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Gemeinschaftsforum => Offtopic-Forum => Literatur-Forum => Thema gestartet von: CarliSun am 15 Juni 2014, 16:03:54

Titel: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 15 Juni 2014, 16:03:54
Hallo ihr Lieben!

Da ich eine kleine Leseratte bin, beschäftige ich mich viel mit Büchern und ihren Autoren. Ich liebe den Eigengeruch von gedruckten Seiten und ich liebe es noch mehr mich durch die verschiedensten Genres und Zeiten zu lesen. Manchmal überkommt mich danach auch ein unbändiges Bedürfnis darüber reden zu müssen! Wenn es euch ebenso ergeht, seid ihr hier goldrichtig!  :respekt:

Dieser Thread soll eine Erweiterung von "Was lest ihr gerade?" darstellen und allen Interessierten die Möglichkeit geben sich über ihre Romane, Novellen, Stücke, Gedichte oder Sachbücher auszutauschen. Jede Literaturgattung ist hier willkommen. Von klassischer Literatur bis Science Fiction, vom Kriminalroman bis zur Schnulze, von Horrorliteratur bis zum Kinderbuch, vom Abenteuerroman bis zur Biographie. Dabei ist es unerheblich wie viel "Arbeit" ihr investieren wollt. Wenn ihr Lust und Laune habt, stellt doch einfach mal euer aktuelles Buch vor und erweitert das Ganze durch eine persönliche Rezension! Ich würde mich freuen und vielleicht kommen auch schöne "Gespräche" zu stande.

In diesem Sinne begrüße ich euch zum großen Lesen!  :hurra:

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 15 Juni 2014, 16:55:48
Lustige Idee und ich bin sehr gerne dabei. Allerdings habe ich noch nicht ganz verstanden wie du das meinst  :icon_mrgreen:

Du könntest ja mal gleich einen Anstoß geben und erzählen was so deine Lieblingsbücher sind und warum? Oder deine Lieblingsautoren? Welches Buch hast du schon mehrmals gelesen? Und warum?
Was war das schlechteste Buch das du bis jetzt gelesen hast? Liest du Bücher auch zu Ende, wenn du sie grausig findest? Wie sieht's bei geschenkten Büchern aus?

Vielleicht könnten wir ja mal in Anlehnung an den Thread ,,Zeigt her eure Fernsehecke" sowas machen wie ,,Zeigt her eure Leseecke" :icon_mrgreen:
Titel: Oscar Wilde "Das Bildnis des Dorian Gray"
Beitrag von: CarliSun am 15 Juni 2014, 17:13:48
Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray

(http://bilder.buecher.de/produkte/35/35696/35696200z.jpg)
Quelle: http://bilder.buecher.de/produkte/35/35696/35696200z.jpg (http://bilder.buecher.de/produkte/35/35696/35696200z.jpg)

Originaltitel
The Picture of Dorian Gray

Jahr
1890

Herkunftsland
Irland

Kurze Inhaltsangabe
Der Roman beschäftigt sich mit der Figur des Dorian Gray. Gray ist ein junger Knabe aus wohlerzogenem reichen Hause, der wahre Unschuld und Schönheit ausstrahlt. Seine Reinheit inspriert auch den Maler Basil Hallward, der ein vollkommenes Porträt von ihm schafft. Dieser macht ihn unabsichtlich mit dem zynischen Lord Wotton bekannt, der Gray in das Londoner Nachtleben einführt. Von diesem Zeitpunkt an beginnt Dorian seinen unschuldigen, unverdorbenen Blick auf die Welt langsam zu verlieren und den Wunsch nach ewiger junger Jugend laut auszusprechen. ...

Zum Autor

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0e/Oscar_Wilde_%281854-1900%29_1889,_May_23._Picture_by_W._and_D._Downey.jpg)
Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0e/Oscar_Wilde_%281854-1900%29_1889,_May_23._Picture_by_W._and_D._Downey.jpg (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0e/Oscar_Wilde_%281854-1900%29_1889,_May_23._Picture_by_W._and_D._Downey.jpg)

Oscar (Fingal O'Flahertie Wills) Wilde wurde am 16. Oktober 1854 in Dublin geboren. Nach dem Besuch des Trinity Colleges in Dublin (1871 - 1874) und einer Italienreise im Sommer 1874 begann Oscar Wilde im Oktober 1874 in Oxford klassische Literatur zu studieren (1874 - 1878). Im Alter von fünfundzwanzig Jahren zog er nach London und gehörte dort bald zu den stadtbekannten Dandys. Die Veröffentlichung seines Romans "Das Bildnis des Dorian Gray" ("The Picture of Dorian Gray") löste 1890/91 einen Skandal aus. Nach einigen gerichtlichen Auseinandersetzungen verliess er England für immer und wanderte nach Frankreich aus. Doert starb er am 30. November 1900 an den Folgen einer Mittelohrentzündung.

Meine Meinung
Oscar Wildes Dorian Gray zählt zu einer der bekanntesten Figuren der Weltliteratur. Ich hatte schon immer großes Interesse dieses Buch zu lesen, doch kam jedes Mal, wenn ich es vor hatte zu lesen, wieder davon ab. Als 2009 der Film in die Kinos kam, war ich gleich Feuer und Flamme und freute mich diesen Lesestoff verwirklicht zu sehen. Jedoch, wie es manchmal so ist, klappte auch das nicht. Bis heute habe ich die Verfilmung noch nicht gesehen. Somit hatte ich auch noch kein Vorwissen, an dem ich mich orientieren konnte. Natürlich hatte ich die Rahmenhandlung schon einmal in dem einen  oder anderem Kontext mitbekommen, doch das werde ich an dieser Stelle nicht erwähnen, da ihr euch selber einen Eindruck verschaffen sollt! Es gibt in meinen Augen nichts schlimmeres als ein verratenes Ende in einer Meinungsangabe.

"Das Bildnis des Dorian Gray" hatte ich in drei Tagen ausgelesen. Wenn nicht die Arbeit gewesen wäre, wäre es noch schneller gegangen. Ich fand das Buch unglaublich gut! Meiner Meinung nach zählt es nicht ohne Grund zu den großen Werken der Weltliteratur. Die Sprache ist blumig bis gehoben. Sie entspricht dem Ausdruck, den ich mit dem späten 19. Jahrhundert in England verbinde. Inhaltlich verkehrt die Hauptfigur in gehobenen Kreisen, weswegen dieser Ausdruck notwendig ist. Er liest sich aber wunderbar einfach. Der Roman ist in "relativ" kurze Kapitel unterteilt, die das Lesevergnügen komplett erhöhen. Zumindest bevorzuge ich solche Aufbauelemente. Das ganze Buch beschreibt die Handlung über Jahre, schätzungsweise 20 - 30 Jahre.

Den Inhalt des Romans empfinde ich als komplett zeitlos. Er war damals genauso aktuell wie heute. Die Figuren wurden von Wilde liebevoll konstruiert und authentisch dargestellt. Die Handlung ist eine Mischung von Charakterstudie, Drama und Anklänge von Fantasie. In meinen Augen ein sehr modernes Thema mit einer wichtigen Botschaft.
Spoiler: zeige
Die inneren Werte sind wichtig. Schönheit ist vergänglich. Charakter und Intellekt sind Elemente, die dich bis zu deinem Tod begleiten. Um das wahre Glück zu empfinden, muss man sich selber kennen und mit sich im Reinen sein. Jeder Mensch muss selber erkennen, welche Werte im Leben ihm wichtig sind. Was ist wichtiger? Man selbst zu bleiben oder nach dem Ideal Dritter leben?


Verfilmungen
Das Bildnis des Dorian Gray (1915), R: Wsewolod Emiljewitsch Meyerhold
Das Bildnis des Dorian Gray (1917), R: Richard Oswald
The Picture of Dorian Gray (1945), R: Albert Lewin
Das Bildnis des Dorian Gray (1970), R: Massimo Dallamano
Das Bildnis des Dorian Gray (1973), R: Glenn Jordan
The Picture of Dorian Gray (1976), R: John Gorrie
The Picture of Dorian Gray (2004), R: David Rosenbaum
Dorian (2004), R: Allan A. Goldstein
Dorian (2005), R: Vincent Kirk
The Picture of Dorian Gray (2007), R:Duncan Roy
Das Bildnis des Dorian Gray (2009), R: Oliver Parker

Abschließend kann ich dieses Werk nur jedem empfehlen, der offen für phantastische Elemente ist und kleine Belehrungen im Alltag akzeptiert. Es ist leicht zu lesen und regt zum Nachdenken an! Eine klare Empfehlung!

10 Punkte!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 15 Juni 2014, 17:41:17
Huhu KrawallBruder!

Schön, dass du so schnell auf meinen Thread gestossen bist!  :respekt: Ich habe meine Einleitung eher offen gehalten, da ich keine Vorgaben machen wollte. Jeder soll sich in dem Rahmen ausdrücken, der ihm selber am besten gefällt. Das Thema "Lieblingsbücher" finde ich auch immer wieder schön. Jedoch habe ich schon so viele gute Werke aus den verschiedensten Gattungen gelesen, dass ich nicht mehr alle benennen kann. Meine Leseecke wächst auch immer weiter ... unaufhörlich, wenn ich ehrlich sein soll.  :engel:

Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 15 Juni 2014, 16:55:48
Vielleicht könnten wir ja mal in Anlehnung an den Thread ,,Zeigt her eure Fernsehecke" sowas machen wie ,,Zeigt her eure Leseecke" :icon_mrgreen:

Tolle Idee! Das klingt doch schon mal nach einem tollen Start!  :dodo: Wie werden einfach der "Zirkel der anonymen Leser" oder "Gemeinschaftsforum-Buchklub"! Hauptsache man kann über seine Erfahungen reden und auch andere Leser zu neuen Werken animieren.

Ich bin ein sog. Genre-Hopper. Ich bekomme Lust auf ein Thema, lese mich herein und entscheide, ob es mir gefällt. Daraus ergeben sich zwei Möglichkeiten.
1. Mir gefällt das Buch und ich lese weiter. Entweder beschäftige ich mich an dieser Stelle mehr mit den jeweiligen Autoren mehr oder ich bleibe bei dem Themenkomplex.
2. Mir gefällt das Buch nicht (manchmal) bis garnicht (sehr selten), dann gebe ich dem jeweiligen Autor noch eine Chance und bediene mich einem zweiten Werk. Bei dem Genre selbst bin ich schwieriger. Mittlerweile weiß ich ja, welche Genres mir eher weniger zusagen und mache dann eben eher einen Bogen oder verteile in größeren Abständen neue Chancen. Und was soll ich sagen? Gefällt mir ein Buch garnicht, ist es natürlich ... sowas von raus!

Und ich lese Bücher immer zu Ende, auch wenn ich mich quälen muss, was aber eher selten geschieht. Ich gehöre eher zu den begeisterungsfähigen Menschen, die sich in (fast) jede Geschichte herein denken können. Ich habe es schon oft erlebt, dass ein Buch scheinbar schlecht begann und im Verlauf immer besser wurde bis am Ende der absolute Kracher folgte. Dann legt man das Buch weg, denkt Stunden oder Tage darüber nach und kommt im Rückblick zu dem Schluß, dass es der Hammer war. Diese Erfahrung habe ich schon mehr als einmal gemacht. Aus diesem Grund vertrete ich die Ansicht, dass ein Buch zu Ende gelesen werden sollte. Nur dann begreift man die komplette Bedeutung!

Wie stelle ich mir den Thread also aus meiner Perspektive vor? Dafür habe ich dir ein Beispiel reingestellt. Mein letztes beendetes Buch ist "Das Bildnis des Dorian Gray" und das habe ich versucht kurz zu besprechen.

Nochmal kurz zum Thema "Genre-Hopper". Ich weiß nicht, wie ich es ganz unumständlich erklären soll. Ich lasse mich eher von meiner Lust und Laune treiben. Deswegen präsentiere ich dir hier ein Beispiel:
Zur Zeit lese ich die Urfassung von Jack Kerouacs "On the road". Kerouac gehört zu den wichtigsten Vetretern der Beat Generation. Zu dieser zählen auch Namen wie William S. Burroughs und Allen Ginsberg. Da ich also gerade in diesem Zeitkomplex unterwegs bin, werde ich nach dem Beendes des Buches "Das Geheul" (ein Gedicht) von Allen Ginsberg lesen. Die Werke "Naked Lunch"(Burroughs) und "Und die Nilpferde kochten in ihren Becken" (Burroughs/Kerouac) stehen erst einmal auf meiner To Do-Liste. Da ich aber noch genug andere Romane liegen habe, habe ich mir einfach die Verfilmung des Zweiten besorgt: "Kill your darlings", der demnächst geschaut werden wird. Die Verfilmung von "Naked Lunch" habe ich leider noch nicht.

War das verständlich? Ich würde mich auf jeden Fall freuen! Und ich finde es SPITZE, dass du dabei bist! Tob dich aus!  ;)

Ich bin gespannt auf deine Beiträge und fände es klasse, wenn du deine/meine/unsere Fragen auch selbst beantworten würdest.  ...

Bis dahin ... XOXO CarliSun
Titel: Jack Kerouac "Unterwegs"
Beitrag von: CarliSun am 16 Juni 2014, 02:22:35
Jack Kerouac: On the Road - Die Urfassung

(http://1001buecher.files.wordpress.com/2013/01/on-the-road-die-urfassung.jpg)
Quelle: http://1001buecher.files.wordpress.com/2013/01/on-the-road-die-urfassung.jpg (http://1001buecher.files.wordpress.com/2013/01/on-the-road-die-urfassung.jpg)

Originaltitel
On the Road

Jahr
1951

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
New York in den 1940er Jahren. Ein junger Autor durchquert die USA mit Freunden und Gleichgesinnten, um den Sinn seiner Selbst zu entdecken. Sex, Drogen, Alkohol und lange Gespräche über das Leben und die Natur bestimmen den Alltag. Sie sind immer unterwegs und stehen nie still. Die Bewegung geht immer weiter bis sie den Zeitgeist einer ganzen Generation reflektiert. Die Beat Generation ist geboren.

Zum Autor

(http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2d/Kerouac_by_Palumbo.jpg)
Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2d/Kerouac_by_Palumbo.jpg (http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2d/Kerouac_by_Palumbo.jpg)

Jack Kerouac (Jean Louis Lebris de Kerouac) wurde am 12. März 1922 in Lowell, Massachusetts geboren. Sportliche Erfolge brachten ihm 1940 bis 1941 ein Stipendium an der Columbia University in New York ein, wo er zusammen mit Kommilitonen wie Allen Ginsberg und William S. Burroughs die Zelle der Beat Generation bildete. Die Beatniks gelten als erste Vertreter des Genres Popliteratur. "On The Road" war Kerouacs Durchbruch und der Höhepunkt seiner Karriere. Damit wurde er zur zentralen Figur der Beat Generation. Von Alkohol und Drogen zerstört, starb er am 21. Oktober 1969 in St. Petersburg, Florida.

Nachworte bei der Urfassung
Howard Cunnell: Diesmal schnell. Wie Jack Kerouac Unterwegs schrieb.
Penny Vlagopoulos: Die Neuerfindung Amerikas. Kerouacs Nation von "Untergrundmonstern".
George Mouratidis: "Ins Herz der Dinge" Neal Cassady und die Suche nach dem Authentischen.
Joshua Kupetz: "Der gerade Weg führt nur zum Tod" Die Urfassung von Unterwegs und die zeitgenössische Literaturtheorie.

Meine Meinung
"On the Road" ist eine Inspiration für verschiedene Generationen in der ganzen Welt geworden. Dem Mythos nach tippte Kerouac das Manuskript in drei schlaflosen Wochen auf eine vierzig Meter lange Papierrolle (sollte ausgerollt, wie die befahrenen Straßen aussehen). Es erschien stark überarbeitet, eingegekürzt und anonymisiert vier Jahre später. Die zuvor niemals abgedruckte Urfassung aus dem Jahre 1951 erschien posthum und bildete meine Lesegrundlage.

Ein paar Worte zu meinem Vorwissen. Ähnlich wie bei "Dorian Gray" hatte ich den Film nicht vorher gesehen. Der Name Kerouac und die Beat Generation waren mir ein Begriff. Doch aus dem Stehgreif konnte ich nicht genau sagen warum und das wollte ich ändern. Als ich nach Büchern suchte, die man in seinem Leben unbedingt einmal gelesen haben sollte, stieß ich immer wieder auf "Unterwegs". Immer wieder fand man Rezensionen, die von der klaren Sprache und dem Reisetrieb schwärmten. Ich wollte mich auch anstecken lassen und in die Welt der rebellierenden 1940er eintauchen. Allein deshalb erwartete ich eine schnelllebige Lektüre. Rückblickend kann ich sagen, dass ich doch eine ganze Woche brauchte. Zu Recht.

Die erste Sache, die einem ins Auge fällt, ist der ungewöhnliche Schreibstil. Der ganze Roman ist in fünf Bücher unterteilt, die jeweils eine Reise darstellen. Das ist es. Kerouac verzichtet komplett auf Kapitel, Absätze und generell Leerzeichen. Der ganze Text wirkt als wäre er ohne "Punkt und Komma" herunter geschrieben worden. Der ganze Roman setzt sich aus Aneinanderreihungen von Erzählungen aneinander. Ohne Pause, ohne Ruhe, ohne (Satzzeichen-)abtrennung. Natürlich passt das alles zu dem Lebensgefühl der sogenannten Beat Generation und ist deshalb in sich stimmig. Jedoch vereinfacht es nicht gerade den Lesefluss. Genau genommen strengt es ziemlich an. Ich habe aus diesem Konstrukt in jedem Fall gelernt, dass ich Kapitelunterteilungen liebe.

Wie bereits erwähnt, beschäftigt sich jedes dieser fünf Bücher mit den einzelnen Reisen.
Spoiler: zeige
Das erste Buch erzählt die Geschichte, wie er von New York nach San Francisco trampt und wieder zurück. Das zweite Buch wie er mit seinen Freunden den Umzug seiner Schwester unterstützt und anschließend mit dem Auto erneut nach Sanf Francisco fährt, um nach New York wieder zurück trampen zu müssen. Im dritten Buch besucht er seinen Freund in San Francisco und beschließt ganz wild mit ihm nach New York zu trampen. Im vierten Buch will er einen Freund in Mexiko Stadt besuchen und fährt mit einem Freund von Denver bis zum Ziel. Im fünften und letzten Buch ist er im Erwachsenleben angekommen und bleibt in New York, während er seinen ruhelosen Freund wegschicken muss. Das im Groben zu den Kapiteln.
Natürlich steckt da noch viel mehr dahinter. Doch das möchte ich nicht vorweg nehmen und dem interessierten Leser das "Lesevergnügen" lassen.

Kerouacs Romane basierten zum Großteil auf eigenen Erfahrungen. Seine Quelle der Inspiration war sein Freund Neal Cassady. Dieser gilt bis heute als eine Schlüsselfigur der Beat Generation, wenn auch nicht als Schreiber, sondern als "Ideenherd". Seine Person findet sich auch in Werken anderer namenhafter Autoren dieser Zeit wie Allen Ginsberg ("Howl", 2010 verfilmt), William S. Burroughs ("Naked Lunch", 1991 verfilmt; "And the Hippos were boiled in their tanks", 2013 frei verfilmt als "Kill your Darlings"), Ken Kesey ("One flew over the Cuckoo's Nest", 1975 verfilmt) und Hunter S. Thompson ("Fear and loathing in Las Vegas", 1998 verfilmt).
Aus diesem Grund ist die Namensgebung der Charaktere sehr interessant. In der (mir vorliegenden) Urfassung stehen noch die "richtigen" Namen von Kerouacs Freunden. Diese musste er später durch erdachte Namen ersetzen, um den Datenschutz zu gewährleisten. Wenn man sich mit weiteren Werken dieses Autoren beschäftigt, trifft man auch immer wieder auf die gleichen Figuren. Die bekanntesten Beispiele wären Sal Paradise (Kerouac) und Dean Moriaty (Cassady). Von dem Ruhm dieser "Figuren" hatte ich bereits gehört und war deswegen äußerst überrascht, dass ich sie in der Urfassung nicht vor fand. Hier wird tatsächlich von Allen Ginsberg und Bill Burroughs geredet. Da die Zuordnung seiner Charaktere zu den Realvorlagen nie schwierig war, macht es keinen Unterschied.

Man saugt beim Lesen förmlich die eigenen Erfahrungen des Autoren auf. Die Sprache ist sehr modern. Sie variiert zwischen gehobenen Landschaftsbeschreibungen und den alltäglichen (Fäkal)ausdrücken. Somit stellt sich der Stil als leicht lesbar dar. Die Figuren sind glaubhaft und regen in unterschiedlichem Maße zum Nachdenken an. Die Geschichte selbst hat mich leider nicht gepackt oder gekriegt oder wie man es so schön ausdrücken möchte. Über manche Passagen hinweg habe ich mich teilweise wirklich gequält. Witziger Weise habe ich nach dem Beenden der Lektüre einige andere Rezensionen gelesen. Dabei durfte ich feststellen, dass gerade die "Szenen", die mir gar nicht zugesagt haben tatsächlich nur in der Urfassung zu finden sind.

Ich bin froh das Buch gelesen und diese Erfahrung gemacht zu haben. Leider hat mich das Buch nicht gekriegt. Warum auch immer konnte ich mich nicht auf den Inhalt einlassen. Das lag zum Teil an den langen Beschreibungen von "Saxophonen", "Staus" oder ähnlichem. Die Erkenntnis, dass die nur in der Urfassung vorkommen, ärgert mich ein wenig. Vielleicht hätte ich das Buch besser gefunden, wenn ich es in der gekürzten "Massenausgabe" zuerst gelesen hätte. Doch das kann ich an dieser Stelle nicht mehr ändern.

Verfilmung
On the Road (2012), R: Walter Salles

Ich empfehle dieses Buch jedem, der Lust auf einen Road Trip in den eigenen Geist hat. Jedem, der seine Horizonte erweitern möchte und in das unbeschwerte Lebensgefühl einer anderen Generation eintauchen möchte. Immer auf der Suche nach Freiheit und nach der ultimativen Party!

6 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Juni 2014, 10:24:45
Hi,

sehr schöne Idee. Allein schon, weil du es völlig anders angehst als ich mit den reinen Rezis, dazu noch Genres bedienst, die ich eigentlich wenig bis gar nicht im Portfolio habe und mich zudem übergangslos ablösen kannst, wenn ich demnächst hier die Segel streichen werde.

Also Dir und allen Usern viel Spaß mit deinen Büchern und den Anmerkungen dazu. Ich werd sicher öfters mal reinschauen und vielleicht ein paar Lesetipps holen.

Gruß
Jerry
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 16 Juni 2014, 12:01:26
Jerry  :respekt:, vielen lieben Dank! Ich versuche mein Bestes!

Aber warum willst du denn aufhören? Du machst das doch auch schon so lange! Es wäre doch schade, dass Projekt zu beenden.

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 16 Juni 2014, 12:58:40
Für alle Interessierten:

Meine Rezension über Jack Kerouacs "On the Road" ist komplett beendet. Meine Meinung ist eingefügt und dieser Post soll euch nur nochmal darauf hinweisen, dass hier etwas passiert ist. Also, viel Spaß beim Lesen! Vielleicht konnte ich ja jemandem helfen!

:zunge:

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Juni 2014, 14:10:54
Viel dazu sagen kann ich nicht, da ich weder das Buch gelesen noch den Film gesehen habe, ABER dadurch, dass du NICHT die zusammengestutzte Massenware gelesen hast, bist du auf jeden Fall näher an dem, was der Autor sagen wollte, als mit einer vom Verlag oder wem auch immer nur zwecks Umsatzgenerierung verstümmelten Ausgabe. Ist jedenfalls meine Einstellung zu dem Thema.

Dass du Bücher immer zu Ende liest, auch wenn sie dir nicht zusagen, finde ich begrüßenswert. Halte ich genauso. Oder ich breche ab, feuere es in die hinterste Ecke des Stapels und nehme es mir Monate später wieder vor, verliere aber auch kein Wort bis dahin zum bisher gelesenen Teil. Ein Beispiel war da "Assassini" von Thomas Gifford. Zweimal nicht sonderlich weit gekommen, der dritte Versuch hat dann funktioniert und siehe da - das Buch hat sich immer mehr gesteigert und wenn ich es mit dem Vatikan-Thriller von Dan Brown vergleiche, war es auch noch das bessere Buch.

Warum ich aufhöre? So ne Mischung aus keine Zeit und keine große Lust mehr. Heißt aber nicht, dass ich das Lesen unterlassen werde.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 16 Juni 2014, 20:14:49
Dein Beispiel von Thomas Giffords "Assassini" finde ich genial, da ich vor einigen Jahren die gleiche Entwicklung durchgemacht habe.  :laugh:

Am Anfang dachte ich "Oh man, was hast du dir denn gekauft?!" über "keine schlecht Idee" und "ich muss weiterlesen - das ist so spannend", um es enden zu lassen mit "geniales Buch. Hat sich gelohnt durchzuhalten!"

Aber genau das meine ich. Ob es einem gefällt oder nicht man sollte auch immer das Ende betrachten, da es einen auch im positiven Sinne umhauen kann. Das ist auch ein Grund dafür, dass ich Rezensionen niemals weiterlese, in denen erwähnt wird "Ich habe das Buch dann und dann abgebrochen oder garnicht zu Ende gelesen." Damit kann ich nichts anfangen. Schließlich stelle ich mich ja auch nicht ins Forum und schwärme von Filmen/Serien/ Büchern, die ich noch niemals gesehen/gelesen habe oder gar das Gegenteil. Finde ich zumindest unsinnig. ...  :engel:

XOXO CarliSun
Titel: Agathe Christie "Der Tod auf dem Nil"
Beitrag von: CarliSun am 16 Juni 2014, 21:42:22
Agatha Christie: Der Tod auf dem Nil

(http://images.booklooker.de/isbn/9783596904457/Christie+Der-Tod-auf-dem-Nil-Roman-Agatha-Christie-Aus-dem-Engl-von-Pieke-Biermann-Fischer-90445.jpg)
Quelle: http://images.booklooker.de/isbn/9783596904457/Christie+Der-Tod-auf-dem-Nil-Roman-Agatha-Christie-Aus-dem-Engl-von-Pieke-Biermann-Fischer-90445.jpg (http://images.booklooker.de/isbn/9783596904457/Christie+Der-Tod-auf-dem-Nil-Roman-Agatha-Christie-Aus-dem-Engl-von-Pieke-Biermann-Fischer-90445.jpg)

Originaltitel
Death on the Nile

Jahr
1937

Herkunftsland
Großbritannien

Kurze Inhaltsangabe
Der Meisterdetektiv Hercule Poirot macht Urlaub in Ägypten. Im Sinne der Erholung bucht er eine Dampferfahrt auf dem Nil, um zur Ruhe zu kommen. An Bord lernt er die frisch verheiratete Millionärin Linnet Doyle kennen. Diese befindet sich gerade in den Flitterwochen mit ihrem Mann Simon. Da sie ihrer besten Freundin den Mann ausgespannt hat, plagt sie jetzt das schlechte Gewissen. Jacqueline de Bellefort, Simons ehemalige Verlobte, befindet sich ebenfalls auf dem Schiff und bemüht sich in jeder freien Minute dem jungen Brautpaar die Ferien zu verderben. Doch als ein Mord geschieht, sind Poirots freie Tage um. Er begibt sich auf die Spur des Unmöglichen und klärt den Fall noch bevor das Schiff den Hafen erreicht.

Zum Autor

(http://themeaningofmadness.files.wordpress.com/2011/11/336-agatha-christie.jpg)
Quelle: http://themeaningofmadness.files.wordpress.com/2011/11/336-agatha-christie.jpg (http://themeaningofmadness.files.wordpress.com/2011/11/336-agatha-christie.jpg)

Dame Agatha Mary Clarissa Christie, Lady Mallowan, wurde am 15. September 1890 in Torquay, Grafschaft Devon in England geboren. Einem breiterem Publikum bekannt wurde sie vor allem durch ihre zahlreichen Kriminalromane und Kriminalfälle, die auch für das  Fernsehen verfilmt wurden. Ihre bekannteste Figur ist der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot, der mit seinem Freund Hastings in 33 Fällen ermitteln durfte. Eine weitere bekannte Schöpfung ihrerseits ist Miss Marple, der sie ganze 12 Romane widmete. Agatha Christie war zweimal verheiratet und starb am 12. Januar 1976 in Wallingford, Grafschaft Oxfordshire an einem Schlaganfall.

Meine Meinung
Wenn man in die Welt der Kriminalliteratur eintaucht, ist Agatha Christie ein Name, an dem man unter keinen Umständen vorbei kommt.
Als ich in jungen Jahren meinen ersten Bibliothekausweis ausgehändigt bekam, eilte ich regelmäßig in die "heilige" Halle, um mich mit guten Büchern zu versorgen. Zu meinen ersten Eroberungen zählten die Werke aus der "Miss Marple"-Reihe, die ich förmlich verschlang. Den Meisterdetektiv Hercule Poirot ließ ich damals noch gänzlich unberührt. Heute, ganze zwanzig Jahre später, fiel mir seine Existenz wieder ein und ich bekam Lust auf eines seiner bekannteren Werke, weil ich mich nicht der ganzen Reihe verpflichten wollte. Mein Vorwissen bestand nur aus zwei Fakten. Zum einen, dass er ein französischsprachiger Belgier war und zum anderen, dass er jeden Fall gelöst bekam durch seinen Weitblick. Um es kurz zu machen, ich wusste nichts und war gespannt auf ein neues Leseabenteuer. Dieses nahm lediglich zwei Tage meiner Zeit in Anspruch.

Der Schreibstil der Christie ist einfach und flüssig. Sie bedient sich der klassischen Erzählelemente und weiß den Leser zu unterhalten. Der eine oder andere unter euch  mag schon einmal eine Verfilmung ihrer Werke gesehen haben. Ich kann nur sagen, dass die Bücher genauso logisch und fließend strukturiert sind, wie die Filme.

Am Anfang der Lektüre wird einem die junge Millionärin Linnet Ridgeway vorgestellt, die alles zu besitzen scheint, wovon jeder andere nur träumen mag. Sie erwartet den Besuch ihrer besten Freundin Jacqueline de Bellefort.
Spoiler: zeige
Diese erzählt ihr kaum angekommen, dass sie einen armen Adligen namens Simon Doyle kennengelernt hat und unsterblich in ihn verliebt ist. Sie bittet ihre Freundin um einen Arbeitsplatz für ihren Mann. Linnet stimmt zu. Als J. de Bellefort die beiden, Linnet und Simon, miteinander bekannt macht, sprühen die Funken und Liebe liegt in der Luft.
Nach diesem Vorwort setzt der Roman ein und alle beteiligten Hauptfiguren finden sich auf der Dampferfahrt auf dem Nil wieder.

Die Handlung des Romans ist sehr angenehm zu lesen und äußerst schnelllebig. Es treten gerade zu Beginn eine Vielzahl von Charakteren auf, die man für sich selber erst einmal ordnen muss. Doch Christie schafft es für alle Figuren eine liebevoll konstruierte Hintergrundgeschichte zu entwickeln, die es einem leicht macht, sich auf alle einzulassen. Wenn man sich durch das Buch arbeitet, fallen einem immer wieder klassische Filmelemente aus älteren Schwarz/Weiß-Filmen ein und lassen einen das Lesen wirklich geniessen. Gerade die altkriminologischen stereotypen Figuren haben mir besonders gut gefallen und haben mir auch gleich wieder Lust auf einfache Detektivgeschichten gemacht. In meinen Augen ist das Buch ein absolutes Lesemuß und pures Vergnügen! Es wird schnell ersichtlich, warum Agatha Christie mit ihren Romanen in den Weltliteraturkreis aufgenommen wurde.

Verfilmungen
Death on the Nile (1978), R: John Guillermin

Eine klare Buchempfehlung für Krimi-Hasen, die die alten Ermittlungsmethoden zu schätzen wissen.

10 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: MMeXX am 16 Juni 2014, 22:27:37
Na, du legst ja vor. Ich bin da eher etwas gemütlicher, was das Lesetempo angeht. Wobei auch immer wieder diverse Magazine/Zeitschriften und - völlig überraschend - Filme dazwischen kommen. Den Gray sollte ich mir allerdings auch mal vornehmen. Ebenso wie wenigstens einen von Christie.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 18 Juni 2014, 13:34:27
Zitat von: CarliSun am 15 Juni 2014, 17:41:17
Huhu KrawallBruder!

:muetze:

Zitat von: CarliSun am 15 Juni 2014, 17:41:17
Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 15 Juni 2014, 16:55:48
Vielleicht könnten wir ja mal in Anlehnung an den Thread ,,Zeigt her eure Fernsehecke" sowas machen wie ,,Zeigt her eure Leseecke" :icon_mrgreen:

Tolle Idee! Das klingt doch schon mal nach einem tollen Start!  :dodo: Wie werden einfach der "Zirkel der anonymen Leser" oder "Gemeinschaftsforum-Buchklub"!

