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OFDb => Allgemeine OFDb-Themen => OFDb-Autoren: Review-Forum => Thema gestartet von: Hedning am 16 Juli 2008, 18:54:50

Titel: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 16 Juli 2008, 18:54:50
Nach langem Zögern nehme ich im Zuge der in den letzten Wochen erfolgten Neuzugänge zu diesem Unterforum auch meinerseits die Gelegenheit wahr, hier auch Farbe zu bekennen. Dass sich mein Benutzername im Forum von dem in der OFDb unterscheidet, ist weniger in Heimlichtuerei als in zufälligen Entwicklungen begründet.

Gezögert habe ich vor allem deshalb, weil viele besonders meiner älteren Rezensionen Standpunkte, die ich überwiegend nach wie vor vertrete, auf eine sicherlich argumentativ unzureichende, spontane und ungeschliffenene Art und Weise wiedergeben. Eventuelle Bemängelungen dieser Texte dürften daher sicher in einigen Aspekten auf meine Zustimmung stoßen (und bei Filmen, die mir wichtig sind, will ich diese Rezensionen auch nach wie vor durch ausführlichere Texte mit weniger Polemik bzw. naiver Begeisterung und mehr argumentativer Genauigkeit ersetzen). Um so mehr hat es mich gefreut, dass vor einiger Zeit meine Kritik zu Argentos "La terza madre" als Reviewtipp ausgewählt wurde, was ich als Ansporn nehmen möchte, um zu versuchen, zukünftige Rezensionen detaillierter und gehaltvoller anzulegen.

Meinen derzeitigen Interessenschwerpunkt bilden italienische "Genrefilme" vom Western über den Giallo bis zum Horror. Ansonsten steht ja auch in meinem OFDb-Profil einiges über meine Interessen.

Als Beispiel für meine derzeitige Tätigkeit eine recht aktuelle Kritik zu Antonio Margheritis "E dio disse a Caino".

http://www.ofdb.de/review/1817,76849,Satan-der-Rache

Ich hoffe vor allem auf Anregungen und Verbesserungsvorschläge zu meinen neueren Rezensionen, zu den alten gibt es in der Hinsicht sicherlich viel zu sagen, aber wie gesagt stehe ich zu diesen inzwischen selbst in einem gewissen kritischen Abstand.

Zur Auflistung meiner Texte:
http://www.ofdb.de/view.php?page=poster&Name=13456&Kat=Review
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 18 Juli 2008, 02:46:32
Warum schreibt hier eigentlich keiner was?

Ich für meinen Teil werde das noch tun, muss aber erst einmal den Schock über deine Doppelidentität verkraften. :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 18 Juli 2008, 08:59:54
Tut mir leid, aber einmal musste es ja raus ;)

Hier ein Versuch zu Lucio Fulcis Western "Tempo di Massacro". Sicher nicht sein bester Film, aber geeignet, seinen ungerechtfertigten, weitestgehend auf 80er-Jahre-Werken basierenden Ruf als wenig begabter Splatter-Guru zu erschüttern.

http://www.ofdb.de/review/9132,307514,Django---Sein-Gesangbuch-war-der-Colt
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Chili Palmer am 18 Juli 2008, 12:18:42
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 18 Juli 2008, 02:46:32
Warum schreibt hier eigentlich keiner was?

Gialli(?) und Italo-Western sind nun nicht gerade mein Terrain, obwohl ich letztere gerne schaue. :rechtfertig:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 18 Juli 2008, 02:46:32
muss aber erst einmal den Schock über deine Doppelidentität verkraften.

Dito. Wie oft wollte ich Hedning schon schreiben, dass er sich ruhig mal eine Scheibe von Usern wie Adalmar... :lügwiegedruckt:

Na, aber wenn es was zu sagen gibt, werde ich alle Kompetenzen ignorierend auch was schreiben, klar.
Hilfreich wäre in diesem Zusammenhang noch ein Direktlink zur Reviewliste im Startposting, das spart wirklich Zeit.

Grüße,
Chili
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: McKenzie am 18 Juli 2008, 12:32:54
Bisher zuwenig Zeit. Aber das Wochenende kommt.

Ein einfaches "Aaaaaah, DU bist das!" hätte dir vermutlich nicht weitergeholfen. Denn zumindest ich bin natürlich ob geschmacklicher Überschneidungen schon oft über Reviews von dir gestolpert, allerdings eben ohne zu wissen, wer das ist.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Vinyard Vaughn am 18 Juli 2008, 12:44:10
He "edler, berühmter"-Hednig, vielleicht ist es auch Ansporn, wenn ich sage, dass ich aufgrund dieser sehr guten Reviews "Tempo di Massacro" auf meiner "noch zu besorgen-DVD liste" unter die nächsten 5 Titel gesetzt habe, die ich bestelle. Wollte den schon lange mal sehen und nun hab ich auch einen tollen Anreiz.

(Hast nun auch einen neuen Abonnenten ;) ).
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: vodkamartini am 18 Juli 2008, 15:30:38
Hallo erst einmal!
Ich kann nicht viel zu dir sagen, da wir recht wenig Überschneidungen haben. Einzige Ausnahme, du scheinst hin und wieder historische Spielfilme zu besprechen. Ich habe mir mal deine Kritiken zu Gladiator und Troja angesehen. Also beide mit einem Punkt abzukanzeln, ist dann doch etwas zu heftig. Allein schon handwerklich ist 1 Punkt völlig indiskutabel. Zumal deine Begründungen auch diese Abstrafung keinesfalls rechtfertigen. Die klaren Stärken beider Filme - objektiv betrachtet - werden von dir gäzlich ignoriert.
Eric Bana ("oder Banane") als miesen Schauspielr abzustempeln, trifft seine Fähigkeiten ebenfalls gar nicht. Er ist schauspielerisch klar einer der Lichtblicke in Troja. Im völligen Gegensatz zu dir finde ich vielmehr besonders O´Toole als Priamus hart an der Grenze zur Lächerlichkeit. Troja hätte mit Hereinnahme der Götter leicht in Richtung Klamauk schlittern können, den Fall hatten wir ja schon einmal. Petersens Entscheidung ist also durchaus nachvollziehbar. Das nur mal in aller oberflächlichen Kürze.
Die drei Musketiere (1948 und 1993) muss ich erst noch lesen, dazu später eventuell mehr.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: vodkamartini am 18 Juli 2008, 15:33:23
Kleiner Nachtrag!

Habe eben festgestellt, dass du ja derjenige bist, der "Bory Lyndon" als Meisterwerk bezeichnet hat. Jetzt wird mir natürlich einiges klarer.  :icon_lol: Gladiator 1 Punkt und Barry Lyndon vermutlich 10. Da werden wir natürlich nie auf einen gemeinsamen Nenner kommen. In beiden Fällen nicht.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Chili Palmer am 18 Juli 2008, 15:52:47

Ich kann mich ja zwischen euch beide stellen und jedem eine Hand reichen; ich mag nämlich sowohl "Barry Lyndon" als auch "Gladiator" sehr.  :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: vegetarian_cannibal am 18 Juli 2008, 16:23:21
 :LOL: "se moser schpreads evil" - hab grade dein "Mother of tears"-Review gelesen. (Der Kier spricht auf Englisch übrigens IMMER so) Wesentlich ausführlicher als meins. Mir gefallen gleich deine humoristischen Einlagen wie "junge Hexen, die gerade von einer Gothic-Modenschau zu kommen scheinen". Stimmt auch. Hab ich Argento einfach nachgesehen und in meinem Review nicht erwähnt. Ich bin auch mit einer anderen Erwartungshaltung an den Film herangegangen, da ich vorher schon wußte, daß er nicht so das Budget hatte.

Anyway, tolles Review!

Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: vodkamartini am 18 Juli 2008, 16:37:43
Zitat von: Chili Palmer am 18 Juli 2008, 15:52:47

Ich kann mich ja zwischen euch beide stellen und jedem eine Hand reichen; ich mag nämlich sowohl "Barry Lyndon" als auch "Gladiator" sehr.  :icon_lol:
Ein Vermittler also.  ;) Allerdinngs würde ich Bory Lyndon nicht mit einem Punkt abstrafen und halte 1 Punkt für Gladiator (und auch für den schlechteren Troja) unter halbwegs objetiven Kritereien einfach für Unsinn. :fight: Aber jedem seine Meinung.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 18 Juli 2008, 20:10:45
Oh, da hat sich nun doch einiges getan. Erst mal freue ich mich über das Lob, das mir zuteil wurde, ich weiß das sehr zu schätzen und danke für alle ermutigenden Beiträge. Aber auch die Kritik weiß ich zu schätzen und gehe im folgenden darauf ein.

Dass meine 1-Punkte-Motzrezensionen über Troja und Gladiator (Dawn of the Dead, Sin City und Braveheart habe ich übrigens ähnlich großzügig bedacht), die sicher keine Kunstwerke sind und die ich heute nicht mehr so schreiben würde (ich war früher manchmal sehr polemisch und wütend in meinen Aussagen) auf Konsens stoßen, habe ich auch nicht erwartet. Wertungen wie Rezensionen sind in diesen Fällen das Ergebnis von Filmerlebnissen, die mich wirklich verärgert haben. Handwerk, Aufwand sowie der eine oder andere doch ganz brauchbare Schauspieler retten da in meinen Augen nicht viel. Im Gegenteil, gerade dass ein derartiges Maß an Aufwand betrieben wurde, um eine m. E. ablehnungswürdiges Filmkonzept wie z. B. die Amerikanisierung bzw. Banalisierung des Trojamythos (der nichts mit "Gut gegen Böse" zu tun hat, wie man es leider im Film sehen muss) umzusetzen, finde ich entsetzlich. "Objektiv" zu werten, nehme ich nicht in Anspruch, das kann m. E. auch niemand. Natürlich stelle ich fest, dass die Action in Gladiator versiert umgesetzt ist, aber - auf die Gefahr hin, dass das unverständlich scheinen mag - ein Film, der mich unter massivem technischen Aufwand letztlich inhaltlich für dumm verkauft und ein verkitschtes Zerrbild eines historischen oder mythischen Stoffes fabriziert, ist für mich deutlich schlimmer, als der gleiche Unsinn mit erheblich weniger Aufwand (das kann man dann u. U. wenigstens als "Trash" genießen). Dazu muss ich auch noch sagen, dass ich mit der Antike studienbedingt recht viel zu tun hatte und vielleicht zu vorbelastet von den Originalquellen bin, um Popcorn-Varianten viel abgewinnen zu können.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: vodkamartini am 18 Juli 2008, 21:21:06
Ich habe ebenfalls Geschichte studiert und kann Gladiator doch einiges abgewinnen. Troja ist ohnehin kein historischer Stoff und hier irrelevant. Natürlich ist in Gladiator vieles historisch unsinnig. Das fängt schon bei den römischen Rüstungen an, aber das würde hier zu weit führen.
Scott hat allerdings auch nie behauptet, einen historisch korrekten (was ohnehin eigentlich gar nicht möglich ist) Spielfilm zu drehen, sondern ein Drama vor historischer Kulisse. Das ist ein fundamentaler Unterschied. Seine Hauptinspirationsquelle war beispielsweise das berühmte Gemälde von Jean-Léon Gérôme "Pollice Verro" (1872)und keinesfalls antike Quellen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 18 Juli 2008, 22:13:59
Leider habe ich Gladiator nicht mehr sonderlich klar vor Augen, aber es ist ja nicht nur dieses oder jenes historisch falsche Detail, sondern in erster Linie der für mein Empfinden immense Kitsch, der mich von dem Film abstößt (Maximus schreitet in wogenden Kornfeldern einher und dazu ertönt schauderlicher Ethno-Gesang von Lisa Gerrard, von der ich ansonsten eigentlich relativ viel halte).
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Fastmachine am 19 Juli 2008, 01:05:30
Dass Du ein Freund von entschiedenen Urteilen bist, fiel mir schon länger auf.  Von diesem Schlage gibt es zwei Sorten. Bei der einen steht zu befürchten, dass die Meinungsstärke das Urteilsvermögen weit überflügelt, bei der anderen ist erkennbar, dass die knappen und scharfen Urteile auf einem soliden Fundament ruhen. 

Bei deinen deutlichen Worten habe ich stets den Eindruck, sie formulieren Beobachtungen, die mit klarem Blick erfasst und ausgeprägtem Unterscheidungsvermögen eingeordnet worden sind. Dabei hast du den Mut zu wirklich häretischen Meinungen, die nicht nur geschmäcklerische Varianten sind.

Mag sein, dass Du aus diesem Grund gelegentlich auch zu überspitzten und allzu harschen Urteilen neigst, aber das empfinde ich bei dir als interessanten und anregenden Denkanstoss für eigene Überlegungen.

Der Nick ,,Adalmar" war mir durchaus schon aufgefallen, nur nicht so häufig, da sich deine Interessensgebiete nur wenig mit meinen decken und ich viele der von dir besprochenen Filme nicht kenne. Daher habe ich nur mal einzelne Beispiele herausgepickt.

Ohne irgendwelche falsche Sentimentalität oder längst fragwürdigen Klassikerbonus legst Du den Finger in John Carpenters faulige künstlerische Wunden. Recht so, obwohl ich in einigen Fällen doch noch auf mildernde Umstände plädieren möchte (Warum eigentlich?...hmm).

Deine wohl gezielte Breitseite gegen David Finchers neuste ,,Zodiac"- Scharlatanerie ist natürlich Musik in meinen Ohren. Dein Review bleibt aber sehr auf den Film selbst bezogen und ordnet ihn nicht in das Gesamtwerk Finchers ein. Es interessierte mich nun, wie Du zu Filmen wie ,,Sieben" oder ,,Fight Club" stehst?

Man muss kein Klaus Kinski Fan sein, um Corbuccis ,,Leichen pflastern seinen Weg" die verdienten 10 Punkte zu geben. Aber ob ,,Satan der Rache" ebenso 10/10 wert ist, möchte ich dann doch bezweifeln. Sicher ein ungewöhnlicher Italo-Western mit den Beimischungen klassischer Grusel-Atmosphäre. Sicher auch eine ungewöhnliche Rolle für Kinski. Aber leider ebenso sicher mit vielen mäßigen Schauspielern und einem nicht klischeefreien Drehbuch.

Wenn ich etwas auszusetzen hätte an deinen Reviews, dann dass sie mir in manchen Fällen zu kurz sind. Sie benennen die entscheidenden Punkte und werfen wichtige Fragen auf, aber gehen dann oft nicht weiter in der Analyse, obwohl ich den Eindruck habe, dass Du dies problemlos leisten könntest.  Sicher auch ein Problem der Textlänge, da Du zumeist eine kompakte Form bevorzugst, die gut lesbar ist.

Kurz und gut: In deiner Filmauswahl und deinem Geschmack bist Du mir oft fremd, aber in der Unabhängigkeit und Fundiertheit deines Urteils ein anregender Autor. 
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 19 Juli 2008, 02:05:26
Interessante Auswahl und von der Schreibe schonmal auf etwas höherem Niveau. Ich hab leider jetzt grad zwei Kritiken gelesen, deren Grundlage ich nicht kannte, eben aus Interesse, das spricht zwar für dich, aber wie du das Gesehene dann letztlich verarbeitest kann ich daran schwerlich festmachen, vielleicht später. Was mir allerdings sofort ins Auge stach: Du benutzt gerne die italienischen Titel. Das mag intellektuell klingen, aber ich schätze ein geläufigerer Titel oder ein Link zum Filmeintrag bei Verweisen wäre für den Großteil der Leser einfacher zu verstehen. Für mich übrigens auch, obwohl ich mir viel aus Italien ansehe.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Bretzelburger am 19 Juli 2008, 02:28:39
Man sieht, für was ein Autoren-Thread gut ist, denn ich durfte mit Überraschung feststellen, dass du dich zuletzt mit einigen Filmen beschäftigt hast, die ich vor 1-2 Jahren besprochen hatte und von denen es zuvor keine Reviews gab. Es war interessant, eine andere Meinung dazu zu lesen.

Aufgefallen warst du mir bisher, wenn ich das so dagen darf, eher negativ (allerdings im sanften Sinne). Deine "Frosch mit der Maske"-Review finde ich schwach - viel zu viele allgemeine Sätze über die Edgar-Wallace-Filme insgesamt, viel zu wenig über den Film an sich. Allerdings habe ich inzwischen bemerkt, dass die Review schon ziemlich alt ist, und weder im Sprachstil noch inhaltlich deinem heutigen Niveau entspricht. Man erkennt darin wieder einen Nutzen des Autoren-Threads, denn manchmal schleichen sich Vorurteile gegenüber Autoren ein, weil man zufällig eine schwache Review gelesen hat und danach wenig Interesse hat, diesen Autoren nochmals zu lesen.

Wie "Fastmachine" schon erwähnte, ist es offensichtlich, dass du die Kurzform bevorzugst - aus meiner Sicht die schwierigste Variante. Sprachlich bist du dieser gewachsen, aber inhaltlich sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich. Deine Review zu "Zu neuen Ufern" gefiel mir sehr gut und brachte auch für mich völlig neue Aspekte zum Vorschein. Wie nachvollziehbar diese allerdings für Nichtkenner des Films sind, kann ich nicht beurteilen. Denn manchmal schleicht sich bei mir der Eindruck ein, dass du dich zu wenig mit dem Umfeld eines Films beschäftigst, vielleicht auch, weil du darüber gar nichts schreiben willst.

Du bist mir z.B. mit "Der Maulkorb" zuvor gekommen, einem Film, den ich bisher noch nicht bekommen konnte. Du erwähnst darin zwar den Autoren und die "Feuerzangenbowle", aber das ist mir als Jemand, der mit Spörls Büchern aufgewachsen ist, zu wenig. Es gibt auch keine Zusammenhänge zur Nazizeit, denn an dem Film ist ja gerade interessant, dass er die Obrigkeit und Bürokratie veräppelt. Auch zu Paul Henkels verlierst du kein Wort, obwohl dieser hier das einzige Mal statt Rühmann die Hauptrolle in einem Spörl Film spielt. Nun, das sind persönliche Befindlichkeiten, die du nicht als Kritik verstehen solltest, aber ganz ist mir deine Intention nicht klar. Das man bei aktuellen Filmen, die den meisten geläufig sind und zu denen es sowieso viel Hintergrundinformationen gibt, sich kurz fassen kann, ist klar, aber bei Filmen, die kaum Jemand kennt, halte ich Hintergrundinformationen und Zusammenhänge für unbedingt wichtig, weil man nur so die Neugierde eines Lesers wecken kann. Und das scheint dir ja, angesichts deiner Kurzform, durchaus wichtig zu sein.

Ich möchte aber noch ganz konkret zu deiner Review zu "Tagebuch einer Kammerzofe" von Bunuel kommen. Das du eine eher kritische Haltung zu dem Film hast, fand ich interessant, nur entdecke ich keine überzeugenden Argumente dafür. Du schreibst dabei einen Satz, dessen Art ich grundsätzlich fragwürdig finde

ZitatAus einer Sicht, die die Denkstrukturen der 68er überwunden hat oder es zumindest versucht, wirkt diese Art der Darstellung reichlich abgestanden, erscheint als eine billige Rache der Künstlerbohème am verhassten "Establishment".

Das ist mir zu abgehoben und selbstgefällig. Selbst wenn man annimmt, dass man diese Denkstrukturen persönlich überwunden hat, muss man Bunuels Film aus seinem Zeitkontext betrachten. Persönlich kann dich das stören, aber du stülpst deine Haltung dem Film über - mir wird das zu allgemein und zu wenig persönlich formuliert. Ich persönlich bin übrigens völlig anderer Meinung - ich nehme aber an, dass du grundsätzlich konservativer denkst als ich (ich erinnere mich an die Riefenstahl-Diskussion im Copfkiller-Thread), und wir da keinen Konsens finden werden. Darum geht es mir auch nicht, aber du findest keine wirkliche Argumentation für deine Kritik an dem Film, nur das dir das alles zu plakativ, polemisch und inzwischen überholt vorkommt. Zusammenhänge wie Bunuels Vergangenheit, seine Vertreibung und Verbote, auf die er hier auch selbstironisch anspielt, werden von dir negiert - aus meiner Sicht ist er in dem Film, gemessen an seiner eigenen Erfahtung, fast sanft, aber nicht wirklich zu hart.



Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 19 Juli 2008, 18:49:46
Zitat von: Fastmachine am 19 Juli 2008, 01:05:30
Dass Du ein Freund von entschiedenen Urteilen bist, fiel mir schon länger auf.  Von diesem Schlage gibt es zwei Sorten. Bei der einen steht zu befürchten, dass die Meinungsstärke das Urteilsvermögen weit überflügelt, bei der anderen ist erkennbar, dass die knappen und scharfen Urteile auf einem soliden Fundament ruhen. 

Bei deinen deutlichen Worten habe ich stets den Eindruck, sie formulieren Beobachtungen, die mit klarem Blick erfasst und ausgeprägtem Unterscheidungsvermögen eingeordnet worden sind. Dabei hast du den Mut zu wirklich häretischen Meinungen, die nicht nur geschmäcklerische Varianten sind.

Mag sein, dass Du aus diesem Grund gelegentlich auch zu überspitzten und allzu harschen Urteilen neigst, aber das empfinde ich bei dir als interessanten und anregenden Denkanstoss für eigene Überlegungen.

Vielen Dank, das finde ich sehr nett. Ich hoffe ja sehr, dass meine paar spontanen Hasskritiken nicht mein eigentliches Anliegen, nämlich auf Filme der in meinem Profil genannten Interessengebiete aufmerksam zu machen und sie durch ein wenig Interpretiererei zu würdigen, überschwärzen...

ZitatOhne irgendwelche falsche Sentimentalität oder längst fragwürdigen Klassikerbonus legst Du den Finger in John Carpenters faulige künstlerische Wunden. Recht so, obwohl ich in einigen Fällen doch noch auf mildernde Umstände plädieren möchte (Warum eigentlich?...hmm)

Um Missverständnisse von vornherein zu vermeiden: "Assault on Precinct 13", "Halloween" und "The Thing" halte ich für wichtige und stilbildende Filme. Meine Bewertung von "Prince of Darkness" spiegelt die Enttäuschung wider, die dieser mit Hokuspokus überladene, leider auch noch von Carpenter selbst als Drehbuchautor verantwortete Film mir bereitet hat. Da hätte ich gerade von ihm mehr erwartet, zumal er sich ja auch in einigen Punkten selbst extrem wiederholt und sich auf sein zugegebenermaßen genial erfundenes Konzept des minimalistisch musikuntermalten Eingeschlossenen-Horrors verlässt.

ZitatDeine wohl gezielte Breitseite gegen David Finchers neuste ,,Zodiac"- Scharlatanerie ist natürlich Musik in meinen Ohren. Dein Review bleibt aber sehr auf den Film selbst bezogen und ordnet ihn nicht in das Gesamtwerk Finchers ein. Es interessierte mich nun, wie Du zu Filmen wie ,,Sieben" oder ,,Fight Club" stehst?

Sieben kenne ich ehrlich gesagt nicht. Fight Club hat mir unerwartet gut gefallen, weniger wegen des berühmten "Twists" als wegen der für mein Empfinden sehr konsequent gestalteten düsteren Optik.

ZitatMan muss kein Klaus Kinski Fan sein, um Corbuccis ,,Leichen pflastern seinen Weg" die verdienten 10 Punkte zu geben. Aber ob ,,Satan der Rache" ebenso 10/10 wert ist, möchte ich dann doch bezweifeln. Sicher ein ungewöhnlicher Italo-Western mit den Beimischungen klassischer Grusel-Atmosphäre. Sicher auch eine ungewöhnliche Rolle für Kinski. Aber leider ebenso sicher mit vielen mäßigen Schauspielern und einem nicht klischeefreien Drehbuch.

Da ist zugegebenermaßen ein nicht unbeträchtlicher Kinski-Fanbonus mit einbegriffen, obwohl mich Peter Carsten in dem Film fast noch mehr beeindruckt. Der Mann entwickelt da ja geradezu eine animalische Kraft. Die Gruselbeimischung entspricht ganz meinen persönlichen Vorlieben, da sind wir natürlich wieder auf einer sehr subjektiven Ebene.

ZitatWenn ich etwas auszusetzen hätte an deinen Reviews, dann dass sie mir in manchen Fällen zu kurz sind. Sie benennen die entscheidenden Punkte und werfen wichtige Fragen auf, aber gehen dann oft nicht weiter in der Analyse

Da kann ich dir nur recht geben und das ist definitv etwas, was ich ändern will.

Zitat von: Senfdazu am 19 Juli 2008, 02:05:26Was mir allerdings sofort ins Auge stach: Du benutzt gerne die italienischen Titel. Das mag intellektuell klingen, aber ich schätze ein geläufigerer Titel oder ein Link zum Filmeintrag bei Verweisen wäre für den Großteil der Leser einfacher zu verstehen. Für mich übrigens auch, obwohl ich mir viel aus Italien ansehe.

Halt, das mit den Originaltiteln soll auf keinen Fall intellektuelles Gepose sein! Generell benutze ich daher am liebsten die Originaltitel - von asiatischen Filmen mal abgesehen, da ich da gar nichts verstehe (abgesehen davon, dass ich inzwischen tatsächlich ein paar wenige japanische Wörter wiederzuerkennen glaube :lol: )-, da gerade bei den Filmen, die mich momentan besonders interessieren, die deutschen Titel meistens derart groben Unfug enthalten, dass es im Gebälk kracht. Die Western hat es meistens am härtesten getroffen, aber auch andere Genres kriegen manchmal die volle Kelle Nonsens ab. Nimm allein mal die Filme von Mario Bava... "Reazione di catena" = "Im Blutrausch des Satans"? "La maschera del demonio" = "Die Stunde, wenn Dracula kommt"?? "Operazione paura" - "Die toten Augen des Dr. Dracula"??? Ich kann  zwar so wenig Italienisch, dass ich gerade mal verstehe, was die Titel eigentlich heißen, aber die Filme haben es m. E. nicht verdient, so genannt zu werden. Wenn der deutsche Titel dem Originaltitel wenigstens ungefähr entspricht, benutze ich ihn gern und mit Vorliebe. Dein Vorschlag mit der Verlinkung ist aber gut, ich werde versuchen, das umzusetzen.

