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WM 1982

Begonnen von stummerfilm, 18 Juni 2010, 22:31:33

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stummerfilm

18 Juni 2010, 22:31:33 Letzte Bearbeitung: 18 Juni 2010, 23:25:05 von stummerfilm
Hallo liebe Fussballfreunde,
selbst an so Milchbubis wie mich(so gerade erwachsen) kommt das Spiel Deutschland-Österreich bei der WM 1982 in Spanien nicht vorbei. Die Betrachtung dieses Spiels lässt eine Schiebung doch ziemlich deutlich vermuten!
Jetzt meine Frage: Weiß jemand ob sich irgendein deutscher oder österreichischer Spieler von damals,jemals dazu geäußert hat? Paul Breitner hat neulich in Waldis WM-Club gemeint er könne sich an nichts erinnern. ;)

Moonshade

Falls du meinst, ob jemand da Schiebung jemals zugegeben hat, nein.

Das liegt auch daran, daß es wohl so eine Art stillschweigendes Einverständnis war, ein einsichtiger Nichtangriffspakt, der leider schon nach Hrubeschs Tor nach 10 Minuten einsetzte, nachdem mit einem 1:0 alle glücklich waren.
Es war gruselig - und es war auch noch mein 11.Geburtstag - nicht mal in Deutschland hatte man dafür Verständnis. Alle waren stinkwütend wegen dieses Scheißspiels...
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

rierami

... und soweit ich mich erinnern kann war es das letzte Turnier wo die letzten Gruppenspiele nicht zur gleichen Zeit stattfanden
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stummerfilm

Zitat von: rierami am 19 Juni 2010, 01:12:22
... und soweit ich mich erinnern kann war es das letzte Turnier wo die letzten Gruppenspiele nicht zur gleichen Zeit stattfanden

Seitdem findet jeweils das letzte Gruppenspiel zeitgleich statt!
Moonshade: Falls du dich noch erinnerst,wurde das Spiel damals in der Presse als Betrug bezeichnet?
Wie haben andere Nationen reagiert?

Neo


rierami

Was damals in den Medien stand weis ich nicht mehr (war damals er kurz vor meinem 9. Geburtstag) aber an dieses Spiel kann ich mich noch erinnern und die Schlagzeile "Schande von Gijon" ist mir ebenfalls ein Begriff.
Aber was willst du machen? Ob Betrug oder nicht ist hier egal. Beispiel Gruppe A bei dieser WM. Sowohl für Uruguay als auch für Mexico wäre es toll wenn sie im AF stehen würden. Also wie würdest du als Trainer handeln wenn du weist das ein Unentschieden reicht? Alles auf Offensive setzen um den Gruppensieg und damit einem Spiel gegen Argentinien zu umgehen? Nicht unbedingt! Die Franzosen können so hoch gewinnen wie sie wollen wenn beide Teams auf Remie spielen, also ein 0:0. Ob das sportlich ist oder nicht soll jeder für sich entscheiden...
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Bretzelburger

19 Juni 2010, 07:46:01 #6 Letzte Bearbeitung: 19 Juni 2010, 07:48:00 von Bretzelburger
Es hat danach definitiv noch mehr Spiele gegeben, die von Besitzstandswahrung geprägt waren, weil das nicht aus den Köpfen der Spieler rauszukriegen ist, aber nie war die Verhaltensweise so offensichtlich wie beim Spiel Ger-Aut 1982. Das lag auch daran, weil Deutschland gewinnen mußte, Österreich aber eine knappe 1:0 Niederlage reichte, um weiter zu kommen. Wenn zwei Mannschaften dagegen unentschieden spielen müssen, lässt sich das leichter kaschieren. Deutschland begann damals wie die Feuerwehr und führte schnell 1:0, womit für die Österreicher schon der Ernstfall eintrat. Aber auch Deutschland war wegen der Algerien-Niederlage (damals noch ein sogenannter "Fußballzwerg") so verunsichert, dass sie froh waren, nichts mehr riskieren zu müssen. Und das wurde mit unglaublich penetrantem Ballgeschiebe innerhalb der eigenen Hälfte und der völligen Vermeidung von Angriffsfußball in einer Art ausgeführt, dass von Betrug keine Rede sein kann. Schwachsinniger hätte man das nicht verbergen können. Ich bin mir sicher, hätte man sich vorher in diese Richtung abgesprochen (die algerischen Zuschauer wedelten ja mit Geldscheinen), hätte man das Spiel anders aussehen lassen.

