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OFDb => Allgemeine OFDb-Themen => OFDb-Autoren: Review-Forum => Thema gestartet von: Vince am 30 November 2006, 23:55:57

Titel: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 30 November 2006, 23:55:57
Nun gut, auf allgemeinen Wunsch hin gebe ich mich geschlagen und biete Angriffsfläche für Hohn und Spott. Wer mag, darf mich auch loben, aber ich stehe mehr auf Hohn und Spott.  ;)

Meine Reviewgraphie:

http://www.ofdb.de/view.php?page=poster&Kat=Review&Name=12253 (http://www.ofdb.de/view.php?page=poster&Kat=Review&Name=12253)

Kotzt euch die Seele aus zu allem, was euch einfällt - Schreibstil, Filmauswahl (keine Sorge, die Jackie Chans hab ich bald alle durch), Struktur, Argumentation, was auch immer. Es darf gerne auch mal in allgemeine Diskussionen entarten.

Ich werde, vielleicht mal abgesehen von den Simpsons-Staffeln (da müsst ich auch mal wieder anfangen), in diesem Thread nicht auf neue Kritiken hinweisen - wenn ihr Bedarf habt, könnt ihr den Thread dann gerne in Anspruch nehmen.

Und achtet darauf, dass ihr den richtigen Thread erwischt, ich bin ja jetzt schon der dritte "Vince" mit eigenem Review-Thread... die Originalität der Reviewautoren ist legendär, wie Moonshade zu pflegen sagte.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 1 Dezember 2006, 00:02:04

Juchu, Erster!

Erstmal förmlich:
Die neuen Reviews zu "Get Shorty" und "Be Cool" sind sehr gelungen, und das sage ich nicht nur, weil es da um eine mir am Herzen liegende Filmfigur geht. Insbesondere die Kritik zum Erstling ist mit deutlicher Hingabe verfasst, und da es sich um einen Film dreht, der die Hingabe zum Film zum Thema hat, passt das natürlich wunderbar.

Und persönlich lege ich jedem das Wälzen von Vince´"Backkatalog" ans Herz, angefangen beim legendären 8-Punkter "Dreamcatcher".  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 Dezember 2006, 00:06:53
Wenn Chili Palmer einen für eine "Schnappt Shorty"-Kritik lobt, hat man es geschafft!  ;)

Zitat von: Chili Palmer am  1 Dezember 2006, 00:02:04
Und persönlich lege ich jedem das Wälzen von Vince´"Backkatalog" ans Herz, angefangen beim legendären 8-Punkter "Dreamcatcher".  :icon_mrgreen:

Oh no, please not... wie peinlich! Bei den alten Dingern mag ich gar nicht mehr reinsehen... wobei ich zu der 8/10 für Dreamcatcher nach wie vor stehe!  :king:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 1 Dezember 2006, 00:19:57
Jetzt ist Vince ja auch dabei. :icon_eek:

Zu schön, um wahr zu sein. :king:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 1 Dezember 2006, 00:21:52
Zitat von: Chili Palmer am  1 Dezember 2006, 00:02:04
Und persönlich lege ich jedem das Wälzen von Vince´"Backkatalog" ans Herz, angefangen beim legendären 8-Punkter "Dreamcatcher".  :icon_mrgreen:

Woooaaas? 8/10 für diesen unglaublichen Megaquark? :doof: Das fängt ja gut an. :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 Dezember 2006, 00:25:30
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  1 Dezember 2006, 00:21:52
Woooaaas? 8/10 für diesen unglaublichen Megaquark? :doof: Das fängt ja gut an. :icon_mrgreen:

Ich wusste, dass dir das gefallen würde.  :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 1 Dezember 2006, 00:28:45
Zitat von: Vince am  1 Dezember 2006, 00:25:30
Ich wusste, dass dir das gefallen würde.
Und mir erst. Denn mit deiner Meinung zu "Dreamcatcher" triffst du den Nagel eigentlich so ziemlich auf den Kopf. Hach bin ich froh, dass wir beide uns da mal vollkommen einig sind. Ein King-Buchliebhaber und ein King-Filmliebhaber, wenigstens einmal, in ihrer Meinung vereint! :king: ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 Dezember 2006, 00:30:39
Ach, hin und wieder, Hankeyboy, sind wir uns ja durchaus absolut einig.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 1 Dezember 2006, 00:47:38
Was ein Geschleime hier wieder. :andy:

Na ja, an sowas beteilige ich mich nicht. Ich verbuche dann schonmal den Hohn und Spott-Teil für mich, hier wird knallhart abgerechnet. :icon_twisted:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vincent Vegas am 1 Dezember 2006, 19:24:21
Ich freu mich jedenfalls schon auf Vince' Review zum Simpsons-Kinofilm!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 Dezember 2006, 20:05:01
Zitat von: Vincent Vegas am  1 Dezember 2006, 19:24:21
Ich freu mich jedenfalls schon auf Vince' Review zum Simpsons-Kinofilm!

Und ich hab eine Heidenangst vor dem Review. ;)
Ich hätte es mir eigentlich gerne zur Nr. 500 gemacht, aber mit meinen derzeit gut 350 Reviews könnte das knapp werden. Da müsste ich schon ordentlich reinhauen... oder halt eben das Review verschieben.

Da hast du mich auch gleich auf eine generelle Frage gebracht: Wie seht ihr das so mit Jubiläums-Kritiken? Sollte es was Besonderes sein? "Muss" es ein Film mit Höchstwertung sein? Entscheidet ihr spontan oder plant ihr voraus? Würde mich mal interessieren...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 1 Dezember 2006, 20:38:36
Zitat von: Vince am  1 Dezember 2006, 20:05:01
Da hast du mich auch gleich auf eine generelle Frage gebracht: Wie seht ihr das so mit Jubiläums-Kritiken? Sollte es was Besonderes sein? "Muss" es ein Film mit Höchstwertung sein? Entscheidet ihr spontan oder plant ihr voraus? Würde mich mal interessieren...

Ich mache mir da überhaupt keinen Kopf, ehrlich gesagt. Gut, viele Anlässe gab es auch noch nicht, aber zum 50. oder 100. habe ich ganz normale Reviews hingerotzt, ohne an die Nummer zu denken. Zudem habe ich ja zum Hauptteil meiner absoluten Lieblingsfilme - Edward, Star Wars, Brokeback Mountain etc. - schon Reviews verfasst. Der einzige Titel, der mich da reizen würde, wäre ED WOOD, zu dem ich ja schonmal ein total beklopptes kurzes Ding reingestellt habe. Aber wie gesagt, eigentlich gebe ich darauf nix. Das hieße ja man feiere sich selbst, und dazu bin ich viel zu bescheiden. :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vincent Vegas am 1 Dezember 2006, 20:40:45
Na ja... vielleicht nehme ich für meine 500. Review einen besonderen Film; soll heißen: ein Film der wirklich zu meinen persönlichen Favoriten gehört. Hab mir schonmal vorsichtshalber 'ne kleine Auswahl zurecht gelegt:

Independence Day
LA Confidential
Heat
Scarface
Der Soldat James Ryan
From Dusk Till Dawn
Gladiator
Fight Club

Jedenfalls werde ich mir bei dieser Jubiläums-Review voraussichtlich etwas mehr Mühe geben als bei den herkömmlichen Kritiken, die einfach so in das Eingabenfeld bei OFDB.de schreibe. Demnach wird die Review erstmal auf Word verfasst und evtl. bearbeitet. Schade nur, dass man in Reviews keine Bilder einfügen kann.

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 1 Dezember 2006, 20:59:27
Zitat von: Vince am  1 Dezember 2006, 20:05:01
Da hast du mich auch gleich auf eine generelle Frage gebracht: Wie seht ihr das so mit Jubiläums-Kritiken? Sollte es was Besonderes sein? "Muss" es ein Film mit Höchstwertung sein? Entscheidet ihr spontan oder plant ihr voraus? Würde mich mal interessieren...

Also, mir ist's völlig wurscht. Zugegebenermaßen habe ich aber auch erst anderthalb Jubilarien zu feiern gehabt. Soweit ich mich erinnere, war meine 100. Kritik "(T)Raumschiff Surprise", also nix Dolles (na ja, vielleicht schon ein bißchen - immerhin war das damals mein erster Kinobesuch seit Jahren).

10/10-Meisterwerke bespreche ich je nach Lust und Laune. Wenn ich irgendwann tatsächlich mal bei der Zahl 500 oder 1000 angekommen sein sollte, was bei meinem derzeitigen Arbeitstempo zweifelhaft ist, werde ich mir vielleicht auch einen ganz besonderen Film herauspicken (wobei ich meine ewigen Top-Drei der besten Filme aller Zeiten mit "Der unsichtbare Dritte", "Das Fenster zum Hof" und "Charade", glaube ich, eh schon gefunden haben dürfte, und die habe ich allesamt schon besprochen), jedoch noch nicht bei 200 oder 300.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 1 Dezember 2006, 21:39:26
Wenn ich nicht so ein dämlicher Sammler wäre, würde ich den Quatsch, den ich mir manchmal auf DVD zulege, nach Ansicht prompt wieder loswerden wollen, aber meistens finde ich doch ein fadenscheiniges Argument zur Verwahrung.
So auch geschehen mit Stephen Kings "Haus der Verdammnis" (ich glaube, mein Argument war die tolle Atmosphäre des Hauses), den ich mir dann jetzt auch mal wieder angeschaut habe. Und nachdem ich mich wieder zur Genüge aufgeregt hatte, warf ich einen Blick in die OFDb, um mal nachzusehen, was andere Leute denn so davon halten. Du kannst dir denken, was jetzt kommt...
Ja, ich habe dein Review gelesen und es hat mir gefallen. Nicht nur, dass du die wesentlichen Punkte aufgeführt hast, die dieses Werk so "auszeichnen" ("Buch"-Dialoge, schlechte Schauspieler, stotternde Dramaturgie), nein, du hast wirklich HAARGENAU das zu, öhm, Papier gebracht, was ich in Bezug auf das Autistenmedium dachte: 
ZitatMeistens soll sie mit zweideutigen Blicken an der Kamera vorbeigrinsen und damit die Botschaft "Ich weiß was, was ihr nicht wisst" vermitteln - was aber oftmals eher nach "Ich hab gerade einen fahren lassen" aussieht
Raus aus meinem Kopf! Das ist ja unheimlich!  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 1 Dezember 2006, 21:54:08
Schöne Formulierung.

Ich fand den übrigens ganz ok, was also runde 5/10 heißt. Nur der Hankey, der muss mal wieder mit nem großen Kissen vorm TV gesessen haben. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 1 Dezember 2006, 21:57:35
Für den Film braucht man aber ´ne ganze Bettgarnitur.

Aber wo wir schon bei Hankeys Review sind: Selbiges erscheint mir HINGEROTZT:

ZitatJoyce möchte das berühmte Haus "Rose Red" untersuchen. Angeblich soll es dort spucken.

:LOL:

Nichts für ungut, Hankey.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 Dezember 2006, 13:05:45
Ach ja, das gute alte Haus der Verdammnis. Mir geht's nicht anders: Ich horte die Dinger wie Scrat seine Eicheln, auch wenn sie im Grunde genommen Mist sind. Den hier hab ich damals sogar zum Vollpreis gekauft als alter King-Allesgucker. Zu der Begeisterung, die Hankey zum Ausdruck gebracht hat, hab ich es dann aber nicht bringen können.  ;) Über den Streifen hatten wir auch eine etwas ausführliche Diskussion...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 2 Dezember 2006, 13:10:36
Zitat von: Vince am  2 Dezember 2006, 13:05:45
Den hier hab ich damals sogar zum Vollpreis gekauft als alter King-Allesgucker.

Wem sagst du das. 17.99€ habe ich gelöhnt. So ein Kleinod gebe ich doch nicht mehr her. ;)

"Das Tagebuch der Ellen Rimbauer" hingegen hatte ich dann in einer Videothek für 1.50€ mitgenommen. Und da fiel es mir überhaupt nicht schwer, den schnellstmöglich wieder loszuwerden. Selten etwas Langweiligeres gesehen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 2 Dezember 2006, 14:38:20
Zitat von: Chili Palmer am  1 Dezember 2006, 21:57:35
Für den Film braucht man aber ´ne ganze Bettgarnitur.

Aber wo wir schon bei Hankeys Review sind: Selbiges erscheint mir HINGEROTZT:

ZitatJoyce möchte das berühmte Haus "Rose Red" untersuchen. Angeblich soll es dort spucken.
Nichts für ungut, Hankey.
Arghh, Verflixt. Diese olle Review von mir (eine aus meinen Anfängen die nach heutigen Masen wirklich nichts anderes als hingerotzt ist) wollte ich sowieso schon längst mal austauschen. Muss ich mir nach Weihnachten endlich mal wieder anschauen, dann kommt in dieser Hinsicht auch wirklich mal etwas Besseres. Aber die hohe Bewertung wird wohl erhalten bleiben. Finde den nämlich immer noch sensationell gelungen für einen King-TV-Film (nur "Sturm des Jahrhunderts" ist da IMHO noch besser)! Aber zu dem Thema haben Vince und ich, wie von Vince schon erwähnt, auch schon mal herrlich per PM diskutiert, dass vermisse ich irgendwie regelrecht. ;)

Na ja, aber spucken tut es in dem Haus jetzt nicht mehr, spuken dafür umso mehr! ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 Dezember 2006, 14:48:13
Erstaunlich, wie oft der Spuckfehler gemacht wird.  :icon_lol:

Das Ellen Rimbauer-Tagebuch habe ich mir bisher noch gespart, offensichtlich aus gutem Grund...

@Hankey: Vielleicht widme ich mich demnächst reviewtechnisch mal wieder etwas mehr Stephen King, dann haben wir ein bisschen Diskussionsstoff.  ;)

Ach ja, ich freu mich schon sehr auf die "Nightmares & Dreamscapes"-Serie, besonders nach StS' recht vielversprechenden ersten Reviews... scheint eine ordentliche Reihe geworden zu sein.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 2 Dezember 2006, 15:01:50
ZitatAch ja, ich freu mich schon sehr auf die "Nightmares & Dreamscapes"-Serie, besonders nach StS' recht vielversprechenden ersten Reviews...
*dito*

Und auf Kings "Desperations" bin ich auch schon sehr gespannt! :D
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: StS am 4 Dezember 2006, 11:05:11
Ich bin mir sicher, dass man als Stephen King Fan eventuell noch etwas mehr Gefallen an der Mini-Serie finden wird (als ich) - obwohl ich sie auch unterhaltsam und hochwertig finde - das leite ich zumindest mal aus den Reaktionen meiner Kumpels ab, welche sich mit den Werken deutlich besser auskennen. Andererseits kenn ich die Vorlagen nicht, weshalb ich vorm Ansehen kein bestimmtes Bild im Kopf habe. So oder so: Nach der ersten (besprochenen) Hälfte liegt der Schnitt bei 6/10, also ähnlich wie bei "Masters of Horror", nur dass es sich in diesem Fall eher um eine stetige Qualität ohne nennenswerte Abweichungen nach oben oder unten handelt, was ich (zumindestens in letzterer Ausprägung) durchaus begrüße.  ;)

@ Vince: dass ich mir Deine Reviews immer durchlese, weißt Du ja - an anderer Stelle hinterlasse ich ja regelmäßig mein Feedback. Also nicht "wundern", wenn ich mich hier im Thread nicht so austobe...  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 4 Dezember 2006, 12:54:36
Bevor ich mich einzelnen Reviews widme, möchte ich dann jetzt doch noch mal etwas Allgemeines sagen, mein lieber halber Namensvetter.

Du gehörst, das weißt du ja auch selbst, zu den besten Autoren innerhalb der ofdb. Du beweist, dass die alte Floskel von der Qualität/Quantität durchaus ihre Berechtigung hat, alles was du schreibst, das hat Hand und Fuß. Es ist aber nicht einfach nur gut geschrieben (sprachlich sind hier viele auf hohem/höherem Niveau, finde ich - was auch wichtig ist) oder lässt sich flüssig lesen, es ist vor allem so, dass ich dich ganz persönlich auch für jemanden halte, der wirklich etwas von der Materie versteht. Bei dir meine ich einfach zu merken, dass 15 oder mehr Jahre Seherfahrung zu besonderen Ergebnissen führen, du ziehst Bezüge, erkennst Zusammenhänge, lässt dich nicht an der Nase herumführen. Viele schauen über Jahre hinweg Filme, aber das hat nichts zu heißen, wenn man es nicht entsprechend umsetzt. Das ist sicher noch nicht am Ende einer Entwicklung, aber es dürfte spannend sein, das weiter zu beobachten. Einzig und allein in Bezug auf die Länge der Texte würde ich manches Mal etwas mehr Stringenz, ein wenig präzise Lakonie bevorzugen. Das ist allerdings persönlicher Natur.

Weiterhin gibt es eine ganze Handvoll Filme, die ich von dir ganz gern einmal besprochen haben würde. Immer mal wieder, wenn z.B. ein BROKEBACK MOUNTAIN-Review auf der Startseite auftaucht, denke ich mir, dass ich da doch ganz gern mal eins lesen würde von dir. Aber wir sind ja hier nicht bei der Wunschparade. :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 4 Dezember 2006, 13:12:34
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  4 Dezember 2006, 12:54:36
Du gehörst, das weißt du ja auch selbst, zu den besten Autoren innerhalb der ofdb. Du beweist, dass die alte Floskel von der Qualität/Quantität durchaus ihre Berechtigung hat, alles was du schreibst, das hat Hand und Fuß. Es ist aber nicht einfach nur gut geschrieben (sprachlich sind hier viele auf hohem/höherem Niveau, finde ich - was auch wichtig ist) oder lässt sich flüssig lesen, es ist vor allem so, dass ich dich ganz persönlich auch für jemanden halte, der wirklich etwas von der Materie versteht. Bei dir meine ich einfach zu merken, dass 15 oder mehr Jahre Seherfahrung zu besonderen Ergebnissen führen, du ziehst Bezüge, erkennst Zusammenhänge, lässt dich nicht an der Nase herumführen. Viele schauen über Jahre hinweg Filme, aber das hat nichts zu heißen, wenn man es nicht entsprechend umsetzt. Das ist sicher noch nicht am Ende einer Entwicklung, aber es dürfte spannend sein, das weiter zu beobachten.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  1 Dezember 2006, 00:47:38
Was ein Geschleime hier wieder. :andy:

:respekt:

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 4 Dezember 2006, 13:44:51
 :icon_cool: ;) :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 4 Dezember 2006, 13:45:49
@StS: Na logisch, ist doch kein Thema, du gibst mir ja eh schon mehr als genug Feedback... ohnehin muss sich hier keiner verpflichtet fühlen, regelmäßig den Thread zu füllen.  ;)

Zitat von: Chili Palmer am  4 Dezember 2006, 13:12:34
:respekt:
:icon_lol: Genau, gib's ihm!  ;)

@Mr. Vincent Vega: Unnötig zu erwähnen, dass deine Worte runtergehen wie Honig.  ;) Dass ich aber auch manchmal befürchte, doch ein wenig überschätzt zu werden. Beispielsweise die Filmerfahrung betreffend... ich mag jetzt seit gut 15 Jahren intensiver Filme sehen, richtig allumfassend intensiv aber erst seit rund 5 Jahren. Ihr glaubt nicht, welche gigantischen Lücken vor dem Aufkommen der DVD in meinem Wissensschatz waren. Was ich in den letzten 5 Jahren alles aufgesogen habe. Aberhunderte von Must Sees, in einem Prozess, den ich noch lange, lange nicht abgeschlossen habe.
Mein Problem ist auch, dass ich ein Allesinteressierter bin. Ich will überall mitreden können, mich interessiert einfach so gut wie jedes Genre und jede Epoche, und da kann man automatisch schon nicht so tief in die Materie eindringen wie das Genrespezialisten tun. Dafür fehlt eben einfach die Zeit.
Der Vorteil dabei ist, dass man als Allrounder auch interdisziplinäre Bezüge herstellen kann und das Wssensgebiet eben nicht am Tellerrand aufhört. Und es ist oft wirklich interessant, Bezüge zwischen verschiedenen Epochen und Gebieten herzustellen, an die ein Spezialist eben vielleicht gar nicht denken würde. Das ist auch einer der Gründe, weshalb eine Kritik alleine nicht allumfassende Gültigkeit erlangen kann.

Die beiden Kritikpunkte, die du anmerkst (also für den Anfang komme ich ja echt verdammt gut weg!  :icon_mrgreen: ), sind mehr als berechtigt. Ich KANN einfach nicht gut komprimieren. War schon in der Schule so. In Interpretationen und Analysen habe ich in einer Reihe die Höchstpunktzahl eingefahren - wenn es dann aber mal daran ging, den Inhalt von "Effi Briest" in einer kurzen Inhaltsangabe zu bündeln, kam der rote Kontrollstift ziemlich heftig zum Einsatz. Ich habe aber auch einfach Spaß daran, mich ausführlich mit einem Gegenstand auseinanderzusetzen und ihn zu zerlegen, weil ich so auf Dinge zu stoßen versuche, die andere in ihren Kritiken nicht aufdecken.

Und dass ich nicht unbedingt über das höchste sprachliche Niveau von allen Rezensenten von allen verfüge, das sehe ich ebenfalls so. Da bist du beispielsweise deutlich weiter, Chili, wie ich in seinem Thread erwähnte, ebenfalls. Ein Moonshade, wenn er mal richtig in Fahrt kommt; ein Fastmachine - oder ein Apollon, wenn er in seinen einfallsreichen Phrasen schwelgt. Da kann ich einfach nur den Hut ziehen...

Hmm, und "Brokeback Mountain" habe ich, obwohl ich drauf brenne, leider noch gar nicht gesehen.  ;) Es wäre durchaus vorstellbar, dass ich mir dazu noch Gedanken mache. Das ist schließlich einer der Filme, bei dem die Anzahl der bisher geschriebenen Kritiken vollkommen wurscht ist, weil jeder etwas Neues erzählen kann.
Gerade bei solchen Filmen entscheide ich allerdings spontan, je nachdem, ob mir gerade was Gutes einfällt...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 4 Dezember 2006, 14:03:47
Zitat von: Vince am  4 Dezember 2006, 13:45:49
Und dass ich nicht unbedingt über das höchste sprachliche Niveau von allen Rezensenten von allen verfüge, das sehe ich ebenfalls so. Da bist du beispielsweise deutlich weiter, Chili, wie ich in seinem Thread erwähnte, ebenfalls. Ein Moonshade, wenn er mal richtig in Fahrt kommt; ein Fastmachine - oder ein Apollon, wenn er in seinen einfallsreichen Phrasen schwelgt. Da kann ich einfach nur den Hut ziehen...

Upps, da hat sich wohl ein Punkt zum Kritikpunkt gewandelt, der als solcher gar nicht gemeint war. Bei meiner Aussage "(sprachlich sind hier viele auf hohem/höherem Niveau, finde ich - was auch wichtig ist)" bezog sich das "höherem" eher allgemein auf "über dem Durchschnitt", nicht gemeint als Steigerung zu dir. Denn was ich meinte war viel mehr, dass du diesbezüglich schon ganz vorne mit dabei bist, ich das jetzt aber nicht so stark herausheben wollte. Somit bleibt nur der Kritikpunkt des Umfangs. :icon_mrgreen: Also keine falsche Bescheidenheit.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 4 Dezember 2006, 14:10:06
Zitat von: Vince am  4 Dezember 2006, 13:45:49
:icon_lol: Genau, gib's ihm!  ;)

De nada.

Zitat von: Vince am  4 Dezember 2006, 13:45:49
Und dass ich nicht unbedingt über das höchste sprachliche Niveau von allen Rezensenten von allen verfüge, das sehe ich ebenfalls so. Da bist du beispielsweise deutlich weiter, Chili, wie ich in seinem Thread erwähnte, ebenfalls.

Also bitte. Das sehe ich genau andersherum. Ich wünschte, ich könnte in meine Texte nur einen Hauch der Ernsthaftigkeit und, hüstel, Seriosität einbringen, die deine Reviews auszeichnen. Es stimmt zwar, sie sind sehr lang, aber häufig bist du gerade dann am besten, wenn du mal wieder abschweifst. Da schaue ich mir dann meine Kritiken an und wünsche sie mir etwas weniger flapsig formuliert. Andererseits, wenn ich jetzt Ambitionen in Richtung ernsthafterer Texte entwickle, kann das Resultat auch mal ganz schnell verkrampft und unlesbar werden.
Ich möchte hier jetzt keine "Schuster, bleib bei deinen Leisten"-Allgemeinplatzpatrone knallen lassen, aber es hat ja schon seinen Grund, weshalb deine Kritiken in ihrer jetzigen Form so beliebt sind.

Zusatz: Huch, wie es aussieht, habe ich den Mr. Schleimi Vega auch falsch verstanden. Nix für ungut.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 4 Dezember 2006, 14:17:31
@Mr. VV: Ah, okay, dann habe ich das falsch interpretiert... meine Zustimmung hättest du dennoch gefunden, wenn du es so gemeint hättest.  ;)

@Chili: Naja, vielleicht ist es halt wirklich so, dass jeder seine Qualitäten hat und auch mal neidvoll auf die des anderen schaut. Weil ich eben beispielsweise jene "Flapsigkeit" deiner Texte bewundere und mir manchmal wünsche, nicht immer alles so "seriös" zu betrachten. Manchmal habe ich ja auch ein paar sarkastische Texte drinne, aber das passt einfach nicht so gut wie bei anderen.

Ich habe zuletzt einen sehr beruhigenden Satz in einem Interview mit Scorsese gelesen. Er meinte, er sei oft beunruhigt, weil er glaubte, zum x-ten Mal die gleiche Einstellung zu verwenden wie in vielen Filmen zuvor und fühle sich daher oft ziemlich unkreativ, doch Kritiker und Publikum feiern jedes seiner Werke aufs Neue. Mir geht's mit Review-Formulierungen genauso. Beim Schreiben fallen mir immer wieder x-mal gebrauchte Wörter und Satzstellungen auf, aber irgendwie scheint man oft der einzige zu sein, dem das auffällt... das hat etwas Beruhigendes, finde ich.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 4 Dezember 2006, 14:22:56
Zitat von: Vince am  4 Dezember 2006, 14:17:31
Ich habe zuletzt einen sehr beruhigenden Satz in einem Interview mit Scorsese gelesen. Er meinte, er sei oft beunruhigt, weil er glaubte, zum x-ten Mal die gleiche Einstellung zu verwenden wie in vielen Filmen zuvor und fühle sich daher oft ziemlich unkreativ, doch Kritiker und Publikum feiern jedes seiner Werke aufs Neue. Mir geht's mit Review-Formulierungen genauso. Beim Schreiben fallen mir immer wieder x-mal gebrauchte Wörter und Satzstellungen auf, aber irgendwie scheint man oft der einzige zu sein, dem das auffällt... das hat etwas Beruhigendes, finde ich.

Das ist in der Tat so. Werden wohl viele hier bestätigen können, denke ich.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 4 Dezember 2006, 14:26:10
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  4 Dezember 2006, 14:22:56
Das ist in der Tat so. Werden wohl viele hier bestätigen können, denke ich.

Indeed it is. Dieses "schon x-mal geschrieben"-Problem kenne ich mehr als nur gut. Ich lebe in kalter Angst vor dem Tag, an dem es heißt "Ey Chili, du schreibst auch immer nur den selben Mist".  :icon_rolleyes: ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 4 Dezember 2006, 21:14:09
Das predige ich ja seit Jahren. Jedes Mal, wenn ich eine neue Kritik verfasse, habe ich den Eindruck, mich ständig in den Punkten Vokabular und Satzbau zu wiederholen. Dies ging phasenweise sogar so weit, daß ich mittels Suchfunktion meine schön säuberlich gesammelten Reviews auf bestimmte Phrasen durchforstete, um dann immer wieder verärgert festzustellen, daß ich mich so oder so ähnlich bereits zwei oder drei Besprechungen zuvor geäußert habe.  :doof: Gut zu wissen, daß es euch nicht viel anders ergeht...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: StS am 4 Dezember 2006, 22:55:44
Geht mir auch so. Ist zwar vielleicht nicht ganz optimal, aber was soll man sich selbst verstellen. Manche halten es gar schon für "Verrat", Texte im Nachhinein noch einmal zu überarbeiten - wieso also krampfhaft gegen diese Sache angehen...  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Rain Jao am 7 Dezember 2006, 20:09:36
Les dich meist recht gerne und oft auch als Erstes; vor allem auch weil du eben Dinge anspricht, die Einem sonst überhaupt nicht in Betracht kommen und das auch schön in Sätze kleiden kannst.
Manchmal ist das mehr amüsant als seriös - das Problem der Arbeitslosigkeit in Miami bei dem einen Spencer / Hill - , manchmal trifft es sehr scharf ins Ziel und je nach Geschmack geht es auch mal daneben.

Die Experimente im Stil mochte ich bisher grundsätzlich weniger; schien mir dann oft den Inhalt zu vernachlässigen. Und wenn du - wie ich vermute - weniger Ahnung von der Materie hast [wie beim Conman in Tokio; korrigier mich wenn irre], liest man das m.M. nach auch heraus.

Ansonsten gerne weiter so.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 Dezember 2006, 21:50:30
Zitat von: Rain Jao am  7 Dezember 2006, 20:09:36
Die Experimente im Stil mochte ich bisher grundsätzlich weniger; schien mir dann oft den Inhalt zu vernachlässigen. Und wenn du - wie ich vermute - weniger Ahnung von der Materie hast [wie beim Conman in Tokio; korrigier mich wenn irre], liest man das m.M. nach auch heraus.

Stimmt, den hab ich relativ spontan gesehen, ohne die Vorgänger zu kennen. Das Voranstellen von Fakten habe ich mir gespart, gerade weil ich eben keine Ahnung von der Reihe und auch allgemein eher wenig von HK-Gamblermovies habe, aber auch, weil du das ja schon so schön ausformuliert hattest - da fand ich das einfach unnötig und habe mich an die Aspekte gehalten, die ich mit meinen eigenen Augen im Film wahrgenommen habe.

Arbeitslosigkeit in Miami, da kann ich mich jetzt gar nicht mehr dran erinnern, müsste ich nochmal nachgucken, war aber mit Sicherheit bei einem Spencer Hill-Flick auch nicht wirklich ernst gemeint. ;) Was du mit "je nach Geschmack geht es auch mal daneben" meinst, musst du mir nochmal erklären, da kann ich mir jetzt gerade nicht so viel drunter vorstellen...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 6 Januar 2007, 01:31:04
Aus aktuellem Anlass ein Lob für deine etwas älteren Reviews zur Bud Spencer & Terence Hill Reihe. Ich bin gerade dabei meine Erinnerungen an diesen Spaß aufzufrischen :icon_razz:. Deine lockeren Kritiken im unterhaltsamen Stil waren motivierend die 10er-Box zu kaufen und auch im Nachhinein kann ich dir bislang meistens zustimmen. Unbeschwerte, informative und sehr treffende Analysen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 6 Januar 2007, 13:14:18
Danke dir! Da spricht natürlich auch stark die Nostalgie aus mir. Interessieren würde es mich ja mal, wie vernichtend jemand mit den ollen Italokloppern umgehen würde, der sie heute zum ersten Mal sieht...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 6 Januar 2007, 16:15:45
Zitat von: Vince am  6 Januar 2007, 13:14:18
Danke dir! Da spricht natürlich auch stark die Nostalgie aus mir. Interessieren würde es mich ja mal, wie vernichtend jemand mit den ollen Italokloppern umgehen würde, der sie heute zum ersten Mal sieht...

"Zwei bärenstarke Typen" habe ich gestern zum ersten Mal gesehen. Klar, ich kenne den allgemeinen Stil der Reihe, aber wer den Overkill ernst nimmt, hat den Film auch nicht kapiert. Dann ist es natürlich Geschmackssache, wie man zu comichaften, übertriebenen Gekloppe und trockenen Sprüchen steht. Für mich ist die Filmreihe meistens "feel good" pur. Vielleicht werde ich die Streifen nach und nach besprechen, aber dazu muss ich erst einmal wieder tiefer in diese Welt eintauchen. Lust hätte ich jedenfalls schon.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 9 Januar 2007, 15:54:22
Muss mich an dieser Stelle mal ein wenig darüber wundern, wie es dir gelingt, aus einer filmischen Blutgrätsche wie "Born to Fight" dermaßen viel Text herauszuziehen. Reschpeckt, im Prügelgenre habe ich mich bisher nur einmal mit "Another Meltdown" versucht und feststellen müssen, dass mir diese Abteilung reviewtechnisch einfach nicht liegt. Genauer gesagt, die kleinen Actionheuler, denn über "Tiger & Dragon" und "House of Flying Daggers" ließe sich natürlich ausgiebiger lamentieren.

Bei "Born to Fight" merkt man einfach, dass du dich am gnadenlosen Jackie-Wust gestählt und die Mechanismen dieser Filme verinnerlicht hast. Schön, dass es in diesem Zusammenhang von dir auch noch mal Nackenschläge für alle Jetzt-schon-Jaa-Inthronisierer hagelt. Du nimmst diese Filme auf, wie sie´s verdienen.

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 9 Januar 2007, 16:55:50
Ja, ich bin ja eigentlich von Haus aus nicht einmal der große Actionfan und sehe auch nach wie vor lieber andere Genres, aber - aus welchen Gründen auch immer  ;) - bin ich sehr stark in eine Action-Review-Seite (80er bis Gegenwart) involviert und da bekommt man schon zwangsläufig sehr viel mit aus dem Bereich. So gerät man dann an allerhand Streifen, die sich eher an Actionspezies richten. Und mir ist in den letzten Jahren aufgefallen, dass ich bezüglich des Actiongenres einen leicht anderen Standpunkt angenommen habe. Deswegen kann ich natürlich auch sehr gut die Meinung zB. von "Hey_Yo" nachvollziehen, denn natürlich kann man "Born to Fight" auch aus dieser Warte betrachten und ihn in der Luft zerreißen - keine Frage. Aber ich habe da inzwischen eine andere Perspektive entwickelt, so dass ich sogar selbst noch bei so manchem Postmillenniumswerk von Steven Seagal meinen Spaß hatte. Ich meine, wenn der fette Steven in "Today you die" in Gangstapose vor so einem abgeklärten Motherfucker steht und jener Motherfucker auf Steven referierend den Spruch "Er läuft wie ein Schwarzer und er steht wie ein Killer" ablässt, dann kann ich nicht verleugnen, prächtig unterhalten zu werden.  :icon_lol:

Natürlich werde ich aber auch versuchen, reviewtechnisch anderen Gebieten treu zu bleiben. Kann aber noch was dauern, da momentan aufgrund von Prüfungsstress nicht mehr viel nachkommt. Ab März ist wieder mehr zu erwarten.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 9 Januar 2007, 17:21:37
Zitat von: Vince am  9 Januar 2007, 16:55:50
Kann aber noch was dauern, da momentan aufgrund von Prüfungsstress nicht mehr viel nachkommt. Ab März ist wieder mehr zu erwarten.

Kein Ding, bis dahin kann ich ja noch mal ausgiebig deinen "Backkatalog" wälzen. Wer weiß, vielleicht finde ich da noch etwas, wofür ich dich auch mal kräftig anpflaumen kann... soviel Lob ist auf Dauer nicht gesund.   ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 9 Januar 2007, 18:05:14
Zitat von: Chili Palmer am  9 Januar 2007, 17:21:37Wer weiß, vielleicht finde ich da noch etwas, wofür ich dich auch mal kräftig anpflaumen kann...

Glaub mir, da gibt's mehr als genug. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 11 Januar 2007, 22:49:46
Ok, dann wolln wir mal. Ich habe mich ein wenig in deine Reviews eingelesen und verstehe dich.

Ich verstehe, daß du zu meinen Reviews keinen rechten Zugang hast, denn unser Stil ist sehr unterschiedlich, obwohl du oft zu einem ähnlichen Ergebnis kommst, gar nicht mal so sehr in der Punktewertung, sondern bei der dazu gehörigen Argumentation. Im Detail möchte ich deshalb auf deine "Weather Man" Review eingehen und sie Bezug zu meiner setzen (was jeder Review Autor sowieso automatisch macht, wenn er eine Kritik zu einem Film liest, zu der selber auch eine geschrieben hat, leugnet es nicht!).

Du magst es grundsätzlich gerne, deine Reviews inhaltlich vorzubereiten, in dem du erstmal den Rahmen absteckst. Hier gehst du eine Ewigkeit darauf ein, warum ausgerechnet "Block Buster" Gore Verbinsky einen solchen Film abseits des Mainstreams drehte, warum das trotzdem paßt und gelungen ist.

Was mache ich ? - Im Grunde dasselbe. Ich gehe eine Ewigkeit auf die völlig bekloppten Kritikermeinungen ,ein bevor ich zum Thema komme. Meine Intention kam aus derselben Ursache - auch ich hatte den Eindruck, daß "Weather Man" unter der Tatsache litt, daß es zwischen den "Fluch der Karibik" Filmen entstand und entweder nicht ernst genommen wurde, sondern dauernd von Action-Spezies mit "Was ist das denn Komisches ?" mißverstanden wurde.

Doch unsere Vorgehensweise ist völlig unterschiedlich - ich liebe den Dialog mit der beurteilenden Masse, nehme deren Argumente vorweg und am liebsten auseinander, zitiere schwachsinnige Aussagen usw. Du dagegen bleibst ruhig und würdevoll, erklärst den Rahmen und kommst letztendlich argumentativ sauber zur Kundgebung deiner Meinung. Dadurch entstehen auch die völlig unterschiedlichen Abschnittgrößen, die bei mir keineswegs willkürlich gesetzt sind - ich hebe nur gerne auch optisch einzelne Sätze heraus. Deine Abschnitte sind mir, besonders zum Ende hin, deutlich zu lang und erfordern ein wenig Geduld. Gerade bei "Weather Man" - und da sind wir uns auch einig - der ja einen hochphilosphischen Ansatz hat und geradezu prädistiniert ist für intelektuelle Analysen, erkennt man deinen Stil besonders gut. Sätze wie

" Ein Subplot um Kindesmissbrauch hätte sich in jedem anderen Film unweigerlich in den Vordergrund gedrängt, ja drängen müssen, hier ist es lediglich die Perle einer ganzen Kette. Eine Momentaufnahme, die sich mit anderen aufhäuft, um einen Eindruck davon zu vermitteln, was ein Stadtmensch am Ende seines Tages rekapitulieren kann"

zeigen deine Liebe zu gut formulierten Sätzen, die man gleich nochmal lesen muß, um sie richtig zu verstehen. Ich habe den Punkt ganz ähnlich gesehen und ihn einfacher formuliert

"Auch die Probleme der Kinder sind normal - Übergewicht, Hänseleien und Drogen, aber nichts davon extrem oder gar lebensbedrohlich. Die Situation zwischen David's Sohn und seinem Betreuer hätte eskalieren können, aber sie löst sich eben doch ohne großes Drama (wie im normalen Leben wahrscheinlich auch meistens)."

Mir geht es selbst bei komplexen Analysen immer um eine einfache Sprache. Du hältst bei "Weather Man" deinen Stil konsequent durch, aber mir fehlen die Raußreißer. Es plätschert kontinuierlich, inhaltreich und gut formuliert vor sich hin in immer dicker werdenden Abschnitten - dagegen ist nichts zu sagen, im Gegenteil deine Reviews wirken intelligent und seriös, aber mir fehlt da das gewisse Etwas (wie logischerweise dir bei mir).Interessant ,wie unterschiedlich man eine ähnliche Meinung zum Besten geben kann.




Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 12 Januar 2007, 14:43:12
Danke für die sehr interessante Vergleichsanalyse. Du hast es auch richtig erkannt, wenn ich mit meinem analytischen Stil ein Problem habe, dann das, dass es vielleicht manchmal etwas zu komplex formuliert ist. In meinem Studium habe ich mich diesem Vorwurf bei Hausarbeiten durch die Dozenten auch schon aussetzen müssen. Nur, es ist halt so: Ich denke mir, jede Ausdrucksweise verfügt in ihrer individuellen Form über eine komplett eigene semantische Zusammenstellung. Bei dem Beispiel mit dem Kindesmißbrauch kommen wir auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner definitiv zusammen und teilen ganz deutlich einen gemeinsamen Aspekt. Aber: so wie wir das letztlich ausgedrückt haben, schwingen etwas versteckter auch noch andere semantische Bausteine mit, die unsere Äußerungen leicht voneinander unterscheiden, jede in einer anderen Richtung, keine selbstverständlich der anderen qualitativ überlegen. Ich hoffe, es ist klar geworden, was ich meine, das geht ja jetzt schon sehr ins linguistische Detail. Und bei mir hat das eben den etwas unangenehmen Nebeneffekt, dass meine Texte nicht immer einfach zu lesen sind.

Ich bemühe mich aber dennoch oft um Einfachheit, ziehe dann auch oft Alltagsformulierungen wissenschaftlichen Termini vor und will vor allem stilistische Abwechslung in meine Reviews bringen - aber ihr kennt das ja alle, in einem gewissen Rahmen sind wir einfach in unserem Stil gefangen, aus dem wir niemals ausbrechen können werden - das kann nicht mal ein Roger Ebert oder sonstwer. Deswegen liebe ich das Vergleichen mit meinen ofdb-Kollegen hier wie auch mit sonstigen Kritikerquellen. Im Querschnitt kommt dann das heraus, was beinahe mit einer Art objektiver Sicht auf die Qualität eines Films gleichzusetzen ist. Und wie sich das zusammensetzt, finde ich unheimlich interessant. Daher plädiere ich auch immer wieder für den Mut, sich als Kritiker in alle möglichen Filmbereiche zu werfen und einfach zu schreiben, was Herz und Verstand hergeben - auch wenn man noch nicht so bewandert ist im Genre. Ich habe mich selbst auch schon sehr oft einfach in fremde Gewässer fallen lassen - das mag man meinen Kritiken dann anmerken (Rain Jao wenigstens hat's gemerkt), aber auch das gehört für mich dazu. So bekommt man unterschiedliche Perspektiven, von Genre-In- und Outsidern.

P.S. Du solltest noch wissen, dass ich zwar aus genannten geschmacklichen Gründen nicht ganz den Zugang zu deinen Reviews finde, dass ich sie aber dennoch fast immer lese, weil ich ungeachtet des persönlichen Geschmacks natürlich auch bei dir die Kompetenz erkenne und mich deine Meinung trotzdem immer sehr interessiert.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 13 Januar 2007, 01:19:50
Bahhhh. Musstest du mit deiner 9/10-Review zu "Six Feet Under" jetzt unbedingt die so fleißig aufgebaute 10/10-Mauer in Sachen Reviews zerstören. Der schöne Einklang total zerstört. ;)

Nein, Spaß beiseite: Muss ehrlich gestehen, dass deine Review eigentlich genau die ist, die ich schon lange einmal verfassen wollte. Meine Besprechung stammt ja noch aus Anfangszeiten und gehört dringend überarbeitet. Aber Deine Besprechung analysiert diese großartige Serie wirklich wunderbar gründlich und spricht mir, abgesehen natürlich von einigen Ausnahmen, regelrecht aus den Tippfingern.

Danke dafür :respekt:

(Sorry für den Schleim, aber hier musste er einfach mal sein. ;))
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 13 Januar 2007, 13:38:19
Zitat von: Mr. Hankey am 13 Januar 2007, 01:19:50
Bahhhh. Musstest du mit deiner 9/10-Review zu "Six Feet Under" jetzt unbedingt die so fleißig aufgebaute 10/10-Mauer in Sachen Reviews zerstören. Der schöne Einklang total zerstört. ;)
Nichts anderes habe ich beabsichtigt. Hähähä. ;)

ZitatNein, Spaß beiseite: Muss ehrlich gestehen, dass deine Review eigentlich genau die ist, die ich schon lange einmal verfassen wollte. Meine Besprechung stammt ja noch aus Anfangszeiten und gehört dringend überarbeitet. Aber Deine Besprechung analysiert diese großartige Serie wirklich wunderbar gründlich und spricht mir, abgesehen natürlich von einigen Ausnahmen, regelrecht aus den Tippfingern.

Daank je well!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 23 Januar 2007, 00:33:47
Arrr, er ist auf Ärger aus, er mag den Konsens-Oger nicht, er verdient was auf die Mütze, er...

...kann seine Meinung gut begründen. Jeder deiner Kritikpunkte ist nachvollziehbar (natürlich, von dir erwarte ich auch keine "alles-doof"-Klatsche). Die lieblosen Menschenfratzen, der zu sehr auf Aktualität getrimmte Soundtrack, die Überreizung des Märchenkonzepts. Sehe ich alles ein. Nur würden diese Elemente in einer etwaigen Review von mir kaum eine Rolle spielen. Da sieht man mal wieder, wie bei selbst "mainstreamigstem" Material der persönliche Blickwinkel alles verschieben kann. Es ist dasselbe Phänomen wie mit Bretzelburgers und meiner Ansicht von "Matrix". Wir kommen zu völlig konträren Schlussbewertungen, aber unsere Argumente widersprechen sich nicht, sondern ergänzen sich bestenfalls.

Wie singen Tomte so schön? "So soll es sein, so war´s erdacht". 
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 Januar 2007, 01:41:58
Ich hab mich schon gewundert, dass mir noch keiner den Kopf einreißen wollte ob des Verbrechens gegen den guten Geschmack in Form dieser 4/10-Kritik.  ;)
Ich habe ziemlich lange gezögert, bevor ich mich dazu entschlossen habe, die Kritik doch einzustellen. Ich war mir einfach nicht ganz schlüssig, inwiefern ich die Abneigung gegen diesen Film begründen kann, ohne zu sehr auf die "mag ich einfach nicht, ist halt so"-Schiene auszuweichen. Ich wusste halt nicht, ob ich die Argumente weit genug ausführen konnte, dass man sie auch nachvollziehen kann.
Natürlich soll die Kritik, wie du richtig erkannt hast, auch keine Widerlegung der ganzen positiven Meinungen sein - kann ich ja alles nachvollziehen. Aber es stört mich halt was an Shrek, und es ist sicher nicht die Tatsache, dass bei Shrek selbst die bösesten Kritiker zu Konsensbärchen mutieren - ich selbst bin ja auch oft genug ein Konsensbärchen. Für eine Revolution ob der Revolution bin ich keiner, ich falle eigentlich ungerne auf. Aber was gesagt werden muss, muss gesagt werden. Und ich musste sagen, dass ich den Oger nicht mag. Und wenn man so ein Gefühl hat, dann hat das eigentlich auch immer einen Grund. Den herauszufinden habe ich mir mit dem Review zur Aufgabe gemacht. War so ne Art Selbstanalyse, warum ich den eigentlich nicht mag. Vor dem Review wusste ich gar nicht genau, warum...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 23 Januar 2007, 01:46:45
Zitat von: Vince am 23 Januar 2007, 01:41:58
War so ne Art Selbstanalyse, warum ich den eigentlich nicht mag. Vor dem Review wusste ich gar nicht genau, warum...

...aber jetzt bist du offensichtlich therapiert. Und hoffentlich fit genug, mein Stück-für-Stück-Sezieren deiner "Heiligen Kuh" zu überstehen.  :icon_twisted:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 Januar 2007, 02:10:34
Zitat von: Chili Palmer am 23 Januar 2007, 01:46:45
...aber jetzt bist du offensichtlich therapiert. Und hoffentlich fit genug, mein Stück-für-Stück-Sezieren deiner "Heiligen Kuh" zu überstehen.  :icon_twisted:

O weia! Kann ich mich jetzt auf ein massives Anti-Shrekler-Bashing freuen? ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 23 Januar 2007, 03:48:06
Zitat von: Vince am 23 Januar 2007, 01:41:58
Ich hab mich schon gewundert, dass mir noch keiner den Kopf einreißen wollte ob des Verbrechens gegen den guten Geschmack in Form dieser 4/10-Kritik.  ;)

Im Gegenteil! Ich finde "Shrek" grauenvoll (siehe so einige Diskussionen hier) und habe mir deshalb auch den zweiten Teil erspart (allerdings auch das gründliche Lesen deines Reviews, man weiß ja nie). Zumindest ist schon die reine Punktbewertung sehr löblich ... sag ich jetzt einfach mal so.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 Januar 2007, 15:36:10
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 23 Januar 2007, 03:48:06
Im Gegenteil! Ich finde "Shrek" grauenvoll (siehe so einige Diskussionen hier) und habe mir deshalb auch den zweiten Teil erspart (allerdings auch das gründliche Lesen deines Reviews, man weiß ja nie). Zumindest ist schon die reine Punktbewertung sehr löblich ... sag ich jetzt einfach mal so.

Er kommt ja meines Wissens bald im Free TV, da kannst du dann ja mal reinschnuppern. Ziemlich sicher ist, dass du mit der Fortsetzung nie im Leben glücklich werden wirst, wenn du das Original schon nicht mochtest.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 23 Januar 2007, 15:43:53
Zitat von: Vince am 23 Januar 2007, 02:10:34
O weia! Kann ich mich jetzt auf ein massives Anti-Shrekler-Bashing freuen? ;)

Och, das erspare ich mir, zu "Shrek" fällt mir wenig Verwertbares ein.
Nein, ich spreche von deiner OFDb-Jugend, als du naiv und arglos ein von der Filmgemeinde nicht gerade umschmeicheltes Gruselspektakel mit 8 Punkten gewürdigt hast...  :icon_mrgreen:

(für Details bitte ich um Beachtung meines neuesten Reviews)

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 Januar 2007, 16:39:08
Zitat von: Chili Palmer am 23 Januar 2007, 15:43:53
(für Details bitte ich um Beachtung meines neuesten Reviews)

Sehr merkwürdig. Obwohl ich immer die Neu-Sparte durchgehe und der Name Chili Palmer in meinem Kopf immer grell aufleuchtet, habe ich das Review total übersehen. Werde ich jetzt mal durchlesen... ist ja nen ganz schöner Brocken! Mannomann. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 23 Januar 2007, 16:44:26
ZitatNein, ich spreche von deiner OFDb-Jugend, als du naiv und arglos ein von der Filmgemeinde nicht gerade umschmeicheltes Gruselspektakel mit 8 Punkten gewürdigt hast...
Jetzt lasst mir doch mal den Vince mit seiner Dreamcatcher-Review in Ruhe. Ist schließlich eine der wenigen King-Verfilmungen bei der wir beide uns mal relativ einig sind. Das dürft ihr einfach nicht zerstören. :king: :king: :king:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 23 Januar 2007, 16:45:56

Ich zerstöre überhaupt nichts. Ich untermauere.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Fastmachine am 30 Januar 2007, 23:46:57
Ich bin gekommen, mich bei Vince zu beschweren:  :anime:

Im Namen aller verstorbenen und lebenden Mitglieder der Redaktion "DUDEN - Das Fremdwörterbuch" möchte ich vor der Menschheit bekunden: Das haben wir nicht gewollt!

So nicht! DAS kann nicht dein Review zu "Die Unzertrennlichen" sein. Um Gottes willen. Diese Wucherung an Seminarprosa, dieser entfesselte Wahnsinnssatzbau, diese Flutwelle von überflüssigen Fremdwörtern!

Gerade hatte ich ein ausführliches, äußerst lobendes Posting absetzen wollen, das sich mit einem der zuverlässigsten, ausführlichsten und gehaltvollsten Review-Autoren der OFDb auseinandersetzen sollte. Einem Autor, der im Dienste der Menschheit durch die endlosen Weiten des Simpsons-Universums gereist war - ach, alles vergangen, verloren.

Gerade noch hatte ich dein "Jenseits von Eden" Review als vorbildlich rühmen wollen, Augenblicke erst scheinen vergangen, als ich dein "Schnappt Shorty" - Review  genossen habe.



Zitatmutagenen Körperwelten in ihrem fiktionalen Raum-Zeit-Gefüge

? Hab ich nicht verstanden.

Zitatum sich der psychologischen Ebene zu widmen, dem Gedanken hinter der Zwangsneurose der Zwillinge, dem Denken in der kommunalen Kategorie, nur die Hälfte eines Ganzen zu sein.

Die psychlogische Ebene ist der Gedanke hinter einer Zwangsneurose  :00000109: "Denken in der kommunalen Kategorie" -  :eek:

ZitatDie Geschichte nimmt langsam ihren Lauf...
Gut, soll sie.
Zitat...und gibt dramatische Priorität vor
:00000109: Priorität=Vorrang also "dramatischer Vorrang" - oder aber meinst du in etwa, wie ich zu ahnen meine:
"Nachdem Cronenberg seine Geschichte langsam anlaufen läßt, setzt er die dramaturgischen Priroritäten"?

Zitat...Bevorzugung der Triade
- Hilfe, die chinesische Mafia in einem Cronenbergfilm   Gemeint ist eine Dreiecksbeziehung. Ohne Mafiahintergrund.

ZitatDiese Patientin, eine berühmte Schauspielerin, fungiert dann aber als entscheidendes Bruchwerkzeug,
Was ist ein "Bruchwerkzeug"? Hammer? Meißel? Oder ist ein Spaltpilz gemeint, ein Trennmittel, welches auf eine schon vorhandene, aber wohl verborgene Sollbruchstelle in der nur scheinbar unauflöslichen Beziehung der Zwillige einwirkt?

Zitat"Dead Ringers" haftet von Anfang an eine unbehagliche Atmosphäre an, die kaum rational zu entschlüsseln ist
...was du aber schon im nächsten Satz trotzdem erfolgreich versuchst  ;)

Zitatglänzt Irons mit zweckdienlicher mimischer Reduziertheit, die zunächst kaum behaviouristische Abweichungen verrät.
Irons könnte natürlich auch mit einer zweckdienlichen, zurückgenommenen Mimik glänzen, die kaum abweichende Verhaltensmuster verrät, aber "behaviouristische" edel, edel, geht die Welt zu Grunde...

ZitatVorzeichenhafte Beleuchtung paart sich,...
womit? ach nein...
Zitat...trägt dazu bei,
was nun :00000109:
Zitatdie Äquivalenz
... Gleichwertigkeit ...
Zitatin ein Zerrbild des Klischees
ist ein Klischee nicht sowieso ein verfestigtes Zerrbild? ein Zerrbild des Klischees demnach ein "weißer Schimmel" ?
Zitat...vom guten und bösen Zwilling zu ziehen.
Ich ahne auch hier, was du sagen wolltest.

ZitatEin dunkler Witz in diesem pessimistischen Graben.
Was ist ein "pessimistischer Graben", gibt es auch optimistische? Wohl gemeint ist: "... in diesem Abgrund von Pessimismus".

Zitatdoch ihrer Geburt gehört ein unerklärbares Element an, das dem Verstand große Probleme bereitet. Ist es Soziologie?
Soziologie bereitet dem Verstand Probleme?


ZitatWas Cronenberg hier flechtet, ist ein psychosomatisches Gewinde aus Körper und Geist, Intention und Bewusstsein, Separation und Einheit.
:eek: Dieser Satz scheint mir, wäre er ein Film, von Dr.Boll zu stammen- promovierter Sprachsplatter.
Psycho=Geist, Somatisch=körperlich, gut. Psychosomatisch=die Wechselbeziehung von Körper und Geist betreffend. Was ist ein "psychosomatisches Gewinde aus Körper und Geist"? Woraus kann ein psychosomatisches Gewinde noch bestehen, als aus Körper und Geist? Pommes und Majo?
Intention=Absicht...hmm..."Absicht und Bewußtsein" Hä? Was soll denn das bedeuten? Was ist denn das für ein Gegensatzpaar? "Separation und Einheit" - Separation=Absonderung - warum nicht "Absonderung und Einheit"?


Beipackzettel: Das ist kein Verriss des Inhalts des Reviews oder des Reviews im Ganzen, sondern nur einiger sprachlicher Extreme.
Im Übrigen stehe ich für Gegenverrisse bereit.:icon_mrgreen:




Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 31 Januar 2007, 00:29:41
Geil! Heute krieg ich aber Dresche.  :icon_lol: Hankey rügt mich für die 2/10 für Ellen Rimbauer und du bestrafst meine zaghaften Versuche, in Worte zu fassen, was Cronenberg mit dem betont einfach gestrickten "Dead Ringers" an Diskursen entfesselt, die bei weitem nicht so einfach sind wie die Darstellung selbst.

Also, was mich jetzt vollends irritiert, ist das hier:

ZitatBeipackzettel für die Leute, die alles mißverstehen: Das war ein sehr, sehr großes Lob  :respekt:
Im Übrigen stehe ich für Gegenverrisse bereit. Metzelt mich  :icon_mrgreen:

Der Beipackzettel ist für mich irgendwie auf chinesisch oder griechisch oder so geschrieben, denn ich kann ihn nicht ganz entschlüsseln: Soll dieser Mr.-Vincent-Vega-Style-Bretzelburger-Happymaker-Super-Watschn jetzt etwa doch als Kompliment gemeint gewesen sein? Oder bezogst du dich dann doch eher auf den Rest meiner Kritiken? Denn die vernichtenden Einwürfe, die du machst (ich zittere noch am ganzen Leib), haben ja doch Hand und Fuß, wirken nicht wirklich ironisch und sind rein formell zunächst mal nicht zu entkräften. Das Review ist, ALLERDINGS bewusst, voll von unnötigen, überkandidelten, wissenschaftlichen Termini der übelsten Sorte, bei denen sich kein normaler Mensch die Mühe macht, sie zu übersetzen. Na ja, außer du, denn du hast die terminologischen Auswüchse allesamt treffend scharf in Alltagssprache übersetzt - Kompliment.  ;)

Warum ich bewusst so einen Wust geschrieben habe? Also erstens schreibe ich natürlich nicht beruflich für ein Magazin - als ofdb-Rezensent darf ich alles!  :icon_lol: Vor allem aber habe ich immer Spaß daran, die formelle Ausrichtung meiner Kritiken auch den entsprechenden Film charakterisieren zu lassen. Ich greife quasi - jetzt wirds eklig - in die vaginale Öffnung der Filmanalyse und taste nach dem mutierten Inneren, das ich nur durch abartige Wortbildungsmetastasen adäquat darzustellen können glaube. Die gut lesbaren Vereinfachungen, die du hier anbietest, sind dann vielmehr die glatte Haut, die die Innereien bedeckt. Wäre sicherlich praktischer, klüger, besser gewesen, hätte sich angeboten, hätte argumentativ die gleichen Punkte ansprechen können, aber es hätte eben von außen viel glatter ausgesehen. Und das wollte ich in diesem Fall nicht.

Wobei ich damit jetzt nicht behaupten will, dass ich diese Problematik voll unter Kontrolle hätte. Ich habe einen gewissen Hang zu komplizierten Ausdrücken, das muss ich offen zugeben. Interessant, dass du als Gegenbeispiel oben die "Jenseits von Eden"-Kritik ansprichst, denn ich selbst finde auch, dass ich dieses Problem bei der Kritik recht gut in den Griff bekomme - bei einigen Universal-Horror- oder Hitchcock-Reviews auch.

Ansonsten danke für die Killerworte - ob sie nun als Kritik oder als Lob gemeint waren - und wenn dir nochmal danach ist, schau dir mal meine Kritik zu "Strange Days" an. Muarharhar...

EDIT: Zum Zusammenhang zwischen Absicht und Bewusstsein hat Searle meines Wissens einiges geschrieben.  ;) Ich wollte damit auf den Unterschied zwischen absichtsvollem Handeln und unterbewusstem Handeln hinaus, falls das deine Frage beantwortet... etwa in der Szene, als Beverly seinem Bruder sagt, dass er ja schon immer in die reine Forschung gehen wollte (was übrigens wiederum mit inneren Dissonanzen zusammenhängt... ein unglaublich komplexes Feld, ich sag's ja).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Fastmachine am 31 Januar 2007, 00:42:39
ZitatAnsonsten danke für die Killerworte - ob sie nun als Kritik oder als Lob gemeint waren

Ups - ich sehe ein, das war übertrieben von mir, wofür ich mich entschuldige - ich habe nur dein Review gelesen und bin etwas irre geworden vor den Fremdwortballungen, die ich so nicht von dir kannte. Tut mir leid- "Killerworte" - sollen das gewiss nicht sein, sowas lass ich bleiben, ich entschärfe die Spitzen mal. Der Inhalt deines Reviews ist nämlich , wie immer, gut. Ich habe ihn allerdings nicht wie sonst, aus der Hülle pulen können.

Reumütig, Fastmachine
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 31 Januar 2007, 00:48:04
Ach was, passt schon. Ich bin ein großer Junge, ich halte das aus.  ;)
So, ich geh mich jetzt mal in den Schlaf weinen...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 31 Januar 2007, 01:06:53
@Fastmachine:

Warum hast du entsprechende Passagen, die auf mich hinwiesen, wieder herauseditiert? Ich fühlte mich schon fast geehrt. :bawling:

Zum Thema: Ich habe die Kritik heute angeklickt, aber nicht gelesen. Tatsächlich wollte ich demnächst selbst ein Review zum Film verfassen und habe mir diesbezüglich schon einiges zusammengebastelt, möchte mich also ungern beeinflussen lassen, weder bewusst noch unbewusst. 8/10 sind als Wertung imo recht wenig für den Film, aber diese Aussage hier schockiert mich dann doch etwas:

Zitat von: Vince am 31 Januar 2007, 00:29:41
und du bestrafst meine zaghaften Versuche, in Worte zu fassen, was Cronenberg mit dem betont einfach gestrickten "Dead Ringers" an Diskursen entfesselt, die bei weitem nicht so einfach sind wie die Darstellung selbst.

Einfach gestrickt? :eek: Ich persönlich kenne keinen komplexeren Cronenberg als diesen. :00000109:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 31 Januar 2007, 01:12:21
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 31 Januar 2007, 01:06:53
8/10 sind als Wertung imo recht wenig für den Film,
Du hast meiner Erinnerung nach eine 9/10 gegeben... der eine Punkt macht den Kohl auch nicht fett. ;)

ZitatEinfach gestrickt? :eek: Ich persönlich kenne keinen komplexeren Cronenberg als diesen. :00000109:

Es freut mich außerordentlich, dass du das sagst, denn genau das ist meine Aussage in der Kritik. Das mit dem einfach gestrickt bezieht sich rein auf die vordergründige Ebene - eine Geschichte nach einer wahren Tatsache, ein Zwillingspaar, das durch eine Frau auf eine elementare Erkenntnis stößt. Das ist die genannte einfache Ebene - und meine Kritik besteht eben daraus, die Komplexität zu beschreiben, die sich daraus entfaltet. Und das hat mich eben zu den Fremdwörterorgien hinreißen lassen, die Fastmachine nicht zu Unrecht kritisiert hat.

Auf deine Kritik bin ich natürlich jetzt schon sehr heiß. Hoffentlich dauert's nicht mehr allzu lange. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 31 Januar 2007, 11:26:58
Oha, Vince bespricht einen Cronenberg, noch dazu einen, den ich mir - welch Zufall aber auch - in naher Zukunft auch mal vorgenommen hatte. "Die Unzertrennlichen" ist, wie ich finde, wieder ein ganz typischer Cronenberg-Film, nämlich ein sehr unbequemer. Während in seinen richtig fleischigen Körperfilmen auch immer etwas psychisch Verformtes unter der Oberfläche suppt, befindet es sich hier fast nur "subkutan", um es mal in Vince' medizinischem Fachtermini zu sagen ;). Und ich finde auch, unbequeme Filme erfordern auch unbequeme Rezensionen. Sprachlich gibt es dafür dann ja ganz verschiedene Möglichkeiten, an die Sache heranzugehen. Meiner Meinung nach passt dieser klinisch-medizinische Stil, weil er, wie Vince das ja selbst beabsichtigte, den Charakter des Filmes unterstreicht. Also ich halte das Review für sehr gelungen, auch wenn ich wohl andere Schwerpunkte gesetzt hätte, und ziehe zumindest meinen Hut, weil ich weiß, dass das ein wirklich schwieriger Film ist.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 31 Januar 2007, 12:36:42
Ich danke dir. Na, dann ist ja in Zukunft zumindest ein ganzer Haufen neuer hochwertiger Kritiken zum Film zu erwarten, die das Ganze mit Sicherheit sinnvoll ergänzen.

Und für einen Cronenberg war es einfach mal an der Zeit. Es sollte zuerst "Spider" sein, habe mich dann aber doch für die Besprechung von "Die Unzertrennlichen" entschieden.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 31 Januar 2007, 15:36:11
Zitat von: Vince am 31 Januar 2007, 00:29:41
Geil! Heute krieg ich aber Dresche.

Von mir nicht, da ich die "Unzertrennlichen" nicht gesehen habe und deshalb nur ein paar müde Kessler-Witze zum Thema beitragen könnte. Muss ja nicht sein. Dafür kann ich auf ein in der Cronenberg-Diskussion versickertes Filmchen eingehen, welches du kurz erwähnt hast...

Zitat von: Vince am 31 Januar 2007, 00:29:41
Hankey rügt mich für die 2/10 für Ellen Rimbauer

Fragt sich nur, warum.  :icon_mrgreen:
Ernsthaft, Hankey, dieses Zelluloidvalium stützende Beweise auf den Tisch!
Das waren ja wohl die längsten anderthalb Stunden meines Lebens (oder war das eher "Gerry"?), ein dickes Danke an Craig Baxley, der mich hiermit auf die recht spannende Innenseite meiner Augenlider aufmerksam machte.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 31 Januar 2007, 19:34:05
Zitat von: Vince am 31 Januar 2007, 00:29:41
Ich greife quasi - jetzt wirds eklig - in die vaginale Öffnung der Filmanalyse und taste nach dem mutierten Inneren, das ich nur durch abartige Wortbildungsmetastasen adäquat darzustellen können glaube.

Was ist daran eklig, wenn die Vagina der richtigen Frau gehört :icon_razz: :LOL:? Wie auch immer, ich finde, dass dir die Operation gelungen ist, zumindest medizininteressierte Leser haben eine wahre Freude an deinem klinisch kryptischen Kauderwelsch :icon_mrgreen: ;).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 31 Januar 2007, 20:21:00
Zitat von: red shadow am 31 Januar 2007, 19:34:05
Was ist daran eklig, wenn die Vagina der richtigen Frau gehört :icon_razz: :LOL:?
Na, der Knackpunkt ist ja der, dass ich hier von der Vaginalöffnung einer Filmanalyse spreche, nicht von der einer Frau... und mit einer Filmanalyse will ich's ungern treiben - ich wüsste auch gar nicht wie.  :icon_lol:


ZitatWie auch immer, ich finde, dass dir die Operation gelungen ist, zumindest medizininteressierte Leser haben eine wahre Freude an deinem klinisch kryptischen Kauderwelsch :icon_mrgreen: ;).

Danke, obwohl Mediziner sicherlich einiges an der Korrektheit der Begriffe auszusetzen haben, denn Medizin habe ich ja nie studiert...
Ansonsten freut euch einfach, dass ich parallel zweimal Trash besprochen habe. Sollte doch mehr als genug oberflächlicher Ausgleich sein.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 31 Januar 2007, 21:05:22
Zitat von: Vince am 31 Januar 2007, 20:21:00
Na, der Knackpunkt ist ja der, dass ich hier von der Vaginalöffnung einer Filmanalyse spreche, nicht von der einer Frau... und mit einer Filmanalyse will ich's ungern treiben - ich wüsste auch gar nicht wie.  :icon_lol:


Danke, obwohl Mediziner sicherlich einiges an der Korrektheit der Begriffe auszusetzen haben, denn Medizin habe ich ja nie studiert...
Ansonsten freut euch einfach, dass ich parallel zweimal Trash besprochen habe. Sollte doch mehr als genug oberflächlicher Ausgleich sein.  ;)

Okay, das gibt dem Begriff Filmliebhaber eine neue Bedeutung :icon_eek: :icon_mrgreen:.

Übrigens, falls es dich nach all der Kritik beruhigt - die Begriffe wirken korrekt ;).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 31 Januar 2007, 21:50:53
ZitatUnd für einen Cronenberg war es einfach mal an der Zeit. Es sollte zuerst "Spider" sein, habe mich dann aber doch für die Besprechung von "Die Unzertrennlichen" entschieden.

Lustig, denn den wollte ich ebenso in nächster Zeit mal unter die Lupe nehmen. Ist auch ein sehr interessantes Stück Zelluloid und im Cronenberg-Werk den "Unzertrennlichen" in meinen Augen gar nicht unähnlich, also auch wieder ziemlich vertrackt, minimalistisch und psychologisch. Hoffe natürlich, dass es das dann mit den "Unzertrennlichen" nun nicht gewesen ist, zu "Spider" also noch was kommt und du dich vielleicht noch dem einen oder anderen freakigen Film des Kanadiers widmen wirst.

Zitatein dickes Danke an Craig Baxley, der mich hiermit auf die recht spannende Innenseite meiner Augenlider aufmerksam machte.

Lol.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Fastmachine am 1 Februar 2007, 21:18:28
Zitat von: Sarge am 31 Januar 2007, 11:26:58
Und ich finde auch, unbequeme Filme erfordern auch unbequeme Rezensionen. Sprachlich gibt es dafür dann ja ganz verschiedene Möglichkeiten, an die Sache heranzugehen. Meiner Meinung nach passt dieser klinisch-medizinische Stil, weil er, wie Vince das ja selbst beabsichtigte, den Charakter des Filmes unterstreicht.

Das ist natürlich eine Sicht auf die Gestaltung des Reviews, die ich nicht bedacht habe. Vielleicht habe ich nur die Fremdwortballungen gelesen, mich aufgeregt und einen Tunnelblick bekommen. So etwas vernebelt ja die Wahrnehmung des Ganzen.
In der Tat bildet Vince sprachlich eine Art klinische Welt nach, worauf du zu Recht hinweist. Wobei mich die medizinischen Fachwörter am wenigsten gestört haben, auch wenn ich nicht vom Fach bin und von manchen noch nie gehört habe, wie etwa von der famosen ,,fetalen Inklusion". Was man sich darunter vorstellen kann, wird ja von Vince im Text erklärt – also kein Problem.
Meine Kritik war aber - einseitig - auf andere Wörter gerichtet. 

Der Film ist unbequem und tatsächlich ebenso ungewöhnlich wie bemerkenswert, auch im Werk Cronenbergs. In der Beurteilung des Ganzen möchte ich Vince weitgehend folgen, hätte aber, wie Sarge, andere Schwerpunkte gesetzt. Ein inhaltlich und stilistisch unbequemes Review, um dies zu unterstreichen – warum nicht? Nur mag man sich streiten, wo die Grenze von ,,stilistisch unbequem" und ,,überflüssiger Leseerschwernis" liegt.

Vielleicht lag meine bedauerlicherweise überscharfe Reaktion auch darin begründet, dass ich von Vince nicht nur inhaltlich tiefgehende, sondern auch stilistisch flüssige, leserfreundliche Reviews gewohnt bin. Vielleicht war ich auch nur schlecht drauf. Ich werde das Review mal vierzehn Tage sacken lassen und dann in Ruhe noch mal lesen.

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 Februar 2007, 21:27:01
Na, ich gebe ja auch selbst zu, dass deine Kritik alles andere als unberechtigt ist. Das passt schon so, wirklich! Ich nehme mir das auch zu Herzen, wollte aber eben auch verstanden wissen, dass das für mich ein Stilmittel ist, die Form meiner Rezension zusätzlich zum Inhalt zu einem Bedeutungsträger aufzubauen. Das habe ich mir eben gerade bei solchen Filmen zur Gewohnheit gemacht.
Ich wollte auch ein wenig das Ungemütliche offenbaren, das Cronenberg ja oberflächlich gesehen gar nicht zeigt. Wer nicht mit voller Aufmerksamkeit bei der Sache ist, wird glauben, "Die Unzertrennlichen" sei ein "normales Drama" um ein Zwillingspaar, in dessen Leben eine Frau tritt. Dass dem nicht so ist, will ich verdeutlicht haben. Wobei ich teilweise stark an meine Grenzen gelangt bin, weil der Film wirklich unheimlich schwierig zu besprechen ist.

Dass ihr andere Schwerpunkte gesetzt hättet, ist ja übrigens auch gut so - ist doch optimal, wenn jeder auf eine andere Weise an den Film herangeht. Wobei ich sagen muss, ich habe mir den Ansatz vorher so nicht ausgesucht, er hat sich während des Schreibens ergeben.