ZitatDu bist mir z.B. mit "Der Maulkorb" zuvor gekommen, einem Film, den ich bisher noch nicht bekommen konnte. Du erwähnst darin zwar den Autoren und die "Feuerzangenbowle", aber das ist mir als Jemand, der mit Spörls Büchern aufgewachsen ist, zu wenig. Es gibt auch keine Zusammenhänge zur Nazizeit, denn an dem Film ist ja gerade interessant, dass er die Obrigkeit und Bürokratie veräppelt. Auch zu Paul Henkels verlierst du kein Wort, obwohl dieser hier das einzige Mal statt Rühmann die Hauptrolle in einem Spörl Film spielt. Nun, das sind persönliche Befindlichkeiten, die du nicht als Kritik verstehen solltest, aber ganz ist mir deine Intention nicht klar. Das man bei aktuellen Filmen, die den meisten geläufig sind und zu denen es sowieso viel Hintergrundinformationen gibt, sich kurz fassen kann, ist klar, aber bei Filmen, die kaum Jemand kennt, halte ich Hintergrundinformationen und Zusammenhänge für unbedingt wichtig, weil man nur so die Neugierde eines Lesers wecken kann. Und das scheint dir ja, angesichts deiner Kurzform, durchaus wichtig zu sein.

Sagen wir es mal so, wenn es schon eine oder mehrere gute und umfassende Besprechungen zu dem Film gegeben hätte, wäre mein Beitrag wohl überflüssig gewesen. Mir fehlt leider die Kenntnis der Spoerl-Bücher und der sonstigen Verfilmungen außer der Feuerzangenbowle, aber ich fand es trotzdem sinnvoll, etwas über den Film zu schreiben, eben um eventuell den einen oder anderen für ihn zu interessieren, indem ich darauf hinweise, dass es eine noch heute funktionierende Komödie ist (auch wenn ich die Gründe nachvollziehen kann, aus denen dir das nicht genügen mag). Ich kann mir im übrigen vorstellen, dass für die NS-Kulturfunktionäre die Veräppelung der Obrigkeit und Bürokratie in der dort dargestellten Form gar nicht ungelegen kam, da der Nationalsozialismus ja auch gern als eine jugendlich-frische Bewegung verstanden werden wollte, wie es, um bei Spoerl-Filmen zu bleiben, durch die fast dämonische Figur des jungen Lehrers in der Feuerzangenbowle sehr deutlich wird.

Dass von dir wegen meiner Kammerzofen-Kritik Ärger kommt, habe ich beim Eröffnen des Threads fast schon vorausgesehen... Du hast natürlich recht, dass ich Bunuels Biographie nicht berücksichtige und sich vor diesem Hintergrund einiges anders darstellen würde, aber andererseits sehe ich es als eine mögliche Zugangsweise zu einem Film, ihn in einer derart isolierten Form zu sehen und die Frage zu stellen, was er für mich hergibt. Das ist nun dasselbe wie beim Spoerl. Mich interessiert einfach, ob ich Kontakt mit dem Film aufzunehmen vermag, auch ohne mich in die Hintergründe, insbesondere die Lebensgeschichte des Autors bzw. Regisseurs, eingearbeitet zu haben. Ganz brutal gesagt, will ich ja über den Film schreiben und nicht über die für diesen verantwortlichen Personen. Dazu kommt, dass ich ganz persönlich die Thematik des bigotten Bürgertums, hinter dessen Fassade sich Abgründe der Perversion auftun, einfach satt habe, nicht nur im filmischen Bereich. Das hat wenig mit einer konservativen Haltung (die ich zugegebenermaßen in manchen Belangen möglicherweise einnehme) zu tun, sondern mehr mit einer Empfindlichkeit gegenüber Klischees, gegenüber Erzählmustern, die einem einfach zu oft aufgetischt werden. Damit werde ich Bunuels Persönlichkeit sicher nicht gerecht, aber das ist auch nicht mein Anspruch. Ansonsten gebe ich dir insofern recht, als auch diese Rezension ebenso wie der wirklich veraltete Frosch-Text etwas zu kurz geraten ist und meine Kritik etwas in den Ansätzen steckenbleibt. Aber wie schon öfters gesagt ist das etwas, was ändern will und in den Texten, die ich bis jetzt vorgestellt habe bzw. noch vorstellen werde, auch schon geändert habe.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 19 Juli 2008, 21:03:05
Zitat von: Hedning am 19 Juli 2008, 18:49:46
Zitat von: Senfdazu am 19 Juli 2008, 02:05:26Was mir allerdings sofort ins Auge stach: Du benutzt gerne die italienischen Titel. Das mag intellektuell klingen, aber ich schätze ein geläufigerer Titel oder ein Link zum Filmeintrag bei Verweisen wäre für den Großteil der Leser einfacher zu verstehen. Für mich übrigens auch, obwohl ich mir viel aus Italien ansehe.

Halt, das mit den Originaltiteln soll auf keinen Fall intellektuelles Gepose sein! Generell benutze ich daher am liebsten die Originaltitel - von asiatischen Filmen mal abgesehen, da ich da gar nichts verstehe (abgesehen davon, dass ich inzwischen tatsächlich ein paar wenige japanische Wörter wiederzuerkennen glaube :lol: )-, da gerade bei den Filmen, die mich momentan besonders interessieren, die deutschen Titel meistens derart groben Unfug enthalten, dass es im Gebälk kracht. Die Western hat es meistens am härtesten getroffen, aber auch andere Genres kriegen manchmal die volle Kelle Nonsens ab. Nimm allein mal die Filme von Mario Bava... "Reazione di catena" = "Im Blutrausch des Satans"? "La maschera del demonio" = "Die Stunde, wenn Dracula kommt"?? "Operazione paura" - "Die toten Augen des Dr. Dracula"??? Ich kann  zwar so wenig Italienisch, dass ich gerade mal verstehe, was die Titel eigentlich heißen, aber die Filme haben es m. E. nicht verdient, so genannt zu werden. Wenn der deutsche Titel dem Originaltitel wenigstens ungefähr entspricht, benutze ich ihn gern und mit Vorliebe. Dein Vorschlag mit der Verlinkung ist aber gut, ich werde versuchen, das umzusetzen.

Oha, intellektuelles Gepose, ich korrigiere mich "Das mag gut klingen". Milder? :D
Der Kern ist aber ja angekommen. Ich kann deinen Ausgangspunkt absolut verstehen. Die Phase hatte ich auch mal eine Zeit lang, bis ich gemerkt habe, daß die wenigsten Lust haben jeden Titel nachzuschlagen, die man in den Raum wirft. Einzig in einer internationalen Diskussion ist der Originaltitel unerläßlich, um sich verständlich zu machen. Aber in einem deutschen Text? Und weißte was? Inzwischen liebe ich diese beknackten Verleihtitel abgöttisch.  :king:
Links sollten aber der Verständlichkeit - vielleicht sogar noch genauer - ausreichend beitragen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Bretzelburger am 20 Juli 2008, 14:40:10
Zitataber andererseits sehe ich es als eine mögliche Zugangsweise zu einem Film, ihn in einer derart isolierten Form zu sehen und die Frage zu stellen, was er für mich hergibt.

Im Grunde ist das deine grundsätzliche Herangehensweise an Filme, denn auch deine Riefenstahl-Argumentation basierte ja darauf, die Filme als solche wahrzunehmen und damit den persönlichen Eindruck zu beurteilen. Im Grunde eine legitime Herangehensweise, die ich nur bei Riefenstahl fragwürdig fand (aus bekannten Argumenten). Problematisch daran ist nur, dass man dich kennen muss, um das wirklich zu verstehen. Du formulierst bei der Bunuel-Review deine persönliche Haltung so allgemein, dass man das als Missachtung verstehen kann. Anders wäre es, wenn du die Haltung des Regisseurs erwähnen würdest, aber für dein persönliches Empfinden als letztlich nicht relevant bezeichnen würdest. Damit gäbst du dem Leser beide Seiten der Interpretation in die Hand.

In der Regel - bei Bunuel ist es bei mir z.B. so - kann ich mich so in dessen Denken hineinfühlen (und will es auch), dass ich dessen Intention verstehe und dann natürlich am Ergebnis messe. Ich habe aber auch schon Reviews zu Filmen geschrieben, bei denen ich den Willen und auch die Umsetzung des Regisseurs erkannte, aber diese mir einfach nicht gefiel. Ich konnte sogar verstehen, warum Jemand diesen Film wirklich gut fand, aber ich mochte ihn trotzdem nicht. In diesem Fall beschrieb ich beide Seiten, auch wenn ich meine Meinung für korrekter hielt. Nichts gegen ein gewisses Ego als Kritiker, aber bei dir scheint mir das manchmal zu sehr im Vordergrund zu stehen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 20 Juli 2008, 14:55:32
Zitat von: Bretzelburger am 20 Juli 2008, 14:40:10Problematisch daran ist nur, dass man dich kennen muss, um das wirklich zu verstehen. Du formulierst bei der Bunuel-Review deine persönliche Haltung so allgemein, dass man das als Missachtung verstehen kann.

Den Einwand finde ich plausibel. Klingt wohl in der Tat etwas überheblich, wie ich es da formuliert habe. Bei Gelegenheit werde ich die Kritik wohl noch mal daraufhin überarbeiten.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 20 Juli 2008, 22:56:47
Falls es irgendjemanden interessieren sollte, hier mein aktuelles Profil an Lieblingsfilmen:

Die Nibelungen - Siegfried (1924) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=4412
Die Nibelungen - Kriemhilds Rache (1924) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=4413
Der müde Tod (1921) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=10558
Images (1972) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=8430
Es geschah am hellichten Tag (1958) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=7691
See no evil (1971) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=11324
Nachtschatten (1972) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=6279
Die Abrechnung (1969) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=25934
Die schwarze 13 (1967) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=9842
Schloss Hubertus (1973) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=62510
Hands of the Ripper (1971) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=5303
Orlando (1992) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=2517
Addio, Onkel Tom (1971) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=8148
Aguirre, der Zorn Gottes (1972) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=10179
Nosferatu (1922) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=2868
Jabberwocky (1977) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=8460
Das siebente Siegel (1957) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=4321
Die Jungfrauenquelle (1960) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=21919
Der Lohn der Angst (1953) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=7417
Die Teuflischen (1955) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=4038
Leichen pflastern seinen Weg (1968) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=1516
Barry Lyndon (1977) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=12118
Battle Royale (2000) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=9742
Bis das Blut gefriert (1963) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=3153
Satan der Rache (1969) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=1817
Kill Bill 1 (2003) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=37636
Das Testament des Dr. Cordelier (1959) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=7269
M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=3633
Das Testament des Dr. Mabuse (1933) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=4194
Frenzy (1972) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=2209
Der Herr der Ringe - Die zwei Türme (2002) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=28980
Der Herr der Ringe - Die Gefährten (2001) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=5462
Starship Troopers (1997) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=116
Robocop (1987) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=320
Fleisch und Blut (1985) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=247
Excalibur (1981) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=2222
Blutige Seide (1964) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=18142
Operazione Paura (1966) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=3591
Reazione a catena (1971) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=2789
Buio Omega (1979) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=456
Anthropophagus (1980) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=384
Absurd (1981) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=414
Una sull'altra (1969) http://www.ofdb.de/film/22616,Nackt-%C3%BCber-Leichen
Profondo Rosso (1975) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=424
Suspiria (1977) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=350
Inferno (1980) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=693
Tenebre (1982) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=644
Phenomena (1985) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=577
Opera (1987) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=1216
Das Stendhal-Syndrom (1996) http://www.ofdb.de/film/241,The-Stendhal-Syndrome
Das Phantom der Oper (1998) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=1048
Non ho sonno (2001) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=6383
A better tomorrow (1986) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=245
A better tomorrow 2 (1987) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=275
The Killer (1989) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=208
Just Heroes (1989) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=80
Bullet in the head (1990) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=359
Day of the dead (1985) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=632
Cannibal Holocaust (1980) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=317
Meet the Feebles (1989) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=87
Braindead (1992) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=18
Shadow of a Doubt (1943) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=10423
Strangers on a Train (1951) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=7862
Ekel (1965) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=13636
Macbeth (1971) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=9217
Der Mieter (1976) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=6221
Die drei Musketiere (1948) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=8950
Der Frosch mit der Maske (1959) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=5303
Die toten Augen von London (1961) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=11589
Der Bucklige von Soho (1966) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=11603
Die blaue Hand (1967) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=11615
Das Omen (1976) http://www.ofdb.de/film/467,Das-Omen
Caligula (1980) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=514
Saw III (2006) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=107719
Kairo (2001) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=19609
Ju-On: The Grudge (2000) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=34353
Ju-On: The Grudge 2 (2000) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=35644
Tomie: Forbidden Fruit (2002) http://www.ofdb.de/film/40364,Tomie-Forbidden-Fruit
Strange Circus (2005) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=86755
Sasori: Scorpion (1972) http://www.ofdb.de/film/47960,Sasori---Scorpion
Lady Snowblood (1973) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=6024
Street Fighter (1974) http://www.ofdb.de/film/3041,Der-Wildeste-von-allen
Princess Blade (2001) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=28398
Die schöne Querulantin (1991) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=22809
Ödipussi (1988) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=5816
Pappa ante Portas (1991) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=5817
Ladykillers (1955) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=19085
The Rutles – All you need is cash (1978) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=12617
El Mariachi (1992) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=296
Hellraiser (1987) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=71
Hellraiser III – Hell on earth (1992) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=188
Dagon (2001) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=15275
Beyond the limits (2002) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=31741
Hexen bis aufs Blut gequält (1970) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=447
Nero Veneziano (1977) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=1530
Mit Django kam der Tod (1967) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=9131
Syndikat des Grauens (1980) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=1245
Final Destination (2000) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=1704
Ginger snaps 2: Entfesselt (2004) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=43326
Ravenous (1999) http://www.ofdb.de/film/2077,Ravenous---Friss-oder-Stirb

Die Reihenfolge hat, von den ersten zwei Einträgen abgesehen, die wohl immer ganz oben bleiben werden, keine besondere Aussagekraft.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 21 Juli 2008, 01:48:48
In der Tat, wir haben einige Übereinstimmungen.

Eine sehr schöne, vielseitige und vor allem ungezwungen vielseitige Liste, die sich weder in herkömmliche Filmkanon- noch andere Klischeemuster pressen lässt.

Einige Fragezeichen bleiben aber:

Zitat von: Hedning am 20 Juli 2008, 22:56:47
Addio, Onkel Tom (1971) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=8148
Anthropophagus (1980) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=384
Absurd (1981) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=414
Non ho sonno (2001) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=6383
Cannibal Holocaust (1980) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=317
Saw III (2006) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=107719
Ödipussi (1988) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=5816
Pappa ante Portas (1991) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=5817
Hellraiser III – Hell on earth (1992) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=188
Beyond the limits (2002) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=31741
Hexen bis aufs Blut gequält (1970) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=447
Ginger snaps 2: Entfesselt (2004) http://www.ofdb.de/view.php?page=film&fid=43326
Ravenous (1999) http://www.ofdb.de/film/2077,Ravenous---Friss-oder-Stirb

:icon_lol:

"Final Destination" überrascht mich, ist aber in der Tat sehr toll. "Stendhal Syndrom" hätte es auch beinahe auf meine Liste geschafft.

Vielleicht sei noch zu sagen, dass ich den "Man-Eater" gar nicht so übel finde, im Gegenteil sogar recht ansprechend, vor allem für D'Amato-Verhältnisse, aber das inoffizielle Sequel finde ich dann auf so einer Liste schon arg seltsam. Ich habe früher zwar auch viel Exploitation-Kram geschaut, aber wirklich lieb- oder wertschätzen kann ich sowas (schon gar nicht heute mehr) nicht.

Aber "Beyond the limits"? Warst du etwa einer der Spender, die später mehr als nur eine mickrige DVD-R bekommen haben, oder wie ist das zu erklären? :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00
Der Lach-Smiley unter diesen Filmen tut aber weh ;)

Einige dieser Filme sind ja wirklich verschrien, und welch seltsamen Geschmack ich habe, musste ich erst letztens wieder feststellen, als mir allen Ernstes "Blood Feast" recht gut gefallen hat.
Hast du "Addio zio Tom" denn schon mal gesehen? Der Film beeindruckt mich zunächst mal durch sein unsäglich zynisches Menschenbild und dann durch die rohe Energie, die ihn nicht zuletzt durch die großartige Musik von Riz Ortolani geradezu durchpulst.
Bei Hellraiser III finde ich die beiden weiblichen Hauptfiguren, vor allem die von Paula Marshall, und deren Kontakte zu "Pinhead", überraschend aussagekräftig und fernab jeglicher Horror-Klischeehaftigkeit. Die Geschichtsbezüge sind natürlich ein Wagnis, aber in meinen Augen gelungen. Ich finde den dritten deutlich besser als den zweiten Teil, der in meinen Augen die Ideen des ersten zu Tode reitet.
Ödipussi und Pappa ante Portas sind (trotz der eigentlich ziemlich doofen Titel) Filme, die das menschliche Zusammenleben auf gehobener Gesellschaftsebene in all seinen merkwürdigen Ritualen und unausgelebten Begehrlichkeiten in stets doppel- bis mehrbödigen Dialogen darstellt, die mittlerweile in meinem Freundeskreis einen nie zur Neige gehenden Zitatenschatz bilden. Zudem bis in die Kleinstrollen hervorragend besetzt.
Hexen bis aufs Blut gequält sehe ich in erster Linie als Schauspielerfilm, in dem zwielichtige Gestalten wie Herbert Fux, Reggie Nalder, Johannes Buzalski und Herbert Lom sich mit ihrem fragwürdigen Charisma gegenseitig übertrumpfen - es ist zu schön.
Anthropophagus habe ich ja mit einer halbwegs aktuellen Kritik bedacht. Leider wird er immer als Splatter gesehen, und als solcher funktioniert er natürlich nicht. Für mich ist er eher Grusel, d. h. findet überwiegend auf der Ebene des "erahnten" statt, und hat viele große kleine Momente (wie das Kartenlegen, für mich eine beeindruckende Szene), die wohl nur ich als solche empfinde...
Absurd ist sicherlich schwächer, aber das Charisma von George Eastman bewirkt zum einen schon mal vieles, und dann gibt es neben sinnlos-zynischen Gewaltszenen und dem daraus resultierenden Schmuddelflair noch das sehr böse Schlussbild. 
Wie vielleicht deutlich wird, mag ich selbstzweckhafte Darstellungen des Bösen und ihre subversive Kraft, die für mich eine kathartische Wirkung hat, während Filme, die mir moralbeladen erklären wollen, was gut und schlecht ist, mich eher verärgern und/oder deprimieren - was nicht heißt, dass ich ein schlechter Mensch bin, aber im Film suche ich immer eher Gegenentwürfe als Widerspiegelungen meiner Realität.
Zu den übrigen Filmen komme ich noch, es ist gerade ein bisschen spät. Aber freut mich, dass du die Liste gelesen hast. Mehr dazu innerhalb der kommenden 24 Stunden...
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 21 Juli 2008, 11:52:11
Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00
Hast du "Addio zio Tom" denn schon mal gesehen?

Ja, habe ich. Auch wenn die Erinnerung ihn immer mit AFRICA ADDIO durcheinander bringen möchte. Ehrlich gesagt werden wir bei derlei Filmen sicherlich niemals auf einen Nenner kommen, im Prinzip erfüllt ADDIO ONKEL TOM eigentlich alle Kriterien, nach denen ich die Tiefstnote vergebe. Ich finde diese Filme rassistisch, herbe menschenverachtend, dümmlich, selbstzweckhaft, reaktionär und auch widerlich, wenn ich an den Tier-Snuff denke, wo es für mich einfach nichts zu diskutieren gibt.

Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00
Bei Hellraiser III finde ich die beiden weiblichen Hauptfiguren, vor allem die von Paula Marshall, und deren Kontakte zu "Pinhead", überraschend aussagekräftig und fernab jeglicher Horror-Klischeehaftigkeit. Die Geschichtsbezüge sind natürlich ein Wagnis, aber in meinen Augen gelungen.

Den Background von Pinhead mit Leben zu füllen, war für mich leider der Beginn der Entmystifizierung, zumal die Figur damit zur Pop-Art (bezeichnend: die Skulptur, aus der sich der Horror speist) verklärt und zur Horror-Ikone herunterstilisiert wurde. Einige tolle Momente (Disko) können für mich nicht den albernen (CD-Cenobyth) Grundton und das öde Finale ausmerzen. Der Film ist seinen beiden Vorgängern imo klar unterlegen.

Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00
Ödipussi und Pappa ante Portas sind (trotz der eigentlich ziemlich doofen Titel) Filme, die das menschliche Zusammenleben auf gehobener Gesellschaftsebene in all seinen merkwürdigen Ritualen und unausgelebten Begehrlichkeiten in stets doppel- bis mehrbödigen Dialogen darstellt, die mittlerweile in meinem Freundeskreis einen nie zur Neige gehenden Zitatenschatz bilden. Zudem bis in die Kleinstrollen hervorragend besetzt.

Gut, ich weiß, dass viele Loriot mögen. Mir fehlte da immer der Zugang, und heute ist mir das wesentlich zu altbacken, brav und gediegen. Über sowas lachen irgendwie Eltern, aber nicht Kinder, wenn sie cool sein wollen. Und ich war immer cool. ;)

Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00
Hexen bis aufs Blut gequält sehe ich in erster Linie als Schauspielerfilm, in dem zwielichtige Gestalten wie Herbert Fux, Reggie Nalder, Johannes Buzalski und Herbert Lom sich mit ihrem fragwürdigen Charisma gegenseitig übertrumpfen - es ist zu schön.

Ich liebe Michael Holms Musik, aber der Film scheitert an seiner Gewaltlust, die jeden Ansatz verstellt.

Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00
Anthropophagus habe ich ja mit einer halbwegs aktuellen Kritik bedacht. Leider wird er immer als Splatter gesehen, und als solcher funktioniert er natürlich nicht. Für mich ist er eher Grusel, d. h. findet überwiegend auf der Ebene des "erahnten" statt, und hat viele große kleine Momente (wie das Kartenlegen, für mich eine beeindruckende Szene), die wohl nur ich als solche empfinde...

Der Film verfügt nicht nur über eine enorme Atmosphäre, sondern lässt sich auch leicht als große griechische Tragödie lesen, die eine mystische, ursprüngliche Qualität birgt. Ferne Bezüge zu Dantes Göttlicher Komödie wechseln sich mit enorm wirkungsvollen Settings ab, doch leider ist der Film mit Joe D'Amato schlecht dran, weil der Stümper nicht mal eine vernünftige Einstellung hinbekommt.

Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00
Wie vielleicht deutlich wird, mag ich selbstzweckhafte Darstellungen des Bösen und ihre subversive Kraft, die für mich eine kathartische Wirkung hat, während Filme, die mir moralbeladen erklären wollen, was gut und schlecht ist, mich eher verärgern und/oder deprimieren - was nicht heißt, dass ich ein schlechter Mensch bin, aber im Film suche ich immer eher Gegenentwürfe als Widerspiegelungen meiner Realität.
Zu den übrigen Filmen komme ich noch, es ist gerade ein bisschen spät.

Ein Thema, das ja schon kurz bei der Bunuel-Diskussion mit dir und Bretzel aufblitzte und dass uns ein wenig entzweit. Ich hasse moralinsaure Filme ebenso, aber ich empfinde zum Beispiel solche, in denen bürgerliche Zerrbilder entworfen werfen (was du ja abgestanden findest), auch nicht so, sondern gerade als subversiv - während Exploitationfilme wie die oben genannten für mich einer solchen Schlagkraft entbehren.

Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Happy Harry mit dem Harten am 21 Juli 2008, 14:24:07
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Juli 2008, 11:52:11
Ja, habe ich. Auch wenn die Erinnerung ihn immer mit AFRICA ADDIO durcheinander bringen möchte. Ehrlich gesagt werden wir bei derlei Filmen sicherlich niemals auf einen Nenner kommen, im Prinzip erfüllt ADDIO ONKEL TOM eigentlich alle Kriterien, nach denen ich die Tiefstnote vergebe. Ich finde diese Filme rassistisch, herbe menschenverachtend, dümmlich, selbstzweckhaft, reaktionär und auch widerlich, wenn ich an den Tier-Snuff denke, wo es für mich einfach nichts zu diskutieren gibt.

Erstens ist der Film was völlig anders als AFRICA ADDIO, an Tier-Snuff kann ich mich gar nicht erinnern. ADDIO ONKEL TOM als rassistisch und menschenverachtend zu bezeichnen ist der einfachste Weg, der meistens von der Filmkritik gewählt wird, letztlich aber ziemlich kurzsichtig ist.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 21 Juli 2008, 14:53:20
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 Juli 2008, 11:52:11Ja, habe ich. Auch wenn die Erinnerung ihn immer mit AFRICA ADDIO durcheinander bringen möchte. Ehrlich gesagt werden wir bei derlei Filmen sicherlich niemals auf einen Nenner kommen, im Prinzip erfüllt ADDIO ONKEL TOM eigentlich alle Kriterien, nach denen ich die Tiefstnote vergebe. Ich finde diese Filme rassistisch, herbe menschenverachtend, dümmlich, selbstzweckhaft, reaktionär und auch widerlich, wenn ich an den Tier-Snuff denke, wo es für mich einfach nichts zu diskutieren gibt.

