OFDb

Die Entdeckung des Hugo Cabret (von Martin Scorsese)

Begonnen von StS, 15 Juli 2011, 07:11:22

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

StS



Director: Martin Scorsese
Screenwriter: John Logan
Starring: Asa Butterfield, Chloe Grace Moretz, Sacha Baron Cohen, Ben Kingsley, Jude Law, Ray Winstone, Christopher Lee, Helen McCrory, Richard Griffiths, Frances de la Tour, Emily Mortimer, Michael Stuhlbarg

Genre: Family, Fantasy, Mystery
Official Website: www.Hugomovie.com
Imdb

"Hugo" tells the story of an orphan boy living a secret life in the walls of a Paris train station. With the help of an eccentric girl, he searches for the answer to a mystery linking the father he recently lost, the ill-tempered toy shop owner living below him and a heart shaped lock, seemingly without a key. Based on Brian Selznick's award winning and imaginative New York Times bestseller, "The Invention of Hugo Cabret," this magical tale is Academy Award-winner Martin Scorsese's first film shot in 3D.

Trailer:
http://www.comingsoon.net/news/movienews.php?id=79835
"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

StS

"Diane, last night I dreamt I was eating a large,  tasteless gumdrop and awoke to discover I was chewing one of my foam disposable earplugs.
Perhaps  I should consider moderating my nighttime coffee consumption...."
(Agent Dale B.Cooper - "Twin Peaks")

Teppi

10 Februar 2012, 01:39:17 #2 Letzte Bearbeitung: 10 Februar 2012, 01:42:01 von Teppi
Gerade gesichtet. Meine Meinung:

Scheinbar braucht es schon einen Kino-Künstler wie Martin Scorsese, um der dritten Dimension einen mitreißenden Mehrwert zu entlocken: Mit Hugo Cabret zeigt der herausragende Regisseur, wie die in letzter Zeit inflationär integrierte 3D-Technik tatsächlich eingesetzt werden sollte. Die ohnehin prächtigen Bilder des Pariser Bahnhofs erlangen durch die räumliche Tiefe eine optische Opulenz, wie man sie seit Avatar nicht mehr bewundern durfte. Doch nicht nur auf visueller Ebene gestaltet sich das virtuos inszenierte Werk grandios: Die klasse aufspielenden Kinderdarsteller kreieren gemeinsam mit dem großartigen Ben Kingsley eine gefühlvolle Geschichte, welche sich voller Hingabe den Filmen längst vergangener Tage verschrieben hat - die bedingungslose Liebe zum Lichtspielhaus ist stets zu spüren. Ein märchenhaftes Meisterwerk über die Magie des Kinos und den Zauber auf Zelluloid gebannter Träume.

Von mir gibt's 10/10, womit ich nach Drive schon das zweite Mal dieses Jahr die Höchstnote zücke - was für ein toller Auftakt dieser Kinosaison!

Moonshade

Das macht ja etwas Mut, den Kinotrailer fand ich nämlich ziemlich eckig und behäbig, optisch toll, aber wenig reizvoll was die Kinder angeht (trotz Frau Moretz).
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

vodkamartini

Scorsese hat imo seit Casino keinen überdurchschnittlichen Film mehr zustande gebracht. Zum Teil war das sogar deutlich darunter (Aviator, Gangs of New York). So gesehen reizt mich ein "neuer Scorsese" ehrlich gesagt gar nicht. Die Kritiken sind ja auch recht gemischt, keine Ahnung warum man den wieder mit Oscarnominierungen zuschmeißen musste. Den Mitleids-Oscar hat er doch schon für The Departed bekommen. Das müsste doch reichen.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

Roughale

Scorseses Musik Dokumentationsfilme sind mMn exzellent, unlängst durfte ich Living in the Material World über George Harrison regelrecht verschlingen...

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

Teppi

Auch wenn ich zu meiner (stark subjektiv geprägten) Wertung stehe, möchte ich noch anmerken, dass der Film sicherlich nicht frei von objektiven Kritikpunkten sein mag. Ich könnte es durchaus nachvollziehen, wenn man ihm auf inhaltlicher Ebene fehlende Fokussierung und, damit einhergehend, zu wenig Tiefgang vorwerfen will; so dürfte es bspw. vodkamartini nicht schwer fallen, auch diesen Scorsese nicht zu mögen. Ich (als jemand, der auch das Spätwerk mit Di Caprio als sehr gut bis genial empfand) interessierte mich während des Film(hoch)genusses jedoch nicht ein Stück für diese Mängel, da mich der Streifen schlicht und einfach derartig in seinen Bann zog.

