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Gemeinschaftsforum => Der phantastische Film => Thema gestartet von: Man Behind The Sun am 24 Februar 2008, 22:42:51

Titel: 2001 - A Space Odyssey (2001: Odyssee im Weltraum) (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Man Behind The Sun am 24 Februar 2008, 22:42:51
Der Film ist ja mittlerweile in einer angemessenen Version released worden, für schlanke 7,99. Da lässt sich auch der PEINLICHE Schreibfehler auf dem Cover verschmerzen... ("Odysee, ohne zweites 's'...)

Gestern nach langem mal wieder angesehen und gleich vom Hocker gerissen. Rein oberflächlich betrachtet ist er ja stinklangweilig, aber rein visuell gesehen (unter dem Gesichtspunkt, dass er von '68 ist) und von der interpretatorischen Seite her, wohl ein Werk das seinesgleichen sucht. Von den ganzen später verwendeten wiederentdeckten Filmzitaten mal ganz abgesehen - ein Film, der endlich auch mal filmhistorisch extrem wertvoll ist.
Der DVD hat ein glockenklares Bild und verdammt guten Ton. Überhaupt meint man nicht, einen fast 40 Jahre alten Film vor sich zu haben - weder optisch, noch vom Filmgeschehen her - einfach nur zeitlos!
Und die ganzen Interpretationen im Web können mir erzählen, was sie wollen: Dieser finale Flug des David in die andere Dimension (der, mit den bunten Farben), ist ganz klar ein Zeichen der Zeit gewesen. Denkt mal drüber nach  :king:.

Weitere interpretatorische Ansätze?

(Warum gibt es eigentlich noch keinen Fred zu diesem Film?)
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Roughale am 24 Februar 2008, 23:28:18
Es ist jetzt viel zu spät um ihn zu analysieren, aber wenn es irgendeine Möglichkeit gibt den auf einer grossen Leinwand zu sehen, mach es! Ich hatte sowohl die Möglichkeit im Kino (zum Rerelease, meine Meinung nach war das im Royal Palast, ruhe er in Frieden!) und in einem Planetarium - beides sehr besondere Momente...
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: McKenzie am 24 Februar 2008, 23:45:03
Zitat von: Roughale am 24 Februar 2008, 23:28:18
Es ist jetzt viel zu spät um ihn zu analysieren, aber wenn es irgendeine Möglichkeit gibt den auf einer grossen Leinwand zu sehen, mach es! Ich hatte sowohl die Möglichkeit im Kino (zum Rerelease, meine Meinung nach war das im Royal Palast, ruhe er in Frieden!) und in einem Planetarium - beides sehr besondere Momente...

Dito. Wenn man den auf der großen Leinwand sieht, rutscht einem das Herz in die Hose (ich hatte das sogar auf 70mm, also in Maximal-Schärfe).

Abgesehen davon muss man bei diesem Film die eigenen spirituellen Strömungen mit der Leinwand / dem Monitor vernetzen um ihn erfassen zu können.  :icon_mrgreen: Deswegen ist sein Klassiker-Status bis heute immer noch umstritten denn es gibt unter den Cineasten einfach zuviele Pragmatiker, denen Uneindeutigkeiten (imo ist "2001" eigentlich relativ eindeutig) auf den Senkel gehen.

Sicherlich einer der besten Kubricks und ein überlegensgroßer Film, aber hinter den Bildern steckt doch eine kleine Prise Selbstgefälligkeit die der ganzen Perfektion eine empfindliche Schönheitsdelle versetzt.
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: psychopaul am 25 Februar 2008, 02:27:22
Wahrscheinlich der beste Film der Welt.  :icon_cool:


@ Mc Kenzie: Arsch!  :bawling:  :icon_mrgreen:
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: McKenzie am 25 Februar 2008, 09:19:12
Zitat von: Bettwurst am 25 Februar 2008, 02:27:22
@ Mc Kenzie: Arsch!  :bawling:  :icon_mrgreen:

Choleriker.  :icon_mrgreen:  Der Film bekommt von mir 9/10 und ist nur ganz knapp an der 10 vorbei. Ein klitzekleinwenig prätentiös wichtigtuerisch ist er schon.  ;)
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: psychopaul am 25 Februar 2008, 10:40:07
nein, nein, ich hab das darauf bezogen, dass du ihn im Kino sehen konntest.  ;)

aber gut, für die 9 Punkte kann man den Kraftausdruck dann schon stehen lassen.  :D
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Roughale am 25 Februar 2008, 11:36:13
Zitat von: Bettwurst am 25 Februar 2008, 10:40:07
nein, nein, ich hab das darauf bezogen, dass du ihn im Kino sehen konntest.  ;)

aber gut, für die 9 Punkte kann man den Kraftausdruck dann schon stehen lassen.  :D

Ach und ich krieg keinen Neid? Schämst dich, Paule! ;)

Korrektur: Irgendwie scheint meine Erinnerung mir nun zu sagen, dass das Kinoerlebnis noch nicht so lange her ist, wie oben vermutet, es war wohl doch hier in Hamburg im grossen Saal des cinemaxx am Dammtor.
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Deer Hunter am 25 Februar 2008, 14:27:43
Zitat von: Man Behind The Sun am 24 Februar 2008, 22:42:51
Gestern nach langem mal wieder angesehen und gleich vom Hocker gerissen. Rein oberflächlich betrachtet ist er ja stinklangweilig, aber rein visuell gesehen (unter dem Gesichtspunkt, dass er von '68 ist) und von der interpretatorischen Seite her, wohl ein Werk das seinesgleichen sucht. Von den ganzen später verwendeten wiederentdeckten Filmzitaten mal ganz abgesehen - ein Film, der endlich auch mal filmhistorisch extrem wertvoll ist.


Und daran scheiden sich m.E. die Geister. Der Film hat mit Längen zu kämpfen und erscheint vom heutigen Standpunkt aus, sehr trocken und unspektakulär erzählt. Aber im Hinblick dessen, dass er ende der 60er Jahre entstanden ist und das es bis dato einfach mal keinen SciFi- Film in dieser Machart gegeben hat, ist dieser Film einmalig und unerreicht.
Ich glaube, Moonshade hat es in seiner Kritik in der ofdb sehr treffend beschrieben.

Ich muss mir mal den zweiten Teil zu Gemüte führen, denn den kenne ich leider immer noch nicht.

Ach so: Gibt es denn eine Aussage von Kubrick in Bezug auf eine Interpretation zum surrealistischen Ende?
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Roughale am 25 Februar 2008, 14:35:31
Zitat von: Deer Hunter am 25 Februar 2008, 14:27:43
Ich muss mir mal den zweiten Teil zu Gemüte führen, denn den kenne ich leider immer noch nicht.

Erwarte aber nicht eine solche Bildgewalt wie Kubrick sie schuf, der zweite Teil ist nicht schlecht, aber hat kaum etwas mit Kubriks Film zu tun...

Zitat von: Deer Hunter am 25 Februar 2008, 14:27:43
Ach so: Gibt es denn eine Aussage von Kubrick in Bezug auf eine Interpretation zum surrealistischen Ende?

Da gab es mal einen Dialog zwischen Kubrick und Clarke (Autor der Buchvorlage), der vor ellenlange Jahren in der Cinema abgedruckt wurde (ich glaube das war zum Release von 2010 - warum auch immer!). Ich zweifle aber die Authentizität des Gesprächs an, weil man doch sonst anderswo davon gehört hätte, im Internet habe ich das nicht gefunden. Zumindestens wirft Clarke dem Kubrick vor, das Buch nicht verstzenden zu haben, worauf Kubrick in einen Kunstvortrag verfällt, den Clarke abbricht in dem er sagt, dass man das Buch nicht verstehen kann, das war seine Absicht... Die beste Erklärung gab es sowieso damals im MADheft :D
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: zaroff am 25 Februar 2008, 18:58:44
Man müsste für 2001-Odyssee im Weltraum einen Tempel bauen, in dem der Film 24 Stunden am Tag gespielt wird. Zumindest war John Lennon dieser Meinung und ich muss ihm da zustimmen. Ganz großes Kino und eher eine psychedelische Erfahrung als ein Science Fiction Film.
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Mr. Blonde am 25 Februar 2008, 20:55:13
Habe ihn zwar erst einmal zu Gesicht bekommen, bin aber immer noch schwerstens angetan. Für die einen stinklangweilig, für die anderen ein visionäres und audiovisuelles Meisterwerk voller Teifgründigkeit. Ich gehöre zu der zweiten Gruppe. Ich bin großer Fan von den Filmen, die einen zum längeren Nachdenken anregen und einfach viele Interpretationsmöglichkeiten zu bieten haben z.B. Blade Runner, von daher liebe ich auch 2001. Allein schon der berühmt berüchtigte Matchcut oder die zahlreichen Verweise auf Friedrich Nietzsches Zarathustra - zum Einen das Finale, (wird Dave gar als Übermensch wiedergeboren?) zum Anderen bereits das erste Stück was Wir hören (Richard Strauss - Also sprach Zarathustra (erster Teil) oder gar der Walzer im All (ebenfalls von Strauss) bieten so viel Platz für Deutungen, dass es eine wahre Freude ist.

Kleiner Kommentar nebenbei: Es gab in meiner ehemaligen Schule ein Filmprojekt in der elften Klasse (jaa es hagelte einser für mich :icon_mrgreen:), dort wurde dann der Mainstream-Meute 2001 präsentiert und sie haben es in der Luft zerissen.  :wallbash: Der Walzer hätte nicht zu "Science-Fiction" gepasst und ähnliche kompetente Kommentare. (Hatte ganz schön zu schlucken und mich kaum unter Kontrolle über die "Vernichtung" eines Klassikers.) Hab natürlich ein paar zynische Kommentare zurückgepfeffert und ein Bisschen "Fachwissen" vermittelt. (Ich bin ja so toll.  :LOL:)

Anyway, absolutes Meisterwerk vor allem in 5.1 sehr zu genießen und die Interpretationsmöglichkeiten sind zo zahlreich, dass man sich wohl Wochen damit befassen könnte.
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Deer Hunter am 26 Februar 2008, 13:17:11
Zitat von: zaroff am 25 Februar 2008, 18:58:44
Zumindest war John Lennon dieser Meinung und ich muss ihm da zustimmen.