Menschenverachtend in gewisser Weise schon, Jacopetti erscheint über weite Strecken seiner Filme als ätzender Misanthrop. Aber Rassismus sehe ich da kaum, weil in Addio zio Tom die Weißen im ganzen gesehen alles andere als gut wegkommen. Die Sprüche, die man gegen Anfang des Films von den Sklavenhaltern zu hören bekommt, richten sich für heutige Rezipienten doch auch eher gegen diese selbst, als dass man ihnen glauben würde. Und am Ende nimmt man selbst als Zuschauer völlig die Perspektive der Schwarzen ein, wobei man immerhin zugestehen muss, dass die Gewaltfantasien des Black-Power-Mannes auch kein besonders gutes Licht auf diese Bewegung werfen. Aber unterm Strich finde ich, dass die weiße Seite schlechter dasteht - wenn man den Film überhaupt als Abwägung zwischen diesen beiden Seiten interpretieren will, was ich nicht unbedingt tue.
Wenn du von Tiersnuff sprichst, meinst du (wie Copfkiller schon vermutet) sicher Africa Addio, den ich nicht kenne. Aber soweit ich weiß, geht es doch darin um eine anklagende Schilderung der Großwildjagden, ist das Tiersnuff? Aber das frage ich mit aller Vorsicht, da ich den Film wie gesagt nicht gesehen habe...

Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00Den Background von Pinhead mit Leben zu füllen, war für mich leider der Beginn der Entmystifizierung

Aber das wurde auch schon am Ende von Hellbound auf ziemlich entwürdigende Art und Weise eingeleitet. Da gefällt mir die ausführliche "Entzauberung" in Hell on Earth noch etwas besser, zumal ich die Idee des Hintergrundes mit dem I. Weltkrieg und der daraus folgenden ziellosen Suche nach rauschhaften Erlebnissen wirklich schlüssig finde.

ZitatGut, ich weiß, dass viele Loriot mögen. Mir fehlte da immer der Zugang, und heute ist mir das wesentlich zu altbacken, brav und gediegen.

Genau das altbacken-brav-gediegene ist doch das Ziel der Komik. Ich finde zudem, je genauer man hinschaut, desto schwärzer wird der Humor - vor allem in Ödipussi, dem m. E. besseren der beiden Filme.

ZitatDer Film verfügt nicht nur über eine enorme Atmosphäre, sondern lässt sich auch leicht als große griechische Tragödie lesen, die eine mystische, ursprüngliche Qualität birgt. Ferne Bezüge zu Dantes Göttlicher Komödie

Huch! Kannst du das erläutern? Da wäre ich ja im Leben nicht drauf gekommen :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Happy Harry mit dem Harten am 21 Juli 2008, 14:58:43
Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 14:53:20
Wenn du von Tiersnuff sprichst, meinst du (wie Copfkiller schon vermutet) sicher Africa Addio, den ich nicht kenne. Aber soweit ich weiß, geht es doch darin um eine anklagende Schilderung der Großwildjagden, ist das Tiersnuff? Aber das frage ich mit aller Vorsicht, da ich den Film wie gesagt nicht gesehen habe...

Solltest du mal nachholen, irgendwie ist ja jeder Jacopetti-Film sehenswert. Tiermorde gibt es hier zuhauf aber von Snuff zu sprechen ist doch diskussionswert. Die Schilderungen der Großwildjagd ist sicherlich kritisch zu verstehen, allerdings gab es ja immer wieder Vorwürfe an Jacopetti, sich mit Regie-Anweisungen eingemischt zu haben. Endgültig zu beurteilen ist das letztlich kaum...
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: psychopaul am 22 Juli 2008, 00:15:37
Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00
Wie vielleicht deutlich wird, mag ich selbstzweckhafte Darstellungen des Bösen und ihre subversive Kraft, die für mich eine kathartische Wirkung hat, während Filme, die mir moralbeladen erklären wollen, was gut und schlecht ist, mich eher verärgern und/oder deprimieren - was nicht heißt, dass ich ein schlechter Mensch bin, aber im Film suche ich immer eher Gegenentwürfe als Widerspiegelungen meiner Realität.

Spannende Aussage. Das macht gleich Lust auf Filme, die ich bisher nie beachtet habe...  ;)

Denn jemandem, der den faszinierenden "Images" von Altman auch so schätzt (jetzt weiß ich auch, woher mir der Name Adalmar bekannt vor kam, sonst stolpere ich auch seltener bei dir drüber  :icon_confused: ), sollte man auf jeden Fall Gehör schenken.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 Juli 2008, 00:25:32
Die Kritik zu "Images" (der immer noch zum engsten Kreis meiner Lieblingsfilme gehört) ist allerdings eine meiner ältesten und nicht sehr aussagekräftig...  :icon_redface:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: psychopaul am 22 Juli 2008, 00:49:16
Okay, wir, oder besser gesagt ihr  :king: habt alle mal klein angefangen, ich werde auch sicher mal in deine Spätwerke reinlesen..  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: filmimperator am 22 Juli 2008, 12:55:42
Hallo Adalmar aka Hedning!

Mit ziemlicher Verspätung möchte ich dich nun auch hier in deinem eigenen Autorenthread willkommen heißen und dann auch gleich mal etwas zu diesem zur Zeit anscheinend trendigen Lieblingsfilme-Post deinerseits sagen.

Mir fällt auf, dass du eine Präferenz hegst für Gialli und generell italienische Filme, von denen ich einen Großteil nicht kenne. Deswegen auch bisher noch kein Feedback von mir. Sorry, aber zu Kritiken über Filme, die ich nicht gesehen habe, kann ich nichts sagen.
Zu deiner Liste noch einmal ganz konkret: Warum hat es denn "Cannibal Holocaust" dort hinein geschafft? Auch COPFKILLER erwähnte den ja, ich jedoch halte diesen Film zwar für durchaus ein bedeutsames Werk für den italienischen Exploitation-Film (neben "Buio Omega", der ja auch in deiner Liste auftaucht und den ich neulich erst sah), aber dennoch ist es in meinen Augen ein sehr grenzwertiges um nicht zu sagen inszenatorisch sogar fragwürdiges Werk. Deodato bietet die ganze Palette an Grausamkeiten auf (inklusive Tier-Snuff und Vergewaltigungen; die Pfählung wirkte regelrecht real) ohne ersichtlichen Grund und genau deswegen halte ich den stark überschätzten Status des Films als "Klassiker" für äußerst fragwürdig. Dasselbe gilt auch für "Buio Omega": "Klassiker" hin oder her, der/die Filme gehört/gehören zu Recht in die Reihe der beschlagnahmten Filme, wo er/sie sich derzeit befindet/befinden.

Mal schauen, ob ich mich dem Trend anschließe und demnächst noch meine Liste der 50 Lieblingsfilme poste. Bisher konnte ich mich jedoch (auch zeitlich) nicht wirklich dazu durchringen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 Juli 2008, 14:28:26
Danke für deine Stellungnahme. Ja, der italienische Film (wenn auch nicht die im Reclam-Filmlexikon vertretene Garde) steht bei mir momentan sehr im Vordergrund und etliche Sichtungen stehen noch aus. Cannibal Holocaust ist tatsächlich ein fragwürdiges Werk, teils im schlechteren, teils im besseren Sinne des Wortes. Die Pfählung ist sicher nicht real. Ohne dass ich es beschwören könnte, meine ich mich zu erinnern, dass der Spezialeffekt auch mal irgendwo dokumentiert wurde. Tiersnuff ist natürlich vollkommen indiskutabel und wird durch keinerlei Kunstanspruch gerechtfertigt (jedoch stellt interessanterweise so gut wie niemand die betreffende Szene in "Apocalypse Now" in Frage). Auf der anderen Seite steht der großartige und beklemmende Aufbau des Films, durch den es sich wie ein Netz immer enger um die Forscher, die Begutachter des Filmmaterials und letztlich auch den ebenso in die Medienkritik einbezogenen Zuschauer zieht. Zum Ende hin wird durch die immer weniger kontrollierte und irgendwann nur noch auf dem Boden liegende Handkamera eine erschreckende Vision des Chaos aufgezeichnet. Ich weiß nicht, ob es so ein filmisches Hin- und Herwechseln zwischen einer fiktiven und einer pseudo-dokumentarischen Darstellungsweise zuvor schon gegeben hat. Mit anderen Worten, der Film ist viel raffinierter und effektiver, als man sich zuerst klar macht, wenn man zunächst von den Gewaltszenen überrumpelt wird.

Bei Buio Omega bewundere ich schon allein den fiesen Einfall, die abgründige Handlung in einem idyllischen Bergdorf anzusiedeln. Zudem die Musik von Goblin und das wahrhaft furiose Spiel von Franca Stoppi und ein paar Bilder, die wirklich durch Mark und Bein gehen. Auch hier zeigt D'Amato sein leider kaum wahrgenommenes Talent als Gruselfilmer an vielen Stellen in beeindruckender Weise. BO ist m. E. sogar sein bester Film.

Die Beschlagnahmung ist bei CH aufgrund des "Tiersnuffs" durchaus begründet, bei BO müsste es nicht unbedingt sein.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: filmimperator am 22 Juli 2008, 17:07:14
Zitat von: Hedning am 22 Juli 2008, 14:28:26
Cannibal Holocaust ist tatsächlich ein fragwürdiges Werk, teils im schlechteren, teils im besseren Sinne des Wortes. Die Pfählung ist sicher nicht real. Ohne dass ich es beschwören könnte, meine ich mich zu erinnern, dass der Spezialeffekt auch mal irgendwo dokumentiert wurde. Tiersnuff ist natürlich vollkommen indiskutabel und wird durch keinerlei Kunstanspruch gerechtfertigt (jedoch stellt interessanterweise so gut wie niemand die betreffende Szene in "Apocalypse Now" in Frage). Auf der anderen Seite steht der großartige und beklemmende Aufbau des Films, durch den es sich wie ein Netz immer enger um die Forscher, die Begutachter des Filmmaterials und letztlich auch den ebenso in die Medienkritik einbezogenen Zuschauer zieht. Zum Ende hin wird durch die immer weniger kontrollierte und irgendwann nur noch auf dem Boden liegende Handkamera eine erschreckende Vision des Chaos aufgezeichnet. Ich weiß nicht, ob es so ein filmisches Hin- und Herwechseln zwischen einer fiktiven und einer pseudo-dokumentarischen Darstellungsweise zuvor schon gegeben hat. Mit anderen Worten, der Film ist viel raffinierter und effektiver, als man sich zuerst klar macht, wenn man zunächst von den Gewaltszenen überrumpelt wird.

Ich habe auch nie behauptet, dass die Pfählung real sei. Deodato war dabei ohnehin besonders darauf aus, mit semi-dokumentarischen Aufnahmen (gestellte Vergewaltigungen etc.) größtmöglichen Realismus vorzugaukeln. Das kann man als großen Pluspunkt des Films werten oder aufgrund seines provokativen Charakters (auch das Minimum an Story muss sich diesem unterordnen) verachten. Ich tendiere eher zu einer kritischeren Sichtweise des Films als du. Übrigens ist das auch der Grund, weswegen bei "Apocalypse Now" entsprechende Szenen (waren die überhaupt echt?) nicht beanstandet wurden: Der Film gilt gemeinhin als Meisterwerk und der Schock oder die Provokation hat da den Hintergrund, Gewalt und Wahnsinn des Krieges und seine Nebenerscheinungen schlechthin zu illustrieren.


Zitat von: Hedning am 22 Juli 2008, 14:28:26
Bei Buio Omega bewundere ich schon allein den fiesen Einfall, die abgründige Handlung in einem idyllischen Bergdorf anzusiedeln. Zudem die Musik von Goblin und das wahrhaft furiose Spiel von Franca Stoppi und ein paar Bilder, die wirklich durch Mark und Bein gehen. Auch hier zeigt D'Amato sein leider kaum wahrgenommenes Talent als Gruselfilmer an vielen Stellen in beeindruckender Weise. BO ist m. E. sogar sein bester Film.
Die Beschlagnahmung ist bei CH aufgrund des "Tiersnuffs" durchaus begründet, bei BO müsste es nicht unbedingt sein.

Ein "fieser Einfall" (wie du es nennst) und ein paar erschütternde Bilder machen für mich noch keinen guten Film. Dass der Film dennoch eine ganz annehmbare Grusel-Atmosphäre aufzubauen vermag, streite ich ja gar nicht ab (ob es D'Amatos bester Film ist, vermag ich ob der fehlenden Kenntnis seines Werkes nicht zu sagen). Allerdings war auch dort die Obszönität der Gewaltdarstellung (wie die eine Frau zerlegt und dann in Säure aufgelöst wird) regelrecht abstoßend. Ich hab bei "Cannibal Holocaust" noch irgendwo eine Intention erkennen können (Gegenüberstellung von Großstadt und Busch, Kapitalisten und Kannibalen bzw. Zivilisationskritik), während mir selbige bei "Buio Omega" gänzlich verborgen blieb. Und bei beiden Filmen halte ich die Beschlagnahmung durchaus für gerechtfertigt: Bei "Cannibal Holocaust" aufgrund der täuschend echt gepfählten Frau, einige realistisch dargestellten Vergewaltigungsszenen und eben wegen des Tiersnuffs; bei "Buio Omega" wegen der genüsslich zerhackten Frau. Allerdings ist das Thema "Zensur in Deutschland" generell mnoch einmal eine ganz andere Geschichte, die schon aufgrund einiger herrlich sinnfreier "Begründungen" für Indizierungs- bzw. Beschlagnahmebeschlüsse in ihrem ganzen Ausmaß nicht greifbar ist.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 Juli 2008, 17:23:29
Da begegnen einander nun unterschiedliche Rezeptionsinteressen. Mich interessieren Filme als bewusstseinserweiternde Erlebnisse, was Schocks und Abgründiges ohne ethisch begründbare Intention mit einschließt. Übrigens gehören meiner Ansicht nach eher Filme beschlagnahmt, die Gewalt bis hin zum Töten als Mittel zu einem vermeintlich humanitären Zweck (wie diverse Kriegs- und Actionfilme) rechtfertigen und verharmlosen sowie mit "One-Linern" verzieren, als solche, die einen als indiskutabel psychisch krank definierten Täter bei der "Arbeit" zeigen. Die abscheuliche Schlachtung in Apocalypse Now ist m. E. eindeutig als echt sowie als Tierquälerei zu identifizieren und dass das jetzt im Gegensatz zu CH vertretbarer sein soll, finde ich etwas heuchlerisch. Von dem Ruf des Films als Meisterwerk und seiner Rezeption als Dokumentation des Wahnsinns des Krieges (dem Coppola m. E. gar nicht so eindeutig negativ gegenübersteht) hat die Kuh doch auch nichts, um es mal platt zu sagen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: filmimperator am 22 Juli 2008, 17:41:41
Zitat von: Hedning am 22 Juli 2008, 17:23:29
Da begegnen einander nun unterschiedliche Rezeptionsinteressen. Mich interessieren Filme als bewusstseinserweiternde Erlebnisse, was Schocks und Abgründiges ohne ethisch begründbare Intention mit einschließt.

Ich würde nicht sagen, dass wir uns in unseren Rezeptionsinteressen unterscheiden, sondern eher darin, wie wir darüber hinaus mit dem Film hinsichtlich einer Bewertung umgehen. Abgründiges hin oder her: Für mich muss es dann - um mal etwas undifferenziert zu werden  ;) - dennoch einen Sinn ergeben abseits evtl. neuer Seherfahrungen.


Zitat von: Hedning am 22 Juli 2008, 17:23:29
Übrigens gehören meiner Ansicht nach eher Filme beschlagnahmt, die Gewalt bis hin zum Töten als Mittel zu einem vermeintlich humanitären Zweck (wie diverse Kriegs- und Actionfilme) rechtfertigen und verharmlosen sowie mit "One-Linern" verzieren, als solche, die einen als indiskutabel psychisch krank definierten Täter bei der "Arbeit" zeigen. Die abscheuliche Schlachtung in Apocalypse Now ist m. E. eindeutig als echt sowie als Tierquälerei zu identifizieren und dass das jetzt im Gegensatz zu CH vertretbarer sein soll, finde ich etwas heuchlerisch.

Bei der FSK spielt auch der Kontext der entsprechenden anstößigen Szenen eine Rolle, denke ich. Wenn man Tier-Snuff in einer Dokumentation über das Leben im Zoo zeigen würde, würde kein Prüfer daran Anstoß nehmen. Wenn man selbige Szene in einen Exploitation-Film packt aber schon. Die Frage ist eben, was schwerer wiegt: die Kunstfreiheit oder die Würde von Tieren, Menschen etc.. Neulich gab es zu diesem Thema einen aufschlussreichen Artikel in der "Schnitt", der auch online nachlesbar ist (http://www.schnitt.de/213,1081,01). Ich für meinen Teil habe da keine eindeutige Meinung außer der, dass man so etwas wie Zensur und Indizierungen oder dergleichen generell nicht übertreiben sollte.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 Juli 2008, 17:55:38
Die entscheidende Frage ist in meinen Augen, ob Tiere eigens für die filmischen Aufnahmen getötet oder gequält wurden oder ob dies bloß dokumentiert wurde - d. h. es wäre sowieso passiert und es waren lediglich Kameras drauf gerichtet -, nicht zu welchem Zweck das passiert ist. Einen guten Zweck kann es dafür gar nicht geben. Es ist auch absolut nicht so, dass ich damit kein Problem bei CH hätte, das will ich noch mal betonen.

Der Artikel ist wirklich gut geschrieben, abgesehen davon, dass Verbot und Beschlagnahmung mal wieder nicht richtig unterschieden werden.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: vegetarian_cannibal am 22 Juli 2008, 18:04:51
Oh, da habe ich ne eindeutige Meinung zu: In meiner ethischen Grundhaltung steht die Menschenwürde und die Würde aller Lebewesen ganz klar über der Kunstfreiheit. Ich boykottiere persönlich alle Regisseure, die in dem Fall zu weit gegangen sind, ohne Ausnahme. Ich wußte jedoch nicht, daß es in "Apocalypse now" so etwas gibt. Liegt schon lange zurück, daß ich den gesehen habe. Jetzt gucke ich ihn kein zweites mal mehr. So bin ich halt. Das muß jeder für sich selbst entscheiden. (d.h. ich sage nicht, daß jeder so denken soll wie ich.) Bin für solche Hinweise eben persönlich mehr als dankbar, damit ich entsprechendes meiden kann.

Was Deodato angeht (da muß ich etwas zu sagen), hat er bei mir persönlich den Vogel aus einem Grund abgeschossen: In einem Interview im Horror-Magazin "Virus" sagte Deodato, daß er mit einem Nachrichtenteam schon echte Exekutionen (wohl politischer Gefangener) gefilmt hat, zu eienr Exekution, bei der er live dabei war, sagte er, daß er sehr laut lachen mußte, als dem Opfer der Kopf abgeschlagen wurde und eine Blutfontäne herausspritzte. Exekutionen empfindet dieses kranke Schwein generell als lustig. Ich will damit nicht sagen, daß "Cannibal Holocaust" verachtenswerter als andere Filme mit Tier-Snuff ist, diese Filme stehen bei mir alle auf der gleichen Boykott-Stufe. Ich will damit aber sagen, daß ich, seit ich seine zutiefst menschenverachtenden Aussagen in diesem Interview las, davon überzeugt bin, daß es kaum einen geisteskränkeren Filmschaffenden geben kann. Meines Erachtens nach kann Herr Deodato nicht mehr zwichen fiktiver Gewalt und der Wirklichkeit unterscheiden und braucht dringend einen verdammt guten Psychiater. Seinen nächsten Film werde ich wie üblich völlig ignorieren. Ich bedauere, keinen Link zu diesem Interview zu haben. Interessenten können allerdings denke ich bei www.myspace.com/virusmagazine nachfragen.

Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 Juli 2008, 18:17:29
Das irritiert mich jetzt schon sehr. Ich kenne nur sein Interview mit Splatting Image Anfang der 90er, und da klingt er gar nicht so. Dort beteuert er ja auch, dass man die Tiere alle direkt gegessen habe, ob man das jetzt glauben will oder nicht.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: filmimperator am 22 Juli 2008, 18:42:42
Zitat von: Hedning am 22 Juli 2008, 17:55:38
Der Artikel ist wirklich gut geschrieben, abgesehen davon, dass Verbot und Beschlagnahmung mal wieder nicht richtig unterschieden werden.

Kläre einen Unwissenden mal bitte auf: Inwiefern?  :00000109:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: vegetarian_cannibal am 22 Juli 2008, 18:56:02
Zitat von: Hedning am 22 Juli 2008, 18:17:29
Das irritiert mich jetzt schon sehr. Ich kenne nur sein Interview mit Splatting Image Anfang der 90er, und da klingt er gar nicht so. Dort beteuert er ja auch, dass man die Tiere alle direkt gegessen habe, ob man das jetzt glauben will oder nicht.

Ja, ich weiß! ich habe selbst solche frühen Interviews mit ihm gesehen, in dem ihr dies beteuert. Allerdings, ich bitte dich, einmal "Virus" anzuschreiben, ob sie das Interview noch im Archiv haben. Es war in der Ausgabe Nr. 10 (Cover: "Hostel, Teil 1) des Virus-Magazins, erschienen irgendwann im Jahre 2005 oder 2006. Habe es leider nicht aufbewahrt.

"Virus" ist ein ehrliches Magazin, daß so etwas nicht erfinden würde. Bei dem Interview bekam ich echt den kalten Schauer. Das sollte einfach jeder über diesen Mann wissen. Zuerst wollte ich mich glatt beschweren, daß sie es abgedruckt haben, weil ich solche Gedanken einfach nur abartig finde, aber dann dachte ich, nein, das mußte ja sein, diese Wahrheit ist verdammt wichtig!
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 Juli 2008, 19:11:53
Zitat von: filmimperator am 22 Juli 2008, 18:42:42
Zitat von: Hedning am 22 Juli 2008, 17:55:38
Der Artikel ist wirklich gut geschrieben, abgesehen davon, dass Verbot und Beschlagnahmung mal wieder nicht richtig unterschieden werden.

Kläre einen Unwissenden mal bitte auf: Inwiefern?  :00000109:

Er schreibt z. B. folgendes:
Zitatso finden sich unter den weit über hundert verbotenen Filmen auch zahlreiche Werke, deren künstlerischer Wert wenigstens im Ausland inzwischen unbestritten ist – darunter Arbeiten von Takashi Miike, Mario Bava, Dario Argento, George Romero, Sam Raimi und Peter Jackson.
und gebraucht noch mehrfach "verboten" bzw. "Verbot", wo nur eine Beschlagnahmung nach §131 StGB vorliegt. Beschlagnahmung heißt in erster Linie, du darfst eine DVD (z. B. "The Evil Dead" von Astro) hierzulande nicht verkaufen. Kauf, Besitz und private Nutzung sind aber straffrei. Daher trifft der Begriff "Verbot" nicht zu. Kritisch könnte es vielleicht schon werden, wenn du ein paar Freunde einlädst und denen den Film vorspielst, aber da will ich mal mangels juristischen Wissens vorsichtig bleiben. Anders sieht es bei Filmen aus, die unter z. B. §184b fallen - prominentestes und vieldiskutiertes Beispiel: "Maladolescenza". Den z. B. darf man nicht besitzen, oder man macht sich strafbar, und das in nicht geringem Maße.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 Juli 2008, 19:25:51
Wer sich dafür interessiert, kann hier meine frisch erneuerte Rezension zu Sergio Corbuccis "Il grande Silenzio" lesen.

http://www.ofdb.de/review/1516,76854,Leichen-pflastern-seinen-Weg
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Fastmachine am 22 Juli 2008, 22:19:17
"Leichen pflastern seinen Weg" war 2004, als die erste Version deines Reviews entstand, ja noch nicht so viel besprochen worden in der OFDb. Inzwischen sind einige gute Reviews hinzugekommen, so dass sich jedes neue Review auch etwas an den anderen messen lässt.
Die meisten Autoren geben die faszinierende Atmosphäre und die Grundlinien des Films gut wieder, auch in der Einschätzung des Ranges von Corbuccis Werk zeigt sich ein recht geschlossenes Bild.

Auf den ersten Blick hat es dein Review schwer, sich hervor zu heben, da es sich scheinbar konventionell am Inhalt entlang hangelt. Bei genauerem Blick allerdings zeigt sich dein ganz individueller Zugang. Dich interessiert inbesondere die moralische Qualität des Stoffes und der Figuren. Die aus amerikanischen Western bekannten Standards "Wer sind die Guten, wer die Bösen?" haben im Italo Western eine neue Deutung erfahren, die selten so pessimistisch ausfiel wie hier.
Interessant finde ich an deinem Review besonders, dass du nicht nur den Fort- und Ausgang der Handlung moralisch untersuchst, sondern auch das moralische Zwielicht beschreibst, das alle Figuren, auch die eher "Guten", umhüllt, die ebenso von eigennützigen Motiven umgetrieben werden.
Ich glaube, du hast dein spezielles Interesse an derartigen moralischen Konstellationen schon früher im Thread schön formuliert:

Zitat von: Hedning am 21 Juli 2008, 03:23:00
Wie vielleicht deutlich wird, mag ich selbstzweckhafte Darstellungen des Bösen und ihre subversive Kraft, die für mich eine kathartische Wirkung hat, während Filme, die mir moralbeladen erklären wollen, was gut und schlecht ist, mich eher verärgern und/oder deprimieren - was nicht heißt, dass ich ein schlechter Mensch bin, aber im Film suche ich immer eher Gegenentwürfe als Widerspiegelungen meiner Realität.

Vor dem Hintergrund dieser Aussage ist mir die Anlage deines Reviews sehr viel klarer geworden. Allerdings erinnere ich mich in einigen Nuancen anders. Ich meine, die Verteilung der moralischen Sympathien wäre im Film - trotz allen Zwielichts - jederzeit deutlich erkennbar. Möglicherweise malst du den Film aus deinem besonderen Sehinteresse heraus etwas amoralischer aus, als er ist.