Ansonsten habe ich meine heutige Kritik zu "Das Mädchen aus dem Wasser" betont einfacher gehalten - die wird dir vermutlich mehr zusagen. Hoffentlich. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 2 Februar 2007, 03:07:54
Obwohl ich "Das Mädchen aus dem Wasser" noch nicht gesehen habe, habe ich mir mal deine Kritik durchgelesen, aus reiner Neugierde, weil mir deine sehr positive Wertung sofort ins Auge stach.

Über den Inhalt kann ich folglich nichts sagen, aber was ich unbedingt loswerden muß, ist, daß du mir bezüglich Shyamalan aus der Seele sprichst (ich hätte es garantiert nicht besser formulieren können), denn ich störe mich wahnsinnig an den derzeit so populären Aussagen zahlreicher Kritiker, seit "The Sixth Sense" habe Shyamalan ja nichts Dolles mehr auf die Beine gestellt. Was er auch macht, stets wird das Haar in der Suppe gesucht: "Unbreakable" hat gegenüber "The Sixth Sense" den viel schwächeren Schlußtwist, "Signs" bietet feindlich gesinnte Aliens auf, die sich vor Wasser fürchten und trotzdem die Erde erobern wollen, und überhaupt strotzt das Skript voller logischer Fehler, "The Village" ist vorhersehbar. Shyamalans unbestrittene Qualitäten als Regisseur werden dabei äußerst gern in den Hintergrund gedrängt oder gar nicht erst erwähnt. Er inszeniert fortwährend gegen den hollywoodschen Strich, erzählt erfrischend still in wunderschönen Bildern seine ungewöhnlichen Geschichten - und kaum einer honoriert's. Schade, ein gnadenlos unterschätzter Mann.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 Februar 2007, 12:40:10
Du sagst es! Und wenn ich mir dann teilweise noch anhören muss, dass der Mann total überschätzt sei, dreht sich mir alles um. Ich habe ja die Hoffnung, dass sich bewahrheitet, was Bretzelburger in seiner Kritik formulierte, dass "Das Mädchen aus dem Wasser" erst viele Jahre später wirklich geschätzt wird. Ich finde, das kann man auf die komplette Vita Shyamalans übertragen - vielleicht werden seine Arbeiten erst dann gewürdigt, wenn er schon nicht mehr aktiv ist.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 2 Februar 2007, 12:41:12
Das wird ja immer besser hier. :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Moonshade am 2 Februar 2007, 12:55:20
Naja, selbst Hitchcock hat inhaltlich rückblickend einige Gurken abgeliefert, zb. "Spellbound", bei dem sich jeder Psychoanalytiker im Grabe drehen würde - und dennoch ist der Film faszinierend.
Manchmal muß eben die Logik draußen bleiben...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 Februar 2007, 13:26:54
Zitat von: Mr. Vincent VegaDas wird ja immer besser hier.  :icon_lol:
Da haste Spaß, wa?  ;)

ZitatNaja, selbst Hitchcock hat inhaltlich rückblickend einige Gurken abgeliefert, zb. "Spellbound", bei dem sich jeder Psychoanalytiker im Grabe drehen würde - und dennoch ist der Film faszinierend.
Manchmal muß eben die Logik draußen bleiben...
Zumal das beim "Mädchen aus dem Wasser" ja auch noch in der Prämisse verankert ist, dass es eben nicht logisch sein muss - im Gegensatz zu "Spellbound", den ich übrigens bei aller inhaltlicher Unzulänglichkeit auch so etwa mit einer 8/10 bewertet haben müsste.
Wobei man "Spellbound" vielleicht noch zugute halten kann, dass er sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Psychologie stützt, und solche Erkenntnisse können mit der Zeit bekanntlich veralten und vieles von dem, was in den Dreißigern und Vierzigern von seriösen Wissenschaftlern behauptet wurde, hat heute oft schon unfreiwillig komische Züge.



Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 2 Februar 2007, 14:01:43
Hier geht es nicht um Wissenschaft oder Psychologie, die können bleiben wo sie sind. Ich schlüpfe nicht in die Rolle eines Psychologen, wenn ich "Spellbound" schaue, sondern in die eines Träumers, der gefangen in einer Erzählung ist, die sämtliche Räume auflöst. Es ist eine Frage der Magie - wer kann zaubern, wer kann nicht zaubern? Shyamalan ist ein großer kleiner Junge, der als Kind womöglich mit seinem besten Freund irgendwo in einem Wüstenzelt B-Picturs und später Hitchcocks gesehen hat und es liebte, nicht zu wissen, was geschehen werde, sich völlig der Kraft eines Filmes hinzugeben. Vermutlich haben ihn besonders die Reaktionen seines Gegenübers angetörnt, der Reiz des Unerwarteten, das Spiel mit dem Überraschungseffekt. Also reproduziert er diese Wahrnehmungen; nur, dass er sie noch übersteigern möchte, sozusagen mit dem Wüstenzelt im Hinterkopf. Was er nicht kann, ist, sich zu entscheiden: Narratives Kino? Oder ein Kino der visuellen Illusion? Immerhin hat sein Meister beides miteinander vereint, und wie ich frech zu behaupten wage, weiß das Shyamalan nur bedingt, bedenkt man seine fast grotesken Aussagen auf diversen Hitchcock-DVDs (Dial M for Murder bsp.). Mit dem starken Drang sich zu behaupten - seine Filme sind fast ausschließlich nur auf den Schlusseffekt hin produziert - und das Medium für spielerischen Narzissmus zu missbrauchen, habe ich kein Problem, vielmehr schafft es der Mann nicht, über lasche Kartenspielertricks hinauszuwachsen. Eine nette Twilight Zone-Folge kann freilich nie schaden, doch unnötig aufgebläht und mit Appellen an die bösen Kritiker, die ihn so unterschätzen würden ,etikettiert, verdient es nicht viel mehr Aufmerksamkeit, als es auch bekommt. Zumal der Budenzauber sich nach sukzessivem Einsatz von selbst erschöpft - und ausgerechnet der erste Film, der eine Entscheidung oben genannten Sachverhaltes unabdingbar machte, nämlich die Lady im Wasser, der offenbarte die ganze Schutzbedürftigkeit des kleinen Jungen aus dem Zelt. Denn da wo der Mann bislang immer vorgab, narratives Überraschungskino zu zaubern, an dessen Zipfel immer eine Twistorama-Orgie hing, da offenbarte sich ganz plötzlich doch der Hang zum Visuellen. Zumindest für mich war die Lady spannungslos und vorhersehbar (und ein Betrug gegenüber dem, was der Mann bis dato vorgaukelte), wären da nicht die strengen Christopher Doyle-Bilder gewesen. Und da mich der Film, der sich noch deutlicher als alle zu vorigen des Mannes genau jene Hitchcock-Magie zu eigen machen wollte, völlig kalt ließ, weil ich diesen Versuch vorschnell bemerkte (zu meinem Bedauern), erhoffte ich ein jähes Ende der Gute-Nacht-Geschichte, um endlich schlafen und Ruhe finden zu können. In etwa so: Was Hitchcock durch Nuancen evoziert, donnert Shyamalan mit Hammer und Nägeln in Zelluloid - hinterrücks natürlich. Denn wir sehen nur den (Aushilfs)Magier, der seinen Freunden die neuesten Tricks vorführt. Dass diese aus der neuen Edition der "Zaubern leicht gemacht"-Reihe stammen und alsbald durch eine neue, verbesserte Auflage ersetzt werden, interessiert wenn überhaupt nur den grimmigen Mann mit dem Notizblock in der letzten Reihe. Alle Voraussagungen, man würde Shyamalan irgendwann erst wirklich zu schätzen wissen, erscheinen mir völlig konstruiert. Die Halbwertszeit ist womöglich bereits jetzt schon überschritten, wo längst neue Kinder im Wüstenzelt lauern, die mal ganz groß werden wollen. So groß wie Hitchcock.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 Februar 2007, 14:13:57
Und dieses Statement bestätigt alles, was ich in meiner Kritik ausdrücken wollte. Die Kritiker suchen den Fehler beim Film, anstatt zu erkennen, dass sie selbst schon viel zu abgeklärt sind, sich auf ein Märchen einzulassen in der Erwartung, überrascht und geführt zu werden. Aber seit wann überrascht ein Märchen? Von "Es war einmal" bis "Und wenn sie nicht gestorben sind..." überrascht ein Märchen zu keinem Zeitpunkt. Du bist halt nur nicht mehr der kleine Junge, sondern ein über alle Mechanismen erhabener Filmkritiker, der alles zu durchschauen glaubt und sich von augenscheinlicher Unfähigkeit des Regisseurs blenden lässt, einen Houdini-Zaubertrick zu vollführen. Du magst darin einen Zauberkasten für Kinder erkennen, aber dann bist du ja im Grunde dafür zu bedauern, den Film nicht mehr mit den Augen sehen zu können, mit denen er gesehen werden sollte. Und genau deswegen sage ich, vielleicht wird nachträglich Anerkennung kommen, weil man später möglicherweise ein distanzierteres Blickfeld aufbauen wird und nicht mehr so auf den "faulen Budenzauber" anspringt, den jetzt jeder ach so gerne sehen will.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 2 Februar 2007, 14:43:39
Nun, das erscheint mir wesentlich zu simpel geformt, wie eine Flucht in die Wahrnehmung neben der Wahrnehmung, um Defizite in geniales Kalkül umzudichten (und bei aller Unschuld, die der Film für dich offenbar ausstrahlt - er ist dennoch kalkuliert, und nicht zu knapp bemessen). Gerade bei mir, so möchte ich selbstbewusst behaupten, verfehlt dein Argument sicheren Boden und erleidet eine mittelschwere Bruchlandung, denn ich bin sozusagen der Dawson Leery meines selbst erbauten Capesides, der in alle Himmelsrichtungen schreit: "Wenn ich Realität möchte, dann schaue ich aus dem Fenster!". Ich liebe das naive Märchenkino, das mich manipuliert und als berechenbares Wesen begreift, nicht umsonst verteidige ich fast jeden Spielberg-Film, obwohl ich (als der abgeklärte Filmmensch, als den du mich zeichnest) um deren überdeutliche Schwächen weiß. Was du meines Erachtens völlig außen vorlässt, ist die Tatsache, dass man die Lady im Wasser sicherlich als einfache Geschichte begreifen kann, von der man ohne Erwartungen oder den Blick eines Analytikers verzaubert würde, der Film aber z.B. aufgrund seiner ausgefeilten Bildästhetik Seherwartungen und auch die Aktivierung derer voraussetzt bzw. gar herausfordert. Denn nur auf dieser Ebene scheitert er ja auch grandios, weil er die durch sich selbst evozierten Erwartungen nicht erfüllen und so als Impertinenz funktionieren möchte, die mit den (aktivierten!) Erwartungen des Zuschauers bricht und sich als gradlinige, komplett phantastische Geschichte erweist. Wir reden hier ja nicht von Spielberg, der mit E.T. ein Kino auf Augenhöhe seiner Zuschauer zauberte und sich (noch bis heute) als einziger wirklich auf diese Ebene "herabseilte". Nein, wir reden von Shyamalan, dem Filmkenner und Bewunderer, der neben der von dir konstatierten einfachen, grundehrlichen Märchenfantasie mühsam mehrere Ebenen erreichen möchte, um an die Doppelbödigkeit seines Vorbildes anknüpfen zu können (und niemand wird ernsthaft behaupten, dass er das nicht möchte). Zumal du auch außer Acht lässt, dass der aufgeklärte (gefällt mir besser als "abgeklärte") Zuschauer, also derjenige, der über Sehgewohnheiten verfügt und fähig ist, postmodernes Kino zu rezeptieren, die einfache Ebene des Films genauso wahrnehmen kann, das muss sich keinesfalls ausschließen. Zu behaupten, der Film könne nur dann gänzlich funktionieren, würde man dies ausblenden und sich völlig auf die Ebene eines Märchens begeben, ohne ihn als Film zu begreifen, und man - falls nicht - "zu bedauern" wäre, halte ich für engstirnig, zumal das derart naiv ist, dass selbst Shyamalan dies niemals im Sinn haben würde (und sein Werk dann niemals so grundsätzlich filmisch entworfen hätte). Denn wenn ein Film im Jahre 2006 seine ganze Funktionskraft auf ein Minimum bzw. Nicht-Vorhandensein von Seherwartungen hin konstruiert (das wäre die logische Folge deines letzten Postings), halte ich dies für ein Armutszeugnis, das selbst Shyamalan nicht verdient hat. Im Übrigen mag ich den Mann, sogar sehr, falls das nicht deutlich geworden ist.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 2 Februar 2007, 18:08:13
Da schaue ich nichtsahnend die neuesten Reviews an, sehe ein "Lady in the water"-Review (aha!) von Kollege Vince (ahaa!), klicke es an und entwickle sofort den selben Gedanken, den Mr. Vincent Vega an dieser Stelle schon zu "Dreamcatcher" in Worte fasste:

ZitatWoooaaas? 8/10 für diesen unglaublichen Megaquark?
:icon_mrgreen:

Nun, auf Noten gebe ich gemeinhin wenig, wichtig ist, was da schwarz auf weiß steht, und da steht bei dir erstmal ´ne Menge.
Und ich muss nach beendeter Lektüre sagen, besser hätte ich den Film auch nicht in Textform gegen all die Ignoranten da draußen verteidigen können, das liest sich wirklich unheimlich gut. Nur leider gehöre ich auch zum Heer ebenjener Ignoranten, weswegen mich ein wenig das Gefühl beschleicht, dass du hier gerade einen Film mit deinen Worten golden anpinselst, der das gar nicht verdient hat.
Shyamalans Stärke lag für mich bisher immer in seiner Fähigkeit begründet, alle möglichen Geschichten seinem ästhetischen Kosmos anzupassen. "The Sixth Sense", "Unbreakable", "Signs", da haben wir einmal eine Geistergeschichte, dann einen Superheldenfilm, als nächstes eine Alieninvasion. Dennoch wirken diese Filme allesamt wie aus einem Guss, obwohl sie doch für sich betrachtet Genres repräsentieren, die nach gängiger Meinung grundverschiedene Herangehensweisen erfordern. Shyamalan strafte diese Meinung Lügen, mehr noch, er führte uns fast schon hämisch die Mechanismen des Spannungskinos vor. Wenn bei ihm ein Babyfon knistert, ist das spannender, als wenn Emmerich das Weiße Haus einäschert. Bei ihm sind selbst alltägliche Vorgänge mit übernatürlicher Bedeutung aufgeladen. Deshalb war es auch nie nötig, zu betonen, dass es sich hier um moderne Märchen handelt. Das unausgesprochene, Shyamalans Stil innewohnende Geheimnis der Zurücknahme.
Und nun kommt "Lady in the water" dahergepoltert, ein Kind, dass dieses Geheimnis nicht für sich behalten kann und dem Zuschauer alles ins Ohr plärrt: "Kuck´ mal hier, so erzählt man Geschichten, so führt man Figuren und ihre Funktionen ein, das hier ist das Problem der Narration, dies hier ist ein dramaturgisches Element, und kuck´ mal da, da läuft mein Regisseur und Schöpfer durchs Bild!"
Alles an diesem Film schreit nach Shyamalans Wunsch, sich mitzuteilen, ohne auch nur ansatzweise in Erwägung zu ziehen, dass dies doch durch die Vorgängerwerke bereits gelang. 
Zudem sah ich ihn immer als über kleinliches Gekrittel erhabenen Regisseur an, eine Vorstellung, die er mit der schmerzlich offensichtlichen Figur des Filmkritikers zunichte macht. Hier bricht ebenjene "Realität" in seinen Kosmos ein, die dort nie etwas verloren hatte. Warum muss ich mich jetzt auch schon innerhalb seiner Werke mit der Grundsatzdebatte über sein Schaffen auseinandersetzen? Trefflicher kann man den intendierten Eskapismus wirklich nicht torpedieren. Welcher ja auch das größte Problem des Films darstellt, denn hier wird schlichtweg vom Zuschauer verlangt, sich wieder in kindische Denkprozesse einzufühlen, um Zugang zur Geschichte zu erhalten. Das kann es doch nicht sein. Wie Mr. VV schon mit dem Blick Richtung Spielberg andeutete: Dessen Talent als Regisseur liegt darin begründet, dass man sich bei Ansicht seiner Filme wieder wie ein Kind fühlen kann, ohne dass ein geistiges "Herableveln" erforderlich ist.

Um das nochmal klar zu stellen: Ich bin ein großer Fan von Shyamalans Filmen, habe nie einen qualitativen Absturz nach "Sixth Sense" ausmachen können (im Gegenteil, "The Village" ist mein Lieblings-Shyamalan), fühlte mich nie zur "ich-will-ein-überraschendes-Ende"-Fraktion zugehörig und bin auch jetzt noch auf sein nächstes Werk gespannt wie ein Flitzebogen.
"Lady in the Water" halte ich jedoch für einen aus falschen Überlegungen geborenen Fehltritt. Wenn man mit seinen Kritikern Haschmich spielen will, sollte man nicht unbedingt einen Film darüber drehen.   


Moment, Edith möchte noch etwas sagen:
Dein "Sharkman"-Review: Große Klasse. Mit einem Absatz, der in Stein gemeißelt gehört:
ZitatOberlippenbart, weißer Kittel, zusammengekniffene Lippen und ein Gesichtsausdruck, als müsse er in der nächsten Drehpause scheißen - das reicht, um ihn zum besten Mann auf dem Set zu machen.
:rofl:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 Februar 2007, 19:22:40
Okay Jungs, ich will es mal so sagen. Wenn ihr den Standpunkt wirklich einnehmt, den ihr hier beschreibt, dann müsstet ihr ja zumindest Verständnis aufbringen für meinen Standpunkt zum "Mädchen aus dem Wasser". Denn ich bin jemand, der zuerst nach Gefühl geht und anschließend dann versucht, dieses Gefühl argumentativ zu untermauern. Eine also eher intuitive Vorgehensweise, die doch dem entsprechen sollte, als was ihr euch selbst zumindest bezüglich Shyamalans Filmen definiert. Und Fakt ist: wenn da Kalkül da war, ein Kampf mit den Kritikern - und das bestreite ich ja alles nicht, letzteres ist ja sogar mehr als offensichtlich - dann hat es mich schlicht und einfach nicht gestört. Ich habe da eine abgeschlossene Welt gesehen, in die ich eintauchen konnte, und das deutlich besser als bei "The Village", den ich persönlich als schwächsten Film Shyamalans erachte - im gegensatz zu Chili, der ihn zu seinem Lieblings-Shyamalan erklärt. Mein Favorit ist "Unbreakable", ich kenne genauso Fans von "Signs", andere wiederum ziehen "The Sixth Sense" allen anderen vor und vermutlich wird so mancher noch "Das Mädchen aus dem Wasser" als sein Lieblingswerk küren. Ich glaube nicht, dass diese Filme, ALLE diese Filme, so einfach zu entschlüsseln sind, wie es vordergründig den Anschein hat. Die Argumentation in Mr. VVs Kritik will ich auch gar nicht angreifen, sie hat selbstverständlich ihre Berechtigung - aber ich finde es ein wenig einnehmend, die alleinige Legitimation dieser Sichtweise zu beanspruchen. Wobei ich selbst in meiner Kritik auch so eine Tendenz einnehme, allerdings nur in Reaktion auf die tendenzielle Ignoranz gegenüber Shyamalans Schaffen. Und das richtet sich jetzt natürlich nicht an euch, da ihr den Mann ja prinzipiell durchaus zu schätzen scheint, sondern gegen die, die ab "Unbreakable" anfingen zu meckern.
Was ich allerdings schon noch loswerden muss: Kann man es wirklich verantworten, einen technisch mal wieder derart ausgefeilten Film, der sich so tapfer gegen alle aktuellen MTV-Trends stemmt, mit einer Note zu bewerten, die unter 5/10 liegt? Auch wenn wir den Noten freilich nicht zuviel Bedeutung beimessen wollen? Es ist nur so, unter einer 3/10 verstehe ich eben Filme der Kategorie "Ellen Rimbauer". ;)

@Chili: Für das Lob gen Sharkman bedanke ich mich natürlich... der Satz hat mich Blut und Schweiß gekostet.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 2 Februar 2007, 19:35:29
Zitat von: Vince am  2 Februar 2007, 19:22:40
"The Village", den ich persönlich als schwächsten Film Shyamalans erachte - im gegensatz zu Chili, der ihn zu seinem Lieblings-Shyamalan erklärt.

Das musst du mir irgendwann nochmal genau beipulen, warum du den nicht so magst. Vermutlich aus dem selben Grund, warum ich "Lady" nicht mochte: Aus dem Bauch heraus.
Sollte hier der Schlüssel zur Shyamalan-Kontroverse liegen? Kann man Kritik an seinem Werk nur fühlen?
Das führt uns ja in Hippie-Gefilde, au Backe...  :icon_lol:

Zitat von: Vince am  2 Februar 2007, 19:22:40
Für das Lob gen Sharkman bedanke ich mich natürlich... der Satz hat mich Blut und Schweiß gekostet.  ;)

Wenn man es so betrachtet, kann ich dir nur wünschen, dass du auch bei künftigen Trash-Besprechungen blutest und schwitzt.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 Februar 2007, 19:49:30
Zitat von: Chili Palmer am  2 Februar 2007, 19:35:29
Das musst du mir irgendwann nochmal genau beipulen, warum du den nicht so magst.
Ich hab damals nach dem Kinobesuch auch eine Kritik geschrieben, die kannst du dir gerne mal durchlesen, ABER mit dem Inhalt dieser Kritik bin ich bei weitem nicht mehr zufrieden. Ich würde das heute alles viel anders begründen, aber vom Gefühl her bin ich nach wie vor auf meinem Standpunkt verharrt.

ZitatVermutlich aus dem selben Grund, warum ich "Lady" nicht mochte: Aus dem Bauch heraus.
Sollte hier der Schlüssel zur Shyamalan-Kontroverse liegen? Kann man Kritik an seinem Werk nur fühlen?
Das führt uns ja in Hippie-Gefilde, au Backe...  :icon_lol:
Genau... und vielleicht find ich Shyamalan auch einfach nur deswegen gut, weil er der einzige Inder ist, den ich kenne, der NICHT tanzt.  :icon_mrgreen:

ZitatWenn man es so betrachtet, kann ich dir nur wünschen, dass du auch bei künftigen Trash-Besprechungen blutest und schwitzt.  ;)
Nun, vielleicht lieber nicht, sonst ergeht es mir am Ende wie Sideshow Bob... "Sideshow Bob! Warum nimmst du nicht einfach einen Kugelschreiber?"  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 2 Februar 2007, 20:01:32
Zitat von: Vince am  2 Februar 2007, 19:49:30
Ich hab damals nach dem Kinobesuch auch eine Kritik geschrieben, die kannst du dir gerne mal durchlesen,

:icon_eek: :icon_eek: :icon_eek: Waaas? Wie konnte die an mir vorbei... hab´ich nie... naja, demnächst mehr.  :icon_twisted:

Zitat von: Vince am  2 Februar 2007, 19:49:30
"Sideshow Bob! Warum nimmst du nicht einfach einen Kugelschreiber?"  ;)

:icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 4 Februar 2007, 13:21:56
Ach herrje, deine verhältnismäßig kurze, aber sprachlich und inhaltlich ansprechende Kritik zu "Children of Men" erinnert mich wieder an mein größtes Versäumnis :icon_mad:. Die Höchstnote lässt mich leiden :bawling:.

ZitatUnd ja, es ist nicht zu viel versprochen worden: "Children of Men" ist nichts Geringeres als der wohl beste dystopische Film seit Terry Gilliams' "Brazil".

:icon_eek:



Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 4 Februar 2007, 16:38:58
Zitat von: red shadow am  4 Februar 2007, 13:21:56
Ach herrje, deine verhältnismäßig kurze,
Ja, im Moment habe ich auch mal die ein oder andere kürzere Kritik dazwischen. Dürfte einerseits dran liegen, dass ich momentan nicht sooo viel Zeit habe, andererseits daran, dass ich auf einer anderen Seite inzwischen auch Kurzkritiken schreibe und zumindest die letzten zwei, drei Kritiken im Prinzip etwas ausgeweitete Versionen meiner Kurzkritiken sind.

Zitataber sprachlich und inhaltlich ansprechende Kritik zu "Children of Men"
Danke. Wobei ich mir darüber im Klaren bin, dass ich ofdb-intern kaum mehr Neues zum Film beigetragen habe. Unter normalen Umständen hätte ich drauf verzichtet, da mindestens drei sehr gute Autoren schon ihren Senf dazu abgegeben hatten, der sich nicht großartig von meinem unterscheidet. Aber "Children of Men" hat mich mal wieder so überzeugt, dass ich nicht anders konnte. Es war eine äußerst knappe Höchstnote, aber ich habe mich dann für die 10 entschieden, zumal ich so selten 10er vergebe. Bis einschließlich 1997 sind es gerade mal vier andere Filme, die von mir die Höchstnote bekommen haben.

Zitaterinnert mich wieder an mein größtes Versäumnis :icon_mad:. Die Höchstnote lässt mich leiden :bawling:.


:icon_eek:
Das musst du jetzt nochmal näher erklären. Findest du die Note übertrieben? Oder bist du sogar ein großer Gegner des Films und hast in nächster Zeit mal vor, einen Gegenangriff zu starten?




[/quote]
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 4 Februar 2007, 17:44:41

ZitatDas musst du jetzt nochmal näher erklären. Findest du die Note übertrieben? Oder bist du sogar ein großer Gegner des Films und hast in nächster Zeit mal vor, einen Gegenangriff zu starten?


Ich leide, weil mein Interesse dadurch noch weiter steigt und ich (noch) keine Möglichkeit habe den Film zu sehen. Ein großer Gegenangriff ist unwahrscheinlich, das kann ich mir bei der Konstellation nicht vorstellen. Du musst also nicht zittern :icon_twisted: :icon_lol: ;).   

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 4 Februar 2007, 18:38:51
Aaaah, okay, jetzt hab ich's geschnallt.  :icon_lol:
Zittern muss ich gerade trotzdem, weil nebenbei das Handball-Finale läuft und die Deutschen gerade einen 7-Tore-Vorsprung versemmelt haben. Aber das ist eine andere Geschichte.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 4 Februar 2007, 21:29:38
Besagtes Review entdeckte ich bereits gestern auf der Startseite und freue mich, dass du dich ebenso in den Konsens einreihst und den Film so schätzt, wie er es verdient hat - immerhin wird er mitunter stark unterbewertet, wenn ich an die grotesk schlecht geschriebene Kritik bei filmstarts.de denke. 10/10 wären es beinahe auch bei mir geworden, die zweite Sichtung bestätigte die 9/10 aber eher. Den Trend, sofern man es so nennen mag, hin zu kürzeren Reviews begrüße ich ehrlich gesagt. Das Review selbst ist grundsolide, aber irgendwie habe ich das Gefühl, korrigiere mich falls ich mich irren sollte, dass du deine Begeisterung und emotionale Überwältigung noch nicht in komplett ausgereifte Formulierungen und unveränderlich gewählte Worte fassen konntest; nicht nur, weil der Text auf mich etwas sachlich und die nochmalige Betonung am Ende, dass es sich auch wirklich um den besten Film des Genres seit langem handelte, wie ein Nachdruck wirkt, um genau das zu umgehen, sondern weil sich die Besonderheit der Note, das heraus stechende Element, nicht wesentlich bemerkbar macht. Dass das schwierig ist, weiß ich hingegen selbst, gerade meine 10/10-Besprechungen zählen mitunter nicht unbedingt zu meinen persönlichen Glanzleistungen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 4 Februar 2007, 21:44:04
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  4 Februar 2007, 21:29:38
Besagtes Review entdeckte ich bereits gestern auf der Startseite und freue mich, dass du dich ebenso in den Konsens einreihst und den Film so schätzt, wie er es verdient hat - immerhin wird er mitunter stark unterbewertet, wenn ich an die grotesk schlecht geschriebene Kritik bei filmstarts.de denke.
Muss ich mir mal durchlesen, hab ich noch gar nicht gemacht...

Zitat10/10 wären es beinahe auch bei mir geworden, die zweite Sichtung bestätigte die 9/10 aber eher.
Note ist bei mir auch noch nicht fest. Die 10 kam auch erst mit dem Schreiben der Kritik. Mindestens bis zur nächsten Sichtung bleibt die 10 aber bestehen.

ZitatDen Trend, sofern man es so nennen mag, hin zu kürzeren Reviews begrüße ich ehrlich gesagt.
Kann mir vorstellen, dass das einige so sehen, aber über kurz oder lang werde ich mich dann doch danach richten, was mir selbst am besten gefällt. Kann also gut sein, dass ich demnächst wieder mal den ein oder anderen 5_seiter dazwischen habe.

ZitatDas Review selbst ist grundsolide, aber irgendwie habe ich das Gefühl, korrigiere mich falls ich mich irren sollte, dass du deine Begeisterung und emotionale Überwältigung noch nicht in komplett ausgereifte Formulierungen und unveränderlich gewählte Worte fassen konntest; nicht nur, weil der Text auf mich etwas sachlich und die nochmalige Betonung am Ende, dass es sich auch wirklich um den besten Film des Genres seit langem handelte, wie ein Nachdruck wirkt, um genau das zu umgehen, sondern weil sich die Besonderheit der Note, das heraus stechende Element, nicht wesentlich bemerkbar macht.
Hast du auch richtig beobachtet. Ich hab da nicht so wirklich die Euphorie wie etwa bei der letzten Simpsons-Staffelbesprechung. ;) Aber irgendwie ist das auch die Art und Weise, wie ich den Film sehe. Es ist jetzt nicht mein neuer Lieblingsfilm und er liegt mir auch nicht irgendwie persönlich am Herzen, ich finde ihn nur zunächst mal natürlich technisch hervorragend gemacht, vor allem aber filmhistorisch ungemein wichtig. Ist für mich sowas wie eine Erlösung oder ein platzender Knoten innerhalb des Genres, der womöglich auch eine kleine Welle auslöst mit qualitativ ähnlich gelagerten Streifen, wer weiß. Es wird eben auch auf reale Mißstände hingewiesen, und da kann ich nicht ganz so befreit in Jubelarien fallen wie etwa beim lässig-legeren "Pulp Fiction" oder einer kunstvollen New Hollywood-Milieustudie wie "Der Pate". 

ZitatDass das schwierig ist, weiß ich hingegen selbst, gerade meine 10/10-Besprechungen zählen mitunter nicht unbedingt zu meinen persönlichen Glanzleistungen.
Das sowieso. Man ist dann oft betäubt von der Unfähigkeit, das Gefühlte in Worte zu fassen. Die Diskussion hatten wir ja zuletzt schon bei einer Kritik von red shadow.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 7 Februar 2007, 19:49:33

Kaum erwähnst du unsere Wertungsdiskrepanzen der jüngeren Zeit, schon funkst du wieder genau auf meiner Wellenlänge.

Deine Kritik zum "Weißen Rauschen" drückt all das aus, was mir damals beim Kinobesuch vor dem geistigen Auge stand. Nur war ich da erstens noch kein OFDb-Mitglied, und zweitens nagte der Zahn der Zeit zu gewaltig an meinen Erinnerungen, als dass ich da im Nachhinein noch etwas textlich Gehaltvolles hätte herausziehen können.
Aber dafür gibt es ja jetzt dein Review, das mir nicht nur den Film im Kopf wieder hat abrollen lassen, sondern auch alle wesentlichen Punkte abhandelt, als da wären: Das beklemmende Gefühl, an Brühls Wutausbrüchen teilhaben zu müssen, die faszinierende Betrachtung eines Menschen durch die "Augen der Stadt", die interessante These einer urbanen Krankheit.
Dass der Film bei aller Intensität aber auch eine sehr spröde, unzugängliche Art an den Tag legt, kommt in deinem Text zwar so nicht vor, aber hier spricht die bei allem Lob nicht gerade euphorische Bewertung Bände. Sehr gut gelöst.

Eine Frage stellt sich mir dann aber doch:
Wenn du eine Abneigung gegen das "realistische" deutsche Kino hast, warum tust du dir dann gerade ein pseudodokumentarisches Digicam-Filmchen an? Muss doch die Hölle sein...  :icon_twisted:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 Februar 2007, 20:08:29
Zitat von: Chili Palmer am  7 Februar 2007, 19:49:33
Kaum erwähnst du unsere Wertungsdiskrepanzen der jüngeren Zeit, schon funkst du wieder genau auf meiner Wellenlänge.
Na, das freut mich doch! Zumal wir leider, auch wenn du mein volles Verständnis hast, auch bei "Die Passion Christi" wieder auseinanderliegen - da spricht mir wirklich StS' Kritik 1:1 aus der Seele. Aber gut, man muss ja nun wirklich nicht immer gleichauf liegen. ;)

ZitatEine Frage stellt sich mir dann aber doch:
Wenn du eine Abneigung gegen das "realistische" deutsche Kino hast, warum tust du dir dann gerade ein pseudodokumentarisches Digicam-Filmchen an? Muss doch die Hölle sein...  :icon_twisted:

Gute Frage... ich wollte mir wahrscheinlich was beweisen. ;) Aber zunächst mal war da einfach die Gelegenheit. Meine Schwester nimmt sich mal hin und wieder einen Film aus meiner rund 1100 Filme enthaltenden Sammlung, da hab ich mir gedacht, ich bediene mich umgekehrt auch mal bei ihrer vier DVDs umfassenden Sammlung. Zur Auswahl standen "Paper Moon" (den sehe ich mir auch noch an), "Fickende Fische" (muss ich echt nicht haben), "Engel & Joe" (Dito) und eben "Das weiße Rauschen". Und da dachte ich, stelle ich mich mal meiner Phobie und prüfe meine Objektivität als Filmkritiker. Wobei ich sagen muss, dass ich auf solchen Kopfhorror stehe. "Jacob's Ladder" finde ich nach wie vor überwältigend, Lynchs Filme ohnehin und ein Typ, der anfängt Stimmen zu hören, ist da für mich zumindest ansatzweise interessant. Also rinn damit innen DVD-Player... Geld ausgeben würde ich dafür allerdings nicht.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 7 Februar 2007, 20:56:51
Zitat von: Vince am  7 Februar 2007, 20:08:29
da spricht mir wirklich StS' Kritik 1:1 aus der Seele.

Danke für den Hinweis. So erspare ich mir bohrendes Nachfragen.

Zitat von: Vince am  7 Februar 2007, 20:08:29
man muss ja nun wirklich nicht immer gleichauf liegen. ;)

Wäre ja auch langweilig. Abgesehen davon sind wir uns grob geschätzt in 90% aller Fälle einig, da müssen bei den restlichen 10% dann aber auch ordentlich die Fetzen fliegen.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am  7 Februar 2007, 20:08:29
Meine Schwester nimmt sich mal hin und wieder einen Film aus meiner rund 1100 Filme enthaltenden Sammlung, da hab ich mir gedacht, ich bediene mich umgekehrt auch mal bei ihrer vier DVDs umfassenden Sammlung. Zur Auswahl standen "Paper Moon" (den sehe ich mir auch noch an), "Fickende Fische" (muss ich echt nicht haben), "Engel & Joe" (Dito) und eben "Das weiße Rauschen".

1100? Respekt. Das mal am Rande, auch wenn so eine Zahl in einem Filmforum vermutlich keine großen Wellen schlägt, bei mir tut sie´s.
Und, au Backe, "Engel & Joe" ist ja echt sowas von daneben. Aber nichts für ungut, schönen Gruß an deine Schwester, hätte ich das eher gewusst, hätte sie von mir noch "Wie Feuer und Flamme" bekommen können, den habe ich seinerzeit mit "E&J" ge- und auch wieder verkauft.
Da muss jetzt auf dem "Mädchen-falls-desperately-in-love-with-a-dahergelaufene-Punker"-Sektor einiges passieren, bevor ich mir sowas nochmal antue.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 Februar 2007, 21:14:22
Zitat von: Chili Palmer am  7 Februar 2007, 20:56:51
Und, au Backe, "Engel & Joe" ist ja echt sowas von daneben. Aber nichts für ungut, schönen Gruß an deine Schwester, hätte ich das eher gewusst, hätte sie von mir noch "Wie Feuer und Flamme" bekommen können, den habe ich seinerzeit mit "E&J" ge- und auch wieder verkauft.

LOL, den hab ich noch vergessen, genau den hat sie auch noch. Musste ich ihr damals mal bei Amazon bestellen und seitdem liefert Amazon mir auf der Startseite immer so ganz tolle DVD-Tipps.  :icon_rolleyes:

Nee, also deren Filmgeschmack ist gänzlich unbrauchbar. Da muss dringendst eine Gehirnwäsche her.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 7 Februar 2007, 21:22:28
Zitat von: Vince am  7 Februar 2007, 20:08:29
Na, das freut mich doch! Zumal wir leider, auch wenn du mein volles Verständnis hast, auch bei "Die Passion Christi" wieder auseinanderliegen - da spricht mir wirklich StS' Kritik 1:1 aus der Seele.
Na das liest man doch gerne. Endlich mal wieder jemand, der Mels Antrieb diesen Film zu machen richtig gedeutet hat. Gut so! :respekt:

Ansonsten natürlich auch ein schönes Ding zu "Das weiße Rauschen". Hoffe aber doch, dass du dir irgendwann auch noch "Das Experiment" vom Hirschbiegel zur Brust nimmst. Dem Untergang hast du ja schon eine recht zutreffende Besprechung geschenkt. :D
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 Februar 2007, 21:28:09
"Das Experiment" ist glaub ich neben "Good Bye, Lenin" der einzige deutsche Film in meiner Sammlung, und grundsätzlich finde ich den auch ganz nett. Ob ich mich mal an eine Besprechung mache, liegt allerdings noch in den Sternen. Meines Wissens (ohne jetzt nochmal nachgeguckt zu haben) wurde da eigentlich soweit schon alles zu gesagt...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McHolsten am 14 Februar 2007, 10:14:35
Deinen Spaß bei den diversen Monstermovies hattest Du schon, oder?  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 14 Februar 2007, 12:34:00
Zitat von: McHolsten am 14 Februar 2007, 10:14:35
Deinen Spaß bei den diversen Monstermovies hattest Du schon, oder?  ;)
Absolut!  :icon_lol: Waren ein paar richtig schöne Abende.  ;) Gefolgt von etwas niveauvollerem Programm wie "Barton Fink", aber um solche Brocken in Reviews umzusetzen, fehlt mir im Moment noch ein wenig die Zeit... da gehen Moskitomänner, Fledermäuse und Larven doch besser von der Hand.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 24 Februar 2007, 16:27:34
Schön, dass du "The Hunger" besprochen hast, weniger schön meines Erachtens wie du das gemacht hast. Die Formale Analyse ist gelungen und sehr gut, doch über das, was den Film immer wieder in einen Diskurs bringt bzw. seinen Reiz - wenn er denn überhaupt einen hat - ausmacht, sagst du leider nichts. Dass der Film bei Schwulen und Lesben für ziemlich viel Wirbel sorgte (negativ und positiv), ist wohl immerhin der einzige Grund, warum er noch nicht als vergessenes Relikt angesehen wird. Mit nämlich recht eindeutigen Szenen versucht Scott hier die stark homoerotisch konnotierte Beschaffenheit des Vampirs abzulichten, was man unterschiedlich einschätzen kann - aber man sollte es zumindest erwähnen. Ich persönlich finde, dass der Film diesbezüglich allerdings nichts anderes tut, als hinlängliche Hetero-Phantasien zu bedienen und deshalb an seiner plumpen Banalität scheitert.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 24 Februar 2007, 16:40:02
Ich weiß nicht, wieso man den Aspekt berücksichtigen "muss". Zumal das sicherlich kein diesem speziellen Film eigenes Charaktermerkmal ist, sondern einem im Vampirgenre immer und immer wieder über den Weg läuft. Sexualität ist imho - zumindest bis "Blade" kam - immer fest verankert gewesen im Vampirfilm, seit Tod Brownings Dracula. Warum ich das jetzt unbedingt bei diesem filmhistorisch eher belanglosen Streifen so herausstellen muss, ist mir nicht ganz klar. Ich habe das eher unter dem Aspekt Regie besprochen, zumal die Kritik in erster Linie für eine Actionfilmseite geschrieben wurde, die sich nun mal eher für den Regisseur interessiert.

In der "plumpen Banalität" kommen wir aber auf jeden Fall zusammen.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 24 Februar 2007, 17:11:32
Zitat von: Vince am 24 Februar 2007, 16:40:02
Ich weiß nicht, wieso man den Aspekt berücksichtigen "muss". Zumal das sicherlich kein diesem speziellen Film eigenes Charaktermerkmal ist, sondern einem im Vampirgenre immer und immer wieder über den Weg läuft. Sexualität ist imho - zumindest bis "Blade" kam - immer fest verankert gewesen im Vampirfilm, seit Tod Brownings Dracula. Warum ich das jetzt unbedingt bei diesem filmhistorisch eher belanglosen Streifen so herausstellen muss, ist mir nicht ganz klar.

Weil nicht jeder andere (Genre)Film davor eine explizite lesbische Liebesszene enthielt. Da "The Hunger" all das, was zuvor lediglich im Vampirfilm-Subtext schlummerte direkt auf die Oberfläche projiziert, kommt ihm durchaus eine Sonderstellung innerhalb des Genres zu, weshalb ich auch nicht behaupten würde, er sei "filmhistorisch eher belanglos".

PS: Von "müssen" war nicht die Rede. Ich schrieb "sollte" bzw. "meines Erachtens".
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 24 Februar 2007, 17:28:42
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 24 Februar 2007, 17:11:32
Weil nicht jeder andere (Genre)Film davor eine explizite lesbische Liebesszene enthielt. Da "The Hunger" all das, was zuvor lediglich im Vampirfilm-Subtext schlummerte direkt auf die Oberfläche projiziert, kommt ihm durchaus eine Sonderstellung innerhalb des Genres zu, weshalb ich auch nicht behaupten würde, er sei "filmhistorisch eher belanglos".

In der Tat. Ich sagte "filmhistorisch EHER belanglos". ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Fastmachine am 7 März 2007, 23:59:27
So, zur Abwechslung mal ein uneingeschränktes Lob von mir  :icon_mrgreen:

Sehr positiv war ich von deinem Review zu "Lucky # Slevin" überrascht. Ich fürchtete schon, die Befürworter dieses Films blieben allein auf weiter Flur. Ganz unrecht haben sie ja nicht - dieser Film hat seine unleugbaren Stärken.

Trotzdem meine ich, dass ein Knirschen, Schleifen, ja hin- und wieder ein mißtönendes Jaulen aus der so vermeintlich trickreich konstruierten Plotmaschine dieses Thrillers zu hören ist. Offenbar stört das kaum jemanden. Gut, das mag auch Geschmackssache sein. Aber jenseits der persönlichen Ansichten bin ich der Meinung, dass der Film Probleme hat, die unterschiedlichen Tonlagen, die er anschlägt, in einen überzeugenden Zusammenklang zu bringen. Tarantinos Coolness und filmgeschichtliches Zitatensampling vermischt mit nackter, unironischer Gewalt und natürlichem Gefühl. Unglaubwürdige Überkonstruiertheit, die das Ganze als cleveren Genrefilm wirken läßt, gegen psychologisch glaubwürdige Motivierung der Hauptfiguren, die dem Ganzen den Anstrich eines Dramas gibt.

Diese fragwürdigen Bruchstellen hast du als Einziger sauber herausgearbeitet und, wie ich finde, auch angemessen gewürdigt. 7/10 geht meiner Meinung nach völlig in Ordnung.

Merkwürdig bleibt, dass Bretzelburger in seinem - auf andere Weise auch sehr schönen - Review diese Brüche sehr wohl wahrnimmt, um dann wieder alles zu einer angeblichen Qualität des Films umzudeuten. Ein interessantes Review mit absonderlicher 10/10 Wertung.

Nein, dieser stilistisch unrunde Lauf des Films verdankt sich nicht klug geplanten und sauber umgesetzten Brüchen, sondern schlicht und einfach mangelnder künstlerischer Sicherheit. Der Film wagt ein schwieriges Spiel - wofür dem Regisseur angesichts der üblichen Dutzendware zu danken ist -, kann aber dem eigenen Anspruch nicht ganz genügen.

Ganz eigennützig bin ich dir natürlich auch dankbar, dass ich nun beruhigt meiner Faulheit nachgeben kann und selbst kein Review mehr schreiben muß.  :king:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 8 März 2007, 00:22:51
Zitat von: Fastmachine am  7 März 2007, 23:59:27
So, zur Abwechslung mal ein uneingeschränktes Lob von mir  :icon_mrgreen:
:icon_eek: Na so was!  ;)

ZitatSehr positiv war ich von deinem Review zu "Lucky # Slevin" überrascht.
Oh, ausgerechnet... ich bin da ja in Sachen Aufmachung und Formulierung gar nicht sooo zufrieden mit. Etwas trocken meiner Meinung nach. Andererseits:

ZitatIch fürchtete schon, die Befürworter dieses Films blieben allein auf weiter Flur. Ganz unrecht haben sie ja nicht - dieser Film hat seine unleugbaren Stärken.

Trotzdem meine ich, dass ein Knirschen, Schleifen, ja hin- und wieder ein mißtönendes Jaulen aus der so vermeintlich trickreich konstruierten Plotmaschine dieses Thrillers zu hören ist. Offenbar stört das kaum jemanden. Gut, das mag auch Geschmackssache sein. Aber jenseits der persönlichen Ansichten bin ich der Meinung, dass der Film Probleme hat, die unterschiedlichen Tonlagen, die er anschlägt, in einen überzeugenden Zusammenklang zu bringen. Tarantinos Coolness und filmgeschichtliches Zitatensampling vermischt mit nackter, unironischer Gewalt und natürlichem Gefühl. Unglaubwürdige Überkonstruiertheit, die das Ganze als cleveren Genrefilm wirken läßt, gegen psychologisch glaubwürdige Motivierung der Hauptfiguren, die dem Ganzen den Anstrich eines Dramas gibt.

Deswegen finde ich meine Kritik dann doch relativ wichtig, um dem merkwürdig einhelligen Tenor, den ich so überhaupt nicht nachvollziehen kann, ein wenig Wind aus den Segeln zu nehmen. Und nach einem zweiten Ansehen des Films bin ich in meiner Meinung nur bestärkt worden: Ich kann da rein gar nichts finden, was eine tendenzielle Höchstnote rechtfertigen würde.

Was ich halt auch vermute: Die Tatsache, dass der Film gar nicht erst in die Kinos gekommen ist, hat ein Stück weit beim Publikum auch eine Trotzreaktion hervorgerufen. Alleine das und die darauf folgende Mundpropaganda dürfte bei manchem Zuschauer schon ausgereicht haben, in Jubelstürme zu verfallen.

ZitatMerkwürdig bleibt, dass Bretzelburger in seinem - auf andere Weise auch sehr schönen - Review diese Brüche sehr wohl wahrnimmt, um dann wieder alles zu einer angeblichen Qualität des Films umzudeuten. Ein interessantes Review mit absonderlicher 10/10 Wertung.
Diese Note kann ich - wie diverse andere vom Bretzel - allerdings auch nicht nachvollziehen. Du sagst es ja, er erkennt sehr wohl auch die Problemzonen. Und da frage ich mich manchmal schon, nach welchem Prinzip du die Noten verteilst, Bretzel. Gerade eben die 10/10 vergibst du mitunter doch sehr inflationär.

Zitat
Ganz eigennützig bin ich dir natürlich auch dankbar, dass ich nun beruhigt meiner Faulheit nachgeben kann und selbst kein Review mehr schreiben muß.  :king:

Na, das will ich ja nu nicht bewirkt haben.  ;) Wobei es mich ohnehin gewundert hätte, wenn du zu diesem inzwischen ja doch ziemlich oft besprochenen Film auch noch was geschrieben hättest. Du bist ja sonst eher ein Raritätenabdecker. Was ja nicht heißt, dass nicht gerade du dir auch mal eine Besprechung zu einem Film leisten darfst, der schon in Reviews ersäuft.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 8 März 2007, 05:39:31
Ich kann übrigens gut nachvollziehen, warum "Lucky Number Slevin" nicht ins Kino kam, wie ich das auch in meiner Review erläutert habe, denn hier bekommt dieses sonst cool durchorganisierte Genrewerk eine andere , nämlich eine ernste Ebene. Eine die sonst so strahlende Helden wie Hartnett oder Willis in Frage stellt.

Wenn ich allerdings die meisten Reviews lese, habe ich den Eindruck, man hätte den Film durchaus ins Kino bringen können - denn nur sehr wenigen fällt das auf. Doch - und jetzt komme ich zu meiner Bewertung - gerade diese Abweichung von sonstigen Plottwists, bei denen man den Helden immer als eine moralisch überlegene Person - selbst in einem Meer von Verbrechen und Unmoral - darstellt, hat mich für den Film begeistert.

Die letzte halbe Stunde hat mich richtig traurig und betroffen gemacht, angesichts der Härte von Hartnett. Hier wird ein zerrissenes Bild eines Mannes gezeigt, der nur für seine Rache lebt und dem dabei menschliche Empfindungen abhanden gekommen sind - besonders deutlich zu sehen beim Anblick der beiden durchaus sympathischen alten Männern mit den Plastiktüten über dem Kopf.

Ich empfinde das Ende auch nicht als happy, denn die Beziehung zu seiner "Nachbarin" trägt schon den Stachel des Niedergangs, nicht zuletzt an seiner Verheimlichung gegenüber Willis zu erkennen.

Ich persönlich halte das Tarantino-Genre inzwischen für äußerst ausgehölt, gerade erst an dem unsäglichen "Smokin Aces" zu erkennen. Dagegen schafft "Lucky" fast eine Sezierung und Infragestellung dieses Genres - es benutzt seine Stilmittel, ist innerlich aber tatsächlich so krank wie die anderen Filme nur plakativ vortäuschen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 8 März 2007, 16:25:05
Verstehe ich, nur: Ist "Lucky Slevin" da wirklich der erste seiner Art, der das Genre auf diese Weise demontiert? Hat nicht im Grunde der Regisseur selbst schon mit "Gangster No. 1" einen ähnlichen Ansatz gefunden? Oder der dänische "In China essen sie Hunde" mit seiner nihilistischen Schlusszene, die die Komödie im Vordergrund eigentlich nur vortäuscht? Oder eben Guy Ritchie, dessen "Revolver" nun mal auch ein bisschen eher da war. Ich kann da also in der Hinsicht jetzt nichts besonders Herausragendes erkennen, was diese Arbeit über andere stellen würde (außer eben über selbstzweckhafte Trittbrettfahrer wie "51st State" oder eben dem Hörensagen nach "Smokin' Aces", das habe ich in meiner Kritik ja auch erwähnt). Wenn ich also etwas herausheben würde, dann wäre es schon eher der Unterhaltugsfaktor, der ja bei aller Kritik nicht zu verachten ist. Aber was das Konstrukt betrifft... ich weiß nicht, ich kann da weder was Geniales noch was Innovatives hinter erkennen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 8 März 2007, 18:17:54
Ave Vince!  :icon_smile:

Ich möchte mich auch mal in deinem Thread zu Wort melden.
Ich habe soeben deine Kritik zu "Broken Flowers" erst gelesen und dann - aufgrund seiner für mich doch etwas ausladenden Länge - überflogen. "Children of Men" habe ich mir allerdings im Ganzen gegönnt.

Folgendes zu deinem Stil: Chapeau! Gefällt mir, wie du so schreibst
Das WAS hingegen möchte ich hier einmal leicht kritisieren: Du hältst dich - ebenso wie ich es bei Bretzelburger schon bemängelte - lange mit einer Einleitung auf, kommst langsam vom Allgemeinen auf das Besondere und es scheint zuweilen, dass du zwar den Film rezensierst, jedoch die Umstände der Rezeption des Film mit beschreibst, was manchmal meiner Meinung nach etwas zu sehr in allgemeine Themen (globale Erwärmung oder auch das schnell geschnittene Blockbusterkino) abdriftest. Zweifelsohne gehört so etwas gerade in dem Umfang deiner rhetorisch sehr differenzierten Kritik dazu, nur sollte man es nicht zu sehr ausdehnen. Auch gehst du meiner Meinung nach etwas zu wenig auf die technischen Aspekte des Films ein (das hätte sich bei den Plansequenzen [teilweise 5 Minuten ohne erkennbaren Schnitt] in "Children of Men" sehr angeboten), sondern versteifst dich doch etwas auf dessen Thema und Figuren.

Ich hoffe, du interpretierst jetzt nicht allzu viel in meine Meinung herein. Dein Stil ist meiner Meinung nach zwar - für mich - etwas ausufernd, aber virtuos, da durchaus schlüssig, stringent verständlich. Nur sind oben genannte Dinge eben die, die mir bei diesen beiden Kritiken zu Filmen, die ich auch gesehen habe (du schaust/rezensierst ja offenbar auch sehr viele Filme, die ich nicht kenne) aufgefallen sind.

Gruß
filmimperator 
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 8 März 2007, 20:18:50
Gut, das mit der Reviewlänge ist ja das alte Thema. Es gibt halt solche und solche. Ich persönlich lese viel lieber lange Kritiken, deshalb schreibe ich selbst auch lange Kritiken. Was "Children of Men" betrifft - eine Kritik, die wir alle in diesem Thread übrigens schon als eine der schwächeren, weil recht unemotionalen festgemacht haben, wo ich absolut zustimmen möchte - da war ich auch gerade auf dem Weg, die Länge meiner Kritiken ein wenig zu kürzen, und da musste zwangsläufig die technische Komponente wegfallen, weil es mir wichtiger war, die Wichtigkeit dieses Films für das Dystopie-Genre herauszustellen.

Das mit den unterschiedlichen Filmen ist mir vice versa übrigens auch bei dir aufgefallen. Irgendwie kenne ich nur wenig von dem, was du besprochen hast. Und das, obwohl wir ja beide nicht sooo die totalen Exoten besprechen... seltsam.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 8 März 2007, 22:29:04
Zitat von: Vince am  8 März 2007, 20:18:50
Das mit den unterschiedlichen Filmen ist mir vice versa übrigens auch bei dir aufgefallen. Irgendwie kenne ich nur wenig von dem, was du besprochen hast. Und das, obwohl wir ja beide nicht sooo die totalen Exoten besprechen... seltsam.

Ja, das hat damit zu tun, dass ich mir in letzter Zeit verstärkt Filme zur Kritik aussuche, zu denen noch keine oder nur sehr wenige Reviews in der ofdb existieren. Ich meine - das wurde bei Bretzelburgers Thread ja schon angesprochen - dass es niemanden was bringt, wenn zu einem Film 20 Reviews zu buche stehen und andere gar keine haben. 4 oder 5 überall - das wäre gut. Und dementsprechend versuche ich in letzter Zeit auch zu schreiben...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 8 März 2007, 22:53:48
Zitat von: filmimperator am  8 März 2007, 22:29:04
Ja, das hat damit zu tun, dass ich mir in letzter Zeit verstärkt Filme zur Kritik aussuche, zu denen noch keine oder nur sehr wenige Reviews in der ofdb existieren. Ich meine - das wurde bei Bretzelburgers Thread ja schon angesprochen - dass es niemanden was bringt, wenn zu einem Film 20 Reviews zu buche stehen und andere gar keine haben. 4 oder 5 überall - das wäre gut. Und dementsprechend versuche ich in letzter Zeit auch zu schreiben...

Ja, nur: Die Filme, zu denen man Reviews geschrieben hat, sind ja nicht die einzigen, die man kennt. Und ich kenne wirklich viele Filme nicht, die du besprochen hast. Und umgekehrt scheint es deiner Aussage nach ja auch der Fall zu sein...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 8 März 2007, 23:18:34
@ Vince: Allerdings  :icon_smile:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 20 April 2007, 19:46:27

Sauber, sauber, Mr. Vince, da haben Sie mich mit ihrer "Renaissance"-Kritik vor einem Fehlgriff bewahrt. Ich war eh schon im Vorfeld skeptisch, wollte keinen zweiten "Immortal" erleben, und siehe da - auch dieser gallische Ausflug in Science-Fiction-Welten ist in erster Linie ein Blender. Das ist ja langsam wie mit den französischen Autowerbespots, die sehen auch immer wahnsinnig schön aus und vergessen dann immer, das Wesentliche, nämlich das Auto, in den Mittelpunkt zu rücken. (Mit Ausnahme dieses Renault-Spots mit dem Nahrungs-Crashtest, der ist natürlich super...) Aber ich schweife ab.

Denn: Mordende Wäschemangel, die dritte!
Fantastische Kritik, bin ja selbst stolzer Besitzer des ersten Teils, war auch kurzzeitig beschämter Besitzer des Sequels, und habe eindeutig wieder Frischluft geschnuppert, als ich deine wohlgesetzten Worte zum dritten Aufguss las. Ja, nur so kann das funktionieren, wenn ein Haushaltsgerät vom Teufel besessen ist, dann ist Humor da einfach fehl am Platze! Klingt für mich nach großem old-school-Horror so Mitte 80er, werde ich mir definitiv mal zu Gemüte führen.

Zu deiner Monsterarbeit zu den "Masters of Horror" kann ich leider nichts beisteuern, die stehen noch auf der to-watch-Liste, da möchte ich vorher ungern allzu viel drüber lesen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 20 April 2007, 19:59:29
ZitatZu deiner Monsterarbeit zu den "Masters of Horror" kann ich leider nichts beisteuern, die stehen noch auf der to-watch-Liste, da möchte ich vorher ungern allzu viel drüber lesen.
Wobei das vielleicht gar nicht einmal so schlimm wäre, denn bei der Serie schwanken die Meinungen der meisten Schreiber (nimm nur mal McHolsten, Mooni, Vince, StS und mich) doch ziemlich stark zu den einzelnen Episoden, wenn wir auch am Ende so ziemlich alle auf das Gleiche Ergebnis kommen. Hier kann man wirklich einmal sehen, dass sich mehrere Reviews mit gleichem Endresultat, zu ein und dem selben Objekt, doch lohnen können. :D

Ach ja: Sobald du MoH geschaut hast, bitte ich aber auch von Dir um eine Komplett-Review! :D
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 20 April 2007, 20:16:15
Zitat von: Mr. Hankey am 20 April 2007, 19:59:29
Ach ja: Sobald du MoH geschaut hast, bitte ich aber auch von Dir um eine Komplett-Review! :D

Angesichts der anstehenden Tipparbeit vielleicht etwas vorschnell, aber: Okay, versprochen.
Wenn die Meinungen hierzu wirklich so stark differieren, dass es sich lohnt, mehrere Reviews zu lesen, finde ich bestimmt auch noch eine Ecke für mich.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 20 April 2007, 21:23:19
Zitat von: Chili Palmer am 20 April 2007, 19:46:27
Sauber, sauber, Mr. Vince, da haben Sie mich mit ihrer "Renaissance"-Kritik vor einem Fehlgriff bewahrt. Ich war eh schon im Vorfeld skeptisch, wollte keinen zweiten "Immortal" erleben, und siehe da - auch dieser gallische Ausflug in Science-Fiction-Welten ist in erster Linie ein Blender. Das ist ja langsam wie mit den französischen Autowerbespots, die sehen auch immer wahnsinnig schön aus und vergessen dann immer, das Wesentliche, nämlich das Auto, in den Mittelpunkt zu rücken. (Mit Ausnahme dieses Renault-Spots mit dem Nahrungs-Crashtest, der ist natürlich super...) Aber ich schweife ab.
Sehr schönes Bild. Damit liegst du schon ziemlich richtig. Renaissance ist aber auch wirklich ein Blender, das ist ne ziemlich klare Sache... die Frage ist, wie gerne man sich blenden lässt.

ZitatDenn: Mordende Wäschemangel, die dritte!
Fantastische Kritik, bin ja selbst stolzer Besitzer des ersten Teils, war auch kurzzeitig beschämter Besitzer des Sequels, und habe eindeutig wieder Frischluft geschnuppert, als ich deine wohlgesetzten Worte zum dritten Aufguss las. Ja, nur so kann das funktionieren, wenn ein Haushaltsgerät vom Teufel besessen ist, dann ist Humor da einfach fehl am Platze! Klingt für mich nach großem old-school-Horror so Mitte 80er, werde ich mir definitiv mal zu Gemüte führen.
Danke danke! Dabei stehe ich da ja zumindest in der ofdb und in den meisten deutschsprachigen Kritiken, die ich mir danach zu Gemüte geführt habe, ganz alleine da mit meiner Meinung - zu meinem Erstaunen wird der ja allerorten verrissen. Ich bin froh, dass mir der StS dann später doch noch ein paar Kritiken mit einem positiveren Ton gezeigt hat. Gutfinde-Garantie kann ich aber leider nicht bieten. ;)

ZitatZu deiner Monsterarbeit zu den "Masters of Horror" kann ich leider nichts beisteuern, die stehen noch auf der to-watch-Liste, da möchte ich vorher ungern allzu viel drüber lesen.
Ursprünglich waren das eigentlich nur Antwortpostings auf StS' Kritiken, die er auch in einem Forum mal online gestellt hat, nachdem ich die jeweiligen Episoden gesehen hatte und endlich mal mitreden konnte. Die sind dann teilweise aber so ausführlich geworden, dass ich mich entschlossen habe, sie einfach noch ein bisschen umzuschreiben und in die ofdb zu stellen.
Und naja, es gibt da Episoden, da sind sich alle relativ einig (zB. Chocolate, Incident on and off a Mountain Road...), andere sind wahre Streitpunkte. Ich war ja ganz entsetzt über Hankeys Verriss zu "Sick Girl" - da war aber einer stinkig. ;)
So ein Dingens noch zusätzlich vom Chili wäre natürlich ein Traum - auf meine Lesedienste könntest du ganz fest setzen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 20 April 2007, 21:40:51
Zitat von: Vince am 20 April 2007, 21:23:19
Gutfinde-Garantie kann ich aber leider nicht bieten. ;)

Ich bitte dich, der Ein-Mann-Elektra-Fanclub verträgt schon so einiges.  :D
Und Stephen-King-Filme lasse ich mir generell ungern entgehen, egal, wie entfernt verwandt sie mt der Vorlage sind. Diesbezüglich steht auch noch "Desperation" aus (auch ein tolles Review von dir, wenngleich es mir ja eher abrät).

Zitat von: Vince am 20 April 2007, 21:23:19
auf meine Lesedienste könntest du ganz fest setzen.

Na dann, wenn ich jetzt schon zwei vertraglich gesicherte Leser habe, verspreche ich hiermit hoch und unheilig, nach Ansicht der Serie ein Review zu verfassen. Da bin ich wie ein Versandhaus; wenn genügend Bestellungen eingehen...  ;)

Gibt es die "Masters" eigentlich als Box oder muss ich mir da mühsam die Single-Discs zusammenhamstern?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 20 April 2007, 21:51:57
Zitat von: Chili Palmer am 20 April 2007, 21:40:51
Ich bitte dich, der Ein-Mann-Elektra-Fanclub verträgt schon so einiges.  :D
Und Stephen-King-Filme lasse ich mir generell ungern entgehen, egal, wie entfernt verwandt sie mt der Vorlage sind. Diesbezüglich steht auch noch "Desperation" aus (auch ein tolles Review von dir, wenngleich es mir ja eher abrät).
Ja, Desperation ist halt urtypisch King. Altkluge Kinder mit Gottestick, alte Männer, die Spaß miteinander haben (also auf platonische Art), viel Freundeskreis-Kitsch, Schwarzweißmalerei, TV-Optik... das übliche Programm. Man merkt schon, dass der Meister persönlich das Drehbuch angefertigt hat.

ZitatGibt es die "Masters" eigentlich als Box oder muss ich mir da mühsam die Single-Discs zusammenhamstern?
Gibts in D nur als Einzel-DVDs jeweils mit 2 Folgen drauf. Leider sind mindestens 2 (Carpenter, Miike) geschnitten. Ich habe mir deswegen die beiden Anchor Bay-Boxen aus UK zugelegt. Sehr hübsche Digipaks, uncut, fairer Preis (je 25€ für 7- bzw. 6-Disc-Set). Nur halt kein deutscher Ton.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 20 April 2007, 22:01:16
Zitat von: Vince am 20 April 2007, 21:51:57
Ja, Desperation ist halt urtypisch King. Altkluge Kinder mit Gottestick, alte Männer, die Spaß miteinander haben (also auf platonische Art), viel Freundeskreis-Kitsch, Schwarzweißmalerei, TV-Optik... das übliche Programm. Man merkt schon, dass der Meister persönlich das Drehbuch angefertigt hat.

Schön, auf manches ist halt einfach Verlaß.  :icon_razz:

Zitat von: Vince am 20 April 2007, 21:51:57
Gibts in D nur als Einzel-DVDs jeweils mit 2 Folgen drauf. Leider sind mindestens 2 (Carpenter, Miike) geschnitten. Ich habe mir deswegen die beiden Anchor Bay-Boxen aus UK zugelegt. Sehr hübsche Digipaks, uncut, fairer Preis (je 25€ für 7- bzw. 6-Disc-Set). Nur halt kein deutscher Ton.

Besten Dank für die Info. Das mit der UK-Fassung klingt doch vernünftig, da kann ich auch auf deutschen Ton verzichten.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 21 April 2007, 02:03:56
Arghhh. Desperation habe ich auch immer noch nicht gesehen. :bawling: Und dabei bin ich ja, bekanntermaßen, ein sehr großer Fan von Kingschen TV-Verfilmungen. Ich hoffe mal, Warner setzt die Scheibe so bald als möglich runter. Das geht bei denen doch immer recht schnell!

ZitatIch war ja ganz entsetzt über Hankeys Verriss zu "Sick Girl" - da war aber einer stinkig.
Und ich war im Gegenzug ehrlich entsetzt, dass gerade diese Episode bei allen so gut angekommen ist. Wenn es eine Episode gab, bei der ich gewettet hätte, dass sie bei so ziemlich allen durchfliegt, dann bei dieser. Tja, so kann man sich täuschen! :icon_confused:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Happy Harry mit dem Harten am 1 Juni 2007, 06:20:33
Endlich!!! Neue Simpsons-Reviews...und dann auch noch ganz nebenbei gewaltigen Appetit auf den Film machen...sehr schön zu lesen, wie die bisherigen auch. Was bin ich gespannt wenn du an den neueren Staffeln angelangt bist, würde mich schon interessieren ob du auch (wie viele Fans) einen qualitativen Abstieg fest stellst...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 Juni 2007, 11:32:13
Danke, freut mich sehr! Obwohl ich persönlich mit der aktuellen Besprechung nicht mehr ganz so hundertprozentig zufrieden bin wie mit den letzten zwei, drei. Aber naja, passt schon. Ich wollte auf jeden Fall noch vor dem Kinofilm fertig werden. Die ersten paar Episodenbesprechungen haben sich ganz schön hingezogen, aber am Ende gehts dann immer Schlag auf Schlag.

Dass ich einen qualitativen Abstieg festmache, hab ich ja in den bisherigen Reviews schon mehrfach angedeutet - klar, ist unübersehbar, dass der eigentliche Höhepunkt Mitte bis Ende der 90er stattfand. Der größte Schnitt ist für mich ab Staffel 11 auszumachen und danach geht's dann teilweise noch ein paar Etagen tiefer. Allerdings war ich schon immer einer von den wenigen, die auch mit jüngeren Folgen oft vorlieb nehmen und ihnen positive Aspekte abgewinnen konnten. Die Grundqualität der Serie war für meine Begriffe immer zu hoch, als dass ich mir Totalverrisse leisten wollen würde. Aber vielleicht bin ich in der Angelegenheit auch einfach nicht objektiv genug. Man möge mir das verzeihen, hier mag ich halt meine Bewertung mit einem Spritzer Subjektivität mehr als gewöhnlich. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 1 Juni 2007, 14:02:23
Das nenne ich einen glücklichen Zufall. Vor etwa einer Stunde hatte ich zu mir gesagt: Mensch, du könntest doch eigentlich mal Vince fragen, wann denn das nächste "Simpsons"-Staffel-Review zu erwarten ist - und zack, da ist es schon. Sehr schön.  :dodo:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: kruchtenkaiser am 1 Juni 2007, 14:47:18
Wochenende, Sonnenschein und jetzt auch noch neue Simpsons-Reviews... der 01.06. hat gute Chancen, zu meinem Lieblings-Tag des Jahres 2007 zu werden  :icon_mrgreen: Danke, Vince!  :respekt:

P.S.: wann kommt Season 7? ;) :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 Juni 2007, 15:28:36
Zitat von: kruchtenkaiser am  1 Juni 2007, 14:47:18
Wochenende, Sonnenschein und jetzt auch noch neue Simpsons-Reviews... der 01.06. hat gute Chancen, zu meinem Lieblings-Tag des Jahres 2007 zu werden  :icon_mrgreen: Danke, Vince!  :respekt:
Wie, bei euch ist Sonnenschein? Hier ist es ziemlich grau und leicht regnerisch.

ZitatP.S.: wann kommt Season 7? ;) :icon_mrgreen:
:anime:  ;)

Zitat von: Stefan M am  1 Juni 2007, 14:02:23
Das nenne ich einen glücklichen Zufall. Vor etwa einer Stunde hatte ich zu mir gesagt: Mensch, du könntest doch eigentlich mal Vince fragen, wann denn das nächste "Simpsons"-Staffel-Review zu erwarten ist - und zack, da ist es schon. Sehr schön.  :dodo:
Ab jetzt gibts eh nur noch Tauschhandel... das Season 7-Review kommt dann im Tausch gegen, sagen wir... 5 neue Stefan M-Hitchcock-Reviews. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 1 Juni 2007, 16:11:36
Habe deine Kritik zu "Ein grausiger Verdacht" gelesen und muß sagen, daß du sie angemessen gewürdigt hast, denn das ist wirklich eine der Folgen, die in absolut meisterhafte Sphären vordringt. Bemerkenswert vor allem die nahtlose Überleitung von Subplot (der ja erstaunlicherweise die kompletten ersten zwei Drittel ausmacht) zu Hauptplot, das haben Groening und sein Team in meinen Augen davor und danach selten bis nie besser hinbekommen. In der Thriller-Handlung, die "Das Fenster zum Hof" auf die Schippe nimmt, sitzt jeder Gag und wenn dann zu Barts umwerfend komischer Rettungsaktion auch noch die Anfangstöne von Bernard Herrmanns unvergeßlichem "Vertigo"-Soundtrack erklingen, geht mein Herz auf. Dazu so viele tolle Dialoge, die man praktisch allesamt zitieren könnte (Bart: "Aber ich habe deutlich eine Frau schreien hören." - Flanders: "Das kann ich mir nicht erklären." Polizist: "Wir haben sie gefunden." Flanders: "AAAAAAAAAAAAH!!!" - selbstverständlich nur im Kontext witzig, aber ein echter Simpsons-Fan weiß eh, was ich meine  ;))... Ach, ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus...  :love:

Zitat von: Vince am  1 Juni 2007, 15:28:36
Ab jetzt gibts eh nur noch Tauschhandel... das Season 7-Review kommt dann im Tausch gegen, sagen wir... 5 neue Stefan M-Hitchcock-Reviews. ;)

Oh, gleich 5?  :bawling: Ich wäre ja froh, wenn ich überhaupt mal wieder EINE Kritik zustandebringen würde (am liebsten zu "Berüchtigt", zu diesem Meisterwerk möchte ich eigentlich schon seit ein, zwei Jahren unbedingt etwas schreiben), aber seit Beginn meines Studiums bekomme ich reviewtechnisch leider gar nix mehr auf die Reihe...  :anime:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 1 Juni 2007, 16:19:51
Auch von mir lobende Worte für die Simpsons-Reviews. Es erstaunt mich immer wieder, wie fein und sprachlich ansprechend du die Folgen filetierst :respekt:.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 Juni 2007, 16:22:17
Zitat von: Stefan M am  1 Juni 2007, 16:11:36
Habe deine Kritik zu "Ein grausiger Verdacht" gelesen und muß sagen, daß du sie angemessen gewürdigt hast, denn das ist wirklich eine der Folgen, die in absolut meisterhafte Sphären vordringt. Bemerkenswert vor allem die nahtlose Überleitung von Subplot (der ja erstaunlicherweise die kompletten ersten zwei Drittel ausmacht) zu Hauptplot, das haben Groening und sein Team in meinen Augen davor und danach selten bis nie besser hinbekommen. In der Thriller-Handlung, die "Das Fenster zum Hof" auf die Schippe nimmt, sitzt jeder Gag und wenn dann zu Barts umwerfend komischer Rettungsaktion auch noch die Anfangstöne von Bernard Herrmanns unvergeßlichem "Vertigo"-Soundtrack erklingen, geht mein Herz auf. Dazu so viele tolle Dialoge, die man praktisch allesamt zitieren könnte (Bart: "Aber ich habe deutlich eine Frau schreien hören." - Flanders: "Das kann ich mir nicht erklären." Polizist: "Wir haben sie gefunden." Flanders: "AAAAAAAAAAAAH!!!" - selbstverständlich nur im Kontext witzig, aber ein echter Simpsons-Fan weiß eh, was ich meine  ;))... Ach, ich komme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus...  :love:
Genau! Gerade bei dieser Folge (und es war auch noch die erste der Staffel, ich hatte ja gar keine Übung mehr) wusste ich gar nicht, wie ich all das würdigen sollte, was sich da an Genialität versteckt. Die Episode ist halt auf der einen Seite ein Musterbeispiel einer Filmreminiszenz (kongenial geschrieben), auf der anderen Seite aber auch als bloße Simpsons-Episode ein drehbuchtechnisches Meisterwerk. Weiterhin ist sie noch ungemein atmosphärisch, sie bietet jede Menge Small Life, sie geht ungemein tief in die Psychologie von Lisa und Bart, höher hinaus kann man einfach nicht. Und wenn mir da noch einer erzählt, Family Guy sei besser, dem dreh ich aber die Birne um den Hals. ;)

ZitatOh, gleich 5?  :bawling: Ich wäre ja froh, wenn ich überhaupt mal wieder EINE Kritik zustandebringen würde (am liebsten zu "Berüchtigt", zu diesem Meisterwerk möchte ich eigentlich schon seit ein, zwei Jahren unbedingt etwas schreiben), aber seit Beginn meines Studiums bekomme ich reviewtechnisch leider gar nix mehr auf die Reihe...  :anime:
Ach so ist das? Einfach mal ein paar Seminare weniger belegen, dann klappt's auch mit der ofdb.  :icon_mrgreen:
Neeeein, Studium geht selbstverständlich vor - aber nur dass du Bescheid weißt, du hast deine Fans. Wenn dich also irgendwann mal wieder die Muse küsst...

