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Pet Sematary ("Friedhof der Kuscheltiere" Remake)

Begonnen von Motion, 10 April 2004, 20:54:06

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Roughale

Zitat von: Mills am 12 Februar 2019, 12:54:54
Zitat von: Roughale am 12 Februar 2019, 10:57:57
Gestern lief der Film im Kino vor unserer Sneak
Du meinst den Trailer? Oder lief jetzt der Film IN der Sneak? Oder wie oder was?

LOL, ja, Trailer meinte ich natürlich, da komme ich mit Tippfehler wohl nicht durch, oder? ;)

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Mr. Blonde



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PierrotLeFou

Das, was mMn bei dem Stoff möglich gewesen wäre, habe ich nicht bekommen, aber ich fand ihn minimal besser als die Erstverfilmung, auch wenn sich Puristen an manchen Änderungen stoßen könnten...

Was Drehort und Thematisierung der Mi'kmaq betrifft, mochte ich die Erstverfilmung etwas lieber...

Die Neuverfilmung hat nun wesentlich überzeugendere Darsteller des Paares Creed und John Lithgow (wobei ich den Jud Crandall der Erstverfilmung auch sehr gerne mochte).
Dass hier
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die Tochter stirbt und nicht der Junge, wirkt auf den ersten Blick wie eine unnötig Überraschung für alle, die den Stoff bereits kennen... allerdings war es nicht klug, das dann bereits im Trailer zu zeigen.

Dass die Tochter stirbt, weil die Katze sie quasi auf die Straße lockt, war ein gelungener Kniff: der Wille des unheimlichen Ortes selbst wird hier bereits schon spürbar (und auch schon bei der Beerdigung der Katze). Dass allerdings der kleine Sohn auch auf die Straße zu rennen scheint, verwässert dieses Konzept dann aber wieder und scheint bloß auf den Überraschungseffekt für Vorlagenkenner abzuzielen...
Auch, dass der LKW-Fahrer eher genutzt wird, um auf den Ramones-Song der Erstverfilmung anzuspielen, anstatt wie im Roman scheinbar von der Begräbnisstätte selbst zum Beschleunigen gebracht zu werden, war auch eine verpasste Chance... (Überhaupt diese unnötigen Insider-Anspielungen: Dezent, wenn man sie gar nicht erst versteht, störend, wenn man sie zuordnen kann...)

Später erweist es sich dann als guter Schachzug, nicht das jüngere Kind abtreten zu lassen: Die untote Tochter kann sich somit ganz gut artikulieren und agiert weniger als bloßer Widergänger, sondern vielmehr als langer Arm der Begräbnisstätte, die nach ihrer Entfaltung drängt.
Deshalb kann man auch diese Rückblende auf einen früheren Widergänger unberücksichtigt lassen, die Mary Lambert damals ziemlich suboptimal umgesetzt hatte...
Leider reduziert man den Stoff hier und da (etwa auch im Hinblick auf die Eltern der Ehefrau), um am Ende bloß eine gedehnte Attacke der Auferstandenen zu liefern... Das hätte man gerne kürzer halten und dafür die Beziehung zu den Schwiegereltern vertiefen oder auch Juds Ehefrau samt Ableben einbringen können. Der Film spart da leider am falschen Ende.

Schlag ins Wasser: die einst verstorbene kranke Schwester der Ehefrau. Erst extra zu betonen, keinen Mann, sondern wirklich ein Mädchen besetzt zu haben, ist eher unangebracht, wenn dieses dann ebenfalls grotesk maskiert agiert... wie eine Sterbenskranke sah diese Schwester auch hier nicht aus sondern wie in der Erstverfilmung eher wie eine Geisterbahnschreckfigur...

Diesen Hang zur Vordergründigkeit, teilt sich diese Version mit der früheren Verfilmung. Scheint ein alter Fluch im Horrorgenre zu sein (Vgl. Tourneurs "Night of the Demon"), der mit einer Unterschätzung der Intelligenz des Publikums zu tun hat...
Hier bleibt dann ebenfalls der Umgang mit dem Wendigo und dem Kannibalismus außen vor, die Mi'kmaq werden nicht einmal mehr erwähnt (bzw. nur als Indianer einal kurz angesprochen).