Was mich wundert(bzw. dann doch nicht) ist, dass du keine außerfilmischen historischen Einordnungen aufgenommen hast. Hier nimmt Bretzelburgers Review, das dir sicher bekannt war, immer noch eine Sonderstellung ein. Als einziger bezieht er die im Film geschilderte Konfliktsituation historisch auf die Entstehungszeit des Films. Ein interessanter Ansatz, obwohl ich gefühlsmäßig etwas anders als Bretzelburger argumentieren möchte.
Anscheinend interessieren dich solche historischen Kategorien weniger, als die moralischen.
Insgesamt aber ein sehr gut geschriebenes Review, das die bisherigen Reviews argumentativ durch einen eigenständigen Blickwinkel gut ergänzt.

Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: filmimperator am 22 Juli 2008, 22:33:49
Zitat von: Hedning am 22 Juli 2008, 19:11:53
Er schreibt z. B. folgendes:
Zitatso finden sich unter den weit über hundert verbotenen Filmen auch zahlreiche Werke, deren künstlerischer Wert wenigstens im Ausland inzwischen unbestritten ist – darunter Arbeiten von Takashi Miike, Mario Bava, Dario Argento, George Romero, Sam Raimi und Peter Jackson.
und gebraucht noch mehrfach "verboten" bzw. "Verbot", wo nur eine Beschlagnahmung nach §131 StGB vorliegt. Beschlagnahmung heißt in erster Linie, du darfst eine DVD (z. B. "The Evil Dead" von Astro) hierzulande nicht verkaufen. Kauf, Besitz und private Nutzung sind aber straffrei. Daher trifft der Begriff "Verbot" nicht zu. Kritisch könnte es vielleicht schon werden, wenn du ein paar Freunde einlädst und denen den Film vorspielst, aber da will ich mal mangels juristischen Wissens vorsichtig bleiben. Anders sieht es bei Filmen aus, die unter z. B. §184b fallen - prominentestes und vieldiskutiertes Beispiel: "Maladolescenza". Den z. B. darf man nicht besitzen, oder man macht sich strafbar, und das in nicht geringem Maße.

Danke für die Aufklärung  :respekt:
Mal eine weitere Nachfrage, wasmir ungeklärt scheint: Wie verhält es sich mit den § 184-Filmen, wenn man in deren Besitz kam bevor der Beschlagnahmebeschluss verhängt wurde? Persönlich kann man ja nichts dafür, dass irgendein Gericht der Meinung ist, xy ist gewalt- o. kinderpornografisch... :00000109:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 Juli 2008, 23:33:55
Zitat von: Fastmachine am 22 Juli 2008, 22:19:17
Vor dem Hintergrund dieser Aussage ist mir die Anlage deines Reviews sehr viel klarer geworden. Allerdings erinnere ich mich in einigen Nuancen anders. Ich meine, die Verteilung der moralischen Sympathien wäre im Film - trotz allen Zwielichts - jederzeit deutlich erkennbar. Möglicherweise malst du den Film aus deinem besonderen Sehinteresse heraus etwas amoralischer aus, als er ist.

Erst einmal danke für die freundlichen Worte. Zu dem zitierten Abschnitt: Das ist sehr gut beobachtet - ehrlich gesagt liebe ich den Film auch, weil er so endet, wie er endet, und nicht etwa wie in der japanischen Alternativversion (dieses Ende kann man, falls du es nicht kennst, auf der Kinowelt-DVD sehen). Andererseits rechne ich den Film nicht zu den wirklich "amoralischen" wie etwa die hier schon diskutierten D'Amato-Horrorfilme, die für mich diese "Qualität" sehr stark aufweisen. In einem Western-Lexikon (Rowohlt??) habe ich einmal gelesen, dass Corbucci in Silenzio sogar eine Art Märtyrer sehe. Ähnliches besagt ja auch die von mir beanstandete Schlusseinblendung (als könne sich das, was da steht, nicht jeder selbst denken). Trotzdem bin ich der Ansicht, dass Kinskis Figur nicht nur weitgehend den Verlauf der Handlung bestimmt, sondern durch seine gewitzten Kommentare zum etwas naiven Vorgehen des Sheriffs und seine vernunftorientierte Handlungsweise Ansätze in Richtung einer Identifikationsfigur entwickelt.

ZitatMal eine weitere Nachfrage, wasmir ungeklärt scheint: Wie verhält es sich mit den § 184-Filmen, wenn man in deren Besitz kam bevor der Beschlagnahmebeschluss verhängt wurde? Persönlich kann man ja nichts dafür, dass irgendein Gericht der Meinung ist, xy ist gewalt- o. kinderpornografisch...

Ich glaube: Die Gerichtspraxis wird m. W. so aufgefasst, dass der Beschlagnahmebeschluss eher einen bereits bestehenden Tatbestand bestätigt, als diesen Tatbestand zu schaffen. Sprich, wenn ein Film nach §184b beschlagnahmt wurde, war sein Besitz auch vorher eine Straftat, denn am Inhalt hat sich ja nichts geändert. Die Erfüllung des Straftatbestandes wäre somit nicht an die Beschlagnahme gebunden. Aber sicher bin ich mir da keineswegs. Meiner Erinnerung nach gab es in einem anderen Forum mit einem Juristen eine Diskussion, in der dieser meinte, es sei strafbar, wenn man einen Film verkaufe, der die Kriterien des §131 "eindeutig" erfülle, auch wenn dieser nicht beschlagnahmt sei. Worauf natürlich die Diskussion im Gange war, ob es tatsächlich so eindeutige Anzeichen für "Gewaltverherrlichung" gebe. Du siehst, alles sehr schleierhaft und merkwürdig.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: filmimperator am 23 Juli 2008, 10:57:32
Zitat von: Hedning am 22 Juli 2008, 23:33:55
Meiner Erinnerung nach gab es in einem anderen Forum mit einem Juristen eine Diskussion, in der dieser meinte, es sei strafbar, wenn man einen Film verkaufe, der die Kriterien des §131 "eindeutig" erfülle, auch wenn dieser nicht beschlagnahmt sei. Worauf natürlich die Diskussion im Gange war, ob es tatsächlich so eindeutige Anzeichen für "Gewaltverherrlichung" gebe. Du siehst, alles sehr schleierhaft und merkwürdig.

Es ist schon irgendwie amüsant, was in Sachen Zensur für Uneindeutigkeiten in Deutschland vorherrschen, die selbst gestandene Juristen in Bedrängnis kommen lassen. Das hat auch damit zu tun, dass keine eindeutigen Kriterien an einen Film angelegt werden gemäß "Wenn man xy in dieser Eintstellungsgröße sieht, ist er zu indizieren/beschlagnahmen". Das ist dann immer Auslegungssache und "Dawn of the Dead" (1978) wird dann beschlagnahmt, nachdem irrsinnig lange absurd darüber diskutiert wurde, ob Zombies menschenähnliche Wesen sein und mit deren blutiger und brutaler Umgehensweise gegen die Menschenwürde verstoßen würde, "Hostel" und "Saw" hingegen nicht, wobei die Gewalt da noch grafischer ist. Na wie dem auch sei: Danke für die Aufklärung  :respekt:.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 5 August 2008, 23:24:56
Ein bisschen Genörgel über einen Film, den ich ganz gern mögen würde, aber dann letztlich doch nur sehr wenig zu mögen imstande bin - Nicolas Roegs "Don't look now".

http://www.ofdb.de/review/3784,310684,Wenn-die-Gondeln-Trauer-tragen
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: McKenzie am 6 August 2008, 02:37:39
 :eek: :eek: :eek:

Da setzt es noch was. Ich bin schockiert, gerade, weil das (bzw. sowas, schon gelesen) von dir kommt.
Wie um alles in der Welt soll ich heute Nacht gut schlafen?

Vielleicht dringen in der Zwischenzeit ja schonmal andere User mit mehr Scharfblick in Hinsicht auf diesen Film auf dich ein. Vince, Rajko, her mit euch!
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 6 August 2008, 17:57:32
Erst mal andere vorschicken, was...? ;)

Ich würde ja gerne mehr antworten, aber dafür müsste ich erst mal wissen, was du an dem Film so besonders schätzt. Vince spricht es in seiner Rezension eigentlich schon ganz gut an, der Film funktioniert schlecht, wenn man mit Genreerwartungen an ihn herangeht, die Meinungen zwischen uns gehen nur darüber auseinander, was er "darüber hinaus" zu bieten imstande ist. Außerdem habe ich auch ein paar Szenen ausdrücklich positiv hervorgehoben, an denen sich zeigt, was Roeg kann, wenn er denn will. Er baut damit eine immense Erwartungshaltung auf, vor deren Hintergrund das Kneten im Hüftspeck von Donald Sutherland um so alberner wirkt.

Zudem kann ich ja vor dem Hintergrund an fast durchgängig positiven Stellungnahmen nicht mehr viel kaputt machen. Möglicherweise ist auch mein Unverständnis darüber in die Wertung mit eingeflossen, dass die von mir genannten italienischen "Kellerkinder" zu Unrecht im Schatten von Roegs Film stehen.

Es ist mir nicht entgangen, dass der Film zur zweiten Garnitur deiner Lieblingsfilme zählt, aber den umgekehrten Fall wird es sicher mindestens ebenso oft geben.

Kommt denn da jetzt noch was?

P. S. Kann mir jemand sagen, wie ich aus meinem Text Verlinkungen zu anderen Filmeinträgen herstellen kann??
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Adam Kesher am 12 September 2008, 20:39:30
Skandal, ausgerechnet aus der Feder eines ausgewiesenen Fachmanns kommt ein Verriss der weithin gerühmten Gondeln! McKenzie sah sich zwar bereits zu spontanen Bestürzungsäußerungen veranlasst und rief seine Meinungskomplizen zur Hilfe; dennoch harrt dein Text nach wie vor einer ausführlicheren Reaktion, die ich hiermit wagen will.

Durchaus zu meiner Überraschung fand ich eine konzentrierte, schlüssige und nachvollziehbare Argumentation, die es sich keineswegs leicht macht. Schon im ersten Absatz machen sich deine weitreichenden Genrekenntnisse bezahlt, denn es ist ein Leichtes für dich, den Film einer Strömung zuzuordnen, statt ihn lediglich als Ausnahmewerk ohne Vor- und Nachläufer zu betrachten. Noch nicht eingeschnappt, aber auch nicht ganz vorwurfsfrei, stellst du fest, dass der, der da als Meister gefeiert wird, im Grunde ein britischer Tourist ist, der italienische Rezepte nachkocht. Seine Eingriffe in die Rezeptur illustrierst du an mehreren sehr genau beobachteten Beispielen: immer wieder breit ausgespielte Exkurse in den Alltag und das Privatleben der Figuren, die nicht die Geschichte vorantreiben, sondern das Publikum zu dem Irrtum verleiten sollen, es mit Menschen aus Fleisch und Blut statt mit Filmfiguren zu tun zu haben. Damit problematisierst du einen Aspekt, der für viele Anhänger des Filmes gerade seinen großen Vorzug ausmacht, und erinnerst daran, dass die Regeln für gelungenes Filmemachen keineswegs allgemeinverbindlich sind. Neben dieser interessanten Grundsatzbeobachtung nehmen sich deine Einwände gegen die Darsteller zwar wie eine kleine Nebensächlichkeit aus; das ändert aber nichts daran, dass du hier eine überaus ergiebige Ergänzung zu den bereits verfügbaren Texten zu bieten hast!
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 12 September 2008, 21:29:52
Freut mich, dass du auf den Text eingehst und meine Vorbehalte ernst nimmst. Ich harrte ja eigentlich auch noch der Gegendarstellung von McKenzie, aber der ist ja zeitlich momentan etwas eingeschränkt.
Du hast ganz recht, viele würden die überaus ungeschminkten (bzw. das Ziel dieses Eindruck verfolgenden) Ehealltags-Einblicke gerade als Bonus gegenüber den italienischen Kollegen betrachten. Wo typische Giallo-Figuren, von modellhaften Darstellern wie Edwige Fenech, George Hilton oder auch Nicoletta Elmi u. a. verkörpert, mehr eine glatte, undurchdringliche Oberfläche bieten, wurde dem Christie-Sutherland-Ehepaar durch die besagten Naturalismen in gewissem Sinne "Leben" eingehaucht. Der Gesamtwirkung ist das aus meiner Sicht nicht dienlich. Das glatte, polierte und natürlich realitätsferne (was aus meiner Sicht absolut nichts negatives ist) Erscheinungsbild der Giallo-Figuren, ihre teils fast puppenhafte Wirkung ermöglicht erst die (alp)traumhafte Stimmung dieser Filme, die ich bei Roeg vermisse.
Andererseits ist es mir wichtig, dass ich natürlich keinen Totalverriss schreiben wollte und durchaus Respekt für Roeg empfinde, siehe die sehr überzeugende Einleitung oder die großartig gefilmte Podeststurz-Szene. Dass ich dem Film die Folie des Giallo unterlege, ist bestimmt kritikwürdig, aber die Anknüpfungspunkte sind wohl unbestreitbar.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: McKenzie am 12 September 2008, 22:47:14
Ich wollte auch deswegen nichts mehr dazu schreiben, weil ich schlecht verbergen könnte, das du den Film m. E. nicht verstanden hast - mit anderen Worten: Ich würde somit indirekt behaupten, es getan zu haben. Womit wir wieder bei dem sogenannten "Geschmacks-Faschismus" wären.  ;)
Adam empfindet dein Review als Bereicherung, ich eher als ganz großes und - am schlimmsten - für deine Verhältnisse erstaunlich plumpes und pragmatisches Missverständnis (von dir erwarte ich einfach etwas mehr Tiefenschärfe), da du den Film relativ gewaltsam in einen Kontext und in eine Sparte presst, mit dem / der er kaum etwas zu tun hat - das Missverständnis gründet darauf, dass "Don't look now" eigentlich gar kein Horrorfilm ist - sondern ein Beziehungsdrama (und ein Experimental-Film in narrativer Garderobe) mit Horrorelementen (wie z. B. auch der von mir vergötterte "Possession"), die lediglich eine metaphorische, bzw. auch direkter eine allegorische Funktion gegenüber den eigentlichen Themen des Films einnehmen - mir fällt es schwer, so zu argumentieren; ich denke, wie schon oft erwähnt, ja nicht in Genres und empfinde es eher als einschränkend und lästig.
Sicherlich könnte man allerhand "Argentoeskes" aus dem Film ziehen, im Endeffekt: Worauf würde das fußen? Auf der Tatsache, dass der Film in Venedig, in Italien spielt?
Nein, in "Don't look now" sind sicherlich unendlich viele Hitchcock-Zitate enthalten, dass Nicholas Roeg aber überhaupt einen Giallo gesehen hat, bezweifle ich irgendwie. Roeg war einfach nur ein Filmemacher, der trotz einer sehr klassischen Schule den Zeitgeist stets stark in seine Filme mit eingebunden hat - das eint ihn mit den besten Giallo-Größen, ohne ihn zum Kopisten zu machen. Überhaupt: Ich begreife einfach nicht, was, abgesehen von dem geheimnisvollen Plot, Pino Donaggios Musik und dem italienischen Setting, überhaupt so gialloeskes an dem Film ist?
Außer, das er eine absolut traum- und märchenhafte Atmosphäre besitzt.  ;)

Ganz schlimm und moralisch fragwürdig im Kontext des Reviews finde ich auch die Bezeichnung "leicht widerlicher Hypernaturalismus".
???  :icon_confused:
Zur Strafe sollte man dich schnurstracks in WOLKE 9 schicken.
Ich könnte jetzt noch soviel aus deinem Review herauspicken, was m. E. völlig daneben liegt, aber es ist ja nur meine Meinung, die keine Allgemeingültigkeit besitzt und die ich niemand anderem aufzwängen darf.  :icon_mrgreen: Vielleicht müssten wir das wirklich mal ausführlicher diskutieren, vielleicht sollte ich auch endlich mal selbst ein Review schreiben (was ein nahezu utopisches Ansinnen wäre, aber es sollen ja noch Zeichen und Wunder geschehen)...
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Vince am 12 September 2008, 23:55:52
Ui, die sich anbahnende Diskussion hab ich ganz verpasst (kommt davon, wenn man nicht mehr so viel Zeit fürs Autorenforum hat), die Kritik habe ich aber am Tage des Einstellens gelesen. Ich erinnere mich noch, auf die 4/10 geblickt zu haben und gedacht zu haben "oho, der muss mir aber jetzt was bieten".
Hat er dann auch.
Die Kritik ist in jedem Fall eine große Bereicherung, für mich gar keine Frage. Die überwiegenden positiven Kritiken werden zwar nicht widerlegt - Adam hat das schön herausgestellt - aber ich kann mich in die Perspektive reinversetzen, und zwar als jemand, der den Film selbst gewissermaßen in seiner Kritik abfeiert.
Ich könnte da natürlich auch wieder gegenargumentieren - etwa, dass ich Giallo-Parallelen zwar sehe, die Unterschiede zu ihnen aber nicht als schlechte Kopie betrachten würde (so nennst du es nicht, aber aufgrund des Umstandes, dass Roeg etwas ändert, was die Giallos für dich so faszinierend macht, um im Gegenzug nichts zu gewinnen, ist das ja nichts anderes), sondern als gewinnbringende Eigenleistung Roegs. Die siehst du halt nicht - okay. Da ist man bei der Geschmacksfrage angekommen. Wichtig ist jedenfalls, dass der Standpunkt nachvollzogen werden kann. Kann ich, auch wenn man vielleicht schon ein bisschen versucht ist, wie McKenzie zu versuchen dich zu widerlegen. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Adam Kesher am 13 September 2008, 00:13:58
Ich würde ,,Wenn die Gondeln Trauer tragen" frei nach Koven als Giallo fantastico bezeichnen, ähnlich wie ,,Malastrana". Das ist übrigens gar nicht unüblich, wie sich zum Beispiel auch daran ersehen lässt, dass die IMDb das Schlagwort ,,Giallo" vergibt.

Es stimmt schon, dass Hedning auf der Suche nach der Ursache für seine ausbleibende Begeisterung den Vergleich mit anderen Filmen sucht. Ich finde allerdings nicht, dass er sich dabei übermäßig von Genrezwängen abhängig macht, denn erstens ordnet er den Film überhaupt nicht explizit zu, weder dem Giallo noch dem Horrorfilm, und zweitens sind die anderen Beispielfilme, die er unter dem Schlagwort ,,unheimliches Venedig" abruft, selbst ausgesprochene Grenzgänger, die sich nur schwer festlegen lassen. So wie in ,,Wenn die Gondeln Trauer tragen" das Drama eines in stummer Trauer verfangenen Ehepaars als Zentrum des Filmes angesehen werden kann, so lässt sich auch in ,,Off Balance – Der Tod wartet in Venedig" das Drama eines einst umschwärmten, aber jetzt verstoßenen Maestros im Zentrum sehen.

In der Figurenzeichnung unterscheiden sich die beiden Filme freilich eminent: Die Figuren in ,,Off Balance – Der Tod wartet in Venedig" bleiben Stellvertreterfiguren; sie lassen wie Traumgestalten Lücken, die wir mit Material aus unserer eigenen Welt auffüllen müssen. So wirft der Film uns aus seiner Wirklichkeit in unsere zurück. Die Figuren in ,,Wenn die Gondeln Trauer tragen" kommen ohne unsere Ergänzungen aus und sind sich selbst genug, so sehr, dass ihr Eigenleben sogar über die Erfordernisse der Geschichte hinaus einen Teil der Spielzeit für sich beanspruchen darf.

Ich mag an Hednings Besprechung, dass sie diesen spezifischen konzeptionellen Aspekt des Filmes an mehreren sehr genau lokalisierten und beschriebenen Stellen nachweist und damit auf eine selten hinterfragte Grundsatzentscheidung von Roeg aufmerksam macht, die nicht per se für genial befunden werden muss. Dass ich selbst diesen Aspekt anders gewichte und den Film trotzdem wunderbar finde, spielt für mich nur eine untergeordnete Rolle, denn ich finde die Debatte, zu der Hedning mit seiner Einschätzung anregt, ergiebig. Und wie ich Vinces Ausführung entnehme, hat auch er der Besprechung etwas entnommen, obschon er die Figurenzeichnung nicht nur anders gewichtet, sondern sogar begrüßt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: McKenzie am 13 September 2008, 02:15:06
Zitat von: Adam Kesher am 13 September 2008, 00:13:58
Ich würde ,,Wenn die Gondeln Trauer tragen" frei nach Koven als Giallo fantastico bezeichnen, ähnlich wie ,,Malastrana". Das ist übrigens gar nicht unüblich, wie sich zum Beispiel auch daran ersehen lässt, dass die IMDb das Schlagwort ,,Giallo" vergibt.

Ach, das ist doch alles müßig. Giallo hin oder Giallo her. Wen kümmert das? Bzw, sollte es einen denn kümmern?
In der IMDb hat das sicherlich ein anderer Horror-Fan eingetragen, der das genauso sieht.  ;)
Man sollte die IMDb sowieso nie zu ernst nehmen. Ich bin kürzlich über einen Fassungseintrag gestolpert, wo ein User das 1:1,78-Bildformat einer TV-Ausstrahlung als falsch und das von mir in der IMDb nach anhand anderer Fakten vollzogener Schätzung eingetragene 1:1,85 (über das es sonst keine Auskunft im Internet gab) als richtig angegeben hat.  :icon_mrgreen:


Uninteressant fand ich Hednings Kritik keinesfalls - nur dachte ich mir dabei so (und wenn das jetzt von oben herab klingt entschuldige ich mich dafür): "Vor, 3, 4 Jahren hätte ich das auch schreiben können". Soll heißen: Ich darf mir hier vielleicht gar kein Urteil anmaßen, weil für mich der Begriff "Unterhaltung" bei der Filmrezeption so inzwischen nicht mehr existiert, bzw. eine völlig eigene Definition hat. Nun ist Hedning alles andere als ein typischer Unterhaltungsfilmgucker und z. B. auch einer der wenigen, der Argento-Filme mit offenen Augen zu sehen scheint ( ;), nur spricht für mich aus dieser Kritik irgendwie schon der anspruchsvolle, aber enttäuschte Horror-Fan. Man könnte auch sagen: Die Kritik ist ehrlich, weil das negative Urteil aus Unverständnis resultiert zudem er sich im Text ja eigentlich bekennt, weil er viele Dingen schlicht als "sinnlos" bezeichnet. Diese unverstandenen Dinge als "Unzulänglichkeiten" zu bezeichnen ist aber dann diese Unmöglichkeit. Den faktisch guten Film gibt es nicht, darüber müssen wir wohl kaum eine Grundsatzdiskussion beginnen. EXKURS ANFANG Ich bewerte öfter Filme gar nicht erst und äußere mich auch nicht über sie, weil ich das Gefühl habe, sie nicht verstanden zu haben. Erst vor kurzem habe ich zwei Filme gesehen, zu denen ich mir kein Urteil bilden konnte, bei denen ich mir darüber nicht im klaren war, was "das ganze eigentlich sollte": SZAMANKA von dem von mir ansonsten sehr verehrten (und in der Regel erschlossenen) Andrzej Zulawski und TAXIDERMIA. Und? Ich habe sie nicht bewertet und obwohl mich vieles an diesen Filmen, das mir unerklärlich war, abgestoßen hat und auch gegen meine Erwartungshaltung / Hoffnung verstieß, würde ich mir nicht erlauben, auch nur ein schlechtes Wort über diese beiden Filme zu sagen. Was für einen Grund könnte ich aufführen? "Ekel-Provokation ohne Grund!" (auf diese beiden bezogen) Nun, dieses Urteil will ich mir nicht anmaßen (kann es aber natürlich, darf es auch) denn es gibt genügend Indizien dafür, das die Regisseure beider Filme mehr als das im Sinn gehabt haben dürften. Es liegt also an mir, nicht an den Filmen. Wenn ich einen Film schlecht oder mäßig finde, weiß ich stets sehr genau, warum - und nicht sehr genau, was ich mir daran nicht erklären konnte. EXKURS ENDE

Außerdem schätze ich Hedning sonst für eine relativ phantasievolle Rezeption, die viele Möglichkeiten zulässt. Was aber im DON'T LOOK NOW-Text teilweise zu finden ist, bleibt für meine Begriffe einfach zu kurzsichtig und eindimensional (ich sehe schon, ich verscherze es mir mit ihm gerade):

ZitatDas Gruseldrama, das ein Ehepaar auf Besuch in Venedig die Konfrontation mit dem zurückliegenden Tod seiner Tochter erleben lässt, holpert wie ein überladener Karren die Wege seiner vielversprechenden Handlung entlang und irritiert unter anderem mit teils banalen Blicken auf den Ehealltag seiner Protagonisten.

ZitatDiese Sequenzen sind nicht zuletzt deshalb so stark, weil sie ohne die in diesem Film oft banalen Dialoge ausgekommen.

ZitatMit diesem leicht widerlichen Hypernaturalismus setzt sich Roeg vom Horrorgenre mit seinen stilisierten und auf funktionale Elemente reduzierten Figuren ab, jedoch ohne irgendwo anders anzukommen.

ZitatFragwürdig scheint mir auch der Ruhm der recht freizügigen Liebesszene, die im Schnittwechsel mit dem morgendlichen Anziehen und Zurechtmachen des Ehepaars kombiniert ist. Außer, dass Roeg keine standardisierte Erotikszene drehen wollte, sagt mir das wenig. Hier gleitet die ansonsten teils wirklich hochklassige Filmmusik Donaggios auch leider zu einem eher belanglosen Softerotik-Gedudel herab.

ZitatEbenfalls horror-untypisch erscheint das recht hohe Tempo der Schnitte und Szenenwechsel, das den Film kennzeichnet. Das atmosphärische Potential der Stadt Venedig kann sich bei diesem hastigen Vorwärtsgang kaum entfalten.

ZitatIhre unbeherrschte Mimik fällt vor allem dann auf, als sie schwarzgekleidet von einer trauerumflorten Gondel steigt und dabei offenbar Mühe hat, ein Grinsen zu unterdrücken. Donald Sutherlands Mimik wirkt, teils sicher aufgrund seiner ungewöhnlichen Gesichtszüge, in emotional intensiven Momenten auch beinahe eher komisch als tragisch.