(http://s7.directupload.net/images/140618/ue7fys2x.jpg)

(http://s7.directupload.net/images/140618/d39wglpq.jpg)
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 18 Juni 2014, 23:07:16
Zitat von: CarliSun am 15 Juni 2014, 17:41:17
Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 15 Juni 2014, 16:55:48
Vielleicht könnten wir ja mal in Anlehnung an den Thread ,,Zeigt her eure Fernsehecke" sowas machen wie ,,Zeigt her eure Leseecke" :icon_mrgreen:

Tolle Idee! Das klingt doch schon mal nach einem tollen Start!  :dodo: Wie werden einfach der "Zirkel der anonymen Leser" oder "Gemeinschaftsforum-Buchklub"!

Sehr, sehr, sehr geil!!!  :icon_eek: ...

Da bin ich glatt neidisch!!!  :love:

Hast du die alle auch schon gelesen?
Ich sammele zwar auch immer wieder Bücher, doch meine Kollektion ist nicht ansatzweise so groß! Aber das kann sich alles ja noch ändern...

Doch wie ich sehe, hast du ordentlich Lesematerial! Von daher kannst du ja mal ein paar Bücher, die dich besonders begeistert haben, hier hereinstellen. Ich würde mich freuen!  :D Denkanregungen sind immer top!

Aber dann muss ich ja nachziehen!!!! Bilder folgen ...
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 18 Juni 2014, 23:12:32
Zitat von: MMeXX am 16 Juni 2014, 22:27:37
Na, du legst ja vor. Ich bin da eher etwas gemütlicher, was das Lesetempo angeht. Wobei auch immer wieder diverse Magazine/Zeitschriften und - völlig überraschend - Filme dazwischen kommen. Den Gray sollte ich mir allerdings auch mal vornehmen. Ebenso wie wenigstens einen von Christie.

Jep. Ich lese leidenschaftlich gerne. Nur schaffe ich es nicht immer so wie ich mag. Doch die aktuellsten Bücher versuche ich euch ja vorzustellen. Vielleicht schaffe ich es ja euch Appetit zu machen.  :pidu:
Andererseits könnt  ihr da natürlich auch immer gerne einsteigen!

Wilde und Christie zu lesen ist auf jeden Fall kein Fehler! Wie man ja lesen konnte, bin ich von "Dorian Gray" vollkommen überzeugt. Kleiner Tipp für die Krimi-Dame: Falls du ein Auge auf "Mord im Orient-Express" oder "Tod auf dem Nil" geworfen hast, lese MiOE bitte als erstes. Im vorgestellten Roman verrät die Dame leider bereits die Lösung zum ersten Fall-war nicht schön.  :dash: Deswegen muss ich mit dem Lesen noch ein wenig warten ...
Ich hoffe, ich konnte helfen.
XOXO CarliSun
Titel: Charles Bukowski "Jeder zahlt drauf - Stories"
Beitrag von: CarliSun am 18 Juni 2014, 23:59:38
Charles Bukowski: Jeder zahlt drauf - Stories

(http://www.dtv.de/_cover/640/jeder_zahlt_drauf-9783423119917.jpg)
Quelle: http://www.dtv.de/_cover/640/jeder_zahlt_drauf-9783423119917.jpg (http://www.dtv.de/_cover/640/jeder_zahlt_drauf-9783423119917.jpg)

Originaltitel
Septuagenarian Stew

Jahr
1983

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
Bukowksi philosophiert in 23 Kurzgeschichten über das Leben und wie schlecht es verlaufen kann. Teilweise bedient er sich sogar seiner eigenen Biographie. Doch jede Erzählung steht für sich, keine ist vergleichbar. Wir erfahren etwas über den Alltag in einem undankbaren Job, den Frust in einer nicht funktionierenden Ehe, das Pech auf der Pferderennbahn, die Problematik von Schreibblockaden und noch vieles mehr.

Zum Autor

(http://cdn.99u.com/wp-content/uploads/2013/08/CharlesBukowski.jpg)
Quelle: http://cdn.99u.com/wp-content/uploads/2013/08/CharlesBukowski.jpg (http://cdn.99u.com/wp-content/uploads/2013/08/CharlesBukowski.jpg)

Charles Bukowski (Heinrich Karl Bukowski) wurde am 16. August 1920 in Andernach geboren. Er wuchs seit seinem zweiten Lebensjahr in Los Angeles auf. Nach wechselnden Jobs als Tankwart, Schlachthof- und Hafenarbeiter begann er zu schreiben und veröffentlichte zwischen 1960 und den frühen 1990er Jahren weit über 40 Prosa- und Lyrikbände. Am 9. März 1994 starb er in seiner Wahlheimat San Pedro, Los Angeles, an Leukämie.

Meine Meinung
Im Vorfeld hatte ich schon sehr viel von Bukowski gehört ohne ihn gelesen zu haben. Dabei spaltete sich die Menge. Einige Leute legten mir diesen Autoren mit absoluter Überzeugung ans Herz und schwärmten förmlich von seinen Schreibkünsten. Die Anderen rieten mir eher ab, da sein Ausdruck auch gerne mal unter die Gürtellinie fallen würde und erklärten offen, dass sie mit ihm nichts anfangen könnten. Bis zu diesem Buch hatte ich tatsächlich noch daran gedacht mir ein Buch von ihm zu Gemüte zu führen. Darum wurde es Zeit.

Wie eingangs erwähnt, beinhaltet der Roman 23 Kurzgeschichten aus den verschiedensten Bereichen. Die Länge dieser Erzählungen sind sehr angenehm. Meist schwanken sie zwischen sechs und 20 Seiten und lesen sich schnell weg .Der Schreibstil ist einfach gehalten und sorgt für einen flüssigen Lesefluss. Die angekündigte derbe Vulgärsprach blieb aus.

Wenn man sich wie ich, parallel zum Werk mit der Biographie des Autoren auseinandersetzt, kommt man immer wieder aufs Neue zu interessanten Schlüssen. In beinahe jeder Geschichte finden sich autobiographische Züge. Diese sind unterschiedlich interessant. Ich bin mir darüber im Klaren, dass jeder Leser die Geschichten anders wahr nimmt und kann nur für mich sprechen.

Berichte über die desillusionierte Jugend, das Pech am Arbeitsplatz, die Probleme von Autoren und Berichte eines Ehealltages waren für mich äußerst interessant und auf verschiedenen Ebenen greifbar. Jedoch begeisterte ich mich weniger für die Abläufe auf der Pferderennbahn und die anderen Sportgeschichten. Sport schauen finde ich ansprechend, doch Geschichten darüber lesen, ist nicht meines.

Verfilmung
keine

Da ich nicht allzu viel über die jeweiligen Inhalte verraten möchte, fasse ich mich in der heutigen Rezension kurz.
Bukowski kann ich jedem empfehlen, der Interesse an moderner Popliteratur hat und nicht immer nur Happy Ends erwartet. Das soll aber nicht heissen, dass die Stories immer negativ ausgehen. Das ist auch wieder nicht der Fall. Das ist das schöne am Schriftsteller ... man kann den Ausgang nicht immer erahnen.

7 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 19 Juni 2014, 12:22:15
Zitat von: CarliSun am 18 Juni 2014, 23:07:16
Hast du die alle auch schon gelesen?

Hehe, genau das ist immer die erste Frage die kommt  :icon_mrgreen:
Und nein, ich habe die nicht alle gelesen. Wenn ich überschlagen müsste, würde ich sagen, dass ich so jedes 4. oder 5. davon gelesen habe. Ich hab erst recht spät angefangen ,,zu lesen". So richtig ging es erst los als ich 18-19 war (heute bin ich 25) und erst als ich dann meine eigene Wohnung hatte (mit 22) hatte ich auch Platz und Geld ein, zwei Bücher mehr zu kaufen. Die meisten Bücher sind aus Antiquaren und haben mich selten mehr als 1€ gekostet.

Zitat von: CarliSun am 18 Juni 2014, 23:07:16
Doch wie ich sehe, hast du ordentlich Lesematerial! Von daher kannst du ja mal ein paar Bücher, die dich besonders begeistert haben, hier hereinstellen. Ich würde mich freuen!  :D Denkanregungen sind immer top!

Ja, ich hab zurzeit viel zu tun, aber ich werde mich demnächst mal hinsetzen :) Vielleicht sogar den Roman von Hamsun, den ich gerade noch lese. Mal schauen.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Retro am 19 Juni 2014, 18:05:35
Vorab:
Ich selbst bin keine große Leseratte, habe vielleicht knappe 100 Bücher- wovon die hälfte aber eher "Sachbücher" (Games, Filme, Slotcars, Musik) sind.
Der Rest ist größtenteils mit schrägem Humor der Marke Terry Pratchett, Leonie Swann, Walter Moers oder Douglas Adams ausgefüllt.  :icon_lol:

Allerdings hat meine Frau ein großes Zimmer (Wir nennen es liebevoll "Bücherei") voll Bücher, und wird dem Begriff "Leseratte" voll gerecht.
Ich glaube zwar nicht, dass sie Lust hat hier was beizutragen, aber mal sehen...

Immerhin eine kleinigkeit von mir, geschrieben ursprünglich für eine reine Zockerseite:

TERRY PRATCHETT: Nur Du kannst die Menschheit retten

Johnny Maxwell ist 12 Jahre alt und begeisterter Computerspieler.
Sein Freund Wobbler hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, jeden Kopierschutz von Computergames zu knacken, und gab ihm eine Kopie des neuesten Spieles mit dem titel ,,Nur du kannst die Menschheit retten".
Hierbei handelt es sich um ein klassisches Weltraumkampfspiel, in dem der Spieler sein Raumschiff gegen hunderte gegnerische ausserirdische des bösen Screewee-Imperiums im Kampf steuert.
Eines abends, als Johnny schon recht weit im Spiel fortgeschritten ist, und zahlreiche gegnerische Raumschiffe abgeschossen hat, erscheint eine so nicht zu erwartende Botschaft auf dem Bildschirm:
,,Wir möchten verhandeln".
Zunächst denkt Johnny an einen Scherz, den Wobbler in seiner Kopie des Spiels eingebaut hat- doch die Screewee wollen mit ihm Kontakt aufnehmen, und sich ergeben.
Ein blick ins Handbuch führt zu keinem Ergebnis, der eiligst angerufene Wobbler hat auch keinen Rat- so dass sich Johnny auf ein Gespräch mit den Wesen im Spiel einlässt.
Hier erfährt er nun, dass die ausserirdischen wirklich existieren, und es satt haben zu tausenden getötet zu werden, während der Spieler nach seinem Abschuss immer wieder neu zum leben erweckt wird.
Zunächst nicht ganz sicher, ob das Gespräch Wirklichkeit war, oder ob er nur geträumt hat, vermischen sich seine Träume, in denen er ein Kampfschiff steuert und die Realität immer mehr.
Schließlich willigt er ein, die Screewee zu ihrem Heimatplaneten zu bringen- und sie vor anderen irdischen Angreifern zu beschützen.
Seine taten im Spiel bleiben aber nicht folgenlos- viele andere Spieler geben zwar auf, als sie entdecken dass die ausserirdischen sich nicht wehren, und sogar den Rückzug antreten- einige geradezu besessene Spieler aber bleiben hartnäckig, und fliegen solange im Spiel herum, bis sie den Gegner entdeckt haben.
Als unter den Screewee auch noch eine Meuterei ausbricht, da einige lieber kämpfend sterben wollen als sich zurückzuziehen, braucht Johnny die Hilfe seiner Freunde- und einer besonders guten Pilotin der menschlichen Mitspieler, welche aber in den Aliens nur Kanonenfutter sieht...

Wer hier einen ,,typischen" Pratchett erwartet, könnte enttäuscht werden.
Das Buch ist eher ein Jugendroman, und mit einem dementsprechend leichteren sprachlichen Niveau geschrieben, als seine anderen Werke.
Mit gerade mal 220 groß geschriebenen Seiten ist es auch alles andere als lang, und somit in einem rutsch durchgelesen.
Wer aber wie ich mit den klassischen Space-Shootern aufgewachsen ist, wird an diesem Buch sicher seinen Spaß haben- alleine schon wegen der netten anspielungen auf alte Games, allen voran die ausgestorbene Rasse der ,,Space Invaders".
Allgemein wird man nach dem Genuss dieser Lektüre wohl ein wenig anders über derartige spiele denken, und vielleicht beim nächsten Retroshooter-Spieleabend versuchen zu verhandeln...?!

:gamer:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 19 Juni 2014, 19:33:48
Ich bring irgendwann später noch ne Rezi zu Brian Garfields "Ein Mann sieht rot", dann überlass ich dir das Feld. Man sieht ja, dass du das perfekt und besser als meine Wenigkeit machst. Außerdem ist dann übergangslos jemand für Buchbesprechungen da. Also ideal. Viel Spaß.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 20 Juni 2014, 21:45:22
Hej hej Krawallbruder!

Zitat von: CarliSun am 18 Juni 2014, 23:07:16
Zitat von: CarliSun am 15 Juni 2014, 17:41:17
Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 15 Juni 2014, 16:55:48
Vielleicht könnten wir ja mal in Anlehnung an den Thread „Zeigt her eure Fernsehecke“ sowas machen wie „Zeigt her eure Leseecke“ :icon_mrgreen:

Tolle Idee! Das klingt doch schon mal nach einem tollen Start!  :dodo: Wie werden einfach der "Zirkel der anonymen Leser" oder "Gemeinschaftsforum-Buchklub"!
Aber dann muss ich ja nachziehen!!!! Bilder folgen ...

Es ist soweit! Endlich habe ich meine Digicam gefunden und zwei bescheidene Bilder von meinem Lesereich machen können.

(http://s7.directupload.net/images/140620/temp/wo42axft.jpg) (http://www.directupload.net/file/d/3659/wo42axft_jpg.htm)

Hier sieht man meine kleine Bücheroase. Da ich nicht soviel Platze habe, wie ich es gerne hätte, stehen die Bücher in zwei (anteilig sogar in drei) Reihen. Doch ich kann ganz stolz sagen, dass sie verschiedene Genres bedient.

(http://s14.directupload.net/images/140620/temp/ejhctynq.jpg) (http://www.directupload.net/file/d/3659/ejhctynq_jpg.htm)

Das ist ein Ausschnitt aus der kleinen Wohnzimmervitrine. Ein Versuch, die (für mich) "interessante" Kultur hervorzuheben. Bücher, Religion aller Art und natürlich Whisky ... also, alles zum genießen!  :engel:

Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 19 Juni 2014, 12:22:15
Zitat von: CarliSun am 18 Juni 2014, 23:07:16
Doch wie ich sehe, hast du ordentlich Lesematerial! Von daher kannst du ja mal ein paar Bücher, die dich besonders begeistert haben, hier hereinstellen. Ich würde mich freuen!  :D Denkanregungen sind immer top!
Ja, ich hab zurzeit viel zu tun, aber ich werde mich demnächst mal hinsetzen :) Vielleicht sogar den Roman von Hamsun, den ich gerade noch lese. Mal schauen.

Sehr, sehr gut!  :respekt: Das klingt doch super! Eine Besprechung über "Hamsun" ist bestimmt sehr interessant und würde mich auf jeden Fall interessieren. Falls du das also einrichten könntest, würdest du auf jeden Fall schon mindestens eine Person glücklich machen. Das ist sicher! MICH!;)

XOXO Carli Sun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 20 Juni 2014, 22:19:07
Huhu trikerider!

Terry Pratchett: Nur du kannst die Menschheit retten

(http://media.ebook.de/shop/coverscans/141/1416608_1416608_xl.jpg)
Quelle: http://media.ebook.de/shop/coverscans/141/1416608_1416608_xl.jpg (http://media.ebook.de/shop/coverscans/141/1416608_1416608_xl.jpg)

Zitat von: trikerider am 19 Juni 2014, 18:05:35
Immerhin eine kleinigkeit von mir, geschrieben ursprünglich für eine reine Zockerseite:

TERRY PRATCHETT: Nur Du kannst die Menschheit retten

Johnny Maxwell ist 12 Jahre alt und begeisterter Computerspieler.
Sein Freund Wobbler hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, jeden Kopierschutz von Computergames zu knacken, und gab ihm eine Kopie des neuesten Spieles mit dem titel ,,Nur du kannst die Menschheit retten".
Hierbei handelt es sich um ein klassisches Weltraumkampfspiel, in dem der Spieler sein Raumschiff gegen hunderte gegnerische ausserirdische des bösen Screewee-Imperiums im Kampf steuert.
Eines abends, als Johnny schon recht weit im Spiel fortgeschritten ist, und zahlreiche gegnerische Raumschiffe abgeschossen hat, erscheint eine so nicht zu erwartende Botschaft auf dem Bildschirm:
,,Wir möchten verhandeln".
Zunächst denkt Johnny an einen Scherz, den Wobbler in seiner Kopie des Spiels eingebaut hat- doch die Screewee wollen mit ihm Kontakt aufnehmen, und sich ergeben.
Ein blick ins Handbuch führt zu keinem Ergebnis, der eiligst angerufene Wobbler hat auch keinen Rat- so dass sich Johnny auf ein Gespräch mit den Wesen im Spiel einlässt.
Hier erfährt er nun, dass die ausserirdischen wirklich existieren, und es satt haben zu tausenden getötet zu werden, während der Spieler nach seinem Abschuss immer wieder neu zum leben erweckt wird.
Zunächst nicht ganz sicher, ob das Gespräch Wirklichkeit war, oder ob er nur geträumt hat, vermischen sich seine Träume, in denen er ein Kampfschiff steuert und die Realität immer mehr.
Schließlich willigt er ein, die Screewee zu ihrem Heimatplaneten zu bringen- und sie vor anderen irdischen Angreifern zu beschützen.
Seine taten im Spiel bleiben aber nicht folgenlos- viele andere Spieler geben zwar auf, als sie entdecken dass die ausserirdischen sich nicht wehren, und sogar den Rückzug antreten- einige geradezu besessene Spieler aber bleiben hartnäckig, und fliegen solange im Spiel herum, bis sie den Gegner entdeckt haben.
Als unter den Screewee auch noch eine Meuterei ausbricht, da einige lieber kämpfend sterben wollen als sich zurückzuziehen, braucht Johnny die Hilfe seiner Freunde- und einer besonders guten Pilotin der menschlichen Mitspieler, welche aber in den Aliens nur Kanonenfutter sieht...

Wer hier einen ,,typischen" Pratchett erwartet, könnte enttäuscht werden.
Das Buch ist eher ein Jugendroman, und mit einem dementsprechend leichteren sprachlichen Niveau geschrieben, als seine anderen Werke.
Mit gerade mal 220 groß geschriebenen Seiten ist es auch alles andere als lang, und somit in einem rutsch durchgelesen.
Wer aber wie ich mit den klassischen Space-Shootern aufgewachsen ist, wird an diesem Buch sicher seinen Spaß haben- alleine schon wegen der netten anspielungen auf alte Games, allen voran die ausgestorbene Rasse der ,,Space Invaders".
Allgemein wird man nach dem Genuss dieser Lektüre wohl ein wenig anders über derartige spiele denken, und vielleicht beim nächsten Retroshooter-Spieleabend versuchen zu verhandeln...?!

:gamer:

Supi-dupi-gut!  :hurra: Erste Sahne!  :respekt:
Ich freue mich über deinen Einsatz und die Vorstellung des Romans! So konnte ich, als ewig nach guter Literatursuchende, wieder einmal einen Blick auf ein Genre werfen mit dem ich mich eher weniger auseinander setze. Pratchett ist natürlich ein Begriff. Keine Frage! Doch viele Erfahrungen konnte ich mit ihm noch nicht sammeln. Ich habe einen Scheibenwelt-Roman von ihm "Der Zeitdieb", den ich (wenn denn) vor 11 Jahren gelesen habe Keine Erinnerung daran und anscheinend auch nicht das Interesse nach mehr mitgenommen. Doch wenn ich in mich gehe, kann ich mich an eine Phase in meinem Leben erinnern, in der ich mir "Gevatter Tod" zulegen wollte. Und ich weiß auch noch, dass mir damals eingefleischte Pratchett-Fans davon abgeraten und mich mit sovielen Empfehlungen seiner Werke überschüttet hatten, dass ich komplett davon abgekommen bin. Also, lohnt es sich doch das im Auge zu behalten!

Ich habe ja immer die "unangenehme" Eigenschaft mich in die Biographie der Autoren reinzulesen, bevor ich mit ihren eigentlichen Werken beginne. Da kann man auch immer wieder komische Entdeckungen machen. Und gerade Romane, die bereits weit über 150 Jahre alt sind, sind deutlich leichter einzuordnen und zu verstehen. Doch ich drifte mal wieder ab.  :icon_redface: ... Das einzige, was ich aus meiner Erinnerung mit Pratchett verband, war das "Tragen eines fliederfarbenen Bandes" zum Welt-Pratchett-Tag. Meine Freunde waren da stets dabei und ich am Rande dann auch. Doch wer ist der Mann hinter der "intellektuellen Fantasie"? Das ist dabei rausgekommen:

Zum Autor

(http://static.guim.co.uk/sys-images/Observer/Pix/pictures/2011/6/11/1307803056873/Terry-Pratchett-assisted--007.jpg)
Quelle: http://static.guim.co.uk/sys-images/Observer/Pix/pictures/2011/6/11/1307803056873/Terry-Pratchett-assisted--007.jpg (http://static.guim.co.uk/sys-images/Observer/Pix/pictures/2011/6/11/1307803056873/Terry-Pratchett-assisted--007.jpg)

Terry Pratchett (Sir Terence David John Pratchett) wurde am 28. April 1948 in Beaconsfield, Buckinghamshire, England geboren. Er veröffentlichte sein erstes Werk mit 13 Jahren. Es war die Kurzgeschichte The Hades Business, die erst in der Schülerzeitung und später im Science Fantasy Magazine veröffentlicht wurde. Nachdem er von der Schule abgegangen war, wurde er zum Journalisten ausgebildet. Parallel zu seiner Arbeit in diesem Bereich schrieb er seine Bücher. Insbesondere seine Scheibenwelt-Romane machten ihn bekannt und wurden in 37 Sprachen übersetzt. "Nur du kannst die Menschheit retten" wurde 1994 veröffentlicht und zählt zu seinen unabhängigen Einzelromanen. Mittlerweile belegt er den zweiten Platz nach Joanne K. Rowling auf der Liste der erfolgreichsten britischen Autoren der Neuzeit. Im Dezember 2007 gab Pratchett bekannt, dass bei ihm eine sehr seltene und früh beginnende Form der Alzheimer-Krankheit diagnostiziert wurde. In diesem Zusammenhang prangerte er auch an, dass zu wenig in die Forschung von Demenzkrankheiten investiert wird und unterstrich seinen Kampf gegen die Krankheit: ,,Ich würde den Hintern eines toten Maulwurfs essen, wenn mir damit geholfen wäre." In den letzten Jahren entfaltete die Krankheit ihr ganzes Ausmaß und es wurde ruhig um ihn.
[ http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,92185.0.html (http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,92185.0.html) ]

Ich weiß nicht, wie es euch geht? Aber ich finde es immer wieder spannend sich mit Literatur auseinander zu setzen!  :dodo: Und jetzt erinnere ich mich auch noch an meine Teeniezeit und die Idee mit dem fliederfarbenen Band. Das war kurz nachdem die Krankheit bei Pratchett diagnostiziert worden war. Alle eingefleichsten Fans führten die Tradition ein an seinem Geburtstag immer ihm zu Gedenken mit dieser kleinen Geste - eine Anspielung auf ein wiederkehrendes Motiv in seinen Scheibenwelt-Romanen.

Also, nochmals vielen Dank für deine Rezension, trikerider!  :trinken: So hatte alleine ich die Chance auf eine Horizonterweiterung und eine kleine Reise in die Erinnerungen meiner Vergangenheit! Ich denke, Sir Pratchett wird auch wieder bei mit demnächst Beachtung bei der Bücherauswahl finden! Und das ist unter anderem auch der Sinn dieses Threads ... sehr, sehr schön ...  :LOL:

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 20 Juni 2014, 22:26:35
Halli-hallo-hallöle Jerry!!!  :icon_razz:

Zitat von: Jerry Garcia am 19 Juni 2014, 19:33:48
Ich bring irgendwann später noch ne Rezi zu Brian Garfields "Ein Mann sieht rot", dann überlass ich dir das Feld. Man sieht ja, dass du das perfekt und besser als meine Wenigkeit machst. Außerdem ist dann übergangslos jemand für Buchbesprechungen da. Also ideal. Viel Spaß.

Vielen lieben Dank für deine netten Worte! Ich bin immer noch der Ansicht, dass es schade ist, wenn du deinen Thread nicht mehr bedienen solltest! Deine Rezi zu Brian Garfields "Ein Mann sieht rot" fand ich sehr gut und falls du echt abbrechen solltest, ist es in jedem Fall ein krönender Abschluß! Gerade die vermehrte Bewegung im Literatur-Forum in den letzten Tagen fand ich sehr schön. Nicht zuletzt deswegen wirst du auch fehlen ... ich hoffe, dass dir das klar ist.

Ich bin auch gespannt in welche Richtung sich das alles hier entwickeln wird und hoffe natürlich selber, dass ich das auch "durchhalte". Bald ist mein Urlaub (leider) vorbei und dann werden die Abständen zwischen den Rezis mit Sicherheit größer.  :icon_sad: Doch ich bemühe mich mit vollem Eifer am Ball  zu bleiben und auch mal die Genres zu wechseln, damit jeder irgendwann einmal angesprochen wird und seine Meinung hier einbringen kann.

Danke auf jeden Fall für die guten Vorarbeit und viel Spaß bei den zukünftigen Projekten!  :dodo: Ich hoffe, du bleibst nicht allzu lange fern ...  ;) ;)

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Retro am 21 Juni 2014, 00:29:17
Zitat von: CarliSun am 20 Juni 2014, 22:19:07Pratchett ist natürlich ein Begriff. Keine Frage! Doch viele Erfahrungen konnte ich mit ihm noch nicht sammeln. Ich habe einen Scheibenwelt-Roman von ihm "Der Zeitdieb", den ich (wenn denn) vor 11 Jahren gelesen habe Keine Erinnerung daran und anscheinend auch nicht das Interesse nach mehr mitgenommen. Doch wenn ich in mich gehe, kann ich mich an eine Phase in meinem Leben erinnern, in der ich mir "Gevatter Tod" zulegen wollte. Und ich weiß auch noch, dass mir damals eingefleischte Pratchett-Fans davon abgeraten und mich mit sovielen Empfehlungen seiner Werke überschüttet hatten, dass ich komplett davon abgekommen bin. Also, lohnt es sich doch das im Auge zu behalten!
Wie schon im Text erwähnt ist der genannte Roman eher untypisch für Pratchett.
Natürlich sind seine Bücher allesamt reichlich schräg, aber eben doch eher auf ein älteres Publikum zugeschnitten.
"Nur du kannst die Menschheit retten" ist wirklich eher ein leicht verdaulicher Jugendroman.
Ich kann jetzt auch nicht sagen, ob er dir gefallen würde- bei mir kommen da eben zwei Punkte zusammen, die mich ansprechen:
Generell der schräge Humor von Pratchett- und als '71er Jahrgang das aufwachsen mit eben solchen Games, wie im Buch beschrieben.  ;)

Von "Gevatter Tod" würde ich allerdings nicht abraten- der ist für den (erneuten) Einstieg sicher nicht das schlechteste Werk.

Für etwas mutigere und insbesondere (Vorsicht: Klischee in Sicht!) Frauen würde ich auch "Nanny Ogg's Kochbuch" empfehlen.  :icon_mrgreen:
Rezepte aus der Scheibenwelt, manches wirklich essbar, anderes nur lustig.
Glücklicherweise wurden manche Scheibenwelt-typischen Zutaten durch bei uns auf der Rundwelt erhältliche ersetzt, so dass fröhliches Kochen mit extravaganten Rezepten möglich ist.
Für Koch-Muffel gibt es das "Brot und Wasser" Rezept, für ganz mutige die Rattenpizza.
Vieles ist irgendwo dazwischen angesiedelt- entscheidet selbst.  :icon_mrgreen:
Ausserdem gibt es noch Ratschläge zur Etikette, dem Essen generell- und dem Verdauen...  :icon_lol:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 21 Juni 2014, 00:49:59
Okay.  :thinking:

Da ich Reihen auch immer gerne vollständig lese, würde ich mich bei Pratchett eh erst einmal um die Scheibenwelt-Romane herum schlängeln wollen. Gerade für Nicht-Fantasyleser wie mich ist der Einstieg in Pratchetts Gedankenlabyrinth nicht immer einfach. Ich kann mich noch entsinnen, dass ich DAMALS anfänglich Probleme mit dem Reinlesen hatte. Doch, wie es dann manchmal so ist, im Alter verändert sich der Geschmack.

Gerade in letzter Zeit ist es mir immer öfter aufgefallen, dass mich "Dinge" (Filme/Bücher) gefallen, die ich damals überhaupt nicht mochte. Natürlich funktioniert das Ganze auch umgekehrt. Deswegen bin ich natürlich auch neugierig auf alles "Neue".  :pfeif:

XOXO Carli Sun

PS. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob mich das Kochbuch jetzt als Erstes anspricht??!  :00000109:  :laugh:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Eric am 21 Juni 2014, 00:50:38
Hallo CarliSun,
ich muss da Trikerider leider widersprechen.

Wenn du dich für Pratchett interessierst empfehle ich dir, gerade was die SCHEIBENWELT betrifft, die Bücher nach Erscheinungsdatum zu lesen, da die Geschichten einige Bücher später oftmals aufeinander aufbauen!
Auch wenn er von erneutem Einstieg redet!

NANNY OGGS KOCHBUCH ist was für Freaks und gehört eigentlich nicht direkt zu den Scheibenwelt Büchern. Es gibt aber, wie zum Beispiel auch die SCHEIBENWELT KALENDER, den Geschichten und Figuren mehr "Substanz".

Generell kann ich dir sagen dass du mit den SCHEIBENWELT Büchern nichts falsch machst.
Ich persönlich habe doch eine sehr abgedrehte Art von Humor (um es mal seeeeehr freundlich auszudrücken), aber ich bereue KEINEN Kauf der Bücher!! Manche der SB Bücher habe ich schon mehr als 6x gelesen und werde sie auch in Zukunft noch des Öfteren aus meinem Bücherschrank holen!

Du, mal ne Frage, hast du denn die PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS Bücher schon durch??
Wenn nein, NACHHOLEN!!!!!!!  ;)
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 21 Juni 2014, 00:51:41
Vorbereitungen für die nächste Rezension laufen. Ich freue mich schon! ...

:andy:

XOXO CarliSun

Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 21 Juni 2014, 01:04:48
Hej Eric, willkommen!

Zitat von: Eric am 21 Juni 2014, 00:50:38
Wenn du dich für Pratchett interessierst empfehle ich dir, gerade was die SCHEIBENWELT betrifft, die Bücher nach Erscheinungsdatum zu lesen, da die Geschichten einige Bücher später oftmals aufeinander aufbauen!

Guter Hinweis! Doch sind es dann nicht ganze 40 Romane, die auf meiner To Do-Liste sind, falls mir der Einstieg sehr gut gefallen sollte? Das wäre eine ganz schöne Verplichtung, um es einmal liebevoll auszudrücken. ;) Hast du die alle auch schon gelesen?

ZitatDu, mal ne Frage, hast du denn die PER ANHALTER DURCH DIE GALAXIS Bücher schon durch??
Wenn nein, NACHHOLEN!!!!!!!  ;)

Ehrlich gesagt, habe ich dieses Buch bereits ganz sechs mal verschenkt und das kam immer sehr gut an. Ich würde lügen, wenn ich was anderes behaupten würde. Leider habe ich es natürlich niemals selber gelesen und bin in der Hinsicht komplett unbeleckt. Lustigerweise habe ich die identische Erfahrung inklusive zig mal verschenken und niemals selber lesen mit "Der Fänger im Roggen" von J. D. Salinger gemacht. Falls also in Zukunft eine Besprechung von mir über eines dieser beiden Bücher auftauchen sollte, erwarte ich einen mordsmäßigen Applaus von euch!  :hurra: Zumindest nach diesem kleinen Geständnis ...  :zunge:

Aber Eric, du bist herzlich dazu eingeladen uns von diesem Buch hier zu überzeugen und eine Rezi zu schreiben.  ;)

Bis dahin
XOXO CarliSun
Titel: Mark Twain "Die Abenteuer des Tom Sawyer"
Beitrag von: CarliSun am 21 Juni 2014, 11:51:45
Mark Twain: Die Abenteuer des Tom Sawyer

(http://2.bp.blogspot.com/_Ycj_r-vNmeo/TFA3l6VgW4I/AAAAAAAAB9c/wOGEBA7aw3w/s1600/Cover+Tom+Sawyer.jpg)
Quelle: http://2.bp.blogspot.com/_Ycj_r-vNmeo/TFA3l6VgW4I/AAAAAAAAB9c/wOGEBA7aw3w/s1600/Cover+Tom+Sawyer.jpg (http://2.bp.blogspot.com/_Ycj_r-vNmeo/TFA3l6VgW4I/AAAAAAAAB9c/wOGEBA7aw3w/s1600/Cover+Tom+Sawyer.jpg)

Originaltitel
The Adventures of Tom Sawyer

Jahr
1876

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
Ende des 19. Jahrhunderts in St. Petersburg, Missouri. Der 12jährige Tom Sawyer lebt zusammen mit seinem Halbbruder Sid bei seiner liebevollen Tante Polly. Während Tom sich nur dafür interessiert, welche Streiche er aushecken kann, bemüht sich Sid mit Leibeskräften ihn zu verpetzen. Sobald Polly hinter die Lausbubentreiche ihres Neffen kommt, scheitert sie daran ihn sachgemäß zu bestrafen. Seine Freizeit verbringt Tom am liebsten mit dem Außenseiter Huckleberry Finn. Die beiden machen sich im Laufe der Erzählung zu den unterschiedlichsten Abenteuern auf. Dabei werden sie auch mitten in der Nacht Zeugen von einem Mord. Doch was macht man mit dem Wissen?

