Läuft seit ein paar Tagen unter dem heutzutage schon fast anachronistisch-deskriptiven Titel "Die Kunst des toten Mannes" beim deutschen Netflix.
Qualitativ ist der für die Feuilleton- und Hurz-Zielgruppe nach dem zugegeben gehaltvolleren Nightcrawler und dem deutlich abgefallenen Roman Israel möglicherweise die nächste leichte Enttäuschung vom hoffnungsvollen "Jung-"Regisseur David Gilroy. Aber ich hatte mit dieser Mixtur aus sehr milder Kunstszenensatire + etwas sagen mir mal mittelsoftem Grusel durchaus meinen Spaß.
Klar, objektiv könnte man da schon mäkeln. Viel mehr als eine Aneinandereihung der seltsamen-schrägen, durchaus solide inszenierten Kunstunfälle ist zumindest der Horrorteil nicht, und selbst da patzt der Film, wenn man strikte Logik anlegt
(zunächst haben nur die Werke des toten Mannes die seltsame Wirkung, später jedes Kunstwerk in der Nähe des Opfers
). Aber die Mischung macht es - als eine Art Strafe für die Habgier und Oberflächlichkeit der Kunstszene fügen sich die Szenen prima mit der (so deute ich das mal) Quasi- Parodie auf raffgierige Kunsthändler, überschätzte Künstler und ihre Luftnummern und alles andere als objektive Kunstkritiker zusammen. Und natürlich lebt das ganze von den Schauspielern: Gyllenhaal ist gut wie immer in der streng genommen für die Handlung gar nicht so bedeutsamen "Haupt-"Rolle, gewuppt wird das Ganze aber vor allem von den Frauen: Russo (prima in Form, wenn ich das mal sagen darf), Colette, Aston, Dyer. Schade, dass nicht jeder Figur (ich sag es mal spoilerfrei) ein wirklich angemessener Abgang "gegönnt" wird.
Aber trotzdem insgesamt für mich 7/10. Wer was Hochgeistiges oder einen Kracher wie Nightcrawler erwartet hat, könnten ungnädiger sein.