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Napoleon (Joaquin Phoenix / Ridley Scott)

Begonnen von StS, 10 Juli 2023, 16:09:51

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StS


The film is an original and personal look at Napoleon Bonaparte's origins and his swift, ruthless climb to emperor, viewed through the prism of his addictive and often volatile relationship with his wife and one true love, Josephine.

Ab 22.11.2023 im Kino und danach auf Apple TV+
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Mr Creazil

"Wie schlimm und unpassend können wir die Trailer-Musik für unser Historienepos auswählen?" - "Yes."

In dem Sinne: https://youtu.be/nw-z_FAyIVc
"Nihilist und Christ: das reimt sich, das reimt sich nicht bloß ..."

"Die Zensur ist die jüngere von zwei schändlichen Schwestern, die ältere heißt Inquisition. "

"Who fights with a ladder - well, Jackie Chan does!"

https://letterboxd.com/mrcreazil/

muellke

Zitat von: Mr Creazil am 10 Juli 2023, 18:23:31"Wie schlimm und unpassend können wir die Trailer-Musik für unser Historienepos auswählen?" - "Yes."

In dem Sinne: https://youtu.be/nw-z_FAyIVc

Ach komm,so schlimm ists jetzt auch nicht.
Stell dir mal vor man hätte ABBA verwendet.  :essen:
Jim: Ich bin Jim Jupiter,der gesündeste Mann in Chicago!
Al: Dann wird es ja schnell heilen wenn ich dir das Maul blutig schlage!

ZitatVon mir klare 10 von 10 Punkten, absolut empfehlenswert, wäre super wenn da mal ein Bootleg von erscheinen würde.

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

DisposableMiffy

Napoleon ist inkohärentes Stückwerk. Fast der halbe Film fehlt (die komplette vierstündige Version kommt in ein paar Wochen auf Apple TV) und der Rumpf, welchen Scott uns hier präsentiert, hinkt stärker als ein dreibeiniger Hund mit halbseitiger Lähmung.

Ich hatte recht schnell ein ungutes Gefühl und leider hat es sich im Lauf des Films nur weiter verfestigt. Die Schlachten haben kein Gewicht, weil einem der Film keinen Grund liefert, sich für auch nur eine Seite zu interessieren oder es auch nur für nötig hält, die wichtigsten Zusammenhänge in Ansätzen darzustellen. Mit der Beziehung der beiden ist es ähnlich. Was hat ihn so sehr an ihr fasziniert und umgekehrt? Ich habe keinen blassen Schimmer.

Der Ton schwankt wild zwischen Farce und epischem Schlachtengetöse, ohne das es jemals wie aus einem Guss wirkt. Mir ist völlig Wurst, ob das ganze historisch akkurat ist und das Scott seine Hauptfigur eher unvorteilhaft ins Licht rückt, ist mir auch schnuppe. Es funktioniert nur schlicht und einfach nicht in der vorliegenden Fassung.

Und wieso ist der Look des Films langweiliger als Kevin Feiges größte Verbrechen?
letterboxd.com

Dumm geboren, nichts dazu gelernt und die Hälfte davon vergessen.

Hearing only what you wanna hear and knowing only what you've heard.

Mr Creazil

Ist er denn theoretisch als DC rettbar, wie es damals 'Kingdom of Heaven' war?
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Hitfield

Zitat von: DisposableMiffy am 27 November 2023, 18:54:16Napoleon ist inkohärentes Stückwerk. Fast der halbe Film fehlt (die komplette vierstündige Version kommt in ein paar Wochen auf Apple TV) und der Rumpf, welchen Scott uns hier präsentiert, hinkt stärker als ein dreibeiniger Hund mit halbseitiger Lähmung.

Ich bin eigentlich ein Ridley Scott-Ultra, erwäge aber auch, die Sichtung gleich auf Apple TV zu verschieben. Wenn die zweieinhalb Stunden so durchwachsen sind, kann ich mich nach ±2 Monaten kaum aufraffen, mir den Film nochmal in einer 4-Stunden-Fassung anzusehen. Außerdem steht Anfang 2024 der Kauf eines der neuen iPad Pros an, sobald sie rauskommen, dann ist Apple TV auch noch drei Monate kostenlos. Ich werde diesen Ridley Scott-Film wohl ausnahmsweise nicht im Kino sichten...
"All those moments will be lost in time, like tears in the rain."