Zum Autor

(http://a4.files.saymedia-content.com/image/upload/c_fill,g_face,h_300,q_80,w_300/MTE5NDg0MDU1MTUzNTA5OTAz.jpg)
Quelle: http://a4.files.saymedia-content.com/image/upload/c_fill,g_face,h_300,q_80,w_300/MTE5NDg0MDU1MTUzNTA5OTAz.jpg (http://a4.files.saymedia-content.com/image/upload/c_fill,g_face,h_300,q_80,w_300/MTE5NDg0MDU1MTUzNTA5OTAz.jpg)

Mark Twain (Samuel Langhorne Clemens) wurde am 30. November 1835 in Florida, Missouri geboren. Nachdem er in jungen Jahren eine Lehre zum Schriftsetzer beendet hatte, arbeitete er drei Jahre als Lotse auf einem Mississippidampfer. Seine Erfahrungen aus dieser Zeit verarbeitete er in seinem Roman über "die Abenteuer von Tom Sawyer". Später meldete er sich freiwillig zur Konföderierten Kavallerie und sammelte danach einige erste Erfahrungen als Journalist. Zu dieser Zeit entstand auch das Pseudonym "Mark Twain".
Ihm wird die Ehre zuteil, die Dialekte des Mittleren Westens in die Literatursprache eingeführt zu haben und dadurch die Vorrangstellung der Schriftsteller Neuenglands gebrochen zu haben. In seinen Werken beschreibt er den alltäglichen Rassismus; seine Protagonisten durchschauen die Heuchelei und Verlogenheit der herrschenden Verhältnisse. Er verfasste außerdem eine Reihe philosophischer, sozialkritischer und politischer Essays, die außerhalb der USA weniger bekannt wurden. Als Satiriker und Humorist gilt er als einer der bedeutendsten Schriftsteller der Weltliteratur.
Am 21. April 1910 starb Mark Twain in Redding, Connecticut verarmt an einem Herzinfarkt.

Meine Meinung
Mark Twain ist ein großer Name der Weltliteratur. Allein durch die häufigen Verfilmungen und Serienproduktionen hat man einen guten Überblick über seine Romane. Vor allem die Figuren "Tom Sawyer" und "Huckleberry Finn" dürften jedem Kind etwas sagen. So ging es auch mir. Ich habe in jungen Jahren immer wieder gerne die Abenteuerfilme gesehen und mich in die Welt nahe dem Mississippi geträumt. "Die Abenteuer des Tom Sawyer" war tatsächlich das erste Buch, dass ich mir als junge Göre von meinem Taschengeld gekauft habe. Doch ich kam davon ab. Nun, nach sage und schreibe 16 Jahren habe ich das Werk beim Aufräumen wiederentdeckt. Es wurde Zeit in die Welt der Lausbubenstreiche ein zu tauchen.

Das Buch ist sehr einfach konstruiert. Die Kapitel sind übersichtlich und mittellang. Die Sprache erinnert sehr an unsere Alltagssprache. Sie wirkt nur noch einen Tick gewählter als heute. Ich kann aber nicht genau bestimmen, ob es an der Übersetzung oder der Originalvorlage liegt. Ich habe das Werk auf deutsch gelesen. Als ich mich im Vorfeld mit der Biographie des Autoren auseinander setzte, stieß ich öfter auf Kommentare zu dem gewählten Sprachstil. Früher war es üblich, dass die Literaten, insbesondere aus Neuengland kommend, eine gewählte Wortwahl präsentierten. Mark Twain war jedoch der erste Schriftsteller aus dieser Region, der das Schema durchbrach und die klassische Alltagssprache dieser Zeit auf dem Papier verwendete. Ein Skandal damals, rückblickend einfach revolutionär! Es wurden häufig bemängelt, dass seine Werke zu viele Fäkalausrücke aufweisen. Insbesondere da seine Schriften an die Jugend gerichtet waren. Twain widersprach den Vorwürfen gänzlich und erklärte, dass seine Bücher keine genaue Zielgruppe hätten. Er würde sich freuen, wenn sie sowohl von Kindern als auch Erwachsenen gelesen werden würden; schließlich sei für jeden etwas dabei. Mit diesem Vorwissen machte ich mich an die Lektüre. Der Sprachstil ist tatsächlich der, den ich mir für diese Zeit und Region vorstelle und wirkt authentisch. Fäkalausdrücke fielen mir eigentlich nicht auf (oder ich bin abgestumpft durch die Moderne). Das kann natürlich auch an der Übersetzung liegen. Der einzige Ausdruck, der einem immer wieder ins Auge fiel, war "Nigger". Das ist nicht schön, aber für die Zeit nachvollziehbar. Immerhin bewegen wir uns Ende des 19. Jahrhunderts in den amerikanischen Südstaaten. Zu dieser Zeit war es noch "normal" dunkelhäutige Sklaven zu besitzen. Jüngst auch nochmal im Kino dargestellt mit dem Werk "12 Years a slave".

Inhaltlich stellt der Roman den Bengel Tom Sawyer in den Vordergrund. Der Leser erfährt, dass er mit seinem Halbbruder Sid bei seiner Tante Polly wohnt. Mit dabei sind auch seine etwas ältere Cousine Mary und der schwarze Sklave Jim. Es wird schnell deutlich, dass Tom nur Augen für Streiche hat und sich keinen Deut um die Schule schert. Durch seine charmante und pfiffige Art fällt es, sobald er erwischt wird, Polly auch immer sehr schwer ihn zu bestrafen. Außerdem kann er sehr gut Leute austricksen oder eben manipulieren.
Spoiler: zeige
Ein Beispiel wäre die berühmte "Zaun-Affäre". Polly verdonnert Tom an einem "heiligen" Samstag dazu den ganzen Zaun weiß zu streichen. Doch Tom hat dazu überhaupt keine Lust und überlegt die ganze Zeit wie er aus dem Schlamassel wieder herauskommt. Es kommen die Nachbarsjungen vorbei und beginnen ihn aufzuziehen. Doch der ausgefuchste Tom dreht den Spieß um. Er erzählt, dass es eine Ehre sei diesen Zaun zu streichen, die zudem sehr viel Spaß mache. Nicht jeder kann die Farbe so ordentlich auftragen. Die anwesenden Jungen fühlen sich herausgefordert und versuchen Tom mit ihren Habseligkeiten zu bestechen, damit sie auch mal malern können. So geht es den ganzen Nachmittag mit Hilfe vieler Jungen. Zu Beginn des frühen Nachmittag ist Tom auf diese Weise komplett mit der Arbeit fertig und kann seinen freien Tag geniessen. Nachdem Polly die verrichtete Arbeit geprüft hat, kann sie nicht widersprechen. Außerdem hat Tom durch die "Bezahlungen" der anderen Kinder einen kleinen "Reichtum" und volle Taschen erreicht.
Der beste Freund von Tom ist Huckleberry Finn. Dessen Mutter ist früh verstorben und der Vater dem Alkohol zugeneigt. Er gilt als schlechte Gesellschaft und verweigert den Schulbesuch.
Im Laufe des Buches hecken die beiden  Streiche aus. Eines nachts schleichen sie sich beispielsweise aus dem Haus, um auf dem örtlichen Friedhof einen Zauber gegen Warzen zu probieren.
Spoiler: zeige
Dort werden sie Zeugen wie das Halbblut Indiana-Joe den Hausarzt Dr. Robinson in anwesend des betrunkenen Muff Potters tötet. Aus Angst schließen sie einen Pakt des Stillschweigens. Doch nachdem Potter den Galgen bekommen soll, bricht Tom den Pakt und erzählt dem Staatsanwalt alles. Indianer-Joe kann flüchten und die Jungen leben von nun an immer wieder in Angst.
Parallel dazu bekommt die Schule eine neue Schülerin namens Becky. Tom verliebt sich sofort in sie und ist bemüht ihr den Hof zu machen. Doch Becky wendet sich von ihm ab als sie erfährt,
Spoiler: zeige
 dass er bereits sämtlichen anderen Mädchen in der Klasse die große Liebe versprochen hat.
Nachdem einige Monate ins Land gegangen sind, beschließen Tom, Huck und Joe Harper Piraten zu werden und verstecken sich auf einer Insel im Mississippi. Die ganze Stadt sucht nach ihnen und erklärt sie letzlich für Tod. Am Tag ihrer Beerdigung
Spoiler: zeige
tauchen die drei freudestrahlend wieder auf. Aus Freude über ihre Rückkehr fallen Strafen komplett aus. Das große Finale des Buches verbringen Tom und Huck getrennt. Nachdem die beiden Lausbuben zufällig ein Gespräch von Indianer-Joe belauscht haben, wissen sie von seinem Schatz und wollen ihn stehlen. Huck hängt sich zu diesem Zweck an die Fersen des Bösewichtes und kann so einen Mord verhindern.
Gleichzeitig machen die Schüler einen Ausflug zu der berühmten McDouglas-Höhle. Dort setzen sich Tom und Becky von den anderen ab und verlaufen sich im Höhlenlabyrinth. Tagelang versuchen Freiwillige der Stadt die beiden zu finden. Jedoch sind sie zu weit vorgedrungen als das es erfolgreich wäre.
Spoiler: zeige
Tom ist zwar geschwächt, doch gibt den Lebenswillen nicht auf. Auf der Suche nach einem Ausgang trifft er auf Indianer-Joe, der ihn durch die Dunkelheit nicht sehen kann. Dort sieht er das Versteck des Schatzes. Es gelingt den beiden zu entkommen und einen Ausgang zu finden.
Später kehren Tom und Huck zu der Höhe zurück und holen die Entdeckung ab. Am Ende des Buches sind die beiden
Spoiler: zeige
reich; und Huck wird von einer reichen Witwe adoptiert, damit er Manieren lernt.


Dieses Mal musste ich ein wenig ausholen, da ich die Vielseitigkeit des Buches beeindruckend finde. Als erstes sei in jedem Fall gesagt, dass ich es schade finde das Buch nicht bereits damals schon gelesen zu haben. Mit Kinderaugen hätte ich noch viel mehr in die Welt der Abenteuer einsteigen können. Ich hatte an manchen Stellen tatsächlich das Gefühl, dass ich mich auf die Szene nicht einlassen kann, weil ich "zu alt bin".
Durch die vielen kleinen Geschichten ist das Werk äußerst schnelllebig. Man bekommt immer besser einen Eindruck von Toms Schlitzohrqualitäten und gewinnt ihn einfach lieb. Trotzdem wird auch ehrlich dargestellt, dass Tom durch seine Streiche in erster Linie an sich selber denkt. Deswegen geschieht es nicht nur einmal, dass er seine Umwelt mit seinen Taten verletzt. Ich empfinde das als ehrlich und wahrhaft traurig, wenn man den Eindruck gewinnt, dass ihn das weniger interessiert. Somit ist unser Held also nicht perfekt. Doch um so weiter man mit dem Buch voranschreitet, kommt man zu dem Schluß, dass Toms Desinteresse weniger von Apathie sondern vom Leben in der eigenen Traumwelt kommt.
Die Charaktere sind liebevoll beschrieben. Insbesondere die kleinen Geschichten um Huck und Becky fand ich sehr unterhaltsam. Was im Buch sehr offen dargestellt wird, ist Toms Weltbild. In seinen Augen sind alle Menschen gleich; die Sklaven stehen nicht unter den normalen Bürgern. Ich kann mir schon vorstellen, dass gerade diese Szenen früher für reichlich Unmut in den Südstaaten gesorgt haben.

Verfilmungen
Tom Sawyer (1917), R: William Desmond Taylor
Tom Sawyer (1930), R: John Cromwell
The Adventures of Tom Sawyer (1938), R: Norman Taurog
Tom Sawyer (1973), R: Don Taylor
Tom and Huck (1995), R: Peter Hewitt
Tom Sawyer (2011), R: Hermine Huntgeburth
Tom und Hacke (2012), R: Norbert Lechner
Tom Sawyer & Huckleberry Finn (2014), R: Jo Kastner

Der Einblick in die scheinbar unbeschwerte Welt der amerikanischen Südstaaten Ende des 19. Jahrhunderts ist einfach fantastisch. Wenn man sich darauf einlassen kann, sollte man das Buch unbedingt lesen! Die Sprache und der Inhalt sind sowohl für Jung als auch für Alt sehr gut geeignet. Der Handlungsstrick um den Mord ist meiner Ansicht nach sogar eher auf ein älteres Publikum zugeschnitten. Ein perfektes Buch für Träumer!

8 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 22 Juni 2014, 15:01:28
Hej ihr Bücherwürmer!
Ich habe beim Stöbern durch das Literaturforum noch einen älteren Terry Pratchett-Thread entdeckt, der dem einen oder anderen gefallen könnte. Vielleicht wird er sogar wieder belebt. Ich bemühe mich ja gerade hier ein wenig Leben reinzubringen.

:hamster: Also, hier der Link: http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,38879.0.html (http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,38879.0.html)

Viel Spaß, euch Daten-Archäologen!  :zunge:

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 23 Juni 2014, 23:04:53
Hallo ihr Lieben!

Die nächste Rezi kommt bald: William Goldings "Herr der Fliegen".

Ich freue mich! :kuss:

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: MMeXX am 25 Juni 2014, 14:15:39
Dann will ich hier mal mit einem etwas anderen "Buch" dazwischenfunken. :D

(http://s14.directupload.net/images/140625/illlnsmo.jpg)

Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung: Marvel Super Heroes - Secret Wars, Teil 1

Jahr
1984

Herkunftsland
USA

Worum geht's?
Der Beyonder holt jede Menge Superhelden (X-Men, Avengers, Spider-Man, 3 der Fantastischen Vier und eventuell noch andere) und Bösewichte (Dr. Doom, Galactus und noch andere) in eine andere Galaxie, sagt ihnen, dass der Sieger einen Preis bekommt und los geht der Kampf.

Zum Autor
Geschrieben hat die Geschichte Jim Shooter (* 27.09.1951), der offensichtlich eine bewegte Karriere hat. Schon als kleiner Bengel hat er Texte an DC geschickt und 1966 erschienen seine ersten Geschichten (in Action Comics und Adventure Comics). Bis '69 blieb er bei DC, dann machte er erstmal 'ne Comic-Auszeit, ehe er einige Jahre später zunächst wider bei DC anheuerte, aber schnell zu Marvel wechselte. 1978 wurde er Marvel Chefredakteur und blieb bis '87 in der Position. In seiner Amtszeit brachte er diverse Neuerungen auf den Weg und sorgte mehrfach für Kontroversen. Als er dann '87 entlassen wurde, hatte er eine geil Idee: Er wollte Marvel kaufen. :icon_lol: Das klappte nicht und in den nächsten Jahren gründete Shooter diverse Verlage, die immer wieder Pleite gingen.

Meine Ansicht:
Der Sammelband enthält die Hefte 1-6 (von 12) - wie ja das "Teil 1" im Titel schon andeutet. 1984 war diese Crossover-Geschichte wohl noch eine enorm große Nummer, wenn auch nicht völlig neu. Für mich als "Comics eher durch die Filme"-Kenner besteht da natürlich ein gewisser Wiedererkennungswert. Die Geschichte ist äußerst dialoglastig, da gab es in dieser Sammelreihe schon deutlich bildlastigere Beiträge - sowie einen "stummen" Beitrag, der quasi gänzlich ohne Sprechblasen auskommt. Das kann teils schon anstrengend werden. Denn gerade bei Beginn eines neuen Heftes wird noch mal zusammengefasst, was geschehen ist. Das ist nicht immer ganz leicht, denn die Expositionen fallen da durchaus mäßig aus. Die eigentliche Geschichte "Gut vs. Böse bis zum letzten" besitzt zwar einen gewissen Reiz, aber auch ein wenig den "Ach, irgendwie wird doch jeder irgendwie überleben"-Hintergedanken. Bleibt also höchstens die Hoffnung auf einen Drama-Anteil. Und der kommt durchaus zum Tragen. Da zieht es die X-Men mit einem resoluten Charles eher zu Magneto als den Avengers, die fantastsichen Vier denken an Frauen (eine ist schwanger, die Fackel findet auf dem fremden Planeten anscheinend seine Liebe) bzw. das Ding verwandelt sich unerklärlicherweise in Ben. Die Wasp-Echse-Epsiode hat auch Potential und geht ein bisschen vom einfachen Gut/Böse-Schema weg. Interessant auch die Götter-Liebelei bei Thor. Die Kämpfe durchaus kurzweilig, bei Spidey hätte ich ein paar sprüche mehr erwartet. Mal schauen, was da in 7-12 noch passiert, bis dahin erstmal knappe 6 Punkte.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 25 Juni 2014, 20:27:18
Sehr schön!  :icon_cool:

Ich mag die Comics mit Spidey und Thor auch immer sehr gerne. Mit den größeren Heldengruppen wie Avengers kann ich nicht soviel anfangen. Außerdem komme ich da immer recht schnell durcheinander, weil ich dann doch nicht so sehr im Marvel-Universum drin stecke.

Bei den Filmen kenne ich mich auch weniger aus. Was habe ich gesehen? Alle Spideys (egal mit welchem Hauptdarsteller), Iron Man 1 und Fantastic Four 1+2. Und hey, der erste Hulk mit Eric Bana. That's it! Doch irgendwann soll in jedem Fall noch Thor folgen ... auch wenn der Schauspieler alles andere als sexy ist...

Im Übrigen kann ich nur sagen, dass ich beiFilmen in jeden Fall Marvel DC vorziehe. (Ja, ich weiß, Batman war geil! Trotzdem!) Marvel rules.  :dodo: Und was Comics angeht sowieso, da ich DC gar nicht gelesen habe oder lese. Für die Zukunft bezweifle ich das ebenfalls. Ich finde dort einfach die Helden nicht so ansprechend. Waum auch immer??! 

XOXO CarliSun

Titel: William Golding "Herr der Fliegen"
Beitrag von: CarliSun am 26 Juni 2014, 00:15:22
William Golding: Herr der Fliegen

(http://media.ebook.de/shop/coverscans/131/1318868_3596214629_xl.jpg)
Quelle: http://media.ebook.de/shop/coverscans/131/1318868_3596214629_xl.jpg (http://media.ebook.de/shop/coverscans/131/1318868_3596214629_xl.jpg)

Originaltitel
Lord of the Flies

Jahr
1954

Herkunftsland
Großbritannien

Kurze Inhaltsangabe
Ein Flugzeug stürzt über dem Pazifik ab. Die Überlebenden können sich auf eine unbewohnte Insel retten. Dabei stellt sich heraus, dass die Gruppe lediglich aus sechs bis zwölf Jahre alten Knaben besteht. Kein Erwachsener hat überlebt. Um Rettung zu erfahren, sind sie gezwungen sich zu organisieren. Doch sind sie dazu wirklich in der Lage?

Lord Of The Flies (In Less Than 4 Minutes)
https://www.youtube.com/watch?v=IRUcKBeOzIo (https://www.youtube.com/watch?v=IRUcKBeOzIo)

Zum Autor

(http://benedict-cumberbatch.de/wp-content/uploads/2013/06/William.Golding.jpg)
Quelle: http://benedict-cumberbatch.de/wp-content/uploads/2013/06/William.Golding.jpg (http://benedict-cumberbatch.de/wp-content/uploads/2013/06/William.Golding.jpg)

Sir William (Gerald) Golding wurde am 19. September 1911 in Columb Minor, Cornwall geboren. Im Alter von sieben Jahren begann er zu schreiben. Als Sohn eines Lehrers wuchs er in Marlborough, Wiltshire auf. 1930 zog er nach Oxford und begann dort sein Studium der Naturwissenschaften und anschließend der englischen Literatur. Bereits 1934 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Fünf Jahre später heiratete Golding die Chemikerin Ann Brookfield, mit der er zwei Kinder hat und bis zu seinem Tod zusammenlebte. Noch im selben Jahr nahm er einen Lehrauftrag für Englisch in Salisbury an. Mit dem Zweiten Weltkrieg wurde sein künstlerisches Schaffen unterbrochen. Er arbeitete als Marineoffizier für die Royal Navy und war in diesem Zusammenhang auch an der Schlacht gegen die Bismarck beteiligt. Die Kriegserfahrungen wurden prägend für seine Arbeit. Mit dem Ende des Krieges widmete sich Golding erneut seiner Lehrtätigkeit und begann wieder zu schreiben. 1954 veröffentlichte er seinen Welterfolg "Herr der Fliegen". Dieser ermöglichte es ihm später seinen Beruf aufzugeben und sich ganz dem Schreiben zu widmen. Neben zahlreichen Preisen wurde Golding 1980 mit dem Booker Prize und 1983 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. 1988 wurde er zudem von der Königin in den Ritteradel erhoben. Am 9. Juni 1993 starb er in Perranarworthal, Cornwall an Herzversagen.

Meine Meinung
Ich bin gerade dabei berühmte Klassiker der Weltliteratur neu zu entdecken. "Herr der Fliegen" ist ein Werk, dass in meinen Augen definitiv in diese Kategorie fällt. Ich hatte mit der Geschichte bereits zweimal in meinem Leben zu tun. Das erste Mal war zur Schulzeit. In der Philosophieklasse mussten wir im siebten Jahr das Buch lesen und auswerten. Zur Belohnung gab es damals auch den Film (1990) zu sehen . Doch daran habe ich kaum noch Erinnerungen. Die zweite Begegnung kam durch meine Theaterleidenschaft. Der Inhalt wurde vor einigen Jahren von unserem Volkstheater auf die Bühne gebracht (2007) und ohne Verschönerungen inszeniert. Aus diesem Grund wusste ich noch, dass der Muschel eine große Rolle zukommen musste und das nicht alles auf eine heile Welt herauslaufen würde. Nichts desto trotz hatte ich Goldings Meisterwerk sehr positiv in Erinnerung. Das mag auch ein Grund dafür sein, dass ich es jetzt noch einmal entdecken wollte. Gesagt, getan.

Der Roman setzt direkt nach dem Flugzeugabsturz an. Ralph und Piggy finden sich am Strand wieder und kommen ins Gespräch. Als sie anfangen die Insel zu erkunden, finden sie eine Muschel. Der kluge aber leicht nervige Piggy erklärt Ralph, dass man darauf "spielen" kann. Dieser bläst daraufhin in die Muschel bis ein lautes Geräusch folgt. Die übrigen Kinder werden angelockt. Um Ordnung und Zivilisation zu gewährleisten, wählen sie einen Anführer, der die Lage sortieren soll. Die Wahl fällt auf Ralph und die Muschel wird zum Symbol der Demokratie. Als letzte Gruppe trifft der Chor ein unter der Führung von Jake. Dieser ist enttäuscht, dass er nicht das "Alphamännchen" wird und meldet sich anschließend freiwillig zum Anführer der Jäger. Es werden Pläne entwickelt für Essensbeschaffung, Hüttenbau und die Aufrechterhaltung des Feuers (vorbeifahrende Schiffe sollen Rauch sehen können, um Rettung zu gewährleisten). Alles scheint in bester Ordnung. Sie sind im Paradies gelandet.

Die Charaktere des Buches minimieren sich auf die Hauptfiguren bei den wichtigen Handlungsstängen. Diese setzen sich zusammen aus: (1.) Ralph (gutaussehender Anführer), (2.) (Piggy (nerviger Denker), (3.) Jake (machthungriger Egomane) und (4.) Simon (schüchterner Außenseiter). Alle Personen werden liebevoll beschrieben und bis zum Detail vorgestellt. Man bekommt eine klare Vorstellung vermittelt und kann sich schnell in die Geschichte einfühlen.

Der Schreibstil ist auch hier wieder sehr flüssig und einfach geschrieben. Eine Ausnahme bildet das Kapitel über "den Herr der Fliegen" selbst. In den Szenen mit Simon und dem aufgespießten Schweinskopf findet sich meines Erachtens eine gesteigerte Ausdrucksweise, die zur Erkenntnis des Außenseiters wunderbar konstruiert wurde. Dieser Teil ist ebenfalls in einfacher Sprache verfasst, in ihm findet sich jedoch eine blumige Steigerung. Ich sah darin die Sprache der Erwachsenen.
Die Kapitel sind mittelang und haben kleine Zwischenüberschriften, die jedoch nicht zuviel über das Folgende verraten.

Durch den, wie bereits erwähnt, unvermittelten Einstieg dauert es einige Seiten bis man in der Geschichte komplett angekommen ist und man sich denken kann, wohin der Autor will. Nützlich ist auch das Wissen über Goldings eigene Kriegserfahrungen. Aus diesem Grund wird sehr bald deutlich, dass der Roman in Richtung eine Dystopie darstellt. Die Handlung spielt zu Kriegszeiten. Die englischen Schuljungen befanden sich in dem Flugzeug, weil sie zum Schutz woanders hin transportiert werden sollten. Daraus lässt sich schließen, dass sie zu Familien zählen, die ebenfalls gehobenen Standes sind. Durch die anfängliche Entscheidung der Gruppe Ralph zum Anführer zu wählen, wird deutlich, dass die Kinder aus einer Demokratie kommen. Um ihren Alltag geordnet und ohne Chaos zu gestalten, halten sie am gewohnten System fest. Doch mit der immer längeren Anwesenheit auf der Insel steigert sich bei den Heranwachsenden das Stresslevel. Verborgene Charakterzüge kommen ans Licht und konfrontieren die Anwesenden mit ihrem Dasein. Durch die Stagnation der Situation (ausbleibende Rettung) beginnt die Gruppe langsam zu zerfallen. Alle Personen beginnen für sich eigene Prioritäten zu setzen und versuchen die jeweils anderen davon zu überzeugen. Ich nennen einige Beispiele. Ralph empfindet es am wichtigsten das Feuer zu pflegen, um eine rasche Rettung zu erreichen. Piggy ist ängstlich und drängt auf den Bau von Schutzhütten. Jake wiederum sieht das Ziel in der Jagd und dem guten Essen. So kommt es, dass die Charaktere immer weiter auseinander driften. Vor allem durch kleine Situationen stellt das der Autor das wunderbar heraus. Ein wiederkehrendes Moment in dem Buch sind die einberufenen Versammlungen, in denen die Muschel als Sprachrohr fungiert. Gerade in diesen Momenten wird deutlich, dass Ralph ein Sinnbild für das System der Demokratie ist.
Spoiler: zeige
Um so weiter das Buch voranschreitet, um so mehr verliert die Muschel an Bedeutung bis sie gar komplett zerbarstet. Das kommt einer Art Unordnung, aber vor allem einem Systemwechsel gleich. Jake beginnt sich aufzulehnen und an die Macht zu kommen. Er bildet den totalitären Gegenpol. In ihm sehe ich das Sinnbild für eine Tyrannis.
Einfach und genial gemacht. Meinen Respekt, Sir Golding!

Ich weiß nicht, wie es anderen Lesern geht. jedoch muß ich hervorheben, dass ich mich heimlich in den Charakter Simon verliebt habe. Dieser Junge gehört zu der Gruppe der "Großen" (der zwölfjährigen). Er ist sehr schüchtern und weiß sich nicht recht auszudrücken. Wenn er im Mittelpunkt steht, bekommt er keine Worte raus und wird rot. Aus diesem Grund wird er immer wieder ausgelacht und ins abseits gedrängt. Zu Beginn der Geschichte bemüht er sich noch komplett dazu zu gehören. Er baut sogar mit Ralph alleine eine Hütte, während alle anderen sich vergnügen. Mit der vergehenden Zeit und den sich verändernden Charakteren findet er immer weiter zu sich selbst. Er zieht sich immer weiter und öfter in den Dschungel zurück, weil er sich selbst genug ist.
Spoiler: zeige
Als er jedoch den "Herr der Fliegen" kennenlernt, erkennt er das riesige, bedrohliche Problem der Gruppe.


Im Laufe der Zeit häufen sich die Sichtungen von einem so genannten Untier. Die Berichte unter den Kleinen häufen sich und widersprechen sich leicht. Das gilt für die Gestalt und die Herkunft. Unmut und Angst beginnen die Gruppe zu regieren. Die einzige Hoffnung sieht man in den Jägern.
Spoiler: zeige
Der endgültige Sieg für Jake in seinem Buhlen um Macht ist gekommen.
Das anfängliche Paradies verwandelt sich langsam in die Hölle.
Spoiler: zeige
Nebenbei bemerkt ist das Untier ein Fallschirm mit einer Leiche, die bei Sturm immer wieder in die Höhe getrieben wird. Simon entdeckt es und will alle "entwarnen". Doch durch den Wahn der Gruppe wird er in diesem Moment getötet. Die Spaltung von Demokratie und Tyrannis beginnt.


Ein erstklassiger Punkt stellte auch der Moment von Simons Erkenntnis dar.
Spoiler: zeige
Er war von Beginn an überzeugt, dass es kein Monster gibt. Doch mit der Entdeckung vom aufgespießtem Schweinekopf erkennt er die Gefahr und ihren Ursprung. Das Untier steckt in den Kindern selber. Sie lassen durch den bewussten Verzicht auf Regeln immer mehr das Böse, die wilde Natur, in sich selbst zu. So verwundert es nicht, dass selbst Mord keine schlimme Sache mehr darstellt. An späterer Stelle wird die Brille von Piggy, die zum Feuer machen dient, von Jake böswillig geraubt. Als er sich die wiederholen will, wird er durch einen Felsbrocken bewußt durch die Gruppe (Roger) getötet. Lediglich Ralph steht noch auf der Seite der "Ordnung". Doch die Jagd auf ihn hat begonnen.


Das Buch zielt auf die große Frage nach der menschlichen Natur ab. Wie ist der Charakter wirklich? Kann man auch als Kind schlecht sein? Sind Kinder gar nicht so rein, wie man immer denkt? Herrscht tatsächlich das Prinzip "alle gegen jeden" vor? Vor allem diese Fragen machen den Roman ungeheuer spannend. Während ich zu Beginn noch kurzzeitig Probleme damit hatte in die Handlung zu kommen, verwandelte sich im Laufe des Leseprozeßes meine Wahrnehmnung völlig. Ich konnte garnicht so schnell lesen wie ich wollte und musste mich der absoluten Spannung hingeben! Wahnsinn! Doch dann kam das Ende.
Spoiler: zeige
Ralph flüchtet gejagt von den anderen. Diese haben die ganze Insel in Brand gesetzt, um ihn auszuräuchern. Sie wollen ihn töten, köpfen und seinen Kopf auf einen Stock aufspießen. Ralph erreicht mit letzter Kraft den Strand. Dort trifft er auf Soldaten, die den Rauch entdeckt haben und nach dem Rechten sehen wollen. Sie können nicht verstehen, was aus den englischen Schuljungen geworden ist. Nach und nach treffen auch die anderen Kinder ein. Alle entdecken die Erwachsenen und verfallen wieder in ihre frühere Kinderrolle. Allmählich wird ihnen ihr Verhalten klar. Sie weinen vor Scham vor sich selbst. Die Soldaten schauen aus dem gleichen Grund (Scham vor der vorliegenden Situation) weg. Sehr bezeichnend! Der kindliche Krieg wird unterbrochen, weil sie von erwachsenen Kriegern gerettet werden, die sie in den weltlichen Krieg wieder mitnehmen. In meinen Augen erfolgt so eine Verlagerung. Ich sehe darin kein gutes Ende!


Abschließend muss ich noch festhalten, dass ich das Buch äußerst brutal in seiner Einfachheit fand.
Viele Aspekte sind darin enthalten, die ich in der 7. Klasse bestimmt noch nicht verstanden habe. Zudem finde ich das Buch auch nicht geeignet für eine derartige Zielgruppe.  Doch ich mag mich täuschen...

Verfilmungen
Lord of the Flies (1963), R: Peter Brook
Lord of the Flies (1990), R: Harry Hook

Ein unglaublich spannendes Buch, dass sehr zum Nachdenken anregt. Man sieht nach dieser Lektüre die Welt mit anderen Augen. Ein eindeutige Empfehlung!

