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Tote bei der Love Parade - Trauer und Wut

Begonnen von dekay, 25 Juli 2010, 16:35:59

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RoboLuster

30 Juli 2010, 12:59:49 #30 Letzte Bearbeitung: 30 Juli 2010, 13:01:36 von RoboLuster
Zitat von: Punkrockschuppen am 27 Juli 2010, 22:05:44
Zitat von: Aero am 27 Juli 2010, 18:02:17
Ich denke in so einer Situation spielt es keine große Rolle, ob die Menschenmasse aus zugekifften Ravern oder lammfrommen Pfarrerstöchtern besteht.
In Mekka beispielsweise sind im laufe der Jahre hunderte Menschen bei Massenpaniken zu Tode gekommen, und die hatten sicher nichts vorher eingeworfen.

Da bin ich allerdings komplett anderer Meinung. Alkoholisierte, drogenkonsumierende Besucher eines Großevents sind nunmal im Schnitt agressiver, dehydrieren schneller und neigen eher zum Umkippen als die nüchternen Kollegen. Von dem ganzen geistigen Schnickschnack der zudem in den Köppen umhergeht mal ganz abgesehen.

Mit dieser Meinung stehst du ja leider nicht alleine da. Aber wenn von hinten gepusht wird und es vorne nicht weitergeht... da spielen Drogen auch eine untergeordnete Rolle. Zumal bestimmt nur ein eher geringer Prozentsatz unter Drogeneinfluss gestanden haben wird, das wird ja immer schön aufgebauscht und pauschalisiert.
https://youtu.be/RPQOMyyg9b8                          
"Shoot first, think never!" - Ash

Ashley Axt

Neues schockierendes Video zur LP

Aufnahmen direkt von der Treppe.

Wer es damals Live erlebt hat sollte sich überlegen es sich anzuschauen !

New Footage of LoveParade 2010 Mass Panic +18

Hab schon mal was ähnliches erlebt und bin froh das ich nicht dort war.

endoskelett

Der letzte Teil des Videos ist wirklich beklemmend und intensiver als ein Horrorfilm.
Was ich nicht verstehe: was passiert da auf der Treppe, wieso flüchten die Leute nicht nach oben (die können alle gehen und sehen nicht kollabiert aus), sieht man von dort nicht, dass weiter unten die Menschen sterben, warum verweilen Leute und "lassen sich feiern"? Das ist unfassbar.
R: Do you like our owl?
D: It's artificial?
R: Of course it is.
D: Must be expensive.
R: Very.
R: I'm Rachael.
D: Deckard.

pm.diebelshausen

Und wegen dem, was man da sieht, funktioniert für mich auch nicht das Argument "das war ein Haufen bedröhnter Idioten", das man manchmal immernoch hört. Nur eines ist zu sehen: zu viele Leute auf viel zu engem Raum und kein Plan, die da rauszukriegen. Schrecklich.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

shellat

"Elucidarium: Dino-Idiotica"

http://elucidarium.bplaced.net/

BenZedrin

Die Hetzte geht weiter. Eva Hermann 2.0

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,710758,00.html

Zitat(...)Doch das Andererseits klingt anders. Der Bischof urteilt eindeutig, zum Beispiel so:

* "Love Parade und Teilnahme an ihnen sind, abgesehen von ihrem abstoßenden Erscheinungsbild, objektiv eine Art Aufstand gegen die Schöpfung und gegen die Ordnung Gottes, sind Sünde und Einladung zur Sünde!"
* "Man weigert sich anzuerkennen, dass die Love Parade, abgesehen von ihrem krankhaften Erscheinungsbild, auch mit Sünde zu tun haben könnte und darum, folgerichtig, auch mit dem richtenden und strafenden Gott!" (...)

Wenn ich Angehöriger oder Freund eines Opfers wäre, ich würde mich sehr gerne mal mit diesem Bischof persönlich unterhalten.  :hacki:

pm.diebelshausen

Gott sei dieser Meinungen gnädig - ich nich.

