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Lesestoff [nicht filmbezogen]

Begonnen von Grimnok, 24 März 2010, 18:47:39

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Grimnok

Hi Folks,

ich suche zur Zeit wieder nach gutem Lesestoff und weiss einfach nich was ich lesen soll.

Die letzte Zeit habe ich überwiegend verschiedene Klassiker gelesen (Faust, Dantes Kömodie, Heart of Darkness, Alice in Wonderland und einiges mehr, an Ulysses bin ich vorerst gescheitert), was ja auch ganz nett is, aber nun suche ich etwas, das weniger schwer ist.

Allerdings keine Trivialliteratur, kein Fantasy, kein Pseudointellektuellenkram (Axalotl Roadkill etc). Schon etwas, über das man nachdenken kann, dass aber auch spannend und gut zu lesen ist. Das letzte Buch, was wunderbar in dieses Konzept passt, das ich gelesen habe, war "Jesus von Texas" (Vernon God Little).

Wenn jemand gute Tipps hat, bin ich sehr dankbar.
"Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety."

- Benjamin Franklin

https://www.youtube.com/watch?v=aFDkcaY3ZKo
http://www.howdoeshomeopathywork.com/

Intergalactic Ape-Man

Wenn du Jesus von Texas mochtest, hast du dann Der Fänger im Roggen schon mal gelesen? Was sich auch ein bisschen in diese Schiene quetschen will/soll, ist Zwölf von Nick McDonell, von dem war ich aber eher enttäuscht und würde es mehr mit dem Film Kids vergleichen, oder den langweiligeren Bret Easton Ellis Werken (also im Prinzip alles, was ich außer American Psycho von ihm kenne :D ). Ansonsten eignet sich für etwas nachdenklich, schwarz-finnischen Humor z.B. was von Arto Paasilinna, guck dir mal u.A. Der wunderbare Massenselbstmord an. Und auch wenn ich ihn im Chat schon öfter lobend hervorgehoben habe und die entsprechenden Spezis nun wohl aufstöhnen: Chuck Palahniuk, Chuck Palahniuk, Chuck Palahniuk! Der Typ hat ja nicht nur Fight Club geschrieben, sondern auch andere wundervolle Romane wie Der Simulant, Flug 2037, Lullaby und Das letzte Protokoll. Die vier würd ich auch so in der Reihenfolge lesen. Der ist nicht hochgestochen, ein bisschen gesellschaftskritisch und je nach Laune mal derber oder in sachliche Details vertieft. Eigentlich genau die richtige Mischung, liest sich super in einem Rutsch durch.

Grimnok

Hi,
Palahniuk is n guter Tipp! Danke dafür. Werde ich sicherlich mal reinsehen. "Der FÄnger im Roggen" steht sogar schon auf meiner Amazonwunschliste :D
"Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety."

- Benjamin Franklin

https://www.youtube.com/watch?v=aFDkcaY3ZKo
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Hana-Bi

ZitatPalahniuk is n guter Tipp!

Wenn schon Chuck Palahniuk, dann auch Bitte "Die Kolonie", oder im Original "Haunted", nicht vergessen.



Teils bizarre und abstrakte Erzählungen. Dazu auch noch ein Hauptplot der wunderbar erzählt wird.

Schade das er meistens nur mit Fight Club in Verbindung gebracht wird. Chuck Palahniuk kann viel mehr. Aktuell ein Lieblingsautor von mir.

Intergalactic Ape-Man

Zitat von: Hana-Bi am 24 März 2010, 20:45:14
Wenn schon Chuck Palahniuk, dann auch Bitte "Die Kolonie", oder im Original "Haunted", nicht vergessen.