EDIT: Und danke auch an Rotschatten.  :D
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 1 Juni 2007, 16:38:54
Zitat von: Vince am  1 Juni 2007, 16:22:17
Neeeein, Studium geht selbstverständlich vor - aber nur dass du Bescheid weißt, du hast deine Fans. Wenn dich also irgendwann mal wieder die Muse küsst...

Das wird sie sicherlich demnächst tun (hoffe ich). Ein paar angefangene Kritiken warten bereits sehnsüchtig darauf, vollendet zu werden, die will ich nicht enttäuschen.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 17 Juni 2007, 19:17:53
hab grad mal deinen Text zu "Prestige" gelesen. tolle Kritik wiedermal, vor allem wie du den Film selbst "leichtfüßig" analysierst und ihm Qualität zusprichst, ohne besonders genau auf die Story einzugehen..das muß man erstmal schaffen, passt einfach gut zum Film, sehr schön.  :icon_smile:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 17 Juni 2007, 19:44:31
Danke, das freut mich! Zumal ich mir da etwas unsicher war, ob man der etwas merkwürdigen Herangehensweise folgen kann. Gerade der ziemlich persönliche Einstieg ist wohl Geschmackssache, aber ich kann mich ja wieder dadurch retten, dass ich mit der Kritik formell dem Aufbau des Filmes nacheifere und der erste Absatz nichts weiter ist als der erste Akt des Zaubertricks, in dem etwas Ordinäres vorgestellt wird. Quasi eine indirekte Selbstkritik an meinem eigenen Review-Aufbau.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 29 Juni 2007, 16:32:51

Finde ich gut, dass du Eastwoods Großprojekt mit 9 von 10 bewertet hast, obwohl die beiden Filme bei 7 bzw. 8 Punkten stehen.

Endlich sind diese leidigen Zahlen mal zu etwas gut, nämlich zu verdeutlichen, dass dieses Projekt mehr ist als die Summe seiner Teile.
Das zu vermuten kann ich mir jetzt, ohne die Filme zu kennen, jedenfalls schon anmaßen, denn Eastwood hat mich seit "Unforgiven" ununterbrochen auf seiner Seite, warum sollte er mich diesmal enttäuschen, zumal in einem Genre, dass ich -warum auch immer- sehr mag?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 29 Juni 2007, 18:25:30
Zitat von: Chili Palmer am 29 Juni 2007, 16:32:51
Endlich sind diese leidigen Zahlen mal zu etwas gut, nämlich zu verdeutlichen, dass dieses Projekt mehr ist als die Summe seiner Teile.
Genau diesen Gedanken hatte ich nämlich auch: Endlich ist die Bewertung mal zu mehr gut als abstrakter Orientierung. Man wird sehen, wie sich beide Teile gegenseitig komplementieren und genau dadurch eine Qualität gewinnen, die jeder für sich alleine gesehen nicht erreichen kann. Interessant wäre es sicher auch mal zu sehen, wie jemand die Filme erfährt, der zuerst "Letters" gesehen hat.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: movieguide am 7 Juli 2007, 20:22:00
Ich mag deine Jackie Chan Reviews auch wenn sie sicher keine anspruchsvolle Lesekost sind, in Anbetracht der Filme auch schwierig. Ich hoffe du arbeitest die Filmographie noch ab und widmest dich auch anderen asiatischen Filmen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 8 Juli 2007, 16:52:56
Zitat von: movieguide am  7 Juli 2007, 20:22:00
Ich mag deine Jackie Chan Reviews
Danke! Gilt übrigens umgekehrt auch für dich, habe ich alle mit Freude gelesen!

Zitatauch wenn sie sicher keine anspruchsvolle Lesekost sind, in Anbetracht der Filme auch schwierig.
Klar - anspruchslose Filme, anspruchslose Worte, versteht sich ja von selbst. Zu differenzieren sind allerdings meine neueren Chan-Reviews und die ersten von 2004. Ausgerechnet das Review zum fantastischen "Drunken Master II" ist zum Beispiel ganz, ganz übel, das sollte ich dringendst mal neu schreiben.

ZitatIch hoffe du arbeitest die Filmographie noch ab [...]
Habe ich vor, wobei allzu viel ja gar nicht mehr fehlt - Karate Bomber, Superfighter 3, Tiger in der Todesarena, Rob-B-Hood, ein paar Cameo-Filme noch und diverses Zeug, wo man schwierig bis gar nicht rankommt.

Zitat[...]und widmest dich auch anderen asiatischen Filmen.
Mach ich ja momentan wie verrückt, allerdings eher die aktuellen Asiastreifen - Dragon Tiger Gate, Straßen der Gewalt, Silent Killer, Shinobi etc.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 9 Juli 2007, 19:42:45
Ich habe gerade mit Interesse deine „Harsh Times“ Kritik gelesen. Du lieferst wieder einmal analytisch ansprechende Antworten auf Fragen, die sich vermutlich viele gestellt haben. Der langsam geradlinige Aufbau durch die Ausleuchtung des Alltags ist meiner Meinung nach aber nicht zu monoton, weil atmosphärisch sehr gelungen der Eindruck erweckt wird, dass unter der Oberfläche etwas gewaltig brodelt. Ich konnte jedenfalls lange Zeit nichts erahnen, da die transportierte Stimmung schlichtweg komisch ist – im Hintergrund schwingt gerade deshalb ein Hauch von Unberechenbarkeit mit. Dagegen treffen die Passagen über Bale voll ins Schwarze, der Mann ist ein begnadeter “American Psycho” per excellence.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 10 Juli 2007, 12:28:25
Das mit dem Aufbau ist tatsächlich absolute Geschmacksfrage. Ich hab schon dem StS gesagt, dass ich eine 9/10 für diesen Film nicht für abwegig halte - die Substanz hat er ohne Frage. Für mich hat das Hinhalten trotzdem irgendwie nicht so ganz funktioniert. Du sagst es, die Stimmung war "irgendwie komisch" - und das lässt natürlich viel Interpretationsspielraum für das eigene Gefühl. Auf jeden Fall, wer "Training Day II" erwartet, ist da an der falschen Adresse.
Und Bale... naja, der Mann ist klasse. Ich hoffe, dass sich seine Karriere nicht so entwickelt wie die von Ed Norton.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 10 Juli 2007, 14:24:55
was soll denn mit der Karriere von Norton sein?

abgesehen davon, dass seine neuesten Filme hierzulande nicht mehr im Kino anlaufen, aber dafür kann er ja nix..  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 10 Juli 2007, 15:09:23
Zitat von: psychopaul am 10 Juli 2007, 14:24:55
was soll denn mit der Karriere von Norton sein?
Man hätte normalerweise schon erwartet, dass er nach dem Antritt wesentlich stärker im Medieninteresse stünde. Ich kann nicht sagen, dass seine letzten Filme schlecht wären - habe schon ewig keinen neuen Norton-Film mehr gesehen. Aber gemessen an seinem Potenzial ist es schon etwas merkwürdig, wo er so rumwuselt. Darüber hinaus hat er zwischen seinen genialen Leistungen leider auch schon mal relativ lustlose Performances dazwischen - bislang kann ich das bei Bale glücklicherweise noch nicht erkennen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 10 Juli 2007, 15:19:39
naja, ich nehme an, hoffe zumindest, dass er sich seine Rollen noch selber aussuchen kann und so Filme wie Illusionist, Down in the Valley und The Painted Veil (auch noch keinen davon gesehen) klingen für mich eigentlich schon recht interessant, für so unterhaltungstechnische Filme wie Italian Job scheint er sich halt dann nicht besonders begeistern zu können, was ich aber gar nicht schlecht finde und nachvollziehen kann.  :icon_smile:
außerdem fand ich die Idee, in Kingdom of Heaven nur mit Maske aufzutreten, schon sehr lässig.  :D

und wird er nicht auch bald der 2. Hulk?  :icon_surprised:  :icon_mrgreen:

Bale find ich aber auch fast noch cooler und wäre sehr erbost wenn sein Herzog-Film nicht in die Kinos käme.  :icon_confused:  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 10 Juli 2007, 15:21:22
Zitat von: psychopaul am 10 Juli 2007, 15:19:39
und wird er nicht auch bald der 2. Hulk?  :icon_surprised:  :icon_mrgreen:

Das ist auch so ne Sache... ich weiß nicht, ob er sich damit einen Gefallen tut.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 10 Juli 2007, 15:45:41
vielleicht ist ihm ja wirklich mittlerweile schon alles egal und sein letzter großer Traum ist schlicht, auf der großen Leinwand einmal seine Shorts platzen zu lassen.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 10 Juli 2007, 16:37:14

Ich glaube, dass er einfach vor kurzem verdammt wütend war, dass seine Filme allesamt nicht mehr im Kino laufen, irgendwer hat das dann zufällig aufgenommen und verkauft uns das jetzt als "Hulk 2". 
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 10 Juli 2007, 16:50:43
dieser irgendwer wäre dann vermutlich Boll oder?  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 10 Juli 2007, 16:55:05

Nee, Lars von Trier. Das läuft über die Dogma-Schiene, weil auf die Schnelle natürlich nur Mini-DV zur Hand war.  :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 10 Juli 2007, 16:57:56
Hulk von von von Trier mit Norton, das wäre ein Traum.  :love:  :king:
aber nur mit ordentlich rödegögg!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 10 Juli 2007, 17:01:00
Richtig, ganz gediegen inszeniert, Marvels erster Film, den die Filmbewertungsstelle als "Besonders hyggelig" einstufen würde.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 23 Juli 2007, 22:56:48
Hab mir gerade mal "Good Night. And Good Luck" gegeben. Die Wertung hat mich schon etwas überrascht, vergrößerte aber zugleich auch das Interesse an der Begründung. Und hier wiederum war es wieder einmal interessant, zu sehen, wie fast ein und dieselben Argumente zum Vorteil oder Nachteil ausgelegt werden können. Verwunderlich, dass du trotz der unzweifelhaften Auffindung der Stärken
Zitat... er transportiert Werte, deren Fehlen ich bei anderen Werken selbst schon oft bemängelt habe, wenn ich pathetische Überzeichnung feststellte, fehlende Distanz oder eine aufdringlich eingebundene moralische Aussage. Im Verhindern all dessen ist Clooneys Arbeit geradezu meisterhaft. Es mag auch sein, dass alle von mir kritisierten Aspekte auf genau die Art notwendig waren, um das Meisterhafte gelingen zu lassen.
Empfindung über die erkannten Qualitäten stellst. Letztlich ist es doch die Wirkung, die bei uns allen über allem steht (nur lässt dies nicht jeder vielleicht so sehr raushängen). Etwas unangenehm finde ich daran aber, dass es ein wenig so klingt, als würdest du das "Bedürfnis des Publikums" ebenso über den Filmemacher stellen - das wäre schon ziemlich fatal für die Kunst.

Die "mikroperspektivische" Ansicht machte für mich übrigens den Reiz aus. Ein Film, der sofort unvermittelt einsteigt und irgendwie aus einer esoterisch-politischen Substanz besteht. Meisterlich fotografiert, eine Welt aus Qualm und - das, finde ich, fällt etwas flach bei dir - ambitioniertem Journalismus. Neben kühler Objektivität steht auch die Leidenschaft für Objektivität, die Leidenschaft für Wahrheit, die wiederum heranführt an die Figuren. So distanziert ist dieser Film, das ist meine Empfindung, auf den zweiten Blick gar nicht.

Btw, manchmal ist es auch ganz ratsam, dem Handwerker etwas über die Schulter zu schauen ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 24 Juli 2007, 00:49:44
Hab mir fast gedacht, dass die Kritik Resonanz hervorrufen wird. ;)

Zitat von: Sarge am 23 Juli 2007, 22:56:48
Etwas unangenehm finde ich daran aber, dass es ein wenig so klingt, als würdest du das "Bedürfnis des Publikums" ebenso über den Filmemacher stellen - das wäre schon ziemlich fatal für die Kunst.
Kann man so auffassen, ist aber hundertprozentig nicht so gemeint - das sollte eigentlich in Kombination mit dem letzten Absatz klar werden. Wenn ich das so meinen würde, würde das bedeuten, dass ich für meine Perspektive Allgemeingültigkeit beanspruchen würde - ganz im Gegenteil ziehe ich die Kritik aber höchst subjektiv auf und vermeide jegliche Deklarierung. Was ich mache, ist - wie eigentlich immer bei kniffligen Wertungen (siehe auch Shrek 2) - mein innerliches Gefühl in Worte fassen. Ich fasse damit etwas in Worte, das ich nicht steuern kann. Wenn mir der Film selbst nach ausführlicher Studie (und jeder Film, den ich bespreche, wird alleine schon durch die Besprechung von mir ausführlich studiert) nicht ganz so zusagt, dann kann ich da nix gegen machen - dann ist es einfach so. Da wäre es heuchlerisch, wie die komplette Kritikerwelt vor Clooney auf die Knie zu fallen, nur weil auch ich die (objektiv feststellbaren) Qualitäten des Filmes erkannt habe. Ich hätte ganz problemlos eine weitere Lobpreisung schreiben können, wäre mir nicht schwer gefallen. Aber es wäre nicht meine innerste Überzeugung gewesen.
Deswegen versuche ich dann, meine Empfindungen irgendwie in Worte zu fassen, und das ist oft verdammt schwierig, weil es nicht immer greifbar ist. Was aber in dieser Kritik klar werden soll, ist der Umstand, dass ich nur meine Sicht erläutere und vielleicht die Sicht derjenigen, die den Film ähnlich sehen. Wenn ich jetzt also beispielsweise behaupte "Clooney macht einen Anfängerfehler", dann bin ich mir durchaus darüber bewusst, dass Clooney das, was ich Ahnungsloser als Anfängerfehler bezeichne, in Wirklichkeit ganz bewusst so macht und nicht anders.

ZitatDie "mikroperspektivische" Ansicht machte für mich übrigens den Reiz aus. Ein Film, der sofort unvermittelt einsteigt und irgendwie aus einer esoterisch-politischen Substanz besteht.
Auch ich finde das reizvoll, gerade weil es so schwierig ist. Deswegen hab ich ja Beispiele angeführt, bei denen es meiner Meinung nach funktioniert. Vielleicht, weil es dort nicht ganz so überdosiert ist wie bei "Good Night, and Good Luck". Und vielleicht ist diese Überdosierung für euch genau die richtige Dosierung. Mir ist sie aber eben zu stark. Was zugegeben ungewöhnlich für mich ist, da ich es sonst schön scharf mag. ;)

ZitatMeisterlich fotografiert, eine Welt aus Qualm und - das, finde ich, fällt etwas flach bei dir - ambitioniertem Journalismus. Neben kühler Objektivität steht auch die Leidenschaft für Objektivität, die Leidenschaft für Wahrheit, die wiederum heranführt an die Figuren.
Punkte, die ich bewusst ausgeklammert habe, weil sie in offiziellen Kritiken zu genüge abgefeiert wurden und ich dazu nur in Zustimmung hätte brav nicken können. Das wollte ich mir ersparen und lieber auf die für mich wichtigen Punkte eingehen - eben die Erläuterung meiner Note. Im Grunde ist die Kritik ja nichts weiter als eine Rechtfertigung der Note. Zu Recht, wie man zumindest jetzt an dieser Rückfrage erkennt. ;)

ZitatSo distanziert ist dieser Film, das ist meine Empfindung, auf den zweiten Blick gar nicht.
Das ist eben Ansichtssache. Er befreit sich nicht notwendigerweise von seiner Distanziertheit, nur weil er die Punkte richtig macht, die du oben aufzählst. Was wirklich zählt, ist, das Vorhandensein dieser Punkte WIRKT - und da sind wir wieder beim Ausgangspunkt meiner Kritik. Sie haben nicht gewirkt. Und ich habe versucht zu erklären, wieso. Und du hast es selbst schon erkannt, wieso:

ZitatUnd hier wiederum war es wieder einmal interessant, zu sehen, wie fast ein und dieselben Argumente zum Vorteil oder Nachteil ausgelegt werden können.
Was du hier beschreibst, ist eben nichts weiter als die individuelle Wirkung auf jeden Zuschauer.
Und insofern stellt meine Kritik selbstverständlich keinen Angriff auf die Bewunderer des Films an. Unter gegebenen Umständen hätte ich mir ja gut vorstellen können, selbst ein Bewunderer zu sein - wenn eben die Wirkung da gewesen wäre. War sie aber nicht.

ZitatBtw, manchmal ist es auch ganz ratsam, dem Handwerker etwas über die Schulter zu schauen ;)
Durchaus. Zu viel könnte aber die Magie nehmen. ;)

EDIT: Übrigens, du kommst auf 8 Punkte... das sind gerade mal eineinhalb mehr als ich. Vielleicht sind war gar nicht soo weit voneinander entfernt.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 27 Juli 2007, 02:39:24

Ich glaube, ich war der Erste, der deine "Simpsons"-Kritik aufgerufen hat. Juchu!  :pidu:

Durchgelesen habe ich sie mir dann aber doch noch nicht, das geht in diesem Fall einfach nicht, dass ich mir da irgend etwas im Vorfeld erzählen lasse. Aber auf die Benotung war ich dann doch gespannt, und wenn nun nach Mr. VV und COPFKILLER auch die gelbe Eminenz begeistert ist, dann darf ich mich nun vollends ungebremster Vorfeude hingeben. Nicht, dass diese vorher gebremst gewesen wäre...  :icon_razz:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 27 Juli 2007, 12:30:38
Zitat von: Chili Palmer am 27 Juli 2007, 02:39:24
Ich glaube, ich war der Erste, der deine "Simpsons"-Kritik aufgerufen hat. Juchu!  :pidu:
Ich hätte mir kaum einen besseren Premieristen vorstellen können - außer vielleicht Matt Groening himself. ;)

ZitatDurchgelesen habe ich sie mir dann aber doch noch nicht, das geht in diesem Fall einfach nicht, dass ich mir da irgend etwas im Vorfeld erzählen lasse.
Stimmt, der bessere Film wird es werden, wenn man sich vorher nicht informiert. Zwar werden in der Regel keine größeren Spoiler ausposaunt, aber zur Verdeutlichung der Qualitäten werden halt oft Gags erwähnt - auch in meiner Kritik. Unvorbereitet an den Film gehen ist sicherlich die beste Option.

ZitatAber auf die Benotung war ich dann doch gespannt, und wenn nun nach Mr. VV und COPFKILLER auch die gelbe Eminenz begeistert ist, dann darf ich mich nun vollends ungebremster Vorfeude hingeben. Nicht, dass diese vorher gebremst gewesen wäre...  :icon_razz:
Wobei, was habt ihr von mir erwartet? Eine 5/10?  :icon_lol: Die Simpsons können einfach auf eine zu große Grundqualität herabsehen, als dass das so richtig heftig in die Hose gegangen wäre. Natürlich schüttel ich mir aber eine 10/10 nicht einfach so aus dem Ärmel - auch ein Simpsons-Film muss dafür schon einiges leisten. Dass VV (der ja laut Review im Vorfeld sehr kritisch war) und CK ähnlich begeistert sind, bestätigt mein Gefühl aber und erfreut mich ungemein.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 27 Juli 2007, 13:03:11
Zitat von: Vince am 27 Juli 2007, 12:30:38
Wobei, was habt ihr von mir erwartet? Eine 5/10?  :icon_lol:

Das hätte für mich eine Welt zusammenbrechen lassen.

Schlimm genug, dass Hankey "gerade mal" achteinhalb Punkte vergibt und gleichzeitig im Sneak-Thread einem deutschen Naja-Film mit TV-Ästhetik sechs Punkte zubilligt. Ächz.   :icon_confused:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 27 Juli 2007, 13:07:43
Zitat von: Chili Palmer am 27 Juli 2007, 13:03:11
Schlimm genug, dass Hankey "gerade mal" achteinhalb Punkte vergibt und gleichzeitig im Sneak-Thread einem deutschen Naja-Film mit TV-Ästhetik sechs Punkte zubilligt. Ächz.   :icon_confused:

That's our Hankboy. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 27 Juli 2007, 14:58:54
Meine Güte! Seit froh, dass ich als Nicht-Simpsons-Fan überhaupt so begeistert bin. Sebastian und ich waren sicher diejenigen, die noch am lautesten im Kino gelacht haben! Die meisten um uns herum sind stumm und regungslos in ihren Sitzen geblieben. :icon_confused:

Und außerdem ist es mal wieder sehr müßig, gerade diese beiden Filme miteinander zu vergleichen. Das sind zwei völlig verschiedene Sachen! Immer diese Vergleiche von Äpfel und Birnen! :icon_rolleyes: ;)

Zumal der Simpsons-Film eigentlich auch nichts großartig anderes ist, als eine überlange TV-Episode. Nur das diese halt wirklich klasse geworden ist, wenn auch nicht ganz so gut wie der South Park-Film! :icon_twisted:

BTW: Wo bleibt eigentlich Udo? Ich will zum UT!!! :dodo:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 27 Juli 2007, 15:06:51
Zitat von: Mr. Hankey am 27 Juli 2007, 14:58:54
Meine Güte! Seit froh, dass ich als Nicht-Simpsons-Fan [...]

Das alleine ist schon eine Farce. :icon_mrgreen:

Ja, ich stimme dir zu, Äpfel und Birnen tut man nicht vergleichen tun. Hat der böse Onkel Chili sicher auch nicht so gemeint. ;)
Ich bin mit deiner 8 und eine Gequetschte ja auch absolut zufrieden. ;)

ZitatBTW: Wo bleibt eigentlich Udo? Ich will zum UT!!!
...er. UtER heißt der kleine Mann. Was willst du denn beim Uter? Schoki essen?
Verdammt, war der Uter eigentlich im Fuim?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 27 Juli 2007, 15:08:45
Zitat...er. UtER heißt der kleine Mann. Was willst du denn beim Uter? Schoki essen?
Verdammt, war der Uter eigentlich im Fuim?
Ähmmm, nein! Da hast du was falsch verstanden!

Ich wollte damit sagen, dass sich der gute Bretzelburger mal ein bisschen beeilen soll! Ich sitze hier auf gepackten Koffern und will mit ihm und McMurphy noch zum großen Usertreffen! Nur der alte Mann braucht mal wieder viel zu lange! ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 27 Juli 2007, 15:16:54
Zitat von: Mr. Hankey am 27 Juli 2007, 15:08:45
Ähmmm, nein! Da hast du was falsch verstanden!

LOL sag bloß!  :LOL:

Ich hab das schon begriffen, die Abkürzung UT ist mir geläufig.
Viel Spaß auf jeden Fall!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 27 Juli 2007, 15:21:55
Zitat von: Mr. Hankey am 27 Juli 2007, 14:58:54
Und außerdem ist es mal wieder sehr müßig, gerade diese beiden Filme miteinander zu vergleichen. Das sind zwei völlig verschiedene Sachen! Immer diese Vergleiche von Äpfel und Birnen! :icon_rolleyes: ;)

Zitat von: Vince am 27 Juli 2007, 15:06:51
Ja, ich stimme dir zu, Äpfel und Birnen tut man nicht vergleichen tun. Hat der böse Onkel Chili sicher auch nicht so gemeint. ;)

Ich bin ja nun einer der größten Gegner dieser Äpfel-und-Birnen-Vergleiche, aber dann und wann, wenn es mir gerade in den Kram passt, bin ich voll dafür.  :LOL:

ZitatIch hab das schon begriffen, die Abkürzung UT ist mir geläufig.
Viel Spaß auf jeden Fall!

Ein Handtuch! Schnell, ein Handtuch!  :king:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Fäb am 27 Juli 2007, 16:24:34
"don't make me run, I'm full of schoki"  :rofl:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 16 August 2007, 03:39:26
Gratulation zu deiner "Schlangenei"-Kritik. Obwohl du dem Film eher skeptisch gegenüber stehst weckt dein Text durchaus Interesse, insbesondere deshalb weil er sehr narrativ zu sein scheint - was man ja beileibe nicht von allzu vielen Filmen aus Bergmans eigentlichem Hauptwerk aus den 60zigern behaupten kann (zu dem ich - im Gegensatz zu seinem Frühwerk - bislang immer noch relativ leicht Zugang gefunden habe. Ich beneide dich um deine Fähigkeit, einen solchen Film kurzweilig und spannend zu rezensieren. Bei mir artet das meist eher in den zerfaserten Versuch einer Analyse aus wie bei "Die Stunde des Wolfs" (der ironischerweise auch ein genreverwandter Bergman ist - auch wenn das nicht der Grund war, warum ich ihn mir als ersten vorgenommen habe).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 16 August 2007, 18:18:54
Oh, freut mich sehr, dass du das so siehst. Mir kommt der Text rückwirkend nämlich schon ein bisschen zerfasert vor, wenn auch nicht analytisch - es gibt da eben für Bergman-Verhältnisse verhältnismäßig wenig zu analysieren. Ist auch meine erste Bergman-Kritik, was nur beweist, wieviel Respekt ich davor habe, einen seiner Filme zu besprechen. Die Arbeiten dieses Mannes sind ja nicht gerade einfach. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 17 August 2007, 03:07:49
Also was habt ihr nur alle mit dem Hitcher 2007. Klar, widersprechen kann man dir da nicht wirklich, aber sooo schlecht war das alles doch gar nicht. Ich fühlte mich zumindest gut unterhalten. Bei manchen Filmen sollte man eben sein Gehirn an der Kasse abgeben. :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 17 August 2007, 03:15:05
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 17 August 2007, 03:07:49
Ich fühlte mich zumindest gut unterhalten. Bei manchen Filmen sollte man eben sein Gehirn an der Kasse abgeben. :icon_mrgreen:

Es ist immer von Vorteil, flexibel zu sein, pas véritablement?  :LOL:

Zitat von: Vince am 16 August 2007, 18:18:54
Die Arbeiten dieses Mannes sind ja nicht gerade einfach. ;)

Nein, das sind sie wirklich nicht. Vielleicht hätte ich meine Kritiken zu "Vargtimmen" und "Das siebente Siegel" bei meiner kürzlichen Groß-Aufräumarbeit mit löschen lassen sollen. Aber demnächst wollte ich mir vielleicht "Herbstsonate" vorknöpfen, ich kann es also auch nicht lassen.  ;)

Zitat von: Vince am 16 August 2007, 18:18:54
Mir kommt der Text rückwirkend nämlich schon ein bisschen zerfasert vor, wenn auch nicht analytisch - es gibt da eben für Bergman-Verhältnisse verhältnismäßig wenig zu analysieren.

Täusch dich da nicht - von seinen eigenen Kritiken glaubt man das retrospektiv immer. Deswegen verlasse ich mich immer auf das Feedback Dritter, um die Lage besser beurteilen zu können. Und hier bin ich der Dritte der "Vollkommen in Ordnung" sagt.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 17 August 2007, 13:34:04
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 17 August 2007, 03:07:49
Also was habt ihr nur alle mit dem Hitcher 2007. Klar, widersprechen kann man dir da nicht wirklich, aber sooo schlecht war das alles doch gar nicht. Ich fühlte mich zumindest gut unterhalten. Bei manchen Filmen sollte man eben sein Gehirn an der Kasse abgeben. :icon_mrgreen:

:LOL:
Echt abgedreht, sowas mal aus deinem Munde zu hören - mehr davon!  :icon_lol:
Ich muss dazusagen, das "gut unterhalten"-Gefühl hatte ich ansatzweise auch, ich habe mich aber nur immer gefragt, was das in einem "Hitcher"-Remake zu suchen hat. Wozu überhaupt ein "Hitcher"-Remake - hätte man da nicht besser auf ein eigenes Skript um einen Highwaykiller vertraut (ist ja nicht so, dass der 86er-Streifen den Highwaykiller erfunden hätte) und dann auch mit aller Konsequenz ein Actionspektakel draus gemacht? So standen sich aber eben die Anleihen beim Original und die Modernisierung gegenseitig auf den Füßen. Einfach vollkommen ungeschickt, der Streifen.

@McKenzie:
ZitatTäusch dich da nicht - von seinen eigenen Kritiken glaubt man das retrospektiv immer. Deswegen verlasse ich mich immer auf das Feedback Dritter, um die Lage besser beurteilen zu können. Und hier bin ich der Dritte der "Vollkommen in Ordnung" sagt.  ;)
Da hast du natürlich auch wieder Recht - und ich weiß das zwar, vergesse es aber immer wieder, wenn es um meine eigenen Kritiken geht. Insofern vielen Dank für die Absicherung.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 18 August 2007, 21:44:35
Zitat von: Vince am 17 August 2007, 13:34:04Ich muss dazusagen, das "gut unterhalten"-Gefühl hatte ich ansatzweise auch, ich habe mich aber nur immer gefragt, was das in einem "Hitcher"-Remake zu suchen hat.

Was Unterhaltung darin zu suchen hat?

Ich weiß auch nicht, warum ich keine Probleme mit diesem Remake hatte. Vielleicht weil mir das Original nicht viel bedeutet (ein guter Film, mehr nicht) oder ich froh war, dass Eric Red ein bisschen Geld damit verdienen wird. Irgendwie empfand ich den Film als Fast Food-Unterhaltung zwischen all dem ernsten Anspruchsgedönse seinerzeit (als ich ihn sah, war grad Berlinale, haut das hin?) ganz nett, aber da liegt er in meiner Gunst auch sicherlich etwas ungerechtfertigt so gut.

Eben habe ich fix noch deine kurze knackige (ich finde es ehrlich gesagt gut, dass das bei dir mittlerweile so ist) THANK YOU FOR SMOKING-Kritik gelesen. Sehr schön, dass du im Wesentlichen betonst, wie der Film sich eigentlich generell mit Lobbyismus und Argumentationen auseinandersetzt, als jetzt ganz konkret und ausschließlich mit der Tabakindustrie.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 19 August 2007, 16:42:30
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 18 August 2007, 21:44:35
Was Unterhaltung darin zu suchen hat?
Jein. Du weißt schon, wie ich das mein. ;)

ZitatEben habe ich fix noch deine kurze knackige (ich finde es ehrlich gesagt gut, dass das bei dir mittlerweile so ist) THANK YOU FOR SMOKING-Kritik gelesen.
Oh ja ich weiß, es gibt einige, die das herbeigesehnt haben. ;) Ich stelle inzwischen ganz einfach etwas andere Ansprüche an meine Kritiken und will nicht mehr unbedingt umfassend alles reinbauen, was in die Argumentationskette passt, sondern begnüge mich unter Umständen schon mit einem zentralen Detail - da habe ich mir von einigen ofdb- (und anderweitigen) Kollegen ein bisschen was abgeguckt.

ZitatSehr schön, dass du im Wesentlichen betonst, wie der Film sich eigentlich generell mit Lobbyismus und Argumentationen auseinandersetzt, als jetzt ganz konkret und ausschließlich mit der Tabakindustrie.
Genau das war mein Standpunkt. Ist halt ein Film mit der Tabakinsustrie, aber nicht unbedingt über sie. Ich würde das eher als Fallbeispiel betrachten...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 10 September 2007, 13:48:03
Möchte noch kurz loswerden, dass mir "Bierfest" den gestrigen kopfschmerzverseuchten Tag-danach sehr aufgeheitert hat. Ich hab mich amüsiert. Und Respekt dafür, einem so niveauvollen Streifen so eine facettenreiche Besprechung abzugewinnen. Den Ansatz hätte ich zugegeben aber gerne komplett durchgezogen gesehen, weil er auch so schön doppeldeutig ist. :icon_razz:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 10 September 2007, 17:25:16
Danke, das freut mich!

Ich wollte das auch zuerst bis zum Ende im Stil der ersten beiden Absätze durchziehen, glaube aber, dass das nicht richtig funktioniert hätte. Es wäre sehr schwer gewesen, damit auf den eigentlichen Film zu sprechen zu kommen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 10 September 2007, 21:47:59
Elendiges Eierkraulen :icon_mrgreen:. Nein, ich bin nur neidisch :algo:.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 11 September 2007, 19:18:11

Muss ich auch sehr lobend erwähnen, diese "Beerfest"-Review. Nachdem ich den gesehen hatte, war irgendwie klar, dass mir dazu wirklich nichts einfiel. Beim Vorgänger "Club Dread" ging das ja so gerade noch. (Außerdem war die Lautmalerei "Rülps" schon für ein anderes Review verbraten worden  ;)).
Deswegen: Maximum Respect! Aus so einem Film eine Kritik zu wringen ist verdammt schwer. Wenn man sie denn lesbar halten möchte, meine ich.  :respekt:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 18 September 2007, 13:33:15
Lob von mir: Ich habe soeben deine Kritik zu "Folter" gelesen und hin und wieder doch arg schmunzeln müssen. Allein schon deine Analogie mit dem Schimmel in der Kanalisation ist - nicht buchstäblich  :icon_mrgreen: - köstlich. Allerdings habe ich jetzt "Wilde Erdbeeren" nicht gesehen, weswegen ich da leider nicht losprusten konnte. Aber ansonsten schlicht großartig geschrieben!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 18 September 2007, 14:32:14
Ich muss zugeben, bei der Sache mit der Kanalisation hat mir ein bisschen die Erinnerung an den Trailer zu "Ratatouille" geholfen. Das passte so schön... aber manchmal frag ich mich schon, warum ich zu solchen Müllstreifen überhaupt Reviews verfasse. Aber wenn man sie dann mal sieht, will man das ja nicht umsonst getan haben. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 18 September 2007, 16:18:28
Allerdings  :icon_cool:. Allerdings weiß ich nicht warum, aber soooo viele schlechte Filme habe ich selbst noch gar nicht gesehen...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 18 September 2007, 16:38:57
Zitat von: filmimperator am 18 September 2007, 16:18:28
Allerdings weiß ich nicht warum, aber soooo viele schlechte Filme habe ich selbst noch gar nicht gesehen...

Naja, man will ja auch hauptsächlich erst die ganzen guten Dinger abklappern, oder? Also, zumindest geht es mir so (auch wenn ich mich seit etwa drei Jahren verstärkt mit so mancher Graupe auseinandersetze - wie gerade letzte Woche über Youtube mit - uargh - "Daniel, der Zauberer"  :bawling:).

Schöne Verrisse übrigens, Vince! Nur bedauerlich, daß Karloff sich am Ende seiner Karriere für diese mexikanischen Kracher hergeben mußte. Der hätte wirklich einen würdigeren Abgang verdient gehabt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: kruchtenkaiser am 18 September 2007, 17:04:58
Zitat von: Stefan M am 18 September 2007, 16:38:57
wie gerade letzte Woche über Youtube mit - uargh - "Daniel, der Zauberer"  :bawling:).

sowas schaut man nicht über youtube, sowas kauft man sich und stellt's sich als Mahnmal ins DVD-Regal!!  :icon_mrgreen:

@topic: nach der Lektüre des Reviews hab ich jetzt richtig Lust bekommen, mir auch mal "Folter" anzuschauen... was haben deine Verrisse nur an sich, dass sie auf mich statt abschreckend eher anziehend wirken???  :love:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 19 September 2007, 00:21:34
@kruchtenkaiser: LOL na dann haben sie aber eindeutig ihre Funktion verfehlt. ;)

Vielleicht gibts in naher Zukunft auch mehr Reviews zu billigen Filmen und weniger zu wichtigen Werken, weil ich meine Kritik Nr. 500 bereits vorgeschrieben habe und jetzt möglichst schnell die nächsten 50 Reviews vollkriegen will. Und das geht halt leichter und schneller mit belanglosen Filmchen als mit irgendwelchen Klassikern, die was weiß ich an Vorbereitung benötigen.

Zitatsowas schaut man nicht über youtube, sowas kauft man sich und stellt's sich als Mahnmal ins DVD-Regal!!  :icon_mrgreen:
Ich hab den im Rahmen einer Herumreich-Aktion in einem Forum zu Gesicht bekommen, wo ein User den für nen Euro geschossen hatte und dann wie die Pest herumgereicht wurde - und jeder, der ihn bekam, musste eine Kritik schreiben. ;)

@Stefan M: Jip, wirklich schade um Karloff, vor allem wenn man sieht, wie unbeholfen er da rumsitzt und sein Programm abspult. Bela Lugosi hat's ja auch nicht besser getroffen, aber der hat sich selbst bei Ed Wood volle Kanne reingehangen mit einem bemerkenswerten Elan. Man kann nun darüber streiten, welcher der beiden Fälle tragischer ist - letztendlich waren sie beide Opfer der Zeiten, die sich ganz einfach geändert hatten.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 21 September 2007, 16:10:31
Versteht sich ja von selbst, dass ich mich beim Thema Wes Craven sofort zu Wort melde, wobei ich länger schon auf einige deiner letzten Reviews eingehen wollte (was ich aber auch noch werde). Zu PEOPLE UNDER THE STAIRS, einem meiner liebsten Cravens, sei nur gesagt, dass du den Film für meinen Geschmack zu stark anhand seiner Offensichtlichkeiten analysierst. Das meint: Du begründest plausibel, warum Cravens Film als Horrorwerk hinsichtlich seiner Dramaturgie (Junge kann nix passieren), der Wirkung (wenig Grusel) und dem aufgesetzten Soziotext wenig bis gar nicht funktioniert, was legitim, aber für mich gar nicht notwendig ist. (Auch wenn ich bezüglich letzterem betonen möchte, dass Cravens Ansatz, den gesellschaftlichen Bodensatz zum innerhalb feuchter Gemäuer und Schächten herumkriechenden Gesocks zu erklären, durchaus bissig und ziemlich ironisch ist). Das hingegen, was den Film für mich so reizvoll macht, ist sein spielerischer Umgang mit Märchenmotiven. Von Frau Holle über Alice im Wunderland bis zu Hänsel und Gretel taucht alles auf, und Craven bettet sein - von dir erstmal völlig richtig als oberflächlich eingestuftes - Sozialplädoyer in einen derartig märchenhaften Fantasyrahmen, dass alle Skizzierung und Offensichtlichkeit auch berechtigt ist. Der Film nämlich funktioniert ganz ausgezeichnet für Kinder, was du ihm seltsamerweise als Nachteil auslegst.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 21 September 2007, 16:25:10
Eine Rückmeldung deinerseits habe ich fest erwartet, aber so schnell? Ja holla die Wildsau!  ;)

Ich kann dich verstehen und weiß ja auch, dass du Craven sehr wohlgesonnen gegenüberstehst, der Märchenansatz ist aber meines Erachtens - gerade für Kinder (die aber ob der Einstufung und der dafür verantwortlichen Szenen eh nicht zur Zielgruppe gehören sollten) - viel zu latent und funktioniert in meinen Augen wenig bis gar nicht. Da würde ich dann schon eher zu Streifen wie dem auch angesprochenen "Valkenvania" oder zu den hiesigen Burtons greifen, die ja wohl auf einem ganz anderen Level stehen. Ich denke auch nicht, dass es Cravens vordergründige Intention war, "The People under the Stairs" zu einer Märchenparabel zu machen, sondern dass er eben tatsächlich auf diesen platten Sozialkommentar hinauswollte. Ich unterstelle ihm nicht, dass der so platt herüberkommt, weil er es subtiler nicht verpacken konnte. Ich gehe aber mal davon aus, er wollte die beabsichtigte Schwarzweißmalerei mit selbstironischen Verweisen abfedern und das ist ihm nicht wirklich gut gelungen, weil er dadurch eben in die infantile Narration gerät, die einen schließlich dazu verleiten könnte, in dem Film vordergründig märchenhafte Motive zu sehen. Die stellen in meinen Augen aber allenfalls einen Nebeneffekt dar.

Ansonsten bin ich natürlich gespannt, ob und zu welchen Reviews du dich sonst noch auf welche Weise äußern wirst / würdest. ;)

Weiterhin muss ich noch sagen, ich befürchte momentan bei mir selbst einen quantitativen Anstieg der Reviews zu Lasten der Qualität... irgendwie hab ich jetzt keine Ruhe mehr, bis die 500 voll sind. ;) Man möge es mir nachsehen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 21 September 2007, 16:38:16
Zitat von: Vince am 21 September 2007, 16:25:10
Eine Rückmeldung deinerseits habe ich fest erwartet, aber so schnell? Ja holla die Wildsau!  ;)

Da läuten die Craven-Alarmglocken sofort. :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am 21 September 2007, 16:25:10
Ich kann dich verstehen und weiß ja auch, dass du Craven sehr wohlgesonnen gegenüberstehst, der Märchenansatz ist aber meines Erachtens - gerade für Kinder (die aber ob der Einstufung und der dafür verantwortlichen Szenen eh nicht zur Zielgruppe gehören sollten) - viel zu latent und funktioniert in meinen Augen wenig bis gar nicht. Da würde ich dann schon eher zu Streifen wie dem auch angesprochenen "Valkenvania" oder zu den hiesigen Burtons greifen, die ja wohl auf einem ganz anderen Level stehen. Ich denke auch nicht, dass es Cravens vordergründige Intention war, "The People under the Stairs" zu einer Märchenparabel zu machen, sondern dass er eben tatsächlich auf diesen platten Sozialkommentar hinauswollte. Ich unterstelle ihm nicht, dass der so platt herüberkommt, weil er es subtiler nicht verpacken konnte. Ich gehe aber mal davon aus, er wollte die beabsichtigte Schwarzweißmalerei mit selbstironischen Verweisen abfedern und das ist ihm nicht wirklich gut gelungen, weil er dadurch eben in die infantile Narration gerät, die einen schließlich dazu verleiten könnte, in dem Film vordergründig märchenhafte Motive zu sehen. Die stellen in meinen Augen aber allenfalls einen Nebeneffekt dar.

Die Gewichtung der Märchenaspekte liegt natürlich beim Betrachter, auch wenn ich zu wissen glaube, dass Craven diese Elemente ziemlich bewusst kreiert (vgl. dazu "Screams and Nightmares"). Aber zumindest würdest du diese nicht grundsätzlich abstreiten, was ich schon befürchtet hatte. :icon_mrgreen: Aber Alice (sie heißt ja im Film auch so), die durch ein Horrorhaus wie im Wunderland wandelt, ein Geschwisterpaar, und dann der explodierende Goldschatz, bei dem es Reichtum regnet wie in Frau Holle, das ist imo schon recht eindeutig. Zumal Craven auch in vielen anderen Filmen Grimmssche Märchen einfließen ließ.

Zitat von: Vince am 21 September 2007, 16:25:10
Weiterhin muss ich noch sagen, ich befürchte momentan bei mir selbst einen quantitativen Anstieg der Reviews zu Lasten der Qualität... irgendwie hab ich jetzt keine Ruhe mehr, bis die 500 voll sind. ;) Man möge es mir nachsehen.

Also ich begrüße das sehr. Erstmal haben deine Reviews mittlerweile eine nahezu perfekte Länge (zumindest für Lesefaule wie mich :icon_mrgreen:) und qualitativ sehe ich da keinen Abstieg, ehrlich gesagt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 21 September 2007, 16:47:54
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 September 2007, 16:38:16
Die Gewichtung der Märchenaspekte liegt natürlich beim Betrachter, auch wenn ich zu wissen glaube, dass Craven diese Elemente ziemlich bewusst kreiert (vgl. dazu "Screams and Nightmares"). Aber zumindest würdest du diese nicht grundsätzlich abstreiten, was ich schon befürchtet hatte. :icon_mrgreen:
Keineswegs. Die "Alice"-Namensgebung ist ja eigentlich auch ein relativ eindeutiges Indiz. Letztendlich bleibt der Ansatz in meiner persönlichen Wahrnehmung aber zu schwach ausgeprägt und in der Tat, jetzt nachdem ich mal ein paar ofdb-Reviews gelesen habe, glaube ich, du könntest mit einem Review deinerseits, in dem du die Märchenaspekte aufführst, eine neue Perspektive einbringen. Ich hab zwar nicht alle gelesen, aber von denen, die ich so gelesen habe, erwähnt niemand diesen Aspekt - auch nicht die Stimmen, die voll des Lobes sind.

ZitatAlso ich begrüße das sehr. Erstmal haben deine Reviews mittlerweile eine nahezu perfekte Länge (zumindest für Lesefaule wie mich :icon_mrgreen:) und qualitativ sehe ich da keinen Abstieg, ehrlich gesagt.

Die Reviewlänge werde ich in Zukunft auch etwas kürzer halten, wenn ich mich nicht unbedingt dazu veranlasst sehe, mehr schreiben zu müssen, um dem Film gerecht zu werden. Mein Jubiläumsreview bringt es allerdings schon wieder auf eine Länge von derzeit 4 Seiten, aber ich denke und hoffe, mit Berechtigung. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 21 September 2007, 16:50:40
...wenn es sich dabei um ED WOOD handeln sollte, werde ich gleichermaßen vor Neid und Eifersucht im Boden versinken wie mich aber auch ganz besonders vorfreuen würde! :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 21 September 2007, 16:54:39
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 21 September 2007, 16:50:40
...wenn es sich dabei um ED WOOD handeln sollte, werde ich gleichermaßen vor Neid und Eifersucht im Boden versinken wie mich aber auch ganz besonders vorfreuen würde! :icon_mrgreen:

Ich muss dich enttäuschen. :( Ed Wood war zwar lange auf der Liste, neben zwei, drei anderen Kandidaten, aber spontan ist mir dann noch was ganz anderes dazwischengekommen. Etwas, dem du 6/10 verpasst hast. ;)
Aber es gibt ja noch Review Nr. 1000, wer weiß. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 21 September 2007, 17:00:50
Da gibt es dann nur eine Möglichkeit, wenn ich das gerade richtig gegengecheckt habe. Hast du mit dem Craven-Verriss ja quasi auch schon eine Andeutung gegeben. Fore-Shadowing des Vinceschen Art sozusagen.

Vielleicht gebe ich dem ganzen auch noch einmal eine Chance, aber so richtig gekickt hat's mich nie. :00000109:

Na gut, wollen wir nicht zu viel verraten. :icon_cool:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 21 September 2007, 17:05:49
Nanu? Hab ich meine eigene Anspielung nicht mitgekriegt? Ich meine dann wahrscheinlich doch was anderes, mit Craven jedenfalls hat das nichts zu tun... oder... ah doch stimmt ja!  :icon_lol:
Jup, das isses... Valkenvania.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 28 September 2007, 01:19:11

Da hast du dich ja voll reingehängt für die "Happy Feet"-Besprechung. Bis in die Träume verfolgt...  :icon_eek:

Ich habe den Pinguin-Tanz noch vor mir, deswegen nix zum Film, nur zwei Anmerkungen:

1. Weil du mal die Bedenken bezüglich stilistischer Wiederholungen erwähntest: Stramm auf die 500 zugehend lesen sich deine Reviews immer noch frisch wie aus dem Toppits-Beutel gezaubert. Respekt.

2. Da du nun schon von Gesang und Tanz mitgerissen wurdest, solltest du vielleicht schnell "Hairspray" nachschieben, dann hält die gute Laune an, und es spielen auch keine Außerirdischen wie in Bollywood mit.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 28 September 2007, 13:47:40
Zu 1. Also das höre ich natürlich sehr gerne. Danke!
Zu 2. Man mag es kaum glauben, aber der interessiert mich sehr. Zu einem Kinobesuch wird es zwar definitiv nicht kommen und auch ein Blick auf die DVD ist eher unwahrscheinlich, aber ich bin ihm zumindest nicht gänzlich abgeneigt. Wird aber auf jeden Fall noch länger dauern, bis ich dazu meinen Senf abgeben kann. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 28 September 2007, 17:42:24
Da wird doch sich doch nicht jemand tatsächlich auf die Ausstrahlung des Films in 3 Jahren im Free-TV verlassen, oder?  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 28 September 2007, 19:12:08
Wieso denn nicht? Ich bin noch jung, ich hab Zeit. ;)
Wenn sich aber vorher noch die Gelegenheit ergibt, sag ich sicher nicht nein.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 28 September 2007, 19:47:32
ZitatMan mag es kaum glauben, aber der interessiert mich sehr. Zu einem Kinobesuch wird es zwar definitiv nicht kommen und auch ein Blick auf die DVD ist eher unwahrscheinlich, aber ich bin ihm zumindest nicht gänzlich abgeneigt. Wird aber auf jeden Fall noch länger dauern, bis ich dazu meinen Senf abgeben kann.
Na da bin ich aber gespannt. Du und das Musical scheinen aus meiner Sicht irgendwie überhaupt nicht zusammenzupassen. Aber vielleicht irre ich mich ja. :D

<Hankey, der sich heute endlich den Soundtrack zugelegt hat und gerade abhottet! ;))
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 9 Oktober 2007, 02:59:38
War es bei Wes Craven kürzlich nicht anders, so werde auch ich hier sofort zur Stelle schreiten, wenn endlich mal wieder ein Review zu jenem Film, der bislang insbesondere von den prominenten Schreibern eher übersehen (oder unterbewertet) wurde, erscheint. In mir ist gerade ein innerer Freudentanz ausgebrochen, als ich deinen Namen und dann gleich die dicken 9 Punkte dort erblickte.

Deinem tollen, sorgfältig geschriebenen Review kann ich selbstredend nur beipflichten. Ganze Absätze sind dabei geradezu großartig gelungen. Wie dieser hier:

ZitatLee inszeniert stets kalt und unpathetisch, was von Außenstehenden oder solchen, die nicht allzu sehr mit seinem Lebenswerk vertraut sind, als künstlich oder gar unglaubwürdig fehlinterpretiert werden könnte. Tatsächlich schafft der Regisseur mit dieser Vorgehensweise jedoch eine Sphäre, unterhalb derer Dinge gedeihen, die seinen Kollegen ihr ganzes Leben lang nicht gelingt: Er dringt unter die Oberfläche seiner Charaktere und macht sie für das Publikum begreifbar.

So ist es nämlich, genau so!

Wirklich bemerkenswert treffend ist auch diese Aussage:

ZitatLee scheint ein Meister des Facettenreichtums zu sein, doch ineinander geflochtene rote Fäden ziehen sich wie ein DNA-Strang durch sein komplettes Lebenswerk. Sie alle thematisieren im Kern das Gleiche: die Sehnsucht des Menschen, aus der Maske auszubrechen, die ihm die Gesellschaft auferlegt hat.

die imo ein wirkliches Verständnis fürs Leesche Oeuvre ausdrückt und definitiv Resultat einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit ihm ist.

Der Verweis zu "Six Feet Under" und die daraus abgeleitete Repräsentation und Wahrnehmung schwuler Lebensstile, die auch nur der banalen Suche nach Anerkennung, Glück und Geborgenheit entsprechen, die von dir bescheinigte Bedeutung beider Produktionen für Fernsehen und Kino in dieser Hinsicht gefällt mir besonders gut. Ich sehe manches geringfügig anders, darunter die Rolle des Jack Twist, bei der ich keine Reserven in ihrer Ausarbeitung feststellen würde, da Lee hier sehr stark mit Auslassungen arbeitet (genial doch geradezu, dass der Film es offen lässt, wie Jack nun tatsächlich ums Leben kam, und wir lediglich eine zur Projektion verwandelte Urangst Ennis' bebildert bekommen) - und allein der Besuch bei den Eltern (ich bekomme Gänsehaut und feuchte Augen, wenn ich nur daran denke) die Figur so tief charakterisiert, wie es keine zwei Stunden davor hätten tun können (Gegenstände, Tapeten, Farben, kleine Gesten ... Ang lee sagt nichts - und damit alles). Im letzten Absatz deutest du ja fast schon an, dass der Film eine Art Instant Classic sei, und diesen letzten Schritt gehe ich bekanntlich mit vollem Nachdruck. Mein Review mag ich überhaupt nicht, es ist kurz und unpersönlich, und hat damit genau eine entgegengesetzte Erscheinung. Ich möchte schon lange ein adäquates Review schreiben, aber nirgends trifft bei mir das bekannte "nicht gerecht werden"-Syndrom, das viele Autoren hier wohl kennen, so zu wie im Falle von BBM. Es wäre wohl zu persönlich, was ich dort schreiben müsste, um dann auch zufrieden sein zu können.

Neben der sprachlich und analytisch einfach gehaltenen, aber doch sehr schönen Besprechung von Realjackass gehört dein Review somit ganz sicher zu den zwei besten zu diesem Film.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 9 Oktober 2007, 13:05:34
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  9 Oktober 2007, 02:59:38
Neben der sprachlich und analytisch einfach gehaltenen, aber doch sehr schönen Besprechung von Realjackass gehört dein Review somit ganz sicher zu den zwei besten zu diesem Film.

Wow... ich bin natürlich nicht sonderlich überrascht, dass wir hier einen fast kompletten Konsens finden im Gegensatz zu den beiden Craven-Arbeiten (das Haus der Vergessenen und Hills Have Eyes), die ich unter deinen Augen entwertet habe  ;) , aber mit so einem Lob habe ich dennoch nicht gerechnet. Vielen Dank!

Was die leichten Differenzen bezüglich der Figur des Jack betrifft, das habe ich ja auch im Text noch relativiert und ohnehin ist das von mir eher Mäkeln auf ziemlich hohen Niveau, da ich auch seine Charakterzeichnung sehr, sehr gelungen fand und speziell in der von dir erwähnten fantastischen Szene des Besuchs bei den Eltern wird das deutlich. Vor diesen unheimlich starken Minuten am Ende - also eigentlich irgendwo in der Filmmitte - läuft die Erzählung für meinen Geschmack nicht absolut hundertprozentig rund, aber wie gesagt, im Grunde ist das nicht weiter erwähnenswert.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 12 Oktober 2007, 02:35:40
Weil ich keine Kritik schreiben werde, es aber dennoch gerne loswerden würde, hier noch mein kurzes Statement zu Spider-Man 3. Ist allerdings aus einem anderen Forum kopiert und baut teilweise stark auf den Kritiken der dortigen User auf, sollte aber dennoch halbwegs verständlich sein.

ZitatDa bin ich mal wieder und muss mich leider schon wieder gegen den Strom stellen, weil ich finde, dass ihr die Qualitäten dieses dritten Teils doch teilweise arg unterschätzt.
Natürlich kann man sich drüber mokieren, dass alles zu überladen ist mit drei Gegnern und dann wartet man ja auch geradezu darauf, dass alles verworren ist und man nicht mehr durchblickt. Aber man sollte nie aus den Augen verlieren, dass es sich hier um eine Comic(!)Verfilmung handelt. Wenn ich mich an die Hefte und die Trickserie besinne, dagegen sind die Handlungsstränge aus den Kinofilmen in Sachen Quantität noch ein Witz. Da kloppten sich oft acht Mann gegeneinander.
Wer sich aber nun hinstellt und behauptet, Raimi habe bei dem Ausmaß an Erzählsträngen die narrativen Fäden verloren und würde ein einziges Chaos anrichten, der unterschätzt maßlos, wie geschickt hier alles aufeinander aufbaut und wie hochpräzise am Ende alles miteinander verknüpft wird - die Comic-Anleihen gleichermaßen wie die Vorgaben aus der Kino-Franchise. Natürlich gibt es hier und da kleinere Ungereimtheiten, aber es wird doch immer die richtige Dosierung gefunden zwischen Handlung und Action.
Und wer sich über die Soap-Elemente aufregt (die ich übrigens auch zum Teil ärgerlich finde, da mir die Art nicht passt, wie Raimi sie einfängt), der hat wohl bei Teil 1 und 2 geschlafen oder wie? Wo ist denn da bitte der Unterschied?
Zu den "verheizten Charakteren": Man sollte berücksichtigen, dass "Spider-Man 3" Teil einer Franchise ist, die noch nicht zwangsläufig beendet ist. Eine Gwen Stacy wird hier durch aus vielschichtig dargestellt und ist alles andere als ein Blondchen, das sich einfach nur mit Rotschopf anlegen soll. Sie mag nur einen sehr kurzen Auftritt haben, das ist richtig, aber vielleicht ist hiermit einfach nur ein Grundstein gelegt für kommende Teile. Betrifft auch Cromwells Polizisten (im Übrigen ist man nun echt nicht gezwungen, das als "Frechheit" zu betrachten, man kann das auch als erfreulichen Cameo bzw. Veredelung des Supportcasts sehen) und vor allem Venom, der mit Sicherheit noch nicht sein letztes Kerzlein ausgeblasen hat.
Also, ein bisschen mehr Auge für die Stärken des Films, die meines Erachtens unübersehbar sind, hätte ich vom Punlikum letzten Endes dann vielleicht doch erwartet, muss ich so offen sagen...
8/10
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 12 Oktober 2007, 02:39:21

Alles sehr richtig, und, wie du schon schreibst, leider gegen den allgemeinen Strom.

Von mir gibt es dafür aber zehn von zehn Aluhüten!  :respekt:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 12 Oktober 2007, 02:39:38
Korrekt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 12 Oktober 2007, 02:43:10
Zitat von: Chili Palmer am 12 Oktober 2007, 02:39:21
Von mir gibt es dafür aber zehn von zehn Aluhüten!  :respekt:

Brauch ich nicht, ich bieg mir schon Matrixlike nen Löffel über den Kopf. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 29 Oktober 2007, 18:41:22
Habe mir eben mal deinen Text zu "The Village" durchgelesen. Weil er schon etwas älter ist, frage ich aber vorher mal, ob du heute auch noch ungefähr dies über den Film schreiben würdest?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 29 Oktober 2007, 19:24:31
Puh... schwer zu sagen. Ich muss wohl nicht betonen, dass ich mit der Besprechung alles andere als zufrieden bin aus heutiger Sicht, wobei ich auch damals nicht so begeistert davon war. Bei verschiedenen Aspekten weiß ich gar nicht mehr, was ich damit gemeint habe ("Die ganze Geschichte wird im Prinzip nur um ihrer selbst Willen erzählt, also ohne weitere Bedeutung.").

Ich bin heute aber auf jeden Fall immer noch der Meinung, dass "The Village" - auch nach "Das Mädchen aus dem Wasser" - der schwächste Shyamalan ist. Und hinter der Note stehe ich auch noch. Ansonsten aber am besten das Review nicht allzu ernst nehmen... würde ich heute ganz anders schreiben und auch zu ganz anderen Schlüssen kommen, obwohl das "Gefühl" für den Film (habe ihn seitdem etwa 2-3 weitere Male gesehen) sich seither nicht verändert hat.

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 29 Oktober 2007, 21:43:26
Okay, deshalb wollte ich mich jetzt auch nicht mit geöffnetem Maul und gefletschten Zähnen darauf stürzen. Genau der Satz, den du selbst schon herausgepickt hast, war es auch, der mich nämlich ganz schön stutzen ließ. Tatsächlich habe ich von dem Film verhältnismäßig wenig erwartet, aber wieder einmal hat mich Shyamalan eines besseren belehrt. Würde fast sagen, er hat hier sein bisher bestes Drehbuch abgeliefert. Und Bedeutungslosigkeit darin - das könne man dem Film bzw. seiner Geschichte nun wahrlich nicht vorwerfen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 29 Oktober 2007, 22:00:11
Jupp, wie gesagt... keine Ahnung, was ich mir da aus den Fingern gesaugt habe, denn die Bedeutung dahinter ist mir durchaus klar. Den Rüffel, den du dir vorgenommen hast, hätte ich dir also ohne mit der Wimper zu zucken unterschrieben. ;)

Und du empfindest das Drehbuch als das bislang beste? Interessant. Auch den ganzen Film dahinter? Dann wäre eine Kritik von dir ja sicherlich nicht uninteressant...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 29 Oktober 2007, 22:06:44
Das ist immer noch mein Lieblings-Shyamalan.  :love:

Was nicht heißt, dass ich mein Review mittlerweile nicht auch für renovierungsbedürftig halten würde.
Aber wenn man erstmal damit anfängt, hört es wahrscheinlich nie auf mit dem Abändern. Dann wird man ein kleiner Lucas, oder verwandelt alle Waffen in Taschenlampen, um es mal so zu sagen. Und der Ehrgeiz, gleich beim erstmaligen Verfassen alles Wichtige auszusprechen, wäre auch geringer.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 29 Oktober 2007, 23:21:31
Hilfe, die Jünger des Herrn Shyamalan haben sich zu einem Treffen versammelt und dabei ihren Verstand zu Hause gelassen. Schnell weg hier. :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 30 Oktober 2007, 00:40:04
ZitatDen Rüffel, den du dir vorgenommen hast, hätte ich dir also ohne mit der Wimper zu zucken unterschrieben.

Genau deshalb, weil ich deine Einsicht vermutete, habe ich ja nicht so böse gerüffelt ;)

ZitatUnd du empfindest das Drehbuch als das bislang beste? Interessant. Auch den ganzen Film dahinter? Dann wäre eine Kritik von dir ja sicherlich nicht uninteressant...

Da ich es demnächst wohl nicht zu 'ner Kritik schaffe, vielleicht so ein paar ungeordnete Gedanken dazu: Also es ist schon schwer auszumachen, welches Drehbuch nun Shyamalans bestes sei, da er mich bisher noch mit keinem enttäuschte ("Das Mädchen aus dem Wasser" habe ich aber noch nicht gesehen) und ich alle ziemlich stark finde. Sicherlich leben Shyamalans Filme von ihrem Twist, aber sie sehen nicht aus, als wären sie mal eben da herumkonstruiert worden. "The Village" überzeugte mich sowohl in Figurenzeichnung und -konstellation und begeisterte mich geradezu in seiner Komplexität und Cleverness, Figuren, Plot, Thematik und Gruselelemente so zu verweben, wie er es getan hat, da greift alles ineinander, nichts steht für sich. Um etwas konkreter zu werden:(Ev. SPOILER!)Ausgehend von der Austeiger-Idee schafft Shyamalan es, die dahinter stehende Psychologie mit ganz verschiedenen menschlichen Ängsten zu verbinden. Oberflächlich betrachtet, hinsichtlich dem Spannungsbarometer, ist das Drehbuch schon ganz groß, indem es zuerst glauben lässt, es hier mit Mystery zu tun zu haben, dann dies negiert, um wieder die gleiche Falle zu stellen und uns nochmal reintappen zu lassen und am Ende wird dann alles noch einmal phänomenal gedreht. Wie der eigentliche Zivilisationsabschottungstwist mit dem fast bis zum Ende aufrecht erhaltenen Glauben an die Monster in Verbindung gebracht wird, finde ich aber schlichtweg kongenial. Denn zentral geht es hier doch um Angst und wie die Zivilisationsangst auf eine Urangst projiziert wird. Hochinteressant auch, dass die sich als künstlich vom Menschen produzierte herausstellt, um die Käsenglockenzivilisation zu wahren. Hochinteressant wie hier Thesen über die Dynamik einer Gemeinschaft getroffen werden, über das Paradoxon, inwiefern Sicherheit und Gemeinschaftsgefühl durch Angst aufrechterhalten werden können. Ein Coup auch, das Blindsein hier noch einzubetten. Dies ist eine ganze andere Wahrnehmung und Perspektive von Angst, das Grauen nie gesehen, es nur erzählt bekommen zu haben... aber es ist auch eine ganz andere Perspektive von Zivilisation wiederum...


ZitatHilfe, die Jünger des Herrn Shyamalan haben sich zu einem Treffen versammelt und dabei ihren Verstand zu Hause gelassen. Schnell weg hier.

Jeh kaggen :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 30 Oktober 2007, 01:14:42
@Vince: Der schwächste? Nö. Das war besagtes Wassermädel. Hatten wir ja schon mal, das Thema.  ;)

@Sarge: Jaaa! Genau so! Alles unterschrieben!  :respekt:

@Vega: http://www.youtube.com/watch?v=cooKCrncVWI
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 30 Oktober 2007, 01:27:18
Zitat von: Chili Palmer am 30 Oktober 2007, 01:14:42
@Vince: Der schwächste? Nö. Das war besagtes Wassermädel. Hatten wir ja schon mal, das Thema.  ;)

Jupp, seitdem hab ich ihn auch nicht mehr gesehen und nach Apollons interessanter Sichtweise müsste ich das demnächst irgendwann nochmal abgleichen. Egal, schlecht fand ich ihn ja eh nicht, wie halt noch keinen seiner Filme, und Unbreakable ist und bleibt mein Shyamaliebling. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 30 Oktober 2007, 01:32:30
Hehe, so ists recht, den Schamalorn nur nicht madig machen lassen, Jungs.  :icon_smile:


Vince, schöne Analyse zu The Host (Zentrifugalkräfte, Katalysatoren  :icon_eek:  :respekt:), auch dein Text zu "Das Schweigen" gefiel mir sehr gut, leider hab ich den Film vor auch schon wieder 3 Jahren gesehen (und mit einer aus heutiger Sicht fast schon peinlich mnaiven Herangehensweise gleich selbst besprochen  :icon_eek: :icon_rolleyes: na jedenfalls: Jungejunge, die Zeit vergeht  :icon_lol:), sonst könnte ich vielleicht noch konkreter was dazu anmerken..  ;)


Dass du allerdings bei "People under the stairs" so auf dem Sozialkritikfaktor herumreitest  ;) finde ich persönlich fast verwunderlich, da ich damals bei meiner Sichtung dachte, bei solchen (im Vergleich zu einem Bergman beispielsweise  ;)) eher substanzlosen Horrorfilmchen wären Klischees und Pseudosozialkritik auf diesem "Niveau" so etwas wie ein obligatorischer Genreaspekt und daher a priori gar nicht zu kritisieren.  :icon_mrgreen:

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 30 Oktober 2007, 01:36:07
Das wird ja immer besser hier. Diese Craven-Schmähung ... tse. Also lieber Vince, wenn das mein Thread wäre, würden hier strengere Regeln herrschen. :icon_confused:

:icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 30 Oktober 2007, 01:37:55
Zitat von: Vince am 30 Oktober 2007, 01:27:18
Jupp, seitdem hab ich ihn auch nicht mehr gesehen und nach Apollons interessanter Sichtweise müsste ich das demnächst irgendwann nochmal abgleichen.

Und ich habe "Lady..." seit dem Kinobesuch nicht mehr gesehen.
Schön, da können wir beide noch etwas aufarbeiten.  ;)

Zitat von: Bettwurst am 30 Oktober 2007, 01:32:30
Dass du allerdings bei "People under the stairs" so auf dem Sozialkritikfaktor herumreitest  ;) finde ich persönlich fast verwunderlich, da ich damals bei meiner Sichtung dachte, bei solchen (im Vergleich zu einem Bergman beispielsweise  ;)) eher substanzlosen Horrorfilmchen wären Klischees und Pseudosozialkritik auf diesem "Niveau" so etwas wie ein obligatorischer Genreaspekt und daher a priori gar nicht zu kritisieren.  :icon_mrgreen:

Au Backe, so schnell, wie er vorhin von hier flüchtete, wird Vega nun wieder gerannt kommen, um dir seinen Craven-Katechismus links und rechts um die Ohren zu hauen. Deckung!  :eek:

EDIT: Er war sogar noch schneller, als ich dachte...  :LOL:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 30 Oktober 2007, 01:39:58
ZitatAlso lieber Vince, wenn das mein Thread wäre, würden hier strengere Regeln herrschen.
Na na na! Stell Dir mal vor, ich würde dich nicht in meinen Thread lassen, nur weil Du z. Bsp. Kubrick schmähst und dich mit Deinen Meinungen wiederwärtigst an seinem Filmkönnen vergehst. ;)

<Hankey, dem das gerade mal so geschossen kam! :icon_mrgreen:>
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 30 Oktober 2007, 01:42:32
Ihr habt vielleicht alle 'nen Schaden hier.


:icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 30 Oktober 2007, 01:49:36
Zitat von: Bettwurst am 30 Oktober 2007, 01:32:30
Vince, schöne Analyse zu The Host (Zentrifugalkräfte, Katalysatoren  :icon_eek:  :respekt:), auch dein Text zu "Das Schweigen" gefiel mir sehr gut, leider hab ich den Film vor auch schon wieder 3 Jahren gesehen (und mit einer aus heutiger Sicht fast schon peinlich mnaiven Herangehensweise gleich selbst besprochen  :icon_eek: :icon_rolleyes: na jedenfalls: Jungejunge, die Zeit vergeht  :icon_lol:), sonst könnte ich vielleicht noch konkreter was dazu anmerken..  ;)
Danke! "The Host" hat mich sehr positiv überrascht damit, wie er das Wasser aufgewühlt hat und "Das Schweigen" hat unter Bergmans Arbeiten nach "Wilde Erdbeeren" bisher den größten EIndruck hinterlassen (habe allerdings noch einiges aufzuholen). Deine Kritik zum "Schweigen" empfand ich aber als Gewinn für die ofdb-Übersichtsseite, trotz einer in gewisser Hinsicht vielleicht tatsächlich naiven Herangehensweise, die ich mir selbst vielleicht aber auch ankreiden muss, da ich eigentlich rein intuitiv geschrieben habe und aller Wahrscheinlichkeit nach essenzielle Dinge nicht berücksichtigt habe... ist ja auch verflucht schwer bei Bergman... also nur nicht so bescheiden. ;)

ZitatDass du allerdings bei "People under the stairs" so auf dem Sozialkritikfaktor herumreitest  ;) finde ich persönlich fast verwunderlich, da ich damals bei meiner Sichtung dachte, bei solchen (im Vergleich zu einem Bergman beispielsweise  ;)) eher substanzlosen Horrorfilmchen wären Klischees und Pseudosozialkritik auf diesem "Niveau" so etwas wie ein obligatorischer Genreaspekt und daher a priori gar nicht zu kritisieren.  :icon_mrgreen:

Es geht mir nicht um das eingeschlagene Niveau an sich. Die Sozialkritik kann auch primitiv sein, wenn sie eben ins Gefüge passt, was hier meines Erachtens eben nicht der Fall war aus im Review genannten Gründen. Kleine Bubis als Protagonisten in Horrorfilmen gehen mir nun mal total gegen den Strich und wenn die süße Gerechtigkeit dann am Ende mit einem Goldschatz Eingang findet als wären wir in den lustigen Taschenbüchern... naja. Ist halt wieder einer der Kultfilme, mit denen ich nicht aufgewachsen bin und die ich heute nicht nachvollziehen kann. War ja bei Cravens "Hills Have Eyes" nicht anders.