9 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: MMeXX am 26 Juni 2014, 11:19:51
Noch zu den Comics: Ich war nie der große Comic-Leser, daher ist diese Sammlung quasi so ein erstes Eintauchen und Abstecken. Und da sind wirklich tolle Dinger dabei (bspw. "Blue" bei Spider-Man), aber auch einige, die mich weniger mitnehmen. Da kann ich verstehen, dass solche Crossover-Mega-Kämpfe sicher einen Reiz haben. aber mir ist das "einfache" Hau-Drauf meist nicht interessant genug. Da war dann Der Tod von Captain America 'ne ganz andere Nummer. Oder die Ausgabe aus der Sicht eines Passanten.

Herr der Fliegen: Oh ja, den haben wir in der Schule auch auseinandergenommen. Diese ganzen Symbole (Muschel, Brille, Kopf, etc. pp.) konnten einen durchaus schaffen. Andererseits ja auch stark, wie man vordergründig eben eine "simple" Geschichte hat, bei der dann aber so viele Ebenen aufgemacht werden, dass sie eben nicht nur als """Abenteuer"""-Geschichte funktioniert, sondern gleichzeitig diverse Aussagen beinhaltet. Ganz großes Tennis! Und nun habe ich direkt wieder Lust darauf bekommen, selbst nochmal reinzulesen.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 26 Juni 2014, 22:29:33
Zitat von: MMeXX am 26 Juni 2014, 11:19:51
Herr der Fliegen: Oh ja, den haben wir in der Schule auch auseinandergenommen. Diese ganzen Symbole (Muschel, Brille, Kopf, etc. pp.) konnten einen durchaus schaffen. Andererseits ja auch stark, wie man vordergründig eben eine "simple" Geschichte hat, bei der dann aber so viele Ebenen aufgemacht werden, dass sie eben nicht nur als """Abenteuer"""-Geschichte funktioniert, sondern gleichzeitig diverse Aussagen beinhaltet. Ganz großes Tennis! Und nun habe ich direkt wieder Lust darauf bekommen, selbst nochmal reinzulesen.

Es freut mich sehr, dass ich dein Interesse aufs Neue entfachen konnte. Immer ran ans Werk! Und vergiss dann nicht deine Meinung zu posten... :respekt:
XOXO CarliSun
Titel: Antoine de Saint-Exupéry "Der kleine Prinz"
Beitrag von: CarliSun am 28 Juni 2014, 20:48:20
Antoine de Saint-Exupéry: Der kleine Prinz

(http://www.sardegna.com/de/blog/wp-content/uploads/2010/11/KleinePrinz-356x500.jpg)
Quelle: http://www.sardegna.com/de/blog/wp-content/uploads/2010/11/KleinePrinz-356x500.jpg (http://www.sardegna.com/de/blog/wp-content/uploads/2010/11/KleinePrinz-356x500.jpg)

Originaltitel
Le Petit Prince

Jahr
1946

Herkunftsland
Frankreich

Kurze Inhaltsangabe
Nach einem Maschinenfehler landet ein Pilot Not in der afrikanischen Wüste. Komischerweise lernt er ausgerechnet an diesem einsamen Ort den kleinen Prinzen kennen, der ihm lehrt wieder richtig zu leben.
Dieses Büchlein beginnt mit einer Kritzelei und endet mit einer Erkenntnis, die jeder selber lesen sollte.

Zum Autor

(http://abcblogs.abc.es/espejo-de-navegantes/files/2013/08/st-exupery_1.jpg)
Quelle: http://abcblogs.abc.es/espejo-de-navegantes/files/2013/08/st-exupery_1.jpg (http://abcblogs.abc.es/espejo-de-navegantes/files/2013/08/st-exupery_1.jpg)

Antoine de Saint-Exupéry wurde am 29. Juni 1900 in Lyon geboren. Schon früh verlor er seinen Vater. Aus diesem Grund verband ihn Zeit seines Lebens eine innige Beziehung zu seiner Mutter. Nach dem Besuch der Jesuitenschule leistete er seinen Militärdienst und fand auf diesem Weg zu seinem Beruf. Im Jahr 1926 übernahm er als Pilot die Linie Toulouse - Casablanca. Bereits zwei Jahre später wurde er Direktor der Luftpost von Buenos Aires. Einige Zeit später folgte seine Einstellung als Versuchsflieger. 1935 stürzte er über der ägyptischen Wüste ab. Diese Erfahrung verarbeitete er in seinem Buch "Wind, Sand und Sterne". Es erhielt den Großen Preis der Académie Francaise.
Im Zweiten Weltkrieg emigrierte Saint-Exupéry nach der Besetzung Frankreichs in die Vereinigten Staaten. Dort entstand auch "Der kleine Prinz". Als die Alliierten 1942 in Nordafrika landeten, schloss er sich der Armee des Generals de Gaulle an. Am 31. Juli 1944 startete sein Fernaufklärer von der Insel Korsika aus zum letzten Flug. Jedoch kehrte der Schriftsteller nicht zurück. Sein Leichnam wurde niemals geborgen.
1998 fand der Marseiller Fischer Jean-Claude Bianco beim Säubern seiner Netze Saint-Exupérys Silberarmband im Meer östlich der Île de Riou, südlich von Marseille. Es trägt eine Gravur mit seinem Namen und der Inschrift: Reynal & Hitchcock. Erst im Jahr 2000 wurden von Luc Vanrell, einem Marseiller Taucher und Unterwasserforscher, Teile der Maschine auf dem Grund des Mittelmeers in der Nähe der Île de Riou geortet, im Herbst 2003 geborgen und 2004 anhand der im Turbolader eines der beiden Motoren eingravierten Nummer ,,2734" identifiziert. Die Fundstelle liegt weit westlich der vorgegebenen Flugroute von Saint-Exupérys Aufklärungsflug. Vermutlich wollte Saint-Exupery eigenmächtig Aufklärungsfotos von Marseille machen und so eine weitere Verwendung bei den Luftstreitkräften erzwingen. Die Wrackteile wurden im Juni 2004 dem Musée de l'air et de l'espace in Le Bourget übergeben und sind zusammen mit dem 1998 gefundenen Silberarmband dort ausgestellt.

Meine Meinung
Wenn man aufwächst, begegnet man mancher Literatur immer wieder. So ging es mir mit diesem Büchlein ohne es selber je gelesen zu haben. Bereits vor einigen Jahren kaufte ich mir ein Exemplar mit dem Gedanken, dass es endlich Zeit dafür wurde. In den letzten Tagen hatte ich wieder vermehrt Lust auf die so genannte "Moral von der Gechichte" und da fiel mir gleich "der kleine Prinz" ein.

Das Buch ist äußerst übersichtlich mit seinen 94 Seiten. Die Sprache ist einfach. Der Ausdruck richtet sich an die jüngere Leserschaft, obwohl das Märchen für alle Altersgruppen brauchbar ist. Ausgangspunkt der Geschichte ist der Erzähler dessen eigener Namen ungenannt bleibt. Er berichtet von seinen Erfahrungen aus der Zeit mit dem kleinen Prinz. Diese spielten sich in den Tagen nach seiner Notlandung in der afrikanischen Wüste ab. Während er siich darum bemühte seinen Motor zu reparieren, erzählte der kleine Prinz von seinen Erlebnissen bis er auf der Erde ankam.

Der kleine Prinz besitzt genau benannte Eigenschaften. Er hinterfragt die Welt und nimmt sie nicht einfach so hin. Er glaubt an das Gute in der Welt und das man sich selber treu sein muss. Er ist neugierig und wiederholt seinen Fragen so lange bis sie zu Antworten führen. Er antwortet selber niemals auf direkte Fragen. Er schwärmt von seiner Welt und spricht offen über Erfahrungen, die ihn bekümmern. Er gibt Fehler zu und erkennt auch negative Momente. Er ist auf der Suche nach einem wahren Freund und bereit selber einer zu werden. Er ist der kleine Prinz.

Die Handlung beginnt mit einem Ausflug in die Kindheit des Erzählers selbst. Er berichtet von dem ersten Moment, in dem er sich von einem Erwachsenen seinen Traum ausreden lassen hat. Er selber war immer bemüht das Kind in sich zu bewahren. Jedoch musste er feststellen, dass er der Einzige mit dieser Einstellung bei den Erwachsenen ist. Er lässt sich verändern und entwickelt sich zu einem einseitig denkenden Mann. Als er jedoch dem kleinen Prinz begegnet, findet er in kleinen Schritten immer mehr zu sich selbst. Durch kleine Zufälle gelingt es ihm seiner neuen Bekanntschaft intime Details zu entlocken.
Der kleine Prinz wohnt auf dem Asteroiden B 612. Dort besitzt er eine anspruchsvolle Rose mit vier Dornen und drei Vulkane, die er jeden Tag ausfegen muss. Nachdem er von dem Charakter seiner Blume immer mehr in den Bann gezogen wird, hält er es nicht mehr länger aus und ergreift die Flucht. Auf seiner Reise trifft er viele interessante Menschen.
Spoiler: zeige
Auf dem ersten Planet lebt ein einsamer König, der niemanden hat über den er herrschen kann. Auf dem zweiten Planet trifft er einen Eitlen, der sich nur um sein Aussehen kümmert, obwohl niemand dort ist, der ihn sehen kann. Auf dem dritten Planet lebt ein Säufer. Dieser trinkt um zu vergessen und vergisst um zu trinken. Der vierte Planet hat einen Geschäftsmann zum Einwohner. Dieser möchte die Sterne besitzen, in dem er es einfach sagt. Auf dem fünften Planet findet sich ein überfordeter Laternenanzünder, der fleißig seiner Arbeit nachkommt. Der sechste Planet ist bewohnt von einem Geografen, der andere Menschen über Landschaften ausfragt. Der siebte Planet ist die Erde. Auf ihr bleibt er ein ganzes Jahr. Während dieser Zeit lernt er eine falsche Schlange, einen einsamen Fuchs, eine Mehrheit an Rosen und den Erzähler kennen.


Die Geschichte wird immer wieder mit Illustrationen belegt. Diese stammen ebenfalls aus der Feder des Autoren de Saint-Exupéry. In dem Werk wird seine Weltsicht sehr deutlich und durch seine moralischen Grundsätze belegt. Immer wieder findet man politische Anspielungen. Das Buch kann als Kritik an der Erwachsenenwelt und am Kapitalismus gesehen werden, zum Beispiel schreibt der Autor immer wieder über das einseitige Denken der "Großen Leute". Der kleine Prinz begegnet immer wieder Menschen, die nur mit sich selbst beschäftigt sind und dabei die wichtigen Dinge im Leben vergessen haben.
Spoiler: zeige
Der einzige, den der kleine Prinz versteht, ist der Laternenanzünder, der sich mit einfachen Dingen beschäftigt.
Doch diese Dinge sind bei genauer Betrachtung wichtig.

In dem Märchen findet sich zwei wichtige Anspielungen. Zum einen wird auf die Gefahr von Affenbrotbäumen hingewiesen. Sobald sie auf einem kleinen Planeten wachsen, besteht die Gefahr einer Überwucherung, die wieder um zu einer Zerstörung führt. Gemäß der modernen Interpretation sind sie ein Sinnbild für die Achsenmächte.

Ich empfand das Werk kurzweilig und schön geschrieben. Es machte Spaß sich mit den Gedankenspielereien zu beschäftigen und den Wahrheitsgehalt anhand der Realität zu prüfen. Außerdem sind die moralischen Bedenken auch wunderbar auf die heutige Zeit zu übertragen. Eine wichtige Lektion aus der Geschichte wird niemals verjähren: "Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar."

Verfilmungen
The Little Prince (1974), R: Stanley Donen
The Little Prince (2015), R: Mark Osborne

Ein wunderschönes Buch voller kleiner Wahrheiten, dass man gelesen haben muss!

9 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Titel: Agatha Christie "Mord im Orientexpress"
Beitrag von: CarliSun am 1 Juli 2014, 20:32:05
Agatha Christie: Mord im Orientexpress

(http://www.fischerverlage.de/media/fs/15/978-3-596-17422-5.jpg)
Quelle: http://www.fischerverlage.de/media/fs/15/978-3-596-17422-5.jpg (http://www.fischerverlage.de/media/fs/15/978-3-596-17422-5.jpg)

Originaltitel
Murder on the Orient Express

Jahr
1934

Herkunftsland
Großbritannien

Kurze Inhaltsangabe
Hercule Poirot ermittelt wieder. Nach einem kurzen Aufenthalt in Ankara wird er auf dringenden Befehl von seinem Arbeitgeber zurück nach London beordert. Vor Ort trifft er seinen Freund Monsieur Bouc, den Direktor der Eisenbahngesellschaft. Dieser bietet ihm ein Abteil in seinem Orientexpress an.
In Jugoslawien werden sie durch eine Schneewehe ausgebremst. Vor Ort müssen sie jedoch feststellen, dass das nicht ihr einziges Problem ist. Einer der Passagiere wurde in der voran gegangenen Nacht erstochen.

Zum Autor

(http://www.agathachristie.com/static/agathachristie/img/portraits/agatha.jpg)
Quelle: http://www.agathachristie.com/static/agathachristie/img/portraits/agatha.jpg (http://www.agathachristie.com/static/agathachristie/img/portraits/agatha.jpg)

[Siehe Rezension 3, #10; Agatha Christie "Der Tod auf dem Nil" http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,187454.msg1107178.html#msg1107178 (http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php/topic,187454.msg1107178.html#msg1107178)]

Dame Agatha Mary Clarissa Christie, Lady Mallowan, wurde am 15. September 1890 in Torquay, Grafschaft Devon in England geboren. Einem breiterem Publikum bekannt wurde sie vor allem durch ihre zahlreichen Kriminalromane und Kriminalfälle, die auch für das  Fernsehen verfilmt wurden. Ihre bekannteste Figur ist der belgische Meisterdetektiv Hercule Poirot, der mit seinem Freund Hastings in 33 Fällen ermitteln durfte. Eine weitere bekannte Schöpfung ihrerseits ist Miss Marple, der sie ganze 12 Romane widmete. Agatha Christie war zweimal verheiratet und starb am 12. Januar 1976 in Wallingford, Grafschaft Oxfordshire an einem Schlaganfall.

Meine Meinung
Aus der Hercule Poirot-Reihe war "Mord im Orientexpress" mein zweiter Band. Dem voran gegangen ist "Der Tod auf dem Nil", obwohl dieser einige Jahre später erschienen ist. Unglücklicherweise bemerkt man das auch beim Lesen, da Bezug auf die Lösung des Falles genommen wird. Aus diesem Grund wusste ich leider schon einige Hinweise vor dem Lesen.

Die deutsche Erstausgabe erschien 1934 unter dem Titel "Die Frau im Kimono". 15 Jahre später wurde der Titel in "Der rote Kimono" umgewandelt. Erst mit dem Start des Kinofilms 1974 fand der Roman zu seinem endgültigem Namen "Mord im Orientexpress".

Wie bereits bei ihrem anderen Werk ist die Sprache wieder einfach konstruiert. Christie wechselt zwischen Beschreibungen von Situationen und Dialogen regelmäßig. Auf diese Weise entsteht ein lockerer Lesefluss. Nach einer kleinen Einführung in die Lebensumstände von Poirot beginnt die Handlung. Alle Gegebenheiten spielen sich im Zug ab. Dieser enthält neben dem Titelhelden auch verschiedene Charaktere aus unterschiedlichen Ländern. Die Schriftstellerin beginnt mit der Vorstellung der Nationalitäten mit stereotypen Klischees zu spielen. Gerne bezeichnet sie die Engländer als kontrolliert und kühl. Die Italiener scheinen unbeherrscht und aufbrausend. Die Deutschen sind fleißig und loyal. Die Amerikaner tragen das Herz auf der Zunge. Jedes Gerücht wird ausgespielt und verbunden mit den Protagonisten. Monsieur Bouc beauftragt Poirot mit der Lösung des Mordfalles. Ihm zur Seite stehen der Bordarzt und Bouc selbst.

Nachdem im ersten Teil des Buches die anwesenden Charaktere kurz vorgestellt wurden, widmet sich der folgenden Part den Zeugenbefragungen. Hier lernen wir die einzelnen Personen besser kennen. Interessant wird auch immer wieder die Vorgehensweise des Meisterdetektivs, die er bei jeder einzelnen Person verändert und anpasst. Dabei kommen sowohl spannende als auch lustige Elemente zum Tragen.

Der dritte große Part beschäftigt sich mit der Aufklärung des Verbrechens. Nachdem Poirot die Möglichkeit hatte alle Gäste zu befragen, trommelt er die Runde zusammen, um ihnen seinen Lösung zu präsentieren. In diesem Moment atmen nicht nur die Figuren laut auf.

Spoiler: zeige
 Im Verlauf des Buches stellt sich heraus, dass der Ermordete eine fremde Identität angenommen hatte. In Wahrheit trug er den Namen Cassetti. In der Vergangenheit war er beteiligt an der Entführung und der Ermordung der jungen Millionärstochter Daisy Armstrong. Jedoch wurde er durch einen Fauxpas des Gerichts freigesprochen. Seitdem ist er auf der Flucht gewesen und fern von den Vereinigten Staaten. Poirot findet in den einzelnen Befragungen heraus, dass einige Personen Kontakte zu der Familie pflegten. Doch scheint sich der Fall immer weiter zu verdichten.
Inspiriert hatten Christie die Ereignisse um die Entführung des Lindbergh-Babys.Charles Augustus Lindbergh jr., der Sohn des Flugpioniers Charles Lindbergh, war im März 1932 im Alter von 20 Monaten aus seinem Elternhaus entführt worden. Nach der Zahlung eines Lösegeldes in Höhe von 50.000 US-Dollar wurde das Kleinkind ermordet aufgefunden. Zur Zeit der englischsprachigen Erstveröffentlichung von Mord im Orient Express im Januar 1934 war der Fall Lindbergh noch unaufgeklärt. Der mutmaßliche Täter Bruno Hauptmann wurde am 19. September 1934 festgenommen, wegen Mordes 1935 schuldig gesprochen und am 3. April 1936 hingerichtet.


Verfilmungen
Murder on the Orient Express (1974), R: Sidney Lumet
Murder on the Orient Express (2001), R: Carl Schenkel
Murder on the Orient Express (2010), R: Philip Martin

Leider gefiel mir "Der Tod auf dem Nil" deutlich besser. Ich habe mich zwar bemüht erneut wieder solche Spannung zu empfinden wie beim ersten Mal, bin aber daran gescheitert. Anfänglich fing ich Feuer, dass recht bald auch wieder ausging. Falls jemand Interesse an einem Buch der Christie hat, würde ich immer eher zum anderen bereits vorgestellten Buch tendieren!

5 Points!

XOXO CarliSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Titel: Jack London "Der Ruf der Wildnis"
Beitrag von: CarliSun am 1 Juli 2014, 23:19:25
Jack London: Der Ruf der Wildnis

(http://www.freundederkuenste.de/typo3temp/GB/Buch-Jack-London-Der_Ruf_der_Wildnis_edcbac376c_4ee290d55d.png)
Quelle: http://www.freundederkuenste.de/typo3temp/GB/Buch-Jack-London-Der_Ruf_der_Wildnis_edcbac376c_4ee290d55d.png (http://www.freundederkuenste.de/typo3temp/GB/Buch-Jack-London-Der_Ruf_der_Wildnis_edcbac376c_4ee290d55d.png)

Originaltitel
The Call of the Wild

Jahr
1903

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
Ende des 19. Jahrhunderts. Der Bernhardiner-Schäferhund-Mischling Buck lebt im sonnigen Kalifornien als Hund einer reichen Familie. Eines Tages wird er nach Alaska verschleppt und zu einem Schlittenhund wider Willen ausgebildet. Dort angekommen, lernt er schnell das Gesetz von "Reißzahn und Kralle".

Zum Autor

(http://www.ilgrandeinquisitore.it/wp-content/uploads/2014/04/jack-london.jpeg)
Quelle: http://www.ilgrandeinquisitore.it/wp-content/uploads/2014/04/jack-london.jpeg (http://www.ilgrandeinquisitore.it/wp-content/uploads/2014/04/jack-london.jpeg)

Jack London (John Griffith Chaney) wurde am 12. Januar 1876 in San Francisco geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und musste aus diesem Grund auf eine höhere Bildung verzichten. Zeit seines Lebens wurde er als ein aufgeweckter und intelligenter junger Mann beschrieben. Seine Leidenschaft galt dem Schreiben und den Tieren. Seinen Durchbruch schaffte er, in dem er beide Interessen miteinander verband. Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Der Ruf der Wildnis", "Wolfsblut", der "Seewolf" und seine Autobiographie "König Alkohol". Diese Werke geben gleichzeitig eine Übersicht über die geographischen Räume, die er kannte: den arktischen Norden Nordamerikas (Klondike) zur Zeit des Goldrausches, Kalifornien und den Pazifik bzw. die Seefahrt auf diesem Ozean. Er war bis kurz vor seinem Tod Mitglied der Socialist Party der Vereinigten Staaten und hatte sich 1901 für diese Partei erfolglos um das Amt des Bürgermeisters von Oakland beworben.
Jack London starb am 22. November 1916 in Glen Ellen, Kalifornien an Nierenversagen auf Grund seines häufigen Alkoholkonsums.

Meine Meinung
Mit den Büchern von Jack London hatte ich in meinem Leben bisher wenig zu tun. Ich wusste, dass er für seine Tierromane bekannt ist und das diese vor allem in Alaska spielen. Doch das war es auch so ziemlich. Als kleines Mädchen hatte ich auch die eine oder andere Verfilmung begeistert geschaut, doch die sind mir heute nicht mehr geläufig.
Wie bereits in früheren Rezensionen erwähnt, habe ich mir einige Werke der Weltliteratur herausgesucht und auf meine Leseliste gesetzt. "Der Ruf der Wildnis" gehört dazu.

Der Schreibstil ist sehr abwechslungsreich. London variiert zwischen kurzen und Kettensätzen. Das macht den Lesefluss "fließend". Die Novelle ist aus der Sicht von Buck, dem Hund, erzählt. Er beschreibt seine Erlebnisse, Erfahrungen, gelernte Lektionen und Gedankengänge bis ins Detail. Bereits zum Einstieg kommt in dem Roman Spannung auf, die sich (meiner Ansicht nach) durchgehend bis zum Ende hält. Man entwickelt sofort Sympathien mit dem Hauptcharakter.  Diese Art der Darstellung fand ich unglaublich spannend und unterhaltsam. Da ich selber Tierbesitzer bin, konnte ich mich in die eine oder andere Situation gut herein denken und verliebte mich regelrecht in die Charaktere. Neben Buck werden auch andere Figuren vorgestellt-sowohl Hunde als auch Menschen, Gute wie Böse. Zu allen baut man eine Beziehung relativ zügig auf. Das ist Londons Erzählstil zu verdanken. Die Sprache hat mich regelrecht begeistert und ist seit Yann Martel (seit langer Zeit) wieder der erste Autor, der mich rhetorisch "aus den Socken gehauen hat". Das Lesen hat sehr viel Spaß gemacht.

Buck durchlebt in diesem Buch verschiedene Situationen und reagiert unterschiedlich darauf. Er kennt zu Beginn das kameradschaftliche Leben im sonnigen Kalifornien und ist damit zufrieden.
Spoiler: zeige
Erst als er mit Gewalt aus dieser Idylle heraus gerissen wird, bemerkt er wie gut er es doch hatte. Anfangs ist er geschockt über die harten Lebensumstände in Alaska. Er lernt die tägliche Gewalt und Kannibalismus aus Hunger kennen. Gewalt wird von einer Unbekannte zur Normalität. Doch Buck ist ein Kämpfer und er gibt alles. Er schafft es sich durch zu beißen und als Schlittenhund zu bestehen. Dabei lernt er sowohl liebe Menschen als auch böse Personen kennen. Den letzteren  scheint er hilflos ausgeliefert bis er sich mit letzter Kraft befreit. Rettung findet er erst durch den Goldgräber John Thornton. Dieser zeigt ihm zum ersten Mal was wahre Liebe ist. Er ist bereit alles zu geben und ihm bis zum Ende der Welt zu folgen. Jedoch melden sich in Buck (ausgelöst durch seinen negativen Erfahrungen) seine animalischen Instinkte, die ihn in die Wildnis locken wollen. Doch seine Treue zu diesem einen Menschen hält ihn in der Zivilisation. Als Thronton stirbt, kehrt er selbstbewusst eben jener den Rücken zu und verschwindet in die Wälder. Der Kontakt zu Menschen ist für ihn nicht mehr wichtig.
Seine beschriebene Entwicklung ist einfach unglaublich geschrieben. Man leidet mit ihm, man freut sich, man trauert mit ihm und man sehnt sich nach der Freiheit wie er.

Der Roman hat mich unglaublich gepackt und in seinen Bann gerissen. Ich bin nach wie vor begeistert von dem Roman und werde Jack London in jedem Fall im Auge behalten. Hier stimmte einfach alles. Eine wunderbare Geschichte, eine erstklassige Wortwahl und unendlich viel Liebe zum Detail. Ich bin regelrecht verliebt in die Sprache.

Verfilmungen
The Call of the Wild (1935), R: William A. Wellman
The Call of the Wild (1972), R: Ken Annakin
The Call of the Wild (1976), R: Jerry Jameson
Call of the Wild (1993), R: Michael Toshiyuki Uno
The Call of the Wild (1997), R: Peter Svatek
Call of the Wild (2000), R: Zale Dalen
The Call of the Wild (2007), R: Ron Lamothe
Call of the Wild (2009), R: Richard Gabai

Ich wünschte, ich könnte noch mehr Punkt geben!

10 Points!

Ein Buch für Tierliebhaber, Abenteurer und Leseratten! Absolute Empfehlung! Dieses Buch darf in keinem Bücherregal fehlen!

XOXO CarlSun

Edit: Ausdruck und Grammatik korrigiert.
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: RoboLuster am 2 Juli 2014, 00:14:42
Danke, das  hat mich neugierig gemacht, gefällt mir bestimmt. Wird dann wohl mein 1. Jack London, wird diesen Monat mitbestellt.  :D

ps: Im Gegenzug möchte ich dir einen Film empfehlen, der auch aus der Sicht eines Hundes spielt. Als Hundebesitzer kann man sich da auch leicht einfinden. http://www.ofdb.de/film/4596,Baxter (http://www.ofdb.de/film/4596,Baxter)

Klasse Review dazu:  http://www.filmflausen.de/Seiten/baxter.htm (http://www.filmflausen.de/Seiten/baxter.htm)

ps:  Baxters deutsche Synchro ist wirklich uneimlich gut, hatte den Film vor Jahren mal gesehen, und kann mich noch genau an diese Stimme erinnern.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 3 Juli 2014, 13:35:20
(http://i43.tower.com/images/mm100547843/mysteries-knut-hamsun-paperback-cover-art.jpg)
Jahr
1892

Herkunftsland

Norwegen 

Worum geht's?
Eine kleine norwegische Hafenstadt Ende des 19.Jahrhunderts. Alles scheint normal, jeder kennt jeden, jeder weiß alles über jeden – der ganz normale öde Alltagstrott. Doch dann steigt eines Tages aus dem Nichts der 27 Jährige Johan Nagel vom Schiff. Er trägt ausschließlich knallgelbe Anzüge, ist unermesslich reich und widerspricht sich ständig wenn er von seiner Vergangenheit erzählt. Dieser Nagel ist die Hauptfigur des Romans und lässt uns teilhaben an seinen vielen inneren Monologen, welche im Verlauf des Romans immer verzwickter, gar schizophrener werden. Nagel stellt das Alltagsleben des kleinen Dorfes auf den Kopf. Dabei fällt kaum einem auf, dass Nagel selbst wohl am überraschten von seinem Erscheinen ist...

Zum Autor
Ja – Knut Hamsun. Oder wie ich sagen würde: Der Gerhart Hauptmann von Norwegen. Es sind viele Bücher über ihn geschrieben worden und sicherlich könnte man alleine über sein Leben einiges diskutieren. Aber das lassen wir einfach mal hier außen vor. Geboren am 04.08.1958 in Norwegen wanderte Hamsun 1882 nach Amerika aus und führte da ein schwieriges Leben. Er hielt sich über Wasser mit kleinen Jobs (z.B. Straßenbahnfahrer in Chicago oder als Farmer in North Dakota), konnte allerdings nie ganz Fuß fassen, warum er schließlich nach Norwegen zurückkehrte.
Anfang der 30er war Hamsun einer der blühendsten Vertreter des aufkeimenden Faschismus in Norwegen. Bis heute scheiden sich die Geister: Die einen sehen ihn in den überzeugten Faschisten, die anderen den alten verwirrten Mann, der die Gefahr des Nationalsozialismus nicht in seiner Gänze begreifen konnte.
Wie gesagt: Das Thema ist zu groß, um es hier in kürze abzureißen. Auf jeden Fall bleibt Hamsun eine sehr interessante Persönlichkeit. (Für mehr empfehl ich das Video unten!)

Meine Ansicht:
Ich kam eigentlich eher zufällig auf dieses Buch und von Hamsun hatte ich bis dato noch nichts gelesen. Aus unerklärlichen Grund ist er komplett an mir vorbei gegangen und erst als ich in Sekundärliteratur gelesen hatte, dass Hermann Hesse und Thomas Mann große Fans des Norwegers waren, habe ich mal zu einen Hamsun Roman gegriffen – und was für einen!
Die Story des Romans ist so einfach, wie genial. Der fremde Exot, der das Leben eines kleinen Dorfes aufmischt ist ja schon unterhaltsam an sich. Das besondere hier machen allerdings die vielen inneren Monologe der Hauptfigur aus. Die Weltsicht von Nagel, die Gedanken die er sich macht, die Monologe die er stets mit sich selbst führt.
Des Weiteren ist besonders, dass das Buch die gesamte Zeit im Ungewissen bleibt. Ständig tuen sich neue Facetten auf und neue Aspekte zwischen den Figuren erscheinen. Vor allem bei der Hauptfigur ist es bemerkbar. Als Leser erfährt man ständig neues, selbst noch einige Seiten vor Schluss, was dazu führt, dass man ständig den Drang hat weiterzulesen, um mehr zu erfahren.

Der Schreibstil ist ziemlich einfach. So einfach, dass ich am Anfang sogar überrascht war, als ich die ersten 100 Seiten am Stück weggelesen hatte. Aber gerade das macht auch irgendwie den Reiz aus: Dieser leichte Schreibstil und dieses tiefe psychologische Verständnis des Autors. Der Stil ist ja nicht dann perfekt, wenn man möglichst viel hinzugefügt hat, sondern wenn er funktioniert, mit so wenig wie möglich.

Anbei ein Video vom Roger. Er kann es (ohne Spoiler - also keine Angst ;) )nochmal 10 mal besser sagen als ich:

Willemsens Bücher_Knut Hamsun (http://www.youtube.com/watch?v=CMGdVtPsmUc#ws)
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 8 Juli 2014, 21:23:14
Zitat von: RoboLuster am  2 Juli 2014, 00:14:42
Danke, das  hat mich neugierig gemacht, gefällt mir bestimmt. Wird dann wohl mein 1. Jack London, wird diesen Monat mitbestellt.  :D

ps: Im Gegenzug möchte ich dir einen Film empfehlen, der auch aus der Sicht eines Hundes spielt. Als Hundebesitzer kann man sich da auch leicht einfinden. http://www.ofdb.de/film/4596,Baxter (http://www.ofdb.de/film/4596,Baxter)

Klasse Review dazu:  http://www.filmflausen.de/Seiten/baxter.htm (http://www.filmflausen.de/Seiten/baxter.htm)

ps:  Baxters deutsche Synchro ist wirklich uneimlich gut, hatte den Film vor Jahren mal gesehen, und kann mich noch genau an diese Stimme erinnern.

Hej RoboLuster!

Vielen Dank für den Filmtipp. Den werde ich natürlich im Auge behalten!  ;)

Noch viel schöner finde ich es, dass ich dich auf Londons Spur bringen konnte. Ich hoffe, er bereitet dir genauso viel Freude wie mir! ich bin gespannt auf deine Meinung!

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 8 Juli 2014, 21:27:48
KRAWALLBRUDER!!!