Meine gesteigerte Euphorie ist zum Teil womöglich auch dadurch bedingt, dass ich im Kino seit langem Mal wieder positiv überrascht wurde; der auf "Kinderabenteuer" gebürstete Trailer lässt von der Liebeserklärung an das Medium Film ja noch nichts erkennen. Dass mich Hugo zudem filmhistorisch weiterbilden konnte, verstärkt meine Faszination noch zusätzlich ;->

Discostu

Also ich war schon eher enttäuscht. Optisch auf jeden Fall sehr beeindruckend (sowohl in Bezug auf Kamera als auch auf Set Design) und auch schauspielerisch nichts auszusetzen, aber ich fand den Film unnötig langatmig, nicht so märchenhaft wie er hätte sein können und irgendwie seltsam distanziert: Keine Szene konnte mich irgendwie anrühren, selbst die, die offensichtlich darauf ausgelegt waren. Aber vielleicht liegt das auch an der sich nach meinem Empfinden immer (im wahrsten Sinne des Wortes) in den Vordergrund drängenden 3D-Technik. Solange das nicht so natürlich aussieht, dass ich es nach wenigen Minuten vergesse, und das scheint noch ein weiter Weg zu sein, stehe ich dem weiterhin kritisch gegenüber.

Insgesamt ganz nett anzuschaun, aber unter der technischen Fassade konnte ich nichts herausragendes entdecken. 6.5/10

PierrotLeFou

Zitat von: Teppi am 10 Februar 2012, 12:33:03
Meine gesteigerte Euphorie ist zum Teil womöglich auch dadurch bedingt, dass ich im Kino seit langem Mal wieder positiv überrascht wurde; der auf "Kinderabenteuer" gebürstete Trailer lässt von der Liebeserklärung an das Medium Film ja noch nichts erkennen.

Wobei ich in dieser Hinsicht recht entgeistert war... man braucht den Hintergrund, den er da unverbindlich aufgreift, um seine nette Geschichte zu erzählen, bloß ein bisschen zu kennen und plötzlich sind die meisten Aufdeckungen und Enthüllungen erstaunlich vorhersehbar... das würde mich ja nicht so stören, wenn ich nicht beim Schauen das Gefühl hätte, dass er seine kleinen Enthüllungen als Aha-Effekt versteht - wenn man da den Spielzeughändler im Bahnhof Montparnasse sieht, der dem Äußeren nach schon vage Ähnlichkeiten mit jener Person hat, als welche er sich dann auch herausstellt, dann fühlt man sich beim Betrachten irgendwie für dumm verkauft, wenn das dann langwierig als mysteriöses Geheimnis aufgedeckt wird und man im Zuge dessen Sachen erfährt, die man ohnehin schon kannte...
Und da stört es mich einfach - das klingt jetzt womöglich elitär - wenn Scorsese einen Film dreht, der sich durch und durch als Hommage ans Kino versteht und sich dabei offenbar nicht in erster Linie an Cineasten wendet, sondern an den Mainstream-Kinogänger, der nur die möglichst aktuellen und möglichst amerikanischen Streifen schaut... (Als würden die jetzt nach dem Film die Filmgeschichte etwas umfangreicher genießen... Und was für eine fatal eindimensionale Deutung des Kinos: Das Kino als Traummaschine, der alte Hut... Phantasie und Realitätsflucht, vom frühen Pionier bis Hollywood... Der Film stempelt Kino zur reinen, uneingeschränkten Spaßmaschine, zum spektakulären Spektakel ab [3D passt daher auch ganz gut], über Film an sich erfährt man filmgeschichtlich, filmtheoretisch herzlich wenig bis gar nichts.)

