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Richard Jewell (von Clint Eastwood)

Begonnen von StS, 6 Oktober 2019, 19:13:44

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StS

American security guard, Richard Jewell (Paul Walter Hauser), heroically saves thousands of lives from an exploding bomb at the 1996 Olympics, but is unjustly vilified by journalists and the press who falsely report that he was a terrorist...

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

DisposableMiffy

Wow, zumindest optisch mal nicht die komplett entsättigte Ödnis seiner letzten Werke.
letterboxd.com

Dumm geboren, nichts dazu gelernt und die Hälfte davon vergessen.

Hearing only what you wanna hear and knowing only what you've heard.

Hitfield

7 Oktober 2019, 03:40:23 #2 Letzte Bearbeitung: 7 Oktober 2019, 03:42:08 von Hitfield
Ach du Schande, Clint geht zum Lebensende noch voll auf desaströsen MAGA-Kurs. Unschuldiger weißer Polizeiheld, der von Deep State-verseuchten Bundesbehörden und den Fake News-Medien kaputt gemacht wird. Auch wenn die Backstory auf wahren Ereignissen basiert, aber wie das umgesetzt ist - meine Fresse...
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

McClane

Zitat von: Hitfield am  7 Oktober 2019, 03:40:23Ach du Schande, Clint geht zum Lebensende noch voll auf desaströsen MAGA-Kurs. Unschuldiger weißer Polizeiheld, der von Deep State-verseuchten Bundesbehörden und den Fake News-Medien kaputt gemacht wird. Auch wenn die Backstory auf wahren Ereignissen basiert, aber wie das umgesetzt ist - meine Fresse...

Der Trailer lässt einen echt Rückwärts-Frühstücken. Alles noch unterstützt mit Type-Casting... Jon Hamm als FBI-Agent, das kann ja nur ein verlogener Schleimscheißer sein.

Sowieso denke ich mir: Mein Gott, wie viele "Die wahre Geschichte guter Amerikaner"-Filme will Eastwood denn noch drehen... nach einer Dekade, in der er fast nur Meistwerke fabrizierte, ist Eastwood in den letzten 10 Jahren ultraredundant, manchmal sogar regelrecht ärgerlich geworden.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

vodkamartini

Im Alter wird man entweder milde, oder starrköpfig. Bei Clint findet man beides.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Moonshade

Seit American Sniper sortiere ich ihn auch in die Kategorie Alters-Erzkonservatismus ein, da ist wohl kein Potential mehr für Zwischentöne - nur noch Individualportraits, die diskutabel ausfallen.

Es gibt wirklich eine kreative Altersgrenze und auch wenn Eastwood die mehrfach Lügen gestraft hat, kann ich so langsam nichts mehr damit anfangen.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Private Joker

Die wahre Geschichte von Jewell, wenn man sie sich bei Wiki mal durchliest, ist aber schon relativ bitter. In anderen Händen mit einer anderen filmischen Vorgeschichte würde das ziemlich sicher als "sozialkritische Verliererstudie" abgefeiert werden. Dass Eastwood sich so etwas auf den Pfad der Anti-Regierungs-Rednecks begeben hat und hinter jedem Busch ein paar amtliche Verschwörer wittert, die seinen amerikanischen Helden an den Karren fahren wollen, kann man sicher bedauern. Solche Untertöne fanden sich aber auch schon in früheren Werken von Changeling bis Sully, und die wurden von der Kritik noch ziemlich abgefeiert.

Würde dem hier durchaus noch mal eine Chance geben, wobei ich "American Sniper" zwar fragwürdig, aber duchaus spannend fand, "American Pilot" und "American Drogenfahrer" dagegen schon relativ lahm und den mit den Zughelden habe ich komplett ausgelassen, der ist hierzulande eh völlig unter dem Radar geflogen.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

Newendyke

Ja, schon schade, dass Eastwood's Karriere auf so einem Weg endet. Wobei ich zugeben muss, dass ich seine letzten paar Filme noch immer nicht gesehen habe. Glaub, Jersey Boys war der Letzte... und halt der großartige Gran Torino davor. Vielleicht belasse ich es auch dabei, da mich der Rest, der danach kam, so gar nicht anspricht.