Das hat er gesagt? Ich kann mir vorstellen, warum er so begeistert war. :icon_razz:
Hast du evtl. ein Beleg für Lennons Aussage parat?

Zitat von: Roughale am 25 Februar 2008, 14:35:31
Erwarte aber nicht eine solche Bildgewalt wie Kubrick sie schuf, der zweite Teil ist nicht schlecht, aber hat kaum etwas mit Kubriks Film zu tun...

Darum geht es mir auch nicht, bzw. erwarte ich auch nicht einen ähnlichen Film wie 2001. Es ging mir nur generell darum, diese cineastische Lücke zu schließen.

ZitatDie beste Erklärung gab es sowieso damals im MADheft :D

Die da wäre..?
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: zaroff am 26 Februar 2008, 19:26:01
Zitat von: Deer Hunter am 26 Februar 2008, 13:17:11
Zitat von: zaroff am 25 Februar 2008, 18:58:44
Zumindest war John Lennon dieser Meinung und ich muss ihm da zustimmen.

Das hat er gesagt? Ich kann mir vorstellen, warum er so begeistert war. :icon_razz:
Hast du evtl. ein Beleg für Lennons Aussage parat?


Ich bin mir nicht 100%ig sicher, aber ich glaube, dass ich das in Hellmuth Karaseks Buch "Mein Kino" gelesen habe. Leider habe ich den Schinken nicht um nachzuschauen. Das Zitat geistert aber auch relativ häufig im Netz herum.

Ich denke auch, dass Mr. Lennon den Film in einem ganz besonderem Zustand gesehen hat. Ich selbst habe diese Erfahrung so noch nicht gemacht, kann mir aber gut vorstellen, dass er dann noch heftiger schickt als mit Bier und Kippen ...

Zu 2010 möchte ich auch noch was sagen: Der spielt zwar in einer ganz anderen Liga, hat aber auch einige optisch (Aerobremse) und musikalisch/emotional herausragende Szenen zu bieten. Für Science Fiction Fans unbedingt zu empfehlen.
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Kill Mum! am 28 Februar 2008, 22:18:18
Naja, 1968 war die LSD-Zeit von Lennon ja schon vorbei, auch wenn er in einem Interview mal von sich gab, dass er "LSD-Trips nahm wie andere Leute Gummibärchen essen".

Ich mag 2001 auch sehr gerne, bin aber davon überzeugt, dass der Film sehr von seiner Musik abhängig ist und ohne diese nur halb so gut funktionieren würde. Das Ende fand ich beim ersten Sehen ziemlich gruselig bzw. verstörend.
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: zaroff am 29 Februar 2008, 17:49:30
Ich finde die klassische Musik auch sehr passend, trotzdem könnte ich mir auch einen Pink Floyd Soundtrack dazu vorstellen. Offensichtlich passt das Stück Echos von PF ja auch perfekt zum letzten Teil des Films.
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Anderssen am 29 Februar 2008, 18:28:34
ZitatDer Walzer hätte nicht zu "Science-Fiction" gepasst und ähnliche kompetente Kommentare.
Naja, nur so nebenbei: Jerry Goldsmith fand ebenfalls, dass der Walzer (an der schönen blauen Donau) nicht gepasst hat.
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Roughale am 29 Februar 2008, 18:47:00
Zitat von: Deer Hunter am 26 Februar 2008, 13:17:11...
Zitat von: Roughale am 25 Februar 2008, 14:35:31
Die beste Erklärung gab es sowieso damals im MADheft :D

Die da wäre..?

Sorry for the delay, habe ich erst jetzt gesehen, aber die Antwort ist eher im Sinne von 2001, also Achtung ;) Wer die MAD Filmverarschungen kennt, der weiss, dass die auch gerne mal absolut abdrehten (bestes Beispiel Das Omen!), so aber auch hier bei 2001, es ist leider zu viele Jahre her, seit ich das das letzte Mal lesen konnte, die Sammlung fiel einem Wasserschaden zum Opfer... Aber ich glaube mich zu erinnern, dass der multiple Dave gegen Ende selbst verwirrt ist nichts mehr kapiert und daher zum Buch Clakes greift, worauf alles noch wirrer wird und er nur sagt "Das hätte ich nicht tun sollen" - ich fand es herrlich, das MAD-Ende ;)
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Akayuki am 29 Februar 2008, 19:01:07
Ich finde das Kubrick mit seinem 2001 ein visionäres Meisterwerk geschaffen hat. Bei mir ist es mittlerweile schon etwas länger her, als ich den Film das letzte mal bestaunen durfte. Das hat leider zur Folge das ich hier nicht mehr auf Einzelheiten zurückgreifen kann. Aber dennoch ist mir der Film nie ganz aus dem Gedächtnis verschwunden. Ein wahrer Klassiker.

Vielleicht sollte ich mal wieder einen Bekannten fragen, der mir den Film ausleihen kann...
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Karm am 29 Februar 2008, 20:58:02
Zitat von: 2BerettaZKiller am 29 Februar 2008, 19:01:07
Ich finde das Kubrick mit seinem 2001 ein visionäres Meisterwerk geschaffen hat.

Das sehe ich auch so und würde sogar soweit gehen, ihn als Weltkulturerbe zu betrachten.
Die DVD gehört zu einigen wenigen, die ich schon sehr oft genossen habe, ohne dass es mir dabei jemals langweilig wurde.
Trotz des bis ins Detail bekannten Inhaltes hat der Film immer meine volle Konzentration. Er ist ein optisches und akustisches Meisterwerk. Nicht zuletzt durch die Verwendung der klassischen Musik ist er in seiner Wirkung völlig zeitlos.
Was ihn allen heutigen Streifen dieses Genres überlegen macht, ist unter anderem der Verzicht auf unnötige Effekte wie beispielsweise das Brummen von Raumschiffen und Geräusche anderer Technik im luftleeren Raum. Da herrscht nämlich auch in der Realität absolute Stille. :icon_smile:
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: natas9 am 1 März 2008, 16:09:33
Zitat von: zaroff am 29 Februar 2008, 17:49:30
Ich finde die klassische Musik auch sehr passend, trotzdem könnte ich mir auch einen Pink Floyd Soundtrack dazu vorstellen. Offensichtlich passt das Stück Echos von PF ja auch perfekt zum letzten Teil des Films.

Das Lied Echoes von Pink Floyd wurde tatsächlich genau so bemessen, dass es zum letzten Abschnitt "Jupiter and beyond infinity" (oder wie es heißt) von 2001 passt. Bei youtube haben das auch einige Leute schon zusammengebastelt.

Echoes ist ein tolles Lied, allerdings passt es atmosphärisch überhaupt nicht zum Film, muss ich sagen. Ist ja toll, dass Pink Floyd das mit der Stoppuhr abgemessen haben, aber zum Ende von 2001 passen diese unheimlichen Geräusche (Musik kann man es kaum noch nennen) viel besser. Besonders, wenn es bei Echoes im Mittelteil so funky abgeht, kann man das mit der Angst, die der Astronaut gerade durchlebt, nicht mehr in Einklang bringen.




Für mich ist 2001 auch einer der besten Filme, die es gibt. Was mich mal interessieren würde: Fandet ihr den Film auf Anhieb gut?

Als ich den Film das erste Mal sah, war ich 15 und total enttäuscht vom Ende, weil keine Fragen beantwortet werden. Beim zweiten Mal fand ich den Film ganz gut und habe auch in dem Ende einen Sinn entdeckt. Beim dritten Mal habe ich 2001 mitten in der Nacht, in totaler Dunkelheit gesehen. Dieses Mal war es wirklich wie ein Trip. Es kam mir tatsächlich so vor als hätte ich etwas Besonderes erlebt und nicht nur einen Film gesehen. Das ging mir bei keinem anderen Film so, weil Filme sonst nur Filme sind.
Das klingt jetzt wahrhscheinlich total abgedreht, aber ich habe bei 2001 wohl das selbe wie John Lennon durchgemacht.  ;)

Das Traurige daran ist: Wenn man 2001 für sich entdeckt hat, bemerkt man, dass in der gesamten Filmgeschichte bis jetzt nur ein guter Science-Fiction-Film gedreht wurde.
Titel: Re: 2001: Odyssee im Weltraum
Beitrag von: Chili Palmer am 1 März 2008, 18:44:22

Nur, wenn man nach ähnlichen "Trips" sucht. Wobei es da immer noch Tarkovskys "Stalker" und "Solaris" gibt. Ansonsten mag es in diesem Bereich traurig aussehen.
Für alle anderen wird's fröhlich mit "Metropolis", "Alien", "Blade Runner", "Planet der Affen", "Fahrenheit 451", "Total Recall", "Unheimliche Begegnung der dritten Art", "Krieg der Welten", "Brazil", "12 Monkeys", "Videodrome", "Existenz", "Die Fliege", "Terminator 2", "Matrix",...
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 27 November 2010, 16:54:13
Dann will ich mal mein Glück versuchen:

"2001" ist wahrscheinlich einer der faszinierendsten und vielschichtigsten Science-Fiction-Filme, den die Filmwelt jemals hervorgebracht hat. Stanley Kubrick's wegweisende Vision über die Ängste vor dem technischen Fortschritt wirkt heute noch so frisch, wie vor mehr als 40 Jahren. Dies ist auch den tollen Spezialeffekten zu verdanken, die sich hervorragend gehalten haben. Dazu kommt die damals und heute ungewöhnliche Musikauswahl: Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra" unterstreicht nicht nur das Morgengrauen der Menschheit, welches durch Kubrick nahezu ausschließlich durch Gewalt definiert wird (das Morden um die Wasserquelle, der Knochen als erste Waffe), sondern  leitet den Film auf epische Art und Weise ein. Ich jedenfalls bekomme jedes mal eine Gänsehaut, wenn ich nur die ersten Minuten Schwarzbild samt György Ligetis nervösem "Atmospheres" höre und dann die Planetenkonjuktion und die ersten Klänge von Strauss einsetzen. Zarathustra und Nietzsche sind imo auch zentrale Themen in Kubricks Film. Als Beispiel möchte ich die drei Verwandlungen auf Dave ummünzen. Nietzsche schreibt: "Drei Verwandlungen nenne ich euch des Geistes: wie der Geist zum Kamele wird, und zum Löwen das Kamel, und zum Kinde zuletzt der Löwe." -  "Der Mensch ist etwas, das überwunden werden soll." und genau dies geschieht durch die Verwandlungen. Dave selbst verwandelt sich drei Mal.