Den muß ich ja selber noch lesen.  :icon_lol:

pm.diebelshausen

Ich bring's hier mal an: bin immer wieder und noch sehr gerne Paul-Auster-Leser. Weil er mit einer eigentlich simplen Sprache ohne große Worte großstädtische Poesie schafft. Zuletzt habe ich die "Brooklyn Revue" gelesen, aber meine Favoriten sind ganz klar "Leviathan" und - dann doch auch filmbezogen - "Das Buch der Illusionen". Vielleicht passt das ja in Deine Wunschrichtung. Jedenfalls musste ich bei DeineBeschreibung "etwas, über das man nachdenken kann, dass aber auch spannend und gut zu lesen ist." sofort an Auster denken.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Grimnok

@ Ape Man:
Hab mir heute auf dem Weg in die Uni "Der Simulant" gekauft. Was soll ich sagen...teilweise ekelhaft, verstörend...aber wahr. Gefällt mir bisher gut, werde es wohl in 2-3 Tagen durch haben. Thx! Wenns mir am Ende immernoch gefällt, wirds der Flug.
"Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety."

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KrawallBruder

Mit 25 haste doch bestimmt schonmal "Im Westen nichts Neues" gelesen. FALLS dir das gefallen hat, kann ich dir nur noch weitere Romane von Remarque empfehlen. "Drei Kameraden und "Zeit zu Leben und Zeit zu Sterben" sind zwei gute Titel, find ich.
Weiß ja nicht, aber für die "Thematik Krieg" könnt ich noch "Louis Begley - Lügen in zeiten des Krieges" empfehlen. ( - wollt der Herr Kubrick mal verfilmen, angeblich, laut Wikipedia - )
Falls dir sowas aber überhaupt nichts zusagt und du wirklich eher Klassiker an sich magst, kommste ja am Steppenwolf von Hesse nicht vorbei. Lohnt sich echt.
An sonsten: ein "Klassiker", der recht bekannt ist, wäre noch "1984". Hab bis jetzt noch niemanden kennengelernt, der den nicht gut fand.

PS: Hab gestern das erstemal von "Jesus von Texas" gelesen und fand es recht intressant. Wenn du meinst der ist gut, kommt der mal nach ganz oben auf meiner Wunschliste  :respekt:


Grimnok

Ich fand "Jesus von Texas" ausgenommen gut. Hab mich dabei zwar tierisch aufgeregt, aber es war gut.
Von "Im Westen nichts Neues" nenn ich eine Ausgabe von 1929 mein Eigen, die die  Verbrennung überlebt hat, und als Jahrgang 1984 hab cih, wenn ich mich nich stark täusch, 1984 auch schon gelesen.

Steppenwolf hingegen fand ich absolut zum kotzen. Musste ich in der 12 lesen, und ich hasse es immernoch.
"Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety."

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Intergalactic Ape-Man

Zitat von: Grimnok am 25 März 2010, 22:14:06
@ Ape Man:
Hab mir heute auf dem Weg in die Uni "Der Simulant" gekauft. Was soll ich sagen...teilweise ekelhaft, verstörend...aber wahr. Gefällt mir bisher gut, werde es wohl in 2-3 Tagen durch haben. Thx! Wenns mir am Ende immernoch gefällt, wirds der Flug.

Cool. Könnte ein Virus werden.  :icon_mrgreen:

KrawallBruder

Ohha, achso.

Joa, na Klassiker...vielleicht was von Kafka? Aber ist ja immer sone Sache: entweder man mags oder nicht und da du ja meintest eher was einfaches, denk mal nicht so...
Ansonsten würde mir noch meine Schulliteratur einfallen: "Das Parfum" und "Der Vorleser". Sind beide recht gut.

Grimnok

Parfum is durch, Kafka auch vieles :D
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Grimnok

@Ape Man:
so, nun bin ich durch mit "Der Simulant".

Nunja, ich würde mal sagen, gemischte Gefühle. Was mir gut gefallen hat, ist die Art, wie Palahniuk schreibt. Sowohl was die Zeichnung der Figuren angeht, als auch den Plot. Es liest sich gut.
Und es liest sich wie ne Achterbahn. Man ist angeekelt, voller Mitleid, empfindet Sympathie und kann die Leute nicht ab. Und ab und an ist man nachdenklich. Letzteres leider zu wenig.
Was mir nicht gefallen hat, war das Ende des Buches. Ein wenig hat sich das schon abgezeichnet, und es kam zu plötzlich. Die erste Hälfte des Plots nimmt in all seiner Beschreibung der Charaktere und der Umstände 2/3 des Buches ein. Und mir hat die Darstellung und Beschreibung des Sex' nicht gefallen. Teilweise hatte ich das Gefühl, es ist zu krampfhaft abstossend dargestellt. Ähnlich wie bei vllt bei "Feuchtgebiete", ohne die beiden Bücher vergleichen zu wollen. Und das mag ich nicht. Nicht weil ich mich peinlich berüht fühle, oder nun alles überdenke...ne...ich hab heute passenderweise die 2te Folge der 14ten Southpark Staffel gesehen.
Ich finde, wenn die Kontroverse in einem Buch nur, oder hauptsächlich, aus dem "Schockieren" des Lesers besteht, finde ich das eher langweilig.