Das habe ich dem Film schon ziemlich übel genommen (und vielleicht ist das in erster Linie auch eher mein Problem und weniger ein Problem des Films)... Aber es war auch mal nett zu sehen, wie ein Film von Scorsese aussieht, der sich diesmal doch etwas deutlich auf immer wieder von ihm erwähnte Vorbilder bezieht (etwa auf Powell & Pressburger, auf Truffaut)... Als Scorsese-Film sicherlich irgendwie ungewöhnlich, aber im Hinblick auf Scorseses Äußerungen in Interviews oder Reden eigentlich doch recht naheliegend.
Formal war der Streifen dann ja auch nicht zu bekritteln, die Darsteller waren gut aufgelegt, insofern war es jetzt nicht so, dass ich ihn letztlich nicht doch genossen hätte... aber insgesamt würde ich ihn doch zu seinen schwächsten Filmen zählen. (Und selbst schwache Scorseses sind überdurchschnittlich...)
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

vodkamartini

Zitat von: PierrotLeFou am 18 Februar 2012, 00:07:35
(Und selbst schwache Scorseses sind überdurchschnittlich...)

Gewagte These.  ;) Du meinst hoffentlich nicht das ausgezeichnete Schlafmittel Aviator oder den New Yorker Banden-Fasching Gangs of New York. Denn die finde ich einfach nur schwach, da kann so dick Scorsese drauf stehen wie will.
www.vodkasreviews.de

There's a saying in England: Where there's smoke, there's fire. (James Bond, From Russia with love)

PierrotLeFou

18 Februar 2012, 22:04:06 #10 Letzte Bearbeitung: 22 Februar 2012, 00:46:27 von PierrotLeFou
Zitat von: vodkamartini am 18 Februar 2012, 14:50:19
Zitat von: PierrotLeFou am 18 Februar 2012, 00:07:35
(Und selbst schwache Scorseses sind überdurchschnittlich...)

Gewagte These.  ;) Du meinst hoffentlich nicht das ausgezeichnete Schlafmittel Aviator oder den New Yorker Banden-Fasching Gangs of New York. Denn die finde ich einfach nur schwach, da kann so dick Scorsese drauf stehen wie will.


Aviator halte ich für einen seiner drei besten Filme... seine eigene Citizen Kane Version... ich muss zwar gestehen, dass ich wohl grimmigere Filme lieber mag und Mean Streets würde ich mir daher wohl auch häufiger anschauen als Aviator (der ja nun auch einige hübsch verstörende Szenen hat), aber inszenatorisch und inhaltlich schien der mir wirklich herausragend zu sein.

Gangs of New York war zwar für Scorsese ein - meines Erachtens - recht schwacher Film, aber dennoch: besser als der Durchschnittfilm, der einen so über den Weg läuft war auch der noch...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Lunita

Gangs of New York war nicht schlecht, aber Aviator fand ich richtig gut. Ein Kollege war übrigens in "Hugo" und meinte, der sei total zum Gähnen und furchtbar überbewertet.

psychopaul

22 Februar 2012, 09:42:00 #12 Letzte Bearbeitung: 22 Februar 2012, 09:48:07 von psychopaul
Ich glaube, was viele bei "Drive" erlebt haben, so eine Art Gefühl des "puren Kinos", hab ich gestern (mit etwas Anlauf) bei diesem wunderbaren Film bekommen. Sicher ist es am Anfang noch etwas schwierig, da kann der etwas heikle "Franzosenklischee-Amelie-Faktor" gepaart mit dem Kindlichen noch etwas nerven, doch sehr bald hat mich die perfekte Inszenierung Scorseses völlig eingenommen. Und wie diese "moderne" Perfektion dann immer mehr mit dem zauberhaften Charme von Meliès gepaart wird, ist einfach nur traumhaft.  :love: Alleine die Montage gegen Ende macht den Kinobesuch für Filmliebhaber zur Pflicht. Kann es überhaupt einen schöneren Film für Kinder geben, denen man den Zauber von mehr als 100 Jahren Film vermitteln will? Wird bei mir irgendwann im Regal gleich neben den Miyazakis stehen.  :icon_smile:

Scorsese ist und bleibt für mich einer der Allergrößten. "Aviator" halte ich auch für ordentlich unterschätzt. Und die Wucht von "Gangs of New York" ist auch beeindruckend, selbst wenn einiges daran unausgereift sein mag. Und jetzt hat er auch noch diese schöne Mischung aus "Kinderfilm" und leidenschaftlicher Hommage an das frühe, handgemachte Kino gedreht.