Moonshade

Haben die tatsächlich Napoleons komplette Historie in 157 Minuten gestopft? Sogar in den 1950ern hat man für solche Vorhaben zwei Filme gewählt, das kann doch nichts anderes als Stückwerk werden.

Aber ich bin das inzwischen schon gewöhnt von Scott, der wohl immer noch carte blanche hat, allerdings seit über einem Jahrzehnt bei keinem Film bei mir noch Begeisterung ausgelöst hat - das fällt alles bei mir in Altersbeliebigkeit und Verwaltung der bekannten Fähigkeiten.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

DisposableMiffy

Zitat von: Mr Creazil am 28 November 2023, 09:45:38Ist er denn theoretisch als DC rettbar, wie es damals 'Kingdom of Heaven' war?
Da es ja nicht nur um ein paar zusätzliche Minuten geht, sondern um 1½ Stunden, kann ich mir durchaus vorstellen, dass der Film in der langen Fassung funktioniert.

Scott hat schon angekündigt, dass es deutlich mehr Joséphine geben wird. Aber das allein wird nicht reichen. Die politische Ebene fehlt nahezu komplett in der Kinofassung. Dass Napoleon eine Figur von historischer Bedeutung war, das kann man bestenfalls erahnen. Falls da noch mehr Kontext kommt und somit auch die Schlachten besser eingebettet werden, kriegen wir vllt. doch noch einen brauchbaren Film.
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DisposableMiffy

Zitat von: Hitfield am 28 November 2023, 10:08:17
Zitat von: DisposableMiffy am 27 November 2023, 18:54:16Napoleon ist inkohärentes Stückwerk. Fast der halbe Film fehlt (die komplette vierstündige Version kommt in ein paar Wochen auf Apple TV) und der Rumpf, welchen Scott uns hier präsentiert, hinkt stärker als ein dreibeiniger Hund mit halbseitiger Lähmung.

Ich bin eigentlich ein Ridley Scott-Ultra, erwäge aber auch, die Sichtung gleich auf Apple TV zu verschieben. Wenn die zweieinhalb Stunden so durchwachsen sind, kann ich mich nach ±2 Monaten kaum aufraffen, mir den Film nochmal in einer 4-Stunden-Fassung anzusehen. Außerdem steht Anfang 2024 der Kauf eines der neuen iPad Pros an, sobald sie rauskommen, dann ist Apple TV auch noch drei Monate kostenlos. Ich werde diesen Ridley Scott-Film wohl ausnahmsweise nicht im Kino sichten...
Als leidenschaftlicher Kinogänger und Scott-Fan war ich tatsächlich auch rein optisch nicht besonders angetan und das will bei Scott schon etwas heißen.
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DisposableMiffy

Zitat von: Moonshade am 28 November 2023, 11:54:32Haben die tatsächlich Napoleons komplette Historie in 157 Minuten gestopft?
Ja, mehr oder weniger.

The Martian und The Last Duel waren für mich späte Highlights. Und ich halte The Counselor für sträflichst unterschätzt, aber Scott hat, wie eigentlich von Beginn an, auch viel Mittelmaß bzw. kompletten Murks produziert in den letzten Jahren.

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Hitfield

Zitat von: DisposableMiffy am 28 November 2023, 13:51:49
Zitat von: Moonshade am 28 November 2023, 11:54:32Haben die tatsächlich Napoleons komplette Historie in 157 Minuten gestopft?
Ja, mehr oder weniger.

The Martian und The Last Duel waren für mich späte Highlights. Und ich halte The Counselor für sträflichst unterschätzt, aber Scott hat, wie eigentlich von Beginn an, auch viel Mittelmaß bzw. kompletten Murks produziert in den letzten Jahren.