Das war, was mir an "Jesus von Texas" gefallen hat. Was kontrovers war, und zynisch dargestellt wurde, war die Gesellschaft. Das bleibt meiner Meinung nach bei "Der Simulant" etwas auf der Strecke. Leider. Auch wenn die Ansätze, wie zb das Dorf in 18 Jahrhundert vorhanden sind, wird der Fokus zu stark auf Sex gelegt...Schwer zu erklären, ich hoffe Du verstehst was ich meine. Bei "Fight Club", den ich nur vom Film her kenne, war das schöner gelöst. Und auch der entscheidene Twist war aufregender.

Wie ist das bei den anderen Büchern? Als nächstes wäre ja "Flug 2037" dran. Ist es da auch so? Also eher eine Charakterstudie einer zerbrochen Existenz? Oder das ganze noch schön in einen Kontext gesetzt, bei dem wie bei Fight Club viele Aspekte der Gesellschaft mit einbezogen und beleuchtet werden. Oder was ganz anderes? Ich möchte ungern mich vor dem Lesen spoiler via wiki oder so...
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Intergalactic Ape-Man

Ich fand Fight Club jetzt auch eher auf den Protagonisten bezogen, der unter den äußeren Umständen leidet. Übrigens ist der Film bis auf wenige Details und vor allem das Ende ziemlich gleich, als Verfilmung wirklich der Vorlage würdig. Ich kann aber auch deine Reaktion auf Der Simulant verstehen, all das trifft irgendwie zu. Und genau dies macht irgendwie auch die Faszination aus. Palahniuk gibt ja selber Workshops, weshalb es nicht verwunderlich ist, daß er mit seinen Themen experimentiert. Genauso sollte es nicht verwundern, daß er vornehmlich die ihn umgebende amerikanische Kultur aufsaugt und sich gleichzeitig in dieser positioniert. Vielleicht daher sein provokativer Umgang mit Sexualität. Ich persönlich schätze den schwarzen Humor dahinter, muß aber ehrlich gestehen, daß ich auch mehr überlegt hätte Flug 2037 zu lesen, wenn ich das Buch nicht zusammen mit Der Simulant gekauft hätte.

Flug 2037 ist einerseits ganz anders und andererseits voll Palahniuk. Das heißt soviel wie, daß die Geschichte sich auch wieder um eine Hauptfigur dreht, Palahniuk diesmal aber die rückwärtige Erzählung eines Sektenangehörigen in die Blackbox eines Flugzeuges, dem der Treibstoff ausgeht erzählt. Da spielt dann natürlich auch die Massenbewegung und die Gründe für den Status Quo eine Rolle. Es könnte sein, daß dich der Blick auf die Gesellschaft in diesem Buch dann auch mehr anspricht. Persönlich fand ich es auch einen Tick lustiger. Lesen würde ich es allemal, denn ich habe mehreren Freunden die Bücher geliehen und die Reaktionen gingen nach Der Simulant in eine ähnliche Richtung. Nach Flug 2037 wollten dann alle sofort ein drittes Buch lesen.

Grimnok

Stimmt, den Kontext der expliziten Darstellung von Sexualität und der amerikanischen Prüderie habe ich unterschlagen. Bin nur bei dem Thema durch "Feuchtgebiete" oder "Axoltl Roadkill" vorbelastet, weils mich nervt, dass gerade DAS ein neues tolles Buch darstellen soll. Vielleich hierzulande für CDU Politiker und die Generation 50 Plus, zumindest der Teil der die 60er verpasst hat, aber mich kann das kaum schocken...
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- Benjamin Franklin

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