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Gemeinschaftsforum => Allgemeines Filmforum => Thema gestartet von: StS am 17 Juni 2021, 19:54:11

Titel: PIG (Nic Cage sucht sein verschlepptes Trüffel-Schwein)
Beitrag von: StS am 17 Juni 2021, 19:54:11
(https://abload.de/img/cagepigjrkktick2h.jpg)

The revenge thriller PIG stars Cage as a reclusive truffle hunter in Oregon whose prize hunting pig is kidnapped, forcing him to return to old stomping grounds in Portland and confront his past.

There was a "heated bidding war" over the U.S. distribution rights to PIG,  and Neon is the distributor that came out the winner. They are planning to give the film a theatrical release sometime down the line.

Alex Wolff of HEREDITARY co-stars in the film.



Könnte tatsächlich interessant werden... u.a. weil man bei "Neon" eigentlich nen ordentlichen Riecher für Filme hat. Trailer schaut ordentlich aus.
Titel: Re: PIG (Nic Cage sucht sein verschlepptes Trüffel-Schwein)
Beitrag von: Man Behind The Sun am 22 November 2021, 14:43:41


Über Nicolas Cage könnte man ein Buch schreiben. Über seine Rollen, seine Filme, seine Charaktere. Von absoluter Spitzen-Klasse ("8 MM", "Face/Off", "The Rock") über "Geschmackssache ("Mandy", "Die Farbe aus dem All") bis zu absolut grottig ("Ghost Rider") ist bei Cage alles möglich. Wohl kaum ein Triple-A-Darsteller hat in seiner Filmografie eine solche Bandbreite an Charakteren abgeliefert, die man hassen, lieben oder sich die Geister drüber spalten lassen kann. Mit seinem Hang zum Overacting ("Mandy") kann Cage bei seinen Fans entweder punkten oder bei seinen Kritikern für Kopfschütteln sorgen. Nichtsdestotrotz ist Nicolas Cage ein Ausnahmedarsteller, der auch mehrmals bewiesen hat, dass er es schauspielerisch gesehen durchaus drauf hat.

Umso schwerer wiegt seine Rolle in einem seiner neuesten Filme "Pig".

Cage spielt den in einer schäbigen Hütte im Wald lebenden Einsiedler Rob, der sich lediglich mit seinem Trüffel-Schwein und dessen feiner Nase finanziell gesehen über Wasser hält. Die gefundenen Trüffel werden an den anfangs etwas schmierig wirkenden neureichen Amir, gespielt von Alex Wolff ("Hereditary - Das Vermächtnis"), verkauft. Eines nachts wird Robs Trüffel-Schwein gestohlen. Rob macht sich mit Amir auf die Suche und steigt dabei in die Abgründe seiner Vergangenheit.

Wer "Pig" in den Händen hält und eine Rache-Story ganz nach "Mandy"-Art erwartet, wird schwer enttäuscht werden.

Dabei liegt es noch nicht einmal an der schlechten schauspielerischen Leistung irgendeines Protagonisten; die Story rund um den gefallenen, sich bewusst aus der Welt der Sterne-Küche heraus gezogenen Rob plätschert dermaßen langsam und unspektakulär daher, dass der ein oder andere durchaus ins Gähnen geraten könnte. Man wartet und wartet – es passiert nichts.

Nun könnte man sagen, dass "Pig" eben keine Rache-Story á la "Mandy" ist – und selbst dann funktioniert der Film nur bedingt. Zu ruhig, zu bedacht, ohne jegliche Innovationen quält sich Cage mit seiner Rolle bis zum interpretationswürdigen Ende, bei dem der Zuschauer – wie oben angedeutet – unweigerlich ins Kopfschütteln geraten kann.

Was war das? Was ist das? Habe ich was verpasst? Diese Fragen stellen sich nach der Sichtung unwillkürlich. Und nein, es liegt nicht daran, dass Cage in eines seiner "Overactings" verfällt, sondern schlicht an der Tatsache, dass "Pig" langweilig ist. Zwar scheint im Laufe des Films immer mal wieder ein leichter Schimmer auf, bei dem sich der Zuschauer fragt, was jetzt passieren könnte - um dann doch wieder nur enttäuscht zu werden. 

