn doch vermutlich.

Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 14:48:53
Als dann rauskommt, dass er der neue Chef ist, scheint er ja auch ganz glücklich zu sein.

Ja, und, ähm, nun?

Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 14:48:53
Und die These, dass hier auf Sympathien der Zuschauer spekuliert wird, halte ich auch für gewagt. Für mich war das alles andere als ein klassisches Happy End, sondern eher verstörend.

Mag ja sein. Dass der Film als Genreprodukt aber Identifikationsangebote macht, ist wohl klar. Und da Watts der leading character und später ja auch Mortensen als good guy hier definitiv die Identifikationsfiguren sind, wird der Fokus im Finale auch entsprechend gesetzt. Man will als Zuschauer in irgendeiner Form, dass beide zuammenkommen, das Baby gerettet wird und alle da irgendwie gut rauskommen. Da kann das Ende ja verstörend wirken, es ändert nichts daran, dass Cronenberg etwas tut, das er noch nie tat und das auch völlig seinem Intellekt widerspricht, nämlich die Geburtsstunde einer Familie als Ablöser allen Grauens und allen Schreckens zu inszenieren.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: vodkamartini am 27 Januar 2008, 15:33:54
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 15:14:55
Mag ja sein. Dass der Film als Genreprodukt aber Identifikationsangebote macht, ist wohl klar. Und da Watts der leading character und später ja auch Mortensen als good guy hier definitiv die Identifikationsfiguren sind, wird der Fokus im Finale auch entsprechend gesetzt. Man will als Zuschauer in irgendeiner Form, dass beide zuammenkommen, das Baby gerettet wird und alle da irgendwie gut rauskommen. Da kann das Ende ja verstörend wirken, es ändert nichts daran, dass Cronenberg etwas tut, das er noch nie tat und das auch völlig seinem Intellekt widerspricht, nämlich die Geburtsstunde einer Familie als Ablöser allen Grauens und allen Schreckens zu inszenieren.

Altersmilde.  :icon_lol:
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 16:08:35
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 15:14:55
Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 14:48:53
Außerdem finde ich, dass in dieser Szene die sexuelle Neigung völlig irrelevant ist.

Das ist sie nun wirklich nicht. Ersteinmal spielt hier der Ort eine Rolle: An diesem Ufer haben sich Cassel und Mortensen ihrer Opfer entledigt, es ist der Ort, an dem beide gemeinsache Sache gemacht haben, an dem sie ihre Schuld abwaschen und ihre Sünden gestehen (in einem streng metaphorischen Kontext). Dass der Film für sein Finale zu diesem Platz zurückkehrt, ist gewiss nicht unbedacht gewählt.

So weit würde ich auch noch mitgehen.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 15:14:55
Weiterhin entspricht das Bild eines Schwulen, der ein Neugeborenes töten will, in diesem Zusammenhang recht eindeutig dem Hass, den Cassel fürs Normative empfindet, und ist Ausdruck seiner Liebe zur Mortensen-Figur. Denn das Baby würde diese Beziehung zerstören, also muss er es töten.

Das sehe ich nicht so. Vielleicht erscheint dies Cassel als einziger Ausweg. Dennoch wirft er das Baby ja nicht einfach kaltblütig in die Fluten. Ein Konflikt besteht durchaus. Und welchen Einfluss hat das Baby denn wirklich auf die Beziehung zwischen Cassel und Mortensen?
"Hass auf das Normative": Was ist denn hier das Normative? Wieso sollte Schwulsein nicht ins Normative gehören? Hier sehe ich vielmehr, dass der Vater eine sehr große Rolle spielt. Cassel scheint sichtlich (über den ganzen Film hinweg) unter dem Druck bzw. durch die Beziehung zu seinem Vater (und dessen Inaktzeptanz) zu leiden.
Hier wird mir einfach zu stark reduziert und auf einen zu großen Kontext abgezielt.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 15:14:55
Zitat von: Klugscheisser am 27 Januar 2008, 14:48:53
Als dann rauskommt, dass er der neue Chef ist, scheint er ja auch ganz glücklich zu sein.
Ja, und, ähm, nun?