ZitatSchlecht dargestellt ist besonders die Reaktion von Laura alias Julie Christie in diesem Moment. Sie geht unaufmerksam-gelassen am Fenster vorbei, sieht, was draußen passiert und bricht in Sekundenbruchteilen in irres Gekreische aus, was völlig unglaubwürdig ist, da ein Mensch mit durchschnittlichem Auffassungsvermögen erst einmal eine Weile brauchen würde, um den sich draußen abspielenden Vorgang zu erfassen.

???

und zuguterletzt das:

ZitatIm ganzen sehe ich die Unzulänglichkeiten (auch wenn es originelle Unzulänglichkeiten sind) bei diesem Film deutlich im Übergewicht.

Was ist eine Unzulänglichkeit? Richtig, die Spur eines Dilettanten. Und ein Dilettant ist Nicholas Roeg ganz sicher nicht. Von einer Unzulänglichkeit, also etwas faktisch misslungenem, zu sprechen, ist mindestens ebenso stur und geschmacksfaschistisch wie mein Angriff auf dieses Review gerade - das ich deswegen nicht bereichernd finde, weil sich mir auf den Film keine neue, interessante Perspektive auftut sondern nur ein völlig perplexes "Was zum Teufel soll das?". Der Film legt sich selbst nicht fest, was genau er ist. Gerade das macht ihn offen und faszinierend. Der mit angeblich so "banalen" Mitteln erzeugte Realismus ist wirklich pseudo - er soll die stilisierten Figuren aber auch gar nicht erden, genauso wenig wie er für den Zugang zu ihnen und zu dem filmischen Gesamtkonzept nicht wichtig wäre. Der Film spielt, ist aber in seiner Gesamtheit spirituell. Der Film ist sovieles gleichzeitig, hat soviele verschiedene Ansätze, von denen zwar nicht alle vollendet werden, deren alleinige, unaufdringliche Präsenz schon großartig ist. Er ist eine der intelligentesten metaphorischen Reflexionen über weibliche Emanzipation, er spielt sehr subtil mit der filmischen Wahrnehmung von Off- und On-Screen des Zuschauers, er verwirrt den Zuschauer auch ganz bewusst im Handlungsverlauf, um seinen Kopf frei zu machen für neues, der Film ist einfach... viel zu erhaben als dass ich eine so vorschnelle, plakative Verurteilung mit solchen Anti-Argumenten stehen lassen könnte.  :eek:

Hedning, du hast trotzdem einen guten Geschmack und eine interessante Rezeption. Ich verstehe dich nur hier einfach nicht.  :icon_redface:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 14 September 2008, 23:02:42
Jetzt ist die erwartete Standpauke ja doch noch über mich hereingebrochen. McKenzie, wenn du schreibst, dass der Film so viele Ansätze habe, von denen einige nicht vollendet werden, bestätigst du in einer gewissen Weise, was mir an dem Film nicht gefällt und was ich als Überladenheit bezeichnet habe. Außerdem unterliegst du einem Irrtum, wenn du schreibst, dass ich mit dem Gebrauch des Wortes "Unzulänglichkeiten" Roeg zum Dilettanten erkläre bzw. dass das ausgesprochene Empfinden von Unzulänglichkeiten mit dem Vorwurf des Dilettantismus identisch sei. Meine von dir lediglich mit Fragezeichen kommentierten Beanstandungen an dem Film geben schlicht und einfach "Kommunikationsstörungen" zwischen dem Film und mir wieder, die ich mich trotzdem nicht scheue auszusprechen, anstelle mich in die Legion der Zuschauer einzureihen, die v. a. eine Atmosphäre loben, die für mein Empfinden nicht vorhanden ist und die ich in anderen Filmen finde, die ich mir dann auch zu nennen erlaubte, ohne sie zum Maßstab für "Guck jetzt bloß nicht hin" zu erheben. Ich sehe den Film zudem nicht (oder wenigstens nicht nur) als enttäuschter Horrorfan, insofern ich, wie ich oben schreibe, schon sehe, dass da Gegenakzente - und die bestehen eben unter anderem in den genannten Naturalismen (ich überlege gerade, ob ich - nur um dich zu ärgern - eine Wolke9-Kritik schreiben soll, wenn ich den mal sehen sollte) - vorhanden sind, die für meine Rezeption aber leider nicht fruchtbar sind.

Zudem finde ich nicht, dass man diese Sicht auf den Film eher als "nicht verstanden" bezeichnen könnte als ein diffuses Wahrnehmen von Vielschichtigkeit und Atmosphäre, wie man es einigen Kritiken entnehmen kann (für die Züge, die du dem Film attestierst, würde ich mir eine ausführlichere und detaillierter am Film belegte Darstellung wünschen). Ich glaube sowieso nicht, dass man bei der Wahrnehmung eines Films eine Dualität von "verstanden" und "nicht verstanden" anwenden kann, das ist eher eine Art Totschlagsrhetorik.

Zu Vince:
ZitatIch könnte da natürlich auch wieder gegenargumentieren - etwa, dass ich Giallo-Parallelen zwar sehe, die Unterschiede zu ihnen aber nicht als schlechte Kopie betrachten würde

Das war nun wirklich nicht so von mir gemeint, aber ich denke, das ist auch klar, oder? Ich habe die Gialli lediglich genannt, um zu zeigen, welche Filme mir bei den Stichworten einfallen, mit denen die Trauergondeln gängigerweise gelobt werden.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: McKenzie am 15 September 2008, 00:46:24
Zitat von: Hedning am 14 September 2008, 23:02:42
Ich glaube sowieso nicht, dass man bei der Wahrnehmung eines Films eine Dualität von "verstanden" und "nicht verstanden" anwenden kann, das ist eher eine Art Totschlagsrhetorik.

Dem stimme ich zu und daher muss ich wohl zugeben, das mein letztes Posting vielleicht ein klein wenig asozial war.

Aber anscheinend hast du meine regelmäßigen Ausbrüche hier schon lang genug mitverfolgt und beurteilt, um nicht mit einem ebensolchen Ausbruch zu reagieren.  ;)
Ich komme auf dein Posting noch zurück.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 15 September 2008, 01:26:58
Zitat von: McKenzie am 15 September 2008, 00:46:24
Zitat von: Hedning am 14 September 2008, 23:02:42
Ich glaube sowieso nicht, dass man bei der Wahrnehmung eines Films eine Dualität von "verstanden" und "nicht verstanden" anwenden kann, das ist eher eine Art Totschlagsrhetorik.

Dem stimme ich zu und daher muss ich wohl zugeben, das mein letztes Posting vielleicht ein klein wenig asozial war.

Ich hab's nicht so empfunden - ich weiß ja, dass du es eigentlich gut mit mir meinst :icon_mrgreen:

________________________________

Ich habe mir übrigens nach einer kleinen Pause wieder mal was abgerungen:
http://www.ofdb.de/review/35629,317374,Im-Schatten-des-Shogun
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Vince am 15 September 2008, 11:56:46
Zitat von: Hedning am 14 September 2008, 23:02:42
Das war nun wirklich nicht so von mir gemeint, aber ich denke, das ist auch klar, oder? Ich habe die Gialli lediglich genannt, um zu zeigen, welche Filme mir bei den Stichworten einfallen, mit denen die Trauergondeln gängigerweise gelobt werden.

Jau keine Sorge, ist schon klar. ;)
Den Rest deines Postings möchte ich unterstreichen. Das war ausschlaggebend dafür, dass ich deine Kritik trotzdem mögen konnte.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: filmimperator am 22 September 2008, 13:02:48
Nun habe auch ich gestern durch Zufall "Wenn die Gondeln..." gesehen und muss dir zumindest bedingt zustimmen: Mit einem Meisterwerk haben wir es hier nicht zu tun, auch wenn dafür zweifelsohne viel Potenzial vorhanden war - insbesondere, was die in sich stimmige Auflösung und den letzten Teil um das Irren quer durch Venedig (was du in deiner Kritik ja auch als sehr stimmungsvoll herausstelltest) angeht. Zu einer konkreten Formulierung in deiner Kritik:

ZitatFragwürdig scheint mir auch der Ruhm der recht freizügigen Liebesszene, die im Schnittwechsel mit dem morgendlichen Anziehen und Zurechtmachen des Ehepaars kombiniert ist. Außer, dass Roeg keine standardisierte Erotikszene drehen wollte, sagt mir das wenig.
Kann ich nur zustimmen :respekt:
Im Booklet zur Kinowelt-DVD steht indes folgendes:
ZitatDas Ineinandermontieren von Vorspiel, Liebesakt und des anschließende Ankleidens blockiert einerseits den filmischen Voyeurismus der Zuschauer und etabliert Sex gleichzeitig als einen elementaren und alltäglich Bestandteil einer harmonischen Beziehung. Eine filmisch sowie für die damalige Zeit gesellschaftlich revolutionäre Sequenz.

Der letzte Satz trifft dabei das Problem dieser Sequenz im Kern: Heute kann man diese kolportierte Virtuosität nicht mehr wirklich nachempfinden und in Sachen Beziehungs-Alltag (dessen Szenen Roeg nicht müde wird zu zeigen) wirkt heute eher banal und nichtssagend. Ich für meinen Teil empfand den Film gerade durch seinen eigensinnigen Genre-Spagat zwischen Melodram, Mystery, Psychothriller und - ich glaube, da dürften mir Einige widersprechen - pseudo-dokumentarischer Beziehungs-Zustandsbeschreibung sehr unausgegoren; ein Eindruck, welcher durch den mal unvermittelten, mal abgehackten Filmschnitt noch verstärkt wurde.

Bei meiner Rezeption (6/10 Punkte habe ich gegeben) überwiegt dann allerdings die Klasse der Auflösung, in welcher dann durchaus auch einige zuvor als banal eingestufte Sequenzen ihren Sinn offenbaren (nicht umsonst ja auch der Zusammenschnitt bei Donald Sutherlands Sterbe-Szene). Bis dahin schleppt sich aber ein mehr oder minder originell inszenierter Film, der eben nicht weiß, was er sein will und beliebig zwischen den Genres hin- und herwandert. (Hier ist mir noch eine Szene beim Komissar gegen Ende in Erinnerung geblieben, als Julie Christie ein Foto gereicht bekommt: Die Musik schlägt von einem Moment auf dem nächsten von gruselig-spannend um auf romantisch-verspielt, um dann gleich wieder umzuschlagen.)


Nachtrag:
Zitat von: McKenzie am 13 September 2008, 02:15:06
Er ist eine der intelligentesten metaphorischen Reflexionen über weibliche Emanzipation, er spielt sehr subtil mit der filmischen Wahrnehmung von Off- und On-Screen des Zuschauers (...)

:icon_eek:  Ähm... ja... :00000109:

Zitat von: Hedning am 14 September 2008, 23:02:42
(für die Züge, die du dem Film attestierst, würde ich mir eine ausführlichere und detaillierter am Film belegte Darstellung wünschen)

Ja, auch ich wäre darauf mal gespannt...   
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 September 2008, 15:14:15
Das Zitat aus dem Kinowelt-Booklet ist eigentlich ganz treffend. Dass da der gewohnt voyeuristische Blick auf eine stilisierte Erotikszene gebrochen werden soll, ist ja offensichtlich. Ob es Anfang der 70er in Westeuropa noch so revolutionär war, "Sex [...] als elementaren und alltäglichen Bestandteil einer harmonischen Beziehung" darzustellen, möchte ich aber mal gelinde bezweifeln.

Was du ansonsten schreibst, entspricht auch meinen Eindrücken.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 29 September 2008, 18:37:19
Aufgrund meines Interesses für das Thema für meine Verhältnisse ziemlich lang: Stellungnahme zu Uli Edels Nibelungenfilm bzw. seinem Versuch eines solchen.

http://www.ofdb.de/review/64109,320540,Die-Nibelungen
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Chili Palmer am 30 September 2008, 13:42:37

Auch wenn ich persönlich diesen klassikerverfremdenden Spektakeln einiges durchgehen lasse:

Genau so ein Review hat diese Produktion verdient.

Sehr gut gefielen mir vor allem die Herausarbeitung der Zeitgeist-Zugeständnisse, der flapsigen Synchro, und der irritierenden religiösen Einwürfe, auch weil man gerade bei letzteren wieder merkt, dass dies ein Feld ist, dass du mit großem Nachdruck "beackerst". Für mich der beste Text zu diesem Film in der OFDb.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 30 September 2008, 15:11:42
Sehr nett von dir. Ich hoffe, dass ich auch mal Zeit finden werde, was zu Langs Nibelungen zu schreiben.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 20 Oktober 2008, 04:35:19
Ich will den Thread nicht für jede neue Kritik hochholen, aber jetzt mache ich es doch mal, da ich in nächster Zeit meine Besessenheit namens "Giallo"  :love: in Form von Rezensionen aufarbeiten will (Verrisse wird es da übrigens kaum geben)... der Anfang ist gemacht, mit diesen beiden Filmen:

http://www.ofdb.de/review/424,322701,Rosso---Die-Farbe-des-Todes
http://www.ofdb.de/review/28598,323401,The-Girl-Who-Knew-Too-Much

Das wird jetzt erst mal einige Zeit lang so weitergehen :algoschaf:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: McKenzie am 20 Oktober 2008, 16:48:19
Zitat von: Hedning am 20 Oktober 2008, 04:35:19
Das wird jetzt erst mal einige Zeit lang so weitergehen :algoschaf:

Nur zu, the more, the better.  :icon_mrgreen: Wenn du schon dabei bist, es gibt da einen Regisseur namens Duccio Tessari, der ist in der OFDb Review-technisch bisher chronisch unterrepräsentiert ob zwei absoluten Meisterwerken des Subgenres, den könntest du dann auch mal observieren (sofern du die Filme gut findest  :icon_lol:).
Beachtlich, dass du dich an "Profondo Rosso" gewagt hast, ich hätte das nie getan, viel zu einschüchternd  :eek:. Ich werde mir diesen beachtlich langen Text noch vornehmen und, je nachdem wie er meinem Gutdünken  :icon_twisted: ;) entspricht, hier reflektieren (wenn von mir nichts kommt ist er nach mir entweder völlig okay oder total daneben  :icon_mrgreen:).
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Vinyard Vaughn am 20 Oktober 2008, 16:52:17
*Klugscheißmodus ein*

Zitat von: McKenzie (Peter Maffay) am 20 Oktober 2008, 16:48:19
Nur zu, the more, the better.  :icon_mrgreen:

korrekt heißt es "the more, the merrier" ^^

*Klugscheißmodus aus*

@Adalmar: sehr schöne Reviews, besonders das zu "La ragazza che sapeva troppo" hat mich sofort dazu angestiftet, mir eine DVD zuzulegen. (Jaja McKenzie, ich weiß du hast ihn mir schon vor langem empfohlen, hör auf zu meckern  :icon_lol:).
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 20 Oktober 2008, 17:05:51
Tessari steht auf meiner Sehliste relativ weit oben, der "Mann ohne Gedächtnis" wartet schon im Regal und bald gibt es zu "Das Messer" ja eine (hoffentlich ungekürzte - die spanische DVD hätte ich mir sonst vielleicht schon zugelegt) Veröffentlichung von "Eyecatcher" oder so.

Zitatwenn von mir nichts kommt ist er nach mir entweder völlig okay oder total daneben

Das würde ich dann aber doch ganz gerne wissen...

Die Rosso-Kritik geht trotz ihrer für mich relativ ungewöhnlichen Länge leider nicht auf alles besprechenswerte an dem Film ein, sondern in erster Linie auf Beobachtungen, die mir besonders wichtig sind. Ich könnte mir vorstellen, dass du das eine oder andere vermissen könntest. Es soll ja auch keine abschließende Beschäftigung mit dem Film sein, nur die bisherigen Kritiken mit den Verweisen auf "die für Argento typischen Drehbuchschwächen" usw. sollten nicht unbedingt so für sich stehenbleiben.


Zitat von: Vinyard Vaughn (Tentakel-Rap0r) am 20 Oktober 2008, 16:52:17@Adalmar: sehr schöne Reviews, besonders das zu "La ragazza che sapeva troppo" hat mich sofort dazu angestiftet, mir eine DVD zuzulegen.

Das freut mich sehr! Leider ist der Film wirklich nicht so bekannt, wie er es verdient hätte.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 21 Oktober 2008, 07:51:57
Zitat von: Hedning am 20 Oktober 2008, 04:35:19
Das wird jetzt erst mal einige Zeit lang so weitergehen :algoschaf:

Kannst du bitte schön viele Verrisse schreiben? Ich hab eh schon so viel auf der Liste, da bin ich froh über alles was raus fliegen kann.  :king:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 21 Oktober 2008, 13:16:23
D. h. du hast viele Gialli auf der Liste? Warum sollte da was rausfliegen? ;) Verrisse sind von mir eher in anderen Filmlandschaften zu erwarten. Wie an anderer Stelle gesagt mag ich z. B. "Torso" nicht besonders, aber da bin ich ja auf Widerspruch gestoßen... Natürlich gewähre ich gern Auswahlhilfe :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: McKenzie am 21 Oktober 2008, 13:43:02
Es gibt ja auch kaum WIRKLICH schlechte Gialli, der schlechteste, der mir gerade einfällt, ist NON HO SONNO, das ist wirklich eine Gurke vor dem Herrn (wenn aufgrund seines interessanten Regisseurs nicht gänzlich uninteressant). Ich habe vielleicht noch ein, zwei wirklich misslungene, ältere Vertreter gesehen deren Titel mir gerade nicht einfallen. Unter vielen, vielen, die ich gesehen habe.

EDIT: DER BANDIT MIT DEN SCHWARZBLAUEN AUGEN geht bei mir noch als Giallo durch und ist trotz Franco Nero wirklich äußerst dürftig, das wäre dann so ein Beispiel.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 21 Oktober 2008, 14:31:49
Zitat von: Hedning am 21 Oktober 2008, 13:16:23
D. h. du hast viele Gialli auf der Liste? Warum sollte da was rausfliegen? ;)

Weil mir das gerade mehr hilft, als wenn du noch mehr Filme ausgraben solltest, die ich mir auch noch kaufen müßte.  :king:

Also ganz grün bin ich im Genre jetzt nicht, wobei ich es irgendwie geschafft habe, neben gemeingültigen Klassikern wie Blutige Seide schon Der Schwanz des Skorpions (Allein das Flugzeug war doch sehenswert!?) und Die Nacht der langen Messer (unrasierte Gynekologie) gesehen zu haben, aber sowas wie Profondo Rosso seit Jahren ungeguckt im Schrank zu horten. Ich bin aber auch teils einfach ein Chaot, der alles Mögliche durcheinander guckt. Vielleicht schaffst du es mit deiner Reihe ja jetzt nicht nur mein Interesse etwas mehr zurück aufs Genre zu lenken, sondern dieses Chaos auch etwas zu strukturieren. Gerne auch mit viel Musikreferenzen, ich steh total auf Ortolani, Morricone, Nicolai und Goblin. :icon_smile:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 21 Oktober 2008, 15:27:46
Klar, die Musik werde ich aufgrund ähnlicher Vorlieben zumindest immer kurz ansprechen. Ich höre zur Zeit sogar beim Radfahren gerne Morricone/Edda dell'Orso und Cipriani ;)

Die Nacht der blanken/langen Messer ist natürlich vor allem als Schmuddelklamotte genießbar (der haarige Nino Castelnuovo vermag die Distanz zum Bildschirm schon mal spontan zu vergrößern) und zeigt im Kontrast zu Bava und teilw. Martino, wie groß die ästhetische Spannweite dieser Filme ist...

Profondo Rosso ungesehen im Schrank ist selbstverständlich ein untragbarer Zustand.

McKenzie, ich glaube, du würdest Non ho sonno nicht so schlecht finden, wenn er von einem anderen Regisseur wäre (ich gehe natürlich davon aus, dass du dem widersprechen wirst). Der Bandit mit den schwarzblauen Augen sagte mir vorher leider gar nichts :icon_redface: Was das quantitative Ausmaß der gesehenen Filme angeht, kann ich dir wohl nicht das Wasser reichen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 21 Oktober 2008, 17:05:26
Ich höre Soundtracks meistens beim Lesen und da ich momentan mit Old Shatterhand und Sans-Ear zum Rio Pecos reite, bieten sich natürlich entsprechende Westernklänge an. Daß ich aber den Profondo Rosso Score komplett mitpfeifen und mittrommeln kann, macht die Ausredensituation auch nicht besser.  :icon_redface:
Simonettis Neuauflage mit Daemonia hat auch was. http://www.myspace.com/daemonia
Ich schiebs auf Laser Paradise, in die Scheibe hab ich mal reingelinst und sie wieder rausgenommen. Eine Alternative habe ich erst vor *hust* einigen Monaten besorgt. Ich sollte das Ding gucken...  :wallbash:

Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Adam Kesher am 21 Oktober 2008, 23:26:37
Ein großes Lob zu deiner Rosso-Besprechung, die zu lesen eine reine Freude war: eine umfängliche, sehr ergiebige Aufstellung von klugen Beobachtungen, anregenden Interpretationen und wohltuenden Sympathiebekundungen, sprachlich zumeist auf allerhöchstem Niveau (bis auf das etwas unglückliche Fragment ,,was hier auch daran erkennbar wird, wie traumhaft das ganze abläuft"). Allenfalls auf die Abrechnung mit gängigen Vorurteilen, die du im ersten Absatz vorausschickst, hätte ich verzichten können, denn deine scharfsinnigen Schlussfolgerungen und deine ansteckende Begeisterung lassen die Einwände der Verteufeler ohnehin läppisch erscheinen.

Bitte mehr davon!
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 Oktober 2008, 16:34:54
Du bist zu gütig zu mir ;) Die beanstandete Formulierung habe ich geändert, danke für den Hinweis. Den ersten Absatz lasse ich aber doch lieber stehen, damit auch jeder weiß, wo der Hase langläuft :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 22 November 2008, 09:06:01
Ich hätte dir gern schon eher bzgl. Profondo Rosso geschrieben, jedoch war mein Mainboard dagegen und verweigerte den Dienst. Nun nehme ich mir nochmal etwas Zeit, um auf deine Kritik einzugehen. Darüber, daß an dem Film etwas sein muß, war ich mir ja quasi schon blind im Klaren. Ich muß aber dazufügen, daß ich, als ich den Film dann kurz auf unsere Konversation hin ansah, nicht nur einmal betrachtete, sondern direkt ein zweites Mal anschließen mußte, was mir als konsumfreudigen Filmfreund nicht oft passiert. Das lag zum einen an der schier atemberaubenden Optik im Zusammenspiel mit der Musik (wobei mir die Dialoge dabei nur sekundär wichtig waren), zum anderen an der, wie sich herausstellte, unwürdigen deutschen Synchro, die den "Anfall" des Mediums so ersthaft wirken läßt, wie Nosferatu über einen auf 24 Frames eingestellten Projektor.
Interessant ist, wie du trotz offensichtlicher Begeisterung doch so stellenweise nüchtern über den Film zu berichten weißt. Der Objektivität kommt dies zu Gute. Allerdings forderst du im Gegenzug dem Leser ein gewisses Maß an Vorbildung ab, wie es Argento aber sicherlich auch von seinem Zuschauer verlangt, um das Kunstwerk in seiner Gänze genießen zu können. Auf die Verwendung der italienischen Titel hatte ich dich ja bereits einmal angesprochen, wenngleich sich deren Verwendung hier in Grenzen hält. Schade finde ich, daß du ein wesentliches Detail, nämlich den Bezug zu Gemälden, hier stark vernachlässigst. Neben dem offensichtlichen Bezug zu Edward Hoppers Nighthawks steigern ja insbesondere die oftmals starren Statisten die surreale Wirkung des Films und erzeugen im Zusammenspiel mit bzw. entgegen der stets agilen Kamera, die neugierig auch kleinste Details analysiert und Blicke aus der Perspektive des Mörders zuläßt diesen einzigartigen Trip, der den Gang auf dem Watteboden eines Traumes spürbar macht.
Auch mich irritierten übrigens die Szenen zwischen Mark und Gianna. Unter anderem dort wird der Film durch eine gewisse Sperrigkeit für mich noch von einem absoluten Meisterwerk entfernt, ich räume mir aber noch ein, vielleicht später einmal von 9/10 auf die volle Punktzahl zu erhöhen. Da ein Suspiria abgesehen von leichten Schwächen im Sinne eines perfekten Horrorfilms aber auf mich technisch abgerundeter wirkt, fällt es mir momentan schwer.
Deine Hinweise bezüglich der Gewalt in Argentos Film sind vermutlich ähnlich zaghaft, wie ich es darstellen könnte. Psychologisch gesehen gibt es da sicherlich einiges, was man noch aufarbeiten könnte, was zwar auf den klassischen Giallo und Einflüsse wie Hitchcock (Psycho) generell zutreffen würde, im Sinne Argentos aber ob seiner leidenschaftlichen Hingebung nicht außer Acht gelassen werden kann. Er selber äußerte sich ja oft in Interviews zu psychologischen Prinzipien und eigenen Komplexen.
Da du Blow Up ja schon erwähnst, würde ich abschließend gerne noch nach einer Abhandlung zum Thema Blow Out von dir verlangen. Das würde mich insbesondere auch im Bezug auf Profondo Rosso interessieren.  :icon_smile:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 23 November 2008, 13:18:25
Danke für deinen Kommentar. Das mit der Synchro stimmt, der Ausbruch der Hellseherin wirkt in der DF ein bisschen albern, im Italienischen erschaudert man dagegen schon ein wenig, wenn sie "Ho paura! Ho paura!" ("ich habe Angst") schreit. Was den Bezug zu Gemälden wie z. B. "Nighthawks" angeht, da hätte ich eigentlich nur von anderen abschreiben können. Zu den Gewaltszenen habe ich wohl u. a. deshalb nicht so viel geschrieben, da diese ohnehin bei vielen Argento-Zuschauern (auch bei mir anfänglich) etwas zu sehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Zum Thema Psychologie bei Argento gibt es sicher noch viel zu sagen, wo ich mich allerdings mangels von Fachkenntnissen nicht breiter auslassen möchte. Der amerikanische (?) Autor Michael Mackenzie verweist in einem Audiokommentar zu Rosso des öfteren auf die Psychoanalyse nach C. G. Jung, davon habe ich leider so gut wie keine Ahnung. Blow Out von De Palma kenne ich ehrlich gesagt gar nicht, obwohl ich den Regisseur weitgehend schätze. Den Film besorge ich mir aber mal.