Dafür setzt die Neuverfilmung andere Akzente: Der erste Film hat damals noch männliche verschwiegenheit gegen weibliche Mitteilungsbereitschaft gesetzt; dieser neue Film vergleicht nun eher den religiösen Glauben der Frau mit der Wissenschaftlichkeit des Ehemannes: gerade weil er nicht (an ein Weiterleben im Himmel) glaubt, erweckt er den Körper seiner toten Tochter wieder... dieses Motiv des Glaubens wird hier dann auch mehrfach angesprochen.


Damit, mit der wesentlich beklemmender gezeichneten Trauer und mit der deutlicher betonten Präsenz des Ortes scheint mir dieser Film die minimal bessere Version zu sein; aus nostalgischen Gründen sagt mit der Look des alten allerdings etwas mehr zu...

Jedenfalls gibt es auch nach dieser Version noch gute Gründe, den zugrundeliegenden Roman Kings (einer seiner besseren) noch einmal umzusetzen... dann bitte ohne vordergründige Effekte und etwas tiefgründiger...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Mr. Blonde

20 Mai 2019, 19:13:27 #63 Letzte Bearbeitung: 20 Mai 2019, 19:21:39 von Mr. Blonde
Fand das Remake jetzt doch arg duchschnittlich. Die Neuerungen im Vergleich sind doch eher an einer Hand abzuzählen und die Änderungen bzw. Erweiterungen, die ich vorab erwartet hatte, wurden nur angerissen. Atmosphärisch ist das ohnehin sehr distanziert und hat mich irgendwie nicht packen können. Trotzdem muss ich, nachdem ich das Original nochmal im O-Ton abgecheckt habe, eingestehen, dass man mit Jason Clarke den deutlich kompetenteren Hauptdarsteller an Bord hat. Schade nur, dass man Jud so unsympathisch und konträr gezeichnet hat. Fred Gwynne hat im Originalfilm sehr viel Charme und Wärme versprüht. Hier keineswegs zu finden. John Lithgow könnte das eigentlich besser, aber das Drehbuch entscheidet, ihn weniger gutmütig anzulegen. Amüsant fand ich den kleinen Jungen, der Miko Hughes wie aus dem Gesicht geschnitten schien. Blöderweise hat das Kleinkind hier keinerlei Nutzen, außer
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für den Twist herzuleiten, dass dieses diesmal eben gar nicht stirbt, sondern die große Schwester
. Immerhin hat man in der letzten Szene noch eine unheimlich fiese, einprägsame Sequenz,
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 wo der Knabe im Auto sitzt und von seiner "Familie" eingekreist wird.
Das war dann auch für mich das Highlight. Die Ramones-Variation im Abspann war dann auch nicht so schlimm, wie erwartet.

Dass
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Zelda nicht mehr von einem Mann dargestellt wird, mag dem heutigen Zeitgeist eher entsprechen, nimmt aber einen gewissen Gruselfaktor aufgrund der Fremdartigkeit der damaligen Darstellung, welche hier einfach fehlt.
Vielleicht bin ich auch einfach zu alt oder abgebrüht, um das nochmals aufgewärmt gruselig zu finden.

Hier und da gibt es ein paar witzige Einfälle, wenn altbekannte Szenen im letzten Moment eine unerwartete Wendung nehmen und auch die Stimmung kann fies werden, aber alles in allem fühlt sich das alles irgendwie so nutzlos und kraftlos an. Mehr als 5/10 kann ich einfach nicht vergeben. Es fehlt mir auch die visuelle Kraft, die das Original heute noch hat. Man bedenke das ikonische Design des Friedhofs, welcher hier irgendwie nur halbherzig eingefangen und gestaltet wurde. Nichtmal eine ausschweifende Totale hat der Film geboten, jedenfalls nicht auf dem Niveau der ersten Verfilmung.