Genau, "The Martian" war bei mir z. B. ein glatter 10/10-Film, was sehr selten vorkommt. Und "The Counselor" ist in der Tat unterschätzt. Mittelmaß hat Scott schon immer mal hin und wieder produziert, wie etwa "Der Mann im Hintergrund" oder "White Squall" (letzteren habe ich seit dem Kinostart nicht mehr gesehen). Bitter wird es, wenn er visuell zur Höchstform aufläuft, wie bei "Alien: Covenant", aber die Story mehr oder weniger Murks ist. "House of Gucci" habe ich noch nicht gesehen.
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Butzemann

Zitat von: Hitfield am 28 November 2023, 22:55:09
Zitat von: DisposableMiffy am 28 November 2023, 13:51:49
Zitat von: Moonshade am 28 November 2023, 11:54:32Haben die tatsächlich Napoleons komplette Historie in 157 Minuten gestopft?
Ja, mehr oder weniger.

The Martian und The Last Duel waren für mich späte Highlights. Und ich halte The Counselor für sträflichst unterschätzt, aber Scott hat, wie eigentlich von Beginn an, auch viel Mittelmaß bzw. kompletten Murks produziert in den letzten Jahren.

Genau, "The Martian" war bei mir z. B. ein glatter 10/10-Film, was sehr selten vorkommt. Und "The Counselor" ist in der Tat unterschätzt. Mittelmaß hat Scott schon immer mal hin und wieder produziert, wie etwa "Der Mann im Hintergrund" oder "White Squall" (letzteren habe ich seit dem Kinostart nicht mehr gesehen). Bitter wird es, wenn er visuell zur Höchstform aufläuft, wie bei "Alien: Covenant", aber die Story mehr oder weniger Murks ist. "House of Gucci" habe ich noch nicht gesehen.

Letzteren brauchste auch nicht sehen, das war das beschriebene Mittelmaß und ich hätte gern drauf verzichten können  :wut:

Bin leidenschaftlicher Kinogänger, und hätte mir ohne den Kommentaren hier den "Napoleon" sicher im Kino angeguckt, aber hadere nun, ob ich nicht auch warte und den DC dann im Heimkino sichte. Mal schauen... :hideugly: 
Version 2.0 [ http://blog-plus.de ]

Heimkino [ http://www.bluray-disc.de/blulife/heimkino/butzemann ]


"Von all den Dingen die mir sind verloren gegangen, hab ich am meisten an meinen Verstand gehangen"

DisposableMiffy

Zitat von: Hitfield am 28 November 2023, 22:55:09Bitter wird es, wenn er visuell zur Höchstform aufläuft, wie bei "Alien: Covenant", aber die Story mehr oder weniger Murks ist. "House of Gucci" habe ich noch nicht gesehen.
Prometheus ist für mich der Tiefpunkt diesbezüglich. Ein visuelles Meisterwerk, leider sind alle anderen Aspekte des Films Kernschrott.

House of Gucci hat ähnliche Schwächen wie Napoleon. Der Film ist entweder eine halbe Stunde zu lang oder zu kurz. Scott versucht sich auch hier an einem humoristischen Ansatz, der aber für mich nicht funktioniert, weil Scott sich nicht entscheiden konnte, ob es nicht doch auch ernstgemeintes Drama sein soll. Lady Gaga und Jared Leto sind in einen komplett anderen Streifen unterwegs als der Rest. Gaga rockt die ganzen Frisur- und Klamottenverbrechen der 80er so derbe, das allein rechtfertigt zumindest einmal einen Blick zu wagen.  :happy2:
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vodkamartini

29 November 2023, 15:28:22 #14 Letzte Bearbeitung: 29 November 2023, 15:35:40 von vodkamartini
Aus historischer Sicht gibt es vieles zu bemängeln. Falsche Flaggen zuhauf, Napoleon anwesend bei der Hinrichtung Marie Antoinettes, Artilleriebeschuss auf die Pyramiden, alles Humbug. Dazu kommt der gewollte Kontrast zwischen dem omnipotenten Feldherrn und dem infantilen Rammler. Geben die Quellen über Napoleon so ebenfalls nicht her. Josephine war untreu, ja. Sie benutzte ihn für ihren eigenen Aufstieg, ja. Sie war sexuell deutlich erfahrener, ja. Aber der Rest ist hineingedeutete Phantasie und liest man die Briefe der beiden, passt Scotts Interpretation nicht.