(Achtung! Nun meine amateurhaften Interpretationen)

Kamel:
"Alles dies schwerste nimmt der tragsame Geist auf sich: dem Kamele gleich, das beladen in die Wüste eilt, also eilt er in seine Wüste."

Die Wüste ist in meinen Augen das All selbst und die unendliche Weite, welche gefährlich und unerforscht ist. Dave selbst verwandelt sich in das Kamel, als er seine Mission antritt. Der Astronaut als Nutztier, das fortgeschickt wird, gefährliche Reisen zu überwinden - zum Wohle der Menschheit. Dave weiß zwar nicht, wie gefährlich seine Mission sein wird, trotzdem wird er mit der Jupiter-Mission "beladen" und stellt sie auch am Anfang keinesfalls in Frage.

Löwe:
"Aber in der einsamsten Wüste geschieht die zweite Verwandlung. Zum Löwen wird hier der Geist, Freiheit will er sich erbeuten und Herr sein in seiner eigenen Wüste."

Dave entwickelt sich vom trägen, naiven Nutztier im Laufe der Reise zur nächsten Stufe, dem starken Löwen, weiter. Er erkennt die von HAL ausgehende Gefahr und die der gesamten Mission, will aber keinesfalls sinn- und kampflos untergehen. Die Entwicklung zum Löwen ist somit unvermeidbar. Er will sich weiterentwickeln, dafür macht er sich die Vorzüge des Löwen zum Gebrauch, um HAL den Gar auszumachen.

Die von Nietzsche beschriebene "Freiheit", die erkämpft werden muss, wird in "2001" durch den Sieg über die Maschine, welche einen elektrischen Übermenschen darstellt, erreicht. HAL - perfekt und makellos. "Das kann nur menschliches Versagen sein wir sind makellos." diesen Satz benutzt HAL fast wörtlich, verhöhnt damit seine eigenen Schöpfer. HAL stellt die große Hürde für Dave dar, sich zum Übermenschen zu entwickeln, den Mensch zu überwinden. Nietzsche schrieb: "Seinen letzten Herrn sucht er sich hier: Feind will er im werden und seinem letzten Gotte, um Sieg will er mit dem großen Drachen ringen." Der Drache ist in meinen Augen HAL, mit dem geringt wird.

Kind:
"Unschuld ist das Kind und Vergessen, ein Neubeginn, ein Spiel, ein aus sich rollendes Rad, eine erste Bewegung, ein heiliges Ja-Sagen!"

Zugegeben geschieht diese Verwandlung am offenschtlichsten: das "Space Child" am Ende des Films ist hier die dritte Stufe. Der Neubeginn - das Kind in der Fruchtblase. Wenn ich mich recht erinnere, wird diese Geburt durch einen erneuten Urknall eingeleitet (möchte ich auf dem "Trip" beobachtet haben), somit auch ein totaler Neubeginn.

Für mich bleibt hier die Frage, zu welchem Zweck Dave die drei Verwandlungen durchläuft? Ist das vielleicht nur meine blühende Fantasie, dass diese Verwandlungen vollzogen werden? Was haben die anderen Verwandlungen, mit den verschiedenen, gealterten Versionen von Dave zu bedeuten?


Dies soll nur ein Denkanstoß sein - der Film ist so vielschichtig, dass es sicherlich zig verschiedene Interpretationen und Herangehensweisen gibt und dies ist meine. Wenn der Trip am Ende einsetzt, fliegen all meine Gedanken so hilflos herum, wie Dave durch das All. Erst da gebe ich mich dem Film pur hin, ohne mir Gedanken zu machen. Vielleicht kann man den Film auf eine andere Art erleben, wenn man nicht analysiert und interpretiert. Als bewusstseinserweiternde Erfahrung? Dazu hätte ich Kubrick nur zu gerne befragt.

"2001" bleibt ein rätselhaftes Mysterium für mich, einer meiner Lieblingsfilme und die Blu-ray ist brilliant umgesetzt, da macht der Film noch eine Ecke mehr Spaß. Kubrick hat mit HAL einen Bösewicht erschaffen, der dermaßen passiv ist und trotzdem Urängste in jedem Menschen ansprechen dürfte. Ein simples, rotes Licht und trotzdem erschreckender, als jeder "Terminator". Das ist übrigens auch ein weiteres interessanteres Detail: glaubt Ihr, dass "2001" einen großen Einfluss auf James Cameron ausgeübt hat und ihn dazu animierte, eine düstere Zukunftsvision zu erschaffen, in der die Maschinen die Menschen unterwerfen? Ich beantworte die Frage schlicht mit Ja.

Eine Reise, die ich mich immer wieder gern "antue", denn es gibt auch einige Längen zu überstehen, weshalb Kubrick`s Walzer im All knapp an der Perfektion vorbeischrammt, aber eben nur knapp. 9/10


Ich hoffe mein erster Versuch hier ist nicht zu trocken und holperig ausgefallen. Ich freue mich auf Eure Interpretationen oder Meinungen zum Film!   :respekt:
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: ratz am 1 Dezember 2010, 02:45:50
Ist ja ulkig, auf die Idee, mit Nietzsche an den Film heranzutreten, bin ich nie gekommen. Das kann am Umweg über Strauss liegen - Buch -> Musik -> Film - oder daran, daß Kubricks eklektischer und gern allzu plakativer Musikgebrauch mich hat gar nicht erst in Versuchung kommen lassen, dahingehend Bezüge herzustellen.
Nun ist es ja heute etwas spät, aber ich hab diese Woche ein bißchen Zeit ( :king:) und werde mir sowohl den Nietzsche noch mal querlesender Weise antun, als auch den Film reinziehen (kann man ja nicht oft genug tun). Mal sehen ob und was mir dann einfällt.

cu, r.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 1 Dezember 2010, 07:45:23
Dass der Film vielschichtig ist und auch vielen Lesarten offen, die nicht konkurrierend und sich gegenseitig ausschließend nebeneinanderstehen, ist neben der technischen Perfektion wohl seine bemerkenswerteste Qualität. Denn dadurch kann er zeitlos werden, immer wieder neu zu entdecken, auch von ein und derselben Person, und irgendwie auch zeitlos in sich und seiner Erzählung.

Den Nietzsche-Ansatz finde ich interessant, bin gespannt, wie der noch diskutiert wird. Die Dreistufigkeit in einer Entwicklung ist ja im Drehbuch deutlich (Kapitelüberschriften, ich glaube auch schon in Clarkes Kurzgeschichte angelegt), mir kommt bei "in die Wüste" aber gleich das erste Kapitel in den Sinn, bei dem manche fragen: "Wann geht denn endlich die Science-Fiction los?". Das Erwachen des Bewusstseins, die neue Fähigkeit, vorauszuschauen, zu antizipieren, zu planen - das ist so unerwartet effektiv in Bilder umgesetzt, dass ich bei ersten Mal nicht genug davon bekommen konnte. Dass diese neue Fähigkeit (die Rolle des Monolithen hast Du interessanterweise noch gar nicht genannt) in Gewalt mündet, ist nur konsequent, da sie für die Befriedigung der vorhandenen Bedürfnisse (Überleben der Sippe, Nahrung,Sicherheit, Vorherrschaft) eingesetzt wird. Mit der Knochenszene dem Massaker und dem berühmten Schnitt beginnt sozusagen der ganze Scheiß, den Menschen so anrichten können: diese Entwicklungsstufe kennen wir gut, denn in ihr befinden wir uns und sie ist uns jeden Tag offensichtlich - in den Nachrichten, im Alltag, immer wenn mehrere Menschen zusammenkommen.

Den berühtesten match cut der Filmgeschichte finde ich übrigens inhaltlich auch grandios, aber seine technische Umsetzung ist mir etwas schleierhaft: warum fliegt der Knochen zunächst am oberen Rand aus dem Bild? Danach gibt es einen jump cut oder einen cut zu einem anderen Take, was deutlich am Himmel-Wolken-Hintergrund zu sehen ist. Und beim Schnitt selber liegen die Positionen von sich drehendem Knochen und fixierter Bombe nicht wirklich übereinander - das hat aber vielleicht Gründe in der visuellen Wahrnehmung und wäre mit anderen Momenten des Schnitts nicht besser. Jedenfalls habe ich bisher noch nichts zu diesen Fragen des 2001-match-cuts gelesen.

Zu dem Rest des Film irgendwann, es ist zu früh. ;O)
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr Orange am 1 Dezember 2010, 13:50:25
Interessantes Thema.