Zitat von: Chili SchoteAu Backe, so schnell, wie er vorhin von hier flüchtete, wird Vega nun wieder gerannt kommen, um dir seinen Craven-Katechismus links und rechts um die Ohren zu hauen. Deckung!

LOL genau das hab ich mir auch gedacht, als ich gerade auf den "abschicken"-Button drücken will und angezeigt bekomme, dass 4 neue Antworten geschrieben wurden. Herr Vega, Craven hatten wir schon...denken Sie an meine Brokeback Mountain-Besprechung und es wird Ihnen wieder warm ums Herz.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 30 Oktober 2007, 02:07:34
Zitat von: Vince am 30 Oktober 2007, 01:49:36
Deine Kritik zum "Schweigen" empfand ich aber als Gewinn für die ofdb-Übersichtsseite, trotz einer in gewisser Hinsicht vielleicht tatsächlich naiven Herangehensweise.. also nur nicht so bescheiden. ;)

Danke für die Blumen.  :icon_smile: Wenn ich was in die ofdb schreibe, ist es ja doch mehr spontanes Gekritzel als wahrhaft tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Film, das muß ich zugeben, aber da muß ich auch sagen, dass sich echt viel geändert hat in diesen 3 Jahren, alleine wenn ich mir so einen alten Text von mir heute anschaue, den ich damals wohl eher aus Forscherdrang  :king: "für die Community" mit dieser "nicht bloß Unterhaltungsfilme" Attitüde geschrieben habe, um den Film wenigstens ein paar Leutchen näher zu bringen, das wäre heute nicht mehr nötig, da sind wir zum Glück schon viel weiter, auch dank den hier eh fast immer allen versammelten Autoren.  :respekt:

Zitat
Kleine Bubis als Protagonisten in Horrorfilmen gehen mir nun mal total gegen den Strich

Ach, ich finde das wie angemerkt schon sehr reizvoll (dafür konnte ich ja mit der Kindesperspektive auf FoabP nix anfangen, weißt noch?  ;)) So hat halt jeder seine kleinen Pläsierchen.
Ich finde ja Herr der Ringe beispielsweise auch nur wegen dem kleinen Frodo und seiner großen Angst so toll.

Zitatund wenn die süße Gerechtigkeit dann am Ende mit einem Goldschatz Eingang findet als wären wir in den lustigen Taschenbüchern...
:icon_lol:
Ehrlich gesagt habe ich diesen Film auch mit einer ähnlich kindlichen Freude rezipiert wie so ein Taschenbuch.
:icon_mrgreen:
Auf einer Horrorebene funktioniert er ja leider nicht, da dürften wir ja d'accord gehen.
Zitat

Ist halt wieder einer der Kultfilme, mit denen ich nicht aufgewachsen bin und die ich heute nicht nachvollziehen kann

Ist er das?  :icon_eek: Wusst ich gar nicht.  :icon_razz:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 30 Oktober 2007, 02:16:33
Zitat von: Bettwurst am 30 Oktober 2007, 02:07:34
Danke für die Blumen.  :icon_smile: Wenn ich was in die ofdb schreibe, ist es ja doch mehr spontanes Gekritzel als wahrhaft tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Film, das muß ich zugeben, aber da muß ich auch sagen, dass sich echt viel geändert hat in diesen 3 Jahren, alleine wenn ich mir so einen alten Text von mir heute anschaue, den ich damals wohl eher aus Forscherdrang  :king: "für die Community" mit dieser "nicht bloß Unterhaltungsfilme" Attitüde geschrieben habe, um den Film wenigstens ein paar Leutchen näher zu bringen,
LOL ja da ist was dran... letztlich sind es also die Bretzelburgers dieser Welt, diejenigen, die mehr Aktivität bei älteren und unbekannteren Filmen fordern, die durch ihre eigenen Texte ebendiese Aktivität eindämmen.  :icon_mrgreen: Von wegen "Nö, besprech ich nicht, der Bretzel taucht sicher bald auf."  ;)

ZitatAch, ich finde das wie angemerkt schon sehr reizvoll (dafür konnte ich ja mit der Kindesperspektive auf FoabP nix anfangen, weißt noch?  ;)) So hat halt jeder seine kleinen Pläsierchen.
Ich finde ja Herr der Ringe beispielsweise auch nur wegen dem kleinen Frodo und seiner großen Angst so toll.
Jup. Ich auch. Aber nur, weil Peter Jackson das so entwaffnend inszeniert, dass ich ihm auch tanzende, fröhliche kleine Hobbits vergebe. In Tolkiens Roman habe ich die Viecher übrigens von ganzem Herzen gehasst.  :icon_twisted:


Zitat:icon_lol:
Ehrlich gesagt habe ich diesen Film auch mit einer ähnlich kindlichen Freude rezipiert wie so ein Taschenbuch.
Da ist was dran. Allerdings wär ich umgekehrt nicht so begeistert gewesen, wenn Onkel Dagobert im Latexanzug in seinem Goldspeicher schwimmen gegangen wäre und Störenfried Donald mit seinem Gewehr den Schädel weggesplattert hätte.  ;)


Zitat
Ist er das?  :icon_eek: Wusst ich gar nicht.  :icon_razz:
Keine Ahnung... so halbwegs zumindest, soweit ich weiß, wenn halt auch nicht so richtig.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 30 Oktober 2007, 02:34:43
Zitat von: Vince am 30 Oktober 2007, 02:16:33
LOL ja da ist was dran... letztlich sind es also die Bretzelburgers dieser Welt, diejenigen, die mehr Aktivität bei älteren und unbekannteren Filmen fordern, die durch ihre eigenen Texte ebendiese Aktivität eindämmen.  :icon_mrgreen: Von wegen "Nö, besprech ich nicht, der Bretzel taucht sicher bald auf."  ;)

Hehe, genau.  :LOL:  :icon_mrgreen:
Aber es ist nicht so, dass ich mich nicht gerne tiefer mit Filmen beschäftigen würde, die auch schon sonst jemand kennt  ;), es ist eher die Mischung aus ständigem Streß, unglaublicher Faulheit und eher die Vorliebe zum lockeren Plaudern und spammen, die das immer verhindert.  :icon_cool:
Und ich konsumiere lieber euren Stoff, hehehehe...  :icon_twisted:


ZitatJup. Ich auch. Aber nur, weil Peter Jackson das so entwaffnend inszeniert, dass ich ihm auch tanzende, fröhliche kleine Hobbits vergebe.

Zu unser aller Glück hat er sie in den Kampf- und sonstigen Ruhepausen nicht auch noch singen lassen.  :king:

ZitatAllerdings wär ich umgekehrt nicht so begeistert gewesen, wenn Onkel Dagobert im Latexanzug in seinem Goldspeicher schwimmen gegangen wäre und Störenfried Donald mit seinem Gewehr den Schädel weggesplattert hätte.  ;)

Ha! Auf sowas steh ich ja schon, sicke Aufsprengung von friedlichen Kindermärchenkonventionen sozusagen  :icon_lol:, Walt Disney für den kranken Geist. Wann verfilmt denn Miike mal eines der Dinger?  :icon_mrgreen:

ZitatKeine Ahnung... so halbwegs zumindest, soweit ich weiß, wenn halt auch nicht so richtig.

Damit ist der Film glaub ich jetzt wieder korrekt eingeordnet.  :icon_smile:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 30 Oktober 2007, 02:37:39
Zitat von: Bettwurst am 30 Oktober 2007, 02:34:43
Ha! Auf sowas steh ich ja schon, sicke Aufsprengung von friedlichen Kindermärchenkonventionen sozusagen  :icon_lol:, Walt Disney für den kranken Geist. Wann verfilmt denn Miike mal eines der Dinger?  :icon_mrgreen:

:rofl: Ich brech weg! Miike inszeniert ein Lustiges Taschenbuch...
Oder wie wär's mit Lynch? Donald bringt Daisy um, landet im Knast und als er am nächsten Morgen aufwacht, ist er Gustav Gans... die Polizisten lassen ihn gehen und Gustav sagt "Puh, hab ich ein Glück!"  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 30 Oktober 2007, 02:46:33
 :LOL:

Da würde sich doch sogar eine eigene Masters of funny Taschenbuch Serie anbieten.  ;)

Cronenberg und Tsukamoto dürfen natürlich auch ran.

Und Ang Lee und Tim Burton auch, dann is für jeden etwas dabei.  :icon_mrgreen:  :icon_razz:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 30 Oktober 2007, 03:30:56
Vince, danke für deine Besprechung von "The Host". Es wurde höchste Zeit für eine weitere adäquate Kritik (meine ist zwar inzwischen auch schon wieder ein Schandfleck in meiner Reviewographie - wie eigentlich alle Texte, die älter als 6 Monate sind - inhaltlich bilde ich mir aber zumindest ein, richtig gelegen zu haben) zu dieser Perle, die - wie du andeutest, ich bin da eben immer ein wenig radikaler - in der OFDb bisher mit so absurden Begründungen abgewunken worden ist. Zwar fand ich deine an und für sich charmanten und aufregenden metaphorischen Spielereien hier erstmals etwas zu bemüht und dezent prätentiös, trotzdem:  :respekt:. Den erfrischenden, unkonventionell konventionellen und grotesk-satirischen Charakter des Films hast du sehr schön eingefangen. Vielleicht machen sich ja Fastmachine und Mr. Vincent Vega (wie das bei Chili und kruchtenkaiser aussehen würde, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen  :icon_mrgreen:) auch noch über den Film her.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 30 Oktober 2007, 12:26:29
Zitat von: McKenzie am 30 Oktober 2007, 03:30:56
Vince, danke für deine Besprechung von "The Host". Es wurde höchste Zeit für eine weitere adäquate Kritik (meine ist zwar inzwischen auch schon wieder ein Schandfleck in meiner Reviewographie - wie eigentlich alle Texte, die älter als 6 Monate sind - inhaltlich bilde ich mir aber zumindest ein, richtig gelegen zu haben) zu dieser Perle, die - wie du andeutest, ich bin da eben immer ein wenig radikaler - in der OFDb bisher mit so absurden Begründungen abgewunken worden ist.
Ich weiß nicht, wieso du dich über cinemathek beklagst, wenn du hier ähnlich borniert argumentierst ? - Meine "Host" Review halte ich für nicht weniger adäquat als deine - nur weil ich eine andere (und zwar genau begründete) Meinung vertrete, sollte du dieser ihre Rechtfertigung nicht absprechen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 30 Oktober 2007, 12:30:11
Und der Kampf geht in die nächste Runde... :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 30 Oktober 2007, 13:40:38
Danke McKenzie; ich hatte in deinem Thread eigentlich schon ein lobendes Posting für deine Kritik eingetippt, mich dann aber dazu entschieden, selbst auch eine Kritik zu verfassen, da der Tenor ja doch auf Seiten Bretzelburgers, Mr. Hankeys und Moonshades lag und da schadet ein bisschen Gegengewicht natürlich nicht. Und da ich nicht den Verdacht auf mich ziehen wollte, per Lob zu deiner Kritik dezent auf meine Kritik zu verweisen, hab ich's dann gelassen. ;)
Für Beispiele und / oder Erläuterungen zu den bemühten Passagen wäre ich dir natürlich dankbar, wobei ich selbst auch schon überlegt habe, ob es nicht ein Stück zu weit gegriffen war, physikalische Gesetze einzubringen. Aber ich empfand das Prinzip der Fliehkraft letztendlich zu passend, um die Schemata eines klassischen Monster Movies wiederzugeben, deshalb habe ich das durchgezogen.

Aus dem Kampf (müsstet ihr nicht eigentlich schon alle stehend KO sein? ;) ) halte ich mich mal raus, zumal ich den Anderen das Recht auf ihre Meinung selbstverständlich nicht absprechen möchte - ich finde es schon legitim und nachvollziehbar, dass man gerade hierzulande auf diese Weise Kritik üben kann. Gerade Moonshade lässt ja durchscheinen, dass das zu großen Teilen ein kulturelles Problem sein könnte, hat aber dennoch den Mut, sich dazu zu bekennen und versucht nicht, künstlich einen objektiven Kurs beizubehalten. Ich persönlich empfand die Kritikpunkte für mich aber als obsolet und sehe eher die Stärken, zumal man Innovatives gerade in diesem Genre, aber eigentlich im Bereich Horror allgemein, gar nicht hoch genug einschätzen kann.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 30 Oktober 2007, 17:41:21
Zitat von: McKenzie am 30 Oktober 2007, 03:30:56
wie das bei Chili (...) aussehen würde, kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen  :icon_mrgreen:)

Denkst du, ich schreibe aus der Perspektive des Monsters?  :icon_mrgreen:

Ich könnte das Ganze vielleicht auf koreanisch verfassen, das wäre doch mal was.  :icon_cool:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 6 November 2007, 21:27:18

Hast mich gerade daran erinnert, weshalb "Jiminy Glick" vorzeitig aus dem Player flog.  :respekt:

Und so ein hartkerniger Comic-Fan ich auch bin - ich bringe es einfach nicht über mich, mir diese "Daltons" zu geben.
Dein Review gibt Anlass zu der Hoffnung, dass eine Entscheidung gegen den Film das Leben etlicher Gehirnzellen retten kann.

Und zu was entwickelt sich dein Avatar da momentan? Spontane Evolution? Mettbefall?
Wusste doch, dass das ohne Aluhut nicht gut geht.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 November 2007, 01:32:13
Zitat von: Chili Palmer am  6 November 2007, 21:27:18
Hast mich gerade daran erinnert, weshalb "Jiminy Glick" vorzeitig aus dem Player flog.  :respekt:
:icon_eek: Du hattest / hast den auf DVD? Das ist ja übelst. Ich behandle meinen Player offenbar wesentlich besser als du.
Obwohl, meiner hat mal den Küblböckfilm schlucken müssen... buärgh... ich nehme alles zurück. ;)

ZitatUnd so ein hartkerniger Comic-Fan ich auch bin - ich bringe es einfach nicht über mich, mir diese "Daltons" zu geben.
Dein Review gibt Anlass zu der Hoffnung, dass eine Entscheidung gegen den Film das Leben etlicher Gehirnzellen retten kann.
Oder halt wie gesagt, wenn du schon wahnsinnig bist, könnte er dich wieder gesund machen. Wie in dieser Kammer aus "House on Haunted Hill". Da du stets mit Aluhut durch die Gegend läufst, rate ich dir dringend zum Konsum dieses Filmes. Er wird alle deine Probleme lösen. ;)

ZitatUnd zu was entwickelt sich dein Avatar da momentan? Spontane Evolution? Mettbefall?
Wusste doch, dass das ohne Aluhut nicht gut geht.  ;)
Jesses, der schlägt aber Schaum auf, der neue Avatar. Hab schon drei PNs zu dem Thema gekriegt. Hier nochmal (Bettwurst kennt es schon) in Großaufnahme, damit KEINER glaubt, ich würde da einen grünen Ball in meinen Händen halten...
(http://img98.imageshack.us/img98/8075/toolesquemutationsc4.jpg)
Du hast Recht. Es ist der Mettbefall.
Das kommt davon, wenn man keinen Aluhut trägt und trotzdem in diesem Forum verkehrt.  ;)

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 7 November 2007, 11:59:17
Zitatdamit KEINER glaubt, ICH würde da einen grünen Ball in MEINEN Händen halten...

Ich weiß nicht recht, ob ich dir jemals in natura begegnen will. :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 7 November 2007, 13:55:27
Zitat von: Vince am  7 November 2007, 01:32:13
:icon_eek: Du hattest / hast den auf DVD? Das ist ja übelst.

Um Himmels Willen! Der war von einem Freund geliehen (der den auch nicht wiederhaben wollte, aber das ist eine andere Geschichte).

Zitat von: Vince am  7 November 2007, 01:32:13
damit KEINER glaubt, ich würde da einen grünen Ball in meinen Händen halten...

Ich dachte ja, dass du da die Welt umklammerst. Ausleben irgendwelcher Superschurkenträume, oder so.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am  7 November 2007, 01:32:13
Du hast Recht. Es ist der Mettbefall.
Das kommt davon, wenn man keinen Aluhut trägt und trotzdem in diesem Forum verkehrt.  ;)

Tja, und nun haben wir den Tentakelsalat. Das sollte sich unbedingt ein Arzt ansehen, vielleicht Dr. Boll.  :icon_lol:
Ach ja, weniger "Tool" könnte auch helfen.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 7 November 2007, 13:57:00
Sorry, wenn ich unwissend bin - aber das Avatar hat Vince selbst nach eigenen Vorgaben entworfen, ja?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 7 November 2007, 13:59:02

So weit ich weiß, ja. Möchtest du etwas in Auftrag geben?  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 7 November 2007, 14:01:17
Zitat von: Chili Palmer am  7 November 2007, 13:59:02
So weit ich weiß, ja. Möchtest du etwas in Auftrag geben?  ;)

Nein nein, aber es sieht schon ziemlich gut aus. Als Charakter einer Serie oder so würde das eine interessante Figur abgeben.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 November 2007, 14:18:21
Zitat von: Sarge am  7 November 2007, 11:59:17
Ich weiß nicht recht, ob ich dir jemals in natura begegnen will. :icon_mrgreen:

Keine Sorge, der Mettbefall überträgt sich ja nicht über den Monitor und betrifft daher nur meinen Avatar, nicht mich selbst. In Wirklichkeit sehe ich noch etwa so aus (nur etwas weniger blass):
(http://img525.imageshack.us/img525/7831/myself4xk.jpg) ;)

@Mr. VV: Nein, das ist kein Comiccharakter, basiert aber auf dem Profil einer Comicfigur:
(http://img35.imageshack.us/img35/1479/331ys.jpg)
Die in der Mitte mit den Zackenhaaren. Ist quasi mein Comic-Alter Ego (so wie Werner das von Brösel oder Bart das von Matt Groening). Deswegen @Apollon auch diese Aussage von mir:
Zitatdamit KEINER glaubt, ICH würde da einen grünen Ball in MEINEN Händen halten...
Die Mutation kommt dann, wie Chili schon richtig vermutete, durch inspiriertes Hören von Tool. ;)

EDIT: Die Weltbeherrschungstheorie klingt auch logisch... tief im Herzen war ich vielleicht schon immer nen kleener Eroberer. mann, der Avatar ist besser als jedes psychologische Profil. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 12 November 2007, 02:46:21
da ist es ja schon, das IE Review. Und ein sehr gelungener und kreativer Einzelframe zur Erschließung dieses Werks es ist.  :D

Den Aspekt mit Laura Derns Äußerem als Anker in der wilden Brandung finde ich sehr interessant und erachte das auch als zentralen Aspekt für das Funktionieren des Films (gewisse Gedanken dürfte sich Lynch ja doch über das "Ganze" machen  ;)). Schön, dass du aber auch die Sinnlosigkeit der Interpretation ansprichst, das würde dem Meister selbst natürlich sehr gefallen.  :icon_mrgreen:  ;)

Ich bin ja damals irgendwann ausgestiegen, aber dass sich IE in Sachen Sinn-ergebung hier auch deutlich von MD und LH unterscheidet, habe ich mir fast schon gedacht.
Aber wer weiß, was man noch so alles entdecken und interpretieren wird im Laufe der nächsten Jahre. ;)

Auch wenn ich die Metapher mit der Destillierung der Atmosphäre des Mantels  :icon_mrgreen: möglicherweise nicht ganz verstehe  :icon_lol: , gefällt mir diese Einschätzung in dem Absatz sehr gut; wie ich damals auch schon, etwas weniger wortgewandt geschrieben habe, der Film ist zwiespältig, ich kann es nachvollziehen, wenn man ihn schwach und enttäuschend aufnimmt, umgekehrt ist er in seiner abstrakten Radikalität etwas ganz Besonderes, das ist eine völlig eigenständige Art des Filmemachens und allein deshalb schon ziemlich toll.  :icon_mrgreen:

Schön auch die Erwähnung von ,,Persona".  :icon_smile:

Von dem ungewöhnlichen, sehr gelungenen Zugang des Reviews ganz zu schweigen, auch das ist mal wieder etwas Besonderes.  :respekt:
Aber genug geschleimt  :icon_lol:, den Text scharf analysieren sollen dann die Kollegen.  :icon_twisted:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 12 November 2007, 02:59:54
Zitat von: Vince am  7 November 2007, 01:32:13
(http://img98.imageshack.us/img98/8075/toolesquemutationsc4.jpg)

Ich dachte immer, Du bist absoluter Stephen King Fan, und hast einfach Rolands Sohn aus Dark Tower 7 gezeichnet...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 12 November 2007, 13:14:08
Zitat von: Bettwurst am 12 November 2007, 02:46:21
da ist es ja schon, das IE Review. Und ein sehr gelungener und kreativer Einzelframe zur Erschließung dieses Werks es ist.  :D
Dir danken ich muss, junger Padawan.  ;)

ZitatAuch wenn ich die Metapher mit der Destillierung der Atmosphäre des Mantels  :icon_mrgreen: möglicherweise nicht ganz verstehe  :icon_lol: ,
Ich auch nicht.  :icon_lol: Nein, ich wollte da eigentlich nur ausdrücken, dass die Atmosphäre teilweise so dicht ist, dass sie sich materialisiert. Wie dicke Luft halt, so dick, dass man sie essen könnte.

ZitatSchön auch die Erwähnung von „Persona“.  :icon_smile:
Jup, also da sind Szenen drin, da wird man unweigerlich an die Bildkompositionen und die Kameraführung in "Persona" erinnert. Mag aber auch so sein, weil ich den vor nicht mal zwei Wochen noch gesehen habe.

ZitatVon dem ungewöhnlichen, sehr gelungenen Zugang des Reviews ganz zu schweigen, auch das ist mal wieder etwas Besonderes.  :respekt:
Danke, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass da von anderer Seite eher Kritik kommen könnte (um vorzugreifen: eine spezielle Person hab ich jetzt nicht vor Augen dabei ;) ). Was ich mache ist, quasi selbst künstlerisch tätig zu werden (in welcher Qualität, sei dabei mal dahingestellt). Das kann man kritisieren, je nachdem, welche Auffassung man vom Reviewschreiben hat. Was ich machen wollte war, den eigentlichen Kritikteil (das, was der Mann mit der nervösen, hellen Stimme - also ich - in der Diskussionsrunde sagt) in einen größeren Zusammenhang zu betten und ihm damit von seiner Wichtigkeit zu nehmen. Auch durch das respektlose Verhalten des Moderatoren der Runde. Und das Ganze soll irgendwo ein Abbild davon sein, welche Gefühle der Film in mir ausgelöst hat - mehr wollte ich gar nicht. Eine Analyse von dem Teil hätte ich mir beim besten Willen nicht zugetraut und selbst wenn, hätte ich mich davon vermutlich distanziert.

Zitat von: Rügenwalder SesselmettIch dachte immer, Du bist absoluter Stephen King Fan, und hast einfach Rolands Sohn aus Dark Tower 7 gezeichnet...
Großer King-Sympathisant bin ich auch, aber in der Dark Tower-Reihe bin ich bislang aus Zeitgründen nur bis "Glas" gekommen, Rolands Mutantensohn kenn ich daher gar nicht. Hört sich ja interessant an. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 13 November 2007, 20:59:41
ZitatDanke, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass da von anderer Seite eher Kritik kommen könnte (um vorzugreifen: eine spezielle Person hab ich jetzt nicht vor Augen dabei  ). Was ich mache ist, quasi selbst künstlerisch tätig zu werden (in welcher Qualität, sei dabei mal dahingestellt).

Und das ist auch gut so. Und das schätze ich auch an dir. Und das ist auch genau die Einstellung, die ein Reviewschreiber haben sollte, wenn's nach mir geht :icon_cool: Also immer weiter so machen!

ZitatWas ich machen wollte war, den eigentlichen Kritikteil (das, was der Mann mit der nervösen, hellen Stimme - also ich - in der Diskussionsrunde sagt) in einen größeren Zusammenhang zu betten und ihm damit von seiner Wichtigkeit zu nehmen.

Cleverer Schachzug (und clever aus der Affäre gezogen :icon_cool: - was bei Lynchs Rätselfilmen imho der wiederum cleverste Weg ist, wenn auch nicht der mutigste). Und er wäre eben nicht so clever, wäre er nicht in der Form dargelegt, wie er dargelegt worden ist. Zum Inhalt kann ich aber noch wenig sagen, immer noch nicht gesehen das Ding.

Achja: den Text zu "Heima" fand ich auch ganz groß.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 13 November 2007, 23:51:10
Von mir (leider) ein paar kritische Anmerkungen zu deiner "Inland Empire"-Review, die merkwürdigerweise als Klassiker-Tip erschienen ist (wollte damit Moonshade etwas aussagen ?). Ich anerkenne die grosse Mühe, die du dir gemacht hast und man spürt regelrecht, wie sehr du dem Werk mit deinem Text gerecht werden wolltest, der selbstverständlich tadellos formuliert ist. Aber - gerade weil er so besonders originell sein sollte, fehlt mir jegliche Linie oder gar persönliche Note.

Ich bin sowieso kein Fan von langen Zitaten (auch nicht bei Mr.VV's Reviews), obwohl man sich damit immer so einen schönen fundierten Anstrich gibt. Doch deine umfangreichen Zitate gehen rein auf die akustischen Aspekte ein und können nicht im Mindesten die Visualität nachempfinden lassen. Vielleicht wolltest du nur das innere Chaos des Films damit vermitteln, aber für mich wirkt dadurch deine Review zerrissen und schwer lesbar.

Das man für diesen Film keine Interpretation anbieten sollte, ist völlig richtig, aber du hältst dich viel zu sehr bei dem "Mulholland Drive"-Vergleich auf ,der für mich wenig Aussagekraft hat. Was kann man interpretatorisch daraus ziehen, dass durch "Mulholland Drive" der revolutionäre Charakter von "Inland Empire" abgeschwächt ist, wie du behauptest? Stattdessen gehst du auf meiner Meinung nach wichtige Aspekte, wie Lynchs Faible für Lodz gar nicht ein. Man kann sicherlich darüber streiten, was hier wichtig ist, aber ich halte es gerade auf Grund des von Lynch gewählten Stils für sehr wichtig, dass man in seinem Text darüber von absoluter Klarheit ist - das fehlt mir bei dir.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 14 November 2007, 01:30:23
@Sarge: Jip, hast Recht, die mutigste Kritik ist es wirklich nicht. War mir auch bewusst während des Schreibens...
Danke für das Lob Richtung "Heima", freut mich, dass dem Film, der ja eigentlich in der ofdb noch gerade so an der Grenze der Existenzberechtigung ist, ein bisschen Aufmerksamkeit erfährt.

@Bretzelburger: Dass die Kritik Review-Tipp geworden ist, wundert mich auch (wenngleich es mich natürlich freut) - ich hatte eigentlich im Hinterkopf, es sei mal der Satz gefallen, dass die Filme mindestens 10 Jahre alt sein müssten.

Mit deiner Kritik kann ich ehrlich gesagt irgendwie nicht allzu viel anfangen, weil ich sie nicht nachvollziehen kann.

Zum Beispiel weiß ich nicht, wie sich das Visuelle und das Akustische hier trennen lassen. Zumal ich nur in den Anmerkungsklammern auf die Akustik eingehe, ich spreche auch beispielsweise von der Drei-Kamera-Technik, ich beziehe die DV-Optik mit ein, ich erläutere die Bildkompositionen... alles visuelle Aspekte.

Wieso sich die Mulholland Drive-Sache bei dir so eingebrannt hat, weiß ich auch nicht; der Film wird in einem Satz erwähnt.

Zu kritisieren, was ich nicht in meiner Kritik verarbeitet habe, finde ich auch ein wenig merkwürdig, das würde ja implizieren, dass eine Kritik alle Aspekte abdecken müsste. Davon abgesehen habe ich sehr wohl einen roten Faden in der Argumentation und der liegt in der Trichter-Metapher, indem ich versuchte, die Abwärtsspirale verständlich zu machen, insofern Lynch sich diesmal auf eine Hauptdarstellerin konzentriert, während die Bezugsperson in seinen letzten beiden Filmen noch wechselte.

Und ob die Kritik persönlich ist oder nicht... naja, was heißt das für dich? "Meiner Meinung nach", "Ich denke"-Formulierungen (um es mal etwas überspitzt zu sagen)? Ich denke, dass dich einfach die Distanzierung von meiner eigentlichen Kritik irritiert, also die Tatsache, dass ich mich in der Kritik als dritte Person beschreibe. Dabei solltest du aber nicht übersehen, dass ich nicht nur diese dritte Person bin, sondern den kompletten Text geschrieben habe - und ich denke, das ist sehr wohl eine persönliche Kritik, wenn nicht sogar eine der persönlichsten Kritiken. Ich hätte es gerade bei diesem Film wesentlich unpersönlicher empfunden, einfach eine Schablone auszufüllen, so wie ich es jetzt zum Beispiel möglicherweise wieder mit meiner letzten Kritik gemacht habe.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 14 November 2007, 02:16:17
Ich bin keineswegs der Meinung, das deine Kritik nicht persönlich ist, sondern dass sie mir durch die vielen Zitate zu sehr verwässert wird (mit "ich finde" oder "meiner Meinung nach" hat das nichts zu tun - für so blöde solltest du mich nicht halten). Natürlich gehst du auch auf optische Dinge ein, aber eher allgemein und getrennt von den Zitaten. Und wie ich schon sagte, stören mich Zitate in dieser Art sowieso, was aber nicht nur für deine Kritik gilt.

Das mit dem Trichter habe ich schon verstanden, aber das hat bei mir wenig schlüssig gewirkt, weil ich das keineswegs so aufgefasst habe. Bezüglich deiner "Mulholland Drive"-Assoziationen solltest du deine Review nochmal durchlesen :

Zitat"Das größte Hindernis des "Inland Empire" zum Aufstieg in die Unsterblichkeit wird vielleicht "Mulholland Drive" sein, der schon jetzt das 21. Jahrhundert geprägt hat, wie es sein Nachfolger vermutlich nicht mehr können wird.

ZitatNach der Doppelbeziehung Harring / Watts aus "Mulholland Drive", die durch eine Traumebene auf ein Quadrupel verdoppelt wurde, reduziert sich "Inland Empire" wieder auf the one and only Laura Dern

ZitatAm Ende ist "Inland Empire" vielleicht zu verkopft und zugleich zu vertraut, um nach "Mulholland Drive" nochmals einen ähnlich revolutionären Effekt erzielen zu können.

Zitat von: Vince am 14 November 2007, 01:30:23
Wieso sich die Mulholland Drive-Sache bei dir so eingebrannt hat, weiß ich auch nicht; der Film wird in einem Satz erwähnt.

Ich verstehe schon deine Haltung, so ganz klar blickt man eben nicht durch... :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 14 November 2007, 02:27:10
Zitat von: Bretzelburger am 14 November 2007, 02:16:17
(mit "ich finde" oder "meiner Meinung nach" hat das nichts zu tun - für so blöde solltest du mich nicht halten).
Deswegen schrieb ich ja auch "um es mal etwas überspitzt zu sagen"...

ZitatUnd wie ich schon sagte, stören mich Zitate in dieser Art sowieso, was aber nicht nur für deine Kritik gilt.
Gut, die musst du ja nicht mitlesen, wenn sie dir nicht gefallen. Die eigentliche Kritik ist ja weitgehend frei davon. ;)

ZitatDas mit dem Trichter habe ich schon verstanden, aber das hat bei mir wenig schlüssig gewirkt, weil ich das keineswegs so aufgefasst habe. Bezüglich deiner "Mulholland Drive"-Assoziationen solltest du deine Review nochmal durchlesen :

Man möge es mir verzeihen - es ist schon sehr spät und die Kritik hab ich mir längere Zeit nicht mehr durchgelesen. Das ändert aber nichts daran, dass die Anlehnung an "MD" alles andere als zentral ist in meiner Kritik und schlicht und ergreifend der Orientierung dient - es war nun mal sein letzter richtiger Film. Hast Recht - da muss man nicht drauf eingehen, die Bezüge stellt der Film aber nun mal zur Verfügung und da kann man dann meines Ermessens durchaus drauf eingehen. Gerade wenn da eben zuvor ein Film wie "MD" war, den ich als hochgradig wichtig empfinde (und nicht nur für Lynchs Schaffen).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 14 November 2007, 02:34:21
Ich verzeih dir :icon_mrgreen:. Aber im Ernst - ich stehe eben nicht auf so viele Zitate und habe richtig Geduld aufbringen müssen, deine Review konzentriert durchzulesen - und das, obwohl ich den Film mehrfach (im Kino) gesehen habe und mich schon früh damit auseinandergesetzt habe.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 14 November 2007, 02:39:15
Das mag ja sein, ist letztendlich alles Geschmackssache. Bisher habe ich zu der Kritik (auch woanders) eigentlich überdurchschnittlich viel Lob bekommen, d.h. wesentlich mehr als gewöhnlich, allerdings habe ich weiter oben ja schon gemutmaßt, dass es gerade bei Kritiken, wo man sich quasi von den "guten Sitten" entfernt, auch Gegenwind geben wird. Das ist immer so und es hätte mich gewundert, wenn das diesmal nicht der Fall gewesen wäre. Aber damit muss man als Rezensent natürlich leben können und das kann ich auch ganz gut. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 02:39:25
Abgesehen von der originellen Idee, die zu keinem so passt wie zum experimentierfreudigen Vince, der spürbaren Leidenschaft dahinter, der Begeisterung und Faszination für den Gegenstand, bleibt mir weiterhin fremd, was alle immer vom Lynch wollen. Aus intuitiver Logik werden rätselhafte Komplexe gesponnen, aus simpelsten Handlungssträngen verworrene Gebilde gemacht. Dass die Filme keinen Sinn besitzen, der über Momentaufnahmen und klar strukturierter Intuition hinausgeht, empfinde ich eigentlich als ebenso offensichtlich wie banal. Dass der Mann einen gewissen Reiz hat, sehe ich ja ein, wieso sich damit aber alle so wunderbar identifizieren können, verstehe ich nicht. Vielleicht weil Lynch so schwammig und ungenau ist, dass er damit erst recht verlockend wirkt. Aber dass seinen Filmen eine wirkliche Komplexität fehlt, wird man doch zugeben, oder?

(die Rede ist vom Post-"Elephant Man"-Lynch)

PS: Ich kann nur abraten den Film in der deutschen Fassung zu sehen, da wurde der Großteil Sinn entstellend synchronisiert, z.B. viele der polnischen Passagen einfach eingedeutscht.

2.PS: Wir beide auf der Startseite, lass uns kuscheln. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 02:41:15
Zitat von: Bretzelburger am 14 November 2007, 02:34:21
Ich verzeih dir :icon_mrgreen:. Aber im Ernst - ich stehe eben nicht auf so viele Zitate und habe richtig Geduld aufbringen müssen, deine Review konzentriert durchzulesen - und das, obwohl ich den Film mehrfach (im Kino) gesehen habe und mich schon früh damit auseinandergesetzt habe.

Wenn Zitate Sinn ergebend eingesetzt werden, sehe ich da kein Problem. Da du mich persönlich benannt hattest: Bis auf "Auf der anderen Seite" kürzlich (und hier kann ich dir gern schildern, warum), benutze ich schon lange keine Zitate mehr.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 14 November 2007, 02:44:08
Danke, irgendwie hört sich das fast wie ein Lob an.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 02:39:25
Aber dass seinen Filmen eine wirkliche Komplexität fehlt, wird man doch zugeben, oder?

(die Rede ist vom Post-"Elephant Man"-Lynch)
Wenn man es so sieht: ja, würde ich unterschreiben, definitiv. Aber darin besteht ja eigentlich gar nicht der Reiz seiner Werke (die nicht "Elephant Man" oder "Straight Story" heißen).

Zitat
2.PS: Wir beide auf der Startseite, lass uns kuscheln. ;)
:pidu:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 14 November 2007, 02:44:48
Zitat von: Vince am 14 November 2007, 02:39:15
Das mag ja sein, ist letztendlich alles Geschmackssache. Bisher habe ich zu der Kritik (auch woanders) eigentlich überdurchschnittlich viel Lob bekommen, d.h. wesentlich mehr als gewöhnlich, allerdings habe ich weiter oben ja schon gemutmaßt, dass es gerade bei Kritiken, wo man sich quasi von den "guten Sitten" entfernt, auch Gegenwind geben wird. Das ist immer so und es hätte mich gewundert, wenn das diesmal nicht der Fall gewesen wäre. Aber damit muss man als Rezensent natürlich leben können und das kann ich auch ganz gut. ;)
Dir sollte aber schon klar sein, dass meine Kritik nichts damit zu tun hat, dass ich mit von der normalen Linie abweichenden Texten Probleme hätte - die Originalität erkenne ich wohl, aber man sollte sich nicht darauf ausruhen.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 02:41:15
Wenn Zitate Sinn ergebend eingesetzt werden, sehe ich da kein Problem.
Genau den Sinn habe ich ja auch in Frage gestellt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 14 November 2007, 02:46:07
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 02:41:15
Wenn Zitate Sinn ergebend eingesetzt werden, sehe ich da kein Problem.

Ich hoffe übrigens, dass ich das im vorliegenden Fall gemacht habe. Ich hab mir auf jeden Fall was dabei gedacht, das war jetzt kein reines Brainstorming...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 14 November 2007, 14:33:31
Warum auch keine Zitate verwenden? Faktisch sind sie das essentiellste Mittel für die "Beweisführung" und Argumentation einer Rezension.


Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 02:39:25
Aus intuitiver Logik werden rätselhafte Komplexe gesponnen, aus simpelsten Handlungssträngen verworrene Gebilde gemacht. Dass die Filme keinen Sinn besitzen, der über Momentaufnahmen und klar strukturierter Intuition hinausgeht, empfinde ich eigentlich als ebenso offensichtlich wie banal. Dass der Mann einen gewissen Reiz hat, sehe ich ja ein, wieso sich damit aber alle so wunderbar identifizieren können, verstehe ich nicht. Vielleicht weil Lynch so schwammig und ungenau ist, dass er damit erst recht verlockend wirkt. Aber dass seinen Filmen eine wirkliche Komplexität fehlt, wird man doch zugeben, oder?(die Rede ist vom Post-"Elephant Man"-Lynch)

Ach ich vergaß dieses Reibungsthema ja auch noch zwischen uns... Wenn du vom Post-"Elefantenmenschen"-Lynch sprichst, kannst du aber nicht verkennen, dass Lynch auch "Dune", "Blue Velvet", Wild at heart" und die "Straight Story" gedreht hat; die Rätselfilme (bisher) also etwa nur die Hälfte seines Outputs darstellen. Und zumindest mal "Mulholland Drive" einen Sinn abzusprechen, halte ich auch für ein Bewegen auf dünnem Eis. Ich kenne kaum einen Film, der dem Hollywood-Geschäft mit solcher Psychologie zuleibe rückt und der, indem er den Traum als inhaltliches Stilmittel benutzt, den Traum Hollywwods demontiert. Abgesehen davon besteht für mich auch der Reiz darin, dass Lynch den Traum zu fassen versucht, allein audiovisuell sind seine Mystery-Filme schon Erlebnisse. Natürlich aber bietet sich da viel Angriffsfläche, denn vom Traum wissen wir nur, dass die Gesetze der Realität nicht anwendbar sind und man es sich leicht machen kann, Lynchs Sachen als gehaltlose cineastische Spastiken abzutun.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 14:46:45
@Vince:

Ja, hast du. Ich kann Bretzel da auch nicht ganz folgen, was die allgemeine Kritik an Zitaten ausmacht.

@Sarge:

"cineastische Spastiken" ist nun ziemlich hart, aber... gar nicht mal so weit hergeholt. :icon_mrgreen:

Ich muss meine Einschätzung wohl noch enger fassen. "Blue Velvet" kann ich ja trotz seiner Frauenfeindlichkeit schwierigen Darstellung von Geschlechterrollen (:hacki:) noch etwas abgewinnen, "Dune" halte ich für totalen Mumpitz und "Wild at Heart" hat die kürzliche Sichtung nicht überlebt, was für ein Megaschrott dieser Film. Tatsächlich beziehen sich meine Worte im Konkreten auf TWIN PEAKS, LOST HIGHWAY und INLAND EMPIRE. Faktisch treffen sie auch auf MULHOLLAND DRIVE zu, aber den fand ich relativ großartig, gerade wegen der von dir völlig richtig ausgemachten "Psychologie" des "Hollywood-Geschäfts", die in einer Demontage dessen kulminiert.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 14 November 2007, 14:52:32
Zitat von: Sarge am 14 November 2007, 14:33:31
Natürlich aber bietet sich da viel Angriffsfläche, denn vom Traum wissen wir nur, dass die Gesetze der Realität nicht anwendbar sind und man es sich leicht machen kann, Lynchs Sachen als gehaltlose cineastische Spastiken abzutun.

Das ist der Punkt. Ich glaube, es war McKenzie, der diesen Sachverhalt in seiner "Inland Empire"-Kritik ähnlich zusammengefasst hat. Im Sinne einer logischen Betrachtung müssen die "Drei Fragezeichen" Lynchs (Lost Highway, Mulholland Drive, Inland Empire) ja an Komplexität scheitern, nur ist das eben überhaupt nicht der Punkt. Von den Filmen geht mehr aus als nur eine Faszination für das Ungeordnete. Ist leicht daran zu erkennen, dass sich schon viele an Lynchs Stil zu schaffen gemacht haben, bislang aber noch niemand dazu in der Lage war, die Ausnahmeposition des Regisseurs ernsthaft anzugreifen, indem die Faszination hätte reproduziert werden können.

@Mr. VV: Was "Twin Peaks" betrifft, sollte man übrigens imo den Einfluss von Mark Frost nicht unterschätzen.
Ansonsten kann ich grundsätzlich nachvollziehen, was du meinst (insbesondere, da du "Mulholland Drive" hier eine Sonderposition einräumst), nur eben nicht unbedingt teilen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 14 November 2007, 15:51:56
Ich tue mir schwer mit solch ausgefeilten Analysen  ;) aber ich finde ja, dass sich Inland Empire nochmal deutlich von den ja klar strukturierten anderen Rätselfilmen unterscheidet, die mit ihrer "Schleifen-" und "Traumlogik" ganz sicher mehr als bloßes Aneinanderreihen von Einfällen sind und ja trotz Lynchs eigenem Understatement sehr ausgefeilt sind.

Beim letzten Output hat man mehr als je zuvor aber das Gefühl, Lynch hätte jeglichen übergeordneten Sinn und Zusammenhang aus seinem Schaffen gestrichen. Also jetzt im Gesamten betrachtet, der Film selbst ist sicherlich genauso reich an Aussagen, gezielt plazierten Szenen usw.. aber es bleibt eher fragmentarisch, finde ich.

Es werden auch soviele Ebenen über-, unter- und nebeneinandergeschichtet, dass das nicht mehr bloß diesen surrealen Traumcharakter hat, wie z.b. schon bei Eraserhead, sondern das ist viel assoziierenderes und "freieres" Filmemachen als alles zuvor (und vermutlich ist das nicht nur auf Lynchs Universum selbst, sondern auch auf das gesamte Kino bezogen, auch wenn ich jetzt grad nicht die ganze Geschichte des Experimental- und Avantgardefilms auf Abruf habe  ;)).

Das polarisiert selbstverständlich, denn damit können halt dann auch 80% der Masse nix mehr anfangen, aber für diejenigen, die auf neue Wege und Experimente oder einfach tripähnliche Filmerlebnisse stehen, ist das schon was Feines.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 14 November 2007, 15:59:10
Zitat von: Bettwurst am 14 November 2007, 15:51:56
Das polarisiert selbstverständlich, denn damit können halt dann auch 80% der Masse nix mehr anfangen, aber für diejenigen, die auf neue Wege und Experimente oder einfach tripähnliche Filmerlebnisse stehen, ist das schon was Feines.

:respekt: :dodo: :pidu:  :dodo: :king:  :love:

@ Vince:

Schön gesagt. Gelegentlich spielt sich der Mensch mit seinem bisweilen biestigen Vorhaben, ALLES ergründen zu müssen, selbst ein Schnippchen. Gerade wenn etwas aus dem Ruder läuft, das Unterbewusstsein mit hineinspielt und die Entdeckerfreude eines Regisseurs zum Zuge kommt, wird Kino doch erst wirklich interessant. Und man muss schon eine gewisse Fertigkeit besitzen, um damit ein Publikum fesseln zu können - und das ist ja gerade das Geheimnis von Lynchs "Rätselfilmen": Trotz ihres fragmentarischen Charakters sind sie unglaublich dramaturgisch, jede der einzelnen Szenen wirkt so, als würde sie aus einem tatsächlich existierenden Film stammen, daher entfaltet auch jede dieser Szenen ein filmisches, homogenes und dramatisches Gefühl zumal ja immer noch ein Zusammenhang zwischen verschiedenen Szenen vorhanden ist. Daher kann ich immer noch nicht ganz nachvollziehen, wie man sich von Lynch als Zuschauer entmündigt fühlen kann.

@ Mr. Vincent Vega:

Natürlich ist Lynch der totale Chauvinist, deswegen sind bei ihm auch nur fast immer die Frauen die Überlegenen im Spiel (und wenn sie es einmal nicht sind, hat das schon seinen Grund, siehe "Blue Velvet")
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 16:11:14
Zitat von: McKenzie am 14 November 2007, 15:59:10
@ Mr. Vincent Vega:

Natürlich ist Lynch der totale Chauvinist, deswegen sind bei ihm auch nur fast immer die Frauen die Überlegenen im Spiel (und wenn sie es einmal nicht sind, hat das schon seinen Grund, siehe "Blue Velvet")

Auch wenn du das natürlich ironisch meinst, so ist gerade der letzte Teilsatz bezeichnend. Ich würde aber Lynch nicht als Chauvinisten bezeichnen, nur eben einige seiner Filme (vor allem "Wild at Heart"). Ich glaube der Mann versteht Frauen nicht und will ihnen deshalb irgendwie auf die Spur kommen. Gerade aber "die Frau" als rätselhaftes Mysterium, als blonde Femme Fatale in "Lost Highway" finde ich unfassbar ermüdend, weil mich das überhaupt nichts angeht.

Dass du ganz grundsätzlich für Chauvinismus empfänglich bist, liegt ja nun auch in der Natur der Sache. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 14 November 2007, 16:16:51
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 16:11:14
Gerade aber "die Frau" als rätselhaftes Mysterium, als blonde Femme Fatale in "Lost Highway" finde ich unfassbar ermüdend, weil mich das überhaupt nichts angeht.

Hm, ich finde das bei dir irgendwie schade, dass du dich anscheinend für Dinge, die dich nicht persönlich "angehen", nicht trotzdem interessieren kannst.  :icon_neutral:  ;)

Ist denn das Mysterium Frau nur für jemanden interessant, der sie poppen möchte?  :icon_mrgreen:
Außerdem magst du doch auch Vertigo/Hitchcock?? also das finde ich jetzt echt eigenartig.  :00000109:

Bzw. hat der Film ja auch genügend andere Qualitäten (Rammstein  :king:), an denen man sich erfreuen könnte..
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 16:25:53
Zitat von: Bettwurst am 14 November 2007, 16:16:51
Hm, ich finde das bei dir irgendwie schade, dass du dich anscheinend für Dinge, die dich nicht persönlich "angehen", nicht trotzdem interessieren kannst.  :icon_neutral:  ;)

Die nötige Prise Unernst sollte man bei meinen Postings schon immer noch subtrahieren. ;)

Zitat von: Bettwurst am 14 November 2007, 16:16:51
Ist denn das Mysterium Frau nur für jemanden interessant, der sie poppen möchte?  :icon_mrgreen:

Woher soll ich das wissen? ;)

Zitat von: Bettwurst am 14 November 2007, 16:16:51
Außerdem magst du doch auch Vertigo/Hitchcock?? also das finde ich jetzt echt eigenartig.  :00000109:

Mögen ist arg untertrieben. VERTIGO ist ja zweifellos auch ein Schlüsselfilm für Lynch, genau wie LAURA. Doch mal abgesehen davon, dass ich die viel erwähnte Misogynie bei Hitchcock immer völlig falsch beurteilt sehe, setzt sich dieser Film ja in einer Weise mit dem Konstrukt der Liebe, der Geschlechtlichkeit und einer Tiefenpsychologie, die alle Lynchs bei weitem übersteigt, auseinander, wie sie eben jener wohl auch gar nicht anstrebt. VERTIGO ist ja auch ein Film, der die Grenzen des Kinos so weit übersteigt, der seine formalen Mittel in Dimensionen bringt, die seitdem niemals mehr berührt wurden (neulich saß ich mit einem Freund im Restaurant und wir haben über zwei Stunden allein die Restaurantszene analysiert, was die Dreieickskamera da macht, was die Mise-en-scene für eine Komplexität aufweist etc.pp.). Lynch ist da für mich gar nicht so filmisch, deshalb würde ich den Vergleich wie gesagt nur sehr bedingt gelten lassen. Um also deine Frage zu beantworten: VERTIGO gibt mir (auch hinsichtlich seiner Kim Novak-Figur) noch so viel mehr als lediglich eine "Frau in Schwierigkeiten"

Alles weitere in meinem Thread, will ja Vince nicht nerven.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 14 November 2007, 16:59:34
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 November 2007, 16:25:53
Alles weitere in meinem Thread, will ja Vince nicht nerven.

Was, ihr wollt mich in meinem Thread alleine lassen?

(http://parentsplace.lohudblogs.com/files/2006/12/home-alone-lr.jpg)
;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Red Shadow am 16 November 2007, 22:13:14
Ich bin wirklich kein Lynch-Fan. Insofern schätze ich deine Kritik zu "Inland Empire" mehr als alle bisherigen Werke des kryptischen Träumers :icon_lol:. Wie auch immer, Respekt für die inhaltliche und sprachliche Extravaganz :respekt:. Grundsätzlich stimme ich aber Mr. Vega zu, hier kann ich dem werten Sarge, der ansonsten gerade musiktechnisch oftmals mit einem guten Geschmack aufwartet, absolut nicht zustimmen ;) :icon_mrgreen:.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 19 November 2007, 21:49:39

Jahrelang stand Wells' "Insel des Dr. Moreau" auf meiner noch-zu-lesen-Liste, und nun, wo das erledigt ist (fabelhaftes Buch, das mal am Rande), erscheint mir Frankenheimers Adaption noch dürftiger.
Beim Spicken in der OFDb verwunderte mich die magere Anzahl von zwei Reviews zu diesem Heuler dann auch gar nicht mehr, aber, aha, das eine stammt wenigstens vom geschätzten Kollegen Vince.
Und enttäuscht mich gleich zu Beginn ein wenig, als du ausschließlich von einem erneuten Remake der Verfilmung aus den Dreißigern sprichst, ohne dabei Wells' Roman zu erwähnen. Denn dass dessen zeitlose Prämisse vom Tier im Menschen in Zeiten der Gentechnik Grund genug für eine erneute Verfilmung ist, wäre schon eine Erwähnung wert.

Die eigentliche Filmbesprechung ist dann aber wieder gewohnt gelungen. Brandos seltsame Eigeninszenierung, Kilmers überzogenes Spiel, Thewlis' wechselhafte Performance - das Chaos bei den Dreharbeiten spiegelt sich perfekt in den Darstellerleistungen und wird von dir mit den passenden Worten bedacht. Auch das Lob von Stan Winstons Arbeit ist gerechtfertigt.

ZitatAber um zumindest locker unterhalten zu können, sind die Ziele des Films einfach zu hoch gesteckt. Hintergrund ist nämlich einmal mehr die allseits beliebte Sozialkritik, diesmal in Form vom "Tier im Manne", dem animalischen Urinstinkt des Menschen, dem Besinnen auf die Wurzeln. Das wird gerade zu Beginn deutlich, als die wenigen Überlebenden sich gegenseitig umbringen, um ihr eigenes Leben zu erhalten, und bei der Moral am Ende, bei der zur visuellen Unterstreichung Dokumentarbilder von Massenkämpfen aus dem Geschichtsarchiv gekramt wurden. Es wird also die Frage aufgeworfen, ob wir uns bei all dem technologischen Fortschritt, all der Rationalität wirklich so sehr weiterentwickelt haben, oder das Dunkle immer noch in uns brodelt.

Hier steckt sich natürlich kein B-Movie zu hohe Ziele, hier versucht ein A-Movie (gone B) die Tiefe des Romans zu reflektieren. Dass dies über die unbeholfene Inszenierung (gerade diese plumpen Dokumentarmontagen sind doch deutlich unter Frankenheimers Niveau) schiefläuft, ist schade, denn eigentlich sollten die Ereignisse auf des Doktors Insel genügend Aussagen in dieser Richtung getroffen haben. Erinnerungen an Steven Seagals "Brennende-Eis-Schlusspredigt" werden wach...  :icon_mrgreen:

ZitatHätte sich der Film etwas weniger ernst genommen, wäre wohl ein sauberer, anspruchsloser Inselhorror dabei herausgekommen.

Das möchte ich im Hinblick auf Frankenheimers Version unterstreichen, der hätte ein Augenzwinkern gut gestanden, da sie ihren Anspruch sowieso nicht zu transportieren imstande war. Das großartige Buch im Hinterkopf behaltend, würde ich mir allerdings sogar eine vierte Verfilmung wünschen, da liegt gewaltiges Potential zu tiefgründigem Abenteuerkino brach.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 19 November 2007, 22:28:41
Oh weh, erst gräbt der Apollon mein altes, übles Shyamalanreview aus, und jetzt der Chili mein Uralt-DNA-Gekritzel, das ja noch aus Dreamcatcher-Tagen stammt!  :icon_mrgreen:

Insofern Zustimmung zu allen Mängelbeschreibungen (aber dabei mir zuliebe bitte immer aufs Entstehungsdatum der Kritik schauen) und Verwunderung hierfür:

ZitatDie eigentliche Filmbesprechung ist dann aber wieder gewohnt gelungen.

Seh ich jetzt nicht unbedingt so, aber das hast du dir sicher schon gedacht. ;)

Aber wie schon bei "The Village" gilt: Zu der Note stehe ich immer noch! Den so oft postulierten Totalausfall hab ich da nie gesehen, dafür hatte ich schlicht und ergreifend zu viel Spaß mit den Viechern. Und natürlich mit dem rot angelaufenen Wichtelzwerg.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 19 November 2007, 22:39:13
Zitat von: Vince am 19 November 2007, 22:28:41
Oh weh, erst gräbt der Apollon mein altes, übles Shyamalanreview aus, und jetzt der Chili mein Uralt-DNA-Gekritzel, das ja noch aus Dreamcatcher-Tagen stammt!  :icon_mrgreen:

Wir sollten vielleicht die Archäologiewoche ausrufen, um sämtliche Reviewmumien ans Licht zu zerren.  :icon_lol:

Sieh' es als Bestätigung deines stetig steigenden Anspruchs an dich selbst, wenn dich alte Kritiken nicht mehr überzeugen. Der konstante Wunsch, sich zu verbessern und permanente Unzufriedenheit zeichnen die besten Schreiberlinge aus. Wer sich für nicht mehr steigerungsfähig hält, hat doch schon verloren. 

Und dass ich der Gurke "DNA" ebenfalls noch eine Menge abgewinnen kann, wirst du mir, dem heimlichen Vorsitzenden des "Dreamcatcher"-Fanclubs, unbesehen abkaufen, oder?  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 19 November 2007, 22:47:40
Zitat von: Chili Palmer am 19 November 2007, 22:39:13
Und dass ich der Gurke "DNA" ebenfalls noch eine Menge abgewinnen kann, wirst du mir, dem heimlichen Vorsitzenden des "Dreamcatcher"-Fanclubs, unbesehen abkaufen, oder?  :icon_mrgreen:

Bist du nicht auch schon Vorsitzender des Elektra-Fanclubs? Bist ja ein ganz schön schwer beschäftigter (B-)Mann. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 19 November 2007, 22:55:03
Ja, es sind Knochenjobs, aber irgendwer muss ja. Hankey kennt diese Problematik auch.  :icon_mrgreen:

Offizieller Vorsitzender des "Elektra"-Fanclubs, heimlicher Vorsitzender des "Dreamcatcher"-Clubs.
Dessen offizieller Chef und Aushängeschild bist ja immer noch du.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 19 November 2007, 22:58:46
Zitat von: Chili Palmer am 19 November 2007, 22:55:03
Dessen offizieller Chef und Aushängeschild bist ja immer noch du.  ;)

Auf jeden Fall! Die Alien-Torpedierungsszene schlägt jede Massensequenz aus Star Wars und Lord of the Rings mühelos.  :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 8 Dezember 2007, 01:36:09
So richtig weiß ich ja nicht, was ich von deinem WIZARD OF OZ-Text halten soll. Vesuche ich mich mal in die Position von jemandem zu begeben, der den Film nicht für einen der subversivsten Klassiker aller Zeiten, einen natürlich explizit schwulen Klassiker (Judy Garland, das ist bekannt, ist unser aller Mutter :icon_mrgreen:) und einen Film hält, in dem so unendlich viele "gesellschaftliche Allegorien" zu finden und nicht nur zu suchen sind, dann mag ich deinen Text. Zum einen, weil er mehr eine filmgeschichtliche Einordnung bedeutet, weniger eine Analyse (Musicalaspekte sprichst du gar nicht an, von Technicolor ist die Rede, nicht aber von der irre ökonomischen Studioarbeit, also der Frage, wie man solche Bilder in einem Studio hinbekommt etc.). Immerhin, oder besser: zu Recht, betonst du, wie sehr der Film die Jahrzehnte mitsamt und gerade seiner Bilder wegen überlebt hat. Das 'warum' scheint mir zwar nicht teilenswert (ich halte den Film offenbar für weitaus weniger naiv und unschuldig als du), aber grundsätzlich stimme ich dir in allem zu, sehr straight geschrieben und prägnant festgehalten. Eine wirklich brauchbare Besprechung hinsichtlich der enormen Qualitäten des Films stellt der Text für mich aber irgendwie nicht dar. Größter Widerspruch: "Und in Anbetracht der Überlebensgröße von Evergreens wie "Over the Rainbow" stellt sich die Frage: Wie kann etwas derart Un- um nicht zu sagen Schwachsinniges so lange überleben?". Dieser Song ist sowas von ganz und gar nicht "schwachsinnig".

PS: Du gehst leider nicht mehr wirklich auf diesen Absatz

ZitatObwohl das Buch sich noch durch einen realistischen und einfachen Schreibstil von der Landschaft abheben und mit den Farbillustrationen progressive Zeichen setzen wollte, wird uns am Ende der 1939er-Verfilmung mit aller Überzeugung die konservative Formel "Zu Hause ist's doch am schönsten" entgegen geworfen. Nicht der geringste Zweifel besteht an dem Wahrheitsgehalt dieser These, die im Grunde weit mehr ist als das, nämlich ein Gesetz.

ein bzw. fehlt mir darauffolgend der Zusammenhang. Oder ich habe es nicht verstanden. Aber eine Diskussion zu diesem Filmsatz könnte schon allein Inhalt eines ganzen Reviews sein.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 8 Dezember 2007, 01:38:15
Und wieso der Film die selbe Wertung wie der bemühte, gerade mal noch so launige BLACK SHEEP bekommt, lese ich da auch nicht heraus. ;)

2.PS: NINOTSCHKA hast du ja auch besprochen. Und nur 7 Punkte gegeben. Na hier ist was los.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 8 Dezember 2007, 02:06:05
Auf dem Sci-Fi Channel läuft übrigens grade eine 6-stündige Neuinterpretation, das Zitat in meiner Sig sagt alles über die Qualität aus...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 8 Dezember 2007, 13:35:33
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  8 Dezember 2007, 01:36:09
Größter Widerspruch: "Und in Anbetracht der Überlebensgröße von Evergreens wie "Over the Rainbow" stellt sich die Frage: Wie kann etwas derart Un- um nicht zu sagen Schwachsinniges so lange überleben?". Dieser Song ist sowas von ganz und gar nicht "schwachsinnig".
Ich hab eigentlich gedacht, dass man da herauslesen kann, dass Aussagen wie diese, oder dass unser Zeitgeist dem damaligen überlegen sei, keineswegs ernst gemeint sind.  Natürlich ist der Song nicht schwachsinnig, aber die Frage ist doch recht eindeutig aus der Perspektive eines ignoranten Zynikers des Jahres 2007 gestellt. Und ein wichtiger Teil meiner Kritik besteht daraus, darauf hinzuweisen, dass eine solche Überlegenheit im Grunde gar nicht existiert, denn immerhin ist dieser alte Film auch heute noch in der Lage, das Publikum anderer Generationen zu verzaubern.

Dass der Film darüber hinaus auch gar nicht mal so naiv ist, sondern dies in Teilen vielleicht nur spielt, habe ich ja durch den Hinweis auf die Professionalität der Umsetzung herauszustellen versucht; in großen Teilen ist der Film komplett durchkomponiert und bis ins letzte Detail geplant; das passt ja nicht wirklich zu der Annahme, alles sei hier total blauäugig von selbst abgelaufen. 

ZitatPS: Du gehst leider nicht mehr wirklich auf diesen Absatz

ZitatObwohl das Buch sich noch durch einen realistischen und einfachen Schreibstil von der Landschaft abheben und mit den Farbillustrationen progressive Zeichen setzen wollte, wird uns am Ende der 1939er-Verfilmung mit aller Überzeugung die konservative Formel "Zu Hause ist's doch am schönsten" entgegen geworfen. Nicht der geringste Zweifel besteht an dem Wahrheitsgehalt dieser These, die im Grunde weit mehr ist als das, nämlich ein Gesetz.

ein bzw. fehlt mir darauffolgend der Zusammenhang. Oder ich habe es nicht verstanden. Aber eine Diskussion zu diesem Filmsatz könnte schon allein Inhalt eines ganzen Reviews sein.
Das ist richtig, aber im Grunde kommst du mir hier mit dem gleichen merkwürdigen Argument wie Bretzelburger damals bei der Inland Empire-Kritik: Etwas bemängeln, das ich NICHT weiterverfolgt habe. Wobei du Recht damit hast, dass ich das dann gar nicht hätte aufwerfen müssen, aber ich ich habe diesen Aspekt eben deswegen noch kurz angerissen, um zu zeigen, dass da ein Ansatz ist, von dem ich mich nun aber entfernen möchte.

Letztlich muss man hier sehen, wer die Kritik geschrieben hat: Ich bin nicht du. Soll heißen: ich mag keine Musicals, ganz grundsätzlich. Auch Eindimensionalität und Schwarz-Weiß-Zeichnung mag ich normalerweise nicht, es sei denn, sie wird eben wie bei Tim Burton reflektiert. Meine Aufgabe war es also nun, zu erklären, warum ich "The Wizard of Oz" entgegen aller Naturgesetze eben doch mochte.

Ich muss noch dazusagen, dass das nicht gerade meine Lieblingskritik werden wird; ich hab das sehr spontan, unkonzeptioniert und relativ spät am Abend zusammengetippt und die letztmalige Sichtung des Films lag auch schon wieder ein paar Wochen zurück (eigentlich bin ich es gewohnt, relaiv zeitnah Filme zu besprechen).

Was freilich "Black Sheep" nun mit dem "Zauberer von Oz" zu tun haben soll, ist mir schleierhaft ;) und bei "Ninotschka" hast du meiner Erinnerung nach doch auch nur einen Punkt mehr gegeben als ich? Was soll ich denn bei deinen ganzen Verrissen sagen, wenn du mal wieder rund 7 Punkte weniger als ich gegeben hast bei einem Film? ;)

Kleines Edit:
ZitatVesuche ich mich mal in die Position von jemandem zu begeben, der den Film nicht für einen der subversivsten Klassiker aller Zeiten, einen natürlich explizit schwulen Klassiker (Judy Garland, das ist bekannt, ist unser aller Mutter  :icon_mrgreen:) und einen Film hält, in dem so unendlich viele "gesellschaftliche Allegorien" zu finden und nicht nur zu suchen sind, dann mag ich deinen Text.
Finde ich allerdings sehr bemerkenswert, dass du da jetzt nicht direkt draufgehauen hast bei mir (was ja aus deiner Position heraus durchaus naheliegend wäre, denn so richtig ernst nehme ich den Film ja nicht), sondern zu differenzieren verstehst. Respekt dafür.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 8 Dezember 2007, 16:16:31
Zitat von: Vince am  8 Dezember 2007, 13:35:33
Ich hab eigentlich gedacht, dass man da herauslesen kann, dass Aussagen wie diese, oder dass unser Zeitgeist dem damaligen überlegen sei, keineswegs ernst gemeint sind.  Natürlich ist der Song nicht schwachsinnig, aber die Frage ist doch recht eindeutig aus der Perspektive eines ignoranten Zynikers des Jahres 2007 gestellt.

Hatte das Review gestern abend gelesen, ohne hier herein geschaut zu haben.
Und ich muss auch sagen, dass mir nicht ganz klar war, dass du aus der Position des postmodernen Zynikers heraus argumentiert hast. Dachte eher, dass dies die Klammer um die Rezension wäre, die klar stellen sollte, dass du nüchtern und nicht von schmusiger Nostalgie geblendet argumentieren wolltest. Deshalb wunderte ich mich natürlich auch: "Holla, der springt ja böse mit diesem schönen Lied um".  ;)
Aber das zeigt doch mal wieder, dass die Autorenthreads ihren Zweck erfüllen.

Und dein kleines Edit sollten sich Vegas "Gegner" mal durchlesen. Es gibt noch Hoffnung!  :icon_mrgreen:

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 8 Dezember 2007, 17:16:30
Okay, wenn das mehrere Leute so sehen, hab ich's vermutlich nicht deutlich genug formuliert. Hab's deswegen jetzt mal abgeändert (Fettdruck = Änderung):

ZitatUnd in Anbetracht der Überlebensgröße von Evergreens wie "Over the Rainbow" stellt sich für den Zyniker die Frage: Wie kann etwas derart Un- um nicht zu sagen Schwachsinniges so lange überleben?

Ich hoffe, jetzt wird's klarer, was ich meinte. Wenn sonst noch Unklarheiten bestehen, immer raus damit!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 11 Dezember 2007, 00:50:31
Zitat von: Vince am  8 Dezember 2007, 13:35:33
Ich hab eigentlich gedacht, dass man da herauslesen kann, dass Aussagen wie diese, oder dass unser Zeitgeist dem damaligen überlegen sei, keineswegs ernst gemeint sind.  Natürlich ist der Song nicht schwachsinnig, aber die Frage ist doch recht eindeutig aus der Perspektive eines ignoranten Zynikers des Jahres 2007 gestellt. Und ein wichtiger Teil meiner Kritik besteht daraus, darauf hinzuweisen, dass eine solche Überlegenheit im Grunde gar nicht existiert, denn immerhin ist dieser alte Film auch heute noch in der Lage, das Publikum anderer Generationen zu verzaubern.

Also da ging es mir wie gesagt eher wie Chili, so ganz klar war mir diese Zyniker-Position nicht. Aber die Änderung ist definitiv besser und lässt das ganze in einem akzeptablen, nein, sehr guten Licht stehen. Inhaltlich habe ich also keine Einwände gegen deine Besprechung, die mir ja sowieso schon irgendwie gefiel.

Zitat von: Vince am  8 Dezember 2007, 13:35:33Dass der Film darüber hinaus auch gar nicht mal so naiv ist, sondern dies in Teilen vielleicht nur spielt, habe ich ja durch den Hinweis auf die Professionalität der Umsetzung herauszustellen versucht; in großen Teilen ist der Film komplett durchkomponiert und bis ins letzte Detail geplant; das passt ja nicht wirklich zu der Annahme, alles sei hier total blauäugig von selbst abgelaufen.

Richtig. Aber für ein (nach eigenen Worten) so spät verfasstes Review war das dann doch alles sehr subtil eingebaut.

Zitat von: Vince am  8 Dezember 2007, 13:35:33
Letztlich muss man hier sehen, wer die Kritik geschrieben hat: Ich bin nicht du.

Puh. :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am  8 Dezember 2007, 13:35:33
Soll heißen: ich mag keine Musicals, ganz grundsätzlich. Auch Eindimensionalität und Schwarz-Weiß-Zeichnung mag ich normalerweise nicht, es sei denn, sie wird eben wie bei Tim Burton reflektiert. Meine Aufgabe war es also nun, zu erklären, warum ich "The Wizard of Oz" entgegen aller Naturgesetze eben doch mochte.

Ich finde den ja auch gar nicht eindimensional, aber blicken wir darüber lieber hinweg und reden mal über deine unfassbare Nicht-Liebe für Musicals. :eek: ;)

(ist Hankey da echt der einzige, der mir die Stange hält?)

(oh, das klang ... strange :icon_mrgreen:)

Zitat von: Vince am  8 Dezember 2007, 13:35:33
Was freilich "Black Sheep" nun mit dem "Zauberer von Oz" zu tun haben soll, ist mir schleierhaft ;) und bei "Ninotschka" hast du meiner Erinnerung nach doch auch nur einen Punkt mehr gegeben als ich? Was soll ich denn bei deinen ganzen Verrissen sagen, wenn du mal wieder rund 7 Punkte weniger als ich gegeben hast bei einem Film? ;)

Am Besten gar nichts.

Kennste das hier: KLICK (http://de.youtube.com/watch?v=3zfb18iiy4M)

:icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am  8 Dezember 2007, 13:35:33
Finde ich allerdings sehr bemerkenswert, dass du da jetzt nicht direkt draufgehauen hast bei mir (was ja aus deiner Position heraus durchaus naheliegend wäre, denn so richtig ernst nehme ich den Film ja nicht), sondern zu differenzieren verstehst. Respekt dafür.

Das finde ich wirklich selbstverständlich, man kann nicht immer gleich mit der Tür ins Haus fallen und außerdem schätze ich euch alle viel zu sehr, um "direkt draufzuhauen". *Weihnachtsstimmung verbreit* :icon_razz:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 11 Dezember 2007, 01:55:21
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 Dezember 2007, 00:50:31Also da ging es mir wie gesagt eher wie Chili, so ganz klar war mir diese Zyniker-Position nicht. Aber die Änderung ist definitiv besser und lässt das ganze in einem akzeptablen, nein, sehr guten Licht stehen. Inhaltlich habe ich also keine Einwände gegen deine Besprechung, die mir ja sowieso schon irgendwie gefiel.
Wow... nochmal: danke, Ennis und Jack!   :D

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 11 Dezember 2007, 00:50:31
Richtig. Aber für ein (nach eigenen Worten) so spät verfasstes Review war das dann doch alles sehr subtil eingebaut.

Okay, seh ich ein, war in Teilen vielleicht wirklich nicht genau genug herausgearbeitet. Wobei ich nochmals betonen will - ist bisher noch nicht zur Sprache gekommen - dass ich das auch über die "Sohn des Teufels"-Metapher herausstellen wollte. Der gibt sich ja nach außen hin auch gerne unschuldig, ist aber in Wirklichkeit ein ganz hinterlistiges Miststück. Er lässt den Menschen im Glauben, er folge nur seiner Natur und könne ja gar nix dafür, wer er ist, schmiedet aber in Wirklichkeit hinterrücks teuflische Pläne. So ungefähr sehe ich den Film, der mit allen Wassern gewaschen ist, dabei aber so eine authentische Unschuldsmiene zur Schau trägt, dass man diese Professionalität irgendwo bewundern muss.


Zitat(ist Hankey da echt der einzige, der mir die Stange hält?)

(oh, das klang ... strange :icon_mrgreen:)
Tja, da muss er durch, der Mr. Hankey... er sucht ja immer wieder deine Nähe. Letztens im TV hörte ich ihn noch sagen "Ich hab mich selbst dir in den Mund geschoben und ein Foto gemacht, während du schliefst" - ich weiß aber nicht, ob das dir galt.  :icon_mrgreen:
(P.S. wer's nicht kennt - mehr South Park gucken!)