Ich hätte gern Verlinkungen zu den italienischen Titeln hinzugefügt, aber jedesmal, wenn ich WYSWBWYGITFTWOYCOC zu aktivieren versuche, stürzt mein Rechner ab  :icon_evil:

P.S. Wen's interessiert:
http://www.ofdb.de/review/11633,325484,Das-Gesicht-im-Dunkeln (zu "A doppia faccia" von Riccardo Freda)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 23 November 2008, 14:24:16
Zitat von: Hedning am 23 November 2008, 13:18:25
Danke für deinen Kommentar.
Gern. So ein Austausch kann manchmal ja direkt fruchtbar sein, auch in Bezug auf die Entwicklung eigener Gedanken.

Zitat von: Hedning am 23 November 2008, 13:18:25
Was den Bezug zu Gemälden wie z. B. "Nighthawks" angeht, da hätte ich eigentlich nur von anderen abschreiben können.
Ich im Ansatz auch. Auf manche Dinge muß man auch mal gestoßen werden. Das Bild selber läßt sich ja auf Wikipedia einsehen, wo auch weitere kulturelle Bezüge angerissen werden. Viel interessanter finde ich dann auch, hier den Gedanken bezüglich der Stilmittel weiter zu denken.

Zitat von: Hedning am 23 November 2008, 13:18:25
Zu den Gewaltszenen habe ich wohl u. a. deshalb nicht so viel geschrieben, da diese ohnehin bei vielen Argento-Zuschauern (auch bei mir anfänglich) etwas zu sehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Zum Thema Psychologie bei Argento gibt es sicher noch viel zu sagen, wo ich mich allerdings mangels von Fachkenntnissen nicht breiter auslassen möchte. Der amerikanische (?) Autor Michael Mackenzie verweist in einem Audiokommentar zu Rosso des öfteren auf die Psychoanalyse nach C. G. Jung, davon habe ich leider so gut wie keine Ahnung.

Ich glaube im Bonusmaterial zu Suspiria von Dragon war ein Interview enthalten, wo Argento selbst Kunst und Psychologie hauptsächlich im Bezug auf The Stendhal Syndrome erläutert. Mein Problem dabei ist, daß mich Psychologie an sich noch interessiert, Gemälde aber eigentlich bisher nicht so sehr. Ich finde es aber aus filmischer Sicht wieder interessant, wie tief einen die Kunst über diese Formen der Fusion seine Zuschauer langfristig vielleicht doch in seinen Bann ziehen kann.

Daß du die Gewaltszenen nicht aus psychologischer Sicht analysieren möchtest, finde ich abgesehen davon, daß man sie ja nicht zensorisch abstreiten kann, auch nicht schlimm. Im Gegenteil finde ich deine Grundhaltung hier lobenswert, die ja trotzdem zuläßt, unter eingleisigen Betrachtern hervorzustechen. In dieser Gesellschaft ist die Wahrscheinlichkeit natürlich auch größer, daß zu detaillierte Besprechungen als Perle vor der Sau untergehen könnten. Laß dir aber gesagt sein, wenn du etwas in dieser Richtung geschrieben hättest, ich hätte es gern gelesen. Ich bin nun nämlich doch etwas neugierig auf diesen Audiokommentar.

Zitat von: Hedning am 23 November 2008, 13:18:25
Blow Out von De Palma kenne ich ehrlich gesagt gar nicht, obwohl ich den Regisseur weitgehend schätze. Den Film besorge ich mir aber mal.

Ich bin wirklich gespannt auf dein Fazit.  :icon_smile:

Zitat von: Hedning am 23 November 2008, 13:18:25
Ich hätte gern Verlinkungen zu den italienischen Titeln hinzugefügt, aber jedesmal, wenn ich WYSWBWYGITFTWOYCOC zu aktivieren versuche, stürzt mein Rechner ab  :icon_evil:

Oh. Bei mir geht es. Alternativ könntest du <a href="http://www.domain.de" target="_blank">Linktitel</a> schreiben, aber das ist etwas mehr als kurz klicken, muß natürlich nicht unbedingt sein.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 23 November 2008, 14:38:48
Zitat von: Senfdazu am 23 November 2008, 14:24:16Ich bin nun nämlich doch etwas neugierig auf diesen Audiokommentar.

Den findest du übrigens hier:
http://whiggles.landofwhimsy.com/writings/commentaries.html
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 23 November 2008, 15:11:12
Cool, danke! Werde ich mir so bald wie möglich reinpfeifen. Ich dachte, das wäre auf einer DVD. Sowas habe ich bisher noch nie gefunden. Eine interessante Variante.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 23 März 2009, 17:59:19
Neu hinzugekommen u.a.:

http://www.ofdb.de/review/5265,351271,Kalter-Hauch
http://www.ofdb.de/review/39029,351546,Der-Killer-von-Wien
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Adam Kesher am 26 März 2009, 01:01:06
Prima, da hast du zwei kleine, feine Favoriten von mir herausgegriffen und mit ansprechenden Texten bedacht, die ihre Interpretationslinien zwar nicht so sehr zu einer umfassenden Analyse zusammenziehen, wie es etwa deine Rosso-Besprechung tut, aber sich dennoch keineswegs nur damit begnügen, filmemacherische Vorzüge zu benennen, sondern auch auf interessante Weise über mögliche Bedeutungen und geheime Botschaften nachdenken. Eine gelungene Mischung, die neugierig auf die Filme macht und die Besprechungen gewissermaßen zu Dialogpartnern für die eigenen Gedanken zu den Filmen werden lässt. Gerne gelesen und gerne mehr davon!
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 26 März 2009, 12:45:05
Danke fürs Lesen. Ja, hätte hier oder da noch etwas ausführlicher sein können, mir fehlt es momentan ein bisschen an Zeit. Bei der lasterhaften Frau Wardh hätte man noch auf die Mordszenen, das Ende u.ä. eingehen können. Jedenfalls: Die drei 5-Punkte-Rezensionen bei "The Mechanic" konnte ich da einfach nicht mehr länger so stehen lassen  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 24 April 2009, 21:53:26
Wieder mal drei kürzere Texte...

http://www.ofdb.de/review/34512,352146,Sieben-Jungfrauen-f%C3%BCr-den-Teufel
http://www.ofdb.de/review/3112,355700,Das-Schwert
http://www.ofdb.de/review/51048,356012,Murder-In-an-Etruscan-Cemetery
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 26 April 2009, 07:38:12
Wie ich gerade feststelle, hast du auch kürzlich Das Schwert genossen und ich kann dir weitestgehend nur beipflichten. Ein wunderschönes Drama. Widersprechen möchte ich dir allerdings beim deutschen Titel, der sich meines Erachtens auf das Unglücksschwert bezieht und damit korrekt den Singular verwendet. Nebenbei bemerkt, mit den Genres des Filmeintrages muß irgendwas passieren. Das gibt den Film doch nicht wirklich wieder. Eastern/Drama?
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 27 April 2009, 10:50:39
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am 26 April 2009, 07:38:12Widersprechen möchte ich dir allerdings beim deutschen Titel, der sich meines Erachtens auf das Unglücksschwert bezieht und damit korrekt den Singular verwendet.

Kann man natürlich auch so sehen. Letztlich ist es das wichtigere der beiden Schwerter - wobei für die Handlung schon beide konstitutiv sind. Aber das ist auch eher eine Nebensache. Was die Genres angeht, hast du natürlich völlig recht, jetzt, wo ich mir die Angabe noch mal anschaue, sieht das wirklich ziemlich absurd aus: "... Action/Splatter"??
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 19 August 2009, 18:25:09
In den vergangenen Wochen habe ich mich mal wieder dem Giallo gewidmet...

http://www.ofdb.de/review/18142,366697,Blutige-Seide
http://www.ofdb.de/review/2791,368671,Das-Geheimnis-der-schwarzen-Handschuhe
http://www.ofdb.de/review/28531,375652,5-Dolls-for-an-August-Moon
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 19 August 2009, 19:58:04
Ich weiß nicht, ob es mich bei Blutige Seide ärgert, da es mir vermutlich auch passiert wäre, aber ich hab mich eigentlich ja gefreut gehabt. Du jonglierst fröhlich mit den Worten, formst die Bilder zu Buchstaben und dann... ist es dir doch rausgerutscht... der Slasherfilm, wenn auch in Zusammenhang mit einem anderen Film.  :icon_lol:

Die anderen beiden hab ich noch nicht, wobei ich insbesondere den Argento endlich mal ranschaffen muß. Danke für das Memo. :wallbash:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 19 August 2009, 20:18:10
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am 19 August 2009, 19:58:04Ich weiß nicht, ob es mich bei Blutige Seide ärgert, da es mir vermutlich auch passiert wäre, aber ich hab mich eigentlich ja gefreut gehabt. Du jonglierst fröhlich mit den Worten, formst die Bilder zu Buchstaben und dann... ist es dir doch rausgerutscht... der Slasherfilm, wenn auch in Zusammenhang mit einem anderen Film.

Was ist denn daran verkehrt :00000109: Das hat zwar wenig mit Blutige Seide zu tun, aber ich weise hier und da gerne darauf hin, dass vor allem die "Friday 13th"-Reihe erstens ihr inhaltliches Konzept aus einer Teilhandlung von Reazione a catena übernommen hat und zweitens bestimmte Morde (v.a. das erstochene Paar in F13, 2) aus dem Film übernommen sind.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 19 August 2009, 20:22:28
Zitat von: Hedning am 19 August 2009, 20:18:10
Zitat von: Intergalactic Ape-Man am 19 August 2009, 19:58:04Ich weiß nicht, ob es mich bei Blutige Seide ärgert, da es mir vermutlich auch passiert wäre, aber ich hab mich eigentlich ja gefreut gehabt. Du jonglierst fröhlich mit den Worten, formst die Bilder zu Buchstaben und dann... ist es dir doch rausgerutscht... der Slasherfilm, wenn auch in Zusammenhang mit einem anderen Film.

Was ist denn daran verkehrt :00000109: Das hat zwar wenig mit Blutige Seide zu tun, aber ich weise hier und da gerne darauf hin, dass vor allem die "Friday 13th"-Reihe erstens ihr inhaltliches Konzept aus einer Teilhandlung von Reazione a catena übernommen hat und zweitens bestimmte Morde (v.a. das erstochene Paar in F13, 2) aus dem Film übernommen sind.

Das ist überhaupt nicht verkehrt. Du hättest genauso gut mindestens einen weiteren Absatz an die Einflüsse der Bavafilme verschwenden können. Aber es wäre auch erfrischend gewesen, das eben nur anhand deiner Beschreibungen erahnen zu können, ohne das nochmal lesen zu müssen, wie überall sonst. Das fand ich gut, bis du mit der Linie brachst.  :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 19 August 2009, 20:48:50
Na, wie dem auch sei... warum eigentlich nur 6/10 für die blutige Lilie?

Allein die Titelmusik ist doch schon anbetungswürdig...
http://www.youtube.com/watch?v=yQIGjBCUmiI
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 19 August 2009, 21:16:46
Zitat von: Hedning am 19 August 2009, 20:48:50
Allein die Titelmusik ist doch schon anbetungswürdig...
http://www.youtube.com/watch?v=yQIGjBCUmiI

Gegen die Musik sag ich bestimmt nix. Genausowenig gegen die Farbenfreude und das Arrangement der auf gewohnt hohem Niveau agierenden Photographie. Obwohl man aber durchaus eine politische Note aus Gleichgültigkeit und Desinteresse der Figuren wittern könnte, fand ich den Film inhaltlich deprimierend leer. Sicherlich könnte man sich eine tiefgründige Botschaft aus der dargebotenen Dekadenz formen, aber diese erscheint mir zu wenig artikuliert, um eine klare Linie erkennen zu lassen. Vielleicht erschüttert der Humor dabei mein Verständnis für Zynismus. Vor allem hat mich die Story in ihrem Konstrukt stellenweise mehr gelangweilt als interessiert. Die 6 Punkte sind aber im allgemeinen gar nicht schlimm, das ist über dem Durchschnitt. ;)

Wie siehst du ihn denn?
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Schlombie am 20 August 2009, 10:59:19
Ich habe sehr interessiert Dein Review zu "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" gelesen. Wieder einmal hast Du es geschafft den hohen Anspruch an Deine Besprechung mit einem flüssig zu lesenden Stil zu kombinieren, wohl ein Markenzeichen Deiner Texte allgemein.

Es ist schön zu sehen, wie Du anhand spezieller Beispiele Argento-Gegner (mal hart ausgedrückt) entwaffnest und den künstlerichen Gehalt anerkennst und das weit über die Optik hinaus.

Ich weiß nicht ob es an der von mir gesichteten deutschen Fassung lag, aber der Kunsthändler in dieser war sehr deutlich schwul, und in seiner körperlichen Aufdringlichkeit meiner Meinung nach auch alles andere als sympathisch, so wie Du ihn hinstellst. Hier muss ich Dir also widersprechen.

Zudem gebe ich Dir zwar recht, dass Adorfs Szene in gewisser Weise geglückt ist und dass die Verfolgungsjagd mit dem Auftragskiller sehr professionell und dicht erzählt wurde, meiner Meinung nach passen beide Szenen aber nicht in das Gesamtbild des restlichen Streifens, sorgen sogar für einen Bruch im sonst so konstanten Spannungsgehalt. Ein Grund warum ich dem Film nicht die Höchstnote geben konnte.

Es ist halt immer wieder interessant, wie anders die Wahrnehmung zweier Cineasten beim gleichen Film sein kann. Mach auf jeden Fall weiter so!

Gruß
Schlombie
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 20 August 2009, 14:00:26
Vielen Dank für deine netten Worte, Schlombie. Wegen Werner Peters als Kunsthändler: Die deutsche Fassung ist mir gerade nicht präsent, kann aber sein, dass die Figur dort in ihrem Schwul-Sein als Karikatur daherkommt, im Zeitalter der deutschen Schnoddersynchros nichts Ungewöhnliches... die körperliche Aufdringlichkeit finde ich nicht gravierend. Bei Hauptfigur Sam Dalmas meint an allerdings schon ein leichtes Unbehagen zu verspüren, das allerdings eher auf dessen Ressentiments verweisen dürfte. 

@Ape-Man
Was die "Blutige Lilie" angeht, ich habe den Film seit Längerem nicht gesehen, habe ihn aber aus verschiedenen Aspekten wie etwa der Musik oder der Besetzung mit Giallo-Traumpaar Hilton/Fenech und interessanter Kamera-Einstellungen als Vorzeige-Giallo in Erinnerung. Um ausführlicher werden zu können, müsste ich ihn mir noch mal ansehen. Das dürfte früher oder später auch der Fall sein, da ich meine Giallo-Sammlung mehr oder weniger chronologisch mit Rezensionen versehen will.


Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 20 August 2009, 15:01:36
Zitat von: Hedning am 20 August 2009, 14:00:26
@Ape-Man
Was die "Blutige Lilie" angeht, ich habe den Film seit Längerem nicht gesehen, habe ihn aber aus verschiedenen Aspekten wie etwa der Musik oder der Besetzung mit Giallo-Traumpaar Hilton/Fenech und interessanter Kamera-Einstellungen als Vorzeige-Giallo in Erinnerung. Um ausführlicher werden zu können, müsste ich ihn mir noch mal ansehen. Das dürfte früher oder später auch der Fall sein, da ich meine Giallo-Sammlung mehr oder weniger chronologisch mit Rezensionen versehen will.

Klingt eigentlich so, daß wir uns im Wesentlichen über die Pluspunkte einig sind. Wobei so Tricks wie den Dialogpartner im Spiegel zu zeigen natürlich nur schön, aber nicht zwangsläufig innovativ sind. Insgesamt empfand ich den Film auch tatsächlich erhabener als bspw. einen La Morte accarezza a mezzanotte. Die "Blutige Lilie" deshalb unbedingt vorzeigen zu müssen, glaube ich nicht, obwohl meine 6 Punkte wie gesagt über dem Durchschnitt liegen und für mich auch schon den Erwerb einer Kinokarte rechtfertigen könnten. Hilton/Fenech sind natürlich ein ikonisches Pärchen, aber fandest du die Darbietung hier so stark? Ich bin ja mal auf das Review gespannt.  :icon_smile:

Die Ercoli Gialli machst du bestimmt auch noch, oder? Würd mich nämlich doch mal interessieren, ob ich mir die anderen unbedingt noch geben muß.   ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 22 August 2009, 19:29:42
Die Ercolis kommen natürlich auch, zunächst wahrscheinlich erst mal "Le foto proibite di una signora per bene" ("Frauen bis zum Wahnsinn gequält"), der eine sehr ansprechende darstellerische Leistung von Dagmar Lassander zu bieten hat (viel mehr als man einem vermeintlichen[!] "hübschen Giallo-Mäuschen" zunächst zugetraut hätte).

"La morte accarezza a mezzanotte" finde ich insgesamt noch etwas stärker, während mir "La morte cammina con i tacchi alti" bei unbestritten guter Besetzung und interessanter Handlung etwas zu humorig ausgefallen ist.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Adam Kesher am 25 August 2009, 14:01:00
Ich schließe mich den Kollegen an: Die Besprechung zu ,,Blutige Seide" ist wirklich fein geworden. Gerade deine Überlegungen zum Verhältnis von Puppen und Menschen und Bavas künstlerischer Aufarbeitung des Zusammenhangs sind ausgesprochen klug. Auch die Anmerkungen zur Rolle der professionellen Ermittler, die ein System regulieren wollen, das sich ohnehin selbstverwaltet, sind ein echter Treffer ins Schwarze. Auf die Gedanken zur Farbsymbolik reagiere ich zwar etwas verhaltener, weil ich solchen Zusammenhängen grundsätzlich etwas skeptisch gegenüberstehe. Aber da du deine Interpretationen mit einer solch unkategorischen Offenheit formulierst, störe ich mich nicht daran, zumal solche Überlegungen letzten Endes zum Doppelspiel dazugehören, das der Giallo mit dem Publikum treibt: zugleich von reichhaltigen Tiefenkommentaren durchwirkt zu sein und dann wieder Bedeutung zu suggerieren, wo vielleicht nur Schall und Rauch ist.

(Übrigens ist die blutige Lilie natürlich ein ganz und gar erfreulicher Film, der nicht zuletzt dank Gastaldis klugem Drehbuch über jede Oberflächlichkeit erhaben ist.)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 29 August 2009, 19:09:52
Danke für deine wie immer inspirierenden Kommentare. Bzgl. der Farbsymbolik hast du schon recht, das ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Sie ist zwar m.E. eindeutig vorhanden, könnte aber auch anders interpretiert werden als in meiner Rezension.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Schlombie am 25 August 2010, 13:59:09
Ich bin mit schwachen 7/10 Punkten sicherlich nicht als fanatischer Anhänger von [Rec] zu bezeichnen, aber ich finde mit Deinem gnadenlosen Verriss tust Du ihm schon ziemlich unrecht. Von einem sehr spannenden Finale einmal abgesehen (ein sehr subjektiver Punkt, ich weiß), gibt es zwei andere Punkte denen ich Dir spontan widersprechen möchte.

Das 1. ist der Grund des Filmens. Ich gebe Dir recht, dass es ab einem gewissen Zeitpunkt unglaubwürdig wirkt, dass der gute Mann bei all der Gefahr noch weiterfilmt. Man sollte aber auch erwähnen, dass die Situation gegen Ende kippt, da die Kamera dort plötzlich notwendig wird, um über ihre Nachtsichtfunktion überhaupt etwas sehen zu können. Dem Bereich hätten die Regisseure meiner Meinung nach wesentlich länger nachgehen sollen.

Der 2. ist das Schimpfen über mangelnde Individualität! Ich glaube nicht, dass ein Film der sich einer bekannten Thematik widtmet, um sie in (für dieses Subgenre) unbekannter Optik zu präsentieren, großartige eigene Ideen benötigt. Man möchte ja (also ich zumindest) gerne das was einem aus anderen Filmen bekannt ist, nun aus dieser Doku-Perspektive erleben. Da will ich gar keine völlig eigene, neuartige Thematik vorgesetzt bekommen. Immerhin arbeitet [Rec] dafür manch anderen Bereich einfallsreich ab. Da fällt mir als erstes die Blutgruppe in Verbindung mit der Inkubationszeit ein (ich weiß, eine faule Ausrede der Filmemacher als Legitimation für Unlogik - aber doch irgendwie frisch *g).

Dass man sich im Pseudo-Doku-Filmstil nun noch über das ewige Gewackel Luft macht, finde ich unpassend, da es schlichtweg dazugehört. Allerdings habe ich in meiner Review da auch (etwas harmloser) drüber geschimpft, da der Kameramann schließlich professionell fürs Fernsehen arbeitet. Bedenkt man jedoch wie unerfahren die Moderatorin ist, ist der Gedanke auch nicht sehr abwegig, dass es der Kameramann auch ist. Das wäre von meiner Seite aus eher ein Schimpfen unter Vorbehalt.

Kurzum: ich habe den Eindruck, dass Du einfach viel zu streng mit einem Film umgehst, dessen einziges Ziel es wohl war das beliebte Zombiegenre in Pseudo-Doku-Optik zu erzählen.

Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 25 August 2010, 16:38:59
Punkt 1: Was die Nachtsichtfunktion angeht, hast du Recht, mir geht es allerdings um eine längere Phase davor, in der ähnlich wie bei Cloverfield die Weiterfilmerei nicht mehr glaubwürdig erscheint, da die Gefahr für den Kameramann in keinem Verhältnis mehr zum dokumentarischen Interesse steht.

Punkt 2: Letztlich sind wir hier offenbar nicht verschiedener Meinung, nur dass wir das Vorgefundene anders bewerten. Eine aus meiner Sicht verbrauchte Stilistik wird eingesetzt, um eine aus meiner Sicht ebenfalls verbrauchte Thematik darzustellen. Das Ergebnis wirkt auf mich immer noch verbraucht, auch wenn die Kombination noch nicht da war.

Im großen und ganzen hat mir der Film einfach nichts gegeben, wie in der Rezension dargestellt fand ich das Sound-Design total übertrieben und den Schluss, der mit Mühe und Not noch unbedingt eine Erklärung abliefern musste, auch etwas schwach.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Schlombie am 25 August 2010, 16:48:47
Zitat von: Hedning am 25 August 2010, 16:38:59

Eine aus meiner Sicht verbrauchte Stilistik wird eingesetzt, um eine aus meiner Sicht ebenfalls verbrauchte Thematik darzustellen.

Oh! O.k., Du findest diesen "Doku"-Stil also bereits verbraucht, das war mir nicht bewusst. Heißt das aus Deiner Sicht, dass es sich bei ihm eventuell nur um eine Modewelle handelt? Ich muss gestehen, dass mich diese andere Art Film nach wie vor lockt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 25 August 2010, 17:06:09
Für mich persönlich hat diese Darstellungsweise nach Blair Witch Project einen beträchtlichen Teil ihres Reizes schon verloren, da Cloverfield und [Rec] dessen Intensität für mein Empfinden bei weitem nicht erreichen. Ich könnte mir aber trotzdem vorstellen, dass man noch faszinierende Filme auf die Art drehen könnte. Nur müsste der Horror da etwas subtiler und auf leisen Sohlen daherkommen und nicht bei der ersten Gelegenheit in ein hysterisches Lautstärke-Inferno münden wie in [Rec].
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 25 August 2010, 18:03:22
Zitat von: Hedning am 25 August 2010, 17:06:09
Nur müsste der Horror da etwas subtiler und auf leisen Sohlen daherkommen und nicht bei der ersten Gelegenheit in ein hysterisches Lautstärke-Inferno münden wie in [Rec].