Da ich erst heute Abend wieder genügend Zeit für eine ausführlichere Antwort habe, nur folgendes. Ich halte es in den meisten Fragen mit dieser Interpretation

http://www.insidemovie.de/interpretationen/2001-odyssee-im-weltraum-der-monolith/ (http://www.insidemovie.de/interpretationen/2001-odyssee-im-weltraum-der-monolith/)

Besonders im Bezug auf den Monolithen = Erkenntnis und die - hier ja auch schon angesprochenen- drei Wandlungen.

Um eine weitere Frage in den Raum zu werfen, wie würdet ihr das Singen des Kinderliedes durch Bowman interpretieren, als er HAL's Hirnfunktionen zerstört?
Kind = neuer Übermensch = Kinderlied als Zeichen, dass Bowmans Wandlung vollendet ist und er jetzt quasi über HAL steht?
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Rollo Tomasi am 1 Dezember 2010, 14:02:17
Der erste Teil ist für mich der zugänglichste.
Für mich erscheint klar, dass es da um die sehr kompakte Darstellung der Evolutionsgeschichte geht, bis zu dem Punkt, an dem festgestellt wird, wie man Knochen als Waffen einsetzen kann.
Es ist schon ne Weilöe her, dass ich den Film das letzte Mal gesehen habe, aber ich denke, es schien doch so, dass der Monolith den Primaten so eine Art Tip oder Eingebung gegeben hat, wie man das mit den Knochen bewerkstelligt.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 1 Dezember 2010, 15:01:57
Zitat von: Mr Orange am  1 Dezember 2010, 13:50:25
Um eine weitere Frage in den Raum zu werfen, wie würdet ihr das Singen des Kinderliedes durch Bowman interpretieren, als er HAL's Hirnfunktionen zerstört?
Kind = neuer Übermensch = Kinderlied als Zeichen, dass Bowmans Wandlung vollendet ist und er jetzt quasi über HAL steht?

Interessant. Ich dachte immer, dass das Kinderlied das erste war, was HAL gelernt hat. Als Dave ihn quasi entmachtet und seines "Gedächtnisses" beraubt, bleibt eben nur noch diese Melodie übrig. Aber gerade im Nietzsche-Kontext kann man da sicherlich noch viel mehr feststellen, zumal sich die "Dreistufigkeit" anscheinend auf mehreren Ebenen abspielt (der frühe Mensch, Dave, Daves Alter-Egos am Ende.) Erreicht HAL am Ende gar die letzte Stufe, weil er zur Reinheit des Kindes gezwungen wird? Eine sich entwickelnde Maschine mit Bewusstsein? Gruselig.  :icon_eek:

Den Monolithen habe ich unbeabsichtigt ausgelassen, verstehe ihn aber selbst als körperloses Medium, dass den Menschen gezielt lenkt. Gab es nicht sogar noch mehrere Monolithen? Ein reines, perfekt geformtes Stück Stein - eine Perfektion nach der die Menschen streben? Das Erreichen einer höheren (Geistes)-Ebene? Die Menschen werden jedenfalls von ihm angezogen, eventuell auch ein göttlicher Plan, die Menschheit zu lenken.

Das finde ich so toll an 2001 - es kommen viele Fragen auf, Antworten gibt es aber kaum.

Zitat von: ratz am  1 Dezember 2010, 02:45:50
Ist ja ulkig, auf die Idee, mit Nietzsche an den Film heranzutreten, bin ich nie gekommen. Das kann am Umweg über Strauss liegen - Buch -> Musik -> Film - oder daran, daß Kubricks eklektischer und gern allzu plakativer Musikgebrauch mich hat gar nicht erst in Versuchung kommen lassen, dahingehend Bezüge herzustellen.

Plakativ ist hier imo fast das falsche Wort, ich finde konträr passt besser. Jedes Mal, wenn ich die ersten zehn Minuten von "There will be Blood" sehe, fühle ich mich an "2001" erinnert - denn auch dort läuft oft eine Musikuntermalung, die völlig gegensätzlich zum Gezeigten ist. Dies führte für mich immer zu einer hilflos-faszinierenden Gänsehautatmosphäre - was soll ich davon halten? 
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Roughale am 1 Dezember 2010, 16:07:52
WOW! 2001 gehört immer noch zu einem meiner absoluten Favoriten, auch wenn ich ihn bisher nie richtig verstanden habe - was vielleicht auch gar nicht geht, also im klassischen Sinne, dass alle dasselbe verstehen...

Die Interpretation hier mit Nietsche finde ich richtig spannend, beim Lesen kam der starke Wunsch auf, 2001 wieder mal anzusehen - mal sehen, ob das klappt - aber danke schon mal für den Kick!

Nun mal eine Frage an die Kenner der Films und der Clarke Geschichte - war das nicht sogar ein Roman? Ich meine, nach dem Film damals zum Verständnis das Buch zum Film gelesen zu haben (Heyne TB) - grosser Fehler  :king: Das Mad Heft hatte sich sogar über diesen Umstand lustig gemacht... Also die Frage: Inwieweit deckt sich Kubricks Interpretation mit den Vorgaben des Buches _ man kenn Kubrick ja als Regisseur, der sich auch mal gerne weit von der Vorlage stark abwendet (Shining), aber er hat auch sehr buchnahe Verfilmungen geschaffen (Clockwork Orange) - wo ist 2001 anzusiedeln?
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 1 Dezember 2010, 16:45:34
Zitat von: Roughale am  1 Dezember 2010, 16:07:52
WOW! 2001 gehört immer noch zu einem meiner absoluten Favoriten, auch wenn ich ihn bisher nie richtig verstanden habe - was vielleicht auch gar nicht geht, also im klassischen Sinne, dass alle dasselbe verstehen...

Die Odyssee übersteht jeder auf seine Weise.  :icon_smile:

Zitat von: Roughale am  1 Dezember 2010, 16:07:52
Die Interpretation hier mit Nietsche finde ich richtig spannend, beim Lesen kam der starke Wunsch auf, 2001 wieder mal anzusehen - mal sehen, ob das klappt - aber danke schon mal für den Kick!

Als ich den Film das erste Mal sah, wusste ich einen Fliegenschiss über NietZsche, hatte bis dato nur das Nietzsche-Archiv in Weimar besucht. Aber durch die Buchempfehlungen eines Freundes und einigen Denkanstößen war der Film dann umso spannender.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Chili Palmer am 1 Dezember 2010, 19:23:36
Zitat von: Mr. Blonde am 27 November 2010, 16:54:13
Das ist übrigens auch ein weiteres interessanteres Detail: glaubt Ihr, dass "2001" einen großen Einfluss auf James Cameron ausgeübt hat und ihn dazu animierte, eine düstere Zukunftsvision zu erschaffen, in der die Maschinen die Menschen unterwerfen? Ich beantworte die Frage schlicht mit Ja.

Von der Hand zu weisen ist das natürlich nicht; allerdings ist diese Angst vor der Maschine schon ein wesentlich älteres Motiv der Science-Fiction, das von Asimov bis Dick immer wieder durchgespielt wurde. Und dessen "Blade Runner", bzw. Scotts Verfilmung, dürfte Cameron auch diesbezüglich beeinflusst haben.
In die eine wie die andere Richtung: der "menschliche" Roboter aus Scotts "Blade Runner" (1982) steht zeitlich nämlich zwischen der Killermaschine aus Scotts "Alien" (1978) und dem Sympathieträger aus Camerons "Aliens" (1986).

Zitat von: pm.diebelshausen am  1 Dezember 2010, 07:45:23
mir kommt bei "in die Wüste" aber gleich das erste Kapitel in den Sinn, bei dem manche fragen: "Wann geht denn endlich die Science-Fiction los?".

Wenn man da einige britische Experten fragt, ist man schon mittendrin. Habe hier noch eine grobe Einordnung der SF-Subgenres von David Pringle herumliegen, und da schreibt er über Urzeitgeschichten:

Manche Kritiker betrachten prähistorische Abenteuer nicht als SF, doch unser Wissen über die Urzeit basiert auf der wissenschaftlichen Interpretation und Analyse von Fossilien, Knochensplittern und primitiven Werkzeugen. Geschichten, die auf Spekulationen anhand dieser Schlußfolgerungen beruhen, können mit demselben Recht als Dichtung auf der Basis wissenschaftlicher Fakten bezeichnet werden, wie die Darstellung zukünftiger Technologien oder die der Erforschung des Weltraums.

Zitat von: Roughale am  1 Dezember 2010, 16:07:52
Nun mal eine Frage an die Kenner der Films und der Clarke Geschichte - war das nicht sogar ein Roman? Ich meine, nach dem Film damals zum Verständnis das Buch zum Film gelesen zu haben (Heyne TB) - grosser Fehler  :king: Das Mad Heft hatte sich sogar über diesen Umstand lustig gemacht... Also die Frage: Inwieweit deckt sich Kubricks Interpretation mit den Vorgaben des Buches _ man kenn Kubrick ja als Regisseur, der sich auch mal gerne weit von der Vorlage stark abwendet (Shining), aber er hat auch sehr buchnahe Verfilmungen geschaffen (Clockwork Orange) - wo ist 2001 anzusiedeln?

Hey, hallo, hier auch ein Heyne-TB-Leser! Kann mich aber überhaupt nicht mehr an den Inhalt erinnern. Was nur bedeuten kann, dass ich dort nicht die Antworten gefunden habe, nach denen ich suchte.  :icon_cool:


Zum Film selbst vielleicht noch später was. Aber das Thema ist so abschreckend groß.  :icon_lol:
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 1 Dezember 2010, 20:40:44
Zitat von: Chili Palmer am  1 Dezember 2010, 19:23:36
allerdings ist diese Angst vor der Maschine schon ein wesentlich älteres Motiv der Science-Fiction, das von Asimov bis Dick immer wieder durchgespielt wurde.

Diese Angst und ihre erzählerische Ausgestaltung ist noch älter und grundlegender, Stichwort "Homunculus". Man könnte fast von einer Ur-Angst sprechen (aber nur fast), die nahe beim Doppelgänger-Motiv und dessen Horrorpotenzial liegt.