ZitatKennste das hier: KLICK (http://de.youtube.com/watch?v=3zfb18iiy4M)
Ich schäme mich es zuzugeben, aber... ja, ich kenne es. Aber nur aus Kalkofe, nicht aus der Primärquelle, versteht sich.  ;)

ZitatDas finde ich wirklich selbstverständlich, man kann nicht immer gleich mit der Tür ins Haus fallen und außerdem schätze ich euch alle viel zu sehr, um "direkt draufzuhauen". *Weihnachtsstimmung verbreit* :icon_razz:

Ich möchte dich gerne buchen; du sollst an Heiligabend als Humpa Lumpa verkleidet zu "I don't feel like dancing" unter meinem Weihnachtsbaum tanzen. Was würde das kosten?  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Fastmachine am 11 Dezember 2007, 20:56:05
Gestern Nacht sah ich den uralten Bogart-Streifen "Die schwarze Natter" aka "Das unbekannte Gesicht", der mir aus dem Stand ziemlich gut gefiel. Gerade war ich dabei, mir ein Herz zu fassen und ein Review zu konzipieren, da schaute ich kurz in die OFDb und siehe da - Vince war schon da. Hätte ich nicht gedacht. Langsam füllen sich ja wirklich die von Bretzelburger beklagten "unverdienten Lücken" im Reviewbestand. 

Und das beste : Schön kurz und trotzdem präzise, wiewohl mit etwas gewagt metaphorischem Einstieg. Hier neigst Du manchmal zu einer barocken Bildfülle, ja wenn es ganz strange wird, zu grenzwertigen Satzkonstuktionen.
ZitatEin Film wie Blätterkrokant, wie eine umgekehrte Mumifizierung oder das Schälen einer Zwiebel - Schicht für Schicht wird abgetragen, bis das Verborgene langsam Form annimmt.
Ich nehme das ja inzwischen als Herausforderung gerne an. ;)

An deiner Analyse habe ich nichts auszusetzen, die wichtigen Punkte, wie der eigenwillige, aber gelungene Umgang mit der subjektiven Kameraperspektive, sind angemessen eingebaut.

Besonders hat mir dein Hinweis auf Hitchcock gefallen - genau das ist mir nämlich auch ins Auge gestochen. Eine Kleinigkeit sehe ich anders: Nämlich den Bezug zu "Vertigo", den ich nicht für "entfernt" halte wie Du, sondern für sehr deutlich. Allein das Duell unter der Golden Gate Bridge nimmt die faszinierenden Kameraperspektiven aus "Vertigo" vorweg.

Kurz: Ich bin rundrum zufrieden mit deinem Review. Hm. Ich habe auch 7/10 vergeben, wegen einiger leicht schematischer Film-Noir-Elemente. Aber andererseits: Ich bin versucht, 8/10 zu geben, weil der Gesamteindruck sehr zufriedenstellend war.

Für deine Verhältnisse war es auch ein sehr kurzes Review, aber trotzdem habe ich nichts vermisst. Vielleicht sollte man tatsächlich nicht so ausufern. (Ich fasse mich gerne auch an die eigene Nase).


Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Danke für die Rückmeldung! Ich bin recht erstaunt, dass das jetzt sogar schon das zweite Feedback zu diesem Review ist und Mr. VV ebenfalls anmerkte, er habe wegen meiner Kritik auf eine eigene verzichtet und sich eines anderen Bogarts angenommen. Vor allem, weil ich auf dem Gebiet bisher noch unbewandert bin und einfach mal ins Blaue geschossen habe, weil ich denke, dass auch Kritiken von Genre- Schauspieler- oder Filmstilistik-Unerfahrenen gewinnbringend sein können. Von McKenzie habe ich letztens auch so eine Kritik gefunden, die ich unheimlich interessant fand, da er anscheinend ohne Bergman-Vorkenntnisse "Die Stunde des Wolfs" - meines Ermessens sehr ergiebig - besprochen hat. Natürlich habe ich mich bei "die schwarze Natter" rundum über die Zusammenhänge informiert, aber "praktische Erfahrung" mit vielen Filmen aus dem Bereich habe ich eigentlich noch nicht gemacht.

Warum aber nicht auch mal ein zweites oder drittes Review zu so einem alten Klassiker? Ist doch schön, wenn die auch mal nur ansatzweise erahnen dürfen, wie es ist, zur Garde der viel Besprochenen zu gehören, die sonst den neuen Filmen vorbehalten ist. ;)

Deine Skepsis gegenüber mancher Metapher oder sonstiger Formulierung kann ich nachvollziehen, aber abstellen kann ich's irgendwie nicht - ich hab in meinem Kopf für Satzbau und Satzbedeutung sozusagen eine ganz eigene "Decodierungsmaschinerie", die anscheinend nicht immer mit derjenigen des Lesers kompatibel ist. Aber was soll's, gehört halt dazu. ;)

Was die Länge betrifft, das ist in diesem Thread auch schon festgestellt worden: Ja, ich bin langsam von dem Zwang ab, zu jedem Film meine 2 Seiten voll kriegen zu müssen. Das liegt daran, dass ich nicht mehr länger versuche, dem Film alle Facetten abzugewinnen, die ich finde, sondern mich mit einer Argumentationsrichtung begnüge, diese zu Ende bringe und dann mein Fazit ziehe.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 12 Dezember 2007, 01:55:44
Zitat von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Danke für die Rückmeldung! Ich bin recht erstaunt, dass das jetzt sogar schon das zweite Feedback zu diesem Review ist und Mr. VV ebenfalls anmerkte, er habe wegen meiner Kritik auf eine eigene verzichtet und sich eines anderen Bogarts angenommen. Vor allem, weil ich auf dem Gebiet bisher noch unbewandert bin und einfach mal ins Blaue geschossen habe, weil ich denke, dass auch Kritiken von Genre- Schauspieler- oder Filmstilistik-Unerfahrenen gewinnbringend sein können.

Ja, das sind oft die besten Kritiken - und gerade die sind rar, weil sich viele nicht wagen, ohne "Erfahrung" etwas zu einem bestimmten Sujet zu schreiben - das ging mir z. B. beinahe automatisch so in der Übergangsphase, als ich aufhörte, Kino ausschließlich als Unterhaltungs-Medium anzusehen, den "Anspruch" für mich entdeckte - aus dieser Zeit stammen einige meiner eigenen Kritiken, die mir vom Tonfall und der Perspektive her die liebsten sind, auch wenn sie nicht mehr an meinen jetzigen Standard heranreichen.

Zitat von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Von McKenzie habe ich letztens auch so eine Kritik gefunden, die ich unheimlich interessant fand, da er anscheinend ohne Bergman-Vorkenntnisse "Die Stunde des Wolfs" - meines Ermessens sehr ergiebig - besprochen hat.

Die gehört zwar auch dazu, allerdings kann ich gar nicht glauben, das du sie wirklich als ergiebig bezeichnest!  :eek: Da du den Film ja vermutlich schon gesehen hast, dürftest du doch gemerkt haben, wie oberflächlich und zaghaft ich ihn angehe. Du hast übrigens recht - der Text ist ein direktes Produkt meiner allerersten Bergman-Begegnung  :icon_redface: (hat mich aber trotzdem sogleich zum Fan gemacht - du bist ja auch ganz ordentlich bei der Sache, Vince - soviel Bergmänner auf einen Schlag zu besprechen - das verdient schon Respekt  :icon_eek:).

Zitat von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Deine Skepsis gegenüber mancher Metapher oder sonstiger Formulierung kann ich nachvollziehen, aber abstellen kann ich's irgendwie nicht - ich hab in meinem Kopf für Satzbau und Satzbedeutung sozusagen eine ganz eigene "Decodierungsmaschinerie", die anscheinend nicht immer mit derjenigen des Lesers kompatibel ist. Aber was soll's, gehört halt dazu. ;)

Nun ja, du kennst meine Einstellung dazu - ich mag solche Wortspielereien und Sinnbilder auch furchtbar gerne, benutze sie in meinen Kritiken aber nur selten weil ich eben nicht den Verdächt der Prätentiösität, des Selbstzwecks und der "Effekthascherei" erwecken will (sonst kommen wir noch in Hollywood-Verhältnisse) - hin und wieder, hier und da und im Bewusstsein der möglichen (bestenfalls auch assoziativen) Wirkung angewandt, entfalten sich solche Dinge noch viel besser.
Dafür tobe ich mich damit in Gesprächen aus wie sonst noch was, einige Freunde von mir haben sogar schon geraten, ich solle meine "blumige und bildhafte Sprache" etwas zurückschrauben.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
ZitatDie gehört zwar auch dazu, allerdings kann ich gar nicht glauben, das du sie wirklich als ergiebig bezeichnest!  :eek: Da du den Film ja vermutlich schon gesehen hast, dürftest du doch gemerkt haben, wie oberflächlich und zaghaft ich ihn angehe.
Nein, ausgerechnet den kenn ich noch nicht. Aber auf keinen Bergman brenne ich noch mehr als auf diesen. Er scheint ja in die Richtung Psychoanalyse zu gehen, und das ist der Bergman, den ich persönlich am meisten schätze (siehe auch "Das Schweigen", "Wilde Erdbeeren", "Persona").

ZitatDu hast übrigens recht - der Text ist ein direktes Produkt meiner allerersten Bergman-Begegnung  :icon_redface: (hat mich aber trotzdem sogleich zum Fan gemacht - du bist ja auch ganz ordentlich bei der Sache, Vince - soviel Bergmänner auf einen Schlag zu besprechen - das verdient schon Respekt  :icon_eek:).
Tja, wenn man einmal den Schwung hat...  ;) Allerdings ist die Bergman-Phase jetzt erstmal wieder vorbei. Wer weiß, als nächstes ist vielleicht Kurosawa dran, von dem ich noch nicht einen einzigen Film kenne, mir nun aber die "Meisterwerke"-Box mit 10 Filmen zugelegt habe...

Zitat von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Nun ja, du kennst meine Einstellung dazu - ich mag solche Wortspielereien und Sinnbilder auch furchtbar gerne, benutze sie in meinen Kritiken aber nur selten weil ich eben nicht den Verdächt der Prätentiösität, des Selbstzwecks und der "Effekthascherei" erwecken will (sonst kommen wir noch in Hollywood-Verhältnisse) - hin und wieder, hier und da und im Bewusstsein der möglichen (bestenfalls auch assoziativen) Wirkung angewandt, entfalten sich solche Dinge noch viel besser.
Dafür tobe ich mich damit in Gesprächen aus wie sonst noch was, einige Freunde von mir haben sogar schon geraten, ich solle meine "blumige und bildhafte Sprache" etwas zurückschrauben.  :icon_mrgreen:
Das Interessante in meinem Fall ist, dass mir - das könnte ich dir unter Eid versichern - nichts ferner liegt als prätentiös oder effekthascherisch zu schreiben. Wollte ich Aufmerksamkeit auf mich ziehen, gäbe es leichtere Mittel - ich müsste einfach nur jeden neuen Kinofilm besprechen und die Besprechung alter Filme meiden wie die Pest. Dass ich Metaphern verwende, sehr komplexe Nebensatzkonstrukte einbaue und oft irgendwie "euphorisch" klinge, bündelt sich alles einzig und alleine auf den Gegenstand, also den besprochenen Film. Der Leser ist mir während des Schreibvorgangs zunächst mal relativ egal oder zumindest nur sekundär interessant für mich. Insofern verursacht der "Vorwurf" des Prätentiösen bei mir immer ein wenig Amüsement. Weshalb, das würde man verstehen, wenn man mich kennenlernt, denn ich will um jeden Preis NICHT im Mittelpunkt stehen. Das betrifft eigentlich auch meine Vorgehensweise bei Kritiken, wenngleich ein gewisses Maß an Narzissmus naturgemäß schon dazugehört, um eigene Kritiken zu veröffentlichen (sofern man das mit dem Streben zum Ideal tut und nicht aus Jux und Zeitvertreib).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 12 Dezember 2007, 19:01:42
Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Wollte ich Aufmerksamkeit auf mich ziehen, gäbe es leichtere Mittel - ich müsste einfach nur jeden neuen Kinofilm besprechen und die Besprechung alter Filme meiden wie die Pest.

EY!   :anime:


;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 12 Dezember 2007, 19:50:27
 :icon_lol:
Ich schwöre, ich hatte dich nicht im Sinn.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 13 Dezember 2007, 01:03:47
Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Nein, ausgerechnet den kenn ich noch nicht. Aber auf keinen Bergman brenne ich noch mehr als auf diesen. Er scheint ja in die Richtung Psychoanalyse zu gehen, und das ist der Bergman, den ich persönlich am meisten schätze (siehe auch "Das Schweigen", "Wilde Erdbeeren", "Persona").

Hmm - psychoanalytisch... So würde ich ihn zwar nicht bezeichnen (steht das in meinem Review? Dann stimmt es nicht mehr, den Film habe ich inzwischen noch zwei weitere Male gesehen). Er zeigt aber auf jeden Fall, das Bergmans Stärken immer dann besonders zum Tragen kamen, wenn er sich von stringenten und "leicht zu entschlüsselnden", konventionellen Erzählweisen löste und seiner Fantasie freien Lauf ließ - deswegen gibt mir "Die Stunde des Wolfs" z. B. auch mehr als "Das Schweigen" obwohl die Grundkonstellation von "Das Schweigen" nicht minder komplex ist.

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Tja, wenn man einmal den Schwung hat...  ;) Allerdings ist die Bergman-Phase jetzt erstmal wieder vorbei. Wer weiß, als nächstes ist vielleicht Kurosawa dran, von dem ich noch nicht einen einzigen Film kenne, mir nun aber die "Meisterwerke"-Box mit 10 Filmen zugelegt habe...

Viel Spaß!  :icon_twisted: Kurosawa ist zwar leichter als Bergman, lässt sich aber weit schwieriger besprechen!  :icon_mrgreen: Das du dir diese Box kaufst... Da gehört schon Mut zu bei dem Label. Ich habe die "Sanjuro"-DVD und seither beschlossen, aus Prinzip auf die übrigen KSM-Kurosawas zu verzichten.

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Das Interessante in meinem Fall ist, dass mir - das könnte ich dir unter Eid versichern - nichts ferner liegt als prätentiös oder effekthascherisch zu schreiben.

Ich glaube dir das durchaus, allerdings spürt man selbst den eigenen Geltungsdrang zuletzt, wenn er denn sein Recht einfordert - das lehrt zumindest meine geringe Lebenserfahrung.  :icon_mrgreen: Gerade solche Dinge entstehen schnell beiläufig wie mir z. B. auch an meinen eigenen Kritiken immer wieder auffällt - als ich vor zwei Monaten fast ein Drittel meiner Kritiken löschen ließ, waren darunter nicht nur Altlasten die inzwischen peinlich wirkten, sondern auch Texte in denen ich plötzlich unumwundene Anbiederung las und sie schnellstens aus der Welt wissen wollte. Das soll nun keine neuerliche Unterstellung sein, ich meine bloß das dieser von dir angesprochene, "naturgegebene" Narzissmus des Kritikers manchmal dem Kritiker selbst bei allem Bewusstsein über den Kopf wachsen kann. :pidu: Außerdem kommt noch der inflationäre Effekt hinzu: Am Anfang hielt ich deinen Schreibstil noch für erfrischend und war erfreut, jemanden in der OFDb entdeckt zu haben, der viele "sprachliche Vorlieben" von mir teilte (zumindest meiner Empfindung nach), inzwischen bin ich dergleichen von dir eben gewohnt, es ist "normal" und so kann man deinen eigentlich Esprit nicht mehr so richtig würdigen.  :icon_redface: Ich hoffe, du verkraftest diese Kritik.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Wollte ich Aufmerksamkeit auf mich ziehen, gäbe es leichtere Mittel - ich müsste einfach nur jeden neuen Kinofilm besprechen und die Besprechung alter Filme meiden wie die Pest.

Wie kommst du denn darauf? Das du die allgemeine Aufmerksamkeit auf dich ziehen wolltest, das hätte ich dir nie unterstellt. Es ging hier allein um die Reputation unter Kollegen.  ;) Abgesehen davon ist es natürlich traurig, das sich die Kriterien, die ein beliebter und bekannter OFDb-Autor erfüllen muss, mit deiner kurzen Beschreibung schon weitgehend erschöpfen.  :icon_rolleyes:

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
Dass ich Metaphern verwende, sehr komplexe Nebensatzkonstrukte einbaue und oft irgendwie "euphorisch" klinge, bündelt sich alles einzig und alleine auf den Gegenstand, also den besprochenen Film.

Stimmt. Das unterscheidet dich beispielsweise positiv von diversen vierschrötigen, sogenannten "Intellektuellen" und "Filmwissenschaftlern", die für Magazine wie den Filmdienst oder die Filmzentrale sowie diverse literarische Publikationen schreiben - da rückt meistens oft die lächerliche Selbstfeier des Kritikers und seiner sprachlichen Fähigkeiten (wieviele "professionelle" Kritiken ergeben nach Eindampfung und Umformulierung in weltliche Sprache plötzlich nur noch dünne Textchen, die deutlich machen, das die Substanz mit dem besprochenen Film wenig zu tun hatte...) in den Mittelpunkt und man findet sich plötzlich in einem ganz neuen, unerquicklich satirischen Film wieder.  :icon_confused:

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
ZitatDie gehört zwar auch dazu, allerdings kann ich gar nicht glauben, das du sie wirklich als ergiebig bezeichnest!  :eek: Da du den Film ja vermutlich schon gesehen hast, dürftest du doch gemerkt haben, wie oberflächlich und zaghaft ich ihn angehe.
Nein, ausgerechnet den kenn ich noch nicht. Aber auf keinen Bergman brenne ich noch mehr als auf diesen. Er scheint ja in die Richtung Psychoanalyse zu gehen, und das ist der Bergman, den ich persönlich am meisten schätze (siehe auch "Das Schweigen", "Wilde Erdbeeren", "Persona").

ZitatDu hast übrigens recht - der Text ist ein direktes Produkt meiner allerersten Bergman-Begegnung  :icon_redface: (hat mich aber trotzdem sogleich zum Fan gemacht - du bist ja auch ganz ordentlich bei der Sache, Vince - soviel Bergmänner auf einen Schlag zu besprechen - das verdient schon Respekt  :icon_eek:).
Tja, wenn man einmal den Schwung hat...  ;) Allerdings ist die Bergman-Phase jetzt erstmal wieder vorbei. Wer weiß, als nächstes ist vielleicht Kurosawa dran, von dem ich noch nicht einen einzigen Film kenne, mir nun aber die "Meisterwerke"-Box mit 10 Filmen zugelegt habe...

Zitat von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Der Leser ist mir während des Schreibvorgangs zunächst mal relativ egal oder zumindest nur sekundär interessant für mich.

Früher eine von mir bitter verurteilte Haltung (Publikumsfeindlichkeit und so), inzwischen eine Maxime auch von mir (jaja - Spieglein an der Wand, wer schreibt die längsten und verschachtelsten Reviews im OFDb-Land  :pidu:).  :icon_mrgreen: Allerdings wird dadurch die Gefahr der Selbstbeweihräucherung fast noch größer (auch hier spreche ich auf der Grundlage eigener Erfahrungswerte, die allerdings schon älter sind - inzwischen ist mir Anerkennung nicht mehr so wichtig) weil man sich selbst oft der beste Honigschmierer ist.  :icon_cool:

Zitat von: Vince am 12 Dezember 2007, 14:30:48
ZitatDie gehört zwar auch dazu, allerdings kann ich gar nicht glauben, das du sie wirklich als ergiebig bezeichnest!  :eek: Da du den Film ja vermutlich schon gesehen hast, dürftest du doch gemerkt haben, wie oberflächlich und zaghaft ich ihn angehe.
Nein, ausgerechnet den kenn ich noch nicht. Aber auf keinen Bergman brenne ich noch mehr als auf diesen. Er scheint ja in die Richtung Psychoanalyse zu gehen, und das ist der Bergman, den ich persönlich am meisten schätze (siehe auch "Das Schweigen", "Wilde Erdbeeren", "Persona").

ZitatDu hast übrigens recht - der Text ist ein direktes Produkt meiner allerersten Bergman-Begegnung  :icon_redface: (hat mich aber trotzdem sogleich zum Fan gemacht - du bist ja auch ganz ordentlich bei der Sache, Vince - soviel Bergmänner auf einen Schlag zu besprechen - das verdient schon Respekt  :icon_eek:).
Tja, wenn man einmal den Schwung hat...  ;) Allerdings ist die Bergman-Phase jetzt erstmal wieder vorbei. Wer weiß, als nächstes ist vielleicht Kurosawa dran, von dem ich noch nicht einen einzigen Film kenne, mir nun aber die "Meisterwerke"-Box mit 10 Filmen zugelegt habe...

Zitat von: Vince am 11 Dezember 2007, 23:38:14
Insofern verursacht der "Vorwurf" des Prätentiösen bei mir immer ein wenig Amüsement. Weshalb, das würde man verstehen, wenn man mich kennenlernt, denn ich will um jeden Preis NICHT im Mittelpunkt stehen.

Siehe oben. Es gibt zwei Arten, im Mittelpunkt zu stehen. Allerdings ist deine Taktik gut - obwohl ich deinen Stil mag lese ich nur selten etwas von dir weil sich unsere Wege in der OFDb so selten kreuzen und du - wenn du Filme erwischst, zu denen ich gerne etwas von dir lesen würde - zu Filmen schreibst, die ich noch nicht kenne (und dann kommt das Lesen des Review meist nicht in Frage).

Nun, vielleicht trifft man sich ja mal bei einem Usertreffen um das Maß an Narzissmus und Selbstbewusstsein beim jeweils anderen zu überprüfen - Fakt ist, das ich sowieso die meisten der hier aktiv vertretenen Autoren zu gerne einmal live treffen würde - wäre sicherlich eine echtes "Creature Feature".  :icon_twisted:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 13 Dezember 2007, 14:41:58
@Chili: Die beste Antwort fällt einem natürlich immer erst hinterher ein; was ich sagen wollte zum Unterschied zwischen dir und denjenigen, die sich am Mainstream orientieren, weil sie viele Klicks haben wollen: Du suchst dir nicht den Mainstream aus, der Mainstream hat dich ausgesucht. Ihr seid einfach füreinander geschaffen und deswegen möchte ich dich nicht mehr herausdenken aus der Garde der Rezensenten der neuesten Blockbuster.  ;)

Zitat von: McKenzieDas du dir diese Box kaufst... Da gehört schon Mut zu bei dem Label.
Och, weißte... am Ende kommt es doch auf den Film an *5 Euro ins Phrasenschwein werf*

Zitat von: McKenzieAm Anfang hielt ich deinen Schreibstil noch für erfrischend und war erfreut, jemanden in der OFDb entdeckt zu haben, der viele "sprachliche Vorlieben" von mir teilte (zumindest meiner Empfindung nach), inzwischen bin ich dergleichen von dir eben gewohnt, es ist "normal" und so kann man deinen eigentlich Esprit nicht mehr so richtig würdigen.  :icon_redface: Ich hoffe, du verkraftest diese Kritik.  :icon_mrgreen:
Im Grunde recht gut, denn meines Erachtens ist das die Konsequenz der logischen Schlussfolgerung, dass ein Autor - egal wie sehr er sich dagegen windet - immer in seiner Haut und seinem Stil gefangen bleibt. Das gleiche Phänomen beobachte ich eigentlich bei fast allen Autoren, die über eine eigene Handschrift verfügen. Ein Beispiel: Moonshades Reviews könnte ich inzwischen anhand des ersten Satzes identifizieren, da kommt eine im saloppen Ton vorgetragene Metapher (der Burger beim Fast Food-Film ist sehr beliebt) oder ein Vergleich und von dort aus baut sich dann die Argumentation auf. Ähnliches könnte ich über fast alle bekannten Namen der ofdb sagen, auch über mich selbst. Dabei versuche ich, immer in Bewegung zu bleiben und zu überraschen, den eigenen Stil kann ich aber nicht überrumpeln. Er wird mit der Zeit halt "normal". Finde ich aber auch gar nicht so schlimm. Es sei denn, man verfällt tatsächlich in totale Routine und versucht gar nicht mehr, abwechslungsreich zu bleiben. Hast du das Gefühl bei mir auch?


Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 13 Dezember 2007, 14:44:49
Zitat von: Vince am 13 Dezember 2007, 14:41:58
Zitat von: McKenzieDas du dir diese Box kaufst... Da gehört schon Mut zu bei dem Label.
Och, weißte... am Ende kommt es doch auf den Film an *5 Euro ins Phrasenschwein werf*

Aber gerade dann müsste man um die KSM-Scheiben einen Riesenbogen machen, denn deren Master grenzen an optische Vergewaltigung.

Aber zum Thema: Wen hattest du zwecks oben benannter Aussage denn "im Sinn"?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 13 Dezember 2007, 14:52:14
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 13 Dezember 2007, 14:44:49
Aber zum Thema: Wen hattest du zwecks oben benannter Aussage denn "im Sinn"?
Eigentlich niemand besonderen... eher die graue Masse, die im Mainstreambrei herumwuselt, möglichst schnell möglichst aktuell kurze Abrisse liefert und dabei keine neuen Erkenntnisse bringt. Davon gibts leider zu viele in der ofdb, wobei ein Großteil von denen sicherlich nicht Reviews schreibt, um sich einen höheren Bekanntheitsgrad zu schaffen, sondern um kurz der Begeisterung / Verärgerung Luft zu machen. Die Gier nach Bekanntheit ist aber nicht zu unterschätzen, das ist das gleiche Prinzip wie das der "Punktejäger" auf diesen Seiten, wo man durch Artikelbewertung etc. Punkte sammlen und zum "Tagesuser" etc. werden kann. Hauptsache halt, man steht im Mittelpunkt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 13 Dezember 2007, 23:25:04
Zitat von: Vince am 13 Dezember 2007, 14:41:58
Im Grunde recht gut, denn meines Erachtens ist das die Konsequenz der logischen Schlussfolgerung, dass ein Autor - egal wie sehr er sich dagegen windet - immer in seiner Haut und seinem Stil gefangen bleibt. Das gleiche Phänomen beobachte ich eigentlich bei fast allen Autoren, die über eine eigene Handschrift verfügen. Ein Beispiel: Moonshades Reviews könnte ich inzwischen anhand des ersten Satzes identifizieren, da kommt eine im saloppen Ton vorgetragene Metapher (der Burger beim Fast Food-Film ist sehr beliebt) oder ein Vergleich und von dort aus baut sich dann die Argumentation auf. Ähnliches könnte ich über fast alle bekannten Namen der ofdb sagen, auch über mich selbst. Dabei versuche ich, immer in Bewegung zu bleiben und zu überraschen, den eigenen Stil kann ich aber nicht überrumpeln. Er wird mit der Zeit halt "normal". Finde ich aber auch gar nicht so schlimm. Es sei denn, man verfällt tatsächlich in totale Routine und versucht gar nicht mehr, abwechslungsreich zu bleiben.

Das ist zwar schon eine seeehr allgemein gehaltene und dezent pauschalisierende Aussage (ich wünschte, ich selbst hätte sowas wie einen Stil  :bawling:), im weitesten Sinne kann ich ihr aber zustimmen (bevor ich es mir nach Bretzelburger nun auch mit dir verscherze  :icon_mrgreen:).

Zitat von: Vince am 13 Dezember 2007, 14:41:58
Hast du das Gefühl bei mir auch?

Eigentlich nicht, nein. Wenn mir bei dir Sachen negativ auffallen, sind das meist eher "Gewohnheiten des  Autors"  :icon_lol: als routinierte Abrisse. Solche Gewohnheiten habe ich auch. Zum Beispiel episch-krude Satzkonstruktionen mit zuwenigen Kommas.  :wallbash: (Ein Freund zählte letztens in meinem kleinen "Written on the Wind"-Abriss 138 Worte in einem Satz. Ich war schockiert  :icon_eek:).

Weil wir das gerade auch in Mr. Vincent Vegas Thread hatten: Ich bin generell in dieser Hinsicht etwas überempfindlich und rieche überall sofort "prätentiöse Sprache" (kommt wohl davon wenn man zuviel "Filmdienst" und - inzwischen leider auch - "Splatting Image" liest) und bevorzuge einfach einen klaren, einfachen (und gelegentlich auch umgangssprachlichen) Stil, auch wenn all das auf meine eigenen Gepflogenheiten nicht so richtig zutrifft. Ich bin also einer der vielen Steinwerfer im Glashaus.
Ich denke nicht, das du bewusst derlei Sachen auffährst sondern, das du wirklich instinktiv so schreibst. Daher stößt es mir bei weitem nicht so sehr auf wie es nach meinen letzten Postings vielleicht den Anschein hatte. Es gibt bei Kritikern schon auch so etwas wie ein Bewusstsein des Prätentiösen  :icon_mrgreen:, nur das sie es nicht als solches verstehen sondern als erstrebenswertes Ideal. Jedenfalls habe ich dieses Gefühl desöfteren (nicht immer...), wenn ich den "Filmdienst" oder "Filmzentrale" lese (ich stehe deswegen auch total auf Ekkehard Knörer - das ist wirklich prätentiöser Trash - von mir privat auch gerne als "geiler Scheiß" umschrieben - der Oberklasse).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 13 Dezember 2007, 23:48:09
@McKenzie:

Dafür, dass du Sekundärliteratur so ablehnend gegenüberstehst (sinngemäß meintest du neulich irgendwo, dass du dir lieber selbst Gedanken machst), liest du ganz schön viel an aktuellen Kritiken. FILMDIENST käme mir nie ins Haus, die epd finde ich zwar gut, lese sie aber nie, und auch sonst interessieren mich gerade noch die Besprechungen in meiner Tageszeitung - im Gegensatz zu guten Filmbüchern.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 14 Dezember 2007, 00:06:32
Kritiken sind nicht gleichzusetzen mit Filmliteratur, das weißt du. Eben weil sie meist so oberflächlich und/oder daneben/konservativ (IMO) sind, fühle ich mich von ihnen nicht allzu tangiert oder beeindruckt und lese meist entweder Kritiken zu Filmen, die mich nicht interessieren (was danach freilich manchmal nicht mehr der Fall ist - eigentlich interessiert mich bis zu einem gewissen Grad ja sowieso alles) oder die ich bereits gesehen habe. Unser Kino hat ein Filmdienst- und ein Splatting Image-Abonement, daher kann ich kostenlos auf beide zurückgreifen ohne Geld dafür ausgeben zu müssen.

Kritiken sind meistens egal, die echte Filmliteratur ist das wirklich gefährliche, prägende und manipulierende.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:08:52
Ach herrje, das nächste Streitthema. Na ja, ich belasse es mal dabei. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Happy Harry mit dem Harten am 14 Dezember 2007, 00:15:52
Zitat von: McKenzie am 14 Dezember 2007, 00:06:32
Kritiken sind meistens egal, die echte Filmliteratur ist das wirklich gefährliche, prägende und manipulierende.

Diesen Standpunkt kann ich nicht nachvollziehen. Eine Erklärung wäre schön denn ohne Filmwissenschaft kein Film oder?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:18:12
Zitat von: COPFKILLER am 14 Dezember 2007, 00:15:52
Zitat von: McKenzie am 14 Dezember 2007, 00:06:32
Kritiken sind meistens egal, die echte Filmliteratur ist das wirklich gefährliche, prägende und manipulierende.

Diesen Standpunkt kann ich nicht nachvollziehen. Eine Erklärung wäre schön denn ohne Filmwissenschaft kein Film oder?

Nee, umgekehrt, oder?

(verstehen kann ich's, aber teilen will ich McKenzies Sicht da auch keinesfalls)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Happy Harry mit dem Harten am 14 Dezember 2007, 00:27:03
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 14 Dezember 2007, 00:18:12
Nee, umgekehrt, oder?

(verstehen kann ich's, aber teilen will ich McKenzies Sicht da auch keinesfalls)

Na klar, eigentlich umgekehrt. Doch zu einer richtigen, etablierten Kunstform gehören nun mal Modelle, Theorien und diverse andere Sekundärliteratur. Das es da natürlich riesige qualitative Diskrepanzen gibt, ist mir durchaus klar aber das liegt in der Natur der Sache. Fakt ist, Film braucht Filmwissenschaft - was wäre die Entwicklung der Montagetechniken ohne die theoretischen Schriften von Eisenstein, der den hauptsächlich von D.W. Griffith entworfenen Praktiken erst Strukturen verlieh?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 18 Dezember 2007, 15:14:23
Habe das folgende Posting eigentlich für den "Filmjahr 2007"-Thread zusammengestellt, da die Kommentare aber teilweise ein bissl zu lang sind (obwohl teilweise schon stark gekürzt), setze ich das besser mal hier rein. Die Liste ist allerdings absolut unvollständig, ist jetzt nur das, was mir spontan einfiel.

Ich war mal wieder kaum im Kino... immerhin im Sommer hab ich's dreimal geschafft:

Rush Hour 3
Eine handwerkliche Zumutung vom Handwerker Ratner, aber inzwischen sind wir mit der Reihe soweit, dass man keine Anforderungen mehr an sie stellt - und ohne Zwang lebt's sich leichter. Der wird trotz seiner offensichtlichen Mängel bei mir auf DVD noch oft rotieren (wenn die DVD billiger wird, denn eine Bareboned-DVD für so einen Titel ist schon ziemlich peinlich, Warner).
5/10

Stirb Langsam 4.0
Wie erwartet: McClane ist immer noch McClane. Aber: wo McClanes Haut aufhört und seine Umgebung anfängt, hört dieser Film schlichtweg auf, "Die Hard" zu sein. Danke für nichts, Herr Wiseman, Sie haben aus einer Kultreihe einen x-beliebigen Terroristenactioner gemacht. Einzig in der Sequenz, als sich Willis gegen den "Karate-Scheiß" aufbäumt, kommt kurz so etwas wie Die Hard-Flair auf - ein laues Lüftchen in einem blaugefilterten Etwas, das nicht unansehnlich ist, aber eben auch nicht das, was man gerne gehabt hätte.
6/10

Die Simpsons - der Film
Ich hab's mir damals im Kino schon gedacht und die Sichtung auf DVD hat's bestätigt... dieser Kinofilm ist kein Kinofilm und genau darin liegt seine unübertreffliche Brillanz. Man mag mir vorwerfen, dass ich als Fan verblendet bin, wenn ich "Simpsons - the Movie" irgendwelche Metaebenen unterstelle, aber ich denke, ganz so falsch liege ich damit nicht.
Allerdings hat mir der Kinobesuch auch wieder gezeigt, woher die Popularität der Serie rührt - denn gelacht wurde im pickepackevollen Kinosaal immer an den falschen Stellen. Die Momente der Genialität blieben unbeachtet.
10/10

Was gab's dann noch so auf DVD... kann ich jetzt mal nutzen für die Filme, zu denen es von mir keine Reviews gibt.

Transformers
Ich glaube, irgendwie hätte mir das Teil Spaß machen können. In der vorliegenden Form, mit Albernheiten, Pathosgequatsche, Kiddiegewalt und harmlosen Bots war ich aber über weite Strecken eher genervt. So sehr ich es wollte, an die Lächerlichkeit eines sprechenden Autobots konnte ich mich nie gewöhnen.
Der teilweise so hoch gepriesene Humor ging mir einfach nur auf den Senkel; bin ich der Einzige, der Shia LeBeouf (oder wie er heißt) wegen seinem Dauergebrabbel am liebsten an die Gurgel gegangen wäre? Und wie oft wurde da eigentlich "Neineineineinein!" geschrien? Und dann der Höhepunkt der Peinlichkeit: diese gottverdammte Versteckszene der Bots im Vorgarten. Meine Fresse! Das waren so Punkte, wo ich mich gefragt habe, ob nach dem Terrorfilm nun der Kinderfilm mainstreamkompatibel wird.

Am meisten hat mich aber enttäuscht, dass der Film bis zur 100. Minute quasi ereignislos bleibt! Erst ab hier wurde ich endlich mit einem sehr feinen, knapp halbstündigen Finale belohnt, das es in sich hatte. Aber bis dahin gibts nur das Bay-typische Regierungsgebrabbel, verschnitten mit Szenen, in denen die Special Effects-Macher ein bisschen ihre Muskeln spielen lassen. Der Film versucht hier, sich durch Hommagen am Laufband (zB. Terminator) und Anspielungen auf den momentanen Zeitgeist (ebay) über die Zeit zu retten und hat sonst rein gar nichts zu bieten - null Dramaturgie, null Charme. Was ist man da froh, wenn man Leute wie Peter Jackson und Sam Raimi hat (@Chili, nochmal: feines Review, ich hätte es besser nicht schreiben können), denen etwas an ihrer Materie liegt und die sie nicht im Sinne eines "Hollywood-Fordismus" beackern.

Zurück bleibt ein Publikumserfolg, der mir nichts als Rätsel aufgibt. Fans der Vorlage kann ich schon verstehen, da sie einen ganz anderen Zugang zur Materie haben - für mich wurde aber bestätigt, dass der Stoff für eine gute Kinoverfilmung nichts hergibt - es sei denn, man entfernt sich seeeehr weit von der Vorlage und entfesselt auf der Erde einen richtig brutalen, psychisch schwer belastenden Killerkrieg, der sich gewaschen hat.
4/10

300
"300" ist die totale Stagnation, ein Moment, ein Augenblick, der künstlich auf zwei Stunden ausgeweitet wird. Den Dialogszenen zwischen den Kämpfen fehlt das Menschliche. Ein nach Schema X verlaufender Verschwörungsplot macht den Kohl nicht fett, denn am unumstößlichen Plan des Leonidas ändert all das nichts. Wenn die Kamera sich nicht gerade digital windet und zwischen Slow- und Fast Motion wechselt, um das Blut zu einem eleganten Tanz aufzufordern, ist das ganze Werk ein großes Nichts. Keine Geschichte - bloß ein Nichts. Wenn also überhaupt, absorbiert "300" seinen (Wieder-)Ansehwert einzig und alleine aus den zugegeben recht unterhaltsamen Kampfszenen. Ein schwacher Trost für den Verrat an den überlebenswichtigen Regeln des narrativen Kinos.
4/10

Born to be Wild
Nix Besonderes, aber nen feiner Feel Good-Movie mit reichlich Situationskomik. Besonders die Zusammenstellung der vier Hauptfiguren hat es mir angetan, das passt zusammen, weil es nicht zusammenpasst. Man muss zwar viele Genreklischees über sich ergehen lassen, aber das hat nur bedingt gestört.
6.5/10

Nachts im Museum
Joa, gar nicht mal so verkehrt! Ausgesprochen unterhaltsam, sehr familienkompatibel (und wenn ich das betone, hat das zu bedeuten, dass auch Erwachsene auf ihre Kosten kommen können) und obendrein noch angenehm unaufdringliche Werbung für Wissenschaft und Bildung, was ich auch gutheißen kann. Der Knaller war natürlich mal wieder Owen Wilson als Miniaturcowboy Jedediah. Winzig klein, aber voll aufmuckend und auf männlich machend...
6.5/10

Hot Fuzz
Zumindest klebt eindeutig das falsche Etikett auf der Dose: "Hot Fuzz" ist alles andere als puristische Actionparodie, sondern bis zum Showdown eher mit einem Edgar Wallace-kind of Movie kompatibel. Viele zwielichtige Dorfbewohner, eine okkulte Schlagseite... sicher, im Mittelpunkt steht ein schießwütiger Cop und mit ihm jemand, der den exekutiven Arm des Gesetzes verkörpert, also genau das, was klassische Actionfilme nach "Lethal Weapon"-Art ausmacht.
Aber um auszumachen, wie wenig "Hot Fuzz" mit dem klassischen Handlungsablauf eines Actionfilms zu tun hat, muss man sich einfach mal wieder "Loaded Weapon" ins Gedächtnis berufen. Das hier ist was ganz anderes und in der Tat meint man zu erkennen, dass die "Shaun"-Macher in erster Linie Horrorfreaks sind. Denn die vielen Splattersequenzen und das leicht mulmige Gefühl in den dunklen Straßen des kleinen Dorfes sind definitiv Überbleibsel eines Horrorfilms; auch der schnelle, abrupte Regiestil mit kurzläufigen Zeitraffersequenzen wurde wieder übernommen und das passt dann doch weniger zu einem typischen Actionfilm, der kaum mit Surprise-Effekten arbeitet.

Dessen ungeachtet ist die Grundqualität des Streifens mal wieder erste Sahne. Die Gags sitzen einer nach dem anderen, Simon Pegg und Nick Frost harmonieren mal wieder prächtig miteinander und insbesondere Frost darf einen tollen Charakter spielen, der zwar Ähnlichkeit mit seiner Figur aus "Shaun" aufweist, aber dennoch ganz neue Facetten abbekommt. Einfach klasse. Wenn alle Parodien diesen unglaublichen Drive hätten, bräuchte sich niemand mehr über faden Käse wie die ganzen "... Movie"-Franchises (Scary, Date, Gay, Fantastic...) aufzuregen.

Rocky Balboa
Außenstehende werden nur mit der letzten halben Stunde etwas anfangen können - die wird universell Jeden mitreißen - und die erste Stunde als langweilig abtun. Zu schätzen wissen werden die Charakterstudie einer Stadt und eines Menschen, der in ihr lebt, nur die, die sich über Jahre mit Rocky gefreut und mit ihm getrauert haben. Die wissen, wie wichtig die Figur für Sylvester Stallone ist und wie viel von ihm selbst in ihr steckt. Nur diese Menschen wissen jede Nuance in dem traumhaften, nicht für möglich gehaltenen Abschluss einer Saga zu schätzen. Kritik an dem behäbigen Aufbau kann und muß man als Außenstehender üben, aber die wirkliche Intention Stallones liegt nicht in einem perfekten dramaturgischen Aufbau, sondern in der Treue des Erschaffers zu seinen Figuren und dem ganzen Universum.

Die letzte halbe Stunde sehe ich dann, obwohl man rigoros gepackt und persönlich involviert wird, eher als Zugeständnis an die Erwartungen, die man oberflächlich gesehen an die Reihe stellt. Ein Kampf wäre meines Ermessens nicht zwangsläufig notwendig gewesen, damit "Rocky Balboa" funktioniert hätte. Auch der Übergang vom Drama zu den ersten Trainingssequenzen kommt etwas plötzlich und mutet ein wenig ungeschickt an. Wo er aber einmal da ist, der Kampf, muss man ihm wegen der gelungenen Darbietung allen Respekt der Welt zollen. Ein großes Ende für eine große Serie über eine große Filmfigur.
8/10

Spider-Man 3
Viele Gegner und viele Erzählstränge sind nicht unbedingt gleich Chaos. Vielleicht haben mir die schlechten Kritiken auch gut getan, ich war dann auf DVD jedenfalls ganz in Verstaunen versetzt, dass der so schlecht ankommen sollte. Viel besser als sein Ruf.
8/10

Shooter
In meinen Augen nicht weniger als einer der besten Actionfilme der letzten Jahre. Gott, endlich keine elente Schnitteejakulation mehr, kein seegangmäßiges Kameragewackel, absolut souveräne Kamera, fantastische Bilder. Eine straight durchgezogene Story mit viel Charaktereinführung, einem gut ausgearbeiteten und sympathischen Protagonisten. Endlich auch mal wieder die nötige Härte, aber nie im Exzess, sondern alles gut ausgewogen. 
8/10

Inland Empire
Das mag ja inzwischen alles nur noch eine assoziative Spielerei Lynchs sein, aber was für eine! So eine suggestive Kraft muss man erstmal entfesseln können. Ich kann nicht verstehen, wie man sowas als "unfilmisch" bezeichnen kann, denn die Wirkung, die durch visuelle und auditive Reize vom Bildschirm ausgeht, war dieses Jahr mal wieder konkurrenzlos.
9/10
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 18 Dezember 2007, 23:42:27
Finde ich gar nicht verkehrt, die Jahresabschlussbetrachtung (was für ein Loriot-Wort) im eigenen Thread abzuhalten. Wollte auch nur einen kurzen Abriss liefern, saß dann letztlich elend lange an meinem Beitrag, und nun steht der sich da im 2007-Thread die Buchstaben in den Bauch, irgendwie wenig befriedigend. Und ich weiß ja auch, warum: Würde jeder seinen Senf zum Rückblick des anderen abgeben, der Thread wäre schnell unlesbar verworren.

Hier allerdings, denke ich mal, kann ich's mir mit Glühwein und (gefährlichen) Zimtsternen gemütlich machen, um ein letztes Mal den Kopf über Enttäuschungen des vergangenen Jahres zu schütteln, während ich mir die Seele an Erinnerungen an den guten Stoff wärme.

Rush Hour 3: Von mir immer noch ungesehen, mit der Vanilla-Disc auch schwer abschreckend, harrt er der Dinge. Bin aber guter selbiger, dass das was für mich ist.

Stirb Langsam 4.0: Ich stehe da ja immer noch auf dem Standpunkt, dass die Leute (die Leude), wäre der Film unter einem anderen Titel gestartet, gesagt hätten: "So stell' ich mir einen neuen Stirb Langsam vor". War auch extrem Wiseman-skeptisch, kann aber mit dem Ergebnis leben. Kevin Smith im Fanboy-Keller, Anti-Karate-Bruce und M.E.Winstead als Tochter McClane - das passt.

Al Shamshoons: Was soll ich noch sagen? Ich schweige in besinnlicher Andacht an die Komödie des Jahres. Und denke an den Schneefuchskickenden Eisbären.  :rofl:

Transformers: Ich glaube, den möchte ich schon deshalb nicht wieder sehen, weil ich sonst Gefahr laufe, John Turturro zu hassen. Und das will ich wirklich nicht. Ich träume lieber von meinem eigenen Director's Cut, in dem zuerst das beste und teuerste Armeegerät aller Zeiten aufgefahren wird, nur um dann von einem Transformer zermatscht zu werden. Und Bay sitzt drin.
Obwohl doch noch, ein letztes Mal, angeregt durch dein Kurzreview: WIESO packt man in einen Transformers-Film irgendwelche Hacker-Plots? WESHALB braucht Optimus Prime, coolste Sau unzähliger Kindheitserinnerungen, selbst zum Showdown Hilfe von kleinen Jungs? WARUM mussten solch peinliche Szenen wie das Versteckspiel hinein? WIESO, WESHALB, WARUM? Gemessen an der Erwartungshaltung: Definitiv die Enttäuschung des Kinojahres. Da darf man sich nicht mit dem begnügen, was geliefert wurde, sondern muss betrauern, was sich der Film versagt hat.

300: Sparta - Da bekommt man gezeigt, wie erstmal die Schwachen aussortiert, den Kindern jedes Mitleid und Erbarmen aberzogen, sie ausschließlich für den Kampf gedrillt werden, da muss man immer wieder das Loblied auf das höchste der Gefühle, den ruhmreichen Tod in der Schlacht, über sich ergehen lassen, und was kommt dann: Einer der Spartaner stirbt den maximal ehrvollen Schlachtentod, mission accomplished, und sein Vater markiert die Obermemme! Heult da rum, statt sich zu freuen. Was sollte das denn? Passte aber zum restlichen Film.

Born to be Wild: Wie bereits erwähnt, habe ich mich im Kino gut amüsiert, den Film aber fast schon wieder verdrängt. Das einzige Bild, das mich immer noch verfolgt, ist, wie passend, der Geier, der der Truppe folgt.  :icon_mrgreen:

Nachts im Museum: So ein typischer Elektronikmarkt-Schleuderpreis-Kauf, aber ich habe ihn nicht bereut. Nette Idee, nette Schauspieler, alles schön flauschig familienkompatibel (wie du schon sagtest, ein Film für Groß und Klein), das braucht man auch mal. Nur: Wie kann, nachdem Robin Williams als Teddy-Roosevelt-Puppe im Gespräch mit Stillers Charakter klargestellt hat, dass er ihm nichts aus Roosevelts Leben erzählen könne, da er schließlich nur eine Puppe sei, die Pocahontas-Puppe Carla Gugino Geschichtsuntericht geben?
Ach, drauf geschissen.  ;)

Hot Fuzz & Rocky Balboa: Du sagst es, du sagst es. <Glühwein kipp' und versonnen dahinstarr'>

Spider-Man 3: Dieses geballte, atemlose Geschehen rund um den nicht zur Ruhe und sich selbst kommenden Peter ist ein wesentliches Element der Comics, das wurde hier optimal eingefangen. Da muss ich auch in aller Differenziertheit sagen: Die Anderen haben doch alle keine Ahnung.  :icon_mrgreen:

"Shooter" und "Inland Empire" stehen auch noch auf der Liste. Ersteren schätze ich auch recht gut ein, Fuqua kann was, selbst der vielgescholtene "King Arthur" war launig, zweiteren muss man sowieso nehmen, wie er kommt, bei diesem Regisseur und der Lauflänge...

Hier ärgert es mich auch noch im Nachhinein, den im Kino verpasst zu haben, schon bei "Mulholland Drive" war das ein ganz besonderes Erlebnis, und auch "Sunshine" ist mir auf der Leinwand entgangen, was ich wohl bereuen werde.

Und sonst, Kollege? "Shrek 3" gesehen? Schon alle Geschenke beisammen? Noch 'nen Zimtstern?  :icon_mrgreen:

Ach, wat gemütlich hier. Nächstes Jahr wieder?  :icon_razz:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 19 Dezember 2007, 00:19:52
Ihr seid süß zusammen. :icon_mrgreen:

Ansonsten: schönes Resumee, die erste Hälfte mehr als die zweite. ;)

Wieviel Punkte bekommt HOT FUZZ? Und glaubst du wirklich, der einzige zu sein, der Shia LaBeouf nervig findet? Wieso guckt man sich RUSH HOUR 3 an und dann sogar mehrmals (DVD grad für knapp 9Euro bei a.de)? Was findet man an ROCKY, das über nostalgische Horizonte hinausgeht? Warum finden wir alle TRANSFORMERS und 300 shit, wo wir uns doch gerade bei solchen Männerfilmen nicht einig sein dürften? Sind in deiner Zusammenfassung eigentlich konkrete Spitzen eingebaut (:icon_mrgreen:)? Und: Ich sehe sie auch, die Metaebenen bei den Simpsons. Glaube ich jedenfalls.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 19 Dezember 2007, 00:41:31
Eigenartig, ich habe mich bei der Gartenszene in Transformers bestens amüsiert. Vermutlich weil ich keine Kindheitserfahrungen mit diesen Maschinen gemacht habe und daher das ganze Projekt von Anfang an als puren Trash angesehen habe. Und da passte dieser unfassbare Gartenschwachfug perfekt hinein.

Für mich bleibt irgendwie das Fazit, je anspruchsloser und dämlicher Bay-Filme gesamt gesehen sind, desto besser schmecken sie (Armaggeddon, Bad Boys, The Rock, Transformers; im Gegensatz zu Pearl Harbor oder The Island).  :icon_mrgreen:

Bei den Simpsons hoffe ich zwar, (auch) an den richtigen und subtileren Stellen gelacht zu haben, aber um diesen Kinoausflug als einen der besten, wertvollsten, interessantesten, innovativsten whatever Filme des Jahres zu wählen, ist mir dieses Universum einfach schon zu omnipräsent und der Film insgesamt dann doch etwas zu konventionell.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 19 Dezember 2007, 00:43:47
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 19 Dezember 2007, 00:19:52
Ansonsten: schönes Resumee, die erste Hälfte mehr als die zweite. ;)
Ich weiß, auf Born to be wild bist du jetzt nicht sooo gut zu sprechen und Rocky nicht und Inland Empire geht dir auch eher am allerwertesten vorbei, aber bei den beiden oben erwähnten Komödien (also BtbW und nachts im Museum) hatte ich gar keine große Lust, nachzudenken (was auch gut so war) und Lynch, naja, ich mag Lynch, auch wenn es mal nicht so bedeutungsvoll ist wie einige Werke aus seiner Vergangenheit.

Hot Fuzz bekommt locker-flockige 8 Punkte - hab ich vergessen hinzuschreiben.

Ich glaube nicht, der Einzige zu sein, der Shia LaBeouf nervig findet - ich hab den Kurzkommentar ursprünglich aber für ein Forum geschrieben, das fast durchgängig begeistert war von dem Film. Und ich verzweifelte, weil ich das einfach nicht verstehen konnte und kann.

Zu Rush Hour 3 - im Kino hab ich den irgendwie aus Komplettierungsgründen gesehen, weil ich auch die ersten beiden im Kino gesehen habe. Und US-Jackie-Filme sind immer ein feiner Kompromiss, wenn ich mit einer Freundin ins Kino gehe, die eigentlich nur romantische Komödien guckt - auf Jackie-Filme lässt sie sich grad noch ein. Die DVD hab ich mir tatsächlich gerade für knapp 9 Euro geordert, allerdings nur nach schwerem Hadern - unglaublich, dass Warner da nicht ein Extra draufpackt.
Ansonsten erhoffe ich mir von dem Film einfach, dass er einen ähnlichen Effekt erzielt wie die ersten beiden Teile. Die kann ich nämlich irgendwie immer wieder gut weggucken, obwohl das nicht gerade Lieblingsfilme von mir sind...

Zu Rocky Balboa: Hab ich was anderes gesagt? Wie dem auch sei, ist schon wieder was länger her, die Sichtung, bin jetzt grad nicht in Rocky-Stimmung *vor Antwort drück*

Zu 300 und Transformers fällt mir jetzt auch nix ein - sind halt einfach blöd, die Filme. ;) Ich mag ja dumme Bombastfilme und so, aber die sollten schon irgendwie... ja... gut sein... (krass, ich bin grad voll auf Review-Niveau).

Die Zusammenfassung enthält keine Spitzen, sondern besteht ausschließlich aus Stock Footage - ist nicht frisch geschrieben, sondern zusammengeklaubt aus den Kommentaren, die ich damals nach Sichtung schrieb. Nur mach ich das halt nie in diesem Forum.

Und zu los Simpson: AYAYAY! UN BURRO AMOROSO! ;)
Es rockt einfach. Die erstmalige Sichtung auf englisch war eine Offenbarung. Und danke an Fox, dass nicht der eingedeutschte Gag mit Pro7, sondern das Original mit Fox auf die Scheibe gefunden hat.

@Chili: Shrek 3 habsch noch nicht gesichtet, ich vermute aber sogar, dass ich den eventuell am besten von allen drei Teilen finden KÖNNTE... demnach, was der Tenor so zu schimpfen hat. Aber richtig gut werde ich Shrek wohl nie finden. Vielleicht komm ich ja bald mal zu einer Sichtung.

@Bettwurst: Danke für die Erinnerung an Pearl Harbor - kurzzeitig hab ich überlegt, ob Transformers jetzt eigentlich Bays schlechtester Film ist, aber da hab ich die Rechnung ohne Pearl Harbor gemacht. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 19 Dezember 2007, 01:14:18
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 19 Dezember 2007, 00:19:52
Warum finden wir alle TRANSFORMERS und 300 shit, wo wir uns doch gerade bei solchen Männerfilmen nicht einig sein dürften?

Weil die halt Mist sind. Zeig' mir einen guten Männerfilm, und ich zeige dir einen fröhlichen Chili.  :icon_mrgreen:
Ah, sehe gerade, Vince hat das schon so gesagt: Wenn schon Mist, dann guter Mist.

Zitat von: Bettwurst am 19 Dezember 2007, 00:41:31
Eigenartig, ich habe mich bei der Gartenszene in Transformers bestens amüsiert. Vermutlich weil ich keine Kindheitserfahrungen mit diesen Maschinen gemacht habe.

Jaja, wären Sie mal besser ein bisschen öfter mit Ihrem Spielzeug an der frischen Luft gewesen, dann hätten Sie verstanden, welch' apokalyptische Roboterschlachten es hier nachzustellen galt. Sinnerschütternd! Zumindest, bis Mama zum Mittagessen rief.  :icon_lol:

Zitat von: Bettwurst am 19 Dezember 2007, 00:41:31
Bei den Simpsons hoffe ich zwar, (auch) an den richtigen und subtileren Stellen gelacht zu haben, aber um diesen Kinoausflug als einen der besten, wertvollsten, interessantesten, innovativsten whatever Filme des Jahres zu wählen, ist mir dieses Universum einfach schon zu omnipräsent und der Film insgesamt dann doch etwas zu konventionell.

Für eine adäquate Antwort klicken Sie bitte hier (http://www.youtube.com/watch?v=20axtDmLY7M&NR=1).

Zitat von: Vince am 19 Dezember 2007, 00:43:47
Ich glaube nicht, der Einzige zu sein, der Shia LaBeouf nervig findet

Der hat mich auch genervt. Habe aber auch keine Lust, den jetzt runterzumachen, nur um dann zu "Indy 4" zurückrudern zu müssen.  ;)
Wenn er da aber auch nervt, na dann gute Nacht.

Zitat von: Vince am 19 Dezember 2007, 00:43:47
@Chili: Shrek 3 habsch noch nicht gesichtet, ich vermute aber sogar, dass ich den eventuell am besten von allen drei Teilen finden KÖNNTE... demnach, was der Tenor so zu schimpfen hat. Aber richtig gut werde ich Shrek wohl nie finden. Vielleicht komm ich ja bald mal zu einer Sichtung.

Mach' dir lieber keine Hoffnungen, den fand' selbst ich schwach, und ich hab' den mit zwei zugekniffenen Augen geguckt.

(und wie das möglich war, erkläre ich beim nächsten Mal)  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 19 Dezember 2007, 01:40:40
Zitat von: Chili Palmer am 19 Dezember 2007, 01:14:18


Für eine adäquate Antwort klicken Sie bitte hier (http://www.youtube.com/watch?v=20axtDmLY7M&NR=1).


Höhöhö, da ich keine Zeit hab, jetzt eine passende Videoantwort zu suchen  :icon_sad:  :icon_mrgreen: verbleibe ich mit einem einfachen:

Die Liebe zum Kino und herausragenden filmisch-künstlerischen Leistungen vertreten und euch den Gottstatus der gelben Sippe in diesem Kontext ein klein wenig madig machen.  :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 19 Dezember 2007, 01:54:09

Seh' zu, dass du wieder auf deinen Felsen kommst, Gerry!  :anime: :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 19 Dezember 2007, 09:17:14
 :LOL:

und du in deinen Keller, Prof Zoid..Doc Lec..ich meine Gerry!  :rofl:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Snake_Plissken am 31 Dezember 2007, 18:10:57
ZitatIch mag ja dumme Bombastfilme und so, aber die sollten schon irgendwie... ja... gut sein...

:respekt: :respekt: :respekt:

Sehr gut, hihi! Und auch passend, was die angesprochenen Filme angeht (zumindest bzgl. 300 sprichst Du mir das aus dem Herzen, Transformers hab ich mir bisher gespart aus eben jenen Gründen)!

Greetings Snake_
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 1 Januar 2008, 21:41:02
Gratulation zum Jubiläum  :pidu: wunderbar auf den 1. Januar konstruiert ;)

Mit "Twin Peaks" hast du dir ja was Feines ausgesucht und mal wieder einen sehr langen Text geschrieben, bei dem ich mir trotz meiner "Twin Peaks"-Dreiviertelunkenntnis (eine Riesenbildungslücke :icon_redface: ) ziemlich sicher bin, dass sie der Komplexität der Serie nicht gerecht wird, weil sie es wohl gar nicht könnte. Aber sie zeigt, auf welche Komplexität man sich gefasst machen muss. Sehr schön, das Herzblut hat mich erreicht.

Gefallen hat mir auch der Text zu "Blow Up", den ich dank des Startseitentipps doch nicht übersehen habe.

Auf die nächsten Hundert :algo:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 Januar 2008, 21:48:51
Zitat von: Sarge am  1 Januar 2008, 21:41:02
Gratulation zum Jubiläum  :pidu: wunderbar auf den 1. Januar konstruiert ;)
Danke. Jup, das war ein geiles Timing. War überhaupt nicht geplant, aber die Kritik zu "Election 2" hab ich mir zugegeben am 31. noch rausgewürgt, damit das so schön glatt hinkommt. Ich hab das auch erst zwei Tage vorher realisiert, dass das auf den 1. Januar kommen könnte.

Wobei die Kritik selbst schon entstanden ist, als ich in der ofdb ungefähr bei 450 Kritiken war, da hatte ich gerade mal wieder die komplette Serie durch.

ZitatMit "Twin Peaks" hast du dir ja was Feines ausgesucht und mal wieder einen sehr langen Text geschrieben,
Ja, die langen Texte sind inzwischen rar geworden. ;)

Zitatbei dem ich mir trotz meiner "Twin Peaks"-Dreiviertelunkenntnis (eine Riesenbildungslücke :icon_redface: ) ziemlich sicher bin, dass sie der Komplexität der Serie nicht gerecht wird, weil sie es wohl gar nicht könnte. Aber sie zeigt, auf welche Komplexität man sich gefasst machen muss. Sehr schön, das Herzblut hat mich erreicht.
Freut mich und natürlich hast du Recht: Ich kratze grad mal an der Oberfläche. Anders geht das nicht in einer Einzelkritik, da müsste man schon eine Analyse erstellen, bei der jede einzelne Folge separat untersucht wird. Wenn also mal jemand in Betracht zöge, eine Besprechung pro Episode zu bringen, ich würde das vermutlich verschlingen. Und Simpsons-Ausmaße (meine Fresse, da hab ich mir was aufgehalst) erreicht die Serie ja auch nicht, ist also durchaus machbar. ;)

ZitatGefallen hat mir auch der Text zu "Blow Up", den ich dank des Startseitentipps doch nicht übersehen habe.
Auch das freut mich, ebenso wie der Startseitentipp, auch wenn ich jetzt nicht sooo hundertprozentig zufrieden bin mit dem Ding.

ZitatAuf die nächsten Hundert :algo:
Gleichfalls!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 2 Januar 2008, 18:35:16
Auch von meiner Seite Gratulation zur 500. Kritik! Ist ja wirklich unglaublich flott gegangen, worunter die Qualität deiner Reviews allerdings, soweit ich das mitbekommen habe (andere Leser waren da in den vergangenen Monaten bestimmt aufmerksamer als ich), keineswegs gelitten hat. Zu "Twin Peaks" selbst kann ich, obwohl durchaus ein kleiner Lynch-Fan in mir steckt (mit "Wild at Heart" hat der gute David erst einmal richtig daneben gegriffen - sage ich jetzt einfach mal, ohne den ungeliebten "Dune" gesehen zu haben *unauffällig auf sein "Dune"-Tape schiel*), nichts sagen, die Serie ist bislang komplett an mir vorübergegangen, was nicht heißen soll, daß ich diese Bildungslücke nicht irgendwann zu schließen gedenke.

Habe mir jedoch eine andere Kritik von dir durchgelesen, und zwar die zu Nolans "Prestige". Die ist dir - auch auf die Gefahr hin, daß dir Lobworte allmählich langweilig werden  ;) - außerordentlich gut gelungen. Vor allem der letzte Absatz

Es ist fast zu banal zu erwähnen, dass eine makellose Produktionsqualität den Film umgarnt wie ein seidener Kokon. Gefüllt ist er mit einem gewöhnlichen Insekt, einem Schmetterling; nichts, was man nicht schon abertausende Male gesehen hätte. Doch Obacht, wenn das Tier seinen Kokon mit einem majestätischen Flügelschlag verlässt. Die Schönheit, die es dabei ausstrahlt, ist pure Magie. Die Leichtigkeit, mit der es sich in die Lüfte erhebt, ohnehin. Ganz zu schweigen von der Zellzusammensetzung dieses Lebewesens. Seine ganze Existenz ist ein Wunder, unsere Existenz ist ein Wunder. Eines, das auf die Gesetze der Physik zurückzuführen ist, keine Luftblase, kein Jahrmarktszauber. Doch auch die Physik hat etwas Magisches an sich, bedenkt man, dass zu Ende gedacht auch sie sich aus dem Nichts entwickelt hat...

hat's mir angetan. Auf die Kokon-Metapher muß man erst mal kommen (ich wünschte, mir würden mal solche Formulierungen einfallen, dann würde ich vielleicht auch wieder häufiger selbst Reviews schreiben).

Wollte ich nur mal kurz anmerken, weil "Prestige" tatsächlich der erste von mir gesichtete Film aus diesem Jahrtausend sein könnte, der - Mr. Vincent Vega, bitte weglesen  :icon_mrgreen: - von mir die vollen 10/10 einsackt (zunächst habe ich es bei 9/10 belassen, aber vielleicht gibt's schon bald Aufschlag). Ein wahrhaft beeindruckender Film, trotz der von vielen als Schwäche empfundenen Vorhersehbarkeit. Dabei ist der erst auf den allerletzten Drücker auf meinem Weihnachts-Wunschzettel gelandet.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 Januar 2008, 22:11:06
Zitat von: Stefan M am  2 Januar 2008, 18:35:16
Auch von meiner Seite Gratulation zur 500. Kritik! Ist ja wirklich unglaublich flott gegangen, worunter die Qualität deiner Reviews allerdings, soweit ich das mitbekommen habe (andere Leser waren da in den vergangenen Monaten bestimmt aufmerksamer als ich), keineswegs gelitten hat. Zu "Twin Peaks" selbst kann ich, obwohl durchaus ein kleiner Lynch-Fan in mir steckt (mit "Wild at Heart" hat der gute David erst einmal richtig daneben gegriffen - sage ich jetzt einfach mal, ohne den ungeliebten "Dune" gesehen zu haben *unauffällig auf sein "Dune"-Tape schiel*), nichts sagen, die Serie ist bislang komplett an mir vorübergegangen, was nicht heißen soll, daß ich diese Bildungslücke nicht irgendwann zu schließen gedenke.
Zunächst mal vielen Dank, das bedeutet mir auch deswegen sehr viel, weil ich irgendwie finde, dass wir oft einen ähnlichen Zugang zu Filmen haben. Ich kann mich auch täuschen, aber wenn ich deine Kritiken lese, hab ich oft das Gefühl, dass, wenn ich durch deinen Kopf auf einen Film sehen würde, ich exakt das gleiche Bild zu sehen bekäme wie in meinem eigenen Kopf. Klingt ein bisschen komisch, ist aber so. ;)
Mich verwundert's allerdings, dass "Wild at Heart" immer so schlecht wegkommt bei allen. "Dune" kenne ich selbst noch nicht, der hat mich nie sonderlich interessiert, wegen des Regisseurs muss ich den aber irgendwann mal sehen.

ZitatHabe mir jedoch eine andere Kritik von dir durchgelesen, und zwar die zu Nolans "Prestige". Die ist dir - auch auf die Gefahr hin, daß dir Lobworte allmählich langweilig werden  ;) - außerordentlich gut gelungen. Vor allem der letzte Absatz hat's mir angetan. Auf die Kokon-Metapher muß man erst mal kommen (ich wünschte, mir würden mal solche Formulierungen einfallen, dann würde ich vielleicht auch wieder häufiger selbst Reviews schreiben).

Tja, das ist halt immer eine Sache, wo sich die Geister spalten. Wenn man hier etwas tiefer in den Thread schaut, findet mal auch kritische Anmerkungen zu meiner gewissen Vorliebe für Metaphern und sonstige Ausschmückungen. Aber wenn ein und dasselbe von einem kritisiert und vom anderen gelobt wird, dann weiß man, dass man es nicht allen recht machen kann - und dass man vielleicht einfach bei seiner Art zu schreiben bleiben sollte. Von daher freut es mich besonders, dass du das herausstellst, damit ich weiß, dass es eben doch Leute gibt, die ich damit erreiche.

ZitatWollte ich nur mal kurz anmerken, weil "Prestige" tatsächlich der erste von mir gesichtete Film aus diesem Jahrtausend sein könnte, der - Mr. Vincent Vega, bitte weglesen  :icon_mrgreen: - von mir die vollen 10/10 einsackt (zunächst habe ich es bei 9/10 belassen, aber vielleicht gibt's schon bald Aufschlag). Ein wahrhaft beeindruckender Film, trotz der von vielen als Schwäche empfundenen Vorhersehbarkeit. Dabei ist der erst auf den allerletzten Drücker auf meinem Weihnachts-Wunschzettel gelandet.
Ich muss mir den auch dringendst mal wieder ansehen, seit dem Review nicht mehr gesichtet. Mal schauen, ob und wie er sich noch entwickelt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 3 Januar 2008, 00:32:49
Zitat von: Vince am  2 Januar 2008, 22:11:06
Wenn man hier etwas tiefer in den Thread schaut, findet mal auch kritische Anmerkungen zu meiner gewissen Vorliebe für Metaphern und sonstige Ausschmückungen.

;)

Da trifft es sich ja wirklich ausgezeichnet, das ich gerade heute wieder einmal einen Schulterklopfer  :icon_mrgreen: loswerden möchte:

Vince, deine "Blow up"-Kritik ist der Hammer!  :respekt: Heute morgen nach dem Aufstehen gelesen (ich drucke Reviews oft aus, um sie konzentriert, schwarz auf Papier zu lesen) und trotz einiger Differenzen (war das dein erster Antonioni?) für außerordentlich gelungen befunden - vor allem, weil du sogar mir als eingefleischtem Antonioni-Fan einige neue Denkansätze ermöglicht hast und - ganz wichtig - weil du auf vollkommen unprätentiöse Art und Weise in deiner Rolle als Rezensent eine Metaebene erreichst - genauso wie du die Position Antonionis als Regisseur und seinen Blickwinkel untersuchst, untersuchst du damit indirekt auch deine eigene Position als Rezipient. Ob dir das bewusst war oder nicht ist egal  :icon_lol:, ich finde es ganz groß und nominiere deinen Text für die möglicherweise beste Kritik zu einem Antonioni-Film, die die OFDb bisher erreicht hat (wenn ich meine überbordenden Gedanken zu den Filmen nur einigermaßen schlüssig schriftlich zusammenfassen könnte...). Gratulation.  :icon_smile:

Wie der Zufall es will, beginnt am kommenden Wochenende eine achtteilige Antonioni-Reihe in einem örtlichen Kino (jaja, Retrospektiven soweit das Auge reicht - zu allem Überfluss gibt es in einem anderen örtlichen Kino in den nächsten zwei Monaten auch noch eine umfassende Lubitsch-Retro) die mir die Möglichkeit bieten wird, mich per Leinwand neu an die geliebten und verehrten Filme (vor allem "La Notte" und "Identifikation einer Frau") heranzutasten. Ich wünsche dir etwas derartiges auch - der Funken scheint bei dir ja (nun?) auch übergesprungen zu sein.

Hast du noch weitere Antonioni-Reviews geplant? So wunderbar dieser Text auch ist, irgendwie finde ich es ein wenig schade, das sich jedermann nur an den beiden Kultfilmen "Blow up" und "Zabriskie Point" delektiert obwohl seine früheren und späteren Filme aus den 60ziger und 70ziger / 80ziger Jahren mindestens ebenso herausragend und teilweise ebenso wichtig sind. Eigentlich kenne ich keinen nicht mindestens großartigen Antonioni.  :love:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 3 Januar 2008, 12:00:56
Zitat von: McKenzie am  3 Januar 2008, 00:32:49
Da trifft es sich ja wirklich ausgezeichnet, das ich gerade heute wieder einmal einen Schulterklopfer  :icon_mrgreen: loswerden möchte:
Dem kann ich mich als Antonioni-Fan nur anschliessen - sehr schöne Kritik.

Zitat von: McKenzie am  3 Januar 2008, 00:32:49
ich finde es ganz groß und nominiere deinen Text für die möglicherweise beste Kritik zu einem Antonioni-Film, die die OFDb bisher erreicht hat

nur an den beiden Kultfilmen "Blow up" und "Zabriskie Point" delektiert obwohl seine früheren und späteren Filme aus den 60ziger und 70ziger / 80ziger Jahren mindestens ebenso herausragend und teilweise ebenso wichtig sind. Eigentlich kenne ich keinen nicht mindestens großartigen Antonioni.  :love:

Von der Liste meiner Fans habe ich dich ja schon seit längerem gestrichen, da ich von dir auch keinerlei Reaktion auf meine komplett überarbeiteten Reviews zu Antomionis Trilogie erfahren habe  :00000109:. Ich halte Vergleiche zwischen den Reviews auch zumindest für gewagt, da z.B. "Blow Up" sich wesentlich abstrakteren Sichtweisen zuwendet (die Vince sehr gut herusgearbeitet hat) als eben "L'Avventura" usw., die sich mit der menschlichen Beziehung auseinandersetzen, was den persönlichen Blickwinkel des Kritikers stärker miteinbezieht.