Der Horror müßte vielleicht sogar eigentlich ein Drama sein. Ich glaube ein in der Bildqualität so schwachbrüstiger Stil wie das authentische Filmen mit einer Kamera für Heimanwender bzw. das Nachahmen derer technischen Eigenschaften ist einfach nicht geeignet, um zuviel Bewegung einzufangen. Aber diese Grenze löst sich nun ja von selbst durch qualitativ bessere HD-Geräte auf, ansonsten hätte ich angeführt, daß selbst Youtube-User selten eigene Filme auf Spielfilmlänge anbieten, weshalb es keinen Sinn macht, diese auf die Laufzeit eines Kinofilms auszudehnen. Als Stilmittel für dokumentarische Ausschnitte ist es darüber hinaus ja durchaus ok.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Schlombie am 26 August 2010, 19:12:17
Erst bin ich lange Zeit nie hier im Thread, nun lockt mich nach sehr kurzer Zeit noch eine zweite Besprechung hierher. Es ist die vom "Dracula" mit Lugosi. Man sollte ja meinen, dass bei einer Besprechung eines so hoch angesehenen Klassikers eine 3/10-Besprechung reinste Provokation sein müsste, aber nein. Ich kann Dir in keinem Punkt widersprechen. Du gibst Fakten wieder, die ich ebenso beobachtet habe, und mit Blick auf "Nosferatu" erklärt sich auch Deine vernichtende Punktzahl. Ich persönlich fand den Streifen jedoch trotz alledem trotzdem charmant. Wahrscheinlich entschuldige ich zu viel durch sein Alter oder ich verfalle dem total veralteten Stil des Streifens, ich weiß es nicht. Mag sein, dass man einem Film damit Unrecht tut, schließlich mochte man vor 80 Jahren auch nicht alles, was einem vorgesetzt wurde. Obwohl ich zu einer 6/10 tendiere kommt mir Deine 3/10 wesentlich ehrlicher vor. Ist schon manchmal komisch wie sich Gefühl und Kopf voneinander distanzieren. *g

Kurzum: danke für solch ehrliche Worte! Du hast die Mängel des Streifens treffend zusammengefasst.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 26 August 2010, 19:37:57
Freut mich, dass dieser Text auch auf Verständnis stößt... wenn ich ihn mir die Rezension jetzt mit Distanz zum Zeitpunkt der Sichtung (Mann, ist das schon wieder lange her :icon_eek: ) ansehe, bin ich stilistisch damit nicht so recht zufrieden. Klingt mir zu zornig-erregt, wie so einige ältere Verrisse von mir, bei denen die Sichtung und Ärger bzw. zumindest Unzufriedenheit noch nicht lange zurücklagen. Ich war damals in erster Linie darüber verärgert, dass die Karpatenfahrt so stark an "Nosferatu" angelehnt war, dies aber in der Dokumentation auf der Universal-DVD nicht auch nur andeutungsweise erwähnt worden wäre (man kann schon froh sein, dass "Nosferatu" dort überhaupt erwähnt wurde).
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: funeralthirst am 26 August 2010, 22:35:06
Um mich hier mal bezüglich der Dracula - Verfilmung von 1931 einbringen zu dürfen. Ich gehe konform mit Schlombies Wertung, kann aber deine absolut verständlichen Formulierungen auch nachvollziehen, Adalmar. Gleichzeitig fällt mir auf, dass wir nahezu fast die gleichen Negativpunkte ansprechen. Schon komisch, das Zwei das Gleiche bemängeln, aber Bewertungstechnisch weit auseinanderliegen. Ich habe Dracula schlecht in Erinnerung, und wenn ich an die Zeit der Sichtung zurückdenke, war er die 6 nicht wirklich wert. 6 heisst solide, da ich aber oft von peinlicher Darbietung spreche, spricht das eher für den unfreiwillig komischen und eher unterdurchschnittlichen Charakter des Filmes.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: PierrotLeFou am 26 August 2010, 23:43:46
Zitat von: funeralthirst am 26 August 2010, 22:35:06
Um mich hier mal bezüglich der Dracula - Verfilmung von 1931 einbringen zu dürfen.
Da möchte ich mich doch auch gleich mal zu Wort melden und als überzeugter Dracula (1931)-Liebhaber outen... der Streifen liegt bei mir ganz oben auf der Bewertungsskala: 10/10 :love:

Ich sehe zwar auch, dass der Film nach den ersten 10 Minuten einen erheblichen Wandel durchmacht (wenn es allein um eine Grusel-Atmosphäre geht, ist der Anfang eine wahre Meisterleistung, an die der Rest tatsächlich nicht heranreichen kann), empfinde das aber nicht als negativ... den häufigen Vorwurf der Theaterhaftigkeit kann ich nicht nachvollziehen... ich weiß zwar was gemeint ist, aber selbst abgefilmtes Theater ist für mich immer auch als Film interessant - und wenn es Montage, Perspektivenwechsel, Fahrten, Schwenks etc gibt, dann kann ich sowas sogar NUR als Film wahrnehmen... Dracula weist in einzelnen Szenen ganz tolle Kamerafahrten auf, die Bildkomposition empfinde ich ständig als sehr durchdacht... (außerdem ist dieser Wandel ja auch schon in Stokers Roman, der ja nur indirekt die Vorlage lieferte, zu bemerken und ebenfalls in so ziemlich allen Verfilmungen...)

Lugosi liebe ich für diese Rolle (und seine Rolle in der schwarzen Katze von Ulmer): natürlich wird er niemanden ernsthaft erschrecken (zumindest heutzutage nicht), aber ich nehme schon ein extrem hohes Maß an Charisma und erotischer Ausstrahlung an ihm wahr, und dass obwohl er eigentlich nicht gerade meinem Männergeschmack zuzuordnen wäre - kein Wunder, dass man für die spanische Fassung zum Ausgleich größere Ausschnitte eingebaut hat.

Gut, der Umstand, dass er als erster Tonfilm des Genres die fruchtbare Phase des Universal Horrors eingeleitet hat, fließt bei mir dann auch noch in die Wertung ein...

Was die Musik betrifft, ist mir die Glass-Version übrigens lieber :D
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 27 August 2010, 00:06:56
Bezüglich Lugosi ist natürlich festzuhalten, dass seine Darstellung den oft aufgegriffenen Typus des Gentleman-Vampirs mit Verführungspotential vorgeprägt hat. Insofern ist der Film für die Genre-Geschichte nicht unwichtig. Mir steht Max Schrecks Nosferatu jedoch viel näher. Lugosi hat zwar eine Art dämonisches Charisma, dieses kann aber mit dieser unmittelbar ängstigenden Wirkung des kaum menschlich wirkenden Nosferatu nicht verglichen werden. Mit der Erotik ist es bei Maxe natürlich nicht so weit her ;)

Was die ersten 10 Minuten angeht (die meiner Erinnerung nach im Wesentlichen die Karpatenfahrt enthalten): Hast du die entsprechenden Bilder aus "Nosferatu" vor Augen? Für mich ist die Kutschfahrt aus "Dracula" (wie in der Rezension angesprochen) ein Plagiat.

Abgesehen davon stehe ich dem alten Universal-Horror alles andere als ablehnend gegenüber, ziehe jedoch in dem Bereich James Whales "Frankenstein" eindeutig vor.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: PierrotLeFou am 27 August 2010, 00:42:52
Zitat von: Hedning am 27 August 2010, 00:06:56
Was die ersten 10 Minuten angeht (die meiner Erinnerung nach im Wesentlichen die Karpatenfahrt enthalten): Hast du die entsprechenden Bilder aus "Nosferatu" vor Augen? Für mich ist die Kutschfahrt aus "Dracula" (wie in der Rezension angesprochen) ein Plagiat.


Ich gucke da die Tage nochmal rein, allerdings muss ich so aus dem Gedächtnis raus sagen, dass sich die Studiokulissen in Dracula (da gibt es doch auch diese Gummifledermaus vor der Kutsche, oder?) doch ziemlich von Murnaus Aufnahmen unterscheiden - zumindest in einem solchen Maße, dass sich bei Coppola Jahrzehnte später die Anreise Harkers als ziemlich eindeutiges 31er-Dracula-Zitat lesen und von einigen Nosferatu-Zitaten unterscheiden lässt...

die Nähe zur sich ruckend & zügig nähernden Kutsche in verfremdeten Bildern inmitten dieses Waldweges bei Murnau sehe ich jetzt nicht in einem solchen Maße, dass ich von Plagiat sprechen würde... da ist Browning zumindest in einigen Elementen eindeutig eigenständig und in Anbetracht der Tatsache, dass beide Stoffe mehr oder weniger einer Vorlage verhaftet sind und entsprechend ähnliche Motive zu finden sind, ist mir das dann auch eigenständig genug...

ich glaube, ich krame nacher nochmal beide Filme raus und betreibe ein bisschen Stellenlektüre...
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Vince am 28 August 2010, 17:11:30
Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, den Film in seiner Gesamtheit auf Murnau zurückzubeziehen. Dessen ungeachtet ist "Dracula" für mich auch kein perfekter Film, ich fand zum Beispiel die spanische Version wesentlich interessanter.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 28 August 2010, 19:38:59
Die spanische Version würde ich mir bei sich bietender Gelegenheit gerne noch angucken, ich habe bereits gelesen, dass die überzeugender sein soll. Der Nosferatu-Vergleich ist für mich vor allem insofern sinnvoll, als man eben m. E. an "Dracula" im Verhältnis zu Murnaus Film sehen kann, welche Ausdrucksmittel das Medium Film Anfang der 20er schon hatte, die aber meiner Einschätzung nach aus Bequemlichkeit, Mangel an Einfällen oder nicht zuletzt auch aus Zensurgründen in Brownings Film nicht genutzt wurden.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: PierrotLeFou am 29 August 2010, 07:17:04
Zitat von: Hedning am 28 August 2010, 19:38:59
Die spanische Version würde ich mir bei sich bietender Gelegenheit gerne noch angucken, ich habe bereits gelesen, dass die überzeugender sein soll. Der Nosferatu-Vergleich ist für mich vor allem insofern sinnvoll, als man eben m. E. an "Dracula" im Verhältnis zu Murnaus Film sehen kann, welche Ausdrucksmittel das Medium Film Anfang der 20er schon hatte, die aber meiner Einschätzung nach aus Bequemlichkeit, Mangel an Einfällen oder nicht zuletzt auch aus Zensurgründen in Brownings Film nicht genutzt wurden.
Hm, ich finde, die spanische Fassung ist nicht viel besser oder schlechter... sie ist - ich habe für eine Kinoreihe zum Thema Montage mal gezählt - ein wenig schnittiger zusammenmontiert, das stimmt schon, lässt dafür aber schmerzlich Lugosi vermissen, den ich für eine wundervoll diabolische Verführerfigur halte... (dieser Spanier erinnerte mich irgendwie eher an Gene Wilder, das war seiner Rolle nicht unbedingt förderlich)... die Kameraarbeit hält sich sehr eng an die Originalversion... die Ausschnitte sind tiefer...

Dass der Film generell in den 20ern weit "filmischer" war bzw. mehr Ausdrucksmittel genutzt hat als das US-Kino der frühen 30er Jahre, ist sicherlich wahr - aber ich würde das jetzt nicht den entsprechenden US-Filmen zum Vorwurf machen wollen...
Man muss bedenken, dass 1931 der Tonfilm noch immer eine Sensation ist (ihn gibt es immerhin erst seit 4 Jahren, wenn man beim Jazz-Singer ansetzt), der erste Horror-Tonfilm sowieso... da ist es nicht so verwunderlich, dass die Gestaltung der Bildebene für heutige Geschmäcker etwas steif ausfällt... da müsste man vielleicht mal schauen, inwieweit der Umgang mit den Bildern im frühen Tonfilm eventuelle Rückschritte gemacht hat (ich meine, da gab es auch technische Einschränkungen, die eine entfesselte Kamera nicht mehr in diesem Maße erlaubt hätten, kann das jetzt aber nicht mit Bestimmtheit sagen).
Was die Zensur betrifft, so muss ich sagen, dass gerade der in seiner Darstellung recht biedere, verklemmte Hollywoodfilm dadurch auch ganz eigene Vorzüge zu bieten hat: gut, dieses erotisch aufgeladene Saugen am Hals einer jungen Frau konnte Browning nicht zeigen, aber es wird unmissverständlich angekündigt und beflügelt damit die Phantasie des Zuschauers in genau diesem Maße, in welchem der Zuschauer phantasievoll ist... Hier findet die Erotik in der Andeutung und Auslassung statt, das ist eine ganz eigene Qualität, die nicht dadurch schlechter wird, dass sie im Prinzip eine (Selbst-)Zensurmaßnahme ist...
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: PierrotLeFou am 10 Oktober 2010, 02:36:31
So, ich möchte ausnahmsweise mal Eigenwerbung für mein "Dracula" (1931)-Review betreiben (und das nicht mal im eigenen Reviewthread :icon_redface: )...

...aber auch nur, weil hier die entsprechende Diskussion über den Film stattgefunden hat, die ich im Hinterkopf rumspuken spürte, als ich den Film am Donnerstag wieder mal gesehen habe ;)

Ich mag den Film nach wie vor sehr gerne :D :love:


edit: achja: hier das Review ( http://www.ofdb.de/review/1622,429921,Dracula (http://www.ofdb.de/review/1622,429921,Dracula) ) ...sonst wäre es ja kaum Eigenwerbung...
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 10 Oktober 2010, 09:40:44
Ich habe es schon gelesen! Wie fast alle deine Arbeiten ist auch diese Rezension sehr gewissenhaft gestaltet und bringt den Leser mit umfangreichen Szenenanalysen weiter, allerdings fällt mir auch auf, dass "Nosferatu" im Gegensatz zu diversen anderen Vergleichsfilmen hier keine Erwähnung findet... ich weise nochmals auf meinen Déjà-vu-Effekt hinsichtlich der Gebirgsfahrt hin. Ich will nicht sagen, dass diese Gegenüberstellung für eine "Dracula"-Rezension Pflicht ist, aber insgeheim habe ich etwas drauf gewartet ;)

Die Szenen, in denen der Halsbiss eben nicht gezeigt wird, sind mir ehrlich gesagt gerade nicht als geschicktes Aussparen von nicht Zeigbarem mit dem Effekt der Beflügelung der Phantasie angekommen. Dafür sind sie meinem Empfinden nach ein wenig zu steif umgesetzt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: PierrotLeFou am 10 Oktober 2010, 18:47:07
Ich war am überlegen, ob ich noch auf Nosferatu eingehe... aber ich habe nicht das Gefühl, dass dem "Dracula" oft vorgeworfen wird, teilweise ein Plagiat von "Nosferatu" zu sein... dass er nicht so perfekt ist, ist schon ein häufiger Vorwurf, aber diese Kopie-Geschichte ist mir bisher nicht wirklich oft zu Ohren gekommen... Deshalb habe ich es - zumal ich selbst es auch nicht so empfinde - dann auch letztlich nicht als sinnvoll empfunden, den Film dagegen zu verteidigen, denn damit hätte ich quasi indirekt Bezug auf dein Review genommen...

aber zumindest habe ich mich in meiner Zuneigung zum Browning-Dracula etwas genauer ausführen können, in der Hoffnung, nachvollziehbar zu machen, weshalb man den Film auch als meisterlich ansehen kann :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: PierrotLeFou am 16 November 2010, 22:46:25
 :love:

Ich wollte hier nur meiner riesigen Freude über das tolle Review zu "Die Verurteilten" Ausdruck verleihen... :D Ein wirklich wunderschönes Review, das mir aus der Seele spricht und sehr sorgsam die sonderbare Gestaltung der Figuren anspricht...

Und diebisch gefreute habe ich mich freilich über die Erwähnung der "grotesken" imdb-Wertung... diese Spitzenbewertung werde ich nie, NIE nachvollziehen können :icon_lol: (Ich schwanke so zwischen einer 7 und einer 8)


So derartig erfreut hat mich zuletzt Apollons "Es war einmal in Amerika"-Review (ich habe es relativ spät gelesen), das freilich ganz anders gestaltet ist, aber auch einem dieser Spitzenfilme (berechtigt, wie ich finde) ans Bein pinkelt... :love:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 17 November 2010, 15:46:09
Freut mich sehr, das zu hören. :icon_smile:

Wobei ich dem Film ja nicht unbedingt ans Bein pinkeln, sondern ihn nur von diesem wirklich übertrieben hohen Sockel runterholen wollte. Die Brooks-Episode für sich genommen bekäme von mir gesehen z. B. sicher 9-10/10.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 6 Juni 2012, 02:04:21
Ich werde diesen Thread ab jetzt als eine Art Filmtagebuch benutzen. Die Einträge werden eher kurz sein, aber wenn Anlass zur Diskussion besteht, kann man ja dementsprechend ins Detail gehen. Ich gehe mal davon aus, dass das im Sinne des Forums ist, wenn vielleicht auch andere das machen und hier etwas mehr über Filme diskutiert wird. Also, über Kommentare würde ich mich freuen!
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Higurashi no naku koro ni / When They Cry (Chiaki Kon) Japan 2006
Für mich bislang die beste Animeserie, die mich bei jeder von bislang drei Sichtungen völlig in ihren Bann gezogen hat. Eine liebenswerte Schulclique, bestehend aus einem ca. 15-jährigen Jungen namens Keiichi und vier Mädchen verschiedenen Alters, die sich in mitunter slapstickartigen Szenen beim Kartenspiel und mit Wasserpistolen die Nachmittage vertreibt - das ist das Ausgangsszenario. Aber bei einem Blick hinter die Kulissen des idyllischen Dorfs Hinamizawa offenbaren sich dunkle Vergangenheiten, Paranoia, Gewalt, ungeklärte Morde sowie der mysteriöse Fluch des lokalen Gottes Oyashiro-sama. Alljährlich beim Watanagashi-Fest sterben und verschwinden Menschen und der Jugendclub wird unweigerlich in die schrecklichen Geschehnisse mit hineingezogen. Unter den entsprechenden Umständen ist hier fast jeder zu den schlimmsten Taten fähig. Von überdrehter Komik bis zu Mysterien und Verschwörungstheorien, persönlichen Tragödien und letztlich dem blanken Horror hat "Higurashi" eine enorme Bandbreite an emotionalen Wirkungen auf den Zuschauer zu bieten und klingt aus in einem hochdramatischen, bewegenden Finale. 10/10

Jonas (Ottomar Domnick) Deutschland 1957
Regisseur Domnick war hauptberuflich Psychiater und so geht es auch in diesem Film um das bewegte, verstörte Innenleben eines unauffälligen Mannes in der Menge, der einsam und von Stimmen gepeinigt durch das Stuttgart der Wirtschaftswunderzeit eilt. Ein aus Frust geklauter fremder Hut und dessen Monogramm verweisen auf ein Vergehen aus Kriegszeiten, das er nicht vergessen kann. Da hilft auch nicht die Bekanntschaft mit einer freundlichen Verkäuferin aus dem Hutladen, die der einzige Lichtblick in diesem düsteren Szenario bleibt. Die dauernd auf ihn und damit den Zuschauer einredenden Stimmen, von Hans Magnus Enzensberger getextet, sowie der meist kalter, unangenehmer Soundtrack aus Jazz Duke Ellington sowie Neutöner Winfried Zillig, entwickeln einen vermutlich vollauf beabsichtigten Nervfaktor. Ein interessantes Stück deutscher Filmgeschichte. 6/10

The Ram / The Wrestler (Darren Aronofsky) USA 2008
Ein gesundheitlich angeschlagener alter Haudegen der Wrestling-Szene stellt fest, dass für ihn außerhalb derselben kein Platz mehr ist. Ex-Boxer Mickey Rourke gibt diesem Typen ein passendes Gesicht, auch wenn ich mir von diesem Herrn keinen Eiersalat an der Supermarkttheke verkaufen lassen würde. Porträt eines Mannes, der fertig mit der Welt und mit dem die Welt fertig ist - von der freundlichen Stripperin, die in ihm partout nicht mehr als einen Kunden sehen möchte, über den zynischen Supermarktchef bis zur dauerbeleidigten Tochter, die Daddy nicht mehr in ihr Leben hineinlassen will. Alles in allem ein für sich gelungener Film, der jedoch sowohl stilistisch als auch inhaltlich keine Offenbarungen bereithält. 6/10
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: pm.diebelshausen am 6 Juni 2012, 02:51:30
Zitat von: Hedning am  6 Juni 2012, 02:04:21
Porträt eines Mannes, der fertig mit der Welt und mit dem die Welt fertig ist - von der freundlichen Stripperin, die in ihm partout nicht mehr als einen Kunden sehen möchte, über den zynischen Supermarktchef bis zur dauerbeleidigten Tochter, die Daddy nicht mehr in ihr Leben hineinlassen will.

Wrestler hast Du damit aber arg verkürzt und verfälscht - es ist nicht die Welt, die fertig mit ihm ist, sondern im Gegenteil: teilweise öffnet sich diese Welt neu für ihn, aber er versemmelt es und ist zu sehr gefangen in dem was er ist und immer war. Gerade die Tocher-Storyline zeigt das sehr deutlich, ebenso wie sein teilweise erfolgreiches Bemühen, sich zu ändern.

Hast Du denn die Diskussion hier (http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,158217.msg965886.html#msg965886) verfolgt? Fände schön, wenn die aus dem Film-der-Woche-Thread hervorgehenden Threads auch für weitere Diskussionen genutzt würde, wenn sie denn schon bestehen. Nichts gegen Diskussionen in Autorenthreads, überhaupt nicht, aber auffindbarer wären sie doch dort wo bereits ein Thread besteht. Nur so als Hinweis oder Gedanke. ;O)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 6 Juni 2012, 03:15:51
Ich habe leider nicht mitbekommen, dass die Filme von Aronofsky mal Film der Woche waren. In Zukunft werde ich so was vorher recherchieren. Allerdings geht es da ja mehr darum, den Film im Werkkontext zu diskutieren, und das kann ich hiermit nicht bieten.

Die Tochter öffnet sich aus meiner Sicht nicht für ihn, zumindest nicht in dem Maße, wie er es nötig hätte. Schon nach einer verpatzten Verabredung ist er wieder ein rotes Tuch für sie und sie will ihn nie mehr sehen. Dabei sollte klar sein, dass er sich an ein geregeltes Leben außerhalb seiner Wrestling-Welt erst langsam gewöhnen muss. Ich habe alles in allem nicht das Gefühl, dass ihn da draußen wirklich jemand haben wollte. Und am Ende ist er fertig mit der (Außen-)Welt, indem er merkt, dass er da nicht Fuß fassen kann. 
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: pm.diebelshausen am 6 Juni 2012, 04:42:23
Er hat sich aber auch nie für diese Welt außerhalb seiner selbst und seiner Profession interessiert. Als Schlüsselszene dafür die Szene mit dem Jungen und der Spielekonsole: erstens spielt er nur, weil das pixelige Figürchen er selber ist, zweitens hat ihn die Welt längst überholt durch ihre Weiterentwicklung und Initiative - beides mangelt ihm. Deshalb ist die neu angegangene Beziehung zu seiner Tochter, die zum emotionswärmsten Moment des Films führt (in dem verwaisten Tanzpalast), trotz der großen neuen Nähe äußerst zerbrechlich und... zerbricht. The Wrestler ist für mich ein Film des Zu-Spät, und Du hast recht, dass er mehr Zeit bräuchte - aber "fertig mit der Welt" und vice versa trifft es, finde ich, nicht.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mayoko am 6 Juni 2012, 11:00:01
Die Higurashi Zusammenfassung trifft auch exakt mein Empfinden zu diesem Meisterwerk. :love:

P.S: Ich freue mich schon auf eine Review zur Fortsetzung. Du kannst nämlich ganz toll schreiben.  :respekt:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 6 Juni 2012, 11:46:52
Sehr freundlich von dir. Ja, die Fortsetzung ist fest eingeplant. Ich möchte sie mir aber vorher nochmals ansehen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mayoko am 6 Juni 2012, 12:09:53
Zitat von: Hedning am  6 Juni 2012, 11:46:52
Sehr freundlich von dir. Ja, die Fortsetzung ist fest eingeplant. Ich möchte sie mir aber vorher nochmals ansehen.
Gerne! Lass dir so viel Zeit wie du dafür brauchst. Ich will dich nämlich wirklich nicht drängen, wäre auch zugegeben gar nicht meine Art.  :D
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 7 Juni 2012, 21:26:58
House (Nobuhiko Obayashi) Japan 1977
Sieben Schulmädchen (mit so verschiedenen Vorlieben wie Kampfkunst, Musik oder auch einfach nur Essen), eine seltsame Tante, eine sehr flauschige Katze namens "Schneeflocke", jede Menge Hexerei und ein menschenfressendes Haus: Das sind die Hauptzutaten für "House", einen kreativen Exzess, den ich jedem Freund ungewöhnlicher (Genre-)Filme (ich nenne etwa "Valerie - Eine Woche voller Wunder") nur wärmstens ans Herz legen kann. Obayashi fährt so gut wie alles auf, um lange vor dem CGI-Zeitalter Effekte zu schaffen, die man heute eben nur noch mit CGI für möglich halten würde. Alle möglichen fliegenden Gegenstände werden liebevoll ins Bild einkopiert, hoffnungslos romantische Matte-Paintings schmachten im Hintergrund und um einen Vorgang als irreal zu markieren, wird auch schon mal die Bildrate erheblich reduziert, so dass es zu einer seltsamen Ruckelei kommt. Herzlose Menschen würden diese Effekte als billig oder sonstwie lächerlich schmähen, aber Obayashi ist in seinem spielerischen Umgang mit dem Medium Film dermaßen wagemutig und konsequent, dass man mit einer gewissen rezeptiven Abenteuerbereitschaft sich bald gerne auf das Spiel einlässt und "House" als liebenswerte, skurrile Film-Eskapade mit Seltenheitswert zu schätzen lernt. 8/10

In der Stille der Nacht (Robert Benton) USA 1982
Der über weite Strecken gekonnt gestaltete, aber nicht über Genrekonventionen hinausgehende Thriller mit einem angenehm zurückhaltenden Roy Scheider, dessen Figur auch erfreulicherweise nicht überzeichnet maskulin, sondern eher Durchschnittstyp-mäßig gehalten ist, in der Hauptrolle hat mir vor allem durch eine sehr schöne Traumszene gefallen, die glatt aus einem hochklassigen Giallo stammen könnte und für Gänsehaut sorgt. Auch Meryl Streep, die für mich in Filmen sonst häufig ein rotes Tuch ist, schafft es hier, einigermaßen sympathisch zu spielen und nebenbei noch recht gut auszusehen. Nur ein langer Monolog am Ende, der wohl ihr ganzes melodramatisches Können zeigen sollte, ist dann doch zu viel des Guten. Das Finale greift wieder die Stimmung und die Motive der Traumszene auf und ist zwar inhaltlich wenig überzeugend, aber der Thrill ist vorhanden. 6/10

Treffer (Dominik Graf) Deutschland 1984
Wer "Spetters" (1980) von Paul Verhoeven kennt, dem wird wohl bei der Sichtung von Dominik Grafs "Treffer" sofort dieser Vergleich einfallen. Und in Verhoeven-Kriterien wie Zuspitzung, Provokation, Erotik gemessen, zieht "Treffer" erwartungsgemäß den Kürzeren. Dennoch erwartet den Zuschauer ein rauh-herzliches Milieuporträt mit Typen in Lederjacken, zwei Draufgängern (Max Wigger, Tayfun Bademsoy) und einem Schüchternen (Dietmar Bär), der aber in seinem kurzfristigen Beruf als Gebrauchtwagenverkäufer voll aufdreht. Graf inszeniert das ganze nicht weinerlich oder moralisierend, sondern als interessierter Beobachter von jungen Männern in ihren sozialen Rollen, sowie auch actionorientiert; Schlägereien, improvisierte Rennen und Unfälle bringen regelmäßig die Adrenalin-Momente in der tristen Umwelt der drei Freunde. Dass das irgendwann tragisch enden wird, kann man sich von Anfang an vorstellen. Der Schluss wirkt auf mich ein wenig unentschieden, aber das mag als Geschmackssache durchgehen. Wen das Deutschland der 80er in seiner filmischen Darstellung interessiert, der kommt an diesem Film sicher nicht vorbei. 6/10