Referenzen, die mir einfallen, wären z.B. die Golem-Sage, E.A. Poe (Maelzel), E.T.A. Hoffmann (Sandmann) und Shelley (Frankenstein). Mit der Industrialisierung und zunehmenden Technisierung wurde das Thema "künstlicher Mensch"/"menschliche Maschine" dringender, da offensichtlich möglicher in einer realen Umsetzung. Von "Metropolis" geht da dann die Traditionslinie bis zu den genannten "2001", "Blade Runner", von mir aus auch "Terminator", "Alien", "A.I." - da direkte Einflüsse auszumachen, ist wahrscheinlich schwierig, da es sich um ein an sich so verbreitetes Motiv handelt.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: wusselpompf am 1 Dezember 2010, 22:19:32
Juhu, endlich mal ein Film den ich kenne. ;)

Zitat von: Chili Palmer am  1 Dezember 2010, 19:23:36
Wenn man da einige britische Experten fragt, ist man schon mittendrin. Habe hier noch eine grobe Einordnung der SF-Subgenres von David Pringle herumliegen, und da schreibt er über Urzeitgeschichten:

Manche Kritiker betrachten prähistorische Abenteuer nicht als SF, doch unser Wissen über die Urzeit basiert auf der wissenschaftlichen Interpretation und Analyse von Fossilien, Knochensplittern und primitiven Werkzeugen. Geschichten, die auf Spekulationen anhand dieser Schlußfolgerungen beruhen, können mit demselben Recht als Dichtung auf der Basis wissenschaftlicher Fakten bezeichnet werden, wie die Darstellung zukünftiger Technologien oder die der Erforschung des Weltraums.

Finde ich sehr spannend. Allerdings würde ich doch sagen, dass sowohl die Aspekte Technologie als auch Zukunft entscheidende Eckpunkte der SF sind.

@ Mr. Blonde:
Die Nietzsche-Interpretation fand ich absolut gelungen und interessant.  :respekt:
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 1 Dezember 2010, 22:24:16
Zitat von: wusselpompf am  1 Dezember 2010, 22:19:32
@ Mr. Blonde:
Die Nietzsche-Interpretation fand ich absolut gelungen und interessant.  :respekt:

Da sag' ich auch brav danke.  :icon_cool:
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Akayuki am 1 Dezember 2010, 23:50:27
Juhu, das Los ist auf 2001 gefallen. Dazu möchte ich auch mal gerne was schreiben.

Ich denke der Film besteht, wie bereits von Mr. Blonde geschrieben wurde, aus drei Komponenten. Diese Behauptung stütze ich allerdings nicht auf die Thesen von Nietzsche, sondern lediglich auf ein paar eigene Gedanken zum Film.

Die Urform des Menschen wird innerhalb der ersten 20 Minuten durch die Affen repräsentiert. Diese bedienen sich der zweiten Komponente, der Technik in Form des Knochens. Durch die Weiterentwicklung der Technik ist es dem Menschen möglich, sein Überleben zu sichern und sich als dominante Spezies des Planeten zu behaupten. Diese rasante Entwicklung wird durch eine einzige Kamerafahrt verdeutlicht. (Wir erinnern uns an die Szene mit dem fliegenden Knochen, welcher im nächsten Moment durch ein Raumschiff im Orbit ersetzt wird.)
Die dritte und letzte Komponente ist das Vorhandensein einer höheren Instanz, oder anders gesagt Gott. Diese wird durch den Monolithen veranschaulicht. Der Mensch entwickelt demnach eine gewisse Ehrfurcht vor den Dingen die er nicht verstehen kann/will. (Die ängstliche Reaktion der Affen und der Menschen, vor diesem scheinbar unerklärlichen Objekt, macht dies nochmal deutlich.) 
In der fernen Zukunft, in welcher der Film spielt, hat der Mensch einen Computer entwickelt, der sogar noch perfekter ist als sein Schöpfer selbst. In diesem Fall wurde mit HAL9000 die Transhumanisierung abgeschlossen.
Doch dabei wird der Mensch zum Opfer bzw. Untertan seiner eigenen Schöpfung. Nun muss sich der Mensch von der Technik lossagen, um zu sich selbst zurückzufinden.
In dem Abschnitt des Films, in dem das Universum mit grellen Farbtönen als eine Art Negativbild gezeigt wird, versucht Stanley Kubrick die Transzendenz des Protagonisten zu visualisieren. Denn erst durch die Befreiung von der Technik (Vernichtung von HAL9000) konnte es dem Piloten gelingen zurück zu Gott zu finden, um letztlich als Mensch wiedergeboren zu werden. Und dies ist dann das Ende, als auch der Neuanfang einer menschlichen Existenz.

Soviel zu meiner Theorie.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 2 Dezember 2010, 00:10:32
Zitat von: 2BerettaZKiller am  1 Dezember 2010, 23:50:27
Ich denke der Film besteht, wie bereits von Mr. Blonde geschrieben wurde, aus drei Komponenten.

Wo schrieb ich denn das?  :icon_mrgreen: Für mich besteht der Film aus sehr vielen Komponenten, aber Dave entwickelt sich in drei Prozessen. ;) Okay, ich bin nicht auf so viel eingegangen - ich wollte und kann auch gar nicht jede Facette des Films analysieren, dass würde dem Film auch Unrecht tun.

Ansonsten ist Deine Interpretation auch nachvollziehbar, aber natürlich langweiliger, da bodenständiger.  :icon_lol:
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Beitrag von: pm.diebelshausen am 2 Dezember 2010, 01:39:42
Zitat von: 2BerettaZKiller am  1 Dezember 2010, 23:50:27
Szene mit dem fliegenden Knochen, welcher im nächsten Moment durch ein Raumschiff im Orbit ersetzt wird.

Ist kein Raumschiff, sondern eine Atombombe. Das ist wichtig im Zusammenhang mit Technik, Gewalt und Zerstörungspotenzial und weil es direkt den Waffencharakter des Werkzeugs von Moonwatcher, nämlich besagtem Knochen, aufgreift.

Interessant in der Darstellung der drei Entwicklungsstufen "Affe/Unbewusst"  - "Mensch/Ich-Bewusst" - "Kosmische Existenz/Bewusstsein selbst", ist die Parallelität in der Darstellung. Z.B. könnte man sich mal über die Bedeutung der Aktion "Nahrungsaufnahme" unterhalten. Wir sehen die Affen fressen, die Astronauten Astronautenfutter futtern und am Ende "beyond jupiter" ein stilvolles Essen. Oder natürlich das Thema Gewalt und Destruktivität des Menschen (s.o.), das Kubrick mehrfach interessiert hat (vgl. vor allem "Strangelove", "Clockwork Orange" und "Full Metal Jacket").
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Beitrag von: Akayuki am 2 Dezember 2010, 18:01:48
@Mr. Blonde: Mit den drei Komponenten meinte ich auch die von dir aufgezählten Entwicklungsprozesse des Protagonisten.
Aber das mit der Bodenständigkeit musst du mir nochmal erklären. (Ich babe bewusst den Smiley übersehen)  ;)


@pm: Danke für die Anmerkung mit der Atombombe. So hatte ich das wirklich nicht mehr in Erinnerung.
Damit ist die Szene sogar noch um ein vielfaches intensiver.  :respekt:
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Beitrag von: Mr. Blonde am 2 Dezember 2010, 18:47:41
Zitat von: 2BerettaZKiller am  2 Dezember 2010, 18:01:48
@Mr. Blonde: Mit den drei Komponenten meinte ich auch die von dir aufgezählten Entwicklungsprozesse des Protagonisten.
Aber das mit der Bodenständigkeit musst du mir nochmal erklären. (Ich babe bewusst den Smiley übersehen)  ;)

Deine Interpretation ist in meinen Augen weit offensichtlicher, als was ich in vielen anderen Interpretationen las - nicht so abgehoben, eben bodenständiger und imo auch leicht nachzuvollziehen. Das ist aber nicht negativ gemeint. ;)

Zitat von: 2BerettaZKiller am  2 Dezember 2010, 18:01:48
@pm: Danke für die Anmerkung mit der Atombombe. So hatte ich das wirklich nicht mehr in Erinnerung.
Damit ist die Szene sogar noch um ein vielfaches intensiver.  :respekt:

Hätte ich das nicht auch vor einiger Zeit gelesen, ich hätte es nach wie vor für eine simple Raumstation gehalten und den Matchcut fehlgedeutet - der Knochen als Werkzeug, genauso wie die Raumstation.
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Beitrag von: Fastmachine am 2 Dezember 2010, 19:18:15
Da es hier angesprochen wurde: das Verhältnis Buch / Film  ist zwar komplex, aber genau deshalb eigentlich für die Interpretation des Films unwesentlich. Der Film gründet frei auf einer Geschichte (The Sentinel) von Arthur C. Clarke aus dem Jahr 1951. Das Screenplay für den Film wurde dann gemeinsam von Kubrick und Clarke verfasst. Erst danach entstand die Novelisation von Clarke. Sie enthält gewissermaßen Clarkes Deutung des Drehbuchs, die sich naturgemäß etwas von Kubricks unterscheidet. (Meine Lektüre liegt schon länger zurück).

Insofern ist es ziemlich unnötig bzw. sogar irreführend, irgendein Buch von Clarke jetzt der Filminterpretation zugrunde zu legen. Der Film ist Kubricks Deutung des gemeinsamen Drehbuchs.