Kritikpunkte, auch die von Pierrot kann ich natürlich genauso nachvollziehen (ich hätte noch einen: warum hat er diesen Film nicht in französischer Sprache gemacht?  :bawling:), aber Leute, das ist vor allem auch ein Film, der sich an Kinder richtet und sowohl den Zauber von ganz altem wie ganz aktuellem Kino vermitteln möchte..da kann es auch mal in erster Linie mal auf der Spaß- und Spektakelebene ablaufen.
Filmblog
Letzte Bewertungen

Three little devils jumped over the wall...

psYchO dAd

Zitat von: psychopaul am 22 Februar 2012, 09:42:00
(ich hätte noch einen: warum hat er diesen Film nicht in französischer Sprache gemacht?  :bawling:)
Das hat mich eigentlich als einziges wirklich gestört und stellt mMn den größten Makel dar. Ansonsten bin ich vom Film überwältigt und mir fallen kaum Kritikpunkte ein.

PS: Departed und Cape Fear waren beide ziemlich mies, Aviator und KONY kenne ich noch nicht.

Rollo Tomasi

22 Februar 2012, 18:24:42 #14 Letzte Bearbeitung: 22 Februar 2012, 18:45:24 von Rollo Tomasi
Ich war doch ziemlich enttäuscht.
Irgendwie "Amelie" und "Mathilde" light.
Was diese beiden Filme in einer halben Stunde erzählt haben, dafür braucht "Hugo" 2 Stunden.
Viele Figuren waren verschenkt, z. B. die Geschichte mit dem Stationsvorsteher, der eine halbe Ewigkeit braucht, um seine Schüchternheit zu überwinden (nicht, dass man das nicht schon 100 mal gesehen hätte), ohne dass dessen Geschichte einen Zusammenhang zum Rest des Films hätte, oder die Figur des Buchhändlers, die im Prinzip auch überflüssig ist.
Und irgendwie kam auch die Faszination Kino durch die Szenen am Schluss nicht so richtig rüber.
Die Kinderdarsteller sind ok, Kingsley auch, aber mehr auch nicht.
Atmosphäre hat der Film auch, keine Frage, aber er lässt sich manchmal wirklich sehr viel Zeit, um einfache Dinge zu erzählen.
Nach Erstsichtung 6,5/10 (vielleicht war ich einfach auch schlecht drauf???)
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Discostu

Zitat von: Rollo Tomasi am 22 Februar 2012, 18:24:42
(vielleicht war ich einfach auch schlecht drauf???)

Wenn, dann waren wir es beide. Und meine Freundin auch (ungefähr nach 2/3 der Laufzeit: "Mir ist langweilig!") :D

psychopaul

22 Februar 2012, 19:29:00 #16 Letzte Bearbeitung: 22 Februar 2012, 19:30:34 von psychopaul
Das mit den Nebenfiguren stimmt schon, auch Cohen war jetzt nicht so überragend wie man es vielleicht erhoffen hätte können, aber ganz heiter war seine Figur schon. Abder denkt nochmal dran, dass es vor allem ein Film für Kinder sein soll/kann.

Finde es nach wie vor toll, wie es Scorsese gelingt, den Bogen von den handgemachten Ursprüngen zur heutigen digitalisierten Zeit zu spannen. Dass da inhaltlich kein vielschichtiges Werk draus wurde, finde ich da eher verschmerzbar. Visuell ist der Film einfach wunderschön und man spürt richtig das kindliche Herzblut Scorseses an diesem Projekt.


ZitatDeparted und Cape Fear waren beide ziemlich mies

Cape Fear mies??  :icon_surprised: Ist zwar auch schon ordentlich her, aber selten hatte ich bei einem "Psychothriller" so viel Spaß (vor allem wegen der argen "expressionistischen"(?) Inszenierung  :icon_mrgreen: )
Filmblog
Letzte Bewertungen

Three little devils jumped over the wall...

Mr. Blonde

Zitat von: psychopaul am 22 Februar 2012, 19:29:00
ZitatDeparted und Cape Fear waren beide ziemlich mies

Cape Fear mies??  :icon_surprised: Ist zwar auch schon ordentlich her, aber selten hatte ich bei einem "Psychothriller" so viel Spaß (vor allem wegen der argen "expressionistischen"(?) Inszenierung  :icon_mrgreen: )

Da muss ich auch nochmal zwischenbrüllen: Departed ist zwar kein Meisterwerk, aber weit davon weg, mies zu sein und allein die Spielfreude von De Niro in Cape Fear verbietet überhaupt erst da das Wort mies in den Mund zu nehmen. :nono: Meinung hin oder her, was ist denn dann "Daniel der Zauberer"?