Interessant ist das aber für mich, weil ich mich gerade mit Joachim-Ernst Berendts "Die Welt ist Klang" (als 2-Stunden Feature) beschäftige. Das Zitat also
Zitat"Love Parade und Teilnahme an ihnen sind, abgesehen von ihrem abstoßenden Erscheinungsbild, objektiv eine Art Aufstand gegen die Schöpfung und gegen die Ordnung Gottes, sind Sünde und Einladung zur Sünde!"
ist da dann spannend, denn Berendt geht es darum, dass das Abendland und besonders die christliche Religion (die über zig Jahrhunderte auf jedem Gebiet der Kunst maßgebend war) den Kontakt zum "Urton" der Schöpfung, zu dem Klang, der in der asiatischen Welt und buddhistischen Religion im Om (ॐ auṃ) als zentralem Mantra ursprungsverbunden vorhanden und tradiert ist, abgebrochen hat. Das christliche Amen (phonetisch und im Körperempfinden oben, also im bereich Hals/Kopf gebildet) stammt ethymologisch aber von eben jenem Om (tiefer gebildet im Bauchbereich) ab. Weiter geht Berendts Interpretation der Schöpfung und des Klangs in ihr dann über den Vergleich des deutschen Wortes "Klang" (eine Lautnachbildung, vg. "klingen", "Klingeln" usw.), das immer auch den "Wohlklang" mitdenkt, mit dem englischen Wort "Sound" (der letztlich vom Lateinischen tonus abstammt, vgl. ital. "sonare" oder frz. "sonir"): das, was mit Klang bezeichnet wird, ist verstandesgemäß gedacht und im engen Korsett abendländischer Kultur und Idealvorstellung - "Sound" hingegen ist offener, weiter gefasst und eben auch wieder näher am "Urklang" der Schöpfung. Da überrascht es dann nicht, dass diejenigen, die sich gegen die traditionen der abendländischen, klassischen Musik und Musikvorstellungen aufgelehnt haben und dies immer noch tun, nämlich im Jazz, im Rock und von mir aus auch im Techno, sich mehr mit dem Wort "Sound" identifizieren konnten. Sound ist etwas ganz persönliches, individuelles, Musik aus dem Bauch, ein Jazzmusiker hat einen Sound, keinen Klang. Die traditionelle Musik strebt dagegen einem Klangideal entgegen. Man muss all diese Gedankengänge ja nicht teilen oder brilliant finden oder sonstwas, aber wenn ich ihnen mal gedanklich folge und dann so einen Text wie den oben zititerten lese, dann habe ich schon ein kleines Gefühl von "ich habe was verstanden". Und der Bischof ist doof oder im falschen Jahrtausend.
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Hedning

8 August 2010, 20:38:48 #37 Letzte Bearbeitung: 8 August 2010, 21:06:48 von Hedning
Was soll denn das "enge Korsett abendländischer Kultur und Idealvorstellung" sein??

Was den musikalischen Aspekt im Besonderen angeht: Ich für meinen Teil glaube dem Klischee nicht, dass abendländische traditionelle, anders gesagt "klassische" Musik, nüchtern-verkopft, eng oder sonstwas in der Richtung ist (zumindest scheint mir die zitierte Darstellung in diese Richtung zu deuten). Das widerlegen mir persönlich meine eigenen Erfahrungen als Chorsänger bei den Requiems von Verdi und Brahms und vergleichbaren, weniger bekannten Werken. Orffs Carmina muss man da wohl schon ausnehmen, da sie stilistisch kaum an die "klassische" Stilentwicklung anknüpfen.

Außerdem gibt es im Deutschen den Begriff "Ton", der - wie man sieht - ebenfalls mit dem lateinischen "tonare" zusammenhängt. Von einem guten Spieler eines klassischen Orchesterinstrument sagt man meiner Erfahrung nach auch eher, er habe einen wunderbaren "Ton" als einen wunderbaren "Klang". Insgesamt scheint mir das alles Wortklauberei mit dem Ziel, leidige Vorurteile zu untermauern, zumindest was die vermeintlich langweilige klassische und die individuelle leidenschaftliche Jazzmusik (die nun wiederum ich meistens langweilig finde) angeht.

Vielleicht habe ich die wiedergegebenen Ausführungen aber auch in eine falsche Richtung interpretiert, aber aus dem Wortschatz verschiedener Sprachen derart grundlegende kulturelle Unterschiede herzuleiten, finde ich immer etwas gewagt.

Ich habe auch mal die These gehört, dass die etymologische Verwandschaft von lat. hostis ("Feind") und dt. Gast auch Rückschlüsse auf die Auffassung der jeweiligen Kultur vom Fremden bzw. Gast zulassen soll, was ich auch für unglaubwürdig halte.

