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Die kleine Bücheroase

Begonnen von CarliSun, 15 Juni 2014, 16:03:54

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CarliSun

Na Mensch, kaum hat man ein paar Tage keine Zeit fürs Forum entbrennen interessante Diskussionen! Deswegen muss ich doch auch meinen Senf zu der Thematik beisteuern.  ;)

Wenn ich mir eure Kommentare so durchlese, kann ich beide Seiten verstehen. Und das sogar ziemlich gut. Das liegt daran, da sich meine Erfahrungen in der Mitte treffen.

Krawallo,
leider musste ich auch die Erfahrung machen, dass die Studenten der Geisteswissenschaften nur das Nötigste für ihr Fach verrichten. Der gestellte Lehrplan wird aufs minimalste durchgearbeitet und alles weitere bleibt auf der Strecke. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, doch die halten sich in Grenzen. Während meiner Studienzeit traf ich am häufigsten auf Terry Pratchett-Leser. Brecht, Kafka oder Mann waren ein eher seltenes Gut und meistens eher aus Pflichtveranstaltungen bekannt. Autoren der Weltliteratur wie London, Stevenson oder Shelley waren trotz ihres Bekanntheitsgrades kaum gelesen. Meine Bekanntschaften zogen den Film vor. Diese Aussage finde ich gänzlich unverständlich. In meinen Augen sind Buch und Film unterschiedliche Medien und können nicht immer zum gleichen Ergebnis kommen. Während das Buch die "originale" Wahrheit verkündet, bedient sich der Film (da es nicht anders geht) einer Interpretation. Schon alleine deswegen kann man das Werk nicht gänzlich durch die Kamera erfassen. Das ändert jedoch nichts daran, dass es viele Menschen so machen. Sobald man sie auf die Mediendifferenz hinweist, folgen Kommenare wie "Jetzt wo du es sagst, stimmt. Ich bleibe jedoch dabei." Gut, sollen sie doch! Es wäre ja langweilig, wenn alle das Gleiche machen würden.
Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe: Bei dir klingt es so als würdest du dich beinahe schämen, weil du dich in deiner Freizeit mit gehobener Literatur auseinandersetzt. Wenn dem so ist, kann ich nur sagen, dass das absoluter Unsinn ist. Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass ich eigenartige Kommentare ernte, weil ich mich eben nicht mit den Werken von Bestsellerlisten eindecke. Na und! Ich denke mir immer: wenigstens tue ich etwas für meinen Geist. Ich habe schon immer viel gelesen und das wird sich nicht ändern. Ich liebe es einfach!  :love: Doch mit der Zeit bekam ich den Eindruck, dass die Leute eher positiv überrascht waren- es schien beinahe so als müssten sie sich in diesen Momenten rechtfertigen nicht dümmer zu sein. Auch das empfinde ich als Quatsch! Man kann sich schließlich auf verschiedenen Ebenen bilden! In dieser starken Form, wie du es bisher erlebt hast, kenne ich die Reaktionen jedoch nicht! Gott sei Dank! Du hast mein Beileid!

Mr. Banane,
vorweg muss ich was anderes fragen: Warum Mr. Banane? Wären Mr. Banana oder Herr Banane nicht stimmiger?  :zunge: Das frage ich mich wirklich schon ein paar Tage. ... Aber gut, zurück zum Thema:
Ich würde mich selber als Büchereule beschreiben, die nicht müde wird neue Geschichten aufzudecken. Wie ich bereits in einem früheren Post erwähnt habe, gibt es Bücher über die man sich austauschen muss. Gerade wenn man auf eben so ein Werk trifft, ist es äußerst frustrierend, wenn man niemanden hat, der mitreden kann. Auch in Buchforen erlebe ich es häufiger, dass eher Inhaltsangaben als wirkliche Meinungen ausgetauscht werden. Aus diesem Grund habe ich auch den Thread aufgemacht. Ich möchte Leute einfach zum Lesen animieren. Vor allem Leute, die Bücher nicht an erster Stelle sehen. Aus privaten Gesprächen kenne ich auch die Reaktionen, die du von dir selber geschildert hast. Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass man Personen zu nahe tritt, wenn man sie für ein Buch einnehmen will. Ich höre auch öfter, dass Leute einfach keine Zeit, Energie oder Lust zum lesen haben und das ich das akzeptieren soll. Jeder ist anders. Das stimmt ja auch und man will niemanden bekehren, aber ein oder zwei Werke im Jahr zu lesen ist ja nicht zuviel verlangt, oder?! Dennoch kann ich es nachvollziehen, wenn wir Bücherwürmer zu intolerant erscheinen mögen. Doch eigentlich wollen wir unser Glück nur teilen!  :banana: Gute Filme und Serien erwähnt man ja auch, warum denn nicht Bücher??!