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Grusler

26 September 2019, 06:58:19 #64 Letzte Bearbeitung: 26 September 2019, 09:13:03 von Grusler
Finde, insgesamt ist der Film um einiges aggressiver als die Erstverfilmung. Was dort so an Gewalt gezeigt und angedeutet wird, hat mich überrascht, während die Erstverfilmung mehr auf Morbidität setzt und Gewalt meist nur in jenem Kontext zeigt, macht das Remake eine generell mehr schwarzhumorige Kurve und setzt die Gewalt in einen eher makaberen und archaisch-aggressiven Kontext, was spätestens in der Endszene ins Abstoßende abschweifen kann, zumindest für zartbesaitete Zuschauer, die eine "gemütliche" King-Verfilmung erwartet haben. Was in der Erstverfilmung noch in einem Dialog angerissen wird (Die Geschichte mit der Tierleiche und dem Klebeband), hat in der Neuverfilmung mindestens den gesamten Ton vom Finale im Griff. Es wird schon angedeutet
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durch den Focus auf das Küchenaufzugs-Trauma, steigert sich weiter mit dem gestörten Beischlaf durch das Vogelfressen der Katze, was wiederum mit einer weiteren, noch absurderen Aufzugs-Halluzination und dem komödiantischen Dialog danach in Bezug gesetzt und nochmal gesteigert wird
. Ich dachte mir noch, das ist typischer King-Humor, als er auf Kokain und Alkohol war,
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das dann das ganzen Finale so wird, als wären alle im Film auf Kokain und Alkohol, hätte ich wirklich nicht erwartet.
:mr.green:  Wobei das alles andere als Vordergründig ist, ich glaube das der Film heutige Gefühle im Familienleben durchaus tiefgründig aufgreift, alles ist ja aggressiver geworden, vorallem auch der Mediale-Input (und zwar nicht nur) für die Kleinen, aber gerade die müssen jetzt eben auch viel früher, viel mehr aus- oder gar herhalten.

Ich persönlich mag den Film, wobei ich noch eine Zweitsichtung machen muss, um da weitere Schlüsse für mich ziehen zu können. Er hat mich sozusagen schon ziemlich gepackt und meine schlimmen Eigen-Prophezeiungen, dass sie Gage mit dem Computer animieren, wurden
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zum Glück storytechnisch
nicht erfüllt. :happy2:

Nachtrag: Um auch noch ein klein wenig auf hohem Niveau zu jammern, eine Kritik zum Song im Abspann. In Anbetracht der vielen Insider-Gags der Neuverfilmung, hätte man evtl. lieber den Ramones-Song "Poison Heart" (der ja in der 90er Jahre Fortsetzung im Abspann läuft) neu, für den Abspann, produzieren lassen sollen, würde noch besser zum
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"Twist" und
Ende des Films passen, finde ich. :happy3:
https://youtu.be/OfIfzVf8t6E
ROCK 'N' ROLL WIRD NIEMALS STERBEN, IHR SCHEISSER!
 -Rollie LeBay


Ko(s)misches Sein.

StS

Ich war noch nie ein sonderlich großer Fan von Mary Lambert´s ,,Pet Sematary"-Erstverfilmung aus dem Jahr 1989, weshalb ich der 2019er Adaption von Kevin Kölsch und Dennis Widmyer durchaus positiv entgegengesehen habe – und tatsächlich ist diese Neuversion dann auch der bessere Film geworden. Dass letzteres im Bereich der darstellerischen Leistungen nicht allzu schwer sein würde, war von Anfang an ja relativ klar: Erwartungsgemäß überzeugen Jason Clarke, Amy Seimetz und John Lithgow – und hey, die Schwester von Amy´s Figur wird dieses Mal sogar von einer Frau gespielt...

Handwerklich gibt es an dem Streifen nichts Nennenswertes auszusetzen: Er schaut gut aus, ist mitunter ansprechend atmosphärisch sowie punktuell auch solide spannend geraten. An zwei Stellen wäre ,,etwas weniger" allerdings mehr – und zwar beim Lkw-Unfall sowie bei der Gestaltung des indianischen Tierfriedhofs. Die zu registrierenden Veränderungen gefielen mir überwiegend – zumal die Macher merklich ,,Spaß" dabei hatten, in der Beziehung mit den Zuschauer-Erwartungen zu spielen. Nur dem abgewandelten Ausklang mangelt es nun an ,,emotionalem Gewicht"...