              Artikel & News zu Filmen, Games, Musik & Technik

Rollo Tomasi

Also, wenn sich der Film in erster Linie an Kinder richten soll, und das kann schon sein, ich würde da Paule durchaus zustimmen, war meine Beurteilung vielleicht etwas hart. Allerdings richten sich auch Filme wie "Oben" und "Wall-E" in erster Linie an Kinder und die fand ich beide keine Sekunde langweilig.

"Cape Fear" fand ich auch überhaupt nicht mies, De Niro war überragend und in der Idee, den Soundtrack und wesentliche Darsteller des Originals zu übernehmen, steckt auch sehr viel Liebe zum Kino.
"Departed" hätte auch ein toller Film werden können, wenn da nicht die alles platt machende Performance von Nicholson gewesen wäre.
"Ich hab neulich gehört: 35 % der Zahlen und Fakten, die so kursieren, stimmen gar nicht! ... Das ist fast ein Drittel!" (Hagen Rether)
"Stellen sie sich einmal vor, es gäbe keine Autos, es gäbe keine Telefone und es gäbe keine Computer .... sie würden doch den ganzen Tag fernsehen, oder?" (Hagen Rether)

Teppi

Zitat von: psychopaul am 22 Februar 2012, 19:29:00
Abder denkt nochmal dran, dass es vor allem ein Film für Kinder sein soll/kann.

Ich glaube nicht, dass ich diesen Aspekt unterschreiben würde. Ist sicher von Kind zu Kind verschieden, aber ich würde meinen, für die meisten ist der Film dann doch zu ruhig und bedächtig erzählt. Zumal die Kleinen mit dem kompletten Aspekt der Kinolobpreisung nichts anfangen dürften.

Das ist ja grad das Faszinierende: Ein kindlich wirkender Film (angesichts der Darsteller & der märchenhaften Gestaltung), der eigentlich gar nicht primär für Kinder gedacht/gemacht ist (zumindest meiner Meinung nach).

Zitat von: PierrotLeFou am 18 Februar 2012, 00:07:35
[...] Und da stört es mich einfach - das klingt jetzt womöglich elitär - wenn Scorsese einen Film dreht, der sich durch und durch als Hommage ans Kino versteht und sich dabei offenbar nicht in erster Linie an Cineasten wendet, sondern an den Mainstream-Kinogänger, der nur die möglichst aktuellen und möglichst amerikanischen Streifen schaut... (Als würden die jetzt nach dem Film die Filmgeschichte etwas umfangreicher genießen... Und was für eine fatal eindimensionale Deutung des Kinos: Das Kino als Traummaschine, der alte Hut... Phantasie und Realitätsflucht, vom frühen Pionier bis Hollywood... Der Film stempelt Kino zur reinen, uneingeschränkten Spaßmaschine, zum spektakulären Spektakel ab [3D passt daher auch ganz gut], über Film an sich erfährt man filmgeschichtlich, filmtheoretisch herzlich wenig bis gar nichts.) [...]

Würde man mal ganz plakativ von einer Zweiteilung in Mainstream-Pöbel und Kino-Nerds ausgehen, würde ich wohl auch zu ersterer Kategorie gehören. Und mir als "Ungebildeter" konnte das Schaffen Melies' zumindest insofern näher gebracht werden, dass ich mich nach dem Kinobesuch etwas belaß und ein paar seiner Werke schaute. Und genau damit hat Scorsese seine Mission meiner Meinung nach erreicht: Den besagten Filmemacher nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch der heutigen Generation vorzustellen. Warum sollte man sich an die Filmfreaks richten, denen man eh keine neuen Erkenntnisse liefern kann? Von daher finde ich Ausrichtung des Streifens durchaus sinnvoll.

Deine Kritik, dass es dir und wohl manchen anderen an Überraschungen mangelt, ist natürlich nachvollziehbar - nur dürfte es auch genügend Leute geben, denen es aufgrund fehlenden Vorwissens nicht so geht.