Die Auswirkungen dieses Spiels auf die deutschen Zuschauer wurde aber unterschätzt. Trotz des Erfolges bis ins Endspiel gab es kaum noch positive, schon gar euphorische Berichterstattungen. Die WM wurde ziemlich schnell abgehakt, durch die miserable EM 1984 in Frankreich bestätigt, bevor Deutschland auch 1986 wieder nach dem Prinzip "Einer gegen Alle" ins Endspiel kam. Ich habe die 86er WM damals in Wien gesehen und in der Presse verfolgt, als ich dort studierte. Unglaublich, wie auf der deutschen Mannschaft damals rumgehackt wurde (auch von der deutschen Presse), der wirklich nichts gegönnt wurde und die nur glücklich gewann (was auch objektiv gesehen nicht ganz von der Hand zu weisen war, die 82er Mannschaft war deutlich besser). Wirklich versöhnt war man erst 1990 wieder mit der Nationalmannschaft. "Gijon" hat im Nachhinein bewiesen, das Gewinnen doch nicht alles ist.

Moonshade

Ich hab damals natürlich (wg. Alter) noch nicht so regelmäßig Zeitung gelesen, aber das war imo in der Heimat jedem ziemlich peinlich - gerade weil man sich von dem Team sehr viel versprochen hatte (unter Derwall war eben dieses just aufgebaute Team ja 23 Spiele unbesiegt geblieben von 1978-81 und hatte die Quali geradezu unangenehm souverän abgeschüttelt) und es bekanntlich gut spielen konnte.
Man hatte ja sogar Überschuß an guten Spielern. Das führte dann zuerst zum Schassen von Bernd Schuster, der wie beizeiten behauptet wird, von "Breitnigge" beseitigt worden ist, jedoch vermutlich der ideale Spielmacher gewesen wäre.
Damit reiste man also mit starker Bayernfraktion an und wurde a) leicht arrogant und b) war trotzdem in idealer Partylaune.

Das Ergebnis: das furchtbare 1:2 gegen Algerien, was damals eine Bankrotterklärung an Spielweise war.
Ergo mußte man sich zusammenreißen und man konnte wieder spielen (4:1 Chile) - aber dann wieder der kühle Rechenschieber gegen die Ösis, obwohl allenthalben eher eine Cordobarevanche gefordert war.
Betrug wars wohl für jedes Land, daß wir nicht heute noch ausgepfiffen werden in Afrika, ist wohl Glückssache.
Das Team hat dann erst wieder etwas Rückhalt gewonnen nach dem Elferschießen gegen Frankreich, da hing dann aber wieder der Battiston-Makel dran - ich glaube, damals waren alle irgendwie froh, daß dieses uneinige, unstete und arrogante Team von Italien aufgewischt wurde, verdient übrigens.
Mag 82 das bessere Team gewesen sein und 86 ein glücklicher Endspieleinzug, aber 86 wurde wenigstens ehrlich gearbeitet.

Rückblickend wirkt das sicher anders, aber vor fast 30 Jahren, live vor dem Fernseher, stellen zwei Teams das Fußballspielen komplett ein - das kann man als Eindruck gar nicht beschreiben.
"Du hältst durch und ich halte durch und nächstes Jahr gehen wir einen saufen!

"Anything invented after you're thirty-five is against the natural order of things.!" (Douglas Adams)

Bretzelburger

Ehrlicher war die 86er Mannschaft, aber die Briegel (ausgesprochen "Prügel") Mannschaft hat sehr viel zum "Panzer" Image beigetragen.

Man darf im Zusammenhang mit dem "Gijon" Spiel aber auch nicht vergessen, dass es genau das Gegenteil an Moral gab. Die chancenlose spanische (Heim) Mannschaft musste in der zweiten Gruppenphase noch gegen England ran und nur wenn sie nicht verloren hätten, wäre Deutschland ins Halbfinale gekommen. Ich kann mich noch erinnern, wie wir zitternd vor dem Bildschirm saßen und zu Spanien hielten. England griff 90 Minuten vehement an, aber Spanien kämpfte aufopferungsvoll. Eine reine Ehrensache, hätten sie verloren, hätte Niemand sich beschweren können. Nur dadurch kam es zum Halbfinale gegen Frankreich, für mich eines der besten Spiele der deutschen Nationalmannschaft, aber - wie du richtig sagst - am Ende schwer gezeichnet durch Schumachers Battiston-Niederschlag (ohne Folgen für ihn).

Wirklich vermitteln, kann man das "Gijon"-Spiel tatsächlich nicht - kein nachträgliches Ansehen kann das Gefühl der Konsterniertheit vermitteln, wenn bei einem WM Spiel zwei Mannschaften plötzlich aufhören zu spielen. Während des Spiels glaubte man vor allem immer noch, dass sich das wieder ändert, spätestens nach der Halbzeitpause. Aber selbst die Trainer haben letztlich da mitgemacht.

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