MMeXX,
mir ging es im Studium genauso. Obwohl ich mein Leben lang viel gelesen habe, habe in Studienzeiten viel pausiert. Die ganzen Lehrtexten haben mir gereicht und immer wenn ich mal Trivialliteratur zur Hand nahm, bekam ich schnell ein schlechtes Gewissen, da ja noch einige andere Dinge fürs Studium erledigt werden sollten. Ich freue mich, dass die Tage vorbei sind.

Jerry,
Nesbo und Dahl habe ich ebenfalls im Regal stehen. Kann ich ebenfalls nur empfehlen. Falls du mal einen abgedrehten Finnen lesen magst, kann ich dir nur Arto Paasilinna empehlen. Der macht richtig Spaß!  :respekt:

Okidoki. Das wars mal wieder von mir!
XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

KrawallBruder

Zitat von: CarliSun am 29 Juli 2014, 23:13:15
Krawallo,
leider musste ich auch die Erfahrung machen, dass die Studenten der Geisteswissenschaften nur das Nötigste für ihr Fach verrichten. Der gestellte Lehrplan wird aufs minimalste durchgearbeitet und alles weitere bleibt auf der Strecke. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, doch die halten sich in Grenzen. Während meiner Studienzeit traf ich am häufigsten auf Terry Pratchett-Leser. Brecht, Kafka oder Mann waren ein eher seltenes Gut und meistens eher aus Pflichtveranstaltungen bekannt. Autoren der Weltliteratur wie London, Stevenson oder Shelley waren trotz ihres Bekanntheitsgrades kaum gelesen.

Ja, genau das ist mir auch aufgefallen und verwundert mich halt so enorm. Natürlich will ich niemanden, der 32 Hausarbeiten schreiben muss, nebenbei arbeitet und ja auch noch ein Sozialleben hat, vorschreiben dass er doch mal bitte die Brüder Karamasow lesen soll. Aber ich verstehe nicht ganz, warum man dann Freizeitmäßig ausnahmslos zu Dan Brown und Co. greift. Also, ich lese ja auch oft eher einfache Kost, aber es ist eher diese enorme Abscheu derjenigen gegen die ,,große Literatur", die mich immer wieder sprachlos macht. Am Ende des Studiums hat man doch dann den Abschluss in der Tasche, auf den man sein Restleben lang angesprochen wird. Was will man dann in 20 Jahren sagen? ,,Ne, keine Ahnung wer den Zauberberg geschrieben hat. Aber Da Vinci Code ist geil!" ?  :icon_mrgreen:
Zumal es auch sehr hilfreich ist für das Studium. Ich würde mal sagen, dass ich bei mindestens 80% meiner wissenschaftlichen Arbeiten Einflüsse aus meiner Privatlektüre einfließen lassen konnte. Einmal habe ich sogar einfach ein Kurs bestanden, weil ich ein Essay über ,,Der Fremde" geschrieben habe. Das war ja quasi Freizeitbeschäftigung. Ja, naja. Wie gesagt: Vieles bleibt mir unbegreiflich. 

Zitat von: CarliSun am 29 Juli 2014, 23:13:15
Meine Bekanntschaften zogen den Film vor. Diese Aussage finde ich gänzlich unverständlich. In meinen Augen sind Buch und Film unterschiedliche Medien und können nicht immer zum gleichen Ergebnis kommen. Während das Buch die "originale" Wahrheit verkündet, bedient sich der Film (da es nicht anders geht) einer Interpretation. Schon alleine deswegen kann man das Werk nicht gänzlich durch die Kamera erfassen. Das ändert jedoch nichts daran, dass es viele Menschen so machen. Sobald man sie auf die Mediendifferenz hinweist, folgen Kommenare wie "Jetzt wo du es sagst, stimmt. Ich bleibe jedoch dabei." Gut, sollen sie doch! Es wäre ja langweilig, wenn alle das Gleiche machen würden.