Ansonsten hat er ein paar virtuos arrangierte Szenen drin, die in wenigen Sekunden bis Minuten den Nerv treffen. Im Prinzip alle Schlaglichter auf die Revolutionszeit. Die Schlachten sind superb inszeniert, endlich kein Marvel und DC CGI Gehampel. Das hat Wucht, das hat Brutalität, das hat starke Bilder. Wenn auch die so wichtige Völkerschlacht bei Leipzig unverständlicherweise fehlt.

Phoenix spielt das sehr überzeugend, aber dadurch, dass der Politiker Napoleon völlig außen vor bleibt - und da war er fast genauso fähig wie als Feldherr - erschließt sich seine Persönlichkeit und vor allem sein bis heute andauernder Ruf nur bedingt.
Napoleon war ein absolutes Arbeitstier, brauchte kaum Schlaf, diktierte und schrieb unentwegt Erlasse und Verordnungen, die Frankreich und auch viele europäische Länder modernisierten. Er war zudem ein fähiger Mathematiker, was er bei seinen Planungen für diverse Schlachten immer wieder anwandte. All das fehlt im Film, obgleich allgemein bekannt.

Daher freue ich mich auf die 4 Stunden Version, nur wird diese Freude durch noch mehr Josephine gleich wieder eingetrübt. Denn so gut Kirby hier spielt, so wichtig sie für Napoleon persönlich war, so wenig spielte sie eine tragende Rolle bei seinen Feldzügen oder seinen politischen Entscheidungen. Da wird ihr im Film eine deutlich zu große Relevanz zugeschrieben. Dennoch, auch hier wieder einschränkend, reden wir hier über einen Spielfilm, also eine Kunstform, die nicht bis auf letzte i-Tüpfelchen historisch korrekt sein muss um zu überzeugen. Der Kinobesuch lohnt auf alle Fälle, trotz der Kritikpunkte.
 
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Moonshade

Zitat von: DisposableMiffy am 29 November 2023, 12:58:22House of Gucci hat ähnliche Schwächen wie Napoleon. Der Film ist entweder eine halbe Stunde zu lang oder zu kurz. Scott versucht sich auch hier an einem humoristischen Ansatz, der aber für mich nicht funktioniert, weil Scott sich nicht entscheiden konnte, ob es nicht doch auch ernstgemeintes Drama sein soll. Lady Gaga und Jared Leto sind in einen komplett anderen Streifen unterwegs als der Rest. Gaga rockt die ganzen Frisur- und Klamottenverbrechen der 80er so derbe, das allein rechtfertigt zumindest einmal einen Blick zu wagen.  :happy2:

Das unterschreibe ich, irgendwo zwischen historischem Familienfehdendrama und überzogener Satire hin- und her delirierend. Und für mich ist Leto da der Schwachpunkt, der hatte offenbar vollkommen freie Hand, sich wie ein Clown aus einem ganz anderen Film zu gebärden und Fremdschämen ganz neue Maßstäbe zu verleihen.
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McClane

"Der Marsianer" ist auch in meinen Auegn das große Scott-Highlight der letzten 10 bis 15 Jahre. Ansonsten viel Mittelmaß und Murks, während ich sowohl "The Last Duel" und den hier viel gehassten "House of Gucci" als positive Ausnahmen sehe. Das letzte Duell ist eine schick bebilderte, bisweilen etwas lang gezogene "Rashomon"-Variante, an deren Ende sich Jason Bourne und Kylo Ren gegenseitig auf die Fresse hauen, das hat doch was, während das Modehaus mit Gaga und Co. für mich mehr Scorsese-Esprit hatte als dessen "The Irishman". Ja, Leto ist ein Störfaktor, doch Leto als eiskalte Karrieristin im Wechselspiel mit Adam Driver als grauer Mäuserich und der knallige Esprit vergangener Dekaden, sowohl durch den starken Soundtrack und das Design des Films, das knallt gut, zumal ich das Ganze eher als Familien-Gangsterdrama mit Augenzwinkern sehe, dessen satirische und dramatische Elemente sich nicht so sehr im Weg stehen. Muss aber vielleicht nochmal ne Zweitsichtung vornehmen.
"Was würde Joe tun? Joe würde alle umlegen und ein paar Zigaretten rauchen." [Last Boy Scout]

"testosteronservile Actionfans mit einfachen Plotbedürfnissen, aber benzingeschwängerten Riesenklöten"
(Moonshade über yours truly)