Terror! Il castello delle donne maledette / Die Leichenfabrik des Dr. Frankenstein (Dick Randall?/Ramiro Oliveros?) Italien 1974
Wer sich hinter dem Regie-Pseudonym Robert H. Oliver verbirgt, wird in den Datenbanken unterschiedlich angegeben. Alles in allem wirkt dieser Streifen eher wie eine spanische als wie eine italienische Produktion und man wundert sich fast, dass nicht irgendwann Paul Naschy um die Ecke kommt. Frankenstein (gut besetzt mit Rossano Brazzi, der dem großen Hobbyforscher eine gewisse Noblesse verleiht) erweckt einen "Höhlenmenschen" (ja, die gibt es da noch) namens "Goliath" zum Leben, nachdem er ihm das Hirn eines jungen Mädchens eingesetzt hat. Dumm nur, dass an deren Grab Zwerg Gens (Michael Dunn) seinen Fußabdruck hinterlassen hat und Diener Hans (Luciano Pigozzi) den Zwerg so wenig leiden kann, dass er entgegen der Abmachung den Abdruck nicht glattstreicht, so dass die Polizei (Edmund Purdom) den Grabschändern auf die Spur zu kommen droht. Frankensteins Schloss ist hier überwiegend eine Freakshow, neben dem Zwerg (einem begeisterten Voyeur, und dank Frankensteins Tochter und ihrer Freundin gibt es reichlich zu spannen) gibt es noch einen buckligen Diener, der eine sadomasochistische Beziehung zu Hans' Frau pflegt. Die albernste Figur jedoch ist ein weiterer Höhlenmensch, gespielt von Salvatore Baccaro unter dem bizarren Pseudonym "Boris Lugosi", mit dem sich Zwerg Gens anfreundet, indem er ihm zeigt, wie man Fleisch "brät", und vor seinen Augen eine Frau schändet. Das alles ist recht schmierig und billig umgesetzt (z. B. das dilettantisch angefertigte Kostüm von Baccaro), auch wenn immerhin Frankensteins Schloss noch ganz passable Gothic-Stimmung in den Film bringt. Jedoch kann man in puncto Frankenstein nur zu den ungleich professionelleren Hammer-Produktionen mit Peter Cushing raten, denen hier sehr holprig nachgeeifert wird. 3/10
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: PierrotLeFou am 7 Juni 2012, 22:25:50
Zitat von: Hedning am  7 Juni 2012, 21:26:58
House (Nobuhiko Obayashi) Japan 1977
Sieben Schulmädchen (mit so verschiedenen Vorlieben wie Kampfkunst, Musik oder auch einfach nur Essen), eine seltsame Tante, eine sehr flauschige Katze namens "Schneeflocke", jede Menge Hexerei und ein menschenfressendes Haus: Das sind die Hauptzutaten für "House", einen kreativen Exzess, den ich jedem Freund ungewöhnlicher (Genre-)Filme (ich nenne etwa "Valerie - Eine Woche voller Wunder") nur wärmstens ans Herz legen kann. Obayashi fährt so gut wie alles auf, um lange vor dem CGI-Zeitalter Effekte zu schaffen, die man heute eben nur noch mit CGI für möglich halten würde. Alle möglichen fliegenden Gegenstände werden liebevoll ins Bild einkopiert, hoffnungslos romantische Matte-Paintings schmachten im Hintergrund und um einen Vorgang als irreal zu markieren, wird auch schon mal die Bildrate erheblich reduziert, so dass es zu einer seltsamen Ruckelei kommt. Herzlose Menschen würden diese Effekte als billig oder sonstwie lächerlich schmähen, aber Obayashi ist in seinem spielerischen Umgang mit dem Medium Film dermaßen wagemutig und konsequent, dass man mit einer gewissen rezeptiven Abenteuerbereitschaft sich bald gerne auf das Spiel einlässt und "House" als liebenswerte, skurrile Film-Eskapade mit Seltenheitswert zu schätzen lernt. 8/10

Kennst du die frühen Kurzfilme von Obayashi? Die finde ich teilweise noch eine Ecke interessanter... ich denke auch, dass Tsukamoto mit seinem Tetsuo Obayashi einiges zu verdanken hat... (Der Stil dieser Eimer/Unfall-Szene ist nämlich in vielen dieser Kurzfilme anzutreffen... :D)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 7 Juni 2012, 22:35:59
Danke für den Tipp. Kurzfilme sind etwas, was ich oft nicht so recht auf dem Schirm habe. So entgeht mir natürlich einiges. Kannst du mir sagen, ob es seine Kurzfilme als Anthologie irgendwo auf DVD gibt?
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: PierrotLeFou am 7 Juni 2012, 23:16:30
Zitat von: Hedning am  7 Juni 2012, 22:35:59
Danke für den Tipp. Kurzfilme sind etwas, was ich oft nicht so recht auf dem Schirm habe. So entgeht mir natürlich einiges. Kannst du mir sagen, ob es seine Kurzfilme als Anthologie irgendwo auf DVD gibt?

Oh, da bin ich überfragt... das meiste habe ich von ubu: http://www.ubu.com/film/obayashi.html (http://www.ubu.com/film/obayashi.html)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 7 Juni 2012, 23:29:10
Die Adresse war mir ganz unbekannt, werde da bei Gelegenheit mal vorbeischauen. Nochmals danke. Kennst du eigentlich noch andere Langfilme von Ôbayashi?
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: PierrotLeFou am 7 Juni 2012, 23:51:03
Zitat von: Hedning am  7 Juni 2012, 23:29:10
Die Adresse war mir ganz unbekannt, werde da bei Gelegenheit mal vorbeischauen. Nochmals danke. Kennst du eigentlich noch andere Langfilme von Ôbayashi?

Nein, ich kenne nur die Filme auf ubu (von denen ein oder zwei auch etwas länger waren... teilweise musste man aber nach externen UT Ausschau halten...) und den Hausu... Obayashi ist aber insgesamt auch nicht gerade gut freifbar - zumindest bin ich bisher nicht über DVDs gestolpert (Hausu mal ausgenommen...) :icon_confused:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 9 Juni 2012, 19:59:41
Meines Vaters Pferde (Gerhard Lamprecht) Deutschland 1953/54
Die melancholisch gefärbte Geschichte eines Soldaten und leidenschaftlichen Reiters zur Zeit des deutschen Kaiserreichs und des Ersten Weltkriegs, der aber aufgrund seiner unangepassten Art außerhalb des Pferderückens nicht vom Glück verfolgt wird - unter anderem in seinen Beziehungen zum weiblichen Geschlecht, die alle ein trauriges Ende nehmen. Martin Benrath verkörpert diese vielschichtige Rolle ohne Macho-Allüren; vielmehr bringt er ebenso die Unsicherheit und die Schwäche seiner Figur Michael Godeysen zum Ausdruck wie dessen Mut und Idealismus. Curd Jürgens und Reinhold Schünzel zählen des Weiteren zum hochklassigen Ensemble der in zwei Filme aufgeteilten, insgesamt über dreistündigen Biographie, die nicht nur bemerkenswerte Schauspielerleistungen zu bieten hat, sondern auch einen feinen Blick für männliches Rollenverhalten in einer aristokratisch ausgerichteten Gesellschaft beweist, ohne dem Zuschauer irgendeine Aussage moralisierend aufs Auge zu drücken. 8/10

The Crazies (George A. Romero) USA 1973
Nicht allzu weit entfernt von seinen Zombiegeschichten bewegt sich Romero mit seinem Szenario über die Verseuchung einer Kleinstadt mit einem für militärische Zwecke entwickelten Virus, das bei den Betroffenen zu Realitätsverlust und unverständlichen Verhaltensweisen - auch aggressiver Natur - führt. Mitunter scheint es, dass das Virus gerade die durch Moral und Zivilisiertheit unterdrückte dunkle Seite der jeweiligen Figur aktiviert. Eine Schwäche des Films liegt aus meiner Sicht darin, dass wie des Öfteren bei Romero eine Figur unverkennbar als "Der Vernünftige, mit dem sich der Zuschauer identifizieren soll" ausgewiesen ist, während alles um ihn herum verrückt spielt. Der Vernünftige ist in diesem Fall Ex-Soldat David, der mit ein paar anderen aus der Sperrzone zu fliehen versucht, was geradezu einen Kleinkrieg auslöst, der reichlich actionreich und blutig in Szene gesetzt wurde. Das Geschehen im Stadtzentrum, wo das Militär verzweifelte Kontrollversuche unternimmt, und die Schießereien am Stadtrand kommen von der Dramaturgie mitunter recht unverbunden herüber wie zwei voneinander unabhängige Handlungen. Ansonsten kommt Romeros US-kritische Ader auch hier genug zum Tragen, wenn das mit der Eindämmung der Seuche betraute Militär immer wieder reichlich kopflos agiert und mitunter seiner Mission mehr schadet als nützt. Im Ganzen eine sehenswerte pessimistische Vision, die die Militär-Skepsis von Teilen der US-Gesellschaft angesichts von Kaltem und Vietnam-Krieg reflektiert. 7/10
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 29 Juni 2012, 00:08:06
Higurashi no naku koro ni - Kai (Chiaki Kon) Japan 2007
Hier mal eine weitgehend spoilerfreie Zusammenfassung, ich plane da noch ausführlicher zu werden. War die erste "Staffel" Higurashi no naku koro ni eine Psychohorror-Mystery-Geschichte, geht die Fortsetzung "Kai" (Erlösung) in eine Thrillerhandlung mit klassischen Elementen über. Die Hauptfigur ist in "Kai" eine andere, was sich zuvor schon angedeutet hat. Es gibt zunächst eine Rückblick-Folge, die quasi die Nachlese des vorhergehenden Kapitels Tsumihoroboshi-hen "Abbitte" darstellt und ein paar verwirrende Thesen, die dort aufgekommen sind, nochmals referiert. Jedes der drei Kapitel (Yakusamashi-hen "Erwachendes Unheil" / Minagoroshi-hen "Massenmord" / Matsuribayashi-hen "Festbegleitung") bringt mehr an Aufklärung über den Zusammenhang der Phänomene, die sich zuvor nur mysteriös angedeutet haben. Eine Aufklärung, so überzeugend und gut sie auch gemacht ist, ist aber auch immer eine Entzauberung. Also birgt "Kai", wenngleich hoch sehenswert, möglicherweise doch für den einen oder anderen Higurashi-Zuschauer ein leichtes Enttäuschungspotenzial, da ihr eben das Verunsichernde, die Unberechenbarkeit der Vorgängerkapitel fehlt. Gut und Böse sind hier klar definiert. Das Potenzial jeder Figur zu grausamen, mörderischen Handlungen, das man zuvor erlebte, ist hier überwunden und der freundschaftliche Zusammenhalt wird zum positiven Leitmotiv. Dabei ist "Kai" überaus spannend und bietet überdies sehr bewegende Momente, das eine oder andere Mal gibt es quasi Feuchte-Augen-Garantie wie in den meisten guten Anime-Serien. In einer umfangreichen Rückblende erfahren wir die Motive für das Handeln der "Bösewicht"-Figur, die Autor Ryukishi07 sichtlich am Herzen liegt und der man zwar eine Niederlage wünscht, aber keine völlige Entwürdigung. Wer hiernach noch mehr Higurashi sehen will, sollte sich vor allem das Kapitel Saikoroshi-hen "Würfel-Mord" ansehen, wobei es sich um die 2.-4. Folge der OVA "Higurashi no naku koro ni - Rei" handelt. Für Kai gibt es von mir 9/10

Kimi ga nozomu eien / Die Ewigkeit, die du dir wünschst (Tetsuya Watanabe) Japan 2003/4
Weitgehend realistisch ausgerichtete Liebesdrama-Anime-Serie. Narumi (Sprecher: Kishô Taniyama) steht kurz vor dem Schulabschluss. Durch die Vermittlung seiner selbstbewussten und stürmischen Mitschülerin Mitsuki (Tomoko Ishizaki) kommt er mit der schüchternen Haruka (Minami Kuribayashi) zusammen, die jedoch kurz darauf einen schweren Unfall erleidet und ins Koma fällt. Mehr will ich jetzt nicht verraten, jedenfalls beschäftigt sich die Serie damit, wie die Figuren mit dieser Situation und deren Konsequenzen zurechtzukommen versuchen. Die Geschichte ist sensibel und melancholisch, aber nicht hoffnungslos düster erzählt und für alle zu empfehlen, die an Liebesgeschichten fernab von Hollywood-Verhältnissen interessiert sind. Atmosphäre schafft nicht zuletzt die feinfühlige musikalische Untermalung, an der auch Haruka-Sprecherin Minami Kuribayashi als Sängerin beteiligt ist (im Vorspann gibt es das Lied "Precious Memories", im Abspann "Hoshizora no Waltz", beides sehr hörenswert). 8/10

Zinksärge für die Goldjungen (Jürgen Roland) Deutschland/Italien 1973
Großartiger Actionkrimi von Hamburg-Spezialist Jürgen Roland, der es sich nicht nehmen lässt, im wirklich dynamischen Verfolgungsjagd-Finale Hafen und Speicherstadt mit einzubeziehen. Kiezgröße Otto Westermann (Herbert Fleischmann), der - trotz recht biederer Erscheinung samt Gang-Treffen in einem wenig mondänen Kegelclub - skrupellos und brutal seine Geschäfte kontrolliert, wird hier mit dem italoamerikanischen Gangster Luca Messina (Henry Silva) konfrontiert, der seinen Kiez gerne übernehmen will. Das führt zu reichlich Schlägereien, Geballer und Explosionen. Aber auch zu einer Romeo-und-Julia-Liebesgeschichte, deren männlichen Part kein Geringerer als Horst Janson innehat. Mit Klischees (bei Luca zu Hause gibt es natürlich Spaghetti und er liebt niemanden so wie seine Mamma) wird nicht gespart, auf der anderen Seite werden - weil es eben gerade in war - auch mal unvorhersehbar zwei Kung-Fu-Kämpfer eingebaut. Für Fans von 70er-Genrefilmen einfach ein Muss, sei es wegen der einmaligen Verbindung von biederer Vorgartenkultur und brutaler Action (das Ende setzt hier noch mal einen besonderen zynischen Akzent) oder wegen der wie immer hohen charismatischen Präsenz eines Henry Silva. 9/10

Tropfen auf heiße Steine (François Ozon) Frankreich 2000
Nach einem Theaterstück von Fassbinder konzipierte Ozon sein in Deutschland spielendes Liebesdrama um den kaltherzigen Leopold (Bernard Giraudeau), dessen Verführungskünsten alle drei anderen Figuren (gespielt von Malik Zidi, Anna Thomson und einer wunderschönen Ludivine Sagnier) zum Opfer fallen. Zum Dank werden sie von ihm sehr launisch und unfair behandelt, mit tragischen Konsequenzen. Der Film vermochte zumindest mir nicht glaubwürdig zu vermitteln, warum sie sich das antun. Höhepunkt ist eine skurrile kollektive Tanzszene zu "Tanze Samba mit mir" von Tony Holiday. Die Herkunft des Films aus dem Theaterbereich merkt man unter anderem daran, dass er sich durchgängig in Leopolds Wohnung abspielt. In der Summe originell, aber keine Offenbarung. 5/10
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mayoko am 2 Juli 2012, 09:13:40
Die Zusammenfassung zu Higurashi no naku koro ni - Kai hat mir sehr gefallen.  :respekt:

Bin schon auf dein "richtiges" Review gespannt.  :love:

Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 2 Juli 2012, 10:02:06
Freut mich! Mein Plan ist eigentlich, noch mal die einzelnen Arcs jeden für sich zu rezensieren. Allerdings bin ich diesbezüglich noch nicht so richtig in Gang gekommen. Kennst du eigentlich die Sound Novel zu Higurashi? Ich gucke sie mir gerade an, habe jedoch allein für den ersten Arc schon fast so lange gebraucht wie für die ganze Animeserie ... ist einfach enorm viel Text und die akustische sowie visuelle Ausstattung ist im Verhältnis dazu recht sparsam geraten (stereotype Musikstücke, verwaschene Hintergründe und wenig variable Figuren mit seltsam großen unförmigen Händen). Ist vor allem was für Fans der Geschichte an sich, da hier die Gedanken von Keiichi minutiös protokolliert werden und man damit den besten Einblick in die Entwicklung seiner Paranoia bekommt. Wer es vor allem gern spannend hat, ist hier aber evtl. nicht gut bedient, da z. B. auch die Clubspiele sehr detailliert dargestellt werden und es auch einige sich stark wiederholende Elemente gibt (wenn Rena z. B. zum x-ten Mal in den "Ich will es mit nach Hause nehmen"-Modus verfällt). Finde es eigentlich erstaunlich, dass in dieser Fassung die Higurashi-Geschichte anscheinend so ein Hit geworden ist, da sie dem Zuschauer in der Form schon einiges an Geduld abverlangt. Soweit ich weiß, kamen Anime und Manga erst nach dem großen Erfolg der Sound Novel.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mayoko am 3 Juli 2012, 12:28:27
Zitat von: Hedning am  2 Juli 2012, 10:02:06
Freut mich! Mein Plan ist eigentlich, noch mal die einzelnen Arcs jeden für sich zu rezensieren. Allerdings bin ich diesbezüglich noch nicht so richtig in Gang gekommen. Kennst du eigentlich die Sound Novel zu Higurashi? Ich gucke sie mir gerade an, habe jedoch allein für den ersten Arc schon fast so lange gebraucht wie für die ganze Animeserie ... ist einfach enorm viel Text und die akustische sowie visuelle Ausstattung ist im Verhältnis dazu recht sparsam geraten (stereotype Musikstücke, verwaschene Hintergründe und wenig variable Figuren mit seltsam großen unförmigen Händen). Ist vor allem was für Fans der Geschichte an sich, da hier die Gedanken von Keiichi minutiös protokolliert werden und man damit den besten Einblick in die Entwicklung seiner Paranoia bekommt. Wer es vor allem gern spannend hat, ist hier aber evtl. nicht gut bedient, da z. B. auch die Clubspiele sehr detailliert dargestellt werden und es auch einige sich stark wiederholende Elemente gibt (wenn Rena z. B. zum x-ten Mal in den "Ich will es mit nach Hause nehmen"-Modus verfällt). Finde es eigentlich erstaunlich, dass in dieser Fassung die Higurashi-Geschichte anscheinend so ein Hit geworden ist, da sie dem Zuschauer in der Form schon einiges an Geduld abverlangt. Soweit ich weiß, kamen Anime und Manga erst nach dem großen Erfolg der Sound Novel.
Ich habe bisher nur Ausschnitte von der Sound Novel gesehen. Die waren eigentlich ziemlich stimmig. Wie das Gesamtwerk funktioniert, kann ich natürlich nicht wissen.
Das die Gedankenwelt von Keiichi aber so detailliert protokolliert wird, finde ich sehr spannend.
Ach ja: Zuerst kam die Sound Novel, wurde sehr beliebt und erfolgreich, dann kamen Anime und Manga.

Ich merke aber das dich Higurashi genauso nicht mehr los lässt.  :icon_smile:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 5 Juli 2012, 01:12:39
Zitat von: Mayoko am  3 Juli 2012, 12:28:27Ich merke aber das dich Higurashi genauso nicht mehr los lässt.

Ganz ehrlich, ich kenne nur wenig Geschichten (Bücher, Filme, alles inbegriffen), die mich so sehr beschäftigt haben. Vor allem kann man das ganze ja immer weiterspinnen, wegen der theoretisch unendlichen Zahl an Welten, Ereignis- und Figurenkonstellationen, die sich konstruieren lassen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mayoko am 17 August 2012, 13:24:23
Deine neue Kapitelbesprechung zu Higurashi ist mal wieder ausgezeichnet.  :sehrgut:
Du gehst wirklich sehr ins Detail und analysierst die Geschichte sehr sorgfältig. Dabei beziehst du dich sogar auf Unterschiede zum Manga und der Sound-Novel. Besser kann man es wirklich nicht machen.

Übrigens: Die Gedichte am Anfang sind allererste Sahne. Eine super Zugabe für jeden Higurashi Fan.
So jetzt habe ich aber genug geschwärmt.  :kitty:


P.S: Ich glaube jetzt weiß ich wozu ich als nächstes Schreiben werde: Higurashi no Naku Koro ni Kira.

Grüße
Mayumi
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 17 August 2012, 18:42:00
Vielen Dank für dein Lob, ich werde dranbleiben. Wie gesagt, die Geschichte hört nicht auf mich zu beschäftigen.

Auf deine Kira-Rezension bin ich sehr gespannt. Mein Fall ist es ja nicht so ganz. Da ist mir doch zu wenig drin von den Elementen, die "Higurashi" für mich ausmachen. Vielleicht wirst du mir ja die Augen für die Qualitäten von Kira öffnen ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mayoko am 20 August 2012, 09:59:20
Zitat von: Hedning am 17 August 2012, 18:42:00
Vielen Dank für dein Lob, ich werde dranbleiben. Wie gesagt, die Geschichte hört nicht auf mich zu beschäftigen.
Das Lob hast du dir ja auch wirklich verdient. ;)

Zitat von: Hedning am 17 August 2012, 18:42:00
Auf deine Kira-Rezension bin ich sehr gespannt. Mein Fall ist es ja nicht so ganz. Da ist mir doch zu wenig drin von den Elementen, die "Higurashi" für mich ausmachen. Vielleicht wirst du mir ja die Augen für die Qualitäten von Kira öffnen ;)
Hmm mal schauen ob mir das gelingt.^^
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Akayuki am 10 September 2013, 23:05:08
Ich bin mal so frei und grabe deinen Autoren Thread aus.

Ich habe gerade deine Kritik (http://www.ofdb.de/review/206949,569526,SteinsGate) zu Steins;Gate gelesen und für sehr interessant befunden.  :respekt:
Zwar unterscheiden sich unsere Meinungen bei der Notengebung aber deine Ausführen hast du wirklich nachvollziehbar begründet. Vor allem die "Rollenklischee-Analyse" und wie sie in Steins;Gate zum Tragen kommt, fand ich amüsant. Ich freue mich auf weitere Texte von dir.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 11 September 2013, 00:34:34
Danke für die positive Rückmeldung! Es tat mir ein bisschen leid, die Harmonie der drei 10er-Wertungen zu stören, aber ich bin vielleicht auch etwas geiziger mit dieser Bewertung. Habe (wobei diese Punktwertungen sowieso Schall und Rauch sind) noch ein bisschen zwischen der 8 und der 9 geschwankt. Die Rollenklischees sind nun mal da in der Serie, ohne dass sie ihr entscheidend schaden könnten.

Inhaltlich kommt der visuelle Stil in meinem Text leider zu kurz, dazu ist mir wenig eingefallen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Mayoko am 11 September 2013, 14:01:33
Hey richtig guter Text, Hedning!  :respekt:

Mir hatte die Hauptfigur der Serie besonders gut gefallen.
Spoiler: zeige
Der Wandel vom genial verrückten Wissenschaftler zum emotional angeschlagenen Menschen, das war schon ziemlich heftig...

Spannend und überraschend waren auch die "Positionen" der einzelnen Nebencharaktere im Plot. Ich fand die Serie wirklich durchweg genial...
  :icon_cool:
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 11 September 2013, 17:21:10
Zitat von: Mayoko am 11 September 2013, 14:01:33
Hey richtig guter Text, Hedning!  :respekt:

Mir hatte die Hauptfigur der Serie besonders gut gefallen.
Spoiler: zeige
Der Wandel vom genial verrückten Wissenschaftler zum emotional angeschlagenen Menschen, das war schon ziemlich heftig...

Spannend und überraschend waren auch die "Positionen" der einzelnen Nebencharaktere im Plot. Ich fand die Serie wirklich durchweg genial...
 :icon_cool:

Den angesprochenen Wandel fand ich auch sehr gut dargestellt.

Was die Positionierungen angeht: Dass
Spoiler: zeige
entweder Itaru oder Okarin der Vater von Suzuha ist, habe ich schon geahnt, als es hieß, dass sie aus der Zukunft kommt und er irgendwo in der Nähe sein müsste ...
Ansonsten habe ich auch bei ein paar Sachen am Ende nicht mehr durchgeblickt, z. B.
Spoiler: zeige
wann Suzuha jetzt in welcher Zeitlinie wo war.
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Akayuki am 11 September 2013, 19:57:42
Spoiler: zeige
Suzuha befand sich meiner Erinnerung nach ursprünglich in einer Zeitlinie, in der CERN die Weltmacht an sich gerissen hatte. Um dies zu verhindern wollte sie mithilfe der Zeitmaschine in die Vergangenheit reisen. Ihre Mission schlägt dann aber bekanntlich fehl, woraufhin sie sich als alte Frau in Rintarôs Zeitlinie schließlich erhängt.


Ich hoffe du meintest diese Szene. Natürlich sind meine Angaben aber ohne Gewähr, schließlich liegt die letzte Sichtung schon etwas zurück und ich hoffe das ich da nicht irgendwas durcheinander bringe.^^
Titel: Re: Autoren-Thread: Adalmar
Beitrag von: Hedning am 11 September 2013, 20:15:25
Ja, an diese Einzelheiten kann ich mich noch erinnern, wobei ich meine, dass das insgesamt alles noch etwas komplizierter war. Aber ich gucke die Serie bestimmt noch mal (da ich sie in DVD+BD-Ausführung habe und auch noch mal von Letzteren Gebrauch machen muss).
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