Zum Thema Nietzsche: Das Thema des Films ist eine Evolutionsphantasie, aber das jetzt alles auf Nietzsche runterzubrechen, halte ich für schwierig.
Nietzsches Philosophie hat wenig bis nichts mit Evolutionsgeschichte zu tun oder irgendwelchen Entwicklungsphasen, die zeitlich aufeinander folgen. Bei Nietzsche (insbesondere den oben genannten "Drei Wandlungen") geht es um die Genealogie gewisser moralischer Haltungen zur Welt und ihre Überwindung, aber nicht um Evolutionsstufen, die zu erklimmen wären. Bei Nietzsche können  - vereinfacht gesagt - manche antike Philosophen höher stehen, als einige seiner Zeitgenossen.

Wenn man es großzügig auslegen will, könnte man bestimmte Nietzscheanische Motive im Film ausmachen, mehr nicht.

Die Nietzsche-Theorie hängt doch sehr an der prominenten Verwendung von Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra". Aber daneben gibt es ja noch den Walzer von Johann Strauss. Wie soll denn der in die Nietzsche-Interpretation passen?
(Übrigens: Arthur C. Clarke hat in seinem Buch einen ganz und gar anderen Einsatz der Musik. Er hält nämlich wenig von der Musik des 19.Jhs. )

Nur ein paar Stichpunkte von mir, keine Filminterpretation oder so.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Akayuki am 2 Dezember 2010, 19:32:48
Zitat von: Mr. Blonde am  2 Dezember 2010, 18:47:41
Deine Interpretation ist in meinen Augen weit offensichtlicher, als was ich in vielen anderen Interpretationen las - nicht so abgehoben, eben bodenständiger und imo auch leicht nachzuvollziehen. Das ist aber nicht negativ gemeint. ;)
Ich weiß doch das es nicht negativ gemeint war.   :icon_cool:

Zitat von: Mr. Blonde am  2 Dezember 2010, 18:47:41
Hätte ich das nicht auch vor einiger Zeit gelesen, ich hätte es nach wie vor für eine simple Raumstation gehalten und den Jumpcut fehlgedeutet - der Knochen als Werkzeug, genauso wie die Raumstation.
Ja, bei mir ist es auch schon ein paar Jährchen her als ich den Film das letzte mal sah. Deshalb hatte ich die Szene falsch in Erinnerung.

P.S: Die Interpretation war rein aus dem Gedächtnis geschrieben.
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Beitrag von: Mr. Blonde am 2 Dezember 2010, 20:05:10
@Fastmachine

So ganz überzeugt mich das nicht. Natürlich war Nietzsches Intention eine ganz andere, wenn es um den Übermenschen geht, dass schließt aber nicht aus, das Kubrick es nicht auf seine Weise verarbeitet hat. Ich sehe schlicht zu viele Nietzsche-Motive, um zu sagen, um dies als kleines Detail abzutun.

Zitat von: Fastmachine am  2 Dezember 2010, 19:18:15
Aber daneben gibt es ja noch den Walzer von Johann Strauss. Wie soll denn der in die Nietzsche-Interpretation passen?

Der muss da gar nicht reinpassen, da imo nicht der gesamte Film auf Nietzsche beruht oder auf seinen Theorien. Für mich ist es nur ein geglücktes Experiment, eine Art Tanzchoreographie des Alls zu untermalen - mehr nicht.

Zitat von: Fastmachine am  2 Dezember 2010, 19:18:15
Zum Thema Nietzsche: Das Thema des Films ist eine Evolutionsphantasie

Wenn Du Dir so sicher bist, her mit Deiner Interpretation.  :king:

Ich freue mich übrigens sehr auf die erste Interpretation, die in eine ganz andere Richtung geht - mal so ganz ohne Nietzsche wäre das bestimmt auch lustig.  :icon_lol:
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Beitrag von: Akayuki am 2 Dezember 2010, 20:47:58
Zitat von: Mr. Blonde am  2 Dezember 2010, 20:05:10
Ich freue mich übrigens sehr auf die erste Interpretation, die in eine ganz andere Richtung geht - mal so ganz ohne Nietzsche wäre das bestimmt auch lustig.  :icon_lol:

Sowas gibts doch weiter oben.  ;)
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 2 Dezember 2010, 21:01:37
Zitat von: 2BerettaZKiller am  2 Dezember 2010, 20:47:58
Zitat von: Mr. Blonde am  2 Dezember 2010, 20:05:10
Ich freue mich übrigens sehr auf die erste Interpretation, die in eine ganz andere Richtung geht - mal so ganz ohne Nietzsche wäre das bestimmt auch lustig.  :icon_lol:

Sowas gibts doch weiter oben.  ;)

Stimmt, kleiner Verschreiber, wollte eigentlich "weitere" schreiben.  :icon_redface:
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: ratz am 2 Dezember 2010, 23:38:54
Jetzt hab ich zwar noch nichts vom oben Versprochenen umgesetzt, aber bevor ich klotze, kann ich ruhig kleckern, und Fastmachine setzt den Hebel schon richtig an.

Bei Kubrick-Filmen laufe ich wiederholt Gefahr, mich von der handwerklichen Brillianz insoweit ablenken zu lassen, daß ich mich um die eigentliche Geschichte oder gar Bedeutung kaum schere. Bei 2001 habe ich immer ein esoterisches Geschwurbel befürchtet und mich ganz den visuellen Reizen hingegeben, die den Film ja ohne weiteres tragen. Und wenn man ehrlich ist, spricht heute kaum jemand von Clarkes Roman, aber alle von Kubricks Film, und ob Clarke mit einem Lem oder Asimov oder Dick oder den Strugatzkis in einer Liga spielt, bin ich nicht ganz sicher.


Zitat von: Fastmachine am  2 Dezember 2010, 19:18:15

Zum Thema Nietzsche: Das Thema des Films ist eine Evolutionsphantasie, aber das jetzt alles auf Nietzsche runterzubrechen, halte ich für schwierig.
Nietzsches Philosophie hat wenig bis nichts mit Evolutionsgeschichte zu tun oder irgendwelchen Entwicklungsphasen, die zeitlich aufeinander folgen. Bei Nietzsche (insbesondere den oben genannten "Drei Wandlungen") geht es um die Genealogie gewisser moralischer Haltungen zur Welt und ihre Überwindung, aber nicht um Evolutionsstufen, die zu erklimmen wären. Bei Nietzsche können  - vereinfacht gesagt - manche antike Philosophen höher stehen, als einige seiner Zeitgenossen.
...
Wenn man es großzügig auslegen will, könnte man bestimmte Nietzscheanische Motive im Film ausmachen, mehr nicht.


Ich finde - und zwar nicht durch besonders großzügige Auslegung - ein sehr bezeichnendes Strukturmoment wieder, das Lacan und Derrida schon gehörig ausgebeutet haben: Das des Nietzscheschen (Ur-)Sprunges. Ob Clarke oder Kubrick das im Sinn hatten, weiß ich nicht.
Es betrifft jedenfalls die gesamte Übermensch-Problematik, die ja quasi auch in 2001 verhandelt wird - entsteht hier nicht am Ende eine Art Übermensch? Und zwar eben gerade nicht durch Evolution, wie Du richtig sagst (eine Theorie übrigens, vor der es heutzutage kein Entkommen gibt), sondern durch "Überwindung" (Zarathustra), durch einen Sprung. Der Übermensch ist nicht etwas, was sich über Generationen entwickeln müßte, sondern kann von jedem geeignetem Individuum ad hoc vollzogen werden*.

"Scheu, beschämt, ungeschickt, einem Tiger gleich, dem der Sprung mißriet: also, ihr höheren Menschen, sah ich euch oft beiseite schleichen. Ein Wurf mißriet euch." (Zarathustra II 14, Hervorhebung von Nietzsche)

In 2001 wird dieser Sprung bzw. diese Sprünge ebenfalls initiiert, sei dies nun durch Außerirdische (Clarke) oder durch eine ungenannte, rätselhafte Macht (Kubrick) - auf jeden Fall ist es NICHT die Evolution, die den Menschen weiterentwickelt. Insofern finde ich auch nicht die drei Phasen so interessant, sondern eben die zwei Sprünge, um die es ja in 2001 geht. Klar trennen diese die Menschhheitsgeschichte in drei Phasen, aber der Fokus des Films liegt m. E. auf dem Prozess oder dem Moment des Springens, der nicht-evolutiven (?), plötzlichen Änderung des "Menschlichen" - und den unmittelbaren Effekt.

Zitat von: Fastmachine am  2 Dezember 2010, 19:18:15

Die Nietzsche-Theorie hängt doch sehr an der prominenten Verwendung von Richard Strauss' "Also sprach Zarathustra". Aber daneben gibt es ja noch den Walzer von Johann Strauss.


... und natürlich Ligeti und Chatschaturjan - ein wirkungsvolles Kontrastprogramm, wie es das Abonnementpublikum liebt  :icon_mrgreen:.
Die Übermensch-Thematik allein qualifiziert eine Nietzsche-Überlegung durchaus. Klar kann man auch berechtigt annehmen, daß Kubrick einfach was "Geiles" für den Sonnenaufgang haben wollte, aber als Wink mit dem Zaunpfahl ist die Musik gut vorstellbar (das meinte ich oben mit plakativ). Und ich bin für Mr. Blondes Anschubser doch ganz dankbar - auch wenn ich nicht ganz mit seiner Auslegung übereinstimme, wußte ich doch, daß es da was herumzupopeln gibt.  :respekt:

cu, r.

*Im letzten Teil des Willens zur Macht wird man ziemlich Gegensätzliches lesen, aber mit dergleichen Züchtungsphantasien hat sich bisher nur Sloterdijk, und das recht populistisch, beschäftigt.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 3 Dezember 2010, 00:42:43
Wundert echt keinen außer mich, dass der match-cut so seine Unvollkommenheit hat? Ist doch erstaunlich.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 3 Dezember 2010, 13:20:54
Zitat von: ratz
Insofern finde ich auch nicht die drei Phasen so interessant, sondern eben die zwei Sprünge, um die es ja in 2001 geht. Klar trennen diese die Menschhheitsgeschichte in drei Phasen, aber der Fokus des Films liegt m. E. auf dem Prozess oder dem Moment des Springens, der nicht-evolutiven (?), plötzlichen Änderung des "Menschlichen" - und den unmittelbaren Effekt.