Mr Creazil

Ich bin wahrscheinlich nach wie vor der einzige, der den Marsianer abgesehen vom technischen Aspekt absolut furchtbar fand.  :hideugly:
Seit Prometheus und Covenant ist Scott ziemlich bei mir durch, darum habe ich mir Gucci und Duel noch nicht angetan. Für Napoleon hatte ich zumindest eine leise Hoffnung. ^^
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vodkamartini

3 Dezember 2023, 14:59:13 #18 Letzte Bearbeitung: 3 Dezember 2023, 15:03:07 von vodkamartini
Zitat von: DisposableMiffy am 28 November 2023, 13:41:25
Zitat von: Mr Creazil am 28 November 2023, 09:45:38Ist er denn theoretisch als DC rettbar, wie es damals 'Kingdom of Heaven' war?
Da es ja nicht nur um ein paar zusätzliche Minuten geht, sondern um 1½ Stunden, kann ich mir durchaus vorstellen, dass der Film in der langen Fassung funktioniert.

Scott hat schon angekündigt, dass es deutlich mehr Joséphine geben wird. Aber das allein wird nicht reichen. Die politische Ebene fehlt nahezu komplett in der Kinofassung. Dass Napoleon eine Figur von historischer Bedeutung war, das kann man bestenfalls erahnen. Falls da noch mehr Kontext kommt und somit auch die Schlachten besser eingebettet werden, kriegen wir vllt. doch noch einen brauchbaren Film.

Ich finde den Film auch in der Kinofassung gut, wenn auch nicht überragend. Das schlaglichtartige Abarbeiten ist sicher mitunter störend und für den historisch Unkundigen zu schnell und zu wenig erklärt. Was mich allerdings in dem Zusammenhang wundert ist die viel bessere Rezeption von Nolans Oppenheimer, dessen Handlung ebenfalls nur den Wikipedia Eintrag wiedergibt, teilweise sogar innerhalb von Dialogen springt und seiner Hauptfigur noch viel weniger nahe kommt als Scott.

Um bei Napoleon zu bleiben und der Frage des "Rettens". Ich denke schon, dass der 4-Stunden Film der bessere sein wird. Napoleon als Herrscher, selbst als Feldherr, bleibt undurchsichtig bzw. man versteht seine Reputation durchs Scotts Inszenierung nur ansatzweise. Als Privatmann sieht man allerdings genug von ihm und mehr Josephine BITTE nicht. Ohnehin ist die Darstellung der Romanze sehr eigenwillig. Ich habe einige Napoleon Biographien und auch andere Literatur zu der Thematik gelesen und was Scott da aufführt ist mindestens seltsam und von den Quellen so nicht abgedeckt.

Zudem: Die Vorgeschichte der Machtübernahme in der Konsulatszeit und vor allem die Vorgeschichte der Kaiserkrönung gehört deutlich ausführlicher formuliert. Auch die Abdankung erfolgte nicht sofort nach dem Russlandfeldzug, das stellte der Film falsch dar. Schließlich fehlen zentrale Themen wie der Umgang mit den eignen Soldaten und das schon früh beginnende Stricken an der eigenen Legende. Ich hoffe, dass der längere Cut all dies liefert. Wie geschrieben, eine weitere Vertiefung der Josephine-Napolen-"Interpretation" würde hier gar nicht helfen und die vorhandenen Probleme belassen.
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

mali

Zitat von: Mr Creazil am 30 November 2023, 12:42:23Ich bin wahrscheinlich nach wie vor der einzige, der den Marsianer abgesehen vom technischen Aspekt absolut furchtbar fand.  :hideugly:

Nee nee - der ist Kacke. Bei mir fiel der Film aber auch deshalb mit durch, weil ich unmittelbar vorher das Buch gelesen hatte.

Private Joker

Seit letztem Wochenende auch auf Apple TV zu besichtigen, und - tata - "natürlich" nur die Kinofassung. Zweimal kassieren ist aktuell wohl angesagt, da sehnt man sich fast nach den Zeiten zurück, in denen unsere öffentlich-gebrechlichen das deutsche Kinoschaffen mitfinanziert haben und dann (sofort) mit erweiterten Fassungen glänzen konnten, ich sach nur mal so "Das Boot".