Ich danke dir für deine Rezension!  :respekt: Du hast mich neugierig gemacht! Ich habe bisher leider noch nichts von Hamsun gelesen. Jedoch habe ich ihn seit geraumer Zeit ins Auge gefasst und sein Werk "Hunger" auf meine To-Do-Liste gesetzt. Nach deiner Beschreibung musste ich "Mysteries" in jedem Fall hinzufügen. Sehr, sehr schön! Ich finde es super, wenn man sich Inspirationen holen kann!
Ruhig weiter so!  :kuss:

XOXO CarliSun

Titel: Harper Lee "Wer die Nachtigall stört"
Beitrag von: CarliSun am 8 Juli 2014, 22:50:52
Harper Lee: Wer die Nachtigall stört

(http://ecx.images-amazon.com/images/I/71sErPq27zL._SL1193_.jpg)
Quelle: http://ecx.images-amazon.com/images/I/71sErPq27zL._SL1193_.jpg (http://ecx.images-amazon.com/images/I/71sErPq27zL._SL1193_.jpg)

Originaltitel
To Kill a Mockingbird

Jahr
1960

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
Alabama in den 1930er Jahren. Eine Kleinstadt wird durch einen Gerichtsprozeß aufgerüttelt. Ein Farbiger wird beschuldigt eine weisse Frau vergewaltigt zu haben. Der Anwalt Atticus Finch wird vom Richter zum Pflichtverteidiger des Angeklagten ernannt. Während er seinen Klienten immer mehr ins Herz schließt, bemüht er sich seinen Kindern (hautfarbenübergreifende) Toleranz beizubringen. Doch mit der näher rückenden Verhandlung breitet sich in der angeblichen Idylle immer weiter Rassismus unter den einfachen Bürgern aus.

Zum Autor

(http://cp91279.biography.com/1000509261001/1000509261001_1313081582001_Bio-Mini-Bio-Writers-Lee-SF.jpg)
Quelle: http://cp91279.biography.com/1000509261001/1000509261001_1313081582001_Bio-Mini-Bio-Writers-Lee-SF.jpg (http://cp91279.biography.com/1000509261001/1000509261001_1313081582001_Bio-Mini-Bio-Writers-Lee-SF.jpg)

Nelle Harper Lee wurde am 28. April 1926 in Monroeville, Alabama geboren. Seit ihrer Kindheit widmete sie sich dem Schreiben. Dennoch entschied sie sich 1944 für ein Studium der Rechtswissenschaften, dass sie jedoch vier Jahre später abbrach. Stattdessen bekam sie ein Stipendium für Oxford und konzentrierte sich von da an komplett aufs Schreiben. Nach ihrer erfolgreichen Exmatrikulaton zog sie nach New York. Dort hielt sie sich mit verschiedenen kleinen Jobs über Wasser. In ihrer Freizeit schrieb sie kleine Geschichten über ihre Kindheit. Diese sollten später die Vorlage für ihren einzigen Roman "Wer die Nachtigall stört" werden. 1960 erfolgte die Veröffentlichung und das Buch wurden zu einem Erfolg. Bereits kurze Zeit später verkündete Lee, dass sie keinen weiteren Roman schreiben werde, da dieser nur im Schatten ihres Erstlingswerkes stehen würde. Sie hielt ihr Versprechen.
Von Kindheitstagen an war sie eine enge Freundin des Schriftstellers Truman Capote. Dieser ist auch die Vorlage für die Figur des "Dill" in ihrem Buch. Nachdem der erste Erfolg ihres Buches abgeklungen war, begann sie ihrem Kindheitsfreund bei der Recherche seiner Romane zu assistieren. Jedoch zerbrach diese Geschäftsbeziehung nach der Veröffentlichung des Werkes "Kaltblütig". Lee empfand ihre Mitarbeit an diesem Roman nicht hinreichend gewürdigt. Danach zog sich die Schriftstellerin immer mehr zurück und lebt heute zurückgezogen in New York.   

Meine Meinung
Der Titel des Romans war mir immer ein Begriff. Ich wusste, dass er zur Weltliteratur zählt und von Hollywood verfilmt worden war. Jedoch hatte ich weder den Film gesehen noch mich näher mit der Thematik beschäftigt. Als ich eines Tages im Buchladen stand, erblickte ich das Werk und nahm es mit nach Hause. Ich war sehr überrascht, dass er ein so kontroverses Thema behandelt und neugierig auf den Inhalt.

Das Buch bedient sich der einfachen Umgangssprache. Es wird aus der Sicht eines kleinen Mädchens namens Jean Louise (Spitzname: Scout) erzählt. Sie ist die Tochter des Anwalts Atticus Fitch und die Schwester von Jem. Die Kinder erleben die Unruhe in der kleinen Stadt aus erster Hand mit und sind erst im Verlauf der Handlung in der Lage zu verstehen, worum sich der Konflikt dreht.
Scout teilt ihre Erlebnisse und Gedanken dem Leser direkt mit. Sie berichtet über die Spiele mit ihrem Bruder und deren Ferienfreund Dill. Außerdem kommt immer wieder ihre Liebe und Verbundenheit zu ihrem Vater durch, die sie mit großem Respekt schildert. Der Leser bekommt einen Einblick in die Nachbarschaft der Familie Finch und lernt so die verschiedenen stereotypen Charaktere der Handlung kennen. Lee verliert in ihren Beschreibungen nicht die kindliche Unschuld der Erzählerin aus den Augen. Da Atticus seinen Kindern Toleranz lehrt, haben sie auch eine respektable und freundschaftliche Beziehung zu ihrer schwarzen Haushälterin, die selber sehr intelligent ist. Sie begleiten sie mit zu ihren Gottesdiensten, was in der Gemeinde für Gerede sorgt.

Die Entwicklung der einzelnen Figuren ist in diesem Roman sehr spannend. Die Kinder verlieren im Laufe des Buches immer mehr ihre "seelische" Unschuld und bemerken das Übel in der Welt. Während die ganze Nachbarschaft einen Zorn gegenüber der schwarzen Gemeinde entwickelt, bleiben Atticus und seine Kinder unverändert. Zu Beginn der Geschichte gehört Atticus in seiner Position zu den angesehensten Bürgern der Gemeinde. Er ist ein erfolgreicher Anwalt, der gleichzeitig als Abgeordneter fungiert. Durch den Prozeß wird deutlich, dass er keine Unterschiede in der Hautfarbe macht und schlägt sich auf die Seite seines Klienten. Das sorgt im Städtchen für Unmut und Atticus verliert zunehmend an Popularität. Die Bürger fühlen sich immer hilfloser und greifen teilweise sogar zu gewalttätigen Mitteln.
Spoiler: zeige
Eines abends verabreden sich einige Bürger zur Verübung von Selbstjustiz. Sie ziehen los, um den Angeklagten und Atticus zu verletzen. Jem und Scout sind ihrem Vater jedoch aus Neugier gefolgt und stellen sich beim bevorstehenden Angriff vor ihn. Aus Respekt vor den Kindern lassen die Männer von ihrem Vorhaben ab.
Scout scheint ihre anfängliche Naivität immer weiter einzubüßen und öffnet den Blick für die unmoralische Seite des Menschen. Sie versteht nicht das Verhalten ihrer Nachbarn und wie sie sich so verändern konnten. Trauer und Angst machen sich bei den Kindern breit und stoßen sie so in einen eigenen (inneren) Konflikt.

Der komplette Roman wird in einem ruhigen Tempo geschildert. Er beschreibt auch die Unterrichtsstunden der Kinder und die ungerechte Behandlung durch die Lehrerschaft. Vor allem diese Szenen fand ich äusserst unterhaltsam und spannend. Mit einfachen Mitteln gelingt es Lee in diesen Momenten die gesellschaftlichen Unterschiede der Kinder zu entlarven und ihre Reaktion darauf zu zeigen. Nicht selten wird das Thema: Scham im Buch angesprochen. In meinen Augen hat Harper Lee mit diesem Roman einen wunderbaren Einblick in ihre Jugend geschaffen. Die Ansichten der 1930er Jahre wurden wunderbar beschrieben und laden zum "eintauchen" ein. Die Kritik an der Gesellschaft überzeugt und bringt einem zum Nachdenken. Das Buch ist heute noch so aktuell wie damals und setzt ein Zeichen für Toleranz.

Lee zeichnet in ihrer Geschichte das Bild von starken und schwachen Menschen. Sie beschreibt wie schnell man zum Ausgestoßenen werden kann, sobald  man Toleranz zeigt. Gleichzeitig zeigt sie auch welche gruseligen Wege Intoleranz nehmen kann. Das Bild der Zeit ist bis ins Detail glaubhaft konstruiert und lässt einen schnell in die Geschehnisse eintauchen. Die Charaktere sind zum Großteil liebenswert und intelligent. Die Tatsache, dass sie ein so brisantes Thema aus der Sicht von Kindern erzählt, ist ein absoluter Geniestreich und unterlegt noch einmal die Botschaft des Buches.

Verfilmungen
To Kill a Mockingbird (1962), R: Robert Mulligan

9 Points!

Ein gesellschaftskritischer Roman, der durch Liebenswürdigkeit überzeugt!

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 8 Juli 2014, 23:30:20
Ich lese deine Besprechungen regelmäßig. Auch, weil es Stoff ist, um den ich üblicherweise nen Bogen schlage. Das macht es umso interessanter.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 9 Juli 2014, 18:51:18
Zitat von: Jerry Garcia am  8 Juli 2014, 23:30:20
Ich lese deine Besprechungen regelmäßig. Auch, weil es Stoff ist, um den ich üblicherweise nen Bogen schlage. Das macht es umso interessanter.

Jerry, vielen lieben Dank! Das freut mich zu hören. Natürlich ist jetzt mein Ansporn ein Buch vorzustellen bei dem du auch neugierig wirst ...  :dodo:
XOXO CarliSun
Titel: Morton Rhue "Die Welle"
Beitrag von: CarliSun am 9 Juli 2014, 20:59:21
Morton Rhue: Die Welle

(http://static.images.ravensburger.de/images/produktseiten/1024/58008.jpg)
Quelle: http://static.images.ravensburger.de/images/produktseiten/1024/58008.jpg (http://static.images.ravensburger.de/images/produktseiten/1024/58008.jpg)

Originaltitel
The Wave

Jahr
1981

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
Ein junger, motivierter Geschichtslehrer unterrichtet seine Klasse über die Zustände im Dritten Reich. Die Schüler können nicht verstehen, wie die Deutschen soweit gehen konnten. Daraufhin beginnt der Lehrer einen "Unterrichtsversuch, der zu weit führt".

Zum Autor

(http://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/f/ff147265135684cb261ae1f84d18a460v1_max_440x330_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg)
Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/f/ff147265135684cb261ae1f84d18a460v1_max_440x330_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg (http://www.deutschlandfunk.de/media/thumbs/f/ff147265135684cb261ae1f84d18a460v1_max_440x330_b3535db83dc50e27c1bb1392364c95a2.jpg)

Morton Rhue (Todd Strasser) wurde am 5. Mai 1950 in New York City geboren. Nach einigen Reisejahren durch Europa, in denen er seinen Lebensunterhalt als Straßenmusiker verdiente, kehrte er in die Vereinigten Staaten zurück und schloss hier 1974 ein Literaturstudium am Benoit College in Wisconsin ab. Danach bestritt er seinen Unterhalt als Zeitungsreporter. Er begann mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, die sich mit Problemen von Jugendlichen auseinandersetzten. In Deutschland wurde Rhue vor allem mit dem Jugendroman »Die Welle« (1981) bekannt, der in vielen Schulen auf dem Lektüreplan steht und auf ein reales Unterrichtsexperiment zurückgeht, in dem ein Geschichtslehrer die Ursachen menschlicher Verführbarkeit durch Massenphänomene und Gruppenzwang erforschen will.
[ http://www.inhaltsangabe.de (http://www.inhaltsangabe.de) ]

Meine Meinung
Wie bereits in der Autorenbeschreibung erwähnt, zählt dieses Buch zum modernen Lesestoff in Schulen. Das ging auch an mir nicht vorbei. Wenn ich mich nicht irre stand die Lektüre auf dem Lehrplan der 9. Klasse. Ich konnte mich noch wage daran erinnern, dass mir das Buch sehr gut gefallen hatte. Damit hatte es sich jedoch auch. Da ich bereits "Herr der Fliegen" vor kurzem (wieder) "ausgegraben" hatte, war es nur ein logischer Schritt auch die Welle zum zweiten Mal zu betrachten.

Die Sprache ist einfach und auf dem Niveau eines klassischen Jugendbuches. Das kann natürlich an der Übersetzung liegen. Ich habe die Novelle auf Deutsch gelesen und kann zum Originaltext keine Angaben machen.
Der Leser erfährt die Perspektiven von drei verschiedenen Gruppen. Zum ersten wird die Gedankenwelt des Geschichtslehrers Ben Ross mit seinen ganzen Erfahrungen geschildert. Des weiteren erfährt man die Erlebnisse der beliebten Schülerin Laurie Sanders. Als letzten Angelpunkt richtet Rhue sein Augenmerk auf die (ehemaligen) Freunde von Laurie. Diese sind David Collins (Lauries Freund), Robert Billings und Amy Smith (Lauries beste Freundin).

Der Roman beginnt mit einer einfachen Vorstellung der Charaktere und die Beschreibung ihres Alltags. Man sieht den klassischen Ablauf eines High School-Tages förmlich vor sich. Zudem wird das Augenmerk auf den jungen Geschichtslehrer Ben Ross gerichtet. Durch seine lockere Art ist er bei seinen Schülern sehr beliebt. Er selbst sieht in seinem Job die Chance etwas zu bewegen und beißt sich in seinen Projekten gerne fest. Seine Frau Christy arbeitet ebenfalls als Lehrerin an der Schule und ist Bens Strebsamkeit gewohnt. Aus diesem Grund lässt sie ihm in seinen Recherchen freien Lauf.

Am Anfang wir der Leser Zeuge einer klassischen Geschichtsstunde. Ross erzählt seinen Schülern von den Verhältnissen im Dritten Reich und zeigt ihnen zur Verdeutlichung einen Dokumentarfilm. Die Jugendlichen sind geschockt und können nicht verstehen, wie es soweit kommen konnte. Sie sind davon überzeugt, dass es in der aktuellen Zeit nicht mehr möglich wäre so eine Staatsform zu legitimieren. Dies bringt Ross auf die Idee für ein Gedankenexperiment, um die Schüler vom Gegenteil zu überzeugen. Er tauft es "die Welle".
,,Vielleicht sollte er eine Stunde oder zwei auf ein Experiment verwenden und den Schülern ein Gefühl dafür geben, was es bedeutet haben mochte, in Nazi-Deutschland zu leben? Wenn es ihm gelang, eine treffende Situation zu erfinden, konnte er damit die Schüler wirklich weit stärker beeindrucken als mit allem, was Bücher erklären konnten." [Aus Rhue, Morton: Die Welle, S. 29 ff.]

Zu diesem Zweck führt er Grundsätze ein, die alle Schüler gleichstellen. Diese lauten:
Spoiler: zeige
1. Macht durch Disziplin; 2. Macht durch Gemeinschaft und 3. Macht durch Handeln.
Die Schüler sind begeistert von diesen Grundsätzen und nehmen die Idee gerne an. Niemand möchte die Gruppe nach unten ziehen. Aus diesem Grund erledigen die Schüler ihre Arbeiten gründlicher als vorher. Vorher Ausgestoßene werden nun offen in die Mitte der Gruppe aufgenommen. Alles scheint perfekt.

Im Laufe der Zeit scheint das Experiment jedoch aus dem Ruder zu laufen.
Spoiler: zeige
Die Idee "der Welle" verbreitet sich von der Schulklasse auf die ganze Schule. Ross beginnt sich vor seiner eigenen Kreation zu fürchten. Jedoch bringt er es nicht über sich die Sache zu beenden. Er geniesst es der "Führer" zu sein auf den alle hören. Laurie, das beliebteste Mädchen an der Schule, beginnt sich vor der Sache zu fürchten. Ihre Freunde verändern sich in einem Maße, dass ihr Angst macht. Bald beginnen Einschüchterungsversuche den Schülern gegenüber, die nicht in das Projekt einsteigen wollen. Die Idee gerät völlig außer Kontrolle. Erst durch Laurie und David motiviert, gelingt es Ben Ross seinen Schülern ihren "wahren Führer" (Adolf Hitler) zu zeigen. Diese Tatsache verstört und beschämt die meisten bis ins Mark.


Die Grundidee ist kreativ und beängstigend zugleich. Die ganze Geschichte beruht auf wahren Tatsachen. 1967 führte der Lehrer Ron Jones an der High School von Palo Alto, Kalifornien ein Experiment mit seinen Schülern durch namens "The Third Wave". Jahre später veröffentlichte er ein Buch über seine Erfahrungen. ("No Substitute for Madness: A Teacher, His Kids, and the Lessons of Real Life") Darauf aufbauend wurde das Drehbuch für den Fernsehfilm aus dem Jahre 1981 verfasst. Rhue interpretierte den Film wiederum in Romanform. So kommen wir zu dieser Vorlage.

In meinen Augen ist es ein sehr lehrreiches Buch. Es ist falsch die Augen vor unangenehmen Themen zu verschließen. Gerade aus den Fehlern der Vergangenheit sollten wir unsere Lehren ziehen. Die Erfahrungen dieser Klasse zeigen, dass trotz der Vorlage von Vorkenntnissen solche Entwicklungen wieder vorkommen können. Erschreckend, aber durchaus lehrreich. Wir sollten in uns herein hören und unserem Gefühl Vertrauen in Bezug auf guten oder schlechte Handlungsweisen. Nur weil die Masse in eine Richtung steuert, muss es nicht die richtige Richtung sein. Meiner Meinung nach hat Rhue diese Aspekte wunderbar hervorgehoben. Er bedient sich einfachen Elementen, um dem Leser die sich nähernde Gefahr vor Augen zu halten.
Spoiler: zeige
Ein Beispiel dafür wäre, wie David Laurie ohrfeigt, weil sie nicht mehr Teil der "Welle" sein mag.
Mit erwachsenen Augen wirkt dieses Buch immernoch genauso wie es wirken soll -  als eine Warnung! Und die sollten wir beachten.

Leider ist mir der Schreibstil mittlerweile zu einfach. Teilweise fand ich den Ausdruck sogar ermüdend einfallslos. Doch das kann zum einen an der Übersetzung und zum anderen an der Zielgruppe (Wir erinnern uns-Lehrstoff 9. Klasse) liegen. Dennoch ist es ein Grund für mich ein wenig die Punkte zu drücken.

Verfilmungen
The Wave (1981), R: Alexander Grasshoff
Die Welle (2008), R: Dennis Gansel

Eine interessante Betrachtung eines Gruppengeistes, die noch lange nichts an ihrer Aktualität einbüßen wird.

7 Points!

XOXO CarliSun
Titel: Simon Beckett "Die Chemie des Todes"
Beitrag von: CarliSun am 9 Juli 2014, 23:02:28
Simon Beckett: Die Chemie des Todes

(http://4.bp.blogspot.com/-uf0gB8oMdp0/TXf9l25vx6I/AAAAAAAABSk/vp44KX7JyEk/s1600/351779_de_9783499241.jpg)
Quelle: http://4.bp.blogspot.com/-uf0gB8oMdp0/TXf9l25vx6I/AAAAAAAABSk/vp44KX7JyEk/s1600/351779_de_9783499241.jpg (http://4.bp.blogspot.com/-uf0gB8oMdp0/TXf9l25vx6I/AAAAAAAABSk/vp44KX7JyEk/s1600/351779_de_9783499241.jpg)

Originaltitel
The Chemistry of Death

Jahr
2006

Herkunftsland
Großbritannien

Kurze Inhaltsangabe
Nach dem Tod von Frau und Kind beendet Dr. David Hunter seine Karriere als führender forensischer Anthropologe. Er verlässt London, um in dem verschlafenen Nest Manham als Allgemeinmediziner Fuß zu fassen. Über seine Vergangenheit redet er nicht. Nach drei Jahren beginnt ein Mörder in der Gegend sein Unwesen zu treiben. Der örtliche Polizist erfährt von Davids früherer Tätigkeit und bittet ihn um Hilfe bei dem Fall. Trotz anfänglicher Ablehnung bricht David mit seinen Vorsätzen und beteiligt sich an den Ermittlungen. Dabei stößt er auf Wahrheiten, die er nicht für möglich gehalten hätte.

Zum Autor

(http://media.news.de/resources/thumbs/40/74/855233886_800x600/aae2c431937d4ff1a5689ce381ad.jpg)
Quelle: http://media.news.de/resources/thumbs/40/74/855233886_800x600/aae2c431937d4ff1a5689ce381ad.jpg (http://media.news.de/resources/thumbs/40/74/855233886_800x600/aae2c431937d4ff1a5689ce381ad.jpg)

Simon Beckett wurde am 20. April 1960 in Sheffield, England geboren. Er machte seinen Master of Arts in englischer Sprache. Danach arbeitete er als Hausmeister, Lehrer und Schlagzeuger, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Als freiberuflicher Journalist schrieb er für "The Times", "The Independent on Sunday", "The Daily Telegraph", "The Observer" und andere Medien. Als Journalist hatte er Einblick in die Polizeiarbeit. Dieses Wissen verarbeitet er in seinen Romanen um den forensischen Anthropologen Dr. David Hunter. Das gilt insbesondere für seine Erfahrungen mit der Body Farm der University of Tennessee in Tennessee, USA, einer Forschungsanstalt für Verwesungsprozesse. Seine ersten beiden Thriller "Die Chemie des Todes" und "Kalte Asche" standen monatelang auf Platz 1 der Taschenbuch-Bestsellerliste.

Meine Meinung
Wenn man sich durch die modernen Buchhandlungen bewegt, trifft man immer wieder auf Simon Beckett. Er ebnet einem immer den Weg in die Krimiabteilung. Wer sich auch nur ein wenig mit diesem Genre beschäftigt, kennt seinen Namen. So ging es auch mir. In den letzten Jahren habe ich mich viel mit Romanen aus der Horrorwelt (Richard Laymon, Jack Ketchum, Brian Keene, etc.), der skandinavischen Krimis (Hakan Nesser, Jussi Adler Olsen, Henning Mankell, Jo Nesbo, etc.) und der modernen Thriller (Cody McFadyen *kotz*, Mara Laue, Dan Wells, etc.) beschäftigt. Das mag auch ein Grund sein, warum ich diese Geschichten für den Moment (!) ein wenig satt habe. Vor allem bei den klassischen Krimis findet man immer das gleiche Schema vor. Das kann bei häufigem Konsum rasch zu Ermüdungserscheinungen führen. Versteht mich bitte nicht falsch! Ich lese die genannten Genres nach wie vor gerne. Jedoch muss ich tatsächlich in Stimmung dafür sein. Simon Beckett ist ein Autor, den ich in den vergangenen Jahren immer wieder in den Händen hatte ohne ihn zu kaufen. Das lag an der großen Krimivielfalt, die zu Hause noch auf mich wartete. Dennoch merkte ich mir seinen Namen und beschloss ihn eines Tages zu lesen. Kürzlich entdeckte auch eine Kollegin von mir diesen Herren und verfiel seiner Anziehungskraft. Sie schwärmte mir in einer Tour von ihm vor und überraschte mich eines Tages, indem sie einen Roman von ihm mitbrachte. Nun hatte ich den Salat. Lust oder nicht-ich wollte ihr Buch nicht "bunkern" und machte mich ans Lesen.

Der Stil ist seinem Genre entsprechend einfach und kühl. Beckett tritt in die Fußstapfen seiner Vorgänger und kreiert der Hauptfigur eine klassische Tragödie. Dr. David Hunter war in den letzten Jahren der Star seines Berufstandes. Forensische Anthropologen sind nicht häufig anzutreffen und David schaffte es zum führenden Berater von Scotland Yard. Privat hatte er sein Glück mit seiner liebevollen Ehefrau und der kleinen Tochter gefunden.
Spoiler: zeige
Diese beiden werden eines Tages durch einen Autounfall aus dem Leben gerissen. Von nun an kann David nicht mehr den Tod sehen und ertragen. Er gibt seinen Beruf auf.
Um Abstand zu gewinnen, zieht er in das Kaff Manham und praktiziert dort als Allgemeinmediziner. Vor Ort findet er Freunde, denen er seine Vergangenheit vorenthält. Meiner Meinung nach begegnet einem wieder der typische Krimieinstieg. Das Klischee vom einsamen, tragischen Wolf wird mal wieder aufgegriffen und ausgeweitet. Die Geschichte wird passenderweise aus der Sicht von ihm erzählt. Anteilig finden auch Kapitel mit Betrachtungen der Mörders statt. Diese Szenen finden sich jedoch erst im letzten Drittel des Buches. Im Buch wird stark betont, dass Hunter sich viel auf sein Bauchgefühl verlässt. Da ihm keiner glaubt oder er sogar zeitweise selber in Verdacht gerät, ermittelt er auf eigenen Füssen. David ist auf sich allein gestellt: Meine lieben Damen und Herren! An dieser Stelle transformiert sich der Roman von einem Krimi in einen Thriller.

Wie man sich denken kann, tauchen mit der Zeit weitere Opfer auf. Diese führen die Polizei immer näher an den Täter. In seiner Funktion als forensischer Anthropologe darf David Autopsien durchführen. Zudem schafft er es Analysen zu entwickeln auf Grund der Insektenbildungen an der Leiche. Der Leser erfährt viel Fachwissen über das Zusammenwirken von Ableben und Ungezieferbildung. Den Großteil dieses Wissen erfuhr der Autor am eigenen Leib als er die bereits erwähnte "Body Farm" in Tennessee erkunden konnte. Wer mehr darüber erfahren möchte, der sollte diesen Artikel nicht vergessen: http://nachrichten.freenet.de/wissenschaft/mensch/bodyfarm-die-farm-der-leichen_1530912_533368.html (http://nachrichten.freenet.de/wissenschaft/mensch/bodyfarm-die-farm-der-leichen_1530912_533368.html) .

Im Laufe der Erzählung wird David immer wieder von Albträumen heingesucht, in denen seine Familie eine große Rolle spielt. Auf diese Weise setzt er sich mit dem Geschehenen auseinander. Es wird immer wieder darauf hingewiesen, dass er die Vergangenheit verdrängt. Nur im Schlaf sorgt sein Unterbewusstsein dafür, dass er sich ihr stellt. Das nimmt im Laufe der Lektüre immer größeren Raum ein.

Obwohl ich zum Zeitpunkt des Lesens nicht in Krimistimmung war, hatte ich das Buch innerhalb von zwei Tagen zu Ende gelesen. Die Charaktere sind authentisch und sympathisch. Das Hintergrundwissen ist sehr interessant und spannend. Der Plot selbst ist eher durchschnittlich. Der Mörder lag für mich relativ früh auf der Hand. Doch das mag nicht jedem so gehen. Aus diesem Grund lasst euch von dieser Information bitte nicht verunsichern. Ich habe öfter ein Näschen für die bösen Buben in Romanen. Den Hintergrund des Hauptcharakters fand ich eher enttäuschend. Natürlich sorgt er für mehr Substanz zum Einstieg. Dennoch ist es das immer und immer wieder benutzte Schema F. Manchmal frage ich mich wirklich wer damit angefangen hat und wer bei wem genau abgeguckt hat. Für einen Thriller fand ich ihn zu lasch. Als Krimi war er solide, sticht jedoch nicht aus der Masse heraus.

Verfilmungen
Keine

Wer Lust auf einen soliden Krimi als Bettlektüre hat, sollte Beckett nicht vergessen!

6 Points!

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 9 Juli 2014, 23:13:33
Da hast du schon einen gefunden, um den ich immer rumschleiche und dann doch wieder andere entdecke, die mich mehr interessieren.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 9 Juli 2014, 23:31:49
Sehr schön!  :banana:

Schade, dass ich nur 6 Punkte vergeben konnte. Das motiviert dich wohl auch nicht dazu das Buch recht bald zu lesen. Trotzdem ist der Roman sehr unterhaltsam. Nur der Hintergrund war mir zu ausgelutscht...da musste ich einfach Punkte abziehen.

Jetzt ist natürlich auch die Frage welcher Krimi-Typ du bist??! Ich liebe zum Beispiel das Zynische. Aus diesem Grund würde ich immer als erstes zu Adler Olsen greifen. Wenn ich mich recht erinnere, hast du auch schon einige Erfahrungen mit ihm sammeln können. Vom Schreibstil überzeugt am meisten Nesser meiner Meinung nach. Gesellschaftskritische Momente finden sich immer häufig bei  Mankell. Wie bereits gesagt, es kommt darauf an, welcher Krimi-Typ du bist.  :unknown:

XOXO CarliSun
Titel: Stephen King: Nachtschicht
Beitrag von: MMeXX am 10 Juli 2014, 14:40:38
(http://s14.directupload.net/images/140710/7hzgxubx.jpg)

Stephen King: Nachtschicht

Kurzgeschichten vom König...

Briefe aus Jerusalem - Als Briefe/Tagebucheinträge aufgezogene Geschichte über ein eingeschüchtertes Dorf und einem dunklen Geheimnis in der Nähe mit Schlusspointe. Sehr gefällig das Ganze, da würde ich mir direkt auch 'ne Verfilmung antun. Wobei die angenehm ausgesparte Schreibweise schon beim Lesen genug Platz für die eigene Vorstellung ließ. Das war wahrscheinlich sogar direkt mein persönliches Highlight in der Sammlung.

Spätschicht - Großreinemachen in den Kellern einer Wäscherei. Und Groß meint hier auch tatsächlich Groß. Eklig-makaber trifft es hier aus meiner Sicht am besten. Auch dieses kurze Stück hat mir sehr zugesagt und mit dem Verlauf hätte ich in der Form auch nicht ganz gerechnet.

Nächtliche Brandung - Nette kleine Dystopie, die angesichts aktueller Krankheiten durchaus auch heute (Geschihcte ist im Original 1974 veröffentlicht worden) noch einen bisschen Angst macht. Insgesamt aber eher eine der schwächeren aus der Sammlung.

Ich bin das Tor - Sci-Fi-Horror-Mix über einen Astronauten, den es da ean einer bestimmten Stelle ziemlich juckt. Ich fand diese Geschichte durchaus lakonisch erzählt, was für eine angenehm komische Atmosphäre sorgte. Aber auch hier nichts, was mich für längere Zeit beschäftigt hat.

Der Wäschemangler - Die blonde Banane meinte ja vor kurzem, der Film wäre nicht so doll. Auch die Geschichte ist stark vom "glauben machen" abhängig. Okay, das ist jede der Geschichten und das wird ja im Vorwort auch unterhaltsam erläutert. Hier jedoch ist das schon ein ziemlicher Zacken. Wobei der Spannungsaufbau und Verlauf der Geschichte durchaus gelungen sind. Werde mir den Film wohl mal anschauen müssen...

Das Schreckgespenst - Dämlicher Titel (OT: Boogeyman), der das Problem hatte, dass ich ständig an die Simpsons-Szene denken musste, in der Bart zu Homer läuft. :LOL: Ansonsten wiederum eine sehr schöne Geschichte für spät Abends in der Nähe von möglichst vielen Schranktüren.

Graue Masse - Auch hier wird eine interessante Prämisse genommen, denn was machen Saufen und TV gucken eigentlich aus dem Menschen. Die Grundfrage wird spannend/eklig umgesetzt und kann wiederum mit einer angenehm sanftschaurigen Stimmung aufwarten.

Schlachtfeld - Für mich die mit Abstand lustigste Geschichte aus dem Band. An sich todernst, dennoch einfach unterhaltsam.

Manchmal kommen sie wieder - Mit dem recht kurz vorher gesehenen Film natürlich interessant, welche inhaltlichen Änderungen beim Film vorgenommen worden sind. Dennoch auch in in schriftlicher Form durchaus unterhaltsam, wenngleich mir die Zug-Sache beim Film deutlich besser gefallen hat.

Erdbeerfrühling - Durchschnittliche Killer-Geschichte mit lässigem Kniff zum Schluss. Hier hängt viel davon ab, wie sehr man sich da atmosphärisch reinziehen lässt. Insgesamt eher mau.

Der Rasenmähermann - Mit dem Bild von Pierce Brosnan und dem blonden Muskelmann im Kopf angefangen, um dann festzustellen, dass der Film wohl eine deutlich andere Richtung einschlägt. Nach Schlachtfeld für mich die zweitunterhaltsamste Geschichte.

Ich weiß, was du brauchst - Stalking anno 1976. Wiederum eine gute Grundprämisse (Was für einen Partner wünsche ich mir?) mit wohligem "Hier stimmt doch was nicht!"-Gefühl.

Die letzte Sprosse - Ausnahmsweise eine "echte" Geschichte, ohne Übersinnliches, Monster etc. In der (aus meiner Sicht) King-typischen "Hach, waren das tolle Zeiten als Kind"-Perspektive geschrieben, die den Höhepunkt - bei entsprechendem Hineinversetzen - ordentlich wirken lässt.

Der Mann, der Blumen liebte - Aus der Abteilung "Wie gut kennt man jemanden wirklich?" wird ein ein netter kleiner Strauß gezaubert, der trotz gestreuter Hinweise durchaus überraschend daherkommt.

Einen auf den Weg - Wieder ein Ausflug gen 'Salem's Lot, diesmal jedoch nicht in Briefform, sondern als "Alte Männer in der Kneipe erzählen sich was" à la Graue Masse. War nicht gänzlich meins. Das lag aber auch mit daran, dass ich Briefe aus Jerusalem so toll fand.

Die Frau im Zimmer - Für die nächste Sterbehilfe-Diskussion sicher interessant, ansonsten für mich ungewohnt/überraschend und nciht so recht in die Runde der anderen Geschichten passend.