Finde ich wirklich interessant.  :respekt: Vielleicht sollte man sich die "Überwindungen" bzw. Sprünge, die Du ansprichst, ein Mal genauer anschauen. Ich komme zeitlich leider erstmal nicht dazu, dies nochmal genauer zu beobachten, andererseits fehlt mir auch das nötige Backgroundwissen. (Antichrist, Jenseits von Gut und Böse und eben Zarathustra gelesen, wobei ich am letzteren noch festhänge.) Ihr scheint doch ordentlich auf Draht zu sein.  :icon_cool:

Zitat von: pm.diebelshausen am  3 Dezember 2010, 00:42:43
Wundert echt keinen außer mich, dass der match-cut so seine Unvollkommenheit hat? Ist doch erstaunlich.

Ich denke, Kubrick wird da Kompromisse eingegangen sein - wir wissen ja nicht, wie oft diese Szene gefilmt wurde, oder? Andererseits ist auch die Entwicklung des Menschen eine holprige, unvollkomene Sache gewesen, wies soll es der Matchcut nicht auch sein?
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Crumby Crumb & the Cunty Bunch am 3 Dezember 2010, 14:09:04
Zitat von: ratz am  2 Dezember 2010, 23:38:54
und ob Clarke mit einem Lem oder Asimov oder Dick oder den Strugatzkis in einer Liga spielt, bin ich nicht ganz sicher.

Die Frage/These überhaupt aufzuwerfen...:nono:
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: MMeXX am 10 Dezember 2010, 09:27:10
Ich halte den Film für einen sehr guten Science-Fiction-Film. Warum? Für mich ist die Kernfrage bei Science-Fiction: "Was ist der Mensch?" bzw. "Wie definiert sich der Mensch?". Und der Film zeigt den Menschen hier als einen Wesen, welches sich lediglich durch externe Hilfe (Monolith) weiterentwickeln kann. Das wird überdeutlich bei der ersten Episode, die Nutzung von Gegenständen als Werkzeug/Waffe. Wiederholt wird das Ganze dann am Ende mit der Geburt des "Sternenkindes", welches dann (je nach Sichtweise!) zur Erde zurückkehrt.

Wesentlich spannender ist für mich jedoch HAL. Er wirkt trotz der Tatsache, dass er eine Maschine ist wie ein Mensch. Begründet sehe ich dies vor allem in seiner Fähigkeit, Gefühle (z.B. Hochmut) zu "empfinden". Mir scheint lediglich sein Äußeres einen Unterschied zu einem Menschen zu machen. Das noch so als kurzer, oberflächlicher Beitrag. ;)
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: ratz am 10 Dezember 2010, 11:33:01
Genauso oberflächlich will ich noch ergänzen, was mir beim Anschauen neulich noch einfiel: Die Episode mit HAL spiegelt noch einmal den Überlebenskampf am Wasserloch: HAL ist dabei, sich zu einer eigenständigen Spezies zu entwickeln und tritt in Konkurrenz zu den Menschen. Waren es zu Beginn die beiden Affengruppen, von denen nur eine durch den Monolithen auserwählt wurde zu überleben, so ist es 2001 der Mensch, der sich gegen den fast ebenbürtigen Computer durchsetzt und sich für den nächsten Sprung qualifiziert. Es hätte auch HAL sein können, der dem Monolithen begegnet - explizit sagte er, daß er die Jupiter-Mission nicht (durch Menschen) gefährden wolle, d.h. notfalls allein weitergeflogen wäre.

cu, r.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Fastmachine am 10 Dezember 2010, 11:41:33
Zitat von: MMeXX am 10 Dezember 2010, 09:27:10
Ich halte den Film für einen sehr guten Science-Fiction-Film. Warum? Für mich ist die Kernfrage bei Science-Fiction: "Was ist der Mensch?" bzw. "Wie definiert sich der Mensch?".

Sicher nicht falsch, aber in dieser Allgemeinheit eigentlich auch auf andere Genres zutreffend. Was die "Science-Fiction" ausmacht, sind doch die speziellen symbolischen Formen, innerhalb der diese Frage gestellt wird.

ZitatUnd der Film zeigt den Menschen hier als einen Wesen, welches sich lediglich durch externe Hilfe (Monolith) weiterentwickeln kann.

Ja. Fragt sich eben nur, wofür dieser Monolith steht. Das Unbekannte? Das Göttliche? (Man könnte hier an die griechische Sage von Prometheus denken, der den Menschen das Feuer brachte). Nur: Genau dieses "Externe", diese "Hilfe von Außen" sind völlig un-nietzscheanische Gedanken, die mich an der Interpretation von Mr. Blonde etwas zweifeln lassen. Wie ratz und ich schon gepostet haben: Nietzsche geht es nur um den Menschen (und das heißt bei ihm: den Mann), in dessen Psyche sich diese Entwicklungs- und Befreiungsvorgänge abspielen.   

ZitatDas wird überdeutlich bei der ersten Episode, die Nutzung von Gegenständen als Werkzeug/Waffe. Wiederholt wird das Ganze dann am Ende mit der Geburt des "Sternenkindes", welches dann (je nach Sichtweise!) zur Erde zurückkehrt.

Auch das ganze Thema des Werkzeugs, des Sündenfalls, als es zum Instrument der Herrschaft und Zerstörung eingesetzt wird, hat ebenfalls nichts mit Nietzsche zu tun. Mir scheinen das eher Gedanken einer Technik- und Zivilisationskritik zu sein, die im Grunde sehr alt sind, aber sich durch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs in drängender Form stellten. Mit der Atombombe schien das selbstfabrizierte Ende der Zivilisation möglich zu werden. Und es gab in den Nachkriegsjahren mehr als genug Untergangsvisionen, bzw. solche, die das Werden der technisch-instrumentellen Zivilisation als solche kritischer betrachteten. In diesen Zusammenhang gehört meiner Meinung nach Arthur C. Clarkes ursprüngliche Geschichte "The Sentinel" von 1951, auf der das Drehbuch gründet.

ZitatWesentlich spannender ist für mich jedoch HAL. Er wirkt trotz der Tatsache, dass er eine Maschine ist wie ein Mensch. Begründet sehe ich dies vor allem in seiner Fähigkeit, Gefühle (z.B. Hochmut) zu "empfinden". Mir scheint lediglich sein Äußeres einen Unterschied zu einem Menschen zu machen.

Aber das ist doch ein Grundmotiv der Science-Fiction: Im Roboter haben sich die Menschen immer selbst bespiegelt, bzw. Aspekte ihres Wesens, die sie  "unmenschlich" fanden, sozusagen symbolisch ausgelagert.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 10 Dezember 2010, 16:02:04
Zitat von: Fastmachine am 10 Dezember 2010, 11:41:33
Nur: Genau dieses "Externe", diese "Hilfe von Außen" sind völlig un-nietzscheanische Gedanken, die mich an der Interpretation von Mr. Blonde etwas zweifeln lassen. Wie ratz und ich schon gepostet haben: Nietzsche geht es nur um den Menschen (und das heißt bei ihm: den Mann), in dessen Psyche sich diese Entwicklungs- und Befreiungsvorgänge abspielen.   

Der Film ist ja nun nicht von Nietzsche, Kubrick hat hier imo nur seine Einflüsse mehr als deutlich gemacht und sie in seinen eigenen Kontext gesetzt. Darum sehe ich an meiner Interpretation nichts falsches, zumal ich auf den Monolithen in meinem Nietzsche-Bezug nicht eingegangen bin. Nietzsche und das Göttliche sind zwei Paar Schuhe, da bin ich der gleichen Meinung. ;)

MMeXX hat ja auch nicht ein Wort zu Nietzsche verloren, warum dann dies reininterpretieren und seine Gedanken umdrehen?  :00000109:
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Akayuki am 10 Dezember 2010, 16:41:09
Ich denke das es im Grunde genommen auch keine "falschen" Interpretationen gibt. Für Fastmachine scheint wohl lediglich der Bezug zu Nietzsche etwas weit hergeholt zu sein.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 10 Dezember 2010, 16:47:35
Zumindest lässt sich ja die Frage stellen, was eine Nietzsche-Perspektive auf den Film bringt bzw. wie brauchbar sie ist, wenn extrem wichtige Elemente nicht gut mit ihr vereinbar sind und deshalb außen vor gelassen werden müssen. Fastmachine hat in MMeXX' Text gar nichts hineininterpretiert, sondern dessen Bemerkungen benutzt, weil sie genau das beschreiben, was ihn selbst an der Nietzsche-Interpretation zweifeln lässt.

Die Sache mit HAL ist interessant, denn sie schien mir immer ein Exkurs innerhalb des Films zu sein, während sich erster und Schlussteil mehr ähneln. Vielleicht, weil sie essayistisch wirken und weil der Mittelteil mehr vom traditionellen Erzählkino hat. Aber die Idee, dass auch HAL diejenige Entität hätte sein können, die den nächsten evolutionären Bewusstseinsschritt macht ("Evolution" ist eigentlich falsch, weil es ja nicht um Mutationen, Selektionsdruck und lange Zeiträume geht, sondern um äußeres Einwirken und direkte Wirkung - Transition wäre besser), würde dann bedeuten, dass ein Werkzeug (Knochen -> HAL), vom Menschen benutzt bzw. sogar erschaffen, sich über seinen Schöpfer erhebt und seine Werzeug-Zweckhaftigkeit überwindet: zum Selbstzweck wird. Jedenfalls erzählt diese Geschichte, dass es ihm nicht gelingt! Der Mensch hat die Nase vorn, der Computer bleibt abhängig von ihm.