Zum Napoleon-Film in der (hust) "Kurzfassung" wurde ja hier schon einiges gepostet, das ich durchaus nachvollziehen kann, da will ich nicht allzu viele Worte verlieren. Letztlich ein eher zahnloser Tiger, der Film wie seine Titelfigur, die über weite Strecke als verliebtes Schoßhündchen "seiner" Josefine rüberkommt, fast wie ein Forrest Gump des frühen 19. Jahrhunderts (noch verstärkt übrigens durch Phoenix' leicht weinerliche deutsche Stimme). Imposant fand ich die Nachstellung der Waterloo-Schlacht, dafür klafft zwischen "Moskau brennt" und "Chefe wird abgesetzt" eine historisch-erzählerische Lücke monumentalen Ausmaßes (Verlustreicher Rückzug aus Russland ? Übergang über die Beresina? Völkerschlacht bei Leipzig??). Geschichtserklärung knapp unter "Drotschmann"-Niveau, und das will schon was heißen. Oder Scott hat ein paar Zeichen bekommen, russische Militärleistungen nicht gar zu sehr abzufeiern....

So warten wir alle auf die längere Fassung. Aber ich fürchte, den Mann Napoleon, das militärische Genie, den Vorreiter vieler europäischer Errungenschaften und Gesetze und letztlich auch den Kriegsverbrecher werden wir auch mit 1-2 Stunden mehr Spielzeit so nicht verstehen. Bis dahin für die Kinofassung unentschlossene 5/10; bei all seinen Schwächen trotzdem irgendwo ganz schön, noch mal einen "echten" Scott zu sehen.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

vodkamartini

Na ja, allzu viel abzufeiern gibt es bei russischen Militärleistungen nicht. Die Entscheidungsschlacht vor Moskau wurde verloren. Dann ga es den Rückzug und die Taktik der verbrannten Erde. Auf dem eigenen Rückzug war der Winter der größte Feind der napoleonischen Armee, die dann zusätzlich durch Attacken aus dem Hinterhalt geschwächt wurde. Bei Leipzig trugen andere mehr zum Sieg bei und bei Waterloo waren sie gar nicht mehr dabei.
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There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Private Joker

Nun gut, aber die Lektion "leg Dich nicht mit Russland an, da kannst Du zwar ein paar Anfangserfolge einfahren, aber siegen wirst Du nicht" hätte man schon deutlicher aussprechen können. Und die hätte halt auch einen gewissen Gegenwartsbezug gehabt, an den man sich nicht herangetraut hat. Vielleicht (hängt ja auch etwas vom Produktionszeitplan ab).

Ehrlicherweise: Die Franzosen waren wohl auch nicht so begeistert von dem Film. Und auch ich fand es schon auffällig, dass man im Kern (außer Wellesley) nicht eine Figur mit einem Schauspieler der entsprechenden Nationalität gecastet hat.
"Ich bin zu alt für diesen Scheiß" "Dem Scheiß ist es egal, wie alt Du bist" (James Grady - Die letzten Tage des Condor)

vodkamartini

6 März 2024, 07:59:19 #23 Letzte Bearbeitung: 6 März 2024, 08:00:53 von vodkamartini
Natürlich hätte man die spezifischen "Standort-Vorteile" Russlands - Raum, Ressourcen, Wetter (Militär gehört nicht dazu) - mehr heraus stellen können, aber rein militärisch hat das schon gepasst.

Ja, in Frankreich wurde der Film eher negativ aufgenommen, vor allem auch von der Historiker-Elite und da besonders von den Napoleon Experten. Ich kann das durchaus vertstehen, denn Napoleon als rammelndes Schoßhündchen Josephines geben die Quellen nicht her. Phoenix schafft es auch nicht die unbestrittene Cleverness und das Charisma seiner Figur zu vermitteln. Und schließlich kommen weder der überlegene Stratege (der er nun mal wahr), noch der arbeitswütige und umsichtige Politiker (auch das war er) zur Geltung. Das sind schon erhebliche Versäumnisse. Es geht nicht darum, ihm ein Denkmal zu setzten, aber diese teils tölpel- und rüpelhafte Auslegung ist schon sehr befremdlich, zumal man ja viele seiner Erfolge brav abhandelt. Das ist in sich nicht stimmig.


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