In diesem Zusammenhang zwei weitere Fragen an McKenzie : was ist mit den doch recht zahlreichen Filmen aus den 50ern, die ich ebenfalls bemerkenswert finde und ohne die die späteren Filme gar nicht möglich wären, und wo bleibt denn mal die selbst geschriebene Review aus dem Hause des erklärten Antonioni-Liebhabers :icon_twisted:?

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 3 Januar 2008, 13:51:18
 :icon_eek: :icon_eek: :icon_eek:
Heilige Maria! Das Internet hat glücklicherweise die angenehme Eigenart, dass der eigene Avatar seine Farbe nicht dem Gesicht des dahinter stehenden Users anpasst, sonst wäre mein Tentakelmonster jetzt purpurrot.  :icon_redface: ;)

Ja, also das Kompliment in dieser Schärfe und Deutlichkeit haut mich jetzt um. Zumal ihr beide euch als Anhänger des Regisseurs bezeichnet.

Zitat von: McKenzie am  3 Januar 2008, 00:32:49
und trotz einiger Differenzen (war das dein erster Antonioni?)
Treffend beobachtet. Also zumindest fast; ich hab mal irgendwann "Beruf: Reporter" gesehen, aber das war zu einem Zeitpunkt, als ich einer anständigen Filmrezeption noch nicht fähig war. Ist also vernachlässigenswert.

Demzufolge erübrigt sich auf kurze Distanz auch das:

ZitatHast du noch weitere Antonioni-Reviews geplant? So wunderbar dieser Text auch ist, irgendwie finde ich es ein wenig schade, das sich jedermann nur an den beiden Kultfilmen "Blow up" und "Zabriskie Point" delektiert obwohl seine früheren und späteren Filme aus den 60ziger und 70ziger / 80ziger Jahren mindestens ebenso herausragend und teilweise ebenso wichtig sind. Eigentlich kenne ich keinen nicht mindestens großartigen Antonioni.  :love:
Das Witzige ist ja, dass sich das so anhört, als ob "Blow Up" und "Zabriskie Point" sich vor Reviews nicht retten könnten... dabei haben die jeweils exakt 3 Stück (in der ofdb) zu verbuchen.  :icon_lol:
Also eins ist klar, Antonioni muss ich jetzt erst mal neu entdecken und dann halte ich es auch für möglich, mich unbekannteren Werken von ihm zu widmen. Zumal ich sowieso jemand bin, der, WENN er schon die Werke eines Regisseurs relativ komplett kennt, sich lieber den unbekannteren Filmen widmet - siehe meine Hitchcock-Auswahl. War mir halt jetzt bei Antonioni aufgrund fehlender Alternativen nicht möglich.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 3 Januar 2008, 18:19:27
Zitat von: Vince am  3 Januar 2008, 13:51:18
Das Witzige ist ja, dass sich das so anhört, als ob "Blow Up" und "Zabriskie Point" sich vor Reviews nicht retten könnten... dabei haben die jeweils exakt 3 Stück (in der ofdb) zu verbuchen.  :icon_lol:
Insgesamt gibt es in der OFDb exakt 10 Reviews zu Antonioni-Filmen - und das ohne Mithilfe von McKenzie. Im Grunde ist jede anständig geschriebene Review eine Bereicherung.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 3 Januar 2008, 18:34:55
Ich bin auch gerade (wieder) dabei, Antonioni zu beackern, da kommt dein BLOW UP-Text in der Tat zu einem ungünstigen Zeitpunkt und durchkreuzt meine Reviewpläne. :icon_mrgreen:

Ziemlich erstklassiger Text, da schließe ich mich unkonkret an.

Ich selbst halte den Film für überschätzt, was mir insbesondere die ca. zwei Monate zurückliegende Wiedersichtung von PEEPING TOM zeigte, aber das ist unwichtig.

Weitere Antonioni-Reviews wünschenswert, finde ich persönlich nämlich auch spannender als Bergman. :icon_twisted:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 3 Januar 2008, 19:49:52
Bergman ist eh erst mal wieder ad acta gelegt, derzeit ackere ich mich noch beeindruckt durch das Lebenswerk von Kurosawa (Reviews werden da aber wohl nicht folgen, ich glaube der liegt mir nicht zum Schreiben) und dann kann ich ja demnächst mal Antonioni folgen lassen...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 3 Januar 2008, 19:54:28
Zitat von: Vince am  2 Januar 2008, 22:11:06
Zunächst mal vielen Dank, das bedeutet mir auch deswegen sehr viel, weil ich irgendwie finde, dass wir oft einen ähnlichen Zugang zu Filmen haben. Ich kann mich auch täuschen, aber wenn ich deine Kritiken lese, hab ich oft das Gefühl, dass, wenn ich durch deinen Kopf auf einen Film sehen würde, ich exakt das gleiche Bild zu sehen bekäme wie in meinem eigenen Kopf. Klingt ein bisschen komisch, ist aber so. ;)

Aha. Das finde ich ja ausgesprochen interessant zu erfahren. ;) Was mir schon lange aufgefallen ist, ist die hohe Anzahl unserer Übereinstimmungen bei den Bewertungen. Wenn ich glaube, ein Film könnte für mich interessant sein, werfe ich eigentlich immer erst einen Blick in die Ofdb und überprüfe, wie der u.a. bei dir oder auch bei Moonshade weggekommen ist. Du bist da im allgemeinen eine sehr zuverlässige Informationsquelle und ich ertappe mich häufig mit einem zustimmenden Kopfnicken, wenn ich deine Kritiken lese. Darum habe ich auch mit Befremden deine 5/10 für "One Hour Photo" zur Kenntnis genommen.  :icon_lol: 

ZitatMich verwundert's allerdings, dass "Wild at Heart" immer so schlecht wegkommt bei allen.
Ach, kommt der wirklich so schlecht weg? Ich empfand "Wild at Heart" einfach als nervtötend, ganz besonders den Handlungsstrang rund um Laura Derns Mutter. Und Nicolas Cage war nicht gerade die glücklichste Wahl für die Hauptrolle, erst recht nicht für einen Lynch-Film. Einziger Punkt auf der Habenseite: der widerlich-geniale Willem Dafoe. 

Zitat"Dune" kenne ich selbst noch nicht, der hat mich nie sonderlich interessiert, wegen des Regisseurs muss ich den aber irgendwann mal sehen.

Da denke ich ähnlich. Ich tue mich eh schwer mit Science-fiction, habe "Dune" aber kürzlich aufgenommen, weil ich alles von Lynch gesehen haben muß. So umfangreich ist seine Vita ja glücklicherweise (noch) nicht, daß das Ziel aussichtslos wäre.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 5 Januar 2008, 19:12:13
Zitat von: Vince am  3 Januar 2008, 13:51:18
:icon_eek: :icon_eek: :icon_eek:
Heilige Maria! Das Internet hat glücklicherweise die angenehme Eigenart, dass der eigene Avatar seine Farbe nicht dem Gesicht des dahinter stehenden Users anpasst, sonst wäre mein Tentakelmonster jetzt purpurrot.  :icon_redface: ;)

Röte wem Röte gebührt!  ;)

Denn:

Zitat von: Vince am  3 Januar 2008, 13:51:18
Treffend beobachtet. Also zumindest fast; ich hab mal irgendwann "Beruf: Reporter" gesehen, aber das war zu einem Zeitpunkt, als ich einer anständigen Filmrezeption noch nicht fähig war. Ist also vernachlässigenswert.

Besonders unter Berücksichtigung dieser Tatsache ist es absolut erstaunlich, wie tief du gleich in Antonionis Blickwinkel eingetaucht bist - vor allem, da du auf Anhieb erkannt hast, das es Antonioni weniger um konkrete gesellschaftliche Phänomene der damaligen Zeit oder eben die Mod-Kultur geht. Beides wird gestreift weil die Situation es hergibt, bzw. sie sich anbietet, die eigentliche Quintessenz des Films ist aber vollkommen zeitlos und nicht an Gesellschaften oder kulturelle Teilbereiche gebunden. Das ist auch interessant bei Antonioni, weil sich immer ein starker Bezug zum damaligen Zeitgefühl und der Gesellschaft herstellen lässt, er aber letztlich nicht zwingend ist. Deswegen sind seine Filme vollkommen zeitlos, auch in ihrer Ästhetik. Als nächsten Film würde ich dir "La Notte" oder "Liebe 1962" empfehlen die noch repräsentativer für Antonionis Gesamtwerk sind. Eigentlich stellen diese englischsprachigen Filme - "Blow up", "Zabriskie Point" und "Beruf: Reporter" - eine eigene Abteilung in seiner Filmographie dar was nur deswegen nicht sonderlich auffällt, weil er nur noch einmal - mit "Identifikation einer Frau" zu seinem ursprünglichen Stil und früheren Themen zurückgekehrt ist und anschließend nach seinem Schlaganfall eigentlich keinen eigenen Film mehr realisiert hat. Um mal einen Vergleich heranzuziehen zu einem anderen Regisseur: Innerhalb von Antonionis Gesamtwerk haben diese drei Filme ungefähr den Status, den "2001" in Stanley Kubricks Schaffen besitzt. Sie sind noch einen ordentlichen Zacken spiritueller und metaphysischer (da haben wir es schon wieder - die Cronenberg-Diskussion färbt ab...) als seine italienischen Filme (die jedoch ebenfalls großartig sind - die besten Beziehungsdramen, die je das Licht der Leinwand erblickt haben).
"Beruf: Reporter" ist übrigens, ebenso wie "Die rote Wüste" auch wiederum ein sehr schwieriger Film, weil im Gegensatz zu den übrigen zentralen Antonionis kein konkreter Rezeptionsansatz vorgegeben wird und man somit als Zuschauer keine "Sicherheit" im eigentlichen Sinn hat.

Zitat von: Vince am  3 Januar 2008, 13:51:18
Das Witzige ist ja, dass sich das so anhört, als ob "Blow Up" und "Zabriskie Point" sich vor Reviews nicht retten könnten... dabei haben die jeweils exakt 3 Stück (in der ofdb) zu verbuchen.  :icon_lol:

Ja, das war vielleicht eine kleine Überreaktion. Es fällt eben auf, das selbst im allgemeinen Cineasten-Raum Antonioni zunehmend auf diese beiden Filme reduziert wird. (Zufälligeweise auch seine "mainstreamigsten"  :icon_lol: [das ist natürlich vollkommen jenseitig...]). Außerdem sehe ich bei "Zabriskie Point" bloß 2 Kritiken? ( :icon_mrgreen: :icon_redface:)

Zitat von: Vince am  3 Januar 2008, 13:51:18
Also eins ist klar, Antonioni muss ich jetzt erst mal neu entdecken und dann halte ich es auch für möglich, mich unbekannteren Werken von ihm zu widmen.

Natürlich, lass dir Zeit. Die braucht man bei ihm sowieso - als ich mit 14 oder 15 in meiner Hippie- (und Mainstream-)Phase "Blow up" im Fernsehen sah, fand ich ihn unerträglich öde und langweilig  ;), aus dem Kopf wollte er mir aber irgendwie nicht. Drei Jahre und zwei Kinovorstellungen von "Zabriskie Point" und "Liebe 1962" später sowie im O-Ton erglänzter er plötzlich als neuer Lieblingsfilm in neuem Licht. Nichts kommt bei ihm sofort, auch "Beruf: Reporter" kam mir beim ersten Sehen nichtssagend vor und erst beim zweiten Mal als überragendes Jahrhundert-Meisterwerk (du merkst, bei Antonioni kann ich meine Begeisterung kaum zähmen  :icon_redface:).

Zitat von: Vince am  3 Januar 2008, 13:51:18
Zumal ich sowieso jemand bin, der, WENN er schon die Werke eines Regisseurs relativ komplett kennt, sich lieber den unbekannteren Filmen widmet - siehe meine Hitchcock-Auswahl.

Das ist auch absolut vorbildlich und lobenswert.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  3 Januar 2008, 18:34:55
Ich bin auch gerade (wieder) dabei, Antonioni zu beackern, da kommt dein BLOW UP-Text in der Tat zu einem ungünstigen Zeitpunkt und durchkreuzt meine Reviewpläne. :icon_mrgreen:

Da kündigt sich ja etwas hochinteressantes an.  :icon_mrgreen: Du und Antonioni, vereint im Review-Text - kann ich mir trotz viel Fantasie nicht vorstellen, warte aber gespannt und zuversichtlich.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  3 Januar 2008, 18:34:55
Ich selbst halte den Film für überschätzt, was mir insbesondere die ca. zwei Monate zurückliegende Wiedersichtung von PEEPING TOM zeigte, aber das ist unwichtig.

Ist es vielleicht auch, inwiefern man allerdings eine fruchtbare oder zumindest logische Verbindung zwischen (dem natürlich ebenfalls großen) "Peeping Tom" und "Blow up" herstellen kann, will mir allerdings nicht so recht in den Kopf?  :00000109: Review bitte, aber fix!  :icon_twisted:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  3 Januar 2008, 18:34:55
Weitere Antonioni-Reviews wünschenswert, finde ich persönlich nämlich auch spannender als Bergman. :icon_twisted:

Dito. Bergman ist aber trotzdem toll und Vince' Reihe sicherlich ein Gewinn für die OFDb (auch wenn sein, bzw. DEIN Zugang zu den Filmen mir bisweilen etwas spanisch erscheint), wo bisher kaum etwas anständiges zu Bergman geschrieben wurde.

Zitat von: Bretzelburger am  3 Januar 2008, 12:00:56
Von der Liste meiner Fans habe ich dich ja schon seit längerem gestrichen, da ich von dir auch keinerlei Reaktion auf meine komplett überarbeiteten Reviews zu Antomionis Trilogie erfahren habe  :00000109:.

Ich war nie ein Fan von dir, lese deine Reviews aber immer wieder gerne. Die Überarbeitungen deiner Reviews sind mir auch nicht sooo gravierend aufgefallen, als das ich es hätte kommentieren wollen.

Zitat von: Bretzelburger am  3 Januar 2008, 12:00:56
Ich halte Vergleiche zwischen den Reviews auch zumindest für gewagt, da z.B. "Blow Up" sich wesentlich abstrakteren Sichtweisen zuwendet (die Vince sehr gut herusgearbeitet hat) als eben "L'Avventura" usw., die sich mit der menschlichen Beziehung auseinandersetzen, was den persönlichen Blickwinkel des Kritikers stärker miteinbezieht.

Siehe oben (bzgl. der Parallelen zwischen "Blow up" und Antonionis italienischen Filmen). Aber verglichen habe ich eure Reviews doch nicht. Oder?  :00000109:

Zitat von: Bretzelburger am  3 Januar 2008, 12:00:56
In diesem Zusammenhang zwei weitere Fragen an McKenzie : was ist mit den doch recht zahlreichen Filmen aus den 50ern, die ich ebenfalls bemerkenswert finde und ohne die die späteren Filme gar nicht möglich wären

Filme generell oder frühe Antonionis?

Zitat von: Bretzelburger am  3 Januar 2008, 12:00:56
und wo bleibt denn mal die selbst geschriebene Review aus dem Hause des erklärten Antonioni-Liebhabers :icon_twisted:?

Ach...

Ich halte Antonioni für nahezu unrezensierbar und habe größten Respekt vor jedem, der sich an ihn heranwagt auf dieser Ebene. Die Herausforderung ist enorm, das Ergebnis würde mich vermutlich immer in Frustration versetzen. Wenn ich das Gefühl hätte, Antonioni als Rezensent gewachsen zu sein, hätte ich schon längst alle verfügbaren Filme von ihm besprochen. Mein "Zabriskie Point"-Text ist zwar schon zwei Jahre alt und das Ergebnis besagter Kinovorstellung, deren Überwältigungseffekt dem Text sicherlich äußerst abträglich war und ihn noch schlechter machte, als er ohnehin schon ist, trotzdem hat sich in dieser Hinsicht nicht viel geändert. Ich könnte mir vorstellen, "Identifikation einer Frau" zu besprechen, der nicht ganz so komplex ist und darüber hinaus sonst nahezu untergeht, allerdings will ich hier nichts ankündigen. Vielleicht hast du ja auch schon mitbekommen, das ich meine Sicherheit beim und meinen Zugang zum Reviewschreiben persönlich als stark beeinträchtigt wenn nicht verloren betrachte (derzeit), was die Sache natürlich nicht erleichtert. Deine drei Reviews sind sicherlich nicht schlecht, sie werden den Filmen m. E. aber nicht ganz gerecht. Das hat aber wirklich nichts mit dir zu tun, die gleichen Reviews von einem anderen Autoren hätten bei mir ähnliches bewirkt. Das meinte ich mit "unrezensierbar": Antonioni muss materialisiert werden zur Rezension - und etwas so körperloses, filigranes kann man eigentlich nicht in Granit meißeln.

So, jetzt will Vince mich auch nicht mehr in seinem Thread sehen, nachdem ich auch hier eine Monster-Posting-Marke hinterlassen habe.  :icon_mrgreen: :icon_redface: :pidu:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 5 Januar 2008, 20:23:44
ZitatSo, jetzt will Vince mich auch nicht mehr in seinem Thread sehen, nachdem ich auch hier eine Monster-Posting-Marke hinterlassen habe.  :icon_mrgreen: :icon_redface: :pidu:
Im Gegenteil, ich war schon fast neidisch, dass mich das legendäre 50ft-Posting bisher noch nicht in meinem Thread besucht hat. ;)

ZitatDito. Bergman ist aber trotzdem toll und Vince' Reihe sicherlich ein Gewinn für die OFDb (auch wenn sein, bzw. DEIN Zugang zu den Filmen mir bisweilen etwas spanisch erscheint), wo bisher kaum etwas anständiges zu Bergman geschrieben wurde.
Versteh ich, bin mir dessen auch bewusst... davon abgesehen hat mir Bergman aber auch eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass es Regisseure gibt, bei denen es wirklich verdammt schwierig ist, ihnen gerecht zu werden. Die einzige Bergman-Kritik, mit der ich eigentlich recht zufrieden bin, ist auch die zu "Fanny und Alexander". Mit dem Rest hab ich mich nie so recht anfreunden können.

Zitat
Ich halte Antonioni für nahezu unrezensierbar und habe größten Respekt vor jedem, der sich an ihn heranwagt auf dieser Ebene. Die Herausforderung ist enorm, das Ergebnis würde mich vermutlich immer in Frustration versetzen. Wenn ich das Gefühl hätte, Antonioni als Rezensent gewachsen zu sein, hätte ich schon längst alle verfügbaren Filme von ihm besprochen. Mein "Zabriskie Point"-Text ist zwar schon zwei Jahre alt und das Ergebnis besagter Kinovorstellung, deren Überwältigungseffekt dem Text sicherlich äußerst abträglich war und ihn noch schlechter machte, als er ohnehin schon ist, trotzdem hat sich in dieser Hinsicht nicht viel geändert. Ich könnte mir vorstellen, "Identifikation einer Frau" zu besprechen, der nicht ganz so komplex ist und darüber hinaus sonst nahezu untergeht, allerdings will ich hier nichts ankündigen. Vielleicht hast du ja auch schon mitbekommen, das ich meine Sicherheit beim und meinen Zugang zum Reviewschreiben persönlich als stark beeinträchtigt wenn nicht verloren betrachte (derzeit), was die Sache natürlich nicht erleichtert. Deine drei Reviews sind sicherlich nicht schlecht, sie werden den Filmen m. E. aber nicht ganz gerecht. Das hat aber wirklich nichts mit dir zu tun, die gleichen Reviews von einem anderen Autoren hätten bei mir ähnliches bewirkt. Das meinte ich mit "unrezensierbar": Antonioni muss materialisiert werden zur Rezension - und etwas so körperloses, filigranes kann man eigentlich nicht in Granit meißeln.

Wobei sich da ja wieder die Frage stellt: Was muss eine Kritik denn leisten? Kann es im eigentlichen Sinne einen "unrezensierbaren Film" geben oder legt man da die Ansprüche an eine Kritik nicht vielleicht doch wieder zu hoch? Meiner Definition zufolge hat auch eine Kritik Bestandsrecht, wenn sie es gar nicht erst wagt, ins Innere des Films einzudringen, sondern lediglich die Sinneseindrücke wiedergibt, die beim Filmkonsum entstanden - sofern die Kritik zumindest diesem Vorhaben gerecht wird. Denn auch das vermittelt etwas vom Film.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 6 Januar 2008, 02:45:21
Zitat von: Vince am  5 Januar 2008, 20:23:44
Wobei sich da ja wieder die Frage stellt: Was muss eine Kritik denn leisten? Kann es im eigentlichen Sinne einen "unrezensierbaren Film" geben oder legt man da die Ansprüche an eine Kritik nicht vielleicht doch wieder zu hoch?

Das ist sicherlich die interessanteste Frage deines Postings - sollen wir sie hier diskutieren oder in meinem Thread, wo Bretzelburger sie aufgegriffen hat?  :icon_mrgreen:

Zum Rest später mehr. Irgendwie füge ich das immer schon an, seit Chili und Mr. Vincent Vega sich einst von mir vergessen glaubten und ewig auf Antworten von mir warten mussten. Da ich im Gegensatz zu Mr. Hankey ( ;)) kein Konsens- sondern ein Kampf-Bär bin, passiert das aber so schnell nicht.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 6 Januar 2008, 14:58:57
Zitat von: McKenzie am  6 Januar 2008, 02:45:21
Zum Rest später mehr. Irgendwie füge ich das immer schon an, seit Chili und Mr. Vincent Vega sich einst von mir vergessen glaubten und ewig auf Antworten von mir warten mussten. Da ich im Gegensatz zu Mr. Hankey ( ;)) kein Konsens- sondern ein Kampf-Bär bin, passiert das aber so schnell nicht.  :icon_mrgreen:

Auf meine PM warte ich indes trotzdem noch immer. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 7 Januar 2008, 00:37:32
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  6 Januar 2008, 14:58:57
Auf meine PM warte ich indes trotzdem noch immer. ;)

Erwartest du etwa, das ich extra für dich meinen Nonstop-3-Wochen-Marathon mit türkischen Vergewaltigungspornos unterbreche?  :doof: :icon_twisted:  :icon_mrgreen:

Kommt noch, kommt noch. War ja schließlich meine eigene Neugierde.  ;)

Und heute müsst ihr leider auch noch warten.  :icon_redface:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 7 Januar 2008, 02:31:31
Hm, ich habe gerade dein Miami Vice Review gelesen und da ich bei diesem sehr unterschiedlich aufgenommenen Film zu denen zähle, die ihn mochten, vielleicht kurz was zu dem Thema, "was wollte Mann da rausholen?"

Für mich war der Film damals so etwas wie ein Antithriller. Fast eine Doku über Verbrechensbekämpfung, und ich meine mich auch zu erinnern, dass ein Teil von Manns Intention es laut eigenen Angaben war, die Macht der Drogenmafia und die Ohnmacht des Gegenübers zu zeigen. Und diesen Kampf so realitätsnah wie möglich. Natürlich ist er gleichzeitig auch ein Style-Perfektionist und deshalb mag MV ob dieser eigenartigen Mixtur aus Coolness, Style und nüchterner, "pointenloser", wie du so schön sagst, Quasi-Dokumentation auf viele krude und auch seelenlos wirken.
Du sprichst auch die Serie und Nostalgie an, okay, muß man wohl, ich kenne die Serie gar nicht so und bin jedenfalls heilfroh, etwas völlig anderes, wesentlich ernsteres gesehen zu haben. (meinst du das mit Transgression?  :icon_mrgreen:) Das rechtfertigt für mich erst recht diese Verfilmung, auch wenn es mir völlig egal gewesen wäre, wenn der Film anders geheißen hätte, an dem Titel sollte man sich auch gar nicht so aufhängen, finde ich.
Jedenfalls sprichst du auch von diesem "progressiven", (das wir ja in der Musik so schätzen  :icon_lol:), ich mag diesen Zugang auch hier, weil ich das Gefühl hatte, etwas Innovatives zu sehen, das dem Publikum nicht einfach den erwarteten coolen Reißer hinschmeißt, sondern ernste und richtiggehend melancholische Töne anschlägt, und das in einem Film, der sich scheinbar an das "Hirn Aus-Massenpublikum" zu richten scheint. Auch wenn mich dieses coole Gepose von Farell ja auch eher amüsiert hat als sonstwas und das Gesamtbild dadurch einfach verzerrt wird. Aber trotzdem bekommt Mann die Kurve und liefert einen insgesamt düsteren Film ab. Für mich faszinierend. Aber dass das auch anders empfunden wird, ist eh klar.

Gut, das ist mir jetzt einfach so eingefallen, ich hab ihn auch noch kein zweites Mal seither gesehen, wer weiß, ob es mir dann nicht auch ähnlich gehen mag und ich will dir auch in deine Ansicht nicht reinreden  :icon_mrgreen: aber ich fand es sogar etwas enttäuschend, dass dir dieser dokumentarische Ansatz, den Kampf gegen die Drogenmafia zu zeigen, der diese Pointenlosigkeit, dieses Nichts ja durchaus legitimiert u.ä. anscheinend gar nicht aufgefallen ist (egal ob man das alles dann gelungen findet oder nicht  ;))

Auch auf Ebene der Liebesepisoden finde ich übrigens ein derartiges Nichts und eine Leere in einem Film nicht schlecht, sondern interessant, weil das eben im echten Leben auch oft so ziellos abläuft. Gut, ob ein Film sich eher an der tristen Realität orientieren soll oder eine idealisierte oder sagen wir gerichtete Fantasie abliefern, da gehen ja die Meinungen auch oft extrem auseinander...  :icon_lol:  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 7 Januar 2008, 03:11:26
Habe das Review auch mal gelesen. Fazit: Vince hat völlig Recht, alle anderen haben Unrecht.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 7 Januar 2008, 10:33:37
Nach einmal drüber schlafen seh ich es jetzt auch ein.  :LOL:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 Januar 2008, 15:19:53
Zitat von: Mr. Vincent Vega am  7 Januar 2008, 03:11:26
Habe das Review auch mal gelesen. Fazit: Vince hat völlig Recht, alle anderen haben Unrecht.
Danke.  :icon_lol:

Zitat von: Bettwurst am  7 Januar 2008, 02:31:31
Gut, das ist mir jetzt einfach so eingefallen, ich hab ihn auch noch kein zweites Mal seither gesehen, wer weiß, ob es mir dann nicht auch ähnlich gehen mag und ich will dir auch in deine Ansicht nicht reinreden  :icon_mrgreen: aber ich fand es sogar etwas enttäuschend, dass dir dieser dokumentarische Ansatz, den Kampf gegen die Drogenmafia zu zeigen, der diese Pointenlosigkeit, dieses Nichts ja durchaus legitimiert u.ä. anscheinend gar nicht aufgefallen ist (egal ob man das alles dann gelungen findet oder nicht  ;))

Ich denke, du musst nicht enttäuscht sein, denn "aufgefallen" ist mir die Intention ja durchaus, nur führt sie aus meinem Blickwinkel ins Nichts. Ich meine, ich hab ja schließlich auch Bretzelburgers Kritik gelesen, der ausgehend von einem identischen Ansatz zu einem völlig anderen Resultat kommt, das sich mir aber nicht im Geringsten erschließt. Einen solchen Ansatz gelingen zu lassen wie Mann ihn möglicherweise im Sinn hatte, dazu gehört mehr als die erfolgserprobte "Collateral"-Optik als Understatement einfach nur ins Nihilistische zu verfrachten und nur mal eben auf die Dramaturgie eines Thrillers in einem Thriller zu verzichten. Das ist, um im von dir aufgeworfenen Bild der progressiven Musik zu bleiben, Rock in Opposition nur des RIO-Gefühls wegen. Weiter als hierhin kommt Mann meines Erachtens nicht. Und nuja, ich war ursprünglich mal bei 7/10, noch leicht enttäuscht ob des Niveau-Abfalls nach dem meisterhaften "Collateral", aber dann war ich erst richtig entgeistert, als ich mich ein zweites Mal ransetzte und nur Luft zu sehen bekam. Geplante Pointenlosigkeit hin oder her. Der letzte "Sleepytime Gorilla Museum"-Output war auch gewollt avantgardistisch, kommt dennoch nicht an die ersten beiden Avantgarde-Meisterstücke heran...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 7 Januar 2008, 15:34:47
Zitat von: Vince am  7 Januar 2008, 15:19:53

Ich denke, du musst nicht enttäuscht sein, denn "aufgefallen" ist mir die Intention ja durchaus, nur führt sie aus meinem Blickwinkel ins Nichts.

Ich bin beruhigt.  ;)

Nun ja, vielleicht kommt der Film ja tatsächlich Musik nahe, da er trotz der für alle gleich offensichtlichen "Schwächen" oder sagen wir lieber Eigenheiten, auch, mehr als andere Filme, Geschmackssache zu sein scheint, ähnlich wie es eben progressiver oder auch reduzierter Post Rock ist.  :icon_mrgreen: Die einen lieben, die anderen hassen es regelrecht.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 Januar 2008, 15:38:48
Zitat von: Bettwurst am  7 Januar 2008, 15:34:47
Zitat von: Vince am  7 Januar 2008, 15:19:53

Ich denke, du musst nicht enttäuscht sein, denn "aufgefallen" ist mir die Intention ja durchaus, nur führt sie aus meinem Blickwinkel ins Nichts.

Ich bin beruhigt.  ;)

Nun ja, vielleicht kommt der Film ja tatsächlich Musik nahe, da er trotz der für alle gleich offensichtlichen "Schwächen" oder sagen wir lieber Eigenheiten, auch, mehr als andere Filme, Geschmackssache zu sein scheint, ähnlich wie es eben progressiver oder auch reduzierter Post Rock ist.  :icon_mrgreen:

Ich würde auch sagen, es ist in diesem Fall eine starke Geschmacksfrage, oder: Man sieht eben darin, was man sieht. Ich sehe nüscht. ;)

Wobei ich ja progressiven Rock und auch reduzierten Post Rock über alles liebe. :love: Nur liebe ich halt nicht alles, was sich diesen Stempel aufdrückt. Also: ich weiß Manns Absichten zu schätzen, das Resultat aber eben weniger. Wie eine mißlungene Progscheibe halt.  ;)

Oh Mann, Musikmetaphern bei einem Film, der einen von Jay-Z geremixten Linkin Park-Song als Opener bietet. Wie peinlich.  :rofl:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 7 Januar 2008, 15:46:18
Zitat von: Vince am  7 Januar 2008, 15:38:48

Oh Mann, Musikmetaphern bei einem Film, der einen von Jay-Z geremixten Linkin Park-Song als Opener bietet. Wie peinlich.  :rofl:

Hehehe  :icon_lol: Gut, es kommt ja auch sonst viel Musik drin vor, wenn ich micht recht erinnere, jedenfalls sicher mehr als Handlung.  ;)

Zitat von: Vince am  7 Januar 2008, 15:38:48

Wobei ich ja progressiven Rock und auch reduzierten Post Rock über alles liebe. :love: Nur liebe ich halt nicht alles, was sich diesen Stempel aufdrückt. Also: ich weiß Manns Absichten zu schätzen, das Resultat aber eben weniger. Wie eine mißlungene Progscheibe halt.  ;)

Das ist natürlich auch klar. Auch wenn ich persönlich noch nie Progmusik (ersetzbar auch durch: Mann-Filme) als mißlungen wahrgenommen habe, vermutlich aber auch nur deshalb, weil ich mich immer von vornherein nach (u.a. deinen) Empfehlungen von Kennern richte.  :king:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 7 Januar 2008, 18:25:49
Jetzt erst bemerkt, diese Kritik.

Scheiße, ist die gut. :respekt:

(klüngelklischeemitdiesemlobeneinesetabliertenautorserfüllt)

Zitat von: Bettwurst am  7 Januar 2008, 02:31:31
auch wenn es mir völlig egal gewesen wäre, wenn der Film anders geheißen hätte, an dem Titel sollte man sich auch gar nicht so aufhängen, finde ich.

Da kann man sich gar nicht genug dran aufhängen. Wenn man einen Digitaloptikthriller über moderne Undercoverarbeit drehen will, dann nennt man ihn gefälligst nicht "Miami Vice", um die Leute zu verarschen.

Sollte es Mann allerdings um eine filmische Entsprechung der 80er-Popkultur-Substanz gegangen sein, so kommt man nicht umhin, "Miami Vice" als wahren Geniestreich anzuerkennen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 7 Januar 2008, 18:34:58
Zitat von: Chili Palmer am  7 Januar 2008, 18:25:49
Wenn man einen Digitaloptikthriller über moderne Undercoverarbeit drehen will, dann nennt man ihn gefälligst nicht "Miami Vice", um die Leute zu verarschen.

Ach was, ein bißchen verarscht werden hat noch keinem geschadet.  :icon_mrgreen:

Zitat von: Chili Palmer am  7 Januar 2008, 18:25:49
Sollte es Mann allerdings um eine filmische Entsprechung der 80er-Popkultur-Substanz gegangen sein, so kommt man nicht umhin, "Miami Vice" als wahren Geniestreich anzuerkennen.

:icon_lol:
Eben. Man muß es nur richtig interpretieren.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 7 Januar 2008, 19:00:52

Sie haben ja auch leicht reden, Mister

Zitat von: Bettwurst am  7 Januar 2008, 02:31:31
ich kenne die Serie gar nicht so

;)

Zitat von: Bettwurst am  7 Januar 2008, 18:34:58
:icon_lol:
Eben. Man muß es nur richtig interpretieren.

Und dass Sie als Verkörperung der schultergepolsterten Substanzverpuffung das so sehen, überrascht mich nicht im Geringsten, Mr. B.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 7 Januar 2008, 19:24:18
Bei den Anzügen wäre mir ohnehin nur schlecht geworden.  :kotz:

anonsten, ganz unter uns, ist doch eh klar: Substanz verträgt sich doch gar nicht mit echtem Rock n Roll, Dr. L.  :dodo: und überhaupt: hohl fickt besser.  :LOL:  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 7 Januar 2008, 19:29:48
Zitat von: Bettwurst am  7 Januar 2008, 19:24:18
hohl fickt besser.

Genau das hat sich Michael Mann bestimmt auch gedacht. Der Film ist entschlüsselt. Hurra!  :LOL:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 7 Januar 2008, 19:47:53
Klar, letztlich gehts doch immer nur um das Eine, vor allem wenn Farrell mitpsielt. Heil dem Autorenbereich, hier klärt sich alles auf.  :respekt:

Und morgen nehmen wir uns in Rajkos Thread "Ali" vor..  :rofl:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 7 Januar 2008, 20:13:55
Zitat von: Bettwurst am  7 Januar 2008, 19:47:53
Und morgen nehmen wir uns in Rajkos Thread "Ali" vor..  :rofl:

Da habe ich aber kein Review geschrieben, außerdem ist mein Thread schon genug verseucht mit Diskussionen um Regisseure, die mir am Arsch vorbeigehen. :icon_razz:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 7 Januar 2008, 20:20:50
Mich würde sowieso mal interessieren was passieren würde, wenn plötzlich Michael Mann, Ron Howard, Joel Schuhmacher und Gus Van Sant dich in Berlin treffen und mit dir ein Schwätzchen halten würden wollen! ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 7 Januar 2008, 20:22:47
Zitat von: Mr. Hankey am  7 Januar 2008, 20:20:50
Mich würde sowieso mal interessieren was passieren würde, wenn plötzlich Michael Mann, Ron Howard, Joel Schuhmacher und Gus Van Sant dich in Berlin treffen und mit dir ein Schwätzchen halten würden wollen! ;)

In der Tat könnten dies die Schattenseiten meines beruflichen Schaffens werden, aber der Fairness halber sei gesagt: Jeder der genannten Regisseure hat ja auch einen oder sogar mehrere Filme gemacht, die ich mag.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 Januar 2008, 20:25:21
Chili, Bettwurst, ihr habt echt mächtig einen an der Waffel. Sehr geile Analyse. Ich sollte mal Chiliwurst versuchen, wie es aussieht, setzt die halluzinogene Stoffe frei.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 21 Januar 2008, 01:33:23
Zitat von: Vince am  7 Januar 2008, 20:25:21
Chili, Bettwurst, ihr habt echt mächtig einen an der Waffel.

Ich denke, ich kann für uns beide sprechen, wenn ich sage: Dankeschön.  ;)

Zu deinem Haunted-Hill-2-Review: In "Stanley Kubrick: A Life In Pictures" wird anhand des in einem Plattengeschäft in "Clockwork Orange" stehenden 2001-Soundtracks gesagt, dass Kubrick hiermit den Punkt erreicht hatte, an dem er sich solche Selbstreferenzen erlauben konnte. Wenn nun also der Gag vom unter Verstopfung leidenden Jeffrey Combs zweitverwertet wird, würde ich jedem anderen Ideenarmut vorwerfen, in deinem Fall bleibt mir aber nur festzuhalten:

Du kannst dir solche Selbstreferenzen erlauben.

Und bevor ich hier wegen Vergleichen mit dem Filmgott von Kenzie oder wegen prätentiösen Gedröhnes von Vega kielgeholt werde, merke ich kritisch an, dass deine kryptische Bemerkung bezüglich "Jumanji" genau das Gegenteil vom Sinn und Zweck deines Verrisses bewirkt hat: Irgendwie möchte ich da jetzt ganz gerne reinschauen.  :icon_mrgreen:

Apropos Jumanji: Kennst du Zathura? Den fand ich ja sogar besser.

Und, um last but not least mal einen Klassiker von dir hervorzuzerren: Schöne "Dschungelolympiade"-Kritik.
Den muss ich unbedingt mal wieder gucken *an den grandiosen Kurt Wuffner denk*, schade, dass die DVD so teuer ist.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 21 Januar 2008, 02:49:50
Zitat von: Chili Palmer am 21 Januar 2008, 01:33:23
Apropos Jumanji: Kennst du Zathura? Den fand ich ja sogar besser.

Das ist korrekt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 21 Januar 2008, 03:07:10
Oh, das find ich gut, denn den kenn ich noch nicht, finde jedoch schon Jumanji ziemlich geil.   :dodo:

Für das Kompliment bedanke ich mich natürlich auch.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 21 Januar 2008, 14:29:53
Zitat von: Chili Palmer am 21 Januar 2008, 01:33:23
Zu deinem Haunted-Hill-2-Review: In "Stanley Kubrick: A Life In Pictures" wird anhand des in einem Plattengeschäft in "Clockwork Orange" stehenden 2001-Soundtracks gesagt, dass Kubrick hiermit den Punkt erreicht hatte, an dem er sich solche Selbstreferenzen erlauben konnte. Wenn nun also der Gag vom unter Verstopfung leidenden Jeffrey Combs zweitverwertet wird, würde ich jedem anderen Ideenarmut vorwerfen, in deinem Fall bleibt mir aber nur festzuhalten:

Du kannst dir solche Selbstreferenzen erlauben.

Und bevor ich hier wegen Vergleichen mit dem Filmgott von Kenzie oder wegen prätentiösen Gedröhnes von Vega kielgeholt werde,
Nicht nur von den beiden, von mir gleich mit dazu. Das ist ja eine geradezu blasphemische Äußerung. Der arme Stanley, wenn der das lesen könnte. ;)
War halt nen kleener Insider extra für den Chili, ich wusste ja, dass du den Gag hier schonmal erwähnt hattest.  ;)

Zitatmerke ich kritisch an, dass deine kryptische Bemerkung bezüglich "Jumanji" genau das Gegenteil vom Sinn und Zweck deines Verrisses bewirkt hat: Irgendwie möchte ich da jetzt ganz gerne reinschauen.  :icon_mrgreen:
Lohnt sich natürlich nicht wirklich, das ist einfach nur eine Szene, die arg an "Jumanji" erinnert...

ZitatApropos Jumanji: Kennst du Zathura? Den fand ich ja sogar besser.
Jein. Gesehen ja, aber nicht mit voller Aufmerksamkeit. Mein vager Eindruck war, dass er nicht unoriginell war, aber irgendwie nicht an die Schauwerte von "Jumanji" rankommt. Aber um das zu spezifizieren, müsste ich mich noch mal im vollen Bewusstsein ransetzen, mein Urteil ist da im Moment wenig wert.

ZitatUnd, um last but not least mal einen Klassiker von dir hervorzuzerren: Schöne "Dschungelolympiade"-Kritik.
Ähm, ich muss dazu sagen, dass ich da etwas gemacht habe, das ich heutzutage niemals mehr machen würde: ich habe eine Kritik auf schwammigen Erinnerungen geschrieben, die zu dem Zeitpunkt Jahre zurücklag, wenn nicht sogar schon ein Jahrzehnt. Passend, dass du gerade jetzt auf die Kritik verweist, denn bei meiner aktuellen "Dumbo"-Kritik habe ich diesen Fehler umgangen. Das ist genauso wie "Die Dschungelolympiade" eine Kindheitserinnerung gewesen, beide Filme hatte ich Dutzende Male gesehen. "Dumbo" habe ich letztes Wochenende zum ersten Mal seit etlichen Jahren wieder gesehen und obwohl ich die Befürchtung hatte, der Zauber sei inzwischen verflogen, bin ich von einer nostalgischen Welle überschwemmt worden. War ein tolles Gefühl.

Und wenn du jetzt erwähnst, dass es eine "Dschungelolympiade"-DVD gibt (war mir irgendwie gar nicht bewusst), sollte ich unbedingt mal Ausschau halten. Wie gerne würde ich diesen Film mal wieder sehen...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 21 Januar 2008, 14:43:29
Zitat von: Vince am 21 Januar 2008, 14:29:53
Das ist ja eine geradezu blasphemische Äußerung. Der arme Stanley, wenn der das lesen könnte. ;)
War halt nen kleener Insider extra für den Chili

Ich bin auch fast ein wenig stolz auf mich, wie ich aus dieser Insider-Mücke einen blasphemischen Elefanten gemacht habe.  :icon_mrgreen:

"Dschungelolympiade" ist gerade röstfrisch erschienen und halt entsprechend teuer, "Zathura" bekommt man mittlerweile überall nachgeworfen (um mal ein wenig embedded Schnäppchenthread zu betreiben: zuletzt 2.99€ bei Weltbild).
Der hat mir gezeigt, dass Jon Favreau das Händchen besitzt, dass nötig ist, um aus Projekten wie "Iron Man" großartige Comic-Unterhaltung zu zaubern.

Und "Dumbo" ist auch eine fantastische Kritik geworden. Wahrlich kein blasphemischer Elefant.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 21 Januar 2008, 14:48:45
Zitat von: Chili Palmer am 21 Januar 2008, 14:43:29
"Dschungelolympiade" ist gerade röstfrisch erschienen und halt entsprechend teuer,
Hui, gut zu wissen. Danke, dann halte ich mal Ausschau.
Bei "Zathura" hätt ich ja eigentlich viel lieber das Doppelpack mit Jumanji, den ich auch noch nicht in der Sammlung habe... andererseits sind 3 Euro echt ein Schnäbbsche...

ZitatUnd "Dumbo" ist auch eine fantastische Kritik geworden.
Danke!

ZitatWahrlich kein blasphemischer Elefant.  ;)
Zumindest blasierte Elefanten gibts da zuhauf. ;) Und rosa Elefanten... mir wird gerade bewusst, dass Barney Gumbles "Stampfi" offenbar eine "Dumbo"-Hommage ist, oder?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 21 Januar 2008, 14:54:00
Zitat von: Vince am 21 Januar 2008, 14:48:45
Bei "Zathura" hätt ich ja eigentlich viel lieber das Doppelpack mit Jumanji, den ich auch noch nicht in der Sammlung habe... andererseits sind 3 Euro echt ein Schnäbbsche...

Hmm, Sammlerdilemma, ich kenn' das. Das Doppelpack ist auch recht hübsch. :icon_confused:

Und das mit Barney, ja, das könnte wirklich sein. Muss auch mal wieder dringend "Dumbo" gucken.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 22 Februar 2008, 01:17:06

Mein kürzlich gefasster Reviewplan zum "Tag, an dem die Erde stillstand", hat sich nach Lektüre deines Reviews erledigt.

Und ich bin froh darüber, denn ich hätte nur wiederholen können, was du hier so schön ausführst; Die Sonderstellung dieses warnenden Werks innerhalb seines Genres, umringt von paranoiden Zeitgenossen, seine gekonnte Umsetzung des globalen Phänomens über die Fernseh- und Rundfunkmontagen und die beeindruckenden "Alles-Aus"-Szenen, sowie der Ausblick auf die recht spannende Ausgangslage des geplanten Remakes.
Da fehlte letztendlich nur die Erwähnung, dass Gort noch ein weiteres Mal zur Erde zurückkehren sollte - im Rahmen einer polizeilichen Gegenüberstellung in Springfield. Sehe aber auch ein, dass diese brisante Information beim besten Willen nicht in den Text integrierbar ist. Aber so konnte ich wenigstens auch noch meinen Beitrag leisten. Klaatu barada nikto!

Feine Sache. Das Review, bei dem mein Mauszeiger stillstand.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 22 Februar 2008, 14:16:09
Springfield reicht immer aus für eine eigene Abhandlung... also nur zu, da lässt sich noch was rausquetschen! ;)
Vielen Dank für das Feedback, vielleicht motiviert das ja wieder zu etwas mehr Aktivität, ich hab momentan eine heftige Schreibkrise.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 22 Februar 2008, 14:44:22
(http://img137.imageshack.us/img137/8770/springfieldalienshl8.png)
ALF sagt: Kopf hoch!

Bei den hochklassigen Filmen, die jetzt anrollen, ist die Krise bestimmt schneller vorbei, als du "This makes me very angry" sagen kannst. Das ist gerade eher meine Krise: Wie soll ich all' diese Filme mitnehmen?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 22 Februar 2008, 15:11:21
Zitat von: Vince am 22 Februar 2008, 14:16:09
ich hab momentan eine heftige Schreibkrise.

Ein verbreitetes Phänomen. Zwischen Anfang Dezember und Februar ging es mir genauso, ich habe verhältnismäßig wenig geschrieben und hatte überhaupt keine Lust, hielt alles von mir für schrecklich und unzumutbar. Richtig gefangen habe ich mich noch nicht, aber ich versuche meine Schaffenskrise nicht so zu stilisieren wie McKenzie und in einer Mischung aus "8 1/2" und "M. Butterfly" zur Selbstinszenierung hochzuschrauben. :icon_mrgreen:

Das geht bestimmt vorüber. Vor gar nicht so langer Zeit habe ich doch erst festgestellt, wie viele Reviews mir von dir in letzter Zeit gefallen haben.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 22 Februar 2008, 15:22:27
Danke euch für die Aufmunterung... ja das wird schon wieder, gerade im Moment kommt halt noch dazu, dass wichtige Prüfungen unmittelbar bevorstehen und auch noch einige private Dinge, Motivation und Kreativität sind wie davongeflogen, die Texte gefallen mir nicht mehr und überhaupt bin ich momentan wieder eher bei CD-Reviews. Aber das ändert sich alles noch.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Februar 2008, 15:11:21
Richtig gefangen habe ich mich noch nicht, aber ich versuche meine Schaffenskrise nicht so zu stilisieren wie McKenzie und in einer Mischung aus "8 1/2" und "M. Butterfly" zur Selbstinszenierung hochzuschrauben. :icon_mrgreen:

Ist der jetzt eigentlich fürs Erste komplett von der Bildfläche verschwunden? Hab ewig nix mehr von ihm gelesen, weder Reviews noch Forenbeiträge.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 22 Februar 2008, 15:24:11
Zitat von: Vince am 22 Februar 2008, 15:22:27
Ist der jetzt eigentlich fürs Erste komplett von der Bildfläche verschwunden? Hab ewig nix mehr von ihm gelesen, weder Reviews noch Forenbeiträge.

10 Tage Berlinale + Restverdauungszeit = in Kürze dürfte er wieder zur Stelle sein
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 22 Februar 2008, 15:24:34

Vega hat ihn in die Grube des Sarlacc geworfen, nehme ich mal an.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 22 Februar 2008, 15:26:28
Was immer noch besser ist als der sehr unrühmliche Abgang des später ja doch mit Bedeutung aufgeladenen fetten Boba.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 22 Februar 2008, 15:30:18

Ich sehe euch beide gerade richtig gemütlich zur Berlinale beisammensitzen - wie Han und Greedo.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 22 Februar 2008, 15:31:15
Ich schieße zuerst.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 22 Februar 2008, 15:32:41

Tut dir hoffentlich leid, die Sauerei.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 22 Februar 2008, 19:09:52
Ich kondoliere dir, Vince, jetzt sind wir schon zu dritt.  :pidu: :andy: :icon_mrgreen:

Mach' es einfach wie ich und lehne dich entspannt zurück. Mehr als warten kannst du ohnehin nicht tun, man kann die Muse nicht herbeirufen, sie muss schon von selbst angeschwebt kommen.  :icon_lol:

Avantgardistische oder transgressive Underground-Kurzfilmer sind übrigens ein lohnendes Therapie-Objekt, ich versuche mir gerade auch, an solcherlei Dingen meine Autoren-Weisheitszähne abzufeilen.

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Februar 2008, 15:11:21
aber ich versuche meine Schaffenskrise nicht so zu stilisieren wie McKenzie und in einer Mischung aus "8 1/2" und "M. Butterfly" zur Selbstinszenierung hochzuschrauben. :icon_mrgreen:

:nono: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen, Süßer. :anime:

In Wirklichkeit war das ganze Gejammere von mir doch nur eine Rechtfertigung für die schlechte Qualität der Reviews - oder bist du selbst nachdem du mich nun live in all meiner Bescheidenheit ( :icon_cool:) erlebt hast, immer noch der Überzeugung, das ich narzisstische Tendenzen aufweise? Ein narzisstischer Autor greint nicht, er schreibt.  :icon_twisted:

Zitat von: Mr. Vincent Vega am 22 Februar 2008, 15:24:11
Zitat von: Vince am 22 Februar 2008, 15:22:27
Ist der jetzt eigentlich fürs Erste komplett von der Bildfläche verschwunden? Hab ewig nix mehr von ihm gelesen, weder Reviews noch Forenbeiträge.

10 Tage Berlinale + Restverdauungszeit = in Kürze dürfte er wieder zur Stelle sein

Immer noch kein eigener Internet-Anschluss und sehr, sehr wenig Zeit. Die Berlinale dürfte auch einen nicht unbeachtlichen Teil dazu beigetragen haben - 10 Tage leben und schlafen wie ein echter Cinemensch, zusammen mit anderen Cinemenschen - davon hat man dann nach 35 Filmen, wenig Schlaf und viiiiel Nerdigkeit erst einmal die Nase voll.  ;)

Zitat von: Chili Palmer am 22 Februar 2008, 15:30:18

Ich sehe euch beide gerade richtig gemütlich zur Berlinale beisammensitzen - wie Han und Greedo.

Wurde leider nix draus, wir saßen lediglich bei einer japanischen Rosamanze gemeinsam im Kino (was ich nicht wusste...) und so blieb leider der "Kinobesuch mit Filmgespräch" aus (um ein Haar wären wir zusammen in "There Will Be Blood" gegangen, das wäre was geworden - nämlich Konsens, vom allerfeinsten).  :bawling: :icon_twisted:

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Jared Kimberlain am 16 April 2008, 08:49:43
Hi Vince,

freut mich, dass deine "Blockade" sich allem Anschein nach gelegt hat.
Habe mit heute morgen dein Review zu "The Verdict" angeschaut (habe den Film selbst gerde gekauft und gesehen) und kann dir dazu nur sagen, sehr gelungen.
Wirklich gut, freue mich auf mehr.

Gruß,
J.K.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 16 April 2008, 14:37:12
Danke JK. Du weißt ja, auf deine Meinung lege ich sehr viel wert gerade bei Filmklassikern, ich weiß ja um dein gigantisches Filmwissen und dass du auch nicht davor zurückschreckst mir zu sagen, wenn ich in Sachen Interpretation mal irgendwo daneben gegriffen habe.

Richtig gelegt hat sich die Blockade leider noch immer nicht, die totale Schreibeuphorie, wie ich sie früher schon mal hatte, ist noch nicht wiedergekommen und mit meinen Texten war ich auch schon mal zufriedener. Aber ich will schon ein bisschen im Rennen bleiben und nicht ganz aufgeben und wenn es mich dann mal wieder ein bisschen kitzelt, nutze ich es aus. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Jared Kimberlain am 16 April 2008, 16:19:42
Danke für die Blumen.

Ich habe dich ja im Abo  :icon_mrgreen: , und habe auch deine letzten Reviews gelesen.
Da habe ich mich auch noch zurück gehalten, weil mir teils die Filme unbekannt waren und deine übliche Qualität nicht ganz rüberklam.

Aber mit "The Verdict" habe ich dich doch wieder so gelesen, wie ich es sehr schätzen gelernt habe. Wobei selbst hier zu erkennen ist, das die Freude am Schreiben bei dir noch nicht wieder so richtig da ist. War in diesem Fall aber sekundär, hat mir wirklich gefallen.

Also, nicht aufgeben. Du bist schließlich mein einziger Review Autor, den ich noch im Abo habe.  ;)

Gruß,
J.K.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 16 April 2008, 17:41:33
Merci beaucoup, das ehrt mich.
Ich bete mir halt noch ein paar Mal "Tschakkaaaa - du schaffst es" vor, dann bin ich bald wieder auf Hochtouren. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 19 April 2008, 14:11:57
Mr. McKenzie, Ihr Fehdehandschuh war beileibe kein Federhandschuh, denn er schmerzte mein Gesicht auch zwei, drei Tage nach Ansicht von "Crash" noch und so musste ich es kühlen:
*Klick* (http://www.ofdb.de/review/1758,292162,Crash)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 20 April 2008, 01:23:03
Ich werde darauf später (per edit) zu sprechen kommen. Es gibt etwas Haue. :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 20 April 2008, 16:33:20
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 20 April 2008, 01:23:03
Es gibt etwas Haue. :icon_mrgreen:

Ja, bestraf mich!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 20 April 2008, 19:05:49
Von mir gibt es auch ein wenig Haue...

Ich sitze gerade am Notebook eines Freundes und da ich mit der Handhabung dieser Dinger nicht gerade gut Freund bin spare ich mir das direkte Zitieren am besten...

Ich bin fasziniert davon, wie du weitgehend ohne einen Kritiker-typischen, prätentiösen Sprachgebrauch so kryptisch und in den Formulierungen komplex sein kannst; da wird die Schlichtheit an sich schon fast wieder zur Prätention - eine Gefahr, in der ich mich auch oft schweben sehe (es sei bezüglich meiner Schaffenskrise angemerkt das sich auf meiner Festplatte inzwischen schon ein ansehnlicher Berg halbfertiger oder auf Eis gelegter Reviews angesammelt hat...).

Es fasziniert mich, wie offensichtlich lakonisch du den Film wahrgenommen hast - als interessantes Kuriosum aber zugleich auch Extrem im Cronenbergschen Schaffen, aber eben auch als einen Film, der ohne selbiges relativ verloren und hilflos in der Hemisphäre ernsthafterer Sexualstudien im Mainstream (Mr. Vincent Vega verzeihe mir das ob meiner 10/10 für den Film) hängen würde.

Kurz gesagt: Gerade das kann ich nur bedingt verstehen und dann vor allem dadurch, das "Crash" irgendwo schon direkt auf Cronenbergs letzte 3 verweist die sich allesamt durch eine gewisse Unauffälligkeit, eine scheinbare Konventionalität auszeichnen und deren Kern einer subjektiveren Wahrnehmung unterliegt als noch die Frühphase (etwa von "Shivers" bis "Die Fliege" oder "Naked Lunch"). Als Beispiel hier ja auch die sehr zweigeteilte Rezeption von "Eastern Promises". Vielleicht befinde ich mich in einem gewaltigen Irrtum, wenn ich vermute, das dir der sich "normal" stellende aber auch abstrakt wirken wollende Umgang mit den sexuell veräußerten Neurosen in "Crash" wie ein Rückzieher vorkam im Vergleich zu den "mittleren" Filmen der Frühphase in denen Cronenberg noch unbedarfter aber eben doch schon sehr reif, nur mit einem Quäntchen weniger Selbstbewusstsein zur Sache ging (Vielleicht auch die späteren Filme, hast du "Naked Lunch" schon gesehen?).

Da ich gerade etwas mit mir ringe, weil ich fürchte, dir meine eigentlichen Kritikpunkte nicht wirklich verständlich machen zu können, greife ich zu meiner geliebten Plakativität, auch auf die Gefahr hin, missverstanden zu werden:
Der Tenor deines Reviews erweckt den Anschein, als wäre dir die Kenntnis einiger (oder sogar zahlreicher, aller?) vorangegangenen Cronenberg-Filme wie ein großer Balken vor dem Kopf gehangen, als hätten sie dich behindert insofern als du den Film nur noch als Cronenberg wahrnehmen konntest, nicht mehr aber als vollkommen eigenständigen Film. Das habe ich persönlich getan und deine Verknüpfungen zur offensiven Körperlichkeit der früheren Filme sind zwar nachvollziehbar und sicher auch im Grunde richtig, allzu wichtig finde ich sie allerdings nicht. "Crash" markiert (und damit schließt sich imo der Kreis zu den letzten drei Filmen "Spider", "A History of Violence" und "Eastern Promises", du erinnerst dich ja vielleicht noch an mein Review zu letzterem) für mich persönlich die erste echte Abkehr Cronenbergs von der Körperlichkeit hin zur filmischen Sinnlichkeit (nicht einmal so sehr im erotischen Sinne!) und vielleicht hat dich das einfach irritiert. (Sehr anmaßend von mir, ich weiß  ;)). Deine Vermutung, der Film würde ohne Kenntnis von Cronenbergs übrigen Filmen eher so aufgenommen werden müssen (dieses "ausschließlich" brannte mir wie ein Dorn im Auge - das ist dann vielleicht ein klein wenig anmaßend von dir)

ZitatDie Funktionalität dieses für sich genommen allzu sterilen Fleisch-Metall-Amalgams ist also ausschließlich im Gesamtkontext von Cronenbergs Schaffen zu begreifen, da es sich vollends in seinen Dienst stellt. Außerhalb ist es wenig mehr wert als ein gewöhnlicher Film über ungewöhnliche sexuelle Obsessionen; innerhalb stellt es die Schienen für den Übergang vom Biologischen ins Psychologische.

begründet sich anscheinend eher auf einer Vermutung, du hast ihn ja im Schaffenskontext eingeordnet (einordnen ist immer doof, manchmal lasse ich mich aber auch dazu verführen  :icon_mrgreen:), einer Vermutung die ich jetzt mal ganz stark bezweifeln möchte (nicht zuletzt deshalb, weil einer meiner Begleiter im Kino noch nichts von Cronenberg gesehen hatte und vollkommen begeistert war - es handelt sich dabei um eine Person mit durchaus ungewöhnlichem Geschmack die sich an gewöhnlicheren Dingen nur partiell begeistern kann).

Nun ja, vielleicht verstehst du ja was ich meine, vielleicht bin ich dreist, auf jeden Fall könnte dir ein wenig intellektuelle Entschlackung nicht schaden (Die Metaphern meine ich nicht, die sind hier wirklich sehr exquisit, besonders diejenige um den sich verformenden Sandstein, wunderbar :respekt:), sonst landest du noch in Bamako (Insider, heißt soviel wie: Im Himmelreich der Prätention  :icon_lol:), trotzdem war dieser Text das anregendste neue OFDb-Review, das ich seit einiger Zeit gelesen habe, sehr interessant (vielleicht resultiert das labyrinthische linguale Treppenhaus des Reviews auch aus dem Film selbst, manchmal kann man einfach nicht anders [gestern habe ich zum 2. Mal "There will be Blood" gesehen und war am Ende, glaubte, den Film einigermaßen verstanden zu haben - meine Kritik, würde ich eine schreiben, wäre vermutlich ebenfalls sehr prätentiös]).

Lange Rede, kurzer Sinn: 7/10, dito.  :icon_mrgreen: :icon_cool:

EDIT: Vielleicht habe ich auch dein Review überhaupt nicht verstanden und den Review-Godard im Schafspelz in dir noch nicht entdeckt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 20 April 2008, 19:08:40
Wie es der Zufall so will, habe auch ich neulich "Crash" gesehen und für sehr seltsam, aber trotz aller Befremdlichkeit für gut befunden. Deswegen war ich umso gespannter, als du nun eine Review zu diesem Film geschrieben und mit der gleichen Punktzahl wie ich bedacht hast.

Du erwähnst gleich zu Beginn Folgendes:

ZitatEs ist hinlänglich bekannt, dass David Cronenberg mit seinem Gesamtwerk ein Leitthema verfolgt: die Mutation im weitesten Sinne, meist mit einer Selbstzerstörung am Ende des Fadens.

Ich habe schon einmal vor längerer Zeit einen Essay über Cronenberg gelesen auf der dann leider von einem Hacker drangsalierten Seite kinetoskop.de, der dieselbe Thematik aufgriff. Darf ich fragen, woher man diese Infos zu Cronenbergs Schaffen bekommt?

Ansonsten noch eine Nachfrage: Aufgrund deiner doch ausführlichen Darlegungen um Solipsismus etc., die allesamt zwar für mich etwas hochtrabend, aber beim wiederholten Lesen zusehends verständlich werden, stelle ich mir die Frage, ob du selbige Ausführungen wiederum einem Essay zu Cronenberg oder einem Philosophiestudium  ;) entnommen hast. Auf jeden Fall habe ich selten eine so in Sachen Inhalt äußerst analytische und tiefsinnige Review gelesen, auch wenn du es hin und wieder mit der bildlichen "Körper"-Sprache etwas übertreibst...

Weiter so!  :respekt:

Ich habe den Film zwar neben dem Deformierungsaspekt eher als Metapher auf den durch Statussymbole pervertierten, amerikanischen Way of Life verstanden (Autos werden zur Obsession, der exzessive Konsum kann tödlichen Ausgang haben), dies sind jedoch nur meine bescheidenen Überlegungen, die auf keinerlei Literatur beruhen. Ebenso wie ich ja immer noch die These vertrete, "There Will Be Blood" wäre ein Quasi-Anti-Cronenberg - und ja, ich könnte es sogar begründen  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 20 April 2008, 19:12:44
Zitat von: filmimperator am 20 April 2008, 19:08:40
Ebenso wie ich ja immer noch die These vertrete, "There Will Be Blood" wäre ein Quasi-Anti-Cronenberg - und ja, ich könnte es sogar begründen  ;)

Review?  :icon_twisted: :eek:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 20 April 2008, 19:21:54
Zitat von: McKenzie am 20 April 2008, 19:12:44
Zitat von: filmimperator am 20 April 2008, 19:08:40
Ebenso wie ich ja immer noch die These vertrete, "There Will Be Blood" wäre ein Quasi-Anti-Cronenberg - und ja, ich könnte es sogar begründen  ;)

Review?  :icon_twisted: :eek:

Für eine Rezension würde dieser eher schwer verständliche Gedankengang nicht wirklich ausreichen und der Zeitpunkt meiner Film-Rezeption liegt auch schon zu weit zurück. Allerdings versuche ich dies jetzt hier einmal kurz darzustellen: Daniel Plainview war schon immer ein Einzelgänger, bricht sich bei seinen ersten Bohrungen das Bein und benutzt fortan nur noch seine Mitmenschen als Mittel zum Zweck bis er sie verstößt (seinen ertaubten Sohn) oder ermordet (seinen Pseudo-Bruder). Eine Familie von ihm als solche existiert nicht und der Aspekt der körperlichen Deformierung wird bei "There Will Be Blood" auf die Ebene der psychischen Deformierung gehievt: Der fortschreitende Verfall, der fortschreitende Niedergang (wie Vince ihn in seiner "Crash"-Kritik auch thematisiert hat) von geistigen, oder besser: moralischen und somit mentalen Werten, die sich in ihrer Konsequenz in eine Überbietungslogik ergeben. Erst Verstoß, dann schneller Mord, schließlich genüssliche Zelebration des Mordens nach zuvoriger Erniederigung...
So in etwa. Plausibel - auch ohne Review?  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 20 April 2008, 20:16:23
Ja, nachvollziehbar, interessant. Ich bleibe persönlich dabei, dass man den Charakter Daniel Plainview aber nicht verurteilen darf, sonst bleibt einem der richtige Zugang zum Film verschlossen (ach ja, das ist schon wieder richtigs schön elitär).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 20 April 2008, 21:15:45
Ich danke euch für eure (bzgl. Kenzies erstem Posting) mir nicht immer ganz schlüssigen, aber durchweg hochinteressanten Rückmeldungen.

MccKenzie, ich mag dich womöglich nicht richtig verstanden haben - es fällt mir etwas schwer, deinen Kritikpunkten so recht zu folgen... auch weil ich irgendwie glaube, in ihnen eigentlich eher Zustimmungen zu meiner Argumentation erkennen zu können. Ich geh's mal ein bissl durch:


Zitat von: McKenzie am 20 April 2008, 19:05:49
da wird die Schlichtheit an sich schon fast wieder zur Prätention - eine Gefahr, in der ich mich auch oft schweben sehe
Ich mich selbst auch - seit Monaten oder gar Jahren. Die Sache hatten wir ja schon mal angesprochen. Das Prätentiöse an sich liegt mir mehr als fern - jeder, der mich persönlich kennt, wird das bestätigen - aber mein Stil hat wohl so was an sich, das mich hin und wieder in diese Ecke drängt.

ZitatEs fasziniert mich, wie offensichtlich lakonisch du den Film wahrgenommen hast - als interessantes Kuriosum aber zugleich auch Extrem im Cronenbergschen Schaffen, aber eben auch als einen Film, der ohne selbiges relativ verloren und hilflos in der Hemisphäre ernsthafterer Sexualstudien im Mainstream (Mr. Vincent Vega verzeihe mir das ob meiner 10/10 für den Film) hängen würde.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich zustimmen würde, dass ich den Film als "Extrem" sehe... ja, vielleicht, weil er strukturell gesehen eine Ausnahmeposition einnimmt mit seiner intervallartigen Permanenz, diesem Fortbewegen über die sexuellen Höhepunkte, von einem zum nächsten und gerade DURCH diese kumulative Anhäufung der Sexszenen selbige als "Höhepunkte" demontierend. Es kam mir so vor, als wenn Cronenberg die Sexualität ihrer "Pointe" berauben wolle, indem er das Infinite aufgreift, von dem ich ja ziemlich zu Beginn schreibe.

ZitatKurz gesagt: Gerade das kann ich nur bedingt verstehen und dann vor allem dadurch, das "Crash" irgendwo schon direkt auf Cronenbergs letzte 3 verweist die sich allesamt durch eine gewisse Unauffälligkeit, eine scheinbare Konventionalität auszeichnen und deren Kern einer subjektiveren Wahrnehmung unterliegt als noch die Frühphase (etwa von "Shivers" bis "Die Fliege" oder "Naked Lunch").
Na genau darauf will ich doch hinaus. "Crash" eben als die das Zurückliegende resümierende, vor allem aber das die Weichen stellende Bindeglied für die dann folgenden Filme.

ZitatAls Beispiel hier ja auch die sehr zweigeteilte Rezeption von "Eastern Promises". Vielleicht befinde ich mich in einem gewaltigen Irrtum, wenn ich vermute, das dir der sich "normal" stellende aber auch abstrakt wirken wollende Umgang mit den sexuell veräußerten Neurosen in "Crash" wie ein Rückzieher vorkam im Vergleich zu den "mittleren" Filmen der Frühphase in denen Cronenberg noch unbedarfter aber eben doch schon sehr reif, nur mit einem Quäntchen weniger Selbstbewusstsein zur Sache ging (Vielleicht auch die späteren Filme, hast du "Naked Lunch" schon gesehen?).
"Naked Lunch" war mein zweiter Cronenberg nach "Die Fliege", ja...
Ansonsten kann ich dir in diesem Abschnitt nicht so recht folgen. Vielleicht, weil mir "Eastern Promises" noch fehlt...?
Die Inszenierung der Sexszenen etc. als "Rückzieher" zu betrachten, in solchen Dimensionen hab ich eigentlich gar nicht gedacht... vielleicht irritiert auch die eher tiefe Note (im Vergleich zu deinen 10 und Vegas 9), mit der ich aber - entgegen meiner Angewohnheiten, zugegeben - lediglich den, um es mal ganz salopp zu formulieren, "Unterhaltungswert" (bitte nicht zu wörtlich nehmen) bewerten wollte oder eben die Fähigkeit dieses Films, auf eigenen Füßen zu stehen. Im Gegensatz dazu dann halt die Einordnung in den Gesamtkontext. Es gibt also durchaus eine Ebene, auf der ich "Crash" wesentlich stärker einstufe als bei der 7/10, die ja immer so ein wenig zu sagen scheint "joa ganz nett, feiner Film, hat Spaß gemacht" (und gerade das hat er ja nicht unbedingt!).

ZitatDer Tenor deines Reviews erweckt den Anschein, als wäre dir die Kenntnis einiger (oder sogar zahlreicher, aller?) vorangegangenen Cronenberg-Filme wie ein großer Balken vor dem Kopf gehangen, als hätten sie dich behindert insofern als du den Film nur noch als Cronenberg wahrnehmen konntest, nicht mehr aber als vollkommen eigenständigen Film.
Es fällt mir bei Cronenberg in der Tat schwer, einen seiner Filme außerhalb seines Gesamtschaffens zu betrachten, einfach wegen der roten Linie und der logischen, mitunter folgerichtigen Auswahl der Themen - aber bei "Crash" fiel es mir eigentlich nicht schwerer als sonstwo. Im Gegenteil, zu Anfang erschien mir "Crash" sogar als der autarkeste aller Cronenbergs. Das verkehrte sich ins Gegenteil, als ich intensiver über ihn nachdachte und die Dinge, die ihn gewissermaßen zur "Ausnahme" machen, hinterfragte. Daher vielleicht auch die "Wolf im Schafspelz"-Metapher.

ZitatDas habe ich persönlich getan und deine Verknüpfungen zur offensiven Körperlichkeit der früheren Filme sind zwar nachvollziehbar und sicher auch im Grunde richtig, allzu wichtig finde ich sie allerdings nicht.
Na meine Intention war halt aufzuzeigen, wie Cronenberg bislang arbeitete, um zu zeigen, wie "Crash" eine Rümpelaktion in Gang setzt, die (wiederum bezogen auf das Gesamtwerk) einem Sprung auf der evolutionären Leiter gleichkommt, wo relational dazu gesehen die älteren Filme eher mal ein Pickel auf dem Gesicht waren, der aufplatzte. Und das macht "Crash" für mich NUR im Kontext des Ganzen so außergewöhnlich: Im Film selbst wird der "Crash" seiner eigentlichen Natur beraubt, ein Klimax zu sein. Im Gesamtwerk Cronenbergs hingegen IST "Crash" ein Klimax, oder vielleicht auch eher ein Anti-Klimax aufgrund der Lethargie seiner Inszenierung. Dieses Paradoxon kommt eben nur im Zusammenspiel von Mikro- (nur der Film) und Makro- (Gesamtwerk)Ebene zustande und nicht, wenn man den Film als Einzelnes betrachtet.
Da du aber genau diesen Blickwinkel hast (den ich im Übrigen legitim finde, ich beanspruche nicht, dass man "Crash" nur auf meine Art interpretieren darf; das mag vielleicht im Review so rübergekommen sein, bei den entsprechenden Ausdrücken, die derartiges suggerieren, muss ich vielleicht noch mal rübergehen), ist es ja nur folgerichtig, dass du es für unwichtig hälst, auf die Körperlichkeit der früheren Filme einzugehen.

Zitat"Crash" markiert (und damit schließt sich imo der Kreis zu den letzten drei Filmen "Spider", "A History of Violence" und "Eastern Promises", du erinnerst dich ja vielleicht noch an mein Review zu letzterem) für mich persönlich die erste echte Abkehr Cronenbergs von der Körperlichkeit hin zur filmischen Sinnlichkeit (nicht einmal so sehr im erotischen Sinne!) und vielleicht hat dich das einfach irritiert. (Sehr anmaßend von mir, ich weiß  ;)).
Hier ist wieder so ein Punkt, wo ich glaube, dass du mir eher zustimmst als widersprichst... genau das sag ich doch? Die "ABKEHR" - alleine dieses Wort suggeriert doch eine Einordnung in den Kontext und verbietet eine autarke Betrachtung.