Lastwagen - Terminator à la King. Maschinen übernehmen die Kontrolle. Beliebtes Gedankspiel (Wer [Mensch und/oder Maschine] ist eigentlich von wem abhängig?), welches hier sehr kurzweilig aufbereitet worden ist.

Der Mauervorsprung - Schwindelerregend und durch die Höhe spannend. Ansonsten nicht wirklich was zum länger drüber Nachdenken.

Quitters, Inc. - Wohl noch immer die beste Variante, um endlich aufzuhören.

Kinder des Mais - Die Geschichte wird von einer sehr schönen Stimmung getragen. Hier muss auch endlich mal 'ne Filmsichtung her.

Insgesamt ein sehr interessanter Querschnitt aus Kings kürzeren Arbeiten, wobei der Großteil zu gefallen weiß. Und Bock auf die Filme machen sie auch. ;)
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Moonshade am 11 Juli 2014, 12:57:14
Schöne Aufdröselung einer meiner liebsten Anthologien.

Ich mag auch "Briefe aus Jerusalem" ausgesprochen gern, so sehr hat sich King sonst nie an einen anderen Autor wie hier Lovecraft rangetraut.

"Nächtliche Brandung" ist ja so eine Art Variante, Sidestory etc. von "The Last Stand".

Meine Highlights waren immer (neben den o.e.) "Spätschicht", "Schlachtfeld", "Manchmal kommen sie..." , "Kinder des Mais" und "Das Schreckgespenst" - mit den "realistischen" Stories wie "The Woman..."; "Die letzte Sprosse" oder "Graue Masse" konnte ich nicht so viel anfangen. "Rasenmähermann" hat ein irgendwie unfertiges Feeling, da fehlt noch was, dabei ist die Story besser als die Verfilmungen.
Und "Mangler" ist als Story x-mal besser als die Filmgurke, die sie daraus gemacht haben.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 11 Juli 2014, 20:56:23
Zitat von: CarliSun am  9 Juli 2014, 23:31:49
Sehr schön!  :banana:

Schade, dass ich nur 6 Punkte vergeben konnte. Das motiviert dich wohl auch nicht dazu das Buch recht bald zu lesen. Trotzdem ist der Roman sehr unterhaltsam. Nur der Hintergrund war mir zu ausgelutscht...da musste ich einfach Punkte abziehen.

Jetzt ist natürlich auch die Frage welcher Krimi-Typ du bist??! Ich liebe zum Beispiel das Zynische. Aus diesem Grund würde ich immer als erstes zu Adler Olsen greifen. Wenn ich mich recht erinnere, hast du auch schon einige Erfahrungen mit ihm sammeln können. Vom Schreibstil überzeugt am meisten Nesser meiner Meinung nach. Gesellschaftskritische Momente finden sich immer häufig bei  Mankell. Wie bereits gesagt, es kommt darauf an, welcher Krimi-Typ du bist.  :unknown:

XOXO CarliSun

Vorrangig Hardboiled. Hab hier noch die Mike Hammer-Reihe liegen, ebenso die Scudder-Romane. Dan Simmons und sein Joe Kurtz konnten mich ebenso begeistern.

Und Actionware wie Matthedw Reilly und jetzt wieder Jon Land. Adler Olsen war nicht schlecht, bei Mankell bin ich raus. Simon Kernick, Drew Chapman (neu) zählen auch zu meinen Favoriten.

Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 16 Juli 2014, 12:37:47
(http://s3-eu-west-1.amazonaws.com/cover.allsize.lovelybooks.de/nietzsches_letzter_traum-9783896671448_xxl.jpg)

Jahr
2000

Herkunftsland
Deutschland 

Worum geht's?
Wer hätte es gedacht: Um Friedrich Nietzsche.
Der Prolog des Romans spielt 1900 in Weimar, als der alte Philosoph schon kurz vor dem Tode steht. Seine Schwester hegt ihn als lebendes Ausstellungsstück ihres Nietzsche Archives, das sie erschaffen hat und von dem sie sehr gut leben kann. Sie fertigt aus unvollendeten Notizen Nietzsches letztes Buch (,,Der Wille zur Macht"), führt Gäste in das Krankenzimmer des vor sich hinsiechenden Philosophen und lebt an sich ein sehr schönes Leben im Schatten ihres todkranken Bruders. Als sie sich entschließt Nietzsche noch einmal zeichnen zu lassen, lässt sie den dafür eingestellten Maler mit Nietzsche alleine. Der Maler gibt Nietzsche das Schlafmittel, nachdem er verlangt und dieser fällt darauf in einen tiefen Traum – Nietzsches letzter Traum.
Die Haupthandlung des Romans handelt von den letzten Jahren seines Lebens und dem langsamen Verfall Nietzsches. Die erste Szene, ist die berühmte Begebenheit mit dem Pferd. Als ein Freund Nietzsche auf dessen Geisteszustand aufmerksam wird, versucht er ihn in eine Nervenanstalt zu bringen, was ihm dann auch gelingt. Das Buch handelt dann weiter von jenem Aufenthalt in der Anstalt und dem geistliche Zerfall des Dionysos, wie sich Nietzsche (in Anlehnung an seine Philosophie) beginnt selber zu nennen.

Zum Autor

Viel kann ich nicht sagen über Joachim Köhler. Er besitzt nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag.
Köhler beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Friedrich Nietzsche und war vor allem auch bekannt von seiner Nietzsche Biografie ,,Zarathustras Geheimnis" (, welche ich hier neben mir liegen habe). Seine Thesen zum Philosophen wurden zwischen bahnbrechend und verachtend aufgenommen. Eine seiner Kernthesen ist die deutliche Homosexualität die er Nietzsche zuschreibt und mit der er fast jedes seiner Werke interpretieren möchte. Und auch in ,,Nietzsches letzter Traum" spielt das Thema Homosexualität eine große Rolle.

Meine Ansicht:
Ein merkwürdiger Roman. Das Buch sagt von sich selbst, dass es nicht realitätsnahe ist, aber dennoch sich auf Briefe und Notizen von Angehörigen bezieht. Es war also nicht so, aber es hätte so ähnlich gewesen sein können.  So oder so, ist der Roman unterhaltsam, wenn man denn ein Grundinteresse an Nietzsche mitbringt. Ansonsten könnte ich mir vorstellen, dass das Buch schnell langweilen könnte.
Was mich teilweise leicht verwunderte, war der deutliche  Umgang mit dem Thema der Homosexualität. Also, ich kenn mich nicht genug mit der Biografie von Nietzsche aus, um zu wissen ob das nun stimmte oder nicht – aber das mein ich gar nicht. Viel eher die Deutlichkeit des Themas empfand ich streckenweise einfach unangebracht. Es war wie der Faustschlag ins Gesicht und nicht der subtile Hinweis. Wer schon immer einmal lesen wollte, wie
Spoiler: zeige
Nietzsche von einem Bekannten einen runtergeholt bekommt, während er über Philosophie spricht –
dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Mich führte das Buch nun allerdings dazu, dass ich nach Jahren mal wieder zum Zarathustra gegriffen habe. Als ich es das letzte mal versucht habe, war ich wohl einfach noch zu jung und habe kaum etwas verstanden. Nun sieht das ganz anders aus und ich will es gar nicht mehr aus der Hand legen. Allein dafür, war es doch wert den Roman gelesen zu haben ;)
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Mr. Blonde am 16 Juli 2014, 14:52:28
Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 16 Juli 2014, 12:37:47
Wer schon immer einmal lesen wollte, wie
Spoiler: zeige
Nietzsche von einem Bekannten einen runtergeholt bekommt, während er über Philosophie spricht –
dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Wenn man den homosexuellen Bezug entfernt, ist das eine wunderbare Metapher auf den, der mir das Buch geschenkt hat. Nur wäre es in dem Fall dann Masturbation und kein einvernehmlicher sexueller Akt.

Soweit habe ich allerdings nie gelesen. Von der angepriesenen Spritzigkeit und dem Humor konnte ich nichts erkennen bzw. war nichts vorhanden. Mir war es zu trocken, zu öde, obwohl es Verspieltheit vorgaukelte.

Von homosexuellen Beziehungen Nietzsches habe ich noch nie gehört oder gelesen. Soweit ich weiß, war bei ihm für Beziehungen sowieso kaum Raum.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 16 Juli 2014, 15:14:50
Zitat von: Mr. Banane am 16 Juli 2014, 14:52:28

Soweit habe ich allerdings nie gelesen. Von der angepriesenen Spritzigkeit und dem Humor konnte ich nichts erkennen bzw. war nichts vorhanden. Mir war es zu trocken, zu öde, obwohl es Verspieltheit vorgaukelte.

Ja, muss sagen, dass ich nach den ersten 30-40 Seiten auch keine große Lust hatte weiter zu lesen, aber ab dann ging es ja erst los. Als dann auf den "normalen" Alltag von Nietzsche eingegangen wird und vor allem der Aufenthalt im Irrenhaus gepaart mit seiner Schizophrenie war dann schon recht amüsant  :icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Banane am 16 Juli 2014, 14:52:28
Von homosexuellen Beziehungen Nietzsches habe ich noch nie gehört oder gelesen. Soweit ich weiß, war bei ihm für Beziehungen sowieso kaum Raum.

Das sieht Joachim Köhler anders  :stop:
Ich kann dir ja mal seine Biografie mitbringen und du schaust dann nach was er so sagt. Ich habe nämlich kein Bock die 700 Seiten zu lesen  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Mr. Blonde am 16 Juli 2014, 15:19:50
Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 16 Juli 2014, 15:14:50
Ja, muss sagen, dass ich nach den ersten 30-40 Seiten auch keine große Lust hatte weiter zu lesen, aber ab dann ging es ja erst los. Als dann auf den "normalen" Alltag von Nietzsche eingegangen wird und vor allem der Aufenthalt im Irrenhaus gepaart mit seiner Schizophrenie war dann schon recht amüsant  :icon_mrgreen:

Das wäre bestimmt cool gewesen, aber davor wurde für mich zu viel Papier aufgewendet, um zu beschreiben, wie Nietzsche aus dem Fenster guckt, sich einlebt und sein Zimmer inspiziert. Wenn ich mich überhaupt richtig erinnere. Allerdings bin ich da auch sehr sensibel und gerade das Ausufernde und extrem detailierte, was viele Leser an Büchern so schätzen, ist mir oft einfach zu viel. Da bin ich sehr eigen. Ich kann mir sehr schnell einen Raum vorstellen und muss nicht wissen, ob der Westwind durch die Türritzen zieht, oder ob das Linoleum nach alten Eiern riecht. Aber ich bin auch ein furchtbarer Leser von Büchern, das werde ich nie bestreiten.

701 Seiten hätte ich ja gelesen, aber so... :D
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 16 Juli 2014, 21:40:11
Hej Jerry!
Zitat von: Jerry Garcia am 11 Juli 2014, 20:56:23
Adler Olsen war nicht schlecht, bei Mankell bin ich raus. Simon Kernick, Drew Chapman (neu) zählen auch zu meinen Favoriten.
Das klingt ja weniger begeistert. Wieso bist du bei Mankell raus? Und wie kommt es, dass dich Olsen nicht vom Hocker gerissen hat? Was hat dich an dem Stil gestört oder was hast du vermisst?
Drew Chapman sagt mir leider überhaupt nichts. Gibt es Werke, die man von ihm kennen sollte? In welche Richtung geht denn sein Geschriebenes?
:unknown:
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 16 Juli 2014, 21:56:06
Hej KrawallBruder & Mr. Banana!

Ich finde es interessant, dass sich gleich zwei Leute hier finden, die Köhler ansatzweise gelesen haben. Ich muss leider gestehen, dass er mich überhaupt nichts sagt. Ich habe deine Rezi mit Spannung gelesen, da mir das alles recht unbekannt vorkam. Das Werk ist leider total an mir vorbei gegangen. Jetzt mal Butter bei die Fische ... muss man das kennen? War das vor Jahren in irgendwelchen Bestsellerlisten o. ä.?  :icon_redface:

Vielleicht liegt es aber auch an der Thematik. An sich bin ich literarisch sehr offen und kann mich in beinahe jedes Genre mit Begeisterung einlesen, aber Nietzsche ist nicht nein Lieblingsthema. Anfänglich dachte ich, dass der Roman in Richtung "Sunset" (von Klaus Modick) geht. In dieser Erzählung verschwimmen ebenfalls die Paralleln von Wahrheit und Fiktion. Dort geht es um die Perspektive von Lion Feuchtwanger. Dieser erfährt vom Tod seines guten Freundes Bertolt Brecht und blickt auf Vergangenes zurück. Sehr schön inszeniert!  :respekt: Doch als deine ersten Kritikpunkte, insesondere der "Spoiler", auftauchten, verabschiedete ich mich von dieser Idee. Schade! Denn das hätte mich neugierig gemacht.

Der Titel des Romans klingt interessant. Jedoch muss ich nochmal auf meinen anfänglichen Kritikpunkt zurück kommen. Ich finde es schön, wenn viele Leute sich den Ergüssen von Nietzsche hingeben. Ich kann es leider nicht. Ich kann aber auch nicht erklären warum. In jüngeren Jahren probierte ich einige Texte und liess es auch recht schnell wieder sein. Jahre später verbrachte "Also sprach Zarathustra" mindestens 24 Monate in meinem Badezimmer als sogenannte "Klolektüre".  Es wurde immer brav weitergelesen, nicht zuletzt, weil sich die kurzen Kapitel hervorragend dafür eignen.  :pfeif: Doch auch da wollte der Funke nicht überspringen. Mittlerweile sind erneut einige Jahre ins Land gezogen. KrawallBruder! Deine Wiederentdeckung machte mich neugierig! Könnte es tatsächlich sein, dass ich einen dritten Versuch starten sollte?! Könnte meine geistige Reife endlich soweit sein? Oder setzt sich meine stille Aversion weiterhin durch? Ich glaube, ich werde mich in den nächsten Tagen diesem inneren Kampf stellen müssen. Doch zurück zu Köhler: ich denke, wenn nichts dazwischen kommen wird, werde ich dieses Buch wohl nicht lesen!  ;) Und nebenbei bemerkt, habe ich auch noch nie von einer angeblichen Homosexualität Nietzsches gehört... ist das Teil der Fiktion im Buch oder wirklich als Wahrheit ausgeschrieben?

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 16 Juli 2014, 22:58:03
Drew Chapman ist ein Debütant, der  mit Der Analyst zwar eine Attacke auf die USA zum Thema hat, aber NICHT den Weg des Hauruck-Helden wählt und der sich auch statt mit größerem Geballer mehr den Angriffen auf die Wirtschft via Internet gewidmet hat. Mal was anderes als die sonstigen "Wir verteidigen unsere Heimat"-Klopper.

Mankell hab ich seit dem "Chinesen" nicht mehr angerührt, den fand ich nur lahm.

Adler-Olsen kommt bei mir in die Reihe der "Später einkaufen"- Bücher. Es gibt viel zu viel Neuware, an der ich mehr interessiert bin. Wirklich gestört hat mich da eigentlich nicht und sein Protagonist ist auch gut skizziert.

Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 17 Juli 2014, 11:50:32
Zitat von: CarliSun am 16 Juli 2014, 21:56:06
Jetzt mal Butter bei die Fische ... muss man das kennen? War das vor Jahren in irgendwelchen Bestsellerlisten o. ä.?  :icon_redface:

Überhaupt nicht! Habe das Buch auch eher nebenbei, zufällig wenn man so will, gelesen. Ich hatte einfach Lust was zu schreiben, darum die Rezi hier  :icon_mrgreen:
Als nächstes werde ich wieder was über ein "Klassiker" schreiben...aber sicher nicht "Zarathustra". Ist zwar ein sehr gutes Buch, nur trau ich mich nicht zu hier in einer A4 Seite zu erklären worum es geht.
Aber: Ich habe vor paar Wochen noch den ein oder anderen Klassiker verschlungen. Vielleicht schreib ich einfach dazu was, um das alles noch mal aufzufrischen (was echt hilfreicht ist, wie mir auffiel).
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Mr. Blonde am 17 Juli 2014, 16:38:38
Zitat von: CarliSun am 16 Juli 2014, 21:56:06
Jahre später verbrachte "Also sprach Zarathustra" mindestens 24 Monate in meinem Badezimmer als sogenannte "Klolektüre".  Es wurde immer brav weitergelesen, nicht zuletzt, weil sich die kurzen Kapitel hervorragend dafür eignen.  :pfeif:

Das tut für mich schon ein wenig weh. Klar, das Häppchenlesen dank der Kapitel würde sich anbieten, wäre es "Twilight", aber das ist Nietzsche. Ich selbst habe beim ersten Durchgang versucht, das Buch immer mal wieder zu "ergründen" und spätestens beim vierten Mal wiedereinsteigen wurde mir klar: das funktioniert so nicht. Man vergisst ganz schnell, was man Wochen vorher in Kapiteln davor gelesen hat und welche er sich nun wieder bezieht. Sowas muss man entweder hauptsächlich lesen oder gar nicht. Das ist kein Roman, sondern Philosophie und die als Klolektüre zu verwenden... Krass. Nicht bös gemeint. Aber die Frage, ob Du dann "Nietzsches letzter Traum" lesen solltest, ein Buch, das quasi mit der Person herumspielt, die man kennen muss und ein Buch, das tausend Bezüge hat, kannst du dir doch selbst beantworten.

Ich kann aber völlig verstehen, wenn Nietzsche nichts für einen ist. Ich bin aber auch der Meinung, dass man nicht krampfhaft versuchen sollte, sich etwas reinzuhämmern, nur, weil man meint, es gelesen haben zu müssen, oder weil da doch was dran sein muss. Das Gespräch hatten Krawallbruder und ich gestern erst. :D

Für mich ist es immer noch "Der Antichrist", den ich verschlungen habe und gar nicht mehr aus der Hand nehmen konnte. Da musste ich mir ständig Notizen machen, unterstreichen, recherchieren etc. Es ist eben mit Arbeit verbunden, aber für mich hat es sich gelohnt.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 17 Juli 2014, 19:32:18
Zitat von: KrawallBruder (Filmriss) am 17 Juli 2014, 11:50:32
Als nächstes werde ich wieder was über ein "Klassiker" schreiben...aber sicher nicht "Zarathustra". Ist zwar ein sehr gutes Buch, nur trau ich mich nicht zu hier in einer A4 Seite zu erklären worum es geht.
Aber: Ich habe vor paar Wochen noch den ein oder anderen Klassiker verschlungen. Vielleicht schreib ich einfach dazu was, um das alles noch mal aufzufrischen (was echt hilfreicht ist, wie mir auffiel).

Top!  :respekt:

Das klingt klasse. Ich freue mich darüber. Das wird bestimmt spannend.

Mir ging es wie dir. Zur Verarbeitung sind die Kurzrezis wunderbsr geeignet. Ich werde bald auch wieder einige neue Werke präsentieren. Ich freue mich schon drauf!!!

XOXO CarliSun  :kuss:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 17 Juli 2014, 20:17:27
Zitat von: Mr. Banane am 17 Juli 2014, 16:38:38
Zitat von: CarliSun am 16 Juli 2014, 21:56:06
Jahre später verbrachte "Also sprach Zarathustra" mindestens 24 Monate in meinem Badezimmer als sogenannte "Klolektüre".  Es wurde immer brav weitergelesen, nicht zuletzt, weil sich die kurzen Kapitel hervorragend dafür eignen.  :pfeif:

Das tut für mich schon ein wenig weh. Klar, das Häppchenlesen dank der Kapitel würde sich anbieten, wäre es "Twilight", aber das ist Nietzsche. Ich selbst habe beim ersten Durchgang versucht, das Buch immer mal wieder zu "ergründen" und spätestens beim vierten Mal wiedereinsteigen wurde mir klar: das funktioniert so nicht. Man vergisst ganz schnell, was man Wochen vorher in Kapiteln davor gelesen hat und welche er sich nun wieder bezieht. Sowas muss man entweder hauptsächlich lesen oder gar nicht. Das ist kein Roman, sondern Philosophie und die als Klolektüre zu verwenden... Krass. Nicht bös gemeint. Aber die Frage, ob Du dann "Nietzsches letzter Traum" lesen solltest, ein Buch, das quasi mit der Person herumspielt, die man kennen muss und ein Buch, das tausend Bezüge hat, kannst du dir doch selbst beantworten.

Ich kann aber völlig verstehen, wenn Nietzsche nichts für einen ist. Ich bin aber auch der Meinung, dass man nicht krampfhaft versuchen sollte, sich etwas reinzuhämmern, nur, weil man meint, es gelesen haben zu müssen, oder weil da doch was dran sein muss. Das Gespräch hatten Krawallbruder und ich gestern erst. :D

Für mich ist es immer noch "Der Antichrist", den ich verschlungen habe und gar nicht mehr aus der Hand nehmen konnte. Da musste ich mir ständig Notizen machen, unterstreichen, recherchieren etc. Es ist eben mit Arbeit verbunden, aber für mich hat es sich gelohnt.

Autsch! Ich befürchte, dass wir uns komplett falsch verstanden haben. ... Also ...

1. Nett, dass ich mir die Frage nach dem Lesen von "Nitzsches letzter Traum" selber beantworten kann. Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass ich geschrieben habe, dass ich dieses Buch in jedem Fall NICHT lesen werde. Das war für mich recht schnell klar und stand deswegen auch überhaupt nicht zur Diskussion. Also ... NEIN!   :engel:

2. Die Tatsache, dass ich "Also sprach Zarathustra" mehrere Monate als Toilettenlektüre liegen hatte, ist bitte ohne Wertung zu verstehen. Es hat sich so ereignet. Die Ursache dafür hatte eher praktische Zwecke. Es gab eine Zeit in meinem Leben (eben jene) in der ich nur in solchen Momenten zum Lesen kam. Ich kann natürlich nachvollziehen, falls es negativ gewertet wird. Doch so ist es wirklich nicht gemeint! Ehrlich! Ich war lediglich neugierig auf das Buch und sah so die Möglichkeit es in Ruhe zu lesen. Mehr steckt da nicht hinter.

3. Mir ist klar, dass Literatur und  Philosophie zwei Paar Schuhe sind. Ich bin allgemein kein Freund philosophischer Schriften. Immer wenn ich die Wahl zwischen Religion und Philosophie hatte, tendierte ich zum ersteren. Das einzige spannende an Philosophie waren in meinen Augen die Gesellschaftstheorien. Diese habe ich immer regelrecht verschlungen. Doch alles weitere entzündete in meinem Inneren leider keine Flamme!  :icon_confused: Und das bringt mich erneut zu folgendem Satz, mein lieber Mr. Banane:
ZitatIch kann aber völlig verstehen, wenn Nietzsche nichts für einen ist. Ich bin aber auch der Meinung, dass man nicht krampfhaft versuchen sollte, sich etwas reinzuhämmern, nur, weil man meint, es gelesen haben zu müssen, oder weil da doch was dran sein muss.
Ich habe niemals krampfhaft versucht mir Nitzsche herein zuhämmern und habe das auch mit keiner Silbe erwähnt. Ich fürchte du warst in dieser Hinsicht einen ganzen Schritt weiter. Ich kam nämlich zu dem Buch, weil es mich interessiert hat und ich gespannt auf die Lektüre war. Jedoch musste ich während des Leseprozeßes feststellen, dass die Begeisterung auf der Strecke blieb. Doch wie sollte ich erkennen, dass Nitzsche nichts für mich ist, wenn ich überhaupt nich versucht hätte ihn zu lesen??!  Erst durch mein Lesestudium kam ich zu der Erkenntnis. Alleine deswegen hat sich die Lektüre in jedem Fall gelohnt. Ich möchte mir garnicht anmaßen an dieser Stelle Nietzsche schlecht zu machen. Darum geht es mir nicht. Mir haben seine Schriften nur leider nicht gefallen. Die Geschmäcker sind glücklicherweise verschieden!  :respekt:

4. "Der Antichrist" habe ich nicht gelesen. Ich finde es aber bewundernswert, dass das Buch so einen grundlegenden Eindruck auf dich gemacht. Das ist klasse! Und genau der Grund warum ich es liebe in die Welt der Bücher einzutauchen. Man weiß niemals was einen erwartet und ist in der Lage vor Ort eine regelrechte Zeitreise zu unternehmen voller Überraschungen... ich liebe es! Und mit diesen Worten mache ich mich wieder ans nächste Buch...  :andy:

XOXO CarliSun


Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Mr. Blonde am 17 Juli 2014, 21:47:27
Zitat von: CarliSun am 17 Juli 2014, 20:17:27

Autsch! Ich befürchte, dass wir uns komplett falsch verstanden haben. ... Also ...

1. Nett, dass ich mir die Frage nach dem Lesen von "Nitzsches letzter Traum" selber beantworten kann. Ich meine mich nämlich zu erinnern, dass ich geschrieben habe, dass ich dieses Buch in jedem Fall NICHT lesen werde. Das war für mich recht schnell klar und stand deswegen auch überhaupt nicht zur Diskussion. Also ... NEIN!   :engel:

Muss man das kennen? War das in irgendwelchen Bestsellerlisten? Dahinter dann das "beschämende Smiley", als würdest du meinn, etwas verpasst zu haben. Für mich klang das halt, als wärst du doch interessiert, obwohl Du nicht interessiert bist. ;) Ein Missverständnis, okay.

Zum 2. Punkt, alles okay, nimms nicht so negativ auf. ^^

Zu 3.: Das habe ich dreisterweise mal in 48 Monate reininterpretiert, weil ich eben doch meine, das echtes Interesse an einem Buch dazu führt, dass man es etwas schneller liest. Das sage ich als absolut langsamster Leser der Welt. Du hast dann halt schnell festgestellt, dass das Interesse an dem Buch doch nicht mehr so groß ist, wie am Anfang und damit hat sich das bei Dir wohl hingezogen. Für mich wirkte es halt so, da Du auch bei "Nietzsches Letzter Traum" aus der Pistole geschossen gefragt hattest, ob man das kennen muss und ob das denn in irgendwelchen Bestsellerlisten war, als wärst Du so gepolt, das Du Dich auch manchmal mit etwas beschäftigst, was irgendwie "gut sein muss", denn sonst wäre es ja nicht in Bestsellerlisten etc. Falls dem nicht so ist, okay. Geirrt.

Klar, es hat schon was Gutes, wenn man durch Buch, Film, Musik oder sonstwas rausfindet, das etwas vielleicht auch nicht für einen ist.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 17 Juli 2014, 22:33:59
Okidoki. Ich mache es mal kurz und schmerzlos und beziehe mich auf Punkt 3.  ;)

Nö. Ich bin nicht so gepolt. Ich bin literarisch lediglich in verschiedene Richtung und Genres interessiert und kenne zumindest die Autorennamen auch wenn ich ihre Werke nicht immer gelesen habe. Meine Frage, ob man das Buch kennen oder gelesen haben muss, ergab sich nur aus zwei Komponenten.
1. Mir sagte weder Titel noch Autor etwas.
2. Dennoch fanden sich in einem kurzen Zeitraum gleich zwei User, die es kannten.
Zähle ich jetzt beide Ereignisse zusammen, komme ich zu dem Gedanken "Hm?! Da habe ich ja komplett etwas verpasst." So kam ich auf die Frage...

Achja, und was Bestsellerlisten angeht, bin ich gänzlich uninformiert. Das wäre nur eine Erklärung dafür gewesen warum ich es nicht kenne... Ich weiß!  :doof: :icon_eek: :icon_razz:

Soweit so gut! Dann haben wir das ja geklärt. Ich wünsche noch n schönen Abend. Falls nichts dazwischen kommen sollte, folgen morgen zwei Rezis meinerseits. Titel werden noch nicht verraten. Nur soviel - es wird abenteuerlich.

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Mr. Blonde am 17 Juli 2014, 22:38:09
Zitat von: CarliSun am 17 Juli 2014, 22:33:59
Achja, und was Bestsellerlisten angeht, bin ich gänzlich uninformiert. Das wäre nur eine Erklärung dafür gewesen warum ich es nicht kenne... Ich weiß!  :doof: :icon_eek: :icon_razz:

Dann hatte ich mir ein völlig falsches Bild von Dir zusammengezimmert. Gut, dass wir das geklärt haben. :)

Ebenfalls einen schönen Abend.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 18 Juli 2014, 17:39:03
Schnieke! Gut, dass wir nochmal darüber gesprochen haben...  :LOL:

XOXO CarliSun
Titel: Joseph Conrad "Herz der Finsternis"
Beitrag von: CarliSun am 18 Juli 2014, 19:57:40
Joseph Conrad: Herz der Finsternis

(http://media.ebook.de/shop/coverscans/309/3094972_3094972_xl.jpg)
Quelle: http://media.ebook.de/shop/coverscans/309/3094972_3094972_xl.jpg (http://media.ebook.de/shop/coverscans/309/3094972_3094972_xl.jpg)

Originaltitel
Heart of darkness

Jahr
1899

Herkunftsland
Ukraine

Kurze Inhaltsangabe
Der Seemann Marlow erzählt seinen Kameraden von seinem größtem Abenteuer. Dieses erlebte er vor Jahren im Kongo auf der Suche nach den letzten unberührten Flecken der Erde.

Zum Autor

(http://www.lordjim.at/picture_library/Conrad_Tusania_Corbis.jpg)
Quelle: http://www.lordjim.at/picture_library/Conrad_Tusania_Corbis.jpg (http://www.lordjim.at/picture_library/Conrad_Tusania_Corbis.jpg)

Joseph Conrad (Józef Teodor Nałęcz Konrad Korzeniowski) war ein Schriftsteller polnischer Herkunft, der seine Werke in englischer Sprache verfasste. Er wurde am 3. Dezember 1857 in Berdyczów (in der heutigen Ukraine) geboren. Er eiferte in jungen Jahren seinem Vater nach, der sich ebenfalls als Schriftsteller versuchte. Durch Schwierigkeiten mit der Zensur wurde er sogar eingekerkert.
1874 reiste Conrad nach Marseille um Seemann zu werden. Dieses Vorhaben gelang und verhalf ihm zu guten Englischkenntnissen. Bereits vier Jahre später betrat er zum ersten Mal britischen Boden. 1886 folgte für Conrad die britische Staatsbürgerschaft. 1888 wurde er Kapitän der „Otago“; es sollte seine einzige Position als Kapitän sein. Seine Erlebnisse zur See, insbesondere im Kongo und auf den malaiischen Inseln, bilden den Hintergrund seines Werkes. Am 3. August 1924 starb Conrad an Herzversagen. Er liegt mit seiner Frau auf dem Friedhof von Canterbury begraben.

Meine Meinung
"Herz der Finsternis" war mein erster Roman von Conrad. Wenn ich in der Buchhandlung stöberte, hatte ich ihn immer wieder in der Hand. Nach langem hin und her durfte er endlich bei mir zu Hause einziehen. Jedoch erlag ich einem Irrtum. Ich ging immer davon aus, dass er die Vorlage des Films "Der Geist und die Dunkelheit" ist. Das ist natürlich hausgemachter Unsinn und ich kann mir noch immer nicht erklären, wie ich darauf kam. Da ich ein großer Fan von Geschichten und Berichten über Afrika bin, hielt ich dieses Buch für ideal für mich. Erst mein Mann wies mich daraufhin, dass der Roman die Grundlage für "Apocalypse Now" ist. Da ich (Schande über mein Haupt) diesen Film noch nicht gesehen hatte, machte ich mich aus purer Neugier gleich ans Lesen.

Ich fand mich in der Zeit der britischen Kolonialisierung wieder. Der Roman beginnt mit dem Seemann Marlow. Dieser befindet sich zusammen mit seinen Kollegen auf der stillliegenden Yacht "Nellie" an der Themsemündung. Er beginnt über seine Vergangenheit zu erzählen. Von Kindheit an unterlag er einem unbeschreiblichen Fernweh. Immer malte er sich aus wie es in den verschiedenen Erdteilen aussehen mochte und versank komplett in seiner Fantasie. Als er älter wurde, beschloß er seinen Sehnsüchten zu folgen und wurde Seemann.
Marlow, der zu diesem Zeitpunkt der Geschichte bereits den Indischen Ozean, den Pazifik und das Gelbe Meer kennt, erfährt von einem Gesuch. Eine britische Firma bemüht sich um Einstellung eines Flusskapitäns im Kongo. Von augenblicklichem Eifer gepackt, überredet er seine Kontakte sich für ihn einzusetzen und erhält die Stelle recht bald. Nun folgt eine Geschichte in der Geschichte.