Ja, das sehe ich im Großen und Ganzen genau so wie du. Es ist einfach ein Unterschied und den zu leugnen wäre ja Quatsch.  Ich würde mal vermuten, dass aber auch hier bei vielen gleich wieder das greift, was ich auch noch beschrieben hatte – das sie sich (sinnlos) angegriffen fühlen. Wenn ich z.B. mit jemanden einen Film sehe, der auf ein Roman basiert, welchen ich gelesen habe, schreie ich natürlich nicht ständig rein ,,Das ist im Buch anders!" oder dergleichen, weil das nur nervig wäre. Aber wenn der Film vorbei ist und ich dann sehe was alles fehlt und das ist ja meistens nicht gerade sehr wenig, finde ich das irgendwie schade und würde am liebsten den andern erklären was sie da alles verpasst haben. Das kam natürlich auch selten gut an, warum ich dies nun auch lasse. Mittlerweile bin ich an den Punkt angelangt: Soll ja ruhig jeder das machen was er für richtig hält. Ich weiß was mir Literatur sehr oft schon gegeben hat und bis zu meinem Lebensende geben wird und wenn jemand anderes diese Sicht, diese Sternschnuppen des Lebens, nicht sehen wollen, nur weil man zu bequem ist 20min ein Buch in die Hand zu nehmen, dann ist das ja eher deren Pech, was sie aber ironischer weise nicht wissen, da der, der niemals die Augen öffnet, ja auch niemals die Farben vermissen könnte.

Zitat von: CarliSun am 29 Juli 2014, 23:13:15
Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe: Bei dir klingt es so als würdest du dich beinahe schämen, weil du dich in deiner Freizeit mit gehobener Literatur auseinandersetzt. Wenn dem so ist, kann ich nur sagen, dass das absoluter Unsinn ist. Ich habe ebenfalls die Erfahrung gemacht, dass ich eigenartige Kommentare ernte, weil ich mich eben nicht mit den Werken von Bestsellerlisten eindecke. Na und! Ich denke mir immer: wenigstens tue ich etwas für meinen Geist. Ich habe schon immer viel gelesen und das wird sich nicht ändern. Ich liebe es einfach!  :love: Doch mit der Zeit bekam ich den Eindruck, dass die Leute eher positiv überrascht waren- es schien beinahe so als müssten sie sich in diesen Momenten rechtfertigen nicht dümmer zu sein. Auch das empfinde ich als Quatsch! Man kann sich schließlich auf verschiedenen Ebenen bilden! In dieser starken Form, wie du es bisher erlebt hast, kenne ich die Reaktionen jedoch nicht! Gott sei Dank! Du hast mein Beileid!

Ja, es ist wirklich so. Ich vermute mal (und hoffe es auch ein bisschen), dass es auch eine Altersfrage ist. Und natürlich kommt es ja auch darauf an wen man da vor sich hat. Ein Mensch der eh schon sehr unsicher mit sich selbst ist, wird solche Gespräch viel eher Ummünzen und denken sich rechtfertigen zu müssen (wie du ja auch berichtest), als jemand der geerdet im Leben steht.
Es war halt wirklich nur der Frust der letzten Jahre der da aus mir gesprochen hat. Auf dem Gymnasium, dachte ich mir das alle noch zu jung sind und es deshalb eher so sehen. Die Uni hat mir dann die Augen geöffnet, dass es eher ein ,,generelles" Problem ist und natürlich habe ich das Problem auch zeitweise selber mit heraufbeschworen, indem ich halt dachte mit jedem über Literatur reden zu können, so wie manch andere über Fußball reden. Aber dem ist einfach nicht so und das ist ja auch ok so. Man sucht sich halt einfach seine Weggenossen und verweilt eine Weile bei denen :)

CarliSun

Jaaaaa. Du sprichst mir aus der Seele!  :dodo:

Ich bin der Ansicht, dass jeder das lesen kann was er möchte. So trivial es auch sein mag. Dennoch sollte jeder Mensch auf ein ausgewogenes Verhältnis achten (meiner Meinung nach). Ich kann soviel Laymon lesen wie ich mag, aber irgendwann sollte ich dann auch mal auf Hemingway stoßen. Nur einfache Lektüre zu bearbeiten fordert den Geist ja nicht. Damit meine ich jedoch auch nicht, dass jede Person nur pauken soll. Natürlich soll Literatur Spaß machen und das macht sie auch auf allen Ebenen. Dennoch habe ich bei einigen Menschen den Eindruck, dass Lesen für sie nur Stress bedeutet und keine Entspannung. Das ist mir persönlich unverständlich ... aber ich bin dafür auch der gänzlich verquerte Ansprechpartner.  :crazy:

Ich habe die gleiche Erfahrung wie du gemacht. Leider ... zu Schulzeiten dachte ich immer, dass sie die Hobbies eher unterschiedlich verteilen und das in meinem Umkreis vor allem Lesemuffel waren. Als ich dann an die Uni kam, änderte sich das leider nicht. Dennoch hatte ICH immer die große Erwartungshaltung, dass sich die Welt dort auf den Kopf stellt. Halt der richtige Ort für immer währende intellektuelle Gespräche ... *nääät* Nee, war nicht so. Die einzigen Quatschköppe waren die Philosophiestudenten mit ihren immer gleichen Themen... alle hatten Nietzsche, Hegel und Sartre gelesen und über die, nur die, wurde gefühlt auf wirklich jeder Party diskutiert und die Grundthemen änderten sich dabei auch nicht ... als wären die Philosophen in einem Kreis aus Blabla gefangen. Naaaaa, so dann bitte auch nicht! Aber vielleicht kann man es mir einfach nicht recht machen ...  :unknown: Prinzipiell soll jeder nach seiner Fasson leben. Ich finde es nur echt schade, wenn die Bücher nicht ausreichend wirken können, weil ich niemanden zum schnattern habe. Es ist wirklich häufig der Fall, dass einem die besten Ideen und Verständnissituationen kommen, wenn man sich nach dem Lesen mit jemanden darüber austauscht und selber drauf los redet. Eben dieser Schritt der "Nachwirkung" fehlt mir leider sehr oft ... das ist schade! Einfach schade!

Und schämen brauchst du dich nicht! Du kannst doch nichts dafür, wenn die anderen alle lieber dem einfachen Pfad folgen! Alles Eierköppe in der heutigen Zeit, das sage ich dir!  :rolleyes:

XOXO CarliSun
Narrator: "Remember this... even the most impossible parts of this story really happened."

John Keating: "No matter what anybody tells you, words and ideas can change the world."

MMeXX

Äußerst interessante Diskussion.

Ich denke auch, dass es wenig sinnvoll ist, jemandem etwas aufzwingen zu wollen. Ich muss ganz oft an Leben des Galilei von Brecht denken. In der einen Szene sagt galilei sinngemäß noch "Lies es nicht!" zum Mönch, obwohl der ja ohnehin schon scharf auf das Werk ist und natürlich dann zugreift.

Zitat von: Krawallo am 29 Juli 2014, 23:57:09Aber wenn der Film vorbei ist und ich dann sehe was alles fehlt und das ist ja meistens nicht gerade sehr wenig, finde ich das irgendwie schade und würde am liebsten den andern erklären was sie da alles verpasst haben.
Moment! :icon_mrgreen: In einem Film fehlt zunächst genau gar nichts. Es gibt ein Buch. Das dient dann als Grundlage für einen ersten Entwurf/ein Drehbuch und irgendwann wird daraus ein Film. Ich bin ja auch entschiedener Feind der "Das Buch/Der Film war besser!"-Sager. Das kann nur auf gewissen Ebenen geschehen, denn die Musik ist ja in den meisten Fällen im Buch schlechter. ;) Ein Beispiel: Für mich ist Manhunter ja der beste Film überhaupt. Als direkte Verfilmung der Handlung von "Roter Drache" kann man den Film aber über weite Strecken vergessen, da ist Brett Ratners Roter Drache dann deutlich dichter an der Vorlage (aber als Film schlechter als Manhunter :icon_twisted:).

Ich denke, dass es bei Büchern noch schwerer ist als bei Filmen, sich darüber mit jemandem auszutauschen. Das liegt schon daran, dass man weniger Zeit benötigt, einen Film zu schauen als ein Buch zu lesen. Und man merkt ja schnell, dass es eine ungeheure Ausprägung aufs Populäre gibt - bei mir nicht anders. Also es viel Leute gibt, die neue Hollywoodproduktionen schauen bzw. neue Bücher lesen, aber nicht die "Klassiker"/ältere Sachen. Und wenn man doch mal das gleiche Buch gelesen hat, darf da (bei mir zumindest) nicht zu viel Zeit zwischen Lektüre und Diskussion liegen, denn bei mir bleiben auch eher Bilder (aus den Beschreibungen im Buch) hängen. Viele Dialoge präge ich mir (leider, leider!) allerhöchstens im Unterbewusstsein ein. Das merke ich auch gerade jetzt wieder bei der Lektüre von Das Totenschiff, bei dem ich bei fast jedem Kapitel denke: "Wow! Was für Magenschläge!".