ZitatDeine Vermutung, der Film würde ohne Kenntnis von Cronenbergs übrigen Filmen eher so aufgenommen werden müssen (dieses "ausschließlich" brannte mir wie ein Dorn im Auge - das ist dann vielleicht ein klein wenig anmaßend von dir)
Jup, siehe oben. Da muss ich dann vielleicht mal das ein oder andere Wort ersetzen. Du kennst das ja vielleicht, wenn man einmal so richtig in der Leidenschaft ist (die war bei diesem Text übrigens erstmalig seit Monaten wieder so richtig da), wirft man gerne mit "ausschließlich", "absolut", "vollkommen", "keineswegs", "in jeder Hinsicht" etc. um sich. ;)

ZitatDie Funktionalität dieses für sich genommen allzu sterilen Fleisch-Metall-Amalgams ist also ausschließlich im Gesamtkontext von Cronenbergs Schaffen zu begreifen, da es sich vollends in seinen Dienst stellt. Außerhalb ist es wenig mehr wert als ein gewöhnlicher Film über ungewöhnliche sexuelle Obsessionen; innerhalb stellt es die Schienen für den Übergang vom Biologischen ins Psychologische.

Zitat(nicht zuletzt deshalb, weil einer meiner Begleiter im Kino noch nichts von Cronenberg gesehen hatte und vollkommen begeistert war - es handelt sich dabei um eine Person mit durchaus ungewöhnlichem Geschmack die sich an gewöhnlicheren Dingen nur partiell begeistern kann).
Puh, also diese "Begleiter-Reaktion"-Argumente finde ich ja immer ein wenig dubios. ;) Grundsätzlich ist es doch so, dass die meisten, die nicht grad unbedingt auf Meta-Jagd sind, eher wenig mit dem Film anfangen können (siehe zB. die Kritik von GhostShit) oder ihn zumindest nicht gut genug finden, um ihn zu seinen Lieblingen von Cronenberg zu zählen. Und das hat seine Gründe, wie ich finde.

ZitatNun ja, vielleicht verstehst du ja was ich meine, vielleicht bin ich dreist, auf jeden Fall könnte dir ein wenig intellektuelle Entschlackung nicht schaden
Ich weiß. Aber ein bisschen ist es halt auch wieder Cronenberg schuld, der Mistsack. :D Du erinnerst dich vielleicht ja noch an Fastmachines Attacke hier in meinem Thread - die ging auch Richtung Cronenberg-Review.
Ich denke auch, mein Ansatz ist vielleicht ein bissl zuuu verkopft einfach von den Inhalten her, hatte aber selbst eigentlich den Eindruck, diese extrem schwierig zu veräußernden inneren Monologe halbwegs verständlich in die Sprache der Normalsterblichen übersetzt zu haben. Halbwegs.

Zitattrotzdem war dieser Text das anregendste neue OFDb-Review, das ich seit einiger Zeit gelesen habe, sehr interessant
Na dann verbleibe ich hier ja wenigstens nicht ganz ohne Lob. Vielen Dank. ;)

Zitatvielleicht resultiert das labyrinthische linguale Treppenhaus des Reviews auch aus dem Film selbst, manchmal kann man einfach nicht anders
Ja, so ist das. Wie oben geschrieben. Was soll ich machen. Cronenberg is the one to blame for the whole mess! ;)

ZitatEDIT: Vielleicht habe ich auch dein Review überhaupt nicht verstanden und den Review-Godard im Schafspelz in dir noch nicht entdeckt.
Vielleicht geht es auch gar nicht darum, es wirklich zu verstehen, vielleicht muss man einfach nur was fühlen beim Lesen... sonst wär ich zB kein Fan von Apollons Kritiken, bei denen ich geschätzte 80 Prozent nicht kapiere und dennoch bin ich immer fasziniert. ;)

Zitat von: filmimperatorDarf ich fragen, woher man diese Infos zu Cronenbergs Schaffen bekommt?
Na ich würd mal sagen: durch fleißig Cronenberg gucken. ;) Ich weiß jetzt nicht, ob es grad ein Filmlexikon mit Cronenbergs Bild gibt und diese Information schwarz auf weiß danebensteht... das zieht man sich halt folgerichtig durch die Rezeption seiner Filme.

Der Begriff "Solipsismus" entstammt tatsächlich meinem Studium (Kommunikationswissenschaften, nicht Philosophie ;) ). Hab ich vor einiger Zeit mal irgendwo aufgegriffen und es crashte mir mit 120 Sachen in den Schädel, als der Spader die Unger von hinten nahm...

ZitatIch habe den Film zwar neben dem Deformierungsaspekt eher als Metapher auf den durch Statussymbole pervertierten, amerikanischen Way of Life verstanden (Autos werden zur Obsession, der exzessive Konsum kann tödlichen Ausgang haben), dies sind jedoch nur meine bescheidenen Überlegungen, die auf keinerlei Literatur beruhen.
Das schreit doch nach weiterer Ausführung in einem "Crash"-Review. Das "There will be Blood"-Review hat McKenzie ja schon gefordert. Das würd ich dann aber erst lesen, wenn ich den mal irgendwann selbst gesehen habe. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 20 April 2008, 22:09:35
Ich finde die Kritik tatsächlich auch ziemlich prätentiös. Vielleicht neigst du dazu, wenn es es darum geht, sich komplexen Stoffen zu nähern, ich erinnere mich, dass deine in medizinischer Sprache verfasste - ich glaube, ein wenig auch als Gag gemeinte - Besprechung zu DEAD RINGERS auch dieses Merkmal aufwies.

Würde ich den Unterhaltungswert des Films bewerten, bekäme er von mir sicher nur 5/10, im Gegensatz zu anderen Cronenberg-Filmen bedeutete dieser für mich Arbeit, aber eine sehr ergebnisreiche. Und die Genialität dieses Films hat sich deshalb 9 Punkte verdient, um das noch einmal kurz anzumerken. Im Übrigen stimme ich mit vielem von McKenzie nicht überein, vor allem grundsätzlichen Sachen, wie z.B., dass man Filme nicht ins Schaffenswerk ihres Regisseurs einordnen sollte, im Gegenteil, das ist bei Cronenberg mehr als sinnvoll (und vielleicht rechtfertigt McKenzie damit nur den Umstand, dass er noch diverse Lücken in dessen Oeuvre zu schließen hat :icon_mrgreen:).

Insgesamt gefällt mir die Besprechung natürlich, deinen Duktus habe ich oft gelobt, und ich würde mich nur wiederholen. Störender als sonst jedoch erscheint mir deine Vorliebe für blumige Metaphern, die das Beschriebene vielleicht veranschaulichen mögen (und sicher auch sollen), die ihr vorangestelltes Theorem aber stets mit einem quasi populistischen Nachsetzer entwürdigen. Das klingt seinerseits jetzt wieder etwas dramatisch, aber schon dieser erste Absatz hier zeigt das:

ZitatDie Destruktivität erfolgt jedoch einzig aus dem Grunde, weil der menschliche Körper den Veränderungen auf Dauer nicht standhalten kann; sonst ginge von Cronenbergs Filmen wohl eher die These der Unendlichkeit aus als die der Zerstörung. Aber gerade um den Körper und die Konfrontation seiner "Festigkeit" mit der Veränderung geht es ja. Seine Filme sind folglich Stromschnellen, die an den Felsen des Ufers entlanggleiten, ihnen Sandkörnchen entreißen und ihre Form damit unwiderruflich verändern.

Dem ersten Satz, der unbedingt richtig und eine m.E. überaus weise Erkenntnis ist, folgt eine unnötig prätentiöse Veranschaulichung, die das eben Gesagte noch einmal dichterisch nachplappert. So etwas beobachte ich öfter bei dir, und das ist nicht schlimm, aber es fällt doch negativ auf, wenn du betont "wissenschaftlich" vorgehst, so wie hier.

Interessant, dass du deine Eingangsthese im zweiten Absatz weiterverfolgst, und CRASH unterschwellig einen Bruch mit Cronenbergs bisherigen Arbeiten andichtest, weil er eine Unendlichkeit behandelt, die vorher durch Zerstörung unmöglich schien. Hierzu möchte ich nur anmerken, dass ich CRASH sehr stark auf DEAD RINGERS beziehe, der im Tod eine Erlösung sah für die Qual des menschlichen Daseins, die sich aus dem Wunsch nach Verschmelzung, dem Zurückfinden in den Urzustand ergab. Hier thematisiert Cronenberg weiterhin das Leiden des Menschen, doch er findet anders als zuvor Projektionsventile. Er arrangiert sich mit seiner Umwelt, und das im radikalsten Sinne: Er wird zu ihr. Das ist aber keine Unendlichkeit, das ist immer noch Zerstörung, und zwar Zerstörung aller Fügung. Und es ist (in Bezug auf das Ende, leider) Selbstzerstörung, auch wenn Cronenberg hier zu ungeahntem Optimismus aufläuft und die Veräußerlichung der Triebe quasi als therapeutischen Zweck darstellt (ist Deutungssache). Nur eine Anmerkung, überlies es einfach. :icon_mrgreen:

Richtig übrigens, dass man den Film im Cronenberg-Kontext sehen muss, was nicht heißt, dass er sich nur dann erschließt, es ist durchaus interessant, ihn isoliert zu betrachten. Was ich an CRASH ja so herausragend finde, und das ist etwas, das er im Kern bildet, wenn auch nicht ganz ernst (wie überhaupt alle Cronenberg-Filme immer auch komisch sind): Er bringt auf den Punkt, was für eine verklemmte Gesellschaft sich der zivilisierte Mensch eigentlich erdacht, angeschlossen und unterworfen hat. Er beschwört Multisexualität, das totale Verschmelzen, das Ende solch unsinniger Kategorien von Homo- und Heterosexualität (nebenbei: was für eine Hammerszene mit Spader und Koteas :icon_mrgreen:). Und er zeigt, wie der Mensch sich selbst beschneidet, wie er als sexuelles Wesen geboren wird, wie er zunächst alles sexuell wahrnimmt, alles sexualisiert (Babys lutschen an allem, fassen sich überall hin, erkunden ihre Umwelt ohne Scham), und sich dann immer mehr einschränkt, beherrscht und zurechtweist. Das beginnt mit einer ausgeprägten sexuellen Wahrnehmung und Entdeckungslust - und endet dann beim ehelichen Blümchensex im dunklen Schlafzimmer, wartet also nur auf den totalen Ausbruch, die totale Freimachung. CRASH ist ein Pamphlet pro Mensch, pro Sexualität, wie ich es so noch nie gesehen habe. Und damit bleibt sich Cronenberg doch sehr treu, denn er schildert die vermeintliche Evolution, das Entwickeln, das Erwachsenwerden als Rückwärtsprozess, so wie schon in DEAD RINGERS (ich halte deshalb diesen und CRASH vielleicht für seine beiden Meisterwerke). Und deine Gedanken (Stichwort: "Körper-Eskapismus") gehen da vielleicht in eine ähnliche Richtung wie meine, während wir in der Beurteilung völlig unterschiedlich vorgehen: Für mich ist das ja keine Flucht, sondern das absolute Gegenteil ("Der in "Crash" dargestellte Drang, sich von der eigenen biologischen Basis in das Mechanische zu flüchten, beschreibt ein Fluchtverhalten [...]").

Mein Kopf raucht grad, aber ich möchte noch in den Raum werfen, dass Cronenberg für meine Begriffe sogar die gesamte Fetischszene auf einen Nenner bringt. Und dass dieser Film einem so manche Klarheit bringen kann, wenn man nachts durch diverse Großstadtetablissements streift (dass das, was man gemeinhin als pervers abtut, eigentlich die freieste, konsequenteste, gesündeste Form von Sexualität bedeuten kann).

Und noch ganz kurz: Ich verehre Cronenberg dafür, dass er so viel weiterdenkt als alle anderen, dass er sich in Bereiche vorwagt, in die andere nicht mal hineinschnuppern würden, wiel sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftig sind. Und das macht ihn für mich zu einem Meister. Wenn alle immer über die Kanon-Filmemacher lamentieren, wird er oft vergessen, weil er kein so großer Handwerker ist. Aber er ist ein Denker, und das kann noch viel wichtiger sein. Nein, ist es. So. :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 20 April 2008, 22:38:44
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 20 April 2008, 22:09:35
ich erinnere mich, dass deine in medizinischer Sprache verfasste - ich glaube, ein wenig auch als Gag gemeinte - Besprechung zu DEAD RINGERS auch dieses Merkmal aufwies.
Das kannste dick unterstreichen. ;)

ZitatWürde ich den Unterhaltungswert des Films bewerten, bekäme er von mir sicher nur 5/10, im Gegensatz zu anderen Cronenberg-Filmen bedeutete dieser für mich Arbeit, aber eine sehr ergebnisreiche. Und die Genialität dieses Films hat sich deshalb 9 Punkte verdient, um das noch einmal kurz anzumerken.
9 plus 5 geteilt durch 2 = 7/10... rein mathematisch sind wir konsensbärig.  :icon_mrgreen:

ZitatDem ersten Satz, der unbedingt richtig und eine m.E. überaus weise Erkenntnis ist, folgt eine unnötig prätentiöse Veranschaulichung, die das eben Gesagte noch einmal dichterisch nachplappert. So etwas beobachte ich öfter bei dir, und das ist nicht schlimm, aber es fällt doch negativ auf, wenn du betont "wissenschaftlich" vorgehst, so wie hier.
Ein hilfreicher Einwand, den ich auch nachvollziehen kann; ganz wohl war mir nicht dabei, die Metapher noch einzubauen. Ich neige zur Paraphrasierung, wenn ich glaube, mich mit dem Vorhergehenden nicht hundertprozentig verständlich ausgedrückt zu haben, gerade weil es vielleicht zu wissenschaftlich ist - dadurch kommt diese Kombination vielleicht auch besonders oft vor.

ZitatRichtig übrigens, dass man den Film im Cronenberg-Kontext sehen muss, was nicht heißt, dass er sich nur dann erschließt, es ist durchaus interessant, ihn isoliert zu betrachten.
Keine Frage!

Zitat[...] Und deine Gedanken (Stichwort: "Körper-Eskapismus") gehen da vielleicht in eine ähnliche Richtung wie meine, während wir in der Beurteilung völlig unterschiedlich vorgehen: Für mich ist das ja keine Flucht, sondern das absolute Gegenteil ("Der in “Crash” dargestellte Drang, sich von der eigenen biologischen Basis in das Mechanische zu flüchten, beschreibt ein Fluchtverhalten [...]").
Ganz genau das hab ich mir bei deinen Ausführungen gerade auch gedacht. Der Unterschied ist, du betrachtest das Ganze eher soziologisch (oder eigentlich eher gesellschaftlich / konventional), ich setze bei geistigen Vorgängen an. Denn die Gruppenbildung in dem Film scheint mir gar kein Massenphänomen im klassischen Sinne zu sein, vielmehr sehe ich da viele Individuen, die eher rein zufällig die gleichen sexuellen Vorlieben teilen. Einfach deswegen, weil sie ja gar nicht effektiv miteinander agieren. Dieses Fakt hielt mich von der gesellschaftlich-konventionalen Lesart fern und deine Interpretation, dass Cronenberg ein Pamphlet pro Sexualität abliefert, ist interessant und finde ich sehr aufschlußreich, sie wiederlegt meine These aber nicht, ergänzt sie halt nur um eine Option. Diese Option empfinde ich für mich persönlich als nicht schlüssig, weil der Sex und überhaupt alles am Film so steril dargestellt werden - wie kann diese Darstellung als Pamphlet pro Sexualität dienen? Höchstens dadurch, dass man als Rezipient gerade das Kalte der Darstellung als die Alternative interpretiert, die Cronenberg der sexuellen "Selbstbeschneidung" des modernen Menschen gegenüberstellt. Vielleicht ist es sogar Sache der sexuellen Vorlieben des Rezipienten, in welche Richtung man tendiert, wer weiß.  :icon_lol:
Oh Mann, ich weiß nicht, ob das überhaupt noch verständlich ist jetzt...

ZitatUnd noch ganz kurz: Ich verehre Cronenberg dafür, dass er so viel weiterdenkt als alle anderen, dass er sich in Bereiche vorwagt, in die andere nicht mal hineinschnuppern würden, wiel sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftig sind. Und das macht ihn für mich zu einem Meister. Wenn alle immer über die Kanon-Filmemacher lamentieren, wird er oft vergessen, weil er kein so großer Handwerker ist. Aber er ist ein Denker, und das kann noch viel wichtiger sein. Nein, ist es. So. :icon_mrgreen:
Ja, da möchte ich mit einstimmen. Amen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 21 April 2008, 10:57:19
Zitat von: Vince am 20 April 2008, 21:15:45
Zitat von: filmimperatorDarf ich fragen, woher man diese Infos zu Cronenbergs Schaffen bekommt?
Na ich würd mal sagen: durch fleißig Cronenberg gucken. ;) Ich weiß jetzt nicht, ob es grad ein Filmlexikon mit Cronenbergs Bild gibt und diese Information schwarz auf weiß danebensteht... das zieht man sich halt folgerichtig durch die Rezeption seiner Filme.

Ok, trotzdem Danke  ;). Dieser Deformierungsaspekt war mir eben schon früher untergekommen, aber ich habe mich auch noch nie wirklich intensiv damit befasst (obwohl es zweifellos sehr interessant wäre). Ich werde bei Gelegenheit mal Ausschau halten.


Zitat von: Vince am 20 April 2008, 21:15:45
Der Begriff "Solipsismus" entstammt tatsächlich meinem Studium (Kommunikationswissenschaften, nicht Philosophie ;) ). Hab ich vor einiger Zeit mal irgendwo aufgegriffen und es crashte mir mit 120 Sachen in den Schädel, als der Spader die Unger von hinten nahm...

Schon komisch: Ich studiere auch Kommunikationswissenschaft (ein Teil von Medienwissenschaft), aber dieser Begriff ist mir noch nie untergekommen. Liegt wohl daran, dass ich mich dann doch eher für Filmwissenschaft (der andere Teil) entschieden habe  :icon_mrgreen:. BTW: In meiner Kritik zu "Mars" habe ich in Ansätzen die "Kultivierungshypothese" von Schenk aus der Medienwirkungsforschung verwurstet, wenn dir das was sagt  :icon_cool:...


Zitat von: Vince am 20 April 2008, 21:15:45
ZitatIch habe den Film zwar neben dem Deformierungsaspekt eher als Metapher auf den durch Statussymbole pervertierten, amerikanischen Way of Life verstanden (Autos werden zur Obsession, der exzessive Konsum kann tödlichen Ausgang haben), dies sind jedoch nur meine bescheidenen Überlegungen, die auf keinerlei Literatur beruhen.
Das schreit doch nach weiterer Ausführung in einem "Crash"-Review. Das "There will be Blood"-Review hat McKenzie ja schon gefordert. Das würd ich dann aber erst lesen, wenn ich den mal irgendwann selbst gesehen habe. ;)

Zu "Crash" hast du eigentlich alles (wenn auch manchmal auf zu akademischen und bildhaften Wege) gesagt, ich könnte kaum etwas hinzufügen. Und würde ich eine Kritik zu "There Will Be Blood" schreiben, würde ich aufgrund des Cronenberg-Vergleichs zu sehr abdriften, als dass dies als "Review" durchgehen könnte. Und je länger die Rezeption des Films her ist (bei "TWBB" schon 3 Wochen), desto schwerer fällt es. Also ich denke (vorerst) nicht, sorry.


Zitat von: McKenzie am 20 April 2008, 20:16:23
Ja, nachvollziehbar, interessant. Ich bleibe persönlich dabei, dass man den Charakter Daniel Plainview aber nicht verurteilen darf, sonst bleibt einem der richtige Zugang zum Film verschlossen (ach ja, das ist schon wieder richtigs schön elitär).

Zu ersterem Satz: Danke - auch ich mach mir manchmal ein paar Gedanken, ohne zu schreiben.
Zu letzterem Satz: Dem ist es, Herr Lehrer  :icon_mrgreen:


Zitat von: Mr. Vincent Vega am 20 April 2008, 22:09:35
Ich finde die Kritik tatsächlich auch ziemlich prätentiös. Vielleicht neigst du dazu, wenn es es darum geht, sich komplexen Stoffen zu nähern
(...)
Insgesamt gefällt mir die Besprechung natürlich, deinen Duktus habe ich oft gelobt, und ich würde mich nur wiederholen. Störender als sonst jedoch erscheint mir deine Vorliebe für blumige Metaphern, die das Beschriebene vielleicht veranschaulichen mögen (und sicher auch sollen),

Hätte nicht gedacht, dass das jemals passieren kann, aber: Ich kann nur zustimmen. Meine Kritikpunkte zu Vince' trotz allem großartiger "Crash"-Kritik hab ich ja schon in meinem ersten Post dargelegt.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 21 April 2008, 12:09:17
Zitat von: filmimperator am 21 April 2008, 10:57:19
BTW: In meiner Kritik zu "Mars" habe ich in Ansätzen die "Kultivierungshypothese" von Schenk aus der Medienwirkungsforschung verwurstet, wenn dir das was sagt  :icon_cool:...
Neee...glaub nicht. Wird wohl daran liegen, dass ich mich um den Unterbereich Medienwissenschaften immer erfolgreich herumgedrückt habe. ;)

ZitatZu "Crash" hast du eigentlich alles (wenn auch manchmal auf zu akademischen und bildhaften Wege) gesagt, ich könnte kaum etwas hinzufügen.
Wieso, zum American Way of Life hab ich kein Wort verloren. Erst ne Alternative anbieten und sich dann drücken... so geht's ja nu nich, Herr imperator!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 22 April 2008, 19:05:01
Zum "Crash"-Tes/xt, den ich mir einmal kurz nach Erscheinen und eben nochmal durchgelesen habe. Nach dem ersten Durchgang fühlte ich ein wenig das, was McKenzie stimmungsmäßig wiedergab: Es gab noch so ein paar Schleier vor meinem Gesicht. Die zweite Lesung brachte dann Klarheit. Und ganz interessanterweise beschreibt das auch das bei Cronis Filmen oft auftretende Schema meiner persönlichen Rezeptionsstadien. In dieser Hinsicht steckt in deinem Cronenberg-Review, ganz unwillentlich nehme ich an, auch das Cronenbergeske ;). Und das sehe ich grundsätzlich positiv, wenn sich etwas nicht immer auf den ersten Blick unbedingt erschließt, aber auch nicht zu verkopft ist, um die Motivation zur weiteren Erschließung zu ersticken. Ein wirklich echter "prätentiöser" Text (ich hasse diesen Begriff übrigens) würde das wohl nicht können, diese Spannung, das Verlangen nach mehr, nach mehr Beschäftigung mit dem Stoff aufrechtzuerhalten. Deshalb ist der Text für mich auch nicht prätentiös, was gewisse kritische Bemerkungen zur ein oder anderen verspielten Metaphorik aber nicht ausschließt. Das sehe ich allerdings weniger kritisch, solange die Sinnhaftigkeit des gewählten Bildes gewahrt bleibt. Übrigens rechne ich dir einen solchen Text zu einem solchen Film eh noch viel höher an; "Crash" gehört sicher zu den rezensionstechnischen am schwersten zu erfassenden Brocken...

ZitatSelbstlos deswegen, weil "Crash" für sich gesehen ein wenig sagender Film ist und nur eingebettet in den Gesamtorganismus funktioniert

Würde ich auch nicht ganz mitgehen. Ich finde, er gibt auf beiden Ebenen (Mikro / Makro) viel her. Was ganz bestimmt zutrifft, dass er umso verständlicher und nachvollziehbarer wird, je mehr das Oeuvre erschlossen wird.

Übrigens, obwohl darin ja klar motivische röte Fäden existieren, da sind wir uns ja alleine einig, überwältigt mich Cronenberg dann doch immer wieder in seiner Vielfältigkeit und seinen immer wieder neuen Perspektiven. So gut wie alle Cronenbergs haben ja mit Körperlichkeit zu tun und doch hat er sich ja noch nie wiederholt, mehr noch, er hat ihr schon so viele Facetten abgewonnen, auf die ich überhaupt gar nicht gekommen wäre. Dieses Unerwartete im Erwarteten quasi, dieser wiederum innovative "Körperaspekt" lässt auch "Crash" irgendwo alleine nur für sich genommen sehr gut existieren. Er ist wiederum trotz des körperlichen Leitmotives so "anders", dass seine Rezeption nicht unbedingt auf der Werkkenntnis aufbauen muss.

ZitatWenn man so will, handelt "Crash" von "Körper-Eskapismus" - es geht darum, sich aus den Fesseln der Privatheit zu befreien. Privatheit bedeutet im philosophischen Sinne Unveräußerlichkeit: kein anderer kann meine privaten Empfindungen oder Schmerzen haben; höchstens ähnliche. Und keiner kann wissen, dass ich Schmerzen habe, weil keiner außer mir sie empfindet; Außenstehende können es nur vermuten. Der hierin verborgene Solipsismus - ich kann nie sicher sein, ob es außer mir noch andere Subjekte gibt, die Empfindungen haben, ich vermute es lediglich durch äußeres Vergleichen - führt bei Bewusstwerdung in ein Körpergefängnis. Ich bin mit meinen Empfindungen in mir selbst gefangen.

Den Absatz empfinde ich besonders anregend.

ZitatDoch die vermeintlichen Höhepunkte sind keine, denn anstatt die Mauern des Gefängnisses zu durchstoßen, ziehen selbige bloß Narben davon. Die Ironie ist die am Ende des Tunnels wartende Sterblichkeit: erst durch sie können die Mauern eingerissen werden, doch dann ist das, was in ihnen lebte, bereits tot.

Ebenso.

Weil der sexuelle Aspekt hier der omnipräsente ist, steckt in dieser mit Zwinkersmiliey versehenen Äußerung

Zitat...ist es sogar Sache der sexuellen Vorlieben des Rezipienten, in welche Richtung man tendiert, wer weiß.

übrigens auch viel Wahrheit. :icon_cool:

"Crash" ist einfach ein Fetischfilm und am Ende des Fetisches steht als Ziel der ultimative Orgasmus.

ZitatIm Film selbst wird der "Crash" seiner eigentlichen Natur beraubt, ein Klimax zu sein.

Dem kann ich daher nur bedingt zustimmen, obwohl dann wiederum doch. Denn die Ironie an der ganzen Sache hast du ja vortrefflich herausgestellt. Es gibt den Crash als Klimax, nur ist es eben nur DER EINE. Der, der den Tod bringt. Dieses ganze Unfallnachstellen - ja auch (oder nur?) von Personen, die dabei ums Leben kamen - spiegelt diese sexuelle Todessehnsucht bestens wider. Doch kommt es soweit nicht, alles bis dahin kann nur die Annäherung an jenen ultimativen Orgasmus sein. Und das stimmt schon, das ist alles nicht wahrer Höhepunkt. Dennoch bleibt der Crash als Erlösung und nichtsdestotrotz orgasmusstiftend. Aus der sich freisetzenden Energie ziehen die Fetischisten ja das Leben, was ihnen fehlt und die der menschliche Organismus auf natürlichem Wege zu produzieren nicht imstande ist. Irgendwie vergleichbar mit einer Droge und dem Zusteuern hin zum Goldenen Schuss. Ohne den Crash und das Metall, in dem die Energien schlummern (Metall als Viagra im Grunde ;)), würde gar nichts mehr gehen. Es gibt aus diesem Stadium kein zurück mehr.

Zunächst wirkte der Film auf mich auch sehr befremdlich, doch bei längerer Betrachtung wird eigentlich immer klarer, wie intelligent auch dieser Cronenerbg-Film ist, weil diese Gruppe irgendwo doch gar nicht nur Mikrokosmos ist, sondern wahrscheinlich genau das gleiche Bedürfnis repräsentiert, das auf den Straßen täglich unzählige Leute, vorwiegend männlichen Geschlechts, aufs Gaspedal treten lässt.

Zitatsonst wär ich zB kein Fan von Apollons Kritiken, bei denen ich geschätzte 80 Prozent nicht kapiere und dennoch bin ich immer fasziniert.

Das muss mir trotz des Kompliments zu denken geben.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 22 April 2008, 20:07:07
Zitat von: Vince am 21 April 2008, 12:09:17
Zitat von: filmimperator am 21 April 2008, 10:57:19
BTW: In meiner Kritik zu "Mars" habe ich in Ansätzen die "Kultivierungshypothese" von Schenk aus der Medienwirkungsforschung verwurstet, wenn dir das was sagt  :icon_cool:...
Neee...glaub nicht. Wird wohl daran liegen, dass ich mich um den Unterbereich Medienwissenschaften immer erfolgreich herumgedrückt habe. ;)

Na Moment mal: Medienwissenschaft als Unterbereich der Kommunikationswissenschaft? Da bin ich wohl bisher leider versehentlich davon ausgegangen, dass ich am meisten Plan von allem hatte, oder?  ;)


Zitat von: Vince am 21 April 2008, 12:09:17
ZitatZu "Crash" hast du eigentlich alles (wenn auch manchmal auf zu akademischen und bildhaften Wege) gesagt, ich könnte kaum etwas hinzufügen.
Wieso, zum American Way of Life hab ich kein Wort verloren. Erst ne Alternative anbieten und sich dann drücken... so geht's ja nu nich, Herr imperator!

"Kaum etwas hinzufügen" heißt "nur wenig hinzufügen" heißt "es etwas anders sehen"  :icon_mrgreen:.

Nein mal im Ernst:
Das wäre nur eine weitere Lesart, die mir noch zusätzlich zur gängigeren ("Deformierung") eingefallen wäre. Jedoch fände ich es schwierig, in einer Kritik beide Sichtweisen gegenüber zu stellen. Zumal ich irgendwann aufgrund von Verständnisschwierigkeiten (Metapher über Metapher und Analogien über Analogien) bei der intensiven Durchdringung und Fortführung des Deformierungsaspekts, wie du ihn schlüssig dargelegt hast, hätte kapitulieren müssen. Bis zu einem bestimmten Punkt hätte ich folgen können, aber irgendwann hätte ich nicht mehr durchgeblickt. Also: Großartig, dass dir es gelungen ist, mir/uns hier dies näher zu bringen  :respekt:

Aber vielleicht hab ich mal wieder irgendwann sehr viel Zeit und dann breite ich meine Gedanken zum amerikanischen Way of Life weiter aus.

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 22 April 2008, 23:48:52
Sarge, deine Anmerkungen machen mir alles in allem wieder richtig Mut, den ich ja zwischenzeitlich ein wenig verloren hatte. ;)

Zu dem Punkt, dass der Film meiner Aussage nach nur auf der Makroebene funktioniere: da stimmt ihr drei, Kenzie, Vega und du, ja darin überein, dass man das nicht so stehen lassen kann und ich sehe auch ein, dass ich das ein bisschen zu radikal formuliert habe. Nach wie vor bin ich im Gegensatz zu Kenzie allerdings der Meinung, dass er in erster Linie auf der Makroebene funktioniert, allerdings muss ich das eben ein wenig relativieren. Werd ich dann in Kürze im Text auch mal machen (wenn ich nur nicht immer so faul wäre, hätte ich's auch schon gemacht).

Zustimmung auch zur Vielfalt, die Cronenberg aus einem einzigen Thema bezieht: es gibt einige Regisseure die sich auch in einem Thema heimisch fühlen, bei denen man aber viel schneller auf die Idee kommen würde, dass sich das Thema irgendwann wiederholt. Nehmen wir etwa John Woo und den Komplex von Familien, Traditionen und Freundschaften, so entdeckt er darin doch nie den Facettenreichtum, den Cronenberg in einem auf den ersten Blick viel eingegrenzteren Themengebiet erreicht. Und da gibt's nur sehr wenige andere Regisseure, die diesbezüglich ähnlich mannigfaltig arbeiten. Spontan fiele mir vielleicht noch Ang Lee ein, der auch immer wieder Ähnliches schafft.

Bezüglich des "Crashs" als (Nicht-)Höhepunkt sind wir ja eigentlich auch auf einer Linie: der Film zeigt da irgendwo eine Art Zwischenwelt und tänzelt auf der Schwelle zum Tod, indem er die Tode diverser Statisten mit der Sexualität der stets überlebenden Protagonisten verbindet. Das Resultat ist ein Wechselbad der Gefühle, ein permanentes Schwanken zwischen dem Tod und der Unendlichkeit. Allerdings läuft das für mich eben letztlich auf die Nichterfüllung der sexuellen Obsessionen aus, denn die Figuren dürfen den Tod zwar sehen, ihn aber nicht erfahren. Würden sie ihn erfahren, würde sich die sexuelle Obsession durch den Tod des Körpers auflösen. Und dahinter steckt das Paradoxon, dass der Mensch eben nicht "aus seiner Haut kann", dass er die Grenzen seiner Existenz nicht überschreiten kann.
Daher auch meine Gedanken Richtung Privatheit, Körper-Eskapismus und Solipsismus.

Noch kurz ein Wort zu deinen Kritiken, Sarge (bzw. Apollon in der ofdb): Ich hab mich da vielleicht ein bisschen sehr übertrieben ausgedrückt. ;) Auf der Oberfläche verstehe ich all deine Texte eigentlich immer durchgehend. Ich habe aber auch immer das Gefühl, dass da noch mehrere Schichten darunterliegen, so dass es sich nicht selten lohnt, die Kritiken mehrmals zu lesen. Soll heißen, nicht immer werden einem bei deinen Kritiken beim ersten Mal die wirklichen Kerne deiner Texte deutlich, das kommt oft erst im Nachhinein - aber daran kann ich nichts Schlechtes finden. Gedanken musst du dir also keine machen.

@filmimperator: Medienwissenschaften meinte ich gar nicht, Medienkommunikation... Niklas Luhmann und Konsorten, da hab ich meistens gestreikt und mir andere Schwerpunkte gesucht (vor allem Pragmatik und der ganze Zweig Sprechhandlungstheorien - Wittgenstein, Searle, Austin etc.).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 23 April 2008, 00:29:01
Zitat von: Vince am 22 April 2008, 23:48:52
@filmimperator: Medienwissenschaften meinte ich gar nicht, Medienkommunikation... Niklas Luhmann und Konsorten, da hab ich meistens gestreikt und mir andere Schwerpunkte gesucht (vor allem Pragmatik und der ganze Zweig Sprechhandlungstheorien - Wittgenstein, Searle, Austin etc.).

Von Luhmanns Systemtheorie habe ich schon mal gehört - aber abgesehen davon: what ("Sprachhandlungstheorien") and who the fuck...???  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 April 2008, 13:22:18
Zitat von: filmimperator am 23 April 2008, 00:29:01
Von Luhmanns Systemtheorie habe ich schon mal gehört - aber abgesehen davon: what ("Sprachhandlungstheorien") and who the fuck...???  ;)
Sag bloß, du hast noch nie von Wittgenstein gehört?!? Der ist doch beinahe schon Popkultur...

Exkurs extra für den filmimperator ;) :
Bei der Sprechakttheorie geht es darum, dass man mit dem Sprechen Handlungen ausführt. Wenn man zum Beispiel sagt "ich taufe dich auf den Namen Hans Maulwurf", dann hat man nicht nur eine konstative Äußerung vollzogen, also "einfach etwas gesagt", sondern zugleich den illokutionären Akt des Taufens vollzogen. ANHAND der Äußerung wurde getauft; die Äußerung war nicht nur Mittel zur Taufe, sie war eigentliche Grundlage der Taufe.
Das gehört aber eher zu Austin und Searle, Wittgenstein kann man unter anderem als Vorreiter der Sprechakttheorie betrachten. Der hantierte noch mit "Sprachspielen" und so weiter, das ist ungleich schwieriger zu veranschaulichen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: vodkamartini am 23 April 2008, 15:56:35
Zitat von: Vince am 23 April 2008, 13:22:18
Zitat von: filmimperator am 23 April 2008, 00:29:01
Von Luhmanns Systemtheorie habe ich schon mal gehört - aber abgesehen davon: what ("Sprachhandlungstheorien") and who the fuck...???  ;)
Sag bloß, du hast noch nie von Wittgenstein gehört?!? Der ist doch beinahe schon Popkultur...
Allerdings! Den hat beispielsweise Bestsellerautor Philipp Kerr in einem seiner Thriller ausgiebigts verbraten (Das Wittgensteinprogramm).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 April 2008, 16:44:55
Und auf "Die Bestie in Menschengestalt" von den Ärzten kommt er meines Wissens auch vor... "Schopenhauer, Schopenhauer, Wittgenstein, Wittgenstein" oder so. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Hedning am 23 April 2008, 17:27:51
Hier kommen auch beide vor:

Immanuel Kant was a real pissant,
Who was very rarely stable.
Heidegger, Heidegger was a boozy beggar
Who could think you under the table.
David Hume could out consume
Schopenhauer and Hegel;
And Wittgenstein was a beery swine,
Who was just as schloshed as Schlegel...

[Monty Python, The Philosophers' Song]
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: kruchtenkaiser am 23 April 2008, 17:35:09
Zitat von: Vince am 23 April 2008, 16:44:55
Und auf "Die Bestie in Menschengestalt" von den Ärzten kommt er meines Wissens auch vor... "Schopenhauer, Schopenhauer, Wittgenstein, Wittgenstein" oder so. ;)

endlich kann ich auch mal was zu dieser Diskussion beitragen  :icon_mrgreen:

Zitat von: DBBDW in Ihrem populärkulturellen Liedgut "Schopenhauer"Schopenhauer, Hegel, Kant,
Wittgenstein, Wittgenstein,
Schopenhauer, Hegel, Kant,
Wittgenstein, Wittgenstein

Platon, Popper, Cicero,
Platon, Popper, Cicero,
Jean-Paul Sartre, Jean Paul-Sartre

Schopenhauer gegen Kant,
Wittgenstein, Wittgenstein,
Heidegger, Sokrates,
Nietzsche - buuh,
Nietzsche - buuh,

und Beate Uhse...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 23 April 2008, 18:58:49
Na dann danke für den Exkurs in Philosophie und Sprechakttheorie. Ich habe auch noch etwas beizutragen von Aristoteles zum Thema Werk oder ferner: Film: "Das Ganze ist das, was Anfang, Mitte und Ende hat."  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 23 April 2008, 20:40:55

Ihr macht mich alle traurig. Den wichtigsten popkulturellen Exkurs einfach unter den Tisch fallen zu lassen, geht ja gar nicht:

Homer: "The evening began at the Gentleman's Club, where we were dicussing Wittgenstein over a game of Backgammon."
Dana Scully: "Mr. Simpson, it's a felony to lie to the FBI."
Homer: "We were sitting in Barney's car, eating packets of mustard, you're happy?"
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 April 2008, 20:57:09
AAAAH! Wie konnte ich das vergessen? Ausgerechnet aus einer meiner Lieblingsepisoden. Neinnn!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 24 April 2008, 01:10:38
Zitat von: Vince am 23 April 2008, 13:22:18
Bei der Sprechakttheorie geht es darum, dass man mit dem Sprechen Handlungen ausführt. Wenn man zum Beispiel sagt "ich taufe dich auf den Namen Hans Maulwurf", dann hat man nicht nur eine konstative Äußerung vollzogen, also "einfach etwas gesagt", sondern zugleich den illokutionären Akt des Taufens vollzogen. ANHAND der Äußerung wurde getauft; die Äußerung war nicht nur Mittel zur Taufe, sie war eigentliche Grundlage der Taufe.
Das gehört aber eher zu Austin und Searle, Wittgenstein kann man unter anderem als Vorreiter der Sprechakttheorie betrachten. Der hantierte noch mit "Sprachspielen" und so weiter, das ist ungleich schwieriger zu veranschaulichen.

Ergänzend möchte ich hinzufügen, daß es drei Bedeutungsebenen gibt: die Ausdrucksbedeutung (die Bedeutung eines einfachen oder zusammengesetzten Ausdrucks für sich genommen), die Äußerungsbedeutung (die Bedeutung, die ein einfacher oder zusammengesetzter Ausdruck bei der Interpretation in einem gegebenen Äußerungskontext erhält) und den kommunikativen Sinn (die Bedeutung einer Äußerung als kommunikative Handlung in einer gegebenen sozialen Konstellation). Die Sprechakttheorie gehört folglich letzterer Kategorie an. Hähähä, das ist nämlich genau das Thema, mit dem ich mich gestern im Semantik-Kurs explizit auseinandersetzen durfte. Entschuldigung wegen Off-Topic, aber wenn ich schon mal die Gelegenheit dazu habe, möchte ich mir auch mal das Recht herausnehmen, ordentlich klugzuscheißen.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 24 April 2008, 14:58:13
[Weiterklugscheißmodus]Diese Unterteilung wird bei Austin mit den Termini "phonetischer Akt", "phatischer Akt" und "rhetischer" Akt umschrieben, wird allerdings in der Tat hinfällig, insofern als dass der lokutionäre Akt (oder: Äußerungsakt) alle drei umfasst und die Sprechakttheorie noch nicht mal sonderlich am lokutionären Akt interessiert ist, sondern vielmehr am illokutionären und perlokutionären Akt. Yeah! [/Klugscheißmodus]
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Jared Kimberlain am 24 April 2008, 15:23:26
Das war ja bisher ganz nett, jetzt wird es aber ekelig.  :icon_mrgreen:

Gruß,
J.K.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 24 April 2008, 15:50:10
Zitat von: Jared Kimberlain am 24 April 2008, 15:23:26
Das war ja bisher ganz nett, jetzt wird es aber ekelig.  :icon_mrgreen:

Hab ich mir auch grad gedacht.  :icon_lol:

Aber hier im vertrauten Kreise kann man sowas ja mal machen...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 26 Mai 2008, 18:44:47
Schönes "Fido"-Review, das sehr gut dessen Zeitgeist-Problem aufgreift. Ein Filmphänomen der Siebziger in den Fünfzigern anzusiedeln, ist ja schon abenteuerlich genug, aber die Herangehensweise bringt den Film dann erst richtig in Bedrängnis. Ganz abgesehen davon, dass er viel zu wenig aus dem Thema seiner Kunstwelt macht, in welcher ja zu weiten Teilen immer noch die Zombies herrschen sollten. Hatte mich da auch schon reviewtechnisch dran versucht, aber analog zum Film ebenfalls keinen roten Faden gefunden. Was man bei der Ausgangsidee gar nicht vermuten sollte: Der Film gibt einfach sehr wenig her. Umso bemerkenswerter, was du da noch herausgeholt hast, unter anderem mit den Verweisen auf den doch sehr unzeitgemäßen Humor. 50er-Duck-and-Cover-Lehrfilme und Zombies passen halt doch nicht zusammen, das hat "Fido" nun bewiesen.

Richtig gelacht habe ich eigentlich nur einmal, da dann aber auch ordentlich. Und zwar während der Autowaschszene, als Carrie-Anne Moss zunächst nur ihrem Jungen eine Erfrischung bringen will, sich dann aber anders entscheidet und sich und Fido auch noch eine Limo holt. Wie sie dann in Zeitlupe durch den Garten auf Fido zuläuft, und dieser bis hierhin völlig typische Zombie plötzlich seinen Checker-Blick aufsetzt... ein Bekannter und ich sind fast zusammengeklappt, während alle übrigen Mitseher das nicht mal ansatzweise lustig fanden.

(http://img389.imageshack.us/img389/8964/fidomh5.th.jpg) (http://img389.imageshack.us/my.php?image=fidomh5.jpg)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 26 Mai 2008, 18:50:45
 :LOL:
Ja, du hast recht! Jetzt wo ich das Bild sehe und deine Beschreibung dazu... ich muss sagen, während des Ansehens ist mir das auch höchstens unterbewusst aufgefallen.

Aber ganz generell war Connollys Performance eines der wenige Dinge, die mir an dem Film wirklich hundertprozentig zugesagt haben. Auch dieser quäkende Blick, wenn er wütend war, mit dem weit aufgerissenen Maul und den zugekniffenen Augen... wie so ein unartiges Kind, dem ein Wunsch verwehrt wird.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 27 Mai 2008, 10:02:57
Das war aber auch mal Zeit, dass Opeth in einem deiner Reviews auftauchen.  :dodo:

Die Damnation ist ja schon recht nett, da werd ich in diesen mir völlig unbekannten Film vielleicht auch mal einen Blick wagen. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 27 Mai 2008, 11:13:05
Zitat von: Bettwurst am 27 Mai 2008, 10:02:57
Das war aber auch mal Zeit, dass Opeth in einem deiner Reviews auftauchen.  :dodo:

Die Damnation ist ja schon recht nett, da werd ich in diesen mir völlig unbekannten Film vielleicht auch mal einen Blick wagen. ;)

:icon_lol:
Ja, an anderer Stelle wurde mir von einem Opeth-Sympathisanten schon gedankt dafür, zugleich aber auch angemerkt, dass Ottonormalverbraucher mit dem Vergleich wohl nicht wirklich viel anfangen kann... egal, das musste sein. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 27 Mai 2008, 11:43:12
Naja, wie es ja bei dir auch logisch ist, steckt ja auch (anscheinend) mehr dahinter als schlichtes Namedropping.  :icon_smile:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 27 Mai 2008, 11:51:34
Das hoffe ich zumindest.
Ich hatte da auch ein paar Screenshots angefertigt, von denen einige die Parallelen vielleicht ganz gut einfangen:

(http://img206.imageshack.us/img206/8246/cap001bb4.png)

(http://img412.imageshack.us/img412/7978/cap002yu8.png) (http://img244.imageshack.us/img244/6655/cap004ib9.png)
(http://img412.imageshack.us/img412/66/cap003ck2.png)(http://img412.imageshack.us/img412/1031/cap007yr7.png)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 27 Mai 2008, 13:46:33
Ich verstehe kein Wort. Um was geht es hier?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 27 Mai 2008, 13:52:39
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Mai 2008, 13:46:33
Ich verstehe kein Wort.

Für den Spruch werd ich jetzt langsam mal eine Strichliste anlegen.  :icon_razz:
(das wiederum müssen jetzt auch nicht alle verstehen)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 27 Mai 2008, 14:41:42
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 27 Mai 2008, 13:46:33
Ich verstehe kein Wort. Um was geht es hier?

Um die Scissor Sisters gehts auf jeden Fall nicht.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 4 Juni 2008, 01:23:57
ZitatBeethovens 14. Klaviersonate, Opus 27 Nr. 2, hierzulande besser bekannt als "Mondscheinsonate", erfuhr mit der Zeit durch ihren Gebrauch in Kunst und Popkultur zunehmend Assoziationen zu der Vorstellung von Gefangenschaft, Traurigkeit und dem daraus resultierenden Streben nach Befreiung. Beethovens eigene Bezeichnung "Sonata quasi una Fantasia" schon stellt die emotionale Verknüpfung deutlich als ursprünglich heraus, was sie zu einem der Vorläufer der musikalischen Epoche der Romantik machte.

Leider kenne ich den Film nicht, aber mir erschliesst sich aus deiner Review nicht die Verbindung zwischen dem Geschehen und Beethovens Sonate, abgesehen davon das diese schon seit Ewigkeiten für unterschiedliche Interpretationen missbraucht wird. Auch deine Erläuterung zur "Mondschein-Sonate" verfügt über die bekannten "Missverständnisse". Die Bezeichnung "Quasi una Fantasia" wurde von Beethoven verwendet, weil er hier das strenge Sonaten-Schema Schneller Satz-Langsamer Satz-Schneller Satz nicht einhielt. Eine "Fantasie" war ein Gattungsstück, dessen Struktur freier gewählt werden konnte. Dieser Beisatz deutet also nicht auf Emotionalität hin, sondern ist einfach eine genauere Bezeichnung.

Auch der häufig verwendete Hinweis, dass es sich um einen Vorläufer der Romantik handelt, ist eher Legendenbildung als Wahrheit. Dem melancholisch-aufwühlenden Charakter hat das Stück den Zusatznahmen "Mondschein" zu verdanken, der erst nach Beethovens Tod entstand. Tatsächlich ist dieser Charakter kein Anzeichen für Romantik, sondern wurde selbstverständlich schon in früheren Stilen ausgedrückt. Man muss sich nur den Mittelsatz von Mozarts-A-Moll-Sonate oder Bachs "Chromatische Fantasie" anhören (um bei Klavierwerken zu bleiben).

Das Besondere an dieser 14.Sonate ist ihr improvisatorischer Charakter. Betrachtet man die Begleitung der linken Hand, die fast ausschließlich gebrochene Akkorde in einem gleichmässigen Rhythmus spielt, dann könnte man den Eindruck gewinnen, Beethoven hat das Stück in einer Nacht ersonnen. Sich hingesetzt und seinen Gefühlen freien Lauf gelassen - erst fast resigniert, dann sich leicht aufbäumend, um dann seiner ganzen Wut freien Lauf zu lassen. Nichts wirkt hier wirklich durchkomponiert, auch daran zu erkennen, dass das Stück nur wenige Motive hat, die mehrfach wiederholt werden. Er selbst wunderte sich über die allgemeine Begeisterung, da er viele seiner Kompositionen für besser hielt. Das mag korrekt sein, aber die Unmittelbarkeit, mit der er hier seine Gefühle herauslässt (und das innerhalb des klassischen Rahmens), ist schon beeindruckend. Aber deshalb noch lange keine Romantik.

Für mich wäre es interessant, ob von dieser Struktur im Film etwas zu erkennen ist, oder ob nur wieder die üblichen Assoziationen verwendet wurden.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Hedning am 4 Juni 2008, 02:29:51
Ich habe mir die Sonate gerade noch mal angehört und finde das Vorgehen mit den gebrochenen Akkorden in dieser unablässig fließenden Bewegung eigentlich geradezu barock, man vergleiche Bachs bekanntes C-Dur-Präludium aus dem Wohltemperierten Klavier Bd. 1. Einen Bezug zur Romantik sehe ich da kaum, insofern gebe ich dir recht. Dass das auf eine spontane, quasi improvisierte Kompositionsweise hindeuten soll und dass daher nichts "wirklich durchkomponiert" sein soll, finde ich aber nicht so überzeugend und dass Beethoven sehr vieles aus einem eingeschränkten Vorrat an Motiven gemacht hat, war ja ein Markenzeichen von ihm. Die Annahme, dass Beethoven mit diesem Stück in einer Nacht unmittelbar seine Gefühle herausgelassen hat, ist im übrigen SEHR romantisch ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 4 Juni 2008, 13:55:37
Ich kenne mich mit Klaviersonaten nicht genug aus für eine derartige Diskussion, der Film verwendet diese aber nun mal als Leitmotiv und diese Art der Interpretation macht im Filmkontext imo Sinn. Dass ich mich da täuschen mag, ist natürlich möglich. Vielleicht kann McKenzie dazu ja was sagen, der hat den Film ja gesehen und Beethovens 14. scheint ja zu seinen Lieblingsstücken zu gehören.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 4 Juni 2008, 16:16:51
Da es sich um ein "märchenartiges Gruseldrama" (Horrorfilm wäre m. E. unpassend) handelt, weckt die Verwendung der Sonate natürlich durchaus das, was Udo vermutlich mit den "üblichen Assoziationen" meint, ein Gefühl von Gefangenheit, Beklemmung, Schwärze, Melancholie, seelischer Betäubung, Depression, Traumwandlerei, etc. - allerdings ist dieser Gedanke von einer filmischen Nachempfindung der Struktur des Stückes natürlich überaus interessant und naheliegend, allerdings gleichzeitig auch ausgesprochen suspekt weil für mich eine typische Ausgeburt bourgeoiser, intellektueller (pr******ser) Filmkritik. Im Fall von "Sonata" - bei dem ich mich vielleicht in der Wertung etwas vermessen habe (ich weiß nicht, ob ich ihm jetzt noch 8/10 geben würde, mein Review ist auch ziemlich unbedarft "dahingeklatscht") - würde ich sogar behaupten, dass eine solche Nachempfindung des Stückes tatsächlich ein Stück weit Teil des Gesamtkonzepts war, allerdings mit Einschränkungen.
Ich spiele selbst Klavier und habe mich auch schon an den ersten Takten der "Mondscheinsonate" versucht (für das ganze Stück reichen meine Fähigkeiten noch nicht ganz aus, ich bewege mich noch in den Gefilden etwas weniger wuchtiger Chopin-Nocturnes u. ä.) und m. M. folgt der Film in seinem Aufbau in etwa den ersten Takten des Stückes und findet quasi in dem ersten Wechsel (ja, obwohl ich professionellen Klavierunterricht bei einer renommierten Pianistin genommen habe, fällt mir die korrekte Bezeichnung gerade nicht ein...  :icon_redface:) seinen Höhe- und vorläufigen Endpunkt (EDIT: http://www.youtube.com/watch?v=vQVeaIHWWck&feature=related - in dieser mir nicht besonders zusagenden Version bei 0:54) - Konsequenterweise wird im Film mehr oder weniger auch nur dieser bekannte Part verwendet. Das lässt sich natürlich mit Leichtigkeit behaupten, allerdings wird dieses Stück so oft verwendet und meist derart einfallslos, dass es sich inzwischen schon zu einem eigenen Klischee entwickelt hat (noch schlimmer bei dem mir persönlich allerdings verhassten "Für Elise") - "Sonata" verhält sich als Film m. E. kongenial dazu. Es findet sich in entsprechender Reihenfolge im Film zu jeder einzelnen "bestimmenden" Nuance des Stückes (bzw. dieses Parts) eine atmosphärische / dramaturgische Entsprechung.

Und ja, es ist eines meiner liebsten Klavierstücke, ich würde behaupten, es ist mir "seelenverwandte" Musik.  :icon_mrgreen: :love:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Hedning am 4 Juni 2008, 16:50:17
Zitat von: McKenzie am  4 Juni 2008, 16:16:51m. M. folgt der Film in seinem Aufbau in etwa den ersten Takten des Stückes und findet quasi in dem ersten Wechsel (ja, obwohl ich professionellen Klavierunterricht bei einer renommierten Pianistin genommen habe, fällt mir die korrekte Bezeichnung gerade nicht ein...  :icon_redface:) seinen Höhe- und vorläufigen Endpunkt (EDIT: http://www.youtube.com/watch?v=vQVeaIHWWck&feature=related - in dieser mir nicht besonders zusagenden Version bei 0:54)

Offenbar wechselt er da innerhalb eines Akkordes von Dur nach Moll und geht dann in die Paralleltonart, mehr kann ich dazu auch gerade nicht sagen.

Wer eine hervorragende Interpretation hören will:

http://uk.youtube.com/watch?v=O6txOvK-mAk&feature=related (1. Satz)
http://uk.youtube.com/watch?v=vDNsX4DtzZs&feature=related (2.)
http://uk.youtube.com/watch?v=oqSulR9Fymg&feature=related (3.)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 4 Juni 2008, 19:22:00
Ich spiele die "Mindschein-Sonate" seit etwa 30 Jahren und am liebsten den dritten Satz, der - wenn ich McKenzie richtig verstehe - im Film gar keine Rolle spielt. Die Reduzierung der Sonate auf den ersten Satz (ich spekuliere, weil ich den Film nicht kenne, aber das ist ja ein verbreitete Phänomen) ist für mich immer schwer erträglich.

Nochmal kurz zu meiner letzten Ausführung - wenn ich von "nicht durchkomponiert" spreche, dann nur im Sinne eines Vergleiches zu Werken, deren Begleitung der linken Hand über diese Gleichfömigkeit hinausgeht. So ist es auffällig, dass die Begleitung der linken Hand rhythmisch immer im Takt bleibt und sich keine Kapriolen wie etwa in der "Appassionata" leistet (5 gegen 6). Aus eigener Improvisationserfahrung weiß ich, dass eine gewisse Regelmässigkeit in der Begleitung (kann auch rhythmisch kompliziert sein wie bei "Take Five" , aber in sich eben gleichmässig), die Improvisation in der rechten Hand erleichtert. Daran hat mich die "Mondscheinsonate" immer erinnert. Vor allem der dritte Satz lädt regelrecht dazu ein, sich selbst zu vergessen, und die Emotionalität rauszulassen, was aber wohl interpretatorisch nicht erlaubt ist.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 18 Juni 2008, 01:35:58
Nehmen wir doch einmal an, das P-Wort wäre in diesem Forum nicht zu inflationärem Ruhm erlangt, gehen wir einmal davon aus, McKenzie würde nicht alles und jeden damit abstrafen, dann würde ich sagen: Du hast da eine ziemlich prätentiöse, eine wirklich sehr prätentiöse HAPPENING-Kritik geschrieben. Und dass sich mir - vermutlich meiner eigenen beschränkten Auffassungsgabe geschuldet - der kryptische Aufbau, die eigentliche Meinung und der seltsam bodenlose schwadronierende Tonfall so gar nicht erschlossen haben, dass ich quasi nach der CRASH-Besprechung also ein weiteres Mal verwundert bin ... das, ja das ... verwundert mich.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 18 Juni 2008, 13:14:22
Danke für das Lob.  :D

Also solange du deine Polemik (ein weiteres inflationäres P-Wort, das ich deinem P-Wort jetzt einfach mal entgegensetze) hier auch noch weiterführst, will ich da gar nicht drauf eingehen, das ist mir zu blöd... 
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Hey_Yo am 23 Juni 2008, 03:26:54
Gerade gesehen, also gleich mal auf diesem Wege geschrieben :icon_razz:...

Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum 27.!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 23 Juni 2008, 13:37:28
Dem schließe ich mich an... Herzlichen Glückwunsch und alles Beste für die Zukunft!  :algo: :pidu:Und lass dich nicht von Vega belabern  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 Juni 2008, 14:03:33
Nee mach ich nicht. Der hat sich sowieso gefälligst nach mir altem Mann zu richten und nicht umgekehrt.  :icon_mrgreen:

Ich danke euch!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: kruchtenkaiser am 23 Juni 2008, 14:08:43
Zitat von: Vince am 23 Juni 2008, 14:03:33
Der hat sich sowieso gefälligst nach mir altem Mann zu richten und nicht umgekehrt.

Die Einstellung lob ich mir!

Auch von mir alles Gute zum Geburtstag!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 23 Juni 2008, 16:01:01
Trotz dieser latenten Bashings und eines offenbar gründlichen Missverständnisses (dessen Aufklärung mir aber unnötig erschien) möchte ich mich nicht lumpen lassen und gratuliere dem Vince ganz herzlich zu seinem Geburtsgag, auf dass er seine Schreibblockade überwinden und nicht aufgeben wird. :pidu:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 23 Juni 2008, 16:19:16
Happy Gewürztag!  :pidu:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 Juni 2008, 16:29:17
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 23 Juni 2008, 16:01:01
Trotz dieser latenten Bashings und eines offenbar gründlichen Missverständnisses (dessen Aufklärung mir aber unnötig erschien)

Ach was, Schnubbel! Wir kennen uns doch jetzt alle lange genug, um uns richtig einschätzen zu können.  ;)

Danke danke Jungs...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 23 Juni 2008, 17:48:34

         ALLES GUTE, VINCE!

(http://img113.imageshack.us/img113/3527/simpsonspartyms0.jpg)

Wie hier kürzlich zu lesen war, hast du's ja nicht so mit Klaviersonaten, macht aber nichts, ein Ständchen (http://www.youtube.com/watch?v=M0k0P931VqI) muss jetzt einfach sein.

Und da man zum Geburtstag auch immer etwas Gutes zum Lesen bekommen sollte, hier some of my old favourites :

        (http://img48.imageshack.us/img48/1583/hrpgv0.jpg)

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 Juni 2008, 17:55:32
Zitat von: Chili Palmer am 23 Juni 2008, 17:48:34
Wie hier kürzlich zu lesen war, hast du's ja nicht so mit Klaviersonaten, macht aber nichts, ein Ständchen (http://www.youtube.com/watch?v=M0k0P931VqI) muss jetzt einfach sein.

:LOL:

Der Chili weiß halt, wie man mich glücklich macht!

P.S. Immerhin hab ich jetzt mal wieder mit dem Season 7-Review angefangen... Episoden 1-5 sind fertig. Und dennoch, es wird noch Lichtjahre dauern bei dem Tempo, das ich vorlege. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: vodkamartini am 23 Juni 2008, 18:03:48
Auch von mir alles Gute.  ;) Auf weiterhin so unterhaltsame wie informative und mit ungewöhnlichen Gedankengängen überraschende Reviews.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: filmimperator am 23 Juni 2008, 19:41:12
Na gut, dann auch von mir noch Alles Gute und so weiter. Auf dass du trotz deines beträchtlichen Alters noch lange Zeit von Demenz verschont bleibst (macht sich nicht so gut beim Review-Schreiben  ;)).
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 23 Juni 2008, 19:44:15
Na denn och aus'm schenen Sochsenländle noch alles Jute sum Jeburtsdog! :D
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Snake_Plissken am 23 Juni 2008, 21:06:34
Ich möchte mich meinen Vorrednern anschließen und dir alles Gute wünschen.
Zieh dir nicht so viel Prog-Mucke rein... Macht rappelig.  :rofl:

Greetings Snake_
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 23 Juni 2008, 21:34:38
Du hast heute Geburtstag? Hmm, komisch, ich dachte, du hättest erst letztes Jahr gehabt...  :icon_mrgreen:

Naja, auf alle Fälle auch von meiner Seite alles Gute!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Jared Kimberlain am 23 Juni 2008, 23:27:02
Auch an dieser Stelle alles Gute für dich.
Ich habe gerde auch noch im Off Topic dafür gesorgt, dass es keiner verpasst.  :icon_mrgreen:

Gruß,
J.K.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 24 Juni 2008, 11:36:18
Zitat von: Jared Kimberlain am 23 Juni 2008, 23:27:02
Ich habe gerde auch noch im Off Topic dafür gesorgt, dass es keiner verpasst.  :icon_mrgreen:

Ach du je! Macht das bloß nicht mit mir, wenn ich 30 werde. Da nehm ich mein Geburtsdatum am besten vorsorglich raus. ;)

Ich danke euch!

@Snake: Progmetal macht rappelig? Verwechselst du da nicht was mit Gangsterrap? ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Jared Kimberlain am 24 Juni 2008, 11:46:52
Zitat von: Vince am 24 Juni 2008, 11:36:18
Zitat von: Jared Kimberlain am 23 Juni 2008, 23:27:02
Ich habe gerde auch noch im Off Topic dafür gesorgt, dass es keiner verpasst.  :icon_mrgreen:

Ach du je! Macht das bloß nicht mit mir, wenn ich 30 werde. Da nehm ich mein Geburtsdatum am besten vorsorglich raus. ;)


Tja, jetzt habe ich dich vorsorglich in meinen privaten Kalender eingetragen. :-)

Gruß,
J.K.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 24 Juni 2008, 12:59:58
Zitat von: Vince am 24 Juni 2008, 11:36:18
@Snake: Progmetal macht rappelig? Verwechselst du da nicht was mit Gangsterrap? ;)

Gut gesagt.  :icon_twisted: Aber Prog-Metal ist sowieso nur ein fieser, kleiner und eher unwichtiger Abkömmling des PROG-ROCK!  :dodo:

Was verstehst du unter Prog-Metal, Vince? Bzw. was hörst du?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 24 Juni 2008, 13:10:16
Zitat von: McKenzie am 24 Juni 2008, 12:59:58
Zitat von: Vince am 24 Juni 2008, 11:36:18
@Snake: Progmetal macht rappelig? Verwechselst du da nicht was mit Gangsterrap? ;)

Gut gesagt.  :icon_twisted: Aber Prog-Metal ist sowieso nur ein fieser, kleiner und eher unwichtiger Abkömmling des PROG-ROCK!  :dodo:

Was verstehst du unter Prog-Metal, Vince? Bzw. was hörst du?

:icon_eek:
Nein Kenzie, sag nicht, dass du Progrock hörst! Wie geil!

Eigentlich höre ich ja primär auch Progrock, aber halt eben auch Progmetal. Ich bin ein Hardcorefan von Porcupine Tree. Nah dran sind auch Opeth (dank Opeth habe ich gelernt, mit Growls umzugehen ;) ). Ansonsten noch sowas wie Mastodon, Isis, Tool, Dream Theater, Psychotic Waltz, 3, Oceansize, The Mars Volta, Riverside, Indukti, Pure Reason Revolution, Fates Warning, The Ocean etc. Eigentlich alles aus der Richtung Progressive Rock, Art Rock, Progressive Metal, Post Metal, Post Rock, Ambient und so weiter.

Was hörst du denn?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Snake_Plissken am 25 Juni 2008, 19:10:23
Zitat@Snake: Progmetal macht rappelig? Verwechselst du da nicht was mit Gangsterrap? icon_wink

Neeeee...
Kirmestechno meinte ich eigentlich...  :LOL:

Greetings Snake_
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 5 September 2008, 18:30:02
Wo der eine die Lücken füllt, holt der andere die Nische hervor. War auch schon mal besser auf dem Laufenden, was sich in der Anime-Welt so alles tut. Mit "Paprika" scheinst du, zumindest für mich, mal wieder was Tolles entdeckt zu haben. Merci, dass es dich gibt. Also ein lynchiger Anime, sich für die Japaner typisch intensiv mit dem Thema auseinandersetzend - genau mein Ding. Die Kritik selbst, soweit ich das einschätzen kann, ist meiner Herangehensweise bei solchen Themen sehr ähnlich - das dürfte ein Grund sein, dass wir uns immer gut gesonnen sind und der Zwang besteht, uns gegenseitig zu belobhudeln. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 6 September 2008, 11:26:28
Zitat von: Sarge am  5 September 2008, 18:30:02
Die Kritik selbst, soweit ich das einschätzen kann, ist meiner Herangehensweise bei solchen Themen sehr ähnlich - das dürfte ein Grund sein, dass wir uns immer gut gesonnen sind und der Zwang besteht, uns gegenseitig zu belobhudeln. ;)

:icon_mrgreen: Ja, das kann ich nicht dementieren. Die Herangehensweise bei (und alleine schon die Affinität zu) solchen Filmen ist bei uns wirklich sehr ähnlich. "Paprika" könnte deswegen wirklich was für dich sein, ich persönlich mochte ihn sehr viel lieber als die anderen beiden Werke von Satoshi Kon, die ich kenne ("Tokyo Godfathers" und "Millennium Actress", wobei die beide auch empfehlenswert sind), aber wohl auch eher wegen persönlicher Vorlieben. Ich mag's halt einfach surrealistisch, insbesondere wenn auf der symbolischen Ebene nicht der Blick für die Erzählung verloren geht und Surrealismus und Erzählung simulatn zueinander verlaufen und nicht zuerst der surrealistische Knüppel geschwungen wird, bevor dann zur Auflösung hin mit Gewalt ein konventionelles erzählerisches Element reingequetscht wird.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 15 November 2008, 22:14:14
Schöne kurze knappe Bond-Kritik, der ich nur mal eben kurz zustimmen möchte!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 16 November 2008, 06:36:12
Gerade in der OFDb das hier mit großem Entzücken gesehen:

(http://i534.photobucket.com/albums/ee348/nougyrrt/JJ.jpg?t=1226809674)

Dein prätentiös-blumiger Stil ( ;)) würde sich vermutlich perfekt mit dem Film vertragen und da er bisher, abgesehen von VV's Text in der OFDb nur äußerst unzureichend repräsentiert [und gepriesen worden] ist und ich selbst noch mindestens zwei Jahre Schreibpause und zehn Sichtungen mehr bräuchte, wollte ich einfach nur mal schnell anmerken, dass ich ein Review von dir richtig, richtig pralle fände (die Geste als solche und das Review in diesem Fall bestimmt auch  :icon_mrgreen:). Schließlich ist 9/10 bei dir eine geradezu exorbitant hohe (und seltene) Bewertung, das weckt Hoffnungen (denn nach wie vor fühle ich mich verpflichtet, den Film zu hypen, wo es nur geht und sabbere Dominiks neuem Projekt schon sehnsüchtig entgegen - das leider wohl noch einige Jahre in Anspruch nehmen wird.  :bawling:)

Wollte ich nur anmerken, ist ein Wunsch und kein verkappter Appell, denn die sind oft aufdringlich und gehen an der Geisteshaltung des von purer Inspiration lebenden Review-Autoren vorbei.  :icon_lol:

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 16 November 2008, 21:17:14
Zitat von: Mr. Vincent Vega am 15 November 2008, 22:14:14
Schöne kurze knappe Bond-Kritik, der ich nur mal eben kurz zustimmen möchte!

Danke und zugleich ein dickes sorry dafür, dass meine Aktivität hier quasi fast auf Null zurückgegangen ist. Ich lese immer noch mit, aber ich komm nicht mehr dazu was zu schreiben. Ihr seht's ja auch daran, wie verschwindend wenig neue Reviews es von mir gibt... aber wenn es euch beruhigt, bis auf eine Ausnahme ist das überall der Fall, wo ich sonst immer fleißig aktiv war.

Damit auch zu Kenzies Anregung: für ne Jesse James-Kritik bräuchte ich wahrscheinlich sogar inzwischen eine Dekade Meditationspause. ;) Aber: ja, ich finde, dieser Film ist sträflich vernachlässigt worden, nicht bloß in der ofdb. Der hat ein besseres Echo verdient als dieses krampfige "Eeeeh, der war ja so aaanstrengend". Komisch, ich hab den als vieles empfunden, aber sicher nicht als anstrengend oder langatmig...

Also mindestens einmal müsste ich ihn definitiv noch sehen, und das kann noch dauern... aber als ich ihn gesehen habe, hat es schon arg in den Fingern gejuckt. Leider hatte ich damals null Zeit für Kritiken (im gegensatz zu jetzt gerade im Moment), sonst hätt ich mich wahrscheinlich hinreißen lassen. War einer der wenigen Filme in den letzten Monaten, die mich richtig inspiriert haben.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 17 November 2008, 01:45:25
Hmm, ein Déjà Vu, das mit dem Zeitmangel und der Schreibblockade...  :icon_mrgreen: :bawling:

Zitat von: Vince am 16 November 2008, 21:17:14
War einer der wenigen Filme in den letzten Monaten, die mich richtig inspiriert haben.

Kann ich nur zu gut verstehen, gerade dass ist aber ja auch das Problem: Mir schwirren da immer noch viel zuviele, ähnlich wichtige Gedanken im Kopf herum, als dass ich den Film in einigermaßen humanen Proportionen angemessen besprechen könnte - und ich habe ihn schon zweimal (beide Male im Kino) gesehen... Da steckt beinahe zuviel drin (ohne, dass der Film in irgendeiner Weise aufdringlich oder überladen wäre), um es in ein Review zu verpacken - Rajko hat das ja mit seiner fragmentarischen, an bestimmten, einprägsamen Motiven des Films entlang schlendernden Kritik gut verdeutlicht und elegant für sich genutzt.
Ich glaube / hoffe, die Zeit wird für den Film arbeiten und ihn über kurz oder lang zu einem der wenigen echten, zeitlosen "Klassiker" (wäre ja nicht das erste mal, dass ein Flop sich vom Geheimtipp zum Objekt der Huldigung wandelt) unserer Tage machen, dass kann man natürlich unterstützen. Falls der Schreibfluss irgendwann wieder einmal einsetzen sollte bei mir, will ich mich darum selbst auch nicht drücken, momentan ist es jedenfalls undenkbar, die "Lieblingsfilm-Reviewphobie" ist eben sehr dominant. [Selbstmitleids-Modus an] Und ein pittoresk geschriebenes Vince-Review wäre natürlich ein sehr beruhigendes Argument gegen ein bemühtes, übereilt / verfrüht zusammengestückeltes McKenzie-Flickwerk.
[Selbstmitleids-Modus aus]

Zitat von: Vince am 16 November 2008, 21:17:14
Der hat ein besseres Echo verdient als dieses krampfige "Eeeeh, der war ja so aaanstrengend". Komisch, ich hab den als vieles empfunden, aber sicher nicht als anstrengend oder langatmig...

Packend und elektrisierend von der ersten Einstellung bis zum Ende des Abspanns (letzteres dank dem großartigen Cave-Soundtrack) und in jedem Moment fesselnd und intensiv, in meinen Augen. Über die beiden negativen OFDb-Reviews sowie zahlreiche andere Kommentare aus IMDb und von Amazon könnte man sich ewig aufregen, aber wozu. Besonders der Einwand, man würde an die Charaktere nicht herankommen und nichts nennenswertes über sie erfahren, ist eigentlich besonders am Film vorbei argumentiert - zumindest imho, für mich einer der Hauptgründe, den Film anzubeten. "Der Mensch als Mysterium und der Dialog als Versteck" - oder so ähnlich.  :icon_lol: Der Gedanke an die ursprüngliche 4,5 Stunden-Fassung macht mich nach wie vor vollkommen kribbelig, wer weiß, was sich da für neue Aspekte und Erweiterungen auftun würden...