Bretzelburger

Ich habe die "Love-Parade" in ihren Anfängen in Berlin mitbekommen, als man schon über 250000 Teilnehmer begeistert war (die allerersten Male mit noch ganz wenigen Teilnehmern, gingen auch an mir vorbei). Das Schöne daran war damals, dass man auch mal für ein Stündchen (oder zwei) dazu kommen konnte - man ging hin, schaute sich das an, tanzte mit (oder nicht) und ging wieder, um sich danach mit Irgendjemanden auf einen Kaffee zu treffen. Die Berichterstattung über dieses "Ereignis" hielt sich noch in engen Grenzen, sicherlich auch bedingt durch das damals noch etwas unterentwickelte Internet. Betrachtet man die damalige Intention der Teilnehmer, hatte diese trotz aller "Friede,Freude,Eierkuchen"-Attitüde durchaus noch einen anti-bürgerlichen Anstrich - nicht im Sinn einer echten Protestbewegung, aber als hedonistisches Ausleben. Drogen - weniger Alkohol - spielten dabei natürlich eine wichtige Rolle, aber bei welcher Jugendbewegung war das bisher nicht so gewesen?

Als das Ganze dann nach der Jahrtausendwende immer mehr zum "Event" geriet, dass jedesmal mehr Teilnehmer anzog und von "Bild" und Co. als Auftritt der "Erotischen und gut Trainierten" aufgezogen wurde, verlor diese Veranstaltung bei mir an Sympathie - wie übrigens auch bei den echten "Techno-Anhängern", die ihrer Leidenschaft lieber in den zahlreichen Clubs nachgingen. Für mich sind diese Pamphlete von Herman, Bischof und ähnlich Gesinnten deshalb so pervers, weil diese Veranstaltungen in den letzten Jahren zunehmend von bürgerlicher Seite dazu benutzt wurde, die eigene Modernität und Weltoffenheit zu demonstrieren. "Bild" und "Co" machten ordentlich Auflage mit leicht geschürzten Mädchen, ohne dass diese Bilder irgendwie repräsentativ für den größten Teil der Teilnehmer waren. Und wer sich statistisch mal an einem Samstagabend mit der Beschäftigung der Bevölkerung in Deutschland zwischen 14 und 75 beschäftigt, wird sicherlich einen hohen Prozentsatz an Drogen- und Alkoholkonsum feststellen, egal ob in der Eckkneipe, der Disco oder dem Münchner Edelrestaurant. Von promiskuitivem Verhalten mal ganz abgesehen. - Haben die auch alle den Tod verdient?

Nein - die Schuld tragen alleine die Verantwortlichen für das Sicherheitskonzept. Und die, die auf Teufel komm raus, diese Veranstaltung durchgedrückt haben, um sich damit ein gutes Image zu verschaffen (nicht zuletzt auch der Besitzer der Fitness-Studios). Hätten die nicht noch eher die Strafe Gottes verdient, weil sie Sodom und Gomorrha erst inszeniert haben? -Hinter der Love-Parade stehen geballte Wirtschaftsinteressen, die die tanzenden Jungen und Mädchen als billige und willige Werbeträger nutzten. So lange alle daran ihren Spaß hatten, kann man das ja noch irgendwie akzeptieren - und Niemand wurde ja gezwungen, dorthin zu gehen - aber an der Duisburger Veranstaltung ist leicht abzulesen, dass sich die Waagschale nicht Richtung der Besucher, sondern der Veranstalter neigte. Und jetzt machen ein paar Reaktionäre ausgerechnet die schwächsten Glieder dafür verantwortlich?

Wer - wie das mein täglich Brot ist - die Sicherheitsauflagen bei einer Pommes-Bude kennt, wer schon erlebt hat, dass die Unterschreitung eines lichten Durchgangs bei einem Fluchtweg um einen Zentimeter, zur Ablehnung eines Antrags führt, der minimum 3 Monate vor Beginn eines Baus KOMPLETT vorliegen muss, um überhaupt rechtzeitig eine Genehmigung zu erhalten, der weiß, dass in Duisburg nichts korrekt abgelaufen ist. Allein wenn Herr Schaller einem Gutachter widerspricht, der gesagt hat, dass erst 2 Tage vor Veranstaltungsbeginn die Unterlagen vollständig vorgelegen hätten, ist das eine Frechheit. Vielleicht waren es drei Tage, vielleicht sogar zwei Wochen, aber bestimmt nicht 3 Monate. Jetzt geht es nur noch darum, jedes Detail möglichst in Frage zu stellen, um von der eigenen Verantwortung abzulenken - und solche Bischofskommentare kommen den Hintermännern bestimmt nicht ganz ungelegen, auch wenn sie nie so etwas offen aussprechen würden. Aber wer bietet sich besser als Schuldiger an, als ein mit Alkohol und Drogen abgefüllter Mensch ?