Hauptsache, die Leute lesen. Und vielleicht stolpern sie ja auch mal über was "Anspruchvolles". Und auf die "Fahrenheit 451"-Besprechung bin ich auch noch gespannt.

KrawallBruder

Zitat von: MMeXX am 31 Juli 2014, 16:03:18
Zitat von: Krawallo am 29 Juli 2014, 23:57:09Aber wenn der Film vorbei ist und ich dann sehe was alles fehlt und das ist ja meistens nicht gerade sehr wenig, finde ich das irgendwie schade und würde am liebsten den andern erklären was sie da alles verpasst haben.
Moment! :icon_mrgreen: In einem Film fehlt zunächst genau gar nichts. Es gibt ein Buch. Das dient dann als Grundlage für einen ersten Entwurf/ein Drehbuch und irgendwann wird daraus ein Film. Ich bin ja auch entschiedener Feind der "Das Buch/Der Film war besser!"-Sager. Das kann nur auf gewissen Ebenen geschehen, denn die Musik ist ja in den meisten Fällen im Buch schlechter. ;) Ein Beispiel: Für mich ist Manhunter ja der beste Film überhaupt. Als direkte Verfilmung der Handlung von "Roter Drache" kann man den Film aber über weite Strecken vergessen, da ist Brett Ratners Roter Drache dann deutlich dichter an der Vorlage (aber als Film schlechter als Manhunter :icon_twisted:).

Nein, nein, so war das auch gar nicht gemeint! Ich bin ja nicht blöd und fang hier eine "Buch vs. Film" Debatte an :exclaim: :LOL:
Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich es manchmal nicht verstehen kann, wenn jemand ein Film richtig gut findet und dann aber die Vorlage total verschmäht. Bestes Beispiel ist ja die Blechtrommel von Grass. Den Film kennen sicher sehr viele, aber die meisten wissen sicherlich nicht, dass der Film gerade mal 1/3 des Buches darstellt. Das macht ihn ja überhaupt nicht zu eine schlechten Film!!! Nur verstehe ich nicht ganz, dass wenn man den Film genial fand, warum man dann nicht zu dem Buch greift, wenn man weiß, dass es da noch viel tiefer und genauer beschrieben ist usw.. Aus recht ähnlichen Grund, ist es doch auch meistens so, dass wenn Bücher verfilmt werden, dass dann ,,das Buch zum Film" noch mal mehr beworben wird. Beste Beispiel dürften die Herr der Ringe Bücher seien, die zwar vorher auch sehr beliebt waren, aber der Verkauft gerade nach dem ersten Film doch sicherlich noch viel mehr gestiegen ist.

Meine Aussage war also eher, wie gesagt, Verwunderung warum man das eine ,,genial" findet, aber dann nicht weiter in die Materie hinein möchte :-)
Genauso suche ich ja auch zwanghaft nach Verfilmungen, wenn ich ein gutes Buch gelesen habe!


MMeXX

Eine Variante, die mir einfällt, weil es mir selten auch so geht: Die "Angst", dass das Buch etwas vom Film-Erlebnis kaputt macht. Mir fällt es häufig schwer Buch und Film strikt zu trennen und es gibt auch die seltenen Fälle, bei denen ich Szenen im Kopf habe, die im entsprechenden Film nicht vorkommen, weil ich sie lediglich gelesen habe und mir dann selbst im Kopf zurecht gebastelt habe. :zwangsjacke: Frag mich jetzt nicht nach konkreten Beispielen, Unterbewusstsein und so. ;)

Oder man hat einen Film gesehen und möchte sich jetzt nicht nochmal durch die gleiche Sache + """Bonus""" lesen. Mir fehlt häufig auch die Zeit, weil ich einfach Phasen habe, in denen ich so viel weggucke, dass ich ganz flink mehrere Titel habe. Allein in den letzten Tagen sind das bei mir "Die Festung", "Herz der Finsternis", "Casino" (mit Abstrichen :icon_mrgreen:), "Der Prozess", "Fiesta" und dabei hänge ich schon seit mittlerweile etwa 2 Wochen wieder bei Das Totenschiff.