Zitat von: Vince am 16 November 2008, 21:17:14
Also mindestens einmal müsste ich ihn definitiv noch sehen, und das kann noch dauern... aber als ich ihn gesehen habe, hat es schon arg in den Fingern gejuckt.

Na denn... *erwartungsvollindieferneblick*  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 17 November 2008, 13:59:08

Wundert mich jetzt schon ein wenig, dass ihr hier von einer allgemeinen negativen Rezeption sprecht - nachdem ich den gesehen und mir einige Texte dazu durchgelesen hatte, hatte ich eher das Gefühl, dass negative Kritiken eher selten anzutreffen waren. Oder ich habe geistig gut abgeblockt.
Ansonsten aber auch von mir breite Zustimmung: Ein ganz feiner und gleichzeitig großer Film, das. Den und "Southland Tales" würde ich schon gerne bequatschen, aber ich habe ja diese leidige Schreibblockade... NOT. Bin einfach faul.  :icon_mrgreen:

Kurz noch an den Hausherrn: Falls hier auch mal Feedback ausgeblieben sein sollte, wo es fast schon von alleine hätte kommen müssen (Futurama-Filme), dann liegt das auch daran, dass ich die entsprechenden Filme immer noch nicht geschafft habe zu sehen.  :bawling:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 17 November 2008, 22:07:34
Zitat von: Chili Palmer am 17 November 2008, 13:59:08

Wundert mich jetzt schon ein wenig, dass ihr hier von einer allgemeinen negativen Rezeption sprecht - nachdem ich den gesehen und mir einige Texte dazu durchgelesen hatte, hatte ich eher das Gefühl, dass negative Kritiken eher selten anzutreffen waren. Oder ich habe geistig gut abgeblockt.

Nun ja, bei den Kritikern kommt er mit überwiegender Mehrheit gut weg, beim "Normalo-Publikum" liest man eigentlich unentwegt, wie langweilig, anstrengend und "pointless" der Film doch wäre...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 17 November 2008, 22:19:58
scheiss auf die Normalos, was finden die schon gut  ;)
Titel: "
Beitrag von: McKenzie am 17 November 2008, 22:57:42
Zitat von: psychopaul am 17 November 2008, 22:19:58
scheiss auf die Normalos, was finden die schon gut  ;)

Mit Kritiker meinte ich eigentlich schon die intellektuelle Elite ( :icon_mrgreen:), wenn man dann mal den absolut lächerlichen Text von Filmstarts.de (http://www.filmstarts.de/kritiken/39452-Die-Ermordung-des-Jesse-James-durch-den-Feigling-Robert-Ford.html) oder die Kritik des von mir eigentlich geschätzten Andreas Busche aus der Filmzentrale besieht, wird eben - und das nur am deutschen Beispiel - deutlich, wie schwer der Film es hat - den einen ist er zu unzugänglich, den anderen zu pompös, bemüht und "zu" cinematographisch. Daher kann es auch passieren, dass der Film in einigen Jahren statt einem kleinen Klassiker (was ich hoffe und für realistisch halte) völlig in Vergessenheit geraten ist (was ich nicht hoffe aber für beinahe ebenso realistisch halte).

Ansonsten hast du natürlich vollkommen recht.  :respekt: :icon_twisted: :icon_twisted:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 17 November 2008, 23:10:22
danke  :icon_mrgreen:

ja mei, aber wie gesagt, es gibt doch zu allen möglichen tollen Filmen Kritiken, auch von guten Leuten, die spezielle Filme nicht so dufte finden..da findet sich vermutlich bei jedem anerkannten "Klassiker" oder Sachen, die ich, du, der mittlerweile nur mehr als Phantom auftretende Threadinhaber ;) schätzen, was..  :icon_lol:

There will be blood z.b. hatte sicher auch nicht nur begeisterte Kritiken könnte ich mir vorstellen??

Vielleicht wird es auch von Dominiks zukünftigen Filmen abhängen, wie sein allgemeines Standing bei Publikum und Kritik dann sein wird, könnte mir gut vorstellen, dass sowas auch einen Einfluß auf die Sichtweise dieses einzelnen Films hat...so nach dem Motto, war da nicht mal was oder aah, der hat doch vorher auch schon was Tolles gemacht..  :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 18 November 2008, 12:00:17
Zitat von: psychopaul am 17 November 2008, 23:10:22
There will be blood z.b. hatte sicher auch nicht nur begeisterte Kritiken könnte ich mir vorstellen??

Ja, aber ich finde, der genießt im Querschnitt irgendwie mehr Anerkennung... da ist es beinahe so, als würden selbst jene, die den Film langweilig fanden, eingestehen, dass es eigentlich schon ein großer Film ist. Das Gefühl hab ich bei "Die Ermordung..." nicht. Da kommt's mir eher so vor, als werde der nicht so ganz ernst genommen.
Mag natürlich bloß ein subjektiver Eindruck sein.

@Chili: macht doch nix. Die Tentakeln krabbeln dir schon nicht weg. ;)

Bin mal gespannt auf "Bender's Game"... Mittelalterliches liegt mir ja thematisch leider nicht so.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 4 Dezember 2008, 18:35:43
Ich wollte eigentlich in den "Kinojahr 2008"-Thread schreiben, aber ich park das mal besser hier, da ist zuviel Kurzkommentar-Material dabei, das würde den Thread bloß verstopfen. ;)

Zitat von: Mr. Vincent Vega am  4 Dezember 2008, 17:41:29
Eine noch prätentiösere Liste als die von McK wird es hier dieses Jahr wohl nicht mehr zu sehen geben. :icon_twisted: :eek: ;)

Es ist inzwischen wirklich schon soweit, dass ich reflexartig in Lachkrämpfe ausbreche, wenn ich das P-Wort lese... also aufhören, habt Gnade mit meinem Zwerchfell. ;)

Die wenigen Filme, die ich im Kino gesehen habe, lassen sich an einer Hand abzählen:

- The Happening: der summa summarum langweiligste Shyamalan, der in seiner dümmlichen Art aber interessante Facetten aufwirft und von der Ursprungskonstellation her sowieso spaßig ist. 5/10
- Kung Fu Panda: Wider Erwarten eine unglaubliche Spaßgranate von unnachahmlicher Befreitheit, so (fast) ganz ohne saure Moral, die sich dazwischenschiebt. Dazu sehr actionreich und in keiner Sekunde langweilig. 8/10
- Ein Quantum Trost: Merkwürdiges Anhängsel von bemerkenswerter Redundanz, das rein gar nichts transportiert und irgendwie weder Bond noch Bourne ist, aber von beidem etwas. Aber auch nichts. 5/10
- Batman - The Dark Knight: Kämpft ganz entschieden um den Thron in Sachen Comicreferenz in unzähliger Hinsicht. Ein Spinnennetz von einer Charakterdramaturgie und Gesellschaftsstudie. 9/10

U.a. später dann auf DVD nachgeholt (was mir halt grad so einfällt):

- Akte X - Jenseits der Wahrheit: Wie unromantisch. Da schmachtet man als Phillie dem zweiten Kinoauftritt entgegen und dann kommt so was Biederes und Unterkühltes. Dazu noch unspektakulär wie sonstwas. Was man hätte verzeihen können, wenn denn nur die Magie dagewesen wäre... die Magie... 4/10
- No Country for Old Men: Eine denkwürdige Demontage aller amerikanischen Stereotypen. Dabei ist so denkwürdig, wie sich diese Stereotypen reihum selbst demontieren, ohne sich im Film jemals wirklich gegenüberzustehen. Feigheit, wohin das Auge blickt; selbst heroisch angekündigte Markierrevierungen sind bloß ein Pfeifen im Walde. Ob Profikiller, Kleinganove oder Gesetzeshüter, sie alle sind auf ihre Weise schwach und werden noch schwächer durch die Fokussierung aufeinander.
Dieses Dreieck wird von den Coens in Hochform inszeniert, mit all den kleinen Tricks und Kniffen in Figurenzeichnung und Dialogschreibung, für die man sie so bewundert. 8.5/10
- Der unglaubliche Hulk: Ein inhaltlich eher wenig gut gelungenes Marvel-Standbein (das ja in der letzten Szene sehr schön mit den restlichen Standbeinen verknüpft wird - ich freu mich diebisch drauf, was da noch kommen möge). Ansonsten eine direkte Umkehrung bzw. ein Antikörper zum Ang Lee-Hulk. Es handelt sich um einen versuchten Krach-Spaßmacher, und als solcher lässt er die philosophischen Aspekte außer Acht und verbessert die optischen. Man muss die Wut beim Hulk spüren. Leider war Eric Bana damals ne Wurst und das Figurendesign des Lee-Hulks konnte auch keine Aggressionen vermitteln. Einer der für mich fatalsten Aspekte des Vorgängers. Das Reboot verbessert diesen Aspekt durch ein wesentlich besseres Hulk-Design, obwohl definitiv immer noch viel Luft nach oben ist. Mir wirkt der Hulk immer noch zu menschlich, er sollte noch mehr aussehen wie eine Bestie.
Dabei war man ja schon auf dem richtigen Weg; die Wasserfallszene riecht zumindest sehr nach "King Kong".
Der Cast ist komplett unmotiviert, es gibt doch einige Hänger neben den zwei, drei großen Actionszenen und die CGI sind nicht gerade perfekt, aber streckenweise macht's doch Spaß. Aber alleine schon das Gesicht des Gastauftritts wertet den Film enorm auf - leider isser da just schon wieder vorbei. 5/10
- 10.000 BC Ein ereignis- und höhepunktloser Film ohne Dramaturgie. Das meiste wirkt wie eine spielerische Simulation, um mal auszutesten, was man mit Säbelzahntigern, Mammuts und Riesenvögeln aus dem Rechner so anstellen kann. Das ist in den meisten Momenten schon irgendwie spaßig, aber auch sehr luftleer. R'esool ist ein Billigheld aus der jüngsten Apocalypto- und Pathfinderretorte und am Ende wird auch noch "300" nach dem Mund geredet. Da bleibt nichts zurück... außer die hübsche Marmorierung auf dem Steelbook, die hat's mir irgendwie richtig angetan. 3/10
- Indiana Jones Kristallgedöns Alsooooo... bis zum Finale gestaltet sich die Bewertung recht einfach: das Resultat ist mit das Beste, was man aus der gegebenen Situation (die zugegeben nicht die beste war) noch machen konnte. "Indy 4" verhält sich zur Originaltrilogie wie Metallicas "Death Magnetic" zu "Lightning / Puppets / Justice". Wie könnte man ernsthaft einen Vergleich anstreben? How Dare You!!! Filmkult ist etwas, das über Jahre gehegt und gepflegt werden muss. Kein Film hätte je an die Trilogie anschließen können. Niemals.
Was war das Beste, was Spielberg und Lucas unter den gegebenen Umständen hatten machen können? Richtig: einen Parallelismus zur Realität setzen. In Wirklichkeit sind 19 Jahre vergangen - in der Indy-Dimension sind 19 Jahre vergangen. So hadert niemand mit Versprechen, die eh nicht eingelöst werden könnten - Dr. Henry Jones ist halt ein alter Sack inzwischen und wird von jungen Aufstrebenden eingeholt.
Zugleich ergibt sich noch die Gelegenheit, die 50er Jahre zu parodieren - Atomtests, Rock n Roll, School Gangs und Pomade. Spielberg und Lucas dürfen zurückkehren in ihre "Back to the Future" (Executive Producer) und "American Graffiti"-Zeiten... das hat mir mit am besten gefallen.
Cate Blanchett war okay, sie holte viel aus einer Rolle heraus, die ich für zu überzogen betrachte.
Die Aliens... ich bleibe meiner blinden Äußerung treu und sage, ich komme mit dem Finale klar. Wobei ich eben auch schon mit "Dreamcatcher" klarkam... ich kann verstehen, wenn der Anblick des Aliens irritierte, aber wirklich deplatziert war es aus schon geäußerten Gründen nicht. Die Kristallschädelgeschichte ist Bindeglied genug, um das extraterrestrische Material aufzufangen. 7/10
- Iron Man:
Ich seh "Iron Man" ganz uneigennützig als generellen "Tag der offenen Tür" der Marvel Studios. Hier gibt's zu schnuppern und die Mechanismen von Yin und Yang, Gut und Böse, die sich komplementieren, werden von den Originalcomics, in den Film übertragen. In "Der unglaubliche Hulk" musste sich das Böse noch organisch mutieren lassen, um dem Hulk zu entsprechen, hier reicht wiederum als Komplementärteilchen ein Metallanzug. In beiden Fällen ist das Böse größer als das Gute, aber von gleicher Art und mit den entsprechenden Achillesfersen versehen.
So verwundert es dann auch nicht, dass "Iron Man" abgesehen von seinen "Lord of War"-Ansätzen mit Kritik an der Waffenlobby keinerlei Tiefe zu verzeichnen hat und vor allem als Unterhaltungsfilm funktioniert, was tatsächlich zu dem Vergleich mit "Fantastic Four" anregt - wobei eben "Iron Man" all das richtig macht, was "Fantastic Four" in den Sand setzte. Auch und vor allem dem großartigen Robert Downey Jr. zum Dank. Es gibt nur wenige (dann aber immer sehr coole) Szenen mit dem Eisenmann, aber nur dank Downey funktionieren die vielen Szenen ohne. Schade, dass die Nebendarstellergarde daneben so blass aussieht.
Für einen Einführungsfilm jedenfalls wird sehr viel versprochen, sehr viel mehr auch als ich von einer solch hellen und konfliktarmen Verfilmung erwartet hätte. Der unantastbare "Superman" hat ja für mich zum Beispiel null komma null funktioniert. 7/10

Da gabs sicher noch mehr, das will mir aber grad net einfallen...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 4 Dezember 2008, 19:57:56
so ein Schlingel!  :icon_mrgreen:

Den potentiellen, vermeintlichen noch am ehesten Konsensfilm 08 "There will be blood" gar nicht gesehen?  ;)

schaut ja bei dir nicht so aus, als hätte dich außer DK und NCFOM irgendwas großartig begeistert  :icon_confused:

Ich hoffe, deine Musikliste wird dann ergiebiger.  :icon_smile:  :icon_mrgreen: ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 4 Dezember 2008, 23:21:14
Zitat von: psychopaul am  4 Dezember 2008, 19:57:56
Den potentiellen, vermeintlichen noch am ehesten Konsensfilm 08 "There will be blood" gar nicht gesehen?  ;)
Nope, ins Kino wollte da keiner rmit ein und bei DVDs bin ich geizig geworden... und der Ausleiher bin ich nicht so. Aber wenn er mal unter 10€ rutscht, isser mein. Ist nur eine Frage der Zeit. ;)

Zitatschaut ja bei dir nicht so aus, als hätte dich außer DK und NCFOM irgendwas großartig begeistert  :icon_confused:
Vielleicht hab ich die falschen Filme gesehen... aber wie gesagt, das ist längst nicht alles von 2008, was ich gesehen habe. Eher das Blockbusterzeugs...

ZitatIch hoffe, deine Musikliste wird dann ergiebiger.  :icon_smile:  :icon_mrgreen: ;)
Das denke ich mal. Die wird vor allem kompletter sein, denn da hab ich mehr den Überblick drüber. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 4 Dezember 2008, 23:53:43
Zitat von: Vince am  4 Dezember 2008, 18:35:43
10.000 BC [...] R'esool ist ein Billigheld

:LOL: :LOL: :LOL:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 26 Januar 2009, 17:24:36

Ein sehr gutes "Paprika"-Review, das mich die meiner Einschätzung nach zu kurz gekommene Charakterzeichnung mit anderen Augen sehen lässt.
Zwar bin ich immer noch der Ansicht, dass einen das Traum-Spektakel doch noch mehr berührt hätte, wenn man genauer über die Verstrickung der Wissenschaftler untereinander Bescheid gewusst hätte, aber das muss man sich halt über die Bilder und Symbole erschließen, und dass ein derartig intuitives Sehverhalten unumgänglich für den wahren "Paprika-Genuss" ist, wird von dir wiederholt sehr gut herausgearbeitet.

Ansonsten:

Kongeniale Musik, das stimmt.  :love:
Und ein kleiner Zusatz noch: Nicht nur die "Godfathers" werden als Kinoaushang gewürdigt, auch die anderen Kon-Werke hängen da herum.  :icon_razz:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 26 Januar 2009, 20:05:21
Ich bedanke mich für Lob und Ergänzungen!
War eine meiner letzten niveauvollen Besprechungen... im Moment schreib ich nur noch über Käse, wenn ich überhaupt noch was schreibe. Grad sammel ich Kritiken zu den vier "House"-Filmen zusammen... bin eher mit CD-Kritiken beschäftigt derzeit.

Gerade eben hab ich übrigens herausgefunden, dass anscheinend das Booklet einer Neuauflage des Filmes "Dead Man" Teile meiner Kritik zum Film zitiert...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 27 Januar 2009, 21:45:20

Nicht schlecht.  :respekt:

Und ich freue mich jetzt schon auf die House-Filme. Teil Zwei ist einer meiner ewigen Lieblinge.

Mushi, Mushi!  :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 27 Januar 2009, 23:22:42
Zitat von: Chili Palmer am 27 Januar 2009, 21:45:20
Nicht schlecht.  :respekt:

Aber nicht, wenn die mich nicht mal zitieren, die Mistsäcke. Die haben das auseinandergerissen und in ihren eigenen Text integriert und als den ihren auch verkauft. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: vodkamartini am 27 Februar 2009, 13:41:50
Sehr gute Besprechung von Taken. Hatte gehofft, dass es auf die Startseite kommt. Hat geklappt.  :icon_mrgreen:
Ich stimme dir in fast allen Punkten uneingeschränkt zu. Die Intention des Films ist überdeutlich. Es geht ganz klar "nur" um (Action-)Unterhaltung, das ist über die gesamte Laufzeit überdeutlich. Die ganze Masche vom "fiesen" Europa ist lediglich Schablone für die Gewaltausbrüche des Protagonisten und zu keiner Zeit ernst gemeint. Sehr richtig weist du auf den fundamentalen Unterschied zu Death Sentence hin, der fälschlichereweise oft in dieselbe Schublade gesteckt wird (und zwar lustigerweise sowohl von Gegnern wie auch von Befürwortern). Sehr wichtig auch die Hervorhebung der Besetzung. Ohne die vor allem in seinen historischen Rollen erarbeitete Seriosität und Glaubwürdigkeit Neesons würde der Film wesentlich schlechter funktionieren.
Einzig stört mich die unnötige Anbiederung an das Political Correctness-Lager. In deinem Text entsteht der Eindruck, dass es zwei gegensätzliche Rezeptions-Strömungen gibt, die der Film in gleichen Teilen hervorbringt. Tatsächlich ist die den Film verdammende Gruppe eine Mindeheit (ich habe sehr viele Besprechungen gelesen, auch aus dem Ausland, und überall übewiegt klar die postive Bewertung als zwar holzschnittartiger, aber überaus reißerischer Actionfilm). Und obwohl das Kino-Publikum keineswegs mit dem aus John Rambo (wie man erwarten könnte) vergleichbar war, habe ich im Anschluss keine negativen Stimmen gehört (bei Death Sentence übrigens schon!). Ich habe es ja selbst in meinem Text geschrieben: Hier schreien die gleichen Leute, die früher Stallone und Schwarzenegger an die Wand nagelten: Heute sind deren Filme natürlich kultige Beispiele für eine leider vergangene Action-Hochphase.
Taken ist simpel, malt Schwarz-Weiß und tritt der Political Correctness gehörig in den Hintern. Das ist nie ernst gemeint, und macht nicht zuletzt deshalb gehörig Spaß. Eine Message, einen psychologisierenden oder gar gesellschaftskritischen Unterbau gibt es nicht. 
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 27 Februar 2009, 14:23:55
Zitat von: vodkamartini am 27 Februar 2009, 13:41:50
Sehr gute Besprechung von Taken. Hatte gehofft, dass es auf die Startseite kommt. Hat geklappt.  :icon_mrgreen:
Hossa, noch gar nicht gesehen. Meine zweite Startseitenbesprechung zu einem aktuellen Kinofilm nach den Simpsons, da schau an. Scheint sich wohl zu rentieren, dass ich wieder öfter mal ins Kino gehe. ;)
Danke dir, auch wenn deine auch nicht gerade die verkehrte Wahl gewesen wäre (überhaupt haben mir beide aktuellen Besprechungen, die wir fast parallel eingesetzt haben, sehr gut gefallen, will heißen auch die zu "The International"). Aber zB. Bretzelburgers 3/10er ebenso, die von mir durchaus auch Zustimmung erntet in gewissen Punkten.

ZitatEinzig stört mich die unnötige Anbiederung an das Political Correctness-Lager. In deinem Text entsteht der Eindruck, dass es zwei gegensätzliche Rezeptions-Strömungen gibt, die der Film in gleichen Teilen hervorbringt. Tatsächlich ist die den Film verdammende Gruppe eine Mindeheit.
Das ist richtig, dass dieser Eindruck entstehen kann - behauptet habe ich das allerdings nicht. Gemeint war einfach, dass es diese beiden Strömungen gibt, nicht etwa, dass sie in einem Verhältnis von 50:50 stünden. Die zweite Strömung habe ich einfach nur erwähnt, um sie gleich im Abschluss abzumildern und ihr die Schärfe zu nehmen ("Was "96 Hours" in der Anklage der letzteren Strömung jedoch mildernde Umstände bereitet, ist die Tatsache, dass..."). Ohne ihr aber ganz den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Vielleicht bin ich da nicht radikal genug, aber ich finde schon, dass man zumindest die Option nicht als ganz lächerlich abtun sollte, dass der Film europafeindlich wirken könnte - zumindest auf das Publikum, das wenig Erfahrung mit Action-B-Movies hat. Die Story entspricht ja schließlich im Wesentlichen denen, durch die sich Seagal im neuen Jahrtausend schon so oft gemetzelt hat, und es ist recht ungewöhnlich, dass ein solcher Film plötzlich so stark im Scheinwerferlicht steht - da sind Interpretationen in diese Richtung vorkalkuliert.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 2 März 2009, 17:53:45
Nun, nachdem ich die Water-Lady gesehen habe, muss ich sagen, ich versteh es nicht ;)
Hab mir dazu auch nochmal die Seite 3 deines Autorenthreads dazu interessiert durchgelesen und die hitzige Diskussion zwischen dir und Vega verfolgt. Ich mach's ungern, aber hier steh ich mal auf Vegas Seite. Als Burton-Nerd (der Rajko ja auch ist) hätte ich mir so gern von Shyamlan die verschüttete Phantasiegabe meiner Kindheit wieder freilegen lassen. Doch ich hab die Magie hier leider auch nicht spüren können. Ganz anders als bsp. in "Pan's Labyrinth". Vielleicht ist es letztlich doch nur Gefühl und Wahrnehmung, die hier entscheiden. Doch die großen Meister auf diesem Gebiet sind diejenigen, die die solchen Sujets, ganz rational betrachtet, anhaftende Lächerlichkeit vergessen machen. Das ist Shyamalan hier in meinen  Augen leider nicht gelungen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 März 2009, 21:20:25
Jup, da bin ich ehrlich gesagt auch von ausgegangen. ;)

Ich kann's schwer erklären, aber es stimmt, da war sehr viel Gefühl dabei. Dass der Film nicht rund ist, ist mir nicht entgangen, aber irgendwas hat er, was mich anspricht.

Was mich wundert ist, dass du den erst jetzt siehst bei deiner bisher positiven Einstellung zu Shyamalan; weder Kino noch DVD? Angst vor der Enttäuschung gehabt, die dann jetzt eingetreten ist?
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 3 März 2009, 00:34:27
ZitatWas mich wundert ist, dass du den erst jetzt siehst bei deiner bisher positiven Einstellung zu Shyamalan; weder Kino noch DVD? Angst vor der Enttäuschung gehabt, die dann jetzt eingetreten ist?

Irgendwie schon. Und letztlich war sie ja leider berechtigt, wie sich nun zeigt. Wohl eine Schutzmaßnahme, um mir das positive Bild von Shymalan solange wie möglich zu bewahren (übrigens bei Cronenberg ähnlich, bei dessen "Eastern Promises" ich nach "History of Violence" auch recht skeptisch bin, wobei da natürlich schon wesentlich mehr auf der Habenseite steht, sodass ich auch Mittelmäßiges von ihm noch gut verschmerzen könnte). Aber jetzt hier auch Shymalans Erlöserfigur in "Lady...", die er sich selbst auf den Leib geschrieben hat... ich weiß nicht, ich finde das alles ziemlich unglücklich. Jetzt versuche ich erst recht, "The Happening" soweit wie möglich herauszuzögern ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 3 März 2009, 11:10:40
Wäre aber klüger gewesen, du hättest den in einer Double Session schnell mitgenommen, so wie bei einem Pflaster: schnell und schmerzlos alles abreißen. Wenn du jetzt erst noch das Mädchen wirken lässt, den Schmerz vergisst und dir später dann alte Wunden wieder aufreißt, tust du dir doch nur unnötig weh. ;)

"Eastern Promises" hab ich beim Ansehen (auf DVD dann) übrigens als leise Enttäuschung empfunden, aber er wirkt immerhin leicht nach und womöglich wird eine Zweitsichtung das Bild verbessern.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Duke Skywalker am 5 März 2009, 17:14:51
Unverhofft kommt oft. Da stellt der gute Vince doch tatsächlich die Kritik zur siebten Staffel der Simpsons online.  :icon_eek:  :dodo:
Hoffentlich lässt du uns nicht wieder 2 Jahre warten bis es weiter geht, denn ich bin unglaublich gespannt auf deine ausführliche Meinung zu den Staffeln 11+.  :icon_razz:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 5 März 2009, 18:31:21
Zitat von: Duke Skywalker am  5 März 2009, 17:14:51
Unverhofft kommt oft. Da stellt der gute Vince doch tatsächlich die Kritik zur siebten Staffel der Simpsons online.  :icon_eek:  :dodo:

Hat er tatsächlich? Hat er? Hat er? *gier*

Er hat!  :dodo:

Daaanke sehr!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 5 März 2009, 19:40:47
Büdde büdde. Hoffentlich gefällt's.  :icon_redface: ;)

Hat leider was länger gedauert, die totale Schreibblockade. Aber naja, jetzt ist sie ja da.  ;)

Zitat von: Duke Skywalker am  5 März 2009, 17:14:51
Hoffentlich lässt du uns nicht wieder 2 Jahre warten bis es weiter geht, denn ich bin unglaublich gespannt auf deine ausführliche Meinung zu den Staffeln 11+.  :icon_razz:

Da bin ich selbst schon drauf gespannt. Das wird ne Herausforderung, oh je oh je...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 6 März 2009, 11:15:30
Zitat von: Vince am  5 März 2009, 19:40:47
Büdde büdde. Hoffentlich gefällt's.  :icon_redface: ;)

's gefällt.  ;)

Ein paar lose Anmerkungen, die mir so beim Lesen in den Sinn gekommen sind:

- Die Auflösung der "Wer erschoß Mr. Burns?"-Doppelfolge funktioniert in der deutschen Synchronisation nicht so richtig. Kurz bevor Mr. Burns am Ende der ersten Folge "erschossen" wird und auf den Simpson-Wagen zugeht, fragt er - was wir zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen - Maggie: "Was freuen Sie sich denn so?", während es später in der Aufklärungsfolge folgerichtig "Was freust du dich denn so?" heißt. Das liegt natürlich daran, daß zum Abschluß der sechsten Staffel noch niemand wußte, wer der Täter sein sollte. Im Deutschen ist man bei der Synchronisation nicht unverständlich davon ausgegangen, daß es sich um einen Erwachsenen und nicht ein Kind handeln dürfte. Im Englischen stellt sich die Frage aufgrund des üblichen "you" natürlich nicht.

- "Filmstar wider Willen" ist die vielleicht beste von vielen Highlight-Folgen ("Der behinderte Homer", "Das schwarze Schaf", "Wer erfand Itchy & Scratchy?" usw.) der siebten Staffel. Mein persönlicher Favorit ist ja die Szene, in der der Cutter nach Milhouses Verschwinden während der Dreharbeiten seinen Notfallplan präsentiert und völlig sinnfrei bereits abgedrehte Szenen mit dem "Yabbadabbadoo" schreienden Milhouse reinschneidet, die so gar nicht in den Zusammenhang passen wollen. Später wird der bewußte Einbau von offensichtlichen Filmfehlern ja in der Eingangssequenz von "Das geheime Bekenntnis" auf die Spitze getrieben, wenn sich die Schüler einen völlig amateurhaft inszenierten Bericht über den legendären Jebediah Springfield ansehen, wie er gerade den Bären mit bloßen Händen erlegt: Wenn Jebediah den Bär "reitet", verwandelt er sich in der Totalen in ein ihm nicht annähernd ähnlich sehendes Double (ohne Schnauzbart!), der Bär ist je nach Einstellung problemlos als Mann im Bärenkostüm identifizierbar, und am Ende der Szene schieben zwei Dorf-Statisten gaaanz unauffällig mit ihren Händen ein Pferd durchs Bild. Herrlich.  :icon_mrgreen:

- Die anrührenden Momente sowie das Zwischenmenschliche kommen hier im Gegensatz zu den späteren Staffeln immer noch nicht zu kurz. Man kann alle Figuren immer noch richtig gern haben. Das Schlußbild von "Wer ist Mona Simpson?", bei dem der traurige Homer nach der Abfahrt seiner Mutter verträumt auf der Motorhaube sitzt, während die Sonne untergeht, ist eines der schönsten und einprägsamsten der ganzen Serie, der Homer/Lisa-Handlungsstrang in "Die Reise nach Knoxville" gefällt enorm, weil hier Homer einfach unglaublich liebenswert rüberkommt, und nicht zuletzt "Ein Sommer für Lisa" versprüht - wie du ganz richtig sagst - ein wundervoll wehmütiges Gefühl. Der Vergleich mit "Stand by Me" ist interessant. Er ist mir bisher nicht in den Sinn gekommen, aber das trifft es tatsächlich sehr gut, welche Wirkung die Folge ausstrahlt.

- Da du es nicht erwähnt hast, will ich es an dieser Stelle unbedingt tun: Das "Planet der Affen"-Musical in "Selma heiratet Hollywood-Star" ist der Brüller! http://www.youtube.com/watch?v=ZNAgVb08btw&feature=related (http://www.youtube.com/watch?v=ZNAgVb08btw&feature=related)  :dodo:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 6 März 2009, 11:36:23
Zitat von: Stefan M am  6 März 2009, 11:15:30
- Die Auflösung der "Wer erschoß Mr. Burns?"-Doppelfolge funktioniert in der deutschen Synchronisation nicht so richtig. Kurz bevor Mr. Burns am Ende der ersten Folge "erschossen" wird und auf den Simpson-Wagen zugeht, fragt er - was wir zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen - Maggie: "Was freuen Sie sich denn so?", während es später in der Aufklärungsfolge folgerichtig "Was freust du dich denn so?" heißt. Das liegt natürlich daran, daß zum Abschluß der sechsten Staffel noch niemand wußte, wer der Täter sein sollte. Im Deutschen ist man bei der Synchronisation nicht unverständlich davon ausgegangen, daß es sich um einen Erwachsenen und nicht ein Kind handeln dürfte. Im Englischen stellt sich die Frage aufgrund des üblichen "you" natürlich nicht.
Ist mir noch gar nicht so bewusst gewesen, aber jetzt wo du's sagst... hab allerdings die Folge die letzten fünf, sechsmal eh auf Englisch gesehen.

Zitat- "Filmstar wider Willen" ist die vielleicht beste von vielen Highlight-Folgen ("Der behinderte Homer", "Das schwarze Schaf", "Wer erfand Itchy & Scratchy?" usw.) der siebten Staffel. Mein persönlicher Favorit ist ja die Szene, in der der Cutter nach Milhouses Verschwinden während der Dreharbeiten seinen Notfallplan präsentiert und völlig sinnfrei bereits abgedrehte Szenen mit dem "Yabbadabbadoo" schreienden Milhouse reinschneidet, die so gar nicht in den Zusammenhang passen wollen. Später wird der bewußte Einbau von offensichtlichen Filmfehlern ja in der Eingangssequenz von "Das geheime Bekenntnis" auf die Spitze getrieben, wenn sich die Schüler einen völlig amateurhaft inszenierten Bericht über den legendären Jebediah Springfield ansehen, wie er gerade den Bären mit bloßen Händen erlegt: Wenn Jebediah den Bär "reitet", verwandelt er sich in der Totalen in ein ihm nicht annähernd ähnlich sehendes Double (ohne Schnauzbart!), der Bär ist je nach Einstellung problemlos als Mann im Bärenkostüm identifizierbar, und am Ende der Szene schieben zwei Dorf-Statisten gaaanz unauffällig mit ihren Händen ein Pferd durchs Bild. Herrlich.  :icon_mrgreen:
Und außerdem in "Lisa als Vegetarierin", wo es den ultrabilligen Propagandalehrfilm für Rindfleisch mit Troy McClure gibt. Für diese billig gedrehten Filmdokumente hat die Serie ja eh seit jeher ein Faible (die erste, an die ich mich erinnern kann, läuft als Aufklärungsfilm im Atomkraftwerk, wo Bart und seine Schulklasse eine Führung erleben, als kurz danach Homer gefeuert wird). Verständlich, wo das ja besser als alles andere den Unterschied zwischen gesellschaftlichem Schein und innerem Sein aufzeigt.

Zitat- Die anrührenden Momente sowie das Zwischenmenschliche kommen hier im Gegensatz zu den späteren Staffeln immer noch nicht zu kurz. Man kann alle Figuren immer noch richtig gern haben. Das Schlußbild von "Wer ist Mona Simpson?", bei dem der traurige Homer nach der Abfahrt seiner Mutter verträumt auf der Motorhaube sitzt, während die Sonne untergeht, ist eines der schönsten und einprägsamsten der ganzen Serie, der Homer/Lisa-Handlungsstrang in "Die Reise nach Knoxville" gefällt enorm, weil hier Homer einfach unglaublich liebenswert rüberkommt, und nicht zuletzt "Ein Sommer für Lisa" versprüht - wie du ganz richtig sagst - ein wundervoll wehmütiges Gefühl. Der Vergleich mit "Stand by Me" ist interessant. Er ist mir bisher nicht in den Sinn gekommen, aber das trifft es tatsächlich sehr gut, welche Wirkung die Folge ausstrahlt.
So ist es, da wird sich durchaus noch getraut, ins Gefühl zu sehen. Am Wochenende hab ich erstmals ein paar Folgen von Seth McFarlanes "American Dad" gesehen, und irgendwie fand ich es einfach nur traurig, wie verkrampft da jedwedem Anflug von Gefühl aus dem Weg gegangen wird und wie bemüht da um jeden Zentimeter gekämpft wird, der mit irgendeinem Gag gefüllt werden kann, der alles Andere um zehn Pirouetten übertrumpft. Und wie vorhersehbar die Serie dadurch paradoxerweise im Endeffekt wird.

Zitat- Da du es nicht erwähnt hast, will ich es an dieser Stelle unbedingt tun: Das "Planet der Affen"-Musical in "Selma heiratet Hollywood-Star" ist der Brüller! http://www.youtube.com/watch?v=ZNAgVb08btw&feature=related (http://www.youtube.com/watch?v=ZNAgVb08btw&feature=related)  :dodo:
Hab ich das echt nicht erwähnt? Ich mag Musicaleinlagen bei den Simpsons eher weniger (die vor dem Freudenhaus war noch ganz nett), aber diese hier liebe ich abgöttisch.


Edit: Und danke fürs Lesen! Ist ja nicht gerade wenig...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 6 März 2009, 12:10:33
Zitat von: Vince am  6 März 2009, 11:36:23
Ist mir noch gar nicht so bewusst gewesen, aber jetzt wo du's sagst... hab allerdings die Folge die letzten fünf, sechsmal eh auf Englisch gesehen.

Da PRO 7 die Folgen oftmals unmittelbar nacheinander ausstrahlt, fällt das natürlich umso stärker auf.

ZitatUnd außerdem in "Lisa als Vegetarierin", wo es den ultrabilligen Propagandalehrfilm für Rindfleisch mit Troy McClure gibt. Für diese billig gedrehten Filmdokumente hat die Serie ja eh seit jeher ein Faible (die erste, an die ich mich erinnern kann, läuft als Aufklärungsfilm im Atomkraftwerk, wo Bart und seine Schulklasse eine Führung erleben, als kurz danach Homer gefeuert wird). Verständlich, wo das ja besser als alles andere den Unterschied zwischen gesellschaftlichem Schein und innerem Sein aufzeigt.

Klar, die Folge unbedingt auch, wobei ich zugeben muß, daß sie mir nicht so intensiv hängen geblieben ist wie ein Großteil der anderen.

ZitatSo ist es, da wird sich durchaus noch getraut, ins Gefühl zu sehen. Am Wochenende hab ich erstmals ein paar Folgen von Seth McFarlanes "American Dad" gesehen, und irgendwie fand ich es einfach nur traurig, wie verkrampft da jedwedem Anflug von Gefühl aus dem Weg gegangen wird und wie bemüht da um jeden Zentimeter gekämpft wird, der mit irgendeinem Gag gefüllt werden kann, der alles Andere um zehn Pirouetten übertrumpft. Und wie vorhersehbar die Serie dadurch paradoxerweise im Endeffekt wird.

Von "American Dad" ist mir bisher noch keine Folge über den Weg gelaufen. Aber das ist halt ein Wandel, den ich bei den "Simpsons" besonders bedauert habe: daß den Gefühlen irgendwann kaum mehr Platz eingeräumt und mehr und mehr auf Nonstop-Gags Wert gelegt wurde. Vielleicht hat sich das mittlerweile ja wieder etwas zum Positiven geändert - ich gucke die neueren Folgen so gut wie gar nicht mehr -, die Kritiken sind ja teilweise nicht mehr ganz so vernichtend wie früher, wenn ich mir den "Simpsons"-Thread hier so ansehe. Ich habe da grad von der Folge gelesen, in der Mona Simpson stirbt. Keine Ahnung, wie die aufgemacht ist, aber das läßt zumindest erahnen, daß zumindest in dieser einen Folge mal wieder etwas mehr die Gefühlsschiene gefahren wurde.

ZitatHab ich das echt nicht erwähnt? Ich mag Musicaleinlagen bei den Simpsons eher weniger (die vor dem Freudenhaus war noch ganz nett), aber diese hier liebe ich abgöttisch.

Geht mir ähnlich. Ich stehe den Musicaleinlagen grundsätzlich sehr, sehr skeptisch gegenüber (nicht zuletzt dank "Und nun alle singen und tanzen" - eine grauenhafte Episode), aber diese ungewöhnliche Variante von "Planet der Affen" ist einfach großartig.

ZitatEdit: Und danke fürs Lesen! Ist ja nicht gerade wenig...

Das stimmt, aber immer wieder gern. War gestern für mich die ideale Abendlektüre.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 18 April 2009, 12:31:46
Mal eine kurze Bemerkung zu dem aktuellen Review Tipp - schön geschrieben und originell umgesetzt, aber mir persönlich bleibst du zu sehr bei dem Vergleich zum ersten Teil, ohne den Film als solchen näher zu betrachten. Du erwähnst zwar sehr viele Details, aber gehst kaum auf deren Intention im Gesamtkonzept ein. Obwohl ich das meiste, was du schreibst, unterschreiben würde, sehe ich den Film viel kritischer. Du beschreibst die meisten Bestandteile aus der Sicht des Filmkenners, der schon weiß, wie die Dinge einzuordnen sind, aber damit gehörst du mit Sicherheit zu einer Minderheit unter den Filmguckern. Schon hier in der OFDB-Diskussion ist zu erkennen, dass viele die Fernsehshow aus der Kindheit oder die Godzilla-Version zu lang fanden und die Rolle von Ling Bai zu nervig (dazu gehörst du ja auch), aber gerade diese Details geben dem Film erst den Charakter der comichaften Satire. Nur wird der Film gar nicht als solche verstanden (von dir schon), sondern diese Elemente nur als störend empfunden.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 18 April 2009, 14:19:59
Zitat von: Bretzelburger am 18 April 2009, 12:31:46
Mal eine kurze Bemerkung zu dem aktuellen Review Tipp - schön geschrieben und originell umgesetzt, aber mir persönlich bleibst du zu sehr bei dem Vergleich zum ersten Teil, ohne den Film als solchen näher zu betrachten. Du erwähnst zwar sehr viele Details, aber gehst kaum auf deren Intention im Gesamtkonzept ein.
Ich habe deine Kritik gelesen und weiß jetzt, was du hiermit meinst, könnte den Spieß aber auch umdrehen und sagen, dass du den ersten Teil zu sehr ausblendest, um "Crank 2" im Gesamten gerecht werden zu können. Denn dass die Fortsetzung auch auf dem Kumulationsprozess basiert - und für einen solchen braucht man nun mal das Vorangegangene, wie will man etwas weiter anhäufen, wenn der ursprüngliche Haufen weg ist? - ist ja unübersehbar.
Aber ich mag deine Kritik und würde sagen, dass sie sich prima mit meiner ergänzt, während wir beide erstaunliche Übereinstimmungen haben, was Details betrifft (zB. der "Robocop"-Vergleich). Du für deinen Teil musstest den 1. Teil ausblenden, um deine Argumentation auf die Beine zu stellen, ich dagegen durfte das Sequel nicht allzu autark betrachten, um die "Kurbel"-Metapher und den dahinter liegenden Argumentationsansatz rechtfertigen zu können. Hat beides seine Berechtigung, wie ich finde.

ZitatDu beschreibst die meisten Bestandteile aus der Sicht des Filmkenners, der schon weiß, wie die Dinge einzuordnen sind, aber damit gehörst du mit Sicherheit zu einer Minderheit unter den Filmguckern. Schon hier in der OFDB-Diskussion ist zu erkennen, dass viele die Fernsehshow aus der Kindheit oder die Godzilla-Version zu lang fanden und die Rolle von Ling Bai zu nervig (dazu gehörst du ja auch), aber gerade diese Details geben dem Film erst den Charakter der comichaften Satire. Nur wird der Film gar nicht als solche verstanden (von dir schon), sondern diese Elemente nur als störend empfunden.
Die Sache mit Bai Ling (Ling Bai, wie auch immer ;) ) war bei mir auch eher eine persönliche Abneigung gegen nervige Anhängsel, was rückblickend wohl auch der Grund ist, weshalb ich das im Review nicht negativ vermerkt habe. Denn du hast Recht, genauso wie die Godzilla- und Talkshowsequenzen gehört das zur Comichaftigkeit des Films dazu.
Ansonsten: mag ja sein, dass ich zur Minderheit gehöre, nur warum sollte ich dieser Minderheit nicht auch ein Forum geben? Wie nachvollziehbar oder nicht meine Kritik für Ottonormal-Kinogänger ist, weiß ich nicht, aber ich gelte ja generell sowieso nicht gerade als der massenkompatibelste ofdb-Schreiberling, von daher passt das schon. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 18 April 2009, 15:29:30
Zitat von: Vince am 18 April 2009, 14:19:59
Ansonsten: mag ja sein, dass ich zur Minderheit gehöre, nur warum sollte ich dieser Minderheit nicht auch ein Forum geben? Wie nachvollziehbar oder nicht meine Kritik für Ottonormal-Kinogänger ist, weiß ich nicht, aber ich gelte ja generell sowieso nicht gerade als der massenkompatibelste ofdb-Schreiberling, von daher passt das schon. ;)
Als zur Minderheit gehörig empfinde ich dich zwar nicht, aber sonst hast du recht. Ich empfinde deine Review auch weder als rauschartige Begeisterungsorgie, noch mache ich mir deinetwegen sorgen wegen der unterschwelligen Wirkung. Vielleicht hätte ich den Film nicht zwischen meiner Freundin, die nach ca. 15 Minuten rausgehen wollte, und "geil"-rufenden Jugendlichen sehen sollen. Das beeinflusst natürlich. Aber ich denke, wir sind uns einig darüber, dass der Film nicht ganz einseitig gesehen werden sollte.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 22 April 2009, 21:19:24
@ Vince

Nachdem ich den Film heute nun gesehen habe, nun völlige Zustimmung meinerseits! :D

IMO hast Du es mit Deiner Kritik bestens erkannt und ein wirkliches Meisterstück in Sachen Review abgelegt, dass zurecht auf die Startseite gehört! :respekt:


Schade nur, dass die Klickzahl bei einer gewissen anderen Kritik schon weit höher ist! :icon_confused: ;)


ZitatAber ich denke, wir sind uns einig darüber, dass der Film nicht ganz einseitig gesehen werden sollte.
Dann frage ich mich aber, trotz all Deiner Erklärungen, warum du ihm dann einseitige 1/10 gibst! :icon_confused:


BTW: Sehe gerade, dass Deine Kritik auch bei WV erschienen ist. :respekt: Nun müsstest Du denen nur mal sagen, dass sie das Ding auch auf die Startseite pressen sollen. Sonst ließt man es ja nur auf gut Glück! ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 April 2009, 10:17:06
Zitat von: Mr. Hankey am 22 April 2009, 21:19:24
@ Vince

Nachdem ich den Film heute nun gesehen habe, nun völlige Zustimmung meinerseits! :D

IMO hast Du es mit Deiner Kritik bestens erkannt und ein wirkliches Meisterstück in Sachen Review abgelegt, dass zurecht auf die Startseite gehört! :respekt:
Danke, wobei ich sagen muss, dass ich etwas schlampig war (man sollte halt mitten in der Nacht keine Kritiken schreiben), ich musste nachträgich noch zwei Dinge ausbessern (dass Statham die Pumpgun nicht in zement taucht, sondern in Öl, und dass er sich die Klemme nicht an den - lol - Bauchnabel setzt, sondern natürlich an die Brustwarze).

Finde allerdings, dass gerade dieser Film (mehr als viele andere) auch anderslautende Meinungen berechtigt.


ZitatSchade nur, dass die Klickzahl bei einer gewissen anderen Kritik schon weit höher ist! :icon_confused: ;)

Naja wenn mir die Klickzahl wichtig wär, hätt ich mich nicht "Vince" genannt (sondern irgendwas mit zwei A am Anfang, dass ich immer weit vorne stehe... hey ich komm doch aus Aachen, da ließe sich doch was machen) und würde wohl auch was reißerischer schreiben. ;) Das passt schon...


ZitatBTW: Sehe gerade, dass Deine Kritik auch bei WV erschienen ist. :respekt: Nun müsstest Du denen nur mal sagen, dass sie das Ding auch auf die Startseite pressen sollen. Sonst ließt man es ja nur auf gut Glück! ;)

WV? Ich fürchte, du musst mich grad mal eben aufklären...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 23 April 2009, 12:40:17

Aachener Pflümli-Man vielleicht.  ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 23 April 2009, 14:17:53
Zitat von: Vince am 23 April 2009, 10:17:06
WV? Ich fürchte, du musst mich grad mal eben aufklären...

Wicked-Vision

;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 April 2009, 15:24:46
Zitat von: Chili Palmer am 23 April 2009, 12:40:17

Aachener Pflümli-Man vielleicht.  ;)

Gute Idee, vielleicht kriegen wir ja auch noch die Printen irgendwo unter. ;)

@VV: aaaah ja jetzt, eine Insel. Danke!
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Bretzelburger am 23 April 2009, 21:36:51
Nix für ungut, aber die Solidarität hinsichtlich "Crank 2" , die allgemeines Gegröhle über Menschenverachtung stellt, geht mir wirklich über die Hutschnur. Meine 1 Punkte sind natürlich eine Provokation und vielleicht würde ich dem Film, wenn die sonstigen Meinungsäusserungen differenzierter wären, auch 2-3 Punkte geben ,aber so hatte ich eine größere Chance mehr Leser zu erreichen, um wenigstens eine kritische Meinung zu verbreiten. Das ich damit mehr Clicks habe als Vince auf der Vorderseite, hat mich selbst überrascht.

Ich habe auf Vince Review ja schon reagiert und er hat mir im Prinzip auch zugestimmt, wobei ich seine Kritik von allen anderen noch am besten finde (ganz klar am besten geschrieben). Aber mir geht es wirklich höllisch auf den Geist, dass hier auf meiner 1er-Bewertung rumgeritten wird und auf irgendwelchen Clickzahlen, aber mit keinem Mucks erwähnt wird, was der Film für eine menschenverachtende Scheiße ist. Nur weil ihr das alles witzig findet und scheinbar schon die Reife habt, über den Dingen zu stehen, solltet ihr das wenigstens mal zugeben. Fun rechtfertigt nicht jedes Mittel und wenn man diverse Reviews hier liest und entsprechende Reaktionen im Kino erlebt, dann kann sogar der gröbste Klotz feststellen, dass der Film durchaus Einfluss hat. Genau weil ich mich darüber geärgert habe, habe ich dem Film 1 Punkt gegeben. Aus keinem anderen Grund.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 24 April 2009, 01:09:54
Macht ihr beiden Hübschen das mal unter euch aus und fühlt euch gerne in meinem Thread wie zu Hause. Mi casa es su casa. ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 24 April 2009, 01:27:19
Ich sehe 1 Punkt als die subjektivste Haßwertung die es gibt, und kann sie deswegen durchaus nachvollziehen - nichtsdestotrotz mag ich Menschenverachtung sehr gerne und werde den Film hoffentlich noch im Kino schaffen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Intergalactic Ape-Man am 24 April 2009, 01:30:29
Zitat von: Chili Palmer am 23 April 2009, 12:40:17

Aachener Pflümli-Man vielleicht.  ;)

Ich spüre gerade das Bedürfnis, mich in "Aaape-Man, Intergalactic" umzubenennen.  :andy:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 24 April 2009, 19:57:17
Ist alles geklärt worden, noch bevor ich ein Wort von dem da oben gelesen habe!
Deshalb enthalte ich mich jedwedem weiteren Kommentar dazu, auch wenns euch Spaß machen würde! ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 25 April 2009, 12:44:59
Zitat von: Bretzelburger am 23 April 2009, 21:36:51
Das ich damit mehr Clicks habe als Vince auf der Vorderseite, hat mich selbst überrascht.

Mich nicht, seit man sich für den Review-Tipp den Mausradfinger kaputtscrollt und stattdessen lieber den Filmeintrag aufruft. Und wenn dort gleich 1/10 prangt, dann aber hallo.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Ong-Bockel am 25 April 2009, 12:56:49
Zitat von: Der Crumb (awesomer Dummschwätzer) am 24 April 2009, 01:27:19
Ich sehe 1 Punkt als die subjektivste Haßwertung die es gibt, und kann sie deswegen durchaus nachvollziehen - nichtsdestotrotz mag ich Menschenverachtung sehr gerne und werde den Film hoffentlich noch im Kino schaffen.

Hier mal ein absolutes dito: Mir kam bisher kein Film unter, dem ich objektiv eine 1/10 hätte geben müssen! 1/10 ist auch meine ultimative Bestrafung für subjektive Hassfilme :exclaim:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Hey_Yo am 23 Juni 2009, 01:08:13
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag! :dodo:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 23 Juni 2009, 02:50:30
Zitat von: Hey_Yo am 23 Juni 2009, 01:08:13
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag! :dodo:

:dodo: :dodo:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: MMeXX am 23 Juni 2009, 08:40:19
Zitat von: psychopaul am 23 Juni 2009, 02:50:30
Zitat von: Hey_Yo am 23 Juni 2009, 01:08:13
Herzlichen Glückwunsch und alles Gute zum Geburtstag! :dodo:

:dodo: :dodo:

:dodo: :dodo: :dodo: Und tu' heut', was du willst! (http://www.youtube.com/watch?v=l84MdfAox0Y)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Sarge am 23 Juni 2009, 11:48:34
http://www.youtube.com/watch?v=EQ_AyEWGoA8 (http://www.youtube.com/watch?v=EQ_AyEWGoA8) ;)

Allet allet Jute zum Tag der Befreiung! :pidu:

Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Vincent Vega am 23 Juni 2009, 12:21:42
Nur das Beste zum Feste.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 23 Juni 2009, 16:39:36

Genau, einfach mal für nichts zu schade sein (http://www.youtube.com/watch?v=DhrfhjLd9e4) heute!

Alles Gute!

(http://img8.imageshack.us/img8/782/fuwoohoo.png)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: McKenzie am 23 Juni 2009, 17:22:57
Ich wuensche dem sinnlichen Review-P.oeten natuerlich auch alles Gute!  :respekt: :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 24 Juni 2009, 12:01:33
Danke euch! Heut wird zur Feier des Tages erstmal bei Dream Theater gerockt.  :icon_cool:

@Sarge: och der ist ja süß. Krieg ich den? ;)
@Chili: Exquisiter Geschmack, eine meiner Lieblingsszenen. ;)
@Kenzie: Selber p.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Snake_Plissken am 24 Juni 2009, 22:25:27
Ein bißchen spät dran, aber nicht weniger herzlich:

Alles Gute zum Geburtstag und viel Spaß beim Konzert!

Greetings Snake_
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 25 Juni 2009, 02:54:44
Zitat von: Snake_Plissken am 24 Juni 2009, 22:25:27
Alles Gute zum Geburtstag und viel Spaß beim Konzert!

Danke, bin grad zurück. War geil und laut.  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 1 August 2009, 14:47:27
Da ich gerade gesehen habe, dass Du die Saturn Edition von "The Spirit" eingetragen hast, würde mich doch mal interessieren, was Du von diesem Machwerk hälst! Gehts mehr in Richtung Bretzelburger (IMO immer noch unfassbar, wie der Mann sich Scheisse zu Gold spinnen kann :icon_eek: ;)) oder hoffentlich doch mehr in Richtung Mooni ( :respekt:)? ;)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 1 August 2009, 15:23:54

Oh, Spirit-Verpackungsexperten. Sehr gut, dann habe ich gleich mal eine Frage an euch.

Dies hier ist also das reguläre Cover,

(http://img221.imageshack.us/img221/8420/spiritcover03.jpg)

während dies hier die Saturn-Edition ist:

(http://img142.imageshack.us/img142/3905/spiritcover02.jpg)

Was ist dann diese Fassung, die ich gestern im Supermarkt herumliegen sah?

(http://img444.imageshack.us/img444/4265/spiritcover04.jpg)

(habe dafür jetzt das Kinoplakat genommen, aber genau das ziert eben diese "Supermarkt-Edition")


Ich verwirrt.  :00000109:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 1 August 2009, 22:58:48
Zitat von: Mr. Hankey am  1 August 2009, 14:47:27
Da ich gerade gesehen habe, dass Du die Saturn Edition von "The Spirit" eingetragen hast, würde mich doch mal interessieren, was Du von diesem Machwerk hälst! Gehts mehr in Richtung Bretzelburger (IMO immer noch unfassbar, wie der Mann sich Scheisse zu Gold spinnen kann :icon_eek: ;)) oder hoffentlich doch mehr in Richtung Mooni ( :respekt:)? ;)

Definitiv Richtung Moonshade, Apollon & Co. Immerhin gnädige 4/10 hab ich verteilt, und folgenden Kommentar damals verfasst:

ZitatReumütig muss ich eingestehen, dass Millers Regiearbeit echter Käse geworden ist. So reizvoll die grellrote Krawatte auch nach wie vor durch das Schwarzweiß "seiner Stadt" flattert, "The Spirit" ist doppelte Verneinung: Nein, sagt der Film, ich nehme mich nicht ernst zum einen; dann aber wieder: nein, wir, das Publikum, nehmen es nicht ernst, wie du, der Film, versuchst, nicht ernst zu wirken. Das Ergebnis ist gewollt ungewollter Edeltrash der Marke Schwachsinn, mit einem hilflosen Frauenschwarm, gegen den sogar ICH sexy wirke, selbst wenn ich eine retrospektive Augenmaske tragen würde. Die comichafte Überzogenheit steht in der Luft, und irgendwie ist diese selbstreferentielle Pop Art von einer Durchsichtigkeit, dass man sie durchblickt wie eine Fensterscheibe, um auf etwas anderes zu blicken: nach draußen, in die Freiheit, wo Helden noch echte Helden sind und keine Kreuzung aus Robin und Super Mario.

Zu der Verpackungssache kann ich nix beitragen, außer dass das mit der Saturn-Exklusivität nicht direkt auf der DVD bzw. einem Aufkleber stand, sondern auf dem Preisetikett. Die vom Chili erwähnte dritte Variante ist mir nicht geläufig.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 30 September 2009, 16:16:05
Auch wenns etwas spät kommt, so muss ich Dir jetzt doch einmal zu Deiner wunderbaren "Coraline"-Kritik gratulieren, die IMO eines der Review-Highlights 2009 darstellt. Du hast den Film wunderbar analysiert, den Inhalt genau erkannt und bestens in Worte gefasst.

Bitte mehr davon! :respekt:


Erschreckend schlecht dagegen übrigens Florian Leibs Kritik auf wicked-vision.com. Warum muss schon jetzt jeder 3D-Film mit Camerons "Avatar" verglichen werden! Na ja...:icon_rolleyes:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 30 September 2009, 16:31:50

Wo ich es gerade sehe, nochmal zu "Spirit":

Zitat von: Vince am  1 August 2009, 22:58:48
Zu der Verpackungssache kann ich nix beitragen, außer dass das mit der Saturn-Exklusivität nicht direkt auf der DVD bzw. einem Aufkleber stand, sondern auf dem Preisetikett. Die vom Chili erwähnte dritte Variante ist mir nicht geläufig.

Ich hatte diese Variante dann nochmal gesehen, die enthält zusätzlich Postkarten, soviel dazu.

Zitat von: Mr. Hankey am 30 September 2009, 16:16:05
Warum muss schon jetzt jeder 3D-Film mit Camerons "Avatar" verglichen werden! Na ja...:icon_rolleyes:

Weil für den doch überhaupt erst dieser 3D-Schmu eingeführt wurde. An dem werde ich das Ganze dann übrigens auch messen, ich halte mich derzeit und bis dahin standhaft von allen Filmen in dieser Art fern. Wenn schon, denn schon.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Mr. Hankey am 1 Oktober 2009, 19:33:07
ZitatWeil für den doch überhaupt erst dieser 3D-Schmu eingeführt wurde.
Für die einen ist es Schmu, für die anderen eine vielleicht verzichtbare, aber dennoch nette optische Erweiterung des Filme erleben! :icon_mrgreen: Und 3D-Filme gibt es nicht erst seit gestern! ;)

Zitatich halte mich derzeit und bis dahin standhaft von allen Filmen in dieser Art fern.
Na, wenn Du da mal nichts verpasst. (Z. Bsp. "Coraline" ;))
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Chili Palmer am 2 Oktober 2009, 13:14:41

Latürnich meine ich die neue Welle der 3D-Filme, die alte (Black Lagoon, Nightmare, Jason) war aber dahingehend sympathischer, als dass sie als nettes Gimmick und nicht als Revolution verkauft wurde. Darum hoffe ich ja auch, dass Cameron das konsequent zur Filmgestaltung genutzt hat und nicht nur auf "da fliegt was in die Kamera" setzt.

Und "Coraline" lief hier eh nur in antikem 2D, das musste ich dann mal gleich boykottieren.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 Oktober 2009, 21:40:14
Zitat von: Mr. Hankey am 30 September 2009, 16:16:05
Auch wenns etwas spät kommt, so muss ich Dir jetzt doch einmal zu Deiner wunderbaren "Coraline"-Kritik gratulieren, die IMO eines der Review-Highlights 2009 darstellt. Du hast den Film wunderbar analysiert, den Inhalt genau erkannt und bestens in Worte gefasst.

Hui, danke! Ich seh die gar nicht so besonders, aber ich hab eh irgendwie den Blick dafür verloren, was gut und was schlecht ist. Zur 3D-Welle: die boykottier ich eher aus Dagobert Duck-Gründen, weil ich 10 Euro für eine Vorstellung (bei uns im Cineplex) ein bisschen happig finde, aber reizen tut's mich schon.

Zu "Oben" hatte ich auch eine Kritik schreiben wollen, allein fehlt mir die Zeit. Den hab ich allerdings auch nur in 2D gesehen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 1 November 2010, 23:49:38
Super, dass du was zu Insurgentes geschrieben hast.  :respekt:

Werd ich mir dann wohl auch mal zu Gemüte führen..  :icon_smile:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 2 November 2010, 19:35:06
Jau mach das, lohnt sich! Vor allem die Disneyszene ist der Knaller.  :icon_lol: Feedback nach Sichtung wäre eine coole Sache.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: psychopaul am 3 November 2010, 18:10:23
Gerne, kann aber sicher noch dauern..  :icon_lol:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: PierrotLeFou am 7 Januar 2017, 05:32:02
Zitat von: http://www.ofdb.de/review/288897,709187,GhostbustersStattdessen bekommt Geisterkartoffel Slimer eine Gattin mit 50er-Frisur und Lippenstift zur Seite gestellt...

Bei der Stelle hatte ich auch verwundert gestutzt... Immerhin war das Viech ursprünglich - wenn auch an Belushi angelehnt - ein geschlechtsloses Neutrum, das ja im Grunde erst mit der TV-Serie etwas männlicher gezeichnet worden war.

Ich weiß nicht, ob es für das Reboot diesbezüglich einen Unterschied gemacht hätte, wenn es die Serie nicht gegeben hätte... aber irgendwie bleibt so der Beigeschmack, dass eine entfernt menschlich wirkende Figur (wie der Schneemann oder das Strichmännchen) trotz fehlender Geschlechtsmerkmale und traditionell männlicher Attribute erst einmal männlich ist und erst durch Perücke/Kleider/Lippenstift usw. zur weiblichen Variante wird...

Da ist diese Szene des Remakes in der Tat schon symptomatisch für einen wenig reflektierenden Umgang, was angesichts der angeblichen Stoßrichtung überrascht... :icon_eek:


Jetzt muss ich sagen, dass natürlich auch die Originalfilme immer einen sehr uneindeutigen Spagat zwischen reaktionären und progressiven Momenten hingelegt hatten, die dann aber allesamt zu einem roten Faden verarbeitet worden sind... im Reboot ist das kaum noch der Fall; da gibt es hier und dort ein paar Witzchen als politisches Statement; aber all das wird recht zusammenhangslos und beliebig an die eigentliche Handlung gepappt... das gibt es keinen eleganten Spagat, sondern ein plumpes, willkürliches Hineintappen in verschiedene Felder... :icon_neutral:

Nach einer geschlechtslosen Gottheit, gegen die es die traditionellen Geschlechterrollen zu behaupten gilt, und dem Ausländer, vor welchem die Frau zu bewahren wäre - was beides in den Originalfilmen recht ironisch geschieht -, gibt es nun den von Minderwertigkeitskomplexen geplagten Mann, der sich rächen will (und kurzzeitig in einen wesentlich anspruchsvolleren Männerkörper schlüpft); dann werden noch ein paar Männer als etwas dämlich/kindisch gezeichnet, zugleich wird aber auch genug eingestreut, um daraus keinen reinen Männerwitz zu machen und nebenbei trampelt man auch noch ungeschickt in solche Fallstricke wie bei der Slimer-Szene...
Gegenüber den ersten Filmen ist das Reboot eigentlich bloß im Hinblick auf die Rolle des/der Schwarzen überlegen; da ist man schon mit Problembewusstsein rangegangen, gerade auch weil mit Klischees gearbeitet wird und die Quotenneger-Funktion aus dem Original übernommen wird, um dass dann ironisch aufzulockern. :unknown:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 7 Januar 2017, 09:46:30
Letzteren Punkt teile ich nur bedingt. Stimmt natürlich insofern, als dass Leslie Jones weniger passiv wirkt als Ernie Hudson damals. Allerdings wirkt das auf mich ein bisschen wie der verzweifelte Schrei um Aufmerksamkeit, denn echte Taten folgen ja trotzdem nicht. So führt sie sich selbst als große New-York-Kennerin ein (was ja auch per se wieder so ein Klischee ist), ohne dass der Film diesen Punkt wirklich mal effektiv verarbeiten würde.
Bei Hudsons Winston hingegen hatte ich einen ähnlichen Eindruck wie bei Janine: Er hält die Klappe und denkt sich seinen Teil. In gewisser Weise war er für mich als Kind sogar eine Identifikationsfigur im Film. Leslie Jones hingegen wirkt die ganze Zeit so, als stünde sie bei Saturday Night auf der Bühne und müsse Witze reißen.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 3 Oktober 2017, 02:07:17
Sehr schöne Kritik zu "Es"! Trifft exakt meinen Eindruck. Ein wunderbarer Horrorfilm, der seinen Erfolg vollauf verdient hat.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 3 Oktober 2017, 08:10:00
Vielen Dank! :). Allerdings beneide ich dich um dein Kinopublikum (wie du es im "ES"-Thread beschreibst), meines war klar überfordert - verlegenes Kichern z.B. bei Beverlys Sprung ins Wasser und völlige Fehlinterpretation der humorvollen Momente (nicht zuletzt jene, die vom Clown selbst ausgingen, der nach Meinung des Publikums wohl ein humorloser Serienkiller hätte sein sollen). Insofern freue ich mich jetzt auch schon sehr auf die Heimkinosichtung, zumal man zusätzliche 15 Minuten bei diesem Film mit Kusshand nimmt, er war nämlich eher zu kurz als zu lang.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Stefan M am 3 Oktober 2017, 09:48:51
Ja, ich hätte auch nichts dagegen gehabt, wenn der Film die Dreistundenmarke geknackt hätte. Ich habe es fast bedauert, als er dann zu Ende war, denn ich habe mich rundum wohlgefühlt. Mit dem Kinopublikum bei Horrorfilmen scheine ich generell viel Glück zu haben. Mir ist auch noch "The Visit" in guter Erinnerung, wo sich alle gegenseitig zum Zusammenzucken bei den Schockmomenten antrieben. Meine Schwester hatte vor Filmstart auch ein mulmiges Gefühl und wußte nach eigener Aussage gar nicht mehr, warum sie den Film überhaupt sehen wollte (weil sie zwar Horrorfilme mag, aber ungern auf der großen Kinoleinwand), war aber im Nachhinein erstaunt, daß sogar der Clown seine lustigen Momente hatte.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: vodkamartini am 22 Dezember 2019, 12:06:19
Habe soeben deine Kritik zu The Mule gelesen in der du in der Kürze sehr exakt und genau beobachtend die wesentlichen Qualitäten offen legst. Denn der Film ist nur sehr oberflächlich betrachtet ein weiterer Gran Torino. Sehr schön die Bemerkung "Mehr als an dem sturen alten Bock, den ein Eastwood ohnehin aus dem Ärmel schüttelt, ist der Film an den blinden Flecken der heutigen Weltordnung interessiert, an den Schlupflöchern, die nur jemand ausnutzen kann, der nichts so macht, wie andere Menschen es machen würden." Genau das macht den Film so sehenswert bzw. genau das hat am meisten Spaß gemacht.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 23 Dezember 2019, 13:35:41
Danke dir! Ich muss ja sagen, dass mich Eastwood in den letzten Jahren ein wenig verloren hat, nachdem er kaum noch etwas anderes versucht, als die Poesie des Lebens in irgendwelchen Medienartikeln über Privatpersonen zu entdecken. "15:17 to Paris" habe ich mir nicht einmal mehr angesehen, da bekam diese Vermischung von Realität und filmischer Interpretation durch die Besetzung mit den realen Akteuren einen fast schon inzestuösen Einschlag. "The Mule" war aber schon alleine wegen Eastwood in der Hauptrolle wieder fällig, zudem sprach mich das Thema hier wieder etwas mehr an. Der von dir herausgehobene Punkt hat mich dann auch sehr überzeugt und Tage bzw. Wochen nach Filmsichtung noch beschäftigt. Ich finde es nämlich sehr wichtig, dass Gegenwartsfilme hin und wieder darauf hinweisen, dass es nicht "den einen richtigen Weg" gibt, etwas zu tun; und schon gar nicht, dass die Masse einen solchen für sich gepachtet hat.
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: PierrotLeFou am 20 Mai 2020, 07:42:33
Schön, dass du dir das "Turiner Pferd" vorgeknöpft hast, noch dazu mit der einzig korrekten Wertung... :happy2:

Im vorletzten Absatz steht übrigens "Dunkelnheit", falls du das noch ausbessern kannst/magst... :happy3:

Auch wenn der Film natürlich selbst nach der einleitenden Erklärung noch auf mancherlei Weise auf Nietzsche rekurriert, so bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich in Nietzsches Schaffen den Schlüssel sehen mag, zumal ja seine Begegnung mit dem Gaul die Worte, er sei dumm, nach sich gezogen habe. Ich würde in dem Film eher schon eine Art Verwerfung Nietzsches erblicken. Gerade die Wiederholung bei Tarr und die Wiederholung bei Nietzsche haben mMn nicht allzu viel gemeinsam, obwohl die Nietzsche-Assoziation hier sehr nahe liegt... aber insgesamt sehe ich darin weniger einen konkret "nietzscheanischen" Film, sondern eher einen Film, der deutlich macht, dass er auf die Philosophie Bezug nimmt, aber weniger Nietzsche, sondern eher dessen Ratlosigkeit ins Zentrum rückt und somit auch seine Philosophie und seinen Blick auf andere Philosophen nicht als unumstößliche Wahrheit anbietet, sondern zu einer Neubewertung einlädt...
Das schmälert aber nicht die Qualität deiner Besprechung, die den Reiz des Films gelungen schildert... :happy2:

Jetzt bitte noch ein umfangreiches "Satanstango"-Review... :happy3:
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 20 Mai 2020, 08:25:36
Oh, der Bezug zu Nietzsche sollte jetzt auch gar nicht zwingend so verstanden werden, dass dessen Lehren im Film gepredigt werden, sondern vielmehr, dass sie Ausgangspunkt weiterer Überlegungen sind. Das wird ja schon mit der Eröffnungssequenz deutlich gemacht, als das Pferd von einem unbestimmten Ort zurückkehrt und man sich damit bildlich sozusagen von Nietzsche entfernt. Ich finde aber doch, dass der Film dann immer wieder den Bezug zu den Anfängen sucht und diese halt ggf. nach eigenem Ermessen umdeutet, daher würde ich hier schon eine permanente Verknüpfung mit der Ausgangsgeschichte erkennen.

Danke für den Hinweis mit der Dunkelheit, habe ich geändert!

Satantango ist ja gerade über Artificial Eye als Blu-ray erschienen. Hatte ich auch gleich über zavvi bestellt, aber die konnten nicht liefern und haben wieder storniert...
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: PierrotLeFou am 8 Januar 2021, 14:07:26
https://ssl.ofdb.de/review/682,840436,Die-Nonnen-von-Clichy

Große Verbeugung von meiner Seite. :happy3:  Als kleiner Franco-Jünger habe ich die Besprechung sehr gerne gelesen, die mit berechtigter Kritik kein bisschen von oben herab und mit einigen Hinweisen auf Francos eigentümliche Qualitäten einen ausgewogenen, nicht distanzlosen, sondern kritischen (aber eben keinesfalls mißbilligenden) Blick auf den Film wirft.

(Hat mich auch gleich noch dazu gebracht, die Wicked-Vision-Ausgabe doch noch zu bestellen...)
Titel: Re: Autoren-Thread: Vince
Beitrag von: Vince am 8 Januar 2021, 20:13:59
Wow, danke dir! Die Kritik war nicht ganz einfach für mich, denn erstens ist es eh schon immer einschüchternd, wenn ein Film vorher schon von dir analysiert wurde ;) (weshalb ich deine Kritiken dann auch immer erst im Nachhinein nochmal auffrische, um mich nicht beeinflussen zu lassen) und zweitens bin ich jetzt gemessen an den vielen Filmen, die er gedreht hat, nicht gerade ein Franco-Experte. Ich habe aber zum Glück doch vorher schon einige sehen können. Gerade bei Franco ist es nämlich unheimlich schwierig, ihn aufgrund einzelner Filme richtig zu bewerten.
Zu der Wicked-VÖ gibts übrigens dann hier noch eine ausführliche Bewertung:
https://www.actionfreunde.de/die-nonnen-von-clichy/
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