Dass das Kino als solches etwas zu simpel behandelt wird, möchte ich auch gar nicht abstreiten. Jedoch ergibt das im Kontext des Films (welcher ja selbst kein allzu tiefschürfendes Werk, sondern eher ein märchenhaftes Spektakel ist) vollkommen Sinn, wie ich finde.

psychopaul

Zitat von: Teppi am 22 Februar 2012, 20:05:10
Zitat von: psychopaul am 22 Februar 2012, 19:29:00
Abder denkt nochmal dran, dass es vor allem ein Film für Kinder sein soll/kann.

Ich glaube nicht, dass ich diesen Aspekt unterschreiben würde. Ist sicher von Kind zu Kind verschieden, aber ich würde meinen, für die meisten ist der Film dann doch zu ruhig und bedächtig erzählt. Zumal die Kleinen mit dem kompletten Aspekt der Kinolobpreisung nichts anfangen dürften.



Naja, ist er so ruhig, keine Ahnung. Ich finde schon, dass es jederzeit viel zum Staunen gibt, und dass durch Schnitt und Kamerafahrten einiges an Dynamik drin ist. Dass es natürlich, Kinder wie Erwachsene gibt, die es langweilig finden, ist doch eh klar. Aber vielleicht gibt es ja auch ein paar zukünftige kleine Cineasten, die diese Bilder ins Herz schließen.  :icon_razz:

Der Film hat ja schon auch ein paar feine Schmankerl wie die Alptraumszene.  :icon_smile:

Nur das Mädel hat wirklich genervt.  :icon_lol:
Filmblog
Letzte Bewertungen

Three little devils jumped over the wall...

Teppi

Zitat von: psychopaul am 22 Februar 2012, 20:18:59
Naja, ist er so ruhig, keine Ahnung. Ich finde schon, dass es jederzeit viel zum Staunen gibt, und dass durch Schnitt und Kamerafahrten einiges an Dynamik drin ist.

Das Bedächtige bezog ich auch eher auf Inhalt statt Inszenierung. Der Film lässt sich mit seiner Geschichte ja schon ein wenig Zeit - ich persönlich hatte damit kein Problem (im Gegenteil), kann aber voll nachvollziehen bzw. würde gar vermuten, dass es anderen (allen voran halt den jüngeren Zuschauern, um die es ja gerade geht) anders geht.

Zitat von: psychopaul am 22 Februar 2012, 20:18:59
Nur das Mädel hat wirklich genervt.  :icon_lol:

Püh, Miss Moretz weiß gar nicht, wie man nervt  :nono:
;->

psYchO dAd

Zitat von: Mr. Blonde am 22 Februar 2012, 19:53:21
Zitat von: psychopaul am 22 Februar 2012, 19:29:00
ZitatDeparted und Cape Fear waren beide ziemlich mies

Cape Fear mies??  :icon_surprised: Ist zwar auch schon ordentlich her, aber selten hatte ich bei einem "Psychothriller" so viel Spaß (vor allem wegen der argen "expressionistischen"(?) Inszenierung  :icon_mrgreen: )

Da muss ich auch nochmal zwischenbrüllen: Departed ist zwar kein Meisterwerk, aber weit davon weg, mies zu sein und allein die Spielfreude von De Niro in Cape Fear verbietet überhaupt erst da das Wort mies in den Mund zu nehmen. :nono: Meinung hin oder her, was ist denn dann "Daniel der Zauberer"?
Liegt vielleicht auch daran, dass ich direkt vorher das Original gesehen habe, aber das Remake war dermaßen übertrieben und teilweise unlogisch, dass mir das alles vermiest hat. Und Mitchum ist weitaus cooler als DeNiro.  :king:

PierrotLeFou

Zitat von: Teppi am 22 Februar 2012, 20:05:10
Zitat von: PierrotLeFou am 18 Februar 2012, 00:07:35
[...] Und da stört es mich einfach - das klingt jetzt womöglich elitär - wenn Scorsese einen Film dreht, der sich durch und durch als Hommage ans Kino versteht und sich dabei offenbar nicht in erster Linie an Cineasten wendet, sondern an den Mainstream-Kinogänger, der nur die möglichst aktuellen und möglichst amerikanischen Streifen schaut... (Als würden die jetzt nach dem Film die Filmgeschichte etwas umfangreicher genießen... Und was für eine fatal eindimensionale Deutung des Kinos: Das Kino als Traummaschine, der alte Hut... Phantasie und Realitätsflucht, vom frühen Pionier bis Hollywood... Der Film stempelt Kino zur reinen, uneingeschränkten Spaßmaschine, zum spektakulären Spektakel ab [3D passt daher auch ganz gut], über Film an sich erfährt man filmgeschichtlich, filmtheoretisch herzlich wenig bis gar nichts.) [...]
Würde man mal ganz plakativ von einer Zweiteilung in Mainstream-Pöbel und Kino-Nerds ausgehen, würde ich wohl auch zu ersterer Kategorie gehören. Und mir als "Ungebildeter" konnte das Schaffen Melies' zumindest insofern näher gebracht werden, dass ich mich nach dem Kinobesuch etwas belaß und ein paar seiner Werke schaute. Und genau damit hat Scorsese seine Mission meiner Meinung nach erreicht: Den besagten Filmemacher nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und auch der heutigen Generation vorzustellen. Warum sollte man sich an die Filmfreaks richten, denen man eh keine neuen Erkenntnisse liefern kann? Von daher finde ich Ausrichtung des Streifens durchaus sinnvoll.
Ich denke, es gibt keinen Filmfreak od. Cineasten, dem man nicht doch noch neue Erkenntnisse vermitteln kann... Um bei Melies zu bleiben, hatte etwa Leauds polemische Äußerung in Godards ,,Chinesin", dass eigentlich doch Melies vor allem Dokumentarfilme gedreht habe, während die Lumieres sich eher als Nachfolger impressionistischer Maler betätigt haben, eine etwas zu unbekümmert-selbstverständliche Trennung zwischen Dokumentation und Kunst in Frage gestellt... (es verwundert vielleicht nicht, dass ausgerechnet ein Regisseur mit Hang zum Essayfilm darauf hinweist...)
Deshalb ist es durchaus möglich, sich auch an Leute zu wenden, die sich mit einem Thema schon auskennen...

Dass ich sehr klischeelastig zwischen Mainstream-Kinogängern und Cineasten unterschieden habe, stimmt sicherlich... natürlich gibt es auch da fließende Grenzen... und natürlich gibt es sogar Cineasten, die bis Griffith zurückgegangen sind und dann vielleicht gerade noch ,,Die Reise zum Mond" dem Hörensagen nach kennen – ebenso wie es Mainstream-Kinogänger gibt, die durch Zufall durchaus etwas mehr über Melies gelesen/gehört haben...
Folgenden Punkt:
ZitatDeine Kritik, dass es dir und wohl manchen anderen an Überraschungen mangelt, ist natürlich nachvollziehbar - nur dürfte es auch genügend Leute geben, denen es aufgrund fehlenden Vorwissens nicht so geht.
kann ich zwar durchaus nachvollziehen, sehe es aber dennoch ein bisschen anders... Warum sollen denn bei einem Film als Hommage an den Film und seine Geschichte gerade diejenigen benachteiligt werden, die dem Film und seiner Geschichte zugeneigt sind? Und wenn man schon mit dieser Hommage an den Film letztlich auch ein Filmgeschäft betreiben und viele Leute und ihre Geldbörsen erreichen will – Scorsese hätte ja theoretisch auch nen Low/No-Budget-Streifen drehen können –, und daher auch die Nicht-Filmfreaks nicht benachteiligen mag, dann hätte man doch die Geschichte Melies auch für beide Seiten gleichermaßen reizvoll gestalten können: etwa als Drama eines Abstiegs in die Vergessenheit mit märchenhafter Wendung gegen Ende, ein bisschen ausgestattet mit frühen Äußerungen von Filmkritik und Filmschaffenden möglicherweise...