Der Roman beginnt mit träumerischen, fast schwärmerischen Erinnerungen und beschreibt bis ins Detail jegliche Empfindung des Erzählers. Anfänglich fiebert man regelrecht mit und hängt an den "Lippen". Conrad beschreibt in seinem Stil deutlich ausführlicher die Umgebung und Gedanken der Protagonisten als sie selbst. Die Charaktere scheinen eher Mittel zum Zweck zu sein. Es scheint fast als hätte der Autor sich zum Ziel gesetzt den Leser an seinen Abenteuern teilhaben zu lassen, um ihm jegliche Begeisterung für die unberührte Natur zu vermitteln. Seine Beschreibungen sind seht detailliert und weichen vom klassischen Erzählkanon ab. Das wirkt erfrischend. Ein Beispiel: "Und ich hörte - ihn - sie - diese Stimme - andere Stimmen - sie alle waren so wenig mehr als Stimmen und die Erinnerung an die Zeit selbst umgibt mich, unfassbar, wie ein ersterbendes, ungeheures Geschnatter, dumm, grausam, schmutzig, wild, oder einfach gemein, ohne jeden Sinn." Doch zu Beginn ist dieser Stil gewöhnungsbedürftig. Ich brauchte einige Seiten um in der Handlung anzukommen. Diese intensiven Beschreibungen erforderten sehr langsames Lesen meinerseits, um auch jegliche Eindrücke visualisieren zu können. Das macht den Stil nicht schwer, aber abweichend von der Norm. Tja, was ist jetzt die Norm? Ich setze sie bei anderen, mir bekannten, Abenteuergeschichten (Bsp. Jack London) an.

Gemeinsam mit Marlow begibt man sich auf die lang ersehnte Reise in den Kongo. Dort angekommen, schwindet die erste Illusion eines angenommenen Paradieses. Man findet sich eindeutig in der Zeit der Kolonialsierung wieder. Auf dem grünen Kontinent trifft man Befehlshaber, Bürokratie und einfache Ureinwohner, die man klein halten muss. Die anfängliche Euphorie beginnt langsam zu schwinden und wie der Titel es sagt, scheint sich eine Dunkelheit in die Gedanken des Erzählers zu schleichen. Der Leser spürt Unbehagen ohne seinen Ursprung sofort zu erkennen.

Im Laufe der Erzählung findet sich ein Name ("Kurtz"), der alle anderen Figuren blaß erscheinen lässt. Jeder neue Charakter scheint diesen Mann zu kennen, zu bewundern oder zu verabscheuen. Als Leser obliegt man anteilig dem Eindruck, dass Personen nur eingeführt werden, um auf die Figur des "Kurtz" hinzuweisen. Marlow wird immer neugieriger und beginnt der benannten Figur entgegenzusteuern.

Nach einigen anfänglichen Problemen startet Marlow mit zwanzig sogenannten Kannibalen seine Flußfahrt mit dem Ziel Kurtz zu retten. Natürlich mit dem Auftrag von der Firma das ganze ergatterte Elfenbein mitzubringen. Während der Fahrt bemerkt Marlow immer wieder negative Elemente. Er prangert den Umgang von Weißen mit den Ureinwohnern des Kongo an. Jeden neuen Tag entdeckt er mehr Probleme, die ihn in einen inneren Konflikt zu stoßen scheinen. Das macht die Besonderheit dieses Romans aus. Man fühlt sich selber förmlich in die Ecke gedrängt und weiß nicht weiter. Doch es geht weiter bis wir das Ziel erreichen.

Vor der erwarteten Ankunft schiebt Conrad eine interessante Zwischenepisode ein. Ein Russe macht Marlows Bekanntschaft und schildert seine Emotionen und Erfahrungen bezüglich Kurtz. Dieses Element ist der einzige richtig lange Dialog, der sich in diesem Buch findet und machte  viel Spaß zu lesen. Durch diese Koversation bekommt man endlich einen Blick für das Böse selbst.
Spoiler: zeige
Kurtz ist der mit Abstand größte Elfenbeinjäger. Diesen Rang erlangte er durch die Jagd und den Mißbrauch der Ureinwohner. Er mißachtete ihre Religion und grub Materialien wieder aus. Zudem hielten ihn die Schwarzen für einen Gott. Diese Macht nutzte er aus und zwang sie Arbeiten für ihn zu erledigen. Widersetzten sie sich bestrafte er sie mit Tod.


In meinen Augen hat Conrad etwas Einzigartiges geschaffen. Die Sprache ist wunderbar und macht Lust auf mehr. Die Geschichte ist und bleibt bis zur letzten Minute spannend. Außerdem schafft der Autor es den Leser ohne dessen Zugabe in die Dunkelheit zu stoßen. Dieser merkt es jedoch erst als es zu spät ist. Nicht zuletzt deswegen habe ich jetzt endlich Lust auf die filmische Interpretation. "Apocalypse Now" ... ich komme!

Verfilmungen
Aguirre, der Zorn Gottes (1972), R: Werner Herzog [anteilig]
Apocalypse Now (1979), R: Francis Ford Coppola
Heart of darkness (1993), R: Nicolas Roeg

Eine wunderbare Gesellschaftskritik verschleiert in einer Erinnerung. Wer eine Liebe zu gut erzählten Erinnerungen hegt, sollte dieses Werk nicht unbeobachtet lassen.

7 Points!

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: MMeXX am 18 Juli 2014, 21:25:55
Zitat von: CarliSun am 18 Juli 2014, 19:57:40Joseph Conrad: Herz der Finsternis
Interessante Besprechung, die bei mir auf jeden Fall Lust gemacht hat, das Ding selbst mal zu lesen. Schön auch, dass du dir ein Zitat rausgepickt hast, um daran die Wirkung zu erläutern. :respekt: Und Apocalypse Now wollte ich demnächst auch schauen, Arthaus Festival sei Dank. :icon_mrgreen: Von dem Roeg-Film habe ich noch nie gehört, muss ich wohl auch irgendwann mal inspizieren...
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Mr. Blonde am 18 Juli 2014, 21:41:13
@ CarliSun:

Respekt für das Besprechen eines Buches, das seit Ewigkeiten auf meiner kurzen zu-lesen-Liste steht. Die Ironie bei dem Stoff ist wohl, dass er Filmteams an ihre körperlichen und psychischen Grenzen bringt. Coppola war ja fast abgemagert, Sheen wäre fast gestorben und was mit Kinski und der Crew im Dschungel passierte, ist ja Legende.
Titel: Jon Krakauer "In die Wildnis - Allein nach Alaska"
Beitrag von: CarliSun am 18 Juli 2014, 21:52:32
Jon Krakauer: In die Wildnis - Allein nach Alaska

(http://s3-eu-west-1.amazonaws.com/cover.allsize.lovelybooks.de/in_die_wildnis-9783492259743_xxl.jpg)
Quelle: http://s3-eu-west-1.amazonaws.com/cover.allsize.lovelybooks.de/in_die_wildnis-9783492259743_xxl.jpg (http://s3-eu-west-1.amazonaws.com/cover.allsize.lovelybooks.de/in_die_wildnis-9783492259743_xxl.jpg)

Originaltitel
Into the Wild

Jahr
1996

Herkunftsland
USA

Kurze Inhaltsangabe
Der Journalist Jon Krakauer beschäftigt sich mit dem Leben des Aussteigers Christopher McCandless. Anhand von Tagebucheinträgen und Gesprächen mit Bekannten und Familie skizziert er die letzten Jahre von "Alexander Supertramp" und zieht Vergleiche zu seiner eigenen Biographie.

Zum Autor

(http://bilder.buecher.de/shop/autoren/AUTOR/807_jon_krakauer.jpg)
Quelle: http://bilder.buecher.de/shop/autoren/AUTOR/807_jon_krakauer.jpg (http://bilder.buecher.de/shop/autoren/AUTOR/807_jon_krakauer.jpg)

Jon Krakauer wurde am 12. April 1954 in Brookline, Massachusetts geboren. Er arbeitet als Wissenschaftsjournalist für amerikanische Zeitschriften. Für seine Reportagen wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sein größer Erfolg ist der Millionenbestseller "In eisigen Höhen". Da Krakauer sich in seiner Freizeit dem Bergsteigen widmet, konnte er in dem Werk seine persönlichen Erfahrungen einfließen lassen. Das gleiche gilt für "In die Wildnis".
Krakauer lebt mit seiner Frau in Colorado und schreibt vor allem für die Zeitschrift "Outside".

Meine Meinung
Zu dem Buch kam ich tatsächlich durch den Film. Ich hatte des öfteren den Trailer gesehen und verfiel immer wieder seinem Charme. Aus diesem Grund hatte ich mir in den Kopf gesetzt ihn zu kaufen und zu schauen. Doch wie es manchmal im Leben ist, verlief es immer wieder ins Nichts. Nachdem einige Zeit ins Land gezogen war, sah ich ihn wieder und besorgte mir sogleich die DVD. Aus Neugier googelte ich schon einmal den Namen des Hauptcharakters "Christopher McCandless". Ich war erstaunt über die Hintergründe, die ich dadurch erfuhr und beschloss vor der Sichtung des Materials erst einmal das Buch zu lesen. Gesagt, getan.

Wie zu erwarten war, handelt es sich bei dem Buch nicht um einen Roman. Es ist ein Sachbuch, dass sich der mit der Analyse der letzten Monate eines Aussteigers beschäftigt. Das Ableben dieses jungen Mannes und die Ursache dafür sorgten für einen Skandal in den Medien und befeuerten den Informationsfluss. Leider ging das gänzlich an mir vorbei, da ich zum einen zu jung für diese Ereignisse war und zum anderen die Diskussion vor allem in den USA statt fand. Dennoch erscheint es im ersten Moment bewundernswert, wenn jemand den Mut aufbringt und sich allein in die Natur absetzt, weil er der modernen Gesellschaft überdrüssig ist. Aufgrund dieser Geschehnisse entstand ein großer Raum für Kritik. Woher nimmt ein Mensch so eine Idee? Ist sie umsetzbar? Scheitert der Mensch an seiner eigenen Arroganz/ Ignoranz oder tatsächlich an der Natur? Das Buch schafft es nur anteilig Antworten auf diese Fragen zu finden.

Das Buch ist in einem neutralen Stil gehalten. Krakauer bemüht sich die Etappen des jungen Chris/ Alex detaillgetreu darzustellen. An manchen Stellen entwickelt er, meiner Ansicht nach, einen romanartigen Ausdruck, der die Geschehnisse in die Höhe hebt. Ich empfand die Darstellung nicht neutral. Man merkte, dass der Autor "auf der Seite des Aussteigers" war. Er erhebt dessen Taten an manchen Stellen in einen heroisch anmutenden Kontext. Das verwirrt in einem Sachbuch auf der einen Seite. Andererseits wirkt sich dieser Stil hervorragend auf den Lesefluss aus. Durch die Darstellung Krakauers bleibt dem Leser nicht die Wahl und er empfindet mit dem Vorschreiten des Leseprozeßes Sympathie für den jungen Mann.
Krakauer lässt dennoch auch die negativen und naiven Momente nicht unbenannt. Er schildert sie nur weniger intensiv.

Der Autor bemüht sich in seinem Buch einen Überblick über das Leben von Chris McCandless zu schaffen. Er berichtet von Kindheitserinnerungen der Familie und der Klassenkameraden. Des weiteren informiert er über dessen Studienzeit und die immer wieder auftretenden Rundreisen. Nachdem der junge Mann sich für ein Leben als Aussteiger entschieden hatte, nannte er sich selbst "Alexander Supertramp". In dieser Zeit reiste er durch die Vereinigten Staaten und lernte neue Bekanntschaften kennen. Krakauer sprach mit diesen Menschen und schildert ihre Erfahrungen und Eindrücke. Dabei lässt er es auch nicht unbenannt, wenn seine "Freunde" ihn als naiv bezeichneten.

Auf dem Weg nach Alaska schrieb Chris weniger Tagebuch. Aus diesem Grund musste Krakauer die Lücken füllen. Dies schaffte er in dem er von seinen eigenen Erfahrungen in der Natur berichtete und Bezug auf weitere Opfer der Wildnis nahm. Eingebettet in die Kapitel sind zusätzlich Zitate aus großen Werken der Weltliteratur. Einige davon wurden von McCandless selber angestrichen.
Spoiler: zeige
Die Bücher fand man neben seiner Leiche und wiesen zusätzlich Randbemerkungen von ihm auf.


Der letzte Teil des Buches beschäftigt sich mit seiner Anwesenheit in Alaska. Krakauer lässt hierbei nicht die das Klima und die Beschreibungen der Landschaft außer Acht. Der Leser bekommt auf diese Weise einen guten Einblick in die Erlebnisse des Abenteurers.
Spoiler: zeige
Das Ende des Buches beschäftigt sich vor allem damit wie Chris gestorben sein könnte und warum. Zudem reflektiert es Kommentare zu seiner Unternehmung von Seiten der Alaskaner und der sogenannten "Jack London-Fangemeinde". Man merkt die Sympathie des Autors zu deutlich. Die Neutralität bleibt zum wiederholten Mal auf der Strecke.


Verfilmungen
Into the Wild (2007), R: Sean Penn

Insgesamt bekam ich einen sehr guten Überblick über das Leben von Christopher McCandless. Krakauer hat sich bemüht so weit es ihm möglich war alle nennenswerten Ereignisse zu schildern. Wer einen Einblick in das Leben eines Aussteigers bekommen möchte, darf dieses Buch keinesfalls ignorieren. Eine klare Leseempfehlung!

8 Points!

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 18 Juli 2014, 22:00:30
Zitat von: MMeXX am 18 Juli 2014, 21:25:55
Zitat von: CarliSun am 18 Juli 2014, 19:57:40Joseph Conrad: Herz der Finsternis
Interessante Besprechung, die bei mir auf jeden Fall Lust gemacht hat, das Ding selbst mal zu lesen. Schön auch, dass du dir ein Zitat rausgepickt hast, um daran die Wirkung zu erläutern. :respekt: Und Apocalypse Now wollte ich demnächst auch schauen, Arthaus Festival sei Dank. :icon_mrgreen: Von dem Roeg-Film habe ich noch nie gehört, muss ich wohl auch irgendwann mal inspizieren...

Vielen lieben Dank! Das lässt mein Herzchen doch gleich höher schlagen!  :icon_redface:

Es ist schon wieder ein paar Wochen her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Jedoch musste ich erst einmal die ganze Materie etwas sacken lassen, um mir eine Meinung bilden zu können. Was dabei heraus gekommen ist, hast du ja gelesen. Ich freue mich immer, wenn ich jemanden für ein Buch begeistern kann. Nimm dir den Conrad zur Hand und lese ihn am besten so langsam wie möglich!

Der Roeg-Film war eine Produktion für das amerikanische Fernsehen. Tim Roth durfte sich in der Rolle des Marlow austoben und sah sich John Malkovich als Kurtz gegen übergestellt. Allein das Cast klingt schon spannend und setzt sich dem Original getreu mit den Erlebnissen im Kongo auseinander. Ich bin zur Zeit auch auf der Suche nach der Verfilmung und schon ein wenig heiß drauf ...  :respekt:

XOXO CarliSun

PS. Mit meiner nächsten Rezension wechsele ich mal wieder das Genre und ich vermute mal, dass das Buch auch etwas für dich sein könnte! Sei gespannt! :dodo:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 18 Juli 2014, 22:02:24
Zitat von: Mr. Banane am 18 Juli 2014, 21:41:13
@ CarliSun:

Respekt für das Besprechen eines Buches, das seit Ewigkeiten auf meiner kurzen zu-lesen-Liste steht. Die Ironie bei dem Stoff ist wohl, dass er Filmteams an ihre körperlichen und psychischen Grenzen bringt. Coppola war ja fast abgemagert, Sheen wäre fast gestorben und was mit Kinski und der Crew im Dschungel passierte, ist ja Legende.

Allerdings! Auch wenn man das Werk nicht kennt, kann man sich dank der bekannten Verfilmungen auf einiges einstellen. Mr. Banane, ich kann nur sagen: lies es! Du wirst es nicht bereuen und wahrscheinlich auf etwas stossen, dass du in der Art überhaupt nicht erwartet hast!  ;)

XOXO CarliSun

Edit: Die Tatsache, dass gerade dieses Werk auf den wahren Erlebnissen des Autoren basiert, finde ich noch viel erschreckender ...
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 18 Juli 2014, 22:47:58
Hallo ihr Lieben!
Da ich mich schon auf die beiden folgenden Rezensionen meinerseits freue, kündige ich schon mal die Werke an.

Ray Bradbury: Fahrenheit 451

Leopold von Sacher-Masoch: Venus im Pelz

Seid gespannt!  :banana:

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 18 Juli 2014, 23:26:47
Bei Bradbury kenn ich wenigstens den Film.

"Venus im Pelz" ist mir nur als Titel ein Begriff.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 19 Juli 2014, 13:08:28
Zitat von: CarliSun am 18 Juli 2014, 22:47:58
Ray Bradbury: Fahrenheit 451

Ich erwarte einiges Frau Montag!!! Eins meiner Lieblingsbücher! :)
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 22 Juli 2014, 21:03:08
Oha ... schön, wenn man keinen Druck bekommt.  :icon_eek:

XOXO CarliSun

Edit: Ich meinte das auch lustig...  :zunge:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 22 Juli 2014, 22:12:12
Besser als gar nix zu bekommen.  :icon_mrgreen:

Kannst diese großzügige Gabe ja zurückweisen.  :icon_lol:

War bestimmt eher scherzhaft gemeint.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 22 Juli 2014, 22:15:57
Zitat von: Jerry Garcia am 22 Juli 2014, 22:12:12
War bestimmt eher scherzhaft gemeint.

NEIN! HIER MUSS ABGELIEFERT WERDEN!  :icon_mad:

;) Ne, Spaß. Bin nur sehr gespannt mal andere Meinungen zu dem Buch zu hören :)
Kenne leider nicht soviele die das Buch auch gelesen haben...ich kenne eh recht wenige Menschen die lesen  :zwangsjacke:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 23 Juli 2014, 12:18:23
Immerhin kennst du Leute, die wohl lesen können, es aber nicht tun.

Hier im Kaff wird die BILD-Zeitung nämlich ohne Text ausgeliefert.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 24 Juli 2014, 10:16:41
Hihi ... ihr seid gut!  ;)

Sobald ich Zeit finde, kommt Bradbury dran. Versprochen! Ich wollte die Geschehnisse nur noch ein wenig sacken lassen. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass dann nochmal ein Meinungsumschwung stattfinden kann.

Und ich kann mich Krawallo nur anschließen: leider kenne ich auch wenig Menschen, die sich in ihrer Freizeit dem Lesen widmen. Das ist echt schade! Schließlich gibt es Werke über die man sich austauschen muss. Wisst ihr was ich meine? Aber auf einen Buchclub 50+ kann ich auch verzichten ... es mag zwar Schubladendenken sein, aber drei Stunden über Bücher wie "Anne auf Green Gable" zu reden, lohnt sich für mich nicht. ...  :engel:

Ich habe meinen Zeitplan gecheckt. Soooo ... morgen meldet sich Mr. Montag bei dir, Krawallo!   :andy:

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 24 Juli 2014, 11:09:51
Zitat von: CarliSun am 24 Juli 2014, 10:16:41
Und ich kann mich Krawallo nur anschließen: leider kenne ich auch wenig Menschen, die sich in ihrer Freizeit dem Lesen widmen. Das ist echt schade! Schließlich gibt es Werke über die man sich austauschen muss. Wisst ihr was ich meine? Aber auf einen Buchclub 50+ kann ich auch verzichten ... es mag zwar Schubladendenken sein, aber drei Stunden über Bücher wie "Anne auf Green Gable" zu reden, lohnt sich für mich nicht. ...  :engel:

Ja, dem stimme ich total zu. In meinem Freundeskreis gibt es eigentlich nur einen, der auch gerne liest. Nur nicht so viel wie ich und er hat es eher mit den Klassikern der deutschen Literatur (z.B. der grüne Heinrich von Keller...), aber immerhin kommen wir manchmal überein. Ansonsten ist auch Ebbe. Ich dachte ja, naiv wie ich bin, dass die Leute an der Uni auch viel lesen würden, aber leider lag ich da größtenteils falsch. Natürlich gibt es die eine oder den anderen, der mal mit einem Klaus Mann oder Sartre Buch in der Vorlesung sitzt, aber das sind sehr große Ausnahmen. Denke, die Leute könnte ich an einer Hand abzählen und nicht mit jedem hat man ja was zu tun.

Im Gegenteil: Ich werde sogar oft schräg angeguckt, wenn ich sage was ich so lese – auch von Germanistikstudenten! – warum ich es irgendwann einfach aufgegeben habe zu erzählen, bzw. es gleich lasse mit Menschen darüber zu sprechen, wenn sie nicht von selber anfangen.
Denn komischerweise fühlen sich sehr viele Menschen dann immer angegriffen. Die häufigste Reaktion, wenn ich jemanden erzähle was ich gerade so lese, oder wenn sie meine Büchersammlung sehen, ist der Satz ,,Ach, ja...ich habe ja keine Zeit zu lesen!". Finde ich immer wieder komisch. Mal davon abgesehen, dass es oft nicht stimmt, denn wer am Tag 4 Stunden zockt oder 5 Stunden RTL guckt, KÖNNTE auch 20min Lesen, aber das ist ja völlig ok. Soll doch jeder so machen wie er will! Ich könnte ja auch 5 Stunden zocken oder weiß ich was, aber das liegt halt nicht in meinem Interesse, so wie der/die andere halt nicht gerne liest. Nur kenn ich niemanden, der sich angegriffen fühlt wenn er bei dem anderen eine Spiele-Sammlung sieht, oder gar das Gefühl hat sich rechtfertigen zu müssen...
Aber dennoch komisch, dass das IMMER als halber Vorwurf/Angriff gesehen wird, wenn man einfach nur über Literatur oder Philosophie sprechen möchte...kennt ihr das?

Das erinnert mich gerade an eine Stelle die ich mal bei Kleist in den Briefen gelesen habe:

Zitat,,Aber wenn ich einen mathematischen Lehrsatz ergründet habe, dessen Erhabenheit und Größe mir auch die Seele füllte, wenn ich nun mit diesem Eindruck in die Gesellschaft trete, wem darf ich mich mitteilen, wer versteht mich? Nicht einmal ahnden darf ich lassen, was mich zur Bewunderung hinriß, nicht einen von allen Gedanken darf ich mitteilen, die mir die Seele füllen. Und so muss man dann freilich zuweilen leer und gedankenlos erscheinen, ob man es gleich wohl nicht ist.".

Das trifft es recht gut...

Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 24 Juli 2014, 12:38:28
Über Bücher austauschen geht  nur hier - also im Netz, Foren oder Blog.

Im privaten Bereich wird bestenfalls mal Massenware wie Grisham oder K. Reichs in die Hand genommen, die ich, weil sie eh schon da sind, dann auch verzehre, aber sonst lauten Antworten hinsichtlich des Genusses eines Buches: "Ich warte bis es verfilmt wird" oder ähnlichen lautende Begründungen. Also fang ich erst gar nicht damit an.

Und da ich dann auch noch viel Material aus Kleinverlagen lese, die gar nicht erst in die Buchhandlungen kommen, kann erst recht niemand mitreden, bis auf ein paar Hanseln in Foren, die ähnliche Interessen haben.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: MMeXX am 24 Juli 2014, 13:59:59
Zitat von: Krawallo am 24 Juli 2014, 11:09:51auch von Germanistikstudenten!
Ja, das kenne ich. Ich muss gestehen, dass mir das Studium das Lesen sogar ein bisschen schwerer gemacht hat. Da man sich viel mit Fachtexten auseinandersetzt, ging es mir tatsächlich häufiger so, dass ich keine Muße mehr hatte, ein "richtiges" Buch zu lesen. Da war dann eher der Griff zu einer (Film)Zeitschrift einprogrammiert. Mittlerweile hat sich das aber glücklicherweise wieder einigermaßen gefangen.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 24 Juli 2014, 17:03:45
Ja, geht mir ja ganz genauso. Wenn ich ein, zwei schwere Wochen habe, dann lass ich alles andere auch liegen. Ist ja auch normal.
Ich meinte ja auch viel mehr, dass ich sehr viele kenngelernt habe, die nicht mal die Lust haben etwas Derartiges zu lesen. Folgenden Dialog hörte ich z.B. mal in einem Philosophie Seminar zu den Meditationen von Descartes:
Studentin 1: ,,Wie viel sollen wir denn bis nächste Woche lesen?"
Studentin 2: ,,Er meinte von Seite 12 bis Seite 20."
Studentin 1:"Boah, was? Na heute Abend werde ich dann erst mal Dan Brown weiterlesen."
Studentin 2:"Hihi, endlich was richtiges, was? Und nicht so ein Schrott hier."
Studentin 1: ,,Hihi, jaa!"
Oder ich hatte mal Besuch von einer Mitstudentin und sie hat mich ernsthaft gefragt, wer denn dieser Thomas Mann sei, von dem ich so viele Bücher habe. Sie war da im 4. Semester und studiert auf Lehramt. Nächstes Jahr wird sie jetzt Deutsch- Lehrerin.
Würden mir noch 1000 weitere Geschichten einfallen. So was meinte ich  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Mr. Blonde am 24 Juli 2014, 20:09:42
Zitat von: Krawallo am 24 Juli 2014, 11:09:51
Denn komischerweise fühlen sich sehr viele Menschen dann immer angegriffen. Die häufigste Reaktion, wenn ich jemanden erzähle was ich gerade so lese, oder wenn sie meine Büchersammlung sehen, ist der Satz ,,Ach, ja...ich habe ja keine Zeit zu lesen!". Finde ich immer wieder komisch. Mal davon abgesehen, dass es oft nicht stimmt, denn wer am Tag 4 Stunden zockt oder 5 Stunden RTL guckt, KÖNNTE auch 20min Lesen, aber das ist ja völlig ok. Soll doch jeder so machen wie er will! Ich könnte ja auch 5 Stunden zocken oder weiß ich was, aber das liegt halt nicht in meinem Interesse, so wie der/die andere halt nicht gerne liest. Nur kenn ich niemanden, der sich angegriffen fühlt wenn er bei dem anderen eine Spiele-Sammlung sieht, oder gar das Gefühl hat sich rechtfertigen zu müssen...
Aber dennoch komisch, dass das IMMER als halber Vorwurf/Angriff gesehen wird, wenn man einfach nur über Literatur oder Philosophie sprechen möchte...kennt ihr das?

Ich bin zwar nicht gemeint, weil ich einer der Leute bin, der meint, sich rechtfertigen zu müssen, aber ich erkläre auch gerne wieso. Es ist für mein Empfinden genau so wie Du sagst, nur drehe ich es um. Es gibt einen Grund, warum sich wenige erklären und sagen "Hab keine Zeit zum Spielen" oder "Hab keine Zeit zum Filme gucken", und der liegt imo darin, dass Bücher eben gesamtgesellschaflich/weltweit absolut etabliert (jedenfalls auf einem ganz anderen Level) sind, und die anderen Sachen eben nicht. Kein Scherz. Ich habe von Leuten gehört, die Filme per se abgelehnt haben, weil das ja nur alles Hollywoodmumpitz ist und sie lieber ihren Horizont erweitern (lesen), oder wieder andere, die Videospiele per se für Kinderkram halten. Genau sowas abfälliges habe zumindest ich nie über Bücher gehört. Ich habe fast den Eindruck, als gibt es einige faule Äpfel im Korb, die meinen, Ihre Leseleidenschaft stehe über allem anderen und darum belächelt man gerne andere Interessen. Mehrfach wurde ich von verschiedenen Leuten in die Zange genommen, warum ich denn nicht mehr lese, was mich davon abhält etc. Ich war also schon konkret in einer Situation der Rechtfertigung, die von "Leseratten" geschaffen worden ist, nicht von mir. Ich meinte damals ja auch: "Warum spielst Du keine Videospiele mehr?", worauf gleich gelacht wurde. Bestätigt absolut meine These von oben. Aber sowas kommt halt auch von teilweise engstirnigen Leuten. Bei mir haben es diverse Leute versucht, mir einzuimpfen, ich würde etwas verpassen, wenn ich nicht mehr lesen würde. Darum zumindest von mir manchmal das Gefühl, aus der Pistole gleich klarzustellen: "Du, ich müsste ja auch mal mehr lesen." Aber  ich schweife ab. Es ist schön, dass es Leute gibt, die anderen Ihre Interessen zugestehen und hoffentlich nicht auf einem hohen, literarischen Ross sitzen.

Für mich ist es so, dass ich Respekt vor Leuten habe, die so viel Zeit in eine Tätigkeit stecken, die mir weniger liegt, was auch mit Konzentrationsproblemen bei mir zusammenhängt. Ein Aspekt, der mich vom ständigen Lesen (von Büchern; Artikel, Arbeiten, Rezensionen, Kritiken etc. im WW zählen ja anscheinend nicht als lesen, habe ich den Eindruck) abhält, aber wirklich nur einer eines großen Gesamtpakets. Für mich sind es einfach die Filme, die diesen Status haben und ich habe darin nie einen Nachteil gesehen.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 25 Juli 2014, 12:20:09
Ich versuche, Filme und Bücher einigermaßen gleich viel Zeit zukommen zu lassen.

Der Rest der Zeit, wird zwischen Privatleben und Arbeit aufgeteilt.

@CarliSun.
Da wir uns letzt knapp über Skandi-Autoren austauschten - kennst du die Finnen Ilkka Remes und Taavi Soininvaara? Remes schreibt internationaler, während sich Soininvaara mehr dem gewohnten skandinavischen Thriller und Lebensstil widmet. Aus Norwegen sind Jo Nesbo und Kjell Ola Dahl erwähnenswert

Gruß
Jerry
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 25 Juli 2014, 14:55:07
Zitat von: Mr. Banane am 24 Juli 2014, 20:09:42
Ich bin zwar nicht gemeint, weil ich einer der Leute bin, der meint, sich rechtfertigen zu müssen, aber ich erkläre auch gerne wieso. Es ist für mein Empfinden genau so wie Du sagst, nur drehe ich es um. Es gibt einen Grund, warum sich wenige erklären und sagen "Hab keine Zeit zum Spielen" oder "Hab keine Zeit zum Filme gucken", und der liegt imo darin, dass Bücher eben gesamtgesellschaflich/weltweit absolut etabliert (jedenfalls auf einem ganz anderen Level) sind, und die anderen Sachen eben nicht.

Das mag ja sein, aber wie du selber geschrieben hast, gibt es auch eine andere Seite der Medaille. Konkret gesagt: Was kann ich denn dafür?
Ich könnte ja verstehen, dass es Leuten auf den Wecker geht, wenn jemand ständig ankommt und meint ,,Ach, les mal Stiller von Max Frisch! Fabelhaftes Buch!" oder ,,Lies lieber mal was!", oder dergleichen passiert. Aber es reicht ja schon alleine die Tatsache DAS man sich dermaßen für Bücher interessiert, um in die Ecke ,,Besserwisser" oder weiß ich was gestellt zu werden und das nervt einfach ungeheuerlich!
Teilweise verschweige ich mein Hobby dann auch, wenn ich merke der Gegenüber ist dermaßen engstirnig oder etwa (wie schon geschrieben) bin ich dazu übergegangen niemals über Bücher zu sprechen. Das ist doch irgendwie krass, wenn man sich das genauer überlegt. Ich sitze zu Hause, lese 1-2 Stunden ein gutes Buch, darf es aber niemanden erzählen, weil die andern sich dann gleich angegriffen fühlen und es von mir völlig ungewollt zu einer blöden Situation kommt. Stell dir mal vor du würdest eine Woche jeden Abend 1-2 Filme gucken, darfst davon aber niemanden erzählen, weil du weißt, wenn du es tust, kommt es automatisch gleich zu diesen Rechtfertigungen und Diskussionen, die man absolut gar nicht bezwecken wollte.

Zumal es ja sein kann, dass Bücher ,,höher gesehen" werden, oder so, aber mal ganz ehrlich: Überlegen wir uns mal eine Situation. Eine Gruppe von Menschen, alle so zwischen 20-40. Alles vertreten von Geschlecht, Einkommen, Intelligenz usw. Was passiert wenn dann einer sagt ,,Hey! Kennt ihr den neuen Tarantino?"? Mindestens 50% der Leute (wenn nicht sogar viel mehr) werden gleich mitreden können und man hat ein Gesprächsthema. Und selbst wenn man nach einen völlig unbekannten Art-House Regisseur fragt, den niemand kennt, ist auf jeden Fall die Bereitschaft da zu sprechen, weil sich unter Film jeder etwas vorstellen kann.
Was passiert nun aber, wenn man fragt: ,,Hey! Kennt ihr die neue Camus Biografie die vor 1Woche rauskam?"? Wenn man Glück hat findet man 2-3 die wissen wer Camus war und einer davon hat vielleicht sogar etwas von der Biografie gehört. Das war es aber, da ,,Lesen" für viele so fern ist, bleibt meistens nur Augenrollen. Oder anders gesagt: Während der "Film-Fanatiker" schlimmstenfalls müde belächelt wird und als ,,Film-Freak" bezeichnet wird, wird der "Buch-Fanatiker" entweder gleich als Klugscheißer, Besserwisser, Hochnäsig oder weiß ich was empfunden und dabei machen doch beide im Endeffekt genau das selbe – sie gehen ihrer Passion nach.