Nachdem er das Baby nicht umgebracht hat, hat sich doch an der Beziehung zwischend den beiden Männern nichts wirklich geändert, oder sehe ich das falsch? Das Baby muss also gar nicht getötet werden, es ist Cassel vielmehr einfach egal.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 15:14:55
Im Übrigen sitzen wir hier in einem Cronenberg-Film, und auch sonst würde kein Regisseur eine Figur so eindeutig homosexuell anlegen und ihre Gewalttätigkeit damit in Beziehung setzen, wenn er im Finale dann völlig darauf verzichtete und als "irrelevant" ansähe. Insofern spielt "in dieser Szene die sexuelle Neigung" eine sehr, sehr große Rolle.
Gut, da kann ich nichts zu sagen, dazu fehlt mir einfach das Wissen. Habe die meisten Cronenberg-Filme seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen, und mir auch nie wirklich tiefgehende Gedanken über das Gesamtwerk gemacht. Da vertraue ich einfach auf dein Expertenwissen.  :D


Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Januar 2008, 15:14:55
Mag ja sein. Dass der Film als Genreprodukt aber Identifikationsangebote macht, ist wohl klar. Und da Watts der leading character und später ja auch Mortensen als good guy hier definitiv die Identifikationsfiguren sind, wird der Fokus im Finale auch entsprechend gesetzt. Man will als Zuschauer in irgendeiner Form, dass beide zuammenkommen, das Baby gerettet wird und alle da irgendwie gut rauskommen. Da kann das Ende ja verstörend wirken, es ändert nichts daran, dass Cronenberg etwas tut, das er noch nie tat und das auch völlig seinem Intellekt widerspricht, nämlich die Geburtsstunde einer Familie als Ablöser allen Grauens und allen Schreckens zu inszenieren.

Klar gibt es eindeutige Identifikations- bzw- Sympathiefiguren. Nur ist die "Geburtsstunde einer Familie" eine mögliche Interpretation und nicht zwingend so zu deuten. Mann und Frau halten ein Baby im Arm und küssen sich. Ok, das klassiche Bild einer Familie. Aber so überraschend, wie dieses Bild für manchen aufgekommen sein mag, so schnell ist es auch wieder zerstört bzw. löst sich auf.
Wie gesagt, inwiefern das jetzt mit Cronenbergs Gesamtwerk übereinstimmt, kann ich nicht beurteilen.
Denke nur, dass deine Interpretation durchaus interessant und sinnig ist, aber nicht zwingend so gesehen werden muss, oder auch völlig anders wahrgenommen werden kann.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Grusler am 27 Januar 2008, 22:36:07
Die Interpretation von MVV ist durchaus plausibel formuliert, gebe aber eher Klugscheisser recht.

-Spoiler-



Man könnte es ja auch so deuten:
Cassel sieht eine Vaterfigur und keinen Liebhaber in Mortensen.
Es scheint so als hätten die Komplexe von Cassel begonnen, als er das Mädchen nicht vergewaltigen konnte und stattdessen Stahl, also sein Vater, das "für ihn erledigt hat", der nun der Meinung ist, sein Sohn ist eine "Schwuchtel", weil er nicht vergewaltigen konnte. Cassel konnte die "Stute nicht zähmen" und macht sich seither Vorwürfe seinem Vater nicht gerecht zu werden, bzw. hat sich von seinem Vater einreden lassen er sei gay. Er hat praktisch einen Vater-Komplex mit einer einhergehenden sexuellen Identitätskrise, deshalb ist er wohl auch so sprunghaft und unbrechenbar, letztendlich scheint er aber ein sehr liebenswerter, sensibler Mensch zu sein, was immer wieder die Szenen mit den Kindern seiner Familie bestätigen, die er ja scheinbar sehr liebt.
In der Szene am Ende will er meiner Meinung nach das Kind nicht töten, deshalb weint er, aber da er denkt Mortensen sei tot und sein Vater würde sonst wieder nur denken er sei eine "Schwuchtel" ist er eben im Begriff das Kind ins Wasser zu werfen, aus Zwang wegen seinem Vater. Als dann aber klar wird, dass Mortensen lebt und der Daddy weg ist, muss er das Kind nicht mehr gegen seinen Willen töten und kann sich von den Komplexen zu seinem Vater lösen, daher der plötzliche Freudensausbruch über das neue Jahr von Cassel.




-Spoiler Ende-



Das ist ein Film, bei dem einmal Schauen wohl eher nicht reicht und der auch noch einiges mehr bietet, als nur den eben diskutierten Handlungsstrang. Ein Film bei dem die DVD wirklich lohnt. 

Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Hackfresse am 27 Januar 2008, 22:55:59
@Grusler: Respekt. :respekt:

Endlich mal ne einleuchtende Erklärung.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: psychopaul am 27 Januar 2008, 23:17:10
es hinkt aber etwas, denn das Kind zu töten ist ja kein sexueller Akt.  :icon_lol: und hat damit mit den Vermutungen des Vaters nichts zu tun.

Aber es ist ja auch egal, mir wird hier generell Kirill etwas zu sehr verniedlicht.  :icon_lol:
Wer in Erwägung zieht, ein Baby zu töten (um seinem Vater etwas zu beweisen?), ist definitiv mehr als nur verwirrt, der ist dann schon ziemlich evil.  ;)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klugscheisser am 28 Januar 2008, 00:07:03
@Grusler: Jepp, auch nicht schlecht.