ZitatDass das Kino als solches etwas zu simpel behandelt wird, möchte ich auch gar nicht abstreiten. Jedoch ergibt das im Kontext des Films (welcher ja selbst kein allzu tiefschürfendes Werk, sondern eher ein märchenhaftes Spektakel ist) vollkommen Sinn, wie ich finde.
Ja, der Sinn ist da... dass da ein Spektakelfilm in 3D Film als eine Kunst des Spektakels abfeiert, macht auf jeden Fall Sinn... und auch, dass er so tut, als wäre Film die definitive Traummaschine und nicht auch noch völlig anderes... Aber dieser Punkt ärgert mich ja am meisten... da fühlt man sich als Cineast schon geradezu ans Bein gepisst, während die Nicht-Cineasten dann zwar ein Stückchen Faktenwissen präsentiert bekommen, gleichermaßen aber auch eine sehr angreifbare Theorie des Films, die womöglich sogar bereits vorhandene Meinungen über das Kino bestärkt...
"Eines Tages werde ich ein wahrhaft großes Drama schreiben. Niemand wird verstehen, worauf es hinaus will, aber alle werden nach Hause gehen mit einem vagen Gefühl der Unzufriedenheit mit ihrem Leben und ihrer Umgebung. Dann werden sie neue Tapeten aufhängen und die Sache vergessen." (Saki)

Roughale

Zitat von: Mr. Blonde am 22 Februar 2012, 19:53:21...was ist denn dann "Daniel der Zauberer"?

Ähhhh... Nicht von Scorsese? :king:

Ich habe Cape Fear auch nicht sonderlich positiv in Erinnerung, ist aber auch einen halbe Ewigkeit her, ich wusste gar nicht mehr, dass er von Marty ist ;)

Hugo wird hier in OV so wenig gespielt, nur zu Zeiten, an denen ich nicht kann, wird wohl dann eine 2D Pantoffelkinoauswertung... schade!

esta es la mejor mota
When there is no more room for talent OK will make another UFC

uboot

25 Februar 2012, 05:45:57 #25 Letzte Bearbeitung: 25 Februar 2012, 05:53:11 von uboot
Zitat von: Rollo Tomasi am 22 Februar 2012, 18:24:42
(vielleicht war ich einfach auch schlecht drauf???)

Nein warst du nicht, der Film war einfach sehr naja. Optisch durchaus interessant inszeniert, aber inhaltlich langweilig und zu langatmig. Diese ach so tolle Homage an das "gute alte Kino" kam bei mir gar nicht an. Ein Kinderfilm ist das schon gar nicht. Viel mehr ein Filmpreis fordernder Kunstfilm. 4/10.

P.S. Warum steht Hugo eigentlich unter phantastischer Film hier?  ;)

psychopaul

Vermutlich, weil die Biografie einer real existiert habenden Person (Méliès) in einen frei erfundenen Kontext gesetzt wurde.
Filmblog
Letzte Bewertungen

Three little devils jumped over the wall...

Falko23

Auch wenn's ein Stich ins Wespennest wird, ich find "Hugo" genial. Und sämtliche Oscars wohlverdient !  :respekt:

Ein Film für Kinder ? Glaub ich auch nicht unbedingt, aber auch, nur das die halt mit dem filmbezogenen Zitaten wenig anfangen können dürften. Für sie ist es sicher ein (wunderschön) erzähltes Märchen mit brillianten Bildern, einer absolut genialen 3 D Optik und tollen Schauspielern. Ich hab' einige gute und sehr gute Filme von Scorsese gesehen und auch ein paar nicht so dolle. Ich neige sehr dazu zu sagen, das dies mit weitem Abstand sein bester ist, finde es aber auch nicht ganz passend, da dieser ja ein für ihn ganz anderes Genre bedient.

Ich hab auch nie so richtig verstanden was an der neuen 3 D Technik auszusetzen ist. Wenn sie natürlich nur dazu dient von der Story abzulenken, - was ja häufig als Argument kommt - dann verstehe ich das noch. Wobei Kino ja auch (!) Unterhaltung ist und nicht nur geistige Weiterbildung. Man kann ja auch sagen, das es die Augen nicht vertragen, - dagegen ist ja nichts zu sagen. Aber ansich ist 3 D doch nur ein weiteres Mittel den Zuschauer noch mehr in die Geschichte einzubeziehen. Bei mir funktioniert das gut und ich bezahle auch gern dafür etwas mehr, wenn es sein muss. "Hugo Cabret" hat ja gradezu geschrien nach dieser Technik.


Claude

Ich fand Hugo auch sehr genial! Mittlerweile gibt's die DVD auch im Handel.  :pidu:

TinyPortal 2.0.0 © 2005-2020