Davon andere Leute zu bekehren, halte ich eh nicht viel. Erst einmal bringt es schon rein psychologisch gesehen absolut nichts, da der Mensch nur zur Veränderung bereit ist, wenn er es von sich selbst aus will. Daher führen solche Ratschläge meisten auch zu genau dem Gegenteil, wie du meintest, dass sie eher davon wegtreiben, da sie als Angriff auf das eigene Ich gesehen werden.
Was ich allerdings verstehen kann, ist das man jemand anderen etwas empfiehlt (Betonung auf empfehlen!), das einem selbst schwer beeindruckt hat. Denn die Absicht dahinter, ist ja eine einfach positive: ,,Mir hat es was gebracht – vielleicht bringt es dir auch etwas?" Allerdings sollte da dann auch schon Schluss sein, weil eine Empfehlung niemals eine Aufforderung sein sollte, da sie sich sonst ja selbst ab absurdum führt.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Mr. Blonde am 25 Juli 2014, 15:18:25
Zitat von: Krawallo am 25 Juli 2014, 14:55:07
Zitat von: Mr. Banane am 24 Juli 2014, 20:09:42
Ich bin zwar nicht gemeint, weil ich einer der Leute bin, der meint, sich rechtfertigen zu müssen, aber ich erkläre auch gerne wieso. Es ist für mein Empfinden genau so wie Du sagst, nur drehe ich es um. Es gibt einen Grund, warum sich wenige erklären und sagen "Hab keine Zeit zum Spielen" oder "Hab keine Zeit zum Filme gucken", und der liegt imo darin, dass Bücher eben gesamtgesellschaflich/weltweit absolut etabliert (jedenfalls auf einem ganz anderen Level) sind, und die anderen Sachen eben nicht.

Das mag ja sein, aber wie du selber geschrieben hast, gibt es auch eine andere Seite der Medaille. Konkret gesagt: Was kann ich denn dafür?

Nichts, habe auch nicht gemeint, dass du etwas dafür konkret kannst, sondern es auf die Gesellschaft geschoben, was mir einfacher erschien. :D Wie man sich angegriffen fühlen kann, weil einer liest, verstehe ich auch nicht. Respekt fände ich noch nachvollziehbar, so wie ich auch jemanden respektiere, der eine manierliche Filmsammlung hat. Ich verstehe die Studenten halt auch nicht, wie so oft... Aber das zeigt halt ein Mal mehr, dass ein Studium nicht viel zu bedeuten hat, wenn die Person nicht in den Studiengang passt, es aber meint zu tun.

Tarantino ist schon lange Mainstream, ein riesiger Teil der Popkultur und Camus sicherlich nicht, jedenfalls nicht so greifbar allgegenwärtig. Da würde ich Dich auch schief angucken, wenn Du in eine Gruppe reinrufst: "Hat jemand die neue Camus-Bio gelesen?" Tarantino ist doch eher das, was für viele vielleicht Dan Brown ist, rein von der Popularität gesehen. Aber ich weiß schon, was Du meinst. ;) Dafür könnte man mich jetzt als Klugscheisser bezeichnen.

Filmfreak finde ich je nach Person auch beleidigend, ich selbst mag den Begriff gar nicht mehr. Ich denke, jeder, der irgendeinem Hobby mehr als nur oberflächlich nachgeht, findet jemanden, der ihn dafür belächelt. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der ein böses Wort gegen Vielleser gesagt hätte und mein Freundeskreis besteht zum größten Teil nicht aus Lesern. Da sollte schon das ein oder andere Vorurteil zu finden sein. Finde es dahingehend interessant, dass sich da die Interessenten bzw. Studenten noch untereinander angreifen. Unsinn hoch zwölf.

Die Bereitschaft über Filme zu sprechen ist imo einfach daher da, weil Filme für viele selten Arbeit bedeuten. Du siehst das, was Dir jemand vorsetzt und musst oberflächlich nicht viel tun. Deine Vorstellungskraft ist nicht auf die Art und Weise gefragt, wie in einem Buch.  Viele telefonieren noch nebenbei, surfen im Netz etc. Beim Buch lesen geht das schlechter, Lesen behindert einige anscheinend im Kopf. Denke mal, viele empfinden es daher nicht als Entspannung und gucken sich dann liebe irgendeinen Film an. Aber soll jeder so machen, wie er will.

Ich wurde in diversen Gruppen schon xmal teilweise angefahren, weil ich mal genauer nachgehakt habe, warum denn ein Film konkret nicht gefallen hat. "Ist halt so" - reicht mir da halt nicht. Wenn man dann mal mit Begriffen oder Namen ankommt, die man selbst für selbstverständlich hält, wird man auch nur doof angeguckt oder als Klugscheißer beititelt. Kenne ich alles sehr gut aus meiner eigenen Perspektive. Man eckt halt immer wieder an, nur, weil man sich interessiert. Im Grunde ist man da wohl ähnlich leidtragend. Immer gibt es immer diesen einen Moment, wo eine gewisse Sorte Mensch sich attackiert fühlt und dann die Krallen ausfährt. Das unterscheidet eben Leidenschaft von bloßem Konsum. Im Grunde ist es ja auch gut, dass es so ist, so kann man leichter unterscheiden. Der Kreis von Leuten, mit denen ich mich richtig über Filme unterhalten kann, ist nichtmal ein Kreis. Das ist ein Dreieck, wenn überhaupt. Ich denke, da nimmt sich das alles nicht viel.

Es ist halt immer die Frage, wie jemand einen Klugscheisser definiert. Für den einen ist es jemand, der den anderen korrigiert und wieder ein anderer meint, ein Klugscheisser würde sich durch eingestreute Zitate aus großen Werken profilieren wollen. Den Begriff finde ich bis Heute schwierig und ich wurde oft genug als solcher betitelt. Stört mich auch nicht mehr. Sterben die Leute halt dumm, musst Du mal aus der Perspektive betrachten. ^^

Ich kann ja nur meine Sicht schildern und die ist halt nicht die, die von die anderen darüber haben, denen du lieber verschweigst, dass du liest. Die werden hier ja nie erscheinen, ist ja auch zu viel Text hier. :D Aber wie gesagt: dass es an manchen Unis so abgeht, dass sich der Lesende ausgegrenzt fühlt, ist ein Armutszeugnis.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Klugscheisser am 26 Juli 2014, 22:00:00
Zitat von: Mr. Banane am 25 Juli 2014, 15:18:25
Es ist halt immer die Frage, wie jemand einen Klugscheisser definiert. Für den einen ist es jemand, der den anderen korrigiert und wieder ein anderer meint, ein Klugscheisser würde sich durch eingestreute Zitate aus großen Werken profilieren wollen.

Und dann gibt's da noch mich.  :king:

Zitat von: Krawallo am 24 Juli 2014, 11:09:51
,,Ach, ja...ich habe ja keine Zeit zu lesen!".

Natürlich haben sie die. Verbringen sie nur lieber mit etwas anderem. Wenn man mal von den 24 Stunden, die so ein Tag hat, alle Notwendigkeiten abzieht (Schlaf, Nahrungsaufnahme und -abgabe, Hygiene) bleiben meist so gute 14 Stunden übrige. Die hat jeder zu seiner freien Verfügung. Da kann man - wenn man möchte - auch etwas mit Lesen von Büchern verbringen.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 29 Juli 2014, 23:13:15
Na Mensch, kaum hat man ein paar Tage keine Zeit fürs Forum entbrennen interessante Diskussionen! Deswegen muss ich doch auch meinen Senf zu der Thematik beisteuern.  ;)

Wenn ich mir eure Kommentare so durchlese, kann ich beide Seiten verstehen. Und das sogar ziemlich gut. Das liegt daran, da sich meine Erfahrungen in der Mitte treffen.

Krawallo,
leider musste ich auch die Erfahrung machen, dass die Studenten der Geisteswissenschaften nur das Nötigste für ihr Fach verrichten. Der gestellte Lehrplan wird aufs minimalste durchgearbeitet und alles weitere bleibt auf der Strecke. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, doch die halten sich in Grenzen. Während meiner Studienzeit traf ich am häufigsten auf Terry Pratchett-Leser. Brecht, Kafka oder Mann waren ein eher seltenes Gut und meistens eher aus Pflichtveranstaltungen bekannt. Autoren der Weltliteratur wie London, Stevenson oder Shelley waren trotz ihres Bekanntheitsgrades kaum gelesen. Meine Bekanntschaften zogen den Film vor. Diese Aussage finde ich gänzlich unverständlich. In meinen Augen sind Buch und Film unterschiedliche Medien und können nicht immer zum gleichen Ergebnis kommen. Während das Buch die "originale" Wahrheit verkündet, bedient sich der Film (da es nicht anders geht) einer Interpretation. Schon alleine deswegen kann man das Werk nicht gänzlich durch die Kamera erfassen. Das ändert jedoch nichts daran, dass es viele Menschen so machen. Sobald man sie auf die Mediendifferenz hinweist, folgen Kommenare wie "Jetzt wo du es sagst, stimmt. Ich bleibe jedoch dabei." Gut, sollen sie doch! Es wäre ja langweilig, wenn alle das Gleiche machen würden.
Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe: Bei dir klingt es so als würdest du dich beinahe schämen, weil du dich in deiner Freizeit mit gehobener Literatur auseinandersetzt. Wenn dem so ist, kann ich nur sagen, dass das absoluter Unsinn ist. Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass ich eigenartige Kommentare ernte, weil ich mich eben nicht mit den Werken von Bestsellerlisten eindecke. Na und! Ich denke mir immer: wenigstens tue ich etwas für meinen Geist. Ich habe schon immer viel gelesen und das wird sich nicht ändern. Ich liebe es einfach!  :love: Doch mit der Zeit bekam ich den Eindruck, dass die Leute eher positiv überrascht waren- es schien beinahe so als müssten sie sich in diesen Momenten rechtfertigen nicht dümmer zu sein. Auch das empfinde ich als Quatsch! Man kann sich schließlich auf verschiedenen Ebenen bilden! In dieser starken Form, wie du es bisher erlebt hast, kenne ich die Reaktionen jedoch nicht! Gott sei Dank! Du hast mein Beileid!

Mr. Banane,
vorweg muss ich was anderes fragen: Warum Mr. Banane? Wären Mr. Banana oder Herr Banane nicht stimmiger?  :zunge: Das frage ich mich wirklich schon ein paar Tage. ... Aber gut, zurück zum Thema:
Ich würde mich selber als Büchereule beschreiben, die nicht müde wird neue Geschichten aufzudecken. Wie ich bereits in einem früheren Post erwähnt habe, gibt es Bücher über die man sich austauschen muss. Gerade wenn man auf eben so ein Werk trifft, ist es äußerst frustrierend, wenn man niemanden hat, der mitreden kann. Auch in Buchforen erlebe ich es häufiger, dass eher Inhaltsangaben als wirkliche Meinungen ausgetauscht werden. Aus diesem Grund habe ich auch den Thread aufgemacht. Ich möchte Leute einfach zum Lesen animieren. Vor allem Leute, die Bücher nicht an erster Stelle sehen. Aus privaten Gesprächen kenne ich auch die Reaktionen, die du von dir selber geschildert hast. Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass man Personen zu nahe tritt, wenn man sie für ein Buch einnehmen will. Ich höre auch öfter, dass Leute einfach keine Zeit, Energie oder Lust zum lesen haben und das ich das akzeptieren soll. Jeder ist anders. Das stimmt ja auch und man will niemanden bekehren, aber ein oder zwei Werke im Jahr zu lesen ist ja nicht zuviel verlangt, oder?! Dennoch kann ich es nachvollziehen, wenn wir Bücherwürmer zu intolerant erscheinen mögen. Doch eigentlich wollen wir unser Glück nur teilen!  :banana: Gute Filme und Serien erwähnt man ja auch, warum denn nicht Bücher??!

MMeXX,
mir ging es im Studium genauso. Obwohl ich mein Leben lang viel gelesen habe, habe in Studienzeiten viel pausiert. Die ganzen Lehrtexten haben mir gereicht und immer wenn ich mal Trivialliteratur zur Hand nahm, bekam ich schnell ein schlechtes Gewissen, da ja noch einige andere Dinge fürs Studium erledigt werden sollten. Ich freue mich, dass die Tage vorbei sind.

Jerry,
Nesbo und Dahl habe ich ebenfalls im Regal stehen. Kann ich ebenfalls nur empfehlen. Falls du mal einen abgedrehten Finnen lesen magst, kann ich dir nur Arto Paasilinna empehlen. Der macht richtig Spaß!  :respekt:

Okidoki. Das wars mal wieder von mir!
XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 29 Juli 2014, 23:57:09
Zitat von: CarliSun am 29 Juli 2014, 23:13:15
Krawallo,
leider musste ich auch die Erfahrung machen, dass die Studenten der Geisteswissenschaften nur das Nötigste für ihr Fach verrichten. Der gestellte Lehrplan wird aufs minimalste durchgearbeitet und alles weitere bleibt auf der Strecke. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, doch die halten sich in Grenzen. Während meiner Studienzeit traf ich am häufigsten auf Terry Pratchett-Leser. Brecht, Kafka oder Mann waren ein eher seltenes Gut und meistens eher aus Pflichtveranstaltungen bekannt. Autoren der Weltliteratur wie London, Stevenson oder Shelley waren trotz ihres Bekanntheitsgrades kaum gelesen.

Ja, genau das ist mir auch aufgefallen und verwundert mich halt so enorm. Natürlich will ich niemanden, der 32 Hausarbeiten schreiben muss, nebenbei arbeitet und ja auch noch ein Sozialleben hat, vorschreiben dass er doch mal bitte die Brüder Karamasow lesen soll. Aber ich verstehe nicht ganz, warum man dann Freizeitmäßig ausnahmslos zu Dan Brown und Co. greift. Also, ich lese ja auch oft eher einfache Kost, aber es ist eher diese enorme Abscheu derjenigen gegen die ,,große Literatur", die mich immer wieder sprachlos macht. Am Ende des Studiums hat man doch dann den Abschluss in der Tasche, auf den man sein Restleben lang angesprochen wird. Was will man dann in 20 Jahren sagen? ,,Ne, keine Ahnung wer den Zauberberg geschrieben hat. Aber Da Vinci Code ist geil!" ?  :icon_mrgreen:
Zumal es auch sehr hilfreich ist für das Studium. Ich würde mal sagen, dass ich bei mindestens 80% meiner wissenschaftlichen Arbeiten Einflüsse aus meiner Privatlektüre einfließen lassen konnte. Einmal habe ich sogar einfach ein Kurs bestanden, weil ich ein Essay über ,,Der Fremde" geschrieben habe. Das war ja quasi Freizeitbeschäftigung. Ja, naja. Wie gesagt: Vieles bleibt mir unbegreiflich. 

Zitat von: CarliSun am 29 Juli 2014, 23:13:15
Meine Bekanntschaften zogen den Film vor. Diese Aussage finde ich gänzlich unverständlich. In meinen Augen sind Buch und Film unterschiedliche Medien und können nicht immer zum gleichen Ergebnis kommen. Während das Buch die "originale" Wahrheit verkündet, bedient sich der Film (da es nicht anders geht) einer Interpretation. Schon alleine deswegen kann man das Werk nicht gänzlich durch die Kamera erfassen. Das ändert jedoch nichts daran, dass es viele Menschen so machen. Sobald man sie auf die Mediendifferenz hinweist, folgen Kommenare wie "Jetzt wo du es sagst, stimmt. Ich bleibe jedoch dabei." Gut, sollen sie doch! Es wäre ja langweilig, wenn alle das Gleiche machen würden.

Ja, das sehe ich im Großen und Ganzen genau so wie du. Es ist einfach ein Unterschied und den zu leugnen wäre ja Quatsch.  Ich würde mal vermuten, dass aber auch hier bei vielen gleich wieder das greift, was ich auch noch beschrieben hatte – das sie sich (sinnlos) angegriffen fühlen. Wenn ich z.B. mit jemanden einen Film sehe, der auf ein Roman basiert, welchen ich gelesen habe, schreie ich natürlich nicht ständig rein ,,Das ist im Buch anders!" oder dergleichen, weil das nur nervig wäre. Aber wenn der Film vorbei ist und ich dann sehe was alles fehlt und das ist ja meistens nicht gerade sehr wenig, finde ich das irgendwie schade und würde am liebsten den andern erklären was sie da alles verpasst haben. Das kam natürlich auch selten gut an, warum ich dies nun auch lasse. Mittlerweile bin ich an den Punkt angelangt: Soll ja ruhig jeder das machen was er für richtig hält. Ich weiß was mir Literatur sehr oft schon gegeben hat und bis zu meinem Lebensende geben wird und wenn jemand anderes diese Sicht, diese Sternschnuppen des Lebens, nicht sehen wollen, nur weil man zu bequem ist 20min ein Buch in die Hand zu nehmen, dann ist das ja eher deren Pech, was sie aber ironischer weise nicht wissen, da der, der niemals die Augen öffnet, ja auch niemals die Farben vermissen könnte.

Zitat von: CarliSun am 29 Juli 2014, 23:13:15
Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe: Bei dir klingt es so als würdest du dich beinahe schämen, weil du dich in deiner Freizeit mit gehobener Literatur auseinandersetzt. Wenn dem so ist, kann ich nur sagen, dass das absoluter Unsinn ist. Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass ich eigenartige Kommentare ernte, weil ich mich eben nicht mit den Werken von Bestsellerlisten eindecke. Na und! Ich denke mir immer: wenigstens tue ich etwas für meinen Geist. Ich habe schon immer viel gelesen und das wird sich nicht ändern. Ich liebe es einfach!  :love: Doch mit der Zeit bekam ich den Eindruck, dass die Leute eher positiv überrascht waren- es schien beinahe so als müssten sie sich in diesen Momenten rechtfertigen nicht dümmer zu sein. Auch das empfinde ich als Quatsch! Man kann sich schließlich auf verschiedenen Ebenen bilden! In dieser starken Form, wie du es bisher erlebt hast, kenne ich die Reaktionen jedoch nicht! Gott sei Dank! Du hast mein Beileid!

Ja, es ist wirklich so. Ich vermute mal (und hoffe es auch ein bisschen), dass es auch eine Altersfrage ist. Und natürlich kommt es ja auch darauf an wen man da vor sich hat. Ein Mensch der eh schon sehr unsicher mit sich selbst ist, wird solche Gespräch viel eher Ummünzen und denken sich rechtfertigen zu müssen (wie du ja auch berichtest), als jemand der geerdet im Leben steht.
Es war halt wirklich nur der Frust der letzten Jahre der da aus mir gesprochen hat. Auf dem Gymnasium, dachte ich mir das alle noch zu jung sind und es deshalb eher so sehen. Die Uni hat mir dann die Augen geöffnet, dass es eher ein ,,generelles" Problem ist und natürlich habe ich das Problem auch zeitweise selber mit heraufbeschworen, indem ich halt dachte mit jedem über Literatur reden zu können, so wie manch andere über Fußball reden. Aber dem ist einfach nicht so und das ist ja auch ok so. Man sucht sich halt einfach seine Weggenossen und verweilt eine Weile bei denen :)
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: CarliSun am 30 Juli 2014, 23:16:26
Jaaaaa. Du sprichst mir aus der Seele!  :dodo:

Ich bin der Ansicht, dass jeder das lesen kann was er möchte. So trivial es auch sein mag. Dennoch sollte jeder Mensch auf ein ausgewogenes Verhältnis achten (meiner Meinung nach). Ich kann soviel Laymon lesen wie ich mag, aber irgendwann sollte ich dann auch mal auf Hemingway stoßen. Nur einfache Lektüre zu bearbeiten fordert den Geist ja nicht. Damit meine ich jedoch auch nicht, dass jede Person nur pauken soll. Natürlich soll Literatur Spaß machen und das macht sie auch auf allen Ebenen. Dennoch habe ich bei einigen Menschen den Eindruck, dass Lesen für sie nur Stress bedeutet und keine Entspannung. Das ist mir persönlich unverständlich ... aber ich bin dafür auch der gänzlich verquerte Ansprechpartner.  :crazy:

Ich habe die gleiche Erfahrung wie du gemacht. Leider ... zu Schulzeiten dachte ich immer, dass sie die Hobbies eher unterschiedlich verteilen und das in meinem Umkreis vor allem Lesemuffel waren. Als ich dann an die Uni kam, änderte sich das leider nicht. Dennoch hatte ICH immer die große Erwartungshaltung, dass sich die Welt dort auf den Kopf stellt. Halt der richtige Ort für immer währende intellektuelle Gespräche ... *nääät* Nee, war nicht so. Die einzigen Quatschköppe waren die Philosophiestudenten mit ihren immer gleichen Themen... alle hatten Nietzsche, Hegel und Sartre gelesen und über die, nur die, wurde gefühlt auf wirklich jeder Party diskutiert und die Grundthemen änderten sich dabei auch nicht ... als wären die Philosophen in einem Kreis aus Blabla gefangen. Naaaaa, so dann bitte auch nicht! Aber vielleicht kann man es mir einfach nicht recht machen ...  :unknown: Prinzipiell soll jeder nach seiner Fasson leben. Ich finde es nur echt schade, wenn die Bücher nicht ausreichend wirken können, weil ich niemanden zum schnattern habe. Es ist wirklich häufig der Fall, dass einem die besten Ideen und Verständnissituationen kommen, wenn man sich nach dem Lesen mit jemanden darüber austauscht und selber drauf los redet. Eben dieser Schritt der "Nachwirkung" fehlt mir leider sehr oft ... das ist schade! Einfach schade!

Und schämen brauchst du dich nicht! Du kannst doch nichts dafür, wenn die anderen alle lieber dem einfachen Pfad folgen! Alles Eierköppe in der heutigen Zeit, das sage ich dir!  :rolleyes:

XOXO CarliSun
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: MMeXX am 31 Juli 2014, 16:03:18
Äußerst interessante Diskussion.

Ich denke auch, dass es wenig sinnvoll ist, jemandem etwas aufzwingen zu wollen. Ich muss ganz oft an Leben des Galilei von Brecht denken. In der einen Szene sagt galilei sinngemäß noch "Lies es nicht!" zum Mönch, obwohl der ja ohnehin schon scharf auf das Werk ist und natürlich dann zugreift.

Zitat von: Krawallo am 29 Juli 2014, 23:57:09Aber wenn der Film vorbei ist und ich dann sehe was alles fehlt und das ist ja meistens nicht gerade sehr wenig, finde ich das irgendwie schade und würde am liebsten den andern erklären was sie da alles verpasst haben.
Moment! :icon_mrgreen: In einem Film fehlt zunächst genau gar nichts. Es gibt ein Buch. Das dient dann als Grundlage für einen ersten Entwurf/ein Drehbuch und irgendwann wird daraus ein Film. Ich bin ja auch entschiedener Feind der "Das Buch/Der Film war besser!"-Sager. Das kann nur auf gewissen Ebenen geschehen, denn die Musik ist ja in den meisten Fällen im Buch schlechter. ;) Ein Beispiel: Für mich ist Manhunter ja der beste Film überhaupt. Als direkte Verfilmung der Handlung von "Roter Drache" kann man den Film aber über weite Strecken vergessen, da ist Brett Ratners Roter Drache dann deutlich dichter an der Vorlage (aber als Film schlechter als Manhunter :icon_twisted:).

Ich denke, dass es bei Büchern noch schwerer ist als bei Filmen, sich darüber mit jemandem auszutauschen. Das liegt schon daran, dass man weniger Zeit benötigt, einen Film zu schauen als ein Buch zu lesen. Und man merkt ja schnell, dass es eine ungeheure Ausprägung aufs Populäre gibt - bei mir nicht anders. Also es viel Leute gibt, die neue Hollywoodproduktionen schauen bzw. neue Bücher lesen, aber nicht die "Klassiker"/ältere Sachen. Und wenn man doch mal das gleiche Buch gelesen hat, darf da (bei mir zumindest) nicht zu viel Zeit zwischen Lektüre und Diskussion liegen, denn bei mir bleiben auch eher Bilder (aus den Beschreibungen im Buch) hängen. Viele Dialoge präge ich mir (leider, leider!) allerhöchstens im Unterbewusstsein ein. Das merke ich auch gerade jetzt wieder bei der Lektüre von Das Totenschiff, bei dem ich bei fast jedem Kapitel denke: "Wow! Was für Magenschläge!".

Hauptsache, die Leute lesen. Und vielleicht stolpern sie ja auch mal über was "Anspruchvolles". Und auf die "Fahrenheit 451"-Besprechung bin ich auch noch gespannt.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 31 Juli 2014, 16:28:24
Zitat von: MMeXX am 31 Juli 2014, 16:03:18
Zitat von: Krawallo am 29 Juli 2014, 23:57:09Aber wenn der Film vorbei ist und ich dann sehe was alles fehlt und das ist ja meistens nicht gerade sehr wenig, finde ich das irgendwie schade und würde am liebsten den andern erklären was sie da alles verpasst haben.
Moment! :icon_mrgreen: In einem Film fehlt zunächst genau gar nichts. Es gibt ein Buch. Das dient dann als Grundlage für einen ersten Entwurf/ein Drehbuch und irgendwann wird daraus ein Film. Ich bin ja auch entschiedener Feind der "Das Buch/Der Film war besser!"-Sager. Das kann nur auf gewissen Ebenen geschehen, denn die Musik ist ja in den meisten Fällen im Buch schlechter. ;) Ein Beispiel: Für mich ist Manhunter ja der beste Film überhaupt. Als direkte Verfilmung der Handlung von "Roter Drache" kann man den Film aber über weite Strecken vergessen, da ist Brett Ratners Roter Drache dann deutlich dichter an der Vorlage (aber als Film schlechter als Manhunter :icon_twisted:).

Nein, nein, so war das auch gar nicht gemeint! Ich bin ja nicht blöd und fang hier eine "Buch vs. Film" Debatte an :exclaim: :LOL:
Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich es manchmal nicht verstehen kann, wenn jemand ein Film richtig gut findet und dann aber die Vorlage total verschmäht. Bestes Beispiel ist ja die Blechtrommel von Grass. Den Film kennen sicher sehr viele, aber die meisten wissen sicherlich nicht, dass der Film gerade mal 1/3 des Buches darstellt. Das macht ihn ja überhaupt nicht zu eine schlechten Film!!! Nur verstehe ich nicht ganz, dass wenn man den Film genial fand, warum man dann nicht zu dem Buch greift, wenn man weiß, dass es da noch viel tiefer und genauer beschrieben ist usw.. Aus recht ähnlichen Grund, ist es doch auch meistens so, dass wenn Bücher verfilmt werden, dass dann ,,das Buch zum Film" noch mal mehr beworben wird. Beste Beispiel dürften die Herr der Ringe Bücher seien, die zwar vorher auch sehr beliebt waren, aber der Verkauft gerade nach dem ersten Film doch sicherlich noch viel mehr gestiegen ist.

Meine Aussage war also eher, wie gesagt, Verwunderung warum man das eine ,,genial" findet, aber dann nicht weiter in die Materie hinein möchte :-)
Genauso suche ich ja auch zwanghaft nach Verfilmungen, wenn ich ein gutes Buch gelesen habe!

Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: MMeXX am 31 Juli 2014, 16:36:45
Eine Variante, die mir einfällt, weil es mir selten auch so geht: Die "Angst", dass das Buch etwas vom Film-Erlebnis kaputt macht. Mir fällt es häufig schwer Buch und Film strikt zu trennen und es gibt auch die seltenen Fälle, bei denen ich Szenen im Kopf habe, die im entsprechenden Film nicht vorkommen, weil ich sie lediglich gelesen habe und mir dann selbst im Kopf zurecht gebastelt habe. :zwangsjacke: Frag mich jetzt nicht nach konkreten Beispielen, Unterbewusstsein und so. ;)

Oder man hat einen Film gesehen und möchte sich jetzt nicht nochmal durch die gleiche Sache + """Bonus""" lesen. Mir fehlt häufig auch die Zeit, weil ich einfach Phasen habe, in denen ich so viel weggucke, dass ich ganz flink mehrere Titel habe. Allein in den letzten Tagen sind das bei mir "Die Festung", "Herz der Finsternis", "Casino" (mit Abstrichen :icon_mrgreen:), "Der Prozess", "Fiesta" und dabei hänge ich schon seit mittlerweile etwa 2 Wochen wieder bei Das Totenschiff.
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Mr. Blonde am 31 Juli 2014, 16:42:16
Eigentlich wollte ich Dich schon für "Im Buch ist die Musik schlechter" loben , aber für den Gedanken "Das Buch kann mir das Filmerlebnis ruinieren", muss ich Dich schon fast umarmen.  :icon_mrgreen:

Sehe ich alles genauso und es ist gut, dass Du das schreibst, weil ich das dann nicht schreiben muss. Dafür habe ich es bestimmt schon hundert Mal ausgesprochen.

@ Carlisun

Mr. Banane weil Boaaarnoaaaarne.  :exclaim:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: KrawallBruder am 31 Juli 2014, 17:10:54
Zitat von: MMeXX am 31 Juli 2014, 16:03:18
Und auf die "Fahrenheit 451"-Besprechung bin ich auch noch gespannt.

+1  :icon_rolleyes:
Titel: Re: Die kleine Bücheroase
Beitrag von: Jerry Garcia am 31 Juli 2014, 21:42:12
Zitat von: MMeXX am 31 Juli 2014, 16:36:45
Eine Variante, die mir einfällt, weil es mir selten auch so geht: Die "Angst", dass das Buch etwas vom Film-Erlebnis kaputt macht. Mir fällt es häufig schwer Buch und Film strikt zu trennen und es gibt auch die seltenen Fälle, bei denen ich Szenen im Kopf habe, die im entsprechenden Film nicht vorkommen, weil ich sie lediglich gelesen habe und mir dann selbst im Kopf zurecht gebastelt habe. :zwangsjacke: Frag mich jetzt nicht nach konkreten Beispielen, Unterbewusstsein und so. ;)

Oder man hat einen Film gesehen und möchte sich jetzt nicht nochmal durch die gleiche Sache + """Bonus""" lesen. Mir fehlt häufig auch die Zeit, weil ich einfach Phasen habe, in denen ich so viel weggucke, dass ich ganz flink mehrere Titel habe. Allein in den letzten Tagen sind das bei mir "Die Festung", "Herz der Finsternis", "Casino" (mit Abstrichen :icon_mrgreen:), "Der Prozess", "Fiesta" und dabei hänge ich schon seit mittlerweile etwa 2 Wochen wieder bei Das Totenschiff.

Wenn ich im "Filmmodus" bin, brauch ich auch für ein Buch länger, selbst wenn es einfachster Stoff ist, den viele nicht mal als Literatur bezeichnen würden. Da haben die Filme absouten Vorrang. Kommt aber auch vor, dass mich ein Buch so fesselt, dass ich gar keine Lust hab, es wegzulegen und nen Film zu sichten.

Was die Vergleiche Film/Buch angeht wären da Paradebeispiele "Jack Reacher" oder die "Bourne"-Filme mit Damon. Es fiel mir recht schwer, da Buch und Film zutrennen, da die geschilderten und dann von mir imaginierten Figuren NULL Ähnlichkeit mit denen im Film hatten. Kommt bei meinem Verschleiß an Büchern und Filmen öfter vor. Bin schon gespannt auf Neeson als Scudder in "A walk among the tombstones" und Bale als McGee in der Verfilmung nach John D. MacDonald - und bei letzterm hab ich ja auch noch Rod Taylor vor Augen, der Travis McGee ja in "McGee, der Tiger" spielte.
Titel: B. Traven: Das Totenschiff
Beitrag von: MMeXX am 22 August 2014, 21:58:30
B. Traven: Das Totenschiff, 1926

Der amerikanische Seemann Gale verpasst in Antwerpen den Wiederaufstieg auf sein Schiff. Auf dem Schiff sind auch seine Papiere und so beginnt für ihn ein Spießrutenlauf, der nach einer Tour quer durch Westeuropa auf der Yorikke endet, einem Totenschiff.

Meine Fresse, was für ein starkes Werk! Ich war bereits vom Film überaus angetan, aber das Buch legt da noch mehrere (Kohle)Schippen drauf. Bisher war Hemingways "A Farewell to Arms" mein Lieblingsbuch, aber das Totenschiff hämmert mit voller Fahrt Kurs neue Nummer Eins. Es hat schon ein bisschen was von, schlimmer geht's immer, was hier Kapitel für Kapitel für riesige Güllehaufen über dem Protagonisten (und anderen) ausgeschüttet werden. Und gegen das beschriebene Grauen im Buch, fällt sogar die "Horror"-Szene, Tod durch
Spoiler: zeige
glühende Kohlen
nochmal meterweit ab. Der beißende Humor, die tiefe EInsicht, dem System gegenüber machtlos zu sein, nur ein winziger Teil einer Maschine (Staat wie Yorikke) zu sein, alles fügt sich wunderbar zusammen. Ich war bei den letzten Zeilen völlig fertig, den Tränen nahe und fühlte mich wie zusammengeschlagen, kurz gesagt einfach fabelhaft! Ganz klare Leseempfehlung.
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