Handwerklich gut gemacht, schauspielerisch ebenfalls kaum zu bemängeln scheitert "Pig" schließlich an seiner wohl bewusst gewollten Behäbigkeit. Letztlich handelt es sich um eine Indipendent-Produktion, die versucht, dem langweiligen Verlauf einen tieferen Sinn zu verpassen, wenn Cage als versiffter Wald-Schrad Rob mit Wolffs Amir in einem offensichtlich gehobenen Restaurant sitzt, um dem Inhaber einen Vortrag über das eigentliche Ziel des Kochens oder generell der Gastronomie hält. Als Zuschauer fragt man sich auch hier wieder, wo der Sinn steckt. Dabei wird es zur Methaphorik, wenn Rob das ihm servierte Menü aus der Molekularküche mit seinem dreckigen Daumen zerdrückt und dabei sinngemäß herumfaselt, dass "dies" nicht echt sei.

Der tiefere Sinn des Films erschließt sich auch nach nochmaliger Durchsicht nicht. Was bleibt, ist der Versuch, eine durchaus interessante Geschichte auf eine Ebene zu heben, die für den "normalen" Kino-Gänger eine Stufe zu hoch sein dürfte.

Da schaut sich der geneigte Cage-Fan lieber nochmal "Mandy" an.

3,5/10 Punkten
Titel: Re: PIG (Nic Cage sucht sein verschlepptes Trüffel-Schwein)
Beitrag von: StS am 27 November 2021, 11:45:13
Zitat von: Man Behind The Sun am 22 November 2021, 14:43:41Was bleibt, ist der Versuch, eine durchaus interessante Geschichte auf eine Ebene zu heben, die für den "normalen" Kino-Gänger eine Stufe zu hoch sein dürfte.

 :happy2:  Ein schöner Satz. Freu mich auf den Film.
Titel: Re: PIG (Nic Cage sucht sein verschlepptes Trüffel-Schwein)
Beitrag von: Man Behind The Sun am 27 November 2021, 13:49:56
Zitat von: StS am 27 November 2021, 11:45:13
Zitat von: Man Behind The Sun am 22 November 2021, 14:43:41Was bleibt, ist der Versuch, eine durchaus interessante Geschichte auf eine Ebene zu heben, die für den "normalen" Kino-Gänger eine Stufe zu hoch sein dürfte.

 :happy2:  Ein schöner Satz. Freu mich auf den Film.

Bin mal auf deine Meinung gespannt!  :respect:
Titel: Re: PIG (Nic Cage sucht sein verschlepptes Trüffel-Schwein)
Beitrag von: StS am 28 November 2021, 11:57:21
Etwas OT... aber trotzdem einfach mal an dieser Stelle:

In Kürze erscheint der Film "Pig" mit Nicolas Cage auf Blu-ray und DVD.
Blow up nimmt das zum Anlass, um auf die lange Karriere des US-Schauspielers zurückzublicken...


Titel: Re: PIG (Nic Cage sucht sein verschlepptes Trüffel-Schwein)
Beitrag von: Hitfield am 21 Februar 2022, 23:26:58
Erstsichtung als VoD

Ich wusste schon durch Trailer, Rezensionen etc., dass der Film nicht Nicolas Cages übliche Direct-to-DVD/VoD-Fließbandware und auch kein Action-/Revenge-Film o. ä. ist. Dennoch habe ich nicht mit einem handfesten Drama über Einsamkeit, Verlust und Leute am Rande der Gesellschaft gerechnet.

Auffällig, wie Hollywood-untypisch die erzählte Geschichte und die Charaktere sind. Alle sehen eher durchschnittlich-normal, einige (wie Cages Figur) sogar verwahrlost aus, aber nicht auf eine coole Art. Statt auf Gewaltspitzen zu setzen, um das Schwein wiederzubekommen, wird eher auf eine emotional-psychologische Ebene gesetzt. Großartig zum Beispiel die Szene
Spoiler: zeige
im Feinkostrestaurant, in der sich Cage den Chefkoch vornimmt. Oder die Konfrontation mit dem mafiösen Boss des Restaurant-Imperiums am Schluss.


Das alles ist nicht wirklich leicht konsumierbar und eigentlich nicht das, was ich mir in meiner Freizeit gerne zur Unterhaltung ansehen würde. Andererseits ist ein solcher Blick auf die Gesellschaft und "normale Menschen" im amerikanischen Film sehr sehr selten geworden. Obwohl ich mir den Film nicht noch einmal ansehen würde, lande ich bei 7 / 10.
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