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Gemeinschaftsforum => Allgemeines Filmforum => Thema gestartet von: StS am 5 Februar 2021, 11:55:17

Titel: the White Tiger (Netflix)
Beitrag von: StS am 5 Februar 2021, 11:55:17

An ambitious Indian driver uses his wit and cunning to escape from poverty and rise to the top.
An epic journey based on the New York Times bestseller.


Basierend auf dem Bestseller Aravind Adigas, haben wir es bei ,,the White Tiger" (2020) mit einer indisch-amerikanischen ,,Netflix"-Produktion von Ramin Bahrani (,,99 Homes") zutun, welche dem Zuschauer (primär sind westliche damit gemeint) zum einen einen anschaulichen Einblick in das ,,befremdlich-abstoßend" anmutende kulturelle Kasten-System ersteren Landes vermittelt – Tradition, Gewalt, Armut und Korruption inklusive – sowie zum anderen eine interessante Geschichte über den Aufstieg eines ambitionierten jungen Mannes in dieser widersprüchlichen Gesellschaft erzählt, der ebenfalls von ,,Finsternis" (sprich: kriminelle und unmoralische Entscheidungen und Taten) geprägt ist. Mit ,,Spott" wird diese bittere Geschichte erzählt – quasi eine grimmige Anti-Version von ,,Slumdog Millionaire". Ansprechend und handwerklich prima in Szene gesetzt, ist der Film über seine volle zweistündige Laufzeit immerzu unterhaltsam und reizvoll – die ,,Dynamik" des Gebotenen (Charaktere und Präsentation) passt. Adarsh Gourav ist großartig in der Hauptrolle und Priyanka Chopra Jonas dient in Gestalt der Anschauungen ihrer Figur nicht selten quasi als eine ,,Vertretung der westlichen Publikumsperspektive" innerhalb der Geschehnisse. Nebeneffekt des Streifens: Indien habe ich nun endgültig von meiner ,,Reiseziel-Wunschliste" gestrichen...  :happy3:

7/10
Titel: Re: the White Tiger (Netflix)
Beitrag von: Moonshade am 5 Februar 2021, 12:46:24
Ich hab den Film auch relativ schnell nach Erscheinen angesehen und mir gefällt eben daran, dass er den typischen Bollywood-Aufriß ziemlich gut entlarvt.
Diese geburtsbedingte Stellungsproblematik des Dienen und Herrschens ohne Aufstiegsmöglichkeiten ist abseits von westlichen Downton Abbey-Klassenproblematiken mit halbem Wohlfühlfaktor eine recht bittere Abwechslung vom Standard.

Schön auch, dass sich die Hauptfigur komplett west-kritisch auf der chinesischen Seite andienen darf (die Zukunf ist gelb/braun, nicht weiß), wobei der Lerneffekt, dem die Hauptfigur unterliegt, natürlich auch nur eine schöne Hoffnung ist, dass weniger von oben nach unten ausgebeutet werden sollte.

Da wird mal nicht alles (wie es zunächst scheint) satirisch persifliert, sondern kulminiert eben in der bitteren Wahrheit, dass der einzige Ausweg für "weiße Tiger" eben die Benutzung der Klauen ist - insofern erscheint Indien aktuell nicht reformierbar nach westlichem Vorbild. (Slumdog wird ja sogar aktiv als absurde Phantasie verworfen.)

Fand ihn hervorragend, würde sogar in Richtung 8/10 gehen.
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