Kurzum:  ,,Pet Sematary" 2019 merzt so einige Schwächen der '89er Erstverfilmung von Stephen King´s Erfolgsroman erfolgreich aus und bietet dem geneigten Betrachter ,,unterm Strich" durchaus brauchbare, wenn auch eher konventionelle Genre-Kost...

6/10
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Moonshade

Interessant, ich war nach der Ansicht des Remake mehr so "ja, kann man machen", aber die Figuren haben sich meiner Ansicht nach noch unlogischer verhalten, als bei der Erstverfilmung und mit den "Wir müssen es irgendwie anders machen"-Anpassungen wollte sich bei mir kein Nährwert einstellen, außer dass man das unüberzeugende Killerbaby so weglassen konnte. Auch Jason Clarke hat mich da jetzt als zentrale Schmerzensfigur nicht mehr abgeholt.

Also wenn, würde ich doch immer zur buchgetreueren Ursprungverfilmung raten, auch wenn ich das Remake noch als solide ansehe. Aber das ist ein Problem, was ich mit den ganzen 20yearslater-Auffrischungskuren im Genre habe, von Friday über TCM bis Nightmare: alles solide Handwerksarbeit, aber am Zeitgeist nicht mehr dran und daher klingeln da auch fast nie irgendwelche Glöckchen bei mir.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

StS

14 Oktober 2022, 11:44:01 #67 Letzte Bearbeitung: 16 Oktober 2022, 13:56:13 von StS
Zitat von: Moonshade am 14 Oktober 2022, 11:26:59Interessant, ich war nach der Ansicht des Remake mehr so "ja, kann man machen", aber die Figuren haben sich meiner Ansicht nach noch unlogischer verhalten, als bei der Erstverfilmung und mit den "Wir müssen es irgendwie anders machen"-Anpassungen wollte sich bei mir kein Nährwert einstellen, außer dass man das unüberzeugende Killerbaby so weglassen konnte. Auch Jason Clarke hat mich da jetzt als zentrale Schmerzensfigur nicht mehr abgeholt.

Also wenn, würde ich doch immer zur buchgetreueren Ursprungverfilmung raten, auch wenn ich das Remake noch als solide ansehe. Aber das ist ein Problem, was ich mit den ganzen 20yearslater-Auffrischungskuren im Genre habe, von Friday über TCM bis Nightmare: alles solide Handwerksarbeit, aber am Zeitgeist nicht mehr dran und daher klingeln da auch fast nie irgendwelche Glöckchen bei mir.

Dale Midkiff fand ich in der 89er Version echt schwach - daher hatte Clarke das Punkten da echt leicht bei mir.  :happy3:

Gerade Nispel´s "TCM" hat den Zeitgeist seiner Entstehung imo perfekt getroffen... und auch sonst die Bude gerockt (zumal der Streifen ebenfalls eine schöne Eigenständigkeit bewies, während das Original natürlich weiterhin klar erkennbar blieb).

Zufällig hat Chris Stuckman genau das gestern passend thematisiert:


"Evil Dead" ist für mich noch so ein herausragendes Beispiel.

"Pet Sematary" 2019 ist für mich solide Kost ohne großem "Nährwert" oder nenennswerter "Nachhaltigkeit".
In Sachen King-Adaptionen wohl aber in der oberen Hälfte bei mir...
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

PierrotLeFou

Das Prequel, das sich an der kleinen Vorgeschichte orientiert, die als längere Anekdote im Roman dargeboten wird und von der Neuverfilmung übersprungen wurde (wenn ich mich recht erinnere), wird nun in Bälde veröffentlicht:

https://www.imdb.com/title/tt14145436/?ref_=nm_flmg_wr_17

Mit Pam Grier und David Duchovny immerhin ...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

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