Mr. Blonde

Eigentlich wollte ich Dich schon für "Im Buch ist die Musik schlechter" loben , aber für den Gedanken "Das Buch kann mir das Filmerlebnis ruinieren", muss ich Dich schon fast umarmen.  :icon_mrgreen:

Sehe ich alles genauso und es ist gut, dass Du das schreibst, weil ich das dann nicht schreiben muss. Dafür habe ich es bestimmt schon hundert Mal ausgesprochen.

@ Carlisun

Mr. Banane weil Boaaarnoaaaarne.  :exclaim:


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KrawallBruder

Zitat von: MMeXX am 31 Juli 2014, 16:03:18
Und auf die "Fahrenheit 451"-Besprechung bin ich auch noch gespannt.

+1  :icon_rolleyes:

Jerry Garcia

Zitat von: MMeXX am 31 Juli 2014, 16:36:45
Eine Variante, die mir einfällt, weil es mir selten auch so geht: Die "Angst", dass das Buch etwas vom Film-Erlebnis kaputt macht. Mir fällt es häufig schwer Buch und Film strikt zu trennen und es gibt auch die seltenen Fälle, bei denen ich Szenen im Kopf habe, die im entsprechenden Film nicht vorkommen, weil ich sie lediglich gelesen habe und mir dann selbst im Kopf zurecht gebastelt habe. :zwangsjacke: Frag mich jetzt nicht nach konkreten Beispielen, Unterbewusstsein und so. ;)

Oder man hat einen Film gesehen und möchte sich jetzt nicht nochmal durch die gleiche Sache + """Bonus""" lesen. Mir fehlt häufig auch die Zeit, weil ich einfach Phasen habe, in denen ich so viel weggucke, dass ich ganz flink mehrere Titel habe. Allein in den letzten Tagen sind das bei mir "Die Festung", "Herz der Finsternis", "Casino" (mit Abstrichen :icon_mrgreen:), "Der Prozess", "Fiesta" und dabei hänge ich schon seit mittlerweile etwa 2 Wochen wieder bei Das Totenschiff.

Wenn ich im "Filmmodus" bin, brauch ich auch für ein Buch länger, selbst wenn es einfachster Stoff ist, den viele nicht mal als Literatur bezeichnen würden. Da haben die Filme absouten Vorrang. Kommt aber auch vor, dass mich ein Buch so fesselt, dass ich gar keine Lust hab, es wegzulegen und nen Film zu sichten.

Was die Vergleiche Film/Buch angeht wären da Paradebeispiele "Jack Reacher" oder die "Bourne"-Filme mit Damon. Es fiel mir recht schwer, da Buch und Film zutrennen, da die geschilderten und dann von mir imaginierten Figuren NULL Ähnlichkeit mit denen im Film hatten. Kommt bei meinem Verschleiß an Büchern und Filmen öfter vor. Bin schon gespannt auf Neeson als Scudder in "A walk among the tombstones" und Bale als McGee in der Verfilmung nach John D. MacDonald - und bei letzterm hab ich ja auch noch Rod Taylor vor Augen, der Travis McGee ja in "McGee, der Tiger" spielte.

MMeXX

B. Traven: Das Totenschiff, 1926

Der amerikanische Seemann Gale verpasst in Antwerpen den Wiederaufstieg auf sein Schiff. Auf dem Schiff sind auch seine Papiere und so beginnt für ihn ein Spießrutenlauf, der nach einer Tour quer durch Westeuropa auf der Yorikke endet, einem Totenschiff.

Meine Fresse, was für ein starkes Werk! Ich war bereits vom Film überaus angetan, aber das Buch legt da noch mehrere (Kohle)Schippen drauf. Bisher war Hemingways "A Farewell to Arms" mein Lieblingsbuch, aber das Totenschiff hämmert mit voller Fahrt Kurs neue Nummer Eins. Es hat schon ein bisschen was von, schlimmer geht's immer, was hier Kapitel für Kapitel für riesige Güllehaufen über dem Protagonisten (und anderen) ausgeschüttet werden. Und gegen das beschriebene Grauen im Buch, fällt sogar die "Horror"-Szene, Tod durch
Spoiler: zeige
glühende Kohlen
nochmal meterweit ab. Der beißende Humor, die tiefe EInsicht, dem System gegenüber machtlos zu sein, nur ein winziger Teil einer Maschine (Staat wie Yorikke) zu sein, alles fügt sich wunderbar zusammen. Ich war bei den letzten Zeilen völlig fertig, den Tränen nahe und fühlte mich wie zusammengeschlagen, kurz gesagt einfach fabelhaft! Ganz klare Leseempfehlung.

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