"Ich will jetzt nichts mehr hören, von wegen keinen Job, kein Auto, keine Freundin, keine Zukunft und keinen Schwanz." (der Meister - Gran Torino)

Der Maulwurf

Zitat von: Private Joker am  9 Oktober 2019, 16:27:14spannend fand, "American Pilot" und "American Drogenfahrer" dagegen schon relativ lahm

bei The Mule hätte der Eastwood vor 10 Jahren vielleicht noch als Schauspieler abliefern können, jetzt hätte Er zumindest als Regisseur merken können das Er dafür mittlerweile eine absolute Fehlbesetzung ist .Es gibt eben einen Zeitraum in der man alt genug für so eine Rolle ist oder eben schon wieder zu alt für so eine Rolle. Er war in nahezu jeder Szene unglaubwürdig, vor Allem bei der Sexszene mit den 2 Bombshells.  :frech2:  Das der Film vor Binsenweisheiten und Klischees nur so strotzt macht es noch ärgerlicher. Das hätte Er vor ein paar Jahren noch viel differenzierter erzählt. Bescheuert waren vor Allem die netten Drogenbarone die sich bei Ihm Rat holen...

Und Sully fand ich sogar richtig gut, bis ich dann nachgelesen hab wie es wirklich war, und das die Kommission mit nichten so borniert und fies zu Sully und seinem Copiloten war. Die haben einfach nur Ihren Job gemacht und waren immer fair, das hat Sully dann selbst noch klar gestellt. Passt dem alten Knarzer Eastwood wohl einfach nicht mehr ins Weltbild  :denk2:  Wobei man zugeben muss für die Dramaturgie des Films war das halt perfekt..

PierrotLeFou

Angesichts des uncharismatischen, unbeholfenen, nicht sonderlich ansehnlichen "Helden" hat mich "Richard Jewell" schon ein wenig gereizt; immerhin zelebriert Eastwood hier ein Heldentum, das wenig mit den ikonischen Leinwand-Helden gemein hat, an denen er mitgewerkelt hat. Aber letztlich krankt der Film wie schon "Sully" an seiner extremen Schwarzweißmalerei, die gänzlich ungeniert mit Vorurteilen hantiert - was recht peinlich ist für einen Film, der Vorurteile eigentlich verurteilen will (und dabei eben mit Blick auf Effektivität andere Vorurteile über Gebühr bemüht). Dabei beginnt "Richard Jewell" noch recht interessant, insofern die Hauptfigur auch auf negative Aspekte hin abgeklopft wird. Dann aber zeichnet der Film die Figur mehr und mehr als gutmütigen Charakter, der als adipöses Muttersöhnchen mit Faible für Todesstrafen und Schusswaffen als Tatverdächtiger ins Visier von FBI und Presse gerät. Journalistin Kathy Scruggs, deren Äußeres schon lange vor Eastwoods Film als eine Art Werkzeug der zielstrebigen Journalistin beschrieben worden ist, ist hier eine nuttige, (sich quasi hochschlafende,) zu allem bereite Karrieristin, die erst spät bemerkt, was ihre Arbeit anrichtet... (Der Film hält es dann auch für nicht weiter erwähnenswert, dass Scruggs (sogar noch jünger als Jewell) vorzeitig verstirbt, was bisweilen auf den Fall Jewell zurückgeführt wird; dass Jewell schon mit 44 Jahren aufgrund von Herzschwäche verstirbt, wird freilich erwähnt...) Der Verdacht, Jewell wäre schwul gewesen, wird hier ebenfalls aufgegriffen; das Wirken homophober Einstellungen wird aber nirgends herausgearbeitet; stattdessen pocht die Hauptfigur nicht weniger vehement auf ihre Heterosexualität als auf ihre Unschuld. Nachdem man Homosexualität in der letzten der zwei Stunden in einen Zusammenhang mit einem schlechten Image sowie mit Täterschaft gebracht hat (und in der Schlusstafel noch die (Hetero-)Beziehung und Elternschaft des Anwalts erwähnt), verschweigt man letztlich auch noch ganz selbstverständlich, dass der tatsächliche Attentäter Eric Robert Rudolph ganz besonders auch Schwule und Lesben auf seiner Abschussliste hatte. Klare Fronten, wenig Platz für Differenzierungen... Zwischendurch jault bisweilen kitschig emotionalisierende Musik auf, um zum Ende von Heulattacken nach nur wenigen Sekunden so plötzlich zu verstimmen wie sie erklungen war. Handwerklich ansonsten ok, auch wenn der Schnitt nicht immer 100%ig flüssig ausfällt, gleichwohl eine ganz klassisch-konventionelle Hollywood-Montage angestrebt wird...

Tja, irgendwie reizt mich schon jeder neue Film, den Eastwood als eine der ganz großen Kino-Ikonen so hervorbringt, aber letztlich bekräftigt er mit jedem neuen Werk wenig überraschend sein Profil eines Reaktionärs mit allenfalls voll solider inszenatorischer Fähigkeit...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

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