Zitat von: Bettwurst am 27 Januar 2008, 23:17:10
es hinkt aber etwas, denn das Kind zu töten ist ja kein sexueller Akt.  :icon_lol: und hat damit mit den Vermutungen des Vaters nichts zu tun.

Naja, man könnte es ja auch so deuten, dass er ihm nicht nur sexuell etwas beweisen muss. Cassels Charakter scheint den ganzen Film nie wirklich zur Mafia zu gehören. Ob er das wirklich will, ist die andere Frage. Aber so könnte er wenigstens zeigen, dass er irgendwas kann.  :icon_twisted: ;)

Zitat von: Bettwurst am 27 Januar 2008, 23:17:10
Aber es ist ja auch egal, mir wird hier generell Kirill etwas zu sehr verniedlicht.  :icon_lol:
Wer in Erwägung zieht, ein Baby zu töten (um seinem Vater etwas zu beweisen?), ist definitiv mehr als nur verwirrt, der ist dann schon ziemlich evil.  ;)

Hehe. Nee, der ist schon richtig sick. Trotzdem ist der Charakter recht ambivalent. Den Stempel "Gut" oder "Böse" kann man ihm nicht so einfach aufdrücken. Schwankt schon stark, würde ihn aber auch eher in die evil Ecke stellen.  ;) :D
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Grusler am 28 Januar 2008, 00:57:15
Zitat von: Bettwurst am 27 Januar 2008, 23:17:10
es hinkt aber etwas, denn das Kind zu töten ist ja kein sexueller Akt.  :icon_lol: und hat damit mit den Vermutungen des Vaters nichts zu tun.

Zitat von: Klugscheisser am 28 Januar 2008, 00:07:03
Naja, man könnte es ja auch so deuten, dass er ihm nicht nur sexuell etwas beweisen muss. Cassels Charakter scheint den ganzen Film nie wirklich zur Mafia zu gehören. Ob er das wirklich will, ist die andere Frage. Aber so könnte er wenigstens zeigen, dass er irgendwas kann.  :icon_twisted: ;)

So meinte ich das auch, er will seinem Vater ja nicht nur beweisen, dass er keine Schwuchtel ist, primär geht es da generell um das Beenden der Unterdrückung durch seinen Vater. Somit ist das eher weniger sexuell einzuordnen, also die Szene mit dem Baby am Wasser.

Kirill wird eben alles aufgezwängt, ich bin schon der Meinung, dass er diese Mafia-Sachen nicht wirklich will und eigentlich auch nicht wirklich schwul ist.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 28 Januar 2008, 01:28:54
@Klugscheisser:

Einverstanden.

@Grusler:

Die Vater-These halte ich nicht unbedingt für falsch, zumindest sucht Cassel auch nach einem gewissen Vaterersatz. Meiner Ansicht nach allerdings nicht in Mortensen, wogegen einfach viel zu viele Momente sprechen - oder klappst man seinem Daddy-Ersatz auf den Po?

Zudem sucht Cassel nach einem besseren Vater eher in seinem eigenen Vater, von dem er sich mehr Respekt erwünscht. Dafür spricht zum Beispiel der Moment, in dem er in der Küche beobachtet, wie Müller-Stahl Mortensen behandelt, als eine Art besseren Sohn. Das macht Cassel zu schaffen, da er für Mortensen jedoch Gefühle hegt, kann er es ihm nicht verübeln und umarmt ihn stattdessen im Keller wie irre. Ein zwiespältiges Verhältnis.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Roughale am 28 Januar 2008, 12:23:03
Macht euch Filme sehen überhaupt noch Spass? Ich finde es irgendwie bedenklich, wie tief hier interpretiert wird, mag ja sein, dass das alles vorhanden ist und auch subtil zur Wirkung des Films beiträgt, aber gehen einige hier nicht ein wenig (zu) weit?

Schlagt mich doch ruhig mal wieder, nehmt den Unterhaltungsknüppel, den Synchroknüppel haben ja andere ;)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 28 Januar 2008, 12:45:07
Auch wenn wir das Thema wirklich schon 1000fach hatten, aber ja, mir macht das Filmegucken genau aus DIESEM Grund Spaß und genau DIESES "Analysieren" und "Interpretieren" bildet bei mir den so genannten Unterhaltungswert.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Roughale am 28 Januar 2008, 12:55:03
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 28 Januar 2008, 12:45:07
Auch wenn wir das Thema wirklich schon 1000fach hatten, aber ja, mir macht das Filmegucken genau aus DIESEM Grund Spaß und genau DIESES "Analysieren" und "Interpretieren" bildet bei mir den so genannten Unterhaltungswert.