Das Ende habe ich nie mit einer Rückkehr in Verbindung gebracht. Mir gefiel die Beschreibung des letzten Kapitels "Jupiter and beyond..." als Kommunikationsversuch derjenigen - ich sag mal - "Kraft", die zuvor die Monolithen gestiftet hat. Diese benutzt vertraute Bilder, um in Kontakt zu treten, z.B. Räumlichkeiten, an denen man Elemente wiedererkennt, wenn man sich dem Menschen als museales Stück Bildung nähert. Ich weiß aber nicht mehr, woher ich das habe.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 10 Dezember 2010, 16:56:28
Zitat von: pm.diebelshausen am 10 Dezember 2010, 16:47:35
Zumindest lässt sich ja die Frage stellen, was eine Nietzsche-Perspektive auf den Film bringt bzw. wie brauchbar sie ist, wenn extrem wichtige Elemente nicht gut mit ihr vereinbar sind und deshalb außen vor gelassen werden müssen. Fastmachine hat in MMeXX' Text gar nichts hineininterpretiert, sondern dessen Bemerkungen benutzt, weil sie genau das beschreiben, was ihn selbst an der Nietzsche-Interpretation zweifeln lässt.

Von welcher Nietzsche-Interpretation/Perspetive wird hier im Moment eigentlich die ganze Zeit gesprochen? Habe ich was verpasst? Hat irgendjemand geschrieben, 2001 ist Nietzsche, jede Szene wäre Nietzsche oder es würde Nietzsche in jeder Sekunde geatmet werden? Leute, dass sollte nur ein kleiner Diskussionsanstoß werden, aber einige verkrampfen sich hier viel zu sehr auf ein Wort. Mir ging es auch nur darum, die drei Verwandlungen aus "Zaratustra" auf 2001 zu übertragen und das haben anscheinend vor mir genug Leute gemacht. Wenn das einige falsch finden, schön und gut, aber legt doch langsam mal eine neue Platte auf, 2001 hat doch noch so viel mehr zu bieten - findet ihr nicht?  :icon_surprised: Gerade der Monolith hat viel zu wenig Beachtung gefunden, ändert das!  :icon_lol:
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Akayuki am 10 Dezember 2010, 17:02:18
Zitat von: pm.diebelshausen am 10 Dezember 2010, 16:47:35
Die Sache mit HAL ist interessant, denn sie schien mir immer ein Exkurs innerhalb des Films zu sein, während sich erster und Schlussteil mehr ähneln. Vielleicht, weil sie essayistisch wirken und weil der Mittelteil mehr vom traditionellen Erzählkino hat. Aber die Idee, dass auch HAL diejenige Entität hätte sein können, die den nächsten evolutionären Bewusstseinsschritt macht ("Evolution" ist eigentlich falsch, weil es ja nicht um Mutationen, Selektionsdruck und lange Zeiträume geht, sondern um äußeres Einwirken und direkte Wirkung - Transition wäre besser), würde dann bedeuten, dass ein Werkzeug (Knochen -> HAL), vom Menschen benutzt bzw. sogar erschaffen, sich über seinen Schöpfer erhebt und seine Werzeug-Zweckhaftigkeit überwindet: zum Selbstzweck wird.

Genau das war mein Gedanke, als ich in meiner Interpretation von der Transhumanisierung sprach.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 10 Dezember 2010, 17:11:01
Zitat von: Mr. Blonde am 10 Dezember 2010, 16:56:28
Leute, dass sollte nur ein kleiner Diskussionsanstoß werden, aber einige verkrampfen sich hier viel zu sehr auf ein Wort. Mir ging es auch nur darum, die drei Verwandlungen aus "Zaratustra" auf 2001 zu übertragen und das haben anscheinend vor mir genug Leute gemacht.

Dann freu Dich doch, dass Du die Diskussion angestoßen hast - hat funktioniert und es wird gerade abgeklopft, was man mit Nietzsche bezogen auf "2001" anfangen kann. Ist doch ok.

Zitat von: Mr. Blonde am 10 Dezember 2010, 16:56:28
Von welcher Nietzsche-Interpretation/Perspetive wird hier im Moment eigentlich die ganze Zeit gesprochen?
Von der hier: http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php?topic=135700.msg919487#msg919487 (http://www.gemeinschaftsforum.com/forum/index.php?topic=135700.msg919487#msg919487)

Nietzsche als ein Hauptmotiv des Films - da stellt sich dann halt die Frage, inwieweit und so. Den ganzen Kamel-Verwandlungen steht das Einwirken von Außen gegenüber - das passt nicht zu Nietzsche. Was aber nicht heißt, dass der Ansatz falsch wäre, aber man muss dann halt überlegen, warum da ein paar unverkennbare Nietzsche-Elemente modifiziert und mit Anderem kombiniert werden, wenn man in der Interpretation des Films weiterkommen will. Man müsste also sagen: Nietzsche plus... ja, plus was denn überhaupt?
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 10 Dezember 2010, 17:18:33
Ich befürchte nur, dass das Thema, das ja nun eine Woche geschlafen hat, auf der Stelle tritt und alleine der Name Nietzsche schon für einige User abschreckend sein dürfte. Abwarten.
Titel: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: MMeXX am 10 Dezember 2010, 18:18:16
Zitat von: Fastmachine am 10 Dezember 2010, 11:41:33
Zitat von: MMeXX am 10 Dezember 2010, 09:27:10
Ich halte den Film für einen sehr guten Science-Fiction-Film. Warum? Für mich ist die Kernfrage bei Science-Fiction: "Was ist der Mensch?" bzw. "Wie definiert sich der Mensch?".

Sicher nicht falsch, aber in dieser Allgemeinheit eigentlich auch auf andere Genres zutreffend. Was die "Science-Fiction" ausmacht, sind doch die speziellen symbolischen Formen, innerhalb der diese Frage gestellt wird.
Hm, mir fällt es zumindest in anderen "Genres" nicht so explizit auf. Wollte natürlich keine allumfassende, hochwissenschaftliche Definition abgeben, sondern nur kurz verdeutlichen, was mich so speziell an Science-Fiction interessiert.


Zitat von: Fastmachine am 10 Dezember 2010, 11:41:33
ZitatUnd der Film zeigt den Menschen hier als einen Wesen, welches sich lediglich durch externe Hilfe (Monolith) weiterentwickeln kann.

Ja. Fragt sich eben nur, wofür dieser Monolith steht. Das Unbekannte? Das Göttliche? (Man könnte hier an die griechische Sage von Prometheus denken, der den Menschen das Feuer brachte). Nur: Genau dieses "Externe", diese "Hilfe von Außen" sind völlig un-nietzscheanische Gedanken, die mich an der Interpretation von Mr. Blonde etwas zweifeln lassen. Wie ratz und ich schon gepostet haben: Nietzsche geht es nur um den Menschen (und das heißt bei ihm: den Mann), in dessen Psyche sich diese Entwicklungs- und Befreiungsvorgänge abspielen.   
Als göttlich würde ich den Monolithen nicht verstehen, wobei das sicherlich auch wieder eine Definitionssache werden könnte. :icon_smile:

Zitat von: Fastmachine am 10 Dezember 2010, 11:41:33
ZitatWesentlich spannender ist für mich jedoch HAL. Er wirkt trotz der Tatsache, dass er eine Maschine ist wie ein Mensch. Begründet sehe ich dies vor allem in seiner Fähigkeit, Gefühle (z.B. Hochmut) zu "empfinden". Mir scheint lediglich sein Äußeres einen Unterschied zu einem Menschen zu machen.

Aber das ist doch ein Grundmotiv der Science-Fiction: Im Roboter haben sich die Menschen immer selbst bespiegelt, bzw. Aspekte ihres Wesens, die sie  "unmenschlich" fanden, sozusagen symbolisch ausgelagert.
Ich kann dein "Aber" hier nicht ganz nachvollziehen? Das mit dem Grundmotiv sehe ich ähnlich (bin nun auch nicht der am allerbesten bewandertste hinsichtlich Science-Fiction) und ich wollte auch hier wieder nur einen Punkt des Films herausgreifen. Den Punkt des "Auslagerns" finde ich interessant, aus der Perspektive habe ich das noch gar nicht betrachtet. Meine Herangehen war eher: HAL soll eine perfekte Maschine sein (oder "sollte ursprünglich werden"). Oder beziehst du das Auslagern eher auf eine funktionale Sache innerhalb des Films?
Titel: Re: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Mr. Blonde am 18 Dezember 2010, 18:46:05
2001: Odyssee im Weltraum - Neues Material gefunden
17 Minuten an geschnittenen Szenen in Salzmine entdeckt

http://www.liveforfilms.com/2010/12/17/lost-footage-from-2001-a-space-odyssey-has-been-found-in-a-salt-mine/ (http://www.liveforfilms.com/2010/12/17/lost-footage-from-2001-a-space-odyssey-has-been-found-in-a-salt-mine/)

http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=2448 (http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=2448)
Titel: Re: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: pm.diebelshausen am 18 Dezember 2010, 19:06:54
Juchhu!

Wenn die das in eine Fassung integrieren, wäre das zwar eine filmische Schweinerei, aber ein cineastischer Festschmaus.
Titel: Re: 2001 - A Space Odyssey (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: Akayuki am 18 Dezember 2010, 19:15:54
Wird bestimmt bald als Bonusmaterial auf eine SE gepackt.
Titel: Re: 2001 - A Space Odyssey (2001: Odyssee im Weltraum) (Ex-Film der Woche)
Beitrag von: KrawallBruder am 10 April 2014, 12:42:45
Ich habe gerade etwas entdeckt und mich an die Nietzsche-Diskussion hier erinnert:

Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum\ und Nietzsche: Eine Annäherung

http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2014/6966/pdf/michaelis_magister.pdf (http://opus.kobv.de/ubp/volltexte/2014/6966/pdf/michaelis_magister.pdf)
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