pm.diebelshausen

9 August 2010, 00:33:47 #39 Letzte Bearbeitung: 9 August 2010, 00:39:25 von pm.diebelshausen
@Hedning: Und wegen all dem, was Du da sagst habe ich geschrieben, man müsse "all diese Gedankengänge ja nicht teilen oder brilliant finden oder sonstwas" - ich finde sie selber teilweise zu verstiegen und nicht als Wahrheit überzeugend, sogar zu esoterisch. Aber: ich mag immer, wenn es um Gedankenspiele geht und um Sichtweisen, die Konventionelles/Konventioniertes gegen den Strich bürsten und hinterfragen. Obigem Bischof würde das mal gut tun, aber derlei Leute gehören wohl ihrerseits zu einer stocksteifen Konvention - ist wohl zu viel verangt, dass so einer sein Weltbild wenigstens alle Jubeljahre mal überdenkt. Nur deshalb und weil es grad so gut zu meiner derzeitigen Beschäftigung passte, habe ich Berendt erwähnt. Nicht, weil ich überzeugt bin, dass er Recht hat.

Zitat von: Hedning am  8 August 2010, 20:38:48
Was soll denn das "enge Korsett abendländischer Kultur und Idealvorstellung" sein??

Da Du die Formulierung danach dann kritisiert hast, hast Du ja verstanden, was ich meinte.

Ein Instrument hat einen Klang, ein Musiker hat einen Ton oder einen Sound, ein Geräusch ist weder klang noch Ton, sondern Geräusch oder Sound - ich kann zumindest nachvollziehen, dass manche Terminologie einen engeren Begriff zur Verfügung stellt als eine andere. Jedenfalls: Gidon Kremer z.B. hat ein schönes Geräusch.  ;)

@Bretzel: volle Zustimmung. Wer so einen Event plant, der weiß, dass er ein Event auch für zahlreiche Drogenkonsumenten ausrichtet. Wenn ich eine FKK-Party mache, darf es mich nicht wundern, wenn da Nackte bei sind und Frau Hermann und Herr Bischof umfallen, wenn sie die sehen. Rücktritte oder Abwahlen sind ein moralischer Witz, ein schlechter: es muss Strafverfahren geben, allerdings bliebe da wenig Hoffnung, die "Richtigen" dingfest zu machen, weil die bürokratischen Wege klassisch deutsch mal wieder so verschlungen sind...
Es gibt viele, die nicht reden, wenn sie verstummen sollten, und andere, die nicht fragen, wenn sie geantwortet haben.

Hedning

9 August 2010, 01:06:35 #40 Letzte Bearbeitung: 9 August 2010, 01:12:55 von Hedning
Wenn man sich in diesem Fall an die böse deutsche Bürokratie und ihre Vorschriften gehalten hätte (und die Gomorrhaparade nicht stattgefunden hätte), wäre das Unglück nicht passiert und Duisburg wäre von denselben Medien, die jetzt das Umgehen der Sicherheitsvorgaben anprangern, höchstwahrscheinlich als kleinkarierte Spießerstadt gescholten worden.

So sah die Reaktion von "Der Westen" auf die Absage der Parade 2009 in Bochum aus: "Jetzt blamiert sich Bochum"
http://www.derwesten.de/kultur/musik-und-konzerte/loveparade/Bochum-schafft-Loveparade-nicht-id1343392.html
Hätte bei einer Absage vonseiten Duisburgs aus Sicherheitsgründen sicher ähnlich ausgesehen. Daher kann ich die entsprechenden Medien in diesem Punkt auch nicht ernst nehmen.

Roughale

Dass die Presse Aasgeier sind, wissen wir doch längst... Ich glaube nicht, dass Bochum von der Blamage viel zurückbehalten hat, Duisburg hingegen schon.

esta es la mejor mota
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