Gut, das ist natürlich auch eine Sichtweise, aber oft hat man ja den Eindruck als ob es weniger Spass machen kann, wenn man einen Film so auseinander nimmt ;) Ick wollte das ja nicht kritisieren, aber ich hatte viele Pressekollegen damals, wo ich den Eindruck hatte, dass sie einen Film gar nicht mehr geniessen konnten - ich bin froh, dass ich mich immer noch zurücklehnen kann und einfach geniesse, aber da ich sehe, dass du auch Filme geniessen kannst (auch welche mit eventuell weniger Tiefgang - aka Musicals  :icon_twisted:) muss ich mir in Deinem Fall ja keine Sorgen machen ;)
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Klugscheisser am 28 Januar 2008, 16:09:08
Zitat von: Roughale am 28 Januar 2008, 12:23:03
Macht euch Filme sehen überhaupt noch Spass? Ich finde es irgendwie bedenklich, wie tief hier interpretiert wird, mag ja sein, dass das alles vorhanden ist und auch subtil zur Wirkung des Films beiträgt, aber gehen einige hier nicht ein wenig (zu) weit?

Klar macht es noch Spaß. Und wie Mr. VV schon sagte, auch genau aus diesem Grund. Immer muss man das natürlich nicht machen, aber manchmal bietet sich das einfach an, bzw. hat man schon beim Sehen solche Gedanken. Da ist es durchaus unterhaltsam, das mal mit anderen zu diskutieren und seine Theorien ein bisschen "abzuklopfen". Es gibt natürlich auch genug Filme, die ich "einfach so gucke" oder einfach nicht mehr möglich ist, als nur an der Oberfläche zu bleiben (weil nix mehr drunter ist  ;) :icon_mrgreen:).
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: Grusler am 28 Januar 2008, 16:30:35
Bei einem Cronenberg-Film mache ich mir schon Gedanken über Interpretation, Metaphorik u.s.w. Das liegt bei diesen Filmen eben nahe.
Bei "Ritter der Dämonen" oder anderen trivialeren Filmen fange ich nicht groß an zu interpretieren, weil das da nicht (unbedingt) der Sinn ist.
Generell bin ich ja auch eher Freund des trivialen Films, aber wenn dann halt so eine Intellektuellenbombe wie "Eastern Promises" kommt, dann behandele ich den Film dann auch entsprechend, denn das oberflächliche Schauen des Films würde ja eine Art Verkennung darstellen, die sich Regiesseure wie Cronenberg bestimmt nicht für ihre Filme wünschen.

@MVV: Das Ende, wenn Mortensen im Restaurant sitzt, kann man ja so deuten, dass er die Position von Cassel's Vater eingenommen hat, somit kann man sagen es ist Cassel's "neuer" Vater. Aber da denkt eben jeder etwas anders, was ja auch gut und interessant ist und gerade der Film bietet ja auch Raum dafür.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: vodkamartini am 28 Januar 2008, 16:46:08
Ich habe es klar so verstanden, dass Nikolai nun die Position des "Paten" übernommen hat. Er sitzt am gleichen Tisch wie einige Szenen zuvor Semion und liest ebenfalls in dem Tagebuch. Kirill scheint mir auch ein zu unberechenbarer, jähzorniger und wenig selbstsicherer Charakter zu sein, um die Führungsrolle auszufüllen. Ganz eindeutig ist der Schluss in dieser Hinsicht zwar nicht, wobei allerdings nichts (außer der Sohnrolle) darauf hindeutet, dass Kirill seinen Vater beerbt haben könnte.
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: kk am 17 Dezember 2008, 00:47:22
Hallo, ich will mir den Film auf DVD holen, aber nätürlich keine gekürzte fassung. Und da blick ich nicht so richtig durch. Vielleicht kann mir ja jemand helfen. Auf OFDb steht, dass die deutschen DVD Fassungen 97 Min lang sind und ungekürzt. Aber warum gibt es dann 100 Min Fassungen und gibt es die auch auf DVD bei uns?
Für Infos wär ich sehr dankbar.
kk
Titel: Re: «Eastern Promises» - Cronenberg mit N.Watts
Beitrag von: MMeXX am 17 Dezember 2008, 01:12:06
Die ~100 Min.-Fassungen sind NTSC-Laufzeit (bzw. bei Blu-ray Disc direkt Kinolaufzeit!?). Dir entgeht also nix, wenn du dir die deutsche DVD holst.

Allgemeine Hinweise gibt's auch hier: http://www.paradiso-design.net/
(Natürlich auch auf genug anderen Seiten...)
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